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  1. Ausgezeichneter KommentatorJohann Scheiber
    4x Ausgezeichneter Kommentar
    16. November 2010 10:17

    Ein Beitrag, dem weitestgehend zuzustimmen ist.
    Allein der für unsere geistige Situation bestimmende Grundantagonismus zwischen Wert und Wirklichkeit ist unüberwunden.

    Frau Meyer-Schubert hat die Romantik als Gegenbewegung zum Rationalismus, zur Aufklärung beschrieben und dann die Linie von der Romantik zum Nationalsozialismus gezogen. Die gleichzeitige Rückführung des Marxismus auf die Romantik ist allerdings nicht nachvollziehbar, denn dieser wurzelt eindeutig im Rationalismus.
    Faktum ist, dass die durch den Cartesianismus eingetretene Entzweiung der Wirklichkeit in Verstand und Gefühl, in Aufklärung und Romantik sich in Form der Kontrahenten Faschismus und Kommunismus explosionsartig entladen hat.

    Der Gegensatz von Verstand und Gefühl, von Aufklärung und Romantik existiert jedoch nach der Katastrophe des 20. Jahrhunderts ungebrochen fort, nun in der scheinbar verflachten Entgegensetzung von Wert und Wirklichkeit. Dieser Gegensatz ist der Kern der Nihilismus- oder Atheismusthese von Nietzsche. Die Rede von den Werten ist nach Nietzsche- siehe das Kapitel "Der europäische Nihilismus" im "Willen zur Macht" - der Grund der Dekadenz Europas. Man braucht Nietzsches Konsequenz, die Verabschiedung des Christentums und der Züchtung des Übermenschen nicht zu folgen, aber seine Analyse ist unabweisbar. Wir müssen durch Nietzsche hindurch.

    Das heißt im Klartext, die Beschwörung christlicher Werte zur Bannung zb der Gefahr des Islam ist keine Möglichkeit einer Befreiung, sondern als Ausdruck der Dekadenz der Untergang selbst. Die Moslems treten dann nur die Erbschaft einer erschöpften Kultur an.

    Hegel, die dritte Position zu Romantik und Aufklärung hat die Dialektik der Aufklärung erkannt und bis in die letzte Konsequenz hinein beschrieben. Er hat auch die mit Descartes aufgebrochene Kluft von Herz und Verstand, von Glauben und Wissen in Form einer völlig neuen, nachkantischen Metaphysik überwunden.
    Das Christentum ist kein beliebiger Wert, sondern die Religion der modernen Welt, ja der Moderne selbst. Die mit der Moderne freigesetzte menschliche Subjektivität hat in der christlichen Offenbarung ihre substantielle Voraussetzung. Das trinitarische Dogma mit der menschlichen Subjektivität als Moment in sich und der moderne Staat gehören zusammen. Es war nur eine Frage der Zeit, der Umwege der Geschichte, bis aus der christlichen Verkündigung ein Staat der Freiheit hervorgehen würde.
    Anders herum: Nur das Christentum taugt als Boden der Freiheit. Nirgendwo sonst, auf dem Boden keiner anderen Religion ist Freiheit entstanden.

    Daher ist das Christentum kein beliebiger Wert und die Verkündigung des Glaubens ist keine Vermittlung von Werten, sondern im Christentum geht es um argumentierbare, einsehbare Vernunft - es ist eine Frage des richtigen Denkens.

    Nur unter dem Panier der Religion der Freiheit können die Errungenschaften der Freiheit, die europäische Zivilisation und Kultur gegen den Ansturm aus Asien verteidigt werden. Gleichzeitig muss aber auch der Mammon- und Baalskult, Geld und Sex, der Herrschaftsanspruch einer noch einmal anderen fremden Religion überwunden werden.

    Wir vermögen das nicht durch das Aufleben-lassen christlicher Werte, sondern nur durch die Rückwendung auf den lebendigen, abwesenden, "toten" Gott, der abwesend, "tot" ist, weil er aus unseren Herzen und Hirnen von uns selbst verbannt wurde.

    Wende unser Geschick, wie du vertrocknete Flüsse wieder füllst im Südland!

  2. Ausgezeichneter KommentatorProConsul
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    17. November 2010 01:48

    Dr. Astrid Meyer-Schubert bringt hier einen interessanten Punkt zur Diskussion:
    "Von Demokratie und Luxus angezogen, waren sie anfangs sogar bereit, sich einzugliedern, erkannten dann aber die Sinnleere unserer materialistisch orientierten Welt."

    Es ist leider wirklich so, dass wir in der wesltlchen Welt immer materialistischer und hedonistischer (ich nehme mich hier gar nicht aus) geworden sind. Der Advent des Islam ist somit eine schicksaalhafte Begegnung mit dem anderen Extrem. Es scheint geradezu, als ob uns dieses Schicksall damit etwas mitteilen wolle. Es bringt uns dazu, uns mit Werten und (Glaubens-)Ansichten auseinanderzusetzen, die wir dachten bereits hinter uns gelassen zu haben.

    Ich laube jedoch nicht, dass die Lösung in einer erneuten fundamentalen Opposition durch ein wiedererstarketes Christentum zu suchen ist, sondern vielmehr in einer persönlichen spirituellen Auseinandersetzung mit unseren negativen Götter - dazu gehören auch wie Johann Scheiber schreibt - Baal- und Mammon.

    Den Islam zu "besiegen" ist von der Stufe auf der sich der einfache, nihilistische Mensch des Abendlandes momentan befndet NICHT möglich. Natürlich kann man es auf die brutale Methode durch herausschneiden (in dem Fall Töten und Vertreiben) versuchen, ähnlich wie man ein quälendes Geschwür chirurgisch entfernen läßt. Oder - und das ist sicher die besser Methode - man versucht es zu transformierten, dh. man akzeptiert die positiven Apekte, nimmt diese in sein Leben auf, und schließt den vermeintlichen Gegenpol somit in sich ein. Zwang muss man jedoch niemals akzeptieren.

    Es ist wie wenn einer zu mir kommt und mich von irgegendeiner christlichen Religionsgemeinschaft überzeugen will. Dann sage ich ihm: Ja, ich glaube, dass Christus ein besonder hoch entwickeltes Lebewesen war, welches uns das ewig-gültige Prinzip der Nächstenliebe ans Herz legen wollte, und dafür schätze und respektiere ich ihn. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass sämtliche nach ihm enstanden theologischen Konstrukte nicht viel mit seinen Lehren zu tun haben, und teilweise sogar willentlich pervertiert wurden. Fazit: ich akzeptiere seine Botschaft - ohne den fundamentalen Charakter und die theologischen Spitzfindigkeiten anzunehmen - und schließe ihn somit in mein Leben ein.

    Es geht im Leben oft darum, das vermeintlich Trennende als nötigen Gegensatz, als nötige Dualität zu erkennen, zu akzeptieren und somit einzuschließen. (siehe Geist-Körper). Ein interessanter Artikel diesbezüglich wurde von Sabine Wolf geschrieben, der Titel lautet, Das atlantische Erbe.

    http://www.kristallmensch.net/id-04-das-atlantische-erbe.html

  3. Ausgezeichneter KommentatorRR Prof. Reinhard Horner
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    16. November 2010 02:22

    reinhard.horner@chello.at

    Österreich in Europa oder mit einer Provinz des „Türkentums“?

    Das Trojanische Pferd hat Botschafter Tezcan nun vor Österreich hingestellt und etliche Leute haben es flugs hereingeholt.

    Gebaut hat das Pferd kein Geringerer als der türkische Premier Erdogan. Allerdings nicht nur in seiner Rede in Köln im Februar 2008, sondern nicht minder in seiner Rede in Istanbul im Februar 2010. Botschafter Tezcan hat diese Politik lediglich apportiert.

    Pointiert ausgedrückt ist das so zu sehen: Im Zusammenhang mit dem Aufwärmen und Zuspitzen von notwendigen Verbesserungen des Integrationsgeschehens beziehungsweise unter diesem Deckmantel geht es in erster Linie um die akute Umsetzung einer Großmacht- und Expansionspolitik.

    Dieser Politik zufolge sollen sich die türkischstämmigen Menschen in ihren jeweiligen Einwanderungsländern bestens durchsetzen und zugleich der Türkei (als ihrer eigentlichen „Familie“) pflichtig verbunden bleiben. Die Türkei tritt hierzu in aller Welt als Schutzschirm des „Türkentums“ in Aktion.

    Wer sagt Herrn Botschafter Tezcan und Herrn Premier Erdogan, dass in der Türkei selbst, diesem wunderbaren Land, trotz allen Fortschritten die aktuelle Machtentwicklung nicht zum Besten steht? (Nicht zuletzt auch mit einem Abbau des Erbes von Mustafa Kemal Atatürk.)

    Und wer sagt dem bislang so hoch geschätzten Alexander Van der Bellen, dass er sich nicht nur mit seiner zur Schau getragenen Verachtung der Grün- und der Blau-Wähler, sondern ebenso mit seiner Unterstützung der Aktion des türkischen Botschafters zweifelsohne auf dem Weg in die persönliche und politische Letztklassigkeit befindet?

  4. Ausgezeichneter KommentatorSuPa
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    16. November 2010 08:13

    Frau Mayer-Schubert nennt (zu) ausführlich die berechtigten Ängste der Islamisierung von Europa. Einen großen Teil der Schuld trifft uns aber selbst. Erstens wollten wir vor vielen Jahren die "Drecksarbeit" nicht mehr selbst machen und haben uns daher ausländische "Fremdarbeiter" ins Land gehohlt und der zweite, wohl entscheidende Fehler war die spätere sog. Familienzusammenführung. Zusätzlich kommt noch der in unserer Geselslchaft verbreitete Sittenverfall, die allgemeine Kinderfeindlichkeit und Zerschlagung der Familien hinzu. Da müssen wir neidvoll zu unseren Immigranten blicken.
    Wie die Autorin richtig ausführt, wollen und können sich die meisten dieser Leute nicht völlig integrieren und dadarch entstehen auch die sog. Parallelgesellschaften. Weiters hat Frau MS auch beschrieben, dass viele dieser Islamisten ihre Religion oft nur oberflächlich - ähnlich den Taufscheinchristen - leben. Wenn aber Druck von aussen kommt bzw. die Religionsführer verstärkt zur 100%igen Befolgung von Mohammeds Geboten aufrufen, dann wird dies - besonders von den Jugendlichen - streng befolgt werden - und dies wird auch geschehen! Denn der Islam ist eigentlich eine Religion der Knechtschaft, wo absoluter "Kadavergehorsam" verlangt wird. Es liegt scheinbar in der Natur des Menschen, dass sich viele Leute widerspruchslos solchen totalitären Systemen unterordnen und gene von Autoritäten geführt werden wollen.
    Wer den Koran und die wichtigsten Hadithen gelesen hat, muss leider feststellen, dass damit der Untergang des (christlichen) Abendlandes vorprogrammiert ist. Wir können uns aber noch mit aller Kraft dagegen wehren, denn es ist noch nicht zu spät!

  5. Ausgezeichneter Kommentatorfosca
    1x Ausgezeichneter Kommentar
    16. November 2010 22:14

    Ein ausführlicher und brillanter Kommentar, der jedoch eines übersieht:
    Wenn Europa durch diverse Staatsbankrotte in eine wirtschaftliche Schieflage gerät, dann ist unsere christlich-abendländische Kultur nicht mehr zu retten, denn beim demografischen Faktor haben wir sowieso keine Chance mehr.
    Wir müssen vermutlich bald einsehen, daß jede Kultur ihren Aufstieg und Abstieg erlebt, wir haben unseren Zenit überschritten und daher fällt mir nur ein berühmter Liedtitel zur europäischen Situation ein: "Von nun an ging's bergab"!