Dass Österreich in einer schweren Wirtschaftskrise steckt, ist inzwischen allseits bekannt. Drei Jahre Rezession en suite können nicht folgenlos bleiben. Angesichts dessen verwundert es umso mehr, dass die Zahl der Beschäftigten dennoch nicht abnimmt. Laut Daten des Arbeitsmarktservice (AMS) wurden im September des Jahres 3,996 Millionen bezahlte Arbeitsplätze gezählt – so viele, wie nie zuvor. Ein Wunder? Nein!
Wie das Wirtschaftsmagazin "Selektiv" verdienstvollerweise berichtet, gründet der Beschäftigungsboom einerseits auf einer starken Zunahme der Teilzeitarbeitsplätze – Stichwort "Work-Life-Balance". Insbesondere gut ausgebildete junge Leute begnügen sich vermehrt mit einer Teilzeitbeschäftigung, was sich in der seit 2019 leicht rückläufigen Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden manifestiert. Allerdings kann die Aufrechterhaltung des Wohlstandsniveaus mit weniger Arbeitszeit nur bei einer gleichzeitig stattfindenden Produktivitätszunahme gelingen. Davon kann indes als Folge kostspieligerer Regulierungsexzesse keine Rede sein. Die traurige Wahrheit ist, dass Österreich seit Jahren von seiner in der Vergangenheit aufgebauten Substanz zehrt und sich auf dem Weg in die Verarmung befindet.
Der zweite Grund für die scheinbar gute Beschäftigungslage ist die hemmungslose Personalaufstockung durch die öffentliche Hand. Während in der Industrie seit 2023 rund drei Prozent Arbeitsplätze verlorengingen, ist die Zahl der im öffentlichen Dienst Beschäftigten seit 2023 um 4,7 Prozent gestiegen. Setzt der Trend sich in dieser Richtung fort, kann man sich den Tag ausrechnen, ab dem sich im Land der Hämmer kein Mensch mehr wertschöpfend betätigen wird.
Wie von vielen liberalen und libertären Ökonomen bereits vielfach dargestellt wurde, entwickeln alle Staatswesen – ganz besonders aber die demokratisch organisierten darunter – eine unheilvolle Tendenz zum unaufhörlichen Wachstum der Bürokratie. Die Setzung falscher Anreize – allen voran, neben der Garantie konjunkturunabhängig sicherer Arbeitsplätze, das Angebot viel zu hoher Gagen im öffentlichen Sektor – führt langfristig in exakt die Krise, die das Land derzeit durchlebt.
Der prominente Sozialwissenschaftler Bernd Marin hat bereits vor Jahren in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) eine Studie vorgelegt, die beweist, dass die Lebensverdienstsumme öffentlich Bediensteter – und zwar in jeder Verwendungsgruppe – über derjenigen gleich qualifizierter Werktätiger in der Privatwirtschaft liegt. Das ist ein verheerend falsches Signal, weil es gute Leute in die falschen Tätigkeitbereiche lockt!
Jeder im Wettbewerb stehende Privatbetrieb muss seine Kostenstruktur im Auge behalten, um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden. Eine konsequente Personalpolitik gehört dazu. Wer als Unternehmer überleben will, kann es sich nicht leisten, dauerhaft unproduktive Ballastexistenzen mitzuschleppen. Das letzte Wort hat der Konkursrichter.
An dieser Stelle liegt der Hund begraben: Der Staat steht niemals vor dem Konkursrichter. Der Staat kann hemmungslos Regulative erlassen (die für ihn selbst nicht gelten!), unter der Androhung von Gewalt willkürlich festgesetzte Tribute eintreiben, er kann ihm genehme "Nichtregierungsorganisationen" mit milliardenschweren Subventionen verwöhnen (siehe Transparenzportal - So fördert Österreich) und er kann so viele Leute anstellen, wie er lustig ist. Die Rechnung für all das zahlt allemal der in der Privatwirtschaft tätige Steuersklave.
In Abwesenheit von Korrektiven, die für die Privatwirtschaft gelten, gibt es nicht den geringsten Anreiz für den Staat, respektive die Regierung, zu sparen. Ganz im Gegenteil: Je mehr Menschen von Zuwendungen des Staates abhängig und ihm daher verpflichtet sind, desto mächtiger wird er. Und umso ohnmächtiger und unfreier wird dagegen der Bürger.
Folgerichtig steigt die Staatsverschuldung seit vielen Jahren – trotz auf Rekordniveau liegender Einnahmen des Fiskus – dramatisch an. Die liberale Denkfabrik "Agenda Austria" hat soeben festgestellt, dass der Schuldenstand der Alpenrepublik, bei Fortsetzung des aktuellen Trends, im Jahr 2029 die 90-Prozent-Marke erreichen wird – ein Wert, der zuletzt unter Kaiser Franz Joseph im Jahre 1892 erreicht wurde.
Es sollte einleuchten, dass es nicht möglich ist, den Wohlfahrtsstaat nachhaltig zu finanzieren, wenn zu wenige in der Privatwirtschaft Beschäftigte entsprechende Deckungsbeiträge abliefern. Täglich neue Förderungen zu erfinden (ein aktuelles, besonders skurriles Exempel stellen die an Schulen und Universitäten gratis verteilten Binden und Tampons dar) und neue, völlig unproduktive Staatsjobs zu kreieren, geht auf Dauer nicht gut, weil es die Staatsverschuldung demnächst in die "Todeszone" treiben wird.
Leider, so steht zu befürchten, wird der wohlfahrtsstaatsaffine politisch-bürokratisch-mediale Komplex erst dann Einsicht zeigen, wenn die Banken der Republik keine neuen Kredite gewähren (wie es Anfang der 1990er Jahre in Schweden der Fall war, was einen schmerzhaften Sparkurs bedingte). Dann allerdings werden erbitterte Verteilungskämpfe um die drastisch geschrumpften steuerfinanzierten Wohltaten einsetzen. Schließlich sind ja, zusätzlich zu den zahlreichen einheimischen Müßiggängern, Zehntausende zugewanderte Nichtstuer zu versorgen, die dann mit drastisch schwindenden Apanagen dastehen werden.
Österreich geht "interessanten Zeiten" entgegen!
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.
Danke dem Autor für den aktuellen Artikel, dem in jeder Hinsicht zuzustimmen ist. Es klingt so einfach, so verständlich und so nachvollziehbar, und trotzdem ist offenkundig keiner unserer Regierungspolitiker in der Lage, hier Abhilfe zu schaffen bzw. die programmierte Abwärtsspirale aufzuhalten. Die Reduzierung der Förderungen von NGOs wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung, der dem Initiator anstatt eines Wählerstimmenverlustes vermutlich eher Wählerstimmen zutragen wird. Vorgehen könnte man hier frei nach Jean-Claude Juncker: Man kündigt die notwendigen Einschnitte vorsichtig an, wartet ab, wie die Reaktionen darauf in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, und beschließt die getroffene Regel im Falle eines erträglichen oder geringen Gegenwindes. Usw.
Nur durch Tricksereien, wie fiktive Rettungschirme und den Großeinkauf der EZB von maroden Staatsanleihen, ist es 2008/2010 gelungen den großen Krach wie in den Jahren 1873 und 1929 zu verhindert. Abermals wird das so nicht mehr gelingen.
Wenn Banken keine Kredite mehr vergeben, was jedoch deren ureigenes Kerngeschäft ist, dann gehen sie eher kurz- als mittelfristig in die Pleite, mit Pauken und Trompeten. Da helfen keine Schirme und keine Einkäufe der EZB.
Herr Tögel, Sie haben wie immer recht mit Ihrer Expertise. Aber wir haben noch ein weiteres Übel in Österreich, das Land Burgenland bzw. der Landeshauptmann Doskozil. Der LH tritt mit seiner Landes Holding als Arbeitgeber auf. 78 Betriebe aus verschiedenen Bereichen der Wirtschaft mit über 7000 Mitarbeitern . Damit haben wir wieder eine Verstaatlichte in Österreich, der Staat als AG. System Disko, fijnanziert mit Steuermitteln aller Österreicher.
Was ist ,. wenn das System Doskozil Pleite geht? Scheinbar interessiert es niemand was da im Burgenland abläuft.
System Dosko
Hofer bemängelte die Entwicklung im Rahmen seiner "Coming-home-tour" als nicht zielführend. In Erinnerung blieben mir der Ankauf der Sektkellerei Szigeti und die implementierte Buslinie des Landes. Diese Buslinie samt Zubringertaxis werden aber auch von VP-Bgm beworben. Es ist schwierig, über das Gute einer Planwirtschaft zu Beginn auch das Negative in der Zukunft sehen zu können und wollen.
1995 in der Slowakei beklagten viele den verschwundenen Kommunismus - die Milchbauern zb brauchten sich um nichts kümmern, es war alles staatlich geregelt.
Auch in der ö aktuellen Politik ist ja die generelle Ablehnung einer staatlichen Lenkung nicht zu finden.
Das hat Hayek in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereits beschrieben. Um eine Diktatur zu errichten, ist es nicht notwendig, Gewalt auszuüben, man muss den Menschen nur ihr Geld wegnehmen. Dann werden sie abhängig vom Staat, der Wohlverhalten belohnen und alles andere bestrafen kann.
Hayek, Der Weg zur Knechtschaft. Erhältlich bei Amazon.
Wichtiges wird ausgeblendet, um den simplen Bürger nicht zu beunruhigen, bzw. diesen nicht zu verleiten Dinge zu tun, die für ihn sinnvoll wären. Das beste Beispiel ist der extrem gestiegene Gold- und Silberpreis in den letzen Wochen. Darüber wird in den „Qualitätsmedien“ nicht, oder nur am Rand berichtet. Warum ist das so? Erstens: es werden die Finanz-Experten als Scharlatane vorgeführt, die den simplen Bürgern geraten haben, maximal 30% Ihres Kapitals in Edelmetalle, im speziellen Gold anzulegen. Argument: „Es bringt keine Zinsen“, Aktien, Anleihen, Fonds sind Kapitalbringer! Zweitens: Kapital in Edelmetallen angelegt, wird den Banken als Einlagekapital, aber auch dem Wirtschaftskreislauf langfristig entzogen. Drittens: das Vertrauen in das Fiat-Geld-System wird geschwächt und schadet generell der Glaubwürdigkeit.