Gastkommentare

Wer die Mär von der Frau als Opfer weitererzählt, ist kein Feminist

28. März 2024 17:09 | Autor: Christian Klepej
8 Kommentare

Anna Majcan ist Sprecherin und Geschäftsführerin des Grazer Frauenrates. Das ist ein »unabhängiger Verein zur Vernetzung & Unterstützung der feministischen Szene in Graz«. Sie hat dieser Tage in der "Kleinen Zeitung" unter der Rubrik »Aussensicht« einen Gastkommentar geschrieben, und dieser Text hat mich in seiner vieldimensionalen Einfalt ausnehmend beeindruckt. Wäre ich eine Frau, mir käme jedenfalls recht schnell in den Sinn: Augen auf bei der Auswahl der Interessensvertretung! Ich bin ja durchaus davon überzeugt, dass dieser »auf allen Ebenen für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen Diskriminierung und Sexismus« kämpfende Verein von grundsätzlicher Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit getragen ist; und ich unterstütze auch jedenfalls gute, konstruktive und vor allem intelligente Lobbyarbeit für Frauen. Außerdem bin ich sicher, dass es da und dort noch Strukturen gibt, in denen Frauen gegenüber Männern benachteiligt sind. So wie das auch umgekehrt – in geringerer Zahl – der Fall ist. Weil es der menschlichen Natur entspricht, Idealvorstellungen nicht immer und vor allem nicht konsequent nachzukommen.

»Feminismus« definiert sich aktuell vor allem an der perpetuierenden Nacherzählung des »Gender Pay Gaps«. Auf die vielen Ursachen für den (durchschnittlich) geringeren Jahresverdienst von Frauen (in Österreich und der demokratisch entwickelten Welt) vermag ich hier unmöglich detailliert einzugehen; es sind aber nicht ausschließlich böse Männer, die für alle diese Unterschiede verantwortlich zu machen sind.

Aus meiner Sicht sollten Frauenvereine anerkennen, wie erfolgreich Frauen in so vielen Bereichen unserer Gesellschaft in Sachen »Geschlechtergerechtigkeit« schon einige Jahrzehnte lang sind. Selbstverständlich darf keine Frau etwa im Öffentlichen Dienst auch nur einen Cent weniger verdienen als ein Mann in vergleichbarer Position. Selbstverständlich kann sich das heute kein großer Konzern leisten, alleine aus Imagegründen. Und auch kein kleines Unternehmen, ich spreche da aus eigener Erfahrung, aus wirtschaftlichen Aspekten. Es wird noch reale Lohndiskriminierungen geben, diese werden aber immer seltener. Frauen, Frauenorganisationen insbesondere, sollten diese vielen und wichtigen Erfolge feiern, statt ihr Licht aus eigenem Tun unter den Scheffel zu stellen.

Anna Majcan rückt in ihrem Text Frauen in eine Opferrolle, die sich keine selbstbewusste Frau gefallen lassen darf. »Unsere vorurteilsbehaftete Gesellschaft verzerrt unsere Wahrnehmung und macht uns glaubhaft, es gäbe zu wenig Fachfrauen«, schreibt sie etwa. Welche Gesellschaft soll das sein? Ich kenne niemanden, der die Expertise einer Ärztin, einer Steuerberaterin oder einer Richterin in Frage stellen würde, weil sie eine Frau ist. Oder einer Weinbäuerin oder Buchhändlerin. Und sie meint weiter, »wer kennt sie nicht, die hasserfüllten Reaktionen, wenn Frauen öffentlich ihre Meinung kundtun«. Ich etwa kenne sie nicht. Wobei ich die selbstverständlich auch vorhandenen Schmähreaktionen auf meine Editorials, nie als »gesellschaftliches Phänomen«, vor dem ich mich zu fürchten hätte, anerkennen würde. Das sollten auch Frauen so halten, und Frauenvereine sollten sie darin bestärken! Und ihnen keinesfalls das Gefühl geben, die »böse Gesellschaft« würde sie unsichtbar machen. Meine Frau würde sich eine solche Darstellung, sie wäre von wem auch immer »unsichtbar« gemacht, verbieten. Den Vogel schießt Majcan in ihrer Veropferung aller Frauen übrigens mit ihrem Hinweis auf die Wikipedia ab. Dort seien etwa 85 Prozent der Autoren männlich, und das sei ein gutes Beispiel dafür, wie sehr Frauen eben »vorab unsichtbar« gemacht würden. Niemand hindert auch nur eine einzige Frau auf dieser (westlichen, demokratischen) Welt daran, bei Wikipedia mitzuarbeiten. Das muss man mögen, das kann man auch nicht mögen. Mich und alle Männer aber so darzustellen, als wären wir daran schuld, dass es Frauen augenscheinlich nicht mögen, ist fast ein bisschen frech!

Frauenvereine sollten anerkennen, dass wir in Österreich in einer verdammt geschlechtergerechten Zeit leben. Ob das in zehn Jahren noch so ist, kann niemand wissen. Also sollten sie ihren Fokus auf reale Bedrohungen von Gleichberechtigung und Feminismus richten. Und Frauen nicht weiterhin als Opfer stigmatisieren. Das ist ganz und gar antifeministisch.

 

Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

 

 

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  1. Kyrios Doulos
    30. März 2024 08:35

    Was Frau Majcan da geschrieben hat, ist typisch für eine klassische Opferorganisation. Das ist nichts anderes als ein Geschäftsmodell. Frau Majcan kann nichts Schlimmeres passieren als die Erfüllung der propagandistisch geäußerten Wünsche und Forderungen. Sind die Forderungen erfüllt, gibt es keine Förderungen mehr. So einfach ist das.

    Sogar den Mord an einem Menschen unterscheiden die Feministen sexistisch und geben dem Mord an einer Frau einen eigenen dem Wort Genozid nachgeahmten Begriff Femizid.

    Aber kleine Mädchen, so noch nicht geboren, bringen sie mit feministisch-fundamentalistischer Überzeugung um, wenn es grad nicht ins eigene Lebenskonzept paßt. Zugegeben: geschlechtergerecht wie sie sind, bringen sie auch ungeborene Buben um.

    Der Feminismus ist eine blutige Ideologie, eine konfliktsuchende, eine überhebliche, eine die Gesellschaft zersetzende.



  2. Pennpatrik
    29. März 2024 20:55

    Im Grunde ist es recht simpel:
    Jede, wirklich jede Aktion von Feministinnen läuft auf einen Wunsch hinaus: Wie kommt man ohne Gegenleistung an der Geld der Männer.
    Ich komme aus der EDV. Eine Branche, gegen die der Fachkräftemangel der Gastronomie ein Personalüberschuss ist. Jedem Informatiker wird der rote Teppich ausgerollt. Weder Geschlecht, Rasse, Herkunft, Äußeres oder sonst ein Unterscheidungsmerkmal spielt bei der Einstellung eine Rolle, wenn - ja wenn der Bewerber gut ist.
    Jede Frau kann einen Gewerbeschein lösen und als Unternehmerin zeigen, dass sie mindestens genausogut ist, wie ein Mann.
    Dieses Feministengesocks ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.



  3. eupraxie
    29. März 2024 07:15

    Ein kleiner Widerspruch: Es gibt sie schon die Ablehnung der wbl. Expertise per se in Schulen oder auch beim BH.



    • Pennpatrik
      29. März 2024 20:57

      Ja? Dann reden Sie mal mit Offizieren über die Drop-Out-Quote. Die haben so witzige Vorstellungen aus Hollywood-Filmen.
      Hohe Drop-Out-Quote = Hohe Kosten = Höhere Steuern.



    • Kyrios Doulos
      30. März 2024 10:25

      eupraxie - die Feministinnen gehören zu den Importeuren der Invasoren aus Mohammedanien. Eine der logischen Folgen ist das Widererstarken des Patriarchats. Das ist womöglich der einzig positive Nebeneffekt der Invasion. So wie die Weiber immer männlicher = unsympathischer werden, so werden unsere Männer immer femininer = ungustiöser.

      Mögen die Ukrainischen Frauen und Männer möglichst resistent gegen die "westlichen Werte" sein (die Selenskyj mit hunderttausenden Menschenleben zu verteidigen vorgibt) und die Degenerierung unserer Gesellschaft zumindest abbremsen.



  4. Ingrid Bittner
    28. März 2024 19:15

    Also ich kann dieses Gejeiere von den ach so armen benachteiligten Frauen nicht mehr hören.

    Wenn ich ungebildet und ein Hascherl bin, werd ich mir natürlich immer und überall schwer tun.

    Aus meiner eigenen Biographie kann ich nur sagen, ich bin mir nie benachteiligt vorgekommen, wiewohl ich in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts ins Berufsleben eingestiegen bin und das in einer Berufgssparte, in der es kaum Frauen gab. Ich war Bauzeichnerin und die ersten paar Mal, wenn ich auf die Baustellen kam, haben die ach so bösen Männer natürlich versucht, mich irgendwie auflaufen zu lassen, klarlogisch, wenn da so ein junges Ding mit Bauplänen in der Hand daherkommt und den langgedienten Männern was erklären will, dann ist die Verlockung groß die kleine Große (180) auflaufen zu lassen, ist aber nur ganz zu Beginn ein kleines bisschen gelungen, dann hab ich kapiert, mit welcher Waffe ich zurückschlagen muss. Es hat geklappt. Und das Gehalt, mei, das war damals allgemein nicht hoch, a



    • Ingrid Bittner
      28. März 2024 19:20

      aber es war genauso wie bei den gleich ausgebildeten Männern. Später hab ich dann Lohnverrechnung gelernt, weil es notwendig war, das von Grund auf zu können und da hab ich niemals in einem Kollektivvertrag gesehen, dass es eine Spalte für Männer und Frauen gibt.

      Natürlich, nach der Statistik haben Frauen ein niedereres Einkommen, aber das kommt wohl daher, dass sie bei der Einstellung niederer eingestuft werden, weil sie weniger Berufsjahre auf dem Buckel haben und daher einfach in eine andere Stufe fallen. Ausserdem sind Frauen eher in Berufen, die weniger Gehalt hergeben. Klarlogisch, welcher Mann ist schon "Putzmann"? Sehr sehr wenige. Für eine Frau, die nicht voll arbeiten kann, sind eben solche Berufe die einzige Möglichkeit, auch was zu verdienen.

      Auch Statistiken muss man lesen können oder wenn man dies nicht kann, muss man halt genau hinterfragen.



  5. Leo Dorner
    28. März 2024 17:24

    Die „ewige“ Opferrolle ist eine Genossin der „ewigen“ Pubertät.

    Bleibt noch die Frage, warum man dieses Gefängnis aufsucht: ob freiwillig oder von bösen Mächten (vom Krampus „die Gesellschaft“) genötigt. Die Frage ist ihre Antwort.






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