Herbes Frühlingserwachen

Vom „arabischen Erwachen“
schreibt und spricht man heute gern,
denn am liebsten hört man’s krachen,
wenn man sicher ist und fern.

Auch von „Frühling“ ist zu lesen,
doch erweist sich wie so oft,
dass es gar nicht das gewesen,
was im vorhinein erhofft.

Es begann ja schon im Winter,
und man fragt sich mehr und mehr:
Wer steckt wirklich wo dahinter
und was folgt dann hinterher?

Wo wird’s Krieg, wo Frieden bringen?
Ach, wie weltfremd jedenfalls
„Frühling“ und „Erwachen“ klingen –
Schrott von anno dunnemals!

Denn so manches geht daneben,
und nicht jedes Herze lacht,
wenn der Demos oder eben
schlicht gesagt das Volk erwacht.

Und die Demos, merk’ ich hämisch,
weiten obendrein sich aus,
werden gleichsam epidemisch,
stehn auch anderswo ins Haus:

Schaut, wie sie Tahrir-Platz spielen
in Madrid und in Athen –
trotz der Herrscher, der zivilen,
die sich sozialistisch sehn!

Aber wird die Zukunft heller,
wenn mal wer die Karten mischt?
Wird nicht bloß auf anderm Teller
alter Fraß neu aufgetischt?

Die globalen Spieler nämlich
wissen, wie ihr Handwerk klappt –
nur der Bürger ist so dämlich,
dass er stets in Fallen tappt!

Ja, er stimmt zur eignen Schande
noch den Strippenziehern zu –
drum bleibt weiter hierzulande
das Erwachen streng tabu …

Pannonicus

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