Gastkommentare

Ursula von der Leyens „Green Deal“: Willkommen in der Planwirtschaft!

22. Dezember 2019 18:25 | Autor: Andreas Tögel
10 Kommentare

Frei nach Ronald Reagan: Politik ist stets das Problem und niemals die Lösung. Der Umstand, dass es nicht eben die Besten in die Politik zieht, ist indes dann nicht so schlimm, wenn ihre Möglichkeiten, Unheil anzurichten, beschränkt sind. Je kleiner die Macht von Politikern, desto geringer der durch ihr Treiben angerichtete Schaden. Der Bürgermeister einer 200-Seelen-Gemeinde hat ein eher kleines Zerstörungspotential – etwa im Gegensatz zur mächtigen EU-Kommissionspräsidentin.

Womit wir schon beim hastig zusammengeschusterten "Green Deal" der EU-Bonzokratie angelangt sind, der rund 260 Milliarden Euro jährlich kosten soll. Die Reise geht klar in Richtung eines rigiden Interventionismus, der mit einem kräftigen Machtwachstum für die Bürokratie einhergehen wird. Subventionen für angeblich "grüne" Technik (z. B. für Batterieproduzenten) wurden schon auf den Weg gebracht. Dabei wird es nicht bleiben, denn alles "Grüne" ist künftig subventionswürdig. Nicht umsonst erinnert die Bezeichnung "Green Deal" fatal an den "New Deal" des US-Sozialfaschisten F. D. Roosevelt, unter dem das einst marktwirtschaftlich konstituierte Land jahrzehntelang zu leiden hatte.

"Bis 2050 klimaneutral" soll die europide Gemeinschaft nach dem Willen von der Leyens werden. Ohne die mehr oder minder vollständige Abkehr vom Einsatz fossiler Energien für Mobilität und Elektrizitätserzeugung ist das unmöglich, wie auch ihr einleuchten sollte – insbesondere dann, wenn die individuelle Mobilität, wie mittelfristig geplant ist, nur noch mit Elektrokarren erlaubt sein soll. Aber was soll’s, der Triumph des Willens ist alternativlos und schließlich nur eine Frage der Zeit.

Dumm nur, dass selbst dann, wenn man ganz Deutschland und den Rest Eurolands mit Windrädern und Photovoltaikanlagen zupflastert, das Problem ungelöst bleibt, wie – in Abwesenheit potenter Stromspeicher, die auf absehbare Zeit technisch nicht realisierbar sein werden – bei Windstille und bei Nacht die auf Strom angewiesenen Verbraucher bedient werden sollen. Zumal dann, wenn Kernkraftwerke außerhalb Frankreichs als brandgefährliches Teufelszeug gelten und für die Stromproduktion nicht in Frage kommen. Eine Krämerseele, die sich mit derlei Kleinigkeiten aufhält, wo es doch gilt, am ganz großen Rad zu drehen und der ganzen Welt als leuchtendes Vorbild voranzuschreiten!

Es bedarf keiner übersteigerten Phantasie, sich vorzustellen, wie man sich in den Staatskanzleien und Konzernzentralen außerhalb Eurolands vor Begeisterung für den Furor von der Leyens auf die Schenkel klopft! So billig – und ohne jede eigene Anstrengung – ist man einen Wettbewerber noch nie losgeworden.

Denn die völlig realitätsfremde Hinwendung auf das alleinige Ziel der Klimaneutralität (schon die absurde Wortschöpfung treibt einem die Haare zu Berge) wird eine beispiellose Deindustrialisierung Europas und, damit verbunden, einen drastischen kollektiven Wohlstandsverlust nach sich ziehen. Dauersubventionsbedürftige "grüne" Technik kann reale Wertschöpfung eben nicht ersetzen. Aber erklären Sie das jenen Brüsseler Bürokraten, die ihr ganzes Leben in Elfenbeintürmen zugebracht haben.

Wer Externalitäten wie die industriell bedingte Luftverschmutzung internalisieren will, braucht deshalb keine Planwirtschaft zu etablieren. Der Emissionszertifikathandel ist eine marktverträgliche Alternative. Es ist ferner darauf zu achten, "Klimaschutzmaßnahmen" nicht ohne Rücksicht auf die Entwicklung in anderen Teilen der Welt voranzutreiben. In Fernost (namentlich in China) gehen alle paar Wochen neue Kraftwerke in Betrieb – sowohl mit konventioneller, als auch mit nuklearer Technik. Die CO2-Emissionen steigen dort – im Gegensatz zur denen in den USA und Europa – weiterhin kräftig an. Selbst wenn die EU den Ausstoß an CO2 auf null reduzierte (was nur um den Preis der totalen Verarmung der europäischen Bevölkerung zu haben wäre), könnte sie die Gesamtbilanz der Welt nicht retten. Warum also die eigene (Auto-)Industrie mutwillig zugrunde richten und damit riesige soziale Probleme schaffen?

Davon, einander gegenseitig die Haare zu schneiden und die Schuhe zu putzen, wird Euroland nicht leben können. Auch die ambitionierteste Klimapolitik hat auf die wirtschaftliche Realität Bedacht zu nehmen!

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter KommentatorGerald
    8x Ausgezeichneter Kommentar
    23. Dezember 2019 09:48

    Absolut richtig, Herr Tögel! Man kann vor diesem "Green New Deal" nur warnen.
    260 Mrd € pro Jahr entsprechen (nach Austritt GB) ca. 580€ an zusätzlichen Kosten pro EU-Bürger. Für einen vierköpfigen Haushalt also 2320€! Doch selbst mit dieser irren Summe ist das Ziel eine vollkommene Utopie. Ich habe gestern als Bsp. schon gepostet, dass z.B. die VÖST alleine am Standort Linz derzeit 28 TWh jährlichen Energiebezug hat, davon 27,5 TWh in Form fossiler Energie. Wollte man das alles mit elektrischen Strom abdecken, wäre es fast das zehnfache des jährlichen Stromverbrauchs aller privaten Haushalte in OÖ (ca. 3TWh) zusammen. Einmal abgesehen davon, dass es keinen elektrisch betriebenen Hochofen gibt, da man das Koks auch zur chemischen Reduktion des Erzes zum Stahl braucht.

    Sollten die Klimakatastrophenszenarien auch nur ansatzweise stimmen, könnte man um einen Bruchteil des Geldes in bewährte Schutz-/Anpassungstechnik (z.B. Abrutschsicherung bei Hängen, Hochwasserschutz) investieren, anstatt in spinnerte CO2-Luftschlösser.

  2. Ausgezeichneter Kommentatorotti
    7x Ausgezeichneter Kommentar
    22. Dezember 2019 20:21

    Wie immer Herr Tögel - !!!
    Auf der einen Seite kriminelle "Schachgiganten", auf der anderen Seite die Negativauslese in der Politik. Ganz besonders, weil bekannt, die Negativauslese in Brüssel. Wie bei einem Teesieb: das Aromatische, das Bekömmliche rinnt weg. Und die feuchten, letscherten, unansehlichen, unbrauchbaren Blätter bleiben für die Auswahl der Postenbesetzungen über. Bleiben im Sieb hängen.
    Von der grünen Köchin über den Othmar, den Schieder bis zur Leyen.
    Wird wohl für jedes Land gelten.
    Ich kann mich nur erinnern, was mir so alles nachgesagt wurde, als ich GEGEN den EU-Beitritt gelaufen bin. Beim Euro wurden wir dann sicherheitshalber gar nicht mehr gefragt !

  3. Ausgezeichneter KommentatorPeter Kurz
    6x Ausgezeichneter Kommentar
    23. Dezember 2019 11:16

    Von der Leyen war schon als Ministerin ein linksnaives Supertrampel!(entschuldigt die Ausdrucksweise)
    Ich erinnere an "Panzer für Schwangere", die dadurch das Doppelte kosteten!!!

    So eine Dame an die Spitze der EU-Kommission zu stellen, würde man eher irgendwelchen Todfeinden der EU zutrauen.

  4. Ausgezeichneter KommentatorKyrios Doulos
    5x Ausgezeichneter Kommentar
    23. Dezember 2019 19:41

    Für mich ist es nur eine Assoziation. Ich kenne die Details der Kulturrevolution viel zu wenig, um abzuschätzen, ob die Assoziation weit hergeholt ist oder etwas Sinn hat oder macht. Bitte Kundige um ihren Kommentar:

    Ursula VdL = Mao Tse Tung
    Green New Deal = Der Große Sprung Vorwärts
    Klimarevolution = Kuturrevolution

    Wenn es stimmt, ist vor den Folgen nur zu warnen. Bisher tut das nur die AfD. Die FPÖ schweigt dazu m.W. Kein Widerstand allenthalben. Alle verneigen sich vor der Großen Vorsitzenden von Merkels und Macrons und Soros' Gnaden.

  5. Ausgezeichneter KommentatorPeregrinus
    4x Ausgezeichneter Kommentar
    22. Dezember 2019 19:40

    Da wird Ei'm halt ganz angst und bang. I sag, d' Welt steht auf kein Fall mehr lang, lang, lang … ! (Nestroy)

    Die Klimaretter liegen richtig. Zur Rettung der Menschheit setzen wir die Europäer in Armut und formen dann endlich den "Neuen Menschen". Die Epigonen von Karl Marx haben das nur falsch gemacht.

  6. Ausgezeichneter KommentatorZöbinger
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    26. Dezember 2019 18:47

    Bei so hochkomplexen Themen wie das Klima, wo sogar viele Wissenschaftler uneins sind, kann doch keine einzelne unbedarfte Frau die Richtung vorgeben! Van der Leyen
    hält Vorträge und hat Vorstellungen wie eine 17-jährige Gymnasialschülerin in einem ambitionierten Aufsatz über die Zukunft einer grünen Welt.
    An die Spitze der EU und EZB gehören nicht Einzelfrauen, sondern jeweils ein Ältesten-Weisen-Fachrat von mindestens 3 Personen.
    Im übrigen kommt ohnehin bald die große Katastrophe: welcher Staat hält denn die riesigen Schulden und die ungezügelte Migration in die Sozialsysteme auf Dauer aus!?

  1. Zöbinger (kein Partner)
    26. Dezember 2019 18:47

    Bei so hochkomplexen Themen wie das Klima, wo sogar viele Wissenschaftler uneins sind, kann doch keine einzelne unbedarfte Frau die Richtung vorgeben! Van der Leyen
    hält Vorträge und hat Vorstellungen wie eine 17-jährige Gymnasialschülerin in einem ambitionierten Aufsatz über die Zukunft einer grünen Welt.
    An die Spitze der EU und EZB gehören nicht Einzelfrauen, sondern jeweils ein Ältesten-Weisen-Fachrat von mindestens 3 Personen.
    Im übrigen kommt ohnehin bald die große Katastrophe: welcher Staat hält denn die riesigen Schulden und die ungezügelte Migration in die Sozialsysteme auf Dauer aus!?



  2. Kyrios Doulos
    23. Dezember 2019 19:41

    Für mich ist es nur eine Assoziation. Ich kenne die Details der Kulturrevolution viel zu wenig, um abzuschätzen, ob die Assoziation weit hergeholt ist oder etwas Sinn hat oder macht. Bitte Kundige um ihren Kommentar:

    Ursula VdL = Mao Tse Tung
    Green New Deal = Der Große Sprung Vorwärts
    Klimarevolution = Kuturrevolution

    Wenn es stimmt, ist vor den Folgen nur zu warnen. Bisher tut das nur die AfD. Die FPÖ schweigt dazu m.W. Kein Widerstand allenthalben. Alle verneigen sich vor der Großen Vorsitzenden von Merkels und Macrons und Soros' Gnaden.



  3. Peter Kurz
    23. Dezember 2019 11:16

    Von der Leyen war schon als Ministerin ein linksnaives Supertrampel!(entschuldigt die Ausdrucksweise)
    Ich erinnere an "Panzer für Schwangere", die dadurch das Doppelte kosteten!!!

    So eine Dame an die Spitze der EU-Kommission zu stellen, würde man eher irgendwelchen Todfeinden der EU zutrauen.



  4. Gerald
    23. Dezember 2019 09:48

    Absolut richtig, Herr Tögel! Man kann vor diesem "Green New Deal" nur warnen.
    260 Mrd € pro Jahr entsprechen (nach Austritt GB) ca. 580€ an zusätzlichen Kosten pro EU-Bürger. Für einen vierköpfigen Haushalt also 2320€! Doch selbst mit dieser irren Summe ist das Ziel eine vollkommene Utopie. Ich habe gestern als Bsp. schon gepostet, dass z.B. die VÖST alleine am Standort Linz derzeit 28 TWh jährlichen Energiebezug hat, davon 27,5 TWh in Form fossiler Energie. Wollte man das alles mit elektrischen Strom abdecken, wäre es fast das zehnfache des jährlichen Stromverbrauchs aller privaten Haushalte in OÖ (ca. 3TWh) zusammen. Einmal abgesehen davon, dass es keinen elektrisch betriebenen Hochofen gibt, da man das Koks auch zur chemischen Reduktion des Erzes zum Stahl braucht.

    Sollten die Klimakatastrophenszenarien auch nur ansatzweise stimmen, könnte man um einen Bruchteil des Geldes in bewährte Schutz-/Anpassungstechnik (z.B. Abrutschsicherung bei Hängen, Hochwasserschutz) investieren, anstatt in spinnerte CO2-Luftschlösser.



  5. otti
    22. Dezember 2019 20:21

    Wie immer Herr Tögel - !!!
    Auf der einen Seite kriminelle "Schachgiganten", auf der anderen Seite die Negativauslese in der Politik. Ganz besonders, weil bekannt, die Negativauslese in Brüssel. Wie bei einem Teesieb: das Aromatische, das Bekömmliche rinnt weg. Und die feuchten, letscherten, unansehlichen, unbrauchbaren Blätter bleiben für die Auswahl der Postenbesetzungen über. Bleiben im Sieb hängen.
    Von der grünen Köchin über den Othmar, den Schieder bis zur Leyen.
    Wird wohl für jedes Land gelten.
    Ich kann mich nur erinnern, was mir so alles nachgesagt wurde, als ich GEGEN den EU-Beitritt gelaufen bin. Beim Euro wurden wir dann sicherheitshalber gar nicht mehr gefragt !



    • Andreas Tögel
      22. Dezember 2019 20:57

      Verehrter Otti, ich war - wie der Hausherr dieses Blogs übrigens auch - einst ebenfalls ein überzeugter Befürworter des Beitritts zur Union. Aber man darf ja gescheiter werden. Unter den heutigen Bedingungen würde ich mich anders entscheiden. Ich gestehe, die Lage (bzw. die weitere Entwicklung) damals völlig falsch eingeschätzt zu haben.



    • otti
      23. Dezember 2019 10:18

      Danke Herr Tögel für Ihre Antwort.

      Weil ich für einige Firmen verantwortlich war, die durch den Beitritt besonders geschädigt wurden, hatte ich mich berufsbedingt mit einen Haufen von Analysen befasst. Und vor allem auch mit Alternativen.
      Daher war mein "NEIN" natürlich auch eigennützig.
      Ich hatte nur gelernt, wie chancenlos man gegen die geballte Medien-Sozialpartner-usw.- Kampagne war. (und ist). Wieviele idiotische Gschaftlhuber sich damals schon in Brüssel die Türschnallen streitig gemacht haben. Wie einer unserer Betriebsräte die Ederer Brigitte als "Trutschn" bezeichnet hat. Bei ihrer Werbetour in unseren Firmen.
      Wie die Vertreter unserer Branche (incl.meinereins) von Franzosen überv



    • otti
      23. Dezember 2019 10:22

      ....übervorteilt wurden. In Paris. KEINER aus Österreich und Deutschland hat den Dolmetscher verstanden. Irgendwie und irgendwann wurde abgestimmt. Etc.....



    • Sensenmann
      04. Januar 2020 19:18

      @Otti: Wir wurden beim Euro befragt. 95,57% haben gegen den Schilling gestimmt. (27.11.-1.12. 1997).



  6. Peregrinus
    22. Dezember 2019 19:40

    Da wird Ei'm halt ganz angst und bang. I sag, d' Welt steht auf kein Fall mehr lang, lang, lang … ! (Nestroy)

    Die Klimaretter liegen richtig. Zur Rettung der Menschheit setzen wir die Europäer in Armut und formen dann endlich den "Neuen Menschen". Die Epigonen von Karl Marx haben das nur falsch gemacht.






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