Gastkommentare

Fundamente „Europäischer Bildung“

24. Januar 2021 19:36 | Autor: Josef Stargl
6 Kommentare

In den Bildungsinstitutionen dieses Landes wurde der "abendländische Geist" weitgehend entsorgt. Humanistische Bildung, eine Reflexion über die Ideen der Denker des antiken Griechenlands und des antiken Roms (sowie des Judentums und des Christentums), wird immer mehr durch das Erzählen von Mythen über ein "solidarisches Europa" ersetzt. Den Jugendlichen wird in den Schulen eine "Teilnahme am großen Gespräch" verweigert.

Eine Analyse der Schriften zahlreicher griechischer und römischer Denker (Homer, Hesiod, Herodot, Thukydides, Pindar, Heraklit, Xenophanes, Solon, Theognis, Parmenides, Hippokrates, Sokrates/Platon, Aristoteles, Xenophon, Sophokles, Diogenes, Demosthenes, Polybios, Vergil, Seneca, Marc Aurel, Epiktet, Plutarch, Horaz, Terenz, Cornelius Nepos, Plinius) zeigt folgende (zentrale) Überlegungen der "Europäischen Tradition":

Vernunftbegabte mündige Menschen streben nach Freiheit. Das erfordert Taten und die Übernahme von Eigenverantwortung.

"Erkenne dich selbst!"/Selbsterkenntnis ist mit dem Bewusstsein der Begrenztheit des Wissens und mit der Idee der Fehlbarkeit der menschlichen Vernunft verbunden. Die "Nichtwissenden" sind "Suchende" nach einem vorläufigen (Vermutungs-)Wissen, nach der Wahrheit von Aussagen (als Übereinstimmung mit den Tatsachen/der Wirklichkeit), nach Erkenntnisfortschritt und nach Weisheit.

Entsage der Torheit! Habe Mut, zu Wissen! Wage es, weise zu sein! Der selbständig denkende Mensch betrachtet das Leben als mühevolles Abenteuer. Wer sein Leben in Freiheit gestalten will, der muss auch Widerstände überwinden und lebensbegleitend leben lernen. Denken, Zuhören und Können helfen bei der individuellen Persönlichkeitsbildung.

Selbstbefreiung durch Einsicht ist mit persönlicher Begegnung und mit einer Erörterung im argumentativen Dialog verbunden. "Unternehmergeist" und Eigeninitiative erfordern auch Staunen, Neugier, Fragen, Zweifel, Forschung, Prüfung und Widerlegung.

"Bekämpfe" die Irrtümer und Fehler, aber nicht die Menschen!

Die Menschen können nach Verbesserungen streben, Irrtümer und Fehler korrigieren sowie Chancen nutzen.

Wissen bringt Einsicht in die Praxis menschlichen Handelns. Fehler werden dann offenbar, wenn sich die Folgen von Handlungen zeigen.

Es ist möglich, aus Misserfolgen (und aus Erfolgen) zu lernen und suchend das Bessere zu finden.

Das Selbstinteresse des Menschen ist sozial nützlich. Es dient dem "Gemeinwohl" und der "Gemeinsamen Sache".

Der Mensch sucht den "Wettstreit als Lehrmeister". Er wagt es, sich zu messen, sich und andere im Wettstreit zu fordern.

Menschen wollen sich im Wettbewerb bewähren. Sie streben nach Erfolg. Wer sein Leben aktiv gestalten will, der versucht, erfinderisch Wissen in Taten umzusetzen, Aufgaben zu bewältigen, selbstdiszipliniert Eigenleistungen zu erbringen, Tüchtigkeit bei seinen Handlungen zu zeigen und sich durch Taten im Wettbewerb/mit Neuerungen zu bewähren.

Der Wettbewerb ist eine "Quelle der Weisheit", ein Motor der Entwicklung von Ideen und von Innovationen. Wettbewerb bewirkt Wohlstand. Die individuellen Leistungen im Wettbewerb dienen auch der Gemeinschaft.

All diese Ideen finden wir bereits in den Schriften der Denker der griechischen und der römischen Antike. Mehr Vermittlung und mehr Chancen für den Erwerb dieser "Traditionen des abendländischen Geistes" sind erwünscht.

Josef Stargl ist AHS-Lehrer in Ruhe und ein Freund der Freiheit.

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die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter KommentatorLeodorn
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    24. Januar 2021 20:06

    Aus diesen Zeilen weht uns der freie Geist Platons und Aristoteles‘ an. Dieser wehte bis Kant und Hegel. Welcher Gebildete möchte ihn missen? Wohl keiner.

    Aber warum ging er verloren, warum rührt er die Fellachen unserer „Bildungsanstalten“ nicht mehr an? - Erich Heintel, Wiener Philosoph (in) der großen Tradition, sagte und schrieb einmal: er sei ein reicher Mann, aber in einer Währung, die außer Gebrauch gekommen ist.
    LD

  1. Sandokan (kein Partner)
    26. Januar 2021 23:19

    Ich kann mich gut erinnern, als ich das erste Mal Hesiods "Werke und Tage" lesen durfte.
    Wie sehr mich viele der zeitlosen und bis heute gültigen Sätze berührt haben.



  2. Postdirektor
    26. Januar 2021 16:53

    Unsere Regierenden bekämpfen die Vernunft auf allen Ebenen schon seit langem, in den Bildungseinrichtungen, in der sogenannten „öffentlichen Meinung“ (besser „veröffentlichten Meinung“) - mit tatkräftiger Hilfe der gekauften Medien.
    Das Ziel ist, dass die Bürger eine „Herdenimmunität“ gegen die Vernunft entwickeln. Dazu ist es auch notwendig, die Leute abhängig zu machen von staatlichen Transferleistungen. Wer kassiert, schweigt und ist auch bereit, das Unvernünftige zu tun, bzw. anzuerkennen.
    Und wenn alles nichts hilft, kann man die Menschen immer noch durch Drohungen zum Einlenken bringen.



  3. eupraxie
    25. Januar 2021 18:18

    Ein paar Gedanken dazu: solidarisches Europa - 1. könnte sich dahinter das Stockholmsyndrom verbergen, wie es auf ORF-watch so schön erläutert ist? 2. die Solidarität gegenüber Inländern, die sich (derzeit) nicht impfen lassen wollen, ist begrenzt - siehe dazu die Diskussion um Aussetzen der Krankenversicherung.
    Fehlbarkeit der menschlichen Vernunft und habe Mut zu wissen: Ist die erste Aussage nicht die Begründung für die Scharia - nur Allah ist unfehlbar? Und die 2. Aussage stieß uns laut Bibel hinaus aus dem Garten Eden - und fordert uns seitdem immer wieder aufs Neue zu hinterfragen, Wissen als begrenzt anzusehen und auch demütig mit dem vorhandenen Wissensschatz umzugehen.



  4. Konfrater
    25. Januar 2021 04:23

    Bei Kant ja, aber bei Hegel wehte schon ganz etwas Anderes.



    • Leodorn
      25. Januar 2021 09:42

      Möglicherweise verwechseln Sie die Hegelsche Linke (Marx und Genossen) mit Hegel: eine weites und tiefes Feld.
      LD



  5. Leodorn
    24. Januar 2021 20:06

    Aus diesen Zeilen weht uns der freie Geist Platons und Aristoteles‘ an. Dieser wehte bis Kant und Hegel. Welcher Gebildete möchte ihn missen? Wohl keiner.

    Aber warum ging er verloren, warum rührt er die Fellachen unserer „Bildungsanstalten“ nicht mehr an? - Erich Heintel, Wiener Philosoph (in) der großen Tradition, sagte und schrieb einmal: er sei ein reicher Mann, aber in einer Währung, die außer Gebrauch gekommen ist.
    LD






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