Griechenland ist kein Problem

Die Pleite und / oder der Euro-Austritts Griechenlands rücken immer näher. In den letzten Monaten hat eine Serie von Politikern und selbsternannten Mahnern dieses Szenario als Katastrophe mit unabsehbaren Folgen beschrieben. Von einem dramatischen Einbruch der Exporte ist da immer wieder die Rede, von einer schweren Rezession in ganz Europa oder gar von einem Kollaps des Finanzsystems. Es ist also höchste Zeit, ein solches Szenario mit der nötigen Nüchternheit zu analysieren.

Immer wieder wird der Euro-Austritt Griechenlands mit einem Austritt Deutschlands oder dem Zerfall des Euro gleichgesetzt. Der Präsident des Deutschen Außenhandelsverbandes, Anton Börner, stellte diesbezüglich im letzten November im Berlin fest, dass der Wert des Euro für Deutschland überschätzt wird. Er sagte wörtlich: „wichtig ist für uns der freie Markt, wir brauchen nicht zwingend die gleiche Währung“, und weiters „wir können auch ohne Euro leben.“

Wenn Deutschland wieder zur D-Mark zurückkehren würde, dann würde diese wohl kräftig aufgewertet. Die Schweiz hat in den letzten Monaten eine solche Aufwertung erlebt. Die Schweizer Exportwirtschaft hat es verkraftet. Zur Erinnerung: Auch deutsche und österreichische Exportunternehmen haben es jahrzehntelang geschafft, mit Aufwertungen zu leben.

Den Ängstlichen und Angstmachern sei an dieser Stelle gesagt: der Austritt Deutschlands oder der Zerfall des Euro stehen gar nicht an, sondern bloß der Austritt Griechenlands! 2009 betrug das griechische BIP € 235 Mrd., also rund 2 Prozent des EU-BIP. Ebenfalls im Jahr 2009 importierte Griechenland Waren im Wert von € 33,8 Mrd. aus der EU, das entspricht rund 0,29 Prozent (!) des EU-BIP. Selbst wenn sich die griechischen Importe infolge eines Euro-Austritts über mehrere Jahre hinweg deutlich reduzieren würden, so würde das im übrigen Europa kaum bemerkt!

Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) halten die europäischen Banken und die EZB griechische Staatsanleihen im Ausmaß von je rund € 50 Mrd. Das konsolidierte Vermögen der EU Banken beträgt aber € 31.067 Mrd., jenes der EZB € 2.687 Mrd.. Das heißt für die EZB wäre ein Euro-Austritt Griechenlands (und die damit verbundene Abwertung der griechischen Staatsschulden) ein schmerzhafter, aber verkraftbarer Verlust. Für den europäischen Bankensektor wäre eine kräftige Abwertung der griechischen Staatsschuld von beschränkter Bedeutung, die meisten Institute haben die Griechenland-Forderungen ohnehin schon stark wertberichtigt.

Möglicherweise haben aber einzelne Institute und Investmentgesellschaften den Fehler gemacht, zu viele griechische Anleihen gekauft zu haben und für zu viele Kreditausfallsversicherungen für griechische Anleihen geradezustehen. Für solche Gesellschaften könnte es natürlich schmerzhaft werden, daher sind sie offenbar bemüht ihre Verluste auf den Steuerzahler abzuwälzen.

Dieser Wunsch bestimmter Finanzinstitute ihre Verluste auf den Steuerzahler abzuwälzen, würde auch erklären, warum es speziell die Vertreter von bestimmten Finanzkonzernen sind, die eine Pleite und / oder einen Euro-Austritt Griechenlands mit besonders dunklen Farben ausmalen und die Politik besonders eindringlich dazu aufrufen, das ach so arme und unschuldige Griechenland doch nicht fallen zu lassen.

Wer falsche Entscheidungen trifft, muss in einer Marktwirtschaft die Konsequenzen, also die Verluste, tragen. Wie kommen eigentlich die Steuerzahler dazu, für die Fehler gewisser Finanzkonzerne bezahlen zu müssen? Die Steuerzahler haben schon genug gezahlt.

Mag. Christian Ebner ist Unternehmensberater bei Elpis Consulting GmbH und Wirtschaftssprecher des BZÖ Niederösterreich.

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