Gastkommentare

Ewige Feindschaft zwischen Röstkaffee und der Brüsseler "Familienpolitik"?

17. Februar 2016 12:20 | Autor: Hanna-Lisa Karasch
16 Kommentare

Wien zeigt sich von seiner besten Seite. Es ist Kaiserwetter und fernab der Touristenhorden, die auf breiten Straßen in der Innenstadt anzutreffen sind, steuere ich mein Café an. Beim Aufstoßen der Tür weht mir der Duft von Röstkaffee und feinem Gebäck entgegen.

Kaffeekultur. Das bequeme Wien.

Es bleibt Gott sei Dank alles so wie es ist, immer war und immer sein wird. Abgesehen davon, dass der kleine, brave Sklave – mein Handy – das sinnliche Zeitunglesen durch ein unaufmerksames Scrollen durch verschiedene Social Networks ersetzt. Neben Sinnigem und Unsinnigem spicken Photos von blauen und pinken Transparenten und Schildern in Paris und Stuttgart meine Facebook wall.

Massen an Eltern, die an der Hand quirlige Kinder halten, junge Mütter und Väter mit Kinderwagen, tausende Jugendliche, die Transparente mit der Aufschrift  wie „Et il est où ton papas? Et elle est où ta maman?“ in die Höhe strecken, sind uns, wenn man nicht das Glück hat, in Paris zu wohnen, nur aus Fernsehen und Zeitung bekannt.

Das Phänomen, dass Massen nicht nur für Lohnerhöhung und gegen Rentenkürzungen, sondern für die Rechte und den Schutz der Familie auf die Straßen strömen, tritt auch in anderen Ländern zutage. Auf Paris und Stuttgart folgt Rom. Auch hier reihen sich alle Schichten der Gesellschaft aneinander, um das zu verteidigen, was ihr Lebensursprung ist: Die Familie, bestehend aus der natürlichen Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau und deren Nachkommen.

Die Familie ist die älteste aller Gemeinschaften und die einzige natürliche.
Jean-Jacques Rousseau (1712 - 1778)

Ich würde hinzufügen: „…und die einzige, die den Fortbestand eines Staates ermöglicht.“ Und das sollte unserem Staat, in dem wir wohnen, verdammt nochmal von höchstem Interesse sein, denn so jung ist er auch nicht mehr. Der Staat interessiert sich freilich nicht für unsere Gefühle. Er ist interessiert an seinem Fortbestand. Und wenn der Staat Ehe und Familie Schutz und rechtliche Anerkennung zusichert und gewährt, dann weil sie sein eigener Nabel sind. Doch was kümmert mich Brüssel? Da wende ich mich lieber meiner Mélange zu.  

Zugegeben, eine steigende Anzahl an EU-Mitgliedstaaten übernimmt eine Gesetzgebung, die gleichgeschlechtliche Ehen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen erlaubt, womit sie allerdings dem Subsidiaritätsprinzip folgt: Gesetze, die Familie oder Ehe betreffen, fallen in die Zuständigkeit der jeweiligen 28 Mitgliedstaaten.

Doch seit einiger Zeit wird in den Rechtsakten der Europäischen Union immer häufiger auf die Familie Bezug genommen. Und dabei geht man sogar so weit, den Familienbegriff ausweiten zu wollen. Doch diese Definitionen, was Familie und Ehe sind, unterscheiden sich von einem Text zum anderen (z.B. den Nachzug von Familien oder das Ansiedeln in einem anderen EU-Land betreffend).

Darüber hinaus hat das Europäische Parlament in den letzten Jahren viele Initiativberichte z.B. über „reproduktive Rechte“ beschlossen. In dieser Entwicklung ist die Negierung der Verknüpfung von Ehe und ihres natürlichen Zweckes, der Fortpflanzung, impliziert. Das heißt, wenn Ehe eine Verbindung von Menschen sein kann, die das gleiche Geschlecht haben und sich folglich nicht fortpflanzen können, dann kann die Ehe nicht an Fortpflanzung geknüpft sein. Doch warum bitteschön ist das der EU von Interesse? Geht es ihr also doch mehr um die Gefühle einer Minderheit mit lauter Stimme?

In der Tat nehmen wir die Entstehung von künstlichen Familien durch In-Vitro-Fertilisation mit Samen-/Eizellenspenden und Leihmutterschaft (nichts anderes als Ausbeutung und Menschenhandel) wahr: auf Grundlage des vorgegebenen Rechtes auf ein Kind (Recht auf einen Menschen?). In der höchst emotionalen Diskussion um die rechtliche Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften als Ehe kommen sachliche Argumente mit Weitblick zu kurz.

Was auch zu kurz kommt, sind die Folgen! Die Leihmutterschaft ist nichts anderes als teurer Menschenhandel, der nicht nur pervers, sondern auch sozial ungerecht ist. Wer das nötige Kleingeld hat und sich an einem Kind erfreuen mag, geht es halt einkaufen. Im Osten sind genügend Frauen, die aufgrund wirtschaftlicher Misslage ihren Körper hergeben. Und dabei müssen sie die aufkommenden mütterlichen Gefühle für das heranwachsende Leben in ihrem Körper unterbinden. Aber Frau, man gewöhnt sich ja an alles mit der Zeit.

In-Vitro-Fertilisation wird industriell. Damit es auch ganz sicher mit dem Nachwuchs klappt, werden natürlich mehrere Eizellen befruchtet. Man darf den Kunden ja nicht enttäuschen. Nur das Beste. Der Rest wird weggeworfen oder landet in der Kosmetikbranche. Wer will schon Falten? Doch langsam werde ich emotional. Und leider wird es noch emotionaler, da wir nun bei den Betroffenen selbst anlangen: den Kindern!

Die Kinder, die produziert werden, werden ihres Aufwachsens mit, der Erziehung durch und ihres Wissens um die Identität ihrer echten Eltern beraubt! Die Familie entwickelt sich von etwas Natürlichem zu etwas Künstlichem und unterliegt einer willkürlichen Definition, die jederzeit ausweitbar ist. Das Trojanische Pferd der Selbstbestimmung öffnet die Tore für willkürliche Neudefinierungen auf Grundlage des Befindens einer Minderheit. Das Subsidiaritätsprinzip muss bestehen bleiben und eine klare Definition zum Schutz des Ehebegriffs in seinem natürlichen Ursprung angestrebt werden!

Deshalb formiert sich eine europaweite Bürgerinitiative „Mum, Dad, Kids“, zu Deutsch „Vater, Mutter, Kind“, deren Anliegen es ist, der eher stillen Bevölkerung eine Stimme zu verleihen und die Einzigartigkeit von Ehe und daraus resultierend die Familie zu schützen. Auch Österreich muss mitreden.

https://mumdadkidsde.wordpress.com/

Ein Jahr lang haben wir Zeit, dieses Anliegen mit einer Unterschrift zu unterstützen und uns für die Initiative zu engagieren. Die Sache hat auch keinen Haken. Denn die Kaffeehausgemütlichkeit bleibt dennoch erhalten, trotz der Politik oben im Norden. Versprochen.

Die Familie ist es, die unsren Zeiten nottut.
Adalbert Stifter (1805-1868), österreichischer Erzähler, Romanschriftsteller und Maler

Hanna-Lisa Karsch ist die österreichische Koordinatorin der europäischen Bürgerinitiative "Mum, Dads, Kids". Sie ist Studentin und beendet gerade den Master Alte Geschichte und den Master Numismatik und Geldgeschichte in Wien.

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die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter KommentatorWyatt
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    17. Februar 2016 18:39

    Ob die Kaffeehaus- oder überhaupt eine Gemütlichkeit in dieser Zeit erhalten bleibt, sei dahin gestellt, aber ich sehe in dieser Bürgerinitiative "Mum, Dads, Kids" ein gutes, nein ein sehr gutes "Zeichen" und habe mich soeben angemeldet:

    https://mumdadkidsde.wordpress.com/

  2. Ausgezeichneter KommentatorF.V.
    1x Ausgezeichneter Kommentar
    24. Februar 2016 14:50

    Auch heuer findet wieder der Marsch für die Familie statt und zwar am
    18. Juni 2016 um 15.00. Darf ich sie bitten, in den Termin vorzumerken und auf dieser Veranstaltung hinzuweisen:

    Hier ist die Facebook-Veranstaltung des MfdF:
    facebook.com/events/1574575346201126/

    Und hier die dazugehörige Facebook-Seite:
    facebook.com/MarschFuerDieFamilie/

    Herzlichen Dank im Voraus für ihre Unterstützung.

  1. F.V. (kein Partner)
    24. Februar 2016 14:50

    Auch heuer findet wieder der Marsch für die Familie statt und zwar am
    18. Juni 2016 um 15.00. Darf ich sie bitten, in den Termin vorzumerken und auf dieser Veranstaltung hinzuweisen:

    Hier ist die Facebook-Veranstaltung des MfdF:
    facebook.com/events/1574575346201126/

    Und hier die dazugehörige Facebook-Seite:
    facebook.com/MarschFuerDieFamilie/

    Herzlichen Dank im Voraus für ihre Unterstützung.



  2. Pavel (kein Partner)
    22. Februar 2016 12:45

    Lieber F.V.

    die vielen orthographischen und syntaktischen Fehler in Ihrem Beitrag lassen nur den Schluss zu, dass Sie die deutsche Sprache, bei aller Liebe zu ihr, nicht allzu gut beherrschen.

    Versuchen Sie es lieber mit Pidgin.



    • F.V. (kein Partner)
      22. Februar 2016 14:41

      Ich halte es ja für ziemlich kindisch offensichtliche Tipp-, Flüchtigkeits- und manchmal Sattbaufehler zu korrigieren, wenn a. offensichtlich ist, daß sie dieser Art sind und b. der intendierte Sinn klar erkennbar ist.

      Das passiert – leider - bei eher in Eile skizzierten Anmerkungen und dem Verzicht auf eine Kontrolle vor dem Absenden. Daß ich der deutschen Sprache nicht hinreichend mächtig wäre bemerken nur so jämmerliche Quatschköpfe, wie sie, die halt sonst nichts im Kopf haben.

      Aber ein tröstliches Wort trotzdem: Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.



    • Pavel (kein Partner)
      23. Februar 2016 21:18

      Lieber F.V, Ihre "Tipp-, Flüchtigkeits- und manchmal Sattbaufehler" interessieren natürlich niemanden - aber wenn Sie gleichzeitig jemandem anderen vorwerfen, "Pidgin" zu sprechen, dann lässt dies auf den eher unangenehmen Charakter eines Menschen schliessen, der sich selbst jeden Fehler verzeiht, während er andere dafür anprangert.

      Auf gut Pidgin: Woher Du wissen ich nicht können Deutsch wenn selbst nicht können Deutsch???



  3. ZUNDL (kein Partner)
    20. Februar 2016 22:47

    Wo bitte ist hier Pidgin?

    Mum Dad & Kids ist in nur drei Silben eine perfekte Zusammenfassung dessen, was eine Familie ist. Wirklich eingängig. Einem Werbetexter müsste man zu dieser Namensgebung gratulieren.

    Da scheinen mir schon die Kritiker eher töricht.



    • F.V. (kein Partner)
      21. Februar 2016 10:01

      Gratulieren sie nur.

      Anscheinend sind sie schon so daran gewöhnt etwas nur noch aus der Perspektive von Werbetextern zu sehen und an die Sprachverhunzung von ORF, Sportreportern und sonstigen Halbgebildeten, daß ihnen nicht mehr bewußt wird, wie dämlich ihre Anmerkung doch ist.

      Wer sagte, Deutsch sei die Sprache der Denker, Dichter und Techniker, Spanisch, um sich an Gott zu wenden, Französisch, um wenig glasklar zu sagen, Italienisch, um zu singen und Englisch, um zu lügen?

      Ein Freund erklärte, er läse nur die "Feindpresse", um zu wissen, was geplant sei, denn mehr Zeit habe er nicht.

      In seinen Reden an die deutsche Nation begründet Fichte auch den Stellenwert des Volkes - als "vollgültige Erscheinung der Gottheit". Da er auch ein revolutionärer Denker war, sind seine Gedanken gerade auch rational, "vernünftig" - und in eine W e r t-ordnung eingepaßt.

      Für Fichte sind "Völker in ihrer Identität das höchste Gesetz der Geisterwelt, das das vollgültige Erscheinen der Gottheit - und darin Wesen und Sinn aller Wirklichkeit darstellt. Nur die ungekürzte Pluralität der Nation macht die Menschheit bzw. ihre Geschichte zum getreuen Spiegel für das Bild des Absoluten; wenn eines der Völker seiner Eigenheit beraubt, wenn es in eine fremde kulturelle Bahn hineingezwungen wird, geht dem Spiegel eine der Facetten verloren, ... Einschmelzen aller Nationalitäten müßte so Chaos und "Verderben" herbeiführen. Wer das Recht der Völker auf ihre besondere Lebensform .... verletzt, macht sich zum Feind der göttlichen Ordnung!"

      Da die Sprache Wesen und Denken der Völker bestimmt, ist ihre Verhunzung und Debilisierung ein Angriff auf die geistige Existenz des Volkes.

      „Muttersprache“

      Ein Gedicht von Pavol Országh HVIEZDOSLAV (1849-1921), freie Übersetzung von Yvonne Tomenendal (Autorin des Lehrbuches „Sloven?ina – 120 Std. Slowakisch ...“)

      O, Muttersprache,
      hehre Schönheit, lieblicher Klang,
      erhabner Glanz und heilige Liebe,
      du bist, ich seh’s, ich fühl’s
      des Lebens ungeteilte Einheit,
      mein täglich Brot, mein goldener Kelch,
      mein unschätzbar wertvoll’ Gewand ...
      Gesegnet sei, wer beständ’gen Wesens,
      mit Dir eines Sinnes,
      verdammt, wer, seiner Sprache untreu,
      sich verleugnet ...

      (Mich hat die Welt einst verlockt ...)



    • differenzierte Sicht
      22. Februar 2016 00:31

      @F.V. (kein Partner),
      PeaceOneDay, Greenpeace, Caritas, Rotes Kreuz ....... Vater&Mutter&Kind. Jede Initiative braucht einen einprägsamen Namen, bei dem man auf den ersten Blick erkennt, worum es geht. Schön formulierte Sätze helfen da nicht weiter, sind jedoch notwendig, zur näheren Erklärung der jeweiligen Initiativen/Einrichtungen. Ihre so ausladende Kritik an dieser Initiative kann ich in diesem Fall nicht nachvollziehen. Mit Pidgin hat das nichts zu tun.



    • F.V. (kein Partner)
      22. Februar 2016 09:49

      Nicht die Initiative war Gegenstand meiner Kritik, sondern die in unserem Land saudumme Ansicht sich nur noch in Pidgin verständlich machen zu können.

      Das hätte aber auch aus meinen anderen Anmerkungen leicht erschlossen werden können, wäre man des sinnerfassenden Lesens mächtig.



    • differenzierte Sicht
      22. Februar 2016 12:21

      "Wenn sich eine Initiative in Pidgin - Mum, Dad, Kids - vorstellt, lese ich nicht mehr weiter.", erklären Sie uns, @F.V. (kein Partner). Ich und andere argumentieren, dass das mit Pidgin nichts zu tun hat, sie scheinen das nicht zu verstehen, dafür bezweifeln Sie die Lesefähigkeit derer, die Ihnen klare Antworten - mit Beispielen - geben. Irgendwie ziemlich eigentümlich. @ZUNDL mit seinem Schlusssatz scheint richtig zu liegen.



    • Martin Kuna
      23. Februar 2016 05:28

      Mum, Dad, Kids ist als Aufhänger passend und einprägsam.

      Als ich "mumdadkidsde" in der Webadresse sah, dachte ich, das ist irgendwie ein unnötiger Mischmasch, etwas verwirrend, kommt nicht klar rüber. Ich denke es wäre besser und einheitlich die Webadresse "mumdadkids.wordpress.com/de" zu verwenden. Die finnische Version ist auch aktuell unter "mumdadkids.wordpress.com/fi" abzurufen.

      Unter der Graphik auf der englischen Seite heisst es Mum, Dad, Kids, auf der deutschen Seite Vater, Mutter, Kind. Das ist nicht konsistent. Passt nicht "Kinder" besser zur Graphik? Und die Reihenfolge Mutter, Vater, Kinder würde die primäre Bedeutung von Mutterschaft zum Ausdruck bringen (Da bin Ich vielleicht altmodisch, aber in der Tiefenpsychologie ist auch der Mutterarchetyp der dominante, primäre Archetyp.). Das sind aber vielleicht Spitzfindigkeiten.

      Mumdadkids sollte aber sehr wohl in Betracht ziehen sich die Domäne mumdadkids.eu zu sichern und eine Weiterleitung zu mumdadkids.wordpress.com zu implementiert, um zu verhindern, dass eine Parallelseite von anderen geschaffen wird.



    • F.V. (kein Partner)
      23. Februar 2016 08:15

      Undine erinnerte gerade – OT – im Zusammenhang mit der Mordorgie von Dresden, daß die Engländer Jahrzehnte NACH dem Krieg dem Bomber-Harris ein Denkmal setzten und daß diese „Feier“ auch „Queen Mum“ mit ihrer Anwesenheit auszeichnete.

      Damit ist nun der Pidgin-Begriff „Mum“ in besonderer Weise geadelt und prädestiniert auch eine Initiative für die richtige Familie – aus Vater, Mutter und Kindern – zu symbolisieren.

      Martin Kuna, der gleich gute Ratschläge gibt, sich eine entsprechende Domäne zu sichern, ist nach anfänglichem Erstaunen über das überflüssige Kauderwelsch – „das ist irgendwie ein unnötiger Mischmasch, etwas verwirrend, kommt nicht klar rüber“ – wohl etwas inkonsequent, aber doch überdeutlich, was dieses Pidgin betrifft.

      Ich erlaube mir einen schon früher verfaßten Artikel – für die noch nicht ganz Verblödeten – anzuhängen. Die Pidgin-Verehrer sind dispensiert ihn zu lesen.
      Zur Lage unserer Muttersprache.

      Der bekannte geopolitische Analytiker und Denker Heinrich Jordis VON LOHAUSEN stellte zutreffend fest: Identität zu haben ist eine Frage auf Leben und Tod.

      Wie zeitlos, allgemein gültig und richtig diese Erkenntnis VON LOHAUSEN ist, erkennt man unter den vielen Zeugnissen durch alle Jahrhunderte hindurch am erschütternden Gedicht ‚Bald hüllt Vergessenheit mich ein‘ des 1902 in Dresden geborenen und heute zu Unrecht weitgehend vergessenen Schriftstellers und Dichters Hans SAHL. Er mußte 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung in die Emigration gehen. Dieses in der Anlage zu lesende Gedicht zeigt uns, wie der Dichter unter dem zunehmenden Verlust seiner sprachlichen und kulturellen Beheimatung litt. Im New Yorker Exil hatten die Amerikaner Hans SAHL für die psychologische Kriegsführung gegen Deutschland zu gewinnen versucht. Obwohl der Nationalsozialismus ihm seine deutsche Identität zu rauben versuchte und ihn in die Fremde gezwungen hatte, lehnte Hans SAHL dieses Ansinnen zur Mitwirkung an der Führung eines Psycho-Krieges ab. Er schrieb stattdessen das Gedicht Deutschland, in dem die Zeile vorkommt: Ich habe mich nicht bereichert an deinen Tränen. SAHL starb 1993 in Tübingen. Eine Erkenntnis, die man aus dem Schicksal des Hans SAHL ziehen muß, heißt:

      Sprache ist Heimat, der Verlust und die Zerstörung der Sprache bedeuten Heimatlosigkeit (= ‘elend, außer Landes, verbannt, vertrieben, unglücklich, jammervoll‘) wie unsere Urahnen erkannten.

      Damit ist eine der Grundlagen unserer Identität, unserer Wesenheit und Kultur klar bestimmt: es ist unsere Muttersprache. In nur einem Satz unserer Bundesverfassung, im Artikel 8, heißt es:

      Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich einge-räumten Rechte, die Staatssprache der Republik.

      Der Gesetzgeber trug damit - unausgesprochen - der historischen Tatsache Rechnung, daß seit der Räumung Noricums und Rätiens durch die römische Besatzungsmacht am Ende des 5. Jahrhunderts in Ostarrichi, wie unser Land in einer Urkunde Kaiser OTTOS III. im Jahre 996 erstmals genannt wurde, sich aus den hiesigen germanischen Stammes-Dialekten unser heutiges Deutsch entwickelte. Das Land Österreich war in diesen langen Zeiträumen immer ein sprachlich-kulturell führender Teil des deutschen Sprachraumes. Es gab jedoch, dies muß historisch festgehalten werden, im deutschen Sprachraum seit jeher die schlimme Neigung zur Aufgabe der Muttersprache, wie man z. B. aus den ‚Gesichten Philanders von Sittewald‘ (1642), erkennt:

      Fast jeder Schneider will jetzt und leider
      der Sprach erfahren sein und redt Latein,
      Welsch und Französisch, halb Japonesisch,
      wann er ist toll und voll, der grobe Knoll.

      Die deutsche Sprache entwickelte sich auf Grund großer Entdeckungen und Leistungen auf vielen Gebieten bereits im 18./19. Jahrhundert zur führenden Wissenschaftssprache. Viele Wissenschaftler und Künstler aus aller Welt veröffentlichten deshalb ihre Forschungen und Werke in deutscher Sprache, bedeutende Geschichtswirksame politische Manifeste, u.a. von Karl MARX und Friedrich ENGELS, erschienen erstmals in Deutsch.

      Der große Einschnitt kam nach dem 1. Weltkrieg, als die deutsche Sprache aus politischen Motiven zurückgedrängt wurde. Dazu verweisen wir auf die Monographie von Frau Roswitha REINBOTHE: ‚Deutsch als internationale Wissenschaftssprache und der Boykott nach dem ersten Weltkrieg‘ (2006). Frau REINBOTHE stellte u.a. fest:

      Mit Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg, dem Vertrag von Versailles, der Errichtung des Völkerbunds und zentraler internationaler Wissenschaftsorganisationen hatten sich die Machtver-hältnisse grundlegend verschoben. Das spiegelt sich im internationalen Status der Sprachen wider: Französisch und Englisch waren die Sprachen des Versailler Vertrages, des Völkerbunds und der von den Alliierten neu gegründeten Wissenschaftsverbände. Deutsch verlor seine vormals privilegierte Stellung als dritte offizielle Sprache im internationalen Wissenschaftsbetrieb‘.

      In den letzten Jahrzehnten mußte man feststellen, daß sich in allen Lebensbereichen eine Art von Pseudo-Englisch, von Kritikern verkürzt als Denglisch bezeichnet, im deutschen Sprachraum breitmacht. Die schöne Sprache von SHAKESPEARE wird immer mehr dazu systematisch mißbraucht, das Deutsche bis zur Unverständlichkeit umzuformen. Bereits der chinesische Denker KONFUZIUS (551 – 478 v. Chr.) bemerkte: ‚Wenn die Sprache ungenau ist, stimmt das, was gesagt wird, nicht mit dem überein, was gemeint ist. Wenn aber das, was gesagt wird, nicht mit dem übereinstimmt, was gemeint ist, kann das, was getan werden soll, nicht ausgeführt werden‘.

      ‚Wir‘ schaffen aus niedrigsten Gründen, in einer Art Selbstmordprogramm, unser Wesen, unsere Sprache ab. Der Leiter der Unternehmskommunikation einer der größten Handelsketten scheute sich nicht, diese niedrigsten Verdummungsversuche an den Deutschen aus reiner Geldgier, schriftlich offen zuzugeben, als er seine Strategie verteidigte: die Einführung des neuen Firmen-Slogans läge nicht zuletzt daran, daß er durch sein provokant kalauerndes Denglisch im Gedächtnis hängen bleibt (…). Der Zweck sei, die Kunden des niederen bis mittleren Bildungsniveaus zu erreichen und unter diesen Gesichtspunkten eine optimale Parole für uns zu finden. Denn die Absicht sei nicht, einen Beitrag zur Bereicherung oder Reinhaltung der deutschen Sprache zu liefern.

      Nicht nur private Firmen versuchen die Massen zu verdummen und mittels unverständlicher Sprache auszubeuten, sondern auch öffentliche Unternehmen, wie z. B. der ORF treten in den Fernseh- und Rundfunkprogrammen als Vorreiter der Sprachverhunzung und Sprachzerstörung auf. In einer Presseaussendung (OTS 0145) v. 13.12.2010 wurden in unglaublicher Selbstverherrlichung die winzige Umstellung von ORF 1 auf ORF eins in folgenden Ausdrücken hervorgehoben: Logo-Animation, Promotiontrailer, Werbebreaks, Design-Package, ORF-eins-Kampagnen-Claim, On-Air-Element, On-air-Refreshment, On-air-Auftritt, Branding, Daily Brands, Doku-Tainment, Total-Relaunch, Human Touch, entertainment-Approaches. Diese kleine Umstellung und aufwendige Werbung muß von den Sehern und Hörern ungefragt bezahlt werden. Tag und Nacht dröhnt es aus allen Rundfunksendern fast ausschließlich nur mehr in Englisch. Der Bildungs- und Kulturauftrag des ORF wird mit Füßen getreten. Sämtliche Umfragen zeigen jedoch, daß die übergroße Mehrheit die immer mehr feststellbare Kunstsprache Denglisch alleine schon wegen deren Unverständlichkeit ablehnt. Dies sollte all jene Firmen bedenklich stimmen, welche ihre Produkte gut verkaufen möchten. Unsere Sprache, unser Wesen verkommt, verkümmert, immer mehr Menschen leben im Elend, der inneren Migration, sie fühlen sich im eigenen Land nicht mehr beheimatet. Auch im politischen Alltag der EU in Brüssel spielt unsere Sprache, obwohl wir die größte Sprachgruppe Europas sind, so gut wie keine Rolle. Kann und darf diese Mißachtung so fortbestehen? Man kann sich das französische Sprachgesetz (Gesetz Nr. 94-665 / 4.8.1994), aber auch von anderen europäischen Ländern wie z.B. Polen, ansehen und zum Vorbild nehmen.

      Die Vorschriften des franz. Sprachengesetzes sind zwingendes Recht. Sie müssen berücksichtigt werden, u. a. in der Werbung. Das Sprachgesetz wird bei Mißachtung von allgemeinen Sanktionen begleitet, welche sogar Freiheitsstrafen bis zu sechs Monaten vorsehen. Subventionen des Staates werden unter diesen Gesichtspunkten vergeben bzw. widerrufen. Es gibt eine zuständige Behörde, welche den umfassenden Verbraucherschutz, den Wettbewerb und die Betrugsbekämpfung durch unverständliche Werbung unter Kontrolle hat.

      Damit werden die Franzosen vor Ausbeutung und sprachlicher Überfremdung, aber auch die redlichen Firmen, z. B. in der EU-Ausschreibungspraxis, geschützt. Nach einer Umfrage unterstützen 90 Prozent der Franzosen das Gesetz, eine Tatsache, die kaum bekannt ist. Die Anzahl der Strafen waren bisher niedrig. Das Gesetz ist nicht nutzlos, wie aus durchsichtigen Gründen behauptet wird und macht die Sprachvereine nicht überflüssig. Sie waren der Motor für die Verabschiedung des Gesetzes und wirken zusammen mit der Association pour le Pluralisme Linguistique et culturel en Europe an der Einhaltung des Gesetzes mit. Auch Polen beschloß am 7. Oktober 1999 ein Sprachgesetz, welches dem franz. Gesetz ähnelt. Es gibt ungefähr 120 Länder, die aktive Sprachpolitik betreiben. Es ist zusammenfassend festzuhalten:

      1. Die Muttersprache ist ein sehr hohes Kulturgut, sie widerspiegelt unser Wesen, die Seele und bestimmt unser Denken;
      2. eine Sprache aus egoistisch-niedrigsten Gründen zu zerstören bedeutet Mord am Wesen und Kultur der Menschen und Völker;
      3. der allgemeine Sprachverfall ist auf allen Lebensgebieten eine zu beobachtende Tatsache;
      4. die Überfremdung und Zerstörung des Deutschen ist in vielen Bereichen (z. B. Wissenschaft, Kommerz, Informationstechnologie, Medien, Musik, Kultur) nicht mehr hinnehmbar;
      5. niemand kann garantieren, daß Anglizismen nur eine vorübergehende Randerscheinung sind;
      6. die Mehrzahl des Volkes ist gegen das manipulative Denglisch;
      7. Habgier und Gewinnmaximierung manipuliert durch die Kunstsprache unverantwortlich die Kinder und Jugendlichen und führt zu schwersten Entwicklungsstörungen;
      8. die Bürger können in ihrem Alltag viele der Ausdrücke nicht mehr verstehen;
      9. der Verantwortung für die Sprache sind sich nicht alle Bürger bewußt oder verdrängen dies;
      10. mächtige Minderheiten bestimmen unverantwortlich die sprachliche Entwicklung;
      11. Ein Sprachschutzgesetz mit Augenmaß ist aus all diesen genannten Gründen und Tatsachen für den Erhalt unserer kulturellen Eigenständigkeit, zum Erhalt unseres Wesens, unserer Seele und der kulturellen Vielfalt und zur Sicherstellung der Verständigung unumgänglich.

      Wir sind gut beraten diese unsere gesellschaftliche Substanz bedrohende, äußerst negative Entwicklung, mit all unseren Möglichkeiten immer wieder in- und außerhalb unserer Bünde entgegenzutreten und vor allem unsere Umgebung in der Profanei bei jeder Gelegenheit zu warnen.

      Bald hüllt Vergessenheit mich ein

      Kein deutsches Wort
      Hab‘ ich so lang gesprochen.
      Ich gehe schweigend
      durch das fremde Land.
      Vom Brot der Sprache
      blieben nur die Brocken,
      die ich verstreut
      in meinen Taschen fand.

      Verstummt sind sie,
      die mütterlichen Laute,
      die staunend ich
      von ihren Lippen las,
      Milch, Baum und Bach,
      die Katze, die miaute,
      Mond und Gestirn,
      das Einmaleins der Nacht.

      Es hat der Wald
      noch nie so fremd gerochen.
      Kein Märchen ruft mich,
      keine gute Fee.
      Kein deutsches Wort
      hab ich so lang gesprochen.
      Bald hüllt Vergessenheit
      mich ein wie Schnee.

      Hans SAHL



  4. Wyatt
    17. Februar 2016 18:39

    Ob die Kaffeehaus- oder überhaupt eine Gemütlichkeit in dieser Zeit erhalten bleibt, sei dahin gestellt, aber ich sehe in dieser Bürgerinitiative "Mum, Dads, Kids" ein gutes, nein ein sehr gutes "Zeichen" und habe mich soeben angemeldet:

    https://mumdadkidsde.wordpress.com/



    • franz-josef
      17. Februar 2016 21:11

      Ich auch.

      Ein kleiner Hoffnungsstrahl, der unbedingt verstärkt werden sollte. Und sei es nur, um das Festhalten am biologisch vorgegebenen Modell zu dokumentieren. Im übrigen habe ich in einem anderen Thread hier einen Link über die florierende Abtreibungsindustrie und Gegenüberstellung mit millionenfacher gewünschter Zuwanderung wegen der Geburtenschwäche eingestellt. Wegen des damit verbundenen Fotos allerdings nichts für schwache Nerven.(aus einem michael Mannheimer Blog, dessen Fotos immer schockierend sind)



    • F.V. (kein Partner)
      19. Februar 2016 17:22

      Wenn sich eine Initiative in Pidgin - Mum, Dad, Kids - vorstellt, lese ich nicht mehr weiter.



    • Graf Bethlen (kein Partner)
      20. Februar 2016 21:45

      @F.V.
      Im Prinzip stimme ich Ihnen bei. Wenn es jedoch um Familie, also um den Lebensnerv unserer Gesellschaft geht, sollten wir etwas großzügiger sein.



    • F.V. (kein Partner)
      20. Februar 2016 22:23

      Euer Liebden,

      ich unterstütze jede Aktivität für Familie, Schutz des Lebens und bekämpfe mit den mir verfügbaren Mitteln deren Demontage, den Hang und öffentliche geförderten Zwang Schwulentum und Perversität zu dulden und die Auflösung jener geistigen und ethischen Grundlagen, die das christliche Abendland einst formten.

      Wer aber meint mit jener Trottelsprache, Pidgin in der dämlichsten Ausprägung, ein solches Anliegen befördern zu müssen, dem/der muß man klar machen, daß schon die Banalisierung und Debilisierung der Sprache eines der Mittel ist alles aufzulösen.

      Ich verwende natürlich auch Pidgin, aber nur dann, wenn ich bereits sprachlich symbolisieren möchte, daß es sich um minderwertigen Dreck handelt.

      Aber - Euer Liebden - ich habe auch den Hinweis verstanden. Einen gesegneten Sonntag noch.






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