Gastkommentare

Ermittlungen gegen Durnwalder: Zusammenhang mit Laurin-Causa?

05. November 2012 01:42 | Autor: Herrolt vom Odenwald
11 Kommentare

Gegen den Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder ermittelt die Bozener Staatsanwaltschaft wegen des angeblichen Delikts der Amtsunterschlagung. Die Strafverfolgung gründet auf dem so genannten Anfangsverdacht, welchen der Rechnungshof im Zusammenhang mit Durnwalders Sonderfonds und daraus getätigten Ausgaben erhebt. Die in Durnwalders Amtssitz beschlagnahmten Akten – derlei kam erstmals am Sitz eines Südtiroler Landeshauptmanns vor – wurden an den Leitenden Staatsanwalt übermittelt.  Beanstandet werden Ausgaben in Höhe von insgesamt 1,3 Millionen Euro zwischen 1994 und 2012.

Neben einem Reptilienfonds (Repräsentationsgeldern) verfügen die Mitglieder der Südtiroler Landesregierung jeweils über einen Sonderfonds, dessen Ausgaben nicht belegt, sondern nur aufgelistet werden. Durnwalder steht eine jährliche Summe von 72.000 Euro zur Verfügung. Dieses Geld, so der Rechnungshof, sei vielfach für unzulässige Zwecke wie Geschenke, Eintrittskarten oder Arzneimittel ausgegeben worden – ein Vorwurf, den Durnwalder bestreitet: Er habe aus seiner eigenen Brieftasche Ausgaben vorgestreckt; am Monatsende seien sie mit dem Sonderfonds verrechnet worden.

Die Staatsanwaltschaft, die dem Vernehmen nach unter anderem Kosten für Durnwalders opulente Feier aus Anlass seines 70. Geburtstags auf Schloß Tyrol bei Meran unter die Lupe nimmt, scheint jedoch anderer Ansicht zu sein und stellt das bisherige System in Frage. Sie beruft sich auf einen sizilianischen Präzedenzfall des Jahres 2009, zu dem das Kassationsgericht entschieden hatte, dass alle Sonderfondsausgaben dokumentiert und begründet werden müssen. Laut italienischem Strafgesetzbuch begeht eine Amtsperson selbst dann Unterschlagung im Amt, wenn sie sich Geld oder eine andere bewegliche Sache nur für kurze Zeit leiht bzw. aneignet und die Verrechnung später erfolgt.

Leitender italienischer Staatsanwalt in Bozen ist Guido Rispoli. Dessen Vorgehen mit publizistischem Getöse gegen Durnwalder, den mächtigsten Mann Südtirols, scheint indes zwei Ziele zu verfolgen: Seht her, wir ermitteln gegen jeden, gleich welchen Ranges, Amtes oder Standes, lautet die Botschaft. Und er verfolgt damit zugleich eine klare Entlastungsstrategie für sich selbst in einem anderen Fall, der im Rechtsgeflecht zwischen Italien, Österreich, Deutschland und Liechtenstein einigen Staub aufgewirbelt und bei dem sich Rispoli mittlerweile zwei kräftige Abfuhren eingehandelt hat.

Seit zwei 2010 Jahren lässt Rispoli gegen die Laurin-Stiftung ermitteln, eine in Liechtenstein ansässige Privatstiftung, in welche die in Australien lebende Philantropin Helga Christian, Tochter eines Wiener Industriellen, große Teile ihres ererbten Vermögens einbrachte. Die Stiftung unterstützt vornehmlich in Not geratene Bergbauern. Stiftungsgelder fließen zudem in die Kulturarbeit Südtirols. Der Eifer Rispolis richtet sich hauptsächlich gegen zwei Mitglieder des Stiftungskuratoriums: Erhard Hartung und Peter Kienesberger, zwei in Deutschland lebende Österreicher, die zu den Südtiroler Freiheitskämpfern zählen.

Im Vorjahr ließ Rispoli das Bozener Stiftungsbüro durchsuchen. Im Frühjahr rückte er in Nürnberg an und ließ bei Kienesberger Rechner, Speichermedien sowie Unterlagen beschlagnahmen. Das Amtsgericht Nürnberg hatte Rispolis Rechtshilfeersuchen zunächst entsprochen, wogegen Kienesberger Beschwerde beim zuständigen Oberlandesgericht einlegte. Dieses stellte hingegen die Unrechtmäßigkeit des Vorgehens fest.

Werner Neubauer (FPÖ), Mitglied im Südtirol-Unterausschuss des österreichischen Parlaments, frohlockt und spricht von einer „Zurechtweisung und rechtsstaatlichen Belehrung der italienischen Staatsanwaltschaft in Bozen“. Und fährt fort: „Wie aus Innsbruck zu vernehmen ist, hat sich Rispoli mit seinem Ansinnen, maßgebliche Vertreter aus Politik und Gesellschaft in Tirol und Südtirol, aber auch Vertreter der Laurin-Stiftung, politisch motiviert zu verfolgen, eine Abfuhr bei der österreichischen Justiz eingeholt".

In einem Rechtshilfeersuchen hatte der Leiter der italienischen Staatsanwaltschaft Bozen begehrt, dass die österreichischen Justizbehörden im Zuge von Hausdurchsuchungen „Unterlagen sicherstellen sollten, die sich auf die Laurin-Stiftung, auf politische Parteien Südtirols (Die Freiheitlichen, Süd-Tiroler Freiheit, Union für Südtirol), auf deren Vertreter (Pius Leitner, Ulli Mair, Eva Klotz, Sven Knoll, Andreas Pöder), auf Bürgermeister Südtirols, auf den Schützenbund“ beziehen. Als „Begründung" war unterstellt worden, dass die in Liechtenstein registrierte Stiftung „eine illegale Geheimgesellschaft“ sei.

Ebenso wie zuvor die liechtensteinische und deutsche Justiz wies nun auch das Innsbrucker Landesgericht das Rechtshilfeersuchen Rispolis zurück. Es verweigerte Hausdurchsuchungen sowie die Auslieferung sämtlicher Stiftungsunterlagen und der damit verbundenen Kontenöffnungen. Damit ist auch der lächerliche Vorwurf der Steuerhinterziehung, welcher ohnedies jeder Grundlage entbehrte, vom Tisch.

Neubauer freut es, „dass nach der deutschen nun auch die österreichische Justiz gegen diese ungerechtfertigte Vorgehensweise der italienischen Staatsanwaltschaft entschieden“ habe. Ebenso Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Partei Süd-Tiroler Freiheit: Damit hätten die österreichischen Justizbehörden den „politisch motivierten Untersuchungen“ Rispolis eine klare Absage erteilt. Man darf nun gespannt sein, welchen Ausgang die „Causa Durnwalder“ nimmt.

Herrolt vom Odenwald ist deutsch-österreichischer Historiker und Publizist

 

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die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter Kommentatordssm
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    05. November 2012 22:05

    In einer sozialistischen Diktatur dient das Rechtswesen ausschließlich der jeweils tonangebenden ideologischen Richtung. So auch in Italien und damit in Südtirol.
    Ich glaube die Stiftung ist eine Lappalie, der wirkliche Knackpunkt ist der Wille der römischen Eliten das Geld der Südtiroler (und damit aller anderen autonomen Regionen) einzuziehen.

    Bei der Flut von Gesetzen und Durchführungsverordnungen, kombiniert mit einschlägigen Gerichtsurteilen ist es unmöglich sich völlig legal zu verhalten. Damit ist jeder Mensch automatisch als Verbrecher zu überführen. Wer sich gegen die Nomenklatura auflehnt, der wird, scheinbar völlig berechtigt, verurteilt und scheidet aus dem Machtkampf aus.

  2. Ausgezeichneter KommentatorAnton Volpini
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    05. November 2012 19:54

    Dr. Luis Durnwalder kenne ich persönlich seit vielen Jahren.
    Ich schätze ihn als eines der letzten politischen Urgesteine, als einen dominanten Politiker mit Hausverstand.
    Er hat den Italienern seit Beginn der Schuldenkrise ordentlich eingeheizt, wo die doch sich nicht mehr erinnern wollen, daß in einem Pakt mit Südtirol, 90% des südtiroler Steuereinkommens wieder nach Südtirol zurückfließen sollen. Seit vorigem Jahr zahlen sie nur mehr 70 %.
    Das läßt er sich natürlich nicht gefallen. Daher halte ich diesen Skandal für eine politische Intrige Italiens, wo vorsorglich Dinge vermischt werden, die miteinander nichts zu tun haben!

  3. Ausgezeichneter Kommentatorambrosius
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    05. November 2012 02:05

    Ausführungen wie die obige sind für einen Nichtinsider eigentlich nicht beurteilbar und somit auch nicht kommentierbar.
    Auffällig ist, daß der Sonderfonds als eine Art Separatkassa dargestellt wird, mit dem Politiker die vielen, kleinen und mittleren Ausgaben tätigen dürfen, die vernünftigerweise nicht belegt werden können oder eben auch sollten.( Solche Fonds gibt es auch in anderen Ländern.)Da auch ein solcher Fonds einer gesetzlichen Grundlage bedarf, müsste man diese Kennen um das Vorgehen des Staatsanwaltes beurteilen zu können.
    Die Begründung, daß auch " geliehene und später abgerechnete" Gelder strafbar sind ist deshalb nicht verständlich, da ja gleichzeitig behauptet wird, daß die Gelder aus "eigenenr Tasche" bezahlt wurden und dann erst abgerechnet wurden. Was also ?!

    Laurinstiftung: den Deutschen Behörden muß doch eine- vielleicht fehlerhafte aber doch schlüssige und glaubhafte- Begründung für das Rechtshifeansuchen
    vorgelegen haben, will man der Erstinstanz nicht erklatanten Rechtsbruch vorwerfen. Was also wird zur Begründung des Rechtshilfeansuchen an die Deutschen ( und Österreichischen) Gerichte behauptet ? Warum wird das in obigem Beitrag nicht ausgeführt?

    Die Qualität des obigen Beitrags in seiner hier veröffentlichen Form läßt eine politische Agitation als Zweck vermuten und nicht die Verfolgung eines legitimen Zieles.

  1. Schnabeltierfresser (kein Partner)
    06. November 2012 23:44

    Wie deutsch-österreichisch-krank muss man bitte sein, um sich "Herrolt vom Odenwald" zu nennen? Das ist ja noch skurriler als dieser katholische Nazi, der auch manchmal hier schreibt.



    • Kapuzerer (kein Partner)
      13. November 2012 08:33

      Mit Verlaub: Katholischer Nazi? Was soll das sein?

      Ein Katholik kann kein Nazi sein und umgekehrt!

      (Da ich nur selten hier in diesem Forum unterwegs bin weiß ich nicht um wen es sich im gegenständlichen Fall handelt - tut auch nichts zur Sache. Wollte nur was Grundsätzliches anbringen.)



    • Schnabeltierfresser (kein Partner)
      14. November 2012 10:59

      Lesen Sie was von diesem Herrn Romig, dann wissen Sie, was das ist.

      Bin aber für alternatives Wording offen, aber ich dachte, jeder wüsste so, was sachlich gemeint ist.



  2. dssm
    05. November 2012 22:05

    In einer sozialistischen Diktatur dient das Rechtswesen ausschließlich der jeweils tonangebenden ideologischen Richtung. So auch in Italien und damit in Südtirol.
    Ich glaube die Stiftung ist eine Lappalie, der wirkliche Knackpunkt ist der Wille der römischen Eliten das Geld der Südtiroler (und damit aller anderen autonomen Regionen) einzuziehen.

    Bei der Flut von Gesetzen und Durchführungsverordnungen, kombiniert mit einschlägigen Gerichtsurteilen ist es unmöglich sich völlig legal zu verhalten. Damit ist jeder Mensch automatisch als Verbrecher zu überführen. Wer sich gegen die Nomenklatura auflehnt, der wird, scheinbar völlig berechtigt, verurteilt und scheidet aus dem Machtkampf aus.



    • Haider
      07. November 2012 00:19

      Da bin ich auch Ihrer Meinung. Niemandem in Italien geht es im Zusammenhang mit Südtirol um Rechtsstaat, aber allen um deren finanzielle Mittel. Kolonien werden eben ausgebeutet. So war es seit Menschengedenken und so wird es auch immer sein. Solange Südtirol unter fremdem Joch drangsaliert wird, solange wird sich an diesen Machinationen natürlich nichts ändern. Warum sollte auch?



    • dssm
      07. November 2012 18:07

      @Haider
      Es tut halt weh. Als Salzburger besonders.
      Der eine Teil meiner Verwandten war damals am Pass unter Struber, der andere am Berg Isel um zu retten was zu retten war.
      Da Salzburg so lange keine Kriege kannte, hat sich dieser Albtraum bis heute gehalten, daher auch die Nähe zu den Tirolern.
      Was viele nicht wissen, rund um die Birnlücke gehört das ganze Almengebiet Südtirolern. Die Bistumsgrenze hat nichts mit der Bundesländergrenze gemein.
      Innergebirg wird bei Mein Tirol aufgestanden ...



    • Haider
      07. November 2012 21:02

      @dssm
      Natürlich haben Bistumsgrenzen nichts mit Bundesländergrenzen gemein. Auf der ganzen Welt haben Staatsgrenzen auch nichts mit Volkstumsgrenzen gemein!
      Aber eine Frage an den Fachmann: Läßt sich die Bistumsgrenze wirklich an der Farbe der Kirchturmdächer (grün oder rot) erkennen, wie mir ein Fremdenführer erklärte?



    • dssm
      07. November 2012 21:07

      @haider
      Da bin ich leider kein Fachmann. Kann es mir aber nicht recht vorstellen.



  3. Anton Volpini
    05. November 2012 19:54

    Dr. Luis Durnwalder kenne ich persönlich seit vielen Jahren.
    Ich schätze ihn als eines der letzten politischen Urgesteine, als einen dominanten Politiker mit Hausverstand.
    Er hat den Italienern seit Beginn der Schuldenkrise ordentlich eingeheizt, wo die doch sich nicht mehr erinnern wollen, daß in einem Pakt mit Südtirol, 90% des südtiroler Steuereinkommens wieder nach Südtirol zurückfließen sollen. Seit vorigem Jahr zahlen sie nur mehr 70 %.
    Das läßt er sich natürlich nicht gefallen. Daher halte ich diesen Skandal für eine politische Intrige Italiens, wo vorsorglich Dinge vermischt werden, die miteinander nichts zu tun haben!



  4. ambrosius
    05. November 2012 02:05

    Ausführungen wie die obige sind für einen Nichtinsider eigentlich nicht beurteilbar und somit auch nicht kommentierbar.
    Auffällig ist, daß der Sonderfonds als eine Art Separatkassa dargestellt wird, mit dem Politiker die vielen, kleinen und mittleren Ausgaben tätigen dürfen, die vernünftigerweise nicht belegt werden können oder eben auch sollten.( Solche Fonds gibt es auch in anderen Ländern.)Da auch ein solcher Fonds einer gesetzlichen Grundlage bedarf, müsste man diese Kennen um das Vorgehen des Staatsanwaltes beurteilen zu können.
    Die Begründung, daß auch " geliehene und später abgerechnete" Gelder strafbar sind ist deshalb nicht verständlich, da ja gleichzeitig behauptet wird, daß die Gelder aus "eigenenr Tasche" bezahlt wurden und dann erst abgerechnet wurden. Was also ?!

    Laurinstiftung: den Deutschen Behörden muß doch eine- vielleicht fehlerhafte aber doch schlüssige und glaubhafte- Begründung für das Rechtshifeansuchen
    vorgelegen haben, will man der Erstinstanz nicht erklatanten Rechtsbruch vorwerfen. Was also wird zur Begründung des Rechtshilfeansuchen an die Deutschen ( und Österreichischen) Gerichte behauptet ? Warum wird das in obigem Beitrag nicht ausgeführt?

    Die Qualität des obigen Beitrags in seiner hier veröffentlichen Form läßt eine politische Agitation als Zweck vermuten und nicht die Verfolgung eines legitimen Zieles.



    • Haider
      07. November 2012 00:24

      Die politische Agitation liegt eindeutig nicht im Artikel von Herrolt vom Odenwald sondern im Agieren Italiens gegen Südtirol.






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