Alle Jahre die immer gleiche Leier: Alles, was sich für progressiv hält, verfällt gegen Jahresende in kollektives Gejammer über die empörende Diskriminierung von Frauen bei den Arbeitseinkommen. Der "Equal-Pay-Day" sei jener Tag, ab dem Frauen bis zum Jahresende angeblich "gratis" arbeiten müssen. Die kolportierte "Lohnlücke" beläuft sich kumuliert auf 16,3 %. Frauen verdienen demnach durchschnittlich um diesen Wert weniger als Männer.
Basis des Lamentos bildet das linke Mantra vom "gleichen Lohn für gleiche Arbeit". Witzigerweise regt sich indes keiner der stets protestbereiten Gleichheitsfetischisten über die für Männer und Frauen unterschiedlichen sportlichen Leistungskriterien als Anstellungsvoraussetzungen bei Polizei und Militär auf. Frauen dürfen bei den Einstellungstests langsamer laufen und müssen eine geringere Zahl von Klimmzügen oder Liegestützen absolvieren als Männer. Werden sie, angesichts schwächerer körperlicher Leistungen, auch geringer entlohnt? Genau das ist eben nicht der Fall, denn das Beamtenbesoldungsschema kennt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.
Was das Faible der Linken für Aggregate aller Art angeht, so mögen die im Hinblick auf die Arbeitseinkommen alles Mögliche aussagen, liefern aber keinesfalls einen Beweis für die systematische Benachteiligung von Frauen. Faktum ist nämlich, dass Frauen sich tendenziell für Ausbildungswege und entsprechende Berufe entscheiden, die eine vergleichsweise geringe Wertschöpfung generieren und daher klarerweise nicht hoch bezahlt sein können. Die Tätigkeit als Einzelhandelskauffrau oder Friseuse liefert nun einmal einen geringeren "Mehrwert" und ist daher schlechter bezahlt als die eines Starkstrommonteurs oder eines Werkzugmachers.
Dasselbe gilt für Absolventen akademischer Ausbildungen, in denen jene Fachrichtungen mehrheitlich von Männern gewählt werden, die später höhere Einkommen versprechen – nämlich die "MINT"-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), während Frauen eher "weiche" Studienrichtungen wie Psychologie, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften oder "Genderstudies" wählen. Wer also – wie die Sozialisten in allen Parteien – um jeden Preis Äpfel mit Birnen vergleichen will, kommt erwartungsgemäß zum skandalösen Befund, dass Frauen weniger verdienen als Männer.
Neben der unterschiedlichen Berufswahl (nur in sozialistischen Zwangs- und Kommandowirtschaften wimmelt es von Traktoristinnen und Hochofenarbeiterinnen. Wo aber Frauen selbständig ihren Beruf wählen können, fallen die Entscheidungen nun einmal so aus, wie es hierzulande der Fall ist), kommt natürlich auch das außerhalb geschützter staatlicher Werkstätten immer noch unterschiedliche Pensionsantrittsalter beim Einkommensvergleich zum Tragen. Da die Jahre vor dem Pensionsantritt gewöhnlich diejenigen mit den höchsten Bezügen sind, fehlen den Frauen im Vergleich zu den Männern eben diese Zeiten.
Immer weniger ins Gewicht fallen dafür die Karenzzeiten infolge von Babypausen, da Frauen – zumindest die einheimischen – sich immer häufiger lieber für eine zweite Katze als für ein Kind entscheiden.
Ungeachtet dessen scheitert aber die Phantasievorstellung vom "gleichem Lohn für gleiche Arbeit" an der betrieblichen Realität. Die bloße Anwesenheit im Unternehmen sagt nämlich nichts über die von verschiedenen Arbeitnehmern dort erbrachten Leistungen aus. Die Forderung nach gleichem Lohn in gleichen Verwendungsgruppen, bedeutet nicht weniger als eine Benachteiligung der produktiveren Mitarbeiter. Was ins Hirn linker Klassenkämpfer nie und nimmer hineingehen will: Ergebnisgleichheit ist etwas völlig anderes als Leistungsgerechtigkeit!
Übrigens bedeutet die Klage über die Ungerechtigkeit der Arbeitgeber im Hinblick auf geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede, dass es mit der behaupteten "Ausbeuterei" durch die Unternehmer nicht so weit her sein kann. Wenn die Unternehmen Frauen tatsächlich mit niedrigeren Löhnen abspeisen können, ist es ja mehr als erstaunlich, dass Männer überhaupt noch Arbeit finden.
In Wahrheit geht es den Linken aber ohnehin um etwas völlig anderes. Schon ihr arbeitsscheuer Säulenheiliger Karl Marx hat mit größter Verachtung auf die ungebildeten Arbeiter geblickt, die für ihn nicht mehr als ein Instrument für den Klassenkampf gegen die bürgerlich-liberale Gesellschaft darstellten. Die Forderung zeitgenössischer Linker nach "Lohngerechtigkeit" und neuerdings nach einer umfassenden "Gehaltstransparenz", sind ohne den von ihnen gemanagten Staat, der, allmächtig wie er ist, das erzwingen muss, nicht umzusetzen. Es handelt sich um die mutmaßlich seit der Antike erprobte Strategie des "teile und herrsche" (divide et impera).
Die neidbasierte Ideologie des Sozialismus hat stets nach der Zertrümmerung des bestehenden getrachtet, ohne jemals eine funktionierende Alternative anbieten zu können. Und nichts eignet sich für dieses Zerstörungswerk besser, als jeden gegen jeden auszuspielen. Die Fiktion von Klassengegensätzen zwischen wenigen Ausbeutern und vielen Ausgebeuteten und die daraus resultierende Forderung nach einem Klassenkampf, hat die Marxisten offensichtlich nicht zum angepeilten Ziel geführt. Daher wird jetzt, im nächsten Anlauf, der Zwist in jeden einzelnen Betrieb hineingetragen, wo dann jedermann eifersüchtig auf die Einkommen der anderen schielt, wo er doch zuvor zufrieden war. Andernfalls hätte er wohl den Arbeitsplatz gewechselt, da ja in einem marktwirtschaftlich organisierten System kein Arbeitszwang herrscht.
Bei der Einstellung wird den Arbeitnehmer interessieren, ob das ihm angebotene Einkommen und alle anderen Arbeitsbedingungen seinen Vorstellungen entsprechen oder nicht. Inwiefern sollte es für ihn relevant sein, was seine Kollegen verdienen? Wozu also soll die Forderung nach "Lohntransparenz" gut sein?
Man erkennt die Absicht und man ist verstimmt. Die Linken können es nicht lassen, Unruhe zu schüren, um sich hernach als Streitschlichter und Problemlöser zu präsentieren, wo es zuvor weder Streit noch Probleme gab. Manche Dinge ändern sich eben nie.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.












Wurde ja schon öfter mal wo so analysiert, aber kaum jemals so konzise und treffend. Bravo!
Ja. Herr Tögel, immer die gleiche Leier und das gilt auch für die sogenannte Klimakrise und das Bla. Bla. Bla der Sozialisten.
Das Gejammere von wegen die Frauen verdienen weniger... Kein Kollektivvertrag gibt das her, allerdings arbeiten zu viele Frauen in schlecht bezahlten Berufen, Friseure, Regalbetreuer, etc.
Frauen haben allerdings die Supermöglichkeit sehr gut "dazu zu vwerdienen"! Die ukrainische Putzfrau meiner Nachbarin kommt nur für einen Stundenlohn von 25 Euro bar auf die Hand. Welcher Mann verdient auch 25 Euro in der Stunde, schwarz, also auf die Hand?
Der Spruch der Sozialisten: um anderer Leut Geld ist mir nichts zu teuer hat schon lange und immer noch Gültigkeit und unter Babler wird sich daran auch nichts ändern. Wie er sagt, mit alten Leuten redet er nicht - die würden ihm schon sagen, wie man wirtschaftet, aber auf die hört er nicht, sprechen will er schon gar nicht mit ihnen.
Es geht den Linken grundsätzlich um Ergebnisgleichheit. Wie es dazu kommt, welche Verdrehungen argumentiert werden müssen, ist Nebensache.
Unterschiede darf es im Ergebnis nicht geben.