Gastkommentare

Wer Menasse zustimmt, kennt Wiens Geschichte nicht

10. Oktober 2020 00:11 | Autor: Albert Pethö
15 Kommentare

Wie man jüngst dem Internet und anderen Medien entnehmen konnte, hat ein Herr Menasse in einer an Herrn Blümel gerichteten Botschaft einen mit kühnen Behauptungen versehenen Kommentar zur herannahenden Wahl formuliert. Die zugegebenermaßen etwas vage Absichtserklärung "Wien wieder nach vorne zu bringen", hat Herrn Menasse offenbar erzürnt. "Was ist vorne" wird von ihm nachgefragt; ob es sich um die Zeit vor dem "roten Wien" handeln könne, wird von ihm nachgefragt; "als die Stadt einen antisemitischen Bürgermeister hatte, von dem Hitler lernte", wie Herr Menasse noch anfügt.

Weiters wird von Herrn Menasse erläutert, daß es "so gut wie alles, was Wien heute so lebenswert macht, unter einer Christdemokratischen bzw. ÖVP-Regierung nicht gegeben hätte": es hätte keinen sozialen Wohnbau gegeben (denn Christdemokraten hätten nie gezeigt, daß sie in Wien bauen können), keine U-Bahn, keine Stadterneuerung, etc. ... .

Wenn man sich mit der Geschichte Wiens ein bißchen beschäftigt hat, muß man geradezu zu gegenteiliger Ansicht kommen. Beispielsweise: Die bis heute zentralen Linien der "U-Bahn" Wiens sind in den Jahren der Regierung eben jenes Christlich-sozialen und von Herrn Menasse als "antisemitisch" apostrophierten Bürgermeisters Karl Lueger (1897-1910), nämlich 1898, eröffnet worden; das Hauptverdienst dafür gebührt dem damaligen kaiserlichen Eisenbahnminister, wobei der Bau von Bürgermeister Lueger tatkräftig unterstützt wurde.

Vom "roten Wien" kann hier nur insofern die Rede sein, als es später beinahe sämtliche der alten wunderbaren Stations- und Brückenbauten Otto Wagners abgerissen hätte. "Stadterneuerung" auf sozialistisch.

So gut wie alles, was Wien heute so lebenswert macht, ist ein Erbe der Habsburgischen und der Katholischen Vergangenheit. Den Wienerwald haben die Christlich-Sozialen vor dem Kahlschlag durch liberale Raubbaupolitik bewahrt. Die Zweite Hochquellwasserleitung, durch welche die qualitativ hochwertige Wasserversorgung Wiens bis heute maßgeblich gesichert ist, hat Bürgermeister Karl Lueger erbaut.

Die ersten Ansätze für einen sozialen Wohnbau in Wien stammen übrigens auch von Lueger. Wahrscheinlich hätte er diesbezüglich noch viel mehr gemacht, hätte er länger gelebt und regiert. Die architektonisch ansprechenden Gemeindebauten der 1920er und 1930erJahre stammen fast alle von Schülern Otto Wagners, sind also eigentlich kaiserzeitliches Erbe; jener Otto Wagner, der übrigens ebenfalls von Karl Lueger unterstützt und gefördert wurde und zu den großen Architekten der Baugeschichte zählt.

Die alptraumhafte Hässlichkeit des "sozialen" Wohnbaus, die wir seit den 1950erJahren flächendeckend über die Stadt gebreitet sehen, das ist in der Tat ganz pur das "rote Wien". Und ja: Hitler, der angeblich von Lueger "gelernt" hat --- als Hitler begann, politisch zu agieren, da war Lueger schon lange tot.

Dr. Albert Pethö, Historiker und Publizist, lebt in Wien.

Teilen:
  • email
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter

die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter KommentatorRiese35
    11x Ausgezeichneter Kommentar
    10. Oktober 2020 01:32

    Der soziale Wohnbau ist natürlich keine Erfindung des Roten Wien. Auch nicht der Christlich-Sozialen und Luegers.

    Der älteste soziale Wohnbau der Welt existiert seit 1521, existiert heute noch und wird auch heute noch in seiner Ursprungsfunktion als sozialer Wohnbau genutzt. Es lohnt sich, darauf einen Blick zu werfen: Die Jahresmiete beträgt 0,88 Euro. Dafür müssen sich aber die Mieter dieser Sozialwohnungen verpflichten, täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie zu sprechen: für die Fugger. Dieser Sozialbau steht in Augsburg und wird "Fuggerei" genannt.

    Der soziale Wohnbau ist also eine Erfindung christlicher, katholischer Grundwerte und ein Resultat ordentlichen und erfolgreichen Wirtschaftens durch die Fugger.

  2. Ausgezeichneter KommentatorKonrad Hoelderlynck
    10x Ausgezeichneter Kommentar
    10. Oktober 2020 02:41

    Danke Dr. Pethö und auch Riese35 für diese Klarstellungen.

    Robert Menasse ist ein großzügig subventionierter PR-Schreiber, den man nicht ernst nehmen sollte.

  3. Ausgezeichneter Kommentatorpressburger
    6x Ausgezeichneter Kommentar
    10. Oktober 2020 10:40

    Stimmt, komplett alles. Die Sozis profitieren von der Kaiserzeit und von der Weitsicht von Dr. Lueger. Wer würde nach Wien kommen, um die Hässlichkeiten, die unter den Roten, seit 1920 erbaut wurden zu besichtigen ? Egal, jetzt kommt keiner mehr. Die Roten haben ein Einreiseverbot erlassen. Der nächste Schritt um das Stadtbild Wiens zu vernichten. Der Beitrag der Roten, ist genauso abscheulich wie ihre Bauten, die Gegenden die man lieber nicht betreten sollte.
    Hitler konnte nicht von Lueger gelernt haben. Hitler war ein Marxist, ein überzeugter Sozialist.
    Lueger war ein anständiger Mensch.

  4. Ausgezeichneter KommentatorWyatt
    5x Ausgezeichneter Kommentar
    10. Oktober 2020 14:15

    Erinnert sich noch wer, an das Lied, wo Hans Moser die Zeit mit der Zeit nach Dr. Lueger vergleicht:

    "Der Doktor Lueger hat mir einmal die Hand gereicht....."

    https://www.youtube.com/watch?v=yW20Bt3eMX8&list=PLgMaJWgIsdbPYchSP-oEOBkouz9nERYMg&index=1

  5. Ausgezeichneter KommentatorWeisser Oldie
    4x Ausgezeichneter Kommentar
    11. Oktober 2020 12:55

    Ergänzend zu den richtigen Ausführungen: Selbst die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien, lange Zeit Kaderschmiede für die Roten, wurde unter Karl Lueger gegründet. Die Stadtbahnlinie WD, auf deren Trasse heute die U4 verläuft, stammt auch aus dieser Zeit. In weiser Voraussicht damals auch für Truppentransporte gedacht und deshalb um die Innenstadt herum geplant. Wenn sich der Mob in der City versammelt und die U1 Station Stephansplatz geschlossen werden muß - wie zu Silvester -, kann die U4 noch immer fahren.

  6. Ausgezeichneter KommentatorIngrid Bittner
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    10. Oktober 2020 11:20

    Na ja, die Worte von Blümel darf man nicht so ernst nehmen, die sind alle so philosophisch. GEschichtskenntnisse kann man nicht erwarten, denn wenn wer so vergesslich ist, dann kommt ihm auch das GEschichtswissen abhanden, so es einmal vorhanden war. Na ja, morgen ist ohnehin alles Geschichte und dann kann sich das Blümchen wieder auf die Finanzen konzentrieren, so er nicht vergessen hat, was das ist.

  7. Ausgezeichneter Kommentatorfewe
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    13. Oktober 2020 02:25

    Menasse ist vor mehr als zehn Jahren einmal im "Nachtstudio" (ZDF) in der Gesprächsrunde dabeigewesen und hatte die EU als Antidemokratisches Konstrukt scharf kritisiert. Daraufhin wurde er von allen anderen Teilnehmern wie ein Aussätziger behandelt und der Moderator (Panzer) hatte gesagt: "Sie werden doch nicht ernsthaft das Europäische Projekt in Frage stellen."

    Danach war Menasse längere Zeit aus der Öffentlichkeit verschwunden. Seither ist er mit Inbrunst ein "glühender Europäer".

    So viel zu dessen Glaubwürdigkeit. Es ist uninteressant, was der sagt. Er will lediglich im Geschäft bleiben.

  1. fewe (kein Partner)
    13. Oktober 2020 02:25

    Menasse ist vor mehr als zehn Jahren einmal im "Nachtstudio" (ZDF) in der Gesprächsrunde dabeigewesen und hatte die EU als Antidemokratisches Konstrukt scharf kritisiert. Daraufhin wurde er von allen anderen Teilnehmern wie ein Aussätziger behandelt und der Moderator (Panzer) hatte gesagt: "Sie werden doch nicht ernsthaft das Europäische Projekt in Frage stellen."

    Danach war Menasse längere Zeit aus der Öffentlichkeit verschwunden. Seither ist er mit Inbrunst ein "glühender Europäer".

    So viel zu dessen Glaubwürdigkeit. Es ist uninteressant, was der sagt. Er will lediglich im Geschäft bleiben.



    • Wyatt
      14. Oktober 2020 16:42

      Menasse hat damals nur nicht gewusst, dass die Seinen - die EU, so wie sich jetzt darstellt, allein für sich so geplant haben.



  2. Weisser Oldie
    11. Oktober 2020 12:55

    Ergänzend zu den richtigen Ausführungen: Selbst die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien, lange Zeit Kaderschmiede für die Roten, wurde unter Karl Lueger gegründet. Die Stadtbahnlinie WD, auf deren Trasse heute die U4 verläuft, stammt auch aus dieser Zeit. In weiser Voraussicht damals auch für Truppentransporte gedacht und deshalb um die Innenstadt herum geplant. Wenn sich der Mob in der City versammelt und die U1 Station Stephansplatz geschlossen werden muß - wie zu Silvester -, kann die U4 noch immer fahren.



  3. Wyatt
    10. Oktober 2020 14:15

    Erinnert sich noch wer, an das Lied, wo Hans Moser die Zeit mit der Zeit nach Dr. Lueger vergleicht:

    "Der Doktor Lueger hat mir einmal die Hand gereicht....."

    https://www.youtube.com/watch?v=yW20Bt3eMX8&list=PLgMaJWgIsdbPYchSP-oEOBkouz9nERYMg&index=1



  4. Ingrid Bittner
    10. Oktober 2020 11:20

    Na ja, die Worte von Blümel darf man nicht so ernst nehmen, die sind alle so philosophisch. GEschichtskenntnisse kann man nicht erwarten, denn wenn wer so vergesslich ist, dann kommt ihm auch das GEschichtswissen abhanden, so es einmal vorhanden war. Na ja, morgen ist ohnehin alles Geschichte und dann kann sich das Blümchen wieder auf die Finanzen konzentrieren, so er nicht vergessen hat, was das ist.



  5. pressburger
    10. Oktober 2020 10:40

    Stimmt, komplett alles. Die Sozis profitieren von der Kaiserzeit und von der Weitsicht von Dr. Lueger. Wer würde nach Wien kommen, um die Hässlichkeiten, die unter den Roten, seit 1920 erbaut wurden zu besichtigen ? Egal, jetzt kommt keiner mehr. Die Roten haben ein Einreiseverbot erlassen. Der nächste Schritt um das Stadtbild Wiens zu vernichten. Der Beitrag der Roten, ist genauso abscheulich wie ihre Bauten, die Gegenden die man lieber nicht betreten sollte.
    Hitler konnte nicht von Lueger gelernt haben. Hitler war ein Marxist, ein überzeugter Sozialist.
    Lueger war ein anständiger Mensch.



    • Riese35
      13. Oktober 2020 16:24

      ********************!

      Ohne Kaiserzeit wäre Wien wahrscheinlich von seiner Bedeutung her ein zweites Groß Meseritsch.



  6. Konrad Hoelderlynck
    10. Oktober 2020 02:41

    Danke Dr. Pethö und auch Riese35 für diese Klarstellungen.

    Robert Menasse ist ein großzügig subventionierter PR-Schreiber, den man nicht ernst nehmen sollte.



    • Ingrid Bittner
      10. Oktober 2020 11:22

      @Konrad Hoelderlynck: volle Zustimmung und eine ergänzende überlegung: wovon könnte Menasse eigentlich leben, wenn er nicht immer und immer wieder so großzügig subventioniert würde?



    • Riese35
      13. Oktober 2020 15:31

      @Ingrid Bittner: Ich glaube, er hätte kein Problem. Er könnte z.B. nach Pjöngjang auswandern und dort um politisches Asyl ansuchen. Er hätte sicher kaum Probleme, dort den Chefredakteursposten des staatlichen Rundfunks auszuüben, und das Lob des großen Führers Kim wäre ihm sicher.



  7. Riese35
    10. Oktober 2020 01:32

    Der soziale Wohnbau ist natürlich keine Erfindung des Roten Wien. Auch nicht der Christlich-Sozialen und Luegers.

    Der älteste soziale Wohnbau der Welt existiert seit 1521, existiert heute noch und wird auch heute noch in seiner Ursprungsfunktion als sozialer Wohnbau genutzt. Es lohnt sich, darauf einen Blick zu werfen: Die Jahresmiete beträgt 0,88 Euro. Dafür müssen sich aber die Mieter dieser Sozialwohnungen verpflichten, täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie zu sprechen: für die Fugger. Dieser Sozialbau steht in Augsburg und wird "Fuggerei" genannt.

    Der soziale Wohnbau ist also eine Erfindung christlicher, katholischer Grundwerte und ein Resultat ordentlichen und erfolgreichen Wirtschaftens durch die Fugger.



    • pressburger
      11. Oktober 2020 07:19

      Absolut richtig. Ist Wert sich die Fuggerei, falls zufällig in der Nähe, anzuschauen.
      Falls längerer Verbleib in der Geburtsstadt von Leopold M., dann empfehlenswert das Hotel Drei Mohren



    • Riese35
      13. Oktober 2020 16:29

      Augsburg ist nicht nur die Geburtsstadt Leopold Mozarts, W.A.Mozarts Urgroßvater, Franz Mozart, hat sogar in diesem Sozialbau, der Fuggerei, von 1681 bis 1693 gewohnt.






--> Zwischen Lügenpresse und Fake News: Eine Analyse Buch bei Amazon orf-watch.at Schafft die Politik ab Europa 2030 Börsen-Kurier (Bezahlte Anzeige) Academia kathtreff.org