Gastkommentare

Die Linke ist zu weit gegangen und muss sich dem Diskurs stellen

23. Dezember 2021 16:17 | Autor: Christian Klepej
8 Kommentare

Mit Beginn des Jahrtausends, also rund ein Jahrzehnt nach Fukuyamas nicht stattgefundenem "Ende der Geschichte", hat die Linke in Europa und Nordamerika damit begonnen, sich gesellschaftspolitisch immer tiefer und tiefer in abstruse Minderheitenthemen zu verlieren, diese aufzublasen und so darzustellen, als wären sie wichtigster Mittelpunkt aller demokratiepolitischer Überlegungen überhaupt. Und dabei wurde jeder, der nicht bereit war und ist, diese "Überzeugungen" zu teilen, auf das Energischste bekämpft. Und ausgegrenzt. Und mittlerweile "gecancelt".

Alles, was nicht links ist, ist der Feind. Erst unlängst hat Jutta Ditfurth auf Twitter zu vermelden gewusst, auch die Mitte wäre zu nichts zu gebrauchen. "Rechts" ist gleich "rechtsextrem" ist gleich Nazi: eine Ableitung, die mittlerweile immer schneller und brutaler Anwendung findet.

Dreh- und Angelpunkt ist dabei beinahe immer eine Spielart von "Rassismus". Ein Begriff, der nunmehr überhaupt keine sinnvolle Bedeutung mehr erfährt, ist doch derjenige, der einer Religion kritisch gegenübersteht, genauso "Rassist" wie ein anderer, der nicht die gesamte Welt in Mitteleuropa (und den USA) angesiedelt – also "gerettet" – wissen will.

Die Widersprüchlichkeit dieser Orchideenthemen, die die Linke besetzt, wird durch eine sich perpetuierend selbstreferenzierende, ungeheure Zahl von Politik- und Genderwissenschaftlern nonchalant durch immer und immer wieder neue "Studien", "wissenschaftliche Erkenntnisse", dummdreiste wie inhaltsleere englische Begriffe oder, wenn es kritischer wird, mit einem knappen "Nazi-Vorwurf" zugedeckt. So sind einerseits in unseren modernen Gesellschaften Frauen durch ein (wohl "systemisches") Patriarchat furchtbar unterdrückt, gleichzeitig gibt es aber andererseits gar keine "Frauen" in der modernen linken Denke. Denn – wenn überhaupt – dann sind "Frau" und "Mann" ja nur "Konstrukte" einer unterdrückenden Gesellschaft. Der dritte Widerspruch in diesem Thema sind die vielen Geschlechter, die es doch wieder geben soll, und die immer mehr Formulare füllen.

Wichtigstes verbindendes Merkmal der linken Themensetzung ist es aber bei aller eben angesprochenen Irrationalität, "Opfer" zu kreieren. Der Migrant ist Opfer, der Transsexuelle, die Frau, der Transmann, der Nichtheterosexuelle oder eben auch alle – bei uns lebenden – Muslime. Allen wird ihre Individualität, ihre Eigenständigkeit und vor allem ihre Selbstbestimmung genommen, denn sie alle müssen ja in unserer sie "diskriminierenden Gesellschaft" leben oder wohl besser leiden.

Es ist ein fürchterlicher Irrweg, der hier von der Linken beschritten wird. Vor allem der immer enger werdende "Meinungskorridor", den die Linke zulässt. Beispielsweise in der Flüchtlingsthematik muss es ein Umdenken geben, zumindest aber muss fair und demokratisch darüber diskutiert werden dürfen, ob "Hilfe" für Flüchtlinge auch anders möglich ist, als sie alle bei uns aufzunehmen und zu alimentieren. Ein fürchterlich schwieriges Thema, weil auch mir Rechtem das Herz stehen bleibt, wenn ich ein Kind tot am Strand liegen sehen muss. (Ungeheuerlich, dass jedem Nichtlinken diese Empathie abgesprochen wird!) Nur möchte ich sichergestellt wissen, dass auch meine Position dazu – die meiner Meinung nach das Leid deutlich besser bekämpfen würde! – gehört werden darf. Ohne mich zum Rassisten, Nazi oder sonstigem Verbrecher zu machen.

Am 9. Dezember hat sich im österreichischen Nationalrat der "ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss" konstituiert. Kai Jan Krainer (SPÖ) und Konsorten möchten mit diesem Ausschuss vermessen, "wie breit und tief dieser Korruptionssumpf" sei, der sich durch die "Erkenntnisse" des Ibiza-Untersuchungsausschusses vor allem für Krainer und Konsorten abzeichnet. Ich halte einen Untersuchungsausschuss, der eine der in diesem Parlament vertretenen Parteien "politisch kontrollieren" will, für ausnehmend fragwürdig. Im Grunde sehe ich damit ein weiteres Indiz – hier in der österreichisch-innenpolitischen Variante – dafür, dass sich die Linke nicht bloß verrannt hat, nein, dass sie außer Rand und Band geraten ist. Die Linke ist zu weit gegangen! Die demokratische Linke muss diesem Kurs abschwören, muss auf die demokratische Rechte zugehen und mit ihr wieder sinnvoll in Diskurs treten. Sonst wird das furchtbar enden.

Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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  1. Schani
    13. Januar 2022 17:46

    Die Linke war noch nie demokratisch! Nachzulesen in der austromarxistischen Literatur.



  2. Reinhold Sulz
    26. Dezember 2021 12:13

    Ich kann meinen Vorpostern nicht zustimmen. Der Plan gewisser Kreise der Linken ist ja gerade nicht die sinnvolle Teilnahme an Politik. Es ist die gesteigerte Verwirrung. Das gezielte Durcheinanderbringen alles Althergebrachten, um eine revolutionäre Situation zu schaffen. Das ist ja 'das' Streitthema innerhalb der Linken seit es sie gibt: Wie und wann ist der Punkt erreicht, dass eine Gesellschaft so durcheinander ist, dass ein Umsturz erfolgversprechend wird. Deshalb stand Moskau damals einem Ché Guevara sehr distanziert gegenüber. Der sah diesen Zustand der Revolutionsbereitschaft auf viel niedrigerem Level angesiedelt als es Moskau tat. Moskau behielt recht. Der Ché seither als trotzdem als Heiliger herumgereicht. Politisches Recycling in Perfektion.

    So lässt sich erklären, warum sich bei den Linken der Islam großer Freundschaft erfreut - und die Feministinnen und LGBTQ- Community da recht still sind. Der Angriff auf fest gefügtes Katholisches ist da wichtiger.

    PS: Einen sinnvoll und restlos unpopulistisch agierenden, erfolgreichen, bürgerlichen Politiker kann man da gar nicht brauchen. Kurz musste eliminiert werden. Jedes Mittel recht.

    PPS: Das Traurige dabei: Der 'nützliche Idiot' ist hier das Mittel der Wahl: Jemand der glaubt, etwas Gerechtes zu stützen, oft auch zu finanzieren. Um dabei nur unabsichtlich dubiose Ziele anderer zu stützen.



  3. andreas.sarkis (kein Partner)
    26. Dezember 2021 10:36

    Links kann nicht zu weit gehen, sondern verfolgt geradewegs die Ziele des Marxismus: Ausschaltung des Individuums, totale Kontrolle über das Kollektiv. der Nationalsozialismus ist nicht "rechts", sondern Teil der gleichen marxistischen Ideologie.

    Diskussionen über "Hilfe für Flüchtlinge" sind sinnlose Schwurbeleien. Alle diese Asiaten und Afrikaner, die da kommen, haben in Europa keinen Flüchtlingsstatus. Schon weil sie nicht geflohen sind. Auch das Märchen vom toten Kind am Strand verfällt der Lächerlichkeit. Das Kind eines Schleppers war von NGO-Reportern fotogerecht am Strand abgelegt worden, kein Grund für empathische Herzprobleme.

    Stimmungsmache statt Meinung.



  4. Brigitte Kashofer
    23. Dezember 2021 22:41

    Wo immer die Linke das Heft übernommen hat, sei es im Nationalsozialismus oder im Kommunismus, hat es furchtbar geendet.



  5. Alexander Huss
    23. Dezember 2021 22:10

    Das hochjubeln völlig irrelevanter Themen ist genau die Strategie, die von den Linken gezielt angewandt wird, um die Hirne zu vernebeln.

    Das Ziel ist die totale Machtübernahme: geistig, seelisch, sprachlich - und zu guter Letzt politisch. Und wie Schani völlig richtig sagt: Unsere pluralistische Demokratie ist der Weg; Hitler hat ja auch nichts anderes gemacht als sich demokratisch legitimieren lassen, um Deutschland in eine Diktatur zu verwandeln.

    Genau das läuft ab - viel subtiler, vorsichtiger und klüger als damals.

    Wir Bürgerliche können uns derzeit nur dergestalt wehren, indem wir im Bekannten- und Freundeskreis dieses Problem zum Thema machen. Hin und wieder schaffe ich es, bei Bekannten das berühmte Aha-Erlebnis zu erzeugen.



    • andreas.sarkis (kein Partner)
      26. Dezember 2021 10:37

      Im Bekanntenkreis bringt genau gar nichts. Hinausgehen damit!



  6. Politicus1
    23. Dezember 2021 17:54

    Alles ist IBIZA ...
    Gudenus und Strache sind zwar die Hauptdarsteller des IBIZA Films; Sebastian KURZ ist dort keine Sekunde zu sehen. Kann er auch nicht - er war nie dort!
    Aber trotzdem haben die Vereinten Linken, SPÖ und Neos, ihn zum 'Hauptdarsteller' gemacht.
    Das Land hat genug von K&K - Krainer und Klenk ..



  7. Schani
    23. Dezember 2021 17:52

    Demokratie ist der Weg, Sozialismus das Ziel! Gibt es eine demokratische Linke?






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