Die nächste Katastrophe lässt sogar den ESM als Bagatelle erscheinen

08. Juli 2012 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Manches Mal muss einem wirklich die Zornesader platzen. Und man braucht alle Zurückhaltung, um nicht in Kraftausdrücke zu verfallen oder zum Amokläufer zu werden. Denn der extrem riskante ESM ist nicht einmal noch in Kraft getreten, schon wird von starken Kräften die Forderung nach einem europäischen Schuldentilgungsfonds erhoben. Mit dem trostreichen Zusatz: Dieser solle ohnedies nur für die 60 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung übersteigenden Staatsschulden gelten. Was nicht verbergen kann, dass damit die endgültige Katastrophe eingeläutet wird. Und wer findet sich unter den Fordernden? Natürlich ein gewisser Werner Faymann.

Das muss man sich absolut auf der Zunge zergehen lassen: Ein amtierender österreichischer Bundeskanzler spricht sich dafür aus, dass die Republik eine kollektive Haftung für 2,6 Billionen Euro übernimmt, genau: für völlig unvorstellbare 2659 Milliarden! Ach ja, im Gegenzug würde auch Österreich Schulden in diesen Fonds einbringen: nämlich genau 37 Milliarden. Ein wirklich tolles Geschäft, das der Bundeskanzler dieser Republik vorschlägt.

Und er wird nicht entmündigt oder zumindest abgesetzt.

Im Vergleich zu diesem Wahnsinnsprojekt geht es beim vielumstrittenen ESM nämlich noch um fast – fast! – überschaubare Beträge. Außerdem ist beim ESM die Haftung zumindest prinzipiell noch auf die einzelnen Länder aufgeteilt. Beim nun geforderten Schuldentilgungsfonds haftet hingegen jeder für alles!

Nun, man muss Faymann zugute halten, dass er mit seiner Haltung nicht alleine steht. Fast alle Sozialisten und Grünen Europas sind dafür, und erstaunlicherweise auch etliche Liberale. Da die ÖVP schweigt und Blau/Orange noch gar nicht begriffen haben, dass hinter dem ESM ein noch viel ärgeres Projekt in den europäischen Pipelines steckt, sind wieder einmal Angela Merkel und Europas Mutige Zwei (also die Niederlande und Finnland) die einzigen, die noch Hoffnung geben, dass der Wahnsinn nicht Wirklichkeit wird.

Angesichts der wachsenden Erpressungsmacht von Rot-Grün im deutschen Bundesrat, der Länderkammer, und angesichts von Merkels Angst, nur ja nicht als antieuropäisch dazustehen, ist zu befürchten, dass sie in ein paar Monaten auch gegenüber diesem Projekt nachgibt. Wie immer: um des lieben Friedens willen.

Fast amüsant ist ja derzeit, wie die Haupttäter aus den romanischen Ländern, die Merkel beim letzten Gipfel nächtens so brutal weitere Konzessionen entlockt haben, der deutschen Kanzlerin nun wieder mit Papagallo-Charme schöntun. Eigentlich hätte man nie geglaubt, dass das bei der so nüchtern wirkenden Frau wirkt.

Die europäischen Sozialisten tun nun so, als ob dieser Schuldentilgungsfonds ohnedies nur ein Kompromiss gegenüber der zuletzt so laut diskutierten Eurobonds-Idee sei. Dass man ihnen also geradezu dankbar sein müsse, dass sie die Eurobonds-Ideen durch diese Fonds-Idee ersetzt hätten.

In Wahrheit aber wären Eurobonds noch geradezu harmlos gegen diese Schuldentilgungsfonds. Bei Eurobonds würde es nämlich nur um die Haftung für neuaufzulegende Anleihen gehen. Beim Fonds würden hingegen sofort alle alten, die 60 Prozent BIP übersteigenden Schulden vergemeinschaftet werden! Italien könnte dann 949 Milliarden in diesen von uns allen zu tragenden 2659-Milliarden Rucksack füllen und wäre so der größte Profiteur.

Die relativ größten Draufzahler wären gar nicht die Deutschen. Die haben ja selber schon ganz ordentlich viele Schulden auf dem Buckel und wären als größtes EU-Land sogar zweitgrößter Einbringer von Schulden in diesen Rucksack. Das wirkliche Opfer wären kleine Länder wie Finnland, Slowenien, die Slowakei oder Estland. Deren Staatsschulden liegen nämlich unter der 60 Prozent-Grenze. Diese Länder würden damit gar keine Schulden in den gemeinsamen Topf einbringen und nur draufzahlen. In den Augen der Sozialisten sind das aber offenbar superreiche Ostländer. Und von denen kann man doch verlangen, dass sie jetzt in eine solche Solidarhaftung eintreten.

Womit sich ja zugleich auch die Perversion der ganzen Schuldentilgungsfonds-Logik zeigt: Es wird von den Sparsamen und Armen zu den Ländern des Dolce far niente umverteilt. Sozialismus auf europäisch halt. Beschämend ist aber auch, dass sich dieser Tage auch die europäische Bischofskonferenz für solche „Solidarität“ ausgesprochen hat. Wenn sie wenigstens schweigen würden, wenn sie schon nichts davon verstehen . . .

Das Allerschlimmste an ihrer Idee begreifen die Faymanns und Van Rompuys Europas wohl nicht einmal: Das sind nämlich die automatischen Vorwirkung dieser Idee, seit sie so konkret geäußert worden ist. Denn damit entsteht nun für jede der Schuldner-Regierungen Europas ein klarer Nutzen, schnell noch mehr Schulden zu machen. Diese werden ja dann eh im gemeinsamen Topf der „gemeinsamen Schuldenbewirtschaftung“ verrührt werden! Von dieser Idee profitiert man umso mehr, je mehr man gesündigt hat. Die Lehre: Sparen lohnt nicht, sondern schadet. Also auf Teufel komm raus noch einmal Geld ausgeben. Denn am Schluss wird man ja als Folge der Schuldengeilheit der Linken und der Schwäche der deutschen Regierung ohnedies wieder gerettet.

Jahrtzehntelang haben die nach dem Krieg Geborenen ihre Eltern vorwurfsvoll gefragt, warum sie das Hitlersche Unheil nicht gesehen haben, obwohl es sich doch so deutlich angekündigt hatte. Heute glauben wir, dass sich solches Unheil nicht mehr wiederholen kann, haben wir doch das Hakenkreuz verboten. Dabei steuern wir in ein ähnlich großes, wenn auch hakenkreuzfreies Unheil. Und fügen uns wehrlos darein. Und sind offenbar genauso hilfslos wie unsere Väter und Großväter. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie erspart der Menschheit offenbar nie Katastrophen.

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Griechenland ist „entgleist“ – das muss uns schon was wert sein

07. Juli 2012 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Worte, Worte, Worte. Das war es, was dem neuen griechischen Ministerpräsidenten eingefallen ist. Und, ach ja, noch eine Kleinigkeit: Das Sparprogramm sei leider „entgleist“.

Das Wort des Jahres. Irgendwie ist man, wenn man dem neuen Premier Samaras so zugehört hat, auch sicher, dass die Deutschen daran schuld sein müssen. Wer sonst? Griechenland selbst, blöde Geschichte, habe zuletzt ja zwei Wahlkämpfe führen müssen (Dass Herr Samaras selbst an diesen Wahlkämpfen schuld ist, weil er unbedingt an die Macht wollte, verschweigt er elegant). Ja, natürlich, jetzt werde man wirklich daran gehen, zu sparen und Ämter zusammenzulegen. Und, gewiss, auch privatisieren wolle man nun. Nur gehe das halt natürlich nicht, solange da in Europa irgendwer davon rede, dass Griechenland aus dem Euro ausscheiden werde. Selbstverständlich sei er, Samaras, auch für den Abbau von Beamten. Aber natürlich doch nicht jetzt, wenn die Arbeitslosigkeit so hoch ist.

Und so weiter und so fort (Nach seiner Leichenbittermienen-Rede hat Samaras hinter den Kulissen wahrscheinlich mit seinen Mitarbeiter angestoßen und mit ihnen hellauf über seine tragische Inszenierung gelacht).

PS.: Wie es jetzt weitergeht? Na, so wie immer. 14 Tage werden die internationalen Kontrollore schimpfen und sagen, jetzt gebe es wirklich kein Geld mehr. Bis sich dann die übliche Solidaritäts-Internationale durchsetzt – „man könne doch nicht . . .“ –, und es erneut Geld für Griechenland gibt. Aber natürlich nur gegen das ausdrückliche Versprechen der Griechen, jetzt aber wirklich alle Verpflichtungen einzuhalten. Und da behaupte noch wer, das Perpetuum mobile sei noch nicht erfunden.

 

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Fußnote 315: Warum können die Finnen, was wir nicht können?

06. Juli 2012 15:02 | Autor: Andreas Unterberger

Die finnische Finanzministerin hat nun öffentlich klargemacht, dass „Finnland nicht um jeden Preis am Euro festhalten“ werde.

„Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet, auch auf einen Ausstieg aus dem Euro.“ Finnland wolle die Krise zwar lösen, aber es werde keine gemeinsame Schuldenhaftung akzeptieren und lehne auch eine Bankenunion mit gemeinsamer Haftung ab. Gleichzeitig verlangen die Finnen von Spanien zusätzliche Garantien, wenn es Hilfe für seine Banken wolle. Diese Meldung braucht eigentlich weder Kommentar noch Erläuterung, sondern nur noch die Frage an Maria Fekter: Wenn wir schon so einen Versager als Bundeskanzler haben, der aus linker Begeisterung ständig für noch mehr Haftungen eintritt: Warum sagt dann nicht wenigstens sie einfach dasselbe wie ihre finnische Kollegin? Sind dort die Frauen mutiger? Behält man im kühlen Norden leichter einen klaren Kopf?

PS.: Offenbar hat der Widerstand der Finnen und Niederländer doch etwas erreicht: Wenn die Miteuropäer den spanischen Banken schon Geld zuschieben, dann soll, wie es plötzlich heißt, nun doch auch der spanische Staat haften müssen. Was er bisher nicht wollte. Was aber wohl die mindeste Selbstverständlichkeit ist. Danke Den Haag, danke Helsinki.

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Fußnote 314: Dreimal Scheuch

06. Juli 2012 11:08 | Autor: Andreas Unterberger

Statt 18 Monaten teilbedingter – als zum Teil abzusitzender – Strafe nun 7 Monate bedingt plus Geldstrafe. Das ist nun das (noch nicht rechtskräftige) Urteil in der Wiederholung des Prozesses gegen den Kärntner Landeshauptmannstellvertreter Uwe Scheuch.

Das löst drei Anmerkungen aus: Erstens könnte Scheuch damit zwar rein rechtlich im Amt bleiben, politisch wäre das aber auch bei diesem Urteil eine arge Zumutung für die Bürger. Zweitens ist die Diskrepanz zwischen den beiden Urteilen für den Normalbürger ziemlich merkwürdig. Wurde doch das erste nur aus Formalgründen gehoben, wie auch von Gerichtssprechern unterstrichen wurde. Das zeigt dem Bürger wieder einmal, wie sehr ein Urteil bei völlig gleichem Sachverhalt ganz vom Zufall, von Lust und Laune oder politischer Haltung des jeweiligen Richters abhängig ist. Wobei zweifellos vor allem das Ergebnis des allerersten Prozess exzessverdächtig ist. Drittens aber ist auch dieses Urteil ein wichtiges Signal an die Politik, amtliche Tätigkeiten und Parteispendensammlungen strikt und total zu trennen. Es darf in diesem Land nicht alles als käuflich erscheinen.

 

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SN-Kontroverse: Schulschwänzen

06. Juli 2012 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll das Schulschwänzen strenger bestraft werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

 

Augenmaß und Angemessenheit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

In einem Rechtsstaat gelten Regeln. Wer gegen sie verstößt, hat mit abgestuften Sanktionen zu rechnen. Das ist gut so, da ohne angemessene Sanktionen von der Verwarnung bis zur saftigen Geldstrafe kein Staat zu machen ist. Österreich ist ein Rechtsstaat und es gilt für alle Kinder, die sich dauernd im Staatsgebiet aufhalten, Unterrichtspflicht. Die Unterrichtspflicht muss von den Erziehungsberechtigten umgesetzt werden. Wird sie verletzt, ist mit Sanktionen rechnen. Im Fall der derzeit so heiß diskutierten Schulschwänzerei galt schon bisher, dass mit einer Strafe von 220 Euro zu rechnen ist - wenn alle anderen Maßnahmen nicht greifen, um Schulschwänzen abzustellen. Mit Strafen wird vorsichtig umgegangen. Sie werden nur in zwei Prozent der Fälle verhängt. Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) - offenkundig aufgrund seiner Tätigkeit mit zahlreichen Fällen "schweren Schulschwänzens" konfrontiert - hat vorgeschlagen, die Strafe auf 1500 Euro zu erhöhen. Eine drakonische Maßnahme, die eher auf ein Versagen in seinem Zuständigkeitsbereich schließen lässt, als auf eine angemessene Problemlösung. Die beschlossene Verdoppelung der Geldstrafe auf 440 Euro ist schon eher von Augenmaß geprägt, obwohl die Frage erlaubt ist, ob Geldstrafen der Weisheit letzter Schluss sind. Oft sind es Kinder, die in sozial und finanziell nicht gefestigten Familien leben, die der Schule fern bleiben. Aber eben nicht nur - Stichwort Wohlstandsverwahrlosung. Völlig daneben ist der Vorschlag Gabi Burgstallers, die Familienbeihilfe für eine bestimmte Zeit befristet einzubehalten. Die Familienbeihilfe hat eine völlig andere Funktion. Sie ist dazu da, Kosten, die Eltern auf Grund ihrer Unterhaltspflicht gegenüber den Kindern entstehen, auszugleichen. Diese den Familien wegen Schulschwänzerei zeitweilig vorzuenthalten, ist völlig überzogen und es ist beschämend, dass die Idee ausgerechnet von der ersten sozialdemokratischen Landeshauptfrau Österreichs kommt.


 

Bürokratische Missgeburt

Andreas Unterberger

 Schwänzen kann ganze Lebensperspektiven zerstören. Deswegen sollte es mit Energie, sofort und wirksam bekämpft werden. Was aber die Politik nicht tut. Statt dessen diskutiert sie die Nebenfrage, ob Beihilfen-Entzug, 440 oder 1500 statt bisher 220 Euro Strafe angemessen sind. Musste doch dieser Betrag ohnedies nur in 30 Fällen gezahlt werden, obwohl es eigentlich 1500 Verfahren gab. Von den vielen Fällen nicht gemeldeten, nicht entdeckten oder von Eltern gedeckten Schulschwänzens ganz zu schweigen.

Unabhängig von der Höhe wird es künftig jedenfalls noch seltener Schwänz-Strafen geben. Denn die regulierungswütige Regierung schaltet nun jeder Strafe ein so kompliziertes vielstufiges Verfahren vor, dass es mindestens fünf Monate bis zu deren - eventuellen - Verhängung dauert. Was für einen 14-Jährigen unendlich weit weg ist. Was Null abschreckende Wirkung hat.

An was die Politik - aus Lehrerhass? - überhaupt nicht denkt: Statt über Strafhöhen zu debattieren, sollte sie Lehrer und Direktoren massiv aufwerten. Deren Instrumentarium gegen aufsässige Schüler ist in den letzten Jahrzehnten zertrümmert worden. Sie sollte man wieder zu sofortigen Konsequenzen berechtigten. Sie kennen jeden Schüler am besten. Sie sollen Schwänzer schon beim ersten Mal zum Nachsitzen verdonnern oder ihnen Goodies entziehen können; sie sollen sofort Eltern vorladen, Berater einschalten, Jugendämter alarmieren, Anzeige erstatten können. Immer das, was ihnen im Einzelfall sinnvoll erscheint.

Der Stufenplan der Regierung ist hingegen absurd und bürokratisch: Fünf mal schwänzen, dann erst gibt’s ein Gespräch mit den Eltern; vier Wochen später kommen Psychologen und Sozialarbeiter ins Geschäft; weitere vier Wochen später die Schulaufsicht; nach weiteren zwei Wochen die Jugendwohlfahrt; und nach nochmals vier Wochen die Bezirksbehörde. Komplizierter und dümmer, juristischer und ineffektiver geht’s mit Sicherheit nicht mehr.

 

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Großer Erfolg mit kleinen Trittbrettfahrern

05. Juli 2012 17:09 | Autor: Andreas Unterberger

Der Vortrag von Thilo Sarrazin vor den Abonnenten des Tagebuchs und Mitgliedern des Hayek-Instituts war ein großer Erfolg. 430 Zuhörer folgten dichtgedrängt in einem TU-Hörsaal mehr als zwei Stunden lang diszipliniert dem Vortrag des deutschen Ökonomen und Buchautors und stellten ihm viele Fragen. Das Tagebuch dankt den vielen Spendern und dem Hayek-Institut für die erfolgreiche Kooperation. Und es amüsiert sich über die Hochstapelei einiger Trittbrettfahrer, die sich an diesen Erfolg anzuhängen versucht haben.

Sarrazin analysierte in großer und anschaulicher Breite die Fehler rund um den Euro. Er ging dabei vor allem darauf ein, wie sehr in den letzten drei Jahren die Regeln und Voraussetzungen einer erfolgreichen Umsetzung einer gemeinsamen Währung verletzt worden sind. Und wie diese Verletzung nun durch den „Rettungsschirm“ ESM fortgesetzt wird.

Besonders intensiv wies er die Behauptung zurück, dass Länder wie Deutschland von der gemeinsamen Währung besonders profitiert hätten. In Wahrheit haben das – bis zum Ausbruch der Krise – die Südländer auf Grund der billigen Euro-Kredite getan, wie er auch in seinem Buch „Europa braucht den Euro nicht“ mit vielen Daten nachweist. Die deutschen Exporte in die Südländer hätten sich hingegen seit Euro-Einführung deutlich reduziert. In fast allen Aspekten deckten sich Sarrazins Ausführungen übrigens mit vielen Analysen, die in den letzten Monaten im Tagebuch zu lesen waren.

Sarrazins Besuch in Österreich war komplett auf Einladung und Kosten des parteiunabhängigen Hayek-Instituts und des ebenso parteiunabhängigen Tagebuchs erfolgt. Viele Besucher des Vortrages haben durch ihre Spenden zu diesen Kosten beigetragen. Umso so skurriler ist der Akt von Hochstapelei, der in einer Reihe von Medien zu lesen war: Dort fand sich die Behauptung,  dass Sarrazin auf Einladung von BZÖ-Chef Bucher nach Wien gekommen wäre. Das ist eine mehr als üble Trittbrettfahrerei.

Sarrazin hat in Wahrheit sogar ausdrücklich erklärt, dass er Bucher vor seiner Ankunft in Wien gar nicht gekannt hat, sondern ihm erst hier bei einer Fernsehdiskussion begegnet ist.

Während sich auch einige andere Parteien an Sarrazin anhängen wollten, hat dieser kategorisch zurückgewiesen, irgendeine Partei zu unterstützen. Ihm liegt vielmehr daran, so betonte er bei seinem Vortrag, dass sich die von ihm vertretenen Inhalte durchsetzen. Das sei viel wichtiger als die Gründung oder Unterstützung einer neuen oder alten Partei.

 

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Süßes Gift Subvention

05. Juli 2012 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Alle wollen sie haben. Und dabei sind sie fast reines Gift – das freilich aufs erste sehr süß schmeckt. Die Rede ist von staatlichen Subventionen.

Die Geschichte ist immer dieselbe: Am Anfang beklagen – meist von PR-Agenturen munitionierte – Medien Missstände und Defizite: die armen Bergbauern, die notleidende Forschung, die benachteiligten Südeuropäer usw. Dann verlangen einschlägige Lobbies Subventionen. Dann werden diese von Politikern beschlossen, wollen diese doch immer als Macher und nicht als Nichtstuer erscheinen (oder aber Zielgruppen bedienen). Dann fließt das Steuergeld. Und am Schluss bleibt der Katzenjammer.

Reden wir aber einmal nicht über den unfinanzierbaren Wohlfahrtsstaat, die teure Agrarpolitik oder die Geldverschwendungen bei Bildung und Forschung. Reden wir ganz aktuell über Spanien und die EU: Das Land kassiert nämlich nicht erst jetzt viel Geld von seinen Miteuropäern, wie uns die EU glauben macht. In Wahrheit haben Europas südliche Regionen in den letzten Jahrzehnten schon Hunderte Milliarden kassiert. Denn die betreffenden Staaten sind die Hauptprofiteure der EU-Struktur- und Kohäsionsfonds. So heißt die europäische Form von Subventionen.

Mit diesem Geld sollte ein Aufholen der armen Regionen erreicht werden. Aber in Wahrheit sind diese immer weiter zurückgefallen. Und zwar wegen und nicht trotz der Subventionen! Diese Gelder haben bequeme Regionen noch bequemer gemacht. So wie ein Mensch, der Monate nur in Bett oder Lehnstuhl verbringt, das Gehen und Laufen verlernt, wurde jenen Regionen jede Eigenverantwortung abgewöhnt.

Der Schaden besteht aber nicht nur in falschen Anreizen. Überdies wurden mit diesen Geldern oft Dinge subventioniert, die nachträglich statt Erträge zu bringen, nur weitere Kosten verursachen.

Ein Musterbeispiel sind die mit viel EU-Geld gebauten spanischen Mautautobahnen. Diese stehen derzeit nach den spanischen Banken nämlich als zweite große Branche vor der Pleite. Viele dieser Autobahnen waren von Anfang an schlicht überflüssig. Selbst in besseren Zeiten floss lange nicht so viel Verkehr wie prognostiziert über die Betonbänder. Und in Zeiten der Krise wird noch viel weniger gefahren – schon um Mautgebühren zu sparen.

Diese nur zum Zweck der Abholung von Subventionen gebauten Autobahnen waren aber nur zum Teil EU-finanziert. Sie mussten zur anderen Hälfte durch konventionelle Kredite finanziert werden. Und nun werden diese Kredite nach der Reihe notleidend. Während die Tausenden spanischen Ferienwohnungen vielleicht irgendwann einmal – nach einem kräftigen Preisverfall – doch alle einen Abnehmer finden könnten, wird das bei einer nicht benutzten Autobahn hingegen nie der Fall sein.

Eine ziemlich paradoxe Situation: Hätte die EU Spanien nicht jahrzehntelang geholfen, wäre Spanien heute viel weniger hilfsbedürftig. Und die Moral der Geschichte: Wo nicht ein Unternehmer eigenes Geld investiert, sondern (europäische, spanische, österreichische . . .) Politiker und Beamte das Geld der Steuerzahler, ist die Fehlinvestition fast schon programmiert.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 313: Die Genossen bedienen sich

04. Juli 2012 13:42 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist absolut abenteuerlich, wie sich die Genossen bedienen: Jetzt haben sie sich still und heimlich eine Arbeitszeitverkürzung für die ÖBB-ler ausgeschnapst.

Kein Mensch kann das objektiv erklären. Der Betrieb hängt uns alles in allem alljährlich mit mindestens fünf Milliarden Euro in der Tasche, zeigt hinten und vorne keine Sanierungsbereitschaft und macht der Gewerkschaft jetzt ein solches Geschenk auf unser aller Kosten. Kann man das anders als Untreue gegenüber dem Steuerzahler nennen? Noch dazu ist die ÖBB-Führung dazu gar nicht legitimiert. Denn eine solche Vereinbarung müsste eigentlich vom zuständigen Fachverband der Wirtschaftskammer abgeschlossen werden. Immerhin hat sie ja auch Folgewirkungen für viele andere Verkehrsunternehmen. Es gibt nur eine Erklärung: Der Wahlkampf rückt näher. Und da greifen die Genossen wie beim letzten Mal zum Zweck der Wählerbestechung wild in die öffentlichen Kassen. Und was sagt dazu der einstige Raiffeisenboss Scharinger, der sich in seiner Eitelkeit und seiner Angst vor dem Pensionsschock als sogenannter Bürgerlicher von der SPÖ soeben in den ÖBB-Aufsichtsrat nominieren hat lassen? Am liebsten wohl nichts. Denn mit geradem Rückgrat müsste er sofort wieder zurücktreten.

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Der nächste große Schritt zum europäischen (und österreichischen) Debakel

04. Juli 2012 03:06 | Autor: Andreas Unterberger

Nun wird also der berüchtigte Europäische Stabilitätsmechanismus von Rot, Schwarz und Grün im Wiener Parlament durchgeschleust.

Was aus mehreren Gründen ein trauriger Tag ist.

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Beatrix Karl lässt uns staunen

04. Juli 2012 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

 

Erstaunlich, erstaunlich. Die im Tagebuch so oft gescholtene Justizministerin wagt es plötzlich, der SPÖ-Außenstelle namens Oberstaatsanwaltschaft Wien zu widersprechen. Dafür ist ihr jedenfalls Respekt zu zollen.

Die Ministerin hat sich dabei nicht nur für die Gerechtigkeit eingesetzt, sondern jedenfalls auch Mut gezeigt. Sitzt sie doch in der Regierung allwöchentlich den Herren Faymann und Ostermayer gegenüber, die nicht gerade erfreut über den Beschluss der Ministerin sein können. Auch wenn sie diesen jetzt mit einem (einzigen) dürren Satz als (angeblich) „in unserem Interesse“ begrüßen. Übrigens dürfte es wohl kein Zufall sein, dass dieser Beschluss genau ein paar Stunden nach der letzten Regierungssitzung vor der ersten Sommerpause bekannt geworden ist. Denn jetzt sieht man sich mindestens 14 Tage nicht.

Beatrix Karl verlangt von der Staatsanwaltschaft eine ernsthaftere Beschäftigung mit den Inseratenaufträgen der beiden. Diese Aufträge waren einst zulasten von ÖBB und Asfinag und zugunsten jener Boulevardzeitungen erfolgt, die den damaligen Infrastrukturminister Faymann auf seinem Weg an Partei- und Regierungsspitze heftig unterstützt haben (bis hin zu untergriffigen Attacken auf Alfred Gusenbauers Tochter).

Gewiss, damit hat der schlimmste und offensichtlichste Rechtsbruch eines amtierenden Regierungsmitglieds seit Jahren noch lange nicht die in einem Rechtsstaat notwendige Konsequenz gefunden. Aber wenigstens müssen nun die faulen (oder parteiischen?) Staatsanwälte jene Asfinag-Manager vernehmen, die schwere Anschuldigungen gegen Faymann und Ostermayer erheben.

Spannend bleibt aber auch der zweite anhängige Punkt in Sachen Faymann. Hier hatte ja sogar die Oberstaatsanwaltschaft die Notwendigkeit anerkennen müssen: Ein Gutachter soll nämlich feststellen, ob die von Faymann veranlassten ÖBB-Inserate der Bahn geschadet haben, in denen auf (aus Steuergeld bezahlten, aber nicht als Inserat gekennzeichneten) Doppelseiten der nicht gerade billigen Kronenzeitung die Bahn wegen ihrer Verspätungen verhöhnt worden ist.

Dazu bräuchte es zwar eigentlich keinen Gutachter, sondern nur einen Staatsanwalt und einen Richter, die intellektuell imstande sind, Kronenzeitungs-Texte zu lesen. Beim Tempo der österreichischen Strafverfolgung wird dieses Gutachten nun kaum vor Jahresende vorliegen. Und es wird wahrscheinlich einer der linken Wiener Publizistik-Professoren sein, der da etwas (wem wohl?) Zweckdienliches von sich geben wird. Es bleibt aber spannend, welche dialektischen Worte diesem einfallen werden, um die ÖBB-Beschimpfung – die Faymann als weißen Ritter erscheinen lassen sollte – zum Interesse der ÖBB zu machen.

Mit diesem Beschluss Karls hat aber jedenfalls die Oberstaatsanwaltschaft Wien einen neuen schweren Dämpfer erlitten. Der erste war das einhellige parlamentarische Verlangen einer Überprüfung des Vorgehens in Sachen Kampusch-Zweittäter durch internationale Experten. Aber auch in dieser Frage sollte man sich nicht zu früh freuen. Denn der Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit ist noch ein langer. Daher sollte auch hier noch genau beobachtet werden, WER denn den Auftrag zur Überprüfung bekommt. Und ob die staatsanwaltschaftlichen Füchse da wirklich alles offenlegen und den Ausländern keine Prügel vor die Füße werfen.

Aber dennoch ist das für das Tagebuch ein guter Tag: Denn es hat Inseraten- ebenso wie Kampusch-Skandal thematisiert, als sonst noch niemand daran interessiert war. Daher bleibt die Devise aufrecht: Niemals aufgeben! Das Verbrechen hat noch nie dauerhaft gesiegt.

 

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Von Gipfel zu Gipfel zum Abgrund

03. Juli 2012 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt beginnt jenes Giftkraut aus dem Boden zu kommen, dessen Samen im Mai 2010 gesät worden sind: Schon eine Reihe von internationalen Großinvestoren hat in den letzten Tagen signalisiert, kein weiteres Geld in Europa zu verleihen oder anzulegen. Und zwar geht es dabei nicht nur um die nun schon im Monatstakt länger werdende Liste Griechenland, Portugal, Irland, Spanien, Italien, Zypern ff.  Vielmehr werden nun langsam auch Deutschland oder Österreich für langfristige Anlagen zunehmend als fragwürdig empfunden. Und die Ergebnisse des jüngsten EU-Gipfels machen klar, dass die Investoren guten Grund für ihre Haltung haben.

Das heißt natürlich noch keineswegs, dass Berlin & Co demnächst auf ihren Anleihen sitzen bleiben werden. Aber ich bin überzeugt, dass auch sie für langfristiges Geld am Ende dieses Jahres schon deutlich höhere Zinsen zahlen müssen als derzeit. Und vor allem wird bei ihrer Refinanzierung ein höherer Anteil als früher aus Geldern kommen, die nur dank der Europäischen Zentralbank überhaupt existieren.

Denn längst kann Europa nur noch dadurch seine Stabilität aufrechterhalten, dass die Notenbank halt wie in einer Bananenrepublik das Geld einfach druckt, wenn es der Staat braucht. Das war nach dem letzten Krieg in den sogenannten Nordländern völlig undenkbar, was deren Stabilität und Wachstum ermöglicht hat. Die Staaten mussten sich vielmehr selbst um ihre Kreditwürdigkeit bei unabhängigen Geldverleihern bemühen.

Dass das neu geschöpfte EZB-Geld pro forma nicht direkt an den Staat geht, sondern dazwischen über Banken geschleust wird, ist nur ein kleines Feigenblatt, um die Blößen der öffentlichen Finanzen in Europa noch ein wenig zu tarnen. Denn alle scheinen vergessen zu haben, dass am Ende alle Euro-Staaten für die EZB haften. Und die wäre ohne die Lizenz zum Gelddrucken längst insolvent.

Spekulation auf einen Euro-Bruch hilft den deutschen Zinsen

Manche werden mir nun entgegnen, dass Deutschland zuletzt ja nur extrem niedrige Zinsen zahlen musste. Dafür gibt es eine logische Erklärung: Die europäischen Anleger müssen das Geld ja irgendwo anlegen – gleichzeitig befürchten sie aber mit einem Auseinanderbrechen des Euro. Im Zeitpunkt dieses Auseinanderbrechens würde jeder katastrophale Verluste machen, der sein Geld im Süden angelegt hat. Hingegen geht es dann allen zumindest relativ gut, die ihr Geld in deutschen Staatspapieren investiert haben.

Doch das Auseinanderbrechen des Euro steht nicht auf dem Programm – obwohl vieles dafür spräche. Doch alles, was dafür spricht, sind Zwangsläufigkeiten der ökonomischen Logik. Dagegen sprechen jedoch die Zwangsläufigkeiten der politischen Logik. Und die laufen halt total konträr.

Zwar kann die Politik weder die physikalischen Gesetze noch jene der ökonomischen Grundrechnungsarten außer Kraft setzen. Aber sie kann sich lange weigern, sie zur Kenntnis zu nehmen, wenn sie ihr nicht passen. So wie sie es etwa einst auch in der Frage getan hat, ob die Erde um die Sonne oder die Sonne um die Erde kreist.

Damals war der Schaden nur einer für das Tempo des wissenschaftlichen Fortschritts. Im 21. Jahrhundert wird das Ignorieren wirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten schwere Schäden für Wohlstand, soziale und damit auch politische Stabilität bringen. So wie das schon im 20. Jahrhundert einmal der Fall war.

Crash oder Inflation

Eine der wichtigsten Grundregeln der Ökonomie lautet: „Es gibt nichts umsonst. Ob es nun die Kosten eines Krieges (anschauliche Beispiele waren der erste Weltkrieg in Europa und die amerikanischen Kriege in Vietnam sowie Irak) oder die Kosten einer weit über die Produktivitätszuwächse hinausgehenden Wohlstandsvermehrung sind (wie der Ausbau des europäischen Wohlfahrtssystems seit den 70er Jahren). Am Schluss zahlt jemand die Rechnung. Durch Steuern, durch Wohlstandsverlust, durch Ausbeutung. Und wenn man glaubt, die Rechnungen einfach durch Gelddrucken bezahlen zu können, dann endet das in einer Megainflation oder im Staatscrash, also dem Ausbleiben von Beamten- oder Pensionszahlungen.“

Der jüngste EU-Gipfel hat dennoch so wie schon eineinhalb Dutzend Vorläufer einen Triumph der politischen Mechanik über die wirtschaftlichen Zwänge gebracht.

Der dumme Satz vom notwendigen "Vorrang der Demokratie über die Märkte" ist eine der besten Waffen der Politik. Denn er suggeriert mehrheitsfähig, dass es um eine Auseinandersetzung zwischen den braven und fleißigen Bürgern und irgendwelchen bösen „Banken und Spekulanten“ ginge. In Wahrheit aber sind gerade die Bürger langfristig das Opfer des Erfolgs der Politik über die Märkte. Der Ruf nach dem Vorrang der Demokratie über die Märkte hat aber ungefähr die gleiche Intelligenz wie die Aussage: „Die Demokratie muss Vorrang über das Gesetz der Schwerkraft haben.“

Eine weitere Waffe der Politik, um die Ökonomie zu knebeln, ist das, was man nur noch als Hetze gegen Deutschland beschreiben kann. Für Spanien, Italien, Frankreich & Co ist es kurzfristig viel angenehmer, sich durch Drohungen weiteres Geld aus Deutschland zu erpressen, statt mit unpopulären Maßnahmen die Staaten zu sanieren. Das ist psychologisch verständlich – auch wenn theoretisch allen klar sein müsste, dass das langfristig nicht funktionieren kann.

Das eigentlich Verblüffende ist, dass Deutschland diesem Druck regelmäßig nachgibt. Vor jedem EU-Gipfel verkündet Angela Merkel noch, hart zu bleiben. Nachher aber hat die vermeintlich starke Bundeskanzlerin doch wieder nachgegeben. Warum eigentlich?

Notfalls die Nazi-Keule

Nun, ein entscheidender Faktor liegt zweifellos darin, dass es sehr schwer ist, ganz alleine in einem Gremium von 27 Regierungschefs gegen den Rest zu stehen. Irgendwann knickt die ostdeutsche Pastorentochter dann eben doch wieder ein. Nie ganz, aber jedes Mal ein Stück mehr.

Wenn einem eine ganze Nacht lang südeuropäische Regierungschefs anschreien, dass man die Totengräberin Europas sei; wenn daheim die linke Opposition in die gleiche Richtung argumentiert; wenn selbst der außerhalb der EU stehende US-Präsident Druck auf Merkel ausübt (weil natürlich auch Amerikaner Forderungen an Spanien & Co haben); wenn als letztes Totschlagsargument gegen Deutschland die Nazi-Keule bereitliegt; wenn ein Scheitern eines EU-Gipfels kurzfristig von den Märkten garantiert als Schock empfunden würde (dessen Heilsamkeit erst später offenkundig würde): Ja, dann lässt sich auch eine Angela Merkel doch wieder auf einen faulen Kompromiss ein. Obwohl man weiß, dass es den nationalen Interessen Deutschlands schadet. Obwohl Merkel bei einem Hartbleiben die deutliche Mehrheit der deutschen Bürger hinter sich hätte.

Zumindest ein Land beugte sich beim jüngsten Gipfel jedoch nicht dem allgemeinen Druck – auch wenn das erst Tage danach klar wurde. Es sind die Finnen, die immer sehr ruhig, aber umso konsequenter agieren. Sie erklärten drei Tage nach dem Gipfel, dass sie ein Veto gegen Staatsanleihenkäufe durch den Rettungsfonds ESM einlegen werden. Dabei hat das Gipfel-Kommunique noch in Hinblick auf die nur noch schwer verkäuflichen Anleihen Italiens und Spaniens angekündigt, dass man künftig bei Anleihenkäufen „flexibler und effizienter“ sein werde.

Auch etliche andere Nationen wie die Briten, Tschechen oder Schweden haben an sich eine vernünftige Wirtschaftspolitik. Sie sind aber nicht im Euro. Sie haben daher jedes Interesse, nicht in dessen Strudel hineingezogen zu werden und verhalten sich daher bei Gipfeln eher ruhig. Die ebenfalls auf Stabilität bedachten Niederländer haben wiederum eine Wahl vor sich und sind daher ebenfalls zurückhaltend.

Österreich lässt Merkel im Stich

Die größte Enttäuschung bei diesem Gipfel war das Verhalten des österreichischen Bundeskanzlers. Er hat zwar seit seinem Amtsantritt nie außenpolitisches Gewicht erlangt. Es ist deshalb unbemerkt geblieben, dass er mit seinen Äußerungen in letzter Zeit zunehmend der französischen und italienischen Schuldenpolitik nahegerückt ist. Dabei sind Österreichs Interessen zweifellos in hohem Ausmaß identisch mit den deutschen. Also müsste sich eigentlich auch Österreich mit Händen und Füßen dagegen wehren, ständig noch mehr für die Schulden fremder Länder zu haften. Das tut aber Faymann nicht. Lediglich die Finanzministerin traut sich, die österreichischen Interessen zu vertreten, während sich ihre Parteifreunde im Außen- und Wirtschaftsministerium peinlich ruhig verhalten.

Nun kann man durchaus meinen, dass auch der jüngste Gipfel an sich nicht die ganz große Katastrophe darstellt. Die wurde vielmehr schon 2010 ausgelöst, als entgegen dem EU-vertraglichen(!) Verbot Griechenland von den EU-Partnern zum ersten Mal gerettet wurde. Damals hat Merkel nach wochenlangem Zögern zum ersten Mal dem französischen Präsidenten Sarkozy nachgegeben. Alle weiteren Folgefehler haben sich dann fast zwangsläufig aus diesem ersten Fehltritt ergeben.

Das Ergebnis: Würden alle Haftungen und Kredite, die via EZB-Geldschöpfung, Target-2-Kredite, EFSF, ESM, Währungsfonds oder bilateral an die Krisenstaaten vergeben wurden, schlagend, dann wäre selbst Deutschland bankrott.

Es ist in hohem Ausmaß wahrscheinlich, dass Deutschland sogar jetzt schon überfordert ist. Das werden auch immer mehr potenzielle Kreditgeber in den nächsten Monaten erkennen. Das hat man nur eine Zeitlang dadurch verbergen können, dass die Haftungen und Kredite für die Schuldenländer in so vielen komplizierten, für den Laien kaum durchschaubaren, aber in Wahrheit immer auf dasselbe hinauslaufenden Instrumenten verborgen sind.

Einige wenige positive Signale

Gewiss darf man auch die wenigen positiven Signale aus Europa nicht ignorieren: Irland hat sich durch braves Sparen weitgehend wieder erholt; Portugal hält tapfer sein Sparprogramm ein; Italien hat zumindest einen Primär-Überschuss (es gibt also als eines der wenigen Krisenländer weniger aus, als es einnimmt, wenn man die Bedienung der Kredite ignoriert).

Aber das deutet noch auf keine echte Wende. Das zeigt noch nicht, dass die Rettungs-Idee funktioniert. Deren Kern lautet ja: Die Anderen schießen Geld zu, um Zeit zu kaufen, in der sich die Schuldenländer sanieren können. Länder wiue Griechenland haben die Zeit in keiner Weise genutzt. Spätestens seit auch ein Schwergewicht wie Frankreich ganz auf Schulden setzt, ist diese Zeitkauf-Idee wohl weitgehend gescheitert.

Zu diesem Scheitern hat noch mehr beigetragen, dass in diesen beiden Jahren allen die Botschaft vermittelt wurde: Die Deutschen als Chefs der kleinen Gruppe, die noch ein bisschen kreditwürdig ist, machen am Ende doch nie wirklich ernst mit ihren Drohungen. Sonst wäre ja etwa Griechenland schon lange das Geld ausgegangen.

Schon wieder eine neue Bankenaufsicht

Signifikant für das peinliche Herumdoktern der EU-Chefs ist die Ankündigung einer neuen europäischen Bankenaufsicht durch den jüngsten Gipfel. Das klingt gut. Nur hat man schon im Vorjahr haargenau dasselbe getan: nämlich eine Europäischen Bankenaufsicht (EBA) geschaffen. Diese hat damals mit ihren Stresstests für die Banken viel Aufsehen erregt hat. Diese EBA hat freilich den spanischen Banken ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt – und zwar knapp bevor da einige davon in Konkursgefahr geraten sind und vom Staat gerettet werden mussten.

Daher weiß jetzt kein Mensch, wie künftig diese beiden Aufsichten miteinander und mit den zahllosen sonstigen nationalen und internationalen Bankenaufsehern (für Österreich etwa OeNB, FMA, BIZ, IWF, OECD) harmonieren werden. Auch die Regeln und Konsequenzen der neuen Bankenaufsicht sind völlig unklar. Denn eigentlich will ja gar niemand größere Banken in die Insolvenz schicken. Vor allem will aus Eigeninteresse kein Staat, dass die Banken damit aufhören, die Staaten weiter zu finanzieren. Dabei ist die Staatsfinanzierung – neben den Immobilienkrediten – zur größten Risikoquelle des Finanzsystems geworden und müsste eigentlich als erstes eingeschränkt werden. Also ist das ständige Gerede „Noch mehr Aufseher!“ nur ein Mittel zur Wählertäuschung.

Diese Bankenaufsicht Nr. 227 (oder so) dient nur dazu, den eigentlichen Trick des jüngsten Gipfels zu tarnen: Künftig sollen die diversen europäischen Fonds auch Banken direkt „retten“ können (die eben zur Rechtfertigung dieses Schritts künftig auch von der EZB beaufsichtigt werden). Selbst wenn dazu kein neues Geld in die Rettungsfonds gepumpt werden sollte, ist diese scheinbar harmlose Maßnahme gefährlich: Erstens zählen diese Kredite nicht zur nationalen Staatsverschuldung, gefährden also scheinbar nicht die ohnedies labile Kreditwürdigkeit der Südstaaten und deren Maastricht-Kriterien. Und zweitens bekommen die Rettungsfonds solcherart nicht die Möglichkeit eines direkten Drucks auf die Staaten, mehr zu sparen.

Ebenso ärgerlich ist, dass der ESM (in dem also ein Gutteil der deutschen und österreichischen Haftungen stecken wird) gegenüber Spanien den Status als bevorrechteter Gläubiger verliert. Womit die Hoffnungen auf einen Rückfluss der Gelder weiter reduziert worden sind.

Das mag die Wall Street und einige andere Gläubiger Spaniens freuen. Für die mitteleuropäischen Steuerzahler ist das eine schlechte Nachricht.

"Schuldenbewirtschaftung" statt Sanierung

Statt von Sparen und Sanierung redet daher die Politik neuerdings lieber von einer „Schuldenbewirtschaftung“. Wenn dieses Wort überhaupt irgendetwas heißt, dann eines: Niemand denkt daran, jemals die Schulden wirklich zurückzuzahlen.

Das Konzept „Zeitgewinn zur Sanierung“ scheitert vor allem deshalb, weil die Nationalstaaten nie und nimmer die wirkliche Gesetzgebungs-Autorität an übergeordnete Institutionen abgeben. Aber selber sind die meisten Staaten unter dem Druck der Wähler offenbar zu keiner echten Sanierung imstande. Jedoch nur durch einen nicht vom Populismus der nationalen Parlamente und Regierungen abhängigen Insolvenzverwalter könnten die meisten Staaten saniert werden: Dieser müsste selbst Beamtenkündigungen durchsetzen, das Pensionsantrittsalter erhöhen, die Urlaube verkürzen, unproduktive Subventionen streichen und vieles andere ebenso Notwendige wie Unpopuläre tun können. Das wird ihm keine Regierung erlauben.

Statt die Einsetzung solcher Sparbevollmächtigter zur Bedingung zu machen, hat Europa den Schuldenstaaten immer weitere Schecks geschickt und nur dazu gesagt: „Wenn ihr nicht spart, gibt es aber beim nächsten Mal wirklich kein Geld mehr“. Das aber wird zunehmend zur europäischen Lachnummer.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Kinder zwischen Familie und Staat

02. Juli 2012 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

In Deutschland tobt eine auch für Österreicher spannende Diskussion über die Einführung eines Betreuungsgelds für daheim aufgezogene Kleinkinder in den ersten drei Lebensjahren. Da kann man manche Argumente dagegen und etliche dafür vorbringen. Aber sicher falsch ist die Haltung der FDP.

Denn die deutschen Liberalen wollen die Entscheidung nicht den Eltern überlassen, ob diese in den ersten Jahren das Kind daheim betreuen (und dafür 100 oder 150 Euro Betreuungsgeld bekommen) oder in einen (geförderten) Kindergarten stecken. Sie wollen vielmehr die Entscheidung den Bundesländern überantworten. Das aber ist alles andere als liberal. Da würde neuerlich in einem weiteren Bereich ganz unliberal der Obrigkeit eine Entscheidung zugeschoben, die gerade ein Liberaler den Familien selbst überlassen sollte.

Viel seriöser ist ein anderer Vorwurf gegen das Betreuungsgeld: nämlich jener, dass das Geld dafür fehlt. Denn auch Deutschlands Kassen sind von schweren Schulden geplagt, obwohl sich die deutsche Wirtschaft relativ – relativ! – gut entwickelt. Ganz abgesehen von den über 300 Milliarden, die das Land schon für Europas Schuldner haftet.

Das Grunddilemma ist der Konflikt zwischen der Freiheit (sich einige Jahre den eigenen Kindern anstelle eines Berufes widmen zu können) und dem staatlichen Zwang (weil der Staat eben immer am besten weiß, was gut für die Menschen ist). Ein liberales wie auch ein christliches Menschenbild kann nur zu einer Ablehnung von noch mehr Macht für den Staat, noch mehr Bevormundung durch den Staat führen. Liberale wie Christen müssen, wenn sie ihre Überzeugungen ernst meinen, für Wahlfreiheit und damit auch die alternative Möglichkeit eines Betreuungsgeldes sein.

Nur wer unternehmerische Interessenpolitik mit der Grundhaltung eines am Individuum und dessen Freiheit orientierten Liberalismus verwechselt, kann gegen das Betreuungsgeld sein. Denn kurzfristig orientierte Unternehmer sehen in Zeiten relativer Vollbeschäftigung natürlich die gut ausgebildeten jungen Frauen lieber am Arbeitsplatz als daheim bei der Betreuung der eigenen Kinder.

Gibt man dem Staat die Entscheidung über die Kindererziehung, dann kommt man sofort zum nächsten Dilemma: Ist ein früher Kindergartenbesuch – also schon lange vor dem dritten oder auch zweiten Geburtstag –  eigentlich gut oder schlecht für die Kinder? Diese Frage muss man dann sehr rasch noch weiter präzisieren: Für welche Kinder ist er eher gut und für welche weniger?

Viele Studien zeigen da nämlich ein klares soziales Gefälle. Bei sozialen Unterschichten (was im Klartext sehr häufig heißt: bei Zuwanderern mit islamischem oder afrikanischem Hintergrund und ohne deutsche Muttersprache) ist es für die Kinder hilfreich, möglichst früh aus ihrem oft lähmenden häuslichen Milieu herausgerissen zu werden. Hier könnte das Betreuungsgeld den falschen Anreiz bedeuten, Kinder möglichst lange in diesem Milieu zu lassen.

Bei normalen deutschen Mittelstands- oder Oberschichtfamilien liegt die Wirkung der Familie aber genau umgekehrt: Wenn sich Mütter (ich weiß schon: oder Väter oder Großeltern oder Tanten) in den ersten Lebensjahren hauptberuflich um die Kinder kümmern können, ist es besser für diese, als wenn sie den Großteil des Tages weggegeben würden. Was aber auch beim Mittelstand in der Regel nicht heißt, dass für ein Kind vor dem dritten Geburtstag ein paar Stunden pro Woche in Fremdbetreuung schädlich wären.

Ausnahmsweise könnte eine Lösung dieses schichtenspezifischen Dilemmas in der österreichischen Idee von Sprachstandsfeststellungen liegen. Diese erheben, ob kleine Kinder ausreichend Deutsch können. Ist das nicht der Fall, so schlägt für Österreich Sebastian Kurz sogar eine zweijährige Kindergartenpflicht vor, freilich erst ab dem vierten Geburtstag. Aber jedenfalls sollten bei den in einer anderen Sprache aufwachsenden Kindern die Anreize deutlich verstärkt werden, dass sie früher in den Kindergarten gehen.

Die deutsche Reglementiersucht hat hingegen unabhängig von der Nachfrage per Gesetz die Zahl der Kindergartenplätze angeordnet, welche es im nächsten Jahr geben müsse. Dabei gibt es überhaupt keine Chance, dass es auch genügend Kindergärtnerinnen dafür gibt. Auch die EU, die ja zur Rettung der eigenen Existenzberechtigung von noch üblerer Reglementierwut befallen ist, hat solche Quoten dekretiert – schon für Unterdreijährige! Diese EU-Vorgabe wird in Österreich zum Glück weitgehend ignoriert. Viel wichtiger ist es, dass etwa ab dem dritten Geburtstag alle Kinder mit fremder Muttersprache einen solchen Platz bekommen können.

Wenig beachtet, aber sehr erfreulich ist ein anderes Phänomen, dass sich in diesem Zusammenhang zu zeigen beginnt: Junge Frauen mit Kindern mischen sich zunehmend in ihre eigenen politischen Angelegenheiten ein. Sie erkennen wie etwa die deutsche Familienministerin, dass die in der Politik so lautstarken Radikalfeministinnen ihre ärgsten Feinde sind. Diese kämpfen für Genderaufsichtsbeamtenposten und  Aufsichtsratssitze für ihresgleichen, aber keine Sekunde lang für die Interessen junger Mütter und Familien. Diese kämpfen – um ein Beispiel aus dem kommunalen Mikrokosmos hinzuzufügen – für Radwege, selbst wenn dadurch der Auslauf für kleine Kinder oder die Manövrierfläche für einen Kinderwagen noch weiter eingeschränkt werden.

Neben der emotionalen Stärke dieser Frauen ist für mich in dieser Frage noch ein anderer Eindruck sehr bestimmend: Das sind die verbrecherischen Zustände, unter denen Kinder jahrzehntelang in öffentlichen Pflege- und Heimplätzen aufwachsen mussten, nachdem sie ihren Eltern von angeblich wohlmeinenden Fürsorgerinnen abgenommen worden waren. Wegen der Arbeitslosigkeit oder Kriminalität des Vaters, wegen Alkoholkonsums der Eltern, oder weil man es halt einer ledigen Mutter nicht zutraut, ihr Kind aufziehen zu können. Dabei wären auch in diesen Fällen fast immer die leiblichen Eltern für die Kinder weit besser gewesen als die Prügel- und Kinderbordelle der Gemeinde Wien. Für welche übrigens Politiker die Verantwortung getragen haben, nach denen bis heute Straßen und Wohnhäuser genannt sind. Was zeigt, dass auch die dafür verantwortlichen heutigen Politiker vielleicht Gutmenschen, aber sicher keine guten Menschen sind.

Und jetzt sollen wir plötzlich Vertrauen zu dem gleichen Staat haben? Jetzt sollen seine immer mehr ins Leben jedes Einzelnen vordringenden Entscheidungen für Kinder und Familien besser sein als jene der Eltern? Eine ungeheure Zumutung.

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Alle wollen regulieren – aber wie?

01. Juli 2012 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Seit vier Jahren wird der Satz von allen Politikern und Journalisten nachgebetet: Die Finanzwelt muss strenger reguliert werden! Aber kaum jemand versteht, worum es dabei geht.

Erstens sollen höhere Eigenkapitalquoten vorgeschrieben werden. Das ist auch in Ordnung. Es ist jedoch reine Schikane, dass zu dieser Quote zwar Partizipationsscheine in staatlichen, aber nicht solche in privaten Händen zählen. Dabei sind rechtlich beide völlig gleich: Wenn es gut geht, fließen Erträge, wenn es schlecht geht, ist die ganze Einlage weg. Nicht anders ist ja auch das Los von Aktionären. Schon diese Bestimmung zeigt eine einseitige Staatslastigkeit der Regulierer.

Noch absurder ist der zweite Bereich, die Liquidität. Natürlich ist es gut, wenn Banken und Versicherungen liquide sind. Am liquidesten sind sie freilich dann, wenn sie das gesamte eingelegte Geld im Safe horten. Kleines Problem: Sie können dann keine Zinsen zahlen, sondern müssen umgekehrt Verwahrungsgebühren für Safe- und Personalkosten verlangen.

Daher will man doch auch andere Werte als Liquidität gelten lassen. Obwohl diese Werte oft keineswegs liquide sind. Absurd aber ist, was den Regulierern bisher als einziges mit Bargeld jedenfalls Gleichwertiges eingefallen ist: Das sind Staatsanleihen! Jawohl, Anleihen dieser bankrotten Gebilde.

Natürlich wissen die Regulatoren – und das nicht erst, seit griechische oder argentinische Papiere nur noch zum Tapezieren gut waren, – dass die Liquidität von Staatsanleihen eine Fiktion ist. In Wahrheit geht es ihnen aber gar nicht um Liquidität, also die Sicherheit der Anleger, sondern um die Angst der Staaten, sonst kaum noch Kredite zu bekommen. Selbst Deutschland hat ja schon – bei zunehmender Überalterung – eine sehr hohe Staatsverschuldung. Daher könnte man selbst beim starken Mann Europas zweifeln, ob seine Papiere wirklich auf Dauer werthaltig bleiben. Aber da ja Banken und Versicherungen einen Teil des eingelegten Geldes „liquide“ halten müssen, kaufen sie halt weiter deutsche Anleihen (und mit schon etwas geringerer Begeisterung auch österreichische oder niederländische). Immerhin bekommt man da im Gegensatz zum Bargeld wenigstens noch ein paar Zerquetschte als Zinsen. Und jedenfalls sind Papiere dieser Länder weit sicherer als jene vom Mittelmeer.

Erst seit den allerletzten Tagen will man nach jahrelangen Verhandlungen nun auch Gold und Aktien als Liquidität einstufen. Zwar gibt es auch hier große Fragezeichen – aber so „liquide“ wie ein griechisches oder spanisches Staatspapier sind die meisten Aktien allemal. Und Gold sowieso. Der Grund dieser Erweiterung des Liquiditätsbegriffs: Sonst hätten die Banken kaum noch Spielraum, Kredite an die Wirtschaft zu vergeben. Was die Arbeitslosigkeit explodieren ließe.

Diese beabsichtigte Milderung der Regeln macht aber wiederum die Finanzminister nervös: Denn dadurch wird das Interesse der Anleger an Aktien steigen und an Staatsanleihen sinken. Das heißt aber: Die Schlacht um die Regulierungsregeln wird wohl weitergehen.

Und erst in vielen Jahren wird man erkennen: Trotz allem Politikergerede kann es die absolut sichere Geldanlage nicht geben.

 Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Graf Bobby als Ladykiller

30. Juni 2012 00:58 | Autor: Andreas Unterberger

Alfons Mensdorff-Pouilly war seit vielen Jahren eine der ungutesten Erscheinungen am Rande der heimischen Politik. Er war einer jener Adeligen, die einem anderen in jeder Sekunde signalisieren, dass sie etwas Besseres sind. Und er erweckte bei seinen öffentlichen Auftritten gerne den Eindruck, dass er sich eine Ministerin als Ehefrau hielt. So wie man sich ja auch Personal oder einen Jagdhund hält. Keine Spur von bescheidenem Im-Hintergrund-Bleiben, wie es die sonstigen besseren und schlechteren Hälften der Minister praktizieren.

Dass seine Frau in dieser Ehe fast automatisch zur Feministin werden musste, ist subjektiv verständlich. Das rechtfertigt freilich objektiv noch lange nicht ihren Feldzug gegen die Bundeshymne. Und dessen Erfolg noch weniger.

Aber zurück zur eigentlichen Causa: Natürlich gilt für Mensdorff trotz eines staatsanwaltschaftlichen Strafantrags eine recht starke Unschuldsvermutung. Natürlich ist es auffällig, dass die Staatsanwaltschaft wieder nur die in diesem Zusammenhang merkwürdige Rechtsfigur der Geldwäsche anklagt und nicht die eigentlich vermutete Bestechung von Amts- oder Entscheidungsträgern. Aber trotz aller Suche kann man dem jagdfreudigen Grafen keine konkrete Bestechung nachweisen. Es scheint durchaus fraglich, ob Mensdorff wirklich verurteilt wird. Denn beim Delikt der Geldwäsche geht es eigentlich um die Verfolgung dubioser Geld-Quellen (wie Mafia, Terrorismus und kriminelle Oligarchen) und nicht um dubiose Geld-Ziele.

Aber schauen wir mal. Die Sache wird sicher noch viele interessante juristische Diskussionen auslösen.

Was jedoch jenseits allen Strafrechts schon jetzt zu diskutieren ist, ist die Rolle eines Lobbyisten als Ministerpartner. Denn diese Doppelrolle hat in jedem Fall einen üblen politischen Geruch. Während für Minister jede zusätzliche Tätigkeit verboten ist, gilt dieses Verbot nicht für die Ehepartner. Alle diesbezüglichen Auflagen und Einschränkungen sind ja im Zuge der Emanzipation längst annulliert worden. Wobei das anfangs de facto nur Ehefrauen zugute gekommen ist, die eben auch das Recht auf ungehinderte Berufsausübung haben wollten. Dennoch haben die meisten Ministerfrauen keine sonderlichen beruflichen Ambitionen. Was aber nicht immer für die Männer von Ministerinnen gilt (sofern vorhanden; freilich hat auch eine lesbische Partnerin einer amtierenden Ministerin eine erstaunliche berufliche Karriere gemacht, auch mit Hilfe von Aufträgen aus jenem Ministerium).

Das ist an sich ein großes Dilemma. Und ich habe viel Verständnis für die Betroffenen. Unentschuldbar wird der Umgang mit dem Dilemma aber im konkreten Fall aus mehreren Gründen. Erstens wegen der mit der Rolle eines Ministers besonders unverträglichen Tätigkeit eines Lobbyisten, der sich ja fast immer um Regierungsaufträge bemüht. Und zweitens weil sich der Graf medial immer sehr in den Vordergrund gestellt hat. Er war ständiger Gast in diversen Seitenblicke-Rubriken, weshalb ihn auch manche für einen wenig schlauen Graf Bobby gehalten haben. Diese Seitenblicke-Präsenz ist ihm aber geschäftlich sehr zupass gekommen. Denn dabei wurde fast nie vergessen, darauf hinzuweisen, dass er ja der Partner einer Ministerin sei.

Überdies gab es in den Zeiten der schwarz-blau/orangen Regierung viele gemeinsame halbprivate Auftritte der Regierung samt Ehepartnern. Wolfgang Schüssel wollte damit das hasserfüllte Klima der großen Koalition durch vertrauensvolle Freundschaft ersetzen. Was zwar zeitweise geglückt ist. Was aber den unbeabsichtigten Effekt hatte, dass sich der rampengeile Graf für Außenstehende noch besser als total macht- und entscheidungsnah positionieren konnte. Da ist die Optik alleine entscheidend, nicht die juristische Sachlage.

Seine Frau hat diese moralisch-politische Unvereinbarkeit aber offenbar bis heute nicht wirklich begriffen. Im Gegenteil: Sie ging sogar ins Fernsehen, um empört ihren Mann und sich zu verteidigen. Das Wie dieses Auftritts hat sie aber zusammen mit einer – wohl auf Verlangen der ÖVP-Führung eingebrachten – Klage gegen ein Magazin wohl endgültig diskreditiert.

Denn nun ist auch aus ihrem Mund klar bestätigt, dass sehr wohl ihr Ministerium mit einer vom Ministerinnen-Mann betreuten Firma Geschäfte abgeschlossen hat. Denn eine von ihr unterzeichnete Abnahmegarantie für nicht verkaufte Produkte dieser Firma ist genauso ein Vertrag wie beispielsweise ein Kaufvertrag, auch wenn das die wackere Lehrerin Rauch-Kallat nicht weiß. Denn ein Sektionschef verkörpert immer auch den jeweiligen Minister – noch dazu, wenn dieser Sektionschef eine persönliche Wahl des Ministers war.

Mit anderen Worten: Diese versuchte Selbstrechtfertigung Rauch-Kallats war die endgültige politische Selbstvernichtung. Auch wenn es vielleicht am Ende keine Strafrechtsverurteilung ihre Mannes gibt. Auch wenn sie mehr von dem schlauen Macho in Graf-Bobby-Tarnung missbraucht worden ist, als sie selbst begriffen hat. Auch wenn ihre Schuld zweifellos viel geringer ist als die jener amtierenden(!) Minister, die in die Staatskasse gegriffen haben, um sich das Wohlwollen schmieriger Boulevard-Zeitungen zu kaufen. Auch wenn die von Mensdorff betreute Firma vielleicht die einzige war, welche die in Grippepanik plötzlich benötigten Gesichtsmasken liefern konnte.

Aber dennoch hätte ein intelligenter Minister gleich fünf Firewalls aufstellen müssen, wenn sich ein geschäftlicher Kontakt mit einer Firma auch nur abzeichnet, mit der der eigene Ehepartner viel Geld verdient. Etwa durch Einschaltung der Bundesbeschaffungsgesellschaft.

Damit ist auch die neue Sauberkeits-Doktrin der ÖVP auf dem Prüfstand. In der Causa gibt es nämlich nichts mehr abzuwarten, wie es Michael Spindelegger in seiner gütigen Art offenbar will. Die Partei hat ja auch Ernst Strasser zu Recht lange vor jeder rechtskräftigen Verurteilung vor die Tür gesetzt. Da wie dort sind die schon bewiesenen und eingestandenen Dinge politisch und moralisch so degoutant, dass ein Zuwarten eine Identifikation mit der Tat bedeuten würde.

 

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Was war denn das für ein Gipfel?

29. Juni 2012 14:04 | Autor: Andreas Unterberger

Alter Wein in neue Schläuche. Oder: Schon wieder ist Angela Merkel eingeknickt. Beide Reaktionen waren in den ersten Stunden nach dem Gipfel zu hören.

Und seltsamerweise sind beide Sichtweisen zum Teil richtig. Rechtskräftig ist vorerst noch gar nichts. Die wirklichen Folgen werden noch von der detaillierten Ausarbeitung der Gipfelbeschlüsse abhängen. Aber dennoch ist jetzt schon klar: Die deutsche Bundeskanzlerin ist in einigen Punkten eingeknickt. So soll es künftig entgegen dem vor dem Gipfel beschworenen deutschen Standpunkt auch direkte Stützungskredite an Banken geben, womit insbesondere die spanische Regierung etliches an Verantwortung Richtung Europa los wäre. So ist offenbar die Kontrolle für Schuldenregierungen gemildert, nicht verschärft worden.

Damit hat sich erneut gezeigt: Die deutsche Regierungschefin hält Druck nicht gut aus, wenn sie von fast allen anderen Kollegen eine Nacht lang belagert wird. Das ist deprimierend. Denn schließlich ist sie der einzige europäische Außenposten der Vernunft. Die Front der südeuropäischen Schuldenländer und der erstarkenden Linksregierungen hat daher einen Punktesieg verzeichnen können. Besonders ärgerlich ist dabei, dass auch Österreich in diese Front eingetreten ist – obwohl Bundeskanzler Faymann ohne Sanktus der ÖVP dort eigentlich keine Position beziehen dürfte.

Auf der anderen Seite hat Merkel in der wichtigsten Frage gehalten: Es gibt keine Eurobonds (auch wenn der schon bei früheren Gipfeln beschlossene und in den nächsten Tagen durch das Berliner und Wiener Parlament gehende Stabilitätsmechanismus ESM diesen Eurobonds verdammt ähnlich schaut).Damit fließt nur alter Wein, also schon früher zugunsten von Staats-Hilfen beschlossenes Geld an die Banken.

Bezeichnend ist die Reaktion der Märkte (die ja alle heftig auf das deutsche Geld gieren): Zuerst stiegen sie steil, aber schon Stunden später fielen sie wieder, als sie das Ergebnis genauer analysiert hatten. Womit die Halbwertszeit des Gipfels ein absolutes Rekordniveau erreicht hat. Hatten doch die „Durchbrüche“ auf den 18 bisherigen Krisengipfeln in der Regel wenigstens ein paar Tage lang die Märkte beruhigen können.

 

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SN-Kontroverse: Österreichs EU-Kurs

29. Juni 2012 01:15 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Fährt Österreich einen guten Europa-Kurs?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

An Statur gewonnen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Kanzler und SPÖ-Vorsitzende hat eindeutig an Statur in EU-Fragen gewonnen. Er vertritt klare Botschaften und zieht sie mit erstaunlicher Konsequenz durch. Der seinerzeit so heftig umstrittene Brief an die Chefredakteure und Herausgeber verschiedener Tageszeitungen, wonach in wichtigen EU-Fragen - das gilt besonders für wesentliche Änderungen der Verträge - künftig eine Volksabstimmung abzuhalten ist, besitzt politischen Kultstatus. Der offenen Brief, der die Unterschrift von Werner Faymann und Alfred Gusenbauer trägt, erweist sich in der Rückschau nach gefühlten Jahrzehnten der Eurokrise als geradezu visionär. Selbst ÖVP-Chef Außenminister Michael Spindelegger ist dieser Tage auf diese Linie eingeschwenkt. Wahrlich keine Selbstverständlichkeit, wenn man weiß, wie sehr der Brief die beiden Parteien entzweit hat. Faymann punktet auch in Sachen Finanztransaktionssteuer auf dem europäischen Parkett. Die österreichischen Sozialdemokraten waren die Ersten, die sich massiv für die Steuer ins Zeug gelegt haben und frühzeitig konnten die Deutschen mit ins Boot geholt werden - allen voran Wolfgang Schäuble (CDU). Zuletzt hat Finanzministerin Maria Fekter heftig für die Einführung der Lenkungsabgabe zur Zügelung der Finanzmärkte gekämpft. Das trug ihr lobende Worte vom Grünen Vizeparteichef Werner Kogler ein. Durchaus bemerkenswert, da Oppositionelle beim Lob für Regierende naturgemäß zurückhaltend sind. Nun ist es endlich so weit. Die größten Volkswirtschaften des Währungsraums, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie Österreich, Belgien, Portugal, Slowenien, Griechenland und Zypern wollen diesen Schritt setzten. Wenn alle Details geklärt sind und die Steuer kommt, die eine Rückbesinnung auf die Realwirtschaft einleitet, ist dies ein großer Schritt aus der Krise. Der Kanzler und sein Kabinett dürfen sich den internationalen Erfolg zu Recht auf ihre Fahnen heften.

Eine Angela für Österreich

Andreas Unterberger

Diese Frage überfordert mich. Ich bin nicht imstande, einen klaren oder gemeinsamen Europa-Kurs der Regierung zu erkennen (von der wirtschaftspolitisch unbedarften Opposition ganz zu schweigen).

So hat SPÖ-Chef Faymann anfangs die Europa-Politik einfach der Kronen-Zeitung überantwortet. Nach dem Tode Hans Dichands konnte er diese ignorieren und er hängte sich an die Rockschöße Deutschlands. Das war seine relativ beste Phase. Seit aber in Frankreich die Sozialisten an der Macht sind, eiert Faymann haltlos herum. Denn Frankreich giert wie ein Drogensüchtiger auf neue Schulden und die Haftung Deutschlands und Österreichs dafür (etwa durch Eurobonds). Dennoch hat Faymann die "Eurobonds" skurrilerweise sowohl positiv wie negativ kommentiert.

Die ÖVP ist noch stärker an Angela Merkel orientiert. Parteichef Spindelegger hat ansonsten das mitten in einer aktuellen Krise eher esoterische Thema einer neuen EU-Verfassung mit Direktwahl eines Europa-Präsidenten entdeckt. Am positivsten wirkt die Finanzministerin, die sich neuerdings überraschend deutlich gegen weitere Schuldenübernahmen ausspricht. Aber auch bei ihr hat man kaum den Eindruck, dass Österreich jemals auch ohne Schielen nach Berlin mutig eine eigene Position durchziehen würde. Die etwa lauten sollte: "Auch wenn der Euro viele Vorteile gebracht hat, geben wir ihn lieber wieder auf, bevor die hemmungslose Schuldenpolitik südeuropäischer Krisenländer auch Österreich (und andere) mit in den Strudel reißt." Oder: "Es gibt nach den rund 30 sinnlos für Haftungen riskierten Milliarden aus Österreich keinen Cent mehr für Länder wie Griechenland, die alle Reformversprechen gebrochen haben. So lange ich lebe." Freilich: Auch Angela M. ist dieser ermutigende letzte Satz erst mit zweijähriger Verspätung Inhalt eingefallen.

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Parlament diesmal hui – rote Personalpolitik immer mehr pfui

28. Juni 2012 17:45 | Autor: Andreas Unterberger

Fast täglich liefert die heimische Politik Ärgerliches und Provozierendes. Dennoch sei heute einmal primär das Positive hervorgehoben: die – einstimmige! – Einigung in einem Parlamentsausschuss, dass die Causa Kampusch neu untersucht werden soll. Das ist ein Anlass zu großer Freude. Die kann sogar den Zorn darüber dämpfen, dass die SPÖ gleichzeitig in ihrer Personalpolitik auf „Stalinismus Volle Kraft Voraus“ geschaltet hat. Offenbar geht die Partei davon aus, schnell unabhängig von jeder Qualifikation noch möglichst viele Genossen versorgen zu müssen, bevor ihr der nächste Wahltag einen Dämpfer versetzt.

Aber zurück zu Kampusch: Natürlich ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass heute, so viele Jahre nachher, noch wirklich restlose Klärung in den Fall gebracht werden kann. Aber es ist jedenfalls in einer verfahrenen Situation die beste Idee, dass sich einmal ausländische Experten alles anschauen können. Und dass da nicht ständig nur ein Staatsanwalt anderen Staatsanwälten Persilscheine ausstellt.

Ebenso erfreulich ist, dass nun offenbar ein Verfahren gegen Staatsanwälte wegen Nötigung in Gang kommen dürfte, die offenbar eine Zeugin unter Druck gesetzt haben, wunschgemäß auszusagen. Der tragische und höchstwahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit der Affäre stehende Selbstmord eines Kriminalbeamten kann ohnedies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Der Mann war etlichen Indizien zufolge unter massiven Druck geraten, nachdem er die Dinge ganz anders gesehen hat als die Staatsanwälte,

Was auch immer herauskommt: Rätselhaft bleibt, warum sich gleich drei Ministerinnen da nicht getraut haben, selbst ihrer Aufsichtspflicht über die Staatsanwälte nachzukommen, die sie ständig als so wichtig bezeichnen. Sind die Herren in Rot (was bei vielen in mehrfacher Hinsicht zutrifft) wirklich zu einem unangreifbaren Staat im Staat geworden? Ideal ist es nämlich keinesfalls, dass Abgeordnete nun anfangen, wider die Gewaltentrennung die Justiz zu kontrollieren. Dies ist vor allem angesichts des in den diversen Untersuchungsausschüssen gezeigten Rechtsverständnisses mancher Abgeordneter problematisch, das ja mit serienweisen Vorverurteilungen und Unterstellungen heftig an die Methoden der Französischen Revolution erinnert (um nicht gar spätere Geschichtsepochen bemühen zu müssen).

An dunkle Epochen erinnern auch die Personalmaßnahmen der SPÖ. Da feuerte die Infrastrukturministerin Bures in einer Handstreichaktion den Industriellen Peter Mitterbauer als Aufsichtsratsvorsitzenden der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Und gleichzeitig wurde dort die in Nationalbank ausscheidende Genossin Gertrude Tumpel-Gugerell inthronisiert, die zufällig auch Ehefrau des Arbeiterkammer-Chefs ist.

Tumpel hat gewiss in der Europäischen Zentralbank etliche Erfahrungen in internationalen Finanzfragen gesammelt. Freilich ist sehr negativ aufgefallen, dass sie dort ohne irgendeinen erkennbaren Widerstand allen Geldverbrennungen zugunsten der reformunwilligen Schuldenstaaten zugestimmt hat. Aber ganz sicher hat sie Null Erfahrung mit industriell angewandter Forschung. Und einzig um diese Forschung geht es in der FFG. Bezeichnend und trotz aller Vorbehalte für Tumpel geradezu kränkend ist der Umstand, dass Bures als einziges Argument für den handstreichartigen Wechsel das Geschlecht Tumpels zu nennen wusste. Da hätte doch selbst einem drittklassigen Pressesprecher Besseres einfallen müssen.

Natürlich geht es nicht um das Geschlecht, sondern um Parteiloyalität. Die ist in der Faymann-SPÖ zum einzigen Maßstab geworden. Das kann man auch daran ablesen, dass am gleichen Tag auch Sozialminister Hundstorfer eine massiv parteipolitische Personalentscheidung getroffen hat, deren Opfer eine Frau ohne rotes Parteibuch wurde (zugunsten einer anderen Frau mit heftigem roten Stallgeruch).

Es geht um die Leitung des Wiener Arbeitsmarktservices. Hier war die im letzten Moment abservierte Kandidatin bisher stellvertretende Geschäftsführerin gewesen und von einem Personalberater als bestqualifizierte bezeichnet worden. Was offenbar egal ist, wenn jemand Gewerkschaft und Rathaus ein Dorn im Auge ist. Statt ihr wurde eine gehorsame Frau aus dem Hundstorfer-Ministerium ins AMS platziert, also noch dazu jemand ohne unmittelbare AMS-Erfahrung.

Das reiht sich in die skandalöse Personalauswahl bei den beiden zuletzt neu besetzten „roten“ Posten im Verfassungsgericht. Auch dort sind nicht etwa die Besten (in diesem Fall: Verfassungsjuristen) gesucht und auserkoren wurden, sondern jene Genossen, die unmittelbare Vasallendienste für rote Spitzenpolitiker geleistet haben. Dabei hätte es durchaus auch gute sozialdemokratische Juristen gegeben. Das sind freilich solche, die selber denken und nicht nur die Parteimeinung duplizieren (gar nicht zu reden davon, dass die rot-schwarze Privatisierung des VfGH überhaupt ein Skandal ist und schlimmer als alles, was man den Ungarn zuletzt vorgeworfen hat).

Dazu kommt, dass auch im Burgenland der Landesrechnungshof künftig von einem langjährigen Kofferträger des amtierenden Landeshauptmannes besetzt wird. Was bei den Aufgaben eine Rechnungshofs ungefähr die schlechtestmögliche Qualifikation ist.

Man darf gespannt sein, ob das alles in jenen angeblich unabhängigen Medien auch so laut kommentiert wird wie vor einigen Wochen die Nichtverlängerung des Arbeiterkämmerers Muhm in einem Nationalbankgremium. Da haben diese Medien nämlich alle tagelang aufgeheult – obwohl die Finanzministerin im gleichen Zug auch einen bekannt bürgerlichen Ökonomen abserviert hat.

Diese Personalentscheidungen erinnern lebhaft an die letzten Monate des Jahres 1999: Auch damals hat die SPÖ in breitester Front ihre Parteigänger versorgt. Was natürlich die Frage aufwirft: Wird sich 2013 auch das wiederholen, was als Folge der Wahl 1999 in den ersten Wochen des Jahres 2000 passiert ist?

 

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Schulzeugnis des Versagens und Manipulierens

28. Juni 2012 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Nirgendwo klaffen bei dieser Regierung Propaganda und Realität so weit auseinander wie bei Gesundheit und Bildung. Zum Schulschluss hat vor allem das Schulthema große Chance auf unkritischen medialen Widerhall. So wie zu Allerheiligen Friedhofsthemen. Das nutzt die verantwortliche Ministerin prompt dazu, sich derzeit selbst tagtäglich Zeugnisse auszustellen. Diese bestätigen Claudia Schmied aber in Wahrheit nur in einem einzigen Gegenstand ein gutes Abschneiden: nämlich in Sachen Manipulation und Dialektik. Ansonsten schaut es rund um die Schulpolitik derzeit nämlich extrem traurig aus.

Die neuesten Einträge ins Klassenbuch des Versagens und Manipulierens:

Wie die Gesamtschulen hochgejubelt werden

Erstens: Der Schmiedsche Propagandaapparat verbreitete diese Woche Statistiken, denen zufolge die „Neuen Mittelschulen“ zu einem weit höheren Prozentsatz den 14-Jährigen AHS-Reife verschaffen, als es die Hauptschulen tun. Das hätten (schon im März!!) die ersten Jahrgänge gezeigt, die in fünf Bundesländern nun gerade die NMS hinter sich bringen. Klingt doch toll – aber leider nur für total Ahnungslose.

a.      Die ersten Zweifel an der Schmiedschen Behauptung kommen einem beim Vergleich der Bundesländer-Ergebnisse. Denn im seit Jahrzehnten stramm sozialistisch beherrschten Burgenland soll die AHS-Reife gar bei vier von fünf NMS-Absolventen vorliegen. Hingegen scheint in den weniger von linken Kadergehorsam beherrschten Ländern Oberösterreich, Steiermark und Vorarlberg jeweils nur rund die Hälfte der NMS-Absolventen reif fürs Gymnasium zu sein. Ziemlich seltsam, um wie viel klüger die Burgenländer dieser Propaganda zufolge sein sollen. (Aus Höflichkeit erspare ich mir hier alle Burgenländer-Witze).

b.     Was die ministeriellen Spin-Doctoren in ihrem Propaganda-Feldzug verschweigen: Die AHS-Reife wird nicht etwa von AHS-Lehrern festgestellt, welche die Absolventen der NMS übernehmen sollen. Vielmehr erfolgt die Bewertung durch die NMS-Lehrer selbst. Diese bewerten damit den Erfolg der eigenen Anstrengungen. Was vielleicht kein ganz objektiver Maßstab sein dürfte (und schon gar nicht dann,wenn die Lehrer unter Druck eines militant ideologischen Landesschulrats wie im Burgenland stehen). Wäre die Selbstbewertung ein legitimer Maßstab, würde sich dieses Modell wohl auch für künftige Wahlrechtsreformen nach sozialistischer Art eignen: Da werden dann nicht mehr die Wähler, sondern die Parteien selbst sich die Zeugnisse in Form von Wahlergebnissen ausstellen. Die wohl nicht mehr sehr überraschend wären.

c.      Verschwiegen wird von den Schmied-Propagandisten auch, dass die Hauptschulen wie auch die AHS-Unterstufen gesetzwidrig mit viel größeren Schülerzahlen in den Klassen fertig werden müssen als die Gesamtschulen.

d.     Verschwiegen wird weiters, dass für jede einzelne dieser kleineren NMS-Klassen überdies noch viel mehr Lehrerstunden bezahlt werden als für die größeren Klassen anderen Schulen.

e.      Verschwiegen wird auch, dass bisher alle objektiven Vergleiche von Gesamtschulen (etwa in Wien gibt’s die ja schon viel länger als die Schmied-NMS) mit den ersten beiden Klassenzügen der Hauptschulen für die Gesamtschulen vernichtend ausgefallen sind. Und dass sich das Ministerium bis heute krampfhaft bemüht, alle echten Vergleichsstatistiken vor der Öffentlichkeit geheim zu halten.

f.       Und last not least bestätigen alle befragten Lehrer von AHS, dass im Schnitt Schüler, die von Gesamtschulen kommen, schlechter sind als jene von Hauptschulen. Was auch kein Wunder ist: Denn in der Hauptschule wird nach Leistung getrennt unterrichtet, während in den Gesamtschulen vom Gescheitesten bis zum Blödesten alle den gleichen Unterricht erhalten. Wobei es wenig nützt, dass in den NMS statt einem meist zwei Lehrer gleichzeitig in der Klasse stehen. Die Schüler fühlen sich durch diese Vielfalt oft mehr verwirrt als gefördert.

Selbst die Oberstufe wird ausgehungert

Zweitens: Die AHS werden zugunsten der NMS nicht nur in der Unterstufe ausgehungert. Dasselbe Schicksal erleiden auch reine Oberstufenrealgymnasien – obwohl diese eigentlich (noch?) nicht auf der Abschussliste linker Schulklassenkampf-Pläne stehen. Ein Direktor eines solchen BORG hat mir die Daten seines Investitionsbudgets gezeigt, also jener Geldmittel, die er für Computer, Beamer und ähnliches ausgeben kann: Waren das 2009 noch 22.000 Euro, so sank der Wert dann alljährlich: 17.000, 13.000 und zuletzt 10.000 Euro. Und das nennt sich dann „Bildungsoffensive“ . . .

Nur Placebo-Therapien gegen die Schwänz-Epidemie

Drittens: Ein wirklicher Skandal ist auch die institutionalisierte Untätigkeit der Unterrichtsbehörden beim Thema Schulschwänzen. Denn das nach langen Aufregungen nun mit dem Innenministerium vereinbarte Antischwänz-Paket ist geradezu lächerlich. Damit ist weniger die vordergründige Debatte um die Höhe von Geldstrafen gemeint, sondern vielmehr die Tatsache, dass überhaupt erst nach dem zehnten(!) Schwänztag die ersten Konsequenzen vorgesehen sind. Und die sind peinlich harmlos: Man redet halt einmal mit den Eltern über das Problem.

Dazu kommt ja, dass ohnedies ein Gutteil der Schulschwänzer nicht erwischt wird. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Eltern irgendwie aus Dummheit oder Solidarität mit dem Schwänzen ihrer Kinder mitspielen.

Aber warum bitte gibt’s diese Konsequenz nicht wenigstens gleich beim ersten Tag, an dem ein Schüler beim Schwänzen erwischt wird? Und warum werden die Schwänzer nicht beispielsweise verpflichtet,  an Nachmittagen Versäumtes nachzuholen? Statt dessen hört man von der Ministerin nur den hohlen Newspeak der Linken: Es brauche statt Konsequenzen „Prophylaxe“, „Jugendwohlfahrt“ und „Vereinbarungskultur“.

Lehrerausbildung wird nach unten nivelliert

Viertens: Während Schmied und ein Gutteil der Politiker derzeit davon schwätzen, dass die Lehrerausbildung verbessert werden müsse, geht der Zug in die andere Richtung: Zumindest nach den Plänen der Linken sollen die Pädagogischen Hochschulen künftig auch AHS-Lehrer ausbilden.

Was in vielen Fächern ein absoluter Wahnsinn wäre: Denn an diesen PH unterrichten überwiegend avancierte Pflichtschul- und AHS-Lehrer, keineswegs Universitätsprofessoren. Wie diese Menschen Lehrer wissenschaftlich ausbilden sollen, die dann Schüler zur Universitätsreife heranzuführen hätten, bleibt ein absolutes Rätsel. Außer man verwendet jenen Erklärungsschlüssel, der letztlich hinter so viele rot-grünen (Anti-)Bildungs-Aktionen steht: „Matura, Bachelor und Master für jeden! Und zwar ohne altmodischen Leistungsfimmel, weil sonst wären ja bildungsferne Schichten benachteiligt!“

Ein ganz anderes Thema ist freilich, dass sowohl nach einer PH wie bisweilen auch nach einer Uni die Absolventen oft nicht einmal die deutsche Rechtschreibung oder die (theoretisch) studierte Fremdsprache beherrschen. Dennoch wurde ihnen die Unterrichtsfähigkeit attestiert.

Tägliche Schulgewalt lässt Mittelstand in AHS flüchten

Fünftens: Soeben ist eine hochinteressante Statistik veröffentlicht worden („Gewalterfahrungen von Jugendlichen: Prävalenzen und Risikogruppen“, HG Strohmaier u.a.). Sie sagt, dass es an maturaführenden Schulen deutlich weniger Gewalt unter Schülern gibt als an Pflichtschulen. Das ist zweifellos einer der vielen Gründe, warum immer mehr Schüler wie Eltern trotz aller ministeriellen Aushungerungsaktionen in die AHS drängen.

Die Linken hingegen begründen sogar mit dieser Statistik den Vorteil von zwangsweisen Gesamtschulen. Das Warum ist nicht so klar. Vielleicht damit in diesen dann die schon vom Elternhaus durch Gewalt geprägten Kinder in den zur Gewaltlosigkeit erzogenen Mittelschichtschülern Prügelopfer in ausreichender Zahl finden.

Das Kuscheln hat das Niveau gesenkt

Sechstens: Eine andere Studie („Schulqualität und Befinden in der Schule“, Eder, Haider) zeigt, dass der Leistungsdruck in den Schulen nachgelassen hat. Auch fühlen sich die Schüler zunehmend wohl in den Schulen.  

Hochinteressant – und ehrlich – ist der Schluss des Autors Ferdinand Eder: „Wir haben oft die Erwartung, dass ein besseres Wohlfühlen in der Schule zu mehr Lernerfolg führe. Und diese Verbindung, die lässt sich nicht nachweisen.“ Und weiter: „Wenn Leistungsdruck deshalb geringer wird, weil die Herausforderungen weniger geworden sind, dann ist das zwar auf den ersten Blick positiv. In Bezug auf die Schule ist das keineswegs positiv, dass nicht nur der Leistungsdruck zurückgegangen ist, sondern auch das, was von den Schülern verlangt wird.“

Vielleicht denken an Hand solcher Studien auch die mit dem Bildungssystem so unzufriedenen Industriellen einmal wirklich über die Ursachen des Bildungsverfalls nach? Das wäre jedenfalls viel sinnvoller, statt sich weiter mit den Propagandisten linker Kuschelpädagogik ins Bett zu legen. Die ist nämlich eine Hauptursache des Verfalls.

Die Chancen, dass unsere Industriellen klüger werden, sind freilich gleich Null, seit in der Industriellenvereinigung ein blauäugiger Sozialliberaler regiert, der all diese linken Sprüche nachplappert. Übrigens sind die deutschen Unternehmerverbände vehement für ein differenziertes Schulsystem. Aber die sind halt neoliberal und nicht sozialliberal.

Mehr Nachhilfe bringt Pisa-Erfolge

Siebtens: Die Intelligenzprobleme linker Bildungspolitiker zeigten sich auch bei der Präsentation einer Arbeiterkammerstudie über Nachhilfe. Diese ergibt zwar viel höhere Nachhilfe-Ausgaben als eine ähnliche Studie der Statistik Austria. Aber auch nach der AK-Studie sind die Ausgaben für Nachhilfe binnen eines Jahres von 127 auf 107 Millionen Euro gesunken. Das heißt logischerweise: Entweder sinkt der Leistungsanspruch in den Schulen dramatisch oder die Schulen sind plötzlich viel besser geworden.

Arbeiterkammerchef Tumpel hat freilich eine dritte Erklärung: Die Menschen können sich plötzlich die Nachhilfekosten nicht mehr leisten. Die Tatsache, dass im gleichen Jahr die Konsumausgaben gestiegen sind, deutet freilich nicht wirklich auf eine Verarmung der Österreicher hin. Solche Tatsachen können aber ganz offensichtlich die Klassenkampf-Logik eines Arbeiterkammer-Bonzen nicht beeinträchtigen.

Besonders heiter ist auch, wie die ÖGB-Vizepräsidentin Oberhauser auf die gleiche Statistik reagierte. Obwohl die Höhen der Nachhilfeausgaben zwischen der von den Linken gehassten Hauptschule und der mit gigantischen Budgetmitteln subventionierten Neuen Mittelschule nicht einmal um zehn Prozent auseinanderliegen, leitet sie daraus den endgültigen Beweis für die Gesamtschule ab. Dabei sind die Mehrausgaben für die Gesamtschule immer damit begründet worden, dass dann die Nachhilfeausgaben wegfallen würden. Dabei sind Gesamtschulen viel häufiger Ganztagsschulen als die Hauptschulen.

Verschwiegen wird natürlich auch, dass in den Pisa-Siegerländern in Asien der Anteil der Schüler mit Nachhilfe ein Vielfaches des österreichischen Wertes beträgt; dass dort die besten Nachhilfeinstitute sogar Wartelisten führen; dass es dort einen gewaltigen Wettlauf um Plätze in den besten Schulen gibt, die gute Karrierechancen versprechen. Und all das ist der Fall, obwohl jene Länder theoretisch reine Gesamtschulländer sind. Oder vielleicht gerade deshalb?

Aber Gewerkschaftsbosse und andere Linke wissen ohnedies immer das Ergebnis jeder Studie voraus. Ist das Wetter schlecht, beweist das die Notwendigkeit der Gesamtschule. Ist das Wetter gut, beweist das die Notwendigkeit der Gesamtschule. Ist das Wetter wechselhaft natürlich ebenso.

Und schnell noch ein paar Zeitungen bestochen

Achtens: Die hemmungslose Charakterlosigkeit dieser Ministerin hat sich in den letzten Wochen noch an etwas ganz anderem gezeigt: Sie hat seit 1. Mai über 200.000 Euro für Inserate an Wiener Medien verschoben, die wie immer vor allem an die drei übelsten Boulevard-Medien gingen. Der Inhalt:Meist ihr Bild und schwachsinnige Werbesprüche wie "Die Neue Mittelschule - ein Meilenstein für Österreich". Das wirklich Grausliche daran: Sie macht diese schmierige Aktion noch ganz knapp, bevor das Medientransparenzgesetz in Kraft tritt. Nach diesem sind nämlich ab 1. Juli sowohl Inserate mit Ministerphotos wie auch mit solchen Werbesprüchen verboten.

Diese charakterlose Person setzt also noch schnell und bewusst um unser Geld solche Sauereien, bevor diese - endlich - verboten werden, sie nützt noch rasch Gesetzeslücken, um käufliche Blätter zu bestechen. Was ist das nur für ein Land, in dem so jemand die Erziehung unserer Kinder anvertraut ist?

PS.: Ausnahmsweise einmal an dieser Stelle ein Buchtipp für alle, die sich ernsthaft mit Bildungsfragen befassen wollen: Dieter Grillmayers „Schule zwischen Anspruch und Zeitgeist“ analysiert die letzten 50 Jahre ununterbrochener Bildungsreformen. Und der Autor wagt sogar herauszuarbeiten, dass gute Bildung absolut keine Frage von mehr Geld (des Staates oder der Eltern) ist. Zugleich ist – wäre – der Buch auch ein Steinbruch für die Suche nach wirklich sinnvollen Bildungsideen.

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Wenn die Parteien in die Kassa greifen

27. Juni 2012 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Die Parteienförderung wird kräftig erhöht. Darüber könnte man angesichts des gleichzeitig weitgehenden Wegfalls von Parteispenden ja sogar noch reden. Aber über eines kann man nicht mehr reden.

Zuvor das Positive: Letztlich ist es immer noch sauberer, wenn Parteien nach transparenten Regeln aus öffentlichen Kassen finanziert werden, als wenn vieles in dunklen Hinterzimmern passiert. Etliche dieser Hinterzimmer sind nun verriegelt worden. Das ist freilich noch keine Garantie, dass nicht in anderen Hinterzimmern auch noch künftig das eine oder andere dunkle Geschäft stattfindet. Solches passiert jedoch in fast allen Ländern, sind doch viele Entscheidungen der Politik für das Überleben eines Unternehmens entscheidend.

Soweit könnte man also die neue Form der Parteienförderung hinnehmen. Spielen doch Parteien in der Demokratie eine unverzichtbare Rolle. Nur blinde und ahnungslose Populisten wollen ganz ohne Parteien auskommen.

Aber in einem Punkt hat die Koalition das Rad so überdreht, dass man gar nichts mehr hinnehmen will: Die Parteienförderung erfolgt nämlich künftig inflationsgesichert. Und das ist ein echter Skandal und ein totaler Widerspruch zur sonstigen Politik der Regierung. Hat sie doch gerade ausdrücklich verbindlich beschlossen, dass die nächste Pensionserhöhung in Summe deutlich niedriger als die Inflationsrate sein wird.

Noch drastischer ist der Unterschied zu anderen staatlichen Unterstützungen wie etwa den Familienbeihilfen. Dabei besteht auf diese sogar ein Verfassungsanspruch! Diese Unterstützung für Familien mit Kindern sind nämlich keineswegs inflationsgesichert, sondern seit Jahren eingefroren. Weshalb sie alljährlich in ihrem realen Wert signifikant schrumpfen.

Der Verzicht auf automatische Inflationsanpassungen ist immer gut begründet worden. Diese würden dem Staat beim Budget jeden Spielraum nehmen. Sie würden jede flexible Reaktion in Krisenzeiten unmöglich machen. Und sie würden die Geldentwertung automatisch beschleunigen.

All diese Begründungen haben zwar etliches für sich. Aber es ist wirklich unerträglich, dass die Koalition den Kindern seit Jahren eiskalt zumutet, was sie den Parteien selbst in Krisenzeiten keineswegs zumuten will, eben den Verzicht auf automatischen Inflationsausgleich. Aber vielleicht sind ja Kinder generell reich, und Parteien prinzipiell arm . . .

 

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Die Auftragsjuristen des Rathauses und das Pickerl

27. Juni 2012 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiener ÖVP hat mit ihrer Unterschriftensammlung gegen das Parkpickerl einen überraschenden Erfolg erzielt. Das ist anzuerkennen, auch wenn man, wie der Tagebuchautor, solche Parkpickerln in allen Gebieten mit zu geringem Parkplatzangebot für sinnvoll hält. Wien ist nämlich von Zehntausenden Autos aus ganz Osteuropa und aus allen Bundesländern überparkt, die den ganzen Tag oder oft eine ganze Woche (und länger) unbewegt abgestellt bleiben. Das ist eine absurde Vergeudung von öffentlichem Grund und belastet die Wohnbevölkerung schwer.

Man darf nun gespannt abwarten, wie die Verhandlungen zwischen Rot, Grün und Schwarz ablaufen. Der Wiener SPÖ-Häuptling Michael Häupl wird dabei zweifellos alles tun, um als Pater urbis neutral und scheinbar unbeteiligt über dem Streit von Grün und Schwarz zu schweben (oder wegen dringender Verpflichtungen beim Heurigen keine Zeit für eine persönliche Teilnahme an den Diskussionen zu haben). Damit stünde er als unschuldig an dem ganzen Projekt da. Damit wäre den grünen Koalitionspartnern ein kräftiger Dämpfer versetzt. Damit könnte der alte Fuchs aus einer Niederlage noch einen taktischen Erfolg herausholen.

Die Schwarzen sind in einer heiklen Situation. Auf der einen Seite spüren sie, dass ein totales Aus für das Pickerl ein Fehler und außerdem nicht durchsetzbar wäre. Auf der anderen Seite lauert die blaue Gefahr: Wenn die Schwarzen zu sehr nachgeben, dann werden sie als Häupls Pudel verhöhnt, der nur danach lechzt, wieder den Futterschüsseln der Macht näherzukommen.

Dennoch scheint dazwischen eine vernünftige Lösung möglich, die etwa aus folgenden Elementen bestehen sollte:

  1. Die Pickerlzone wird auf die wirklich belasteten Gebiete reduziert (jedoch auch in den schwarzen Bezirken eingeführt);
  2. Park&Ride-Garagen werden am Stadtrand und möglichst auch schon in Niederösterreich massiv ausgebaut (und kommuniziert);
  3. Die U-Bahn wird im Süden, Westen und Norden bis nach Niederösterreich verlängert;
  4. Die Gebiete mit Pickerl- beziehungsweise Parkscheinpflicht werden den Autofahrern viel klarer kundgetan, als es heute der Fall ist (wobei selbst an durchgängige Bodenmarkierungen zu denken ist: Denn es ist eine absolute Schikane, wie oft Nichtwiener aus Nichtkenntnis der Zonen in Straf-Fallen gehen. Solche Markierungen sind übrigens noch immer viel billiger als etwa die englischen Parkometer bei jedem einzelnen Abstellplatz oder die Parkscheinautomaten in vielen österreichischen Städten);
  5. Die Zeiträume der Parkscheinpflicht werden in ganz Wien vereinheitlicht;
  6. Die Gebühren für die Pickerl, die von Parkscheinpflicht befreien, werden deutlich reduziert;
  7. Und das stärkste Zeichen, dass es wirklich um die Parkplatznot und nicht ums Abkassieren geht, wäre es, das Handy-Parken wieder abzuschaffen. Denn via Handy-Parken kann man, ohne vom Schreibtisch aufzustehen, einen Parkplatz den ganzen Tag um viel weniger Geld benutzen, als eine städtische Parkgarage kostet (auch wenn mir zugegebenermaßen persönlich die Bequemlichkeit des Handy-Parkens sehr abgehen würde).

Wenn die Stadtschwarzen ein solches Programm zumindest weitestgehend durchsetzen, haben sie seit Ewigkeiten erstmals wieder einen wirklichen Erfolg erzielt.

Nicht fürchten sollten sie sich jedenfalls vor einem skurrilen Gutachten eines – vorsichtig ausgedrückt: ebenso umstrittenen wie linken – Auftragsjuristen des Rathauses. Der behauptet nämlich, dass ein Parkzonen-Referendum unzulässig wäre, weil es eines über Gebühren ist. Was wirklich absurd ist. Denn hätte dieser Auftragsgutachter recht, dann wären die Gebühren für die Pickerlausstellung der eigentliche Hauptzweck der ganzen Kurzparkzonen-Pflicht und nicht die Notwendigkeit, knappen Parkraum zu bewirtschaften. Wenn diese Auftragslogik richtig wäre, dann wäre überdies auch schon das letzte Referendum über einen nächtlichen U-Bahn-Betrieb unzulässig gewesen. Denn auch für eine U-Bahn-Fahrt werden ja Gebühren in Form eines Fahrscheines eingehoben.

Daher kann dieses Gutachten eigentlich vor keinem ordentlichen Gericht halten.

Dass die rot-grünen Rathausmänner es überhaupt gewagt haben, dieses Gutachten vorzulegen, spricht nicht nur juristisch, sondern vor allem auch politisch gegen ihre Intelligenz: Denn damit bestätigen sie ungewollt die Oppositionsargumentation, dass es bei den Pickerl-Zonen primär ums Abcashen geht. Und nicht um Hilfe für die Anrainer in Parkplatznöten, wie immer vorgegeben wird.

PS.: Jedenfalls aber sollten Schwarz und Blau ihren Kampf gegen die grün-roten Autohasser auf das noch viel schlimmere nächste Projekt ausdehnen, dass zumindest die Grünen gerade aushecken: die flächendeckende Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in der ganzen Stadt. Ob die Grünen auch schon Haftstrafen für Autofahrer  vorbereiten, ist hingegen noch unbekannt.

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Fußnote 312: Jetzt will die Regierung sogar schon Gesetze einhalten

26. Juni 2012 12:22 | Autor: Andreas Unterberger

Mit viel Trommelwirbel, aber wenig Wirksamkeit hat die Koalition nun die Details des neuen Medientransparenzgesetzes fixiert.

Besonders stolz ist man dabei auf folgende Regelung: Die Regierungsinserate müssen künftig so gestaltet sein, "dass eine Verwechslung mit dem redaktionellen Teil des Mediums ausgeschlossen ist". Der Auftraggeber muss das Medium sogar "vertraglich dazu verpflichten, eine eindeutige Kennzeichnung vorzunehmen", heißt es in der Regierungspropaganda. Toll! Bis auf die Kleinigkeit, dass diese Kennzeichnungspflicht schon längst im Medienrecht vorgeschrieben ist. Das heißt also: Die Regierung verkündet also im Grunde nur, dass sie künftig sogar Gesetze einhalten will. Das ist der heitere Aspekt des neuen Gesetzes. Der viel ernstere besteht darin, dass auch weiterhin keine Pflicht zur Ausschreibung von Inseraten besteht. Dass also weiterhin die roten Ministerien die Fellner- und Dichand-Zeitungen ungehindert mit Inseraten vollstopfen können.

 

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Französische Einbahn in die Arbeitslosigkeit

26. Juni 2012 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Immer wieder wird in akademischen Analysen wie in Fernseh-Talkshows diskutiert, warum niemand vor der großen Krise gewarnt hat. Nun, im Nachhinein sind immer alle klüger. Deswegen sei hier einmal im Vorhinein eine intensive und heftige Warnung Richtung Zukunft ausgesprochen: Frankreich wird in eine schwere Arbeitslosigkeit stürzen, was angesichts der Größe und Bedeutung des Landes auch ganz Europa in eine neuerliche Krise stürzen wird. Dies wäre selbst dann der Fall, wenn es die schon heute von Griechenland bis Portugal reichende europäische Mehrfachkrise nicht gäbe.

Denn Frankreich macht seit Jahren unter Präsidenten beider Couleurs auf dem Arbeitsmarkt unglaublich viel falsch. Und es ist lernunfähig, die neue Regierung will nun noch viel mehr falsch machen. Was vernichtende Folgen für die ganze Wirtschaft haben wird.

Derzeit sind im Lande De Gaulles, Napoleons und Ludwig XIV. rund 2,9 Millionen Menschen arbeitslos, also fast zehn Prozent der Arbeitsbevölkerung. Das sind die weitaus höchsten Zahlen seit Beginn des Euro. Die Rigidität des französischen Arbeitsmarkts hat viele Arbeitsplätze verschwinden lassen, die dann in anderen Ländern anders, billiger und vor allem flexibler neu entstanden sind. In Osteuropa, Asien und Nordafrika. Vor allem private Unternehmer sind seit vielen Jahren nicht mehr motiviert, in Frankreich zu investieren und damit Arbeitsplätze zu schaffen.

Wirtschaftsfeindliches Arbeitsrecht

Sehr negativ wirkt sich das tief aus dem vorigen Jahrhundert stammende Arbeitsrecht aus. Es ist ein Produkt einer stark von der linken Kulturszene geprägten Gesellschaft. In kaum einem anderen Land setzt diese mit satten staatlichen Förderungen finanzierte Szene ideologische Klassenkampf-Akzente. Unternehmer sind prinzipiell die Bösewichte, welche die Arbeitnehmer schikanieren und ausbeuten.

Wer daran zweifelt, möge nur einen repräsentativen Ausschnitt französischer Filme analysieren. Diese sind wieder interessanterweise nicht nur von linken, sondern auch von rechten Regierungen heftig gefördert worden: Die Rechte ist in Frankreich nämlich nicht primär marktwirtschaftlich, sondern vor allem nationalistisch geprägt. Sie sieht daher Film&Co als wichtige Träger des nationalen Ruhms und der sprachlich-kulturellen Identität. Das da oft Klassenkampf pur transportiert wird, ist der Rechten meist nicht so wichtig gewesen. Haben doch auch die Gaullisten oft einen abgemilderten nationalen Sozialismus geschätzt.

Kündigen darf man erst, wenn man schon Verluste macht

Das größte Hindernis für die Anstellung neuer Arbeitskräfte ist der französische Code du Travail, also das Arbeitsgesetzbuch. Dieser Code ist nicht weniger als 3200 Seiten dick. Er regelt genau, wie man Arbeitskräfte zu klassifizieren hat, welche Voraussetzungen vorliegen müssen, wenn man Arbeitskräfte kündigen will. Und so weiter. Dazu kommen ständige Änderungen der Sozialversicherungsregeln, die den Arbeitgebern jedes Mal große Umstellungskosten verursachen.

Die abschreckendste Hürde: Solange ein Unternehmen Gewinne macht, ist es fast unmöglich, Arbeitnehmer zu kündigen. Es gibt etliche Fälle, wo Kündigungen von den Gerichten nach mehr als zwei Jahren rückgängig gemacht worden sind. Was nicht nur zur Nachzahlung von Gehältern, sondern auch zur Wiederanstellung von Mitarbeitern geführt hat, die voll Hass auf den Arbeitgeber sind.

Das weitgehende Kündigungsverbot bedeutet in der Praxis: Die Krise einer Firma muss sich erst voll in den Bilanzen niedergeschlagen haben, bevor man reagieren kann. Dann aber kommt die Reaktion oft um viele Jahre zu spät. Aber auch sonst wären Kündigungen trotz Gewinnen oft sehr sinnvoll: Wenn beispielsweise nur ein Bereich nicht effizient ist, sollte er abgebaut werden, damit man das freiwerdende Geld sinnvoller einsetzen kann, etwa durch Entwicklung neuer Produkte.

Eine weitere Folge des französischen Arbeitsrechts: Nicht weniger als zehn Prozent der Beschäftigten sind Betriebsräte. Auch wenn die nicht alle komplett von der Arbeit freigestellt sind, gehen doch all ihre Sitzungen, Wahlkämpfe und Besprechungen komplett auf Kosten der Arbeitszeit.

Der 50. Arbeitnehmer ist der teuerste

Die restriktivsten Regeln des französischen Arbeitsrechts gelten zwar „nur“ für Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern. Aber diese Grenze hat eine katastrophale Folge: Viele Tausende französischer Firmen verzichten prinzipiell darauf, einen 50. Mitarbeiter (und natürlich dann auch 51., 52. Oder 53. usw) anzustellen. Was automatisch viele mögliche Arbeitsplätze verhindert. Dennoch wird in eigenen Konferenzen lange nachgedacht, warum es in Frankreich so wenige mittelgroße Unternehmen gibt (es gibt nur kleine Familienbetriebe und die großen Staatsgiganten).

Wenig produktiv ist es auch, dass manche Unternehmer als Folge dieser Gesetze lieber eine zweite und eine dritte Firma gründen, um die 49er Regel zu umgehen. Denn das kostet dann wiederum unnötig viel Geld für Anwälte, Notare, Wirtschaftsprüfer und Buchhalter, um diese Firmenvielfalt korrekt zu administrieren.

Ab der 49er Grenze sind französische Unternehmer auch – über die Gehälter hinaus – zu Gewinnbeteiligungen verpflichtet. Wobei diese an sich zwar ein durchaus gutes Motivationsmittel sind. Aber sobald sie nach staatlichen Regeln erfolgen, sorgen die Betriebsräte dafür, dass auch keineswegs motivierte und produktive Arbeiter aus der Gewinnkasse bedient werden.

Die übelste Konsequenz des französischen Arbeitsrechts: Dieses kommt Arbeitgeber nicht nur oft sehr teuer und verhindert unternehmerische Flexibilität, bei Verletzung gewisser Regeln können Arbeitgeber sogar ins Gefängnis kommen. Auch das erhöht nicht gerade die Bereitschaft, in Frankreich unternehmerische Verantwortung zu übernehmen.

Wie lange wirken noch Frankreichs Erfolgsfaktoren?

Warum steht Frankreich eigentlich dennoch noch nicht ganz so schlecht da wie Europas Hauptkrisenländer? Dafür dürften primär drei Faktoren relevant sein.

  1. Einer ist zweifellos die hohe Qualität und Kreativität seiner Ingenieure und Manager.
  2. Ein zweiter Faktor ist das weitgehende Ausbleiben einer französischen Immobilienblase (während das Platzen der spanischen Blase zuletzt allen Spaniern ins Gesicht gespritzt ist).
  3. Ein dritter ist das weitgehende Desinteresse der Franzosen an Umweltthemen und einschlägigen Paniken: Daher hat sich das Land etwa durch seine vielen Atomkraftwerke im europäischen Strommarkt in eine sehr starke und gewinnbringende Position bringen können. Diese Energiepolitik gewinnt zu einem Zeitpunkt an zusätzlicher Bedeutung, da Deutschland in der Fukushima-Hysterie den Ausstieg aus der Atomstromproduktion beschlossen hat. Das stellt Frankreichs großen Nachbarn vor gewaltige Probleme (sogar in Österreich werden sich die Folgen der Energiewende mit um ein Viertel höheren Stromrechnungen niederschlagen, was auch hier viele Produktionen unrentabel machen wird).

Diese Vorteile Frankreichs haben aber schon in den letzten Jahren immer weniger die Nachteile einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik wettmachen können. Denn zugleich leidet die französische Wirtschaft auch unter den Folgen des Euro: Haben sich doch seit dem Anschluss an den D-Mark-Block die Kosten einer Arbeitsstunde um zweistellige Prozentsätze gegenüber den deutschen Kosten verschlechtert, ohne dass sich Frankreich wie früher durch Franc-Abwertungen helfen konnte.

Hollandes Anti-Job-Programm

Und jetzt wird die Situation für französische Unternehmer noch viel entmutigender. Denn jetzt haben die Sozialisten unter ihrem neuen Chef Hollande mit einem ebenso ideologischen wie populistischen Anti-Wirtschafts-Programm die Wahl gewonnen:

Roter Teppich nach Großbritannien

Dieses Programm gilt als Killerprojekt für die französische Wirtschaft, selbst wenn nach dem Wahlkampfende einige Punkte daraus in Vergessenheit geraten sollten.

Ist es da eine Überraschung, wenn – beispielsweise – der britische Premierminister Cameron französischen Unternehmern verspricht, für sie bei einer Übersiedlung nach Großbritannien den „roten Teppich auszurollen“? Und wenn Cameron damit viel Echo findet? Das mag zwar in einer Union als unfreundlicher Akt gewertet werden, aber das ist letztlich ganz normale Politik im nationalen Interesse. Man denke nur, wie sehr österreichische Bundesländer untereinander – oft mit Steuergeld – um die Ansiedlung von Betrieben oder Forschungsinstituten fighten!

Selten stand eine Prognose auf so sicheren Beinen wie die vom weiteren steilen Abstieg Frankreichs. Offen bleibt freilich die Frage, ob sich Deutschland (und damit auch sein steuermannloses österreichische Beiboot) noch einmal breitschlagen lässt, auch für Frankreich die Zeche zu zahlen. Das würde den Absturz Frankreichs zwar hinauszögern, aber umso sicherer gleich auch andere Länder mitreißen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Griechische und österreichische Statistiken

25. Juni 2012 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

Ein zentraler Kern der griechischen Katastrophe waren massiv betrügerische Statistiken. Scheinbar objektive Daten wurden jahrelang im kurzsichtigen politischen Interesse manipuliert. Eigentlich hat man in Österreich geglaubt, von solchen Dingen weit entfernt zu sein, und dass Statistiken hier nüchtern, objektiv und sachlich erstellt werden. Dieser Glaube ist zuletzt massiv zertrümmert worden.

In der dem Bundeskanzleramt unterstehenden, aber früher völlig unabhängig geführten Statistik Austria wurde ein Politruk aus dem unmittelbaren Vorzimmer Werner Faymanns als Chef eingesetzt. Seither sind Daten und Aussagen der Statistik Austria mit extremer Vorsicht anzugehen. Viele gesellschaftspolitisch explosive Daten sind dort überhaupt nicht zu finden, etwa wenn sie mit dem Themen Migration, demographischer Kollaps oder implizites Staatsdefizit zu tun haben.

Extrem erstaunlich ist, dass der neue Statistik-Chef namens Konrad Pesendorfer nun ausgerückt ist, um der zusammenbrechenden Linksfront im Kampf für die Zwangs-Gesamtschule Schützenhilfe zu geben. Dabei konnte er in seiner Agitation kein einziges logisches statistisches Argument anführen: Denn was soll es in Hinblick auf die Zwangsgesamtschule aussagen, dass junge Menschen nach der Lehre viel öfter in einen Arbeitsplatz wechseln – wechseln können – als jene, die eine AHS-Matura absolviert haben?  Was schon der Fall war und ist, bevor Claudia Schmieds Zentralmatura greifen kann.

Die AHS bildet ja eben – als Vorbereitung auf die Universität oder Fachhochschule gedacht – allgemein und nicht berufsspezifisch aus. Eigentlich müsste man aus Pesendorfers Argument heraus umso mehr jene Bildungswege wie die gute Hauptschule forcieren, die primär in die erfolgbringende Lehre führen. Und deren Absolventen müsste man dann Jahre oder Jahrzehnte später eventuell neue Ausbildungen ermöglichen, wenn die ursprüngliche durch neue Technologien obsolet geworden sein sollte. Aber sicher gibt es keine Logik, die von Pesendorfers Behauptungen zu einer Gesamtschul-Empfehlung führen würde.

In einem Interview mit der „Presse“ (die das unreflektiert so abdruckte) steigerte sich der Mann dann sogar zu dem nur noch als unsinnig zu beurteilenden Satz: „Vielleicht haben wir bereits so manche Chance auf Literatur-Nobelpreisträger vergeben, weil er oder sie sich zu früh für eine Werkslehre entscheiden musste.“

Sensationell. Da steckt nicht nur die erstaunliche Behauptung drinnen, dass es eigentlich auch im Alter von15 Jahren viel zu früh für eine Differenzierung der Schultypen wäre. Das Argument Pesendorfers – wenn man den Mann für voll nähme – bedeutet letztlich auch, dass man alle mindestens bis zum 40. Lebensjahr in die Gesamtschule stecken müsste. Haben doch viele große Literaten erst sehr spät zu schreiben begonnen Ganz abgesehen davon, davon dass es für einen Sozialdemokraten eigentlich beschämend ist, wenn er einem Arbeiter automatisch die Fähigkeit abspricht, Literatur produzieren zu können.

Pesendorfer warnt auch vor einem Akademikermangel. Und der Objektivität vorspiegelnde Statistiker verschweigt, dass dieser Mangel bloß bei ganz bestimmten Berufen und ansonsten nur auf dem Papier besteht. Bei uns sind halt Pflichtschullehrer, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, medizinische Assistenten, HTL-Ingenieure keine Akademiker, aber dennoch sehr gut qualifiziert. Während es an Publizisten, Politologen, Psychologen, Historikern, Soziologen, Pädagogen (ohne Lehramt) jetzt schon einen in die Tausende gehenden Überschuss an Absolventen gibt, die keine Chance auf einen fachadäquaten Job haben. Österreich braucht Ingenieure, Naturwissenschaftler und Facharbeiter(!!), aber keine Akademikerstatistik-Spielereien.

Unter diesem Statistik-Austria-Chef wird aber auch an den eigentlichen Statistiken offensichtlich wie wild herumgefuhrwerkt, wie dieser Tage die „Wiener Zeitung“ aufgedeckt hat (interessanterweise erfolgte diese Enttarnung unter Mithilfe der Arbeiterkammer). Dabei ging es um die sogenannten „Green Jobs“. Laut Statistik Austria würden diese Green Jobs nämlich 5 Prozent der Arbeitsplätze ausmachen. Die parteiunabhängigen EU-Statistiker von Eurostat kommen hingegen nur auf 0,9 Prozent "Green Jobs". Und für die Arbeiterkammer sind das überhaupt „Mogelpackungen“ und „Umweltschmähs“. Womit man einmal auch der Arbeiterkammer mehr als recht geben muss.

In Österreich werden beispielsweise Handelsangestellte als Green Jobs gezählt, wenn sie auch Bio-Ware verkaufen. Dutzende andere Tätigkeiten werden ebenfalls als grün ausgegeben, die ebensowenig mit der Energiwende oder ähnlichem zu tun haben. Das könnte theoretisch ja egal sein – wenn nicht mit diesen „Green Jobs“ eine der übelsten Geldverschwendungsaktionen der Republik begründet würde. Hauptübeltäter dabei ist das Umweltministerium, das mit diesem Trick ständig weitere Geldsummen auf Kosten des Steuerzahlers und des Konsumenten zu akquirieren versucht.

Das geht aber auch auf Kosten der Arbeitsplätze: Denn die zur Finanzierung der grünen Schmähs hohen Energiekosten vernichten echte Jobs. Das Umweltministerium könnte aber seine Schmähs nicht verkaufen, hätten wir nicht eine „Statistik Austria“, die da mit solchen Traumzahlen mitspielt. Die hirnvernebelnde Grün-Propaganda ist mittlerweile in allen fünf Parlamentsparteien zum mit Denkverboten aller Art umgegeben Dogma geworden. Diesem zuliebe werden offensichtlich auch die Fakten manipuliert.

Wir aber müssen uns zunehmend fragen: wo überall sonst werden wir von den Machthabern noch mit nur scheinbar objektiven Zahlen angelogen?

Personalstrategisch ist die SPÖ Spitze

So überfordert Werner Faymann in allen sachpolitischen oder gar internationalen Fragen ist, so erfolgreich ist er mit der personalpolitischen Durchdringung aller wichtigen Institutionen. Hat er (Nicht-Statistiker) Pesendorfer aus seinem eigenen Vorzimmer problemlos an die Spitze der Statistik Austria gehievt, so konnte Faymann seinen persönlichen Kabinettschef Johannes Schnizer sogar in den Verfassungsgerichthof bringen. Also in das mächtigste Gremium der Nation. Dort soll Schnizer plötzlich unabhängig die Verfassung (nicht zuletzt vor den Zugriffen der Regierung!) schützen.

Und nun ist es der SPÖ ebenso problemlos gelungen, gleich eine zweite Ideologin dort neu zu verankern. Während noch am Vortag der Bestellung eine extrem gut qualifizierte – und ohnedies SPÖ-nahe – Wissenschaftlerin als neue Verfassungsrichterin kommuniziert worden ist, ist im letzten Augenblick in aller Heimlichkeit mit Ingrid Siess-Scherz eine juristisch unbedeutende Kampffeministin in das Höchstgericht entsandt worden. Die Dame scheute sich nicht einmal, sich auch noch nach der Bestellung als Protektionskind von Parlamentspräsidentin Prammer zu bekennen.

Gute Nacht, Bundesverfassung!

Und guten Morgen, ÖVP, bitte endlich aufwachen! Denn ohne ihre Zustimmung wäre keine dieser VfGH-Bestellungen möglich gewesen. Sie traut sich aber nicht, Gleiches mit gleichem zu vergelten, also etwa das SPÖ-Veto gegen Wilhelm Molterer als EU-Kommissar nun in Hinblick auf die Verfassungsrichter zu wiederholen. Die ÖVP konnte den VfGH-Skandal nicht einmal zu einem Medienthema machen, wie es der SPÖ in den letzten Tagen in Hinblick auf die Entfernung eines Roten aus dem viel unbedeutenderen Nationalbank-Generalrat gelungen ist (obwohl dort im Gegenzug auch ein Bürgerlicher eliminiert worden ist). Gewiss: Die Medien sind fast alle links. Aber hinter der desinteressierten Zustimmung zu den Besetzungen dürfte noch viel Schlimmeres stecken: Die ÖVP begreift gar nicht, wie wichtig der VfGH ist.

 

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Schwarze Watschentänzer

24. Juni 2012 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Die ÖVP streitet wieder einmal. Diesmal über die Pensionen und die ÖIAG. Steirische Schwarze empfahlen, das gesetzliche Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen – so wie es schon viele andere Länder in den letzten Jahren getan haben. Worauf der Obersenior Andreas Khol den Steirern empört die Bedeutung eines Salzamtes zugeschrieben hat. Was wiederum diese zum Auspacken des jenseits des Semmerings mehr als eindrucksvollen Arsenals an Verbalinjurien veranlasst hat.

Und der Parteiobmann? Der ist wie so oft freundlich beschwichtigend ohne klar erkennbare eigene Meinung. Dabei haben die Steirer – unabhängig von allen Stilfragen – einfach recht. Punkt.

Denn das Gerede, zur Rettung des Pensionssystems genüge es, das faktische Antrittsalter anzuheben, ist längst als hilflos entlarvt. Das Sozialministerium sabotiert vielmehr die diesbezüglichen Bemühungen bei der Detailarbeit immer wieder. Aber selbst wenn Genosse Hundstorfer zielstrebig an diesem Ziel arbeiten würde, reicht es längst nicht mehr aus, nur an den Schrauben der diversen Frühpensionsarten herumzudrehen. Denn die Lebenswartung steigt weiterhin ständig.

Was man ja auch in anderen Ländern – bis auf das neuerdings in den Steinzeitsozialismus zurückgekehrte Frankreich – ganz deutlich erkennt, weshalb reihum das Pensionsalter trotz aller populistischer Widerstände auf 67 erhöht wird.

Was an Andreas Khol besonders erstaunt: Schon in den Zeiten Wolfgang Schüssels und Martin Bartensteins hat die ÖVP trotz aller Querschüsse immer wieder für eine Erhöhung des gesetzlichen Antrittsalters gekämpft. Immer wieder wurde damals sogar eine Automatik zu verankern versucht: Höhere Lebenserwartung sollte ohne weitere Gesetzesbeschlüsse zu höherem gesetzlichen Antrittsalter führen. Das ist freilich bisher immer am Widerstand der anderen Parteien gescheitert.

Tatsache ist aber, dass seit den ersten Vorstößen, das gesetzliche Pensionsalter zu erhöhen, die Lebenserwartung schon wieder um mehr als jene zwei Jahre gestiegen ist, welche die Steirer jetzt vorschlagen. War vielleicht auch Schüssel für Khol nur ein Salzamtsvorstand?

Oder hat der schwarze Obersenior halt bloß durch das neue Amt eines Pensionisten-Vertreters die Perspektive und damit die Interessenlage geändert? Wenn dem so ist, dann verkennt er aber gewaltig die Interessen gerade der Pensionisten: Diese wollen sichere und wenigstens halbwegs wertbeständige Pensionen. Aber genau dieses Ziel ist gefährdet, wenn der Pensionskuchen mit Massen an Neupensionisten geteilt werden muss, die eigentlich noch durchaus ein paar Jahre arbeiten könnten. Khol handelt also genau gegen die Interessen aller Menschen, die eine Pension beziehen.

Unpopulär ist das Anliegen einer wirklichen Pensionsalterserhöhung nur bei einer einzigen Gruppe: der Generation der Fünfzigjährigen mit Gewerkschaftsmentalität (also der typischen Betriebsräte und ÖGB-Funktionäre). Die denken ja in der Tat an nichts anderes als an eine jugendliche Pension zum baldigen Golfen, für Mallorca-Reisen und die geplante Drittehe.

Die Stärke der Schüssel-ÖVP war es hingegen – fast – immer gewesen, gegen den Populismus aller anderen Parteien die Vernunft des Gemeinwohls und der Grundrechnungsarten hochzuhalten zu versuchen. Nicht immer, aber eben häufiger als alle anderen. Das aber ist offenbar nur noch eine vage Erinnerung, die erstaunlicherweise ausgerechnet in der Steiermark lebendig ist. Obwohl man dort in der Vergangenheit von den (vorletzten) Abfangjägern bis zur Zwangsgesamtschule eigentlich selbst primär für möchtegern-populistische Originalität bekannt gewesen war.

Selbst wenn die Kholsche Pensionsalter Politik eine Mehrheit der Österreicher hinter sich hätte, wäre es dennoch die richtige Nischenpositionierung für die ÖVP, als einzige Partei jenen Menschen ein Angebot zu machen, die über den Tagespopulismus hinauszudenken gewillt sind.

Noch absurder ist der zweite VP-interne Streit, jener um die Zukunft der ÖIAG. Dass die Roten deren Zerschlagung wollen, ist wenig überraschend. Träumen sie doch von einer Wiederkehr der Zeiten eines direkten Parteizugriffs auf die Verstaatlichte. Dass aber auch der schwarze Wirtschaftsminister Mitterlehner davon redet, ist unfassbar.

Da schlägt offenbar der alte Wirtschaftskammer-Funktionär in Mitterlehner durch. Fällt doch die WKO den Gewerkschaften gegenüber jedesmal um, noch bevor die nur bei der Tür hereingekommen sind. Und sowohl die Kammer-Seele wie auch sein nicht gerade bescheidener persönlicher Ehrgeiz führen zu einem weiteren Motiv Mitterlehners: Er mag die ÖIAG auch deshalb nicht, weil dort politisch und kammermäßig unabhängige Industrielle die Vorstände bestellen und nicht die Sozialpartner oder die Regierung.

Mitterlehner fürchtet aber wohl auch um seinen persönlichen Machtdurchgriff auf die Verbundgesellschaft. Denn nach den Reformvorschlägen der Finanzministerin und seines eigenen Parteiobmannes soll auch der Verbund dem direkten politischen Zugriff entzogen und der ÖIAG überantwortet, also trotz Staatseigentums unabhängig werden. Was beim Verbund genauso klug wäre wie bei Bahn oder Asfinag. Freilich würde dann der Wirtschaftsminister entmachtet werden.

Wie auch die Verkehrsministerin. Was den für den Steuerzahler erfreulichen Effekt hätte: Dann würden keine ÖBB- oder Asfinag-Inserate mehr auf ihre Kosten an die Faymann-freundlichen Medien fließen. Was aber wiederum die Chancen auf eine Zustimmung der SPÖ zu einer Zusammenfassung aller Staatsbetriebe in der ÖIAG nicht gerade erhöht. Das aber macht die Haltung Mitterlehners umso absurder.

 

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Die Lügen einer Krise

23. Juni 2012 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Das Archiv ist der größte Feind der Politiker. So sagen viele Journalisten und haben recht damit. Sie vergessen nur, dass es auch ihr größter Feind ist.

Journalisten glauben deshalb geschützt zu sein, weil sie auch lange selbst exklusiv die Kontrolle über die besten Archive hatten. Im Zeitalter der Elektronik erweist sich diese Selbst-Kontrolle aber oft als eine unfromme Täuschung. Da regen sich etwa die selben Kommentatoren über die Hilfen für Griechenland&Co auf, die noch vor zwei Jahren heftigst danach gerufen und jeden zögernden Politiker als unsolidarisch verdammt haben.

Durch absolut nichts zu übertreffen ist aber wohl, was man vor rund zwei Jahren auf standard.at lesen konnte: Dort wurden von einem der bekanntesten Redakteure der Zeitung Griechenland und Ungarn verglichen. Der ungarische Regierungschef wurde als der „Böse“ charakterisiert und der griechische als der „Gute“.

Man muss aber wirklich wörtlich lesen, was das Blatt im Juli 2010 über den damaligen Athener Machthaber schrieb: „Georgos Papandreou ist das Paradebeispiel für Verantwortlichkeit. Er legt alle Missstände offen, sagt seinen Leuten die volle Wahrheit und bemüht sich, allen Forderungen aus den Ausland – der Märkte und der Institutionen – gerecht zu werden. Er will durch musterhaftes Verhalten den Ruf seines Landes reparieren und so die griechische Wirtschaft sanieren.

Dabei fordert er seinen Bürgern gewaltige Opfer ab, legt sich mit so ziemlich allen Interessengruppen im Land an und geht dadurch ein großes innenpolitisches Risiko ein. Aber er kann es sich leisten, weil er eine starke Mehrheit im Parlament hat und erst in drei Jahren wieder vor die Kamera treten muss.“

Und so weiter und so fort. Das ist bitte alles wirklich so geschrieben worden und keine Erfindung eines bösartigen Kabarettisten. Wer zweifelt, sollte selber nachlesen. Man sollte auch selber nachdenken, wie viel das damit zu tun haben mag, dass Papandreou ein Linker ist, und dass Linke im Standard halt immer nur heroisiert werden.

Großartig ist aber auch, was das renommierte asiatische Wirtschaftsmagazin IFRAsia so an Politikeräußerungen in den letzten beiden Jahren zusammengetragen hat. Daraus könnte man ganze neue Landkarten zimmern. Ohne weitere Kommentare: Bitte lesen, amüsieren und nicht verzweifeln.

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SN-Kontroverse: Direkte Demokratie

22. Juni 2012 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Ist die direkte Demokratie die bessere Demokratie?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Direkt sein allein ist zu wenig

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist eine Demokratie. Ihr Recht geht vom Volks aus." So beginnt die Bundesverfassung und mit diesem Zitat beginnt die Initiative "MeinOE", die nun die nötigen Unterschriften für ein Volksbegehren für mehr Demokratie in Österreich gesammelt hat. Das ist gut so, und es ist den Proponenten zu wünschen, dass ihnen nicht das Schicksal des Bildungsvolksbegehrens blüht, das im Nationalrat mit einem Begräbnis 1. Klasse endete. Hilflos und verbittert musste Hannes Androsch zur Kenntnis nehmen, dass kein einziger der Punkte des Volksbegehrens, zu dem sich die Abgeordneten im Sonderausschuss geeinigt hatten, beschlossen wurde. Das liegt daran, weil im Nationalrat sowohl Regierungs- als auch Oppositionsabgeordnete nach dem Prinzip des Verhältniswahlrechts sitzen. Dazu kommen noch die Bundesregierung und das Staatsoberhaupt. Im Sinne der Gewaltenteilung in einer repräsentativen Demokratie, die dem Prinzip folgt, dass jede Ebene die andere kontrolliert. Das Dreieck der Machtbalance hat sich durchaus bewährt. Immer wieder wurden auch die Lücken der direkten Demokratie geschlossen, um den Bürgerinnen und Bürgern mehr Mitsprache in ihren Angelegenheiten zu ermöglichen. Doch auch das hat Grenzen. Es ist wirklich nicht wünschenswert, dass über jedes x-beliebige Thema ein Volksbegehren mit anschließender zwingender Volksabstimmung durchgeführt wird. Die so oft zitierte "Volksseele" ist nämlich leicht erregbar, sie lässt sich fein manipulieren und oft super instrumentalisieren. Man denke an die Todesstrafe, den Abtreibungsparagraphen, Strafen bei Homosexualität usf. All zu leicht ließen sich nach Verbrechen diese Forderungen mit einer gut gelenkten Kampagne durchbringen. Daher hat die Schweiz große Hürden eingebaut, ehe ein Thema zu einem Referendum zugelassen wird. Denn die direkte Demokratie ist nicht per se die bessere Regierungsform. Sie muss ebenso klug angegangen werden, wie jede andere Formen des demokratischen Zusammenlebens.


 

Österreicher sind nicht blöder als Schweizer

Andreas Unterberger

 

Kaiser und Fürsten haben es gar nicht gemocht, wenn das Volk eine eigene Meinung hatte. Oder wenn es diese sogar ausgesprochen hatte. Nicht anders verhalten sich heute die "repräsentativen" Machthaber. Erstaunlicherweise lehnen vor allem Sozialdemokraten die direkte Demokratie ab, während Schwarz, Blau, Orange und (neuerdings wieder mit Vorbehalten) auch Grün dafür sind. Oder zumindest dafür zu sein scheinen.

Natürlich verliert niemand gerne Macht. Aber wer schlecht mit dieser umgegangen ist, sollte froh sein, wenn diese Macht nur reduziert und nicht ganz entzogen wird. Die Liste des "repräsentativen" Versagens reicht von der Schuldenexplosion über die ständig steigende Steuerlast, das ungelöste Pensionssystem und den politisch ausgelösten Leistungsverfall im Bildungssystem bis zur erstickenden Menge an unnötigen Regeln, Gesetzen und Verordnungen.

Die direkte Demokratie wird auch deshalb immer notwendiger, weil es in einer komplizierten Welt unmöglich geworden ist, sich in jeder Sachfrage inhaltlich mit einer einzigen Partei zu identifizieren. In der einen Frage gibt man dieser Partei, in einer anderen jener recht. Parlamentswahlen bedeuten nur noch die Auswahl des geringsten personellen Übels. Die emotionelle Identifikation zwischen Wähler und Gewähltem ist längst vorbei.

Für die direkte Demokratie spricht auch das Modell Schweiz, das am besten regierte Land Europas. Es ist eine üble Zumutung, wenn Politiker oder ihre Lakaien den Österreichern weismachen wollen, unreifer als die Schweizer zu sein.

Und vor allem: Es sind immer die Bürger, die die Folgen von Entscheidungen zu tragen haben und kaum die im Parlament sitzenden Gewerkschafter, Berufsfeministinnen, Lobbyisten und Kämmerer. Diese haben ihre eigenen Interessen und kaum das Gemeinwohl im Fokus. Daher ist die Wahrscheinlichkeit übler Entscheidungen im nur repräsentativen System viel größer als bei direkter Demokratie.

 

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Fußnote 311: Mehr Quote, liebe Genossen!

22. Juni 2012 00:02 | Autor: Andreas Unterberger

Unglaublicher rassistischer Skandal im neuen französischen Parlament.

Zu Recht protestiert eine Zuwandererorganisation: Nur 1,8 Prozent der neugewählten Abgeordneten in der nun massiv links dominierten Volksvertretung haben eine afrikanische oder asiatische Abstammung. Dabei stellen die Zuwanderer aus diesen beiden Kontinenten schon zehn Prozent der französischen Bevölkerung. Der Protest zeigt genau das, was schon seit langem als logische Folge der Gender-Quote prophezeit worden war: Am Schluss darf es überhaupt keine freie Wahl der Volksvertreter geben, sondern nur noch Quoten-Abgeordnete: Frauenquote, Afrikanerquote, Moslemquote, Alzheimerquote, Radfahrerquote, Hilfsarbeiterquote, Brillenträgerquote, Pensionistenquote und noch ein paar hundert weiterer Quoten. Denn wer einmal quotet, der wird immer quoten müssen. Aber die Quotenfreunde können sich trösten: In der neuen französischen Regierung gibt es bereits die zehnprozentige Zuwandererquote. Und die Frauenquote. Bei der Regierungszusammensetzung hat ja auch der Wähler nichts mitzureden. An den anderen Quoten mangelt‘s aber auch in der Regierung noch. Also: Quotet munter weiter, Genossen!

 

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Thilo Sarrazin kommt zu den Tagebuch-Abonnenten

21. Juni 2012 04:18 | Autor: Andreas Unterberger

Wieder kann das Tagebuch seinen Partnern einen interessanten Vortragenden mit internationalem Format präsentieren: Thilo Sarrazin wird für sie am Abend des 4. Juli – ein Mittwoch – in Wien ein Referat mit anschließender Diskussion halten.

Wer daran teilnehmen will, möge sich bitte über „Kontakt“ (unter „Drumherum“) formlos anmelden. Wir nehmen auch Ihre Ehepartner gerne auf die Warteliste und werden rechtzeitig mitteilen, ob auch für diese noch Platz ist. Wir werden trotz des zu erwartenden Andrangs unser Möglichstes tun, alle unterzubringen, können aber vorweg keine Garantie geben.

Einen Tag vor der Veranstaltung werden wir allen Angemeldeten den endgültigen Veranstaltungssaal mitteilen. Die Teilnahme ist für angemeldete Partner frei, auch wenn wir uns am 4. Juli über eine Spende als Beitrag zu den Kosten freuen würden.

Noch offen ist, ob wir nach der Veranstaltung auch für einige Interessierte ein gemeinsames Abendessen veranstalten werden (das wird aber keineswegs gratis sein!).

Der Vortrag wird einen brandaktuellen Titel haben: „Der ewige Abstieg: von Rettungsgipfel zu Rettungsgipfel“. Er wird die Sorgen vieler Europäer um die Stabilität des Kontinents, um die Zukunft des Euro und die eigenen Ersparnisse analysieren. Sarrazin hat dazu ja vor wenigen Wochen sein neuestes Buch herausgebracht: „Europa braucht den Euro nicht“. Es ist eine absolut ehrliche Auseinandersetzung mit den europäischen und auch den eigenen Fehleinschätzungen der letzten 20 Jahre und ihren Konsequenzen.

Sarrazin hat keine Scheu, schwierige oder unangenehme Fragen zu beantworten. Das haben Hunderte Veranstaltungen in den letzten Jahren gezeigt.

Als langjähriger Berliner Finanzsenator, Finanzexperte in mehreren deutschen Ministerien und Bundesbankvorstand ist Sarrazin zweifellos sehr gut für das Thema qualifiziert. Seine Unabhängigkeit von allen Machtgruppen und gegenüber allen politisch korrekten Denkverboten hat er ja schon mit seinem vor zwei Jahren erschienenen Werk über die Folgen der Massenmigration „Deutschland schafft sich ab“ bewiesen. Dieses Buch wurde mit seiner Millionenauflage das weitaus am meisten verkaufte politische Sachbuch der gesamten Nachkriegszeit.

Seine nunmehrige Einladung nach Wien danken wir einer Kooperation mit dem befreundeten Hayek-Institut, über die wir uns sehr freuen.

Bitte rasch anmelden – spätestens am 2. Juli – und nicht beunruhigt sein, wenn Sie erst am 3. Juli die Information über den Veranstaltungsort und die Verfügbarkeit eines Platzes für Ihren Partner bekommen. Leider keinen Zutritt gibt es für Nichtabonnenten und alle jene, die mit ihren Zahlungen im Rückstand sind. Aber beides kann sich ja in den nächsten Tagen noch ändern . . .

 PS.: Wichtig: Wer eine Begleitung voranmelden will, ist gebeten, unbedingt auch deren Namen anzugeben.

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Geld verträgt keine Kompromisse

21. Juni 2012 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

„Die Franzosen werden keinen Souveränitätstransfer mitmachen.“ Mit diesem – richtigen – Satz eines sehr hohen EU-Beamten ist das ganze Dilemma der europäischen Krise auf den Punkt gebracht.

Die Grundintentionen der europäischen Akteure gehen diametral auseinander. Frankreich und viele andere Länder – von Griechenland bis zu den USA – wollen, dass sich Deutschland und Länder wie Österreich weiter schwer verschulden. Dieses Geld soll Franzosen& Co in doppelter Form zugute kommen: Erstens als direkte Hilfe für notleidende Staatsbudgets und Banken; und zweitens indirekt, indem die anderen Länder durch erhöhte Nachfrage mehr Waren und Dienstleistungen verkaufen können.

Deutschland hingegen hat nun endlich erkannt, dass weitere Hilfen, Kredite und Haftungen höchstens bei einem echten Souveränitätstransfer sinnvoll wären. Also wenn man bei den Hilfsempfängern direkt in die Budgetpolitik eingreifen kann. Bloße Versprechungen hingegen haben in den letzten beiden Jahren jede Glaubwürdigkeit verloren. Die Griechen etwa haben in regelmäßigen Abständen den Geldgebern ganz konkrete Maßnahmen zugesagt (wie Beamtenabbau, Privatisierungen, Verwaltungsreformen) und daraufhin weiteres Geld bekommen – aber immer nur einen kleinen Teil der Zusagen erfüllt.

Die von der Schuldenkrise anfangs deutlich überforderte deutsche Bundeskanzlerin will da nicht mehr mitmachen. Dafür sorgt auch der Druck von Basis, CSU und FDP. Umgekehrt fordern aber andere starke Kräfte, auch in Deutschland, dass Merkel „weiter europäische Verantwortung“ zeige. Im Klartext: Das Land soll sich noch mehr zu Lasten von Griechenland, Frankreich & Co verschulden.

Merkel versucht diesem doppelten Druck mit einer Vorwärtsstrategie zu entkommen: Wir werden nur dann noch mehr tun, wenn es dafür zu einer echten politischen und fiskalischen Union kommt. Diese würde einen  echten europäischen Durchgriff gegen Ausgaben der einzelnen Länder bedeuten, um weitere Schuldeneskalationen zu vermeiden.

Die Strategie ist an sich nicht unlogisch. Sie hat dennoch keine Chance, sie kommt zu spät und ist unglaubwürdig. Nicht nur in Frankreich ist ein automatischer Eingriff der EU in die nationale Souveränität undurchsetzbar. Dies schon deshalb, weil das als ein Eingriff der Deutschen verstanden würde.

Außerdem hätte es eine solche Verbindung von gemeinsamer Währung, politischer und fiskalischer Union schon vom ersten Euro-Tag an geben müssen, um sinnvoll zu funktionieren. Und endgültig hat Merkel die Chance auf Durchsetzung einer solchen großen Konstruktion verspielt, als sie sich vor zwei Jahren von Frankreich zwingen ließ, zugunsten Griechenlands in die Kassa zu greifen. Was eine üble Dominowirkung an weiteren nun schon in die Billionen gehenden Hilfen auslöste. Bis hin zum neuen Stabilitätsmechanismus ESM.

Künftige Geschichtsbücher werden daraus eine klare Lehre ziehen: In Sachen Krieg und Frieden sind Kompromisse immer gut. Bei Fragen von Finanzen und Währung sind sie immer von Übel.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 310: Auch ein Reiseverzicht kann Bildungserweiterung bedeuten

20. Juni 2012 12:17 | Autor: Andreas Unterberger

Erstaunlich: Nikolaus Berlakovich fährt nicht zur 50.000-Teilnehmer-Konferenz nach Rio.

Dafür muss man den Umweltminister einmal loben. Vor allem aber kann man sich freuen, weil damit regierungsoffiziell geklärt ist, dass diese Megakonferenzen absolut sinnlos sind, die höchstens als Propagandaveranstaltung für die Spendenkeiler von Greenpeace funktionieren. Und noch erfreulicher ist, dass damit nun weltöffentlich evident ist: Die Global-Warming-Abkassiermasche, die einst von solchen Großkonferenzen in Gang gesetzt worden ist, beruht auf falschen Annahmen und kann nicht mehr weiter gespielt werden. Werden doch die finanziellen Schäden – beispielsweise – durch auf Jahrzehnte hinaus geförderte Solarpaneele erst in Zukunft die ohnedies bankrottgefährdeten europäischen Haushalte wirklich belasten.

 

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

20. Juni 2012 09:27 | Autor: Andreas Unterberger

Rot, Schwarz, Grün haben eine Reform der Parteispenden beschlossen.

Schöner als diese Seite aus Werner Faymanns liebstem Propagandablatt "Österreich" kann man gar nicht zeigen, was die Reform eigentlich wert ist.

 

Freiwillige Spenden an die Parteien werden zwar jetzt nur noch öffentlich und daher zweifellos dünner fließen. Aber durch parteipolitische Macht erzwungene Spenden des nie gefragten Steuer- und Abgabenzahlers an SPÖ-freundliche Boulevard-Zeitungen wird es ungehindert weiter geben. Was mag sich da in der Fellnerschen Gratiszeitung der Verantwortliche gedacht hat, als er zum Photo des roten Drahtziehers Ostermayer ein solches von unseren Autobahnpickerln finanziertes Inserat der Asfinag platziert hat? Hat da eine Freudsche Fehlleistung dafür gesorgt, dass da genau jener Titel daneben steht, den sich die Bürger angesichts solcher Inserate - vergeblich - wünschen: "Geld-Strafen für Parteimanager"?

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Der nächste Skandal: Bei der Schmied-Matura kann gar niemand durchfallen

20. Juni 2012 01:24 | Autor: Andreas Unterberger

Als ob die Unterrichtsministerin noch nicht für genug Skandale verantwortlich wäre. Wie etwa: strafrechtliche Erhebungen wegen der Kommunalkredit-Pleite, manipulierte Auswertung der Bildungsstandard-Tests der 14-Jährigen, viel zu späte Vorlage der Unterlagen für die Zentralmatura, verfassungswidrige (eventuell auch amtsmissbräuchliche) Diskriminierung der AHS-Schüler gegenüber den Gesamtschülern in Hinblick auf die Klassengröße. Und nun der nächste, vielleicht folgenträchtigste Skandal rund um die Anforderungen für die neue  Zentralmatura in Deutsch.

Diese sind soeben veröffentlicht worden, eher verschämt und ganz ohne die sonst üblichen Propagandaauftritte Schmieds. Sie zeigen freilich ein so lächerlich geringes Anspruchsniveau, dass man zu dem Schluss kommen muss: Frau Schmied und ihre Genossen wollen voll Hass das ganze Schulsystem zertrümmern – oder zumindest lächerlich machen.

Einen deutschen Brief sollte jedenfalls kein Arbeitgeber künftig einen solchen Schmied-Maturanten schreiben lassen. Diese Warnung bezieht sich auch auf Akademiker , denn auf der Uni lernt man das Schreiben eines geraden Textes dann schon gar nicht mehr. Oder er sollte zumindest wissen, Absolventen welcher Schule von jeder Reife meilenweit entfernt sind, mag diese nun am Wiener Henriettenplatz oder in der Rahlgasse liegen.

Die Nivellierungsfanatiker rund um Schmied haben das Leistungsniveau für die Deutschmatura so niedrig gelegt, dass es nur eine mögliche Erklärung gibt: Sie wollen künftig auch jenen Menschen eine Matura-Garantie geben, die der deutschen Sprache nur auf schlichtestem Gastarbeiter-Niveau kundig sind.

Matura auch mit 40 schweren Fehlern

Hier sei einfach im Wortlaut zitiert (und in Klammer kommentiert), was künftig für ein Deutsch-Maturazeugnis ausreicht:

Die selektionsfreie Matura

Ein wirklich erschütterndes Papier. Nur zur Erinnerung: Es geht hier nicht um einen Sprachtest für die Einschulung eines Migranten. Es geht nicht um die böse Selektion mit zehn Jahren. Auch nicht um jene mit vierzehn Jahren. Sondern es geht um die nach zwölf Schuljahren abzulegende Matura, um die zum Zugang auf die Universität befähigende Reifeprüfung!

Seit die Linke ihr  (nach „menschenverachtend“) zweites Lieblingswort, nämlich „Selektion“ entdeckt hat, wird dieser Selektion ganz offensichtlich auf allen Altersstufen der Kampf angesagt (die Wortwahl rückt jeden Andersdenkenden auch gleich taktisch geschickt wie untergriffig in die Nähe eines Holocausttäters). Der wahre Sozialismus ist offenbar erst dann erreicht, wenn jeder völlig leistungs-, also: selektionsfrei seine Matura und seinen Master bekommt.

Die einzige Leistung, auf die man hier trifft, ist dieses zitierte Papier des bifie (Erläuterung: Bei Erfüllung der Anforderungen der ersten Spalte bekommt man eine positive Note). Man hätte es kaum für möglich gehalten, dass man den Satz „garantierte Deutsch-Matura für jeden mit Null Anstrengung“ in so viele geschwollene Worte kleiden kann. Die Schmied-Leute verbreiten sogar, dass sie im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf die Anforderungen sogar verschärft hätten. Das scheint denkunmöglich.

Endlich sollten auch die Naivmenschen aus der Industriellenvereinigung sehen, welche Katastrophe die von ihnen unterstützte linke Schulpolitik auslöst. Wenn all diese Maturanten eines Tages bei der Wirtschaft jobsuchend an die Tür klopfen, ist es freilich zu spät, um noch irgendetwas zu retten. Und die ÖVP sollte endlich erkennen, dass jeder minimale Kompromiss, den man mit einer solchen Leistungshasserin eingeht, von einer Claudia Schmied verheerend missbraucht wird. Und ich selber muss beschämt zugeben, dass diese Frau meine einst überzeugte Unterstützung für die Idee einer Gesamtmatura ad absurdum führen konnte.

PS.: Die Unterstreichungen und Fettungen stammen von mir.

 

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Fußnote 309: Weg mit der ÖIAG

19. Juni 2012 11:09 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ will die ÖIAG abschaffen. Klingt irgendwie super.

Die komplette Privatisierung der Reste der verstaatlichten Industrie wäre nämlich ebenso sinnvoll wie notwendig. Diese war ja jahrzehntelang eine Zumutung für die Steuerzahler, sie hat Österreich in den 80er Jahren an den Rand des Staatsbankrotts geführt und war bloß ein Machtimperium der Parteisekretariate, die dort Posten vergeben konnten. Doch halt! Die SPÖ will ja jene Restbestände gar nicht verkaufen, sondern diese wieder so wie in der ganz schlechten alten Zeit an die kurze politische Leine nehmen. Die SPÖ stört vor allem maßlos, dass die ÖIAG-Konstruktion jeden parteipolitischen Durchgriff verhindert. Dort wird der Vorstand eben nicht durch ein Regierungsmitglied bestimmt (wie sogenannte Qualitätszeitungen seitenweise schreiben), also de facto durch koalitionäre Kuhhändel, sondern seit Schwarz-Blau durch einen aus unabhängigen Unternehmern bestehenden Aufsichtsrat, der sich bei Ausscheiden eines Mitglieds selbst erneuert. Und der weder auf Parteizuruf reagiert noch sich fürchtet, wenn Parteiintriganten (wie die Herren Schieder und Kräuter) Geschichten in Zeitungen streuen. Das muss natürlich totalitäre Apparatschiks total ärgern. Das hat aber den österreichischen Staatsfinanzen gewaltig geholfen.

 

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Wachsen und Schrumpfen

19. Juni 2012 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Menschen können ihren eigenen Wohlstand auf zwei Weisen vermehren (wenn man einmal von kriminellen Methoden und von Glücksfaktoren wie Erbschaften oder Lottogewinnen absieht): entweder durch erfolgreiche Arbeit und ertragsreiche Investitionen, oder indem sie heftig Schulden machen. Jeder kennt Beispiele für beide Methoden. Die zweite wird etwa durch Menschen verkörpert, deren Villa, deren Luxusautos, deren Drittfreundin eigentlich zur Gänze der Bank gehören, was sie aber nicht hindert, sich an diesen schönen Dingen zu erfreuen.

Diese zweite Methode der Wohlstandsvermehrung hat nur eine unangenehme Eigenschaft: Sie endet mit ziemlicher Sicherheit in einer steilen Abwärtskurve . An deren Ende versteigert dann die Bank Haus und Autos; und die Freundinnen haben plötzlich überhaupt keine Zeit mehr, wenn Schecks und Geschenke ausbleiben. Ein solcher Abstieg ist keine angenehme Erfahrung – weshalb Menschen zu seiner Abwehr beginnen, ins Casino zu gehen oder kriminelle Methoden anwenden. Was aber in aller Regel den Abstieg nur noch arg beschleunigt.

Haargenau dasselbe passiert auch Staaten. Viele, ja fast alle west- und südeuropäischen Staaten haben in den letzten 40 bis 50 Jahren ihr Konsumniveau nicht nur durch Arbeit und Wohlstand, sondern auch durch eine rasch steigende Verschuldung erhöht. Manche Länder haben nur den Weg über Schuldenakkumulation gewählt.

Wählerbestechung auf Pump

Staaten handeln durch Politiker. Diese haben in Demokratien ein logisches Hauptziel: wiedergewählt zu werden. Und das gelingt offensichtlich dann am besten, wenn man den Menschen beispielsweise Pensionen in einer so großen Höhe und ab einem so frühen Zeitpunkt zahlt, dass das nur noch mit massiven alljährlichen Schuldenaufnahmen finanziert werden kann. Das verschweigt man aber den Menschen. Diese halten ihre Pensionen und zahllose sonstige Sozialleistungen in der Tat oft für selbstverdient oder gar für eine Leistung der Politiker. Diese greifen daher von Jahr zu Jahr heftiger zur Methode der Wählerbestechung durch hohe Sozialausgaben. Nichts anderes sind ja Pensionen, für die nicht ausreichend Beiträge einbezahlt worden sind. Und noch ein paar Hundert weiterer Ausgabenposten.

Manche Philosophen und ökonomischen Denker prophezeien aus diesem Grund sogar ein Ende der Demokratie. Das hält die Mehrheit der Politiker aber nicht ab, nach dieser in ihrer kurzfristigen Sicht erfolgreichen Methode weiterzuarbeiten.

Sie tun das selbst dann, wenn der Exekutor schon vor der Tür steht. In diesem Moment versucht man verzweifelt, den Exekutor dazu zu bewegen, doch noch ein paar Tage Zeit zu lassen. Man versucht zugleich hektisch, noch einen neuen Geldgeber zu finden. Man versucht, noch rasch ein Grundstück zu verkaufen. Und man schimpft jedenfalls heftig auf die Bank, die am eigenen Unheil schuld sei.

Staaten gleichen den privaten Pleitiers

Was bankrotte Verschwender tun, tun auf europäischer Ebene die Staaten: Sie erwecken den Eindruck, dass die Banken die Hauptschuldigen an der Krise wären. Sie unterstreichen diesen Eindruck durch ständig neue Versuche, die Banken noch mehr zu regulieren. Was natürlich in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, dass tatsächlich die Banken die Hauptschuldigen wären. Sonst müsste man ja nicht ständig über deren angeblich unzureichende Regulierung reden.

Natürlich haben auch die Banken durch eigene Fehler zum Entstehen dieses Eindrucks beigetragen: durch Veranlagungsfehler oder durch die Präpotenz des Auftretens ihrer Spitzenmänner (siehe etwa Helmut Elsner). Das ändert aber nichts daran, dass nicht die Banken die Staaten zur Verschuldung gezwungen haben. Im Gegenteil: Bei allem Gerede von einer strengeren Regulierung achten derzeit die europäischen Regierungen und Nationalbanken sehr darauf, dass sie den Geldinstituten nicht wirklich das verbieten, was in Wahrheit das größte Risiko darstellt: die weitere Finanzierung von Staaten. Daher ist all das Regulierungsgerede Mumpitz für die Galerie.

Auch beim Stichwort Grundstücks-Verkauf gleicht das Verhalten von Staaten jenem eines privaten Pleitiers. Nur haben die Staaten damit noch weniger Erfolge als diese Pleitiers. Kaum jemand ist etwa derzeit gewillt, Griechenland etwas abzukaufen. Und wenn halb Spanien gleichzeitig seine auf Schulden gebauten Häuser und Urlaubsimmobilien verkaufen will beziehungsweise muss, dann finden sich logischerweise viel zu wenig Käufer dafür, was wiederum die Preise ständig weiter drückt. Wer in Hinblick auf Spanien einwenden sollte, dass an der Immobilienkrise doch eher die Einzelmenschen und nicht der Staat schuld wären, der übersieht, dass der spanische Immobilienboom vom Staat zum Zwecke der Ankurbelung (in Wahrheit: Überhitzung) der Konjunktur heftig gefördert worden ist. Statt angesichts des ungesunden Wachsens der Immobilienblase viel früher zu bremsen, hat sich Madrid über deren Aufblähen gefreut. Weil es die Wähler glücklich gemacht hat.

Auch die verzweifelte Suche der Staaten nach neuen Geldgebern gleicht dem Verhalten individueller Schuldner. Im Vorjahr sind die europäischen Machthaber fast alle nach China gepilgert, wo ja das meiste Geld gebunkert ist – und haben sich dort blutige Nasen geholt. Die Chinesen sind zwar an europäischen Unternehmen interessiert, aber nicht an Staatspapieren. Die haben sie den Regierungen nicht abgekauft.

Erfolgreicher waren die Schuldner eine Zeitlang mit ihren Bettelversuchen in Deutschland und bei der Europäischen Zentralbank. Aber beide scheinen inzwischen klüger geworden zu sein. Beide erkennen zunehmend, dass sie mit weiteren Krediten nur gutes Geld dem schon verlorenen nachwerfen; dass sie dadurch nur die eigene Stabilität aufs Spiel gesetzt haben; und dass ein Teil der Schuldnerländer wie Griechenland keineswegs eine straffe Reform begonnen hat.

Die dreifach Lüge der Moralkeule

Nun greifen die Schuldenfreaks zur Moralkeule. Sie reden von einem „Zu Tode sparen“. Und sie stottern herum: „Sparen ja, aber nicht auf Kosten des Wachstums“. Womit sie gleich ein paar infame Lügen versuchen.

Die erste Lüge: Fast kein Land spart wirklich. Heißt doch sparen allemal weniger ausgeben, als man einnimmt.

Die zweite Lüge: Es wird der Eindruck erweckt, als ob Wachstum nur durch neue Schulden möglich wäre. Dabei sind Schulden mittel- und langfristig im Gegenteil der größte Wachstumskiller, den es gibt. Das gilt vor allem dann, wenn wie in Europa die Staaten das Geld primär für Sozial- und Konsumausgaben verwenden und nicht für langfristig ertragreiche Investitionen. Dabei wäre Wachstum ohne Schulden nicht nur möglich, sondern sogar das einzige richtige Antikrisenrezept: Wenn Staatsbetriebe (zu denen übrigens auch solche der Gemeinden gehören) privatisiert werden, trägt das bei geringeren Kosten fast immer zu mehr Effizienz und größerem Wachstum bei. Wenn Gesetzgeber und Bürokratie ihren Wust an Vorschriften und Regeln halbieren, würde die Wirtschaft ganz ohne Schulden wieder so wachsen wie zuletzt in den 50er Jahren.

Und die dritte infame Lüge: Sparen wird gleich mit dem „Tod“ assoziiert. Als ob in einem der süd- oder westeuropäischen Länder die Menschen reihenweise verhungert oder sonstwie umgekommen wären, als das BIP pro Kopf 30 Prozent niedriger gewesen ist. Ganz im Gegenteil: Oft (also wenn die schuldenfreien Wachstumsrezepte nicht genug greifen) ist ein Schrumpfen sogar die beste Therapie, um eine Krise zu überwinden.

Vorbildländer im Norden und Osten

Den Sanierungserfolg einer Schrumpfungsphase haben uns einige nordeuropäische Länder sensationell vorgezeigt: Anfangs der 90er Jahre mussten Finnland oder Schweden zum Teil satte zweistellige Rückgänge des BIPs hinnehmen. Das hat diesen Ländern dann aber umso mehr Dynamik für einen neuen Aufstieg verschafft. Ohne dass sie versucht hätten, dem Ausland, den Deutschen oder sonst wem die Schuld an der eigenen Lage zuzuschieben, wie es jetzt Franzosen und andere machen.

Ähnlich haben sich auch etliche – bei uns leider viel zu wenig beachtete – osteuropäische Länder ohne faule Kompromisse durch die Krise und rasch aus dieser wieder herausgebracht. Lettland etwa hat im Jahr 2009 ein Schrumpfen der Wirtschaft von 18 Prozent erlitten und ist dem Staatsbankrott nahe gewesen. Das Land hat aber nicht gejammert, sondern alle notwendigen schmerzhaften Maßnahmen gesetzt. Prompt erzielt Lettland schon wieder alljährlich vierprozentige Wachstumszahlen.

Die osteuropäischen Staaten haben sich auch sonst fast alle gut durch die Krise gebracht. Weil sie nach den harten kommunistischen Jahren nicht mit einem so verwöhnten Anspruchsniveau, wie es die West- und Südeuropäer heute haben, fertig werden müssen. Weil sie (fast alle) ohne Euro flexibler auf eine Krise reagieren können. Und weil sie begriffen haben: Wachsen wie Schrumpfen sind nicht nur in der Natur ganz normale Entwicklungen. Unerschwinglich teuer wird es nur, wenn man sie zu verhindern versucht.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Werft die Märkte doch ins Gefängnis

18. Juni 2012 01:13 | Autor: Andreas Unterberger

Die Griechen haben am Sonntag doch noch knapp am absoluten Wahnsinn vorbei gewählt; dennoch wird die Politik jenes Landes auch weiterhin wenig Sinn haben. Die Franzosen haben der Linken mit hoher Mehrheit die totale Macht überantwortet. Für beide Länder, für die siegreichen Parteien ist aber der totale Feind der selbe geblieben. Der lässt sich nicht mit dem Stimmzettel besiegen.

Denn das sind die „Märkte“. Sie werden auch in den nächsten Wochen weder zu Griechenland noch zu Frankreich Vertrauen aufbauen. Beide Länder fühlen sich daher ständig von ihnen verfolgt. Der Zorn auf die Märkte geht aber auch schon längst quer durch Europa.

Kaum ein Politiker, kaum ein Kommentator, der nicht in diesen Stunden genauso wie in den letzten Monaten gegen die Märkte gewettert hätte. Was mich angesichts all dieser Drohungen von Politik und Medien nur wundert: Warum hat man eigentlich diese Märkte nicht schon längst zu lebenslanger Haft verurteilt?

Selbst Karl Korinek, der österreichische Verfassungsexperte, schimpft voller Aggression auf sie. Im Wortlaut las man ihn dieser Tage in der „Presse“ so: „Diese unglaubliche Macht der Finanzmärkte ist weder national noch international demokratisch legitimiert und kontrolliert. Damit haben wir uns aber in einem Teilbereich der gesellschaftlichen Ordnung nicht nur von der Verfassung, sondern auch von der Staatsform gelöst. Die Demokratie wurde in einem sehr wichtigen Bereich durch eine Oligarchie abgelöst.“

Korinek deckt also einen uns unbemerkt gebliebenen Putsch auf!

In Wahrheit sind diese Klagen absoluter Unsinn. In Wahrheit treffen wir auf ein Muster, das in der ganzen bekannten Menschheitsgeschichte immer wieder auftaucht: Jemand lebt leichtsinnig, verschuldet sich – und beschimpft dann die Geldgeber, wenn diese anfragen, ob sie auch einmal ihr Geld zurückbekommen könnten. Oder wenn sie zumindest zögern, dem Mister Leichtsinn, der nie etwas zurückzahlt, weiter neues Geld zu borgen.

Das Schimpfen auf die Märkte ist also eine üble wie übliche Verkehrung der Rollen: Der Schuldige beschimpft das Opfer. Obwohl das Opfer sich nicht, wie Korinek glaubt, gegen die Demokratie verschworen hat, sondern nur auf sein verfassungsmäßiges Recht pocht, dass es sein Geld zurückbekommt. Was auch Verfassungsrechtler in aller Klarheit sagen sollten.

Das Schimpfen auf die „Märkte“ gleicht dem historischen Schimpfen auf Geldverleiher wie die Fugger. Oder jenem auf die Juden oder (in Asien) die Chinesen. Menschen, die durch Fleiß besonders erfolgreich sind und die weniger fleißigen Menschen deshalb Geld borgen können, bringt man nach Erhalt des Geldes am liebsten gleich um.

Heute stößt man dabei nur auf ein Problem. In der globalisierten Wirtschaft wohnen die Gläubiger nicht einfach ein paar Häuser weiter, so dass man sie dort attackieren könnte. Die Gläubiger sitzen vielmehr überwiegend im Ausland. Es sind Pensionsfonds, die die Altersvorsorge amerikanischer Lehrer verwalten. Es sind arabische Staatsfonds, die die Öleinnahmen wieder in europäische Staatsanleihen investiert haben. Es sind China und ein Dutzend weiterer asiatischer Staaten, die in den letzten Jahrzehnten alle Welt mit ihren Produkten beliefert haben und die Erträgnisse wieder in Europa oder Amerika angelegt haben. Es ist die ins Alter kommende europäische Babyboomergeneration, die ihre Altersvorsorge in Banken und Versicherungen deponiert hat, von wo sie wieder weiter in scheinbar sichere Staatsanleihen wanderte.

Irgendwie taten sich die Zahlungsunwilligen leichter, als sie einst für ihre eigenen Fehler einfach die Juden verantwortlich machen konnten. Mit allen bekannten Konsequenzen.

Es ist traurig, wenn einer der langjährigen Hüter der heimischen Verfassung da jetzt den dumpfen Vorwürfen populistischer Politiker folgt, statt die Wahrheit beim Namen zu nennen. Denn der Name der Krise sollte eigentlich jedem klar sein: Nicht der Gläubiger ist der Schuldige, sondern der leichtfertige Schuldner.

Schuldner sind an erster Stelle die Staaten, die ihre Schuldenquoten ein halbes Jahrhundert lang ständig gesteigert haben, ohne jemals die Schuldenquoten reduziert zu haben. (Das tat in Österreich einzig und allein die vielleicht gerade deshalb so hasserfüllt verfolgte Regierung Schüssel/Grasser.) Und das sind an zweiter Stelle jene vielen Privatmenschen und Firmen, die leichtfertig aufs Schuldenmachen gesetzt haben, die beispielsweise geglaubt haben, dass Immobilienpreise ständig nur nach oben gehen können, sodass man auf diese Weise seine eigenen Schulden automatisch in den Griff bekommt. Und die niemals damit gerechnet haben, dass Immobilienpreise auf ein Viertel oder Fünftel sinken können.

Die Infamie, mit der all diese Schuldenmacher nun aggressiv in den Gegenangriff gehen und weitere Mengen Geld wollen, lässt einem den Mund offen. Und noch mehr staunt man, dass sie immer wieder Erfolg haben damit.

Mancherorts wird schon mit dem Nichtzurückzahlen der Schulden spekuliert. Nur: Wenn das kommt, wird für das betreffende Land alles noch viel schlimmer. Es wird viele Jahre lang nur noch gegen bare Vorauszahlung – in echten Währungen, also keinem bloßen Papiergeld – sein Benzin, seine Lebensmittel, seine Autos einkaufen können. Es wird auf viele, viele Jahre von niemandem Kredit bekommen. Von der drohenden Prozessflut gar nicht zu reden. Eine solche Strategie taugt für Nordkorea. In Europa sollte man vorsichtiger sein.

Dennoch gibt es in dieser ganzen Krisenhektik doch auch Stimmen der Vernunft. Eine solche war unlängst in einer kleinen Runde erstaunlicherweise Ewald Nowotny. Der Nationalbank-Chef hat es auf den schlichten Satz gebracht: „Ein Land, das durch seine Schulden von seinen Gläubigern abhängig ist, verliert seine Souveränität.“

Vielleicht sind solche mutigen wie richtigen Sätze der Grund, weshalb ihn seine roten Parteifreunde rund um den großen Experten Werner Faymann und Arbeiterkammer-Apparatschiks abservieren wollen. Wenn man schon die Märkte nicht einsperren kann, kann man je wenigstens jene wegsperren, die die Wahrheit über die Märkte sagen.

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Freuen wir uns doch wieder einmal

17. Juni 2012 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Heute wieder eine Reihe erfreulicher Meldungen aus aller Welt. Und zwar insbesondere über traditionelle Feindbilder vieler Menschen, von der „Jugend von heute“ bis zu Politikern.

Grund zur Freude bietet etwa eine kanadische Studie unter Jugendlichen, was für sie denn eigentlich „cool“ wäre. Dieses Wort war ja einst Symbol einer sich isolierenden und alles Bestehende ablehnenden Gegenkultur, einer arroganten Schein-Souveränität mit der Zigarette im Mundwinkel und dem Whisky-Glas in der Hand. Heutige Jugendliche verstehen unter „cool“ hingegen: freundlich, kompetent und trendy. Das Leitbild „cool“ meint heute also ungefähr das Gegenteil früherer Jahrzehnte. Was mehr als positiv ist.

Grund zur Freude können auch die Deutschen haben. Wobei diesmal weder die Fußballnationalmannschaft noch die Beobachtung gemeint sind, dass Angela Merkel inzwischen besser gelernt hat, Nein zu frechen Forderungen aus dem Ausland nach deutschem und damit übrigens automatisch auch österreichischem Geld zu sagen. Heute soll vielmehr Joachim Gauck vor den Vorhang geholt werden. Der neue Bundespräsident schafft es mit fast jeder Wortmeldung, etwas Mutiges, Wahres und Kluges zu sagen. Er wurde binnen kurzem zum Gewissen der Nation, das auch ungeschminkt Unpopuläres sagt. So wagte er es etwa, kritisch von „unserer glücksüchtigen Gesellschaft“ zu reden (in Zusammenhang mit der Reaktion auf den Tod von Bundeswehrsoldaten in Afghanistan). Er wagte es, auch zu sagen, dass Gewaltanwendung „notwendig und sinnvoll sein kann, um ihrerseits Gewalt zu überwinden oder zu unterbinden.“ Ich glaube ein Heinz Fischer würde lieber tot umfallen, bevor er solche Dinge über die Lippen brächte.

Apropos deutscher Bundespräsident: Grund zur Freude haben die Deutschen übrigens auch wegen ihrer Staatsanwälte: Diese haben es schon nach wenigen Wochen geschafft, das Strafverfahren gegen den früheren Bundespräsidenten Wulff abzuschließen. So etwas dauert ja in Österreich zumindest Monate, meistens Jahre. Vor allem, wenn es um Personen rechts der Mitte geht. Vielleicht könnte da auch unsere Justizministerin mit ein paar Mitarbeitern einmal hinfahren und sich anschauen, wie die Deutschen das zusammenbringen.

Und gleich sind es nochmals die Deutschen, denen man Grund zur Freude attestieren kann: Die deutsche Bundesregierung hat den radikalislamistischen Salafisten den Kampf angesagt und eine ganze Reihe jener antidemokratischen Vereinigungen verboten. 1000 Polizisten durchsuchten 82 Wohnungen, Vereinsheime und Wohnungen. Der deutsche Staat weiß noch, dass er das Recht hat, sich gegen Verfassungsfeinde zu wehren, die die ganze Rechtsordnung durch einen steinzeitlichen Gottesstaat ersetzen wollen. Im Wiener Innenministerium glaubt man hingegen, Wegschauen ist dagegen die beste Strategie. Und es beschränkt sich auf die lobenswerten, aber gegen die radikalen Islamisten (die auch hierzulande tätig sind) völlig wirkungslosen Aktivitäten des Staatssekretärs Kurz, der Sprachkenntnisse und Leistungsbereitschaft der Zuwanderer verbessern will. Der aber ebenso wie die hauptzuständige Ministerin den wirklich heiklen Themen geflissentlich aus dem Weg geht. Die Deutschen scheinen Politik nach dem Motto zu machen, was gut und wichtig für die Bürger ist. In Österreich dominiert hingegen die Frage, wie man es tunlichst vermeidet, in den linksliberalen Mainstream-Medien böse kommentiert zu werden. Was bürgerlichen Politikern aber am Ende des Tages sowieso nicht gelingen wird.

Zu guter letzt aber auch ein Lob für eine österreichische Institution: die Akademie der Wissenschaften. Diese ist in den letzten Monaten durch einige schwer durchschaubare Attacken ins Kreuzfeuer geraten. Sie leidet auch unter Geldknappheit und unter der eigenen Überalterung. Seit sich aber herausgestellt hat, dass ein Hauptgrund der Attacken auf sie der Umstand war, dass die Akademie die sogenannte Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak als Mitglied abgelehnt hat, muss man wieder enorme Hochachtung gewinnen. Denn erstens sind solche bedeutungsarmen Randwissenschaften nicht der Grund, weshalb die Steuerzahler zusätzliche Forschungsgelder aktivieren würden. Und zweitens hat die Wissenschaft der Frau Wodak häufig darin bestanden, Wörter als faschistisch zu denunzieren, weil sie halt auch in der Nazi-Zeit verwendet worden sind.

 

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Direkte Demokratie: Ja, bitte – statt: Ja, aber

16. Juni 2012 03:24 | Autor: Andreas Unterberger

Die Bedenkenträger sind wieder einmal kräftig unterwegs. Ihr Motto: „Direkte Demokratie? Ja schon, aber nicht wirklich.“ In der Folge einige Überlegungen, warum die Bedenkenträger Unrecht haben, und wie man die Direkte Demokratie erfolgreich gestalten könnte. Sie wäre jedenfalls für die Zukunft des Landes enorm wichtig und positiv. Die Machthaber sind freilich schon mit großem Erfolg dabei, alle Versuche wieder abzudrehen.

Am wirksamsten für diesen Abdreh-Erfolg ist wohl, wenn auch unbeabsichtigt, die Initiative „Mein OE“. Sie hat sich zwar eigentlich die Forderung nach mehr direkter Demokratie (neben einigen problematischeren Anliegen) auf die Fahnen geschrieben. „Mein OE“ ist aber trotz reichlicher publizistischer Unterstützung von den Bürgern weitgehend ignoriert worden. Sie haben nach den vorliegenden Informationen nicht einmal annähernd die Hälfte jener Zahl an Unterschriften erreicht, die man an Stimmen für einen einzigen Parlamentsabgeordneten benötigt.

Der Grund des Flops: Diese Initiative wird von der inoffiziellen Vereinigung all jener Altpolitiker getragen, welche die geringste Sympathie in der Bevölkerung genießen. Das haben die Herren Voggenhuber, Frischenschlager, Busek & Co offenbar schwarz auf weiß wissen wollen. Jetzt wissen sie es: Sie haben zwar bei etlichen linken Mainstream-Journalisten ihren Stellenwert, sind aber bei den Bürgern kollektiv Minus-Männer.

Die Österreicher fragen etwa kritisch, weshalb die Herren erst nach ihrer Politikerzeit kluge Gedanken entwickelt haben. Auch war es nicht gerade Sympathie-vermehrend, dass sich die Mein-OE-Herren in ihrem politischen Leben zuletzt alle Richtung Linksaußen bewegt haben. Das hat sich auch am sonstigen Unterstützerkreis der Herren gezeigt, der von Heide Schmidt bis zur linkradikalen Aktion Kritischer Schüler reicht. „Mein OE“ ist daher ebenso wie so manche „Mutbürger“-Vereinsmeierei als unbedeutende Marginalie abzuhaken.

Die Direkte Demokratie ist wichtiger als "Mein OE"

Es wäre aber dennoch eine totale Katastrophe, wenn mit diesem Altherrensommer auch gleich die Direkte Demokratie beerdigt würde. Was zwar ganz sicher versucht werden wird, was aber zum Glück nicht automatisch die Folge sein muss. Denn immerhin macht die Annäherung zwischen Schwarz und Blau über deren Ausbau doch wieder Hoffnung auf ein Überleben der Idee. Und die SPÖ tut sich mit ihrem ursprünglichen Njet zunehmend schwer. Die Grünen waren eigentlich ohnedies immer dafür – man muss aber abwarten, ob sie im üblichen Grünreflex nun dagegen sein werden, weil die rechten Parteien dafür sind. Jüngste Inverviews von Alexander van der Bellen zeigen nämlich schon ein weites Abrücken von der Idee.

Gewiss braucht es noch eine ernsthafte, aber dennoch zügige Debatte. Wobei die von Heinz Fischer gestarteten Versuche mit großer Aufmerksamkeit zu beobachten sind, durch Einberufung eines langwierigen Konvents in bekannter Manier die Idee auszubremsen.

Unter den sonstigen Hindernissen ist jedenfalls die Debatte, ab wie vielen Unterschriften unter ein Volksbegehren ein Referendum zwingend folgen müsste, die unwesentlichste Frage. Da wäre jede Zahl irgendwo zwischen den vielen bereits genannten sinnvoll und denkbar.

Viel gefährlicher ist das insgeheime Denken in jeder Partei: Nützt’s uns oder nicht? Welches Anliegen kriegen wir damit durch und welches nicht? Wenn da zu viele Rotlichter aufscheinen, droht jede Partei auch bald ihre Lust auf direkte Demokratie zu verlieren.

Wer seine Stimme nicht abgibt, gibt sie ab

Ebenso gefährlich sind die „Ja, aber“-Bedenken und -Hürden. So etwa das Verlangen, dass Referenden erst ab einer bestimmten Teilnehmeranzahl gültig sein sollen. Wobei mit 50 Prozent eine Hürde genannt wird, die höher ist als in vielen Ländern die Beteiligung an Parlamentswahlen beträgt. Dennoch bezeichnet dort niemand die Volksvertretungen als ungültig bestellt. Diese Hürde ist völlig absurd und nur ein böswilliger Verhinderungsmechanismus.

Nichtwähler übertragen ihr Stimmrecht ja immer automatisch auf jene, die hingehen. Diesen ist das zur Abstimmung stehende Thema (oder Gremium) halt wichtiger als denen, die nicht hingehen. Das macht es legitim, dass ihre Stimmen dann auch mehr Gewicht haben als die von daheimbleibenden Couch Potatoes. Und auch im Parlament können Beschlüsse ohne ein Mindestquorum fallen.

Raffinierter ist ein weiteres Argument der Gegner des Anspruchs der Bürger auf mehr Mitsprache: Sie wollen bestimmte Inhalte einem Referendum entziehen. Da gibt es etwa die breite Forderung, dass der Inhalt einer Volksabstimmung nicht gegen Verfassung, gegen Völkerrecht, EU-Recht oder gegen Grundrechte verstoßen darf.

Warum bitte diese Angst? Wäre das wirklich eine Katastrophe? Es gibt doch auch bei den vom Parlament beschlossenen Gesetzen viele, welche die Verfassung verletzen, ohne dass deswegen jemand „Katastrophe!“ schreien würde. Zahllose Gesetze, Urteile, Bescheide oder Verordnungen sind schon von einem österreichischen oder europäischen Höchstgericht aufgehoben worden. Das ist ein normaler Vorgang in einem Rechtsstaat.

Es wäre daher auch keine Staatskrise, wenn der VfGH künftig bisweilen auch ein Gesetz aufheben sollte, welches Ergebnis eines Referendums ist. Nach einer solchen Aufhebung kann man aber auch noch über etwas Zweites nachdenken: nämlich, ob dann nicht vielleicht die Verfassung entsprechend den Wünschen der Bürger abgeändert werden solle. Die Parteien wären jedenfalls gut beraten, daran zu denken. Wollen sie doch wiedergewählt werden. Und die Wünsche einer Mehrheit der Bürger sollten wichtiger sein als jene der Taxi-Innung, die sichon Verfassungsänderungen durchgesetzt hat.

Man kann aber auch über eine stärkere direkte Rolle der Bürger auch bei Änderungen der Verfassung nachdenken. Da gibt es eine Menge kluger Ideen, wie etwa doppelte Referenden über die selbe Frage in einem zeitlichen Mindestabstand, damit nicht Augenblicksstimmungen entscheidend sind. Letztlich steht die Republik in solchen Situationen immer vor der Alternative: Entweder: „Eine Verfassung sucht sich neue Bürger;“ oder: „Die Bürger suchen sich eine neue Verfassung“.

Die Angst vor dem Verlust der Macht

Hinter dieser Tabuisierung der Verfassung steckt neben prinzipieller Veränderungsangst vor allem der Kampf der sich für unverzichtbar und wichtig haltenden Machtträger in Politik, Oberstgerichten und Verwaltung (samt ihren Claqueuren in Universitäten und Medien). sie wollen ihren Einfluss, ihre Wichtigkeit bewahren. Diese Haltung ist aber in Wahrheit eine unerträgliche Hybris. Sie erinnert an die Feudalprivilegien einstiger Epochen, als man es für natur- oder gottgegeben hielt, dass alle Macht bei einer kleinen privilegierten Schicht Adeliger lag.

Ja, unsere Verfassung schreibt das im Gegenteil sogar schon heute vor, dass die Bürger in besonders wichtigen Fragen das allerletzte Wort haben. Immer dann, wenn es um eine sogenannte Gesamtänderung geht, ist eine Volksabstimmung nämlich sogar Pflicht. Und nach herrschender Ansicht besteht eine Gesamtänderung oft schon in der Änderung des einen oder anderen Satzes der Verfassung.

Mit welcher Logik aber sollen Volksabstimmungen dann plötzlich gefährlich sein, wenn es um weniger wichtigere Fragen als die einer Gesamtänderung geht?

Gegen die verlangte Tabuisierung der „Verfassung“ spricht aber auch noch die Tatsache, dass der Geltungsbereich der Verfassung in den letzten Jahrzehnten durch den Gesetzgeber oder auch bloß die Judikatur der Richter enorm ausgedehnt worden ist. Seit sogar Taxikonzessionen, die Existenz von Landesschulräten oder Kammern Verfassungsfragen sind, ist eine solche Tabuisierung absolut grotesk. Dazu kommt, dass von der Linken praktisch jeder zweite Satz eines blauen, orangen oder auch schwarzen Politikers als schwere „menschenverachtende“ Grundrechtsverletzung denunziert wird. Selbst harmlose Ballveranstaltungen werden ja schon – mit Unterstützung vieler Medien! – als Gefährdung der Verfassung dargestellt.

Ist die Wehrpflicht etwa kein Verfassungsthema?

Das Beharren der SPÖ darauf, dass die direkte Demokratie nicht die Verfassung berühren darf, macht den Beitrag ihres Ministers Norbert Darabos zur Debatte besonders amüsant: Er verlangt als „Nagelprobe“ für die direkte Demokratie, die Abschaffung der Wehrpflicht einer Volksabstimmung zu unterziehen. Nun gibt es aber überhaupt keinen Zweifel, dass deren Abschaffung nicht nur die Verfassung verändern, sondern auch das Völkerrecht verletzen würde. Eine Verletzung liegt so lange vor, so lange Österreich nicht formell auf seine „immerwährende Neutralität“ verzichtet, die es mit all ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen versprochen hat. Ohne Wehrpflicht ist aber dieses alle Welt notifizierte Versprechen eindeutig und endgültig gebrochen.

Wenn es passt, sollen dann plötzlich sehr wohl Volksabstimmungen über Verfassung und Völkerrecht entscheiden dürfen? Aber sonst nicht?

Entlarvend war unlängst auch ein Interview des SPÖ-Klubchefs Josef Cap, in dem er als typischer Ja-Aber-Politiker langatmig davon sprach, wo es überall keine direkte Demokratie geben solle. Auf die Frage, ob dann überhaupt noch etwas für Referenden übrig bleibt, fiel ihm ein einziges Thema ein: ein eventueller türkischer EU-Beitritt. Genau das ist aber die einzige Frage, wo es schon seit schwarz-blauen Jahren eine (dann auch von der Gusenbauer-SPÖ übernommene) Zusage der Politik gibt, jedenfalls eine Volksabstimmung abzuhalten. Mit anderen Worten: Auch die vielen Worte des Herrn Cap laufen in der Kurzfassung auf den Satz hinaus: nichts soll sich ändern.

Prammer zwischen Äpfeln und Pflastersteinen

Sensationell kaltschnäuzig war auch die Parlamentspräsidentin Prammer, als sie bei einer ORF-Debatte dialektisch ihren Widerwillen gegen die direkte Demokratie zeigte: Wenn die ÖVP schon so sehr die direkte Demokratie wolle, solle sie doch einfach das Androsch-Volksbegehren unterstützen. Aber genau das wäre natürlich nicht direkte Demokratie, wenn ein – trotz Millionen-Werbung – mager unterstütztes Begehren ohne Referendum zum Gesetz würde.

Prammer verwechselt da bewusst Äpfel mit Pflastersteinen. Ein naturgemäß immer nur von einer Seite unterstütztes Volksbegehren kann nie ein Referendum ersetzen. Denn nur dieses bietet auch die Möglichkeit, Nein zu einer Initiative einer kleinen, aber oft lautstarken Pressure group zu sagen.

Prammers Wortlmeldung wird durch die Tatsache besonders skurril, dass sich die SPÖ ja bisher nie gescheut hat, viel stärker unterstützte Volksbegehren eiskalt abzuschmettern. Etwa jene gegen Abtreibung oder gegen den Bau des Wiener Konferenzzentrums (das dennoch gebaut, aber nie ein Erfolg geworden ist). Aber Logik war ja noch die Stärke sozialistischer Dialektik.

Wenig Logik hat aber auch die Forderung des (sonst oft sehr weisen) langjährigen Verfassungsgerichtshofs-Präsidenten Karl Korinek, die direkte Demokratie dürfe das Parlament nicht schwächen. Was auch ein Heinz Fischer oder Andreas Khol in etwa so sagen. Ganz abgesehen davon, dass es das Parlament selber war, das sich in den letzten Jahrzehnten selbst immer weiter geschwächt hat: Wer, wenn nicht die Mehrheit der Bürger soll über jedem Parlament stehen?

Spezialisten werden weiter benötigt

Oft wird auch behauptet, den Bürgern fehle die Einsicht in komplizierte Materien. Das stimmt – genauso wie aber auch beim Großteil der Abgeordneten. Deshalb ist ja schon seit Jahrzehnten weltweit immer mehr die eigentliche Legistik – also die präzise Ausformulierung eines Gesetzestextes – von den Parlamenten in die Ministerien gewandert. Die Parlamente haben dann meist nur noch das eine oder andere Detail (wenn überhaupt etwas) geändert. Oder sie haben gute Gesetzesentwürfe der Ministerien durch parteipolitische Kuhhändel in oft schlechtere Gesetze verwandelt.

Dabei geht die Verfassung eigentlich davon aus, dass die Ministerien nur zur Umsetzung, nicht zur Schaffung der Gesetze da sind. Dennoch schreiben fast alle Journalisten ständig, dass dieser oder jener Minister ein Gesetz beschlossen oder geändert habe. Was juristisch falsch, aber realistisch ist. An der legistischen Detailarbeit in den Ministerien wird sich natürlich auch in direktdemokratischen Zeiten nichts ändern. Die direkte Demokratie wird immer nur ganz wenige, den Menschen wichtige Fragen herausgreifen. Der Rest bleibt den Technokraten. Diese müssten aber künftig immer daran denken, dass da noch wer über ihnen steht. Was eine wohltuende Wirkung hätte.

Auch internationale Verträge sind nicht tabu

Ein gewichtigeres Gegenargument ist jenes, dass Österreich viele Rechtsgrundlagen wie Menschrechtskonvention und EU-Verträge gar nicht mehr autonom ändern kann. Das stimmt an sich. Aber auch in diesem Bereich gibt es genug Spielraum für die Direkte Demokratie: So wie in der Schweiz könnten zumindest künftige Staatsverträge oder Beitritte zu Konventionen einem bindenden Referendum unterzogen werden, wenn binnen einer bestimmten Frist genügend Bürger ein solches begehren.

Zweitens könnte auch das Abstimmungsverhalten österreichischer Minister in EU-Räten direktdemokratisch gebunden werden. Genau so, wie das jetzt schon ein Parlamentsausschuss kann (aber auf Grund der jeweiligen Mehrheitsverhältnisse nie tut). Und drittens könnte ein Referendum auch der Regierung den bindenden Auftrag erteilen, sich für eine Änderung internationaler Rechtsgrundlagen einzusetzen. So wie sich nach dem – ganz knappen – Antiatomreferendum sämtliche Politiker, also auch die früheren Atombefürworter plötzlich international als Atomgegner auftreten mussten.

Wie sehr die repräsentative und die direkte Demokratie zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können, lässt sich an Hand eines aktuellen Beispiels zeigen: Die EU-Innenminister wollen – aus Sorge wegen der zusammenbrechenden Strukturen Griechenlands – gegebenenfalls wieder auf längere Frist Grenzkontrollen einführen; denn über Griechenland drängt ein gewaltiger Strom illegaler Zuwanderer nach Europa. Das EU-Parlament hat jedoch diesem Vorhaben den Krieg erklärt: Es fühlt sich dadurch in seiner eigenen Wichtigkeit – und in seiner europa-zentralistischen Attitüde – umgangen. Dabei gibt es aber überhaupt keinen Zweifel, dass die Innenminister und nicht die sogenannten Volksvertreter im EU-Parlament in Übereinstimmung mit der Mehrheitsmeinung der EU-Bürger stehen.

Nötig sind: Vorlaufzeiten und Finanzierungs-Regelungen

Es spricht also eigentlich alles für die direkte Demokratie. Dennoch sollte in zwei Bereichen den Bedenkträgern durch eine sorgfältige Ausgestaltung des Wies entgegengekommen werden:

Erstens braucht ein Referendum – so wie in der Schweiz – eine lange öffentliche Diskussions-Phase. In dieser Phase sollte auch allen Seiten (zumindest jenen, die durch ausreichende Unterschriften oder Mandatare dazu legitimiert sind), ausführlich und pluralistisch die Möglichkeit zur Information und Argumentation gegeben werden. Das gäbe den vorhandenen, wie auch eventuellen neuen öffentlich-rechtlichen Medien eine wichtige Aufgabe. Wenn die Menschen wissen, dass ihre Stimme am Ende wirklich zählt, ist eine Mehrheit durchaus bereit, sich qualifiziert zu informieren.

Und zweitens wäre es wohl auch sinnvoll, einer weiteren oft kolportierten Besorgnis Rechnung zu tragen. Diese Sorge sagt, dass direktdemokratisch entscheidende Bürger hemmungslos Ausgaben erhöhen und Steuern senken würden. Dass sie also den Staat in den Bankrott treiben würden. Daher sollte bei Referenden, deren Umsetzung Kosten verursacht, auch immer gleich obligatorisch ein Bedeckungsvorschlag mit abgestimmt werden. Ob der ausreicht, müsste in Zweifelsfällen schon vor der Abstimmung ein spezielles Gremium (etwa Verfassungsgerichtshof und/oder Ökonomen und/oder Staatsschuldenausschuss) beurteilen.

Dieser Vorschlag dient primär zur Beruhigung der Ja-Aber-Bremser, die meinen, die Österreicher wären halt nicht so verantwortungsbewusst wie die Schweizer. Diese haben ja auf direkt-demokratischem Weg ihr Land zu einem der sparsamsten, effizientesten und geringst verschuldeten Staaten Europas gemacht.

Keine schlechte Visitenkarte für mehr direkte Demokratie.

 

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SN-Kontroverse: Bundesstaat Europa

15. Juni 2012 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel: 

Soll Europa ein echter Bundesstaat werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Auf dem Weg zur Föderation

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Europa ist längst sehr viel mehr als der lose Zusammenschluss einiger Staaten, die miteinander Handel treiben wollen. Die EU, wie wir sie kennen und der Österreich 1995 nach einem fulminanten Ja (66,6 Prozent) bei der vorangegangenen Volksabstimmung beigetreten ist, hat sich zu einer engen Staatengemeinschaft entwickelt. Im Lauf der Jahrzehnte sind die Verflechtungen so eng geworden, dass in den Ländern, die den Euro als gemeinsame Währung akzeptiert haben, von einer Art Föderation bzw. Bundesstaat gesprochen werden kann. Die Vision des damaligen deutschen Außenministers Joschka Fischer, der sich in seiner berühmten Rede an der Berliner Humboldt-Universität im Mai 2000 über die Finalität der EU Gedanken gemacht hat und in der er ihre Entwicklung vom Staatenverbund zur Föderation skizzierte, ist Realität. Das zeigen Eurokrise und die Spekulationen gegen die Gemeinschaftswährung. Die Krise hat Irland, Griechenland und Spanien voll erfasst. Österreich und seine Banken mit ihren risikoreichen Ostgeschäften sind mit einem blauen Auge davongekommen. Demnächst könnte Italien an der Reihe sein und sich unter den Eurorettungsschirm flüchten müssen. Der "Schirm" ist in Wahrheit ein hoch komplexer Mechanismus zur Rettung der maroden Ökonomien, der nicht nur Finanzspritzen, sondern Hilfestellungen aller Art beinhaltet. Wie etwa in Griechenland: Da hilft die EU bei der Erstellung eines Grundbuchs; bekanntlich eine der wesentlichen Voraussetzungen, damit ein Staat überhaupt Steuern berechnen und einheben kann. Nun kommt der nächste Schritt zur Föderation. EU-Kommissionspräsident Barroso, Eurogruppenchef Juncker und Zentralbank-Chef Draghi planen eine Fiskalunion, in der die Mitgliedsstaaten nicht mehr selbstständig neue Schulden machen dürfen. Frei verfügen dürfen die Staaten nur noch über Finanzmittel, die durch eigene Einnahmen gedeckt sind. Das Modell läuft auf eine Art europäischen Haftungsverbund hinaus. Europa ist auf dem Weg zur Föderation.


Eine Schreckensvorstellung

Andreas Unterberger

Ein Bundesstaat Europa, also die unwiderrufliche Übertragung der Souveränität an die EU: Diese Utopie war lang faszinierend. Heute erweckt sie nur noch Schreckensgefühle. Europas eigentliche Stärken sind Vielfalt und Wettbewerb. Die Krise hat gezeigt, dass Kultur, Mentalität und Nationalgeschichte der europäischen Völker zu verschieden sind, um zu einer Einheit wie die USA zusammenwachsen zu können. Fakten wie die Sprachenvielfalt oder die chauvinistischen Hymnen vieler Länder machen das unmöglich. Zugleich sind die psychologischen Hauptmotoren der Integration - zum Glück! - weggefallen: Die Angst vor einem weiteren großen Krieg zwischen Deutschen und Franzosen, und die Angst vor dem mörderischen Totalitarismus der Kommunisten. Der Europäischen Union sollte aber auch deshalb keine zusätzliche Macht eingeräumt werden, weil sie in den letzten Jahren viel zu viele katastrophale Fehler verursacht hat.

Rat, Kommission, Gericht beziehungsweise Mitgliedsstaaten haben die eigenen zwingenden Regeln brutal ignoriert: von den Maastricht-Kriterien bis zum Verbot, überschuldeten Eurostaaten Geld zu schenken. Europa schränkt aus politischer Korrektheit die Meinungsfreiheit ein. Es hat in Österreich und Ungarn gegen demokratische Regierungen agitiert.

Es hat sich voller bürokratischer Machtgier ohne Legitimität nationale oder regionale Kompetenzen arrogiert: von den Raucherregeln über den Uni-Zugang bis zur Frage, an wen man seine Wohnung vermieten darf. Es vernichtet durch eine Regelflut wie auch eine vorzugsschülerartige Übererfüllung der Kyoto-Ziele viele Arbeitsplätze. Statt an Utopien zu denken, kann es nur noch darum gehen, das zu retten, was die positive Leistung der EU ist: Das ist der große Binnenmarkt für Güter, Dienstleistungen und Kapital, der eine gewaltige Wohlstandsvermehrung ausgelöst hat. Aber wenn die Europäer so weitermachen, ist auch der bedroht.

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Fußnote 308: Die Polen und die Russen

14. Juni 2012 02:33 | Autor: Andreas Unterberger

Über den rund um den Fußball wieder aufgeloderten Hass zwischen Russen und Polen und seine jahrhundertealte Vorgeschichte ließen sich ganze spannende Bücher schreiben. Daher nur eine kleine Anekdote.

Es war in den 80er Jahren in Krakau. Ein polnischer Student hatte eine russische Gruppe als Dolmetscher und Reiseleiter zu betreuen. Beim ersten Frühstück merkte er, dass die Russen nicht wussten, wie man mit den servierten Tee-Säckchen umgeht. Darauf nahm er sein Säckchen, hielt es in den Mund und goss dann heißes Wasser darüber. Was ihm darauf alle Russen nachmachten. Der junge Mann verlor seinen Job, wurde bestraft – und zum großen Helden unter seinen Mitstudenten. Heute drückt einander eine andere Generation etwas weniger subtil die gegenseitige Verachtung aus.

 

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Schreckensidee Bankenunion

14. Juni 2012 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Man könnte ein ganzes Lexikon mit jenen Ideen und Konstruktionen füllen, die alle auf das selbe hinauslaufen, es aber verschleiern sollen: Die Deutschen (und die Österreicher, Niederländer und Finnen) sollen möglichst tief in die Tasche greifen, um die nun auf dem Tisch liegende Rechnung für den südeuropäischen Karneval zu begleichen.

Bisher hat Berlin zuerst immer Nein zu solchen Ideen gesagt, um dann am Schluss doch weit nachzugeben. Das droht nun auch bei der Idee einer Bankenunion. Gewiss wäre da auch etwas Sinnvolles dabei, nämlich eine europaweite Angleichung der Einlagensicherung. Diese ist ja kein Wettbewerbsinstrument, sondern eine eher sozialpolitische Regulierung, welche die Folgen eines Bankencrashs mildern soll. Die Unternehmen – die meist ständig hohe Summen auf ihren Konten bewegen müssen – profitieren davon aber praktisch nicht. Aber gerade bei ihnen droht nach einem Bankencrash ein gefährlicher Dominoeffekt, also ein Zusammenbruch ganzer Industrien, deren Bankkonten plötzlich wertlos sind. Daher wird auch künftig jede Regierung versuchen, in Zeiten der Not über die Einlagensicherung hinaus „rettend“ einzugreifen. Solange sie noch selber Kredit bekommt.

Die restlichen Ideen lassen nur noch auflachen: Die Steuerzahler sollen künftig vor den milliardenschweren Rettungsaktionen verschont, Krisenbanken sollen mit dem Geld des Finanzsektors saniert werden. Das klingt harmlos, heißt aber: Die deutschen, österreichischen, niederländischen Banken (denen es offenbar toll geht, sind sie doch gerade reihenweise hinunter geratet worden!) und Sparer sollen künftig die Löcher der spanischen und griechischen, bald wohl auch italienischen und französischen Banken stopfen.

Und ansonsten sollen eben die Gläubiger der Banken (=Anleger) die Folgen eines Bankencrashs tragen. Wird das europaweit Recht, wird damit mit Sicherheit eines ausgelöst: ein Bankenrun samt darauffolgendem Stillstand der gesamten Wirtschaft! Wer lässt sein Geld schon gerne dort, wo er es zu verlieren droht. Genau um dies zu verhindern, hat man ja die Bankenrettungen gestartet. Man wusste, dass diese ordnungspolitisch falsch waren, aber man wollte Zeit gewinnen. Diese wurde jedoch nicht genutzt. Bis heute scheut Europa die Maßnahmen, die es wieder wettbewerbsfähig machen und die wahren Ursachen der Krise beseitigen würden. Sie sind durchaus bekannt: drastischer Abbau von Wohlfahrtsstaatsexzessen, Privatisierungen, Deregulierungen, Flexibilisierungen der Märkte.

Für große Banken sowie für die Staaten fehlt auch noch immer ein europaweites Insolvenzrecht: Wie können sie geordnet in Konkurs gehen?  Wie verhindert man Dominoeffekte? Kann man zwischen risikofreudigen und vorsichtigen Anlegern differenzieren, zwischen Spekulanten und seriösen Investoren? Aber all das ignoriert die EU, genauer: ein französischer Kommissar.

 Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 307: Die gesunden Scherze der Planwirtschaftler

13. Juni 2012 15:59 | Autor: Andreas Unterberger

Da sage noch wer, die heimische Politik wäre humorlos. Lachen als beste Medizin wird insbesondere im Gesundheitssektor sehr handfest ermöglicht.

Dort wurde nämlich wieder einmal unter lauten Trompetenklängen die selbe Grundsatzeinigung verkündet, die man schon in den letzten zwanzig Jahren x-mal gehört hat: Es werde künftig eine gemeinsame Planung des Gesundheitswesens geben, es werden Doppelgleisigkeiten beseitigt und Kosten gespart. Irgendwo haben wir das alles schon ein paar Mal gehört. Ebenso die paar unbedeutenden Details, die auch jetzt offen geblieben sind: Wie die Entscheidungsmechanismen aussehen, und ob jetzt die Länder, die Sozialversicherungen oder gar der bisher entmachtete Bund das entscheidende Wort haben soll. Das hindert den obersten Chef der Sozialversicherer, einen Herrn Schelling, nicht, diese „Grundsatzeinigung“ zum „Tag des Patienten“ auszurufen! Was ja eine besondere Keckheit ist, denn der Patient kommt in dem ganzen Machtspiel nie vor. Keiner der Machtspieler denkt auch nur daran, dem Patienten ein Zipferl Mitsprache einzuräumen, etwa durch eine freie Versicherungswahl. Besonders heiter ist es aber auch, von einer Gesundheitsreform auch nur zu reden, wenn die Spitalsorganisation als ganzes aus der angeblich gemeinsamen Planung draußenbleibt (diese Kleinigkeit bleibt weiter Spielwiese der Landeshauptmänner und deren Parteisekretariate). Irgendwie sind sie schon sehr süß, unsere Gesundheitspolitiker. Und heiter.

 

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Die geheimen Megafonds der Roten

13. Juni 2012 11:47 | Autor: Andreas Unterberger

Sollen Parteispenden ab 1000, 5000 oder 7000 Euro veröffentlichungspflichtig werden? Seit Wochen verbeißt sich die polit-mediale Debatte in diese Frage. Und übersieht dabei Tausendmal größere politische Geldflüsse.

Nein, heute ist einmal nicht die Rede von der Korruption durch Inseratenvergaben aus Steuergeldern an politisch willfährige Medien, wo es auch schon um Tausendmal größere Dimensionen geht. Heute geht es um einen völlig im Dunkeln liegenden Bereich, wo noch viel mehr Geld im Spiel ist: die Budgets der Kammern mit Zwangsmitgliedschaft.

Diese werden nämlich nach der Methode „Schmecks“ veröffentlicht. Während bei der Wirtschaftskammer wenigstens noch der große Außenhandelsapparat mit seinen wichtigen Beiträgen für österreichische Exporterfolge als wichtiger Ausgabenposten zu nennen ist (und die Gewerbeordnung als unsinniger), steht man etwa bei der Arbeiterkammer Wien vor einem absoluten Rätsel: Alleine diese Landesorganisation hat im Vorjahr von ihren deklarierten Einnahmen von 105 Millionen Euro ganze 22 Millionen in die Rückstellungen transferiert.

Wozu bitte? Wozu braucht diese Organisation so viele zusätzliche Rückstellungen (samt der – nicht veröffentlichten – Summe der Rückstellungen und Rücklagen aus früheren Jahren)? Ist das alles die geheime Kriegskasse für die nächsten SPÖ-Wahlkämpfe?

Nicht veröffentlicht wird auch, wie viel aus dem AK-Budget an die Fraktionen – also vor allem die sozialistische – fließt. Dazu kommt, dass die Arbeiterkammer selbst, also ganz ohne Umwege über die Partei, ständig und in Wahlkampfzeiten noch verstärkt ideologisch-politische Propaganda macht, welche die SPÖ selber nicht besser machen könnte.

Sozialisten (und auch die mit „Spekulanten“-Hetze ihre Wirtschaftskompetenz gerade entsorgenden Freiheitlichen) reden derzeit ständig von der Notwendigkeit einer Verstärkung der Konsumausgaben als Wachstumspolitik. Da wäre es doch eine wirksame Leichtigkeit, die Zwangsbeiträge der Arbeitnehmer an diese AK zu senken. Selbst wenn in allen anderen dubiosen Bereichen der AK nicht gespart würde, brächte ein Verzicht auf diese überflüssigen Rücklagen jedem Arbeitnehmer ein Zehntelprozent mehr Brutto. Was im Netto noch deutlich mehr ist. So wenig sinnvoll es ist, Löhne und Konsumausgaben durch Schulden zu fördern – wie es der Kern der linken Ideenwelt verlangt –, so legitim wäre es, den Arbeitnehmern nicht für schwarze Kassen Geld abzuknöpfen, sondern ihnen dieses zurückzugeben beziehungsweise zu lassen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was die SPÖ aufführen würde, wenn der Finanzministerin einfach mehr als ein Fünftel ihrer Einnahmen übrigbliebe und sie das stillschweigend in den Tresor legte.

Aber bis heute fehlen Vorschläge, es bei der Arbeiterkammer der Wirtschaftskammer gleich zu tun, die vor ein paar Jahren ihre Beiträge gesenkt hat. Statt dessen erzittert die Republik ob der läppischen Frage, ob ein Oberapparatschik dieser Arbeiterkammer auch weiterhin in der Nationalbank auf unser Geld "aufpassen" darf. Statt dass die Frage diskutiert wird, warum dieser Mann und sein Verein so viel von unserem Geld bekommen und für dunkle Zwecke horten dürfen.

PS.: Das soeben ausgesprochene Sparsamkeitslob an die Wirtschaftskammer wird freilich immer wieder durch grenzwertige Aussagen ihres Präsidenten zunichte gemacht. Hat sich doch Herr Leitl jetzt wirklich für die Einführung von „Eurobonds“ ausgesprochen. Also dafür, dass in irgendeiner Form Österreich und Deutschland (über die schon verlorenen Hunderten Milliarden hinaus) für die Finanzierung des griechischen, spanischen, portugiesischen usw. Staates mithaften müssen. Das wird mit absoluter Sicherheit das Zinsniveau deutlich erhöhen, welches die österreichischen Steuerzahler dann auch für die eigene Staatsfinanzierung zahlen müssen. Vom Ausfallrisiko eines Staates aus dem Club Méditerranée gar nicht zu reden. Dann aber wird Leitl in seiner schlichten Art wieder lauthals über die Explosion der heimischen Defizite klagen . . .

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Bonne nuit Europe

12. Juni 2012 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Frankreichs Linke wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im künftigen Parlament eine sichere Mehrheit haben. Die Franzosen geben traditionell einem neuen Präsidenten am Anfang auch eine parlamentarische Unterstützung. Ebenso groß wie die Wahrscheinlichkeit des Wahlausganges ist aber noch etwas anderes: Dass Frankreich in absehbarer Zeit neben Griechenland, Spanien & Co in der ökonomischen Intensivstation landen wird.

Denn die französische Linke ist zum Unterschied etwa von den deutschen Sozialdemokraten – die seit der Agenda 2010 relativ verantwortungsbewusst agieren – wirklich links. Und das ist in Zeiten wie diesen letal.

Das böse Exempel Mitterrand

Diese Politik erinnert lebhaft an die Zeiten des ersten (und vor François Hollande letzten) sozialistischen Präsidenten Frankreichs, nämlich François Mitterrand. Der hatte in dem bei seinem Amtsantritt blühenden Land binnen weniger Jahre eine finanzielle Katastrophe ausgelöst. Er führte Frankreich nach seinem Amtsantritt 1981 in ein Bündnis mit den Kommunisten und in eine deutliche Abwendung von der Marktwirtschaft.

Das Defizit wurde massiv erhöht; die großen Banken wurden verstaatlicht; dasselbe geschah mit 13 der 20 größten Industriekonzerne; die Arbeitszeit wurde bei vollem Lohnausgleich verkürzt; hohe Einkommen wurden stärker besteuert; und der Staatsdienst wurde um 100.000 Mitarbeiter ausgeweitet.

Die Folgen der ersten Mitterrand-Jahre waren klar und voraussagbar: Das Defizit wuchs immer weiter; das Kapital flüchtete im Expresstempo ins Ausland; die Staatsbetriebe fuhren enorme Verluste ein; die französische Währung stürzte ab; die Arbeitslosenzahlen schnellten in die Höhe; Frankreich musste einen Notkredit in Saudiarabien aufnehmen.

Zwar versuchte dann Finanzminister Jacques Delors die Notbremse zu ziehen. Aber Frankreich kehrte nie wieder zur alten Stabilität zurück.

Das Scheitern des Nicolas Sarkozy

Der bürgerliche Präsident Nicolas Sarkozy kündigte zwar anfangs an, Frankreich wieder marktwirtschaftlicher zu gestalten. Aber letztlich scheute auch der kleine Mann, der so gerne groß gewesen wäre, den Konflikt mit den aggressiven Gewerkschaften (und auch den in Frankreich besonders linken Medien). Bei seinem Abgang hat das Land ein bedrückendes Defizit von 5,2 Prozent des BIP. Während Frankreich vor zehn Jahren noch ebenso viele Autos erzeugte wie Deutschland, sind es jetzt bei den Franzosen zwei Millionen, bei den Deutschen über fünf - um nur ein Beispiel für den industriellen Niedergang eines Landes voller genialer Ingenieure zu nennen.

Zwar versuchte Sarkozy am Schluss wieder viele richtige Sanierungsansätze, aber es fehlte ihm schon jede Glaubwürdigkeit.

Nun aber droht die wirkliche Katastrophe. Denn die französische Linke hat nichts aus der Geschichte gelernt, sondern versucht wieder die Rezepte, mit denen schon Mitterrand wirtschaftspolitisch so heftig gescheitert ist (und viele andere in anderen Ländern).

Europa als Geisel Frankreichs

Eine französische Katastrophe kann nur heute keine reine französische mehr sein, sondern wird zu einer europäischen: Denn derselbe Mitterrand war außenpolitisch sehr erfolgreich. Er hatte Deutschland gezwungen, im Gegenzug für Frankreichs Plazet zur Wiedervereinigung die D-Mark in eine gemeinsame Währung einzubringen. Damit ist der frühere Ausweg einer Abwertung des Francs künftig versperrt und Deutschland zur Geisel Frankreichs geworden.

Umso ernster ist das Programm der neuen französischen Machthaber zu nehmen: Sie wollen (weitere) 60.000 Beamte aufnehmen. Sie erhöhen den Mindestlohn weit über die Inflationsrate um fünf Prozent. Sie verkürzen das Pensionsalter durch Einführung einer Hacklerregelung: Während in Österreich Männer aber dafür wenigstens 45 Beitragsjahre benötigen (Frauen allerdings 40), sind es in Frankreich künftig nur noch 41,5 Jahre. Und war das schon für Österreich ein schwerer finanzieller Ballast, ist es das in Frankreich mit seiner längeren Lebenserwartung noch viel mehr der Fall.

45.000 Franzosen gelten zur Stunde als unmittelbar kündigungsgefährdet. Und das bei einer Arbeitslosenrate, die bald zehn Prozent erreichen wird, und bei einer Jugendarbeitslosigkeit von fast 25 Prozent. In dieser Situation  wird nun auch für den Arbeitsmarkt statt echter Therapien ein ganzes planwirtschaftliches Paket geschnürt, das nur zur kurzfristigen Symptomlinderung imstande ist, aber mittelfristig das Leiden vor allem der Jungen massiv verschlimmert: Kündigungen sollen bewilligungspflichtig und gleichzeitig für Unternehmen so teuer werden, „dass sie sich nicht mehr lohnen“.

Das ist zwar zweifellos möglich, wird aber ebenso zweifellos klare Folgen haben: Fast kein Unternehmen stellt dann noch neue Mitarbeiter an, wenn man diese später nicht mehr los wird, sobald man sie nicht mehr benötigt; und Frankreich wird als Ort von Investitionen seinen letzten Reiz verlieren. Das wird wiederum die Staatseinnahmen weiter reduzieren. Zugleich werden schon jetzt Schweizer Banken von französischen Anlegern gestürmt. Das wird wieder Frankreichs Banken ins Schleudern bringen und vor allem die Zinsen für französische Anleihen in unfinanzierbare Höhen treiben.

Dann wird Frankreich verlangen, so wie Griechenland, Portugal, Irland, Spanien gerettet zu werden. Dann heißt es aber: Gute Nacht Europa. Und zwar in allen Sprachen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 306: Wo unser Geld versickert (nicht nur in Athen und Madrid)

11. Juni 2012 12:14 | Autor: Andreas Unterberger

Deutlicher als der jüngste Rechnungshof-Bericht kann man gar nicht exemplarisch klarmachen, wo das Geld der Steuerzahler und die aufgenommenen Schulden seit Jahr und Tag versickern.

Einzelbeispiele sind dabei wohl anschaulicher als die Milliarden-Verschwendungsbilanzen: Alleine wenn man nicht sowohl in Baden wie Mödling Standorte des selben Landesklinikums bauen würde, wären 34 Millionen einzusparen. Da sind die alljährlichen Betriebskosten von zwei Häusern statt einem noch gar nicht einberechnet, ebensowenig die Tatsache, dass das Spitalsgebäude in Baden durchaus erhaltenswert gewesen wäre – etwa als Pflegeheim. Die Tatsache, dass zentralisierte Standorte eine viel höhere medizinische Qualität als Einzelspitäler hätten, kann gar nicht berechnet werden. Genauso übel ist auch die vom Rechnungshof aufgezeigte Tatsache, dass jedes Bundesland seine Schulden nach ganz unterschiedlichen Regeln verbucht, sodass kein Mensch eine Ahnung über die echte Verschuldung aller vom Steuerzahler lebenden Institutionen hat. Tirol tut sich da überhaupt am leichtesten: Es berechnet seine langfristigen Verbindlichkeiten überhaupt nicht. Da kann man sich leicht als sparsam präsentieren. Wobei es unbestreitbar bleibt, dass Niederösterreich, Kärnten und Wien die ärgsten Schuldensünder der Republik sind. Wobei wiederum Wien seit Rot-Grün und unter der Finanzstadträtin Brauner seinen Bürgern die steilsten Verschuldungszuwächse aufbürdet.

 

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Die nächste Bildungskatastrophe: Uni-Ausbildung für alle

11. Juni 2012 01:02 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eine der größten Unsinnigkeiten der gegenwärtigen Bildungsdebatte, genauso schlimm wie der Gesamtschul-Zwang und deutlich schlimmer als die Pfuscherei rund um die Zentralmatura: Es geht um die rundum propagierte Idee, dass von der Kindergärtnerin bis zum Hochschulassistenten alle einen Master-Abschluss haben müssen. Die Folgen einer Realisierung dieser Idee werden katastrophal sein. Aber dennoch traut sich bis auf Wissenschaftsminister Töchterle (und der nur in bloß persönlichen Anmerkungen) keine Partei und kein Politiker der modischen Forderung zu widersprechen.

Das Modischwerden dieser Idee hat mehrere Ursachen. Zum einen verlangen EU- und andere Bürokraten, dass Österreich seine Akademikerquote deutlich erhöhen müsse. Diese Forderung hängt wiederum mit der ideologischen Verwechslung von Quantität und Qualität eines Bildungssystems zusammen.

Es gibt jedoch keine einzige Studie, die beweisen würde, dass Österreichs Kindergärtnerinnen, medizinisch-technische Assistenten, Krankenschwestern, HTL-Ingenieure und viele anderen Menschen ohne Uni-Diplom weniger gut bei ihrer Arbeit wären als die Akademiker, die anderswo die selben Tätigkeiten ausüben. Eine höhere Akademikerquote ist nur für bürokratische Statistiken etwas Höherwertiges. Aber solche Statistiken werden im EU-Europa immer mehr zur dominierenden Plage.

Ein weiteres Motiv hinter jener Forderung sind die beruflichen Interessen all jener, die hoffen, dann zu Universitätsprofessoren zu werden. Samt allen imagemäßigen und finanziellen Konsequenzen. Sie sind mit ihrer angeblich pädagogischen Expertise derzeit nämlich sehr lautstark unterwegs.

Und nicht zu vergessen sind all die gewerkschaftlichen Interessen: Selbstverständlich erwarten kluge Gewerkschafter – insbesondere im öffentlichen Dienst – nach dem langen Studium auch eine Bezahlung all dieser Tätigkeiten auf sogenanntem A-Niveau. Selbst wenn das anfangs nur für wirkliche Uni-Absolventen durchgesetzt werden sollte, wird diese Forderung natürlich sehr rasch auch für alle anderen Kollegen mit der gleichen Tätigkeit erhoben werden. Ob diese nun die Matura (Kindergarten) oder eine Pädagogische Hochschule als Abschluss hinter sich haben. Die dann von den Gewerkschaften getrommelte Parole ist ja nicht allzu schwer auszudenken: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“.

Gewiss werden mir jetzt manche vorwerfen, dass ich diesen Menschen das nicht gönne. Was falsch ist. Ich gönne es ihnen genauso wie ich allen Menschen eine Verdoppelung ihres Gehalts gönne. Es ist nur das eine wie das andere unfinanzierbar.

Unfinanzierbar – oder zumindest eine völlig unsinnige Verschwendung von Mitteln, die man für andere Zwecke viel dringender bräuchte – ist aber auch der dadurch notwendige Ausbau der Universitäten.

Die noch viel größere Katastrophe wird aber darin bestehen, dass man bei der Einführung der Uni-Pflicht jahrelang keine neuen Volksschullehrer für die Schulen, keine neuen Kindergärtner für die diversen Kindergärten und Horte finden wird. Denn die Interessenten werden ja alle mindestens fünf Jahre lang an irgendwelchen Unis feststecken. Was angesichts der demographischen Entwicklung reinster Masochismus ist (in Deutschland hat man der Demographie, also des Ausbleibens von ausreichendem Nachwuchs wegen, soeben das Gymnasium von neun auf acht Jahre verkürzt).

Überdies wird diese langweilige und mühsame Zeit viele pädagogisch begabte junge Menschen überhaupt von einer solchen Berufswahl abhalten. Ich selbst kenne exzellente Kindergärtnerinnen, die sich ein Studium nie angetan hätten.

Dabei haben wir jetzt schon Personalmangel in den Kindergärten. Und in den Schulen wird ein großer Schwall von Lehrern demnächst in Pension gehen, ohne dass in irgendeiner Pipeline ausreichend Ersatz unterwegs wäre.

Heißt das etwa, dass ich keinen Verbesserungsbedarf sehe? Aber ganz sicher. So wäre es als erste Maßnahme dringend notwendig, dass sich Schulen und Kindergärten genauso leicht von überforderten, unbegabten, unwilligen Mitarbeitern trennen können, wie das in der normalen Wirtschaft der Fall ist.

Damit täte man der Bildung und unseren Kindern den weitaus größten Dienst. Daran, dass es überforderte, unbegabte, unwillige Mitarbeiter gibt, wird nämlich auch ein Uni-Studium wenig ändern. Sie können auch mit noch so vielen Aufnahmetests (die überdies von Hochschülerschaft und Sozialisten noch immer abgelehnt werden) nicht ausreichend herausgefiltert werden. Das Vorliegen solcher Eigenschaften zeigt sich immer erst im ernst- und dauerhaften Einsatz.

Statt des Prokrustesbetts „Alle müssen an die Uni“ sollte insbesondere im Bildungssystem nicht weniger, sondern mehr Vielfalt, Freiheit und weniger Formalismus einkehren.

Wird aber umgekehrt aus diesen Gründen das universitäre Ausbildungsniveau für die Einheitspädagogen vom 3. bis zum 18. Lebensjahr noch weiter gesenkt werden, dann wird der Unterricht in Gymnasien endgültig von mehrheitlich unqualifizierten Menschen erteilt werden. Trifft man doch schon jetzt auf AHS-Lehrer, deren Wissen und Können im eigenen Spezialgebiet erschreckend niedrig ist. Von der Geschichte bis zum Sprachen-Lehramt haben ja die Unis selbst schon seit Jahren das Niveau deutlich abgesenkt.

Wir müssen endlich vom zentralen Dogma und damit Grundproblem wegkommen: Wer einmal sein Diplom hat, muss nie mehr seine Eignung, sein Wissen und Können beweisen. Die Bezüge landen auch ohne ausreichende Weiterbildung am Konto. Und die Direktoren, Schulträger und Eltern sind hilflos, selbst wenn sie um die Defizite so mancher Lehrer wissen.

Zurück ins Zünftewesen

Das was da als Bildungsreform verkauft wird, ist in Wahrheit ein steiler Rückfall ins Zünftewesen. Auch dort war ja ein formaler Abschluss wichtig und nicht das Können und Wissen.

Und dieses Zünftewesen ist keineswegs Vergangenheit, sondern auch heute noch in vielen Bereichen ein Klotz am Bein: Ein Pressefotograf darf nicht gewerblich eine Hochzeit fotografieren, wenn er keinen Gewerbeschein hat (obwohl Pressefotografen die viel besseren Fotografen sind als jene, die meist nur Studio-Fotos gemacht haben). Ein Außenminister darf nach seiner Amtszeit nicht als Botschafter für die Republik tätig sein, wenn er nicht einst die Aufnahmsprüfung, das sogenannte Préalable abgelegt hat (obwohl ich im Laufe meiner zwei Jahrzehnte Erfahrung als außenpolitischer Journalist vielen Botschaftern begegnet bin, die in ihrer ahnungslosen Engstirnigkeit, ihrem eitlen Bürokratismus und ihre unverhüllten Geldgier eine Schande für das Land sind). Ein ehemaliger Politiker oder Spitzenbeamter darf nicht als Universitätsprofessor amtieren (obwohl er die Studenten von der Geschichte bis zur Politikwissenschaft viel besser, sachkundiger und auf höherem Niveau als die gegenwärtige Professorenschaft ausbilden könnte).

Und noch in vielen weiteren Bereichen gilt: Wir sind in Österreich nach wie vor noch mit dem real existierenden Zünfte-Mittelalter konfrontiert.

 

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Die Retter sind wieder ausgerückt

10. Juni 2012 01:22 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt also auch Spanien. Immer mehr vermehren solche Rettungsaktionen einige fundamentale Sorgen – auch wenn man die Motive der Retter versteht.

Die Retter fürchten einen Bank-Run, also den Sturm aller Einleger auf die Banken, um ihre Guthaben bar abzuheben, wenn eine Bank kracht. Das könnte europaweite Beben auslösen. Daher wird alles getan, dass keine Bank pleite geht.

Nur lösen solche Rettungsaktionen eine Reihe anderer Probleme aus: Es wird dabei das Geld am Bankencrash völlig schuldloser Menschen verbrannt, was diese zunehmend erbittert und erzürnt; durch die ständige Eskalation der Rettungsausgaben könnten auch bisher gesunde Retter-Länder ins Schleudern kommen; die Dimensionen dieser Hilfe schaffen jedenfalls Inflationsgefahr; die Hilfe von außen nimmt den Druck von den Regierungen, selbst endlich kraftvolle Sanierungsreformen zu setzen, die als einzige die Krise wirklich beenden könnten; und es werden nicht nur die Ein- und Anleger gerettet, sondern auch die gesamte Bank-Mannschaft, statt dass diese ihren Job so wie die Aktionäre der Bank ihr Geld verlieren. Ein solcher Jobverlust ist ja bei anderen Firmen immer die automatische Folge eines Crashs, auch ohne dass die Mitarbeiter irgendeine Mitschuld haben müssen.

Ohne die Gefahr eines solchen Jobverlusts werden aber Bankmitarbeiter auch in Zukunft nicht sonderlich vorsichtig sein. Das bezeichnen die Ökonomen als Moral hazard: Wenn man weiß, dass man bei einem Misserfolg voll gesichert ist, handelt man viel riskanter, als wäre man ungesichert.

Dennoch sind die links- und rechtsradikalen Parolen falsch, dass die Banken die Hauptschuldigen wären, dass diese riskant gehandelt, also „spekuliert“ hätten. Die spanischen Banken haben in Wahrheit genau das getan, was altmodisches und klassisches Bankgeschäft ist: Häuslbauern gegen eine Hypothek Geld gegeben. Wenn aber diese Häuslbauer reihenweise ihren Job verlieren, wenn die Werte der spanischen Immobilien auf weniger als ein Viertel(!) sinken, dann ist es unausweichlich, dass alles ins Schleudern kommt. Auch wenn, wie im Falle Spaniens, die Staatsverschuldung keineswegs exorbitant ist.

Wenn man nach Schuldigen sucht, dann sind es (trotz der niedrigen Staatsverschuldung) die spanische Regierung, EU-Kommission und EZB, die ein Jahrzehnt lang tatenlos zugesehen haben, wie sich als Folge viel zu niedriger Zinsen die spanische Immobilienblase immer mehr vergrößert hat. Bis sie nun geplatzt ist.

PS.: Spanien hat auch noch aus anderen Gründen fahrlässig gehandelt, nämlich aus ästhetischen: Die mit den billigen Zinsen finanzierte Zubetonierung der andalusischen Küsten wäre auch ohne Crash ein Verbrechen.

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Der ungerechte Schlaf der Staatsanwälte: Rapid, die SPÖ und die Eurofighter

10. Juni 2012 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Die Staatsanwaltschaft hat bereits mehrmals einschlägige Anzeigen ignoriert. Aber nun sind Schriftstücke aufgetaucht, die jedes weitere Nichtstun als Amtsmissbrauch erscheinen lassen. Sie zeigen aber auch, wie lächerlich die Neuregelung des Kapitels Parteispenden ist. Denn vor allem die SPÖ hat schon lange Mechanismen der Korruption entwickelt, ohne dass ein Cent davon über ein Parteikonto läuft. So auch in diesem Fall. Man besticht nicht die Partei, sondern leitet das Geld im Interesse der Partei gleich an einen Dritten weiter, etwa einen bestechlichen Zeitungsverleger. Oder im konkreten Fall an einen Fußballklub, in dem Parteigrößen dank der Organisation klebriger Schiebungsgelder eine große Rolle spielen. Es geht um neue Beweise rund um einen Fünf-Millionen-Fluss von der Eurofighter-Firma EADS an Rapid.

Diese zwischen 2003 und 2007 erfolgten Zahlungen sind an sich schon seit Jahren bekannt. Ebenso die Tatsache, dass es nie auch nur die geringste erkennbare Gegenleistung des Fußballvereins dafür gegeben hat, wie etwa Werbung für EADS oder ein Produkt jenes Konzerns. Dennoch interessiert sich die Staatsanwaltschaft dafür nicht, obwohl sie zugleich mit Akribie und großem Aufwand den Fluss von 10.000 Euro an eine schwarze Wochenzeitung untersucht, weil dafür kein Inserat geschaltet worden sein dürfte. Hier grenzt die Einäugigkeit geradezu an Blindheit.

Nun hat der „Kurier“ Dokumente veröffentlicht, die belegen, dass diese Zahlungen nur einen einzigen Zweck hatten: vier sozialdemokratische Spitzenpolitiker dazu zu bewegen, den Widerstand der Partei gegen die Anschaffung der Eurofighter zu mildern. Ich halte wohlgemerkt die damalige Anschaffung von Abfangjägern nach wie vor für richtig und unverzichtbar. Die Typenentscheidung war mir hingegen von der ersten Stunde an dubios. diese Zweifel haben sich angesichts von Geldflüssen in blau-orange Netzwerke, und nun in die roten, massiv verstärkt. Lediglich Richtung Schwarz und Grün ist (bisher?) nichts bekannt geworden.

Tatsache ist, dass die SPÖ damals zwar weiterhin gegen die Eurofighter wetterte, insbesondere im Wahlkampf 2006. Als sie jedoch die Wahl gewonnen und das Verteidigungsministerium übernommen hatte, kam es zu erstaunlichen Geheimverhandlungen von Norbert Darabos mit EADS. An deren Ende hat sich zwar das Volumen der Flugzeugankäufe reduziert – aber der Stückpreis hat sich signifikant erhöht. Und gleichzeitig hat sich der militärische und technische Wert der dann letztlich gelieferten Flugzeuge deutlich reduziert. Es war also für EADS ein gutes Geschäft, für die heimische Landesverteidigung nicht. Damals hat die gesamte Branche jedenfalls darüber gelacht.

Die vom Kurier veröffentlichten Briefe machen nun etliches klar. Zwar ist festzuhalten, dass die Zeitung den ihr zugespielten Briefwechsel nur bruchstückhaft veröffentlicht hat, aber diese Bruchstücke machen klar: Rapid war in großen finanziellen Nöten; und gleichzeitig hat ein Strategieberater EADS geraten, durch Millionen Schmergeld-Zahlungen an Rapid die vier mächtigsten Männer der SPÖ wohlwollend für die Flugzeugankäufe zu stimmen: Alfred Gusenbauer, Heinz Fischer, Josef Cap und Rudolf Edlinger. Alle vier waren damals als begeisterte Anhänger des Vereins bekannt, Edlinger war (und ist) sogar sein Präsident. Und alle vier haben sich als Promi-Sympathisanten des populären Klubs immer wieder öffentlichkeitswirksam präsentiert. Umgekehrt exponierten sich Rapid-Trainer öffentlich in einem Ausmaß als SPÖ-Unterstützer, wie das bei keinem anderen Verein der Fall ist.

Tatsache ist weiters, dass das Geld floss. Und dass Rapid den Flugzeugbauern die „Nutzung des Rapid-Netzwerkes“ zusagte.

Weiters findet sich in den nun veröffentlichten Unterlagen eines offenbar hinter den Kulissen aktiv gewesenen Beraters folgender aufschlussreicher Satz: „Durch das . . . Sponsoring wird erreicht, dass sich die SPÖ in ihrer Kritik der Abfangjäger auf die Position der Kontrolle im kleinen Untersuchungsausschuss und durch den Rechnungshof sowie eine transparente und begleitende Kontrolle bei den Gegengeschäften zurückzieht. Insbesondere die rote Vier.“ Was sich auf die vier SPÖ-Politiker bezieht.

Festzuhalten ist, dass aus den im Kurier veröffentlichten Papieren kein direkter Beweis für eine aktive Verwicklung der Vier hervorgeht. Der SPÖ-nahe Rapid-Manager Werner Kuhn hat im Parlamentsausschuss sogar nähere Kontakte mit jenem Politstrategen geleugnet (was mit dem Risiko einer Strafe wegen falscher Zeugenaussage verbunden ist).

PS.: Auffällig ist das Schweigen der übrigen Medien zu den brisanten Kurier-Veröffentlichungen. Die gleichen Medien zitieren es hingegen immer regelmäßig breitflächig, wenn eines der Wochenmagazine zum ixten Mal denselben Vorwurf gegen Karl-Heinz Grasser veröffentlicht. Aber das Verhalten der heimischen Medien ist schon wieder ein ganz anderer Sumpf.

PPS.: Kaum weniger übel wird einem über das, was sich da im Burgenland gerade abspielt: Da wird der Leiter des Landes-Rechnungshofs neu besetzt. Und wer wird den Job bekommen? Ein Andreas Mihalits, bis vor kurzem Leiter des Beteiligungsmanagements und früherer Mitarbeiter im Kabinett von Landeshauptmann Niessl. Das ist so gschmackig, dass einem darob der Appetit vergeht. Denn eine solche Biographie ist die absolute Garantie für totale Zahnlosigkeit eines Rechnungshofes. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass der Mann die Beteiligungen in aller Schärfe prüfen wird? Oder dass er seinem Chef und Förderer Niessl in den Rücken fallen wird? Im Bund jedenfalls steht ein Oppositioneller an der Spitze des Rechnungshofs, was diesem Glaubwürdigkeit und Biss verleiht. Dinge, für die man im Burgenland halt wenig Verständnis hat. Und in etlichen anderen Bundesländern. Was schon wieder ein weiterer Sumpf ist.

 

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Persilschein für Interventionen im ORF

09. Juni 2012 01:06 | Autor: Andreas Unterberger

Keine gute Nachricht: Die vom Tagebuch eingebrachte und von über 500 Lesern  dankenswerterweise unterstützte Beschwerde gegen parteipolitische Weisungen im ORF-Fernsehen hat in der ersten Instanz keinen Erfolg gehabt. Die – im Koalitionsproporz, also mit roter Mehrheit besetzte – KommAustria hat die Beschwerde abgewiesen. Selbstverständlich gehen wir in die Berufung. Das bin ich nicht nur den vielen Unterstützern schuldig. Das hängt auch damit zusammen, dass in der Stellungnahme des ORF zu der Beschwerde noch viel Übleres herausgekommen ist, als im Zeitpunkt der Einbringung bekannt war: Die Weisung und der daraufhin entstandene einseitige ZiB-Beitrag waren direkte Folge einer Intervention der Arbeiterkammer, wie im Zuge des Verfahrens vom ORF ungeschminkt zugegeben worden ist. Das hat die KommAustria dennoch nicht gestört. Wenn der Spruch, so wie er vorliegt, rechtskräftig würde, wäre er der perfekte Persilschein für Interventionen beim ORF samt deren gehorsamen Umsetzung, ja geradezu eine Aufforderung dazu.

Freilich würde ich eher nicht annehmen, dass deswegen nichtlinke Interventionen bei der vom Ex-AZ-Redakteur Dittlbacher geleiteten Fernseh-Information künftig einen Erfolg haben könnten. Über die wird man sich wahrscheinlich weiterhin öffentlich empören. Hingegen wären die Interventionen aus linken Ecken und deren prompte Umsetzung damit auf ewig legitimiert. Denn der Spruch macht zum ersten Mal in der Geschichte des durch Gesetz eigentlich zur Unabhängigkeit verpflichteten ORF die Umsetzung von Interventionen zu einem erlaubten Verhalten.

Interessanterweise haben sich die sonst so lautstarken Redaktionsvertreter zu dem ganzen Vorfall nicht gemeldet. Damit entlarvt sich deren Aufregung über den beabsichtigten Transfer des Niko Pelinka ins Vorzimmer des ORF-Generals Wrabetz als eine scheinheilige Intrige ad personam. Dahinter steht aber kein echter Kampf für Unabhängigkeit und gegen Interventionen. Das direkte Hineinintervenieren des roten Machtapparates stört weder die (bekanntlich selbst sehr weit links stehenden) Redaktionsvertreter noch die eigentlich zur Wahrung des Gesetzes berufene KommAustria. Ein Stück des real existierenden Austro-Sozialismus.

Für alle jene, die sich im Detail in die Causa vertiefen wollen, finden sich in den Beilage alle Schriftsätze. Zuerst die von mir und dem Rechtsanwalt Werner Suppan eingebrachte Beschwerde, dann die Stellungnahme des ORF, dann unsere Replik und zuletzt der nunmehrige Bescheid.

Die Beschwerde hatte sich ursprünglich nur gegen die durch das Bekanntwerden interner ORF-Mails aufgedeckte Weisung Dittlbachers gerichtet. Diese Weisung war in mehrerlei Hinsicht problematisch.

Erstens war der von Dittlbacher inkriminierte Beitrag korrekt. Dies gab der ORF in seiner Stellungnahme dann sogar selber zu. Der ORF sprach nur noch von einer Präzisierung, obwohl Dittlbacher im bekanntgewordenen Mail an die ursprünglich damit befasste Redakteurin eindeutig eine Richtigstellung verlangt hatte: „Dass es diese Parteispenden nicht gibt, ersuche ich heute in der Parteifinanzierungsgeschichte richtigzustellen.“

Richtigstellen kann man nur etwas Falsches. Falsch war aber nur Dittlbachers Mail. Denn es gibt sehr wohl Geldflüsse aus der Arbeiterkammer (via Fraktionen) an Parteikonten. Was mittlerweile auch von ORF und KommAustria zugegeben wird.

In der Stellungnahme des ORF wurde daher nur noch vage davon geredet, dass Dittlbacher einen „möglichen falschen Eindruck beim Zuseher“ richtigstellen wollte. Der ORF gab aber gleichzeitig ausdrücklich zu, dass der erste ZiB-Beitrag nicht fehlerhaft war. Dittlbacher habe nur eine „Präzisierung angeregt“.

Das als „Anregung“ darzustellen, ist nun überhaupt absolut köstlich. Denn in jeder Redaktion der Welt ist es natürlich eine wenn auch in höfliche Worte gefasste Weisung, wenn ein Chefredakteur „ersucht“, etwas richtigzustellen. Aber bei Dittlbachers Gesinnungsfreunden in der KommAustria, die mehrheitlich  zu seinen Gunsten entschieden haben, ist dieser Schmäh voll hineingegangen.

Was die Entscheidung besonders provozierend macht: Dieselbe KommAustria hatte knapp davor eine ähnliche Weisung eines stellvertretenden Chefredakteurs des Landesstudios Niederösterreich (das letzte schwarze Dorf im roten ORF-Imperium) als rechtswidrig beurteilt. Dessen Weisung hatte sich gegen die Bezeichnung des norwegischen Massenmörders B. als „christlich“ gewehrt. Was ja etliche Berechtigung hat, wie man heute weiß, vor allem seit zwei Psychiater den B. als unzurechnungsfähig bezeichnet haben.

Inhaltlich ging es bei Dittlbachers Einmischung um den zweifellos nur marginalen und formalistischen Unterschied, dass die geheimen Parteispenden (um die es im ZiB-Beitrag gegangen war) nicht direkt von der Kammer, sondern von den Fraktionen der Kammer überwiesen werden. Angesichts der Dominanz der SPÖ in der Arbeiterkammer ist dieser Unterschied jedoch ein bloßes juristisches Scheinmanöver und de facto irrelevant. Irrelevant ist daher auch der „mögliche falsche Eindruck beim Zuseher“ über dieses Detail. Nicht so freilich für Parteisoldaten Dittlbacher, der daraus gleich eine PR-Durchsage für die Arbeiterkammer machen ließ.

Die Stellungnahme des ORF auf die Beschwerde enthüllte dann aber noch viel Skandalöseres als eine Weisung und die Ausstrahlung eines Beitrags, der sachlich viel irreführender war als der ursprüngliche. In dieser Enthüllung auf ORF-Papier wird nämlich offen und offiziell zugegeben:

All das konnten Suppan und ich erst in einer nachträglichen Replik aufgreifen. Die läppische Argumentation der KommAustria auf Seite 19 ihres Bescheids zu diesen Aspekten sollte man sich daher wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Zuerst wird zwar von Objektivität und Ausgewogenheit gefaselt, um dann aber am Ende zu argumentieren, dass man ja nicht „von jeder einzelnen“ der vielen Interessenvertretungen, die es gibt, eine Stellungnahme einholen könne. Das hat ja auch niemand verlangt. Aber von den drei im ursprünglichen Beitrag genannten Interessenvertretungen hätte man das sehr wohl können. Und müssen, würde man die Objektivitäts- und Ausgeglichenheits-Pflicht auch nur eine Sekunde ernst nehmen.

Kann man eine politische Intervention und deren servile Umsetzung eigentlich noch deutlicher zugeben? Eher nicht. Denn wenn es wirklich nur um eine „notwendige Präzisierung“ gegangen wäre, wie der ORF formuliert, wäre diese etwa zweifellos bei der ebenfalls genannten Landwirtschaftskammer objektiverweise genauso notwendig gewesen. Daher ging es eben nicht um eine Präzisierung, sondern um nackten Interventionsgehorsam.

Was durch den Wortlaut der Formulierung der zweiten ZiB-Meldung noch zusätzlich bestätigt wird: „Ein Parteispendenverbot für alle Interessenvertretungen befürwortet auch die Arbeiterkammer, die das  selbst schon vor Jahren umgesetzt hat.“ Eine Formulierung, wie sie der AK-Propaganda-Apparat nicht besser hätte drechseln können. Und natürlich kein Wort der „Präzisierung“, dass die Parteifinanzierung an Stelle der Kammer halt über die Fraktionen läuft. Was dann wirklich erst „präzise“ gewesen wäre.

Die restlichen juristischen Details kann man den Beilagen entnehmen. Verblüffend an der ganzen Sache ist jedenfalls, dass die Stellungnahme des ORF selbst weit mehr mit objektiver Wahrheitssuche zu tun hat, als der von der ersten bis zur letzten Seite schwer schlagseitige (und holprig formulierte) Bescheid der KommAustria.

Ich werde die Leser des Tagebuchs informieren, sobald es wieder etwas zu berichten gibt.

PS.: Auf ein weiteres köstliches wie aktuelles Exempel dafür, wie sehr die Fernsehinformation zu einer reinen PR-Außenstelle des ORF verkommt, hat mich ein Leser aufmerksam gemacht. Ich hab das Video noch einmal angeschaut, so unglaublich ist es nämlich: Die Moderatorin Ingrid Thurnher drehte am vorigen Sonntag eine Wortmeldung eines Schweizer Gastes mit folgender Formulierung ab: „Ich schlage jetzt zur Versachlichung vor, dass wir den Experten, den wir hier sitzen haben, der sich in unserer Verfassung vermutlich auskennt, wie sonst nur Frau Nationalratspräsidentin Prammer, nämlich Herrn Professor Mayer, befragen.“ Wie auch immer man Mayer einstuft: Diese speichelleckerische  Gleichsetzung eines Verfassungsrechtsprofessors mit Prammer, einer ehemaligen AMS-Soziologin, ist zur ORF-Groteske der letzten Woche geworden. Der Eindruck, dass Prammer etwa wirklich eine Ahnung von der Verfassung hätte, die der eines Juristen oder gar Verfassungsprofessors auch nur irgendwie nahe käme, wäre wohl viel mehr ein Fall für eine „notwendige Präzisierung“ und Richtigstellung durch den ORF.

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SN-Kontroverse: Ladenschluss an Sonntagen

08. Juni 2012 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sonntagsöffnung: Soll sie dem Lebensmittelhandel gestattet werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Dem Götzen Konsum geschuldet

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Sonntagsöffnung für den Lebensmittelhandel gibt es doch längst. Wer in Tourismuszentren wohnt, wie z. B. die Bürgerinnen und Bürger der UNESCO-Weltkulturerbestadt Salzburg, der Wachau, in Tirol, Wien, dem Arlberg oder wo immer sich die Touristen gern und in Massen aufhalten, weiß das. Und er oder sie weiß ein Lied davon zu singen, welche Folgen die Rund-um-die-Uhr-Servicebereitschaft für die Menschen der Region bedeutet.

Die seinerzeit in der Alpen- und Donaurepublik so umstrittene ORF-Serie "Die Piefke-Saga" dokumentiert dies präzise und noch dazu wunderbar humorvoll. Die Realität ist viel schlimmer und härter. Die Genehmigung der Sonntagsöffnung an Großbahnhöfen ist irgendwie ein Zeichen des Konsumwahns. Es ist doch anzunehmen, dass Politiker, die solches genehmigen, genau um die Nöte von Menschen Bescheid wissen, die im Schichtdienst zur Verfügung stehen müssen.

Wobei es wirklich nicht "kleine Nöte" sind, die die Handelsangestellten (hauptsächlich Frauen) im Alltag dann plagen. Wohin mit den Kinder, oder werden gar die Kindergartenöffnungszeiten in den Konsumtempeln Österreichs jetzt auch an Sonn- und Feiertagen großzügig von 8 bis 23 Uhr mit einer Superqualitätsbetreuung und mit einem Betreuer je Kind aufsperren? Etwa in Rauris oder in Zell am See? Oder im Speckgürtel von Wien?

Und wer beteiligt sich an den Kosten von Burn-out-geplagten Lebensmittelverkäufern? Der "freie Markt" ist eine Fiktion. Er bedarf der strengen Reglementierung.

Beim Sprit wird eine solche Vorgangsweise, die Familienminister Reinhold Mitterlehner nach mühsamen Verhandlungen durchgesetzt hat, heiß bejubelt.

Wenn es um Menschen geht, offenkundig nicht.


 Kampf um ein Stück Freiheit

Andreas Unterberger

Selbstverständlich hatten meine Großeltern ihr Lebensmittelgeschäft und meine Schwiegereltern ihre Fleischhauerei an Sonntagen geöffnet. Ebenfalls noch lang in die Nachkriegszeit gab es Raiffeisenkassen, die überhaupt nur sonntags geöffnet hatten. Es ist daher Unsinn, eine Sonntagsöffnung als neumodische Entartung gottloser Liberaler darzustellen, die aus Geldgier jahrhundertealte familienfreundliche Usancen abschaffen wollen.

Die Möglichkeit, an Sonntagen im Handel zu arbeiten, wäre oft sogar familienfreundlicher als der Ist-Zustand: Dann könnten in vielen Familien Väter wie Mütter zumindest Teilzeit arbeiten, ohne ihre Kinder in Fremdbetreuung geben zu müssen, was der Großteil der Eltern ja keineswegs als ideal ansieht. Diese Möglichkeit wäre auch nicht kirchenfeindlich. Findet etwa die Ladenöffnung am Nachmittag statt, würde ein Messbesuch sogar harmonischer in Sonntagsplanungen passen als heute.

An Sonntagen einkaufen zu gehen (auch über Lebensmittel hinaus) ist mindestens so legitim wie der Besuch eines Sportereignisses, eines Kinos, eines Theaters oder der Bezug einer an Sonntagen produzierten Montagszeitung. Nichts davon ist überlebenswichtig. Und alles ist für viele Mitmenschen mit gut honorierter Sonntagsarbeit verbunden. Niemand kritisiert solche Sonntagsarbeit, die anderen Vergnügen und Freizeitgestaltung ermöglicht. Nichts anderes stellt aber für viele Menschen eben auch ein Einkaufsbummel dar. Eine Sonntagsöffnung würde das unwürdige und oft mehr als eine Stunde kostende Gedränge Tausender in den wenigen geöffneten Bahnhofsläden beenden. Sie würde viele Umsatzmillionen in Österreichs Steuerkassen spielen, die derzeit im grenznahen Ausland ausgegeben werden. Und sie wäre endlich wieder ein kleines Stück Freiheit, weg von der unerträglichen Bevormundung durch den Moloch Staat.

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Fußnote 305: Wieso darf im ORF auch die Wahrheit gesendet werden?

07. Juni 2012 20:56 | Autor: Andreas Unterberger

Dass wir das noch erleben durften: Die Zeit im Bild meldet ausführlich, sachlich und ohne Polemik, dass die Gesundheitsschäden nach Fukushima viel harmloser seien als ursprünglich angenommen!

Vermutlich liegt des Rätsels Lösung darin, dass es ein Feiertag war, an dem ein solcher - auf die Weltgesundheitsorganisation gestützter - Bericht ins Programm rutschen konnte: Da arbeiten die linken Politkommissare offenbar nicht so gerne, die den ORF in ein Instrument grüner Stimmungsmache verwandelt haben (soweit diese nicht den roten Machtinteressen widersprach). Besonders aufschlussreich war der Hinweis, dass die Menschen seither an Depressionen und nicht an Verstrahlungen leiden. Könnten die Depressionen vielleicht gar an den Medien liegen, die sich im letzten Jahr nicht genug an tagtäglichen Angst- und Panikmeldungen übertreffen konnten?

 

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Das Ländle gleicht sich Ostösterreich an

07. Juni 2012 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Früher waren die Vorarlberger dafür bekannt, dass sie am besten wirtschaften konnten. Zunehmend scheint aber auch dort diese Fähigkeit verloren gegangen zu sein.

Denn Landeshauptmann Markus Wallner wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, dass in seinem Land auch nur ein Bezirksgericht gesperrt wird (die Verfassung gibt ihm dabei ein Vetorecht). Die Logik ist zynisch, aber klar: Für Gerichte zahlt ja der Bund, und mit dem Bund hat Vorarlberg anscheinend nichts zu tun, den kann man hemmungslos bluten lassen. Für die Kosten der Bezirkshauptmannschaften zahlt hingegen das Land. Ganz zufällig hat das zur Folge: In Vorarlberg gibt es um 50 Prozent mehr Bezirksgerichte als Bezirkshauptmannschaften.

Aber die Vorarlberger haben das Rechnen und Wirtschaften auch dann verlernt, wenn es ihr eigenes Budget betrifft. Also wenn Vorarlberg Aufträge vergibt, oder wenn es etwas einkauft. Auch da kämpft Wallner mit voller Energie gegen die Interessen des Vorarlberger Budgets: Er will nicht, dass wie geplant ab Jahresende alle Aufträge ab 40.000 Euro öffentlich ausgeschrieben werden müssen (wie schon bis 2009). Dass also ab diesem Zeitpunkt endlich wieder der Bestbieter zum Zug kommen muss. Er will das lieber weiterhin freihändig – ehrlicher formuliert: unter der Hand – vergeben.

Wallners Motiv: Dadurch kommen fast nur Vorarlberger an die Aufträge. Was aber die verschwiegene Konsequenz hat, dass dann viel teurer eingekauft wird, als wenn man jeweils den Bestbieter suchte. Dass das zu Lasten des Vorarlberger Budgets geht. Dass das Korruption erleichtert. Ebenso logisch ist, dass ohne österreichweite Ausschreibungspflicht die selbe Freihändigkeit logischerweise auch in anderen Bundesländern praktiziert werden wird. Wo dann halt kein Vorarlberger Unternehmen zum Zug kommen wird. Ähnliches spielt sich auch gegenüber dem EU-Ausland ab.

Am Ende des Tages bringt die Freihändigkeit keinen Gewinn, sie ist nicht einmal ein Nullsummenspiel, sondern ein Minus für alle. Weil keiner beim Billigsten einkauft und weil alle zu viel an Auftragnehmer zahlen. Zum Schaden der Steuerzahler und Konsumenten. Oder muss man jetzt wirklich sogar in Vorarlberg die ökonomischen Grundrechnungsarten erklären? Weiß Wallner nicht, dass Wettbewerb immer zu besseren Ergebnissen führt als freihändige Freunderlwirtschaft? Weiß er nicht, dass uns die nationale und internationale Arbeitsteilung wohlhabend gemacht hat? Oder werden jetzt – um nur ein einziges Beispiel zu nennen – in Vorarlberg nur noch landeseigene Fernseh- und Computer-Erzeuger mit Aufträgen bedient (die man zuvor natürlich erst mühsam durch Förderungen hochpäppeln muss)?

Nun bin ich sicher, dass Vorarlberg auch unter einem Landeshauptmann Wallner ein relativ erfolgreiches Bundesland bleiben wird. Aber es ist einfach traurig, wenn künftig nicht nur in Wien, Niederösterreich und Kärnten die ökonomische Unvernunft regiert, sondern auch im einstigen Vorzeige-Ländle.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 304: Die Grünen am Trog

06. Juni 2012 23:18 | Autor: Andreas Unterberger

Es bleibt einem der Mund offen, wie sich die einstigen Möchtegern-Saubermänner von den Grünen in Wien bedienen, seit sie dort der SPÖ zur Mehrheit verhelfen dürfen.

Die grüne Gemeinderätin Sigrid Pilz übernimmt die Funktion eines Patientenanwalts. Was – vor allem den Patienten gegenüber – ungeheuerlich ist. Denn diese hatten bisher einen pensionierten Richter in jener Funktion vor sich. Zu einem solchen hat jeder in Not befindliche Menschen tausend Mal mehr Vertrauen als zu einer Politikerin. Noch dazu zu einer solchen, die direkt zur regierenden Rathausmehrheit gehört. Diese Politikerversorgung wird aber auch der Gemeindekasse indirekt einen großen Schaden zufügen: Denn die eigentliche Funktion des Patientenanwalts ist ja in Wahrheit, die schlecht behandelten Patienten vom Gang zum Gericht abzuhalten (der ihnen ja in aller Regel deutlich mehr Geld einbringen würde). Dieser Schmäh wird nun wohl kaum mehr funktionieren, wenn statt eines in Würde ergrauten Spitzenrichters eine grüne Politruk-Frau als Blitzableiter zu amtieren beginnt. Aber verstehen kann man die grüne Gier schon: Schließlich soll diese Position bisher mit 12.000 Euro bezahlt worden sein. Monatlich.

 

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Wie sicher ist das Land? Eine Frage, die weder Politik noch Medien schert

06. Juni 2012 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Rund um den Themenkreis Landesverteidigung, Wehrpflicht und Bundesheer ist ein seltsames Vakuum eingetreten. Dieses Vakuum steht ganz im Gegensatz zum starken Scheinwerferlicht der letzten beiden Jahre. Ausgelöst wurde damals die Debatte durch die plötzliche Abkehr der SPÖ vom Konzept der Wehrpflicht im Wiener Wahlkampf. Die Debatte drang aber über die Ebene von Wahltaktik und Intrigen nie zu den wirklich wichtigen Fragen vor. Dabei hat sich keine der Parteien verantwortungsbewusst verhalten. Dasselbe gilt für die Medien, welche hinter der Intrige vom Tag nie die wirklich entscheidenden Fragen gesehen haben. Was bedroht heute die Sicherheit Österreichs und seiner Menschen? Ignoriert wurden auch viele andere Fragen wie etwa: Wie soll das Verhältnis zwischen Beamten und Politik funktionieren?
(Eine grundsätzliche Analyse zur Landesverteidigung)

Eine umfassende Sicherheitsanalyse muss sich mit einer ganzen Fülle sehr konkreter Gefahren befassen, wobei die eines klassischen Krieges die kleinste geworden ist. Die wirklichen Herausforderungen reichen von der Drogenkriminalität bis zu einer weiteren Zunahme eines aggressiven Islamismus. Sie reichen von den Zerfallserscheinungen in der Europäischen Union bis zur Eskalation im Nahen Osten. Die allergrößte und zugleich wahrscheinlichste Sicherheitsgefahr für Österreich ist aber die einer Implosion der Staatsfinanzen als Folge des explodierenden Sozialsystems, vor allem der künftigen Pensionsverpflichtungen. Daraus drohen wieder Unruhen bis hin zu einem Bürgerkrieg zu entstehen. Gleichzeitig haben die Kosten dieses Systems die Budgetmittel für Investitionen und für polizeiliche sowie militärische Sicherheit drastisch dezimiert. Keines dieser Themen wird aber im politisch-medialen Dialog angesprochen, obwohl es dabei und nicht bei der Umverteilung um die obersten Zwecke der Existenz eines Staates geht.

Die Medien, die Parteien, die Beamten

Die mediale Kurz-Bilanz über den Zustand der österreichischen Sicherheitspolitik könnte man kaum besser ziehen, als es Wolfgang Sablatnig, einer der führenden Journalisten Österreichs, zum Nationalfeiertag 2011 getan hat: „Bundespräsident Heinz Fischer und Verteidigungsminister Norbert Darabos haben ihre gegensätzlichen Positionen gefestigt. Die Probleme des Heeres können sie damit nicht lösen. Was fehlt, ist vielmehr eine gesellschafts- und parteipolitische Übereinkunft, was das Militär können muss – und was es nicht mehr zu können braucht.“[1] Und er schließt nach kurzem Verweis auf einige dieser ungeklärten Grundsatzfragen der österreichischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik mit der Konklusion: „Ob das österreichische Militär nach Klärung all dieser Fragen aus Freiwilligen oder Zwangsrekrutierten besteht, ist zweitrangig.“

Damit kritisiert Sablatnig indirekt freilich auch die eigene Zunft. Denn nicht nur die Politik, sondern auch die Medien haben sich rund um die Sicherheitspolitik vor allem mit einem befasst: mit den personalisierbaren und parteipolitischen Konflikten rund um die Forderung nach einem Ende der Wehrpflicht.

Die SPÖ wechselte im Oktober 2010 über Nacht von einer axiomatischen Verteidigung der allgemeinen Wehrpflicht zu deren vehementer Ablehnung. Die frühere Pro-Wehrpflicht-Linie gründete vor allem auf dem SPÖ-Trauma der Zwischenkriegszeit, als ein Berufsheer an der Seite der Bundesregierung gegen den revoltierenden Republikanischen Schutzbund der Sozialdemokraten gekämpft hatte. Bis zum Oktober war daher für die SPÖ die Wehrpflicht Dogma, weil sich ein Wehrpflichtigen-Heer nicht so leicht wie eine Berufsarmee in einen Bürgerkrieg einmischen würde.

Die scharfe und völlig unerwartete Haltungsänderung hatte einen klaren Anlass: die Wiener Gemeinderatswahlen, also die Verteidigung des für die SPÖ weitaus wichtigsten Zentrums der Macht und Finanzierung zahlloser Organisationen. Umfragen vor der Wahl signalisierten den Verlust der absoluten Mehrheit. Daraufhin verkündete die Wiener SPÖ die plötzliche Abkehr von der Idee der Wehrpflicht. Dies sollte die Jungwähler wenigstens zum Teil zurückgewinnen (die sich vor allem wegen der Ausländerfrage in relativ hohem Ausmaß der FPÖ zugewandt haben) und in den letzten Wahlkampftagen vor allem eine stärkere Unterstützung der Kronenzeitung bringen.

Obwohl die Wahlen dennoch für die SPÖ wenig erfreulich ausgingen, behielt sie auch nachher ihren Kurswechsel bei.

Was bewegte dabei die einzelnen Akteure?

Die Kronenzeitung kämpft seit vielen Jahren gegen die Wehrpflicht. Hier sind drei Metamotive zu erkennen:

Die SPÖ übersah bei ihren parteitaktischen Überlegungen rund um die Kronenzeitung folgendes:

Die ÖVP wurde vom Wechsel der SPÖ völlig unvorbereitet getroffen.

Die FPÖ wiederum tat sich als Oppositionspartei am leichtesten, jeweils das abzulehnen, was der amtierende Minister will. Sie tat das ungeachtet der Tatsache, dass die FPÖ in schwarz-blauen Zeiten mit der ÖVP die Ablehnung von Neutralität und Wehrpflicht geteilt hat.

Fischer und Entacher: Die konsequenteste Linie fuhren zwei Sozialdemokraten, die sich gegen die eigene Partei stellten: Bundespräsident Heinz Fischer und der vom Verteidigungsminister abgesetzte Generalstabschef Edmund Entacher gaben zur allgemeinen Überraschung nach einem Leben der Anpassung an die Parteilinie nun ihrem Gewissen und der Verfassung Vorrang. Das hängt gewiss auch damit zusammen, dass beide den absoluten Gipfel ihrer Karriere schon erreicht hatten, dass Fischer sich auch keiner Wiederwahl mehr stellen kann, und dass die Weisungskette Kronenzeitung-Häupl-Faymann-Darabos die beiden Männer trotz ihrer wichtigen Funktionen total übergangen hat. Bei einer nachträglichen Zustimmung wären daher beide zur lächerlichen Figur worden.

Dennoch ist es für die Bürger und für die geistige Identität dieses Landes sehr wichtig, wenn es noch hie und da Funktionsträger gibt, die zumindest einmal im Leben eine wichtige Sache ohne Eigennutz über die Partei zu stellen wagen.

Das Verteidigungsministerium: Eine umso problematischere Entwicklung dieses Jahres war der Missbrauch von Beamten zur Erstellung sogenannter Gutachten, bei denen das Ergebnis schon vorgegeben war. Verschlimmert wurde dieses Vorgehen dadurch, dass die Berechnungen mehrfach geändert werden mussten, je nachdem, wie das Ergebnis aussehen sollte. Dabei ging es nie um das Funktionieren der Landesverteidigung, sondern immer nur um eines: Ein Berufsheer dürfe nicht mehr kosten, als die jeweilige Bundesbudgetplanung vorsah. Dementsprechend wurden die Geld-Entschädigungen für Heeres-Freiwillige ständig adaptiert, ohne dass es seriöse Untersuchungen gab, ob zu den jeweils geplanten Entschädigungen überhaupt noch genug Freiwillige zu finden sind. Geschweige denn eine Mannschaft, die nicht nur wie in anderen Ländern eine Ansammlung potenzieller Arbeitsloser ist.

Leider überhaupt nicht genutzt wurde die Darabos-Entacher-Krise zu einer grundsätzlichen Debatte über die Rolle von Spitzenbeamten. Dabei würden sich einige, auch durchaus widersprüchliche Fragen stellen, deren Bedeutung weit über das Bundesministerium für  Landesverteidigung und Sport hinausreicht:

Wie weit ist es einerseits richtig, dass Beamte – insbesondere jene in exponierten Führungspositionen – ihren verfassungsrechtlichen Anspruch auf Meinungsfreiheit nutzen? Wie weit ist es glaubwürdig, wenn sich Minister auf Gutachten der eigenen Beamten berufen, solange sie deren Ergebnis vorgeben können? Was haben etwa auch Aussagen des Verfassungsdienstes noch für einen Wert, wenn dabei seit Jahren immer nur eine Bestätigung der Meinung des Bundeskanzlers herauskommt? Woher bekommt die oft schwer desorientierte Politik in einer schnelllebigen Zeit rasche faktenorientierte Orientierungshilfe? Was bedeutet es, wenn auch die Aussagen von Universitätsprofessoren in hohem Ausmaß von politischer Sympathie – oder Zahlungen eines Auftraggebers abhängig sind? Welcher Beamte ist mit seinen Aussagen noch als eigenständige Persönlichkeit ernstzunehmen, solange er damit rechnen muss, bei einer politisch „falschen“ Meinung am nächsten Morgen suspendiert zu werden, selbst wenn er noch so sehr im Recht sein sollte? Wird die gesamte Beamtenschaft nicht durch solche Vorgänge entweder zu lächerlichen Figuren degradiert oder in die innere Emigration samt passiver Resistenz getrieben? Wo aber bleibt umgekehrt der politische Spielraum eines Ministers, wenn mächtige Sektionschefs öffentlich signalisieren, dass sie die wahren Herren des Ressorts sind und dass sie schon viele Minister kommen und gehen gesehen hätten? Wie kann ein Minister eine Änderung der Gesetzeslage erreichen, wenn ihm seine Beamten Widerstand leisten? Wie geht die Republik künftig mit den abseits der Hierarchie und Verantwortung stehenden Ministersekretären um, die ohne jede verfassungsrechtliche Verantwortung sehr viel Macht haben, ohne die kein Minister überleben kann? Sind Kommissionen ein Ausweg, die sich aber oft als unfähig erwiesen haben, klare Entscheidungen zu treffen? War es wirklich ganz falsch, dass sich speziell in der schwarz-blauen Zeit manche Minister externe Berater und Rechtsanwälte geholt haben, weil sie mit ihren politischen Vorhaben oft auf eine Mauer entweder unfähiger oder anderen Ideologien anhängender Beamter gestoßen sind?

Bei diesen Fragen geht es um ganz wichtige Themen des Funktionierens der Republik , die weder durch ein Beamten- noch ein Politiker-Beschimpfen gelöst werden können, wie es bei den Medien sehr beliebt ist. Es ist für einen Staat vielmehr überlebenswichtig, ständig um ein besseres Funktionieren seines Räderwerks zu ringen. Zu einer ehrlichen Diskussion dieser Fragen ist aber in Österreich niemand bereit. Und den Medien sind sie zu langweilig.

Diese ergötzen sich zwar mit großer Freude an politischen Kämpfen, vor allem wenn sie sich personalisieren lassen. Und wenn sie sich über keinen Konflikt erregen können, geißeln sie den „Stillstand“. Sie bemühen sich aber nur selten um eine fundierte Analyse dessen, was eigentlich richtig wäre; oder wie das Mächtespiel Politik-Beamte künftig ausschauen soll; oder auf welche Bedrohungen sich Österreich besonders vorbereiten soll. Womit wir bei den nächsten Kapiteln sind.

Das sozial-ökonomische Bedrohungsbild

Ein immer größerer Teil der staatlichen Ausgaben wird für zwei Bereiche aufgewendet: Sozialsystem und Schuldendienst. Der Schuldendienst (eigentlich nur: die ständige Umschuldung und Neuverschuldung) ist in Wahrheit primär eine Bezahlung des Konsums der Vergangenheit. Und das Sozialsystem finanziert den Konsum der Gegenwart.

Durch die sich als sozial tarnenden und ständig wachsenden Konsumausgaben wird der Spielraum für Zukunftsausgaben immer geringer, also für Investitionen und für direkte Sicherheitsausgaben. Alleine die Kosten des Pensionssystems zeigen eine so explosive Dynamik, dass das wahrscheinliche Ende dieses System heute als größte Sicherheitsbedrohung Österreichs bezeichnet werden muss. Angesichts dieser Gefahr treten in Wahrheit sämtliche andere Sicherheitsbedrohungen in den Hintergrund.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich[3] rechnet, dass Österreich im Jahr 2040 vor allem der Pensionsausgaben wegen eine Staatsschuld von rund 300 Prozent des BIP haben wird. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die EU-Kommission. Das heißt auch: Zu diesem gar nicht so fernen Zeitpunkt steht längst kein Euro mehr für Sicherheits- oder Investitionsausgaben zur Verfügung. Die meisten Ökonomen sind überzeugt, dass schon Staatsschulden über 100 Prozent einem Staat jeden Spielraum nehmen, dass solche Schuldenquoten nur noch durch einen Staatscrash, also die Einstellung der Zahlung von Beamtengehältern und Pensionen, oder eine Megainflation beseitigt werden können. Die Beispiele Griechenland und Italien sind ein Beweis für die Richtigkeit dieser Annahmen.

Bei Staatscrash wie Megainflation werden alle finanziellen Sicherheiten zerstört, auf denen die Bürger ihren Wohlstand und insbesondere ihre Vorsorge für Alter, Krankheit und Pflegebedürftigkeit aufgebaut haben. Solche Situationen sind durchaus mit den ökonomischen – wenn auch nicht physischen – Folgen eines Krieges vergleichbar. Ganze Lebensläufe enden durch solche Zusammenbrüche in menschlichen Katastrophen.

Diese Perspektive ist aber auch in unmittelbarer Hinsicht sicherheitsrelevant, also auch dann, wenn man Sicherheit nicht auch ökonomisch und sozial, sondern nur in Hinblick auf militärische und polizeiliche Aufgaben versteht. Die Geschichtsbücher sind voller Beispiele, in denen aus ökonomischen Krisen Unruhen und Bürgerkriege entstanden sind[4].

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass in solchen Episoden die Jagd auf vermeintliche Sündenböcke beginnt, zuerst medial und in der politischen Rhetorik, die dann jedoch auch sehr konkret werden kann. Eine ganze Reihe von Gruppen kommt als solche Jagdobjekte in Frage: Zuwanderer, Politiker, Beamte, Bankmitarbeiter, die „Reichen“ – also meist die bisherigen Leistungsträger – oder religiös identifizierte Gruppen. Denkbar ist es aber auch, dass sich die Aggression pauschal gegen die Babyboomer-Generation richtet, also gegen die in den 40er, 50er und 60er Jahren Geborenen.

Diese Generation hat in der Tat kollektiv einen sehr großen Schaden angerichtet (während sie selbst lieber kritisch auf die NS-Sünden der Väter verwiesen hat): Sie hat selbst die Kinderproduktion in hohem Ausmaß eingestellt; sie hat auch in Jahren des Wachstums die Staatsschulden ständig vergrößert (die offiziellen und noch mehr die inoffiziellen); sie hat vier Jahre später zu arbeiten begonnen als ihre Vorfahren; sie geht im Schnitt zwei Jahre früher in Pension, obwohl sie weitaus länger lebt; und sie hat im staatlichen Pensionssystems keinerlei Reserven angespart, sondern sich selber ständig wachsende Pensionsansprüche verschafft, ohne dass denen ausreichende Einzahlungen gegenübergestanden wären.

Die internationalen Bedrohungen

Dieses wahrscheinliche Platzen der Blase des Sozial- und Wohlfahrtsstaates fällt zeitlich zusammen mit einer Phase der wachsenden internationalen Destabilisierung des europäischen Raumes. So dramatisch die Entwicklungen des Irak- und Afghanistan-Krieges auch gewesen sind, für Europa sind andere Entwicklungen heute deutlich riskanter:

  1. Die rasche Entwicklung atomarer Waffen in Iran und auch der Türkei[5];
  2. Die völlig ungewisse Entwicklung nach den Umstürzen in einigen arabischen Ländern: Wie aggressiv werden die dort an die Macht drängenden islamistischen Parteien sein? Können die Länder am Südrand des Mittelmeers die innere Stabilität aufrechterhalten oder werden Millionen in die Flucht getrieben? Wie wird sich der revolutionäre Geist auf andere Staaten der Region auswirken?
  3. Die Zuspitzung des Nahostkonflikts als Folge der Kompromissunwilligkeit beider Seiten;
  4. Das wachsende Desinteresse Russlands und der Ukraine am Ziel eines demokratischen Rechtsstaates;
  5. Dazu kommt, dass auch nach Jahrzehnten keine Lösung für die blutigen Konflikte auf dem Balkan gefunden worden ist, obwohl Resteuropa in Bosnien und im Kosovo teure Streitkräfte unterhält. Politik und Diplomatie haben sich opportunistisch um die heiklen Themen gedrückt oder sind auf Grund der innereuropäischen Uneinigkeit gelähmt. So notwendig das Eingreifen des Westens gegen den serbischen Balkan-Imperialismus und zugunsten des Selbstbestimmungsrechtes der betroffenen Völker gewesen ist, so unberechtigt ist es, wenn heute geschlossen serbischen Siedlungsgebieten in Bosnien und im Kosovo unter formaljuristischen Vorwänden das gleiche Selbstbestimmungsrecht verweigert wird.
  6. Last not least zeigen sich gefährliche innere Bruchlinien in der Europäischen Union als schädliche Folgen vieler fauler Kompromisse der letzten Jahrzehnte: Das Fehlen von Mechanismen, um undisziplinierte Länder aus dem Euro verabschieden oder zumindest unter Kuratell stellen zu können, macht sich besonders schlimm bemerkbar, ist aber keineswegs der einzige Konstruktionsfehler der Union, in der einander allzu viele Gremien und Machtträger gegenseitig blockieren, ohne dass die EU eine echte Demokratie wäre. Die Darstellung der EU als großes „Friedensprojekt“ ist heute mehr eine historisch-propagandistische Reminiszenz als eine Garantie für die Zukunft. Noch nie ist so offen über einen Zerfall der Union als Folge allzu vieler innerer Widersprüche diskutiert worden wie im Jahr 2011.

Österreichs Sicherheit im engeren Sinn

Neben all diesen Gefahren einer ökonomischen, sozialen und internationalen Destabilisierung erscheint die klassisch militärische Bedrohung Österreichs weiterhin recht gering. Seit Ende des Kalten Krieges sind Konflikte nur noch sehr schwer vorstellbar, die Österreichs Grenzen als solche in Frage stellen.

Es gibt aber eine Reihe globaler Entwicklungen, die Österreichs Sicherheit auch auf eigenem Boden direkt betreffen, ohne dass sie klassischen militärischen Bedrohungen gleichen. Jedes einzelne dieser Themen wäre eingehender Untersuchungen wert, mit welchen politischen und/oder juristischen Strategien, mit welchen polizeilichen und/oder militärischen Mitteln man eine Eskalation verhindern könnte.

Die Auflistung ist keineswegs umfassend:

Stichwort „Cyber war“: Fremde Geheimdienste und Armeen, aber auch durch politischen Radikalismus oder pure Abenteuerlust motivierte Jugendliche suchen zu Zehntausenden Programmierlücken, um für Wirtschaft, Sicherheitsbehörden und Staatsverwaltung lebenswichtige Computersysteme infiltrieren zu können. Dort, wo das gelingt, kann hemmungslos spioniert werden, dort können sensible Daten nach außen getragen werden, können ganze Industrieanlagen und Versorgungssysteme lahmgelegt werden, können selbst Staaten massivst manipuliert werden.

Stichwort Migrationsströme: Eine zu rasche und zu starke ethnische Verschiebung der Bevölkerungsstruktur führt nach allen historischen Erfahrungen sehr leicht zu inneren Turbulenzen. Eine auf sieben Milliarden gestiegene Weltbevölkerung umfasst auch eine wachsende Anzahl von Menschen, die ihr weiteres Leben in anderen Ländern verbringen wollen. Zwar zeigen alle seriösen Statistiken[6] einen relativen Rückgang von Armut und Hungerkatastrophen[7]. Jedoch hat gleichzeitig die Globalisierung den Migrationswillen stark erhöht. Während früher Milliarden Menschen trotz elender Lebensbedingungen nie ihr Dorf verlassen konnten, bekommen jetzt fast alle Drittwelt-Bewohner über Fernsehen und andere Medien ein Bild luxuriöser Lebensumstände in Europa und den USA ins Haus vermittelt. Und gleichzeitig bieten die modernen Verkehrsmittel Schlepperbanden viele Möglichkeiten, den Migrationswillen dieser Menschen zur Realität zu machen. Die extrem ausgebauten, wenn auch nur durch Schulden finanzierten Sozialstaaten in Europa sind Magneten für Schlepper wie Migranten.

Stichwort Drogenhandel: Das Beispiel Mexiko zeigt, wie sehr ein ganzer großer Staat durch die Drogenkriminalität destabilisiert, korrumpiert und in den Zustand totaler Anomie gestoßen werden kann. Längst ist der Kampf gegen die dortigen Banden nicht mehr bloß eine polizeiliche, sondern auch eine militärische Herausforderung.

Stichwort ABC-Gefahren: Es braucht keinen großen Krieg, sondern nur eine Handvoll aggressiver Wahnsinniger, die mit bakteriologischen, chemischen oder atomaren Waffen unermesslichen Schaden anrichten können.

Stichwort Islamismus: Im Islam gibt es starke Gruppen, die den gesamtheitlichen politisch-juristisch-gesellschaftlichen Anspruch der Religion auch totalitär umsetzen wollen. Große Teile der islamischen Theologie haben kein Konzept entwickelt, das die Trennung von Religion und Staat akzeptiert, wie das der Katholizismus und Protestantismus in der Aufklärung tun mussten[8]. Sie anerkennen wichtige Teile der in Europa geltenden Grundrechte nicht, weder die Meinungsfreiheit – siehe die erbitterte Verfolgung eines dänischen Karikaturisten – noch die Religionsfreiheit: Selbst als liberal geltende muslimische Exponenten sprechen einem Moslem nicht das Recht zu, die Religion zu wechseln. Ein solcher Wechsel wird in den meisten mehrheitlich islamischen Staaten von den Strafbehörden verfolgt. Dieser totalitäre islamistische Machtanspruch wird spätestens ab jenem Zeitpunkt zum Sicherheitsproblem, da Moslems regional oder gesamtstaatlich die Mehrheit bilden. Eine Hochrechnung der Trends der letzten Jahre lässt für Österreich noch in diesem Jahrhundert eine moslemische Mehrheit erwarten, für Wien sogar binnen weniger Jahrzehnte.
Zwar lässt die fast unvermeidliche wirtschaftliche Stagnation des nächsten Jahrzehnts ein massives Abflauen der Arbeitsmigration erwarten. Auf der anderen Seite wird Österreichs sozialstaatliche Attraktivität auch weiterhin für einen Zustrom von Nichtleistungsträgern sorgen.
Als Beweis seien Daten angeführt, die zeigen, in welch geringem Anteil die Zuwanderung aus dem wichtigsten Herkunftsland islamischer Zuwanderer, der Türkei, dem Arbeitsmarkt gegolten hat. Denn während von den 15- bis 64-jährigen Österreichern 75 Prozent erwerbstätig sind, sind es bei den Besitzern eines türkischen Passes in Österreich nur 62 Prozent[9]. Bei den Zuwanderern aus anderen europäischen Staaten ist die Erwerbsquote hingegen durchwegs viel höher – zum Teil sogar über jener der Österreicher. Das heißt, die Türken dürften sich zum Unterschied von anderen Migranten nicht durch eine wirtschaftliche Stagnation von der Migration abhalten lassen.

Schlussfolgerung

Eine verantwortungsbewusste Staatsführung müsste ebenso wie Medien, die sich ihrer Verantwortung als vierte Gewalt bewusst sind, ständig die hier skizzierten, aber sich in einem fortwährenden Fluss befindlichen Gefahren beobachten und analysieren. Davon ist aber weder bei Politik noch bei Medien etwas zu bemerken. Umso weniger findet dann der logische nächste Schritt statt: dass sich das Land möglichst effizient auf die möglichst frühzeitige Abwehr dieser Gefahren konzentriert. Dann aber erst wäre es überhaupt sinnvoll zu prüfen, ob eher eine Berufsarmee oder ein Bundesheer mit Wehrpflicht zur Gefahrenabwehr beitragen können. Dann wären auch viele andere Fragen zu prüfen, wie etwa jene nach einer allgemeinen Dienstpflicht für junge Männer und Frauen.

Dieser Beitrag gleicht weitgehend einem Text für den Sammelband "Strategie und Sicherheit 2012 -  Der Gestaltungsspielraum der österreichischen Sicherheitspolitik" (Böhlau-Verlag)


[1] „Tiroler Tageszeitung“, 27. Oktober 2011.

[2] Bei der Media-Analyse 2010/2011 hatte die einst über 44 Prozent der Österreicher erreichende Kronenzeitung eine Reichweite von 37,9 Prozent, das der Familie Dichand ebenfalls nahestehende Gratisblatt „Heute“ 22,3 Prozent, die Kleine Zeitung 11,3 und das Gratisblatt „Österreich“ 10,0.

[3] Die in Zürich sitzende BIZ kann als die Zentralbank aller Nationalbanken angesprochen werden.

[4] Von der Französischen Revolution bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten mit all ihren Folgen.

[5] Während von der iranischen Atomrüstung öffentlich sehr viel die Rede ist, wird die nukleare Aufrüstung der Türkei seltsamerweise nur von internationalen Nachrichtendiensten bestätigt.

[6] Siehe die Statistiken der UNDP.

[7] An der Verbreitung dieser Fakten haben freilich viele von Spendengeldern lebende Organisationen und die von negativen Nachrichten lebenden Medien kein Interesse.

[8] Die Orthodoxie hat das übrigens noch nicht wirklich akzeptiert.

[9] http://www.statistik.at/web_de/statistiken/arbeitsmarkt/erwerbsstatus/erwerbspersonen/index.html

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Junge Präsidenten sind wie junge Männer oft gefährlich

05. Juni 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Ginge es nicht um so Ernstes wie Krieg, dann wäre es fast amüsant: Es scheint so, dass in großen Länder Europas und Nordamerikas – beziehungsweise in jenen, die sich noch immer für groß und wichtig halten, – jeder neue Staatschefs darauf brennt, seinen eigenen Krieg zu beginnen. Vor einem weiteren Konflikt scheut aber dann interessanterweise jeder zurück.

In Amerika hat praktisch jeder Präsident in seiner Amtszeit eine kleinere oder größere Militärintervention zu verzeichnen. Ob der Schauplatz nun Korea, Vietnam, ein lateinamerikanisches Land, Somalia oder (zweimal) Irak gewesen ist. Barack Obama, der amtierende Staatschef, etwa hat den Irak-Krieg von George W. Bush heftig kritisiert; er hat dann aber in Afghanistan den Krieg hocheskaliert. Als es hingegen später in Libyen und Syrien heiß zu werden drohte, war der amtierende Präsident dann jedoch total desinteressiert.

Ähnlich die Briten: Tony Blair wurde für Irak heftig gescholten – David Cameron war hingegen ganz begeistert, als er in Libyen militärisch zuschlagen konnte. Ähnliche Begeisterung bei der Libyen-Intervention prägte Frankreichs Nicolas Sarkozy. Sein Nachfolger Francois Hollande hat Sarkozy wegen seiner Libyen-Politik attackiert, er ist aber nun plötzlich der erste, der in Syrien zuschlagen will.

Kriegsführen zur Imageförderung?

Hängt dieses Verhaltensmuster vielleicht damit zusammen, dass es in Washington, London und Paris noch immer für ein imageförderliches Zeichen der Stärke gehalten wird, wenn der Staatschef zum Angriff bläst? Das wäre freilich in Wahrheit ein Zeichen ziemlich pubertärer Unreife.

Vor allem, weil sich regelmäßig und zwangsläufig herausstellt, dass Kriegführen ein ziemlich dreckiges Gewerbe ist; dass dazu immer viel mehr des nicht vorhandenen Geldes benötigt wird als ursprünglich geplant; und vor allem, dass auch nach einem Sieg die Dinge in dem Land oft keineswegs besser sind als vor der militärischen Intervention. Das lässt sich ja von Irak über Afghanistan bis Libyen schon deutlich beweisen, wo nachher das Chaos und die menschenrechtliche Situation nicht besser waren. Das dürfte auch der Grund sein, warum keiner der Mächtigen beim Ausbruch der nächsten Krise noch etwas von einer Intervention hören will. Sie sind immerhin lernfähig.

Das heißt noch keineswegs, dass automatisch jedes militärische Eingreifen in der historischen Perspektive sinnlos wird. Man denke nur an den blühenden Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland, der nach dem amerikanischen Eingreifen und der blutigen Bezwingung des Hitlerschen Verbrecherstaates entstanden ist. Ähnlich positiv ist Japans Entwicklung zu bilanzieren, das von einem kriegerischen Erobererstaat in einen friedlichen Wirtschaftswunderstaat verwandelt worden ist (und das heute mehr mit der eigenen Überalterung als mit fremden Heeren zu kämpfen hat). Man denke an Südkorea, dass nur dank der amerikanischen Hilfe seine Freiheit bewahrt hat.

Jugoslawien war auch im Rückblick legitim

Auch im ehemaligen Jugoslawien war das auswärtige Engagement gegen Milosevic, Mladic & Co sicher gerechtfertigt, auch aus dem Rückblick. Nur durch dieses Eingreifen konnte das hunderttausendfache Morden gestoppt und es den dortigen Völkern ermöglicht werden, sich in Freiheit zu entwickeln.

Freilich: In Bosnien hat man das nicht geschafft. Dort weiß man bis heute nicht, in welche Zukunft das de facto dreigeteilte Land gehen soll, das formal in eine Einheit gezwängt worden ist. Die Herrschaft eines orientierungslosen, aber mächtigen ausländischen EU-Kolonialherrn – derzeit übrigens der österreichische Diplomat Valentin Inzko – kann ja keine Dauerlösung sein.

Was man vor einem Eingreifen überlegen sollte

Wann ist nun ein militärisches Eingreifen sinnvoll und gerechtfertigt und wann nicht? Was sollte vor einer Intervention überlegt werden? Welche Lehren kann man aus diesem Überblick ziehen? Zweifellos nicht nur jene, dass halt jedes Land und jede geschichtliche Situation anders sind. Und auch nicht, dass nur reine Selbstverteidigung legitim ist. Die zu prüfenden Voraussetzungen vor einer Intervention in einem anderen Land, in dem beispielsweise ein Bürgerkrieg tobt:

  1. Kriegsführen ist extrem teuer und kann ein intervenierendes Land auch bei einem „Sieg“ schwer schädigen. Kann man sich das leisten?
  2. Es ist besonders heikel, wenn ein junger Präsident ins Amt kommt, der irgendwie glaubt – oder glauben machen will –, dass er fähig und willens wäre, jedes Problem radikal zu lösen, also auch militärisch. Auch linke Präsidenten sind vor dieser Selbstüberschätzung keineswegs gescheut, wie die Exempel von Kennedy über Blair bis Hollande zeigen.
  3. Ist das eigene Land überhaupt entschlossen und motiviert genug, einen Krieg auch mit all seinen tödlichen und blutigen Konsequenzen, auch mit schrillen Medienberichten, mit der Heimkehr vieler Särge, mit den meist unvermeidlichen Rückschlägen durchzutragen? Selbst die USA sind aus diesem Grund ja schon häufig nicht mehr zum Kriegsführen imstande (Siehe etwa ihren blamablen Abzug aus Somalia oder Libanon).
  4. Wird wie beim Irak-Krieg das Kriegsgeschrei der Medien binnen kurzem in Pazifismus und heftigem Tadel an der eigenen Regierung umschlagen?
  5. Hat man militärisch überhaupt gute Siegeschancen?
  6. Wie kann man mit einem Gegner umgehen, der sich an keinerlei Kriegs- und Völkerrecht hält, während man selbst unter strengsten rechtlichen Zwängen und einer kritischen Presse steht?
  7. Kann man mit einer Intervention durch Kettenreaktion einen nicht mehr beherrschbaren Weltenbrand auslösen (siehe Österreichs Strafexpedition 1914 gegen Serbien)?
  8. Gibt es angesichts der ethnischen, kulturellen, historischen, emotionalen, religiösen Situation in einem Drittweltland überhaupt Chancen, nach dem erhofften Sieg einen erfolgreichen Aufbau eines funktionierenden Staates, ein „Nation building“ durchzuführen? Steht man nicht – vor allem in islamischen Ländern – einer prinzipiell so feindlichen Mentalität der zu befreienden Bevölkerung gegenüber, dass der langfristige Erfolg, der in Japan, Korea, Deutschland und Österreich nach einem Sieg gelungen ist, dort niemals zu erzielen ist?
  9. Hat man überhaupt gute Pläne für den Tag nach dem erhofften Sieg? (auf die man im Irak total vergessen hatte!)
  10. Gibt es eine Alternativen zum Eingreifen? Immerhin haben schon mehrfach bloße Sanktionen auch den gewünschten Erfolg gebracht – wenn auch erst nach längerer Zeit. Siehe Burma, Südafrika oder Libyen in einer früheren Phase.

Nur ein Staatschef, der all diese Fragen klar beantworten kann, sollte an die Möglichkeit einer Intervention auch nur denken. Kann er das nicht, dann sollte er dem häufig aufflammenden medialen Druck widerstehen, die Rolle eines Weltpolizisten zu übernehmen. Auch wenn diese an sich eine durchaus ehrenhafte und von der Weltöffentlichkeit immer wieder heftig ersehnte ist. 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 303: Ein erster Erfolg der Vernunft

04. Juni 2012 10:12 | Autor: Andreas Unterberger

Nach monatelangen Trotzgebärden hat die Unterrichtsministerin die Zentralmatura um ein Jahr verschoben. Die Motive sind klar.

Auch die SPÖ merkt: Die Wahlen rücken langsam näher. Die SPÖ begreift schockartig, dass sie bei AHS- und BHS-Schülern nur noch an vierter Stelle liegt. Und das nur, wenn man die Nichtwähler nicht als eigene Partei wertet. Dagegen hat auch kein Darabos-Häupl-Kronenzeitungs-Populismus geholfen, der die Wehrpflicht abzuschaffen verspricht. Den Megapfusch bei der Mathematik-Matura zu reparieren, wird der SPÖ bei dieser Gruppe aber auch nichts mehr helfen: Dort hat nämlich weder eine Gesamtschul-Partei eine nennenswerte Chance noch eine Partei, die als Beförderer der Zuwanderung gilt. Das müssen auch die Grünen seit einigen Jahren voll Staunen zur Kenntnis nehmen. Links ist bei den Jungen nicht mehr in, sondern vorgestrig. Das habe ich übrigens in letzter Zeit auch bei vielen meiner Vorträge gemerkt: Links klingende Sprüche kamen immer nur von den Älteren, während die Jüngeren schon deutlich klüger sind. Wann wird das endlich auch ein Printmedium mitkriegen?

 

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Staatliche Parteifinanzierung ist etwas Positives

04. Juni 2012 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Je weniger Geld Parteien auf legalem Weg bekommen, umso größer sind die Versuchung und der Druck, sich dieses auf illegalem Weg zu beschaffen. Dieser Satz ist schmerzhaft, aber wahr. Daher macht der billige Populismus mancher Medien wenig Sinn, die flächendeckend gegen die Parteienförderung losbombardieren.

Die Diskussion über dieses Thema ist zwar noch in vollem Fluss. In zwei Punkten gibt es rund um die Parteifinanzierung künftig jedenfalls eine Besserung – sofern nicht die gesamte Reform doch noch im Parteienhader und Medienpopulismus steckenbleibt: Erstens: Jede halbwegs relevante Spende an eine Partei muss offengelegt werden. Und zweitens wird es zu einer positiv einzuschätzenden Verschiebung des Geldflusses kommen: weniger für die Landesparteien und mehr für die Bundesparteien.

Das ist jedenfalls eine sehr sinnvolle Tendenz, die den meisten Österreichern noch gar nicht bewusst ist – auch wenn sie noch viel weiter gehen müsste. Denn eine der zentralen Krankheiten dieser Republik ist die Übermacht der Bundesländer. Diese führt zur Blockade vieler notwendiger Verwaltungsreformen. Die Landesparteien nehmen überdies auch ständig ihre Bundesparteien auf direktem Weg als Geisel.

In der SPÖ wird hinter vorgehaltener Hand offen zugegeben, dass die Kontrolle über das Wiener Rathaus und dessen Milliarden für die Partei und deren Vorfeld-Finanzierung wichtiger ist als die Kontrolle über das Bundeskanzleramt. Und in der ÖVP kommt es immer wieder vor, dass die Landesparteien die Bundespartei finanziell aushungern, wenn diese politisch nicht fügsam ist. So hat sogar Onkel Pröll seinem Neffen Pröll alle parteiinternen Überweisungen gestrichen, als dieser selbständig Politik zu machen versucht hat.

Daher ist jedenfalls jede noch so kleine Verschiebung der Geldflüsse weg von den Landes- und hin zu den Bundesparteien ein kleiner Beitrag zu einer etwas sinnvolleren Machtbalance in diesem Land. Natürlich müsste da noch viel mehr geschehen. Vor allem müssten die Bundesländer endlich selbst für die Bedeckung ihrer üppigen Ausgaben verantwortlich werden. Bisher haben sie ja mit spitzen Fingern die undankbare Aufgabe der Steuerfestsetzung und -eintreibung immer dem Bund überlassen.

Auch die erhöhte Transparenz bei jeder Parteispende wäre zweifellos ein demokratiepolitischer Fortschritt. Dieser sollte nicht daran scheitern, dass das Gesamtvolumen der Parteienförderung größer wird. Denn gleichzeitig verlieren die Parteien mit Sicherheit einige bisher geheime Finanzierungsquellen, insbesondere aus dem Bereich der Sozialpartner. Dort wird nämlich in Gesprächen schon offen angekündigt, dass auf Grund der geplanten Gesetzesreform bisherige Geldflüsse austrocknen werden.

Dazu kommt für die ÖVP ein zusätzliches Problem: Die Industriellenvereinigung, die bisher für sie und die zarten Ansätze einer liberalen Ordnungspolitik in diesem Land eine entscheidende Stütze war, ist auf Linkskurs gegangen. Das hat man schon bei der Unterstützung für das (bildungs-, eliten- und leistungsfeindliche) Androsch-Volksbegehren gesehen. Das setzte sich vor einigen Monaten fort in der Publikation eines Anti-Familienpakets. Und das erreicht nun in wenigen Tagen mit der Installation des Industriellen Kapsch als neuem Industriellen-Präsidenten einen Höhepunkt. Der Mann kommt – auch ideologisch – aus dem links von der SPÖ angesiedelten Heide-Schmidt-Forum. Und seine Firmen sind noch dazu in hohem Ausmaß von staatlichen Aufträgen abhängig.

Diese Scheidung zwischen ÖVP und Industrie wird zweifellos beiden Seiten schaden. Und gleichzeitig entsteht der ÖVP ein weiteres großes Problem dadurch, dass sie sich ihre Finanzierungsquelle aus Spenden der Wirtschaft abdrehen lässt, während die vor allem rote Inseratenkorruption aus Steuergeldern und die ideologische Milliarden-Verteilung durch das Wiener Rathaus fast ungehindert weitergehen können. Wo aber können ohne ÖVP Marktwirtschaft und Wertkonservativismus ihre Heimat finden?

Unabhängig von dieser Fundamentalkrise eines wichtigen Teils der heimatlos werdenden Wählerschaft sollten sich auch Andersdenkende zur Erkenntnis durchringen: Ohne saubere Finanzierung für Parteiarbeit kann keine Demokratie funktionieren. Daran ändert auch die (kleine) Hoffnung nichts, dass uns die Parteien demnächst mehr direkte Demokratie erlauben werden. Was ja gleichzeitig die Bedeutung der Parteien zurückschrauben würde. Aber ganz ohne diese kann es nicht gehen, auch wenn wir sie nicht mögen.

 

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Fußnote 302: Wozu die Queen?

03. Juni 2012 23:11 | Autor: Andreas Unterberger

Vielen erscheinen die Feiern und Berichte zum Thronjubiläum der britischen Königin als zu exzessiv. Dennoch ist klar: Das Institut der Monarchie erlebt eine erstaunliche Renaissance.

Das englische Königshaus war rund um die Scheidung und den Tod von Lady Di ziemlich durchgebeutelt. Damals hätte niemand mehr damit gerechnet, dass sich Königin Elizabeth und die ganze von ihr verkörperte Institution ein paar Jahre später wieder so großer Popularität erfreuen werden. Die Gründe sind klar: Die Menschen wollten damals bloß in einem familiären Konflikt in „ihrer“ Königsfamilie einer Seite ihre Sympathien ausdrücken. Heute aber gilt: Je stürmischer die Zeiten werden, umso mehr wollen die Menschen etwas haben, an dem sie sich voll Vertrauen festhalten können. Und dazu ist ein Monarch trotz aller Machtlosigkeit besser imstande als ein gewählter Präsident. Man schaue sich nur die Turbulenzen rund um die letzten deutschen und österreichischen Bundespräsidenten an, die stellen alle Di-Kontroversen weit in den Schatten. Dazu kommt das auch touristisch einträgliche Gepränge einer alten Monarchie für Auge und Herz. Dagegen können Heinz Fischers altersbuschige Augenbrauen bei seinen regelmäßigen Auftritten als SPÖ-Pressesprecher nicht mithalten. Selbst wenn er sich einmal – bei der Abschaffung der Wehrpflicht – den Luxus einer eigenen Meinung erlaubt hat.

PS.: Die Einstellung aller Straferhebungen gegen den zurückgetretenen deutschen Bundespräsidenten Wulff macht diesen bei all seinen – rechtlich irrelevanten – Fehlern im Rückblick nun ganz zum Opfer einer üblen Medienhatz. Die englische Königin hat einst eine solche Hatz überlebt, Wulff hat entnervt aufgegeben.

 

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Wie unmoralisch ist eine Koalition mit der SPÖ?

03. Juni 2012 00:39 | Autor: Andreas Unterberger

In dieser Republik passiert ununterbrochen Skandalöses. Aber niemand regt sich darüber auf. Doch wer sollte auch? Die Bürger erfahren von den meisten Sauereien nicht einmal irgendetwas. Vor allem dann nicht, wenn sie sich wie der Großteil der mir in den letzten Tagen untergekommenen Skandale im SPÖ-Dunstkreis abspielen. Der ORF als wichtigstes Medium ist überhaupt zu einer reinen SPÖ-Sektion geworden, in der höchstens ein paar extreme Altlinke noch Pseudo-Opposition spielen dürfen; die Boulevard-Medien sind gekauft und bestochen; und etliche der sogenannten Qualitätsmedien haben in ihrer innenpolitischen Berichterstattung anscheinend eine freiwillige Linkswende gemacht. Umso mehr hat dann das Tagebuch immer wieder an Ärgernissen abzuarbeiten, so wie heute. Das sich über diese Exklusivität eigentlich gar nicht freut.

Die jüngsten SPÖ-Sauereien im Detail:

Swoboda wirbt für die griechische Syriza-Partei!

Die wohl übelste Entwicklung in der Sozialdemokratie hat Hannes Swoboda zu verantworten: Der Österreicher (und Fraktionschef der EU-Sozialdemokraten) hat in Athen der linksradikalen Syriza-Partei knapp vor den zweiten Parlamentswahlen Wahlhilfe zuteil werden lassen! Einer Partei, die so radikal ist, dass sie vom neuen französischen Präsidenten Hollande nicht einmal empfangen wird; die für die Nichteinhaltung aller griechischen Verpflichtungen gegenüber der EU eintritt; die die Mehrwertsteuer senken und Betriebe verstaatlichen will; die das Mindesteinkommen um 50 Prozent erhöhen will.

Swoboda hat verlangt, dass diese - jede Chance auf eine Erholung Griechenlands und eine Rettung des Euro vernichtende Partei - unbedingt der nächsten griechischen Regierung angehören soll. Und er hat der Partei überdies öffentlich die Unterstützung der europäischen Sozialdemokraten zugesagt. Daran hat ihn auch die Tatsache nicht gehindert, dass die Syriza-Extremisten der eigentlichen sozialdemokratischen Partei Griechenlands (Pasok) noch mehr Stimmen abzujagen drohen.

Was tut da der ORF? Er verheimlicht den Österreichern einfach den hierzulande wohl nicht so gut ankommenden Ausritt Swobodas (und startet dafür eine neue Hetzkampagne gegen Wolfgang Schüssel, weil dieser die im Vergleich zu Syriza ungefähr zweitausendmal seriösere und europäischere ungarische Regierung unterstützt.)

Im roten Schwulen-Milieu kann man vier Jahre lang betrügen

Ein weiterer SPÖ-Skandal ist zwar von einigen Medien einen Tag lang sogar berichtet, dann aber sofort wieder schubladisiert worden: Im skandalgeschüttelten AKH hat sich eine Mitarbeiterin fast vier Jahre lang im Krankenstand befunden, aber daneben gleich zwei psychotherapeutische Praxen betrieben. Ohne dass das im Rathaus oder beim zuständigen Krankenanstaltenverbund irgendwen gestört hätte. Als einen Tag lang darüber berichtet wurde, wurde die Dame  halt kommentarlos ohne Bezüge beurlaubt.

Aber es gibt keine Strafanzeige, keine Rückforderung des betrügerisch erlangten Lohns. Nichts. Was selbst schon wieder ein neues Delikt ist, nämlich ein eklatanter Amtsmissbrauch. Damit signalisiert man solchen Menschen: Sie können vier Jahre lang die Steuerkassen schädigen, und wenn sie dann nach vier Jahren doch einmal öffentlich aufgeblattelt werden, hören sie halt auf damit.

Ein besonders pikanter Hintergrund der Affäre ist überhaupt noch nirgendwo berichtet worden: Die Dame ist SPÖ-Funktionärin im Milieu der Schwulen und Transvestiten. In diesem Eck ist man offenbar doppelt vor jeder Strafverfolgung geschützt.

Bei den Genossen gilt der Datenschutz nur für Schultypen, aber nicht für Menschen

Einer der besonders miesen Schmähs der Claudia Schmied ist die Begründung, warum sie bei allen Tests von Pisa bis zu den Bildungsstandards die wichtigsten Daten geheimhält (insbesondere die Ergebnisse der Gesamtschulen): Angeblich würde der Datenschutz eine solche Veröffentlichung verhindern. Der Datenschutz wird von den Genossen aber sofort vergessen, wenn es ihnen besser passt. Bei den Wiener Lesetests (die regelmäßig zeigen, dass fast ein Viertel der Wiener Kinder nicht sinnerfassend lesen können) gibt es nämlich interessanterweise keinen Datenschutz.

Die verantwortliche Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl kann vielmehr ungeniert sagen: „Der Vorteil der Lesetests ist die völlige Personalisierung.“ Die besteht darin, dass die nicht lesen Könnenden Schüler einem Sondertraining unterzogen werden. Was ja durchaus gut ist – zumindest wenn es zu einem Ergebnis führt. Aber soche Personalisierung samt Extra-Training wäre eben nicht nur beim Lesetest gut, sondern auch bei den Versagern bei den ohnedies „urleichten“ Bildungsstandard-Tests.

In einer anderen Hinsicht ist aber peinlicherweise auch Genossin Bransteidl geheimnistuerisch: Auch sie veröffentlicht keine getrennten Ergebnisse ihrer Lesetests für AHS, Hauptschulen und Gesamtschulen. Womit sie ebenso verlogen agiert wie ihre Parteifreundin im Unterrichtsministerium: Denn Datenschutz ist nur in Hinblick auf die Privatsphäre von Einzelpersonen relevant (wenn überhaupt); es gibt aber keinerlei rechtlichen Grund, die Daten von ganzen Schultypen oder Schulen oder Bundesländern geheimzuhalten.

Linke Bildungspolitik: einfach das Niveau senken

Die endgültige Bankrott-Erklärung für Schmieds Zentralmatura-Pläne hat nun der mit der Mathematik-Matura beauftragte „Didaktiker“ Werner Peschek abgegeben: Er empfiehlt, dass in Klassen mit besonders vielen „Nicht genügend“ der Beurteilungsmaßstab einfach so weit abgesenkt wird, dass maximal 30 Prozent negativ abschneiden. Der Vorschlag bringt eigentlich sämtliche linken Bildungs-Vorschläge auf den Punkt: Herunter mit dem Niveau, damit möglichst viele ein Zeugnis bekommen. Von der Volksschule über die Matura bis zum akademischen Abschluss. Und in ihrer Blödheit glauben zumindest die weniger zynischen Linken sogar noch, dass sie den Schülern damit etwas Gutes täten.Die Zyniker hingegen wollen das Schulsystem endgültig ruinieren.

Haltet den Mund, wir bestechen euch ja eh

Unglaublich frech waren Aussagen des roten Klubobmanns Josef Cap in einem „Presse“-Interview vor einigen Tagen. Aber auch die blieben sowohl in dieser wie auch in anderen Zeitungen völlig unkommentiert. Auf die Frage nach der geplanten deutlichen Erhöhung der Parteiförderungen hatte Cap ungeniert geantwortet: „Ich finde es immer sehr interessant, wenn sich Printmedien kritisch dazu äußern. Gerade sie profitieren mit Einschaltungen von der politischen Informationsarbeit.“

Mit anderen Worten: Haltet den Mund, wir bestechen euch ja eh mehr als genug. Deutlicher geht’s wohl nimmer.

Wie man sich Häupls Befehle schönrechnen kann

Die Wiener SPÖ wünscht, dass der ORF in ihr neues Medienzentrum St. Marx übersiedelt. Das hat sie nämlich schon im Wahlkampf angekündigt. Und daher rechnen die gehorsamen Genossen des Staatsfunks dieses teure Prestigeprojekt so lange schön, vergleichen immer mehr schrumpelige Äpfel mit immer weniger süßen Birnen, bis die gewünschte Variante endlich die billigste wird (da vergisst man halt etwa auf eigene Fernsehstudios für größere Veranstaltungen . . .). Womit sich wieder einmal die SPÖ durchsetzt und am Schluss der Steuerzahler wieder den Staatssender herauspauken muss (obwohl der ohnedies auch noch die Gebühren kassiert).

Eigentlich wäre es da absolut zwingend und logisch, dass Parteisoldat Wrabetz auch mit all seinem Privatvermögen die Haftung für seine seltsamen Rechenkünste übernehmen müsste. Wenn er es nun endgültig schafft, St. Marx durchzusetzen.

Und wieder neue Schikanen für alle Unternehmen

Fast keine Woche vergeht, ohne dass sich die Genossen neue Lasten für Österreichs Unternehmer ausdenken: SPÖ-Sozialminister Hundstorfer will nun allen Firmen die Verpflichtung zu einer „systematischen Erfassung von Stressoren und psychischen Belastungen in der Arbeit“ auferlegen. Das bedeutet jede Menge Aufträge für die (von den Unis in sinnloser Überzahl produzierten) Psychologen. Und für die Unternehmen bedeutet das jede Menge neue Auslagen.

Dahinter steht natürlich die Ideologie vom immer total furchtbaren Arbeitsleid, das eine kapitalistische Ausbeuterklasse den armen Werktätigen aufzwingt. Die Sozialisten genieren sich auch nicht, solche Schikanen gleichzeitig mit der lautstarken Forderung nach mehr Wachstum vorzuschlagen. Obwohl es der beste Beitrag zu mehr Wachstum wäre, wenn die Wirtschaft ein paar Jahre nicht durch solche neuen Ideologielasten beschwert würde.

Die Demokratie und der rote Bank-Austria-Betriebsrat

Das letzte Exempel in dieser heutigen Skandalreihe ist im Vergleich zu den bisher aufgeführten wohl nur eine Kleinigkeit. Es zeigt aber paradigmatisch, wie ungeniert Sozialdemokraten beziehungsweise rote Gewerkschafter überall mit den rein formalen Spielregeln der Macht umgehen, wenn es ihnen nutzt. Es geht um die Wahl einer „Behindertenvertrauensperson“ in der Bank Austria. Auch wenn ich bisher gar nicht gewusst habe, dass es diesen Job gibt, so erscheint die Vorgangsweise als milieutypisch grauslich.

Für diese vor wenigen Tagen durchgeführte Wahl gab’s nur eine einzige Liste, geführt von einer Silvia Pribek. Was ja durchaus vorkommen kann. Was aber keineswegs vorkommen dürfte: Auch die Briefe des Wahlvorstandes erfolgen  „z.H. Frau Pribek Silvia“. Und genau an diese Dame hat man auch seine Wahlkarten zuzustellen.

Noch provokanter ist, dass dieser von Frau Pribek vertretene Wahlvorstand als einziger über die Liste der Wahlberechtigten verfügt, die man aber gebraucht hätte, wenn man eine zweite Liste aufstellen will. Und überdies lagen zwischen der ersten Kundmachung dieser Wahl auf einer von den Mitarbeitern selten besuchten Homepage und der Möglichkeit, andere Wahlvorschläge einzubringen oder Wahlkarten zu beantragen, nur ganz wenige Stunden.

Irgendwie nähert sich der real existierende österreichische Sozialdemokratismus rasch dem einstigen real existierenden Sozialismus Osteuropas an. Wo man zwar „Wahlen“, aber keinerlei Chance auf eine Auswahl oder gar geheime Wahlen hatte.

Rot ist schlimmer als Blau oder Grün

Warum gibt es eigentlich in diesem Land zwar eine Diskussion, ob man mit Blau oder Grün überhaupt eine Koalition auch nur versuchen könne, während die Koalitionsfähigkeit dieser verkommenen Sozialdemokratie nirgendwo diskutiert wird? Wobei zu den hier aufgezählten weitgehend unbekannten Schweinereien ja noch die öffentlich bekannten kommen, wie beispielsweise:

Cap dürfte einfach recht haben: Die Medien sind ausreichend bestochen  worden, sodass kaum noch eines das wahre Bild der SPÖ zeichnet.

PS.: Eine weitere miese Affäre, auf die ich in den letzten Tagen gestoßen bin, kann man nicht direkt der SPÖ in die Schuhe schieben, sondern nur vorerst nicht näher definierten Feinden der Rechtsparteien. Diese im Dunklen arbeitenden Scherzbolde haben unter dem Namen von schwarzen und blauen Politikern, aber ohne deren Zustimmung oder Wissen Facebook-Konten angelegt. Das Absurde des Systems Facebook: Die Betroffenen können sich dagegen gar nicht wehren – oder höchstens mit aufwendigen Klagen, die über Irland oder Amerika gehen müssten. Diese Manipulationsmöglichkeiten sind jedenfalls ein weiterer Grund, um der Facebook-Aktie alles Schlechte zu wünschen.

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„Wenig gebracht“: Parlamentarische Ausschussware

02. Juni 2012 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Was hat uns eigentlich der parlamentarische Untersuchungsausschuss bisher gebracht? Den Medien Stoff für viele Berichte, der Öffentlichkeit neue Aversion gegen die Politik, der Wahrheits- und Rechtsfindung aber erstaunlich wenig. Das gaben dieser Tage sowohl die grüne Ausschuss-Vorsitzende Moser wie auch der zuständige Justiz-Sektionschef mit fast identischen Formulierungen zu.

Im wesentlichen wurden etlichen Verdächtigen Inhalte aus schon längst vorliegenden Akten der Strafverfolgungsbehörden vorgehalten. Die Verdächtigen aber haben vom Recht zu schweigen Gebrauch gemacht oder sich erstaunlich gut gerechtfertigt. Was kein Wunder ist: Denn selbst einer der vielen schwachen Staatsanwälte dieser Republik ist noch besser imstande, eine Anklage glaubwürdig über die Bühne zu bringen als die Herrn Pilz oder Petzner. Geifer ist nämlich nie überzeugend. Gerade bei den beiden steht ja erkennbar und ganz im Stil der Schauprozesse der Französischen Revolution oder der totalitären Justiz des 20. Jahrhunderts die Schuld immer schon von vornherein fest.

Noch erstaunlicher war, was Straf-Sektionschef Pilnacek da in einem ORF-Interview gesagt hat (ohne dass das freilich vom ORF oder einem der Print-Medien aufgegriffen worden wäre): Der U-Ausschuss habe die „entlastenden Aussagen“ aus den Materialien der Staatsanwaltschaft nicht aufgegriffen.

Seltsam, seltsam. Aber eben wie bei den erwähnten historischen Vorbildern.

Noch seltsamer war der Telekom-Abschnitt, der den Ausschuss am Beginn wochenlang beschäftigt hat: Denn dabei wurden Hinz und Kunz befragt, nicht jedoch der Haupttäter. Denn der ist „Kronzeuge“ (also einer, der seine Mittäter beschuldigt, um sich freizukaufen). Er durfte daher auf Wunsch der Staatsanwälte nicht befragt werden. Obwohl gerade er kein Recht gehabt hätte, sich der Aussage zu entschlagen!

Absurd? Ja. Aber genau deswegen hätte man mit dem Ausschuss warten müssen, bis die Staatsanwälte fertig sind. Dann aber hätte man auch sehr kritisch dieses Verhalten der Strafverfolger in Sachen „Haupttäter geht als Kronzeuge straflos davon“ hinterfragen müssen. Und auch dessen pikanten juristischen Netzwerke.

Angesichts dieser Absurditäten ist es fast zwingend gewesen, dass die grüne Ausschussvorsitzende Moser vor Fernsehkameras auf die Frage nach den Erkenntnissen des ganzen teuren Ausschusses nur herumstottert: Es sei im Ausschuss ja gar nicht um strafrechtliche Schuld gegangen, sondern nur um „politische Verantwortung“. Was aber, bitte, bedeutet diese Phrase außer nichts? Laut Verfassung kann es dabei nur darum gehen, ob ein Minister wegen politischer Fehler zurücktreten beziehungsweise abberufen wird. Nun: Beides ist bei fast allen Verdächtigen gar nicht mehr möglich. Sie hatten nie ein Amt oder dieses lange verloren.

Lediglich bei den Herrn Ostermayer und Faymann wäre ein Amtsverlust denkbar. Nur werden ausgerechnet deren Taten, also die Bestechung freundlich schreibender Zeitungen mit Steuermillionen, erst zu Sankt Nimmerlein abgehandelt. Beide SPÖ-Politiker dürften sogar davon profitieren, dass ihre Causa erst dann an die Reihe kommen würde, wenn der Ausschuss wegen herannahender Wahlen aufgelöst werden muss.

Heißt das, dass ich alle anderen vor dem Ausschuss schon Aufgetretenen für unschuldig halte? Keineswegs. Trotz aller Langsamkeit der Staatsanwälte kann ich mir nur schwer vorstellen, dass die Herrn Hochegger, Plech und Meischberger am Ende einer strafgerichtlichen Verurteilung entgehen können.

Diese Herrn haben aber Rot-Grün in Wahrheit überhaupt nicht interessiert. Sie hatten es nur auf den populärsten Politiker des letzten Jahrzehnts, also Karl-Heinz-Grasser abgesehen. Sie wollen damit primär die Diskreditierung jeder neuen Rechtskoalition erreichen.

Nach meinem derzeitigen Eindruck dürfte es für Grasser aber nur in Sachen von eventuellen Steuervergehen brenzlich werden. Diese aber sind erst nach seiner politischen Tätigkeit begangen worden, haben daher nicht viel politische Aussagekraft. Explosiv wäre es nur, wenn über irgendwelche Konten doch noch ein Geldfluss von Provisionsgeldern zu Grasser nachvollzogen werden könnte. Freilich wäre das dann ein Erfolg der Staatsanwälte und wieder nicht des Ausschusses.

Grasser ist aber in etlichen jetzt untersuchten Provisions-Fällen aber gar nicht der zuständige Entscheidungsträger gewesen, wie etwa bei der mehr als anrüchigen Gerichts-Übersiedlung. Aber auch dort war Meischberger genauso aktiv. Daher scheint zunehmend eine andere Erklärung für seine provisionistische Rolle logisch: Er war von Jörg Haider beauftragt worden, für die FPÖ Gelder einzusammeln. Und Porr und Co haben brav bezahlt.

Bei der in Grassers Bereich fallenden Buwog-Vergabe dürfte der entscheidende Fehler schon auf Seiten der Bank Austria passiert sein. Da diese die Höhe ihres zweiten und letzten Angebots nicht wirklich geheimgehalten hat, ist es jedenfalls schwer nachweisbar, dass Grasser der Informant war.

Problematischer könnte man allerdings seine Rolle bei der Entscheidung über die Investment-Bank sehen, die für das Ministerium den Buwog-Verkauf abzuwickeln hatte. Freilich scheint eine eventuelle Schuld gering. Denn selbst wenn er – obwohl er es dementiert – in der Auswahl der Investment-Bank eine Rolle gespielt hat, muss man sich fragen: Ist es nicht geradezu Aufgabe eines Ministers, sich hier einzubringen? Schließlich würde ihm jeder Fehler dieser Investment-Bank politisch direkt auf den Kopf fallen. Die Entscheidung für eine – damals – weltweit renommierte Bank anstelle einer heimischen ist für mich auch heute noch eine logische. Auch wenn diese internationale Bank inzwischen ihr Renommee verloren hat. Anders wäre es auch hier nur, wenn Grasser Geld genommen hätte. Das bleibt also die einzig entscheidende Frage.

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SN-Kontroverse: Gewalt in der Familie

01. Juni 2012 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Muss der Staat härter gegen Gewalt in der Familie vorgehen?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Keine Diskretion für Quäler

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Familie wird gern als Hort des Glücks, der Geborgenheit und des Wohlfühlens definiert. In Sonntagsreden wird gern ihre heile Welt gepriesen. Die gibt es sie nicht, hat es nie gegeben. Und vor allem: Was ist Familie? Zwei Menschen, die zusammenleben? Vater plus Mutter plus zwei bis drei Kinder? Oder der geschiedene Vater mit Kind, der seine betagten Eltern pflegt? Oder ein gleichgeschlechtliches Paar, das Kinder adoptiert? Eine Frau, die Kinder von verschiedenen Vätern mit einem neuen Partner großzieht? Oder der Opa, der sich um die Enkelkinder kümmert? Eines steht fest: Selbst in der kleinsten Organisationsform des menschlichen Zusammenlebens kommen Konflikte vor. Je größer Zwänge und Druck der Gesellschaft - sei es aus Gründen der Religion, der Konvention, der eigenen überhöhten Ansprüche, der Gehirnwäsche durch Werbung - , desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Gewalt kommt. Oft Ausdruck einer ohnmächtigen Hilflosigkeit. Eben weil es die heile Welt nicht gibt, gibt es Missbrauch, Grausamkeiten, jahrelange Quälereien der jeweils schwächsten Glieder der "Familieneinheit". Das sind oft die Kinder. Es können auch die Frauen, die Männer, die Alten sein. Gewalt, Quälereien, Übergriffe in welcher Form und wem gegenüber kann und darf der Staat nicht dulden. Österreich ist im Bereich des Strafrechts sehr fortschrittlich. Für Erwachsene haben die Feministinnen nach zähem Kampf das Wegweisungsrecht erkämpft, es gilt für Frauen und Männer. Es ist gut, weil es mögliche Amokläufe verhindern hilft. Was den Missbrauch von Kindern anlangt, wurden das Krankenanstaltengesetz, das Ärztegesetz und die Strafprozessordnung erfolgreich geändert. Nun wäre es an der Zeit, das Datenschutzgesetz zu ändern, wenn im Spital festgestellt wird, dass ein Kind gequält wird. Das Schweigetabu gegenüber Quälerinnen und Quälern ist sinnlos. Ja zu einer toleranten und freien Gesellschaft, aber es gibt Grenzen, die strikt einzuhalten sind.


 

Alle Gegenmittel sind untauglich

 

Andreas Unterberger

 Ein besonders grässliches Verbrechen: Ein Vater erschießt den Sohn in dessen Schule. Kann man solche Taten verhindern? Die einen verweisen auf die Gefährlichkeit der Bestie Mann, andere auf die türkische Herkunft des Täters und sein archaisches Weltbild voller (Un-)Werte wie Ehre, Gewalt, Rache, Machismo. Aber keines dieser Klischees hilft weiter. Weder kann man alle Türken hinauswerfen noch alle Männer einsperren.

Auch andere Vorschläge sind wenig tauglich. Psychotherapien wie zwangsweises Anti-Aggressions-Training sind primär Jobbeschaffung für die boomende Psychobranche. Diesen Mord hätten sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht verhindert. Zwangstherapien sind immer problematisch und dürfen jedenfalls nur bei ganz klaren und objektiven Voraussetzungen versucht werden.

Andere wieder rufen nach Verschärfung der Wegweisung. Bei dieser wird (meist) ein Mann aus dem eigenen Haus geworfen, wenn ihm (meist) seine Frau Handgreiflichkeiten vorwirft. Ohne weitere Überprüfung. Die Wegweisung solle nun ausgeweitet, und überdies Schulen und Kindergärten mitgeteilt werden. Was bei echten Gewalttätern sinnvoll klingt. Jedoch muss man wissen: Solche Vorwürfe werden immer öfter auch fingiert, um eine Wegweisung zu erreichen. Einige zynische Rechtsanwälte sollen Klientinnen sogar dazu raten, um bei der Scheidung bessere Karten zu haben. Scheidungsexperten (beiderlei Geschlechts) führen ein volles Drittel aller Wegweisungen auf solche Fiktionen zurück. Darf man all diese unschuldigen Wegweisungsopfer so an den Pranger stellen – in der unbegründbaren Hoffnung, dadurch Kindermorde zu verhindern?

Relativ am meisten spezialpräventiven Schutz böte es, wenn schon auf eine erste – wirklich bewiesene – Gewalttat unbedingte Haft statt der üblichen Soft-Palette von Diversion und bedingten (in vielen Milieus nicht ernst genommenen) Strafen folgen müsste.

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Fußnote 301: Die Schrebergartenprivilegien und die Schuldenkrise

31. Mai 2012 10:43 | Autor: Andreas Unterberger

Alle jubeln: Die Forste auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig bleiben unter Heeresverwaltung. Nur zwei sollten nicht jubeln: der Steuerzahler und die Landesverteidigung.

Denn die vorgesehen gewesene Übertragung der dortigen Wälder an die Bundesforste hätte dem maroden Bundesheer drei Millionen eingespart. Aber Niederösterreichs Schwarze wie Rote haben selbst gegen diese wirklich harmlose Einsparung protestiert. Und der Sportminister, der im Nebenberuf auch fürs Heer zuständig ist, ist sofort eingeknickt. Das Heer hat‘s ja offenbar. Was steckt dahinter? Ein paar Posten, ein paar Geschäftemachereien, ein paar Möglichkeiten, billig auf die Jagd zu gehen. Die Bundesforste haben hingegen überall mit solchen Schrebergarten-Privilegien aufgeräumt, sind ein professioneller Forstbetrieb und hätten daher auch Allentsteig um drei Millionen billiger betreiben können. Freilich wissen wir: Schon Kreisky hatte seinen – richtigen – Spruch nie in die Tat umgesetzt: „Einen Tausender da, einen Tausender dort einsparen.“ Für einen Norbert Darabos gilt überhaupt die Devise: „Schaffen wir das Bundesheer ab, dann können wir all die Posten und Privilegien bewahren.“

 

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Wachsen, aber richtig

31. Mai 2012 00:48 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eine absurde Kontroverse, die da derzeit tobt: Wachsen oder Sparen? Jene, die die unfinanzierbar gewordene europäische Schuldenexplosion verursacht haben, agitieren nun gegen die (ohnedies nur in einer kleinen Reduktion der Neuverschuldung bestehenden) Sparversuche. Sie wollen die Schuldenkrise durch noch viel mehr Schulden bekämpfen. Wie ein Rauschgiftsüchtiger möchten sie die Schmerzen des Entzugs mit neuem Rauschgift loswerden. Neues Gift verdrängt ja kurzfristig tatsächlich die Probleme. Dass diese dann später umso schlimmer und mit häufig letalen Folgen auftreten, ist im Augenblick egal.

In der Theorie bekennen sie sich zwar auch zur Notwendigkeit eines Entzugs. Aber immer mit dem Beiwort „später“. In der Sprache der Schulden-Junkies heißt das: “Zuerst müssen wir wachsen, dann können wir die Schulden leichter abbauen.“

Der Satz hat sogar ein Restelement Wahrheit: Wenn Wirtschaft und damit Steuern wachsen, geht das Rückzahlen tatsächlich leichter. Wenn jedoch das Wachstum mit neuen Schulden erkauft wird, dann tritt der gegenteilige Effekt ein: Dann ist der abzubauende Schuldenberg noch viel größer. Dann endet das für die Staatsfinanzen letal. Dann können Beamtengehälter, Pensionen, Anleihen, Rechnungen nicht mehr bezahlt werden. Oder es kommt zur Megainflation wie in der Zwischenkriegszeit.

Fast völlig verschwiegen wird in der Debatte, dass es sehr wohl eine wirksame Wachstumspolitik gibt, die keine negativen Spätfolgen hat. Sie besteht freilich in einer totalen Umkehr dessen, was die Politik seit jeher tut. Statt ständig neue Regeln zu erfinden, die das Wachstum behindern, müssten täglich schädliche Gesetze entsorgt werden.

So haben Europas – im Alleingang ehrgeizigen – Kyoto-Regeln das Wachstum enorm behindert. Dadurch wurden viel mehr Arbeitsplätze zerstört als Green Jobs geschaffen, die ohnedies vor allem in Chinas Solarindustrie entstehen. So sind die Legalkosten, um ein Unternehmen zu gründen, in Griechenland rund siebenmal so hoch wie in der Schweiz. So sind viele Milliarden verfügbarer Investitionsmitteln lahmgelegt, weil jahrzehntelange Umweltverträglichkeitsprüfungen die Investition verhindern. So gibt es allein in Österreich Tausende durch den Zwang zum Ausfüllen von EU-Statistiken oder durch Gleichbehandlungs-Gesetze völlig unproduktive Arbeitsplätze. So werden derzeit allein in der Stadt Wien die Betriebe durch weitere 26 Millionen Kosten für die verpflichtenden Energie-Audits belastet. So dauern Betriebsgenehmigungen in Wien ein Vielfaches von Oberösterreich. Und um in der Stadt zu bleiben: Mit absoluter Sicherheit wäre es der größte Wachstumshammer, wenn die Gemeinde ihre Hunderten Betriebe zu privatisieren begänne, ist doch Wien heute die planwirtschaftlichste Stadt zwischen Atlantik und Ural überhaupt. Zugleich könnte Wien dadurch seine Schulden – die sich in zwei Jahren mehr als verdoppelt haben! – abbauen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Schmied und Platter, Fellner und Graf: eine Gegenstimme

31. Mai 2012 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Unter Federführung des angeblich zu öffentlich-rechtlicher Qualität verpflichteten ORF häufen sich peinliche Beweise für die Banalisierung dieses Landes. Die politische Berichterstattung ist endgültig auf ein letztklassiges Seitenblicke-Format abgesunken. Ob es nun um Günther Platter, Claudia Schmied oder Graf Martin geht. Oder um die Fellnerschen Gossenmedien. Glückliches Österreich, wenn die von ORF&Co diskutierten Probleme die wahren Sorgen des Landes wären!

Beginnen wir mit dem Tiroler Landeshauptmann. Er hat ein Trainingslager der Fußballnationalmannschaft besucht und dabei den Fehler begangen, den dunkelhäutigen Spieler Alaba auf Englisch zu begrüßen. Dabei ist Alaba schon in Österreich geboren und als Beinahe-Teilnehmer des Champion-League-Finales zuletzt zu gewisser Berühmtheit unter Sportinteressierten aufgestiegen. Günther Platter hat ihn aber offenbar für einen noch nicht sprachkundigen Zuwanderer gehalten, der ob seiner Dribbelkünste vorschnell die Staatsbürgerschaft erhalten hat. Dieser Fauxpas ist journalistisch sicher einen lustigen Splitter auf Sport- oder Lokalseiten wert. Aber wenn der öffentlich-rechtliche Funk diese „Nachricht“ quer durch Zeit im Bild und alle Rundfunknachrichten schleppt, dann ist das einfach grotesk oder schon vorweggenommener Wahlkampf. Platter ist gewiss ein eher schwacher Landeshauptmann, den man aus vielen Gründen hinterfragen könnte. Aber sicher nicht wegen der – im Grunde fast sympathischen und jedenfalls mutigen Tatsache – dass er sich nicht für Fußball interessiert. Wenn der ORF ausgerechnet diese Lappalie breittritt, dann macht er sich selber läppisch.

Ebenso läppisch ist es, wenn sich der gleiche ORF und etliche andere Medien erregen, dass die zuständige Ministerin Claudia Schmied nicht beim Filmfestival in Cannes gewesen ist, obwohl an dessen Ende der Österreicher Haneke dort einen Erfolg feiern konnte. Dieses Tagebuch ist ja nun wirklich nicht als Mitglied des Anhängerklubs von Frau Schmied bekannt und hält sie aus mehreren gravierenden Gründen für rücktrittsreif: Aber das Tagebuch ist auch überzeugt: Die Minister der österreichischen Regierung sind nicht dazu da, um als Schlachtenbummler alle Filmfestivals abzugrasen. Solcher Spesentourismus ist schon im ORF schlimm genug, wo der Generaldirektor für einen Schlagerwettbewerb bis nach Mittelasien düst (obwohl die österreichischen Teilnehmer an jenem Bewerb schon lange vorher ausgeschieden sind).  Die Medien sollten sich mit den wirklichen Schmied-Skandalen befassen, nicht mit dem Verlangen des Herrn Haneke nach einem Aufputz seiner Ehrung.

Genauso lächerlich ist auch das bei der gleichen Gelegenheit medial verfochtene Verlangen der Filmproduzenten nach mehr Steuergeld. Die zweifellos erfreuliche Tatsache des Haneke-Erfolgs ist nämlich noch kein Beweis für eine unzureichende Filmförderung. Wenn überhaupt für etwas, dann eher für das Gegenteil. Und selbst wenn Hanekes Auszeichnung eine seltsame Folge unzureichender Finanzierung gewesen wäre, müsste sich langsam eines herumsprechen: Auch Kulturjournalisten sollten sich langsam damit abfinden, dass sich Österreich in nächster Zeit viel Wichtigeres als die derzeitigen Kulturbudgets nicht mehr leisten wird können.

Überhaupt das Mega-Thema der Medien ist eine Bassena-Geschichte um Martin Graf, den freiheitlichen Nationalratspräsidenten. Eine alte Frau glaubt sich durch ihn in seiner Rolle als Vorstand ihrer Privatstiftung geschädigt. Freilich: Die bisher bekannt gewordenen Indizien sind nicht gerade zwingend, diesen Vorwurf zu untermauern. Sie deuten eher auf mangelndes Wissen des Anwalts der Frau über das Stiftungsrecht. Dieses hat nun halt die Eigentümlichkeit, dass ein Stifter ab Stiftungsbeginn nie mehr über sein Vermögen verfügen kann. Solange ein Mensch auf diese Konsequenz ordentlich hingewiesen worden ist, und solange er nicht besachwaltert ist, muss er schon selber die Verantwortung für eine solche (Fehl-)Entscheidung tragen. Der Stiftungsvorstand wäre nur verantwortlich, wenn er fahrlässig oder gar vorsätzlich Schaden anrichtet, wenn er die Satzung der Stiftung nicht einhält. Aber das muss erst einmal bewiesen werden, was im Fall Graf alles andere als der Fall ist. Daher muss ich erneut – zumindest bis zur gerichtlichen Entscheidung über diese Vorwürfe – einen Politiker vor medialer Lynchjustiz in Schutz nehmen, den ich für jammervoll halte. Insbesondere wegen Grafs linkspopulistischer Haltung zu Universitätsthemen. Aber das erregt die angeblichen Qualitätsmedien dieses Landes lange nicht so wie die späte Reue einer alten Dame über eine eigene Fehlentscheidung.

Bleibt als letztes – etwas anders geartetes – Thema das Haus Fellner. Dieses hat in der dort üblichen Geschmacklosigkeit via einestwitterartigen News-Tickers vom Begräbnis jenes Buben berichtet, der vor ein paar Tagen von seinem Vater erschossen worden war. Ich verstehe alle, die sich darüber erregen. Ich halte es auch für durchaus legitim, jene Inserenten an den Pranger zu stellen, die noch immer die Fellner-Produkte finanzieren. Nur mit Verlaub: Deswegen eine Twitter- und Internet-Sperre für diese Medien zu verlangen, ist ein noch viel größerer Skandal. Meinungs- und Medienfreiheit beruhen halt nun einmal darauf, dass auch das veröffentlicht werden darf, was man zutiefst verachtet. Genau jene, die sich über relativ harmlose Dinge wie eine Vorratsdatenspeicherung erregen (wo ja nur angerufene Telefon- und Mail-Nummern, aber keinerlei Gesprächsinhalte gespeichert werden), werden plötzlich zu totalitären Oberzensoren, wenn ihnen dies aus ideologischen oder Konkurrenz-Gründen so passt.

Als problematischer Zensor hat sich in diesem Mordfall übrigens auch der ORF betätigt: Er hat den Zuschauern selbst die kleinste Andeutung vorenthalten, dass sich die tragische Tat unter Mitgliedern einer türkischen Familie abgespielt hat. Auch diesen Aspekt zu erwähnen wäre zweifellos Teil der Informationspflicht des ORF gewesen. Das ist etwas ganz anderes, als die Privatheit eines Begräbnisses unter besonders tragischen Umständen zu stören. Aber auch darüber ließe sich streiten: Denn selbstverständlich haben schon die Medien all jener Journalisten, die sich jetzt so politisch korrekt erregen, ausführlichst und Privatheit ignorierend über Begräbnisse in Mordfällen berichtet.

In der Twitter-Welt, wo die Begräbnis-Empörung ausgebrochen ist, die prompt von einigen Medien übernommen worden ist, scheint ein Virus kollektiver Hysterie zu grassieren.

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Wikileaks, Vatileaks, Murdoch: Hurra, die Übeltäter werden erwischt

30. Mai 2012 12:14 | Autor: Andreas Unterberger

Nach Vatileaks geht es auch Wikileaks und einem führenden Murdoch-Mann an den Kragen. Ist das gut so? Ich denke ja. Nur in Österreich dürfen unsere Staatsanwälte weiterhin – illegal, aber konsequenzenlos – Verschlussakte kopieren und an gleichgesinnte Journalisten versenden.

Die nunmehr beschlossene Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange hängt zwar formal mit einem umstrittenen Sexualdelikt zusammen. Zugleich tobte ein langer Rechtsstreit wegen der unterschiedlichen Kompetenzen eines Staatsanwalts in Schweden und Großbritannien. Beides hatte also oberflächlich nichts mit Wikileaks zu tun. Aber dennoch ist klar: Die Blütezeiten für das dunkle Kopier-Gewerbe und die ärgsten medialen Exzesse sind vorerst in den meisten Ländern vorbei. Das wird durch die Erfolge des Vatikans bei der Jagd nach einem Schnüffler im Zentrum des päpstlichen Haushalts bestätigt. Ebenso wie durch die zur gleichen Stunde des Assange-Urteils erfolgte Verhaftung des ehemaligen britischen Regierungssprechers. Er hatte in den üblen Schnüffel- und Abhör-Aktionen des Murdoch-Verlags offenbar eine größere Rolle gespielt als bisher bekannt gewesen ist.

Ist das alles gut? Es bleibt ein schmaler Grat: Denn natürlich sind Veröffentlichungen geheimer Dokumente ein wichtiges Mittel, um Sauereien der Mächtigen zu bekämpfen, egal ob in Justiz, Beamtenschaft oder Politik.

Nur scheint ebenso klar: Weder im Falle Vatileaks (wo vorige Woche der päpstliche Kammerdiener erwischt worden ist) noch bei Wikileaks und schon gar nicht bei den Murdoch-Blättern ist es um die Aufdeckung von Sauereien gegangen (etwa im Sinne des Watergate-Verbrechens im Dunstkreis der amerikanischen Rechten oder der Lucona-Verbrechen im Dunstkreis der österreichischen Sozialdemokraten, die beide nur Hilfe honoriger Medien verfolgt werden konnten). Sondern um die Jagdlust bei der Durchbrechung aller Privatheits- und Vertraulichkeits-Schranken, um Eitelkeiten, um Geschäftemacherei, um Rache, um Intrigen. Und nie wurde Rücksicht auf Kollateral-Opfer geübt.

Daher hält sich mein Mitleid mit Assange ebenso wie mit dem Träger des päpstlichen Regenschirms oder dem einstigen Pressesprecher der Downing Street in engen Grenzen. Und schon gar kein Mitleid habe ich mit Staatsanwälten, die ihre parteipolitischen und/oder geldbringenden Spielchen spielen, obwohl sie jedes Mittel in der Hand haben, um selbst die Sauereien der Mächtigen zu verfolgen. Aber die schützen sich selber.

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Ein energieloses Europa

29. Mai 2012 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Unter den vier großen Herausforderungen, vor denen die Europäer heute stehen, ist sie wohl am wenigsten tief ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen: die Bedrohung der Energieversorgung des Kontinents. Dennoch ist sie, wenn sie nicht gelöst wird, genauso folgenreich wie die anderen drei.

Die da sind: die Schuldenkrise fast aller europäischer Staaten; die demographische Katastrophe des seit 40 Jahren anhaltenden Kindererzeugungs-Streiks; und die Zuwanderung von Millionen bildungsferner Menschen mit zum Teil aggressiven Ideologien aus Drittweltkulturen in das europäische Wohlfahrtsnetz.

Wenn die Energiefrage nicht gelöst wird, drohen den Europäern jedoch Schäden, welche die aktuelle Griechenlandkrise als harmlos erscheinen lassen. Fast kein Arbeitsplatz funktioniert ohne Strom, vom Gesundheitsbereich bis zum öffentlichen Verkehr hängt alles an Stromnetzen. Von der Heizung in kontinental kalten Wintern bis zum privaten Verkehr hängt alles an den Gas- und Ölnetzen. Nichts ist so eng mit dem Wohlstandszuwachs oder -rückgang korreliert wie der Energieverbrauch.

Schon in mehreren Wintern sind die Gaslieferungen aus Russland längere Zeit ausgeblieben oder deutlich zurückgegangen. Im letzten Winter haben nicht einmal mehr die russischen Lieferanten selbst jemand anderen für die Versorgungsunterbrechung verantwortlich zu machen versucht (meist die Ukraine). Sie haben vielmehr offen zugegeben, dass Russland in strengen Wintertagen das Gas selber braucht. Nur herrscht dann in der Regel halt auch im restlichen Europa ein strenger Winter. Also gerade dann würden auch die Menschen außerhalb Russlands das wärmende Gas besonders dringend brauchen. Österreich kann sich zwar glücklich schätzen – und man sollte in diesem Punkt auch einmal Politik und Industrie loben –, weil es für viele Wochen Gasvorräte in eigenen Speichern angelegt hat. Aber auch die werden einmal leer sein, wenn die Lieferungen längere Zeit ausbleiben.

Nabucco: Die Geschichte eines Scheiterns

Gleichzeitig sind in den allerletzten Tagen die von Österreich vorangetriebenen Bemühungen endgültig gescheitert, mit dem Projekt Nabucco eine Reserve-Gasleitung aus Aserbaidschan an Russland vorbei zu bauen. Zu viele unseriöse und labile Länder liegen auf dem Weg dieses Projekts; zu erfolgreich waren die russischen Intrigen und Querschüsse – will doch Moskau den westeuropäischen Gashahn unter exklusiver Kontrolle behalten.

Freilich scheint das Projekt auch eher amateurhaft vorangetrieben worden zu sein. Und von der heimischen Politik war es völlig unzureichend unterstützt worden. Nur ständig von einer Schwarzmeer-Politik zu reden ist zu wenig, wenn das Land keinen Spitzenpolitiker von Format und internationaler Bekanntheit hat, der die Sache mit Engagement vorantreiben könnte und wollte. Während sich die Russen für ihre Leitung quer durch die Ostsee mit Gerhard Schröder ein Großkaliber als Lobbyisten geholt hatten, hat Österreich Nabucco nie ein prominentes Gesicht gegeben. Wetten dass dort beispielsweise ein Wolfgang Schüssel mit mehr Nutzen als die gegenwärtigen No-Names lobbyieren hätte können?

Das größte Hindernis war aber offensichtlich das EU-Recht: Jetzt baut – vielleicht – die Türkei bis zur EU-Grenze eine Leitung. Aber Österreich wird dabei nicht mehr involviert.

Um beim Gas zu bleiben: Der Widerstand einiger heimischer Provinzpolitiker gegen die Nutzung der großen eigenen Gasvorräte, die in letzter Zeit gefunden worden sind, ist eine weitere Absurdität. Schon wieder werden dramatische ökologische Schauermärchen gegen deren Nutzung erzählt.

An sich gibt es ja heute weltweit durch den Fortschritt der Technik weit mehr Gas, als noch vor wenigen Jahren angenommen worden ist. Aber zugleich steigt auch die Nachfrage: Denn Gaskraftwerke sind zum großen Hit nun auch in der Stromerzeugung geworden.

Zu wenig Strom – aber wir setzen auf Stromautos

Womit wir voll beim Thema Strom gelandet sind, der größten Krisenzone der europäischen Energieversorgung. Auf der einen Seite werden neue Stromnutzungen propagiert – insbesondere durch die diversen Ideen von Elektroautos. Diese sind zwar alle noch nicht ausgereift. Aber eines ist sicher: Sie werden den Strombedarf in die Höhe schnellen lassen, wenn sie flächendeckend eingeführt werden.

Dem stehen auf der anderen Seite jetzt schon große Stromengpässe gegenüber. In den Kaltwochen des vergangenen Winters ist Deutschland mehrere Male nur noch haarscharf an einem flächendeckenden Blackout vorbeigegangen. Ein solches Blackout ist aber noch überhaupt nicht in der Vorstellungswelt der Europäer gelandet: Sie glauben nämlich, dass da in einer halben Stunde die Lichter wieder angehen werden; eine solche Kettenreaktion könnte aber in Wahrheit Teile des Kontinents über Tage lahmlegen.

Hauptursache war die von der Politik eingeschlagene Energiewende. Nach dem japanischen Tsunami und den schweren Schäden an einem dortigen Atomkraftwerk ist in Mitteleuropa die große Panik ausgebrochen. Die Regierung Merkel hat unter dem Druck der Medien und Opposition plötzlich Abschied vom Atomstrom genommen. Obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Tsunami mitten in Europa gleich Null ist.

Zu wenig Wind und Sonne

Merkel & Co wissen nur nicht wirklich, wie diese Wende funktionieren soll. Die Alternativen für die Stromerzeugung sind nämlich absolut rar. Die Stromerzeugung aus Sonnenenergie ist zumindest nördlich der Alpen absolut unergiebig, unverlässlich und teuer. Die dafür ausgeschütteten Milliardenförderungen kommen heute vor allem den chinesischen Erbauern solcher Anlagen zugute. Und die sich wie eine Beulenpest ausbreitenden Windräder können, selbst wenn sie sich so rasch ausbreiten wie zuletzt, maximal den Zuwachs des Energiebedarfs decken (Es sei denn, es kommt zu einer neuen Konjunkturkrise, dann ginge der Energiebedarf zurück).

Die zwei größten unter den vielen mit den Windmühlen verbundenen Problemen: Gerade in den bevölkerungsreichen Industriezonen Europas geht wenig Wind. Und: So wie die Sonne nicht immer scheint, weht auch nicht immer der Wind. Man denke an die wochenlangen Nebelperioden ohne Sonne und Wind.

Jetzt baut man große Windräder in die windreiche Nordsee, was wenigstens die weitere Naturverschandelung etwas abbremst. Aber nun braucht man wiederum riesige, mehr als 4000 Kilometer lange Stromautobahnen in den Süden, wo die große Nachfrage besteht. Eigentlich bräuchte man sie sogar bis in die Schweizer und österreichischen Alpen: Denn dort ist der einzig sinnvolle Platz, wo man Wind- und Sonnen-Strom in Speicherkraftwerken bis zum Zeitpunkt des Bedarfs speichern kann (dort wird überschüssiger Strom zum Wiederhinaufpumpen des Wassers benutzt).

Das alles ist aber Theorie, denn entlang dieser geplanten Stromautobahnen gibt es jede Menge Widerstand gegen deren Bau. Dieser kann sich juristisch wie politisch in der Epoche der Bürgerinitiativen und der föderalistischen Machtteilung zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Justiz sehr mächtig und wirkungsvoll niederschlagen. Auch in den Alpen selbst herrscht nicht mehr die Begeisterung über neue riesige Staumauern wie einst in den Kapruner Tagen. Dabei ist der Bevölkerung das Risiko solcher Mauern noch gar nicht voll bewusst: Denn ein Mauerbruch in Kaprun würde eine verheerende Flutwelle bis in die Stadt Salzburg auslösen.

Niemand investiert in Lückenbüßer

Eine andere Alternative ist der Bau vieler neuer Gas- und Kohlekraftwerke, die immer dann hochgefahren werden, wenn Sonne und Wind auslassen. Diese Kraftwerke sind aber wiederum das Gegenteil dessen, was die Politik (wieder einmal unter Druck der Medien) in der in Zeiten vor der Atompanik modischen Klimapanik angestrebt hat: nämlich weniger CO2-Emissionen. die Klima-Panik ist zwar deutlich schwächer geworden. Selbst im ORF können neuerdings Beiträge erscheinen, die sie zur Gänze als verfehlt erscheinen lassen.

Abgesehen von dieser Klima-Frage will noch aus zwei weiteren Gründen ohnedies niemand in Gaskraftwerke investieren: Erstens wegen der skizzierten Versorgungsunsicherheit; zweitens weil ein nur als Lückenbüßer gedachtes Kraftwerk niemals seriös kalkuliert werden kann. Jetzt dürfte also auch hier der Steuerzahler, so wie schon bei Sonne und Wind, kräftig zur Ader gelassen werden.

Angesichts all dieser Kalamitäten wird nun überall das Thema Energiesparen forciert. Auch das bringt dem Kontinent gewaltige Kosten – nämlich immer dann, wenn es über das wirtschaftlich Sinnvolle hinausgeht, das etwa in der Reduktion der Heizkosten liegt. Energiesparzwänge sind zugleich eine gewaltige Bedrohung für Europas schöne Gründerzeitstädte: Von Paris bis Wien lebt deren touristische Attraktivität nicht zuletzt von den prunkvoll gegliederten Fassaden der historischen Straßenzüge (in Wien etwa bis zum Gürtel, aber zum Teil auch darüber hinaus). Sollen die Häuser jetzt alle kahlgeschlagen werden, damit man Dämmstoffplatten anbringen kann?

Europa und Japan werden zurückfallen

Nichts deutet also auf eine gute Energiezukunft Europas hin. Während weltweit die Atomenergie aufblüht, wird sie in Europa und Japan zugedreht (auch in Frankreich ist die AKW-Zukunft angesichts einer möglichen Abhängigkeit des neuen Präsidenten Hollande von grünen Stimmen umwölkt).

Da die Europäer alles gleichzeitig tun und haben wollen – von der Atom- über die Klimapolitik bis zur oft jahrzehntelangen Dauer von Umweltverträglichkeitsprüfungen –, werden sie auch den Preis dafür zahlen müssen: Der besteht in einem weiteren Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit. Also in weniger Investitionen, weniger Arbeitsplätzen, weniger Wohlstand. Von Ost- und Südasien bis Lateinamerika können sich die aufstrebenden Schwellenländer freuen, die sich weder um Atom- noch Klima-Paniken scheren.

PS.: Natürlich ist auch die Versorgung mit dem hier kaum behandelten Öl trotz ständig neuer Funde fragil. Aber wenigstens kann sich in dieser FrageEuropa trösten, dass ein etwa im Gefolge eines Irankrieges eintretender Ausfall der Ölversorgung auch die Konkurrenten in Übersee treffen wird. Diese haben derzeit ja einen ständig steigenden Verbrauch von Treibstoff, während der Absatz in Europa stagniert. Ob das freilich ein echter Trost ist?

PPS.: Kein einziger österreichischer Politiker erweckt den Eindruck, sich ernsthaft und strategisch mit dem Thema Energie gesamthaft zu befassen. Weder in Opposition noch Regierung. Solange der Blackout nicht eintritt, solange die Öfen im Winter nicht kalt bleiben, ist Energie keine politische Kategorie. Was auch auf den zuständigen Minister Mitterlehner zutrifft. Der es maximal schafft, sich in von Boulevardzeitungen getriebene Lächerlichkeiten wie einer Benzinpreisregelung über Pfingsten zu verheddern.

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Schmieds Sprecher gibt neonazistische Lektüre zu

28. Mai 2012 02:55 | Autor: Andreas Unterberger

Rund um die Unterrichtsministerin Claudia Schmied liegen die Nerven nach dem vom Tagebuch aufgedeckten Skandal rund um die manipulierten Bildungsstandards so total blank, dass sie dort die letzten Hemmungen verlieren. Der Pressesprecher Schmieds beging in der Nervosität und Aufregung aber nun einen folgenschweren Fehler: Er outete sich als Leser einer neonazistischen Internet-Seite. Was wohl einen Rücktritt des Mannes unausweichlich machen muss, wenn in der bei anderen so kritischen SPÖ zumindest ein Rest von Anstand herrscht.

Der Mann heißt Josef Galley. Er hat ein für das Niveau seiner Ministerin mehr als bezeichnendes Vorleben: Er hat bei „News“ und „Österreich“ gearbeitet, bis die Frau Schmied ihn für zu sich passend ausgewählt hat. Was an sich gar keines weiteren Kommentars bedarf. Außer vielleicht noch des Hinweises, dass er der direkte Nachfolger des Herrn Nikolaus Pelinka ist. Dem er es offenbar an Berühmtheit gleichtun will.

Dieser Herr Galley hatte sich im Auftrag der Frau Schmied über meinen „Kontroverse“-Beitrag in den „Salzburger Nachrichten“ zu erregen gehabt. Er schrieb einen Brief gegen mich und richtete ihn an eine SN-Redakteurin. Die Redaktion erachtet das von ihr als „unerträgliches Pamphlet“ eingestufte Schreiben keiner Reaktion wert. Ich meine aber, dass es eine breitere Öffentlichkeit verdient zu wissen, was und wie man im Unterrichts(!)ministerium so schreibt. Daher der Brief einmal im Wortlaut:

„da ich mit Herrn Unterberger nicht direkt kommuniziere, weil ich seine bösen Unterstellungen zur Verheimlichung angeblicher PISA-Ergebnisse von „Gesamtschülern“ zuletzt in dieser Form auf der „Heimseite“ namens „Alpe Donau Info“ gelesen habe, die ja gerichtsnotorisch ist, ersuche ich Sie, Ihre Redaktion über folgende Umstände aufzuklären: Bis heuer konnten – wie Sie im Gegensatz zum Ex-Chefredakteur Unterberger natürlich wissen - bei PISA gar keine „Gesamtschüler“ der NMS getestet werden, weil dieser Test für 14- und 15-Jährige gedacht ist und somit überhaupt erst heuer die ersten NMS-SchülerInnen in dieses Alter gekommen sind. Eine Veröffentlichung der PISA-Tests, an denen pro Bundesland maximal eine NMS teilgenommen hat, käme übrigens dem absolut menschenverachtenden Vorgang der Veröffentlichung aller Schulergebnisse bei den Bildungsstandards gleich – sollen wir wirklich 14-Jährige, ab dem nächsten Jahr sogar Zehnjährige vorführen, im schlimmeren Fall an den Pranger stellen, die in Kleinstschulen mit zwei bis drei Schülern in diesem Alter getestet werden und deren ganz individuelles Testergebnis bei Veröffentlichung des Schulergebnisses für jedermann ablesbar wäre? Gibt sich ein Medium wie die Salzburger Nachrichten, das zumindest bisher nach meinem Eindruck für gegenteilige Werte stand, für eine derartige Vernaderung her? Dass das BMUKK nicht stattgefundene Tests nicht veröffentlicht ist somit wahr. Aber dass das Geschreibsel Unterbergers rechtsrechter Schwachsinn ist, steht ebenso außer Zweifel.“

Da ja manche Leser glauben mögen, jenseits des Tones dieses Mannes würden wenigstens irgendwelche Fakten stimmen, einige Fakten:

  1. Natürlich gibt es im Gegensatz zu Galleys Schreiben schon seit vielen Jahrzehnten sehr viele „Gesamtschulen“ (ob sie nun „Wiener Mittelschule“, „Integrierte Gesamtschule“ oder ähnlich heißen).
  2. Ich habe in dem ganzen Text immer nur von „Gesamtschulen“ geschrieben, nie von den „NMS“ der Frau Schmied. Das absichtlich durcheinanderzubringen ist ein weiterer der bewussten Manipulationsversuche jenes Ministeriums.
  3. Solche Gesamtschüler sind sehr wohl schon bei Pisa in großer Zahl getestet worden. Und deren Testergebnisse sind sehr wohl geheimgehalten worden.
  4. Ich habe nie für die von Herrn Galley genannte Internet-Seite geschrieben. Ich bin auch nie von jener Internet-Seite um eine Übernahms-Genehmigung gefragt worden.
  5. Ich habe auch keine Ahnung, ob sie überhaupt dort gestohlen wurden, da ich jene Seite noch nie gelesen oder geöffnet habe. Meine Texte werden von Hunderten diversen Internet-Seiten gestohlen. Mit diesen Diebstählen muss man sich entweder abfinden oder man stellt nichts mehr ins Internet. Oder man beschäftigt zwei Anwälte, wobei man meistens auf den Kosten sitzen bleibt, was ich mir nicht leisten kann.
  6. Es ist eine abenteuerliche um nicht zu sagen kriminelle Logik, solche Diebstähle dem Bestohlenen in die Schuhe zu schieben. Und ihn gleich für den sonstigen Inhalt einer Seite verantwortlich zu machen.
  7. Oder bezeichnet man in der SPÖ etwa auch ÖGB und Arbeiterkammer als „rechtsrechts“, wenn deren Texte auf einer solchen Seite gestohlen werden? Was insbesondere bei deren immigrationskritischen Aussagen zweifellos schon oft der Fall gewesen sein muss.
  8. Etwas ganz anderes ist es aber, wenn man selbst diese Seiten liest! Daher werden ja auch zu Recht die Konsumenten kinderpornografischer Seiten vor Gericht gebracht. Und Herr Galley hat sich in seinem Anti-Unterberger-Mail ganz eindeutig als Leser einer von Gerichten eindeutig als neonazistisch eingestuften Seite geoutet. Da niemand sagen kann, dass das für den Pressesprecher der Unterrichtsministerin berufsnotwendig ist, hat Herr Galley das eindeutig freiwillig getan.
  9. Das ist nicht nur ein Fall für den Staatsanwalt, sondern macht ihn jedenfalls schon fällig für den sofortigen Rücktritt. Ganz so wie einst bei Mitarbeitern des FPÖ-Nationalratspräsidenten Graf, die sich im Neonazi-Schlamm gesuhlt haben. Und die bei ihren Umtrieben auf einschlägigen Seiten auch irgendein dubioses objektives Interesse vorgeschützt haben.

Das kann man nicht mehr mit der achselzuckenden Erkenntnis abtun: Wenn die Linke nicht mehr weiter weiß, wenn ihr die letzten Argumente ausgehen, dann denunziert sie halt mit der „rechtsrechten“ Keule. Vor dem Gesetz sollten alle gleich sein.

PS.: Noch ein neues Indiz, dass die Beweiskette in Hinblick auf die Manipulation der Fragen der Bildungstest nun endgültig schließt: Offensichtlich auf Initiative des in Bedrängnis geratenen Ministeriums hat sich ein „Informationsnetz zum Bildungswesen in Europa“ namens „Eurydice“ zu Wort gemeldet. Darin wird das Vorgehen das Ministeriums verteidigt. Als Beispiel wird absurderweise insbesondere Island bemüht, um zu zeigen, dass es auch andere Länder gibt, in denen die Ergebnisdaten „gewichtet“ werden (wie man die Manipulation neudeutsch nennt). In dieser Verteidigungsinitiative wird aber nicht nur die „Gewichtung“ der Ergebnisse offen zugegeben, sondern erstmals eindeutig auch schon die Manipulation der Testfragen. Der Wortlaut der entsprechenden Agenturmeldung: „Gut ein Drittel der Länder setzt auf eine Differenzierung der Tests, die laut der Studie das Abfragen möglichst vieler Kenntnisse und Fertigkeiten ermöglichen soll, um methodisch und statistisch zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.“ Der Verdacht wird zum Faktum: Differenzieren, damit das Ergebnis zufriedenstellend wird.

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Von Somalia über Faymann und Spindelegger bis zur TU: Positives wurde gefunden

27. Mai 2012 01:29 | Autor: Andreas Unterberger

Endlich findet es wieder Platz im Tagebuch: das Positive! Nicht nur weil Pfingsten und nettes Wetter ist, sondern auch weil‘s wahr ist. Nicht immer darf die Bösartigkeit und Borniertheit die guten Ansätze übertönen. Daher ist das heutige Tagebuch ganz dem Positiven gewidmet. Es findet sich nicht nur von Somalia bis in den Persischen Golf, sondern ebenso in Österreichs Nachbarschaft, aber auch durchaus in der Alpenrepublik selber. Sonntägig gestimmt wollen wir all die für die Positivmeldungen Verantwortlichen vor den Vorhang holen. Und Claudia Schmied & Co heute total hinter diesem verstecken.

Trotz Pfingsten fangen wir mit guten Nachrichten von Kriegsfronten an: Sowohl in Somalia als auch in Afghanistan schaut die Lage für die Kräfte der Mäßigung und Vernunft heute viel positiver aus, als noch vor ein oder zwei Jahren angenommen werden konnte. Politisch korrekte Menschen werden sich  empören, dass mich ein Kriegsbericht freut. Ihnen ist es ja offenbar lieber, wenn die Kräfte des globalen Terrorismus, der Piraterie, der Abschaffung aller Meinungs-, Religions- und Frauen-Freiheiten kampflos obsiegen. Über die Ursachen dieser erfreulichen Kriegserfolge kann man im übrigen nur rätseln: Ist es die technische Überlegenheit der vom Westen unterstützten UNO-, AU- und Nato-Kräfte? Haben die Menschen dort erkannt, dass auch für einen gläubigen Moslem nicht unbedingt Al Kaida die Antwort sein muss? Sind die Geldgeber der radikalen Kräfte etwa in Saudi-Arabien zur Vernunft gekommen? Was auch immer der Grund ist: Vorerst ist jedenfalls ein erleichtertes Durchatmen am Platz.

Genauso viel Freude macht ein damit entfernt verwandter Vorfall im Persischen Golf: Ein amerikanischer Frachter hat bei einer Attacke von Piraten ausgerechnet von der iranischen Marine Hilfe erhalten. Oft sind es solche Details, die am Rande der Kriegsgefahr ein Umdenken zeigen. Immerhin sind zugleich auch die im Vorjahr noch sehr lauten iranischen Drohungen viel leiser geworden. Immerhin scheinen die westlichen Sanktionen gegen Iran unerwartet starke Wirkungen zu haben. Das heißt freilich noch nicht, dass ich schon endgültig dem ixten iranischen Versprechen traue, auf Atomwaffen nun wirklich zu verzichten.

Neidvolle Bewunderung löst der israelische Ministerpräsident Netanyahu aus: Sein Land wird gerade von einer Welle illegaler Immigranten aus Schwarzafrika überrollt, was aggressive Gegenreaktionen der Bevölkerung auslöst. Netanyahu reagiert darauf dreifach richtig: Er geht scharf gegen ausländerfeindliche Ausschreitungen vor; er schickt aber zugleich alle Illegalen sofort in ihre Heimat zurück; und er baut binnen weniger Monate nun auch an der Grenze zu Ägypten einen unüberwindlichen Sperrwall. Im Vergleich: Die EU scheitert schon seit vielen Jahren daran, die griechisch-türkische Grenze gegen den Massenzustrom illegaler Einwanderer zu sichern. Und bei uns werden sogar Drogenhändler nicht abgeschoben.

Wechseln wir nach Europa: In der Schweiz wird nun im Familienrecht genau das zur Regel, was in Österreich die Frauenministerin blockiert: das gemeinsame Sorgerecht von Vätern und Müttern nach einer Scheidung. Zum Unterschied von Frau Heinisch-Hosek wissen die Schweizer: Wenn sie es nicht freiwillig tun, würde die Judikatur des europäischen Menschenrechts-Gerichtshofs binnen kurzem genau diese gemeinsame Obsorge erzwingen.

Interessantes tut sich noch in einem anderen Nachbarland. In Tschechien verliert man nämlich künftig den Führerschein, wenn man keine Alimente zahlt. Das schmerzt fast so wie die bisher in solchen Fällen drohende Haft: Das hat aber den Vorteil, dass die Väter (um die es ja meist geht) ihren Job behalten und - zumindest theoretisch - den Unterhalt zahlen können. Was sie vielleicht aus Sehnsucht nach dem begehrten Schein dann auch eher tun werden.

Aber auch in Österreich gibt es lobenswerte Entwicklungen. Auslöser ist eigentlich das drohende Scheitern der deutschen Energiewende. Diese war dort panikartig nach dem japanischen Tsunami beschlossen worden. Nun bahnt sich nach einem Besuch Michael Spindeleggers in München eine ernsthafte Zusammenarbeit zwischen Bayern und Österreich auf dem Energie-Sektor an. Dazu sollen nun auch Ungarn und Baden-Württemberg eingeladen werden. Das ist immerhin ein erster Ansatz einer strategischen und konkreten Außenpolitik.

Erfreulich ist auch, dass sich sowohl Bundes- wie auch Vizekanzler getraut haben, den Dalai Lama zu treffen. Das ist ein erstaunliches Anzeichen von Charakter. Immerhin legen sich die beiden durch die symbolische Unterstützung für den Führer eines seit Jahrzehnten unterdrückten Volkes mit den Hütern der größten Devisenreserven der Welt an. Dieses Lob ändert übrigens nichts daran, dass ich die Lobpreisung des Dalai Lama als großen spirituellen Führer für eine gewaltige Überschätzung halte. In drei längeren persönlichen Begegnungen im Laufe der Jahre bin ich immer auf einen zwar sehr netten, aber zugleich sehr banalen Menschen getroffen. Keine Fehleinschätzung gibt es hingegen zu Heinz Fischer: Niemand war überrascht, dass er sich mit den üblichen gewundenen Erklärungen um die Begegnung mit dem Dalai Lama gedrückt hat.

Selbst beim Sorgenkind Technische Universität kann man – sonntägig positiv gestimmt – Positives finden. Sie ist zwar schwer verschuldet, verzichtet aber dennoch auf die Einhebung von Studiengebühren, was ja alles andere als lobenswert ist. Sie tut das nur, weil sich die Professoren vor den linken Studenten fürchten. Die TU sekkiert überdies die Studenten mit – für eine technische Uni besonders skurrilen – Gender-Veranstaltungen im Stile der einstigen Marxismus-Leninismus-Pflichtvorlesungen in Osteuropa. Aber sie macht auch Lobenswertes: Sie nimmt in den meisten Fächern keine neuen Lehramtsstudenten mehr auf und will diese Studienart weitestgehend auslaufen lassen. In Zeiten knapper Budgets möchte sich die TU auf ernsthafte Ausbildungen konzentrieren. Was in den Augen der Techniker das Lehramts-Studium keineswegs ist. Vielleicht kann sich da auch die Hauptuni etwas abpausen und beispielsweise darauf verzichten, um viel Geld 5000 von niemandem benötigte Publizisten auszubilden. Diese absolvieren ja nicht nur ein Leichtstudium, sondern haben zum Unterschied von Lehramtsstudenten auch keine guten Berufsperspektiven. Vielleicht wird jetzt auch die Möglichkeit reduziert, allein in Wien an drei Unis Architektur zu studieren – darunter auch an der TU selber. Haben wir doch einen größeren Überschuss an Architekten als an Mathematik-Lehrern.

Eine besonders kluge Initiative hat last, not least Wissenschaftsminister Töchterle gestartet: Er kämpft nun dafür, dass der Lehrerberuf nicht mehr eng an Dienstrecht und Ausbildung geknüpft wird. Das wäre eine absolut richtige Politik – wenn auch das Gegenteil der derzeitigen Mode. Töchterle will, dass jede Schule, jeder Kindergartenbetreiber selbst weitestgehend frei entscheiden kann, wer am besten als Lehrer und Erzieher passt. Die sonstige Politik steuert ja hingegen den absoluten Wahnsinn an, nämlich dass Volksschullehrer wie Kindergärtner künftig ein akademisches Vollstudium samt Master haben müssen. Das würde nicht nur zu enormen personellen Knappheiten und unnötigen Kosten führen. Das würde auch viele hervorragend etwa für die Arbeit in einem Kindergarten geeignete Menschen künftig in andere Richtungen lenken, für die sie weniger gut passen. Dieser Schwachsinn wird aber von einer sehr lauten Lobby und natürlich auch dem Androsch-Volksbegehren vertreten. Das Ziel der Lobbyisten ist eindeutig, in großer Zahl selbst Universitätsprofessoren zu werden. Töchterles Plan geht hingegen in eine ganz andere Richtung: Der Gesetzgeber soll nur noch grobe Rahmenanforderungen festlegen, ansonsten soll frei vor Ort entschieden werden. Um in Volksschulen oder Kindergärten pädagogisch zu arbeiten, brauche es keineswegs einen Master-Titel. Wie recht der Mann doch hat! Ich bin auch sicher: Fast jede Mutter, deren Kinder erwachsen geworden sind, wäre nach einem maximal zweisemestrigen Lehrgang eine bessere Kindergärtnerin als Menschen, die fünf oder sechs Jahre lang an einer Uni mit Theorie vollgestopft worden sind, die sie nie im Leben brauchen.

Jetzt muss man freilich hoffen und bangen, dass sich Töchterle und all die anderen guten Ansätze auch dauerhaft durchsetzen. Denn das Böse und das Dumme sind immer und überall. Der heutige Applaus des Tagebuchs soll daher eine kleine Hilfe beim Durchsetzen sein.

 

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Mailath-Pokorny, Lueger und die Wahrheit: Mieser geht’s nimmer

26. Mai 2012 02:44 | Autor: Andreas Unterberger

Das Vorgehen des Wiener SPÖ-Stadtrats Mailath-Pokorny in Sachen Lueger war, wie sich jetzt herausstellt, so mies, dass einem nur noch strafrechtlich inkriminierbare Worte für ihn einfallen.

Mailath-Pokorny begründete die – am Freitag endgültig durchgezogene – Umtaufung des Lueger-Rings mit einer angeblichen „Wissenschaftsfeindlichkeit“ des einstigen Wiener Bürgermeisters. Lueger habe die Universitäten als „Brutstätten der Religions- und Vaterlandslosigkeit“ bezeichnet.

Klingt arg. Das ist aber, wie sich jetzt herausstellt, ein in ganz widerlicher Manier aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat – und meinte genau das Gegenteil: Es war eine scharfe Attacke Luegers auf die Umtriebe gewalttätiger Burschenschafter, welche die Universitäten in den Tagen vor seiner Rede in eine solche Brutstätte verwandelt haben!

Der Historiker Gerhard Hartmann hat (in der Zeitschrift "Academia") das ganze Zitat ausgegraben: „Die Universitäten dürfen nicht weiter ein Boden für Umsturzideen, ein Boden für Revolution, ein Boden für Vaterlands- und Religionslosigkeit sein. Wenn ich so bedenke, was in letzter Zeit sowohl an der Wiener als auch an der Grazer Universität und auch anderswo vorgegangen ist, so überkommt mich wirklich die Frage, ja sind denn das wirklich Männer der Wissenschaft? Ich lese aus der Zeitung, dass alle mit Knütteln und Ochsenziemern versehen umhergehen, um anderen Köpfen ihre Wissenschaft beizubringen . . .“

Die gewalttätigen Umtriebe jener Burschenschafter in jenen Jahren sind historisch so gut bekannt, dass ein für Schulen und Kultur zuständiger Stadtrat rücktrittsreif wäre, wenn er nicht gewusst haben will, worauf sich dieses Zitat bezieht. Also ist seine Verwendung entweder eine absolute Sauerei – oder ein Solidaritätserklärung mit dem Prügelterror der damaligen Burschenschafter.

Welche der drei Erklärungen auch immer stimmt: Sie sind mies, Herr Mailath. Und wenn Sie sich durch diesen Ausdruck beleidigt fühlen, klagen Sie mich. Oder Sie entschuldigen sich öffentlich bei Lueger.

 

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Fußnote 300: Hoch der Vatikan

26. Mai 2012 00:12 | Autor: Andreas Unterberger

Erstaunliches tut sich im Vatikan: Ein Amtsträger wird verhaftet, weil er vatikanische Geheimnisse an Medien hinausgespielt hat. Was lernen wir daraus?

Sind Verhaftungen schon ungewöhnlich, so ist es das Drumherum noch viel mehr: Drei pensionierte Kardinäle haben sich als Detektiv versucht, nachdem reihenweise geheime Dokumente in Medien veröffentlicht worden sind. Und die drei sind bei einem 40-jährigen Haushofmeister tatsächlich fündig geworden. Das ist der Stoff, aus dem die wirklichen Kirchen-Krimis sind. Dazu bräuchte es gar nicht die vielen wirren Fiktionen, die immer wieder publiziert werden. Aus dieser Story könnte man aber auch ein paar hundert Kilometer weiter lernen. Denn in Wien hat nun schon die zweite Justizministerin ein ganz ähnliches Problem: Seit Jahr und Tag fließen aus der Staatsanwaltschaft geheime und sogar Verschluss-Dokumente an die immer gleichen Medien. Aus finanziellen oder ideologischen Motiven. Das hat das Vertrauen in die heimische Justiz schwer erschüttert. Dennoch haben die Ministerinnen keinerlei Erfolg bei der Suche nach den Tätern. Ja, es ist nicht einmal erkennbar, dass sie sich um eine ernsthafte Suche bemüht hätten. Daher ein guter Rat: Die Ministerin sollte im Vatikan anfragen, ob sie sich die drei Kardinäle ausborgen darf. Schließlich leben wir in Zeiten des Triumphes der Alten: Man vergleiche nur den Erfolg einiger singenden Greisinnen aus Russland mit den peinlich fehlgeschlagenen Turnübungen zweier österreichischer Jugendlicher bei einem Schlagerwettbewerb.

 

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SN-Kontroverse: Bildungsstandards

25. Mai 2012 11:24 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Bildungsstandards: Sind die Tests sinnvoll?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Qualitätskontrolle der Bildung

 Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Dieser Tage wurde der UNO-Entwicklungsbericht veröffentlicht, bei dem die Lebensqualität in 187 Ländern nach dem Human Development Index (HDI) gemessen wird. Dabei werden Faktoren wie Ökonomie, Umwelt, Gesundheit und Bildung berücksichtigt. Österreich ist einige Stellen abgerutscht und rangiert nun an 25. Stelle. Als Hauptgrund wird die Bildungssituation genannt. Wieder einmal zeigt eine internationale Studie, dass hier vieles im Argen liegt.

Schon längst ist nicht mehr nachvollziehbar, warum das überaus teure österreichische Bildungssystem nur bescheidene Erfolge zeitigt. Einer der Gründe dafür ist, dass in der hinterwäldlerischen Republik zu spät auf moderne Lehr- und Lernmodelle umgestellt wurde. Und noch immer halten gegen alle pädagogischen Erkenntnisse stockkonservative Kräfte daran fest, dass stures Hineinpfropfen und Abprüfen von Kurzzeitwissen die beste Lehrmethode ist. Dazu kommt eine Betongewerkschaft, die sich hartnäckig gegen Reformen gesperrt hat.

Sie allen wehren sich naturgemäß auch gegen moderne Evaluierungsmethoden wie PISA oder gegen die Bildungsstandards, die derzeit abgefragt werden. Obwohl die Einführung der Bildungsstandards eine grundvernünftige Maßnahme ist. Durch sie werden mehr Verbindlichkeit eingeführt und grundlegende Kompetenzen bei den Schülern sichergestellt.

Bildungsstandards sind konkret formulierte Lernergebnisse, die sich aus den Lehrplänen ableiten lassen. Durch die Bildungsstandards ist eine genauere und langfristige Planung sowie Durchführung des Unterrichts möglich. Lehrkräfte können kontinuierlich den Ist-Stand der Kompetenzen ihrer Schüler mit dem Soll vergleichen und individuelle Fördermaßnahmen einleiten. Die begleitende Kontrolle für Bildungsqualität auf nationaler und internationaler (PISA) Ebene ist unerlässlich, damit Österreich als Wissensstandort und in der Lebensqualität nicht noch weiter abrutscht. 


Propaganda statt Transparenz

Andreas Unterberger

Es wäre großartig, durch objektive und ernsthafte Tests zu klären, wo jeder Schüler, jede Klasse, jede Schule, jeder Schultyp steht. Das würde Leistungsanreize setzen und Verbesserungen auslösen. Das wäre eine Hilfe für die Eltern, also die wahren Auftraggeber des Pflichtschulsystems, um eine gute Wahl zu treffen. Ein solches Projekt wäre tausend Mal objektiver als die dubiosen Rankings bunter Hefte. Aber genau das alles passiert nicht! Die Leistungstests sind vielmehr eine gigantische Geldverschwendung (25 Millionen Euro Kosten sind weit mehr als all die zweifelhaften Provisionen der Herren Meischberger & Co. zusammen!) und eine getarnte Propagandaaktion. Denn: 1. Alle bisher bekannten Fragen sind für normal entwickelte 14-Jährige viel zu leicht und signalisieren eine weitere Niveausenkung des Bildungssystems.

2. Die Tests sind ohne Folge für die Noten. Das führt bei Pubertierenden so wie schon bei PISA zu Boykotten oder Desinteresse.

3. Die Testergebnisse werden nicht allgemein veröffentlicht, weder für Schulen noch Schultypen! Nur die Betroffenen selbst erfahren ihr Ergebnis. Damit fällt überhaupt die wichtigste Funktion weg.

4. Das Ministerium darf jedoch veröffentlichen, was es will. Beim PISA-Test wurden durch diesen Trick die schlechten Ergebnisse der diversen Gesamtschulen und der (in Österreich ein Vielfaches etwa von Finnland ausmachenden) Migranten unter den Tisch gekehrt.

5. Mit der Testauswertung ist exklusiv das Gesamtschul-Propaganda-Institut Bifie beauftragt.

6. Das Bifie hat schon angekündigt, auch bei den ohnedies nur den Lehrern zugänglich gemachten Teilinformationen einen "fairen Vergleich" durchzuführen. Dabei werden Schulen mit "ähnlichen Rahmenbedingungen" verglichen. Das heißt: Damit kann dann auch dort jedes schlechte Ergebnis der Gesamtschulen vertuscht werden.

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Mit wem der Herr Ostermayer den ORF retten will

25. Mai 2012 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Eine vom Faymann-Staatssekretär Josef Ostermayer einberufene Kommission soll nun eine Reform des ORF zustandebringen. Eine wirklich süße Vorstellung.

Zwar dürfen jede Partei und die Medienbehörde je einen Vertreter in Ostermayers Runde entsenden. Aber dann gibt es noch drei „Experten“, die sich Ostermayer ausgesucht hat: die Herrn Kurt Bergmann, Peter Huemer und Fritz Wendl.

Ganz zufällig sind das alles aktive oder pensionierte ORF-Menschen. Da kann man schon ungefähr ahnen, wie unangenehm die Reform mit all den Missständen im ORF aufräumen wird. Diese Kommission ist eine nahtlose Fortsetzung der Zeit, als der ORF den jeweiligen SPÖ-Ministern gleich direkt den Entwurf für neue Mediengesetze diktiert hat. Sie erinnert aber auch heftig an die letzte, ebenfalls missglückte ORF-Reform unter Schwarz-Blau. Da war es aber wenigstens noch ein Gerd Bacher, den man da in führender Rolle mitarbeiten ließ. Was jedoch offenbar auch keine Garantie für ein Gelingen ist.

Jetzt aber sind unter den Dreien gleich zwei stadtbekannte Linksradikale bzw. Kommunisten. Und der Herr Bergmann. Der hat zwar einst neben dem ORF auch bei der ÖVP Karriere gemacht. Was ihn aber nicht hindert, jetzt einen besonders absurden Vorschlag zu machen, wie man die Politik aus dem ORF hinausbrächte: Er will die Besetzung aller Gremien ausgerechnet dem Bundespräsidenten anvertrauen. Wirklich genial. Da gibt’s dann nicht einmal mehr einen einzigen Pseudo-Bürgerlichen im ORF (oder nur noch Kaliber a la Bergmann). Geschweige denn einen Exponenten einer der beiden Rechtsparteien.

Zugleich hört man wieder Lustiges aus dem ORF: Eine Frau Brigitte Handlos wird zur Chefin eines neuen Fernseh-Mittagsmagazins. Sie hat sich perfekt qualifziert: Hat sie doch im Vorjahr Fanseiten für die Bildung einer rot-grünen Koalition in Wien inszeniert.

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Neue Indizien im Bildungstest-Skandal

24. Mai 2012 15:54 | Autor: Andreas Unterberger

Noch selten hat ein Artikel im Tagebuch so hohe Wellen geschlagen wie jener mit Beweisen, dass bei den Bildungsstandards manipuliert wird. Fast alle Medien sind auf das Thema aufgesprungen. In der Folge haben auch ÖVP und FPÖ jetzt totale Transparenz verlangt (Das BZÖ bereitet sich hingegen bildungspolitisch offensichtlich schon ganz auf eine linke Koalition vor und schweigt). Inzwischen konnte das Tagebuch selbst noch deutlich klarer recherchieren, was da vor sich geht.

Um es vorwegzunehmen: Ministerium und das durchführende Institut bifie dementieren alle Manipulationen. Ihre Geheimhaltungspolitik belastet beide aber schwer.

1.     Dadurch, dass so viele verschiedene Kataloge von Testfragen bei den am Mittwoch abgehaltenen „Bildungsstandards“ im Einsatz waren, lässt sich eine gezielte Manipulation bei den Fragen nicht schwarz auf weiß nachweisen. Aber auch schon gar nicht widerlegen. Die von Schülern berichteten Fragen waren mehrheitlich jedenfalls geradezu lächerlich leicht. Hie und da stieß man aber auch auf erstaunlich anspruchsvolle Fragen. Dabei lag freilich der Anspruch meist in der ungewohnten Semantik der ministeriellen Fragesteller, die vorsichtig ausgedrückt eigen ist.

2.     Die Dementis sind aber absolut unglaubwürdig, solange Ministerium und bifie sowohl die Ergebnisse wie aber auch die Fragen selbst geheimhalten wollen. Bei den Fragen tun sie dies mit einer geradezu lächerlichen Begründung: Man wolle diese bei den nächsten Tests wiederverwenden. Was sich kein Lehrer bei Schularbeiten oder Matura traut, soll nun bei gesamtösterreichischen Tests geschehen! So blöd können nicht einmal Zuarbeiter von Claudia Schmied sein. Daher ist diese Geheimhaltung ein massiver Beweis für die Annahme, dass auch schon bei der Fragestellung manipuliert worden ist.

3.     Manche Formulierungen des bifie sind unbeabsichtigt verräterisch und bestätigen ebenfalls den Manipulationsverdacht. Hier im politische korrekten Wortlaut (NMS meint die neueste Form der Gesamtschule):
„Am Ende der Sekundarstufe I, also nachdem sie die NMS vier Jahre lang besucht haben, werden die ersten NMS-Schüler mit den weitgehend identischen Instrumenten wie die Vergleichsgruppen getestet.“
Das von mir herausgehobene Wort „weitgehend“ sagt wohl mehr als Tausend Dementis . . .

4.     Zum Unterschied von den Fragen, kann jedenfalls schon als bewiesen gelten, dass man  mit den Ergebnissen manipulieren will. Bifie und Ministerium wollen nämlich einen „fairen Vergleich“ der Ergebnisse vornehmen. Was das heißt, sei wieder mit ein paar unkommentierten bifie-Zitaten belegt:
„Die Informationen aus den Kontextfragebögen ergänzen die Testergebnisse aus der Standarderhebung. Sie ermöglichen es, schulische und außerschulische Einflussfaktoren zur Erklärung von Schülerleistungen heranzuziehen und in der Rückmeldung an System, Schulen, Lehrkräfte und Schüler zu berücksichtigen. Durch die Ermittlung dieser Rahmenbedingungen wird auch ein „faires Vergleichen“ der Schülerleistungen möglich. Der faire Vergleich berücksichtigt jene Faktoren, die zwar einen Effekt auf die Schülerleistungen haben können, die aber durch die Lehrkraft nicht beeinflussbar sind (z. B. der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund). Beim fairen Vergleich werden somit Schulen bzw. Klassen miteinander verglichen, in denen das Lehren und Lernen unter ähnlichen Rahmenbedingungen stattfindet.“
und:
„Da Lehren und Lernen unter verschiedenen Rahmenbedingungen stattfindet, auf die Lehrer bzw. Schulleiter keinen Einfluss haben, werden im fairen Vergleich diese Standortfaktoren und die Zusammensetzung der Schülerpopulation berücksichtigt.
und:
„In der Baseline 4 flossen folgende Merkmale in den fairen Vergleich ein:
Schulstandort (Gemeindegröße)
Urbanisierungsgrad (Bevölkerungsdichte und Nähe zu einem städtischen Ballungsraum)
Schulgröße
Sprengelschule
Anzahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den getesteten Klassen (Schüler mit SPF wurden vom Test jedoch ausgeschlossen)
Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund
Anteil der Schüler, deren Erstsprache Deutsch ist
Anteil von Mädchen und Buben an der Schule
sozioökonomischer Status der Eltern der Schüler.“
Was den Schluss zulässt: Es sollen nicht nur Migrantenschulen „fair“ (=besser) bewertet werden. Offenbar will man das Ergebnis auch gendern. Interessanterweise nicht berücksichtigt werden Faktoren wie Klassengröße, Einsatz ungeprüfter Lehrer, längerer Ausfall von Unterricht usw.

5.     Sogar die Maßstäbe, wie diese Faktoren„fair bewertet“ werden - also zu einer Umbewertung führen - sollen, sind geheim.

6.     Besonders skandalös und Misstrauen erweckend ist der Umstand, dass die Schüler am Mittwoch sogar nach dem Arbeitsplatz der Eltern gefragt worden sind! Wozu außer zum Schnüffeln braucht man das?

7.     Es wurde auch nach den familiären Verhältnissen gefragt, was an sich durchaus sinnvoll ist. Es wird freilich sehr spannend, ob dieses Ergebnis voll veröffentlicht wird. Da es ja mit gewisser Wahrscheinlichkeit bei den mit Vater und Mutter lebenden Kindern besser ausfallen dürfte, wird ein von einer Claudia Schmied mit ihrer Abneigung gegen traditionelle Familien geführtes Ministerium in diesem Punkt am allerwenigsten offen sein.

8.     Ein zusätzlicher Skandal ist, dass die geheimen und nur den unmittelbar Betroffenen zugänglichen Ergebnisse erst im Dezember vorliegen, wenn die Getesteten längst schon aus der Schule oder in der nächsten Klasse sind. Um gigantische 25 Millionen Euro alleine für diesen Test (insgesamt sind es sogar 36 Millionen) könnte das bifie wohl deutlich schneller arbeiten.

9.     Andere Aussagen, die man auf den bifie-Homepages findet, zeigen ebenfalls Verräterisches: Das Institut empfindet sich selbst als Gesamtschul-Propaganda-Plattform (Unterstreichung durch mich):
„Es geht darum, anhand von klaren Kriterien den Nutzen der Neuen Mittelschule zu analysieren und darüber hinaus möglichst viele Befunde im Hinblick auf die pädagogisch reichhaltige Gestaltung einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen zu sammeln, aufzubereiten und Ergebnisse sowohl für die Bildungspolitik als auch für andere Schulen zugänglich zu machen.“
Für das bifie ist also schon vor einer Untersuchung klar, dass die Gesamtschule nur einen „Nutzen“ darstellen kann. Einen „Schaden“ durch diese Schulen hält man a priori für denkunmöglich.
„Um auf diese und weitere Fragen datenbasiert Antworten geben zu können, wurde das BIFIE beauftragt, eine externe Evaluation der Neuen Mittelschule durchzuführen.“
Wieso bei einem weisungsgebundenen Institut des Gesamtschul-Ministeriums eine „externe Evaluation“ überhaupt nur denkbar sein soll, wissen wohl nur jene Zeitungen, die mit steuerfinanzierten Inseraten dieses Ministeriums vollgestopft worden sind. Externe Evaluation soll offenbar Unabhängigkeit simulieren, die es aber nicht gibt.

10.           Im Grunde ist alles, was bifie tut, zu vergessen: Seriöse wissenschaftliche Arbeit und Evaluation kann immer nur in voller Transparenz und bei offener Nachprüfbarkeit sämtlicher Daten und Fakten erfolgen. Und nicht durch partielle Geheimhaltung. Und schon gar nicht durch ein weisungsgebundenes Institut. Das ist ein totaler Widerspruch zu jedem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Das bifie-Budget müsste eigentlich voll der roten und grünen Parteienförderung zugerechnet werden.

 

PS.: Wer in den offiziellen Unterlagen des bifie surft, entdeckt, dass dieses Institut, das die Sprachbeherrschung unserer Kinder testen soll, selbst ein gebrochenes Verhältnis zur deutschen Sprache und Rechtschreibung pflegt. Da wimmelt es von hässlichen Anglizismen und Schreibfehlern wie: „Sprechperformanzen“, „Entscheiddungsträgern“(sic), „Ergebnissrückmeldung“(sic). (Gewiss finden sich zweifellos auch in diesem Tagebuch bisweilen Fehler. Aber ein Institut mit diesem pädagogischen Anspruch, diesem Geld-Budget und diesem großen Zeit-Budget sollte doch halbwegs fehlerfrei arbeiten.)
Super ist auch der Satz: „Die synoptische Aufarbeitung aller Ergebnisse der Begleitforschung, der summativen Evaluation, aber auch der verdichteten Ergebnisse lokaler Selbstevaluation wird vom BIFIE in einem eigenen Teilprojekt „Metaanalyse“ geleistet.“ Alles klar? Und die wollen sinnerfassendes Lesen und Schreiben testen und bewerten . . .

PPS: Nur damit keine Verwirrung entsteht: Diese Bildungstests sind morgen auch Thema meiner „Kontroverse“ in den Salzburger Nachrichten.

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Wo geht’s da nach Europa?

24. Mai 2012 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

In Europa kommt es zum Finale. So wie in der Champions-League oder bei Dancing Stars ziehen sich die Dinge zuerst lange hin, bis dann schlagartig die Entscheidung fällt. Nun fallen auch für Europa die Würfel: Wohin geht der Kontinent?

Seit Jahrzehnten konkurrieren zwei Konzeptionen. Auf der einen Seite steht die Idee eines Europas der Vaterländer, in dem die Staaten Träger der Macht sind, von der sie nur im Falle konkreten Nutzens einen Teil an die EU delegieren. Auf der anderen Seite steht der Traum Vereinigter Staaten von Europa. Anders gesagt: Eine Konzeption, von der die Mehrheit der Europäer überzeugt ist, steht gegen ein Projekt der Eliten.

Fast jeder, der irgendeine noch so kleine Rolle in einer EU-Institution bekommt, wird über Nacht zum begeisterten Europäer. Siehe etwa die österreichischen Grünen:1994 noch vehement gegen die EU, sind ihre EU-Abgeordneten wenig später deren fanatische Anhänger. Das Motiv des Gesinnungswandels ist immer gleich: Man kann in der EU oft leichter Regelungen für 500 Millionen durchsetzen, als daheim solche für acht Millionen. Das verleiht ein Gefühl der Macht. Und Macht hat eine berauschende Wirkung. Man beobachte etwa die vollmundigen Politiker aus dem winzigen Luxemburg. Sie alle vergessen, dass der Erfolg Europas im letzten halben Jahrtausend ein Erfolg der Vielfalt, des Wettbewerbs und der Freiheit war.

Die Bürger aber sind der zentralistischen Ideen zunehmend überdrüssig. Sie empfinden Brüssel als regulierungswütigen Moloch. Sie sind ob des Bruchs vieler von der EU selbst gesetzter Regeln und Versprechungen frustriert.

Der Konflikt vertieft sich, obwohl beide Seiten in einem weitgehend übereinstimmen: Bei der Schaffung eines großen Binnenmarktes war die EU sehr erfolgreich. Der Binnenmarkt funktioniert und hat die Europäer reicher gemacht.

Mehr aber wollen diese meist gar nicht. Die Bürger Europas empfinden – im Gegensatz zu den polyglotten Eliten, die täglich durch den Kontinent düsen, – die kulturellen, sprachlichen und ökonomischen Unterschiede als zu groß, um sich als Einheit zu empfinden. Um diese Ablehnung wissend haben die Eliten versucht, ihr Projekt an den Bürgern vorbei so weiterzuentwickeln, dass es nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Nun zwingt aber die Schuldenkrise die Entscheidung herbei: Werden sich jene durchsetzen, die durch eine enge politische Union mit gleichen Steuern, gleichen Gesetzen, gleicher Justiz und gemeinsamen Schulden die Rettung versprechen? Oder aber jene, die überzeugt sind, gerade in stürmischen Zeiten ist der Nationalstaat die wahre Zuflucht, weil nur dort Identität und Solidarität zu finden sind?

Es gibt freilich auch noch eine dritte Möglichkeit: In chaotischen Zeiten könnte bei einem solchen Grundsatzstreit auch der Binnenmarkt selbst auseinander brechen, also der unbestritten nützliche Teil der EU. In der Fußballwelt nennt man das einen Spielabbruch.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Facebook: ein Zauberbuch?

23. Mai 2012 01:03 | Autor: Andreas Unterberger

Ob ich Facebook-Aktien gekauft habe, will ein Partner des Tagebuchs wissen. Nun: Obwohl ich normalerweise keine Aktientipps geben will, nicht einmal indirekt, fällt mir hier die Antwort leicht. Sie lautet: Nein. Das heißt nicht, dass ich sicher bin, dass diese Aktien einen langfristigen Flop erleiden.

Denn bei Aktien kann man genausowenig einen Erfolg wie einen Misserfolg als sicher ansehen. Mit dem Kauf von Aktien verhält es sich nicht anders als mit sämtlichen anderen Entscheidungen im Leben. Man kann lediglich Einschätzungen der Wahrscheinlichkeit abgeben, ob sich eine Entscheidung am Ende als richtig, also sinnvoll, nützlich, ertragbringend erweisen wird. Wahrscheinlichkeit heißt damit aber immer auch, dass etwas ganz anders als erwartet ausgehen kann.

Und das trifft nun bei Aktienkäufen genauso zu wie bei der Investition in eine Würstelbude oder auch bei der Entscheidung für ein Studium. Zweifellos ist im Vergleich zu einem (in der Regel leichten) Publizistik-, Politologie- oder Psychologie-Studium die Wahrscheinlichkeit eines Lebens mit gutem Einkommen viel höher, wenn man Wirtschaft studiert (was in der Regel schwerer ist). Ich kenne aber durchaus auch exzellent verdienende Politologen und total erfolglose Studienabbrecher (insbesondere wenn sie über eine reine Parteikarriere zum Chef von Bundesbahn oder Bundesregierung werden), so wie mir Absolventen der Wirtschafts-Universität begegnet sind, die später in ihrem Leben keinen Job mehr finden und die in der notgedrungenen Selbstständigkeit frustriert an der ständigen Konkursgefahr entlangschrammen.

Nicht anders ist es bei Facebook. Ich schätze zwar die Wahrscheinlichkeit eines Flops – also eines zumindest teilweisen Verlustes der eingesetzten Gelder – bnoch immer ei Facebook gefühlsmäßig mit rund 80 Prozent an. Aber 20 Prozent Erfolgschance sind zweifellos deutlich besser als bei den diversen Lotto-Formen. Dennoch werden auch diese begeistert gespielt.

Die Argumente, die für einen Misserfolg der Aktien des – ziemlich unsozialen – „sozialen Mediums“ sprechen, sind deutlich größer:

Woher nehme ich aber dann überhaupt eine immerhin 20-prozentige Chance für Facebook-Aktionäre? Nun, es kann ja sein, dass es nochmals die nunmehr börsenotierte Aktiengesellschaft Facebook ist, bei der eine geniale Idee zum Durchbruch kommt. Da könnte der Aktienkurs doch noch einen Höhenflug erleben (bei dem dann der Ausstieg besonders empfehlenswert wird).

Überdies ist derzeit jedenfalls die Wahrscheinlichkeit größer, dass man mit Aktien welcher Art immer sein Geld sicherer angelegt hat als mit Staatsanleihen. Denn in Deutschland wie auch in etlichen anderen Ländern haben derzeit die schuldengierigen Linksparteien und Rechtspopulisten gewaltigen Auftrieb, die den Menschen eine schmerzfreie Therapie gegen die Folgen der finanzpolitischen Sünden der letzten Jahre vorgaukeln. Was nichts anderes heißt als noch mehr Schulden. Das wird die Anleihen eines Tages wie ein Pyramidenspiel zusammenbrechen lassen. Da ist dann eine Facebook-Aktie noch allemal besser als eine Staatsanleihe. Denn die wird nur noch zum Tapezieren der Wände gut sein.

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Fußnote 299: Wo das Bundesheer gewaltig aufrüstet

22. Mai 2012 12:16 | Autor: Andreas Unterberger

Das Bundesheer wird zu Tod gespart? Nicht überall!

Das von unzähligen Sparaktionen heimgesuchte Heer hat schon ganze Waffengattungen de facto aufgeben müssen. Aber in anderen Bereichen wird dort ärger denn je skandalöse Misswirtschaft betrieben: Seit 2006 – also dem Beginn der Ära Darabos – hat die Zahl der Offiziere nämlich nicht ab-, sondern zugenommen. Und das gleich um 188 Herren mit Gold am Kragen! Dabei hat noch nie jemand behauptet, dass das Heer zu wenig Offiziere hätte. Denn gleichzeitig beschäftigt die glorreiche Armee laut Rechnungshof nicht weniger als 2460 Personen mit höheren Bezügen, als es der Wertigkeit des jeweiligen Arbeitsplatzes entspricht. Es gibt nach den heereseigenen Aufstellungen dennoch 2059 Bedienstete zu viel, also Menschen, die nur fürs Nichtstun bezahlt werden, die dort beschönigend „Personal über Stand“ genannt werden. Und die Krönung: Unter Darabos wurden um 12 Millionen Euro mehr für Dienstzuteilungsgebühren ausgegeben als in dem gleichen Zeitraum davor. Und 5 Millionen gab es für „Mobilitätszuschüsse“. Kein Mensch kann bei all diesen Posten die Frage nach dem „Wozu?“ beantworten. Ist es nur die totale Unfähigkeit des burgenländischen Ministers oder mussten so viele Parteigänger versorgt werden (die ja in jedem Ministerium bei einem Farbwechsel wie Schwammerln aus dem Boden schießen)? Gegen die Dimension dieser Misswirtschaft sind sogar die überaus dubiosen und genauso skandalösen Provisionen des Herrn Meischbergers geradezu Trinkgeld aus der Kaffeekassa. Aber bei dieser Regierung ist offenbar eh schon alles wurscht.

 

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Europa hat drei Optionen und entscheidet sich für keine

22. Mai 2012 02:04 | Autor: Andreas Unterberger

Alexis Tsipras hat absolut recht. Der Chef der linksradikalen Syriza-Partei Griechenlands – der beim nächsten Wahlgang noch weiter zulegen dürfte – hat nämlich selbstsicher verkündet: Niemand kann Griechenland aus dem Euroland werfen.

Ein Blick in die diversen europäischen Verträge bestätigt: Kein Land kann hinausgeschmissen werden, weder aus dem Euro-Raum noch aus der Europäischen Union. Damit haben sich EU wie Euro als Schönwetterprojekte entlarvt, die nun schon seit zwei Jahren völlig hilf- und schutzlos im Regen stehen. Damit machen sich auch alle jene Politiker in Österreich wie in Europa lächerlich, die den Griechen nun den Hinauswurf androhen. Das geht einfach rechtlich nicht.

Damit hat auch die EU-Kommission wahrscheinlich recht, die ständig beteuert, keine Vorbereitungen in diese Richtung zu treffen. Man kann nicht etwas vorbereiten, was man gar nicht kann und darf. Das andere Kommissare doch wieder von solchen Vorbereitungen reden, ist nur ein Zeichen des Chaos, das in Brüssel herrscht.

Ohne Griechen auch kein griechischer Austritt

Die Trennung der Griechen vom Euro können nur die Griechen selber beschließen. Und die wollen ganz und gar nicht. Würde doch damit tatsächlich jene gewaltige Verarmung des Landes eintreten, über die die Griechen schon derzeit sehr beredt jammern, ohne dass sie noch wirklich eingetroffen wäre. Außerdem können die Griechen nicht nur aus dem Euro allein austreten, sondern müssten auch gleich die EU verlassen. Was sie genauso wenig wollen – auch wenn man dann natürlich im gleichen Atemzug um Neuaufnahme in die EU ansuchen könnte.

Daher klingt die – sofort wieder dementierte – neueste Idee Angela Merkels zwar verzweifelt, aber doch glaubwürdig. Sie soll den Griechen empfohlen haben, jetzt doch die im vorigen Winter noch von ihr selbst und allen anderen verdammte Volksabstimmung über einen Euroverbleib PLUS Zustimmung zu allen Sparmaßnahmen abzuhalten. Aber genau dieses Plus will ja die Mehrheit der Griechen nicht.

Heißt das nun, Europa ist wirklich so hilflos, wie es jetzt dasteht? Heißt das, Europa muss wirklich alternativlos einfach immer neues Geld in die ausgebrannten Kessel Griechenlands & Co schaufeln? So wie es das ja schon seit zwei Jahren in Billionen-Dimension tut – von den ersten bilateralen Griechenland-Hilfen über die diversen Kommissions- und EZB-Aktionen, übers hemmungslose Gelddrucken, über die Finanzierungen auf kollektiven Pump via Währungsfonds und die komplizierte „Fazilität“ EFSF bis zu dem ebenso komplizierten und destabilisierenden „Stabilisierungsmechanismus“ ESM?

Ganz und gar nicht. Europa hat mindestens drei Optionen. Freilich ist es nicht so sicher, dass in irgendwelchen Staatskanzleien diese Optionen auch wirklich schon genau durchkalkuliert worden wären. Denn populär wird man auch damit nicht. Keine dieser Optionen ist schmerzfrei, jedoch ist jede sinnvoller als die gegenwärtige Schmerzbehandlung für die europäische Krankheit, die nur eine reine Symptomkur ist.

Über diese Optionen hätte man eigentlich schon in den 90er Jahren bei der Gründung des Euro entscheiden müssen. Was man aber nicht geschafft oder gewollt hat. Und man ist ihnen erst recht im Mai 2010 aus dem Weg gegangen, als Griechenland erstmals bankrott war.

1. Grünes Licht dem Bankrott

Die erste Option würde keiner neuen europäischen Verträge bedürfen. Sie bedeutet einfach: Man lässt Griechenland auch wirklich so wie im Vertrag vorgesehen bankrott gehen. Das wäre zwar ein Schock für das Land, aber die logische Konsequenz aus allen jenen Fehlern, die die Griechen selbst zu verantworten haben – in der lügenreichen Vergangenheit ebenso wie erst recht durch das jüngste Wahlergebnis. Dann könnte die griechische Regierung etwa den Beamten und Pensionisten höchstens die Hälfte des monatlichen Schecks zukommen lassen. Und so weiter.

Aber genau dieser Schock würde am ehesten das auslösen, worum sich die Griechen derzeit so klagenreich herumdrücken: Privatisierungen, Deregulierungen, Beamtenabbau, Abbau von Kündigungsschutz, echte Öffnung für ausländische Investoren usw. Ob die Griechen dann auch zur Drachme zurückkehren, ist da schon eine sekundäre Frage.

Freilich soll niemand glauben, dass dieser an sich logische Weg für das Ausland ein einfacher oder gar billiger wäre. Zahlreiche ausländische Banken und Versicherungen müssten dann durch die eigene Regierung vor den Auswirkungen eines Domino-Effekts geschützt werden. Denn sonst würden auch die jeweils eigenen Unternehmen des Landes mitgetroffen werden, wenn ihre Bankkonten plötzlich nichts mehr wert wären. Wobei es freilich nicht sein dürfte, dass bei der Bankenrettung Bankaktionäre und -mitarbeiter ungeschoren davonkämen. Sie müssten einen Teil des griechischen Ausfalls selber tragen. Nur die schuldlosen Kunden sollten geschützt werden.

Eine weitere Konsequenz einer griechischen Insolvenz würde viele europäische Regierungen treffen: Sie alle hätten dann noch viel größere Probleme bei der eigenen Refinanzierung. Denn jeder Geldgeber würde nach einem endgültigen Bankrott Griechenlands noch viel intensiver als schon jetzt nachdenken, bevor er Italien, Spanien, aber auch Frankreich und vielen anderen Staaten weiter gutes Geld zur Verfügung stellen würde. Das würde für diese Länder die Schuldenaufnahme zumindest neuerlich verteuern.

Allerdings: Dieser Effekt ist schon im Vorjahr bei der erzwungenen Umschuldung der privaten Inhaber griechischer Anleihen in hohem Ausmaß eingetroffen. Diese Umschuldung war eine besonders dumme Aktion: Das Ausland hat viele negativen Folgen getragen, ohne dass man die Griechen zu einer echten Reform zwingen hätte können.

Griechenland bankrott gehen zu lassen, kommt ganz Europa teuer. Aber es nicht bankrott gehen zu lassen, sondern weiter zu „helfen“, kommt noch viel teurer. Und es verhindert vor allem weiterhin, dass die Griechen endlich wirklich selber sanieren. Und auch kein anderes Land wird das dann tun. Sondern alle Bürger würden glauben, dass man nur links- oder rechtspopulistisch wählen, ein bisschen demonstrieren sowie „Occupy!“ rufen müsste. Und schon zahlt weiter ein anderer für sie.

2. Schaffung eines europäischen Konkursrechtes

Damit kommen wir zur zweiten Option: Die EU beschließt ein echtes Insolvenzrecht. Das erfordert eine Vertragsänderung, und dauert daher wahrscheinlich in einer akuten Notsituation zu lange. Aber jedenfalls gilt hier der Satz: Besser spät als gar nicht. Die Schaffung eines solchen Staateninsolvenz-Gesetzes wäre jedenfalls viel dringender als all die zahllosen Banken-Regulierungsversuche der letzten Jahre. Denn die Staaten sowie deren verlorene Wettbewerbsfähigkeit und nicht so sehr die Banken sind der zentrale Kern des europäischen Dilemmas.

Eines solchen Insolvenzrechts hätte es schon bei Fixierung des Euro zumindest für den Euro-Raum bedurft. So wie es ja auch innerhalb jedes Landes für zahlungsunfähige Firmen genau geregelte Abläufe gibt. Im Zentrum steht dabei immer ein sogenannter Masseverwalter. Der übernimmt in dem insolventen Land beziehungsweise in der insolventen Firma alle finanziell relevanten Geschäfte. Interessanterweise wird neuerdings in der Europäischen Zentralbank genau darüber nachgedacht.

Das bedeutet freilich eine vorübergehende Aushebelung der Verfassung und Demokratie. Das ist daher eine extrem heikle Operation. Das würde die Gefahr eines revolutionären Chaos verstärken. Das wäre aber wohl im Gegensatz zur ersten Option ein viel klarer geordneter Umgang mit der Zahlungsunfähigkeit eines Landes. Daher sollt unabhängig davon, wie es kurzfristig in Griechenland weitergeht, dieses Insolvenzrecht die erste Priorität auf der europäischen Agenda werden.

3. Europa neu gründen

Womit wir zur dritten Option kommen. Die heißt: Wenn die Griechen nicht aus dem Euro austreten wollen, können es ja die anderen tun. Das ist freilich eine gewaltige Vertragskonstruktion, die da geschrieben werden müsste. Denn so wie die Griechen nicht nur aus dem Euro austreten können, können es auch die anderen Länder nicht. Sie müssten formal auch die EU verlassen und EU wie Euro neu gründen. Dabei werden die Austretenden auch den Zurückbleibenden – also jedenfalls den Griechen – gegenüber schadenersatzpflichtig. Wobei man freilich auch alle von Athen verursachten Schäden gegenrechnen kann.

Eine solche Neugründung könnte natürlich auch genutzt werden, die vielen Fehler der EU-Konstruktion zu beseitigen. Da hat sich ja im Verlauf von mehr als einem halben Jahrhundert Vieles angesammelt oder als schädlich erwiesen: Vetorechte, Nichteinhaltung der eigenen Regeln, undemokratische Bevorzugung von Kleinstaaten gegenüber den Großen, der unheilvolle Drang zur Überregulierung, unklare Verhältnisse zwischen Nato- und neutralen Ländern, usw.

Mit anderen Worten: Es bräuchte wohl Jahre, um all das zu klären. Niemand hat einen besseren EU-Vertrag fertig in der Lade, der auf zumindest mehrheitliche Zustimmung stieße. Zugleich würde eine neue, bessere Union wahrscheinlich etliche Mitglieder verlieren, die auf dem Weg des Willensbildungsprozesses verloren gingen.

Erst recht würden solche Verluste an Mitgliedern auch bei einem neu zu zimmernden Euro-Raum der Fall eintreten. Denn während man die EU ja auch schlanker machen könnte und sollte, könnten an einem Euro-Neu zweifellos nur Länder teilnehmen, die sich einem klaren und zwingenden Regime unterwerfen würden (anstelle der skurrilen Maastricht-Kriterien, die vom ersten Tag an nie eingehalten worden sind).

Ein solcher Verlust wäre aber sicher kein großer Schaden. Hat man doch in dieses Europa immer wieder Länder aufgenommen, die (noch) gar nicht hineinpassen. Die man aber „aus politischen Gründen“ zu früh aufgenommen hat.

Der Hut brennt lichterloh

Über all diese drei Optionen muss – müsste – zum Beispiel der von Michael Spindelegger in der Vorwoche gegründete Kreis von reformwilligen Ministern intensiv nachdenken. Ob aus dem mehr wird als aus so vielen anderen Nachdenkrunden?

Das Teuflische ist: In Europa brennt der Hut so lichterloh, dass alle Entscheidungen binnen weniger Wochen getroffen werden müssten. Und dabei sollen gleichzeitig in diesen Wochen auch noch ganz schwierige Pakete durch die nationalen Parlamente beschlossen werden: neben der Verpflichtung zur Schuldenbremse auch der neue, viele weitere Hundert Milliarden teure Stabilisierungsmechanismus ESM.

Dieses Paket hängt freilich auch aus einem anderen Grund in der Luft. Denn sowohl die deutschen wie auch die französischen Sozialisten lehnen nun die Pflicht zu einer Schuldenbremse ab. Was zwar ein neuerlicher schwerer Stoß des sich breit machenden Populismus für die Stabilität Europas wäre. Was aber wieder leichte Hoffnung macht, dass damit wenigstens auch der ESM tot sein könnte (den aber wieder die Sozialisten gerne hätten!).

Heute hat Europa die Rechnung für Hunderte faule, den Grundrechnungsarten der Ökonomie widersprechende Kompromisse auf dem Tisch. Es ist dadurch selbst längst von arger Fäulnis befallen. Die proeuropäischen Sprüche mancher Politiker und EU-Journalisten gleichen daher längst nur noch dem Pfeifen im Walde.

 

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Wehe, wenn dieses Gerücht zur Tatsache werden sollte

21. Mai 2012 12:55 | Autor: Andreas Unterberger

Noch fehlt mir ein zweiter Beweis, der sogenannte Gegencheck. Daher behandle ich es vorerst als Gerücht, wenn auch als solches aus einer interessanten Quelle. Aber der Hinweis klingt zumindest sehr konsistent: Im heimischen Bildungswesen zeichnet sich ein Megaskandal ab. Dieser hätte bei seinem endgültigen Losbrechen das Potenzial, nicht nur Parlaments-Sondersitzungen, sondern auch eine schwere Regierungskrise auszulösen. Bis hin zu Neuwahlen.

Noch wollen wir jedoch hoffen, dass sich die Information doch noch als Irrtum entpuppt. Ihr Kern: Bei den diese Woche angesetzten Tests für die Mathematik-Bildungsstandards der 14-Jährigen scheint eine skandalöse Manipulation inszeniert zu werden. Das Unterrichtsministerium schickt, so wird mir zugetragen, für die diversen Formen der Gesamtschulen und die Hauptschulen im Geheimen viel leichtere Tests aus als für die Gymnasien. Vorbereitet sei darüber hinaus auch ein zusätzlicher nachträglicher Aufwertungsfaktor für die Ergebnisse der Nicht-Gymnasien, falls sie trotzdem nicht gut genug sein sollten.

Der Zweck der Übung wäre klar: Damit könnte das Ministerium zu "beweisen" versuchen, dass die Ausbildung in den AHS ohnedies nicht besser ist als in den anderen Schultypen. Womit man den Druck Richtung zwangsweiser Gesamtschule weiter erhöhen könnte.

Abgesehen von einer – noch nicht überprüfbaren – vertraulichen Einzelinformation, gibt es jedenfalls eine Reihe von gravierenden Indizien und Fakten, die diesen Verdacht erhärten, die dieser Information mehr Gewicht als bloßen Gerüchten gibt:

Aber nochmals sei gesagt: Vorerst bleibt die Hoffnung, dass diese – freilich aus einer seriösen Quelle kommende – Information unrichtig sein könnte. Wenn aber nicht? Dann wird man – trotz aller Koalitionsdisziplin – wohl auch die meisten ÖVP-Abgeordneten nicht mehr zwingen können, Claudia Schmied bei einem Misstrauensvotum zu unterstützen. Dies wird nicht einmal dann gelingen, wenn die Ministerin nur durch grüne und orange Leihstimmen gerettet werden könnte (als Vorboten der nächsten Koalition?) und wenn daraufhin vorzeitige Neuwahlen drohen.

Für solche fühlt sich die ÖVP derzeit freilich nicht gut aufgestellt. Nur gilt in der Politik allemal: Besser ein ehrenvoller Konflikt als ein ehrloses Dahinwurschteln. Was könnte für die einst große bürgerliche Partei besser sein, als endlich wieder ein echtes Kampfthema mit großer Popularität zu erhalten?

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"News": Der Millionär macht auf Bauer

21. Mai 2012 00:20 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Dinge sind so unglaublich, dass man sie dreimal nachprüft. Wer hätte sonst geglaubt, dass europäische Agrargelder ausgerechnet zur Wiener Verlagsgruppe News fließen?

Ja, genau: Das ist jene Gruppe, die jahrelang in Hinblick auf ihre Auflagen wie gedruckt gelogen hat. Und jetzt reiht sich zum dubiosen Gebaren dieser einst von den Faymann-Freunden Fellner gegründeten Illustrierten-Kette eine neue Unglaublichkeit: sie hat im Vorjahr unter dem Titel „EU-Agrarzahlungen“ 113.400,00 Euro erhalten. In aller Heimlichkeit.

Das ist eine Riesensauerei und sollte schleunigst zurückgefordert werden. Diese Causa wird sonst wohl genauso in die Geschichtsbücher eingehen wie die zahllosen von der EU geförderten griechischen oder sizilianischen Olivenbäume, die nur ein kleines Problem haben: Es gibt sie gar nicht.

Die agrarische Geldverschiebung zu „News“ ist auch ein Musterbeispiel, wie sinnlos die von der Wiener Regierung angekündigte Transparenzdatenbank sein wird. Gibt es doch bei den Landwirtschafts-Förderungen schon seit einigen Jahren eine solche Transparenzdatenbank. In dieser stehen dann halt nach der Methode „Schmecks“ Geldbeträge ohne jede Transparenz, ohne jedes Wofür, Weshalb oder Warum.

Nach der Logik der EU-Finanzierungs-Usancen ist jedenfalls das Berlakovich-Landwirtschaftsministerium direkt oder indirekt verantwortlich. Auf die Anfrage, wofür das Geld der EU-Agrarförderungen denn verwendet worden ist, erhält man von der Agrarmarkt Austria, die für die „Transparenz“ verantwortlich ist, aber nicht einmal eine Auskunft. Trotzdem gehe ich jede Wette ein, dass bisher kein Mensch in Brüssel auch nur eine Ahnung hat, welche Schmuddel-Illustrierten da aus europäischen Geldern angefüttert werden. Denn die Schiebereien sind zweifellos in Österreich selbst passiert.

In dieser Transparenzdatenbank im Internet werden die Zahlungen an die „Verlagsgruppe News Gesellschaft M.B.H. GmbH“ einfach mit „Investitions- und Regionaloffensive - sonstige Maßnahmen“ erklärt. Schmecks. Mehr erfährt man nicht. Daher bleibt dem Steuerzahler nur die Spekulation, wie das Geld in die drei vorgegebenen Ziele passen mag:

Kreative Geldschieber werden schon eine Antwort finden, wenn einmal der Rechnungshof und Staatsanwalt anklopft. Hat das „Profil“ vielleicht eine Anleitung zum Kühemelken abgedruckt? Oder das „News“ einen Vergleichstest der besten Mähdrescher? Oder geht es vielleicht um eine „Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten“? Was gar nicht so abwegig wäre: Sind die diversen „News“-Hefte doch seit Jahren in von den Leser heftig benachteiligten Gebieten anzutreffen.

Oder hängt der Geldfluss vielleicht gar damit zusammen, dass Raiffeisen sowohl zu den für landwirtschaftliche Förderungen zuständigen Behörden wie auch zu den geförderten Magazinen eine sehr große Nahebeziehung hat? Das will ich schon gar nicht glauben. Und außerdem gilt die Unschuldsvermutung.

Streng zurückweisen muss ich natürlich auch alle Vermutungen, dass da ein brutaler Verleger irgendjemandem mit einer unangenehmen Veröffentlichung gedroht haben könnte, unabhängig davon, dass solche Veröffentlichungen in den bunten Heften ohnedies nur selten vor Richtigkeit strotzen.

Als jedenfalls unrichtig kann ich aber jetzt schon eine weitere Vermutung entlarven: Das Geld floss nicht für die Aktion „Bauer sucht Frau“. Das könnte ja noch irgendwie als Landwirtschaftsförderung verstanden werden (nach der Gleichung: Glückliche Bauern = glückliche Kühe = glückliche Milch). Denn: „Bauer sucht Frau“ ist definitiv nicht bei News, sondern bei ATV gelaufen. Und ATV hat kein Geld bekommen. Womit ich übrigens die Privatfernsehmacher zu nichts angestiftet haben will. Denn sie würden höchstwahrscheinlich ohnehin nicht gefördert werden. Fehlen ihnen doch die richtigen Netzwerke . . .

Wir wissen letztlich nur: „Grundlage für die Zahlungen sind Leistungen, die die Empfänger im Agrarbereich im öffentlichen Interesse erbringen.“ Wer‘s glaubt, wird selig.

Und ansonsten haben wir brav Steuern zu zahlen, die Goschen zu halten und nicht allzu laut mit den Zähnen ob all der Schweinereien in diesem Land zu knirschen.

 

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Von der Ärztekammer lernen

20. Mai 2012 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Wien hat einen neuen, durchaus interessanten Ärztekammerpräsidenten. Er heißt Thomas Szekeres, arbeitet im Korruptionstempel AKH, ist Betriebsrat und der erste Sozialist in dieser Funktion. Auch wenn alle drei Aspekte skeptisch machen müssen, so lässt der Mann doch zweifach aufhorchen.

Erstens ist er gewählt worden, obwohl seine Liste keineswegs die stärkste ist. Was ich für durchaus legitim und demokratisch halte. Aber gab‘s da nicht auch Parteien, die den Untergang der Demokratie verkündet haben, als im Jahr 2000 jemand anderer als der Exponent der stärksten Liste Bundeskanzler geworden ist? Was zur Frage führt: Geht vielleicht die Demokratie (siehe etwa auch Ungarn) immer nur dann unter, wenn ein Sozialist abgewählt wird?

Noch interessanter ist etwas Zweites: Herr Szekeres fordert eine Reduktion der Kammerbeiträge. Was jedenfalls gut klingt. Nun weiß ich freilich viel zu wenig über die Finanzen der Wiener Ärztekammer Bescheid, um die Auswirkungen dieser Beitragssenkung abschätzen zu können, also um zu wissen, ob das auch wirklich eine gute Idee ist. Sehr genau weiß ich aber über die Finanzen einer anderen Kammer Bescheid, nämlich der reichsten Kammer Österreichs, also der Arbeiterkammer.

Dieser von Zwangsbeiträgen aller Arbeitnehmer lebende Verein schwimmt im Geld. Er muss zum Unterschied von der Wirtschaftskammer auch nicht einen teuren Außenhandelsapparat rund um den Globus finanzieren (womit die WKO wenigstens in einem Punkt etwas Sinnvolles tut, so absurd die gesamte von ihr verteidigte Gewerbeordnung auch ist). Zugleich werden der Arbeiterkammer viele Vertretungsaufgaben wie etwa die Kollektivverträge von den parallel abkassierenden Gewerkschaften abgenommen. Das Verdienen fällt der AK umso leichter, als die Zahlungen an die AK auf dem Lohnzettel im Sozialversicherungsbeitrag versteckt sind. Damit sind ihre Einnahmen die einzigen Kammerbeiträge Österreichs, die den Geschröpften gar nicht bewusst werden!

Die Arbeiterkammer gibt den Großteil dieser versteckten Zwangszahlungen als indirekte Parteisubvention im Interesse der SPÖ aus. Erklärt das vielleicht, dass man zwar in der Ärztekammer, aber nie in der Arbeiterkammer einen Sozialisten nach einer Beitragsreduzierung rufen hört?

Das wäre übrigens auch ein toller Beitrag zum Wachstum, nach dem ja alle Linksparteien derzeit so heftig rufen. Noch dazu einer ohne neue Schulden! Aber vielleicht wollen sie gar nicht primär mehr Wachstum, sondern nur ein solches auf Schulden?

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Die Legende vom armen Sozialisten

19. Mai 2012 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

 Es ist schon recht interessant, wie arm Francois Hollande wirklich ist. Und wie sauber sich seine neue Regierung vom ersten Tag an präsentiert. Der französische Wahlsieger hat ja seinen Wahlkampf mit Sauberkeits-Versprechen und dem üblichen sozialistischen Hetzen gegen die Reichen geführt. 

Nun aber musste er offiziell sein Eigentum offenlegen. Und das steht in erstaunlichem Gegensatz zu seiner Rhetorik. Der Mann hat ein Appartment in Paris, eine Villa in einem Vorort von Cannes und zwei weitere Appartments in dem Rivierarort.

Zusammen ist das weit mehr als eine Million Euro wert. Sarkozy ist hingegen von den Medien jahrelang alleine deshalb attackiert worden, weil er seinen Wahlsieg in einem Luxusrestaurant gefeiert hat und sich von etlichen Reichen auf Ferientripps einladen ließ. Was zweifellos von schlechtem Stil und Abgehobenheit zeugt. Was man neuerdings auch als Anfütterung verpönt. Und was daher zu Recht kritisiert wurde. Dass Hollandes stolze Eigentums-Liste aber überhaupt nicht thematisiert wird, erstaunt hingegen schon sehr.

Geschah das etwa deshalb nicht, weil diese Liste den Franzosen wenigstens die Gewissheit gibt, dass Monsieur Hollande schon aus Eigeninteresse nichts in Sachen Vermögensteuer unternehmen wird? Bei der Einkommensteuer hingegen erhöht er ja den Spitzensatz auf 75 Prozent. Selbst ist er freilich diesem Steuersatz durch die – natürlich immer populäre – 30-prozentige Senkung der Politiker-Einkommen entgangen .

Noch eigenartiger ist das Schweigen der Medien zu einem zweiten Signal der neuen Inhaber der französischen Macht: Regierungschef Jean-Marc Ayrault ist vorbestraft. Er war zu einer Haft- und Geldstrafe verurteilt worden, weil er 1997 als Bürgermeister die Verwaltung des Stadtblatts ohne öffentlichen Wettbewerb einer den Sozialisten nahestehenden Firma anvertraut hat.

Eigenartig, wie wenig das jene Medien interessiert, die einst Sarkozys Luxusmahl zum nationalen Drama hochgeschrieben haben. Obwohl Hollande geschworen hat, keinen Politiker mit Vorstrafen in Ämter zu bringen.

PS.: Unabhängig von dem genannten Aspekt kommt der Österreicher aber über Ayraults Vorstrafe auch sehr in ein bewunderndes Staunen. Wie viele heimische Politiker müssten nämlich hinter Gitter kommen, wenn die Nichtausschreibung von öffentlichen Aufträgen auch bei uns zum Anlass für so strenge Urteile genommen würde! Man nehme nur alleine den Medienbereich, der Ayrault zum – wenigstens befristeten – Verhängnis geworden ist. Die Herren Häupl und Faymann könnten sich dann wohl nur noch via Klopfzeichen verständigen . . .

PPS.: Erstaunlich ist aber auch der Privatsender RTL. Dieser hat einen Sportjournalisten gefeuert, weil er auf Twitter etwas Kritisches über Hollandes Lebensgefährtin geschrieben hat. Und wieder schweigt die ganze Medienszene, die sich einst (völlig zu Recht) über die Einflussnahme Sarkozys bei befreundeten Verlegern erregt hatte.

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SN-Kontroverse: Rot-Grün

18. Mai 2012 00:37 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Rot-Grün - ein Modell auch für Österreich?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Sparen allein genügt nicht

 Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Deutschland ist anders. Statt auf die ewige Große Koalition zu setzten, steht mit dem Wahlerfolg in Nordrhein-Westfalen das rot-grüne Regierungsmodell möglicherweise vor einem flächendeckenden Comeback. Eine rot-grüne Koalition regiert bereits in Bremen; in Baden-Württemberg stellen die Grünen sogar den Ministerpräsidenten. Im Bund könnte es nach der Bundestagswahl 2013 zur Neuauflage von Rot-Grün kommen. Hierzulande drehen sich die Mühlen der Politik langsamer. Erfahrung mit Rot-Grün liegen bis dato nur in der Bundeshauptstadt vor. Durchaus mit zufriedenstellendem Ergebnis, sodass der mächtige Wiener Bürgermeister Michael Häupl mit einer solchen Koalition auf Bundesebene liebäugelt. Das hat einiges für sich, denn in vielen Kernaussagen sind sich Sozialdemokraten und Grüne weitaus näher als SPÖ und ÖVP. Ganz zu schweigen von den tiefen Gräben, die SPÖ und Grüne von den Freiheitlichen oder dem BZÖ trennen. Sozialdemokraten und Grüne haben viele Gemeinsamkeiten in ihrer Programmatik. Vor allem in der Sozial- und Wirtschaftspolitik gibt es ähnliche Ziele. Das gilt ebenso für die Bereiche Bildung, Wissenschaft, Kultur und Integration. Parallel sind auch ihre europapolitischen Anliegen. Rote und Grüne kämpfen für eine vernünftige Regulierung der Finanzmärkte, für mehr Demokratie und für eine Vertiefung der EU. Ein rot-grünes Bündnis würde daher in vielen Politikfeldern große Übereinstimmungen erzielen und könnte mehr bewegen als die derzeitige Koalition. Sozialdemokraten und Grüne könnten sich leichter auf mutigere Reformschritte einigen, ohne sich im ideologischen Dauerkampf aufzureiben. Der Stillstand in der heimischen Politik würde beendet. Es spricht viel dafür, die ausgeleierten Gleise zu verlassen und das rot-grüne Projekt zu wagen.


Eine Formel des Schreckens

Andreas Unterberger

  Die rot-schwarze Regierung hat trotz aller Fehler ein starkes Argument für sich: Es gibt noch viel schlimmere Alternativen - insbesondere eine rot-grüne Koalition. Wohlweislich haben die Österreicher dieser Formel bisher stets die Mehrheit verweigert. Sie ist nur bei den vielen linksgestrickten Journalisten beliebt.

Die größte Katastrophe wäre Rot-Grün zweifellos für die Staatsfinanzen. Das macht nicht nur die seit Kurzem wieder hell aufflammende linke Kampagne gegen den (ohnedies unzureichenden) Sparzwang für Griechenland oder Frankreich klar. Das zeigt auch das rot-grün regierte Wiener Rathaus sehr anschaulich: Die Schulden dieser Stadt haben sich binnen zweier Jahre weit mehr als verdoppelt! Zusätzlich wurden in Wien fast alle Gebühren in Rekordausmaß in die Höhe gejagt, etliche sogar um 60 bis 70 Prozent. Das Geld wird für jede Menge unsinniger Projekte hinausgeschmissen, sogar für Schulschwänz- und Fahrradbeauftragte.

Rot-Grün würde die Gymnasien durch zwangsweise Gesamtschulen ersetzen, was den Mittelstand zwingt, seine Kinder in Privatschulen zu schicken. Daneben drohen noch viele andere linke (Un-)Bildungsideen wie: "Kein Durchfallen mehr!" oder: "Jeder soll gratis und so lang er will studieren, was er will". Feministische Quotenzwänge anstelle des Leistungsprinzips würden auch die derzeit noch gut funktionierende Privatwirtschaft treffen. Viele Linke wünschen sich aber auch schon weitere Quoten, etwa für Zuwanderer. Bei Migration wie Asyl würden gleichzeitig alle Bremsversuche der letzten Innenministerin rückgängig gemacht werden. Während Feministinnen und Migranten profitieren, würden neben den Steuerzahlern, der Wirtschaft sowie den Schulpartnern noch zwei Gruppen besonders ins rot-grüne Fadenkreuz geraten: Familien der altmodischen heterosexuellen Art und Autofahrer. Man darf sich freuen.

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Die 30-Euro-Impfung auf griechische Art

17. Mai 2012 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Griechenland ist von der Größe her für dieses EU-Europa ein winziges Problem. Aber das Land ist ein exzellentes Paradigma für all das, was in so vielen europäischen Ländern falsch gelaufen ist.

Anstelle der üblichen Milliarden-Dimensionen ist es anschaulicher, sich in den ganz kleinen Zahlenregionen zu bewegen. Viele wundern sich etwa, warum in Griechenland ein Kaffee im Schnitt teurer ist als in einer italienischen Bar, obwohl doch die griechischen Kellner wie viele ihrer Landsleute so herzzerreißend klagen, wie schlecht es ihnen geht. Aber das mag eine Folge eines nicht funktionierenden Wettbewerbes oder von (anderswo verbotenen) Preisabsprachen sein.

Daher noch ein Beispiel aus einem sehr geregelten Umfeld: Schauen wir den Preis für das Verabreichen einer bestimmten Impfung an. Für diese bekommt ein österreichischer Arzt 7 Euro von der Sozialversicherung – ein griechischer hingegen 30 Euro. Diese Differenz erklärt eigentlich schon fast die ganze griechische Krankheit. Sehr anschaulich ist übrigens auch die Zahl der Apotheken: Bei annähernd gleicher Bevölkerungsgröße hat Griechenland zehn Mal so viele Apotheken wie Österreich.

Vor Einführung des Euros in Griechenland haben diese und einige Tausend andere griechische Seltsamkeiten die Inflation ständig angeheizt. Worauf dann beispielsweise die 30 Impf-Münzen des griechischen Arztes bald wieder nur noch genauso viel wert waren wie die 7 des Österreichers.

Der Euro und die gigantischen Hilfsaktionen der europäischen Steuerzahler haben aber dazu geführt, dass die Mehrzahl der Griechen glaubt, sie können beides haben: Die Kaufkraft des Euro einerseits und andererseits jemanden, der ihnen ständig genug Euro schickt. Das gleicht dem Glauben, zugleich abnehmen zu können und doch alles ungehemmt fressen zu können, was Mitteleuropas Küche an kalorischen Köstlichkeiten bietet. Nun gibt es in der Tat Scharlatane, die mit großem Erfolg solche Wunderdiät-Illusionen eines anstrengungsfreien Abnehmens wachrufen. Mit ähnlich großem Erfolg hat auch eine Reihe griechischer Parteien die Quadratur des Euro-Schulden-Kreises versprochen. Diese Schulden-Scharlatane haben sogar einen Beweis: die letzten zwei Jahre, als die EU-Partner diese Quadratur tatsächlich finanziert haben.

Ergebnis: Der Chef des österreichischen Staatsschuldenausschusses verkündet trocken, dass wir (im Gegensatz zu den Ankündigungen der Politik) die an Griechenland verborgten Milliarden niemals wiedersehen werden.

Wann wird Europa endlich einsehen, dass man nicht jemanden zum vernünftigen Haushalten (=Sparen+wettbewerbsfördernde Reformen) bringen kann, solange der auch nur einen Rest Hoffnung auf einen Big spender haben kann? Und die Vernunft wird schon gar nicht einkehren, solange etwa die deutschen Sozialdemokraten sagen, man sollte doch den Griechen noch viel mehr Geld borgen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Es ist manchmal ganz gut, wenn Paris und Berlin vorangehen

17. Mai 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Bumm hat es in Berlin gemacht, und der Herr Röttgen war nicht mehr Minister. Bumm hat es in Paris gemacht, und die Frau Aubry kam nicht in die neue Regierung. Bumm hat es in Wien – nicht gemacht.

Dabei ist ein solches lautes, überraschendes und gezieltes Bumm doch eine hervorragende Chance, um Führungsstärke zu zeigen. Wie es zweifellos Frau Merkel und Herrn Hollande (zufällig) am gleichen Tag geglückt ist. Beide haben klar gemacht: Wer dem Chef an der Spitze das Leben schwer macht, muss gehen. Denn in der Politik kommt es eben ganz und einzig auf den Menschen an der Spitze an. Er entscheidet allein über Sieg und Niederlage.

Aubry hat ganz offensichtlich gegen ihren alten Rivalen Hollande intrigiert. Und Röttgen hat nicht nur in der Umwelt- und Energiepolitik im letzten Jahr eine traurige Figur gemacht; er hat auch die Wahl im größten deutschen Bundesland für die CDU jämmerlich versemmelt und er hat dabei noch dazu im letzten Augenblick aus seiner eigenen Wahlkampfniederlage eine der Angela Merkel zu machen versucht.

Solches Durchgreifen wäre durchaus auch hierzulande zum Nachahmen zu empfehlen. Stünde Herr Faymann doch ohne die unglückselige Schulzerstörerin Claudia Schmied viel besser da! Ebenso hätte er ohne Loser-Typen wie Norbert Darabos oder Alois Stöger bessere Chancen. Und wie gut ginge es Michael Spindelegger ohne die überforderte Justizministerin Beatrix Karl! Ebenso könnte er die neuerdings von ihm forcierte Wirtschaftskompetenz mit einem Austausch der Herrn Mitterlehner und Berlakovich glaubwürdig machen.

Aber es wird wohl weder der eine noch der andere handeln. Denn in ihren Parteien will man ja gar nicht wirklich den Erfolg. Viel wichtiger ist die Rücksicht auf renitente Bundesländer im Süden, auf feministische oder lesbische Gruppeninteressen. Und vielleicht kommt da noch eine Sorge hinzu: Die Personaldecken des politischen Österreich sind längst so dünn, dass man vielleicht fürchten muss nichts, es kommt ohnedies nichts Besseres nach. Na Bumm.

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Die neue Sauberkeit und die alten Ferkeleien

16. Mai 2012 00:20 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie wäre es recht kühn, über das neue Antikorruptionspaket zu jubeln. Denn die allergrößten Sauereien rund um Politik und Geld können weitergehen. Das überschattet die zweifellos vorhandenen positiven Punkte des Pakets: Bei den direkten Parteispenden kehrt mehr Transparenz ein. Positiv ist auch das Spendenverbot für Staatsfirmen, wenngleich das nach dem Telekom-Skandal zwingend war.

Die Debatte hingegen, ob die Offenlegungsgrenze  jetzt 500 oder 5000 Euro beträgt, ist ziemlich nebensächlich. Die wirkliche Korruption spielt sich nämlich nicht in diesen Bereichen ab. Die wirklichen Problempunkte sind andere:

  1. In Wien können die Parteien weiterhin doppelt so hoch gefördert werden wie in etlichen anderen Bundesländern, etwa im benachbarten Niederösterreich. Daher kann man es aber auch als sicher annehmen, dass die Grünen das von der Koalition geschnürte Paket  durchs Parlament tragen werden. Wollen sie doch ihre Wiener Rathaus-Paten nicht belästigen, wie sie tagtäglich beweisen. Um die Fakten klar zu machen: Auch die sonst immer auf der sparsamen Seite aufzufindenden Oberösterreicher sind beim Parteienfördern ähnlich intensiv wie die Wiener unterwegs. Ganz zufällig ist Oberösterreich übrigens das zweite Bundesland, wo die Grünen an der Regierungsmehrheit teilhaben.
  2. Auf wenig Widerstand der parlamentarischen Opposition wird auch eine Neuerfindung dieses Pakets stoßen: Die Wahlkampffinanzierung wird gestrichen. Geld gibt es nur noch auf dem Weg der regelmäßigen direkten Parteienförderung – dafür aber mehr als bisher. Das bringt in der Summe mehr. Diese Regelung enthält in Hinblick auf EU-Wahlen auch noch eine kleine Gemeinheit: Wer nur dort antritt, kriegt künftig gar nichts. Das klingt nach einer Lex Martin, obwohl der von der Kronenzeitung ins EU-Parlament gehievte Vorarlberger seine Zukunft ohnedies schon lange hinter sich hat.
  3. Dass die Wahlkampfkosten limitiert werden, ist zwar positiv. Das wird aber nur den – vielleicht ohnedies unaufhaltbaren – Trend beschleunigen, dass Arbeiterkammer oder einzelne Unternehmergruppen in Wahlkampfzeiten selbst aktiv sind. Und zwar ganz im Sinne der jeweils nahestehenden Parteien.
  4. Seltsam ist auch, dass Inserate in Parteiblättern, Sponsoring und Sachspenden im Gegensatz zu Geldspenden nicht einzeln und nicht mit dem Namen des Spenders aufgelistet werden müssen.
  5. Am schlimmsten aber ist, dass die ärgste Form der Korruption weitergehen kann, nämlich der organisierte Griff in die öffentlichen Kassen. Weiterhin muss die Vergabe von Inseratenkampagnen zum Unterschied von der Anschaffung neuen Büropapiers nicht ausgeschrieben werden. Weiterhin wird insbesondere der Wiener Rathausapparat seine gewaltigen Budgets ungehindert zur Bestechung von Zeitungen einsetzen können. Verweist man auf diesen Skandal, dann wird einem von der Politik das Medientransparenzgesetz vorgehalten. Dieses kann aber die üblen Praktiken nicht stoppen. Denn einzige Folge des Gesetzes ist, dass man dann halt ein einziges Mal den Wert dessen aufgeschlüsselt nachlesen kann, was davor die wohlgesinnten Boulevardzeitungen tagtäglich gefüllt hat.  

Es ist wirklich eine absurde Diskrepanz: Dort wo die eigenen Gelder der Parteien im Wahlkampf ausgegeben werden, werden nun fixe Limits eingezogen. Dort wo Staatsgelder ausgegeben werden, denkt man nicht daran, solche Limits einzuziehen. Sondern man hält es schon für einen Fortschritt, dass der Bürger überhaupt erfährt, wofür sein Geld ausgegeben wird. Wenn auch erst Monate nachher.

Die SPÖ kann sich die Hände reiben. Und die Menschen sind des Themas längst müde. Was nicht heißt, dass sie wieder mehr Vertrauen gewonnen hätten.

 

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Fußnote 298: Mut vor Herrinnenthronen oder nur Vergesslichkeit?

16. Mai 2012 00:02 | Autor: Andreas Unterberger

Ein netter Nachtrag zum netten Spindelegger-Auftritt – gibt es doch ohnedies sonst nicht viel Erfreuliches zu berichten.

Der Nachtrag besteht lediglich in der knappen Ergänzung: Die Anwesenden haben die Bundeshymne mitgesungen. Was ja noch nicht so berichtenswert ist. Aber sie taten dies mehrheitlich in der guten alten Preradovic-Fassung. Dies obwohl die umgedichtete Rauch-Kallat-Fassung sogar an die Leinwand projiziert worden ist. Vielleicht hat die Basis der Partei erkannt, welchem Schwachsinn die Parlamentsfraktion da aufgesessen ist? Oder war es nur die alte Gewohnheit? Oder setzt sich einfach das richtige Versmaß gegen die Holprigkeit politisch-korrekter Amateurdichtkunst durch?

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Die armen ausgepowerten AUA-Piloten

15. Mai 2012 01:41 | Autor: Andreas Unterberger

AUA-Piloten melden sich seit einigen Tagen reihenweise und immer knapp vor Abflug ihrer Maschinen krank. Viele Flüge sind ausgefallen. Zahlreiche sitzengebliebene Passagiere schwören sich „Nie wieder AUA“. Und das Defizit der maroden Linie steigt weiter. In unerträglicher Verbiegung der Wahrheit schwätzt der Piloten-Betriebsrat freilich davon, dass das Alles keine Arbeitsverweigerung sei; die Piloten fühlen sich vielmehr nicht fit zu fliegen, weil sie in den letzten Tagen ob ihrer hohen Bezüge so hart kritisiert worden sind.

Wie mir die Armen leidtun! Um ihr ganzes Elend ermessen zu können, vergleiche man sie einmal mit einem Abgeordneten: Dieser arbeitet stundenmäßig mindestens dreimal so viel wie ein Pilot, verdient aber kaum mehr als die Hälfte. Und kritisiert, attackiert, beschimpft wird jeder Politiker hundert Mal mehr als ein Pilot. Dennoch habe ich noch nie von einem Abgeordneten gehört, der sich nicht fit genug zum Dienstantritt gefühlt hat, weil er sich ob harter Kritik so gekränkt hat.

Irgendwann muss man eben auch Politikern ein wenig Ehre zugute kommen lassen, werden sie doch ohnedies ständig von allen Stammtisch-Experten geprügelt. Die Reverenz für die Politik fällt nicht allzu schwer, wenn man sie mit solchen Sauereien vergleicht.

Jetzt kann man nur hoffen, dass es der AUA-Führung wenigstens gelingt, einige Piloten ob der Arbeitsverweigerung fristlos zu entlassen. Das würde den widerlichen Gewerkschafts-Betriebsrats-Sumpf endlich ein wenig trockenlegen – mit Beispielswirkung in andere Betriebe hinein. Freilich ist die Hoffnung klein: Die Gewerkschaften haben mit Hilfe willfähriger Arbeitsrechts-Richter einen so weitgehenden Rechtsschutz aufgebaut, dass Arbeitgeber eigentlich nur noch ein Recht haben: zu zahlen.

Apropos zahlen: Fast hätte ich noch ein Privileg der Piloten vergessen: Sie haben auch Anspruch auf 39 Monatsgehälter Abfertigung.

Kein Zweifel: Die Herren (und auch einige Damen) in den feschen Uniformen haben zumindest ein Ziel erreicht – die Wahrscheinlichkeit eines AUA-Konkurses ist weiter gestiegen. Und dann darf wieder einmal die Allgemeinheit für die Lohnfortzahlung an die Piloten herhalten . . .

 

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Die Schnelligkeit, nicht die Instanzenzahl macht die Qualität einer Justiz

15. Mai 2012 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Eine funktionierende Justiz ist wichtiger für das Funktionieren von Staaten und Gesellschaften als viele der derzeit eifrig diskutierten Wahlrechtsdetails. Das hat sich in ganz Osteuropa nach der Wende gezeigt, das sieht man derzeit insbesondere in der Ukraine, wo Richter und Staatsanwälte willige Schergen der Macht sind. Aber auch in zweifellos besser entwickelten Rechtsstaaten wie etwa Österreich muss man viel besorgter auf die Justiz blicken, als es gemeinhin üblich ist. Das hängt keineswegs nur mit den Missständen in der Strafjustiz zusammen, wenngleich sie dort am auffallendsten sind. Aber heute sei der Blick einmal auf ganz andere Rechts-Defekte gerichtet.

Eine funktionierende Justiz braucht nicht nur gute Gesetze. Sie braucht auch charakterlich integre, unabhängige und dennoch fleißige Richter. Sie muss sich in einer modernen und schnellen Gesellschaft vor allem auch als Dienstleister, nicht als Obrigkeit verstehen. Das heißt: Sie soll schnelle und klare Entscheidungen liefern.

Gerichtsverfahren dauern länger

Bei all diesen Eigenschaften happert es. Nehmen wir nur die Schnelligkeit. Die hat sich im Lauf der Jahre ständig reduziert. Ein bekanntes Beispiel sind die immer länger dauernden Obsorge- und Besuchsrechtsentscheidungen. Diese dauern oft Jahre, obwohl es dabei nicht nur um Geld, sondern um Schicksale geht. Es ist völlig absurd, wenn etwa im Streit um eine zusätzliche Stunde Besuchsrecht teure und zeitraubende Sachverständige eingeschaltet werden. Das sind Fragen, die Richter mit Lebenserfahrung und Autorität in einem einzigen Tag entscheiden könnten. Aber gerade über solche Fragen urteilen allzu oft völlig unerfahrene Anfänger meist weiblichen Geschlechts. Denn die arrivierten Richter entziehen sich gerne den emotional belastenden Familienrechtsfragen und machen lieber Karriere.

Und als ob es nicht schon genug langwierige gerichtliche Zores rund um die Ehe gäbe, wollen zwei Juristen nun auch noch das Eherecht auf alle Lebensgemeinschaften ausdehnen. Mit allen Folgen einer Ehe, selbst wenn es keine Kinder gibt.

Natürlich kommt der Vorschlag wieder einmal von weltfremden Uni-Theoretikern. Können sich die denn gar nicht vorstellen, dass Menschen durchaus bewusst in Bereichen und Situationen ohne jede Menge Paragraphenfolgen leben wollen? Wenn sie hingegen diese Folgen haben wollen, können sie ja jederzeit heiraten (und wenn nur einer der beiden diese Folgen haben will, ist er wohl an den falschen Partner geraten). Erstmals muss ich da auch einmal die Ministerin Karl loben, legt sie sich doch gegen diese Forderung (noch) quer.

Sehr negativ wirkt sich auch die Internationalisierung des Rechts auf die Dauer des Verfahrens aus. Insbesondere der in Straßburg sitzende Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ist Hauptursache unerträglicher Verzögerungen. Dieser EGMR ist eine an sich eine lobenswerte Einrichtung des ansonsten überflüssigen Europarates (nicht der EU, wie viele glauben). Er geht aber in Hunderttausenden Akten unter. Wer binnen fünf Straßburger Jahren eine Entscheidung bekommt, liegt voll im Durchschnitt. Manche Verfahren dauern aber samt den vorgelagerten nationalen Instanzen sogar mehr als zehn Jahre.

Das ist eine völlig irre Situation. Das hat nichts mehr mit Recht, sondern nur noch mit Rechtsverweigerung zu tun. Die rasch zunehmende Dauer der EGMR-Causen erinnert an den Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806. Damals waren beim Reichskammergericht Verfahren mit einer hundertjährigen Vorgeschichte anhängig.

Britischer Reformvorstoß abgelehnt

Der EGMR geht vor allem in Bagatellverfahren unter, während ein ukrainischer oder russischer Diktator auf viele Jahre seine politischen Opponenten ungehindert im Gefängnis verfaulen lassen kann. In beiden Ländern hat es zwar so etwas Ähnliches wie Wahlen gegeben, aber solange die Justiz auf Befehl der Machthaber agiert, muss man diese Länder als waschechte Diktaturen einordnen.

Angesichts der totalen Überlastung des Gerichtshofs ist es absolut unverständlich, dass die meisten anderen europäischen Länder den jüngsten britischen Reformvorschlag zurückgewiesen haben. Die Briten wollten den EGMR von vielen Pimperl-Verfahren befreien. Das ist aber von den anderen Ländern empört abgelehnt worden. Aus Feigheit, von irgendwem vordergründig kritisiert zu werden. Oder aus Ahnungslosigkeit in Hinblick auf die Bedürfnisse einer wirklichen Herrschaft des Rechts.

Summum ius, summa iniuria

Womit sich wieder der uralte Rechtsspruch bewahrheitet: Summum ius, summa iniuria. Wer das Recht auf die Spitze zu treiben versucht, sorgt für höchstes Unrecht. Die Gerechtigkeit wird nicht dadurch größer, dass man immer weitere Instanzen aneinanderreiht. Wenn diese Instanzenflut zu einer spürbaren Verzögerung führt, wird die Gerechtigkeit sogar kleiner. Denn solange ein Verfahren, ein Rechtsstreit im Ungewissen hängt, solange müssen sich ja beide Seiten als mögliche Verlierer fühlen. Es ist wichtiger, dass man die Chance hat, seinen Rechtssieg auch noch zu erleben, als dass sich davor allzu viele Richter und Anwälte darüber den Kopf zerbrochen haben. Das macht auch für den die Sache teuer und belastend, der schlussendlich gewinnt.

Weniger schlimm hat sich bisher der EU-Gerichtshof in Luxemburg entwickelt. Aber auch er stellt allzuoft de facto eine weitere Instanz mit Verzögerungswirkung dar (rein formal sei festgehalten, dass er häufig gar nicht als echte Instanz agiert; seine Entscheidungen werden vielmehr oft während der Unterbrechung eines nationalen Verfahrens eingeholt und abgewartet).

Problematischer ist, dass sich die Luxemburger Richter gerne auch in Dinge einmischen, die gar nicht EU-Kompetenz sind. Ein Musterbeispiel ist die vom EuGH herbeijudizierte Zulassung von Deutschen zu österreichischen Hochschulen, obwohl die Universitäten ausdrücklich nicht Kompetenz der EU sind. Ähnliches spielt sich jetzt in Sachen Ungarn ab: Beim Gerichtshof laufen jetzt Verfahren wegen der neuen ungarischen Gerichtsorganisation, obwohl auch diese Gerichtsorganisation keine EU-Kompetenz ist. Aber seit dem Vertrag von Lissabon maßen sich die EU und ihr Gerichtshof ja letztlich eine Generalkompetenz über alles und jedes zu. Als argumentatives Vehikel werden die Grundrechte benutzt, die natürlich irgendwie in jedem einzelnen Sachverhalt involviert sind.

Grün und Blau erzwingen neue Instanz

Während die meisten akzeptieren, dass ein gemeinsamer europäischer Binnenmarkt ein gemeinsames Gericht  braucht, kann man das, was sich jetzt in Österreich anbahnt, überhaupt nicht mehr verstehen. Denn hier droht eine Neuregelung, die jedem Verfahren eine weitere Instanz hinzufügt. Jede Partei soll künftig nach einer (bisher eigentlich Rechtskraft auslösenden) Entscheidung des Obersten Gerichtshofes auch noch den Verfassungsgerichtshof anrufen können. Dieser hat – wiederum mit Hilfe des sehr allgemein gehaltenen Katalogs der Grundrechte – eine Argumentationsebene, die jeder Rechtsanwalt in jeden Rechtsstreit einbringen kann.

Wenn dieser Rechtszug zum VfGH wirklich künftig jedem offen steht, wird es zu einer Explosion der Verfahrensdauer in allen Rechtsstreitigkeiten kommen. Und Österreich wird sowohl als Wirtschaftsstandort wie auch als Rechtsstaat in allen Rankings weiter absinken.

Wer will diesen Wahnsinn? Abgesehen von ein paar lebensfremden und an sich unbedeutenden Universitätsprofessoren sind es erstaunlicherweise die FPÖ und die Grünen, die die Hauptschuld daran tragen. Die Regierung braucht nämlich in einer anderen Materie die Zustimmung zumindest einer Oppositionspartei zu einem Verfassungsgesetz. Und Grün wie Blau wollen diese Zustimmung nur geben, wenn der Instanzenzug zum Verfassungsgerichtshof allgemein geöffnet wird.

Ob sie wissen, was sie damit anrichten?

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Michael Spindelegger, ein wirklich netter Mensch

14. Mai 2012 18:30 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Spindelegger hat sich seinen begeisterten Anhängern in einer großen Rede präsentiert. Er hat dabei etliches Richtiges und Wichtiges gesagt. Er hat aber gleichzeitig Lücken und Defizite gezeigt, die er bis zum Wahltag nur noch schwer schließen kann.

Der ÖVP-Obmann ist ein richtig netter Mensch, den jeder gerne zu einem angenehmen Abendessen zu sich nach Hause einladen würde. Dabei wird es mit großer Wahrscheinlichkeit keinerlei Streit geben, sondern nur freundlich-wohlerzogene Konversation. Spindelegger ist auch ein kluger Mensch, der besser als sein Vorgänger zu spüren scheint, wo die ÖVP seit 2006 ständig Wähler verloren hat, also bei den Wertkonservativen und Wirtschaftsliberalen, und nicht bei Grünen oder Linken. Aber: Ist er auch der Mann, dem man persönliches Leadership zutraut? Immerhin tritt er ja im Rennen um den Job des Bundeskanzlers an.

Und in diesem Job wünscht man sich halt jemanden, der bisweilen auch ganz hart Nein sagen kann. Der mit eindrucksvoller Energie ein klares Ziel, eine Vision transportieren und durchziehen kann. Im Grund hatte Österreich freilich nur drei Kanzler, die an diesem Anspruch messbar waren: Julius Raab, Bruno Kreisky und Wolfgang Schüssel. Der Rest war und ist Restware. Spindeleggers Trost: Auch für die Konkurrenz trifft diese Qualifikation voll zu.

Einmal blitzte diese Perspektive einer mutigen Führerschaft in der langen Rede Spindeleggers auf, als er sagte, dass die ÖVP nicht unbedingt in der Regierung sein müsse. Da keimte Hoffnung, dass er jetzt einmal ganz glasklar sagen würde, unter welchen Umständen die ÖVP nicht in die Regierung gehen würde. Aber nichts kam. Schon war das Thema wieder gewechselt. Da hat ihm dann wieder der Mut gefehlt.

Statt dessen hört man viele teure Versprechungen Spindeleggers: Fonds für dieses und jenes; Gelder für Bauern wie für Klein- und Mittelbetriebe; die Forschungsquote will er gar mehr als verdoppeln; und am teuersten wie auch unsinnigsten: Hunderttausend Green Jobs sollen entstehen (bekanntlich jene Form der Geldverbrennung, die wir über immer teurere Stromrechnungen zahlen, während die solcherart geförderten Green Jobs in Wahrheit in chinesischen Solarindustrien entstehen). Angesichts dieses Schlaraffenlandes bleibt es ein wenig unglaubwürdig, gleichzeitig vom Schulden- und Steuerabbau zu reden. Vor allem nach dem jüngsten „Sanierungspaket“, das ja erst vor wenigen Wochen durchaus höhere Steuern gebracht hat.

Und gar nichts zu hören bekamen jene vielen einst schwarz wählenden Österreicher, die sich vor den Auswirkungen der massenweisen Migration fürchten, die in einer fortschreitenden Islamisierung eine dramatische Bedrohung spüren. Nichts zu hören bekamen jene vielen Bürgerlichen, die Europa eine völlig falsche Richtung nehmen sehen (nämlich die zur Inflation). Relativ wenig zu hören gab es schließlich auch in die Richtung jenes Motivs, das seit Jahrzehnten das stärkste für ÖVP-Wähler gewesen ist: Die ÖVP als stärkstes Bollwerk gegen den Sozialismus. Freilich: Das ist nicht ganz einfach zu transportieren, wenn man mit den Sozialdemokraten in einer Regierung steckt. Und wenn man das jüngste „Sanierungspaket“ unbedingt als hundertprozentigen Erfolg darstellen will, obwohl es weit von der ursprünglichen eigenen – und richtigen – Position abweicht.

Auf der Positivseite kann man dem ÖVP-Obmann zugute halten, dass er den Mut hat, sich auf den Slogan „Zukunft aus Tradition“ festzulegen (auch wenn das in der Inszenierung der Spindelegger-Weihestunde mit Fahnenläufern und vier mickrigen Balletttänzern peinlich mickrig drübergekommen ist). Aber natürlich hat er in der Sache recht: Die ÖVP hat nur eine Chance auf Wiederbelebung, wenn sie sich als konservative Partei im besten Wortsinn inszeniert.

Beifall spenden kann und muss man ihm auch für sein die ganze Rede dominierendes Bekenntnis zu Freiheit und Eigentum. Das sind zentrale Eckpfeiler jedes Liberalkonservativen, ja noch mehr: Diese entscheidenden Grundlagen unserer Gesellschaft müssen von einem bürgerlichen Politiker mit aller Kraft verteidigt werden.

Erfreulich ist an sich auch, dass die ÖVP in ihrer Selbstdarstellung nun auf „Werte aus Österreich“ setzt. Viel problematischer ist jedoch der mit Plakaten in den Vordergrund gestellte Katalog dieser Werte: Verantwortung, Tatkraft, Vertrauen, Zusammenhalt, Offenheit und Fleiss. Nichts gegen diese Eigenschaften. Aber den emotionalen Solarplexus der Wähler trifft Spindelegger so überhaupt nicht. Und vor allem bleibt unverständlich, warum in diesen Schwarz-Geboten ausgerechnet jene zwei Werte fehlen, die weit stärkere Bindungskraft in dem von der ÖVP angepeilten Wählerspektrum ausüben: Heimat und Familie.

Bleibt die Frage: Kann Spindelegger all das noch aufholen, woran er derzeit scheitert? Das gelingt ihm absurderweise wohl nur dann, wenn er eine Wandlung durchmacht, die man einem Menschen in der eigenen Umgebung normalerweise nicht wünscht. Spindelegger wird nämlich nur reüssieren, wenn aus dem netten und angenehmen Mann ein konfliktfreudiger wird. Und wenn zweitens die ÖVP auch wieder ein besseres Gespür für Taktik und Strategie entwickelt.

Genauso entscheidend für ihn wird auch noch ein Drittes sein. Nämlich ob er das unmittelbare und mittelbare Team rund um ihn noch deutlich verbessern kann. Handlungsbedarf herrscht da von seinem Kabinett und seinen Redenschreibern über etliche Minister bis zum Parlamentsklub, der ja im letzten Jahr überhaupt nur noch aus Werner Amon als Experten für Alles und Jedes bestanden haben dürfte. Aber um da noch eine positive Erneuerung umzusetzen, müsste Spindelegger gleich in mehrere Richtungen sehr unangenehm werden …

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Fußnote 297: Semperit – Continental: Wenn dein starker Arm es will, stehen alle Reifen still

14. Mai 2012 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

Vor etlichen Jahren hat es zu gewaltigen Erregungen geführt: Die Firma Continental hat die Reifenfabrik Semperit gekauft und dann sukzessive zugesperrt.

Nun, Jahre später, fällt einem eine Meldung über Continental in die Hände: Der deutsche Autozulieferer stellt noch heuer 5000 neue Mitarbeiter ein. Allerdings in China. Braucht es eigentlich noch ein anschaulicheres Beispiel, was in dieser Welt vor sich geht? In immer mehr Branchen wird die Produktion in Europa zu teuer. Die von Gewerkschaften und Betriebsräten – etwa auch im Fall Semperit besonders erfolgreich – hochgetriebenen Löhne sind nicht mehr konkurrenzfähig. Ganz Ähnliches spielte und spielt sich bei der AUA ab. Denn alle Welt kauft immer die kostengünstigsten Produkte. Nicht einmal die Österreicher selbst kaufen zu teure heimische Waren oder Dienstleistungen – ganz abgesehen davon, dass eine rationelle Produktion nur für den kleinen österreichischen Markt technisch völlig unmöglich wäre. Daher hilft auch das von Gewerkschaftern, Sozialisten und Freiheitlichen immer wieder empfohlene Konzept nichts, jede Fabrik notfalls mit Gewalt – also ständigen Defiziten – am Leben zu halten. Das hätte als einziges Ergebnis ein ständiges steiles Anwachsen der Defizite. Worauf jene Unternehmen und Arbeitsplätze, die – noch – konkurrenzfähig sind, immer mehr mit Steuern belastet werden. Bis sie auch konkursreif sind.

 

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Großbritannien – Polen - Frankreich: ein teurer Vergleich

13. Mai 2012 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

In Frankreich setzen die Sozialisten das Pensionsalter auf 60 Jahre herunter. Die konservativ-liberalen Regierungen in Gr0ßbritannien und Polen setzt es gerade auf 67 Jahre hinauf. Alle drei Länder gehören zu einem gemeinsamen Europa. Das löst mehrere Fragen aus.

Erstens: Sind die Briten oder Polen vielleicht so viel langlebiger als die Franzosen, dass dieser Unterschied gerechtfertigt wäre? Keineswegs. Im Gegenteil: Die Franzosen haben eine deutlich höhere Lebenserwartung. Manche Experten führend das übrigens auf die gesundheitlichen Vorteile des Rotweines gegenüber dem Bier zurück, was angesichts der Qualität ihres Rotweines doppelt angenehm für die Franzosen ist. Aber die Ursachen sind in unserem Zusammenhang eigentlich egal.

Zweitens: Steht Frankreich vielleicht wirtschaftlich besser da, dass es sich so lange Pensionszahlungen leisten kann? Auch das ist nicht der Fall, arbeiten die Franzosen doch auch vor der Pensionierung weniger als die anderen Nationen. Von diesen drei Ländern ist zweifellos heute Polen als einziges Land halbwegs gut aufgestellt. Alle ökonomischen Faktoren sprechen für das Ostseeland.

Drittens: Wie wichtig ist das Pensionsantrittsalter überhaupt? Es ist entscheidend. Denn die Pensionskosten werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in allen europäischen Ländern die weitaus größte und rasch anwachsende Belastung für die öffentlichen Haushalte und Wirtschaft darstellen. Dies schon auf Grund der ständig steigenden Lebenserwartung und des immer größeren Anteils alter Menschen an der Gesamtbevölkerung, also selbst ohne Senkung des Pensionsantrittsalters.

Viertens: Um welches dieser Länder muss man sich daher am meisten Sorgen für die Zukunft machen? Ganz gewiss um Frankreich.

Fünftens: Welches dieser Länder hat am meisten Auswirkungen auf Österreich? Frankreich. Denn zum einen ist Österreichs Handel mit Frankreich größer als der mit den anderen beiden Ländern. Zum anderen ist Österreich durch den Euro an das Schicksal Frankreichs gebunden. Was bei den anderen beiden Ländern nicht der Fall ist

Das sind fünf zwingende Gründe, um sich über den Wahlsieg eines französischen Linkspopulisten so richtig zu freuen.

 

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Wien, Währing und die Autofahrer

12. Mai 2012 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiener Schwarzen und Blauen sind auf dem völlig falschen Dampfer, pardon: im völlig falschen Auto unterwegs. Sie mobilisieren nämlich gegen das Parkpickerl, obwohl dieses eine der wenigen wirklichen Verbesserungen der Lebensqualität in der Stadt gebracht hat, speziell für die Autofahrer.

Die beiden Rechtsparteiei sind damit genauso anachronistisch unterwegs wie es jahrzehntelang die Sozialisten gewesen sind, als sie den Bau der U-Bahn abgelehnt haben. Jeder Bewohner eines Bezirkes innerhalb des Wiener Gürtels und gerade jeder Autofahrer ohne Gedächtnisverlust weiß nämlich: Erst das Parkpickerl hat es wieder möglich gemacht, das Auto in diesem Gebiet zu benutzen. Die Kurzparkzonen sind ein logischer marktmäßiger Preismechanismus zur Vorgabe eines ständig knapper werdenden Gutes, eben der Abstellflächen. Sie sind richtig, auch wenn sich erstaunlicherweise eine Grüne besonders für sie stark gemacht hat.

Einkäufe, Erledigungen, Arzt- oder Restaurantbesuche, alles ist durch die Kurzparkmöglichkeiten wieder möglich geworden. Und auch die Anrainer haben seither viel, viel bessere Chancen. Früher waren hingegen alle nur denkbaren Parkplätze den ganzen Tag über von Autos Zehntausender Beamter und Angestellten besetzt, die maximal ihre Wurstsemmel zu transportieren hatten.

In den parkgebührenfreien Zonen hat sich unterdessen die Lage ständig verschlimmert, soweit sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln halbwegs erreichbar sind. Jetzt sind es aber nicht mehr nur die tagsüber Berufstätigen von außerhalb Wiens, die dort parken und dann mit U-Bahn oder Straßenbahn weiter fahren. Die Parkplätze werden auch durch jene Wiener aus den Innenbezirken blockiert, die ihre Fahrzeuge nur selten brauchen und diese deshalb ständig gratis auf Straßen außerhalb des Gürtels abstellen. Dazu kommen in immer stärkerem Ausmaß Zehntausende (legale wie illegale) Arbeitnehmer und Studenten, die ihre steirischen, tschechischen, polnischen, oberösterreichischen, slowakischen, rumänischen Fahrzeuge in den Gratisbezirken abstellen, wodurch die Wohnbevölkerung dort immer mehr belästigt wird – zumindest jener Teil, der ein Auto hat.

Dass nun in Währing bei einer Volksbefragung alle Friseurinnen und Verkäuferinnen auch ihre autolosen Kunden überredet haben, gegen das Pickerl zu stimmen, überzeugt wenig. Denn das Motiv dabei war klar: Die Friseurinnen aus anderen Bezirken oder Orten können weiterhin gratis in der Nähe des Arbeitsplatzes parken. Den Preis dafür zahlen aber die Anrainer und noch mehr die Einkaufs-Willigen, die immer mehr in Einkaufszentren mit Parkgaragen vertrieben werden. Damit aber auch die Einkaufsstraßen.

Die Politik der Oppositionsparteien ist daher nicht autofahrerfreundlich, sondern -feindlich. Dabei gäbe es gerade in Wien unglaublich viel im Interesse der Autofahrer gegen das Rathaus zu kämpfen. Und noch mehr in jenem der Fußgänger.

Um nur die ärgerlichste Kampffront zu nennen: Beide Gruppen werden in ständig wachsendem Ausmaß von ein paar Hundert grünen Kampfradfahrern belästigt und bedrängt. Diese gefährden ununterbrochen auf Gehsteigen und Fußgängerstegen alte Menschen und Kinder; sie machen gemütliches Flanieren auf dem Ring absolut unmöglich; sie blockieren demonstrativ die Autos, indem sie sich vor jeder Ampel vorschlängeln und dann niemanden vorbeilassen; sie beachten keinerlei Vorrangsregeln; sie machen durch lichtloses Nachtfahren jeden Autofahrer zu einem potenziellen Mörder; und sie werden trotz allem von der rot-grünen Stadtregierung vergöttert.

Denn die oberste Klausel im Wiener Koalitionspakt scheint zu lauten: Die SPÖ darf weiterhin ungehindert ihre grausliche Korruption praktizieren, während die Grünen nun ungehindert ihren Anti-Auto-Rassismus ausleben können.

Vielleicht erkennen Schwarz und Blau doch einmal die wirklichen Interessen der Menschen in dieser Stadt, zu denen auch die Autofahrer gehören. Übrigens könnten sie damit zugleich auch etwas für die Nicht-Wiener Autofahrer tun: Warum gibt es keine ausreichenden Gratisparkplätze für diese Einpendler am wirklichen Stadtrand, wo sie dann in unmittelbarer Nähe von Schnell-, U- oder Straßenbahn ihre Fahrzeuge tage- oder wochenlang abstellen können?

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Fußnote 296: Die tolle Leistung der Frau Brandsteidl

11. Mai 2012 01:49 | Autor: Andreas Unterberger

Worüber man in der Industriellenvereinigung neuerdings schon begeistert ist.

Großer Empfang der Wiener Industriellenvereinigung: Gastgeber Georg Kapsch präsentierte sich im Vorgefühl der Macht, er wird ja in wenigen Wochen – offenbar unvermeidlich – gesamtösterreichischer Industriellenpräsident. Was ihn nicht davon abhielt, die Wiener Stadtverwaltung in einer Weise anzustrudeln, die schon werbeabgabepflichtig sein dürfte. Aber man weiß ja, auf welcher Seite das Herz dieses Mannes schlägt. Dennoch sollte ihn jemand abhalten, beim Versuch, sich lächerlich zu machen, alle Rekorde zu brechen: Hat er doch auch die Wiener Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl für die Erkenntnis bejubelt, dass jedes vierte Wiener Schulkind ein Analphabet ist! (Ganz ohne Ironie!) Wenn diese neue Logik einer einst stolzen Vereinigung zur allgemeinen Regel wird, hat künftig zweifellos auch ein Finanzminister Anspruch auf Jubel, wenn er verkündet, dass sich das Defizit verdoppelt hat. Oder ein Polizeipräsident, wenn er berechnet, dass sich die Morde vervierfacht haben.

 

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Fußnote 295: Wenn die EU spart . . .

11. Mai 2012 01:41 | Autor: Andreas Unterberger

Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal das EU-Parlament aus vollem Herzen loben muss.

Das Parlament hat nämlich eine Reise von elf Abgeordneten zum UNO-Umweltgipfel nach Rio de Janeiro abgesagt. Der Grund sind die unverschämt hohen Hotelpreise. Daher: Bitte vor den Vorhang! Die Damen und Herren werden dort – außer einer touristisch attraktiven Stadt – mit Sicherheit nichts versäumt haben. Denn das ist gefühlt der neunhundertsiebenundachtzigste UNO-Umweltgipfel. Diese Absage ist zweifellos eine gute Nachricht. Es gibt aber auch eine schlechte: Die EU-Kommission wird dennoch anreisen und zwar gleich mit sechs Kommissaren. Diese schlechte Nachricht ist jedoch noch harmlos gegen die dritte Nachricht. Die ist nämlich sogar skandalös: Jeder einzelne dieser sechs Kommissare nimmt nicht weniger als rund 20 Mitarbeiter mit nach Rio. Wer es fassen kann, der fasse es – zahlen muss er es freilich auch, wenn er es nicht fasst. Die Europäer sollte aber heilfroh sein, wenn das alles ist, was sie nach dieser Rio-Reise zahlen müssen. Denn für all diese Konferenztouristen gilt ja eine solche Veranstaltung immer nur dann als „Erfolg“, wenn sie dort etwas beschließen, was die Bürger Europas sehr, sehr teuer kommt.

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SN-Kontroverse: EU-Fiskalpakt

11. Mai 2012 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der EU-Fiskalpakt ergänzt werden?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Sparen allein genügt nicht

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die EU ist am Ende ihres Lateins im Umgang mit der Finanz- und Schuldenkrise. Trotz dramatischer Sparpakete und nicht enden wollender Finanzspritzen kommen die Krisenländer in der Eurozone nicht und nicht auf die Beine. Offenkundig ist, dass die bisherigen Rezepte zur Bekämpfung der Krise wenig nützen. Es ist hoch an der Zeit, die Strategien neu zu überdenken. Vor allem der einseitige Fiskalpakt hat sich als Irrweg herausgestellt. Er sieht strenge Obergrenzen für die Staatsschulden vor, einschließlich automatischer Sanktionen für jene Länder, die die Regeln brechen. Nützen tut er aber nichts. Die Eurokrise wird dadurch nur verschärft. Namhafte Ökonomen warnen daher immer lauter vor einer Fortsetzung des strikten Sparkurses. Ferdinand Fichtner, der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, meint, der Bogen im Umgang mit den Krisenländern dürfe nicht überspannt werden. Der Spardruck auf die Krisen-Euro-Staaten müsse gelockert werden. Sozialer Ausgleich und eine maßvolle Konsolidierung der Staatsfinanzen seien sicherlich die bessere Lösung.

Das stimmt. Denn die derzeitige Austerity-Politik gleicht der Quadratur des Kreises. Um die Staatsschulden zu verringern, wurden Ausgaben gekürzt. Dies bewirkt geringere Nachfrage und geringeren wirtschaftlichen Output. Das wiederum bedeutet einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das ist die teuerste Form des Wirtschaftens. Sie führt zu weniger Steuereinnahmen und höheren Sozialleistungen. Wodurch die Staatsschulden erst Recht nicht abgebaut werden können. Dass die Sparpolitik nicht funktioniert, ist an Griechenland und Irland sehr gut zu sehen. Griechenland benötigt eine Finanzspritze nach der anderen. Den irischen Banken musste bereits fünf Mal aus der Patsche geholfen werden. Die EU muss daher so rasch wie möglich den Fiskalpakt durch ein breites Investitionsprogramm ergänzen. Denn Sparen allein genügt nicht.

 


Wachsen statt Verschulden

Andreas Unterberger

 Die Forderung vieler europäischer Sozialisten nach einem Investitionsprogramm heißt auf deutsch: "Jetzt haben wir lange genug vom Sparen geredet - und es nicht getan -, jetzt wollen wir wieder ohne schlechtes Gewissen auf Kosten der Zukunft und auf Kosten der Deutschen Schulden machen, indem wir diese halt Investitionen taufen." Die Prioritäten von François Hollande zeigen ja ganz deutlich, wofür er Geld ausgeben will: niedrigeres Pensionsantrittsalter, niedrigere Mehrwertsteuer, subventionierter Benzinpreis, Schulstartgeld usw. Keine Spur von Investitionen, sondern der alte sozialistische Populismus in Reinkultur.

Man kann nur hoffen, dass die deutsche Regierung nicht wieder umfällt, indem sie den bei Wahlen obsiegenden griechisch-französischen Schlendrian neuerlich finanziert. Bei der Wiener Regierung braucht man ja mangels eigenständiger Politik-Fähigkeit längst nicht mehr zu hoffen.

Das heißt natürlich nicht, dass Europa kein Wachstum braucht. Das haben uns nur die Grünen jahrelang einzureden versucht, die heute merkwürdig still sind oder rote Slogans nachplappern. Europa braucht sogar sehr viel Wachstum. Aber keinesfalls mit noch mehr Schulden. Denn diese würden nur noch größere Krisen in der Zukunft auslösen, von denen eine Megainflation die mindeste ist.

Wachstum geht nur auf einem Weg: mit längerem Arbeiten; mit weniger Bürokratie; mit Erleichterungen für Unternehmensgründungen; mit flexiblen Arbeitsmärkten; mit Privatisierungen (weil jedes Privatunternehmen effizienter arbeitet); mit weniger Einschränkungen für die Forschung; mit dem Abbau von Zwangsmitgliedschaften in Kammern; mit einem vielfältigen und wettbewerbsorientierten Schulsystem; mit Verzicht auf strengere CO2-Regeln als die Konkurrenz. Unpopulär? Vielleicht. Aber wirksam. Und sonst gar nichts.

 

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Ach, wie sind wir reich

10. Mai 2012 00:11 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich ist ein reiches Land; auf dieser Grundlage müsse nun eine Verteilungsdiskussion geführt werden. So dröhnte am 1. Mai der Wiener Bürgermeister. Und er forderte mehr Geld für Gesundheit und Bildung, für Forschung und Beschäftigungspolitik. Solche Töne werden nicht nur von Häupl, sondern auch von vielen anderen Politikern schon wieder gerne verbreitet.

Aber wie verhält sich dieser selbsterklärte Reichtum dazu, dass die Regierung gerade das größte Sparpaket aller Zeiten verkünden musste? Wird Österreich nicht selbst nach diesem Sparplan erst 2016 keine neuen Schulden machen (und das nur unter der optimistischen Annahme, dass es keine neue Rezession gibt)? Haben nicht fast alle Experten gesagt, dass das Sparpaket eher noch zu gering dimensioniert ist? Mussten nicht die Bundesländer gerade mit der Regierung einen weiteren Stabilitätspakt abschließen? Stößt nicht sogar Deutschland immer öfter bei der Refinanzierung an Grenzen, obwohl die EZB eine Billion Euro neu gedruckt hat?

Wie müssen sich die Bürger da eigentlich fühlen, wenn sie solche Politikersprüche hören? Verwirrung ist noch die harmloseste Reaktion. Viel dramatischer ist ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust der gesamten politischen Klasse. Man schaue sich nur die dramatischen Zugewinne der radikalen Parteien des totalen Neinsagens in Europa an (wobei es fast egal ist, ob sie als links- oder rechtsradikal eingestuft werden).

Jeder Werbestratege, jeder PR-Experte weiß: Sämtliche Botschaften eines Unternehmens sollten klar wie konsistent sein – und mit den Fakten harmonieren. Verwaschene Widersprüchlichkeit ist die schlechteste Kommunikationsstrategie.

Wenn die Politik aber ständig die Fakten wegignoriert, dann ist es logisch, dass ihr die Bürger nicht mehr glauben. Wie kann man Österreich als reiches Land bezeichnen, wenn seine wahre Staatsverschuldung nach Berechnungen von IHS wie EU in Wahrheit schon bei 300 Prozent des BIP liegt? Die wahre Staatsverschuldung umfasst ja nicht nur die direkten Kredite eines Staates (mit denen die offiziellen Staatsverschuldung  von 73 Prozent berechnet wird). Sie berechnet zu Recht auch all die Schulden mit ein, die in ausgegliederten Gesellschaften versteckt sind; ebenso die Haftungen des Staates (Allein das Land Kärnten war für die Hypo Alpen Adria Haftungen in der zehnfachen Höhe seines Jahresbudgets eingegangen!); und sie bezieht vor allem auch die Rechtsansprüche auf künftige Pensions- und Gesundheitsleistungen ein, für die der Staat längst Beiträge kassiert und verbucht hat – jedoch ohne dafür wie ein ordentlicher Kaufmann Rückstellungen zu bilden.

Die Wirtschaftsgeschichte ist voll von scheinbar reichen Männern in Luxusvillen und tollen Autos, die am nächsten Tag Konkurs anmelden mussten. Ob sich die am Tag davor wirklich noch guten Gewissens als „reich“ bezeichnen konnten? Unsere Politik hofft offenbar, dass der Weg zum Konkursrichter ohnedies erst übermorgen stattfindet.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 294: Frankreich, die Schweiz und ein Exodus

09. Mai 2012 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Die einen feiern noch, die anderen gehen schon.

Wenn es auch schon der linke Schweizer „Tagesanzeiger“ meldet, dann wird es wohl keine Erfindung böser Neoliberaler sein. Er schreibt nämlich: Der Exodus aus Frankreich hat begonnen. Auffallend viele Franzosen ziehen bereits Richtung Schweiz, seit sich der von einem Teil der Franzosen begeistert gefeierte Erfolg der Sozialisten abgezeichnet hat. Genau jene ziehen weg, die Frankreich am dringendsten bräuchte. Es sind die Jungen, Dynamischen, die sich nun im Ausland mit Leistung eine Zukunft aufbauen wollen. Und es sind die Reichen, die nicht von den sozialistischen Steuern aufgefressen werden wollen. Sie warten gar nicht mehr, bis die Pläne von Monsieur Hollande auch im Gesetzbuch stehen. Sie übersiedeln jetzt schon in die Schweiz oder nach Deutschland, Schweden, Australien oder in die USA. Besonders erfolgreich ist die Schweiz mit der Pauschalbesteuerung. Sie füllt damit ihre Kassen, während die wohlhabenden Neoschweizer nur einen – ausverhandelten – Fixbetrag zahlen, der weit unter dem liegt, was sie bisher zahlen mussten. Und noch viel weiter unter dem, was nun in Frankreich droht. Genauso hat übrigens Österreich einst mit dem Stiftungsrecht viel Geld ins Land geholt. Worüber sich dann genauso wie jetzt in der Schweiz jene Dummköpfe aufgeregt haben, die lieber kein Geld haben, als mit einem Reichen einen Deal einzugehen.

 

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Die Milchmädchenökonomen und das Wachstum

09. Mai 2012 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

„Wir wollen Wachstum, statt uns zu Tode sparen.“ Dieser Slogan hallt quer durch Europa, er bestimmt zunehmend die Politik und noch mehr die Wahlergebnisse. Der Satz klingt sympathisch, angenehm und richtig. Wer will schon sterben? Und wer sollte etwas gegen Wachstum haben, mit dessen Erträgnissen man die Schulden zurückzahlen kann? Nur die Grünen und Gruppen wie Attac habe lange gegen einen „Wachstumsfetischismus“ polemisiert – aber auch sie sind heute bis auf ein paar Veteranen des Clubs of Rome voll fürs Wachstum (schon deshalb, weil die Grünen ja nur noch eine Vorfeldorganisation der Sozialisten sind). Wachstum ist in der Tat dringend notwendig und richtig. Aber dennoch beinhaltet dieser Slogan einen fundamentalen Denkfehler – wenn nicht gleich mehrere.

Der entscheidende Unterschied zwischen der ökonomischen Rationalität und dem sich hinter der Fahne „Wachstum!“ sammelnden Milchmädchen-Populismus lautet ganz anders als der eingangs erwähnte Slogan. Rund ums Wachstum geht es in Wahrheit einzig um die Frage: Wachstum durch neue Schulden oder Wachstum durch größere Wettbewerbsfähigkeit?

Wenn man es noch brutaler auf den Punkt bringen will: Wachstum wie die letzten eineinhalb Jahrzehnte in Griechenland und Spanien oder Wachstum wie schon zweieinhalb Jahrzehnte lang in China und etlichen anderen asiatischen Ländern? Überall wurde gewachsen. Aber die Griechen und Spanier sind auf Schulden gewachsen (staatliche oder private), während die Asiaten gleichzeitig mit dem Wachstum den größten Devisen-Schatz der Menschheitsgeschichte angesammelt haben.

Wachstum nach griechischer Art

Der quer durch Europa klingende Ruf „Wieder Wachstum!“ meint aber leider eindeutig eine Prolongation des griechisch-spanischen Modells und seine Ausdehnung auf andere Länder. Was war das griechische Modell? Man hat die Löhne steil erhöht – seit Euro-Einführung um 30 Prozent mehr als in Deutschland; man hat das über rasch steigende Schulden finanziert (die man zum Teil verheimlicht hat); die Bürger haben im nationalen Konsens den Staat ausgeplündert; und Beamte wie Politiker haben im jeweiligen Eigeninteresse letztlich begeistert mitgemacht. Diese Politik des Konsum-Wachstums über Verschuldung war dank des Euro sehr lange auf billigem Wege möglich. Genau diese Niedrigzinsen haben ja auch die Spanier verführt. Sie haben quer durchs Land mit Hilfe günstiger Hypotheken in Immobilien investiert. Sie haben alle schönen Plätze ihre Landes zubetoniert, bis diese nicht mehr schön und nichts mehr wert waren.

Politiker haben die Entwicklung in diesen Ländern als Triumph des neokeynesianischen Deficit spending gelobt und vielerorts nachgemacht. Das ging so lange, bis die Geldgeber schockartig und zu spät draufgekommen sind, dass sie nur noch rasch schwindende Chancen haben, ihr Geld auch zurückzubekommen.

Jetzt stehen diese Länder vor dem doppelten Problem: Sie müssen eine gewaltige Schuldenlast zurückzahlen und zugleich die verlorene Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen. Denn parallel zum Wachstum des auf Schulden erkauften Wohlstands ist die Wettbewerbsfähigkeit jener Länder versulzt. Die Löhne waren zu hoch. Deshalb investierte niemand mehr in neue Arbeitsplätze. Und selbst der Tourismus litt in beiden einst sehr attraktiven Ländern, weil andere Mittelmeer-Destinationen billig blieben.

Die Hilfs-Billionen gingen in den Konsum

Es ist nun alles andere als eine triviale Aufgabe, in dieser Situation wieder für Wachstum zu sorgen. Die Milliarden, nein Billionen, mit denen die Hauptkrisenländer Europas von den – sich vergewaltigt fühlenden – Miteuropäern in den letzten zwei Jahren unterstützt worden sind, haben nur gereicht, um den unmittelbaren Kollaps zu verhindern. Sie haben aber zu keinen Investitionen geführt. Das Geld hat nur den Konsum halbwegs in Gang gehalten.

Und nichts anderes als auf Schulden finanzierte weitere Konsumausgaben bedeuten auch die ersten Maßnahmen, welche die neuen französischen Machthaber angekündigt haben. Die Schulstarthilfe wird um 25 Prozent erhöht. Die Franzosen werden wieder mit 60 Jahren in die Regelpension gehen können. Bestimmte Sparmodelle werden besser gefördert. Die von Sarkozy angekündigte Mehrwertsteuererhöhung wird rückgängig gemacht. Der Benzinpreis wird auf drei Monate eingefroren. Und so weiter.

Genau für solche populistische Verteilungsaktionen braucht die neue Hollande-Mannschaft angesichts der ohnedies total leeren Kassen viel Geld. Da Frankreich selber kaum mehr kreditfähig ist, will man sich dieses Geld mit Hilfe der Deutschen holen, indem man vorgibt, das Wachstum ankurbeln zu wollen. Und sollten sich die Deutschen wehren, hat man schon zwei Killer-Argumente bereit: Zum ersten muss sich Angela Merkel – zu Recht – vorhalten lassen, dass sie ja auch gegenüber Nicolas Sarkozy viel zu oft nachgegeben hat. Und zum zweiten glaubt man ringsum in Europa, dass man am Ende nur die Nazikeule herausholen muss, um die Deutschen wieder in die Knie zu zwingen. Denn die hat ja auch in den letzten 67 Jahren immer geholfen.

An dieser simplen Strategie ändert es auch nichts, dass diese Keule inhaltlich lächerlich ist, sind doch die letzten Nazis bestenfalls noch in Altersheimen anzutreffen oder halbdebile Fussballrowdies. Daran ändert es auch nichts, dass mit den Deutschen auch Niederländer, Finnen, Luxemburger oder Österreicher mithaften. Und daran ändert ebenso die Tatsache nichts mehr, dass mittlerweile auch die Kreditwürdigkeit von Deutschland & Co limitiert ist. Die großen chinesischen und arabischen Staatsfonds, die amerikanischen Pensionsfonds und zum Teil auch die russischen Mafia-Oligarchen ziehen ihr Geld immer stärker aus ganz Europa ab. Sie wollen es ja nicht verlieren, was in Europa zunehmend wahrscheinlich wird: sei es durch einen Staatsbankrott, sei es durch eine Euro-Inflation.

Wie aber kann dieser Kontinent doch wieder ins Wachsen kommen? Ist Europa unwiederbringlich zum Abstieg verurteilt, weil seine Politiker – siehe Hollande – Geld immer lieber zur Wählerbestechung verwenden statt zur Erhöhung der Kreditwürdigkeit des Landes?

Die Liste der wirklichen Notwendigkeiten

Nun gibt es durchaus Strategien, auch ohne neue Schulden wieder wettbewerbsfähig zu werden und zu wachsen. Das sind im Grund die asiatischen Erfolgsstrategien. Aber diese Strategien sind noch unpopulärer als der Sparkurs. Denn sie gelten als Bedrohung für viele der sozialen, ökologischen und kulturellen Errungenschaften, an die sich die Europäer so gewöhnt haben und die ihnen von den Politikern als dauerhaft verkauft worden sind. Die Strategien heißen:

Jeder Kenner der europäischen Mentalität wird zweifeln, dass eine solche Wachstumspolitik in Europa jemals mehrheitsfähig werden kann. Sie bekommt daher wohl dann erst dann eine Chance, wenn es Europa einschließlich der Deutschen (und Österreicher) noch viel schlechter geht als heute.

Viel wahrscheinlicher ist daher ein anderes Szenario: Europa wird in nächster Zeit noch viel intensiver Geld drucken als zuletzt. Was zwangsläufig eine heftige Inflation auslösen wird. Und dann kann man wohl nur noch beten, dass diese Megainflation nicht dieselben katastrophalen Folgen haben wird wie die letzte in der Zwischenkriegszeit. Denn dann heißt die Konsequenz: „Statt auf dem mühsamen Weg zu wachsen, haben wir uns zu Tode verschuldet.“ 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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„Heute“, des Bürgermeisters Ex-Freundin und weit und breit keine SPÖ

08. Mai 2012 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Eva Dichand macht auf hart: „Jeden, der jetzt noch behauptet, dass „Heute“ der SPÖ oder einer SPÖ-nahen Organisation gehört oder von dort finanziert wurde“ will sie klagen. Sie muss aber gleichzeitig bisher unbekannte Dinge über die Eigentümerkonstruktion des Gratisblattes bekanntgeben, die einem den Munde offen stehen lassen.

Das Blatt gehört zwei Stiftungen. Und die sind ja der Inbegriff von Transparenz, wie man spätestens seit dem Fall Grasser weiß. Bei Stiftungen sind bekanntlich alle Treuhänder und Treugeber beim Salzamt zu erfragen.

Dass man ausgerechnet jetzt über die offiziellen Funktionsträger der „Heute“-Stiftungen informiert wird, die nach dem in wenigen Wochen in Kraft tretenden Medientransparenzgesetz ohnedies veröffentlicht werden müssen, ist natürlich auch ein reiner Zufall. Eigentlich wollte Dichand ja schon seit 2005 so transparent sein, hat aber aus einem blöden Zufall immer darauf vergessen. So ein Pech.

Man erfährt nun auch von Frau Dichand, dass die Zeitung ausschließlich über einen Millionenkredit der Bank Austria finanziert worden ist. Banken sind ja dafür bekannt, dass sie große Kredite nur für das schöne Gesicht der Kreditnehmer einzuräumen bereit sind.

Die eine Stiftung ist von Eva Dichand und ihrem Bruder gegründet worden. Die andere Stiftung hat einen ehemaligen Bank-Austria-Vorstand als Stifter. Schon wieder diese Bank. Ganz sicher auch nur ein blöder Zufall. Was auch immer die Bank Austria und dieser Herr Heinz Gehl für ein Interesse gehabt haben mögen, zusammen mit Frau Dichand eine Propagandazeitung herauszugeben, in der die Herren Häupl und Faymann immer traumhaft gut aussteigen. Und bei der der Chefredakteur sofort fliegt, wenn dort eine SPÖ-kritische Geschichte erscheint.

Noch interessanter aber ist, wer da im Vorstand dieser bisher so diskret gewesenen Privatstiftung sitzt: Denn da findet sich eine gewisse Eva S., die damals jahrelang als „Lebenspartnerin“ des Wiener Bürgermeisters aufgetreten ist, etwa bei dessen Geburtstagsfest als "Fels an seiner Seite". Bei diesen Auftritten wurde damals übrigens durchaus ihr voller Namen kundgetan. Nur ist das Tagebuch heute diskret und kürzt den Namen ab, da der Herr Bürgermeister ja des öfteren die Damen in seiner Nähe zu wechseln pflegt. Es könnte ja fast sein, dass die gute Eva S. heute nicht mehr in den Vorstand berufen würde, hat der einstige Lebenspartner doch inzwischen wieder einmal geheiratet. Eine andere.

Aber wie gesagt: Auch die Rolle der Eva S. hat absolut nichts mit der SPÖ zu tun. Das alles ist reiner Zufall. Und wir glauben Eva Dichand ebenso wie ihrer Zeitung jedes Wort. Überhaupt nichts mit der SPÖ zu tun hat natürlich auch Wolfgang Jansky, der im gleichen Stiftungs-Vorstand sitzt und der ebenfalls ganz zufällig davor der Pressesprecher eines Werner F. gewesen ist (derzeit angeblich bisweilen am Ballhausplatz und in der Löwelstraße aufhältig, also auch in keinem Zusammenhang mit der SPÖ stehend).

Bleibt nur noch eine winzige Frage offen: Hält die einstige Schwiegertochter die ganze Nation für so dumm wie die Leser ihres Blattes?

 

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Wahlen gewinnen, aber nicht regieren

07. Mai 2012 09:54 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird zum gemeinsamen europäischen Muster: Mit der Ausnahme Ungarns haben alle Wahlen der letzten Jahre zwei klare Trends gezeigt,die beide die Zukunft des Systems Demokratie in ein düsteres Licht rücken.

Der eine Trend ist die Zersplitterung der Parlamente auf immer mehr Parteien. Selbst Großbritannien braucht erstmals seit Menschengedenken wieder eine Koalition. In Österreich rechnen Analysen schon damit, dass nach der nächsten Wahl schon drei Parteien nötig sein könnten, um eine regierungsfähige Mehrheit zu haben. Mindestens drei Parteien in der Regierungsmehrheit finden sich in vielen Ländern von Tschechien bis zu den Niederlanden, was auch prompt für ständige Krisen sorgt (lediglich die Schweden fahren mit sogar vier Parteien derzeit recht sicher). In Griechenland ist es nun sehr wahrscheinlich, dass die Wahlen überhaupt bald wiederholt werden müssen, weil sich keine Mehrheit findet. Und auch Frankreich hat nur scheinbar eine klare absolute Mehrheit (wenn auch eine knappere als prophezeit) zustandegebracht. Denn im ersten Wahlgang haben sich die Stimmen mehr denn je zersplittert. Und auch dort darf man gespannt sein, wie das nächste Parlament aussieht.

Dieser Trend wird zur wachsenden Bedrohung für die Demokratie, solange diese nicht beispielsweise durch direktdemokratische Methoden weiterentwickelt wird. Mit diesen Methoden hat ja zumindest die Schweiz eine dort schon seit vielen Jahrzehnten zersplitterte Parteienlandschaft problemlos gemeistert.

Der zweite Trend ist noch viel gefährlicher: Es reüssieren immer mehr Parteien, die gar nicht regieren wollen. Sie wollen nur die Stimmen der immer zahlreicher werdenden Nein-Sager akkumulieren und viele Mandate erobern. Aber regieren wollen sie nicht wirklich. Weil dann müssten sie ja über hohle Parolen hinaus auch zu irgendetwas Ja sagen.

Musterbeispiel sind die Piraten, die jetzt schon ins dritte deutsche Landesparlament einziehen. Sie haben sich noch gar nicht so richtig entschieden, ob sie linke oder rechte Inhalte haben werden. Sie wollen nur keinesfalls regieren und lieber auf Dauer politische Couch Potatoes bleiben.

Aber auch die Links- und Rechtsradikalen Griechenlands wollten zwar in großer Zahl ins Parlament einziehen, aber regieren wollen sie nicht. Daran haben sie keine Sekunde gedacht, weil sie wissen: Dann würden sie beim nächsten Mal auf jeden Fall schwer verlieren. Auch die jüngere belgische Geschichte ist ein ähnliches Drama: Dort hat es über ein Jahr gedauert, bis eine Regierung zustandegekommen ist.

Doch selbst bei den österreichischen Freiheitlichen gibt es eine wachsende Anzahl von Stimmen, die sich in internen Diskussionen auf ein klares Wahlziel geeinigt haben: Sie wollen weiter dazugewinnen, möglichst ein Drittel der Mandate erringen, damit man jede Verfassungsänderung blockieren (oder eine Zustimmung sehr teuer verkaufen) kann. Aber regieren will man eigentlich nicht. Diesmal noch nicht, wie meist hinzugefügt wird.

Das erinnert stark an die freiheitlichen Diskussionen im Winter 99/00, als Jörg Haider eher im Alleingang seine Partei in die Regierung hineingezogen hat. Und auch er hatte sehr spezifische Motive: Er hatte damals schon in Kärnten regiert und gewusst, dass er im Bund mitbestimmen muss, wenn er für sein Bundesland etwas herausholen will, etwa den Koralm-Tunnel.

Dieser paneuropäische Trend macht sehr besorgt. Ja, es stimmt, regierende Parteien erleiden in der großen Mehrzahl der Fälle am nächsten Wahltag ein Minus – auch wenn die Drittelung der griechischen Sozialisten schon einen Rekord darstellt. Aber irgendwie brauchen Staaten halt doch eine Regierung. Und nicht nur eine Ansammlung von untereinander verfeindeten Parteien, die jeweils mit großer Radikalität für ein einziges, jedoch bei jeder Partei ganz anderes Anliegen stehen.

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Explosion über Europa

06. Mai 2012 19:23 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt fliegt uns Europa wie ein explodierender Druckkochtopf um die Ohren. Die Franzosen wählten einen Präsidenten, der statt zu sparen neue Schulden machen will; die Griechen marschierten im Eilschritt zu Parteien, die mit noch viel radikaleren Tönen dasselbe wollen; und ähnliches ist vor ein paar Tagen in Rumänien passiert: Dort hat auch ohne Neuwahlen ein Regierungswechsel stattgefunden, nach dem nun rundum Gehaltserhöhungen und Steuersenkungen versprochen werden.

Für Sozialisten und ähnlich Denkende ist jetzt wohl das Schlaraffenland ausgebrochen. Alle anderen tun gut daran, ihre Ersparnisse in Sicherheit zu bringen, noch mehr als bisher ins Gold zu flüchten oder in brasilianische Anleihen. Aber auch wer keine Ersparnisse hat und nur die Grundrechnungsarten beherrscht, sollte sich vor dem Triumph des Verkauft-mein-letztes-Hemd-Sozialismus fürchten.

Theoretisch könnten sich die Bürger Deutschlands, der Niederlande, Finnlands, Luxemburgs oder Österreichs die kommenden Dinge gelassen und erste Reihe fußfrei anschauen. Denn unter normalen und logischen Umständen könnte man  jetzt geruhsam abwarten, wo denn die Franzosen, Griechen oder Rumänen noch Blöde finden wollen, die ihnen Geld borgen. Da das wenig wahrscheinlich ist, werden ihnen die sozialistischen Tagträume bald vergehen.

Jedoch leben wir in einem Europa, in dem nicht mehr die Grundrechnungsarten gelten. Deren Geltung ist – skurrilerweise vor allem auf Verlangen des nun geschlagenen Franzosen Nicolas Sarkozy – im Jahr 2010 aufgehoben worden. Damals ist Griechenland als erstes Land an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten. Und damals hat Europa grundfalsch reagiert, hat Griechen, Spaniern, Franzosen und vielen anderen eine völlig falsche Botschaft übermittelt.

Die Kausalitätskette der falschen Reaktion: Durch einen Bankrott Griechenlands hatte vielen Gläubigern – nicht zuletzt in Frankreich – ein gewaltiger Zahlungsausfall und damit die eigene Insolvenz gedroht. Was Sarkozy unbedingt verhindern wollte. Er setzt darauf die deutsche Bundeskanzlerin so lange unter Druck, bis diese nachgab und die deutschen Steuerzahler zwang, die griechischen Schulden zu übernehmen.

Dieses Modell hat sich inzwischen immer häufiger wiederholt. Immer mehr Länder sind an den Rand der Insolvenz gerutscht. Immer neue bilaterale und multilaterale Modelle wurden entwickelt und umgesetzt, die alle dasselbe bedeuteten: Die gerade noch kreditwürdigen Staaten Europas zahlten für die überschuldeten und übernahmen Haftungen für diese. Längst finden sich auch für die Anleihen der Bundesrepublik nur noch Käufer, weil die Europäischen Zentralbank wie verrückt neues Geld druckt, das dann zum Kauf der Anleihen benutzt wird.

Aber alles nutzte nichts: Merkels Parteifreund Sarkozy wurde abgewählt, die Griechen wählten in erschreckendem Ausmaß Links- und Rechtsradikale. In beiden Ländern ist das Motto der Sieger gleich: Sie denken nicht daran, zu sparen oder Schulden zurückzuzahlen. Sondern überall wird Deutschland beschimpft, wenn es nicht bis zum eigenen Konkurs ständig weitere Schulden für Frankreich, Griechenland & Co zu machen bereit ist.

Alles, was für Deutschland gilt, gilt auch für Österreich – nur ist hier zum Unterschied von Deutschland nicht einmal eine seriöse Debatte über den Sinn der unfinanzierbaren Rettungsschirme geführt worden. Sondern Österreich hat einfach das nachgeplappert, auf was sich die deutsche Politik geeinigt hat.

Mit dem Sieg des schuldenbegeisterten Hollande in Frankreich und mit der totalen Unregierbarkeit, die jetzt in Griechenland ausgebrochen ist, dürfte es jetzt eigentlich nur eine Alternative geben: Entweder die noch nicht insolventen Länder steigen individuell oder kollektiv aus dem Euro aus. Oder sie stoppen zumindest jede weitere Geldhilfe für die Krisenländer, was sich insbesondere auch auf die unmittelbar drohende Ratifizierung des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM beziehen müsste. Was wiederum zu einem Austritt mehrerer Krisenländer aus dem Euro führen müsste.

Das ergäbe zwar zweifellos kurzfristig gewaltige Turbulenzen, wäre aber langfristig der einzige Weg zur Heilung. Denn solange es in Europa Politiker und Parteien wie die griechischen Chaosparteien oder Monsieur Hollande gibt, die den Wählern das Blaue vom Himmel versprechen, solange werden sie gewählt. Und daher ist jeder rationale Weg zu einer Beendigung der Schuldenkrise verbaut.

Freilich: Wer mag jetzt noch glauben, dass sich die Deutschen, die so oft knieweich nachgegeben haben, noch Fünf vor Zwölf aus diesem untergehenden Schiff auszusteigen zu trauen? Dazu bräuchte es mutige Staatsmänner. Und die gibt es weit und breit nicht.

PS.: In Frankreich gibt es noch einen Restfunken Hoffnung, dass Hollande nach Amtsantritt das Gegenteil dessen tut, was er angekündigt hat. So hat ja auch der deutsche Sozialdemokrat Schröder am Ende seiner Amtszeit plötzlich das Richtige getan, nämlich Kurs auf eine liberale Austeritätspolitik zu nehmen. Was ihn zwar den Wahlsieg kostete, aber die Grundlage für die nunmehrige Blüte Deutschlands legte. In Griechenland darf man diese Hoffnung nicht mehr hegen. Obwohl dort die Dinge noch viel skandalöser stehen: Erst in der Vorwoche wurde bekannt, dass 200.000 Pensionen und ähnliches gestrichen wurden, weil sie betrügerisch erschwindelt worden waren – etwa zugunsten von längst Verstorbenen. Offenbar wird man jetzt sogar schon dafür bestraft, wenn man Betrügern das Handwerk legt . . .

 

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Wie man den ORF wirklich unabhängig machen könnte

06. Mai 2012 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Der katastrophale Zustand des ORF hat die Regierung wieder einmal zu einem Anlauf motiviert, das ORF-Gesetz zu reformieren. Freilich: Nichts von dem, was sie da bisher vorhat, ist irgendwie geeignet, Unabhängigkeit, Pluralismus und Sparsamkeit im ORF zu fördern. Ich habe deswegen mit einer Gruppe von Experten sieben Punkte für eine rechtliche Regelung zusammengestellt, die eine weit bessere Garantie dafür bieten würde als alle politischen Pläne.

Natürlich ist uns klar, dass diese Punkte angesichts der vielen involvierten Interessen keine unmittelbare Realisierungs-Chance haben. Aber sie sollen demonstrieren, was möglich wäre, ohne gleich die Idee öffentlich-rechtlichen Rundfunks ganz zu Grabe zu tragen.

Die Regierung plant ja, den ORF von einer Stiftung in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Wird dadurch irgend etwas besser? Der renommierte Medienrechtsexperte Gottfried Korn zeigte sich dieser Tage amüsiert: „Was soll das bringen? Der ORF hatte doch schon alle möglichen Rechtsformen gehabt und war nie unabhängig – mit Ausnahme der Periode zwischen 1967 und 1973.“

Die Rechtsform allein ist also irrelevant. Auch die Größe des Aufsichtsrates/Stiftungsrates ist nicht sehr wichtig – bis auf einen Aspekt: Bei einer drastischen Verkleinerung wäre es nicht mehr möglich, dass jedes Bundesland einen Vertreter entsenden kann. Das könnte vielleicht ein wenig beitragen, die lähmende Hofberichterstattung über Landeshauptleute (und Wiener Bürgermeister) zu reduzieren.

Zugleich ist aber der Versuch, die Länder zu entmachten, fast eine Garantie, dass die Reformpläne nie Wirklichkeit werden. Bevor man auch nur versucht hätte, die wirklich zentralen Probleme zu diskutieren. Wie aber stellt man Unabhängigkeit, Pluralismus und Sparsamkeit in einem Unternehmen sicher, dass dem Staat gehört?

Viele meinen ja mit gutem Grund, dass das überhaupt nicht möglich sei. Die Entwicklung der ORF-Redaktion zu einem Rätefernsehen bestätigt diese Befürchtung. Redaktionsräte treten zunehmend so auf, als ob ihnen Fernsehen und Radio gehören würden. Die im Eiltempo den ORF fliehenden Seher und Hörer sind in dieser Rätediktatur hingegen völlig gleichgültig. Es ist bezeichnend, dass heute Servus-TV jener Sender ist, der die weitaus größte und beste öffentlich-rechtliche Qualität in diesem Land hat. Auch eine neue market-Umfrage zeigt, dass die Österreicher den privaten Radio- und Fernsehsendern eine unabhängigere Berichterstattung zubilligen als dem ORF.

Bei der gleichen Umfrage haben nicht weniger als 76 Prozent von „parteipolitisch motivierten Personalentscheidungen“ im ORF gesprochen, während nur 7 Prozent solche nicht sehen wollen. Und 64 Prozent sehen eine daraus erfolgende Beeinflussung der unabhängigen Berichterstattung des ORF (und wieder sind es bloß 7 Prozent, die das nicht so sehen). Klarer kann man das bisherige Scheitern der ORF-Politik gar nicht mehr dokumentiert bekommen.

Daher hat das amerikanische Modell viel für sich, in dem es überhaupt kein Fernsehen oder Radio mit Pflichtgebühren gibt. Dennoch sei mit dieser Feststellung nicht die Diskussion beendet. Denn in der österreichischen Realität hat dieser amerikanische Weg noch auf viele Jahre keine Realisierungschancen.

Um noch bei ausländischen Modellen zu bleiben: Das italienische Modell, dem auch das deutsche ähnelt, fördert zwar nicht Sparsamkeit oder Unabhängigkeit, aber wenigstens den Pluralismus: Dort hat man sich die Kanäle nach ideologischen Schwerpunkten aufgeteilt. Damit wäre wenigstens sichergestellt, dass auch christdemokratisch/rechtspopulistisch/neoliberal/konservativ denkende Menschen wieder fernsehen und radiohören könnten, ohne tägliche Tobsuchtsanfälle zu bekommen.

Nur in die Kategorie Faschingsscherze sind jene Modelle einzuordnen, die dem Bundespräsidenten die Schlüsselrolle bei der Bestellung der wichtigsten ORF-Funktionen einräumen wollen. Dass dadurch weder Qualität noch Pluralismus noch Sparsamkeit hergestellt werden, scheint wohl keiner langen Beweisführung zu bedürfen.

Ideal wäre das britische Modell, in dem Pluralismus und Toleranz herrschen, in dem in jede ideologische Richtung kritisch – aber fair – berichtet und gefragt wird. Nur: Kann man Mitteleuropäern diese tief verwurzelte englische Fairness anders als durch Gehirntransplantation einpflanzen?

Bei allem Zweifel, ob dies möglich sei, könnten Rahmenbedingungen zumindest eine Annäherung sicherstellen. Diese sei mit folgendem Modell versucht, das die erwähnte Gruppe aus Juristen und Journalisten erarbeitet hat (an der auch ORF-Angestellte mitgewirkt haben, weshalb die Mitglieder naturgemäß ungenannt bleiben müssen). Natürlich kann und muss da noch in vielen Details gefeilt werden. Es muss auch die EU-rechtliche Kompatibilität abgesichert werden. Aber dieses Modell scheint jedenfalls besser als jedes andere bisher diskutierte unter österreichischen Rahmenbedingungen Qualität, Unabhängigkeit, Ausgewogenheit und Sparsamkeit zu sichern.

Sieben Punkte für Pluralismus, Qualität, Sparsamkeit

1. Die Gebühren fließen nicht mehr dem ORF direkt zu. Sie werden von einer Kommission in monatlichen Bewertungen auf alle in Österreich produzierenden Sender aufgeteilt. Bei dieser Aufteilung stehen folgende Gesichtspunkte der Bewertung im Vordergrund:

In diese Kommission können nur Mitglieder mit mindestens drei Jahrzehnten Berufserfahrung im Journalismus oder einem verwandten Beruf entsandt werden. Sie dürfen in keinerlei rechtlicher oder berufsmäßiger Beziehung zu einem mit Gebührengeldern bedachten Sender stehen. Das trifft auch auf ihren Arbeitgeber zu.

Die Kommission publiziert die regelmäßig weiterzuentwickelnden und zu präzisierenden Maßstäbe ihrer Bewertung.

2. Für Mitglieder in Hauptversammlung, Kommission oder Aufsichtsrat gelten folgende Unvereinbarkeiten:

Erläuterung: Damit wird endlich jede Möglichkeit genommen, dass sich die ORF-Führung die Zustimmung in Gremien kauft, wie dies seit Jahrzehnten üblich war: Sei es durch ständige Auftritte, sei es durch berufliche Karrieren von Stiftungsräten. Ebenso schafft das absolute Wiederbestellungsverbot eine größere Unabhängigkeit als alle bisherigen Regelungen. Denn die Angst, nicht wiederbestellt zu werden, schafft besonders starke Abhängigkeiten.

3. Die Mitglieder der Hauptversammlung amtieren zum Unterschied von jenen in Kommission und Aufsichtsrat ehrenamtlich. Sie haben im Hauptberuf eine richterliche Funktion (beziehungsweise die eines pensionierten Richters). Ihre einzige Aufgabe besteht in der Wahl von Kommission und Aufsichtsrat, für die öffentliche Ausschreibungen stattzufinden haben.

Sie werden auf folgende Weise nominiert:

Erläuterung: Der verpflichtende richterliche Hintergrund bietet unter allen Berufen die weitaus größte Chance auf Unabhängigkeit.

4. Der Aufsichtsrat des ORF besteht aus neun Personen. Für ihn gelten die gleichen Regeln wie für jeden Aufsichtsrat: Honorierung, persönliche Haftung, Wahl des ORF-Vorstandes, Mitwirkung bei wichtigen Entscheidungen, usw.

Erläuterung: Der Aufsichtsrat kann und muss sich in dieser Konstruktion ganz auf die Wirtschaftlichkeit des ORF konzentrieren.

5. Der ORF kann wie ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen agieren. Er bekommt aus öffentlichen Mitteln (also Gebühren) nach den gleichen Regeln Geld wie jeder andere Radio- oder Fernsehsender. Damit fallen sämtliche derzeit den ORF einseitig belastenden Auflagen weg, aber eben auch das weiche Bett der Gebühren.

Damit ist erstmals die Sparsamkeit garantiert. Damit steht der Sender aber auch unter Druck, ausgewogen und unabhängig zu agieren. Sonst würde er keine oder deutlich weniger Gebühren bekommen.

6. Jeder Sender, der Gebührengelder erhalten will, muss auch außerhalb der geförderten Sendungen folgende Regeln beachten:

7. Gegen die Förderung bzw. Nicht-Förderung von Programmen können 20 GIS-Zahler schriftlich Beschwerde einlegen. Die Kommission hat auf jede Beschwere in einer öffentlichen Internet-Seite zu antworten. Rechtszug ist keiner möglich (was natürlich Strafanzeigen und Beschwerden an den Verfassungsgerichtshof nicht ausschließt).

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Verschwiegene Wahrheiten über Kinder und Mütter, über Migranten und Frühpensionisten

05. Mai 2012 00:16 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird immer ärgerlicher, wie die Öffentlichkeit durch einseitige Medien und ideologische „Experten“ einseitig mit – oft total falschen und fast immer tendenziösen – Daten gefüttert werden. Noch ärgerlicher ist aber, wie manche gesellschaftspolitisch wichtigen Daten verschwiegen werden.

Hier ein kleiner Auszug:

1. Frühpensionierungen helfen nicht, den Gesundheitszustand zu verbessern, sondern verschlechtern ihn, vor allem bei Männern. Das zeigt eine große internationale Studie im Auftrag der EU. Von der man aber in Österreich nichts hört (wo meist nur die Klassenkampfstudien im Auftrag der Arbeiterkammer publiziert werden). Denn Frühpensionisten leben ungesünder, sie leiden oft unter einer schlagartig ausbrechenden Sinnkrise, sie verlieren ihre sozialen Netzwerke. Das, was vielen so erstrebenswert erscheint, ist also oft ein schwerer Schicksalsschlag.

2. Die Berufstätigkeit einer Mutter aus Mittel- und Oberschichtfamilien ist schlecht für die Entwicklung eines Kindes. Das kann man im neuesten deutschen Familienbericht (Seite 102) lesen (in Österreich wagt man sich gar nicht an solche Fragen heran). Dem Kind entgeht durch die außerfamiliäre Betreuung die Bildung und Erziehung durch seine gut gebildete und erziehungskompetente Mutter. Hinter deren Leistung bleibt das Bildungsangebot in Kindergärten weit zurück. Bei Migranten- und Unterschichtfamilien ist die Wirkung einer solchen Betreuung hingegen eindeutig positiv.

3. Die von der Politik, auch der EU so stark geförderte außerfamiliäre Betreuung von Kindern unter drei Jahren wird in Deutschland von Müttern mit Migrationshintergrund viel seltener benutzt als von anderen. Dabei begründet die Politik die teuren Kleinkinderbetreuungseinrichtungen vor allem damit, dass man Migrantenkinder so besser in den Bildungsprozess einbinden kann. Dafür werden diese Betreuungsstrukturen vor allem von besser gebildeten Müttern genutzt. (gleicher Familienbericht, Seite 99f)

4. Ein Zitat, dass die letztgenannten Punkte unterstreicht: „Kleinkinder dauerhaftem Stress auszusetzen, ist unethisch, verstößt gegen Menschenrecht, macht akut und chronisch krank. Dieses Wissen hindert die Bundesregierung und Wirtschaftsverbände nicht daran, die Erhöhung der Zahl der außerfamiliären Betreuungsplätze zum Ausweis moderner Familienpolitik zu stilisieren.“ So der deutsche Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Sozialpädiatrie Rainer Böhm (Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 4. April, Seite 7). Das sind Sätze, die zweifellos auch für Österreich gelten, wo sich nur die meisten Mediziner mit unzeitgeistigen Erkenntnissen zurückhalten.

5. Die EU will, dass 75 Prozent der Frauen im erwerbstätigen Alter berufstätig sind (so wie die Männer). In Österreich sind es 66 Prozent, was weit über dem EU-Schnitt liegt. Der österreichische Wert beinhaltet aber auch die Frauen mit türkischem Hintergrund: Diese sind zu 41 Prozent berufstätig.

6. Amerikanische Jugendliche in Gefängnissen:

Quelle: C. Harper und S. McLanahan: „Father Absence and Youth Incarceration“. Data from National Longitudinal Survey of Youth.

7. Kokain-Nutzer unter erwachsenen Amerikanern:

Quelle: Add Health Wave II 1966

8. Schlechte Bildung. Untersucht wurden die in Österreich lebenden 25- bis 64-Jährigen:

Quelle: „migration & integration, zahlen.daten.indikatoren 2010“ (Statistik Austria, Seite 46)

Anmerkung: 48 Prozent der im Ausland geborenen Migranten stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien; 17 Prozent aus der Türkei. In Österreich kommt ein Drittel der Migrantenkinder überhaupt erst während ihrer Schulzeit ins Land, was dem Bildungssystem fast jede Chance der Gegensteuerung nimmt.

9. Österreich wird gerne als die Hölle für Ausländer dargestellt, etwa von der Rathaus-finanzierten Organisation Zara. eine EU-Studie zeigt das Gegenteil. Fälle von erlebter Diskriminierung unter 100 Migranten aus der Türkei innerhalb eines Jahres:

Quelle: EU-MIDIS Seite 14.

10. Von den weltweit über 20 Millionen Migranten mit tertiärem Abschluss (Universitäten und ähnliches) haben sich drei Viertel in den USA, Kanada, Australien und Großbritannien niedergelassen. Wen wundert es, dass diese Länder aus der Zuwanderung großen Nutzen ziehen? Länder wie Österreich werden von solchen Leistungsträgern jedoch total gemieden. Der Grund? Die Sprache, aber vor allem die hohen Steuern.

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SN-Kontroverse: Französische Wahl

04. Mai 2012 19:23 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht Frankreich einen Linksruck?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Frankreich braucht den Wechsel

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seine Bilanz ist miserabel. Nach fünf Jahren an der Macht hinterlässt Präsident Nicolas Sarkozy ein verunsichertes und geschwächtes Land. Schulden und Arbeitslosigkeit sind in Frankreich hoch. Die Wettbewerbsfähigkeit der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt schwindet. 2007 sagte Sarkozy, er werde versagt haben, sollte die Arbeitslosenquote 2012 nicht auf fünf Prozent gesunken sein. Heute liegt sie bei fast zehn Prozent, so hoch wie seit zwölf Jahren nicht. Es gibt eine Million mehr Erwerbslose als bei Sarkozys Antritt.

Versuche, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren, blieben Stückwerk. Er höhlte die von den Sozialisten eingeführte 35-Stunden-Woche aus, da Überstunden von der Steuer abgesetzt werden können, was aber teuer für die Staatskasse ist. Im Außenhandel verzeichnet Frankreich ein Rekorddefizit. Das Land hat nur ein marginales Wachstum und die höchste Staatsquote in Europa. Ein Drittel der gesamten Staatsverschuldung von 1,7 Billionen Euro geht auf das Konto von Sarkozys Regierung. Verschaukelt fühlen sich viele Franzosen von seinem Versprechen zur Hebung der Kaufkraft. Sarkozy ist ein Meister der Ankündigungspolitik; bei der Verwirklichung seiner Vorhaben geht ihm oft die Luft aus. Gründlich fehlgeschlagen ist die moralische Erneuerung des Landes. Vor fünf Jahren zog Sarkozy mit dem Slogan "rupture" durch die Lande und wollte gegen die reformunwilligen und faulen Machteliten kämpfen.

Die "untadelige Republik" blieb jedoch eine Fata Morgana. Es kam zu vielen Affären. Der Präsident, der sich gern als Mann des Volkes präsentierte, spielte die Spiele der Pariser Machtkaste und versuchte, seinem Sohn einen Chefposten zu verschaffen. Für Befremden sorgen sein Faible für Prominente, Yachten und teure Uhren, dazu sein aggressiver Ton gegenüber Kritikern und eigenen Ministern. Frankreich braucht den Wechsel. Der Konservative hat versagt.

 


Retro-Sozialismus bedroht Europa

Andreas Unterberger

Alle Umfragen prophezeien einen klaren Sieg von François Hollande. Präsident Sarkozy würde diese Niederlage auch voll verdienen. Wegen seiner privaten Eskapaden, wegen seines Zögerns bei den oft angekündigten Reformen zum Abbau des real existierenden französischen Sozialismus. Dennoch hat der "Economist", Europas führendes Magazin, mehr als recht, wenn er Hollande als "gefährlich" bezeichnet. Denn die von ihm ausgehenden Gefahren bedrohen ganz Europa.

Hollande zeigt null Bereitschaft, auch nur eine der für das Land dringend notwendigen Reformen anzugehen. Er will im Gegenteil die Uhren auf einen in der Welt einmaligen Retro-Sozialismus zurückdrehen. Er will das Pensionsalter wieder senken. Er will trotz schrumpfender Schülerzahlen 60.000 zusätzliche Lehrer als Beamte einstellen. Er will den Spitzensatz der Einkommensteuer auf 75 Prozent erhöhen. Er will die Europäische Zentralbank zwingen, "mehr fürs Wachstum" zu tun, also noch mehr Geld als die zuletzt gedruckte Billion zu drucken. Er will Firmen zwangsenteignen. Er will auch Nicht-EU-Ausländern das kommunale Wahlrecht geben. Er lehnt die Schuldenbremse ab. Er verlangt Eurobonds, auf Deutsch: die Haftung Deutschlands (und Österreichs) für Frankreichs Schulden. Und so weiter. Kein Wunder, dass Hollande uneingeschränkt von den ausgeschiedenen kommunistischen Kandidaten unterstützt wird. Das findet er auch total okay (während Rechts-Außen Marine Le Pen gegen beide Kandidaten des Finales ist).

Auch für die anderen Länder Europas wäre es eine Katastrophe, sollte Hollande nur einen Teil seines Programms realisieren. Denn durch die gemeinsamen Schuldenprogramme seit 2010 und nun endgültig durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM - der ja das Gegenteil seines Namens bedeutet -, sind die Euroländer untrennbar aneinandergekettet. Bis zum gemeinsamen Untergang.

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Fußnote 293: Amerikas Humanität einst und jetzt

03. Mai 2012 13:37 | Autor: Andreas Unterberger

Amerikas Umgang mit chinesischen Bürgerrechtler Chen Guangcheng macht bestürzend klar, wo die einst große humanitäre Supermacht heute steht.

Der mutige Blinde, der immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen anprangert, hatte sich auf geheimnisvollen Wegen in die amerikanische Botschaft in China in Sicherheit bringen können. Nach ein paar Tagen haben ihn die Amerikaner unter einigen falschen Versprechungen wieder zum Gehen gebracht. Jetzt wird er mit seiner Familie – erwartungsgemäß – wieder schwer drangsaliert. Aber die so wie Europa schwer bei den Chinesen verschuldeten Amerikaner konnten und wollten sich den Konflikt mit Peking nicht mehr leisten. Geld (also die Exporte der chinesischen Industrie) hat über Humanität gesiegt. Was für ein Kontrast zu 1956: Damals nahmen die Amerikaner einen anderen Helden, Kardinal József Mindszenty, nach dem Ende der ungarischen Revolution in ihre Budapester Botschaft auf. Und sie behielten ihn dort gezählte 15 Jahre. Herrn Chen haben sie keine 15 Tage ausgehalten.

 

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Fußnote 292: Die Asfinag kommt voran

03. Mai 2012 12:19 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist immer wieder amüsant, was man als Produkt von PR-Agenturen zu lesen bekommt. Diesmal hat die Asfinag die Spitze geschafft.

Auf mehreren „Nachrichten“-Homepages liest man eine Formulierung über das Jahresergebnis der staatlichen Autobahngesellschaft, die wohl nur durch das raffinierte Wirken von PR-Textern zu erklären ist: „Dank des reduzierten Bauprogramms kommt die Asfinag beim flacheren Schuldenaufbau voran“. Was der werbetextliche Neusprech schon alles als Erfolg darstellen kann! Freilich: Wie würde es klingen, stünde dort die schlichte Wahrheit? Die da lautet: Obwohl die Asfinag viel weniger gebaut hat – so ist kein einziger neuer Autobahnkilometer dazugekommen –, haben sich ihre Schulden weiter vermehrt.

 

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Hoch die Lehre

03. Mai 2012 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Bringen wir möglichst viele jungen Menschen zur Matura! Dann geht es ihnen und uns allen besser. Diese Überzeugung steckt tief in uns drinnen. Und kaum jemand widerspricht ihr. Sie hat nur ein Problem: Sie stimmt nicht.

Das zeigt sich etwa an der zum Teil 50-prozentigen Jugendarbeitslosigkeit in den südeuropäischen Ländern. Diese haben alle viel höhere Maturanten- und Akademikerquoten als Österreich (und überdies Gesamtschulen). Damit müsste ja nach herrschender Lehre eine blühende Zukunft garantiert sein.

Jene Länder verstecken aber oft nur die Jugendarbeitslosigkeit, wenn sie die jungen Menschen möglichst lange in Universitäten und Schulen ohne Leistungshürden stecken. Da können diese schon rein definitorisch nicht arbeitslos sein. Aber die Arbeitslosigkeit schlägt dann umso heftiger zu, wenn einmal Schule und Uni doch vorbei sind. Denn dort haben die Akademiker zwar wunderschöne Sachen von der Philologie bis zur Kunst gelernt. Aber die Arbeitgeber interessieren sich halt leider nicht für solche Kenntnisse. Höchstens der staatliche – und der hat jetzt auf viele Jahre absolut kein Geld mehr.

Spaniens Jugendarbeitslosigkeit betrug übrigens auch schon vor der Krise ein Vielfaches der österreichischen. Also ist die Krise nicht ihre Ursache, sondern sie macht nur eine ernste Lage hoffnungslos.

Von der Österreich zum Glück weit entfernt ist. Aber auch hier zeigen manche von der Politik ignorierte Daten Erstaunliches: Österreichische Maturanten haben schon ein deutlich höheres Risiko, arbeitslos zu werden, als Absolventen einer Lehre. Laut Mikrozensus sind 6,8 Prozent der Lehrabsolventen, aber 8, 6 Prozent der Maturanten arbeitslos. Lehrlinge sind auch weniger armutsgefährdet als Nur-Maturanten.

Da macht es absolut fassungslos, wenn sogar die Industriellenvereinigung ein Volksbegehren unterstützt, das höhere Maturantenquoten verlangt. Gleichzeitig klagen Industrie und Gewerbebetriebe aber über einen rasch wachsenden Lehrlingsmangel.  Lediglich manche Mädchen haben nach der Lehre ein Problem – das wohl mit den vielen Möchtegern-Friseurinnen zusammenhängt; nach der Matura geht es den jungen Frauen hingegen relativ besser als ihren männlichen Kollegen.

Wir sollten endlich aufhören, Matura als wertvoller denn eine gute Lehre anzusehen. Das lehren auch die vielen ausländischen Delegationen, die sich in Österreich und Deutschland begeistert das duale System anschauen, also die Parallelität von Betriebspraxis und Schule. Sie entdecken dabei zu ihrem Erstaunen etwas, was an etlichen Schulen und Universitäten außer Mode kommt: Bei den Lehrlingen gibt es noch strenge Prüfungen, es fallen viele bei der Abschlussprüfung durch, wie ein Junggewerkschafter dieser Tage bitter beklagte. Was aber nur ein hervorragendes Zeichen für die Qualität der Ausbildung ist.

Vielleicht sollten auch unsere Schulen bei der Lehre ein wenig in die Lehre gehen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Weg mit der Forschungsförderung, her mit der Genderei

02. Mai 2012 00:09 | Autor: Andreas Unterberger

Die Politik weiß hinten und vorne nicht, wo sie genug Geld einsparen könnte, um zumindest ein Jahr lang mit den Einnahmen auszukommen. Oder gar Schulden abzubauen. Oder gar Rücklagen angesichts der auf uns zurollenden demographischen Katastrophe anzulegen. Aber zugleich hat sie sich im parteiübergreifenden Konsens darauf festgelegt, dass in einem einzigen Bereich nicht gespart werden darf, sondern ständig noch mehr ausgegeben werden muss: bei den staatlichen Forschungsausgaben. Denn das wären zukunftsrelevante Investitionen. Was sich aber immer öfter als Nonsens herausstellt. Wie nun einige massive Missbräuche und Fehlentwicklungen zeigen.

Das ist nun kein Widerspruch zu dem Faktum, dass neue Forschungsergebnisse immer wieder neue Produkte ermöglichen, die österreichische Unternehmen dann in alle Welt exportieren können. Womit wieder Geld ins Land kommt, mit dem dann weiterhin all das eingekauft werden kann, was wir so gerne haben: Bananen, Handys, Autos, Benzin und ein paar Tausend andere Dinge. Solche neuen Produkte sind fast immer Ergebnis von Forschung. Dabei spielt es keine Rolle, ob nun direkt nach einer solchen konkreten Anwendung gesucht  worden ist, oder ob da jemand ganz zweckfrei wissen wollte, was eigentlich die Welt im Innersten zusammenhält.

Nur: Warum um Himmels willen sollen politisch und bürokratisch eingesetzte Gremien am besten entscheiden können, woran geforscht werden soll? Das wäre das erste Mal in der Geschichte, dass staatliche Lenkung das besser zusammenbrächte als Unternehmen oder Universitäten. Staatliche Gremien schaffen immer nur Eines: Kaum sind sie gegründet, werden sie von Monat zu Monat bürokratischer. Zugleich gehen sie inhaltlich stets auf Nummer sicher. Was nie zu wirklichen Durchbrüchen führen kann. 

Auf der einen Seite sind Unternehmen viel effizienter und zielorientierter in ihrer Forschung als solche Staatskommissäre. Sie kennen insbesondere die Bedürfnisse des Marktes und die Kostenstrukturen der Produktion. Mit absoluter Sicherheit ist jeder in einem Unternehmen ohne staatliche Einmischung eingesetzte Euro effizienter als die vielen Forschungsprojekte, die überhaupt nur gestartet werden, um an staatliche Gelder heranzukommen. Viel sinnvoller wäre es daher, wenn es steuerlich für Unternehmen deutlich attraktiver würde, selbst zu forschen.

Ebenso ist manche universitäre Forschung oder jedenfalls jene in Gugging (IST-Institut) oder die in einem Akademie-Institut sinnvoll. Dabei muss es immer darum gehen, dass sich ein Forscher rein vom Erkenntnisdrang leiten lässt und den Rücken frei hat, um sich eine Zeitlang ganz seiner leidenschaftlichen Neugier hinzugeben. Ohne Rechtfertigungsdrang und ohne Notwendigkeit, ständig komplizierte Subventionsanträge schreiben zu müssen.

Besonders widerlich an den staatlichen Forschungsförderern ist der Umstand, dass sie immer mehr Steuergeld für die eigene PR ausgeben. Das geschieht meist in Form von gesponserten PR-Seiten und -Beilagen in den Medien, die sich dem Thema Forschung widmen. die aber in Wahrheit nur den Zweck haben, dass nicht kritisch über die diversen Forschungsfonds geschrieben wird.

Am allerwiderlichsten ist aber, dass nun auch der Genderismus in die staatliche Forschungspolitik Einzug hält. Statt dass man zumindest den Eindruck zu erwecken versucht, dass es dem „Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ um die tollsten und interessantesten Forschungsprojekte ginge, wird jetzt auch bei Forschungsprojekten gegendert. Nicht nur sprachlich, sondern auch finanziell.

Künftig kommt es nämlich darauf an, dass man schon in der Antragstellung „auch die Aspekte einer ausgewogenen Zusammensetzung des Forschungsteams und der Gender-Dimension in der Forschung berücksichtigt. Damit folgt der FWF dem internationalen Diskurs und adressiert in diesen Forschungsprogrammen beide Dimensionen der Gleichberechtigung der Geschlechter im Forschungsbereich: Chancengleichheit und Integration der Gender-Dimension in der Forschung.“

30 Prozent der Projektleiter sollen künftig Frauen sein. Wobei ja schon die Willkürlichkeit einer präzisen Zahl zeigt, dass es hier um bloße Willkür geht. Warum 28 oder 31 Prozent? Warum können nicht einmal auch 60 Prozent der Projektleiter Frauen sein, wenn sie gute Projekte haben? Weil dann irgendwelche Gender-Beauftragtinnen arbeitslos wären?

Es geht also nicht einmal mehr theoretisch um den Anspruch auf ein tolles Forschungsprojekt, auf eine spannende Erkenntnis, sondern wichtig ist die politisch korrekte Gender-Dimension. Das Erkenntnis-Interesse, das in den letzten Jahrhunderten weltweit die Forschung dominiert hat, und die Wahrheitssuche sind durch das Gleichberechtigungs-Interesse ersetzt worden.

Dass diese Form der angeblichen Gleichberechtigung natürlich eine Ungleichberechtigung ist, braucht wohl nicht näher erläutert zu werden. Denn damit werden in den meisten Disziplinen automatisch wenig qualifizierte Frauen eine weit bessere Chance haben als ein gut qualifizierter Mann. Was in Wahrheit glatt verfassungswidrig ist – nur tut sich den Weg zum VfGH kaum jemand an.

Wem von alldem noch nicht übel genug ist, der lese sich einfach das sonstige Gender-Gewäsch dieses einst renommiert gewesenen Förderungsfonds durch. Dann wird er wohl auch der Forderung zustimmen: Weg mit jedem Euro für eine solche Art von Forschungsförderung.

PS.: Soeben konnte man nun auch die Forderung der Frau Heinisch-Hosek lesen, dass an jeder(!) Fakultät Genderismus gelehrt werden müsse. Und an den Pädagogischen Hochschulen will die Ministerin gleich damit anfangen (offenbar ist die Frau Schmied als Chefin dieser Hochschulen endgültig im Abgang und die Nachfolgerin rührt schon nach Belieben um).

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Keine Kinder mehr oder: Wie die Wissenschaft das zentrale Zukunftsthema ignoriert

01. Mai 2012 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Bernhard Felderer, der große alte Mann der österreichischen Ökonomie, hat sich an ein Thema herangewagt, das Ökonomen sonst gerne meiden. Sie tun dies wahrscheinlich aus politischer Korrektheit, also Feigheit. Felderer hat hingegen erstmals den dramatischen Kindermangel als fundamentales ökonomisches Problem Europas definiert. Für den Mut, dies einmal ganz offen anzusprechen, gebührt ihm jedenfalls eine dicke Gratulation.

Bisher ist der in den späten 60er Jahren passierte und seither anhaltende steile Absturz der Reproduktionsrate immer nur als kulturelles, religiöses oder nationales Problem angesehen worden. Was er natürlich auch ist. Die Reproduktionsrate, also die Zahl von Kindern pro Frau, sank damals binnen kürzester Frist in den meisten europäischen Ländern von über 2 auf unter 1,4. Auslöser dieser historischen Wende waren sowohl gesellschaftliche Umbrüche wie auch medizinische Entwicklungen (Antibaby-Pille).

Um nur einen dieser kulturellen Aspekte zu nennen, der vielen Menschen Sorgen macht: Am Ende dieses Jahrhunderts werden von den in Österreich lebenden Menschen nur noch weniger als 20 Prozent Nachfahren der Einwohner des Jahres 1970 sein. Der Rest werden Zuwanderer und deren Kinder sein. Welche Folgen das für die kulturelle Identität, für Wirtschaft und Gesellschaft haben wird, ist viel schwerer vorherzusagen.

Tatsache ist jedenfalls, dass in der Geschichte bisher immer solche großen ethnischen Verschiebungen auch gewaltige zivilisatorische Veränderungen auf allen anderen Gebieten nach sich gezogen haben. Für Österreich bedeuten sie schon einmal rein quantitativ die größte Identitätsveränderung seiner Bevölkerung seit der Völkerwanderung am Ende des Römischen Reiches. Die damalige Veränderung hatte auf Jahrhunderte einen Absturz in die Geschichtslosigkeit und Gesetzlosigkeit ausgelöst. Was die nunmehrige bedeuten wird, ist vorerst natürlich viel schwerer zu prognostizieren.

Wachstum durch mehr arbeitende Frauen

Die Ökonomen haben diesen gesamten Prozess bisher immer ignoriert. Diese Fragen klangen ihnen wohl zu sehr ideologisch, sie erforderten auch einen in der Ökonomie unüblichen langfristigen Denkansatz. Dort war man eher salopp der Meinung: „In the long run we are all dead.“

Statt die quantitativen wie qualitativen Folgen des Geburtenrückganges zu beachten, hatten sich daher in den letzten Jahrzehnten Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaften gleichsam in die Gegenrichtung bewegt: Sie betrieben eine Steigerung des Wirtschaftswachstums auf Kosten der Kinderzahl. Dieses Wachstum konnte kurzfristig durch eine gewachsene Frauenerwerbsquote weit über den Zuwachs durch den technischen Fortschritt hinaus gesteigert werden. Industrie und Gewerbe fanden in den Frauen hochqualifizierte, hochmotivierte und unproblematische Arbeitskräfte. Die Frauen wurden insbesondere in allen jenen Branchen wichtig, in denen körperliche Kraft an Bedeutung für die Arbeitsleistung verlor.

Zugleich hat eine geänderte Sinnhierarchie jungen Frauen primär in beruflichen Karrieren den neuen Sinn ihres Lebens vermittelt. Das kam den Interessen der Unternehmen voll entgegen. In früheren Generationen hatten Frauen hingegen immer ein geglücktes Familienleben als dominierendes Ideal.

Der kurzfristige Vorteil wird langfristig zum Nachteil

Nun aber wird zunehmend klar, dass das Ausbleiben von einem Drittel der für den Bevölkerungserhalt notwendigen Kinder zwar kurzfristig ein ökonomischer Vorteil war, langfristig aber zum ökonomischen Debakel wird, wie Felderers Analyse warnt. Er diagnostiziert eine strukturelle (also nicht bloß zufällige oder konjunkturell bedingte) Wachstumsschwäche Westeuropas. Und als Ursache sieht er zwei Grundübel, an denen der Kontinent im Vergleich zu den USA und vor allem Asien leidet. Der erste sind zu starke Staatseingriffe und zu hohe Steuern; dadurch werden Kapital und damit wieder Investitionen zunehmend zum Abwandern aus Europa bewegt.

Das zweite Großproblem ist in Felderers Grundsatzanalyse jedoch der wachsende Kindermangel: „Die Gefahr besteht, dass schon ein sinkendes Bevölkerungswachstum zu einem rückläufigen Produktivitätswachstum führt.“ Lediglich Frankreich und Dänemark hätten eine über 2 Kindern pro Frau liegende Reproduktionsrate. Das fordere diesen Ländern aber „großen Ressourceneinsatz“ ab, so Felderer.

Durch die bessere Ausbildung der Frauen und ihre inzwischen hohe Berufstätigkeit sind die Opportunitätskosten des Kinderhabens dramatisch angestiegen. Damit sind alle finanziellen Verluste für jene Zeit gemeint, in dem sich eine Frau den Kindern statt einem Job widmet. Sie verdient in dieser Zeit nichts, und zugleich werfen die gesellschaftlichen Investitionen in ihre Ausbildung keine Rendite ab – zumindest kurzfristig. Denn langfristig haben gebildete Frauen auch selbst wieder viel besser gebildete Kinder.

Das ist Faktum, unabhängig von der Frage, wieweit Intelligenz mit all ihren Konsequenzen nur eine Erziehungsfolge ist oder genetisch vererbt wird. Letzteres bestätigen zwar alle Forscher aus dem Feld der Genetik (der renommierte deutsche Wissenschafts-Journalist Dieter Zimmer hat in „Ist Intelligenz erblich?“ die vielen Beweise dafür in überzeugender wie verständlicher Form zusammengetragen). Das wird aber in einem Teil der ideologisch denkenden Politikszene noch verdrängt.

Wachsende Opportunitätskosten des Kinderhabens

Dieser Zusammenhang macht es zur absoluten Zukunftskatastrophe, dass von den Akademikerinnen derzeit fast nur noch jede zweite überhaupt zumindest ein einziges Kind bekommt. Damit wird nämlich das Kinderkriegen zunehmend zur Aufgabe, ja fast zum Reservat armer, wenig gebildeter Schichten. Was eine doppelte Schieflage bedeutet, haben doch in diesen Schichten viele zunehmend einen Migrationshintergrund.

Noch einmal sei Felderer zu dem erwähnten Anstieg der Opportunitätskosten des Kinderhabens zitiert: „Niemand hat darüber nachgedacht, wie wir das kompensieren können.“ Es gehe ihm bei dieser Sorge nicht um eine nationalistisch motivierte Politik des Natalismus (=des Geburtenförderns), sondern um ein ökonomisches Problem. Denn: „Dieses System kann auf längere Sicht nicht weiterfunktionieren.“

Mit dieser fundamentalen und vielerorts lange verdrängten Erkenntnis ist das Problem zwar noch nicht gelöst. Aber jedes Problem kann einer Lösung überhaupt nur näher kommen, wenn man es zuerst zumindest erkannt und definiert hat.

Wie explosiv es angesichts der gesellschaftlichen Debatte ist, zeigt eine andere Studie der Akademie der Wissenschaften: Dieser zufolge hat sich die Gebärfreudigkeit gar nicht so substantiell verändert: Nicht berufstätige Frauen haben weiterhin viele Kinder, und berufstätige Frauen haben auch schon in früheren Generationen wenige gehabt. Nur hat sich etwas anderes verändert: Der Anteil der berufstätigen Frauen hat sich vervielfacht.

Die Wissenschaft drückt sich um die wichtigsten Fragen

Die Herausforderung ist daher eine gigantische: Wollen die Europäer nicht binnen weniger Generationen aussterben, so müsste es gelingen, den berufstätigen und insbesondere den akademisch gebildeten Frauen wieder in großem Umfang Lust am Kinderkriegen zu vermitteln.

Gelingt das mit noch mehr direkt ausgeschüttetem Beihilfengeld? Oder fördert man damit nicht erst recht eine Arbeitsteilung zwischen Oberschichtfamilien (wo gut ausgebildete Frauen immer noch im Beruf mehr verdienen, als jede Förderung ausmachen kann) und Unterschichtfamilien (wo die Kinderproduktion zum guten Geschäft wird, ohne Rücksicht auf das Wie der Kindererziehung)? Sind staatlich geförderte Tagesmütter das richtige Modell (wie zumindest das Beispiel Frankreich indiziert)? Sind es massenweise ausgebaute Kindergärten auch schon für Ein- bis Dreijährige? Und wieweit ist die Doppelbelastung – Beruf und Kinder – nicht eine arge gesellschaftliche Zumutung für die Frauen?

Aber bevor man eine Antwort auf diese Fragen geben könnte, bräuchten wir jede Menge harter Fakten über den Erfolg der verschiedenen Wege zum Erwachsenwerden. Wie werden Kinder überhaupt besser fürs Leben gewappnet, stabiler, weniger kriminell, weniger drogenanfällig, erfolgreicher in ihrem Bildungsweg und  nachher in ihrem eigenen Erwachsenenleben? Durch Kindergärten und Ganztagsschulen oder durch viel Zeit eines Elternteils? Gibt es diesbezüglich vielleicht signifikante Unterschiede zwischen Unter- und Mittelschichtkindern? Könnte der Bildungserfolg nicht bei Migrantenkindern ohne Bildungshintergrund von ganz anderen Faktoren abhängig sein? Könnte es nicht sein, dass bei ihnen ein sehr früher Einstieg in den Kindergarten zu besseren langfristigen Erfolgen führt, während bei Mittelschichtkindern sich die Zeit der Mutter positiver auswirkt?

Ich habe hier zwar persönliche Antworten auf Grund meiner vielfältigen Beobachtungen. Aber ich vermisse intensive wissenschaftliche Studien zu all diesen Fragen, obwohl das für Gesellschaft wie Eltern überhaupt die wichtigsten Zukunftsfragen sind. Warum aber gibt es diese Studien nicht in ausreichender Dichte? Werden da vielleicht vom Zeitgeist unerwünschte (also politisch inkorrekte) Fakten zurückgehalten und verschwiegen?

Die beweisfreie Anordnung der EU, dass mindestens jedes dritte Kind unter drei Jahren ganztägig in einen Kindergarten muss, ist jedenfalls als Antwort zuwenig. Nicht nur deshalb, weil sich zunehmend autoritäre Einheitsbeschlüsse der EU als extrem problematisch erweisen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 292: Crash-Landung einer Gewerkschaft

01. Mai 2012 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Sie haben es bis zuletzt nicht begriffen. Jetzt aber sind Gewerkschaft und AUA-Betriebsräte aber so etwas von mega-stad, dass das Scheitern ihrer Politik am 1. Mai eigentlich über den ganzen Rathausplatz mit seinen roten Fahnen dröhnen müsste.

Der AUA-Flugbetrieb geht nun nahtlos auf die Tyrolean über. Der in dreimonatigen Verhandlungen ausgehandelte Kompromiss wandert in den Papierkorb, weil Betriebsrat und Gewerkschaft ihn der Belegschaft nicht vermitteln konnten. Die deutschen Eigentümer haben die Schmähs der heimischen Gewerkschaft eiskalt abgewimmelt, nach jedem Verhandlungsabschluss noch einmal nachzuverhandeln. Und dann noch einmal. Besonders grotesk ist, dass die Belegschaft zuletzt für die eigentlich schon ausverhandelte Abschlagszahlung nun auch noch die Garantie des Managements wollte, dass diese Zahlung steuerbegünstigt sein wird (was steuerrechtlich immer von der Einschätzung des Finanzamts abhängig ist). Jetzt sind Betriebsrat&Co diese Sorge los: Es gibt überhaupt keine Abschlagszahlung mehr. Blöd gelaufen.

PS.: Vielleicht nimmt sich nun auch einmal die Wirtschaftskammer ein Beispiel und schmettert die – in Zeiten wie diesen erhobene! – Gewerkschaftsforderung nach einer Arbeitszeitverkürzung ebenso konsequent ab. Statt wieder etwas vom Geist der Sozialpartnerschaft zu faseln und halb nachzugeben. Der längst ein Ungeist geworden ist.

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Menschenjagd einst und heute

30. April 2012 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Die Zustände rund um unsere Universitäten beweisen wieder einmal zwei Erfahrungssätze. Erstens: Linke Gutmenschen sind immer mit Begeisterung bei Konflikten von vorvorgestern zwar ethisch, aber total einäugig. Zweitens: Bei den linken Sauereien von heute sind die Bürgerlichen viel zu knieweich und die Linken schauen natürlich sowieso nicht hin.

Man vergleiche einfach die Aufregung um das Thema Lueger mit den aktuellen Vorgängen. Da schreibt eine einst bürgerliche Zeitung in einem langen Feuilleton über die schweren Studentenunruhen in den 30er Jahren – und schiebt sie dann schwuppsdiwupps Karl Lueger in die Schuhe. Obwohl dieser damals schon Jahrzehnte tot war, und obwohl es auch ähnlich schwere Auseinandersetzungen zwischen katholischen (also Luegers Erbe nahe stehenden) und nationalsozialistischen Studenten gegeben hat wie zwischen diesen und jüdisch-sozialistischen. Aber wenn die Linke agitiert, haben Fakten und Logik noch nie eine Rolle gespielt. Und Ethik sowieso nicht.

Denn wäre Ethik ein Thema, dann sollte man sich vielleicht auch ein wenig damit befassen, was diese Woche und nicht vor 80 Jahren an den Unis los war. Aber dazu sind weder die Linken noch einst bürgerliche Medien imstande oder willens.

In den letzten Tagen hat es nicht nur eine weitere der von vielen dieser Medien ja bisher immer begeistert gefeierten Besetzungen der Universität gegeben. Die linksradikalen Studenten haben auch handgreiflich Sitzungen des Uni-Senats zu sprengen versucht.

Der übelste Gipfelpunkt aber ist ein Aufruf zur Menschenjagd via Facebook: Dort finden sich wie auf einem Fahndungsplakat der Polizei die Photos einiger unerwünschter Professoren und Senatsmitglieder mit dem zwar nicht sehr orthografischen, aber unmissverständlichen Aufruf: „folgende person sollten bei Sichtung aufgehalten werden.“

Hier findet also Verhetzung nicht mehr bloß in der Form unerwünschter Meinungsäußerungen statt. Hier wird ganz eindeutig zu rechtswidrigen Aktionen und Gewalt aufgerufen. Was aber tun Polizei, Medien und Staatsanwaltschaft? Sie sind zwar bei politisch unerwünschten Meinungs- und Faktenäußerungen sehr aktiv. Wenn es um linke Gewalt geht, dann sind sie absolut schweigsam und desinteressiert.

Jetzt möge mir jemand erklären, wo der Unterschied zwischen den 30er Jahren und heute ist. Außer dass damals die Gewalt von schlagenden und Nazi-Studenten ausgegangen ist, während sie heute von linken Studenten ausgeht.

PS.: Nachwort zu einem der inhaltlichen Auslöser der linken Aufregungen, dem sogenannten Studium der Internationalen Entwicklung. Was vielen nicht klar ist: Es geht dabei nicht etwa darum, dass irgendjemand dieses vor ein paar Jahren erst geschaffene Studium nicht fortsetzen könnte. Sondern es geht nur darum, dass die Uni im nächsten Jahr keine neuen Anfänger mehr aufnimmt (während jederzeit Absolventen jedes anderen Bachelor-Studiums dort auch in Zukunft Master-Studien betreiben können). Das ist bei einem reinen Ideologie-Studium ohne jede Berufsperspektive nicht nur legitim, sondern auch absolut richtig. Die einzigen, die dadurch einen Nachteil erleiden, sind die dortigen Assistenten oder Professoren (und jene, die es noch werden wollen). Daher liegt die Annahme mehr als nahe, dass es diese waren, welche die Studenten in die Rechtswidrigkeit gehetzt haben. Ach wie freut man sich, dass da ständig mehr des nicht vorhandenen Steuergelds an diese Unis gepumpt werden.

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Die sehr selektiven Aufdecker

29. April 2012 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Musterbeispiel selektiver Wahrnehmung – oder konkreter: selektiven Berichterstattung: Nichts anderes war es, wie andere Medien über die vor einigen Tagen im Tagebuch berichtete Schiebung einer Ausschreibung eines Auftrags des damals blaues Verkehrsministerium informierten. Dabei war es um den Agenten Hochegger, das einst blaue Verkehrsministerium und eine heftige Freimaurer-Involvierung gegangen.

Das Tagebuch hatte einen Mail-Wortlaut veröffentlicht, der ziemlich eindeutig diese Schiebung beweisen dürfte – bei allen Unschuldsvermutungen.

Auch die dem freiheitlichen Parlamentspräsidenten Graf nahestehende Internet-Plattform unzensuriert.at berichtete über dieses Mail und die Nennung des damaligen Kurier-Redakteurs und späteren Wiener-Zeitungs-Chefredakteurs Göweil als Mitglied einer Loge. Der einstige blaue Generalsekretär Rödler, der im gleichen Mail direkt als Mittäter der Schiebung und indirekt als Mitglied einer Loge geoutet wird, wird von unzensuriert.at hingegen mit keinem Wort erwähnt. Was einen seltsamen Widerspruch zum Anspruch des Homepage-Namens „unzensuriert“ darstellt.

Umgekehrt hält es das „Format“. Die Zeitschrift nannte zwar Rödler beim Namen, kürzte aber wiederum andere Involvierte ab. So wurde aus Göweil ein „g.“. Was eine besonders infame Konsequenz hatte: Die Zeitschrift setzte das Ganze unter die Überschrift „Logen-Tratsch um Grasser“. So musste jeder ahnungslose Leser glauben, dass der dort genannte g. in ausgeschriebener Form Grasser wäre. Obwohl dieser weder im Mail vorkommt, noch in irgendeiner Form bei dieser Schiebung eine Rolle gespielt hat.

Die „Format“-Redaktion antwortete, vom Tagebuch auf diese unglaubliche Seltsamkeit angesprochen: Göweil sei keine Person öffentlichen Interesses. Deshalb sei sein Name abgekürzt worden. Und: „Die Buchstabenidentität ist schlicht purer Zufall.“ Denn das „Format“ hatte im Anschluss an diese auffällige Abkürzung auch noch von einer überhaupt nicht mit der Schiebung in Zusammenhang stehenden Zeugenaussage eines Beamten geschrieben. (Dieser hatte sich an eine einst von Jörg Haider geäußerte Vermutung erinnert, dass Grasser offensichtlich auch Logen-Mitglied sei.)

Die Zeitschrift dementierte, dass diese seltsame Abkürzung der Namen samt der noch seltsamen Betitelung damit zusammenhänge, dass die Zeitschrift die Identität von Logenmitgliedern schützen wollte. Auch bestritten alle befragten führenden „Format“-Redakteure, selbst Logenmitglieder zu sein.

OK. Jetzt wissen wir also, dass das „Format“ ein Hort der Diskretion ist. Soweit es sich ganz zufällig um Logenbrüder handelt. Gar nicht diskret, sondern vorsätzlich oder fahrlässig sehr kreativ ist man dort hingegen, wenn man Grasser in Zusammenhang mit noch einem weiteren Delikt bringen kann.

 

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Schnupfentherapien gegen den Krebs der Korruption

28. April 2012 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist geradezu lächerlich: Medien und Politiker diskutieren seit Wochen, ob Parteispenden ab Null, aber Fünfhundert oder ab Siebentausend Euro offengelegt werden müssen. Auch alle möglichen wirklichen oder selbsternannten Korruptionsjäger konzentrieren sich auf diese Frage. Begreifen sie nicht, dass die wirkliche und viel schlimmere Korruption neuen Typs längst außerhalb jeder Parteikasse stattfindet? Dass da insbesondere von seiten der SPÖ ein geniales Ablenkungsmanöver stattfindet? Sind die Antikorruptionsjäger wirklich so dumm? Wollen sie sich nicht die Finger verbrennen? Oder decken sie gar bewusst ein übles System?

Bei dieser Korruption neuen Typs ist die Höhe der Deklarierungspflicht für Parteispenden völlig gleichgültig. Es geht auch nicht um die Neben- (Haupt-) Beschäftigungen von Politikern. Es geht auch nicht darum, ob die parallelen Regelungen für die Landespolitik durch ein Bundes- oder Landesgesetz erlassen werden, worüber sich SPÖ und ÖVP weiterhin heftig streiten. Es ist durchaus richtig und positiv, dass all diese Fragen nun genau geregelt werden sollen. Aber hier reden wir von Schnupfentherapien, während Korruption ein wirkliches Krebsübel ist.

Bei der Korruption neuen Typs brauchen die Parteien nämlich gar keine Spende entgegenzunehmen. Weder auf Landes- noch auf Bundesebene. Weder auf dem Weg von Haupt- noch von Nebeneinkünften. Die Parteien machen es heute viel raffinierter: Sie lassen ihre Propagandaarbeit einfach durch andere erledigen.

Schauen wir nach Amerika. Auch dort hat es eine ähnlich wie in Österreich heftig diskutierte Verschärfung der Parteispendengesetze gegeben. Ergebnis: Dort machen jetzt unabhängige Aktionskomitees (political action committee = PAC) einen Großteil der Propagandaarbeit für die Parteien. An solche freien Vereine, die keinen nachweisbaren Zusammenhang mit einer Partei haben, kann man spenden, so viel man will. Ohne dass man sich um die strengen Parteifinanzierungsregeln (Limits wie Offenlegungspflichten) kümmern müsste.

Seither machen halt diese PACs mit viel Geld viel Fernsehwerbung. Sie attackieren den einen Kandidaten untergriffig und loben den anderen in den Himmel. Die PACs können dabei sogar viel brutaler sein als eine Partei oder ein Kandidat. Diese müssen sich ja immer sorgen, dass allzu aggressive Töne auf den Absender zurückschlagen.

Noch übler ist das vor allem von Werner Faymann ausgebaute Korruptionssystem in Österreich: In diesem System lässt man überhaupt gleich die Steuer- und Gebührenzahler das Geschäft der Parteipolitiker erledigen. Sie müssen ungefragt beispielsweise Energieversorger oder dubiose Verleger finanzieren, die dann ohne nachweisbaren Zusammenhang mit einer Partei für diese die Propagandaarbeit machen.

Da fließt kein Groschen durch die Partei. Dabei ist das Geld viel schmutziger, denn es stammt eben nicht von einem freiwilligen Spender, sondern zu einem hohen Anteil von einem nie gefragten Dritten, dem Steuer- oder Gebührenzahler. Dem wird – zum Unterschied von der offiziellen Parteifinanzierung – sogar verschwiegen, dass er auch hier mit seinem Geld eine Partei finanziert. Oder es stammt von Lieferanten der öffentlichen Hand, die unter Druck gesetzt wurden, in bestimmten Medienprodukten zu inserieren, die dann wieder die Propaganda für einen Politiker erledigen.

Um ein Beispiel von vielen zu nennen: Auf den Abrechnungen von Wien-Energie steht nicht, dass die rathaus-(=partei-)eigene Firma im Auftrag der Partei (=Rathaus) in sympathisierenden Medien zu inserieren hat. Dort steht auch nicht, dass Wien-Energie mit viel Geld als Hauptsponsor einem abgehalfteren SPÖ-Finanzminister hilft, Präsident eines bekannten Fußballvereins zu sein und bleiben. Dessen Trainer dann ganz zufällig regelmäßig SPÖ-Sympathieerklärungen abgeben. Statt mit den Preisen wettbewerbsfähig zu werden, holt die Wien-Energie halt von den Kunden das politische Spielgeld für die Partei. Daran ändert sich durch sämtliche neuen Gesetze nichts. Aber auch die Vorschläge der angeblichen Antikorruptions-Initiativen ignorieren diese Hauptform der Korruption völlig.

Ähnlich werden SPÖ-eigenen oder -nahen Verlagen wie Echo oder Bohmann Aufträge aus öffentlichen Mitteln zugeschanzt, die bei einer Ausschreibung auf dem Markt mit Sicherheit für den Steuerzahler viel billiger gekommen wären.

Während der Fußball-EM wiederum wurde das Burgtheater wochenlang gesperrt und von einem SPÖ-nahen Theater-Management an den der SPÖ gehörenden Echo-Verlag vermietet. Dieser wieder vermietet das Haus dann deutlich teurer an die Telekom für Marketingveranstaltungen weiter. Womit der SPÖ-Verlag als Zwischenträger ohne jedes Risiko viel Geld verdiente. Keinen Staatsanwalt hat das bisher offenbar gestört, obwohl es da um weit mehr Geld als um 10.000 Euro gegangen ist. Die SPÖ ist als Echo-Eigentümerin der große finanzielle Profiteur. Parteispenden muss sie aber keine verbuchen. Und sie wird sich auch hüten, vom Echo-Verlag allzu viel Geld abzukassieren. Statt dessen machen solche Verlage dann direkt parteipolitisch nützlich Arbeit.

Weiteres Themenfeld: Die Inserate, die ÖBB und Asfinag unter Druck des Verkehrsministers Faymann in SPÖ-freundlichen Boulevard-Medien schalten mussten, damit diese Faymann und seine Machtaspirationen unterstützen, sind an dieser Stelle schon erläutert worden. Ein ähnliches Spiel lief aber auch schon vorher in Faymanns Wiener Zeit. Damals waren es halt die Wohnbauträger, die kräftig die Ziele des kleinen, aber ehrgeizigen Mannes finanzieren mussten. Eine Spielfläche dafür waren etwa die zahllosen Werbeseiten in Boulevardblättern über die hässlichen Gasometer-Wohnungen – mit vielen Faymann-Photos.

Hunderte solcher Finanzierungsschienen zugunsten parteipolitischer Zwecke laufen in diesem Land, wo das Geld nie über die Parteikasse läuft. Nutznießer ist vor allem (aber keineswegs ausschließlich) die SPÖ, die ja im Gegensatz zu den anderen Parteien auch ideologisch das parteipolitisch nutzbare Firmengeflecht der öffentlichen Hand für unantastbar erklärt, die zum Unterschied von den anderen selbst ein Firmenimperium betreibt.

Dennoch wollen uns auch bürgerliche Korruptionsbekämpfer jetzt einreden, dass das Offenlegen von Parteispenden das zentrale Thema im Kampf gegen die Korruption wäre. Oder die Einladung eines bekannten Beamten zu einem Opernabend.

Ob all die Antikorruptionsjäger, all die leitartikelnden Journalisten zu blöd oder zu bestochen sind, um das wahre Thema zumindest deutlich anzusprechen, kann ich leider nicht definitiv beantworten. Alles ist möglich.

Sicher aber ist, dass kleinlicher Neid, Provinzialismus und Haxlbeißerei jedenfalls eine Rolle spielen: Denn statt die echte Korruption bloßzustellen, wird insbesondere durch Boulevard-Medien ständig auf völlig unbedeutende Rand- und Neid-Themen abgelenkt. Diese dramatisieren halt statt der echten Skandale beispielsweise das Thema Diplomatenpässe. Dabei schadet es niemandem und es kostet weder Republik noch Steuerzahler noch sonst jemanden einen Cent, wenn ein Abgeordneter oder der Ehepartner eines Ministers halt auch einen Diplomatenpass hat (Nur um manchen Postern die Stichelei zu ersparen: Ich selbst habe nie einen Dienst- oder gar Diplomatenpass gehabt).

Ergebnis all dessen: Die wirklichen Gaunereien finden weiterhin ungestört im Hintergrund dieser Nebelgranaten um Diplomatenpässe oder Dienstautos statt. Letztere sind in Wahrheit sogar für Minister so billig wie für niemand anderen, weil Autofirmen darin einen Prestige- und Werbewert sehen.

PS.: Ernsthafte Menschen werden nun einwenden, dass die Faymann-Korruptionsvariante schwierig zu bekämpfen sei. Was nicht richtig ist. Selbstverständlich gibt es dagegen wirksame Strategien. In Schlagworten:

  1. Privatisierung sämtlicher (auch kommunaler!) Unternehmen, wo dann kein Politiker mehr die Kassen zu eigenen Zwecken nutzen kann.
  2. Ausschreibepflicht auch für kleinere Aufträge, da kann dann nichts mehr zu überhöhten Preisen vergeben werden.
  3. Ausschreibepflicht auch für Inserate und Druckkostenbeiträge.
  4. Volle Transparenz jedes öffentlichen Geldflusses nach schwedischem Vorbild, einschließlich der öffentlich-rechtlichen Institutionen wie der Kammern.
  5. Ausschreibungspflicht auch für jede staatliche Subvention.

PPS.: Obwohl diese Korruptionsvariante eindeutig öfter von der SPÖ als allen anderen Parteien praktiziert wird, liegt diese angebliche Kleine-Leute-Partei erstaunlicherweise auch bei den in den letzten Jahren (anonymisiert an den Rechnungshof) gemeldeten Großspenden weit an der Spitze.

PPPS.: Absolut unerträglich ist, dass das Landwirtschaftsministerium jenseits der gesetzlichen Parteienfinanzierung zusätzlich den ÖVP-Bauernbund alljährlich mit Millionen subventioniert, und in geringerer Dimension auch die SPÖ-Bauern. Begründung: Halt weil sie die Interessen der Bauern vertreten. Das ist genauso übel wie die Millionen, die die Gemeinde Wien alljährlich linken Vereinen zuschiebt, die propagandistisch die Schmutzarbeit für Rotgrün machen.

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Fußnote 291: Gauck und Fischer: Menschen aus zwei Welten

27. April 2012 01:29 | Autor: Andreas Unterberger

Der neue deutsche Bundespräsident erweckt schon in seinen ersten Amtstagen im Österreicher Neidgefühle. (Mit einer nachträglichen Aktualisierung)

Joachim Gauck hat wegen der skandalösen Behandlung der früheren ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko und anderer Oppositioneller im Gefängnis einen Besuch der Ukraine abgesagt. Er hätte im Mai in Jalta an einem Treffen zentraleuropäischer Präsidenten teilnehmen sollen (was heutzutage alles schon Mitteleuropa ist …). Timoschenko wird unter fadenscheinigen Vorwürfen vom Regime des jetzigen altkommunistischen Präsidenten Janukowitsch in Haft gehalten, wo sie auch misshandelt wird – trotz eines schweren Bandscheibenleidens. Wie schön wäre es, wenn einmal auch ein Heinz Fischer auf eine solche Idee kommen würde, mit der er Mut und Charakter beweisen könnte. Aber ich wage zu wetten: Fischer wird nach Jalta fahren – es sei denn, das Treffen wird jetzt ganz abgesagt, weil auch andere Staatsoberhäupter einem Janukowitsch nicht die Hand geben wollen. Hat doch Fischer noch nie verstanden, was an einem kommunistischen Potentaten widerlich sein sollte.
Inzwischen hat - man höre und staune - auch Heinz Fischer seine Reise abgesagt. "Aus terminlichen Gründen". Womit man sich jede inhaltliche Stellungnahme erspart.

PS.: Noch etwas zum Kopfschütteln in Zusammenhang mit Heinz Fischer: Der ehemalige aus der ÖVP gekommene ORF-Funktionär Kurt Bergmann hat einen Vorschlag zur Reform des ORF: Statt der Regierung soll künftig der Bundespräsident den ganzen ORF-Stiftungsrat besetzen. Offenbar damit dann endlich auch dort nur noch Linke sitzen…

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SN-Kontroverse: Lueger

27. April 2012 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Umbenennung des Lueger-Rings gerechtfertigt?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Keine Ehrung für Antisemiten

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Er halte den Mann für den "gewaltigsten Bürgermeister aller Zeiten". Dies schrieb Adolf Hitler über ihn. Er war ein faszinierender Redner und "Volkstribun" mit starkem Charisma. Seine Befürworter feierten ihn wie einen Popstar. Für Karl Lueger, der auch "Herrgott von Wien" genannt wurde, gab es sogar ein Lueger-Vaterunser: "Vater Lueger, der du wohnst in Wien, gelobet sei dein Name, beschütze unser christliches Volk (...) sondern erlöse uns von dem Juden-Übel." Von ihm stammt der Ausspruch "Wer ein Jud’ ist, das bestimm’ ich". Die Hetze gegen die Juden stand im Zentrum seiner politischer Taktik: Alle Probleme brachte Lueger auf die einfache Formel: "Der Jud' ist schuld". So entstand ein Klima der Verrohung, das die politische Kultur in Wien um 1900 nachhaltig geprägt hatte. Wegen seiner Hatzpolitik verwehrte ihm sogar Kaiser Franz Josef mehrmals die "allerhöchste Sanktion" für das Bürgermeisteramt; das er schließlich doch eroberte. Seine Amtszeit (1897 - 1910) war einerseits durch einen starken Modernisierungsschub gekennzeichnet; andererseits durch ein sehr effektives System der Ämterpatronage. Nach Karl Lueger wurde 1934 von den Austrofaschisten der Teil der Wien Ringstraße zwischen der Stadiongasse und dem Schottenring benannt. Darüber hinaus gibt es rund 30 weitere Lueger-Gedenkstätten. Nach jahrelanger Debatte soll nun endlich der Lueger-Ring in Universitäts-Ring umbenannt werden. Das ist gut so, denn die Stadt Wien demonstriert mit diesem Schritt - spät, aber doch - historisches Bewusstsein. Nicht nachvollziehbar ist aber, warum die ehrende Erinnerung nur stückweise aus dem Stadtbild entfernt wird. Die anderen Denkmäler für Lueger sollen so bleiben wie sie sind. Das ist halbherzig und ein Beweis dafür, wie zwiespältig und unsicher Wien sowie die Republik nach wie vor im Umgang mit der eigenen Vergangenheit sind.


Einäugige Demagogie

Andreas Unterberger

 Kein Zweifel: Karl Lueger hat in seiner Kleine-Leute-Politik gegen Großindustrie und Banken stark auf antisemitische Parolen gesetzt; was man nur strikt verurteilen kann. Ebenso wenig Zweifel gibt es aber auch: Lueger war der weitaus wichtigste Bürgermeister in der Geschichte Wiens; ihm hat die Stadt mehr in Sachen Städtebau, Reformen und Schönheit zu verdanken als allen späteren Bürgermeistern zusammen (deren Sündenlisten mehrere Sonderausgaben der SN füllen würden). Daher sollte es sich eine Wiener Stadtverwaltung sehr gut überlegen, wenn sie nun ausgerechnet den Name Lueger von Straßenschildern entfernt. Das erinnert heftig an die stalinistische Praxis, unliebsame gewordene Funktionäre nachträglich aus Fotos wegzuretuschieren. Jetzt gibt es keinerlei Rechtfertigung mehr, warum andere Namen mit viel weniger Verdiensten von solchen bisher vermiedenen Namens-Eliminierungen unberührt bleiben, die ebenso belastet sind wie Lueger. Auf manchen lastet sogar noch viel schwerere Schuld, kann doch Lueger keinerlei Gewalt oder Aufrufe zu solcher angelastet werden. Was ist etwa mit Karl Marx und seinen antisemitischen Bemerkungen und den Zig-Millionen Toten, die seine Ideologie gefordert hat, sehr oft gezielt unter Juden? Was ist mit Karl Renner, der nicht nur Hitlers Anschluss völlig freiwillig zugejubelt hat, sondern später auch dem zweiten großen Massenmörder des 20. Jahrhunderts, Josef Stalin? Was ist mit dem Wiener SPÖ-Stadtrat Julius Tandler, der in langen Schriften zur Tötung von "lebensunwerten" Menschenleben aufgerufen hat? Was ist mit Che Guevara, der ein paar Tausend Menschen eigenhändig ermordet hat? Ihnen allen sind in Wien Plätze oder Bauten gewidmet, ja sogar Denkmäler gebaut worden. Solange die alle unberührt blieben, ist die Lueger-Stürmerei nichts als miese parteipolitische Demagogie und historische Einäugigkeit.

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AUA, ÖBB, ORF: Tag der Freude, Tag des Zorns

26. April 2012 18:41 | Autor: Andreas Unterberger

Plötzlich geht so manches, was jahrelang nicht gegangen ist. Plötzlich ist bei der AUA möglich, was jahrzehntelang nicht möglich war. Plötzlich wird doch der Semmering-Tunnel gebaut, der jahrzehntelang als Verbrechen gegolten hat. Plötzlich scheinen sich sogar rund um die ÖBB die Koalitionsparteien wieder versöhnt zu haben. Und auch rund um den ORF gehen die zwei Parteien plötzlich Hand in Hand. Was aber sollen wir davon halten?

Über den Konsens bei der AUA können wir uns jedenfalls freuen – auch wenn er viel zu spät gekommen ist. Denn die Fluglinie ist längst eine Schrumpflinie geworden, der Traum vom großen mittelosteuropäischen Netzwerk ist nur noch in den Archiven zu finden.

Was bei aller Freude auch sehr ernüchternd ist: Betriebsrat und Gewerkschaft haben bei der Verteidigung der dortigen Luxusgehälter erst nachgegeben, als ihnen endlich ein beinhartes Management gegenübergesessen ist. Ein Management ohne furchtsame Weicheier und ohne opportunistische staatliche Eigentümer im Hintergrund. Das besonders Schmerzhafte daran ist, dass offenbar erst Deutsche das geschafft haben, woran zuvor viele Österreicher (und ein Däne) gescheitert sind. Das gibt der österreichischen Selbstachtung doch einen ziemlichen Stich. Das wird auch im Ausland vielen negativen Vorurteilen über die Ösis neue Nahrung geben.

Die Lehre daraus ist aber jedenfalls klar: Auch die restlichen Staatsbetriebe sollten möglichst rasch privatisiert werden, vom Strom bis zum Flughafen, vom Gas bis zur Müllabfuhr, von der Bahn bis zu den Spitälern. Solange der Staat (Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherungen) irgendwo drinnen ist, diktiert die Gewerkschaft. Und dann zahlen in allen Fällen die Kunden und/oder Steuerzahler drauf – was sich der Standort Österreich nicht mehr leisten kann. Denn wenn in Österreich alles teurer ist als im Ausland, wie gerade eine aktuelle Studie neuerlich zeigt, dann wird in Österreich niemand mehr investieren.

Die AUA-Einigung selbst dürfte nun kaum mehr an den noch fehlenden Abstimmungen der Belegschaft scheitern. Und diese sollte sich dringend wieder um die schwer vernachlässigten Kunden statt die eigenen Befindlichkeiten kümmern.

Ebenso erfreulich ist, dass jetzt der Semmering-Tunnel endlich gebaut wird. Auch hier ist vor allem ein „Viel zu spät“ zu monieren. Das hat in diesem Fall nicht die Gewerkschaft, sondern einzig der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll zu verantworten. Dieser hatte mehrere Wahlkämpfe mit dem Kampf gegen den Tunnel und mit dem skurrilen Argument bestritten: „Wenn man ein Loch in den Berg bohrt, dann rinnt das Wasser aus diesem Berg heraus.“ (als ob sich der schon vor langem gebohrte Semmering-Straßentunnel zu einer Wasserleitung verwandelt hätte).

Was auch immer den – übrigens schon während der schwarz-orangen Regierung eingeleiteten – Stimmungsumschwung des machtbewussten Niederösterreichers bewirkt hat: Sein langes Njet kommt die Österreicher jedenfalls sehr teuer. Nicht nur auf Grund der Bau-Inflation hat die Verzögerung die Sache teurer gemacht. Das haben auch die diversen Umplanungen bewirkt. Ist doch inzwischen das Projekt viel aufwendiger geworden: mit einem viel längeren Tunnel und zwei Röhren statt einer doppelgleisigen.

Die Verzögerung hat natürlich auch den Krisengebieten im Süden Österreichs geschadet, die bis heute keine schnelle Bahnanbindung Richtung Wien haben. Zugleich haben sich inzwischen neue Verkehrsachsen an Österreichs Grenzen vorbei entwickelt, die nicht mehr aus der Welt zu schaffen sind. Für all das: Danke, lieber Erwin.

Der dritte Durchbruch nach langer Blockade betrifft die ÖBB selber. Und dieser ist nun besonders dubios. Plötzlich ist die ÖVP wieder bereit, Aufsichtsräte in die Staatsbahn zu entsenden. Plötzlich geht im Parlament in aller Stille ein extrem problematisches 33-Milliarden-Gesetz zugunsten der Bahn durch. Lediglich der Protest des ÖVP-Abgeordneten Ferdinand Maier hat darauf aufmerksam gemacht.

Da aber Maier schon seit Jahren durch eher cholerische Querschüsse und Attacken gegen seinen jeweiligen Klubobmann auffällt, hat sein Protest gleichzeitig wieder vom eigentlichen Skandal abgelenkt. Ebenso fällt auf, dass die Opposition zwar dagegen gestimmt hat, aber mit auffällig wenig Engagement (man vergleiche etwa die geringe oppositionelle Lautstärke bei den ÖBB-Milliarden mit dem aufgeregten Flügelschlagen von Grün und Blau ob irgendwelcher Zeugenladungslisten im U-Ausschuss).

Gewiss hebt sich dieses ÖBB-Finanzierungsgesetz noch relativ positiv vom ursprünglichen Entwurf der Verkehrsministerin ab. Diese hatte im Vorjahr noch ein Vielfaches der nunmehrigen 33 Milliarden verlangt. Nur ist zu befürchten, dass mit diesen 33 Milliarden jetzt dennoch alle jene Projekte begonnen werden, die dann doch so viel kosten, wie Bures schon ursprünglich ins Gesetz schreiben wollte.  Was man aber offenbar auch aus Rücksicht auf die kritischen Rating-Agenturen vermieden hatte.

Mit diesem Gesetz werden den Steuerzahlern nicht nur die Kosten für den (sinnvollen) Semmering-Tunnel, sondern auch für die beiden (überflüssigen) Tunnels durch Koralm und Brenner aufs Auge gedrückt. Der Verkehr unter der Koralm zwischen Graz und Klagenfurt ist und bleibt aber lächerlich unbedeutend, während der Italienverkehr durch die Südbahnstrecke (ab dem Semmering) ohnedies schon gut bedient ist. Und der Brenner-Tunnel hat keinerlei Chance auf eine ausreichende Auslastung, solange man keinen Lkw zwingen kann, statt der schnellen Straße die umständliche Bahn zu benutzen. Das EU-Recht verhindert sogar jede Mauterhöhung auf der Passstraße.

Aber hinter diesen Unsinns-Projekten stehen mächtige Landeshauptleute und die ebenso mächtige Bauindustrie (aus der etwa der jetzige Aufsichtsratspräsident der ÖBB kommt!). Von dieser Unheilsallianz werden den Steuerzahlern gewaltige Zukunftsverpflichtungen aufgeladen. Als ob Europa und Österreich nicht in einer schweren Schuldenkrise stecken. Gegen diese 33 Milliarden machen sich die jüngsten Sparbeschlüsse der Regierung geradezu zwergenhaft aus.

Maier ist daher – trotz all seiner sonstigen problematischen Eigenschaften – zu dem mutigen Widerstand samt nachfolgendem Rücktritt zu gratulieren. An der katastrophalen Entwicklung der ÖBB und der Staatsfinanzen ändert sich dadurch aber nichts mehr.

In den nächsten Tagen wird man mit Spannung beobachten können, ob die Länder wenigsten bei ihren eigenen Finanzen disziplinierter sein werden. Derzeit lassen sie ja die Finanzministerin mit ihren Vorstellungen von einem wirksamen Fiskalpakt mit Sparzwang noch eiskalt anrennen. Es bleibt zu befürchten, das auch hier ein für den künftigen Schuldenstand des Landes teurer Kompromiss heraushüpfen wird.

Absolut rätselhaft ist schließlich, was die Koalition mit ihrem neuen Konsens in Sachen ORF überhaupt beabsichtigt. Den Stiftungsrat zu verkleinern ist zwar ein edles Ansinnen, auch der Ausschluss der Bundesländer würde viel Sinn haben, sind diese doch oft eine Hauptbremse für jede Einsparung gewesen. Aber erstens habe ich angesichts der katastrophalen Schwäche der Regierungsspitze heftige Zweifel, dass diese ein Projekt gegen den Willen der Länder durchsetzen kann. Und zweitens bleibt völlig offen, was ein kleinerer Stiftungsrat gegen das Hauptdefizit des ORF helfen soll. Das ist sein schwer schlagseitiger Informationsapparat, der von unten bis oben zu 85 Prozent mit Menschen aus dem grün/kommunistischen/linkssozialdemokratischen Milieu durchsetzt ist.

Was würde da überhaupt noch helfen, ist doch die Personalstruktur des ORF de facto unreformierbar? Nun, hätte die ÖVP noch irgendeine eigene Medienpolitik, würde sie beispielsweise gemeinsam mit Blau und Orange eine grundsätzliche Reform am ORF vorbei vorbereiten. Diese könnte man dann rund um den nächsten Wahltag im koalitionsfreien Raum ebenso durchsetzen, wie Werner Faymann 2008 seine Milliardenattacke auf die Steuerzahler durchgesetzt hat. Dabei könnten dann beispielsweise die Gebührengelder auf alle Sender aufgeteilt werden, die sich um eine halbwegs ausgewogene Qualitätsinformation bemühen (wie es etwa Servus TV zunehmend tut).  Was wiederum eine externe Expertenkommission zu beurteilen hätte.

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Warum Strom und Benzin wieder teurer werden

26. April 2012 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Die Politik der populistischen Schlagzeilenhascherei hat wieder einmal die Energie erwischt. Und gleich zweimal Mist gebaut.

Der eine Unsinn ist Österreichs neuerdings verkündete Atomstromfreiheit. Ganz abgesehen davon, dass ohne Atomstrom in Europa viele Lichter ausgehen würden; ganz abgesehen davon, dass alleine in der EU vier Staaten an neuen Atomkraftwerken arbeiten; ganz abgesehen davon, dass es technisch gar nicht möglich ist, in den internationalen Hochspannungsnetzen Strom in irgendeiner Form zu trennen (nur in Österreich gibt es Schildbürger, die mit dem Geigerzähler an ihren Steckdosen messen); ganz abgesehen davon, dass ein staatlich verordnetes Atomstromverbot (wenn es technisch überhaupt möglich wäre) ein glatter Bruch sämtlicher EU-Verträge ist: Tatsache bleibt, die wirklichen Umweltverschmutzer sind die Kohle- und Ölkraftwerke.

Diese haben schon Zehntausende Krankheiten und Todesfälle ausgelöst, während die Grünen noch immer auf den ersten Strahlungstoten aus Japan warten. Jene Kohle- und Öl-Kraftwerke aber würden durch eine weitere Einschränkung von Nuklearstrom nur neuerlich an Bedeutung gewinnen.

Die Wiener Regierung will nun irgendwelchen weit entfernten Stromerzeugern etwa in Norwegen Geld dafür zahlen, dass diese mit einem Zertifikat bestätigen, zugunsten Österreichs „sauberen“ Strom ins Netz einzuspeisen. Während freilich der heimische Importstrom in Wahrheit weiter wie bisher meist aus Tschechien fließt. Mit diesem Beschluss wird nur eines erreicht: Strom wird durch diese Zertifikate und durch die erhöhten Gebühren für die internationalen Leitungsnetze völlig sinnlos teurer. Dank der EU wird es aber mit Sicherheit auch Anbieter geben, die klugen Kunden billigen Strom ohne solche Zertifikate anbieten. Wobei es natürlich der gleiche Strom wie bei den Schutzgeld-Bezahlern sein wird.

Ähnlich dumm ist die unter Druck von Boulevard-Medien angekündigte Preisregulierung an langen Wochenenden. Es ist zwar noch immer nicht klar, wie die genau aussehen soll. Aber schon die letzte populistische Preisregelung hat statt einer Senkung eine Erhöhung ausgelöst: Tankstellen dürfen seither ja nur noch um 12 Uhr die Preise erhöhen und sonst nur senken. Das führt halt dazu, dass dann um 12 Uhr sicherheitshalber viel mehr erhöht wird als ohne Regelung. Ähnlich wird es wohl künftig auch an den langen Wochenenden zugehen (etwa, indem schon Tage vorher die Preise ansteigen). Sollte jedoch eine Preisregelung die Benzinfirmen wirklich unter ihre Kosten drücken, dann wird etwas anderes passieren: Keine Firma wird rund um diese Wochenenden teure Überstunden machen lassen, um die Tankstellen voll zu versorgen.

Was nur wieder die alte Erfahrung bestätigt: wo einmal der Staat die Preise regelt, wird es für die Konsumenten teuer. Nur Wettbewerb und Transparenz helfen dem Konsumenten.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Die Freimaurer und die Blauen: Schiebung auf österreichisch

25. April 2012 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist nur scheinbar bloß einer von vielen unter den derzeit ans Tageslicht kommenden Korruptionsskandalen. Doch hat die Causa eine Besonderheit: Aufgefundene Mails zeigen diesmal ganz genau, wie die Sache eingefädelt worden ist. Und man kann endlich auch einmal schwarz auf weiß lesen, wie Freimaurer-Logen für Schiebungen genutzt werden. Mit ihren Mitgliedern nicht nur in der SPÖ, sondern auch von den Medien bis zu den Freiheitlichen.

Die Geschichte beginnt mit dem blauen Infrastrukturminister Mathias Reichhold, der 2002 für ganze zwölf Monate ins Amt gekommen war (40 Tage davon war er sogar FPÖ-Obmann). Reichhold geriet über seinen ebenfalls blauen BMVIT-Generalsekretär Friedrich Rödler an Peter Hochegger. Und damit ging es schon fast automatisch sofort um einen teuren Beratungsauftrag auf Steuerzahlerkosten.

Hochegger, ganz Profi, schrieb in einem Mail den beiden Blauen mit schwulstigen, aber inhaltsarmen Worten gleich selbst das vor, wonach die beiden suchen sollten, um ihn zu finden. Sein „Vorschlag zur Leistungsbeschreibung" im O-Ton:

„Derzeit gibt es keine Institution, die in der Öffentlichkeit als Themenführer im Bereich Verkehr – Schiene, Straße, Wasser, Luft – als Gestalter und Themenführer wahrgenommen wird. Das BMVIT hat es sich zur Aufgabe gemacht unter dem neuen Minister hier eine aktive Gestaltungsrolle im Dialog mit der Bevölkerung und den involvierten Unternehmen/Organisationen/Verkehrsträgern zu übernehmen, um anstehende Probleme und Aufgaben anzusprechen und zu lösen. Dafür wird eine Agentur gesucht, die das BMVIT bei dieser Aufgabe in der Konzeption und kommunikativen Umsetzung unterstützt.“

Mit anderen Worten: Themenführerschaft in Sachen heiße Luft. Diese aber konnte man dem recht ahnungslosen, von einem Kärntner Bauernhof gekommenen Reichhold offenbar sehr gut einreden. Hochegger setzte in seinem Vorschlag auch gleich das Agenturhonorar fest: Stolze 125.000 Euro.

Aber wenn man einmal in Hocheggers Händen war, dann kam man nicht mehr so billig davon. In einem weiteren Mail berichtet der Agent auch gleich noch von einem „langen Gespräch mit Wolfgang Bachmaier von OGM“. Für diesen ersann er sofort einen weiteren satten Auftrag: 55.000 Euro zur Erstellung der „Basis für ein Concept Leadership Programm des Ministers.“ Was – nach meinem bescheidenen Geschmack – in den Ohren eines Kärntner Bauern noch viel besser geklungen haben muss als bloße „Themenführerschaft“.

Eine Hürde war freilich noch zu überwinden: Eigentlich muss der 125.000-Euro-Auftrag ja ausgeschrieben werden. Aber keine Sorge, ein Hochegger hat alles unter Kontrolle. Denn er organisierte gleich auch die Manipulation der Ausschreibung. Bei der Findung von Scheinkonkurrenten waren ihm seine Logenbrüder behilflich. Hochegger suchte auf diese Weise seine „Konkurrenten“ selber aus und sprach sich mit denen ab. Wie er das Rödler mitteilte, ist wieder wert, im ganzen Wortlaut zitiert zu werden:

„Lieber Fritz,
anbei eine Liste von Firmen für die Ausschreibung. Heinisch arbeitet in der selben Loge wie Göweil, er ist informiert. Löwe ist eine befreundete Agentur, Aufträge die wir nicht annehmen können leiten wir an sie weiter. Sind vier für die Einladung genug?“

Deutlicher kann man es wohl nicht mehr vorgeführt bekommen: Wie sie sich sinnlose Aufträge auf Kosten des Steuerzahlers ausdenken. Wie sie die Vergabe solcher Aufträge schieben. Wie sie ihre Logenbrüder dabei einsetzen.

Braucht es noch eine Erwähnung, dass wenige Tage später Hochegger „als Bestbieter im Sinne der Vergabevorschriften“ den Auftrag bekommt? Mit dem Vermerk: „in Entsprechung der Entscheidung der Vergabekommission, Vorsitz Dr. Rödler“. Womit sich der Kreis schließt.

Wer jetzt fragt, warum Hochegger so unvorsichtig war, in einem Mail eine Reihe von Logenbrüdern zu outen (was ja, soweit man weiß, dort strikt verboten ist), der hat nicht mit der Dummheit des Generalsekretärs Rödler gerechnet. Denn der schickte sich selber das Mail, das er an seine gmx-Adresse bekommen hat, an seine ministeriumsoffizielle bmvit.gv.at-Adresse weiter. Ordnung muss halt sein. Womit der ganze demaskierende Vorgang aktenkundig geworden ist.

Unbekannt ist hingegen, wie das alles nunmehr in der Loge abgehandelt wird. Vielleicht mit einem Appell: „Brüder, seid doch vorsichtiger“?

Selbstverständlich habe ich die im Mail genannten Herren um Stellungnahmen gebeten. Die Herrn Rödler und Hainisch blieben schweigsam. Der damalige „Kurier“-Redakteur und jetzige „Wiener-Zeitung“-Chefredakteur Reinhard Göweil antwortete knapp: „Ich kenne den von Ihnen behaupteten Vorfall nicht, habe daher auch folgerichtig auch nichts damit zu tun. Und irgendwelche „Outings“ kommentiere ich nicht.“

Geschadet hat die Loge den Genannten jedenfalls nicht. Göweil ist avanciert. Und Rödler ist heute Chef des Patentamtes – und wurde in dieser Funktion auch nach dem Farbwechsel im zuständigen BMVIT von Blau/Orange auf Rot verlängert. Was doch ziemlich erstaunt. Wurden doch sonst von SPÖ-Ministern alle Funktionsträger, unter deren Fingernägel noch irgendwelche blauen oder orangen Farbreste zu finden sind, erbarmungslos entsorgt. Logenmitgliedschaften sind für die Sozialdemokratie aber seit langem eine besonders wertvolle Empfehlung. Und können offensichtlich solche Farbreste glatt übertünchen. Dabei hatte einst Rödlers erstmalige Bestellung durch die Blauen bei der damaligen linken Opposition noch heftige Proteste ausgelöst.

Natürlich gilt auch hier, wie in allen anderen in diesem Beitrag genannten Aspekten, die juristische Unschuldsvermutung.

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Gerichte öffnen die Migrationsschleusen

24. April 2012 02:31 | Autor: Andreas Unterberger

Bei Wahlen bekommen derzeit alle Regierungen Europas ihre Ohrfeigen, egal wer gerade regiert. Noch unpopulärer als die Regierungen ist die EU selber. Des öfteren sind es aber eigentlich die Richter, die den Zorn der Menschen am meisten verdient hätten. Diese stehen jedoch im Schatten und können dort ungehindert ihre Ideologien ausleben. Zum Schaden Europas.

Denn die neueste Judikatur von Verwaltungsgerichtshof und Europäischem Gerichtshof bringt mit einem Federstrich den wichtigsten Eckpfeiler des österreichischen Fremdenrechts zum Einsturz. Und die Republik reagiert hilflos. Die Gerichte berufen sich auf ein Abkommen, das die EU lange vor dem österreichischen Beitritt mit der Türkei geschlossen hat. Demnach sind Türken, die mit Österreichern verheiratet sind, künftig von Maßnahmen wie „Deutsch vor Zuzug“ und der Pflicht zu Integrationsvereinbarungen befreit.

Das aber waren in den letzten Jahren die einzigen relevanten Maßnahmen, um ein noch rascheres Anwachsen der türkischen Gemeinde einbremsen zu können. Das waren Maßnahmen, welche der SPÖ nur sehr mühsam abgerungen werden konnten. Das waren auch Maßnahmen, die genau an der richtigen Stelle angesetzt haben. Denn jene Fälle, die nun dank der Gerichte ungebremst zuwandern können, sind der weitaus problematischste Aspekt der Migration: Das sind die in einer Drittwelt-Umgebung mit einer mittelalterlichen Kultur und Religionspraxis aufgewachsenen Mädchen, die in einer arrangierten Ehe an einen Austrotürken – oft genug einen Verwandten – verheiratet werden. Um nicht zu sagen: verschachert. Ob das eine weiterhin verbotene Zwangsehe ist oder nicht, ist da in Wahrheit eine Frage aus einer anderen Welt. Denn diese Mädchen haben ja die Möglichkeit eines freien Willens überhaupt nie kennengelernt.

Wenn sie dann in Österreich sind, haben diese Frauen als Gebärmaschinen zu fungieren. Sie lernen meist nie deutsch, haben meist nie einen Job, verlassen nur selten das Haus und lassen den ganzen Tag türkische Satellitensender als einzigen Kontakt zur Außenwelt laufen. Sie ziehen dann logischerweise auch ihre Kinder in türkischer Sprache und in einem mittelalterlichen Geist auf. Weshalb wir in der zweiten und dritten Generation oft schlechtere Integrationsleistungen haben als in der ersten.

Jetzt ist auch die letzte Bremse gegen den Zuzug solcher Frauen (und natürlich auch einiger Männer) weggefallen. Das ist wirklich eine tolle Leistung der Gerichte! Braucht es noch extra erwähnt zu werden, dass sowohl der Chef des Verwaltungsgerichtshofs wie auch die von Österreich entsandte EU-Richterin knallrot sind?

Das Innenministerium glaubt nichts anderes tun zu können, als zu salutieren und die Gerichtsbeschlüsse brav umzusetzen. Obwohl diese der neuen Parole „Integration durch Leistung“ einen schwereren Schlag versetzt haben, als all die netten Inserate mit ein paar Dutzend Vorzeige-Zuwanderern an Nutzen stiften können.

Das ist juristisch auch richtig so. Aber rein theoretisch wäre es natürlich auch möglich, dass Österreich als Reaktion nach langem wieder eine aktive EU-Politik entwickelt. Das Land könnte sich ja – rein theoretisch – Verbündete suchen. Rein theoretisch könnte eine neue EU-Richtlinie wieder versuchen, wenigstens eine Spur von Lenkung in die Massenzuwanderung zu bringen. Denn nichts  anderes findet ja unter dem so harmlos klingenden Titel „Familienzusammenführung“ seit langem statt.

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Frankreich zwischen Macho-Großmaul und Retro-Sozialismus

24. April 2012 00:28 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt viele Gründe, die für eine endgültige Abwahl von Nicolas Sarkozy sprechen. Es gibt nur einen einzigen Grund, der dennoch die (wahrscheinliche) Wahl seines Gegenkandidaten Francois Hollande zum noch größeren Alptraum macht: Sein Programm. Das ist nämlich noch viel schlimmer als Sarkozys Realität – für Frankreich und damit nach dem Prinzip „Mitgefangen, mitgehangen“ auch für alle Europäer. Wenn Hollande sein Programm auch nur ansatzweise umsetzen sollte, dann ist das ganze Euro-Europa mit Frankreich kaputt.

Daher wird der zweite Durchgang zwischen den beiden extrem spannend und für die Miteuropäer auch viel wichtiger als die amerikanische Wahl. Der Vorsprung Hollandes (28,6 Prozent) auf Sarkozy (27,2) ist extrem knapp. Da scheint zwar noch alles offen. Entscheidend wird aber das Verhalten der Anhänger von Marine Le Pen sein.

Die rechte Kandidatin hat mit 17,9 Prozent nicht nur das beste Ergebnis der Front National erzielt. Sie hat auch die Vorhersagen der Meinungsforscher lächerlich gemacht, die sie durchwegs deutlich niedriger eingeschätzt haben. Es ist aber schon seit Jahren ein politisches Naturgesetz: Rechte Wähler wählen nur in der geheimen Wahlkabine rechts, einem Meinungsforschungsinstitut gegenüber halten sie sich aber bedeckt. Denn sie fürchten sich vor der gesellschaftlichen Stigmatisierung durch ein politisches Outing.

Le Pens Wähler werden keineswegs geschlossen zu Sarkozy wechseln, wie manche oberflächliche Auguren meinen. Sarkozy steht zwar in der Ausländerfrage der Front National deutlich näher (und diese Frage ist für die Menschen im Unterschied zu vielen Medien wichtiger denn je). In Sachen Sparnotwendigkeiten, Sozialpolitik und Europa steht die Rechtspartei jedoch der radikalen Linken viel näher. Und umgekehrt.

Überdies gibt es auch bei Le Pens Wählern etliche, die Sarkozy als Person strikt ablehnen. Die Sprunghaftigkeit und Angeberattitüden des kleingewachsenen Mannes, der sich allzu lange allzu eng mit den Reichen und Schönen umgeben hat, nerven viele Franzosen. Auch das Kapitel Sarkozy und die Frauen war mehr dazu angetan, um bunte Hefte zu füllen als die Schar seiner Anhänger.

Noch schlimmer ist, dass sich Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit unter Sarkozy deutlich verschlechtert hat. Gewiss haben dazu viele kapitale Sünden früherer Linksregierungen beigetragen, wie die Arbeitszeitverkürzung oder der viel zu weitgehende Kündigungsschutz. Aber Sarkozy hat wie ein lateinischer Macho viel geredet (noch dazu mit ständig wechselnden Zielrichtungen); er hat jedoch trotz seiner fast unbegrenzten Macht wenig getan, um die Wettbewerbsfähigkeit der Grande Nation wieder zu verbessern.

Jetzt fällt es vielen Franzosen verständlicherweise ziemlich schwer, ausgerechnet in ihm den geeigneten Mann zu sehen, um Frankreich ein griechisches Schicksal zu ersparen. Die Zukunft erscheint ihnen sowieso düster, da hat für viele eine Generalabrechnung mit der Vergangenheit die erste Priorität.

Doppelter Scherbenhaufen für Merkel

Auch die Miteuropäer werden die erste (und einzige?) Amtsperiode Sarkozys keineswegs in guter Erinnerung behalten. War es doch er, der immer wieder großen Druck auf Angela Merkel ausgeübt hat, damit die zögerliche und innerlich unsichere Deutsche der wahnsinnigen Verschuldungspolitik des gesamten Euro-Europas zugestimmt hat. Die entscheidende und falsche Weichenstellung geschah ja im Frühjahr 2010, als Merkel der ersten Etappe der Megahilfe für Griechenland zugestimmt hatte.

Damals verlangten die gesamte Linke und damit die meisten Medien lautstark, dass das sozialistisch regierte Griechenland „gerettet“ werde (was natürlich angesichts der griechischen Zustände immer nur auf ein paar Monate gelingen konnte). Und dazu kam dann der gleichgerichtete Druck Sarkozys, der um die Kredite der französischen Banken und seine Wiederwahl bangte. Andere Länder wie Österreich haben ja seit Jahren überhaupt keinen Politiker, der europapolitisch mitsprechen oder auch nur mitdenken könnte.

Diesem Druck gab die harmoniesüchtige deutsche Bundeskanzlerin schließlich nach. Was sich von Tag zu Tag mehr als große Katastrophe herausstellt. Dieser erste große Fehler war dann der Vater aller weiteren: vom Ankauf dubioser Staatspapiere durch die EZB bis zum Neudrucken einer Billion Euro, vom „Stabilitätsmechanismus“ EFSF bis zum „Stabilitätsmechanismus“ ESM. Beide bringen keine Stabilität, sondern nur die ständig ausgeweitete Haftung aller Euro-Länder für die Schulden der anderen.

Die Ironie der Geschichte scheint es zu sein, dass nicht einmal der politische Hauptzweck dieser Aktion, also die Wiederwahl Sarkozys, erreicht werden dürfte. Damit droht Merkel die doppelte Blamage: einerseits die direkte und indirekte Haftung Deutschlands für die gesamte europäische Schuldenkonstruktion und dazu noch ein sozialistischer Präsident mit nostalgischen Politikideen im zweitwichtigsten Land der EU.

Denn so absurd es klingt: Eine Wiederwahl Sarkozys ist bei all seinen Fehlern noch immer die bessere Alternative als ein Amtsantritt Hollandes. Denn dieser hat sich im Wahlkampf so tief in linke Versprechungen einzementiert, dass er es sich politisch nicht leisten kann, alle zu vergessen.

Von den PIGS zu den FISPIG

Jedoch können sich weder Frankreich noch Europa eine Realisierung seiner Versprechungen leisten. Ob das nun die Bewahrung der von Sarkozy zuletzt (spät, aber immerhin) in Frage gestellten 35-Stunden-Woche ist oder eine Senkung(!) des Rentenalters oder eine Steigerung der Einkommensteuer auf 75(!) Prozent oder eine noch(!) lockerere Geldpolitik der EZB. Jede einzelne dieser Maßnahme würde Frankreich mit Garantie in die Gruppe der PIGS- oder PIIGS-Staaten reihen. Und lediglich Journalisten werden sich freuen, wenn sie dann über neue Abkürzungen wie FIPIGS oder SPIFIG oder FISPIG nachdenken können.

Die schon in breiter Front begonnene Flucht von Anlegern aus dem Euro-Raum wird sich bei einer Wahl Hollandes mit Sicherheit noch mehr beschleunigen. Und es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anleger auch erkennen, dass selbst Deutschland kein sicherer Anker mehr sein kann. Aus dem Bett, in das sich Merkel mit Sarkozy gelegt hat, kommen Deutschland und mit ihm Europa auch dann nicht mehr heraus, wenn dort plötzlich ein Monsieur Hollande vom alten, längst in Konkurs gegangenen sozialistischen Schlaraffenland träumt.

Auch der niederländische Anker reißt

Diese vielen Fehler der letzten Jahre führen nicht nur in Frankreich, sondern schon reihum zum Zusammenbruch der beteiligten Regierungen. Ist doch fast zeitgleich zum französischen Wahltag auch die Regierung der Niederlande kollabiert. Immerhin sind die Niederlande nach Deutschland der zweitgrößte Stabilitätsanker im Euroraum.

Auch dort hat sich wie bei Le Pen gezeigt, dass die rechtspopulistischen Parteien – in den Niederlanden unter Führung des charismatischen Geert Wilders – nicht für die unpopulären, aber notwendigen Sanierungsmaßnahmen bereitstehen. Selbst wenn man ihnen in Sachen Migrationspolitik in fast allem recht gibt, erweisen sie sich stabilitätspolitisch als ebenso unverantwortlich wie die linken Parteien.

Denn sie alle lehnen jene Sanierungsmaßnahmen ab, die absolut unvermeidlich sind: egal ob man in der EU beziehungsweise im Euro bleibt oder nicht. Wilders wie Le Pen gaukeln den Wählern vor, dass diesen ein neuer Protektionismus, ein Abschließen der Grenzen etwas nutzen würde. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Protektionismus hat jedes Land langfristig verarmen lassen.

Bei einem währungspolitischen Alleingang eines Eurolandes wird ein Programm der Schmerzen für dieses Land sogar mit Sicherheit noch viel zwingender: Denn es verliert damit sofort an jeder Kreditfähigkeit. Es muss daher auf jedes weitere Schuldenmachen verzichten und sämtliche Sozialausgaben drastisch straffen; und seine Bürger werden viel länger arbeiten und auf Vieles von dem verzichten müssen, was Sozialdemokraten und Gewerkschaften ihren Anhängern als dauerhafte Errungenschaften verkauft hatten. Ein Land, das das nicht tut, landet in der Mega-Inflation, die in Europa schon einmal Massenelend und eine kriegerische Mega-Katastrophe ausgelöst hat.

Das gleiche Ergebnis brächte die Politik Hollandes und vieler europäischer Sozialdemokraten. Deren Kern: Statt Sparen Geld drucken.

Peinliche Medien-Begeisterung für Melenchon

Hinter der großen europa- und stabilitätspolitischen Bedeutung der französischen Wahl hat der erste Durchgang aber auch ein erfreuliches Waterloo für viele Medien gebracht. Haben sich diese in ihrem linken Fanatismus doch in großer Zahl für den linksradikalen Kandidaten Jean-Luc Melenchon begeistert. Nach dem ersten Wahldurchgang ist der Mann jedoch mit 11,1 Prozent weit abgeschlagen an vierter Stelle gelandet, nur knapp vor dem schillernden Zentristen Bayrou (9,1).

Mit Melenchons Sprüchen von 100-prozentigen Einkommensteuern ab einer bestimmten Grenze kann man zwar bei der wenig intelligenten französischen Intelligenz ein wenig punkten; diese ist  ja noch mehr als die anderer europäischer Länder von spätpubertärer Revolutionsgeilheit geprägt. Aber die Mehrheit der Franzosen ist doch ein wenig vernünftiger. Dies hatten ja auch schon die Wahlgänge nach dem Jahr 1968 gezeigt: Damals errang die Rechte große Wahlsiege, nachdem die linken Studenten und Arbeiter monatelang das Land mit ihren wilden revolutionären Aktionen lahmzulegen versucht hatten.

Der Sieg der Vernunft hat aber seine Grenzen. Auch die Franzosen greifen noch immer nach jedem Strohhalm, der ihnen eine Alternative zu den furchtbaren Schmerzen einer Sanierung zu bieten scheint. Und wenn man damit zugleich einem verachteten Macho namens Sarkozy eine Ohrfeige geben kann, dann wird eben ein Papier gewordener Anachronismus namens Hollande zum Favoriten für das französische Präsidentenamt.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com. 

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Fußnote 290: Die Paranoide Schizophrenie

23. April 2012 14:55 | Autor: Andreas Unterberger

In Oslo wird heftig darüber diskutiert, ob der Massenmörder B. Paranoide Schizophrenie hat und deshalb strafrechtlich nicht verurteilt werden kann. Das ist ganz offensichtlich eine ernsthafte und gefährliche Krankheit. Nicht jedoch in Österreich.

In Innsbruck gibt der Spitzenkandidat der dortigen Piratenpartei und nunmehrige Gemeinderat selbst zu, dass er an Paranoider Schizophrenie leidet und deswegen behandelt wird. Er sei deswegen arbeitsunfähig und lebe von der Mindestsicherung. Was angesichts des Falls B. schon ziemlich seltsam erscheint, ohne dem guten Tiroler nähertreten zu wollen. Noch seltsamer ist, wie manche Medien den jahrelang besachwalterten Mann samt seiner Partei hochjubeln. Kann es wirklich sein, dass man gleichzeitig arbeitsunfähig und ein ernsthafter Volksvertreter ist? Müssen die Medien wirklich jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treiben, nur damit den Zeitungen nicht zu fad wird? Gibt es auch nur einen einzigen objektiven Grund, sich von den Piraten eine Antwort auf die Probleme unserer Zeit zu erwarten – außer dass sie selber zugeben, keine Antworten zu haben? Darf in der Spaßgesellschaft wirklich alles zur reinen Hetz werden?

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Das Parlament: eine Fehlbesetzung in Fortsetzungen

23. April 2012 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Der Untersuchungsausschuss des Parlaments hat bereits ein klares Zwischenergebnis: Er ist eine Blamage für das Parlament. Dieses ist mit solchen Projekten total überfordert. Es geht damit völlig am eigenen verfassungsrechtlichen Auftrag vorbei. Bei aller mehr als legitimen Kritik an der Staatsanwaltschaft: Ein Parlament ist noch viel weniger als diese (selbst in ihrem heutigen Zustand) geeignet, Straftaten aufzuklären.

Denn schon die erste Etappe der Ausschuss-Untersuchungen, nämlich das Kapitel der Bestechungen von mindestens vier Parteien durch die Telekom, hat wieder einmal gezeigt: Die Abgeordneten sind ausschließlich, dafür umso heftiger, unterwegs, Angehörige anderer Parteien mit berechtigten wie auch mit hanebüchenen Vorwürfen anzuschwärzen, beziehungsweise die eigenen Parteifreunde reinzuwaschen.

Aber das ist in keiner Weise Zweck eines Parlamentsausschusses.

Der eigentliche Auftrag des Parlaments wird hingegen überhaupt nicht wahrgenommen: Kontrolle der Regierung beziehungsweise die Erarbeitung von Vorschlägen zur Verbesserung von Gesetzen, Justiz und Verwaltung. Auch die Grünen als einzige Partei, die mangels bisheriger Regierungsverantwortung eher weniger mit Telekomgeldern bedacht worden ist, sind nicht dazu bereit. Auch sie haben eine rein parteipolitische Agenda. Die besteht in ihrem Fall darin, die Rechtsparteien zu diskreditieren („Nie wieder Schwarz-Blau!“) und die Skandale der SPÖ weitestgehend zu ignorieren.

Freilich: Das hat man auch schon vorher gewusst, dass sich der Ausschuss nur in diese Richtung entwickeln kann. Denn auch frühere Ausschüsse haben sich haargenau nach dem gleichen Schema abgespielt. Zu konstruktiver Arbeit waren sie schon seit Menschengedenken nicht imstande.

Dennoch war auch dieser Ausschuss gestartet worden. Denn die Medien wollten ihn unbedingt. Wird ihnen doch allen dort tagtäglich zur Füllung ihrer Seiten/Sendezeiten pikant Klingendes brühheiß serviert. Die Medien hofften auch, durch einen Ausschuss nicht mehr von irgendwelchen einzelnen Dokumenten abhängig zu sein, die seit Jahr und Tag von hochrangigen Staatsanwälten einseitig und rechtswidrig hinauskopiert werden. Wobei man ja an diesen ständigen Verletzungen des Amtsgeheimnisses eindeutig erkennen kann: Die dabei aktiven Staatsanwälte haben eindeutig eine parteipolitische Agenda: Lassen sie doch nur Aktenstücke hinaussickern, die eine der drei rechten Parteien belasten. Aus den Akten, auf deren Deckel der Name von SPÖ-Politikern prangt, ist hingegen noch nie etwas hinausgegangen.

Dennoch hat die Staatsanwaltschaft auch im U-Ausschuss hinter den Kulissen Fäden ziehen können. Auch wenn sie dort nicht mehr alle Sozialdemokraten schützen kann.

Denn in den bisherigen Ausschuss-Wochen hat sich noch etwas anderes erneut gezeigt: Es ist einfach absurd, einen solchen Ausschuss ins Leben zu rufen, solange die Staatsanwaltschaft praktisch den selben Bereich untersucht. Denn während Peter Pilz ob eines Druckkostenbeitrags von 10.000 Euro die Republik ins Wanken bringen wollte, hat der Ausschuss auf Wunsch der Staatsanwaltschaft den eigentlichen Haupttäter nie zu Gesicht bekommen. Ja, er hat auch nie nach diesem verlangt. Und erwartet doch, noch ernst genommen zu werden.

Dabei kann es kaum noch Zweifel geben: Die zentrale kriminelle Energie im Telekom-Skandal ist von Gernot Schieszler, dem früheren Finanzvorstand des halbstaatlichen Konzerns, ausgegangen. Denn beim Großteil der neun Millionen Euro, die zu diversen meist dunklen Zwecken über Herrn Hochegger und andere verteilt worden sind, war Schieszler die entscheidende Drehscheibe.

Und ausgerechnet dieser Mann ist vom Parlament nie vorgeladen worden. Was wohl der entscheidende Beweis ist, dass dort nur eine lächerliche Farce stattfindet. Was will man aufklären und verbessern, wenn man zwar zahllose periphere Figuren vorlädt und herunterzumachen versucht, aber nicht den Mastermind?

Dabei ist dieser ja einer, der sich nicht hinter dem sonst bei vielen Ausschuss-Zeugen üblichen Satz „Sage nichts, weil die Staatsanwaltschaft gegen mich ermittelt“ verbergen kann. Denn Schieszler wird von der Staatsanwaltschaft ja als Kronzeuge behandelt und nicht als Beschuldigter, weil er (angeblich) alle seine Mittäter und -läufer verrät (dass damit die Staatsanwaltschaft die ganze Einrichtung des Kronzeugenschutzes lächerlich macht, ist eine andere Frage, die für heute aber ausgeklammert bleibe).

Ähnlich seltsam ist auch, dass der Parlamentsausschuss die gesamte Affäre um den Erwerb der bulgarischen Telekom durch die Telekom Austria (an dem einige Zwischenwirte extrem gut verdient zu haben scheinen) ebenfalls nicht behandelt hat. Hier hat die Staatsanwaltschaft halt keine Papiere hergegeben. Da untersucht man halt nichts. Dafür verbeißt man sich in irgendwelche Randlappalien.

Die Lehren aus all dem – sofern Parteien überhaupt noch lernfähig sein sollten – sind klar: Es darf vor allem nie wieder einen Untersuchungsausschuss geben, solange die Staatsanwaltschaft in gleicher Causa ermittelt.

Ein Untersuchungsausschuss in dieser Zusammensetzung sollte höchstens dann aktiv werden können, wenn die Staatsanwälte aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Verfolgung einstellen. Wie etwa gegen den früheren Gewerkschaftspräsident Verzetnitsch trotz seiner Schlüsselrolle im Bawag-Skandal; wie etwa gegen den mutmaßlichen Zweittäter im Fall Kampusch; wie etwa (wahrscheinlich in Bälde) gegen die Herrn Faymann und Ostermayer trotz der offenkundigen Bestechung von Medien; wie etwa gegen die Verantwortlichen in der Eisenstädter Landesregierung trotz eines grob fahrlässig angerichteten Schadens von 55 Millionen in Sachen Bank Burgenland; wie etwa gegen die Staatsanwaltschaft selber wegen ihrer Kooperation mit dem KGB in Sachen Litauen.

Aber auch in diesen Fällen wird in einem parteipolitisch geprägten Gremium vermutlich nie etwas Brauchbares herauskommen. Selbst der Anschein, dass wenigstens im Fall Kampusch ein parallel tagender Geheimausschuss zu einem konstruktiven Ergebnis gekommen wäre, scheint sich in Luft aufzulösen. Hat doch der Vorsitzende jenes U-Ausschusses, Werner Amon, vor einem Monat angekündigt, dass noch im März die Ergebnisse und Empfehlungen präsentiert werden. Jetzt ist bald der April zu Ende. Und niemand hat etwas von irgendwelchen Ergebnissen des Amon­-Ausschusses gehört.

Offenbar hat die infame Strategie der Staatsanwaltschaft, Amon zum Beschuldigten in der Causa eines Druckkostenbeitrags zu machen, ihre Wirkung erzielt.

Gerade dieser Vorfall muss eine weitere Lehre sein: Auch dort, wo – beziehungsweise auch dann, wenn Österreich unabhängige Untersuchungskommissionen braucht, können und dürfen diese nicht von Parteipolitikern getragen werden. Vielmehr sollten sie von völlig unabhängigen (am besten schon im Ruhestand befindlichen) Richtern geleitet werden. So wie das in Großbritannien immer wieder mit wegweisenden Ergebnissen der Fall ist. So wie auch die Seltsamkeiten im Fall Kampusch durch den ausnahmsweisen Zufall einer ministeriellen Kommission mit großen Richterpersönlichkeiten an der Spitze aufgedeckt worden sind.

Der Zweck solcher richterlicher Kommissionen sollte erstens die Kontrolle der Strafverfolger sein, die sich ja immer zum Staat im Staat stilisieren; zweitens die Kontrolle aller wichtigen Verwaltungsbereiche; und drittens die Untersuchung schwieriger Fragenkomplexe zur Erstellung konkreter Gesetzesvorschläge.

Solche Kommissionen werden aber wohl nie geschaffen werden. Die parlamentarischen Parteipolitiker werden sicher nicht mehr bereit sein, ihr liebstes Spielzeug, also den Schmutzkübel, herzugeben. Und auch die Medien werden sich sicher nicht den voyeuristischen Spaß an den Schmutzschlachten verderben lassen.

Aber wie gesagt: Das alles weiß man seit langem. Daher hätte man nie einen solchen Ausschluss beschließen dürfen. Wer aber erst jetzt draufkommt und nun plötzlich den Ausschuss abdrehen will, der stempelt sich selbst zum Hauptübeltäter. Wie es derzeit Schwarz und zum Teil auch Rot nun tun. Die damit als politische Strategen supernackt dastehen.

PS.: In diesem Beitrag geht es – auch – um den schweren Verdacht gravierender Verbrechen insbesondere von Sozialdemokraten. Umso ärgerlicher ist es, wenn in den letzten Tagen Medien und Politiker anderer Parteien wieder einmal eine Lächerlichkeit in den Vordergrund rücken, diesmal rund um die Ministerin Bures. Denn nichts anderes als eine Lächerlichkeit und kein Skandal ist es, wenn ein Transport der Bures-Tochter im Dienstauto der Ministerin zum zentralen Thema wird. Dabei wird den Ministern ohnedies ein monatliches Pauschale für die Privatnutzung ihres Dienstfahrzeugs abgezogen wird. Aber so ist Österreich halt allzu oft: kleinlich und kleinkariert.

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Auch im Ausland glänzt lange nicht alles

22. April 2012 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Wer die ganze Woche lang glauben mochte, das Tagebuch fände nur in Österreich Dummheiten oder auch Lobenswertes, der wird heute wieder mit der Außenwelt konfrontiert. Denn auf Dummheiten stößt man beispielsweise auch in internationalen Organisationen oder in Deutschland. Dort gab es in den letzten Tagen aber auch Mutiges, Kluges und Lobenswertes zu beobachten. Alles verblasst aber hinter der großen Sorge um Europa.

Den Spitzenplatz an Dummheit hat diese Woche die OSZE errungen. Lobte sie doch tatsächlich die russische Ankündigung, einen neuen staatlichen Fernsehsender schaffen zu wollen. Dies wäre eine „Stärkung der Demokratie“. Na dann, noch ein paar solche Sender und Russland ist endgültig demokratisch! Wird doch der Intendant des so gelobten Senders von einem gewissen Wladimir Putin ernannt. Und hat doch dessen Vorgänger Dimitri Medwedew schon versichert, dass der staatlich Einfluss auf den Sender nicht „exzessiv“ sein muss (wohl ungefähr so, wie der des Werner Faymann auf den ORF, der in seiner Großzügigkeit beispielsweise dem Sport völlig freie Hand lässt). Was soll man sich da noch sorgen?

Bald dahinter folgt die deutsche Opposition. Hat sie doch vehement dagegen gekämpft, dass die deutsche Bundeswehr somalische Piraten auch an Land verfolgen darf, und sei es auch nur durch Flugzeuge (die Regierungsmehrheit hat sich zum Glück dennoch getraut, solche Landeinsätze zu beschließen). Fazit bleibt damit: Rotrotgrün will, dass sich diese Verbrecherpartien, die seit längerem auf hoher See eher vergeblich von Nato-Schiffen gesucht werden, weiterhin jederzeit in ein Leo, in einen sicheren Hafen zurückziehen können. Wo sie dann in aller Ruhe die Beute aufteilen können, wo sie dann Lösegeld für die genommenen Geiseln erpressen können. Freuen wir uns, wie human die Linke ist, die sich so herzlich um Piraten sorgt - zumindest um solche, die ihnen nicht die Stimmen wegnehmen, sondern nur Menschen entführen!

Etlichen Mut muss man dem CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder attestieren. Hat der doch den Satz zu formulieren gewagt: „Der Islam ist nicht Teil unserer Tradition und Identität in Deutschland, und gehört somit nicht zu Deutschland.“ Womit Kauder seinem unglückseligen Parteifreund a.D. Christian Wulff frontal widersprochen hat. Kleine Rückkehr nach Österreich: Vielleicht kommt auch die ÖVP wieder drauf, dass es einer Partei gut ansteht, über Tradition und Identität nachzudenken und sich nicht vor dem üblichen, aber an den Lesern völlig vorbeigehenden Gekläff politisch korrekter Journalisten zu fürchten? Das steht vor allem jener Partei gut an, die nur überleben kann, wenn sie den großen konservativen Wählerstock hinter sich hat.

Mutig ist auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gewesen. Hat es doch gewagt, dem ständigen politmedialen Gejammere über die angeblich so große Armut nachzugehen. „Armutsgefährdet“ – was schlampige Journalisten gerne auf „arm“ verkürzen – ist nämlich nach einer recht willkürlichen Definition jeder, der weniger als 60 Prozent des (Median-)Durchschnitts verdient. Was schon an sich absurd ist: Denn selbst wenn alle Menschen über Nacht doppelt so viel verdienen sollten, würde sich die so berechnete Armuts-Zahl nicht um eine Kommastelle ändern. Aber dennoch genügt die Nennung einer hohen Zahl angeblich Armer, um uns kollektiv und ständig schlechtes Gewissen zu machen. Nun aber hat das IW nachgewiesen, dass sich unter den „Armen“ viele wirklich Reiche verbergen. Denn „arm“ sind auch die Besitzer von Immobilien oder Wertpapierschätzen, weil sie ja kein messbares Arbeitseinkommen haben. Jeder sechste Arme besitzt dieser Studie zufolge ein nennenswertes Vermögen. Was einige Fanatiker nicht hindern wird, weiterhin ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle zu fordern.

Klugheit setzt sich langsam auch bei den Aktionären durch, zumindest in Amerika: Jene der Citigroup haben nun bei der Hauptversammlung mehrheitlich die üppigen Bezüge der Vorstände abgelehnt. Diese waren angesichts eines verlustreichen Jahres provozierend hoch angesetzt. Womit sich endlich die richtigen Akteure um die Vorstandbezüge zu kümmern beginnen. Denn niemand anderer als der Aktionär ist das Opfer, wenn das Management zu hohe Bezüge bekommt. Er ist aber auch genauso das Opfer, wenn angesichts zu niedriger Bezüge nur noch die zweite Garnitur eine Unternehmensführung zu übernehmen bereit ist. Daher ist hier jeder staatliche Eingriff ein Unsinn. Sehr wohl aber muss der Staat den kleinen Aktionären zu mehr Stimmgewicht verhelfen, wenn sich ein Oldboys-Netzwerk aus Aufsichtsräten, Vorständen und Großanlegern gegenseitig üppiges Geld zuzuschieben versucht.

Extrem besorgniserregend ist hingegen das, was sich seit einigen Tagen an den internationalen Finanzmärkten abspielt. Dort hat eine Reihe internationaler Staatsfonds (über die etwa China oder die Golfländer das viele durch Exporte erwirtschaftete Geld wieder anlegen) und Hedge Fonds Europa offenbar endgültig den Rücken zugewendet. Sie wollen in diesem Kontinent auf etliche Zeit kaum noch Anleihen kaufen. Sie haben ihre Gelder besonders aus Spanien im Expresstempo abgezogen. Lediglich Deutschland ist ihnen noch voll vertrauenswürdig. Irgendwie seltsam: Was haben die Europäer doch noch vor kurzem moralistisch über die spekulativen Hedge Fonds geschimpft! Welch strenge Vorschriften haben sie doch hochmütig den Staatsfonds der Schwellenländer zu machen versucht, wo diese anlegen dürfen und wo nicht! Jetzt legt man all diesen Fonds den roten Teppich aus, und doch will keiner mehr über diesen gehen.

 

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Der ÖGB im Kampf gegen die älteren Arbeitnehmer

21. April 2012 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Der ÖGB startet eine Kampagne dagegen, dass manche Angestellte nicht das verdienen, was ihnen rechtlich zusteht. Da muss man die Gewerkschaft doch unterstützen, oder?

Nun, selbstverständlich muss man für die Einhaltung der Gesetze und ähnlicher zwingender Normen sein. Regellosigkeit ist immer schlecht und schadet allen. Nur sollte man sich auch bewusst sein: Der ÖGB zeigt mit seiner Kampagne – ungewollt – noch etwas ebenso Problematisches: dass die geltenden Regeln schlecht sind. Sie führen nämlich zum Schaden vieler Arbeitnehmer. Vor allem der älteren.

Denn einer der häufigsten Gründe für solche regelwidrig zu geringen Gehälter ist die Nichtberücksichtigung von Vordienstzeiten beim Eintritt in ein neues Unternehmen. Würde aber deren Anrechnung künftig zu hundert Prozent durchgesetzt, hätte das eine klare Konsequenz: Ältere Arbeitnehmer hätten dann so gut wie keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt.

Denn jede Firma würde sich dann bei der Neuaufnahme von Mitarbeitern zwingend für die jüngeren entscheiden. Sind doch auf Grund der (von der Gewerkschaft selbst erkämpften!) Kollektivverträge in vielen Berufen über 50-Jährige fast doppelt so teuer, wenn man ihnen alle Vordienstjahre anrechnet. Diesen Unterschied kann die sicher größere Erfahrung von Älteren nicht mehr wettmachen.

Dabei klagt dieselbe Gewerkschaft ständig, dass es für Ältere auf dem Arbeitsmarkt schon heute sehr schwierig ist, einen neuen Job zu finden, wenn man einen anderen verloren hat. Aber Intelligenz und Logik oder gar Selbstkritik waren halt noch nie die Stärke von Gewerkschaftern.

 

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Fußnote 289: Seltsame Justiz

21. April 2012 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Das Oberlandesgericht Graz hat eine Verurteilung des freiheitlichen Politikers Uwe Scheuch aufgehoben.

Das Gericht der ersten Instanz habe die Rechte des Angeklagten unbillig eingeschränkt. Dieses vom Obergericht getadelte Verhalten zeigt zusammen mit dem überhohen Strafmaß eine deutliche Schlagseite des erstinstanzlichen Richters. Nun muss ein anderer Richter desselben Landesgerichts Klagenfurt den Fall neu verhandeln. Was zwar formal richtig ist, aber im konkreten Fall einen mehr als seltsamen Beigeschmack bekommt. Denn der offizielle Sprecher dieses Gerichts hat in einer öffentlichen Erklärung das OLG getadelt. Dieses habe etwas moniert, was in der Strafprozessordnung gar nicht zwingend vorgesehen sei; das sei „einzigartig“, sagte der Sprecher verachtungsvoll. Angesichts einer solchen – ihrerseits einzigartigen – Polemik eines fürs ganze Gericht sprechenden Mannes fragt man sich schon sehr besorgt: Gibt es an jenem Gericht angesichts einer solchen Aussage auch nur irgendeinen Richter, der die Causa wirklich unbefangen neu zu verhandeln imstande wäre? Der Vorarlberger Justizsskandal ist ja wohlweislich auch erst zwei Bundesländer weiter verhandelt worden. In Kärnten scheint Objektivität noch weniger möglich. Dort ist man entweder sehr links oder sehr rechts. (Das alles ändert im übrigen gar nichts daran, dass das korrupte Verhalten Scheuchs – Geld für eine politische Intervention zu verlangen – jedenfalls degoutant ist und ihn eigentlich sofort aus allen politischen Ämtern fernhalten sollte).

 

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Fußnote 288: Säubert endlich auch den Heldenplatz

20. April 2012 14:06 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt geht’s Schlag auf Schlag mit der Säuberung: Die Gemeinde Wien will auf dem Heldenplatz ein Deserteursdenkmal aufstellen.

Kein Problem: Der dort reitende Prinz Eugen sollte ohnedies schon längst eliminiert werden. Hat er es doch gewagt, die Türken wieder aus Mitteleuropa zurückzudrängen. Was ja Rotgrün nun zum Glück wieder richtigstellen. Und den Erzherzog Carl sollte man auch gleich dem Altmetall zuführen. An seine Stelle könnte man ein Denkmal für Che Guevara errichten. Aber für den gibt es eigentlich schon eines, Michael Häupl sei Dank. Außerdem sind doch die paar Tausend Leute, die der umgebracht hat, für einen ordentlichen Antifaschisten wirklich blamabel wenig. Daher wäre Iossif Wissarionowitsch Dschughaschwili Stalin zweifellos geeigneter.

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Ist die Uni doch noch zu retten?

20. April 2012 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Schon war ich dabei, über den neuen Rektor der Uni Wien zu verzweifeln. Da hat er sich zu einem unerwarteten Lichtblick entwickelt.

Zwar bleibt die Rolle des Heinz Engl rund um die skandalöse Umbenennung des Lueger-Rings eine sehr negative. Aber dennoch muss man ihm volle Anerkennung zollen für seine Reaktion auf die Uni-Besetzung durch Linksstudenten: Er ließ sofort alle Tore schließen und dann am Abend das besetzte Audimax polizeilich räumen. Ein paar Polizeihunde erwiesen sich als sehr schnell wirksam. Alle Besetzer wurden angezeigt. Und schon war der Spuk zu Ende.

Ganz ähnlich hat Engl ein paar Stunden davor das ebenfalls besetzte Rektorat räumen lassen. Das alles unterscheidet sich dramatisch von seinem Vorgänger Winckler. Dieser hat sich ja bei einer früheren Besetzung als totales Weichei erwiesen. Tiefpunkt war, dass Winckler den Besetzern (die vier Millionen Schaden auf Steuerkosten angerichtet haben!) zur Aufmunterung sogar noch eine persönliche Spende zukommen hat lassen. Noch übler war freilich damals die Reaktion fast der ganzen Medienwelt (auch der Restbestände sogenannter bürgerlicher Medien), die sich begeistert der Revolutionsgeilheit hingab. Von der üblichen Kulturszene ganz zu schweigen.

Auch zum Anlass der jüngsten Besetzung ist dem neuen Rektor zu gratulieren: Er hat den Mut, eine Studienrichtung („Internationale Entwicklung“) auslaufen zu lassen – zumindest in der Bachelor-Phase –, für die es in Österreich absolut keinen Arbeitsmarkt gibt. Erstmals seit langem spürt man, dass es mit der größten Universität des Landes nicht unbedingt nur ständig bergab gehen muss. Dass sie vielleicht doch noch eine Existenzberechtigung hat.

Und selbst mein Mitleid für jene Studenten hält sich in Grenzen, die durch die Besetzung um Vorlesungen beziehungsweise Prüfungen umgefallen sind: Schließlich haben sie selbst eine Hochschülerschaft gewählt, die sich ständig mit derartigen Rechtsbrechern solidarisiert. Und die ansonsten das Geld der Studenten für dubiose Lesben-Beisln verschwendet.

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SN-Kontroverse: Arbeitszeitverkürzung

20. April 2012 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Ist eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung sinnvoll?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Kürzer arbeiten ergibt Sinn

 

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

In Österreich ist die Arbeitszeit eigenartig verteilt. Allein im dritten Quartal 2011 wurden laut Eurostat 5,5 Millionen Überstunden geleistet - und das zu knapp einem Viertel unbezahlt. Bereits jetzt arbeiten 1,1 Millionen Menschen nur 38,5 Stunden pro Woche, während für die anderen die Normalarbeitszeit von 40 Wochenstunden gilt. Etliche arbeiten aber noch sehr viel länger. Es ist daher hoch an der Zeit, über eine Verkürzung der Arbeitszeit nachzudenken. Sie würde mehr Gerechtigkeit schaffen und ist eine Maßnahme, die ökonomisch durchaus Sinn ergibt. Mit der Reduzierung der Wochenarbeitszeit könnte die Zahl der Arbeitslosen gesenkt werden. Im Jahresdurchschnitt 2011 lag die Arbeitslosenquote bei 4,2 Prozent. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts würden durch eine Arbeitszeitverkürzung um zehn Prozent mittelfristig 130.000 Beschäftigte gewonnen. Steigt die Beschäftigung, steigt auch die Kaufkraft. Letztlich wird also die Konjunktur angekurbelt. Weniger Wochenarbeitsstunden bedeuten außerdem eine geringere Belastung für das teure Gesundheitssystem. Gerade immer häufiger auftretende Überlastungserscheinungen wie Burn-out könnten verringert werden; die Betriebe würden profitieren, wenn die Mitarbeiter seltener in den Krankenstand gehen. Ein besseres Verhältnis von Arbeits- und Freizeit bedeutet enormen Gewinn an Lebensqualität. Vereinbarkeit von Beruf und Familie wäre nicht mehr so schwierig zu bewerkstelligen. Frauen hätten weniger Karrierebarrieren zu überwinden; Männer könnten stärker in das Familienleben eingebunden werden. Die Arbeitszeitverkürzung ist bei vollem Lohnausgleich möglich. Denn die Produktivität ist enorm gestiegen. Die Arbeitszeitverkürzung ist leistbar, sie ist vernünftig und bringt Vorteile für alle.


Lasst den Menschen doch ihre Freiheit!

Andreas Unterberger

 Oberösterreichs Sozialdemokraten werben für eine zwangsweise Arbeitszeitverkürzung mit der an sich richtigen Parole: "Zeit für sich, die Familie und die persönlichen Leidenschaften zu haben, bereichert das Leben ungemein." Genau deshalb wurde in den letzten Jahren ja auch die Möglichkeit der Teilzeitarbeit ausgebaut, mit großem Zuspruch. Das Absurde aber ist: Genau diese Teilzeitarbeit wird von der SPÖ vehement bekämpft! Zugleich mit der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung. In Wien geschieht dies sogar mit Plakaten auf Steuerzahlerkosten.

Weiß diese Partei noch irgendwie, was sie will? Letztlich will sie wohl nur eines: ständig noch mehr in unser Leben eingreifen und es reglementieren, damit die Politik ständig noch mehr Macht erhält. Gleichzeitig ist es der Partei völlig gleich, dass dabei der umzuverteilende Kuchen kleiner wird.

Die Menschen wollen diese Reglementierungen aber nicht. Sie wollen sich frei entscheiden können. Die einen wollen sich primär ihren Familien oder "Leidenschaften" widmen, die anderen wollen Karriere machen und viel verdienen. In einem freien Land sollte jeder das tun können, was er will. Und nicht das tun müssen, was Politiker wollen.

Wenn die Linke aber den Menschen vorgaukelt, dass alles zugleich möglich wäre - viel verdienen und zugleich wenig arbeiten -, dann sollte sie sich in Frankreich umschauen: Dort haben von ihr durchgesetzte Arbeitszeitverkürzungen heute katastrophale Folgen. Was die linken Theoretiker in ihrem papierenen Wolkenkuckucksheim nämlich nicht begreifen: Europa steht im beinharten Wettbewerb mit den boomenden (weit länger als 35 oder 38 Stunden arbeitenden!) Ländern Asiens, den der alte Kontinent zunehmend verliert. Noch ein paar so linke Projekte, dann ist der Wettbewerb endgültig entschieden, und Europa in einer jahrzehntelangen Rezession.

 

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Die Geschichtsfälscher

19. April 2012 10:24 | Autor: Andreas Unterberger

Sie werden immer hemmungsloser. Jetzt beginnen Rot-Grün wie die Nazis und Kommunisten aus ideologischen Gründen wild Straßennamen umzunennen.

In Wien wird der Dr.-Karl-Lueger-Ring abgeschafft. Das hat eine mediokre Figur namens Mailath-Pokorny bekanntgegeben. Dabei war der Mann zweifellos mit seinen zahllosen städtebaulichen Maßnahmen der weitaus wichtigste Bürgermeister in der gesamten Geschichte der Stadt. In seiner Ära hat Wien auch das an Schönheit gewonnen, was sie in den letzten Jahren wieder hässlicher geworden ist. Einfach eine Schande, wenn diese Stadt nun sein Andenken auszuradieren versucht. Das erinnert lebhaft an die stalinistische Praxis, unliebsam gewordene Parteiführer nachträglich aus offiziellen Photos wegzuretuschieren.

Kein Zweifel, Lueger hatte auch Schattenseiten, etwa seinen verbalen Antisemitismus. Den darf man nicht verschweigen. Aber wenn diese linke Gemeindeführung anfängt, Menschen wegen ihrer Schattenseiten aus dem Gedächtnis zu verbannen, dann hätte sie ein weites Betätigungsfeld. Denn da finden sich noch deutlich dunklere Flecken.

Was ist etwa mit dem Herrn Marx und seinen antisemitischen Äußerungen, die alle den gleichen sozialagitatorischen oder wenn man so will klassenkämpferischen Hintergrund wie jene Luegers hatten? Die wirren Gedanken des Herrn Marx haben in der Folge jedenfalls rund 100 Millionen Menschen das Leben gekostet, darunter immer wieder auch gezielt vielen Juden.

Was ist mit dem Herrn Renner? Der Mann hat nicht nur Hitler und seinen Anschluss begeistert bejubelt, dasselbe hat er dann ein paar Jahre später auch gegenüber dem nächsten Megaverbrecher, nämlich Stalin gemacht.

Was ist mit dem Herrn Tandler? Der einstige SPÖ-Stadtrat hat im Gegensatz zu Lueger buchstäblich zu Morden (an „lebensunwertem“ Leben) aufgerufen.

Um nur einige der bekanntesten Namen zu nennen. Am Schluss blieben wohl  nur sehr wenige Namen über, über die man nichts Übles fände. Das gezielte Herausholen eines Mannes, der noch dazu große Verdienste für diese Stadt hat, zeigt hingegen nur, was für eine miese Partie da im Rathaus an der Macht ist. Aber es ist eine Partie, die spürt, dass nach 70 Jahren ihre Herrschaft zu Ende geht, und die da noch schnell ihre Spuren ins Geschichtsbuch eingravieren will.

Und was das Ganze noch unerträglicher macht: Die Häupl-Partie hat einem Massenmörder wie Che Guevara sogar ein Denkmal errichtet. Auf Steuerzahlers Kosten.

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Das kollektive Burnout

19. April 2012 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter in Österreich soll auf Grund des jüngsten Sparpakets bis 2016 um rund ein Jahr steigen. Bravo, wenigstens etwas! Bravo? Das kann wohl nur rufen, wer eine zweite Kleinigkeit vergisst.

Nämlich, dass gleichzeitig auch die Lebenserwartung um ein Jahr gestiegen sein wird. Von einer Sanierung des Pensionsystems also keine Rede. Gleichzeitig bewirkt der Transfer der Möchtegern-Invaliditäts-Pensionisten, die jünger als 50 sind, von der Pensionsversicherungsanstalt zum Arbeitsmarktservice vor allem eines: höhere Kosten für die beim AMS viel üppigeren Ausgaben für Schulungen und Rehabilitationen. Ob diese höheren Ausgaben aber langfristig überhaupt einen Effekt haben, ist vorsichtig ausgedrückt durchaus offen.

Das trifft etwa insbesondere auf die rapide zugenommenen Invaliditätspensionen wegen angeblicher psychischer Erkrankungen zu. Diese haben aber dramatisch zugenommen. Jährlich behaupten schon 35.000 Österreicher, dass sie aus irgendwelchen psychischen Gründen nicht mehr arbeiten können. Nur zur Erläuterung der Größenordnung: Jährlich kommen zwischen 70.000 und 80.000 Menschen in Österreich zur Welt. Polemisch verkürzt, muss man sich fragen: Jeder zweite ein Narr?

Natürlich nicht. Dieser dramatische Anstieg hängt mit einem anderen Phänomen zusammen: Andere beliebte Invaliditätsursachen lassen sich seit einigen Jahren viel präziser medizinisch überprüfen beziehungsweise therapieren. So kann bei den verbreiteten Rückenschmerzen durch Computertomographen viel genauer als durch einstige Röntgenbilder das wahre Ausmaß überprüft werden. So sind Hüftoperationen in den allermeisten Fällen total erfolgreich (zu denen sich freilich so mancher erst nach Zuerkennung der lebenslangen Invaliditätsrente bereitfindet). So sind auch Herzinfarkte heute viel besser therapierbar und in ihren Folgen diagnostizierbar.

Eine Depression ist hingegen kaum objektiv überprüfbar. Noch eleganter klingt der Weg in die Frühpension, wenn die Überschrift „Burnout“ heißt. Das ist ja erstmals ein gesellschaftlich voll akzeptiertes psychisches Krankheitsbild. Es schmückt geradezu, wenn man dieselbe Krankheit hat wie Spitzenmanager oder Künstler.

Frühpensionisten kommen sich subjektiv gar nicht als Betrüger vor. Schließlich gibt es kaum 40-plus-Jährige, die noch nie Rückenschmerzen oder Zustände der Frustration, der Erschöpfung, des Angespanntseins erlebt hätten. Früher hat man für solche Zustände freilich nur eine Therapie gehabt: Arbeit. Was erstaunlich oft dazu geführt hat, dass man die Zustände bald wieder vergessen hat. Heute jedoch gibt es ganze Heerscharen von Psych-Professionen, die sich über solche eher robusten Therapien empören und jeden Burnout-Fall am liebsten viele Jahre zum Patienten oder Klienten haben möchten.

Was jedem Einzelnen zu gönnen wäre, würde es nicht auch zum Burnout des ganzen Staates führen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Christian Konrad ist nicht Rupert Murdoch

18. April 2012 02:30 | Autor: Andreas Unterberger

Nach dem, was da in den letzten Tagen bekannt geworden ist, habe ich kaum noch Zweifel: In der Staatsanwaltschaft sind offensichtlich einige einflussreiche Menschen mit einer gezielten parteipolitischen Agenda unterwegs. Noch mehr verfestigt hat sich aber zugleich die Gewissheit, dass auch einige der sogenannten Aufdeckermedien, vor allem jene aus dem Raiffeisen-Imperium, eine solche Agenda mit der Zielrichtung haben, alles zu vernichten, was Schwarz, Blau oder Orange ist. Sie schrecken dabei nicht einmal vom erbarmungslosen Erfinden von Fakten zurück, was weit über das fast schon "aufdecker"-branchenübliche Verdrehen und Skandalisieren hinausgeht. Aber alle anderen Medien schweigen darüber.

Aber zuerst zur Wiener Staatsanwaltschaft. Sie hat zu den vielen an dieser Stelle schon aufgelisteten Skandalen einige neue hinzugefügt. Und die Ministerin bleibt wie immer untätig. Sie scheint hilflos. Sind doch auch in der Oberstaatsanwaltschaft und der Strafsektion ihres Ministeriums zum Teil problematische Verantwortungsträger unterwegs.

Der erste Fall: Diese Staatsanwaltschaft brauchte vom Dezember bis in den April, um die rechtskräftige Entscheidung des Oberlandesgerichts umzusetzen, ein Verfahren einzustellen. Das geschieht normalerweise binnen einer Woche. Wer glauben möchte, das wäre Schlamperei, der sei darauf hingewiesen, dass es dabei um ein Verfahren geht, das gewaltiges Aufsehen und Schlagzeilen verursacht hat.

Und wer noch immer an einen Zufall glaubt, der sei darauf hingewiesen, dass es bei dem (mindestens) um vier Monate zu lang zu Unrecht Verfolgten um den Kabinettschef der schwarzen Innenministerin geht, also um einen bekannten ÖVP-Exponenten. In zahllosen politischen und Zeitungs-Kommentaren wurde wegen dieser staatsanwaltschaftlichen Erhebungen der Rücktritt Michael Kloibmüllers verlangt.

Diese Forderung lehnte die zwar nicht gerade intellektuelle oder marktwirtschaftlich orientierte aber offenbar standfeste Innenministerin jedoch ab. Was ihr dann selbst schwer schadete. Die gegen Kloibmüller und die Innenministerin erhobenen Vorwürfe sind jedenfalls wochenlang ein Eckstein für eine grün-rot-mediale Kampagne gegen die ÖVP geworden, die plötzlich als Haupttäter in Sachen Korruption dastand.

Also Zufall kann diese lange Verzögerung der Verfahrens-Einstellung keinesfalls gewesen sein.

Wer dennoch weiter zweifelt, der sei auf einen weiteren Aspekt dieses Kloibmüller-Verfahrens verwiesen: Die Aussage des Kabinettschefs vor einer Staatsanwältin landete binnen weniger Stunden auf der Internetseite der Illustrierten „Profil“. Dabei war der Akt und damit auch das Vernehmungsprotokoll angesichts der exponierten Position Kloibmüllers sogar zum „Verschlussakt“ erhoben worden. Damit hätte er wie ein Staatsgeheimnis geschützt werden müssen. Damit müsste jeder namentlich bekannt sein, der den Akt angerührt hat. Aber merkwürdigerweise interessiert das justizintern nicht wirklich.

Doppelte Pikanterie am Rande: Einerseits muss die Staatsanwaltschaft mit niemandem so eng zusammenarbeiten wie ausgerechnet mit dem Apparat des Innenministeriums – was aber die Agenda der BSA/Freimaurer-Speerspitzen in der StA offenbar keineswegs einbremst.

Andererseits ist das durch die Weitergabe des Verhörprotokolls begangene Kriminal-Delikt (Verletzung des Amtsgeheimnisses) haargenau dasselbe Delikt, das Kloibmüller zum Vorwurf gemacht worden ist. Er hatte nämlich ein an sich vertrauliches Mail an einen externen Berater der Innenministerin weitergegeben, der aber durch strenge vertragliche Verpflichtungen wie ein Beamter zur Wahrung des Amtsgeheimnisses verpflichtet worden war. Deshalb hat auch das Gericht keine Verletzung des Amtsgeheimnisses durch Kloibmüller gesehen.

Aber während die Staatsanwaltschaft beinahe die Existenz Kloibmüllers vernichtet hat, rührt sie wegen des gleichen Delikts im eigenen Haus keinen für die Öffentlichkeit erkennbaren Finger. Es gibt jedenfalls bis heute keine Untersuchungskommission, die der auch in Dutzenden anderen Fällen offenkundigen „mutmaßlichen“ Verletzung des Amtsgeheimnisses nachgehen würde. Weder hat die Staatsanwaltschaft so eine Kommission eingesetzt, noch das Justizministerium.

Braucht es noch eine eigene Erwähnung, dass die offensichtlich schwer überforderte Justizministerin, die theoretisch nicht zur BSA/Freimaurer-Fraktion gehört, auch in diesem Punkt außer einem nervösen Augenzwinkern noch keine Reaktion zustandegebracht hat? Die Untätigkeit der Justiz erinnert lebhaft an die Aussage eines Staatsanwalts beim gegenwärtigen Testaments-Fälschungsprozess in Salzburg: „Es hat lange gedauert, bis wir den Gedanken zulassen konnten, dass da in den eigenen Reihen etwas passiert ist.“ Nämlich im dortigen Fall, dass Vorarlberger Richter und Justizbeamte reihenweise zum Zweck der Bereicherung fremde Testamente gefälscht hatten.

Noch skandalöser als das Verhalten der Justiz ist aber die Rolle der „Nachrichten“-Illustrierten „Profil“. Diese hatte die Causa Kloibmüller weitaus am lautstärksten skandalisiert, ja eigentlich erst zur Causa gemacht.

Bei dieser Kampagne hat das linke Kampfblatt sogar im Layout seines Covers ähnliche schwarz-weiße Riesenlettern verwendet wie 2000. Damals hatte das „Profil“ die Republik Österreich wegen des Amtsantritts der Regierung Schüssel zur „Schande Europas“ gestempelt. Und wohl nicht nur im Unterbewusstsein der linken „Profil“-Mannschaft gibt es den verzweifelten Drang, diese damalige Peinlichkeit wenigstens im Nachhinein zu rechtfertigen. Offenbar deswegen kommt auch das gleiche Layout zur Anwendung.

Diesmal wurde im Heft aus der Schande nun „Das Staatskomplott“. Es sei der „Rechtsstaat auf der Kippe“, und es gebe eine „Verschwörung“. Der Herausgeber schreibt sogar: „Ein Skandal, der alles in den Schatten stellt“. Dass es dann im Kleingeschriebenen unter diesen Überschriften primär von seltsam diffusen Vokabeln wimmelt, liest ja dann schon kaum jemand: Der eine „könnte“ etwas getan haben, ein anderer „soll“ als Mittelsmann aufgetreten sein. Die Beweise für diese Überschriften fehlen völlig. Offenbar wollten da irgendwelche Amateure einen Alfred Worm imitieren.

Ganz offensichtlich spüren aber die Menschen die ständig abnehmende Ehrlichkeit und Seriosität der Zeitschrift aus dem Raiffeisen-Konzern: Denn das Blatt mit zwei Ex-AZ-Männern an der Spitze und weiteren in der Mannschaft hat seit Jahren mit einer steil abfallenden Leserzahl zu kämpfen. Höchstwahrscheinlich hat das „Profil“ vor allem wegen der Verzweiflung über diesen Leserverlust diese Skandalisierung gestartet.

Das Blatt veröffentlichte einen Aktenvermerk aus der Telekom, der nach „Profil“-Darstellung Kloibmüller belastet. Die dortige Redaktion setzte den Text des Aktenvermerks zwischen Anführungszeichen, fügte dabei aber eiskalt Sätze hinzu, die gar nicht im Telekom-Aktenvermerk gestanden sind. Das ist eine Vorgangsweise, die im Ausland schon zum Rücktritt von Chefredakteuren geführt hat.

Bei diesem Aktenvermerk ging es um den zweiten Vorwurf gegen Kloibmüller. Er habe den Exmonopolisten genötigt („Wer einen anderen mit Gewalt oder durch gefährliche Drohung zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu bestrafen.“) Die Nötigung soll bei einem Gespräch Kloibmüllers mit zwei Telekom-Mitarbeitern stattgefunden haben. Dabei wurde (als Randthema)  eine Aussendung der Telekom über die Ergebnisse der hauseigenen Untersuchung zu den dubiosen Zahlungen der Ära Schieszler angesprochen.

Kloibmüller kritisierte dabei, dass die Telekom-Pressestelle von mehr als 50 in dem Bericht vorkommenden Empfängern verdächtiger Zahlungen in seiner Aussendung einen einzigen namentlich nannte: den des Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly. Was ja in der Tat mehr als merkwürdig ist.

Eine gefährliche Drohung hat es aber nicht gegeben. Das bestätigten beide Gesprächspartner Kloibmüllers. Das bestätigte später auch der inzwischen von ihnen informierte Telekom-Chef Hannes Ametsreiter. Laut „Profil“ hatte dieser aber die Zeitschrift von der angeblichen Nötigung informiert. Was nun entweder Ametsreiter oder das „Profil“ in heftigen Erklärungsnotstand bringen wird.

Trotz der ausdrücklichen Dementis aller Gesprächsteilnehmer wurde im „Profil“ und in der Folge von der Staatsanwaltschaft dieser Verdacht vehement geäußert. Die Zeitschrift weigerte sich sogar, die Dementis der Gesprächsteilnehmer in ordentlicher Form zur Kenntnis zu nehmen. Was Kloibmüller nun einen saftigen Schadenersatzanspruch gibt.

Die Illustrierte und die Staatsanwälte stützten sich bei ihrem Vorgehen auf den erwähnten Aktenvermerk. Aber auch in diesem war nur von einer „Warnung“ die Rede, die „nicht direkt als Drohung zu verstehen sei“. Alle Teilnehmer des Gesprächs mit Kloibmüller weisen die Autorenschaft wie auch den Inhalt des interessanterweise von niemandem unterschriebenen Papiers vehement zurück. Das Gerücht, dass der Aktenvermerk überhaupt erst auf Verlangen der Illustrierten erstellt worden ist, findet vorerst keine Bestätigung.

Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt die Aktennotiz (bei der nicht einmal die Namen der Akteure richtig geschrieben worden sind) aus der Presseabteilung der Telekom. So wie schon die von Kloibmüller kritisierte Aussendung. Die damalige Leiterin der Presseabteilung ist bei der Information des Telekom-Chefs durch die beiden Gesprächspartner Kloibmüller anwesend gewesen. Die mit einer Profil-Journalistin eng befreundete Frau stammt noch aus den knallroten Zeiten der Telekom (wie die meisten Telekom-Akteure der Skandalperiode). Sie verlor wenige Wochen nach diesem Aktenvermerk plötzlich ihren Job. Ein Zusammenhang mit diesen Fehlleistungen kann nicht nachgewiesen swerden.

Wer nun glauben würde, dass sich das „Profil“ nach der rechtskräftigen Entscheidung des Gerichts  entschuldigen würde, der irrt. Die Raiffeisen-Illustrierte wechselte diese Woche einfach das Thema – und schaffte es gleich, sich selbst an schweinischem Verhalten noch einmal zu übertreffen. Dieser Themenwechsel Richtung Schweinereien ist aber offenbar ein Versuch, davon abzulenken, dass das „Staatskomplott“ wie ein angestochener Luftballon in sich zusammengesackt ist.

Diese Woche nahm die Konrad-Zeitschrift statt dessen den (von Konrad immer abgelehnten) Wolfgang Schüssel ins Visier. Sie brachte den Altkanzler durch infame Andeutungen in Zusammenhang mit dem Buwog-Skandal. Dabei stützt sie sich auf ein geheimes Abhörprotokoll eines Telefonats Schüssel-Grasser. Dieses Protokoll findet sich im Akt des Untersuchungsausschusses im Parlament. Sämtliche Oppositions- und Regierungspolitiker und sogar Peter Pilz sprechen ausdrücklich davon, das das Dokument Schüssel nicht belastet, dass es auch mit dem Buwog-Fall nichts zu tun hat. Deswegen wurde es auch von niemandem im Ausschuss verwendet. Thema des sehr persönlichen Telefonats war das Befinden des langjährigen Schüssel-Ministers angesichts des gegen ihn ausgeübten Drucks. Lediglich das „Profil“ macht aus dieser menschlichen Geste Schüssels etwas Anrüchiges.

Auf Verlangen Schüssels hätte das Dokument – eigentlich – auch schon längst vernichtet sein müssen. Darauf besteht ein rechtlicher Anspruch (freilich erst sobald man als zufällig Mit-Abgehörter überhaupt davon erfährt!), den der Altkanzler auch rechtlich durchgesetzt hat.

Dennoch findet sich die Mitschrift in den Akten des U-Ausschusses. Wobei vorerst offen bleiben muss, ob dies Folge einer Schlamperei der Staatsanwaltschaft oder einer des Parlaments ist: Eine der beiden Institutionen hat jedenfalls die gerichtliche Löschungs-Anordnung – natürlich wieder ganz zufällig – ignoriert. Wobei man sich gegenseitig die Schuld zuschiebt. Die Version der Staatsanwaltschaft ist derzeit die glaubwürdigere, dass die Gesprächs-Mitschrift schon im Parlament war, als der Vernichtungsauftrag erfolgt ist.

Jedem, der das Schriftstück gelesen hat, ist offenbar klar geworden, dass Schüssel in keiner Weise in die Buwog-Angelegenheit involviert gewesen ist. Dennoch wird das Papier vom „Profil“ durch raffinierte Andeutungen so dargestellt, als ob es den Altkanzler belasten würde. Aber man dürfe ja leider nicht direkt zitieren, weil Schüssel das nicht will . . .

Zu all diesen Sauereien kommt noch die Frage, welche der Parteien immer dem Heft diese Unterlage zugespielt hat. Machen sie doch jetzt alle ganz auf unschuldig. Das sind nur wenige Beispiele jenes Stils, mit dem uns sogenannte Nachrichten-Illustrierten allwöchentlichen Informationen suggerieren.

Zum Schluss ein kleiner Kontrast: Der britische-australische Medienmogul Murdoch hat eines seiner Medien zugesperrt, als dort ähnlich miese Vorfälle ans Tageslicht gekommen sind. Aber bei uns in Österreich, da werden die Medienskandale nicht einmal diskutiert, geschweige denn ordentlich untersucht, wie das bei den Briten selbstverständlich ist. Hier schiebt sich statt dessen die Journalistenbranche gegenseitig ständig Preise für solchen angeblich investigativen Journalismus zu. Solcherart ausgezeichnet worden ist etwa einer der beiden Kloibmüller-Verschwörungs-Theoretiker des „Profil“. In Wahrheit aber sind das Preise für Journalismus aus erster Hand. Nämlich aus den eigenen Fingern.

PS.: Demnächst an dieser Stelle ein weiteres Gustostückerl aus der Sudelküche des gleichen Verlagshauses (ja, genau jenes Hauses, das jahrelang so brutal über seine Auflagen gelogen hat).

 

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Sparen sollen die anderen

17. April 2012 00:16 | Autor: Andreas Unterberger

Vom einstigen Staatsbankrott Argentiniens über die gegenwärtige Megakrise Spaniens bis zu Österreichs wachsenden Schuldenproblemen zieht sich ein blutige Spur: Während die Zentralregierungen irgendwann doch erkennen – wenn auch meist schon viel zu spät –, dass es mit der Big-Spender-Politik nicht mehr weitergeht, schmeißen die jeweiligen Provinzen weiter mit nicht eingenommenem Geld um sich. Das ist auch dann zutiefst provinziell, wenn die Provinzen beispielsweise Bundesländer heißen.

Diese Provinzialität hängt zum einen schon damit zusammen, dass in Provinz- und Landesregierungen in der Regel niemand mit einem sonderlichen volkswirtschaftlichen oder währungspolitischen Sachverstand sitzt. Ein solcher gehört ja nicht wirklich zur Job-Beschreibung, wenn jemand in die Regionalpolitik eintritt. Dort wird man meist nur dann erfolgreich, wenn  man möglichst viele Kreisverkehre, Kindergärten, Sommerfestivals oder Freizeiteinrichtungen eröffnet. Aber nicht, wenn man für Sparsamkeit, ausgeglichene Budgets und globale Wettbewerbsfähigkeit eintritt. Solche Eigenschaften werden von den Wählern – wenn überhaupt – dann höchstens nur bei Angehörigen von Zentralregierungen geschätzt.

Besonders schlimm wirkt sich der Provinzialismus aus, wenn sich die Provinz-Capos bei ihren Einnahmen nicht gegenüber dem Steuerzahler verantworten müssen, sondern nur beim jeweiligen Finanzminister ihr Geld zu holen haben. Wie es etwa in Österreich der Fall ist, wo (bis auf geringfügige Ausnahmen) der Finanzminister die Bürger sowohl für den Bund wie auch die Länder schröpft. Statt dass auch jede Landesregierung selber den Bürgern gegenüber ihre Einnahmen und Ausgaben rechtfertigen müsste.

Die Länder müssen in Österreich nur alle fünf Jahre das Verteilungsmatch gegen den Finanzminister gewinnen. Da gewinnt immer die Provinz. Dies schon deshalb – so absurd das eigentlich ist –, weil sie an politischer Artikulationsmacht neun Mal so viel Stimmgewicht haben wie der einsame Finanzminister. Das wird in den nächsten Wochen wohl auch Maria Fekter erleben. So wie ihre roten, blauen und schwarzen Vorläufer.

Sie hat es ja besonders schwer, weil sie gegen die Front der Landeshauptleute und Landesfinanzreferenten nicht einmal die Unterstützung des eigenen Bundeskanzlers hat. Dieser hält sich wie ein nur wenig interessierter Unbeteiligter abseits. Obwohl Werner Faymann eigentlich selber im Europäischen Rat der Regierungschefs die Verpflichtung auch zur Sparsamkeit der Bundesländer unterschrieben hat.

Bundesländer: Nur keine Sparregeln

Fekter will die Bundesländer zu dauerhaften Haushaltsregeln zwingen. Was die aber keinesfalls wollen. Damit machen die Landeshauptleute eines klar: Sie haben in keiner Weise verstanden, dass die Zeiten der Schuldenmacherei dauerhaft vorbei sind. Sie haben nicht verstanden, dass jedes einzelne Bundesland die Kreditwürdigkeit der ganzen Republik bedrohen kann.

Die Bundesländer hüllen ihre Sparunwilligkeit in einen Wust von Worten. So als ob es letztlich entscheidend wäre, was genau schon bei welcher Sitzung beschlossen worden ist. Es kann nur um eines gehen: Was ist notwendig und sinnvoll?

Noch absurder ist die Argumentation etwa des Wiener Landeshauptmannes, dass man zuerst wissen müsse, was man einnehmen werde, bevor man sich bei den Ausgaben zu Sparsamkeit verpflichten könne. Michael Häupl: „Man kann nicht künftige Ausgaben planen, ohne die Einnahmen zu kennen.“ Der natürlich gegebene Zusammenhang zwischen Einnahmen und Ausgaben dürfte aber in einer logischen Welt nur dazu führen, dass man die Ausgaben stets anpassen oder so zurückhaltend planen muss, damit man stets mit den Einnahmen auskommt. Keinesfalls kann jedoch die Konsequenz aus diesem Zusammenhang sein, dass man bei den Ausgaben tun kann, was man will, weil halt niemand die Einnahmen im Voraus genau planen kann.

In der Volkswirtschaft und Konjunktur ist es eben nicht so wie bei Beamtengehältern, dass man schon zehn Jahre voraus genau weiß, was man verdienen wird (auch wenn die Wirtschaftsforschungsinstitute mit ihren aufs Zehntel Prozent genauen Prognosen diesen Eindruck zu erwecken versuchen – aber mit ihren Prognosen bekanntlich immer total falsch liegen).

Entmündigung als Ideallösung

Gewiss kann man den Fekterschen Plänen entgegenhalten, dass die Verdonnerung zu Strafzahlungen für ein schon überschuldetes Bundesland irgendwie kontraproduktiv ist. Die Exekution von Strafzahlungen ist in einem konkreten Anlassfall ökonomisch wie politisch kaum durchzustehen.

Aber die Alternative kann ja nicht darin bestehen, dass die Bundesländer weiterhin ungehindert sündigen dürfen. Die wahre und wirklich sinnvolle Alternative wäre es, ein unerlaubte Defizite produzierendes Bundesland zu entmündigen, ihm einfach bestimmte Ausgaben zu verbieten, das Land zum Abbau von Beamten und zum Verkauf von Landesbetrieben zu zwingen. So wie es ein Bundesland gegenüber einer bankrotten Gemeinde tun kann. So wie es die EU nun in ersten Ansätzen gegenüber sündigen Mitgliedsstaaten tut. Da aber die Bundesländer Niederösterreich, Kärnten und Wien auf Grund ihrer Schuldensucht als erste besachwaltert werden müssten, ist es klar, dass eine solche Konstruktion erst nach einer noch viel größeren Krise kommen wird. Derzeit sind die drei Landesfürsten in all ihrer dumpfen Engstirnigkeit die politischen Schwergewichte ihrer Partei. Und sie können dort alles verhindern.

Aber auch bei den nun diskutierten Plänen automatischer Strafzahlungen wird von den stolzen Plänen der Ministerin halt kaum etwas überbleiben. Die Landeshauptleute wollen nur eines: wiedergewählt werden und nicht sparen.

SPD-Hilfe für Fekter

Viel besser waren die Karten der Ministerin gegenüber der Schweiz. Da hat sie wider alle Prophezeiungen von Opposition und Skeptikern sehr rasch und schnell das Abkommen zur Besteuerung der Gelder von Auslandsösterreichern durchgebracht. Was ihr zusammen mit den zuletzt überraschend breit fließenden Steuereinnahmen hilft, das Defizit zu reduzieren (vom Schuldenabbau sind wir freilich noch weit entfernt).

Das ist ein schöner Erfolg für die hantige Oberösterreicherin. Fekter hat dabei zweifellos von dem populistischen Taktieren der deutschen Linksparteien profitiert, die vorerst das parallele Abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz sabotieren. Sie lehnen – zumindest bis zu den nächsten Regionalwahlen – aus taktischen Gründen ein solches Abkommen ab. Das hat wiederum die Schweiz dazu motiviert, möglichst rasch und unkompliziert mit den Österreichern zu verhandeln, um so die Fronten der Gegner aufzuspalten.

Besser die Milliarde in der Hand als die reine Lehre auf dem Dach

Das Herumstänkern eines pensionierten Wiener Universitätsprofessors gegen ein solches Abkommen ist absurd. Denn die Alternative wäre lediglich, dass Österreich vorerst gar kein Geld bekommt. Statt eines Abkommens nur darauf zu warten, dass die EU eines Tages kollektiv die Schweiz dazu zwingen kann, die Namen und Daten aller ausländischen Kontobesitzer herzugeben, kann noch Jahre dauern. Wenn es überhaupt jemals so weit sein wird. In dieser Zeit würde kein Geld nach Österreich fließen.

Außerdem sind die meisten Gelder aus Österreich schon so lange in der Schweiz, dass alle Steuervergehen inzwischen verjährt sind. Daher würde auch eine konkrete Nennung der Namen von Geld-Flüchtlingen durch die Schweiz nichts bringen.

Echte Steuerhinterzieher haben in den letzten Jahren daher meist längst den Weg in asiatische und lateinamerikanische Destinationen angetreten. Wer heute Geld in der Schweiz hat, tut dies überwiegend nur noch deshalb, weil er darauf vertraut, dass dort das Geld sicherer angelegt ist als in Österreich. Und dass sich der Franken besser entwickeln wird als der Euro. Was beides keine ganz grundlosen Annahmen sind.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 287: Wo unsere Behörden „hilfsbereit“ werden und wo die Bischöfe schweigen

16. April 2012 21:53 | Autor: Andreas Unterberger

Österreichs Christen sind zum Watschenmann der Nation geworden.

Gar nicht auszudenken, was quer durch die Medien- und Politik-Landschaft los wäre, wenn nicht Jesus Christus zum Objekt dieser widerlichen Aktion geworden wäre, sondern beispielsweise der Islam. Radikale „Tierschützer“ haben am Karsamstag in einer Verhöhnung der christlichen Leidensgeschichte blutüberströmt Kreuze durch Graz getragen, sich dabei Tierköpfe aufgesetzt und eine blutige Spur quer durch die Stadt gelegt. Sie nennen es: "Kreuzigungsaktion für Tierrechte" Jetzt berühmen sich die Typen auch noch öffentlich dieser Aktion und loben höhnisch die Polizei als „hilfsbereit“. Der Kontrast zur strafrechtlichen Verurteilung einer Politologin wegen der Bezeichnung des islamischen Propheten als Kinderschänder (weil er mit einer Neunjährigen Geschlechtsverkehr hatte) kann gar nicht ärger sein. Was ist das nur für ein Rechtsstaat? Und was sind die (katholischen, evangelischen, protestantischen) Bischöfe dieses Landes doch feige – während sich Hunderte ihrer Amtskollegen einst von Nazis oder Kommunisten einsperren haben lassen. Sie haben offenbar nicht einmal eine Strafanzeige zuwege gebracht. Aber vielleicht finden die Bischöfe diese "Kirchenverhöhner" ja auch liebenswert, während sie nach der Reihe von Wien bis in die Steiermark schweigend zusehen, wie ihre Priester wegen Lappalien von den Medien abgeschlachtet werden.

 

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Fußnote 286: Die Arbeiterzeitung meldet aus Innsbruck

16. April 2012 11:44 | Autor: Andreas Unterberger

Es mag schon sein, dass das Innsbrucker Wahlergebnis stark lokal geprägt ist (warum auch nicht). Aber die Berichterstattung der sonntägigen ZiB war in jedem Fall wieder ein Skandal und ein Exempel des dort seit Wrabetz und Dittlbacher herrschenden Arbeiterzeitung/Volksstimme-Berichterstattungsstils.

Immerhin geht es um eine Landeshauptstadt der Republik. Daher gehört deren Wahl nicht hinter einem Vorbericht zur ägyptischen Wahl mit einer einen Tag alten Meldung versteckt. Aber das Wie der Berichterstattung war noch viel schlimmer: Zum Zeitpunkt der sonntägigen Hauptnachrichtensendung war nach Auszählung von weit mehr als 60 Prozent(!) der Stimmen nämlich längst klar, dass es deutliche ÖVP-Zugewinne (angesichts der Vielfalt von Listen: netto wie brutto) gibt, sowie klare Verluste der SPÖ. Das alles wurde aber total verschwiegen. Dafür schwafelte der unsägliche Tarek Leitner vom Zusammenhang der Wahl mit den Korruptionsaffären und den Jagd-Einladungen des schwarzen Landeshauptmannes. Nun, wenn es diesen vom ORF gesehenen Zusammenhang gibt, dann ist eines völlig klar: Die vereinte Kampagne der linken Parteien, einflussreicher Kreise der Staatsanwaltschaft, des ORF und der linken Wochenmagazine. Bei Schwarz und Blau auch den banalsten Druckkostenbeitrag zu skandalisieren, hingegen die roten Skandale unter den Teppich zu kehren, ist schlimm nach hinten losgegangen. Daher verschweigt das ORF-Fernsehen den schwarzen wie den roten Wahltrend lieber ganz, bejubelt nur den Einzug eines Piraten in den Gemeinderat (und verschweigt wiederum, dass sich diese Scherzpartei vier Sitze erhofft hatte), statt die eigene Blamage zuzugeben. Langsam muss man sich fragen, ob im ORF wenigstens die Zeitangabe noch richtig ist, oder ob man auch da schon etwas zu manipulieren versucht.

 

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Was die Schüllers vergessen

16. April 2012 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Die sogenannten progressiven Linkspriester vergessen in ihrem Schlagzeilentaumel eines völlig: Die Gläubigen. Die wollen nämlich in ihrer Kirche Verlässlichkeit, Stabilität und Orientierung anstelle wilder Streitigkeiten und Richtungswechsel.

Jetzt ist in London wieder eine halbe anglikanische Pfarrgemeinde samt ihrem Pfarrer zur katholischen Kirche gewechselt. Die Begründung  des Pfarrers: „In der Kirche von England weiß man von einer Synode zur anderen nicht mehr, was zu glauben ist. Was vor 30 Jahren klar war, ist es nicht mehr." Der Priester ist offenbar auch zu persönlichen Opfern für seine Überzeugung bereit: Er verliert durch den Wechsel zum Katholizismus jährliche Pensionsansprüche von umgerechnet rund 14.000 Euro, die ab 2013 fällig geworden wären.

Und diese Gemeinde ist kein Einzelfall: Schon im Vorjahr waren an die Tausend Anglikaner samt 60 Klerikern zur römischen Kirche gewechselt.

Was zu einigen Fragen führt: Hätten die "Ungehorsams"-Priester rund um den niederösterreichischen Pfarrer Schüller wirklich bei ihrem Kampf gegen Papst und Bischöfe so große Unterstützung der Gläubigen, wie die mit ihnen (und sicher nicht mit der Kirche) sympathisierenden Medien suggerieren: Warum gibt es dann keine Massenübertritte zu jenen protestantischen Kirchen, wo all das in den letzten Jahrzehnten eingeführt worden ist, was Herr Schüller so vehement fordert? Warum haben die so Schüllerschen Protestanten einen noch viel rascheren Verlust an Gläubigen als die Katholiken? Ist man wirklich progressiv, wenn man ganz auf die Wünsche der Gläubigen vergisst?

So nachvollziehbar einige Forderungen der "Ungehorsams"-Priester auch sind, so wahrscheinlich es auch ist, dass es noch in diesem Jahrhundert beispielsweise eine Lockerung des Zölibats geben wird, so klar ist doch, dass die Art ihres Auftretens der Kirche mehr schadet als nutzt. Viele Menschen schätzen ganz offensichtlich auch die ruhige Bedächtigkeit, durch die sich die Kirche von der ständig wechselnden politischen und medialen Aufgeregtheit unterscheidet.

Und jenseits aller theologischen Überlegungen und historischen Interpretationen sei auch noch die kühne Frage erlaubt: Wieweit ist man selber noch katholisch, wenn man so vehement Regeln bekämpft, die diese Kirche so lange geprägt haben, die also nicht unbedingt des Teufels sein dürften? Nützt Schüller da nicht einfach die Führungsschwäche seines Bischofs hemmungslos aus, um mediale Eitelkeiten zu befriedigen? Geht es vielleicht nur darum, dass man halt mehr Schlagzeilen bekommt, wenn man innerhalb der Kirche opponiert als außerhalb, wie es etwa ein Hans Küng erleben musste?

 

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Die Demokratie erneuern - aber wie?

15. April 2012 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Die Junge ÖVP hat eine Reihe Vorschläge in Sachen Demokratie präsentiert. Das ist zwar nicht unbedingt jene Organisation, von der man sich solches primär erwartet hätte, aber es ist immerhin ein ernsthaftes Paket. Vor allem mit einem sehr sinnvollen und mit einem sehr problematischen Punkt.

Über beides sollte man ernsthaft diskutieren. Auch wenn der Versuch einiger Medien ziemlich absurd ist, den JVP-Chef Sebastian Kurz gleich als Parteiobmann ins Gespräch zu bringen, nur weil er auch ein Jahr als Staatssekretär ganz gut überstanden hat.

Sinnvoll, wichtig und entscheidend ist jedenfalls der angepeilte Durchbruch Richtung direkte Demokratie. Auch wenn die Jungschwarzen eine deutlich höhere Latte legen als die Schweiz, so sind sie doch die erste Gruppierung einer Regierungspartei, die den Wählern das Recht zugestehen will, verbindliche Volksabstimmungen zu erzwingen.

Das wäre ein entscheidender Schritt heraus aus der gegenwärtigen Entmündigung der Bürger. Es wäre auch ein Schritt, der die Politik in Wahrheit freuen sollte: Ist sie doch immer seltener entscheidungsfähig. Gehen doch in immer mehr Fragen die Fronten quer durch die Parteien, was diese lähmt. Wären bei einer solchen, vom Wähler erzwungenen Volksabstimmung doch endlich die Sachfragen im Vordergrund und nicht mehr die Taktiken von Parteisekretariaten wie bei früheren Referenden.

Gewiss sollte man bei solchen Volksabstimmungen auch noch einige Rahmenbedingungen klären. So sollte es zu jedem Referendum ein verpflichtendes Gutachten des Staatsschuldenausschusses geben. Dieser sollte dann etwa in zwei Sätzen klar dazu sagen, was es für die Höhe der künftigen Pensionen bedeutet, wenn ein Referendum beispielsweise das gegenwärtige Pensionsantrittsalter einzementieren will.

Viele andere Vorschläge der ÖVP-Jugend sind zwar auch positiv und interessant, aber keine systemverändernden Heilsbringer: dies gilt etwa für die Reduktion auf maximal zwei Wahltage im Jahr, für die Möglichkeit einer Zweckbindung eines Zehntels der eigenen Steuerzahlung oder für ein verpflichtendes Hearing für Regierungsmitglieder.

Wenig mutig zeigten sich die Konzeptschreiber jedoch beim Bundesrat und bei den Landtagen. Die Junge ÖVP will den aus einer längst verblichenen Verfassungswelt stammenden Artenschutz für beide Gremien verlängern.
Und nur einen halben Schritt geht sie in Sachen Offenlegung von staatlichen Akten. Die Parteijugend ist zwar prinzipiell dafür, bleibt aber dabei viel zu unkonkret und lässt zu viele Hintertüren offen, durch die weiterhin „wirklich vertrauliche“ Akten dem Bürger entzogen werden können. Was es für parteipolitisch agierende oder korrupte Staatsanwälte umso interessanter macht, diese Akten dann an eine Zeitschrift hinauszuspielen.

In einem Punkt sind die Jungschwarzen aber ganz auf dem Holzweg. Nämlich mit der vorgeschlagenen Personalisierung des Wahlrechts. Zugegeben: Sie erheben damit eine sehr populäre Forderung. Diese ist auch den meisten der gegenwärtig aus allen Löchern sprießenden Seniorenpolitiker-Initiativen eingefallen.

Dennoch bin ich absolut sicher: Direktmandate haben bestenfalls dann einen Sinn, wenn sie als Teil eines Mehrheitswahlrechtes zu regierungsfähigen Mehrheiten führen. Positiv wäre auch, dass sie zwangsläufig die schwachsinnige Debatte über Frauen- und sonstige Quoten beenden würden.

Ansonsten führen sie aber nur zu regionalem Populismus. Direktmandate füllen das Parlament noch mehr mit Provinzkaisern.

Aber gerade an solchen mangelt es dort schon heute ganz sicher nicht. Woran es mangelt, sind Abgeordnete in allen Parteien, die alle wichtigen Politikerfelder mit Kompetenz und Sachverstand abdecken können. Das große Qualitätsmanko ist das Fehlen von Justizexperten (in dieser Branche gibt es höchstens bei Rot und Blau eine Ausnahme), von Außenpolitikern, von Sicherheitsfachleuten, von Budget-Kundigen, von Europa-Spezialisten, von Währungs-Sachverständigen, von Demographie-Kundigen, von Kultur-Menschen, usw.

Regionale Direktmandate werden hingegen noch mehr als heute Bauern, Gewerkschafter und Beamte mit viel Tagesfreizeit, aber wenig Ahnung von zentralen bundespolitischen Themen ins Parlament spülen. Ein Parlament mit solchen direkt gewählten Regionalpolitikern könnte auch, wie es schon in anderen Ländern der Fall ist, dazu führen, dass beispielsweise jedes Budget nur noch dann durchgeht, wenn darin auch jede Region (teuer) bedient wird. Und Abgeordnete als Einzelkämpfer wären zur Finanzierung ihrer Wahlkämpfe noch viel mehr als heute anfällig, sich von bereitwilligen Spendern anfüttern zu lassen.

Diese Vorschläge von JVP und vielen anderen Initiativen sind dennoch populär und haben daher durchaus Verwirklichungs-Chancen. Ein besseres Parlament oder eine besser Politik werden sie dem Land aber sicher nicht bringen. Eher das Gegenteil. Das wird man jedoch erst Jahre später sehen.

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Wie man aus einem Überschuss einen Mangel herbeiredet

14. April 2012 00:58 | Autor: Andreas Unterberger

Oberösterreich kämpft um eine eigene Medizin-Universität. Mit Petitionen marschieren Landeshauptmann und regionale Tageszeitung Richtung Wien, um eine solche neue Uni durchzusetzen. Wer könnte da schon etwas dagegen haben? Gesundheit ist wichtig und populär. Oberösterreich ist groß und das wirtschaftlich erfolgreichste Bundesland. Da haben seine Exponenten ernstgenommen zu werden, wenn sie von einem wachsenden Ärztemangel sprechen.

Nur sollte man als betroffener Steuerzahler über die prestigeorientierte Uni-Kampagne der Oberösterreicher hinaus auch die wirklichen Fakten kennen. Etwa die Tatsache, dass zwar manche Ärzte super verdienen (wofür sie auch intensivst arbeiten), dass es aber anderen keineswegs so gut geht. Von diesen klagen viele, dass sie keinen Kassenvertrag bekommen. Und Kassenärzte wiederum klagen über lächerliche Honorarsätze. Wenn für viele Leistungen nur einstellige Euro-Beträge bezahlt werden, dann würde jeder Elektriker nur darüber lachen, um dieses Geld auch nur einen Finger rühren zu sollen. Bei solchen Ärzte-Honoraren steigt natürlich die Versuchung zur Verrechnung von fiktiven oder Scheinbehandlungen. Als Folge sehen beispielsweise in vielen Ordinationen die Patienten nur noch die Ordinationshilfe, die ihnen Rezepte ausstellt.

Aber nehmen wir einmal an, diese Eindrücke täuschen, und wir haben wirklich zu wenig Ärzte. Dann sollte vor allem einmal damit angefangen werden, fertige Mediziner auch ordentlich als Ärzte zu beschäftigen. Dann sollte man Uni-Absolventen rasch und gezielt die nötigen Praxisjahre in Spitälern ermöglichen. Lange Wartezeiten auf solche Ausbildungsplätze sind eine absurde Verschwendung menschlichen Potenzials.

Eine besonders blöde Folge dieser Absurdität ist, dass Österreichs Unis die Mediziner zuerst teuer ausbilden, dass viele dann aber mangels guter Ausbildungsangebote nach Deutschland gehen. Wo es nämlich einen echten Ärztemangel gibt.

Noch absurder ist es, wenn Ausbildungs- und Turnusärzte dann in vielen öffentlichen Spitälern Dinge wie Blutabnahmen machen müssen, die in privaten Spitälern die Krankenschwestern machen. Dadurch können sie sich nicht auf ärztliche Tätigkeiten konzentrieren. Hier müsste die Politik endlich einmal den Kampf mit den mächtigen Krankenschwestern-Gewerkschaften und der Allmacht mancher Oberschwestern aufnehmen. Diese organisierte Arbeitsverweigerung der Krankenschwestern in etlichen Spitälern ist umso unverständlicher, als es keineswegs einen Mangel an Nachwuchs für den Krankenpflege-Beruf gibt.

An all diesen Fronten gibt es also viel Sinnvolleres und Notwendigeres zu tun, statt um Steuergeld eine neue Universität aufzubauen.

Österreich hat mehr Ärzte als jedes andere EU-Land

Eine neue Uni ist aber in Zeiten explodierender Schulden auch aus einem weiteren, noch stärkeren Grund unsinnig: Trotz all dieser Unzukömmlichkeiten gibt es in Österreich sehr viele Ärzte. Wie das IHS und die OECD berechnet haben, gibt es in Österreich weit mehr praktizierende Ärzte als in jedem anderen EU-Land. Bei uns kommen auf 1000 Einwohner nicht weniger als 4,7 Ärzte, im EU-Schnitt sind es hingegen nur 3,2 bis 3,3. Erstaunlich.

Im Detail: Bei den praktizierenden Fachärzten hat Österreich eine um 18 Prozent größere Dichte als die alten EU-Staaten. Und bei den Allgemeinärzten sind es sogar 69 Prozent mehr. Lediglich bei den Zahnärzten gibt es ein Minus von 17 Prozent. Obwohl ich rund um die Beißwerkzeuge niemanden kenne, dem nicht umgehend eine schmerzende Zahnwurzel behandelt würde. Was also auch dort auf keinen großen Ärztemangel deutet.

Die Ärztezahlen gehen auch im zeitlichen Vergleich steil nach oben. Die Dynamik des Zuwachses an berufsausübenden Ärzten ist gewaltig. Ihre Zahl wächst fast so rasch wie die Staatsschuldenquote. Gab es 1970 nach Ärztekammer-Angaben noch 12.438 Ärzte, so waren es 40 Jahre später nicht weniger als 40.103. Also mehr als drei Mal so viel. Zum Vergleich: Die Bevölkerung hat sich in diesem Zeitraum (durch Zuwanderung) nur um 12 Prozent vermehrt.

Die Zahlen zeigen auch kein spezifisches Oberösterreich-Problem: Denn dort hat sich in den letzten zehn Jahren die Menge der ihren Beruf ausübenden Ärzte um mehr als 39 Prozent vermehrt (das ist ein stärkerer Zuwachs als in jedem anderen Bundesland außer Niederösterreich).

die Ärzteschwemme wird aber auch außerhalb Oberösterreichs gerne verschwiegen. Denn Österreich versucht ja gerade der EU einzureden, dass ihm ein Ärztemangel drohe, wenn es nicht weiterhin die reservierte Österreicher-Quote an den heimischen Universitäten verteidigen kann.

Dabei wären mit einer einzigen Maßnahme alle diese Probleme beseitigt; dann könnten die Oberösterreicher Medizin-Unis bauen, so viel sie wollen: Es müsste nur das Studium durch kostendeckende Beiträge finanziert werden. Dann würde sich ein ganz natürliches Gleichgewicht einpendeln.

Dann hätte der Staat nur noch zwei Aufgaben: Erstens müsste er durch eine unabhängige und strenge Qualitätskontrolle am Anfang wie am Ende des Studiums sicherstellen, dass keine Unis geldgierig wird und Billigdoktoren zu produzieren beginnt. Und zweitens müsste er für jene Studenten, die sich zwar bei Aufnahmetests als qualifiziert erweisen, die aber von armen Eltern stammen, ausreichende Stipendien finanzieren.

Warum kämpfen aber die Oberösterreicher auch ohne Ärztemangel um eine eigene Medizin-Uni? Vielleicht wollen da ein paar Primare neue Visitenkarten mit „Univ.Prof.“ drauf?

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Fußnote 286: Eine Rakete fällt ins Meer

13. April 2012 03:24 | Autor: Andreas Unterberger

Man freut sich über die Unfähigkeit der Nordkoreaner. Oder sollte man es doch besser nicht?

Nordkorea hat unter großer Besorgnis der restlichen Welt eine Rakete mit atomarer Interkontinentalkapazität gestartet. Wenige Minuten später fiel sie jedoch ins Meer. Abgesehen davon, dass diese Blamage jetzt ein paar Offizieren und Technikern den Kopf kosten wird, ist das aufs erste wohl ein Grund zur Freude. Das übelste Regime der Welt ist doch nicht imstande, die Außenwelt ernsthaft zu bedrohen. Steinzeitkommunismus produziert halt doch nur Steinzeittechnik. Oder soll man sich doch nicht freuen? Denn jetzt könnten die blamierten Nordkoreaner noch aggressiver werden, um von dem Debakel abzulenken. wie ein in die Ecke gedrängter Boxer.

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SN-Kontroverse: Piratenpartei

13. April 2012 03:02 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte des anderen vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Piratenpartei eine Chance für die Demokratie?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Nasenrümpfen fehl am Platz

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Ja, natürlich: Sie sind anders. Sie beanspruchen einen unkonventionellen Politikstil für sich. Ihre Verbreitung erstaunlich. Es gibt sie in Argentinien, Belgien, Australien, in Guatemala, Lettland, Peru, Polen, Schweden, Serbien, in Südkorea, den USA, Großbritannien, Weißrussland, Kolumbien und vielen anderen Ländern. In Deutschland sitzen sie in den Parlamenten und haben in Umfragen die Grünen überholt. In Österreich befinden sie sich in statu nascendi. Die Piratenpartei ist ein politischer Faktor, der die etablierten Parteien das Fürchten lehrt.

Ja, natürlich: Ihre Programmatik hat enorme Widersprüche. Sie wollen alles, aber scheitern bei Antworten auf simple Alltagsfragen. Mit feministischen Anliegen haben sie ebenso wenig am Hut wie mit komplexen Problemen einer fein austarierten sozialen und ökologischen Gesellschaft. Sie sind Sammelbecken obskurer Typen und haben, wie jüngst in Deutschland, Probleme mit rechtsextremen Elementen. Trotz dieser gravierenden Mängel haben die Piratenparteien doch genau den Nerv der Internetgesellschaft getroffen. Ihr Schlachtfeld heißt "Digitale Revolution" - Und das ist weit. Ihr Kampf gilt der Freiheit im Netz; sie wehren sich gegen staatliche Regulierung dieser Sphäre. Stärkung der Bürgerrechte, mehr direkte Demokratie, Mitbestimmung, klare Trennung von Staat und Religion, Reform des Urherber- und Patentrechts, freier Wissensaustausch, besserer Datenschutz, Achtung der Privatsphäre, Transparenz des staatlichen Handelns und Informationsfreiheit. Ihre Forderungen kommen besonders bei der Jugend an, die mit Internet und Smartphone aufgewachsen ist. Nasenrümpfen der Etablierten über die Piraten ist nicht angebracht, sondern angesagt ist Nachdenken über die digitale Welt und ihre Anforderungen. Piratenparteien sind Herausforderung und gleichzeitig große Erneuerungschance für moderne Demokratien.


Inhaltslosigkeit als Alternative?

Andreas Unterberger

 Österreich und Europa stecken in einer schweren Krise: Vertrauensverlust; Schuldenexplosion; Geburtendefizit; unfinanzierbar gewordenes Wohlfahrts- und Pensionssystem; funktionsunfähiger Föderalismus; soziale und Schulprobleme als Folge der Massenmigration; leichtfertige Billionen-Haftungen für das kollabierende Südeuropa; mit Steuergeldern bestochene Massenmedien; Justizkrise durch eine träge und einäugige Staatsanwaltschaft; Zurückfallen der Universitäten.

Auch die Demokratie selber braucht dringend Therapien. Aber auch die bieten die "Piraten" nicht an. Die Lösung kann nämlich nur heißen: Mitverantwortung der Bürger durch eine echte direkte Demokratie nach Schweizer Muster. Hat doch selbst die größte Partei des Landes immer seltener eine Haltung zu zentralen Punkten - siehe derzeit die totale inhaltliche Abstinenz der SPÖ zur Frage, wie man Bundesländer und Gemeinden zu Sparsamkeit zwingt.

Lediglich alle paar Jahre die Stimme abzugeben (im wörtlichen Sinn), ist in einer differenzierten Gesellschaft völlig unzureichend. Die Parteien vertreten keine geschlossenen Lager mehr, sie trauen sich daher auch keine Entscheidungen mehr zu. Mangels Mehrheitswahlrecht sind überdies nur noch Koalitionen mit gegenseitiger Blockade möglich. Da können Parteien, die sich auf einen einzigen populären Inhalt reduzieren, zwar scheinbar leicht reüssieren. Diese Taktik funktioniert freilich nur, solange diese Parteien nicht regieren. Denn dann bricht zwangsläufig der Katzenjammer aus.

 

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Fußnote 285: Die Politik versteht gar nichts

13. April 2012 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Portugal ist landschaftlich wie kulturell ein wunderschönes Land, leider mit viel mehr Vergangenheit als Zukunft: für Reisen sehr zu empfehlen.

Das weiß offenbar auch unser Bundespräsident. Deswegen hat er soeben mit großer Entourage Portugal bereist. Heinz Fischer hat nur etwas total missverstanden: Der Reisetipp gilt keinesfalls für Reisen auf Steuerzahlers Kosten. Und er gilt schon gar nicht, wenn das eine Land gerade ein Riesen-Sparpaket beschlossen hat und das andere überhaupt gerade am Konkurs entlanggeschrammt ist. Seine Luftblasen über die österreichische Sympathie und Solidarität hätte Fischer den Portugiesen auch via Brief entsenden können. Das wäre beide Länder billiger gekommen. Ansonsten hat Fischer ja politisch zum Glück nichts zu reden. Vor allem aber kommt uns die Solidarität mit Portgual&Co ohnedies auch ohne Fischer-Reisen teuer genug. Und treibt uns mit dem nunmehrigen „Stabilitätsmechanismus“ ESM in eine eigene Schuldenspirale, die Österreich nur noch steil nach unten führen kann.

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Ein Staatssender auf Herbergssuche

12. April 2012 10:07 | Autor: Andreas Unterberger

Dem Bürger kann es ja an sich reichlich egal sein, wo der ORF sein Programm macht. Ihm wäre es nur wichtig, wenn es endlich wieder besser und ausgewogener würde. Dennoch geht ihn die Kontroverse über eine eventuelle Übersiedlung mehr an, als er denkt.

Denn die zur Diskussion stehende Übersiedlung des ORF in das von der Gemeinde Wien geplante Medienquartier im Stadtteil St. Marx ist in Wahrheit eine hochpolitische Angelegenheit. Die Tatsache, dass die Wiener SPÖ diese Übersiedlung schon in ihrem Wahlprogramm 2010 angekündigt hat, muss jedenfalls extrem skeptisch machen. Hier springt eine sich allmächtig dünkende Partei mit dem angeblich unabhängigen Rundfunk wie ein privatrechtlicher Eigentümer um. Das sieht und hört man zwar auch fast täglich im Programm, das soll nun aber auch durch eine folgenreiche Übersiedlungs-Entscheidung sichtbar einzementiert werden.

Dieses neue Medienquartier hat sich ja bisher als ziemlicher Flop erwiesen. Lediglich die seit einiger Zeit wieder unter totale Staatskontrolle geratene „Wiener Zeitung“ hat gehorsam die teure Übersiedlung dorthin beschlossen. Und ein kleiner Privatsender ist gefolgt. Im ORF tut sich Parteisoldat Alexander Wrabetz mit einem ähnlichen Plan überraschend schwer, obwohl er prinzipiell gehorsam sein will. Denn die Rathausgewaltigen haben nicht mit dem großen Strukturkonservativismus der dominant linken Belegschaft in eigenen Angelegenheiten gerechnet. Hilft doch diese Belegschaft der SPÖ sonst immer zu bequemen Mehrheitsentscheidungen.

Noch viel mehr überraschend ist, dass auch die Bundes-SPÖ mit einer Unterstützung für das Rathaus zu zögern scheint, wie zumindest mehrere Quellen kolportieren. Das kann man einerseits bloß als weiteres Element der sich in vielen Feldern zeigenden Entscheidungsunwilligkeit und -unfähigkeit des Werner Faymann sehen. Darin könnte man aber auch umgekehrt ein überraschendes Signal der Vernunft erkennen: Denn zumindest die Kronenzeitung, die ja seit dem Tod des alten Eigentümers zu einer bloßen Parteizeitung mutiert ist, berichtet von der Sorge der SPÖ-Zentrale, dass so wie beim Megaflop am Flughafen bei Großprojekten am Ende immer gewaltige Kostenüberschreitungen zu bilanzieren seien.

Sollte diese Haltung wirklich die der SPÖ sein und auch konsequent verfochten werden, dann muss man erstaunt den Hut ziehen. Und man darf sich freuen, dass selbst die Bundes-SPÖ bisweilen doch lernfähig ist und sich nicht mehr nur als Befehlsempfänger der mächtigen Rathaus-SPÖ versteht. Nach allen Regeln der Vernunft darf eine Absiedlung angesichts der leeren ORF-Kassen nur dann stattfinden, wenn das Wiener Rathaus wirklich alle finanziellen Risiken selbst übernimmt. Zum Beispiel mit Hilfe der Gelder aus seinen Reptilienfonds zur Bestechung der Zeitungen. Sonst würde ja wieder einmal der Steuer- oder der Gebührenzahler das blöde Opfer linker Großmannssucht.

Zwar scheint die Einschätzung richtig, dass die gegenwärtige Aufsplitterung des ORF auf drei Standorte und vor allem die sehr abseitige Lage des Küniglbergs für effiziente Abläufe alles andere als ideal sind. Aber dieser Aspekt sollte in Zeiten wie diesen ganz eindeutig hinter der Sparsamkeit zurücktreten. Und vor allem: Diese Standortprobleme sind solche der ORF-Mitarbeiter und gehen die Wiener SPÖ einen feuchten Dreck an.

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Let's forget about tomorrow

12. April 2012 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Es kann nun kein Zweifel mehr bestehen: Nach der Aufgabe Rick Santorums wird Mitt Romney die Republikaner in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen führen. Ist das eigentlich gut oder schlecht für Amerika und die Welt?

Nun, wer die Entthronung von Barack Obama als Hauptziel ansieht, der wird das gut finden. Hat doch Romney nach allen Umfragen die relativ besten Aussichten gegen den Amtsinhaber. Weniger gut wird der Eindruck, wenn man sich die Persönlichkeit Romneys anschaut. Er ist der Inbegriff eines glatten und wendigen Geschäftsmannes und Politikers, der sich so ziemlich alles für kaufbar hält. Wirklich authentisch scheint an ihm wenig (was freilich bei der Überinszenierung amerikanischer Wahlkämpfe immer besonders schwer zu beurteilen ist).

Umso authentischer war Santorum mit seiner tiefen und allem Anschein nach echten Religiosität. Diese wurde zwar von den Medien ab der ersten Sekunde belächelt, scheint aber eine tiefe Sehnsucht in vielen Menschen anzusprechen. Sonst wäre der totale Außenseiter Santorum im Wahlkampf nicht so weit vorgedrungen, obwohl er nur einen Bruchteil des Geldes von Romney zur Verfügung hatte.

Freilich: Aller Bedarf an Ehrlichkeit und Authentizität kann nicht überdecken, dass Religiosität, Familienwerte und Anständigkeit noch kein abendfüllendes politisches Programm sind. Und an dem muss Santorum noch ordentlich arbeiten. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich Amerika zunehmend polarisiert, was es ihm auch beim nächsten Mal nicht leicht machen wird: Auf der einen Seite steht die breite Wiedererweckung christlicher Werte (nicht zuletzt durch die vielen zugewanderten Latinos), auf der anderen nimmt auch das deklariert atheistische Lager zu. Diese wachsende Spannung ist nicht gut für die geistige Einheit des noch immer wichtigsten Landes der Welt.

Obama kann ab sofort jedenfalls nicht mehr damit rechnen, dass ihm die Republikaner selbst die Schmutzarbeit abnehmen, indem sie sich gegenseitig öffentlich zerfleischen. Jetzt werden sie alle Attacken auf den Präsidenten richten und auf die durchaus belegbare Vermutung, dass er im zweiten und damit letzten Amts-Durchgang eine viel linkere Agenda haben wird als im ersten. Ungeachtet der Tatsache, dass viele Journalisten jede scharfe Kritik an Obama sofort als Rassismus denunzieren werden.

Obama kann aber auf etwas anderes hoffen: Dass die Sonderschichten der amerikanischen und der europäischen Notenbank beim Gelddrucken noch bis zum Wahltag die wirtschaftliche Lage halbwegs sonnig halten werden. Das ist zwar alles andere als eine nachhaltig sinnvolle Wirtschafts- und Währungspolitik. Aber Wähler haben sich in der Geschichte allzuoft für das vorerst Angenehmere entschieden. Was Obama derzeit die besten Chancen auf die eigene Nachfolge gibt. Was den schärfsten ökonomischen Denker unter den Republikanern, nämlich Ron Paul, auf den aussichtslosen vierten Platz abgeschoben hat.

Diese Haltung hat der Amerikaner Frank Sinatra in die nicht nur bei Whisky-Trinkern an der Bar populären Worte gegossen: Let's forget about tomorrow.

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Weil es manche so wollten: Also doch noch was zu Grass

11. April 2012 02:00 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Leser fragen mich ernstlich, warum ich bisher nichts zu Günter Grass gesagt habe. Nun, aus vielen Gründen. Erstens weil ich nicht weiß, warum ausgerechnet politische Aussagen eines ehemaligen (freiwilligen!) Waffen-SS-Angehörigen in irgendeiner Weise relevant sein sollen.

Zweitens gehen mir die regelmäßigen Aufregungen der Feuilleton-Schreiber ziemlich auf die Nerven, die viele Zeitungsseiten mit den Enunziationen eines Menschen füllen, nur weil der vor vielen Jahrzehnten einen  populären Roman geschrieben hat. Dabei haben wir tausendmal brennendere Problem ungelöst vor uns liegen als die Gedanken des Günter Grass.

Drittens: Ich halte einen Menschen für doppelt irrelevant, der sich seit Jahrzehnten als Parteipropagandist hergibt. Wobei ich den starken Verdacht hege, dass er damit primär das fallende Interesse der Leser an all seinen auf den einen großen Erfolg folgenden Werken kompensieren wollte.

Viertens weil Grass als „Friedenspropagandist“ einst an der Seite jener gestanden war, die in den 80er Jahren fast noch einen Sieg der kommunistischen Diktaturen über den Westen herbeidemonstriert hätten. Was weder für seine Intelligenz noch seinen Charakter spricht.

Und fünftens, weil er auch zum konkreten Thema seines jüngsten Gedichts die bei ihm übliche Ahnungslosigkeit demonstriert: Es gibt zwar konkrete Überlegungen Israels, mit konventionellen Waffen die iranischen Atomanlagen zu zerstören, aber es gibt nicht den geringsten Beweis für die Behauptung des greisen Dichterfürsten, dass die Israelis das mit atomaren Waffen tun wollten. Was einen dramatischen Unterschied bedeutet. Außerdem: Ich kenne keinerlei Andeutungen eines israelischen Politikers, den Iran auslöschen zu wollen, aber sehr wohl solche Teherans, den Judenstaat vernichten zu wollen.

Warum um Himmels willen, soll man da ausgerechnet angesichts des ahnungslosen Gestammels eines offenbar von der Senilität befallenen SPD-Propagandisten die unglaublich heikle Frage der richtigen Antwort auf das iranische Kriegsgehetze zu analysieren versuchen? Das wertet den Mann doch nur grenzenlos auf.

Auf die konkrete Frage nach dem richtigen Umgang mit Iran wagt ja kaum jemand einzugehen. Denn der einen Seite birgt ein israelischer Angriff das Risiko einer kaum noch bewältigbaren Eskalation in sich. Aber auf der anderen Seite ist das Risiko schon gar nicht zu unterschätzen, dass ohne rechtzeitiges Eingreifen der kollektive Wahnsinn der diversen greisen Ayatollahs sowie der eines knapp vor seinem Ende stehenden Präsidenten in absehbarer Zeit dazu führen würde, dass Iran seine künftigen Atomwaffen auch tatsächlich einsetzt. Selbst wenn die ständigen Rekurse auf die Nazis unendlich langweilen, ist doch ein historischer Vergleich unbestreitbar: Hätten die Westmächte schon im März 1938 bei Hitlers Überfalls auf Österreich eingegriffen, wäre der Spuk sehr rasch zu Ende gewesen. Denn die deutsche Wehrmacht war damals noch recht schwach gerüstet gewesen. Aber damals hatten die üblichen Bedenkenträger und die klammheimlichen Sympathisanten Hitlers noch die klare Oberhand. Mit den bekannten Folgen. Ein Gedanke, der einem Grass aber noch nie gekommen ist.

 

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Fußnote 284: Nur eine Klimakurve

11. April 2012 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Immer wieder sind wir in den letzten Jahren mit Wetterkurven zugedeckt worden, die uns eine dramatische Erwärmung signalisieren sollen. Warum dann hier noch eine Wettergraphik?

Nun: Die Kurven beginnen immer in der Mtite des 19. Jahrhunderts. Denn erst ab dann wurden massenweise Wetterstationen gebaut. Es gibt aber eine einzige Station, die das weltweit als einzige nahezu unterbrechungsfrei schon seit 1781 tut. Das Meteorologische Observatorium Hohenpeißenberg 60 Kilometer südwestlich von München ist die älteste Bergwetterwarte der Welt. Und dessen Messungen zeigen zwar auch einen Anstieg seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, aber für die Zeit davor einen ebenso deutlichen Rückgang der Temperaturen.

Was zeigt: Statistiken lügen zwar nicht, aber meistens ist entscheidend, was man mit was vergleicht und wann mit wann. Und wer das kontrolliert, der gewinnt das Match. Und darf Westeuropas Landschaften mit Tausenden Windrädern zubetonieren, und Milliarden an Geldern einstreifen, für die es wahrlich nützlichere Verwendungen gegeben hätte.

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Rettersyndrom mit Infrarot oder: Das Lob des Nichts-Tuns

10. April 2012 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist in 90 Prozent der Fälle das Beste und Richtigste, was Politiker tun sollten: Nichts. Aber gerade das fällt ihnen am schwersten. Weil sie doch wichtig sein wollen. Weil Nichts-Tun doch unpopulär klingt. Weil der elektronische und gedruckte Boulevard doch ständig nach hektischer Aktivität der Politik ruft. Gerade noch das Osterwetter hat man ihnen bisher nicht zur Rettung aufgehalst – während sie aber schon längst sogar das Weltklima ununterbrochen retten sollen und wollen.

Diese Klimarettung wird ja mit großer Sicherheit einst in die Geschichtsbücher als die große vielbelachte Skurrilität dieser Epochen eingehen. Ähnlich dem Glauben an den Weltuntergang rund um das Jahr 1000 oder ein paar Jahrhunderte später jenem an die Erde als Mittelpunkt des Weltalls.

Aber abgesehen vom Kriegführen haben die Politiker durch ihr Tun, durch ihre Einbildung, ständig etwas retten zu müssen, zweifellos in der Wirtschaft den größten Schaden angerichtet. Nur einige aktuelle Beispiele für verheerende Folgen des Rettungs-Wahns der Politik: So ermöglichte es die Rettung der ÖVAG (Österreichs oberster Volksbank) durch die Politik dem ganzen Volksbank-Sektor, sofort wieder aggressiv die Konkurrenz anzugreifen. Aus Tirol berichtet die Bank Austria etwa von einer Volksbank, die ihren Kunden zusammen mit der Wohnfinanzierung für zwei Jahre eine Eigenheimversicherung und dazu eine Infrarotkabine im Wert von 5390 Euro schenkt. Was unter normalen Umständen ein lustiger Wettbewerb ist, wird durch das Eingreifen des Staates kriminell.

Denn die Konkurrenz ist zu Recht empört: Bedient sich doch die Politik für ihre Rettungsaktionen zunehmend in den Kassen jener Banken, die überhaupt noch eine solche an Stelle eines riesigen Lochs haben. Das Maximalste, was die Politik bei der ÖVAG genauso wie bei der Hypo-Alpen-Adria tun hätte sollen, wäre es gewesen, eine geordnete Abwicklung sicherzustellen, also ein chaosfreies Zusperren.

Aber durch ihr ständiges manisches Helfersyndrom macht sie alles noch viel schlimmer. Wenn man nämlich verhindert, dass kranke Firmen sterben, wenn man diese zu Lasten der gesunden rettet, macht man eine ganze Branche kaputt. Und es gibt nur wenige Bankexperten, die nicht überzeugt sind, dass es in Österreich viel zu viele Banken gibt.

Schumpeters mutiges Rezept

Der große österreichische Ökonom Joseph Schumpeter hat daher auch schon vor über hundert Jahren das Hohelied der schöpferischen Zerstörung gesungen. Nur wenn man das Alte sterben lässt, kann Neues, Besseres, Zukunftsfähiges entstehen. Denn weder im Leben noch in der Wirtschaft kann es etwas Ewiges geben. Und so schmerzhaft es auch ist, wenn altvertraute Firmen und Arbeitsplätze untergehen, so sehr ist dieser Untergang doch notwendig, um den Wohlstand aller zu verteidigen.

Das hat auch die deutsche Politik nicht begriffen, so gut Deutschland – als Folge von zwei Jahrzehnten gewerkschaftlicher Lohnzurückhaltung – heute an sich im Vergleich zum Rest der Eurozone dasteht. Aber dennoch gilt: Auch Europas stärkstes Land wird sich noch ein paar Kapitalfehler wie die Rettung von Opel nicht leisten können. Opel war und ist einfach in dem mit gewaltigen Überkapazitäten ausgestatteten globalen Automarkt ebensowenig überlebensfähig wie Italiens Fiat.

Aber die Politik begreift das nicht. Oder sie traut sich nicht, es den Wählern zu sagen. Wie auch das nächste Beispiel zeigt: Vor allem die SPD, aber auch die CDU und die Grünen wollen nun mit Steuergeld die Drogeriekette Schlecker retten. Als ob es in Deutschland zu wenig solcher Ketten gäbe. Als ob die Konsumenten nur aus Blödheit Schlecker gemieden hätten.

Zum Glück hat die FDP bisher diese teure „Rettung“ verhindern können. Aber niemand weiß, wie lange es diese Partei überhaupt noch gibt. Nach ihrem Tod wäre dem wirtschaftspolitischen Populismus auch in Deutschland überhaupt jedes Tor geöffnet. Denn auch bei der SPD geben nicht mehr die relativ mutigen Münteferings und Schröders den Ton an. Und ob sich Steinbrück durchsetzt, ist mehr als zweifelhaft.

Zwischen Schweden und Österreich

Schweden hingegen hat das Glück einer mutigeren und weniger populistischen Regierung: Unter konservativer Führung hat sich das Land bisher konsequent geweigert, den maroden Autokonzern Saab zu retten. Es ist also kein Wunder, dass Schweden heute das Land ist, in das viele Investoren strömen. Sie wissen zwar, dass die Löhne dort hoch sind. Aber sie wissen auch, dass sie dort nicht wie anderswo ausgeraubt werden, um kostspielige Rettungsaktionen der Politik zu finanzieren.

Sie wissen auch, dass sie dort nicht im österreichischen Ausmaß vom Sozialstaat schikaniert werden: So gibt es etwa in Schweden viel weniger Krankenstandstage, weil jeweils der erste Tag vom Gehalt oder Urlaub abgezogen wird. Was vor allem an Mon- und Freitagen die Präsenz der Arbeitnehmer unglaublich erhöht hat.

Ganz anders in Österreich: Hier hat die Regierung schon in der ersten „Rettungs“-Phase nach Ausbruch der Krise (noch unter Josef Pröll und dem Boulevard-Frühstücksdirektor Werner Faymann) Banken- und Kursgewinnsteuern eingeführt. Heute steht sie vor den Trümmern dieser Politik, ignoriert das aber: Der Umsatz der Wiener Börse ist binnen eines Jahres um nicht weniger als 52 Prozent eingebrochen. Und vergleicht man mit einem fünf Jahre zurückliegenden Zeitpunkt, dann waren damals die Börseumsätze in Wien sogar viermal höher.

Was interessiert mich die Börse, werden da manche fragen. Nun: die Börse ist der international übliche Platz, wo sich Unternehmen das Geld zum Aus- und Aufbau holen. Diese Funktion wird in Zeiten doppelt wichtig, da die Kreditvergabe an Unternehmen auf Grund einer Vielzahl chaotisch und überlappend in Kraft tretender neuer Regulierungsbemühungen der internationalen und österreichischen Politik deutlich schwieriger wird. Gleichzeitig ist ja auch die Sparquote der österreichischen Haushalte dramatisch abgestürzt.

Wenn sich aber die Wirtschaft nicht mehr refinanzieren kann, dann gibt es weniger Arbeitsplätze und weniger Steuereinnahmen. Insofern ist die Börse also für alle wichtig und nicht nur ein Teufelszeug des Karl-Heinz Grasser.

Crashkurs Solarenergie

Ein ähnliches Chaos hat die Politik auch beim Stichwort Alternativenergien angerichtet. Dort ließ sie sich von geschickten und mit der grünmedialen Hysteriemaschinerie verbündeten Geschäftemachern in eine Panik treiben, dass die Welt bald aus Schuld der Menschen den Hitzetod sterben werde. Die europäische Politik hat deshalb die Förderungen für Alternativenergien so gewaltig in die Höhe getrieben, dass das schlimme Konsequenzen hat: Viele Arbeitsplätze wurden angesichts der (zur Finanzierung dieser Förderungen) überhöhten Energiekosten abgebaut oder ins nichteuropäische Ausland transferiert.

Eine Zeitlang konnte sich die Regierungen von Spanien bis ins Wiener Landwirtschaftsministerium rühmen, dass sie dafür viele „Grüne Jobs“ geschaffen hätten. Was jedoch eine Selbsttäuschung war. Denn dabei wurden weit mehr Jobs zerstört als neu geschaffen. Und inzwischen brechen auch diese Grünen Jobs schon wieder nach der Reihe weg. Vor allem China produziert heute billig und massenweise die Solarzellen, die den europäischen Alternativenergiemarkt überschwemmen und von den Förderungen profitieren.Während die europäischen und amerikanischen Fabriken überschuldet zusperren müssen.

Selbst der linke „Spiegel“ musste dieser Tage angesichts einiger Megapleiten zwischen Amerika und Europa zugeben: „Die Asiaten haben die hiesigen Firmen uneinholbar abgehängt – Hauptgrund dafür ist ausgerechnet der Förder-Boom der letzten Jahre.“ Die europäischen Produzenten haben sich auf die fetten Förderungen verlassen und auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit vergessen.

Jetzt ist das Fördergeld weg. Und die Politik muss zugleich verschämt ihr Eigenlob als Retterin des Klimas und Schöpferin vieler grüner Jobs verräumen.

Das heißt nun nicht, dass Solarenergie keine Zukunft hat. Aber diese hat sie nur im sonnigen Süden und nicht im oft wochenlang von Wolken und Nebel bedeckten Deutschland oder Österreich. Und jedenfalls hat sie erst dann eine Zukunft, wenn sie konkurrenzfähig ist. Also wenn die Energiepreise auf Grund der  wachsenden Nachfrage so weit gestiegen sind, dass sich auch Solaranalagen ohne Förderungen zu Lasten Dritter rentieren.

Angesichts der hohen Förderungen hat auch weitgehend der entscheidende Anreiz gefehlt, intensiv nach billigen und effizienten Alternativenergien zu forschen. Forschung funktioniert aber immer besser, wenn sich die Wirtschaft ohne wichtigmacherische – dabei jedoch populistisch auf jeden Modetrend hineinfallende – staatliche Einmischung ganz nach dem Marktbedingungen richten kann und muss. Denn nur dann kann sie der angewandten Forschung auch eine sinnvolle Richtung vorgeben.

Innovation statt Bewahren

Diese vielen handfesten Beispiele zeigen: Die Politik soll sich möglichst draußen halten. Fast jedes Mal, wenn sie sich einmischt, entsteht Schaden, oft an ganz unerwarteter  Stelle.

Auch Schumpeter und die Theoretiker der Österreichischen Schule der Nationalökonomie haben schon lange gezeigt: Wirtschaft lebt von der Innovation und Anpassungsfähigkeit, nicht vom Bewahren. Auch wenn dieses sehr populär ist. Aber das Bewahren wirtschaftlicher Strukturen bedeutet in Wahrheit, dass die europäischen Ökonomien auf einen historischen Stand eingefroren würden.

Man denke nur an die Konsequenzen, wenn schon im Gegensatz zur industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts das Bewahren angesagt gewesen wäre: Dann wäre noch mehr als die Hälfte der Menschen in der Landwirtschaft tätig, unter oft erbärmlichen, jedem Unwetter und jeder Dürre ausgesetzten Lebensumständen. Und mit der halben Lebenserwartung von heute.

Unternehmerische Initiative bringt ständige Änderung, Sterben und Neuentstehen. Aber wer sich dem verweigert, stirbt am sichersten. Oder um noch einmal den „Spiegel“ zu zitieren: „Es nutzt dem letzten Hersteller von Kutschen nichts, wenn er seine internen Prozesse und sein Marketing optimiert, wenn die Menschen Automobile verlangen.“

Gelddrucken ist keine Alternative

Und es nutzt schon gar nichts, wenn Europa glaubt, die notwendigen Anpassungen seiner Wirtschaft und vor allem seiner maßlos aufgeblähten Sozialsysteme durch hektisches Drucken von neuem Geld vermeiden zu können. Zwar hat die gigantische Billion Euro, mit denen die EZB die Märkte überschwemmt hat, ein paar Monate lang die Krise wegspülen können. Aber die Überflutungsmethode wirkt immer weniger und immer kürzer: So sind in Spanien schon vor Ostern die Zinsen für die dortigen Staatsanleihen wieder in unfinanzierbare Höhen gestiegen.

Während die Deutschen für zehnjährige Staatsanleihen deutlich weniger als 2 Prozent zahlen müssen, müssen die Spanier  dem Markt trotz der Geldflut inzwischen schon wieder 5,7 Prozent bieten. Was sie nie und nimmer finanzieren können. Beträgt doch die spanische Arbeitslosigkeit jetzt schon 23 Prozent. Und schon die Hälfte der Jungen findet keinen Job mehr – weil der Staat in einer früheren Phase des Rettersyndroms die Jobs so sehr verteuert und auf Gewerkschaftsverlangen „sicher“ (=unkündbar) gemacht hat, dass fast kein Arbeitgeber mehr neue Dauerjobs anbietet.

Aber eines ist absolut gewiss: Eine Rettung Spaniens nach dem Muster Griechenlands würde sämtliche Kräfte Europas überfordern. Selbst wenn sich seine Regierungschefs noch so sehr um kollektives Retter-Gehabe bemühen. Gleichzeitig könnte aber die soziale Unzufriedenheit in dem heißblütigen Land in absehbarer Zeit zu einer Explosion führen, von der niemand unberührt bleibt. Dann aber kann niemand mehr irgendwen retten, weil wir schon so viel gerettet haben.

PS.: Politikern fiele das Nichts-tun übrigens auch dann viel leichter, wenn es viel weniger von ihnen gäbe. Denn jeder Abgeordnete, jeder Minister, jeder Landesrat mehr will zusätzliche Spuren ins Buch der Geschichte eingravieren, also in Wahrheit zusätzliche Schäden verursachen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Alois- und Nikolaus-Guck-in-die-Luft

09. April 2012 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Gebannt blicken wir in die Luft – und übersehen völlig das, was sich unter unseren Füßen abspielt. Wir (Wir? Oder nur die politisch-mediale-geschäftemachende Klasse?) fürchten uns panisch vor der angeblichen Klimaveränderung durch einen angeblichen Treibhauseffekt, die sich angeblich negativ auswirkt. Und wir ignorieren völlig, dass wir zur gleichen Zeit unser Trinkwasser ständig mehr verschmutzen.

Um ehrlich zu sein: Es geht erstens „nur“ um jenes Trinkwasser, das aus dem Grundwasser gewonnen wird, und nicht um jenes aus Bergquellen oberhalb jeder landwirtschaftlichen Nutzung. Und zweitens ignoriert die Regierung diese Bedrohung nicht, sondern handelt: indem sie die Grenzwerte für Pestizide und deren Rückstände im Wasser heimlich, still und leise hinaufzusetzen versucht.

Es gibt aber auch Stimmen, die davor warnen: Die Vorsitzende der „Codex-Unterkommission Wasser“ und Hygiene-Professorin an der Wiener Medizin-Uni, Regina Sommer, schrieb an das Gesundheitsministerium im Vorjahr einen dramatischen, wenn auch bisher nicht öffentlichen Brief. Dieser löste freilich keine Reaktion aus, obwohl darin etwa zu lesen ist: „Die Codex-UK Trinkwasser geht davon aus, dass ohne Verstärkung des Grundwasserschutzes die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in Österreich mit nativem Grundwasser zukünftig nicht mehr im bisherigen Umfang sichergestellt werden kann.“

Die Experten der Kommission haben erkannt, „dass die Anzahl und die Konzentrationen an von Pflanzenschutzmitteln stammenden Metaboliten im Grundwasser und damit im Trinkwasser stetig ansteigen“. Sie befürchten, „dass sich bei Fortdauer der bisher geübten landwirtschaftlichen Praxis die Anzahl der im Grundwasser enthaltenen Pestizide und Metaboliten weiter erhöhen wird“. Das stelle „für die Trinkwasserversorgung eine bedenkliche und daher nicht zu tolerierende Entwicklung“ dar.

Auch wenn man kein Chemiker ist, macht es fassungslos, wie tatenlos Gesundheitsminister Alois Stöger diese Entwicklung hinnimmt. Aber auch die grünen Kampfmaschinen sind wieder einmal auf völlig falschen Wegen unterwegs. NGOs und Medien haben, statt für gutes Wasser zu kämpfen, gemeinsam mit Stöger eine neue Schikane für die Schweinebauern durchgesetzt. Damit werden die Bauern an einer völlig überflüssigen Stelle schikaniert. Es wurde nämlich die sogenannte Kastenstandshaltung eingeschränkt, die zum Schutz von jungen Ferkeln vor dem Erdrücktwerden praktiziert wird. Diese Praxis der Käfighaltung schränkt zugunsten der Ferkel möglicherweise die „Menschenrechte“ einer Muttersau ein, bedroht aber keinen Menschen. Eine solche Verkehrung der Werte ist freilich typisch für die grüne Denkweise.

Schwarze, rote und blaue Politik haben unter Anleitung grüner Hetzvereine aber sehr wohl der Landwirtschaft Fesseln angelegt: jedoch nicht beim Wasservergiften, sondern beim Einsatz von genveränderten Saat- und Futtermitteln. Diese sind zwar schon in vielen Ländern der Welt zur Sicherung der Nahrungsversorgung problemlos im Einsatz. Diese sind nach allen vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnissen für Mensch und Tier unschädlich. Diese sind ja nichts anderes als moderne Formen der traditionellen Veränderungen von Saat- und Futtermitteln durch Züchtungen, Kreuzungen und Veredelungen.

Aber sie werden dennoch hierzulande mit einer religiösen Inbrunst und Engstirnigkeit verfolgt, die schon an die Christenverfolgungen der alten Römer, die antijüdischen Pogrome des Mittelalters (und etlicher späterer Perioden) oder die Hasskampagnen und Vertreibungen durch Reformation und Gegenreformation erinnern.

Dabei könnte durch etliche solcher hierzulande verbannter Pflanzen jede Menge an Pestiziden&Co überflüssig gemacht werden. Und ohne dass wir auf den Lebensstandard des Mittelalters zurückfallen, wie es ja eine Umsetzung aller Vorschläge von Greenpeace, Attac, Global 2000 und Occupy mit sich brächte.

Dem Umwelt- und Landwirtschaftsminister, unserem berühmten Nikolaus Berlakovich, liegt der Grundwasserschutz nur in einem einzigen Fall am Herzen: nämlich dort, wo er mit einer vermeintlichen Schutzmaßnahme zugleich großen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten kann. Er will nämlich den Abbau der neuentdeckten großen Gasvorräte unter dem Weinviertel verbieten. Dabei interessiert es ihn nicht, dass durch diese Vorräte die österreichische Gasversorgung für mindestens drei Jahrzehnte gesichert werden könnte. Dabei interessiert ihn auch die Debatte nicht, wieweit die dabei eingesetzten Abbaumethoden überhaupt schädlich sind. Dabei interessiert ihn auch nicht, dass fürs Wasser der Chemieeinsatz in der Landwirtschaft jedenfalls österreichweit schädlich ist – und nicht nur eventuell in einem relativ kleinen Gebiet.

Und schon gar nicht nimmt die österreichische wie auch die europäische „Umwelt“-Politik Rücksicht darauf, dass der geförderte Anbau von Biosprit die größte Bedrohung für die Lebensmittelversorgung der Menschheit darstellt. Wegen der imaginären Global-Warming-Thesen werden ja immer größere Flächen des Planeten für die Erzeugung von Treibstoff verwendet. Was noch unsinniger ist als die großflächige Zerstörung des Landschaftsbildes samt akustischer Umweltverschmutzung durch Zehntausende Windmühlen, die in den nächsten Jahren noch gebaut werden. Aber an ihnen verdienen Bauern und Gemeinden gut. Dabei sind diese Windmühlen bis heute trotz krisenbedingt gestiegener Ölpreise nicht konkurrenzfähig, sondern müssen durch Zwangsgebühren subventioniert werden. Was im übrigen für die diversen Solarenergieformen nördlich der Alpen noch viel mehr zutrifft.

Aber an all diesen Dummheiten verdienen schon große Industrien und Agrarkonzerne, die in strategisch enger Allianz mit sogenannten Umweltschützern stecken. Daher werden sie weiter betrieben und von vielen Gutmenschworten, allen Parteien und auch den meisten Kirchenfunktionären unterstützt. Leichte Hoffnung auf ein Umdenken in zumindest einem Bereich kommt erst auf, seit die meisten Solarpaneele aus China kommen, was vielleicht doch die europäische Politik ein wenig umdenken lässt.

Beim Schutz des Trinkwassers ist aber niemand zu einem Umdenken bereit. Und es wird munter weiter versaut. Weil Bauern und Düngerindustrie verdienen.

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Die Kirche braucht eine Mutinjektion

08. April 2012 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Bisweilen muss man die Kirche in Schutz nehmen. Besonders dann, wenn man sie auch oft tadelt. Denn die vor allem im grünen Umfeld lancierten Attacken auf die Kirche sind nicht mehr nur einäugig, sondern schon geradezu blindwütig. Was doppelt erstaunt, betätigen sich doch manche Kirchenfunktionäre (nicht die Bischöfe, nicht die Gläubigen, aber die angestellten Laien) als vehemente Vorkämpfer der Grünen.

Da betreibt etwa die grüne Abgeordnete Daniela Musiol seit längerem eine heftige Kampagne gegen das Konkordat und gegen angebliche Privilegien der Kirche. Die Grünen attackieren auch heftig, dass die steuerliche Absetzung des Kirchenbeitrages den Staat alljährlich 120 Millionen Euro kosten.

Interessanterweise gibt es aber überhaupt keine Wortmeldung der Grünen, geschweige denn eine kritische, zu der Tatsache, dass auch ihre zahllosen Vorfeldorganisationen von den radikalen Tierschützern bis zu Greenpeace genauso von der steuerlichen Absetzbarkeit profitieren. Sie interessieren sich auch nicht dafür, dass der Steuerzahler auf gleichem Weg den Gewerkschaftsbund subventionieren muss. Und schon gar nicht für die alles übersteigenden gewaltigen Zwangsbeiträge jedes Arbeitnehmers für die Arbeiterkammer. Nein, nur die Kirchen werden da zum Ziel genommen.

Die grün-roten Antikirchenkämpfer erregen sich zwar maßlos darüber, dass im ORF aus alter Vor-Wrabetz-Tradition am Karfreitag noch eine Schweigeminute beachtet worden ist. Und darüber, dass in der letzten bürgerlichen ORF-Bastion in Niederösterreich ein Chefredakteur dazu aufgefordert hat, den norwegischen Massenmörder B. nicht wahrheitswidrig als „christlich“ motiviert zu bezeichnen.

Die gewaltigen Leistungen der Kirche für die Gesellschaft werden hingegen totgeschwiegen, die dem Staat Milliardenkosten ersparen. So kostet den Staat ein Schüler in einer katholischen Schule deutlich weniger als einer in einer staatlichen Schule; die Differenz zahlen die (meist katholischen) Eltern sowie Orden und Diözesen, obwohl die gleichzeitig auch genauso ihre Steuern für die staatlichen Schulen zahlen.

Dabei gibt es nur wenige Zweifel, dass beispielsweise die 15 Prozent der AHS-Schüler in den vor allem katholischen Privatschulen zum Nutzen der Allgemeinheit eine bessere Ausbildung erhalten als der Schnitt in staatlichen Schulen. Jedenfalls sehen das immer mehr Eltern so. Der Ansturm auf kirchliche Schulen wächst daher von Jahr zu Jahr – trotz der einseitigen Hetz-Berichterstattung vor allem des ORF über die einstigen Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen (während ebensolche Zwischenfälle in staatlichen Schulen und Erziehungsanstalten gerne totgeschwiegen werden).

In den Kindergärten besuchen beispielsweise in Wien 12 Prozent der Kleinen eine katholische Einrichtung. Und bei den Ordensspitälern sind es sogar 19 Prozent. Nach einer IHS-Studie sind die Ordensspitäler um 17 Prozent effizienter. Und der Rechnungshof stellt sie den Gemeindespitälern sogar ausdrücklich als positives Beispiel gegenüber.

Vor allem aber ersparen sich Bund, Länder und Gemeinden durch diese Spitäler gewaltige Summen. So haben die Ordensspitäler in den letzten Jahren 150 Millionen Euro investiert. Und jeder einzelne Spitalsbesuch, jede einzelne Nacht in einem Spitalsbett, jeder Blinddarmeingriff, jede künstliche Hüfte wird von den Krankenkassen bei Ordensspitälern deutlich geringer honoriert als bei den ineffizienten Landes- und Gemeindespitälern. Ohne die kirchlichen Leistungen wäre das Sozialversicherungssystem so gar nicht mehr aufrechterhaltbar.

Überhaupt nicht mehr messbar ist das, was die Kirche in die Schönheit der österreichischen Dörfer und Städte investiert. Dabei ist die Erhaltung beispielsweise aller Wiener Kirchen angesichts der Zahl der Gläubigen und Kirchenbesucher längst nicht mehr notwendig. Den einzigen Nutzen der vielen aus Spenden und Kirchenbeitrag finanzierten Renovierungsarbeiten tragen Tourismus und Stadtbildpflege. Daher wird in der Kirche auch immer ernsthafter darüber diskutiert, dass man Vieles von dieser barocken oder historistischen Pracht aufgeben möge, und sich für Gottesdienste und Pastoral in weniger, passendere, gemeinschaftsfördernde Räume zurückziehen soll. Das wäre zwar zum Schaden der touristischen Attraktivität der Stadt, aber nicht jenem der Kirche.

Offen bleibt aber die große Frage : Warum tritt die Kirche dieser Antikirchenhetze nicht auch selbst ein wenig energischer entgegen? Warum marschiert die einst bedeutende Laienorganisation „Katholische Aktion“ ebenso wie die noch immer bedeutende Caritas ideologisch das ganze Jahr über im Gleichschritt mit den linken Kirchenhassern, propagiert dabei sogar – gegen den Willen der großen Mehrheit der Kirchgänger – die zwangsweise Gesamtschule?

Warum protestiert die Kirche nicht laut, wenn der ORF beispielsweise eine Demonstration gegen die Christenverfolgungen in islamischen und restkommunistischen Ländern totschweigt, aber gleichzeitig sehr intensiv über eine nicht einmal halb so große gegen die sogenannte Vorratsdatenspeicherung berichtet? Und: Warum ruft der Wiener Kardinal – an sich lobenswerterweise – jetzt zum Kampf der „guten Kräfte“ gegen die Korruption im Staat auf, lässt sich aber gleichzeitig, ohne ein kritisches Wort zu verlieren, vom Wiener Bürgermeister mit einem hohen Orden auszeichnen, obwohl die Korruption nach 67 Jahren roten Machtmissbrauchs nirgends so schlimm ist wie im Einflussbereich der Gemeinde Wien?

Oder blicken die Bischöfe nur noch angsterfüllt auf die in Wahrheit außerhalb der Mainstream-Medien recht unbedeutende Initiative des Pfarrers Schüller, statt sich um die wirklichen Herausforderungen zu kümmern? Wofür beispielsweise Ostern ein guter Anfang wäre.

 

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Fußnote 283: Endlich kann man auch die ÖBB einmal loben

07. April 2012 02:48 | Autor: Andreas Unterberger

Man ist froh, wenn man im Sumpf wenigstens hie und da wieder einen festen Boden unter den Beinen zu spüren bekommt. Besonders wenn es ein so tiefer Sumpf ist wie der rund um die ÖBB.

Nicht, dass die ÖBB neuerdings nicht mehr in den roten Lieblingszeitungen inserieren würden. Aber man hat doch den Eindruck, dass die Inserate heute inhaltlich erstmals wirklich der Erhöhung des eigenen Umsatzes dienen sollen und nicht mehr nur den Bestechungs-Interessen der Partei (oder dem Weihrauch für einen Verkehrsminister). Das ist schon was. Die ÖBB haben nun auch etwas zweites Anerkennenswertes gemacht: Sie stellen keine begünstigten Vorteilskarten mehr für Journalisten aus. Das ist extrem lobenswert. Hat die defizitäre Staatsbahn doch Jahr für Jahr mehr als 7500 Journalisten (bei dieser Menge muss wohl auch noch der letzte Partei-Portier mit bedient worden sein) mit 49,50 Euro (also mit einer 50-prozentigen Ermäßigung) bestochen. Was die Bahn mehr als 370.000 Euro gekostet hat, jährlich. Das abzustellen ist nicht nur ein Beitrag zum Sparen, sondern auch ein deutlicher Schritt weg von der endemischen Korruption – besonders bei den ÖBB und den Medien.

PS.: Die Telekom, wo es für Journalisten 30 Prozent zu holen gibt, hat sich übrigens noch nicht zum Abbau dieser Privilegien entschlossen. Offenbar schwebt dort noch immer der Ungeist des Oberkorruptionisten Schieszler durch die Räume.

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Fußnote 282: Die neuen Lehrpläne als nächster Schlag

07. April 2012 01:47 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt legt das Unterrichtsministerium die neuen Lehrpläne vor. Mit verräterischen neuen Akzenten in Hinblick auf die Ziele der Claudia Schmied.

Wenn man die Texte genau analysiert, erkennt man bald das offensichtliche Hauptziel der Lehrplanänderung: Die totalitäre Weltanschauung des Gender Mainstreaming soll nun auch den Schulen als Hauptziel aufgezwungen werden. Zweites Ziel ist die Botschaft: Es ist gar nicht so schlimm, wenn man nicht richtig Deutsch kann. „Beim Umgang mit Interimssprache wird vom Korrekturverhalten der Lehrerinnen und Lehrer besondere Sensibilität verlangt.“ Heißt auf deutsch: Es hat eh alles egal zu sein. Diese Forderung ist umso überzeugender, als nicht einmal der Schmiedsche Lehrplan-Text die deutsche Sprache beherrscht: „Der Spracherwerb ist kein Prozess, der sich nur auf die Nachahmung der Sprache der Eltern, anderer Kinder usw. beschränkt, sondern das Erlernen der Sprache in ihrem gesamten sozialen Umfeld fördert.“

 

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Fußnote 281: Der Wille der Frau Heinisch und der freie Wille

07. April 2012 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Gabriele Heinisch-Hosek, Frauenministerin und in ihrer kargen Freizeit bisweilen übrigens auch Beamtenministerin, zählt zu den beliebtesten Gästen im ORF. Binnen einer Woche konnte man gleich zwei atemberaubende Auftritte der Dame mitverfolgen.

Das eine Mal musste sie (wenn auch in einem wirren Redeschwall versteckt) zugeben: Die von ihr durchgesetzten Gehaltsstatistiken in Großbetrieben haben offensichtlich keinerlei Beweis für die von ihr und ein paar Hundert anderen Berufsfeministinnen tagtäglich behauptete massive Diskriminierung von Frauen gezeigt. Die einzige Wirkung waren massive bürokratische Kosten. Noch demaskierender war ein anderer Auftritt, in dem Heinisch zum völligen Desinteresse der Menschen am sogenannten Pensions-Splitting während der Kindererziehungszeit befragt wurde. Dabei wurde sie auf die ersten vier Jahre eines Kindes angesprochen, die seit Schwarz-Blau für Mütter pensionsbegründend sind. Heinisch-Hosek wörtlich: „Ich will nicht, dass irgendeine Frau in Österreich solange daheim bleibt.“ Sie will nicht. Nein! Freiheit? Privat- und Familienleben? Nein, sie will nicht. Und der Wille einer Funktionärin zählt! Das, was Feministinnen für den Fortschritt halten, ist also der letzte Schritt zum totalitären Staat. Und die Frauen und ihre Willensfreiheit sind das erste Opfer.

 

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Fußnote 280: Gefährliche rechte Umtriebe verschwiegen

06. April 2012 15:31 | Autor: Andreas Unterberger

Rechtsradikale legen Feuer in einem SPÖ-Lokal und bedrohen dabei sogar Menschenleben. Aber die Medien schweigen das tot! Ein echter Skandal.

Zwei Jugendliche, die (aus welchem Grund immer) in einem Innsbrucker Jugendlokal der SPÖ übernachtet haben, erlitten dabei sogar Rauchgasvergiftungen. Sind jetzt auch bei uns schon deutsche Zustände eingerissen? Und warum berichten die meisten Medien nicht darüber (hatten die meisten doch in einer Ferienwoche und angesichts des Hinunterspielens des Strafverfahrens gegen zwei SPÖ-Regierungsmitglieder ohnedies jede Menge Platz zur Verfügung)? Sind das nicht die Meldungen, nach denen der linke Mainstream ohnedies so giert? Nun, die Antwort ist einfach: Gerade rechtzeitig vor Redaktionsschluss hat einer der beiden Junggenossen bei der Befragung durch die Polizei gestanden, das Feuer selbst gelegt zu haben. Er wollte dadurch die angebliche rechtsradikale Szene diskreditieren (in deren übergroßer Projektion ja die Linke die eigene Überlebensberechtigung verteidigt). Worauf erstens die SPÖ eine interne Behandlung angekündigt hat und der ORF und die meisten Zeitungen sofort jedes Interesse an dem Brand verloren haben. Obwohl die Story nun vorsichtig ausgedrückt mindestens genauso interessant ist . . .

 

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Unsere Staatsanwälte: Raffinierter als alle anderen zusammen

06. April 2012 01:30 | Autor: Andreas Unterberger

Machtstrategisch und dialektisch war das allererste Kunst: Die seit längerem im schiefen Licht stehende Oberstaatsanwaltschaft Wien tritt scheinbar überraschend gegen eine Einstellung des Verfahrens gegen Werner Faymann und Josef Ostermayer ein; sie wird dafür auch ringsum belobigt – und dürfte damit doch in Wahrheit schon den Persilschein für die beiden vorbereitet haben. Da muss man wirklich sagen: Hut ab, Genossen! Das ist Spitzenklasse an Raffinesse, so treuherzig und sogar beifallsheischend den Rechtsstaat durch einen Linksstaat zu ersetzen.

Auf den ersten Blick hat diese OStA ja einen Schritt gegen den SPÖ-Chef gesetzt. Sie hat den Vorschlag der ihr unterstellten Wiener Staatsanwaltschaft, das Korruptionsverfahren gegen die Herren Faymann und Ostermayer gleich ganz einzustellen, nicht erfüllt. Das wirkt überraschend, klingt nach Mut vor Fürstenthronen und nach Aufkündigung der Parteisolidarität.

Konkret will die OStA noch die Einholung eines Sachverständigen-Gutachtens, um den Werbewert von 24 doppelseitigen ÖBB-Inseraten in der Kronenzeitung zu überprüfen. Es soll festgestellt werden, ob den ÖBB dadurch ein finanzieller Schaden entstanden ist. Das könnte den beiden Politikern als Untreue angelastet werden.

Das war aber wohl eher ein taktischer Schachzug, um die Schuld am verschlechterten Image der Justiz optisch von der OStA ganz auf die Wiener StA abzuschieben. In Wahrheit haben beide Behörden Hand in Hand den wirklichen Tatbestand arg eingeschränkt. Denn es war, darin sind sich alle von mir befragten Juristen einig, nicht nur Untreue im Fall der ÖBB, sondern auch der Asfinag, es war auch grober Amtsmissbrauch sowie eine Verletzung des Aktiengesetzes, als Verkehrsminister Faymann und sein Faktotum Ostermayer die Führungen von ÖBB und Asfinag gezwungen haben, in Kronenzeitung und anderen nahestehenden Medien zu inserieren. Und vor allem war Zweck der Inserate nie und nimmer die kommerzielle Werbung für die beiden Staatskonzerne, sondern die Bestechung der großen Boulevardzeitungen.

Gewiss kann jetzt noch das Justizministerium die beiden Strafverfolgungsbehörden zu ernsthafteren Aktionen zwingen, etwa auch zum Lesen des Aktiengesetzes. Ob sich diese Ministerin das traut, die allwöchentlich mit den beiden Machtmenschen im Ministerrat zusammensitzen muss, und deren eigenen Partei in den letzten drei Jahren fast jede juristische Kompetenz verloren hat? Man zweifelt.

Dabei haben sich die Staatsanwälte nicht einmal die Mühe gemacht, im Falle Asfinag auch nur deren Vorstände zu vernehmen, die von Faymann/Ostermayer mit unverhohlenen Drohungen zum Inseratenschalten „überredet“ worden sind.

Dabei sind bei Asfinag wie ÖBB die jeweiligen Vorstände dem Eigentümer gegenüber laut Aktiengesetz absolut weisungsfrei.   

Dabei ist es absolut klar, dass diese Inseratenschaltungen nicht zur Verbesserung der Umsätze der beiden Konzerne erfolgt sind, sondern nur dazu, dass die bedachten Boulevard-Zeitungen in ihrem redaktionellen Teile ständig freundlich über Faymann berichten.

Dabei waren die von Faymann/Ostermayer veranlassten Asfinag-Inserate besonders skurril: Denn in diesen wurden die Autofahrer zum Rechtsfahren und zum Anlegen von Gurten aufgefordert. (Es fehlte nur noch die Aufforderung: Bitte keine Unfälle bauen!) Wo da der auch nur ein minimaler Werbewert für die Autobahngesellschaft liegen soll, das kann außer den Staatsanwälten wohl wirklich niemand erklären.

Kronprinzenfragen für Gutachter

Nun wird also ein Gutachter die ÖBB-Inserate in der Kronenzeitung nach dem Werbewert durchforsten. Und er wird dann nach strenger Prüfung entdecken, dass auf den jeweils zwei ganze Krone-Seiten füllenden Inseraten des öfteren das Wort „ÖBB“ vorkommt. Woraus er dann messerscharf auf einen großen Werbewert für die ÖBB schließen wird. Die Gutachter der Wiener Staatsanwaltschaft sind ja für ihre Unabhängigkeit und Sachkunde weltberühmt. In diesem Fall wirds aber doch ein wenig schwierig - so wie bei der einstigen Kronprinzenfrage: Da hatte ein Prüfer die Aufgabe, auch noch so dumme und falsche Antworten des zu prüfenden Kronprinzen so lange umzuinterpretieren, bis aus dem Unsinn eine korrekte Antwort wurde.

Genauer sollte der Gutachter daher keinesfalls in die Inserate hineinschauen. Denn dann könnte er am Ende ja doch ins Grübeln kommen, worin etwa der Werbewert für die ÖBB bei einer über zwei Seiten gehenden knalligen Überschrift besteht: „Ärger rund um verspätete Züge!“ Auch die vielen Passagen von „verdreckten Zügen und unverständlichen Fahrplänen“ könnten beim Gutachter unnötige Verunsicherung in Hinblick auf den großen Werbewert auslösen.

Freilich wusste die „Aktion ,Unsere Bahn‘ von der ,Krone’ und dem neuen Infrastrukturminister Werner Faymann“ (so die Selbstbeschreibung der Inseratenkampagne, die überdies in Verletzung des Mediengesetzes nicht korrekt gekennzeichnet war) immer Abhilfe: Denn in jeder Folge der „Aktion“ gab es dann mindestens einen Vierspalter unter dem Motto „Der Minister antwortet“. Und wie Harun al Raschid hat Faymann in einer Kolumne oder in einem Interview natürlich für jedes Leiden Abhilfe gewusst (Obwohl er als Minister überhaupt nicht in die Vorgänge bei der ÖBB eingreifen durfte).

Werden diese unabhängigen Gutachter aus dem Kreis des BSA oder dem der Freimaurer kommen? Und wie werden sie über den Zynismus hinweggehen, dass diese Doppelseiten mit Beschimpfungen der ÖBB von den ÖBB selbst finanziert werden mussten? Dass aber als Träger der Aktion ausschließlich die Kronenzeitung und Faymann bezeichnet wurden? Was eigentlich als zusätzliches Delikt noch eine Mischung aus Betrug und Täuschung darstellt.

Die Inserate hatten in Wahrheit auch inhaltlich einzig und allein für Faymann selbst einen Werbewert. Besonders köstlich ist es etwa, wenn sich der ehrgeizig neue Minister aus dem Wiener Rathaus (wo man ja solche schmutzigen Aktionen traditionell serienweise veranlasst) auf diesen Seiten Fragen wie der folgenden zu stellen hatte:
„Zum Schluss Herr Minister, wie verbringen Sie, abseits vom politischen Programm, den heutigen 26. Oktober? Bleibt noch Zeit für die Familie?“
„Nach den politischen Veranstaltungen zum Nationalfeiertag werde ich den Abend mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter verbringen.“

Das musste aber wirklich einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden!

Die Wiener Staatsanwälte haben das daher als ordnungsgemäße Inhalte eines ÖBB-Inserats mit hohem Werbewert für die Bahn gewertet! Bravo, bravo! Das verdient schon den goldenen Viktor-Adler-Orden am silbernen Nasenring! Und um auch noch den goldenen Nasenring zu erhalten, müssen sie jetzt nur noch einen Gutachter finden, der ihnen das auch so bestätigt. Was sicher kein Problem sein wird.

Ich schlage Niko Pelinka vor. Der muss ja jetzt nicht mehr täglich mit Alexander Wrabetz telefonieren und ist ein europaweit bekannter Bahn- und Medienexperte.

PS.: Sollte sich einer der Leser fragen: Wie kann dieser Werner Faymann eigentlich noch im Amt bleiben? Dann sitzt er leider im falschen Film, pardon: Land. Wir sind in Österreich! (Nicht in der Bananenrepublik Deutschland, wo der Bundespräsident schon am ersten Tag staatsanwaltschaftlicher Erhebungen abdankt).

PPS.: Sollte sich einer der Leser fragen, warum nicht all jene Journalisten zumindest jetzt nach einem Rücktritt Faymanns rufen, die in den letzten Wochen nach einem Rücktritt des Werner Amon gerufen haben, dann haben die gleich mehrerlei vergessen: dass es bei Amon um 10.000 Euro geht und nicht um ein paar Hunderttausend; das es bei Amon um eine freiwillige Parteispende gegangen ist, bei Faymann hingegen um einen amtsmissbräuchlichen Griff in öffentliche Kassen; und dass Amon und die ÖVP halt nicht so viel inserieren wie der liebe Werner Faymann und seine Partei.

PPS.: Und sollte sich einer der Leser gar wundern, warum die Zeit im Bild über ein Strafverfahren gegen den amtierenden Bundeskanzler kürzer als über die Pfarrerinitiative berichtet hat (und erst nach deren Erwähnung durch den Papst), warum die  spätabendliche Zeit im Bild überhaupt nur noch eine Kurzmeldung über Faymann gebracht hat, warum orf.at nicht einmal ein Bild dazu gefunden hat und die Nachricht nach der Causa Amon platziert hat, dann kann ich dem Leser nur noch einen Besuch beim Arzt empfehlen. Wir leben ja nicht mehr in der Ära Schüssel, wo bei einem ähnlichen Vorwurf gegen den Kanzler Sondersendungen und Runde Tische angesetzt worden wären! Diesen Fortschritt sollte man schon wissen, den Rest kann man bei George Orwell nachlesen.

 

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SN-Kontroverse: Kirche und Homosexuelle

06. April 2012 00:02 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Kirche für Homosexuelle geöffnet werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Den Menschen näher

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die römisch-katholische Kirche in Österreich ist ein Stück menschlicher, natürlicher und vernunftgesteuerter geworden. Noch vor drei Jahren hat ihre Geisteswelt anders ausgesehen. Da meinte der erzkonservative Pfarrer von Windischgarsten, Gerhard Maria Wagner, der nach einem Proteststurm als Weihbischof von Linz verhindert wurde, der Hurrikan Katrina in New Orleans sei auf "geistige Umweltverschmutzung" zurückzuführen. Als Beleg verwies er darauf, dass zwei Tage nach dem Hurrikan im French Quarter ein Gay Pride stattfinden hätte sollen. Als Anmerkung für Geschichtsvergessene: Das French Quarter war - weil höher gelegen - vom Hurrikan wenig betroffen und als Aufmunterung für die wenigen Leute vor Ort gab es einen Ersatz-Pride mit Musik.

Dieser Tage hat die Erzdiözese Wien ein Zeichen für Homosexuelle gesetzt. Die Pfarrgemeinderatswahl in der Weinviertler Pfarre Stützenhofen wurde bestätigt. Pfarrgemeinderat Florian Stangl, der in einer eingetragenen Partnerschaft mit einem Mann lebt, darf seine Funktion ausüben. Wiens Erzbischof Christoph Schönborn meinte nach der Entscheidung: "In der Vielfalt der Pfarrgemeinderäte spiegelt sich die Vielfalt heutiger Lebens- und Glaubenswege. So gibt es auch unter den Pfarrgemeinderäten viele, deren Lebensentwürfe nicht in allem den Idealen der Kirche entsprechen." Die Entscheidung ist gut und menschennahe. Denn zunächst hatte es den Anschein, dass sich die Kirchenspitze um ein klare Haltung drücken wollte; es hieß, die Wahl werde aus formalen Gründen "gekippt". Die Entscheidung ist indirekt auch ein Erfolg der Reformgruppe rund um Helmut Schüller und den Unterzeichnern des "Aufrufs zum Ungehorsam". Sie lässt überdies hoffen, dass andere Steinzeitdogmen der Kirche wie z. B. die Haltungen gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen oder zum Zölibat entkrampft werden.

 


Bitte, schön liebenswürdig sein

Andreas Unterberger

Beneidenswert, wer die Kirche noch versteht. Auf der einen Seite verteidigt sie unbeirrbar die unauflösbare Ehe zwischen Mann und Frau als einzig erlaubte Plattform von Sexualität. Sie suspendiert wiederverheiratete Geschiedene von den Sakramenten (und erlaubt nur in Einzelfällen Ausnahmen, wenn das diskret, also de facto in einer anderen Pfarre stattfindet). Der Papst empfängt katholische Präsidenten nur mit der kirchlich angetrauten Erstfrau, nicht mit einer Zweitfrau an der Seite. Die Kirche hindert Priester mit Kindern an der Ausübung ihrer Aufgabe als Väter. Genauso signalisiert sie unverheirateten Paaren und ausübenden oder gar in staatlicher Partnerschaft lebenden Homosexuellen ihre kritische Ablehnung.

Auch die Kirche weiß um die Härten dieses Prinzips und darum, dass es nur wenige Menschen zu leben imstande sind. Sie verteidigt es aber mit der Bedeutung der Ehe als Fundament menschlicher Beziehungen und idealer Umgebung für das Aufwachsen von Kindern. Man mag diese Haltung für richtig oder falsch halten. Aber jedenfalls unverständlich ist der nun von Kardinal Schönborn praktizierte doppelbödige Umgang damit. Denn während andere von den Sakramenten ausgeschlossen bleiben, erlaubt er einem jungen Mann sogar die führende Rolle im örtlichen Pfarrgemeinderat, obwohl dieser in einer staatlich angemeldeten Schwulen-Partnerschaft lebt. Schönborns Begründung nach einem persönlichen Treffen: Der neue Pfarrgemeinderat sei sehr christlich und ein "wirklich liebenswürdiger Mann". Aber die Regel bleibe, wie sie ist. Die Ausnahme ist grotesk: Eine kirchliche Regel gilt also dann nicht mehr, wenn jemand "wirklich liebenswürdig" ist. Allen Zweitverheirateten ist daher zu raten, sich möglichst liebenswürdig bei ihrem Bischof vorzustellen. Dann wird alles gut. Und wer nicht liebenswürdig ist, der hat halt Pech gehabt.

 

 

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Telekomitis oder: Die Dummheit des kleinen Aktionärs

05. April 2012 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie hätte ich es ja wissen müssen. Dennoch habe ich mir vor Jahren ein paar Telekom-Aktien zugelegt. Es brauchte aber eigentlich keine Insiderinformation, um zu wissen: Je teurer eine Marketing-Kampagne ist, umso weniger bleibt für die Aktionäre. Und es braucht erst recht keine Insiderinformation, um zu erkennen, dass man als kleiner Aktionär immer der blöde ist, wenn der Staat der dominierende Eigentümer ist.

Dieser kann ja nur durch Politiker handeln. Und die haben nie die Interessen eines kleinen Shareholders im Auge, der damit für sein Alter vorsorgen will. Sie haben nur eines im Kopf: Sie wollen bei der nächsten Wahl wiedergewählt werden. Die aber liegt in der Regel immer knapp bevor. Ihnen geht es nicht um eine langfristige Wertsicherung. Ihnen geht es auch nie um den kurzfristigen Ertrag. Es geht entweder um Wählerstimmen, etwa jene der Belegschaft. Oder es geht um Geld, mit dem man sich Wähler kaufen kann.

Was ich damals freilich nicht wissen konnte, war die Unfähigkeit und kriminelle Energie der Telekom-Führung. Die Unfähigkeit zeigte sich etwa im ständigen Umtaufen des Markennamens, von dem nur die jeweils aktiven Werbe- und PR-Agenturen profitierten: Einmal hat man einen, ein andermal zwei unterschiedliche Marken im gleichen Markt; dann tauft man sich wieder besonders grotesk um, in „Bummelzug-ins-Internet“ oder so ähnlich. Geldverbrennende Unfähigkeit zeigt sich auch daran, dass man bei fast jedem Event für die Cocktail-Klasse auf die Telekom als Sponsor stößt.

Unglaublich ist auch, dass aus den Computern der Telekom 200.000 Mails den Weg ins Freie zu Medien und Politikern finden konnten. Da fragt man sich schon, was die gegenwärtige Aufregung um die Rufdatenerfassung soll, bei der sechs Monate lang nur die Tatsache eines Gesprächs oder Mails gespeichert werden darf, aber nicht der Inhalt. Gleichzeitig können aber bei einer Firma, die Zugang zu allen Kundenmails und -telefonaten hat, auch noch nach Jahren Mails mit dem gesamten Inhalt (und eben nicht nur die angewählte Adresse) illegal an die Öffentlichkeit dringen.

Ein strategischer Privateigentümer wäre auch sofort mit viel mehr Energie der gigantischen Kursmanipulation nachgegangen, mit der sich eine Führungsmannschaft bereichert hat. Und völlig fassungslos ist man als Aktionär über das, was da zuletzt bekannt geworden ist: Ein (zum Glück) nervenschwacher Spitzenmanager, der selber besonders dick im Dreck steckt, lässt sich von den Staatsanwälten zum Auspacken bewegen. Er versucht sich, obwohl selbst Haupttäter, als Kronzeuge gegen seine Mittäter in die Straffreiheit zu retten. Die Telekom ist seither als Selbstbedienungsladen für alle Parteien entlarvt, insbesondere die jeweils regierenden. Sie ist ein Unternehmen, dessen rote Führung sich nach dem Machtwechsel durch hemmungslose Bestechung das Wohlwollen der blau-orangen Ressortführung kaufen wollte.

Alles ziemlich grauslich.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Ein Dinosaurier in den letzten Zügen

04. April 2012 03:03 | Autor: Andreas Unterberger

Wer außer der SPÖ braucht in Zeiten von Kabel, Satellit und Digitalfernsehen noch den ORF mit seinem Gebührenmonopol?

Man glaubt es kaum: Es ist noch gar nicht viele Jahre her, dass eine Frau dem Ehemann untertan war, dass man ohne „Beziehungen“ oder Schmiergeld oft jahrelang auf einen Telefonanschluss warten musste, dass man für die Mitnahme von ein paar Tausend Schilling auf eine Reise eine behördliche Genehmigung brauchte, dass die Gewinnung von Salz staatliches Monopol war, dass man ohne SPÖ-Parteibuch keinen Job bei der Voest bekam, dass Ehebruch zur Strafverurteilung führen konnte. Irgendwann sind diese anachronistischen Relikte aus einer anderer Welt dann aber doch verstorben. Andere Anachronismen aus der Feudalzeit haben jedoch bis heute überlebt. Der skurrilste überlebende Dinosaurier ist der ORF mit seinen Privilegien.

In keinem demokratischen Land hat es so lange gedauert wie in Österreich, dass Privatfernsehen und -radio erlaubt wurden. Und bis heute haben die Privaten keine gleichen Startchancen. Vor allem kassiert der ORF trotz exzessiver Werbung weiter exklusiv die Hörer- und Seher-Gebühren. Etliche ORF-Programme produzieren ärgeren Mist als so manche Privaten. Von Servus-TV bis  Radio Stephansdom wird höhere Qualität gesendet, als der ORF auch nur in einem einzigen seiner Programme kontinuierlich zusammenbrächte. Und selbst die am Massengeschmack orientierten Privatsender bringen mehr Information als ORF eins.

Auch technisch ist die Zeit über den ORF längst hinweggegangen. Denn ein öffentlich-rechtlicher Monopolsender konnte ja nur zu jenen Zeiten gerechtfertigt werden, als Sendesignale nur kleinräumig und nur für wenige Programme verbreitbar waren. Kabel, Satellit, Internet, Digitalisierung machen die Privilegien des ORF jedoch zu einem grotesken Relikt, vergleichbar den einst von Gewerkschaften mancherorts durchgesetzten „Heizern“ auf E-Loks.

Bleibt ein letztes Argument: Österreich als kleines Land braucht eine geschützte Zone für landesspezifische Informationen und Kultur. Auch dieses Argument hinkt. Denn weltweit zeigt sich, dass lokalisierte Information – von der Politik bis zum Sport – viel publikumsattraktiver, werbeintensiver und damit auch einnahmeträchtiger ist als globale Themen. Es bräuchten also in Wahrheit globale Themen eine gewisse Förderung, damit die Österreicher darüber Bescheid wissen, was in Europa und der Welt vor sich geht. Das aber erfahren sie aus vielen deutschen Sendern und den internationalen Nachrichten-Kanälen zehnmal besser als aus dem ORF. Dort wurde die internationale Berichterstattung Schritt für Schritt quantitativ wie qualitativ zurückgeschraubt. Zugleich fehlt im ORF eine relevante Präsenz der österreichischen Kultur, von Wissenschaft und Technik. Fazit: Die Anstalt erfüllt in keiner wahrnehmbaren Weise mehr einen Bildungsauftrag.

Eine Einhebung von Gebühren wäre daher, wenn überhaupt, nur noch unter neuen Regeln gerechtfertigt: Die Gelder müssten von einer unabhängigen Kommission nach klaren und nachvollziehbaren Maßstäben auf alle Sender und Programme aufgeteilt werden. Dabei muss es einzig um eine Honorierung von Bemühungen um Ausgewogenheit und Objektivität, um wissenschaftliche und technisch Inhalte, um Seriosität und Vielfalt gehen; und gleichzeitig müssten alle finanziell bedachten Sender auch in den nicht geförderten Sendestunden auf manches verzichten (etwa: allzu exzessive oder intensive Gewaltdarstellungen, Pornographie, Astrologie, Gewinnspiel-Abzocke).

Die Österreicher, insbesondere die jungen, wenden sich derzeit jedoch im Eilschritt von den ORF-Programmen ab. Der Marktanteil droht von den einst versprochenen 40 Prozent auf 30 zu sinken.

Dennoch reagieren Politik wie Medien erstaunlich sanft auf das Verenden des Dinosauriers. Wenn dem ORF trotz Gebührenmonopols das Geld ausgeht, wird sogar der Steuerzahler zur Kasse gebeten. Selbst die einstigen Werbeeinschränkungen sind dem ORF – im Gegensatz zu Deutschland – weitgehend erlassen worden.

Wie das? Nun, die anderen Medien werden vom ORF glatt erpresst. Ist eine Zeitung zu kritisch, bekommen ihre Journalisten – natürlich ganz zufällig – keine Einladungen zu Auftritten im ORF. Der Autor dieses Textes hat das etwa unter den Generalintendanten Weis und Wrabetz zweimal selbst erlebt. Der Auflage der von ihm geleiteten Zeitungen hat das zwar nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Aber viele Journalisten glauben, dass ein Nichtauftreten im ORF von Nachteil wäre und behandeln den Sender daher stets mit Samthandschuhen.

Dasselbe trifft auf die Politik zu. ÖVP und FPÖ werden regelmäßig durch besonders aggressive Interviewführung, durch besonders einseitige Diskussionsmoderationen bestraft, wenn sie sich kritisch mit dem ORF befassen. Sie verhalten sich daher meist sehr zahm. Die SPÖ und die Grünen hingegen haben keinen Grund zur Klage – was auch ihre Wähler regelmäßig bei Meinungsumfragen zum Thema ORF so sehen. Die zwei Linksparteien haben im Fernsehen (mit Ausnahme des Sports und einiger Landesstudios) praktisch alle personellen Wünsche durchgesetzt. Dies merkt man an der schwer schlagseitigen Zusammensetzung von Diskussionrunden (die der Generaldirektor zuvor sogar direkt mit der SPÖ bespricht), an der immer von links kommenden Fragestellung bei Interviews, an der Themenwahl und an der Vorliebe für linke (jedoch durch nichts demokratisch legitimierte) Vereine wie Attac, Occupy, Greenpeace. Wertkonservative oder wirtschaftsliberale oder rechtspopulistische Sichtweisen, Vereine und Medien finden in diesem ORF praktisch nicht statt. Die Meinungen einer großen Mehrheit der Gebührenzahler werden nur verächtlich gemacht.

Diese schwere ideologische Schlagseite ist damit das überhaupt stärkste Argument gegen das Gebührenmonopol des ORF.

Dieser Beitrag wird kurz nach Ostern auch in der nächsten Ausgabe der neuen Gratiszeitung "ECHO der himmelschreienden Diskriminierung österreichischer Steuerzahler" (siehe auch unter www.conwutatio.at) erscheinen.

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Die Geschichte der Krise oder: Wenn ein Dauersieger im Wettbewerb untergeht

03. April 2012 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn einer eine Krise durchlebt, dann kann er was erzählen. Mit den Erzählungen über die Krise der letzten vier Jahre gibt es freilich ein großes Problem: Es kursieren so viele Geschichten über die Krise, so viele teils bewusste Lügen und Ablenkungs-Stories, so viele Irrtümer und Varianten des Wunschdenkens, dass sich die ganze Wahrheit zu dieser Krisen nur noch schwer durchzusetzen vermag.

In drei zentralen Gedanken das, was man heute nach bestem Wissen und Gewissen als Zusammenfassung dessen sagen kann, warum es zu dieser Krise gekommen ist (ganz abgesehen davon, dass es immer Krisen gegeben hat und geben  wird) und was sie bedeutet:

Erstens: All die Stories von Gier, Spekulation und zu kompliziert gewordenen Finanzprodukten erklären gar nichts; denn Gier und Spekulation gibt es, seit es Menschen gibt, ebenso wie scheinbar zu kompliziert gewordene Zusammenhänge; deshalb haben die linken Krisenerklärer Unrecht, die als Krisenursache beklagen, dass heute die Ökonomie mächtiger als die Politik ist; denn das war sie immer.

Zweitens: Viel größere, aber dennoch keine alleine ausreichende Erklärungskraft haben die Hinweise auf eine blasenbildungsfördernde Geld- und Subventionspolitik in Europa, Japan und Amerika, sowie auf die exzessiven und auf historisches Rekordniveau gekletterten Staatsverschuldungen vieler Länder.

Drittens, eine fundamentale historische Erklärung steht über all diesen Faktoren: Die genannten drei Regionen, die in den letzten Jahrhunderten die Weltwirtschaft und damit auch die Weltpolitik beherrscht haben, sind im globalen Wettbewerb gegen die aufstrebenden Schwellenländer entscheidend zurückgefallen, was sich lange nicht, aber dann im plötzlichen großen Erdbeben der Krise umso heftiger gezeigt hat.

Spanien und Irland waren gering verschuldet

Dass die Krise mehr mit Wettbewerbsveränderungen als mit Staatsverschuldung alleine zu tun haben muss, lässt sich an der Tatsache ablesen, dass keineswegs alle jener Staaten, die heute so heftig von der Krise erschüttert werden, vor der Krise eine hohe Staatsverschuldung gehabt haben. In Spanien und Irland war diese – im Gegensatz zu Griechenland und Portugal – sogar besonders niedrig. In diesen beiden Ländern war dafür die Privatverschuldung gegenüber dem Ausland besonders hoch (von Banken, Unternehmen, Privaten).

Allen Krisenländern gemeinsam ist damit, dass sie mehr Produkte und Leistungen des Auslandes konsumiert haben, als sie dem Ausland verkaufen konnten. Sie hatten insgesamt eine hohe Außenverschuldung (egal ob staatlich oder privat) und damit ein großes Zahlungsbilanzdefizit. Das sind zwangsläufige Folgen einer geschrumpften Wettbewerbsfähigkeit. Ein solches „Geschäftsmodell“ muss früher oder später kollabieren.

Nicht der Euro ist schuld, sondern seine falsche Nutzung

Daran ist aber auch nicht der „Euro“ an sich schuld, wie manche Anhänger von Verschwörungstheorien meinen. Jedoch: Der Euro ermöglichte es ein Jahrzehnt lang den südeuropäischen Krisenländern, anstrengungsfrei gut zu leben. Ungeachtet der Tatsache, dass sie die zuvor durch ständige Abwertungen immer halbwegs verteidigte Wettbewerbsfähigkeit gleichzeitig stark absinken ließen.

Die Geldverleiher, die „Märkte“, haben ihnen viel zu billig viel zu viel Geld geborgt; sie haben sich in einem blamablen Vergessen wirtschaftlicher Grundtatsachen zehn Jahre lang nicht mehr die Kreditwürdigkeit ihrer Schuldner angeschaut; sie haben irgendwie an eine magische Wirkung einer gemeinsamen Währung geglaubt. Das Umdenken geschah dann umso heftiger.

Die Ursachen dieses Verlusts an Wettbewerbsfähigkeit sind vielfach und werden sicher noch Anlass zu spannenden Analysen sein. Eine zentrale Ursache der Krise ist jedenfalls, auch wenn es aufs erste paradox klingt, der unglaubliche Erfolg des westlichen Modells. Europa und Amerika haben seit einem halben Jahrtausend einen unglaublichen Aufstieg erlebt. Sie haben ökonomisch, kulturell, politisch die Welt beherrscht. Dieser Aufstieg hat sich in den letzten beiden Generationen seit dem Weltkrieg noch einmal vervielfacht, vor allem weil das EU-Europa zugleich die längste Friedensperiode der Geschichte genossen hat.

Zusammen mit der Nutzung zahlloser wissenschaftlicher Erkenntnisse, mit den Vorteilen einer globalisierten Wirtschaft, mit dem Nutzen eines halbwegs funktionierenden Marktes, mit stabilen demokratischen Verhältnissen, mit der Basis eines korrekten Rechtsstaats hat diese Periode den Menschen zuvor Ungeahntes ermöglicht, den weitaus höchsten  Massen-Wohlstand der Geschichte und eine Rekord-Lebenserwartung bei guter Gesundheit.

Der Sündenkatalog

Aber diese Periode hat Europa selbstzufrieden und müde gemacht. Mit fatalen Konsequenzen auf allen genannten Feldern.

  1. Die schlimmste Katastrophe ist zweifellos der Wohlfahrtsstaat, der in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Verschuldung erkauft worden ist, der immer mehr Menschen ein konsumorientiertes Leben ermöglicht hat, der zugleich viele Bürger und damit auch die Politik die Grundlagen des früheren Erfolges vergessen ließ;
  2. Die Menschen waren sich immer weniger der Notwendigkeit von Leistung und Anstrengung bewusst;
  3. die Schicht wirklicher Leistungsträger wurde durch immer höhere Auflagen und Steuern demotiviert;
  4. immer mehr Menschen glaubten ernsthaft, die Durchsetzung politischer beziehungsweise sozialer Forderungen schaffe die Grundlage des Wohlstandes;
  5. Staaten und EU lähmten die Wirtschaft mit einer ständig wachsenden Fülle von ökologisch, sozial, gesundheitlich und obrigkeitsstaatlich begründeten Regeln und Vorschriften, womit die europäischen Unternehmen im Wettbewerb gegen die sehr freien Konkurrenten in Übersee ständig weiter zurückgeworfen wurden;
  6. zugleich gelang es Panikmachern, den Menschen mit dubiosen Parolen gegen Atome, Gene, Hormone oder Klimakatastrophen Angst vor der Wissenschaft zu machen;
  7. die Gewerkschaften trieben in Tateinheit mit populistischen Politikern die Lohn- und Sozialkosten ständig steiler in die Höhe, als sie zugleich in den konkurrierenden Schwellenländern anstiegen;
  8. dazu kommen zunehmend die Folgen der Geburtenverweigerung: Europa wie Japan werden im Rekordtempo älter. Das wird im nächsten Jahrzehnt zu einem Kippen der sozialen Balance führen. Die rasch schrumpfende Schicht der Arbeitenden wird sich zunehmend weigern, der riesigen Menge an alten Menschen den erhofften Ruhestand mit dem heutigen Pensionsniveau zu finanzieren. Und die Zuwanderer werden sich da erst recht weigern; hatte man ihnen doch Europa nur als ein sozialstaatliches Schlaraffenland vermittelt, das man ganz anstrengungsfrei konsumieren kann.

Aus all diesen und etlichen anderen Gründen weigern sich verständlicherweise China&Co, die heute auf Billionen von Dollar- und Euro-Noten aus ihren emsigen Exporten sitzen, dieses Geld so wie in den letzten Jahrzehnten in europäische Staatsanleihen und Banken zurückzuinvestieren. Sie kaufen sich lieber afrikanische Ländereien, um dort Landwirtschaft und Bergbau zur eigenen Versorgung zu betreiben, sowie europäische Spitzenindustrien, deren Knowhow sie brauchen.

Dementsprechend haben alle großen Schwellenstaaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), also die Machtzentren der Zukunft, die heute schon die Hälfte der Weltbevölkerung stellen, in der Vorwoche bei einem Gipfeltreffen einhellig die egoistische und kurzsichtige Politik des Westens getadelt, sich durch wilde Geldvermehrung einen kurzfristigen Vorteil zu kaufen. Sie weigern sich auch, via Währungsfonds den Schuldenstaaten zu helfen.

Der schöne Schein des Krisen-Endes

Wieso scheint es dennoch seit einigen Wochen so, dass auch die zweite Welle der 2008 begonnenen Krise glimpflich vorbei wäre? Die Antwort ist ziemlich klar: Die europäischen und amerikanischen Zentralbanken drucken wie verrückt Geld, mit denen die Staaten (auf dem Umweg über die Banken) derzeit ihre alten Schulden in neue umwandeln. Das hat die unmittelbare Katastrophenstimmung gemildert. Dennoch versucht jeder sonstige Besitzer dieses Geldes dieses rasch in Sachwerte einzutauschen (seien es Qualitätsimmobilien oder Gold oder brasilianische Aktien).

Das ist natürlich ein Wirtschaftsmodell, das sehr bald platzen muss. Daher ist die Krise zweifellos nur kurzfristig unterbrochen.

Köstlich naiv ist der derzeit boomende Glaube vieler europäischer Politiker und Journalisten, man müsse nur die Dämme der diversen Krisenrettungsmechanismen hoch genug bauen, um jede Katastrophe verhindern zu können: 300 Milliarden, 500 Milliarden, 800 Milliarden, 1,3 Billionen, 10 Billionen: Fast im Wochentakt werden die Summen größer, die Dämme höher, mit denen ein Ausbrechen der Fluten verhindert werden soll.

Notenbanker zurück an die Uni

Aber die Finanzströme verhalten sich ähnlich wie die echten Hochwässer: Mit hohen Dämmen kann man zwar viele kleine Überflutungen verhindern. Kommt dann aber bisweilen das große Wasser, wird die Katastrophe umso größer. Irgendwann bricht immer irgendwo ein Damm, wenn der Druck zu groß wird; oder es steigen die Fluten einfach über jede denkbare Dammgröße hinaus und sind dann ein umso verheerenderer Schwall. Deswegen baut man ja jetzt beim echten Wasser wieder viele eng und hoch eingedämmte Flussläufe wieder zurück, lässt ihnen statt dessen in möglichst großen Flächen die Möglichkeit zur gefahrlosen Ausdehnung, um die menschlichen Behausungen selbst umso effektiver schützen zu können.

Vielleicht sollte man die Notenbanker und Regierungspolitiker Europas und Amerikas in eine Vorlesung über modernen Wasserbau schicken? Vielleicht lernen sie dann, dass man die Europäer in ihrer Unbeweglichkeit, wohlfahrtsstaatlichen Verfettung, Überalterung nicht durch immer höhere Schuldendämme vor den Folgen ihrer rasch schwindenden Wettbewerbsfähigkeit schützen kann. Sondern nur dadurch, dass man diese Wettbewerbsfähigkeit wieder offensiv verbessert. So wie es einst den Amerikanern nach dem Sputnik-Schock oder den Mitteleuropäern nach den Osmanen-Angriffen geglückt ist.

Die ToDo-Liste

Heute wäre natürlich - von der Annahme ausgehend, dass im Atomzeitalter die Auseinandersetzungen ehr wirtschaftlich und weniger militärisch sind - ein anderes, den Herausforderungen angepasstes Maßnahmenbündel nötig, durch das man die Wettbewerbsfähigkeit wieder erhöhen könnte:

Würden Europas Regierungen samt EU diese Ziele mit Schnelligkeit und großer Energie sowie Unterstützung der Menschen verfolgen, dann hätte dieser Kontinent noch eine Chance. Dann wäre das Hochziehen der Krisenpräventions-Dämme sogar sinnvoll, um zeitlich noch ein wenig Luft für die notwendigen Reformen zu gewinnen.

Die Schnellen zu bremsen statt die Langsamen zu beschleunigen?

Jedoch fehlt mir der Glaube, dass Europas Bürger diese Notwendigkeiten noch erkennen können. Weshalb die Politiker sie schon gar nicht erkennen wollen. Beide glauben in ihrer Mehrheit offenbar wirklich, dass durch diese Dämme aus Schulden die Folgen des Wettbewerbsverlustes dauerhaft abgewendet wären.

Ein epochaler Irrtum. Denn damit werden die teuren Schutzdämme zur Hauptursache der nächsten großen Krise. Als Folge konzentriert sich Europa jetzt nicht auf das knappe noch offen stehende Zeitfenster zur Wiedererlangung seiner Wettbewerbsfähigkeit, sondern glaubt offenbar wirklich, dass eine Fiskal- und Sozialunion die richtige Krisenprävention für die Zukunft herstellt.

Vor allem die Sozialdemokraten, aber auch etliche andere Parteien meinen: Wenn einmal die Löhne, Steuern und Sozialleistungen zwischen Griechenland und Deutschland (sowie allen anderen) angeglichen sind, wenn es also innerhalb Europas weniger Wettbewerb gibt, dann gewinnt Griechenland seine Wettbewerbsfähigkeit zurück. In Wahrheit aber tritt das genaue Gegenteil ein: Auch Deutschland und die paar noch halbwegs lebensfähigen Länder werden dann mit absoluter Sicherheit ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Dann gibt es kein böses Blut zwischen Deutschen und Griechen mehr, denn allen wird es gleich schlecht gehen.

Der Merksatz für alle weltfremden Theoretiker: Europa darf nicht seine Schnellsten bremsen, sondern muss die Langsamsten munter machen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Fußnote 279: An den Galgen mit dem Plagiator

02. April 2012 02:17 | Autor: Andreas Unterberger

Nun ist auch der ungarische Präsident der Schwindelei überführt. Die Konsequenzen? (mit nachträglicher Ergänzung)

Pal Schmitt hat vor zwanzig Jahren bei seiner Dissertation großflächig abgeschrieben. Damit ist sein Rücktritt wohl genauso fällig wie beim früheren deutschen Verteidigungsminister von und zu Guttenberg. Zu diesem Schluss kommt man zumindest dann, wenn man Dissertationen & Co für das wichtigste Anwendungsgebiet von Ehrlichkeit hält. Ich tue das nicht, habe ich doch öfters selbst bei Schularbeiten oder ähnlichem abgeschrieben beziehungsweise abschreiben lassen, und dennoch bis heute kein schlechtes Gewissen (Dissertationen oder Diplomarbeiten haben Juristen damals nicht schreiben müssen). Ich rufe auch deshalb aus diesem Grund nicht nach Rücktritt, weil ich weiß, dass Politiker keine Heiligen sind, die in jeder Sekunde ihres Lebens korrekt gehandelt haben. Was übrigens nicht einmal die Kirche von ihren Heiligen behauptet. Die lebenslange Heiligkeit trifft nicht einmal bei so profillosen und opportunistischen Nur-ja-keinen-Fehler-Feiglingen wie einem Heinz Fischer oder einem Kurt Waldheim zu. Jedenfalls aber ist bei Anlegung objektiver moralischer Maßstäbe eines klar: Ein Regierungschef, der zum Schaden der Steuerzahler um Millionen Euro Zeitungen bestochen hat, ist zehnmal übler als ein Spitzenpolitiker, der vor Jahrzehnten an der Uni geschwindelt hat. Zumindest solange dieser Schwindel keinen Dritten geschädigt hat.

PS: Wann erkennt Europas politische Rechte endlich das Plagiat als politische Waffe? Warum setzt sie kein Team an, dass alle Diplomarbeiten von linken Politikern systematisch durchforstet? Was ein schwerer Fehler ist, benutzt die Linke doch den Kampf gegen das Plagiat als neuen Beweis ihrer moralischen Überlegenheit, seit Fünfjahrespläne, Gewerkschaft, Verstaatlichte Industrie und Kuba nicht mehr so richtig taugen, um die moralisch höheren Geländepunkte zu beanspruchen.

Ergänzung: 12 Stunden nach diesem Kommentar ist Schmitt zurückgetreten.Am Kommentar gilt es deswegen aber nichts zu ändern - nur manches zu unterstreichen.

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Der Weg von der Europa-Begeisterung zur Depression

02. April 2012 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Verheerender kann die Stimmung kaum sein: Nur noch 29 Prozent der Österreicher halten es für einen Nutzen, der Europäischen Union anzugehören. Schon 42 Prozent sehen darin einen Nachteil. So wie diese IMAS-Umfrage zeigen auch viele andere Indizien ein deprimierendes Image der Union. Dagegen rücken zwar regelmäßig die journalistischen, diplomatischen und politischen EU-Verteidiger zum Tadel für die Österreicher aus, all die Vorteile Europas nicht zu verstehen. Doch das ändert nichts. Denn die politisch-mediale Klasse hat ja längst jede Glaubwürdigkeit verloren.

Haben damit jene nachträglich Recht bekommen, die schon immer gegen die österreichische EU-Mitgliedschaft gewesen sind? Gewiss nicht. Denn jede ernsthafte Analyse zeigt, dass Österreich ohne die EU ökonomisch einen katastrophalen Weg gegangen wäre. Genauso klar ist aber auch, dass nichts falscher und schädlicher ist als die mancherorts gepflegte quasireligiöse Europaduselei.

Der Autor darf das mit einer gewissen Legitimation sagen: Er war der erste politische Journalist, der schon in den frühen 80er Jahren für den vollen Beitritt zu den europäischen Gemeinschaften eingetreten ist. Das hat ihm damals viel Tadel eingebracht – insbesondere von Außenamt und Wirtschaftskammer und den Grünen sowieso, die sich heute alle als die Erfinder Europas gerieren. Heute sind die Polsitionen vertauscht. Heute ist der eigene Blick auf die EU sehr kritisch und damit auch selbstkritisch geworden.

Die Union in der Existenzkrise

Die EU hat nicht bloß ein Vermarktungsproblem, wie man sich in Brüssel einreden will. Wir haben nicht nur eine extrem gefährliche, viele Länder erfassende Schuldenkrise. Sondern es stellt sich auch erstmals die Existenzfrage der EU selber.

Bedeutete vor zwei Jahrzehnten der EU-Beitritt für Österreich einen großen Schritt Richtung Modernisierung und Öffnung eines zur Nabelbeschau neigenden Landes, einen Akt der Durchlüftung und Befreiung aus dem erstickenden Mief der allumfassenden großen Koalition und dem real existierenden österreichischen Sozialismus, so hat die EU-Mitgliedschaft heute die gegenteilige Funktion.

In den 80er Jahren war die EU (damals: EG) ein grandioses Bollwerk der Freiheit, der Marktwirtschaft, der Idee eines grenzenlosen Binnenmarkts souveräner Nationalstaaten als Gegenmodell zur kollabierenden kommunistischen Planwirtschaft Osteuropas. Heute ist sie eine Agentur der sinnlosen Umverteilung zu Trittbrettfahrer-Nationen geworden. Heute versucht sie die europäischen Bürgern in präpotenter Art zu entmündigen. Kommission, Rat, Parlament und Gerichtshof wollen wie ein totalitärer Staat immer mehr menschliche Lebensbereiche reglementieren. Immer öfter ertappt man sich daher bei dem Gedanken: Liegt die einzige Überlebenschance Europas etwa gar in einer Neugründung?

Natürlich hatten EWG/EG/EU schon von Anfang an viele Konstruktionsfehler, etwa die Bevorzugung kleiner Mitgliedsstaaten bei Mandatszahlen und Stimmgewichtung. Wenn Malta oder Zypern in vielen Gremien genauso stark wie Deutschland oder Großbritannien sind, dann ist das schlicht undemokratisch.

Aber diese Konstruktionsfehler waren nicht so bedeutend, als es einst nur um eine Wirtschaftsgemeinschaft und dann einen Binnenmarkt ging, die man im Konsens aufbaute. Der freie Fluss und Wettbewerb von Waren, Dienstleistungen, Geld und Arbeitskräften vergrößerte den Wohlstand aller. Die Katastrophe trat erst ein, als sich die Union immer stärker auch zur wohlfahrtsstaatlichen Transferunion und zum überregulierenden Großen Bruder zu entwickeln begann.

Eine Luxemburgerin personifiziert den Absolutheitsanspruch

Die subjektive Lust der Brüsseler Akteure an der Macht ist nachvollziehbar, aber dennoch verderblich. Für mich wird sie etwa durch jeden Auftritt von Viviane Reding verkörpert. Die einstige Journalistin einer kleinen Zeitung (für die ich übrigens auch gelegentlich aus Österreich berichtet habe) stammt aus dem kleinen Luxemburg mit 500.000 Einwohnern. Heute ist sie Kommissarin „für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft“ von mehr als 500 Millionen Menschen. Alleine der Faktor 1000 würde wohl bei vielen ausreichen, um einen Machtrausch auszulösen. Bei Reding kommt hinzu, dass sie aus dem Titel ihres Ressorts auch eine allumfassende inhaltliche Kompetenz ableitet.

Niemand wagt mehr, sie in die Schranken zu weisen. Weder die Mitgliedsländer noch der schwache Kommissionspräsident Barroso. Freilich: Es gibt keine Materie, die nicht irgendwie mit Justiz oder Grundrechten in Zusammenhang zu bringen wäre. Reding ist keine Juristin, sondern Anthropologin, geriert sich aber als Vorgesetzte von 27 Justizministern – und der gesamten Justiz. In den Kompetenzen der Kommission sind allerdings in der Tat neben der Hauptfunktion Exekutive sowohl Gesetzgebung wie Rechtsprechung enthalten. Diese primären Staatsgewalten werden von anderen Verfassungen streng getrennt. Nicht so in der EU.

Dementsprechend präsentiert sich die Luxemburgerin als Großinquisitorin gegen Ungarn, dem sie Vertragsverletzungen vorwirft – weil dort eine Regierung mit Zweidrittelmehrheit das tut, was auch sonstwo (etwa ein Stück donauaufwärts) Regierungen auch ohne Zweidrittelmehrheiten tun, nämlich alle Spitzenfunktionen mit eigenen Leuten besetzen. Am nächsten Tag will sie den unabhängigen Gerichten Österreichs vorschreiben, dass sie den Diffamierungs-Kampagnen des korrupten Diktators von Kasachstan gegen dessen geflüchteten Ex-Schwiegersohn gehorchen sollen. Sie fordert von Österreich in Sachen Korruption bestimmte Maßnahmen (kümmert sich aber kaum um die gigantische Misswirtschaft mit EU-Geldern). Sie will per Gesetz(!) Europas Aktiengesellschaften einen bestimmten Frauenanteil in den Aufsichtsratsjobs vorschreiben. Sie kritisiert den Inhalt niederländischer Webseiten. Sie zwingt die Versicherungen zu Einheitsverträgen für Männer und Frauen (trotz grob unterschiedlicher Risken). Die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Aber es wäre zu einfach, das Problem Europas auf eine Personalie zu reduzieren, auch wenn die noch so signifikant ist. Das Problem liegt schon in den unsauberen Verträgen. So kann sich der EU-Gerichtshof über alle in Sonntagsreden beschworene Subsidiarität und föderale Aufgabentrennung hinwegsetzen und mit den Staaten weit willkürlicher umspringen, als etwa die Republik Österreich mit den Bundesländern. Beispielsweise zwingt der EU-Gerichtshof Österreich zur Gleichbehandlung deutscher Studenten – obwohl die Universitäten ausdrücklich von der EU-Kompetenz ausgenommen sind, obwohl manche Studienrichtungen unter dem Ansturm zusammenzubrechen drohen.

Brüsseler Neojosephinismus

Die EU mischt sich auch in tausend andere Dinge wie Glühbirnen, Isolierungen von Hauswänden, Rauchverbote, Gleichbehandlung von Geschlechtern bei der Arbeitsplatzsuche oder die Anzahl von Kindern in Kinderkrippen ein. All das ist zur Herstellung eines gemeinsamen, wohlstandsmehrenden Binnenmarktes überhaupt nicht notwendig und in Österreich vielfach nur Bundesland-Kompetenz.

Für all diese Unsinnigkeiten ist es keine Entschuldigung, dass sie in einer Art Neojosephinismus vielleicht gut gemeint sind. Hinter der Regulierungswut steckt oft eine Allianz zwischen den EU-Beamten und den jeweiligen Fachministern, die mit ihren Anliegen national oft – und zu Recht – nicht durchdringen. Das trifft insbesondere Orchideenressorts wie jene für Frauen oder Umwelt. Nirgendwo in der EU-Maschine gibt es Instanzen oder Menschen, die sagen würden: Hört endlich auf, ihr regulierungswütigen Sozialtechnokraten, das Leben und die Freiheit der Europäer immer mehr abzuwürgen. Man kann hinter der Entwicklung auch eine ideologische Attacke sehen: Die linken Gegner von Freiheit und Marktwirtschaft, die in fast allen Ländern in den letzten Jahren von der Macht vertrieben worden sind, haben nun die EU als ihre Lieblingsplattform entdeckt.

Zugleich aber ist die EU völlig hilflos in jenen Dingen, wo es wirklich ein funktionierendes Europa bräuchte.

Wir haben dort viel zu viel Europa, wo wir es nicht brauchen. Und wir haben viel zu wenig davon, wo es unbedingt funktionieren sollte.

Dieser Beitrag erscheint in ähnlicher Form in der soeben erschienenen neuen Ausgabe der Zeitschrift "Academia".

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Fußnote 278: Wird das Profil profiliert?

01. April 2012 14:02 | Autor: Andreas Unterberger

Dass ich das noch erleben durfte: die von AZ-Überresten und Feministen jedes Geschlechts übersäte-Profil-Redaktion recherchiert in einer gesellschaftspolitischen Frage einmal ernsthaft und verabschiedet sich von linksliberalen Denkblockaden!

Die Zeitschrift schreibt nämlich erstmals die Wahrheit über den seit Jahr und Tag von allen politischkorrekt deformierten (also fast allen) Medien behaupteten Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen bei gleicher Arbeitsleistung. Bisher war gegen diese Lüge ja weitgehend nur in diesem Tagebuch angekämpft worden. Man staunt daher. Und freut sich. Dem Tagebuch ist es ja wichtiger, dass sich die Wahrheit durchsetzt, als dass es diese in so manchen Bereichen exklusiv hat. Warum das Profil das tut? Man kann nur spekulieren. Aber vielleicht hat doch dort jemand erkannt, dass der jahrelange ebenso kontinuierlich wie massive Leserverlust nicht gerade eine Bestätigung des linksliberalen Kurses der Zeitschrift gewesen ist.

PS: Jener Leser, der mich als erster auf diesen Artikel hinwies, hat ihn gleich einmal für einen Aprilscherz gehalten. Das aber wollen wir nun doch nicht annehmen - werden aber zitternd nächste Woche noch einmal nach dem Magazin greifen und schauen, ob es dort doch die übliche "April, April!"-Berichtigung gibt.

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Ein grauslicher Koalitions-Deal, ein heuchlerischer Journalismus

01. April 2012 12:58 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt keine konkreten Beweise. Aber alle Indizien und einige gut informierte Quellen sprechen in die gleiche Richtung: Es gibt einen großangelegten rot-schwarzen Deal des Inhalts: Die beiden Parteien wollen mit einem unfassbaren Gegengeschäft die explodierende Korruptionsdebatten wieder einfangen. Ein solcher Deal ist noch widerlicher als jagende Politiker oder als 7500 ganz persönlich bestochene Journalisten.

Auf der einen Seite werden im U-Ausschuss plötzlich die Zeugenlisten beschnitten. Was offensichtlich im Interesse der ÖVP ist, die sich zuletzt in einer sehr exponierten Lage gesehen hat, weil nach blauen und orangen Verbindungen, Anfütterungen und Parteifinanzierungen mit einem üblen Hautgout zuletzt vor allem schwarze Verbindungen dieser Art bloßgestellt wurden. Die roten sind zwar genauso vorhanden, werden aber von den nur noch als reine SPÖ-Außenstelle agierenden Grünen nicht thematisiert. Und die meisten Medien – einzig der „Kurier“ bildet neuerdings eine bisweilen ungewohnt mutige Ausnahme – sind nur an Anti-ÖVP/FPÖ/BZÖ-Stories interessiert; stehen doch erstens ihre Redaktions-Mannschaften weit links, und sind sie doch zweitens in hohem Ausmaß durch SPÖ-Politiker bestochen.

Das Interesse der Volkspartei an einem Einfangen des U-Ausschusses hat im übrigen nach der Frauenchefin nun auch der Parteiobmann selbst geäußert. Was politisch eine arge Bankrotterklärung darstellt.

Dem steht auf der anderen Seite die ungeheuerliche Tatsache gegenüber, dass offensichtlich das Strafverfahren gegen Werner Faymann und Josef Ostermayer vor der Einstellung steht. Diese von linken Staatsanwälten gewünschte Einstellung könnte nur noch von der schwarzen Justizministerin verhindert werden. Was diese wohl nicht tun wird. Obwohl die beiden Herren ganz eindeutig die ÖBB und die Asfinag gezwungen haben, im parteipolitischen Interesse um große Summen bei bestimmten Medien zu inserieren, damit diese Faymann-freundlich schreiben. Was nichts anderes als Bestechung und Untreue ist, sowie eine Verletzung des Aktiengesetzes.

Das ist im übrigen ein klagbarer Vorwurf – dennoch haben sich die beiden Haupttäter bisher immer gehütet, dagegen zu klagen. Denn dann müssten ja viele Menschen unter Wahrheitspflicht öffentlich aussagen.

Nur sehr naive Menschen können daran glauben, dass es zwischen dem Einbremsen des U-Ausschusses und der Straffreiheit für die beiden Bestecher keinen Zusammenhang gibt. Auch wenn wir wahrscheinlich kein Protokoll finden werden, indem das Gegengeschäft ausdrücklich festgehalten wird. So etwas macht man sich ja als politischer Profi auch nur bei einem vertraulichen Frühstück ganz ohne Zeugen ganz ohne Schriftstück aus. Was natürlich nichts an der Ungeheuerlichkeit eines solchen Deals ändert.

Die Volkspartei begreift dabei übrigens nicht, dass sie damit wieder in eine Falle geht. Erstens erbringt sie ihre Leistung jetzt schon, während die Einstellung des Ausschusses noch in der Zukunft liegt. Und zweitens wird kein Deal die Grünen und die Medien daran hindern, auch weiterhin ein sehr einseitiges Bild der real existierenden Korruption zu zeichnen.

Die Jagd, die Bahn und die Medien

Noch ein Wort zum Thema Jagd, das vom grünmedialen Komplex ja zuletzt mit großem Erfolg in den Vordergrund gespielt worden ist.

Ich habe mit dem Thema Jagd ein ganz persönliches Problem. Ich kann bis heute nicht ganz nachvollziehen, was am Jagen außer dem Schnaps attraktiv sein soll. Mir müsste man wohl viel Geld zahlen, damit ich bei jedem Wetter mitten in der Nacht aufstehe, stundenlang friere, um dann mit zittriger Hand gar auf ein Wildtier anzulegen. Ich habe das Jagen immer eher verachtet, und bin immer davon ausgegangen, dass viele dabei so wie beim Golfen, Saufen oder In-eine-Loge-Eintreten nur mittun, weil es halt gut fürs Geschäft ist.

Tatsache ist freilich, dass man für all das kein Geld bekommt, sondern viel zahlen muss. Daher ist es bei einer Neuordnung der diversen Sauberkeitsregeln notwendig und gut, wenn die Jagd künftig ins gleiche Kapitel kommt wie die Entgegennahme von Bargeld. Wo ich sie bisher allerdings nie angesiedelt hatte.

Aber wenn wir schon von mehr Sauberkeit reden, dann sollten wir auch über jene reden, die sich am allermeisten über die diversen österreichischen Unsauberkeiten erregen: über die Journalisten. Wo thematisieren sie eigentlich selbst ihr eigenes Verhalten, ihre eigene Bestechlichkeit, ihr eigenen Anfütterungen?

Kleines Beispiel: Eine österreichische Bank mit starker Präsenz in Osteuropa lädt dortige Journalisten zur Präsentation der Bank-Bilanz nach Wien. Sie bekommt dabei in mehreren Städten eine Antwort, die sie in Wien noch nie zu hören bekommen hat: „Wollen Sie uns bestechen?“ Ost-Zeitungen haben mit diesem Argument die Einladung zu Flug und Hotel schlicht abgelehnt.

Was die österreichischen nie getan haben. Auch ich gebe zu, einst als Chefredakteur solche Reisen genehmigt (und an einigen selbst teilgenommen) zu haben – wenn auch mit der ausdrücklichen Weisung, sich bei der Berichterstattung durch die Einladung nicht beeinflussen zu lassen. Was aber wenig daran änderte, dass bestimmte Journalisten eine große Affinität zu bestimmten großzügigen Firmen hatten. Und haben.

 Die Journalisten sollten daher mit ein wenig mehr Demut auch vor der eigenen Tür kehren. Wenn sie es mit ihren vielen Antikorruptions-Artikeln ernst meinen, müssten sie ihre eigenen Gebräuche und Haltungen viel kritischer hinterfragen. Wenn da von allen Medien die Jagd (weil geldeswert) trotz ihres offenbar hohen kommunikativen Werts verpönt wird, muss das bitte auch bei solchen Einladungsreisen (weil geldeswert) trotz ihre hohen informativen Werts der Fall sein. Was vor allem angesichts der Macht und Privilegien der Medien wichtig ist.

Noch mehr gilt das für die Entgegennahme der ÖBB-Vorteilskarten: Die Staatsbahn hat an nicht weniger als 7500 Journalisten (bei dieser Menge müssen wohl auch die Portiere mit bedacht worden sein) Vorteilskarten zum halben Preis verteilt. Mit diesen zahlt man dann nicht nur den halben Preis, sondern man sitzt mit einem solchen Billigticket zweiter Klasse auch bequem in der ersten (gleich neben den zechenden Eisenbahnern). Plus Gratis-Platzkarte und Zutritt zu den Lounges.

So wie die politische Klasse muss daher auch die journalistische dringend ihre versumpfte Realität verändern, wenn sie noch irgendeine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will. Denn welcher Leser oder Seher soll den Medien noch irgendetwas glauben, wenn sie – beispielsweise – über die ÖBB berichten, von der sie zugleich persönlich nutzbare Vorteile entgegennehmen?

Daher wäre es eine wirkliche Katastrophe, wenn der eingangs skizzierte Deal wirklich stattfindet. Dann hieße das endgültig: Zurück in den Sumpf!

 

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Fußnote 277: Ja dürfen die Schweizer das?

01. April 2012 12:45 | Autor: Andreas Unterberger

Egal wie man zu Steuerschwindlern steht, die ihr Geld in der Schweiz verstecken: Die Haltung der Eidgenossen imponiert.
Sie haben nun – wenn auch mit zwei Jahren Verspätung – Haftbefehle gegen jene deutschen Steuerfahnder ausgestellt, die eine nach Schweizer Recht eindeutig illegal entwendete Daten-CD mit Informationen über Tausende Bankdaten angekauft haben. Rechtlich ist das ein eindeutiges Delikt. Die Deutschen (vor allem die in ihrem Kern imperialistischen Linksparteien) zeigen sich aber in deutlichem Großmachtgehabe empört: Was sich die kleinen Schweizer da herausnehmen! Das Vorgehen der Schweizer freut den kleinen Österreicher aber nicht nur, weil es zeigt, dass sich auch ein kleines Land ernst nehmen kann, dass es nicht wie die österreichische Diplomatie ständig in die Knie gehen muss. Es ist darüber hinaus auch ein Signal, dass der Gier der immer verschwenderischer werdenden Behörden (ja, auch in Deutschland sind sie das, wenn auch nicht so arg wie in Österreich) bisweilen Grenzen gesetzt sind. So sehr es den normalen Steuerzahler auch ärgert, dass er selbst kein Signal gegen diese Gier setzen kann.

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Die Ministerin für Geheimkultur und Intransparenz

31. März 2012 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Claudia Schmied weigert sich, einen (natürlich auf Steuerkosten erstellten) Evaluierungsbericht über die Bundestheater zu veröffentlichen. Eine Provokation, die sich freilich nahtlos an ähnlich präpotente Akte derselben Dame anreiht.

Die Unterrichtsministerin will den Bericht nur unter absoluter Verschwiegenheitsgarantie an je einen Vertreter jeder Partei weiterleiten, nachdem sie ihn zuvor überhaupt nur koalitionsintern behandeln wollte. Und das in Zeiten, in denen im Parlament ein U-Ausschuss jede Privatsphäre, jedes Amtsgeheimnis bricht, in denen linke Staatsanwälte oder Polizisten gezielt und grob rechtswidrig, aber nie verfolgt Aktenstücke an Medien weiterleiten, die schwarze, blaue und orange Politiker anpatzen.

Die köstliche Begründung der Ministerin: In dem Bericht stünden Geschäftsgeheimnisse der Bundestheater, die in Konkurrenz zu anderen Theatern stünden. Mit dieser läppischen Begründung wird uns wohl das nächste Mal auch eine Evaluierung der Medien- oder Parteienfinanzierung vorenthalten, weil ja sowohl Zeitungen wie Parteien in heftiger Konkurrenz stehen. Ja, folgerichtig muss jede Förderung vor den Steuerzahlern absolut geheimgehalten werden. Denn überall lauert der böse Wettbewerb.

Hat diese unsägliche Frau noch immer nicht begriffen, dass wir in einer Demokratie leben? Solange die Bundestheater von unseren Subventionen leben, haben wir ein Recht, detailliertest informiert zu werden, was mit unserem Geld geschieht.

Was mögen das für Geschäftsgeheimnisse sein? Der Spielplan? Die Zusehervertreibung durch feixende Burgtheater-Regisseure? Überhöhte Gagen? Oder geht es vielleicht um Sauereien hinter den Kulissen? Dieser letztgenannte Verdacht wird zumindest aus vergangenen Geheimhaltungsversuchen genährt, bei denen immer solche Schlampereien, Bestechungen und Schiebungen das Motiv gewesen sind, weshalb man die Öffentlichkeit gescheut hat.

Vor allem hat die Ministerin da selber einen üblen Ruf: So glaubt sie – in einer Demokratie! – allen Ernstes seit Jahr und Tag, jede Stellungnahme zur einst von ihr geleiteten Kommunalkredit ablehnen zu können, deren Pleite zusammen mit der Hypo Alpen Adria zum größten Milliardengrab der österreichischen Finanzgeschichte geworden ist, die statt Gemeinden zu finanzieren, Gelder bei Risikoversicherungen für schwer verschuldete Staaten verbrannt hat.

Genauso schlimm ist die ebenfalls von Schmied veranlasste Geheimhaltung aller Studien, welche die bisherigen Gesamtschulexperimente untersuchen. Sowohl die Auswertungen der Pisa-Studie durch das Schmied-hörige (aber von uns zwangsfinanzierte) bifie-Institut wie auch die eigenen Tests dieses Instituts wurden geheimgehalten, sobald sie konkret zeigen konnten, wie „gut“ denn solche Gesamtschulabsolventen sind. Aus einzelnen durchgesickerten Daten ist klar geworden, dass Schmied jeden Grund für die Geheimhaltung hat. Schneiden doch sämtliche bisherigen Gesamtschulvarianten – trotz des gigantischen Mitteleinsatzes – schlechter ab als der erste wie der zweite Hauptschulzug. Von den AHS gar nicht zu reden.

Und nun die allerneueste Schmied-Affäre: Jetzt ist der Chef dieses bifie gefeuert worden. Und wieder wird geheimgehalten, warum eigentlich. Man weiß nur, dass es um irgendwelche finanziellen Dinge gegangen sein muss.

Schmied muss sich aber nicht fürchten: Sie hat alle relevanten Printmedien so sehr mit (aus Steuergeldern finanzierten) Anzeigen angefüttert, dass keines davon Lust hat, den Untaten der Dame ernsthaft nachzugehen.

Trotzdem kann kein Zweifel sein. Diese Frau ist ein einziger demokratie-politischer Skandal. Bildungspolitisch ist sie das ja schon lange.

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Ein Requiem für eine gute Schule

29. März 2012 01:59 | Autor: Andreas Unterberger

Offenbar gilt in der Politik: Gut ist etwas schon dann, wenn es noch schlimmer kommen hätte können. Aus dieser seltsamen Gesinnung heraus beschließt man auch Unsinniges. Wie es die soeben vom Parlament endgültig fixierte Zerschlagung der Hauptschule zweifellos ist.

Offenbar sollen wir uns schon freuen, dass nicht auch gleich das Gymnasium in all seinen Formen vernichtet wird. Offenbar sollen wir auch vergessen, dass das Gymnasium von der Unterrichtsministerin in skandalöser Weise ausgehungert wird. Die Gymnasien haben zum Teil zu große Klassen. Sie haben nicht alle ihnen eigentlich zustehende Lehrerposten. Auch Gebäudeinvestitionen finden in den AHS kaum statt. Und im Unterrichtsministerium gibt es keine Abteilung mehr, die für die AHS oder Gymnasien als solche zuständig wäre. Das verhasste Kind wird nicht einmal mehr ignoriert. Das Alles ist in Wahrheit ein glatter Verfassungsbruch der Ministerin.

Unabhängig davon ist aber jedenfalls auch der Beschluss schlecht für Land und Kinder, sämtliche Hauptschulen durch die sogenannte Neue Mittelschule zu ersetzen. Trotz des von der Regierung darob verströmten Weihrauchs. Er ist aus einer ganzen Reihe von Gründen abzulehnen.

Warum sie dann dennoch eingeführt wird? Nun, weil die auf Gleichmacherei fixierten linken Parteien seit Hundert Jahren in ihrem Hass auf das Bürgertum gegen jede Bildungs- und Leistungsorientierung ankämpfen. Und weil die von Androsch&Co infiltrierte Industriellenvereinigung (die ja bekanntlich sowenig wie alle anderen Sozialpartner ihre Parteispenden offenlegen muss) die Volkspartei zu diesem faulen Kompromiss gezwungen hat.

Womit wir wieder einen Triumph der Ideologie über die Vernunft ins Buch der Geschichte eintragen dürfen.

 

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Die AUA-Retter und die AUA-Schweiger

29. März 2012 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist fast ein Jahrzehnt her. Ein dänischer Luftfahrtexperte namens Vagn Sörensen hatte die Führung der AUA übernommen. Und er hatte erkannt, dass insbesondere die luxuriösen Kollektivverträge der Luftlinie den notwendigen Sauerstoff kosten. Denn in den scheinbar guten Jahrzehnten davor hatte die (parteipolitisch geführte) Luftlinie den Gewerkschaften und Betriebsräten immer wieder üppige Zugeständnisse gemacht, deren Realisierung zum guten Teil in der Zukunft lagen. Nun aber begann die Zukunft zur Gegenwart zu werden.

Der Däne hatte eine kluge Idee, um diese Last langsam wieder abbauen zu können: Zumindest die neu eintretenden AUA-Mitarbeiter sollten nicht mehr im Schlaraffenland des AUA-Kollektivvertrags angestellt werden, sondern bei der neuen Tochter Tyrolean.

Nun, mehr hatte er nicht gebraucht. „Ahnungslosigkeit“ in Hinblick auf die österreichischen Verhältnisse war noch das mildeste, was er zu hören bekommen hat. Hatte er doch nicht die Segnungen der „Sozialpartnerschaft“ begriffen, die damals fast von der ganzen Nation für eine wunderbare, gar exportfähige Errungenschaft gehalten wurde. Der Däne fürchtete sich daher auch nicht vor einem Streik der Belegschaft.

Aber dann rollte sie an, die Sozialpartnerschaft: Fritz Verzetnitsch, jener Mann, der auch die (nie von der Staatsanwaltschaft aufgerollte!) Verantwortung als oberster gewerkschaftlicher Eigentümervertreter für die Versenkung einer großen Bank trägt, und Christoph Leitl, der oberste aller Kämmerer. Leitls Handeln hatte stets das gleiche Prinzip: Am Schluss gibt man immer der Gewerkschaft nach, nachdem man zuvor für die eigenen Mitglieder ein wenig Theaterdonner inszeniert hat. Zusätzlich hatten damals einige dieser Mitglieder die furchtbare Sorge deponiert, dass Manager des Streiks wegen nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkommen könnten.

Ab dem Einschreiten der beiden Chefs der Schattenregierung war klar: Die AUA hatte nachzugeben. Schließlich war sie damals mehrheitlich in öffentlichem Besitz. Und die paar Privataktionäre hatten es ja verdient, bestraft zu werden, wenn sie schon so blöd waren, Geld in ein Unternehmen zu stecken, an dem der Staat beteiligt war.

Der Rest ist bekannt. Nicht nur die Aktionäre verloren. Auch die Steuerzahler mussten noch 500 Millionen Euro dazulegen, damit sich noch ein Käufer für die inzwischen kaputte Fluglinie fand. Wie kaputt sie ist, kann man ja schon ganz konkret spüren: Sitze mit ruinierter Polsterung, nicht funktionierende Sitzbeleuchtungen und Flugbegleiterinnen, denen diesbezügliche Hinweise total egal sind (wie unlängst auf einem Flug nach Delhi selbst erlebt).

Es ist eine heitere Pointe, dass auch heute noch der Übergang zur Tyrolean die Linie retten soll. Und dass jetzt nicht mehr nur die neuen, sondern auch die alten AUA-Mitarbeiter davon betroffen sind. Und dass die damals so lauten Retter Leitl&Co heute so absolut still geworden sind.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Die Imame, die deutsche Sprache und die Toleranz

28. März 2012 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Sebastian Kurz, der Ideenbrunnen der Volkspartei, hat verlangt, dass hierzulande tätige islamische Imame nur noch in Österreich ausgebildet werden dürfen. Und dass sie deutsch predigen müssen. Eine gute Idee. Nur funktioniert sie nicht.

Denn eine solche Pflicht würde von sämtlichen österreichischen und europäischen Höchstgerichten in der Luft zerrissen werden. Ist es doch Teil der Religionsfreiheit, dass jede Religionsgemeinschaft in jeder beliebigen Sprache predigen und ihre Priester an jedem beliebigen Ort ausbilden lassen kann.

Man denke nur an die vielen christlichen Gottesdienste in englischer, polnischer, italienischer oder kroatischer Sprache. Man denke an die in Rom oder Krakau ausgebildeten katholischen Priester, an die in Deutschland oder Amerika trainierten protestantischen Kirchenmänner, oder an die aus Israel kommenden Rabbiner.

Dennoch hat Kurz ein heikles und wichtiges Problem angesprochen, nur lässt es sich so nicht lösen. Die Republik wird zu anderen Maßnahmen greifen müssen: Imame, die zur Gewalt aufrufen, sollten umgehend ihren Job verlieren und aus dem Land verabschiedet werden. Und jene, die (für österreichisches Steuergeld) in den Schulen unterrichten, sollten noch schneller verabschiedet werden: wenn sie zur Diskriminierung von Frauen aufstacheln; wenn sie Druck ausüben, dass sich Mädchen verhüllen müssen; wenn sie die Meinungsfreiheit bekämpfen; wenn sie die Trennung von Religion und Staat nicht akzeptieren.

Nur so kann man in rechtlich einwandfreier Art gefährliche und verfassungsfeindliche Tendenzen bremsen. Nur dieser Weg funktioniert auch wirklich: Denn es gibt etliche Hinweise, dass sich an den jetzt schon existierenden islamischen Religionslehrer-Bildungsstätten in Österreich ebenfalls radikale Elemente sammeln. Das Land wird daher nicht mehr darum herumkommen, sich an Bildungsinstitutionen aller Art ein bisschen mehr um das zu kümmern, was hierzulande Jugendlichen eingetrichtert wird. Zumindest dann, wenn es noch irgendwie an der Erhaltung der österreichischen Identität interessiert ist. Was freilich zweifelhaft ist.

Genauso wichtig wäre es aber auch, blöden Sprüchen mit Energie entgegenzutreten. Einen solchen hat der neue Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft aus Anlass der 100-jährigen Anerkennung ihrer Religion abgesetzt. Fuat Sanac sagte nämlich, ohne dass ihm irgendein Republiksoffizieller widersprach: „Die Menschen waren damals toleranter als jetzt.“

Eine selbstbewusste Regierung hätte sofort dagegenhalten müssen, dass sich auch die Moslems von damals und heute total unterscheiden. Quantitativ, weil sie einen viel geringeren Anteil an der Gesamtbevölkerung darstellten. Und auch qualitativ. Die damaligen bosnischen Moslems (das waren de facto die einzigen in der Monarchie) haben die Grundrechte ohne Einschränkungen akzeptiert; sie haben keine jungen Männer zu asiatischen Terrorcamps entsandt; sie haben keine antisemitischen Tendenzen gehabt; sie haben ihre Frauen nicht während allen Jahreszeiten in bodenlange Mäntel gezwungen; und sie haben schon gar nicht Sympathien für (damals ja noch gar nicht vorhandene) Selbstmordattentäter gezeigt.

Daher ist es eine Frechheit, wenn man den Österreichern, ohne diese Unterschiede klar zu machen, mangelnde Toleranz vorhält.

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Fußnote 276: Ein Lob der Sektion Staatsanwälte

28. März 2012 01:21 | Autor: Andreas Unterberger

Nichts wäre leichter – und logischer – für die ÖVP, als dem Widerstand gegen die schlecht vorbereitete Zentralmatura ein Ohr zu leihen und eine Stimme zu verleihen. Hat sie doch derzeit ohnedies nicht viel, um politisch zu punkten.

Immerhin sind in Sachen Zentralmatura Lehrer, Eltern und Schüler fast geschlossen mit sehr konkreten und sehr gut nachvollziehbaren Kritikpunkten an der unprofessionellen Vorgangsweise von Unterrichtsministerin Claudia Schmied und ihren „Experten“ in die Öffentlichkeit gegangen. Was aber tut der schwarze Bildungssprecher Werner Amon? Er stellt sich ohne Wenn und Aber vor Schmied. Gewiss, die ÖVP hat schon seit längerem in der Bildungspolitik nicht wirklich eigenes Profil zu zeigen verstanden. Dennoch wird man die Vermutung nicht los, dass die lammfromme Haltung Amons damit zusammenhängt, dass ihm die Staatsanwaltschaft mit einem hanebüchenen Vorwurf auf die Anklagebank setzen will. Der Steirer ist dadurch offenbar waidwund geschossen worden. Womit die SPÖ mit ihrer strammen Staatsanwaltschaftssektion einen weiteren Punktesieg errungen hat (dessen Dividende freilich wiederum die FPÖ kassieren wird).

PS.: Die ebenso stramme ORF-Sektion der Partei hat sich ebenfalls schon wieder einen Parteiorden verdient: Der Staatssender berichtet über die peinlichen Parteispenden der Telekom für die schwarze Telekom-Sprecherin fünfmal so intensiv wie über die peinlichen Geldflüsse zum roten Telekom-Sprecher. Obwohl es da – soweit man bisher weiß – um deutlich größere Summen gegangen ist.

 

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Ungarn: Viel ausländische Hysterie, viele eigene Fehler, viele mutige Reformen

27. März 2012 01:46 | Autor: Andreas Unterberger

Drei Tage lang intensives Eintauchen in ungarische Verhältnisse machen klar: Erstens, die von der Linken geschürte Hysterie ist völlig absurd, dass in Ungarn Demokratie oder Rechtsstaat abgeschafft werden. Zweitens, diese Hysterie ist auch deshalb ein Fehler, weil sie zu einer Stärkung der radikalen Rechten führt und die ungarischen Sozialisten nach ihrer schweren Niederlage tendenziell eher noch mehr diskreditiert. Drittens aber: Die ungarische Regierung hat neben vielen wichtigen und sinnvollen Reformschritten einige gravierende Fehler begangen, die das Land noch Jahre zurückwerfen werden.

Worum geht es bei der derzeit rasch zunehmenden radikalen Rechten, der Jobbik-Partei? Das ist eine Partei, die paramilitärische Formationen ähnlich den österreichischen Parteiarmeen der Bürgerkriegszeit zu schaffen versucht. Sie hetzt nicht nur gegen die ungarischen Zigeuner (womit sie ein in Ungarn angesichts etlicher Zwischenfälle, aber auch angesichts einer sehr aggressiven Presse mehrheitsfähiges Sentiment anspricht), sondern auch gegen alles Westliche. Sie sucht ihre Freunde primär bei aggressiven Diktaturen wie insbesondere jener des Iran.

Linke Kampagne hilft Rechtsradikalen

Falls die Jobbik-Partei, die seit Oktober bei sämtlichen Umfragen Ungarns zweitstärkste ist, eines Tages gar zur stärksten werden sollte, dann liegt ein Gutteil der Schuld auch beim heutigen Verhalten der europäischen Linken und der EU-Kommission. Denn beide haben mit völlig aus der Balance geratenen Reaktionen auf den Wahlerfolg der ungarischen Mitte-Rechts-Partei Fidesz reagiert. Diese hatte ja vor zwei Jahren (mit 53 Prozent der Stimmen) 68 Prozent der Mandate errungen.

Diese Reaktion ähnelt in vielen Details ebenso wie in ihrer Dummheit den Sanktionen von 14 EU-Ländern gegen Österreich im Jahre 2000. Diese Sanktionen, die dann nach einem halben Jahr kleinlaut entsorgt werden mussten, haben übrigens auch damals in Österreich die Umfragewerte der Linksparteien nicht gerade verbessert.

300 Gesetze pro Jahr: Die Fehler sind programmiert

Was ist nun in Ungarn wirklich passiert? Die Mehrheitspartei hat im letzten Jahr mit 300 neuen Gesetzen ein ungeheures Volumen an neuem Recht durchs Parlament geschleust. Das ist in den Augen fast aller Rechtsexperten ein großer Fehler: Solche Gesetzesmengen und ein solches Tempo bergen nämlich zwangsläufig viele technische Fehler, von denen sich so mancher auch jetzt schon gezeigt hat. Diese Gesetze können gar nicht ordentlich vorbereitet gewesen sein, da in einer komplizierten modernen Gesellschaft vor jedem Gesetz sorgfältige Begutachtungen und Diskussionen dringend notwendig sind (was bekanntlich auch den in dieser Woche finalisierten österreichischen Belastungsgesetzen gut getan hätte).

Dieser zu kurz gekommene Diskussionsbedarf gilt natürlich auch für die neue Verfassung, die ohne lange Konvente und dergleichen binnen eines Jahres geschaffen worden ist. Viele dieser Gesetze haben nun bei der EU zu Recht etliche Vertragsverletzungsverfahren ausgelöst.

Jedoch relativieren sich diese Fehler der ungarischen Regierung gewaltig: In Europa sind Vertragsverletzungsverfahren nämlich ein ganz normaler Vorgang. Derzeit laufen fast tausend solcher Verfahren gegen die 27 Mitgliedsstaaten. Und auch heute sind trotz aller Ungarn-Aufregung gegen andere, „alte“ EU-Länder viel mehr solcher Verfahren in Gang als gegen die Magyaren.

Prüft man nun die gegen diese laufenden Vertragsverletzungsverfahren auf ihre Substanz, dann sind es auch gar nicht allzu gravierende Punkte, die da offen sind. Und die Ungarn scheinen weitgehend kompromissbereit.

Zwei Jahrzehnte verschlafener Reformen

Zugleich sollte man nicht vergessen: Die ungarische Führung stand unter einem gewaltigen Handlungsdruck. Hat sich das Land doch in den ersten zwei Jahrzehnten nach der Wende im Gegensatz zu den anderen Reformländern weitgehend auf seinen Lorbeeren als Vorkämpfer der einstigen Wende ausgeruht. Unter rechten wie linken Regierungen. Man war zu lange stolz auf den „Gulaschkommunismus“. Selbst die Verfassung stammte noch aus der kommunistischen Zeit. Sie war nur in einigen Punkten novelliert worden.

Natürlich hat sich die Orban-Regierung bei ihrem atemberaubenden Tempo auch an eine alte und wohl richtige politische Regel gehalten: Die schmerzhaften und unangenehmen Maßnahmen sollte man in der ersten Hälfte einer Amtsperiode machen, damit man in der zweiten die erhofften Früchte der Reformen kassieren kann.

Die Vorwürfe relativieren sich

Die meisten Vorwürfe, die man den Ungarn macht, bestehen im Einsatz der Zweidrittelmehrheit bei der Besetzung wichtiger Funktionen. Nur: Dieser Vorwurf kann zur Gänze auch Österreich (und vielen anderen EU-Ländern) gemacht werden. Es gibt bloß einen Unterschied: In Österreich werden neue Spitzenpositionen auch ohne Zweidrittelmehrheit durchgängig und ausschließlich mit Parteigängern der Regierungsparteien besetzt. Und zwar seit jeher. Kann man ernsthaft den Ungarn etwas vorwerfen, was man den Österreichern noch nie vorgehalten hat?

Ein weiterer konkreter Vorwurf ist die Tatsache, dass einflussreiche Spitzenpositionen gleich auf neun Jahre hinaus an Freunde des Regierungschefs Viktor Orban vergeben worden sind. Damit kann die nächste Regierung, selbst wenn sie von einer anderen Partei gestellt wird, an diesen Besetzungen nicht mehr rütteln.

Das klingt arg. Aber auch das ist es in Österreich noch viel ärger (wenn es überhaupt wirklich arg wäre und nicht bloß eine Maßnahme zum Schutz dieser Funktionsträger vor politischer Willkür). Denn in Österreich wird sogar das allermächtigste Gremium, nämlich der Verfassungsgerichtshof, nicht nur auf neun Jahre, sondern lebenslänglich besetzt. Und Werner Faymann hatte nicht den geringsten Genierer, Richterposten im VfGH sogar direkt mit einem Mitglied seines Kabinetts zu besetzen.

Viele der restlichen Vorwürfe gehören in die Kategorie des Hanebüchenen. Manche Linke stört es etwa, dass vor Amtsantritt ein Eid auf die Verfassung abgelegt werden soll. Deutlich problematischer klingt die vorübergehende Senkung des Pensionsantrittsalters für Richter von 70 auf 62 Jahre, obwohl dann in den folgenden Jahren wieder eine (für alle Beamten gemeinsame) Steigerung des Pensionsantritts von derzeit 62 auf 65 Jahre erfolgen soll.

Jedoch lässt sich auch das halbwegs begründen: Mit der vorübergehenden und verpflichtenden Senkung wird Ungarn rascher eine problematische Garnitur von Richtern los, die noch aus dem Kommunismus stammen. Außerdem löst man solcherart ein besonders absurdes Privileg: Die noch amtierenden Altrichter konnten ab Erreichung des Anspruchsalters gleichzeitig zu ihren Bezügen parallel eine Pension kassieren. Was angesichts der wirtschaftlichen Situation des Landes ziemlich grotesk ist. Polizisten, Soldaten, Feuerwehrmänner konnten bisher sogar schon ab dem 45. Geburtstag in Pension gehen und daneben ungehindert einen anderen Job beginnen.

Jedenfalls sehen auch regierungskritische Journalisten keine Rückkehr zu einer Diktatur. Sowenig sie auch über die parlamentarische Übermacht der Fidesz erfreut sind. Diese liegt auch noch zur Halbzeit der Legislaturperiode im Gegensatz zum Schicksal der Regierungsparteien vieler anderer Länder bei den Umfragen klar voran.

Die soziale Lage ist bedrückend

Die kritischen Journalisten weisen dafür – und zweifellos zu Recht – auf die katastrophale wirtschaftliche Situation vieler Menschen in Ungarn hin. Da erzählt der eine von der Ärztin, die vor der Not fliehend einen Job in Dresden angenommen hat, obwohl sie schon 52 ist und keineswegs ausreichend Deutsch kann. Da erzählt ein anderer von der 38-jährigen Lehrerin, die ihren Job verloren und die sich nun für die Prostitution entschieden hat.

Niemand wagt auch nur zu behaupten, dass Ungarn heute von einer Welle des Optimismus oder Aufbruchs bewegt wird. Davon reden nicht einmal mehr die begeistertsten Anhänger der Regierung.

Es ist nun müßig, allzulange darauf zu verweisen, dass sich Ungarns wirtschaftliche Lage und seine Verschuldung vor allem unter der achtjährigen Herrschaft der Sozialisten so dramatisch verschlechtert haben. So stiegen die Schulden binnen acht Jahren von 52 auf 82 BIP-Prozent. Entscheidend sind jedoch Gegenwart und Zukunft. Und dafür trägt nun einzig Viktor Orban mit seiner großen Macht die Verantwortung.

Die EU macht sich selbst zum Sündenbock

Derzeit hilft ihm freilich die EU mit ihrer problematischen Sanktionenpolitik dabei, die Verantwortung nach Brüssel abzuschieben. Denn durch die Streichung von Kohäsionsgeldern kann Orban nun perfekt Brüssel als Sündenbock vorführen.Und er kann dabei verschweigen, dass es dabei eigentlich nur um eine überschaubare Summe geht.

Denn die EU-Maßnahmen legen weniger als 500 Millionen Euro aufs Eis. Während alleine die Erste Bank in einem einzigen Jahr durch die Orban-Maßnahmen einen Schaden von mehr als 500 Millionen erlitten hat. Überdies ist es durchaus möglich, dass die EU-Maßnahmen bis zum Sommer wieder aufgehoben werden. Der Raubzug auf die (österreichischen und anderen) Banken wird natürlich nicht rückgängig gemacht.

Die EU hat sich aber damit Budapest jedenfalls als perfekter Sündenbock angeboten. Viele ungarische Regierungspolitiker beklagen in den Gesprächen dementsprechen einen Doppelstandard der Brüsseler Kommission. Der Vorwurf scheint berechtigt: Ungarns Defizit ist lange nicht so hoch wie jenes vieler anderer Mitgliedsländer. Ganz zu schweigen von Spanien, dass nun zugeben musste, dass das Defizit im Vorjahr fast doppelt so hoch ausfiel wie geplant und versprochen.

Umso überraschender ist es, wenn der Staatssekretär aus dem Wirtschaftsministerium Zoltán Cséfalvay im Gegensatz zu diesem Vorwurf die EU-Strafen gegen Ungarn sogar als „logisch“ bezeichnet. Das Defizitverfahren gegen Ungarn sei durchaus berechtigt, weil es gegen Ungarn schon seit 2004 läuft, also länger als gegen alle anderen Länder.

Überdies gehe es ohnedies nur um eine sehr kleine Differenz beim Budgetdefizit. Diese Differenz mache bloß ein halbes Prozent des Bruttoinlandsprodukt aus und sei eigentlich nur durch unterschiedliche Wachstumserwartungen ausgelöst worden. Cséfalvay: „Wir sind sicher, dass wir das binnen weniger Wochen lösen werden können. Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen. Und in ein bis zwei Monaten wird niemand mehr darüber reden.“

Auch die für die EU zuständige Staatsministerin Enikö Györi gibt zu, dass für die Ungarn schon 2011 die Frist zur Defizitreduktion abgelaufen war, während sie für Spanien noch bis 2013 läuft. Aber umso genauer wollen sich die Ungarn anschauen, was dann gegenüber Spanien passiere. Also ob auch im Falle des großen EU-Lands genauso konsequent vorgegangen wird wie gegen das kleine Ungarn. Denn Györi weiß: „In der EU sind doppelte Standards nichts Neues.“

Das wahre Problem Ungarns heißt weder EU noch IMF

Das wahre, freilich vielen Ungarn noch kaum bewusste Problem der Regierung ist daher auch nicht die EU. Es ist auch nicht in erster Linie der Internationale Währungsfonds (IMF), der derzeit im Einklang mit der EU die Gewährung eines Beistandskredits an Ungarn zurückhält. Die Ungarn sehen derzeit in einem solchen Kredit ja ohnedies nur eine Sicherheitsmaßnahme, die nicht unbedingt notwendig wäre. Ganz offensichtlich profitieren nämlich auch sie derzeit bei der staatlichen Refinanzierung von den frisch gedruckten Geldmengen, mit denen die europäische und die amerikanische Notenbank seit dem Vorjahr die Welt überfluten, und haben daher keine akuten Probleme.

Das wahre Problem Ungarns ist der internationale Vertrauensverlust durch die Maßnahmen der letzten zwei Jahre. An deren Spitze stehen die überfallsartig eingeführten Belastungen für Banken, Handels- und Telekom-Firmen. Das sind ganz „zufällig“ jene Branchen, die zu einem starken Teil in ausländischer Hand sind.

Dadurch (und durch die Beschlagnahme der Reserven der „zweiten Säule“, der privat-obligatorischen Pensionsvorsorge) hat man zwar in den ersten beiden Fidesz-Jahren das Defizit relativ niedrig halten können. Man hat solcherart der ungarischen Bevölkerung auch vorerst die schmerzlichen Gehaltsreduktionen erspart, die in anderen Ländern notwendig waren. Aber dadurch wurde zugleich ausländischen Investoren ganz klar die Botschaft vermittelt: Ungarn ist ein Land, das über Nacht die Spielregeln ändert. Es gilt damit nicht mehr als sicheres Land für Investitionen.

Aber gerade ausländische Investitionen sind es, die Ungarn heute dringender als sonst irgendetwas anderes braucht. Will das Land doch eine zusätzliche Million Arbeitsplätze schaffen, was nur mit Hilfe vieler ausländischer Investoren möglich ist. Diese sind aber in Zeiten der Krise sowieso schwer genug zu finden. Und erst recht dann nicht, wenn sie fürchten müssen, dass ihre Investition durch eine spätere drastische Änderung der Rechtslage nachträglich total entwertet wird.

Viel zu wenige Ungarn haben einen Job

Wie wichtig die Schaffung von Arbeitsplätzen ist, zeigt der Arbeitsmarkt. In keinem anderen Land ist ein so geringer Prozentsatz der arbeitsfähigen Bevölkerung auch tatsächlich berufstätig wie in Ungarn: nämlich nur 55 Prozent. Wenn es Orban aber nicht gelingt, substanziell mehr Jobs zu schaffen, wird er einerseits nicht aus dem Defizitsumpf herauskommen (wobei es ihm auch nichts hilft, dass an der Entstehung des Sumpfs die Sozialisten die Hauptschuld tragen); seine Partei wird dann andererseits wohl auch nicht mehr den Vormarsch der radikalen Rechten standhalten können.

Dazu kommen aber auch immer wieder dumme Äußerungen von Regierungsvertretern. Immer wieder wurden bei meinen Gesprächen düster die „Interessen“ der ausländischen Investoren getadelt. So als ob es ein Geheimnis wäre, dass jeder Investor am Ende Gewinne erzielen will. So als ob ein modernes Bankwesen keine Voraussetzung einer erfolgreichen Wirtschaft wäre.

Dann spricht Orban unter offensichtlicher Anspielung auf das Ausland wiederum davon, dass Ungarn keine „Kolonie“ sein will. Und erst vor wenigen Tagen sagte er bei einem Vortrag in München: „Ein reicher Deutscher irritiert uns nicht, bei einem reichen Österreicher sieht es schon anders aus.“

Was nicht nur geschmacklos ist, sondern angesichts der Tatsache, dass Österreich im Verhältnis zu seiner Größe bisher die weitaus meisten Investoren in Ungarn gestellt hat, auch dumm. Klarer kann man es ihnen ja kaum sagen, dass sie unerwünscht sind.

Mutige und kluge Maßnahmen

Durch solche Worte und Taten macht Ungarn derzeit wahrscheinlich alles wieder zunichte, was es derzeit an absolut vernünftigen und im Ausland kaum bekannten Reformmaßnahmen setzt:

Das sind viele mutige und kluge Maßnahmen aus dem Repertoire einer klassisch liberalen Wirtschaftspolitik. Vielleicht hat aber auch gerade dieses Etikett den Zorn der europäischen Linksparteien auf Ungarn so stark erhöht, dass sie das Land zum Ziel ihrer Hasskampagne machten. Als ob es nicht schon genug Probleme hätte, an denen die ungarischen Sozialisten hauptschuld sind.
 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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ORF-Beschwerde: Das Echo ist überwältigend

27. März 2012 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Das hat alle Erwartungen übertroffen: So viele Unterstützungserklärungen für die Beschwerde gegen den politischen Missbrauch des ORF sind schon eingetroffen, dass ich völlig überwältigt bin. Eventuell noch nicht abgeschickte Erklärungen sollten bitte noch sehr rasch zur Post gebracht werden (einschreiben ist nicht notwendig).

Für jene, die das, was ich im Tagebuch schon dargestellt habe, auch auf juristisch lesen wollen: Jetzt ist auch die Beschwerde fertig. Unterstützungserklärungen sollten wegen Ablaufs der Beschwerdefrist bitte möglichst heute noch zur Post gehen. Das große Echo auf die Bitte um Unterstützung zeigt den verbreiteten Unmut mit den Zuständen im ORF und mit dem hemmungslosen Missbrauch des Gebühren-Fernsehens durch die SPÖ und ihre Zuträger. Es zeigt aber auch auf diesem Weg die große Verbreitung des Tagebuchs. Auch für dieses Zeichen darf ich demütig Dankeschön sagen. Ich werde natürlich über den weiteren Verlauf der Dinge berichten.

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Die Saubermänner im Kampf gegen die Korruption

26. März 2012 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Trotz aller Grauslichkeiten, die da in der Politik passieren und die dringend durch mehr Transparenz bekämpft werden müssen: Bisweilen wird einem geradezu übel ob der widerlichen Heuchler, die sich derzeit als Hüter der öffentlichen Moral aufspielen, die die Politik beschimpfen und schleimige Predigten halten – obwohl sie selbst viel tiefer im Dreck stecken als zumindest ein Großteil der Politiker.

Da gibt es etwa die Zeitungen, die über die Höhe ihrer Auflage betrügerisch gelogen haben, die dennoch keine Sekunde Reue zeigen, wenn die Sache auffliegt, die dennoch nicht daran denken, die hineingelegten Inserenten zu entschädigen. Die aber mahnend das Wort Ehrlichkeit in den Mund zu nehmen wagen.

Da gibt es Zeitungen, die über ihren Inseratenteil wie ein Zuhälter fette Gewinne aus der Prostitution erzielen. Die aber vorne im politischen Kommentar von Moral und Sauberkeit zu schwätzen wagen.

Da gibt es auch jene Boulevard- wie Qualitäts-Zeitungen, die sich ungeniert ihre Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit mit aus Steuermitteln finanzierten Inseraten und Kooperationen abkaufen lassen, ohne diese Abhängigkeit aber irgendwie vor den Lesern offenzulegen. Die sich dennoch täglich enorm über Politiker erregen, die genauso wie sie selber Druckkostenbeiträge zur Finanzierung ihrer Medien kassieren.

Da gibt es etwa jene Meinungsforscher, deren Studien nach übereinstimmender Überzeugung der ganzen Branche nicht nur aus ehrlichen Bürgerbefragungen stammen. Die aber trotzdem ungeniert als Moral-Schiedsrichter auftreten.

Da gibt es die Industriellen, die oft auf erstaunlichen Wegen an große öffentliche Aufträge herangekommen sind. Die aber dennoch ohne Gewissensbisse öffentlich als oberste Schiedsrichter aufzutreten wagen.

Da gibt es den ORF, dessen Spitzenfunktionen regelmäßig durch parteipolitische Einflussnahme besetzt werden, und der mit der SPÖ sogar die Teilnehmer zu Diskussionsveranstaltungen abspricht. Der sich aber dennoch erfrecht, zehn läppische Antikorruptionsgebote zu verkünden, bei denen zielsicher alle Delikte, die vornehmlich von der SPÖ begangen werden, ausgespart werden.

Da gibt es die Justiz, die lieber gegen die Meinungsfreiheit vorgeht, statt mit Energie gegen Kindesmissbrauch oder die Inseratenkorruption. Die nun aus Parteispenden eine Geldwäsche-Operation nach Art eines Drogenkartells zu machen versucht.

Da gibt es Mitmenschen, die saftig Steuer hinterziehen und sonstige Gesetze verletzen, solange sie sich vor dem Erwischen sicher fühlen. Die sich aber an den Stammtischen voll darüber empören, dass alle Politiker Gauner und Nehmer seien.

Das alles ist offenbar wie selbstverständlich in diesem Land.

Und dann bekommt man die neueste Untersuchung des Rechnungshofs in die Hand, wonach in staatlichen Unternehmen 64 Manager mehr als das höchstbezahlte Regierungsmitglied kassieren. Und dass dort die Manager-Bezüge binnen drei Jahren um fast 20 Prozent gestiegen sind, während die der Mitarbeiter sich nur um zehn Prozent erhöht haben. Die der Politiker sind hingegen fast überhaupt nicht größer geworden. Da stimmt doch etwas nicht.

In Österreich gilt ganz offensichtlich erstens: Die im Dunkeln nehmen, will man nicht sehen. Zweitens: Die im Scheinwerferlicht stehen, verschont man prinzipiell nicht mit jeder Art von Dreck – selbst wenn man selber bis zum Hals im selbigen steht.

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ORF: Es ist Zeit zum Handeln – Bitte um Unterstützung

25. März 2012 01:23 | Autor: Andreas Unterberger

Fast täglich ließen sich mehrere Tagebucheinträge mit den schweren Manipulationen und ideologischen Einseitigkeiten in den Informationsprogrammen des ORF füllen. Nicht immer hat man freilich die Möglichkeit, eine ganz konkrete Rechtswidrigkeit der ORF-machenden Genossen auch personalisiert nachzuweisen. An Hand einer über die Kronenzeitung bekanntgewordenen Weisung des Fernseh-Chefredakteurs Fritz Dittlbacher ist das aber nun möglich geworden. Ich werde daher eine Beschwerde bei der Kommunikationsbehörde einbringen. Damit diese beachtet wird, ist freilich die rasche Unterstützung von mindestens 120 anderen Fernsehteilnehmern notwendig. Um diese bitte ich die Leser des Tagebuchs. Details siehe weiter unten.

Im Detail: In der „Zeit im Bild“ war am 17. Februar ein Beitrag über Parteifinanzierung erschienen, der mit dem Satz eingeleitet worden ist: „Und wenn die Spende von Kammern wie der Arbeiterkammer, der Landwirtschaftskammer, von Gewerkschaften oder Interessenvertretungen kommt, muss sie gar nicht gemeldet werden, unabhängig davon, wie hoch die Spende ist.“

Dieser Satz ist absolut richtig und eigentlich unangreifbar. Dennoch formulierte der – fast muss man sagen: klarerweise – einst aus der Arbeiterzeitung gekommene Dittlbacher am folgenden Tag eine Weisung an eine sendungsverantwortliche Redakteurin für die nächste „Zeit im Bild“: „Die Kammern – in diesem konkreten Fall die Arbeiterkammer – machen keine Parteispenden.“ Wobei er aus welcher Freudschen Fehlleistung immer das Wort „machen“ extra unterstrich. Und: „Dass es diese Parteispenden nicht gibt, ersuche ich heute in der Parteifinanzierungsgeschichte richtigzustellen.“

Natürlich fließt sehr wohl jede Menge Geld aus der durch Zwangsbeiträge finanzierten Arbeiterkammer in die SPÖ – es nimmt nur formal den Weg über die sozialistische Fraktion der Kammer. Was am grundlegenden Sachverhalt natürlich absolut nichts ändert. Ganz abgesehen davon, dass die sonst eher schlummernde Arbeiterkammer jedes Mal plötzlich sehr aktiv wird, sobald ein Wahlkampf ausbricht, worauf sie dann mit fast täglichen Aktionen vehement die jeweilige SPÖ-Kampagne unterstützt.

Besonders verräterisch ist in dem Mail Dittlbachers die in Gedankenstrichen stehende Passage „in diesem konkreten Fall die Arbeiterkammer“: Das macht absolut klar, dass der brave Altgenosse auf eine Intervention der Arbeiterkammer reagiert hat. Denn auf die anderen, ursprünglich ja genauso genannten Interessenvertretungen geht er gar nicht ein.

Die angewiesene Redakteurin antwortete, dass alle befragten Experten neuerlich die Richtigkeit der Meldung bestätigen. Sie nennt den Parteifinanzierungsexperten Sickinger, den Korruptionsbekämpfer Fiedler oder den Europarat. Das half alles nichts. In der „Zeit im Bild“ des nächsten Tages wurde dennoch die von der Arbeiterkammer gewünschte Version gebracht: „Ein Parteispendenverbot für alle Interessenvertretungen befürwortet auch die Arbeiterkammer, die das selbst schon vor Jahren umgesetzt hat.“ Ob etwa auch – beispielsweise – die Wirtschaftskammer ein solches Verbot befürwortet, hat hingegen Dittlbacher und damit den ORF nicht interessiert.

Überdies ist bezeichnend, dass der gewundene Satz nicht die Fraktionen erwähnte. Und damit im Grund nur eine ablenkende Nebengranate zur Imageverbesserung der Arbeiterkammer darstellt.

Damit liegen der Öffentlichkeit erstmals schriftliche Beweise vor, wie der rote Machtapparat direkt in den ORF hineinregiert. Und wie das dort postwendend zu einer entsprechenden Berichterstattung führt.

Was aber viele nicht wissen: Nach der Judikatur der Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria) wäre die Weisung Dittlbachers in jedem Fall rechtswidrig. Also selbst dann, wenn sie inhaltlich berechtigt gewesen wäre, wenn sie nicht durch eine Intervention eines roten (oder sonstigen) Machtapparats ausgelöst worden wäre, und wenn die Weisung keine Konsequenzen in der Berichterstattung gehabt hätte. Alleine eine Weisung an sich ist für die KommAustria eine unerlaubte Verletzung der journalistischen Unabhängigkeit und der Verpflichtung des ORF zur Objektivität und journalistischen Wahrheitspflicht.

Das geht aus einer vor wenigen Wochen ausgesprochenen Entscheidung dieser Behörde hervor. Darin war es um eine Weisung des stellvertretenden Chefredakteurs des Landesstudios Niederösterreich an seine Mitarbeiter gegangen. Die KommAustria hat darin eine Verletzung der journalistischen Unabhängigkeit erkannt, obwohl diese Weisung zu keinerlei Konsequenzen in der Berichterstattung geführt hat. Und obwohl diese Weisung inhaltlich mehr als berechtigt war. Der Niederösterreicher hatte nämlich gewünscht, dass der norwegische Massenmörder B. nicht mit den Adjektiv „christlich“ qualifiziert werde, da dessen Verbrechen in keiner Weise mit christlichen Lehren begründbar sind. Was zweifellos richtig ist. Ganz abgesehen davon, dass B. inzwischen schon von zwei Psychiatern als unzurechnungsfähig bezeichnet worden ist.

Ausdrucken, ausfüllen und einsenden

Ich bringe daher zusammen mit dem Rechtsanwalt Werner Suppen gegen diese Gesetzesverletzung eine formelle Beschwerde bei der KommAustria ein. Diese Beschwerde wird allerdings nur dann behandelt, wenn sie von mindestens 120 anderen Rundfunkteilnehmern eigenhändig unterstützt wird. Um diese Unterstützung bitte ich die Partner und Leser des Blogs heute recht herzlich.

Was dazu zu tun ist, ist recht einfach: Drucken Sie bitte diese Unterstützungserklärung aus, füllen Sie sie komplett aus (also mit Ihrer GIS- bzw. ORF-Teilnehmernummer) und senden Sie das Blatt bitte so rechtzeitig an mich, dass das Kuvert spätestens am 29. März bei mir einlangt. Adresse: Andreas Unterberger, 1190 Pyrkergasse 20/14. Sie können natürlich die Formulare auch direkt an Mag. Suppan senden.

 

Selbstverständlich stellt das angesprochene Delikt nur eine Winzigkeit im ORF-Sündenregister dar. Aber es ist halt einmal eines, das man an Hand der in der Kronenzeitung veröffentlichen Mails genau und konkret festnageln kann, was nur selten möglich ist.

Man kann auch (so wie ich in einem früheren Kommentar) durchaus der Meinung sein, dass ein Chefredakteur eigentlich dazu da wäre, um Weisungen zu erteilen. Die KommAustria ist aber nicht dieser Meinung. Es wäre daher absolut unakzeptabel, dass bei einem roten Gesamtchefredakteur ignoriert wird, was bei einem schwarzen Niederösterreicher verurteilt worden ist.

Was noch skandalöser ist und mich zusätzlich zu dieser Beschwerde motiviert hat, ist das Verhalten sogenannter Redaktionsvertreter. Diese haben sich zwar im Fall des „christlichen“ Mörders massiv über jene Weisung erregt, bei Dittlbacher haben sie mit keinem Ohrwaschel gewackelt, obwohl dieser eine Redakteurin persönlich unter Druck gesetzt hat. Die wenigen noch verbliebenen Nichtlinken im ORF werden solcherart sukzessive mundtot gemacht.

Die Sündenliste ist lang

Dittlbacher ist ja schon auf Grund seiner jetzigen Funktion bei vielen Aktionen, die den ORF in einen rotgrünen Parteifunk verwandelt haben, ein Schlüsselakteur gewesen. So hat er etwa die Berichterstattung über die Rolle des früheren Verkehrsministers Faymann bei den Korruptionsinseraten der ÖBB massiv zusammengekürzt.

Direkte oder indirekte Mitverantwortung trägt Dittlbacher auch für die regelmäßig schlagseitige Zusammensetzung der sonntägigen Diskussionssendung des ORF. Bei diesen zeigt sich fast jede Woche eine Zweidrittelmehrheit linker Diskussionsteilnehmer. Schon im Podium steht es in der Regel 3 zu 2 für die Linke (obwohl diese bekanntlich seit 30 Jahren keine Wählermehrheit hat). Dazu kommen Wortmeldungen linker Publikumsgäste, wie zuletzt eines Profil-Journalisten (der natürlich ebenfalls eine Arbeiterzeitungs-Vergangenheit hat und entsprechend hetzt). Dazu kommt das überaus einseitige Verhalten der Moderatoren, das bisweilen schon an Schauprozesse erinnert: Bürgerliche Diskutanten werden regelmäßig unterbrochen, linke nie.

Ein besonderer Exzess war das Verhalten des Moderators Pelinka bei der Kampusch-Diskussion, bei der er nicht nur ständig einem Nichtlinken das Wort abgeschnitten, sondern auch ununterbrochen massiv wertend Partei ergriffen hat. Bei jeden deutschen Sender wäre ein solcher Moderator wohl rasch in der Versenkung verschwunden.

Grotesk war auch der Bericht des ORF-Fernsehens, dass Karl-Heinz Grasser jahrelang fast keine Steuer bezahlt habe. Der Bericht fußte auf einer Behauptung linker Wochenmagazine, die vom ORF regelmäßig mit Begeisterung zitiert werden, wenn ihnen gezielte Aktenstücke zugespielt werden. Der Anwalt Grassers hatte aber klargestellt, dass es bei der veröffentlichten Steuererklärung nur um die Einkommensteuer und nicht um die von Grasser in großem Umfang  bezahlte Körperschafts- und Kapitalertragssteuer gegangen war. Das wurde zumindest einen Tag lang völlig ignoriert. Obwohl diese Richtigstellung schon Stunden vor jener „Zeit im Bild“ über die APA gegangen war.

Typisch ORF war auch die riesige Dimension der Berichterstattung über den Fall Amon, während die ebenfalls in den letzten Tagen erfolgte Auslieferung eines roten und eines grünen Abgeordneten an die Staatsanwaltschaft fast völlig unter den Tisch gekehrt worden ist. In den ORF-Sendungen weitestgehend unerwähnt geblieben ist auch der rechtsgültige Freispruch für die Freiheitlichen von der ursprünglich breit berichteten Anklage wegen eines Computerspiels mit Moschee-Abschießen.

Offenbar selbstverständlich ist auch die thematische Einseitigkeit. Ununterbrochen wird seit Jahr und Tag ohne jeden Beweis die Lüge verbreitet, dass Frauen „für gleiche Arbeit“ weniger Geld bekämen. Auch die Behauptung „Die Armen werden immer ärmer“ ist ein ständiger Stehsatz, wobei jeder andersläufige Sachbeweis beinhart ignoriert wird.

Natürlich ist die nun geplante Beschwerde nur ein kleines Symbol im Kampf zur Wiederherstellung der Meinungsvielfalt und Objektivität. Aber sie wäre ein wichtiges Symbol. Wenn sie genügend Unterstützung findet.

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Wann werde ich endlich Tarock-Beauftragter?

25. März 2012 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

In der ablaufenden Woche haben sich Schwarz und Grün ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die größte politische Dummheit des Monats geliefert. Wobei es gar nicht möglich ist, den Sieger zu eruieren, so eng liegen dabei Exponenten der beiden Parteien an der Spitze.

Ebenso dumm wie köstlich war etwa der Vorwurf der Wiener Grünen an die Stadtschwarzen, undemokratisch zu sein. Man höre und staune, was der Grund des grünen Vorwurfs ist: Es ist eine Volksbefragung! Diese war im 18. Bezirk zum Thema einer flächendeckenden Kurzparkzone durchgeführt worden. Und die Stadtschwarzen wollen sich zum Ärger der Grünen jetzt auch noch an das Ergebnis der Umfrage halten.

Man kann (wie der Tagebuchautor) dieses Nein der Währinger zu Kurzparkzonen für falsch und kurzsichtig halten, weil es zwangsläufig die rasch wachsende Überflutung auch ihres Bezirks entlang aller Straßenbahnen und U-Bahnen durch niederösterreichische, ungarische, tschechische, polnische, burgenländische oder auch solche aus anderen Bezirken Wiens kommende Dauerparker weiter verstärkt. Aber diese referendumskonforme Reaktion des schwarzen Bezirksvorstehers als „nicht gerade demokratisch“ zu bezeichnen ist absurd. Die verworrene Argumentation der Grünen: Der Vorsteher habe die Bürger ohne Miteinbeziehung der Bezirksvertretung befragt und stelle damit die repräsentative Demokratie infrage. Dass solche Vorwürfe ausgerechnet von den Grünen kommen, macht die Sache doppelt blöd. Haben sich diese doch noch vor kurzem sehr vehement für die erst relativ spät auf der politischen Rechten entdeckte direkte Demokratie ausgesprochen, und sind sie doch die Erben der „basisdemokratischen“ Studentenrevolution.

Dumm wie lächerlich ist auch die seit der Regierungsbeteiligung der Grünen im Wiener Rathaus üblich gewordene Einführung von „Beauftragten“. Nachdem man zuerst Alexander van der Bellen zum Universitäts-Beauftragten gemacht hat, kam dann bald ein Radverkehrsbeauftragter. Und jetzt kommt sowohl ein Fußgänger-, wie auch ein Schulschwänz-Beauftragter. Die Witze, was man sonst noch für Beauftragte schaffen könnte, sind sofort zahllos geworden. Vom Alkoholiker-Beauftragten bis zum Beauftragten-Beauftragten. Womit sich die Bürokratie endgültig nur noch mit sich selbst beschäftigen würde. Ich selbst wiederum würde mich ja sehr gern um die ebenfalls gut bezahlte Position des Tarock-Beauftragten bewerben.

Aber ernsthaft gefragt: Offenbar hat man im Rathaus nicht rasch genug ausreichend Posten finden, neue Abteilungen schaffen und altgediente Genossen hinausdrängen können, um alle jetzt an die fetten Tröge drängenden Grünen versorgen zu können. Bleibt nur noch die Frage offen: Was tun eigentlich noch die vielen Stadträte und Beamte in den diversen Magistratsabteilungen? Außer auf Österreichs früheste Frühpension zu warten und Österreichs höchste Beamtengehälter zu kassieren?

Mit den skizzierten grünen Serienblödheiten können aber zwei schwarze Politiker locker mithalten. Frauenchefin Dorothea Schittenhelm (berüchtigte Mitpatin der Bundeshymnen-Verunstaltung) wie auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (dieser etwas vorsichtiger) haben sich in den letzten Tagen für eine Schließung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses ausgesprochen.

Natürlich ist an sich die Frage legitim, ob es klug ist, strafrechtliche Untersuchungen und politische Verantwortung zu vermischen. Denn im U-Ausschuss entschlagen sich ununterbrochen Zeugen der Aussage, weil die Staatsanwaltschaft gegen sie ermittelt. Denn bei jeder Sitzung zeigt sich wie bei allen früheren Ausschüssen, dass insbesondere die Grünen, aber erstaunlicherweise auch die Orangen aus einem seriös arbeitenden parlamentarischen Gremium regelmäßig ein Tribunal machen, das an üble totalitäre Praktiken erinnert. Denn in diesem Ausschuss agieren Politiker in rechtsstaatswidriger Personaleinheit als Gesetzgeber, Richter und Ankläger zugleich. Denn dort werden unbewiesene Spekulationen mit der gleichen Intensität vorgetragen wie konkrete Fakten. Dort werden rechtlich zulässige Dinge genauso behandelt wie schwere strafrechtliche Verstöße.

Nur: Das alles hat man schon VORHER wissen können. Peter Pilz und seine Rolle als der getarnte Mann der Roten für alles Grobe ist seit Jahrzehnten bekannt.  Aus all diesen Gründen hätte man vorher mit gutem Grund Nein sagen können. Jedoch ist es politisch absolut instinktlos, JETZT mitten in einem solchen Verfahren nach einem Abbruch zu rufen. Das zeugt nur von schlechtem Gewissen und Angst. Damit setzen sich die Schwarzen automatisch ganz exklusiv allein auf die Anklagebank.

Kann ein Spitzenpolitiker wirklich so dumm sein, dass er das nicht begreift?

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Irgendwo zwischen Berlusconi, Balkan und Byzanz

24. März 2012 02:06 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt viele Beispiele, wie sich Regierung und Gesetzgeber von den Medien beeinflussen ließen. Es gibt mindestens ebenso viele Beispiele, wo solche Versuche scheiterten. In jüngster Zeit haben sich die Machtverhältnisse aber jedenfalls ins Gegenteil verkehrt: Die Politik hat wieder enorm Einfluss auf die Medien gewonnen. Werner Faymann hat moralisch und rechtlich bedenkliche Methoden der Beeinflussung von Zeitungen mittels Steuergeldern aus dem Wiener Rathaus in die Bundespolitik transferiert. Diese Entwicklung könnte nur durch ein neues Medienrecht reversiert werden. Ein solches ist aber nirgendwo in Vorbereitung. Richtung und Intensität der Machtausübung zwischen Politik und Medien hängen von mehreren Faktoren ab: vom Charakter der politischen und medialen Akteure, von der wirtschaftlichen Lage der Medien, vom Pflichtbewusstsein der Staatsanwälte und von der demokratischen Reife einer Gesellschaft.

 

Intensive Abhängigkeiten sind oft mit gegenseitigem Hass verbunden. Zugleich aber bilden Politik und Medien in den Augen der Bürger einen untrennbaren Filz einer abgehobenen politisch-medialen Klasse. Und diese Bürger verachten daher sowohl Politiker wie auch Journalisten – umso mehr, je mehr sich diese gegenseitig verächtlich machen.

In einer funktionierenden Demokratie müssten Politiker und Journalisten hingegen in machtmäßig vollständig getrennten Sphären leben. Sie müssten sich gegenseitig prinzipiell als Persönlichkeit respektieren (auch wenn das oft schwer fällt). Sie müssten die Aufgabe der jeweils anderen Seite im Bewusstsein respektieren, dass beide Sphären unverzichtbar für das Funktionieren von Rechtsstaat und Demokratie sind.

Kreiskys spezifischer Medienstil

Die österreichische Realität sieht anders aus. Hier hat die Politik die Medien lange nur als Verkündungs- und Verlautbarungsorgan gesehen. Erst das Rundfunkvolksbegehren und Bruno Kreisky brachten eine Änderung. Kreisky hat zwar die vom Volksbegehren erkämpfte und von Josef Klaus zugestandene Unabhängigkeit des ORF wieder stark eingeschränkt, aber er hat gleichzeitig den Printjournalisten ein hohes Maß an Respekt entgegengebracht. Er hat in einigen von ihnen das Gefühl wachgerufen, seine Vertrauten zu sein. Und er hat sie vor allem durch ein vorher und nachher nie dagewesenes Ausmaß an professioneller Zugänglichkeit für sich eingenommen.

Natürlich ist solche Offenheit in einer Alleinregierung leichter, als wenn ein Regierungschef auf einen Koalitionspartner Rücksicht nehmen müsste. Und natürlich war das vor allem am Beginn der Kreisky-Jahre leicht, als Sparen ein Fremdwort war, als man den Bürgern via Medien ständig neue bunte Luftballone versprechen konnte.

Kreisky konnte zugleich mit geübter Dialektik und seinem unnachahmlichen Diskussionsstil das neue Medium Fernsehen brillant instrumentalisieren. Er erkannte und anerkannte früher als andere die Macht der Medien, fürchtete sie aber nicht, sondern nutzte sie im eigenen Sinne.

Als die Medien begannen, Vorgaben zu machen

Eine ganz andere „Macht der Medien“ lernten wir in den Folgejahren kennen. Die Medien beeinflussten erstmals Regierung und Gesetzgebung. Diese Medienmacht nahm durch mehrere Phänomene zu: Erstens begannen rechts wie links populistische Politiker – also solche ohne eigene Gestaltungsvision, dafür mit starken Machtambitionen –, sich zunehmend nach den vermeintlichen Vorgaben der Medien zu richten. Sie glaubten, dadurch die eigene Macht zu sichern. Sie übersahen aber, dass die Vorgaben der Medien meistens nicht konsistent waren, dass dahinter selten klare Konzepte standen, dass die Summe der Leitartikel kein Programm darstellt.

Zweitens entdeckten die Medien, dass die Politiker von respektierten Autoritätspersonen zu  Kaisern ohne Kleider geworden waren. Jeder journalistische Anfänger durfte plötzlich ungehindert einen verächtlichen Kommentar über einen oder „die“ Politiker schreiben. Bei jeder anderen Gruppe war man hingegen vorsichtiger: egal ob Radfahrer, Hundebesitzer, Rapid-Fans, Pensionisten oder Burgenländer. Jedes pauschalkritische Wort kann da ein Stück der Auflage kosten.

Und drittens trat eine Verlegerpersönlichkeit ins Zentrum, die stärker denn je mediale Macht verkörperte: Hans Dichand. Er erkannte die Krise der repräsentativen Politik. Er hatte mit dem Weltrekord darstellenden Marktanteil der Kronenzeitung eine Waffe, die von vielen Politikern in einer Art vorweggenommenem Gehorsam als wahlentscheidend eingestuft wurde. Er hatte aber auch zu konkreten Fragen sehr konkrete Vorstellungen. Diese vertrat er dann mit – teils erfolgreichen, teils erfolglosen – Kampagnen sehr konsequent. Während Blätter wie der „Kurier“ in fast jeder Frage eine krampfhafte Einerseits-Andererseits-Linie fuhren, war Dichand überzeugt: Der Duft der Macht und Stärke, den er mit seinen Kampagnen ausstrahlte, wirkt anziehend auf die Leser. Selbst wenn diese vorher noch nicht Dichands Meinung gewesen waren.

Neben Dichand begannen auch Bundesländerzeitungen, ihre Macht in regionalen Kampagnen auszutesten. Zur Illustration folgen einige Beispiele scheinbarer oder wirklicher medialer Machtausübung. An deren Beginn stehen zwei autobiographische Beispiele – nicht aus Eitelkeit, sondern um gleich auch selbstkritisch die Zuschreibung journalistischer „Macht“ zu relativieren und hinterfragen.

  1. Ich war Mitte der 80er Jahre als erster Journalist eines halbwegs relevanten Mediums vehement für einen Vollbeitritt zur Europäischen Gemeinschaft, dem Vorläufer der EU, eingetreten. Das löste zwar Widerstand beim damaligen Eigentümer der „Presse“, der Bundeswirtschaftskammer, aus. Der damalige Chefredakteur, Thomas Chorherr, hat mir dennoch weiterhin trotz mancher Zweifel meine Linie ermöglicht. Zwei hochrangige Diplomaten aus dem (ebenfalls erstaunlich lange beitrittsskeptischen) Wiener Außenministerium kommentierten das später mit der Behauptung, dass ich Österreich in die EG hineingetrieben habe.
    Das stimmt sicher nicht. Wohl mögen meine Artikel ein wenig mitgeholfen haben, das (Neutralitäts-)Tabu zu überwinden, und einige bürgerliche Politiker vom Nutzen eines Beitritts zu überzeugen. Aber ganz sicher wäre Österreich auch ohne mein Zutun heute Mitglied der EU. Oft ist die Rolle eines sachkundigen Journalisten nämlich nur die eines Eisbrechers für Notwendigkeiten und Gedanken, die vielerorts schon in der Luft liegen. Er spricht nur als erster manches aus, was Bürokratie und Parteien noch nicht wirklich zu sagen wagen.
  2. Noch ein zweites Mal geriet ich in die Rolle eines Eisbrechers: Ich habe im Winter 1999/2000 einige Wochen lang im Alleingang die Legitimität einer schwarz-blauen Regierung verteidigt. Die viel größere und damals sehr konzentriert agierende Macht von Kronenzeitung, ORF, Raiffeisen-Medien und vielen anderen schrieb hingegen vehement gegen diese Perspektive an.
    Dass die Krone nach vollzogener Regierungsbildung von einem Tag auf den anderen vom schäumenden Gegner einer solchen Koalition zum vehementesten Verteidiger geworden ist, zählt im übrigen zu den seltsamsten Pointen der Mediengeschichte. Die trotz des medialen Widerstands vollzogene Wende zeigt vor allem die Machtlosigkeit der Medien, wenn diese die Zeichen der Zeit nicht erkennen und wenn zugleich Politiker zu handeln wagen. Noch nie haben sich die Medien als so machtlos erwiesen wie im Februar 2000.
    Natürlich habe auch ich keine Schlüsselrolle bei der Entscheidung Wolfgang Schüssels für Schwarz-Blau gespielt. Dass zumindest ein Chefredakteur die Möglichkeit dieser Koalition verteidigt hat, mag höchstens ein kleiner Detailfaktor am Rande gewesen sein. Vielleicht trug diese Haltung auch bei, den damaligen Bundespräsidenten Klestil von der Umsetzung seiner Pläne einer Präsidialregierung ohne parlamentarische Mehrheit abzuhalten. Aber meine Rolle war im Grund nur die, unabhängig von irgendwelchen Machtgeflechten als erster ein paar logische Überlegungen formuliert zu haben. Deren Wirkung überschätze ich aber auch deshalb nicht, weil in hunderten anderen Fällen meine hoffentlich ebenso logischen Überlegungen auf keinerlei Resonanz geschweige dann Umsetzung gestoßen sind.
    Soweit die autobiographischen Einschübe.
  3. In etlichen anderen Fällen zeigte sich sehr wohl ein signifikanter Einfluss von Medien – sofern diese einen größeren Marktanteil als die von mir geleiteten Zeitungen hatten. So hat sich schon 2002 auch Schüssel selbst das Wohlwollen der Kronenzeitung durch den Beschluss eines – von Hans Dichand gewünschten – Bundestierschutzgesetzes erkauft.
  4. Den für mich frappierendsten Einfluss auf die Gesetzgebung hatte eine andere Aktion Dichands. Er setzte mit einem Brief an jeden einzelnen Abgeordneten ein eigentlich ungeheuerliches Privileg der Zeitungen durch: Zeitungskolporteure und -zusteller brauchen trotz verschärfter Ausländergesetze als einziger Beruf keine Arbeits- oder sonstige Genehmigung. Das ermöglicht auch die Beschäftigung abgewiesener Asylwerber. Das macht die Hauszustellung für die Zeitungen deutlich billiger. Heute gibt es freilich die damals in großer Zahl verbreiteten Straßen-Kolporteure nicht mehr. Dafür wird das von Dichand erkämpfte Privileg seit längerem von den organisierten osteuropäischen Bettlern in Anspruch genommen, die pro forma ein Zeitschriftenexemplar zu verkaufen vorgeben.
  5. Nicht nur ein Kettenbrief, sondern eine direkte Kampagne Dichands in seiner Zeitung ist der nächste Beweis medialer Macht: Dichand verhinderte damit den Bau des geplanten Leseturms inmitten der einstigen Hofstallungen, des heutigen Museumsquartiers. Dieser Leseturm hätte das eindrucksvolle historische Gesamtbild des Großareals rund um den Heldenplatz negativ beeinflusst.
  6. Weniger lobenswert ist ein weiterer Erfolg des Kronenzeitungs-Chefs: das Wiener Baumschutzgesetz. Nach seiner Kampagne gegen das Fällen von Bäumen für ein Bauprojekt wurde von der unterwürfigen Rathausmehrheit ein Baumfäll-Verbotsgesetz erlassen. Dieses umfasst das ganze Gemeindegebiet, also auch die sehr dicht begrünten Kleingärten. Es ist dadurch heute praktisch nur noch als Schikane für Zehntausende Wiener Gartenbesitzer relevant. Diese bekommen sofort gewaltige Probleme, wenn sie auch nur einen Baum entfernen, selbst wenn sie den Platz wieder begrünen.
  7. Ein weiterer großer Erfolg der Krone – und vieler anderer – war die Verhinderung des Donaukraftwerks Hainburg.
  8. Einer der dramatischsten und frühesten Triumphe eines Regionalmediums war in den 60er Jahren die Kampagne der „Vorarlberger Nachrichten“ gegen die Benennung eines Bodenseeschiffes nach dem Sozialdemokraten Renner. Das Blatt schrieb die Vorarlberger so sehr in Zorn, dass diese die „Taufe“ handgreiflich verhinderten.
  9. Der „Kleinen Zeitung“ der Steiermark werden allgemein die Wahlniederlagen der ÖVP-Landeshauptleute Krainer und Klasnic zugeschrieben. Diese Niederlagen hatten freilich primär andere Ursachen – die von der Zeitung halt intensiv aufgegriffen wurden. Diese Erfolge stehen auch im Gegensatz zum Misserfolg der Kärntner Schwesternausgabe. Denn diese hat dort immer wieder vehement Blau/Orange attackiert. Ohne viel Echo bei den Wählern. Dabei hat das Blatt in Kärnten einen höheren Marktanteil als in der Steiermark.
  10. Auch bei der Intrige zum Sturz des SPÖ-Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer spielten Medien eine Schlüsselrolle. Ob sie das aus eigenem taten, oder ob dahinter Schachzüge seines späteren Nachfolgers standen, lässt sich nicht ganz beweisen. Tatsache ist, dass plötzlich SPÖ-nahe Medien auf eine Art gegen Gusenbauer agiert haben, die vorher und nachher undenkbar war. Die Gratiszeitung „Österreich“ des Faymann-Freundes Fellner etwa stellte Gusenbauer durch üble Stories über die Probleme seiner pubertierenden Tochter bloß. Und im ORF wurde eine nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Äußerung Gusenbauers gesendet (was bei Faymann nie passieren würde). Diese Äußerung brach Gusenbauer politisch das Genick. Er hatte nämlich in einem mitgeschnittenen Privatgespräch in Hinblick auf ein Treffen mit Parteifreunden gefragt, ob sich dort das „übliche Gesudere“ abspiele. Was Parteifreunde nicht sonderlich gerne hören.
  11. Ein klarer Medienerfolg war 2011 die feministisch inspirierte Umtextung der Bundeshymne. Angesichts der profeministischen Zeitungskommentare wagte die ÖVP nicht, bei ihrem ursprünglichen Reflex gegen eine Umtextung zu bleiben. Dabei war die große Mehrheit der Wähler gegen ein Umtexten. Offenbar galt das Motto: „Wie mache ich einigen Zeitungskommentatoren zuliebe gegen meine Wähler Politik, ohne dafür nachher von diesen Kommentatoren wenigstens ein wenig Lob zu bekommen.“
  12. Der ORF als noch immer wichtigstes Medium betreibt zwar keine direkten Kampagnen, aber massives Agenda Setting. So verhinderte er über Jahre jede neutralitätskritische Diskussion; so thematisiert er ununterbrochen sämtliche feministischen Behauptungen, etwa jene, dass „gleiche Arbeit“ ungleich bezahlt würde.
  13. Nochmals Dichand: Zwei Mal konnte er seinen Freund Hans-Peter Martin zu einem sensationellen Erfolg bei EU-Wahlen verhelfen. Dass der Mann später umso tiefer fiel, ist ein dramatischer Beweis, wie irrtumsanfällig eine allzu große Macht der Medien werden kann.
  14. Dass sich die Parteien nicht ganz zu Unrecht vor der Kronenzeitung fürchteten, zeigen auch einige andere Wahlen (aber keineswegs alle!). So erzielte der Dichand-Freund Werner Faymann 2008 bei Lesern der für ihn trommelnden Kronen-Zeitung einen weit höheren Stimmenanteil als in der allgemeinen Bevölkerung. Hätten Kronenzeitungs-Leser nicht mitgestimmt, wäre Faymann nur Zweiter. In diesem Sinne scheint der starke Rückgang des Marktanteils der Krone ein erfreuliches Zeichen[1] zu sein. Es wird jedoch durch den Erfolg des weitgehend gleichgeschalteten Gratisblattes „Heute“ voll kompensiert.
  15. Die Wahl-Unterstützung 2008 hängt mit einer weiteren Dichand-Kampagne zusammen: jener gegen die EU. Faymann versprach Dichand in einem öffentlichen Brief für Änderungen des EU-Vertrags eine Volksabstimmung. Darüber war damals die ÖVP so empört, dass sie darob Neuwahlen ausrief (und gegen die Kronenzeitung verlor). Die ÖVP-Empörung war überflüssig: Faymann hielt sich nämlich in der Folge nie an dieses Versprechen. Er stimmte sogar der – extrem heiklen – Umwandlung der EU in eine Fiskalunion ohne Volksabstimmung zu.
    Womit wir wieder auf das spannende Phänomen stoßen: Nicht überall, wo wir auf den Anschein medialer Macht stoßen, ist wirklich eine solche zu finden.

Misserfolge werden von den Medien totgeschwiegen

In Wahrheit sind die Misserfolge medialer Machtausübung sogar häufiger. Sie fallen freilich viel weniger auf, auch weil sie von den Medien nachher natürlich totgeschwiegen werden. Einige kurze Beispiele dazu (neben den schon angesprochenen Flops rund um Schwarz/Blau und das nicht stattfindende EU-Referendum). Auch in dieser Liste dominiert angesichts ihres Hangs zu Kampagnen wieder die Krone:

Aber selbst wenn alle Medien einschließlich ORF gemeinsam kampagnisieren, kann der Erfolg ausbleiben, wie etwa 2011 das Androsch-Volksbegehren zeigte.

Diese Flops bestätigen: Medien haben nur eine begrenzte Macht. Diese ist geringer, als sie selbst oder viele Politiker glauben. Medien können zwar vorhandene Trends aufgreifen und verstärken. Sie folgen dabei (mit Ausnahme der Kronenzeitung in ihren starken Jahren) gern einem Herdentrieb. Sie neigen stets zu den simplen Themen. Sie überbetonen Äußerlichkeiten wie etwa die Höhe von Politikergehältern. Den meisten Journalisten sind die wirklich wichtigen Themen wie etwa die Staatsfinanzen oder Grundfragen des Rechtsstaats oder der Wissenschaft zu kompliziert und sperrig.

Die Hofnarren der Macht

Sie erweisen sich damit letztlich aber meist nur als die Hofnarren der Macht. Und wenn sie einmal – siehe Hymne – etwas gegen die mehrheitliche Bürgermeinung durchsetzen können, dann gelingt dies nur deshalb, weil unprofessionelle Politiker die medial veröffentlichte Meinung mit der öffentlichen verwechseln.

Viel leichter fällt es Medien, einzelne Politiker durch kollektive Angriffe kaputtzuschreiben. Dazu braucht es zwar immer eines echten Anlasses – aber den bietet ja fast jede Politikerkarriere, da nur relativ selten Engel zu Politikern werden.

So ist am Ende des Jahres 2011 der deutsche Bundespräsident Christian Wulff von den Medien waidwund gejagt worden, obwohl keine einzige größere Partei ein Interesse an dieser Jagd hatte. Sein Vorgänger hatte gar schon nach einigen kritischen Leitartikeln sein Amt entnervt hingeworfen – noch dazu, ohne so wie Wulff schwere Fehler begangen zu haben. Und ohne die konzentrierte Attacke der Medien wäre der einst bei seiner Doktorarbeit schummelnde deutsche Verteidigungsminister Guttenberg zweifellos noch immer im Amt.

Die Medien sind in aller Regel nicht mächtiger als die Politik. Aber die Politik fürchtet sich zunehmend vor den Medien. Was in Wahrheit erst die wirkliche Macht der Medien begründet. Statt konsequentes Selbstbewusstsein zu zeigen, sehnen sich viele Politiker insgeheim nach den schönen Fünfziger Jahren zurück, als die Medien praktisch nur Lautsprecher der Parteien waren. Damals unterschieden sich auch die unabhängigen Zeitungen von den Parteizeitungen meist nur dadurch, dass sie halt die Standpunkte aller (zwei) Parteien wiedergaben.

Die Strategien der Angst und des Geldes

Aus ihrer Angst heraus versuchten Politiker seither unterschiedliche Strategien gegenüber den Medien:
- Ignorieren (hilft zwar der emotionalen Balance, strategisch hingegen weniger);
- Politik nach den Kommentaren ausrichten (führt zu schlechter Politik und bisweilen in einem dialektischen Prozess sogar zu negativen Emotionen bei Journalisten: „Wie schlecht muss dieser Politiker sein, wenn er auf meine Ratschläge hört“);
- Schmeicheln (wirkt erstaunlich oft);
- sachlich-kritisch Reagieren (absolut empfehlenswert, wenn es mit kühlem Temperament geschieht);
- legale Bestechung durch Erreichbarkeit und Informationen (die erfolgreiche Kreisky-Strategie);
- finanzielle Bestechung einzelner Journalisten (kann Kopf und Kragen kosten);
- Druckausübung (verbale und lautstarke „Kriegserklärungen“ gegen Medien, wie sie Wulff so schadeten, sind in Österreich gang und gäbe, ohne dass jedoch daraus jemals ein größerer Wirbel entstanden wäre; allerdings dürfte es hier keinen Fall geben, wo ein Politiker so dumm wie Wulff war, solche Äußerungen auf ein Tonband zu sprechen);
- legaler Missbrauch gesetzlicher Macht (der ORF ist in den letzten Jahren mit Hilfe des ORF-Gesetzes in allen redaktionell relevanten Positionen von Sympathisanten übernommen worden);
- Bestechung ganzer Medien.

Die letztgenannte Strategie ist in den letzten Jahren in Österreich so intensiv praktiziert worden wie in keinem anderen Land der EU. Die Bestechung erfolgt nicht etwa durch eigene Geldmittel, sondern aus Kassen des Staates oder staatseigener Unternehmungen. Sie ist damit eindeutig illegal und eine Form der Korruption. Sie wurde dennoch von den Staatsanwälten bisher ignoriert.

Solche Bestechungspraktiken werden schon seit Jahrzehnten im Imperium der Gemeinde Wien praktiziert (in etwas schwächerer Form auch in etlichen anderen Bundesländern wie etwa Niederösterreich). Mit vielen – offenen und versteckten – Geldflüssen wurden und werden sonst zum Sterben verurteilte Medien am Leben gehalten. Und andere, an sich lebensfähige Medien wurden durch Millionen Steuergelder für Inserate, Kooperationen und Projekte in eine verführerisch bequeme Abhängigkeit gebracht. Wer sich sträubt, erhält Liebesentzug. Bei zwei von mir geleiteten Zeitungen wurde Anzeigenleitern im Rathaus beschieden: „Solange der Unterberger Chefredakteur ist, kriegt ihr gar nichts.“

Dieses Modell der Einflussnahme mittels öffentlicher Gelder ist dann mit dem Wechsel von Werner Faymann in die Bundesregierung auch dort breiter Usus geworden. Zuerst vor allem bei den ÖBB und bei der Asfinag. Dort hat Faymann das zusätzliche Delikt eines Eingriffs in die Tätigkeit eines laut Aktiengesetz unabhängigen Vorstands dann doch ein Strafverfahren eingebracht. Mit vorerst unbekanntem Ausgang. Jedenfalls ist dieses Verfahren gegen einen amtierenden Bundeskanzler etwas bisher Einmaliges.

Nach seinem Wechsel an die Regierungsspitze floss auch von anderen (vor allem, aber nicht nur SPÖ-geleiteten) Ministerien ein breiter Geldstrom zu den Zeitungen. Seit Faymann Kanzler ist, haben sich die Inseratenausgaben der Regierung vervielfacht.

Ein offensichtlich logisches Ergebnis ist der regelmäßige Faymann-Jubel in „Österreich“, aber auch in „Heute“ und „Kronenzeitung“. Ebenso fällt etwa im „Falter“ die große Zahl von Inseraten aus dem „Gemeinde-Wien“-Bereich und die zahnlose Berichterstattung über dieses Imperium auf. Bei „Heute“ wurde sogar über Nacht der Chefredakteur gefeuert, nachdem er enthüllt hatte, dass Briefe, Mails und Postings angeblicher Leser allesamt aus der SPÖ-Zentrale gekommen sind. In der Kronenzeitung wiederum ist knapp vor Andruck eine Kolumne über die peinlichen Auftritte des Werner Faymann in Internet, Twitter & Co aus dem Blatt gekippt worden. Die einst so aufmüpfige „Krone“ ist heute ja völlig zahm geworden. Sie fordert nicht einmal mehr die Einhaltung des Faymann-Versprechens einer Volksabstimmung bei jeder EU-Vertragsänderung ein. Aber auch schon unter Vater Dichand ist ein Karikaturist gefeuert worden, als er es wagte, (in einer anderen Zeitung) Faymann als Brutus abzubilden, der Cäsar Gusenbauer mit dem Dolch in der Hand gegenübertritt.

Das Resümee ist klar: Der Missbrauch öffentlicher Budgets zur Beeinflussung von Medien hat dazu geführt, dass die einstige Macht der Medien in der Politik wieder durch die Macht der Politik in den Medien abgelöst worden ist. Das ist gleichsam eine Rückkehr in die 50er Jahre. Nur diesmal mit illegalen Methoden.

Der angebliche Versuch der Koalition, diese Entwicklung durch ein Medientransparenzgesetz zu beenden, ist ein (wohl insgeheim beabsichtigter) Fehlschlag. Denn die Geldflüsse können in gleicher Größe weitergehen – es muss nur später einmal veröffentlicht werden, wieviel jede willfährige Zeitung bekommen hat. Das aber konnte man ja schon bisher in etwa berechnen.

Die Vision eines sauberen Medienrechts

Ein sauberes Medienrecht müsste an Stelle dieser Pseudolösung vier andere Elemente haben:

1.      Eine deutlich Erhöhung der Presseförderung für Tages- und Wochenzeitungen auf streng gesetzlich-objektiver Basis: Dies würde das Überleben einer möglichst großen Zahl von Medien als notwendige vierte demokratische Gewalt auch in Zeiten der Krise ohne knebelnde Abhängigkeiten sichern.

2.      Jeder Geldfluss von Staatskassen und staatsnahen Betrieben darf nur noch nach einer öffentlichen Ausschreibung erfolgen: Damit würde nur eine Gleichstellung mit allen sonstigen Staats-Aufträgen erfolgen, darf doch selbst Büropapier nur über die ausgegliederte und streng an das Vergabegesetz gebundene Bundesbeschaffung gekauft werden.

3.      Jedes Inserat und jede Kooperation muss inhaltlich von einem unabhängigen Medien- und Werberat genehmigt werden: Dadurch darf nur noch notwendige und sachliche Information und keine verkappte Parteienwerbung stattfinden.

4.      Inseratenschaltungen müssen über Schaltagenturen erfolgen, wie das in der gesamten werbenden Wirtschaft längst zwingende Regel ist: Dabei gibt die werbende Institution nur noch das finanzielle Werbevolumen, das Sujet und die anzusprechende Zielgruppe (etwa: „Pensionisten“, „Studenten“ oder „Frauen bis 40“)vor; diese Schaltagenturen wissen am besten, wie man innerhalb solcher Rahmenbedingungen jedem Sujet ums gleiche Geld die meisten Leserkontakte verschafft.

Nur eine solche Lösung würde das Machtverhältnis zwischen Medien und Politik wieder an den in reifen Demokratien üblichen Standard heranführen. Die Gefahr ist aber groß, dass die Medien, dass das Vertrauen der Bürger in Medien sowie Politik und damit die Demokratie längst irreparablen Schaden erlitten haben. Dass Medien und Politik aus dem Morast nicht mehr herauskommen. Sie versinken langsam in diesen. Irgendwo zwischen Berlusconi, Balkan und Byzanz.

Dieser Beitrag erscheint in ähnlicher Form im soeben neuerschienen "Österreichischen Jahrbuch für Politik 2011".

[1] Die Zeitung hatte bei der Media-Analyse 2001 einen Marktanteil von 44,1 Prozent; bei der Analyse 2010/11 waren es nur noch 37,9 Prozent. „Heute“ bekam bei dieser Umfrage 22,3 Prozent; es besetzt damit weit vor allen anderen Konkurrenten den zweiten Platz und in der Stadt Wien sogar schon den ersten.

 

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Fußnote 275: Wie die Gewerkschaft dieses Land ruiniert

23. März 2012 18:02 | Autor: Andreas Unterberger

Geht’s eigentlich noch letztklassiger?

Das hat es noch nie gegeben: Die Gewerkschaft hat gegen den Widerstand der Betroffenen, also der von ihr angeblich vertretenen Belegschaft, einen Kollektivvertrag aufgekündigt. Opfer dieser Aktion ist die Fluggesellschaft Tyrolean. Hintergrund sind natürlich die Pläne der AUA-Führung (und ihres deutschen Eigentümers), die AUA-Belegschaft mit ihren nicht mehr finanzierbaren Privilegien – konkret: bei den Altverträgen des fliegenden Personals – in die Tyrolean überzuführen. Dort sollen die Bezüge der AUA-Mitarbeiter eingefroren werden, solange sie über dem Tyrolean-Niveau liegen. Da auch bei dieser Fluglinie die Mitarbeiter keineswegs unter Hungerlöhnen leiden, ist das ein ganz vernünftiger Vorschlag, der die AUA vielleicht noch retten kann. Allein die Gewerkschaft will nicht. Sie verteidigt provozierende Privilegien mit aller noch verbliebenen Kraft. Und sie riskiert in ihrem Überlebenskampf um die eigene Existenzberechtigung lieber den Untergang großer Fluggesellschaften. Obwohl diese für den Standort Österreich – vom Tourismus bis zum zuletzt boomenden Konferenzgeschäft – lebenswichtig sind. Irgendwie bezeichnend, was zugleich bekannt geworden ist: Ein Großbetriebsrat hat zwei Dienstautos und verrechnet daneben noch weitere 45.000 Kilometer für Fahrten mit dem Privat-PKW. Ist es notwendig hinzuzufügen, dass auch dieser Sumpf im gleichen halbstaatlichen Dschungel, in diesem Fall bei der Post, zu finden ist, in dem auch die AUA-Privilegien so maßlos geworden sind?

 

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SN-Kontroverse: Die Staatsanwaltschaft

23. März 2012 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Arbeitet die Staatsanwaltschaft ordentlich?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Lasst sie ihre Arbeit machen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Vorwürfe gleichen sich, richten sich an die ermittelnden Stellen und oft macht nur der "Promifaktor" den Unterschied aus. In jüngster Zeit ist man versucht zu sagen: Je größer der Korruptionsverdacht, desto lauter das Lamento.

Die ÖVP schreit "Politjustiz", weil die Staatsanwaltschaft die Auslieferung ihres Abgeordneten Werner Amon verlangt, da gegen ihn wegen Geldwäsche ermittelt wird. Pikanterweise ist dieser ÖVP-Fraktionschef im Untersuchungsausschuss und hat Einblick in alle Akten, auch in jene, die ihn betreffen. Der Ausschuss wird regelmäßig verhöhnt. Vor diesem erscheinen Waffenlobbyisten, die sich nicht erinnern können; Ex-FPÖ-Parteimanager, die nicht wissen, was "ihre Leistung" in den sie betreffenden Korruptionsfällen war. Es tauchen Figuren auf, die für die Ausrichtung einer Pressekonferenz 90.000 Euro verlangen. Die Concordia bietet diese Leistung um rund 500 Euro. Herr Karl Heinz Grasser, Ex-Finanzminister, wähnt sich als Spezialverfolgter der Staatsanwaltschaft. Ungezählt sind seine Auftritte, in denen er oder sein berühmter Anwalt die Justiz in Bausch und Bogen verurteilen. Einmal weil die Behörden zu langsam arbeiten; wohl wissen dass sie die diversen Ermittlungen durch ihre zahllosen Eingaben - zweifellos alle rechtens - in die Länge ziehen. Dann geht ihnen alles zu schnell. Andere sprechen bei Ermittlungen von Schweinerei (ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf). Die Schweinerei hat eine andere Natur: Jene Leute, die sich großzügig bei Privatisierungen selbst bedient habe, die dazugehörigen Gesetze geschnürt und die Antikorruptionsbestimmungen gelockert habe, putzen sich jetzt an den Ermittlungsbehörden ab. Diese arbeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten korrekt und sauber. Lasst sie endlich ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen erledigen!

 


Einäugiger Machtmissbrauch

Andreas Unterberger

 Das Ansehen der Justiz ist im Keller. Darüber ärgern sich die Richter zu Recht. Denn sie arbeiten ordentlich - während sich alle Skandale in der Staatsanwaltschaft abspielen. Dazu nur einige Beispiele:

1. Werner Amon wurde nicht informiert, dass gegen ihn ein Verfahren läuft, obwohl die StA dazu verpflichtet gewesen wäre.

2. Während Amon öffentlich blamiert wird, erfolgte die Befragung von Bundeskanzler Faymann wegen Bestechung von Boulevardzeitungen aus Steuergeldern mit totaler Diskretion.

3. Dass ein Druckkostenbeitrag an eine Zeitung laut StA Geldwäsche oder Untreue darstellen soll, veranlasst alle befragten Kenner von Strafrecht und Medien zum Kopfschütteln. Das war im Fall Amon wohl Parteifinanzierung oder Anfütterung, was zwar anrüchig ist, aber (derzeit) nicht strafbar.

4. Wäre es aber strafbar, dann müssten die Verantwortlichen sämtlicher Medien (samt Sponsoren) auf die Anklagebank. Denn sie alle haben Druck- oder Sendekostenbeiträge genommen. Es läuft aber nur gegen Amon ein Verfahren - "zufällig", nachdem er eine Nachprüfung des Versagens der Staatsanwälte im Fall Kampusch durch die FBI verlangt hat.

5. Die Staatsanwälte haben trotz massiver Indizien nie ein Verfahren gegen den mutmaßlichen Zweittäter eröffnet, womit auch Kampusch nie unter Wahrheitspflicht aussagen musste.

6. Die StA hat niemals ernsthaft den ständigen Amtsmissbrauch untersucht, der im gezielten Hinausspielen geheimer und "zufällig" immer nur Blau, Orange oder Schwarz belastender Aktenteile besteht.

7. Das Verfahren gegen Claudia Schmied wegen der Milliardenpleite der Kommunalkredit ruht seit drei Jahren vor sich hin.

8. Die 55 Millionen teure Untreue beim Verkauf der Bank Burgenland hat noch zu keinen erkennbaren Aktionen geführt.

Die Liste ließe sich fast unendlich fortsetzen. Der Verdacht des einäugigen Machtmissbrauchs ist gewaltig.

 

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Wie geht es unserem Geld in China?

22. März 2012 02:00 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich hat ohne öffentliches Aufsehen als erstes Land die Genehmigung erhalten, einen Teil seiner Devisen in der chinesischen Währung Renminbi (Yuan) anzulegen. Das ist ein hochinteressanter Vorgang. Mit Chancen, aber auch Risken.

Die Chancen liegen darin, dass der Yuan massiv unterbewertet ist. Die Chinesen haben sich bisher hartnäckig geweigert, den Yuan ausreichend aufzuwerten, obwohl die Amerikaner und auch andere Länder massiv Druck ausüben. Der Niedrigkurs des Yuan macht Exporte nach China sehr teuer, diese finden deshalb viel zu selten statt. China kann umgekehrt dank seiner unterbewerteten Währung billig exportieren und weiterhin den Weltmarkt überschwemmen.

Leidtragende sind neben dem exportwilligen Westen vor allem die chinesischen Arbeitnehmer. Ihr Entgelt wird massiv entwertet, wenn viele Importwaren unerschwinglich teuer sind. China-Experten rechnen aber damit, dass China den vorsichtig begonnenen Prozess einer langsamen und kontrollierten Aufwertung fortsetzen wird. Mancherorts werden nämlich Arbeitskräfte bereits rar. Das ist natürlich auch eine Folge der Ein-Kind-Politik. Das löst wiederum Druck Richtung Lohnerhöhungen aus, die wiederum eine saftige Inflation auslösen würden. Wenn man in dieser Situation durch eine Aufwertung die Importe verbilligt, reduziert das hingegen diesen Druck. China ist ja ohnedies schon vom baldigen Platzen einer heftigen Immobilienblase bedroht.

Eine solche Aufwertung wäre natürlich toll für Veranlagungen in Yuan. Diese wären über Nacht deutlich mehr wert. Daher könnte eine Spekulation der Republik Österreich vielleicht auch wieder einmal Gewinn bringen, nachdem zuletzt viele öffentlich-rechtliche Anleger kräftig verloren haben (wofür sie nun im nachhinein den Banken die Schuld zu geben versuchen).

Das heißt nun keineswegs, dass diese Spekulation mit China abzulehnen ist. Ist doch ohnedies jede Geldanlage eine Spekulation, auch wenn das Boulevardzeitungen nicht begreifen. Selbst unter dem Kopfpolster können Diebe, Ratten oder ein (irrtümlicher) Waschvorgang bekanntlich einen schlimmen Schaden anrichten.

Aber auch die Veranlagung in Yuan ist keineswegs risikofrei. Erstens ist China kein Rechtsstaat, in dem die Einhaltung von Verträgen leicht durchsetzbar wäre. Und zweitens ist der Yuan nicht frei konvertibel. Man ist daher auch als Anleger nicht wirklich frei. China ist ja nur mikro-, nicht makroökonomisch eine Marktwirtschaft. Dort herrscht weiter eine strenge Einparteiendiktatur, die zwar nicht mehr marxistisch, aber in hohem Ausmaß nationalistisch geprägt ist. Das Land ist viel schwerer berechenbar als ein kapitalistischer Rechtsstaat.

Hinter der Glitzerfassade der chinesischen Wolkenkratzer lauert daher immer die Angst und damit das Risiko: Wird sich die soziale Dynamik weiter so friedlich und relativ glatt entwickeln? Welche Folgen hat die zunehmende Alterung Chinas? Was bedeuten die jüngsten Machtkämpfe und Säuberungen im Politbüro? Und wie explosiv sind die Freiheitswünsche in Tibet, Xinjiang oder Taiwan wirklich?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Fußnote 274: Der Mörder und seine IP-Adresse

21. März 2012 10:09 | Autor: Andreas Unterberger

Wie oft mag die französische Polizei da in den letzten Stunden den Datenschutz verletzt haben?

Die rasche Auffindung des „mutmaßlichen“ Massenmörders durch die französische Polizei ist ein großer Erfolg, der europaweit ein erleichtertes Aufatmen auslöst. Und selbstverständlich war der Erfolg nur möglich, weil die Polizei da über alle möglichen Wege, die laut den Datenschützern eigentlich verboten sein sollen, recherchiert hat. Das wird die Datenschützer aber bei ihrer Arbeit im Interesse von Terror&Co wohl nicht stoppen. Gespannt darf man aber auch sein, wie deutlich die linken Medien in Frankreich und Umgebung ihre Berichte der letzten Tage bedauern werden, in denen sie die Morde ohne jeden Beweis der französischen Rechten in die Schuhe schieben wollten. Umgekehrt ist ein moslemischer Araber als Täter Wasser auf die Mühlen von Nicolas Sarkozy, der sich in den letzten Wochen ja im Wahlkampf zunehmend immigrationskritisch positioniert hat.

 

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Frankreich: Die Richtungswahl des nächsten Crash-Kandidaten

20. März 2012 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist oft schwer verständlich, wie viele Sende- und Zeitungsfläche die europäischen Medien jedem einzelnen Vorwahlergebnis in Amerika spendieren, und wie relativ wenig Aufmerksamkeit selbst den großen europäischen Staaten gewidmet wird. Dabei wage ich zu sagen: Alleine Frankreich, das schon im April und Mai wählt, ist für die Zukunft Europas wichtiger als alle amerikanischen Vor- und Präsidentenwahlen zusammen.

Denn wir leben ja zum Glück nicht mehr in Zeiten, da das amerikanische Eingreifen einen Weltkrieg entscheidet. Denn wir leben in einer Epoche, wo unser aller Schicksal mindestens ebenso stark von der Europäischen Union wie von den nationalen Regierungen entschieden wird, aber viel weniger von irgendwelchen Entscheidungen Washingtons. Und in der EU erfolgt die entscheidende Willensbildung seit Jahrzehnten durch den deutschen Bundeskanzler und den französischen Präsidenten.

Da mag sich die EU selber noch ein weiteres Dutzend einander eifersüchtig beobachtender Präsidenten für Kommission, Rat oder Euro-Gruppe etc. geben: Das letzte Wort bleibt in Paris und Berlin. Ganz Europa respektiert das, weil es keine funktionierende Alternative gibt. Geschichtsbewusste schätzen das auch deshalb, weil der frühere Antagonismus zwischen den beiden Völkern über zwei Jahrhunderte Europa regelmäßig schwere Konflikte und millionenfachen Tod beschert hat.

Frankreichs Präsidentenwahl ist auch deshalb besonders spannend, weil Nicolas Sarkozy ein impulsiver und überehrgeiziger Politiker ist, dem man vieles Negative nachsagen kann, aber nicht, dass er langweilig oder feige wäre. Noch spannender wird das Rennen dadurch, dass nicht weniger als fünf Kandidaten Chancen haben, zweistellige Prozentanzahlen zu erreichen, und weil es daher mit fast absoluter Sicherheit eine Stichwahl geben wird.

Ein Staatssozialismus nähert sich dem Crash

All diese – fast hätte ich gesagt: sportlichen – Aspekte verblassen aber hinter der wirtschaftlichen Bedeutung. Denn das zweitgrößte Land Europas befindet sich in einer extrem fragilen Position. Ein größerer Crash in Frankreich hätte aber ganz andere Folgen als etwa die griechische Krise der letzten drei Jahre. Und ein solcher Crash hat eine ziemlich große Wahrscheinlichkeit, wenn man sich die französische Realität näher anschaut.

Die wichtigste Ursache der französischen Krise ist die enorm große Rolle des Staates in der Wirtschaft. Das hat die Wettbewerbsfähigkeit des Landes und seiner Industrien im Lauf der Jahre stark reduziert und die Budgetdefizite stark erhöht. Zugleich haben frühere sozialistische Regierungen etwa durch die Einführung der 35-Stunden-Woche mit populistischen Maßnahmen die französischen Unternehmen belastet. Das wurde von den Gaullisten nicht mehr zurückgenommen. Stehen doch auch sie in einer starken sozialetatistischen Tradition. Ist doch die Rücknahme sozialer Ansprüche in fast keinem Land ohne enormen Widerstand durchsetzbar.

Der französische Staat ist wie ein Luftballon aufgeblasen, der mit einem Reißnagel zum Platzen gebracht werden kann. Frankreich hat heute rund 5,5 Millionen Staatsbedienstete. Das sind um 18 Prozent mehr als vor einem Jahrzehnt. Das ist auch eine halbe Million mehr als in Deutschland (obwohl in der Bundesrepublik 19 Millionen mehr Menschen wohnen als in Frankreich). Der französische Staat kontrolliert darüber hinaus ganze Industriebranchen; er ist an mehr als 800 meist großen Unternehmen signifikant beteiligt.

Zugleich lebt Frankreich in einem höheren Ausmaß als die allermeisten anderen Länder nur vom Konsum, der durch staatliche Schuldenmacherei finanziert wird. Die offiziellen Staatsschulden: Österreich 73 Prozent, Frankreich 86 Prozent. Dabei machen die inoffiziellen – „impliziten“ – Verpflichtungen etwa aus dem generösen Pensionssystem noch ein Vielfaches dieser Werte aus, werden jedoch nirgendwo exakt gemessen. Auch die Staatsausgabenquote (als Anteil am BIP gemessen) ist mit 56 Prozent höher als im ebenfalls ausgabenfreudigen Österreich (52 Prozent), und gleich um zehn Prozentpunkte höher als in Deutschland oder auch Italien.

Deutschland produziert viel billiger

Fast notgedrungene Folge dieses Staatssozialismus: Die Arbeitslosigkeit beträgt 10 Prozent, und von den Jugendlichen ist schon jeder vierte arbeitslos. Dennoch ist bisher jeder Versuch, die Beschäftigungsquote durch eine Liberalisierung des überregulierten Arbeitsmarktes zu erhöhen, sehr rasch immer an aggressiven Demonstrationen und Streiks von linken Gewerkschaften und Studenten gescheitert. Die Profiteure in den diversen staatlich geschützten und gestützten Sektoren sind einfach nicht willens, in eine Wettbewerbswirtschaft zu wechseln. Warum sollten sie auch auf persönliche Vorteile verzichten? Die Folge: Kaum noch ein Arbeitgeber ist willens, neue Arbeitsverträge zu diesen Gewerkschaftsbedingungen zu schaffen.

Denn die Arbeitskräfte sind nicht nur unkündbar, sondern auch teuer, vor allem im letzten Jahrzehnt haben sich die Kosten für Arbeitgeber stark erhöht. Dazu kommen hohe Steuern auf jeden Arbeitsplatz. Heute sind die totalen Kosten für eine Arbeitsstunde in Frankreich um 41 Prozent höher als in Deutschland. Das führt dazu, dass immer mehr, vor allem junge Menschen wenn überhaupt nur noch kurzfristig limitierte Arbeitsplätze finden.

Frankreich agiert zwar heute als eine Führungskraft der EU. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb? – hat das Land es geschafft, große Wirtschaftsbereiche gegen die Herausforderungen, die kurzfristigen Schmerzen, damit aber auch die langfristigen Vorteile eines gemeinsamen Binnenmarktes abzuschotten. Dies gilt insbesondere für die französische Landwirtschaft, aber auch für alle Sektoren, die sich als kulturell ausgeben können.

Und ganz besonders gilt das für die großen französischen Strom- und Telekomkonzerne. Diese sind in den letzten Jahren im Ausland auf große Einkaufstour gegangen, haben aber im Inland jede Konkurrenz für ihre Monopole abwenden können. Vor allem der Stromriese EDF hat dabei freilich durch die günstige Atomstromproduktion auch einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber den von den Atomgegnern lahmgelegten Konkurrenten. Diese Nuklearindustrie hat zweifellos mitgeholfen, dass das französische Wohlfahrtsmodell bisher noch nicht kollabiert ist.

Der Immobilismus der Eliten

Zugleich hat Frankreich eine lange Tradition linksradikaler Intellektueller, welche weit wirklichkeitsfremder sind als etwa die deutschen Sozialdemokraten. Aber auch die weniger radikalen Eliten haben nicht wirklich versucht, die Nation von der Notwendigkeit irgendwelcher Änderungen zu überzeugen. Sie selbst leben ja in dem Immobilismus des französischen Modells nach wie vor gut.

Die Eliten des Landes von links bis rechts tun sich auch nach wie vor schwer mit dem Gedanken, dass Frankreich heute nur noch ein mittelgroßes Land und keine Weltmacht mehr ist. Diese Fixierung auf eine große Vergangenheit behindert aber zweifellos eine echte Zuwendung zur Zukunft.

Auch die starke Zentralisierung des Staates erweist sich immer mehr als eine unheilvolle Tradition. Sie erschwert Flexibilität und Vielfalt. In der Geschichte hat sich bisher immer staatlich gelenkte Industriepolitik als langfristig dem freien Wachstum der Ideen unterlegen erwiesen.

Eine schwere Last für Frankreich ist die große Zahl von Einwohnern, deren Wurzeln in Afrika liegen. Sie haben zwar großteils die französische Staatsbürgerschaft; sie haben aber nur in kleinen Minderheiten zum bildungsmäßigen und zivilisatorischen Standard der Mehrheitsbevölkerung aufschließen können. Sie sind daher nicht nur in besonders hohem Ausmaß arbeitslos, da die meisten einfachen Jobs verschwunden sind. Diese Menschen sind daher eine wachsend aggressive Kraft einer sozialen Destabilisierung. Bisher schien es in Frankreich wenigstens weniger gefährliche islamistische Netzwerke zu geben als etwa in Großbritannien. Das jüngste Blutbad vor einer jüdischen Schule in Toulouse lässt jedoch nun auch in diesem Punkt eine negative Entwicklung befürchten.

Sarkozy: Reden statt Handeln

Sarkozy hat vor fünf Jahren den Eindruck erweckt, als einer der ersten Spitzenpolitiker die französische Krankheit voll diagnostiziert zu haben. Aber er hat dann als Präsident – obwohl im eigenen Land viel mächtiger als der jeweilige deutsche Kanzler in seinem – fast nichts für eine Therapie getan. Sarkozy hat viel geredet und wenig gehandelt.

Zuerst haben die niedrigen Zinsen das anhaltende Schuldenmachen noch erleichtert. Und dann kam die Krise. In dieser hat sich das Defizit für die enormen Sozialausgaben automatisch rasch erhöht, während die Struktur- und Wachstumsreformen erst recht nicht angegangen wurden. Daher fehlt Sarkozy fast jede Glaubwürdigkeit, wenn er jetzt – in der Krise und im Wahlkampf – plötzlich wieder von energischen Reformen redet.

Allerdings: Keiner seiner Konkurrenten scheint auch nur in der Theorie die Reformnotwendigkeiten erkannt zu haben. Die meisten wollen sogar das Schulden-Füllhorn noch weiter über den Wählern öffnen, versprechen noch mehr Wohlfahrt, wollen marode Industrien durch neue Schulden retten. Und sie meinen weiterhin, dass sich schon alles irgendwie ausgehen wird. Oder sie glauben, dass die Deutschen (und einige andere) wie in den letzten Jahrzehnten dafür zahlen werden.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Die sechs beliebtesten Bildungs-Irrtümer

19. März 2012 02:32 | Autor: Andreas Unterberger

Gute Bildung, Schulen, Universitäten sind die wichtigsten Zukunftsinvestitionen. Über diesen Satz besteht heute weitgehender Konsens. Über sonst aber nichts. Denn im Schatten dieses Satzes werden zahllose Ideologie-Spiele betrieben. Diese reichen von ideologischer Gleichmacherei von Ungleichem bis zur kurzschlüssigen Argumentation, dass mehr Geld automatisch bessere Bildung bedeutet.

Viele oft aufgestellte Behauptungen sind schlicht ebenso falsch wie teuer:

  1. Verkleinert die Schulkassen!“ Eine Detailauswertung der Pisa-Studie zeigt, dass das keinen besseren Schulerfolg bringt.
  2. Wir brauchen mehr Akademiker und Maturanten.“ Spanien oder Italien haben von beidem einen viel höheren Prozentsatz als Österreich. Beide stehen aber nicht nur gesamtwirtschaftlich viel schlechter da, sondern haben auch eine viel höhere Jugendarbeitslosigkeit. Die lag etwa in Spanien schon vor der Krise bei 40 Prozent und erreicht nun 50 Prozent.
  3. Erhöhen wir die Akademikerquote!“ Das ist auch deshalb ein Irrweg, solange so viele Uni-Absolventen vom Markt überhaupt nicht nachgefragte Studien absolvieren, wie Publizistik, Politologie, Kunstgeschichte, Pädagogik, Psychologie, Geschichte. Der Wohlstand Österreichs braucht Techniker und Naturwissenschafter sowie einige andere als schwer verschriene Studien. Zugleich braucht er insbesondere mehr gut ausgebildete Facharbeiter. Deren Zahl wird aber zwingend durch eine (erstaunlicherweise auch von der Industriellenvereinigung geforderte) Erhöhung der Akademikerquote noch geringer.
  4. Unser Bildungssystem bevorzugt die Reichen.“ In einer leistungsorientierten Gesellschaft haben die leistungs- und bildungsorientierten Menschen ein höheres Einkommen. Diese Menschen haben aber auch schulisch erfolgreichere Kinder, da sie diesen in der Regel auch den Wert von Leistung und Bildung vermitteln.
  5. Es ist zu früh, wenn Bildungsentscheidungen schon mit zehn Jahren fallen.“ In Wahrheit sind die wichtigsten Bildungsentscheidungen schon beim vierten Geburtstag eines Kindes gefallen. Die liebevolle Zuwendung, die Menge der vorgelesenen Bücher, die Zahl der von Vater und Mutter zum Kind gesprochenen Worte sind zusammen mit dem genetischen Anteil der Intelligenz (der den Genetik-Wissenschaftlern zufolge sehr hoch ist) entscheidend für den ganzen weiteren Lebensweg. Wenn man ein Kind mit solchen idealen Voraussetzungen in den folgenden zehn Jahren nicht spezifisch fordert, unterfordert man es. Damit wäre aber die im Wettbewerb entscheidende Elite – Wissenschaftler, Manager, Richter, Lehrer, Ärzte usw. – qualitativ nicht mehr wettbewerbsfähig.
  6. Die Zentralmatura stellt sicher, dass jede Matura gleich viel wert ist.“ Auch das stimmt nur oberflächlich. Denn wenn etwa für die Matura einer naturwissenschaftlichen AHS die gleichen Aufgaben gestellt werden wie bei einem humanistischen Gymnasium mit viel weniger Mathematikstunden, wird die Vereinheitlichung absurd und kann nur eine Senkung des Niveaus auslösen.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

 

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Fußnote 273: Siehe da: ein Mensch!

19. März 2012 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Was ist der wirklich Interessante an der Wahl von Joachim Gauck?

Vieles hat es ja schon gegeben: dass Angela Merkel einen Rückzieher machen muss; dass ein deutscher Präsidentenkandidat eine so große Mehrheit bekommt; dass sich eine Regierungskoalition mit der Opposition auf etwas einigt; dass jemand erst im zweiten Anlauf Jahre nach dem ersten gewählt wird; dass evangelische Pastoren in Deutschland politische Karriere machen; dass im wiedervereinigten Nachbarland ein Ossi etwas wird; dass ein von den Kommunisten verfolgter Dissident etwas wird. Als wirklich neu empfindet man im Grund nur einen einzigen, kaum bewussten, dafür umso wichtigeren Faktor, nämlich dass man bei jedem Satz Gaucks die Gewissheit vermittelt bekommt: Hier spricht ein Mensch. Und kein Politiker, Funktionär oder Beamtentyp, der jeden Satz sorgfältig abwägt,der sich ständig  kontrolliert, ob er mit dieser Formulierung eh keinen Fehler begeht, ob er eh niemanden durch den Inhalt des Gesagten verärgert. An der Spitze Deutschlands steht jetzt einfach ein Mensch, und zwar einer mit unglaublich viel Charakter, Weisheit und Lebenserfahrung. Er wird daher gewiss Fehler begehen, man wird sich an ihm reiben können, die Political-Correctness-Bluthunde werden über ihn herfallen. Aber trotz allem und Gott sei Dank: endlich wieder einmal einfach ein Mensch aus Fleisch und Blut, nicht nur Papier.

 

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Die lustigen und listigen Spareunfrohs

18. März 2012 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Ganz Europa spart, spart, spart. Ganz Europa? Nein, ein kleines Land in seiner Mitte und ein großes Land in seinem Süden wollen das nicht so wirklich. Zwar wird auch dort in zahllosen Politikerreden und offiziellen Ankündigungen viel von einem Einbremsen des Schuldenwachstums geredet. Schaut man sich jedoch ihre Taten an, weiß man, dass das Gegenteil zutrifft.

Das eine Land heißt Spanien. Dieses hat gerade zugeben müssen, dass es weder im Vorjahr noch heuer die versprochenen und verpflichtenden Defizitreduktionen realisiert hat, beziehungsweise schaffen wird. Es geht halt nicht. Und die EU nimmt das sehr gleichmütig zur Kenntnis, sie denkt gar nicht daran, die Spanier (oder die ähnlich agierenden Griechen) ebenso zu bestrafen wie die Ungarn. Schließlich haben die Spanier ja nicht eine so komische Sprache wie die Ungarn und einen viel besseren Wein. Daher muss man schon nachsichtig sein.

Gleichzeitig verzichtet Spanien trotz aller Besserungsgelübde – „vorerst“ – nicht nur auf effizientes Sparen, sondern auch auf den Verkauf der beiden größten Flughäfen des Landes. Die Preise seien halt derzeit nicht gut. Interessant. Durch ganz Europa schwappen derzeit milliardenweise die vielen Euro und Dollar, mit denen die amerikanische und die europäische Zentralbank die Märkte überfluten. Aber dennoch will niemand einen spannenden Flughafen kaufen, obwohl Barcelona, Madrid oder Mallorca wirklich wichtige Drehkreuze sind, auch des Tourismus wegen.

Das bedeutet: Entweder ist die Aussage über das Desinteresse der Käufer gelogen. Oder die ganze künstliche Geldschöpfung der EZB fließt gleich wieder zurück in die diversen überschuldeten Staatskassen und in für zukunftssicher gehaltene Länder in Ostasien und Lateinamerika.

Genauso Seltsames erfährt man vom spanischen Fußball. Denn die iberischen Profi-Klubs schulden dem Finanzamt nicht weniger als 752 Millionen Euro. Zugleich wird das Gerücht immer lauter, dass den Klubs jetzt ein Teil davon nachgelassen werden wird. Was ziemlich frech wäre. Da kaufen die Klubs quer durch die Kontinente alles an Spielern ein, was gut und teuer ist; und viele Experten halten Barcelona als Folge dieser Einkäufe heute  für den besten Fußballverein der Welt überhaupt, dicht gefolgt von Real-Madrid. Aber die Klubs können ihre Steuern nicht zahlen. Oder wollen es nicht. Denn bevor sie den jubelnden, aber auch leicht in Zorn verfallenden Massen in den Stadien ihre Circenses entziehen, schnalzen die Klubs lieber den Staat. Und der lässt es sich gefallen. Der Grund ist klar: Mit Fußballfans und Sportjournalisten ist nämlich nicht gut über Sparsamkeit und Ehrlichkeit zu reden.

Wechseln wir nach Österreich. Dort ist ja auch gerade ein „Sparbudget“ mit großem Tamtam und viel Selbstbeweihräucherung beschlossen worden, obwohl es keineswegs die Sparvorgaben erreicht, geschweige denn ein Nulldefizit. Interessanterweise sind auch in Österreich die Sportsubventionen gleich von vornherein vom Sparen ausgenommen worden. Und keine einzige Partei hat etwas dagegen zu sagen gewagt. Man kennt ja die wahren Prioritäten: Panem et Circenses.

Ein bisschen jammern und schon gibt es Geld

Zugleich wird mit jedem Tag die Liste jener länger, die sich mit großem Erfolg aus den Einsparungen hinausreklamieren. So hat das etwa der SPÖ-nahe Verein Gedenkdienst umgehend geschafft. Er organisiert einen Zivil-Ersatzdienst in ausländischen Gedenkstätten, eine bei jungen Wehpflichtigen sehr beliebte Alternative zu Bundesheer oder Altersheim. Kaum haben die Gedenkdiener über bevorstehende Kürzungen geklagt, verkündet Bundesnichtsparkanzler Faymann auch schon, dass sie ihr bisheriges Geld weiter bekommen werden.

Die Folge dieses Erfolgs gegen eine knieweiche Regierung ist klar. Er reizt zur Nachahmung an. Da ist höchstens noch die Frage offen, ob es Hunderte oder gar Tausende anderer Subventionsbezieher sein werden, die in den nächsten Monaten unter Berufung auf dieses Einknicken ebenfalls Kürzungen abwenden werden. Sie alle haben ja in den letzten Tagen gelesen, dass man schon mit ein paar Protestaussendungen spielend leicht Erfolg hat. Und wer einmal einknickt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann von „Jetzt aber nicht mehr“ spricht.

Voll im Einknicken ist auch schon die Justizministerin beim Plan, die kleinen Bezirksgerichte zusammenzulegen, die ja oft nur mit einem oder zwei Richtern besetzt sind. Als erste haben – ausgerechnet – Vorarlberg und das Burgenland ein kategorisches Nein deponiert. Damit ist die Frau Karl sogar schon bei den Zwerg-Bundesländern gescheitert. Jedes Bundesland hat ja nach unserer bisweilen sehr seltsamen Verfassung ein Vetorecht gegen solche Einsparungen des Bundes.

Solche Universalrichter in der Einschicht müssten sich – theoretisch – in jedem Rechtsgebiet perfekt auskennen.  Was natürlich undenkbar ist, schaffen das doch so manche Spezialrichter nicht einmal im eigenen Gebiet. Aber die Qualität der Justiz ist hierzulande ohnedies schon egal. Nicht nur den Landeshauptleuten ist anderes, wie etwa das Wohlwollen einiger Bürgermeister viel wichtiger.

Das Image der Justiz ist jedenfalls total im Keller gelandet: Bei einer neuen OGM-Umfrage hat ihr eine überwältigende Mehrheit der Österreicher das Vertrauen entzogen. Im Vertrauensbarometer landet sie weit hinten. Und sie liegt sogar hinter selbst so umstrittenen Institutionen wie Schule, Krankenkassen, Bundesheer, ÖGB, Kirche, Parlament. Auch wenn an diesem Imageverlust primär die Staatsanwälte die Schuld tragen, so macht das doch auch jeden Justizminister zu einer lahmen Ente. Das gälte auch dann, wenn wir wieder bessere Minister hätten als die derzeitige Ressortchefin, deren einzige Qualifikation die Protektion durch den Herrn Schützenhöfer ist. Dass EU und Bundesregierung noch schlechtere Werte haben, sollte für die einst sehr angesehene Justiz keine Sekunde lang ein Trost sein. Die Justiz wäre auf Grund ihrer Wichtigkeit nur dann in Ordnung, wenn ihr Ansehen das beste unter allen getesteten Institutionen ist.

Sie bereiten schon wieder neue Ausgaben vor

Aber die Glaubwürdigkeit des Landes wird nicht nur durch den Unwillen der diversen Profiteure zertrümmert, auf den langgewohnten Zaster (Copyright: Johanna Mikl-Leitner) zu verzichten. Denn einige Politiker sind sogar schon darüber hinaus wieder unterwegs, um sich neue Ausgaben und damit Schulden auszudenken.

Da fordert etwa Sozialminister Rudolf Hundstorfer öffentlich: Der „Weiterbau“ des Sozialstaats sei das Gebot der Stunde. Selbst wenn solche Sprüche schon primär Teil eines inoffiziellen Wahlkampfs um das Erbe des Michael Häupl sein sollten, zeigen sie doch, wie wenig die Lage der Republik in den Köpfen der Sozialdemokraten angekommen ist. Wäre es anders, könnte Hundstorfer mit solchen Aussagen ja gar nicht Stimmung unter den Genossen für sich machen. Aber es ist zu befürchten, dass er seine Worte auch blutig ernst meint. So bezeichnete er die Notwendigkeit, angesichts einer ständig steigenden Lebenserwartung länger zu arbeiten, schlichtweg als „Mär“. Dieser Mann will offenbar wirklich jede notwendige Reform verhindern.

Zusätzlich das Budget belasten wollen aber auch andere Ministerien. Sowohl die Infrastrukturministerin Bures wie auch die Frauenministerin Heinisch-Hosek haben jetzt angeordnet, dass Aufträge nur noch an Firmen vergeben werden, die Frauen fördern. Die Heinisch-Hosek-Anordnung gilt auch gleich fürs ganze Bundeskanzleramt, obwohl dort theoretisch ein anderer zuständig wäre. Aber der . . .

Die Weisungen der Ministerinnen werden eine ganz eindeutige Konsequenz haben: Die Aufträge werden im Schnitt für den Steuerzahler deutlich teurer werden. Denn je weniger Konkurrenten um einen Auftrag rittern, umso teurer wird er, umso eher können die Firmen hohe Preise durchsetzen. Außerdem kann jede Firma natürlich zu Recht argumentieren, dass die verlangten Förderprogramme Kosten verursachen.

Diese Verteuerung betrifft alle Ausschreibungen bis 100.000 Euro. Erst bei höheren Beträgen gilt das strenge und objektive Vergabegesetz. Die Schwelle, wo dieses wirksam wird, hat die Regierung Faymann im Handstreich von 40.000 auf 100.000 Euro erhöht. Was natürlich derlei Schiebungen wieder einen weit größeren Spielraum verschafft als vor der schwarz-blauen Vergabereform.

Man darf nun freilich gespannt sein, wie die Zeitungsverleger Fellner und Dichand künftig die „Frauenförderung“ beweisen werden, um weiterhin an die fetten Faymann-Inserate heranzukommen. Vielleicht durch die nachweislich exzellenten Abdruckchancen für leicht- bis gar nicht bekleidete Mädchen? Schöner kann man ja Frauen gar nicht fördern . . .

Die Banken zittern vor Greenpeace

Aus vordergründiger Ideologie gegen die eigene Tasche (beziehungsweise die der Steuerzahler) arbeiten aber neuerdings nicht nur Ministerien, sondern dies tut auch die Bank Austria. Obwohl es ihr ja auch nicht so sensationell gut gehen soll. Die Bank hat jetzt als Folge einer politischen Erpressung durch grüne NGOs den Betriebsmittelkreditvertrag mit der slowakischen Kernkraftwerksgesellschaft gekündigt. Wenn Greenpeace und Global 2000 trommeln, dann verzichtet man eben lieber auf ein gutes Geschäft. Als ob man so viele andere machen würde.

Bleibt noch die Frage offen: Werden künftig in der Bank Austria im Herbst und Winter auch die Lichter und Computer ausgeschaltet? Denn in dieser wasser-, sonnen- und windarmen Periode muss Österreich ja regelmäßig den bösen tschechischen Atomstrom importieren. (Oder weiß das Greenpeace nicht? Dann bitte geheimhalten.)

 

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Statt der Frauen- die Genossenquote

17. März 2012 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Während linke (und einige andere) Frauen lauthals nach einer Quote für weibliche Aufsichtsräte rufen, handeln die linken Männer schon. Sie holten sich eine ganz eigene und besonders seltsame 40-Prozent-Quote.

Die Firma ATB Austria Antriebstechnik AG war Teil der in den vergangenen Monaten unter lautem Getöse eingegangen A-Tec-Gruppe des Investors Mirko Kovats. Sie ist in den letzten Wochen fast zur Gänze ins Eigentum der chinesischen Woloong-Gruppe übergegangen.

Das ist an sich noch nicht so sensationell. Kaufen doch die Chinesen reihum europäische Firmen (und afrikanische Ländereien samt Bodenschätzen) auf, weil sie spüren, dass die Euro- und Dollar-Noten in ihren Tresoren während der nächsten Jahre rasch an Wert verlieren werden. Und da sind europäische Hochtechnik-Betriebe allemal eine bessere Geldanlage als bunt bedruckte Papierscheine oder gar Staatsanleihen des alten Kontinents – obwohl ihnen diese in den letzten Monaten von zahllosen europäischen Politikern heftigst angedienert worden sind. Das hat die Chinesen hinter der Fassade ihrer Höflichkeit aber eigentlich nur noch amüsiert. Das Amüsement vermehrt sich insbesondere ab dem Zeitpunkt, als die Europäer mit so viel EU-Präsidenten anreisten, dass sich die Ostasiaten schon gar nicht mehr auskennen konnten, wer dann da überhaupt noch wichtig war (richtige Antwort: keiner).

Zurück zur ATB. Diese hat soeben ihren Aufsichtsrat von drei auf fünf Sitze erweitert. Wirklich erstaunlich sind die Namen der beiden Neo-Aufsichtsräte: Sie heißen nämlich Peter Wittmann und Christoph Matznetter. Denn beide sind im Haupt- (Neben-?)Beruf Abgeordnete der SPÖ im österreichischen Nationalrat. Daher fällt jedenfalls einmal das Geschlecht der beiden auf. Denn dieses wird sie mit Sicherheit nicht hindern, brav mitzustimmen, wenn ihre Fraktion wieder einmal nach verpflichtenden Frauenquoten „Mindestens 40 Prozent!“ rufen wird.

Viel weniger Gewissheit gibt es über die Motive der Chinesen, sich aus dem Stand gleich eine 40-prozentige SPÖ-Quote zuzulegen. Kommt da hinter dem chinesischen Kapitalismus die altkommunistische Verwandtschaft mit der Sozialdemokratie zum Vorschein? Rechnen die Chinesen damit, dass ihnen zwei SPÖ-Aufsichtsräte alle kritischen Recherchen der meisten österreichischen Wochen- und Tageszeitungen ersparen werden, weil diese wegen der vielen Inseratenseiten aus Steuergeldern keinen Platz mehr für unangenehme Stories über die SPÖ haben werden? Glauben sie, dass ihnen die SPÖ im Aufsichtsrat die Gewerkschaft fern halten wird? Wird da die Partei schon vorsorglich angefüttert? Oder muss da vielleicht gar irgendwer eine Dankesschuld abtragen?

Ich fürchte, wir werden die Wahrheit erst viel später, jedoch sicher nicht so bald erfahren. Und natürlich sei ausdrücklich festgehalten, dass die beiden Herren natürlich die weitaus besten hierzulande auftreibbaren Aufsichtsratskandidaten gewesen sind.

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SN-Kontroverse: Zentralmatura

16. März 2012 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Zentralmatura überhaupt sinnvoll?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Solidarische Leistungsgesellschaft

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ab 2013/14 sollen die ersten Maturanten an den allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) eine standardisierte, kompetenzorientierte Reifeprüfung absolvieren; ein Jahr später folgen berufsbildende höhere Schulen und Bildungsanstalten der Kindergartenpädagogik. Künftig werden Kompetenzen und nicht kurzfristiges Detailwissen geprüft. Die Zentralmatura ist alles andere als "leicht" und keinesfalls "gleichmacherisch". Sie findet am selben Tag in ganz Österreich statt. Und sie ist gerechter, denn die Beurteilung erfolgt mithilfe eines standardisierten Beurteilungsrasters. Die Prüfung besteht aus immerhin sieben (!) Teilen. Die Schüler müssen eine "vorwissenschaftliche Arbeit" (AHS) bzw. eine "Diplomarbeit" (BHS) schreiben. Zusätzlich sind drei oder vier schriftliche Klausurarbeiten und drei oder zwei mündliche Prüfungen zu bestehen. Mit der vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) wird die Klage der Universitäten berücksichtigt, wonach Maturanten oft "keine Ahnung" davon hätten, was es bedeute, zu studieren. Anspruchsvoll ist die schriftliche Prüfung: Die Schüler können zwischen drei oder vier Klausuren wählen. Verpflichtend sind an den AHS Deutsch (bzw. die Minderheitensprachen Slowenisch, Ungarisch oder Kroatisch), Mathematik und eine lebende Fremdsprache (Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch). Als vierte schriftliche Prüfung sind, je nach Schultyp, möglich: eine weitere Fremdsprache, darstellende Geometrie, Physik oder Biologie. An den BHS müssen alle Schüler drei Klausuren aus den Gegenständen Deutsch, Englisch, angewandte Mathematik, lebende Fremdsprache oder Fachtheorie schreiben. Die neue Matura bereitet die jungen Leute genau auf das vor, was sie brauchen: Reif sein für die solidarische Hochleistungsgesellschaft.


Am Egotrip zum Megaflop

Andreas Unterberger

Die Idee einer Zentralmatura war richtig. Objektive und hohe Anforderungen würden den Reifezeugnissen wieder einen Wert geben. Kuschelschulen und naive Gutlehrer wären out. Schulen, die gut auf die Matura vorbereiten, bekämen massiven Zulauf. Aber: So, wie die Unterrichtsministerin das Projekt durchpeitscht, geht es daneben. Damit ist gar nicht die bei jeder Änderung übliche Nervosität gemeint. Aber für ein seriöses Vorhaben, das unsere Kinder nicht als Versuchskaninchen missbraucht, wäre eines absolut notwendig: Schon am Beginn der Oberstufe müssten alle Regeln der neuen Matura ausgetestet, fixiert und kommuniziert sein, einschließlich aller Lehrbücher und einer umfassenden Liste der Aufgaben. Das hat Claudia Schmieds Chaostruppe nur in Teilbereichen geschafft.

Die Gleichmacherei-Fanatikerin hinterlässt noch aus einem weiteren Grund ein Fiasko: Sie hat eine Differenzierung der Zentralmatura nach Schultyp verhindert. Daher bekommen die Schüler einer naturwissenschaftlichen Schule die gleichen Mathematikaufgaben wie die einer humanistischen. Auch bei Sprachen wird nicht differenziert, ob diese vier, sechs oder acht Jahre gelehrt worden sind. Noch skandalöser ist, dass bei der Deutschmatura auf Migranten Rücksicht genommen wird. Im Klartext: Perfektes Deutsch ist nicht mehr Voraussetzung für eine österreichische Reifeprüfung! All das führt zu einer weiteren Senkung des Maturaniveaus - obwohl das Gegenteil notwendig wäre. Dazu kommen modische Lächerlichkeiten wie der undefinierbare Begriff "Kompetenzen", der das offenbar altmodische Wissen ersetzen soll. Er wird Schülern so vermittelt: "Man muss nur noch wissen, wo man nachschaut." Um GOOGLE buchstabieren zu können, bräuchte man eigentlich nicht mehr zwölf Jahre in die Schule zu gehen.

 

 

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Zwischen Gender und Altkommunisten: Die Unis auf Talfahrt

15. März 2012 02:57 | Autor: Andreas Unterberger

Wen wundert’s? Keine einzige österreichische Uni ist mehr unter den Hundert besten der Welt. Dabei schwadronieren Politik und Rektoren doch davon, dass wir so gern Weltspitze wären. Was ist schuld an der Talfahrt? Am allerwenigsten der Mangel an Geld, aber katastrophale Fehler der Politik – aber auch der Universitäten selber, wenngleich diese ungern davon reden.

Die Fehler der Politik sind zum Teil allgemein bekannt:

  1. Sie erlaubt erstens den Universitäten keine Aufnahmsprüfungen (oder einen Numerus clausus, falls die Maturazeugnisse eines Tages wieder einen Aussagewert bekommen sollten). Dabei wäre es logisch und sinnvoll, wenn nur so viele Studenten aufgenommen würden, wie gut zu betreuen sind. Und wie sie dann auf dem Arbeitsmarkt wenigstens minimale Berufschancen haben. Alles andere bedeutet Diebstahl an Lebenszeit.
  2. Sie gibt den Universitäten zweitens keine klare Rechtsgrundlage für die Einhebung von Gebühren bei allen Studenten (mit Ausnahme echter Sozialfälle), obwohl die Lenkungswirkung von Gebühren längst bekannt ist. Dabei sollten klarerweise Hobby- und Seniorenstudenten die vollen Kosten tragen, aber auch alle Ausländer, die bei uns etwa ein teures Musikstudium absolvieren. Ausdrücklich vom Gesetzgeber erlaubt, nein: sogar vorgeschrieben sind derzeit köstlicherweise nur die Kosten der Hochschülerschaft, eines Pflichtvereins zur Förderung von konkursreifen Lesben-Lokalen.
  3. Die Politik hat es drittens bis heute nicht geschafft, klare qualitative und quantitative Regeln für die Finanzierung der Unis zu schaffen. Es gilt im wesentlichen bei den an die Uni fließenden Geldmitteln immer noch haargenau der gleiche Aufteilungsschlüssel wie im vorigen Jahrtausend. Dieser Schlüssel nimmt keinerlei Rücksicht darauf, ob eine Uni gute oder schlechte Absolventen ausbildet, ob sie gute oder schlechte Professoren engagiert, ob beispielsweise gleich drei Unis allein in Wien sinnloserweise eine Übermenge an Architekten produzieren oder nicht.
    Keine Sorge: Qualität von Absolventen und Professoren ließen sich mit objektiven Maßstäben bewerten, ohne dass die Politik dabei die Autonomie gleichzeitig wieder zunichte machen könnte. Es gibt längst internationale Kriterien für die Bewertung der Forschungsleistung jedes Wissenschaftlers, aber auch für den Wert einer Ausbildung: Für letzteres ist etwa der Arbeitsmarkt der entscheidende Maßstab.

Für die ersten beiden Versäumnisse trägt die SPÖ die Schuld. Sie will lieber die Universitäten als teure Wärmestuben missbrauchen, als auch nur einen einzigen zusätzlich arbeitslosen Maturanten zu riskieren. Sie tut das auch um den Preis einer Minderwertigkeit der Unis. An den nicht vorhandenen Leistungsbewertungen sind primär die ÖVP-Minister schuld, die sich knieweich vor den öffentlichen Protesten jener Unis fürchten, die dabei schlecht abschneiden. Und dementsprechend weniger Geld bekommen würden. Zumindest im Jammern sind unsere Professoren ja durchaus Weltklasse.

Woran die Unis selber schuld sind

An vielen Unzukömmlichkeiten sind die Universitäten durchaus selbst schuld. Da sind etwa an der Politikwissenschaft der Wiener Uni vor kurzem zwei neue Professoren bestellt worden. Der eine ist ein ehemaliges Mitglied der ostdeutschen Staatsterrorpartei SED, der andere ein Apologet des einstigen Italokommunisten Gramsci. Eine wirklich tolle Ergänzung zur linken Kampffeministin Kreisky. Die Wiener Uni als letzter Erbe der Volksstimme. Man wird doch nicht Pluralismus praktizieren, wo man jetzt schon die ganze Macht hat.

Genauso peinlich ist das, was sich die Wiener Medizin-Universität MUW jetzt leistet. Sie hat zwar als eine der wenigen Ausbildungsstätten das Privileg, nur eine limitierte und durch einen Aufnahmetest gesiebte Zahl von Studenten aufnehmen zu müssen. Jetzt führt diese MUW aber die mühsam erkämpfte Zugangsregelung selbst ad absurdum, indem sie die Latte für weibliche Kandidaten niedriger legt als für männliche. Mädchen haben nämlich bei den Aufnahmetests der letzten Jahre erstaunlich mager abgeschnitten.

Diese Manipulation des Aufnahmeverfahrens auf Verlangen einiger weniger offenbar völlig durchdrehender Feministinnen ist möglicherweise ein Wendepunkt, an dem eine Debatte über die Sinnhaftigkeit der eigentlich bisher als Erfolg gelobten Autonomie einsetzen muss.

Gewiss: Die MUW ist durch die Ausgliederung und unter einer extrem schwachen Führung zu einem bloßen Wurmfortsatz einer feministisch beseelten Gesundheitsstadträtin aus dem Rathaus geworden. Die MUW-Führung hat sich ja auch nicht einmal irgendwie vom jüngsten Korruptionsskandal des AKH distanzieren können. Aber die Frauenbevorzugungsquote ist dennoch eine so unglaubliche Verhöhnung jedes wissenschaftlichen Leistungsprinzips, dass da eigentlich auch alle anderen Rektoren den Mund aufmachen müssten, wenn ihnen an der heimischen Uni-Landschaft noch irgendetwas liegt.

Freilich wird der Schaden den anderen Universitäten gar nicht weiter auffallen: Wird doch auch dort viel Geld, das man bei Lehre und Forschung so schmerzlich vermisst, für Frauenbeauftragte und Gendervorlesungen hinausgeworfen. Diese Beauftragten sehen ihre Rolle primär darin, die Berufung männlicher Professoren zu bekämpfen. Und fast in jedem Institut wird hinter vorgehaltener Hand schon auf weibliche Professoren verwiesen, die weniger wegen ihrer wissenschaftlichen oder didaktischen Qualitäten als wegen ihres Geschlechts aufgenommen worden seien.  

Ein besonders problematisches Kapitel sind die Lehramts-Studien. Der langjährige Rektor der Technischen Universität, Skalicky, bezeichnet sie öffentlich als B-Zug, der umgehend abgeschafft und durch das ganz normale Studium – ergänzt durch pädagogische Spezialkurse – ersetzt werden sollte. Seine Forderung wird unterstrichen durch den Bericht einer AHS-Direktorin, die entdeckt hat, dass eine junge Absolventin des Französisch-Lehramtsstudiums (natürlich wieder: Uni-Wien) leider so gut wie kein Französisch beherrscht. Was an der Uni aber offensichtlich niemanden gestört hat.

Die Peinlichkeiten der Universitäten, deretwegen schon das jetzige Budget fast als Verschwendung angesehen werden müsste, lassen sich fast unendlich fortsetzen.

Da gibt es etwa in Wien einen Publizistikprofessor, der ständig und offen als PR-Agent des ORF auftritt. Was auch immer der Herr unter wissenschaftlicher Unabhängigkeit verstehen mag.

Da gibt es mengenweise Absolventen der Geschichtswissenschaft ohne jedes historische Überblickswissen.

Da darf an der Wirtschafts(!)-Universität ein Christian Felber zu ökonomischen Themen vortragen, der als Philologe und Tänzer ausgebildet worden ist, aber nicht als Ökonom. Was sich naturgemäß an der völligen Ahnungslosigkeit seiner Ausführungen zeigt.

Da schreibt der Historiker und SPÖ-Propagandist Oliver Rathkolb ein (immerhin) englisches Buch, in dem Maria Schaumayer als SPÖ(!)-Exponentin vorgestellt wird.

Da gibt es an keiner Wiener Uni einen einzigen Wirtschaftsexperten, der etwa in den Jahren der Krise öffentlich Sachdienliches von sich gegeben hätte (sämtliche Äußerungen hat man trotz der universitären Unabhängigkeit den diversen, von politischem Geld abhängigen Wirtschaftsforschungsinstituten überlassen).

All diese – und hundert andere Schwachsinnigkeiten – werden aber nur dann aufhören, wenn wir auch in der gesellschaftlichen Debatte wieder Mut zur Wahrheit haben. Und begreifen:

 

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Acht Merkwürdigkeiten im Krieg der Staatsgewalten

14. März 2012 02:10 | Autor: Andreas Unterberger

Die neueste Wendungen in der unendlichen Korruptionsgeschichte sind in mehrfacher Hinsicht so merkwürdig, dass einem der Mund offen bleibt. Und dass man nicht mehr an Zufälle glauben kann. (Mit einer nachträglichen Ergänzung)

Da will sich die Staatsanwaltschaft einen schwarzen Abgeordneten zur Strafverfolgung ausliefern lassen. Vorwurf ist die Annahme eines Druckkostenbeitrags von 10.000 Euro für eine von ihm geleitete Parteizeitung. Werner Amon soll dazu „befragt“ werden, obwohl ja die Annahme von Parteispenden zwar anrüchig sein mag, aber nicht strafbar ist. Eine solche „Befragung“ könnte man aber trotzdem als in Ordnung ansehen – wenn nicht eine ganze Reihe unglaublicher Nebenerscheinungen zu konstatieren wäre, die klarmachen, dass da gar nichts in Ordnung ist.

Denn die gleiche Staatsanwaltschaft hat seit vielen Monaten Null Interesse daran gezeigt, den roten Werner Faymann zu ganz ähnlichen Vorwürfen wie gegen den schwarzen Werner Amon zu fragen. Nämlich zu den Bestechungsgeldern, die Faymann – unter anderem – von der ÖBB zu Boulevardzeitungen fließen hat lassen.

Es gibt in Wahrheit nur zwei Unterschiede zwischen Faymann und Amon: Bei der Bestechung aus Mitteln von ÖBB und Asfinag ist es um Hunderte Male größere Beträge gegangen als bei dem Verdacht gegen Amon. Und: Faymann hat mit der Vergabe von Anzeigen an die Kronenzeitung & Co auch gleich das Aktiengesetz verletzt sowie Amtsmissbrauch begangen, indem er öffentliche Mittel zu seiner persönlichen Bewerbung eingesetzt hat. Aber Faymann ist für die Staatsanwälte offenbar tabu. Das ist nicht mehr bloß merkwürdig, sondern stinkt zum Himmel.

Zweite Merkwürdigkeit ist der Zeitpunkt: Dieser Auslieferungsantrag gegen Werner Amon kommt nur wenige Tage, nachdem derselbe Amon die Absicht eines von ihm geleiteten Parlamentsausschusses angekündigt hat, das unglaubliche Desinteresse der Staatsanwaltschaft an weiteren Tätern im Falle Kampusch nun durch ein FBI-Team untersuchen zu lassen (so haben es die Strafverfolger etwa Kampusch erspart, jemals unter Wahrheitspflicht zu ihren diesbezüglichen Beobachtungen, ihren vielen Widersprüchen sowie ihren vielen Skiausflügen und Geburtstagsfeiern in der Gefangenschaft befragt zu werden). Das Zustandekommen dieser FBI-Untersuchung ist eine Mega-Blamage für die Staatsanwälte, die sich in den letzten Jahren immer gegenseitig Persilscheine ausgestellt hatten. Und die zufällig alle einer Partei nahestehen, die Amon trotz eines Koalitionsbündnisses gar nicht nahesteht.

Dritte Merkwürdigkeit: Der Auslieferungsantrag wird nur wenige Stunden nach einer weiteren Blamage der Staatsanwaltschaft bekannt: Sie hatte über zwei Instanzen Anklage gegen einen FPÖ-Politiker wegen eines islamfeindlichen Computerspiels erhoben und ist nun mit Bomben und Granaten gescheitert. Womit sich die Staatsanwaltschaft neuerlich ganz eindeutig als schwer linkslastiges Instrument positioniert hat.

Vierte Merkwürdigkeit: Der Auslieferungsantrag der Staatsanwaltschaft liegt auch in auffallender zeitlicher Nähe zum krachenden Scheitern zweier Gesetzesvorstöße aus dem Dunstkreis der Strafverfolger. Einmal wollten sie ohne Vorausgenehmigung durch einen Richter und ohne Rücksicht auf irgendeinen verfassungsrechtlichen Geheimnisschutz Zugriff auf beschlagnahmte Unterlagen; und ein andermal wollten sie sich die Kompetenz zur prozesslosen „Diversion“ (also zu staatsanwaltlicher Privatjustiz ohne Richter) in erweitertem Umfang auch in Korruptionsangelegenheiten aneignen. Es wäre nun allzu menschlich, wenn sich da jemand gedacht hat: Wenn uns schon das Parlament die erweiterte Diversion verwehrt, dann schnappen wir uns halt den nächstbesten Abgeordneten, um zu zeigen, was die logische Konsequenz dessen ist, dass wir Bagatelldelikte nicht mit Hinterzimmer-Deals einstellen dürfen. Und außerdem lenkt das perfekt von der Pannenserie ab.

Fünfte Merkwürdigkeit: In den Stunden vor dem Auslieferungsantrag ist die Staatsanwaltschaft gleich noch einmal total blamiert worden, als ein bekannter Gutachter einem Staatsanwalt massive Beeinflussungsversuche vorgeworfen hat. Noch blamabler war die nur noch aus rotzig zu bezeichnende Stellungnahme einer Sprecherin der Strafverfolger, der Gutachter solle halt Anzeige erstatten, wenn ihm was nicht passt.

Sechstens: Die meisten Zeitungen nehmen nun massiv gegen Amon Stellung. Sie begreifen aber allesamt nicht, dass die mit dem Auslieferungsantrag sichtbar gewordene Rechtsauffassung der Staatsanwaltschaft auch sie alle auf die Anklagebank bringen muss. Denn es gibt keine Zeitung, die nicht im Laufe der Jahre die diversesten „Druckkostenbeiträge“ (beziehungsweise beim ORF: „Produktionskostenzuschüsse“) kassiert hätte. Die Medien hatten dabei aber ganz sicher genausowenig wie Amon das Gefühl, etwas Unrechtes zu tun. Die Staatsanwaltschaft ist jedoch der interessanten Meinung, ein Firmenvorstand, der einen Druckkostenbeitrag an eine Zeitung zahlt, begehe Untreue, weil ja keine Gegenleistung in Form eines Inserats zu sehen ist (die Argumentationslinie Amons, dass es eine Beilage der Telekom gegeben habe, die nun leider nicht mehr auffindbar ist, ist ja wenig glaubwürdig). Und noch interessanter ist die zweite Meinung der Staatsanwaltschaft, die Zeitung begehe durch Annahme des Druckkostenbeitrags strafbare Beihilfe zur Untreue. Die Wahrheit ist eine ganz andere – wenngleich ebenfalls für die Medien nicht sehr schmeichelhafte: Natürlich gibt es auch bei „Druckkostenbeiträgen“ genauso eine Gegenleistung wie bei Anzeigen – die besteht halt nur nicht in Form eines Inserats, sondern in der inhaltlichen Berichterstattung der Zeitung. Korrupt verhalten sich dabei vor allem die Medien. Und zwar nicht als bloße Beiträger. Sondern durch Betrug am Leser.

Siebente Merkwürdigkeit ist der wirklich schon beängstigend abstruse Alternativvorwurf der Staatsanwälte: Wenn es schon keine Untreue war, dann war‘s halt Geldwäsche. Ich habe darüber seither mit etlichen Juristen gesprochen, alle haben nur noch verächtlich den Kopf geschüttelt. Angesichts solcher juristischer Purzelbäume wundert es fast schon, dass nicht als weitere Alternativdelikte Amons auch noch Kindesmissbrauch und Neutralitätsverletzung ins Spiel gebracht werden.

Achte Merkwürdigkeit ist der Atomkrieg unter schwarzen Politikern. Wenn die ÖVP-Justizministerin öffentlich dem ÖVP-Klubobmann „Verschwörungstheorien“ vorwirft, dann ist das ein seit vielen Jahren nicht mehr öffentlich hörbar gewesener Ton zwischen Spitzenexponenten gewesen. Danach kann ihr eine ordentliche Parteiführung nur noch die Heimkehr als Assistenzprofessorin für Arbeitsrecht nach Graz empfehlen. Diese Ministerin kann ja nicht ernsthaft erwarten, dass ihr bei weiteren Misstrauensvoten ein Verschwörungstheoretiker noch einmal die Mauer macht. Es wäre zwar noch irgendwie – wenn auch schwer – nachvollziehbar, wenn sich die Frau Karl vor die Staatsanwälte stellt. Trotz all der Peinlichkeiten, in die sie von diesen hineingezogen worden ist. Es ist aber nur noch als offene Provokation oder grenzenlose politische Dummheit zu werten, wenn Karl das gleich mit einem Frontalangriff auf den eigenen Fraktionsobmann verbindet. Intelligent wäre dieses Verhalten nur dann, wenn ihr Abgang ohnedies schon fix ist und sie jetzt halt die Gelegenheit ergreift, um sich noch schnell die Märtyrerkrone der linken Medien zu holen. Sie begreift nur nicht, dass eine solche Krone nach wenigen Tagen verwelkt sein wird.

PS.: In der ÖVP gilt ja der steirische Parteiobmann Schützenhöfer als der Schuldige an Karl, die sich auch mit einem Kabinettsjob für Schützenhöfer junior bedankt hat. Jedoch: Auch Werner Amon kommt aus dem steirischen ÖAAB und ist dessen Wiener Aushängeschild. Das macht die Sache noch an einer weiteren Front pikant.

Nachträgliche Ergänzung: Offenbar wurde Werner Faymann doch von der Staatsanwaltschaft befragt. Es soll im Februar in aller Vertraulichkeit passiert sein. Diese war möglich, weil Faymann nicht Abgeordneter ist und daher nicht eigens ausgeliefert werden musste. In diesem einen Punkt haben sich die Merkwürdigkeiten jedenfalls reduziert.

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Die Krise ist vorbei – es lebe die Krise

13. März 2012 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Europas und Österreichs Politiker versuchen den Eindruck zu erwecken, dass die große Krise überwunden wäre. Da die Menschen der schlechten Nachrichten längst überdrüssig sind, sind sie nur allzu gern geneigt, die Botschaft auch zu glauben. Alleine: Die wirtschaftlichen Fakten sprechen eine ganz andere Sprache. Sie bleiben in der Welt, auch wenn man sie verdrängt.

Die Gefahr ist sogar groß, dass gerade die Rettungsmaßnahmen einen Startschuss für die nächste Krise bedeuten, die daher eine direkte Fortsetzungskrise zu werden droht. Vor allem die Politik des billigen Geldes und die ständige Steigerung der Staatsausgaben bergen großes Gefahrenpotential.

Damit wiederholen sich die Hauptursachen des letzten Krisenausbruchs: Nach der Dot.com-Krise 2001/02 haben die westlichen Notenbanken – auf Druck der Politik – eine viel zu expansive Geldpolitik betrieben. Und zugleich war auch die Fiskalpolitik viel zu expansiv. „Die Wirtschaft wurde damals von beiden Seiten befeuert“, formuliert der Makroökonom Peter Brezinschek. Das musste zur Entstehung von Blasen führen, die irgendwann einmal platzen, was dann 2008 mit katastrophalen globalen Folgen passiert ist.

Am Beginn einer österreichischen Immobilienblase

Auch wenn Wissenschaftler in Hinblick auf die Zukunft immer viel vorsichtiger formulieren als bei der Vergangenheit, müsste ein Satz von Christian Helmenstein, einem weiteren prominenten Ökonomen, in ganz Österreich die Alarmglocken schrillen lassen. „Österreich befindet sich möglicherweise an der Schwelle zu einer Immobilienblase. Es gibt aber keinen Politiker, der bereit wäre, eine sich aufbauende Blase zu stoppen.“

Genau solche Immobilienblasen – also steil ansteigende Preise für Häuser und Wohnungen – sind ja am Beginn der jüngsten Krise von Amerika bis Spanien geplatzt. Das hat die bekannten explosiven Kettenreaktionen ausgelöst. Denn ein tiefes Absinken der zuvor in die Höhe gejagten Werte von Immobilien (in Spanien etwa auf ein Fünftel der Spitzenwerte) bringt natürlich nicht nur die Hausbesitzer, sondern auch die kreditgebenden Banken ins Schleudern. Es setzt sie existenzbedrohend „unter Wasser“, wie es die Amerikaner formulieren.

Das, was vor zehn Jahren zu der verheerenden Blasenbildung geführt hat, ist im Grund genau das, was auch jetzt wieder passiert. Die EZB hat mehr als eine Billion Euro an Billigstgeld gegen zum Teil sehr dubiose Sicherheiten unter die Europäer gebracht; ähnliches tun die Amerikaner; zugleich sind die Sparanstrengungen vieler Länder unzureichend. Wir haben also wieder eine leichtfertig expansive Politik, in Sachen Budgets wie auch in Sachen Notenbanken. Die aber keineswegs für nachhaltiges Wachstum und Wohlstand sorgt.

Die Schweiz gibt weniger aus – und baut Vorsprung aus

Österreichische Spitzenökonomen, die in der Gruppe „proMarktwirtschaft“ zusammengefasst sind, haben nachgewiesen, dass die Schweiz in den fünf Jahren 2006-2010 ihren Vorsprung auf die Euro-Länder drastisch ausbauen hat können: War das (entsprechend der Kaufkraft berechnete) Pro-Kopf-Einkommen der Schweizer anfangs „nur“ um 34  Prozent höher als im Euro-Raum, so stieg der eidgenössische Vorsprung am Ende der Periode auf 47 Prozent.

Damit ist der gesamte Wachstumsvorteil, den die Euro-Einführung ursprünglich im Vergleich zur Schweiz ausgelöst hat, wieder verloren gegangen. Ursprünglich war ja der Euro für viele Länder vorteilhaft, weil er niedrige Zinsen gebracht hat. Jedoch wurden diese in vielen Ländern nicht für Investitionen genutzt (mit denen man die Rückzahlung finanzieren hätte können), sondern für Konsumausgaben.

Die Schweiz hat ihren Wachstums- und Wohlstandsgewinn während der letzten Jahre nicht durch höhere Staatsausgaben oder Verschuldung oder billiges Geld erzielt. Was ja nach der Ansicht von gewerkschaftsnahen Ökonomen die einzigen Wege zu Wachstum wären. Sie hat vielmehr in diesem Zeitraum Staatsausgabenquote wie auch Schulden deutlich zurückschrauben können. Letztere sank (im Zeitraum 2002 bis 2010) etwa von 68 auf 54 Prozent.

Die Ökonomen sehen auch über die Schweiz hinaus eine enge Korrelation zwischen dem Abbau von Schulden und einem steigenden Wachstum. Diese Erkenntnis stellt die einstige Keynesianische Theorie weitgehend auf den Kopf, die zu immer mehr Schulden geführt hatte.

Sparpaket ist völlig unzureichend

In Österreich hingegen steigt trotz dieser Erkenntnisse die Ausgabenquote weiter an. Das Land hat in den guten Konjunkturjahren 2009/10 fast als einziges Euro-Land die Ausgabenquote sogar gesteigert. Auch für die Zukunft schaut es trotz eines angeblichen Sparpakets nicht gut aus. Während die EU eine alljährliche Reduktion des strukturellen Budgetdefizits um 0,75 Prozent verlangt, reduziert Österreich dieses strukturelle Defizit nur um 0,4 Prozent des BIP (Bei der Berechnung eines strukturellen Defizits werden Konjunktur-Effekte herausgerechnet).

Die proMarktwirtschaft-Ökonomen sehen eine jährliche Defizitreduktion von sogar 1 Prozent als leicht möglich an. Alleine in den drei Bereichen Gesundheit (zB.: zu viele Akutbetten, zu viele und medizinisch noch dazu schlechte Kleinspitäler), Pensionen (ein viel zu niedriges Antrittsalter) und Förderungen wäre das Defizit problemlos um sechs Prozentpunkte reduzierbar. In all diesen drei Bereichen ist Österreich weit ausgabenfreudiger als die anderen europäischen Länder. Dabei geht es hier durchwegs um Ausgaben, die nicht wachstumsfördernd sind.

Bankenrettung ist nicht an Krise schuld

Die Daten der Ökonomen widerlegen noch weitere häufig wiederholte Glaubenssätze der österreichischen Debatte. So wird oft behauptet, die Bankenrettungen seien die Hauptursache der angewachsenen Schulden. Dabei macht das ganze Bankenrettungspaket nur maximal 5 Prozent des BIP aus – dies aber nur im Fall, dass das Paket ganz ausgeschöpft wird und keine Gelder für die Partizipationsscheine zurückfließen. Was jedoch als absolutes Worst-Case-Szenario gilt.

Bereits Tatsache ist jedoch, dass die Krise das Defizit um rund 15 Prozentpunkte ansteigen hat lassen. Und der allergrößte Teil der rund 73 Prozent Staatsschulden, die Österreich heute so drücken, ist ja überhaupt in den Jahren vor der Krise, also ganz ohne Bankenrettungen entstanden.

Aber auch diese 73 Prozent sind nur ein kleiner Teil der Wahrheit: Schon  im übernächsten Jahr kommen weitere 4,5 Prozent durch derzeit noch in ausgelagerten Gesellschaften versteckte Schulden hinzu. Die wirkliche – nur selten öffentlich angesprochene – Katastrophe ist aber die implizite Staatsverschuldung. Zu deren Berechnung werden auch all jene Verpflichtungen dazugerechnet, die der Staat jetzt schon eingegangen ist: etwa die künftig auszuzahlenden, aber heute schon bestehenden Zahlungsverpflichtungen für Pensionen, für den öffentlichen Dienst und die Folgen der demographischen Entwicklung.

Helmenstein berichtet von einer neuen deutschen Studie, dass diese implizite Verschuldung in Österreich bereits über 297 Prozent liegt. Zwar sind auch in anderen Staaten solche implizite Schulden aufzufinden. Aber sie liegen etwa in Deutschland um rund hundert Prozentpunkte niedriger als in der Alpenrepublik.  Daher ist ein weiterer Verlust der österreichischen Kreditwürdigkeit, ein neuerliches „Downgrading“ wahrscheinlicher als eine Rückkehr zum Triple-A.

Die Politik als oberster Preistreiber

Auch die Klagen mancher Politiker über die Preissteigerungen der „Wirtschaft“ sind überaus heuchlerisch: Während die gesamte Inflation in Österreich im Schnitt des letzten Jahrzehnt 1,9 Prozent ausgemacht hat, sind die (politisch) administrierten Preise um 2,65 Prozent gestiegen. Das heißt: Die Politik selber ist der größte Preistreiber.

Selbst die einstige sozialdemokratische Vorbild-Region Skandinavien ist kein Exempel mehr für die Politik der österreichischen Regierungen (vor allem der besonders ausgabenfreudigen Landesregierungen), um ihre Schulden- und Ausgabenfreudigkeit zu rechtfertigen. Schweden etwa hat als einziger EU-Staat derzeit ein ausgeglichenes Budget, kann sich daher zum Unterschied von Österreich sein noch immer recht hohes Ausgabenniveau leisten. Es hat aber auch seine Ausgabenquote um nicht weniger als 4,7 Prozentpunkte reduziert. Während eben Österreich diese Quote steigert.

 Mit anderen Worten: Die Politik tut alles, damit sich die Krise recht bald in noch gesteigertem Umfang wiederholt.

 Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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So dumm, dass man schon wieder lachen können sollte

12. März 2012 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Viele Ärgerlichkeiten in diesem Land kann man besser ertragen, wenn man sie als bloß lächerlich einzuordnen versucht. Das gelingt aber nur dann, wenn man ganz verdrängt, dass es dabei um strohdumme Volksvertreter wichtiger Parteien, um eine parteiisch gewordene Justiz, um völlig überforderte Minister, um den Zynismus der Wiener Stadtverwaltung geht.

Da gibt es etwa das BZÖ, eine Gruppierung, die dank Jörg Haider noch bis 2013 mit etlichen Abgeordneten im Parlament sitzt. Die Partei betont nun, wirtschafts- und rechtsliberal geworden zu sein. Was ja in der Tat eine absolute Marktlücke wäre, da sowohl bei ÖVP wie auch FPÖ der Liberalismus schon viel bessere Zeiten erlebt hat, und da das verblichene LIF außer dem Namen ja schon überhaupt nichts mit Liberalismus zu tun hatte. Nur sollte man halt auch beim BZÖ zumindest eine Ahnung haben, was Wirtschaftsliberalismus ist. Dass es dabei immer um die zentrale Erkenntnis geht: Ein Markt funktioniert immer besser als eine Planwirtschaft. Aber was tut das BZÖ? Es ruft sofort nach einer staatlichen Benzinpreisregelung, als das Öl und damit der Sprit angesichts dräuender Kriegsgefahren und Sanktionen auf den Weltmärkten wieder knapp und teurer geworden ist. Glauben die BZÖler wirklich, den Rotgrünen die Anhänger der Planwirtschaft abspenstig machen zu können?

Orange wie Blaue haben sich in den letzten Tagen an unterwürfig klingenden Jubeldepeschen Richtung Moskau geradezu übertroffen. So begeistert wie über das russische Wahlergebnis waren beide Parteien seit Jahren nicht in ihren Kommentaren über irgendein anderes Land. Es ist ziemlich schockierend, wenn da zwei wichtige Parteien eine Halbdiktatur so preisen, die viele Freiheiten massiv einschränkt, deren Justizsystem eine Karikatur ist, die vor Korruption nur so strotzt, die wirtschaftlich zu keinerlei Aufbau (sondern nur zum Abbau von Bodenschätzen) imstande ist. Warum nur geben sie dadurch ihren Gegnern so demonstrativ recht, die die demokratische Verankerung der beiden Rechtsparteien ständig in Frage ziehen? Nur weil auch bei der SPÖ viele einen Putin bewundern?

Alfred Gusenbauer hat mit drei Partnern eine Private-Equity-Fondsgesellschaft gegründet. Was soll daran schlecht sein? Gar nichts. Private-Equity-Firmen verschaffen vielen Unternehmen das von diesen benötigte Eigenkapital und ermöglichen dadurch oft die dringend notwendige Sanierung (die fast nie ohne Kündigungen möglich ist). Nur habe ich irgendwie in Erinnerung, wie die Sozialdemokraten jahrelang genau gegen solche Private-Equity-Gesellschaften als böse „Heuschrecken“ gewettert haben, die wie eine Horde Grashüpfer über Firmen herfallen und sie bis aufs Gerippe leerfressen. Ich stelle mir auch vor, was los wäre, wenn ein schwarzer oder blauer Ex-Obmann zu einem solchen Oberheuschrecken würde. Lange Beiträge in ORF, Falter und Profil würden die klassenkämpferische Erregung schüren. Genieren sich die Genossen überhaupt nicht, bei einem eigenen Ex-Chef völlig kritiklos geworden zu sein?

Fritz Kleiner, ein renommierter Gerichtsgutachter, gibt Ungeheuerliches von sich: Er wirft der Staatsanwaltschaft vor, ihn bei der Abfassung eines Gutachtens inhaltlich unter Druck gesetzt zu haben, wie das Gutachten ausschauen soll. Da von der Staatsanwaltschaft bestellte Experten sehr oft dann auch zum offiziellen Gerichtsgutachter werden – während von einer Partei in Auftrag gegebene Studien meist ignoriert werden –, ist das extrem beklemmend: Die Justiz ist nicht mehr die unabhängige Wahrheitssucherin, als die sie sich gerne ausgibt, sondern ein sehr parteiisch gewordenes Instrument geworden. Und fast immer steht die Wiener Staatsanwaltschaft im Zentrum der Fäulnis. Fasst noch unfassbarer ist aber, wie Ministerin und Staatsanwaltschaft auf den Vorwurf reagieren: die Ministerin wieder einmal gar nicht, und eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft tut dies mit dem frechen Satz: „Wenn Kleiner meint, dass ein strafrechtliches oder disziplinäres Fehlverhalten vorliegt, dann soll er Anzeige erstatten.“ Ansonsten: Schmecks. So weit ist es also gekommen: Solange nicht direkt ein strafrechtliches Fehlverhalten vorliegt, glauben die Staatsanwälte, sich (daneben) benehmen zu können, wie sie wollen. Keine Spur von Nachdenklichkeit, keine Spur von Erklärung, keine Spur von Verbesserungsabsicht. Ist dieser Zynismus, dieser Ungeist nicht noch viel übler als die vielen missglückten Gesetzesentwürfe des Krisenministeriums an der Zweierlinie?

Wechsel zu einem anderen schwarzen Unglücksministerium: Alle Welt kann sich freuen, dass die von Untergangspropheten oft angekündigte Ölknappheit noch auf lange ausbleiben wird. Große Ölsandfunde von Kanada bis zum Weinviertel sichern ausreichend Treibstoff für die wachsende und immer wohlhabendere (also immer mehr Treibstoff verbrauchende) Weltbevölkerung. Unser Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich sieht das anders: Er ist offenbar tieftraurig, dass sich schon wieder eine grüne Prophezeiung als falsch erweist, und er verlangt eine Importsperre für kanadisches Öl. Denn dessen Gewinnung verursache Umweltprobleme. Als ob sich der Burgenländer jemals um die Umweltprobleme bei anderen Ölquellen gekümmert hätte. Aber wenn Greenpeace&Co zum Angriff blasen, dann steht jenes Ministerium traditionell stramm. Langsam wird es spannend, welches Benzin überhaupt noch zu unseren Tankstellen fließen kann UND darf. Der Iran wird wegen seiner Atomwaffen boykottiert, in Syrien explodieren die Pipelines im Bürgerkrieg, und in der Straße von Hormuz – dem Hauptweg der Öltanker – droht bald eine Blockade. Aber unser Niki will nun einen EU-Boykott für Kanada durchsetzen. Dass seine Partei irgendwann einmal ökonomische Vernunft und Wirtschaftskompetenz für sich in Anspruch genommen hat, ist sicher nur ein Gerücht.  Die ÖVP glaubt offenbar wirklich an das Berlakovich-Märchen, dass Österreich nach dem Muster Güssings energieautark werden kann. Was freilich nur dann funktionieren würde, wenn ganz Österreich so wie Güssing nur noch Energiepflanzen anbaut, auf jede Lebensmittelproduktion verzichtet und noch ein paar Kronländer zurückerobert, um dort ebenfalls Energiepflanzen zu pflanzen. Warum eigentlich darf uns der Mann ständig völlig ungestraft pflanzen?

Vor einigen Wochen hat es große Aufregung gegeben, dass die Wiener Beamten genauso so früh in Pension gehen wie die Bundesbahner. Was geschah als Reaktion darauf? Das Rathaus hat gleich wieder einen Packen kerngesunder Beamter mit dem Durchschnittsalter 56,6 in die Rente gehen lassen. Begründung: Die Posten gebe es nicht mehr, und Umschulungen seien unzumutbar. Zynischer geht’s nimmer. Einer der Jungpensionisten ist beispielsweise ein Portier. Und da ist es im rotgrünen Privilegiendschungel zu Wien offenbar unzumutbar, ihn an einen anderen Posten zu versetzen! In ganz Wien braucht es also keinen neuen Portier mehr. Eine ausgestorbene Profession. Wie lange eigentlich werden sich die Bürger noch die ständig neuen Schröpfaktionen gefallen lassen, während sich die beamtete und politische Mandarinenklasse einen Ast lacht?

Noch einmal Wien. Laut ertönt der Notruf, dass allein in der Stadt 200 Kindergärtnerinnen fehlen. Darauf wirbt die Gemeinde Mitarbeiterinnen für einen Schnellsiedekurs an, bei dem man sich die fünfjährige Kindergärtnerinnenbildungsanstalt (Bakip) samt Matura erspart. Laut einem Zeitungsbericht drängen jetzt junge Frauen, die sogar beim Versuch einer Lehre gescheitert sind, in diesen Weg. Mag sein, dass dieser angesichts der Personalnot vielleicht notwendig ist. Er steht nur total im Widerspruch zum Gewäsch des zu Ehre der Parteialtäre erhobenen Androsch-Volksbegehrens und zu den ständigen Forderungen progressiver „Experten“, dass künftig alle Kindergärtnerinnen einen Universitäts-Abschluss haben müssen, „weil nur dort . . . blablabla.“ Und dass alle Kinder noch viel früher, noch viel mehr Stunden im Tag und noch viel mehr Wochen im Jahr in den Kindergarten gehören. Die wenigen, die in dem Land noch selbst nachzudenken gewillt sind, haben sich stets über die Folgen einer Realisierung dieser Idee gewundert: Dann würde logischerweise ein paar Jahre der Nachwuchs an Kindergärtnerinnen ganz ausbleiben, dann würden durch den Uni-Zwang viele einschlägig talentierte, aber studierunwillige junge Menschen abgeschreckt. Alle Hinweise, dass es jetzt schon zu wenig Kindergärtnerinnen gibt, wurden von Androsch, Schilcher, Schmied und anderen linken „Experten“ großspurig weggewischt. Und jetzt haben sie nicht einmal auch nur den Mund ob der maturalosen Schnellsiede-Kindergärtnerinnen aufgemacht.

 

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Fußnote 272: Von der Klugheit der Wähler

11. März 2012 17:59 | Autor: Andreas Unterberger

Die Schweizer liefern regelmäßig den Beweis, dass die direkte Demokratie der Populismus-zerfressenen repräsentativen Variante turmhoch überlegen ist. So auch an diesem Sonntag.

Sie haben mit Zweidrittelmehrheit das Gewerkschaftsverlangen abgeschmettert, den Mindesturlaub von vier auf sechs Wochen zu verlängern. Das beweist: Wenn die Menschen direkt gefragt werden, sind sie allemal vernünftiger als die Berufspolitiker. Sie begreifen besser, dass Wohlstand nur von Arbeit sowie Wettbewerb und nicht vom Fordern oder Nichtstun kommt. Eine Urlaubsverlängerung würde nämlich nur eines bewirken: dass Arbeitsplätze noch schneller Richtung Osten abwandern. Die große Mehrheit der Schweizer hat keine Sekunde lang das Sozialarbeiter-Gewäsch geglaubt, dass der Leistungsdruck so furchtbar gestiegen wäre, weshalb unbedingt mehr Urlaub für jeden nötig wäre. Die Schweizer sind aber auch gegen geschützte Nischen für manche Unternehmer, in denen manche Branchen den Druck des Wettbewerbs ausschalten wollen: So lehnten sie gleichzeitig mit dem langen Urlaub zum Ärger der Buchhändler eine Buchpreisbindung ab. So lehnten sie eine steuerliche Begünstigung für Bausparer und Häuslbauer ab. So bremsten sie die Geschäftemacherei und Landschaftszerstörung in den Feriengebieten durch Zweitwohnungen ein. Mit jedem einzelnen Votum haben die Stimmbürger gezeigt: Sie wissen, dass Markt und Wettbewerb die besten Wohlstandsväter sind, dass staatliche Einmischungen und Zwänge fast immer des Teufels sind. Ebenso eindrucksvoll ist das Votum der Genfer: Sie haben das Demonstrationsrecht verschärft, das ja in vielen Ländern missbraucht wird: Es gibt Strafzahlungen von bis zu 100.000 Schweizer Franken, wenn eine Demonstration nicht angemeldet wird oder entgleist.Was tut hingegen am gleichen Wochenende die CDU? Sie legt sich nach gutinformierten Quellen auf eine verpflichtende Frauenquote in Aufsichtsräten fest. Den EU-Europäern ist wohl wirklich nicht mehr zu helfen.

PS.: Und ist die am gleichen Tag erlittene vernichtende Niederlage für die slowakischen Rechtsparteien, die ebenfalls sehr marktwirtschaftlich waren, nicht ein Gegenbeweis? Wohl nicht, diese Niederlage beweist nur, dass ständiger Streit im bisherigen Regierungslager und offensichtlich faustdicke Korruption bestraft werden mussten.

 

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Lob, Lob, Lob: von Russland übers Salzkammergut bis in die Hofburg

11. März 2012 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Eine Leserin hat geschrieben: „Man muss nur die Augen offenhalten, dann sieht man auch das Lobenswerte; man muss es nur sehen wollen“. Ich wollte und ich sah: einen neuerdings ernsthaften Kampf einiger Länder gegen Anonymous und gegen jugendliche Gewalttäter; oberösterreichische und europäische Politiker, die überraschend Rückgrat zeigen; souveräne Russen und sparfreudige Iren; mutige Salzkammergut-Bürgermeister und Hofburg-Geschäftsführerinnen; innovative Steirer und lernwillige Bezirksvorsteherinnen. Daher bin ich sicher: Irgendwann wird mir auch bei der Bundesregierung oder gar unserer Justiz einmal etwas positiv auffallen. Wart ma mal.

Überaus erfreulich ist, dass es in den USA erstmals gelungen ist, eine Gruppe von fünf „Anonymous“-Hackern zu erwischen. Damit ist das Übel zwar noch lange nicht beseitigt. Aber es zeigt: Die Menschheit ist nicht hilflos gegen die elektronischen Giftmischer, die sich als ein neues göttliches Wesen berechtigt fühlen, das Internet und seine Nutzer zu behindern, wann und wo auch immer sie wollen. Gewiss haben es die Herrschaften (meistens sind es ja eher Burschenschaften) wie viele kriminelle Gruppen eine Zeitlang geschafft, unentdeckt zu agieren. Aber irgendwann kommt man ihnen zum Glück halt doch auf die Schliche. Vor allem spricht sich nun auch langsam herum, dass das Tun der Hacker genauso übel ist, wie wenn jemand Strom- oder Telephonleitungen durchschneidet oder Wasserversorgungssysteme zerstört. Jeder, der einmal davon betroffen gewesen ist, hält das eine wie das andere jedenfalls längst nicht mehr für ein lustiges Kavaliersdelikt.

Genauso freuen dürfen wir uns, dass in Irland wieder die Beschäftigung wächst. Die Rückkehr in jene Jahrhunderte, da alljährlich ein Gutteil der irischen Jugend nach Amerika oder sonstwohin auswandern musste, war offenbar nur eine recht kurzfristige. Die Iren haben halt im Gegensatz zu Griechenland auch wirklich beinhart saniert. Zumindest in diesem Fall kann man die europäische Hilfe als durchaus sinnvoll bezeichnen.

Erfreulich ist auch, dass einige europäische Regierungschefs Rückgrat zeigen und den französischen Sozialistenchef Hollande, der wahlkampftaugliche Photos mit ihnen gebraucht hätte, nicht empfangen. Sein Verhalten ist nämlich schon mehr als eine Chuzpe: Europas Sozialisten waren zusammen mit Frankreich jene, die 2010 am lautesten die Hilfsaktionen für die Schuldnerstaaten verlangt hatten. Wenn nun ausgerechnet Monsieur Hollande den Fiskalpakt der EU kündigen will, der ein Eckpfeiler dieser europäischen Hilfspolitik ist, dann ist das ein starkes Stück. Wohlgemerkt: Hollande kritisiert nicht etwa die teuren Hilfsaktionen, sondern nur die Tatsache, dass die Staaten nun zu mehr Budgetdisziplin verpflichtet werden sollen. Daran stört ihn offensichtlich nur eines: dass dadurch die sozialistische Schuldenmachgier beschränkt werden würde. Wenn fast alle europäischen Linksmedien unter Führung des „Spiegel“ jedoch statt dieser Inkonsequenz Hollandes nur seinen Boykott kritisieren, ist das schon recht erstaunlich.

Erfreulich sind auch die Russen. Gewiss nicht wegen der unfreien Präsidentenwahl, aber für ihre Auswahl beim Eurovision Song Contest: Sie schicken eine Gruppe kleiner und faltendurchfurchter Urgroßmüttern in Trachten und mit Bastschuhen ins Rennen. Das zeugt nun wirklich von Lockerheit, Souveränität und Mut. Und es zeigt wohl auch Menschlichkeit in der ja ansonsten total kommerzialisiert-verkrampften Unterhaltungsbranche.

Beifall hat sich auch die deutsche Koalition verdient: Sie führt für jugendliche Straftäter einen kurzen „Warnschussarrest“ ein. Damit kann jungen Gewalt- und Eigentumstätern etliche Etappen früher als bisher beigebracht werden, dass der Staat bei der Verteidigung der gesellschaftlichen Regeln ernst zu machen bereit ist. Die Strategie der Diversion im Hinterzimmer und der vielen Bewährungsstrafen in Serie hat offensichtlich auf viele postpubertäre Köpfe jede abschreckende Erziehungswirkung verfehlt. Jugendliche Täter müssen künftig bisweilen schon beim ersten Delikt einige Tage hinter Gitter, aber eben nur so kurz, dass sie nicht aus ihrem bisherigen Leben in Schule oder Arbeit gerissen werden. Und ohne dass sie im Gefängnis die endgültige Kriminalitäts-Schulung erhalten können.

Lob gibt es auch für Bürgermeister aus dem Salzkammergut. In ihrem – an sich ja problematischen – Kampf zur Rettung der Bezirksgerichte haben zwölf Bürgermeister aus drei Bundesländern nun vorgeschlagen, dass dem von der Sperre bedrohten Gericht in Bad Ischl künftig nicht nur Gemeinden aus Oberösterreich, sondern auch solche aus Salzburg und der Steiermark zugehören sollen. Und das ist nun in der Tat eine historisch mutige Forderung: Das heißt nämlich: Uns sind die Interessen der Bürger wichtiger als die Bundeslandgrenzen! Wie toll wäre es, wenn jetzt auch zwischen Niederösterreich und dem Burgenland in Sachen grenznaher Spitäler so gedacht würde. Oder zwischen dem Südburgenland und der Steiermark. Irgendwie stelle ich mir aber auch vor, wie lautstark in den letzten Tagen einige Telephonate aus Grazer, Linzer und Salzburger Landeshauptmannbüros Richtung Salzkammergut gewesen sein dürften . . .

Nochmals Oberösterreich: Da hat der grüne Umweltlandesrat Rudi Anschober eine Antiatom-Aktivistin vor Gericht gebracht. Sie hatte einige Stunden das Anschober-Büro besetzt. Das ist nun wirklich interessant: Sobald ein grüner Politiker Opfer einer der vielen rechtswidrigen NGO-Aktionen im ökologisch-grün-aktivistischen Umfeld wird, zögert der nicht mit dem Weg zu Gericht. Wenn das hingegen ein anderer Politiker täte, würde der grüne Hysterie-Protest im Parlament sofort die übliche schrille Lautstärke erreichen. Aber wir wollen Anschober jetzt ob seines ungrünen Verhaltens nicht tadeln, sondern ihn vielmehr der restlichen Politik als Vorbild vorhalten. Wenn sich ein Grüner gegen einen Rechtsbruch wehren darf, dürfen das vielleicht künftig auch die anderen wieder. Erstaunlich bleibt freilich, dass auch in Oberösterreich üblich und durch diesen Konflikt bekannt geworden ist, was an dieser Stelle schon als Wiener Skandal gegeißelt worden ist: Eine Antiatom-Gruppe bekam vom Land Geld dafür, dass sie das Land agitatorisch unter Druck setzte – freilich nur so lange, bis sie ein grünes Büro besetzte. Wollte uns Herr Anschober gar zeigen, wie viel Einsparungspotential noch in den Ländern versteckt ist? Auch das wäre freilich sehr lobenswert (zumindest wenn es Folgen hat).

Der Steiermark wiederum geht es schlecht, dass man dort ernsthaft die Zusammenlegung dreier großer Grazer Spitäler plant (was freilich noch keine Realisierung bedeutet). Und noch sensationeller: Die Führung des Zusammenschlusses soll den Ordensspitälern übertragen werden. Diese können zwar auch nicht mehr wie einige Generationen früher die Arbeitskraft von Ordensschwestern und -brüdern ausbeuten, aber sie arbeiten und organisieren so effizient, dass sie österreichweit um rund zwanzig Prozent pro Patient, pro Nacht, pro Behandlung billiger sind. Vielleicht nur deshalb, weil dort kein Politiker Posten besetzen kann, keine Krankenschwestern-Gewerkschaft die Arbeit sabotieren kann, und keine politisch bestellte Spitalsleitung wie etwa im Wiener AKH Ausschreibungen schieben kann?

Wechseln wir nach Wien. Im ersten Bezirk der Stadt hat die Vorsteherin Ursula Stenzel ihren schwachsinnigen Widerstand gegen eine Garage unter dem Neuen Markt aufgegeben. Sie kämpft nun plötzlich für eine Garage. Die schon lange und dringend fällig war. Denn sie würde den schönen Platz autofrei machen und dennoch Autofahrern in einem zentralen Bereich der Stadt eine bessere Zufahrt ermöglichen. Wie bei Anschober gilt auch bei ihr: Man soll niemandem fürs Gescheiterwerden tadeln, Politiker schon gar nicht.

Ebenfalls im ersten Bezirk wird im kommenden Fasching der Nachfolger des WKR-Balls stattfinden: der „Wiener Akademikerball“. Und Schauplatz ist – die Hofburg. Veranstalter sind halt nicht mehr die Burschenschafter, sondern die Wiener FPÖ. Man darf gespannt sein, ob Casinos, Hotel Sacher, Verkehrsbüro und Konsorten – also die Eigentümer – den Ball auch dann verbieten wollen, wenn eine normale Partei ihn veranstaltet. Lobenswert ist jedenfalls die mutige Geschäftsführerin, die das absurde Verbot solcherart wieder ausgehebelt hat. Aber sie kommt aus Tirol, da fürchtet man sich nicht so schnell.

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Geheimes und Gemeines: Daten, Akten, Konten

10. März 2012 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Land der unendlichen Widersprüche: Wenn Journalisten und Rechtsanwälte den Schutz ihrer eigenen Geheimnisse verteidigen, lassen sie die ganze Republik erbeben, und die Regierung gibt bereits nach 48 Stunden nach; wenn die SPÖ gleich das ganze Bankgeheimnis abschaffen will, schweigt hingegen die ganze Republik. Wenn eine dubiose Illustrierte 200.000 Mails widerrechtlich veröffentlicht oder wenn das mit einzelnen geheimen Aktenteilen geschieht, die unangenehm für Karl-Heinz Grasser klingen, applaudiert die Szene sogar; und sie denkt sich nichts dabei, wenn sie anderntags wieder lautstark nach noch mehr Datenschutz ruft.

Der gemeinsame Nenner unter all diesen Widersprüchen ist ein trauriger: Kein Mensch in diesem Land diskutiert noch sauber und ordnungspolitisch objektiv über die Grenze zwischen dem Bereich, der als Persönlichkeitsrecht des Bürgers geheim zu bleiben hat, und jenem, wo der Staat bei der Strafverfolgung hineinschauen darf. Sondern jeder diskutiert diese Frage immer nur anlassbezogen, ob es ihm selber nutzt, ob es einem politischen Feind schadet.

Wo ich selbst die Grenzen sehe? Nun, man kann sie weiter und strenger ziehen; für beides gibt es Argumente. Aber am wichtigsten ist: Die Grenzen sollten jedenfalls objektiv und nicht willkürlich gelten, wie es aber derzeit angesichts einer völlig überforderten Staatsanwaltschaft praktiziert wird.

Zweitens wäre wichtig: Es gibt eine Reihe von Gründen, viel mehr Transparenz herzustellen. Wäre wie in nordischen Ländern jeder staatliche Akt für jeden Bürger zugänglich, würde nämlich viel an Korruption von vornherein erstickt werden. Dann würden sich auch kriminelle und halbkriminelle Machenschaften erübrigen, gezielt einzelne Geheimakten hinauszuspielen. Dann würden nicht nur die von anonymen Kräften willkürlich ausgewählten Schweinereien bekannt, dann könnten wir vielmehr allen üblen Vorgängen nachgehen, unabhängig von den sehr gezielten Interessen mancher – meist selbst bestochener! – Medien oder ideologisch motivierter Beamter.

Es ist aber völlig absurd und skandalös, die staatlichen Akten und Daten weiterhin total geheim zu halten (wenn sie nicht gerade wieder einmal ein bestochener oder intriganter Beamter hinausspielt), aber zugleich zu verlangen, dass das Bankgeheimnis abgeschafft werden soll. Wie dies soeben der SPÖ-Abgeordnete Johann Maier getan hat. Er erhebt voll klassenkämpferischem Hass auf alle „Reichen“ seine Forderung primär im Interesse ausländischer Steuerfahnder, die nach seinen Wünschen auf jedes österreichische Konto durchgreifen könnten. Und er versetzt nebstbei dem Finanzplatz Österreich einen weiteren verheerenden Schlag nach all den Belastungen, die sich schon zuletzt die österreichische und ungarische Regierung einfallen haben lassen.

Aber wenn die SPÖ schon die Bürgerrechte endgültig zertrümmern will, dann müsste sie doch erst recht zustimmen, dass logischerweise auch beim Staat die Geheimhaltung zertrümmert wird (maximal bis auf wenige, sehr genau zu begründende Ausnahmen). Schließlich sind die totalitären Zeiten ja hoffentlich vorbei. Schließlich ist der Staat ja keine Person mit eigenen natürlichen Grundrechten, sondern nur ein Apparat, der Diener des Bonum commune, also aller Bürger sein sollte. Was das so streng verteidigte Amtsgeheimnis derzeit wirklich schützt, sind praktisch immer korrupte Beamte oder Politiker. Oder parteipolitische Schiebung. Oder Faulheit. Oder schlechte, meist von Lobbies und Sozialpartnern durchgesetzte Gesetze.

Die Politik ist aber nicht nur unwillig, das in Zeiten von Computerfestplatten ohnedies anachronistische Amtsgeheimnis abzuschaffen. Sie baut es sogar durch die schikanöse Bürokratie-Schutzmaschine Datenschutz ständig noch weiter aus.

Lächerliches Korruptions-Strafrecht

Sie präsentierte uns nun auch den Vorschlag eines neuen Korruptions-Strafrechts, der erwartungsgemäß lächerlich bleibt. Sie wirft dabei der Öffentlichkeit zur Ablenkung als Streitpunkt die unbedeutende Scheinfrage vor, ob kleine Geschenke im Wert von 99 Euro künftig legal sein sollen oder nicht. Aber die wirklich großen Dinge – die an diesem Ort schon genau aufgelistet worden sind – bleiben weiter tabu: etwa die Geschäfte von Parteifirmen; etwa die Pflicht zur Ausschreibung aller Aufträge, Einkäufe UND Verkäufe der öffentlichen Hand bis hinunter zu den Gemeinden ab einem Wert von (mindestens) 40.000 Euro pro Jahr. Interessanterweise lassen sich auch die diversen Antikorruptionsjäger von diesen wirklich wichtigen Fragen ablenken.

Noch unbefriedigender ist, dass auch den Verletzungen des gegenwärtigen Rechts nicht ernsthaft beziehungsweise sehr selektiv nachgegangen wird. So unternehmen weder Justiz noch Staatsanwaltschaft irgendwelche sinnvollen Schritte, um herauszufinden, wer immer wieder Schriftstücke an bestimmte Medien hinausspielt. Hat da vielleicht irgendjemand Angst, dass die Nachforschungen auf sehr hochrangige Justiz-Funktionäre treffen könnten? Man schaue sich nur nach dem Prinzip Cui bono an, wen genau jene Medien offenbar aus Dankbarkeit unterstützen, die immer wieder rechtswidrig Aktenteile erhalten (deren Inhalt sich ganz zufällig immer nur gegen Schwarz und Blau/Orange richtet, aber nie gegen die Korruption beispielsweise der Herrn Faymann oder Pöchhacker oder des ganzen Wiener Rathauses). Und man will schon gar nicht die Mittäterschaft (scheinbar) auflagenstarker Medien thematisieren.

Auch die eindeutig rechtswidrige Veröffentlichung von 200.000 Mails aus Computern der Telekom interessieren keinen Staatsanwalt. Obwohl dadurch für die Telekom ein katastrophaler Schaden entstanden ist, obwohl viele Kunden jetzt den staatseigenen Konzern zu meiden beginnen. Auch hier müsste schon lange eine Sonderkommission tätig werden.

Egal welche der am Gerüchtemarkt genannten Mail-Quellen der wahre Täter ist, sie müsste dringend stillgelegt werden. Es könnte zum einen sein, dass da eine Schrott-Mafia agiert, die alle ausgemusterten Computer von Schrotthändlern kauft und schaut, wie und wo man mit den vorgefundenen Mails Geld herauslocken oder erpressen kann (Experten können angeblich auch tausendmal gelöschte Texte noch auffinden und geleerte Papierkörbe wieder anfüllen, weshalb etwa professionelle Geheimdienste alte PC immer eigenhändig in Kleinstteile schreddern). Es könnte zum anderen sein, dass ein Kronzeuge da ein schmutziges Spiel versucht, der Zugang zu all diesen Mails hatte.

Apropos Kronzeuge: Die in Österreich neueingeführte Kronzeugenregelung erweist sich schon beim ersten Einsatz als höchst problematisch: Denn es entsteht stark der Eindruck, dass der Haupttäter hier billig einer Verurteilung entkommt, indem er einfach die Nebentäter ausliefert. Angesichts dieser Konstellation stellen sich alle Haare meines Rechtsempfindens auf. Würden die nicht eh schon angesichts der sonstigen Zustände seit längerem stehen.

PS.: Nein, das alles heißt nicht, dass ich von der Unschuld Grassers überzeugt wäre. Ich will nur im Gegensatz zu den übrigen Medien, dass auch ein Ex-Politiker Anspruch auf ein faires Verfahren nach den offiziell geltenden Regeln und nicht nach denen einer altrömischen Gladiatoren-Arena hat, wo nur die Willkür und das Gejohle von den Rängen über Leben und Tod entschieden.

PPS.: Nein, das alles heißt nicht, dass ich für einen erweiterten Zugriff des Staatsanwalts auf rechtsanwaltliche Aktennotizen oder Interviewmitschriften wäre. Ich will nur eines nicht: Während die Medien ihre eigenen Rechte lautstark durchsetzen und ausbauen können, fallen ihre eigenen Sauereien dem Mantel der Vergessenheit anheim.

 

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Fußnote 271: Darabos noch immer im Amt

09. März 2012 17:00 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Sachen will ich einfach nicht glauben: Etwa dass ein Norbert Darabos nach dem jüngsten Skandal noch im Amt ist. Ja, dass der Skandal überhaupt wahr ist.

Darabos will bekanntlich mit einigen Pilotprojekten beweisen, dass die Wehrpflichtigen ohne sonderliche Zusatzkosten ersetzt werden können (die Leser erinnern sich: Darabos war im Auftrag von Faymann plötzlich gegen die lange von ihm vehement gepriesene Wehrpflicht, als er dazu den Auftrag von Faymann erhalten hat, als der dazu den Auftrag von Häupl erhalten hat, als der dazu den Auftrag von Hans Dichand erhalten hat). Jetzt hat Darabos auf einem Truppenübungsplatz in der Steiermark tatsächlich Soldaten ersetzen lassen – durch Strafhäftlinge! Die sind dort nicht nur zum Erdäpfel-Schälen eingesetzt, sondern auch zum Bewachen der Absperrungen rund um einen Schießplatz! Ich hoffe inständig, dass sich morgen herausstellt, dass an diesen Berichten des „Kurier“ doch etwas nicht stimmt. Oder dass übermorgen Darabos nicht mehr Minister ist.

Bitte, bitte! Das darf einfach nicht wahr sein.

 

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SN-Kontroverse: Papamonate

09. März 2012 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll es verpflichtende Papamonate geben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Windeln, Füttern, Fußball & Co.

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die großartige Schriftstellerin Christine Nöstlinger, Generationen von Österreichern durch ihre Bücher beginnend mit "Die feuerrote Brigitte", den lyrischen Arbeiten "Iba de gaunz oamen Leit" oder dem legendären "Dschi Dschei Wischer" bekannt, erzählte neulich über das Leben der Frauen in Österreich in den 1950er- und 1960er-Jahren. Sie und viele andere Frauen, die Kinder bekamen oder heirateten, wurden entweder unter die Vormundschaft der Fürsorge oder des eigenen Manns gestellt. Ihr jüngstes Buch, das 2010 veröffentlicht wurde, trägt den Titel "Eine Frau sein ist kein Sport". Nöstlinger war mit der legendären Frauenministerin Johanna Dohnal befreundet.

Dieser Tage ist der legendäre österreichische Fußballer Karl Kodat in Salzburg gestorben. Kodat war ein Arbeiterkind aus Ottakring und stammt aus ärmsten Verhältnisse. Als Halbwaise verdiente er zunächst als Eisenbieger den Lebensunterhalt für sich und seine invalide Mutter. Sein Höhenflug begann am 11. Juli 1971: 130.000 sahen in Sao Paulo bei Pelés Team-Abschiedsspiel auch einen grandiosen Karl Kodat, der später viel Geld verdiente. Kodat kümmerte sich bis zu seinem Tod liebevoll um seine Frau, die noch immer in einem Salzburger Pflegeheim betreut wird.

Oft ist es nicht Geld, sondern die Einsicht in die Notwendigkeit, die Dinge des Alltags zu regeln, die eine dem Individuum verpflichtete demokratische Gesellschaft nach europäischem Muster ausmacht.

Diese fällt nicht vom Himmel, sondern bedarf mitunter kleiner "Nachhilfen" wie z. B. die einst so verpönten Frauenquoten oder den jetzt so umkämpften Papamonat. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und die derzeitige ÖAAB-Chefin, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, kämpfen dafür. Windelwechseln, Poporeinigung und Füttern sind anspruchsvolle Arbeit.

 


Lasst uns doch endlich in Frieden!

Andreas Unterberger

Sie haben nichts, gar nichts gelernt: Noch ist das Belastungspaket nicht Gesetz, das - vorerst! - die ärgsten Auswirkungen der Schuldenpolitik ein wenig einbremsen soll; schon brüten sie wieder über neue Belastungen für Staat und/oder Wirtschaft. Nichts anderes bedeutet ja die ganze "Papamonat"-Diskussion in all ihren Varianten. Drehte sich die aktuelle Debatte nämlich bloß um völlig freiwillige Vereinbarungen, die weder öffentliche Kassen noch Arbeitgeber etwas kosten, bräuchte es weder Gesetze oder gar Politikergerede.

Noch provozierender als die Lernunfähigkeit vieler Politiker in Sachen Sparsamkeit ist ihre mit diesem Vorschlag erneut sichtbar gewordene präpotente Anmaßung: Sie wollen ständig immer noch mehr als Großer Bruder in unser Privat- und Familienleben eingreifen. Sie glauben offenbar wirklich, besser zu wissen als Mütter und Väter, was gut für Eltern und Kinder ist.

Bitte, bitte: Lasst uns alle doch endlich in Frieden, lasst doch jede Familie selbst ihren Weg wählen. Es reicht den Menschen einfach! Zur scheinheiligen Sorge, dass die Väter ohne Papamonat keine Bindung an die Kinder entwickeln, eine persönliche Anmerkung: Ich habe zwanzig Jahre jedes Wochenende mit Ausnahme beruflicher Pflichten zu hundert Prozent meinen Kindern gewidmet. Das hat – auch über die angeblich so schwierigen Pubertätsjahre hinweg – eine viel bessere Beziehung hergestellt, als sämtliche Papamonate schaffen würden.

Wenn ihr wirklich etwas für die Väter tun wollt, dann macht endlich Gesetze, dass Väter auch nach der Scheidung noch Rechte haben. Denn noch immer kann straflos vielen Tausenden Vätern der Kontakt zu ihren Kindern geraubt werden. Obwohl sie trotz Berufs vom Kreißsaal bis zum Wickeltisch, vom Sprechtag bis zur Gutenachtgeschichte alles mitgemacht haben.

Ein solches Gesetz würde mehr für die Väter-Kinder-Beziehung tun als jede neue Geldausgabe.

 

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Der Tod einer Verschwörungstheorie

09. März 2012 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Griechenland ist noch lange nicht gerettet – aber wieder einmal ist eine Verschwörungstheorie zusammengebrochen. (Mit einer nachträglichen Ergänzung)

Dass 95 Prozent der privaten Gläubiger Griechenlands auf einen Gutteil ihre Forderungen verzichten, überrascht. Haben doch alle „Insider“ seit Wochen von einer großen Verschwörung der Hedgefonds berichtet. Diese Fonds hätten sehr viele Forderungen günstig aufgekauft, würden auf keinen Euro davon freiwillig verzichten, und für den Fall einer zwangsweisen Beschneidung die von ihnen gekauften Kreditausfallversicherungen (CDS) aktivieren. Solche CDS seien außerdem von den wilden Spekulanten auch in Form von Wetten ganz ohne zugrundeliegenden Kredit in großem Umfang gekauft worden.

Es gab zwar offensichtlich keine Beweise, aber man wusste das einfach alles. Seit drei Jahren wird ja jedes Gerücht geglaubt, wenn es nur irgendwelche düstere Spekulanten zum Bösewicht stempelt. Die Vermutung ist groß, dass solche Gerüchte besonders von der Politik gestreut werden, damit nur möglichst wenige Menschen erkennen, dass die schuldensüchtigen Regierungen die eigentlichen Hauptschuldigen an der Krise sind. Aber wieder einmal hat all das Böse, was man da so über die Finanzwelt zusammenreimte, nicht gestimmt. Seltsam. Und wenn jemand wie behauptet wirklich massenweise die behaupteten Spekulations-Wetten abgeschlossen hätte, stünde er nun mit blutiger Nase da. Aber man sieht keinerlei Blutspur.

Die einzigen, von denen zumindest griechische Medien konkret berichten, dass sie dem Schuldenschnitt nicht zugestimmt haben, sind ausgerechnet griechische Pensionsfonds. Das wäre noch viel seltsamer. Wenn diese Meldungen oder auch jene über gewaltige Rüstungskäufe Griechenlands stimmen sollten, dann bestätigt das freilich nur eines, was jeder Lokalaugenschein in Griechenland auch zeigt: Das eigentliche Problem Griechenlands ist nicht die Schuldenmenge, sondern der Reformunwille des Landes und seiner Menschen. Man tut ständig nur so, als ob man harte Schnitte setzt – ­ nämlich solange irgendein Ausländer Druck macht. Aber kaum ist der wieder abgezogen, geht der alte Schlendrian weiter.

Wirklich grundlegende Änderungen finden dort einfach nicht statt. Während Irland oder Portugal sehr harte Sanierungsmaßnahmen durchziehen, erscheint es den Griechen offenbar viel praktischer, wenn halt auf das nunmehrige zweite Hilfspaket in einiger Zeit ein drittes folgt. Und so weiter.

Das bestätigt aber nur die absolute Überzeugung: Schon das erste Paket war ein schwerer Fehler gewesen. Und die europäischen Steuerzahler wären viel billiger weggekommen, hätten sie nicht Griechenland dauerretten, sondern nur den Dominoeffekt wegsubventionieren müssen, falls ausländische Banken mit vielen griechischen Staatsanleihen im Tresor zu kollabieren gedroht hätten.

Aber diesen historischen Fehler wird nie jemand zugeben. Weder eine Regierung noch EU noch die EZB noch eine Notenbank. Wer ist schon bereit zu sagen: Wir haben einen Riesenfehler begangen? Lediglich der Internationale Währungsfonds wendet sich immer stärker von der bisherigen Griechenland-Politik ab. Vielleicht weil dort keine Europäer sitzen?

(Am nächsten Morgen waren es dann zwar doch nur 84 Prozent. Was aber am Geschriebenen nichts ändert).

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Warum Privat halt doch besser wäre

08. März 2012 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist an sich ein erfreuliches Zeichen: Erstmals seit Jahren reden Politiker wieder von Privatisierungen. Gewiss wäre es besser, sie würden nicht nur reden, sondern auch handeln. Aber immerhin: Die ÖVP wagt zumindest das Reden – freilich erst nach dem Sparpaket.

Warum überhaupt sind Privatisierungen wünschenswert? Man sollte sich das immer wieder in Erinnerung zu rufen, seit die Anhänger einer Staats- und Planwirtschaft in vielen Medien so erstaunlich laut geworden sind.

Erstens arbeiten Privatbetriebe um 10 bis 15 Prozent effektiver (es sei denn, sie haben ein unangreifbares Monopol). Aus vielerlei Gründen: Dort gibt es keine Manager und Mitarbeiter, die nur ihrer parteipolitischen Zugehörigkeit wegen ausgewählt wurden. Dort fließt nicht ständig Sponsoring-Geld für Parteien und Vorfeldorganisationen. Dort gibt es einen Eigentümer, der viel intensiver auf das Unternehmen schaut als Politiker in der Eigentümerrolle, die ja primär wiedergewählt werden und höchstens sekundär Gewinne oder Substanzvermehrung erzielen wollen. Dort kann kein Eigentümer von Parteifreunden unter Druck gesetzt werden, Aufträge gezielt an sie zu vergeben. Dort kann niemand durch öffentliche Agitation der Gewerkschaft erpresst werden – was ja beispielsweise die AUA jahrzehntelang schwer geschädigt hat. Dort wagt man es auch, gegebenenfalls betriebsnotwendige Kündigungen auszusprechen.

Zweitens geht es mehr als 90 Prozent der privatisierten Unternehmen nachher deutlich besser. Was dann auch wieder Steuern in die Staatskassa spült.

Drittens und derzeit besonders aktuell: Viele Formen der Korruption sind nur in staatlichen Unternehmen möglich. Es ist etwa denkunmöglich, dass ein privater Eigentümer die Bank Burgenland um 55 Millionen zu billig hergegeben hätte.

Viertens sind auch die Einmaleffekte eines Verkaufs nicht zu unterschätzen. Selbst das der Arbeiterkammer nahestehende Wirtschaftsforschungsinstitut hat rund um das Sparpaket Verkäufe von Unternehmen aus Bundes- und Landesbesitz empfohlen. Das hätte nach Wifo-Schätzung fast die Hälfte jener Summe hereingespielt, die das Sparpaket in den nächsten fünf Jahren vor allem durch höhere Lohnnebenkosten und Steuern (also pure Wachstumskiller!) bringen soll.

All diese Argumente werden dadurch nicht entkräftet, dass es einzelne Staatsbetriebe gibt, die erfolgreich und effizient geführt werden. Als Beispiele könnten etwa die Schönbrunn-Betriebsgesellschaft oder der Verbund dienen.

Das einzige Problem: In Zeiten, wo der Staat Finanz-, Bank- und Börsegeschäfte durch ständig neue Steuern bestraft, tragen immer mehr Investoren ihr Geld lieber ins Ausland, statt als Käufer eines Staatsbetriebs zur Verfügung zu stehen. Sie tun das so intensiv, dass sich Brasilien, eines der derzeit beliebtesten Zielländer, derzeit schon über den Tsunami an europäischen Geldern beklagt.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Die feministische Hysterie auf sieben Ebenen: Es reicht!

07. März 2012 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich hat man geglaubt, die kollektive Gehirnwäsche durch Feministen beiderlei Geschlechts könne nicht mehr schlimmer werden. Aber der dieswöchige Frauentag stellt einen neuen Höhepunkt dar – obwohl sich der Feminismus auch schon an einem halben Dutzend anderer künstlicher Gedenktage pro Jahr zelebriert. Frauen werden in der Tat in vielen Ländern der Welt sehr schlecht behandelt. In Deutschland oder Österreich kümmern sich die Feministen jedoch nicht um die wirklichen Übel, sondern pflegen ständig denselben – und x-Mal widerlegten Vorwurf  der ungleichen Bezahlung. Auf diesen wiederum gründen sie die Forderung nach Frauenquoten in attraktiven Jobs. In Wahrheit aber scheinen Frauen in vielen politischen Bereichen fast überrepräsentiert.

Viele werden ob dieser Aussage zusammenzucken: Wie kommt er denn zu dieser tollkühnen Aussage? Sitzen doch im Nationalrat mit 28 Prozent, im EU-Parlament mit 35 Prozent und in der Bundesregierung mit 43 Prozent deutlich weniger Frauen, als ihrem Anteil an der Bevölkerung entspräche. Wie immer wieder mit vorwurfsvollem Ton vorgetragen wird.

Warum nur Frauenquoten?

Doch hier kommt der erste kritische Einwand: Warum wird eigentlich ständig nur der geringe Frauenanteil thematisiert? Warum nicht der geringe Anteil von Selbständigen, Pensionisten, Studenten oder Angestellten und Arbeitern aus der Privatwirtschaft in der Politik? Warum nicht der viel zu große Anteil von Beamten, Gewerkschaftssekretären und Bauern? Wenn das ständige feministische Quoten-Mantra etwas mit Gerechtigkeit zu tun hätte, müssten diese noch viel krassere Verzerrung der Relationen bei den Berufen der Politiker noch viel intensiver thematisiert werden. Oder meint gar jemand, dass nur das biologische Geschlecht, nicht aber der Beruf oder das Alter politisch wichtig wäre?

Wäre das ständige Quoten-Gerechtigkeits-Gerede wirklich zum Nennwert  zu nehmen, dann müsste man ein total repräsentatives Parlament schaffen. In diesem müsste dann nicht nur jedes Geschlecht, sondern auch jede Altersdekade, jeder Beruf, jede Herkunftsregion, jede Religion, jede Muttersprache exakt ihrer Größe nach vertreten sein (und wenn man danach vorginge, was manchen Menschen besonders wichtig ist, dann müssten auch die Vegetarier, die Rapid-Anhänger und die Astrologie-Gläubigen ihre Quoten bekommen). Dann entscheidet aber keine freie Wahl mehr über die Zusammensetzung einer politischen Vertretung, sondern nur noch die Festlegung durch Statistiker.

Solange die Verfassung aber noch eine freie Wahl vorsieht, soll bitte weiterhin jede Partei ihr Angebot auch frei zusammenstellen können. Und wenn etwa die Grünen wirklich glauben, die Frauen fühlten sich dramatisch benachteiligt, dann mögen sie doch lauter Frauen aufstellen – und auf die 52 Prozent an weiblichen Stimmen hoffen.

Bürgermeisterin sein dagegen sehr

Kehren wir aber noch einmal zur Statistik zurück und kommen damit auch gleich zum zweiten Argument: Bei den Bürgermeistern beträgt der Frauenanteil gar nur 5 Prozent. Wie das? Warum ist es anscheinend für eine Frau leichter, Ministerin zu werden als Gemeindeoberhaupt? Und warum beklagen die Feministen dieses Missverhältnis seltsamerweise überhaupt nicht?

Die Antwort liegt auf der Hand: Der Bürgermeisterjob ist extrem unattraktiv. Er ist schlecht bezahlt und mit viel Arbeit und Verantwortung verbunden. Man denke nur an all die vielen widersprechenden Interessen rund ums Stichwort Bauen. Vor allem in kleinen Gemeinden sind da die Bürgermeister oft sehr unmittelbar sehr aggressiv ausgetragenen Kontroversen ausgesetzt. Tatsache ist daher, dass die Parteien immer öfter Probleme haben, auch nur einen einzigen Kandidaten für das Amt zu finden.

Das heißt aber: Gerade dort, wo die Frauen die geringste Quote erzielen, würden ihnen rote Teppiche ausgebreitet, wenn sie sich nur dafür bereit fänden. Dort würde auch keine unter Verdacht geraten, bloß der Quote wegen in eine Funktion gekommen zu sein. Zugleich wäre eine Tätigkeit als Bürgermeister die beste Vorschulung, um dann auch auf Landes- und Bundesebene Führungsverantwortung übernehmen zu können.

Aber ganz offensichtlich ist das vielen ein zu mühsamer Weg. Ganz offensichtlich geht es beim Feminismus nur um den Kampf eines sehr kleinen Klüngels von Frauen um bequeme Rosinenpositionen wie etwa in Aufsichtsräten. Was aber niemand zu thematisieren wagt.

Denn sowohl in den Medien wie auch in den Parteien werden alle „Gender“-Themen den Frauen überlassen. Man schaue nur, wie die ÖVP-Männer beim Hymnen-Schwachsinn eingeknickt sind. Man schaue nur, wer die einschlägigen Beiträge verfasst. Die Männer gehen der Auseinandersetzung als feige Weicheier aus dem Weg, oder glauben irrigerweise, da ein unbedeutendes Orchideenthema ignorieren zu können. Als ob die personelle Qualität der Führungsebenen jemals ein unbedeutendes Orchideenthema wäre.

Magere Bilanz in der Regierung

Das Stichwort Qualität bringt uns gleich zur dritten Argumentations-Ebene: Haben die Frauen in der Politik besondere Erfolge erzielt? Nun, die gegenwärtige Regierung, in der es schon fast die angestrebte Parität gibt, ist ein lebender Gegenbeweis. Denn bei den wenigen auffindbaren personellen Pluspunkten der Regierung findet sich kaum eine Frau.

Auf roter Seite fallen einem bestenfalls die Namen Hundstorfer und Schieder (sowie bei zugehaltener Nase Ostermayer) ein, wenn man nach fähigen Menschen sucht. Bei den Schwarzen sind es derzeit primär die Herren Töchterle und Kurz. Bei der ÖVP gibt es allerdings auch eine Maria Fekter, die ich einst sogar als Wunsch-Parteiobmann genannt habe. Sie hat freilich rund ums Sparpaket viel an Glaubwürdigkeit verloren. Bei Blau und Orange gibt es ohnedies fast keine Frauen. Und bei den vielen grünen Frauen fällt lediglich Gabriela Moser als ernsthaft und seriös auf.

Wirtschaft und Politik: Frauen desinteressiert

Viertens: Aber vielleicht werden die Frauen trotz großen Interesses und großer Fähigkeit nur durch viele männliche Hindernisse von den Spitzenfunktionen in Politik und Wirtschaft ferngehalten? Dem darf ich einmal die persönliche Beobachtung entgegenhalten: Ich habe an Hunderten Diskussionen und Vorträgen zu politischen und wirtschaftlichen Themen teilgenommen, in welcher Rolle immer, ob als Zuhörer oder als Mitdiskutant. Unter den Zuhörern waren dabei praktisch immer maximal zehn bis zwanzig Prozent Frauen – am Podium war ihr Anteil hingegen meist deutlich größer.

Wer hindert Frauen, Vorträge oder Diskussionen anzuhören, die öffentlich und frei zugänglich sind? Und kann man sich dabei nicht ein hervorragendes Bild von den wichtigsten aktuellen Argumenten, Themen und Problemen machen, die man kennen sollte, wenn man höher hinauf will? Oder ist es eh wurscht, ob man sich zuvor für Themen auch sachlich interessiert hat, für die man die Verantwortung und Macht haben will?

Berufsfeministen werden sofort entgegenhalten: Ja, die Frauen würden ohnedies gerne, aber sie haben die Kinder am Hals! Was maximal halb richtig ist (und die Notwendigkeit einer guten Vorbereitung auf Verantwortungs-Jobs auch nicht aus der Welt schafft). Bei den weiblichen Akademikern – und gerade die kommen ja primär für Spitzenfunktionen in Frage – hat nur noch jede zweite ein Kind. Die Hälfte ist daher durch keine Kinder abgehalten, sich bei solchen Veranstaltungen weiterzubilden und zu engagieren. Sofern sie wirklich an Politik und Wirtschaft interessiert wäre.

Aber eben das ist ganz offensichtlich nach wie vor nur eine kleine Minderheit. Leider. Das zeigt sich auch in zeitungsinternen Studien. Diese analysieren genau das Leserverhalten. Und dabei hat sich ganz klar herausgestellt: Eine signifikantes weibliches Interesse gibt es nur für die Kulturseiten einer Zeitung. An der Chronik sind beide Geschlechter in etwa gleich interessiert. Bei der Politik gibt es hingegen ein klares Übergewicht des männlichen Interesses, und bei der Wirtschaft (wie auch beim Sport) ein dramatisches.

Wer verbietet Frauen den „Economist“ oder Wikipedia?

Womit wir beim fünften Argument sind. Dieses weibliche Desinteresse an Wirtschaft und Politik lässt sich durch neue Daten aus internationalen Quellen noch viel dramatischer beweisen als durch meine persönliche Beobachtungen. Die man ja glauben mag oder auch nicht.

So stellen bei der weltweit führenden Wissens-Plattform Wikipedia die Frauen nur ganze 15 Prozent der Autoren. Das ist also genau jener Prozentsatz, den meine Beobachtung der weiblichen Zuhörer bei relevanten Diskussionen ergeben hat. An Wikipedia mitarbeiten könnte man aber auch dann, wenn man zwar brennend an wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen oder politischen Themen interessiert ist, aber der Kinder wegen einige Jahre ans Haus gefesselt ist. Offenbar hält sich aber auch dann das Engagement in Grenzen.

Noch einfacher wäre es etwa, die weltweit in Sachen Wirtschaft und Politik führende Zeitschrift zu lesen. Die kommt ganz einfach mit dem Postboten ins Haus. Die könnte man beispielsweise anstelle des bei Frauen überdurchschnittlich hohen TV-Konsums lesen. Doch der „Economist“ wird nur zu 13 Prozent von Frauen gelesen, wie die Zeitschrift jetzt selbst bekanntgegeben hat.

Mit welchem Recht, so frage ich daher zunehmend empört, verlangen da einige Kampffeministen dann nicht nur für die Politik, sondern auch für den Aufsichtsrat vollkommen privatwirtschaftlicher Aktiengesellschaften einen 30-, 40- oder gar 50-prozentigen Frauenanteil? Wenn Frauen nicht einmal in nennenswertem Umfang bereit sind, sich auf irgendeine intensive und seriöse Weise mit den wirtschaftlichen und politischen Fragen zu beschäftigen, dann sind diese Forderungen unberechtigt und unseriös. Wenn man überhaupt in Quoten zu denken bereit wäre.

Norwegen: Frauenquoten reduzieren Gewinne

Aber vielleicht sind die paar Frauen aus der kleinen Zahl, die sich doch dafür interessiert, besonders toll? Womit wir auf der sechsten Ebene des Nachdenkens angelangt sind. Aber auch hier können die Feministen nicht punkten. Denn nicht nur die österreichische Politik zeigt ein eher ernüchterndes Bild von der Leistung der Frauen. Es hat auch noch niemand behauptet, dass sich unsere Universitäten qualitativ verbessert hätten, seit dort in den letzten Jahren viele Frauen Professorenjobs bekommen haben. Die an manchen Instituten kursierenden unfreundlichen Kommentare über die Qualität der weiblichen Professoren lassen wir als möglicherweise unseriös und subjektiv beiseite.–

Dafür gibt es in der Wirtschaft harte Zahlen über die Erfolge der Quotenfrauen. Selbst der knalllinke Züricher „Tagesanzeiger“ musste dieser Tage über eine neue Studie berichten: Norwegische Firmen, die vom Gesetz zu mindestens 40 Prozent Frauen im Führungsgremium verpflichtet sind, erzielen um mehr als vier Prozent weniger Gewinn. Sowohl im Vergleich zu früher, wie auch im Vergleich zu quotenfreien norwegischen Firmen, wie auch im Vergleich zu anderen skandinavischen Firmen. Ob es da ein großer Trost – oder vielleicht gar die Ursache der mageren Ergebnisse – ist, dass bei den Frauen-Firmen die Personalkosten deutlich höher sind, dass also die Bereitschaft geringer ist, Mitarbeiter zu kündigen, wenn sie nicht benötigt werden?

Der Trick mit der Einkommenstatistik

Aber jedenfalls ist doch die Aussage der Statistik skandalös, dass Frauen für die gleiche Leistung viel weniger verdienen! Die siebente Argumentationsebene. Nun, wenn die Statistik das wirklich aussagen würde, wäre es in der Tat skandalös. Aber das tut sie mitnichten. Und skandalös sind nur jene, die das noch immer behaupten.

Statistiken zeigen zwar, dass Frauen um fast 40 Prozent weniger verdienen als die Männer. Sie zeigt freilich ebenso, dass Frauen beim Geldausgeben, beim Geldanlagen plötzlich in gleicher oder in stärkerer Weise aktiv sind als die Männer! Sie leiden also trotz geringeren Einkommens nicht an Geldmangel.

Schaut man sich diese 40 Prozent Differenz genauer an, was aber viele, vor allem weibliche Journalisten scheuen, dann zerrinnen auch diese 40 Prozent. Nur kein Vorurteil durch Recherche zerstören.

Die vielen Friseurinnen oder Kunsthistorikerinnen mögen ihr Glück finden oder auch nicht. Aber es ist mies, an all diesen Erscheinungen den Männern die Schuld zu geben. Die Ursachen der statistischen Differenz – soweit sie nicht überhaupt nur eine manipulative Darstellung sind – sind andere: teils Entscheidungen der Frauen, teils die Politik der Gewerkschaften (auch wenn sich diese verbal noch so feministisch gerieren).

Ich bin immer bereit, mich selbst- oder fremdzuschämen. Nur möge man davor zumindest einen einzigen echten Anlass dafür nennen. Die Feigheit der meisten Männer, dem Feminismus-Getue entgegenzutreten, ist jedenfalls kein Grund zur Scham, sondern nur zum Ärger. Selbst die zahllosen nur von der Feminismus-Ideologie lebenden Gleichberechtigungsbeauftragten können keine konkrete Diskriminierung in einem relevanten Umfang aufzeigen.

Wo es wirkliche Frauennot gibt

Dabei gibt es in der Welt wirklich schlimme Dinge, gegen die man mit voller Kraft kämpfen müsste: gegen die Frauenbeschneidungen in großen Teilen der afrikanischen und islamischen Welt; gegen die iranische „Ehe auf Zeit“, nach der die beliebig verstoßenen Frauen Null Rechte haben; gegen das in Afghanistan von den Religionsführern geforderte Verbot, dass Frauen irgendwo mit Männern zusammenarbeiten; gegen das in Saudiarabien geltende Verbot, ohne einen männlichen Verwandten in einem Auto zu fahren; gegen die Tausenden Tötungen von Frauen ohne Mitgift in Indien; oder gegen die gezielte Abtreibung von weiblichen Föten in vielen asiatischen Ländern.

Zu all diesen Dingen hört man erschütternd wenig Engagement. Statt dessen fordert die Frauenministerin, dass die AMS-Ausgaben zur Hälfte Frauen zugute kommen müssen – obwohl prozentuell wie absolut viel mehr Männer als Frauen arbeitslos sind. Statt dessen moderieren am Weltfrauentag in Krähwinkel, pardon: im ORF nur Frauen.

Wenn das kein historischer Erfolg des Feminismus ist!

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Das Wasser und der Kalif

06. März 2012 17:38 | Autor: Andreas Unterberger

Eine gute, eine schlechte Nachricht – aber beide passen nicht in den linken Mainstream. Und sie stoßen daher beide auf wenig Begeisterung.

Die gute Meldung zuerst: Schon neun von zehn Menschen trinken laut UNO sauberes Wasser. Das passt total in viele andere gute Meldungen der letzten Zeit: Die Lebenserwartung steigt in fast allen Ländern (bis auf die ganz linken wie Nordkorea oder Zimbabwe). Und: Der Anteil der Analphabeten sinkt trotz steigender Lebenserwartung. Aber all diese Tatsachen werden totgeschwiegen, obwohl sie von der relativ unverdächtigen UNO kommen. Denn sie passen ja nicht in die ach so modische Hetze gegen die Globalisierung und die weltweite Marktwirtschaft. Und sie passen schon gar nicht zu dem gebetsmühlenartig repetierten Spruch linker Gutmenschen, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher würden. Der aber hinten und vorne nicht stimmt. Warum das alles verschwiegen beziehungsweise erlogen wird? Weil erstens das linke Weltbild es so verlangt. Und weil zweitens eine riesige Armee von Organisationen und „Experten“ davon lebt, dass immer alles immer schlechter wird. Weshalb die Steuerzahler sie immer mehr zu finanzieren hätten.

Die schlechte Meldung: Ein Anhänger der Kalifats-Ideologie namens Shaker Assem darf im ORF die Aussage verbreiten, dass Moslems auch nach Erhalt der Staatsbürgerschaft aus religiösen Gründen nicht wählen dürfen. Wenn jemand die unbestrittene Tatsache, dass Mohammed mit einer Neunjährigen Geschlechtsverkehr hatte, als Kinderschändung bezeichnet, wird er von der BSA-Staatsanwaltschaft über zwei Instanzen verfolgt. Wenn jemand die österreichische Demokratie solcherart angreift, bekommt er sogar den ORF als Plattform. In Deutschland hingegen dürfen die Kalifats-Fanatiker (sie wollen einen ausschließlich von islamischen Klerikern regierten Staat) längst nicht mehr öffentlich auftreten. Aber bei uns in Bagdad . . .

 

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Wenn die Inder den Europäern den nackten Hintern zeigen

06. März 2012 00:47 | Autor: Andreas Unterberger

Rückkehr nach einigen Tagen Indien, Rückkehr mit einer Fülle neuer Eindrücke, mit einem veränderten Blick auf die asiatische Herausforderung an Europa. Während alle Welt nach China und dessen seit Beginn dieser Woche auch offiziell eingestandene Wachstumskrise blickt, macht sich Indien gerade daran, bevölkerungsmäßig zur Nummer eins auf der Welt zu werden. Bei dem südasiatischen Riesen hat einfach alles andere Dimensionen: sowohl die Erfolge wie auch die Misserfolge.

Bleiben wir zuerst bei den Sonnenseiten. Auch wenn Indiens Image nach wie vor mit Hunger und Elend verbunden ist, sollten wir uns klarmachen: Hungerkatastrophen hat es in dem Land schon lange keine mehr gegeben. Die modernisierte Landwirtschaft blüht – und kann nicht zuletzt dank neuer wissenschaftlich entwickelter Saatgut-Formen die inzwischen schon 1,3 Milliarden ernähren, was sie früher bei einer nur halb so großen Bevölkerung nicht geschafft hat. Panische Angst vor genveränderten Pflanzen oder vor allem, was mit dem Wort Hormon zusammenhängt, hat in Indien niemand. Das sind spezifisch europäische Krankheiten.

Das Thema der Werbung: Bildung

Fährt man durch die großen und kleinen Städte des Subkontinents, dann springt einem wie seit jeher der laute, dichte und chaotische Straßenverkehr ins Auge: mit einer im Vergleich zu einstigen Besuchen noch gewaltig vergrößerten Zahl an Autos, mit Fahrrad-Rikschas, mit jeder anderen nur denkbaren Form von Verkehrsmitteln, mit Elefanten, Kamelen und Kühen, mit Geisterfahrern jeder Art. Der zweite starke Eindruck sind die vielen Plakate. Auf diesen dominiert neben der Werbung für die soeben abgehaltenen Regionalwahlen vor allem ein Thema: Alles was mit Bildung zusammenhängt.

Auf den Werbeflächen werden die diversesten Schulen, Kurse und Universitäten beworben. Ein Mädchen-Internat genauso wie eine Computerschule, MBA-Ausbildungen genauso wie simple Englisch-Kurse. Ein Land ohne sonderliche Rohstoffe, aber mit einer unglaublich dynamischen Jugend weiß, wo seine einzige Zukunftschance liegt. Nur eine einzige Zahl: Das Durchschnittsalter beträgt 26 Jahre, in Österreich hingegen 43!

Daher ist in dem vielsprachigen Land in vielen Grundschulen der Unterricht in den letzten Jahren auf englisch umgestellt worden, auf die Sprache, die sowohl national wie global alle Tore öffnet. Selbstverständlich sind all die beworbenen Schulen und Kurse kostenpflichtig. Ihr Besuch wird daher auch ernster genommen als in österreichischen Gratisschulen.

Das Ergebnis der Bildungsexplosion lässt sich schon heute sehen: Jeder dritte Programmierer auf der Welt ist ein Inder. Zum Programmieren braucht man ja keine großen Maschinen-Investitionen, sondern „nur“ ein diszipliniertes mathematisches Hirn.

Auch in einer anderen postindustriellen Kreativ-Branche sind die Inder extrem erfolgreich: Die Bollywood-Filmindustrie ist die weitaus größte der Welt. Die voll Schmalz, Schmerz und Schönheit produzierten Filme sind auch in großen Teilen der islamischen Welt einsetzbar. Denn erstens sind sie professionell gemacht, zweitens billig, drittens haben sie verständliche Handlungen, und viertens sind sie garantiert frei von Sexszenen oder ähnlichem.

Gut ausgebildete junge Menschen sind auch das erfolgreichste Exportgut des Landes: In Großbritannien verdienen die aus Indien stammenden Menschen heute um rund zehn Prozent mehr als die Durchschnittsbriten. In den USA machen die Inder zwar nur 1 Prozent der Bevölkerung, aber 16 Prozent der Studenten an den Elite-Unis aus.

Mit anderen Worten: Während Mitteleuropa primär die ungebildeten Sozialmigranten aus der Dritten Welt anzieht, gehen die bildungsorientierten Inder dorthin, wo die Steuern nieder sind und die Unis Weltklasse darstellen (und wo die Sprache Englisch ist).

Wer wie der Autor Indien schon vor mehr als 30 Jahren mehrmals besucht hat, kann heute auch eine signifikante Steigerung der industriellen und Infrastruktur-Investitionen feststellen. Die Flughäfen in Delhi und Mumbai sind moderner und großzügiger als alle europäischen Airports, die ich kenne. Aus Indien stammende Industrielle sind international heute etwa schon in der Schlüsselbranche Stahl führend. Aber auch Automarken wie Jaguar oder Land Rover sind schon in indischem Besitz. Dennoch reicht die industrielle Dynamik Indiens nicht ganz an jene etwa Chinas oder Vietnams heran.

Der Protektionismus bremst

Denn Indien ist – und hier wechseln wir zu den Schattenseiten – noch immer weniger investorenfreundlich als China. Viele westliche Konzerne halten sich von dem Subkontinent fern, weil die Gesetze sehr protektionistisch sind.

So hat jetzt beispielsweise Ikea die Pläne fallengelassen, nach Indien zu gehen: Das wäre nur erlaubt gewesen, wenn Ikea garantiert, dass 30 Prozent der verkauften Produkte aus Indien stammen. Was Ikea mit seiner globalen Produktionsweise nicht garantieren will. Dabei sind sich Experten einig: Gerade solche Handels-Weltkonzerne würden die industrielle Produktion im Lauf der Jahre in die Höhe ziehen. Sind die Gehälter in Indien doch trotz anhaltender Inflation noch immer sehr niedrig. Das gleicht das geringe Arbeitstempo eines indischen Arbeiters mehr als aus.

Ähnlich protektionistisch hat Indien auch den Flugverkehr abgeschirmt. Das führt dazu, dass derzeit nach der Reihe indische Fluglinien bankrott gehen, weil ihnen internationales Kapital und Knowhow fehlen.

Der Protektionismus hat zwar einige geschützte Industriellenfamilien sehr erfolgreich gemacht, das Land aber um die mögliche Dynamik gebracht. Zwar steckt Indien nicht mehr in einer sozialistischen Planwirtschaft, die das Land in den ersten Jahren der demokratischen Unabhängigkeit noch total gelähmt und verarmt hat. Aber Indien braucht eindeutig mehr Investitionen, um den jungen Menschenmassen eine gute Zukunft zu geben.

Denn Indien ist viel jünger als China, wo die Menschen als Folge der Einkind-Politik im Durchschnitt heute schon rund zehn Jahre älter sind als auf dem Subkontinent. Indien hat mit Ausnahme einer kurzen undemokratischen Periode unter Indira Gandhi nie eine Politik der Geburtenbeschränkung forciert. Für seine Familien sind viele Kinder zum Unterschied von Europa auch heute noch trotz aller Erziehungskosten ökonomisch besonders wichtig: Sie sind für die meisten Inder nach wie vor die einzige Altersvorsorge. Und werden daher in großer Anzahl in die Welt gesetzt.

Genauer gesagt: Das gilt nur für die Söhne. Töchter hingegen haben sich nach der Heirat ausschließlich um die Schwiegereltern zu kümmern, fallen für die Altersvorsorge der Eltern aus. Selbst Eltern, die nur Töchter haben, werden von der indischen Tradition eher auf die Versorgung durch Neffen verwiesen, als dass sie auf die Hilfe ihrer wegverheirateten Töchter rechnen dürfen. Das führt nun erstens dazu, dass weiterhin viel mehr in die Erziehung der Söhne als jene der Töchter investiert wird: 70 Prozent der männlichen Inder können lesen, aber nur 48 Prozent der weiblichen.

Ein Mädchen? Dann abtreiben

Eine weitere Konsequenz dieses archaischen Altersversorgungssystems ist in Kombination mit den Mitteln der heutigen Medizin noch viel dramatischer: Millionenfach werden alljährlich weibliche Föten gezielt abgetrieben. Die Geburtenzahlen kleiner Mädchen erreichen nur noch 91 Prozent der Zahlen der Buben, in manchen Regionen sind es sogar 82 Prozent.

Dieser in den letzten Jahren entstandene Trend wird wohl gewaltige, aber noch schwer konkret beschreibbare Konsequenzen haben: Wie werden sich all die jungen Männer künftig verhalten, die keine Frauen finden? Sind sie nicht eine potentielle Quelle für Kriminalität, Gewalt und Kriege?

Dennoch müssen viele Frauen heute auch heute noch – obwohl gesetzlich verboten – bei der Ehe eine ordentliche Mitgift mitbringen. Und wehe ihnen, ihre Familie stattet sie nicht ordentlich aus: Jede Jahr werden nach einer neuen indischen Studie über 8000 junge Frauen umgebracht, weil die Familie des Mannes enttäuscht ist über das, was da an Schmuck und Geld mit der Frau mitkommt. Das ist ziemlich genau jede Stunde eine tote Ehefrau. Und die Zahl der Morde nimmt im Langfristvergleich weiter zu – auch wenn sie oft als Unfälle, etwa als Verbrennungen beim Kochen, getarnt werden.

Ein Grenzstaat zum Islam

Eine ganz andere explosive Problemzone Indiens ist der Dauer-Konflikt mit dem islamischen Nachbarn Pakistan, der zum Teil auch mit Reibereien zwischen den 81 Prozent Hindus und den 13 Prozent Moslems verbunden ist. Nur ein kleines Beispiel: An einigen Plätzen einstiger Tempel, auf denen islamischen Großmoguln nach deren Zerstörung Moscheen errichtet haben, herrscht explosive Hochspannung. Viele Hindus wollen nämlich, dass statt der Moscheen wieder Hindu-Heiligtümer entstehen. Was die Moslems wiederum nicht akzeptieren wollen. Als Folge krachen bisweilen Bomben. Die damit verbundene Spannung merkt man auch an den Hunderten schwer bewaffneten Wachposten, die jeden Besucher an den umstrittenen Orten mindestens dreimal genau kontrollieren.

Ebenso beklemmende Situationen kann man am einzigen Straßenübergang der mehr als Tausend Kilometer langen Grenze Indien-Pakistan beobachten: Hier sind nicht nur kilometerlang Kasernen zu sehen. Hier warten auch tausende Lkw oft zwei Wochen lang auf die Umladung auf ein anderes Gefährt, weil indische Fahrzeuge nicht nach Pakistan dürfen. Und umgekehrt.

Dieser Grenzübergang wird am Abend jedes Tages in einer grotesken Zeremonie geschlossen: Tausende Zuseher auf beiden, aber vor allem der indischen Seite begleiten die Grenzschließung mit Sprechchören wie „Hindustan Zindabad“, Lang lebe Indien. Während es auf der anderen Seite eben „Pakistan Zindabad“ heißt.

Die Offiziere brüllen jeweils zur gleichen Sekunde wie ein Gegenüber auf der anderen Seite die gleichen Kommandos in Mikrophone. Jeder versucht dabei aber, den Befehlston länger anzuhalten als der Konkurrent auf der anderen Seite. Und er wird von seinen Landsleuten heftig akklamiert, sollte er es schaffen. Dennoch schütteln einander die beiden Wachkommandanten in einer von unsichtbaren Regie inszenierten Choreographie fünf Sekunden lang die Hände.

Das Ganze ist eine groteske Mischung aus kindischem Imponiergehabe und nationalistischer Wichtigmacherei. Es bedeutet im Grund aber auch den Versuch einer Sublimierung eines Konflikts. Zwei Staaten suchen nach einem halbwegs geordneten Nebeneinander, wenn sie schon kein Miteinander schaffen. Immerhin sind es zwei Staaten, die wegen eines seit mehr als 60 Jahren umstrittenen Grenzverlaufs schon etliche Kriege gegeneinander geführt haben. Wobei übrigens keine einzige Schlacht mehr entbrannt ist, seit beide Länder Atomwaffen haben. Offenbar hat auch hier, so wie einst im europäischen Ost-West-Konflikt, die allesvernichtende Bedrohung durch jene Waffen eine gewisse heilsame Wirkung.

Armut: ja – aber weniger als einst

Längst werden sich viele Leser gefragt haben: Und wo bleibt die dramatische Armut der Inder? Wo bleiben die Folgen des Kastenwesens? In diesen beiden Punkten lassen sich die europäischen Augen leicht täuschen. Sie vergleichen mit dem heutigen Europa, die Inder vergleichen hingegen mit dem Indien eine Generation davor. Und in dieser historischen Sicht hat sich Vieles gebessert. Auch wenn die Dinge noch in keiner Weise Europa ähneln.

So gibt es schon Staatspräsidenten und Landeshauptleute aus der untersten Kaste der einst für unberührbar Gehaltenen. Und das ist auch allgemein akzeptiert worden. Auf der anderen Seite sorgt es immer wieder für böses Blut, wenn Angehörige unterer Kasten und Moslems bei der Aufnahme in bestimmte Universitäten oder Jobs durch Quotenregelungen bevorzugt werden, auch wenn ihre Qualifikationen nicht gleichwertig sind.

Und die Armut? Die scheint optisch nach wie vor allgegenwärtig. Das Bild täuscht. Man darf ja auch die dramatisch angewachsene Zahl von (professionell importierten) Bettlern in österreichischen Straßen nicht als ein Zeichen steil ansteigender Armut werten. Ebenso muss man hinter den vielen Bettlern und riesigen Slums Indiens eben auch das explosionsartige Ansteigen eines Mittelstands sehen.

Aber natürlich bietet Indien auch heute noch beängstigende Anblicke: Etwa, wenn man sich in der Pilgerstadt Benares durch Hunderte, oft arg entstellte Bettler seinen Weg bahnen muss. Etwa wenn man Delhi via Bahn verlässt und dabei noch etwa eine Stunde durch Teile der 20-Millionen-Metropole fährt: Denn die ganze Strecke über ist der Bahndamm links und rechts nicht nur eine einzige Mülldeponie, sondern auch ein einziges Klo. Man fährt also an Hunderten nackten Hintern vorbei, die unbekümmert ihre Notdurft verrichten und deren Besitzer interessiert dem drei Meter entfernt vorbeiratternden Zug nachschauen.

So ungustiös dies dem Europäer auch vorkommt, so sehr muss er sich doch fragen, ob Indien nicht bald der ganzen Welt sinnbildlich die Kehrseite zeigen kann, weil es die heute reichsten Länder weit überholt hat. Das wird freilich nur dann der Fall sein, wenn es seine vier Hauptaufgaben zu lösen imstande ist: also die notwendige Wirtschafts-Liberalisierung (die relativ leichteste Aufgabe), die Arbeitsplätze schaffen und die Inflation reduzieren würde; eine Reduktion der schier allgegenwärtigen Korruption; einen dauerhaften Frieden mit Pakistan; und eine Lösung der Altersversorgung, wodurch sich viele Sozial-, Demographie- und Frauendiskriminierungs-Probleme lösen würden.

Auf den meisten anderen Ebenen aber hat das Land gewaltige Vorteile: Seine Demokratie hat sich als stabil, überlebensfähig und zugleich ausreichend elastisch erwiesen; seine Bevölkerung als arbeitswillig und friedlich; und die meisten Fesseln eines Realsozialismus sind heute abgeschüttelt.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 270: Häupls Lucidum intervallum?

05. März 2012 12:38 | Autor: Andreas Unterberger

Die persönlichen und beruflichen Krisen des Michael Häupl sind längst stadtbekannt, werden aber zunehmend lustiger.

Der schwergewichtige und selten im Amt anzutreffende Bürgermeister überlebt zwar weiterhin mangels Alternativen. Aber selbst die eigentlich lammfrommen grünen Koalitionspartner outen ihn nun immer öfter in all seinen Peinlichkeiten. Sie verbreiten auf ihren Facebook-Konten Briefe des Bürgermeisters, deren Text nur noch einem Gelalle gleichkommt. Was auch immer die Ursachen der beängstigenden Schreibstörungen sein mögen: Dass ein Wiener Bürgermeister alkoholisiert ist, wollen wir ja wohl ausschließen. Häupl schrieb jedenfalls dem grünen „Bezirksvorsteherin-Stellvertreter“ (ehrlich, so lautet die offenbar politisch korrekte Anrede) Alexander Spritzendorfer in das Amtshaus der Josefstadt einen folgendermaßen beginnenden Brief: „Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir in Wien die Ereignisse zueinanderkommen lassen und es gezielt erwarten können, bis sich die Wiener Trägheit, Skepsis und Nörgelei durchmischen. Im Grenzland der Plausibilität gibt es einen gewachsenen Wert des Glücks – jene Lebensqualität, die manch Wiener Seele Relevanz entlockt.“ Im nächsten Absatz folgen dann diesen wahrscheinlich hochphilosophischen Sentenzen plötzlich banale Geburtstagsglückwünsche.

Das geistig überforderte Tagebuch wäre jedenfalls den Lesern für eine Exegese des Kategorischen Häuplismus dankbar.

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Rußland: Das Leben mit der Gaunerei

05. März 2012 01:23 | Autor: Andreas Unterberger

Ach ja, Russland hat gewählt. Genauer gesagt: Eine Wahlen genannte Inszenierung hat stattgefunden.

Wenn die Machthaber jeden relevanten Gegner an der Kandidatur hindern oder gleich einsperren, wenn die Medien noch parteitreuer agieren müssen als die österreichischen Inseratenempfänger (was etwas heißt!), dann ist es müßig zu debattieren, wie viele der behaupteten Prozent Wähler des Wladimir Putin echt und wie viele Produkte diverser Manipulationen waren. Das waren schlicht keine Wahlen, die diese Bezeichnung verdienen. Daher sind auch die Prozente egal.

Bei einer solchen Inszenierung war es geradezu logisch, dass die wenigen auf dem Stimmzettel angebotenen Personalalternativen noch grauslicher wirken mussten als Wladimir Putin selber. Der wiedergewählte Präsident aus dem Geheimdienst wird aber dennoch sicher nicht über die Proteste stolpern, die jetzt ob der Farce in Sachen Demokratie wieder allenthalben aufflammen. Dazu ist die Apathie der Russen viel zu groß. Dazu fehlt Russland auch jedwede Tradition in Sachen Revolution oder bürgergesellschaftlichem Engagement. Hat es doch in der gesamten Geschichte zwischen Petersburg und Moskau immer nur Putschs von kleinen Gruppen gegeben, bei denen sich bestenfalls die herrschende Elite abgewechselt hat.

Der große Katzenjammer wird wohl erst ausbrechen, wenn sich das totale Scheitern der russischen Wirtschaftspolitik in seiner ganzen Dimension herausstellt. Der Kern des Übels: Russland ist auch zwei Jahrzehnte nach dem Kommunismus eine reine Rohstoffwirtschaft geblieben. Mit Rohstoffen kann man aber immer nur einen kurzfristigen Boom finanzieren. Langfristig erfolgreich sind immer nur jene Staaten und Regionen, deren Hauptrohstoffe Fleiß, Disziplin und Ausbildung heißen.

Man denke nur an Portgual und Spanien, die einige Generationen lang mit dem Gold aus Amerika eine große Blüte inszenieren konnten, nach dem Ausbleiben des Goldes aber in eine Dauerkrise gesunken sind und die seit Jahrzehnten von den Milliarden der nördlichen EU-Staaten leben. Auf der anderen Seite zählen Länder ganz ohne nennenswerte Rohstoffe wie die Schweiz, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande, Singapur, Hongkong, Vietnam, Südkorea heute zu den erfolgreichsten und reichsten Plätzen der Erde.

Russland hingegen hat es mit den vielen Milliarden Dollar aus Gas, Öl, Diamanten, Gold und etlichen anderen Bodenschätzen bisher in keiner Weise geschafft, eine moderne Industrie- oder Dienstleistungs-Ökonomie zu entwickeln. Das hereinströmenden Geld strömte vielmehr sofort wieder hinaus: in den Konsum der breiten Masse zum einen, und zum anderen in die kriminelle Korruption und Selbstbedienung einer kleinen Oberschicht. Diese bedient sich so, ganz wie es im Kommunismus die Nomenklatura getan hat. Von den Zeiten der KPdSU-Diktatur unterscheidet sich das heutige Russland ja überhaupt nur in wenigen Punkten:

Der Rest ist gleichgeblieben: Personenkult; eine unglaubliche Macht des Geheimdienstes; Paranoia gegenüber dem insgeheim bewunderten westlichen Ausland; eine tiefe Entfernung zwischen den Machthabern einerseits und der Masse auf dem Land beziehungsweise in den depressiv machenden Plattenbausiedlungen der vielen gesichtslosen Städte andererseits; und eine sinnlos große Militärrüstung, die auch heute noch viele der raren technischen Kapazitäten des Landes verschwendet.

Umso mehr zu bewundern ist der tapfere Kampf der kleinen intellektuellen Schicht vor allem in den beiden großen Städten. Dort setzen sich Tausende für Werte, für Recht und Freiheit ein. Sie wollen wider alle Realitäten die Tradition des großen Russlands der Dichter und Komponisten irgendwie fortsetzen – obwohl gerade das Kulturbürgertum im Kommunismus durch Gulag und Folterkeller sowie dann durch die Emigration nach Deutschland, Israel und Amerika mit langanhaltenden Folgen dezimiert worden ist.

Diese Bewunderung für das aufbegehrende Bürgertum heißt aber nicht, dass es einen Sinn hätte, von außen die Zukunft Russlands zu beeinflussen. Der Westen muss immer mit dem real existierenden Russland leben und sich arrangieren, was schon für die letzten 210 Jahre eine gute Strategie gewesen wäre. Die Russen sind auch unter dem zeitweise säbelrasselnden Putin keine Feinde, sondern ein bedauernswertes Volk, das eindeutig mehr zu Europa gehört als etwa der Islam.

 

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Das Triple-G oder: Just write a check

04. März 2012 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Hans Peter Haselsteiner ist ein guter Gutmensch: Er fordert regelmäßig auch für sich höhere Einkommensteuern. Da ist man doch ob so viel Edelmut wirklich gerührt.

Niemand in Österreich würde es wagen, auf Haselsteiner so ähnlich zu reagieren, wie es Chris Christie, der Gouverneur der US-Bundesstaats New Jersey, unlängst tat. Dieser wurde in einem Interview auf den amerikanischen Milliardär Warren Buffet angesprochen. Auch Buffet reist ja seit Jahr und Tag mit der Forderung nach höheren Steuern für seinesgleichen durch alle Medien. Christies rüde, aber treffende Antwort: „Shut up and just write a check!“

In der Tat: Jeder, der sich zu gering besteuert vorkommt, möge einfach einen Scheck ausstellen und nicht ständig herumreden.

Buffet wie Haselsteiner haben weitere auffallende Gemeinsamkeit: Sie haben beide politische Ambitionen – und ein erstaunlich geringes steuerpflichtiges Einkommen. Bei dem Strabag-Chef sind es nach eigenen Angaben (laut „Salzburger Nachrichten“) zwei Millionen Euro im Jahr. Gleichzeitig macht aber die Strabag 12.777 Millionen Umsatz pro Jahr. Da verdient der Mann weniger als ein Sechstausendstel? Ist er ein so schlechter Geschäftsmann? Man sollte wirklich für ihn sammeln gehen.

Hat er – oder das ein wenig intransparent verschachtelte Syndikat Haselsteiner-Deripaska-Raiffeisen – aber vielleicht nur besonders kreative Steuerberater? Dann sollte man eher an Chris Christies Ratschlag denken. Oder an die letztlich bald wieder unter dem Teppich verschwundene Affäre um 15 Haselsteiner-Millionen für ungarische Politiker. Oder an die Aussagen eines Strabag-Managers in Sachsen, dass kriminelle Geschäftspraktiken an der Tagesordnung wären.

Solche Praktiken mögen vielleicht manchen in der Baubranche tatsächlich unvermeidlich erscheinen. Sie sollten aber jedenfalls ein Anlass sein, uns Moralpredigten zu ersparen. Noch mehr sollte das ein anderer Aspekt tun: Denn höhere Steuern für  alle Besserverdienenden würden vor allem eines ermöglichen – noch mehr Misswirtschaft auf Steuerkosten. An der Spitze der Misswirtschaftsprojekte stehen derzeit ganz zufällig drei gigantische Tunnelprojekte. Diese haben zweierlei gemeinsam: Erstens werden sie sich niemals rechnen. Und zweitens darf man davon ausgehen, dass dabei der Tunnelbauspezialist Strabag gut verdienen wird.

Mit anderen Worten: Das bisschen, was der Leider-nur-zwei-Millionen-Mann Haselsteiner nach einer weiteren Steuererhöhung mehr zahlen würde, kommt dann über Milliardenaufträge wieder bei der Hintertür hinein. Eine PR-Agentur könnte es nicht besser ausdenken, wie man gleichzeitig gute Geschäfte macht, gute Medienpräsenz bekommt und sich zum guten Menschen stilisiert. Ein Triple-G gleichsam.

Das alles heißt natürlich nicht, dass Gutverdiener nicht Gutes tun sollen. Im Gegenteil. Einschlägige Kontonummern für Spendenüberweisungen werden jederzeit bekanntgegeben. Aber sie mögen uns mit Güte als PR-Aktion, mit Güte zu Lasten Dritter und mit Güte zum eigenen Nutzen verschonen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Zum Wochenende nur noch Positives

03. März 2012 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Nach all den Wochen voll Korruption in Politik und Staatsbetrieben, voll zynischer Brechung von Datenschutz und Amtsgeheimnis durch heuchlerische Medien, voll beklemmenden Berichten aus der arabischen Welt, voll Scheitern der heimischen wie der europäischen Politik in Sachen Reform und Sanierung kann man nur noch sagen: Es reicht. Letztlich hält kein Mensch auf die Dauer nur Depressives aus. Daher sei heute zur Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts ausschließlich nach Positivem gesucht.

Da bin ich etwa in Deutschland fündig geworden: Ein Obergericht in Münster hat den an sich witzigen Schmäh unterbunden, die verbotenen Glühbirnen als „Heizbälle“ zu verkaufen. Was, bitte, soll daran positiv sein? Nun: Die „Heizbälle“ waren als Teil einer „grundrechtlich geschützten satirischen Kunstaktion“ deklariert worden. Und das Gericht wagte zu erkennen, dass das mit Kunst absolut nichts zu tun habe.

Was ebenso richtig wie mutig ist. Bisher ist nämlich noch jede Scharlatanerie in Deutschland wie in Österreich als Kunst durchgegangen. Womit sich selbsternannte Künstler über jedes Gesetz hinwegsetzen konnten. Und dazu noch oft kräftige Subventionen des genasführten Staates bekamen.

Dieses Gerichtsurteil könnte nun hoffentlich eine Wende und Entmythologisierung des Universal-Tarnwortes „Kunst“ bedeuten. Dieser könnte erst dann ein besonderer Schutz über die allgemeine Meinungsfreiheit hinaus zukommen, wenn jemand zur objektiven Definition imstande wäre, was Kunst und was Nicht-Kunst ist. Dass es Glühbirnen nicht sind, ist freilich noch keine ausreichende Definition. Die Freude über dieses Urteil ändert im übrigen gewiss nichts daran, dass deren Verbot ein Unsinn bleibt.

Erfreulich war dieser Tage auch ein Rechtserkenntnis in Frankreich. Der Verfassungsrat hob das Gesetz wieder auf, das die Leugnung von Genoziden (Völkermorden) unter Strafe stellt. Denn diese Strafbarkeit verstoße gegen die verfassungsrechtliche Meinungsfreiheit. Klarer kann man es nicht sagen.

Was natürlich nichts daran ändert, dass der Anlassfall – das türkische Vorgehen gegen die Armenier im ersten Weltkrieg mit rund eineinhalb Millionen Todesopfern – eindeutig ein solcher Völkermord war. Was übrigens damals schon k.k. Diplomaten in ihren Geheimberichten aus der mit Österreich verbündeten(!) Türkei eingestanden haben. Aber in einem liberalen Rechtsstaat sollten historische Fakten niemals mit Zwang tabuisiert werden. Auch wenn Nicolas Sarkozy diesen Zwang gerne zu Zwecken des Wahlkampfes unter den Exilarmeniern eingeführt hätte.

Noch einmal zum Thema Kultur: Hier fällt die Steiermark (schon wieder) positiv auf. Denn sie schafft einen 15-köpfigen „Kulturbeirat“ ab. Und sie will noch ein weiteres Drittel der 39(!) Beiräte abschaffen, die es allein in diesem Bundesland gibt. Man kann sicher sein: Bis auf jene Herrschaften, die selbst diesen Beiräten angehören, und jene, die durch ihre dort sitzenden Förderer Subventionen erhalten haben, wird niemand diese Beiräte vermissen.

Auch aus Portugal gibt es Positives zu vermelden. Zum ersten: Die Portugiesen scheinen als einziges südeuropäisches Land die Krisenbewältigung programmgemäß zu schaffen.

Zum zweiten: Die Regierung will dabei nun auch gegen einen einst sehr populären Unsinn ankämpfen, nämlich gegen die Aufteilung des landwirtschaftlichen Grundes auf viele Klein- und Kleinstbauern. Diese „Landreform“ war das Werk der Sozialisten nach der Revolution von 1974 – so wie ja überall Landreformen auf dem Hochaltar sozialistischer Reformen stehen.

Die damaligen Landreformen haben Portugal landwirtschaftlich verarmen lassen; das Land muss heute einen Gutteil der konsumierten Lebensmittel einführen. Ein ganz ähnlicher Vorgang hat im letzten Jahrzehnt im afrikanischen Zimbabwe zu Hungersnöten geführt, obwohl dieses Land davor einer der größten Lebensmittelexporteure Afrikas gewesen ist; einige wenige Tausend weiße Farmer hatten bis zur Aufteilung ihrer Güter nicht nur das Land ernährt, sondern auch viele Devisen erwirtschaftet. Portugal rechnet sich nun jedenfalls seriöse Chancen aus, mit einer umgekehrten Landreform den blamablen Status als heftiger Lebensmittelimporteur zu verlieren.

Ich gebe zu, es war anstrengend. Aber es hat sich gelohnt: Das Tagebuch ist heute exklusiv positiv geblieben. Walt Disney würde schreiben: Keuch, stöhn, ächz.

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SN-Kontroverse: Intervention in Syrien?

02. März 2012 06:33 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Staatengemeinschaft in Syrien militärisch eingreifen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Super-GAU des Schreckens droht

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Als das Burgenland in den 1980er-Jahren am „letzten Zipfel" der Welt lag und das Ost-West-Wettrüsten seinen Höhepunkt erlebte, entstand in der kleinen Stadt Schlaining die Idee zur Gründung eines Friedensinstituts. Es gab viel Kritik: Die Stadt sei zu weit weg von Wien, habe keine Infrastruktur usw. Die jungen Leute waren hartnäckig. Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg und der burgenländische Landesrat Gerald Mader sagten geringe Subvention zu. Das Institut ist heute Friedensuniversität, wo interkulturelle Friedenserziehung gelehrt wird. Gerald Mader ist UNESCO-Präsident.

 Im „arabischen Frühling" wurden Diktaturen niedergekämpft. Ausgehend von Tunesien kam es 2010/2011 zu Unruhen in Algerien, dann zur Revolution in Ägypten. Blutige Unruhen gibt es in Libyen, im Jemen, Bahrain. In Libyen war der Bürgerkrieg so massiv, dass die arabische Liga um Hilfe bat. Rebellen stürzten Staatschef Muammar Gadafi mit NATO-Unterstützung. Wegen gewaltsamer Eskalation sieht die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, jetzt Syrien an der Schwelle zum Bürgerkrieg. Der UNO- Sicherheitsrat ist gespalten. Syrien liegt nahe an Israel. Dort steht auch die Jugend auf der Straße: Weil die Filmemacherin Daphin Leef Mitte 2011 wegen hoher Mieten obdachlos wurde, beschlossen sie und ihre Freunde, auf dem Mittelstreifen des Rothschild-Boulevards in Tel Aviv ihr Zelt aufzuschlagen. Das Motto: „Rothschild ist unser Tahrir-Platz".

Israel hat ein großes Atomwaffenarsenal und liegt nahe dem Iran. Ein neues Ungleichgewicht des atomaren Schreckens droht, falls sich UNO, NATO und EU zu keinem Eingreifkonsens durchringen. Und die Meinungsbildner Europas sollten aus der „splendid isolation" aufwachen und den Unterschied zwischen „peace forcing" und „peace keeping" lernen. 


Bis zum letzten Amerikaner

Andreas Unterberger

 So tragisch die Vorgänge in Syrien auch sind: Ein Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg wäre ein dramatischer Fehler. Daraus könnte leicht ein großer Krieg oder gar ein Weltenbrand entstehen. Denn der syrische Machthaber Assad würde jedes Eingreifen - für das ja in Wirklichkeit nur der Westen infrage kommt - sofort als Aktion der Freunde Israels brandmarken; er würde direkt wie auch über seine Vasallen im Libanon und in Gaza einen Krieg mit Israel entzünden, um die anderen, ihn derzeit kritisierenden Araber wieder an seine Seite zu ziehen. Dort stehen jetzt schon der Iran, der Irak und Russland. Allein das sollte reichen, jeden Hitzkopf zur Mäßigung zu bringen.

Zweitens zeigt das heute in vielen arabischen Ländern tobende Chaos: Es ist mehr als offen, ob selbst ein Erfolg einer Intervention oder Revolution geordnete rechtsstaatliche und demokratische Verhältnisse herzustellen vermag. In Libyen etwa herrscht nach der europäischen Intervention nackte Anarchie. Der Irak ist eine Tragödie. In Ägypten regieren die Islamisten, die am Friedensvertrag mit Israel rütteln und die die Scharia, also einen archaischen Religionstext, als oberstes Staatsgesetz einführen wollen; was das bedeutet, kann man in Saudi-Arabien oder im Iran studieren (trotz aller Differenzen untereinander).

Drittens haben die vielen syrischen Minderheiten von den Alewiten bis zu den Christen aus dem letzten Jahr eines gelernt: Sie fürchten sich vor einem Triumph der Revolution.

Viertens ist es heuchlerisch, wenn Österreicher nach Krieg rufen, aber natürlich meinen: Führen sollen den die anderen, wir sind ja neutral. Wer in jedem Konflikt von der Galerie herab bis zum letzten Amerikaner kämpft, ist nur noch lächerlich. Und verkennt die Realität: Die USA sind durch den Irak- und den Afghanistan-Krieg über alles militärisch und ökonomisch Tragbare hinaus belastet.

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Zeitungsauflagen: Lügner, Loser und wenige Leuchten

01. März 2012 17:53 | Autor: Andreas Unterberger

Weil nirgendwo so viel gelogen wird wie bei der Jagd und bei Zeitungsauflagen, befasst sich das Tagebuch diesmal mit diesen. Denn da hat sich gezeigt: Irgendwann kommt doch die Wahrheit heraus. Zumindest zum Teil.

Bei der nunmehr veröffentlichten Auflagenkontrolle gibt es drei Medien-Typen: Das eine sind die Zeitungen, die sich ziemlich genau dort bewegen, wo sie vor einem Jahr waren. Dann gibt es einige große Gewinner. Und schließlich gibt es die anderen, bei denen steile Abstürze verzeichnet sind. Dabei lässt sich freilich mit einer großen Ausnahme nicht nachweisen (und aus rechtlichen Gründen auch nicht spekulieren), ob sie bis zum Jahr davor kräftig gelogen oder aber 2011 ganz plötzlich so schwer verloren haben.

Skandalöse Lügen eingestanden hat jedenfalls das News-Imperium. Von "News" selber wurden plötzlich nur 138.000 Exemplare verkauft (alle Zahlen sind der Lesbarkeit halber mathematisch gerundet). Im Jahr davor waren hingegen noch 175.000 Verkäufe gemeldet worden. Und schaut man sich den einzig wirklich harten Maßstab „Direktverkauf“ an (also ohne relativ dubiose Dinge wie „Großverkäufe“), dann sank das skandallüsterne Heft von 114.000 auf 90.000.

(In der Folge werden nur noch diese Direktverkäufe angegeben, wobei sich alle Zahlen auf das zweite Halbjahr 2011 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2010 beziehen).

Das „Profil“, das immer vorgegeben hatte, mehr als die Qualitätszeitungen zu verkaufen, sank beim Direktverkauf plötzlich von 66.000 auf 55.000. Der „Trend“  sank stark auf 25.000 und das „Format“ gar auf 22.000. Und so weiter.

Ich stehe nicht an, zumindest im Fall von „News“ ziemliche Freude zu verspüren. Die Menschen lassen sich lange vieles gefallen, aber nicht dauernd alles.

Was fordern Faymann und Häupl von "News" zurück?

Jetzt wird natürlich interessant, wie viele Inserenten ihr Geld zurückverlangen werden. Sind sie doch mit falschen Auflage-Angaben zweifellos betrogen worden. Diese Ansprüche werden im Fall des großen „News“-Imperiums umso leichter durchsetzbar sein, als der frühere Betrug von der Geschäftsführung eindeutig zugegeben wird. Freilich wird er ausschließlich einstigen Topmanagern in die Schuhe geschoben. Was allerdings wieder eine zusätzliche Pikanterie schafft: Die wichtigsten dieser Topmanager sind noch immer in der Branche aktiv, wenn auch bei einem anderen Medium. Was dessen Glaubwürdigkeit ja zweifellos ungemein erhöht.

Ich würde auch wetten, dass als Folge dieser Stunde der Wahrheit etliche Hefte in absehbarer Zeit nicht mehr am Markt sein werden. In schlechten Zeiten lässt sich nämlich auch die oft sehr naive Werbewirtschaft nicht mehr sehr gerne hineinlegen. Offen bleibt nur, wieweit das Rathaus und die SPÖ-Minister trotz allem weiterhin unser Steuergeld für Inserate und Kooperationen zu „News“&Co fließen lassen werden. Oder ob auch sie Rückzahlungsforderungen stellen werden. Was sie eigentlich tun müssten, um nicht der korrupten Inseratenvergabe nicht auch noch einen Amtsmissbrauch folgen zu lassen.

Sensationell – und erfreulich – der Starterfolg von „Servus“. Dieses Heft aus dem Haus Red Bull liegt knapp nach dem Start bei einem Direktverkauf von 63.000. Erfreulich ist das, weil „Servus“ ein ganz anderes Produkt macht. Es widmet sich seriös, skandalfrei und niveauvoll den schönen Seiten des Lebens. Die sonst vernachlässigte Zielgruppe sind dabei offensichtlich Frauen über 40 mit mittlerem oder höherem Bildungsniveau und ländlichem bis kleinstädtischem Hintergrund. Ich bin sicher: Die Auflage wird noch weiter steigern (schon alleine deshalb, weil ich zu Weihnachten Abos an Angehörige der einschlägigen Zielgruppe verschenkt habe . . .). Um dumme Bemerkungen hintanzuhalten: Ich habe Null Beziehungen zum Hause Red Bull und habe auch keinerlei Lust auf deren Himbeerwasser.

Wechsel zu den Tageszeitungen: Dort können sich in einem signifikant schrumpfenden Markt einige Blätter stabil halten: Etwa die „Salzburger Nachrichten“ oder der „Kurier“ (der freilich beim Überblick über die letzten Jahrzehnte Österreichs größter Verlierer ist) oder die „Krone“ (die freilich in den letzten Jahren bei der Media-Analyse schon signifikant viele Leser verloren hat).

Große Zugewinne können höchstens die Gratiszeitungen behaupten. Bei diesen kann man freilich nur die Druckauflage messen, die natürlich auch die riesigen Stöße nie gelesenen Papiers in U-Bahn-Stationen und sonstwo umfasst. Ach ja, bei „Österreich“ (dem Blatt des ehemaligen News-Eigentümers Fellner) wird auch ein Direktverkauf gemeldet. Samt „plötzlichem“ Rückgang von 92.000 auf 83.000.

Ansonsten fand im Vorjahr im Qualitäts- und Halbqualitätsmarkt beinahe ein Blutbad statt: Das „Wirtschaftsblatt“ sank von 18.000 auf 17.000, der „Standard“ von 62.000 auf 61.000, und die „Presse“ gar von 65.000 auf 60.000.

Letztere vollzieht damit in der Auflagenkontrolle eine Entwicklung nach, die im einzig unbeeinflussbaren und objektiven Instrument schon seit sieben Jahren zu konstatieren ist, nämlich beim Marktanteil laut Media-Analyse. Bei diesem hat die „Presse“ sogar gegenüber den ersten Jahren des letzten Jahrzehnts ein volles Drittel verloren. Was ich nach dem Motto „Lasst Fakten sprechen“ ja nun überhaupt nicht kommentieren will . . .

PS.: Ist es überhaupt noch der Erwähnung wert, dass das ORF-Fernsehern im Februar 2011 schon wieder mehr als zwei Prozentpunkte Marktanteil verloren hat? Servus und Puls 4 gewinnen dazu.

 

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Fußnote 269: Herr Fischer ärgert sich

01. März 2012 11:19 | Autor: Andreas Unterberger

Unser Herr Bundespräsident erregt sich, weil er zuwenig Zeit hat, das Sparpaket durchzulesen. Na ja.

Es ist natürlich Heinz Fischers gutes Recht, darauf aufmerksam zu machen, dass er in seinem Alter nur noch langsam lesen kann, und dass er daher das Gesetzespaket nicht so schnell unterschreiben wird wie gewünscht. Lassen wir dahingestellt, ob das nicht bloße Profilierungsneurose eines unbedeutenden, aber mit guten Gehältern und wichtigmacherischem Protokoll umgebenen Amtsträgers ist (wegen einer ähnlichen Neurose ist Kollege Köhler in Deutschland vor zwei Jahren sogar zurückgetreten). Viel bedauerlicher ist hingegen, dass Fischer schon seit langem seine Pflichten versäumt hat. Etwa: alljährlich angesichts der ständigen Defizite beim Budgetgesetz zur Sparsamkeit zu drängen (statt noch mehr Sozialstaat zu fordern!); oder bei der grob verfassungswidrig und nur des Häupl-Wahlkampf wegen verspäteten Budgetvorlage für 2011 strenge Konsequenzen zu ziehen; oder die ständige Brechung des Amtsgeheimnisses durch Staatsanwalt und/oder Polizei zu thematisieren; oder als Oberbefehlshaber des Bundesheeres dessen Demolierung entgegenzutreten; oder heute den AUA-Piloten im Klartext zu vermitteln, dass ihre Streikpläne angesichts des drohenden Todes der AUA wahnsinnig sind. Das wirklich Dramatische am Sparpaket ist, dass seine Begutachtung nur ganze vier Tage gedauert hat, und dass die Regierung den ganzen Herbst über noch keine Sekunde daran gearbeitet, sondern ungerührt ein viel zu ausgabenfreudiges Budget beschlossen hat. Das sollten Fischers wirkliche Sorgen sein. Was im Sparpaket steht, kann er hingegen längst überall lesen, auch mit schlechter Lesebrille.

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Millionengrab ÖH: Ein Cafe wird rot

01. März 2012 01:52 | Autor: Andreas Unterberger

 

Die grün-kommunistisch-sozialistische Führung der Hochschülerschaft donnert derzeit gleich doppelt gegen die Wand: Zuerst beschließt sie, riesige Beträge an Zwangsgebühren im Kampf gegen die Studiengebühren zu vergeuden; und jetzt dürfte auch für das teure Skandalprojekt der ÖH, das „Cafe Rosa“, das Aus gekommen sein.

Die Cafe-Peinlichkeit reiht sich nahtlos an die anderen Seltsamkeiten dieser Hochschülerschaft. Diese wird von Zwangsbeiträgen aller Studenten gefüttert. Was freilich nicht heißt, dass sie damit sorgsam umgehen würde. Was freilich nicht heißt, dass sie die Interessen aller Studenten vertreten würde.

Denn diese sind, wie jüngste Meinungsumfragen zeigen, im Gegensatz zu den ÖH-Funktionären mehrheitlich eindeutig für Studiengebühren und Zulassungsbeschränkungen an den Universitäten. Diese Einstellung spricht für die Reife und Intelligenz der Studenten. Weniger Reife und Intelligenz zeigen sie freilich, wenn sie regelmäßig in großer Mehrheit den ÖH-Wahlen fernbleiben. Denn das ermöglicht extremistischen Randgruppen, die Mehrheit zu erringen, das Geld aller Studenten zu verschwenden, sich als deren Sprecher auszugeben und gegen deren Interessen zu arbeiten.

Es liegt auf der Hand, dass ein unbeschränkter und unentgeltlicher Hochschulzugang nicht im Interesse der Studenten liegt. Diese können ja nur dann ordentliche Studienbedingungen vorfinden, wenn nur jeweils so viele Studenten zugelassen werden, wie ordentlich betreut werden können. Mit ihren Forderungen, es müsse anstelle von Zugangsbeschränkungen unbegrenzt Geld her, kann die ÖH-Führung in Zeiten wie diesen höchstens noch eine Laura Rudas überzeugen.

Die ÖH-Führung fällt aber nicht mehr bloß durch die Skurrilität ihrer politischen Aussagen auf, sondern auch durch die Vernichtung der Beitragsgelder der Studenten. Was besonders absurd ist, weil die selbe ÖH gleichzeitig jeden Tag betont, dass auch ein nur mäßiger Beitrag der Studenten zur Finanzierung ihres Unterrichts nicht zumutbar sei.

Die ÖH will nun Tausende Studenten gegen die Studiengebühren klagen lassen – und hat dafür Millionen Euro an Ersparnissen aufgelöst. Klagen haben nämlich das blöde Risiko, das man sie auch verlieren kann. Daher will die ÖH die gesamten Prozess- und Anwaltskosten aus der gemeinschaftlichen Zwangs-Schatulle aller Studenten bedecken. Das ist zwar ein bisserl ein Amtsmissbrauch, aber die extremistischen Linksfraktionen genehmigen sich diesen vorsichtshalber „demokratisch“ (wobei ihnen immer wieder die sich als unpolitisch tarnenden Fachschaftslisten die Mauer machen).

Es wird mit Millionenrisiko auf Kosten der Zwangsbeiträge geklagt, obwohl zur Klärung der Rechtsfrage auch ein einziger Musterprozess genügen würde. Eine Konzentration auf einen Musterprozess würde sowohl die ÖH- wie auch die Unibudgets schonen.

Es wird mit Millionenrisiko auf Kosten der Zwangsbeiträge geklagt, obwohl die Uni-Rektoren bei der Wiedereinführung der Studiengebühren ohnedies sehr knieweich vorgehen: Zumindest die Rechtsansicht des Wissenschaftsministeriums würde den Unis nämlich die Einführung von Gebühren für alle erlauben. Dennoch wird nur eine kleine Minderheit von Studenten mit der Gebühr belastet. Die Einführung für alle, die sich‘s leisten könnten, hat man sich nicht getraut. Offenbar haben die Unis eh genug Geld.

Das Ministerium ist nach Aufhebung der bisherigen Regelungen durch das Verfassungsgericht jedenfalls der Ansicht, dass jede Uni frei in der Gebührenfestsetzung sei. Objektiverweise muss man freilich festhalten, dass es sich dabei primär auf ein naturgemäß immer problematisches Gutachten eines Heinz Mayer stützt. Eine rechtliche Absicherung der Studiengebühren ist jedoch bisher an der SPÖ gescheitert.

Die Hochschülerschaft kämpft jedenfalls mit großem Geldeinsatz aus den Gebühren aller für die rund 15 Prozent der Studenten, die schon früher gebührenpflichtig waren und die es jetzt wieder werden: Das sind Nicht-EU-Ausländer und Bummelstudenten, die schon saftig mit dem Studium in Verzug sind.

Randbemerkung: Einige Unis wollen seltsamerweise nicht einmal dieser Gruppe eine Studiengebühr vorschreiben, nämlich die  Kunstunis. Obwohl dort die Kosten pro Student die weitaus höchsten sind. Obwohl es dort die höchsten Ausländeranteile gibt, in manchen Fächern über 90 Prozent. Im Klartext: Die Steuerzahler subventionieren mit viel Steuergeld Japaner und Südkoreaner, die mit dem Imagegewinn durch ein Studium in der Welthauptstadt der Musik Karriere machen wollen. Dabei stammen diese in den meisten Fällen aus durchaus begüterten Familien. Wir subventionieren jeden einzelnen von ihnen mehr als den österreichischen Durchschnittsstudenten, und auch mehr als jeden, der zukunftswichtige und teure Studien wie Technik und Naturwissenschaft belegt.

Das kapitalistische Los des antiheteronormativen Cafes

Aber zurück zum geldverschwenderischen Kampf der ÖH gegen die Interessen der Studenten. Die Dummheit dieser Agitation wird noch durch die Vorgänge rund um das „Cafe Rosa“ weit übertroffen.

Mit diesem Cafe hatte sich die ÖH der Wiener Uni über einen Verein als Unternehmer versucht. Und schweren Schiffbruch erlitten. Dieser Schiffbruch wird im Ideologen-Slang einer Maria Clar von der ÖH-Führung so umschrieben: „In den Evaluierungen zeigt sich, dass ein emanzipatorisches Projekt in einem kapitalistischen System einfach sehr schwer umsetzbar ist.“

Auf Deutsch bedeutet das: Alle Angestellten sind bereits ganz kapitalistisch gefeuert worden. Auf der Homepage des Cafes hat es seit einem Monat keine Eintragung gegeben, und seit August nicht einmal ein Posting. Derzeit stehen die ÖH-Linksfunktionäre selbst hinter der Theke. Sofern diese noch offen hat. Offiziell wird freilich eine Schließung dementiert.

Das Linksradikal-Cafe der ÖH, genauer gesagt des von der ÖH finanzierten „Vereins zur Förderung der Emanzipation von Studierenden“, war nicht gerade billig: Bisher hat es nach Angaben von ÖH-Funktionären schon 500.000 Euro gekostet. Aus den Taschen aller Studenten.

Die Täter wollen über das Lokal „Diskussion über ein System erreichen, das sich nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht nach Kapitalakkumulation richtet.“ Zu den Bedürfnissen der Menschen zählt es laut ÖH offenbar, für solche Projekte ungefragt zahlen zu müssen.

Zu den Bedürfnissen eines ÖH-Menschen wiederum gehört nicht nur der teure, aber zumindest harmlose Fair-Trade-Kaffee, sondern auch die „Verschriftlichung politischer Grundsätze“. So mussten sich die Mitarbeiter beispielsweise verpflichten, eine „antiklerikale Gesinnung“ umsetzen, ebenso wie alle anderen Adjektiva, die sich in jener Verschriftlichung finden. Diese lauten im O-Ton: „basisdemokratisch, feministisch, antisexistisch, progressiv, antidiskriminierend, antirassistisch, emanzipatorisch, ökologisch-nachhaltig, antifaschistisch, antinationalistisch, antiklerikal, antipatriarchal, antiheteronormativ, antikapitalistisch und solidarisch.“

Solche in Summe zweifellos totalitären Anstellungserfordernisse sind zwar bei einem mit öffentlich-rechtlichen Geldern geführten Betrieb eigentlich grob verfassungswidrig. Das stört aber die rot-grünen Dumpfgummis nicht weiter. Freilich könnten ob dieser Verfassungsverletzung angestrengte Verfahren das Loch in der Rosa Kassa noch weiter vergrößern. Was natürlich dann sicher wieder eine echt kapitalistische Gemeinheit wäre. Außerdem gilt ja bei der ÖH stets die Regel: Wenn irgendwann einmal auf den ideologischen Griff in die Kassa rechtliche Konsequenzen folgen sollten, ist ja längst eine andere Führung im Amt, die von nichts etwas weiß.

Aber dafür hat das Cafe Rosa auch am Männerklo Wickelplätze. Diese wurden, so schildern Lokalbesucher, primär zum Abstellen von Bierflaschen verwendet. Man kann nur hoffen, dass diese Flaschen wenigstens im Lokal selbst erstanden worden sind. Denn viele Besucher haben das Cafe Rosa nur als Gratis-Wärmestube benutzt. Gab es doch dort keinen kapitalistischen Konsumzwang . . .

PS.: Kleine medienpolitische Notiz am Rande: Es ist amüsant, wie sehr sogenannte Qualitätsmedien in ihrem verzweifelten Kampf, doch noch ein paar studentische Leser und Käufer zu finden, diese ausgerechnet durch ständige Interviews mit Binnen-I-Menschen der ÖH ansprechen wollen. Obwohl das der allersicherste Weg zur Vertreibung studentischer Leser ist.

 

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Fünf Lügen und eine Pleite, vier erstaunliche Erkenntnisse und kein Rücktritt

29. Februar 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Eine Pleite der obersten Volksbank hätte zehnmal so viel gekostet und viele regionale Volksbanken in Pleitengefahren gestürzt. Wer dem bekannten Finanzexperten Werner Faymann diese Aussage glaubt, muss natürlich der jüngsten Rettungsentscheidung unserer Regierung zujubeln. Wer‘s glaubt, ist jetzt wahrscheinlich auch selig.

Nur werde ich halt nicht selig, sondern versuche lieber selber nachzudenken, als einem Politiker etwas zu glauben. In Wahrheit ist diese Faymann-Behauptung eine jener Schreckensmeldungen, mit denen die Regierung ihre eigen Glaubwürdigkeit immer stärker untergräbt. Sie tut mit dieser Faymann-Formel nämlich einfach so, als ob die gesamte ÖVAG praktisch nur aus den Schulden bestünde und fast alle ihre Forderungen uneinbringlich wären. Würde das aber wirklich stimmen, dann muss es aber logischerweise auch für die Konsequenzen dieser nunmehr beschlossenen Rettungsaktion gelten. Dann würde das Kapitel Volksbank auch in diesem Fall noch zehnmal so viel kosten. Die Faymann-Behauptung ist entweder eine Lüge oder ein Zaubertrick zur Verschleierung der ganzen brutalen Wahrheit.

In jedem Fall würde eine Abwicklung der ÖVAG, also das konzentrierte Herunterfahren ihrer Geschäfte bei voller Berücksichtigung der Einlagensicherung, langfristig dem Land sogar billiger kommen – abgesehen von den Volksbank-Mitarbeitern, die dabei ihren Job verlieren. Für eine solche Abwicklung könnte und sollte man auch durchaus noch über die Einlagensicherung hinaus Geld in die Hand nehmen, um einen argen Dominoeffekt zu vermeiden, also den Kollaps von an sich gesunden Gläubigern der ÖVAG.

Offenbar übersehen die ständigen Bankenretter auf unsere Kosten eine ökonomische Grundtatsache: wenn es in einer Branche Pleiten in Serie gibt, ist der Konkurrenzdruck zu hoch. Und die Branche könnte sich nur erholen, wenn die Margen besser werden. Jetzt hingegen wird die gerettete Volksbank den Konkurrenzdruck auf dem Markt noch weiter erhöhen. Sie wird das sogar müssen, um wieder besser in diesen Markt hineinzukommen. Aber zahlen müssen die Konkurrenten dafür. Die realösterreichische Planwirtschaft macht sich zunehmend nur noch lächerlich.

Die zweite Lüge, welche die Regierung ausstreut, ist die Behauptung des Finanzstaatssekretärs Schieder, dass die anderen Banken die nun nochmals erhöhte Bankensteuer nicht auf die Kunden abwälzen werden. Er lügt entweder bewusst – oder er will zynisch den ganzen Geldsektor in die Krise treiben. Denn auch Unicredit, Erster Bank und Raiffeisen steht das Wasser bis zum Hals. Und man muss daher geradezu hoffen, dass sie die Steuer auf die Kunden abwälzen können – trotz der Konkurrenz der zwischengeretteten Volksbank.

Die dritte Lüge ist die naive Behauptung, dass 600.000 Volksbank-Genossenschafter jetzt eine saftige Nachzahlung zur Rettung der bankrotten Zentrale leisten werden: Mit Verlaub, weiß man da überhaupt, wovon man spricht? Das sind nämlich zum Großteil Leute, die irgendwann einmal einen Volksbank-Kredit hatten, die aber heute oft gar nicht (mehr) wissen, dass sie formal noch immer Genossenschafter (=Eigentümer) sind. Ich wäre jedenfalls sehr überrascht, wenn da auch nur zehn Prozent davon wirklich eine Nachzahlung leisten.

Viertens: Zumindest verlogen ist der Griff auf den Kapitalstock der Pensionskassen, auch wenn dann die zukünftige Auszahlung nicht mehr besteuert wird. Ganz abgesehen davon, dass diesem Versprechen eines schmähführenden Schuldenstaates ja immer weniger Menschen trauen, ist dieser Zugriff jedenfalls nichts anderes als eine weitere Staatsverschuldung, die man aber nicht zugeben will. Und die man daher als Steuervorgriff versteckt, damit die Staatsschulden scheinbar nicht ansteigen.

Und fünftens sind auch die Aussagen der Finanzministerin verlogen: Sie erklärt, dass die Volksbanken jetzt langfristig gesichert seien; spätestens 2017 werde der Staat dort wieder aussteigen.

Frau Minister, Gratulation! So wie sich Faymann als  Zauberer positioniert, versuchen sie es als Hellseherin. Denn wer Anfang 2012 wirklich zu wissen vorgibt, wie sich eine Bank bis 2017 entwickelt, muss das sein. Die meisten Finanz-, Börse- und Wirtschaftsexperten tun sich nämlich schon mit Voraussagen für die nächste Woche oder gar das nächste Quartal extrem schwer. Aber die Finanzministerin weiß in ihrer ja recht bestimmten Art sogar schon alles bis 2017.

1. Nowotny erkennt Unsinn gemacht zu haben

Hinter dieser Volksbanken-„Lösung“ steckt angeblich Nationalbank-Chef Ewald Nowotny. Was typisch für seinen feigen Hang wäre, Probleme durch Verschieben ständig noch zu vergrößern. Gleichzeitig zeigt sich Nowotny freilich ungewöhnlich ehrlich, wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhang.

Er warnt zu Recht vor den langfristigen Konsequenzen des von der Europäischen Zentralbank seit einigen Monaten ausgelösten Geldsegens. Die Banken können sich ja derzeit in fast unbegrenzten Mengen zu dem fixen Minizinssatz von einem Prozent auf drei Jahre bei der EZB finanzieren. Das hat vorübergehend die Krise natürlich gemildert. Das ist aber natürlich nichts anderes als eine kaum getarnte Form des Gelddruckens. Denn diesem sogenannten Dreijahrestender steht ja nichts an geschaffenen Werten gegenüber – was Inflation in Reinkultur bedeutet.

Und das macht jetzt nicht nur mir, sondern plötzlich auch Nowotny „Sorgen“. Freilich wundert seine Erkenntnis schon ein wenig: Warum hat er dann diesem Tender überhaupt zugestimmt? Erst gehandelt und dann nachgedacht? Das klingt jedenfalls wieder einmal nach einem typischen Nowotny.

2. Der EuGH erkennt, dass das Burgenland Unsinn gemacht hat

Mehr als bezeichnend, was fast zur gleichen Stunde der Volksbank-Rettung durch die österreichische Politik beim Europäischen Gerichtshof geschehen ist. Er hat die österreichischen Bankenpolitik in einem anderen Zusammenhang durch Sonne und Mond geschossen. Denn er hat festgestellt: Das Land Burgenland hat die Bank Burgenland um 55 Millionen Euro zu billig verkauft. Allein dieser Schaden übertrifft alles, was rund um den so breit diskutierten Verkauf der Buwog an (bisher nur behauptetem, und noch gar nicht gerichtlich festgestelltem) Schaden eingetreten ist, um das Fünffache. Bei der Buwog ist ja jedenfalls der höchste Bieter zum Zug gekommen, auch wenn es offenbar dubiose Provisionen gegeben hat. Bei der Bank Burgenland eben eindeutig nicht.

Und jetzt? Habe ich etwas überhört, Herr Landeshauptmann, meine Herrn Landesräte? Schon nachgelesen, wie sich ein Herr Wulff in den letzten Tagen verhalten hat? Bis zum Zeitpunkt dieses Tagebucheintrags hat man aber noch nichts von einem Rücktritt in Eisenstadt gehört. Oder von einer Sonderkommission der Korruptionsstaatsanwaltschaft angesichts dieser Megaschiebung.

3. Die Regierung erkennt, dass sie Unsinn geplant hat

Staatsanwälte sind freilich  immer nur ein Instrument der Mächtigen. Deshalb ist es auch so empörend, dass sie ins Budgetsparpaket eine Erweiterung ihrer Befugnisse zur Diversion hineinschmuggeln wollten. Also des Rechts, Verfahren im Hinterzimmer ohne einen unabhängigen Richter abzuwürgen. Was nun von der Regierung zum Glück noch im letzten Augenblick als Unsinn erkannt worden ist.

Diese Diversion ist ja schon im Istzustand ein übler Skandal. Es ist zwar an sich sinnvoll, in bestimmten Fällen im Einvernehmen mit dem Verdächtigen eine Buße festzusetzen, ohne dass dieser dadurch als vorbestraft abgestempelt ist. Das kann human sein, das kann langwierige Erhebungen abkürzen.

Aber auch bei solchen abgekürzten Verfahren sollte in einem ordentlichen Rechtsstaat jedenfalls immer ein Richter am Tisch sitzen. Und nicht nur die Staatsanwaltschaft.

4. Werner Amon erkennt, dass die Staatsanwälte Unsinn gemacht haben

Ganz abgesehen davon, dass diese ja in ein immer dubioseres Licht rückt. Beispielsweise im Fall der Faymannschen Inseratenkorruption, wo sie die Korruption nicht erkennen will. Oder im Fall Kampusch, in dem der ÖVP-Abgeordnete Werner Amon jetzt nach Aktenstudium und Vernehmungen in einem geheimen Ausschuss zu einer sehr mutigen Erkenntnis gekommen ist: Frau Kampusch dürfte nicht die Wahrheit in Sachen Zweittäter gesagt haben. Was doch wieder Hoffnung macht, dass hierzulande nicht alles unter den Teppich gekehrt werden kann. Aber vorerst gilt freilich noch die Devise: Schauen wir mal.

Jetzt bleibt nur noch die Frage offen: Stecken der Rechtsstaat oder die Finanzpolitik dieses Landes in einer ärgeren Krise?

 

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Kosovo: Lauter halbe Sachen machen noch kein ganzes Europa

28. Februar 2012 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Die europäische Diplomatie jubelt. Und insbesondere tut das die österreichische. Beide glauben endlich wieder einmal einen wirklichen Erfolg erzielt zu haben. Unter starkem Druck der EU und unter intensiver Mitwirkung Österreichs ist erstmals ein Abkommen zwischen Serbien und Kosovo zustandegekommen. Und das öffnet nun auch gleich den Weg Serbiens Richtung EU-Beitritt. Doch: Ist das wirklich ein Erfolg? Jubelt die misserfolgsgeplagte Union da nicht eine diplomatische Missgeburt hoch?

Die Zweifel sind mehr als berechtigt. Wieder einmal hat man sich in Europa anstelle klarer, logischer und nachvollziehbarer Entscheidungen mit halben Sachen zufrieden gegeben. Lauter halbe Sachen machen aber noch keine einzige ganz. Das, was man in den letzten Jahren ganz besonders an der inkonsequenten Stabilitäts- und Währungspolitik ablesen konnte, zeigt sich auch bei der Frage nach Ländergrenzen, nach staatlicher und juristischer Identität. Nicht ist eindeutig, nichts konsequent.

Die Zweifel an dem jüngsten „Durchbruch“ in Sachen Serbien-Kosovo heißen keineswegs, dass die Serben nicht ein willkommener Teil Europas wären. Sie sind sehr wohl ein stolzer und durchaus wichtiger Teil der europäischen Identität. Woran die schwierige österreichisch-serbische Geschichte mit ihrem Kulminationspunkt 1914 nichts ändert.

Jedoch dürfte ein denkendes und selbstbewusstes Europa mit keinem Land über einen Beitritt auch nur reden, wenn man nicht präzise weiß, wo dieses Land anfängt und wo es aufhört. Und das weiß man bei Serbien auch nach diesem oberflächlichen Formelkompromiss mit dem Kosovo noch keineswegs. Denn während sich der Kosovo selbst als unabhängiger Staat ansieht, während das auch schon rund die Hälfte der Staatengemeinschaft so sieht, zählt Serbien die ehemals autonome Provinz des Tito-Staates Jugoslawien nach wie vor staats- und völkerrechtlich zu seinem eigenen Hoheitsgebiet.

Dieser Dissens ist nun nicht durch eine Entscheidung oder gar einen Konsens gelöst worden, sondern durch einen der üblen diplomatischen Kompromisse: Belgrad hat in seinem von der EU patronisierten Abkommen mit dem Kosovo durchgesetzt, dass dabei durch eine Fußnote auf eine alte UNO-Resolution Bezug genommen wird. In dieser wird das Kosovo als Teil Serbiens bezeichnet. Auf den Punkt gebracht heißt diese Konstruktion: Man setzt Abkommen durch, in denen sich beide Vertragspartner zwar als Staaten behandeln, schreibt aber gleichzeitig hinein, dass der eine Vertragspartner kein Staat ist.

Die Möchtegerngroßmacht ist knieweich

Alles klar? Für die EU offenbar ja. Und für Österreich auch, das besonders stolz darauf ist, erstmals seit langem wieder außenpolitisch mitgemischt zu haben. Was zwar stimmt, aber das Ergebnis nicht besser macht.

Dieses Europa träumt ständig davon, eine Großmacht zu sein. Es ist aber  dennoch bereit, Mitglieder mit unklarer Identität aufzunehmen. Denn die Unklarheit über den Kosovo macht natürlich auch Serbiens Grenzen selbst unklar. Kann man sich sonstige Großmächte vorstellen, die so etwas hinnehmen – oder gar noch bejubeln?

China etwa bricht mit jedem Land sofort die Beziehungen ab, welche das kleine Taiwan, die Republik China, anerkennt. Russland setzt an seinen Südgrenzen sogar immer wieder seine Armee zur Klärung solcher territorialer Fragen ein.

Das heißt nun nicht, dass sich Europa inhaltlich an diesen beiden Unrechtsstaaten ein Beispiel nehmen soll. Aber Europa sollte sich auch nicht ständig als inkonsequent und knieweich lächerlich machen. Das hat es freilich schon des öfteren gemacht. Insbesondere durch die Aufnahme Zyperns und durch die Beitrittsgespräche mit der Türkei.

Hält doch die Türkei einen wichtigen Teil Zyperns militärisch besetzt und hat sie doch dort einen von sonst niemandem anerkannten Staat gegründet. Womit ein Vollmitglied der EU nur in einem Teil des Unionsterritoriums der Jurisdiktion der Union unterliegt. Wenn man den Anspruch einer  gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik aber ernst nimmt, wenn man den gemeinsamen EU-Rechtsraum durchdekliniert, dann ist das absurd. Denn man muss zu folgendem Schluss kommen: die Türkei hält völkerrechtswidrig einen Teil der EU militärisch okkupiert; sie wird dennoch dafür in keiner Weise bestraft, sondern durch Beitrittsverhandlungen sogar belohnt.

Auch in anderen Territorialfragen ist Europa von faulen Kompromissen gebeutelt: Griechenland kann – trotz all seiner eigenen schweren Sünden – seit vielen Jahren die volle Anerkennung des neuen Balkanstaates Mazedonien blockieren. Was die Griechen nur deshalb tun, weil sie meinen, der Name Mazedonien gehöre exklusiv ihnen (aus weit mehr als 2000 Jahre zurückliegenden Gründen). Und die restliche EU lässt sich solche neurotischen Ansprüche gefallen.

Ebenso dubios ist die Haltung der EU zu Bosnien-Herzegowina. Dort hält Europa krampfhaft an der Einheit dieses Staates fest. Eine solche Einheit wird aber von einem großen Teil der dortigen Bevölkerung abgelehnt, sie entspricht auch in keiner Weise der realen Machtstruktur. Vor allem die bosnischen Serben führen weitgehend ein von den europäischen Fiktionen – die derzeit von dem österreichischen Diplomaten Valentin Inzko vertreten werden – losgelöstes Eigenleben.

Solcherart kann sich das lebensfremd komplizierte Gebilde Bosnien-Herzegowina niemals wirtschaftlich aus seiner Krise heraus entwickeln. So wie etwa auch das Kosovo. Niemand investiert in Gebieten mit ungeklärten staatlichen und territorialen Rahmenbedingungen.

Die Lösung heißt: Selbstbestimmung

Was aber tun? Die Lösungsformel ist längst entwickelt: Sie heißt Selbstbestimmungsrecht. Dieses wird in den meisten angesprochenen Fällen zur Bildung neuer Staatsgebilde führen. Diese wären auch ökonomisch oft besser aufgestellt als Großgebilde, die auf juristisch-politischen Fiktionen beruhen. Siehe die blühenden Kleinststaaten Liechtenstein und Luxemburg, siehe den wirtschaftlichen Erfolg der Slowakei nach der Trennung von der Tschechoslowakei (trotz der üblen Prophezeiungen, welche einst die Sezession begleitet haben).

Eine solche Politik auf Basis des Selbstbestimmungsrechts wäre die einzig ethisch, demokratisch und rechtlich begründbare. Sie würde im Kosovo – als Ergebnis sauberer und international überwachter Referenden – wohl bedeuten: Volle staatliche Souveränität für den Kosovo, Wechsel der serbisch bewohnten Grenzgemeinden zu Serbien und Wechsel der albanisch bewohnten südserbischen Gemeinden zum Kosovo.

Da aber auch andere europäische Staaten am Souveränitätsanspruch über Gebiete beharren, deren Bevölkerung mehrheitlich nicht zu diesen Staaten gehören will, ist die EU auch in dieser Frage zu keiner klaren Politik imstande. Man denke nur an das Baskenland oder an Südtirol, wo die Grenzen jeweils nur auf der Macht der Gewehre, aber nicht auf einer demokratischen Legitimität beruhen. Daher ist für Spanien und Italien das Selbstbestimmungsrecht tabu.

Manche verteidigen den Anspruch Serbiens auf das Kosovo damit, dass das Kosovo einst ein rein slawisches Territorium war. Das ist zwar richtig. Aber es wäre dennoch absurd, heutige Gebietsfragen mit Jahrhunderte zurückliegenden Fakten zu begründen.

Aus der ethnischen Verschiebung im Kosovo kann man jedoch noch etwas ganz anderes lernen: Nicht nur Eroberung, sondern auch Migration kann zur Verschiebung von staatlichen Identitäten oder Grenzen führen. Daher sollte man doch immer auch für das Mitteleuropa von heute genau prüfen, zu welchen Veränderungen großdimensionierte Wanderungsbewegungen samt unterschiedlicher Geburtenfreudigkeit langfristig führen können. Diese Gefahren zu beachten, wäre klug und keineswegs wie manchmal behauptet fremdenfeindlich.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 268: Wie den Griechen, so der Volksbank

27. Februar 2012 20:42 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt ist die Volksbank noch einmal vom Staat „gerettet“ worden. Ist das schon problematisch genug, so ist das Wie dieser Rettung noch viel problematischer.

Denn die Republik erhöht zur Finanzierung der Rettungsaktion die Steuern auf die Konkurrenten der Volksbank-Zentrale (die durch ihre von Großmannsucht getriebenen Fehlinvestitionen bei Invest- und Kommunalkredit am Abgrund steht). Diese Rettungsmethode der Politik muss man sich wirklich lebhaft vor Augen führen: Weil ein Greißler statt in Konkurs geschickt zu werden, gerettet werden soll, müssen nicht wie berim normalen Konkurs die leichtfertigen Lieferanten, sondern alle anderen Greißler die Ausfälle zahlen. Obwohl die Konkurrenten am wenigsten schuld am Crash sind (sie haben höchstens unter seiner Schmutzkonkurrenz gelitten). Wären die Konkurrenten gut aufgestellt, könnte man ja durchaus darüber reden. Aber in Wahrheit würgen die Banken alle miteinander lebensbedrohlich an den Langfolgen der Krise und an den Schikanen, die im letzten Jahr schon mehrfach erhöht worden sind: Bankensteuer, Börsegewinnsteuer, ungarische Steuern, schlagartig erhöhte Nationalbank-Vorschriften. Das heißt: Diese Rettung rettet nichts, sondern schafft nur noch mehr Risken. Freilich: Die Republik tut ja nichts anderes, als ganz Europa im Falle Griechenland&Co tut – und dort mit noch viel gefährlicheren Folgen. Sooft dabei das Geld ausgeht, druckt die Zentralbank halt neue Scheine. Wie ja zuletzt schon im Monatsrhythmus. So einfach geht heutzutage das Wirtschaften. Und nur noch die ganz Blöden bemühen sich, sparsam zu sein, ohne Schulden auszukommen, oder solche gar zurückzuzahlen . . .

 

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Kampf der Korruption: ein Katalog des Notwendigen

27. Februar 2012 02:26 | Autor: Andreas Unterberger

Was müsste eigentlich eine wirklich effiziente Strategie im Kampf gegen Korruption umfassen? Sie muss präzise sein und darf keine Schlupflöcher und Umgehungs-Konstruktionen zulassen. Sie müsste aber gleichzeitig auch mit einer Kultur verbunden werden, die weiß, dass der demokratische Willensbildungsprozess Geld kostet. Zu beiden Notwendigkeiten einige sehr konkrete Vorschläge.

Längst haben die meisten Bürger ja den Überblick verloren. Täglich taucht ein neuer, nur schwer voll durchschaubarer Vorwurf auf. Dabei werden neben ganz üblen Dingen in buntem Wirrwarr auch völlig harmlose Dinge aufgebauscht, wie etwa die Tatsache, dass eine Interessenvertretung alle Informationen sofort an ihre Mitglieder weiterleiten muss, wenn diese in irgendeiner Weise betroffen sind. Daher ist es nicht nur Recht, sondern absolute Pflicht etwa der Industriellenvereinigung, ein Schreiben eines Betriebsrats an den betreffenden Mitgliedsbetrieb weiterzuleiten.

Auch anderes, völlig Harmloses wird aufgebauscht, wie etwa die Einladung von Politikern zu bestimmten Veranstaltungen. Deren Zweck ist nämlich meist gar nicht, den Politiker durch die Gratis-Teilnahme an solchen Veranstaltungen zu bestechen oder freundlich zu stimmen, also „anzufüttern“. Vielmehr wollen sich im Gegenteil die meisten Veranstalter selbst durch die Anwesenheit von Politikern „bereichern“. Sie wollen sich zu PR-Zwecken mit Promis zieren. Sie wollen dadurch die Wichtigkeit der eigenen Veranstaltung erhöhen, also etwa mehr Berichterstattung in den Medien (Seitenblicke&Co) erreichen. Es lenkt daher völlig von den wirklich großen Delikten ab, wenn wieder die Annahme einer Einladung zu einer Veranstaltung in die Nähe eines Verbrechens gerückt wird.

Hinter solchen absoluten Nichtigkeiten verschwinden viele andere skandalöse Vorgänge. Von denen zwar manche längst verboten sind, von den sich viele andere hingegen durchaus im Rahmen des – derzeit noch – Legalen abspielen. Es kann kein Zweifel bestehen, dass dieser Rahmen total geändert gehört. Die Gefahr ist freilich groß, dass beim Neurahmen wieder ganz Wichtiges vergessen wird. Die kolportierten Absichten der ahnungslosen Justizministerin, die jetzt primär gesellschaftliche Einladungen wieder pönalisieren will, gehen jedenfalls völlig an der Problematik vorbei.

Im Kampf gegen die Korruption müssen zwei grundsätzlich unterschiedliche Erscheinungsformen gleichermaßen im Visier sein. Einmal geht es darum, dass irgendjemand als Teilhaber staatlicher Macht (mit oder ohne Gegenleistung) etwas nimmt oder verlangt. Zweitens geht es um jene Fälle, wo jemand in staatliche Kassen greift, um sich oder seiner Partei direkt oder indirekt Vorteile zu verschaffen.

Daher seien einige ganz konkrete Bedingungen aufgezählt, ohne die jede Neufassung von Korruptionsregeln sofort als Lächerlichkeit enttarnt ist. Das gilt auch für das angeblich bevorstehende Peter-Pilz-Volksbegehren, dessen Initiator Korruption ja bisher immer nur dann angeprangert hat, wenn man sie ÖVP, FPÖ oder BZÖ anlasten kann. Der sich jedoch beispielsweise noch nie mit der Übermutter aller schmierigen Geschäfte, dem Wiener Rathaus, angelegt hat.

Man denke nur, wieviel Hunderte Millionen das Rathaus politisch nahestehenden Vereinen ohne jede Kontrolle zuschiebt, von denen dann viele so wie das DÖW oder Zara perfekte parteipolitische Vorfeldagitation für Rot-Grün betreiben, ohne dass dafür irgendein Cent über die Parteikassen geflossen wäre. Man denke nur, wie das Rathaus zahlreiche öffentliche Aufträge zu mutmaßlich massiv überhöhten Preisen ohne jede Ausschreibung der SPÖ sehr nahestehenden Verlagen wie Bohmann oder Echo zukommen lässt. Man denke daran, wie es mit Inseraten Boulevardzeitungen zum Nutzen der SPÖ besticht.

Das alles müsste durch eine effiziente Antikorruptionsstrategie genauso bekämpft werden wie eine Wiederholung all der schwerwiegenden Vorfälle, die einem Karl-Heinz Grasser, einem Ernst Strasser, einem Alfons Mensdorff-Pouilly, einem Werner Faymann oder der AKH-Führung vorgeworfen werden. Sie ist aber nur effizient, wenn sie sehr konkret alle Varianten und Schlupflöcher unterbindet.

Der Katalog des Unabdingbaren

Unabdingbarer Teil einer effizienten Strategie müssen daher jedenfalls folgende Punkte sein:

  1. Jede über eine bestimmte Grenze (1000 Euro?) hinausgehende Spende an irgendeine Partei, deren Töchter- oder Unterorganisationen oder einen Mitarbeiter beziehungsweise Funktionär ist zu veröffentlichen.
  2. Die Grenzen des Bundesvergaberechts sind wieder auf 40.000 Euro zu senken. Das heißt, jeder Auftrag ab dieser Grenze muss öffentlich ausgeschrieben werden, gleichgültig, ob es um Waren oder Dienstleistungen geht.
  3. Dabei sind sämtliche an einen Geschäftspartner im Laufe eines Jahres von einer Gebietskörperschaft fließenden Zahlungen zusammenzuzählen.
  4. Wenn irgendeine öffentlich-rechtliche Institution Grundstücke oder andere Werte verkauft, die mehr als 40.000 Euro wert sind, muss ebenfalls eine öffentlich-rechtliche Ausschreibung stattfinden.
  5. Jede Subvention darf nur noch nach vorgehender Ausschreibung (also präziser öffentlicher Kommunikation, was genau subventioniert wird und wie das Erreichen des Ziels kontrolliert wird) erfolgen.
  6. Subventionen aus öffentlichen Geldern an Vereine, die politische Öffentlichkeitsarbeit oder Kampagnen betreiben – also solche, die Entscheidungen der Verwaltung oder des Gesetzgebers oder der Justiz in irgendeiner Weise beeinflussen sollen –, werden gänzlich verboten.
  7. Politiker wie Beamte müssen als persönlich Vorteilnehmer identischen Regeln unterliegen.
  8. Private wie öffentlich-rechtliche Spender (wie auch Kammern) müssen als Spender identischen Regeln unterliegen.
  9. Anti-Korruptions-Gesetze müssen geldwerte Zuwendungen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene einheitlich behandeln und transparent machen.
  10. Jede Firma, an der eine Partei, ein Politiker, ein Beamter auch nur zu einem kleinen Prozentsatz beteiligt ist (abgesehen von anonymem Aktienbesitz unter 1 Prozent des Aktienkapitals), muss bei Zuwendungen den gleichen Transparenzrichtlinien unterliegen wie Parteien, Politiker und Beamte selbst.
  11. Parteien, Politiker und Beamte müssen jede Treuhandlösung offenlegen, an der sie beteiligt sind, damit diese den gleichen Regeln unterworfen sind wie sie selbst.
  12. Länder, Gemeinden und alle anderen öffentlich-rechtlichen Institutionen wie beispielsweise Kammern, ORF und Sozialversicherungen unterliegen mit allen Vergaben und Beschaffungen zwingend dem Bundesrecht.
  13. Dasselbe gilt für alle Unternehmen, die auch nur zu einem Prozent im Besitz öffentlich-rechtlicher Institutionen sind.
  14. Unabdingbar ist eine prinzipiell größere Transparenz aller staatlichen Vorgänge. Dort wo nicht die nationale Sicherheit oder die Strafverfolgung involviert ist, muss jeder Akt einer Behörde einem anfragenden Bürger (gegen eine kleine Kostenbeteiligung) zugänglich gemacht werden. Das trifft jedenfalls auf jeden Bescheid, jede Verordnung, jeden amtsinternen Erlass zu. Damit sind durchaus auch individuelle Steuerbescheide anderer Bürger gemeint. Das würde Steuerhinterziehungen dramatisch senken. So wie das in jenen nördlichen Ländern der Fall ist, die in allen internationalen Rankings als die korruptionsärmsten gelten.
  15. Auch wenn es vorerst angesichts des geistigen Betons der Linksparteien und des Desinteresses der übrigen Parteien noch utopisch erscheint: Die effizienteste Strategie gegen Korruption ist ein massives Zurückdrängen der Rolle des Staates. Denn: Wo kein Staat, da keine Korruption möglich.
    Das heißt zweierlei: Erstens eine massive Deregulierung. Je weniger der Staat regelt, umso weniger haben Firmen Anlass, sich Gesetze, Verordnungen oder Bescheide zu kaufen.
    Zweitens geht es um die Privatisierung aller Wirtschaftsbeteiligungen von Bund, Ländern und Gemeinden. Wenn dem Staat weniger gehört, können sich Parteien oder Politiker oder Beamte viel weniger bedienen als heute. Siehe die Telekom, siehe den Wiener Flughafen, siehe die diversen Landes- und Gemeindegesellschaften. Insbesondere die Stromversorger werden von den Parteien ja ständig zur Versorgung von Protektionskindern und zur Finanzierung von parteipolitisch erwünschten Marketingaktionen missbraucht. Zum Beispiel: Wenn ein ehemaliger SPÖ-Finanzminister und Wiener Kommunalpolitiker als Rapid-Präsident stadteigene Firmen als Hauptsponsor gewinnt, steht natürlich massive Parteipolitik auf Kosten der Gebührenzahler im Hintergrund. Ähnliche schmierige Zusammenhänge gibt es aber genauso auch mit schwarzen und in Kärnten mit blau-orangen Vorzeichen.

Parteien brauchen legales Geld

Das sind gewiss strenge Regeln, die einen totalen Kulturbruch bedeuten. Aber nur so entkommt Österreich dem Status einer Bananenrepublik.

Müssen Parteien da nicht gleich zusperren? Ganz sicher nicht. Sie sollen und müssen funktionsfähig bleiben. Ohne funktionierende Parteien kann keine Demokratie funktionieren, eine repräsentative schon gar nicht.Sie haben in Gesetzgebung und Verwaltung eine unverzichtbare und unersetzbare Rolle. Dafür brauchen sie auch Geld.

Dafür sorgen freilich in Österreich erstens jetzt schon durchaus respektable Parteiförderungen. Zweitens wäre es sehr sinnvoll, den wissenschaftlichen Apparat und die Mitarbeiter von Abgeordneten deutlich besser zu dotieren. Drittens können den Parteien auch genau strukturierte staatliche Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet werden. Und viertens sollten auch weiterhin Spenden möglich sein – nur eben in aller skizzierten Transparenz.

Wobei ich auch einen – absolut unpopulären – Vorschlag mache: Warum können Parteispenden nicht genauso wie ein Kirchenbeitrag, eine Spende an humanitäre, wissenschaftliche, Tierschutz- oder Umweltorganisationen von der Steuer absetzbar sein? Ich sage bei aller auch hier ständig vorgebrachten Kritik an den Parteien aus voller Überzeugung: Für unsere Demokratie sind Parteien wichtiger als viele dieser derzeit bevorzugten Organisationen wie etwa manche zu ständigem Rechtsbruch neigende Umwelt- und Tierschutzvereine.

Transparenz ermöglicht Steuersenkungen

Eine solche Absetzbarkeit muss aber eben völlige Transparenz vorsehen und darf nur bis zu einer klaren Grenze möglich sein. Diese sauberen Parteifinanzierungswege kosten jedoch nur einen Bruchteil dessen, was sich die Steuerzahler bei Realisierung des oben skizzierten Antikorruptions-Katalogs ersparen. Dessen Realisierung würde sogar eine spürbare Steuersenkung ermöglichen.

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Beihilfe zum Brain drain

26. Februar 2012 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Viele Ministerreisen und Pressekonferenzen waren in den letzten Jahren dem Thema gewidmet: Österreich will viele der Zehntausenden klugen und fleißigen Landsleute zurückholen, die im Ausland in Wissenschaft oder Wirtschaft Karriere gemacht haben. Man hat erkannt, dass gerade diese Menschen die Produktivität eines Landes steil nach oben schnallen lassen. Dass es keine bessere Wachstums-Investition gibt als eine solche Rückholaktion.

Viel von einem Erfolg der Rückholungen gehört hat man in der Folge nicht mehr. Da und dort gab es zwar den einen oder anderen Biologen, der aus Kanada zurückkehrte, als er dort Streit hatte und hier ein großes Labor zu leiten bekam. Das wars dann aber auch schon.

Gleichzeitig gehen weiterhin jedes Jahr Heerscharen junger, um viel Geld – aber ohne den kleinsten Eigenbeitrag in Form von Studiengebühren – ausgebildeter Menschen ins Ausland. Und nur ein Bruchteil kehrt zurück. Die Migrationsbilanz wurde statt dessen primär durch Verwandtennachzug aus der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika numerisch aufpoliert. Die Beschäftigten- und Produktivitäts-Statistik hingegen keineswegs.

Und mit dem jüngsten Steuererhöhungspaket macht die Regierung die Chance auf vermehrte Rückkehrerströme qualifizierter Landsleute endgültig zunichte.

Denn wenn man die ohnedies schon exorbitante Einkommensteuer für Leistungsträger, also Menschen mit hohem Einkommen um bis zu zwölf Prozent (=sechs Prozentpunkte) erhöht, werden noch viel weniger Lust zur Rückkehr haben. Da können auch Walzer, Sachertorte, Hochquellenwasser, Oper, Musikverein, Berge und Skilifte noch so locken. Das konsumiert man als geborener Österreicher zwar gerne bei Urlaubsreisen. Seine Existenz will man aber beim Blick auf den drohenden Steuerbescheid hier nicht mehr aufbauen.

Dazu kommt die in vielen Bereichen beobachtete Abstoßungsreaktion: Wer längere Zeit im Ausland war, der wird in vielen Unternehmen von den Kollegen nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen. Der hat seine Intrigennetze nicht aufbauen können. Der gilt als gefährliche Bedrohung einer sich geschlossen fühlenden Gesellschaft. Daher können an österreichischen Universitäten weiterhin Professoren berufen werden, die nie ins Ausland gegangen waren, die nicht einmal das eigene Haus je verlassen haben. Bei der letzten Wahl eines Rektors der Wiener Uni hat es gar Gelächter ausgelöst, als sich ein Ausländer ohne deutsche Muttersprache beworben hat.

In der Naturwissenschaft gibt es noch einen weiteren Faktor, der den Weg nach Österreich unattraktiv macht: hierzulande sind alle Forschungsgebiete, die mit den Worten Hormon-, Atom- oder Gen- zusammenhängen, total tabu (sofern es nicht um Medizin geht). Jedoch sind das gerade die Disziplinen, in denen international die Post abgeht.

Die Minister sollten sich daher in Zukunft weitere Rückhol-Reisen nach Amerika&Co ersparen. Das wäre wenigstens ein Sparerfolg.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

 

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Schwänzen und Schwindeln: die linke Schwundgesellschaft

25. Februar 2012 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

Werner Faymann offenbart in seiner Schlichtheit das Grunddilemma der heutigen Sozialdemokratie. Das passiert ihm gerade dann, wenn er unvorbereitet über scheinbar marginale Dinge reden muss wie das Schuleschwänzen. Weltfremde und ahnungslose Träumereien entpuppen sich als die zentrale Weltanschauung der Linken des 21. Jahrhunderts.

Da hat der schwarze Staatssekretär Sebastian Kurz einen Vorschlag gemacht (und blau-orange Zustimmung gefunden): Man solle den gesetzlichen Strafrahmen drastisch erhöhen, wenn sich Eltern absolut nicht um den Schulbesuch ihrer Kinder kümmern. Und was antwortet Faymann? Schon bisher sei die niedrige Höchststrafe fast nie ausgeschöpft worden.

Mit dieser Antwort zeigt der ehemalige Jusstudent (der freilich keine einzige Prüfung absolviert haben dürfte, jedenfalls jede Auskunft zu seinem Studienerfolg verweigert), wie wenig er von Gesetzen und deren Anwendung versteht: Denn Höchststrafen sollen natürlich immer nur dann verhängt werden, wenn das Delikt unter besonders üblen Begleitumständen begangen worden ist. Beispielsweise wenn es um einen Wiederholungstäter geht, wenn zahllose Bitten, Mahnungen und Aufforderungen ignoriert worden sind (etwa weil sie von einem weiblichen Lehrer kommen), doch den Sprössling regelmäßig zur Schule zu schicken. Dann und natürlich nur dann ist die Höchststrafe fällig, egal ob sie nun 220, 440 oder 1500 Euro beträgt.

Noch bezeichnender aber sind die roten Gegenvorschläge: Man müsse zuerst die Motive des Schulschwänzens erforschen. Ach wie rührend! Vielleicht redet Faymann halt wenigstens ein einziges Mal mit Lehrern über die Probleme in den Schulen und nicht nur mit seinem Parteigenossen Androsch und dessen Zechkumpanen. Dann könnte er dem Steuerzahler teure und langwierige Studien ersparen.

Freilich bergen solche Gespräche eine Gefahr: Die Lehrer könnten ja wissen, worum es geht, und das könnte sich von den Wachträumen linker Kuschelpädagogik ziemlich unterscheiden.

Die Motive des Schulschwänzens sind Hunderte Male analysiert worden. Sie finden sich in dem Umstand, dass speziell pubertierende Burschen phasenweise null Lust auf die Schule haben; dass in einer reizüberfluteten Welt die Frustrationstoleranz gegenüber schlechten Noten steil gesunken ist; dass manche islamische Zuwanderer den Schulbesuch junger Mädchen als verzichtbaren Luxus ansehen; dass manche Eltern heute nicht mehr begreifen, dass es ihre Pflicht ist, den Kindern deren Pflichten klarzumachen; dass der Zeitgeist überhaupt vergessen hat, dass Bürger oder gar auch Kinder im Wohlfahrtsstaat noch ein paar Pflichten haben; dass viele Eltern sich nicht mehr durchsetzen können; dass Erziehung a priori als des Teufels gilt. Gleichzeitig gibt es im wirklichen Leben keine erfolgreichen Erziehungsmodelle (höchstens schwammige Theoretisierereien), die ganz ohne Zwang auskommen. Selbst die einstige antiautoritäre Vorzeigeschule Summerhill ist heute längst wieder ganz auf Disziplin ausgerichtet.

Bei uns hingegen hat man den Lehrern in den letzten Jahrzehnten ein Erziehungsmittel nach dem anderen genommen. In dieser Situation können finanzielle Konsequenzen durchaus ein effizientes Erinnerungsmittel sein. Niemand wird es für sehr sinnvoll halten, wenn statt dessen etwa die Polizei Kinder in die Schule schleppen müsste. Für manche Eltern ist eine Geldstrafe sogar ein hilfreiches Argument, um ihren Sprösslingen Dinge klarmachen zu können.

Aber natürlich geht es nicht mehr nur ums Schulschwänzen, wenn man diese Jugendlichen wirklich retten will. Es geht darum, den Lehrern wieder über den Ruf nach dem Sozial und Psych-Arbeiter hinausgehende Erziehungsmittel unmittelbar in der Klasse in die Hand zu geben. Es geht darum, angesichts versagender Elternhäuser wieder einige Ersatzstrukturen aufzubauen: Dabei geht es um ein Bündel von Konsequenzen, wenn Hausübungen nicht gemacht werden, wenn Lehrer beleidigt werden, wenn Mitschüler gemobbt oder gar verprügelt werden, wenn sonstwie die Schulordnung grob gestört wird. Die linke Standardantwort, das sei ja Rohrstaberlpädagogik kann nur noch Verachtung auslösen – vor allem, weil niemand von Prügelstrafen gesprochen hat, nicht einmal für prügelnde Schüler.

Noch absurder und noch teurer als dieses SPÖ-Geschwurbel, statt angesichts eines klar erkannten Problems zu handeln, wieder einmal einer Gruppe Soziologen einen Motivforschungsauftrag zukommen zu lassen, ist die Idee von Sozialminister Hundstorfer: Er will keine Strafen, sondern jedem Problemjugendlichen gleich einen Coach des Arbeitsmarktservice zur Verfügung stellen. Vielleicht auch noch eine goldene Uhr?

Natürlich darf man objektiverweise auch nicht verschweigen, dass wir es hier wieder einmal mit einem Problem vor allem jugendlicher Migranten zu tun haben. Keineswegs ausschließlich, aber dominant.

Das zeigt eine neue Studie über jene 16- bis 24-jährigen Drop Outs, die weder irgendeiner Ausbildung noch irgendeinem Beruf nachgehen: Bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sind das 5,9 Prozent; bei den im Ausland geborenen beträgt der Anteil hingegen 18,8 Prozent, also mehr als drei Mal so viel. Zum Glück ist das nur eine Minderheit. Zum Glück für Österreich sind diese Prozentsätze in fast allen anderen Ländern höher. Aber das kann kein Grund sein, die wachsende Problematik zu ignorieren. Vielen Ausländerfamilien muss einfach erst klargemacht werden, dass es bei uns Regeln gibt, die einzuhalten sind, die nicht nur unverbindliche Empfehlungen sind. Ein Staat, der sich dem einstigen linken Zeitgeist folgend nur noch repressionsfrei gibt, muss in der Auseinandersetzung mit ganz fremden Kulturen kollabieren.

Die SPÖ-Reaktion beim Thema Schulschwänzen reiht sich aber nahtlos an ihre Stellungnahmen zum Thema Schwindeln. Da hat doch ein Schuldirektor die logische Idee gehabt, während einer Schul- oder Maturaarbeit durch einen Störsender die Kommunikation via Handy nach außen zu unterbinden. Es soll ja nicht ganz selten passieren, dass ein Schüler nur zu solchen Kommunikationszwecken während der Arbeit aufs Klo geht. Und was war die Reaktion der Un-Unterrichtsministerin Schmied auf den Störsender?

Sie hat dem Direktor nicht gegen die Fußangeln der Telekommunikationsgesetze geholfen (also jener Gesetze, die sich die Telekom selber seit Jahrzehnten wünschen und formulieren durfte). Sie hat sich vielmehr über den Direktor empört. Sie hat erklärt, Schummeln würde im Zeitalter der Kompetenzorientierung eh überflüssig (Kompetenzorientierung ist ein bei linken Pädagogen beliebtes Tarnwort dafür, dass Schüler künftig überhaupt nichts mehr lernen müssen). Und selbstverständlich stimmte die SPÖ keiner Novelle zu, die einen lokal und zeitlich eng begrenzten Einsatz von Störsendern mit dem Telekommunikationsrecht kompatibel machen würde.

Die Denkwelt Schmieds, Faymanns und Hundstorfers ist überaus typisch für die geistige Degeneration der Sozialdemokratie. Pflichten und Zwänge sind pfui. Alle sind immer nur Opfer, die man nur ja nicht hart anfassen dürfe. Dabei war diese Partei noch in der Zwischenkriegszeit eine Vorkämpferin von Disziplin, Bildung und Erziehung. Dabei hatte die Partei damals noch das klare Ziel eines ökonomischen Aufstiegs der Arbeiter durch Leistung. Heute ist die Sozialdemokratie hingegen unter dem Einfluss der 68er Bewegung zu einer Interessenvertretung der leistungsabstinenten Wohlfahrtskonsumenten verkommen.

Da sehnt man sich geradezu nach einem Alfred Gusenbauer zurück, der zumindest verbal noch von einer Hochleistungsgesellschaft geträumt hat. Faymann, Schmied und Hundstorfer wissen hingegen wohl nicht einmal mehr, wie man Leistung buchstabiert.

 

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Wien: ein mafiöser Selbstbedienungsladen

24. Februar 2012 15:47 | Autor: Andreas Unterberger

Das eigentlich zuständige Sozialministerium verschleiert zwar die Daten. Aber irgendwann wird halt jede Misere dennoch bekannt. Die Daten zeigen, in welch skandalösem Umfang das rote Wien im Vergleich zu den anderen Ländern zu einem unkontrollierten Selbstbedienungsladen geworden ist, gegen den sogar die Telekom eine halbehrenwerte Firma sein dürfte, bei der es nur um Dutzende Millionen Schaden geht, während es beim Rathaus um Milliarden an verbranntem Geld geht. Woran sich durch den Geschäftseinstieg der Grünen nur eines geändert hat: dass in Wien jetzt noch weitere Geschäftsführer mitnaschen.

Es waren zwei schockierende Tatsachen, die in dieser Woche bekanntgeworden sind. Zum Teil ist dafür den Rechercheuren der Austria Presse Agentur zu danken, zum anderen Teil der (vielleicht gar aus jahrelangem Schlaf erwachenden?) Volkspartei. Jedenfalls wäre es in beiden Fällen eigentlich längst moralische Pflicht des zuständigen Sozialministeriums gewesen, solche Vergleichsdaten laufend zu recherchieren und veröffentlichen. Aber dieses wird bekanntlich von einem ehemaligen Gemeinde-Wien-Beamten geleitet . . .

Bei beiden Zahlen sei der Leser jedenfalls vorgewarnt: Deren Lesen könnte heftige Zornanfälle auslösen und so der Gesundheit schaden.

Erstens: Es hat sich jetzt herausgestellt, dass von rund 180.000 Beziehern der Mindestsicherung mehr als 129.000 in Wien diesen Anspruch zuerkannt bekommen haben! Im fast ebenso großen Niederösterreich sind es hingegen nicht einmal 10.000.

Da aber nach allen beobacht- und messbaren Kriterien der allgemeine Wohlstand in Wien größer ist als im Rest der Republik, sind die Ursachen dieses totalem Missverhältnisses nicht besondere Armut, sondern andere Faktoren:

Dieser grobe Missbrauch löst auch beim Tagebuch-Autor kritisches Nachdenken aus: Ich habe an dieser Stelle für eine Delegation von Verwaltungskompetenzen nach unten plädiert. An solch frechen Unterschleif, der schon an Organisiertes Verbrechen grenzt, habe ich bei diesem Vorschlag aber nicht gedacht. Vielleicht doch keine so gute Idee?

Dieses erschütternde Bild des Mindestsicherungsmissbrauches passt perfekt in den zweiten dieser Tage aufgedeckten Skandal: Wiener Beamte gehen derzeit mit 52 Jahren in Pension! Im Schnitt. Sie sind damit genauso unverschämt wie die schon seit längerem diesbezüglich bloßgestellten Bundesbahner. Was den fast zwingenden Schluss zulässt: Die SPÖ ist überall dort, wo sie die absolute Macht hat, zu einer absoluten Nehmerbande degeneriert, die freilich ihre Verbrechen mit verlogener Sozialrhetorik tarnt.

Die realsozialistische Misswirtschaft in Wien ist so eklatant geworden, dass jeder Rot- oder Grün-Wähler als Beitragstäter angesehen werden muss. Dies gilt – wenn auch mit verringerter Schuld – ebenso für alle jene, die dieser Nehmer-Partie durch Nichtwählen oder Stimmvergeudung Richtung Splitterparteien zumindest indirekt Vorschub leisten.

Eine besonders freche Abteilung dieser Mafia ist die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten: Sie hat sich zwar zu einer Nulllohnrunde bereit erklärt, aber unter folgenden Bedingungen: keine Überstundenreduktion, kein Personalabbau, keine Änderung der Pensionsbedingungen. Womit angesichts der Macht dieser Gewerkschaft das weitaus luxuriöseste Pensionssystem Österreichs weiterhin unangetastet bleibt.

Jeder Fisch fängt beim Kopf zu stinken an. Was man an einem ganz anderen, aber ebenso aktuellen Beispiel zeigen kann: Die Vizebürgermeisterin Brauner, die mangels eines arbeitenden Bürgermeisters die Geschäfte an sich gezogen hat, erklärte soeben im Gemeinderat: Sie sehe keinerlei exzessive Zeitungsanzeigen des Rauhauses, daher werden an ihnen auch künftig nicht gespart. Dabei sind diese Propaganda- und Korruptionsinserate gerade in der ablaufenden Woche wieder auf vielen Seiten aus den rathausnahen Boulevardzeitungen hervorgequollen.

Zu diesen Unverschämtheiten der Rathausspitze zählt natürlich auch die „Finanzierungs“-Seite der Ausgabenflut: also die ungenierte Schuldenausweitung und insbesondere die krasse Gebührenexplosion während des gesamten letzten Halbjahres. Wenn schon die theoretisch den Wählern verantwortliche Häupl-Brauner-Partie so unverschämt handelt, warum sollen es die kündigungsgeschützten Beamten nicht auch tun?

PS.: Wer geglaubt hat, durch die Grünen werde in Wien irgendetwas besser, wurde spätestens durch die Reaktion des grünen Klubobmanns Ellensohn auf das Sparpaket eines Besseren belehrt: Er sieht sogar die Nulllohnrunde, der die Gewerkschaft gnädigerweise zugestimmt hat, „sehr kritisch“. Wien kam vom Regen in die Traufe.

 

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SN-Kontroverse: Kleinerer Nationalrat

24. Februar 2012 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der Nationalrat verkleinert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Narren, Opernball und Unsinn

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Wenn die Fastenzeit naht, wird's ungemütlich. Einige fühlen sich geschröpft, andere sind der Meinung, dass sie zu dick sind und specken freiwillig ab. Zukunftsangst lauert. Mann und Frau und die Kinder, die Jungen und die Alten, wollen raus. Der Druck kommt von oben und von unten, der „Mittelstand" ist erzürnt. Selbst die Politikerinnen aller Parteien wollen sich einsparen. 

Dann kommen der große Ball oder der Villacher Fasching und alle wollen/müssen dabei sein. Weil halt die Quote oder der Klick stimmen müssen. Dann sind Rosenmontag, Karneval oder „bunga bunga" vorbei. Auf Österreichisch: Es hat sich „ausgemörtelt". Dann kommen die Erbsenzähler und der Rückgriff auf die Geschichte beginnt. Da ist mitunter der Zuruf STOPP nötig! Oder man redet mit Leuten, die bei Verhandlungen direkt dabei waren.

So erklärte Bundespräsident Heinz Fischer in einem Interview: „Die Idee bei der Wahlrechtsreform 1971 (als unter der Regierung Bruno Kreisky der Nationalrat von 165 auf 183 Abgeordnete aufgestockt wurde, Anm.) war, neue Wahlkreise zu machen, damit die damals bestehenden Parteien in möglichst vielen Wahlkreisen nach dem Prinzip des Verhältniswahlrechts Mandatare haben.

Jetzt haben wir ein Fünf-Parteien-System. Wenn man da auf 165 Abgeordnete reduziert, wird es viele Wahlkreise geben, in denen Parteien nicht mehr vertreten sind. Es könnte sogar ganze Bundesländer geben, wo auch eine größere Partei nicht mehr vertreten ist." (OÖN).

Ähnliche Überlegungen gab es immer wieder nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union. Es wurden Modelle für ein „minderheitenfreundliches Wahlrecht" entwickelt und wieder und wieder verworfen. Ex-Vizekanzler Erhard Busek und sein damaliger Klubchef Heinrich Neisser könnten ein Lied davon singen. Also: Nicht jeder Zuruf ist narrensicher.


Das wahre Problem: Landtage & Bundesrat

Andreas Unterberger

Eine Verkleinerung des Nationalrats um zehn Prozent ist keine große Einsparung, aber ein Symbol. Immerhin reduzieren dadurch die Parteien die Zahl der besetzbaren Versorgungsposten und ihre Einkünfte aus der Parteisteuer.

Dieser Plan ist aber auch eine Falle: Der darob entbrannte laute Streit überdeckt völlig, dass die Politik neuerlich viel sinnvollere Reformen schubladisiert hat. Denn Landtage wie Bundesrat haben sich spätestens seit dem EU-Beitritt als total überflüssig entpuppt, um nur ein Beispiel zu nennen. Der Bundesrat ist nur noch Beschäftigungstherapie für drittrangige Politiker.

Er hat nicht die geringste Relevanz, kostet aber viel. Auch seine - von der FPÖ vorgeschlagene - „Aufwertung" wäre absurd. Denn dann könnten sich zwei Parlamentskammern bekämpfen und blockieren. Dann hätten wir noch mehr Sand im Getriebe eines ohnedies immer seltener handlungsfähigen Landes.

Aber auch die Landtage als Gesetzgeber sind sehr fragwürdig geworden. Denn sie sind ja großteils nicht bereit, auch die Verantwortung für die Steuerhöhe zur Deckung ihrer Ausgaben zu tragen. Der Istzustand, in dem die Länder Gelder ausgeben, deren Einhebung jemand anderer verantworten muss, ist eine Anleitung zur Verschwendung. Auch verursacht in einem kleinen Land die Vielfalt von Gesetzgebungen große Kosten. So macht das Vorhandensein zehn verschiedener Bauordnungen selbst das Häuslbauen teurer.

Sinnvoller wäre es hingegen, mehr Verwaltungskompetenzen nach unten zu transferieren. Je näher im Rahmen gemeinsamer (und ohnedies meist EU-geprägter!) Gesetze die Verwaltung statt im fernen Wien bei den Menschen erfolgt, umso besser, umso bürgernäher, umso billiger wird sie. Oder glaubt jemand, dass eine Parteipolitikerin als Unterrichtsministerin bessere Schuldirektoren aussucht als Lehrer und Eltern dieser Schule.

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Fußnote 267: Die bunte Angela

23. Februar 2012 10:31 | Autor: Andreas Unterberger

Das war noch nie da: Ich habe auf einer linksradikalen Homepage auch einmal etwas wirklich Lustiges gefunden.

Beim Surfen durch wirres Revolution!-, Kampf!- und Kapitalismus!-Gestammel stieß ich plötzlich auf eine köstliche Photosammlung über Angela Merkel. Ihr Farbgeschmack ist ebenso interessant wie ihre dem Anschein nach durch einen Superkleber aneinandergedrückte Finger. Hat die Bundeskanzlerin diese Geste vor dem Spiegel geübt? Hat Ihr das ein Auftritts-Trainer so geraten? Was soll uns diese Dauergeste signalisieren? Oder ist das gleichsam eine Ersatzhandlung, weil sie ja keine Hand in eine Hosentasche stecken kann und weil sie zum Unterschied von Margaret Thatcher keine Handtasche trägt?

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Haut die Ungarn! Oder: Mein Gott, Gio!

23. Februar 2012 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

Erstmals fällt Österreichs EU-Kommissar Johannes Hahn jenseits von Phototerminen auf – und das gleich abgrundtief negativ. Er heult in der ihm eigenen Feigheit mit der Linken mit, indem er als einer von zwei Hauptverantwortlichen Ungarn strafweise die heurigen Kohäsionsgelder kürzt. Das ist ein absoluter Skandal.

Dieser Schritt sei „beispiellos“, lobt sich hingegen die EU-Kommission selber. Womit sie – freilich  in ganz anderer Hinsicht als gemeint – doch wieder recht hat. Denn ihr Vorgehen ist in seiner Einseitigkeit tatsächlich absolut beispiellos.

Niemand in Brüssel kann nämlich die Frage ausreichend beantworten, weshalb Ungarn bestraft wird, Griechenland jedoch nicht. Dabei haben die Griechen länger und intensiver als jedes andere Land gegen die europäischen Defizitregeln gesündigt. Und tun es bis heute. Die ungarischen Sünden werden hingegen von der Kommission selbst nur für die Zukunft geortet; sie vermutet, dass sich die ungarische Defizitreduktion als nicht nachhaltig erweisen dürfte. Was zwar stimmen könnte. Was aber auch mit großer Wahrscheinlichkeit in vielen anderen Ländern stimmen dürfte (etwa auch in Österreich).  Wo jedoch kein EU-Kommissar an solche Maßnahmen denkt.

Die Unrechtsunion

Vor allem aber führen Hahn&Co damit ein ganz neues Rechtsprinzip ein, das die EU wirklich zur Unrechtunion stempelt: Vergangene Verbrechen werden ignoriert, für die Zukunft vermutete hingegen streng bestraft.

Das straffrei davonkommende Griechenland ist sogar das einzige Land, das des schweren Betrugs überführt ist. Es hat ja in breiter Front seit vielen Jahren alle volkswirtschaftlichen Statistiken massiv gefälscht. Ohne dass bisher auch nur ein einziges Strafverfahren gegen einen Verantwortlichen in Gang gekommen wäre!

Während Griechenland Hunderte Milliarden Euro Schaden in ganz Europa anrichtet, musste bisher noch niemand Geld nach Ungarn überweisen. Dieses ist ja kein Euro-Land. Die Ungarn sind selbst die primären Opfer ihrer Schuldenwirtschaft. Und selbst wenn sie demnächst Hilfe brauchen sollten, geht es um viel geringere Summen als in Griechenland. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass der Raubzug der ungarischen Regierung auf ausländische Banken und andere Investoren, die viel Geld ins Land getragen haben, eine Riesensauerei war und ist. Aber ein Kampf gegen diese Sauerei war ja erklärtermaßen nicht das Motiv der EU-Kommission, sondern nur das erwartete Defizit der Ungarn.

Der Unterschied zwischen der europäischen Reaktion auf Griechenland und jener auf Ungarn ist aber in Wahrheit noch viel skandalöser, als es schon die bisher aufgezeigten Fakten zeigen. Denn während den Ungarn die EU-Gelder gestrichen werden, werden den Griechen Gelder aus den EU-Strukturfonds nachgeworfen, obwohl sie die bisher ehern geltenden Voraussetzungen für den Erhalt solcher Gelder gar nicht mehr erfüllen (können): nämlich die sogenannte Kofinanzierung. Diese heißt, dass im gleichen Maß wie europäische Geld auch nationales in jedes Kofinanzierungs-Projekt fließen muss. Das ist bisher bei jeder EU-Hilfe unabdingbar gewesen. Nicht mehr so bei den Griechen.

Wer kann da noch ernsthaft glauben, dass es in Europa mit gerechten Dingen zugeht? Hinter der scheinheiligen Argumentation der EU-Kommission, dass man durch die Streichung von 495 Millionen ja nur einen „Anreiz“ zu mehr Budgetdisziplin setzen wollte, steckt natürlich reinste Parteipolitik. In Griechenland hat im Zeitpunkt des Kollaps eine sozialistische Regierung amtiert, in Ungarn hingegen eine rechte. Und das ist halt gar nicht erwünscht. Gleichzeitig haben die Ungarn das Pech, das sie – auf Grund eines Beschlusses der linken Vorgängerregierung – noch durch einen Sozialisten in Brüssel vertreten werden, der nunmehr ständig offen gegen das eigene Land intrigiert.

Feinster Zynismus Brüsseler Art

Die Kommission setzt ihrer durch nichts zu rechtfertigenden Aktion noch einen Zynismus sondergleichen drauf: Man tue den Schritt „zum Wohle der ungarischen Bevölkerung“. Eh klar: Eine rechte Regierung kann ja a priori niemals zum Wohle der Bevölkerung sein . . .

Die bürgerlichen EU-Kommissare wie Hahn sind offensichtlich zu wenig intelligent, um das Spiel zu durchschauen. Kommissionspräsident Barroso ist froh, wenn von Portugal abgelenkt wird. Die Luxemburger Kommissarin ist zwar christlichsozial, aber linker als Dschingis Khan. Der von der CDU entsandte Mann ist höchstens grenzintelligent. Und alle zusammen fürchten sich vor dem von Roten, Grünen und Linksliberalen beherrschten EU-Parlament. Denn von dort aus versucht die Linke, generalstabsmäßig Revanche für die schwerste Wahlniederlage zu nehmen, die sie seit Jahrzehnten in einem europäischen Land erlitten hat.

Damit kein Missverständnis entsteht: Das Tagebuch findet die Wirtschaftspolitik dieser ungarischen Regierung genauso wie die ihrer Vorgänger katastrophal und zutiefst unseriös. In einer Wirtschaftsunion darf und soll man darauf auch sehr ernsthaft reagieren. Aber bitte gerecht, also nicht nur bei rechten Regierungen. Und zuerst bei jenen Ländern, deren Misswirtschaft für die Miteuropäer den größten Schaden anrichtet.

Gerechtigkeit heißt nämlich: Gleiches gleich behandeln und Ungleiches ungleich. Das aber haben die in Brüssel regierenden Dummköpfe und Intriganten längst vergessen.

Im Schatten Ungarns: das nächste Griechenland-Debakel

Fast unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit erleidet die EU übrigens gerade rund um die nächste Griechenland-Hilfslieferung auch schon das nächste Debakel. Bei den angeblich abgeschlossenen Verhandlungen wurde zur Besänftigung der erregten Bürger Deutschlands groß verkündet, dass Griechenland künftige Steuereinnahmen auf ein Sperrkonto einzahlen werde. Dadurch könne ein Teil der Steuergelder immer zur Befriedigung der Gläubiger verwendet werden. Das werde so in der griechischen Verfassung verankert.

Die schlichten Europäer haben nur übersehen, dass eine Verfassungsänderung in Griechenland rechtlich so schwierig ist, dass ein Beschluss eines solchen Sperrkontos viele Jahre dauern wird. Gleichzeitig spricht aber alles dafür, dass bei den bevorstehenden griechischen Wahlen radikale Parteien triumphieren werden, die sich in keiner Weise den Abmachungen mit Europa verpflichtet fühlen. Tut nichts, die Hunderten Milliarden fließen dennoch.

Viel spricht dafür, dass auch ein weiterer Teil der Abmachungen nicht halten wird: Die privaten Gläubiger werden wahrscheinlich keineswegs in ausreichender Mehrheit der „Freiwilligkeit“ eines Verzichts auf 70 Prozent ihrer Ansprüche gegen Athen zustimmen.

Denn viele von ihnen sind (durch „Credit Default Swaps“) gegen einen Staatsbankrott gut versichert, bei einem freiwilligen Verzicht würden die Versicherer, meist Banken hingegen nichts zahlen. Daher wird das ganze von manchen seltsamerweise noch immer bejubelte Griechenland-Paket nicht so funktionieren können wie beschlossen. Tut nichts, die Hunderten Milliarden fließen dennoch. Und wenn dann noch immer Geld fehlt (was sicher der Fall ist), wird man dieses halt mit einem weiteren Trick von der Zentralbank holen.

Aber während Kommission, Regierungschefs, Zentralbank, Finanzminister solcherart weiter miese tricksen, bestrafen sie jedenfalls einmal ordentlich die Ungarn.

Maria Fekter könnte übrigens nach diversen Enttäuschungen der letzten Wochen berühmt werden. Dazu müsste sie es nur wagen, in der noch fälligen Abstimmung der EU-Finanzminister über den Ungarn-Beschluss der Kommission Nein zu sagen. Bei dieser Abstimmung kann sie im Gegensatz zum Sparpaket die SPÖ-Linie de facto relativ leicht ignorieren. Ich wette dennoch: Fekter wird nicht berühmt.

 

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Offenbarungseid vor dem Bezirksgericht

22. Februar 2012 00:58 | Autor: Andreas Unterberger

Die Koalition will durch Schließung Dutzender kleinster Bezirksgerichte rund 20 Millionen Euro zum Sparpaket beizutragen. Die Landeshauptleute zeigen jedoch, was sie von dem offiziell bejubelten Koalitionskonsens in Wahrheit halten: nämlich nichts.

Praktisch alle Bundesländer lehnen unter den verschiedensten Vorwänden die Gerichtssperren ab. Der Bund muss zwar zahlen, aber laut der in diesem Punkt recht seltsamen Bundesverfassung haben die Länder bei Gerichtssperren ein Vetorecht, obwohl die Justiz eine reine Bundeskompetenz ist. Die Landeshauptleute brabbeln als Begründung für ihr Njet etwas von der Bürgernähe der Justiz. Was ein ziemlicher Nonsens ist, muss der Durchschnittsösterreicher doch seltener als zwei Mal zu irgendeinem Gericht – und zwar im Laufe seines ganzen Lebens. Da gibt es Hunderte anderer Institutionen, die sie häufiger besuchen, auch über größere Distanzen.

In Wahrheit geht es nur um die Selbstwert-Neurosen einiger gegen die Gerichtsschließungen kämpfender Bürgermeister. Und es geht um die Umsatzsorgen einiger Rechtsanwälte in kleinen Orten. Kann das wirklich in Zeiten wie diesen entscheidend sein?

Die Neinsager haben noch ein weiteres, besonders absurdes Argument präsentiert: Die Justiz verdiene durch die Gerichtsgebühren ohnedies mehr, als sie koste. Das stimmt – freilich nur dann, wenn man die Gefängniskosten ignoriert.

Das daran angeschlossene Argument, dass man deshalb bei der Justiz auch nicht sparen müsse, muss man sich aber auf der Zunge zergehen lassen. Nach dieser Logik könnte nämlich beispielsweise das Finanzministerium in Saus und Braus leben. Nimmt es doch viel mehr ein, als es kostet. Offenbar gehen manche Provinzköpfe davon aus, dass man eh überflüssige Ausgaben machen könne, solange man den Bürgern nur genug Abgaben – in diesem Fall Gerichtsgebühren – abknöpft. Die Möglichkeit, dass man die Gebühren ja auch senken könnte und sollte, wenn man die Justiz (ohne Funktionsverlust!) effizienter macht, geht offenbar in ihre Hirne nicht hinein. Oder dass man den Bürgern bei einer Verbilligung der Justiz zumindest weniger Steuererhöhungen aufbrummen muss.

Private Konkurrenz für die Justiz

Unabhängig davon sollte die Justiz auch noch aus einem weiteren Grund vom hohen Ross herunter. Sie vergisst nämlich gerne: Zumindest im Bereich des Zivilrechts ist sie letztlich nur noch ein Dienstleistungsangebot an den Markt. Ihr Angebot steht in wachsender Konkurrenz mit privatwirtschaftlichen Schiedsgerichten. Diese sind oft schneller und billiger. Daher vereinbaren immer mehr Großunternehmen bei ihren Verträgen Schiedsklauseln, die den Weg zu staatlichen Gerichten ausschließen. Zunehmend sind es daher nur noch die kleinen Bürger, die das Gericht brauchen, um an ihr Recht zu kommen. Was eigentlich ein doppelter Anreiz zur strukturellen Sparsamkeit sein sollte.

Aber auch dort, wo der Staat schwerer durch eine privatisierte Justiz ersetzbar ist, müsste ein auf Effizienz bedachtes Ministerium schauen, wie man die Justiz schneller, billiger und einfacher macht. Diese Aufgabe kann ja nicht nur dann auf der Tagesordnung sein, wenn der Republik das Budgetwasser bei den Nasenlöchern steht.

Warum können beispielsweise Verwaltungsverfahren fast endlos zwischen den Instanzen hin und her geschickt werden? Warum dauern Urteilsausfertigungen viele Monate? Warum gibt es keine disziplinären Folgen für Richter, wenn sie einfache Entscheidungen nicht binnen weniger Monate treffen? Warum werden in den wirtschaftlichen folgenreichsten und psychologisch belastendsten Rechtsbereichen wie dem Familienrecht die blutigsten Anfänger eingesetzt? Warum dürfen Richter sich selbst bei den simpelsten Entscheidungen durch die teure und langwierige Einschaltung von Sachverständigen um die Arbeit drücken (die bei Richtern nun einmal im Entscheiden besteht)? Gibt es doch Beispiele, wo selbst der Streit um 30 Minuten mehr oder weniger Besuchsrecht bei Scheidungskindern erst einem Sachverständigen langmächtig zur Erstellung eines Gutachten vorgelegt wird!

Längst ist der Reformbedarf in der Justiz weit über das total im Argen liegende Strafrecht hinausgewachsen. Und längst sollte es primär um den Kunden der Justiz, also den Bürger gehen – noch lange vor allen Budgetnöten, vor allen Richtern, Anwälten und Landeshauptleuten.

Frau Minister: Jede Unterstützung für Ihren Kampf mit Provinzkaisern, aber auch jede Menge Verachtung für Ihre totale Untätigkeit in Sachen einer effizienteren, schnelleren, bürgernäheren Justiz.

 

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Fußnote 266: Ein Lob der Schweiz

21. Februar 2012 22:26 | Autor: Andreas Unterberger

Immer wieder erweist sich die Schweiz als Vorbild, wo noch der gesunde Menschenverstand und nicht bloß knieweiche Political Correctness regieren.

Die Eidgenossen setzen nämlich künftig Entwicklungshilfe als Druckmittel ein. Das lässt zwar manche Gutmenschen aufheulen, das wird dort aber sogar von den Sozialdemokraten mitgetragen. Hilfsgelder für Drittweltstaaten sollen nur noch dann fließen, wenn diese bei der Rücknahme abgelehnter Asylwerber oder anderer in ihre Heimat zurückgeschobener Menschen kooperieren. Viele dieser Länder zeigen sich derzeit nämlich oft absolut desinteressiert, Landsleute wieder aufzunehmen. Sie sind vielmehr über jeden Esser weniger froh. Diese Haltung ist ein Riesenproblem auch für viele EU-Länder, wenngleich das österreichische Innenministerium nicht gerne darüber redet. Natürlich würde es wenig bewirken, wenn jetzt Österreich im Alleingang der Schweiz nacheifert. Aber warum kann das kein Projekt der so oft groß verkündeten Gemeinsamen Außenpolitik der EU sein? Die könnte sich da viel besser bewähren als in Syrien, wo die Probleme seit dem massiven Eingreifen Russlands an der Seite des Diktators ohnedies drei Schuhnummern zu groß für Europa sind. Österreichs Außenministerium könnte sich dabei auch viel sinnvoller betätigen als mit seinem lächerlichen neuen Projekt, der Arabischen Liga als Beobachter beizutreten. Oder soll das vielleicht gar ein Signal sein, dass Österreich demnächst noch mehr Araber aufnehmen will, während die Schweiz sie abschiebt?

PS.: In Dänemark hat ein Regierungsbericht ergeben, dass sich das Land in den letzten Jahren durch die viel strenger gewordenen Ausländergesetze 6,7 Milliarden Euro eingespart hat. Und auch die neue Linksregierung hat die meisten dieser Gesetze nun trotz einstiger Kritik nicht mehr zurückgenommen . . .

 

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ACTA gehört nicht ad acta

21. Februar 2012 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

Alle Welt kämpft seit ein paar Tagen wie auf Knopfdruck gegen das internationale Anti-Piraterie-Abkommen ACTA. Es wird wild dagegen demonstriert. Fast alle Parteien lehnen ACTA plötzlich lautstark ab. Fast kein Politiker wagt es mehr, ausdrücklich dafür zu sein. Muss da nicht dieses Abkommen eigentlich ziemlich gut sein, wenn all diese Parteien und die üblichen Demonstranten dagegen sind?

Diese erste Reaktion auf die ACTA-Aufregung wird freilich durch eine zweite zugegebenermaßen ebenso emotionslastige konterkariert: Bauen sich hier nicht die Behörden ein gewaltiges Großer-Bruder-Instrument, mit dem sie die Meinungsfreiheit einschränken können?

Die dritte Reaktion widerspricht sowohl der ersten wie auch der zweiten. Die blindwütige Ablehnung von ACTA ist dumm, aber volle Begeisterung dafür wäre ebenso dumm. Denn selten stoßen zwei diffizile und wichtige Rechtsgüter so frontal aufeinander wie in dieser Frage: auf der einen Seite die Freiheit, nicht um die Früchte seiner Arbeit bestohlen zu werden, auf der anderen die Freiheit, nicht vom Staat überwacht und zensuriert zu werden.

Die Inszenierung lautet: David gegen Goliath

Die ACTA-Gegner spielen geschickt das David-Goliath-Spiel: Große Konzerne und die USA wollen den kleinen Internet-Usern und den ahnungs- und hilflosen EU-Europäern an die Gurgel. Sie stellen falsche und manipulative Vorwürfe gegen ACTA ins Internet, besonders unter Nutzung von YouTube. Da wird mit starken Bildern suggeriert, dass man künftig sogar dann verfolgt werde, weil man seiner Mutter ein Mail schickt.

All diese Vorwürfe sind durch keinen Buchstaben des Abkommens fundiert. Es ist auch absoluter Unsinn und polemische Fiktion, wenn von einem Geheimabkommen geredet wird. ACTA liegt wie jedes Gesetz und jeder internationale Vertrag den Parlamenten mit einem voll publizierten Wortlaut ohne geheime Zusätze zur Zustimmung vor. Und gäbe es doch noch geheime Zusätze, wären die natürlich ungültig und von keinem Gericht anerkannt.

Der ACTA-Text ist wie bei jedem Vertrag und Gesetz natürlich von Experten und nicht basisdemokratisch auf Marktplatz oder im Audimax formuliert worden. Dort ist noch nie ein brauchbares Gesetz entstanden. Und mit den Occupy- oder Attac-Chaoten könnte es auch hinter Polstertüren schon gar nicht zustandekommen. Das würde zum gleichen Chaos führen wie bei der von Greenpeace und Global 2000 ausgelösten und derzeit total kollabierenden UNO-Klimahysterie.

Vor allem aber sind die durch ACTA geschützten Urheber keineswegs nur große Konzerne, sondern auch Hunderttausende kleine Musiker, Komponisten, Autoren, Schauspieler, Designer, Ingenieure, Techniker, Werbegurus und viele andere, die mit viel Plage ein geistiges Werk herstellen, die eine unbekannte Marke zu einer weltweit angesehenen machen. Aber auch große Konzerne können ja nicht auf Grund ihrer Größe einfach für vogelfrei erklärt werden, wie es die Linke gerne täte. Ganz abgesehen davon, dass sie Millionen Mitarbeitern Brot und Lohn geben, dass ihre Aktionäre in der großen Mehrheit ganz normale Sparer sind.

Sie alle werden betrügerisch um einen guten Teil des Entgelts ihrer Arbeit gebracht, wenn jemand etwa in der Textilbranche ein Markenlabel fälscht, wenn jemand im Internet „gratis“ einen Film, ein Musikstück, einen Text kopiert.

Von Red Bull bis zur Staatsoper

Dabei geht’s nicht nur um die Interessen der offenbar automatisch bösen Amerikaner. Man denke nur an die beiden österreichischen Stars, die in den letzten Jahrzehnten auf dem internationalen Markenhimmel aufgegangen sind: Red Bull und Swarovski. Beide haben mit erstaunlich simplen Produkten (geschliffene Glasscherben und einem süßen Getränk mit Himbeergeschmack) sowie raffiniertem Marketing Weltmarken geschaffen, die Milliarden Euros nach Österreich geschaffen haben.

Es ist daher extrem selbstbeschädigend, wenn österreichische Parteien den volkswirtschaftlichen Wert eines modernen Markenschutzes nicht erkennen. Genauso zentral gerade für dieses Land sind die scheinbar „nur“ immateriellen Produkte von Philharmonikern, Staatsoper und anderen Kreativen.

Zugleich sind es keineswegs nur die vielzitierten „Kleinen“, die von einer Verletzung des Markenschutzes profitieren. Hinter den Fälschungen und Raubkopien, die man auf asiatischen Märkten, an italienischen Stränden und im Internet angeboten findet, stecken durchaus ertragreiche Großkonzerne und nicht Robin-Hood-Studenten. Von denen borgt man sich höchstens das Image. Dies hat erst vor ein paar Tagen die Verhaftung eines millionenschweren deutschen Gangsterbosses in Neuseeland gezeigt, der mit Internet-Kopierdiebstahl einen extrem luxuriösen Lebensstil finanziert hat.

Bei vielen Anti-ACTA-Demonstranten steckt hinter den zutiefst sympathischen „Freiheit!“-Parolen ein bemerkenswerter, wenn auch nie zugegebener Wertwandel. Sie wollen, ohne es offen auszusprechen, Kinderpornographie und Diebstahl durch die Hintertür legitimiert bekommen. Eine ganze Generation will nicht durch effizientere Kontroll-Maßnahmen am Stehlen gehindert werden. Sie erachtet Raubkopieren als ein neues Menschenrecht. Das ist freilich eine ganz andere Freiheit als die der Aufklärung, die immer in den Rechten und Freiheiten der anderen ihre Grenzen fand.

Zur Verteidigung dieses Rechts auf Diebstahl werden schwere Kampftruppen in Stellung gebracht. Dazu zählen einerseits die Anonymous-Piraten, die ständig mit Megaschäden Internet-Seiten hacken und zerstören, wenn jemand anderer Meinung zu sein wagt als sie. Sie haben etwa jüngst harmlose Leser und Gesprächspartner einer konservativen deutschen Wochenzeitung (Junge Freiheit) auf niederträchtige Weise kollektiv mit Namen und Adressen als „Nazis“ an den Internet-Pranger gestellt. Die internationalen Polizeibehörden haben sich auch in allen anderen Fällen als erstaunlich hilflos gegen diese Anonymous-Gangster gezeigt, die im Internet immer geschickt ihre Spuren zu verwischen verstehen.

Eine weitere effiziente Kampftruppe sind die neuen Piratenparteien, die in einigen europäischen Ländern zuletzt wie ein Feuerwerk aufgestiegen sind. Diese haben sehr vielen anderen Parteien Furcht und Schrecken eingejagt, weshalb sie jetzt ohne lange nachzudenken eilfertig jede Aktion gegen ACTA unterstützen. Von einer Suche nach einer gerechten Abwägung zweier widerlaufender Interessen ist also bei den meisten Aktivisten keine Spur.

Ginge es den Anonymous- und Piraten-Jugendlichen wirklich um das hehre Ziel der Meinungsfreiheit im Internet, dann würden sie nicht primär gegen ACTA demonstrieren, sondern gegen jene europaweiten Gesetze, welche – beispielsweise zuletzt unter dem Vorwand „Kampf der Verhetzung“ – die Meinungsfreiheit radikal eingeschränkt haben. In Hinblick auf die reale wie die virtuelle Welt.

Um diese Meinungsfreiheit muss man sich jedoch ernsthaft sorgen. Political Correctness und der in die Gerichte transferierte Kampf der Linken gegen andere Auffassungen und Überzeugungen haben heute in der Mehrheit der Menschen mit gutem Grund die Überzeugung wachgerufen, dass man nicht mehr frei seine Meinung sagen kann. Das ist der wahre Skandal dieser Zeit. Dieser geht Hand in Hand mit dem unerträglichen Realsozialismus aller Parteien und Behörden, der jede menschliche Handlung, insbesondere wenn sie eine unternehmerische ist, bis ins letzte Detail kontrollieren und überwachen will.

In dieser Zeit ist das Internet ein Refugium geworden. Dort kippt dann freilich der unsterbliche menschliche Freiheitsdrang, die Sehnsucht nach offenem Meinungsaustausch oft in einen unerquickliches Extrem: Im Schutz der Anonymität werden sonst gesittet wirkende Bürger zu bösartigen Denunzianten, sie schimpfen und höhnen, was das Zeug hält. Das Internet ist auch in einem abstoßenden Ausmaß von Pornographie überschwemmt. Und eben von einem milliardenschweren Business mit dem Diebstahl geistigen Eigentums.

In einer Welt, in der noch vor kurzem jede Postkarte wie selbstverständlich von Zensoren untersucht werden konnte, in der bei vielen Paketen heute noch Zöllner neugierig hineinschauen können, ist das eine totale Gegenwelt. Zwischen diesen beiden Welten gibt es keine dialektische Synthese, sondern nur Konflikte – oder schrittweise Annäherungen.

Selbst wenn die meisten von den ACTA-Gegnern verbreiteten Vorwürfe nicht stimmen, ist bei nüchterner Betrachtung der Verdacht nämlich nicht ganz ausgeräumt, dass ACTA zu weit geht. Es geht wohl zu weit, wenn „Beschuldigte“ verpflichtet werden, alle Informationen beizuschaffen, wenn Internet-Provider automatisch alle Daten herausrücken müssen.

Das ist vor allem dann bedenklich, wenn eben gleichzeitig der Verdacht besteht, dass die Kompetenzen der Exekutive und Justiz genutzt werden können, um auch Meinungsdelikte zu überwachen. Zwar sind die übelsten Meinungsjäger gerade die Anonymous-Typen mit ihren Bloßstellungaktionen. Aber auch die EU und die Strafbehörden haben in den letzten Jahren massive Meinungskontroll-Attitüden angenommen, die scharf abzulehnen sind.

Die Lösung heißt: Meinungsfreiheit

Was also sollten die jetzt in Entscheidungsnot gekommenen Regierungen tun? Sie müssten durch ein mutiges wie offenes Vorgehen das verlorene Vertrauen zurückerringen. Und zwar durch eine doppelte Strategie:

Einerseits führt kein Weg zu mehr Vertrauen an einer Rücknahme aller Meinungsdelikte vorbei. Diese schränken vor allem im Zuge der linken Correctness wie ein Würgegriff die Freiheit der Bürger immer mehr ein. Wenn sich Menschen wieder auf Marktplätzen und bei Diskussionen ganz offen ihre Meinung auszusprechen trauen, wird auch viel Druck aus dem Internet herauskommen. Dann ist es ganz egal, ob ich meinen Standpunkt als „Donald Duck“ getarnt im Netz sage oder unter meinem vollen Namen in der Öffentlichkeit. Das würde mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Internet die Umgangsformen zivilisieren. Das würde zugleich jene, die weiterhin unflätig schimpfen wollen, als nicht ganz zurechnungsfähig von selbst ins Abseits stellen.

Andererseits muss es aber möglich werden, weltweit mit wirklicher Effizienz gegen Fälschungen und Raubkopien vorzugehen. Ein globales System ist nicht überlebensfähig, in dem man von chinesischen, russischen oder karibischen IP- und Server-Adressen aus fast jedes Verbrechen begehen und decken kann. Vom Diebstahl bis zu der millionenschweren Produktion von Kinderpornographie, einer ganz besonders widerlichen Tätigkeit.

Jedoch wird auch kein System überlebensfähig sein, in dem man nur diese Pornographen und Diebe bekämpft, aber nicht gleichzeitig den Bürgern ihre geistige Freiheit zurückgibt.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Fekter – viel Frust und ein Funke Hoffnung

20. Februar 2012 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Längst sind ORF-Pressestunden so langweilig geworden, dass sich nur noch wirkliche Fanatiker selbige antun. Das war auch bei Maria Fekters Auftritt trotz des trüb-regnerischen Tages der Fall. Sie löste erwartungsgemäß viel des erwartbar gewesenen Frustes aus. Sie verbreitete aber zugleich einen unerwarteten Funken Hoffnung. Und der sollte – auch wenn es eben nur ein Funke ist – in trostlosen Zeiten besonders aufgegriffen und beachtet werden.

Zuerst das Negative: Frustrierend bis peinlich ist, wenn die einstige Hoffnungsträgerin Fekter ins jüngste Sparpaket jede Menge Strukturreformen hineinphantasierte. Frustrierend ist auch, wie kühl sie ihre einstigen Versprechungen „Keine Steuererhöhungen“ weg-ignoriert und wie sie die gewaltige Menge an Steuer- und Abgabenerhöhungen samt Kürzungen ( nichts anderes ist ja die Reduktion des Realwertes) von Pensionen und Beamtenbezügen als positiv verkauft. Und völlig unverständlich ist, warum sie nicht zu sagen wagt: Mit diesem Koalitionspartner, mit der Gesinnung dieser Opposition, mit dieser Verfassung, diesen Bundesländern und diesen Gewerkschaften war nicht mehr möglich. Da sie all das nicht gesagt hat, wird sie zur voll verantwortlichen Mittäterin.

Der dennoch gezündete Funke Hoffnung bestand in ihrer neuen Zielvorgabe für eine Steuerreform: nämlich in einem Akzent zugunsten von Familien und Mittelschicht. Denn erstmals seit langem wagte da ein verantwortlicher Politiker ein Modell zumindest vorzuschlagen, bei dem die Familien des zuletzt ständig ausgepressten Mittelstands anstelle der seit vielen Jahren einseitig bevorzugten Unterschichten profitieren würden.

Fekter will nämlich den Unterhalt für Kinder steuerfrei stellen (ohne die zahllosen Direkttransfers wie Gratiskindergärten oder Familienbeihilfen infrage zustellen). Davon kann logischerweise nur jemand profitieren, der überhaupt Steuer zahlt.

Gewiss ist es mehr als zweifelhaft, ob dieser Gedanke in der Schuldenrepublik jemals finanzierbar werden wird. Und noch zweifelhafter ist, ob sich für Fekters Reform-Ideen jemals eine ausreichende Mehrheit finden lässt. Tobt doch seit Jahr und Tag eine heftige Schlacht zwischen Rot und Blau um die Sympathien der XYZ-Schicht leistungsabstinenter Sozialprofiteure (wobei Rot und Blau in diesem Sozialdemagogie-Wettlauf rätselhafterweise sowohl von Grün wie auch Orange wie auch Teilen des ÖAAB unterstützt wurden, obwohl die alle fast keine XYZ-Wähler vertreten).

Diese mittelstands- und familienfeindliche Schlacht bestimmt seit Jahren den politischen Diskurs. Sie schlug sich in den erstaunlichen Zuwächsen der Ausgleichszulagen nieder, die fast bei jeder Pensionserhöhung steiler waren als die Anpassungen der durch Beiträge zumindest zum Gutteil versicherungsmathematisch finanzierten Normalpensionen. Das schlug sich in der totalen Einkommensteuer-Befreiung von fast drei Millionen Menschen nieder. Das schlägt sich auch beim jüngsten Belastungspaket durch eine Vielfalt an nur den Mittelstand treffenden Maßnahmen nieder.

Aber immerhin hat Fekter zumindest verbal erstmals ein Prinzip wider diesen Zeitungeist als Ziel verkündet. Nehmen wir daher trotz aller Skepsis einmal an, sie könnte wenigstens diesmal ihre Pläne verwirklichen. Dann ginge der Reformweg im Gegensatz zum dominierenden Neosozialismus plötzlich in eine absolut richtige Richtung.

Gut für die Mittelschicht

Denn erstens wird damit an der gesellschaftlichen Schwelle zwischen der Schicht der Umverteilungsprofiteure und jener der ständig mehr ausgepressten Mittelschicht endlich einmal ein positives Signal in Richtung der Anstrengungswilligen gesetzt. Diesen gereichte es damit erstmals nicht zum Nachteil, dass sie an sich vor Wirksamwerden der Umverteilung natürlich mehr verdienen als hauptberufliche Couch Potatoes.

Gut fürs Kinderkriegen

Zweitens und noch wichtiger: Durch die Realisierung der Fekter-Ideen würde der Mittelschicht wieder mehr Mut zu Kindern gemacht. Das wäre ganz entscheidend. Zeigen uns doch seit Jahren die Statistiken, dass das Kinderkriegen zwar in der Unterschicht Normalität bleibt, während beispielsweise fast nur noch jede zweite Uni-Absolventin Mutter wird. Das hat gewiss auch viele andere Ursachen, etwa das veränderte Frauenbild der Mittelschichten, etwa die überaus langen Ausbildungszeiten in qualifizierten Karrieren, etwa die Gier der Wirtschaft auf die gut qualifizierten Frauen als Arbeitskräfte.

Trotz dieser kurzsichtigen Gier sind die wirtschaftlichen Konsequenzen der asymetrischen Geburtenfreudigkeit dramatisch negativ. Diesen Prozess hat Thilo Sarrazin ja schon in Hinblick auf das sehr ähnlich tickende Deutschland mit einer Fülle von Beweismaterial als einen Weg zum Dümmerwerden eines Landes beschrieben (den Rot-Grün im übrigen durch Gesamtschule und ihre leistungskonträre Universitätspolitik noch ständig zu beschleunigen versuchen).

Schlecht für Sozialmigranten

Drittens und in engem Zusammenhang mit dem vorigen Argument: Mit den Fekterschen Reformplänen würde die Zuwanderung von Sozialmigranten nach Österreich zumindest nicht noch zusätzlich gefördert. Das gilt freilich nur dann, wenn gleichzeitig die sozialen Direkttransfers trotz des linken Drängens auf noch mehr Wohlfahrt zumindest eingefroren werden. Derzeit kann ja eine vielköpfige Migrantenfamilie – auch ohne einen einzigen Berufstätigen – in Österreich im Kontrast zu ihren Herkunftsregionen in Afrika, Nahost oder Ostanatolien von den Sozialtransfers ganz gut leben.

Gut für die Gerechtigkeit

Viertens würde damit das vom Verfassungsgerichtshof immer wieder judizierte Gerechtigkeitsprinzip erstmals ernst genommen und nicht bloß minimalistisch realisiert. Denn der VfGH verlangt den familiären Sozialausgleich primär nicht zwischen Mittel- und Schlechtverdienern, sondern zwischen Menschen gleichen Arbeitseinkommens. Mit anderen Worten: Kinder dürfen laut Verfassung eigentlich keine sozialen Abstieg aus der bisherigen sozialen Positionierung einer Familie bedeuten.Was sie aber derzeit sehr wohl tun.

Gut für den Wirtschaftsstandort

Und fünftens: Damit wird zu den unglaublich mittelstands- und familienfeindlichen Vorstellungen der Achse des Bösen zwischen Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung ein erfreulicher Gegenakzent gesetzt. Die seit zwei Jahren heftig nach links gerückte Industrie-Lobby vergisst ja gesellschaftspolitisch neuerdings leider das zentrale Prinzip total, das in erfolgreichen Unternehmen eigentlich hochgehalten werden sollte: nämlich die Wichtigkeit von Zukunftsinvestitionen.

Es gibt ja für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich gar keine wichtigeren Investitionen als Kinder, die von leistungs-, werte- und bildungsorientierten Eltern aufgezogen (und in dementsprechend ausgesuchten Schulen) erzogen werden. Der Wert dieser Kinder als künftige Leistungsträger, Forscher, Ingenieure, Kaufleute gerade für die Wirtschaft kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Und er kann niemals durch jene Zuwanderer kompensiert werden, die primär die Segnungen eines der komfortabelsten Wohlfahrtssysteme der Welt konsumieren wollen.

Sauerstoff für Fekters Funken

Dieser Fektersche Akzent ist zwar gewiss nur ein Hoffnungsfunke. Aber jeder Funke Vernunft und Gerechtigkeit und Zukunftsorientierung ist derzeit so wichtig und notwendig, dass ihm jede Menge Sauerstoff zugeblasen werden sollte, bevor er vom Wüstensand der sich gutmenschlich tarnenden Wohlfahrtsindustrie wieder erstickt wird.

 

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Gauck ist eine tolle Wahl

19. Februar 2012 21:36 | Autor: Andreas Unterberger

Joachim Gauck wird der nächste deutsche Bundespräsident. Er wird nun auch von der CDU unterstützt. Das ist in vielerlei Hinsicht ein absolut positives Signal.

Außer für Angela Merkel. Was aber die deutsche Union nicht mehr daran hindert, nach einigen Stunden des Widerstandes nun doch ebenfalls Gaucks Wahl mitzutragen. Für Merkel bedeutet das hingegen das indirekte Eingeständnis, bei der letzten Präsidentenwahl mit der Kür von Christian Wulff einen doppelten Fehler begangen zu haben, obwohl damals ebenfalls schon Gauck ein Kandidat gewesen war.

Eine erfolgreiche Tätigkeit Gaucks würde auch signalisieren, dass zumindest für diesen Posten die SPD das bessere Angebot hatte. Für Merkel ist schließlich noch etwas unerquicklich: Mit Gauck wären beide Spitzenpositionen der Bundesrepublik durch einen Ossi besetzt, was ihr selbst bei der nächsten Wahl selbst nicht unbedingt Gleichgewichts-Sympathien im viel größeren Westen einbringen wird.

Gauck wäre aber für das Land ein massiv positives Signal. Er wäre nach dem Tschechen Havel, dem Ungarn Orban und einigen Polen wie Lech Walesa ein weiterer Spitzenmann, der aus dem direkten Widerstand gegen den Kommunismus gekommen ist. All diese Männer haben damals Mut und Charakter gezeigt – und seither vor allem große Widerstandskraft gegen linke Sprüche. Merkel selbst kann hingegen keine Widerstands-Biographie vorweisen.

Mit Gauck gibt es erstmals in der Geschichte einen Konsenskandidaten aller wichtigen Parteien. Das ist gut für das Land und seine Identität.

Gauck ist nach den stets verkrampft wirkenden Herren Wulff und Köhler auch ein Mann mit großer innerer Souveränität, mit Ruhe und Humor. Er hat es insbesondere gewagt, gegen den Schwachsinn der von vielen linken Journalisten hochgejubelten Occupy-Chaoten Stellung zu nehmen. Und noch wichtiger: Er hat sich positiv über Thilo Sarrazin geäußert, während der Anpassler Wulff den Islam zu einem Teil Deutschlands hochgejubelt hatte! Was im heutigen Deutschland alleine schon Grund sein sollte, Gaucks Mut und Weisheit zu loben.

Gewiss weiß man nicht, ob sich nicht auch Gauck, einmal gewählt, vom gewaltigen Druck des auch weit in die CDU hineinreichenden linken Mainstreams mitreißen lässt. Aber sollte er wirklich von allen Parteien gewählt werden (die Kommunisten der „Linken“ einmal außer acht lassend), müsste er nun wirklich niemandem mehr etwas beweisen und auch um niemandes Gunst eifern.

PS.: Last not least wäre die Gauck-Wahl ein Erfolg der FDP. Denn damit hätte eindeutig sie sich koalitionsintern durchgesetzt. Was der vom politischen Tod bedrohten Partei zweifellos wieder mehr Gewicht und  Auftrieb geben wird. Denn kaum hatte die CDU angedeutet, bei der Präsidentenkür einen Konsens mit Rot und Grün zu suchen, sind ihr die Freidemokraten blitzschnell zuvorgekommen und haben den (nichtlinken!) Kandidaten der Linken unterstützt, womit Merkel über den Tisch gezogen war.

 

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Subventionen machen ein Land krank

19. Februar 2012 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Warum stecken ausgerechnet jene EU-Länder am tiefsten in Schwierigkeiten, die in den letzten Jahrzehnten die größten Summen an europäischen Subventionen bekommen haben? Aus Strukturfonds, aus Kohäsionsfonds und vielen anderen Töpfen sind alljährlich dicke Milliarden vor allem nach Griechenland, Portugal, Spanien, Irland und (Süd-)Italien geflossen. Und kein einziges der unterstützten Mitgliedsländer ist heute nach Jahrzehnten des  Subventionsbezugs auf sicherem Boden gelandet oder gar ein Nettozahler geworden.

Süditalien ist sogar schon vor den EU-Zeiten ständig vom Norden unterstützt worden (was diesen inzwischen frustriert mit einer Trennung des Landes liebäugeln lässt). Waren all diese Subventionen am Ende ergebnislos vergeudetes Geld?

Nein. Sie waren nicht ergebnislos. Sie sind im Gegenteil sogar eine Hauptursache der heutigen Malaise. Sie treiben den Völkern die Eigenverantwortung aus und versetzen diese in ein Stadium des Hospitalismus, also eines Patienten, der sich komplett und ohne eigene Aktivität in die die rundum sorgenden Hände eines Spitalsteams fallen lässt. Dieses Verhalten macht eine Genesung extrem unwahrscheinlich.

Diese Krise hat damit zumindest einen Nutzen: Die Welt ist um eine Gewissheit reicher. Was bisher nur liberale Ökonomen analysiert haben, ist nun empirisch bestätigtes Wissen. Das, was uns heute die EU zeigt, haben ja auch schon etliche – insbesondere afrikanische – Ökonomen in Hinblick auf die Entwicklungshilfe nachgewiesen: Je weniger Hilfe es gegeben hat, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem darbenden Drittweltland heute ein blühendes Industrieland wie Südkorea oder zumindest ein Schwellenland wie China geworden ist.

Die EU denkt freilich nicht daran, ihr riesiges Geldtransfersystem aufzugeben, für das derzeit übrigens der Österreicher Johannes Hahn hauptverantwortlich ist. Schließlich wäre das nicht nur ein gewaltiges Schuldeingeständnis, sondern würde auch viele Beamte und Politiker arbeitslos machen.

Sie alle sollten aber lesen, was der griechische Wirtschaftsminister Michalis Chrysochoidis dieser Tage gesagt hat: Als Folge der EU-Hilfen sei in Griechenland das Wissen um die Notwendigkeit harter Arbeit verloren gegangen. „Während wir mit der einen Hand das Geld der EU nahmen, haben wir nicht mit der anderen Hand in neue und wettbewerbsfähige Technologien investiert. Alles ging in den Konsum. Das Ergebnis war, dass jene, die etwas produzierten, ihre Betriebe schlossen und Importfirmen gründeten, weil sich damit mehr verdienen ließ. Das ist das eigentliche Desaster dieses Landes.“

Deutlicher und anschaulicher kann man die verheerende Wirkung von Dauersubventionen nicht darstellen. Die Empfänger hängen am Tropf, werden süchtig und nie mehr gesund.

Und damit niemand glaubt, hier würde ein kapitalistischer Ausbeuter zitiert: Herr Chrysochoidis ist Sozialist.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Bist du rot und hast du Macht . . .

18. Februar 2012 00:06 | Autor: Andreas Unterberger

Der internationale Vergleich macht optimistisch: Die in immer dichteren Wellen anrollenden Erdbeben durch Korruptionsskandale werden Österreich, vor allem seine Parteilandschaft und hoffentlich auch seine Justiz weit mehr erschüttern und verändern, als es das Möchtegern-Sparpaket kann. Man vergleiche nur den Zustand des Landes mit der jüngeren Geschichte Italiens, der Slowakei und Deutschlands.

In Deutschland ist der Bundespräsident umgehend zurückgetreten, als die Staatsanwaltschaft offizielle Strafermittlungen gegen ihn beantragt hat. In Österreich hingegen laufen schon seit Monaten offizielle Strafermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Bundeskanzler und einige weitere Regierungsmitglieder. Und keiner der Beteiligten zuckt auch nur mit den Ohrwascheln, geschweige denn, dass daraus eine öffentliche Rücktrittsdebatte entstanden wäre. Viele Medien haben diese Ermittlungen anfangs überhaupt nicht einmal gemeldet.

Der Unterschied in diesen Reaktionen ist der zwischen einer Bananenrepublik und einem Rechtsstaat.

Dabei ist der – natürlich jeweils: mutmaßliche – Vorwurf gegen Werner Faymann im Grund gravierender als der gegen Christian Wulff. Dieser hat sich von Geschäftemachern und Firmen, die von seiner Huld als Ministerpräsident (Landeshauptmann) Niedersachsens abhängig waren, Reisen, PR-Veranstaltungen und günstige Kredite spendieren lassen. Faymann hat sich hingegen sogar direkt von öffentlichen Kassen (der ÖBB, der Asfinag, dem Inseratentopf des Kanzleramtes) Inserate in Zeitungen bezahlen lassen, damit diese günstig über ihn und seine Partei berichten. Im Fall Faymann sind im Gegensatz zu Wulff die Bürger erstens direkt geschädigt, und zweitens geht es auch dimensionsmäßig um deutlich größere Beträge.

Angesichts dieses Verdachts verblassen beinahe die Vorwürfe gegen andere Minister, wie etwa der einer eventuellen Mitschuld am Kommunalkredit-Debakel. Dennoch kann Faymann alles locker wegstecken. Nur weil hierzulande der Moralpegel so niedrig liegt? Nur weil viele Medien natürlich als Mittäter an dem Thema nicht interessiert sind? Oder gar weil sich Faymann der BSA-geleiteten Staatsanwaltschaft ohnedies so sicher sein kann, dass diese jedenfalls irgendeinen Grund zur Einstellung des finden wird?

Es fällt jedenfalls massiv auf, dass die Intensität der staatsanwaltschaftlichen Erhebungen gegen mutmaßliche Korruptionisten umso geringer ist, je mehr zwei Faktoren zutreffen: Erstens wenn der potentielle Täter eine erkennbare Nähe zur SPÖ hat, und zweitens wenn der potentielle Täter noch im Amt ist.

Diese zwei offenbar schuldbefreienden Charakteristiken treffen nicht nur auf Faymann zu, sondern auch auf den amtierenden Aufsichtsratspräsidenten der ÖBB und auf den amtierenden Direktor des größten Krankenhauses Mitteleuropas, Reinhard Krepler. Letzterer steht unter massivem Verdacht, an einer kriminellen Megaschiebung bei der Vergabe des Reinigungsauftrags für das AKH beteiligt gewesen zu sein. Das scheint nun auch durch bisher geheime Abhörprotokolle bestätigt zu sein. Und wie reagiert die SPÖ? Sie spricht von einer „menschenverachtenden Hetzkampagne“, erregt sich, dass Abhörprotokolle an die Medien weitergegeben worden seien, und lässt Krepler im Amt.

Die SPÖ wäre mit ihrer Erregung um Eckhäuser weniger peinlich, wenn sie sich auch über das Weiterspielen der Abhörprotokolle gegen Karl-Heinz Grasser von Staatsanwaltschaft und/oder Polizei Richtung Medien so aufgepudelt hätte. Statt dessen hat die Partei damals über diese Abhörprotokolle gejubelt und ihr Bekanntwerden keine Sekunde kritisiert.

Praktisch keine einzige Partei und kein Medium in diesem Land erregt sich in jedem Fall gleichermaßen über solche rechtswidrigen Veröffentlichungen. In einem Rechtsstaat sollte es aber gleichgültig sein, ob der Amtsgeheimnisbruch einen Rechten oder einen Linken trifft. Und der Dekan der juridischen Fakultät macht sogar eine öffentliche Lesung mit den Grasser-Protokollen. Diese Einäugigkeit ist eines der vielen Symptome der Balkanisierung Österreichs.

Wer hat Grasser bestochen?

Ähnlich verhält es sich im Fall des langjährigen Porr-Generaldirektors Horst Pöchhacker, der jetzt den Aufsichtsrat der ÖBB leitet. In den meisten Fällen, die Grasser zum Vorwurf gemacht werden, ist die Belastung Pöchhackers noch viel gravierender. Die Porr soll sich nämlich unter Pöchhacker durch Bestechung bei Grasser oder dessen Freunden Vorteile gekauft haben. Das heißt: Grasser – oder Meischberger – kann jedenfalls nur bestochen worden sein, wenn auch jemand bestochen hat. Das wird aber fast nirgendwo thematisiert. Warum? Erstens ist Pöchhacker eben rot, und zweitens hat er eben noch Macht. Und das ist offenbar in einem Speichelleckerland die Grenze zwischen Recht und Unrecht.

Dennoch bleibe ich Optimist - eigentlich ist ja gerade angesichts der Dichte der Vorwürfe und Affären ein Weitermachen so wie bisher nicht mehr vorstellbar. Dieses System kann das jüngste Erdbeben nicht mehr überleben. Man schaue nur in die Slowakei: Dort fliegt bei den bevorstehenden Wahlen nach heftigen Korruptionsaffären die derzeit noch größte(!) Regierungspartei wohl ganz aus dem Parlament. Wenn die Slowakei zu so drastischen Veränderungen imstande ist, warum nicht auch Österreich? Oder nehmen wir wirklich alles hin, nur weil es hier halt gegen praktisch alle Parteien in den letzten Monaten massive Indizien gegeben hat? Nur weil sich bisher bloß recht skurrile Gruppierungen als Basis einer Reform angeboten haben?

Auch bei der lange nicht direkt involviert gewesenen ÖVP ist nun wohl der letzte Keuschheitsgürtel über den Taten ihrer smarten Burschen gefallen. Wobei bei ihr ohnedies immer schon klar war, dass sie (als primärer, aber keineswegs einziger Empfänger) über die Industriellenvereinigung weißgewaschene Firmengelder bekommt – wohl nicht nur aus Nächstenliebe. Was aber bis heute legal ist; ebenso wie die Erledigung der SPÖ-Propaganda durch vom Rathaus finanzierte Vorfeldvereine von Zara bis DÖW, ebenso wie der Fluss von Arbeiterkammer- und Gewerkschaftsgeldern zum Nutzen der Sozialdemokratie.

Ähnliches wie die Slowakei zeigt uns auch die jüngere italienische Geschichte. Dort hat es in den Neunziger Jahren sowohl Christdemokraten wie auch Sozialisten zerrissen, weil sie es irgendwann mit der Korruption zu arg getrieben haben. Dabei haben sie angesichts der allgemein für unregierbar gehaltener Konkurrenz am äußersten linken und rechten Rand des politischen Spektrums eine scheinbare Garantie auf ewiges Regieren gehabt. Aber einmal ist es eben zuviel.

Was tun?

Kann Korruption ausgerottet werden? Ganz sicher nicht allein durch moralische Appelle oder durch immer strengere und aufwendigere Kontrollmechanismen. Entscheidend ist, dass man auch die Möglichkeiten zur Korruption drastisch reduziert: nämlich indem man den Staat aus möglichst vielen Bereichen herausnimmt. Je weniger er regelt, je weniger Eigentümerfunktionen Bund und Länder haben, umso geringer sind die Möglichkeiten. In staatsfrei gewordenen Bereichen kann sich keine Partei mehr bedienen, kann kein Beamter mehr die Hand aufhalten.

Es ist kein Zufall, dass die mehrheitlich staatliche Telekom, der mehrheitlich staatliche Flughafen, das staatliche Gesundheitswesen von den meisten Affären belastet werden; und dass es vor allem bei staatlichen Aufträgen (vom Bau über die Beratung bis zum Inseratenkauf) die großen Skandale gibt. Daher müsste eine glaubwürdige Strategie gegen Korruption dreigeteilt sein:

Letztere täte überdies auch dem Budget sehr, sehr gut. Weil erstens der Verkaufspreis zur Schuldentilgung verwendet werden kann, wie sogar das arbeiterkammernahe Wifo empfohlen hat; und weil zweitens privates Handeln immer billiger ist als staatliches: siehe die plötzliche Verbilligung auf der Westbahnstrecke durch das Auftauchen privater Konkurrenz. Siehe die pro Spitalsbett gegenüber den Gemeindespitälern um 17 Prozent billigeren Ordensspitäler. Siehe die viel billigeren privaten Buslinien.

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Das Ende eines Präsidenten und seine Hintergründe

17. Februar 2012 11:54 | Autor: Andreas Unterberger

Und nun schon zum zweiten Mal kurz hintereinander: Deutschland verliert vorzeitig seinen Bundespräsidenten durch einen plötzlichen Rücktritt. Das ist ein Schock, obwohl dieses Amt ja so wie in Österreich nur sehr begrenzte Macht-Bedeutung hat. Aber gerade dieses machtarme Ersatzkaisertum macht die modernen Staatsoberhäupter so exponiert und zugleich hilflos.

Zweifellos war der Rücktritt von Christian Wulff letztlich unvermeidlich geworden, als zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik der Staatsanwalt gegen ein Staatsoberhaupt Erhebungen für notwendig angesehen hat. Aber schon die letzten zwei Monate breitgefächerter medialer Attacken haben ihn lahm geschossen – und die Staatsanwälte überhaupt erst mobilisiert. Sein Vorgänger Horst Köhler ist überhaupt nur wegen einiger kritischer Leitartikel zu einer politischen Aussage zurückgetreten. Was viel unverständlicher war als der Wulff-Rücktritt.

Waren frühere Politiker sauberer und fehlerloser, haben sie im Gegensatz zu den Wulffs jede private Nähe zu reichen Geschäftemachern gemieden? Die Frage ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Was sich geändert hat, ist vielmehr der Verlust jeder Untertanenscheu der Medien vor den Großen und Mächtigen. Im Gegenteil: Je mächtiger jemand – wenn auch oft nur in der protokollarischen Scheinhierarchie wie ein Präsident – erscheint, umso lieber nehmen ihn die Journalisten als Angriffsziel, während sie sich eine Generation früher schon für investigativ gehalten haben, wenn sie das Menü eines Staatsempfangs rapportiert haben.

Eindeutig ist aber auch, dass die Medien bei einem Staatsoberhaupt, das rechts der Mitte gewählt worden ist, umso lieber in den Angriff gehen. Stehen doch in Deutschland die wichtigsten Medien links – wenn auch nicht so geschlossen wie in Österreich. Man denke nur als Beispiel an die sechs Jahre ununterbrochener Verhöhnung  und Beschimpfung Kurt Waldheims mit lauter unhaltbaren Vorwürfen, die nach dem von der SPÖ in einem Wahlkampf gezündeten Start nie mehr auf den extrem mageren Tatsachenkern zurückgeführt wurden. Einem Karl Renner etwa ist hingegen nie sein Verhalten gegenüber Nazis und Stalin zum Vorwurf gemacht worden.

In den USA – wo es ja auch durchaus rechtsstehende Medien gibt – hat der mediale Furor einst auch den von der Linken kommenden Bill Clinton getroffen. Er wurde zwar nicht aus dem Amt gekippt, aber doch am Ende seiner eigentlich erfolgreichen Amtszeit schwer beeinträchtigt. Gerade bei Clinton kann man die enorm gewachsene Aggressivität der Medien sehr klar nachweisen. Steht sein Los doch in deutlichem Kontrast zu dem rund drei Jahrzehnte davor amtierenden John F. Kennedy. Während Clinton eine einzige – durchaus konsensuale – Affäre mit einer Praktikantin und deren anfängliche Leugnung fast das Genick gebrochen haben, hat Kennedy während seiner ganzen Amtszeit zahllose Beziehungen mit mehr und mit weniger prominenten Frauen gehabt. Damals drang jedoch nicht die leiseste Andeutung nach außen, sondern erst viele Jahre nach seinem Tod. Vielmehr standen zu seiner Amtszeit alle Dienste des Staates im geschlossenen und durch kein Leak gestörten Einsatz, um zu tarnen und täuschen, um das gefälschte Image des Präsidenten zu stützen.

Das ist heute in keinem westlichen Land mehr möglich. Das ist ein Schritt zu mehr Sauberkeit und Ehrlichkeit. Das kann jedoch auch zum Todesstoß für die Demokratie werden. Denn es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die wirklich persönlich wie finanziell wie politisch immer untadelig geblieben sind, die jahrzehntelang jede private Einladung und Gefälligkeit immer skrupulös überprüft haben, ob man sie auch annehmen kann. Und wenn, dann sind sie für Führungsaufgaben oft unbrauchbare Ellbogenschoner-Typen, die zu keiner politischen Führung imstande sind.

Was bleibt von Wulff? Das Bild eines ehrgeizigen Strebers, mit einer noch ehrgeizigeren und attraktiven Zweitfrau an der Seite, der zwei bedeutende Reden gehalten hat. Eine positive, als er im letzten Sommer in Lindau vor den Wirtschaftsnobelpreisträgern massive Kritik an der exzessiven Hilfe für Griechenland & Co geübt hat. Und eine negative, als er – mehrfach – den Islam als „Teil Deutschlands“ bezeichnet hat. Was viele Deutsche entsetzt und befremdet hat.

Letztlich wird die Bundesrepublik trotz der nun sofort ausbrechenden Nachfolge-Kämpfe den Abgang Wulffs aushalten. Was bei den Causen Islam und Griechenland ff. keineswegs so sicher ist.

 

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SN-Kontroverse: Schenkungssteuer

17. Februar 2012 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der Verzicht auf Erbschafts- und Schenkungssteuer richtig?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Gegen Leistung und Gerechtigkeit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

Seit 2008 gibt es in Österreich keine Erbschafts- und Schenkungssteuer, weil der Verfassungsgerichtshof sie aufgehoben hat. Das widerspricht in einem hohen Ausmaß dem Leistungsgedanken, der Gerechtigkeit und verschärft die in Österreich ohnedies große Kluft zwischen Armen und Reichen. Wer etwas erbt oder geschenkt bekommt, hat nichts zu seinem Vermögenszuwachs beigetragen. Das Höchstgericht hatte überdies keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen eine Erbschaftssteuer an sich, sondern hat sie wegen deren Berechnungsmethode aufgehoben. Es wandte sich gegen die pauschale Vervielfachung von längst historischen Einheitswerten, die die Wertentwicklung von Grundstücken nicht angemessen spiegelt.
 
Durch den Verzicht auf die Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer hat die Regierung die Chance verpasst, ein wenig mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Wohlstand ist in Österreich weiter vom Zufall der Geburt abhängig. Die letzte Erbschaftssteuerstatistik zeigt: Im Jahr 2006 trugen nur fünf (!) Steuerfälle ein knappes Viertel des gesamten Erbschaftssteueraufkommens. Das Vermögen konzentriert sich über Generationen. Die wenigsten Österreicher haben ihre Wälder, Villen und Grundstücke selbst erwirtschaftet, sondern sie ihrerseits vererbt bekommen.
 
Rund 90 Prozent der Haushalte, die durch Todesfall zu einer Wohnung oder einem Haus kamen, besaßen zu diesem Zeitpunkt selbst schon eine Immobilie. Das Erbe wird sich aufgrund von weniger kinderreichen Haushalten künftig weiter vergrößern. Warum die Regierung auf die Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer verzichtet hat und lieber Einkommensschwache belastet, ist rätselhaft. Jedenfalls aber ist dies ein grober politischer Fehler - aus volkswirtschaftlicher Sicht und aus Gründen der Gerechtigkeit.

 


Jagt die Finanzer nur in die Wäscheschränke

Andreas Unterberger

Der größte Fehler an diesem Sparpaket ist, dass im Land mit einer der höchsten Abgabenquoten der Welt überhaupt Steuern und Abgaben erhöht werden. Statt dass man endlich die Hunderten Strukturreformen anginge, um Österreich wieder wettbewerbsfähig und Triple-A-sicher zu machen (von der Abschaffung einer ganzen Verwaltungsebene und des Bundesrats über die Einführung der Versicherungsmathematik im Pensionssystem bis zur Zusammenführung der gesamten öffentlichen Gesundheitsfinanzierung bei Kassen ODER Bundesländern). Statt dass man sinnlose Ausgaben stoppt (von der Subventionierung Hunderter parteinaher Ideologievereine durch die Länder bis zum Bau gigantischer Tunnels, die sich niemals rechnen werden).

 Erst nach all diesen Prioritäten kann man diskutieren, ob man nicht die viel zu hohen Lohnabgaben und Einkommensteuern senken und dafür die Erbschaftssteuer einführen könnte. Aber selbst dann spricht nicht viel für deren Einführung: Erstens ist sie wenig ergiebig und sehr teuer in der Einhebung. Zweitens dürften dann Finanzbeamte in unseren Wäscheschränken nach versteckten Golddukaten suchen. Drittens bestraft diese Steuer die Sparsamen, die ihren Familien und Freunden etwas vererben wollen, statt ihr Geld irgendwo zwischen Karibik, Bordells und Casinos ganz ohne Erbschaftssteuer ausgegeben zu haben. Viertens ist Spargeld durch die KESt ja längst schon endbesteuert, das heißt vorweg erbschaftsbesteuert. Fünftens hieße diese Steuer für Zehntausende Familienbetriebe: Verkaufen oder zusperren? Denn woher soll bei einem knapp überlebenden Gewerbebetrieb oder Bauernhof plötzlich das Geld für eine saftige 
Erbschaftssteuer kommen? In Wahrheit geht es nämlich nur um miesen sozialistisch-kommunistischen Klassenkampf. Dessen Umsetzung bisher noch jedes Land ruiniert hat.

 

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Fußnote 255: Ein Sittenbild in vielen Farben

16. Februar 2012 10:48 | Autor: Andreas Unterberger

Im Grund haben wir es immer geahnt, welch Sittenbild hinter den Kulissen dieser Republik zu sehen wäre. Jetzt wissen wir es.

Gusenbauer, Blecha, Strasser auf der Payroll eines dubiosen Lobbyisten. Das BZÖ lässt sich seinen Wahlkampf von der Telekom bezahlen. Die ÖVP schickt der (staatseigenen) Telekom unverblümte Zahlungsaufforderungen. Im blauen Kärnten verlangt man Parteispenden für Staatsbürgerschaftsverleihungen. Das rote Rathaus deckt bis heute die Megakorruption an der Spitze des AKH. Und die vorerst persönlich am saubersten wirkenden Grünen machen der Rathaus-Bande seit einem Jahr bei sämtlichen Sauereien eiskalt die Mauer. Woran wohl wird diese Demokratie am Ende zugrunde gegangen sein?

 

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Ein Sparpaket mit drei Alias-Namen und noch mehr Rätseln

16. Februar 2012 00:55 | Autor: Andreas Unterberger

Wer geglaubt hat, SPÖ und ÖVP hätten über ein Sparpaket Übereinstimmung erzielt und das mit Schrift und Siegel fixiert, der sollte genauer hinschauen: Denn auf den Homepages von Bundeskanzleramt, Finanzministerium, ÖVP und SPÖ finden sich merkwürdig unterschiedliche Darstellungen, obwohl es angeblich um ein- und dieselbe Vereinbarungen geht. Und nirgendwo wird klar, was davon das Original sein könnte.

Bei ÖVP und Finanzministerium ist der scheinbare Text des Pakets am kürzesten wiedergegeben. Dort fehlen oft hilfreiche Erläuterungen, aber auch die bei der SPÖ und im Kanzleramt sehr beliebte politische Lyrik, also der propagandistischen Schwulst. Die SPÖ selbst stellt das Paket am längsten und am begeistertsten dar.

Noch auffallender sind die inhaltlichen Unterschiede.

Sogar das Wichtigste, der Name des Pakets lautet überall total anders. Ist dieses bei der SPÖ „Stabilitätspaket 2012-2016“ getauft, so heißt es beim Bundeskanzleramt hingegen „Konsolidierungspaket 2012-2016“, und bei ÖVP sowie Finanzministerium „Reformpaket“.

Seltsam. Wie sollen wir dieser Koalition glauben, dass da inhaltlich jetzt alles klar geregelt wäre, wenn sie nicht einmal über die Überschrift einen Konsens erzielen konnte? Nur eine Bezeichnung taucht nirgendwo auf, obwohl es die in der Bevölkerung verbreitetste ist: Sparpaket. Was allerdings eine Fehlbezeichnung ist. Denn sachlich wäre die einzige richtige, wenn auch etwas langatmige Bezeichnung: „Belastungs- statt Reform-Paket, das leider nur eine sehr kaum wahrnehmbare Reduktion der Staatsschuld bringt“.

Was wollen uns insbesondere die beiden von dem selben Chef geleiteten roten Firmen mit diesen Unterschieden in der Betitelung sagen? Dass bei der Sozialdemokratie derzeit Schizophrenie angesagt ist? Dass Laura und Josef ihren Gebieter nun zu einem Werner Vielseitig machen wollen? Oder tobt da ein heimlicher Kampf, wo denn die besseren Spin Doctoren sitzen?

Auch die politische Lyrik der roten Paketsversionen hat ihre auffallend Unterschiede: Die SPÖ nennt gleich am Beginn als erstes durch das Paket verwirklichte Prinzip „Gerechte Einnahmen“ und betont: „ohne Verkauf von Staatseigentum“. Das Kanzleramt ist hingegen deutlich ehrlicher und schreibt im ansonsten wortgleichen Text statt von „gerechten“ von „zusätzlichen Einnahmen“ und erwähnt interessanterweise den von der SPÖ zum Kernstück gemachten Nichtverkauf von Staatseigentum mit keiner Silbe.

Die SPÖ ergänzte hingegen an anderer Stelle den ohnedies schon sehr propagandistisch gehaltenen Text des Kanzleramtes durch den Satz: „Jene, die mehr leisten können, leisten auch mehr.“ Das hat das Kanzleramt – wieder: ehrlicherweise – weggelassen. Während man viele andere ohne Rücksicht auf das Leistungskönnen abcasht, bleiben ja potentielle Frauen- und Hacklerpensionisten völlig unberührt, obwohl viele von ihnen ohne Probleme länger arbeiten könnten.

Eine andere Spur der roten Spin Doctoren zeigen die Zahlenangaben. Die roten Quellen nennen praktisch immer nur die bis 2016 akkumulierten Zahlen der Einsparung. Was das Sparvolumen als viel eindrucksvoller erscheinen lässt, als es in Wahrheit ist. In diesem Punkt ist es das Finanzministerium, das trotz des dort viel knapperen Umfangs ehrlicher ist. Es nennt die Zahlen nämlich jährlich aufgeschlüsselt.

Das Finanzministerium setzt aber auch eine erstaunliche Zwischenüberschrift: „Anhebung der Anspruchsvoraussetzungen in der Korridorpension und Hacklerregelung“. Das ist merkwürdig, denn von der Hacklerregelung steht nichts in dem Papier. An dieser wird ja durch die wochenlange Faymann-Spindelegger-Brüterei gar nichts verändert.

Einzige mögliche Erklärung, wie es zu dieser Überschrift gekommen sein könnte: Hier stand offenbar bis knapp vor Verhandlungsschluss noch deutlich mehr Inhalt, nämlich auch eine echte Redimensionierung der Hacklerregelung. Diese dürfte einer der Hämmer gewesen sein, von denen Spindelegger noch vor 14 Tagen als Teil des Sparpakets geglaubt hat. Anscheinend wurde auf eine Korrektur der Überschrift vergessen, nachdem Faymann seinem Vize im letzten Augenblick die Reform-Hämmer wieder geräuschlos entwunden hatte.

Interessant ist etwa auch die Darstellung der mehr oder weniger einzigen echten strukturellen Reform durch das Paket, nämlich der Abschaffung der Parallelrechnung im Pensionssystem: Das Finanzministerium meldet die jährlichen Zahlen, das Kanzleramt berichtet zumindest den bis 1916 akkumulierten Wert der Einsparungen von 123 Millionen. Die sonst durchaus zahlenfreudige SPÖ hingegen nennt hier plötzlich keine Zahlen, sondern schreibt nur: „geringfügige Einsparung bis 2016“. Glaubt sie den Zahlen nicht oder geniert sie sich selbst, wie wenig diese hochgerühmte Strukturreform eigentlich bringt – vor allem im Verhältnis zu den als „Einsparung“ verkündeten Beitragserhöhungen?

Dafür bringt die SPÖ dankenswerterweise einen Vergleich, den die drei anderen Paket-Darstellungen feige vermieden haben: Sie vergleicht die Auswirkungen der gesamten „Konsolidierung“ auf die Staatsschuld mit den bisherigen Planungen für das Jahtr 2015 (für 2016 gibt es keinen alten Vergleichswert). Da liest man: Ohne Paket hätte Österreich im Jahr 2015 laut dem bisherigen Finanzrahmengesetz eine Schuldenquote von 74,4 Prozent gehabt. Als Folge einer kompletten Budgetumsetzung wird diese Quote hingegen „nur“ 73,1 Prozent betragen.

Das sind also ganze 1,3 Prozent BIP Unterschied. Das ist ungefähr die Dimension des Schätzfehlers zwischen der ersten Voraussage des Wifo und der späteren wirklichen Konjunkturentwicklung. Das sind 1,3 Prozent als Ergebnis des angeblich größten Sparpakets der österreichischen Geschichte, seit der zweite Turm der Wiener Stephanskirche eingespart worden ist.

Ob einer so gewaltigen Sparleistung wird Moody’s zweifellos seine Österreich-Bewertung sofort von „negativ“ auf „allerpositivst“ ändern. Und Standard & Poor's wird der Alpenrepublik wegen in sein Bewertungsschema erstmals ein viertes A einfügen.

PS.: Je mehr Details man liest, umso rätselhafter wird dieses Verhandlungsergebnis auch in anderen Zusammenhängen: Warum etwa ist ausgerechnet der Sport, nicht jedoch die Justiz von der Kürzung der Ermessensausgaben befreit worden? Warum gibt es die einzige Steuersenkung ausgerechnet für Immobilienspekulanten, die nur kaufen, um bald wieder zu verkaufen? Warum glaubt die Bundesregierung, ohne irgendeine Sicherheitsgarantie zu haben, den Bundesländern, dass diese fünf Milliarden  einsparen werden und gibt den Ländern im Gegenzug noch dazu jede Menge zusätzliche Rechte? Hat sie vergessen, dass diese Länder 2010 die damals geltende Defizitgrenze (ebenfalls) um fünf Milliarden überschritten haben, ohne damals auch nur zumindest schlechtes Gewissen zu zeigen? Will sich die Regierung endgültig als Trüppchen armer Hascherl an den Fäden des Wiener Rathauses und St. Pöltens erweisen?

 

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Fußnote 265: Moody's, die Regierung und die nächste Chuzpe

15. Februar 2012 03:51 | Autor: Andreas Unterberger

Nun hat auch die Ratingagentur Moody’s ihren wirtschaftlichen Ausblick für Österreich als negativ bezeichnet. Und unsere Regierung reagiert – mit der nächsten Chuzpe.

Sie reagiert nämlich nicht nur extrem gelassen. Sondern sie behauptet auch, dass Moody’s das jüngste Sparpaket in seiner Dimension noch gar nicht gekannt hätte; andernfalls hätte die Agentur ja zweifellos die Bewertung Österreichs nicht verschlechtert. Was zumindest eine Chuzpe ist, um nicht zu sagen: eine aufgelegte Lüge. Denn die Agentur hat sehr wohl ein österreichisches Sparpaket einkalkuliert! Und trotzdem den Ausblick auf negativ gesetzt. Was einem dabei aber wirklich den Mund offen lässt: Moody’s hat in der Österreich-Analyse sogar mit einem viel schärferen Sparpaket gerechnet, nämlich einem solchen, das schon im Jahr 2015 zu Staatshaushalten ohne strukturelles Defizit führt. Das Sparpaket von Faymann, Fekter & Co ist aber in seinen Projektionen für 2015 noch weit von einem solchen Nulldefizit entfernt! Davon, dass in dem Paket ohnedies vieles nur heiße Luft und eitle Hoffnung ist, wollen wir ja gar nicht reden. Wann wird da endlich jemand ehrlich?

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Fußnote 264: Das zerbrochene Amtsgeheimnis

15. Februar 2012 02:49 | Autor: Andreas Unterberger

In London werden derzeit reihenweise die Redakteure von Boulevard-Zeitungen eingesperrt, weil sie Amtsträger bestochen haben, um an pikante Geschichten über Promis heranzukommen.

Dasselbe Schicksal ereilt die Bestochenen: Polizisten, Soldaten, Beamte. Die Regierung geht offensichtlich beinhart gegen diesen Sumpf vor. Und in Österreich? Da liest man seit Jahr und Tag wöchentlich pikant-anrüchige Geschichten über einen ehemaligen Minister mit großem Glamour-Faktor. Und diese Geschichten stammen aus geheimen Untersuchungsakten, die nur unter Bruch des Amtsgeheimnisses von Beamten zu Journalisten gedrungen sein können – im Gegenzug für was? Die Vermutung, dass da Geld oder wohlwollende Berichterstattung im Spiel gewesen sein könnte, liegt jedenfalls sehr, sehr nahe. Welche Sonderkommission untersucht da alle Zusammenhänge? Wo gibt es da einen beinharten Kampf gegen diese Form der Korruption? Wo sind bei uns Polizei und Staatsanwaltschaft mit 10.000 Volt auf der Jagd nach den Tätern? Wer hat Zugang zu diesen Unterlagen? Und: Warum nur fällt mir da ausgerechnet Heinrich von Kleists Zerbrochener Krug ein?

 

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Fußnote 263: Drei Jahre und keine Rektorin

15. Februar 2012 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Nach drei Jahren hat eine Schiedskommission eine Feministinnen-Beschwerde abgewiesen.

Bei der Wahl des Innsbrucker Medizin-Rektors, so befand die Kommission im ixten Rechtsgang, hat es keine Diskriminierung einer weiblichen Kandidatin auf Grund ihres Geschlechts gegeben. Drei Jahre lang ist damit die Führung einer – ohnedies krisengeschüttelten und von Machtkämpfen und Streitigkeiten schwer erschütterten – Universität irgendwie als halb illegal in der Luft gehängt. Begreift denn niemand, dass diese Unsicherheit überhaupt das ärgste Gift für jede Institution ist? Und für die Universitäten gilt das doppelt, die doch angeblich so wichtig sind, dass sie als fast einzige in Zeiten des blutigsten Sparens mit neuem Geld überhäuft werden. Innsbruck ist kein Einzelfall: Vom Salzburger Mozarteum auf- und abwärts werden Berufungen verzögert, bleiben Institute und Fakultäten unerträglich lange führungslos. Dazu kommen die oft zweitklassigen Besetzungen von Professuren durch Quotenfrauen. Dazu kommt die Geldverschwendung für all die „Gleichberechtigungsbeauftragten“, deren einziger Lebenszweck es offenbar ist, Sand ins universitäre Getriebe zu werfen. Wer noch immer glaubt, mit dem Genderismus schaffe man mehr Gerechtigkeit oder tue gar unserer Wissenschaft etwas Gutes, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Selbst wenn die – mir unbekannte – Beschwerdeführerin genauso gut gewesen wäre wie der "Sieger", wäre es doch wie bei jeder Entscheidung das Wichtigste gewesen, dass jeder raschest weiß, woran er ist, und dass nicht alles noch tausendmal in ein schiefes Licht gerückt werden kann. Summum ius summa iniuria. Aber es geht bei all dem wohl ohnedies nicht um Gerechtigkeit, sondern um Funktionärswichtigkeit. und -Innenwichtigkeit.

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Fußnote 262: Linke Bücherverbrennungen

15. Februar 2012 00:58 | Autor: Andreas Unterberger

Es war eine der vielen geschmacklosen Widerlichkeiten auf Kosten der Steuerzahler, die als sogenannte Kulturaktion getarnt war.

Diesmal waren es die Deutschen, die für eine linke Widerlichkeit zur Kasse gebeten werden sollten: Im Rahmen der Berlin-Biennale sollten als „Kunstaktion“ Bücher von Thilo Sarrazin verbrannt werden. Sie haben richtig gelesen: Bücherverbrennungen ausgerechnet in Deutschland. Vor Galerien, Kunstvereinen, Büchereien und Museen wurden zum Sammeln der Exemplare des meistverkauften Sachbuchs Sammelbehälter aufgestellt. Dann zog der Veranstalter aber ein wenig zurück: Die Bücher sollten „nur“ recycelt werden. Aber am Ende kam es auch dazu nicht: Denn es wurde kein einziges Buch abgegeben! Die Kulturszene ist dennoch der beste Beweis für die Richtigkeit der Sarrazin-Erkenntnisse: Deutschland schafft sich von ganz alleine ab, dazu braucht es gar keine Immigranten . . .

 

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Wenn die Politik der Wähler überdrüssig wird

14. Februar 2012 00:12 | Autor: Andreas Unterberger

Wahlen? Derzeit sinnlos. „Wahlen bedeuten heillose Versprechungen. Extreme Parteien von rechts und links würden gewinnen.“ Selten wurde der Demokratie eine so unverblümte Absage erteilt. Der Mann, der da Wahlen am liebsten abschaffen würde, heißt jedoch Hannes Swoboda, und er ist immerhin Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion im europäischen Parlament. Da läutet offenbar eine ganz gewichtige Stimme eine ganz neue Debatte über eine fundamentale Krise der Demokratie ein.

Der SPÖ-Mann Swoboda hat aus Anlass der bevorstehenden griechischen Wahlen gesprochen. Die Politiker, die dabei antreten, stehen derzeit allesamt unter internationalem Druck, massivste und unpopuläre Sparmaßnahmen zu beschließen. Sie sollen also jetzt all das wieder abschaffen, womit sie in den letzten Jahrzehnten die Stimmen der Wähler gekauft haben. Was die Politiker vor ein dramatisches Dilemma stellt. Denn in ein paar Wochen bekommen sie von den Wählern das nächste Zeugnis ausgestellt. Die Wähler aber zeigen derzeit einen Maximum an Hass auf die gesamte Politik. Kein Wunder, dass da bei den Volksvertretern Panik ausbricht.

Was einen eigentlich kalt lassen könnte. Schließlich ist die Demokratie für die Bürger, nicht die Politiker geschaffen worden.

Die Problematik geht jedoch weit über diese griechischen Wochen hinaus. Sie lässt immer häufiger die Frage aufkommen: Ist vielleicht gar die Demokratie als solche am Ende? Ist die historische Epoche des Triumphs der demokratischen über alle anderen Staatsformen schon im Abklingen? Sind die Politiker in ihrer Abhängigkeit von den oft sehr oberflächlichen und egoistischen Reflexen vieler Wähler so populistisch geworden, dass sie nicht mehr imstande oder willens sind, das Richtige und Notwendige zu tun? Sind dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – die Wähler der Politiker überdrüssig geworden?

Diese Fragen lassen sich zwar nicht letztgültig beantworten. Ihr skeptischer Kern hat aber jedenfalls viel für sich. Die Demokratie birgt ein unüberbrückbares Dilemma zwischen dem Erwünscht-Angenehmen und dem Unerwünscht-Notwendigen.

Dieses Dilemma hat etwa dazu geführt, dass von Italien bis Griechenland heute nicht mehr vom Volk direkt oder indirekt gewählte Politiker als Regierungschefs agieren, sondern parteilose Experten, die ohne Rücksicht auf Wähler und Wahltag handeln sollen und können.

Freilich müssen auch sie jede Gesetzesänderung am Ende vor die gewählten Volksvertretungen bringen. Die dortigen Abgeordneten sind derzeit aber nur unter massivstem Druck zu einer Zustimmung zu einschneidenden Spar- und Sanierungsmaßnahmen zu bewegen. Ein solcher Druck lässt sich jedoch naturgemäß nicht dauerhaft aufrechterhalten. Womit auch das griechisch-italienische Modell keine wirkliche Lösung des Demokratie-Dilemmas ist.

Dieses Dilemma beherrscht aber auch die österreichische Politik, wenngleich auf anderem Niveau. Da hat etwa der Wiener Bürgermeister Michael Häupl Wahlkämpfe als Zeiten konzentrierten Unsinns bezeichnet; was zwar richtig ist, aber eben nicht gerade von Respekt eines Volksvertreters vor dem demokratischen Souverän zeugt, wenn er die Zeiten des Dialogs zwischen Wähler und Gewähltem so zynisch sieht. Da hat die Regierung Gusenbauer-Molterer die Dauer einer Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre verlängert; man wollte nicht durch die Wähler beim Regieren gehindert werden.

Die „heillosen Versprechungen“, von denen Swoboda in Hinblick auf Griechenland spricht, die hat Österreich aber auch schon selbst erlebt. Am weitaus schlimmsten im September 2008, als das Parlament drei Tage vor der Wahl Milliarden zur Wählerbestechung beim Fenster hinausgeworfen hat. Milliarden, die dann später mit zur gegenwärtigen Krise samt Sparpaket geführt haben. Swoboda hat damals freilich keineswegs von „sinnlosen“ Wahlen gesprochen, war doch seine Partei die Hauptschuldige jener Aktion.

Alternativen zur Demokratie

Was aber sind langfristig die Folgen des Demokratie-Dilemmas? Es ist in der Tat nicht mehr absolut auszuschließen, dass viele heute demokratische Staaten in die Unregierbarkeit, in Chaos, in Gesetzlosigkeit versinken. Dass staatliche Strukturen nur noch in wenigen Bereichen funktionieren, dass statt dessen Kriminalität, Chaos und Faustrecht regieren. Während die Staaten immer noch mehr Gesetze beschließen, werden immer weniger Gesetze befolgt, und am Schluss gar keines mehr.

Eine andere, aber ebenfalls keineswegs erfreuliche Folge wäre der starke Mann, der unter vielerlei Versprechungen die Macht an sich reißt oder gar angedienert bekommt. Um sie erst wieder abzugeben, wenn er militärisch besiegt oder in einem revolutionären Kraftakt gestürzt würde. Ein solcher starker Mann war etwa Napoleon, der die blutigen Wirren der Französischen Revolution (die ja ursprünglich durchaus demokratisch-rechtsstaatlich begonnen hatte!) zur anfänglichen Erleichterung vieler Franzosen durch seine Machtergreifung beendete. Aber letztlich hat eben auch der einst so bejubelte Napoleon sein Land ins Elend gestürzt.

Ein erstaunlich erfolgreiches und schon lange funktionierendes Alternativmodell stellt die direkte Demokratie der Schweiz dar. Dort haben sich die Stimmbürger seit Jahrzehnten als viel verantwortungsbewusster denn die üblichen Machtträger der repräsentativen Demokratie erwiesen. Von der Landesverteidigung bis zur Schuldenfrage haben die Schweizer immer gezeigt, dass sie sich der Konsequenzen ihres Stimmverhaltens bewusst sind. Ihr Modell funktioniert – obwohl die direkte Demokratie immer als hemmungsloser Griff der Bürger in die Staatskasse attackiert wird.

Die Perspektiven dieser durchaus unterschiedlichen Alternativen wachsen jedenfalls. Das heißt aber noch nicht, dass die repräsentative Demokratie unwiderruflich am Ende ihres historischen Lebenszyklus angelangt sein muss. Aber sie braucht dasselbe wie die direkte Demokratie: ein hohes Ausmaß an Verantwortungsbewusstsein, sowohl der Wähler wie auch der Machthaber.

Dieses Bewusstsein wird jedoch von vielen Medien, Parteien und Gewerkschaften nicht gefördert, die statt dessen ständig Kurzsichtigkeit und Gruppenegoismus propagieren. Was vielen Bürgern aufs erste als die angenehmere Alternative gegenüber der sparsamen Strenge der schwäbischen Hausfrau erscheint. Obwohl sie – würde man nur ehrlich mit ihnen reden und ihnen nicht eine sozialutopische Fata Morgana vorgaukeln – an sich durchaus imstande sind, Notwendigkeiten zu begreifen.

Nationaler Grundkonsens ist entscheidend

Letztlich braucht jede funktionierende Gesellschaft einen grundlegenden Konsens zwischen Mächtigen und Bürgern: über die Notwendigkeiten des Zusammenlebens, über das Verhältnis von Rechten und Pflichten, über grundlegende Werte – altmodisch würde man sagen: über Moral – und auch über die volkswirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten. Es geht um den Wert der Familie, um Sparsamkeit, um die „Rule of law“, um die Treue gegenüber als durchwegs sinnvoll empfundenen Gesetzen (auch wenn einem kein Polizist über die Schultern blickt), um das Prinzip „Pacta sunt servanda“, um die Notwendigkeit von Leistung und Anstrengung, um gegenseitige Rücksicht und um die Wichtigkeit von Grundrechten, insbesondere Meinungsfreiheit, Menschenwürde, Eigentumsrechte und das Verbot von Willkür.

Wenn dieses Fundament funktioniert, dann funktioniert auch jedes politische System. Und die Demokratie tut das am besten. Dann muss auch ein Swoboda keine Wahlen mehr fürchten.

Die europäischen Völker haben aber anscheinend nach zwei Generationen eines so lange wie noch nie herrschenden Friedens und beständigen Wohlstandszuwachs viel von diesen Grundlagen verlernt. Und dann kann gar kein System mehr funktionieren.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Fußnote 261: Die Gleichen und die Gleicheren

13. Februar 2012 22:41 | Autor: Andreas Unterberger

Griechenland hat 500.000 Beamte zu viel.

Der ORF rätselt in der „Zeit im Bild“, was mit diesen 500.000 geschehen soll: Hinauswerfen? Der Staatssender kommt aber sofort zur Antwort: „Eine Firma kann das tun, ein Staat nicht.“ Na klar, wäre ja noch schöner, wenn man am Rande des Staatsbankrotts unbeschäftigte Beamte abbauen könnte. Im ORF müssen wir Steuerzahler ja auch für jede Menge an überflüssigen Büroleitern, Abteilungsleiter und ähnlichen weißen Elefanten zahlen. Wer einmal vom Staat (oder einem Staatssender) lebt, der hat nach ORF-Philosophie für sein Leben lang ausgesorgt zu haben. Die anderen sollen bluten; die können ruhig arbeitslos werden, wenn's der Firma schlecht geht; die sollen als Jugendliche Null Job-Chance haben; die sollen immer höhere Steuern zahlen müssen. Auch für die überflüssigen griechischen Beamten. Es gibt eben immer Gleiche und Gleichere.

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Wachstum braucht nicht mehr Geld, sondern weniger

13. Februar 2012 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Wie kann man Wachstum fördern, wenn man kein Geld hat? Viele Politiker, Subventions-Lobbyisten und Gewerkschafter tun so, als ob das nicht ginge. In Wahrheit ist aber das Gegenteil wahr.

Die wichtigsten Wachstumsförderungen kosten nämlich gar nichts, sondern bringen dem Staat sogar Einsparungen. Sie bestehen in Bürokratieabbau, Deregulierung und Außerkraftsetzung behindernder Gesetze oder Verordnungen. Egal ob diese behindernden Bürokratieregeln der allgemeinen Macht- und Kontrollwut eines Staates, feministischen, ökologistischen, lobbyistischen, zünftlerischen, sozialistischen, polizeilichen oder sonstigen Interessen entsprungen sind. Das zeigt etwa diese Weltbank-Statistik, welche die durch den Staat in einzelnen Ländern verursachen Kosten bei der Gründung eines neuen Unternehmens vergleicht.

 

Deutlicher kann man gar nicht beweisen, dass es die Staaten selber sind, die ihre Wirtschaft und damit den Wohlstand ihrer Bürger umbringen, nicht nur durch Schulden, sondern auch durch die Bürokratie. Gerade die ärgsten Schuldnerstaaten behindern jene Menschen, die ein neues Unternehmen gründen, am meisten.

Es ist nur ein relativer Trost, dass Österreich nicht ganz so schlecht dasteht wie Italien und Griechenland. In Wahrheit sollte sich die Alpenrepublik nur nach den anderen, den unbürokratischeren Ländern orientieren. In Wahrheit belastet Österreich seine Unternehmer ständig durch noch mehr Bürokratie, statt sie durch Abbau zu entlasten. Wie etwa ab heuer durch die neue Pflicht, regelmäßig komplizierte Gehaltsaufstellungen für Männer und Frauen nach Verwendung und Dienstjahren aufgeschlüsselt abzuliefern.

Selbst Italien schiebt dem Sparpaket nun ein dickes Deregulierungspaket nach. In Österreich ist offensichtlich noch niemand auf eine solche Idee gekommen. Es gibt hierzulande ja auch keine Institution mehr, die sich trauen würde, für solche „neoliberalen“ Reformen zu kämpfen (Die Industriellenvereinigung, die einst der letzte liberale Brückenkopf in diesem Land war, hat sich ja merkwürdigerweise zu einem antiliberalen Brückenkopf der Arbeiterkammer verwandelt. Wie man von der Bildungs- bis zur Familienpolitik mit Entsetzen beobachten muss).

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Fußnote 260: Die Stupa und wir

12. Februar 2012 17:47 | Autor: Andreas Unterberger

Gewiss ist der Buddhismus eine der relativ friedlichen Religionen dieser Welt. Trotzdem ist das Verhalten der Stimmbürger der kleinen Gemeinde Gföhl nachvollziehbar.

Sie haben mit satter Zweidrittelmehrheit den Bau einer großen Stupa in ihrer Gemeinde abgelehnt. Obwohl dadurch sicher etliches an Geld geflossen wäre. Katholische Aktivisten haben mit Erfolg dagegen mobilisiert. Was manche nun als Zeichen der Rückständigkeit werten. Was man aber auch positiv sehen kann: Die Menschen lassen sich durch den Besuch reicher Damen nicht immer kaufen. Man kann das Nein vor allem dann verstehen, wenn man die größensüchtige Werbung für diesen Sakralbau liest: Auf einer Anhöhe hätte das größte „Weltfriedensdenkmal“ in Europa gebaut werden sollen. Rund 30 Meter hoch und mit 20 Metern Durchmesser auf einem zwei Hektar großen Areal samt einem Gebäude für Mönche und Parkplätze für Besucher. Jährlich wären Tausende  Besucher erwartet worden. Kleiner wäre da wohl besser gewesen. Auch wenn die Buddhisten etwa im Vergleich zum Islam sehr friedlich wirken: Etwa in Sri Lanka zeigen auch sie, dass sie auch in der Gegenwart noch ganz ordentlich zuschlagen können. Daher könnte man schon fragen: Warum soll ausgerechnet eine buddhistische Stupa ein „Friedensdenkmal“ sein? Womit ja einer katholischen oder evangelischen Kirche diese Qualifikation abgesprochen wird . . .

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Ein schwarzes Wochenende für die Schwarzen

12. Februar 2012 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Und wer hat gewonnen? Wer hat sich beim Sparpaket durchgesetzt? Diese sportliche Frage interessiert zwar die Bürger im Grund relativ wenig. Die sorgen sich primär, wie sehr das Wie des Belastungs-statt-Reformpakets dem Land und seiner Zukunft  schadet. Aber für die politisch-mediale Klasse ist diese Frage regelmäßig zentral. Und die Antwort ist diesmal so klar wie selten – unabhängig von den Bemühungen diverser Spin-Doctoren, die Realität einzufärben.

Die Antwort lautet: Die SPÖ hat mit ihren Siegesmeldungen recht. Ganz überwiegend trägt das Paket ihre Handschrift. Sie hat zwar nicht die nach außen hinausposaunten Forderungen Richtung Erbschaftssteuer & Co durchsetzen können. Diese Forderungen erweisen sich aber in Wahrheit als Ablenkungsstrategie. Denn dahinter ist das Paket ein eindeutig sozialdemokratisches.

Das kann man nicht nur daran ablesen, dass die von Faymann regelmäßig mit Steuergeldern bestochenen Boulevardzeitungen das Paket fast als einzige loben. Das zeigen auch ganz konkrete Inhalte.

Erstens hat die SPÖ eine saftige Erhöhung der Einkommensteuer für Spitzenverdiener durchsetzen können. Ein Erfolg, von dem noch vor einem Jahr nicht einmal die utopiebesessensten Sozialdemokraten zu träumen gewagt hätten. Diese Steuer bringt zwar aufs erste nicht sehr viel, aber die fast ungebremste Gelddruckmaschine der Europäischen Zentralbank wird mit Sicherheit eine wachsende Inflation auslösen. Daher werden auf dem Weg der stillen Progression in absehbarer Zeit auch Mittelklasseverdiener von dieser Steuererhöhung getroffen werden.

Die versprochene Wiederabschaffung der Steuer ist reine Utopie. Denn sofern es in ein paar Jahren überhaupt einen Spielraum für eine Steuersenkung geben sollte, was extrem zweifelhaft ist, wird dieser wohl nach den üblichen Spielregeln genutzt werden: Also danach, womit man die von Rot und Blau so heftig umkämpfte XYZ-Schicht bezirzen könnte, und nicht danach, was für den Wirtschaftsstandort Österreich und dessen Zukunft gut ist. Überdies glauben ja auch die Grünen und Teile des schwarzen ÖAAB („Zaster her“) merkwürdigerweise, dass sie in diesem XYZ-Kampf mithalten müssen, obwohl beide primär gut verdienende Wähler haben.

Zweitens und noch wichtiger: Die SPÖ hat sich auch im Pensionsbereich weitgehend durchgesetzt. Keine Spur davon, dass die Österreicher künftig im Schnitt um vier Jahre länger arbeiten werden. Statt dass es den Hackler- und Frauenprivilegien an den Kragen ginge, kassiert man vor allem durch höhere Sozialversicherungsabgaben ab. Das sind aber genau jene Lohnnebenkosten, deren Senkung die ÖVP seit Jahr und Tag verlangt hat. Mit gutem Grund: Denn diese machen es sehr teuer, einen neuen Mitarbeiter aufzunehmen. Aber das ist jetzt offenbar egal geworden.

Wenn das die „Hämmer“ sind, von denen noch vor einer Woche Michael Spindelegger gesprochen hat, dann hat er wohl einen Hammer aus dem Matador-Baukasten seiner Kinder gemeint. Oder aber die SPÖ hat in den allerletzten Tagen noch das Paket total umschnüren und alle Hämmer wieder auspacken können. Dies könnte der SPÖ auch deshalb gelungen sein, weil in der ÖVP niemand Spindelegger mit der Forderung „Ohne Hämmer kein Paket“ zur Seite getreten ist.

Und drittens zeigt auch die Verweigerung von fast allen Strukturreformen deutlich die Handschrift der SPÖ. Diese ist ja seit Jahren zur Trutzburg der strukturkonservativen Besitzstandwahrer geworden. Sie verteidigt alle scheinbaren Errungenschaften, die sie in den letzten Jahrzehnten erkämpft hat. Und seien diese noch so unfinanzierbar und bedrohlich für die Zukunft Österreichs geworden.

Volkspartei ohne Reformkraft

Zugleich ist auch die ÖVP selbst längst nicht mehr von jener Reformdynamik getrieben, die Österreich unter Schüssel und Bartenstein mit noch Jahre danach nachweislichen Erfolgen vorangetrieben hat. Dabei muss man übrigens auch die Namen Grasser und Riess-Passer lobend erwähnen, ohne deren Mittun der Reformschub nie möglich gewesen wäre – woran die schweren Indizien nichts ändern können, die Österreichs Staatsanwälte penibel gegen Grasser zusammentragen haben. In den letzten zwei Jahren jedoch purzelt das 2006 international noch hochgerühmte Land in sämtlichen internationalen Rankings steil hinunter.

Gewiss kann man nun analysieren, dass Spindelegger keine wirklichen strategischen Alternativen mehr hat. Mit Parteifreunden wie einem Erwin Pröll (der schon im Herbst eine Einkommensteuererhöhung vorgeschlagen hat), einem Reinhold Mitterlehner (der schon am Beginn der Verhandlungen einen saftigen Anteil von Steuererhöhungen prophezeit hat), den nur an die eigene Macht denkenden Landeshauptleuten oder gar einer Johanna Mikl-Leitner kann man nicht mehr glaubwürdig für ein vernünftiges Reformpaket kämpfen. Wozu eben auch ein erfolgreiches Pokern gehören würde.

Spindelegger ist weiters dadurch strategisch geschwächt, dass sich die einst ÖVP-nahe Industriellenvereinigung zu einer geistigen Vorfeldorganisation der Linksparteien gewandelt hat (die in wenigen Monaten sogar einen deklariert linken und von Aufträgen sozialdemokratischer Politiker abhängigen Präsidenten bekommen wird).

Dem ÖVP-Chef sind überdies deshalb die Hände gebunden, weil die ÖVP ja in den letzten zwei Jahrzehnten im Kampf für mehr Reformen gegen unwillige Partner (zweimal SPÖ, einmal FPÖ) schon drei vorzeitige Wahlen ausgelöst hat. Das hat nur einmal zum Erfolg geführt. Und gleichzeitig ist Spindelegger durch das von Josef Pröll in großer Naivität unterzeichnete Koalitionsabkommen gebunden, das der SPÖ die Kontrolle der gesamten Massenmedien ermöglicht und keine einzige zukunftsweisende Strukturreform erzwungen hat.

Das alles ändert nichts daran: Auch die ÖVP ist in keiner Weise mehr eine Säule, auf der das wirtschaftliche Fundament dieses Landes ruhen kann.

 

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Vieles ist Hoffnung, nur die Katastrophen sind fix

11. Februar 2012 02:36 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist fast rührend: Maria Fekter meint, mit diesem Sparpaket werde Österreich demnächst wieder sein Triple A bekommen. Ganz abgesehen von der Labilität der EU und der Weltwirtschaft; ganz abgesehen davon, dass Experten seit längerem eher eine weitere Herabstufung des Landes für am Platze sehen: Schon in den ersten Stunden wachsen auch die Indizien, dass Österreich mit diesem Sparpaket keineswegs an das versprochene Nulldefizit herankommt. Dazu ist allzu vieles bloß auf das Prinzip Hoffnung+Ankündigung aufgebaut. Ganz unabhängig davon sei aber heute einmal ganz nüchtern analysiert, wo die Pluspunkte und wo die Negativpunkte dieses Pakets liegen.

Beginnen wir mit dem Positiven:

  1. Positiv ist sicher, dass die Koalition alle Mächtigen dieses Landes eingefangen zu haben scheint. Niemand wagt öffentlich zu widersprechen. Und der versteckte Dissens über das viele noch ungeklärte Kleingedruckte ist zumindest vorerst einmal unter den Tisch gekehrt.
  2. Zu loben ist das Aus für die Parallelrechnung bei der Pensionsberechnung. Freilich: Auch der neue Berechnungsmodus ist alles andere als leicht verständlich. Womit es wieder nichts ist mit einer auch für Laien nachvollziehbaren und versicherungsmathematisch klaren Pensions-Berechnung. Diese bleibt eine totale Geheimwissenschaft.
  3. Erfreulich ist auch, dass es weiterhin keine Erbschafts- und Vermögenssteuern gibt. Natürlich stellt das keine Verbesserung, sondern nur eine Nichtverschlechterung dar. Mit der gleichen Logik müsste man es ja eigentlich auch loben, dass weder Folter noch Todesstrafe eingeführt worden sind.
  4. Zu loben ist die Ankündigung – freilich eben nur: Ankündigung –, dass die provozierenden ÖBB-Frühpensionen schlagartig aufhören werden. Damit scheint etwas, was lange unmöglich war, plötzlich möglich geworden zu sein. Es sei denn, das Gefühl in meiner Magengegend hat recht. Es signalisiert nämlich, dass die ÖBB-Gewerkschaft noch jede Menge Tricks in der Hinterhand hat, um zu verhindern, dass ihre Mitglieder wirklich bis deutlich nach dem 60. Geburtstag arbeiten. Eine von meinem Magen erwartete Gegenmaßnahme wäre etwa eine Sammelklage beim Verfassungsgericht, in der es von Vokabeln wie „wohlerworbene Rechte“, „Eingriff in die Vertragsautonomie“, „Vertrauensschutz“ nur so wimmelt. Haben doch schon in vielen Ländern weltferne Richter Sparpakete demoliert. Aber bleiben wir dennoch vorerst dabei, den Punkt ÖBB-Frühpension in der Lobesliste zu belassen.
  5. Die Besteuerung von Immobilienverkäufen auch nach einer zehnjährigen Behaltefrist ist vertretbar, und die Besteuerung von Gewinnen bei Widmungsänderungen zur Reduktion von Korruption sogar sinnvoll.
  6. Strukturpolitisch sinnvoll ist auch die Abschaffung des billigen Agrardiesels.
  7. Auch wenn es einer der Punkte ist, die mich selber besonders treffen: Die Erhöhung der Pensionsbeiträge für Selbständige bedeutet ein sinnvolles Mehr an Gerechtigkeit. Denn der höhere Prozentsatz, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer (zusammen) als Pensionsbeitrag für jeden Unselbständigen zahlen, ist eigentlich nicht zu rechtfertigen.

Damit ist das Positive aber schon weitgehend am Ende. Und nun beginnt die – leider viel längere – Liste der Minuspunkte.

  1. Das schlimmste Versagen ist es zweifellos, dass die Regierung sowohl Hacklerpension (ein vor allem von Beamten genutztes Institut!) wie auch Frauenpension unangetastet gelassen hat. Sie hat auch – trotz einer leichten Erhöhung – noch immer nicht die versicherungsmathematisch gerechten Abschläge für einen Pensionsantritt vor dem 65. Lebensjahr eingeführt. Statt dessen werden die wehrlosen Pensionisten in den nächsten Jahren durch weit unter der Inflation liegende Pensionserhöhungen zur Kassa gebeten. Mit anderen Worten: Weil SPÖ und Arbeiterkammer ideologische Kühe für heilig erklärt haben, müssen die Alten bluten, während durchaus noch arbeitsfähige Menschen das Privileg eines frühen Pensionsantritts behalten. Das ist nur noch krank. Und das totale Gegenteil von dem ständigen Gerechtigkeits-Gewäsch vieler SPÖ-Politiker.
  2. In die Minusliste gehört insbesondere auch die Tatsache, dass viele Möglichkeiten zu einer wirklich grundlegenden Reform ausgelassen worden sind. Ohne Verwaltungsreform wird aber auch der Beamtenabbau schwierig. Eine echte und mutige Reform hätte etwa eine ganze Verwaltungsebene im Beziehungsgeflecht Gemeinde-Bezirk-Land abgeschafft. Sie hätte den Bundesländern die Steuerverantwortung für all ihre Ausgaben übertragen. Sie hätte den Bundesrat abgeschafft. Sie hätte die teuren „Neuen Mittelschulen“ zugunsten der billigeren und viel besser leistungsorientierten Hauptschulen abgeschafft. Sie hätte an den Universitäten Studienzugangsregelungen eingeführt. Sie würde dem Verwaltungsgerichtshof erlauben, selbst meritorische Entscheidungen zu treffen, statt mit jedem aufgehobenen Bescheid einen neuen riesigen Verwaltungszirkus auszulösen. Sie würde noch viel mehr Staatsausgaben verpflichtend unter die Regeln des Vergabegesetzes stellen (statt dessen hat dieselbe Regierung auf Wunsch der Wirtschaftskammer das Vergaberecht gelockert und damit der Verschwendung und Korruption eine viel größere Gasse geöffnet!). Und und und.
  3. Statt solcher sinnvoller Reformen erhöht man wie wild die Einkommensteuer für Spitzenverdiener. Diese steigt gleich um sieben Prozentpunkte! Das wird gerade die für die Wertschöpfung in Österreich besonders wichtigen Leistungs- und Arbeitsplatzträger abschrecken beziehungsweise vertreiben. Das ist eine absolute Idiotie, auch wenn das angeblich nur eine vorübergehende „Solidarmaßnahme“ ist. Wer‘s glaubt, wird ein unseliges Wunder erleben. Ganz abgesehen davon, dass auch die Etikettierung eine Frechheit ist. Mit wem soll man denn „solidarisch“ sein? In Deutschland wurde eine solche Solidarabgabe zugunsten der Wiedervereinigung eingeführt. Die hat in Österreich meines Wissens nicht stattgefunden. Wir müssen hingegen mit refomunwilligen Politikern solidarisch sein.
  4. Ein peinlicher Jammer ist das späte Wirksamwerden des Sparpakets. Im heurigen Jahr wird noch fast gar nichts gespart. Hat man doch erst vor Weihnachten ein üppiges Budgetdefizit beschlossen, so als ob man damals noch keine Ahnung von der Finanzmisere hätte. Man gab zugleich den Pensionisten und Beamten üppige Erhöhungen, als ob überhaupt das ganze Jahr Weihnachten wäre.
  5. Eine weitere Katastrophe wird langfristig das erhöhte Mitspracherecht der Länder, insbesondere bei jeder Steuerreform werden. Im Gegenzug versprechen zwar die Länder auch signifikante Einsparungen – nur hat der Bund absolut keine Mittel, diese auch wirklich durchzusetzen. Die Länder haben ja auch schon in der Vergangenheit die meisten Sparsamkeitszusagen rasch wieder vergessen (Lobenswerte Ausnahme Oberösterreich und Vorarlberg). Man erinnere sich nur an die frechen Töne aus dem Wiener Rathaus, dass man sich keine Vorschriften machen lasse.
  6. Eine Dummheit ist es, die drei großen Bahntunnels alle mit deutlicher Verzögerung zu bauen, statt sich beispielsweise vorerst auf einen zu konzentrieren. Damit wenigstens einer fertig wird und Nutzen bringt. Das wäre logisch, aber das hätten die jeweils nicht mit Bohrlöchern beglückten anderen Landeshauptleute nicht erlaubt.
  7. Ebenso amüsant wie gefährlich ist, dass die Regierung schon fix Einnahmen aus der Finanztransaktionssteuer einplant: Erstens verteilt sie dabei das Fell, bevor der Bär erlegt ist. Denn in Europa gibt es einen tiefen Dissens über die Einführung einer solchen Steuer, die jedoch nur im internationalen Gleichklang eingeführt werden soll. Zweitens aber ist diese Steuer mit Sicherheit massiv schädlich fürs Wachstum. Drittens will auch die EU selber die Erträge dieser Steuer haben. Womit das Fell des noch durchaus lebenden Bären gleich zweimal verkauft wird.
  8. Indirekt schon selbst eingestanden haben die Koalitionsparteien ihr Scheitern beim Thema Gesundheit. Sie haben in ihre Listen zwar einen satten Sparbeitrag des alljährlich teuerer werden Gesundheitsbereichs hingeschrieben. Über das Wie schweigen sie aber total. Was ja nun wirklich ein Dejavu ist. Denn bei der Gesundheit ist noch jede Regierung gescheitert (siehe auch den amerikanischen Heiland außer Dienst namens Obama). Wer die Gesundheit reformieren will, müsste sich nämlich gleichzeitig mit den Ärzten, mit den Bundesländern und Gemeinden, mit den Sozialpartnern anlegen. Und alle benutzen die Angst der Menschen um ihre Gesundheit als Geisel für ihre eigenen Macht- und/oder Geldinteressen.
  9. Eine absolute Geldverschwendung ist eine zusätzliche Ausgabe von 750 Millionen als Lohnsubvention für ältere Arbeitnehmer. So etwas steht wirklich in einem „Sparpaket“! Das ist eine völlig perverse Regelung, die in Wahrheit nur die schwere politische Schuld der Gewerkschaften kompensieren soll. Diese weigern sich nämlich, die Kollektivverträge zu ändern, welche ältere Arbeitnehmer allein auf Grund ihres Alters teuer machen. Da muss jetzt also der Steuerzahler einspringen, weil eine Altersgruppe Tariflöhne bekommt, die über ihrer Leistung liegen. In Wahrheit gibt es ja überhaupt keinen Grund, ab dem 50. Lebensjahr nur auf Grund des Alters Gehaltserhöhungen festzuschreiben.
  10. Eine Schikane, die aber nichts bringen wird, ist das Verbot, die Altersteilzeit künftig zu blocken. Man erspart sich dabei aber nichts von den hohen Subventionen dieser Altersteilzeit. Jedoch wird die für Menschen und Wirtschaft praktische Methode abgeschafft, an Stelle jahrelanger Teilzeit zuerst voll zu arbeiten und dann trotz weiterem Lohnbezug gar nicht mehr. Cui bono?
  11. Was die Schaffung einer neuen Verwaltungshochschule als Teil eines Sparpakets zu suchen hat, ist überhaupt rätselhaft.
  12. Die Reduktion der Bausparprämie ist unsinnig. Die Finanzierung des dringend benötigten Wohnbaus wird dadurch noch schwieriger werden.
  13. Auch die private Altersvorsorge wird künftig weniger gefördert. Dabei ist die individuelle Altersvorsorge der Österreicher im internationalen Vergleich ohnedies schon blamabel gering. Diese Einsparung ist ein weiterer Schritt hin zum real existierenden Sozialismus und ein Weg vom „Mehr privat!“

Diese Listen des Guten und des Bösen sind keineswegs vollständig. Zum einen habe ich die reinen Abkassiermaßnahmen gar nicht eigens aufgezählt, wenn sie nicht zusätzlich negative Strukturwirkungen haben. Viele Maßnahmen sind auf Grund der relativ knappen Darstellung des Sparpakets auch noch gar nicht endgültig bewertbar. Viele Punkte müssen erst ausgefeilt und mit den Betroffenen verhandelt werden (oder glaubt jemand wirklich, dass die Exekutive künftig freiwillig am Wochenende billiger arbeiten wird, nur weil es in einem Koalitionskonzept steht?). Vieles bedeutet nur eine Verschiebung von einer Tasche in eine andere – wie etwa der Transfer der unter-50-jährigen Invaliden von der Pensionskasse in die AMS-Kasse.

Wenigstens eines wissen wir aber jetzt fürs nächste Sparpaket, das ja zweifellos in absehbarer Zeit ins Haus steht: Wirkliche Reformen bringt keine Koalition, sondern nur noch ein parteiunabhängiger Regierungschef durch, der die gesamte Drohkraft der EU und der internationalen Finanzwelt hinter sich hat. Nur ein solcher Regierungschef braucht keine Rücksicht auf Landeshauptleute, auf Gewerkschaften, auf Kammern, auf Ärzte, auf ideologische Wunschprojekte und auf den nächsten Wahltermin zu nehmen.

Demokratie haben wir uns freilich einst anders vorgestellt . . .

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Die doppelte Katastrophe

10. Februar 2012 10:38 | Autor: Andreas Unterberger

Mit vielen Aspekten des Sparpakets werden sich Analysen noch in den nächsten Tagen zu befassen haben. Wenn wirklich alle Details geklärt sind, wenn wirklich die Gesetzestexte vorliegen. Denn noch lange ist nix fix, trotz aller Verlautbarungen dieser Stunden. Die wirklich dramatische Bedeutung dieses Sparpakets ist aber jetzt schon klar. Es ist eine noch viel größere Enttäuschung als all das, was man realistischerweise erwarten hat müssen.

Anzunehmen war ja etwa schon lange, dass es – wider alle Ankündigungen – Steuererhöhungen gibt, obwohl Österreich schon heute ein Land mit einer der höchsten Gesamtsteuerbelastungen der Welt ist. Dabei ist es zwar durchaus nachvollziehbar, dass man die Gewinne eines Grundstücksbesitzers durch eine behördliche Änderung der Grundstückswidmung besteuert; das könnte einen der größten Graubereiche von Korruption ein wenig trockenlegen (insbesondere in Wien gibt es da üble Geschichten).

Völlig unfassbar ist aber, dass man diese Erhöhung nicht durch eine Reduktion der weit überzogenen Steuern auf Arbeitseinkommen kompensiert – nein, diese werden sogar noch mehr besteuert. Österreich hat damit Höchststeuersätze in absolutem Weltrekordniveau.

Diese Einkommensteuererhöhung bezeichnet die Zeit im Bild des SPÖ-ORF unfassbarerweise als „großen Wurf“. Dieser große Wurf wird freilich die Geschäftsführer vieler internationaler Firmen und Repräsentanzen künftig von einer Übersiedlung nach Österreich samt der damit verbundenen Arbeitsplatzschaffung und Wertschöpfung abhalten. Er wird viele Spitzenmanager zu einem Abzug aus Österreich bewegen. Er wird bei vielen hier bleibenden Gutverdienern jede Motivation zu einer weiteren Wertschöpfung reduzieren. Er wird Zahlungen unter der Tuchent noch viel lukrativer machen. Er wird damit am Schluss weit mehr Schaden anrichten, als vielleicht Geld in die Staatskasse tröpfelt. Nur weil die inhaltslos gewordene Linke den Neid und Hass auf die „Reichen“ zu ihrer Ersatzreligion gemacht hat.

Diese Katastrophe wird nur noch von einer zweiten übertroffen, die sich jetzt schon als Ergebnis des Sparpakets zeigt: Die Koalition ist trotz monatelangem Verhandelns, trotz jahrelanger Debatten und Konvente, trotz Hunderter und Tausender Expertenvorschläge zu praktisch keinerlei strukturellen Reformen, zu keiner Verwaltungsvereinfachung imstande gewesen. Obwohl eine solche ja nur in einem solchen Augenblick Chancen auf Umsetzung hätte, da der Politik das Wasser bis zum Hals steht.

Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, den Kompetenzdschungel zwischen Bund und Ländern zu durchschneiden. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, das unsinnige, den Frauen schadende und extrem teure niedrige Frauenpensionsalter hinaufzusetzen. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, an der Hacklerregelung zu rühren. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, realistische Ab- und Zuschläge für Früh- und Spätpensionen zu verrechnen. Man wagt es (nach allem, was man zur Stunde weiß) nicht, auf zumindest einen der drei gigantischen und niemals rentablen Bahntunnels zu verzichten – sondern baut alle halt ein bisserl sparsamer und deutlich langsamer. Was nur einen Effekt hat: nämlich, dass der ohnedies geringe Return on Investment dieser Tunnels noch viel später zu verbuchen sein wird.

Das einzige, was ein wenig einer Strukturreform ähnelt, dürfte die Abschaffung der verwaltungsaufwendigen doppelten Pensionsberechnung sein (die wir seit der letzten Pensionsreform dem BZÖ und dem ÖGB zu „verdanken“ haben).

Ach ja, dann ist auch noch die Sperre von ein paar Bezirksgerichten geplant. Das als Reformbilanz ist nun wirklich die Miniaturausgabe einer Bonsai-Reform. (Freilich: Wie sollen auch so schwache Ministerinnen, wie wir sie zuletzt hatten, etwa eine substantielle Justizreform zusammenbringen? Sie werden ja nicht einmal der einäugigen BSA-Staatsanwaltschaft Herr.)

Mit dem Wie dieses Sparpakets hat die Regierung Faymann-Spindelegger wohl endgültig ihre Legitimation verspielt. Ohne dass es am Horizont auch nur eine einzige Alternative gebe.

Bleibt eine einzige Frage offen: Wie soll man da nicht in Depression verfallen?

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Griechenland führt Europa vor

10. Februar 2012 02:26 | Autor: Andreas Unterberger

Der unendliche Poker mit Griechenland scheint nun – wieder einmal – zu einem üblen Schein-Ende zu kommen. Auch wenn sich die EU-Finanzminister noch ein wenig zieren, werden ganz offensichtlich in Kürze weitere 130 Milliarden an echten Euros in den griechischen Abgrund geschoben. Im Gegenzug für unglaubwürdige griechische Versprechungen. Zugleich scheint Griechenland trotz aller Hilfen angesichts der Ungewissheit um seine währungspolitische Zukunft in diesem Abgrund unrettbar festzustecken.

Solange nämlich lebhafte Zweifel bestehen, ob Griechenland überhaupt im Euro bleiben kann, wird niemand in dem Land investieren. Dazu trägt  auch die Tatsache bei, dass Griechenland eine weiterhin keineswegs investitionsfreundliche Bürokratie hat. Ohne Investitionen kann es aber kein Wachstum und damit auch keine positive Zukunft Griechenlands geben. Denn nur naive Grüne predigen, dass es einen Wohlstand ohne Wachstum geben könnte.

Zur Skepsis angesichts der Lage Griechenlands trägt insbesondere bei, dass das Land auch schon bisher einen Gutteil seiner Sanierungsversprechungen ignoriert hat. Wer will daher ernsthaft glauben, dass es diesmal anders sein wird? In jenem Land haben ja nicht einmal Gesetze eine Auswirkung auf die Wirklichkeit, etwa auf das Handeln – und vor allem Nichthandeln von Beamten. Politikerversprechen haben das daher noch viel weniger.

Trotz aller Drohungen der EU-Partner war nicht wirklich anzunehmen, dass sie Griechenland fallen lassen. In diesem Fall müssten sie, müsste insbesondere die deutsche Regierung nämlich direkt oder indirekt zugeben, dass sie schon mit der ersten Griechenland-Hilfe im Mai 2010 schwere Fehler begangen haben. Denn ein Staatskonkurs – mit nachfolgend ermöglichtem Neuanfang – wäre damals billiger gewesen. Und würde inzwischen anstelle der ewigen Konkursverschleppung auch schon erste Erfolge bringen.

Knapp vor den französischen Wahlen war aber ein solches Eingeständnis eines Waterloos der europäischen Politik schon gar nicht zu erwarten gewesen. Da muss alles auf Sonnenschein programmiert werden. Die Märkte haben die Sonnenschein-Parole auch brav apportiert. Die Kurse sind gestiegen. Dass damit nur gutes Geld dem vielen schon verlorenen nachgeworfen wird, stört die Anleger offenbar nicht. Denn sie haben wieder ein halbes Jahr gewonnen, in dem man Business as usual betreiben kann.

Dass der darauffolgende Crash wegen der neuerlich vergrößerten Dimension der Geldverbrennung nur noch ärger ausfallen wird, wird einfach verdrängt. Ebenso wie die Tatsache, dass der Crash noch sicherer geworden ist. Alleine die gegenwärtigen Blasen bei den europäischen Immobilienpreisen müssen fast sicher mit einem Knall samt unberechenbaren Dominoeffekten enden.

Die einzige Möglichkeit, noch einen Crash abzuwenden, ist die – noch weiter intensivierte – Herbeiführung einer Megainflation. Die ist aber keineswegs ein Trost. Denn eine Megainflation wird verheerende Auswirkungen haben – die halt nur nicht in einem Schwarzen Freitag kulminieren, sondern sich über Jahre erstrecken.

Enger-können-wir-den-Gürtel-aber-wirklich-nicht-mehr-schnallen

Die Fernsehaufnahmen aus den Straßen Athens sind in dieser Situation die übliche und nicht weiter ernst zunehmende Reaktion. Jeder Grieche ist intelligent genug, jedem ausländischen Mikrophon furchtbare Klageschreie über das Enger-können-wir-den-Gürtel-aber-wirklich-nicht-mehr-schnallen entgegenzurufen. Auch wenn er vielleicht gerade von der Bank kommt, wo er seine Euro sicherheitshalber abgezogen oder ins Ausland transferiert hat.

Wäre wirklich ein Schmerzpunkt erreicht, hätten die griechischen Gewerkschaften nicht schon wieder zu einem zweitägigen Generalstreik gerufen. Sie glauben ganz offensichtlich noch immer daran, dass sie jemand erpressen können. Und sie haben vielleicht sogar recht: Denn Europa zahlt ja wieder einmal. Wahrscheinlich auch für die bei den Demonstrationen verbrannten deutschen Fahnen . . .

Wer den griechischen Mitleidsgeschichten dennoch glaubt, sollte eine Sekunde lang die heutige griechische Reaktion mit dem Jahr 1945 vergleichen: Damals hat in Europa niemand gestreikt. Nicht einmal eine Sekunde lang. Auf keiner Seite der ehemaligen Fronten. Denn einer, dem‘s wirklich schlecht geht, der streikt nicht. Gestreikt wurde dann erst in den Jahren darauf, als die Kommunisten zum Putsch ansetzten.

Auch das jetzt – theoretisch – zugesagte griechische Sparpaket ist keineswegs so schlimm, wie es manche darstellen. Die Streichung von Zusatzpensionen in privilegierten Branchen, für die nichts ausreichend eingezahlt worden ist,  erweckt nur begrenztes Mitleid.

Auch die Reduktion des gesetzlichen Mindestlohns ist völlig legitim und richtig. Denn die Festsetzung eines Mindestlohns durch populistische Politiker ist immer (nicht nur in Griechenland) ein Unsinn. Was soll ein hoher gesetzlicher Mindestlohn helfen, wenn niemand zu diesem Lohn mehr genug Jobs anbietet? Immer noch ist ein geringer Lohn besser als gar keiner. Daher ist dessen Senkung notwendig (was ja noch nicht die schon derzeit ausbezahlten Löhne reduziert). Nur niedrigere Löhne für Neueinsteiger können Griechenland wieder wettbewerbsfähig machen. Freilich ist diese Senkung keineswegs alleine schon eine ausreichende Medikation für Griechenland.

Notwendig wäre daneben erstens auch eine massive Verwaltungsreform, und zweitens die währungsmäßige Sicherheit für neue Investitionen in Griechenland. diese Sicherheit ist aber wohl nicht mehr herstellbar. Da muss nämlich jeder fürchten, Euros zu investieren und Drachmen zurückzubekommen.

Wenn aber schon die Herstellung einer wirklichen Währungssicherheit nicht mehr möglich ist, wäre eine echte Entmachtung des griechischen Gesetzgebers und der Regierung durch einen europäischen Masseverwalter umso notwendiger. Auch das wurde nicht durchgesetzt.

Papierende Zusagen griechischer Politiker beeindrucken hingegen wenig. Schon gar nicht, wenn Griechenland absurderweise ein Wahlkampf bevorsteht. In einem solchen ist leider fast immer Populismus statt Ehrlichkeit Trumpf.

Daher wird Europa auch in den nächsten Monaten wieder nur hilflos zuschauen können, wenn die Griechen auch jetzt wieder ihre Zusagen Scheibe für Scheibe vergessen werden.

Alle jene, die nach dem Motto „Das kleine Griechenland werden wir doch noch durchfüttern können“ trotz allem für die Milliarden in das bodenlose Fass sind, sollten sich noch über etwas anderes im klaren sein: Alles, was man den Griechen gewährt, wird man den anderen Schuldnerländern nicht verwehren können. Und deren Reihe wird ja immer länger. Schon hat Irland gefordert, dass es jede Konzession erhalten müsse, welche etwa die Europäische Zentralbank den Griechen einräumt. Dies würde etwa für einen Schuldenschnitt gelten, den nun offenbar nicht nur Privatgläubiger hinnehmen sollen, sondern den die EZB nach inoffiziellen Informationen auch den Griechen gewährt.

Das „Sozialmodell“ als historischer Betrug

Besonders widerlich ist das Verhalten der nichtgriechischen Sozialdemokraten. Dass der Neokommunist Oskar Lafontaine gemeinsame Anleihen aller Europäer für die Griechen verlangt, war ja noch zu erwarten gewesen. Aber völlig fassungslos macht ein Brief des SPÖ-Mannes Hannes Swoboda, der ja jetzt sogar Vorsitzender der roten Fraktion im EU-Parlament ist. Er attackiert doch tatsächlich in aggressiven Worten die „ruinöse, extreme Sparpolitik“, welche die EU-Staaten von den Griechen verlangten. Noch absurder ist, wenn Swoboda in diesen Forderungen sogar einen „großen Betrug am europäischen Sozialmodell“ zu erkennen behauptet.

In Wahrheit hat natürlich niemand irgendein „Sozialmodell“ betrogen. Sondern dieses hat sich selbst als der größte Betrug der letzten zwei Generationen erwiesen. Dieses Modell ist aber nichts anderes als der real existierende Sozialismus, als der ständig durch noch mehr Schulden finanzierte Sozialstaat.

 

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SN-Kontroverse: Strache-Aufregung

10. Februar 2012 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Berechtigte Aufregung um HC Strache?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Unzumutbare Vergleiche

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

Irgendwie wiederholt er sich immer. Einmal sollen es nur „drei Krügerl Bier" gewesen sein, die er bestellt habe will, als er bei einem Treffen des Wiener Korporationsrings mit drei erhobenen, gestreckten und gespreizten Fingern der rechten Hand, dem „Kühnengruß", eine von dem deutschen Neonazi Michael Kühnen erfundene Variante des Hitlergrußes, fotografiert wurde.
 
Strache meinte zunächst, die Geste sei der alte „Gruß der Südtiroler Freiheitskämpfer". Nachdem Südtirolaktivisten erklärten, ihnen sei ein solcher Gruß unbekannt, erfand er die Bierkrügerl-Variante. Fotos, die seine Teilnahme an neonazistischen Wehrsportübungen belegen, waren für ihn zunächst nur Bilder über eine „Paintball-Übung".
 
Der Anlass für die jüngste Aufregung um seine Personen ist für ihn eine „Verdrehung" seiner Aussagen. Sein Vergleich der tanzenden Burschenschafter mit den „neuen Juden" sei falsch eingeordnet und dargestellt worden. Was daran falsch verstanden werden kann, ist schleierhaft. Schließlich fielen die Worte im Zusammenhang mit Straches Empörung über die Demonstrationen gegen den „Wiener Korporationsball", an dem regelmäßig Rechtsextreme teilnehmen und der heuer ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag in der Hofburg über die Bühne ging.
 
Die Proteste gegen den Ball sind in Straches Wahrnehmung „wie in der Reichskristallnacht". Das ist die verquere Welt des FPÖ-Obmanns. Obwohl Strache natürlich über den Novemberpogrom 1938 Bescheid weiß, bei der die Nazis Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt, Wohnungen geplündert und Geschäfte verwüstet haben. Mindestens 400 Juden und Jüdinnen wurden in dieser Nacht ermordet; 30.000 in Konzentrationslager deportiert. 
 
Die Protestes und Empörung über Straches unzumutbare Vergleiche sind berechtigt, nachvollziehbar und durchaus angemessen.

 


Ich fürchte keine falschen Vergleiche

Andreas Unterberger

 

Ich habe Null Sympathie für Gruppen, die ihre Identität primär aus den Napoleonischen Kriegen ableiten, die sich pubertärem Kampfsport hingeben. Eine Bedrohung stellen diese Burschenschaften aber nicht dar. Das tun auch nicht falsche historische Vergleiche. Verbale Irrtümer bedrohen niemanden, vor allem dann nicht, wenn sie in einem Privatgespräch gemacht werden, wenn sie eindeutig nicht antisemitisch sind (schließlich hat ja Strache die „Reichskristallnacht" eindeutig als etwas Abstoßendes zitiert), und wenn sie im Zeitpunkt einer nachvollziehbaren subjektiven Erregung fallen.
 
Eine fundamentale Bedrohung unserer demokratischen Regeln stellen aber sehr wohl jene dar, die gezielt Gewalt etwa gegen Besucher eines ihnen unsympathischen Balles ausüben. Das tun auch jene Parteien, die Gewalt mit offener und nicht bloß klammheimlicher Sympathie begleiten. Das tun auch Medien, die diese Gewalt erst thematisieren, als bekannt wurde, dass auch ein SPÖ-Politiker von einem mutmaßlichen Rechtsradikalen verletzt worden ist. Das tun jene staatsmonopolistischen Firmen wie die Casinos Austria, die unter Druck der Straße einen Ball verbieten.
 
Selbstverständlich muss man aufpassen, dass es keine neuen nationalsozialistischen Tendenzen gibt. Das wär ebenso katastrophal wie ein Erstarken des totalitären Kommunismus. Nur ist es geradezu lachhaft, wenn ausgerechnet die SPÖ Neonazi-Tendenzen entdeckt. Denn sie ist jene Partei, die mehr als jede andere hochrangige Altnazis in Regierungs-Funktionen gebracht hatte. Denn aktuellen Antisemitismus hört man heute vor allem bei den von Grün und Rot bejubelten „Occupy"-Demonstranten, während die letzten alten Nazis nur noch in Siechenheimen anzutreffen sind. Aber in Wahrheit will die Linke ohnedies mit solchen pseudomoralischen Gewaltaktionen nur vom offenkundigen Scheitern ihrer Schuldenpolitik ablenken.

 

 

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165 statt 183: ein Reformsymbol

09. Februar 2012 16:40 | Autor: Andreas Unterberger

Der Nationalrat wird von 183 auf 165 verkleinert. Zumindest dann, wenn das unter den vielen derzeit herumschwappenden Sparpaket-Ideen zu jenen zählt, die am Ende eines noch sehr langen Weges wirklich Gesetz werden sollte. Was man ja angesichts des Mutes von Faymann&Co bei keinem einzigen dieser angeblich fixen Vorhaben heute als sicher annehmen sollte. Diese Parlaments-Verkleinerung wäre aber jedenfalls ziemlich pikant.

Gleich aus fünf Gründen.

Erstens bringt sie nur eine geringe Ersparnis. Eine wirkliche wäre etwa eine Reduktion auf 100 Abgeordnete gewesen. Da könnte man dann zumindest ein ganzes jener Gebäude freigeben, die in den letzten Jahren zusätzlich fürs Parlament in Beschlag genommen worden sind. Das hätte dann auch die Bundesländer ordentlich unter Druck gesetzt, so wie die neuerdings vorbildlichen Steirer ihre Landtage zu verkleinern (in Wien ist der sinnloserweise ja sogar 100-köpfig).

Zweitens wäre eine ersatzlose Abschaffung des Bundesrates, eines reinen Schattengremiums zur Beschäftigung braver Parteisoldaten, noch viel dringender gewesen. Dieser soll hingegen ebenfalls nur verkleinert werden (Peinlicherweise kann man diesen Verein ja jetzt des öfteren im Fernsehen bewundern, was die Abschaffungsforderung noch viel eindringlicher macht).

Drittens ist das ein elegantes Revanchefoul an der Opposition: Diese hat ja unverständlicherweise die Zustimmung zu einer Schuldenbremse via Verfassung verweigert. Jetzt muss insbesondere das BZÖ doppelt zittern, ob es angesichts der verkleinerten Anzahl von Abgeordneten auch künftig noch den Sprung ins Parlament schafft. Eine Abschaffung des Bundesrats hätte das BZÖ hingegen nicht existenziell bedroht.

Viertens wird damit eine weitere der vielen „Errungenschaften“ der von der Linken so gepriesenen Ära Kreisky wieder rückgängig gemacht. Kreisky wollte damit ja damals auch die um ihre parlamentarische Existenz zitternde FPÖ beruhigen. Geld hat unter ihm und Androsch ja sowieso nie eine Rolle gespielt. Sie hatten’s ja offenbar. Und wir  haben ganz sicher die Schulden.

Fünftens wird der Parlamentsreduktions-Plan zufälligerweise am gleichen Tag bekannt, da Denkmalschützer vehement Einspruch gegen den teuren Umbau des Nationalratssitzungssaals erheben. Bei diesem sollen sich offenbar wieder einmal Architekten an einem historischen Bauwerk auf unsere Kosten und zur Ehre der Parlamentspräsidentin selbstverwirklichen können. Obwohl eine normale saubere Reparatur aller aufgetretenen Schäden nur einen Bruchteil kosten würde.

Dennoch bleiben wir fröhlich und wollen nicht hoffen, dass dieses Herumkleckern ein Symbol für die sonstigen Reformpläne ist. Vor allem für die entscheidende Königsdisziplin des Sparpakets, nämlich die notwendige substanzielle Erhöhung des Pensionsantrittsalters.

 

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Und dann werden sie plötzlich krank

09. Februar 2012 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Man hat ja ein schlechtes Gewissen, wenn man kritisch über Invaliditäts-Pensionisten schreibt oder auch nur denkt. Denn zu diesen zählen ja viele Menschen, die körperlich oder geistig schwer leiden, die zu keiner Arbeit imstande sind. Sie verdienen unser ganzes Mitgefühl. Auch wenn sich dieses Mitgefühl dort schon ein wenig reduziert, wo die Arbeitsunfähigkeit auf eigenes Verschulden zurückgehen dürfte, also meist auf Drogen- und Alkoholmissbrauch.

Aber auch diese (mit)schuldigen Kranken wollen wir ja nicht verkommen lassen. Das würde unserer humanitären Kultur widersprechen. Unser Mitgefühl und damit die Pensionskassen werden jedoch von einer weiteren großen Gruppe noch viel stärker missbraucht: von jenen, die keineswegs so krank sind, dass sie arbeitsunfähig wären. Ein starker Beweis für die Größe dieser Gruppe ist etwa die Statistik, die in jüngster Zeit ein plötzliches starkes Ansteigen von Invalidenpensionen zeigt – genau zu dem Zeitpunkt, da der Zugang zu anderen Frühpensions-Arten schwieriger geworden ist. Inzwischen geht schon jeder dritte wegen „Invalidität“ in die Pension.

Ein anderer Beweis sind die Krankenstände, die für Österreich weitestgehend im grünen Bereich liegen. Die Krankheiten der Arbeitnehmer nehmen leicht ab (und die Selbständigen sind sowieso ein Wunder an Gesundheit). Kaum aber ist der 50. Geburtstag vorbei und bei vielen der Traum von der großen Karriere ausgeträumt, wird das Thema Frühpension interessant. Sofort verschlechtert sich der Gesundheitszustand dramatisch.

Diese zwei Indizien beweisen einen verbreiteten Missbrauch der Invaliditätspension. Ein weiteres Faktum tut das noch mehr. Das ist die rapide Zunahme von frühen Pensionierungen unter dem Titel psychischer Erkrankungen. Zuletzt waren das schon 32 Prozent aller neuen Invaliden, während es 2004 von insgesamt viel weniger I-Pensionisten bloße 24 Prozent waren.

Noch frappierender: Die Mehrzahl dieser psychisch „kranken“ Invaliditätspensionisten ist vorher kein einziges Mal wegen psychischer Erkrankungen im Krankenstand gewesen. Der Verdacht liegt mehr als nahe, dass solche Krankheitsbilder nur zum Zweck des Pensionsantritts erfunden und vorgeschützt werden, weil sie sich sehr schwer nachweisen lassen.

Dies gilt vor allem dann, wenn man auf gutwillige Ärzte trifft. So sind in der Steiermark zuletzt mehr als doppelt so viele Menschen mit psychischen Attesten in die Frühpension gegangen wie in Niederösterreich. Und es gibt eigentlich keine Beweise, dass Schilcher oder Sauvignon Blanc für die Psyche schädlicher wären als der Grüne Veltliner.

Was tun? Nun, vieles wäre möglich: Strengere Untersuchungen, nur befristete I-Pensionen, Rückzahlungspflichten für pfuschende „Invalide“, mehr Kontrollen, Umschulung von körperlichen Tätigkeiten hin zu sitzenden Berufen statt Pension. Das ist alles nicht unsozial, sondern macht es leichter, den wirklich Kranken gut zu helfen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 258: Ein österreichisches Schicksal

09. Februar 2012 00:01 | Autor: Andreas Unterberger

Noch vor einem Jahr gab es Chancen, dass Gerhard Zeiler neuerlich Chef des ORF werden könnte. Wir bekamen jedoch – Alexander Wrabetz. Schließlich war dieser bereit, jeden SPÖ-Wunsch zu erfüllen.

Daran wird man lebhaft erinnert, wenn man die jüngste Meldung aus der weiten Welt der Wirtschaft liest: Gerhard Zeiler wird Chef des Time-Warner-Konzerns Turner und damit Oberaufseher über alle außeramerikanischen Programme des globalen Unterhaltungsriesen. Zeiler hat zuletzt schon den europäischen Riesen RTL geleitet. Mit seinem neuerlichen Wechsel ist er heute eindeutig der in der globalen Wirtschaft erfolgreichste österreichische Manager. Wozu heftig zu gratulieren ist. Wir jedoch sind angesichts des Wrabetz-ORF nur zu bemitleiden. Zeiler hatte im Vorjahr alle Verhandlungen über eine Rückkehr an die Spitze des ORF abgebrochen, weil es – so sein damaliger O-Ton – „wesentlichen Teilen der Politik nicht darum geht, wer das Unternehmen am besten führen kann, sondern wer willfährig parteipolitische Personalwünsche umsetzt“. Was eindeutig in Richtung SPÖ gegangen ist, während sich die ÖVP und auch Teile der Opposition auf Zeiler gefreut hatten. Dabei war Zeiler einst Sekretär des SPÖ-Bundeskanzlers Sinowatz gewesen. Aber er hat längst bewiesen, dass er geistig völlig unabhängig ist, und noch dazu extrem fähig. Beides ist freilich so ungefähr das letzte, was die Faymann-Rudas-SPÖ an der Spitze des ORF will.

 

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Fußnote 257: Mit 75 statt 57 in Pension?

08. Februar 2012 01:06 | Autor: Andreas Unterberger

Kein Zahlensturz, sondern ein ernsthafter Regierungsplan – in Schweden.

Wer länger lebt, muss länger arbeiten: Mit diesem Argument hat der schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt einen Pensionsantritt erst mit 75 Jahren zur Diskussion gestellt. In Österreich gehen Frauen derzeit hingegen im Schnitt mit 57 und Männer mit 59 in die zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs wohlverdiente Rente. Und von der österreichischen Gewerkschaft wird jeder ernsthafte Versuch, dies zu ändern, weiterhin mit Kriegserklärung bedroht. Dabei ist Schweden jetzt schon anders. Dort geht man derzeit erst mit mehr als 64 Jahren in die Pension. Auch Reinfeldt kennt das hierzulande häufig gehörte Argument, dass 55-Jährige viel schwerer eine neue Arbeit finden. Aber er weiß auch: Wenn Arbeitgeber noch mit einem langen Verbleib eines 55-Jährigen im Unternehmen rechnen können, dann wird sich viel eher die Investition in dessen Aus- und Umbildung rentieren. Und gesundheitlich sind heute 70-Jährige im Schnitt besser drauf als früher die 60-Jährigen. In Schweden wie in Österreich. Offenbar aber leben die Schweden auf einem anderen Planeten. Wo zum Unterschied von Österreich noch logische Argumente zählen – auch wenn sie aufs erste unpopulär sind.

 

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Die Wort-Täter und die Tat-Täter

08. Februar 2012 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Bisher war man das eher von Fellner-Hefteln gewohnt: Ein Reporter schleicht sich irgendwo bei einem Feindobjekt unter falscher Identität ein und kolportiert dann irgendein Zitat, das den Feind blamieren soll. In der seit Tagen anhaltenden linken Aufregung um den FPÖ-Chef H.C.Strache hat sich nun die angebliche Qualitätszeitung „Standard“ dieser Methode bedient.

Ein Mitarbeiter dieser Zeitung – der sich beim Ball nicht als solcher zu erkennen gegeben hat – schreibt, dass Strache zu ihm gesagt habe: "Das war wie die Reichskristallnacht" und "Wir sind die neuen Juden."

Diese Sätze werden zwar von Strache dementiert, sind aber seither das zentrale Thema der Republik. Was aus mehreren Gründen absurd ist.

Denn selbst wenn Strache alles so gesagt haben sollte, gibt es rund um den Ball Wichtigeres zu diskutieren. Denn immer noch sollten Taten tausend Mal wichtiger als Worte sein. Und rund um diesen Ball gab es unbestritten eine ganze Reihe von Gewaltakten: von linken Demonstranten (samt aus Deutschland importierten Anarchochaoten) haufenweise gegen Ballbesucher. Von einem rechten Einzelgänger besonders brutal gegen einen SPÖ-Politiker. Ein ordentlicher Rechtsstaat dürfte und müsste vor allem diese - natürlich nur "mutmaßlichen" - Exzesse diskutieren. Denn es ist ein schlimmes Zeichen, dass ein Ballbesuch in Wien heute gefährlicher als der Besuch eines Rapid-Spieles geworden ist.

Kann es wahr sein, dass die Polizei nicht imstande ist, ein solches Ereignis ordentlich zu sichern? Sind Gewalttaten immunisiert, wenn grüne und rote Organisationen zur Aktion rufen? Wird die BSA-geleitete Staatsanwaltschaft auch nur gegen einen der 21 von der Polizei kurzfristig festgenommenen und angezeigten Gewalttäter ein Strafverfahren einleiten?

Die Aufregung ist auch noch aus einem weiteren Grund absurd: nämlich in Hinblick auf die Medien-Ethik. Wir leben in einer Zeit, da praktisch alle Interviews erst nach offizieller Freigabe durch den Interviewten gedruckt werden. Wir leben in einer Zeit, da Europas Medien unter dem Schock der britischen Affären um illegal abgehörte Prominente stehen, die in England zu vielen Strafverfahren und der Schließung einer Zeitung mit Großauflage geführt haben. Österreichs linke Medienwelt erregt sich hingegen über im Trubel eines Balles gefallene private Worte, für die es keinen unbeteiligten Zeugen gibt und die vom angeblichen Wortspender dementiert werden (auch wenn nach den gewalttätigen Begleiterscheinungen des Balles eine subjektive Erregung samt verbalem Kontrollverlust gewiss vorstellbar ist).Und sie diskutiert nichtdie „Standard"-Methoden.

Den Schwarzen und Orangen fehlen wieder einmal die richtigen Worte. Offenbar glauben sie, dass man sich mit der eigentlich fälligen scharfen Verurteilung politischer Gewalt in den Straßen Wiens zu einem Sympathisanten einer schlagenden Burschenschaft oder der FPÖ machen würde.

Geradezu abenteuerlich sind die wirren Verschwörungstheorien einiger linker Medien: Strache würde bewusst Sager an eine neonazistische Wählerschaft richten, um diese durch einen solcherart ausgelösten Wirbel näher an sich zu binden. Glaubt jemand im Ernst, mit Erinnerungen an die Reichskristallnacht seien heute auch nur ein paar Dutzend Wählerstimmen noch zu bewegen? Warum soll überhaupt ein Sager, in dem jenes Pogrom und die Judenverfolgung eindeutig als etwas Übles angesprochen werden, irgendwelche Neonazis für Strache einnehmen können? Glaubt jemand im Ernst, dass man ein solches Wähler-Signal ausgerechnet in einem vermeintlichen Privatgespräch absetzen würde? Für so dumm kann man nicht einmal Strache halten. Außer man ist selbst noch dümmer.

Eine kleine Absurdität ist auch die Neben-Aufregung um das Datum des Balls. Sein zweifellos zufälliges Zusammenfallen mit der Befreiung des Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hat eine regionale SPÖ-Organisation keineswegs gehindert, am gleichen Tag ebenfalls einen Ball zu veranstalten. Und natürlich regt sich darüber niemand auf. Denn bis heuer hat ja auch kein Mensch ein Ball- oder Tanzverbot an jenem Tag gefordert. Balltermine als Provokation zu verstehen, scheint ohnedies eine Eigenart primär der SPÖ zu sein: Sie legt nämlich selbst viele ihrer Faschingsveranstaltungen mit demonstrativer Vorliebe in die Fastenzeit. Sie wollte damit die Kirche provozieren, die gegen Tanzveranstaltungen in jener Zeit ist. Der Schelm denkt halt, wie er ist.

Eigenartig einseitig ist die Aufregung über die kolportierten Strache-Sager auch dann, wenn man sich nur auf die verbalen Ausrutscher beschränken will. Gewiss ist oder wäre es unpassend und geschmacklos, die linken Gewalttaten gegen Ballbesucher mit den Massenmorden der Nazis an den Juden irgendwie gleichzusetzen. Aber ebenso übel sind auch die Sprüche der linken Demonstranten gewesen: „Gegen Demokratie“, „Bis die Scheisse aufhört. Gegen Staat, Nation und Kapitalismus“. Und Dutzende ähnliche Slogans mehr. Weder Rot-Grün noch jene christlichen Organisationen, die ebenfalls zu den Demonstrationen aufgerufen hatten, haben es bisher für wert gefunden, sich davon zu distanzieren. Wer hat doch schnell den Satz vom Balken im eigenen und dem Splitter im anderen Auge gesagt?

Absurd ist weiters die Reaktion des Bundespräsidenten: Er storniert wegen jener angeblichen Sätze die von der Regierung routinemäßig vorgeschlagene Ordensverleihung an Strache. Ganz abgesehen davon, wie unsinnig solche Orden für die bloße Dauer des Verweils im Parlament an sich auch sind: Es ist völlig unbegreiflich, dass Heinz Fischer auf Äußerungen aus einem dementierten Privatgespräch zweier anderer Personen reagiert. Die scheinbare Verkörperung der Staatsoffizialität lässt sich neuerdings von unseriöser Gossenmedialität beeinflussen.

Unehrlich ist auch die angebliche Angst vor irgendwelchen braunen Restbeständen, die es bei dem einen oder anderen pubertären Dummkopf zweifellos gibt. Will man die wirklich bekämpfen, dann sollte man nicht den Vertreter der wahrscheinlich schon von einer Mehrheit unterstützten Partei ständig zum Nazi stempeln. Das verharmlost nur jene verbrecherische Zeit und macht für die Jungen den Nationalsozialismus attraktiv.

Statt dessen sollte man ihnen Hand in Hand mit den Freiheitlichen sagen, wie übel es ist, wenn die Demokratie abgeschafft wird, wenn Kriegshetze betrieben wird, wenn andere Staaten angegriffen werden, wenn der Rechtsstaat ausgehebelt wird, wenn Juden oder andere Gruppen verfolgt werden, wenn die Meinungsfreiheit abgeschafft wird, wenn Gewalt auf die Straßen getragen wird, wenn Völkermorde geleugnet werden, wenn ein Volk als den anderen überlegen dargestellt wird. Dabei wäre es zweifellos besonders lehrreich, wenn gerade jene Partei, in der sich (neben der Sozialdemokratie) besonders viele Kinder und Enkelkinder der Nationalsozialisten gesammelt haben, einbezogen wird.

Erst wenn Strache sich weigern sollte, dabei mitzumachen – wofür aber nichts spricht –, gäbe es einen wirklichen Grund, ihm Vorwürfe zu machen und ihn auszugrenzen. Man lädt ihn aber gar nicht zu einer solchen Kampagne ein, weil man in Wahrheit fürchtet, sich damit der scheinbar so bequemen Faschismuskeule gegen die FPÖ zu begeben.

Besonders absurd ist die anhaltende Aufregung aber schließlich auch deshalb, weil dadurch total von den wirklichen Schwachpunkten Straches abgelenkt wird: von seiner wirren Ahnungslosigkeit in Sachen Wirtschafts- und Europapolitik. Aber offenbar haben die linken Regisseure der nunmehrigen Strache-Aufregung gerade wegen dieses Themenbereichs selber die Hose voll. Sie fürchten, dass die Wähler über das bevorstehende Belastungs- und Sparpaket so entsetzt sein werden, dass sie dann in noch größeren Massen zu Strache strömen werden. Dass ihre Angst riesig ist, zeigt sich schon daran, wie lange Oberangsthase Faymann die ja schon für die Weihnachtsfeiertage angekündigte Enthüllung des Pakets bereits hinausgezögert hat.

Das Thema der blauen Ahnungslosigkeit wird aber nun durch die Aufregung um den angeblichen Juden-Sager Straches überdeckt.  Dieser Aufregung wird jedoch trotz der wackeren Bemühungen des Tribunale inszenierenden ORF  in Kürze die Luft ausgehen. Dann wird sich zeigen, dass sich die Koalition in einer schwierigen Stunde selbst eine taktisch entscheidende Chance genommen hat: nämlich klarzulegen, dass auch Strache keine funktionierenden UND schmerzfreien Auswege aus der Schuldenkrise anzubieten hat, sondern nur blöde Parolen gegen „Banken und Spekulanten“. Die eigentlich aus linksextremen Schubladen stammen könnten. Aber in denen will man ja selber kramen.

 

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Die syrische Wahl: ein Diktator oder ein Weltenbrand?

07. Februar 2012 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

In Syrien tobt ein grässlicher Bürgerkrieg. Tausende Tote, Massaker an unbewaffneten Demonstranten, Folter und vieles mehr sind dem Regime des Präsidenten Bashar al-Assad anzulasten. Es gibt auch für entfernte europäische Beobachter keine Zweifel mehr, dass die Mehrheit der Syrer seine Absetzung will. Dennoch tut die Außenwelt nichts, um Assad zu stürzen. Und das ist – verständlich.

Denn so klar all das ist, was gegen den syrischen Machthaber spricht, so viele Gründe gibt es auch gegen eine militärische Intervention von außen.

Primär mangelt es ja schon an Nationen, die zu einem solchen blutigen Unterfangen überhaupt bereit wären. Denn die syrische Armee ist trotz der Desertion Tausender Soldaten noch immer hochgerüstet und schlagkräftig. Außerdem liegt Syrien nicht so bequem wie Libyen am Mittelmeer vor der Haustür Europas. Es kann also nicht leicht von europäischen Flugplätzen aus bombardiert werden.

Darüber hinaus sind selbst Frankreich und Großbritannien alles andere als begeistert von der Idee einer Wiederholung des libyschen Abenteuers an einem neuen Schauplatz. Hat Libyen doch viel mehr gekostet und länger gedauert als anfangs erwartet. Gleichzeitig stehen beide Länder heute wirtschaftlich noch viel schlechter da.

Und sonst ist schon gar kein westliches Land bereit, für Syrien zu sterben. Das müssen auch alle jene kriegslüsternen Kommentatoren einsehen, die beim Einlangen von Schreckensberichten wie eben jetzt aus Syrien immer gerne zum Kampf rufen. Auch wenn sie meist nur bis zum letzten Amerikaner kämpfen wollen. Immer wieder rufen ja gerade jene Österreicher lautstark zu Interventionen, die zugleich unter Berufung auf die Neutralität strikt gegen jeden Beitrag Österreichs an einer militärischen Verteidigung sind. Umso grotesker ist es, zu einer Intervention in einem anderen Land, also einem Angriff zu rufen.

Gefahr eines großen Krieges

Der stärkste Argument gegen eine militärische Intervention ist aber wohl die Gefahr, dass daraus ein größerer regionaler Krieg werden könnte. Wenn der Westen etwas tun wollte, könnte er das praktisch nur unter Beiziehung Israels – schon aus geographischen Gründen. Damit aber würde automatisch ein große panarabisch-panislamische Solidarität zugunsten Assads ausgelöst werden.

Aber selbst wenn Israel, das noch immer am Golan syrisches Territorium besetzt hält, draußen gehalten werden könnte, sollte man nicht vergessen, dass Assad starke Verbündete hat. Daran ändert die Tatsache nichts, dass sich diese angesichts der Gräuelberichte derzeit nicht allzu laut äußern. Der wichtigste Verbündete ist zweifellos Iran. Aber auch die irakische Führung ist insgeheim auf der Seite Syriens (und sowieso immer des Irans).

Beide Nachbarn sind ja schiitisch geführt und haben daher kein Interesse, dass in Syrien die sunnitische Bevölkerungsmehrheit den Alewiten Assad stürzen kann. Die Alewiten sind eine eigene Religionsgemeinschaft, die den Schiiten traditionell nahe steht, die auch vorislamisch-persische Wurzeln hat. Und die von den Sunniten immer wieder verfolgt worden ist, insbesondere von den Osmanen.

Fast folgerichtig ist die Türkei, also der Nachfolgestaat der Osmanen, auch der einzige Nachbar, der offene Sympathien für die Syrer zeigt. Aber auch die hochgerüstete Türkei hat wenig Lust auf Kriegsabenteuer. Muss sie doch schon ihre Kräfte auf den Kampf gegen die unruhigen Kurden konzentrieren.

Schließlich spielt die syrische Führung selbst in einem weiteren Nachbarland, dem Libanon, eine starke Rolle. Rund die Hälfte des dortigen politischen Establishments ist von Syrien abhängig oder sogar gelenkt. Damit ist auch der Libanon automatisch Teil jeder Auseinandersetzung um Syrien.

Assad stützt ein labiles Kartenhaus

All diese Verwicklungen zeigen: Syrien ist die wahrscheinlich wichtigste Karte in einem labilen Kartenhaus, das bei einem Angriff auf Assad von außen mit großem Getöse zusammenstürzen würde. Und „Getöse“ bedeutet höchstwahrscheinlich nichts anderes als einen mehrere Nationen umfassenden Krieg, wenn nicht gar einen Weltkrieg.

Denn gleichzeitig mit der syrischen Krise eskalieren ja auch die Spannungen um Irans knapp vor einem „Erfolg“ stehende Atomrüstung. Vor allem Israel denkt immer intensiver nach, diese iranische Atombombe im letzten Augenblick durch einen massiven Luftangriff zu verhindern.

Unklare Rechtslage

Jenseits dieser legitimen Ängste vor einem neuen Weltenbrand gibt es natürlich auch völkerrechtliche Argumente gegen eine Intervention von außen. Denn bei aller Erregung über ein Mörderregime hat im Völkerrecht noch immer die Staatensouveränität höchste Priorität. Rein humanitär motivierte Interventionen zum Schutz der Bevölkerung sind rechtlich heftig umstritten, solange daraus keine konkrete Bedrohung anderer Länder erwächst. Es sei denn der UNO-Sicherheitsrat erlaubt diese zumindest indirekt, wie etwa im Fall Libyens.

Dieser UNO-Sicherheitsrat ist aber bisher nicht imstande gewesen, zu Syrien eine Resolution zu beschließen. Russland und China haben eine solche mit ihrem Vetorecht bisher verhindert. Dafür werden sie nun weltweit heftig gescholten. Mit gutem Grund: Ihre Motive sind zweifellos weniger Ängste vor einem Krieg als das Interesse an Öl und Gas. Wenn der russische Außenminister vor „einseitigen Sanktionen“ gegen Assad warnt, dann ist das besonders widerlich. Soll man am Ende als „zweite Seite“ auch die Bevölkerung durch Sanktionen bestrafen?

Dennoch dürften viele westliche Staatsmänner insgeheim froh sein über dieses doppelte Veto. So können sie vor ihren eigenen Bürgern mit spitzen Fingern empört auf die beiden östlichen Mächte zeigen. Sie ersparen sich aber eine Antwort auf die Frage, ob sie selber einen riskanten, teuren und ergebnisoffenen Einsatz mit vielen Opfern wagen sollen.

Christen und Frauen müssen am meisten fürchten

Lässt man einmal die Kriegsgefahr und das Völkerrecht beiseite: Wäre ein Sturz Assads wirklich ganz eindeutig als positiv zu werten, so wie es jetzt ein Großteil der Welt meint? Ich zweifle, auch wenn ein solcher Sturz zweifellos viele positive Folgen hätte.

Positiv wäre neben einer Erfüllung des Verlangens der Bevölkerungsmehrheit – 75 Prozent sind Sunniten und daher großteils Assad-Gegner – auch die Hoffnung auf ein Ende der syrischen Einmischung im Libanon. Vor allem aber würde ein Sturz Assads einen heftigen Dämpfer für Iran bedeuten, die potentiell aggressivste Macht im Nahen Osten. Der Iran ist ja nicht nur durch die baldige Atombombe, sondern auch durch seinen Einfluss im Irak (Amerika sei Dank) heute sehr stark.

Man sollte aber nicht auf die Gefahren eines Sturzes Assads vergessen: Vor allem den religiösen Minderheiten wird es nachher schlechter gehen. Das ist schon aus Analogie zu den Vorgängen in Ägypten mit Sicherheit zu sagen. Das trifft neben den Alewiten (rund 6 Prozent) und Schiiten insbesondere auf die Christen zu (in Ägypten 10, in Syrien 15 Prozent). Sie sehen, wie die Aggression des sunnitischen Mobs gegen die Christen in Ägypten zugenommen hat; sie sehen, wie der „befreite“ Irak Hunderttausende Christen in die Flucht gezwungen hat; sie sind daher von nackter Angst erfüllt. Unter Assad haben sie zwar keine Demokratie, aber ein ungestörtes Leben, solange sie sich nicht politisch betätigen.

Auch die syrischen Frauen können in Syrien relativ emanzipiert leben. Auch ihnen verheißen die repressiven und islamistischen Tendenzen in Ägypten nichts Gutes.

Ägypten und Irak sind auch noch aus einem weiteren Grund ein schlechtes Exempel: Denn das fatale Schicksal der dortigen Expräsidenten zeigt dem syrischen Machthaber ein Menetekel, was auch ihm drohen könnte. Er und seine Clique hängen jedoch naturgemäß sehr am Leben und daher auch an der Macht.

Konklusion: So übel das Vorgehen Assads gegen die aufrührerischen Sunniten auch ist, so klar sollte es doch sein, dass ein militärisches Eingreifen wenig Sinn hat und vielleicht noch mehr negative als positive Folgen hat. Das sollte man zumindest aus dem Beispiel Irak gelernt haben.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Darabos, der letzte Privatisierer

06. Februar 2012 11:07 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie ist eine Möglichkeit, das Milliardenloch in den Staatsfinanzen zu verkleinern, ganz aus dem Regierungsdenken verschwunden: Privatisierungen. Nur einer in der Riege der Spare(bei-den-anderen)frohs ist munter auf dieser Schiene unterwegs: Verteidigungsminister Norbert Darabos. Ausgerechnet. Denn seinen brillanten Wirtschafts-Sachverstand hat er bereits bei seinen Eurofighter-Nachverhandlungen walten lassen. Und genauso treffsicher beweist er seine Effizienz nun bei der Privatisierung der Truppenübungsplätze.

Bei der ersten Privatisierungstranche dauerte es sechs Jahre, bis er den 53.000 Quadratmeter großen Truppenübungsplatz Oberfeld in der oberösterreichischen Dachsteinregion zum Schnäppchenpreis von 173.000 € an den Mann brachte. Immobilien-Tycoon Gerald Schweighofer wird jetzt dort ein Hotel bauen. Und er bekommt auch noch neun Bundesheerbeamte gesponsert, welche die veraltete Seilbahn betreuen, für weitere 18 lässt sich das Ministerium wenigstens den Salär refundieren. Und ein Rückgaberecht wurde Steigenberger auch noch eingeräumt, wenn er binnen Jahresfrist die Bewilligungen für seine Pläne nicht zusammentragen kann.
Ein Schnäppchen eben.
Jetzt kommt die zweite Privatisierungs-Tranche – immerhin 288 Quadratkilometer, darunter der Übungsplatz Allensteig. Dieser wirft jetzt schon Einnahmen aus Pacht und Jagdlizenzen ab. Und für ihn gibt es auch ein Heeres-Konzept für eine effektivere wirtschaftliche Nutzung – das freilich nicht präsentiert werden darf.
Denn so ist das im Reich von Norbert Darabos: Was ihm nicht genehm ist, darf es nicht geben. Wie sagte er doch bei der Präsentation seiner Probeläufe für sein Berufsheer-Steckenpferd: „Die Erfahrungswerte werden zeigen, dass mein Modell das beste ist.“ Na, wozu dann noch Erfahrungen sammeln, wenn der Minister ohnehin schon im Vorhinein weiß, was sie beweisen? Wladimir Putin weiß ja auch schon jetzt, wer am 4. März zum russischen Präsidenten gewählt wird. Und recht hat er.
Norbert Darabos weiß dagegen nicht, ob er nach der nächsten Wahl noch Verteidigungsminister ist. Er wird aber auf alle Fälle seine Handschrift unauslöschlich hinterlassen. Denn er kann noch fast die gesamte Heeresspitze austauschen, bevor er selbst abrüstet.
Was das bedeuten kann, will man sich ungern ausmalen. Denn der Minister geht, aber die führenden Beamten bleiben. Und wenn die Personalentscheide in bester Darabos-Manier erfolgen, dann werden wir noch lange an seiner ganz speziellen Kompetenz leiden.
Einer der ersten, den Darabos ersetzen kann, ist der giftigste Stachel in seinem Fleisch, General Entacher. Dass ein General in Österreich zum beliebten Volkshelden werden kann, hätte sich wohl vor der Ära Darabos niemand träumen lassen. Eigentlich ein Erfolg des Ministers. Wenn auch ein unbeabsichtigter, in dieser Art aber nicht sein einziger.
Wer hätte denn vor ihm je gedacht, dass ein Verteidigungsminister uns mit seinen Verordnungen, Initiativen und Weisungen immer wieder Stoff zum Lachen liefert?
In seinem ganz persönlichen Kampf gegen den WKR-Ball etwa: Es sollte doch ja keine Uniform zwischen den Couleurs tanzen. Also ließ er eine längst vergessene Uniformtrageerlaubnis-Verordnung herauskramen. Derzufolge darf die militärische Adjustierung nur bei Veranstaltungen von Gebietskörperschaften und besonderen familiären Feierlichkeiten getragen werden. Und so muss jetzt eine Genehmigung des Militärkommandos eingeholt werden, wenn ein junger Soldat in Uniform etwa zum Feuerwehrball gehen will. Der Bürokratieabbau lässt grüßen.
Schildbürgerstreiche aus dem Darabos-Ressort können aber nicht nur alle Steuerzahler gemeinsam teuer kommen, sondern auch Einzelpersonen.
So hat man jetzt befunden, dass man Kriegsmaterial nicht zerstören kann: Wer ein Maschinengewehr durchsägt, hat demnach keinen unbrauchbaren Schießprügel, sondern zwei Stück Kriegsmaterial. Die man nicht besitzen darf. Und aufgrund dieser Erkenntnis wurde dem Betreiber eines Bunkermuseums in Kärnten beschieden, dass er die ausgestellten Waffen, die ihm das Bundesheer selbst übergeben und angeliefert hatte, nach Wien zurückbringen muss – auf eigene Kosten. Der Kostenvoranschlag dafür beläuft sich auf schlichte 276.000 €.
Dafür hätte der gute Mann 53.000 Quadratmeter Dachsteinregion kaufen können und es wäre ihm noch ein hübsches Sümmchen übriggeblieben.

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Land der Gummi-Hämmer

05. Februar 2012 11:11 | Autor: Andreas Unterberger

Die tägliche Erfolgsmeldung zum Thema Regierungs-Einigungen beim Belastungspaket gerät zur nicht versiegen wollenden Quelle von Heiterkeit. Außer man hat keinen Galgenhumor. Denn je länger die koalitionären Steingebirge kreißen, desto mickriger wird so manches Mäuschen, das sie gebären. Und das eigene Unvermögen übertönt man dann mit großen Worten, die man dem Boulevard spendet. „Richtige Hämmer bei den Pensionen“ kündigt Michael Spindelegger an. Und der Oberhammer ist: Bis 2020 soll das (faktische, nicht das gesetzliche!) Pensionsantrittsalter um 4 (in Worten: vier!) Jahre angehoben werden.

Da sind wir dann schon bei einem durchschnittlichen Ruhestandsbeginn von sage und schreibe 62,1 Jahren – also noch immer ein paar Jahre weit entfernt von unserem derzeitigen gesetzlichen Pensionsalter.
Der österreichische Pensionshammer ist also aus Gummi.
Andere Länder mögen das vorgeschriebene Ende des Arbeitslebens angesichts der stetig steigenden Lebenserwartung hinaufsetzen – Deutschland, Spanien halten schon bei 67, sogar in Italien wird binnen sechs Jahren auf 66 erhöht, ganz fortschrittliche Länder wie Dänemark sehen die Lösung überhaupt im Aufheben dieser starren Grenze.
Wir aber, die wir schon jetzt 70 Prozent der Lohnsteuereinnahmen in Pensionszuschüsse buttern, wir leisten uns ein Hinterherhecheln hinter unseren eigenen gesetzlichen Regelungen, ohne sie je zu erreichen.
Das das nie funktionieren kann, wissen natürlich auch die regierenden „Krisenmanager“. Sie fürchten sich aber nicht vor der Lawine an bösen Folgen ihrer unterlassenen Handlungen, weil die ohnehin erst unsere Kinder treffen wird. Sie können auch in Krisenzeiten, in denen uns das Wasser schon über die Nase steht, nur bis zum nächsten Wahl/Zahltag denken. Und sie fürchten sich, darum benützen sie große Worte. Wer sich im Dunkeln fürchtet, der pfeift bekanntlich auch besonders laut.
Eigentlich gibt es nur einen Schluss: Wenn unsere Koalitions-Berge weiterhin auf diese Art und Weise kreißen, wäre es Zeit, dass ein Monti herauskommt. Die Frage bleibt nur: Wer ist der österreichische Experte, der sich das antut? Der endlich den Sachverstand in die Regierung bringt, den Faymann, Spindelegger & Co nicht einmal als Berater bei ihren ohnmächtigen Bemühungen hinzuziehen? Was brauchen die denn auch Experten, wenn sie ihre AK-, Gewerkschaft-, Kammer- und Bauernvertreter haben?
Zeit für eine weitere Reform der Bundeshymne: Wenn das die Hämmer sind, die wir besingen, ist nämlich das darauf folgende Wort „zukunftsreich“ alles andere als korrekt.
 

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Vom faulen Reform-Zauber

04. Februar 2012 10:45 | Autor: Andreas Unterberger

Der Vorgeschmack auf die Qualität des Spar- und Schröpfpakets der Regierung ist bitter – aber nicht unerwartet: Die laut verkündeten Durchbrüche auf dem Gebiet der Gesundheits(kosten)reform, die uns ereilt haben, sind nicht mehr als nette, halb verhandelte Absichtserklärungen. Vor Reform keine Spur – wie auch, wenn man jahrelang jede Reform-Anstrengung vermeidet und dann unter dem gnadenlosen Diktat der Schuldenkrise ganz schnell etwas zusammenschustert.

Zuerst kam das erste Ei des Kolumbus: Die Gesundheitsausgaben dürfen nicht mehr stärker wachsen als die Wirtschaftsleistung. Der Applaus war noch nicht verklungen, da relativierte der Gesundheitsminister: Ja, das ist schön, aber wann diese Kostenbremse zum Tragen kommen kann, lässt sich nicht sagen. Jedenfalls nicht sofort, denn jetzt müssen erst die zähen Verhandlungen mit den Ländern geführt werden.
Auch das zweite Ei ist von windiger Qualität: Eine Steuerungsgruppe soll sicherstellen, dass die Spitäler, Ambulanzen und niedergelassenen Ärzte gemeinsamer Planung und Finanzierung unterlagen. Jubel, Trubel – und Heiterkeit: Wir haben ein neues Gremium, nur leider ist über sein Funktionieren gar nichts fix. Am allerwenigsten die alles entscheidende Frage, wer die Mittelverteilung über hat. Und dass der Reform-Verhandler der Bundesländer, Oberösterreichs Josef Pühringer, seine Vorstellung unmissverständlich klar gemacht hat, lässt nichts Gutes erwarten. Er verlangt, dass Bund und Krankenversicherungen das Geld zur Verfügung stellen und die Länder es verteilen.
Den Status quo nennt man also Reform.
Wohin die Allmacht der Bundesländer führt, das wissen wir längst.
Umso rührender war denn auch der treuherzige Auftritt des Steirers Franz Voves im Bundesrat. Die Bundesregierung soll es doch genauso machen wie die steirische: Notwendige Sparmaßnahmen gemeinsam ohne Rücksicht auf die eigene Klientel durchziehen, zusammenhalten, die Parteiinteressen hintanstellen und sich erst in zwei, drei Jahren wieder im parteipolitischen Kleinkrieg üben.
Der Sparmeister aus der grünen Mark hat freilich zweierlei übersehen: Es selbst und sein schwarzer Partner haben ihr Sparprogramm unmittelbar nach Wahlen beschlossen. Die Kollegen auf Bundesebene, erstmals im Genuss einer fünfjährigen Gesetzgebungsperiode haben hingegen jahrelang jede Handlung vermieden und müssen sich spätestens im nächsten Jahr dem Wähler stellen. Angesichts dieses Damoklesschwerts ist ihnen natürlich das Parteiwohl viel näher als das Staats-Ganze. Dabei haben Gusenbauer-Molterer mit genau dem Argument, dass große Würfe längere Atempausen zwischen Wahlen brauchen, die Verlängerung der Legislaturperiode erfunden.
Noch viel fataler ist der zweite Denkfehler beim steirischen Nachhilfeunterricht: Ein Land allein kann alles Mögliche beschließen, der Bund aber muss sich bei fast allem gegen neun Landeskaiser durchsetzen. Die Länderegoismen, die Landeskaiser-Allüren sind die Kehrseite des Föderalismus. Daran sind bisher noch alle Reformideen gescheitert. Das ist allen Beteiligten klar, aber niemand hat bisher den notwendigen Rückbau der Länder-Allmacht begonnen.
Nur: Solange die Landeskaiser nach eigenem Belieben das Geld ausgeben dürfen, werden viele dringliche Reformen nie stattfinden – von der Gesundheit, über das Schulwesen, die Verwaltung etc.
Doch der Mutige, der die neun hungrigen Löwen bändigt, muss erst gefunden werden. Für die Bewältigung der Schuldenkrise kommt er jedenfalls zu spät – falls er je kommt.
 

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Fußnote 259: Frau Karl und der Hendldieb

03. Februar 2012 09:01 | Autor: Andreas Unterberger

Wieso ist Grasser nicht eingesperrt, wo doch jeder Hendldieb gleich sitzt? „Weil der Hendldieb sein Hendl nicht auf den Cayman Islands vergräbt.“ Das ist kein schlechter politischer Witz, sondern die Tragödie der Gedankenwelt der Beatrix Karl.

Mit diesem schiefen Bild begründet sie nämlich öffentlich die Imageprobleme der österreichischen Rechtssprechung. Und macht zum wiederholten Male sichtbar, dass ausgerechnet die Justizministerin das Recht dem Boulevard beugt. Dass allwöchentlich Details aus den Akten der ermittelnden Behörden auf den Schreibtischen befreundeter Redaktionen landen und die Schlagzeilen-Urteile ebenso oft mit dem Etikett „Grasser endlich gefasst!“ veröffentlicht werden, ist schon Skandal genug. Wenn es die Zeitungen so genau wissen, dann braucht es doch gar kein Verfahren, schon gar kein gerechtes. Sperrt den Hendldieb endlich aufgrund der Zeitungsberichte ein. Diese Vorverurteilungen transportiert die Justizministerin genüsslich mit und beschädigt mit ihren dümmlichen Aussagen den Rechtsstaat noch weiter.
Das ist ein Rücktrittsgrund. Denn mit ihrem Hendl-Vergleich hat sie nicht nur sich, sondern der ihr anbefohlenen Justiz ein mehr als faules Ei gelegt.
 

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SN-Kontroverse: Frauen-Pensionsalter

03. Februar 2012 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der  Salzburger Nachrichten  eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Gehen Frauen zurecht früher in die Pension?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden

Zuerst Diskriminierung kippen!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at)

Wenn es schwierig wird, müssen die Frauen dran glauben. Jetzt ist es wieder einmal soweit. Sie sollen um fünf Jahre länger arbeiten, um die Staatsschulden in den Griff zu bekommen. Obwohl Frauen in fast allen Bereichen benachteiligt sind. Ihr Verdienst ist weit geringer. Im Durchschnitt bekommen Frauen für gleichwertige Arbeit rund 40 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Karriere ist hingegen nicht für sie vorgesehen. In den Führungsetagen und in den Aufsichtsgremien großer Unternehmen sind Frauen stark unterrepräsentiert. Der Frauenanteil in den Chefetagen ist traditionell niedrig und stagniert seit Jahren. In der Geschäftsführung liegt der Frauenanteil bei nur 4,6 Prozent; im Aufsichtsrat bei neun Prozent. Dafür sind Frauen mehrfach belastet. Sie kümmern sich nach wie vor in erste Linie neben dem Job um Haushalt und Kindererziehung. Wenn dieser Lebensabschnitt vorbei ist, leisten sie den Großteil der Pflegearbeit. Die Diskriminierung der Frauen endet nicht im Pensionsalter, sondern da wird sie noch vertieft: Während Männer auf eine durchschnittliche monatliche Pension von 1288 Euro kommen, beläuft sich diese bei Frauen lediglich auf 786 Euro.

Frauen werden außerdem vom Arbeitsmarkt früher „ausgemustert" als Männer. Wird eine Frau mit 50 Jahren arbeitslos gilt sie de facto als nicht mehr vermittelbar. Das Risiko, in Armut abzugleiten, ist für Frauen deutlich höher als für Männer. Jede dritte allein lebende Pensionistin in Österreich ist armutsgefährdet. Dass Frauen früher als Männer in Pension gehen dürfen, ist daher mehr als gerechtfertigt. Es besteht nicht der geringste Grund, die derzeitige Rechtslage, wonach des gesetzlichen Pensionsalters von Frauen ohnedies ab 2024 bis 2033 an das der Männer anzugleichen ist, früher zu kippen.
 

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Weder gerecht noch nachhaltig

Andreas Unterberger

In der großen Mehrheit der Staaten gilt seit Langem für Männer und Frauen das gleiche Pensionsantrittsalter. Immer mehr Länder haben dieses Alter schon auf 67 Jahre erhöht. Österreichs Feministinnen hingegen wollen mit Hilfe von Rot und Grün das gleichheitswidrige Privileg eines früheren Antritts bis 2033 verteidigen.

Was absurd ist. Denn genau dieser frühe Pensionsantritt ist eine Hauptursache für das statistisch niedrigere Durchschnittseinkommen von Frauen. Verdient man doch laut den meisten Kollektivverträgen und Dienstordnungen in den letzten Dienstjahren am meisten. Angesichts ihres früheren Pensionsantritts, ihrer höheren Lebenserwartung und ihrer geringeren Pensionsbeiträge sind die Frauen zu drei Viertel für die wachsende Lücke in den Kassen der Pensionsversicherung verantwortlich. Das ist das Gegenteil von „Gerechtigkeit", welche die SPÖ gerne plakatiert. Diese aus dem Budget zu deckende Pensionslücke wird jedes Jahr größer und kann nur noch durch ständig wachsende Schulden gedeckt werden. Die Pensionen sind - zusammen mit den ÖBB und den Zinsen für die alten Schulden früherer Verschwenderregierungen - der weitaus größte Defizittreiber und damit Hauptursache des Sinkens unserer Kreditwürdigkeit. Das ist das Gegenteil von „Nachhaltigkeit", von der die Grünen ständig schwadronieren. Dieses Privileg wird gerne mit der Kindererziehung begründet. Jedoch: Angesichts der immer größeren Zahl von kinderlos bleibenden Frauen gibt es keinen Grund, den wichtigen Beitrag der Mütter zu unserer Zukunft über das Pensionsantrittsalter aller Frauen zu belohnen. Gerecht wäre hingegen eine Unterstützung nur für die Mütter mehrerer Kinder. Ihnen sollten nicht nur maximal vier Jahre pro Kind als Beitragsjahre gutgeschrieben werden, sondern jedes Jahr, das sie ihre Berufstätigkeit der Kinder wegen unterbrechen.

 

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Das feministische Evangelium

02. Februar 2012 13:57 | Autor: Andreas Unterberger

Es fühlt sich fast wie Gotteslästerung an, wenn man dem überall gepredigten feministischen Evangelium Fakten entgegenhält. Ist doch die angebliche schwere Benachteiligung der Frauen das zentrale Axiom des Zeitgeist-Denkens geworden.

Ein neues Kapitel dieses Evangeliums ist der Gehaltsrechner der Frauenministerin. Damit könne man feststellen, ob man zu wenig Gehalt bekommt. Dieser Behauptung lebt jedoch von der spaßigen und nur in Beamtenhirnen überlebensfähigen Illusion, dass sich der Wert eines Mitarbeiters ausschließlich nach dem Formalkriterium des Bildungsabschlusses richtet. Was aber noch absurder ist: Der Gehaltsrechner macht auch keinen Unterschied zwischen den – vom Markt heftig nachgefragten – Absolventen einer technischen Ausbildung und jenen eines geisteswissenschaftlichen Billigstudiums. Für dessen Absolventen interessiert sich aber außerhalb von Schulen und Universitäten kaum ein Arbeitgeber. So schön und spannend die Geisteswissenschaften für die persönliche Allgemeinbildung auch sind. 

Hinter diesem Milchmädchenrechner steckt die Tatsache, dass junge Männer und Frauen sehr unterschiedliche Studien wählen: Bei den technischen Studien sind 20,5 Prozent der Absolventen weiblich; bei den geisteswissenschaftlichen hingegen 76,1 Prozent! Trotz dieser gravierenden Differenz werden wir weiterhin von Politik und Medien die Mär hören, dass beides „gleiche Arbeit“ wäre, die nur auf Grund der bösen Macho-Arbeitgeber ungleich bezahlt würde.

Für die Feministinnen peinliche Ergebnisse bringt auch die von ihnen selbst erkämpfte Gender-Analyse des Budgets. Denn beim größten Brocken, den Pensionen, stellte sich heraus, dass 5,7 Milliarden Euro des Bundeszuschusses Frauen zugute kommen und nur 2,1 Milliarden Männern.

Ein weiteres Lieblingsthema feministischer Propaganda sind die Aufsichtsräte. Mit aller Energie wird für diese um eine Frauenquote gekämpft, die man sogar gesetzlich erzwingen will. Als einziges Argument wird auf Norwegen verwiesen, wo es das schon seit einigen Jahren gibt.

Was stimmt. Aber die erste unabhängige wissenschaftliche Studie, welche die Auswirkungen der dortigen Aufsichtsrats-Quote untersucht, zeigt ein sehr negatives Ergebnis. Die Studie wurde von der University of Michigan erstellt. Sie zeigt, dass der Zwang, mindestens 40 Prozent Frauen in den Führungsgremien zu haben, den norwegischen Aktiengesellschaften massiv geschadet hat. Es kam zu einer signifikanten Zunahme von Firmen-Verkäufen; die Bilanz-Ergebnisse haben sich als Folge der Unerfahrenheit auf der Chef-Ebene deutlich verschlechtert; die Börsenkurse erlitten einen scharfen Knick; und auch der Messwert Tobin’s Q ist deutlich gefallen (der den Börsenkurs in Relation zum Wiederbeschaffungswert der Investition setzt).

Wetten, diese Studie wird ob ihres Ergebnisses von Politik und Medien ignoriert werden und das Trommelfeuer „Her mit der Frauenquote in Aufsichtsräten“ geht weiter?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Schafft die Orden ab!

01. Februar 2012 08:34 | Autor: Andreas Unterberger

Der dauerlächelnde Opa der Nation gibt also dem ungehorsamen Enkel das neue Spielzeug nicht: Die Ordensverweigerung Heinz Fischers an H.C. Strache löst weiten Jubel aus – was zu erwarten war. Und der Jubel ist so laut, dass er vieles zudeckt, was eher betretenes Schweigen verursachen sollte.

Das beginnt schon mit der Quelle: Ein Journalist verkleidet sich als Burschenschafter und gibt den Strache-Bewunderer, um auf dem WKR-Ball „verdeckt zu ermitteln“. Statt der erhofften Beweise von dort getätigten „rechtsextremen Geschäften“, von denen man im Vorfeld der Veranstaltung gefaselt hat, bringt er empörende Strache-Sager aus einem Privatgespräch mit. Und die Republik steht Kopf, keiner fragt, was für eine Art von Journalismus das ist, und ob man denn solchen „wörtlichen“ Berichten auch trauen kann. Fragt der HBP den bösen Strache, was er dazu sagt? Das Schreckliche ist, dass man an diese Wortwahl Straches glaubt. Aber glauben genügt nicht.
Verliert der HBP – sonst immer ausgewogen nach allen Seiten – ein einziges Wort über unanständige Methoden einer so genannten Qualitätszeitung, die sich kaum mehr von jenen ungustiösen Boulevardblättern abheben, deren Reporter sich verkleidet in Krankenzimmer schleichen, um „Exklusivberichte“ zu bekommen?
Es hat auch keinen Sinn, darüber lange zu diskutieren, ob die Sager so gemacht wurden. Dem „Aufdecker“ wird ohnehin geglaubt – und man kennt den Zungenschlag des Herrn Strache. Fair wäre es gewesen, hätte man vor der „Bestrafung“ mit dem „Beschuldigten“ gesprochen, wenn man schon Bundespräsident ist. So funktioniert das aber nicht, in unserem Land.
Im Namen des „Antifaschismus“ scheint alles erlaubt.
Über wirklich nicht entschuldbare Attacken bei der Demo vor dem Ball wird nicht gesprochen – wohl, weil die Verletzten „nur“ Polizisten und Ballbesucher waren. Dass die Berliner Kommunisten das Fahrgeld für die Krawalltouristen gesponsert haben, für jene Kapuzenträger, die als Speerspitze der „friedlichen“ Demo auch einen keineswegs harmlosen Sprengsatz bei sich führten, wird verschwiegen. Es wird suggeriert, dass man sich gegen „Rechts“ wehren muss. Und dass man dabei nur – wie die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek unwidersprochen zitiert wurde – dem „antifaschistischen Auftrag unserer Verfassung“ nachkommt.
Auch das kann zu gefährlicher Fanatisierung führen. Und keinem der jungen Menschen, die an ihre Mission als Vertreter eines „anderen, besseren Österreich“ glauben, sagt jemand: Der gefahrlose Kampf gegen einen aufgebauten Popanz „Rechts“ ist eines. Aber genauso mutig seiner Überzeugung zu folgen, wenn die dafür erforderliche Zivilcourage auch nur die eigene Karriere kosten könnte, ist viel schwerer. Davon sollte Heinz Fischer den jungen Menschen erzählen. Er kennt das ja nur zu gut.
Schließlich war er Kreiskys williger Erfüllungsgehilfe in dessen verbissenem Kampf gegen den großen Simon Wiesenthal. Und bis heute hat sich Heinz Fischer für seine unrühmliche Rolle nie entschuldigt. Wo man doch in unserem Land dauernd öffentliche Entschuldigungen einfordert.
Aber vielleicht sollten wir aus dieser in jeder Hinsicht unappetitlichen Affäre nur einen einzigen Schluss ziehen: Nach den Diplomatenpässen gehören auch die Sitzfleisch-Orden abgeschafft. Ausnahmslos.
Wir haben im Augenblick wirklich größere Sorgen. Ist da nicht eine Staatsschuldenkrise?

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Südtirol oder: Wenn Träume in Erfüllung zu gehen drohen

31. Januar 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Manche sehnliche Wünsche nähern sich erst dann in Verwirklichung, wenn man das Interesse an ihrer Erfüllung längst verloren hat. Die meisten Erwachsenen sind halt nicht mehr interessiert, wenn sie eines Tages das einst unerreichbar gewesene Kinderspielzeug geschenkt bekommen. Sollte das auch mit den nun schon 90 Jahre alten Wünschen der Südtiroler der Fall sein, den Status als italienische Kriegsbeute zu verlieren? Das wäre frappierend, war doch Südtirol vor einer Generation noch eines der heikelsten Probleme Europas.

Durch die existenzielle Krise Italiens ist die Chance der Südtiroler, nach einem Jahrhundert der italienischen Herrschaft ihr Schicksal wieder selbst bestimmen zu können, jedenfalls wieder gewachsen. Nur in den unmittelbaren Nachkriegsmonaten des Jahres 1945 hat es schon einmal ein ähnliches Fenster gegeben, durch das der Blick auf das – damals – heftig ersehnte Selbstbestimmungsrecht geöffnet worden ist.

Macht Schuldenkrise einen Freikauf denkbar?

Freilich sollte man die Lage nüchtern betrachten. Noch denkt in Italien kaum jemand ernsthaft daran, eine Sezession Südtirols zuzulassen. Aber die sich rapide verschlechternde wirtschaftliche Situation könnte die seit einigen Wochen kursierenden Südtiroler Vorschläge, sich die Freiheit gleichsam zurückzukaufen, sehr rasch aktuell machen. Südtirol ist in den letzten Jahrzehnten vom Armenhaus zu einer der reichsten Provinzen Europas geworden und kann sich daher etliches leisten. Nach dem jahrelangen Freiheitskampf hat das Südtirolpaket 1969 den Südtirolern eine teilweise Autonomie und vor allem viel Geld gebracht.

Noch mehr könnte sich Südtirols Chancen erhöhen, sollte parallel der Sezessionswunsch der Lega Nord in Erfüllung gehen. Die Lega kämpft seit etlichen Jahren vehement für eine weitgehende oder sogar totale Trennung des Nordens (insbesondere der ehemals habsburgischen Regionen Lombardei, Venetiens und Friauls) von Mittel- und Süditalien. Damit würden dort Grenzen, die über fast eineinhalb Jahrtausende bis tief ins 19. Jahrhundert kulturbildend gewirkt haben, wieder neu erstehen. Damit wären aber auch Südtirols Grenzen zur Disposition gestellt. Denn damit wäre der Anspruch des panitalienischen Nationalismus auf den Alpenhauptkamm als Grenze verloren.

Natürlich ist auch eine Erfüllung der Lega-Pläne nach wie vor unrealistisch. Die Lega hat zwar von Silvio Berlusconi – selbst ein Norditaliener – im Gegenzug für die Mehrheitsbeschaffung immer wieder Zusagen für mehr Eigenständigkeit des Nordens erhalten. Aber Berlusconi ist letztlich einer Einlösung immer wieder entkommen.

Der Leidensdruck ist verschwunden

Für eine Realisierung aller Sezessions-Pläne fehlt aber neben der Zustimmung in Italien noch etwas zweites: ein klarer Wille der Südtiroler. Dort ist nämlich eine neue Generation erwachsen, die sich mit diesen Fragen nicht mehr wirklich tiefgehend befasst. Die kaum noch Leidensdruck als Folge der Zugehörigkeit zu Italien empfindet.

Die politische Führung der Südtiroler hat zwar nie auf das Selbstbestimmungsrecht verzichtet, hat diese Forderung aber nach Abschluss des Südtirolpakets nicht mehr forciert. Sie macht seither einen intellektuell nur schwer nachvollziehbaren Unterschied zwischen Selbstbestimmungsrecht und Anspruch auf dieses Recht.

Dieser Eiertanz war sozusagen eine stillschweigende Gegenleistung für die weitgehenden finanziellen Konzessionen der Italiener. Parallel dazu hat auch in der Südtiroler Bevölkerung der Leidensdruck stark abgenommen. Südtirol war einst bitterarm und ist heute sehr reich. Überdies ist durch den österreichischen EU-Beitritt und den Schengen-Vertrag am Brenner die einst so explosive Staatsgrenze gar nicht mehr sichtbar.

Autonomie in 60 Punkten verletzt

Nun aber ändern sich die Rahmenbedingungen wieder. Das Sanierungspaket Mario Montis fährt mit einem unbarmherzigen Rasenmäher auch über die Rechte der Südtiroler drüber. Wenn in Italien viele Regelungen liberalisiert werden, viele Tätigkeiten nicht mehr an Konzessionen gebunden sind, dann lösen sich natürlich auch die autonomen Regelungen der Südtiroler auf. In Bozen spricht man davon, dass die Autonomie in nicht weniger als 60 Punkten betroffen ist.

Die Südtiroler spüren plötzlich wieder massiv, dass sie halt doch Teil Italiens sind, und dass die Benefizien der letzten Jahrzehnte doch nur auf fragiler Grundlage gestanden sind. Daher wird sich in den nächsten Monaten die Los-von-Rom-Stimmung der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung zweifellos wieder vergrößern.

Wenn das eintritt, dann kommt aber auch die österreichische Seite ins Spiel. Sind die Österreicher überhaupt noch an einer Heimkehr Südtirols interessiert? In der Alpenrepublik ist inzwischen eine ganze Generation nachgewachsen, für die Südtirol nie ein Thema gewesen ist. Das gilt sowohl für die Bevölkerung wie auch die Politik. Bei der ja die Absenz einer Außenpolitik jeglicher Art seit einigen Jahren oberste Regierungslinie ist. Diese enorm gewachsene Gleichgültigkeit paart sich in Nordtirol selbst zum Teil auch mit einem gewissen Neid auf den wirtschaftlichen Überholkurs der Landsleute südlich des Brenners.

1945 war Südtirol noch das zentrale Thema

Diese Gefühle stehen im massiven Gegensatz zu früheren Jahrzehnten. Sowohl nach dem ersten Weltkrieg wie auch noch viel mehr nach dem zweiten war die Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler oberstes nationales Anliegen der Alpenrepublik gewesen. Historiker stellen erstaunt fest, dass dieses Verlangen in Österreich nach 1945 sogar lauter gewesen ist als etwa der Ruf nach einem Staatsvertrag oder einem Abzug der Besatzungsmächte.

Auch noch in den 60er Jahren haben die Sympathien mit dem Südtiroler Freiheitskampf – und seinen Bomben vor allem auf Hochspannungsleitungen oder italienische Denkmäler – und den dann in italienischen Gefängnissen gefolterten Bombenlegern ganz Österreich zutiefst bewegt. Nicht nur bürgerliche Österreicher wie Fritz Molden oder Gerd Bacher unterstützten mehr oder weniger insgeheim die Kämpfer, sondern etwa auch Bruno Kreisky. Und die Bürger bangten und hofften sowieso ganz offen mit den Südtirolern.

Deren Kampf hatte ja dann trotz seiner brutalen Unterdrückung mit Erringung der Teilautonomie auch zumindest einen teilweisen Erfolg. Eine ungeplante und heute erst sichtbar gewordene Nachwirkung dieser Autonomie war aber, dass in Österreich seit den 70er Jahren schlagartig das Interesse an Südtirol verloren gegangen ist. Weder in den Medien noch in den Schulen noch an den Stammtischen ist heute das Los der Südtiroler ein emotional besetztes Thema.

Südtirol bekam sogar den Beigeschmack, ein rechtsradikales Anliegen zu sein – obwohl das Land von Hitler einst an Italien verraten worden ist. Dieser Verrat war eine zynische Gegenleistung für die Bündnistreue Mussolinis. Die kleine Nachkriegsrepublik setzte sich dann hingegen sehr tapfer für die Rechte der Minderheit ein.

Heute ist es aber jedenfalls eher fraglich, ob sich Politiker oder Bürger noch irgendwie für eine Heimkehr Südtirols engagieren würden, sollte sich das kleine historische Fenster noch weiter auftun. Man hat ja längst seine eigenen kleinen und derzeit großen Sorgen. Schon die von einigen Südtirolern vorangetragene Bitte, dass Südtiroler (auch) einen österreichischen Pass bekommen können sollten, ist in Wien und Innsbruck auf desinteressierte Ohren gestoßen. Hinter formaljuristischen Vorwänden verbargen sich auch viel Neid und Ahnungslosigkeit.

Ein Freistaat als Alternative?

Daher gibt es für den Fall, dass Südtirol das Selbstbestimmungsrecht anwendet, auch noch eine andere Möglichkeit: dass Südtirol statt zu Österreich zurückzukehren zu einem Freistaat wird. Dafür spricht auch die Tatsache, dass heute noch immer rund 25 Prozent der dort lebenden Menschen Italiener sind (bis zum Paket waren es sogar deutlich mehr).

Diese Italiener würden in Österreich natürlich ein umgekehrtes Minderheitenproblem darstellen, auf das dieses Land in keiner Weise vorbereitet ist.

PS.: Eine weiteres Nord-Südtiroler Thema als Folge der Schuldenkrise ist im übrigen der Brennertunnel. Selbst wenn es heute noch niemand zugeben will, scheint der Bau des Mega-Tunnels auf Grund der italienischen Finanzprobleme langfristig extrem fragwürdig. Das wird er freilich auch zunehmend auf Grund der österreichischen Defizite. Daher wächst ringsum die Überzeugung: Es wäre jetzt doppelt leichtfertig, noch irgendeinen weiteren Euro im Boden unter den Alpen zu vergraben.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Fußnote 258: Glawischnig haidert

30. Januar 2012 11:49 | Autor: Andreas Unterberger

Eva Glawischnig will das Sparen revolutionieren: Eine Krankenversicherung für alle, eine Pensionsversicherung für alle. Mit diesen grünen Sparvorschlägen geht sie in die Verhandlungen mit dem Vizekanzler.

Grün?
Diese Systemrevolutionen haben wir doch schon gehört. Und zwar nicht nur einmal. Es waren die gebetsmühlenartig wiederholten Forderungen des grünen Gott-sei-bei uns – Jörg Haider. Übernommen und aufpoliert von H. C. Strache.
Und jetzt ist Frau Glawischnig auf den Haider gekommen.
Entweder Eva Glawischnig hat kein politisches Gedächtnis oder sie steht mehr unter Druck, als es die Wortmeldung des Tiroler Grünen Gebi Mair vermuten lässt. Der zettelte nämlich eine Obfrau-Diskussion an, weil er endlich frischen Wind an der Grünen-Spitze will. Nur dass der so blau weht, das hat er sich wohl nicht erwartet. Sonst hätte er sich nicht so schnell für sein Aufmucken wieder entschuldigt. Ob er jetzt die Entschuldigung zurücknimmt?

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Fußnote 257: Ein Orden für Häupl, bitte!

30. Januar 2012 11:46 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn demnächst die Republik in der Oper tanzt, werden Faymann, Spindelegger und eine Reihe von bisher undekorierten Ministern also mit ihren hübschen neuen Orden antreten, die ihnen der Bundespräsident umgehängt hat – als Belohnung für ihr Sitzfleisch. Das jahrlange Ausharren auf ihren Posten ist nämlich ihre gewürdigte Leistung, nicht irgendwelche effiziente, ambitionierte oder auch nur dringend notwendige Regierungsarbeit. Für Michael Häupl, der ohnehin schon schwer an Ehrenzeichen trägt, müsste aber dringend noch ein viel höherer, neuer Orden kreiert werden.

Sein Radio-Interview „Im Journal zu Gast“ war illuminierend (oder doch illuminiert?). Dass er jedwede Art der Haushaltskonsolidierung als Kaputtsparen wegschimpft, dass er exorbitante Wiener Gebührenerhöhungen als „seit 15, 20 Jahren überfällig“ schönlügt, das alles kennt man. Auch sein schmerzhafter Gebrauch der deutschen Sprache ist nicht neu. Diesmal aber rutschte ihm mitten in seinen aufgeregten Schimpftiraden heraus, was sein Verständnis von Demokratie ist.
Seit vielen Jahren vollzieht Wien die Schüsselsche Pensionsreform nicht nach. Mit immer neuen Scheinargumenten wurde dieses teure Privileg der Wiener Stadt-Diener verteidigt. Die überhöhte Rechnung zahlen ohnehin wir alle.
Diesmal aber sprach Häupl Klartext: „Dass wir als Sozialdemokraten eine schwarz-blaue Pensionsreform durchziehen, das ist ja absurd!“
So ist das also: Für Sozialdemokraten gelten nur Gesetze, die ein Parteifreund durchbringt? So funktioniert Demokratie – in Wien.
Für dieses Bekenntnis gebührt Michael Häupl wirklich ein besonderer Orden. Und zwar kein Faschings-Orden. Denn das ist gar nicht lustig.
 

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Burgstaller und Merkel: Zweimal Hoffnung und zurück

30. Januar 2012 09:53 | Autor: Andreas Unterberger

Die Hoffnung, dass sich in Österreich und Europa der Verstand doch noch durchsetzt, blitzt manchmal kurz auf. Doch – ganz konträr zu dem beliebten Spruch, dass sie das zuletzt tut – stirbt sie sehr schnell wieder. Zumindest hierzulande. Ob in der EU ebenfalls, das werden die nächsten Stunden und Tage zeigen.

Von der Öffentlichkeit kaum – weil von den Meinungsmachern nur ungern – wahrgenommen, hat die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller gemeinsam mit den Salzburger Schwarzen einen Tabubruch durchgesetzt, der wie ein Aufbruch des gesunden Politikerverstands wirkt: Die Salzburger Landesregierung hat eine Aufforderung an die Bundesregierung beschlossen, die Studiengebühren wieder einzuführen. Prompt erntete sie Rücktrittsforderungen aus den Reihen der jungen Sozialisten sowie schnoddrige Abfuhren von Faymanns Laura (Rudas) und der SP-Wissenschaftssprecherin Andrea Kunzl.
Damit war das Aufflackern von Sachverstand wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Jetzt sollen gar nicht die zum Überdruss wiederholten und allseits bekannten Argumente für diese Maßnahme wiedergekäut werden. Aber: Ist es nicht eine Frage der Gerechtigkeit, dass in Zeiten der Schröpfzüge bis hin zu den Pensionisten auch die Studenten wieder für aus Steuergeld finanzierte Leistungen wenigstens einen symbolischen (in China sind Studiengebühren höher!) Tribut entrichten müssen?
Faymanns Gerechtigkeit gibt’s halt nur auf dem Plakat.
Zu hoffen steht, dass dem zweiten bemerkenswerten Aufbruch, diesmal von Angela Merkel, nicht ein ähnliches sang- und klangloses Verschwinden beschert ist – und zwar in unser aller Interesse.
Die Deutschen fordern, dass die EU den Griechen einen Sparkommissar hinsetzt, der die Budgetgebarung überwacht und sogar mit einem Vetorecht ausgestattet ist. In Athen hat der Vorschlag sofort zu radikalen Verbalinjurien geführt – was zu erwarten war. Von einem „Gauleiter“ ist da die Rede, von einer Demütigung, die man nicht hinnehmen kann.
So sieht die „Solidargemeinschaft“ aus: Nehmen kann man unser Geld und es dann auch nicht mehr zurückzahlen wollen – darauf bereiten uns bereits Kommissar Rehn und der Präsident der Eurozone, Jean Claude Juncker, vor. Aber bei der Art und Weise, wie man mit unseren Milliarden umgeht, da ist man „autonom“. In dieser Budget-Autonomie lag im Falle der Griechen ja der Urgrund der Katastrophe. Sie waren so autonom unehrlich, dass sie sich den Eintritt in die gemeinsame Währung mit falschen Angaben erschlichen haben.
Also wäre ein „Aufpasser“ wohl mehr als gerechtfertigt, wenn es jetzt um die Schutzschirm-Milliarden geht. Mit dubiosen „Listen der Schande“ im Internet kann man vielleicht einen Herrn Kräuter in der österreichischen SP-Zentrale beeindrucken, aber keinen müden Cent in die Staatskasse bringen. Und viele andere Maßnahmen der Regierung Papademos scheinen die gleiche (Un-)Wirksamkeit zu haben.
Es wird also Zeit, dass die EU sich einmischt. Angela Merkel hat das verstanden. Vielleicht kann sie sich durchsetzen.
Die Hoffnung stirbt – eben doch – zuletzt.
 

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Wien: Schaffen die Schwarzen noch einmal ein Comeback?

29. Januar 2012 00:55 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiener ÖVP hat nach langen Mühen einen neuen Obmann gefunden, einen weiter nicht sehr bekannten Mann. Was noch nicht viel heißt, da von den Bekannten ohnedies keiner brauchbar UND willig gewesen ist. Der neue hat immerhin den einen Vorteil, bisher im Gegensatz zu seiner Vorgängerin keine erkennbaren Fehler begangen zu haben. Jetzt hat er sich allerdings einen Ratgeber geholt, wie er verkündet: Der Ratgeber heißt Erhard Busek.

Kann man Manfred Juracka seither noch immer zubilligen, fehlerlos zu agieren? Ich zweifle. Denn Busek hat nachweislich den steilen Abstieg der Wiener ÖVP ausgelöst. Busek ist zwar ein brillanter Intellektueller, aber zugleich auch ein immer wieder heftig polarisierender Politiker. Eines hat er aber geradezu genial verstanden: Er verkauft bis heute seine Wiener Zeit als Erfolgsgeschichte. Was sie aber nicht war.

Busek hat die Partei tief gespalten, was jahrzehntelang tiefe Wunden hinterlassen hat. Denn er hat alle Konservativen ständig als „Stahlhelmfraktion“ verhöhnt, er hat ständig gegen seinen relativ arglosen Parteiobmann Alois Mock intrigiert und er hat viele junge Bürgerliche, die sich um ihn geschart haben, geistig zu den Grünen geführt. Das Alles soll für eine bürgerliche Partei nicht sonderlich gesund sein.

Und jedenfalls sprechen die harten Fakten gegen Buseks Erfolgsmär. Zwar hat er bei den Wahlen 1983 mit 34,8 Prozent das drittbeste Nachkriegsergebnis der Stadtschwarzen erzielt. Aber er hat vier Jahre später, also 1987, auch mit 28,4 Prozent das bis dahin zweitschlechteste Wiener VP-Ergebnis seit 1945 erzielt. Worauf er sich dann verständlicherweise bald aus der Kommunalpolitik verabschiedete. Weniger verständlich ist, wie es Busek gelingen konnte, dieses schwere Niederlage aus der Überlieferung in Medien und Politik auszuradieren.

Klarerweise muss man hinzufügen, dass auch nach seiner Periode der weitere Abstieg der Wiener Schwarzen offenbar unaufhaltsam geworden ist. Diese bewegen sich heute nur noch im einstelligen Prozentbereich. Manches spricht dafür, dass auch da einige Langfristfolgen der Busek-Politik wirksam waren: wie etwa die Vertreibung der Konservativen, das Heranrücken an grünes Gedankengut, die Ohne-Wenn-Und-Aber-Bindung an die SPÖ, innere Spaltungen und die Ignoranz gegenüber dem damals von Jahr zu Jahr für bürgerliche Stadtmenschen drängender werden Ausländerthema. Dass an diesem Zusammenhang vieles dran sein muss, zeigen jedenfalls die weiteren Wahlergebnisse: Die Verluste von Rot und Schwarz halfen vor allem einer Partei, den Freiheitlichen, die genau das auffingen, was Busek aus seiner Partei vertrieben hat – plus dem der SPÖ davonlaufenden Subproletariat.

Der neue ÖVP-Chef täte jedenfalls gut daran, die Geschichte seiner Partei sorgfältig zu studieren. Nicht jeder der sich selbst gut verkaufen kann, kann auch die Umsätze der Partei wieder erhöhen.

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Die Herrschaft über die Geschichte ist die Herrschaft über die Zukunft

28. Januar 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Immer wieder versuchen es Politiker und politisierende „Wissenschaftler“: Sie behaupten etwas faktisch Falsches so lange, bis es doch irgendwie in die Köpfe dringt. Vor allem die Sozialdemokraten sind dabei sehr erfolgreich.

So stellen sie in Hinblick auf die Zwischenkriegszeit ihre damalige Partei seit Jahren als unschuldiges Opfer böswilliger Faschisten dar. Eine parteipolitisch total eingefärbte Zeitgeschichts-„Wissenschaft“ (vor allem an der Wiener Uni) unterstützt sie dabei nach Kräften, während es in der Öffentlichkeit kaum noch Gegenstimmen gibt, welche die ganze Wahrheit kommunizieren.

Mit dieser Strategie werden durch die ständige Wiederholung der – zweifellos berechtigten – Kritik an den Taten anderer politischer Lager die genauso schwerwiegenden eigenen Verfehlungen der Sozialdemokraten völlig unter den Tisch gekehrt. Beispielsweise wird total verschwiegen, dass die damaligen Sozialdemokraten gestützt auf eine gut gerüstete Parteiarmee ganz offiziell in ihrem Programm die „Diktatur des Proletariats“ als Ziel verkündeten.

Das war damals – wenige Jahre nach der russischen Oktoberrevolution mit ihren Millionen Opfern! – für niemanden eine bloße Redewendung, sondern eine sehr konkrete und beklemmende Drohung. Erst diese Drohung hat viele gemäßigte, bürgerliche und bäuerliche Österreicher in die Gegenrichtung radikalisiert, also zu Heimwehr, Dollfuß, Schuschnigg und Ständestaat. Aber von dieser Vorgeschichte darf offenbar nicht mehr geredet werden.

Völlig unter der Tisch gekehrt wird von der total auf Parteilinie trottenden Universitäts-Zeitgeschichte auch, dass die Sozialdemokraten weitaus intensiver und vor allem viel länger großdeutsch gesinnt waren als ein Dollfuß oder Schuschnigg. Manche Sozialdemokraten waren das sogar noch nach 1945. Völlig verwischt wird auch, dass der Widerstand gegen Hitler primär katholisch oder kommunistisch war, aber so gut wie gar nicht sozialdemokratisch.

Ein besonders intensiv attackiertes Opfer der linken Zeitgeschichtsumschreibung ist der damalige Kardinal Innitzer geworden. Er wird ständig mit dem Brief aus dem Jahr 1938 zitiert, in dem er zum Ja bei der Volksabstimmung über den Anschluss aufgerufen hat (in der insgeheimen Hoffnung, dadurch die Verfolgung der Kirche durch die Nazis abwenden oder mildern zu können). Dass auch der zweimalige sozialdemokratische Staatskanzler Karl Renner einen ganz ähnlichen Aufruf unterschrieben hat, wird hingegen fast nirgendwo kommuniziert.

Total verschwiegen wird aber vor allem das restliche Verhalten Innitzers. Er hat in der NS-Zeit Hunderten Juden zur Flucht aus dem Hitler-Imperium verholfen. Von Renner hingegen ist keine einzige Aktion dieser Art bekannt. Innitzer hat überdies vielen anderen Juden durch gefälschte Taufbescheinigungen (wodurch deren Vorfahren zu „Ariern“ wurden) das Leben gerettet. Das ist erst jetzt durch den deutschen Historiker Arno Lustiger einem breiteren Kreis bekannt geworden. Die österreichischen Historiker haben das allesamt totgeschwiegen. Oder in Form einer gezielt selektiven Wahrnehmung nicht einmal zur Kenntnis genommen.

Nirgendwo findet man auch eine Aufarbeitung der Schuld des sozialdemokratischen Zwischenkriegsstadtrats Tandler. Der Mann hat mit intensiven Aufrufen die Euthanasie verlangt, also die Tötung von Behinderten. Aber an ihn erinnern heute noch Plätze im roten Wien.

Sehr erfolgreich beim Umfälschen der Geschichte sind die Sozialdemokraten auch in Hinblick auf die Herren Kreisky und Androsch. Deren zentrale Rolle bei der Entstehung der Staatsverschuldung wird weitgehend verwischt. Dabei war diese bis zu deren Amtsantritt praktisch nicht vorhanden, sie ist dann aber von den beiden zur Gewinnung der Wählermassen steil in die Höhe geschnalzt worden.

Und schon wird an der neuesten Geschichtslüge gebastelt: Die gegenwärtige Schuldenkrise wird den Banken in die Schuhe geschoben. Es wird in den linken Medien täglich wiederholt, ohne die 2008/09 erfolgte Staatshilfe für die Banken gäbe es heute keine Schuldenkrise. So behauptete es etwa vor ein paar Tagen der ÖGB-Boss Erich Foglar öffentlich. Wobei es den Gewerkschafter nicht stört, dass er sich gleichzeitig von Bankenbossen auf teure Konzertkarten einladen hat lassen. Was jedem kleinen Beamten ein Strafverfahren einbrächte. Ähnliche Vorwürfe haben in Deutschland ein Erdbeben rund um den Bundespräsidenten ausgelöst.

Womit sich wieder einmal beweist: Hat man erst einmal die Geschichte kräftig genug umgeschrieben, dann hat man die Macht schon halb gewonnen. Und man braucht sich um keinen Anstand, um keine Wahrheit mehr zu kümmern.

 

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SN-Kontroverse: Budgetsanierung ohne Steuererhöhung?

27. Januar 2012 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist eine Budgetsanierung ohne Steuererhöhung möglich?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Gerechte Steuern

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Sparen auf Teufel komm raus ist kein gutes Rezept zur Sanierung des Budgets, sondern verschärft die Situation. Die Folge wären Einbrüche im Konsum, dann in der Produktion und Massenarbeitslosigkeit. Bekanntlich die teuerste Art des Wirtschaftens. Nötig ist Steuergerechtigkeit zwischen den unteren und mittleren Einkommen sowie Vermögenden. Arbeitnehmer zahlen einen Großteil der Steuern. Gleichzeitig gibt es enorme Steuerprivilegien für Unternehmen, Banken und große Vermögen. Mehrwert- und Verbrauchssteuern machen mit über einem Drittel einen sehr hohen Anteil am Steueraufkommen aus. Die Lohnsteuer allein trägt mit einem weiteren Drittel zum Gesamtsteueraufkommen bei. Bei vermögensbezogenen Steuern hingegen liegt Österreich an vorletzter Stelle aller OECD-Länder - mit nur 0,56 Prozent des BIP.
Die Budgetsanierung kann daher nur gelingen, wenn ein halbwegs stimmiger Mix aus ausgaben- und einnahmenseitigen Maßnahmen gefunden wird. Dass der Run auf die Frühpension gestoppt und gegen unsinnige Doppelgleisigkeiten in der Verwaltung - vor allem die sündteuren Föderalismusstrukturen - sowie gegen die Förder- und Subventionsexzesse vorgegangen werden muss, ist klar. Ebenso wichtig sind aber einnahmenseitige Sanierungsschritte.

Es ist nicht einzusehen, dass große Vermögen ohne Besteuerung vererbt oder verschenkt werden können. Oder dass allein durch die Umwidmung von Grün- in Bauland mit einem Federstrich Millionen zu machen sind. Oder dass Stiftungen, in denen Milliarden geparkt sind, nur sehr gering besteuert werden. Oder dass in der Schweiz und in Liechtenstein 16 bis 20 Milliarden an Schwarzgeld von Österreichern unversteuert liegen. Selbst die viel zitierte „schwäbische" Hausfrau kann nachvollziehen, dass ohne diese Steuern die Sanierung des Staatshaushalts nicht gelingt.


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Die Profiteure wollen nicht sparen

Andreas Unterberger

Selbstverständlich ist eine Sanierung ohne Steuererhöhung möglich. Die SPÖ will nur nicht. In einem Land, das den Bürgern 43 Prozent aller Einkommen und Leistungen wegnimmt, ist es eine arrogante Zumutung der Obrigkeit, auch nur eine Sekunde an noch ärgere Raubzüge zu denken. Aber die von diesen 43 Prozent lebende bürokratisch-lobbyistisch-sozialagitatorische Mandarinenklasse kämpft wie einst die feudale Aristokratie dagegen, endlich doch ein wenig sparen zu müssen. Als Scheinargument, warum sie nicht ein wenig sparen könne, brüllt sie lautstark, aber ohne Beweise „Armut!" oder „Gerechtigkeit!"

Die meisten Steuererhöhungen brächten sogar nur noch ein Minus in der Kasse. Wie es zuletzt die Mineralölsteuer gezeigt hat: Diese bringt trotz Erhöhung und trotz Zunahme des Verkehrs in Summe weniger ein, weil viele nun eben lieber in manchen Nachbarländern tanken. Ähnliches würde etwa bei Abschaffung der Sportler-Privilegien passieren - so provozierend diese an sich auch sind: Denn dann würden alle Spitzensportler so wie einst Thomas Muster ihren Wohnsitz nach Monaco verlegen. Und Österreich bekommt gar nichts mehr.

Es gibt nur noch winzige Möglichkeiten, irgendwo ohne Gesamtverlust an Staatseinnahmen eine Lücke zu schließen. Dies könnte etwa bei den Gewinnen durch die Umwidmung eines Grundstückes der Fall sein. Aber alle solchen Mehreinnahmen sollten dringend dazu verwendet werden, um den massiv überhöhten Einkommenssteuersatz zu senken. Bei uns zahlt man schon ab 60.000 Euro Jahreseinkommen den höchsten Tarif, in Deutschland hingegen erst ab 250.400! Bei uns beträgt dieser Höchsttarif 50 Prozent, in Deutschland hingegen nur 47,5 Prozent! Bei allen anderen Nachbarn liegt er noch weit darunter, zum Teil sogar bei bloßen 15 oder 19 Prozent - sehr zum Nutzen der Einnahmen dieser Staaten. Übersiedeln doch immer mehr Spitzenverdiener dorthin, wo sie nicht von der Politik ausgeraubt werden.

 

 

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Die große Geschichtslüge

26. Januar 2012 00:47 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist die übelste Geschichtslüge, die in den letzten Jahrzehnten in die Welt gesetzt worden ist. Ihr Kern: Die gegenwärtige Schuldenkrise sei Folge der Bankenhilfen des Jahres 2009. Die Fakten sagen aber etwas ganz anderes.

Erstens, selbst wenn kein Cent der den Banken geborgten Gelder zurückfließen sollte, macht die Bankenhilfe in allen europäischen Ländern weniger als fünf Prozent der Staatsschulden aus.

Zweitens, in Österreich wie vor allem Deutschland sind es primär die in direktem oder indirektem Staatsbesitz befindlichen Banken gewesen, die Staatshilfe bekommen haben. Dort hat also der Staat sich selber geholfen oder genauer: seine Unterabteilung Bund der Unterabteilung Bundesländer. Und noch genauer: Der Bund hat die Kunden der Landesbanken gerettet.

Gewerkschaft und Co tun hingegen so, als ob da Milliarden an irgendwelche Bankiers geflossen wären, die das Geld mit dicken Zigarren, Maseratis und Nachtlokalen durchgebracht hätten. Dabei haben überall die Besitzer von Bankaktien schwer verloren. Wenn das Land Kärnten mit einem Gesamtbudget von rund zwei Milliarden Haftungen von rund 20 Milliarden für die einstige Landesbank eingegangen ist, dann ist das ein politisches und vielleicht auch strafrechtliches Verbrechen, aber kein Argument im Klassenkampf. Auch die anderen Länder sind heftige Haftungen eingegangen, deren Betrag aber noch verheimlicht wird.

Drittens, die große Krise ist nicht der Banken wegen ausgebrochen, sondern weil Staaten und Bürger über ihre Verhältnisse gelebt haben. Sie haben die große welthistorische Wende nicht zur Kenntnis genommen. China und andere Megastaaten überholen Europa links und rechts: durch Fleiß, durch Disziplin, mit niedrigen Löhnen, mit einer jüngeren Bevölkerung, und durch Verzicht auf einen aufgeblasenen Wohlfahrtsstaat. Die beste Zukunftsinvestition wäre es daher, Gewerkschafts- und Arbeiterkammer-Bosse aus ihrem Wolkenkuckucksheim auf Studienreise durch China, Indien, Vietnam, Singapur und Brasilien zu senden.

Viertens: Auch die Propaganda, dass eine Finanztransaktionssteuer die Banken und nicht die Bürger träfe, ist naiv und dumm. Selbst die EU-Kommission (die das Geld aus dieser Steuer durchaus gerne für sich hätte) musste zugeben: Dadurch würde das europäische BIP um mehr als ein halbes Prozent dauerhaft schrumpfen. Dabei wird Österreichs BIP heuer ohnedies nur um maximal 0,4 Prozent wachsen. Schon dieses Mini-Wachstum ist nach Ansicht aller Experten eine Katastrophe: Denn dadurch gehen Zehntausende Arbeitsplätze verloren. Was noch viel ärger wäre, wäre das BIP noch um 0,5 Prozent kleiner. Ehrlicherweise müsste man aber auch noch eine Abwanderung von Finanzgeschäften aus der EU hinaus einkalkulieren: Wirklich unabhängige Experten erwarten deshalb einen größeren Verlust durch die neue Steuer für Europas Realwirtschaft, als überhaupt an Geld in die Töpfe der Politik fließt.

Diese Steuer ist also Schwachsinn pur – auch wenn ihn die Politik täglich predigt.

 Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Der Pluralismus hat ausgetanzt

25. Januar 2012 00:02 | Autor: Andreas Unterberger

Eine pluralistisch-rechtsstaatliche Demokratie muss ein zentrales Prinzip haben: Toleranz. Wer nicht andere gefährdet oder bedroht, muss in einer solchen Demokratie ein gleichberechtigtes Existenzrecht haben. Egal ob er den anderen gefällt oder nicht. Dieses Prinzip wird bei uns immer öfter durchbrochen. Ein markantes Beispiel dafür sind die Vorgänge rund um den in dieser Woche stattfindenden WKR-Ball.

Dieser Ball der Wiener Korporationen wird nach ungestörten Jahrzehnten seit einigen Jahren durch gewalttätige Demonstrationen grüner, roter und anarchistischer Gruppen bedroht. Was alljährlich breitgefächerte und teure Polizeiaktionen notwendig macht. Schon die Aggressivität dieser Demonstrationen zeigt ein bedenklich geringes Toleranz-Niveau von zwei heimischen Parlamentsparteien.

Der Ball darf aber ab nächstem Jahr überhaupt nicht mehr stattfinden. Zumindest nicht mehr in der Wiener Hofburg. Damit hat die Straße über Recht und Toleranz gesiegt. Was ein extrem bedenkliches Zeichen für den Zustand dieses Landes ist.

Die Entscheidung für diese Absage haben aber letztlich gar nicht die anonyme Straße und die dortigen Steinewerfer oder Brandstifter zu verantworten. Die Verantwortung liegt auch nicht bei der Geschäftsführung des Ball- und Konferenzzentrums, die sogar ausdrücklich für die weitere Durchführung des Balles ist, sondern bei deren Eigentümern, einer Anhäufung österreichischer Feigheit und landesüblichen Anpasslertums: Die Casinos Austria an der Spitze (ein parteipolitisch geschützter Privilegienbetrieb), das Verkehrsbüro, Ruefa und die Hotelketten Intercontinental, Sacher, Schick und Austria. Dass aus dem Hotel Sacher überdies noch persönliche Protestschreiben einer Linksaußen-Journalistin zur Veröffentlichung zugespielt worden sind, rundet nur das Bild ab.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich war nie auf jenem Ball und habe bis heute nicht verstanden, warum sich „schlagende“ Studenten (also die Träger des Balls) freiwillig Gesicht und Oberkörper beim sogenannten Mensurenfechten verunstalten lassen. Nur: Sie tun das freiwillig. Und ich habe seit Jahren nicht das geringste Indiz von Gewalttätigkeiten gesehen, die von diesen Gruppen gegen Dritte ausgingen. Oder von Aufrufen zu Gewalt oder ähnlichem.

Der einzig konkrete Vorwurf, den ich irgendwo fand, ist das Zusammenfallen des seit Jahren durch den Wochentag fixierte Balltermins mit einem Gedenktermin zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Wer aus diesem terminlichen Zusammenfallen eine von langer Hand vorbereitete antisemitische Provokation ableiten will, der muss freilich schon eine heftige genetische Veranlagung zu Verschwörungstheorien haben. Etwas, was man bisher primär am Rechtsaußen-Rand der politischen Arena daheim wähnte.

Wie ungefährlich der WKR-Ball in Wahrheit ist, zeigt die Tatsache, dass er bisher zusammen mit anderen Wiener Nobelbällen unkritisiert zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben worden war. Hauptverantwortlich für diese Unesco-Liste ist eine langjährige sozialistische Spitzendiplomatin, die auch im Kabinett eines gewissen Franz Vranitzky eine Schlüsselfunktion gehabt hatte. Jetzt stottert sie herum, dass sie da etwas übersehen haben müsse.

Dennoch wird mit dem feigen Nachgeben gegen die Jäger des WKR-Balls keineswegs für Ruhe gesorgt. Denn die Linke bereitet sich schon zum Sturm auf die nächste bürgerliche Gruppe vor: Im linken Untergrund kursieren Aufrufe zum Sturm gegen den CV-Ball in Linz. Und bei der letzten Wiener ÖH-Wahl ist auf dem Geschichts-Institut ein Aufruf zur Vertreibung aller bürgerlichen Studenten und Professoren verteilt worden.

Wer den Anfängen nicht wehrt, der wird am Schluss selber zum Opfer des Mobs. Das haben wir ja im vorigen Jahrhundert in Europa schon mehrfach gesehen.

Viele glauben, dass diese gefährlichen Anfänge ohnedies immer nur „bloß die anderen“ treffen. Bis diese Anfänge dann aber immer mehr „andere“ treffen. Dann werden halt eines Tages die Fleischhauer nicht mehr tanzen dürfen, weil es demonstrierenden Tierschützern nicht gefällt. Oder ein Pfarrkränzchen wird bekämpft, weil das ja die Schuldigen an den Kreuzzügen seien. Und jedenfalls sind die pluralistische Demokratie und der Rechtsstaat die ersten Opfer, wenn die opportunistische Feigheit erste Bürgerpflicht geworden ist.

 

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Sparvorschlag: Heinisch-Hosek

24. Januar 2012 17:13 | Autor: Andreas Unterberger

Unser aller Frauenministerin spart. Sie spart sich harte Arbeit. Denn sie wird das Beamtendienstrecht mit Besoldungsreform wieder nicht verhandeln. Und sie hat eine so großartige Ausrede für ihre Untätigkeit gefunden, dass man ganz beeindruckt ist, wie sehr sie an der Einhaltung der staatlichen Sparziele interessiert ist: Da mit der Besoldungsreform geplant ist, dass die Beamten höhere Einstiegsgehälter bekommen (und die Einkommenskurve dann abflacht), ist diese Neuerung, die sie ohnehin erst seit Amtsantritt vor sich herschiebt, jetzt wirklich nicht zu machen. Denn das würde ja Geld kosten, Geld das wir in Krisenzeiten nicht haben. Also wieder nichts.

Die selbsternannte Sparmeisterin hat sich aber gehörig verrechnet. Denn: So billig, wie die Besoldungsreform jetzt auf Schiene gebracht werden könnte, wird es nie mehr gehen. Schließlich haben Kanzler und Vize als Sparmaßnahme einen Aufnahmestopp mit den Ausnahmen Sicherheit und Bildung vorgeschlagen. So wenige Einsteiger wie jetzt wird es in besseren Zeiten wohl nie mehr geben. Das neue Besoldungsrecht könnte also zu Mindestkosten eingeführt werden. Zu dieser Erkenntnis hätte Frau Heinisch-Hosek kommen können, hätte sie sich nicht das Denken gespart.
In dieser Legislaturperiode wird sie sich also nicht mehr mit unangenehmer Reformarbeit herumschlagen müssen. Dafür fehlt ihr ohnehin die Zeit. Sie hat ja so viel damit zu tun, Frauenquoten in Aufsichtsräten und Vorstandsetagen zu fordern.
Es schwirren derzeit reichlich Vorschläge in der Gegend herum, wen man alles einsparen könnte – den Bundespräsidenten, einen Teil der Abgeordneten, den Bundesrat als Ganzes. Nur die Propaganda-Ministerin Heinisch-Hosek fehlt auf allen Listen. Dabei wäre sie vordringlich einzusparen: Dann könnte endlich ein anderes Regierungsmitglied, das Arbeit nicht scheut, die überfälligen Reformen bei den Beamten angehen.

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Fakten, die zu denken geben

24. Januar 2012 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Immer wieder stößt man auf neue Fakten, die eigentlich unser Denken über politische und wirtschaftliche Zusammenhänge auf komplett neue Beine stellen müssten. Diese Fakten werden aber immer wieder verdrängt oder geheim gehalten. Heute dazu wieder drei neue Beispiele: vom Gesundheitswesen über Kuba bis zur österreichischen Kreditwürdigkeit.

Da gibt es etwa die Dauer-Diskussion um die Gesundheitskosten. Und dabei wird von den Krankenkassen immer wieder behauptet, die ständige steile Zunahme der Gesundheitsausgaben sei einzig Folge der immer teurer werdenden Medizin sowie der Überalterung. Und die Krankenkassen selber hätten nur sehr geringe Verwaltungskosten.

Der Arzt am Computer statt am Krankenbett

Diese Argumentation des Sozialversicherungsapparats ist ein Taschenspieltrick. Bei solchen Tricks wird ja immer mit Ablenkungsstrategien gearbeitet. Denn der wirklich große und teure Verwaltungsaufwand findet gar nicht in den Krankenkassen, sondern in Spital & Co statt. Er ist aber zu einem guten Teil von den Krankenkassen verursacht.

Nach einer nun bekannt gewordenen deutschen Studie verbringen Spitalsärzte in der Bundesrepublik unglaubliche 37 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Bürokratie und Papierkram.  Aber auch in Ordinationen, bei Apotheken und Labors oder im Tagesablauf von Krankenschwestern geht viel zu viel Energie in die Verwaltung. Wer auch nur für einen Tag in ein Krankenhaus aufgenommen worden ist, wird in der Regel vier Mal Dasselbe gefragt: von der Spitalsverwaltung, vom diensthabenden Arzt, von der Stationsschwester und dann irgendwann auch vom betreuenden Arzt.

Das ist völlig absurd. Gleichgültig ob das von i-Tüpferl-Reitern in der Krankenkasse verursacht worden ist oder von juristischen Formalisten oder von Datenschützern, die jede Rationalisierung mittels elektronischer Datenverarbeitung bekämpfen, oder von kontrollwütigen Einsparungskommissaren, die in Wahrheit nur zusätzliche Kosten auslösen, oder von gewerkschaftlichen Machtkämpfern, die für die Krankenschwestern ein von den Ärzten losgelöstes und daher teures Paralleluniversum aufgebaut haben.

Die Absurdität in Ziffern: Nach dieser deutschen Studie fallen beim Nachbarn neben den offiziell angegebenen 9,5 Milliarden Verwaltungskosten noch einmal weitere 18 Milliarden Euro an. Das sind nicht weniger als 23 Prozent der gesamten Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung!

Nach Einschätzung der Unternehmensberater von A.T.Kearney sind 13 Milliarden davon einsparbar. In Österreich fehlt zwar eine solche Studie. Aber es gibt nicht den geringsten Hinweis, dass in der Alpenrepublik die vergeudeten Prozentsätze geringer wären.

Die strenge Ratingagentur

Die Herunterstufung der österreichischen Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor’s ist vielerorts als große Ungerechtigkeit, als unverständlicher Fehler empfunden worden. Eine Runde österreichischer Spitzenökonomen hat das nun bei einer Veranstaltung ganz anders beurteilt. Nach ihren Einschätzungen sollten sich die Österreicher vielmehr gut anschnallen.

Denn das Land habe absolut keine Chancen auf eine Rückkehr zum Triple-A. In Wahrheit sei es im internationalen Vergleich noch um mindestens zwei Stufen zu gut bewertet. Die Begründung für diese negative Sicht ist eine starke. Die Ökonomen verweisen nicht nur auf die ständig steigenden Staatsschulden und den Unwillen oder die Feigheit dieser Regierung, gegen die Bundesländer oder die Gewerkschaft substantielle Reformen zu versuchen. Sie zeigen auch dessen Folgen: In sämtlichen internationalen Rankings hat sich Österreich in den letzten Jahren verschlechtert. Egal, wie diese Rankings die Zukunftschancen und Wettbewerbsfähigkeit des Landes messen.

Aber selbst wenn die Ratingagenturen Österreich nicht weiter herunterstufen sollten: Die internationalen Gläubiger werden auf jeden Fall um europäischen Staatsanleihen einen großen Bogen machen. Das tun sie, seit der Fall Griechenland gezeigt hat, dass Staatsanleihen eines Euro-Landes keineswegs so sicher sind wie immer behauptet. Und da ist ihnen vieles lieber als die unsicher gewordenen Anleihen europäischer Staaten mit ihren rasch alternden Bevölkerungen, ihren populistischen Regierungen und ihren aufgeblähten Wohlfahrtssystemen.

Dass die europäischen Staaten in den letzten Wochen doch wieder ihre Anleihen verkaufen konnten, hat einen einzigen Grund: Die Europäischen Zentralbank hat die europäischen Banken für die nächsten Jahre mit billigstem Geld geflutet. Es wird zwar behauptet, dass das im Interesse der Kredite an die Realwirtschaft geschehen sei. Aber natürlich und zwangsläufig fließt ein guter Teil dieses Gratisgeldes in Staats-Anleihen.

Dass diese Geldflutung nichts anderes als massive Inflation bedeutet, wird dabei gerne verschwiegen. Das merkt freilich jeder europäische Sparer, wenn er die mickrigen Zinsen, die er erhält, auch nur mit dem offiziellen Verbraucherpreisindex vergleicht. Selbst dieser relativ sanfte Maßstab zeigt ja, dass der Sparer progressiv enteignet wird. Was die Politik nicht weiter stören wird. Kann sie doch solcherart ihre Schulden mehr oder weniger elegant wegschmelzen. Dazu muss sie gar keine weiteren Vermögenssteuern einführen.

Das kubanische Wohlfahrtsmodell

Wechseln wir zu guter letzt zu einem ganz anderen Fall von Lüge und Wahrheit, nämlich zum Modellfall Kuba. Jenes Land ist in letzter Zeit von manchen Anhängern der sozialistischen Planwirtschaft wieder gerne und bewundernd als Modell eines Wohlfahrtsstaates genannt worden.

Sie verschweigen dabei freilich, dass die Kubaner auch heute noch ein niedrigeres Pro-Kopf-Einkommen als 1950 haben (gemessen in realen Werten). In den meisten anderen Ländern hat sich dieser Wert hingegen vervielfacht. Kann ein Versagen eigentlich noch deutlicher sein?

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 256: Die grünen Flaschen

23. Januar 2012 01:41 | Autor: Andreas Unterberger

Die Grünen haben schon wieder eine Windmühle gefunden, gegen die sie wie weiland Don Quijote kämpfen: Diesmal sind es die Mineralwasserflaschen.

Der Glaube an Glas statt Plastik wird aber wohl ein weiteres Waterloo einer grünen Fixation.So wie es schon die Abschaffung der Glühbirnen gewesen ist. Als nächsten Schritt werden sie uns sicher mit Glasflaschen auch um die Milch schicken. Denn retro ist ja in. Dabei ist es mehr als umstritten, ob die wiederbefüllbaren Glasflaschen alles in allem wirklich umweltfreundlicher sind als die Einwegflaschen. Diese werden ja zumindest in Österreich sehr effizient für eine Weiterverwertung eingesammelt, sind also gar keine echten Einweggebinde. Umgekehrt müssen zur sicheren Reinigung von Glasflaschen, in die ja jemand auch gefährliche Gifte geschüttet haben kann, aggressive Chemikalien eingesetzt werden. Außerdem wird für den Transport der viel schwereren Glasflaschen natürlich auch mehr Treibstoff verbraucht. Der grüne – und von der Arbeiterkammer zumindest teilweise unterstützte – Vorstoß für das Comeback von Glasflaschen zeigt aber vor allem: Die Konsumenten sind den grünen Aktivisten längst total egal. Diese sollen sich ruhig mit den schweren Glasflaschen abschleppen. Oder halt statt zu Fuß zu gehen mit dem Auto in einen Supermarkt fahren, wenn sie die Flaschen nicht tragen wollen. Hat da jemand von Umweltschmutz geredet?

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Fußnote 255: Österreich rehabilitiert Nationalsozialisten

23. Januar 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Jubel der gesamten Linken und mit kaum vernehmbarem Zähneknirschen der mitstimmenden ÖVP hat das Wiener Parlament nun Tausende Nationalsozialisten rehabilitiert, die Totengräber der österreichischen Unabhängigkeit.

Da kann man nur sagen: Na Bravo. Die nackten Zahlen zu den in der vergangenen Woche erfolgten pauschalen Rehabilitierungen aller „politischen Gefangenen“ des Ständestaates: Von den 12.000 bis 14.000 Anhaltehäftlingen der Dollfuß-Schuschnigg-Zeit waren mehr als 72 Prozent Nationalsozialisten. Und vom Rest war die Mehrheit Kommunisten. Jetzt bleibt nur noch die Frage: Kann sich ein Staat in seiner geschichtslosen Blödheit noch weiter blamieren? Muss man so einen Unsinn anrichten, nur weil auch Sozialdemokraten unter den Häftlingen waren? Wobei im übrigen auch bei Sozialdemokraten eine Rehabilitierung diskussionswürdig wäre, wenn sie über Organisations- und Meinungsdelikte hinausgehende Gewalttaten begangen haben, die ja auch etliche Todesopfer gefordert haben.

Nachträgliche Ergänzung: Einige Poster meinen, das Gesetz schließe sehr wohl Nationalsozialisten von einer Rehabilitierung aus, weil sie nicht, so der Gesetzeswortlaut, „im Kampf um ein unabhängiges, demokratisches und seiner geschichtlichen Aufgabe bewusstes Österreich" gestanden sind. Was kühn ist: Denn die damaligen illegalen Nazis haben ihren Kampf in hohem Ausmaß genau so verstanden: Sie sahen die geschichtliche Aufgabe Österreichs halt eben in seiner "deutschen Mission" gesehen (wie sich ja auch die Habsburger auch nach 1848 als "deutsche Fürsten" definiert haben), sie waren „demokratisch" für den Anschluss, den in den Jahren davor ja fast alle Parteien und eine Mehrheit der Wähler gewollt haben. Und würde man das dritte Kriterium „im Kampf um ein unabhängiges Österreich" wirklich genau nehmen, dann dürfte auch fast kein Sozialdemokrat als rehabilitiert angesehen werden. Denn seine Partei war eindeutig für den Anschluss und hat die (leider mit untauglichen Mitteln) als einzige dagegen kämpfende Ständestaat-Regierung allein gelassen.

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Nigeria: Die einzige Therapie wird vom Westen verweigert

22. Januar 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Die Anschläge der radikalislamischen Sekte Boko Haram im Norden Nigerias werden immer aggressiver und blutiger. Während die internationalen Medien noch fast stündlich höhere Opferzahlen melden, wird die Frage immer drängender: Wie sollen diese Konflikte zu Ende gehen? Wie soll der Westen darauf reagieren?

Der Westen wird natürlich vorerst über tief betroffene Worte hinaus gar nicht reagieren. Er wird bald wieder wegschauen und hoffen, dass CNN keine Kamera-Teams nach Nordnigeria entsendet. Intensive Medienberichterstattung würde nämlich den Druck der Öffentlichkeit stark erhöhen, dass irgendetwas geschieht. Dieser Druck könnte zu einer gefährlichen Eskalation führen, nämlich zu einer Entsendung von Truppen. Ein solches Himmelfahrtskommando wäre aber in einem riesigen und fremden Land absolut sinn- und chancenlos.

Der Westen sollte etwas ganz anderes tun: Er sollte einmal die Lage mutiger und vernünftiger analysieren als bei früheren Konflikten gleicher Art, vor allem ohne Political Correctness. Und er sollte daraus endlich die richtigen Schlüsse ziehen. Diese müssten sich vor allem auf eine neue Einschätzung des Islams und des Selbstbestimmungsrechts beziehen.

Denn im Islam boomen derzeit an immer mehr Orten extremistische Mörderbanden. Diese sind vor allem für Staaten mit gemischter Bevölkerung ein riesiges Problem. Und da ist es schlicht mörderisch, wenn der Westen Druck ausübt, dass diese Staaten jedenfalls vereinigt bleiben. Sinnvoll kann nur noch eine Abgrenzung, ein Containment der islamistischen Aggression sein. Dies kann der Westen zwar nicht alleine durchsetzen, aber er sollte es zumindest legitimieren.

Tatsache ist ja, dass in Nordnigeria eine islamische Sekte von den übrigen, offen oder insgeheim sympathisierenden Moslems nicht an ihrem mörderischen Wüten gehindert wird. Dieses Wüten besteht vor allem in der blutigen „Säuberung“ des Nordens von allen Christen. Dahinter steht eine steinzeitliche Gesinnung, die sich sogar schon im Namen dieser Bewegung ausdrückt: „Westliche Bildung ist Sünde". Damit sind Teile des Islam endgültig in der Reihe der übelsten Totalitarismen der Menschheitsgeschichte angelangt.

Das macht zum einen das Gerede mancher christlicher Gruppen von der Verwandt- und Freundschaft der monotheistischen Religionen absurd. Dieses Gerede findet man freilich nicht nur in linkskatholischen Kreisen, sondern auch bei sehr konservativen, dem Opus Dei nahen Gruppen. Beide versuchen einander an Naivität zu übertreffen.

Das muss zum anderen auch zu einer klaren politischen Erkenntnis führen: Die nigerianischen Nichtmoslems können schon auf Grund der Zahlenrelationen nur eine einzige Überlebens-Perspektive haben: eine Teilung des Landes. Dieses Ziel haben viele Südnigerianer vor mehr als vier Jahrzehnten schon einmal zu erreichen versucht. Nämlich im Biafra-Krieg.

Damals hat sich aber das Ausland in einer unheiligen britisch-amerikanisch-sowjetischen Allianz gegen eine Sezession der Südostprovinz Biafra gewandt. Biafra musste sich dieser Übermacht nach zweieinhalb Jahren Krieg und wahrscheinlich zwei Millionen Toten ergeben. Eine Hungerblockade und die von der Sowjetunion an die Zentralregierung gelieferten Napalm-Bomben waren für die meisten Opfer verantwortlich.

Neben dem Interesse vieler Nationen an den nigerianischen Ölquellen war die Politik der Angelsachsen vor allem durch die politische korrekte Überzeugung geprägt: Die aus der Kolonialzeit stammenden Staatsgrenzen sollten keinesfalls geändert werden. Dabei haben diese Grenzen meist keinerlei historische oder ethnische Rechtfertigung, sondern waren reines Produkt der einstigen Interessenkämpfe der Kolonialmächte.

Dieses Beharren der meisten Weltmächte auf den Kolonialgrenzen wird wohl noch in vielen afrikanischen Ländern Opfer fordern. Mit diesem insbesondere von der UNO geprägten Beharren wird absurderweise die vielleicht übelste Folge des sonst von der UNO so oft verurteilten Kolonialismus perpetuiert und geradezu geheiligt.

Offenbar ist die Welt immer erst nach Millionen Toten und jahrelangen Kriegen zu einem Umdenken bereit. Wie es etwa im Sudan der Fall war. Auch dort hat ein fundamentalistisch-islamischer Norden viele Jahrzehnte einen christlich-animistischen Süden mit entsetzlichen Opfern terrorisieren dürfen, bis die Welt eine Teilung des Sudans als Lösung erkannt und dann mit etlichem Druck auf den Norden auch weitgehend durchgesetzt hat. Wobei ja auch zwischen Nord- und Südsudan noch immer etliche Grenzfragen ungelöst sind.

Nichts deutet darauf hin, dass man jetzt im Fall Nigerias zu einem früheren Umdenken bereit wäre. Dieses müsste vor allem im Angebot zur Mithilfe bei einer geordneten und demokratisch legitimierten Teilung des Landes bestehen. Eine solche Teilung wäre ja nichts anderes als eine Konkretisierung des in der UNO-Charta allen Völkern garantierten Selbstbestimmungsrechts.

Die Welt opfert aber lieber zuerst einige Millionen Menschen als ein überholtes und absurdes Prinzip. Alle jene, die jetzt wegschauen, weil sie nur ja nicht als antiislamisch erscheinen wollen, werden dann großen Druck machen, dass Europa Flüchtlingsmassen aus Nigeria aufnimmt. Dabei reden wir wohlgemerkt vom einwohnerstärksten Land Afrikas, das heute schon die weitaus meisten afrikanischen Zuwanderer in Österreich stellt.

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Griechenland: Auch vor Tische konnte man es schon wissen

21. Januar 2012 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist gewiss nicht allzu populär, besserwisserisch zu klingen. Dennoch konnte ich diesmal der Versuchung nicht widerstehen, in alten Tagebuchnotizen zu kramen. Der Anlass: Rundum wird nun plötzlich von einer Pleite Griechenlands gesprochen.

In Österreich natürlich nicht. Hier haben ja Rot und Grün den Ball einiger Burschenschaften für die zentrale Bedrohung der Nation erklärt. Hier beschäftigt sich ja der Wrabetz-Wolf-ORF längst nur noch mit sich selber. Hier ist ja die Regierung bemüht, den Verlust der eigenen Kreditfähigkeit kleinzureden (obwohl Experten längst davon reden, dass das Land noch immer um zwei Stufen zu gut bewertet ist!) und sich ansonsten stolz darauf zu zeigen, das enorme Problem der Diplomatenpässe für Ex-Minister und Bischöfe gelöst zu haben, damit wenigstens ein Problem gelöst ist.

Einige der ignorierten Meldungen. Sie stammen alle aus den bisherigen Jännertagen.

So weit so klar. Was ist davor geschehen? Die anderen Euro-Staaten haben durch Cash oder Haftungen direkt oder über Zentralbank, Währungsfonds, EU oder Rettungsschirme seit Mai 2010 dreistellige Milliardenbeträge in Griechenland versenkt. Offensichtlich ohne jeden erkennbaren Sanierungsnutzen. Die dadurch gewonnene Zeit hat nur eine einzige Gruppe nutzen können: Reiche Griechen haben ihr Geld ins Ausland transferiert und so vor einer Abwertung oder einem sonstigen Staatszugriff in Sicherheit gebracht.

Noch schlimmer: 2010 hat Griechenland noch wirklich spürbar gespart. 2011 sind die Sanierungsbemühungen völlig erschlafft - ganz offensichtlich hat nach Aufspannen des europäischen Rettungsschirms niemand mehr die Lust zu schmerzhaften und unpopulären Maßnahmen gehabt.

Hat man das nicht alles von Anfang an wissen können? Man hat schon, aber man wollte nicht. Weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf. Weil nicht nur Sozialisten, sondern auch viele Christdemokraten noch immer an Problemlösungen durch keynesianische Schuldenmacherei, durch Verdrängung und Schönreden glauben. Lediglich in Prag und London gibt es noch Regierungen mit ein wenig ökonomischem Sachverstand. Allzu viel hätte es aber auch anderswo nicht gebraucht, um die Entwicklung vorherzusehen.

Unkommentiert dazu einige Eigenzitate aus dem Tagebuch:

17. Juni 2011

Die EU kann Griechenland gar nicht pleite gehen lassen. Denn das ist es schon längst. Jetzt geht's nur noch darum, endlich auch offen zuzugeben, dass Griechenland niemals all seine Schulden zahlen kann. Werden die Staaten Europas wie im Mai 2010 noch einmal Beihilfe zur Konkursverschleppung leisten? Im normalen Leben landet man damit vor dem Strafrichter.

11. Mai 2010

Seit Deutschland & Co nun praktisch solidarisch für Griechenland & Co haften, muss man ihre Stabilität noch mehr bezweifeln als schon bisher. Hat man zwischen Berlin und Wien doch schon vor diesem schwarzen Wochenende die Staatsschulden in absurde Höhen gejagt.

7. Mai 2010

Was würde der inzwischen verstorbene Friedman den Europäern wohl heute raten? Vermutlich Folgendes:

  1. Vorerst keinen Kredit mehr für Griechenland.
  2. Notfalls die Gläubiger-Banken mit rund 60 Prozent für die dadurch eintretende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands schadlos halten (keinesfalls zu 100 Prozent), damit die Folgewirkungen abgebremst werden.
  3. Griechenland ein Aussteigen aus dem Euro-Raum nahelegen.

29. April 2010

Da wird in einer angeblichen Qualitätszeitung der Bankrott Griechenlands als „Liquiditätskrise“ beschönigt. Da werden die Rating-Agenturen beschimpft, weil sie griechische oder portugiesische Staatsanleihen abwerten.

13. April 2010

Tatsache ist, dass die Milliarden für Griechenland eine glatte Verletzung der EU-Verträge bedeuten, die eine solche Hilfe zwischen Euro-Ländern verbieten. Tatsache ist, dass alle jene Politiker lügen, die die Kreditvergabe als gutes Geschäft darstellen; denn das wäre es nur, wenn eine seriöse Chance auf volle und pünktliche Rückzahlung bestünde.

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SN-Kontroverse: Ratingagenturen

20. Januar 2012 09:45 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht es schärfere Gesetze für Ratingagenturen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Privatagenturen auf Egotrip

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Nachtigall, ick hör dir trapsen! Nach diesem Muster arbeiten Ratingagenturen. Sie stürzen Volkswirtschaften in die Krise und muten Kontinenten eine abenteuerliche Daumen-rauf-Daumen- runter-Politik zu. Um ihre Arbeit zu beurteilen, ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, was Ratingagenturen sind: Private, gewinnorientierte Unternehmen, die gewerbsmäßig die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Staaten und deren Gebietskörperschaften bewerten. Im Interesse von sogenannten Investoren oder des Marktes oder wie immer man massive Kapitalanhäufungen bezeichnen will.Die Agenturen sind kein Naturgesetz, sondern sie wurden zu Großmonopolisten der Finanzindustrie gemacht. 1975 hat die US-Börsenaufsicht festgesetzt, dass nur sie die gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen erfüllen dürfen, sich bewerten zu lassen, ehe sie für den US-Kapitalmarkt zugelassen werden. Dies musste von mindestens zwei zugelassenen Agenturen geschehen. Und zugelassen wurden - drei Mal darf man raten - nur Ratings von Standard & Poor's, Moody's und Fitch.

Und noch größere Überraschung: Diese drei Ratingagenturen machen seither mit ihrer Politik enorm viel Geld. Für sich und - no na - für ihre Auftraggeber. Ihre sogenannten Analysten unterliegen keinen Unvereinbarkeitsregeln. Man kann sich vorstellen, wie „sauber" in den Agenturen gearbeitet wird. Ihre Fehleinschätzungen - Stichwort Enron, Island usw. - sind legendär.

Nötig sind klare Regeln für diese Privatagenturen, damit sie nicht weiter Unfug im Eigeninteresse anstellen können. Oder noch besser: Wir hören auf, den Egotrip der Privatagenturen zu unterstützen und starren nicht wie blöd jede Minute des Tages auf die von ihnen aus welchen Gründen immer vergebene Anzahl von Buchstaben oder, falls es ihnen einfallen sollte, Hieroglyphen.
 


 Der Spiegel der Hässlichen

Andreas Unterberger

Kein Gesetz fände unter Schauspielern und Sängern wohl mehr Zustimmung als eines, das alle negativen Kritiken und Verrisse verbietet. Ähnlich lassen auch in manchen Märchen hässliche Königinnen im ganzen Land die Spiegel verhängen oder zerstören.

Nichts anderes bedeutet die krause Idee, die Ratingagenturen an die Kandare zu nehmen. Natürlich sind deren Aussagen und Analysen nur Einschätzungen, nur Meinungen einiger, wenn auch fachkundiger Experten. Und diese können naturgemäß falsch liegen - vor allem, weil sie meist Aussagen über die Zukunft machen. Aber eine fehlerhafte freie Meinung ist noch immer tausend Mal besser als eine fehlerhafte unfreie.

 So wie ein Spiegel zeigen die Agenturen meist nur ein Bild einer längst vorhandenen Realität. So haben sich die Zinsen für österreichische Anleihen schon Monate vor der (ersten) Herabstufung schlecht entwickelt. Hatte Österreich jahrelang die gleiche Kreditwürdigkeit wie Deutschland, so musste es für seine Anleihen auf den Märkten zuletzt oft schon doppelt so hohe Zinssätze zahlen. Die Ratingagenturen müssen sich daher höchstens fragen, warum sie nur mit Zeitverzögerung reagieren.

 Trotz aller Fehler vertrauen ihnen die Anleger. Jedenfalls weit mehr, als etwa einer von den Staaten oder der EU gelenkten oder getragenen Agentur. Denn sie sind - im Gegensatz zu allen Verschwörungstheorien - eindeutig unabhängig. So vertrauen ja auch Theaterbesucher den Rezensionen eines unabhängigen und sachkundigen Journalisten trotz aller Subjektivität noch immer mehr als den offiziellen Aussendungen der Theaterdirektion.

 Und was wäre, wenn Österreich überhaupt eine Bewertung seiner Kreditfähigkeit verbieten könnte? Das hätte eine einzige, aber brutale Folge: Niemand mehr würde Österreich Geld leihen. Wer den Spiegel zerstört, schickt nämlich nur eine Botschaft seiner absoluten Hässlichkeit aus.

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Fußnote 254: Niko Pelinka – Die alten Linken haben gewonnen

19. Januar 2012 11:07 | Autor: Andreas Unterberger

Es war ein Klassenkampf im linken Lager, mit einem eindeutigen Sieger: den Räten.

Niko Pelinka hat seine Bewerbung um den Posten des Vorzimmer-Chefs entnervt zurückgezogen. Dieser Rückzug macht nicht nur eine der wenigen Nachwuchs-Hoffnungen der Faymann-SPÖ kaputt. Weitgehend ruiniert ist auch der Generaldirektor, der nun als ein Mann dasteht, der nicht einmal die Besetzung seines eigenen Vorzimmers gegen die alteingesessenen Basisdemokraten durchbringt. Einen deutlichen Schaden hat auch die Nichten-und-Neffen-Brigade der Laura Rudas erlitten, die ja die Elitetruppe des Parteichefs sein sollte. So bedenklich die gesamte Vorgangsweise des ORF-Chefs rund um die Causa Pelinka auch war, so wenig bedeutet Pelinkas Opferung in Wahrheit. Denn damit hat sich der Rundfunk noch um keinen Millimeter in Richtung Pluralismus, Qualität und Ausgewogenheit verschoben. Vom Generaldirektor bis zum Chefredakteur der Fernsehinformation bleiben stramme SPÖ-Exponenten im Kommandosessel, ohne Unterbrechung durch einen Unabhängigen oder anders Gesinnten. Wertkonservative, Wirtschaftsliberale oder auch die sogenannten – und immerhin von einem Viertel der Wähler unterstützten – Rechtspopulisten finden sich in diesem Programm und in dieser Informationsmannschaft nirgendwo wieder. Der einzige Pluralismus bleibt dort einer zwischen grünen, trotzkistischen oder linksliberalen Seilschaften und den brav auf die Parteilinie Horchenden.

 

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Fußnote 253: Das muss man gehört haben

19. Januar 2012 01:40 | Autor: Andreas Unterberger

Ich muss mich entschuldigen: Ich habe vor ein paar Tagen die Hörfunk-Journale als letzte Ausnahme vom katastrophalen Niedergang des ORF bezeichnet.

Das habe ich mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückzuziehen. Denn im Abendjournal des Mittwoch war ein Schwachsinn zu hören, der in der ORF-eigenen Hauptdisziplin „Ahnungs- und wissensfreies Linksgewäsch“ alle Untaten des Fernsehens noch weit übertraf. Und für all diesen Unsinn ist kein Herr Pelinka, sondern sind jene Redakteure selbst verantwortlich, die sich jetzt als Retter des ORF aufspielen. Oder ist es die Qualität des Geschichtsunterrichts in den heimischen Schulen? Hier der ORF-O-Ton: „Dollfuß hat ja im März 1933 die Demokratie beendet und ließ dann jeden Versuch, den Anschluss an Hitlerdeutschland zu verhindern, niederschlagen.“ Sind solche Erkenntnisse nicht eigentlich schon einen Renner- oder Kreisky-Preis würdig?

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Nachher ist man immer klüger

19. Januar 2012 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Grau ist alle Theorie. Das gilt insbesondere, wenn man das Verhalten von Menschen prophezeien will. Dieses lässt sich jedoch nicht so einfach wie eine Maschine steuern, bei der man genau weiß, was passiert, wenn man eine Schraube dreht. Diese menschliche Unberechenbarkeit hat schon viele ideologische und ökonomische Theorien zerstört. Und im letzten Jahrzehnt auch den Euroraum.

Denn natürlich hat man bei der Einführung des Euro vorhergesehen, dass sich die Wirtschaft in einzelnen Ländern und Regionen unterschiedlich entwickeln kann. Das hätte sich aber der Theorie zufolge so wie im Dollar-Raum automatisch ausgleichen sollen. Wenn es in den USA in einem Staat oder einer Stadt kriselt, weil beispielsweise mehrere Firmen bankrott gegangen sind, dann reagieren die Menschen: Sie packen ihre Koffer und ziehen an einen anderen Ort.

Dasselbe hätte in Europa passieren sollen. Ist es aber nicht. Das lässt sich in Zahlen gut zeigen: In den USA sind in einem Jahr 2,8 Prozent der Menschen in einen anderen Staat gewandert. In Europa taten das hingegen nur 0,18 Prozent.

Warum hat hier die Mobilitätsmaschine so total versagt? Das hat mehrere Ursachen, derer man sich aber offenbar erst im Nachhinein bewusst wird. Die größte Mobilitätsbarriere war die Sprache. Diese ist in ganz Amerika gleich, in Europa jedoch fast überall anders. Mit der sprachlichen Homogenität  geht in den USA auch eine kulturelle einher. Sie reicht vom Sport bis zum Fernsehen. All das ist in Europa viel unterschiedlicher.

Dass die Mobilität sofort größer wird, wenn die Sprachbarriere wegfällt, zeigen Deutschland und Österreich.
Aber auch die Wohnkultur ist total anders. In Amerika wechselt man Häuser wie die Autos. Das wird dadurch erleichtert, dass für Immobilienkredite nur Grundstück und Haus haften, nicht jedoch der Besitzer. In Europa werden Häuser oft in lebenslanger – und meist auch noch die nächste Generation einschließender – Perspektive gekauft oder gebaut. Überdies bindet die politische Wohnbauförderung die Menschen fast so fest an ihr Heim wie einst die Leibeigenschaft die Bauern an die Scholle.

Noch wichtiger sind die Kollektivverträge: In Europas Krisenstaaten haben die Gewerkschaften trotz stagnierender Produktivität die Lohnkosten überproportional in die Höhe getrieben. Zusammen mit Kündigungsverboten und der Aufblähung von Beamtenheeren hat man so jeden Anreiz zur Mobilität genommen. Auch jene, die keinen Job mehr bekamen – das sind logischerweise in solchen Systemen vor allem die Jungen –, sind meist sozial so gut gebettet, dass sie selten auswandern. Das taten nur die Osteuropäer und Menschen aus der Dritten Welt,  bei denen es kaum Sozialsysteme gibt.

Jetzt haben die Ökonomen für ihre Lehrbücher gelernt: Wenn solche Faktoren die Mobilität verhindern, muss ein gemeinsamer Wirtschaftsraum kollabieren. Aber nachher sind wir ja immer alle gescheiter.

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Wenn die Räte den Rundfunk regieren

18. Januar 2012 01:06 | Autor: Andreas Unterberger

Das Chaos im ORF wird immer größer. Dazu hat nun auch die KommAustria beigetragen. Sie hat mit einer grotesken Entscheidung einen der wenigen bisher noch klaren Eckpunkte des Redaktionsbetriebes durch totale Unklarheit ersetzt. Seit die KommAustria gesprochen hat, weiß niemand mehr, wer eigentlich für den Inhalt einer ORF-Sendung verantwortlich ist.

Die Chefredakteure, die bei jedem anderen Medium die letzte Verantwortung für die Inhalte und damit auch das Weisungsrecht haben, sind es der KommAustria zufolge eindeutig nicht mehr. Jetzt kann man nur noch rätseln: Sind es die Betriebsräte? Oder kann dort überhaupt jeder Praktikant tun, was er will?

Die KommAustria ist die Regulierungsbehörde der Regierung für den Rundfunk (und zugleich auch für die Telekom-Unternehmer). Sie hat nun dekretiert, dass der Wunsch eines Chefredakteurs, eine bestimmte Formulierung nicht zu verwenden, eine Einschränkung der journalistischen Freiheit wäre. Diese Rechtsauffassung dreier völlig praxisfremder Typen macht – wenn sie allgemeingültig werden sollte – das Machen von Radio, Fernsehen und Zeitungen über Nacht praktisch unmöglich.

Denn wenn Chefredakteure nicht einmal mehr minimale sprachliche Weisungen geben (oder Wünsche äußern) dürfen, dann braucht es keine Chefredakteure mehr. Dann ist niemand mehr verantwortlich. Dann haben wir die perfekte Basis-Diktatur in Medien.

Seither hat die theoretisch verantwortliche Führung eines Mediums wehrlos das hinzunehmen, was auch immer jeder dahergelaufene Jungjournalist inhaltlich tun will. Ein ORF-Chefredakteur kann nur noch staunend zur Kenntnis zu nehmen, was abends irgendjemand auf Sendung schickt. Ihm obliegt entsprechend dem KommAustria-Verdikt höchstens noch die Entscheidung, in der Früh ohne nähere Kenntnis eines Inhaltes festlegen zu dürfen, ob am Abend Journalist A, B oder C die Sendezeit mit seinen Privatmeinungen und seinen holprigen Formulierungen füllen darf.

Gewiss: Manche ORF-Sendungen haben auch schon bisher des öfteren den Eindruck erweckt, dass sie nur noch durch Zufall und Chaos zustandekommen. Aber was bisher als Unfähigkeit einiger Akteure gewirkt hat, ist nun auch rechtlich abgesicherte Vorgabe.

Der Anlassfall des Erkenntnisses ist da gar nicht mehr so wichtig. Es ging um den norwegischen Terroristen B. Im Landesstudio Niederösterreich hatte dessen (gerade amtierender, aber eigentlich stellvertretender) Chefredakteur nach der Tat ein Mail an die Redakteure geschickt, in dem er in Hinblick auf die Etikettierung des Massenmörders als „christlich“ meinte: „Hier sollten wir bei der Formulierung besonders sensibel vorgehen, diesen äußerst unchristlich agierenden Mann eventuell als ,religiösen Fanatiker‘ bezeichnen.“

Inhaltlich kann man da gewiss auch anderer Meinung sein. Freilich ist inzwischen immerhin durch zwei Gutachter festgestellt worden, dass der Mann geisteskrank sein dürfte. Was seine Etikettierung als „christlich“ besonders absurd machen würde. Denn damit könnte ja einer Religion jede Äußerung eines Geisteskranken in die Schuhe geschoben werden. Damit hat jener Chefredakteur inzwischen auch inhaltlich weitgehend recht bekommen.

Aber darum geht es ja gar nicht. Auf eine inhaltliche Bewertung hat sich der Senat der KommAustria auch gar nicht einzugehen getraut. Es geht daher einzig und allein darum, dass er die Ausübung genau der zentralen Pflicht jedes Chefredakteurs für rechtswidrig erklärt. Nämlich der Pflicht, eine Redaktion inhaltlich zu führen (also ein wenig mehr zu tun, als nur Reiseabrechnungen zu unterschreiben).

Die Aufgabe, eine Mannschaft zu führen, wird naturgemäß besonders bei Grenz- und Zweifelsfällen und bei heiklen Formulierungen schlagend. Wenn inhaltliche Führung nun für rechtswidrig erklärt wird, ist wohl endgültig klar: Da wird der ORF – so wie es bisher noch jedem basisdemokratisch enteigneten Medium passiert ist – endgültig ins Chaos getrieben.

Diese Erkenntnis hat auch absolut nichts damit zu tun, dass der betreffende niederösterreichische Chefredakteur-Stellvertreter Robert Ziegler ein Bürgerlicher ist, etwas was es im Staatsrundfunk nur noch in einigen Bundesländern in leitender Funktion gibt. Und dass auch er im Zuge des Affäre Pelinka jetzt vom Stiftungsrats-Mitglied direkt in eine leitende Position wechseln soll. Dieser Wechsel ist zweifellos in jedem dieser Fälle – genauso wie beim blond-roten Niko oder beim orange-blauen Thomas Prantner – absolut unappetitlich und ein böses Zeichen für den Zustand des ORF.

Das ändert aber rein gar nichts an der Absurdität des KommAustria-Spruches. Dieser ist natürlich von den kommunistischen Betriebsräten und Redaktionsvertretern sofort heftig bejubelt worden ist. Denn damit hat die Basis die Macht unternommen und die spricht in alter Räte-Tradition eben nur durch die Räte. Damit haben diese sich selbst den ORF unter den Nagel gerissen, ganz egal, wer im Vorzimmer des Alexander Wrabetz sitzt.

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Korruption, die tausendköpfige Krake

17. Januar 2012 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Nach dem Europarat hat sich auch der österreichische Bundespräsident laut gegen Korruption und für „saubere Hände“ ausgesprochen. Dem kann man nur ebenso laut zustimmen – freilich unter einer Bedingung: Sofern bei der Sorge um die Sauberkeit nicht nur ein- und blauäugig gehandelt wird. Denn wer nur bestimmte Teile der Korruption ins Visier nimmt, will offensichtlich andere, genau so üble Formen der politischen Gaunerei decken. Korruption ist aber für Staat und Bürger immer gleich problematisch und schädlich. Nur steht seltsamerweise oft die eine Form im Licht, alle anderen aber nicht.

Bei der lautstark diskutierten Variante der Korruption geht es darum, dass jemand bei der Ausübung seiner politischen Macht die Hand aufhält – zu seinen persönlichen Gunsten oder denen seiner Partei. Das geschieht beispielsweise, wenn ein Abgeordneter Gegenleistungen verlangt, damit bestimmte Gesetze im Nationalrat oder EU-Parlament erlassen werden. Oder wenn der Mitarbeiter eines Ministers beim Beschluss einer Förderung aus Steuermitteln zu einer Parteispende „ermuntert“.
Aber selbst diese Untergruppe der Korruption ist merkwürdigerweise nicht immer strafbar. Was der erste himmelschreiende Skandal ist. Die kriminelle Energie ist nämlich in allen Fällen die selbe. Und sie sollte daher auch immer mit derselben Energie der Justiz bekämpft werden.

Egal, ob der Politiker oder die Partei kassiert

Es darf doch keinen Unterschied geben, ob die unsittliche Geldannahme an Menschen in einer Regierungsfunktion, im EU-Parlament oder im österreichischen erfolgt. Es darf auch keinen Unterschied machen, ob das Geld dem Abgeordneten/Minister persönlich oder „nur“ seiner Partei zufließt. Dazwischen darf man schon deshalb keinen Unterschied machen, weil es ja immer einem Politiker auch persönlich zugutekommt, wenn er für einen Geldfluss in die Parteikasse sorgt: Das fördert seine Karriere, sein Standing in der Partei und seine Chancen in einem Wahlkampf. Und damit wird zumindest mittelfristig auch wieder sein ganz persönliches Einkommen gefördert.
Es darf aber auch keinen Unterschied machen, ob der Geldfluss an einen Politiker (oder Beamten) von einer Einzelperson, einem Unternehmen oder einer organisierten Interessenvertretung kommt. Ebensowenig darf es einen Unterschied machen, ob direkt ein Geldbetrag fließt oder „nur“ eine geldeswerte Leistung, etwa die billige Durchführung einer Dienstleistung für eine Partei oder die Anstellung eines Parteimannes durch einen parteifremden „Arbeitgeber“. Genauso muss es bei der rechtlichen und moralischen Beurteilung egal sein, ob das Geld direkt fließt oder über einen Lobbyisten, über eine gesetzliche Organisation mit Pflichtmitgliedern oder über einen freiwilligen Verein.
In jedem Fall sollte es verboten sein, dass Gesetzgebung oder Verwaltung zugunsten bestimmter Interessen beeinflusst werden, die im Hintergrund Geld fließen lassen. Wenn solche Einflussnahme stattfindet, zählt ja nicht mehr primär die Logik eines Argumentes, zählt nicht mehr das Staatsinteresse, sondern die Abhängigkeit von äußeren Ein- und Geldflüssen. Das führt zwangsläufig zu schlechteren Entscheidungen. Egal ob in der Exekutive oder Legislative – und von der Justiz wollen wir gar nicht erst reden.
Dennoch ist klar: Diese Abhängigkeit von einflussnehmenden Geldflüssen ist in jeder Partei groß. Das hat man etwa gesehen, als die Gewerkschaft Alfred Gusenbauer hängengelassen hat oder als (ausgerechnet) die niederösterreichische ÖVP Erwin Prölls der Bundes-ÖVP des Josef Pröll die Gelder gestrichen hat.

Skandale fast in jedem Land

Freilich lässt es sich nur in der Theorie leicht postulieren, dass die Politik auf jeden Abhängigkeit schaffenden Geldfluss verzichten muss. Denn sie steht in einem dramatischen Dilemma: Politische Arbeit kostet sehr viel Geld, wenn sie erfolgreich sein will. Für Plakate, für Veranstaltungen, für Parteiangestellte, für Büros, für Bürgerservice-Strukturen, für Experten, die Programme erarbeiten und Politiker beraten. Und so weiter.
Die unbeantwortete und dennoch zentrale Frage ist: Wie kann sich das alles auf sauberem Weg finanzieren? Die traurige Erkenntnis: Es gibt in fast keinem Land eine saubere Lösung.
Fast überall gibt es regelmäßig Skandale und verbotene Geldflüsse. Egal, ob die Gesetze streng wie in Deutschland oder Amerika oder lax wie in Österreich sind. Politiker und Parteien brauchen Geld wie Pflanzen Wasser und Licht; und unternehmerische oder gewerkschaftliche oder regionale Interessen brauchen vorteilhafte politische Entscheidungen, die ihnen viel Geld wert sind. Daher spenden in Amerika große Firmen in Wahlkämpfen oft beiden Parteien, um dann jedenfalls Ansprüche stellen zu können. In legaler wie illegaler Form.

Am schlimmsten ist der direkte Griff in die Staatskassa

Dennoch sind diese Formen der Korruption noch die relativ(!!) harmloseren. Noch viel schlimmer ist die umgekehrte Form der Korruption. Die besteht darin, dass sich die Parteien ihre Arbeit nicht von Bürgern und Lobbies, von Gewerkschaften und Unternehmen finanzieren lassen, sondern gleich selbst in die Staatskasse greifen, um aus dieser die eigene Parteiarbeit zu bezahlen.
Warum etwa mühsam Geld für Inserate in den Zeitungen sammeln, wenn man diese Inserate auch aus öffentlichen Kassen zahlen kann? Warum mühsam unabhängige Journalisten von den eigenen Positionen überzeugen, wenn man in einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Machthaber gleich direkt die eigenen Gefolgsleute positionieren kann? Warum mühsam eigene Parteizeitungen finanzieren, wenn man die Verleger „unabhängiger“ Medien durch eine Flut von Inseraten, die man mit Steuer- und Gebührengelder bezahlt, wirtschaftlich total abhängig machen kann? Warum mühsam Geld zur Bezahlung von Parteimitarbeitern sammeln, wenn man die alle gleich direkt anstellen kann – etwa bei der Stadt Paris oder den ÖBB?
Mit diesen zwei Beispielen ist auch daran erinnert, dass es Korruption in vielen Ländern gibt. Freilich zeigen sich genau bei diesem internationalen Vergleich dramatische Unterschiede: In Frankreich ist immerhin sogar der Ex-Staatspräsident Jacques Chirac strafrechtlich verurteilt worden, weil er einst als Pariser Bürgermeister Parteimitarbeiter durch die Gemeinde zahlen hat lassen. In Österreich hingegen ist solches offensichtlich auch heute noch problemlos möglich.
Ja, es gibt nicht einmal eine Diskussion in den Medien zu diesem Aspekt. Und es gibt nicht einmal den Versuch der Staatsanwaltschaft, beispielsweise die ÖBB-Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft zu ziehen, dass sie einen Herrn Pelinka ausschließlich im Interesse seiner Tätigkeit für die Partei pro forma angestellt haben. In der österreichischen Staatsanwaltschaft sind ja die wichtigsten Verantwortlichen selbst Mitglieder im Bund Sozialistischer Akademiker, statt dass sie als Mitarbeiter einer eigentlich zur Unabhängigkeit verpflichteten Justiz jeden Anschein einer Parteinähe zu meiden versuchen.
Sehr unterschiedlich ist auch die Reaktion einzelner Betroffener. In Kärnten ist nun der schwarze Landesrat Martinz – nach viel zu langem Zögern – zurückgetreten, weil gegen ihn ein strafrechtliches Vorverfahren läuft: Er steht im konkreten Verdacht, einem Gutachter aus öffentlichen Kassen ein deutlich überhöhtes Honorar bezahlt zu haben, mit dem mutmaßlich anderwärtige Leistungen dieses Gutachters gedeckt worden sind. Andere politische Funktionen gibt Martinz jedoch merkwürdigerweise nicht ab.
Die Herren Faymann und Ostermayer denken nicht einmal daran zurückzutreten, obwohl gegen sie ebenfalls strafrechtliche Erhebungen aus einem ganz ähnlichen Grund in Gange sind. Und ein anderer Kärntner, der abwechselnd orange-blaue Uwe Scheuch, denkt ebenfalls nicht an Rücktritt, obwohl er sogar schon in erster Instanz verurteilt worden ist.
Die Korruption ist eine grausliche Krake. Im Sinne von Demokratie und Rechtsstaat muss, müsste ein ständiger Kampf gegen sie geführt werden. In Österreich aber wird nicht gekämpft. Ja selbst die verbalen Kämpfer interessieren sich immer nur für einen sehr kleinen, sehr selektiven Ausschnitt daraus. Deshalb rutscht das Land bei internationalen Rankings ständig immer weiter zurück.

Die Beweise liegen offen auf dem Tisch

Der Antikorruptionskampf gegen die Strassers, Scheuchs und Meischbergers (gegen die ausreichende Beweise vorliegen dürften) oder gegen die Grassers (gegen den freilich noch immer keine harten Beweise gefunden sein dürften) sind absolut notwendig. Diese Kämpfe dürften die Justiz aber keine Sekunde davon abhalten, auch gegen die anderen Formen der Korruption energisch vorzugehen: Gegen die Kerns etwa (der ÖBB-General hat den SPÖ-Drahtzieher Pelinka einzig und allein dafür angestellt, damit er weiter für die Partei arbeiten kann); oder gegen die Faymanns (dieser hat einst als Stadtrat auf Kosten der Steuerzahler im „News“-Tower der Gebrüder Fellner Gemeinde-Büros zu weit überhöhten Preisen angemietet; er hat auch die ÖBB gezwungen, serienweise überflüssige Inserate in der Kronenzeitung zu schalten).
Zum Unterschied vom Fall Grasser müsste man in diesen Fällen gar nicht quälend lange warten, bis man an Liechtensteiner und Schweizer Akten herankommt. Die Beweise liegen offen auf dem Tisch. Was französische Staatsanwälte geschafft hatten, könnten daher auch österreichische schaffen.
Niemand darf mit ehrlichem Gewissen über Korruptionsbekämpfung reden, der nicht auch über diese Fälle spricht. Wer das nicht tut, ist entweder ziemlich dumm oder grenzenlos feige oder selbst „Part of the game“. Wenn es in Österreich bei dieser Einäugigkeit der Korruptionsbekämpfung bleiben sollte, dann geht der Republik nicht nur an den Anleihemärkten, sondern auch an den moralischen Märkten jede Kreditwürdigkeit verloren.

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Gabi Burgstaller und die älteren Arbeitnehmer

16. Januar 2012 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Man kommt kaum mehr nach, all die Vorschläge zu analysieren, die da rund um die dringend notwendigen Sparnotwendigkeiten tagtäglich vorgebracht werden. Denn viele zeugen von erschreckender Ahnungslosigkeit. Politiker reden oft von Dingen, deren Zusammenhänge sie nicht durchschauen. Meist tun sie dies deshalb, weil sie nie in der wirklichen Wirtschaft gearbeitet haben.

Dies gilt auch für die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, obwohl sie in letzter Zeit als eine der erfreulichsten und mutigsten SPÖ-Politiker positiv aufgefallen ist. Sie hat sich mit den Konsequenzen der Notwendigkeit befasst, dass die Menschen länger arbeiten müssen. Was ja an sich lobenswert ist. Die ehemalige Arbeiterkämmerin hat dabei aber das Argument der Gewerkschaft aufgegriffen, dass ältere Menschen ja von den bösen Arbeitgebern aus dem Job gedrängt würden.

Dabei weiß jeder, der ein wenig Erfahrung im wirklichen Leben hat: Die allermeisten Frühpensionisten (egal ob als „Hackler“, „Invalide“, Eisenbahner oderoderoder) zeigen höchstes eigenes Interesse, möglichst bald in die in Österreich ja im internationalen Vergleich durchaus ansehnliche Rente zu gehen. Dazu wird auch oft bewusst und im Konsens vor Arbeitgeber und -nehmer ein Zwischenhalt in der Arbeitslosigkeit eingelegt, aus der heraus ja die Frühpension noch viel leichter erreichbar ist. Man kann dann ganz gut von Pension und einigen anderen Geldquellen leben – legalen oder illegalen.

Aber selbst wenn diese gewerkschaftliche Gebetsmühle die volle Wahrheit verkünden sollte, also selbst wenn viele Arbeitgeber wirklich aus purem Alten-Hass fleißige und erfahrene Mitarbeiter hinauswerfen, ist der Vorschlag Burgstallers ein Unsinn: Sie will nämlich verbieten, dass Menschen gekündigt werden, die älter als 55 Jahre sind.

Ach Gabi! Dann würde nämlich mit Sicherheit eines passieren: Es würden sich halt die Kündigungen im Alter von 53 oder 54 Jahren enorm häufen. Jedes Verbot führt ja automatisch dazu, dass dann halt genau an den Grenzen der Verbotszone gehandelt wird. Ist das so schwer zu begreifen?

Mit dem Kündigungsverbot würde also nur das Gegenteil erreicht werden. Die mit 54 Jahren in Massen Gekündigten haben aber auf dem Arbeitsmarkt noch viel weniger Chancen, irgendwo anders unterzukommen.

Statt solcher Unsinnigkeiten sollten sich Burgstaller&Co (also die wenigen über echte Reformen nachdenkenden Sozialdemokraten) dringend jenem Faktor widmen, der wirklich bei manchen Arbeitgebern ein erhöhtes Interesse an der Kündigung Älterer auslöst: Das sind all die Kollektiv- und Tarifverträge, die zu einem automatischen Teurerwerden älterer Mitarbeiter führen, selbst wenn diese immer die gleiche Tätigkeit ausführen.

Das war für mich in früheren Leitungsverantwortungen selbst das größte Problem, als ich ein enges Budget-Korsett mit den unterschiedlichen Gehaltshöhen in Einklang bringen musste. Da gab es Mitarbeiter, die mit 28 Jahren alles in allem für die gemeinsame Aufgabe genauso gut und wertvoll waren wie jene, die doppelt so alt waren. Nur hat jeder Ältere zwei- bis dreimal so viel verdient wie die Jungen (obwohl diese subjektiv das Geld im Alter der Familiengründung viel dringender bräuchten).

Gewiss, ältere Kollegen sind erfahrener und meist verlässlicher. Dafür sind jüngere oft geistig beweglicher, einsatzbereiter sowie dynamischer; und sie leisten viel weniger Widerstand gegen neue Abläufe, Technologien und Organisationsformen. Beides ist wertvoll, aber eben gleich wertvoll.

Daher sollte auch eine intelligente Sozialdemokratin wie Burgstaller den Mut haben, anstelle lebensfremder Vorschläge Druck auf die Gewerkschaften auszuüben: Diese sollten quer durch alle Branchen (einschließlich dem öffentlichen Dienst!) zustimmen, dass es spätestens ab dem 40. oder 50. Lebensjahr keine rein altersbedingten Gehaltserhöhungen mehr gibt. Wenn es solche – abgesehen von drei bis fünf Einstiegsjahren – überhaupt noch geben sollte. Denn Vorrückungen allein auf Grund der absolvierten Arbeitsjahre stellen ja auch einen der Gründe dar, die zum statistischen Effekt niedriger Frauengehälter geführt haben.

Burgstallers Vorschlag ist freilich auch nicht dümmer als ein gleichzeitig in Hinblick auf die gleiche Frage gemachter Vorschlag des Sozialministers. Rudolf Hundstorfer meinte, die Arbeitgeber sollen einfach mehr von einer schon bestehenden Möglichkeit Gebrauch machen: Diese erlaubt es, Mitarbeitern nur noch 80 Prozent zu zahlen, wenn sie nur noch 70 Prozent arbeiten wollen. Womit Hundstorfer nicht nur zugegeben hat, dass es halt doch (leider) ein großes Interesse vieler Älterer gibt, weniger zu arbeiten. Sein Vorschlag bedeutet aber vor allem: Die Arbeitsstunde eines älteren Mitarbeiters wird für den Arbeitgeber nochmals deutlich teurer! Nämlich um mehr als 14 Prozent. So etwas kann wirklich nur einem altgedienten Gewerkschafter einfallen.

PS.: Noch ein persönliches Erlebnis: Ich wollte einmal einen über 50-jährigen Mitarbeiter anstellen, der auch unbedingt bei mir arbeiten wollte. Er war aber ein hochrangiger Gewerkschaftsfunktionär (erstaunlicherweise trotzdem ein guter Journalist) und kannte daher alle seine Rechte. Insbesondere jene auf Grund von Vordienstzeiten bei anderen Arbeitgebern. Das hätte ihn so teuer gemacht, dass es mit den vorgegebenen Budgetgrenzen und vom Eigentümer gesetzten Gehaltsrichtlinien nicht in Einklang zu bringen war. Als er daraufhin anbot, es deutlich billiger zu machen, winkte dann der Personalverantwortliche ab: Denn der potentielle Mitarbeiter hätte nach Ablauf der Probezeit doch noch all seine Rechte problemlos durchsetzen können, notfalls via Arbeitsgericht. Wann werden die Gewerkschafter endlich erkennen, dass ihre Erfolge immer mehr zu Lasten der Arbeitnehmer ausgehen?

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AA+: Die Regierung tagt - um noch mehr Geld auszugeben

15. Januar 2012 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Seit Freitagabend brennt der AA+Hut. Eine Ratingagentur hat nun auch gleichsam offiziell festgehalten, dass Österreich rapide an Kreditwürdigkeit verliert. Und schon am Montag tritt die halbe Bundesregierung zu einem "Gipfel" zusammen. Lobenswert? Nein, alles andere als das. Man schaue sich an, mit wem sie berät und was Thema ist. Beides ist so provozierend, dass einem diesmal wirklich das oft zitierte Taschenmesser in der Hosentasche aufgeht. (Mit nachträglicher Ergänzung)

Denn die Regierung berät nicht etwa über ein sofortiges und nun erstmals wirklich ernsthaftes Spar- und Sanierungspaket. Sondern sie trifft sich mit drei Privatvereinen, die nicht weniger als 27,9 Millionen Euro für einen schwachsinnigen Zweck fordern. Nach aller politischer Erfahrung ist klar: Sobald sich einmal Bundes- und Vizekanzler samt einigen Ministern mit solchen Lobbyisten an einen Tisch setzen – und das schon zum zweiten Mal in dieser Runde! –, bekommen diese auch zumindest einen Teil ihrer Forderungen durchgesetzt. Sonst bekämen sie gar keinen Termin.

Die Privatvereine, die der Regierung so wie eine demokratisch legitimierte Vertretung gegenübersitzen, sind freilich die Lieblinge der Kronenzeitung, nämlich Global 2000, Greenpeace und Klimabündnis. Sie fordern 27,9 Millionen Euro als Subvention an ausländische Energieanbieter. Deren einzige Gegenleistung: Sie sollen unterschreiben, dass sie kein Atomkraftwerk betreiben. Das nennt sich "Herkunftszertifikate".

Das ist absolut unfassbar. In Tagen wie diesen ist es das noch mehr. Es ist aber total kongruent mit der ja auch von allen Oppositionsparteien betriebenen Anti-Atom-Hysterie.

Der Hintergrund: Nicht nur Deutschland sucht nach der leichtfertigen Abschaltung der meisten Atomkraftwerke im Vorjahr verzweifelt Strom-Lieferanten (auch in der Alpenrepublik). Auch Österreich muss schon seit längerem zeitweise Strom importieren. Es tut dies – solange noch irgendwo überhaupt jemand Strom verkauft – über internationale Strombörsen. Diese funktionieren wie ein großer See: Auf der einen Seite schütten Lieferanten hinein; an anderer Stelle holen sich Käufer etwas heraus.

Natürlich kann in diesem Stromsee niemand den atomar erzeugten Strom von anderen Energiequellen trennen. Es kann ja auch niemand das Wiener Donauwasser nach seinen Ursprüngen aus Inn, Salzach, Brigach oder Breg (und noch einigen Hundert anderen) trennen. Nur die Leser mancher Boulevardzeitungen glauben ja, Atomstrom würde sich unterscheiden und offenbar radioaktiv strahlen. Dass Strom kein Mascherl hat, wissen natürlich alle, die da am Tisch des Bundeskanzleramtes sitzen. Und Österreich wird auch bei Zahlung der 27,9 Millionen weiterhin seinen Strom aus demselben Stromsee importieren.

Über das Geld werden sich die chinesischen Produzenten von Solarpaneelen und die Industriellen-Freunde der Privatvereine freuen können, die sich mit ihren hässlichen Windrädern noch mehr goldene Nasen verdienen können. Um die störenden Kleinigkeiten kümmert sich hingegen längst niemand mehr. Dazu gehört etwa, dass Wind und Sonne den Strom meist an Orten und zu Zeiten liefern, wo es gar keine sonderliche Nachfrage gibt. Oder dass der Bau von Wind- und Solarenergieanlagen neben Zwangsförderungen durch die vergewaltigten Stromkonsumenten auch auf viele Jahre mehr Energie verbraucht, als er erzeugt.

Dass über eine solche absurde Forderung auch nur eine Sekunde verhandelt wird, darf doch nicht wahr sein, werden manche denken. Nun, Zweifler sollten sich nur durchlesen, wie das Bundeskanzleramt diesen „Energiegipfel“ ankündigt (als „Graustrom“ wird dabei Strom aus dem europaweiten Stromnetz bezeichnet, also dem zuvor beschriebenen Stromsee). Diesem Text zufolge wurde „als Ziel vereinbart, dass Maßnahmen gefunden werden sollen, die Atomstromimporte über sogenannten Graustrom nach Österreich vermeiden und die den Ausbau nicht-nuklearer Stromproduktion europaweit unterstützen.“

Unterstützen wir nur ruhig europaweit. Wir haben es ja. Schließlich dauert der Weg von AA+ bis CC sicher noch zwei bis drei Jahre . . .

Nachträgliche Ergänzung: die Regierung hat nun doch noch für Montag einen zusätzlichen Termin zum Downgrading angesetzt. Sie entschloss sich dazu lange nach Erscheinen dieser Anmerkungen. Wer aber die zahllosen beschwichtigenden Stimmen des Wochenendes gehört hat, bis hin zu einer weniger staats- als koalitionstragenden Fernsehdebatte am Sonntagabend, weiß jetzt schon, dass auch dabei nur leere Worte herauskommen werden. Und der skurrile NGO-Gipfel ist jedenfalls nicht abgesagt worden.

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Österreich, der Neid, die Diplomatenpässe, und die Dienstpässe

14. Januar 2012 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich steht vor der historischen Weichenstellung zwischen dem Weg nach Griechenland und dem Weg nach Deutschland. Der eine ist kurzfristig verführerisch bequem, der andere anfangs sehr hart. Auf diesem Weg verliert Österreich sein Triple-A-Rating, es drohen schwere Regierungskrisen oder gar Neuwahlen. Und was debattieren da die Medien dieses Landes am heftigsten? Die Diplomatenpässe für Bischöfe und Altpolitiker! Die Medien schweigen dabei jedoch fast total zu den damit eng verwandten Dienstpässen. Ein Sittenbild.

Weil sich die Medien so an Kleinigkeiten festkrallen – wahrscheinlich weil sie durch Großigkeiten ja auch geistig überfordert wären – ist das Ergebnis der jüngsten Meinungsumfrage zwar deprimierend, aber kein Wunder: Eine Mehrheit der Österreicher ist gegen ein Sparpaket. Wie OGM (allerdings im Auftrag einer Gratiszeitung) erhoben hat, sind nur 42 Prozent für ein Sparpaket, während 53 Prozent dagegen sind.

Freilich: Wenn niemand den Menschen die dringende Notwendigkeit eines Schuldenabbaus – oder zumindest keines weiteren Anstiegs der Schulden – vermittelt, woher sollen sie dann überhaupt um diese Notwendigkeit wissen? Was die Dinge noch schlimmer macht: Sobald die konkreten Maßnahmen feststehen, wird die Zahl der Zustimmenden mit Sicherheit noch deutlich geringer werden. Nach dem Motto: Ihr könnt ja überall sparen, aber doch nicht bei mir!

Aber zurück zum Aufreger der Medien, den Diplomatenpässen: Es ist ganz gewiss schwer zu begründen, wenn jemand nach Ausscheiden aus einem öffentlichen Amt noch so wie ein aktiver Amtsträger behandelt werden will. Dass sich jetzt vor allem die Herren Blecha und Vranitzky über den geplanten Entzug ihres Diplomatenpasses so aufregen, rundet überdies so manches Vorurteil über diese Herren ab.

Dabei sollte mit der Forcierung des Diplomatenthemas ja eigentlich nur der Fall Grasser am Kochen gehalten werden, nachdem nach wie vor die konkreten Beweise gegen den Ex-Finanzminister Mangelware sind. Vranitzky ist so etwas wie ein Kollateralschaden (seinen dubiosen Geschäften ist ja nie ein Staatsanwalt nachgegangen, wie etwa der berühmten Million für die Information, dass der Euro eingeführt wird).

Sollte man vielleicht den Diplomatenpass lediglich im Fall strafrechtlicher Erhebungen entziehen? Das wäre witzig. Denn das müsste dann ja auch für Werner Faymann oder Claudia Schmied gelten. Gegen die läuft nämlich genauso ein Strafverfahren wie gegen Grasser (auch wenn es da keine Staatsanwälte gibt, die ständig Aktendetails hinausspielen).

In Wahrheit gibt es aber außer blankem Neid (der freilich gerade in Österreich sehr verbreitet ist) so und so keinen Grund, das Thema für wichtig zu halten: Denn kein Österreicher, keine Institution des Landes erleidet durch die großzügige Vergabe dieser Pässe einen Schaden. Opfer sind höchstens ausländische Grenzbehörden, die bei Besitzern von Diplomatenpässen nicht so genau hinschauen. Da manche Länder – von der Dritten Welt über Russland bis zu den USA – die Passkontrollen sehr langwierig und schikanös gestalten, würde ich ja am liebsten jedem Österreicher ein solches Ticket für die zeitsparende Überholspur geben.

Amüsant ist freilich ein eng verwandtes Thema, nämlich die „Dienstpässe“. Diese verschaffen ähnliche Express-Abfertigungen auf Flughäfen, sie sind sogar viel zahlreicher ausgegeben worden als Diplomatenpässe. Und dennoch redet niemand darüber.

Beim langen Nachgrübeln ob dieser Diskrepanz in der medialen Reaktion erinnerte ich mich an meine langen Jahre als außenpolitischer Journalist. Da sah ich mit Erstaunen, dass auch etliche Kollegen mit solchen Dienstpässen reisten. Und dass sie auf Nachfrage nach dem Wieso nur sehr verschwommen antworteten. Die erste solche Beobachtung machte ich übrigens noch in der Ära Kreisky. Worauf ich die Berichterstattung der Kollegen vor allem aus massenstarken Medien ein wenig genauer zu beobachten begann: Vorsichtig ausgedrückt, habe ich da keine sonderlich starken regierungskritischen Akzente bemerken können.

Ich bin natürlich – fast – sicher, dass sie inzwischen alle ihre Dienstpässe längst fein säuberlich zurückgegeben haben. Nur: Warum erwähnen sie das denn alle gar nicht? Lassen sie sich aus Bescheidenheit eine so einfache Selbstberühmung entgehen – oder…

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Vielen Dank G&B: Jetzt ists ade, das Triple-A

13. Januar 2012 17:12 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt ist es soweit: Österreich wird in den nächsten Stunden bei der größten internationalen Ratingagentur sein AAA-Rating verlieren. Das wird nicht nur die Steuerzahler in Form von höheren Anleihezinsen viel kosten. Auch alle anderen österreichischen Kreditnehmer und ihre Mitarbeiter und Partner sind durch die nun konkret gewordenen Folgen der Lotterpolitik von Bund und Ländern ganz unmittelbar betroffen. Und was tut diese Regierung?

Statt dass sie mit einem kräftigen Schnitt völlig unsinnige Privilegien wie die Frühpension so rasch wie verfassungsrechtlich möglich abbaut; statt dass sie endlich eine einzige klare Verantwortung für das Gesundheitssystem herstellt – also entweder die Krankenkassen oder die Länder oder die Patienten –; statt dass sie den Bundesländern klarmacht, dass diese jeden Cent, den sie ausgeben, künftig auch selbst einnehmen müssen: Statt alledem hat diese Regierung in den letzten Tagen erlaubt, dass jede Menge Sand ins Sanierungs-Getriebe kommt.
Sandstreuer sind vor allem die Gewerkschaften und die Bundesländer.

Hat die Regierungsspitze am Beginn der gegenwärtigen Sparrunde hinter verschlossenen Türen noch Ansätze von Mut gezeigt, so ist dieser offensichtlich sehr rasch verschwunden, als G&B ihre Muskeln zu zeigen begonnen haben. Das geschah sofort, nachdem die Regierung die Sabotierer-Partie erstmals über den bisherigen Verhandlungsstand informiert hat. Jetzt kann man zwar streiten: Sind Faymann und Spindelegger schuld oder die Herren Foglar, Pröll und Häupl als eigentliche Machthaber der Republik? Am katastrophalen Ergebnis ändert sich aber nichts.

Wird die schmerzhafte Mitteilung aus dem Hause Standard & Poor’s nun die Regierung doch noch zum Regieren zwingen? Ja, kann sie es angesichts der wahren Machtverhältnisse überhaupt über Hymnen-Fragen hinaus? Wagt sie wenigstens den offenen Machtkampf mit diesen Saboteuren?

Ich zweifle. Und wette, dass in den nächsten Tagen gleich wieder die Beschwichtiger ausschwärmen werden, die uns mitteilen, dass das alles eh nicht so schlimm sei. Und vor allem werden sie mit klassenkämpferischen Tönen gegen die Ratingagenturen hetzen. Als ob der Spiegel schuld wäre an dem Bild, das er zeigt.

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SN-Kontroverse: EU und Ungarn

13. Januar 2012 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die EU schärfer gegen Ungarn vorgehen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wer hütet die Grundwerte Europas?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Wenn es einen Vorsatz im neuen Jahr auf EU-Ebene gibt, dann sollte er lauten: Wir nehmen uns und unsere selbst gesetzten Regeln endlich einmal ernst. Das gilt für alle Bereiche der Union und nicht nur für die Wirtschaft.

Denn gern wird in Zeiten von Euro- und Finanzindustriekrise vergessen, dass die EU sehr viel mehr ist als eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung zur Mehrung der Kapitalflüsse und zum ungehinderten Austausch von Waren sowie Dienstleistungen aller Art. Es geht auch um die Wahrung bestimmter Werte. Dies gilt spätestens seit Inkrafttreten der Verträge von Nizza (2003) und Lissabon (2009). In Nizza wurde der mittlerweile berühmte Artikel 7 der EU-Verträge eingeführt, der ein geordnetes Sanktionsverfahren gegen Mitgliedsstaaten vorsieht, wenn deren Regierungen Grundwerte der EU verletzen. Der Artikel wurde wegen des „Coup d'etat" geschaffen, der Österreich zu Beginn des 21. Jahrhunderts erschüttert hatte.

Durch den Lissabon-Vertrag haben sich die Länder der Union zu Einhaltung der Grundrechtecharta verpflichtet. Die Charta garantiert in sechs Titeln die allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte sowie die wirtschaftlichen und sozialen Rechte der Unionsbürger. Gleichzeitig enthält sie wesentliche Grundsätze, an die sich der europäische Gesetzgeber zu halten hat. In Ungarn werden derzeit diese europäischen Grundrechte von der Regierung mit Füßen getreten. Meinungs- und Pressefreiheit sind eingeschränkt, Oppositionelle werden mundtot gemacht und selbst die ungarische Nationalbank wurde an die Regierungskandare genommen. Was soll noch alles geschehen, damit die Union gegen die derzeitigen Machthaber in Budapest ein Vertragsverletzungsverfahren einleitet? Oder anders gefragt: Worauf wartet die „Hüterin der Verträge" noch, um ihre Lethargie zu überwinden?

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Österreich und Ungarn: ein Vergleich

Andreas Unterberger

Da hat wieder ein Land gewagt, falsch zu wählen und die Sozialisten auf Minigröße zu dezimieren. Europas Rote und Grüne zeigen den Ungarn deshalb, was sie schon 2000 den Österreichern gezeigt haben: Sie sind perfekt im Denunzieren; wenn ihnen sonst nichts einfällt, jagen sie halt wieder Faschisten.

Das heißt nun nicht, dass Ungarn nicht zu tadeln wäre. Es hat eine katastrophale Wirtschafts- und Finanzpolitik. Begonnen wurde die Katastrophe unter den Sozialisten, die hemmungslos Schulden machten, die den Beamten über Nacht 50 Prozent mehr zahlten. Und der Konservative Orban spart ebenfalls nicht; er räumt stattdessen die privaten Pensionsversicherungen aus, belegt die Banken mit einer heftigen Steuer und anderen teuren Schikanen und wundert sich dann, dass sie nicht mehr in Ungarn investieren. Nur: Die „Abkehr von der Demokratie" ist eine Propagandalüge. Alle Vorwürfe treffen auf Österreich genauso zu. Nicht nur in Hinblick auf Bankensteuer & Co. 

Aber Orban besetzt doch fast die ganze Nationalbank neu! Und wer besetzt in Österreich alle Jobs in der gerade erst (!) total verstaatlichten Nationalbank; und war nicht Ewald Nowotny immer ein braver Parteisoldat? Ungarn verletzt wahrscheinlich EU-Recht! Und wie oft wurde das bei Österreich und allen anderen schon festgestellt? Orban besetzt den öffentlichen Rundfunk mit seinen Leuten! Muss man die Zustände im ORF und die Bestechung etlicher Wiener Zeitungen mit Staatsgeldern noch näher erläutern? Orban besetzt den Verfassungsgerichtshof und den Rundfunkrat! Und wer im Wiener VfGH hat kein rotes oder schwarzes Ticket; kam nicht ein Höchstrichter sogar direkt aus dem Faymann-Büro auf die Richterbank?

Der einzige Unterschied: Orban hat 68 Prozent der Stimmen bekommen, Faymann hingegen nur 29 Prozent (und die Koalition 55). Aber Faymann ist rot und da ist ja alles automatisch superfein demokratisch.

 

 

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Senkt die Steuern!

12. Januar 2012 00:55 | Autor: Andreas Unterberger

Die Schizophrenie der derzeitigen Diskussion ist unerträglich. Täglich wird nach Wachstum verlangt, zugleich hören wir täglich neue Vorschläge, welche Steuer eingeführt und welche erhöht werden solle; jede dieser Forderungen wird absurderweise mit „Gerechtigkeit“ begründet. Völlig verstummt ist hingegen das Anliegen einer Steuersenkung; niemand wagt es mehr, es als ungerecht zu bezeichnen, dass Österreich bei der Steuer auf Einkommen weit über den anderen Staaten liegt.

Die Höhe dieser Steuer richtet aber schweren Schaden an, am Wachstum wie an der Summe der Staatseinnahmen. Sie ist entscheidend bei der Absage von Spitzenkräften – ob Wissenschafter, Ingenieure oder sonstige Leistungsträger – an Job-Angebote aus Österreich. Internationale Manager verlieren das Interesse, einen Firmensitz nach Österreich zu verlegen, sobald sie hören, dass sie selbst dort 50 Prozent Steuern zahlen müssen (die Tricks mit dem 13. und 14. Gehalt durchschauen ja nur Inländer). Dementsprechend geht die Zahl der Europazentralen internationaler Konzerne in Wien ständig zurück. Gilt doch in anderen mitteleuropäischen Ländern eine Flat Tax von 15, 16 oder 19 Prozent. Und die Telefone funktionieren dort längst so gut wie in Wien.

Die Initiative proMarktwirtschaft (eine der erfreulichsten Entwicklungen der letzten Zeit) hat einen weiteren Schaden der hohen Einkommensteuer analysiert: den Brain Drain. Immer mehr der tüchtigsten jungen Österreicher wandern aus. Und lassen sich – trotz teurer Initiativen der Regierung – angesichts der Steuerlast fast nie mehr zurückholen. Sie genießen die niedrigeren Steuern des Auslandes und haben kein Problem damit, dass man dort ein paar Jahre länger arbeiten muss (und darf!).

Besonders schwachsinnig ist die von Sozialdemokraten, aber erstaunlicherweise auch von einigen sonst klugen Jungliberalen vorgeschlagene Akademikersteuer. Denn eine solche würde ja noch mehr der besten Uni-Absolventen vertreiben! Einmal im Ausland werden diese nur noch über die Wünsche aus Österreich lachen, dass sie solcherart für die Unis spenden sollten – nur weil es hier populistische Parteien aus Feigheit verhindert haben, dass jeder für sein Studium auch zahlt.

Besonders absurd wäre eine Akademikersteuer, sollte sie wie vorgeschlagen nur für Besserverdienende gelten: Dann würden Absolventen der allerunnötigsten, aber massenweise belegten Studien in der Regel nichts zahlen – im Gegensatz zu jenen mit schweren, aber dringend benötigten Ausbildungen. Das wäre also ein zusätzlicher Anreiz, falsche, aber leichte Studien zu belegen. Studiengebühren zwingen hingegen zu viel besser überlegter Studienwahl.

Vernünftige Politik senkt die Einkommensteuern, sie verflacht die steile Progression und reduziert auch notwendigerweise den Spitzensatz. Dann – und nur dann – kann man auch über die vielen Erhöhungsideen nachdenken und über den Schaden, den jede einzelne anrichtet.

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Von den Mühen der politisch korrekten Tiefebene

11. Januar 2012 04:06 | Autor: Andreas Unterberger

Man muss lebhaft zweifeln, ob die Bundeshymne nach dem jüngsten Gewaltakt von Rot-Schwarz-Grün schon genügend politisch korrekt ist. Eigentlich besteht ja noch auf vielen Gebieten dringender Handlungsbedarf. In der geltenden Form ist die Hymne daher in Wahrheit noch immer eine Schande für korrekte Menschen.

Fehlen in ihr doch die Transgender-Menschen; werden doch die christlichen „Dome“ erwähnt, aber keine Moscheen und Logen; fehlen doch die Ahninnen in den „Ahnentagen“; zeigt doch „begnadet für das Schöne“ einen völlig überholten, ja skandalös reaktionären Kunstbegriff; muss doch die Erwähnung des Wortes „Strome“ jedem wackeren Grünmenschen einen elektrischen Stoß versetzen; und klingt doch die Bundeshymne insgesamt noch immer viel zu patriotisch.

Viktor Szontagh hat sich daher der Mühe einer Neudichtung unterzogen. Dafür haben ihm alle politisch korrekten Mensch_innen herzlich zu danken. Ich tue es auch. Dass das Versmaß noch nicht ganz stimmt, muss wohl egal sein, schließlich ist dieses Defizit ja auch unseren Parlamentariern bei der jüngsten Umdichtung egal gewesen.

Der vorgeschagene neue Wortlaut:

‎"Land der Täler und Berge,
Land der Gewässer und Trockengebiete,
Land der landwirtschaftlich genutzten Flächen und der Naturgebiete,
Land der Gebäude von religiöser Bedeutung (unter Beachtung der Nichtreligions-Freiheit der atheistischen Bevölkerungsteile),
Land der arbeitenden und arbeitslosen Menschen und Menschinnen,
vergangenheitsbewältigend und zukunftsreich!
Heimat großer Töchter, Söhne und Transgender-Personen,
Volk, begnadet für das Schöne, Abstrakte und Nonfigurative,  
Vielgerühmte, politisch korrekte Republik Österreich (ohne nationalistische Untertöne, voller Bedauern über all die Verbrechen die in den letzten Jahrtausenden begangen wurden, für die Österreich die volle Schuld und Verantwortung für ewige Zeiten auf sich nimmt)!
© Viktor Szontagh“

PS.: Irgendwie ist aber auch das noch nicht wirklich ganz korrekt: Wo sind denn da die Tiere geblieben? Dürfen sich die Österreicher denn „Volk“ nennen, was ja geradezu völkisch klingt? Und: Wenn sowohl Täler wie Berge genannt werden: Wo bleiben denn da die Ebenen (oder gar die parlamentarischen Tiefebenen)?
Alle Leser sind daher dringend zu noch weiter verbesserten Neudichtungen eingeladen.

 

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Bis wir endlich alle zusammengeführt haben . . .

10. Januar 2012 02:08 | Autor: Andreas Unterberger

Naive Menschen glauben bisweilen, dass der Einwanderungsgrund „Familienzusammenführung“ doch bald ein Ende haben muss. Irgendwann müssten doch einmal alle Familien zusammengeführt sein. Und man staunt jedes Jahr, dass diese so human klingende Aktion noch immer das größte Einfallstor in die Republik und die EU ist.

Aber längst findet unter dem Titel Familienzusammenführung Betrug in allen möglichen Formen statt. Ein besonders pikantes Beispiel ist jetzt – ausgerechnet – von den bulgarischen Behörden aufgedeckt worden: Sie haben herausgefunden, dass fast ein ganzes ägyptisches Dorf Roma-Frauen aus Bulgarien „geheiratet“ hat.

Die Frauen bekamen Geld, ein Ticket nach Ägypten und beantragten dort dann mit ihrem „Mann“ für diesen ein EU-Visum. Das alles ist in islamischen Kulturen extrem problemlos, weil dort sowohl Eheschließung wie auch nachfolgende Scheidung besonders leicht und formlos durch einfache Erklärungen erfolgen können.

Den Bulgaren Anerkennung, dass sie das schließlich aufgedeckt haben. Und nur ganz böse Menschen fragen sich, warum die potentiellen Neo-Europäer aus Ägypten so geizig waren und nicht auch ein wenig für die bulgarischen Diplomaten gespendet haben. Das soll jaauch schon bei Österreichern geholfen haben.

Alle anderen Menschen aber sollten einmal kritisch fragen, ob die übrigen Familienzusammenführungen ordnungsgemäß ablaufen. Denn auch die österreichischen Behörden haben ganz offensichtlich weder Zeit noch Lust, die einzelnen Fälle nachzuprüfen. So lässt die Wiener Staatsanwaltschaft seit Jahr und Tag die Beweise desinteressiert liegen, dass ein Sri-Lankese in Wien offenbar mit gefälschten Papieren aus seiner Heimat eine bigamistische Ehe geschlossen hat. Diese hat ihm nicht nur die Eintrittskarte in die EU, sondern inzwischen auch eine fette Witwer-Pension einer österreichisch-italienischen Bank eingebracht.

Es wäre auch eine gewaltige Erleichterung für das österreichische Budget, wenn man beginnen würde, bei all den vielen Zuwanderer-Kinder, für die Österreich Familienbeihilfe, Ausbildung und sonst noch etliches zahlt, DNA-Tests zu machen. Denn es gibt für die Republik absolut keinen Grund, auch noch Neffen, Nichten, Großcousins und Ähnliches der schon Zugewanderten mitzufinanzieren.

Es wäre auch absolut sinnvoll, Familienzusammenführungen zwischen dem 5. Lebensjahr (Beginn der sprachlich entscheidenden Vorschule) und dem 22. Lebensjahr (so wie in Dänemark) zu untersagen. Dadurch würden viele arrangierte und Scheinehen junger Mädchen unterbunden. Dadurch würde auch sichergestellt, dass Kinder die volle Schulpflichtzeit über auf deutsch unterrichtet werden. Was viele Sprachprobleme in Schulen schlagartig reduzieren würde.

Aber das ist natürlich alles nicht politisch korrekt. Und wird daher nicht stattfinden. Seit Maria Fekter aus dem Innenministerium weg ist, kümmert sich dort kein Mensch mehr um die Steuerung der Zuwanderung. Der eine fühlt sich dort nur für die schon hier lebenden Ausländer zuständig. Und die andere hat außer „Zaster her“ noch überhaupt keinen relevanten Satz ausgesprochen.

 

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Europas Sparefrohs

10. Januar 2012 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Fast täglich erreichen uns Fernsehbilder aus Europas meistverschuldeten Staaten, in denen uns immer dieselbe Botschaft vermittelt wird: Die Regierungen und die Menschen sparen bis an den Rand der Verzweiflung.

Vor allem Griechen und Italiener verbreiten diese Botschaft in regelmäßigen Demonstrationen. Diese sollen unseren offenbar naiven Glauben zerstreuen, dass angesichts schwerer Schulden ein „Zehn Prozent weniger von allem“ doch möglich sein müsse. Blickt man jedoch hinter die Oberfläche dieser Fernsehbilder, stößt man plötzlich auf ein ganz anderes Bild.

Italiens arme Abgeordnete

Da revoltieren etwa die italienischen Abgeordneten ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt gegen die Ansinnen der Sparregierung Mario Montis, da das Sparen sie selber treffen soll. Sie drechseln die skurrilsten Argumente, warum das bei ihren eigenen Bezügen absolut unmöglich sei. Ein Abgeordneter verkündete sogar, dass er und seine Kollegen ja auch viel mehr arbeiten würden als ausländische Parlamentarier. Ein anderer behauptete, der Steuerdruck sei in Italien höher als im Ausland. Der Mann sollte einmal nach Österreich eingeladen werden.

Die Argumente klingen alle so, wie wenn die Abgeordneten bei irgendwelchen Gewerkschaftsbossen in die Schule gegangen wären und dort einen Crash-Kurs in „Hundert Wege, Nein zu sagen“ absolviert hätten.

Dabei sind die Privilegien der italienischen Volksvertreter gigantisch. Sie verdienen mehr als die Angehörigen jedes anderen Parlaments. Mit rund 16.000 Euro monatlich bekommen sie ziemlich genau doppelt so viel wie die österreichischen Abgeordneten (VOR der hohen österreichischen Einkommensteuer). Von den armen Osteuropäern gar nicht zu reden.

Italiens politische Klasse hat Zehntausende Dienstwagen. Die Volksvertreter konnten bis vor kurzem zu Billigstpreisen in exquisiten Parlamentsrestaurants speisen (das wenigstens wurde inzwischen abgedreht). Die Abgeordneten haben auch ein üppiges Pensionssystem, das sie bisher schon mit 50 Jahren in Anspruch nehmen konnten (in Österreich hingegen ist schon vor etlichen Jahren das privilegierte Politikerpensions-Schema ausgelaufen).

Italien hat zwei nationale Parlamentskammern, die insgesamt 955 Abgeordnete haben – mehr als jedes andere irgendwie vergleichbare Parlament. Italien hat neben diesen zwei Kammern und den EU-Abgeordneten aber auch noch auf drei weiteren Stufen gewählte Volksvertreter: Regionen, Provinzen, Gemeinden. Das ist also noch eine Stufe mehr als in Österreich. Dabei meinen schon in Österreich viele mit guten Argumenten, dass das Land seit dem EU-Beitritt mindestens eine Verwaltungs- und Gesetzgebungs-Ebene zuviel hat.

Ein Abgeordneter namens Mario Pepe sagte sogar: „Wir sind Opfer einer Racheaktion. Man will uns für die Schuldenkrise bestrafen.“ In der Tat: Warum eigentlich nicht? Denn niemand anderer als die Gesetzgeber trägt ja die letzte Verantwortung dafür, dass ein Staat alljährlich mehr ausgibt, als er einnimmt. Ein Verhalten, bei dem immer klar war, dass es irgendwann zum Zusammenbruch führen muss.

Eine signifikante Kürzung von Abgeordnetenbezügen bei Defiziten wäre daher durchaus legitim und logisch. Sie entspricht dem praktizierten Prinzip Verantwortung. Die politische Verantwortung kann ja nicht darin bestehen, dass Abgeordnete für die regelmäßige Bestechung von Wählern durch ungedeckte Schecks noch belohnt werden.

Will Griechenland Krieg führen?

Was den Italienern die Politikerprivilegien, sind den Griechen die Armeeausgaben. An diesen sind nämlich die Sparbeschlüsse bisher fast spurlos vorbeigelaufen. So hat Athen zwar einige Neuanschaffungen von Waffen hinausgeschoben – die gewaltige Zahl von 130.000 aktiven Soldaten bleibt jedoch unverändert. Der Vergleich zu Österreich: Hier hat das Heer noch 35.000 Mann, es ist aber ein weiterer Abbau geplant, und die Wiener Regierung sucht schon heftig nach Möglichkeiten, pragmatisierte Soldaten in andere Dienststellen zu transferieren. Griechenland hat elf Millionen Einwohner, Österreich acht. Griechenland gibt unverändert fast drei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Streitkräfte aus – in Österreich sind das 0,7 Prozent.

Dieses Militärbudget kann vom Ausland nur noch als Provokation aufgefasst werden. Denn während in Griechenland viele Bezüge sehr wohl spürbar gekürzt werden, tut das Land so, als ob ein Krieg unmittelbar bevorstünde.

Die griechische Armee war wegen des Antagonismus gegenüber der Türkei traditionell immer stark aufgebläht. Die Luft- und Seegrenze in der Ägäis war ein regelmäßiger Zankapfel – obwohl beide Länder Nato-Mitglieder sind. Und natürlich spielt auch die Geschichte mit: Die Griechen konnten sich erst im 19. Jahrhundert nach Jahrhunderten der Unterdrückung aus dem Osmanischen Imperium befreien. Im Gegenzug wurden nach dem ersten Weltkrieg viele Griechen aus dem einst rein griechischen Kleinasien vertrieben. Die Türkei hat in den letzten Jahrzehnten auf ihre Rechte in der zur Gänze von griechischen Inseln umgebenen Ägäis gepocht. Und auch die türkischen Nadelstiche gegen das Oberhaupt der orthodoxen Welt in Istanbul waren immer wieder provokativ.

Seit etlichen Jahren aber gibt es eindeutig eine Entspannung in diesem Verhältnis. Die Türkei hat vor allem im Osten in den Kurdengebieten Sicherheitsprobleme, sie überquert deshalb auch fast regelmäßig die Grenze in den Irak, um dort Kurden-Stellungen auszuheben. Bei allem, was man der Regierung Erdogan auch Kritisches nachsagen mag: Interesse an Zündeleien entlang seiner Westgrenze zeigt die Türkei derzeit sicher keine.

Daher könnte Athen zweifellos ohne Gefährdung zurückschrauben. Und daher ist es ein Skandal, eine so hochgerüstete Armee zu unterhalten, wenn das Ausland gleichzeitig Hunderte Milliarden Euro für Griechenland zahlen muss, was auch dem ganzen Euroraum schwer schadet.

Auffällig ist freilich auch, wie wenig Druck Deutschland – und der Rest Europas – in Sachen griechisches Heeresbudget macht. Hängt das vielleicht gar damit zusammen, dass Griechenland einer der drei größten Abnehmer deutscher Waffenprodukte ist?

Die Griechen selbst konstruieren neben der Türkei eine andere Erklärung für die Notwendigkeit einer so intensiven Rüstung: Sie müssten die Grenze gegen die Flut illegaler Immigranten sichern. Griechenland ist in der Tat zum Einfallstor Nummer eins für Möchtegern-Asylwerber aus Asien und Afrika geworden. Und es weiß, dass es mit diesem Hinweis bei den Miteuropäern Sympathie auslöst. Die Größe des griechischen Heeres kann damit aber in Wahrheit natürlich nicht gerechtfertigt werden.

Das gewaltige Militärbudget ist vielmehr ein Beweis, dass den Griechen weiterhin die Bereitschaft zu einem grundsätzlichen Umdenken, zu einem radikalen Hinterfragen jedes einzelnen Ausgabepostens abgeht.

Die andere Erklärungsmöglichkeit für die ungeniert anhaltende Hochrüstung wollen wir ja hoffentlich gleich wieder vergessen: nämlich, dass Griechenland ernsthaft an einen Einsatz seiner Armee denkt. Es gibt freilich viele historische Beispiele bedrängter Politiker in schweren Krisen, die geglaubt haben, in der kriegerischen Flucht nach vorne einen Ausweg zu finden.

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Die wirklichen Skandale rund um Niko P.

09. Januar 2012 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Durch den blonden Niko Pelinka und seine seltsamen Karrierewege ist der ORF-Generaldirektor bis auf die Knochen blamiert – auch wenn er das partout nicht zur Kenntnis nehmen will. Noch deutlich krasser sind aber andere, dadurch völlig überdeckte Skandale.

Dass Alexander Wrabetz einen Büroleiter haben soll, ist nämlich unbestritten. Und dass er sich den selbst aussuchen kann, ist für mich auch kein größeres Problem. Es kann ja jeder ORF-Mitarbeiter mit Rückgrat diesen Büroleiter straffrei hinauswerfen, wenn der bei seiner Tür hereinkommen sollte. Und jeder ORFler kann folgenlos auflegen, wenn ihn ein gewisser Pelinka anruft. Ein Büroleiter hat nur dann über das Ausbessern von Briefen hinausgehende Kompetenz, wenn ihm diese auch jemand zubilligt.

Die Personalie Pelinka ist nur deshalb bedeutend, weil sie den bisher schlagkräftigsten Beweis darstellt, wie eng der Wrabetz-ORF an den Fäden der Parteien, insbesondere jenem der SPÖ hängt. Wenn jener Mann, der die Wrabetz-Wiederwahl inszeniert hat, dann auf einen hochbezahlten Posten unter Wrabetz aufsteigt, hat das naturgemäß einen ganz üblen Geruch. Wer bitte ist da wessen Chef?

Ein noch viel größeres Problem als Pelinka ist es aber, wie sehr die derzeit die eigene Unabhängigkeit so rühmenden ORF-Redaktionen sich selbst zu einer SPÖ-Propagandaabteilung degeneriert haben. Offenbar ohne dass ein Pelinka da noch extra anrufen muss.

Täglich könnte man die schwere Linkslastigkeit dieser Redaktionen an konkreten Beispielen aufzeigen. Diesmal einige besonders arge Exempel aus der „Zeit im Bild“ des Wochenendes. Diese sendete einen langen PR-Beitrag für das Wiener SPÖ-Rathaus, der besser ins nordkoreanische Fernsehen gepasst hätte. Zwei rote Rathaus-Apparatschiks konnten sich da stolz und ohne durch einen kritischen Zwischenton der Redaktion gestört zu werden als Helfer der Kinder präsentieren. Nur weil sie jetzt(!) einen „Ombudsmann“ für Opfer von Missbrauch in Jugendheimen installiert haben.

Mit keinem Wort wurde dabei darauf eingegangen, dass genau dieses Rathaus und genau seine untätig zuschauenden Fürsorge-Tanten, die sich jetzt Jugendanwaltschaft nennen (die übrigens auch mitgewirkt haben an den Vertuschungen rund um Kampusch), die Hauptverantwortung für die allerschwersten Missbrauchsskandale der österreichischen Nachkriegsgeschichte haben. Mit keinem Wort wurde thematisiert, wozu eigentlich die Jugendanwaltschaft selbst noch gut ist, wenn jetzt ein Ombudsmann dieser „Anwaltschaft“ (die natürlich mit richtigen Anwälten nicht das Geringste zu tun hat) irgendeine Verbesserung darstellen soll.

Wer diesen Propagandabeitrag gesehen hat, dem blieb ob so viel Chuzpe nur noch der Mund offen. Und wer den Beitrag versäumt hat: Bitte anschauen („Ombudsperson für Heimkinder gefordert“ am 7. Jänner anklicken, wobei Ombudsperson auf politischlinkskorrekt für Ombudsmann stehen dürfte).

Dass die ZiB am gleichen Wochenende  schon zum gefühlten 50. Mal binnen zwölf Monaten wieder die alte linke Mär vom ungleichen Lohn für gleiche Frauenarbeit auftischte, passt perfekt in das gleiche schlagseitige Bild. Auch hier wieder keinerlei Spur einer Relativierung oder gar Gegenstimme. Dabei konnte in dem Beitrag die Ungleichheits-Behauptung dann nur mit Fällen der Baby-Karenz und mit Teilzeit-Exempeln untermauert werden, aber mit keinem einzigen Hinweis auf wirklich „gleiche Arbeit“. Oder ein Beitrag über Südafrika: Der klang so, wie wenn er von der Propagandaabteilung der dortigen Regierungspartei formuliert worden ist.

Pelinka demaskiert auch die ÖBB

Ein ebensolcher Skandal ist, wie die ÖBB zur SPÖ-Filiale degeneriert ist. Wortgewaltig versucht sich ja der neue Chef Kern seit einiger Zeit als Retter der Bundesbahnen zu präsentieren. Dabei agiert er in Wahrheit mehr denn all seine Vorgänger der letzten Jahrzehnte als reiner Parteifunktionär. Er greift hemmungslos in die Bahnkasse, wenn es die Partei braucht oder wünscht.

Anders ist es nämlich gar nicht zu erklären, dass dieser Herr Kern genau für jenen Niko Pelinka eigens einen Posten geschaffen hat. Der Anlass der Postenkreation: Pelinka musste als Sprecher der Claudia Schmied ausscheiden, weil diese Funktion laut Gesetz mit der eines Stiftungsrates unvereinbar ist. Als solcher hatte Pelinka die Wiederwahl von Wrabetz zu organisieren und diverse schmutzige Deals mit den anderen Stiftungsräten abzuschließen. Was er daneben eigentlich für die ÖBB gearbeitet haben soll, ist völlig unklar geblieben. Dementsprechend wird nun, da Pelinka auch hauptberuflich in den ORF wechselt, dieser Posten einfach wieder abgeschafft.

Einen deutlicheren Beweis kann es gar nicht geben, dass in den eigentlich schwer defizitären ÖBB Menschen einzig und allein im Interesse der Partei angestellt werden.  Und zwar nur für Scheintätigkeiten. In der Privatwirtschaft würde ein dafür verantwortlicher Vorstand fristlos entlassen und wegen Untreue angezeigt. In den ÖBB riskiert der Herr Kern maximal einen Tadel durch den Rechnungshof. In ein paar Jahren.

Freilich: Ein ÖBB-Chef, der ja selber nur als Sprecher eines Politikers nach einem Publizistik(!)-Studium und keiner einzigen Sekunde in der Verkehrs- oder Privatwirtschaft plötzlich zum Bahnexperten geworden sein soll, kann natürlich nicht die Widerlichkeit seines Verhaltens erkennen. Und die total links geführte Staatsanwaltschaft ist ja offensichtlich nur an den angeblichen und wirklichen Delikten blau/orange-schwarzer Regierungen interessiert.

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Islamisches Morden, europäisches Schweigen

09. Januar 2012 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Und jetzt ist es auch in Nigeria voll losgegangen: Fast täglich werden im Norden des bevölkerungsreichsten afrikanischen Landes Christen zu Dutzenden nur ob ihres Glaubens ermordet. Was sagt uns das über den Islam? Und wie reagiert das ehemals christliche Europa darauf?

Natürlich ist nicht jeder Moslem ein Mörder und Terrorist. Alles andere als das. Viele Moslems sind friedlich, freundlich und tolerant. Aber seit Jahrzehnten gibt es keine andere Ideologie, keine andere Religion und Weltanschauung, in deren Namen so viel gemordet wird. Und das darf man der Wahrheit willen nicht verschweigen oder kleinreden.

Denn das, was sich in Nigeria abzeichnet, haben wir ja mit in die Hunderttausende (vielleicht sogar über die Million hinaus) gehenden Opferzahlen schon im Sudan erlebt. Ähnliches spielt sich seit Jahrzehnten in Somalia ab. Aber auch in Indonesien, den Philippinen, im Nach-Saddam-Irak und in Pakistan sind gezielte Morde an Christen Alltag. In der Türkei und in Ägypten sind sie noch selten, nehmen aber zweifellos zu. In Saudiarabien ist christliche Religionsausübung überhaupt längst ein Kapitalverbrechen. Um nur die wichtigsten Länder des islamisch motivierten Mordens und Brennens zu nennen.

Kein Wunder, dass sich die Christen in Syrien heftig vor dem Sieg der angeblich demokratischen Revolution fürchten.

Eine Religion, die so gewaltaffin ist, führt natürlich auch dazu, dass sich Moslems gegenseitig ihrer jeweiligen Religionsvariante wegen bekämpfen und umbringen. Die Beispiele reichen von Bahrain bis – wieder – in den Irak.

Das hat gewiss Ähnlichkeiten mit den europäischen Religionskriegen rund um das 17. Jahrhundert. Wobei allerdings damals in Europa die religiösen Auseinandersetzungen untrennbar mit den jeweiligen Machtkämpfen zwischen einzelnen Fürsten verbunden waren.

Tatsache ist jedenfalls, dass der Islam ohne jede klare Struktur und Hierarchie, wie sie etwa die katholische Kirche hat, sehr leicht von in obskuren Koranschulen wirkenden extremistisch-radikalen Imamen als Berechtigung für Gewalttaten herangezogen werden kann. Tatsache ist, dass sich im Koran neben sehr sanften Passagen auch viele finden, die Krieg und Morden absolut rechtfertigen.

Und wie reagieren wir auf all das? Wie berichten etwa Österreichs Medien?

Sie vermelden das Blutbad in Nigeria in auffallendem Unterschied viel, viel zurückhaltender und knapper als jenes im vergangenen Sommer in Norwegen, als ein antiislamisch gesinnter Täter binnen kurzem Dutzende Menschen ermordete. Wie begründet sich eigentlich dieser auffallende Unterschied in der Berichterstattung? In der Zahl der Opfer kann er jedenfalls nicht begründet sein. Auch in der Gefahr von Wiederholungstaten nicht. Denn der norwegische Massenmörder war – egal ob schizophren oder nicht – jedenfalls ein Einzeltäter, während in Nigeria offensichtlich eine ganze, weit verbreitete islamische Sekte hinter den Taten steckt.

Steht uns Norwegen vielleicht näher? Nun, geographisch ist die Entfernung zweifellos geringer. Ethnisch leben heute aber schon weit mehr Menschen nigerianischer Abstammung in Österreich als Norweger. Also rechtfertigt auch das die unterschiedliche Berichterstattung nicht.

Ein unterschwelliges Motiv dürfte zweifellos sein, dass die Medien nur ja nicht etwas groß berichten wollen, was der FPÖ weitere Wähler zutreibt. Freilich erreichen sie damit nur einen weiteren Verlust an eigener Glaubwürdigkeit. Die Sorge vor dem stetigen Wachsen der Zahl der Moslems ist trotz aller Beschwichtigungstendenzen der Berichterstattung längst bei den Menschen angekommen.

Eine noch mehr erschütternde Reaktion als jene der Medien ist die von Politik und Justiz. Die Politik erlaubt ausgerechnet Saudiarabien, auf österreichischem Boden ein „Dialogforum“ zu finanzieren, ohne dass die Saudis im Gegenzug auf eigenem Boden auch nur einen Millimeter Konzessionen in Richtung Toleranz und Religionsfreiheit gemacht hätten. Und eine schwer linkslastige Justiz verurteilt eine Islamexpertin, weil diese es gewagt hat, den Geschlechtsverkehr des Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als Pädophilie zu bezeichnen.

Aber nicht einmal die europäischen Kirchen sprechen Klartext. Am ehesten tut das noch der eine oder andere evangelische Bischof. Dem Papst sind einmal in Regensburg deutliche Worte entschlüpft, worauf er unter den Prügeln der Medien und der Linkskatholiken wieder zurückgesteckt hat. Seither ist in Europa Klartext Mangelware.

 

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Das eine Dilemma des Werner F. und das andere des Michael S.

08. Januar 2012 00:33 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt sind die Fronten klar: Der Gewerkschaftsbund hat sich einbetoniert. Damit stehen zwei konfliktscheue Männer vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens: Werner Faymann muss sein und Österreichs künftiges Los entscheiden. Und danach trifft eine ähnliche Aufgabe Michael Spindelegger; dieser wird über sein eigenes Überleben und das der ganzen Volkspartei zu entscheiden haben.

Der Gewerkschaftsbund hat während der Weihnachtstage ein klares Njet gegen effiziente Maßnahmen zur Reduktion von Frühpensionen eingelegt. Er ist nicht bereit, wesentlich über die lächerlichen Vorschläge des sogenannten Sozialpartnerpakets hinauszugehen. Laut diesem (rätselhafterweise von der Wirtschaftskammer mitgetragenen) Paket soll ja mehr Geld für Rehabilitation und ähnliches die Zahl der Frühpensionisten signifikant reduzieren können. Dabei hat Österreich schon jetzt eines der am stärksten ausgebauten Gesundheitssysteme der Welt. Die Gewerkschaft lehnt hingegen spürbare Pensionsabschläge für Frühpensionisten total ab, auch wenn dafür im Gegenzug Spätpensionisten Zuschläge bekommen.

Der ÖGB denkt nicht an Österreich, sondern an sich

Das Verhalten des ÖGB ist in sich logisch. Er ist ein Verein, der primär seinem Selbsterhaltungstrieb folgt. Er fühlt sich nicht fürs Staatsganze verantwortlich. Und natürlich ist es für die Mitgliederzahl der Gewerkschaft und damit deren Überlebenschance positiv, wenn sie sich weiterhin als Institution verkaufen kann, die den Mitgliedern finanzielle Vergünstigungen verschafft. Daher hat sie Null Interesse, einer auch noch so notwendigen Verschlechterung zuzustimmen.

Denn dann würde sie noch mehr Mitglieder verlieren. Sind doch viele ohnedies schon ausgetreten beziehungsweise der Gewerkschaft ferngeblieben. Dies taten vor allem die klügeren Arbeitnehmer, die längst begriffen haben, dass nicht die Gewerkschaft den Wohlstand verschafft, sondern dass dies nur die eigene Leistung und die des Unternehmens tun, in dem man arbeitet.

Das Verhalten des ÖGB gleicht logischerweise vollkommen dem der italienischen und griechischen Gewerkschaften. Auch diese glauben, dadurch ihre Existenzberechtigung verteidigen zu können, dass sie alle Sparmaßnahmen bekämpfen. Dabei ist in diesen Ländern die Lage noch um einen deutlichen Schritt verzweifelter als in Österreich: Ohne für das Ausland glaubwürdige Sparmaßnahmen könnte beispielsweise Griechenland schon im März nicht mehr Beamtengehälter und Pensionen zahlen.

Das ist aber den Gewerkschaften völlig egal. Ihnen geht es nur noch um die eigene Existenz. Ihre gesellschaftliche Rolle ist auf die eines teuren Parasiten geschrumpft, der die unmoralischen Privilegien einer Minderheit verteidigt. Sie bilden aber immer noch einen relevanten Erpressungsfaktor.

Bleibt Faymann bloßer Kanzlerdarsteller?

Damit steht jetzt Werner Faymann vor einem gewaltigen Dilemma. Während Alfred Gusenbauer einst relativ mutig den Gewerkschaftseinfluss zurückgedrängt hat, hat Faymann seinen parteiinternen Putsch gegen Gusenbauer ja ganz auf die Gewerkschaft aufgebaut (zusammen mit zwei weiteren Stützen, den Dichand-Medien und dem Fellner-Blatt) und sich seither komplett von ÖGB und Arbeiterkammer gängeln lassen.

Ist dieser Mann plötzlich imstande, sich von diesen Abhängigkeiten zu lösen? Wird er doch noch vom Kanzlerdarsteller zum Bundeskanzler? Zumindest einmal? Viele zweifeln, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Als Bundeskanzler müsste er in der Schuldenkrise jedenfalls mit Sicherheit genau das tun, was die Gewerkschaft partout nicht will, was aber sämtliche österreichische wie europäische Experten außerhalb der Gewerkschaft klar sagen (etwa einschließlich der SPÖ-Spitzenbeamten im Sozialministerium): Die Regierung muss jetzt einen raschen und scharfen Schnitt in die Frühpensionen setzen.

Ohne diesen Schnitt kann das Sparpaket nicht funktionieren. Alle anderen derzeit diskutierten Maßnahmen sind dagegen Peanuts. Gleichgültig, ob es bei den vermeintlichen Alternativen um Sparideen oder um neue Steuern oder überhaupt nur ums dumpfe Schimpfen auf „Spekulanten“ und Ratingagenturen geht. Mit nichts davon lässt sich die notwendige Defizitreduktion bewerkstelligen.

Man kann sich ungefähr vorstellen, wie sehr diese Situation jetzt in Faymann Panik auslöst. Er hat ja bisher seine Ämter nur mit einer Mischung aus Korruption, Populismus und mit drittklassigen Helfern der Qualitätsklasse Rudas/Kräuter gemeistert. Und das geht nun plötzlich nicht mehr.

Riskiert Spindelegger den Bruch?

Sollte aber Faymann, wie viele erwarten, am Ende wieder einmal der Konfrontation mit dem ÖGB aus dem Weg gehen, dann steht nicht nur Österreich vor einer (Finanz-)Katastrophe. Dann kommt auch der erste und zugleich entscheidende große Härtetest für Michael Spindelegger. Nimmt er Faymanns Einknicken hin, akzeptiert er zugleich signifikante Steuererhöhungen, dann braucht er bei der nächsten Wahl kaum mehr anzutreten. Dann verlassen ihn wohl die letzten treuen ÖVP-Wähler.

Aber auch die Alternative ist hart: Die heißt nämlich Koalitionskrise bis hin zum Bruch und zu Neuwahlen. Dabei ist völlig ungewiss, ob die Partei reüssieren kann, oder ob sie so wie unter Molterer, der aus viel nichtigerem Anlass den Bruch riskiert hat, zerstritten in eine neue Niederlage taumelt. Erwin Pröll & Co dürften ja den Ernst der Lage noch nicht wirklich erkannt haben.

Überdies ist ziemlich klar: Auch nach Neuwahlen ist guter Rat teuer. Denn die Strache-FPÖ erweckt nicht den Eindruck, so wie einst Haider und Riess-Passer als Partner für kraftvolle, zukunftsweisende, aber kurzfristig unpopuläre Reformen zur Verfügung zu stehen. Spindelegger kann dann sich und seine Partei wohl nur noch durch einen mutigen Schritt in die Opposition retten. Es wäre ja auch nur logisch, einer Mehrheit jener Parteien zu weichen, die vorgeben, die Krise durch populistische Attacken auf Spekulanten, Banken und Reiche meistern zu können und die solcherart vielen Menschen noch immer eine schmerzfreie Sanierung vorschwindeln.

Statt neuerlich faule und gefährliche Kompromisse mitverantworten zu müssen, könnte sich die Volkspartei solcherart dann wieder zu einer Partei jenseits des Populismus mausern. Freilich: Die feige Reaktion Spindeleggers auf die Zaster-her-Exzesse seiner eigenen Innenministerin macht es total unwahrscheinlich, dass er sich plötzlich für eine konsequente Haltung entscheidet. Und auch sonstige Parteigranden fürchten sich vor der Opposition mehr als vor dem Staatsbankrott.

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Fußnote 253: Was Wulff und Niko verbindet

07. Januar 2012 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf Christian Wulff scheint widersprüchlich, ist aber eigentlich von tiefer Weisheit geprägt.

Die jüngsten Auftritte ihres Bundespräsidenten werden von einer klaren Mehrheit der Deutschen abgelehnt. Zugleich aber sind nicht weniger als 60 Prozent dafür, dass Wulff im Amt bleibt. Der Widerspruch ist erklärbar: Die Deutschen wissen oder spüren bei aller Enttäuschung über ihr Staatsoberhaupt, dass Politiker nur Menschen sind, dass man nicht alle zwei Jahre ein Amt wegen Ungeschicklichkeiten neu besetzen kann, dass selten etwas Besseres nachkommt. Sie denken damit ganz anderes als die meisten Medien, die ständig die Illusion pflegen, dass Politiker in jeder Hinsicht perfekt zu sein haben. Was ihnen erst den Stoff für viele Kommentare gibt. Vielleicht spüren die Menschen ja aber auch, dass Wulff auch Pech hatte, weil seine Affäre ins Weihnachtsloch gefallen ist. In dieser nachrichtenarmen Zeit sind alle Medien froh, wenn sie neben unendlichen Jahresrück- und -ausblicken wenigstens ein aktuelles Thema haben. Das gleiche Pech hatte ja übrigens in Österreich der blonde Niko. Was aus beiden keine erfreulichen Figuren macht. Übrigens haben sie noch eine Gemeinsamkeit: Beide sind wohl ein wenig zu jung in ihr jeweiliges Amt gekommen. Das tut selten gut.

 

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Die Kinder und die Elefanten

07. Januar 2012 00:12 | Autor: Andreas Unterberger

Ich bin ja nun schon ein wenig aus dem Alter heraus, in dem Zirkus-Besuche zu den tollsten Höhepunkten des Lebens zählen. Daher erfüllt mich eines der jüngsten Urteile des Verfassungsgerichtshofs weniger mit nostalgischer Trauer als mit juristischem Unverständnis.

Der Gerichtshof hat nämlich das Verbot des Auftrittes von Elefanten und anderen Tieren verteidigt, obwohl er selbst zugeben musste, dass dies ein verfassungswidriger Eingriff in die Erwerbsrechte eines Zirkus-Unternehmers sei. Jedoch sei der Tierschutz heute ein „weithin anerkanntes und bedeutsames öffentliches Interesse“. Und daher sei der Eingriff doch gerechtfertigt.

Deutlicher kann man es gar nicht mehr zugeben, dass wir heute statt einer Orientierung an Gesetz und Verfassung eine Interessen-Judikatur haben. Damit kehrt jedoch ein völlig willkürlich und beliebig zu definierender Begriff in die Rechtsordnung ein, der auch von totalitären System immer wieder verwendet wird.

Denn wenn etwas wirklich ein „bedeutsames“ öffentliches Interesse wäre, dann gäbe es ohnedies immer die Möglichkeit, die Verfassung entsprechend zu ändern. Das wäre der viel saubere Weg als die Dekretierung eines solchen verfassungsrechtlichen Gummiausdrucks per Richterspruch. Denn dadurch wird in Wahrheit all das heimlich zu Recht, was Kronenzeitung und noch ein oder zwei andere Medien zum Inhalt von Kampagnen machen.

Dabei ist ja ohnedies schon schlimm genug, was der Einfluss der Krone schon an direkten Gesetzesänderungen erreicht hat (zumindest in jenen Zeiten, bevor die Zeitung zum verlängerten Arm des SPÖ-Vorsitzenden geworden ist): Das reicht vom absurden Wiener Baumschutzgesetz bis zur fast völligen Loslösung aller Zeitungs-Verkäufer von rechtlichen Regeln wie Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung. Die letztgenannte Lex Kronenzeitung wird absurder Weise heute fast nur noch von organisierten osteuropäischen Bettlerketten genutzt, die ihr Betteln als Zeitungsverkaufen tarnen, während den Zeitungen die Straßenkolportage schon längst viel zu teuer geworden ist.

Neben dieser grundlegenden Sorge um die Verfassungsordnung lässt einen aber auch das konkrete Thema Zirkus wundern. Denn zum Unterschied von Elefant&Co ist dort der Schutz von Kindern und deren Gesundheit ganz offensichtlich nicht öffentliches Interesse. Dürfen doch kindliche Akrobaten weiterhin auftreten – und Erwachsene, deren Knochen- und Gelenksgerüste nur deshalb so biegsam sind, weil sie schon im kindlichen Altern allen möglichen Torturen ausgesetzt gewesen sind.

In dieser Verfassungs-Logik wird man es demnächst wohl auch hinnehmen müssen, wenn irgendein öffentliches Interesse Indien&Co einen Wirtschaftskrieg erklärt, weil dort Elefanten ja weiterhin zu Tausenden dressiert oder als Arbeitssklaven gehalten werden.

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Eine sozialdemokratische Bankenpolitik

06. Januar 2012 01:05 | Autor: Andreas Unterberger

Es war das krönende Gaunerstück sozialdemokratischer Bank- und Finanzpolitik. Nun schlägt ihrem letzten Überbleibsel, dem Name „Bank Austria“, die letzte Stunde.

Die selbst in katastrophalen Turbulenzen befindlichen italienischen Eigentümer haben offiziell klargemacht, dass die Marke „Bank Austria“ europaweit ausgelöscht und durch „Unicredit“ ersetzt wird. Damit wird bald die letzte Spur der linken Bankenpolitik vom Winde verweht sein.

Die einstige Gewerkschaftsbank Bawag heißt zwar noch so – aber längst haben dort sehr „kapitalistische“ Amerikaner das Sagen. Daher gehört auch sie in die lange Reihe der roten Bankgrabsteine mit einst so tollen Namen wie „Creditanstalt“, „Zentralsparkassa“ oder „Länderbank“.

Nie ist ein ideologisch-machtpolitisches Konzept krasser gescheitert: Partei und Gewerkschaft (aber auch gar nicht so wenige in anderen Parteien) hatten jahrzehntelang geglaubt, dass es sinnvoll, ja unverzichtbar wäre, wenn der Staat die wichtigsten Banken besitzt. Nur so wäre den Interessen von Sparern und Kreditnehmern am besten gedient.

In Wahrheit aber dienten all diese Banken primär den Interessen der Partei und den jeweiligen politischen Machthabern. Sie machten viel zu oft Geschäfte aus partei- oder strukturpolitischen statt kaufmännischen Motivationen. Die Staatsbanken waren vor allem in der Kreisky/Androsch-Zeit von der Politik immer wieder gezwungen worden, marode Industriebetriebe zu „retten“. Was viele Milliarden auf Nimmerwiedersehen verbrannte.

Überdies regierten in die Bank Austria – solange diese vom Rathaus kontrolliert worden ist – viel zu stark die Betriebsräte hinein. Mitarbeiter waren unkündbar. Wenn man sie wirklich nicht mehr brauchte, wurden sie schon mit 50 Jahren zu fürstlichen Konditionen frühpensioniert. Ein Bank“beamter“ hatte einen ebenso sicheren und bequemen Job wie ein wirklicher Beamter – aber deutlich bessere Bezüge.

Die völlige Unfähigkeit der Politiker als Bankeneigentümer kann man auch bei den diversen Landesbanken ablesen: Sie sind fast alle schwer leck geschlagen. Vom roten Burgenland über das blau/orange Kärnten bis zum schwarzen Tirol zieht sich eine immens teure Spur völligen Versagens der politisch eingesetzten Manager und der Politiker als Eigentümerdarsteller. Politiker haben eben eine ganze andere Motivationslage als ein echter Eigentümer: Sie wollen nicht das Eigentum langfristig sichern, sondern die nächsten Wahlen gewinnen. Das machte die Betriebsräte wichtiger als die Bilanz. Das führte zu einer totalen Aversion gegen die Schließung unrentabler Betriebe.

Auch in Deutschland sind es vor allem die politisch kontrollierten Landesbanken, die vom Steuerzahler aufgefangen werden mussten.

Hingegen sind selbst in der jüngsten Krise die Privatbankiers – also der Inbegriff des von linken Ideologen so verdammten Kapitalismus – weitestgehend unbeschädigt geblieben. Und damit auch deren Kunden.

Zurück zur Bank Austria: Es war eine der schwersten innenpolitischen Krisen der 90er Jahre, als die SPÖ die damals noch blühende Creditanstalt der von der Gemeinde Wien kontrollierten „Bank Austria“ zuschanzte. Das geschah gegen den Widerstand des ausgetricksten schwarzen Koalitionspartners, der darin eine echte Gauneraktion sah. Dadurch wurde das Vertrauensverhältnis so sehr beschädigt, dass dann beim nächsten Mal auch die Koalition kaputt war.

Damit war es den Genossen noch einmal gelungen, eine Privatisierung der größten Bank des Landes zu vermeiden, ja ins Gegenteil zu pervertieren, obwohl eine solche in der Regierung besprochen worden war. Und diese fusionierte Bank Austria konnte durch Ausnutzung der stillen Reserven der Creditanstalt auch noch ein paar Jahre dem äußeren Anschein nach gut leben.

Aber das Management – man erinnere sich nur an die üble Rolle eines Herrn Randa –, eine machtbewusste Betriebsratschefin und ein Michael Häupl als oberster Eigentümer waren geradezu Garantie, dass die Bank nach ein paar Jahren endgültig verkauft werden musste. Diesmal ins Ausland. Sie wurde freilich wieder nicht echt privatisiert, sondern an eine bayrische Staatsbank weiterverkauft. Aber auch die war in Wahrheit schwach auf der Brust und wurde samt der österreichischen Beute – und insbesondere samt dem großen Netz der Bank Austria in Osteuropa nach Italien weiterverkauft.

Das war dann zwar eine echte Privatisierung. Aber auch die italienische Unicredit hatte sich offenbar überhoben. Sie laboriert heute aber vor allem an dem dramatischen Kursverlust italienischer Staatspapiere in ihren Tresoren. Sie braucht dringend frisches Blut – und findet dieses nur noch, indem sie weitere Aktien auflegt und zu einem Schleuderpreis verkauft (Mutatis mutandis übrigends ist das übrigens eine ähnliche Masche, wie die Europäische Zentralbank den Euro „rettet“).

Das Ergebnis: Heute sind alle einstigen „Garantien“ und „Schwüre“ der Politik Schall und Rauch, dass wenigstens der Name – und seine patriotische Herzen erhebende Präsenz in Mittelosteuropa – garantiert seien und überleben müssen. Randa und Betriebsrätin, also zwei der drei Totengräber, sind längst verschwunden. Wenn auch zu splendiden Konditionen.

Der für das Schicksal der Bank hauptverantwortliche Bürgermeister ist zwar theoretisch noch vorhanden, aber praktisch ist er das nicht mehr. Er schweigt (beschämt?) und tröstet sich mit seiner neuen Frau und dem Alkohol.

Inzwischen ist die Partei aber ohnedies auf den Faymann (und seinen Niko) gekommen. Und dieser Bundeskanzlerdarsteller hat eine neue Bankenpolitik: Er versucht nun, auch die lebensfähigen Nichtstaats-Banken umzubringen. Da es schon nicht gelingt, dort wieder Politiker einzuschleusen, macht er dies mit neuen Börsen- und Bankensteuern. Für die er auch frappierenderweise die Unterstützung der Pröll-ÖVP gefunden hatte. Und die FPÖ hetzt sowieso am liebsten gegen die Banken.

Aber immerhin hat Faymann für seine Bankraubpolitik auch ein großes Vorbild: den Ungarn Orban, der die Banken noch mehr ausnimmt als er. Dass die ungarische Wirtschaftspolitik nicht sonderlich erfolgreich ist, hat sich ja offenbar noch nicht wirklich herumgesprochen.

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Wulff, ein Chefredakteur und die Dummheit

05. Januar 2012 02:27 | Autor: Andreas Unterberger

Es gehört fast zum täglichen Brot eines Chefredakteurs: Anrufe von Menschen, welche die Berichterstattung beeinflussen wollen, welche Kritik an Berichten üben, welche gegen einen „einfachen“ Redakteur intrigieren wollen. Zwei Typen von feindseligen Anrufen stechen besonders heraus – erfordern aber unterschiedlich große Widerstandskraft.

Das wirklich Heiße sind Anrufe aus der Inseratenabteilung. Etwa des Inhalts, dass die Gemeinde Wien (samt allen Töchtern und Enkeln) oder die größte Bank des Landes (samt allen Töchtern und Enkeln) wegen der kritischen Berichterstattung einen Inseratenstopp verhängt haben. Das sind für jeden Chefredakteur – der ja auch für die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter verantwortlich ist – dramatische Anrufe. In Zeiten einer schon die zweite Rezession auslösenden Krise lassen sich ganz offensichtlich etliche Zeitungen dadurch auch tatsächlich in die Knie zwingen.

Die Hauptverantwortung für die richtige Reaktion in solchen Zeitungskriegen tragen freilich die Verleger: Geben sie der Erpressung nach, können sie die Bedrohung der Umsatzzahlen abwenden; aber umso sicherer tritt ein langfristiger Verlust an Glaubwürdigkeit mit noch viel schlimmeren Folgen ein. Mutige Verleger stärken hingegen der Redaktion den Rücken für eine Gegenoffensive. In Österreich gibt es freilich kaum noch Verleger in der positiven Bedeutung des Wortes, sondern nur hemmungslose Geschäftemacher oder Managertypen, die genauso gut oder schlecht Gurkerl-Konserven verkaufen könnten.

Der zweite Typus – und um den geht es heute aus aktuellem Anlass – sind jene Anrufe, die primär das Trommelfell belasten. Politiker, die am Telefon lautstark werden, haben aber in der Sache schon verloren. Es gibt viele Taktiken im Umgang mit Journalisten: strafweise von Hintergrundgesprächen Ausschließen; Schmeicheln; mit (meist nur: scheinbaren) Exklusivinformationen Bestechen; ruhiges Argumentieren; oder gar: eine bessere Politik Machen.

Herumschreiende Politiker sind hingegen vor allem eines: dumm und unprofessionell. Sie können ihr Handwerk nicht. Sie haben ihre Emotionen nicht im Zaum. Noch dümmer und widerlicher sind nur noch jene, die persönliche Bestechungsversuche starten oder gar mit Gewaltakten drohen (was in Österreich zum Unterschied von Mexiko&Co zum Glück nicht üblich ist)..

Einen so dummen Politiker wie den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff habe ich jedoch in meinem ganzen Journalistenleben nicht erlebt: Er schimpft und droht minutenlang – aber nicht einem Medienmenschen ins Ohr, sondern auf ein Tonband. Auch ein Bundespräsident sollte jedoch wissen, dass ein Tonband ziemlich langlebig ist. Dass es ihn auch noch nach Monaten mit jeder einzelnen Formulierung durch beweisbare Vorwürfe verfolgen kann. Was bei einem reinen Vierohren-Gespräch viel schwieriger ist.

Jetzt kann man im Fall Wulff nur noch über eines debattieren: Was ist für einen Spitzenpolitiker eigentlich schlimmer – solche Dummheit oder die Peinlichkeit eines sich ständig entschuldigenden Staatsoberhaupts oder die Charakterlosigkeit einer offenbar massiven Vorteilsannahme von seltsamen Menschen, die sich wie Schmeißfliegen an jeden Mächtigen herandrängen?

Deutschland muss mit diesem Dilemma offenbar nun auf Dauer leben. Die Österreicher wissen das schon längst: Gute Bundespräsidenten sind Mangelware.

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Wo Wien wirklich sparen könnte

04. Januar 2012 00:28 | Autor: Andreas Unterberger

Ganz Österreich spricht vom neuen Spar/Steuerpaket der Bundesregierung. Irgendwie ist man es zwar schon seit vielen Jahren gewohnt, dass uns ein solches Paket notgedrungen alle ein oder zwei Jahre auf den Kopf fällt – auch wenn es diesmal deutlich heftiger zu werden droht. Das Groteske ist, dass es in den meisten Bundesländern nie solche Sparpakete gibt, auch wenn sie sich rapide verschulden wie etwa das Land Wien (obwohl Wien sowohl die Steueranteile eines Bundeslandes wie auch die einer großen Gemeinde kassiert).

Dabei gäbe es hier gewaltige Einsparungspotenziale. Dennoch setzt niemand das Rathaus unter Druck, endlich mit dem Sparen dort zu beginnen, wo es wirklich leicht ginge.

Dies wäre etwa bei den Gehältern der Wiener Beamten der Fall, die über denen allen anderen Beamten in Bund oder Ländern liegen; oder bei den skandalösen Inseratenfluten aus dem Gemeinde-Imperium, auf denen die linken Propagandazeitungen von „Heute“ bis „Falter“ schwimmen können; oder bei den Kultursubventionen an Theater, die zwar leer stehen, deren Betreiber aber politisch immer richtig denken und reden; oder bei den Geldern für den unter schweren Korruptionsvorwürfen stehenden und viel zu spät suspendierten Chef der (vom Publikum ohnedies komplett gemiedenen) Wiener Kunsthalle.

Und vor allem bei den unzähligen Subventionen für befreundete Linksvereine. Wenn man sich die auch nur in einem kleinen Auszug anschaut, dann fragt man sich ja, ob die Partei in Wien für ihre politische Arbeit und Stimmungsmache überhaupt noch ein eigenes Budget braucht.

Hier zur Illustration eine Auswahl von Vereinen, die in einer einzigen(!) Gemeinderatssitzung des abgelaufenen Jahres mit Steuergeld bedacht worden sind (der Gemeinderat hatte aber natürlich noch viele weitere Sitzungen, deren Protokolle sämtliche Längen der zugegebenermaßen ohnedies oft langen Tagebucheintragungen sprengen würden):

Subvention an den Verein Projekt Integrationshaus für 2011 in der Höhe von 199.583€.

Subvention an die Interface Wien GmbH in der Höhe von 2,920.882€.

Subvention an Diakonie-Flüchtlingsdienst gemeinnützige GmbH in der Höhe von insgesamt 45.825€.

Subvention an den Verein ZARA - Zivilcourage und Anti-Rassismus Arbeit in der Höhe von 86.935€.

Subvention an den Verein Station Wien - Verein zur Förderung des kulturellen Austausches zwischen In- und Ausländern in der Höhe von 643.942€.

Subvention an den Verein Schwarze Frauen Community für Selbsthilfe und Frieden in der Höhe von 22.000€.

Subvention an den Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen in der Höhe von 367.999€.

Subvention an den Verein Miteinander Lernen - Birlikte Ö?renelim Beratungs-, Bildungs- und Psychotherapiezentrum für Frauen, Kinder und Familien in der Höhe von 132.692€.

Subvention an den Verein Helping Hands Koordinationsbüros für integrative und antirassistische Projekte in der Höhe von 30.500€.

Subvention an den Verein für Beratung ausländischer Schülerinnen bzw Schüler in Wien 15 REBAS 15 in der Höhe von 52.078€.

Subvention an den Verein Vereinigung für Frauenintegration Amerlinghaus in der Höhe von 63.678€.

Fortführung des Integrations- und Diversitätsmonitorings, die Erstellung eines Wiener Integrations- und Diversitätsmonitors 2011 der Stadt Wien und die Durchführung des Diversitätsmonitorings sowie die Berichterstellung durch einen externen Auftragnehmer mit Gesamtkosten in der maximalen Höhe von 100.000€.

Subvention an den Verein LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen in der Höhe von 102.266€.

Subvention an den Verein Peregrina - Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Immigrantinnen in der Höhe von 163.618€.

Subvention an den Verein Piramidops in der Höhe von 86.019€.

Subvention an den Verein WUK - Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser in der Höhe von 37.301€.

Subvention an den Verein Orient Express - Beratungs-, Bildungs- und Kulturinitiative für Frauen in der Höhe von 84.096€.

Förderung an den Verein Orient Express - Beratungs-, Bildungs- und Kulturinitiative für Frauen in der Höhe von 89.500€ (die zweimalige Subvention ist kein Schreibfehler).

PS.: Natürlich kriegen diese linken Vorfeldvereine das Geld in aller Regel alljährlich. Die hier aufgezählte Liste wäre nach dem Ablaufplan des Vorjahres schon wieder im Jänner zum Abkassieren dran. Man hat zwar zu wenig Geld für die Gesundheitsversorgung, aber genug für Privatvereine, deren Hautzweck oft nur darin besteht, die Österreicher regelmäßig als Rassisten zu denunzieren.

PPS.: Diese Beträge sind keine Peanuts. Allein in dieser einzigen Sitzung hat man allein für die genannten Vereine mehr als ein Drittel jenes Betrags verschwendet, der notwendig wäre, um alle vor kurzem so dramatisierten AKH-Probleme zu lösen.

PPPS.: Niemand soll bitte glauben, dass er auch so viel Geld bekäme, wenn er nur Frauen, Ausländer, Kultur, Antirassismus, Integration und ähnliche Stichworte in seinen Antrag schreibt. Um so bedient zu werden muss man primär tief in den roten und grünen Netzwerken stecken.

PPPPS.: Trotz der unglaublichen Verschwendung in Wien hat die Stadt in den letzten Monaten den größten Raubzug der Nachkriegsgeschichte auf die Brieftaschen der Wiener durchgeführt. Noch schlimmer als all die provozierenden 33- und 66-prozentigen Gebührenerhöhungen ist die geradezu grenzdebile Anhebung der sogenannten U-Bahn-Steuer. Denn die ist für jeden in Wien Berufstätigen zu entrichten. Und das am Beginn einer schweren Rezession! Das muss einem in seiner Abcash-Gier erst einfallen, in Zeiten einer absackenden Konjunktur und zunehmenden Arbeitslosigkeit jeden einzelnen Arbeitsplatz vermehrt zu besteuern. Und das ausgerechnet in jenem Bundesland mit der ohnedies schon weitaus höchsten Arbeitslosigkeit Österreichs. Das wird die Bereitschaft irgendeines Arbeitgebers, in Wien noch jemanden neu anzustellen, mit Sicherheit noch weiter reduzieren. Aber die Schuld an der Arbeitslosigkeit schiebt man dann ja mit Hilfe der bestochenen Medien wieder dem Bund oder sogenannten Spekulanten zu.

 

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Ein historischer Paradigmenwechsel

03. Januar 2012 17:11 | Autor: Andreas Unterberger

Die medialen Rückblicke auf das abgelaufene Jahr haben uns mit einer Fülle von interessanten wie überflüssigen Daten überhäuft. Das aber, was wahrscheinlich einst als weitaus Wichtigstes an den vergangenen Monaten in die Geschichtsbücher eingehen wird, ist nirgendwo herausgearbeitet worden. Es ist ein absolut historischer Paradigmenwechsel, der zwar nicht mit einem bestimmten Tag zu verknüpfen ist, der aber 2011 seinen Kulminationspunkt erreicht hat.

Er besteht in einer zentralen Erkenntnis, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet hat: Der Wohlfahrtsstaat funktioniert nicht mehr. Er hat sich wie die Brot-und-Spiele-Politik der römischen Cäsaren als nicht nachhaltig aufrechterhaltbares Pyramidenspiel entpuppt, das im alten Rom ebenso wie im Nach-Weltkriegs-Europa nur noch zum befristeten Machterhalt einer ausgelaugten politischen Klasse gedient hat. Das aber irgendwann zusammenbrechen musste.

Denn parallel mit dem wirtschaftlichen Kollaps schwirren ja auch noch andere, aus der Geschichte ebenfalls gute bekannte Todesengel über Europa, die letztlich nur andere Ausformungen der Wohlfahrtsillusion sind. Der eine trägt die Botschaft: „Europa ist nicht mehr imstande, sich selbst zu verteidigen“. Es wechselt fast überall von der Wehrpflicht zu einem Söldnersystem.Dabei müssen aber heute schon etliche europäische Länder verzweifelt im Ausland nach potenziellen Soldaten suchen. Aber alle historischen Exempel beweisen: Völker, die nicht mehr die Kraft zur Selbstverteidigung haben, gehen unter; ausländische Söldner kassieren zwar gerne, sterben aber nur sehr ungern für fremde Menschen.

Eine zu Recht entsorgte Kultur

Der andere Todesengel, der am Grab des Wohlfahrtsstaates lauert, verkündet: „Europa stirbt durch einen Geburtenstreik aus.“ Diesen Streik kann man seit 40 Jahren an den viel zu geringen Geburtenzahlen ablesen. Eine Generation, die nur noch zum selbstsüchtigen Genuss ohne die Last der Kinderaufzucht imstande ist, geht ohne Nachfahren rasch zugrunde. Sie wird lieblos entsorgt werden. Die Geschichtsbücher werden dazu nur sagen: Zu Recht.

Natürlich gibt es noch Menschen, die noch eine Zeitlang an der Wohlfahrtsillusion festhalten wollen. Dies tun vor allem jene Politiker und insbesondere Gewerkschaftsfunktionäre, die dieser Illusion die eigene Machtstellung verdanken. Etliche von ihnen suchen noch immer nach Tricks, mit denen die Wohlfahrts-Mühle noch weiter angetrieben werden kann. Sie tun das in jedem europäischen Land mit unterschiedlichem, aber generell zwangsläufig abnehmendem Erfolg.

Der Kern der Illusion hat in dem Glauben an die Überlebensfähigkeit einer Gesellschaft bestanden, die immer mehr Menschen immer mehr Wohltaten ohne Gegenleistung zukommen lässt: immer längere und immer sinnlosere Gratisstudien und Scheinausbildungen; immer kürzeres Arbeiten; immer mehr Förderungen zur Bedeckung aller möglichen, oft künstlich geschaffenen Ansprüche und Bedürfnisse; immer bessere Gesundheitsversorgung; immer längere Rentenbezüge; immer mehr Möglichkeiten, auch schon vor dem Rentenalter auf Kosten anderer zu leben.

Wer aber sind diese anderen? In den ersten Nachkriegsjahren hatte der Antrieb der Wohlstandsmühle durch das hohe Wachstum des Wiederaufbaus funktioniert. Später war es hilfreich, dass als Spätfolge des Krieges und des Babybooms relativ wenige Pensionisten zu versorgen waren. Dann hat das System durch immer höhere Besteuerung funktioniert.

Doch auch diese ist längst an eine Grenze angekommen. Die allermeisten Steuererhöhungen bringen nur noch ein Minus in die öffentlichen Kassen. Jüngstes und besonders anschauliches Musterbeispiel ist die österreichische Kursgewinnsteuer, welche die Umsätze an der Wiener Börse dramatisch einbrechen hat lassen. Das hat Kapital und Kapitalsucher natürlich prompt ins Ausland vertrieben. Das hat natürlich dem gesamten österreichischen Steueraufkommen schwer und dauerhaft geschadet.

Der Gutmenschtrick

Dasselbe lässt sich auch bei fast jeder anderen Steuerform auch für fast jedes andere Land durchdeklinieren.

Das gilt besonders bei jeder Form einer Reichensteuer. Denn die Reichen sind ja meist an ihrem Geld interessiert (wer einem Buffet, einem Soros oder einem Haselsteiner glaubt, dass diese nicht an ihrem Geld interessiert wären, ist einem besonders simplen Schmäh, dem sogenannten Gutmenschtrick, ihrer PR-Berater zum Opfer gefallen). Die Reichen sind aber auch meist durchaus intelligent (sonst wären ja nur die wenigsten von ihnen reich geworden) und finden am schnellsten Wege, ihren Reichtum so zu verlagern – meist in andere Länder –, dass ihn die gierigen Steuereinheber nicht erwischen können.

Daher ließ sich in den letzten Jahren die auf historischem Rekordniveau befindliche Abgabenquote in kaum einem europäischen Land mehr erhöhen. Da blieb der Politik nur noch ein Ausweg: Die sich immer schneller drehende Wohlfahrtsmühle auf Schulden zu finanzieren. Das ging etliche Zeit gut. Es gab sogar einige sogenannte, schwer ideologisierte Wirtschaftsforscher, die ein Loblied auf die Schuldenwirtschaft sangen.

2011 aber sind die Geldverleiher endlich zur späten Erkenntnis gekommen, dass die sich immer verschuldenden Staaten wahrscheinlich ihre Kredite nicht zurückzahlen können. Und sie drehten folgerichtig den Geldhahn für die meisten europäischen Staaten zu. Sie taten dies vor allem ab jenem Zeitpunkt im globalen Gleichschritt, als die EU plötzlich dekretierte, dass eines ihrer Mitgliedsländer seine Anleihen privaten Anlegern nur noch zur Hälfte zurückzahlen müsse.

Die Goldmünzen aus Blech

Damit scheint die Wohlfahrtsillusion endgültig ausgedient zu haben. Oder doch nicht? Die Politik zauberte in diesem Augenblick genau jenen Trick hervor, den schon fast alle historischen Fürsten, Könige und Kaiser knapp vor dem Zusammenbruch praktiziert haben. Historisch wurde der Edelmetallgehalt der Münzen immer mehr ausgedünnt, also das Geld immer weniger wert. Das bedeutet in der Gegenwart den Beschluss, unbegrenzt Geld zu drucken. Was ebenfalls zwangsläufig zur Geldentwertung führt. Die amerikanische Notenbank beschloss dies einige Monate früher, die Europäische Zentralbank ganz am Ende des Jahres.

Die EZB tut dies dadurch, dass sich alle europäischen Banken bei ihr praktisch unbegrenzt und praktisch unentgeltlich ohne ausreichende Pfänder langfristig Geld ausleihen konnten.

Der technische Weg des Gelddruckens ist aber ohnedies fast gleichgültig. Was viel entscheidender ist: Die Notenbanker haben damit jedenfalls die Illusion ihrer Unabhängigkeit, ihrer Orientierung am Geldwert zerstört. Sie sind schwächliche Erfüllungsgehilfen verzweifelter und daher zum letzten entschlossener Politiker.

Das Gelddrucken der EZB – die bezeichnenderweise unter einem italienischen(!) Chef steht – hat natürlich zu Jahresende noch einmal eine belebende Wirkung gehabt. So wie es davor bei der amerikanischen Fed der Fall war. Ähnlich werden ja auch Rauschgiftsüchtige noch einmal glücklich, wenn mitten in die Qualen einer Entziehung doch noch eine Lieferung des Giftes platzt. Sogar Italien konnte in dieser mit Geld überschwemmten Banklandschaft in der letzten Jahreswoche seine abgereiften Anleihen wieder refinanzieren.

Das ändert natürlich nichts mehr an der weiteren Entwicklung. Denn die Menschen, die Wirtschaft und vor allem das Ausland werden sehr rasch merken, dass Euro wie Dollar eine beliebig vermehrbare Masse geworden sind. Ein solches Geld spart man nicht, sondern will es schnellstmöglich wieder loswerden. Von Spielzeugwährungen wie dem ungarischen Forint gar nicht zu reden. Das muss zwangsläufig zu einem weiteren Anstieg der Inflation führen. Dieser Anstieg wird sich nicht mehr in der bisherigen Dimension von dem einen oder anderen Zehntelprozent pro Monat bewegen.

Jeder konsumiert noch rasch und dann eilt der Tod herbei

Eine rapide steigende Inflation führt zwangsläufig zu einem Schwinden aller Ersparnisse, zu weiterer Kapitalflucht und damit zu einem nicht mehr abwendbaren Crash. Jeder konsumiert rasch noch einmal, niemand investiert mehr.

Seit 2011 sagen das nicht mehr nur ein paar neoliberale Skeptiker. Die Erkenntnis ist Allgemeingut der Bürger geworden. Womit wir wieder beim Beginn dieser Überlegungen sind: Die Bürger sind empört über das Zusammenbrechen der ihnen jahrzehntelang von praktisch allen Parteien gegebenen Wohlfahrtsversprechen und Sicherheitsgarantien. Sie sind aber auch zornig auf sich selbst, weil sie diese Lüge einer ewig gefüllten Wundertüte geglaubt haben.

Werden die Bürger nun Fünf nach Zwölf auch die schmerzhaften Konsequenzen eines Scheitern des Wohlfahrtsstaates hinnehmen? Oder werden sie sich in irgendwelche radikalen, aber perspektivenlosen Abenteuer stürzen? Werden sie noch einmal den Politikern mit ihren verlogenen Sündenbockkonstruktionen glauben, dass die Banken, die Reichen, die Spekulanten, die Juden, die Unternehmer und wer sonst immer schuld seien? Wird es auch in anderen Ländern mutige Politiker wie Mario Monti geben, die dort vielleicht sogar schon Fünf vor Zwölf den Wohlfahrtsstaat beerdigen und den Staat retten?

Die Hoffnung ist klein, aber sie stirbt zuletzt.

 

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Fußnote 252: Gegen einen Kräuter ist kein Kraut gewachsen

02. Januar 2012 05:18 | Autor: Andreas Unterberger

Ich Dummkopf habe vor kurzem hier noch gelobt, dass die Regierung endlich ernsthaft zu verhandeln scheint.

Und schon muss ich alles zurücknehmen. Zumindest wenn der SPÖ-Geschäftsführer Günther Kräuter wirklich für seine Partei spricht und nicht nur im Neujahrskater einfach von sich gibt, was er in der unruhigen Nacht davor alles so geträumt hat. Seine dabei gewonnene Idee: Österreich solle die Eurofighter als Einsparmaßnahme verkaufen. Luftraumsicherung bräuchten wir nicht. Das bedeutet: Wenn sich einmal ein Wahnsinniger oder Terrorist in der österreichischen Luft seine Ziele sucht, kann Österreich ihnen höchstens irgendwelche Heil-Kräuter entgegenhalten. Diese wirken aber auch bei geringeren Problemen nicht.

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Der geliehene und der gekettete Beamte

02. Januar 2012 01:02 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Spindelegger verlangte zum Jahresbeginn einen totalen Aufnahmestopp im öffentlichen Dienst. Das ist total super. Wenn es ernst zu nehmen wäre. Denn längst hat man in diesem „Dienst“ (Dienst?) riesige – bekannte und geheime – Hintertüren aufgetan, sodass viele Beamte über einen (neuerlichen) Aufnahmestopp nur lachen.

Dass ein solcher an sich eine sinnvolle Maßnahme wäre, braucht man wohl nicht lange zu beweisen. Der Aufnahmestopp müsste freilich jedenfalls nicht nur den Bund, sondern auch die Länder erfassen, wo es vor allem in den östlichen Bundesländern viel zu viele Landesdiener gibt. Und wo viel zu viele völlig überflüssige Regelungen zu vollziehen sind.

Und selbst wenn einmal eine bestimmte Tätigkeit dieses öffentlichen Dienstes wirklich wichtig und daher die Besetzung eines leerstehenden Postens dringend notwendig wäre, gäbe es eine Lösung. Dabei wäre auch in diesen Fällen auf Jahre hinaus niemand neu aufzunehmen: Denn beim Bundesheer, bei der Post oder der Telekom sitzen noch ganze Heerscharen unkündbarer Staatsdiener. Was spricht eigentlich dagegen, raschest ein neues Verfassungsgesetz zu erlassen, damit diese Damen und Herren wieder etwas Sinnvolles tun können beziehungsweise müssen? Und falls sie dazu unfähig oder unwillig sein sollten, sollte es dieses Verfassungsgesetz gleich auch ermöglichen, sie unter Mitnahme einer Abfertigung ans Arbeitsmarkt-Service weiterzuleiten. Das wäre eine der allersinnvollsten Sparmaßnahmen – wenn auch alle Hintertüren geschlossen würden.

Der öffentliche Dienst hat nämlich schon längst andere Strategien gefunden, einen solchen – ja in den letzten Jahren schon mehrfach verkündeten – Aufnahmestopp zu umgehen. Bekannt ist der Trick mit den Ausgliederungen: Indem bisher beamtete Tätigkeiten von einer formal privatwirtschaftlichen Gesellschaft erledigt werden (die aber ganz zufällig dem Staat gehört), hat der öffentliche Dienst zwar in der Tat viele Mitarbeiter verloren. Diese waren dann aber allesamt wieder über die Budgets staatseigener GmbH zu bezahlen. Von den insgesamt „abgebauten“ 33.000 Beamtenstellen sind mehr als 23.000 in den letzten elf Jahren einfach in solche Gesellschaften transferiert worden.

Immerhin scheint Spindelegger diese Taktik durchschaut zu haben. Deshalb will er den Aufnahmestopp nun auch auf alle ausgegliederten Gesellschaften angewendet wissen.

Ausgliederungen und heimliche Eingliederungen

Diese Taschenspielerillusion der Ausgliederungen ist aber noch harmlos im Vergleich zu einer zweiten Gegenstrategie gegen einen Dienstpostenabbau. Diese Strategie ist aber von der Öffentlichkeit bisher noch überhaupt nicht durchschaut worden. Nicht einmal der Rechnungshof tut dies. Ihr Kern: In etlichen Ministerien werden eingesparte Dienstposten seit einiger Zeit einfach durch externe Leiharbeitskräfte ersetzt. Diese mietet man von Zeitarbeitsfirmen an und stellt sie bei Nichtbedarf dorthin wieder zurück. Das Entgelt geht dann nicht über das Konto öffentlicher Dienst, sondern über den Sachaufwand.

Ein ziemlich übler Trick. Denn solcherart wird nicht nur die Öffentlichkeit getäuscht. Es wird auch nichts eingespart. Zugleich wird auch der komplette rechtliche Rahmen des öffentlichen Dienstes gesprengt.

Dieser Rahmen ist zwar zweifellos viel zu umfangreich, aber in einigen Kernbereichen durchaus sinnvoll. So haben die Zeitarbeiter mancherorts Zugang zu allen Akten – sie sind aber in keiner Weise an das Amtsgeheimnis gebunden. Zugleich könnte sich bei ihnen etliches Frustpotenzial ansammeln. Werden sie doch vielfach diskriminiert. Das Fehlen eines Dienstausweises etwa klingt harmlos, macht aber oft Probleme. Langfristig besonders demotivierend ist der Umstand, dass diese Zeitarbeiter keine Aufstiegschance haben.

Der öffentliche Dienst verschafft sich damit aber durch die Hintertür einen Pool an Mitarbeitern, der zum Unterschied von Beamten und Vertragsbediensteten ohne Probleme gekündigt werden kann. Statt dass man den Kündigungsschutz im öffentlichen Dienst reduziert (oder zumindest den Versetzungsschutz), wechselt man gleich in die allerhärtesten Arbeitsverhältnisse der Privatwirtschaft.

Der öffentliche Arbeitgeber hat in den letzten Jahren in einem anderen Bereich sogar Praktiken entwickelt, die alle „kapitalistischen Ausbeutungen“ weit übertreffen. Jeder privatwirtschaftliche Arbeitgeber würde vor dem Arbeitsgericht untergehen, wenn er diese Praktiken anwendet. Ihr Kern: Immer öfter werden Lehrer mehrmals hintereinander mit befristeten einjährigen Verträgen engagiert. Das ist normalerweise als ein sogenannter Kettenvertrag streng verboten, dieses Verbot gilt aber offenbar nur bei normal sterblichen Arbeitgebern. Quod licet Iovi, non licet bovi.

Das schafft eine wilde Zweiklassengesellschaft: Die einen sind auch bei großer Unfähigkeit de facto lebenslang zu bezahlen, die anderen verlieren alljährlich ihren Job und müssen um eine Verlängerung bangen. Dabei sind sie alle „Kollegen“. Sie arbeiten Seite an Seite, unterrichten die gleichen Klassen und sitzen in den Lehrerzimmern Seite an Seite.

Die alte Regel hat sich wieder bestätigt: Wenn sich deine Gruppe zu viele – angeblich soziale – Rechte erkämpft, wirkt sich das für eine andere Gruppe sehr unsozial aus.

 

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Das Bild zum Jahr der roten Gerechtigkeit

01. Januar 2012 15:01 | Autor: Andreas Unterberger

sagt mehr als Tausend Worte.

Wer auch immer das ins Netz gestellt hat, wo es in den letzten Stunden heftig kursiert, trifft den Nagel der Unglaubwürdigkeit auf den Kopf.

Nichts gegen ordentliche Gehälter – für jene, die das auch wert sind. Aber sehr viel gegen die unerträgliche Heuchelei der heimischen Sozialdemokratie, die den Leistungsträgern Geld abknöpfen, den eigenen Nomenklatura-Familien aber ständig Privilegien zuschieben will.

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Die Schuldenkrise und das Wurstpapier

01. Januar 2012 07:00 | Autor: Andreas Unterberger

Voll des Katzenjammers oder der Walzerglückseligkeit? Wie auch immer: Es gibt etlichen Grund, dem angefangenen Jahr mit Skepsis entgegenzublicken. Und zwar aus seriöseren Gründen als wegen irgendwelcher angeblicher Prophezeiungen eines skurrilen Maya-Kalenders, mit dem sich auch angeblich seriöse Blätter neuerdings intensiv befassen.

Die gravierendsten Sorgen hängen natürlich mit der gigantischen Schuldenkrise in Europa und den USA zusammen. Haben doch allein die EU-Staaten bisher schon 1872 Milliarden Euro an Haftungen für die Schuldennationen übernommen. Nur zum Vergleich der Größenordnungen: Österreich will im begonnenen Jahr rund 74 Milliarden ausgeben, also 4 Prozent dieses Betrags. Das heißt: Wenn die Haftungen auch nur zum Teil schlagend werden (was eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit hat), dann bebt in ganz Europa die Erde. Dann werden nicht nur alle Regierungen aus dem Amt gejagt werden. Dann wird noch viel mehr kollabieren. Daher sollte sich niemand mehr durch die beschwichtigenden Aussagen der Politik einlullen lassen. In Wahrheit gibt es nur drei Wege, die Krise zu lösen: Erstens durch tief ins Fleisch schneidende Sparmaßnahmen (was trotz allem noch der sanfteste Weg wäre); zweitens durch den offiziellen Bankrott mehrerer Staaten (mit unabsehbaren Domino-Katastrophen im In- und Ausland); und drittens durch Entsorgung der Schulden via Megainflation (deren Folgen schon in der Zwischenkriegszeit ungeheuerlich waren).

Die nächste Sorge ist gegenüber diesem Thema zweifellos eine winzige. Sie zeigt aber, dass manche Politiker noch immer nicht verstanden haben, dass die Verjubeljahre vorbei sind. Denn Wirtschafts(!)minister Reinhold Mitterlehner hat eine Debatte über die Einführung des sogenannten Papa-Monats vom Zaun gebrochen. Als ob dadurch auch nur ein einziges Kind mehr zur Welt kommen würde. Der oberösterreichische Populist hat zwar offengelassen, wie die Sache finanziert wird. Aber letztlich ist es ja gleich, ob das letztlich Arbeitgeber, Steuerzahler oder Sozialversicherung sind. Überall ist Sparen dringend angesagt und nicht das Erfinden noch weiterer Sozialleistungen.

Eine noch viel schlimmere Realitätsverweigerung betreibt die SPÖ. Ihre Steuererhöhungspläne (oder die ihrer Ratgeber aus der geschützten Werkstätte Arbeiterkammer) würden Österreich in eine Megakrise treiben. Wer Unternehmenssteuern wie die KöSt noch weiter erhöht, der treibt Firmen und Arbeitsplätze im Expresstempo aus dem Land (Werden hingegen Wohlfahrtsleistungen reduziert, würden nur etwas weniger Sozialmigranten ins Land kommen und einige Menschen mehr sich durch Arbeit statt Sozialleistungen zu ernähren versuchen). Ich habe in den letzten Wochen die 24 Steuererhöhungspläne der SPÖ immer wieder durchackert, ob da nicht wenigstens irgendein Punkt ohne schädliche Auswirkungen dabei ist. Ich fand einen einzigen: Die Besteuerung des Wertgewinns bei Grundstücksumwidmungen. Aber auch die wird nicht so viel bringen, wie die SPÖ erwartet. Denn in der Regel haben die meisten Gemeinden bei solchen Umwidmungen schon immer mitgeschnitten, vor allem in der Form von unentgeltlichen Abtretungen eines Teils des durch den Umwidmungsbeschluss wertvoller gewordenen Grundes. Diese versteckten Steuern werden dann natürlich ausbleiben. Und von den illegalen wollen wir ja gar nicht reden . . .

Dass die SPÖ und ihre grünen Trabanten das Abkassieren jedenfalls todernst meinen, sieht man ja an ihrem Verhalten in Wien: Die Flut der Gebührenerhöhungen – bis zu 66 Prozent – ist eine einzige Attacke auf den Wirtschaftsstandort Wien und ein Vorbote der offensichtlich geplanten Inflationierung.

Ein besonders großes, auch für Österreich bedrohliches Sorgenkapitel in der Schuldenkrise heißt Ungarn. Gewiss ist dessen Krise durch die hemmungslose Verschwendungspolitik der bis vor kurzem regierenden Sozialdemokraten ausgelöst worden. Die Sanierungsmethoden der neuen Rechtsregierung sind aber ebenso schadensvermehrend wie selbstbeschädigend. Denn wenn man ausländische Investoren und Banken in noch höherem Ausmaß als Österreich ausraubt, dann braucht man sich über die Konsequenzen nicht zu wundern. Kein Ausländer wird mehr in Ungarn investieren, und die Banken schon gar nicht. Das wird der ungarischen Bevölkerung noch mehr schaden, als wenn Viktor Orban gleich ehrlich zu sparen angefangen hätte. Was eben nur bei den eigenen Ausgaben und den eigenen Bürgern möglich ist. Selten ist ein populistisch-chauvinistisches Wirtschaftskonzept so rasch gegen eine Wand gedonnert wie in Ungarn. Vielleicht ist das auch H.C.Strache eine Warnung, der recht schlicht plakatieren lässt, dass man sich bei „Banken und Spekulanten“ das fehlende Geld holen könnte.

Ein zumindest unverständliches Signal ist die starke Steigerung der Topmanager-Bezüge in Staatsbetrieben über die letzten vier Krisenjahre. Bezeichnenderweise hat bis heute niemand eine Begründung für diese vom Rechnungshof zum Jahresende konstatierte Entwicklung auch nur zu formulieren versucht. Es zeigt sich: Wo der Staat drinnen ist, wird immer Geld verschwendet.

Bezeichnend und deprimierend ist auch die Reaktion der SPÖ-Ministerin Heinisch-Hoseck auf diese Rechnungshof-Statistik: Sie kritisierte nicht etwa die Gehaltssteigerungen, sondern die Tatsache, dass Frauen noch immer trotz steigenden Anteils dabei deutlich zurückliegen. Unverschämter geht’s kaum mehr.

Die Dummheit der Regierung zeigt sich auch an einem einst mit viel Fanfaren begleiteten Projekt, an der Rot-Weiß-Rot-Card. Diese sollte die dringend benötigten Fachkräfte und Leistungsträger anstelle der Sozialmigranten ins Land holen. Die Bilanz: Nicht einmal 500 solche Rot-Weiß-Rot-Karten sind ausgestellt worden, darunter sind zweifellos viele Empfänger, die auch nach der früheren Rechtsordnung von ihren Firmen nach Österreich geholt worden wären. Das Ganze war also ein Riesenflop. Dieser war für jeden marktwirtschaftlich Denkenden von vornherein klar: Wenn ein Land die weitaus höchsten Spitzensteuersätze in ganz Mitteleuropa abkassiert, schreckt das potenzielle Leistungsträger und Fachkräfte mehr ab, als jede bunte Karte anzulocken imstande ist. Und wenn ein Land in unglaublicher Freizügigkeit an jeden neugekommenen Zuwanderer Sozialleistungen verteilt, dann werden halt auch weiterhin in großer Zahl Sozialmigranten nach Österreich kommen. Aber bei uns wollen viele Politiker den Spitzensteuersatz ja noch weiter erhöhen . . .

Eine ärgerliche Frechheit des ablaufenden Jahres waren die geheimgehaltenen Machtverhältnisse bei der dank der Unterstützung vor allem durch die Wiener SPÖ sehr erfolgreichen Gratiszeitung „Heute“. Sie glaubte, die vermutlich bevorstehende volle Offenlegungspflicht eines Medieneigentümers durch einen schlichten Trick umgehen zu können: Karitative Einrichtungen wurden als Begünstigte bezeichnet. Einige Medien ließen sich dadurch tatsächlich blenden. Freilich weiß jeder Stiftungs-Experte, dass solche Begünstigungen in jedem Stiftungsvertrag für den Fall stehen, dass die Stiftung aufgelöst wird. Nur wird das bei einer Zeitungs-Stiftung mit Sicherheit nicht passieren, solange das Blatt nicht bankrott ist. Die wahren, nach wie vor verschleierten Finanzierungs- und Machtverhältnisse haben mit dieser rein formalen „Begünstigung“ jedoch überhaupt nichts zu tun. Was man schon daran ablesen kann, dass der angeblich begünstigte Verein „Rettet den Stephansdom“ von seinem Glück (das sich ohnedies nie in einem einzigen Spenden-Euro niederschlagen wird) nicht einmal etwas wusste . . .

Und schließlich zu unseren Gesetzgebern. Sie haben so viele blöde und unnötige Beschlüsse gefasst, dass diese gar nicht mehr überblickbar sind. Dazu zählt etwa die skandalöse und gegen das Versmaß verstoßende Umdichtung der Hymne als Folge der Kulturlosigkeit und Feigheit der gewählten Volksvertreter gegenüber einigen Feministinnen in der Sinnkrise; die Verteuerung des allerschlechtesten ORF-Programms aller Zeiten samt Ausdehnung der Zahlungspflicht auf alle jene, die den Gebührensender gar nicht empfangen können; die Erlaubnis, dass auch kleine Menschen künftig Polizist werden dürfen, obwohl die Bevölkerung im Schnitt um zehn Zentimeter größer geworden ist (das Einschreiten von Zwergpolizisten in Krisenszenen wird wohl nicht sonderlich abschreckend sein); und last, not least die allerwichtigste Regel, auf die wir schon so lange gewartet haben: Ab nun darf beim Wursteinkauf das Papier nicht mehr mitgewogen werden. Was irgendeinen Superdiskonter wohl bald veranlassen wird, uns zum Mitbringen des eigenen Verpackungspapiers aufzufordern.

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Fußnote 251: Ein Silvester-Hilferuf

31. Dezember 2011 16:39 | Autor: Andreas Unterberger

Zum Jahreswechsel wird die Elektronik fast noch mehr als vor Weihnachten zur Landplage.

Ständig wird zu solchen Zeitpunkten der SMS-Einlauf ebenso wie jener bei den Mails von Massen-Glückwünschen zugedeckt, die eindeutig nicht für den Empfänger selbst formuliert worden sind. Sie werden vielmehr ganz offensichtlich gleichlautend an das ganze elektronische Adressverzeichnis verschickt. An Briefkästen kann man seit einigen Jahren wenigstens das Schild kleben „Keine unadressierten Zusendungen“. Bei Mails und SMS geht das nicht – zumindest dann nicht, wenn man mit den Absendern im Laufe des Jahres wieder normal kommunizieren will. Daher bleibt nur die verzweifelte Frage: Denken sich die Absender gar nichts? Glauben sie wirklich, dass sich irgendjemand noch über ein SMS-Gepiepse oder Mail-Müll besonders freut, wenn schon die Formulierung der Glückwünsche klar macht, dass da keinerlei persönlicher Gedanke dahintersteckt, wenn peinlich jede Festlegung auf „Du“ oder „Sie“ vermieden wird?

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Heute nur wirklich Positives

31. Dezember 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Das ganze Jahr über haben negative und besorgte Themen im Tagebuch dominiert. Zum Jahresende habe ich mich daher gezielt auf die Suche nach Positivem gemacht. Und erstaunlich viel gefunden: bei mutigen zilvilgesellschaftlichen Initiativen, bei Salzburger und steirischen Politikern, bei mehreren schwarzen Bildungspolitikern, bei vier direktdemokratischen Parteien, bei Mario Monti und in mehrfacher Hinsicht auch bei der Wiener Koalition. Wirklich, kein Schmäh.

Fangen wir gleich bei der Koalition an: Diese arbeitet nämlich derzeit zum ersten Mal hart und ernsthaft. Rot und Schwarz verhandeln intensiv übers Sparen. Und sie tun das diskret und schweigsam. Sie sondern nicht täglich kontraproduktive Festlegungen in den Medien ab. Was diese an nachrichtenarmen Tagen zwar ärgert, aber trotzdem positiv ist. Dabei geht es diesmal wirklich zur Sache und nicht mehr bloß um Überschriften nach Art des populistisch-simplen Christoph Leitl: (Alle geben halt fünf Prozent weniger aus). Das sollte heute einmal ausdrücklich gelobt und festgehalten werden – trotz aller Besorgnis, dass der vorerst überraschend große koalitionäre Konsens hinter Polstertüren am Schluss wieder an den Betonköpfen der Gewerkschaft zerschellen könnte, welche ja die Hacklerregelung, ein frühes Frauenpensionsalter und den leichten Weg in die Invaliditätspension wirklich für die Heiligtümer der Nation halten. Endlich einmal darf man der Regierung die Daumen drücken. Und verflucht jeden, der derzeit nach den Sozialpartnern ruft, denn dadurch werden die Reformen nur sabotiert.

Wachstum geht auch ohne Geld

Lob und Daumendrücken gebühren auch Mario Monti. Der Italiener hat nicht nur ein eindrucksvolles Sparpaket über die Bühne gebracht. Noch mehr imponiert das zweite Monti-Paket, das in Kürze zugestellt wird: Das Paket soll zeigen, wie man eine Wirtschaft ankurbeln kann, ohne nach dem gefährlichen Rezept der Keynesianer viel Geld in die Hand zu nehmen (wie unsere schlichten Keynesianer immer behaupten). Der Inhalt reicht von scharfen Maßnahmen gegen das Steuerhinterziehen (wie das Verbot der Barzahlung von Beträgen ab 1000 Euro) über die Förderung des derzeit fast zu Tode regulierten Wettbewerbs bis zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Der letztgenannte Punkt bedeutet etwa deutlich erleichterte Kündigungsmöglichkeiten, was automatisch zu vielen Neuanstellungen führen wird. Derzeit kann man in Italien nämlich nicht einmal dann kündigen, wenn die Firma schon in Existenznöten ist. Dieses Paket wäre – sollte es angenommen werden – nicht nur eine Widerlegung des linken Dogmas, dass Wachstumspolitik ständig weitere Verschuldung bedeutet. Es wäre vor allem ein scharfer Kulturbruch mit vielen schlechten italienischen Traditionen.

Eine fast rundum erfreuliche Erscheinung ist die Salzburgerin Gabi Burgstaller. Bei ihr fragt man sich ja oft, wie sie es eigentlich in der Faymann-Rudas-SPÖ aushält. Sie unterstützt nicht nur die Sparmaßnahmen der Bundesregierung. Sie hat auch als erste Sozialdemokratin nach Zugangsregelungen für Universitäten gerufen. Sie ist im Gegensatz zu einigen provinziellen Richter- und Anwalts-Lobbyisten bereit, die teure Menge an Klein- und Kleinstgerichten zu durchforsten. Und sie wagte es, gegen die Niko-Pelinka-Groteske im ORF zu protestieren.

Klug und mutig ist in Salzburg aber auch die ÖVP. Sie kämpft für einen Superwahlsonntag, an dem alle Landtage gleichzeitig gewählt werden; das würde die Lähmung der Republik durch häufige Wahlkämpfe reduzieren. Und sie will den Bundesrat durch ein Gremium aus Mitgliedern der jeweiligen Landesregierungen ersetzen, obwohl das natürlich auch eigene Parteifreunde arbeitslos macht. Beides brächte der Nation jedenfalls Etliches an problemlosen Einsparungen.

Auch die beiden Steirer Voves und Schützenhöfer haben sich positiv ins Jahr 2011 eingetragen. Sie haben mutig und ohne Hickhack etliche Sparreformen sowie Gehaltseinschnitte bei Beamten beschlossen. Das meiste davon ist notwendig wie sinnvoll, auch wenn man nicht begreifen kann, wo die Einsparung bei der Abschaffung der eigenen Autonummern für Bad Aussee liegt. Bei jener Kleinststadt wäre eine Schließung des Spitals viel notwendiger gewesen. Aber gerade weil die beiden Politiker in der Vergangenheit im Tagebuch etlichen Tadel eingeheimst haben, seien sie zum Jahresende vor den Vorhang geholt. Vielleicht dienen sie derzeit auch den beiden jeweiligen Bundespartei-Chefs als Vorbild.

Endlich ist auch der Numerus clausus ein Thema

Natürlich gehört Karlheinz Töchterle ein besonderer Platz in der Reihe dieses Jahres. Er hat sich trotz eines eigentlich cholerischen Temperaments nie von reformverweigernden SPÖ-Frauen provozieren lassen, sondern beharrlich an der notwendigen Rettung der Unis durch Gebühren und – vor allem! – Zugangsbeschränkungen festgehalten. Gewiss hat er sich in Sachen AKH von der Rathaus-Mafia austricksen lassen. Das hat er aber dadurch mehr als gut gemacht, dass er es am letzten Tag des Jahres nun sogar wagt, als erster das Thema „Numerus clausus“ für Österreich anzudiskutieren. Die Einführung dieses deutschen Modells eines Zugangs zu den Universitäten gemäß dem Schnitt aller Schulnoten wäre in der Tat die wichtigste Schulreform seit Jahrzehnten. Es würde die Anstrengung in den Schulen deutlich erhöhen, wenn auch jedes Detail eines Maturazeugnisses Bedeutung bekäme. Und wenn nicht mehr wie bisher die Schulnoten für den Weg auf eine Universität völlig wurscht wären.

Lobenswert entwickelt sich  auch die Oberstufenreform: Denn da hat die ÖVP durchgesetzt, dass man künftig weder mit drei noch mit zwei noch mit einem Nichtgenügend durchkommt, wie die Unterrichtsministerin ursprünglich gewünscht hatte. Man muss künftig für jedes nicht geschaffte „Modul“, also jedes Fach und jedes Semester, eine Wiederholungsprüfung machen. Das heißt: Man muss in der Regel nicht mehr die ganze Klasse wiederholen (was bei asymmetrischen Defiziten ja nie wirklich sinnvoll war); aber man kann kein Fach mehr spritzen. Das könnte trotz allem sonstigen Unsinn in der jüngsten Schulpolitik (wie insbesondere die Zerstörung der Hauptschule mit ihrer überaus sinnvollen Leistungsdifferenzierung) erstmals unser Bildungssystem verbessern. Auch wenn das Modulsystem und die vorgesehenen überbürokratischen Begleitregeln die Schulen organisatorisch vor gewaltige Herausforderungen stellen. Auch wenn es manchen Schülern oft besser täte, einfach in Ruhe ein Jahr zu wiederholen.

Großes Lob verdient die oberösterreichische Bildungslandesrätin Hummer. Sie gibt den Pflichtschul-Direktoren ihres Landes das Recht, Lehrer künftig zumindest nach dem ersten Jahr wieder verabschieden zu können. Kinder und Eltern dürfen dankbar sein; faule, dumme, überforderte Lehrer werden es weniger sein. Das Beispiel sollte rasch Schule machen. Etwa auch im Osten Österreichs. Hier hat mir eine AHS-Direktorin von einer netten Junglehrerin erzählt, die leider nicht Französisch kann. Diese Frau will und soll aber ausgerechnet Französisch unterrichten, hat  doch ausgerechnet für Französisch ihr Lehramtsdiplom erhalten. Was nebenbei zeigt, wie wenig Diplome der Wiener Uni inhaltlich wert sind.

Erfreulicher Schulmut findet sich auch im neuerdings rot-grün geführten Baden-Württemberg. Dort wird die Verkürzung der Gymnasien von neun auf acht Jahre zumindest an 44 Gymnasien wieder zurückgenommen. Das ist umso erstaunlicher, als bei uns Rot-Grün (und Androsch) die Gymnasien ja auf drei Jahre verkürzen wollten.

Erfreuliches aus einem ganz anderem Gebiet: Trotz einer Zunahme an Passagieren nimmt der Spritverbrauch der Flugzeuge signifikant ab. Wie das? Primär nicht durch irgendwelche neue bürokratisch-politische Ausbrütungen, sondern durch das Natürlichste der Welt: Treibstoff ist deutlich teurer geworden, weshalb plötzlich zu Tausenden neue Flugzeuge mit einem 20 bis 30 Prozent niedrigerem Verbrauch angeschafft werden. Der Markt hat bewirkt, was auch die Hundertste Kyoto-Konferenz nicht schafft. Solche planwirtschaftlichen Projekte verursachen im Gegenteil nur sinnlosen Spritverbrauch.

In der sonst nur extrem skeptisch zu sehenden, weil meist kontraproduktiven Regulierungswut der heimischen Politik ragt zumindest eine Maßnahme positiv hervor. Und zwar wieder auf einem ganz anderen Gebiet: Die nun vorgeschriebene Bildung von Rettungsgassen in der Mitte der Autobahn könnte bei Unfällen und Staus Leben retten. Das klingt angesichts des egoistischen Verhaltens mancher Autofahrer nach einer notwendigen wie sinnvollen Regel.

Hirn braucht kein Geld

Lobenswertes tut sich auch in der Zivilgesellschaft. Dabei geht es natürlich nicht um die Buseks oder Androschs, die sich nun plötzlich als Volk ausgeben, weil sie nirgendwo sonst mehr was zu sagen haben. Aber es gibt einige echte Basis-Initiativen. Wie etwa die Initiative für eine Verwaltungsreform jetzt. Oder die Initiatoren der systemkritischen Gratiszeitschrift „ECHO“. Oder die sechs Ökonomen, welche die Initiative „pro Marktwirtschaft“ gegründet haben. Diese zählen zu den besten Wirtschaftsweisen der Nation und veröffentlichen nun regelmäßig aus eigenem Antrieb brillante Studien. Sie sind vor allem so unabhängig von allen Machtstrukturen, dass sie sich nicht einmal eine eigene Homepage leisten können. Aber: Hirn braucht kein Geld. Und das Tagebuch wird jedenfalls in der Gastkommentar-Spalte ihre Erkenntnisse einem breiteren Publikum zugänglich machen.

Herauszuheben aus dem ablaufenden Jahr ist auch der plötzliche Fortschritt in Sachen Direkte Demokratie. Für diese treten nun schon vier Parlamentsparteien ein. Gewiss wird die Sache vorerst am Nein der josefinistischen SPÖ scheitern (Alles durch den Staat und vom Staat, respektive durch die Partei und von ihr). Gewiss steckt hinter der neuen Dynamik auch viel vordergründige Taktik von FPÖ und ÖVP. Aber der Zug geht zweifellos in die richtige Richtung und ist hoffentlich nicht mehr aufzuhalten. Schon gar nicht durch die üblichen drei linken Verfassungsjuristen, die um ihr mediales Monopol als oberste Schiedsrichter der Nation bangen und gegen mehr Demokratie wettern. Mir hat jedenfalls noch niemand erklären können, wieso es eine Gesamtänderung der Verfassung wäre, wenn Österreich noch demokratischer würde. Und wenn Entscheidungen von den Hinterzimmern an die Wahlurne transferiert werden.

Ganz sicher positiv ist auch, dass im Burgenland 2011die jahrzehntelange sozialdemokratische Wahlkampfaktion auf Steuerkosten endlich zu Ende gegangen ist. Die „Grenzsicherung“ durch zwangsverpflichtete Soldaten war spätestens ab jenem Zeitpunkt zur teuren Farce verkommen, da Richtung Ungarn und Slowakei alle Grenzkontrollen auf den Straßen weggefallen waren.

Auch wenn mir da nicht alle zustimmen werden: Eine positive Wendung bedeutete 2011 auch der Wechsel Pröll-Spindelegger. Der neue ÖVP-Chef ist zwar kein toller Rhetoriker, aber er ahnt zum Unterschied von seinem Vorgänger wenigstens, dass die ÖVP in alle Richtungen Wähler verliert, nur längst nicht mehr zu den Grünen, denen sich Pröll davor so angenähert hat. Zumindest in Sachen Bundeshymne ist zwar auch Spindelegger peinlich eingegangen, aber die Frequenz der schwarzen Katastrophen hat sich unter ihm doch deutlich reduziert. Und er hat auch mit Töchterle und Kurz das Pröllsche Katastrophenteam ein wenig verbessern können, auch wenn er sich mit Mikl-Leitner gleich wieder einen dicken Minuspunkt eingezogen hat. Manches Mal ist man aber auch schon mit kleinen Fortschritten zufrieden.

Trotz allem Positiv denken

Zuviel des Lobs und positiven Denkens? Nun, für den Katzenjammer am ersten Jänner sammle ich schon ein ganz anderes Sammelsurium, das leider wieder deprimierend werden dürfte.

Davor aber allen Lesern ein „Prosit“ und ein „Trotz Allem Positiv Denken!“ Der ganz besondere Dank gilt in diesem Sinne allen Partnern und Abonnenten, die dieses Tagebuch so kräftig am Leben erhalten.

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Die Kondolenz im Wasserglas

30. Dezember 2011 12:46 | Autor: Andreas Unterberger

Es zählt ja nun wirklich nicht zu den wichtigsten Fragen der Weltgeschichte. Aber der Sturm im österreichischen Wasserglas um Kondolenzen und Nicht-Kondolenzen zum Tod des blutrünstigen nordkoreanischen Diktators ist dennoch so signifikant wie heiter.

Man könnte sagen: Wir kondolieren, weil wir ja trotz allem diplomatische Beziehungen zu jenem Land haben, weil wir das ohne Ansehen der kriminellen Energie bei jedem Staatschef tun, weil in Wahrheit ein Großteil der weltweiten Machthaber nach unseren Maßstäben ins Gefängnis gehörte und man sich jedoch nicht mit aller Welt anlegen kann, weil wir vielleicht durch solche unverbindliche Gesten irgendwann den Nordkoreanern eine humanitäre Konzession oder einige Exportaufträge abringen können.

Man könnte aber auch sagen: Wir kondolieren nicht, weil wir an so üblen Gestalten wie Kim Jong-il nicht einmal nach deren Tod anstreifen wollen, weil für uns die Menschenrechte der oberste Maßstab sind, weil man zumindest beim unappetitlichsten Diktator des gesamten Erdballs ein Exempel setzen muss.

Aber: Wer weder das eine noch das andere tut, sitzt zwischen allen Stühlen. Und besonders peinlich wird es, wenn man dabei so herumeiert wie Österreich und insbesondere sein Bundespräsident.

Dieser ließ nämlich offiziell die nordkoreanische Meldung dementieren, dass er sein „tiefes Beileid“ ausgedrückt habe. Im gleichen Atemzug musste aber sein Sprecher zugeben, dass eine „Mitarbeiterin“ die nordkoreanische Botschaft besucht und „persönlich kondoliert“ habe.

Was nur noch skurril ist: Denn natürlich muss sich die (dem gemeinen österreichischen Volk gegenüber nicht näher identifizierte) Dame dort als Vertreterin des Bundespräsidenten geoutet haben. Sonst wäre sie gar nicht empfangen worden. Und falls sie das ohne Wissen Heinz Fischers getan hätte, hätte sie in jeder normalen Präsidentenkanzlei nach Bekanntwerden umgehend ihren Schreibtisch räumen müssen. Aber es zweifelt ohnedies niemand, dass sie von Fischer selbst entsandt worden ist. Was natürlich heftig an Fischers Vergangenheit als Vizepräsident der nordkoreanischen Freundschaftsgesellschaft zu erinnern, einer Plattform für Geschäftemacher, senile Altpolitiker und ideologische Sympathisanten des Steinzeitkommunismus.

Ähnlich absurd wurde die Uminterpretation des Kondolenz-Besuches des SPÖ-Abgeordneten Anton Heinzl „als Privatperson“ in der Botschaft. Dieser musste nun die nordkoreanische Meldung dementieren, dass durch ihn die „SPÖ St. Pölten“ kondoliert hätte. Aber vielleicht die SPÖ St.Pölten Süd?

Das Außenministerium hat zwar wenigstens auf einen Kondolenzbesuch verzichtet. Aber der Hort der heimischen Diplomatie hat dennoch versucht, sich irgendwie bei trockener Haut zu waschen: Man habe kein normales Kondolenzschreiben, sondern nur ein formloses Schreiben an das nordkoreanische Volk(!) verschickt, wird nun betont. Ah, so ist das! Ich sehe geradezu die hungernden Nordkoreaner vor mir, wie sie begeistert die Post vom Wiener Minoritenplatz aufmachen und studieren. Und dann möglicherweise wütend sind, weil das gar kein „normales Kondolenzschreiben“ ist, sondern nur ein – ja was? Vielleicht ein abnormales?

Hurra, der Fasching ist da! Die Obrigkeit signalisiert uns, dass es die Zeit des Lachens ist. Und sie selbst kann bald wieder ihre Orden für besondere diplomatische Fähigkeiten auslüften.

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SN-Kontroverse: ORF privatisieren?

30. Dezember 2011 01:28 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der ORF privatisiert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wes Brot ich ess'...

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein". Der Kernsatz des Dialektischen Materialismus lässt sich gut auf den ORF anwenden. So hat Gerd Bacher, der drei Mal an der ORF-Spitze stand - aber Pausen mangels Wahlmehrheit einlegen musste - die öffentlich-rechtliche Konstruktion des ORF nur in Zeiten verteidigt, wenn er ihn selbst lenkte. In seiner Miniphase z. B. als „Presse"-Herausgeber zog er gegen die öffentlich-rechtliche Konstruktion des ORF vom Leder. Dies hielt ihn nicht davon ab, wenig später wieder die öffentlich-rechtliche Monopolkonstruktion laut zu verteidigen. Klassischer kann der Satz: „Wes Brot ich ess', des Lied ich sing" kaum vorgelebt werden. Bacher zählt heute zu den heftigsten Kritikern von ORF-Chef Alexander Wrabetz. Vorher versuchte ein privater „Freundeskreis" rund um Bacher Wrabetz' Wiederwahl zu verhindern und Gerhard Zeiler (RTL) an die Spitze des ORF zu hieven. Durch den „roten Freundeskreis" im ORF-Stiftungsrat wurde das verhindert. Nicht zuletzt weil dieser stark unter dem Einfluss von SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas und Niko Pelinka steht, der nun ungustiöserweise Büroleiter von Wrabetz werden soll. So weit, so schlecht, weil eben nicht nur Konservative das oben zitierte Lied beherrschen. Deswegen aber gleich den ORF zu privatisieren, hieße das Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn der ORF liefert nicht nur die tägliche Intrige frei Haus, sondern auch sehr gute Programme, wie z. B. ORF III oder Ö1. Abgestellt hingegen gehört die Polit-Klüngelei im Stiftungsrat und zu überlegen ist die Abschaffung bzw. Zusammenlegung der teuren Landesstudios. Sie liefern mediokre Programme oder sind zu Dauerwerbeanstalten für die jeweiligen Landeschefs verkommen, die selbst dann ins Bild gerückt werden, wenn sie z. B. einen Kreisverkehr in ihrem Bundesland eröffnen.


Selbstzerstörung eines Senders

Andreas Unterberger

Weltweit sind private Schulen besser als staatliche. Das Telefon funktioniert seit Ende des Staatsmonopols effizienter und billiger. Die einst defizitäre Voest ist heute - wie viele andere privatisierte Firmen - ein zukunftssicherer Vorzeigebetrieb.

Nur für den staatlichen ORF müssen wir weiterhin Gebühren und(!) Steuern zahlen, damit er überlebt. Die einzigen Gründe dafür, nämlich umfassende und hochstehende Information und die Verbreitung österreichischer Kultur, hat der ORF unter seinen letzten drei Chefs total verspielt. Mit Alexander Wrabetz, einem Mann ohne journalistische oder kulturelle Kompetenz, hat der Abstieg den Tiefpunkt erreicht. Da ist die Berufung des Jungschnösels Pelinka aus dem innersten Machtkreis der SPÖ in eine höchstbezahlte Funktion - eine Woche, bevor diese überhaupt „ausgeschrieben" worden ist! - nur das letzte Detail. Dass sich Wrabetz von diesem Pelinka schon in der Vergangenheit die Listen von Diskussionsrunden absegnen hat lassen (was Pelinka zuerst zugab, dann dementierte, nachdem ihn jemand informierte, dass man so etwas eher geheim halten sollte), war entlarvend. Der ORF wird wie eine SPÖ-Sektion geführt. Aber auch einige grüne, schwarze, blau/orange und „unabhängige" Typen wissen: Wer Wrabetz wählt, kann schöne, oft extra geschaffene Posten besetzen - oder ständig im ORF auftreten. Widerlicher geht's nimmer. Oh doch, es geht. Im Programm ist der Absturz noch viel ärger. Die Unterhaltung ist auf vielen anderen Sendern besser, die Information noch viel mehr, quantitativ wie qualitativ. Die TV-Nachrichten, -Magazine und -Diskussionsgäste des ORF haben überdies eine schwere linke, meist grüne Schlagseite, Ö1-Programme oft sogar eine kommunistische. Die Zuseher rennen dem im Eiltempo davon. Es gibt absolut keine Legitimation, dass dieser ORF noch mit Gebühren finanziert wird.

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AKH – ein Haus ist krank

29. Dezember 2011 08:34 | Autor: Andreas Unterberger

Die Nachricht  füllt seit Wochen die Zeitungen: Die medizinische Versorgung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus ist bedroht. Und Wissenschaftsminister Töchterle sei schuld daran. Worauf er nach drei Wochen Trommelfeuer entnervt in den Budgetsäckel gegriffen hat. Trotz aller Sparzwänge. Während die eigentlich für die Gesundheitsversorgung der Stadt zuständige Gemeinde ihr Geld (unser Geld) weiterhin für ganz andere und oft abenteuerliche Zwecke hinauswirft.

Der integre und philosophisch weise, aber politisch biedere Tiroler Minister ist da in eine taktisch gut positionierte Falle gegangen. Denn für die medizinische Versorgung der Bürger ist laut Verfassung einzig und allein das jeweilige Bundesland zuständig, nicht der Wissenschaftsminister. Der hat lediglich die Lehre und die Forschung über. Beides hat aber nichts mit den bedrohten Nacht- und Wochenenddiensten im AKH zu tun, deren Einschränkung zur Diskussion gestanden ist.

Dennoch hat es eine geschickte Taktik des Rathauses geschafft, dass der Wissenschaftsminister den Schwarzen Peter in der Hand hat. Vor allem ein roter Ärzte-Apparatschik namens Szekeres inszenierte diese Schuldzuweisung, indem er unter Streikdrohungen immer nur den Bund attackierte. Dahinter steht natürlich auch der Bürgermeister, der in einem seiner wenigen nüchternen Augenblicke als „Kompromissvorschlag“ anbot, dass sich künftig Bund und Gemeinde die AKH-Kosten 50 zu 50 teilen sollten. Derzeit macht freilich der Bundesanteil rund 15 Prozent aus! Ein guter Schmäh, würde man in Wien sagen.

Dabei kommen aber in Wahrheit Lehre und Forschung am AKH ohnedies immer mehr zu kurz. Denn die Gemeinde verschiebt immer mehr medizinische Betreuung in das Großkrankenhaus – müsste sie doch anderswo sämtliche Kosten alleine tragen.

Noch wichtiger ist aber ein anderer Faktor, der offenbar auch dem Wissenschaftsminister nicht bewusst ist: Im AKH müssen Ärzte Zehntausende Male im Jahr Dinge machen, die in sämtlichen anderen Gemeindespitälern Krankenschwestern machen (natürlich auch in den Privatspitälern). Dabei geht es um Blutabnahmen und ähnliche Tätigkeiten. Die Krankenschwestern im AKH beschränken sich weitgehend auf reine Pflegetätigkeiten – und füllen zahllose Fragebogen aus, in denen dann viele irrelevante Informationen stehen oder solche, die ohnedies auch die Ärzte in der Krankengeschichte festhalten.

Die Gemeinde hat natürlich jedes Interesse, dass das so bleibt. Es ist für sie weit billiger, Dinge von Ärzten erledigen zu lassen, wenn jemand anderer diese bezahlt. auch wenn es natürlich insgesamt eine Verschwendung ist. Damit dies nicht zu vordergründig aussieht, wird die sogenannte Oberschwester vorgeschickt, die immer eine bis zum letzten Gen stramme Genossin ist. Diese hat eine strenge Arbeitsteilung zwischen Ärzten und Schwestern durchgesetzt, in der die AKH-Schwestern viel weniger tun dürfen/müssen als ihre Kolleginnen anderswo. Diese Oberschwestern haben in der an kommunistische Zustände erinnernden „kollegialen“ Führung der Wiener Spitäler eine unglaublich starke Stellung, gegen die der überaus schwache Medizinuni-Rektor keine Chance hat. Die sonstige AKH-Leitung hängt sowieso am Faden der Rathausmänner. Und der Wissenschaftsminister ist weit weg.

Zugleich ist das AKH ein Tempel der Korruption und Misswirtschaft geworden. Skandalöse Auftragsvergaben (große Wellen hat etwa der geschobene Vertrag mit einer Reinigungsfirma geschlagen) rücken das Haus ins Zwielicht. Die Herrschaft von Cliquenwirtschaft und Freimaurerei hat das in seiner Größe ohnedies schon fast unregierbare Haus zugleich in seiner medizinischen und Forschungs-Qualität zurückfallen lassen. Bezeichnend für den Zustand ist, dass man wie ein Werner Faymann den Qualitätsverlust neuerdings durch den Kauf von PR-Seiten in Zeitungen zu übertünchen  versucht. Was einst in den großen Zeiten des AKH mit Sicherheit niemandem eingefallen wäre.

Die Vernachlässigung der medizinischen Versorgung durch die Stadt Wien wird auch durch den Zorn anderer Spitäler bewiesen: Die acht Wiener Ordensspitäler protestierten dagegen, dass sie seit Jahren ausgeblutet werden. Investitionsgelder werden gekürzt, Leistungserlöse (also Honorare für einzelne Eingriffe) werden nicht valorisiert. Vielleicht sollten die Ordensspitäler auch einen Streik androhen oder so zynische Aktionen setzen wie die roten AKH-Gewerkschafter, die ahnungslose Promi-Patienten für peinliche PR-Aktionen einsetzen?

Aber dazu sind sie zu zaghaft. Und  das würde ihnen auch nicht viel nutzen. Denn die mit Inseraten bestochenen Zeitungen ignorieren die Ordensspitäler sowieso und schreiben nur übers AKH, das Opfer des bösen Bundes. Und keine einzige Zeitung schreibt, dass sämtliche Ärztenot im AKH gelöst wäre, wenn dort nicht die Ärzte zahllose Tätigkeiten von Krankenschwestern übernehmen müssten. Was insgesamt auch noch billiger wäre.

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Erstaunlich vernünftig und realistisch, diese Jugend

28. Dezember 2011 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Dem „Kurier“ war sie gleich zwei empörte Hauptkommentare auf Seite 1 wert. Auch viele andere Medien haben extrem zornig reagiert. Anlass war eine neue Jugendstudie eines SPÖ-Vorfeld-Instituts. Alle linken Kommentatoren klagten über die Jugend von heute und deren neoliberale Amoralität (was auch immer neoliberal eigentlich heißt). In Wahrheit aber zeigt die Studie ein erfrischend positives Bild der Jugendlichen. Diese sehen die Welt realistisch und lebensnahe. Aber eben nicht so, wie die linken Ideologen es ihnen einreden wollen.

Kern der Aussagen der Jugendlichen: Jeder ist seines Glückes Schmied. Als häufigster Grund für Armut werden von 37 Prozent Faulheit und Mangel an Willenskraft genannt. 16 Prozent glauben sogar, Armut sei ein unvermeidbarer Bestandteil des modernen Fortschritts. Nur ein Fünftel glaubt hingegen an das rot-grüne Evangelium (das auch von vielen Medien ständig getrommelt wird), dass der Grund der Armut in der Ungerechtigkeit der Gesellschaft liegt.

Man stelle sich nur vor, wie katastrophal es umgekehrt wäre. Also wenn die Mehrheit der Jugendlichen die Verantwortung für das eigene Wohlergehen der Gesellschaft zuschöbe! Genau das und nur das wäre zutiefst amoralisch. Jede Motivation zur Leistung, zur Anstrengung, zur Bildung wäre dahin. Freuen wir uns daher, dass die klare Mehrheit der Jungen – zumindest prinzipiell – weiß, dass ihr Lebenslos in hohem Ausmaß von ihnen selbst abhängt. Rund 60 Prozent versteht unter sozialer Gerechtigkeit nicht Umverteilung, sondern die Möglichkeit, auf der Stufenleiter emporzusteigen, einen guten Job zu finden.

Aber diese Haltung der Jungen stört alle linken Umverteiler enorm. Diese wollen, dass sich die Menschen nur von ihnen abhängig sehen und nicht von den eigenen Entscheidungen. Diese Umfrage zeigt jedoch ein erstaunliches Scheitern der linken Gehirnwäsche an den Jugendlichen. Damit ist allen Versuchen, den Staat zum großen Gesellschaftsingenieur zu machen, der den Einzelnen die Verantwortung abnimmt, die demokratische Basis entzogen. Die Jungen glauben nicht mehr die Wohlfahrtsstaat-Lüge, deren Kern ja darin bestanden hat, dass man von der Wiege bis zur Bahre nur immer die richtige Partei wählen müsse.

Nach dieser Wohlfahrtsstaatslüge sind nur die bösen Kapitalisten schuld, wenn es doch einem schlecht ginge. Dann müsse halt noch mehr umverteilt werden. Und nie könne einer selber schuld an seiner Armut und seinem sozialen Abstieg sein, auch wenn er sich nicht den Mühen einer ordentlichen Ausbildung und ständigen Weiterbildung unterzogen hat, auch wenn er sich für Alkohol und Drogen entschieden hat, auch wenn er weder Höflichkeit noch Pünktlichkeit noch Disziplin als notwendige Basis jeder Berufslaufbahn erkannt hat. Immer ist die Gesellschaft dafür zu geißeln.

Die Mehrheit der Jungen glaubt jedoch nicht – oder nicht mehr, falls es früheren Jugendgenerationen jemals mehrheitlich getan haben, – an diese linken Märchen.

Eine klare Mehrheit der Jungen hat auch noch nie etwas von der linksradikalen „Occupy“-Bewegung gehört. Dabei schreiben sich alle linken Journalisten die Finger wund zur Anpreisung dieser angeblich von „99 Prozent“ unterstützten Besetzerszene. Wie weh muss dieses Desinteresse den Neoneoneomarxisten tun, die noch immer an eineinhalb Jahrhunderte alte Gesellschaftstheorien glauben.

Besonders köstlich ist, dass sich die linken Studienautoren besonders über eine weitere angeblich „fatale“ Aussage erregen: Auf dem Arbeitsmarkt sei man ohne Matura nichts wert. Aber sind es nicht gerade die Linken, die genau das ständig predigen? Verlangt nicht gerade das Androsch-Begehren genau aus diesem Grund eine Erhöhung der Maturantenzahl? Und geht nicht rund die Hälfte der Jugendlichen in Schulen, die zur Matura führen? Die werden ja wohl noch daran glauben dürfen, dass ihnen die Matura etwas auf dem Arbeitsmarkt nützt! Sie müssen ja nicht wissen, wie zweifelhaft das ist, wenn man nachher etwa Politikwissenschaft, Publizistik und ähnliche von niemandem nachgefragte Billigstudien belegen sollte (außer man wird halt dann über die Partei irgendetwas).

Erstaunlich scheint nur, dass ein notorisch linker Verein diese Jugendstudie veröffentlicht hat. Auf den zweiten Blick ist das nicht mehr so erstaunlich. Denn diese Studie ist sofort von zahllosen linken Vereinen mit dem Ruf nach noch mehr Geld verbunden worden, damit man die Jugend noch besser umerziehen kann. Dieses Geld werden sie zumindest in Wien auch bekommen.

Freilich zeigt die Geschichte, dass linke Umerziehung nie funktioniert. Denn von Vietnam über China bis zum Baltikum zeigt sich: Sobald Zwang und Terror nachlassen, werden die Umerzogenen zu überzeugten Vertretern eines besonders kompromisslosen Kapitalismus. Zu noch viel überzeugteren als die Kinder des Kapitalismus, die ja die Alternative noch gar nicht leibhaftig erlebt haben.

„Viel zu viele Türken“

Zurück zur Studie. Auch in Sachen Immigration denken viele Jugendliche ganz anders, als ihnen vorgeschrieben wird: 44 Prozent sagen offen, dass in Österreich schon „viel zu viele Türken leben“ leben. Kann man wirklich glauben, dass die alle von FPÖ und BZÖ verhetzt worden sind (und von Maria Fekter in ihrer Zeit als Innenministerin)? Oder haben die Jugendlichen vielleicht auch in diesem Punkt absolut recht? Nur linke Träumer können die Realität und Gefahr einer rasch wachsenden Minderheit übersehen, die sich in keiner Weise, weder sprachlich, noch kulturell, noch bildungsmäßig, noch leistungsmäßig, noch in ihrem Verhalten gegenüber Frauen und Mädchen in unsere Gesellschaft integrieren will.

Erstaunlich mutig haben die „Salzburger Nachrichten“ diese Zahl kommentiert: „Lauter Rassisten? Vielleicht ist dieser Prozentsatz bloß deckungsgleich mit jenen, denen eine Jugendgang mit Migrationshintergrund das Handy raubte. Oder die einen Freund, eine Freundin haben, denen dies widerfuhr, ohne dass die Erwachsenenwelt in irgendeiner Form auf diese Form der Kriminalität reagierte.“ Klarer kann man es gar nicht sagen.

Dabei sind naturgemäß unter den Befragten schon viele Jugendliche türkischer Abstammung dabei. Was diese 44 Prozent als noch signifikanter erscheinen lässt. Was aber andererseits auch zwei weitere, bedenkliche Zahlen dieser Studie in ein anderes Licht rückt: 18 Prozent sagen, dass die Juden nach wie vor zu viel Einfluss auf die Weltwirtschaft hätten; und 11 Prozent glauben, dass Adolf Hitler für die Menschen auch viel Gutes getan hätte. Unter diesen 11 beziehungsweise 18 Prozent sind mit Sicherheit viele hier lebende Moslems.

Dennoch verstecken sich in diesen beiden Zahlen auch Hinweise auf üble rechtsradikale Gruppen unter den indigenen Jugendlichen. Umso wichtiger ist es, die Sorgen der 44 Prozent über die türkische Zuwanderung ernst zu nehmen. Sonst würde dieser Mainstream wirklich den Rechtsradikalen auf den Leim gehen.

Mir hat einmal ein kluger Mann gesagt: Hüte dich vor jenen, die nichts Besseres zu tun haben, als ständig über die „heutige Jugend“ zu schimpfen. Auf Grund dieser Studie würde ich sogar ergänzen: Freuen wir uns über eine kluge Jugend, die jedenfalls klüger ist als ihre Möchtegernerzieher. Solange wir noch eine haben.

 

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Fußnote 250: Dinner for Niko

27. Dezember 2011 19:04 | Autor: Andreas Unterberger

Das ORF-Programm ist nur noch sehr selten lustig. Wer an diesem Urteil zweifelt, möge sich nur das Silvesterprogramm anschauen. Über ein „Dinner for One“ kann man höchstens ab 3 Promille aufwärts noch ein wenig schmunzeln. Dafür gibt uns der ORF wenigstens durch seine Unternehmensführung regelmäßig Grund zum Lachen.Wird doch auch dort zu Jahreswechsel ein Dinner for One serviert.

Denn der Gebührensender hat allen Ernstes am 27. Dezember offiziell angekündigt, dass jener Posten, dessen Besetzung er schon am 23. Dezember offiziell verkündet hat, nun in der „Wiener Zeitung“ ausgeschrieben wird. Dabei geht es um die nicht ganz unwichtige Funktion des Büroleiters des Generaldirektors. Was für köstliche Kabarett-Scherze könnte man rund um diese Farce zimmern – wären nicht alle unsere Kabarettisten auf einem Auge blind und beruflich durchwegs partei- und ORF-abhängig. Jetzt muss man nur noch eines mit Spannung abwarten: Ob der liebe Niko Pelinka auch intelligent genug ist, seine Bewerbung jetzt rechtzeitig abzusenden. Oder ob ihm zumindest die liebe Laura Rudas das noch aufträgt. Was sie aber sicher tut, sofern sie irgendeinen lieben Mitarbeiter haben sollte, der ihr das zuvor empfiehlt. Es geht ja um etwas: Denn wenn Pelinka es schaffen sollte, rechtzeitig aufs Postamt zu gehen (bitte nicht nur hingehen, sondern dabei auch Bewerbungsbrief und Portogeld mitnehmen!), kann er neben der richtigen linken Gesinnung immerhin auch schon den nötigen Intelligenztest für eine führende ORF-Funktion vorweisen. Und dann sage noch einer, im ORF regiere nur noch die parteipolitische Schiebung und größtmögliche Inkompetenz . . .

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Lasst die Gedanken frei – und scheinen sie euch auch böse

27. Dezember 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Kein Zweifel: Die Türken haben an den Armeniern am Rande des Ersten Weltkriegs einen Völkermord begangen. Das ist nicht nur durch Franz Werfels großes Werk bewiesen. Ebensowenig Zweifel gibt es aber auch an einer zweiten Erkenntnis: Die von Frankreich jetzt eingeführte strenge Bestrafung der Leugnung dieses Genozids ist ein ziemlicher Schwachsinn.

Diese Diagnose hängt überhaupt nicht mit den wilden Reaktionen des türkischen Machthabers Erdogan zusammen. Diese Reaktionen wecken im Gegenteil eher Sympathien für Frankreich. Diese Diagnose hängt auch nicht damit zusammen, dass durch das französische Gesetz den türkischen Ambitionen, der EU beizutreten, das bisher wirksamste Stopplicht entgegengesetzt worden ist (obwohl es dabei gar nicht um den Beitritt geht). Eine türkische EU-Mitgliedschaft ist zwar abzulehnen, weil sie aus vielerlei Gründen den Untergang der Union bedeuten würde. Aber diese Ablehnung sollte man bitte mit ehrlichen Begründungen und nicht über die Völkermord-Bande kommunizieren.

Schon gewichtiger bei der Kritik am französischen Beschluss, die Leugnung eines Völkermords mit Strafe zu belegen, ist dessen Hauptmotiv: Es geht nämlich im Wahrheit nur um die Stimmen der relativ großen armenischen Gemeinde bei der nächsten Präsidentenwahl. Türkische Zuwanderer hingegen spielen in Frankreich eine zahlenmäßig sehr geringe Rolle (wirklich gewichtig sind dort unter den Zuwanderern die Araber). Aber jedenfalls ist es von Übel, wenn solche wahltaktischen Motivationen einen Beschluss über ein neues Strafgesetz beeinflussen, das noch dazu Grundrechte beschneidet.

Aber am allermeisten stört, dass sich – ausgerechnet – Frankreich mit diesem Gesetz weit von der Aufklärung und ihren liberalen Grundsätzen verabschiedet. Von Voltaire und von vielen anderen vor allem französischen (und englischen) Geistern wurde einst das entscheidende Fundament gelegt, auf dem sich Vernunft und Wahrheit gegen die Regeln der Macht durchsetzen konnten. Diese Durchsetzung kann immer nur durch Überzeugung und Beweise geschehen und nie durch Zwang oder Anordnung, die ja in den Jahrtausenden davor immer der Wahrheit den Weg versperrt haben.

Es ist daher für ganz Europa bedrückend, wenn sich ausgerechnet im Mutterland der Aufklärung nun die Antiaufklärung so dramatisch durchsetzt.

Zurück zum Faktum Völkermord. Auch wenn niemand genau definieren kann, was Völkermord eigentlich ist, ab welcher Zahl Getöteter dieser Ausdruck legitim ist, so hat es doch zweifellos viele solcher Genozide gegeben. Nicht nur an den europäischen Juden durch Hitler-Deutschland. Nicht nur an den Armeniern durch die Türken (die im ersten Weltkrieg übrigens mit Österreich verbündet waren, das angesichts der auf dem Weg über Österreich bekanntgewordenen Massaker sehr verzweifelt, aber letztlich zum Ignorieren verurteilt war).

Ist aber nicht auch die weitgehende Auslöschung der indigenen Einwohner Amerikas durch die einwandernden Weißen ein solcher Völkermord gewesen? Waren das nicht auch die millionenfachen Morde der Sowjetunion an Ukrainern, Tataren und anderen Völkern? War das nicht auch das Gemetzel der Roten Khmer unter den Kambodschanern? Was haben eigentlich im Dreißigjährigen Krieg die Schweden in Mitteleuropa getan? Was taten die Normannen im Mittelalter? Die arabischen Sklavenjäger in Südeuropa? Die europäischen in Westafrika?

Die Geschichtsbücher sind voll solcher Greueltaten. Manche schriftlosen Völker wurden sogar ausgelöscht, ohne wenigstens eine Erinnerung hinterlassen zu können.

Ein aufgeklärter liberaler Rechtsstaat muss sich diesen Taten stellen, wo auch immer er damit konfrontiert wird. Durch Bestrafung von Tätern, wo solche noch am Leben sind. Durch offene wissenschaftliche Aufarbeitung. Durch scharfe verbale und intellektuelle Auseinandersetzung mit jenen Menschen, die jene Fakten leugnen oder beschönigen oder gar rechtfertigen.

Wer hingegen diese Auseinandersetzung durch Denkgebote und -Verbote ersetzen will, der trägt nur zur Entstehung  von Mythen bei, der macht aus Tätern Märtyrer. Wer glaubt, sich einem Dummkopf oder Fanatiker nur mit Hilfe des Strafrichters stellen zu können, ist feig und faul. Was Dummkopf und Fanatiker natürlich sofort in eine moralisch überlegene Position bringt, wo sie sicher nicht hingehören.

Wenn nun das Leugnen von Völkermord unter Strafe gesetzt wird, welche vermeintlichen oder wirklichen Wahrheiten werden als nächster Schritt unter strafrechtlichen Schutz gestellt? Etwa die Zweifel an der Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit ständig steigender Staatsschulden? Etwa die Zweifel an der Sinnhaftigkeit der derzeit politisch beschlossenen Klimatheorien? Etwa Kritik an der Gesamtschule? Etwa Kritik an der Massenzuwanderung?

Frankreich ist jedenfalls kein Einzelfall. Europaweit reduziert der Durchgriff der Politik, reduzieren Wahlkampfinteressen genauso wie die dumpfe Political Correctness immer mehr die Meinungsfreiheit, deren Kern Voltaire am besten ausgedrückt hat: „Ich lehne zutiefst ab, was sie sagen. Aber ich werde immer alles tun, damit sie es sagen können.“

Was besonders bedrückt: In Zeiten wirtschaftlicher Nöte und Engen geht es der Meinungsfreiheit meist noch verstärkt an den Kragen. Daher sollte man fast ignorieren, was uns die Wirtschaftsforscher fürs kommende Jahr alles an Grauslichkeiten prognostizieren . . .

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Ein deutscher Kardinal und die österreichischen Bischöfe

26. Dezember 2011 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Ein deutscher Kardinal hat seinen Bundespräsidenten zum Rücktritt aufgefordert. Wann schickt uns die Kirche wieder einmal einen Bischof mit ähnlichem Mut auch nach Österreich?

Der lange verheimlichte Privatkredit eines Unternehmerehepaares an den deutschen Bundespräsidenten Wulff ist zumindest ein ethischer Grenzfall. Er erfolgte zwar vor Wulffs Präsidentenzeit. Aber in Deutschland ist so wie in Österreich der Ministerpräsident (Landeshauptmann) eines Bundeslandes ohnedies einflussreicher als das zeremonielle Staatsoberhaupt, das nur regelmäßig predigen kann.

Es gibt zwar keinen Hinweis, dass der Unternehmer irgendwelche Gegenleistungen Wulffs – korrekter oder unkorrekter Natur – erhalten hat. Aber ein Politiker sollte doch nicht so naiv sein zu glauben, dass die Freunde, die ihn plötzlich so zahlreich umgeben, in der Regel völlig uneigennützig sind. Sie versorgen Politiker oft auch „nur“ deshalb mit guten Gaben, also beispielsweise einem Kredit zu besonders guten Konditionen, um sich die Politik zumindest langfristig für den Eventualfall gewogen zu machen. „Anfüttern“ nennt man das. Politikerkontakte sind so gesucht, dass mir ein Berater einmal zugegeben hat, dass auch nur die Vermittlung eines Gesprächstermins bei einem Ministersekretär mit fünfstelligen Euro-Summen in Rechnung gestellt wird. Ganz legal.

Das erinnert mich an die Einführung durch einen altgedienten Journalisten in meinen allerersten Tagen im Schreibberuf: „Glaube ja nicht, dass irgendwelche der freundlichen Worte, die du hören wirst, mit echter Freundschaft zu tun haben. Sie gelten immer nur der vermeintlichen Macht, die du hast. Ob sich unter den vielen neuen Beziehungen auch nur irgendeine echte Sympathie verbirgt, wirst du erst erfahren, wenn du keine journalistische Funktion mehr hast.“

Dieses Prinzip gilt mit Sicherheit noch viel mehr für Politiker.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat Christian Wulff jedenfalls nicht dessen langjährige Naivität geglaubt. Wenn Meisner selbst in einer vergleichbaren Lage wäre, so sagte er vor einigen Tagen, "dann müsste ich meinen Hirtenstab abgeben, dann müsste ich resignieren".

Wechseln wir nach Österreich. Hier spielen sich in der Politik noch viel üblere Dinge ab. Denn bei Werner Faymanns Finanzaktionen kann nicht einmal die potenzielle Ausrede angeblicher Naivität gelten. Wer in die Staats-, Gemeinde- und ÖBB-Kassen greift, um sich die Unterstützung von einigen Medien zu kaufen, der kann nur vorsätzlich gehandelt haben.

Keiner der österreichischen Bischöfe – oder sonstigen Religionsführer – hat jedoch bisher auch nur ein einziges Wort, eine einzige Andeutung zu diesem Thema gefunden. Das ist doch ziemlich merkwürdig. So weltfremd kann man doch hinter den Mauern der bischöflichen Palais nicht leben. Oder hängt das Schweigen etwa damit zusammen, dass der Vorsitzende der Bischofskonferenz in zwei der solcherart angefütterten Zeitungen regelmäßige Kolumnen schreibt? Die dort zur Abwechslung von den sehr drastischen und nicht im eigentlichen Sinn familienfreundlichen Inseraten der (meist importierten und eher unfreiwilligen) Prostitutierten beziehungsweise ihrer Vermarkter dienen.

Während er all das ignoriert, hat Kardinal Schönborn zu Weihnachten wieder einmal einen Spruch der SPÖ-Propaganda aufgegriffen: Man solle jetzt „nicht bei den Ärmsten sparen“. Mit dieser besonders zu Weihnachten ans Gemüt gehenden Argumentation hat uns in diesen Tagen auch die ganze SPÖ beglückt, von Fischer über Prammer bis Faymann.

Wie das? Aus welchem aktuellen Anlass dieser seltsame Gleichklang? Ist das nicht bei der SPÖ nur ein Propagandaschmäh, um wieder nicht wirklich sparen zu müssen? Oder will etwa jemand die Ausgleichszulagen abschaffen (was niemand tut, obwohl diese in den letzten Jahren steiler gestiegen sind als irgendein anderer Parameter, etwa der Verbraucherpreisindex oder die durchschnittliche Pensionserhöhung, von den Verlusten der Sparer gar nicht zu reden)? Will etwa jemand die arbeitslose Grundsicherung abschaffen (obwohl diese ohnedies für viele nichts anderes als die erweiterte Lizenz zum Pfuschen bedeutet)?

Wenn Schönborn sein „Nicht bei den Ärmsten sparen“ ernst nähme, dann müsste er seit Jahren täglich, ja stündlich gegen die Staatsverschuldung wettern. Denn die ist die größte Umverteilung aller Zeiten – zu den Gläubigern, die ganz überwiegend reich und im Ausland daheim sind. Denn deren ärmsten Opfer sind die Kinder und Ungeborenen, die all das einmal zurückzahlen müssen, was die Politik unter Wegschauen aller Religionsgemeinschaften an angeblich unverzichtbaren Wohltaten unter die Wähler streut. Die einzige Alternative zu diesen Opfern stellt eine noch größere Gefahr für diese Kinder und Ungeborenen dar: nämlich in den katastrophalen Folgen einer Megainflation aufwachsen zu müssen (siehe die Zwanziger und Dreißiger Jahre), wenn die Politik wirklich auf diesem schon begonnenen Weg ihre Schulden abbauen will.

Dabei hätte Schönborn mit durchaus gutem Gewissen auf die ärgste Ursache hinweisen können, mit denen diese Kinder belastet werden: auf das kriminell niedrige Pensionsantrittsalter. Gehen doch Bischöfe in der Regel erst mit 75 Jahren in Pension, obwohl sie meist ein durchaus stressiges Leben führen. Das ist doch ein auffallender Unterschied zu den 58 Jahren des Durchschnittsösterreichers oder den 54 eines Eisenbahners, den man nicht schamhaft verschweigen braucht.

Daher der Wunsch zum Ende der Weihnachtstage: Lieber Gott, schick Deiner Kirche – Deinen Kirchen – doch gelegentlich auch nach Österreich wieder Hirten, die den Mut haben, zumindest die allereinfachsten Wahrheiten auszusprechen.

 

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Schein und Sein von Kasachstan bis Liechtenstein

25. Dezember 2011 06:23 | Autor: Andreas Unterberger

Was ist Wahrheit? Öffnet sich nicht ständig dort, wo wir sie zu sehen glauben, wieder ein doppelter Boden, oder gar ein dreifacher oder vierfacher? Die Sensationsberichte, mit denen die Medien täglich Zuseher oder Leser aufgeilen, zeigen die Doppelbödigkeit und Relativitäten scheinbarer Gewissheiten besonders deutlich. Was heute schwarz-weiß ist, ist morgen weiß-schwarz, übermorgen schwarz und dann plötzlich weiß. Ein ehrlicher Journalismus müsste viel öfter sagen, dass er die Wahrheit nicht wirklich kennt, dass diese vielleicht auch nie ganz klar feststehen wird. Das sollte eigentlich auch Anlass sein, sich mit den ständigen Vorverurteilungen viel stärker zurückzuhalten. Ein vergeblicher Weihnachtswunsch.

Das zeigt sich etwa an den Aufregern der letzten vorweihnachtlichen Tage. Von der Causa Grasser über den deutsch-koreanischen Raketenschmuggel bis zu der Affäre Österreich-Kasachstan. Beginnen wir mit Ksachstan: Seit Jahr und Tag wird uns von Medien, PR-Firmen, SPÖ- Politikern sowie SPÖ- und CDU-nahen Anwälten eine dramatische Geschichte präsentiert: Der ehemalige Botschafter Kasachstan in Wien und Ex-Schwiegersohn des Präsidenten habe Regimegegner gefoltert und getötet. Es sei daher ein Riesenskandal, dass Österreich diesen Mann nicht der kasachischen Justiz ausliefere.

Das Erstaunlichste an diesen Vorwürfen ist allerdings etwas anderes, nämlich wer da aller plötzlich zu einem Kasachstan-Experten geworden ist. Lauter Menschen, die bisher nie auch nur eine Spur von Interesse für jenes Land gezeigt haben. Die böse Vermutung, dass dahinter mehr Interesse an dem (Öl-)Geld jenes Landes als an Kasachstan selbst stünde, weisen wir natürlich strikt zurück. Das sind zweifellos lauter lautere Wahrheitssucher.

In den letzten Tagen und Wochen ist es jedoch erstaunlich ruhig geworden um ihre Story. Denn aus Kasachstan dringen ganz andere Nachrichten: Dort hat der Präsident schon wieder einen anderen Schwiegersohn aus allem Ämtern gefeuert. Dort toben seit Wochen schwere Unruhen. Dort geht der Machthaber mit aller Gewalt, mit Folterungen und Morden gegen seine Gegner vor.

Und ausgerechnet an diesen Diktator und seine Unrechtsjustiz soll Österreich jemanden ausliefern? Ausgerechnet von dort geschickte Beweise sollen ernst genommen werden? Ist am Ende der von Österreich geschützte Schwiegersohn vielleicht wirklich selbst nur ein Verfolgter eines despotischen Diktators?

Alle wissen alles über KHG – ich nicht

Noch schwieriger ist es im zweiten aktuellen Fall, die Wahrheit zu finden: nämlich bei der Story Grasser-Liechtenstein. Da hat der SPÖ-Geschäftsführer  schon über alle Grenzen des Rechtsstaats hinweg verlangt, dass Grasser nun endlich unbedingt in Untersuchungshaft gehöre. Da hat der „Kurier“-Chefredakteur bereits gar nach Anwendung des Mafia-Paragraphen gerufen. Und die große Mehrzahl der restlichen Medien will Grasser sowieso schon lange hängen sehen.

Die Faktenlage, soweit bekannt, zeigt ein anderes Bild. Faktum scheint zu sein, dass ein Liechtensteiner Anwalt, der zwar mit Grasser Geschäftsbeziehungen hat, aber in diesem Fall jemand anderen vertritt, Aktenteile aus einem Gericht mitgenommen hat. Allerdings hat er – beziehungsweise der Eigentümer des Aktes – das keineswegs ganz im rechtsfreien Raum gemacht. Was freilich in kaum einem österreichischen Medium korrekt berichtet worden ist. Denn die Liechtensteiner Gerichte hatten davor den Durchsuchungsbefehl, auf dessen Grundlage die Akten ins Gericht gekommen sind, wegen Fristüberschreitung aufgehoben. Damit hatte eigentlich die Beschlagnahme keine Rechtsgrundlage mehr und der Akteneigentümer einen Anspruch auf Zurückstellung dieser Akten, unabhängig davon, dass in Wien ein neuer Antrag auf Durchsuchung gestellt worden ist.

Damit ist jedenfalls ein Großteil der heimischen Aufregung der letzten Tage wieder als grundlos in sich zusammengesackt. Freilich bleiben noch zwei Fragezeichen bestehen: Hätte der Anwalt nicht zuvor einen formellen Antrag auf Rückstellung der beschlagnahmten Akten stellen müssen, statt sie einfach mitzunehmen? Und zweitens: Gibt es – abgesehen von den Behauptungen der üblichen Medien – einen konkreten Beweis, dass Seiten des inzwischen freiwillig zurückgestellten Aktes ausgetauscht oder manipuliert worden sind? Was dann nun tatsächlich ein arges Delikt wäre – aber nur dann. Was aber wohl nur mit komplizierten kriminaltechnischen Methoden zu klären sein wird. Und nicht schon mit der Boulevard-Schlagzeile.

Ich bin jedenfalls nach wie vor total unsicher: Ist Grasser bis über beide Ohren korrupt gewesen? Oder haben sich zwei oder drei Freunde im Kielwasser eines im Rampenlicht stehenden, aber integren Sunnyboys ganz heimlich, aber ganz heftig bereichert? Die derzeit bekannten Fakten lassen die Richtigkeit beider Theorien zu. Seit die Staatsanwaltschaft freilich auch schon das Kapitalverbrechen eines Meldevergehens Grassers zu kriminalisieren begonnen hat, seit von dort immer ganz einseitig Aktenteile an die Öffentlichkeit dringen, zweifle ich aber zumindest an der Objektivität der Strafverfolger. Das klärt aber noch lange nicht, wo unter den vielen doppelten Böden jener der Wahrheit zu finden ist.

Die dritte große, aber nach zwei Tagen in sich zusammensackende vorweihnachtliche Aufregung spielte sich im kalten Finnland ab. Dort wurde ein Schiff mit einer deutschen Waffenlieferung für Südkorea angehalten. Der Empörung auslösende Vorwurf: Die Frächter hatten kriegerische Raketen als harmlose Feuerwerkskörper getarnt. Als die Story jedoch gleich einmal rund um den Erdball gezischt war, mussten die Finnen kleinlaut zugeben: Sie hatten das in den Frachtpapieren stehende Wort „Rocket“ falsch übersetzt, es war eh alles richtig deklariert . . .

Was ist Wahrheit?

Wir bleiben jedoch mit der bangen Frager zurück: Wem darf man trauen? Was ist die wirkliche Wahrheit? Täglich steigen mediale Aufreger wie Feuerwerkskörper steil in den Himmel, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen – und stürzen dann irgendwann kraft- und saftlos wieder herunter. Wenn man nicht strukturell paranoid ist wie der Abgeordnete P., der ja schon fast täglich nie stattgefundene Verbrechen entdeckt und anzeigt, dann muss man ehrlich zugeben: Wir lernen die Wahrheit oft nie ganz kennen.

Freilich ist auch das Gegenteil nicht garantiert. Leider können wir auch nicht fix davon ausgehen, dass alle Aufreger zwischen „Heute“, Pilz, „News“ und „Österreich“ unberechtigt, falsch und erlogen sind. Denn dann hätten wir ja wenigsten das Gegenteil der Wahrheit erkannt. Was ja auch schon wieder ein Teil von ihr wäre.

Erstaunlich ist, dass die Medien die schwere Selbstbeschädigung, den großen Verlust an Glaubwürdigkeit hinnehmen, nur weil sie glauben, dass kurzfristig die schrillste Story, der größte Aufreger, die bösartigste Unterstellung, die schnellste Vermutung siegt. Da ist es kein Wunder, dass im langfristigen Trend Aufdeckermagazine, Boulevardblätter wie auch zum Skandalisieren neigende Qualitätsblätter den stärksten Leserverlust haben.

Wir aber bleiben mit der bangen Frage zurück: Was ist die Wahrheit?

Wenn mir an diesem Weihnachtsmorgen ein Vergleich aus einer ganz anderen Welt gestattet ist: Dass Jesus Christus gelebt hat, kann zwar auch jenseits des Glaubens als historisch weitestgehend gesichert und bewiesen gelten. Aber ob er wirklich gerade vor 2011 Jahren geboren worden ist, kann schon niemand seriös beweisen. Man denke nur an die starken Indizien, dass im dunklen Loch etwa zwischen den Jahren 400 und 700 wahrscheinlich deutlich weniger als die von späteren Geschichtsschreibern hingeschriebenen 300 Jahre vergangen sind. Und der Kalender-Tag des Weihnachtsfests ist sogar mit noch größerer Wahrscheinlichkeit ein völlig willkürlich gewählter Geburtstag.

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Frohe Weihnachten - auch der SPÖ, die davon nichts wissen will

24. Dezember 2011 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich ist ein zutiefst christlich geprägtes Land. Auch viele jener Österreicher, die praktisch nie eine Kirche betreten, die zum Teil auch formal ihre Mitgliedschaft in einer solchen beendet (oder nie begonnen) haben, zeigen bei Umfragen, wie wichtig ihnen diese Prägung ist. So verteidigen sie in ihrer großen Mehrheit die Präsenz von Kreuzen in Kirchen oder Schulklassen. Und besonders zu Weihnachten empfindet eine große Mehrheit der Österreicher diese Prägung als etwas, das ihnen Heimat gibt.

Und Heimat ist etwas, was den Menschen in stürmischen Zeiten mit völlig ungewissen Zukunftsperspektiven besonders wichtig wird. Sie suchen nach etwas, was ihnen Halt gibt, was ihnen wertvoll ist. Und da liegen Heimat und Glaube recht eng beisammen. Diese Suche nach Halt wird umso stärker, wenn viele der einst so wichtigen ökonomischen Werte als überaus vergänglich entlarvt werden, wenn es weder in Politik noch in der Kulturwelt noch in irgendwelchen Medien irgendjemanden gibt, von dem man sich Orientierung erwarten könnte.

Umso erstaunlicher ist es, wenn auch in diesen Tagen und Zeiten die österreichische - speziell die Wiener - Sozialdemokratie ihre Ablehnung für alles Christliche demonstriert. Da mögen sich Kirchenfunktionäre noch so anbiedernd zu einer linken Sozialpolitik bekennen (ohne jede Rücksicht, wie sehr gerade durch die durch diese Politik entstehenden Schulden den sonst von der Kirche so verteidigten Kindern eine gute Zukunft verbaut wird), der Hass auf alles Christliche bleibt Eckstein der inneren SPÖ-Identität.

Das kann man etwa an diesem in der Hauptstadt allerorten angebrachten SPÖ-Plakat deutlich ablesen:

 

Dieses (Weihnachts?)Poster der Wiener SPÖ zeichnet sich nämlich durch penibles Vermeiden jedes Wortes aus, dass irgendwie an Weihnachten oder einen sonstigen christlichen Anlass der "Festtage" erinnern würde. Dafür wird mit zwei Keks-Stücken auf "passendem" roten Untergrund die türkische Fahne nachgezeichnet.

Will diese SPÖ eigentlich bei jedem Anlass provozieren? Will sie ihren einstigen Wählern ständig mit Gewalt zeigen, dass sie sich jetzt einer neuen Population als Zielgruppe zugewendet hat? Steckt dahinter ein unausrottbarer Urhass auf die christlich-kulturelle Prägung Wiens und Österreichs - oder geht es "nur" um den Wettbewerb mit den Grünen in Hinblick auf die Gunst der einzigen Zuwanderergruppe, die mit Weihnachten mehrheitlich nichts anfängt, die es nach Umfragen nicht feiern will?

Um nicht missverstanden zu werden: Es ist absolutes Recht der Moslems, mit Weihnachten nichts anzufangen. Nur ist es eine üble Geschmacklosigkeit und zeigt einen geradezu genetischen Kulturkampf der Wiener SPÖ, wenn diese ihr Buhlen um die Türken auch noch mit den offenbar völlig anlasslosen "Festtagen" verbindet. Aber Wien ist ja auch die Stadt, wo die Noch-Mehrheitspartei zum Unterschied von den viel gemäßigteren Sozialdemokraten anderer Bundesländer das "Grüß Gott" verpönt und durch das lächerliche "Ich begrüße Sie" ersetzt hat. Selbst die ÖBB-ler sind imstande, bei Öffnung einer Abteil-Tür "Grüß Gott" zu sagen. Nur Österreichs oberste Privilegienritter, die Wiener Rathausbürokraten, bringen das nicht zusammen. Die Arbeiter-Zeitung ist zwar längst tot, aber ihre antichristlichen Kampagnen leben in den Köpfen ihrer einstigen Leser und ihrer heute in vielen anderen Medien werkenden Ex-Redakteure weiter.

Was dieses Plakat doppelt dumm macht: Wien wird ja gerade - wie zu jedem Weihnachtsfest - von fröhlichen Besuchermassen vor allem aus Italien durchströmt. Für diese Gäste ist auch ohne Sprachkenntnis die Bildersprache der SPÖ-Kulturkämpfer durchaus verständlich - und abstoßend.

Trotzdem: Auch allen Begrüße-Sie-Wienern sei ein wirklich Frohes Weihnachtsfest gewünscht. Besonders wünsche ich allen Tagebuch-Lesern, dass sie jenseits aller Hektik und der (von Inflationsängsten getriebenen) Kaufwut der letzten Tage in den nächsten Stunden etwas vom friedlichen Geist, von der inneren Ruhe und von der bewegenden Ausstrahlung dieses christlichen Freudenfestes zu spüren bekommen!

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Fußnote 249: Genierer haben sie beim ORF schon lange keinen mehr

23. Dezember 2011 14:56 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt hat der ORF den ehemaligen Sprecher von Claudia Schmied und ÖBB in einer Schlüsselfunktion angestellt.

Damit wird Niko Pelinka für seine Drahtzieherdienste im ORF-Stiftungsrat kräftig belohnt. Er wird nun Büroleiter von Generaldirektor Wrabetz. Diese Bestellung ist aber neben der klaren, immer weiter voranschreitenden parteipolitischen Durchdringung des ORF noch aus einem anderen Grund widerlich: Pelinkas Vater arbeitet als Moderator für denselben ORF. Selbst wenn beide fachlich brillant wären, hat das einen grauslichen Hautgout. Denn damit wird die familiäre Versippung endgültig zum dominanten Rekrutierungsmuster des Gebührensenders. Dazu zählen etwa die vielen Kinder von (vor allem roten, aber auch schwarzen) Politikern. Dazu zählen aber vor allem die zahlreichen Familienbande innerhalb des ORF. Am prominentesten darunter ist zweifellos die Ehe zwischen der Zib-2-Moderatorin und dem (ganz zufällig aus der Arbeiterzeitung kommenden) Chefredakteur, also einem Vorgesetzten in direkter Linie. In Amerika etwa müsste einer von den beiden – neuerdings in der Regel der Mann – sofort die Firma verlassen. Selbst wenn es nur um ein Verhältnis ginge, das eigentlich heimlich bleiben sollte. Aber bei uns in Korruptistan und Nepotistrien – da hat Wrabetz die Teilnehmerlisten von ORF-Diskussionen schon zu einem Zeitpunkt Pelinka zur Genehmigung vorgelegt, da dieser noch (deklarierter) SPÖ-Vertreter war. Und kein Mensch ist nach dieser Enthüllung zurückgetreten. Es gab lediglich ein seltsames Dementi Pelinkas, dass er mit der diesbezüglichen Aussage falsch zitiert worden wäre. Was auch immer das richtige Zitat gewesen sein sollte . . .

PS.: Und damit sich nur ja niemand aufregt, wird auch ein blaues Protektionskind in der ORF-Hierarchie abgesichert.

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SN-Kontroverse: Nachsicht mit Politikern?

23. Dezember 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sind wir mit unseren Politikern zu unnachsichtig?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die im Schatten sieht man nicht

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Wer heimische und internationale Medien verfolgt, dem drängt sich relativ rasch der Verdacht auf, dass Politikerinnen und Politiker sowie die Politik insgesamt das größte Übel dieser Welt sind. Es sind Kollektivurteile, was da alles von sich gegeben wird: Verstärkt werden die in der Folge entstehenden Vorurteil noch durch die Ausfälle diverser „Wutbürger", die sich in der heimischen kabarettistischen Form der politischen Beurteilung zur „You Tube" Wahrnehmung in Endlosschleife verdichten. Da läuft doch sehr viel aus dem Ruder. Das Volk im digitalen Zeitalter hat gegenüber den politisch Agierenden einen Generalverdacht entwickelt. Da tönt es gleichermaßen falsch wie undifferenziert: „Die da oben" seien ohnedies nur alles Falotten, Feiglinge, Unfähige, brächten nichts zustande und wann, dann das Falsche, seinen korrupt und wirtschafteten nur in die eigenen Tasche. Die Vorwurfsreihe ließe sich noch beliebig erweitern. Wird da nicht weit über das Ziel geschossen und, was noch unangenehmer ist, leistet einen derartige Haltung nicht jenen Vorschub, die die allgemeine Politikverdrossenheit als Plattform zur Durchsetzung der Eigeninteressen nützen? Nehmen wir z.B. jene Wirtschaftswissenschafter, die am liebsten im Interesse der Märkte die Grundregeln der Demokratie außer Kraft setzten wollen.

Ja, mitunter sind wir gegenüber Politikerinnen und Politikern zu unnachsichtig oder zu ungeduldig. Denn die Entscheidungsprozesse der Politik dauern eben länger, nicht zuletzt deshalb, weil ein demokratischer Konsens hergestellt werden muss. Dieser ist eben nicht auf Knopfdruck möglich, sonder meist nur mühsam zu erreichen und muss, um durchgesetzt werden zu können, eingehend erklärt werden. Viele erledigen diese Aufgabe mit großem Anstand. Doch die im Schatten sieht man oft nicht.


Eine Amnestie ist nicht am Platz

Andreas Unterberger

E s ist schlimm, wie Gossenjournalisten Politiker oft wegen Kleinigkeiten in den Dreck ziehen. Weil sie die falschen Hosen tragen (Mock), weil sie am falschen Ort Urlaub machen (Grasser), weil sie sich nicht mit Wurstsemmeln bewerfen lassen (H.C. Strache), weil die Tochter pubertäre Probleme hat (Gusenbauer).

In den wirklich wichtigen Fragen werden Politiker jedoch viel zu milde beurteilt. Weihnachtliche Nachsicht wäre jedenfalls nur unter ganz bestimmten Bedingungen berechtigt: wenn vom Sparen nicht immer nur geredet würde; wenn endlich zugegeben würde, dass Tunnelprojekte wie Koralm, aber auch Brenner unfinanzierbar und unrentabel sind; wenn die Hacklerpension sofort abgeschafft würde; wenn das Antrittsalter für Frauenpensionen zügig erhöht würde, damit dieses nicht in Kürze weit niedriger als im Rest Europas ist; wenn man nur noch mit vollem versicherungsmathematischen Abschlag in Frühpension gehen dürfte; wenn die Justiz wieder die Meinungsfreiheit respektierte (siehe das Skandalurteil wegen der Feststellung, was Mohammeds Geschlechtsverkehr mit einer Neunjährigen nach unserer Wertordnung ist) und dafür endlich mit Energie gegen Kinderschänder vorginge (siehe die mutmaßlichen Zweittäter im Fall Kampusch); wenn die teure Abschaffung der vielerorts bewährten Hauptschule erst NACH Evaluation ausgetesteter Ersatz-Schulmodelle stattfände; wenn Staatsfirmen mit unfähigem Management wie die Telekom zur Gänze privatisiert würden; wenn alle Gerichte, die nicht mindestens zwei Richter auslasten, fusioniert würden; wenn Regierungen und Kommunalbetriebe Inserate nur noch gemäß Vergabegesetz vergeben dürften; wenn alle Subventionen halbiert würden; wenn der mit schwerer linker Schlagseite torkelnde ORF nicht noch weiteres Geld bekäme.

 

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Fußnote 248: ein Streikgraben geht durch Europa

22. Dezember 2011 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Auch in Belgien wird gestreikt. Daran kann man ablesen, dass auch in dem seit Jahrzehnten im Spitzenfeld der Schuldnerrangliste liegenden Land erstmals gespart wird.

Das ist jedenfalls positiv, aber derzeit nichts wirklich Außergewöhnliches. Kein Mensch wird besonders Mitgefühl mit den Protesten gegen die Erhöhung des sogenannten belgischen „Vorruhestands“ von 60 auf 62 Lebensjahre haben. Weiß doch jeder zum Rechnen fähige Europäer, dass das sicher nicht die letzte Etappe in diese Richtung sein kann. Viel interessanter ist aber die unterschiedliche Befolgung des Streiks: Im französischsprachigen Wallonien waren kaum fünf Prozent der Züge unterwegs, im flämisch sprechenden Teil des Landes fuhren hingegen alle. Deutlicher kann man den tiefen kulturellen Graben gar nicht zeigen, der quer durchs Land, aber auch den Kontinent geht. Deutlicher kann man gar nicht anschaulich machen, warum der romanische Süden wirtschaftlich immer weiter zurückfällt, während die nördlichen Völker immer stärker davonziehen. Vereinfacht auf den Punkt gebracht: Im Süden glaubt man seine Lage durch Streiks verbessern zu können, im Norden durch Arbeit. Das spielt sich in Europa in gleicher Weise ab wie in Belgien: Das rohstoffreiche Wallonien war einst der reiche Teil des mehrsprachigen Landes, in den letzten Jahrzehnten ist es gegenüber den früher stark bäuerlich geprägten (aber auch seit langem sehr handelsorientierten) Flamen immer stärker zurückgefallen. Das haben nur die meisten Ausländer lange nicht so mitgekriegt, weil sie meist nur französisch, aber fast nie flämisch verstehen. Sie bekommen das Problem erst mit, seit die Flamen immer stärker nach der Teilung des Landes rufen. Was nicht ganz unverständlich ist, wie das Beispiel zeigt.

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Wo das große Geld wirklich liegt

22. Dezember 2011 00:47 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist absolut erstaunlich: Österreich diskutiert eine Schuldenbremse per Verfassung; es ist durch EU-Beschlüsse sogar zu einem solchen Beschluss gezwungen. Aber für dessen konkrete Umsetzung werden derzeit fast nur Steuererhöhungen diskutiert, jedoch keinerlei echte Einsparungen. Steuererhöhungen stehen im totalen Kontrast zu der Tatsache, dass wir ohnedies schon das zweithöchste Abgabenniveau unter allen Euro-Ländern haben.

Sehr billig machen es sich dabei nicht nur die genetischen Steuererhöher, sondern auch alle jene, die nur von „Verwaltungsreform“ aber nicht von konkreten Vorschlägen reden: Wie schließt man gegen den Willen von Provinzpolitikern Bezirksgerichte oder Kleinspitäler? Wie kann der Bau sinnloser Eisenbahntunnels gestoppt werden? Wie fusioniert man Gemeinden, wenn das der Verfassungsgerichtshof gegen deren Willen verbietet?

Auch wenn die unsinnige Hacklerpension wenigstens in ein paar Jahren auslaufen wird, bieten die Pensionen das größte Sparpotential. Dazu zählen: die provozierenden Pensionen in der Gemeinde Wien oder der Nationalbank (wo sich die Gewerkschaft überall gegen die bei den Bundesbeamten schon längst beschlossene Gleichstellung querlegt); oder das noch bis 2033 niedrigere Frauenpensionsalter. Dieses wird vom ÖGB mit dem absurden Hinweis auf die statistisch niedrigeren Frauengehälter verteidigt, obwohl diese ja gerade deshalb niedriger sind, weil viele Gehaltsordnungen gerade für das Alter zwischen 60 und 65 die weitaus höchsten Bezüge vorsehen.

Besonders übel sind die Invaliditätspensionen. Selbst der Sozialminister musste nun zugeben, dass unsere Invaliditätszahlen bis zum 50. Lebensjahr im weltweiten Schnitt liegen, dass die Österreicher  ab dem 51. Lebensjahr aber plötzlich „Invaliditätsweltmeister“ werden. Was so direkt aber kein Politiker laut zu sagen wagt: Hier findet massiver Missbrauch statt. Zehntausende gehen ohne echte Invalidität in die Frühpension. Aus Ärger, weil sie einen bestimmten Karrieresprung nicht geschafft haben; weil der Ehemann ohnedies genug verdient; weil man weniger Geld braucht, seit die Kinder aus dem Haus sind; weil man gerade keinen neuen interessanten Job findet; weil man noch bei voller Gesundheit das Leben genießen will. Und weil bedenkenlose Ärzte aus einer seltsamen Sozialgesinnung heraus bereit sind, ein vorgeschütztes Leiden als Grund einer Berufsunfähigkeit zu attestieren. Die neuerdings scheinbar explodierenden psychischen Leiden eigenen sich ja besonders gut für solche Atteste.

Das ruiniert nicht nur unser Pensionssystem, sondern auch die Stabilität der Republik und aller von ihr aufgenommenen Anleihen. Hätten wir eine Regierung, die regiert, wären einerseits die Invaliditäts-Untersuchungen viel ernsthafter. Und zweitens gäbe es deutlich spürbare Abschläge zumindest für jeden Frühpensionisten, der noch in anderen Branchen arbeitsfähig wäre. Haben wir aber nicht.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 247: Ein echter Faymann, nicht bloß Failmann

21. Dezember 2011 11:43 | Autor: Andreas Unterberger

Was man in deutschen Fernsehanstalten über Österreich sehen kann, wäre im rotgrünen ORF absolut undenkbar. Mit nachträglicher (aktualisierter) Ergänzung.

Ein demaskierender Beitrag des NDR über einen peinlichen Faymann-Auftritt und über Österreichs „millionenschwere Jubelpresse“. Für jeden Österreicher ebenso beschämend wie  sehenswert! (auch wenn es amüsant ist, dass ausgerechnet der Herausgeber des in hohem Ausmaß von Gemeinde-Wien-Inseraten abhängigen „Falter“ als Kronzeuge gegen Faymanns Korruptionsgeschäfte auftritt).

Ergänzung: Der Skandal schien seine Fortsetzung und Eskalation bis nach Deutschland zu finden: Der NDR hat den Youtube Beitrag wenige Stunden nach Erscheinen dieser Tagebuch-Meldung einfach gesperrt. Also auch in Deutschland keine Spur eines unabhängigen Journalismus? Oder hat der Verteidigungsminister den Deutschen gar mit dem Bundesheer gedroht? Aber dann fand sich der Beitrag doch noch an einer anderen Stelle. Jedenfalls sehenswert, wie Faymann entnervt vor unangenehmen Fragen plötzlich davonläuft. Und jedenfalls anschauen, bis er vielleicht auch dort verschwindet . . .

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Zwei Ereignisse an einem Tag und ein seltsamer Zusammenhang

21. Dezember 2011 02:02 | Autor: Andreas Unterberger

In Wien ist die Islamexpertin Elisabeth Sabaditsch-Wolff wegen Herabwürdigung religiöser Lehren nun auch in zweiter Instanz strafrechtlich verurteilt worden. In Saudi-Arabien sind 42 äthiopische Christen ins Gefängnis geworfen worden, weil sie gebetet haben. Die beiden Vorgänge haben gar nicht so wenig miteinander zu tun, wie es auf den ersten Blick scheint.

Eine krank gewordene Justiz schränkt die Meinungsfreiheit in Österreich auf eine hierzulande völlig neuartige Weise ein. Plötzlich werden wahre Aussagen über den Islam – dass der „Prophet“ Mohammed mit einer Neunjährigen Geschlechtsverkehr hatte, was in den Augen der meisten Österreicher Kinderschändung ist, – mit Strafurteilen bestraft.Und die Staatsanwaltschaft, die ja so überhaupt keine Zeit zur Aufarbeitung der großen Skandale dieses Landes hat, hat dafür begeisterte und intensive Vorarbeit geleistet.

Viel ärgere und völlig beweisfreie Schmähungen des Christentums und seines Gründers sind hingegen von den heimischen Gerichten regelmäßig mit einem Freispruch beantwortet  worden. Meist unter dem Vorwand der Freiheit der Kunst. Worauf  regelmäßig ein Gutteil der hiesigen Kulturjournalisten die Christen nochmals mit befriedigtem Hohn übergossen haben.

Die am gleichen Tag erfolgte Verhaftung von Christen in Saudi-Arabien wegen eines bloßen Gebets zeigt, welche Intoleranz auf jener Seite herrscht, deren Ehre von dieser Justiz so heldenhaft verteidigt wird. Und ausgerechnet diesem Land wurde die Gründung eines interreligiösen Dialogzentrums in Wien erlaubt. Mit führender Beteiligung von Außenminister Spindelegger. Das heißt natürlich auch, dass Saudi-Arabien in den Augen des Wiener Außenministeriums das wichtigste islamische Land ist. Man führt ja nur mit den Saudis einen solchen Dialog.

Und der Zweck dieser Institution? Sie solle der Förderung der Religionsfreiheit dienen, hat der saudische Außenminister bei der Gründung gesagt. Offenbar gilt das Motto: Frechheit siegt.

Die zwei Ereignisse des gestrigen Tages zeigen, was diese Religionsfreiheit in der Wirklichkeit bedeutet bedeutet: Christen werden verurteilt. In Saudi-Arabien wie in Österreich. Und weder zu dem einen noch dem anderen Vorgang hört man auch nur ein Wort des Protestes oder der Sorge von christlichen Politikern dieses Landes. Falls es noch solche Politiker geben sollte.

In diesem Sinn voll Bitterkeit: Fröhliche Weihnachten (falls nicht auch dieser Wunsch schon als Beleidigung des Islam gewertet werden sollte, worauf ich ihn natürlich sofort demutsvoll zurückziehen würde).

PS.: Das hartnäckig kursierende Gerücht, dass der im Falle Sabaditsch-Wolff vorsitzende Richter genau derselbe gewesen ist, der unlängst die bereits verhandelte Haftstrafe gegen einen türkischstämmigen Österreicher in eine bloß vierstellige Geldstrafe umgewandelt hat, wirft noch ein weiteres bezeichnendes Indiz auf den geistigen Zustand der Justiz. Besagter Mann hat mit seinem Mercedes ein Kind (Bub, 8 Jahre) auf einem Zebrastreifen in der Döblinger Hauptstraße getötet. Die Begründung des Richters: Der Täter "hätte schon genug gelitten". Der arme Täter . . .

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Die Faschingsunion

20. Dezember 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Was ist die geplante europäische Fiskalunion, was sind die nationalen Schuldenbremsen wirklich wert? Diese zentralen Fragen dieses Winters sind hinter den vordergründigen Aufregungen um die britische EU-Abstinenz beziehungsweise um das österreichische Ringen Koalition-Opposition bisher völlig untergegangen. Die Antworten, die man dazu derzeit geben kann, sind freilich mehr als ernüchternd.

Denn in Wahrheit geht es bei diesen Aktionen weiterhin primär darum, eine leider anhaltend hässliche Braut mit viel (bürokratischem) Brimborium auf schön zu schminken. Die Freier, die man damit gewinnen will, sind die internationalen Geldverleiher. Diese wollen ja derzeit von der europäischen Braut angesichts allzu vieler bekannter Fälle offensichtlicher Untreue und Betrügereien nichts mehr wissen. Von diesen Selbstbeschädigungen soll nun das Brimborium der geplanten Fiskalunion ablenken.

Worin besteht diese aber genau?

Erstens in Selbstverpflichtungen der Staaten, die Maastricht-Kriterien einzuhalten. Diese setzen zwei Obergrenzen fest: maximal 3 Prozent jährliches Defizit und maximal 60 Prozent Staatsverschuldung insgesamt, jeweils gemessen am Jahres BIP, also an der Summe des von einer Nationalökonomie in einem Jahr Erwirtschafteten. Doch halt! Hat man nicht genau die Beachtung dieser zwei Limits schon einmal versprochen, nämlich im Februar 1992 in Maastricht? Dieses Datum liegt pikanterweise fast auf den Tag genau 20 Jahre vor der nunmehr geplanten Brimborium-Selbstverpflichtung. Diese wird daher wohl von den meisten Geldgebern wohl nur unter einer Devise gelesen werden: Wer einmal lügt, dem glauben die bösen Märkte leider nicht mehr.

Zweitens wird es ein Defizit-Verfahren der Kommission geben. Diese kann den EU-Mitgliedsstaaten finanzielle Sanktionen gegen einen Staat vorschlagen, der die genannten Kriterien verletzt. Doch halt! So ein Defizitverfahren der Kommission hat es ja auch schon bisher gegeben. Auf dem Papier. Denn in der Vergangenheit wie in der Zukunft sind Geldstrafen gegen einen exzessiven Schuldner absolut schwachsinnig. Einem Land, das hinten und vorne zuwenig Geld hat, als Strafe noch einmal Geld abzuknöpfen: Die Perversion einer solchen Armensteuer muss man sich erst einfallen lassen. Mit so einer Strafe löst man ja kein Problem, sondern verschärft es logischerweise nur! Deswegen hat man ja auch schon in der Vergangenheit nie die schon bisher theoretisch möglichen Strafen verhängt, obwohl der Maastricht-Vertrag rund 60 Mal gebrochen worden ist.

An dieser Nicht-Verhängung von Strafen wird auch der als großer Erfolg bejubelte Umstand nichts ändern, dass es künftig für eine Ablehnung eines solchen Kommissions-Vorschlags einer Zweidrittel-Mehrheit bedarf. In Wahrheit gilt: Weder wird die Kommission solche Strafen vorschlagen, noch wird auch nur ein Land für die Bestrafung eines anderen stimmen. Die Strafen bewirken nichts, und sie stellen das verschuldete Land noch schlechter. Außerdem gilt: Man könnte ja selbst einmal in die gleiche Lage kommen, und man hat ja überall befreundete Schwesterparteien.

Drittens soll – nach dem derzeitigen Vorschlag – jedes Land den Europäischen Gerichtshof anrufen können, wenn ein Land die Schuldenbremse nicht einhält. Doch halt! Auch dieser EuGH hat keine Möglichkeiten, Sparsamkeit durchzusetzen. Er kann insbesondere nicht teure Wohlfahrts-Gesetze der einzelnen Staaten aufzuheben, die das Defizit verursachen.

Viertens ist die Rede von einer alljährlichen Vorlage der nationalen Budgetentwürfe an die EU-Kommission. Doch halt! Das heißt an sich noch gar nichts. Denn die Kommission hat ja kein Vetorecht gegen die Budgets, oder gegen finanziell wirksame Beschlüsse der nationalen Parlamente.

Fünftens soll es regelmäßige Euro-Gipfel geben (gähn); weiters ist im Entwurf die Rede von einer verstärkten Zusammenarbeit einiger Staaten (gähn) sowie natürlich auch von diversen Arbeitsgruppen (gähn). Und was es an derlei diplomatischen Redeübungen sonst noch gibt. Das soll die internationalen Geldgeber jetzt beeindrucken? Da glaubt jemand ernsthaft, dass sich diese nun in langen Schlangen anstellen werden, um den Euro-Ländern künftig wieder Kredite geben zu dürfen?

Sechstens und vor allem anderen sollte klar sein: Die ganze Konstruktion nimmt sich ja selbst nicht ernst. Denn wären die verfassungsmäßigen Schuldenbremsen wirksam, dann würde es ja eigentlich gar kein europäisches Sanktionen-Regime brauchen. Durch dessen Einrichtung zeigt man ja gerade: Trotz verfassungsrechtlicher Schuldenbremsen vertraut niemand darauf, dass die Mitgliedsstaaten die Regeln künftig besser einhalten. Gleichzeitig ist aber das Sanktionen-Regime so zahnlos, dass das Ganze bestenfalls zur Postenbeschaffung für einige EU-Beamte dient, die den Märkten Sand in die Augen streuen sollen.

Trotzdem ist man als Euro-Staat gut beraten, bei dem ganzen Brimborium mitzutun. Denn wer das nicht tut, gerät natürlich auf den Finanzmärkten erst recht ins schiefe Licht. Außerdem: Nutzt das Ganze auch nichts, so schadet es ja ebenso wenig.

Welche Regel könnte aber eine solche Fiskalunion glaubwürdig gemacht? Nur eine einzige: Nur das Recht der Kommission, wirklich in die nationale Gesetzgebung eingreifen zu können. Das aber will keine Partei, kein Parlament der EU zugestehen. Da würden sie sich ja selbst redundant machen. Das tut sie nur bei unwichtigen Themen, nicht aber in der heißesten Frage Europas, dem Recht der Parlamente, populistisch immer mehr Geld auszugeben.

In einer funktionierenden Fiskalunion hätte (irgend)eine europäische Institution das Recht, das zu tun, was einzelne Staaten in den letzten zwei Jahren zum Teil schon getan haben: So hat etwa Rumänien die Beamtengehälter um nicht weniger als 25 Prozent gesenkt. Es hofft, dadurch mehr finanzielle Luft und bessere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

Es tat dies aber nicht wegen irgendeiner Schuldenbremse oder wegen einer europäischen Fiskalunion, sondern wegen der nach wie vor obersten Instanz in allen Geldsachen: also wegen des internationalen Finanzmarktes, also der Summe jener Menschen, Institutionen und Staaten, die – das von Italien&Co so dringend benötigte – Geld haben und es verleihen oder auch nicht. Es war ja auch nicht die EU, sondern diese vielgescholtenen Märkte, die Italien und Griechenland zu ihren Sparpaketen gezwungen haben.

In den meistverschuldeten Ländern wäre es natürlich gut gewesen, wenn schon Jahre vorher eine Instanz als Hüterin der ökonomischen Grundrechnungsarten die Länder zu einem sparsameren Verhalten gezwungen hätte. Damals hätten die Einschnitte lange nicht so tief angesetzt werden müssen wie jetzt.

Solange aber kein Land freiwillig einer außenstehenden Institution solche Rechte einräumt, bevor ihm nicht selbst das Wasser weit über beide Nasenlöcher gestiegen ist, sollte man die Fiskalunion aber zumindest nicht ausgerechnet in der Faschingszeit verkünden. Denn sie wird sich als bloßer Faschingsscherz entpuppen.

Solange es keine solche echte Fiskalunion gibt, ist es aber auch weiterhin ein schwerer Fehler, die Steuerzahler (und die nächsten Generationen) anderer Länder zu zwingen, die Schuldnerländer immer weiter zu finanzieren. Denn dann wird es mit der Disziplin in den Schuldnerländern bald wieder vorbei sein. Und am Schluss sind eben alle pleite. Oder aber es kommt zur viel wahrscheinlicheren "Lösung": Das Geld ist nichts mehr wert, und damit sind es auch die Schulden nicht mehr. 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Der Tod eines Verbrechers

19. Dezember 2011 11:20 | Autor: Andreas Unterberger

Unter den vielen üblen Typen, die es auf diesem Planeten gibt, war er wohl die widerlichste Gestalt. Der Tod des nordkoreanischen Machthabers löst daher alles andere als Trauer aus. Was noch nicht heißt, dass deswegen irgend etwas in Nordkorea besser wird.

Ein Land, das 20 Prozent seines BIP für Rüstung ausgibt (in Österreich sind es 0,7 Prozent), muss zwangsläufig wirtschaftlich verrotten. Vermutlich geht die Zahl der dort Verhungerten sogar in die Millionen. Die Zahl der lebenslang in Konzentrationslager unter unmenschlichen Bedingungen Gequälten und Ausgebeuteten beträgt jedenfalls Hunderttausende. Und gleichzeitig geht von diesem Land eine ständige Kriegsgefahr aus, weil die Machthaber seit Jahrzehnten glauben, ihren totalitären Anspruch nur unter diesem Druck der Kriegshetze aufrechterhalten zu können. Die Grenze zwischen den beiden Koreas ist die explosivste Frontlinie, die es heute auf dem Globus gibt.

Dabei ist Nrodkorea sicher von niemandem bedroht. Im Gegenteil: In Südkorea fürchtet man sogar einen raschen Zusammenbruch des Regimes, denn das würde neuerlich Millionen in eine ungeordnete Flucht an die vollen Töpfe des Südens treiben. Die Südkoreaner analysieren ja immer wieder besorgt den ökonomischen Schock, den die Wiedervereinigung fast zwei Jahrzehnte lang auf die reiche Bundesrepublik ausübte. Dabei ist das Größenverhältnis zwischen der aufnehmenden und der aufgenommenen Gesellschaft in Deutschland ein ganz anderes. Und die DDR war auch nicht ganz so rückständig wie Nordkorea.

Südkorea hofft daher jedenfalls, dass die Normalisierung und Humanisierung im Norden schrittweise stattfindet. Gleichzeitig aber muss es sich davor fürchten, dass ein neuer Machthaber eher an Krieg als an Normalisierung denkt.

Ganz unabhängig davon ein ganz anderer Wunsch: Es wäre für unser geistiges Klima ein wichtiger Fortschritt, wenn die vielen Kommunistenfreunde in der hiesigen Kulturszene oder im kommunistischen Propagandasender Ö1 oder in den ebenfalls von Kommunisten beherrschten Belegschaftsvertretungen des ORF einmal einige Monate unter den Lebensbedingungen eines Nordkoreaners leben müssten. Vielleicht macht sie das ein wenig klüger – zumndest wenn sie nicht ganz so fanatisch und zynisch wie der verstorbene Kim Jong-Il sind.

Klüger könnten aber auch alle jene von der politischen Rechten werden, die ständig voll Hass auf die USA sind. Sie sollten wenigstens einmal darüber nachdenken, weshalb die große Mehrheit der Südkoreaner den Amerikanern sehr dankbar ist, dass diese das Land (und damit auch die Millionen einst aus dem Norden nach Süden Geflüchteten) gegen den Norden verteidigt haben und noch immer verteidigen. Dagegen verschwimmt all das, was die USA an Fehlern begangen haben, zu lässlichen Sünden. Nur ein Hinweis, um eines ihrer stereotypen Vorurteile anzusprechen: In Südkorea gibt es auch kein Erdöl.

Und zu guter letzt: Welch ein Kontrast zwischen der nordkoreanischen Herrscherfamilie Kim, die nun offenbar in die dritte Degeneration geht, und dem wenige Stunden später verstorbenen Vaclav Havel. Beide waren die Nummer Eins ihrer Länder. Havel war jedoch ein Humanist ohne jede Präpotenz, der immer an die Wahrheit und die Freiheit geglaubt und für diese gekämpft hat und auch ins Gefängnis gegangen ist. Für die nordkoreanischen Herrscher gilt das absolute Gegenteil. Und nur Fanatiker wie einst Heinz Fischer konnten ihnen propagandistisch die Mauer machen.

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Der schwarz-blaue Flirt und seine Perspektiven

19. Dezember 2011 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird spannend: Die ÖVP hat auf Parteiobmann-Ebene mit den Freiheitlichen inhaltliche Verhandlungen aufgenommen. Das ist eine absolute Premiere, seit bei der FPÖ H.C.Strache an der Macht ist. Dahinter steckt ein aktueller Anlass, aber auch eine langfristige Perspektive. Von einer künftigen Koalitionsmöglichkeit sollte man freilich erst reden, wenn sowohl Schwarz wie Blau ihre schwere strategische Fehlentwicklung der letzten Jahre korrigiert haben. Was in beiden Fällen eher unwahrscheinlich erscheint.

Die Verhandlungen mit Strache über einen Schuldenbrems-Beschluss deuten aber jedenfalls eine strategische Öffnung der zuletzt nicht gerade von Wählerbegeisterung getragenen Schwarzen an. Was diese auch dringend notwendig hatten. Sie haben vor allem in der Ära des Großkoalitionär Josef Pröll viele Stammwähler schwer verärgert. Deren Ärger wurde etwa durch die Schwulenehe und die Ersetzung der bewährten Hauptschule durch die ungetestete und nach allen Indizien teure wie leistungsschwache „Neue Mittelschule“ entzündet. Die schwarzen Provokationen für konservative Wähler setzten sich aber auch unter Spindelegger mit der politisch-korrekten – sprachlich jedenfalls unkorrekten – Umdichtung der Bundeshymne fort, die von vielen Schwarzwählern als unsinnige Verbeugung vor den linken Feministinnen verstanden wurde.

Die Blauen wiederum punkten zwar in den letzten Jahren als Auffangbecken vieler verärgerter Konservativer. Sie haben aber heute zum Unterschied von den Zeiten des Dreigespanns Haider-Grasser-Riess jede Ahnung von Wirtschaftspolitik verloren. Diese ist jedoch in Zeiten einer europäischen Schuldenkrise noch viel wichtiger als einst.

Die Freiheitlichen halten sich heute lediglich Lobbyisten russischer Oligarchen als einziges Substitut von Wirtschaftskompetenz. Sie haben zwar in etlichen Punkten der Kritik an schweren Fehlentwicklungen der EU recht. Wer aber ernsthaft von einem Austritt aus EU und Euro spricht, hat absolut keine Ahnung, was das für Österreich bedeuten würde. Dasselbe gilt für den blauen Kampf gegen jede Einschränkung von Sozialleistungen, mit dem sich die Freiheitlichen immer wieder am linken Rand von Rot und Grün profilieren.

All diese Faktoren lassen es als sehr utopisch erscheinen, wenn man von einem Comeback eines blau-schwarzen Bündnisses redet. Daran ändert auch der köstliche Umstand nichts, dass Rot und Grün sowie die ihnen hörigen Medien sofort von totaler Panik erfasst worden sind, nur weil sich die Herren Spindelegger und Strache zusammengesetzt haben.

Aber immerhin zeigt die ÖVP ihren (Ex-)Wählern erstmals wieder, dass sie sich nicht nur als Wurmfortsatz der sozialdemokratischen Politik versteht. Was für viele bürgerliche Wähler ein sehr wichtiges Signal ist, auch wenn das die genetischen Großkoalitionäre Erwin Pröll, Christoph Leitl und Christian Konrad nicht begreifen.

Und immerhin hat die FPÖ bei den Gesprächen eine erstaunliche Entwicklung von einer totalistischen Njet-Politik zu durchaus realistischen Ansätzen durchgemacht. Freilich kann man sich bei den Freiheitlichen nie sicher sein, ob das nicht übermorgen wieder alles anders ist. Am Schluss wird wohl das „Nein zu allem“ dann doch wieder stärker sein als der Wunsch, sich als verantwortungs- und damit regierungsfähig zu beweisen. Denn im Grund will die Strache-FPÖ zwar alle Wahlen gewinnen, aber ohnedies nicht wirklich regieren. Dazu waren die Erfahrungen von 2000 bis 2006 zu ernüchternd.

Jedenfalls scheint man bei den Blauen derzeit zu spüren, dass es der Partei nützt, wenn jetzt nicht mehr Strache, sondern Werner Faymann als der unpatriotische Gesprächsverweigerer dasteht. Und die FPÖ scheint auch zu erkennen, dass es ihr nicht gerade nützt, wenn sie sich durch ein Nein zur verfassungsrechtlichen Schuldenbremse mitschuld daran macht, dass Österreich für seine Anleihen künftig (noch) höhere Zinsen zahlen muss. Ein solches Nein würde ja bei allen weltweiten Geldgebern als katastrophales Signal interpretiert werden.

Das Ganze findet vor dem interessanten Hintergrund von Meinungsumfragen statt, die ein leichtes Absinken der SPÖ anzeigen. In wirtschaftlich stürmischen Zeiten wird Werner Faymann von den Menschen genauer gewogen als sonst – und immer häufiger als zu leicht befunden. Das stört die Wähler offenbar mehr, als es seine Inseratenkorruption getan hat. Zugleich gibt es natürlich gerade bei der SPÖ einen großen Wähleranteil, der noch überhaupt nicht begriffen hat, dass diese stürmischen Zeiten auch für ihre Brieftasche etwas Übles bedeuten werden. Diese Menschen sind noch in keiner Weise für Sparmaßnahmen bereit. Das macht die Lage für Faymann noch schwieriger.

Gleichzeitig gibt es – nicht veröffentlichte – Umfragen, die erstmals seit langem die ÖVP bei den Rohdaten (also ohne Hochrechnung der nicht Antwortenden) voran zeigen. Das hat sie zweifellos der Finanzministerin zu verdanken, die derzeit als einzige eine vertrauenerweckende Sprache spricht, während Bundes- wie Vizekanzler gerne herumschwurbeln. Freilich muss man bei solchen Umfragen immer wissen, dass die FPÖ bei den Rohdaten immer deutlich schlechter liegt als die anderen Parteien.

Jedenfalls ist es für das Klima im Land gut, dass nun die Regierung ernsthaft mit den Oppositionsparteien redet. Das Friss-oder-stirb der Regierung beim ersten Anlauf zur Schuldenbremse hatte doch von einer argen Hybris gezeugt.

Dieses Friss-oder-stirb hängt freilich vor allem mit dem Kernproblem dieser Koalition zusammen: Sie hat sich auch in der Frage der Schuldenbremse bisher nur auf einen oberflächlichen Formelkompromiss einigen können. Wie man die Schuldenbremse konkret umsetzen will, ist weiterhin völlig unklar. Daher tut sich die Koalition auch weiterhin ziemlich schwer bei den Verhandlungen mit den Oppositionsparteien. Denn dabei muss man ja jetzt viel konkreter werden, als wenn man nur eine theoretische Defizitreduktion ohne Hinweise auf das Wie beschließt.

Die SPÖ – wie immer mit ihren Außenstellen in Wifo und ORF – redet ununterbrochen nur von Steuererhöhungen. Die ÖVP-Finanzministerin hingegen ist (noch?) ganz auf Einsparungskurs, während ihre Partei intern schon eine Erhöhung der Einkommensteuer für die Höchstverdiener in Erwägung gezogen hat.

Die Sucher nach einer Verfassungsmehrheit für die Schuldenbremse ist durch die schwarz-blaue Runde jedenfalls wieder spannend geworden. Grün wie Orange scheinen es deswegen nun ebenfalls ein wenig billiger geben zu wollen. Dabei sind freilich Rot wie Schwarz vorerst über die Orangen ziemlich verbittert, weil die bei der ersten Runde offenbar übertaktiert haben. Die ÖVP will wieder keinesfalls den Grünen einen Vermögenssubstanzbesteuerung zubilligen. Umgekehrt will die SPÖ ganz sicher nicht die Freiheitlichen als Mehrheitsbringer akzeptieren.

Jedoch scheint das von der FPÖ vorgeschlagene Paket vorerst vernünftiger als die Forderungen der anderen beiden Parteien. Eine stärkere Verankerung der direkten Demokratie Richtung Schweizer Muster, wie die FPÖ es nun will,  geht jedenfalls in eine mutige Richtung. Diese war auch schon von den Grünen mehrmals angepeilt worden, während vor allem in der ÖVP bisher keine Begeisterung dafür geherrscht hat.

Aufs Erste klingt auch die zweite FPÖ-Forderung, nämlich höhere Mehrwertsteuersätze für einige Luxusartikel, sinnvoll. Freilich bei näherer Betrachtung nur sehr zum Teil.

Solche Luxussteuer-Ideen bedienen natürlich so wie die rot-grünen Vermögenssteuer-Phantasien den Jagt-die-Reichen-Populismus. Daher kann auch da die SPÖ nur schwer dagegen sein. Aber nach dem FPÖ-Plan werden zum Unterschied vom Wunsch der Linksparteien wenigstens nicht die Ersparnisse und der Besitz bestraft, sondern nur der Konsum. Die höhere Besteuerung von teuren – und daher in aller Regel mehr Benzin fressenden – Autos kann man zugleich auch als sinnvolle Umweltmaßnahme verkaufen. Bei den anderen genannten Objekten der blauen Besteuerungswünsche zeigt sich freilich wie bei vielen derzeit kursierenden Steuerideen eine deutliche Ahnungslosigkeit in Hinblick auf die wirkliche Welt.

Denn dort würde die geforderte Steuer auf besonders teure Eigentumswohnungen vor allem zwei Konsequenzen haben: erstens einen gewaltigen Kaufboom vor ihrer Einführung samt einer riesigen Preisblase; und zweitens eine verstärkte Rückkehr zu „steuerfreien“ Schwarzgeldzahlungen als Part of the game. Denn je mehr sich die Illegalität lohnt, umso öfter wird sie riskiert.

Ähnliches gilt für die ebenfalls von Freiheitlichen genannte Idee, Luxusreisen zu besteuern. Sollte es dabei nämlich um Fernreisen gehen, dann wird das vor allem den Umsatz von Reisebüros in Pressburg, Freilassing, Marburg oder Brünn fördern. Womit am Ende des Tages ebenfalls ein Verlust in der Staatskasse bliebe. Denn dann fließen auch nicht mehr die bisherigen Umsätze aus solchen Reiseverträgen in sie hinein.

Was sich all die linken wie rechten Steuererfinder nämlich nicht ausmalen können: Die Menschen lassen sich nur ungern von der Politik aussackeln, sondern versuchen regelmäßig, jede neue Abgabe, jede neue Steuer zu umgehen.

Der wirkliche Luxus sind aber ohnedies längst nicht mehr Karibik- oder Asienreisen, sondern das sommerliche Hotel am Wörthersee und das winterliche in Lech oder Zürs. Wollen die Freiheitlichen diese ernsthaft verschärft besteuern?

Das wirklich Deprimierende an all diesen Partei-Gesprächen sind aber ohnedies nicht die dahintersteckende Taktik und die ständig ringsum offenkundig werdende ökonomische Ahnungslosigkeit. Das ist vielmehr der Umstand, dass fast nur Steuererhöhungen im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen und nirgendwo die Einsparungen. Dabei sind diese ebenso notwendig wie schwierig.

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Irak: Wenn man ein Problem mit Gewalt löst…

18. Dezember 2011 12:30 | Autor: Andreas Unterberger

Die USA haben ihren militärischen Abzug aus dem Irak beendet. Damit endet auch eine der peinlichsten Epochen der jüngeren amerikanischen Politik. Denn in der selben Zeit ist aus dem obersten Weltpolizisten – auch dieses Krieges wegen – ein Land geworden, das mehr Schulden hat als jedes andere. Das keinen inneren Konsens über einen Sanierungskurs findet. Das in der Welt signifikant weniger Einfluss hat, während neue Mächte wie vor allem China immer bestimmender auftreten.

Der Irak-Krieg war nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein moralisches und intellektuelles Debakel. Moralisch tief enttäuschend für alle einstigen Freunde Amerikas waren vor allem die offenkundig gewordenen Folterungen durch jene Nation, die immer so stark ihre Wertorientierung betont. Ebenso enttäuschend waren die Manipulationen, mit denen die US-Regierung vor dem Krieg unzureichende Indizien zu einem unwiderleglichen Beleg für die atomare Rüstung des Iraks hochgejubelt hat.

Dennoch darf man den Charakter des Regimes von Saddam Hussein nicht vergessen. Er war im Inneren ein brutaler Diktator. Das sind freilich auch Dutzende anderer Präsidenten, ohne dass ein solcher Feldzug gegen sie geführt würde.

Viel gravierender für eine Bewertung der Legitimität einer Invasion ist jedoch Saddam Husseins Verhalten nach außen. Der irakische Machthaber war der einzige, der im letzten halben Jahrhundert mehrere echte Eroberungskriege begonnen und geführt hat. Diese haben viel mehr Tote als die amerikanische Invasion insgesamt gekostet. Und fast noch schlimmer: Er war der einzige Feldherr seit dem ersten Weltkrieg, der in großem Maßstab auch tödliches Giftgas eingesetzt hat.

Soweit die nicht ganz eindeutige moralische Bilanz.

In der intellektuell-strategischen Analyse findet sich – ganz abgesehen von den gigantischen Kosten – aber praktisch überhaupt kein Positivum mehr. Zwar haben die Amerikaner binnen weniger Wochen die irakische Armee vernichtet. Aber für den Tag danach waren sie völlig planlos. Si geris bellum, para pacem, würden die alten Lateiner sagen.

Die Amerikaner haben vor allem den schweren Fehler begangen, die gesamte Behörden- und Exekutiv-Struktur des Iraks auszuschalten, ohne einen Ersatz parat zu haben. Deshalb versank das Land in tiefem Chaos, aus dem es sich bis heute nur teilweise erholt hat.

In diesem Chaos entbrannte ein übler Bürgerkrieg mit vielen Parteien und unklaren Fronten. Die Kämpfe zwischen und unter Sunniten, Schiiten, Kurden, diversen Stämmen, Al-Kaida-Bombern, den im Untergrund agierenden Resten der Saddam-Armee beziehungsweise -Geheimdienste sowie etlichen anderen zum Teil vom Ausland gesteuerten Gruppen forderten weit mehr Tote als die eigentliche Invasion. Fast täglich gab es mehrere Bombenanschläge mit Dutzenden Toten. Die Amerikaner und ihre Verbünden brauchten Jahre, bis sie eine auch nur halbwegs brauchbare Strategie dagegen entwickelt haben. Und nun ziehen sie ab, ohne dass sie ein wirklich befriedetes Land hinterlassen.

Das größte Opfer dieses Chaos waren und sind die Christen, die dort seit fast 2000 Jahren alle Herrscher überdauert hatten. Sie waren unter Saddam schlecht, aber nicht schlechter als alle anderen behandelt worden. Von ihnen ist seit seinem Sturz mindestens die Hälfte ermordet oder vertrieben worden. Ohne dass das viele Schlagzeilen gemacht hätte. Denn viele amtschristliche Gutmenschen in Europa führten in dieser Zeit lieber blauäugigen Dialog mit den Muslimen.

Die Amerikaner haben auch ihren einzigen Verbündeten, den Kurden im Norden des Irak, nicht die ersehnte Unabhängigkeit gebracht. Daher wird mit großer Wahrscheinlichkeit das kurdische Problem bald wieder gefährlich eskalieren.

Gleichzeitig hat die amerikanische Strategie offenbar übersehen, dass langfristig die Eliminierung der Saddam-Diktatur nur einem Land hilft: dem Iran. Der freut sich, dass sein mehrfacher Kriegsgegner und Aggressor ausgeschaltet ist. Zwischen der iranischen Führung und den Amerikanern kam es aber dennoch zu keiner Annäherung. Ganz im Gegenteil: Heute stehen sich Teheran und Washington feindlicher gegenüber als vor zwei Jahren.

Auch sonst haben sich die USA in der Region weitgehend isoliert – wenn auch aus zum Teil sehr unterschiedlichen Gründen. Lediglich Saudi-Arabien und ein paar Golfscheichs zählen noch zu ihren Verbündeten. Das Verhältnis zur Türkei ist seit der Machtübernahme durch die dortigen Islamisten von Jahr zu Jahr schlechter geworden. Und der arabische Frühling stärkt nur den politischen Islam, aber sicher nicht die Rolle der Amerikaner. In Ägypten und Tunesien verloren diese sogar zwei ihrer engsten Verbündeten.

Und zu schlechter letzt sind auch die Beziehungen zu Israel heute so gespannt wie noch nie.

Wer die Welt – und die Legitimation zur Kriegsführung – heute nicht anders sieht als vor dem Irak-Krieg, der ist nicht willens, aus der Geschichte zu lernen. Seltener hat sich eine Regel so dramatisch bestätigt: Wenn man ein Problem mit Gewalt löst, schafft man oft ein Dutzend neuer Probleme.

PS.: Ein bezeichnender Zufall für den Niedergang des amerikanischen Einflusses: am gleichen Wochenende, da die Amerikaner ihren Irak-Abzug abgeschlossen haben, ist mit Vaclav Havel in Tschechien ihr wohl begeistertster mitteleuropäischer Verbündeter gestorben.

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Fußnote 247: Das Fundament des Stillstandes

18. Dezember 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Selten genug, dass man Mitleid mit dieser Bundesregierung hat. Ein Christoph Leitl ist jedoch regelmäßig imstande, solches auszulösen.

Bei seinen Interviews empört er sich mit arroganter Überheblichkeit über das Versagen der Regierung beim Sparen. Selber aber bringt der Mann während langer Interviews immer nur gut klingende, aber nie mit Inhalt gefüllte Überschriften zustande. Und am peinlichsten hat er mit seiner Wirtschaftskammer versagt, als sie zusammen mit der Arbeiterkammer ein Papier zur Einschränkung der Frühpensionen erarbeitet haben. Denn darin waren vermehrte Rehabilitionsmaßnahmen für Möchtegern-Frühpensionisten so ungefähr die schärfste Maßnahme im Kampf gegen eines der größten Probleme dieses Landes. Ich weiß schon, dass es so gut wie unmöglich ist, sich mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer auf irgendeine wirklich wirksame Spar-Maßnahme zu einigen. Aber wenn man sich mit ihnen dennoch immer wieder hinsetzt und dann ein gemeinsames Minimal-Papier unterschreibt, wenn man seit vielen Jahren der Gewerkschaft, also der reformresistentesten Kraft des Landes, die Mauer macht, dann sollte man nicht präpotent anderen „Stillstand“ vorwerfen. Dann ist man längst selbst zum Fundament des Stillstandes geworden.

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Wo ist der österreichische Monti?

17. Dezember 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist die gute Nachricht zur Vorweihnachszeit: Das italienische Sparpaket des neuen Ministerpräsidenten Mario Monti hat mit schmerzhaften, aber nicht entscheidenden Abstrichen seine wichtigste parlamentarische Hürde genommen. Damit ist die größte Umwandlung des Nachkriegsitaliens fix. Was heißt das aber für Europa und für Österreich?

Die massive Mehrheit in der römischen Abgeordnetenkammer zeigt, dass das Wissen um den Ernst der Lage letztlich doch in den Köpfen der südlichen Nachbarn angekommen ist. Sogar ein Gutteil der Linken hat dem zugestimmt, was einem Berlusconi sogar bei weit weniger einschneidenden Maßnahmen verweigert worden war. Die Lega Nord hingegen hat sich zur populistischen Neinsager-Partei degradiert, die keine Perspektive für die Zukunft des Landes bietet (auch wenn der Wunsch nach einer Abtrennung des mitteleuropäischen Nordens vom mediterranen Süden durchaus nachvollziehbar ist).

Dass auch die Gewerkschaften wie wild gegen Monti kämpfen, ist zum Teil als landesübliche Folklore und Überlebenskampf eines überholten Vereins einzustufen. Dieser Kampf setzt zum anderen Teil aber doch noch ein heftiges Fragezeichen hinter die europäische Sanierungspolitik.

Denn chinesische wie andere Investoren – die der alte Kontinent so dringend bräuchte – haben immer wieder klargemacht, dass sie ihr Geld nicht zuletzt deswegen von Europa fernhalten, weil sie an der Ernsthaftigkeit der europäischen Spargesinnung zweifeln. Und da sind die Fernsehbilder von Streiks und Besetzungsaktionen halt nicht sehr überzeugend. Es ist einem Nichteuropäer gar nicht so leicht klarzumachen, dass dahinter keine Bevölkerungsmehrheit steht. Dies ist vor allem dann schwierig, wenn die linken Medien Occupy-Aktionen weit über die in Wahrheit sehr bescheidenen Teilnehmerzahlen hinaus bejubeln.

Die Liste der Monti-Maßnahmen ist aber jedenfalls bunt wie eindrucksvoll und weitgehend nachahmenswert:

Vorerst gescheitert ist Monti hingegen mit einer Freigabe der Taxilizenzen und mit einer Kürzung der luxuriösen Parlamentariergehälter, die mit über 11.000 Euro netto(!) pro Monat weit über allen anderen Ländern liegen. Allerdings haben die Abgeordneten versprochen, das nun „autonom“ anzugehen.

Dennoch bleibt das Paket eindrucksvoll. Und man kann für Italien hoffen, dass das Land mit Monti nun vielleicht doch bald wieder über den Berg kommen könnte.

Manche der nun beschlossenen Maßnahmen (auch in der zweiten Kammer werden sie wohl noch vor Weihnachten durchgehen) schaffen Privilegien ab, die in österreichischen Ohren wirklich provozierend klingen. In seinen Kernbereichen, vor allem beim Pensionsantritt, sind das aber durchwegs Beschlüsse, die auch anderswo dringend notwendig wären. Etwa auch in Österreich. Freilich ist versicherungsmathematisch und demographisch ein Pensionsantritt mit 66 Jahren in Wahrheit immer noch zu früh. Denn Erich Streißlers einst von allen aufrechten Linken wütend bekämpften Berechnungen, dass der Pensionsantritt angesichts der steil gestiegenen Lebenserwartung erst über 70 erfolgen dürfte, sind nach wie vor richtig.Und sind angesichts des hartnäckigen Geburtendefizits noch viel richtiger.

Nur: Wo ist der österreichische Monti? Selbst außerhalb der Regierung findet man keinen überzeugenden Kandidaten.

Gleichzeitig zu den Monti-Beschlüssen ist der Zustand der österreichischen Pensionsversicherung bekanntgegeben worden. Die Kosten des Pensionssystems wachsen im kommenden Jahr um weitere 6,2 Prozent. Aus dem Bundesbudget müssen sogar um 14,2 Prozent mehr in das System geholt werden. Damit fließen über die Beitragszahlungen hinaus schon 4,6 Milliarden Euro aus dem allgemeinen,schwer verschuldeten Bundesbudget ins Pensionssystem. Und das alles in Zeiten einer neuen Rezession. Und das alles noch BEVOR die Babyboomergeneration ohne Zurücklassung einer nennenswerten Kinderzahl massenweise in Pension geht. Was sie aber im kommenden Jahrzehnt tun wird.

Was noch schlimmer ist: Nirgendwo ist ob dieser Zahlen die notwendige erregte und besorgte Diskussion ausgebrochen. Es sind ja nur Ziffern. Und handeln müssen nur die Italiener

 

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SN-Kontroverse: Klima-Hysterie

16. Dezember 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Klimapolitik - Nichts als Hysterie?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Überlebenswichtig vernünftig

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

So um die Wende zum 19. zum 20. Jahrhundert wurden Frauen als „hysterisch" bezeichnet, wenn sie nicht den Ansprüchen der vorherrschenden patriarchalisch-brachialen Ideenwelt gerecht wurden. Dann kam, so um die Zeit, als das Auto erfunden wurde und die ersten Frauen an Universitäten in Europa studieren durften, ein gewisser Dr. Sigmund Freud und ließ sich als Arzt in der Bergstraße in der damaligen Reichshauptstadt Wien nieder und erfand die Psychoanalyse. Er räumte gründlich mit dem Begriff der Hysterie auf.

Freuds Thesen waren heftig umstritten, setzten sich aber durch. Der Göttin sei Dank! Ähnlich verhält es sich mit dem Umwelt- und Klimaschutz. Noch in den 1970er- und 1980er-Jahren kämpften „rebellische" Jugendliche für Umweltschutz, gegen Atomkraftwerke, für den Erhalt des Wiener Naherholungsgebiets, die Hainburger Au. Unter Bundeskanzler Franz Vranitzky wurde dann ein bundesweites Wasser- und Seenerhaltungsprogramm umgesetzt. Heute kann wieder in der Donau und deren Nebenflüssen zumindest in Österreich unbedenklich gebadet werden. Die Seen haben Trinkwasserqualität.

Die Maßnahmen durchzuziehen ging nicht ohne Widerstände ab, weil sie mit hohen Kosten verbunden waren. Nur wenige würden heute aber sagen, sie hätten sich nicht gelohnt. Global hat sich auch einiges getan. Forscher können genau den CO2-Ausstoß pro Industrienation berechnen, wissen um die schädlichen Auswirkungen der Treibhausgase und der Klimawandel ist keine „hysterische" Einbildung, sondern nachweisbar.

Und, was das Wichtigste ist: Die Menschheit im globalen Dorf kann etwas dagegen tun. Klar, es kostet, die Meere vom tödlichen Plastikmüll frei zu halten und für reine Luft zu sorgen. Globale Klimapolitik ist aber alles andere als Hysterie, sondern überlebenswichtig vernünftig.

 


Sehr teuer, aber nutzlos

Andreas Unterberger

 

Die Österreicher zahlen für die Klimapolitik Milliarden. Für Kyoto-Strafen, für Klimaforschung, für hässliche Windmühlen quer übers Land, für (immer öfter chinesische) Solarpaneele, usw. Während der dadurch mitverursachte Crash der Staatsfinanzen eine sehr reale Gefahr ist, bezweifeln Zehntausende Naturwissenschafter, dass CO2 und andere Gase eine globale Erwärmung auslösen (für Interessierte: www.nipccreport.org). Dem stehen Computermodelle der offiziellen UNO-Doktrin vom Klimatod gegenüber, die nach den 0,8 Grad Erwärmung der letzten 150 Jahre für die nächsten Jahrzehnte mit 2 bis 6 Grad plus drohen. Diese offizielle Doktrin ist auch dadurch suspekt geworden, weil ihre Exponenten mit Erpressungen die Veröffentlichung kritischer Studien bekämpfen und Daten unterdrücken.

 

Eine Reihe von Tatsachen macht auch Nichtnaturwissenschafter nachdenklich: Die Erde hat schon viel wärmere (und kältere) Zeiten erlebt, ganz ohne menschliche Aktivitäten. Grönland etwa wurde als agrarisch nutzbares „Grün"(!)-Land entdeckt. CO2 fördert jedenfalls massiv das Wachstum der Pflanzen, die wir zur Ernährung der wachsenden Menschheit dringend brauchen. Im kalten Norden liegen die größten Landmassen des Globus; diese würden bei einer wodurch auch immer ausgelösten Erwärmung nutzbar. Wärmeperioden waren in der Geschichte der Menschheit immer die friedlichsten und prosperierenden. Aber selbst wer trotz dieser und vieler anderer Indizien an das Klimagespenst glaubt, darf dennoch am Sinn des sogenannten Kyoto-Protokolls zweifeln, das Österreichs Steuerzahler so belastet: Denn die Länder, die sich zu diesem Protokoll bekennen, also vor allem die EU, stoßen nur 15 Prozent der globalen Treibhausgase aus. Jedes in Europa eingesparte Fass Öl macht aber nur das Öl für China & Co. billiger. Die wirtschaftliche Selbstbeschädigung der EU ist also klimatisch jedenfalls irrelevant.

 

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Fußnote 246: Chirac verurteilt – und was ist mit Häupl?

15. Dezember 2011 11:49 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist eine Sensation: Der langjährige französische Präsident Jacques Chirac wurde von einem Strafgericht verurteilt. Das sollte so manchen eine Warnung sein.

Die Verurteilung ist umso erstaunlicher, als die Staatsanwaltschaft zuletzt einen Freispruch beantragt hat. Chirac hatte einst als Pariser Bürgermeister Parteimitarbeiter auf Kosten der Gemeinde angestellt. Das ist seit heute kein Kavaliersdelikt mehr. Langsam werden die Gerichte mutiger (und über die diversen Staatsanwaltschaften schweigen wir lieber). Dieses Urteil sollte auch Politikern anderer Länder eine heftige Warnung sein. Etwa Wiener Bürgermeistern, die tagtäglich die Tages- und Wochenzeitungen im Interesse der Partei mit Inseraten bestechen lassen – damit niemand kritisch über die Rathaus-SPÖ schreibt. Egal ob die Inserate von den Wasserwerken, den Entsorgungsbetrieben, den diversen Magistratsabteilungen und Gemeindebetrieben in Auftrag gegeben werden: Die Verantwortung trägt der Bürgermeister. Diese Inserate haben Null Informationswert, sondern nur Propaganda- und Bestechungswert (den ganz besonders, da ja etliche Zeitungen ohne diese politischen Inserate zusperren müssten). In Wien hat sich diese Praxis erstaunlicherweise unter Rot-Grün sogar noch massiv intensiviert, während auf Bundesebene inzwischen doch der eine oder andere weiche Knie bekommt und diese kriminellen Kooperationspraktiken ein wenig – ein wenig! – hinunterschraubt.

PS.: Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass Rot-Grün in Wien zur Finanzierung ihrer Korruption die Abgaben und Gebühren ständig in einer historisch ungeahnten Intensität verteuern müssen.

PPS.: Während diese kriminelle Korruption in Wien blüht, wird im Allgemeinen Krankenhaus die Betreuung der Patienten massiv verschlechtert. Das hat schon was.

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Euro oder Nicht-Euro ist nicht die Frage

15. Dezember 2011 00:27 | Autor: Andreas Unterberger

Beim EU-Gipfel haben zumindest anfangs vier Länder die Zustimmung zu einer Fiskalunion verweigert, teils nur vorübergehend, teils dauerhaft. Unabhängig von der Dauer des Neins ist die Frage interessant: Sind die Nein-Sager eigentlich klüger oder dümmer als die anderen?

Alle vier haben zwar durchwegs konservative Regierungen, sie sind auch allesamt sehr froh, nicht beim Euro zu sein. Sie sind aber dennoch in Wahrheit sehr unterschiedlich zu beurteilen.

Weitaus am besten steht Schweden da. Es ist nach dem schweren Kollaps des sozialdemokratischen Wohlfahrts- und Schulden-Modells in den 90er Jahren und nach darauffolgenden neoliberalen Reformen (die das Land aber keineswegs unsozial gemacht haben) heute neben der Schweiz Europas Vorzeigeland Nummer eins. Die Finanzen sind in Ordnung, die Wirtschaft blüht, der durchschnittliche Pensionsantritt erfolgt vier Jahre später als in Österreich, was auch die etwas höhere Arbeitslosigkeit deutlich relativiert. Schweden ließ sich nicht einmal erpressen, als der marode Saab-Konzern nach Staatshilfe rief. Denn seine Regierung weiß, dass man auch den Mut haben muss, ein Unternehmen sterben zu lassen. Die Folge dieser Politik: Schwedische Aktien und die schwedische Währung zählen heute zu den häufigsten Tipps, wo man sein Geld anlegen kann.

Auch Tschechien, das nächste abseitsstehende Land, steht an sich gut da. Freilich ist es sehr stark von Exporten in den Euroraum abhängig, und die Prager Regierung beschädigt sich selbst regelmäßig mit heftigen Korruptionsskandalen.

Die Briten hingegen haben derzeit wirklich schlechte wirtschaftliche Daten. David Cameron hat jedoch mutige Reformen gestartet, um eine kräftigende Rosskur auszulösen, die wieder wie einst unter Margaret Thatcher eine Epoche der Blüte einleiten könnten. Jedenfalls wurde von den meisten Briten das Nein zum Gipfelbeschluss begeistert aufgenommen. Die Inselbewohner wissen zwar, dass sie den Binnenmarkt brauchen, und sie sind auch militärisch gute Bündnispartner, aber sie haben verständlicherweise keinerlei Lust, sich bei Steuern oder Budgets von der EU dreinreden zu lassen.

Ungarn hingegen ist ein sehr trauriger Fall. Seine Währung steht heftig unter Druck, seine Anleihen sind Ramsch. Die Regierung spart zwar nach schweren Fehlern ihrer sozialdemokratischen Vorgänger nun spürbar, sie hat sich aber gleichzeitig durch antisemitische Akzente, durch eine betont nationalistische Politik und durch Frontalangriffe auf Banken und Medien in eine weitgehende Isolation manövriert. Selbst österreichische Politiker zögern derzeit, nach Ungarn zu reisen.

Die Unterschiede zwischen den Vier zeigen jedenfalls: Euro oder Nicht-Euro ist keineswegs die entscheidende Frage. Das ist vielmehr die Höhe der Schulden, die Wirtschaftskraft und vor allem die Glaubwürdigkeit der Sanierungsversuche. Das heißt heute aber auch: Ohne Jahre der bitteren Mühen kommt kein Land aus der Krise heraus. Egal, welche Währung es hat.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 245: Wie der Boulevard Mensch und Politik manipuliert

15. Dezember 2011 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Tierschutz ist seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum wirksamsten Emotionalisierungsinstrument der westlichen Gesellschaft geworden. Und zu einem Riesengeschäft.

Das wird von den diversesten Boulevard-Medien zwischen ORF und Kronenzeitung hemmungslos ausgenutzt – wobei die Wahrheit komplett auf der Strecke bleibt, wie diese Dokumentation ziemlich schlüssig zeigt. Die Profiteure werden sich aber ganz sicher nicht bessern. Und die orientierungs- und ahnnugslose Politik wird den stimmungschürenden Medien weiterhin nachtapsen. Ob dieser Akzentwechsel vom Menschen- zum Tierschutz in einem logischen Zusammenhang zum genau in der gleichen Periode eingeleiteten Aussterben der europäischen Gesellschaft steht?

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Die Bahn hat Konkurrenz: Wir dürfen uns freuen

14. Dezember 2011 02:11 | Autor: Andreas Unterberger

Wettbewerb kann sogar die fettesten und müdesten Privilegienritter wachrütteln. Zumindest ein wenig. Das merkt man seit Beginn dieser Woche am Beispiel der Bahn. Diese Erkenntnis lässt jubeln – und bangen, ob die neue Westbahn so lange durchhält, bis europäische Wettbewerbshüter die schmutzigen Tricks von ÖBB und Verkehrsministerin endgültig stoppen und bestrafen.

Der Hintergrund des ÖBB-Tricks: Der Gesetzgeber hat bei Telephon und Strom (mit großem Erfolg) sowie bei Post und Gas (mit geringerem Erfolg) den Übergang vom bürokratisch-teuren Staatsmonopol zum kundenorientierten Wettbewerb durch absolut unabhängige Regulatoren begleitet. Nur so haben die neuentstehenden Privaten eine Überlebens-Chance gegen die jeden neuen Mitbewerber von der ersten Sekunde an lustvoll niederbeißenden Revierverteidiger.

Was aber hat die österreichische Regierung hingegen bei der Bahn gemacht? Da wird der Wettbewerbsvorteil des Monopols gleich dreifach verteidigt!

Erstens fließen zum Unterschied von Post und Telekom weiter Steuergelder in die Bahn, sowohl versteckt wie auch offen. Zweitens hat man bei der Bahn keine echte Trennung zwischen dem natürlichen Monopol, nämlich dem Eigentum am gesamten Schienennetz, und den sich für einen gesunden Wettbewerb ganz natürlich anbietenden Zügen gemacht: Beide gehören weiterhin zum gleichen Konzern und sind ganz offensichtlich nur formal getrennt. Beide werden ja auch vom gleichen Gewerkschaftsboss kontrolliert beziehungsweise regiert.

Und drittens ist die Funktion des „unabhängigen“ Regulators total lächerlich geworden, seit eine Frau ausgerechnet aus dem Kabinett der Verkehrsministerin mit dieser Aufgabe betraut worden ist. Diese Ministerin aber ist ganz zufällig oberste und einzige Eigentümervertreterin bei den ÖBB (und hat als fast einzigen Hauptauftrag ganz offensichtlich dafür zu sorgen, dass SPÖ-nahe Blätter weiterhin nach Faymann-Art mit ÖBB-Inseraten versorgt werden).

Da muss die neue „Westbahn“ schon ein erkleckliches Maß an Tollkühnheit haben, wenn sie gegen diese ÖBB den Wettbewerb aufnimmt. Es ist alles andere als ein ebenes Spielfeld für einen chancengleichen Wettbewerb, wenn man monatelang alleine darum kämpfen muss, dass die privaten Züge nicht „verkehrsbedingt“ neun tödlich lange Minuten in einer Station warten müssen, bis der ÖBB-Fahrplan die Signale auf Grün stellt. Oder wenn sogar die Aufnahme ins Kursbuch – in dem auch alle sonstigen Verkehrsanbieter wie Busunternehmen zu finden sind – erst mit Gerichtshilfe durchgesetzt werden kann (die erwähnte Regulatorin selbst blieb natürlich untätig).

Die privaten Anbieter haben jedenfalls klug daran getan, einen gewichtigen ausländischen Partner, nämlich die französische Bahn, als Minderheitsbeteiligten zusteigen zu lassen. Denn durch die Teilnahme eines Partners aus einem anderen EU-Land kann nun jede Diskriminierung vor EU-Behörden und -Gerichten bekämpft werden. Das dauert oft Jahre, aber es wirkt. Ein rein österreichischer Anbieter könnte hingegen nicht zur EU und zum EU-Gerichtshof gehen. Es ist schade, dass es immer erst den Umweg über die EU braucht, bis in Österreich wieder ein wenig Marktwirtschaft eingeführt werden kann.

Eine wichtige Kampflinie sind nun die plötzlich von der ÖBB auf den Markt geworfenen Billigtickets. Aber ist es nicht positiv, wenn die ÖBB endlich billiger werden? So werden da zumindest manche einwenden. Und ist es nicht unerfreulich, wenn die Privaten gegen billigere Preise kämpfen?

Nein, ganz und gar nicht. Denn die ÖBB hat in alter Monopolistenmanier die Preise nur zu dem einzigen Zweck gesenkt, um die Privaten kaputt zu machen. Sie wird sofort wieder teurer werden, wenn die Konkurrenz entnervt aufgibt. Weil ständig eine solche Strategie eines marktbeherrschenden Anbieters droht, wurden beispielsweise auch der Telekom zu Recht vom Regulator Mindesttarife vorgeschrieben. 

Zweitens sind die ÖBB-Billigtickets auch solange unakzeptabel, solange die Staatsbahn alljährlich Milliarden vom Steuerzahler erhält. Wer Steuergeld erhält, muss sich auch vom Staat Vorschriften gefallen lassen. So will die Obrigkeit jetzt sogar bei jenen Banken, die nie eine Staatshilfe erhalten haben, die Gehälter nach unten regulieren. Nichts anderes bedeutet ja die massive Einschränkung von Provisionen für Bankmitarbeiter.

Grotesk ist auch die Behauptung der ÖBB, die erhaltenen Subventionen seien für alle anderen Bahnstrecken notwendig, aber ausgerechnet nicht für jene zwischen Wien und Salzburg. Daher sei auf dieser Strecke das Verhalten der ÖBB durchaus als fair und keinesfalls wettbewerbswidrig zu sehen.

Blöder geht’s nimmer. Denn die privaten Züge fahren ja nur zwischen Wien und Salzburg. Und nur dort fließt kein wettbewerbsverzerrendes Steuergeld hinein. Laut ÖBB . . .

Angesichts solcher Argumentationen des Hauses Bures/ÖBB werden die EU-Richter noch viel Arbeit haben. Sie werden aber auch – freilich: irgendwann – eine echte gesellschaftsrechtliche Trennung zwischen Infrastruktur und rollendem Bahnbetrieb durchsetzen.

Davon unabhängig ist es doch erstaunlich, was plötzlich bei der Gewerkschaftsbahn alles so möglich ist. Nämlich genau das, was bisher trotz vieler Kundenwünsche absolut unmöglich schien: So gibt’s im Rail-Jet ausgerechnet auf der Strecke Wien-Salzburg plötzlich Speisewägen und W-LAN für Internet-Nutzer.

All diese Aspekte machen eine zumindest teilweise Privatisierung der Bahn dringend und sinnvoll. Denn mehr privat bedeutet nicht nur mehr Komfort, sondern auch einen massiven Wechsel von Passagieren vom Auto auf die Bahn. Was einerseits einen klaren Kundenwunsch bedient; und was andererseits ökologisch vorteilhaft ist. In England hat durch die Privatisierung und den daraus folgenden Wettbewerb die Zahl der Bahnfahrer um 60 Prozent zugenommen.

Wird aber nicht gerade die englische Bahn immer als Argument gegen eine Privatisierung angeführt? Ja, das wird sie – aber völlig zu Unrecht, wie die Zunahme der britischen Bahn-Passagiere und die gleichzeitige Abnahme von Verspätungen und Unfällen zeigt.

Richtig ist nur ein einziger Kritikpunkt, nämlich dass auf der Insel das Bahnfahren teurer geworden ist. Wenn aber dennoch so viel mehr Briten Bahn fahren, sind die höheren, also kostendeckenden Tarife durchaus legitim. Denn durch die Privatisierung sind vor allem gleichzeitig die staatlichen Budgets total entlastet worden.

Für den Bürger bringt das in der Summe also einerseits eine deutliche Einsparung und andererseits einen ökologischen Gewinn.

Allerdings muss auch klar sein: Bei der Infrastruktur, also beim Bau beziehungsweise bei der Erhaltung der Geleise, kann es nicht zu einem funktionierenden Wettbewerb kommen. Das ist ein natürliches Monopol. Hier musste ja auch die britische Zentralregierung entgegen dem ursprünglichen Konzept wieder einsteigen. Aber auch bei der Infrastruktur bringt die Privatisierung Vorteile: Die privaten Bahnbetreiber üben als Kunden heftigen Druck aus, dass die staatlichen Geleise gut in Schuss gehalten werden. Während bei staatlichen Einheitsbetrieben kein Mensch diesen Druck ausübt oder wahrnimmt. Dort regieren nur Lokalpolitiker hinein, die für jeden menschenleeren Geisterzug kämpfen.

In Frankreich, dass im Gegensatz zu den Briten noch keine Bahnprivatisierung erlaubt hat, ist die Passagierzahl im gleichen Zeitraum, in dem sie bei den Briten so steil gestiegen ist, um 28 Prozent zurückgegangen. Das sagt mehr als tausend Professoren.

Von der Propaganda der ÖBB in diesen Monaten ist in Wahrheit nur ein einziger Punkt ernst zu nehmen. Der freilich sehr: Die österreichische Politik – Bund UND Länder – hat den Bau dreier sehr teurer Bahntunnels beschlossen: Semmering, Brenner, Koralm. Jedoch: Wird die nun so dringende Schuldenbremse zumindest irgendwie ernst genommen, so werden diese Tunnels sicher nicht gebaut werden können, oder zumindest nicht alle. Und jedenfalls nicht in den nächsten Jahren.

Die Verkehrsministerin will dennoch – parallel zu den Schuldenbrems-Versuchen! – die gesetzliche Garantie festschreiben, in den nächsten sechs Jahrzehnten alleine für Baumaßnahmen weitere 65 Milliarden Euro Schulden machen zu dürfen. Das ist eine Chuzpe sondergleichen. Zu diesem Betrag kommen nämlich außerdem noch Finanzierungs-, Betriebs- und Erhaltungskosten für die neuen Strecken und Tunnels. Das wird die 65 Miolliarden noch vervielfachen.

Das Absurde ist jedoch: Das am weitesten vorangeschrittene Projekt ist ausgerechnet der weitaus sinnloseste Tunnel, nämlich der Koralm-Tunnel, der lediglich Graz und Klagenfurt verbinden wird. Durch den also niemals viel Verkehr gehen wird. Denn an dieser Strecke liegen weitgehend menschenleere Wälder und Berge.

Für den Bau dieser Tunnels sind aber nicht nur die sozialdemokratischen, sondern auch die blau-orangen und schwarzen Landespolitiker heftig unterwegs. Wird die Koralm nicht gebaut, schreien die Kärntner laut auf; wird der Brenner nicht gebaut, schicken die Tiroler die Schützen zum Marsch auf Wien; und wird der Semmering nicht gebaut, der in Wahrheit der einzig wirklich sinnvolle dieser drei Tunnels ist, dann stirbt für die Steirer ein Herzensanliegen. Am heftigsten agiert aber die SPÖ für diese Bauten: Denn dadurch würde den ÖBB eine so gewaltige Schuldenlast aufgelastet, dass in diesem Jahrhundert eine Privatisierung fast unmöglich wird.

Die Last für diese und andere Bauprojekte (wie etwa den Umbau der derzeit zu Dutzenden total neu konzipierten Nachkriegs-Bahnhöfe) bleibt auf Dauer in den Büchern der Bahn (und der künftigen gesamtstaatlichen Schuldenquote). Daran würde es auch nichts ändern, wenn es die ÖBB schaffen sollte, die Subventionen für den Fahrbetrieb auf Null zu bringen. Diese betragen aber immerhin weitere 600 Millionen jährlich. Dazu kommen noch die Pensionslasten und eben die Baukosten für die genannten Großprojekte. Wie auch viel kleine Lasten.

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Die Spekulanten rächen sich und - spekulieren nicht mehr

13. Dezember 2011 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Jeder drittklassige Provinzpolitiker und jeder viertklassige Leitartikelschreiber hat die Täter gekannt: Die Finanzkrise sei von Spekulanten ausgelöst worden, die zuerst Griechenland und dann nach der Reihe andere Länder in die Krise getrieben haben. Unter dem Eindruck dieser – auch von vielen europäischen Bürgern begeistert geteilten – Überzeugung sind die europäischen Regierungen im Sommer zum Haarschnitt geschritten.

Sie zwangen alle privaten Gläubiger Griechenlands – also vor allem die Käufer griechischer Staatsanleihen –, freiwillig auf 50 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten. Vor allem in Deutschland glaubte man, durch diesen Haircut die Last ein wenig von den eigenen Steuerzahlern abgewälzt zu haben. Auf diese hat man ja seit Mai 2010 in mehreren Etappen die Haftung für die griechische Misswirtschaft überwälzt.

Das hat man im übrigen auch auf dem jüngsten Gipfel in einer weiteren teuren Etappe getan (obwohl darüber fast niemand redet, weil man lieber auf die Briten schimpft). Diesmal geschah die Überwälzung der Schulden durch eine forcierte Einschaltung des Währungsfonds, den man als Nicht-EU-Institution bisher in der Schuldenkrise eher nur am Rande mitspielen lassen wollte. Aber auch die Aktivierung des Währungsfonds kostet wieder mindestens(!) 150 Milliarden europäisches Geld. Das man halt neuerlich aus den Zentralbanken nimmt. Bei dieser Umwegkonstruktion muss man einerseits nicht die Parlamente fragen und kann andererseits das in den EU-Verträgen stehende Verbot der direkten Finanzierung von Schuldnerstaaten durch andere Staaten oder europäische Institutionen umgehen.

Gewiss fanden es von Anfang an manche Kritiker ein wenig widersprüchlich, wenn man jemandem zu einem „freiwilligen“ Verzicht zwingt. Diese Freiwilligkeit ist im übrigen bis heute noch in keiner Unterschrift festgehalten. Gleichzeitig steigt der Ärger über diese neue Zweiklassengesellschaft: Private Gläubiger müssen auf die Hälfte verzichten, staatliche hingegen nicht. In Zeiten des real existierenden Sozialismus gelten ja Staaten offenbar als etwas Besseres, private Geldverleiher kommen hingegen in der Beliebtheit gleich nach den Henkern und Lobbyisten.

Dass die Staaten etwas Besseres sind, haben die internationalen Notenbanken ja auch schon längst mit Brief und Siegel festgehalten: Sie haben in den diversen Basel-Abkommen die Kredite, die ein Staat aufnimmt, für absolut sicher erklärt, was Kredite eines Privaten niemals sein können.

Das alles erinnert übrigens stark an einen anderen internationalen Konsens von Regierungen und „Experten“, freilich etliche Zeit früher: Damals hat man die Erde zum Mittelpunkt des Weltalls erklärt. Trotz dieses nur von wenigen Querköpfen gestörten Konsenses hielt sich die Wirklichkeit bedauerlicherweise nicht daran. Heute ist es die Pleite Griechenlands (und anderer), welche die breite politische Übereinkunft stört, dass Staaten total sicher seien.

Zurück in die Gegenwart: Hier zeigen sich auch noch weitere Widersprüche zwischen dem allgemeinen Konsens der politisch-medialen Klasse und der Realität. Die viel kritisierten und als Spekulanten dämonisierten Geldverleiher waren in der Regel ganz biedere Sparer, Pensionsfonds, Versicherungen oder ausländische Staaten. Sie wollten eigentlich nur Geld sicher anlegen. Was ja eigentlich ein viel seriöseres Unterfangen ist als etwa das Betreiben des österreichischen Pensionssystems mit seinen vielen ungedeckten Mega-Schecks an die Zukunft.

Eine weitere Abweichung der Realität von der Denkwelt diverser EU-Gremien: Die „Spekulanten“ sind lernfähig. Sie lernen aber unfreundlicherweise aus der Realität und nicht aus Erklärungen diverser EU-Gipfel, die in immer kürzeren Abständen die Krise für beendet erklären. In der realen Welt waren die Investoren, pardon: „Spekulanten“ jedenfalls damit konfrontiert, dass entgegen aller europäischen Rhetorik die Anleihen eines­ – ersten – Euro-Landes nur noch die Hälfte wert waren.

Sie handelten daraufhin völlig folgerichtig. Denn, was in Griechenland passieren kann, kann ja nun auch in jedem anderen Land passieren. Daher begann ein „Spekulant“ nach dem anderen, sein Geld aus Anleihen europäischer Staaten zurückzuziehen. Sie weigerten sich immer öfter, neue Anleihen zu kaufen, egal ob die für neue Schulden oder nur die Rückzahlung abreifender alter Anleihen notwendig wurden. Sie kauften höchstens dann noch, wenn ihnen wirklich saftige Zinsen zugesichert wurden. Diese brauchten sie freilich auch für die notwendigen Kreditausfallversicherungen (CDS), ein weiteres uraltes Instrument, das neuerdings zum Teufelswerk erklärt worden ist.

Jetzt ist guter Rat teuer. Denn all die derzeit – angeblich – kommenden Schuldenbremsen, und die in Wahrheit sehr vage und konsequenzenarm bleibende Fiskalunion des letzten Gipfels können nicht mehr das einmal zerstörte Vertrauen wiederherstellen.

Der gute Rat ist so teuer, dass nun vom deutschen Finanzministerium bis zum EU-Ratspräsident lebhaft sogar darüber nachgedacht wird, ob man den griechischen Haircut nicht vielleicht noch rückgängig machen kann. Nur weiß jeder Friseur: Hat er einmal irgendwo zu viele Haare abgeschnitten, lassen sich die nicht mehr wirklich leicht ankleben. Oder in der Sprache der Finanzwelt: Wenn einmal Vertrauen zerstört worden ist, dann lässt sich das nicht mehr auf Befehl wiederherstellen.

Das Vertrauen in staatliches Reden und Handeln ist bei den deutschen Banken zusätzlich dadurch zerstört worden, dass sie von der eigenen Regierung 2010 überredet wurden, zum Unterschied von anderen Ländern keine griechischen Anleihen zu verkaufen. Ein Jahr später waren diese Anleihen nur noch die Hälfte wert. Dieser miese Trick belastet seit der Haircut-Ankündigung jedes weitere Gespräch zwischen Regierungen und Banken massiv. Denn wer der deutschen Regierung vertraut hat, steht jetzt ziemlich blöd da. Und anderen Regierungen zu vertrauen, ist ja schon seit längerem nur noch ein Ausweis besonderer Dummheit.

Jetzt werden manche einwenden: Aber ohne einen solchen Haircut hätten die europäischen Steuerzahler ja noch viel tiefer in diese Tasche greifen müssen. Denn ohne deren Hilfe wäre es ja jedenfalls zu einem griechischen Zahlungsausfall gekommen – was ja nichts anderes als ein sofortiger Haircut bei den Gläubigern ist.

Das ist im Prinzip richtig. Nur hätte eine Insolvenz Griechenlands erstens keine Zweiklassengesellschaft unter den Gläubigern bedeutet und wäre damit nicht so provozierend und demotivierend für jeden privaten Sparer gewesen. Sie wäre zweitens zu einem viel höheren Anteil von den Griechen als Urheber des Schuldendebakels selbst zu tragen gewesen. Drittens hätte man – mit vermutlich viel weniger Geldaufwand – den Dominoeffekt sogar in hohem Ausmaß abfedern können, der ausländische Gläubiger bei einer Pleite Griechenlands bedroht hat.

Und der vierte Einwand ist der gewichtigste: Bei einer Insolvenz Griechenlands wäre schon vor eineinhalb Jahren das klare Signal an alle Europäer ausgesandt worden, dass sie selbst ganz allein für ihre Schulden und deren Rückzahlung verantwortlich sind. Dann hätten schon im Mai 2010 von Italien bis Österreich die notwendigen, aber schmerzhaften Sanierungen begonnen. Diese werden statt dessen jetzt erst überall mühsam diskutiert. Und gegen sie richtet sich allerorten naturgemäß der Protest der Schuldenprofiteure, wie etwa der Gewerkschaften, der Bürokratien und der Subventionsempfänger. Denn überhaupt kein Zweifel kann darüber bestehen, dass beispielsweise eine signifikante Hinaufsetzung des österreichischen Pensionsantrittsalters im Jahre 2010 viel schlauer gewesen wäre als wenn das erst 2012 – vielleicht! – beschlossen wird. Um nur aus einem einzigen Land nur eine einzige der Hunderten notwendigen, aber unpopulären Maßnahmen zu nennen.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Fußnote 244: Da waren es nur noch eineinhalb

12. Dezember 2011 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Während der letzten Wochen war die Botschaft der Regierungsparteien überraschend einhellig: Österreich muss 2012 das Defizit um zwei Milliarden Euro reduzieren. Und dann jedes Jahr um zwei weitere.

Man wusste zwar noch nie wie. Aber bevor man sich auch nur über eine einzige Spar-Million einig war, hat Werner Faymann nun dekretiert: Es genügen auch eineinhalb Milliarden. Wenn er so weitermacht, wird der wackere Kanzlerdarsteller bald bei Null angelangt sein. Da werden offenbar die Sparziele in altbekannter Manier wieder einmal ständig nach unten relativiert. Aber immerhin: Faymann hat sogar einen (einzigen) konkreten Punkt genannt, wo er sparen wird – nämlich bei den Inseraten des Bundeskanzleramtes. Will uns der Mann jetzt nur noch pflanzen? Oder will er gar zugeben, dass er schon so viel Steuergeld an Bestechungsinseraten ausgibt, dass alleine die Inserate des Bundeskanzleramtes einen relevanten Beitrag ergeben (selbst wenn man "nur" von der von ihm genannten Größenordnung ausgeht)?

PS.: Apropos Inseratenkorruption: Die Gemeinde Wien zeigt wider alle Beteuerungen keinerlei Anzeichen der Sparsamkeit. Ganz im Gegenteil. Neuerdings inserieren sogar die bisher diesbezüglich eher asketischen Wasserwerke. Und sie tun das nicht nur in den üblichen Boulevardmedien, sondern großflächig auch in sogenannten Qualitätsblättern. Wollen sie etwa gar den Wasserkonsum der Wiener ankurbeln? Oder geht es vielleicht in Wahrheit darum, den Zeitungen einen Beuteanteil an der 33prozentigen Erhöhung der Wassergebühren zukommen zu lassen? Als Part of the game gewissermaßen. Anderswo heißt das Schweigegeld.

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Fußnote 243: Hängt ihn endlich!

12. Dezember 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird immer empörender, was Österreichs Staatsanwaltschaft so alles für nicht verfolgenswert hält. Und was sie zugleich trotz aller Zeitnot penibel verfolgt.

Gefährliche Drohungen von Halbwüchsigen mit Gewalttaten gegen ihre Lehrerinnen werden desinteressiert zurückgelegt. Oder die Verfolgung des mutmaßlichen Zweittäters im Fall Kampusch samt allen Hintermännern. Oder die mutmaßliche Urkundenfälschung durch den Lebensgefährten der vorletzten Justizministerin. Man will sich ja nicht allzusehr mit Arbeit belasten. Dafür haben die Strafverfolger jetzt ein Megadelikt im Visier, das sie mit aller Schärfe verfolgen: ein Meldevergehen des Karl-Heinz Grasser. Er hat sich bei seiner Hochzeit – vor sechs Jahren! – zum Schein in der Ortschaft Weißenkirchen angemeldet, um dort zu heiraten. Das ist gewiss nicht in Ordnung und zu bestrafen. Aber normalerweise geschieht dies durch 20 oder 30 Euro Verwaltungsstrafe. Im Falle Grasser wird aber wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Republik wegen eines solchen Minivergehens ein Staatsanwalt aktiv. Das hängt doch nicht etwa mit Frust darüber zusammen, dass man nach wie vor keine Beweise für ein – echtes – Verbrechen Grassers in Händen hat? Obwohl Rot und Grün samt deren wöchentlich erscheinenden Vorfeld-Medien regelmäßig mit Schaum vor dem Mund rufen: Hängt ihn doch endlich!

 

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Fussnote 242: Der europäische Klimaselbstmord

11. Dezember 2011 01:46 | Autor: Andreas Unterberger

Europa steht wirtschaftlich am Abgrund – und ein paar Klimafanatiker stoßen es endgültig in diesen hinein.

Bei der sogenannten Weltklimakonferenz bietet die EU knapp nach dem Gipfel schon wieder die nächste masochistische Aktion. Die EU-Vertreter wollen Europas Wirtschaft und Bürger durch eine neuerliche einseitige Selbstbindung in Sachen CO2 mit neuen Milliardenlasten belasten, während die neuen Handelsriesen wie China oder Indien begeistert zuschauen. Offenbar hat die EU-Kommission noch immer nicht den dramatischen Zustand ihrer Mitgliedsländer erkannt. Offenbar ist die EU schon total von grünen Saboteuren unterwandert. Der Rest der Welt amüsiert sich nur noch über die europäische Selbstzerfleischung, die Millionen Arbeitsplätze kostet, während alle anderen großen Mächte ungeniert weiter den eigenen Vorteil suchen. Am meisten wird sich aber wohl das Klima amüsieren, das sich wie seit Millionen Jahren nach ganz eigenen, von niemandem noch ganz erforschten Regeln entwickelt, die jedenfalls primär von Sonne und Erdrotation abhängig sind. Das Klima wird mit Sicherheit um kein Zehntelgrad Celsius anders, weil die Europäer – wenn die Pläne der Masochisten aufgehen – künftig weniger CO2 produzieren. Selbst wenn die Treibhausgas-These stimmen würde, führt eine europäische Öl- und Gas-Askese nur dazu, dass Europas schärfsten Konkurrenten automatisch billiger an Öl und Gas herankommen. Weniger amüsant werden das alles jene Europäer finden, die dadurch ihren Job verlieren.

PS.: Wussten die werten Leser schon, dass man von Eiszeit spricht, wenn beide Polkappen gleichzeitig mit Eis bedeckt sind? Wie es etwa heute noch der Fall ist. Das heißt: Der Kern der Panik, wegen der Europa zum Vorteil der Chinesen, Amerikaner oder Inder zertrümmert wird, ist Nostalgie darüber, dass (vielleicht) die letzte Eiszeit endgültig zu Ende geht.

PPS.: Wer glaubt, dass die Global-Warming-These über jeden Zweifel hinaus bewiesen wäre, sollte einmal in Ruhe alle Analysen der ZAMG auf der Hohen Warte dazu lesen.

 

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Die Putindämmerung

11. Dezember 2011 01:06 | Autor: Andreas Unterberger

Das vielgeliebte Russland Dostojewskis und Tschaikowskis lebt doch noch. Lange hat ja man schon glauben müssen, das einst so hoch kultivierte Bürgertum im größten Land des Kontinents sei nach seiner kurzen Wiederbelebung unter Jelzin endgültig verschwunden. Umso eindrucksvoller ist seine Renaissance im Protest gegen das sich immer mehr zur Diktatur wandelnde System Putin.

Seit Zehn- oder wohl Hunderttausende Menschen die Angst vor prügelnden Polizisten verloren haben, ist zwar Putin noch lange nicht gestürzt, aber seine Glaubwürdigkeit endgültig dahin. Seine Macho-Selbstinszenierungen, wie etwa sein öffentlich zur Schau gestelltes Reiten mit nacktem Oberkörper oder seine Tigerauftritte werden künftig nur noch lächerlich wirken. Auch seine Kontakte mit dem Ausland werden wohl dauerhaft überschattet sein. Jeder seiner ausländischen Gesprächspartner wird nach der Zusammenkunft nun wohl beteuern müssen, unter vier Augen den Wert von Demokratie und Menschenrechten betont zu haben (auch wenn diese Beteuerungen oft gelogen sind).

Freilich sollte sich niemand erwarten, dass das von russischem Gas abhängige und noch immer im Schatten russischer Atomraketen lebende demokratische Ausland ernsthaften Druck auf den Putinismus ausüben könnte. Wer das fordert, ist reichlich unrealistisch. Der Kampf um die Demokratie bleibt die Aufgabe der Russen selber. Schließlich haben ja auch sie selbst den Sowjetkommunismus gestürzt. Auch wenn der Druck der amerikanischen Raketenrüstung ein wenig mitgespielt hat, waren es doch die Demonstranten an der Seite Jelzins, die den Altkommunismus zerschellen ließen.

In einer globalen Sichtweise fällt es im übrigen auf, wie sehr es in vielen Ländern immer erst dann zur Explosion kommt, wenn ein Regime Wahlergebnisse manipuliert, während viele andere Sünden von den Bürgern erstaunlich tolerant hingenommen werden. Wie es in Russland die Deportation von Michail Chodorkowski, des bisher ernsthaftesten Herausforderers Putins, nach Sibirien als Ergebnis mehrerer, jeder Rechtsstaatlichkeit spottender Prozesse gewesen ist. Oder das unglaubliche Ausmaß an Korruption auf allen Ebenen der Verwaltung. Oder die Knebelung fast aller Medien.

All das haben die Menschen lange (allzu) gleichmütig hingenommen. Aber wenn sie in den Wahlzellen betrogen werden, explodieren sie. Dieses Verhaltensmuster zeigte sich nicht nur in Russland, sondern auch schon in vielen anderen Ländern zwischen Afrika und dem Kaukasus.

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Die Sorgen der Schweizer möchte man haben

10. Dezember 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Andere Länder, andere Sorgen – warum eigentlich? Das zeigt eine Umfrage bei den wahlberechtigten Schweizern. Diese werden alljährlich nach ihren größten Sorgen befragt. Und dabei zeigt sich wieder einmal, dass die westlichen Nachbarn eine gesunde Weisheit besitzen, ohne auf die medial modischen Themen zu achten.

Denn sie fürchten sich am meisten vor der Arbeitslosigkeit. Die zweitmeisten Sorgen bereiten ihnen Ausländerfragen. Und an dritter Stelle folgt die Wirtschaftsentwicklung – in Wahrheit nur ein anderes Wort für Arbeitslosigkeit.

Das klingt noch nicht so aufregend. Viel spannender ist, welche zwei Sorgen aus der Liste der zehn meist genannten Sorgen hinausgekippt sind: Umweltschutz und europäische Integration.

Das heißt: Jene Umwelt-Themen, mit dem Medien, NGOs und Grüne europaweit seit Jahr und Tag für ständige Panik-Schlagzeilen gesorgt haben – vom Waldsterben bis zur globale Erwärmung – lösen heute nur noch Langeweile aus. Durchaus zu Recht, da die meisten grünen Weltuntergangs-Prognosen so haltbar waren wie jene von Sektenpredigern. Vielleicht ziehen auch anderswo Politiker ihre Schlüsse daraus und verbrennen nicht mehr Milliarden für hässliche und teure Windmühlen und Schutzgeldzahlungen an die grünen NGOs. Das tun sie auch, freilich noch nicht in Österreich: So immerhin vor einigen Tagen gleich sechs Umweltminister aus osteuropäischen EU-Staaten vor einer Verschärfung der (sauteuren) EU-Klimaziele gewarnt. Das war mutig - und zeigt, dass man auch von östlichen Nachbarn etwas lernen könnte.

Aber auch das gewachsene Schweizer Desinteresse an der europäischen Integration ist signifikant. Angesichts des derzeitigen Zustandes der EU ist die Mitgliedschaft in der Union nur noch in Beinahe-Drittweltstaaten zwischen Balkan und Kaspischem Meer ein interessantes Thema. Die Schweizer wenden sich mit Grausen ab (haben freilich durch viele bilateralen Verträge mit der EU ihre Interessen auch längst geregelt).

Das heißt nun sicher nicht, dass für ein EU-Mitglied ein Austritt eine sinnvolle Option wäre. Das heißt aber ganz gewiss, dass die Hausaufgaben jedes Landes auch wirklich zu Hause gemacht werden müssen; und dass gerade bei nüchternen Alemannen das real existierende EU-Prinzip wenig Begeisterung auslöst: Wir verschulden uns heute, um unsere Wähler zu bestechen, und zahlen tun dann morgen die anderen. Weil die müssen ja solidarisch sein, sonst beschimpfen wir sie.

Nach dem jüngsten Gipfel wird es jedenfalls kaum Europäer geben, die noch hochmütig auf die Schweizer herabblicken, die meinen, dass man von den Eidgenossen nichts lernen könnte. Es war jedoch nicht die EU, die Österreich im laufenden Jahr zu einem Defizit gezwungen hat, das rund fünf Mal so groß ist wie jenes der Schweiz. Es war die Begehrlichkeit der Österreicher selber. Ihr Pensionssystem, ihre ÖBB, ihre vielen Subventionsbezieher, ihre Landeshauptleute. Die diversen Solidaritätsaktionen für Griechenland&Co haben sich hingegen noch gar nicht im Budget niedergeschlagen. Noch nicht.

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Europas Schuldenböcke nach dem Gipfel

09. Dezember 2011 12:00 | Autor: Andreas Unterberger

Ist es eine Katastrophe, dass vier konservativ regierte Länder dem deutsch-französischen Projekt einer Fiskalunion auf dem EU-Gipfel die Zustimmung verweigert haben? Ganz sicher nicht. Das viel größere Problem ist, dass dieses Projekt auch nur ein Projekterl ist, das die europäische Schuldenkrise nicht in den Griff bekommen kann. Großbritannien & Co schaffen den anderen höchstens einen Sündenbock für das Scheitern. Schuld aber sind die Schuldenböcke.

Was bedeuten die jüngsten EU-Beschlüsse? Gewiss ist es verwirrend, dass die europäische Architektur noch komplizierter geworden ist. Neben den 17 Euro-Ländern und den 27 EU-Länder gibt es dazwischen künftig die 23, die dem neuen Fiskalregime zugestimmt haben. Bis auf Großbritannien ist es freilich auch durchaus möglich, dass einige der vier Nein-Länder irgendwann doch noch aufspringen werden.

Zweitens werden die 23 (plus?) jetzt überhaupt erst einen detaillierten Vertrag ausarbeiten müssen. Das kostet Zeit. Es ist beispielsweise völlig unklar, ob die 23 (plus?) sich der EU-Institutionen wie des Gerichtshofs überhaupt bedienen dürfen. Freilich. Eine Änderung des EU-Vertrags hätte wegen der Wichtigmachereien des EU-Parlaments sowie wegen der notwendigen Volksabstimmungen (und der Hörigkeit Werner Faymanns gegenüber der Kronenzeitung) noch viel länger gedauert.

Die wirklichen Fragezeichen liegen noch immer in den Details. Es gibt noch keinen Vertragstext, weder für die 23 noch die 27. Das bedeutet aber auch die Gefahr, dass so manche Euro-Staaten die notwendigen scharfen Sanierungsmaßnahmen weiter aufschieben werden, bis dieser Vertrag vorliegt. Zumindest die sparunwillige SPÖ dürfte sich insgeheim sogar recht freuen darüber, aber auch so manche in der ÖVP. Die Opposition zeigt sowieso keinen ernsthaften Sparwillen (das tut sie aber in keinem Land). Und Österreich wie auch alle anderen Länder zahlen halt ständig höhere Zinsen für die eigenen Anleihen.

Im Grunde geht es um einen fast aussichtslosen Kampf: Schaffen es die Staaten doch noch, in ihrer Wirtschaftspolitik so glaubhaft zu werden, dass ihnen Anleger wieder Geld für ihre Anleihen geben, zumindest für die Refinanzierung der alten alljährlich abreifenden Kredite?

Die Anleger sind nämlich seit dem Beschluss über den griechischen Haircut – der übrigens noch immer nicht rechtlich ordentlich umgesetzt worden ist! – extrem vorsichtig geworden. Denn dieser Haircut stellt sich spätestens in diesem Spätherbst von Tag zu Tag mehr als Erbsünde heraus: Die Anleger haben gesehen, dass Staatsanleihen über Nacht das Gegenteil von absolut sicher sind. Während man bisher als Privater mit Anleihen eines Euro-Staates auf einen kleinen, aber ungefährdeten Gewinn hoffen konnte, gibt es nun den Präzedenzfall, dass 50 Prozent des Geldes weg sind. Und kein Mensch ist sich mehr sicher, ob der griechische Schuldenschnitt ein Einzelfall bleiben wird.

Viele der beim Gipfel besprochenen Limitierungen für staatliche Defizite klingen ja durchaus vernünftig, auch wenn sie eben noch immer (Primär- und Sekundär-)Defizite erlauben. Freilich kommen sie um zwei Jahrzehnte zu spät. Solche Regeln, die deutlich über die einstigen Maastricht-Kriterien hinausgehen, hätte man von den ersten Vorstufen des Zusammenwachsens zum Euroraum an haben sollen. Dann wäre es nie zur Katastrophe gekommen.

Vor allem aber hätte es energische und wirksame Konsequenzen bei einer Verletzung der Defizit-Kriterien gebraucht. Wären die Maastricht-Kriterien strikt beachtet worden, dann wäre es nie zu dieser Krise gekommen. Dann bräuchte es auch keine neuen Kriterien. Dann wären aber insbesondere Italien, Belgien und Griechenland niemals Euro-Mitglieder geworden. Dann wäre das auch Österreich nur nach einem kräftigen, allerdings nicht dramatischen Einschnitt in den Wohlfahrtsstaat geworden.

Alles, was man vorerst über das neue europäische Fiskal-Regime wirklich sagen kann: Es ist besser als das alte, aber weiterhin unzureichend. Denn letztlich gibt es weiterhin kein Durchgriffsrecht gegen Budgetbeschlüsse souveräner Parlamente. Weiterhin können diese Parlamente soziale Wohltaten unters Volks streuen. Und sie werden sich diese Rechte auch durch einen neuen Vertrag nicht nehmen lassen. Das würde übrigens auch die gesamte Verfassungsarchitektur der einzelnen Staaten grundlegend verändern.

Ein kleines aber typisches Beispiel für die Hoffnungslosigkeit: Der Gipfel hat neuerlich eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse in allen Ländern beschlossen. Aber wenn in Österreich nur zwei Parteien dafür stimmen, kommt sie eben nicht zustande. Und man wird sehen, ob der neue Anlauf, den die Regierung da unternehmen will, besser ans Ziel kommt. Wenn also ein im Prinzip populärer und sogar von einigen Oppositionsparteien ursprünglich geforderter Beschluss so schwierig ist, wie wird es erst werden, wenn man wirklich jemandem etwas wegnehmen muss!

Der Populismus der Politik wird wohl erst dann aufhören, wenn die Regierungen weder Pensionen noch Beamtengehälter noch Rechnungen ihrer Lieferanten bezahlen können. Aber dies wird – so ist man heute reihum überzeugt – nicht passieren, weil letztlich auf irgendeinem Weg doch immer fremdes Geld in die bedrohten Länder fließt. Wobei die Rechtskonstruktion fast egal ist: Ob EZB, EFSF, ESM oder IMF. Immer fließen rettende Milliarden ins Land

Dass Österreich nach dem Gkipfel auch in den Kanal des Währungsfonds (IMF) die Kleinigkeit von weiteren sechs Milliarden fließen lassen muss, geht da schon fast unter. Ist ja nur das dreifache Budget des gesamten Bundesheers (samt den einst so dramatisierten Abfangjägern).

Die Härte zum Nein-Sagen bringt man in Europa einfach nicht auf. Auch wenn die Folgen immer schlimmer werden, je länger das so weitergeht. Der Kardinalfehler bleibt der Mai 2010, als auch Angela Merkel unter dem Gerede der Solidarität eingeknickt ist und in klarer Verletzung der europäischen Verträge Geld nach Athen schicken hat lassen.

Seither nimmt niemand mehr irgendwelche europäischen Regeln und Verträge ernst. Die Juristen würden halt kühl sagen, das seien ja nur lauter Leges imperfectae.

Also bleibt auch die ökonomische Konsequenz weiterhin unausweichlich. Das Geld der Europäer wird immer weniger wert. Und damit auch deren Ersparnisse. Das merkt man vorerst noch weniger im Vergleich zum Dollar und – vorerst! – auch weniger im Vergleich des Verbraucherpreisindex. Das sieht man aber am sprunghaft zugenommenen Preis etwa von Gold und anderen als stabil angesehenen Ersatzwährungen. Das sieht man an den Richtung Schweiz, Schweden und Singapur strömenden Euro-Mengen.

 

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SN-Kontroverse: Steuerbremse?

09. Dezember 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Braucht es nach der Schulden- auch eine Steuerbremse?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Absurdes Dauergebremse

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Jetzt wird's langsam absurd. Die Fundamentalisten des Neoliberalismus, die für die Krise in Europa hauptverantwortlich sind, kriegen noch immer den Rachen nicht voll. Sie und ihre Helfershelfer starten jetzt schon flächendeckend gegen ökonomisch gesunde Staaten Spekulationsangriffe via Ratingagenturen. Wie stets knapp vor EU-Gipfeln. Sie wollen offenbar nach dem Muster des bankrotten Irland vorgehen, das noch vor einem Jahr mit Milliarden gerettet werden musste. Irland ist nach wie vor marode, aber gleichzeitig hat es seine steuerparadiesischen Zustände nicht abgestellt. Auch die „griechischen" Zustände sind so wie sie sind, weil es offenkundig als unmoralisch, gilt Steuern zu zahlen. Und weil wenige reiche Familien sich das Land untereinander aufgeteilt haben und die Regierung es zuließ, dass sie ihre Milliarden ungeschoren außer Landes bringen konnten. Dass die italienische Sozialministerin unter Tränen ein Sparpaket verkünden musste, ist wohl auch nicht darauf zurück zu führen dass Berlusconi & seine politischen Kumpane regelmäßig und in angemessener Höhe ihren Steuerverpflichtung nachgekommen sind. Die Geistesverwandten dieser Kumpanei zulasten der Allgemeinheit in den einzelnen Nationalstaaten leisten dem weiter Vorschub. In Österreich ist ihnen die gesetzliche Verankerung der „Schuldenbremse" nicht genug. Sie fordern nun auch noch eine „Steuerbremse". Das ist ein wenig zu viel des Bremsens. Selbst eine gesunde Volkswirtschaft würde so in enorme Schwierigkeiten gestürzt. Der Konsum würde abgeschnürt und die Unverteilung von unten nach oben - also die Kluft zwischen Reichen und Armen - ginge munter weiter. Mit all den Folgekosten einer derart einseitigen Belastungspolitik. Denn die „Schuldenbremse" kann nur funktionieren, wenn sie fair und gerecht ist.


Zweithöchste Steuerlast

Andreas Unterberger

 

Österreich ist im Euro-Raum das Land mit der zweithöchsten Abgabenlast. Noch keiner Generation sind auch nur annähernd so hohe Teile ihres Einkommens weggenommen worden. Hunderte Sparideen harren der Umsetzung, scheitern aber an gewerkschaftlichen, ökologischen, ökonomischen, provinziellen Lobbies. Wer dennoch ständig nur über noch mehr Steuern spricht, schadet dem Land genauso wie jene Parteien, welche eine effiziente Schuldenbremse verhindern.

Neben dem Sparen sollte in Krisenzeiten vor allem darüber nachgedacht werden, wie man (ohne Geld!) wieder Jobs und Wachstum schafft, wie man durch Deregulierungen unternehmerisches Handeln ankurbelt, wie man durch Privatisierungen Unternehmen dynamisch und gewinnbringend macht. Solche Maßnahmen finden sich nun in den italienischen und griechischen Sanierungspaketen.

Freilich: Wenn Bundes- wie Landesregierungen weiterhin nicht sparen, sondern Horror-Defizite produzieren, dann ist bald der Staatsbankrott erreicht. Dann werden die Österreicher so wie Italien und Griechenland viel Schädliches und Schmerzhaftes erdulden müssen. Von Pensions- und Gehaltskürzungen bis hin zu Steuererhöhungen.

Aber auch dann ist bei jeder Steuer nüchtern zu prüfen, wie sehr sie einen künftigen Wiederaufschwung behindert. Deswegen setzt Italien jetzt zu Recht primär auf Mehrwertsteuererhöhungen. Die bei uns diskutierten Steuerideen sind hingegen dumm und schädlich. Etwa die von der ÖVP angedachte „Zaster-her"-Erhöhung der ohnedies exorbitanten 50-Prozent-Einkommensteuer oder die von der SPÖ angedachten Formen der Kapitalbesteuerung (die Investitionen und Investoren vertreiben, sobald sie über Italiens Variante einer Segelboot- und Wohnungssteuer hinausgehen).

 

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Nicht jedes Haus schützt gegen künftige Stürme

08. Dezember 2011 09:37 | Autor: Andreas Unterberger

Wohin mit meinem Geld? Wie lege ich es für Alter und Familie halbwegs zukunftssicher an? Immer mehr Menschen glauben in der gegenwärtigen Verunsicherung, die richtige Antwort gefunden zu haben: Sie flüchten in Immobilien, in Grund und Boden, sie kaufen Vorsorgewohnungen und Häuser. Das Motiv ist klar: Sie wollen ihr Geld möglichst zukunftssicher anlegen.

Sie tun damit auch sicher gut daran, wenn die Investition dem eigenen Wohnbedürfnis oder dem der eigenen Kinder dient. Auch Unternehmer sind meist gut beraten, wenn sie Büros und Produktionsstätten in unternehmenseigenen und nicht nur gepachteten Anlagen unterbringen.

Der gegenwärtige Massensturm Richtung Immobilien ist aber eine eher problematische Erscheinung. Bildet sich da nicht eine neue Blase, die eines Tages mit lautem Knall platzen wird? Die Häuser und Grundstücke sind zwar danach ebenfalls noch vorhanden – aber sie sind viel weniger wert und verursachen dennoch laufende Kosten.

Was das bedeuten kann, zeigt der Blick nach Spanien. Dort hat es einen jahrelangen gewaltigen Immobilienboom gegeben, ausgelöst durch eine expansive Regierungspolitik und noch mehr durch viele Milliarden von EU-Geldern aus Struktur- und Kohäsionsfonds. Diese sind ja ein weiteres Beispiel dafür, dass Entwicklungshilfe oft mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Der Boom ist 2008 abrupt zu Ende gegangen, Spanien ist seither übersät mit hässlichen Bauruinen. Und die spanischen Immobilienpreise betragen heute weniger als ein Viertel von damals. In Ziffern: nur noch 22 Prozent!

Das hat natürlich alle jene Investoren ruiniert, die nicht mit eigenem Geld, sondern mit irgendwelchen Krediten finanziert haben. Das bedroht in einem Dominoeffekt auch die einst blühenden spanischen Banken (es ist gar nicht so lange her, da haben sich diese auch in Österreich noch bei anderen Geldinstituten eingekauft).

Die Warnung, nicht allzu blind einen allzu großen Teil seines Geldes in Immobilien zu investieren, hat noch einen zweiten Grund: die drohende Gefahr von Vermögenssteuern, die ja Rot und Grün so heftig wollen. Diese werden auf Grund der Judikatur des Verfassungsgerichtshofs aber künftig nur dann möglich sein, wenn Immobilien zum vollen Marktwert und nicht nur zum artifiziell niedrigen Einheitswert besteuert werden. Außerdem kann eine Vermögenssteuer überhaupt nur dann etwas budgetär Relevantes einbringen, wenn man auch Grund und Boden erfasst.

Man sollte also nur dann allzuviel Geld in Immobilien investieren, wenn man mit diesen etwas anfängt. Wobei es trotz alle Krise immer noch eine ganze Reihe zukunftsträchtiger Branchen gibt. Dabei kann man als Investor auch an solche Bereiche denken, die einem sonst nicht gleich in den Sinn kommen: Investitionen in Privatschulen und in Altersheime werden zwar nie große Gewinnsprünge erwirtschaften. Sie sind aber auf Grund der Demographie und sich abzeichnender falscher politischer Trends mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr krisensicher.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Wenn das Überflüssige statt des Notwendigen kommt

07. Dezember 2011 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

Österreichs Zustand in einem Satz: Eine Ratingagentur droht dem Land (wie vielen anderen) mit einer Herabsetzung seiner Kreditwürdigkeit; und Österreichs Antwort besteht in einer Verhässlichung seine Bundeshymne. Eine etwas zynische Gegenüberstellung? Vielleicht. Aber sie bringt den Zorn der Bürger über die politische Klasse auf den Punkt. Dort, wo es notwendig ist, handelt sie nicht. Überall dort, wo es überflüssig ist, wird hingegen heftig agiert.Wie diese Woche wieder lebhaft zeigt.

Das Nichthandeln besteht natürlich vor allem in der Weigerung der Opposition, einer Schuldenbremse zuzustimmen (falls da nicht doch noch in letzter Stunde ein Umdenken etwa der Freiheitlichen stattfindet). Blau, Grün, Orange schaden mit einem Njet mit absoluter Sicherheit der Kreditwürdigkeit des Landes und nehmen sich selbst eine wichtige argumentative Waffe gegen die Verschwendungspolitik der Regierung. Dennoch muss man der Regierung die Unfähigkeit vorwerfen, einen fruchtbaren Dialog mit zumindest einer Oppositionspartei zu führen, der in mehr als einem politischen Diktat besteht. Keine Partei will sich gerne ein „Friss oder stirb!“ gefallen lassen.

Die Schuldenbremse steht in Wahrheit aber nur deshalb so im Vordergrund, weil sich seit Wochen internationaler Druck – der Gläubiger, der EU, der Ratingagenturen – mit der Forderung nach einer solchen aufgebaut hat. Der diesbezügliche Gesetzesentwurf  der Regierung ist aber dennoch nur ein zahnarmer Papiertiger. Die Pflicht zur Schuldeneinschränkung ist durch so viele Ausnahmen für „Notsituationen“ und „Überziehungsrahmen“ gelockert, dass es eigentlich wundert, dass irgendjemand einen solchen Beschluss ernst nimmt. Wenn diese Pflicht jedoch nur als einfaches Gesetz kommt, wird es sicher von niemandem ernst genommen. Und Österreich muss Hunderte Millionen mehr an Zinsen zahlen.

Diese Verwunderung ist umso größer, als es noch immer keine substanzielle Einigung über auch nur eine einzige spürbare Einsparung gibt. Statt dessen finden sich nur die stereotypen SPÖ-Forderungen nach mehr Steuern und die mehr als überflüssige Aussage des ÖVP-Wirtschaftsministers, dass man die Defizitreduktion zu 30 Prozent mit Steuererhöhungen erzielen werde. Genauso hat einst das Einknicken Josef Prölls beim letzten Sparpaket begonnen, an dessen Ende dann die SPÖ überhaupt keine strukturelle Sparmaßnahme akzeptiert hat. Weshalb aus Prölls Spar- am Ende ein Steuererhöhungspaket geworden ist.

In die Liste des am falschen Ort Handelns gehört auch das Lächerlichmachen der Bundeshymne durch eine feministische Deformierung. Dabei wird so getan, als ob diese Hymne bisher nur für Männer gegolten hätte. Dabei wird überdies sogar das Versmaß einer liebgewordenen Dichtung ruiniert.Völlig unbegreiflich.

Nächster Punkt in der Liste der überflüssigen Dummheiten ist eine weitere Vergünstigung für den ORF. Jetzt wird die Gebührenpflicht auch auf jene Menschen ausgedehnt, die gar keine ORF-Satelliten-Karte haben, die also den linken Sender gar nicht empfangen können. In Sachen ORF bleibt genauso wie bei der Hymne völlig rätselhaft, warum die ÖVP zugestimmt hat. Gegenleistungen, wo die SPÖ Konzessionen gemacht hätte, sind keine erkennbar. Und für die eigenen Interessen der Schwarzen entsteht zweifacher Schaden.

Zu den Dummheiten gehört weiters der neue „Kinderschutz“ durch noch schärfere Strafen. Fast alle Psychologen sind sich einig, dass diese Strafverschärfung dazu führen wird, dass es noch seltener Anzeigen bei Taten im Familienkreis geben wird. Denn die Angehörigen und Opfer werden noch mehr davor zurückscheuen, Behörden einzuschalten, wenn eine solche Anzeige zu einer Mindeststrafe von zwei Monaten Haft führt. Darin erkennen viele Menschen die Zerstörung ihrer Familie, für deren Erhalt sie sogar das Vertuschen von Übergriffen in Kauf nehmen.

Eher überflüssig ist schließlich auch die neue Modulare Oberstufe in AHS. Nach diesem Reformmodell kann man zwar mit zwei Nicht genügend aufsteigen, muss aber dann parallel zum normalen Unterricht ein nicht geschafftes Modul in einem oder mehreren Gegenständen nachholen. Dies klingt zwar auf dem Papier durchaus gut, wird aber mit Sicherheit viele Schüler überfordern: Wie sollen sie zeitlich und intellektuell gleichzeitig Mathematik II und Mathematik III erfolgreich und sinnvoll absolvieren können?

Dies wirft aber auch in der Schul-Organisation gewaltige Probleme und damit auch Kosten auf: Wann sollen denn die Nachhol-Module stattfinden, ohne den normalen Unterricht zu stören? Wobei aber den „Repetenten“ nach dem Willen der Politik die Teilnahme an beidem zu ermöglichen ist. Gleichzeitig soll es aber keine eigenen Kurse für diese Modul-Wiederholer geben. Bisher wurde uns jedenfalls kein kostenneutrales Modell gezeigt, in dem das ohne (weiteren) Verlust an Bildungsqualität funktioniert. Wenn die Ministerin sogar behauptet, dass das zu einer Kosteneinsparung führen wird, dann kann man ihr nur empfehlen, wenigstens Mathematik I nachzulernen.

Noch unverständlicher ist die Zustimmung der ÖVP aus der Warte der Parteitaktik: Warum gesteht die Partei der Unterrichtsministerin diesen lange ersehnten Erfolg zu, wenn gleichzeitig dieselbe Ministerin weiterhin jede Zugangsregelung für Universitäten blockiert? Diese ist ja sogar von etlichen SPÖ-Landeshauptleuten verlangt worden.

Begreift die ÖVP eigentlich nicht, dass die SPÖ nur unter Druck zur Beweglichkeit bereit ist? Dass man mit ihr nur vorankommt, wenn man ein beinhartes Do ut des (Für Claudia Schmied: Das ist Latein III) praktiziert. Will man etwa gar den neuen Minister Töchterle taktisch aushungern, indem man ihm die einzige brauchbare Waffe gegen die rote Blockade entzieht? Vielleicht gar weil er zu populär ist und auch andere gerne Wissenschaftsminister geworden wären?

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Demokratie: Sieger oder Absteiger?

06. Dezember 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Reihenweise wurde in den vergangenen Tagen gewählt. Und reihenweise ist dabei Unzufriedenheit mit den bestehenden Regierungen zum Ausdruck gekommen. Aber ist das nicht der Kern der Demokratie? Im Grund ist sie ja nur die Möglichkeit, regelmäßig die Regierungen abwählen zu können – während man dazwischen weiterhin nicht mitsprechen darf (es sei denn, man ist Schweizer).

Der gemeinsame Nenner, der über alle Wahlen der vergangenen Tage gelegt werden kann: Die Unzufriedenheit mit dem Istzustand ist größer als die Gewissheit, wem man sich als Wähler nunmehr zuwenden soll.

Das zeigte sich insbesondere bei den Wahlen auf dem Balkan. Dort gibt es überall nur relative Wahlsieger. In dem einen Land ist eine Partei relativ am stärksten, die beim letzten Mal noch gar nicht angetreten war. Im anderen siegte überhaupt nur ein Bündnis aus mehreren Parteien. Wie lange solche Bündnisse halten, ist jedoch mehr als zweifelhaft, wie man etwa an der Slowakei oder Tschechien sieht.

Aber in keinem dieser Länder bedeutet der Wahlausgang eine Katastrophe. Er wäre höchstens Anlass, darüber nachzudenken, ob nicht andere Verfassungskonstruktionen effizienteres Regieren ermöglichen würden. Also vor allem Modelle eines mehrheitsfördernden Wahlrechts oder solche einer direkten Demokratie.

Viel frustrierender ist der russische Wahltag. Im größten Land Europas hat die regierende Partei einen schweren Dämpfer erlitten. Sie kann aber immer noch mit einer knapp gewordenen absoluten Mehrheit regieren. Darum geht es aber gar nicht: Denn in Russland hat gar keine demokratische Wahl nach europäischen Standards stattgefunden.

Russland ist – wieder – ein Land, in dem politische Konkurrenten wie Chodorkowski für viele Jahre auf Befehl der Politik in Sibirien verschwinden können. In Russland werden die Wahlkampagnen demokratischer Parteien massiv behindert. Versammlungen werden gesprengt, Mitarbeiter verhaftet, Internetseiten gestört, bei der Stimmauszählung ist es unsauber zugegangen. Die meisten russischen Medien verweigern anderen Parteien als jenen der Macht die im Wahlkampf notwendige Präsenz. Und wenn es ein Medium doch tut, dann bekommt es sehr rasch Probleme mit den Behörden.

Es ist auch noch aus einem weiteren Grund ein Trugschluss, wenn man jetzt die Ohrfeige für das System Putin bejubelt. Denn jene Gruppierungen, die nun im russischen Parlament eine etwas besser wahrnehmbare Opposition bilden werden, sind im Grund noch viel unerfreulicher als der Putinismus.

Denn in der russischen Duma wird es neben der Machtpartei vor allem nostalgische Altkommunisten (die sich einen Stalin zurückwünschen) und rassistisch-chauvinistische Nationalisten geben. Wobei diese Nationalisten überdies unter Verdacht stehen, ohnedies an den Fäden der Kreml-Machthaber zu hängen, die es ganz praktisch finden, wenn sich das Protestpotenzial unter den Wählern in einem kontrollierten Auffangbecken sammelt.

Kleiner Trost: Der Putinismus ist wenigstens nur autoritär, nicht totalitär, wie es die Kommunisten vorher waren. Er lässt also die Bürger solange in Ruhe, solange sie nicht wirklich glauben, demokratisch mitbestimmen zu können. Demokratisch und rechtsstaatlich ist er aber nicht. Er ist vor allem perfekte Basis für jeden Korruptionismus. Und: Er hat schon jetzt alle Instrumente in der Hand, wieder ins Totalitäre zurückzusinken, wenn die Lage kritischer wird.

Noch besorgter macht das ägyptische Wahlergebnis den Europäer: Denn die massiven Erfolge der islamistischen Parteien – in allen Ländern des arabischen „Frühlings“! – machen jene „Experten“ endgültig lächerlich, die am Beginn dieses Jahres noch über die demokratisch-freiheitliche Zukunft der arabischen Welt gejubelt haben. Hinter all dem Geschwätz von Facebook- und Twitter-Revolution hat man übersehen, dass die entscheidende Gegenbewegung zu den mehr oder weniger moderaten – jedoch korrupten – Diktatoren nicht irgendwelche westlichen Werte, sondern die Moscheen sind.

Das war an sich von Anfang an jedem nüchternen Beobachter klar. Das hat aber wieder einmal das Wunschdenken des europäischen Polit- und Medien-Geschwätzes entlarvt.

Nun bleibt uns nur die kleine Hoffnung, dass die arabische Entwicklung vielleicht doch nur ein normaler Anfang eines demokratischen Prozesses gewesen ist; dass es in der ersten Phase völlig natürlich war, dass die einzig vorhandene Struktur die Wahlen gewinnt; und dass sich aber nun erst die neuen politischen Parteien langsam formieren werden.

Vielleicht entpuppen sich die Islamisten sogar als weniger korrupt als ihre Vorgänger – trotz aller Verlockungen der orientalischen Machttradition. Das ist in der Anfangsphase sogar durchaus wahrscheinlich. Viel fraglicher ist jedoch, ob sich die Islamisten auch in Zukunft innerhalb der demokratischen Spielregeln bewegen werden. Sehen sie doch den Koran als weit über allem Gesetz und allen Verfassungen stehend an. Stufen sie doch das fundamentale Prinzip der Trennung von Staat und Kirche als verbrecherisch ein. Diese Haltung gibt naturgemäß die totale Legitimation zur Bekämpfung jeder nichtislamistischen Partei.

Daher stellt man sich jetzt erst recht die bangen Fragen:

Wird es in diesen arabischen Ländern auch noch beim nächsten Mal so wie diesmal relativ freien Wahlen geben? Werden sich die Islamisten in ihrem religiösen Fanatismus in Kriege gegen Israel und/oder den Westen verstricken? Wird ihr religiöser Dogmatismus zu innerislamischen Konflikten Schiiten-Sunniten führen, wie wir sie etwa im Irak oder in Bahrain sehen mussten? Drohen in den arabischen Ländern nicht jetzt heftige ethnische Auseinandersetzungen (etwa zwischen den einzelnen Stämmen oder zwischen Arabern und Kurden), die bisher von einer starken Faust noch halbwegs niedergehalten worden sind? Und vor allem: Werden die neuen Machthaber die nichtislamischen Bevölkerungsgruppen, also insbesondere die Christen, als gleichberechtigt tolerieren?

Diese konnte ja unter einem Saddam Hussein, einem Mubarak, einem Assad noch eine relativ sichere Existenz fristen. Die Massenvertreibung der Christen aus dem Irak – mit Schockwellen bis Europa – lässt hingegen alle Alarmglocken klingen. Daher stellen sich Syriens Christen auch aus voller Überzeugung hinter den Diktator Assad.

Und dahinter türmen sich überhaupt die noch viel schwierigeren Fragen nach der Zukunft der demokratischen Idee als solcher: Leidet diese Idee an Verschleißerscheinungen? Ist sie immer die beste denkbare Staatsform? Ist nicht das rechtsstaatliche Prinzip – also etwa auch der unabdingbare Schutz von Minderheiten – noch viel wichtiger? Und setzt Demokratie nicht einen inneren Grundkonsens unter allen Bürgern über die wichtigsten Spielregeln voraus?

Ja und last not least: Wo gibt es in Europa noch Staatsmänner, die all das mit Sorgfalt beobachten und analysieren, die für die EU die richtigen Schlüsse daraus ziehen?

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Fünf Parteien taktieren - und keine denkt an Österreich

05. Dezember 2011 13:33 | Autor: Andreas Unterberger

Die österreichische Schuldenbremse bleibt, wie hier mehrfach prophezeit, eine Farce. Die Verhandlungen der Regierung mit dem BZÖ über eine verfassungsrechtliche Verankerung sind gescheitert. Das einfache Gesetz, das die Regierungsparteien nun beschließen wollen, ist völlig sinnlos. Denn es kann übermorgen schon durch ein weiteres einfaches Gesetz ausgehebelt werden. Ein einfaches Gesetz hat auch Null Wirksamkeit für die Bundesländer. Wer aber ist schuld an dem Desaster?

Schuld daran sind vor allem alle jene Politiker, die nicht ernsthaft sparen wollen. Die offenbar wirklich glauben, die internationalen Geldgeber werden sich durch ein papierenes Versprechen ohne jede Bindungswirkung beeindrucken lassen, obwohl es über keine einzige relevante Einsparung Konsens gibt. Was natürlich absurd ist. Weder Ratingagenturen noch die Verwalter chinesischer Staatsfonds oder amerikanischer Pensionsfonds oder europäischer Stiftungsvermögen sind so blöd, wie die heimische Politik sie offenbar einschätzt.

Die skeptisch gewordenen Geldgeber lassen sich auch nicht dadurch beeindrucken, dass man sie regelmäßig als Spekulanten beschimpft. Oder dass man die Ratingagenturen knebeln will, wie es die EU-Kommission gerade versucht. Die potenziellen Geldgeber sind nämlich auch ohne diese Agenturen zu kritischem Denken und Handeln imstande. Daher hat sich ja auch in den letzten Monaten die österreichische Kreditwürdigkeit signifikant verschlechtert.

An oberster Stelle der Schuld stehen zweifellos die Sozialdemokraten, die jeden Kompromiss mit dem BZÖ abgelehnt haben. Dabei sind dessen Forderungen zum Schluss ohnedies nicht mehr sehr gravierend gewesen. Die SPÖ liegt jedoch weiterhin an der Kandare des Gewerkschaftsbundes, der im Grund keinerlei relevanter Sparmaßnahme, sondern nur weiteren Steuererhöhungen zustimmen will. Es ist jedoch eine Farce und Zumutung, wenn man die unfinanzierbare Welle der Frühpensionen nur durch eine Intensivierung der Rehabilitation stoppen will, aber weder die Hacklerpension sofort auslaufen lässt, noch die Privilegienpensionen (Wiener Rathausbeamte usw.) antastet, noch Frühpensionen mit einem Malus bestraft.

Dennoch müsste jede verantwortungsbewusste Oppositionspartei der Schuldenbremse zustimmen. Denn nur eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse hätte Gültigkeit für die Verschwender in den Bundesländern (Wien, Niederösterreich, Kärnten als negative Beispiele an der Spitze) und Gemeinden. Denn nur eine solche Schuldenbremse würde die Kreditgeber beeindrucken. Denn nur eine Verfassungsbestimmung würde vor allem Rot und Schwarz selbst unter Druck setzen. Was ja alles im Interesse jeder Oppositionspartei liegen müsste.

Daher müsste natürlich auch das BZÖ über den Schatten springen, wenn es von Verantwortungsbewusstsein geprägt ist. Woran die Tatsache nichts ändert, dass die Regierung dem BZÖ die Zustimmung in provozierender Weise erschwert hat. Dass Blau wie Grün noch viel mehr schuld sind, ist aber wohl ebenfalls klar.

Auch die ÖVP ist nur scheinbar weniger schuld. Sie wäre zwar bereit gewesen, dem BZÖ Zugeständnisse zu machen. Sie hat auch besser als die SPÖ begriffen, wie entscheidend der Verfassungsrang der Bremse ist. Aber allem Anschein nach lässt sie sich jetzt wieder achselzuckend in die Koalitionsdisziplin zwingen.

Gewiss, die ÖVP hat keine Mehrheit im Parlament. Ebensowenig hat dort jeder echte Sparwille eine Mehrheit. Die ÖVP müsste aber im Nationalrat wenigstens für alle Anträge stimmen, die eine solche verfassungsrechtliche Schuldenbremse brächten. Auch wenn sie vom BZÖ kommen.

Das könnte von der SPÖ zwar als Koalitionsbruch denunziert werden. Aber wenn es um nationale Interessen, um die Stabilität des Staates geht, dann müsste eine solche Zustimmung jedenfalls Vorrang vor jedem Koalitionsabkommen haben. Zumindest könnte sich die ÖVP an den September 2008 erinnern, als die SPÖ wider die damaligen Koalitionsregeln mit populistischen Gesetzesanträgen (knapp vor dem Wahltag) Milliardenlöcher in die Staatsfinanzen gerissen hat. Lässt sich die Volkspartei jedoch wieder an die Leine der SPÖ nehmen, dann fördert sie nur die Fortsetzung der eigenen Destruktion. Ohne Nutzen für die Republik.

Und das alles passiert zur gleichen Zeit, da Italien das heftigste Sparpaket fixiert, das ja in einem unserer Nachbarländer beschlossen worden ist. Die Regierung Monti will, ganz ohne lange über eine Schuldenbremse zu debattieren, wirklich sparen: etwa durch eine rapide Erhöhung des Pensionsantrittsalters, durch höhere Steuern auf Jachten und Privatflugzeuge (damit auch Klassenkämpfer einen Grund zur Freude haben), durch eine höhere Immobiliensteuer (unpopulär, aber wirksam) und durch eine höhere Mehrwertsteuer (was als importdämpfende Lenkungsmaßnahme weit sinnvoller ist als die bei uns debattierte standortschädliche Erhöhung der Einkommensteuer für Besserverdienende).

Man darf in Italien übrigens auch mit Spannung beobachten, wieweit die Linksparteien dem Paket zustimmen werden, die ja so heftig über den Wechsel von Berlusconi zu Monti gejubelt haben. Zeigen sie sich wenigstens dort verantwortungsbewusst? Oder folgen sie wieder einmal dem populistischen Neinsage-Reflex der Gewerkschaften?

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Fußnote 241: ein Auto lieber von Berlusconi als von Faymann

05. Dezember 2011 02:15 | Autor: Andreas Unterberger

Doppelt so viele Europäer würden lieber von Silvio Berlusconi einen Gebrauchtwagen kaufen als von Werner Faymann. Und zehn Mal so viele von Angela Merkel.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 4.357 Autofahrern, die im Auftrag des Online-Automarkts AutoScout24 durchgeführt wurde. Und zwar in Deutschland, Schweiz, Österreich, Belgien, Frankreich, Niederlande, Italien und Spanien. 30 Prozent bevorzugen Merkel als Verkäuferin, 20 Prozent die holländische Königin Beatrix  (20 Prozent). Der spanische Pleitier Zapatero bekam immerhin noch 8 Prozent, ebenso wie der Franzose Sarkozy. Auch Berlusconi errang noch sieben Prozent, während Faymann mit drei Prozent das absolute Schlusslicht bildete. Nun sind solche Umfragen immer mit Distanz zu betrachten. Da spielen Bekanntheit und Größe des Landes natürlich eine große Rolle. Aber selbst gegen einen zum Verbrecher des Jahrhunderts hinuntergeschriebenen Berlusconi und gegen eine kaum in den Medien anderer Länder vorkommende Königin der Niederlande unterzugehen, das ist schon eine tolle Leistung, die den ganzen Stellenwert des kleinen Werner zeigt.

PS: Irgendwie schade, dass die SPÖ derzeit keine Leserbriefe schreibt, um uns auch das als großen Faymann-Erfolg zu verkaufen. Das macht die Welt deutlich langweiliger.

 

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Der Robin-Hood-Richter und der Autofahrer im Wasser

05. Dezember 2011 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

Kaum ein Gespräch entgeht derzeit der ultimativen Frage: Was hat als letzte Ursache die Schuldenkrise ausgelöst? Gewiss stehen da zu Recht schwere Fehler der Politik im Zentrum. Aber der tiefere Grund ist eine fundamentale Mentalitätsänderung in vielen Köpfen. Der Staat wurde von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr als Selbstbedienungsladen angesehen. Das ist eine Veränderung der Beziehung zwischen Bürger und Obrigkeit, wie es sie noch nie in der Geschichte gegeben hat.

Das zeigt sich auf vielen Ebenen. Das beginnt bei den ständigen Tricks, um möglichst früh in Pension zu gehen. Das endet bei den in Österreich besonders häufigen und teuren Möglichkeiten, sich Förderungen und Subventionen auf Kosten der Allgemeinheit zu beschaffen: von der Landwirtschaft über die Alternativenergie-Produzenten bis zu den zahllosen Migranten/Feministinnen/Sozial/Kultur-Initiativen.

Dazwischen gibt es auch tausende winzige Beispiele. Menschen cashen ohne Unrechtsbewusstsein bei der Allgemeinheit ab. Sie werden darin nicht nur von der Politik, sondern auch den Gerichten unterstützt. Wie etwa in diesem Beispiel:

In der Salzburger Ortschaft Nußdorf ist im Juli 2009 der Fluss Oichten nach starken Regenfällen über die Ufer getreten; er hat auch einen Teil der Gemeindestraße überschwemmt. Soll schon vorgekommen sein. Vorgekommen ist auch schon – wenngleich seltener –, dass ein Fahrer dennoch versucht, auf einer in einem großen See verschwindenden Straße weiterzufahren.

Das tat seinem Auto jedoch gar nicht gut. Und es entstand ein 10.000 Euro teurer Motorschaden. Was tat der Mann? Statt sich zu schämen, klagte er die Gemeinde. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen.

Aber er handelte richtig. Denn er traf auf einen Richter der gleichen Devise: „Selbstbedienung für alle“. Der Richter sprach dem Mann einen Anspruch auf 40 Prozent des Schadens zu. Wahrscheinlich hielt er sich dabei auch noch für einen sozialen Robin Hood. Er glaubt wohl, einem Reichen, also der Gemeinde, zugunsten eines Armen etwas weggenommen zu haben. In Wahrheit ist es genau umgekehrt. Denn solche Urteile nehmen allen etwas weg, auch jenen, die es sich nicht leisten wollen, leichtfertig in einen See zu fahren. Das wird der Richter aber wohl erst dann begreifen, wenn eines Tages der öffentlichen Schulden wegen sein Gehalt nach griechischer Art um 40 Prozent gekürzt wird.

Ähnlich schwer von Begriff sind Arbeitsrichter, die mit Vorliebe gegen die Arbeitgeber oder gegen die Sozialversicherung judizieren. Oder jene Richter, die fast aus Prinzip die Banken zugunsten der Kunden verurteilen. Wenn sie es aus ehrlichen rechtlichen Erwägungen tun, ist das natürlich in Ordnung; wenn sie es aber aus innerer emotionaler Parteinahme tun, weil sie sich halt auch schon einmal über eine Bank geärgert haben, dann ist das genau jene Einstellung, die uns nun alle bedroht.

 

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Gutes über Auer, Tamandl, Kurz, Kärnten, Lucyshyn und sogar Mikl-Leitner/Ostermayer

04. Dezember 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

In trüben Zeiten ist es schön, das eine oder andere Positive zu entdecken – selbst in der heimischen Politik. Und das in fast allen Lagern. Das passt doch wunderbar in die Adventzeit.

Da gibt es etwa den SPÖ-Abgeordneten Josef Auer. Er fordert, dass in Sex-Inseraten nicht mehr mit pornografischen Darstellungen geworben werden darf. Das ist eine nicht nur richtige, sondern auch mutige Forderung. Richtet sie sich doch primär, wenn auch unausgesprochen gegen Werner Faymanns Lieblingsblätter, während der „Kurier“ lobenswerterweise neuerdings darauf verzichtet. Immerhin sind diese Blätter mit ihren immer drastischer werdenden verbalen und photographischen Sex-Darstellungen ja die Hauptlektüre österreichischer Schulkinder am Weg in die Schule. Zugleich partizipieren Faymanns Propagandablätter auf diesem Weg auch von Menschenhandel und allen damit verbundenen Verbrechen. Das auf diesem Weg transportierte Frauenbild ist für die Schüler weit wirksamer als all die – ebenfalls durch staatliche Schulden finanzierte – Gender-Propaganda als anderes Extrem.

Da gibt es den jungen Staatssekretär Sebastian Kurz, dessen verbale Auftritte nicht nur auf eine für ein Regierungsmitglied noch dazu dieses Alters erstaunliche Intelligenz schließen lassen. Der seine Klugheit auch dadurch beweist, dass er nicht überehrgeizig ist. Er widersteht – zumindest bisher – dem Druck, sich kurz nach der Übernahme dieses Amtes auch noch als Wiener ÖVP-Obmann verheizen zu lassen.

Da gibt es den Direktor des Bildungsforschungsinstituts „bifie“ namens Josef Lucyshyn. Er wagt es, massive Kritik an der Koalition und dem Unterrichtsministerium zu üben, obwohl das „bifie“ von diesem finanziell weitgehend abhängig ist. Solche Abhängigkeit ist ja in Österreich normalerweise kein sonderlich mutfördernder Indikator. Der mehr als berechtigte Grund der Kritik: Das „bifie“ war beauftragt worden, den Schulversuch der „Neuen Mittelschule (NMS)“ zu evaluieren. Diese Bewertung soll im kommenden Jahr vorliegen. Die Koalition hat jedoch schon im Vorjahr ohne jedes Datenmaterial im Handstreich die flächendeckende Ersetzung aller Hauptschulen durch diese NMS beschlossen. Sie hatte dabei keinerlei Beweis für den Nutzen dieser teuren Reform außer ideologiegefüllte Sprechblasen linker Politiker und einiger Steirerschwarzer vom Intelligenzzuschnitt der Frau Karl und des Herrn Schilcher. Inzwischen zeigen immer mehr Erfahrungsberichte, welchen Schaden die Zerstörung der außerhalb der Städte brillant funktionierenden Hauptschulen mit ihren drei Leistungsgruppen durch die viel weniger differenzierende, aber viel teurere NMS bedeutet.

Da gibt es die Kärntner Koalition, die in ihrer Geldnot erstmals eine signifikante Abkehr von der Big-Spender-Politik der Jörg-Haider-Zeiten vorgenommen hat: In Kärnten werden Angehörige von Heiminsassen ab einem gewissen Einkommen (wieder) zu einer Beteiligung an den Unterbringungskosten gezwungen. Das bringt nicht nur direkt ein bisschen Geld in die ratzekahl leeren Kärntner Kassen, sondern indirekt auch dadurch, dass als Folge ein paar Menschen weniger in solche Heime abgeschoben werden.

Da gibt es die Wiener Christgewerkschafterin Tamandl, die es wagt, sich positiv zur Schuldenbremse zu äußern. Dabei hat der Kollektivwahnsinn der restlichen Arbeiterkämmerer (unter Einschluss der christlichen) diese vor wenigen Tagen noch heftig bekämpft. Wenigstens die Wiener Christ-Arbeiterkämmerer wissen also offenbar, dass es nichts Unsozialeres als Schulden gibt. Diese belasten die Zukunft aller Österreicher; und an ihnen verdienen zu 78 Prozent Ausländer. Es wäre freilich nett und noch mutiger gewesen, hätte sich Tamandl auch der Abstimmung in der Arbeiterkammer gestellt.

Und da gibt es auch die Frau Mikl-Leitner und den Herrn Ostermayer. Diese sind zwar – nach wie vor aus vielen guten Gründen – besondere Zielscheiben der Kritik dieses Tagebuchs. Sie haben aber auch etwas zusammengebracht, was objektiverweise gerühmt werden muss, und was man von der Politik seit langem nicht gesehen hat: eine Reform, die erstens sinnvoll ist; die sie zweitens in aller Diskretion ohne Querschüsse bis zum geplanten(!) Zeitpunkt der Veröffentlichung komplett ausverhandelt haben; und die drittens nicht einmal vom Brummen der zuständigen Fachgewerkschaft mehr ausgehebelt werden konnte. Dabei geht es um die Zusammenlegung von Sicherheitsdirektionen und den diversen Polizeikommanden. Das ist eine hervorragende Leistung in Sachen Verwaltungsreform, Einsparung und eines Abbaus der Überzahl an Häuptlingen. Es ist auch fast die erste Leistung dieser Regierung. Jetzt wollen wir nur noch hoffen, dass künftig die Polizei wieder sofort erscheint, wenn sie von jemandem in Not angerufen wird. Oder dass sie gleich a priori an den wirklichen Aggressionspunkten präsent ist.

Last not least bietet neuerdings sogar die Weltpolitik Erfreuliches: Nach Jahren einer brutalen Diktatur, die das Land in einer sonst rapide nach oben strömenden Region verarmen hat lassen, scheint Burma jetzt den sanften, aber raschen Übergang zu einem zivilisierten Mitglied der Weltgemeinschaft zu gehen. Es ist zwar noch nicht am neuen Ufer angelangt, aber die Mitte des Flusses ist überquert. Dafür muss man vor allem der ebenso mutigen wie beharrlichen wie gewaltfreien Oppositionsführerin Suu Kyi großes Lob und viel Bewunderung spenden. Ein wenig davon kann man aber wohl auch den offensichtlich reumütigen Offizieren trotz all ihrer Untaten während der letzten Jahrzehnte zukommen lassen. Und zu guter letzt hat sich auch die konsequente Haltung des Westens gelohnt.

Und in Italien setzt die neue Regierung Monti jetzt ganz auf liberale Reformen, mit denen Berlusconi bisher gescheitert ist: auf Liberalisierungen, auf Strukturreformen und auf die Privatisierung kommunaler Unternehmungen. Also auf Dinge, die etwa für die Wiener Rathaussozialisten gleich nach der nationalsozialistischen Wiederbetätigung kommen.

Den ganzen Rest der Welt vergessen wir vorerst einmal.

 

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Die drei großen Ängste des Werner F.

03. Dezember 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Werner Faymann hat sich auf eine Auslandsreise begeben. Wenn auch nur nach Berlin, wo er nicht zu fürchten brauchte, in einer anderen Sprache als deutsch angeredet zu werden. Aber der Besuch ist dringend notwendig gewesen. Denn langsam musste auch ein Faymann merken, dass ihn die Entwicklungen in Europa alles andere als unberührt lassen. Denn inzwischen ist präzise klar geworden, wohin Angela Merkel und Nicolas Sarkozy den Kontinent steuern. Nämlich in eine für Faymann sehr unerquickliche Richtung.

Das deutsch-französische Konzept sagt im Kern: Deutschland will den Schuldenländern nur noch dann helfen, wenn diese sich einem strengen Schuldenregime unterwerfen, das sowohl prophylaktisch, wie erst recht im Krisenfall ein Vetorecht externer Aufseher gegen zu hohe Staatsausgaben bringt. Eine solche Unterwerfung steht aber in vollem Widerspruch zur nationalen Souveränität, laut der die nationalen Parlamente die absolute Ausgaben- und Budgethoheit haben. Daher braucht es eine Änderung des EU-Vertrages und/oder anderer bindender völkerrechtlicher Verträge.

Eine solche Vertragsänderung widerspricht aber der einzigen außenpolitischen „Idee“, die Faymann je formuliert hatte. Er hatte dem Kronenzeitungs-Gründer knapp vor dessen Tod öffentlich geschworen, dass eine solche Vertragsänderung nur nach einer Volksabstimmung erfolgen dürfe. Faymann muss aber eine solche Volksabstimmung über die von Merkel gewünschte Vertragsänderung wie der Teufel das Weihwasser fürchten, weil er dabei mit Sicherheit von der Koalition FPÖ-ÖGB-Kronenzeitung gedemütigt untergehen würde. Zugleich würde es ein Faymann wohl nie wagen, sich mit dem Hause Dichand anzulegen, auch wenn dieses inzwischen eher kopflos dahintorkelt.

Was tun? Am Ende gar doch staatspolitische Verantwortung übernehmen? Ist ein Faymann dazu überhaupt imstande?

Das wird man in den nächsten Stunden schon an seiner ersten Bewährungsprobe sehen. Wird der SPÖ-Chef kämpfen, dass die Schuldenbremse mit einer Verfassungsmehrheit abgesegnet wird, damit sie auch gegenüber den Bundesländern und Gemeinden greift? Wird er den durchaus vernünftigen Bedingungen des BZÖ zustimmen? Wird er wenigstens Druck auf die eigenen Abgeordneten des Gewerkschaftsflügels machen, damit sie der Schuldenbremse zustimmen? Und vor allem: Wird er endlich rasch auch wirklichen Einsparungen zustimmen (von denen die Linke ja in Wahrheit noch immer nichts wissen will, die ja noch immer von den Tausenden Dagobert Ducks träumt, die man zusammen mit Mikl-Leitner ausrauben kann) und nicht nur einer sehr abstrakten Schuldenbremse?

Dahinter aber lauert eben die noch viel größere zweite Bewährungsprobe: Wird Faymann einem Schuldenstaaten-Kontroll-Vertrag trotz der Widerstände der Kronenzeitung zustimmen? Und zwar ohne langwierige Verfassungskonvente und Referenden? Beziehungsweise umgekehrt gefragt: Wird die Kronenzeitung als offenbar oberster Souverän dieses Bundeskanzlers dessen nach dem Merkel-Treffen gedrechselte skurrile Ausrede hinnehmen, dass das ohnedies keine bedeutende Vertragsänderung sei, dass die Volksabstimmung – ganz im Gegensatz zum einstigen Faymann-Brief – nur dann fällig werde, wenn aus der EU Vereinigte Staaten nach dem Vorbild der USA würden?

Denn wenn der Merkel-Plan aufgehen soll, wenn der wegen seiner unabsehbaren Folgewirkungen so gefürchtete Kollaps einiger (Euro- und Nicht-Euro-)Staaten verhindert werden soll, dann muss rasch gehandelt werden. Dann müssen die Schuldnerstaaten von einer außenstehenden Institution auch zu drastischen Maßnahmen gezwungen werden können. Ohne dass diese Maßnahmen von populistischen Zufallsmehrheiten im jeweiligen nationalen Parlament abhängig sind. Ohne dass dort weltfremde Gerichte sagen könnten, das sei aber ein unerlaubter Eingriff in wohlerworbene Rechte.

Eine solche Regelung hat aber natürlich nicht nur im Falle Griechenland oder Portgual zu gelten, sondern auch in einem noch nicht ganz so unwahrscheinlichen Fall Österreich.

Nicht mit Merkel mitzugehen, wäre aber für Österreich noch riskanter und unangenehmer. Denn dann würde es sich sofort aus der Gruppe der starken AAA-Europäer hinauskatapultieren, in die es sich bis zuletzt so stolz hineingeschmiegt hat.

Ein solches Abkommen hat keinerlei Chancen, in Österreich angenommen zu werden. Es ist aber nach all den vielen schweren Fehlern der EU und insbesondere rund um den Euro jetzt die einzig noch denkbare Rettungsmaßnahme.

Die dritte Probe für Faymann könnte man Sarkozy-Probe nennen. Ist der SPÖ-Mann bereit, eine solche Blut-und-Tränen-Rede zu halten, wie sie Sarkozy trotz bevorstehender Wahlen dieser Tage gehalten hat? Sie stand in abruptem Gegensatz zu Sarkozys bisherigem Opportunismus. Er war in den letzten Jahren nach seinem anfänglichen Law-and-order-Kurs ganz auf einen sozialdemokratischen Kurs populistischer Verschwendung eingeschwenkt. Jetzt aber hat Sarkozy in seiner scharfen Intelligenz erkannt, dass er keine andere Alternative mehr hat, als den Franzosen die volle Wahrheit zu sagen: nämlich dass sie jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben. Er konnte wenigstens mit gutem Grund der gewerkschaftshörigen Politik seines Vorgängers einen Teil der Schuld zuschieben.

 

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Der schwarzblauorange Korruptionssumpf

02. Dezember 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Wieder einmal ist ein rotgrünes Lügenmärchen zusammengebrochen. In letzter Zeit gab es keine Diskussion mit Teilnahme roter oder grüner Exponenten, in denen nicht immer das gleiche Argument aufgetischt worden wäre: Die schwarzblauorange Ära wäre ein absoluter moralischer Tiefpunkt gewesen. Das Land wäre in einem Strudel an Korruption versunken, der alle vermeintlichen Verdienste überspülen würde. Damit will man - taktisch geschickt und dialektisch erprobt - jeden nichtlinken Sprecher mundtot machen.

Die Fakten sprechen aber eine ganz andere Sprache. Dies tut etwa der einzige objektive internationale Vergleich in Sachen Korruption, nämlich das Ranking von Transparenz International. So diskutabel natürlich alle Rankings immer sind, so zeigt das doch ein klares Bild: In der schwarzblauen Ära lag Österreich unter den ersten zehn. In den letzten drei Jahren pendelte das Land hingegen zwischen 13. und 14. Platz.

Offenbar misst Transparency an objektiven Maßstäben und nicht der Zahl von Pressekonferenzen und Strafanzeigen eines Peter Pilz. Und ganz objektiv messbar ist es, dass die Welle an Bestechungsinseraten seit Regierungseintritt von Werner Faymann steil nach oben geschnalzt ist.

Handeln täte jedenfalls not. Umso bedauerlicher, dass der Entwurf für ein Medientransparenzgesetz nach wie vor die Vergabe von Regierungsinseraten nicht an jene längst State of the Art gewordenen Prozeduren knüpft, wie sie etwa in der Markenartikelindustrie üblich sind. Und ebenso bedauerlich ist, dass sich die Opposition damit zufrieden zu geben scheint.

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SN-Kontroverse: Länger arbeiten?

02. Dezember 2011 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Müssen wir länger als bis 65 arbeiten?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Bitte keine Schlagzeilenreformen!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Sollen, können und müssen werden im politischen Diskurs oft verwechselt. Müssen und sollen implizieren, dass den Menschen etwas aufgezwungen wird. Dann geht gar nichts mehr. Wenn zum Beispiel der Ex-Bauernbundchef Franz Grillitsch - ein geistiger Verwandter des deutschen Ex-Bundesbankers Thilo Sarrazin - anregt, dass jenen, die aus gesundheitlichen Gründen früher in Pension gehen der Führerschein entzogen werden soll, und ÖVP-Chef Michael Spindelegger diese These willigst apportiert, dann wird's schwierig. Weil in der Folge könnte man Leuten, die in Pension sind - ob zu früh oder spät ist dann schon egal - das Fahren mit den ÖBB, der „Westbahn", der U-Bahn oder den Öffis untersagen, weil die ja schließlich auch von Steuergeldern gebaut wurden bzw. erhalten werden. Schuldenbremsen und Triple A rechtfertigen eben nicht alle Maßnahmen. Dass eine differenzierte Anpassung des Pensionssystems nötig ist, wird kaum bestritten. Doch das Leben der „Ruheständler" kann sehr verschieden sein. Da gibt es Beamte, die mit 35 Dienstjahren (oft gegen ihren Willen) in Pension geschickt werden. Mit Golden Handshakes. Das darf die Finanzministerin ruhig dem Boss der Beamtengewerkschaft von den christlichen Gewerkschaftern weiterflüstern. Dieser könnte ihr dann zurückflüstern, dass es einen Unterschied macht, ob, in welchem körperlichen Zustand und ab wann der Müllmann, die Krankenpflegerin oder die Sektionschefin abgefertigt werden. Ganz zu schweigen von den Unterschieden in den einzelnen KV-Verträgen. So schaut's aus: Das Leben der „Ruheständlerinnen" und sogar der Frühpensionisten kann verdammt hart sein. Fakt ist, dass jene, die im Erwerbsleben wenig hatten, weil sie die „dreckigen" Jobs erledigt haben, oft früher krank werden und in der Pension kaum auf Rosen gebettet sind.


Ahnungslosigkeit oder Zynismus

 

Andreas Unterberger

Länger zu arbeiten ist keine Frage des Sollens oder Wollens mehr, sondern eine des Müssens. Nur für jene kleine Minderheit, die gern länger arbeiten möchte, aber durch steinzeitliche Pensionssysteme und Kollektivverträge (die ältere Mitarbeiter sehr teuer machen) daran gehindert wird, ist es eine Frage des Dürfens.

 Der frühe Pensionsantritt ist die größte Ursache staatlicher Defizite. Deren Finanzierung ist nur zu steigenden Wucherzinsen möglich. Wer glaubt, im Land mit der im Euroraum zweithöchsten Steuerquote noch irgendwo große Steuergeldquellen finden zu können, ist ein Träumer oder zynischer Gewerkschaftsideologe. Die Österreicher gehen im Schnitt(!) um mehr als vier Jahre früher in Pension als die von den Sozialisten einst als Vorbild gelobten Schweden. Dieser Pensionsantritt erfolgt heute auch um mehr als drei Jahre früher als 1970. Die Österreicher fangen gleichzeitig um mehr als vier Jahre später zu arbeiten an. Und sie leben seither um sechs Jahre länger. In diesem Land kann man zwar aus oft nicht beweisbaren psychischen Gründen (die seltsamerweise rapid zugenommen haben) zulasten der Allgemeinheit in eine gut wattierte Frühpension gehen, aber diese Gründe reichen nicht einmal aus, den Führerschein zu verlieren. Was die Lage noch schlimmer macht: Zugleich ist die Geburtenrate weggebrochen. Und der Glaube, diese Lücke mit Zuwanderern füllen zu können, hat sich als Irrglaube erwiesen. Gehen doch die Zuwanderer in viel geringerem Ausmaß als geborene Österreicher arbeiten (zu 65 statt 72 Prozent) und kommen sie doch viel öfter aus bildungsfernen Familien.
 
In Wahrheit ist jede Woche, in der wir das Pensionssystem nicht drastisch ändern, ein Verbrechen an der Zukunft und eine Weichenstellung Richtung Griechenland.

 

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Fragen an alle Welt und keine Antworten

01. Dezember 2011 01:27 | Autor: Andreas Unterberger

Der schlichte Zeitgenosse darf staunen und hat täglich mehr unbeantwortete Fragen. Etwa an Greenpeace, an Österreichs Rektoren, an die Christgewerkschafter, an die ORFler, an die rotgrünen Erregungsgenossen, an den Herrn Berlakovich, an den Herrn Karas, an die Hochschülerschaft, an das Mikl-Ministerium, an die Richter, an die Wirtschaftskämmerer und Industriellenvereiniger, an die diversen Linksprogressiven sowie an die Freiheitlichen.

Die Frage an Greenpeace hängt mit den gewalttätigen Aktionen gegen die sogenannten Castor-Transporte in Deutschland zusammen. Danach hat sich nämlich ein Greenpeace-Sprecher vor die Kameras gestellt und die armen Polizisten bedauert, weil diese die strahlenden Behälter so lange bewachen müssen (zu deren Rücknahme Deutschland auf Grund völkerrechtlicher Verträge verpflichtet ist). Angenommen, die Angaben von Greenpeace stimmen ausnahmsweise wirklich, dann ist ihre sorge um die Polizisten ein Musterbeispiel für die bei den grünen Vorfeld-Organisationen so typische Haltet-den-Dieb-Argumentation: Wer, geschätzte Greenpeace-Spendenkeiler, ist denn schuld daran, dass der Transport so viele Tage lang von so vielen Polizisten begleitet und beschützt werden musste? Sind die Krokodilstränen für die Polizisten, die dabei zu Hunderten(!) von Greenpeace-Freunden verletzt worden sind, nicht doch zuviel an jeder zumutbaren Heuchelei?

Die Rektoren und der Wissenschaftsminister haben sich auf ein Gerüst für einen Hochschulplan geeinigt. Demzufolge sollen die Unis die Studenten auswählen können, sobald sich mehr anmelden, als es Plätze gibt. Was ein noch wichtigerer bildungspolitischer Fortschritt wäre als das Waterloo für das Androsch-Volksbegehren. Zugleich soll es eine Studienplatzfinanzierung geben, deren Basis die Zahl der prüfungsaktiven Studenten ist. Das sollen jene sein, die über acht Semesterstunden positive Prüfungen ablegen. Was ebenfalls nach einem Fortschritt klingt. Jedoch, geschätzte Spektabilitäten, öffnet das nicht den Billigstudien wieder jede Hintertür und jedes Seitentor? Fließt dann das Geld wieder Richtung Publizisten, Politologen & Co, wo in aller Regel eh jeder ein positives Zeugnis bekommt, wenn er nur zumindest die Gnad' hat, sich zur Prüfung hinzubequemen? Und haben dann nicht solche Pseudo-Studien aus finanziellen Gründen jedes Interesse an großen Studentenzahlen und damit an immer noch leichteren Prüfungen?

Die Christlichen Gewerkschafter haben sich in der Arbeiterkammer in Fortsetzung ihrer üblichen Linie den Sozialisten bei der Ablehnung einer Schuldenbremse angeschlossen. Geschätzte Christgewerkschafter, da würde ich nur noch um eine einzige Antwort bitten: Welche Liste sollen die Zwangsmitglieder einer Arbeiterkammer denn beim nächsten Mal wählen, wenn sie die sozialistische Schuldenmacherei zutiefst ablehnen, der aber auch ihr so begeistert anhängt?

Mit einem Kostenaufwand sondergleichen und einer österreichweiten Fernsehdirektübertragung, deretwegen sogar das Programmschema umgestoßen worden ist, wurde der 90. Geburtstag des Burgenlands gefeiert. Wollen wir gleiches Recht für alle neun Bundesländer anwenden, dann ist klar: Auch alle anderen haben auch alle zehn Jahre einen so – nur sehr relativ – runden Geburtstag; damit haben wir ziemlich genau jedes Jahr einen ähnlichen Anlass. Werden wir daher jedes Jahr, geschätzte ORFler, österreichweit eine so riesige Fernsehübertragung einer provinzlerischen Selbstbegeilung sehen müssen? Wurde da die Dankesschuld für eine Wrabetz-Wiederwahl-Stimme abgetragen? Und, geschätzte Burgenländer, sind solche teuren Selbstbeweihräucherungsfeste wirklich das, was man bei euch als notwendiges Sparen versteht? Sind sie der Grund, warum ihr euch gegen eine effektive Schuldenbremse querlegt?

Rote und grüne Politiker sind wieder einmal wie auf Knopfdruck in Empörung verfallen. Diesmal ob der Verwendung des Ausdrucks „gesundes Volksempfinden“ durch eine andere Politikerin. Darin wurde sofort eine massive nationalsozialistische Wiederbetätigung erkannt. Ich weiß zwar nicht wirklich, was dieser Ausdruck bedeutet, und habe ihn daher meiner Erinnerung nach auch nie verwendet, aber ich frage mich schon ernstlich, geschätzte Erregungsgenossen: Warum macht ihr euch denn ständig lächerlich? Und warum verbietet ihr dann nicht auch alle anderen Ausdrücke, die in der Nazi-Zeit vorgekommen sind? Müsste man da nicht mit der gleichen Logik auch „Volkswagen“ oder „Autobahn“ auf den Index setzen? Begreift ihr nicht, dass die Blauen in Sachen Wortschafts- und Sozialkompetenz viel nackter sind denn in der von euch immer wieder konstruierten Neonazi-Rolle?

Öl und Gas werden immer teurer und die Verfügung über sie ist wohl der beste Hebel künftiger wirtschaftlicher Stärke und damit politischer Stabilität. Jetzt hat man im niederösterreichischen Weinviertel große Schiefergas-Funde nachgewiesen. Sofort haben die grünen Tarnvereine Greenpeace, Global 2000 und ORF eine Kampagne gegen deren Nutzung begonnen, weil dabei auch Chemikalien eingesetzt werden. Dabei findet die Gewinnung von Öl und Gas aus solchen Gemengelagen schon in vielen Ländern statt. Dieser Widerstand der üblichen Grünvereine hängt wohl auch damit zusammen, dass dann die Profite der Solar- und Windmühlerzeuger weniger heftig fließen würden. Aber auch der Landwirtschaftsminister schloss sich sofort dieser Ablehnung an. Warum, geschätzter Herr Berlakovich, stehen Sie eigentlich prinzipiell in jeder Frage gegen die wirtschaftlichen Interessen dieses Landes? Nur weil Sie in Ihrer Naivität glauben, dass die Grünen dann mit ihren existenzvernichtenden Attacken auf die Schweinebauern weniger aggressiv sein werden? Wie lange wird sich das überschuldete Land in Zeiten wie diesen ihre Politik noch leisten können?

Otmar Karas steht der Wiener ÖVP nicht zur Verfügung, ließ er verlauten. Freilich habe ich ohnedies noch keinen einzigen der zugegeben wenig gewordenen Stadtschwarzen getroffen, der wirklich Interesse an Karas hätte. Der gute Mann hat nicht begriffen, dass die einst auf ihn entfallenen Vorzugsstimmen fast zur Gänze Stimmen der empörten Basis gegen Ernst Strasser und Josef Pröll gewesen waren, aber kaum Pro-Karas-Stimmen. Und er hat schon gar nicht begriffen, dass er mit seiner Europa-Politik inzwischen in Österreich so ziemlich jede Sympathie verspielt hat. Denn Karas ist in jeder einzelnen Frage gegen österreichische Interessen, für mehr Macht des Europaparlaments (das anstelle des von Angela Merkel geforderten raschen Durchgreifens gegen Schuldnerstaaten einen jahrelangen Verfassungskonvent fordert), für stärker aufgeblähte EU-Budgets, für die Eurobonds (als deren Folge die Österreicher zugunsten von Griechenland und anderen weit höhere Zinsen zahlen müssten) aufgetreten. Mit der heutigen Karas-Politik konnte man vielleicht noch Ende der 90er Jahre Sympathien erringen, aber nicht mehr 2011. Er steht auch sonst heute in seiner gesamten Haltung einem Linksradikalen wie dem Grünen Voggenhuber deutlich näher als seinen einstigen Wählern, was sich auch an seiner Unterstützung für das Androsch-Volksbegehren gezeigt hat. Geschätzter Herr Karas, könnte es sein, dass Ihnen die Wiener Trauben einfach zu sauer waren?

Die Hochschülerschaft forderte mit einer Aktion die Abschaffung von Verbotszonen für Prostitution in Wien. Sie begründet das recht dubios mit einer gesellschaftlichen Stigmatisierung des „Berufs der Sexarbeiterin“. Auch wenn gewiss manche dieser Sexarbeiterinnen ÖH-Beitrag zahlende Studentinnen sind, geschätzte ÖH_innen und ÖHInnen (welche Anrede immer bei euch gerade politisch korrekt ist), seid ihr ganz sicher, dass solche Aktionen der Zweck einer ÖH sind? Und wenn ja: Warum macht ihr dann nicht auch Aktionen für Taxifahrer, Kellnerinnen, Nachhilfelehrer und Müllaufleger, unter denen sich mindestens ebenso viele Studenten befinden?

Immer öfter findet man in Polizeifahndungen seltsame Personenbeschreibungen. Da werden Täter, die jemanden überfallen haben, zwar mit ungefährem Alter und Größe beschrieben. Auch die Kleidung steht meist dabei (offenbar ein besonders eindeutiges Merkmal, das kein Täter ablegen kann). Aber eventuelle Hinweise auf Sprache, auf südländisches oder blondes Aussehen fehlen neuerdings. Geschätztes Mikl-Ministerium, müsst Ihr wirklich so provokant zeigen, dass ihr lieber auf das Ergreifen eines Täters verzichtet, als irgendwie politisch unkorrekt zu wirken? Ist es euch etwa ins knieweiche Gerippe gefahren, dass sich die übliche rotgrüne Erregungsmaschine vor kurzem so hysterisch über einen Grazer Polizeidirektor aufgeregt hat, weil dieser vor einer „langsamen Unterwanderung“ durch Moslems gewarnt hat? Die es ja bekanntlich genausowenig gibt wie einen weit überdurchschnittlichen Anteil von Gewalttätern aus dem Kreis der Zuwanderer . . .

In Warschau sind nach gewalttätigen Straßenschlachten zwischen links- und rechtsradikalen Extremisten binnen kurzem etliche Teilnehmer verurteilt worden, etwa zu drei Monaten Haft ohne Bewährung. Was sehr rasch zu einem Ende der Unruhen geführt hat. Ähnliches war auch in London vor einigen Monaten zu beobachten gewesen. Wären die geschätzten Richter aus Deutschland oder Österreich, die noch nie gegen Steine werfende oder brandlegende Demonstranten (oder gewalttätige Antiatom-Blockierer) unbedingte Haftstrafen verhängt haben, vielleicht doch einmal bereit, sich ein wenig mit der Aufgabe der Justiz auseinanderzusetzen, präventiv zu wirken?

Alle deutschen Wirtschaftsverbände haben sich in einer scharfen gemeinsamen Erklärung gegen die katastrophalen Folgen einer Transaktionssteuer ausgesprochen. Sie bestätigen, das, was auch zahllose Wirtschaftsforscher als Folge dieser neuen Steuer prophezeien: eine Verteuerung von Krediten, eine Belastung der Altersvorsorge und eine Vertreibung von Investitionskapital. Wozu geschätzte Wirtschaftskämmerer und Industriellenvereiniger in Österreich seid ihr eigentlich auf der Welt? Nur um Aktionen der Zerstörung unseres Bildungssystems zu finanzieren und nur um seltsame Pensionsreformpapiere zu produzieren, welche der Reformunwilligkeit der Gewerkschaft die Mauer machen? Warum tretet nicht auch einmal ihr als Exponenten der wirtschaftlichen Vernunft so machtvoll auf?

Ich bin gewiss ein Anhänger eines strengen und abschreckenden Justizsystems, und habe nicht zuletzt aus diesem Grund auch viel Respekt vor den USA. Aber alles hat seine Grenzen. Denn, geschätzte amerikanische Freunde, wenn bei euch Jugendliche ohne die geringste theoretische Möglichkeit auf Begnadigung zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt werden können, wo soll darin eine Abschreckung oder ein Schutz bestehen? Wisst ihr nicht, wie sehr sich Jugendliche nach dem Erwachsenwerden noch wandeln können?

Bei dem norwegischen Massenmörder B. ist von mehreren Psychiatern einhellig „paranoide Schizophrenie“ erkannt worden, was ihm eine lebenslange Einweisung in eine geschlossene Anstalt bringen wird. Das erregt manche Linken enorm. Geschätzte Linksprogressive, wart nicht ihr diejenigen, die immer dafür gekämpft haben, jedem Straftäter möglichst weitgehend solche Schuldausschließungsgründe zuzubilligen? Oder geht es euch nur darum, jede Kritik an der islamischen Massenzuwanderung als verbrecherisch denunzieren zu können, wofür ihr im Fall B. auch das ultimative Argument gefunden zu haben geglaubt habt? Und da stört es halt, wenn sich der Täter als ganz normaler Wahnsinniger entpuppt, die ihr am liebsten immer freilassen wolltet?

Der FPÖ fliegen seit etlicher Zeit durch bloßes Stillesitzen und Neinsagen ständig mehr Wählerprozente zu. Es ist durchaus möglich, dass sie damit am nächsten Wahltag in der Tat Nummer eins wird. Geschätzte Freiheitliche, ist euch nicht klar, dass euch eure totale wirtschafts-, finanz- und sozialpolitische Ahnungslosigkeit bei jeder eventuellen Machtübernahme in einen noch viel steileren Absturz treiben wird, als ihn Rot und Schwarz gerade erleiden?

 

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Fußnote 240: Aufwachen, Frau Karl!

30. November 2011 16:00 | Autor: Andreas Unterberger

Fast schon täglich ein Skandal in dieser Staatsanwaltschaft. Und die Justizministerin fürchtet sich nur nervös und tut nichts.

Die der Justizministerin unterstehenden Strafverfolger haben sich schon wieder Unglaubliches geleistet. Sie haben ganz offensichtlich einen Gutachter einseitig so unter Druck gesetzt, dass dieser nun den ganzen Auftrag empört zurückgeschmissen hat. Es geht um den Gutachter, der die Vorwürfe gegen Julius Meinl auf strafrechtliche Implikationen überprüfen sollte. Sie hatten dem Gutachter, der schon in vielen großen Wirtschaftsprozessen diese Funktion innehatte, schriftlich(!) einen „Vertrauensverlust“ attestiert und einen Zweitgutachter in den Nacken gesetzt. Was sich natürlich kein renommierter Experte gefallen lässt. Dieser Skandal setzt jenen um den völlig deplatzierten Erstgutachter fort, der schließlich vom Gericht abgesetzt werden musste. Ganz offensichtlich geht es der Staatsanwaltschaft nicht um die Wahrheit, sondern primär darum, doch noch den Banker verurteilen zu lassen. Den sie ja schon einmal in U-Haft gebracht hatte. Aus dem mutmaßlichen Motiv: Banker sind nach Ansicht der Staatsanwaltschaft und jener des Boulevards prinzipiell Verbrecher. Zumindest, wenn sie mit Karl-Heinz Grasser befreundet sind.

Formularbeginn

Formularende

Formularbeginn

Formularende

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Fußnote 239: Der Faymannfund des Tages

30. November 2011 15:05 | Autor: Andreas Unterberger

Ohne Kommentar - aber offenbar echt und kuschelig.

Faymanns erstes Inserat bei Fellner.

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Fußnote 238: Die Abtragung des Wilhelminenbergs

30. November 2011 12:20 | Autor: Andreas Unterberger

Die Kommission zu den Hunderten Vorwürfen wegen Kindesmissbrauch in Wiener Heimen steht fest. Und sie ist genau so zusammengesetzt, wie anzunehmen war.

Da findet sich etwa unter den drei nun bekanntgegebenen Mitgliedern ein Sozialhistoriker. Niemand weiß freilich, was diese Qualifikation mit den Missbräuchen zu tun hat, – außer es geht um den Auftrag eines Weißwaschens der verantwortlichen Sozialisten. Heiter ist auch die Aufnahme einer ehemaligen Richterin in die Kommission. Sie ist vor allem dadurch in Erinnerung, dass sie im OGH führend beteiligt war, ein schon sieben Jahre lang rechtskräftiges Medienurteil gegen die Grünen aufzuheben, weil diese in Fotomontagen FPÖ-Politiker in Nazi-Uniformen gezeigt hatten. Na, wenn das nicht eine durch und durch objektive Sichtweise beweist . . .

Und die Opfer werden auch weiterhin lediglich an den Weißen Ring verwiesen, dessen Chef innigst mit dem rotgrünen Machtkarussell verbunden ist, und wo sich andere Opfer von gemeindeeigenem Missbrauch schon in seltsamer Weise abgeschasselt gefühlt haben.

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Den Zaster her für Beamte und Politiker!

30. November 2011 01:45 | Autor: Andreas Unterberger

Claus Raidl weiß wie immer, wie man sich populär macht. Und ich habe wie immer geradezu masochistische Lust, mich unpopulär zu machen. Der Nationalbank-Präsident hat eine Nulllohnrunde für Beamte gefordert. Ich bin strikt dagegen. Und ich bin auch gegen die neuerliche Nulllohnrunde für Politiker. (mit nachträglicher Korrektur)

Warum denn das, werden nun manche erstaunt fragen? Ist der Unterberger neuerdings ein Beamten-, Politiker- oder gar Gewerkschaftsfetischist geworden? Ganz und gar nicht. Er hat weder als Politiker noch als Beamter jemals einen Cent verdient und er ist auch seit langem nicht mehr Gewerkschaftsmitglied (Zugegeben, das war er eine Zeitlang, als ihn seine Kollegen zum Betriebsrat gewählt hatten – bis er merkte, dass die Gewerkschaft nur in Ideologie macht, aber nichts für die Arbeitsplätze und Einkommen der Journalisten tut, vor allem nichts für die der jungen ohne Kollektivvertrag).

Um bei den Politikern anzufangen: Das Hauptargument, warum ich gegen den ständigen Nulllohn-Populismus bei den Politikergehältern bin, habe ich schon einmal in anderem Zusammenhang hier angeführt: If you pay peanuts, you get monkeys. Das einst von Jörg Haider entwickelte und von manchen Journalen begeistert fortgesetzte Politiker-Bashing ist zwar populär, aber es hat in den Jahren seit Haider genau zu dem Ergebnis geführt, welches uns jenes englische Sprichwort verspricht. Auch die diversen Haider-Erbschaftsparteien beweisen das.

Ich wäre sogar dafür, Politikern doppelt so hohe Gehälter zu zahlen, damit wir dafür im Gegenzug beispielsweise bessere Minister bekämen. Solche, die sinnvolle Politik betreiben und die das auch kommunizieren können.

Die Sicherheitsministerin im Bankräuberjargon

Um nur ein Beispiel zu nennen (und zwar wieder ein neues, das hier bisher noch kaum vorgekommen ist): Haben wir wirklich eine so grenzwertige Innenministerin wie Johanna Mikl-Leitner und ihre beispiellose Demagogie verdient? Ihr Spruch „Her mit der Marie, her mit dem Zaster!" wird wohl dauerhaft in die Geschichte der politischen Geschmacklosigkeiten eingehen. Tiefer geht’s nimmer. Kein Wunder, dass das Video von ihrem ÖAAB-Auftritt schon Failmann-artigen Kult-Status hat.

Damit sie nur ja Obfrau des ÖAAB wird, startete Mikl-Leitner mit solchen Bankräuber-Tönen eine Frontalattacke auf die Besserverdienenden. Dabei wären diese die mehr oder weniger letzte verbliebene Chancengruppe des ÖAAB, nachdem die konservativ motivierten ÖAAB-Sympathisanten ohnedies schon vertrieben worden sind (Stichworte Schwulenehe, Hymnenpfusch, Quoten-Genderismus, Anti-Grillitsch-Kampagne wegen Sarrazin-Einladung).

In mehrfacher Hinsicht erinnert Mikl-Leitner an ihren Vorvorvorgänger Ernst Strasser. Auch der stammt aus der intellektuell nicht gerade fordernden Schule Erwin Prölls (Originalzitat: "I bin wia a Briefmarkn, wanns feucht ist, bleib i pickn"). Und Strasser hat so wie Mikl-Leitner für diesen als Landesparteisekretär die dreckigste Schmutzarbeit gemacht. Auch Strasser hat als Innenminister so wie Mikl-Leitner zwar eine sinnvolle Maßnahme geschafft: Er hat Polizei und Gendarmerie fusioniert; sie hat die blöde Doppel- und Dreifachgleisigkeit Sicherheitsdirektion-Polizeikommandanten aufgelöst. Dafür gebührt zwar Applaus. Aber nach dieser einen einzigen Leistung sind beide ausgerastet und zur schweren Belastung für ihre Partei geworden.

Auch Mikl-Leitner lässt die Polizei wieder so verludern, wie das schon unter Strasser passiert ist. Man nehme nur einige aktuelle Beobachtungen über die Wiener Polizei: Die Polizisten vergnügen sich zwar seit einiger Zeit an allen Ecken der Stadt mit ihren neuen Spielzeugen. Also mit den Alkotestgeräten (unlängst durfte ich eines Abends binnen sieben Minuten auf einer kurzen Strecke gleich zweimal „blasen“) und ihren Radarpistolen (die am liebsten an solchen Stellen eingesetzt werden, wo seit vielen Jahren kein Unfall passiert ist). Beides sind bequeme Tätigkeiten, die weder intellektuelle noch körperliche Belastungen darstellen (Bei Regen treten die vermeintlichen Sicherheits-Schützer interessanterweise nie in Aktion). Beides aber macht die Stadt nicht wirklich sicherer. Streife gehen sieht man die Wiener Polizei hingegen nirgendwo, während dies etwa die New Yorker Polizei seit etlichen Jahren demonstrativ und mit Erfolg tut.

Und die Polizisten sind auch nicht an den Hotspots der Aggressivität zu sehen, wie etwa rund um den Wiener Schwedenplatz und andere U-Bahn-Stationen.

Als am vergangenen Samstag um 7 Uhr früh ein honoriger Wiener Bürger von einem Gewalttäter grundlos attackiert und schwer niedergeschlagen worden ist, dauerte es geschlagene 25 Minuten ab Anruf, bis die Polizei einzutreffen geruhte. Tatort: der Schnellbahnhof Matzleinsdorfer Platz. Offenbar für die Polizei ein total abseitiger Platz, wo noch nie etwas passiert ist. (Dieser Absatz wurde nachträglich korrigiert beziehungsweise präzisiert)

Damit genug von Mikl-Leitner und zurück zu den Politikergehältern. Wenn wir alle Politiker ihres Schlags losbekämen, wäre das schon etlichen "Zaster" wert.

Beamten-Nulllohnrunden sind dumm und ungerecht

Ähnliches gilt für die Beamten. Natürlich weiß ich, dass uns Jahre bevorstehen, in denen die Beamten froh sein werden, wenn ihre Gehälter nicht gekürzt werden. Aber dann wären es auch alle anderen. Es wäre dumm und ungerecht, wenn solche drastischen Maßnahmen wie Nichtabgeltung der Inflation einseitig nur die Beamten treffen, selbst wenn man mit gutem Grund sagen kann, eigentlich ist angesichts der Rezession jetzt schon ein solches Jahr erreicht.

Natürlich stimmt das Raidl-Argument, dass die Beamten einen sicheren Arbeitsplatz haben. Aber er vergisst: Einen sicheren monatlichen Bezug haben auch die Pensionisten. Bei denen besteht jedoch im Gegensatz zu den Beamten keine Gefahr einer Demotivation durch eine Nullrunde. Aber bei den Pensionisten wagen weder ein Raidl noch ein Minister, wie es etwa Claudia Schmied in Hinblick auf die Beamten tut, von Nullohnrunden zu reden. Der Pensionisten gibt es halt zu viele. Da verlässt einen dann der Mut.

Wenn Arbeitergewerkschaften (mit Zustimmung der Industriellen) über vier Prozent mehr an Lohn bekommen, dann wäre es noch aus einem weiteren Grund fatal, würden alle Beamten neuerlich deutlich schlechter oder gar mit Null abschneiden. Dann wird sich nämlich auch bei den Beamten das Monkey-Sprichwort immer stärker konkretisieren. Was wir bei jedem Behördengang, bei jeder behördlichen Maßnahmen bitter zu spüren bekommen.

Freilich sollte es bei der Lohnhöhe überhaupt um ganz etwas anderes als die Demonstration der gewerkschaftlichen Macht oder um das Gießkannenprinzip gehen. Im Grunde sollte es insbesonders bei den Beamten endlich darum gehen, dass auch dort die Regeln eines normalen Arbeitsmarktes Platz greifen dürfen. Das heißt erstens und vor allem: Bund wie Länder sollen sich genauso leicht (oder schwer) wie jeder andere Arbeitgeber von nicht mehr benötigten, von faulen, von überforderten Mitarbeitern trennen können. Die Beamten und Vertragsbediensteten  brauchen lediglich in den – relativ wenigen – parteipolitisch sensiblen Bereichen einen Schutz gegen Willkür.

Auch bei Beamten wirkt Angebot und Nachfrage

Die Prinzipien des normalen Arbeitsmarktes bedeuten aber auch: Wenn man zu wenige Mitarbeiter hat, muss man – ganz unabhängig von jeder gewerkschaftlichen Forderung – mehr zahlen, um welche zu bekommen. Und wir brauchen tatsächlich in den nächsten Jahren dringend vor allem Lehrer, da eine Massenpensionswelle ansteht. Und wir brauchen vor allem gute Lehrer angesichts einer immer schwieriger werdenden Schülergeneration. Das sind zwei gute Gründe für bessere Lehrereinstiegsgehälter.

Wenn man nicht sofort anfängt, junge Lehrer in der Konkurrenz zu vielen anderen Jobangeboten mit attraktiven Einstiegsgehältern zu ködern, wird es in den Schulen bald noch viel schlimmer ausschauen als heute. Dies gilt angesichts des Nachwuchsmangels auch dann, würden dort keine blödsinnigen Experimente wie die Ersetzung der Hauptschule durch die Neue Mittelschule stattfinden, wo dann völlig überflüssigerweise zwei Zeichen- oder zwei Musiklehrer gleichzeitig in der Klasse stehen. Dies gilt auch dann, würden die Ministerin und die sozialistischen Landesschulräte Lehramts-Absolventen nicht zwingen, in den umgemodelten und bei den jungen Damen und Herren Magister sehr unbeliebten Hauptschulen zu unterrichten. Beide ideologisch motivierten Maßnahmen machen den schon spürbaren Mangel an AHS- und insbesondere auch BHS-Lehrern zur echten Katastrophe. Auch wenn sie von einer Claudia Schmied noch weggeleugnet werden.

Also ist die Forderung so zwingend wie dringend: Ja zu höheren Einstiegsgehältern bei den Beamten. Genauso zwingend und dringend ist aber auch ein gleichzeitiges Ja zum weitgehenden Einfrieren der Ausstiegsgehälter – für deren Anstieg es absolut keinen Grund gibt – und zum Abbau des Kündigungsschutzes.

Das neue Dienstrecht kommt eh nie

Denn das ständige Warten auf das große neue Dienstrecht ist sinnlos. Das kommt nämlich nie. Der Bund hat kein Geld und die Gewerkschaft will jede Änderung verhindern, bei der sich jemand auch nur langfristig verschlechtert. Das wird nie zusammenpassen.

Um das zentrale Faktum zu nennen, das die Gewerkschaft nicht gerne hört: Es gibt überhaupt keinen Grund, jemandem nur für die Dauer seines Hierseins etwas zu zahlen. Es sei denn, man würde irgendwo Anzeichen sehen, dass Beamte und Vertragsbedienstete mit mehr Dienstjahren plötzlich mengenweise den Dienst quittieren. Dafür gibt es aber absolut Null Signale. Im Gegenteil: In vielen Bereichen wäre man heilfroh, die Mannschaft reduzieren zu können. Aber unser Gehaltsrecht zwingt den Steuerzahler dazu, auch jenen alljährlich - und zusätzlich allzweijährlich "biennial" - mehr zu zahlen, die gar niemand mehr braucht. Spürbar mehr Geld sollte es nur dann geben, wenn jemand mehr Verantwortung übernimmt oder nachweislich(!) besondere Leistung erbringt.

Da man aber eben die große Dienstrechtsreform ohnedies nie derheben wird, hätte man schon seit langem anfangen sollen, bei jeder neuen Gehaltsrunde ein paar Trippelschritte in die richtige Richtung zu machen. Höhere Gehälter als jetzt beim Einstieg, Gehaltssprünge bei Übernahme neuer Aufgaben, sonst aber weitgehende Konstanz. Das müsste zumindest die Strategie sein – wenn in dieser Regierung irgendjemand oder gar die Beamtenministerin eine Strategie hätte. Aber die redet nur populistisch davon, dass die kleinen Gehälter überproportional steigen sollen. Sie redet überhaupt nicht davon, dass die Gehälter jener besonders wichtig sind, die wir brauchen und an denen ein Mangel besteht. aber nur das wäre klug und ist jedenfalls nowendig, auch wenn das besserverdienende Beamte sind. Aber eines der genetischen Defizite von Sozialisten ist halt, dass sie die Wirkung von Angebot und Nachfrage nicht begreifen können. Diese Wirkung besteht immer, auch wenn man sie verbietet.

Was würde der Fekter-Plan bedeuten?

Last not least: Was halte ich vom Fekter-Vorschlag für die Junglehrer: „Sechs Stunden mehr arbeiten, aber nur für vier Stunden mehr bezahlt werden“? Das geht an sich durchaus in eine interessante Richtung. Denn einerseits scheint das den kommenden Lehrermangel zu reduzieren. Andererseits machen viele  Uni-Absolventen, von denen wir für unsere Kinder ja nicht gerade die schlechtesten in den Schulen haben wollen, ihre Berufswahl in hohem Ausmaß von der Gehaltshöhe des ersten Arbeitsjahres abhängig.

Insbesondere tun das nach allen mir bekannten Studien vor allem die jungen Männer. Es wäre gar nicht so schlecht, wenn wir wieder mehr Männer in die Schulklassen und Gerichtssäle bekämen. Selbst wenn es ganz sicher nicht politisch korrekt ist, ist es doch wahr: Weder der Justiz noch der Schule tut es gut, wenn sie unter dem (nicht ganz unberechtigten) Anschein der Halbtagstätigkeit primär von Frauen als Arbeitsplatz gesucht werden.

Freilich: So etwas wie das „Sechs Stunden mehr“ im Alleingang diktieren zu wollen, spricht nicht unbedingt für das politische Fingerspitzengefühl der sonst durchaus geschätzten Maria Fekter. Vor allem ist eines mehr als fraglich: Bedeuten 30 Prozent mehr Arbeits- und Unterrichtszeit nicht doch eine Überforderung vor allem der jungen Lehrer (auch wenn man die Gesamtarbeitszeit-Berechnungen, wo Lehrer selbst unkontrolliert ihre Arbeitszeiten aufgeschrieben haben, nur als Scherz ansieht)? Und bedeutet eine solche Überforderung nicht doch einen weiteren Niveauverlust an den Schulen? Gibt es für diese Ideen irgendwelche seriöse Studien als Motiv oder nur das Loch in der Kassa?

Und da war doch noch etwas. Haben wir nicht jahrelang davon geredet, dass wir irgendetwas an den Schulen verbessern sollten? Jetzt wollen oder müssen wir statt dessen halt wieder nur etwas einsparen. Zwei Schritte vor, zwei zurück.

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Die Republik der Schande

29. November 2011 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

Nun ist auch gegen den Gouverneur der Nationalbank ein Strafverfahren anhängig. Mit ihm sind noch zwei weitere Männer aus dem höchsten Gremium der Notenbank im Visier der Staatsanwälte. Das ist noch nie dagewesen. Und dieses Verfahren fällt zusammen mit weiteren Strafverfahren gegen den Bundeskanzler, gegen einige Minister – darunter ausgerechnet jene Frau, der unsere Schulkinder anvertraut sind! – sowie gegen den Aufsichtsratspräsidenten der ÖBB.

Aber alle tun weiter so, als ob nichts wäre.

Dabei kann man den Notenbankern zum Unterschied vom Bundeskanzler noch zugute halten, dass ihr Delikt – ganz jenseits der Formalfloskeln wie „mutmaßlich“ und „Unschuldsvermutung“ – ein relatives ist. Offenbar wurde bei Erteilung eines Auftrags an eine Nationalbanktochter ein ausländischer Auftraggeber mit einer Provision kräftig geschmiert. Und der Nowotny & Co haben dabei als rot-schwarze Aufsichtsräte zumindest sehr wohlwollend weggeschaut.

Freilich: Wäre dasselbe einige Jahre früher passiert, wären Schmiergelder nicht nur straffrei, sondern auch steuerlich absetzbar gewesen. Dienten sie doch dem österreichischen Export und damit dem Wohlstand der Nation.

Heute ist das auf Grund einer blauäugigen Gesetzgebung aber nicht mehr so. Jedoch gelten diese Gesetze natürlich auch für die Nationalbank. Das umso mehr, als diese in vielerlei Hinsicht selbst ein Wachorgan ist, das die Einhaltung von Sauberkeitsregeln überwachen soll. Das daher selber auch über den bloßen Hauch eines Zweifels erhaben sein sollte.

Daher ist der Verbleib der Herren an der Spitze der Nationalbank eigentlich untragbar.

Aber wen soll das schon kümmern, wenn es sogar weithin hingenommen wird, dass auch gegen den Regierungschef ein noch weit gravierenderer Vorwurf vorliegt, der auch gut dokumentiert ist?

In all diesen Fällen geht es wohlgemerkt um eine ganz andere juristische Qualität als um die x-te Anzeige eines Peter Pilz, der sich regelmäßig in der Hoffnung wichtig  macht, dass die Staatsanwälte gegen seine Feinde etwas herausfinden. Der aber selber praktisch nie brauchbare Beweise vorlegt.

Die Medien werden dennoch  auch den Notenbank-Skandal höchstens zwei Tage lang beachten. Der ORF berichtete im Fernsehen überhaupt so darüber, dass der nichtsahnende Zuseher nicht einmal begriff, dass einer der nun Verdächtigen Ewald Nowotny, der Gouverneur selber, ist.

Spätestens nach zwei Tagen werden sich die Medien wieder abwenden und – mutmaßlich – wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung zuwenden: der „exklusiven“ Veröffentlichung der immer gleichen Vorwürfe gegen Karl-Heinz Grasser. Für die es freilich zum Unterschied von Meischberger, Faymann und Pöchhacker noch immer keine gerichtsfähigen Beweise gibt. Aber offenbar sind längst zurückgetretene Minister viel interessanter als amtierende.

 

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Das R-Wort und die wie immer unschuldigen Täter

29. November 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Seit wenigen Stunden ist das R-Wort nun auch offiziell heraußen: In Europa hat laut OECD eine neue Rezession begonnen. Diesmal wird man die Krise nicht mehr durch die Scheinlösungs-Strategie der Jahre 2008/09 beenden können, nämlich durch eine gigantische weitere Verschuldung der Staaten. Denn heute ist niemand mehr willens, den europäischen Staaten in nennenswertem Umfang Geld zu leihen. Was also tun?

Die europäischen Bürger gehen derzeit lieber mit dem vielen unter die Menschheit gebrachten Geld noch einmal kräftig weihnachtseinkaufen, statt Anleihen ihrer Regierungen zu zeichnen. Nicht einmal mehr die Chinesen, auf die der letzte EU-Gipfel noch in verzweifelter Hoffnung gesetzt hat, sind zu neuen Krediten an europäische Länder im erwünschten Ausmaß bereit. Und selbst wenn die Deutschen noch einmal einknicken sollten, um mit ihrer noch – relativ! – guten Kreditwürdigkeit ein letztes Mal für die Miteuropäer ins Pfandleihhaus zu gehen, wird das nur für wenige Monate Erleichterung bringen.

Das gilt auch für alle anderen Konstruktionsideen, die derzeit tagtäglich unter die ohnedies schon extrem nervösen Bürger gestreut werden – egal, ob dabei nun Eurobonds, Elite-Bonds, Europäische Zentralbank oder Währungsfonds verbal eine Schlüsselrolle spielen. Das sind durchwegs intellektuelle Glasperlenspiele für Ökonomen, die allesamt aufs Gleiche hinauslaufen: Wenn man sie genauer analysiert, bringen sie nur ein wenig Zeitgewinn, viel Umverteilung von den Sparer- zu den Verschwendernationen, und am Ende immer dieselbe brutale Alternative: Staats-Crash oder Inflation.

Da bleibt jetzt nur noch eines über: All die Fehlentwicklungen, die Europas Krise ausgelöst haben, rapide zu beenden. Und das geschieht am besten durch eine geistige Rückversetzung an den letzten Zeitpunkt, von dem an es nur noch aufwärts gehen konnte: nämlich in das Jahr 1945.

Die Frage ist nur: Haben die alt, satt und verwöhnt gewordenen Europäer noch die geistige (und körperliche) Kraft, wieder neu anzufangen? Man darf daran zweifeln, auch wenn der Neuanfang zum Glück auf einem viel, viel höheren Niveau stattfinden könnte. Denn der wahre Zustand Europas ist vielerorts noch immer nicht im Bewusstsein angekommen.

Die Österreicher etwa haben die letzte Krise überhaupt nicht zu spüren bekommen: die für Konsumausgaben zur Verfügung stehenden Löhne sind alljährlich trotz aller Wertverluste von Investitionen weiter real gestiegen. In allen Länder geben die Politiker die bestürzende Wahrheit erst dann zu, wenn sie am nächsten Monatsersten die Fixausgaben nicht mehr zahlen können. Die Gewerkschaften rufen lieber zum fünfzigsten Generalstreik, bevor sie das Scheitern des Wohlfahrtsmodells zugeben würden. Die Parteien verteidigen ihre Wählerinteressen. Das gilt von den Bauern über die vielen ideologischen Vorfeldvereine bis zu den Eisenbahnern. Die Möchtegernpensionisten steuern noch zielsicherer in die Frührente als vermeintlich sicheren Hafen denn bisher. Die österreichischen Studenten weigern sich trotz des Kollapses an vielen Universitäten, auch nur einen geringfügigen Beitrag als Gebühr zu zahlen.

Um noch eine weitere, besonders wichtige, aber fast nie angesprochene Krisenursache zu nennen: Die Wirtschaft und insbesondere die Industrie erkennen nicht, dass sie in den letzten Jahrzehnten die wichtigste Zukunftsinvestition selbst sabotiert hat, nämlich die Geburt der künftigen Leistungsträger. Und diese passiert vornehmlich in bildungsorientierten Familien. Die Industrie hat die akademisch oder sonstwie besonders qualifizierten Frauen im Windschatten einer familienfeindlichen Gesetzgebung lieber als wachstumsfördernde Arbeitskraft ausgenutzt, statt ihnen ohne Druck zu ermöglichen, die entscheidenden Kinder zu gebären und heranzuziehen. Da sollten sich die bildungsdiskutierenden Industriellen nicht mehr allzusehr wundern, wenn nur noch jede zweite Akademikerin Kinder in die Welt setzt.

Der Glaube, das Kinderdefizit durch die in breiter Front hereingeströmten Zuwanderer ersetzen zu können, hat ja grandios Schiffbruch erlitten. Denn die Bildung, die Leistungsbereitschaft, das Können einer neuen Generation hängt in hohem Ausmaß davon ab, ob diese Dinge auch im Elternhaus vermittelt und vorgelebt werden. Diesen Zusammenhang kann man wahrscheinlich nicht einmal in einer Diktatur ändern, in der alle Kinder schon im ersten Lebensjahr den Eltern abgenommen werden. Dadurch würde man wahrscheinlich nur die Zahl der bildungsorientierten und leistungsbereiten Jugendlichen gegen Null treiben.

Damit sind nur einige der gigantischen Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte angesprochen. Eine andere ist etwa der Irrglaube, durch noch mehr Regulierung irgendwelche Pleiten verhindern zu können. Dahinter steckt die abenteuerliche Überzeugung, dass die Verhinderung von Pleiten etwas Gutes wäre. Dabei sollten wir seit Schumpeter wissen, dass nur auf dem Weg von Pleiten, also des industriellen Sterbens wieder Platz und Kraft für Neues entstehen kann.

Das einzige, worüber man bei Pleiten legitimerweise nachdenken kann, ist: Wie verhindert man notfalls auch mit Steuergeld einen Dominoeffekt, bei dem die Pleite einer Bank automatisch Tausende andere Unternehmen und Banken in den Abgrund reißt? Aber eine Bankpleite an sich ist etwas so Natürliches und Notwendiges, wenn auch Schmerzvolles wie der menschliche Tod. Und wer sie prinzipiell verhindern will, ermuntert nur zu fahrlässiger Sorglosigkeit.

Die unkoordinierte Überregulierung und der Machtkampf unter den diversen Regulierern treibt derzeit unsere Banken mit erhöhtem Tempo in die Krise. Ständig werden von irgendwelchen, die eigene Existenznotwendigkeit unterstreichenden Gremien die Bankregeln geändert, verschärft, verkompliziert.

Ob solches nun die nationalen Bankaufseher wie Finanzmarktaufsicht und Notenbank tun (die soeben in Österreich mit neuen Regeln die Banken weitgehend aus dem Ostgeschäft hinausschießen), ob es die neue Europäische Bankenaufsicht tut (die sich besonders radikal zu gebärden versucht), ob es die EZB tut (die ständig andere Refinanzierungsregeln hat), ob es die G20 tun, ob es die EU-Regierungschefs oder die nationalen Gesetzgeber tun, ob es der IWF tut, ob es die OECD tut, die Basler BIZ (die Zentralbank aller Zentralbanken), die EU-Kommission, die Finanzminister (die nach der neuen Börsensteuer nun an einer Finanzmarkttransaktionssteuer basteln), oder ob es die EBRD der EU tut (die um selber wieder ins Ostgeschäft zu kommen, die dortigen Volkswirtschaften krankjammert): Sie alle glauben meist, etwas Gutes zu tun und stiften schon allein durch ihre Vielfalt und die Unterschiedlichkeit ihrer Beschlüsse und Vorgaben nur weiteres Chaos. Sie wollen aber keinesfalls am Ende Verantwortung oder gar Schuld tragen.

Das Europäische Parlament will das schon gar nicht. Hat es doch schon angekündigt, die – nach Vernunft klingenden – deutsch-französischen Bestrebungen zu sabotieren, in der EU endlich, aber nun rasch einen Mechanismus für Staatspleiten schaffen zu wollen. Dabei ist dieses Parlament die hemmungsloseste Ansammlung von populistischen Verschwendern im ganzen europäischen Getriebe. Was auch kein Wunder ist, ist doch immer nur die zweite Garnitur nach Brüssel geschickt worden.

Um nur noch einen einzigen weiteren, fast nie angesprochenen Verantwortungsbereich zu nennen: Das sind die Gerichte, die ständig einzelnen Individuen gegenüber den Staaten angeblich wohlerworbene Rechte zubilligen. Diese Rechte mögen zwar wohl erworben sein – nur wohl finanzierbar sind sie in keiner Weise.

Kann man wirklich in all diesen Bereichen ein rasches Umdenken erreichen? Ich zweifle heute mehr denn je.

 

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Fußnote 237: Die Ehre der Aphrodite

28. November 2011 14:53 | Autor: Andreas Unterberger

Niemand weiß, wie die griechische Regierung den Monat Dezember finanziell überstehen wird. Aber an den dortigen Gerichten werden dennoch unverdrossen ganz seltsame Prozesse geführt.

Dort werden nämlich jetzt reihenweise Redakteure und Journalisten des deutschen „Focus“-Magazins angeklagt, weil dieses eine Aphrodite gezeigt hat, die den Deutschen den Stinkefinger zeigt. Jeder, der die europäischen Menschrechtsjudikatur kennt, weiß, dass eine eventuelle Verurteilung der Deutschen irgendwann nach fünf Jahren vom Straßburger Gerichtshof unter der Überschrift Meinungsfreiheit aufgehoben werden wird. Daran kann die Behauptung wohl nichts ändern, dass die Liebesgöttin noch immer ein griechisches Staatssymbol sei (2011 Jahre nach Christus, nicht 500 vor!). Weil in Europa Meinungsfreiheit heute (noch!) einen so hohen Stellenwert hat, wird ja auch in Deutschland kein griechischer Journalist auf die Anklagebank gesetzt, obwohl dort die Deutschen reihenweise mit dem Hakenkreuz in Verbindung gebracht worden sind. Was ja zweifellos einen juristisch härteren Vorwurf bedeutet, als ihn der bloße Stinkefinger verkörpert. Aber jedenfalls haben die griechischen Gerichte einmal wirklich etwas zu tun. Und daher auch keine Zeit, den heimischen Steuerbetrügern mit Effizienz nachzugehen.

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Stuttgart - und schon das nächste grüne Waterloo

28. November 2011 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Was haben links-grüne Journalisten (also die große Mehrheit) und Politiker in Deutschland nicht alles an bombastischen Sprechblasen zum geplanten neuen Bahnhof in Stuttgart von sich gegeben: Der ultimative Aufstand der Bürger gegen den bösen Neokapitalismus! Die Rettung der Bäume gegen eine brutale Bahn! Friedliebende Frauen und Kinder gegen gewalttätige Betonierer! Und was an unter- und oberschwelligen Propagandabotschaften da sonst noch verbreitet worden ist.

Und jetzt das: Die Bürger von Baden-Württemberg haben in einem Referendum mit einer massiven Mehrheit von 59 Prozent für das seit Jahr und Tag von den Grünen und Medien so heftig bekämpfte Bauprojekt gestimmt. Das zeigt die Vorteile der direkten Demokratie, die im Gegensatz zur grünen Basisdemokratie jedem Bürger gleiche Rechte gibt – und nicht nur den lautstarken und aggressiven, die halt Demonstrationen, Volksbegehren und damit automatisch das Medienecho prägen (selbst wenn dieses Echo von einem objektiveren Journalismus gestaltet würde).

Die Stuttgarter Niederlage wird die Grünen, andere Linksradikale und ihre Propagandamedien freilich nicht hindern, gleich zu den nächsten Kampagnen überzuwechseln. Nach dem Waterloo ihrer Stuttgart-Aktion und der Blamage des österreichischen Bildungsvolksbegehrens sind sie in der Tat ohne Genierer schon an den nächsten Kampfstellen unterwegs: Sie starten eine Generalattacke auf den Autoverkehr (weil es im Herbst skandalöserweise viel Nebel gibt) und auf die Schweinebauern (weil diese die Schweine nicht so nett behandeln, wie die Billa-Werbung es vorgibt). Sie agitieren für das Milliardenbusiness Windmühlen&Co (weil gerade wieder einmal das Klima gerettet wird, wenn sonst schon nichts zu retten ist) und gegen die sogenannten Castor-Transporte in Deutschland (durch Straßen- und Bahnschlachten mit Millionenschäden).

Auch bei den Castor-Aktionen würde eine Volksabstimmung ja eine sichere Mehrheit dafür bringen, dass die zahllosen rechtsbrechenden Demonstranten endlich für sämtliche Kosten haften müssen, die sie dem Steuerzahler verursachen. Diese Meinung hängt ja in keiner Weise damit zusammen, ob man in der Atomenergie selbst eine wünschenswerte Zukunft sieht.

In Stuttgart war der grüne Kampf ja besonders absurd: Die Bahn verschwindet unter die Erde und macht der Stadt Platz – was ja eigentlich jeder umweltbewusste Mensch befürworten muss – und sie wird durch den neuen Durchgangsbahnhof deutlich schneller. Was ja viele veranlassen wird, das bei den Grünen so verhasste Auto stehen zu lassen. Das sind also zwei Gründe, weshalb umweltbewusste Menschen durchaus für das Projekt sein müssten. Aber bei den Grünen gilt halt immer nur ein Satz: Wir sagen Nein, weil wir dagegen sind. An dieser intellektuell nicht sonderlich über pubertäre Sentimente hinausführenden Devise hat sich seit langem nichts geändert, obwohl die Grünen in ihrer Wähler- wie Politikerstruktur schon deutlich gealtert sind.

Die Lektion von „Stuttgart 21“ sollte darüber hinaus helfen, die von den gleichen Medien hochgespielten und ebenfalls häufig rechtsbrechenden Aktionen von Occupy, Attac, Audimaxisten & Co richtig einzuordnen. Hinter keiner dieser Gruppen stehen 99 Prozent wie gerne behauptet oder auch nur eine Bevölkerungsmehrheit. Der regelmäßige Jubel der Medien über ein paar Tausend Demonstranten ist lediglich Produkt der nostalgischen Hoffnung der Alt-68er, dass ihre gesellschaftszertrümmernden Aktionen vielleicht doch noch eine Generation später zu einem Erfolg kommen. Die Medien schreiben jede linke Demonstration hoch, auch wenn die Zahl der Demonstranten und Besetzer so klein ist, dass man damit nicht einmal einen einzigen Abgeordneten wählen könnte.

Mit Hilfe dieser Medien haben die Grünen ein paar Monate lang bei einigen Regionalwahlen und bei Umfragen sogar noch einmal reüssieren können, so lange diese Medien den Atomunfall in Fukushima über alle Proportionen hinaus aufgeblasen haben. Obwohl sie bis heute kein einziges Todesopfer präsentieren können.

Daher sollten sich die Kräfte der Vernunft durchaus nicht allzuschnell in Sicherheit wiegen. In jeder einzelnen Streitfrage muss man seine Fakten gut beisammen haben. Es ist immer nüchtern zu prüfen, ob nicht eines Tages die Grünen in irgendeiner Frage vielleicht doch recht haben (wie sie es etwa in Wien bei der Ausdehnung der Parkpickerlzonen haben). Und vor allem müssen die Kräfte der Vernunft ihre Sache so intensiv und ausdauernd, klar und empathisch präsentieren wie kommunizieren wie eben in Stuttgart. Hinterzimmerpolitik hat ausgespielt.

 

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Firma Brutus ist wieder eifrig unterwegs

27. November 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Bist du nicht willig, so missbrauch ich meine Macht. Die Faymann-Ostermayer-Medienpolitik kennt im Grund nur zwei Instrumente: Brutale Gewalt oder Bestechung. Das hat man in diesen Tagen so deutlich wie noch nie erleben können. Dagegen war die ohne jede Begründung erfolgte Absetzung des unbedeutenden Wiener-Zeitungs-Chefredakteurs vor mehr als zwei Jahren nur eine harmlose Fingerübung.

Ein in der Öffentlichkeit bisher unbekanntes Element dieser Politik hat vor einiger Zeit ein privater Fernsehsender erleben müssen: Als dort eine Meinungsumfrage veröffentlicht wurde, die erstmals die Freiheitlichen vor den Sozialdemokraten zeigte, wurde nicht nur der Redaktion, sondern sogar dem in München sitzenden Eigentümer die Hölle heiß gemacht. Mit Anrufen, die als durchaus unanständig aufgefasst wurden.

Ähnliches erlebte der Chefredakteur von „Heute“, einer Zeitung, deren Eigentümer sich hinter einem Treuhänder versteckt halten (was in den meisten Demokratien streng verboten ist): Er wurde über Nacht gefeuert, nachdem er aufgedeckt hatte, dass von der IP-Absenderadresse der SPÖ-Zentrale zahllose „Leserbriefe“ und Postings unter Tarnnamen abgesendet worden waren.

Ähnliches hat man ja auch bei den Postings auf diesem Tagebuch in jedem der letzten Wahlkämpfe beobachten können. Da haben plötzlich neu auftauchende Namen täglich verbissen die Parteiline verteidigt. Diese Namen sind dann nach dem Wahltag wieder spurlos im Nirwana des Dirty campaigning verschwunden.

In der Kronenzeitung wiederum ist diese Woche im letzten Moment vor Andruck eine Jeannee-Kolumne über die für den Steuerzahler teuren Auftritte des Werner Faymann in Internet, Twitter & Co aus dem Blatt gekippt worden. So wie im Fall „Heute“ spielte auch dabei vielleicht ganz zufällig das Ehepaar Dichand die Schlüsselrolle.

Ohne es beweisen zu können, kann man darüber hinaus mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass beiden Zensurmaßnahmen Anrufe aus dem Bundeskanzleramt von einem Herrn O. (oder gar F.) bei den Dichands vorausgegangen sind. Wes Brot ich ess, des Lied ich singen muss, haben die beiden dabei gelernt. Auf welchen Kanälen mögen übrigens O.+F. von der noch gar nicht angedruckten Kolumne erfahren haben? Das kann man natürlich nur vermuten. Es wird doch nicht gar Ehepartner des O.+F-Teams im Hause Krone geben?

Um keine falschen Eindrücke aufkommen zu lassen: Ähnlich skandalöse Aktionen haben sich auch schon unter Vater Dichand abgespielt. Dieser feuerte einen Karikaturisten, der (in einer anderen Zeitung) Faymann als Brutus dargestellt hatte, welcher gerade mit dem Dolch im Gewande Cäsar Gusenbauer gegenübertritt.

Unverdrossen gehen gleichzeitig die Inseratenschaltungen aus dem roten Machtbereich auf Kosten der Steuer- und Gebührenzahler weiter.

Und ebenso intensiv setzt sich  die strategische Machtdurchdringung in allen Fernsehbereichen fort. Nachdem der ORF schon vor längerem komplett übernommen worden ist (wo lediglich die Grünen als interner, wenn auch meist gleichgeschalteter Gegenpol vorhanden sind), ist – ebenfalls in dieser Woche – der burgenländische Kabelfernsehsender vom Verlagsimperium Bohmann übernommen worden. In das Bohmann-Imperium fließen unglaublich viele öffentliche Gelder praktisch durchwegs aus dem Dunstkreis der SPÖ. Und beim Gemeinde-Wien-eigenen Sender W 24 (dem mit den spannenden Straßenbahnfahrten) amtiert gleich direkt ein ehemaliger Pressesprecher des Herrn Ostermayer.

Berlusconi konnte das alles in Italien auch nicht besser.

Ebenfalls in der vergangenen Woche wurden vom Bundeskanzleramt (also von uns Steuerzahlern) für die elektronischen Auftritte des Herrn Faymann in einer Anfragebeantwortung Kosten zugegeben, welche – ohne das „redaktionelle“ Personal – in der Summe eine sechsstellige Dimension ausmachen. Das aber ist übrigens fast noch sparsam gegen die Parlamentspräsidentin, die für den dortigen Internet-Auftritt sogar einen siebenstelligen Betrag ausgegeben hat, wie man freilich erst über den Rechnungshof erfahren hat. Denn die gesetzlich bei diesem Betrag verpflichtend vorgeschriebene Ausschreibung hat nicht stattgefunden. Aber warum soll sich auch eine Parlamentspräsidentin um die Gesetze kümmern? Sie steht ja offenbar darüber.

Was mit dem vielen Geld geschehen ist? Wurden dafür ständig Leserbriefe unter falschem Namen geschrieben? Oder sind die Akteure einfach nur unfähig beziehungsweise unwillig, mit Steuergeld sparsam umzugehen?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich bisher für die technischen Kosten dieses nun schon mehr als zwei Jahre existierenden Blogs deutlich weniger als 20.000 Euro bezahlt habe. Mit einer etwas eindrucksvolleren Leserzahl, als sie Faymann bisher erzielt hat.

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Und jetzt das Elfmeterschießen im letzten Gefecht der Schulden-Junkies

26. November 2011 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Sie sind süchtig nach unserem Steuergeld wie ein Junkie aus der Wiener U-Bahn nach neuem Stoff. Und sie arbeiten mit jedem Trick, um nur ja nicht sparen zu müssen. Das zeigt sich rund um die Groteske namens Schuldenbremse mit erschreckender Deutlichkeit.

Ich habe mehrfach zu dieser Idee eine klare Ansicht vertreten: Wenn man endlich wirklich sparen wollte, bräuchte man keine langwierig zu beschließende Schuldenbremse. Man könnte und sollte schon morgen mit dem Sparen beginnen. Von der Abschaffung der Hacklerpension über den Verkauf des rollenden ÖBB-Materials bis zur Drittelung aller Subventionen undundund. Das ist seit drei Wochen dringender denn je, da nun auch Österreich mit täglich höheren Zinsforderungen als Zeichen seiner schwindenden Kreditwürdigkeit konfrontiert ist. Niemand borgt mehr gerne und unbesehen einem europäischen Staat sein Geld – nicht einmal mehr den Deutschen.

Inzwischen aber muss ich meine Meinung korrigieren – oder zumindest präzisieren. Wenn sich die Regierungsparteien nun schon öffentlich, also vor den Ohren aller Geldgeber, auf die Einführung einer Schuldenbremse festgelegt haben, wäre es ein absoluter Wahnsinn, diese nicht auch zu beschließen. Und zwar im Verfassungsrang. Alles andere wie ein einfaches Gesetz wäre nur ein verfrühter, aber teurer Aprilscherz. Ein einfaches Gesetz könnte mit jedem neuen Ausgabengesetz wieder ausgehebelt werden. Und es hätte vor allem keinerlei Wirksamkeit für die besonders ausgabenwütigen Bundesländer.

Inzwischen aber ziert sich die Opposition wie ein trotziger Pubertierender, die Stimmen für die nötige Verfassungsmehrheit herzugeben. Die FPÖ, die lange nach dieser Bremse gerufen hatte, will plötzlich nur zustimmen, wenn sich Österreich de facto aus der EU hinausschießt und bei den Stützungskrediten nicht mehr mitmacht. Natürlich sind diese Kredite für Griechenland&Co ein Fehler, aber solange Deutschland dafür ist, bleibt Österreich nichts anderes über, als auch mitzumachen. Es wäre schon viel getan, würde auch nur ein österreichischer Politiker wieder mit Gewicht und Sachverstand in den europäischen Debatten mitreden können. Aber der findet sich weder in der Regierung noch in der Opposition.

Auch die Grünen haben sich selbst aus der Schuldenbrems-Aktion hinausgeschossen. Sie wollen ja keine Sekunde lang sparen (wie etwa unlängst auch ein unglaublich peinliches Interview ihrer Wiener Spitzenfrau demonstriert hat). Sie wollen vielmehr ständig nur noch höhere Steuern, als ob Österreich nicht schon das zweithöchste Steuerniveau unter den Euro-Ländern hätte.

Genau aus diesem Grund ist auch die Forderung des BZÖ für seine Zustimmung durchaus vernünftig (was aus dieser Partei angesichts ihrer sonstigen Untaten noch lange keine sonderlich überzeugende Partei des Ordnungsliberalismus macht). Das BZÖ fordert konkrete Sanktionen für die Verletzung der vorerst rein theoretischen Schuldenbrems-Bestimmungen. Und es will ein Limit für die Abgabenquote einziehen.

Das ist legitim: Denn damit wäre es zwar möglich, beispielsweise höhere Grund- oder Energiesteuern einzuführen, aber gleichzeitig müssten die Einkommenssteuern gesenkt werden.

Ein Limit für die Abgabenquote aber wollen wiederum viele in der SPÖ nicht. Denn dort hassen in Wahrheit die meisten ebenso wie die Grünen jedes Sparen. Sie glauben immer noch an die ominösen Reichen, die sie genüsslich schröpfen könnten.

Dabei ist längst klar: Die meisten Steuererhöhungspläne würden wegen der dadurch vermehrten Steuerflucht und -umgehung kein Plus in die Staatskasse bringen. Das gilt auch für die nun ventilierten Pläne einer höheren Einkommensteuer für „Superreiche“, also für jene Menschen, die mehr als 300.000 Euro (laut SPÖ) oder 500.000 Euro (laut dem linken ÖVP-Flügel) im Jahr verdienen. Zu jenen wenigen Menschen, die überhaupt so viel verdienen, zählen vor allem Künstler und Manager. Gerade diese aber haben es meist in der Hand, den eigenen Wohnsitz oder den Sitz des Unternehmens in andere Länder mit niedrigeren Steuern zu verlegen. Was letztlich nur ein Netto-Minus in der Steuerkasse zurücklässt.

Entlarvend für die Einstellung in der SPÖ ist das totale Njet des ÖGB: Er fürchtet, dass eine Schuldenbremse zu Kürzungen im Sozialsystem führen könnte. In der Tat: Die Schuldenbremse könnte nicht nur zu solchen Kürzungen führen, sondern sie muss sogar dazu führen, wenn sie auch funktionieren soll. Was die Gewerkschafter aber immer noch nicht begreifen: Wenn Österreich nicht noch in diesem Winter freiwillig eine Schuldenbremse SAMT ganz konkreten tiefgreifenden Sparmaßnahmen beschließt, werden ihm in Kürze von außen noch viel drastischere Kürzungen vorgeschrieben werden. So wie Griechenland oder Italien.

Damit aber sind wir wieder im Kern der Koalition angekommen, die diese Bremse anfangs so einträchtig angekündigt hat. Traut sich Werner Faymann trotz des Gewerkschaftswiderstandes eine solche verfassungsrechtliche Schuldenbremse SAMT konkreten Umsetzungen zu beschließen? Das wäre nun freilich das erste Mal, dass der Mann irgendetwas gegen Widerstände durchkämpft. Dass er gar dem von ihm immer besonders hofierten Gewerkschaftsbund eine andere Meinung entgegensetzt. Dass er etwas tut, was nicht nur von Populismus und Opportunismus trieft. Dass er seinem Amt in irgendeiner Weise gerecht würde.

Ob er intelligent genug ist zu erkennen, dass alles andere eine noch viel größere Katastrophe auslösen wird?

Fällt aber Faymann erwartungsgemäß wieder einmal um, dann kommt es zur großen Bewährungsprobe des Michael Spindelegger. Auch dieser hat sich ja bisher in keiner Weise durch Konfliktfähigkeit und Standfestigkeit ausgezeichnet. Aber ÖVP-intern gilt die Schuldenbremse als Reifeprüfung für den jungen Parteiobmann.

Die grenznaiven Christgewerkschafter mit ihrem die christliche Soziallehre fehlinterpretierenden Neokommunismus hat er ja noch relativ leicht austricksen können. Aber wird er es in seiner jovialen Konsenssehnsucht auch wagen, im Parlament notfalls ohne Faymann-Segen die (von der Regierung ja schon beschlossene) Schuldenbremse abstimmen zu lassen? Und zwar im Verfassungsrang SAMT konkreten Umsetzungsmaßnahmen. Das würde zwar möglicherweise mit einer Niederlage enden. Aber damit wäre dann endgültig klar, wo die Schuld an den Dingen liegt, die in Bälde auf Österreich zukommen werden.

Es ist eine Stimmung wie in den Minuten vor dem entscheidenden Elfmeterschießen eines großen Finales.

 

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Kampusch: Eine Ministerin versinkt im Sumpf

25. November 2011 01:44 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein absolutes Rätsel: Warum wird der Sumpf in der heimischen Staatsanwaltschaft nicht endlich trockengelegt? Wen soll es beeindrucken, wenn sich ständig – fast durchwegs BSA-geprägte – Staatsanwälte und ein in deren Windschatten nach oben gesegelter Sektionschef gegenseitig die Unschuld bestätigen und behaupten, dass die lange, von externen Spitzenjuristen aufsummierte Versäumnis-Liste bei der Nachforschung nach Zweittätern im Fall Kampusch gleichsam eine Fiktion sei? Warum scheuen sich diese Staatsanwälte und Sektionschefs, wenn sie sich schon so unschuldig fühlen, gegen jene Spitzenjuristen und ihre Vorwürfe mit Verleumdungsklagen vorzugehen? Hängt das vielleicht damit zusammen, dass dann viele Amts- und sonstigen Personen vor einem unabhängigen Gericht erstmals öffentlich und unter Wahrheitspflicht aussagen müssten? Ist das etwa auch der Grund, weshalb Frau Kampusch nicht klagt, obwohl ihr ja von den Kritikern ständig vorgeworfen wird, die Unwahrheit gesagt zu haben? Warum hat die ÖVP nun schon zum zweiten Mal eine so schwache Justizministerin nominiert, deren einzige Qualifikation ganz offensichtlich die Frauenquote ist, und die dieses ganze Netzwerk nicht in den Griff bekommt? Warum ist die Causa nicht wenigstens der Korruptionsstaatsanwaltschaft zugewiesen worden, die sich zumindest bisher als relativ unabhängig erwiesen hat?

Wer an der Präzision der Vorwürfe zweifelt, möge sich einfach deren penible Auflistung durch den früheren Präsidenten des OGH, Johann Rzeszut, (nochmals) in Ruhe durchlesen. Die vielen darin enthaltenen Hinweise auf und Beweise für das Vorhandensein mindestens eines Zweittäters – dessen Namen ja durchaus kein Geheimnis ist – wie auch auf schwere Fehler der Staatsanwaltschaft sind erdrückend. Sie sind jedenfalls so massiv, dass es unakzeptabel ist, wenn sie hinter verschlossenen Türen einer untereinander bestens vernetzten Staatsanwaltschaft und der dazugehörigen Ministerialsektion für erledigt erklärt werden. Umso mehr wenn der Selbstmord eines von der Zweittäterschaft überzeugten Kriminalbeamten diesen Vorwürfen schweres Gewicht verleiht.

Immerhin sind gravierende strafrechtliche Vorwürfe nach unserer Verfassung von einem unabhängigen Gericht in öffentlicher Verhandlung unter Vernehmung von Zeugen, die unter Wahrheitspflicht stehen, zu klären. Geheimfreisprüche der Justiz für sich selber sind hingegen unerträglich. Manche halten dem entgegen, in der Causa sei wenn auch spät in den letzten Monaten ja ohnedies noch ein Untersuchungsrichter eingeschaltet worden. Das aber kann niemanden beruhigen, wenn man die Zusammenhänge weiß: Denn ein solcher Untersuchungsrichter untersteht nach der famosen Strafprozessordnung (die ausgerechnet einer der prominentesten in dieser Causa – nicht – agierenden Staatsanwälte neu verfasst hatte) direkt der Staatsanwaltschaft. Er amtierte nicht öffentlich, und auch sein Bericht ist nicht veröffentlicht. Das ist also ganz etwas anderes als ein von der Verfassung vorgesehener unabhängiger Richter.

Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob nun die Staatsanwälte wegen Amtsmissbrauchs angeklagt werden oder nicht. Es geht einzig darum, dass der Verdacht, mindestens ein weiterer des Kindesmissbrauchs Verdächtiger (oder zumindest Beihelfer) laufe unbehelligt herum, endlich mit der von der Bevölkerung mit Fug und Recht erwarteten Intensität von einem unabhängigen Gericht geprüft wird.

Es ist sogar durchaus nachvollziehbar, dass man als Staatsanwalt in den ersten Tagen des Wiederauftauchens Kampuschs deren Einzeltäterversion geglaubt hat. Wer könnte auch auf die Idee kommen, dass sie nicht die volle Wahrheit über die letzten Jahre sagt? Dazu kommt freilich, dass sie sofort von einem Netzwerk SPÖ-naher Helfer umgeben wurde, die diese Version massiv unterstützt haben.

In dieser Stimmungslage jener ersten Tage könnten die schweren Fehler von Justiz und Polizei begangen worden sein, ohne dass da unbedingt eine böse Absicht dahintergesteckt ist. Zu diesen Fehlern zählt etwa die sofortige Rückgabe wichtiger, seither nie wieder untersuchter Unterlagen an Kampusch; oder die unglaubliche Tatsache, dass die Leiche des Haupttäters ohne Obduktion sofort zur Verbrennung freigegeben worden ist (obwohl das sonst in jedem noch so unbedeutenden Fall passiert); oder dass sich der mögliche Zweittäter vor den Augen der Exekutive Dinge aus dem Hause des inzwischen toten Haupttäters holen konnte.

Sobald man aber Fehler begeht, neigt jeder Mensch dazu, diese lieber zu verteidigen als einzugestehen. Wer will sich schon als Stümper bloßstellen lassen?

Diese massive Kritik an der Justizministerin und den ihr formal unterstellten, sie aber immer wieder perfekt manipulierenden Staatsanwälten bedeutet auch keine Vorverurteilung von irgendjemandem. Das bedeutet nur ein Pochen auf den in jeder Demokratie und jedem Rechtsstaat bestehenden Anspruch, dass es keine geheime Kabinettsjustiz wie im Absolutismus mehr geben dürfe.

Manche werden nun meinen: Aber selbst wenn all das stimmt, hat Kampusch doch das Recht, endlich in Ruhe gelassen zu werden. Auch dem ist heftig ein fundamentales Grundprinzip des Rechtsstaats entgegenzuhalten: Die Strafverfolgung eines Rechtsbrechers ist mit gutem Grund Pflicht des Staates, und zwar unabhängig vom Wunsch des Opfers (dieser Wunsch ist nur in wenigen, unbedeutenden Delikten wie Beleidigungen relevant).

Soweit scheint die aus dem Arbeitsrecht kommende Justizministerin aber das Strafrecht offenbar noch nicht zu kennen. Denn sonst würde sie nicht den „Opferschutz“ als Argument für ihr Verhalten anführen.

Und warum sollte Kampusch überhaupt einen oder mehrere Zweittäter decken wollen? Darüber kann zwar nur spekuliert werden. Aber von einer Erpressung durch diesen Zweittäter oder gar einen dahinterstehenden Ring angefangen sind viele Zusammenhänge möglich, bis hin etwa zu einer überaus positiven emotionalen Beziehung Kampuschs mit diesem Zweittäter und seiner Familie oder bis hin zu einem einst abgelegten Schwur, an den sich Kampusch noch immer gebunden fühlen mag.

Ihr Motiv ist letztlich gleichgültig. Niemand will ja Kampusch den Prozess machen. Sie war eindeutig Opfer – wenn auch mutmaßlich nicht die ganze Periode über.

Um auch etwas Positives zu sehen: Zwar merkt man hinten und vorne nichts von einer Führung seines Regierungsteams, also etwa der Justizministerin, durch den ÖVP-Obmann. Aber im ÖVP-Klub gibt es immerhin den Mut ihres Universal-Abgeordneten Amon, das Versagen der Justiz durch eine parlamentarische Untersuchung zu kompensieren. Man darf gespannt sein, ob es bei diesem Mut bleibt.

Auf der anderen Seite signalisiert die SPÖ deutliche Nervosität. Denn ihr Justizsprecher Jarolim will die Untersuchung auf die Fehlleistungen des Innenministeriums und der Exekutive, insbesondere die Absetzung des Spitzenkriminalbeamten Haidinger hinlenken. Was durchaus erneut untersuchbar ist – obwohl es da keine offenen Fragen mehr geben dürfte –, aber die Absicht Jarolims ist unverkennbar, von seinen Parteifreunden in der Staatsanwaltschaft abzulenken. Und der ÖVP klarzumachen, dass er auch für sie Unangenehmes zum Thema machen wird, sollte sie auf einer parlamentarischen Untersuchung beharren.

 

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SN-Kontroverse: Sozialdemokratie am Ende?

25. November 2011 00:01 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Sozialdemokratie am Ende?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Sehnsucht nach Gerechtigkeit bleibt

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Eh klar. Manche würden das gerne so haben. Manche würden es gerne herbeischreiben, wie hierzulande die konservative „Die  Presse" dieser Tage. Das erinnert an die frühen 1980er Jahre, als der Liberale Ralf Dahrndorf  in einem Buch das  Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts proklamiert hat. Er hat sich geirrt. Jetzt macht wieder die Mär vom Ende der Sozialdemokratie die Runde, weil es zuletzt in Spanien zu einem Machtwechsel gekommen ist. Die Schlagzeile lautet diesmal  „Europas Linke löst sich auf". Nun ja. Wer gründlicher analysieren will als die Kraft einer politischen Bewegung an der Zahl ihrer Regierungsbeteiligung zu messen, sollte sich der Mühe unterziehen nach Inhalten zu forschen. Das bedeutet  die Probleme der Gesellschaften des 21. Jahrhunderts zu untersuchen  und taugliche Antworten zu finden. Und hier scheint sich eher eine Renaissance  als das Ende für die Ideenwelten der Sozialdemokratie abzuzeichnen. Die Frage der fairen Verteilung der Ressourcen,  wobei es bei weitem nicht nur um die Frage der Aufteilung von Kapital und Vermögen geht, stellt sich lauter und drängender denn je. Wer hat Zugang zu Bildung, Wissen und Information? Wem garantiert eine saubere Umwelt das Überleben? Wer darf und muss der Solidarität der Gemeinschaft bei Handicaps im Leben vertrauen? Wem werden demokratische Freiheitsrechte vorenthalten? Wie schauen die Bedingungen für ein Leben in Würde aus?  Die Antworten auf diese Fragen, die sich gleichermaßen auf nationaler und internationaler Ebene stellen, werden stets um die Begriffe Gerechtigkeit, Ausgleich und Umverteilung kreisen. Vor weit über hundert Jahren haben diese Überlegungen zur Gründung der Sozialdemokratien geführt. Heute stellen sie die Aktivistinnen und Aktivisten der Occupy-Wallstreet-Bewegung.


Absturz am Gipfel des Erfolgs

Andreas Unterberger

 

Der Umbruch der europäischen Politik erschüttert ganz besonders die linkspopulistische Sozialdemokratie. Deren Krise geht weit über die Massenbestechung von Medien mit Steuergeldern, über gefälschte Postings und Wahlniederlagen hinaus: Der real existierende Sozialdemokratismus, also die Keynesianische Schuldenmacherei ist gegen die Wand der Grundrechnungsarten gedonnert. Diese lassen es nämlich zwangsläufig zur Katastrophe werden, wenn man alljährlich mehr ausgibt statt einzunehmen. Daran ändert auch die Hasskampagne nichts, mit der die linken Parteien und die - derzeit sehr dominierenden - linken Journalisten Sündenböcke konstruieren. Als ob böse Banken, „Neoliberale" oder „Spekulanten" (wer immer das sein mag) die Staaten gezwungen hätten, sich zum Kauf von Wählerstimmen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zu verschulden.
Daran sind gewiss auch Christdemokraten mitschuld, insbesondere die linken wie in Italien oder Belgien. Am heftigsten vertraten aber Parteien mit dem S im Namen die Schuldenpolitik.
Zugleich wurden sie gesellschaftspolitisch von den radikalen 68ern übernommen, wodurch sie die einstige bodenständige Volksverbundenheit einer Arbeiterbewegung verloren: Siehe den krampfartigen Genderismus und Feminismus; siehe die  Immigrations- und Asylantenfreundlichkeit vieler Sozialdemokraten; siehe ihr Akzent auf Sozialhilfeempfänger zu Lasten der Leistungsträger; siehe ihre jeweils nur von einer Minderheit gutgeheißenen Kämpfe gegen Studiengebühren, für Einheitsschule und Steuererhöhungen.
Aus all diesen Gründen sind die Sozialisten so tief gestürzt. Obwohl sie eigentlich am Höhepunkt ihres Erfolgs an den politischen Stammtischen stehen - denn nicht nur bei den Medien, sondern auch bei allen anderen Parteien haben zumindest Teile des sozialistischen Denkens die Lufthoheit erobert.

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Alle feuern – oder was?

24. November 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

If you pay peanuts, you get monkeys. Wenn man nicht marktgemäß zahlt, hat man bald lauter Affen im Tempel. Egal wie sehr Boulevard- und Politik-Populisten gegen hohe Gehälter schimpfen: Die wenigen wirklich guten Leute ziehen immer dorthin, wo sie am meisten verdienen. Sie aber sind oft entscheidend für Tausende andere Jobs.

Das gilt im Wettbewerb zwischen Firmen oder Banken genauso wie bei jenem zwischen Ländern. Um noch ein weiteres englisches Schlagwort zu bemühen: Der Brain Drain zieht die besten Kräfte in Länder mit hohen Einkommen, niedrigen Steuern und ausreichender Lebensqualität (Sicherheit, Schulen, Gesundheit und Infrastruktur).

Aktionäre haben meist nichts dagegen, wenn manche Vorstände sogar etliche Millionen Euro im Jahr verdienen, solange ihnen auch selbst ein guter Ertrag gesichert ist. Sie sind nur dann empört, wenn superverdienende Vorstände ein Unternehmen in den Misserfolg führen, wenn das Management finanziell sehr gut wegkommt, während sie als Eigentümer einen schweren Substanzverlust hinnehmen müssen. Besonders ärgerlich sind Fünfjahresverträge und Langfristboni, die selbst einem wegen schlechter (Unternehmens-)Führung gefeuerten Vorstand beim Abschied einen dicken Scheck einbringen.

Die Verantwortung dafür trifft natürlich die Aufsichtsräte, die solche Führungsverträge absegnen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Aufsichtsräte primär aus Herrschaften bestehen, die anderswo selber Vorstände sind, die also das eigene Standesinteresse in den Genen haben. Es gibt aber auch  durchaus internationale Beispiele, wo Vorstände in schlechten Jahren absolut Null verdient, ja über ihren obligatorischen Aktienbesitz sogar einen echten Verlust erzielt haben.

 Man kann mit zu großer Peanuts-Sparsamkeit freilich auch großen Schaden anrichten. Das zeigt jetzt die Entwicklung der deutschen Hypo Real Estate und ihrer Bad Bank, wo fast so viel wacklige Forderungen und Anleihen lagern, wie die gesamte griechische Staatsschuld ausmacht. Dort ist ja die unglaubliche Peinlichkeit passiert, dass man sich um nicht weniger als 55 Milliarden Euro verrechnet hat, und dass deswegen nicht einmal irgendjemand seinen Job verloren hat. Besonders nachdenklich macht die Erklärung dieses „Rechenfehlers“, die nun in Deutschland kursiert: Zu viele sachkundige Mitarbeiter haben die HRE verlassen, weil dort nach dem Crash die Gehälter gedeckelt worden sind.

Das zeigt ein teuflisches Dilemma: Jedermann in Deutschland hätte zwar am liebsten die ganze HRE-Mannschaft an die Luft gesetzt. Aber selbst bei der Abwicklung des größten Schadensfalles der deutschen Wirtschaftsgeschichte ist man vom Wissen jener Mannschaft abhängig, die beim Absturz an Bord war. Und es ist oft nur sehr schwer herauszufinden, wer davon zu den Versagern zählt und wer den Karren noch aus dem Dreck ziehen könnte.

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Und jetzt hat es auch Deutschland erreicht

23. November 2011 15:38 | Autor: Andreas Unterberger

Nicht einmal mehr die Bundesrepublik bekommt seit Mittwoch ihre gesamten auf den Finanzmärkten angebotenen Staatsanleihen los. Damit stehen viele als blamiert da. Damit ist aber auch die Ursache der Katastrophe messerscharf bloßgelegt.

Blamiert sind alle jene, die in den letzten Monaten Deutschland und andere Länder in oft rüdem Ton zu mehr „Solidarität“, also zu noch leichtfertigerer Schuldenaufnahme aufgefordert haben. Fast sämtliche Linkspolitiker und Kommentatoren Europas müssten daher eigentlich ab jetzt für immer schweigen. Selbst die Deutschen sind nämlich seit langem nur relativ besser dagestanden als andere Länder, von gut war aber auch dort keine Rede.

Heute ist aber auch Angela Merkel blamiert, weil sie seit Mai 2010 immer wieder – damals noch – gutes Geld dem schon verbrannten nachgeworfen hat. Sie hat damit Deutschland mit in den Schuldenstrudel gestürzt. Und damit auch andere Länder wie das jeder eigenen Außen- und Finanzpolitik bare Österreich (dessen Politiker sich ohnedies nicht mehr weiter blamieren können).

Blamiert haben sich alle jene Politiker, die in den letzten Jahren trotz einer steigenden Staatsverschuldung auch nur einmal gesagt haben: „Aber das muss das . . .reichste Land der Welt sich doch leisten können“, oder: „Der Molterer soll nicht so auf seinem Geld sitzen“, oder: „Der Grasser mit seinem Nulldefizitfimmel“, oder: „Schüssels soziale Kälte“, oder: „Zuerst brauchen wir Wachstum, dann können wir später sparen“ usw. Und blamiert ist auch jeder einzelne Abgeordnete, der in den letzten Jahren Gesetzesentwürfen mit Mehrausgaben zugestimmt hat. Also primär die Abgeordneten der Regierungsparteien, aber oft genug auch die der Opposition, die auch immer besonders laut weitere Ausgaben gefordert haben.

Blamiert sind auch die Freiheitlichen, die in der letzten Zeit von der Trennung in einen guten Nord- und einen schlechten Südeuro oder gar von einem Neo-Schilling fabuliert haben. Ohne ganz konkretes Sparen hier und jetzt ist jeder Euro, jeder Schilling, jede D-Mark gefährdet.

Und bis auf die Knochen blamiert ist auch die EU-Kommission. Denn es ist wohl kein Zufall, dass die Geldgeber nun genau an jenem Tag auch Deutschland boykottieren, da die Kommission (mit Unterstützung auch fast aller österreichischen EU-Abgeordneten von Karas bis Swoboda!) den Druck massiv und öffentlich erhöht hat, Eurobonds auszugeben. Das sind ja nichts anderes als Anleihen, bei denen die Deutschen in irgendeiner Form für Griechenland & Co mithaften sollten.

Das alles ist ein historischer Paradigmenwechsel. Noch nie ist den europäischen Staaten in ihrer Gesamtheit und als Institution so sehr das Misstrauen ausgesprochen worden. Das erschüttert Staaten und Demokratie in ihren Grundfesten. Und die Parteien erst recht.

Alle einfachen und schmerzarmen Auswege sind ihretwegen längst versäumt worden. Und in Österreich treten gerade die Arbeiterkämmerer aller Couleur zum Sturm auf  die Idee einer Schuldenbremse an . . .

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Elternvertreter, die seltsame Eltern zu vertreten glauben

23. November 2011 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Da fordert ein Lehrervertreter das, was immer mehr um die Bildungszukunft besorgte Menschen fordern. Und sofort fährt ihm ein Elternvertreter über den Mund, und die Linksparteien tun dies sowieso. Es geht um Problemschüler sowie deren Eltern und ist ein Musterbeispiel, warum nicht einmal die logischsten Reformen im Schulsystem vorankommen.

Der Lehrer Paul Kimberger hat zur Diskussion gestellt, dass bei Eltern von Problemschülern, die nicht mit der Schule kooperieren, die Familienbeihilfe eingefroren werden soll. Ein an sich völlig logischer Gedanke: Eltern, die ihre Pflichten als Väter und Mutter nicht erfüllen, bringen sich auch um die Entschädigung für die Erfüllung ihrer Pflichten. Das würde mit Sicherheit das Desinteresse so mancher Eltern an dem Schulerfolg und der Disziplin ihrer Kinder erhöhen. Welche Muttersprache auch immer diese haben.

Ein Herr Theodor Saverschel, der für die Elternvereine an Höheren Schulen zu sprechen vorgibt, lehnte das sofort ab. Mit der Begründung, dass er ja auch nicht Gehaltskürzungen für Lehrer fordere, die nicht pünktlich die Stunden beginnen oder die den Stoff nicht gut vermitteln.

Da stellen sich gleich mehrere Fragen an den wackeren Mann: Warum fordert er eigentlich nicht wirklich Sanktionen gegen Lehrer, die ihre Pflichten nicht erfüllen? Das wäre doch ebenfalls eine durchaus gute Idee. Damit wären auch bei den Lehrern Einkommen und Leistung wieder ein wenig enger aneinandergekoppelt, als sie es derzeit sind. Damit würde Saverschel mit Sicherheit die Interessen der Eltern und Schüler vertreten, die oft unter solchen – zum Glück relativ wenigen – Lehrern leiden. Eigentlich wäre es sogar selbstverständliche Pflicht eines Elternvertreters, von den Lehrern die Einhaltung ihrer Pflichten zu fordern. Oder sieht er wie viele andere Funktionäre in diesem Land seine Existenzberechtigung nur noch in der Beibehaltung der eigenen Funktion?

Und warum regt sich ein Elternvertreter an Höheren Schulen auf, wenn es um Sanktionen für Problemkinder und nicht kooperierende Familien geht? Glaubt er, solche Kinder wären sogar in Höheren Schulen am richtigen Platz? Begreift er nicht, dass solche – zum Glück relativ wenigen – Problem-Schüler und -Eltern den anderen Mitschülern großen Schaden antun können? Wäre es nicht im Interesse der hoffentlich großen Mehrheit engagierter Eltern und Schüler, dass hier die Schulen mehr Möglichkeiten in die Hand bekommen, die Vorgänge in den Schulen wieder auf den Unterricht zu konzentrieren?

Der Herr Saverschel ist freilich auch sonst ein etwas reduzierter Geistesriese, der nie das vertritt, was die von ihm Vertretenen eigentlich wollen: Er musste in den letzten Monaten ja auch erst vom Druck der Basis gezwungen werden, anstelle seiner ursprünglichen Zustimmung zur Androsch-Einheitsschule zu deren Ablehnung überzuwechseln . . .

Er ist mit seinem Nein zum Lehrervorschlag natürlich auch ein geistiger Verwandter der Grünen. Diese haben jenen Vorschlag ja sofort mit ihrem alten, aber immer noch saudummen Argument „Rohrstaberl-Pädagogik“ zu bekämpfen versucht. Als ob irgendjemand von Gewaltanwendung geredet hätte. Aber gegen die Dummheit der Grünen ist ja sowieso kein Kraut gewachsen.

Die heimische Linke könnte etwa auch einen Blick auf die neue große Koalition in Berlin unter dem Sozialdemokraten Wowereit werfen, wo viele Schulen ja in den letzten Jahren durch den großen Migrantenanteil und ständige progressive „Reformen“ in einen schwer zerrütteten Zustand geraten sind. Dort findet sich nun im neuen Koalitionsvertrag die Forderung nach „pädagogischen Maßnahmen“ und nach „Elternverträgen“ mit dem ausdrücklichen Zusatz: „Greifen sie nicht, wenden wir auch repressive Maßnahmen an, wie sich schrittweise erhöhende Bußgelder, polizeiliche Zuführung u.a.“

Wenn einer unserer Elternvertreter oder Linkspolitiker solches zu lesen bekäme, würde ihn wahrscheinlich auf der Stelle der Schlag treffen. Aber sie lesen ja zu ihrem Glück ohnedies nichts. Sie wollen nur die repressionsfreie Matura für alle einschließlich gewalttätiger und dauerschwänzender Jugendlicher, samt ebenfalls leistungsfreiem Dauerstudium an einer Gratisuni.

 

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Die Abwahl von Regierungen macht nur kurze Freude

22. November 2011 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

Nach Spanien am vergangenen Sonntag in ein paar Tagen wohl auch Slowenien: Sozialdemokratische Regierungen werden reihenweise aus dem Amt gefegt. Das bedeutet zwar ein Ende der Verirrungen, die Europa als Spätfolge der zerstörerischen 68er Ideologie erfasst haben. Was bedeutet das aber jenseits aller nationalen Besonderheiten für die gesamteuropäische Krise?

Das signalisiert primär einen allgemeinen Frust der Wähler angesichts der nicht bewältigten und auch nicht bewältigbaren Euro-Krise. Es bedeutet damit fast automatisch eine Absage an jeden, der in einem Euro-Land regiert. Demnächst werden ja wohl auch einige jener Regierungen stürzen, die rechts der Mitte stehen, wie etwa die französische.

Die österreichische Linksrechts-Koalition hat zwar noch bis 2013 mit den nächsten Wahlen Zeit. Das bisweilen in Zeitungen aufflackernde Gerede von vorzeitigen Neuwahlen ist nicht wirklich ernst zu nehmen. Aber dann werden Rot und Schwarz wahrscheinlich Mühe haben, gemeinsam noch einmal die 50 Prozent zu erreichen. Das sind wohlgemerkt zwei Parteien, die gemeinsam bis in die 80er Jahre 90 Prozent hatten und auch in der Folge noch lange die Zweidrittelmehrheit.

Nur: Die Alternativen sind rar, wenn man die europaweiten Trends zu analysieren versucht: Viele Wähler wenden sich insbesondere frustriert dem Lager der Nichtwähler zu. Womit sie freilich nur eines erreichen: dass die Stimmen aller anderen noch gewichtiger werden. Profitieren können Linksaußenparteien – freilich auf niedrigem Niveau – und insbesondere Parteien mit einem starken nationalen beziehungsweise fremdenfeindlichen Akzent. Die spanischen Wahlsieger sind ja sehr durch den spanischen Nationalismus geprägt, der sich gegen die „Anderen“ im eigenen Staat richtet, die halb oder ganz weg von Madrids Oberhoheit wollen, wie vor allem Basken und Katalanen.

Gewiss gibt es auch einige Erfolge liberale Ordnungsideen, insbesondere in Nicht Euro-Ländern: Siehe Polen, Skandinavien, Baltikum und nicht zuletzt Großbritannien. Im wichtigsten Land Europas hat die FDP aber inzwischen schon wieder jeden Kredit für seriöse Ordnungspolitik verspielt – wohl auch wegen ihrer mangelnder Ernsthaftigkeit – und damit die nächste Linkswende schon vorbereitet.

Man kommt zwar in Europa zunehmend zur Erkenntnis, dass die sozialdemokratische Wohlfahrtsstaats-Illusion die Hauptursache der Schuldenkrise ist. Die gigantischen Fehlinvestitionen vor allem der sozialistischen Ära in Spanien – an denen auch die sinnlose Freigiebigkeit der diversen EU-Struktur- und Kohäsionsfonds für jenes Land gehörig Mitschuld trägt – haben zwar ein kurzes Konjunktur-Strohfeuer entzünden können. Sie haben aber langfristig unzählige Bauruinen hinterlassen samt noch gewaltigeren Schulden. Ansonsten blieb vom Sozialismus in Spanien eine moralische Wüste mit zahllosen feministischen und schwulen Verirrungen.

Von der langfristig tödlichen Wohlfahrtsstaats-Illusion sind viele andere Gruppierungen nicht verschont geblieben. Auch die meisten Konservativen und Christdemokraten haben sich im Lauf der letzten Jahrzehnte voll mit dieser „progressiven“ Krankheit infiziert. Und bei den fremdenfeindlichen Parteien fehlen – neben ihren legitimen migrationsskeptischen Ansätzen – die sozial- und wirtschaftspolitischen Konzepte meist ganz. Oder diese Parteien sind sozialistischer als die Sozialdemokraten, sie ersetzen lediglich die internationalistische Rhetorik durch eine nationalistische.

Freilich: So sehr man den Parteien den Vorwurf machen muss, dass sie mit ihrer fast durchwegs sozialdemokatisch-keynesianischen Schuldenpolitik die Krise verursacht haben, so wenig kann man ihnen heute die Tatsache zum Vorwurf machen, dass sie keine Ahnung haben, wie Europa schnell aus der Krise zu führen ist.

Denn zunehmend setzt sich zumindest bei ehrlichen Analysen die Erkenntnis durch: Es gibt gar keinen schmerzfreien Ausweg mehr. Dazu ist es viel zu spät. Die Länder Europas müssen jetzt in einer viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte langen Periode der Askese die Rechnungen für die letzten 40 Jahre zahlen, in denen die Staatsschulden so sehr zugenommen haben, in denen es sich die Menschen gut gehen haben lassen.

Wer jetzt behauptet, ein funktionierendes Rezept zu haben, der lügt. Die Schuldenkatastrophe ist weder durch die Rückkehr zu den alten Währungen noch durch die Teilung des Euro in zwei Blöcke noch durch Eurobonds-Tricksereien mehr geordnet lösbar. Selbst die eine Zeitlang forcierte „Hebelung“ durch die Aufnahme von Billionen-Krediten funktioniert nicht mehr: China&Co denken aus Eigeninteresse gar nicht daran, Europa Geld zu schenken, pardon: „borgen“.

Europas Staaten stehen praktisch allesamt vor der grauslichen Alternative: Zahlungsunfähigkeit oder Entsorgung der Schulden via Megainflation. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es zur Inflation kommen, also zu einer Entschuldung der Staaten zu Lasten all jener, die etwas gespart, die auf irgendein Pensionssystem (staatlicher oder privater Natur) vertraut oder die Lebensversicherungen abgeschlossen haben. Aber auf dem Weg der Inflation ersparen sich Politik und Bürokratie den Offenbarungseid, dass die Staatsgehälter nicht bezahlt werden können. Selbst die europäische Zentralbank ist ja schon längst von jenen übernommen, die sich im Zweifel für die Inflation entscheiden. Gegen ihren eindeutigen Auftrag.

Man wird wohl schon über eines froh sein müssen: Wenn es in diesen Krisenjahren gelingt, den Rechtsstaat samt den wichtigsten Bürgerrechten (soweit diese nach den gutmenschlichen Zerstörungsaktionen noch vorhanden sind) zu retten; wenn es gelingt, den Weg in die Diktatur zu vermeiden. Die durch Deutschland ziehenden neonazistischen Mörderbanden machen freilich deutlich, wie nahe der totale Absturz schon ist.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Medien, Politiker und das Kopfrechnen

21. November 2011 17:44 | Autor: Andreas Unterberger

Wien lässt nun auch die Hundesteuer gewaltig in die Höhe schnalzen. Und praktisch alle Medien berichten das während des ganzen Montags falsch. Denn statt der in Wahrheit 65,1 Prozent ausmachenden Erhöhung schreiben sie nur von „fast 40 Prozent“. Spielen da etwa gar die vielen Rathaus-Inserate eine Rolle? Oder "nur" die Tatsache, dass Journalismus in Österreich überwiegend in bloßem denkfreien Abschreiben von irgendwelchen Meldungen besteht?

Die Quelle der Falschrechnung ist übrigens nicht genau eruierbar: Natürlich fällt der Verdacht primär auf die rote Stadträtin Sima, die an vielen Orten zitiert wird. Aber eine Originalaussendung des Rathauses gibt es nicht. Denn die Stadt Wien mit ihrem Hunderte Millionen teuren Propagandaapparat kommuniziert das Ganze überhaupt nicht. Auf deren Internetseiten steht noch unverändert der alte Betrag. Unangenehme Nachrichten werden offenbar nicht mehr offiziell kommuniziert. Das in vielen Budgetposten versteckte Kommunikationsbudget der Stadt und ihres Netzwerkes ist offenbar nur noch zu Bestechungszwecken da . . .

Die Hundeabgabe wird künftig jedenfalls statt 43,60 ganze 72 Euro betragen. Die Reihe jener Online-Quellen, die das für eine 40prozentige Erhöhung halten, ist lang: Sie reicht vom Standard über den ORF, die Kronenzeitung, Kurier, den Online-Auftritt der Fellner-Zeitung bis zu blauen und schwarzen Gemeinderäten.

Immerhin haben in den diversen Online-Foren dieser Medien zahllose User besser gerechnet als die Journalisten. Diese haben zum Teil viele Stunden gebraucht, bis sie den Fehler korrigiert haben (etliche haben es bis jetzt noch nicht). Waren diese alle schon in einer Gesamtschule? Oder sind sie nur Opfer moderner Pädagogen, die meinen, seit Erfindung des Computers sind Kopfrechnen und Plausibilitätsabschätzungen überflüssig?

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Fußnote 236: Unsere Bahn hat neue Sponsoren

21. November 2011 01:20 | Autor: Andreas Unterberger

Es genügen nicht mehr die Milliarden aus dem Bundesbudget für die ÖBB. Jetzt müssen auch die Bundesländer herhalten.

Das Land Salzburg zahlt künftig 200.000 Euro jährlich, die Steiermark 900.000, damit die ÖBB weiterhin zwischen Salzburg und Graz fahren wird. Die Gewerkschaftsbahn bekommt das einfach so unter der Hand. In einer bananenfreien Republik hätte so etwas natürlich ausgeschrieben werden müssen, damit auch die neuerdings zum Glück erstmals antretenden privaten Zugbetreiber ein Angebot für diese Verbindung legen könnten. Aber die Privatbahn wird ja mit allen Mitteln schikaniert: durch erhöhte Bahnhofs- und Schienenbenützungs-Gebühren zufällig genau dort, wo die Privaten fahren wollen; durch eine Regulator-Behörde, die laut EU streng unabhängig sein müsste, die aber künftig von einer Frau direkt aus dem Kabinett der ÖBB-Eigentümerin Bures geleitet wird (natürlich ist Bures nicht Eigentümerin – sie hat aber alle Macht einer solchen); und durch einen Vorstoß des Gesundheitsministers, der den Privaten eigene, ohnedies streng isolierte Raucherkojen verbieten will (nicht dass ich viel Sympathie für schwer abhängige Raucher hätte: Aber wem nutzt es, wenn die ihrer Sucht wegen solche Reisen halt dann doch lieber im eigenen Auto absolvieren?).

PS.: Nur zur Erinnerung: Über diese ÖBB hält bekanntlich nicht nur Frau Bures ihre parteipolitische Hand, sondern auch ein Aufsichtsrats-Chef Pöchhacker, gegen den in Sachen Vergabekorruption konkretere Beweise vorliegen als gegen Ex-Minister Grasser. Woran der Umstand nichts ändert, dass die sogenannten Aufdeckerzeitschriften und anderen Medien immer nur von Grasser und fast nie von Pöchhacker schreiben. Aber man wird sich doch keine ÖBB-Inserate abschießen . . .

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Fußnote 235: Von Frankreich lernen

21. November 2011 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

„Die französische Staatsbürgerschaft zu bekommen, verpflichtet Sie und darüber hinaus ihre Nachkommen. Indem sie französisch werden, können sie sich nicht mehr auf eine andere Nationalität berufen.“

Diese ‚ „Charta der Rechte und Pflichten“ müssen ab 1. Jänner Ausländer bei der Einbürgerung in Frankreich unterzeichnen. Das ist zumindest ein eindrucksvoller Versuch, aus den im Land befindlichen Menschen auch loyale und integrierte Mitbürger zu machen (wenn auch keine Garantie für ein Gelingen). Sebastian Kurz, der neue Star-Staatssekretär, könnte sich von diesem Projekt einige Scheiben abschneiden – zumindest sobald er fertig ist, seine Existenz mit serienweisen Zeitungsinseraten in Erinnerung zu rufen. In Österreich hingegen startet das linke Zentralorgan „Falter“ eine Kampagne gegen jene Handelsbetriebe, die ihre Mitarbeiter dazu anhalten, bei der Arbeit deutsch zu sprechen. Und niemand widerspricht dem heftig von der Gemeinde Wien per Inseratenschaltung finanziert Blättchen.

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Wie Gewerkschafter halt so denken - und Rinnen erst recht

20. November 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Kaum gibt es erste Andeutungen, dass über die Anhebung des Frauen-Pensionsalters auch nur nachgedacht werden könnte, erheben sich die Gewerkschaftsfrauen wie ein Mann, pardon wie eine Frau. Mit einer gar köstlichen Begründung.

Dieses ungleiche Pensionsalter ist ja in Zeiten, da die Kreditwürdigkeit des Landes jeden Tag abnimmt, eine gefährliche Skurrilität geworden. Erst 2033 sollen ja nach der geltenden Verfassungslage Frauen so wie Männer mit 65 in Rente gehen können. Ganz abgesehen einmal von den vielen „sozialen“ Errungenschaften auf Schulden, über die ja Menschen ohnedies auch noch vor dem gesetzlichen Pensionsalter reihenweise viel früher in Pension gehen. Wie die Hacklerpension, eine Erfindung des angeblich wirtschaftsliberalen BZÖ. Oder wie die Invaliditätspension, in die man neuerdings besonders häufig unter Vorschützen angeblicher psychischer Erkrankungen geht (oder glaubt jemand, dass diese binnen kurzem wirklich so dramatisch zugenommen haben?).

Ein gegenüber den Männern um volle fünf Jahre niedrigeres Frauenpensionsalter gibt es ja nur noch in fünf EU-Ländern, darunter so berühmten wie Griechenland oder Italien. Aber selbst dort wird der allgemeine Pensionsantritt nun auf 67 Jahre erhöht.

Aber zurück zur Begründung der ÖGB-Frauen, warum sie eine Angleichung vehement bekämpfen. Obwohl selbst der dem ÖGB ja nicht gerade ferne Sozialminister sanft davon gesprochen hat, dass man doch nachdenken müsse, weil sich ja in den letzten Jahrzehnten die Lebenserwartung signifikant erhöht hat. Erstens erklärte ÖGB-Frauenchefin Brigitte Ruprecht: „Für viele Frauen würde es keine finanziellen Vorteile bringen.“ Ein erstaunliches Argument, das die völlig verquere ÖGB-Logik zeigt: Sparmaßnahmen sind offensichtlich nur dann erlaubt, wenn es jedem einzelnen Vorteile bringt. Oder zumindest „jeder einzelnen“.

Noch skurriler ist ihr zweites Argument, warum die Pensionsaltersangleichung nicht gehe: Die Einkommensschere klaffe nach wie vor zwischen Männer und Frauen auseinander. Das ist nun gar köstlich: Denn ein Hauptgrund, warum diese Einkommenschere statistisch scheinbar auseinanderklafft, ist ja eben das ungleiche Pensionsantrittsalter. Wenn Frauen in jenen Jahren schon in Pension sind, da man nach den meisten Gehaltsordnungen am besten verdient, dann verringert sich naturgemäß das statistische Durchschnittsgehalt.

Eine wunderbare Zirkelargumentation: Das Pensionsalter kann wegen der Einkommenschere nicht angeglichen werden. Die Einkommenschere kann sich wegen des ungleichen Pensionsalters nicht schließen.

Das ist eben Logik nach ÖGB-Art. Diese ist dort aber auch bei den Männern sehr verbreitet. Sagte doch soeben der (zum Glück bald abtretende) Eisenbahnerboss Haberzettl im Parlament, dass die Pensionsprivilegien der Eisenbahner ja Schuld von Schwarz-Blau seien. Na dann, schaffen wir sie doch sofort ab – oder?

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Hymnenmurkserei oder: Der Selbstmord einer Partei

19. November 2011 02:12 | Autor: Andreas Unterberger

Gewiss, Selbstmord ist nicht strafbar. Dennoch erfüllt er immer mit großer Trauer und der verständnislosen Frage: Warum?

Das ist auch bei einem politischen Selbstmord nicht anders. Insbesondere wenn ihn eine große und einst staatstragende Partei begeht. Diesem ist die Volkspartei nun mit einem weiteren großen Schritt nähergerückt, nämlich mit der Zustimmung zum Linksprojekt einer Genderisierung der Bundeshymne. Sie gewinnt damit keine einzige Stimme, vertreibt aber weitere Zehntausende angewiderte Wähler, die einst noch eine ganz andere Volkspartei gewählt haben.

Der Text der Hymne hat bisher niemanden gestört –  bis auf ein paar neurotische Berufsfeministinnen in Politik und Medien, die verzweifelt nach irgendeiner Existenzberechtigung für sich selbst suchen. Umfragen zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Österreicher für die Beibehaltung der bisherigen Hymne sind. Tut nichts, die politische Klasse tut, was sie will.

Vom Duden bis zur Autorin der Hymne, also einer Frau, war immer klar, dass mit „Heimat bist du großer Söhne“ natürlich alle Österreicher beiderlei Geschlechts gemeint waren. Weil aber der politischen Klasse Sprachbeherrschung und -gefühl abhanden gekommen ist, ist das offenbar für sie nicht mehr klar.

Besonders schmerzhaft für jedes Sprachgefühl ist auch, dass die parlamentarischen Dummköpfe einfach eine zusätzliche Silbe in diese Hymnenzeile schieben. Dort soll es nämlich künftig heißen: „Heimat großer Töchter und Söhne.“ Stil? Versmaß? Den AbgeordnetInnen völlig unbekannt. Genauso wie der Respekt vor dem Werk einer Dichterin.

Natürlich könnte man jetzt noch spötteln: Warum haben sie nicht auch die „Ahnentage“ gegendert? Will das Parlament durch dieses Versäumnis auch der nächsten Generation von Feministinnen noch ein Betätigungsfeld zum Wichtigmachen lassen? Politisch korrekt müsste es ja „Ahnen- und Ahninnentage“ heißen. Aber eigentlich ist einem die Stimmung zum Spötteln längst vergangen.

Wer hätte das gedacht: Jetzt gibt es sogar schon Gründe der kulturellen Sensibilität, zu Blau oder Orange zu wechseln.

Zur Verteidigung wird dann angedeutet, die ÖVP stimme dem Schwachsinn nur deshalb zu, weil man im Gegenzug den Feministinnen eine Abschaffung des privilegierten Frauenpensionsalters abringen will. Das hat aber erstens wirklich nichts miteinander zu tun. Und zweitens gilt die Wette, dass die SPÖ trotz einiger vager Andeutungen am Ende keiner substantiellen Änderung des Pensionsalters zustimmen wird, oder höchstens einer Vorverlegung der Hinaufsetzung um ein oder zwei Jahre. Was angesichts einer Übergangsfrist bis 2033 angesichts der Lage der Staatsfinanzen nur noch grotesk ist.

Und irgendwie ist es symbolisch, dass dieser rotgrünschwarze Hymnenkonsens ausgerechnet am gleichen Tag erzielt worden ist, da dasselbe Parlament neuerlich ohne Not ein Budget mit einem saftigen Defizit beschlossen hat. Welches der finanziellen Stabilität des Landes genauso schaden wird wie die Hymnenmurkserei seiner kulturellen Identität.

 

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Eine Puppe mit Frisur und ihre Jubelgenossen

19. November 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Ist Werner Faymann genauso eine Kunstfigur wie sein witziges Twitter-Gegenstück Failmann? Ist der kleine Kanzler vielleicht nur eine Puppe, die lediglich in ihren medialen Kampagnen ein Scheinleben führt? Seit Jahren häufen sich Indizien, die diesen Verdacht nähren.

Dieser Verdacht wird neuerdings auch durch das Auftreten einer weiteren ebenfalls nur virtuellen Kunstfigur aus der gleichen (angeblich im Burgenland liegenden) Werkstatt verstärkt, die schon Faymann gebastelt haben dürfte. Diese zweite Scheinperson heißt „Schuldenbremse“.

Sie erweckt den Eindruck der Sparsamkeit, ohne aber dass auch nur ein Cent eingespart werden müsste. Was zugegebenermaßen geradezu genial ist. Sogar der schlichte Koalitionspartner ÖVP vermeint darin eine Wirklichkeit zu erkennen, deretwegen er gleich bereit ist, lange strikt abgelehnte Steuererhöhungen zu akzeptieren, ohne dass der Kunst-Faymann auch nur eine echte Einsparung zugestanden hätte.

Die Kunstfigur Faymann ist aber jedenfalls viel älter. Sie ist durch einen Lebenslauf gekennzeichnet, in dem einfach gleich sechs Jahre fehlen. Was für die fiktive Produktion eines Bundeskanzlers doch auf einige bedauerliche Schlampereien schließen lässt. Denn diese biographische Lücke lässt ja sofort die bösesten Vermutungen über Aufenthaltsort und Zeitvertreib unserer Puppe in jenen Jahren aufkommen. Von denen wir uns natürlich aufs Allerdeutlichste distanzieren. Gilt doch auch für Kunstfiguren sicherlich die Unschuldsvermutung.

Eine der Haupteigenschaften unseres Kunst-Faymanns in den letzten Jahrzehnten ist das ständige Auftreten auf Inseratenseiten sowie das Absondern absolut nichtssagender Sprechblasen. Kennzeichnend für letztere sind etwa Interviews der Kanzler-Darstellerpuppe, in denen diese nach jedem EU-Gipfel immer genau das fordert, was der Gipfel gerade davor beschlossen hat. Am liebsten tut sie das in dem Blatt „Österreich“ (auch das ist ja übrigens ein sich virtuell als Zeitung ausgebender bloßer Werbeprospekt). Dort wird die Puppe niemals durch blöde Nachfragen belästigt.

Besonders früh ist die Faymann-Puppe in Wiens hässlichstem Bauprojekt, der Gasometer-City aufgetreten. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt fand man lange – hochbezahlte, aber redaktionell getarnte – Werbestrecken in den Boulevardzeitungen, in denen „Europas modernstes Wohnprojekt“ betrommelt worden ist. Neben Werbetexten für dieses von Anfang an als Flop erkennbare Bauprojekt fanden sich darin immer wieder seitenfüllende Schönphotos Faymanns.

In einem (24seitigen!) Kronenzeitungs-„Bericht“ wird die Puppe mit der Fönfrisur etwa so betitelt: „Mut zu Entscheidungen: Werner Faymann, der politische Motor des ,Simmeringer Vierzylinders‘“. Dieser Vierzylinder war eine so tolle Entscheidung, dass auch elf Jahre später noch immer redaktionell getarnte Werbeseiten gekauft werden müssen, um ihn den unwilligen Mietern anzupreisen. Etwa vor kurzem im Kurier: „Gasometer - Ein Wohntraum mit Zukunft.“ Das einzige was sich geändert hat: Jetzt finden sich dort halt Schönphotos eines anderen Wohnbaustadtrates . . .

Wie ein roter Faden zieht sich durch die mediale Faymann-Existenz im Lauf der Jahrzehnte die Doppelseite in der Kronenzeitung, in der die untere Hälfte einer der beiden Seiten ein sogenanntes Interview mit unserer Kunstfigur zeigt. War das 2002 etwa eine „Wohn-Krone“, in der Faymann unter dem Titel „Der direkte Draht zum Stadtrat“ heiße Luft zum besten gab, war es 2007 eine doppelseitige Serie unter dem Titel „Unsere Bahn“. Dort fand sich immer „Das Aktuelle Interview mit Verkehrsminister Werner Faymann“. Lediglich die Frisur hat sich dazwischen gewandelt. Immerhin.

Nur eine kleine Kostprobe aus diesen durch und durch journalistischen Interviews: „Herr Minister, wie verbringen Sie, abgesehen vom politischen Programm den heutigen 26. Oktober? Bleibt noch Zeit für die Familie?“ Und die Antwort: „Nach den politischen Veranstaltungen zum Nationalfeiertag werde ich den Abend mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter verbringen.“

Das musste ja wirklich einmal gesagt und geschrieben werden. Auf Kosten des Bahnbudgets, und damit der Steuerzahler. Und auf ganz normalen Zeitungsseiten mit der Kennzeichnung „Reportage“. Und ohne die vom Gesetz vorgeschriebene Kennzeichnung als „Werbung“.

Aber wer so heftig und bis heute ungestraft Amtsmissbrauch begehen kann, indem er diese Werbung aus öffentlichen Kassen zahlen lässt, braucht sich um solche Kleinigkeiten schon gar nicht zu kümmern. Oder er ist eben nur eine Kunstfigur. Denn solchene Plattheiten können eigentlich nur im Labor entstehen.

Neuerdings ist unser virtueller Faymann in die wirklich virtuelle Welt, ins Internet abgetaucht. Die Zeitschrift Datum hat sich die Mühe gemacht, den wenigen Jubelgenossen nachzuspüren, die dort ständig unterwegs sind, um mit haarsträubenden Rechtschreibfehlern in Postings Faymann zu bejubeln. Diese Faymann-Jubler haben im Facebook keines der dort üblichen Attribute. Ihr Profil ist abgeschottet, man kann ihnen keine Freundschaftsanfrage schicken, keine Nachricht. Dafür liest man dort: „find das echt gut, dass der bundeskanzler das so klar ausspricht.“ Oder: „wär ihn einmal gesehen hat wie er mit sogenannten kleinen leuten umgeht sieht sofort dass er es ernst meint!“

Wie alles an Faymann: Total glaubwürdig.

Ebenso glaubwürdig wie seine Unschuld in Sachen Untreue und Amtsmissbrauch, deretwegen die Staatsanwaltschaft immerhin noch immer ermittelt. Findet sich dort denn nicht endlich ein BSAler, um das abzudrehen wie in Sachen Kampusch-Zweittäter, Aichhorn-Haus und anderen politisch unangenehmen Verbrechen? Eine Kunstfigur kann ja gar nicht ins Gefängnis kommen. 

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SN-Kontroverse: Schuldenbremse

18. November 2011 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Schuldenbremse ein taugliches Mittel?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Bremse gegen Finanzhaie

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit der Pleite der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers befindet sich die globale Ökonomie auf Talfahrt. Mit Milliardenbeträgen sahen sich die Staaten gezwungen, ihre Banken vor der Pleite zu retten, und nun sind sie selbst konkursreif.

Eine in der Verfassung verankerte Schuldenbremse soll Abhilfe schaffen. Demnach darf der Schuldenstand die Grenze von 60 Prozent (derzeit 75 Prozent) des Bruttoinlandprodukts nicht überschreiten. Länder und Gemeinden werden auch verpflichtet. Sie sollen ab 2017 ausgeglichen bilanzieren. Allerdings haben die Landeshauptleute eine in der Vergangenheit weidlich ausgenutzte Möglichkeit, den Spardruck zu lindern: Beim alle vier Jahre stattfindenden Finanzausgleich feilschen Bund, Länder und Gemeinden um die Aufteilung der staatlichen Steuereinnahmen.

Sie sind dabei selten schlecht ausgestiegen und opponieren daher schon jetzt gegen die Sparpläne. Durch die Schuldenbremse sollen zwei Milliarden eingespart werden und sie soll nicht zuletzt Ratingagenturen und Anleiheninvestoren beruhigen. Sie sitzen Österreich im Nacken. Dabei steht die höchste Bonität, das „Triple A", auf dem Spiel.

Um die Dramatik zu illustrieren, genügt ein Blick auf die Rendite zehnjähriger österreichischer Staatsanleihen. Die schnalzte seit Mitte September von 2,5 auf mittlerweile 3,6 Prozent in die Höhe. Damit zahlt Österreich bereits doppelt so viel Zinsen für neue Schulden wie Deutschland, das seit 2009 die Schuldenbremse in der Bundesverfassung hat.

Die Schuldenbremse, vorausgesetzt sie wird vernünftig und gerecht umgesetzt, könnte letztendlich dazu führen, dass der Staat sich die ökonomische Handlungsfreiheit zurückerobert und nicht länger hilflos den Spekulationen der Finanzhaie ausgeliefert ist. Dafür lohnt es sich, mit allen Mitteln zu kämpfen.


Sie reden nur vom Sparen

Andreas Unterberger

 

Ein schwerer Raucher wird mit einer bösartigen Diagnose konfrontiert. Seine Reaktion: Er kündigt an, das Rauchen einbremsen zu wollen. Aber nicht gleich, sondern erst in einem Jahr. Und auch dann weiß er eigentlich nicht, wie er das anstellen wird. Der Nikotinverzicht soll ja keine unangenehmen Nebenfolgen haben.

Ähnlich lachhaft ist die sogenannte Schuldenbremse dieser sogenannten Regierung. Obwohl sich derzeit täglich die Zinsen für österreichische Staatsanleihen verteuern, obwohl wir nun bei neuen Anleihen schon mehr als doppelt so hohe Zinsen wie Deutschland zahlen müssen, obwohl das dreifache A der Kreditwürdigkeit heftig wackelt, meinen Faymann & Co., mit einer Debatte über eine papierene Scheinaktion noch irgendjemanden beeindrucken zu können.

Längst glauben Kreditgeber dieser Regierung aber kein Wort mehr. Sie wollen nur noch Taten sehen. Die aber zeigen, dass die Regierung noch immer wie wild trickst. Da dekretiert der Bundeskanzler zugleich mit der „Brems"-Ankündigung neuerlich eine so hohe Vergabegrenze, dass Politiker weiterhin korrupte 100.000-Euro-Aufträge aus Steuermitteln an Freunde vergeben können. Da sagt die Finanzministerin, am Budget 2012 werde sich aber noch nichts ändern (und 2013 ist leider, leider ein Wahljahr, was sie aber nicht sagt). Da mobilisieren Gewerkschaft, Grüne und Kampffeministinnen gegen eine Hinaufsetzung des Frauenpensionsalters von 60 auf 65, während der Rest Europas auf 67 geht. Da verbietet der Sozialminister, über ein Ende der Hacklerregelung nachzudenken. Da will sich in der allerfrechsten Aktion die ÖBB-Ministerin durch die Hintertür noch schnell gigantische 65 Milliarden (plus Zinsen) zusätzlich für die Bahn sichern.

Es ist wohl kein Zufall, dass die Ankündigung eines angeblichen Bremswillens ausgerechnet zum sogenannten Faschingsbeginn erfolgt ist.

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Frisches Geld für den ORF oder: Bürgerlicher Masochismus

17. November 2011 00:48 | Autor: Andreas Unterberger

Ist der ÖVP noch zu helfen? Sie hat – nach verlässlich klingenden Informationen – zugestimmt, dass der ORF seine Gebühren um sieben Prozent erhöht. Die SPÖ und die Grünen sind natürlich sowieso für die Erhöhung. Und auch die beiden Rechtsparteien haben eine große Tradition darin, sich vom Rundfunksystem Wrabetz-Rudas-Faymann-Pelinka erpressen zu lassen.

Dabei hat sich die versprochene Gegenleistung am Ende immer in Luft aufgelöst. So übel es überhaupt ist, dass rund um den ORF mit politischen Gegenleistungen gedealt werden kann.

Nichtlinke Parteien mit Selbstachtung haben jedenfalls in Zeiten des drohenden Staatsbankrotts absolut keinen einzigen logischen Grund, dem ORF mehr Geld zukommen zu lassen. Vor allem nicht, solange die Fernsehinformation innenpolitisch eine dumpfe rote Verlautbarungsplattform ohne jeden journalistischen Impetus auf Berlusconi-Niveau ist; solange die Außenpolitik so schwach ist wie noch nie in der Geschichte des ORF; solange jede einzelne Diskussionsrunde in deutschen Sendern von den Teilnehmern wie auch der Moderation her spannender, niveauvoller und mutiger ist als im ORF; solange ein Raimund Löw wie ein Politkommissar jede kritische Befassung mit der EU unterbinden kann; solange dort tägliche Kirchenhatz betrieben wird (aber die Verbrechen in Heimen der Gemeinde Wien blitzschnell wieder unter den Teppich gekehrt werden); solange die meisten Sendeschienen von Ö1 überhaupt kommunistisch unterwandert sind; solange die Journalmoderatoren fast täglich schmerzhafte Dummheit demonstrieren.

Was aber noch viel schlimmer ist: Keine einzige der nichtlinken Parteien bekommt überhaupt mit, was sich so in der Summe im ORF abspielt. Sie wissen nicht einmal, was eine professionelle Medienbeobachtung ist. Und die sogenannten Medienpolitiker schauen meist nur die eigenen Auftritte an.

Wer auch immer das Gebührenthema angreift, dürfte die Schrauben nur in eine Richtung drehen: nämlich hin zu einem allgemeinen Gebührentopf, aus dem jeder österreichische Sender nach objektiven Maßstäben für jene Sendungen etwas bekommt, in denen er niveauvoll und umfassend informiert, in denen er alle geistigen Strömungen dieses Landes ihrer Größe entsprechend berücksichtigt, in denen nicht nur österreichische, sondern auch internationale Politik, Wirtschaft und Wissenschaft spannend wiedergegeben werden.

Aus diesem unabhängig verwalteten Topf kann und soll auch der ORF (neben seinen Werbeeinnahmen) zu Geld kommen. Verdienen würde er es derzeit immerhin für die nach wie vor qualitativen und relativ objektiven Journalbeiträge der Hörfunkredaktion, für die leider immer seltener werdenden Korrespondentenberichte im Fernsehen (worunter freilich nicht die ewigen Formate „Journalist interviewt Journalisten“ zu verstehen sind, die in der Fernsehaußenpolitik fast so peinlich wie in der dortigen Innenpolitik sind), für den exzellenten Fernsehwetterbericht  und für – ?

Die Gemeinde der Kommentatoren ist eingeladen nachzudenken, ob es noch sonstwo im ORF Edelsteine gibt, die mir entgangen sind. Hier wollen wir ihm ja nicht Unrecht tun, auch wenn er dem Land schon so viel antut.

 

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Fußnote 234: Sie werden immer unverschämter

16. November 2011 13:30 | Autor: Andreas Unterberger

Und da haben wir noch geglaubt, 33 Prozent seien eine skandalös arge Erhöhung. Rot-Grün kanns immer noch ärger.

Erst vor ein paar Wochen haben sie das Wasser um 33 Prozent verteuert, obwohl die Wasserwerke einen Überschuss produzieren (an Geld und Wasser). Das war aber der neuen Wiener Koalition offensichtlich noch lange nicht genug an Unverschämtheit: Jetzt wird das Kurzparken gar um 66 Prozent verteuert. Ein Euro statt 60 Cent für die halbe Stunde. Das übertrifft jeden von Arbeiterkammer&Co lauf beklagten Benzinpreisanstieg bei weitem. Das sind genau die Ursachen der Inflation mitten in der Stagnation. Und gleichzeitig hört man absolut nichts davon, dass in Wien irgendwo gespart würde. Etwa bei den exorbitanten Beamtengehältern, etwa bei den Korruptionsinseraten, etwa bei den Hunderten Millionen an Subventionen für die unzähligen feministischen, migrantistischen, antifaschistischen, antirassistischen, kulturaktivistischen Vorfeldorganisationen des rot-grünen Abkassierersumpfs, etwa bei überflüssigen Radfahrbeauftragten. Aber schuld sind nicht nur Rot und Grün. Schuld sind auch alle jene, die bei der Wiener Wahl gar nicht hingegangen sind, nur weil sie sich zwischen Blau, Schwarz und Orange nicht entscheiden konnten (was zugegebenermaßen nicht einfach ist). Sie haben dieser miesen Partie das Abcashen leicht gemacht.

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Die spannenden Lehren der Geschichte für unser Bildungssystem

16. November 2011 02:03 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eine der spannendsten Diskussionen der internationalen Spitzenhistoriker (also leider keines einzigen österreichischen – die reduzieren ihr Interesse ja noch immer auf die Nazi-Zeit): Warum war Europa im letzten Jahrtausend so erfolgreich? Warum hat es zusammen mit seiner US-amerikanischen Ausstülpung alle arabischen, persischen, chinesischen Kulturen meilenweit überholt, obwohl diese in früheren Epochen in Sachen Technik, Wirtschaft, Sprache, Schrift oder Mathematik weit vor Europa gelegen sind? Und was können wir aus dieser Erkenntnis lernen?

Viele dieser Forscher halten vor allem zwei Faktoren für erfolgsentscheidend:  die Vielfalt Europas und seine gleichzeitige Offenheit für Ideen anderer. China, Russland, Persien, Byzanz oder das osmanische Reich wurden hingegen Jahrhunderte lang sehr zentralistisch, viel absolutistischer und häufig deutlich abgeschlossener als Europas Staaten verwaltet.

In Europa herrschte in diesem Jahrtausend überwiegend bunte Vielfalt. Man denke etwa nur an die zahlreichen Duodez-Fürstentümer des Heiligen Römischen Reiches. Vom Handel bis zum Bankwesen haben wiederum die ganz oder weitgehend unabhängigen oberitalienischen und flandrischen Städte vielfach die absolute Spitze eingenommen. Zur Spitzenstellung des Kontinents trugen auch die Vielfalt der christlichen Religionen und des Judentums bei (trotz Religionskriegen und Pogromen).

Die Europäer schauten sich immer jene Beispiele an, wo ein Land, eine Stadt etwas besonders erfolgreich gemacht hat, etwa ein neues Gesetz oder neue Erfindungen oder eine neue Marktordnung. Dieses Prinzip hat aber auch die moderne Wirtschaftswissenschaft unter dem Schlagwort „Best practice“ zur Methode gemacht. Die Nachahmung erfolgreicher Beispiele oder Konkurrenten, die Osmose neuer Ideen und die gleichzeitige Möglichkeit, dass immer irgendwo in diesem Europa irgendetwas Neues entwickelt werden konnte, erwiesen sich als weit erfolgreicher als die Entwicklung eines noch so gründlich ausgedachten Top-Down-Modells für einen Einheitsstaat.

Wenn sich ein europäischer Künstler unter einem Fürsten nicht wohlfühlte, zog er halt ohne Probleme zu einem anderen; besonders gern etwa nach Weimar oder nach Wien, wo dann so mancher Weltruhm erlangte. Ein Kolumbus pendelte so lange ungehindert zwischen der Republik Genua, zwischen den Königen von Portugal, Frankreich und Spanien, bis ihm schließlich einer seine Atlantikquerung finanzierte.

Wenn hingegen in einem großen, zentralistischen Land auch nur eine einzige Entscheidung falsch getroffen wird, gibt es keinerlei Gegengewicht, das einen Fehler austarieren konnte. Manche Staaten wie China oder Japan wurden durch einzelne Fehlentscheidungen, die dem ganzen Land von einem Herrscher aufgezwungen wurden, oft um Jahrhunderte zurückgeworfen.

Der Vorteil des freien Wettbewerbs zwischen einer bunten Vielfalt prägt aber auch heute viele Felder unseres Lebens:

Man denke etwa ans Telephon, wo früher eine einzige Monopolfirma und deren desinteressierten Beamten potentielle Kunden oft ein Jahr lang auf einen neuen – und mörderisch teuren – Anschluss warten ließ, wenn sie nicht die Protektion eines Wichtigen genossen oder kräftig geschmiert haben.

Man denke an die einstige schwer verschuldete und veraltete  Staatsindustrie, wie gut deren Betrieben und Arbeitsplätzen heute  die Freiheit, der Wettbewerb, die Vielfalt der Eigentümer tut.

Man denke an die Fortschritte an den Unis, seit dort nicht mehr ein einziger Minister alle neue Professoren bestellt, sondern die Unis das selbst tun.

Man denke an den Unterschied zwischen Ost- und Westeuropa bis 1989, als im Westen Millionen Unternehmen in freiem Wettbewerb den Bedürfnissen der Kunden mit immer neuen Ideen nachgespürt haben, während im Osten eine einzige Behörde mit einem von oben dekretierten Fünfjahresplan all diese Entscheidungen zentralisiert getroffen hat. Würden diese Planer jetzt noch amtieren, müssten die Menschen im Osten zweifellos auch heute noch neue Trabis und Wartburgs als einzige Möglichkeit eines Autos ansehen, auch wenn sie (nach Zahlung) 15 Jahre auf die Lieferung warten mussten.

Was können wir daraus für die Gegenwart und insbesondere unser Bildungssystem lernen?

Die Antwort ist klar: Dass wir die völlig falsche Schul-Debatte führen.

Diese Debatte sollte sinnvollerweise nicht mehr darum gehen, ob wir für die 10- bis 15-Jährigen nun ein oder zwei verschiedene Schulsysteme anbieten. Sondern um eine möglichst große und sich ständig neu entwickelnde Vielfalt der Ideen, Varianten und Modelle für die Bildung, Ausbildung und Erziehung in allen Altersstufen vom Kindergarten bis zur Universität.

Warum um Himmels willen sollen denn ausgerechnet in der Bildung Zentralismus und Staatsplanertum funktionieren? Warum soll es ausgerechnet in diesem Bereich richtig sein, dass eine einzige Zentrale alle AHS-Direktoren ernennt? Wem soll es nutzen, wenn die Zentrale in Wien nun sogar schon für die Kindergärten zuständig werden will? Warum begreift ausgerechnet die einst liberale Industriellenvereinigung nicht, dass auch in der Bildung die Vielfalt des Wettbewerbs überlegen ist? Warum lässt es die Öffentlichkeit der Unterrichtsministerin ohne Aufregung durchgehen, dass die Frau nun sogar die Autonomie der Universitäten einschränken will? Warum sollen ausgerechnet in der Bildung ein einheitlicher Lehrplan und ein einheitlicher Leistungsstandard über alle zwölf Schulstufen die richtige Antwort sein, obwohl die einen mit 14 Jahren noch immer nicht die Grundrechnungsarten, das Lesen und das Schreiben beherrschen, während sich andere schon zwei Jahre mit dem Pythagoräischen Lehrsatz und zwei Fremdsprachen befassen.

Dass auch in der Bildung nicht nur ein oder zwei von oben vorgegebene Modelle alleine passend sein können, haben etwa einst auch die Grünen gewusst, obwohl sie heute zu den militantesten Vorkämpfern der zwangsweisen Gemeinsamkeit über neun Schuljahre zählen. Sie hatten in den 80er Jahren eine lustige Vielfalt von Alternativschulen aufgebaut. Das gleiche Prinzip hat einst auch der von vielen Linken lange verehrte Mao Zedong gekannt, als er verlangte: Lasst Tausend Blumen blühen, was freilich erst dann unter Deng Xiaoping in Teilbereichen des chinesischen Lebens Wirklichkeit geworden ist – dafür mit umso größerem Erfolg.

Vielfalt und Wettbewerb sind natürlich primär zutiefst liberale Prinzipien. Sie lassen sich aber auch aus dem Personalitäts- und vor allem dem Subsidiaritätsprinzip der christlichen Soziallehre ableiten. Sie hängen zugleich ein wenig mit christlicher Demut zusammen: Wir sollten einfach zugeben, dass niemand von uns das für alle Kinder und für alle Regionen passende Schulmodell haben kann. Wir sollten ebenso zugeben, dass ein heute für eine bestimmte Aufgabe unter bestimmten Rahmenbedingungen passendes Modell in fünf, in zehn oder in zwanzig Jahren mit Sicherheit nicht mehr passen wird.

Der Staat hat in der Bildung nur zwei unverzichtbare Rollen: Ihm muss erstens jedes Kind finanziell gleich viel wert sein; wobei diese Gleichbehandlungspflicht bei objektivierbaren Unterschieden wie Hochbegabung, wie einer fremden Muttersprache, wie einer teuren technischen Ausbildung natürlich auch zu Zuschlägen führen kann. Und zweitens muss der Staat möglichst große Transparenz in Hinblick auf die Ergebnisse jeder einzelnen Schule herstellen, über das Können und Wissen ihrer Absolventen und deren Erfolg am weiteren Lebensweg.

Auf dieser Basis könnten endlich viele gute Ideen nebeneinander blühen, ohne dass wir uns ständig in der Bildungsdebatte mit ideologischen Totschlagargumenten wie in einem Religionskrieg den Schädel einschlagen, weil immer irgendwer missionarisch für die letzten Schulwahrheiten kämpft. Auf dieser Basis würden immer wieder neue gute Modelle entstehen, während bei manchen alten die Schüler ausbleiben würden.

Da stehen dann Schulen von Bund, Ländern oder Gemeinden in gleichberechtigtem Wettbewerb mit jenen von Vereinen, Kirchen, Lehrer-  oder Eltern-Initiativen stehen.

Da können dann Schulen mit Zugangsprüfung neben solchen mit freiem Zugang zeigen, welches Modell besser ist.

Da können dann Wirtschaftsverbände mit vielen kreativen Ideen den Weg in die duale Ausbildung (Lehre+Berufsschule) möglichst attraktiv machen.

Da wird es Schulen geben, wo man mit 15 Jahren schon jahrelang zwei oder vielleicht auch  drei Fremdsprachen lernt, neben solchen, die sich mit gezielten Methoden auf das Beheben der Defizite in bildungsarmen Elternhäusern konzentrieren.

Da werden manche Schulen zeigen wollen, dass das Lernen von Latein und Griechisch ein ideales Bildungsgerüst ist, während andere Österreichs Rolle als Musikland in den Mittelpunkt rücken, während sich die dritten ganz auf Naturwissenschaften und Technik spezialisieren.

Da werden sich Schulen trauen, im Unterricht wieder ganz bewusst ohne Computer auszukommen, während andere die Arbeit am PC sehr forcieren werden.

Da werden die einen Schulen großen Wert auf Disziplin legen, während andere bewusst antiautoritär geführt werden.

Da werden Schulen mit scheinbar altmodischem Frontal- und Lern-Unterricht neben solchen erblühen, die jede pädagogische Neuentwicklung  mit Begeisterung mitmachen.

Da werden die einen Schulen durchaus mit dem Sitzenbleiben arbeiten, andere hingegen mit einem Modulsystem und die Dritten nur mit „Motivation“ statt jeder Form von Benotung.

Da wird es Schulen geben, die auf der Mitarbeit der Eltern aufbauen, und solche, die ohne diese auskommen müssen.

Welche Schulen werden nun in diesem bunten Strauß von Varianten die beliebtesten sein? Ich weiß es nicht, habe höchstens Vermutungen. Die Eltern sollten sich jedenfalls frei entscheiden können, der Staat soll nur die Erfolge der einzelnen Schulen bei Tests mit deren Schülern messen. Und die Ergebnisse dieser Tests vor allem veröffentlichen (im Gegensatz zur jetzigen Schulministerin, die wie in einer Diktatur Testergebnisse geheimhält). Immer wieder wird es in einer freien Schulwelt auch neue Ideen geben, die sich nicht nur entwickeln dürfen, sondern es auch sollen.

Natürlich wird es auch in einer freien Schule noch viele heikle politische Fragen geben: Etwa: Wie lange kann die überschuldete Allgemeinheit in einer Zeit der Wirtschaftskrise wirklich verpflichtet werden, jungen Menschen ein fürs Berufsleben weitgehend unbrauchbares Pseudostudium zu finanzieren?

Gewiss gibt es auch noch etliche andere Fragen zu klären. Aber ich bin jedenfalls überzeugt, dass nur ein solcher Ansatz unseren Schuldiskussionen wieder eine positive Dynamik geben kann.

Denn wir brauchen Eliten, die wir schon im Schulalter ständig fordern und fördern, die schon lange vor der Schule von ihren Eltern gezielt gefördert worden sind.

Denn wir brauchen dringend mehr Anreize, damit  mehr Schüler ihren Weg Richtung Technik , Naturwissenschaft und Ökonomie gehen.

Denn wir brauchen sehr spezifische Anstrengungen für den wachsenden Anteil von bildungsfernen Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Sprachdefiziten.

Denn wir brauchen eine deutlich erhöhte Wertschätzung für das duale Schulsystem, um das uns viele Länder beneiden, das aber bei einem Erfolg des Volksbegehrens fast den Bach hinuntergegangen wäre.

Gewiss, Freiheit und Vielfalt erfordern mehr Denkanstrengung, als wenn man alles von einem allwissenden, aber in Wahrheit ach so dummen Vater Staat erwartet. Unsere Zukunft und die unserer Kinder sollten uns das aber wert sein.

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AAAA: Jetzt ist die Bremse da

15. November 2011 10:03 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt hat also die Regierung die Schuldenbremse im Ministerrat beschlossen. Da werden die Ratingagenturen natürlich so beeindruckt sein, dass sie der Republik sofort ein viertes A spendieren. (Mit einer nachträglichen Ergänzung)

Sie werden übersehen, dass es vom Ministerrat bis in die Verfassung noch ein weiter Weg ist, für den es beispielsweise noch die Zustimmung einer weiteren Partei braucht.

Sie werden übersehen, dass Österreichs allergrößte Schuldensorgenkinder, die Bundesländer und Gemeinden noch keineswegs zugestimmt haben, dass auch sie von einer solchen Bremse erfasst werden.

Sie werden übersehen, dass nicht etwa schon heuer oder im Budget für 2012 gespart werden soll, sondern irgendwann. Sie werden übersehen, dass mit diesem Beschluss des Ministerrats erst beschlossen worden ist, dass das Parlament beschließen soll, dass die Regierung später einmal bei Einbringung des Budgets eine Reduktion des Defizits beschließen soll, die dann auch das Parlament beschließen soll.

Sie werden übersehen, dass keine harte unmittelbare Konsequenz droht, wenn diese Schuldenbremsen-Regel nicht eingehalten wird. Sie werden übersehen, dass der Chef dieser Regierung dieselben Blasen voll heißer Luft wie seit drei Jahren absetzt, wenn es darum geht, wo wirklich gespart werden soll.

Sie werden übersehen, dass uns die Politik schon seit langem Verwaltungsreformen verspricht.

Sie werden voll überzeugt sein, dass mit mehr „Rehabilitation“ die Österreicher plötzlich um Jahre später in Pension gehen werden.

Die Ratingagenturen werden übersehen, dass die Regierung Failmann sie für ganz blöd hält.

Nachträgliche Ergänzung: Kaum habe ich diesen Kommentar zu dem Schuldenbremsen-Beschluss des Ministerrats ins Netz gestellt, stoße ich auf einen weiteren Beschluss desselben Ministerrates, der zeigt, dass diese Regierung es absolut noch immer nicht ernst meint: Die Regierung hat auf Vorschlag des Wirtschaftskammerministers Mitterlehner die Verlängerung der sogenannten Vergabegrenzen bis zumindest Ende 2012 beschlossen. Und dieser Beschluss gilt auch sofort, ist also nicht ein bloßer Beschluss, dass man vielleicht einmal etwas zu beschließen beschließen wird. Das heißt: Jede Behörde ist bei ihren Einkäufen bis zu einem Betrag von 100.000 Euro frei von einer Ausschreibung, kann sie mit freier Hand vergeben. Bis zur Regierung Faymann war diese Grenze hingegen 40.000 Euro. Vergabeverfahren haben aber nur einen einzigen Zweck: Möglichst auszuschließen, dass irgendwelche Freunde oder Bestecher zu einem erhöhten Preis zum Zug kommen, wenn ein Beamter oder Politiker oder eine Bundesfirma von unserem Geld etwas einkauft. Das soll ja schon vorgekommen sein.Das heißt also: Diese Regierung verschleudert weiter bewusst und mutwillig Steuergeld im Interesse jener Freunde, Bestecher und Bestochenen. Und diese Regierung soll noch jemand ernst nehmen . . .

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Zu spät, zu wenig rechtsverbindlich aber immerhin

15. November 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Immer wieder wurde in den vergangenen zwei Jahren das große Versäumnis beklagt, dass bei Einführung des Euro keine Regelungen für den Fall der Disziplinlosigkeit oder gar Insolvenz eines Euro-Landes geschaffen worden sind. Diese Klagen waren durchaus berechtigt – scheinen aber neuerdings zum Teil überholt. Was sogar ein wenig Hoffnung in trüben Zeiten machen kann.

Denn in Wahrheit passiert jetzt in der europäischen Realität ziemlich genau das, was eine solche Insolvenzordnung vorsehen müsste: Es wird ein Insolvenz- oder Masseverwalter eingesetzt, der ein von der Gläubigerversammlung vorgegebenes Sanierungsprogramm umzusetzen hat. Genau das hätte im Grund schon von Anfang an in den EU- und Euro-Verträgen stehen müssen.

Die EU hat in den letzten Wochen und Monaten Italien, Griechenland, Irland und Portugal ein solches Programm mehr oder weniger von außen vorgegeben. Und in Italien wie Griechenland wird darüber hinaus sogar ein von Europa erwünschter Insolvenzverwalter als Regierungschef inthronisiert. Das sind zwar in beiden Fällen nationale Persönlichkeiten, aber keiner der beiden ist durch eine demokratische Wahl oder eine gewählte Partei an die Macht gekommen, sondern auf ausdrücklichen Wunsch, um nicht zu sagen massiven Druck von außen.

Also alles in Butter? In Wahrheit nicht. Man kann nie befriedigt sein, wenn sich die Dinge außerhalb der demokratischen Verfassungen und völkerrechtlichen Verträge entwickeln, wenn sich die Macht (in diesem Fall zum Glück nicht die der Gewehre, sondern nur die der Gläubiger) als stärker erweist als das Recht.

Diese Kritik hat freilich gar nichts zu tun mit jener von gewaltaffinen Organisationen wie „Attac“ gegen die "bösen" Märkte. Denn Attac&Genossen wollen ja ein totales Chaos herbeiführen, in dem de facto niemand mehr Schulden zurückzahlt, und in dem Geld ganz nach Bedarf gedruckt wird. Das Attac-Szenario führt mit Sicherheit in die gesamteuropäische Verarmung samt bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Zurück zur europäischen Realität: Zweifellos wäre es besser gewesen – und wäre auch heute noch besser –, würde bei Insolvenz eines Schuldnerstaates nach einem ordentlichen, rechtlich festgelegten Insolvenzrecht vorgegangen. Selbstverständlich kann ein solches Recht aber nur funktionieren, wenn es immer auch die ökonomischen Zusammenhänge und Grundrechnungsarten berücksichtigt. Es ist daher immerhin ein Fortschritt, wenn diese ökonomischen Gesetze nun zumindest de facto auf politischem Weg und zumindest teilweise Anwendung finden.

Freilich bleibt der Weg des politischen Druckes im rechtlich ungeregelten Raum immer einer ins Ungewisse. Es ist beispielsweise recht unklar, wieweit dieser Druck im notwendigen Ausmaß dauerhaft aufrechterhalten werden kann, haben doch Italien und Griechenland die Sanierungspakete bisher immer nur teilweise, halbherzig bis gar nicht umgesetzt. Und offen bleibt auch, wie lange umgekehrt die entmachteten Bürger und Wähler diese Diktatur des Auslandes hinnehmen werden. Umso klarer ist, dass es viel besser gewesen wäre, wenn Europa schon im Winter/Frühjahr 2010 Griechenland zu ganz konkreten Maßnahmen gezwungen hätte, statt sich dort eineinhalb Jahre lang am Schmäh führen zu lassen.

Dabei ist schon damals zweifelhaft gewesen, was heute noch viel ungewisser ist: Kann die Insolvenz Griechenlands und die einiger anderer Staaten (egal, ob diese nun im Einzelfall eher einem Ausgleich oder einem Konkurs nahe sind) überhaupt noch so weit aufgefangen werden, dass diese Staaten nicht über einen Dominoeffekt noch andere mit sich reißen? Dieser Dominoeffekt droht ja immer auch bei der Pleite eines Unternehmens. Bei Ausfall von Forderungen können auch an sich gesunde Gläubiger und Lieferanten plötzlich in Konkursgefahr geraten.

Gewiss ist jedenfalls, dass diese Gefahr durch die lange Zeit der Verschleppung viel größer geworden ist. Und dafür tragen Europas Regierungschefs mit Angela Merkel an der Spitze die Hauptverantwortung. Woran die kleine Erleichterung nichts ändert, dass sie wenigstens jetzt und wenigstens mit politischem Druck das zu erreichen versuchen, was schon längst rechtlich wasserdicht geregelt gehört hätte.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Fußnote 233: Jetzt ist es passiert

14. November 2011 15:46 | Autor: Andreas Unterberger

Die Bundesregierung tagt Tag und Nacht. Sie hat den Ernst der Lage erkannt, die sich von Stunde zu Stunde dramatisiert.

Fasching, Fasching. Stimmt alles nicht. Die Bundesregierung tut nichts, sondern schläft weiter. Der Sozialminister erlaubt Expertengremien weiterhin nicht, über die Abschaffung der Hacklerregelung auch nur nachzudenken. Die Finanzministerin holt ihren Budgetentwurf nicht zurück, um zuzugeben, dass man sofort drastisch sparen müsste und nicht erst irgendwann. Warum die Regierung das alles und noch viel mehr tun sollte? Nun, dazu sollten allein die Nachrichten der letzten Stunden reichen: Die Uni Credit, die Eigentümerin der größten österreichischen Bank, erleidet im dritten Quartal wegen Abschreibungen auf ihre Bankbeteiligungen(!) einen Verlust von gigantischen 10,6 Milliarden Euro. Und die Zinsen beim Weiterverkauf österreichischer Bundesanleihen haben sich schon auf 3,4 Prozent erhöht; die damit zu bezahlende Risikoprämie ist also jetzt schon fast doppelt so hoch wie die für deutsche Papiere mit 1,8 Prozent. Dabei sind jahrelang österreichische und deutsche Papiere gleich sicher eingeschätzt worden. Aber jetzt hat man ja endlich die Nachwirkungen der bösen Schüssel-Jahre überwunden . . .

 

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Jubel über die Arbeitslosenzahlen

14. November 2011 01:29 | Autor: Andreas Unterberger

Bisweilen stoßen meine düsteren Vorahnungen für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft der Republik auf das Gegenargument: Aber unsere Arbeitslosenzahlen zählen doch europaweit noch immer zu den niedrigsten!

Das ist auf den ersten Blick trotz des Steigens der Arbeitslosigkeit durchaus richtig. Die EU misst nach gleichen Methoden in all ihren Mitgliedsländern die Arbeitslosigkeit. Und dabei kommt Österreich sehr gut weg. Zugleich scheint Arbeitslosigkeit ein ganz zentraler Indikator für die wirtschaftliche und damit auch soziale Stabilität eines Landes zu sein.

Doch die Statistik trügt an allen Enden. So wie die Griechen bei ihren Finanz-Statistiken sind wir Europarekordler bei den Job-Statistiken. Wir verstecken unsere Arbeitslosen mindestens ebenso gut, wie es die Griechen bei ihren Schulden getan haben. Um das zu beweisen genügt etwa schon die Tatsache, dass die Österreicher im Schnitt vier Jahre früher in Pension gehen, als die übrigen Europäer es tun. Würden diese vier Jahrgänge alle im Arbeitsmarkt unterwegs sein, würde die Statistik ganz anders aussehen.

Dasselbe gilt für die langen Aufenthalte an Universitäten, die junge Menschen weit länger vom Arbeitsmarkt fern halten als notwendig und als anderswo üblich. Durch den offenen Zugang werden auf den Unis junge Menschen viele Jahre lang zu teuren Kosten geparkt, die erst dann in den Ernst des Lebens wechseln, wenn sich irgendwo ein Angebot auftun sollte. Das gilt insbesondere auch für das Doktoratsstudium nach dem Magister: Dieses wird nicht einmal von zehn Prozent der Studenten mit einer Promotion abgeschlossen.

Die P- und die G-Studien

Es klingt aber viel besser, zu sagen, dass man am Doktor arbeitet, statt sich als Arbeitssuchender deklarieren zu müssen. Ähnliches gilt auch für die Magister- und Bachelor-Studenten der vielen Leichtstudien mit dem P wie Plunder. Sie können während dieser Zeit noch einmal so richtig das Leben genießen, Familienbeihilfe und Stipendien kassieren und sich auch noch richtig wichtig vorkommen. Nur verdrängen sie dabei die Tatsache, dass Österreich nicht jedes Jahr Tausende neue Politologen, Psychologen, Publizisten, Pädagogen braucht. Wenn man etwas genauer hinschaut, müsste man übrigens auch die G-Studien von Germanistik bis Geschichte in diese Gruppe einbeziehen. Viele dieser akademischen Karrieren enden in jahrelanger Projektmitarbeit und in Werkverträgen ohne Perspektiven, bis man dann halt bereit ist, etwas ganz anderes zu arbeiten, wofür man bei Gott nicht studiert hat. Wie viele „Akademiker“ das tun, wird übrigens von keiner einzigen Statistik erforscht. Das merkt man nur an Hand vieler konkreter Lebensläufe.

Nun werden viele sagen: Es ist doch immer noch besser, wenn die Menschen Plunder-Studien belegen oder jugendlich in die Pension gehen, als am Arbeitsamt zu stehen. Das ist aber in Wahrheit gar nicht besser. Denn damit wird den Menschen ja die unverzichtbare Eigenverantwortung ausgetrieben, sich selbst für die Suche nach einer Arbeit zuständig zu fühlen. Indem sie etwa die Branche wechseln. Indem sie auch im fortgeschrittenen Alter noch eine spezifische, vom Markt nachgefragte Qualifikation erwerben. Indem sie etwa gar selbständig werden. Indem sie es etwa im zweiten Lebensabschnitt eine Gehalts- und Prestigestufe niedriger geben.

Das sei an Hand eines konkreten, wenn auch für manche kontroversiellen Modells gezeigt. Es wäre für die Volkswirtschaft wie die jungen Menschen selbst viel besser und ehrlicher, würden diese jeweils obligatorische Zugangsprüfungen ablegen müssen, bevor sie in die nächst höhere Bildungsstufe aufgenommen werden. Das würde dort überschau- und berechenbare Studentenzahlen schaffen. Das würde sofort zu viel besseren Studienbedingungen und damit höherer Qualität führen. Das würde vor allem den jungen Menschen verlorene Jahre ersparen.

Denn wenn man etwa mit 15 oder 19 keine Zulassung zur Oberstufe („Sekundarstufe 2“) oder einer Hochschule schafft, wäre es eine durchaus sinnvolle Alternative, eine Fachlehre zu machen. Nach der verdient man ja meist mehr denn als gescheiterter Politologe, man hat oft ein erfüllteres Leben, und man kann zum Unterschied vom Politologen etwas zum Wohlstand der Allgemeinheit beitragen.

Mit 24 Jahren, also nach vielen Jahren am Arbeitsamt namens Universität, geht man hingegen nicht mehr den Weg in eine solche Berufsausbildung. Dabei ist dieses Alter meist der früheste Zeitpunkt, zu dem viele erst erkennen, etwas für das Berufsleben Unbrauchbares studiert zu haben.

Aber noch immer gibt es Politiker, die stolz auf dieses System der versteckten Arbeitslosigkeit sind. Und die gleichzeitig dafür plädieren, dass wir für jene Berufe, an denen wirklich Bedarf herrscht, halt gleichzeitig Ausländer zu teuren, aber ebenfalls versteckten Kosten importieren. Die wir nur leider nicht finden.

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Adriasand in Europas Augen

13. November 2011 02:48 | Autor: Andreas Unterberger

Und wieder sind alle Europäer erleichtert. Italien hat nun in allen Kammern ein Sparpaket beschlossen und bekommt demnächst einen neuen Premier. Unklar ist nur noch eine Kleinigkeit: Hält die Erleichterung zwei Tage oder gar zwei Wochen?

Denn das Paket ist nett, aber alles andere als die Rettung des Landes. Trotzdem soll man zuerst einmal festhalten, dass viele der Detailbeschlüsse des Sparpakets lobenswert und notwendig sind. Dieses Lob gilt etwa für die Erhöhung des allgemeinen Pensionseintrittsalters von 65 auf 67 Jahre. Bevor man aber vor den Italienern den Hut allzu tief zieht, sollte man auch das Kleingedruckte lesen: Denn erst 2026 soll es soweit sein. Nur keine germanische Hast.

Ansonsten finden sich in dem Paket einige weitere durchaus anerkennenswerte Dinge wie Privatisierungen von Tochterunternehmen der Gemeinden (E-Werke, Wasserwerke, Verkehrsbetriebe usw.) oder der Verkauf von staatlichen Grundstücken und Gebäuden. Ferner sollen öffentliche Arbeitgeber künftig Mitarbeiter leichter an andere Stellen versetzen dürfen. Wohlgemerkt aber: Nichts von dem ist mit dem Gesetzesbeschluss schon Realität. Es ist nur ermöglicht worden. Und am Weg zur Realität lauern noch viele italienische Konfusionen.

Der Rest des Sparpakets sind einige Steuererleichterungen etwa für Firmen, die Lehrlinge aufnehmen oder die sich an Straßenbauprojekten beteiligen. Doch halt, irgendetwas ist auch da missverstanden worden: Eigentlich vergrößern Steuererleichterungen ja zumindest aufs erste Defizite, statt sie zu verkleinern. Sie sind also vorerst das Gegenteil eines Sparpakets.

Was aber vor allem den von Italien so sehr ersehnten Investoren weiterhin die meisten Hoffnungen nehmen wird: Nicht verwirklicht wurden alle tatsächlich wirksamen, jedoch schmerzhaften Maßnahmen. Dies gilt insbesondere für den von den Gewerkschaften abgelehnten Vorschlag einer Aufhebung des landesweit geltenden Verbots, Mitarbeiter zu kündigen.

 

Womit klar ist, dass italiensche Arbeitgeber weiterhin zehnmal nachdenken werden, bevor sie auch nur einen einzigen neuen Mitarbeiter anstellen. Womit die Jugendarbeitslosigkeitszahlen weiterhin zu hoch und die Sozialversicherungs- und Lohnsteuereinnahmen weiterhin zu niedrig bleiben werden. Womit wieder bewiesen ist, dass Italien noch sehr weit weg von einer echten Wende zu neuer wirtschaftlicher Dynamik ist. Womit weiterhin das Wort „Krise“ die zentrale Überschrift Italiens bleiben wird.

PS.: An den positiven Elementen des Italienpakets sollte sich im übrigen auch Österreich ein Vorbild nehmen. Aber hierzulande erhöht man wegen des tapferen Kampfes der Feministinnen gegen das Patriarchat das Frauenpensionsalter gar erst im Jahr 2033, und dann bloß auf 65 Jahre und nicht auf 67, wie es nun immer mehr europäische Länder schon getan haben. Auch Vorschläge, Betriebe der Gemeinde Wien zu privatisieren, lösen bei der SPÖ zehnmal empörtere Emotionen aus als Berichte über Massenvergewaltigungen in städtischen Kinderheimen. In Österreich werden daher selbst so relativ harmlosen Maßnahmen wie in Italien wohl erst dann stattfinden, wenn einmal auch in Wien ein Regierungschef sitzt, der von der EU und nicht den Wählern nominiert worden ist.

 

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Ein Eisenbahner hat lang genug nicht gearbeitet

13. November 2011 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Und schon der nächste Rücktritt. Eisenbahner-Gewerkschafter Wihelm Haberzettl ist es diesmal, der geht. Und wieder gibt es keine Angabe von Gründen. Doch halt: Haberzettl hat im Grund sehr wohl klar gemacht, aus welcher Einstellung heraus er geht.

Natürlich tut er das nicht aus schlechtem Gewissen ob der paar Milliarden, die uns die Eisenbahner-Gewerkschaft alljährlich kostet. Er sieht sich vielmehr einfach reif für die Pension, auch wenn er nun bei einer parteinahen Wohnbaugenossenschaft ein Büro samt Sekretärin bekommen wird. Die Pensionistengesinnung wird aus seinen Abgangs-Phrasen völlig klar: Es sei es Zeit dafür, "jüngeren Talenten Platz zu machen“. Und: „Ein gereifter Funktionär sollte auch die Kraft und den Mut besitzen, loslassen zu können."

Aber wohlgemerkt: Der gute Mann ist 56, sollte also normalerweise noch mindestens für ein Jahrzehnt Kraft haben, bevor es ans Loslassen geht. Freilich liegt Haberzettl schon deutlich über dem durchschnittlichen Pensionsantrittsalter eines normalen Eisenbahners. Da fällt es ihm wohl gar nicht auf, dass seine Worte genau jene provozierende Einstellung verraten, deretwegen Bundesbahner landesweit so unbeliebt sind.

Wenn sich ein 70-Jähriger mit „loslassen können“, „gereift“ und „Jüngeren Platz machen“ verabschiedet, dann ginge das in Ordnung. Aber wenn ein 56-Jähriger solche Sprüche für passend hält, dann zeigt das, wieweit wir schon im Schnellzug nach Griechenland unterwegs sind, und wer die Weichen dafür gestellt hat.

Wollen wir jedoch positiv denken. Vielleicht kommt bei der Eisenbahnergewerkschaft jetzt ein ganz anderer Geist. Ein neuer Chef könnte sich und seinen „Kolllleginnen und Kollllegen“ ja sagen: „Wir wissen, dass auch für die jahrzehntelang geschützte Werkstätte ÖBB neue Herausforderungen gekommen sind. Wir wollen nicht mehr von der ganzen Nation schief angeschaut werden. Wir arbeiten daher künftig bis zum allgemeinen Regelpensionsalter. Wir verzichten auf jede Form eines besonderen Kündigungsschutzes.“

Ob ich nun schon ganz reif für die Besachwalterung bin, werden sich nun manche sorgen. Aber warum nicht zumindest so lange hoffen, bis uns die bittere Realität ohnedies rasch genug wieder eingeholt haben wird?

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Die kleinen Schikanen, mit denen sie uns quälen

12. November 2011 10:48 | Autor: Andreas Unterberger

An Sonntagen versprechen die Politiker die Entlastung der Menschen von Regulierungen, Bürokratie und Vorschriften. Von Montag bis Freitag tun sie jedoch nichts anderes, als neue schikanöse Regulierungen, Bürokratie und Vorschriften einzuführen. Auch die kleinen Beispiele zeigen das sehr anschaulich.

So wird ab 1. Jänner jeder Arbeitgeber bestraft, der in einem Inserat nicht die Höhe des Gehalts angibt. Damit glauben vor allem die Kampffeministinnen, den statistischen Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen – der in Wahrheit natürlich ganz andere, hier schon des öfteren analysierte Ursachen hat – aus der Welt schaffen zu können. Dahinter steckt die altmarxistische Überzeugung, dass die Welt voller Kapitalisten steckt, die nur darauf lauern, arme hilflose Lohnabhängige auszubeuten. Die Feministinnen glauben nun, dass eigentlich nur die Frauen Opfer dieser Gier sind.

Die neuerlich deutlich nach oben zeigenden Arbeitslosenzahlen sagen freilich etwas ganz anderes: Eine denkende Politik sollte Tag und Nacht dafür dankbar sein, wenn noch jemand neue Mitarbeiter sucht. Statt solche Menschen mit immer neuen Schikanen zu bestrafen.

Jeder, der jemals in der wirklichen Wirtschaft gearbeitet hat, weiß, dass Gehälter natürlich auch von Zusatzqualifikationen abhängen, die ein Bewerber eventuell mitbringt; dass Arbeitgeber vielfach mit einem eher niedrigen Gehaltsangebot anfangen möchten und dieses erst nach einem Probejahr zu erhöhen bereit sind, wenn sich der Mitarbeiter als engagiert und fähig bewährt; dass Arbeitgeber durch ein Inserat überhaupt erst den Arbeitsmarkt abtesten und je nach Menge der Nachfrage mit dem Gehaltsangebot reagieren wollen. Das alles kann man aber logischerweise nicht in ein Inserat schreiben. Aber wie gesagt, das weiß nur, wer jemals in der wirklichen Wirtschaft gearbeitet hat, also nicht die ministeriellen und parlamentarischen Gesetzgeber.

Eine andere Schikane aus dem selben Eck mit der selben Wirkung war das Verbot, in Inseraten nicht mehr nur „einen Schlosser“ suchen zu dürfen, sondern „einen Schlosser/eine Schlosserin“. Oder „einen Kosmetiker/eine Kosmetikerin“. Mit Garantie haben sich deswegen aber nicht mehr Frauen als „Schlosserin“ gemeldet oder mehr Männer als „Kosmetiker“.

Von dieser Schwachsinnsvorschrift haben vielmehr nur zwei Gruppen profitiert: Die eine sind die neu geschaffenen „Frauenbeauftragten“&Co, die nun als Haupttätigkeit täglich die Zeitungen durchforsten, um dann nach Strafen rufen zu können. Die zweite Gruppe sind die Zeitungen, die schätzungsweise zehn Prozent mehr an den zwangsläufig länger gewordenen Stelleninseraten verdient haben; diese hüten sich daher, Kritik an solchen Vorschriften zu üben. Ganz abgesehen davon, dass die meisten Zeitungen auch sonst mit Begeisterung gegen ihre Leser jeden Schwachsinn des linken Unzeitgeistes unterstützen, wie es etwa jüngst das Gesamtschulvolksbegehren gezeigt hat.

Schwerer verständlich ist aber das Verhalten der etablierten Arbeitgeber-Vereinigungen. Bei denen wird es aber ohnedies immer fragwürdiger, ob sich unternehmerische Menschen von ihnen vertreten fühlen.

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Platz 17 für Androsch: Geht’s noch peinlicher?

11. November 2011 02:21 | Autor: Andreas Unterberger

Das Durchfallen des Androsch-Volksbegehrens hätte donnernder nicht sein können: Es landet trotz der größten, teuersten und amtsmissbräuchlichsten Werbekampagne, die je für ein Volksbegehren stattgefunden hat, nur an 17. Stelle. Das Androsch-Begehren, die zwangsweise Gesamtschule sowie die absurde Universitätspflicht für Kindergärtnerinnen sind damit abzuhaken. Nicht abhaken sollte man aber das ständige Verbessern der Schule. Etwa durch den Blick nach Finnland.

Aufrechte bürgerliche Politik sollte sich nie mehr vor der totalitär anmutenden Dampfwalze namens Rot-Grün-ORF-Industrie-Zeitungen-Gewerkschaft fürchten. Die Menschen sind klüger als all diese Manipulatoren. Sie haben keinerlei Verständnis für ein Volksbegehren, das rund ein Dutzend Mal mit seinen Vorschlägen in Zeiten wie diesen in die Taschen der Bürger – und der (neuerdings offenbar von Blindheit geschlagenen) Industrie greifen will. Das vom Kindergarten angefangen Zentralismus verordnen will. Das den Kindern neun Jahre lang eine Zwangseinheitsschule verordnen will.

In Wahrheit zahlt es sich aber keine Minute länger mehr aus, den linken Brei aus den 20er Jahren noch lange weiter zu diskutieren.

Jetzt sollte endlich wieder die Luft frei sein, sinnvollere Bildungsdebatten zu führen. Etwa an Hand von seriösen Analysen Finnlands, das nicht wegen der Gesamtschule, sondern wegen ganz anderer Faktoren gute Testergebnisse liefert:

  1. Selbst die linksliberale Hamburger „Zeit“ muss es neuerdings zugeben: Ein Teil des finnischen Schulerfolges geht darauf zurück, dass dort überwiegend der gute alte Frontalunterricht praktiziert wird, der ja bei uns von den „progressiven“ Schulreformen durch Gruppen- und Projekt-Schickschnack ersetzt worden sind. Machen wir doch Schulvergleiche mit und ohne Frontalunterricht.
  2. In Finnland wird Disziplin im Unterricht ganz groß geschrieben. Auch das ist ein bei jenen Ideologie-Pädagogen verhasstes Wort, die bei der Linken den Ton angeben.
  3. In Finnland kann sich jede Schule die Lehrer aussuchen.
  4. In Finnland würde es kein Politiker wagen, wie eine Claudia Schmied die Lehrer ständig verächtlich zu machen.
  5. In Finnland gibt es zwei Prozent Ausländer – und die kommen fast nur aus bildungsorientierten Kulturen wie Estland oder Russland; in Österreich gibt es 18 Prozent Anteil von hier lebenden Menschen mit zum Teil sehr schwierigem Migrationshintergrund – und in den Schulen noch viel mehr.  Die Ausländer kann man zwar natürlich nicht mehr aus der Welt schaffen (auch wenn uns klar sein soll, dass wir den Massenzustrom vor allem der Industrie und Rot-Grün zu verdanken haben): Aber wir sollten uns endlich offen zugeben, dass wir da ein ganz spezifisches Megaproblem haben, dem man nur mit ganz spezifischen Bildungsmaßnahmen beikommen kann.

Aber auch ohne den Blick auf Finnland gibt es ein paar weitere zentrale Notwendigkeiten für eine seriöse Bildungspolitik:

Ich wette jede Summe, dass wir mit solchen Reformen zum Unterschied von jenen des Altindustriellen Androsch unsere Schulen um Meilen voranbringen werden. Obwohl diese Vorschläge zum Unterschied von Androsch keine zusätzliche Budgetbelastung auslösen.

 

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SN-Kontroverse: Berlusconi

11. November 2011 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat Silvio Berlusconi Italien ruiniert?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ciao „Bunga Bunga"!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Bilanz dieses Mannes ist vernichtend. Sowohl auf persönlicher als auch auf politischer Ebene. Sein Name steht für Misswirtschaft, Machtmissbrauch, unermessliche Bereicherung, für Frauenverachtung und für das Zurechtbiegen der Gesetze im eigenen Interesse. Weiters für Meineid, Richterbestechung, Bilanzfälschung sowie Steuerbetrug, und er wird nicht ohne Grund verdächtigt, Mitglied der Mafia zu sein. Silvio Berlusconi, bald Ex-Ministerpräsident Italiens, hat sein Land in ein finanzielles, rechtsstaatliches und vor allem moralisches Desaster geführt. „Bunga Bunga" ist wohl die treffendste Beschreibung, die von dem sexistischen alten Mann im Palazzo Chigi dereinst in den Geschichtsbüchern übrig bleiben dürfte.

Berlusconi hat vorexerziert, was es heißt, wenn überbordende Medienmacht in einem Land die Oberhand gewinnt und die Dauerberieselung mit stupiden Polit-Slogans demokratische Vernunft aushebelt. Der „Bunga Bunga"- Besessene gab sich als Alternative zur „alten Politikerklasse", als Unternehmer im Dienste der Politik. Er verpackt seine Politik in simple und falsche Slogans. Ziel seiner gescheiterten Politik war es, die Führungsmethoden eines großen Unternehmens in der Regierung anwenden zu wollen. Die Verfassungsreform, mit der er die Macht des Ministerpräsidenten ausgeweitet hat und die nichts anderes als die Festschreibung seiner Privilegien war, um sich dem Zugriff der Gerichte zu entziehen, sah er als Stärkung des „Vorstandsvorsitzenden des Betriebs Italien". Nun ist der „Betrieb Italien" gründlich ruiniert.

Die Staatsverschuldung ist auf Rekordniveau, das Sozialsystem ist kaputt, die Wettbewerbesfähigkeit dahin, die Korruption weitverbreitet, die Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau. Ciao „Bunga Bunga"! - Das Beste, was Italien derzeit passieren kann.


Ein Gauner mit Verdiensten

Andreas Unterberger

Silvio Berlusconi ist ein sexbesessener Macho; der Medienmogul konnte sich nur mithilfe seiner Macht der zahllosen Anklagen wegen übler geschäftlicher Praktiken erwehren. Dieses Bild ist wohl trotz aller formaljuristischer „Mutmaßlich"-Vorbehalte richtig. Daher ist Berlusconis - vorerst ja ebenfalls nur mutmaßlicher - Abgang ein wichtiger Beitrag zur moralischen Sauberkeit. Wie das ja auch der Rücktritt anderer Regierungschefs wäre, die sich mit Zigmillionen aus öffentlichen Kassen zur Bestechung willfähriger Medien bedient haben.

Dennoch ist dieser Rücktritt nicht nur eine gute Nachricht. Denn es gibt erstens kaum eine Politikerpersönlichkeit, die nachfolgen könnte. Zweitens ist die Opposition zutiefst gespalten und uneins. Radikalkommunistische, sozialdemokratische, katholische Gruppierungen und diverse bunte Vögel haben ja lediglich eine einzige Gemeinsamkeit: „Weg mit Berlusconi!" Drittens liegt Italiens allergrößtes Problem ja in den radikalen Linksgewerkschaften, die jede Sparmaßnahme bekämpfen. Diese werden wie ihre griechischen Kollegen jedem schwachen Nachfolger nur noch mehr die Hölle heiß machen.

Im Rückblick muss man auch zwei Verdienste Berlusconis anerkennen: Er hat als Erster und Einziger die italienische Politikfolklore der ständigen Regierungskrisen unterbrechen können, die dem Land früher im Schnitt zwei Regierungswechsel pro Jahr beschert haben.

Und vor allem wird gern vergessen: Berlusconi hat die riesige Staatsverschuldung von seinen jahrzehntelang misswirtschaftenden Centro-sinistra-Vorgängern (= Christdemokraten + Sozialisten) geerbt, aber selbst nicht mehr verschlimmert. Im Jahr 1994 bei seinem ersten Amtsantritt war die Schuldenquote 122 Prozent, heuer liegt sie bei 121 Prozent. Bis zum Ausbruch der Krise hatten er, Romano Prodi und einige kurze Intermezzo-Regierungen sie sogar auf 104 Prozent reduzieren können.

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Fünffaches Scheitern

10. November 2011 12:07 | Autor: Andreas Unterberger

Drei prominente Männer der österreichischen politischen Szene sind in diesen Stunden massiv gescheitert. Zwei davon versuchen daraus freilich noch den Eindruck eines Erfolgs zu zimmern. Der Dritte zieht sich enttäuscht zurück. Es geht um Niki Lauda, Hannes Androsch und Fritz Grillitsch. Der vierte Loser des Landes sind aber in diesen Stunden die Medien. Und der fünfte die Volkspartei.

Beginnen wir mit Herrn Lauda. Er ist wieder einmal geschäftlich schwer gescheitert. Er hat für seine – bisher – letzte Fluglinie gerade noch den Kredit der Air Berlin als Kaufpreis geschenkt bekommen, den er schon vor Jahr und Tag aufnehmen hat müssen. Es entspricht zwar in keiner Weise den Tatsachen, ist aber irgendwie eine verblüffend professionelle Chuzpe, dass er und die ihm hörigen Medien diesen neuerlichen unternehmerischen Absturz als Erfolg verkaufen. Einziges Argument: Lauda darf noch ein paar Jahre als Hobby Passagiere fliegen und er bekommt halt einen Sitz im Aufsichsrat der Air Berlin. Und selbst da darf man sich fragen, wie lange er noch dort sitzen wird können: Denn auch die – nicht zuletzt von AUA und Lufthansa heftig attackierte – Air Berlin ist ja heftig im Trudeln.

Nicht fragen sollte man nach einem anderen Aspekt der Zukunft Laudas: Er wird in seinen Jubelmedien weiterhin als Experte für alles und jedes befragt werden. Auch wenn erfreulicherweise im ORF diese Auftritte ein wenig weniger geworden sind, hat doch Obernikifreund Oberhauser das Medium verlassen müssen.

Österreichs meistbetrommeltes Volksbegehren

Noch frappanter ist, um zum nächsten Absturz zu kommen, wie Hannes Androsch den in wenigen Stunden nicht mehr zu verheimlichenden Totalcrash seines Volksbegehrens schon vor Schluss der Wahllokale in einen Erfolg umzuschwadronieren versucht. Wetten, das wird auch von vielen Medien so transportiert werden?

Denn diese sind ja in Wahrheit selbst der allergrößte Verlierer des Volksbegehren, das wohl nur von rund 5 Prozent der Wahlberechtigten unterzeichnet worden sein dürfte. Noch nie haben Österreichs Medien sich so geschlossen für ein Volksbegehren engagiert. Damit sind sie aber jetzt als bedeutungslose Papiertiger – oder Bildschirmtiger – blamiert.  Noch nie hat von „Presse“ über „Kurier“ bis zum ORF ein so gleichgeschalteter Chor zum Unterzeichnen eines Volksbegehrens aufgerufen, von den bekannten „Bildungsexperten“ des Boulevards gar nicht zu reden.

Unter den vielen hanebüchenen Begründungen von Journalisten war wohl jene die köstlichste: Man müsse unterschreiben, um dem Beamtengewerkschafter Neugebauer eine hineinzuwamsen (was abgesehen vom Fehlen eines logischen Zusammenhangs ungerecht ist, weil der Mann immerhin die – schrittweise – Umwandlung der Beamtenpensionen in das eher bescheidene ASVG-Schema verhandelt hat, eine Reformbereitschaft, die bei allen anderen Gewerkschaftern fehlt).

Dazu kommt der amtsmissbräuchliche Propaganda-Einsatz der privaten Mail-Adressen durch die Uni-Rektoren (Übrigens hat gerade der grüne Volksbegehrens-Propagandist Walser wegen genau des gleichen Delikts Strafanzeige erstattet – freilich gegen einen freiheitlichen Politiker). Die Haltung der Rektoren muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: In dem Volksbegehren steht keine Zeile von Studiengebühren oder Zugangsbeschränkungen, also den Hauptforderungen der Rektoren. Dennoch haben sie es so heftig unterstützt. Und Menschen mit so reduzierter Intelligenz sind für die akademische Ausbildung unserer Jugend hauptverantwortlich.

Diese Dummheit wird noch durch jene der Industriellenvereinigung übertroffen. Diese hat – unter dem Druck einer linken Industriellengruppe um die Herrn Kapsch und Androsch – mit viel Geld das Begehren unterstützt. Obwohl dessen Verwirklichung das zentrale Arbeitskräfteproblem der Industrie noch verschärfen würde: nämlich den wachsenden Mangel an Facharbeitern. Dieser wird ja zwangsläufig noch größer, wenn das Androsch-Ziel einer noch höheren Maturantenquote realisiert wird. Diese zusätzlichen Maturantenmassen werden dann halt – gemäß dem Volksbegehren eben gratis und zugangsfrei – zu Zehntausenden Politologie, Publizistik und noch ein paar andere völlig unbrauchbare Studien studieren. Das wird der Industrie gewaltig helfen.

Dazu kommt die geschlossene Unterstützung durch Gewerkschaft, SPÖ und Grüne und durch Hunderte ihrer Tarnorganisationen. Wenn ein Volksbegehren dann nur gleichauf mit irgendwelchen sektiererischen Einzelbegehren im Mittelfeld landet, dann ist das einfach ein Megaflop.

Die ÖVP scheitert an sich selbst

Das wäre eigentlich alles gerade für die ÖVP ein Jubeltag. Würde nicht gleichzeitig Fritz Grillitsch als Bauernbundpräsident und damit als einer der höchsten Parteifunktionäre zurücktreten. Auch wenn dieser Blog nicht gerade ein bäuerlicher ist, so ist doch anzuerkennen, dass sich Grillitsch als eine der wenigen positiven politischen Persönlichkeiten mit Perspektive positionieren konnte. Und jetzt der Rücktritt. Im Alter von 52. Ohne irgendwelche persönliche Gründe vorzuschützen. Und ohne dass es im bäuerlichen Lager irgendwelche Konflikte gegeben hätte. Grillitsch selbst spricht nur vage von Schwierigkeiten der Konsensfindung innerhalb der Partei.

Und für Dissens mit Grillitsch gab es in den letzten Wochen in der ÖVP ganz eindeutig nur einen einzigen Anlass: Grillitsch hatte es gewagt, Thilo Sarrazin einzuladen. Und das stört manche Linksträumer in der Partei, die noch immer glauben, die in Zeitungen veröffentliche politisch korrekte Meinung hätte irgendetwas mit der öffentlichen zu tun. Die Wahrheit ist aber: Wenn es ein Thema gibt, dass die einstigen und die noch verbliebenen Schwarz-Wähler am stärksten eint und emotional bewegt, dann sind es punktgenau die Sarrazin-Themen, samt dessen ebenso mutigen wie richtigen Vorschlägen.

Wenn es ob dieser Einladung für Sarrazin aber zu offenbar so heftigen Kontroversen kommt, dass Grillitsch aufgibt, dann ist das für die ÖVP die katastrophalste Nachricht seit langem. Dann wird das dazu führen, dass die Partei demnächst bei Umfragen einen Wert lesen wird müssen, der höchstens noch einen Einser an erster Stelle hat.

Diesen absolut unbegreiflichen Akt einer politischen Selbstzerstörung kann Parteichef Spindelegger jetzt nur noch dadurch abwenden, indem er sich lauthals an die Seite Grillitschs stellt. Was er schon mangels Mut natürlich nicht tun wird.

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Fußnote 232: Die Retro-Familie lebt

10. November 2011 03:03 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist nur eine kleine Statistik, aber sie zeigt, wie falsch Politik und Medien mit ihren ständigen Aussagen über die Familie liegen.

Diese wird ja gemeinhin als längst verblichenes Retro-Modell abgetan. Relevant seien nur mehr unverheiratete oder Single-Eltern, meistens -Mütter. Jetzt aber zeigt eine Eurostat-Studie („Lebensformen in der EU27“): 74 Prozent der Kinder leben mit verheirateten Eltern zusammen. Das ist auch in jedem einzelnen EU-Land die häufigste Umgebung für Kinder. Nur 14 Prozent leben in einem Einelternhaushalt und 12 Prozent mit Eltern, die eine nichteheliche Lebensgemeinschaft haben. Vielleicht lernen an Hand dieser erstaunlichen Zahlen wieder ein paar Politiker das Wort „Familie“ zu buchstabieren. Bei den weiblichen Journalisten habe ich die Hoffnung freilich schon lange aufgegeben. Haben diese doch im Schnitt nur 0,6 Kinder, während diese Quote im Bevölkerungsschnitt immerhin 1,4 Kinder beträgt.

PS.: Auch die österreichischen Juristen sollten wieder „Familie“ besser buchstabieren können. Denn dann wäre das skandalöse Erkenntnis eines Juristen des Unabhängigen Finanzsenats nicht möglich, der – im Gegensatz zur ausdrücklichen Verordnung des Ministeriums – eine 8- beziehungsweise 16-stündige Ausbildung etwa einer Großmutter als unzureichend ansieht, um ordnungsgemäß und steuerlich relevant Kinder betreuen zu können. Da muss schon ein sehr militanter Glaube dahinterstecken, der Staat könne alles besser, und ein Kinderbetreuer sei umso besser, je länger er an der Uni studiert hat. Das könnte vielleicht bei jenen Familien stimmen, wo daheim nur der (noch dazu oft fremdsprachige) Fernsehapparat als Babysitter eingesetzt wird. Das stimmt im Normalfall aber sicher nicht. Doch eine familienfeindliche Ideologie geht immer vom schlechtesten Fall aus. Zum Schaden der Kinder.

 

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Schlafmittel Triple-A

10. November 2011 01:26 | Autor: Andreas Unterberger

Bisher war es nur Getuschel von Bankern und Bloggern. Seit dem Wochenende ist es offiziös: Sogar der Präsident der Oesterreichischen Nationalbank warnt nun schon vor einem Verlust des Triple-A-Rating.

Die darauf folgenden Beruhigungsversuche kann man getrost zu den Akten legen. Wo sich auch die einstigen Hinweise des früheren Finanzministers Pröll finden, dass Österreich auf dem Weg in die Zahlungsunfähigkeit (oder wie man sonst die griechische Krankheit nennen mag) nur wenige Jahre hinter Griechenland zurückliegt.

Die Stunde der Wahrheit kommt wohl nicht heuer, aber möglicherweise schon 2012. Dann hat Österreich ein Vielfaches der heurigen Notwendigkeiten an Staatsschulden umzuschulden. Dann wird sich die Finanzwelt naturgemäß die Kreditwürdigkeit Österreichs viel genauer anschauen.

Daher ist aber jetzt schon für Anleger wie Steuerzahler empfehlenswert, den Blick auf die nationalen Finanzen zu richten. Dieser Blick ist im Chaos von griechisch-italienisch-spanischen Rücktritten/Doch-nicht-Rücktritten/Neuwahlen/Doch-nicht-Neuwahlen/Sparpaketen/Doch-nicht-Sparpaketen/Referenden/Doch-nicht-Referenden völlig verloren gegangen.

In dieser Stunde macht die absolute Untätigkeit der österreichischen Regierung baff. Sie glaubt wie das Kaninchen vor der Schlange, dass Bewegungslosigkeit das beste Rezept sei. Nirgendwo sind ernsthafte Spar- und Sanierungsbemühungen zu sehen.

Der Sozialminister verbietet, über Modelle zur Abschaffung der längst nicht mehr finanzierbaren Hacklerpension nachzudenken. Die Frauenministerin hält am um fünf Jahre niedrigeren Frauenpensionsalter fest. Die Maßnahmen gegen die gleichzeitige Explosion der Invaliditätspensionen sind nicht einmal so wirksam wie Placebos. In keiner Partei wird eine zumindest teilweise Privatisierung der ÖBB ernsthaft diskutiert. Die Bildungsdiskussion besteht primär in der ständigen Forderung nach noch mehr Geld für ein schon jetzt vergleichsweise sehr teures System. Im Gesundheitswesen wird nur über kostensteigernde Projekte wie den Elektronische Gesundheitsakt diskutiert, nicht aber über Wettbewerb, Selbstbehalte, den Weltrekord an Krankenhausaufnahmen und -aufenthalten sowie die Vielzahl an Spitälern. Die Universitäten wagen nicht, Studiengebühren einzuheben, und dürfen in den vielen überlaufenen, aber volkswirtschaftlich sinnlosen Fächern keine Zugangslimits einführen. Im Energiesektor träumt die Politik vom Utopieprojekt „Autarkie“. Die Lohnerhöhungen machen ein Vielfaches der deutschen aus. Die Bundesländer haben überhaupt noch nie echte Sparprogramme durchgezogen.

Die SPÖ scheint den Ernst der Lage noch gar nicht zu ahnen. Die Volkspartei redet zwar zweimal im Monat davon, zieht aber keinerlei Konsequenzen daraus. Bei keiner der Oppositionsparteien finden sich die notwendigen  Wirtschafts- und Finanzstabilitätsprogramme, sondern lediglich Hetzkampagnen gegen „Banken und Millionäre“.

All das beweist, dass Claus Raidl mit seinen Warnungen mehr als recht hat.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Deutschland kanns besser. Zumindest heute

09. November 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Deutschlands Regierung hat sich auf eine Steuerentlastung geeinigt. Österreichs Regierung – vor allem der größere Koalitionspartner – diskutiert das Gegenteil, nämlich Steuererhöhungen. Deutschlands Wachstum ist deutlich größer als das österreichische. Deutschlands Inflation ist deutlich kleiner. Deutschlands Gewerkschaften sind in ihren Forderungen deutlich maßvoller.

Wohin ist das Jahr 2006 entschwunden, in dem alle deutschen Zeitungen, auch die linken, Österreich als Vorbild hingestellt haben? Offenbar genügen viereinhalb Jahre sozialdemokratisch geführter Regierungen, um ein Land kaputt zu machen. Zumindest um es vom Vorbild-Land zu einem weit abgeschlagen nachhinkenden zu machen. Der Vergleich macht sicher.

Die deutsche Steuersenkungsdebatte hat aber noch auf einen weiteren Umstand aufmerksam gemacht, der den Österreicher mit offenem Mund staunen lässt: Nicht nur dass es beim großen Nachbarn eine Pflegeversicherung gibt, womit dort eines der ganz großen, in Österreich noch total ignorierten Zukunftsrisken abgedeckt wird. Noch viel spannender ist: Bei dieser Pflegeversicherung gibt es auch einen höheren Beitragssatz für Kinderlose als für Eltern.

Zwar ist der Unterschied von 0,25 Prozent des Einkommens nicht sensationell groß, den Kinderlose mehr zahlen müssen. Aber damit ist wenigstens ein symbolisch wichtiges Signal gesetzt.

Denn es ist einfach absolut ungerecht, dass Kinderlose im Pensions- und Pflegesystem von den immer weniger werdenden Familien profitieren, welche die künftigen Financiers dieses Systems großgezogen haben. Das ist auch in jenen Fällen ungerecht, wo die Kinderlosigkeit nicht eine bewusste Entscheidung für die egoistische Selbstverwirklichung in der Spaßgesellschaft war, sondern durch objektive, etwa medizinische Faktoren verursacht wird. Auch in diesen Fällen profitieren ja die Kinderlosen von den Kindern der anderen, ohne dass sie dafür irgendeine Last getragen hätten (außer hie und da das Greinen eines Kleinkindes in einer Straßenbahn ausgehalten zu haben).

Die deutschen Sozialdemokraten wollen die Steuersenkungen jedoch mit allen Mitteln bekämpfen (obwohl sie den höchsten Einkommen gar nicht zugute kommen). Sie sagen, dass die Reduktion des Staatsdefizits Vorrang haben müsse. Das ist ja ein an sich durchaus richtiger Gedanke. Nur vergessen sie eines: Es spricht viel dafür, dass sich wie in anderen Ländern Einkommensteuersenkungen positiv auf das gesamte Einnahmengefüge des Staates auswirken könnten. Dass man also trotz niedriger Steuersätze mehr einnimmt.

Die Konjunktur wird durch die Bürger besser angekurbelt, als wenn Politiker über dieses Geld verfügen könnten; Betriebsansiedlungen werden durch nirdrigere Steuern gefördert; die Schwarzarbeit wird weniger; es wandern weniger talentierte und gute ausgebildete Junge aus, die keine Lust haben, primär für den Staat zu arbeiten.

Aber auch wenn die Einkommensteuersenkung doch nicht den von etlichen Experten erwarteten Einnahmenzuwachs bringen sollte, gibt es noch immer Steuererhöhungen, die volkswirtschaftlich viel sinnvoller sind: Grundsteuern für jeden zubetonierten Quadratmeter sind ökologisch hilfreich; dasselbe gilt für Benzinsteuern; Höhere Verbrauchs- und Mehrwertsteuern wiederum reduzieren die Konsumlust, die ja vor allem asiatischen Produzenten zugute kommt.

Aber Österreichs Politik schweigt und diskutiert nicht einmal darüber. Diese Koalition ist ja längst zu keinen kraftvollen Antworten auf die Herausforderungen mehr imstande.

 

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Welche neuen Taten setzen die Piraten?

08. November 2011 01:55 | Autor: Andreas Unterberger

Nichts geht mehr. Diese Erkenntnis führt immer mehr Länder Europas in vorzeitige Neuwahlen. Nach diesen wird freilich auch nicht mehr gehen als heute. Anderswo häufen sich die Neugründungen von Parteien so sehr, dass niemand mehr den Überblick über die vielen Begehren, Initiativen, Gruppierungen hat, die von frustrierten Altpolitikern und von zu recht Empörten gegründet worden sind. Keine einzige davon kommt wirklich über den Mief verrauchter Hinterzimmer heraus – mit einer einzigen, völlig unerwarteten Ausnahme: Das sind die Piraten, die in einigen Ländern plötzlich an die zehn Prozent Unterstützung haben. Was sind die nun wirklich wert? Und: Muss man sich vor ihnen fürchten?

Mit einem Satz: Vieles an ihnen ist überraschend frisch, fast befreiend; etliches ist völlig unklar; und manches ist unerfreulich.

Es ist spannend, die Piraten mit den eine Generation davor gegründeten Parteien zu vergleichen. Das sind die europäischen Grünparteien, die heute alt geworden sind, jedoch die Redaktionsstuben sowie Universitätsinstitute mit massiven Mehrheiten beherrschen. Auch die 68er Bewegung schien anfangs befreiend zu wirken, wenngleich von Anfang an ihre Nähe zu Gewalttaten und zu totalitär-marxistischem Gedankengut sehr bedenklich war.

Inzwischen ist von dem frischen Wind der Grün und Alternativ-Bewegung nichts mehr zu spüren. Sie kämpfen im Gegenteil heute praktisch nur noch für eine Einschränkung der Gedanken- und Handlungsfreiheit. Sie tun dies auf eine zelotische Art und Weise, die an die mariatheresianischen Kontrollen des Kirchganges erinnert.

Alleine der grüne Sprachterror in Sachen Genderismus und Politisch Korrekten Wörtern, die man anstelle böser unkorrekter Wörter verwenden soll, stößt freiheitsliebenden (und sprachsensiblen) Menschen sauer auf. Ganze Bibliotheken lassen sich mit grünen Vorschriften füllen, was man alles nicht essen darf (vom Fleisch bis zu importiertem Obst), welche Kleidung man nicht tragen darf (vom Pelz bis zu Kunststoffen), was man alles nicht kaufen darf (von Glühlampen bis zu benzingetriebenen Autos), was man alles keinesfalls tun darf (vom Fliegen bis zum Wählen irgendwelcher Parteien, die nicht grün oder rot und daher a priori faschistisch sind), was alles zu bekämpfen ist (von jedem Straßenbau bis zu jedem Flugplatz).

Während die Grünen in den 70er und 80er Jahren das Schulsystem noch mit einigen spannenden Alternativschulprojekten bereichert haben, sind sie heute verbiesterte Anhänger einer neunjährigen zwangsweisen Einheitsschule. Während sie einst für die sexuelle „Befreiung“ – eigentlich Promiskuität – gekämpft haben, sind sie heute puritanische Exponenten eines ergrauten Radikalfeminismus, der fast den Eindruck erweckt, am liebsten alle Männer kastrieren zu wollen. Während sie in ihrer Jugend selbst des öfteren heftig mit dem Strafgesetz kollidiert haben, sind sie heute ständig als Denunzianten unterwegs, die am liebsten täglich eine Strafanzeige erstatten.

Kein Wunder, dass sich eine junge Generation gelangweilt von einer alten und fast totalitär anmutenden Bewegung abwendet. Daran kann nicht einmal das letzte Relikt etwas ändern, das an die wilden grünen Jahre erinnert, nämlich das grüne Engagement für Drogenkonsum. Am Versiechen der Grünen ändert auch ihre kurzfristige Wiederbelebung nichts, die einige Wochen lang durch die panikmachenden Schlagzeilen der Medien in Sachen Fukushima ausgelöst worden ist.

Rote oder schwarze Parteien können diese Abenddämmerung der erfolgreich durch die Institutionen marschierten und jetzt der Pensionierung entgegenjammernden Grünen nicht nutzen. Sie sind dazu selbst viel zu stark von grünem Gedankengut durchdrungen.

Profitiert haben viel stärker jene Bewegungen, die als Rechtspopulisten zusammengefasst werden. Sie können in der Jugend durch den Mut punkten, mit dem sie die Megaprobleme durch Zuwanderung und Islamismus ansprechen, die von rot-grün-linksliberal-christlichen Gutmenschen total verdrängt und geleugnet werden.

Und in jenen Ländern wie Deutschland, wo der Rechtspopulismus keine Sammelbecken gefunden hat, erfüllen die Piraten eine ähnliche Funktion. Freilich ist ihr Hauptanliegen, mit dem sie über Nacht relevant geworden sind, nicht das Ausländerthema, sondern die Computerfreiheit. Noch auffälliger ist, dass sie sich ganz an den traditionellen politischen Kanälen vorbei strukturiert haben: Weder Plakate, Broschüren noch Zeitungen, weder Demonstrationen, NGOs, Sozialpartner noch Promis haben ihr Aufblühen begleitet.

Die Piraten erfrischen noch aus weiteren Gründen: So sind sie absolut gegen den feministischen Quotenschwachsinn, der von den Grünen ausgehend über die Roten nun auch schon die Schwarzen erreicht hat. So strahlen sie mehr Humor und Lockerheit als alle anderen Parteien aus. So akzeptieren sie Mitglieder, die davor im pubertären Suchen nach möglichst provokativen Attitüden etwa auch bei neonazistischen Gruppen angestreift haben. So lassen sie viele für die alten Parteien zentrale Themen wie den Afghanistankrieg thematisch einfach links liegen. So wissen sie nicht einmal mit den Begriffen „links“ und „rechts“ etwas anzufangen.

Alleine dieser Verzicht, zu jedem Thema eine von oben bis unten durchdeklinierte Meinung zu haben, ist nicht nur jugendlich, sondern auch angenehm – und ehrlich. Wird doch bei den anderen Parteien die durchdeklinierte Meinung ohnedies nach Belieben und Wahltaktik geändert. Man denke in Österreich etwa nur an die wilden roten Wendungen in Sachen Wehrpflicht, die schwarzen in Sachen Neutralität, oder die blauen in Sachen Flat tax.

Dieser frische Wind der Piraten weht zweifellos viele junge Menschen wieder in die politische Welt zurück, die zuletzt eher zum desinteressierten Nichtwählen tendiert haben.

Sie sind natürlich eine reine Generationenpartei. Sie identifizieren sich primär nicht wie die Grünen durch nächtelange Pseudo-Basisdemokratie in verrauchten Hörsälen, sondern durch ihre elektronischen Kommunikationsformen. So wie etwa auch jede Generation ihren eigenen Musikstil entwickelt hat, entwickelt jede Generation auch politische Moden. Sie tut dies auch deshalb, um sich selbst definieren und von der Vorgängergeneration abheben zu können. Man denke nur an die 20er Jahre mit ihren roten Jugendmoden, die 30er mit ihren braunen, die Nachkriegszeit mit ihren schwarzen, die dann wieder von Rot und Grün und Rechtspopulisten abgelöst wurden.

Was freilich nicht bedeutet, dass jemals eine Generation zur Gänze irgendeinem Trend gefolgt wäre. Es geht natürlich immer nur um relative Veränderungen der Einstellung einer bestimmten Alterskohorte. Daher hat es während aller Grün- oder Piraten-Moden immer auch rot oder schwarz fühlende Jugendliche gegeben.

Klar sollte auch schon jetzt sein, dass die Piraten-Mode eines Tages wieder vorbei sein wird; dass sich die Gruppierung vielleicht phasenweise in eher rechte und eher linke Piraterie aufspalten wird; dass die Piraten wohl schon in einem Jahr wieder ganz anders aussehen werden als heute; und dass sie sehr rasch ihre Ausstrahlung verlieren werden, sobald sie irgendwo in die politische Machtbeteiligung hineingeraten sind. Auch die Piraten werden einmal erwachsen werden und draufkommen, dass politische Entscheidungen eine ernstere und mühsamere Angelegenheit sind als ein Piratenkostüm auf einem Faschingsfest.

Und natürlich ist auch ihr eigentliches Thema, die Computerfreiheit, nicht nur positiv zu sehen. Denn angesichts der überwiegend männlichen und von nächtlichem Surfen und Twittern und Facebooken blassen Burschengesichter geht man wohl nicht ganz fehl in der Annahme, dass wir hier nicht zuletzt eine Interessenvertretung jener jungen Männer haben, die möglichst ungehindert elektronische Pornographie konsumieren wollen. Das ist zwar ein altersbedingt und hormonell vielleicht erklärbares Anliegen, stellt aber keine wirkliche Bereicherung der Menschheit dar.

Dennoch ist der Kampf für Computerfreiheit ein wichtiges Signal: Hat doch in den letzten Jahren die politisch korrekte Einengung auch das Internet zu erfassen begonnen. Die Polizei sucht mit elektronischer Überwachung nach Kinderporno-Konsumenten; hochentwickelte Software screent alle Foren und Chatrooms nach bösen Worten ab, die man als rechtsradikal kriminalisieren kann.

Damit wird einer ohnedies sehr an den Rand gedrängten jungen Generation einer der letzten Fluchträume genommen, wo sie tun und denken konnte, was sie wollte. Die Jungen haben zwar nicht mehr die Kraft oder die Lust zu Demonstrationen – die künstlich geschürte Medieneuphorie über die angeblich 99 Prozent Sympathisanten der „Besetzt-die-Wallstreet“-Zeltlager ist ja nur ein später Nachklatsch des Medien-Aktionismus der Jahre nach 1968. Aber die Jungen haben sich dafür schnelle und erstaunlich effiziente Organisations-Kanäle geschaffen, mit denen sie über Nacht zu einem politischen Faktor geworden sind.

Am schmerzhaftesten sind sie für die Grünen. Erstens weil diese nun zum zweiten Mal (nach dem Rechtspopulismus, der ja auch noch blüht) ihr einstiges Abonnement auf die jungen Stimmen verloren haben. Und zweitens weil sich die Aktivität der Piraten gegen eine tragende Kerngruppe der Grünen richtet: nämlich gegen die Kunstszene, also jene Menschen, die mit meist möchtegern-progressiver Musik viel Geld machen. Die Piraten wollen aber jede Form von Raubkopien straffrei machen. Das ließe  die grüne U-Musik-Szene über Nacht verarmen .

Die Piraten haben auch die viel modernere Form der innerparteilichen Demokratie als die Grünen. Online-Entscheidungen sind schnell, objektiv und transparent. Dies gilt vor allem im Vergleich zur grünen Basisdemokratie, bei der sich immer jene Gruppe durchsetzt, die am geschlossensten halbe Nächte in verrauchten und zerredeten Hörsälen durchhält, bis sie die Mehrheit hat. Das bringt naturgemäß weder qualitativ noch quantitativ brauchbare Ergebnisse.

Die Grünen haben in Österreich sogar die Möglichkeit der Online-Wahl der Hochschülerschaft bekämpft. Was bei vielen jungen Menschen als ziemlich steinzeitlich angekommen ist.

Ganz sicher sind die Piraten jedenfalls nichts, vor dem man sich fürchten müsste. Im Vergleich mit den Grünen schon gar nicht.

Was hält nun der wertkonservativ-liberale Tagebuchschreiber selbst von den Piraten? Nun, mit Werten wie Heimat, Leistung oder Familie haben diese nicht allzu viel am Hut – sie scheinen diese Werte aber auch nicht so hasserfüllt zu bekämpfen, wie dies Rot und Grün tun. Umso mehr haben die Piraten mit dem Wort „Freiheit“ zu tun. Das lässt zumindest die liberale Hälfte meines Herzens jubeln. Auch wenn ich kein Anhänger von Urheberrechtsdiebstahl und Pornographie bin, fürchte ich mich doch mehr vor der in jeden Computer hineinspionierenden Staatsgewalt.

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Europas Realität ist stärker als Verträge

08. November 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Wie oft wurde in den vergangenen zwei Jahren das große Versäumnis beklagt, dass bei Einführung des Euro keine Regelungen für den Fall der Disziplinlosigkeit oder gar Insolvenz eines Euro-Landes geschaffen worden sind. Diese Klagen waren durchaus berechtigt – scheinen aber neuerdings weitgehend überholt. Was sogar ein wenig Hoffnung in trüben Zeiten machen kann.

Denn in Wahrheit passiert jetzt in der europäischen Realität ziemlich genau das, was eine solche Insolvenzordnung vorsehen müsste: Es wird ein Insolvenz- oder Masseverwalter eingesetzt, der ein von der Gläubigerversammlung vorgegebenes Sanierungsprogramm umzusetzen hat. Nichts anderes hätte schon von Anfang an in den EU- und Euro-Verträgen stehen müssen.

Die EU hat in den letzten Wochen und Monaten Italien, Griechenland, Irland und Portugal ein solches Programm mehr oder weniger von außen vorgegeben. Und in Italien wie Griechenland wird darüber hinaus gerade ein von Europa erwünschter Insolvenzverwalter als Regierungschef inthronisiert. Das sind zwar in beiden Fällen nationale Persönlichkeiten, aber keiner der beiden ist durch eine demokratische Wahl oder eine Partei an die Macht gekommen, sondern auf ausdrücklichen Wunsch, um nicht zu sagen massiven Druck von außen. Und in Irland wie Portugal haben die Wähler gleich selbst einen Masseverwalter gewählt, der das jeweils vorgegebene Sanierungs-Programm ordentlich abspult.

Also alles in Butter? In Wahrheit nicht. Man kann man nie befriedigt, wenn sich die Dinge außerhalb der demokratischen Verfassungen und völkerrechtlichen Verträge entwickeln, wenn sich die Macht (in diesem Fall zum Glück nicht die der Gewehre, sondern nur die der Gläubiger) als stärker erweist als das Recht.

Diese Kritik hat freilich gar nichts zu tun mit jener von gewaltaffinen Organisationen wie „Attac“ gegen die bösen Märkte. Denn Attac&Genossen wollen ja ein totales Chaos herbeiführen, in dem de facto niemand mehr Schulden zurückzahlt, und in dem Geld ganz nach Bedarf gedruckt wird. DasAttac-Szenario führt mit Sicherheit in die gesamteuropäische Verarmung samt bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Zurück zur europäischen Realität: Natürlich wäre es besser gewesen – und wäre auch heute noch besser –, würde bei Insolvenz eines Schuldnerstaates nach einem ordentlichen, rechtlich festgelegten Insolvenzrecht vorgegangen. Selbstverständlich kann ein solches Recht nur funktionieren, wenn es immer auch die ökonomischen Zusammenhängen und Grundrechnungsarten berücksichtigt.

Es ist aber immerhin erfreulich, wenn diese ökonomischen Gesetze nun zumindest auf politischem Weg und zumindest teilweise Anwendung finden.

Freilich bleibt der Weg des politischen Druckes im rechtlich ungeregelten Raum immer einer ins Ungewisse. Es ist beispielsweise recht unklar, wieweit dieser Druck im notwendigen Ausmaß aufrechterhalten werden kann, haben doch Italien und Griechenland die Sanierungspakete noch immer nur teilweise, halbherzig bis gar nicht umgsetzt. Und offen bleibt auch, wie lange umgekehrt die entmachteten Bürger und Wähler diese Diktatur des Auslandes hinnehmen werden. Umso klarer ist, dass es viel besser gewesen wäre, wenn Europa schon im Winter/Frühjahr 2010 Griechenland zu ganz konkreten Maßnahmen gezwungen hätte, statt sich dort eineinhalb Jahre lang am Schmäh führen zu lassen.

Dabei wäre schon damals zweifelhaft gewesen, was heute noch viel ungewisser ist: Kann die Insolvenz Griechenlands und die einiger anderer Staaten (egal, ob diese nun im Einzelfall eher einem Ausgleich oder einem Konkurs nahe sind) noch so weit aufgefangen werden, dass sie nicht über einen Dominoeffekt doch noch andere mit sich reißt? Das passiert ja auch bei der Pleite eines Unternehmens, dass bei Ausfall der fälligen Zahlungen etliche an sich gesunde Gläubiger und Lieferanten plötzlich auch in Konkursgefahr geraten.

Gewiss ist eben nur, dass diese Gefahr durch die lange Zeit der Verschleppung viel größer geworden ist. Und dafür tragen Europas Regierungschefs mit Angela Merkel die Hauptverantwortung.

 

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Fußnote 231: Entacher gewinnt

07. November 2011 13:35 | Autor: Andreas Unterberger

Normal sind das die Stunden, in denen ein Minister zurücktreten müsste.

Aber in der korrupten Balkanrepublik Österreich denkt ein Norbert Drabaos nicht daran zurückzutreten. Der Verteidigungsminister hat zwar im Krieg gegen den von ihm gefeuerten Generalstabschef Edmund Entacher eine krachende Niederlage erhalten, trotz ganz widerlich schmutziger Geheimdienst-Papierchen aus der Darabos-Giftküche über irgendwelche Dienstantritts-Verspätungen Entachers. Dieser wird ab sofort wieder mit allen Ehren installiert. Aber Darabos bleibt. Offenbar nach dem Motto: Jetzt habe ich das Bundesheer schon so weit ruiniert, da ist die totale Eiszeit zwischen dem Minister und dem obersten Offizier auch schon wurscht; Hauptsache, ich kann weiterhin geschönte Darabos-Bilder affichieren lassen. Außerdem kann sich Darabos ja nun entschließen, sich künftig nur noch mit seinem Lieblingsthema Sport-Doping zu befassen und nicht mehr mit dem Heer. Auf das ist er jetzt nämlich ganz böse.

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Was aber ist damit gelöst?

07. November 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt halt eine neue griechische Regierung ohne Herrn Papandreou. Und dann halt bald auch eine neue italienische Regierung ohne Herrn Berlusconi. Was aber ist damit gelöst?

Natürlich bringen neue Namen noch gar nichts außer spannend klingenden Zeitungsschlagzeilen. In beiden Ländern hat sich nämlich die Opposition, die jetzt da und dort wohl mehr mitreden wird, bisher noch viel weniger gewillt gezeigt zu sparen als die nun abgehenden Regierungschefs. Die Neubildungen von Regierungen sind daher in Wahrheit wieder einmal bloße Scheinaktionen, die aber genau der kurzsichtigen und oberflächlichen Denk- und Reaktionswelt der politisch-journalistischen Klassen entsprechen. An den eigentlichen Problemen der Länder ist damit noch gar nichts gelöst. Und es bleibt zu hoffen, dass Angela Merkel das auch erkennt (was sie natürlich schon vor zwei Jahren erkennen hätte müssen).

In Italien wird die notwendige Kursänderung wohl noch viel schwieriger als in Griechenland. Denn in Italien herrscht noch viel weniger Einsicht in die dringende Notwendigkeit zu handeln; in Rom ist die Opposition noch viel mehr zerstritten als bei den Hellenen; in Rom gibt es auch keinen klaren Oppositionsführer; dafür gibt es dort viele völlig unrealistische Parolen von Gewerkschaften und Linken, wie man ohne schmerzhafte Einschnitte wieder einmal auf italienische Art davonkommen könne.

Und vor allem glauben in Italien und im Ausland allzu viele, dass das Hauptproblem des Landes Berlusconi heißt. Was ein arger Irrtum ist – selbst wenn all die Korruptions- und Sex-Geschichten stimmen sollten, die ihm vorgehalten werden.

Denn immerhin war Berlusconi bisher der einzige italienische Nachkriegspolitiker, der das ewige römische Theater der halbjährlich wechselnden Regierungen mit ständigen Krisen beenden oder zumindest auf viele Jahre unterbrechen hat können. Er hat es auch geschafft, die Staatsverschuldung des Landes im Gegensatz zu all seinen Vorgängern seit Jahren nicht mehr signifikant ansteigen zu lassen. Was bei aller Lächerlichkeit seiner von Schönheitschirurgen geformten Erscheinung als Leistung anerkannt werden sollte.

Natürlich ist es richtig, dass Berlusconis Person längst eine Zumutung war. Natürlich ist das Halten der Staatsverschuldung längst nicht mehr ausreichend, weil die potenziellen Geldgeber inzwischen bei einem so hohen Schuldenniveau eines Staates viel misstrauischer geworden sind, als sie es früher waren. Aber ebenso richtig ist, dass ohne Berlusconi das Chaos noch viel größer werden wird, weil in Italien Politik nur als ein – wenn auch sehr emotional exekutiertes – Spiel verstanden wird, in dem die wirkliche Welt höchstens eine Nebenrolle spielen darf.

Daher wird von der italienischen Linken inhaltlich ja auch nur gegen die demütigenden Sparauflagen gewettert, die man dem stolzen Land nicht zumuten könne. Von einer echten Sanierungsbereitschaft ist da keinerlei Rede, geschweige denn von einer Schuldeinsicht in die früher von allen linken und christdemokratischen Regierungen verursachte Finanzpolitik, die ja die eigentliche Wurzel des Problems ist.

Umso widerlicher ist es, wenn auch Spitzenpolitiker der deutschen Sozialdemokraten bei Demonstrationen der italienischen Linken gegen Berlusconi auftreten und dort den Italienern nicht etwa Sparnotwendigkeiten verdeutlichen, sondern ihnen billigste Sündenbockrhetorik servieren: Schuld an dem Schlammassel seien die neoliberalen Finanzmärkte, denen der Kampf angesagt werden müsse. Sigmar Gabriel rief in Rom sogar wörtlich zum Kampf "für die Rückkehr der Demokratie und gegen die Herrschaft der Finanzmärkte" auf. Ob er das wenigstens selber glaubt, dass die demokratisch gewählten italienischen Regierungen und Parlamente nichts mit den gigantischen Schulden ihrer Länder zu tun haben, sondern irgendwelche finsteren Mächte? Ob die deutschen Steuerzahler erkennen, dass sie selbst in Wahrheit diese bösen Finanzmärkte sind? Begreifen  die Linken denn noch immer gar nichts oder ist das alles nur ein zynisch-populistisches Spiel mit der Wahrheit und den Wähleremotionen?

Eine „Rettung“ Italiens kann sich Europa im Gegensatz zu jener Griechenlands jedenfalls ganz sicher nicht mehr leisten.

Nachträgliche Ergänzung: Aber auch die Griechen sind eine einzige Provokation: Statt sanieren machen sie jetzt einmal Neuwahlen. Aber um diese durchzuführen brauchen sie dreieinhalb Monate. Und dann wahrscheinlich noch einmal so lang für eine Regierungsbildung. Derweil wollen sie wahrscheinlich wieder einmal auf Kosten der lieben Miteuropäer leben. Eine Provokation? Aber nicht doch, nur schlau, solange Resteuropa so zahnlos agiert.

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Die Roten Meinungsmacher(1) - Der Kampf um die Meinungshoheit in Radio und Fernsehen

06. November 2011 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

In Österreich ist erst zur Jahrtausendwende das ORF-Rundfunkmonopol gefallen. Kein anderer demokratischer Staat hat die Liberalisierung von Radio und Fernsehen so lange hinausgezögert. Über Jahrzehnte hat die SPÖ das ORF-Monopol mit (fast) allen Mitteln verteidigt und Privatrundfunk zuerst ver- und später, als es aufgrund des EU-Beitritts nicht mehr anders ging, behindert. Dieser bis heute nachwirkenden Entwicklung geht erstmals in der österreichischen Mediengeschichte eine ausführliche Serie nach, die in 14-tägigem Abstand im Tagebuch erscheinen wird.

Der Grund der vielen Behinderungsversuche: Sozialdemokraten und  ORF sind eine perfekte Symbiose eingegangen; SPÖ- bzw. regierungsfreundliche Berichterstattung erfolgte im Tausch gegen Sonderrechte und  Sonderregelungen für den ORF und seine Mitarbeiter. Dieses demokratiepolitisch fragwürdige und menschenrechtswidrige (es gibt eine entsprechende Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 1993) „Erfolgsmodell“ wollten beide medienpolitische Akteure trotz aller Widerstände nicht aufgeben.

Als der Druck zu groß wird, wechselt man von der Verhinderungs- zur Verzögerungstaktik. Erst in den  Jahren 2003/2004 wird der heimische Rundfunkmarkt völlig liberalisiert. Bis zum heutigen Tag ist der Einfluss der SPÖ auf die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks enorm. Österreichs jüngere Geschichte wurde und wird entscheidend von der sozialdemokratischen Medienpolitik  geprägt.

Das Tagebuch widmet dieser staats- und medienpolitisch zentralen Entwicklung in den nächsten Monaten eine eigene exklusive Serie. Autor ist ein hochqualifizierter Medienwissenschaftler und Rundfunkexperte. Er kann aber aus mehreren Gründen nicht unter seinem Namen publizieren. Er fürchtet mit gutem Grund um seinen Job, da sowohl SPÖ wie auch ORF zu jeder Menge Repressalien gegen seinen Arbeitgeber imstande wären. Aus einem ähnlichen Grund haben sich Verlage gescheut, das Werk zu publizieren, da sie praktisch alle von Verlagsförderungen des Unterrichtsministeriums abhängig und an positiven Nennungen zumindest anderer Bücher in ORF-Sendungen interessiert sind.

Die links gleichgeschalteten Publizistik-Institute zeigen sich ebenfalls – in einer Verhöhnung der laut propagierten Freiheit, Unabhängigkeit und Objektivität der Wissenschaft – an jedem SPÖ- und ORF-kritischen Thema desinteressiert. Dort werden nur Attacken auf die Kronenzeitung oder auf angebliche Fremdenfeindlichkeit der heimischen Medien publiziert. Das Wiener Publizistik-Institut hat vor einigen Jahren sogar eine Kampfschrift gegen privaten Rundfunk veröffentlicht.

Dies wird daher die erste umfassende Arbeit überhaupt, die den rundfunkpolitischen Sonderweg Österreichs von 1945 bis heute unabhängig dokumentiert, analysiert und kritisch aufarbeitet. Und es ist bezeichnend für den Zustand von Meinungsfreiheit und Demokratie in Österreich, dass sie – zumindest vorerst – nur wie die Texte der einstigen osteuropäischen Dissidenten in einem elektronischen Samisdat-Verfahren erscheinen können. Die Serie wird unter dem fiktiven Autoren-Namen „Hans Anonym“ im Bereich der Gastkommentare erscheinen.

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Was alles Richter und Staatsanwälte nicht wissen

05. November 2011 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Immer öfter wird man mit Aktionen der österreichischen Staatsanwaltschaften – insbesondere der im Raum Wien und Graz agierenden BSA-Truppen – konfrontiert, die einem angst und bang machen. Leben wir wenigstens noch in Restbeständen eines Rechtsstaats? Diese Sorge wird dadurch vergrößert, dass die heimische Justiz offensichtlich von Menschen beherrscht wird, deren Allgemeinbildung mehr als lückenhaft ist. (nachträgliche Ergänzung am Ende)

Ein dramatisches Beispiel dafür ist der nun in die zweite Instanz gehende Prozess gegen Elisabeth Sabaditsch-Wolff. Darin geht es um das „Verbrechen“, dass die Islam-Expertin und ehemalige Mitarbeiterin von Alois Mock bei einem FPÖ-Seminar den Geschlechtsverkehr des islamischen Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als „Pädophilie“ bezeichnet. Sabbaditsch-Wolff ist deswegen in erster Instanz verurteilt worden. Und die Oberstaatsanwaltschaft Wien (ja genau jene, die sich nie die Zeit genommen hat, dem massiven Verdacht vieler Experten mit Konsequenz nachzugehen, dass es in der Causa Kampusch, also einem der schlimmsten Fälle von Kindesmissbrauch in Österreich, noch weitere Täter gibt) hat Zeit für eine seitenlange Verteidigung dieses skandalösen Urteils.

In dieser Berufung wird etwa mit spitzer Zunge vom „angeblichen Vollzug der Ehe mit der neunjährigen Gattin“ geschrieben. Was in mehrfacher Hinsicht skandalös ist: Denn welcher normale Mensch, der Kindesmissbrauch als eines der schlimmsten Verbrechen ablehnt, bezeichnet eine Neunjährige (die mit sechs „verheiratet“ worden ist) undifferenziert als „Gattin“? Zweitens ist dieser Vollzug nur für die Staatsanwälte „angeblich“, für die islamische Welt ist er hingegen bis heute ein Vorbild mit Rechtswirkungen. So liest man in der (zweifellos eher linkslastigen) Wikipedia wörtlich unter dem Stichwort „Kinderheirat“: „Das Mindestalter für Mädchen, um zu heiraten, ist nach den Bestimmungen der islamischen Rechtsschulen neun Jahre, wobei sich die Rechtsschulen an der Ehe Mohammeds mit Aischa orientieren, die vollzogen worden sein soll, als Aischa neun Jahre alt war.“ Überdies versucht die Oberstaatsanwaltschaft gar nicht, gegen die von allen zugänglichen Quellen bestätigte Altersangabe zu argumentieren. Man schreibt einfach nur im Stile einer Boulevardzeitung ständig von "angeblich".

Natürlich gibt es keine datierten Filmaufnahmen vom Geschlechtsverkehr zwischen Mohammed und jenem Mädchen. Aber die Tatsache, dass dieser und vor allem das überlieferte Alter der „Braut“ den islamischen Rechts-Setzern bis heute als Vorbild dient, ist zweifellos noch viel gravierender als das genaue Datum. Vor allem, wenn es um eine Analyse des Islams geht.

Noch unglaublicher ist, dass diese Oberstaatsanwaltschaft sogar jene Passage der Richterin verteidigt, in der diese davon redet, dass Kinderehen auch in europäischen Herrscherhäusern weit verbreitet gewesen seien. Weshalb das Eingehen von Ehen im Kindesalter nicht mit Pädophilie gleichzusetzen sei.

Da bleibt einem wirklich der Mund offen. Denn erstens hatten jene historischen Kinderehen keinerlei sexuelle, sondern rein dynastische Gründe (die schlimm genug, aber eben ganz andere als pädophile Motive sind). Sie sollten strategisch die Machtinteressen zweier Herrscherhäuser absichern. Wovon bei der „Ehe“ Mohammed-Aischa keine Rede sein kann.

Zweitens ist bei keiner einzigen dieser Kinderehen bekannt, wann sie vollzogen wurde. Was man sich etwa bei einem achtjährigen Buben auch als relativ schwierig vorstellen kann. Und im Falle Aischa richtet sich die Kritik eindeutig gegen den Zeitpunkt des Vollzugs, weniger gegen jenen der formalen „Eheschließung“, der schon im sechsten Lebensjahr erfolgt war.

Drittens sind bei diesen dynastischen Kinderehen der europäischen Geschichte BEIDE Partner Kinder gewesen. Was einen gewaltigen Unterschied zum Altersverhältnis zwischen dem 53-jährigen Mohammed und der 9-jährigen Aischa macht.

Viertens sind die meisten dieser Kinderehen überhaupt „per procuram“ geschlossen worden. Die von ihren Eltern verheirateten Kinder haben einander also weder vor noch bei der „Hochzeit“ gesehen, sondern erst viele Jahre nachher (wenn überhaupt). Bei der Eheschließung waren vielmehr oft nur Gesandte der Herrscherhäuser anwesend.

Das mag alles angesichts der Qualität des Geschichtsunterrichts in vielen Schulen Richtern, „Ober-„ und „Ersten“ Staatsanwälten nicht bekannt sein. Umso mehr hätten sie die Pflicht, sich mit den Fakten vertraut zu machen, bevor sie solche abstrusen Begründungen in Urteile und Berufungsbeantwortungen hineinschreiben.

Der Kampf der Staatsanwälte gegen Sabaditsch-Wolffs Islam-Kritik ist umso erstaunlicher, als  seit Jahrzehnten zahllose noch so aggressive und noch so faktenfreie Verhöhnungen der christlichen Religion straffrei ausgegangen sind. Da hat man dann halt notfalls die "Freiheit der Kunst" vorgeschützt.

Extrem erstaunlich ist auch das parallele Urteil eines Medienrichters gegen die Frau: Diese hatte ein linke Kampagnen-Illustrierte geklagt, weil diese behauptet hat, Sabbaditsch-Wolff habe gesagt: "Der Euro-Islam ist einfach nur scheiße". Der Richter musste im Urteil zugeben, dass dieser Satz nie gefallen ist. Er hat die Illustrierte mit einer skurril mäandrierenden Begründung trotzdem freigesprochen. Indem er sich auf das noch gar nicht rechtskräftige Strafurteil berief; und weil Sabaditsch-Wolff halt schon sehr negativ über den Islam gesprochen habe. Der linke Meinungsterror auch in der Justiz geht also schon so weit, dass man sich nicht mher wehren kann, wenn einem Sätze in den Mund geschoben werden, die nie gefallen sind.

Diese Anklagen und Urteile sind überhaupt nur vorstellbar, wenn es um eine politische Hexenjagd gegen alles geht, was rechts der Mitte steht (=also gegen mehr als die Hälfte der Bevölkerung), und wenn man der parteipolitischen Kampagne einer mengenweise von Steuergeld-Inseraten gefütterten Illustrierten beispringen will. In einem freien Rechtsstaat, in dem Meinungsfreiheit und wissenschaftliche Fakten noch irgendetwas gelten, wäre das hingegen absolut unvorstellbar.

Nachträgliche Korrektur: Sabaditsch-Wolff diente erst im Kabinett des Außenministers Wolfgang Schüssel, noch nicht bei Alois Mock.

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Fußnote 230: Europa zurück in der Depression

04. November 2011 01:03 | Autor: Andreas Unterberger

„Keine Details! welches Stück?“ lautet die vielleicht berühmteste Theateranekdote über die Frage eines steckengebliebenen Schauspielers an den Souffleur. Nicht viel anders lautet die verzweifelte Frage der europäischen Bürger an die politische Klasse.

Griechenland macht nun offenbar doch kein Referendum – das heißt aber noch lange nicht, dass klar wäre, das Land würde auch die Spar-Bedingungen der anderen Europäer auf Punkt und Beistrich erfüllen. Griechenland macht vielleicht eine große Koalition – aber darüber wird jetzt wohl wochenlang gefeilscht. Damit sind wir wieder drei Schritte zurück. Die kurzzeitige Hoffnung, dass mit einem Referendum endlich der europäische Knoten durchschlagen würde, haben sich nach 48 Stunden wieder zerschlagen. Jetzt gibt es wieder nur Weiterwursteln, keine Klarheit, weder so noch so. In diese Rückkehr in die depressive Stimmung passt auch die erste Maßnahme des neuen EZB-Chefs: Die Zinsen werden völlig überraschend gesenkt. Damit wird noch billigeres Geld den Schuldenmachern wieder ein wenig neue Luft verschaffen. Und scheinbar ganz unbeabsichtigt wird durch eine solche Maßnahme auch die Bahn  für die Inflation noch besser bereitet, mit der die Staaten ihre Schulden entsorgen können. Wundert sich eigentlich jemand, dass genau solches passiert, wenn man ausgerechnet einen Italiener zum obersten Währungshüter macht?

 

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SN-Kontroverse: Bildungsvolksbegehren

04. November 2011 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll man das Bildungsvolksbegehren unterschreiben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Der Vernunft und Zukunft geschuldet

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Bildung nützt allen, ihr Mangel oder Mängel im Bildungssystem schaden allen. Dies ist eine gleichermaßen logische wie simple Erkenntnis und gemessen daran müsste das Bildungsvolksbegehren von allen Unterzeichungsberechtigten unterschrieben werden. Logisch deshalb, weil in einem Land wie Österreich die „Qualität der Köpf der Menschen" Zukunft und Wohlstand ausmachen. Die Bildungsqualität ist ausschlaggebend dafür, wie hoch der Lebensstandard in zwanzig Jahren ist. Von ihr hängt ab, ob wir wettbewerbsfähig bleiben und ob die gesellschaftlichen Veränderungen in der bewährten Form des demokratischen Ausgleichs bewältigt werden können. Denn Bildung ist Voraussetzung für die demokratische Gestaltung in einem Land. Dass das Bildungssystem den Erwartungen längst nicht mehr gerecht wird, ist jeder und jedem bekannt, der kindergarten- oder schulpflichtige Kinder oder Studenten hat. Warum müssen Eltern ihr Leben bis ins kleinste Detail nach den jeweiligen Öffnungszeiten der jeweiligen Schule ausrichten? Warum müssen sie mit ihren Kindern Hausaufgaben machen oder teure Nachhilfe zahlen? Dies ist nicht nur aufreibend, sondern ungerecht. Denn wie z. B. kommen Kinder aus bildungsfernen Familien dazu, dass ihnen so die Bildungskarriere verhunzt wird? Oder warum muss die Entscheidung über den Bildungsweg schon mit zehn, also viel zu früh, gefällt werden? Warum wird wegen ideologischer Halsstarrigkeit an unsinnigen Bergriffen festgehalten, statt an der Qualitätsschraube zu drehen? Das Bildungsvolksbegehren hilft, den Unsinn aus der Bildungsmottenkiste des 19. Jahrhunderts abzustellen.


Eine Attacke auf Kinder und Eltern

 

Andreas Unterberger

Die Gründe, die gegen das parteipolitisch motivierte Androsch-Volksbegehren sprechen, sind Legion: Sein einziger harter Kern sind neben unkonkreten Phrasen und der Forderung nach viel Geld zwei Anliegen, die von einer Mehrheit abgelehnt werden: die zwangsweise Gesamtschule („gemeinsame Schule") und die Abschaffung der Klassenwiederholungen für überforderte Schüler. Eine Einheitsschule würde den Mittelstand zwingen, seine Kinder so wie jetzt schon Androsch und andere Großindustrielle in teure Privatschulen zu schicken, zumindest wenn den Eltern die Bildung der Kinder nicht gleichgültig ist.Das Volksbegehren spricht zwar vage von „Autonomie", in Wahrheit bringt es noch mehr Zentralismus: Es will sogar die Kindergärten dem Bund unterstellen. In Wahrheit braucht Österreich viel mehr Schul-Vielfalt (wie dies etwa die „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt" fordert) mit mehr Rechten für Eltern und Lehrer. Auch in Wirtschaft, Sport und Kultur führen nur Leistung, Disziplin und Wettbewerb zum Ziel. Wer alle Kinder in die gleiche Klasse schickt, überfordert die einen und unterfordert die anderen. Unsere Zukunft hängt von der bestmöglichen Erziehung der Begabtesten und Fleißigsten ab, damit es wieder Weltklasse-Forscher, -Manager oder -Künstler gibt. Das Volksbegehren ignoriert total, dass wir vor allem ein Schulproblem mit Zuwanderkindern aus bildungsfernen Regionen haben (Finnland hat nur 2 Prozent Migranten, Österreich 19 Prozent), die nicht in einer Einheitsschule ihre Defizite abbauen können. In Deutschland hinken die Kinder der Gesamtschulländer jenen aus Ländern mit einem vielfältigen Schulsystem im Schnitt um ein volles Schuljahr nach.

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Unis im Gleichschritt marsch

03. November 2011 11:56 | Autor: Andreas Unterberger

Es war wohl zuletzt im April 1938, als österreichische Rektoren alle Studenten zur Teilnahme an einer Volksabstimmung aufgerufen haben. Jetzt ist es wieder so weit. Da hilft kein Datenschutz, kein Charakter, kein Gesetz gegen Amtsmissbrauch. Die Gleichschaltung ist dem Ziel schon sehr nahe.

Einige österreichische Rektoren haben allen ihren Studenten, deren Adressen sie eigentlich nur für den dienstlichen Gebrauch haben, in den letzten Stunden ein Mail geschickt, mit dem sie Werbung für das Androsch-Volksbegehren machen. Dass sie dabei selber ein schlechtes Gewissen haben, zeigt sich schon darin, dass sie nicht direkt aufrufen, diese rot-grüne Initiative zu unterzeichnen. Nein sie möchten ja nur „darauf hinweisen“.

Verlogener gehts nimmer. So als ob die Rektoren sonst auf diesem Weg auf Nationalrats- oder andere Wahlen hinweisen würden. So als ob es bei der Einführung der Gesamtschule, die nicht einmal vom führenden Pädagogik-Professor der Uni Wien unterstützt wird, um ein universitäres Anliegen ginge. So als ob die sonstigen Androsch-Phrasen den Universitäten helfen würden.

In dem Volksbegehren steht nämlich keine Zeile von klaren und konsequenten Zugangsregeln zu den Universitäten, nach denen die Rektoren immer halblaut gerufen haben. Dort steht auch nichts von Studiengebühren, für welche die Rektoren angeblich sind.

Nein, in dem Volksbegehren steht nur ein schwammiger Aufguss der rot-grünen Schulvorstellungen, die noch in allen Ländern das Schulsystem signifikant verschlechtert haben. Damit fehlt den Rektoren auch die letzte Ausrede für ihren blanken Amtsmissbrauch. Über den sich Studenten zu Recht reihenweise beim Tagebuch beschwert haben. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch den Weg zur Korruptionsstaatsanwaltschaft finden.

Gleichzeitig sind die selben Rektoren, die sich hier freiwillig parteipolitisch missbrauchen lassen, zu feig, um Studiengebühren einzuführen, obwohl ihnen nun seit einigen Tagen ein Rechtsgutachten sagt, dass sie durchaus das Recht dazu hätten. Gewiss gibt es auch andere Gutachten – aber wenn den Rektoren die Qualität ihrer Unis und damit deren Finanzierung wirklich wichtig wären, würden sie die Gebühren zumindest versuchen. Und wenn etwa dem Herrn Heinz Engl, seines Zeichens Rektor der Uni Wien, der ebenfalls solche Aussendungen zu verantworten hat, irgendwie an der Qualität seiner Universität gelegen wäre, würde er beispielsweise jeden weiteren Euro für die völlig heruntergekommen Studienrichtungen Publizistik, Geschichte und Politologie streichen, bis es dort wieder um Qualität, Leistung und wissenschaftliche Vielfalt geht. Aber in Wahrheit wollen die Herren und neuerdings auch Damen in den Talaren mit den schönen Ketten nur stänkern oder parteipolitisieren.

Bleibt nur zu hoffen, dass zumindest die Finanzministerin im Interesse der Steuerzahler die richtigen Konsequenzen daraus zieht. Und dass nicht wie etwa bei den griechischen Gaunereien viel zu lange weggeschaut wird.

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Hurra, Europa entdeckt sein Rückgrat!

03. November 2011 01:08 | Autor: Andreas Unterberger

Die Dinge spitzen sich nun von Tag zu Tag zu. Und das ist gut für Europa. Nach zwei Jahren des Herumeierns rund um die Schuldenkrise und der Unfähigkeit vieler  Staaten, die explodierenden Wohlfahrtsausgaben zu beschneiden, ist es jetzt erstmals offiziell: Vorerst gibt es kein Geld für die Griechen und statt dessen gleichzeitig den deutlichen Hinweis, dass das Land doch den Euro-Raum verlassen könne.

Der griechische Beschluss, über das Sparpaket ein Referendum abzuhalten, hat endlich eine klare Reaktion gebracht: Ausgesprochen wurde es durch das EU-Führungsduo Angela Merkel und Nicolas Sarkozy. Und natürlich nicht durch die diversen Herren in Brüssel, die sich „Präsident“ nennen, und schon gar nicht durch den „Europäischen Rat“ der Regierungschefs, sitzen doch dort ahnungslose Langweiler wie etwa ein Werner Faymann.

Merkel und Sarkozy haben ganz überraschend verkündet, dass die Griechen vor ihrem Referendum nicht einmal die schon fix beschlossen gewesenen acht Milliarden Euro bekommen werden (ohne die Athen übrigens nach früheren offiziellen Angaben eigentlich schon seit September pleite hätte sein sollte). Und die beiden haben überdies klar ausgesprochen, dass es für die Griechen bei der Volksabstimmung um einen Verbleib in der Euro-Zone gehe. Die inselreichen Schlaumeier hatten ja ein Referendum geplant, bei dem es nur um die Sparpakete gehen sollte, während die Euro-Mitgliedschaft unangetastet bleibt..

So nicht!, haben ihnen jetzt die beiden Europa-Chefs zugerufen. Ihr Griechen müsst entweder alle beschlossenen Sparmaßnahmen umsetzen oder wir lassen euch bankrott gehen – samt der dringenden Empfehlung, euch künftig eine eigene Währung zu suchen.

Eineinhalb Jahre haben wir auf solche – eigentlich selbstverständlichen – Sätze gewartet. Aber immerhin: Besser spät als gar nicht. Natürlich sind diese Ankündigungen deshalb gemacht worden, um Druck auf die griechischen Wähler auszuüben, die den Euro sehr wohl wollen, die keinen Staatscrash wollen, die aber auch nicht mehr weiter sparen wollen.

Dennoch erscheint es fast unvorstellbar, dass die EU-Länder nach einem Nein der Griechen zum Sparkurs wieder zurückrudern könnten und den Griechen am Ende doch wieder neues Geld geben. Fast zwei Jahre der weichen Unentschlossenheit sind wirklich genug, sie sind vor allem längst unfinanzierbar geworden.

Merkel/Sarkozy werden aber möglicherweise auch bald mit einem anderen EU-Land bald Klartext reden müssen, nämlich Italien. Denn dort wird ständig von Reformen geredet, es werden aber nie welche gemacht.

Vielleicht erwacht dieses Europa doch noch in letzter Minute und bekommt eine ernstzunehmende politische Führung – auch wenn wir uns Europa einst nicht gerade als deutsch-französisches Duumvirat vorgestellt hatten.

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Was heißt hier freiwillig?

03. November 2011 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Die Börsen haben gejubelt wie selten, viele Wirtschaftsprofessoren sind hingegen skeptisch: Ein seltsamer Widerspruch prägte die Reaktionen auf den EU-Gipfel. Geben damit nicht die Börsen dem Eigenlob der Regierungschefs recht, die (wieder) die Rettung des Euro verkündet haben?

Dieser Widerspruch klärt sich leicht. Erstens agieren Börsen kurzfristig und schwanken immer heftig zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt, während seriöse Ökonomen langfristig denken. Zweitens aber zeigen die Börsen die Entwicklung der Aktienkurse. Und es ist logisch, Aktien zu kaufen, wenn man Staatsanleihen als wacklig ansieht. Irgendwo muss man ja das Geld anlegen, das derzeit – der Schuldenpolitik sei „Dank“ – noch im Übermaß herumschwappt. Langfristig werden freilich auch Aktiengesellschaften schwer leiden. Niemand kann sich ja erwarten, dass es keine unangenehmen Folgen für alle hätte, wenn nun die Rechnung für die lustigen Jahre zu zahlen ist, in denen man die Wähler durch immer üppigere Wohlfahrtssysteme auf Pump bei Laune halten konnte.

Bevor das alles den Kurzfrist-Euphorikern so richtig ins Bewusstsein kommt, könnten wir alle über etwas anderes nachdenken: Was heißt eigentlich „freiwillig“? Der „freiwillige“ Verzicht der Banken auf die Hälfte ihrer Forderungen an Griechenland ist vielmehr eine zwingende Folge der griechischen Zahlungsunfähigkeit. Jeder Banker, der etwas verschenkt, gehörte ja vor Gericht.

Warum aber müssen die Banken verzichten, die Staaten jedoch nicht? Dass Privateigentum heftig bluten muss, jedoch die Politik mit ihren vielen sinnlosen Ausgaben und ihren unproduktiven Apparaten privilegiert wird, ist brutale Gewalt. Banken und Privatanleger werden logischerweise darauf reagieren: Seit sie erlebt haben, wie mit ihnen umgegangen wird, werden sie ihr Geld nur noch sehr ungern einem Staat borgen. Auch wenn Politiker und populistische Medien sie dafür wieder als Spekulanten beschimpfen.

Daher wird auch die vielgetadelte Hebelung des EFSF noch sehr fragwürdig. Diese von den europäischen Steuerzahlern finanzierte „Fazilität“ will ja Griechenland, Italien & Co nicht direkt Geld borgen, sondern sie will damit nur Kredite bei Dritten absichern. Das jedoch nur zu einem kleinen Teil, etwa 20 Prozent; dadurch könnte das Kreditvolumen verfünffacht werden. Für den Rest haftet wieder nur der Schuldnerstaat selber. Das aber lässt heftig zweifeln, ob der Hebel greift, ob dieser EFSF irgendwo zwischen Europa und China noch genug Geldgeber findet. Wären die dann doch wirkliche Spekulanten.

Die europäischen Steuerzahler jedenfalls sind jetzt schon betrogen. Denn diese Hebelung, die man lange geheim gehalten hat, macht es viel unwahrscheinlicher, dass sie jemals ihr Geld zurückbekommen, dass ihre Haftungen nur Theorie bleiben. Das hat uns nur die Politik einzureden versucht.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Schulen, Reformen, Irrwege

02. November 2011 12:12 | Autor: Andreas Unterberger

Wer weiß nicht über die Schule zu jammern? Ob es um eigene Erfahrungen geht oder die der Nachfahren oder die eines Arbeitgebers: Jammern über die Schule ist rundum in – und vielfach berechtigt. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass Österreich die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit hat, dass also der Arbeitsmarkt mit Schulabgängern mehr anfangen kann als irgendwo sonst. Ob das nun die Absolventen einer AHS mit ihrem Akzent auf Sprachen und Kultur sind, ob es um die Berufsbildenden Schulen mit ihrer Mischung aus Allgemeinbildung und technischer, kaufmännischer oder landwirtschaftlicher Spezialisierung geht, oder um das erfolgreiche Mischsystem Hauptschule-Berufsschule-Lehre: Auf keinem dieser Wege landen Schüler in einer Sackgasse.

Dennoch hat sich die Leistung der Schulen als Folge irregeleiteter Reformen und gesellschaftlicher Umbrüche signifikant reduziert. So wurden die Unterrichtsstunden reduziert, der Samstagunterricht abgeschafft und Energie- sowie Herbstferien eingeführt. So wurde es zum Leitprinzip erhoben, dass Schule vor allem „Spaß“ machen müsse, und dass Anstrengungen und Disziplin altmodisch seien. So erhöhte sich ständig der Druck auf die Lehrer, nur wenige negative Noten zu geben. So schreiben etliche Volksschulen schon automatisch lauter Einser ins Zeugnis. So wurden aus Zeugnissen Bescheide, gegen die Juristen gefinkelte Rechtsmittel ergreifen. So wurde der lernintensive Frontalunterricht durch „Projekte“ und „Gruppenarbeit“ ersetzt, worunter viele Schüler nur die Chance verstehen, sich geistig zu absentieren. So wurde jedes Auswendiglernen verpönt. So wurden Kopfrechnen und Rechtschreibung als überflüssige Turnübungen abgetan, weil das ohnedies der Computer alles könne.

Kein Wunder, dass das alles die Qualität vieler Schulen dramatisch verschlechtert hat. Das tut aber auch die gewachsene Bildungs- und Leistungsfeindlichkeit der Gesellschaft. Diese zeigt sich besonders stark in Medien, insbesondere in dem eigentlich zu öffentlich-rechtlicher Qualität verpflichteten ORF. Diese zeigt sich auch darin, dass niemand mehr von „Elite“ zu reden wagt.

Aber auch die Situation in den Familien hat sich total verändert: Doppelte Berufstätigkeit der Eltern und Alleinerzieher-Konstruktionen haben jenes Modell abgelöst, wo sich jahrelang ein Elternteil – meist die Mutter – liebevoll und hauptberuflich um den Nachwuchs gekümmert hat. Nur sehr naive oder sehr ideologisierte Menschen können glauben, dass dieser Umbruch keine Auswirkungen auf die geistige Entwicklung der Kinder hat.

Dennoch setzt die Politik das Zerstörungswerk fort. Soeben beschloss sie den endgültigen Tod der Hauptschule, die auf dem Land bis heute eine ganz ausgezeichnete Erziehung geboten hat. Die mit ihrem ersten und zweiten Klassenzug deutlich bessere Ergebnisse als alle bisherigen Gesamtschulexperimente erzielt.

Dennoch wollen besonders verbissene Gesellschaftszerstörer mit Hilfe vieler Boulevardmedien nun auch die achtjährigen Gymnasien durch eine zwangsweise Einheitsschule bis 15 ersetzen. Obwohl jede Menge Gründe dagegen sprechen:

1.     In sämtlichen Lebensbereichen von der Natur über die Kultur bis zur Wirtschaft ist Vielfalt erfolgreicher als erzwungene Gleichschaltung.

2.     Deutschland bietet als einziges Land echte Vergleichsmöglichkeiten; es hat unter sonst gleichen Rahmenbedingungen Bundesländer mit Gesamtschulen und solche mit einem System der Vielfalt (also auch achtjährigen Gymnasien). Dort sind die Länder der schulischen Vielfalt wie Bayern oder Baden-Württemberg weit voraus: der Qualitätsunterschied beträgt im Schnitt ein volles Schuljahr. Im weit zurückliegenden Berlin hingegen sind die Schulen durch 23 Reformen kaputtgemacht worden.

3.     Die Pisa-Tests zeigen, dass Schüler mit 14 geistig um bis zu drei volle Schuljahre auseinanderliegen. Wer solche Schüler in die gleiche Klasse zwingt, tut beiden Unrecht, den guten wie den schwachen.

4.     Das Unterrichtsministerium verbietet die Veröffentlichung aller Vergleichstests, nur um zu verschleiern, dass Gymnasien und ländliche Hauptschulen allen Gesamtschulvarianten weit überlegen sind.

5.     Dabei bekommen diese „Neuen Mittelschulen“ gesetzwidrig pro Schüler weit mehr finanzielle und personelle Ressourcen als andere Schulen.

6.     Gesamtschulländer wie Spanien und Italien produzieren zwar alljährlich 80 Prozent Maturanten, haben aber eine 40-prozentige Jugendarbeitslosigkeit.

7.     Finnland, das beim Pisa-Test erfolgreichste Land der EU, hat zwar ein Gesamtschulsystem; es ist aber vor allem deshalb erfolgreich, weil es im Gegensatz zu Österreich Leistung und Disziplin in den Schulen konsequent durchzieht, weil dort Lehrer gezielt ausgewählt werden, und weil Finnland nur 2 Prozent Zuwanderer hat, Österreich hingegen 19. Und die kommen in Finnland primär aus Estland oder Russland, also bildungsorientierten und nicht Drittwelt-Regionen.

8.     Der Spruch „Die Bildungsentscheidung solle erst mit 14 fallen“ zeugt von pädagogischer Ahnungslosigkeit. In Wahrheit sind schon mit dem vierten Lebensjahr die meisten Prägungen eines Kindes in hohem Ausmaß erfolgt.

9.     Führende Pädagogik-Professoren wie Hopmann, Heitger oder Neumann sind gegen die Gesamtschule.

10.                      Und last not least ist die Einführung von Gesamtschulen ein schwerer Schlag gegen den Mittelstand. Dieser fand bisher für seine Kinder noch überall halbwegs gute staatliche Gymnasien. In Gesamtschulländern wie England oder Amerika hingegen übersiedeln – genauer: flüchten viele Familien dorthin, wo es die letzten guten Schulen gibt. Oder sie schicken die Kinder in teure Privatschulen. Wie sich das bei uns die Gesamtschul-begeisterten Industriellen und Politiker immer schon problemlos geleistet haben.

Die Schule braucht Reformen, aber sicher nicht die Gesamtschule des Hannes Androsch, der schon als Erfinder der massiven Staatsverschuldung in die Geschichte eingegangen ist.

(Einen ähnlichen Beitrag zu diesem Thema habe ich auch für die „Raiffeisenzeitung“, Österreichs größte Wirtschaftswochenzeitung, geschrieben.)

 

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Fußnote 229: Die Geschichte eines Rücktritts

02. November 2011 01:45 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist für andere Länder normalerweise nicht weiter interessant, wenn der Oberbürgermeister von Mainz zurücktritt. Der Grund macht diesen Rücktritt aber durchaus diskutierenswert.

Der Sozialdemokrat Jens Beutel hat es nämlich bei einer Delegationsreise nach Ruanda versäumt, drei an der Hotelbar konsumierte Gläser Wein zu zahlen, und ist schlafen gegangen; worauf ein Parteifreund knurrend die Rechnung bezahlt hat. Das war alles. Dennoch entstand deswegen Wochen später ein so intensiver Medienrummel, dass Herr Beutel schließlich entnervt zurücktrat. Manche werden nun sagen: Da sieht man wieder, was für Gauner doch die Politiker sind. Andere werden hingegen die Deutschen für ihre hohen moralischen Standards loben, die auch bei einer so kleinen Verfehlung einen Rücktritt auslösen. Ich erlaube mir eine andere Meinung: Hier ist längst die Grenze zur Lächerlichkeit überschritten. Die Medien, die sich auf solche Mini-Themen stürzen, sind genauso widerlich wie jene Parteifreunde, die aus einem solchen Anlass zu intrigieren beginnen. Als ob wir (Deutsche, Österreicher & Co) keine anderen Sorgen hätten. Als ob so etwas – noch dazu in vermutlich etwas alkoholisiertem Zustand – keinem der Kritiker passieren könnte. Als ob angesichts der Ausbreitung eines solchen heuchlerischen wie oberflächlichen Puritanismus bald noch irgendein vernünftiger Mensch bereit sein wird, in die Politik zu gehen.

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Angela M. – Mythos statt Merkel

02. November 2011 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich müsste sich Angela Merkel jetzt fürchten. Denn in Politik wie Wirtschaft ist es fast schon eine eherne Regel: Wer von den Medien in den Himmel gehoben wird, stürzt danach umso steiler ab. Die „Männer des Jahres“, die im Jahr darauf kaputt waren, sind heute jedenfalls schon Legion. Und es gibt keinen zwingenden Grund, dass dieses Risiko bei jener Frau anders sein sollte, die derzeit ringsum als die große Siegerin der jüngsten EU-Entscheidungen verkauft wird.

Dabei hat Merkel durchaus sympathische Eigenschaften. Sie denkt bedächtig nach und verkörpert nicht den Macho-Typ eines Politikers, der ständig den Eindruck erweckt, dass er mit einer einzigen Anordnung die Welt neu ordnen könnte. So haben sich zwar immer wieder vor allem romanische Politiker nach Art eines Sarkozy oder Berlusconi zu inszenieren versucht – stehen aber heute als Gescheiterte und Getriebene da.

Merkel ist auch viel zu klug, um den gegenwärtigen Medien-Hype um ihre Person allzu ernst zu nehmen. Sie weiß, wie schnell das wieder vorbei geht und dass die Medien in ihrer Oberflächlichkeit wieder einen neuen Helden durchs Dorf treiben werden. Sie weiß aber auch, dass trotz der netten Schlagzeilen der letzten Tage ihre gesamte Politik in der Schuldenkrise bei der Bevölkerung sehr unpopulär ist. Sie weiß, dass ihre Koalition so gut wie keine Chance hat, auch nur in die Nähe einer Wiederbestätigung beim nächsten Wahltag zu kommen. Sie weiß, dass vor allem die zwei kleineren Parteien in dieser Koalition angesichts verheerender Umfragen und nahender bayrischer Wahlen zunehmend schwieriger werden.

Die deutsche Bundeskanzlerin hat in den letzten Wochen eine klare Wendung gemacht: Sie agiert erkennbar großkoalitionär und sucht bei jeder großen Entscheidung den Schulterschluss mit den eigentlich oppositionellen Sozialdemokraten. Den gleichen Kurs wie die SPD zu fahren bringt ihr wenigstens in den überwiegend linken Medien Sympathien ein.

Merkel hatte in Wahrheit immer schon eine starke sozialdemokratische Prägung. Mutige liberale Reformen waren ihr nie ein Herzensanliegen (genau so wenig wie wertkonservative Themen), daher hat die schwarz-gelbe Regierung von der ersten Stunde an auch keine zusammengebracht. Die FDP hat sich als Lobby-Organisation ohne echte innere Beziehung zur Ordnungspolitik entpuppt. Und in Merkels eigener CDU hat sie praktisch alle liberalen Persönlichkeiten hinausgedrängt. Merkel hat sich lieber mit Umverteilern und Regulierern umgeben. Jüngste Beispiele dieses Kurses: Die CDU sympathisiert mit einem gesetzlichen Mindestlohn und mit gesetzlich vorgegebenen Frauenquoten in großen Aufsichtsräten. Beides sind Maßnahmen, welche die derzeit relativ gute deutsche Wettbewerbsfähigkeit langfristig gefährden.

Das massivste anti-liberale Signal waren natürlich die von Merkel mitgetragenen EU-Beschlüsse der letzten eineinhalb Jahre, Hunderte Milliarden in die diversen – in Wahrheit völlig ergebnislosen – Rettungspakete für die europäischen Schuldenstaaten zu investieren.

Aber jetzt, so werden die Verbreiter des Merkel-Mythos hier einwenden, hat sie doch zum ersten Mal in einer wichtigen Frage Nein gesagt. Und sie ist auch dabei geblieben. Sie hat die französischen Wünsche abgeschmettert, dass sich der „Rettungsschirm“ EFSF direkt bei der EZB weiteres Geld ausborgen kann.

In Wahrheit war es nicht Merkels Stärke, die diese Idee blockiert hat, sondern ihre Schwäche. Sie hat sich nämlich in bisher unbekannter Weise vom deutschen Verfassungsgericht und vom Bundestag an eine sehr kurze Leine legen lassen, die ihren Spielraum bei den – bisher regelmäßig sehr teuren – Gipfelbeschlüssen stark eingeengt hat. Merkel musste ja sogar den Gipfel unterbrechen lassen, um sich vom Bundestag ein Plazet zu holen.

Es war also in Wahrheit die kleine Gruppe der deutschen Schulden-Gegner, die der Kanzlerin zur Stärke verholfen hat – fast möchte man sagen: zu einem Rückgrat. Nur dadurch wurde es diesmal verhindert, dass der französische Präsident sie neuerlich mit seiner Mischung aus brutalem Druck und charmanter Schmeichelei zum Griff in die deutschen Kassen veranlassen konnte.

Vor allem der französische Druck hat ja Merkel in diesen eineinhalb Jahren regelmäßig dazu gebracht, bei der Verletzung der EU-Verträge und der wirtschaftlichen Vernunft mitzutun. Diese Verletzung bestand vor allem in der Durchbrechung des ("No-Bailout!"-)Verbots staatlicher Krediten an andere EU-Staaten.

Das zuvor angesprochene Leih-Rückgrat Merkels war aber nicht stark genug, um auch das durchzusetzen, was nach diesen Fehlern die einzige logische Konsequenz gewesen wäre. Wenn man schon zu feig oder schwach ist, diese Staaten den Folgen der eigenen Schuldenmacherei und der daraus folgenden Zahlungsunfähigkeit preiszugeben, dann hätte Merkel wenigstens eine rasche Änderung der EU-Verträge durchsetzen müssen (und eigentlich auch wollen): Nur dadurch wäre ja die Einsetzung eines Konkursverwalters, der in Schuldnerstaaten die Macht übernimmt, möglich gewesen. Ein solcher Konkursverwalter wäre wohl die einzige Möglichkeit, dass Griechenland, Italien & Co endlich all das an schmerzhaften Sanierungsmaßnahmen umsetzen, was deren Regierungen schon in besseren Zeiten nicht geschafft haben.

Wir haben es ja immer wieder gesehen: Die Regierungschefs solcher Staaten versprechen bei jedem Gipfel große Sparsamkeit – aber niemand hat ein Druckmittel, die Einhaltung solcher Versprechen auch zu erzwingen.

Das wird man mit Sicherheit auch am Schicksal des berühmten Geheimbriefs des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi sehen. Dieser hatte seinen EU-Kollegen scharfe (im Detail aber bisher nicht bekannte) Spar- und Sanierungsmaßnahmen versprochen. Berlusconi hat jedoch in Wahrheit keine Chance, diese Maßnahmen auch inneritalienisch durchzubringen. Er ist auf Grund diverser Gerichtsverfahren schwer angeschlagen. Und weit und breit gibt es keinen anderen Politiker, der gegen die kampferprobten italienischen Gewerkschaften eine Sanierung zu realisieren imstande wäre.

Da klingt es lächerlich, wenn die EU nun ankündigt, die Einhaltung solcher Versprechen genau zu „kontrollieren“. Sie kann das genauso wenig wie beim Bruch aller früheren Versprechungen durch diverse Regierungschefs.

Dennoch sollte man nicht ganz verzweifeln. Denn immerhin findet in Europa doch ein Umdenken statt. Eindrucksvoller und sensationeller als die angebliche Lösung der Schuldenkrise durch die Gipfelbeschlüsse waren nämlich die Blut-und-Tränen-Interviews des französischen Präsidenten nach dem Gipfel. Denn in den letzten Jahrhunderten, ja noch bis in die letzten Wochen war es absolut unvorstellbar, dass ein französischer Präsident sagt: "Mein Job ist es, Frankreich näher an ein System heranzubringen, das funktioniert, das Deutschlands."

Dabei geht es etwa um die 35-Stunden-Woche, die von den Sozialisten einst als Waffe gegen die Arbeitslosigkeit eingeführt worden ist, die aber Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit schwer beeinträchtigt hat. Dabei geht es um die übergroße Rolle des französischen Staates in der ganzen Wirtschaft. Dabei geht es um das weitgehende Fehlen von mittelgroßen Betrieben, die in Deutschland wie Österreich den Kern der wirtschaftlichen Stärke bilden.

Der nunmehrige Kurswechsel Sarkozys ist zwar die einzige richtige Strategie. Es ist aber ein schwerer Schlag für den Nationalstolz der Franzosen, wenn die richtige Politik nur noch mit dem Qualitätssiegel „wie in Deutschland“ verkauft werden kann.

Noch weniger durchsetzen als einen Konkursverwalter für Schuldnerstaaten kann Merkel ein weiteres – eigentlich legitimes – Anliegen der Deutschen: dass sie in den diversen EU-Gremien nicht mehr diskriminiert werden. Denn vom Stimmgewicht im Rat bis zu der für die Wahl eines Abgeordneten nötigen Wählerzahl ist Deutschland viel schwächer repräsentiert, als der Zahl seiner Einwohner entsprechen würde. Vom noch viel größeren wirtschaftlichen Gewicht Deutschlands sei da gar nicht geredet.

Da aber Deutschland heute nicht mehr wegen der Verbrechen der Nazis unter Druck gesetzt werden kann, wird sich das Land in der EU immer weniger daheim fühlen, wenn es einerseits der größte Zahler ist und andererseits gleichzeitig jenes Land, dessen Bürger am wenigsten europäisches Gewicht haben.

PS.: Österreich ist zwar von der Größe seiner Vertretung in der EU her relativ privilegiert, es hat aber seit Jahren keinerlei Persönlichkeit, die in den europäischen Gremien noch irgendeine Rolle spielen würde. Es diskriminiert sich solcherart gleichsam selber. Österreich hat auch kein Parlament, in dem irgendjemand Europa-Debatten auf einem mit Deutschland auch nur annähernd vergleichbaren Niveau führen könnte. Daher wäre es eine sinnvolle Einsparung, wenn bei den nächsten Gipfeln nicht mehr Werner Faymann samt großem Tross anreist, sondern wenn daran einfach der in Brüssel residierende Botschafter teilnimmt und so wie Faymann halt immer das abnickt, was die Mehrheit will.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Der Besuch des (gar nicht so) alten Chinesen

01. November 2011 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn der oberste chinesische Machthaber in Wien weilt, spielen sich Dinge ab, die lebhaft an Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ erinnern. Dieses Stück wird in Schulen und auf Theaterbühnen gerne als moralisierendes Lehrstück über die infame Niedertracht all der anständigen Bürger verwendet. Diese zeigt sich, wenn die Menschen plötzlich zwischen totaler Verarmung und großem Reichtum zu wählen haben.

Die alte Dame jenes Stücks fordert für die Entschuldung einer ganzen Stadt und die Übertragung eines riesigen Vermögens an deren Einwohner den Tod eines honorigen Einwohners der Stadt. Denn dieser hat ihr in ihrer Jugend Böses angetan. Sie wartet ab, wie die Bürger reagieren – bis am Schluss die Leiche auf der Bühne liegt.

Nicht anders verhält sich derzeit die Republik Österreich beim Besuch des chinesischen Staats- und Parteichefs Hu Jintao. Österreich ist genauso gierig auf das Geld der Chinesen wie die Kleinstadt Güllen auf jenes der alten Dame. Der einzige Unterschied: Österreich existiert, Güllen ist eine Fiktion.

Noch liegen zwar keine menschlichen Leichen herum, aber die Republik opfert neuerlich bedenkenlos ein fundamentales Grund- und Freiheitsrecht: nämlich die Demonstrationsfreiheit. Die Stadt Wien wurde in ganzen Straßenzügen so weit geräumt und lahmgelegt, dass Herr Hu auch nicht einer einzigen tibetanischen Fahne oder eines sonstigen Zeichens des Protests ansichtig werden muss.

China hat dank des Wechsels zum Kapitalismus in der Wirtschaft große Erfolge errungen und den größten Devisenschatz irgendeines Staates angehäuft. Das erregt die Gier der schwer verschuldeten Alpenrepublik. Dieser ist es daher völlig gleichgültig, dass China in Sachen politischer Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat weiterhin eine brutale Einparteiendiktatur geblieben ist. Weil man von China Almosen haben will, darf man in Wien aber nicht einmal gegen jenes Land demonstrieren.

Das ist ein himmelschreiender Skandal. Nicht weil durch eine Demonstration in Wien die Tibetaner ihre Freiheit bekommen würden, sondern weil wir uns durch dieses Verbot die eigene Freiheit nehmen lassen, obwohl das Demonstrationsrecht durch Verfassung und Menschenrechtspakte garantiert ist. Das besonders Ärgerliche: Wenn es nicht um einen chinesischen Staatsgast geht, sondern wenn „nur“ eigene Bürger das Opfer sind, dann gilt "eh" wieder die Verfassung. Dann ist es sogar zulässig und wird auch aktiv von den Behörden geschützt, dass beispielsweise irgendwelche radikalen Tieraktivisten nicht nur durch Plakate und Sprechchöre öffentlich ihre Meinung kundtun können (was der Sinn des Demonstrationsrechtes ist), sondern dass sie darüber hinaus auch den Zutritt zu bestimmten Läden de facto weitgehend blockieren. Oder dass grüne Rad-Extremisten nicht nur der Allgemeinheit ihren Protest gegen was auch immer kundtun können, sondern auch stundenlang ganze Straßenzüge blockieren können. Was anderen Menschen zusätzlichen Benzinverbrauch und massiven Zeitverlust beschert.

Solange gegen Österreicher demonstriert wird, ist offenbar fast alles erlaubt - jedenfalls mehr, als anderswo unter Demonstrationsrecht verstanden wird, - einem chinesischen Diktator ist hingegen nicht einmal der Anblick einer unerwünschten Fahne zumutbar. Eine weitere Etappe auf dem stillen Todesmarsch Österreichs in den Unrechtsstaat.

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Griechenland: Das Gewitter geht los

31. Oktober 2011 21:23 | Autor: Andreas Unterberger

Das wird jetzt spannend: Die Griechen machen eine Volksabstimmung, ob ihnen die Resteuropäer in ihrer Schuldenkrise auch helfen dürfen. Die Stimmung im Land ist so verzweifelt, dass die Regierung keinen anderen Ausweg mehr weiß. Und was es noch spannender macht: Alle Umfragen deuten zumindest derzeit darauf hin, dass die Griechen in klarer Mehrheit Nein zum Rettungsschirm sagen werden. Ohne zu wissen, wozu sie damit Ja sagen.

Ein griechisches Nein würde freilich von den meisten Miteuropäern – wenn auch nicht deren Regierungen – mit Erleichterung aufgenommen werden. Dann könnte man die für Griechenland bereitgestellten Gelder zur Stabilisierung der eigenen Banken verwenden und sich den Rest doch noch sparen. Dann wäre auch für die in alter Manier herumlavierenden Italiener die Stunde der Wahrheit gekommen. Dann wäre endlich Klarheit geschaffen, dass wir keine Eurokrise, sondern eine der staatlichen Schulden haben. Dann wäre das Tabu gebrochen, dass ein europäischer Staat nicht in Insolvenz gehen könne. Dann müssten sich die helfende Miteuropäer nicht mehr ständig beschimpfen und nachsagen lassen, dass die Annahme ihrer Hilfe eigentlich eine Gnade ist.

Für die Griechen wäre das freilich weniger erfreulich. Dann würden griechische Pensionen und Beamtenbezüge zumindest zum Teil ausfallen, weil niemand mehr der Regierung Geld borgt. Dann würden die Banken gestürmt und müssten nach wenigen Stunden schließen (wenn das nicht ohnedies schon vor dem Referendumstag angesichts der Entwicklung der Umfragen passieren sollte). Dann müsste die griechische Regierung noch härtere Maßnahmen durchziehen, als sie das „Rettungspaket" von ihnen verlangt hat. Dann wäre auch endlich klar, dass man durch ständiges Protestieren, Demonstrieren und Streiken sein eigenes Los nicht wirklich verbessert, sondern nur durch Sparsamkeit und Anstrengung. Aber das wissen viele Völker offenbar immer erst im Nachhinein.

Freilich ist auch durchaus möglich, dass den Griechen in den nächsten Wochen noch – für sie – rechtzeitig klar würde, was ein Nein zum bösen Griechenland-Rettungspaket bedeutet. Dann würde nämlich niemand mehr Griechenland retten. Dann kann kein europäischer Regierungschef mehr so selbstmörderisch sein, seine eigenen Bürger noch mehr zugunsten der reformunwilligen Griechen zu belasten.

Ein Ja würde für Premier Papandreou aber – endlich – bedeuten, dass er dann auch wirklich die versprochenen Sparmaßnahmen durchziehen und wieder ein wenig Vertrauen ins Land bringen könnte.

Manches mal schürzen sich historische Entscheidungen lange so wie dunkle Wolken zu, bis es dann plötzlich in einem Gewitter zur Entladung kommt. In einem zerstörerischen – oder einem reinigenden Gewitter. In den nächsten Wochen wird Europa jedenfalls gespannt auf den Wetterbericht vom Balkan achten.

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Sinn und Unsinn: Das neue Dienstrecht

31. Oktober 2011 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hoseck hat ein neues Dienstrecht konzipiert. Darin findet sich neben den bei ihr erwartbaren Unsinnigkeiten auch wenigstens ein überraschend guter Gedanke. Heutzutage ist man über einen solchen aus der Regierung ja schon ganz dankbar, auch wenn man nur mit halben Mitteln halbe Ziele ansteuert.

Richter und Staatsanwälte sollen diesem Vorschlag zufolge ermutigt werden, eine Zeitlang in der Privatwirtschaft Praktika zu absolvieren, sei es in der Ausbildungsphase oder auch später. Dahinter steckt eine absolut richtige Erkenntnis: Verfahren und Gerichtsurteile werden wirklichkeitsnäher, wenn die Akteure eine bessere Ahnung vom Leben draußen haben. Menschen hingegen, die ihr ganzes Leben zuerst nur Schulklassen beziehungsweise Hörsäle, und dann nur Amtsstuben kennengelernt haben, sind absolut ahnungslos von den Lebensbedingungen jener Bürger, über die sie zu urteilen haben. Ganz abgesehen davon, dass diese Bürger die Gehälter von Richtern und anderen Staatsdienern überhaupt erst erwirtschaften müssen.

Mäkeln wir nicht allzusehr herum, dass das nur eine freiwillige Sache ist. Es ist im Prinzip immer richtig, zuerst einmal Erfahrung mit neuen Modellen zu sammeln, zu evaluieren und diskutieren (das hätte man übrigens unbedingt auch bei der Einführung der „Neuen Mittelschule tun sollen). Freilich bin ich sehr sicher, dass solche „Praktika“ den Juristen sehr guttun werden. Die Gefahr ist nur, dass sich die Privatwirtschaft dann die besten herausangelt. Andererseits sind die Gehälter gerade in der Justiz so hoch und die Posten zugleich lebenslänglich abgesichert, dass die meisten doch den sicheren Staatsdienst vorziehen werden.

Was mehr schmerzt, ist, dass solche Ideen nur für die Justiz vorgelegt werden – vermutlich kommen sie auch aus dem dafür zuständigen Ministerium. Mindestens genauso dringlich wären sie aber auch für Lehrer und alle jene Beamten, die Bescheide ausstellen. Überall dort täte mehr Lebensnähe dringend not.

Vor allem aber vermisst man finanzielle Angebote für diese doppelt qualifizierten Menschen. Warum hat der Staatsdienst fein säuberlich durchkonstruierte Gehaltsschemata für Akademiker und Nichtakademiker (zu denen jetzt auch noch eines für die Bachelors als Mittelkategorie kommen soll!), nicht jedoch Anreize für jene Menschen, die mehr vom Leben gelernt haben, als man jemals in einem Hörsaal von Professoren lernt, die meist selbst wiederum nie in der wirklichen Welt aktiv waren?

Der Rest der Heinisch-Hoseck-Ideen ist freilich so dumm, dass die lobenswerte Teilöffnung Richtung Privatwirtschaft wieder einmal mehr als konterkariert wird. So soll nun sogar schon eine verpflichtende 50-prozentige Frauenquote für jede einzelne Verwendungsgruppe im Staatsdienst kommen. Damit verabschiedet sich der öffentliche Dienst noch weiter vom Leistungsprinzip. Damit haben in vielen Beamtenbereichen Männer auf Jahrzehnte überhaupt keine Karriere-Chance, Frauen hingegen eine garantierte. Nur halten die Männer zu all diesen Diskriminierungen noch immer den Mund. Was immer rätselhafter wird.

Etwas seltsam, wenn auch nicht ganz so gravierend ist der Wegfall der Bestimmung, dass Polizisten eine gewisse Körpergröße haben müssen: Bisher waren bei Männern 1,68 Meter, bei Frauen 1,63 vorgeschrieben. Was ist daran eigentlich so übel? Weiß man denn nicht, dass die Menschen in den letzten Jahrzehnten ohnedies um rund 10 Zentimeter größer geworden sind? Ist es nicht so, dass größere Menschen einem Randalierer gegenüber schon durch ihre Ausmaße eine einschüchternde und damit auch gewaltfrei beruhigende Wirkung haben? Welche Gleichberechtigungs-Mini-Selbsthilfegruppe hat sich denn da wieder wichtig gemacht?

Und mehr als fragwürdig ist es auch, dass man künftig auch Polizist werden kann, wenn man schon älter als 30 ist. Haben wir nicht im Gegenteil das Problem, dass man nicht mehr weiß, was man mit zu vielen älteren Polizisten anfängt?

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Fußnote 229: Ein kleiner Rechenfehler halt

30. Oktober 2011 12:39 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn das nun auch schon bei den Deutschen möglich ist: Wer soll da noch irgendein Vertrauen zu irgendeiner Angabe aus staatlichen oder europäischen Quellen haben?

Eine vom deutschen Finanzministerium kontrollierte staatliche "Bad Bank" hat sich um nicht weniger als 55,5 Milliarden Euro verrechnet. Das Erstaunliche: Der Irrtum erfolgte zugunsten des Steuerzahlers. Damit ist die deutsche Staatsverschuldung gleich um fast drei Prozent niedriger als zuletzt immer angegeben. Nur ein Vergleich, damit man sich die Größenordnung vorstellen kann: Der Rechenfehler beträgt mehr als drei Viertel des gesamten österreichischen Jahresbudgets. Gewiss kann man in dem Rechenfehler bei der HRE-Bad Bank FMS Wertmanagement (wo faule Hypothekenpapiere in Form einer sogenannten Bad Bank abgelagert worden waren) eine gute Nachricht sehen. Und derer mangelt es ja derzeit heftig. Vertrauensbildend in die staatlichen Finanzakrobaten ist das aber auch nicht - vor allem weil sich diese normalerweise immer zum Nachteil des Steuerzahlers "verrechnen". Siehe die griechischen Betrügereien oder ähnliche österreichische Tricks, mit denen man Schulden zu verstecken versucht.

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Der wahre Feind heißt Korruption – nicht Blog und Twitter

30. Oktober 2011 01:37 | Autor: Andreas Unterberger

Keine Frage wird mir bei Vorträgen häufiger gestellt als jene nach dem Verhältnis zwischen gedruckten und elektronischen Medien. Darauf erzähle ich gerne von dem amerikanischen Medienguru, der in den 90er Jahren bei einem Kongress verkündet hat, dass es binnen fünf Jahren keine Papierzeitung geben werde. Oder von Prophezeiungen, dass es sehr bald nur noch am Wochenende Zeitungen geben werde.

Woran man sieht, dass es Propheten zumindest dann schwer haben, wenn sie über die Zukunft reden. Daher seien hier nur ganz bescheiden einige Wahrscheinlichkeiten formuliert.

Ich selbst bin keineswegs ein fanatischer Vertreter eines „Internet only“. Dabei betätige ich mich nun schon mehrere Jahre seit meiner zweiten unsanften Hinausbeförderung aus Printmedien primär als Blogger. Zwar ist mein Blog andreas-unterberger.at der einzige, der dank vieler zahlender Abonnenten eine tragfähige Basis hat. Er ist auch nach allen bekannten Vergleichsparametern der meistgelesene medienunabhängige Blog. Dennoch bin ich überzeugt, dass gedruckte, unabhängige und seriöse Medien unverzichtbar sind.

Dennoch wird der Marktanteil der Kaufzeitungen stark abnehmen und von einst 75 auf etwa 20 Prozent sinken. Verlieren werden vor allem Boulevard- und Lokalmedien. Gewinnen werden Gratis- und Internet-Medien.

Marktschreierische, voyeuristisch und viertelwahre Texte kann sich nämlich auch eine billige Mini-Redaktion aus den Fingern saugen, deren Gratisblätter sich nicht mehr von einem durch einige Pseudo-Infos angereicherten Werbeprospekt unterscheiden. Das wird die Boulevard-Kaufmedien killen. Die Lokalmedien wiederum leiden darunter, dass die meisten Gebrauchtauto-, Wohnungs- oder Stelleninserate sehr bald nur noch im Internet zu finden sein werden. Dort kann man billiger und mehr Informationen kommunizieren als in jedem Inserat. Dort findet sich gezielt jene Handvoll, die als Käufer oder Mitarbeiter in Frage kommt. Dort muss man nicht die Papier-, Druck-, und Transport-Kosten Hunderttausender Exemplare zahlen. Will man doch sein Auto ohnedies nur ein einziges Mal verkaufen.

Das Internet wird auch für jene Menschen ideal werden, die noch schneller als durch Ö3&Co ständig wissen wollen, ob die Welt noch steht und wer bei einem halbseidenen Sing-Wettbewerb gewonnen hat.

Auf Dauer unverzichtbar bleibt die klassische Tages- wie Wochen-Zeitung hingegen dort, wo es um tiefe, um kluge sowie mit viel Recherche verbundene Informationen, Analysen und Meinungen geht. Dafür wird die 20-Prozent-Elite auch einen höheren Preis zahlen.

Ein Ersatz etwa für die täglichen Recherchen des „Presse“-Economist durch die Mini-Mannschaft eines Gratis-Blattes ist unvorstellbar. Im Internet wäre solche Qualität zwar denkbar. Nur ist das Lesen anspruchsvollerer und längerer Text auf Papier bequemer. Nur strahlt Papier auch Echtheit und Lebensqualität aus. Nur gibt es im Internet noch immer kein funktionierendes Business-Modell, welches Qualitäts-Journalismus finanzieren würde. Auch mein eigenes Internet-Tagebuch ist kein Gegenbeweis, ganz abgesehen davon, dass es erstaunlich oft ausgedruckt wird. Es findet nur auf Grund meiner Bekanntheit und der weitgehenden Alleinstellung im großen liberalkonservativen Bereich ausreichende Abonnenten. Das lässt sich nur schwer auf andere Blogs übertragen.

Der Glaube, dass sich Internet-Medien durch Werbung finanzieren würden, schmilzt rasch. Internet-Werbung nimmt zwar zu – aber noch viel rascher tun dies jene Internet-Seiten, die davon leben wollen. Was naturgemäß die Preise ständig weiter drückt.

Noch aus einem weiteren Grund braucht der Internet-Journalismus die Basis-Recherche  seriöser Zeitungs- und Agenturredaktionen: Das Internet würde sonst zur unkontrollierten Spielwiese wilder Propaganda, von Lügen und Verschwörungstheorien, von Links- wie Rechtsradikalen, von gezielter Desinformation und von im Dunklen agierenden Agenturen wie Agenten werden.

Offen bleibt jedoch angesichts schrumpfender Leserzahlen die Frage: Wie finanzieren sich künftig Redaktionen und bleiben dabei unabhängig? Ohne die Arbeit seriöser, alleine der Wahrheitssuche verpflichteter, von jeder politischen und wirtschaftlichen Macht unabhängiger Journalisten kann aber keine Demokratie funktionieren. Demokratie braucht auch Medienvielfalt, die in ihrer Summe das ganze Meinungsspektrum abbildet, wobei aber jedes Medium seine ganz spezifische Identität hat, um glaubwürdig zu sein.

Umso gefährlicher ist die Selbstkorrumpierung so vieler Medien. Sie lassen sich von der Politik bestechen – oder sie pressen der Politik mit der Androhung kritischer Berichterstattung aus Steuergeldern finanzierte Inserate ab. Zuerst war solches nur im Umkreis des Wiener Rathauses wie auch der niederösterreichischen Landesregierung zu beobachten. Seit Werner Faymanns Wechsel in die Bundesregierung finden solche Deals aber auch ganz intensiv dort statt. Dazu kommt noch eine zweite Form der Selbstkorrumpierung: nämlich das völlige Verwischen der Grenzen zwischen Inserat und (hoffentlich) unabhängiger Redaktion. Das Vertrauen des Lesers wird durch immer mehr „Kooperationen“, „Verlagsbeilagen“, „Sonderseiten“ oder überhaupt nicht gekennzeichnete PR-Artikel verspielt.

Gewiss: Durch solche Deals haben im Gegensatz zum Ausland alle österreichischen Blätter die letzte Krise überlebt. Das ist für die Bilanz der Verleger kurzfristig gut. Das verhindert auch einen weiteren Abbau der hierzulande ohnedies sehr geringen Vielfalt an Medien. Das ist für die langfristige Glaubwürdigkeit der Medien und für die Demokratie jedoch ganz übel.

Ginge es wirklich um die Medienvielfalt, sollte der gegenwärtige Inseraten-Schandlohn durch eine erhöhte gesetzliche Presseförderung ersetzt werden, die in keiner Weise inhaltlichen Einfluss nimmt. Eine vielfältige, unabhängige und seriöse Medienszene ist für eine gute Zukunft dieses Landes jedenfalls absolut unverzichtbar. Egal, ob diese Medien auf Papier oder Bildschirmen gelesen werden.

(Dieser Beitrag erscheint in ähnlicher Form in der heutigen Sonntags-„Presse“, die ganz von der Online-Redaktion der „Presse“ gestaltet worden ist.)

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Die Panzerknackerbande

30. Oktober 2011 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Von der deutschen Linkspartei bis zu vielen Demonstrationen ertönt heute der Ruf: Verstaatlicht die Banken! Das fordern aber nicht nur extremistische Dummköpfe, sondern auch Medien und sogenannte Kulturschaffende.

Lernen Menschen eigentlich nie etwas aus der Geschichte? Lernen könnten sie etwa aus der Krise 2008/09. Damals sind vor allem jene Banken ins Schleudern gekommen, die direkt oder indirekt unter der Kontrolle der Politik standen: Von der Hypo Alpen-Adria über die meisten anderen Landes-Hypos und die Investkredit bis zur Kommunalkredit konnte man hierzulande genau – und um teures Lehrgeld – sehen, welche Folgen politische Eigentümerschaft hat. Auch in Deutschland sind primär die den Bundesländer gehörenden Landesbanken gegen die Wand gefahren. Wer weiter zurückblickt, findet mit Bawag, Länderbank, Zentralsparkassa, Creditanstalt oder Bank Burgenland viele weitere Beweise, welch schweres Unheil die Politik in der Eigentümerfunktion anrichtet.

Das heißt gewiss nicht, dass privatwirtschaftlich strukturierte Banken immun gegen Gaunereien wären. Aber ganz offensichtlich sorgen real existierende Eigentümer für viel effizientere Kontrollen und damit Barrieren gegen einen Crash als Politiker, die nur fremdes Eigentum verwalten.

Rufe nach Bankenverstaatlichung ertönen aber auch von vielen Politikern. Diese wollen neuerdings ständig Banken retten, die gar nicht nach Hilfe rufen. Diese wollen die Regierungen aber künftig nicht mehr bloß als Gläubiger, sondern gleich als Miteigentümer der Banken sehen.

Das klingt harmlos, sollte aber alle Alarmglocken läuten lassen. Denn es ist ja niemand anderer als die Staaten selbst, es sind also Regierungen und Politiker, die alleine die Hauptschuld an der schweren Krise tragen. Banken kommen derzeit nicht etwa deshalb in Schwierigkeiten, weil sie riskant spekuliert hätten oder weil Andreas Treichl binnen zweier Wochen seine Meinung über bestimmte Risken geändert hat, sondern weil Staaten krachen wie die Kaisersemmeln, obwohl sie noch vor kurzem als sichere Schuldner gegolten haben.

Und jetzt sollen ausgerechnet Staaten die Banken übernehmen? Das ist ungefähr so, wie wenn man der Panzerknackerbande die Kontrolle über den Goldschatz der Nationalbank gäbe.

Nun sind Rettungskredite an Banken nicht total auszuschließen, wenn nach einer Pleite Griechenlands nur dadurch eventuelle Domino-Effekte zum Schaden von Sparern und Realwirtschaft vermeidbar sein sollten. Aber wenn die Staaten künftig in den Banken auch als Eigentümer anschaffen wollen, dann wollen sie das nur deshalb, weil sie unser Bestes haben wollen. Nämlich unser Geld, das auf den Banken liegt. Selbst wenn Regierungen schwören, das nicht zu wollen, werden sie in Zeiten der Krise der Versuchung nicht widerstehen, in den Banktresor zu greifen.

Trotzdem schreien so viele Bürger nach einer Enteignung der Banken. Was irgendwie fassungslos macht.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Die Euphorie eines Drogensüchtigen

29. Oktober 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Habe ich in meiner ersten Reaktion zu negativ auf den EU-Gipfel mit seinen lauten Erfolgsfanfaren reagiert? Aus mehreren Gründen bleibe ich bei meiner Skepsis, auch wenn man inzwischen mehr (freilich noch lange nicht alle) Details zu den Gipfelbeschlüssen weiß. Ja, gerade deshalb bleibe ich dabei. Denn sobald sich das schwierige Kleingedruckte geklärt haben wird, wird mit großer Wahrscheinlichkeit wohl noch weniger Grund zur Euphorie da sein.

Die Gründe für Beharrlichkeit in Sachen Skepsis, trotz einiger halber Lichtblicke:

  1. Sogar der deutsche Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der aus Angela Merkels unmittelbarem Umfeld kommt, sieht die Hebelung – also wundersame Vermehrung – der Mittel der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) „mit Sorge". Durch die Hebelung sollen nämlich aus den 440 Milliarden, die den ungefragten Steuerzahlern abgepresst worden sind, gleich mindestens eine Billion Euro werden. Die 440 Milliarden werden dabei nun doch nicht, wie ursprünglich geplant, direkt als Kredite weitergegeben. Sie haften vielmehr als Ausfalls-Versicherung für Kredite, die diese Fazilität anderswo aufnehmen will. Was natürlich das Risiko eines weitgehenden Ausfalls der Gelder der Steuerzahler stark erhöht.
  2. Inzwischen hat auch schon das deutsche Bundesverfassungsgericht die EFSF-Konstruktion zumindest in einer Detailfrage gekippt. Es verbot nur wenige Tage nach dessen Inthronisierung ein neues Geheimgremium des deutschen Bundestages. Dieses sollte Beschlüsse des 440-Milliarden-Rettungsschirms und andere Rettungsmaßnahmen genehmigen. Ein solches Gremium hat die deutsche Regierung als notwendig angesehen, damit Entscheidungen vertraulich vorbereitet werden und schnell fallen können.
  3. Griechenland wird sich langfristig auch mit der als Endziel angepeilten Staatsverschuldung von 120 Prozent nicht normal refinanzieren können. Das heißt: Griechenland bleibt krank, obwohl zu seiner Genesung die Krankheitskeime über ganz Europa verstreut worden sind. Dabei sind diese 120 Prozent noch die bestmögliche Entwicklung des nächsten Jahrzehnts. Es könnte trotz Gipfelhilfe auch viel schlimmer kommen.
  4. Die Gefahr, dass die Halbierung des Werts griechischer Papiere von den internationalen Märkten auch jetzt schon als Insolvenz gewertet wird, ist weiterhin gegeben.
  5. Obwohl viele Finanz- und Notenbankexperten das scharf kritisieren, wird die Europäische Zentralbank weiterhin ungehindert Staatspapiere aufkaufen, also weiterhin zu Lasten aller Sparer Geld drucken können. Positiv ist nur, dass die EFSF nicht als Bank gilt, die direkt Geld bei der EZB besorgen kann. Damit haben sich die Deutschen wenigstens in einem Punkt durchgesetzt.
  6. Es ist eine glatte Sauerei, dass bei der Bewertung des den Banken nun vorgeschriebenen Kern-Eigenkapitals nur staatliche Partizipationsscheine, nicht aber private einberechnet werden dürfen, obwohl die genauso für die Bank haften. Dadurch gerät nun die RZB der Raiffeisengruppe ins Schleudern. Warum hat 2009 die Republik so auf die Beteiligung des privaten Sektors an den Partizipationsscheinen bestanden, wenn die jetzt nicht anerkannt werden?
  7. Ebenso eine Diskriminierung ist es, wenn private Banken auf 50 Prozent ihrer Forderungen gegen Griechenland verzichten müssen, die (not-)verstaatlichte Kommunalkredit beispielsweise nicht.
  8. Die von der Europäischen Bankenaufsicht berechneten zusätzlichen Kapitalpuffer europäischer Banken zeigen – wie schon mehrere andere Indikatoren –, dass Österreich viel schlechter dasteht als Deutschland, die Niederlande oder Finnland, mit denen wir uns gerne in einem Atemzug nennen. Österreichs Banken brauchen demzufolge 2,9 Milliarden Euro, die deutschen 5,2. Dem Größenverhältnis zwischen den beiden Ländern entsprechend dürften jedoch die Werte in Österreich nur ein Zehntel der deutschen ausmachen. In Finnland oder den Niederlanden gibt es überhaupt keinen Bedarf an zusätzlichem Geld. In Frankreich, über dessen Banken zuletzt so bedrohlich geredet worden ist, beträgt der Bedarf 8,8 Milliarden: Angesichts der Größenverhältnisse stehen damit sogar Frankreichs Banken relativ besser da als die österreichischen.
  9. Die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens Italien jetzt mit der Geldverschleuderung durch den hochausgebauten Wohlfahrtsstaat (an dem sowohl die einstigen Christdemokraten wie die aggressiven Gewerkschaften hauptschuld sind) Schluss macht, ist zwei Tage nach dem Gipfel nicht gerade gestiegen. Denn schon reden die Gewerkschaften von Generalstreik, um für die Beibehaltung eines absoluten Verbots von Kündigungen durch Arbeitgeber zu kämpfen – eine wettbewerbsfeindliche Regelung, die es nicht einmal im Mega-Sozialstaat Österreich gibt. Wegen dieser trüben Aussichten muss Italien nach dem „Rettungs“-Gipfel schon wieder höhere Zinsen für seine Anleihen zahlen als vorher.
  10. Gewiss ist erfreulich, dass Nicolas Sarkozy jetzt wagt, die Einführung der 35-Stunden-Woche durch die Sozialisten als eines der Krebsübel des kränkelnden Landes anzusprechen. Nur kann niemand ernsthaft glauben, dass er deren Abschaffung ein Jahr vor dem Wahltag noch durchbringt. Und dann werden die Sozialisten regieren, die vermutlich wieder Jahre brauchen werden, um zu solchen Erkenntnissen zu gelangen (so wie einst Gerhard Schröder Jahre gebraucht hat, bis er vom Kuschelsozialismus auf die Agenda 2010 umgeschaltet hat).
  11. Erfreulich ist es auch, dass die EU-Bischöfe eine erstaunlich weise Erklärung veröffentlicht haben, die klar festhält: Die Ursachen der Krise seien vor allem in Politikerentscheidungen der letzten Jahrzehnte begründet, die nur auf Kurzfristigkeit beruhten und häufig genug mit Blick auf Wahlentscheidungen getroffen wurden. In einem Satz die ganze Wahrheit. Das wird jedoch Caritas&Co nicht hindern, wieder die Lüge zu verbreiten, dass Wirtschaft, Unternehmer und Banken die Schuldigen seien.
  12. Gar nicht erfreulich ist wiederum, dass die Schaffung eines europäischen Insolvenz-Regimes für insolvente Staaten wieder ganz in den Hintergrund gerückt ist.
  13. Dass auch in Österreich noch immer nicht alle die Notwendigkeit des Sparens verstanden haben, zeigt etwa die Reaktion Karl Aigingers, des Chefs des Wiener Wirtschaftsforschungsinstituts. „Es ist zu viel über Konsolidierung gesprochen worden, und zu wenig darüber, wie man das Wachstum stärken kann.“ Damit legt er der österreichischen Politik neuerlich die Leiter für weitere Schuldenmacherei. Zwar könnte man das Wachstum auch ohne neue Schulden, nämlich durch scharfe Deregulierung und Privatisierung fördern, aber davon redet Aiginger ganz bewusst nicht. Schließlich erhält das Wifo viele Aufträge von der schuldengierigen Arbeiterkammer.
  14. Und damit es auch etwas zu lachen gibt: Werner Faymann verkauft sich und sein Verhalten beim Gipfel (wie immer: Zustimmung ohne irgendeine konstruktive eigene Meinung) nun als Rettung der Spareinlagen. Das ist natürlich noch ein Grund mehr, sich um diese zu sorgen.

Noch einmal zurück zu den eingangs erwähnten freudigen Fanfaren ob der Gipfelbeschlüsse. Die erinnern stark an die Freude eines Drogensüchtigen, wenn er neuen Stoff bekommt. Obwohl er im Grund genau weiß, dass ihm nur noch ein scharfer wie schmerzhafter Entzug helfen würde. Nicht anders ist es um die europäische Schuldenwirtschaft bestellt.

Daher sollte es niemand sonderlich ernstnehmen, wenn die Börsen kurzfristig jubeln, weil das alles, woran wir noch Jahrzehnte zahlen und leiden werden, jetzt – vielleicht – ein oder zwei Quartalsergebnisse zu verbessern vermag.

 

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SN-Kontroverse: Neutralität abschaffen?

28. Oktober 2011 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Neutralität abgeschafft werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Neutralität ja, Neutralismus nein

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist seit 1955 mit ihr mehr als gut gefahren, sie ist ein wesentliches Element der Identitätsstiftung und außerordentlich beliebt, obwohl sie manch ranghoher Politiker schon vor Jahrzehnten abschaffen wollte. Sie wurde mit Lipizzanern und Mozartkugeln verglichen oder in den „Tabernakel der Geschichte" verwiesen. Doch stur wie sie halt ab und zu sein können, halten die Österreicherinnen und Österreicher an ihrer Neutralität fest. Egal, ob diese nun als „immerwährende" oder als „Kernneutralität" bezeichnet wird. Und recht haben sie, wenn sie auf ihre sicherheitspolitische Selbstständigkeit pochen, sich keinem Militärbündnis anschließen und die Stationierung fremder Truppen nicht zulassen wollen.

Weder der Beitritt zur UNO noch zur EU haben daran etwas geändert. Wobei die Neutralität nicht mit Neutralismus zu verwechseln ist. Seit vielen Jahren sichern heimische Soldaten den Frieden am Golan, im Tschad kümmerten sie sich um die Verbesserung der Sicherheitslage, mit ihrer Hilfe wurden die Grundlagen für den zivilen Wiederaufbau geschaffen, Flüchtlinge und Vertriebene heimgeführt, Personal sowie Einrichtungen der UNO geschützt. Friedenssoldaten wurden in den Kosovo entsandt. An der UNO-Friedensmission im Libanon wird sich Österreich mit 160 Soldatinnen und Soldaten beteiligen. Seit 1960 haben mehr als 90.000 Soldaten und zivile Helfer an über 50 internationalen friedensunterstützenden und humanitären Missionen teilgenommen. Das lang von Neutralitätsgegnern strapazierte Argument, wonach Österreich international ein „Trittbrettfahrer" ist, wird dadurch eindrucksvoll widerlegt. Darüber hinaus bietet die Neutralität zahlreiche diplomatische Möglichkeiten zur Vermittlung. Das alles ist sehr viel mehr wert, als junge Leute in den Krieg zu schicken.


Wer allein steht, ist hilflos

Andreas Unterberger

 

Die 1955 nach dem Muster der Schweiz beschlossene Neutralität ist längst weitgehend abgeschafft: durch UNO- und EU-Beitritt, durch die „Partnerschaft für den Frieden", durch das Mittun bei friedensstiftenden, also Kampfeinsätzen im Ausland. Nur wagt das kein Politiker den in Sachen Völkerrecht natürlich ahnungslosen Bürgern offen zu sagen. Und angesichts des Widerstands von „Kronenzeitung" & Co. wagt man auch nicht, die letzten Reste der Neutralität zu entsorgen.

Obwohl viele rationalen Gründe dafür sprächen: Dann müsste nicht jedes kleine Land teure eigene Abfangjäger organisieren. In einem deklarierten Bündnis könnte man sich auf einige Spezialaufgaben konzentrieren. In einem solchen Bündnis wäre daher auch die Abschaffung der Wehrpflicht viel leichter.

Neutralität hatte für ein kleines Land zwischen zwei großen hochgerüsteten Blöcken ihren Sinn. Heute ist unsere Sicherheit von ganz anderen Gefahren bedroht, die ihre Wurzeln und Schauplätze zum Großteil weitab unserer Grenzen haben und die nur gemeinsam mit anderen Ländern eingedämmt werden können. Was aber die Neutralität behindert. Dabei geht es um die (weltweit!) organisierte Kriminalität; um lokale Konflikte, die Hunderttausende auch bis Österreich in die Flucht treiben können; um im Alleingang nicht effektiv bekämpfbare Internetattacken, die ganze Länder ohne einen einzigen Schuss lahmlegen kann; dabei geht es um die Seepiraterie, die für exportorientierte Länder wichtige Handelsströme bedroht; dabei geht es um die Energiesicherheit; dabei geht es um den Schmuggel von nuklearem Material; dabei geht es um die Abwehr von bakteriologischen und chemischen Bedrohungen; dabei geht es um einen wirksamen Kampf gegen Terrorismus.

Gegen all diese Gefahren ist ein neutrales Land absolut hilflos.

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Die Räuber gehen jetzt auch betteln

27. Oktober 2011 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Was hat nun dieser so laut betrommelte Schicksalsgipfel der EU gebracht? Natürlich nicht die in Aussicht gestellte Stabilisierung einer schwer verschuldeten Staatengemeinschaft. Die Sparankündigungen sind offensichtlich noch immer nicht ernst gemeint, wie beispielsweise ein Heinz Fischer sehr anschaulich zur gleichen Stunde in Wien bewiesen hat. Dafür ist man voll kaum noch bemäntelter räuberischer Energie den Banktresoren, also unserem Ersparten ein gutes Stück näher gekommen. Ebenfalls erhöht hat man durch eine riskante Hebel-Operation das Risiko, dass die Hilfsgelder und Garantien der Steuerzahler ganz verloren sind. Und ganz neu ist schließlich: Die EU-Chefs haben die Union in einen Verein der organisierten Bettelei verwandelt. Was nun wirklich eine neue Verfallsstufe darstellt. Tiefer geht’s wohl kaum mehr. (nachträgliche Ergänzung am Ende)

EU-Exponenten werden als wichtigstes Ergebnis dieses Gipfels in den nächsten Tagen reihenweise vor allem China, aber auch all die anderen Staaten heimsuchen, die es in den letzten Jahren durch Fleiß, Disziplin und Sparsamkeit zu etlichen Ersparnissen gebracht haben. Also durch all die Eigenschaften, die der real existierende Schulden-Sozialismus der meisten EU-Länder gar nicht so gern mag.

Ob die europäischen Bittsteller in China auch etwas Kleingeld bekommen werden? Wahrscheinlich schon – aber ganz sicher nicht ohne schmerzhafte Gegenleistungen, die wohl auch, aber nicht nur in einem totalen Boykott des Dalai Lama und einem Fallenlassen des demokratischen Taiwans bestehen werden. Schließlich regieren in Peking beinharte Machtmenschen, die nicht gerade zu einem Orden der christlichen Nächstenliebe werden wollen. Den europäischen Regierungschefs in ihrer Schuldennot sind aber Menschenrechte und Demokratie völlig wurscht.

Das, was man mit den Banken vorhat, ist klar. Man will sie unter dem scheinheiligen Vorwand erhöhter Eigenkapitalanforderungen teilverstaatlichen, damit man leichter an deren Geld herankann. Vielleicht können das die relativ starken deutschen Banken noch irgendwie abbremsen, die einst so stolzen österreichischen Banken scheinen zu schwach, zu orientierungslos und zu uneinig zu einer organisierten Verteidigung unserer Spareinlagen.

Natürlich spricht nichts gegen einen erhöhten Prozentsatz an notwendigem Eigenkapital. Das bringt zwar keinen Ertrag, aber Sicherheit. Völlig unklar und wohl nur als Schikane zu verstehen ist aber, wieso als anrechenbares Eigenkapital nicht auch sogenannte Partizipationsscheine und ähnliche Gelder angerechnet werden dürfen, die ja voll für die Einlagen haften. Und ein zweites ist noch schlimmer: Offenbar will man den Banken sogar verbieten, ihre Bilanzsumme durch Herunterfahren von Krediten und Einlagen zu reduzieren. Ein solches Verbot wäre freilich eine massive Grundrechtsverletzung, die gegen alle in den letzten Jahren viel beschworenen Menschenrechtskataloge verstoßen würde.

Dabei würde durch das Herunterfahren der Banken-Bilanzsumme das legitime Ziel einer Risikoreduktion beziehungsweise einer Erhöhung der Eigenkapitalquote voll erreicht werden. Der Anteil des sicheren Eigenkapitals wird ja automatisch größer, wenn sich die Bilanzsumme reduziert. Gerade eine solche Erhöhung der Sicherheit wollen aber die Staaten offenbar nicht. Der Grund ist klar: Denn dann würden Banken wackligen Euro-Ländern noch weniger Geld als zuletzt borgen. Sicher bekäme dann auch die Wirtschaft weniger Kredite. Aber es waren ja gerade die angeblich zu riskanten Kreditvergaben, welche den Banken als einziges vorgeworfen werden konnten. Erzwungene Kreditvergaben haben aber erstens mit einer freien Wirtschaft überhaupt nichts mehr zu tun, und sind zweitens genau das, was in Amerika die Wirtschaftskrise überhaupt ausgelöst habt ( das waren nämlich die vom Staat anbefohlenen Subprime-Hypotheken an einkommenslose Menschen).

Gleichzeitig glaubt man, die Banken gezwungen zu haben, auf 50 (oder mehr?) Prozent ihrer Forderungen an Griechenland verzichtet zu haben. Und zwar "freiwillig". Erst die nächsten Tage werden zeigen, ob dem wirklich alle Gläubiger Griechenlands freiwillig zustimmen. Und vor allem: Ob eine solche erzwungene Freiwilligkeit nicht weltweit als das bezeichnet wird, was sie ist: eine Insolvenz Griechenlands mit einer 50-prozentigen Quote. Falls die Rating-Agenturen noch einen Rest an Unabhängigkeit haben und nicht auch schon ganz von den Staaten vergewaltigt worden sind, dann müssten sie die Dinge beim Namen nennen.

Eine solche Insolvenz samt Schuldenschnitt ist zwar unumgänglich. Wenn sie aber beim Namen genannt wird, dann wäre das für Griechenland, aber indirekt auch andere Staaten noch viel schmerzhafter. Weil dann Griechenland eben als das gelten würde, was es ist: nämlich insolvent. Und damit würde auch die Fiktion kollabieren, dass europäische Staatsanleihen 100 Prozent sicher wären, "mündelsicher" sogar.

Irgendwie erinnert diese "Freiwilligkeit" an den "freiwilligen" Verzicht des 1918 gestürzten Kaisers oder an den "freiwilligen" Anschluss 1938 ans Hitler-Reich.

Wirtschaftlich ist dieser Umgang mit den Banken ein mörderisch gefährlicher Weg Richtung eines Neokommunismus, den die EU-Staaten da in ihrer Not einschlagen.

Umso schlimmer ist es, wenn der Sparwille der Staaten selbst nur in billigen Ankündigungen besteht, die aber offensichtlich nicht ernst gemeint sind. Das zeigte besonders anschaulich die Rede des Bundespräsidenten zum österreichischen Nationalfeiertag. Er forderte dort noch „Mehr soziale Gerechtigkeit“. Das, obwohl völlig klar ist, dass es nichts anderes als dieser ständige Ausbau sogenannter „sozialer Gerechtigkeit“, also schuldenfinanzierter Konsumausgaben, gewesen ist, der – auch – Österreich in eine überaus kritische Schuldensituation getrieben hat. Dennoch soll es laut Österreichs höchstrangigem Sozialdemokraten noch mehr davon geben.

Was zeigt, dass sie noch überhaupt nichts begriffen haben. Davon kann auch die billige Hetze Fischers gegen irgendwelche ungenannt gebliebenen „Finanzjongleure oder Rohstoffspekulanten“ nicht ablenken, die unverschämt viel verdienen würden. Gewiss haben vor allem in Amerika manche in manchen Jahren exorbitant gut verdient. Kluge Politik sollte daher immer solche Marktregeln setzen, dass übermäßige Profite durch mehr Wettbewerb verhindert werden (es sei denn, diesen Profiten stehen auch übermäßige Risiken gegenüber).

Wenn nun aber in Österreich die Sozialdemokraten gegen nicht näher definierte  „Finanzjongleure“ zu hetzen beginnen, dann ist das ganz sicher nur ein reines Ablenkungsmanöver: Es soll die eigenen Unterlassungen und Verschwendungen vertuschen. Denn erstens sind diese im Geld versinkenden „Jongleure“ höchstens in London, Singapur und New York zu finden und nicht in Wien; zweitens sind sie auch dort zweifellos nicht Regel-, sondern Einzelfälle, die von irgendwem aufgebauscht worden sind; und drittens: Wenn es in Österreich wirklich solche Jongleure geben sollte, dann sind die spätestens seit der Bundespräsidenten-Rede samt ihrem Geld über die Grenze und werden ganz sicher Fischers billiges – nein eigentlich: sehr teures – Populismusgerede von noch „mehr sozialer Gerechtigkeit“ nicht finanzieren. Das wird vielmehr wieder der Mittelstand tun müssen, den Fischer heuchlerisch zu schützen vorgibt.

In ganz ähnlicher Weise wird auch die europäische Politik des „Lieber Banken überfallen statt selber sparen“ nur dazu führen, dass die Banken des Euroraum rasch an Bedeutung verlieren werden – wenn sie nicht überhaupt große Geschäftsfelder ganz aus dem Euroraum hinausverlegen. Was sie hoffentlich zum Schutz unserer Spargelder tun werden.

Spätere Ergänzung: Die österreichische Finanzmarktaufsicht behauptete wenige Stunden nach dem Gipfel, dass das staatliche Partizipationskapital in den Banken sehr wohl auf die Eigenkapitalquote angerechnet würde. Das wäre eine spürbare Reduktion einer der in diesem Beitrag geäußerten Sorgen, nur steht die Aussage der FMA in Widerspruch zu dem offiziellen Wortlaut der Gipfelerklärung: "9% of the highest quality capital". Darunter ist bisher nie das zwangsverzinste, aber stimmrechtslose Partizipationsgeld verstanden worden, das der Staat den Banken vor zwei Jahren gegeben hat. Und Tatsache bleibt ebenso, dass das vor kurzem detailliert ausgearbeitetete Basel-III-Abkommen aller internationalen Notenbanken für weit geringere Eigenkapitalquoten eine Frist bis 2018 vorgesehen hatte.

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Achtung Banküberfall

26. Oktober 2011 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Vor unser aller Augen findet soeben der größte Banküberfall der Menschheitsgeschichte statt. Jedoch die Mehrheit der Bürger klatscht dazu. Wie das? Und wer ist der Täter?

Täter sind die Staaten Europas. Sie sind fast alle durch ihre sich ständig eskalierende Schuldenpolitik schwerst verschuldet, mit denen sie – beziehungsweise die jeweils regierenden Parteien – seit Jahrzehnten die Bürger bestochen haben. Und nun sehen sie wie so mancher Pleitier in einem großen Banküberfall den letzten Ausweg. Die Staaten kommen aber nicht etwa heimlich in der Nacht oder durch den Keller, sondern tagsüber durch den Haupteingang.

Auf diesen Kern lässt sich der Hintergrund der Groteske um die ständig verschobenen und vertagten EU-Gipfel bringen. Es geht dabei um nichts anderes als um die detaillierte Vorbereitung dieses Banküberfalls und um den Konflikt zwischen den einzelnen Bandenmitgliedern über die Aufteilung der Beute.

Da keiner der Staaten ernsthaft – was unweigerlich heißt: schmerzhaft – sparen will, ist die Schuldenlast der Staaten schon so erdrückend, dass immer weniger Geldbesitzer bereit sind, Staaten weiteres Geld zu borgen. Daher sollen die Banken jetzt gezwungen werden, auf mehr als die Hälfte ihrer bisherigen Forderungen an Griechenland verzichten. Und wenn sie das einmal bei Griechenland getan haben, dann werden sie in loser, aber unweigerlicher Folge auch Portugal, Italien, Spanien und bald auch Frankreich ihrer Schulden befreien müssen. Mittelfristig werden wohl sogar die Finanzminister Österreichs und Deutschlands nach einer solchen Entschuldung lechzen.

Gewiss: Der zwangsweise Verzicht auf Forderungen passiert auch in jedem Konkurs. Das ist Teil des normalen Lebens, auch wenn dadurch viele Gläubiger selbst in Konkursgefahr kommen.

Jedoch gibt es für Staaten gar kein Konkursrecht. Darauf haben die Eu-Staaten – nein, nicht vergessen, sondern vorsätzlich und damit schuldhaft verzichtet, als sie die gemeinsame Währung eingeführt haben. Die Staaten wollten und wollen unbedingt jene Konsequenz vermeiden, den ein formeller Konkurs hat: Ein Masseverwalter übernimmt an Stelle des Pleitiers das Kommando, verwertet alle Vermögensbestände, die er noch vorfindet, und teilt deren Gegenwert gerecht auf die Gläubiger auf.

Einen solchen Masseverwalter wollen die EU-Länder aber nicht akzeptieren. Lediglich Deutschland kommt jetzt – viel zu spät – darauf, dass man diesbezüglich die Verträge unbedingt ändern müsste. Die anderen wollen aber alle keine Vertragsänderung, weil das die politische und diplomatische Klasse in allzu demütigender Weise entmachten würde (oder weil man es einer Boulevardzeitung versprochen hat . . .).

Dennoch hat man einst die gemeinsame Währung eingeführt, obwohl sie ohne ein Konkursrecht extrem krisenanfällig ist. Durch den gemeinsamen Euro ist nämlich das in der Praxis meistverwendete Ventil zur Verhinderung einer Pleite weggefallen: Das war die Abwertung der nationalen Währung samt dem damit verbundenen kräftigen Schnitt durch alle Einkommen und Vermögen jenes Landes.

Ohne Möglichkeit eines Staaten-Konkurses kann man aber nach geltendem Recht auch die Banken und sonstigen Sparer und Anleger nicht zwingen, auf einen bestimmten Prozentsatz ihrer Forderungen zu verzichten. Zwar haben die Banken im Sommer zu einem Großteil freiwillig zugesagt, im Gegenzug für die Garantie ihrer restlichen Forderungen auf 21 Prozent der Forderungen gegen Griechenland zu verzichten.

Bei einem Forderungsverzicht in Höhe der nun zur Diskussion stehenden 50 bis 60 Prozent wird es aber eine sichere Konsequenz geben: Eine Reihe von Gläubigern wird das nicht akzeptieren, sondern Exekution gegen Vermögenswerte Griechenlands führen, sobald sie dieser irgendwo habhaft werden. Das kann etwa zur Beschlagnahme von Flugzeugen oder Schiffen führen. Das kann auch jedes griechische Bankkonto in der Welt treffen. Womit ein Euroland praktisch vom internationalen Wirtschaftsleben abgeschnitten wäre.

Überdies würde ein erzwungener Forderungsverzicht dazu führen, dass auch die Anleihen aller übrigen Euro-Staaten von potenziellen Geldgebern als wackelig angesehen werden. Was zumindest zu erhöhten Zinssätzen für weitere Anleihen irgendeines europäischen Staates führen würde. Einschließlich jener Deutschlands. Das versucht die EU zwar nun durch den nächsten Gewaltakt zu verhindern, indem den Rating-Agenturen die Veröffentlichung der Bewertung von europäischen Krisenstaaten verboten werden soll. Wenn mein Spiegel ein hässliches Bild zeigt, schlage ich ihn halt kaputt. Aber das wird China&Co nur erst recht zögerlich machen, weitere Kredite Richtung Europa zu vergeben.

Daraus folgt nun fast zwingend die nächste Etappe des Bankraubs: Die Staaten versuchen jetzt, die Banken direkt zu enteignen. Denn sobald die Staaten als Eigentümer die Kontrolle über die Geldinstitute haben, werden diese verstaatlichten Banken plötzlich wieder – Überraschung, Überraschung – Kredite an Griechenland&Co vergeben und „freiwillig“ auf ihre alten Forderungen verzichten. Das Ganze wird dann euphemistisch „Umschuldung“ genannt, damit ein Teil der Sparer so blöd ist, sein Geld weiter in solchen Staatsbanken zu lassen – wenn sie nicht überhaupt per Gesetz dazu gezwungen werden.

Die Enteignung der Banken wird natürlich nicht freiwillig erfolgen, sondern durch Gewalt. Man zwingt die Banken zu Kapitalerhöhungen durch Eintritt des Staats als Aktionär. Banken, die sich dagegen wehren, bekommen die vielfältigsten Daumenschrauben angesetzt. Denn die Bankräuber können blitzschnell in die Rolle des Bankenaufsehers wechseln.

So hat es schon in der Vorwoche Hausdurchsuchungen der EU-Kommission bei allen großen Banken gegeben. Dies geschah unter dem Vorwand eines bis dahin von niemandem geäußerten Vorwurfs, dass die Banken den Zinssatz des Euribor manipulieren würden. Was nach Ansicht vieler Experten technisch gar nicht möglich ist.

Gleichzeitig setzt man die Banken auch durch ständige europäische Stresstests unter Druck: Noch im Sommer haben die politisch bestellten „Experten“ erklärt, dass die europäischen Banken einen zusätzlichen Kapitalbedarf von 2,5 Milliarden haben. Jetzt ist plötzlich von 80 Milliarden Euro die Rede. Ob da noch irgendetwas glaubwürdig ist, ist der Politik längst völlig egal. Sie kämpfen um das Geld der Banken und nicht mehr um die eigene Glaubwürdigkeit.

Besonders grotesk ist der doppelte Vorwurf der Staaten an die Banken, mit denen diese auch moralisch auf die Anklagebank gesetzt werden: Die Banken hätten den Staaten erstens zu viel Geld geborgt, und die Banken würden zweitens den Staaten jetzt kein Geld mehr borgen. Zwar werden diese beiden einander zu 100 Prozent widersprechenden Vorwürfe meist nicht – wie hier – in einem Satz zusammen formuliert; in gewissem zeitlichem Abstand geniert man sich aber keineswegs, so widersprüchliche Anschuldigungen zu erheben.

Die Staaten schweigen hingegen total in Hinblick auf ihre eigene Mitschuld beziehungsweise auf jene der im Staatsbesitz befindlichen Nationalbanken: Diese haben nämlich durch die Basel-Abkommen offiziell dekretiert, dass Kredite an Staaten absolut sicher seien, daher auch nicht durch irgendwelche Bankreserven abgesichert werden müssten. Das erhebt freilich den Vorwurf der Staaten an die Banken, zu viele Kredite an Staaten vergeben zu haben, endgültig in den Bereich des Absurden.

Ein weiteres Instrument der Staaten, um den Weg zu den Banktresoren freizubekommen, sind neue Steuern: Bankensteuern, Kursgewinnsteuern, Finanztransaktionsabgaben. Das schmälert die Eigenkapitalbasis der Banken beträchtlich. Und gleichzeitig schreibt man den Banken höheres Eigenkapital vor, um sie noch weiter sturmreif zu schießen.

Überdies wird ständig auch von noch weiterem „Regulierungsbedarf“ geredet. obwohl die Banken seit langem extrem detailliert reguliert und kontrolliert sind. Die Möchtegernregulierer, also die Staaten, sind hingegen bei ihrer leichtfertigen Schuldenpolitik praktisch überhaupt nicht reguliert. Obwohl drastische Sparsamkeit der Staaten der einzige funktionierende Weg zur Sanierung wäre. Schuldenbrems-Regeln wie die Maastricht-Kriterien hat man einfach ignoriert.

Beim zweiten Objekt ihrer Begierde, dem Steuerzahler, kommen die Staaten mit weiteren Auspressaktionen derzeit schlecht voran. Davor schützt uns derzeit noch der deutsche Bundestag und das deutsche Verfassungsgericht ein wenig, die beide weitere Haftungen und Geldflüsse zugunsten der Schuldenstaaten verhindern.

Daher bleibt den Euro-Staaten nur noch der gefinkelte Plan des hier skizzierten Banküberfalls. Erstaunlich ist lediglich: Die Sparer (ob über Sparbuch, Anleihendepot, Lebens- oder Rentenversicherung) begreifen gar nicht, dass sie dessen eigentlichen Opfer sind. Sie bejubeln sogar zum Gutteil diesen Überfall, weil sie den vom staatlichen Propagandaapparat ausgestreuten Schauermärchen glauben, dass die Banken die Schuldigen an der Katastrophe seien und dass dort noch viel Geld zu holen sei.

Nur noch eine letzte Zahl, um zu zeigen, dass den Staaten dieses Aufbrechen aller Banktresore gar nicht viel helfen wird: Denn beispielsweise Österreichs Staatsverschuldung wird zu 80 Prozent von ausländischen Gläubigern gehalten. Die könnte man aber nur noch durch Einsatz des Bundesheeres berauben. Aber das steht leider derzeit fast zur Gänze als Kinderspielzeug am Heldenplatz . . .

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Die „Reichen“-Lüge der Gewerkschafter

25. Oktober 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Es war in den letzten Wochen ein von Gewerkschaftern ständig verwendetes Argument. Es ist aber dennoch eine aufgelegte Lüge: Die Aktionäre hätten in den letzten Jahren so dick verdient, dass Rekordlohnerhöhungen gerechtfertigt wären. Wahr ist das Gegenteil: Niemand anderer als diese Gruppe der von den Linken so gehassten Kuponschneider hat in den letzten Jahren mehr verloren als irgendjemand sonst. Lohnempfänger, Bezieher niederer Pensionen oder Sozialhilfeempfänger haben hingegen auch in diesen fünf Jahren satte Realgewinne erzielt, also mehr als die Inflationsrate.

Warum die Wirtschaftskammer als Verhandlungspartner der Gewerkschaft solches nicht zu sagen wagt? Nun, sie ist geistig längst einer Mischung aus Greißlerdenken, personeller Ausdünnung und sozialpartnerschaftlicher Gehirnerweichung erlegen. Da besteht nicht mehr viel Hoffnung.

Noch schlimmer werden die Dinge übrigens, wenn nächstes Jahr auch in der Industriellenvereinigung ein ideologisch extrem weit links stehender Mann an die Macht kommt. Der Herr Kapsch hat nicht nur eine Vergangenheit am linken Flügel des Heide-Schmidt-LIF, wo man nur linke Gesellschaftspolitik, aber keine nennenswerte Wirtschaftsliberalität verfochten hat; er ist auch geschäftlich in hohem Ausmaß von der Gemeinde Wien und anderen staatlichen „Kunden“ abhängig.

Nirgendwo aber werden in der Politik die Interessen jener vielen Menschen des Mittelstandes vertreten, die durch den Kauf von Aktien oder Anleihen für ihr Alter, ihre Familie und Notfälle vorsorgen wollten.

Die Anleihe-Besitzer werden zumindest in Zukunft katastrophal geschoren werden. Es werden zweifellos nicht nur die Besitzer griechischer Staatsanleihen sein, welche Opfer radikaler „Haarschnitte“ werden. So nennt man ja neuerdings euphemistisch einen dramatisch Wertverlust, der im Falle Griechenlands sogar größer als 50 Prozent sein dürfte. Dieser Verlust wird die Käufer von Anleihen treffen ebenso wie jene, die auf dem Weg von Lebensversicherungen oder anderen Sparformen vorsorgen wollten. Statt „Haircut“ sollte man da lieber gleich „Headcut“ sagen.

Aber auch für jene, die das durch den Kauf von Aktien oder Aktienfonds vorsorgen wollten, schaut es schlecht aus. Für sie waren schon die letzten fünf Jahre bitter. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass das Vorjahr einen Lichtblick bedeutet hat. Denn vor fünf Jahren stand beispielsweise der österreichische Aktienindex über 4000 Punkten. Derzeit krebst er unter 2000 herum. Auch international war die Entwicklung keineswegs besser.

Natürlich hat es in einigen dieser Jahre bei einigen der Aktiengesellschaften Dividenden-Auszahlungen gegeben. Aber die haben niemals diesen Kursverlust abgedeckt, geschweige denn zusätzlich die Inflation, von deren automatischer Abdeckung Linke und Gewerkschafter bei ihren Froderungen wie von einem göttlichen Grundgesetz ausgehen.

Die Gesamt-Performance lässt sich zwar etwas schwerer berechnen als der reine Aktienwert, weil bei jeder Gesellschaft die Ausschüttungen unterschiedlich liefen. Das kann am ehesten bei einem Blick auf die Investmentfonds geschehen, die einen Durchschnitt durch die Entwicklung mehrerer Aktien bilden. So hat sich der Wert von „ESPA-Stock Vienna“, der in seriöse österreichische Aktien investiert, in diesen fünf Jahren einschließlich der Ausschüttungen halbiert. Würde man übrigens mit einem Datum vor vier Jahren vergleichen, wäre der Absturz noch viel dramatischer. Aber ich bleibe bewusst bei dem typischen Durchschnittswert von fünf Jahren, mit dem viele ernsthafte Analysen arbeiten.

Die Lüge „Die Reichen werden immer reicher“ wird dennoch ständig weiter verbreitet. Und wenn schon einen Tag die Gewerkschafter schweigen, dann holen die sogenannten Kulturjournalisten sofort irgendwelche „Experten“ wie den Sänger Harry Belafonte aus der Schublade, damit diese ähnliches verzapfen. Und keiner dieser Journalisten ist imstande nachzuschauen, was wirklich wahr ist.

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Die kleine Korruption oder: Wie unschuldig sind die Grünen?

24. Oktober 2011 01:37 | Autor: Andreas Unterberger

Mit Themen der großen Korruption haben wir uns zuletzt oft befasst: also mit der roten Millionen aus Steuergeldern zum Kauf der Unterstützung bestechlicher Boulevardzeitungen; mit der Käuflichkeit des schwarzen EU-Abgeordneten Strasser durch im Dunklen bleibende Auftraggeber; mit den Strafverfahren, die gegen den blauen Abgeordneten Graf in Sachen Seibersdorf laufen. Aber genauso schlimm ist die kleine Korruption, also der im öffentlichen Bereich alltägliche Missbrauch von Macht zum eigenen Vorteil. Einziger Unterschied: die kleine Korruption macht selten Schlagzeilen. Dazu wieder einmal zwei konkrete Exempel, wo eines überdies zeigt, wie korrumpiert auch die Grünen sind, sobald sie nur eine marginale Position errungen haben.

Das eine kommt aus der Döblinger Bezirksvertretung. Dort haben die Grünen einen Antrag eingebracht, in der engen und an sich nicht weiter bedeutenden Pokornygasse das Radfahren gegen die Einbahn zu erlauben. Nun wissen wir ohnedies, dass die militanten Radfahrer, also neben Schwulen und Linksradikalen die Hauptzielgruppe der Grünen, ohnedies Verkehrszeichen prinzipiell ignorieren, ebenso wie Zebrastreifen oder die Verpflichtung, in der Nacht Lichter zu haben.

Viel köstlicher sind die zwei Begründungen, welche die Grünen dazuliefern: Die erste ist die Behauptung, dass die Pokornygasse als Verbindung von der Heiligenstädter Straße zur Döblinger Hauptstraße verwendet werde. Das erstaunt. Denn dazu müssten man das Fahrrad erst viele Dutzend Stufen in die Höhe schleppen. Was noch kein Anrainer jemals beobachtet hat.

Daher dürfte wohl die zweite Begründung die einzig wahre sein. Die macht jedoch den schlichten Bürger absolut sprachlos. Die Grünen schreiben nämlich: „Wenn selbst eine prominente politische Persönlichkeit die Pokornygasse mit dem Fahrrad gegen die Einbahnstraße radelt, kann nur davon ausgegangen werden dass hier bereits das Fahren gegen die Einbahn gelebt wird, d.h. als völlig rechtens angesehen wird.“ Auf Deutsch (Sprach- und Beistrichfehler wurden unverändert übernommen): Wenn ein Promi das Gesetz bricht, dann ist das Gesetz für die Grünen hinfällig.

Noch interessanter wird es, wenn man sich nach dieser seltsamen „prominenten politischen Persönlichkeit“ erkundigt. Denn dann weiß halb Döbling, dass niemand anderer als eine grüne Bezirksrätin selber gemeint sein kann, die dort wohnt. Und die ist wieder niemand anderer als die Schwägerin des amtierenden Bundespräsidenten.

Jetzt ist wieder ein Stück klarer, wie Grüne so ticken.

Unsere zweite kleine Korruptionsgeschichte dreht sich wieder einmal um die Umtriebe in der Nationalbank. Eine bisher eher subalterne Mitarbeiterin der Notenbank ist ins Kabinett des Bundeskanzlers entsandt worden. Was angesichts des dort herrschenden Prinzips Ahnungslosigkeit zweifellos für das Büro Faymann eine Verbesserung bedeutet, selbst wenn die Dame nur die Grundrechnungsarten beherrschen sollte. Was wir doch stark hoffen.

Das, was viele Nationalbank-Mitarbeiter aber wirklich ärgert, ist der Umstand, dass die Dame gleichzeitig zur Abteilungsleiterin befördert worden ist. Ei potz: In der Nationalbank wird man also Abteilungsleiterin, damit man keine Abteilung leitet. Und das ist kein Einzelfall: Die höheren Titel in der Notenbank, wie „Advisor“ oder „Senior Advisor“ werden praktisch nur Parteimitgliedern, die in politischen Kabinetten gearbeitet haben, oder Assistenten der Direktoren zuteil.

Die ganz alltägliche kleine Korruption in diesem Land eben. Warum nur, ist mir gerade wieder das Wort „Griechenland“ durch den Kopf gegangen?

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Der rote Filz und die toten Kinder

23. Oktober 2011 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt hat die Gemeinde Wien schon wieder eine neue Kommission in Sachen Vergewaltigung in Kinderheimen eingesetzt. Ist das ein Fortschritt oder nur wieder das übliche Ablenkungsmanöver? Man muss skeptisch bleiben. Die Richterin Barbara Helige als Vorsitzende dieser Kommission ist nämlich eine bekannte Sympathisantin der Sozialdemokraten. Daher bleibt der Verdacht aufrecht, dass hier eine Krähe einer anderen kein Auge aushacken wird.

Für ein endgültiges Urteil hängt alles davon ab, wie die restliche Kommission aussehen wird. Da könnten sich die Genossen ein Vorbild an der Kirche nehmen. Diese hat in der sogenannten Klasnic-Kommission zwar eine bekannt katholische Vorsitzende bestellt, jedoch sitzen in der Kommission auch eindeutig kirchenfremde Personen. Im Falle der Gemeinde Wien heißt das also: Es ist noch genau abzuwarten, ob sich rund um Helige nur der übliche rotgrüne Dunstkreis einfindet oder auch wirklich unabhängige Personen.

Ähnlich diskreditiert scheint ja auch die von einem anderen linken Sympathisanten geleitete Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ zu sein. Dieser Verein hat nach Aussage des nun aktiv gewordenen Rechtsanwalts den beiden Frauen mit ihren schweren Vorwürfen gegen den Wilhelminenberg nämlich nicht einmal zugehört! Über die diesbezügliche Diskreditierung der Wiener Staatsanwaltschaft, die ja auch alle Erhebungen längst sang- und klanglos eingestellt hat, brauchen wir ja gar nicht mehr zu reden.

Gewiss ist im Fall so lange zurückliegender Taten respektive Untaten die Wahrheitsfindung extrem schwierig. Es gibt kaum Beweise, die Erinnerung der Auskunftspersonen mag getrübt sein, auch können ihnen damals jugendliche Phantasien einen Streich gespielt haben, der in den Köpfen auch heute noch als Übertreibung festsitzt. Überdies gelten nicht ohne Grund im Strafrecht eindeutige Verjährungsfristen. Aber jedenfalls nicht aus der Welt zu schaffen ist die Studie der Sozialdemokratin Irmtraut Karlsson aus den 70er Jahren.

Gravierend sind vor allem die skandalösen Reaktionen des roten Machtapparates auf den Bericht: In der Studie durften die Heime nämlich nicht einmal beim Namen genannt werden. Und man hat, so berichtet Karlsson heute, damals schon deshalb nicht die notwendigen Konsequenzen gezogen, weil die Rathaus-Beamten dagegen waren.

Diese aber sind bis heute das absolute Machtzentrum der gesamten SPÖ. Und damalige Mitspieler sind zum Teil bis heute in Machtpositionen. Da stößt man etwa auf einen Mann, der seit den 60er Jahren zu diesen Magistratsbeamten gehört hat, der laut Lebenslauf „seit den frühen Siebziger Jahren“ in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Funktionen bis letztlich hin zum Vorsitzenden ausgeübt hat, der dann ÖGB-Präsident und schließlich – Sozialminister geworden ist.

Das heißt nicht, dass Rudolf Hundstorfer für die Vergewaltigungen direkte strafrechtliche oder moralische Verantwortung trug oder trägt. Aber das heißt sehr wohl, dass er die lebende Verkörperung eines üblen und geistig wie moralisch zutiefst korrumpierten Machtsystems ist, welches das Alles ermöglicht hat. Wenn im Wiener Rathaus seit 1945 immer dieselbe Clique mit fast ständig absoluter Macht herrscht, wenn die zeitweilig andersgefärbten Wasserträger nie eine relevante Rolle gespielt haben, dann führt das eben wie jede totale Macht zur totalen Korruption.

Und da sich diese totale Macht auch noch alle in Wien relevanten Medien untertan machen konnte – sei es durch Bestechung mit Steuermitteln, sei es durch die direkte Macht via ORF-Gesetz –, ist es längst fraglich, ob die Zustände in dieser Stadt noch etwas mit Demokratie zu tun haben. Angesichts dieses Vergewaltigungs-Skandals sollte man auch die derzeitige Kampagne der Kronen-Zeitung gegen die Verbauung der Steinhof-Gründe als das sehen, was sie in Wahrheit ist: Das ist eine in der Sache zwar mehr als legitime Initiative, aber strategisch eindeutig ein Ablenkungsmanöver.

Zurück zu einem weiteren Aspekt dessen, was uns Frau Karlsson über die Wiener Beamtenschaft Erhellendes mitteilt: Man hat in den 70er Jahren vor allem deshalb nichts unternommen, weil die Mitarbeiter/Mittäter in den Kinderheimen alle pragmatisiert waren.

Da weiß man wieder erst so recht den Wert der Pragmatisierung zu schätzen! Und auch die Tatsache, dass die Wiener Beamtenschaft weitaus besser bezahlt ist als etwa Bundesbeamte oder alle anderen Landesbeamten!

Und wem noch nicht übel genug geworden ist, der sollte sich bewusst sein, wofür in Wien das Geld fehlt, das man für diese überbezahlte und überbesetzte Beamtenschaft ausgibt, das man für die Bestechung von Boulevardzeitungen braucht: Die Zahl der Krippenkinder in Wien hat sich um 53 Prozent erhöht (eine von den Feministinnen und den Linken ja sehr forcierte, von Pädagogen jedoch sehr kritisch gesehene Entwicklung), die Zahl der Betreuer hat hingegen um acht Prozent abgenommen.

Angesichts dieser Zahl kann man über die zynischen Beteuerungen nur lachen, dass heute Kinder in Wien durch die Rathaus-Strukturen im Gegensatz zu damals bestens betreut würden. Oder gar über das Gewäsch, dass nicht die SPÖ, sondern die SS für die Zustände in den Wiener Heimen verantwortlich gewesen wäre.

PS: Dem "Standard" konnte man entnehmen, dass ausgerechnet die von allen heilig gesprochene Ute Bock in jenen kritischen Jahren auch eine solche "Heimmutter" ohne jede Ausbildung gewesen ist. Und dass diese später als Helferin so mancher Drogendealer heilig Gewordene einst auch etliche "Detschn ausgeteilt" hat. Man muss halt immer nur auf der richtigen Seite stehen . . .

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Europa: eine große Idee zerbricht

22. Oktober 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Europa steht am Rande des Zerbrechens: Zuerst wurde der EU-Gipfel um eine Woche verschoben, dann wurde schon vor Beginn des Gipfels eine „Unterbrechung“ beschlossen. Und nur noch eines ist klar: Es herrscht totale Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll. Peinlicher geht’s nimmer.

Dabei geht es längst um die eigentlichen Existenzfragen der Union: Zahlen die Deutschen weiter für die Misswirtschaft in anderen, vor allem südlichen Ländern, wie sie es seit Jahrzehnten schon getan haben? Ziehen noch immer die moralischen Argumente, zuerst wegen deutscher Kriegsverbrechen, dann wegen der offenbar notwendigen Dankbarkeit für die großzügige Erlaubnis der Miteuropäer, sich wiederzuvereinigen? Wird Angela Merkel unter dem Druck der Schuldenmacher, insbesondere des französischen Staatspräsidenten Sarkozy wieder einmal einbrechen, so wie sie es schon mehrmals seit Mai 2010, also seit der ersten Griechenland-„Rettung“ getan hat? Oder hält diesmal der deutsche Widerstand, weil die Berliner Politik endlich erkannt hat, dass sie mit der ständigen „Rettung“ der Schuldenmacher längst das eigene Land gefährdet?

Merkel kann aber kaum mehr nachgeben, denn sie steht mit dem Rücken zur Wand. Sie bekommt keinen zusätzlichen Hilfs-Euro mehr durch das deutsche Parlament genehmigt. Ähnliches gilt wohl auch für die Slowakei, die Niederlande und Finnland, also jene Euro-Länder, welche die gemeinsame Währung nicht als Anlass zu hemmungsloser Schuldenmacherei verstanden haben.

Für Österreich gilt das alles natürlich nicht. Dieses Land hat ja seit längerem keine eigene Außen-, Europa- oder Währungspolitik mehr. Es ist geradezu rührend, wie sich ein Werner Faymann vor Europa-Gipfeln jedesmal um jede konkrete Festlegung herumdrückt, solange er noch nicht weiß, welcher Meinung er sein soll, solange ihm niemand aufschreiben kann, was denn am Ende der Gipfelbeschluss sein wird. Erst dann hat er ja seine überaus selbstsicher vorgetragene Meinung parat.

Gescheitert scheint – hoffentlich – jedenfalls der Versuch, den mit unseren Steuermitteln befüllten europäischen Haftungsfonds EFSF zu einer Bank zu machen, die sich bei der Europäischen Zentralbank refinanzieren darf. Denn das wäre der totale Persilschein, nein: Befehl, alle Euro-Druckmaschinen auf Volldampf einzuschalten.

Noch in Diskussion ist hingegen das Modell, aus den Haftungen der Euro-Staaten eine Teilkasko-Versicherung zu machen. Diesem Modell zufolge sollten die eigentlichen Kredite zugunsten Griechenlands und seiner Schuldengenossen auf dem freien Markt aufgenommen werden, die dann zu rund 20 bis 30 Prozent eine Ausfallversicherung durch den EFSF erhalten. Damit könnte man das Rettungsvolumen verfünffachen. Also: Erst wenn ein Kredit an Griechenland teilweise oder ganz ausfällt, werden die EFSF-Gelder aus Deutschland, Österreich & Co herangezogen. Diese aber zuerst! Und dann erst die eigentlichen Gläubiger. Damit ist freilich fast sicher, dass am Ende all das EFSF-Geld weg sein wird, das die einzelnen Staaten in den letzten Wochen durch Barzahlungen und Haftungen für diesen EFSF geschaffen haben.

Ein wenig harmloser klingt ein zweites Modell: Diesem zufolge würden die EFSF-Gelder bei einem Teilausfall nur zu jenem Prozentsatz herangezogen, zu dem auch der Kredit ausfällt. Dann wäre bei einer Pleite der EFSF nicht primär, sondern nur im gleichen Prozentsatz betroffen wie die privaten Kreditgeber.

Das zweite Modell hat aber noch mehr als das erste einen Denkfehler: Es ist wohl aussichtslos, ausreichend neue Geldgeber finden zu wollen, die bereit sind, zu 70 bis 80 (oder im zweiten Modell noch mehr) Prozent selbst das Risiko eines an Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und wohl auch Frankreich vergebenen Megakreditvolumens zu tragen. Scheint doch schon jetzt klar zu sein, dass sogar die Annahme einer 50-prozentige Rückzahlungsrate im Fall Griechenlands überoptimistisch ist.

Als drittes Modell bleibt der Internationale Währungsfonds. Das ist freilich jene Institution, die in den letzten Jahrzehnten primär Entwicklungsländer mit beinharten, aber wirksamen Sparauflagen unterstützt und saniert hat. Damit ist aber die EU und die Eurozone als stolze Selbsthilfegruppe endgültig gescheitert.

Die Deutschen lassen sich freilich von den weinerlichen Stimmen der Griechen und der versammelten Linken immer weniger beeindrucken, dass man einfach zu viel von den Griechen an Einsparungen verlange. Dass es deswegen ganz verständlich sei, dass diese ihre Sparzusagen nicht ernsthaft eingehalten haben.

Um dieses Gejammer zu widerlegen, genügt es, nach Irland zu schauen: Dieses Land ist durch Bankenkrachs im Vorjahr ebenfalls in eine ebenso tiefe Krise wie Griechenland gerutscht. Es ist aber inzwischen durch ehrliches und konsequentes Sparen – und ganz ohne Streiks! – wieder auf dem Weg der Besserung. Die irische Wirtschaft wächst wieder und die Arbeitslosigkeit geht zurück.

Statt neuer Kredite sollte man also den griechischen Gewerkschaftern (und ihren Apologeten etwa im ÖGB) ein paar Tickets nach Irland finanzieren, damit sie den Erfolg eines wirklichen Sparkurses sehen können. Irland zeigt: Ein solcher Kurs ist nicht nur eine Straße nach unten, sondern ein Sanieren führt am Ende wieder hinauf!

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Unsere niedlichen Landeshauptleute halten sich eine Bundesregierung

22. Oktober 2011 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

Sind sie nicht süß unsere Landeshauptleute, samt ihrem untergeordneten Amt namens Bundesregierung? Sie haben sich großzügigerweise zu einer ersten Minietappe der Verwaltungsreform bereit erklärt, nämlich der Einführung von Landesverwaltungsgerichtshöfen. Difficile est satiram non scribere, würden dazu freilich die alten Römer sagen.

Denn die Landeshauptleute genehmigten diese „Reform“ nur, nachdem die Bundesregierung untertänig zugesagt hat, ihnen dafür nicht weniger als 20 Millionen Euro zu bezahlen. Jährlich.

Noch ein paar solche „Verwaltungsreformen“ und wir sind endgültig kaputt – pardon, ich meine „saniert“ nach Art einer Regierung Faymann. Der sogenannte Chef dieser Regierung erkühnt sich dennoch, davon zu brabbeln, dass diese „Reform“ Kosten spare. „Auf Sicht“ halt, wie der offenbar sehr weitsichtige Mann in seiner bekannt präzisen Ausdrucksweise einräumen muss.

Und gleich noch eine weitere Reform war wieder einmal Thema zwischen Landes- und Bundesregierung: die Transparenzdatenbank. Diese soll nach neuesten Beschlüssen nicht erst 2017, sondern schon 2014 alle Transfers und Subventionen auflisten, die in Österreich so im Laufe des Jahres von unseren Steuergeldern ausbezahlt werden. Was? Schon 2014? Das setzt ja ein so scharfes Tempo voraus, das zweifellos ein dickes Strafmandat wegen politischer Geschwindigkeitsüberschreitung einbringen wird.

Aber schon hat der gewichtigste Landeshauptmann beide Hände an der Handbremse: Am Datenschutz dürfe man sich dabei aber nicht „vorbeischwindeln“, brummt Michael Häupl. Das heißt mit anderen Worten: Menschen und Institutionen, die von uns viel Geld bekommen (ist doch Österreich Subventionseuropameister!), sollen nach Häupls Verlangen geheim bleiben. Geheim ist aber bekanntlich genau das Gegenteil von „Transparenz“. Woraus klar wird: In Wien wird so viel Steuergeld in so skandalöser Weise verschoben, dass die Rathaus-Genossen alles tun müssen, um das weiter geheim zu halten. So wie sie halt auch jahrzehntelang die Verbrechen in Wiener Kinderheimen geheimgehalten haben.

Aber wir jubeln ja alle immer, wenn die Politik ihre Sauereien und Betrügereien mit „Datenschutz“ verteidigt und bemäntelt.

 

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Wenn der Schmerz (ein wenig) nachlässt

21. Oktober 2011 02:49 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist anerkennenswert, wenn die Koalition auf ernsthaft vorgetragene Kritik reagiert. Eine solche hatte insbesondere dieses Tagebuch in Hinblick auf die Verschärfung des Verhetzungs-Paragraphen geäußert. Diese Verschärfung wurde zwar dennoch am Donnerstag im Parlament beschlossen, erfuhr aber im allerletzten Augenblick wenigstens einige Abschwächungen. Das ist im Prinzip lobenswert. Viel weniger Lob kann man aber dafür finden, wie die Koalition das getan hat.

Denn sie tat das zum Teil nur mit verwaschenen Formulierungskompromissen, die extrem auslegungsbedürftig sind. Und diese Kompromisse beseitigen vor allem nur einen Teil der ursprünglich geplanten Einschränkungen des Grund- und Freiheitsrechte.

Dank gilt dennoch den vielen Persönlichkeiten und Institutionen, die sich dem Alarmruf des Tagebuchs angeschlossen haben. Dank gilt jedenfalls auch jenen Parlamentariern, die daraufhin wenigstens mit dem Ohrwaschel gewackelt haben. Das ist man ja als Bürger kaum mehr gewöhnt. Vor allem nach der undemokratischen Dampfwalzenmethode des Justizministeriums.

Was haben die schwarz-roten Abgeordneten Donnerbauer und Jarolim namens der Koalitionsabgeordneten nun fixiert und zum – vorerst – endgültigen parlamentarischen Beschluss geführt?

1. Die erste halbwegs positive Änderung findet man mehr in der beigelegten Begründung als im Gesetzestext selbst. In der Begründung schreiben die beiden Abgeordneten, dass „der Begriff ,Weltanschauung‘ strikt als Gegensatz zu jenem der ,Religion‘ verstanden werden und daher z.B. politische Einstellungen oder Prägungen nicht erfassen“ soll.

Das taten sie im Gesetzestext dadurch, dass es in der Auflistung der gegen „Verhetzung“ geschützten Gruppen nicht mehr um nach den Kriterien „der Religion oder der Weltanschauung“ definierte Gruppen geht, sondern um die Kriterien „Religion oder Weltanschauung“.

Aha. Hätte einer der Leser aus dem bloßen Wegfall des Wortes „der“ erkannt, was die beiden wackeren Juristen laut ihrer Begründung damit beabsichtigt haben? Ich war dazu nicht imstande. Aber ich kann halt sicher nicht so gut deutsch wie die beiden. Und für dumme Menschen wie mich soll ja ein Gesetzestext nicht verständlich sein. Sie werden nur wegen seiner Verletzung bestraft.

Aber bitte. Immerhin wollten die beiden irgendwie auf die im Tagebuch geäußerte Kritik reagieren, dass mit der Novelle auch Neonazis, Islamisten oder Kommunisten gegen die ominöse „Verhetzung“ geschützt seien. Ob aber auch Gerichte diesen feinen semantischen Unterschied aus dem Strafgesetzbuch herauslesen werden? Und was ist, wenn sich all diese totalitären Ideologien nun als „Religion“ deklarieren?

Jedenfalls aber stellt auch die nunmehrige Fassung des Gesetzes eine Verletzung des Gleichheitsprinzips dar. Gegen Pfarrer, Freimaurer, Cartell-Studenten, Unternehmer, Reiche und viele andere mehr darf man weiterhin „hetzen“, wie es etwa gegen diese Gruppen in letzter Beit oft genug geschehen ist. Gegen Gruppen, die ethnisch, religiös, durch Sprache, Herkunft, Geschlecht, Alter oder „sexuelle Orientierung“(=Homosexualität) definiert sind, jedoch nicht.

2. Lobenswert ist jedenfalls, dass die Aufreizung zu einer „feindseligen Handlung“ aus dem Gesetz gestrichen wird. In letzter Minute haben die beiden Abgeordneten erkannt, was all den Obrigkeits-Juristen des Justizministeriums nicht aufgefallen ist, dass das ein „unklarer und einer näheren Definition nicht zugänglicher Begriff“ ist, wie sie in ihrer nunmehrigen Begründung schreiben.

Wie recht sie damit haben. Nicht aufgefallen ist ihnen freilich, dass das Wort „hetzen“ weiterhin einen strafbaren Tatbestand bildet. Und dieses Wort ist noch in viel stärkerem Ausmaß unklar und einer näheren Definition unzugänglich. Es ist nicht einmal klar, ob „Hetzen“ auch in bloßen Worten bestehen kann. Es ist nicht klar, ob sogar das Aussprechen der reinen Wahrheit ein „Hetzen“ sein kann. Dabei wird der Vorwurf des „Hetzens“ im politischen Alltags-Jargon immer häufiger als gegenseitige Anschuldigung zwischen Politikern verwendet.

3. Die dritte lobenswerte Verbesserung ist, dass „Hetzen“ nur dann vorliegen kann, wenn es gegen eine ganze der privilegierten Gruppen erfolgt und nicht schon gegen einen einzelnen Angehörigen dieser Gruppe.

4. Abgeschwächt wurde die Sache auch dadurch, dass aus dem Adjektiv „öffentlich“ ein „für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar“ geworden ist. Damit sind sicher einige Fälle des „Hetzens“ nicht mehr strafbar, die es beim bloß „öffentlichen“ Begehen schon gewesen wären. Auch das eine kleine Zurücknahme der geradezu sadistischen Strafeslust des ursprünglichen Ministeriums-Textes.

5. Schließlich wurde auch das „Verächtlich machen“ als strafbarer Tatbestand abgeschwächt. Jetzt heißt es in dem entscheidenden Absatz 2 des neuen Paragraphen: „Ebenso (Anmerkung: mit zwei Jahren Haft!) ist zu bestrafen, wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar gegen eine in Abs. 1 bezeichnete Gruppe hetzt oder in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft und dadurch verächtlich zu machen versucht.“

Wieder sind es winzige Änderungen, die in diesem Fall aber eine gewisse Bedeutung haben dürften: denn statt des „und dadurch“ stand im bisherigen Text ein „oder“. Das völlig undefinierte Verächtlichmachen ist also nicht mehr alleine für die Strafbarkeit ausreichend und muss mit einem „Hetzen“ oder einer „die Menschenwürde verletztenden Beschimpfung“ verbunden sein. "Hetzen" ist zwar ebenfalls undefiniert, aber in der Geheimsprache unserer Gesetzgeber offenbar etwas anderes als "Verächtlich machen".

Ende gut, alles gut?

Gilt also jetzt: Ende gut alles gut? Keineswegs. Wenn man zuerst die Daumenschrauben anzieht und diese dann ein wenig nachlässt, wird das zwar vielleicht kurzfristig als schmerzlindernd empfunden. Trotzdem bleiben die Daumenschrauben angelegt.

Und zwar in mehrfacher Form:

  1. Es geht nach wie vor bei der Verhetzung nicht nur um Tatdelikte (gegen deren Bestrafung niemand etwas haben kann), sondern auch um mit Haft bestrafte Meinungsdelikte. Und solche sollten in einem liberalen Rechtsstaat im Geiste unserer Verfassung und der Menschenrechtskonvention nichts verloren haben. Diese Strafen verkörpern vielmehr nur die Diktatur der Political Correctness.
  2. Es finden sich nach wie vor extrem unklare Gesetzesbegriffe, die von einer politisch in manchen Regionen schwer schlagseitigen Staatsanwaltschaft nach Belieben als Waffe eingesetzt werden können. Natürlich kann man mit gutem Grund hoffen, dass die Höchstgerichte am Ende doch für die Grundrechte entscheiden werden. Und dass sie nicht solche, eher in Diktaturen übliche Gummiparagraphen stehen lassen werden. Aber sicher kann man da jetzt jahrelang nicht sein.
  3. Es werden im Gegensatz zur alten Rechtslage „Religionen“ jeder Art geschützt, damit auch die obskursten Sekten und nicht bloß wie bisher die in Österreich „bestehenden“, also anerkannten Religionen.
  4. Der Verhetzungsparagraph stellt schließlich auch in seiner abgeschwächten Form eine massive Verletzung des Gleichheitsprinzips dar. Dann manche Gruppen sind geschützt, andere weniger, obwohl es bei den nichtgeschützten viele konkrete Beispiele gibt, wie sie von manchen ebenso hasserfüllt verfolgt werden wie die geschützten.
    So hat ein Gericht einen kirchenhassenden Fanatiker, der durch ein Schild jedem „Pfarrer“ das Betreten seines Grundstückes verboten hat, vom Vorwurf der Verhetzung freigesprochen. Denn die Pfarrer würden ja angeblich damit „nur“ als Berufsgruppe und nicht wegen ihrer Religion beleidigt. (Nach dieser Logik steht es nun jedem frei, Beamte und Politiker der Gemeinde Wien wegen des Wilhelminenberg-Skandals am Betreten seines Grundstückes zu hindern).

In der Summe kann man auch bei einem solchen Teilerfolg alles andere als froh sein. Bei Grundrechten darf es nämlich nicht einmal den kleinsten faulen Kompromiss geben. Zumindest dann nicht, wenn einem Demokratie und Rechtsstaat noch etwas wert sind.

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SN-Kontroverse: Für die Griechen zahlen?

21. Oktober 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Sollen wir für die Schulden der Griechen zahlen?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wer im Glashaus sitzt...

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Vielleicht, in nicht allzu ferner Zukunft, sind die Österreicherinnen und Österreicher froh, dass es den erweiterten europäischen Rettungsschirm gibt und andere Rettungsmaßnahmen der EU für ihre Währung. Denn nicht nur Griechenland ist ein Fall für Spekulationen aller Art. Diese Woche drohte Moody's mit einer Herabstufung Frankreichs, das die belgisch-französische Großbank Dexia retten musste. Das würde in der Folge auch Deutschland hart treffen, denn Frankreich ist nach wie vor der wichtigste Handelspartner und vor allem der politische Verbündete Deutschlands, wenn es um Fragen der europäischen Einigung geht. Deutschland wiederum ist für Österreich der wichtigste Partner. Österreich wiederum ist eng mit den osteuropäischen Ländern - ob mit oder ohne Euro ist egal - verzahnt.

Die Erste Group Bank AG ist mit 17,4 Millionen Kunden eine der größten Bankengruppen in Zentral- und Osteuropa. Daher löste die Abschreibung von rund 1,8 Milliarden Euro durch die Erste einen internationalen Schock aus. Niemand weiß, wie es mit der Volksbank AG weitergeht, die einen Verlust von einer Milliarde Euro publizierte. Die Bawag, die bereits 550 Millionen Euro Staatskapital hat, macht ebenfalls Sorgen. Die Stadt Linz klagt sie wegen eines Swap-Geschäfts zu einem Frankenkredit. Der wurde so spekulativ abgeschlossen, dass aus abzusichernden 150 Millionen Euro deutlich mehr wurden. Ganz zu schweigen von den Unsummen, die die Rettung der Hypo Alpe Adria verschlungen hat. Jene neoliberal angehauchten Chauvinisten und Nationalisten aller Couleurs in diesem Land, die zurzeit ihren Finger so gern auf Griechenland richten, sollten daher lieber ihre Ganglien aktivieren. Dabei könnte der Satz von jenen, die im Glashaus sitzen und das Steinewerfen unterlassen sollen, hilfreich sein.


Das größere, aber spätere Übel

Andreas Unterberger

 

Aus Griechenland wie Italien werden täglich heftiger werdende Streiks gemeldet. Das bedeutet: Erstens, die Menschen dort haben noch überhaupt nicht begriffen, dass die Schulden ihres Landes ihre Schulden sind und nicht etwa die Deutschlands und Österreichs. Zweitens wird durch den Arbeitsausfall das Volkseinkommen der betroffenen Länder noch mehr schrumpfen. Und drittens verschwindet dadurch die Zahlungsbereitschaft in den wenigen EU-Ländern, die noch - noch! - als kreditwürdig gelten, endgültig.

Gewiss: Ein Crash Griechenlands hätte auch für andere gewaltige Folgen, egal, ob er nun als Totalpleite, als Umschuldung, als Haircut abläuft. Kreditgeber - von China bis zu den Pensionsfonds - würden danach noch zurückhaltender sein, einem EU-Staat Kredite zu geben. Dadurch würde sich jedenfalls auch die Finanzierung der österreichischen Staatsschuld weiter verteuern. Ein Flop der griechischen Staatsanleihen würde überdies etliche Geldinstitute in anderen EU-Ländern wackeln lassen und damit auch die dortigen Einlagen und damit auch die Realwirtschaft. Die Banken müssten dann durch die Steuerzahler aufgefangen werden, soll ein Flächenbrand mit Massenarbeitslosigkeit verhindert werden.

Eine schlimme Perspektive. Aber sie ist absolut harmlos gegen das, was Deutschland oder Österreich bevorsteht, wenn jetzt Griechenland & Co. noch einige Male um Hunderte Milliarden „gerettet" werden. Denn dann werden auch die scheinbar stabilen Länder in kurzer Zeit so dastehen wie Griechenland. Und es wird niemand mehr da sein, der dann noch einen totalen Flächenbrand bis hin zum Bürgerkrieg verhindern kann. Von „Rettung" sei da gar nicht mehr geredet. Eine dramatische Perspektive. Und leider geht Europa seit den ersten „Rettungsaktionen" im Mail 2010 genau den Weg des größeren Übels - nur weil dieses erst ein wenig später eintreten wird.

 

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ÖGB im Überlebenskampf

20. Oktober 2011 01:21 | Autor: Andreas Unterberger

Viele waren überrascht, als Österreichs Gewerkschaften aus dem Stand den Hebel auf „Volle Aggression voraus“ drehten und schon nach der zweiten von ihnen abgebrochenen Verhandlungsrunde wider alle bisherigen Rituale flächendeckend zu streiken begannen. Diese kritische Überrschung scheint sofort wieder verflogen zu sein, als es inzwischen doch einen Konsens zwischen den Akteuren über eine - durchaus saftige - Lohnerhöhung gegeben hat. Dennoch sollte diese Streikeslust viel ernster analysiert werden. Denn in Wahrheit geht es für die Gewerkschaften selbst um einen unausweichlichen Überlebenskampf.

Sie sehen ihre letzte Chance, das ununterbrochene Abbröckeln der Mitgliederzahl endlich zu stoppen. Denn 2012 wird es wieder viel höhere Arbeitslosenzahlen geben; da wäre ein Streik noch viel schwieriger als in den letzten Wochen einer kurzen, aber heftigen Zwischenkonjunktur. Da sich die Konjunktur derzeit von Woche zu Woche verfinstert, musste man besonders rasch handeln, ehe die ersten Anträge auf Kurzarbeit (also Gehaltskürzung) eintreffen. Da kann man mit einem Streik allemal die eigene Wichtigkeit simulieren.

Das zweite Motiv ist die dumpfe weltweite Facebook-Protestbewegung, die völlig unabhängig von jeder Gewerkschaft entstanden ist.  Die Medien – immer voller Lust, jede Woche eine andere Sau durchs globale Dorf zu treiben, – berichten derzeit täglich begeistert über einige junge Demonstranten und Camper in der Wall Street, so wie sie zuvor ähnlich junglinken Aktionismus in Madrid, in Athen, in Genua oder im Audimax bejubelt haben. Da muss die altlinke Gewerkschaft irgendwie zeigen: Hallo, uns gibt es ja auch noch! Diese Rivalität, wer der größere Scharfmacher ist, wird noch von dem fast rührenden Aktionismus einiger Uraltpolitiker überschattet, die plötzlich alles kritisieren, was sie einst selbst getan haben – siehe Hannes Androsch und die Schulden.

Heute ist klar, dass die Pleite Griechenlands vor allem anderen auf die „Erfolge“ der dortigen Gewerkschaften zurückzuführen ist; diese haben seit der Euro-Einführung rund 30 Prozent höhere Lohnsteigerungen erkämpft als die deutschen, und rund 20 Prozent höhere als die österreichischen. Jetzt glauben Europas Gewerkschaften, wenn nun auch in Deutschland und Österreich die Löhne recht rasch steigen, dann mildert sich das Problem Griechenlands.

Welch Irrtum! Denn dann werden natürlich nicht die Probleme Griechenlands geringer, sondern nur jene Deutschlands und Österreichs größer. Deren Industrie liegt auf dem Weltmarkt ja nicht mit Griechenland und Portugal in Konkurrenz, sondern mit China, Brasilien, Vietnam, Indien und einem Dutzend anderer Länder.

Alle sind heute irgendwie „wütend“, aber in Wahrheit jeder über etwas ganz anderes. Und fast niemand will die traurige Wahrheit zur Kenntnis nehmen: Die sechseinhalb Jahrzehnte eines ständigen Nochmehr, eines Immerbesser und Immerreicher sind zu Ende. Die westlichen Kulturen stehen vor einem langen ökonomischen Abstieg. Ein überdehntes Wohlfahrtssystem auf Pump platzt, so wie 2007/08 die amerikanischen Subprime-Hypotheken geplatzt sind. Diese Millionen Kredite für Menschen ohne Einkommen waren ja ohnedies nur eine besonders eitrige Spezial-Blase der gesamten Wohlfahrtsblase.

Heißt das, dass ich den Arbeitnehmern keine Beteiligung an den Unternehmensgewinnen der letzten anderthalb Jahre gönne? Ganz im Gegenteil. Wenn es Gewinne gibt, sollten die in Form von Prämien, Einmalzahlungen oder formalisierten Gewinnbeteiligungen sogar in größerer Höhe als der jetzige Lohnabschluss an die Arbeitnehmer weitergegeben werden. Aber eben nur in jenen Betrieben, die auch wirklich Gewinne machen. Gibt es doch auch in Konjunkturphasen Firmen, die - vielleicht auch nur aus einem kurzfristigen Problem heraus - an der Pleite entlangschrammen.

Saftige Erhöhung der Kollektivvertragstarife für alle haben hingegen zwei negative Folgen: Erstens für die erwähnten Problembetriebe, und zweitens müssen diese Erhöhungen auch in den wahrscheinlich kommenden Krisenjahren voll ausbezahlt werden. Was dann noch viel mehr Betriebe ins Scheudern bringen wird. Das wird dann drittens vor allem den Jungen und Arbeitslosen schaden, denen solcherart jede Chance auf einen Job genommen wird, weil kein Arbeitgeber einen solchen viel zu teuren Arbeitsplatz neu vergeben wird.

Aber eine solche Lösung der Vernunft und der Solidarität hat bei der Gewerkschaft keine Chance. Denn dann würden die Arbeiter endgültig sehen, dass ihre Einkommen vom Erfolg des Unternehmens abhängig sind und nicht von den scharfmacherischen Tönen irgendwelcher privilegierter Funktionäre. Die eben nur an den Überlebenskampf der Gewerkschaft und nicht an die Sicherheit der Arbeitsplätze denken.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Das Ende der Meinungsfreiheit: Die EU ist schuld - aber keineswegs alleine

19. Oktober 2011 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Alles Böse kommt aus der EU: Diese rasch wachsende Stimmung unter den europäischen Bürgern wird in dieser Woche auch durch das österreichische Parlament weiter verstärkt. Es dürfte – gegen den Widerstand der Opposition – die stärkste Einschränkung der Grund- und Freiheitsrechte beschließen, die in den letzten 60 Jahren den Österreichern angetan worden ist. Zwar laufen bis zur letzten Stunde noch Gespräche, das sogenannte Terrorismuspräventionsgesetz samt der Verschärfung des Verhetzungsparagraphen, der sich in Wahrheit als Islamisten-Unterstützungsparagraph erweist, noch abzumildern oder vorerst nur teilweise zu beschließen. Aber im Wesentlichen dürfte es dabei bleiben. Denn jeder Abgeordnete, den man darauf anspricht, zuckt bedauernd die Achseln: Wir müssen ja wegen der EU . . .

Haben sie mit dieser Ausrede recht? Nur zum Teil. In Wahrheit gibt es auch auf österreichischer Seite – wie in vielen anderen Ländern – ein großes Maß an vorsätzlicher Mitschuld an diesem Gesetz.

Inhaltlich geht es um die massive Verschärfung der sogenannten Verhetzung. Wer Angehörige bestimmter Gruppen „verächtlich zu machen versucht“, wird künftig mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft.

Damit werden reine Meinungsdelikte wie in einer Diktatur mit Haft bestraft, selbst wenn es sich um absolut wahre Aussagen handelt.

Damit kehren völlig unbestimmte Tatbestände Delikte wie „verächtlich machen“ ins Strafrecht ein.

Damit wird das Gleichbehandlungsprinzip verletzt, denn viele Gruppen darf man weiterhin verächtlich machen, weil sie nicht aufgezählt sind. Man darf etwa Unternehmer, Bauern, Priester, „Reiche“, Adelige, „Studierte“, Familien, „Kapitalisten“, Rotarier, Couleurstudenten, Lehrer oder Freimaurer verächtlich machen, nicht jedoch Gruppen, die durch „Rasse“, Hautfarbe, Sprache, Religion (einschließlich der obskursten Sekten), Weltanschauung, Staatsangehörigkeit, Abstammung, nationaler oder ethnischer Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Alter oder sexuelle Ausrichtung (das Tarnwort für Homosexuelle) definiert sind.

Damit wird die Political Correctness, die sich bisher weitgehend nur mit Lächerlichkeiten wie den „Töchtersöhnen“ befasst hat, mit den schärfsten Waffen des Staates zum Diktat.

Damit kehrt der sonst absolut verpönte Begriff der „Rasse“ in unsere Gesetzbücher ein, was besonders lustige Prozesse verspricht. Wurde doch bisher jeder Wissenschaftler oder Journalist sofort niedergemacht, wenn er dieses Unwort auch nur einmal verwendete.

Die Koalition – mit der Justizministerin als Haupttäterin – beruft sich dabei auf einen Rahmenbeschluss der EU-Justizminister vom November 2008 „zur strafrechtlichen Bekämpfung bestimmter Formen und Ausdrucksweisen von Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit“.

Gilt also: Da kann man leider nichts machen – höchstens aus der EU austreten? Was freilich trotz aller Fehler in Sachen Griechenland & Co noch immer einen großen Schaden verursachen würde. Nun abgesehen davon, dass dieser Rahmenbeschluss samt dem nunmehrigen österreichischen Gesetz die Stimmung, aus der Union auszutreten, in der Tat befördern wird, ist es einfach eine Lüge zu sagen, Österreich und die anderen Mitgliedsstaaten wären da leider nur ohnmächtige Opfer der EU. Aus einer ganzen Reihe von Gründen:

  1. Jener Rahmenbeschluss konnte nur mit Einstimmigkeit in Kraft treten. Damit ist klar, dass auch Österreichs Justizministerin im November 2008 ausdrücklich zugestimmt hat. Diese Zustimmung muss auf Grund der innerösterreichischen Verfassungslage zumindest stillschweigend auch von der ÖVP gekommen sein und nicht nur von der damals noch provisorisch amtieren Justizministerin Maria Berger (die übrigens nach wie damit leben muss, dass in ihrer Zeit als Ministerin ein Strafverfahren gegen ihren Lebensgefährten von der Staatsanwaltschaft unter dubiosen Umständen eingestellt worden ist).
  2. Dieser Rahmenbeschluss wurde damals ganz bewusst von der Politik an allen öffentlichen Debatten vorbeigeschleust. Die waren damals total auf die Nachwirkungen der Wahlen konzentriert. Auch im Parlament, wo man sonst viel lächerlichere Kleinigkeiten diskutiert, ist der Beschluss damals niemandem aufgefallen. Und die meisten Medien haben sogar bis heute nicht begriffen, dass sie in hohem Ausmaß Opfer dieses Gesetzes sein werden.
  3. Solche Rahmenbeschlüsse sind laut EU-Recht keineswegs eins zu eins zu übernehmen.
  4. Jener Rahmenbeschluss von 2008 bietet ausdrücklich die Möglichkeit, auch andere als die dort genannten Gruppierungen zu schützen. Durch eine Ausdehnung auf alle gesellschaftlichen Gruppen hätte man zumindest die Verletzung des Gleichheitsprinzipes der österreichischen Verfassung verhindert.
  5. Ein EU-Rahmenbeschluss hat keineswegs die rechtliche Qualität einer EU-Richtlinie oder einer EU-Verordnung. Er ist im Gegensatz zu diesen Instrumenten auch ohne Einschaltung von EU-Kommission und EU-Parlament zustandegekommen. Er ist im Gegensatz zu diesen auch nicht rechtlich unmittelbar anwendbar.
  6. Der Text des Rahmenbeschlusses hat es auch den Staaten freigestellt, „nur Handlungen unter Strafen zu stellen, die in einer Weise begangen wurden, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu stören, oder die Drohungen, Beschimpfungen oder Beleidigungen darstellen“. Auch diese Einschränkung haben die Gesetzesbastler im Justizministerium nicht umgesetzt, sodass in Österreich künftig auch wahre Aussagen strafbar sein werden.
  7. Der Rahmenbeschluss hätte es Österreich auch möglich gemacht, nur eine Höchststrafe von einem Jahr statt zwei Jahren festzulegen.
  8. Die österreichische Regierung hat keine Studie gemacht, wie restriktiv oder extensiv andere EU-Staaten diesen Rahmenbeschluss umsetzen.
  9. Die Regierung hat keinerlei Versuch gemacht, eine so drastische Einschränkung der Grundrechte wenigsten nach Erlassung des Rahmenbeschlusses in einer breiten Diskussion mit Straf- und Grundrechtsexperten zuanalysieren.
  10. Der Rahmenbeschluss betont ausdrücklich „die Pflicht, die Grundrechte und die allgemeinen Rechtsgrundsätze einschließlich der Meinungs- und Vereinigungsfreiheit . . . zu achten“. Im österreichischen Gesetz ist von dieser wichtigen Einschränkung aber keine Rede. Natürlich wird durch dieses Verschweigen die Verfassung nicht aufgehoben. Aber diese Nichterwähnung ist ein klares Signal, dass der Gesetzgeber die Meinungsfreiheit ganz bewusst einzuschränken versucht.
  11. Die österreichische Regierung tarnt diese Einschränkung der Grundrechte durch Aufnahme in ein Antiterrorismusgesetz, obwohl das mit Terrorbekämpfung absolut nichts zu tun hat.

All diese schweren Sünden Österreichs deuten auf einen ganz gezielten ideologischen Impetus des Justizministeriums hin, in dem linke Juristen seit Jahrzehnten den Ton angeben. Und die ÖVP, die das Ministerium heute führt, ist absolut unfähig, ihre einstige juridische Kompetenz – von einem Walter Hauser über einen Felix Ermacora bis zu einem Michael Graff – auch nur andeutungsweise wiederherzustellen. Zum zweitenmal wird das Ministerium statt dessen von einer schwachen Quotenfrau geleitet. Aber auch unter den männlichen Kollegen im ÖVP-Klub gibt es keine qualifizierten Juristen.

Mit gewisser Schadenfreude erfüllt den Beobachter die Gewissheit, dass viele der Abgeordneten der Regierungsparteien, die diesem Gesetz zustimmen, in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit selbst Opfer von grünen wie blauen Strafanzeigen werden. Diese Anzeigen werden ihnen eine lange Phase der Unsicherheit bescheren.

Unabhängig von all diesen nationalen Schuld-Punkten bleibt aber auch der Beschluss der EU-Justizminister als solcher ein Skandal. Reine Meinungsdelikte, ja sogar das bloße Erwähnen wahrer Fakten sollen jetzt vor den Strafrichter führen. Damit hat sehr wohl auch die EU eine gewaltige Einschränkung der Meinungsfreiheit beabsichtigt. Denn hätte sie das nicht, dann wäre der ganze Rahmenbeschluss völlig überflüssig – zumindest dort, wo er sich nicht nur gegen Taten, sondern auch gegen Worte richtet.

Wer erinnert sich noch, dass die Union einst als Hüterin der Grundfreiheiten und Gegenpol einer die Meinungsfreiheit unterdrückenden Diktatur angetreten ist?

PS.: Den ersten Satz dieses Textes "Alles Böse kommt aus der EU" hat übrigens der von mir sehr geschätzte Hugo Portisch soeben bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung seines neuen Buches verwendet. Freilich nur, um sich von ihm zu distanzieren. Portisch ist total gegenteiliger Meinung. Für ihn kommt gleichsam alles Gute aus der EU. Bei allem Respekt für Portisch: Diese Sichtweise war wohl in den 90er Jahren noch gerechtfertigt, heute sicher nicht mehr. Und gerade eine allzu apologetische und einseitige Verteidigung der EU rückt die Union heute in ein schiefes Licht. Und nimmt all jenen, die meinen, dass Europa trotz allem noch sinnvoll ist, die Glaubwürdigkeit.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Das Sklavenhalterbordell am Wilhelminenberg

18. Oktober 2011 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Das was sich in einem Kinderheim der Gemeinde Wien am Wilhelminenberg abgespielt hat, ist so grässlich, dass es nur noch mit den Verbrechen in der deutschen Odenwaldschule zu vergleichen ist. Alleine diese beiden – eindeutig von der politischen Linken zu verantwortenden – Tatorte stellen quantitativ wie qualitativ alles in den Schatten, wofür in den letzten zwei Jahren vom ORF und anderen Medien die katholische Kirche in schwerst kulturkämpferischer Art an den Pranger gestellt worden ist.

Die Kinder in diesen beiden Einrichtungen waren ganz offensichtlich Opfer einer institutionalisierten Sklavenhalter- und Bordell-Struktur ungeheuerlicher Dimension. Dass das Wiener Rathaus seit Monaten davon gewusst und geschwiegen hat, ist ebenso skandalös, wie der Versuch lächerlich ist, mit einer „Historikerkommission“ schwerste Verbrechen aufzuarbeiten.

Was hingegen an kirchlichen Fällen bekannt ist, ist zwar schlimm genug. Aber die meisten konkreten Sachverhalte unter den Hunderten der kirchlichen Opferschutzkommission gemeldeten Fällen spielen sich doch in einer ganz anderen Kategorie ab: Ohrfeigen; verklemmte Priester, die Buben aus sexuellen Motiven beim Duschen zuschauen; oder zuletzt – und das besonders lautstark – eine Frau, die einst, durchaus schon dem Kindesalter entwachsen, mit zwei Priestern Geschlechtsverkehr gehabt und dadurch psychisch schwer gestört worden sei. Gewiss hat es auch echte Fälle sexuellen Missbrauchs gegeben. Von der Kategorie Wilhelminenberg mit seinen gewalttätigen Zuhälter-Erziehern ist mir aber aus der ganzen österreichischen Kirche kein konkreter Fall bekannt.

Dieses verzerrte Bild in der Öffentlichkeit ist einerseits Folge der prinzipiell antikirchlichen Agitation linker Medien. Das hat die Kirche andererseits wohl auch selbst provoziert: Wer immer nach dem Prinzip „Mea maxima culpa“ denkt und handelt, wer nie imstande oder willens ist, sich zu verteidigen und die wahren Relationen  zu betonen, wird allzuleicht Opfer begehrlicher Ansprüche.

Ob der ORF jetzt auch zwanzig Mal die ZiB mit einer Attacke auf die Gemeinde Wien als Spitzenmeldung beginnen wird?

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Warum gehen uns die Kinder aus?

17. Oktober 2011 00:47 | Autor: Andreas Unterberger

Neben der Schuldenkrise und der massiven Zuwanderung aus bildungs- und leistungsfernen Kulturen ist unsere Gesellschaft mit einer dritten massiven Bedrohung konfrontiert, auf die wir keine Antwort wissen. Auch diese dritte Bedrohung dürfte - noch dazu die in Wechselwirkung mit den anderen beiden - zu einer kaum noch verhinderbaren Katastrophe führen: das Ausbleiben der Kinder. Die Österreicher bekommen nicht einmal mehr halb so viele Kinder, wie ihre Vorfahren noch in den 60er Jahren alljährlich geboren haben. Diese demographische Bedrohung wird aber viel weniger als die anderen diskutiert - vielleicht auch deshalb, weil man daran nicht einfach der Politik allein die Schuld geben kann, sondern auch viele Landsleute mitschuld sind.

Die Ursachen der Kinderabstinenz sind jedenfalls vielfältig. Sie reichen vom ethischen über den biologischen Bereich bis zu jenem des meist materiellen Egoismus. Dieser hat im übrigen auch in Zeiten großer Kinderfreudigkeit eine gewaltige Rolle gespielt. Diese sollten daher gar nicht sonderlich ethisch romantisiert werden.

Nicht glaubwürdig sind die Behauptungen mancher potentieller Eltern, sie würden nur wegen der diversen modischen Panik-Wellen auf Kinder verzichten, ob das nun in den 80er Jahren die Ängste vor dem Atomkrieg waren oder dann die Ängste vor Hormonen, Waldsterben, Genen, globaler Erwärmung, Atomkraftwerken usw. sind. Das scheinen eher nur elegant vorgeschützte Motive zu sein.

Die wichtigsten Faktoren für das Ausbleiben der Kinder dürften vielmehr folgende sein:

  1. Die leichte und bequeme Verfügbarkeit empfängnisverhütender Methoden fällt zeitlich präzise mit dem Absturz der Baby-Quote zusammen. Eine "Anti-Baby-Pille" hat logischerweise genau das getan, was ihr Name sagt.
  2. Ein neues Frauenbild hat dazu geführt, dass auch für Frauen - und sie sind nun einmal für die Reproduktion viel wichtiger als die Männer - Karriere und Selbstverwirklichung im Beruf Vorrang gegenüber Familie und Kindern bekamen.
  3. Das Kinderkriegen wird wegen dieser Prioritätenverschiebung so lange hinausgeschoben, bis es biologisch zu spät ist oder sich nur noch ein Kind ausgeht.
  4. Gleichzeitig werden Frauen auch immer wählerischer bei der Partnerwahl und empfinden es keineswegs mehr wie einst als Katastrophe, wenn sie mit 30 noch keinen Mann gefunden haben, egal welchen. Wenn es nicht der ideale Partner ist, bleiben sie heute lieber ledig.
  5. Rund um die Uhr zur Verfügung stehende Kinderbetreuungseinrichtungen sind in vielen Ländern nicht im gleichen Tempo gewachsen wie der Strom der Frauen in die berufliche Karriere.
  6. Viel zu wenig beachtet wird auch ein neuer, eigentlich kinderfreundlich gemeinter Perfektionismus. Viele junge Menschen wollen im Gegensatz zu all ihren Vorfahren erst dann Kinder in die Welt setzen, wenn sie alles perfekt dafür vorbereitet haben: vom Kinderzimmer über einen gesicherten Beruf für beide mit Karenzansprüchen bis zum Auto, das groß genug ist. Und sie haben schon vor der Geburt ein Monsterprogramm für den Nachwuchs vor Augen: vom Ballettunterricht bis zur Klavierstunde, vom Sportverein bis zu häufigen Sprachferien. Was alles zwar sehr schön für die Kinder ist, aber für die Eltern vor allem belastend und teuer. Diese Last vor Augen verzichtet man dann skurrilerweise aus Kinderliebe gleich ganz auf die Kinder. Wenns nicht perfekt geht, dann lieber gar nicht.
  7. Ins gleiche Denkmuster passt die Überzeugung, dass es für ein Kind besser ist, wenn die Mutter bis zum dritten Geburtstag daheim bleibt. Aber genau das will man gleichzeitig nicht.
  8. Während einst die fast unbedschränkte Allmacht der Eltern, vor allem der Väter, das Familienleben geprägt hat, ist das ins Gegenteil gekippt: Eine intensive und einseitige Betonung der Rechte von Kindern setzt Eltern in der öffentlichen Debatte fast ständig auf die Anklagebank. Wo sie selbst wegen einer einzigen Ohfeige landen können. Auch wenn man viel Sympathie für eine Stärkung der Kinderrechte hat - zu mehr Mut zum Kinderkriegen führt das eher nicht.
  9. Sozialistische Wohlfahrtsreformen haben dazu geführt, dass vor allem jene Eltern aus wirtschaftlichen Gründen keine Kinder mehr bekommen, deren Nachwuchs nach allen bekannten Daten als künftige Wohlstandsträger am dringendsten gebraucht würde: nämlich die bildungs- und leistungsorientierten Eliten, insbesondere Akademiker. Seit die Sozialdemokraten das Prinzip durchgesetzt haben, dass "jedes Kind dem Staat gleich viel wert sein muss", ist für die Besserverdienenden das Kinderkriegen mit einem schweren wirtschaftlichen Verlust verbunden, während die staatlichen Familienbeiheilfen für Angehörige der wirklichen Unterschicht - heute fast nur noch Zuwanderer aus islamischen und afrikanischen Ländern - eine signifikante soziale Verbesserung auslösen (noch dazu, wenn die wirklichen oder manchmal fiktiven Kinder beispielsweise billig in Anatolien aufwachsen können).
  10. Es gibt kaum noch Bauern, deren Lebensweise immer viel besser mit einer relativ größeren Kinderanzahl zu verbinden war. Ganz zu schweigen davon, dass Bauern ihre Kinder einst viel stärker als heute als billige Arbeitskräfte gebraucht haben.
  11. Eines der durch die gesamte Menschheitsgeschichte wichtigsten Motive für die Aufzucht von Kindern ist durch die Versprechungen des Wohlfahrtsstaates verschwunden: nämlich Kinder als Absicherung für den eigenen Lebensabend. Sowohl das Pensionssystem wie auch das Gesundheits- und Pflegesystem haben ja die Geschäftsgrundlage, egoistische Singles genauso gut zu versorgen wie Eltern, die einen guten Teil ihrer Lebensenergie und Einkommen den Kindern gewidmet haben (das heißt natürlich nicht, dass jeder Single egoistisch wäre oder aus freier Entscheidung auf Familiengründung verzichtet hätte). Dass sich heute die Versprechungen des Wohlfahrtsstaats zunehmend als Blase erweisen, hat sich hingegen noch nicht wirklich herumgesprochen.
  12. Eine gewisse Wirkung auf den Rückgang der Kinderzahl haben auch die Unterhaltungsmedien. In der Tratsch-Kategorie kommen fast nur partymachende Singles mit rasch wechselnden Partnerschaften vor. Und in den Krimis kommen fast nur kinderlose Kommissare ins Bild.
  13. Auch andere Meinungsbildner geben kein kinderbejahendes Vorbild: Sowohl Politikerinnen wie auch Journalistinnen haben im Schnitt weit weniger als ein Kind. Sie liegen also noch deutlich unter den seit 1970 zur Regel gewordenen 1,4 Kindern pro Frau.
  14. Wenn in den Medien einmal doch über Kinder oder Erziehung öffentlich debattiert wird, wird immer eine sehr übertriebene negative Sichtweise vervielfältigt: Was für viele Fehler Eltern nicht begehen würden! Wie viele Missbrauchsgefahren doch auf die Kinder lauern! Wie sehr das Bildungswesen versagt!
  15. Überraschend stark ist aber noch ein weiterer Faktor: die Religiosität. Das haben neue Studien der Wiener Demographin Caroline Berghammer ergeben. Und die sind so interessant, dass sie hier ein bisschen ausführlicher vorgestellt seien.

Berghammer (von der auch die folgenden Graphiken stammen) hat herausgearbeitet, dass der Glaube und die Intensität der religiösen Praxis eine sehr starke Rolle bei der Entscheidung für das Kind spielt.

 

Das heißt: Schon alleine der Taufschein führt zu einer im Schnitt 50 Prozent höheren Kinderzahl im Vergleich zu den Österreichern ohne Bekenntns. Und bei jenen Österreichern, die wöchentlich zur Kirche gehen, gibt es sogar genau jene 2,1 Kinder pro Frau, die notwendig wären, damit die Gesamtbevölkerung ohne Zuwanderung gleich bleibt.

Das ist absolut erstaunlich. Das sollte auch jenen zu denken geben, die religiöse Menschen oder gar Kirchgänger prinzipiell verachten.

Das hängt, so macht Berghammer klar, keineswegs damit zusammen, dass Katholikinnen die alten Empfängnisverhütungs-Regeln aus Rom besonders beachten würden. Sie haben vielmehr einen deutlich größeren Wunsch, Kinder zu haben. "Und sie können mit Unsicherheiten im Leben besser umgehen als andere Menschen."

Das ist auch kein rein österreichisches Phänomen, sondern in den meisten europäischen Ländern der Fall (bis auf vier Staaten, deren gesellschaftliches Gefüge nach Jahrzehnten des Kommunismus noch immer ganz durcheinander ist).

Zurück nach Österreich, wo Katholikinnen ebenso wie orthodoxe Frauen 1,8 Kinder haben und evangelische etwas weniger. Muslimische Frauen haben hier sogar 2,7 Kinder, wobei türkische Frauen noch viel mehr Kinder haben als Bosnierinnen.

Was das in wenigen Jahren für die Zusammensetzung der österreichischen Bevölkerung wie auch den Wohlstand bedeutet, ist leicht auszurechnen. Vor allem da die Zahl der Katholiken gleichzeitig zurückgeht und die der Menschen ohne Bekenntnis - trotz ihres Desinteresses an Kindern - ähnlich rasch wächst wie die der Muslime.

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Erste Hilfe für das Bildungssystem

16. Oktober 2011 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Von welchen Erfahrungen bin ich bei einem meiner zentralen Themen, der Bildung, eigentlich geprägt? Ein wenig gewiss von der eigenen Zeit in Schule und Universität, die ich eigentlich als heiter bis sonnig in Erinnerung habe; ein wenig von den Erfahrungen aus dem Bildungsweg der Kinder und Enkel, die ich als heiter bis bewölkt einstufe; stark von der politischen und medialen Debatte, die meist grotesk, ideologiebeladen und unsachlich verläuft; ebenso stark von den Klagen der Wirtschaft wie auch der Uni-Professoren über die Schulabsolventen, die sehr ernst zu nehmen sind; und ganz stark durch die Erfahrungen mit jungen Maturanten und Akademikern, die ich jahrzehntelang als Chefredakteur, Ressortleiter und Mitglied in Assessment-Kommissionen etwa für die Aufnahme in Fachhochschulen gewonnen habe und gewinne.

Diese Erfahrungen sind überwiegend dramatisch: Selbst in diesen – gesamtgesellschaftlich zweifellos elitären – Gruppen beherrscht fast niemand eine halbwegs fehlerfreie Rechtschreibung; für viele stellt das Schreiben eines Aufsatzes mit einem nachvollziehbaren roten (oder schwarzen oder grünen oder blauen) Faden und einer halbwegs logischen Argumentation eine Überforderung dar; und selbst bei jungen Menschen, die Journalist werden wollen, ist keinerlei Wissen über die primitivsten zeithistorischen, geografischen oder politischen Fakten anzutreffen.

Was ist eine frischgebackene Politologin wert, die nie Zeitung liest und nie den Namen Ernst Strasser gehört hat? Was soll man mit einer Maturantin anfangen, die Kulturjournalistin werden will, die aber keinen einzigen Wiener Theater- oder Museumsdirektor nennen kann? Was soll man mit einem Möchtegern-Auslandsjournalisten mit Wunschschwerpunkt Lateinamerika tun, der keinen einzigen Politiker aus jener Region kennt? Was sagt es über das Geschichtsstudium aus, wenn (verschiedene) mit stolzem Magistertitel(!) ausgestattete Absolventen weder eine Ahnung haben, wann es deutsche Kaiser gegeben hat, noch ob 1927 und 1934 in Österreich irgendetwas Auffallendes passiert ist? Was ist eine Matura wert, wenn man sechs Maturanten vor sich sitzen hat, und kein einziger auch nur den Unterschied zwischen einer Anleihe und einer Aktie kennt (höchstens vielleicht, dass beides irgendwie etwas Böses sein muss)?

Und das sind keineswegs herausgegriffene Einzelfälle. Die Liste mit solchen Beispielen ließe sich lange fortsetzen.

Was sagt die Fülle solcher Erfahrungen auch bei vielen anderen Arbeitgebern über die Bildungspolitik aus, über die Universitäten und Schulen sowie über Allgemeinbildung und Leistungsorientierung, die den jungen Österreichern durch Elternhaus, Medien und Gesellschaft mit auf dem Weg gegeben worden sind?

Das einzige, was an der gegenwärtigen Bildungsdiskussion richtig ist, ist dass wir eine solche führen müssen. Alles andere läuft freilich in eine völlig falsche Richtung und droht die Fehler der vergangenen Bildungspolitik nur noch zu vertiefen.

Diese Politik hat nämlich ganz im Sog des Nach-68er Denkens ständig Druck ausgeübt, dass die Leistungsanforderungen noch niedriger werden, dass von den Kindern nur ja nicht zu viel verlangt wird, dass an Lehrinhalten kaum mehr als Umweltschutz und die Verbrechen der Nationalsozialisten notwendig sind, dass Schule nicht zur Wissensvermittlung, sondern zur Weitergabe von Kompetenzen da ist (was auch immer das sein mag).

Einer der übelsten Denk-Kurzschlüsse der Politik und aller nachgelagerten Gewerbe ist das Denken in Absolventenquoten. Je mehr Arbeitgeber über den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern jammern, umso mehr hat man die Zahl der Maturanten und Akademiker erhöht und alle Hürden für dieselben entfernt. Die Kleinigkeit, dass das nur um den Preis einer Senkung des Niveaus möglich war, hat man dabei großzügig ignoriert. Hauptsache, die Statistik stimmt. Und wenn dann die Wirtschaft weiter klagt, senkt man halt das Niveau weiter, wofür die ständige Forderung nach der zwangsweisen Gesamtschule oder Schwachsinnsslogans wie „Matura für Alle“ und „Österreich darf nicht durchfallen“ nur die auffälligsten, aber keineswegs die einzigen Beispiele sind.

Gleichzeitig ist aber klar: Die Bildung, das Wissen, die Einstellung und das Können der künftigen Elite und des künftigen Mittelbaus (wobei ich dabei besonders auch die Bedeutung gutausgebildeter Facharbeiter herausheben möchte) sind entscheidend dafür, ob Österreich in künftigen Jahrzehnten noch in der Weltspitze mithalten wird können. Oder ob es zurückfallen wird wie etwa die Griechen, die seit zweieinhalb Jahrtausenden geistig nur von ihrer glorreichen Vergangenheit zehren.

Dabei wird diese Elite eine ständig wachsende Anzahl von alten Menschen und von Couch Potatoes der nächsten Generation mitversorgen müssen. Zusätzlich sind die europäischen Länder mit einem wachsenden Anteil an Zuwanderern konfrontiert, deren kultureller Background ganz offensichtlich den Sprung von der Dritten in die Erste Welt binnen weniger Generationen verhindert oder zumindest nicht gerade erleichtert.

Umso wichtiger wäre die Konzentration auf eine Schule der Leistung und Vielfalt. Jedoch wird ein solches Bekenntnis von Schwarz und Blau oft nur halbherzig getragen und von den anderen drei Parteien gar nicht.

Der Bildung wäre schon sehr gedient, wenn man wenigstens nicht jenen Lehrern, die sich in einer Art Partisanenkampf noch um Bildungsniveau und Leistung bemühen, ständig Prügel vor die Füße werfen würde. Wenn man zumindest einzelnen Schulen ein deutlich überdurchschnittliches Anforderungsprofil erlauben würde. Wenn man den Mut hätte, das staatliche Schulsystem in einen (auch finanziell) gleichberechtigten Wettbewerb mit privaten Schulen treten zu lassen. Wenn zumindest einzelne Schulen das Recht hätten, sich ihre Schüler auszusuchen. Wenn auch die Eltern wieder ernsthaft an ihre Mitverantwortung (eigentlich Hauptverantwortung) erinnert würden.

Solcher Wünsche, nein: Notwendigkeiten gäbe es viele. Erfüllt wird wohl keiner, wenn man sich die politischen Akteure ansieht.

Dieser Beitrag erscheint in ähnlicher Form in der Zeitschrift "thema AHS" der ÖPU (Österreichische Professorenunion)

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Die Krise der Staatsanwaltschaft, nächste Etappe

15. Oktober 2011 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Langsam wird es für Staatsanwaltschaft und Justizministerium unendlich peinlich: Die Staatsanwälte schaffen zwar über gezielte Leaks ein permanentes Klima von Vorverurteilungen politisch missliebiger Politiker. Sie ziehen zwar die Vorverfahren gegen andere missliebige Politiker unendlich in die Länge, was die Psychofolter für diese naturgemäß unendlich verlängert. Aber dann, wenn sie sich doch einmal trauen, mit einer Anklageschrift vor Gericht zu gehen, erleiden sie fast ständig Niederlagen.

So sind jetzt binnen weniger Stunden gleich mehrere Anklagen in Strafprozessen kollabiert: Jene gegen den Protokollchef Jörg Haiders, jene gegen zwei Haider-nahe Investoren aus Russland, die sich die Staatsbürgerschaft gekauft haben sollen, und jene gegen die Verantwortlichen des freiheitlichen Minarettspiels. Ebenso hat die Staatsanwaltschaft den ersten und einzigen Prozess verloren, den sie rund um den Hypo-Alpen-Adria-Crash angestrengt hat.

Natürlich können all diese Freisprüche noch in der Instanz gekippt werden. Das gilt freilich auch für die zwei einzigen Verurteilungen, welche die Staatsanwälte bisher in Politprozessen erreicht haben: die des Kärntner Politikers Uwe Scheuch wegen Bestechlichkeit, und die einer Islam-Expertin, die es gewagt hat, den Geschlechtsverkehr des Islam-Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als das zu bezeichnen, was er halt nach unserem gesamten Rechtsempfinden nun einmal ist. Aber offenbar nicht nach dem einiger Staatsanwälte und der ersten Instanz.

In jedem Fall ist einmal das hohe Lied der vielen unabhängigen Richter zu singen, die sich von einer offensichtlich schwer politisierten Staatsanwaltschaft und einer hemmungslos vorverurteilenden Medienszene nicht unter Druck setzen lassen.

Das ist aber zu wenig. Längst bräuchte es auch einen Justizminister, der sich das schwer einseitige Vorgehen der Staatsanwälte einmal – etwa nach britischem Muster mit einer objektiven, also ganz sicher nicht parlamentarischen Kommission – genau anschaut. Dabei wären drei Ebenen einer kritischen Prüfung zu unterziehen:

Die erste ist der gewaltige Skandal, wieso aus Akten der Staatsanwaltschaft kriminellerweise immer wieder ganz gezielte und einseitig ausgewählte Inhalte an einige Medien gehen. Hier findet Amtsmissbrauch in breitester Front statt, ohne dass dem in gebührender Weise nachgegangen würde. Eine solche Untersuchung kann die Staatsanwaltschaft natürlich schon deshalb nicht wollen, weil man dann ja selbst kriminalpolizeiliche Erhebungen nicht zuletzt gegen Mitglieder des eigenen Standes in Auftrag geben müsste. Und vor der Hemmungslosigkeit der sogenannten Aufdeckermedien fürchten sich sowieso alle.

Die zweite untersuchungswürdige Ebene ist die Flut behaupteter oder wirklicher finanzieller und wirtschaftlicher Delikte. Denen ist gewiss streng nachzugehen, auch wenn längst nicht alles, worüber sich ein Peter Pilz aufplustert, stimmt oder ein strafbares Delikt ist. Hier ist aber etwas anderes zu untersuchen: Wieso sind seit einigen Jahren sozialdemokratische Politiker und ihre Angehörigen gegen ein ebenso strenges Vorgehen geschützt, wie es zu Recht gegen blaue, orange oder schwarze stattfindet? Das trifft etwa die Fälle Verzetnitsch (ausgerechnet der mächtigste Eigentümervertreter blieb im Fall Bawag trotz zahlloser Indizien unbehelligt), Pöchhacker (der ehemalige Baulöwe ist weiter unbehelligt ÖBB-Aufsichtsratspräsident, obwohl im Fall Buwog gegen ihn viel heftigere Beweise vorliegen als gegen den seit Jahr und Tag von allen Linken so leidenschaftlich bekämpften Karlheinz Grasser) oder Faymann/Ostermayer (hier liegt alles für eine Anklage Notwendige längst auf dem Tisch, der sich aber mit absoluter Garantie in eine unendlich lange Bank verwandeln wird). Wenn man schon bei der Staatsanwaltschaft der Meinung ist, dass bei rechten Politikern auch im Zweifel immer Anklage erhoben wird – selbst um den Preis einer peinlichen Niederlage vor Gericht –, dann müsste das wohl auch für linke Politiker gelten. Wenn die Justiz noch irgendwie objektiv sein will.

Und die dritte Ebene ist der noch viel schlimmere Skandal der Anklage von  Meinungsdelikten der politischen Rechten. Hier erinnert die Situation in diesem Land zunehmend an Belarus, China oder die Ukraine. Das heißt nun nicht, dass ich beispielsweise Computer-Abschießspiele als eine geschmackvolle politische Agitationswaffe ansehe. Ganz und gar nicht. Aber dass so etwas zu einer Strafanklage führen kann, ist absolut unerträglich. Bezeichnenderweise führen ähnliche „Spiele“ in der Schweiz oder den USA nicht einmal zur Forderung irgendwelcher dortiger Pilze nach dem Strafrichter. Und die Kriminalisierung einer kritischen Betrachtung des sexuellen Umgangs Mohammeds mit kleinen Kindern ist noch viel unfassbarer. Wird doch auch zu Recht die kritische Betrachtung des – vom Sachverhalt her meist viel harmloseren – Umgangs einiger Priester mit Jugendlichen nicht verfolgt.

Freilich ist es absolute Illusion, dass diese Justizministerin für Sauberkeit und Objektivität in der Staatsanwaltschaft zu sorgen gewillt ist. Dass sie sich als Garantie für die Meinungsfreiheit in diesem Lande sieht. Ganz im Gegenteil: Die Ministerin bringt Gesetzesentwürfe ein, welche die Meinungsfreiheit noch viel mehr knebeln sollen. Sie tut dies unter scheinheiliger Berufung auf Beschlüsse der EU-Justizminister. Diese hätten aber ohne österreichische Zustimmung nie zustandekommen können! Und sie sind durch den nunmehrigen Gesetzesentwurf der Frau Karl noch in ihrer Grundrechtswidrigkeit massiv verschärft worden!

Das alles lässt die bange Frage offen: Wie lange können wir uns mit unseren Grundrechten noch auf unabhängige Richter verlassen, wenn Regierung, Bürokratie, Staatsanwaltschaft und Parlament so geschlossen den Weg in eine Semidiktatur zur Knebelung aufsässiger Untertanen gehen wollen?

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Rechts wirkt, aber es ist tabu - links wirkt nicht, aber es schreibt

14. Oktober 2011 10:01 | Autor: Andreas Unterberger

In sogenannten intellektuellen Kreisen ist es verpönt, sich auch nur irgendwie als rechts zu bezeichnen. Und bei den Medien ist das erst recht der Fall, schließlich willl man ja gerne intellektuell sein. Die Österreicher aber lassen sich nicht und nicht umerziehen und stehen im Schnitt nach wie vor leicht rechts der Mitte, also nahe der ÖVP. Was dieser aber nur scheinbar nützt. Denn ihr geht es umso schlechter, je weniger sie als rechts empfunden wird. Sie verwechselt nämlich den Durchschnitt mit einem sicheren Lager.

All diese spannenden Erkenntnisse sind aus einer neuen Studie des Linzer IMAS-Instituts ablesbar. Zuerst die Methode: Die Meinungsforscher geben den befragten Österreichern regelmäßig eine Skala von Null bis 100 vor, wobei Null politisch ganz links und 100 ganz rechts bedeutet. Auf dieser Skala lässt IMAS zuerst die Parteien bewerten. Dann dürfen die Befragten auch ihre eigene Position angeben. Solche Umfragen macht IMAS zum Teil schon seit 32 Jahren. Was verblüffende Entwicklungen, aber auch Konstanten zeigt.

Denn bei sieben von acht Befragungen im Laufe der Zeit hat sich immer die gleiche Selbstpositionierung der Österreicher gezeigt: Im Schnitt sehen sie sich leicht rechts der Mitte. Bei der zuletzt gemachten Umfrage beträgt der Wert 50,2. Damit ist aber ganz offensichtlich die von den Medien und dem ORF betriebene Links-Indoktrination an den Menschen spurlos vorübergegangen.

Von den Parteien liegt die ÖVP diesem Durchschnittswert mit 53,9 am nächsten. Ganz weit links außen werden mit 29,2 die Grünen gesehen, die SPÖ liegt bei 42,2. Ganz weit rechts außen sind BZÖ mit 68,7 und FPÖ mit 73,0 ziemlich knapp beieinander. Die Grünen werden also in etwa so weit links gesehen wie FPÖ und BZÖ rechts. Die ÖVP wird hingegen viel näher der Mitte gesehen als die SPÖ.

Doch wäre es ein absoluter Trugschluss, aus dieser Umfrage zu schließen, dass sich die ÖVP am besten positioniert hat. Denn das mit Durchschnitt und Mitte ist halt anders als manche Parteisekretäre in ihrer schlichten Art denken. Wer mit einem Bein auf einem Eisblock steht und mit dem anderen auf einer glühenden Eisenplatte, der wird vielleicht eine komfortable Durchschnittstemperatur haben, aber sich weder mit dem einen noch dem anderen Bein komfortabel fühlen. Oder mit einer anderen Metapher: Auf der Mitte einer Brücke fühlt sich kaum jemand zuhause. Oder konkreter: Wenn die Menschen mehrheitlich klare linke oder rechte Meinungen haben und niemand meinungslos in der Mitte steht, dann wird eine Partei, die in dieser Mitte Wähler angeln will, leer ausgehen.

Zu diesem Schluss kommt auch IMAS in seiner Interpretation der Studie: Die Bevölkerung wisse "mit politischer Mitte im Grund nichts anzufangen". Denn: "Das politische Bewusstsein tendiert offenkundig zu einem Denken in politischen Kontrasten: Entweder man befindet sich in einer linken oder in einer bürgerlich konservativen rechten Lebenswelt."

Dass da die Österreicher sich als Ganzes deutlicher rechts der Mitte sehen, als der Durchschnittswert anzeigt, beweist eine weitere IMAS-Frage. Diese wollte herausfinden, wo die Menschen die Mehrzahl der anderen Österreicher sehen. Und dabei stellte sich ein noch viel deutlicheres Übergewicht der Rechten heraus: Nur 14 Prozent vermuten die Mehrzahl links der Mitte und 22 genau in der Mitte, während gleich 30 Prozent die Mitbürger rechts ansiedeln (der Rest äußerte da kein Urteil). Das heißt: Aus ihren vielen Gesprächen in U-Bahn und Eisenbahn, an Wirtshaustischen und in Eissalons ergibt sich für die Mitösterreicher das Bild eines klaren Rechtstrends ihrer Mitmenschen.

Das lässt sich übrigens auch aus ganz anderen Umfragen herausarbeiten: Rechte Werte wie Heimat, Leistung, Freiheit, Familie oder eine positive Haltung zu religiösem Glauben finden da immer weit mehr Unterstützung als die linken Wertpositionen.

Als die FPÖ noch links der ÖVP war

Nur scheint man das bei der ÖVP nicht ganz zu begreifen. Denn diese einst große Partei hat sich über die Jahre deutlich von einer rechten zu einer Mitte-Partei entwickelt, ähnlich wie die deutsche CDU. Auf der erwähnten Skala war sie am Beginn der 80er Jahre, als sie noch eine 40-Prozent-Partei war, deutlich weiter rechts angesiedelt als heute. Damals wurde sie bei weit über 60, ja fast bei 70 Punkten angesiedelt, also fast bei jenem Wert, wo man heute die FPÖ sieht.

 Daran zeigt sich ganz klar: Je weiter die ÖVP in die Mitte gegangen ist, umso erfolgloser wurde sie. Liegt sie doch heute bei den Umfragen schon näher den 20 als den 30 Prozent! Den umgekehrten Weg ist die FPÖ gegangen: Sie war einst in ihren schwachen Jahren deutlich links(!) von der ÖVP angesiedelt, wird aber inzwischen deutlich rechts gesehen.

Genauso interessant ist die Entwicklung der Grünen: Sie sind in der gleichen Zeit im Eiltempo nach links marschiert. Anfang der 80er Jahre hingegen sind sie noch als deutlich rechts der SPÖ stehend empfunden worden.

Alles dreht sich, alles bewegt sich? Nein, nicht alles. Neben der Eigenpositionierung des österreichischen Durchschnitts wird eine Partei immer sehr konstant gesehen: nämlich die SPÖ. Deren Position scheint den Österreichern über die Jahrzehnte völlig unverändert. Zwar nicht dort, wo die Mehrheit der Bürger steht, aber wenigstens immer am gleichen Platz.

Wie falsch hingegen die Journalisten im Vergleich zur Bevölkerung positioniert sind, zeigt im übrigen auch deren eigene Positionierung: Sie schätzen sich selbst (!!) mit 40,5 sogar als weiter links ein, als die Österreicher die SPÖ sehen. Was nun eine sehr merkwürdige Haltung ist. Denn während sich Parteien durchaus klar positionieren sollten, nehmen viele Journalisten gerne Vokabel wie Objektivität und Äquidistanz in den Mund - geben aber gleich selber zu, weit links zu stehen.

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SN-Kontroverse: Sind die Banken schuld?

14. Oktober 2011 01:13 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sind die Banken schuld an der Finanzkrise?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Nehmer, Blöde und Verarschte

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Sie nehmen und nehmen und nehmen. Dabei gilt in der „hohen" Finanzindustrie: Je smarter die Banker, umso größer die Summen auf ihren Lohnzetteln und je fetter ihre Boni, desto größer das Desaster.

Wobei der Begriff Boni eine freundliche Umschreibung des Tatbestands der Bereicherung ist. Vorexerziert hat dies die nach den Prinzipien des Killerkapitalismus ausgerichtete US-Pleitebank Lehman. Wobei in Erinnerung gerufen werden darf, falls jemand an krankhafter Verdrängung leidet, wenn es ums Geld geht: Die Pleite war die Folge einer globalen, kreditfinanzierten Massenspekulation.

Das Glaubensbekenntnis des Neoliberalismus liefert dafür die Anleitung. Vermutlich gibt es nichts Massenverdummenderes auf dieser Welt als den Satz vom „fliehenden Kapital", den die Päpste des Killerkapitalismus nicht müde werden zu predigen.

Außer der Satz wird so interpretiert, dass dieses Kapital in ihre Taschen „flieht". Und dann geht ihnen wieder die Kohle aus, weil sie weiter munter spekulieren und dann werden die „blöden" Politiker beschimpft oder die Leut', die nix von der Wirtschaft verstehen.

Dafür dürfen diese sparen und zahlen und die Banken wieder retten, damit die smarten Herrn und Damen mit den fetten Bonikonten weiter ihrem feinen Treiben nachgehen können.
Super, denken sich da der „gemeine" Mann und die „gemeine" Frau auf der Straße. Es freut uns, dass es zum Beispiel einem Herrn T., seines derzeitigen Standes nach Vorstandschef der Erste Group, gelungen ist, einen prognostizierten Nettogewinn von 850 bis 950 Mill. Euro binnen weniger Tage in einen Verlust von 700 bis 800 Mill. umzuwandeln, und dass er seine Schulden bei uns in der Höhe von 1,2 Mrd. Euro erst ein Jahr später als geplant zurückzahlen will.

Nun ja, denken sich da die Leut', verarschen können wir uns selbst.


Haltet den Dieb!

Andreas Unterberger

 

Wenn man sich über beide Ohren verschuldet und keine Chance mehr hat, wieder auf die Füße zu kommen, gibt es eine seit ewig bekannte Strategie: den Gegenangriff. Sobald die Gläubiger ihr Geld einmal zurückwollen oder angesichts des Schuldenbergs keine weiteren Kredite geben, ruft man laut: Die Gläubiger seien gierig, seien Wucherer, seien Spekulanten.

Und wenn man kann, raubt man sie aus Rache auch gleich aus. Sei es mit Banküberfällen, sei es mit Armeen (wie Hitler 1938, um an das Gold und die Devisen der Oesterreichischen Nationalbank zu kommen), sei es mit Banken-, Finanztransaktions- oder Aktiengewinnsteuern. Wie derzeit viele Staaten.

Auch wenn sie sonst rundum versagt, schafft die Politik eines mit ihrem riesigen PR-Apparat und bestochenen Medien noch immer perfekt: die Produktion von Sündenböcken. Derzeit sind das eben die Banken. In Wahrheit hat aber niemand anderer als die Politik selbst die Schuldenkatastrophe ausgelöst. Die Behauptung, die Schulden seien Folge der - ohnedies fragwürdigen - Bankenhilfe 2008/09, ist absurd. Diese macht weniger als drei Prozent der Staatsschuld aus und wird bei uns wohl großteils zurückbezahlt. Politiker sind aber auch noch in vielerlei anderen Punkten an der Krise schuld. Man denke an den politisch motivierten Fehler der US-Niedrigzinspolitik; oder an die populistischen US-Hypothekengesetze, welche die Banken zu Subprime-Krediten gezwungen haben; oder an politische Banken wie Hypo Alpe Adria, Kommunalkredit oder die deutschen Landesbanken. Von den älteren gar nicht zu reden: Bawag, Bank Burgenland, Länderbank, Zentralsparkasse, CA .?.?.

An einem sind aber auch die Banken mitschuld: dass sie den Staaten überhaupt so lang Geld geborgt haben, war ein Fehler. Auch wenn bis heute die sogenannten Basel-Abkommen die Banken unter Druck setzen, noch so schwindlige Staatsanleihen zu kaufen.

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Der „Economist“ und unsere Staatsschulden

13. Oktober 2011 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

Eiskalte Panik befiel mich vor ein paar Tagen beim Lesen des „Economist“. Noch beklemmender war, dass seither niemand auf das reagiert hat, was dort über Österreich zu lesen war: Die renommierteste Wochenzeitung der Welt bezifferte unter Berufung auf die EU-Kommission die österreichische Staatsschuldenquote für heuer mit gewaltigen 102 Prozent des BIP. Das ist ein total anderer Wert als die 72 Prozent, von denen hierzulande die offizielle Statistik redet. (Mit einer nachträglichen Ergänzung auf Grund einer inzwischen erfolgten Korrektur - dennoch lasse ich den Beitrag aus Fairness-Gründen ansonsten unverändert)

Ist das ein feindlicher Akt oder ein ungeplanter Durchbruch der Wahrheit? Und warum wird das hierzulande mit Schweigen übergangen? Entweder will man die Zahl möglichst unter den Tisch kehren – oder niemand liest zwischen Nationalbank, Statistik Austria und Finanzministerium den „Economist“.

Ich analysierte die Zahl mit einem internationalen Finanzexperten. Des Rätsel wahrscheinliche Lösung: In Brüssel lässt man sich – durch griechische Erfahrungen ein wenig schlauer geworden – nicht mehr von offiziellen Statistiken abspeisen und rechnet lieber selbst. Und die Rechnung für Österreich sieht offenbar etwa so aus: Offizielle Schulden plus Hypo-Alpen-Adria-Haftung plus ÖBB-Schulden plus Asfinag-Schulden plus Haftungen für Kommunalkredit plus Abschreibungen für die sonstigen Bank-Risken.

Diese „Economist“-Horrorzahl ist aber immer noch nicht die ganze Wahrheit. Diese beträgt nämlich ein Vielfaches der 102 Prozent. Denn noch immer gibt es keinen kompletten Überblick über alle Haftungen und Garantien von Bund, Ländern und Gemeinden, oder über Schulden, die in Krankenhäusern und sonstigen Unternehmen der öffentlichen Hand versteckt sind.

Vor allem aber gibt es noch immer keine gesamthaften und seriösen Berechnungen der ungedeckten Billionen-Schecks der Pensionsversicherungen. Diese rechnen ja immer noch nach dem simplen Einnahmen-Ausgaben-Schema wie ein schlichter Einpersonen-Unternehmer. Was das Pensionssystem zu einem ungeheuren Pyramidenspiel mit absolut sicherem Kollaps macht.

Dafür sorgt nicht nur die alle zehn Jahre um rund zwei Jahre steigende Lebenserwartung, das gleichzeitig tief gesunkene Pensionsantrittsalter – in Österreich um vier Jahre niedriger als in der EU! – sowie der immer spätere Berufsbeginn. Dafür sorgt vor allem die demographische Katastrophe: Seit 1970 kommt jedes Jahr ein Drittel zu wenig Kinder auf die Welt. Damit fehlen die künftigen Zahler des Pensionssystems. Und auch die Zuwanderung hat sich als völlig untaugliche Antwort erwiesen. Sind doch die nach Österreich gekommenen Menschen noch in einem viel höheren Ausmaß als die Eingeborenen Wohlfahrtsempfänger, statt dass sie wie behauptet Träger und Zahler des Systems würden.

Das ist nun wirklich jeder Grund zur Panik, ganz egal wie die „Economist“-Daten im Detail zustandegekommen sind. Das macht aber auch klar, weshalb das Triple-A uns wohl nur noch wenige Monate erfreuen wird.

Inzwischen hat der der Economist doch seine Angabe auf 74 Prozent reduziert. Was aber leider nichts an der in dem Beitrag aufgezeigten Problematik ändert.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Fußnote 228: Wiens verkehrter Stadt-Verkehr

12. Oktober 2011 14:23 | Autor: Andreas Unterberger

Wien senkt die Jahres- und Monats-Tarife der Verkehrsmittel. Gut oder schlecht?

Das ist natürlich in ökologischer Hinsicht gut – falls es dadurch gelingt, mehr Menschen zum Fahren mit Straßen- oder U-Bahn zu bewegen. Falls das in spürbarem Umfang gelingt, würden vielleicht sogar die Intervalle geringer (und das Publikum mancher Linien im Schnitt weniger furchterregender), was dann noch mehr Wiener und Gäste zum Umsteigen zwingt. Also Lob für die Grünen? Die Kritik der Opposition, dass dafür der Einzelfahrschein teurer wird, ist zwar nicht sehr relevant. Die viel wichtigere Diskussion wird jedoch überhaupt nicht geführt, weder von Mehrheit noch von Opposition: Wo kommt das Geld her, das diese Ticket-Ermäßigung kostet? Das wird vor allem dann gewaltig viel sein, wenn sich die Hoffnungen auf einen gewaltigen Fahrgast-Zuwachs nicht erhöhen. Dabei würde Wien das Geld angesichts der weit über allen anderen Bundesländern liegenden Arbeitslosigkeit dringend brauchen, um sich wieder als Unternehmensstandort attraktiv zu machen. Statt dessen finanziert man die Ticket-Ermäßigung via Schulden. Angesichts der schon zuletzt rapide angestiegenen Verschuldung der Stadt-Finanzen, die ja auch Teil der gesamten Staatsverschuldung sind, ist das also ein weiterer Schritt hin zum Abbau der heimischen Kreditwürdigkeit. Und daher eine absolut verkehrte Maßnahme aus der grünen Traumwelt. Aber wenn‘s soweit ist, werden halt wieder Banken, Gier und Neoliberalismus schuld sein, und keinesfalls die ausgabengierigen Rot-Grün-Politiker . . .

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Fußnote 227: Freiheit mit Nachgeschmack

12. Oktober 2011 03:42 | Autor: Andreas Unterberger

Dem jungen israelischen Soldaten, der nun nach fünf Jahren islamistischer Haft freigehen soll, ist die Freilassung mehr als zu wünschen. Dennoch hinterlässt diese Freiheit einen überaus bitteren Nachgeschmack. (Mit einer nachträglichen bitteren Ergänzung - wieder einmal in Sachen ORF - am Ende).

Denn im Gegenzug lässt Israel an die 1000 Palästinenser frei, darunter viele Verantwortliche für blutige Anschläge. Überdies schenkt der Deal mit der radikalen Hamas dieser eine eindrucksvolle Form der Anerkennung. Gewiss: Israel, das nach den arabischen Serien-Revolutionen große Ängste hat, will politische Konsenssignale aussenden. Aber das Land gibt damit fast jede Abschreckung gegen den palästinensischen Terrorismus auf. Und es setzt einen üblen Präzedenzfall auch für andere Staaten, die ihre – etwa in Nordafrika entführten – Staatsbürger heimlich freikaufen. Dabei hat Israel immer kritisiert, dass dieses Geld meist in neue Waffen- und Sprengstoffkäufe fließt. Aber Geld ist noch immer harmloser als die Freilassung mordender Überzeugungstäter, die sich nun als Triumphatoren fühlen können. Wenn Israel wirklich Friedenssignale setzen will, dann hätte es besser daran getan, die Siedlungstätigkeit am Jordanwestufer einzuschränken. Das bedroht weniger Menschenleben.

Nachträgliches PS: Dass der ORF diese zu einem erklecklichen Teil wegen Blutverbrechen verurteilten Palästinenser als "Flüchtlinge" bezeichnet, macht absolut sprachlos. Das ist wohl schon jenseits jeder Grenze der noch erträglichen Unprofessionalität eines zur Objektivität verurteilten, aber massiv kommunistisch unterwanderten Senders, sondern schon antisemitische Hetze. Wer Juden ermordet, ist kein Mörder, sondern ein "Flüchtling".

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Fußnote 226: Zurück zu Stalin

12. Oktober 2011 01:39 | Autor: Andreas Unterberger

Sieben Jahre Haft für die Vorgängerin als Regierungschefin. Der ukrainische Diktator Janukowitsch geht mit Julia Timoschenko wegen eines angeblich ungünstigen Gas-Vertrags brutaler um, als es nach der Wende all den kommunistischen Mördern und Folterern passiert ist.

Der Diktator hat beim Wegsperren seiner wichtigsten Konkurrentin ein „leuchtendes“ Vorbild: Auch Russlands Putin lässt unter lächerlichen Vorwänden den einzigen Mann in jahrzehntelanger Kettenhaft schmoren, der seinem absolutistischen Machtanspruch gefährlich werden könnte, Michail Chodorkowski. Was kann man dagegen tun? Nichts – außer die beiden Länder in hohem Bogen aus dem Europarat hinauszuwerfen, in den sie ja nur wegen ihrer einstigen, aber offensichtlich nur vorübergehenden Demokratisierung aufgenommen worden sind. Da aber fast kein Politiker den Mut und die Konsequenz dazu hat, möge man uns bitte auch die leeren Proteste aus den diversen westlichen Hauptstädten ersparen. Die sind reines Gewäsch. Gas ist nämlich wichtiger.

 

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Auch das noch: Die Reichen werden immer gesünder

11. Oktober 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Es zählt zu den Standardklagen jedes Möchtegern-Intellektuellen in ganz Europa: Die Reichen werden immer reicher; ihre Kinder sind auch in der Schule erfolgreicher; und nun zeigen Statistiken sogar, dass die Reichen auch deutlich länger leben als ärmere Mitbürger. Die daraus resultierende Forderung: Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit müsse nun endlich auch von der EU ernsthaft bekämpft werden, wenn schon die Regierungen untätig sind.

Kein Zweifel: Die Fakten stimmen (lediglich das mit dem reicher Werden stimmt in Zeiten der Rezession nicht, da zahlen die Reichen verstärkt drauf). Aber ebensowenig Zweifel kann es in Wahrheit daran geben, dass diese Möchtegern-Intellektuellen dabei völlig falsche Kausalitäten herstellen. Die Behauptung, noch reicher zu werden, länger zu leben oder besser gebildete Kinder zu haben, das sei alles Folge des Reichtums, ist ungefähr so zwingend wie die Aussage, es würde deshalb zu regnen beginnen, weil die Menschen mit einem Regenschirm ihr Haus verlassen.

Schon die Vorstellung, dass die meisten Reichen große Vermögen über viele Generationen vererben, ist absolut falsch. Man denke nur an die Katastrophen des 20. Jahrhunderts, die nicht nur Millionen Menschen, sondern auch jeden Reichtum vernichtet haben. Binnen weniger Jahre danach haben dennoch etwa die aus der Tschechoslowakei vertriebenen Menschen in Österreich und Bayern extrem erfolgreiche Industriebetriebe aufgebaut. Sie wurden nicht reicher, weil sie schon reich waren, sondern weil sie durch Unternehmergeist, durch Disziplin, durch Fleiß, durch Mut, durch Kreativität, durch Forschergeist, durch irgendein besonders Talent etwas aufzubauen imstande waren. Manches Mal halfen sicher auch Glück und Zufälle – aber diese Faktoren alleine haben es nie geschafft, jemanden dauerhaft in Wohlstand zu versetzen (siehe etwa die vielen später wieder verarmten Lotterie-Gewinner).

Ähnliches sieht man auch an Amerikas heute Reichen. Dieses Land war seit eineinhalb Jahrhunderten kein Kriegsschauplatz, es hat kaum unter Niederlagen oder Vertreibungen gelitten. Aber dennoch dominieren auch dort die neuen Reichen. Bill Gates, Steve Jobs oder Warren Buffet haben die heutigen Mega-Vermögen selbst aufgebaut, oft vom absoluten Nullpunkt auf. Und nicht geerbt.

Von den eigenen Ahnen ererbte Reichtümer wie Schlösser sind heute hingegen vielen Familien eher eine schwere Last. Nur eine Minderheit der im 19. Jahrhundert reichen Familien zählt heute noch dazu. Reichtum ist immer seltener über die Generationen hinweg langlebig. Denn Kapitalismus ist in  Wahrheit das Gegenteil eines Feudalsystems, er führt rasch hinauf, aber auch wieder rasch hinunter.

Die Phrase „Die Reichen werden immer reicher“ ist langfristig falsch. Sie stimmt nur in jenen eher kurzen Phrasen, in denen man mit Finanzanlagen besser verdient als mit unternehmerischen Investitionen oder mit erfolgreicher Arbeit. Aber selbst dann, wenn angelegtes Geld einen echten Ertrag bringt – was es seit Jahren dank Inflation, Krisen und Kapitalertragssteuern nicht mehr tut –, fehlt den Neidargumenten jede moralische Basis: Sollen Sparen und Investieren bestraft werden, während jene, die immer sofort alles konsumieren, belohnt werden? Das ist Populismus, hat aber mit Ethik nichts zu tun.

Und wie ist das mit den Vorteilen der Reichen bei Bildung und Gesundheit?

Genau so. Jene Fähigkeiten und Eigenschaften, welche die Wahrscheinlichkeit beruflicher und unternehmerischer Erfolge erhöhen, sind auch für den Schulerfolg der eigenen Kinder wie auch die eigene Lebenserwartung gut. Die Pisa-Studie zeigt etwa, dass jeder zusätzliche Meter an Buchregalen in der elterlichen Wohnung im Schnitt zu signifikant besseren Schulergebnissen führt. Ebenso wie zu besserem Berufserfolg und damit höherem Einkommen.

Gebildete Eltern kümmern sich auch intensiver und liebevoller als bildungsferne um den eigenen Nachwuchs. Bei ihnen wird viel weniger ferngesehen, vor allem wird der Fernsehapparat nicht als Babysitter verwendet: In der statistischen „Unterschicht“ sind nach einer Studie des deutschen Allensbach-Instituts 73 Prozent Intensiv-Fernseher, sitzen also drei und mehr Stunden pro Tag vor der Kiste, in der Oberschicht hingegen nur 34 Prozent. In der Oberschicht wird statt dessen weit mehr gelesen als in der Unterschicht. Gebildete Eltern haben mit ihren Kindern bis zu deren Schulanfang drei Mal so viele Wörter gesprochen wie bildungsferne.

Sie tun das nicht, weil sie reich sind, sondern weil ihnen Sprache, Kultur, Zuwendung, aber auch Disziplin, Fleiß und Leistung wichtig sind. Weil sie diese Werte – meist – auch an ihre Kinder weitergeben wollen. Und genau diese Eigenschaften führen in einer Marktwirtschaft auch zu finanziellem Erfolg.

Sehr Ähnliches zeigt auch eine Analyse der Statistiken, denen zufolgen „Reiche“ länger leben. Wieder ist nicht der Reichtum die primäre Ursache der Gesundheit, sondern es sind vor allem bestimmte Verhaltensweisen, welche die Oberschicht länger leben lassen. Die alle von Reichtum oder Armut völlig unabhängig sind. Noch einmal die Allensbach-Studie: In der Oberschicht treibt jeder Zweite bis zu seinem 70. Geburtstag regelmäßig Sport, in der Unterschicht tun das jedoch nur 15 Prozent. Oder das Rauchen (das noch dazu Geld kostet, also eigentlich den „Reichen“ leichter fallen sollte!): In der Oberschicht rauchen von den unter 30-Jährigen 18 Prozent, in der Unterschicht 54 Prozent.

Das heißt nun nicht, dass jeder an seiner Armut oder seinem frühen Tod selber schuld ist. Das heißt auch nicht, dass es keine Fälle gibt, wo reichere Mitbürger – oder im Spätsozialismus: der Staat – verpflichtet wären zu helfen. Das heißt aber, dass es absurd und ungerecht ist, dem politischen System einen Vorwurf zu machen, weil die Reichen reicher werden, weil sie im Schnitt erfolgreichere Kinder haben, oder weil sie länger leben.

Der Großteil dessen, was zu diesen Erfolgen führt, ist vom Geld völlig unabhängig. Europäische Politiker, die dennoch ständig die Armen als Opfer der Reichen oder angeblich ungerechter gesellschaftlicher Verhältnisse darstellen, richten den größten Schaden an. Sie schüren unbegründete Neidgefühle, statt den Menschen zu vermitteln, dass diese in sehr hohem Ausmaß für das eigene Los selbst verantwortlich sind, dass sie ihr Schicksal in hohem Ausmaß durch eigenes Handeln verbessern können. Wer immer nur dem Staat, der Gesellschaft, den Reichen die Verantwortung für die Ärmeren zuschiebt, ruiniert nicht nur Staat und Gesellschaft, sondern ist in Wahrheit der größte Feind der Armen, für die er sich einzusetzen behauptet. Das hat übrigens auch die Sozialdemokratie gewusst, als Arbeiterbildungsvereine, Abstinenzlervereine, Sport- und Wandervereine im Zentrum ihrer Identität gelegen sind. Leider ist das aber schon ein paar Generationen her.

 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Der Dummheit freie Bahn

10. Oktober 2011 15:23 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist  zweifellos ein schwerer Schock. Die „Erste Bank“ teilt uns Mitte Oktober plötzlich mit, dass sie heuer statt annoncierter Gewinne von 700 bis 800 Millionen plötzlich Verluste in der gleichen Höhe macht. Was noch eine optimistische Annahme ist, denn derzeit steht der Verlustmeter sogar über 900 Millionen Euro.

Zugleich ist es sehr wahrscheinlich, dass etliche andere Institute dem Beispiel der österreichische Paradebank bei gleicher Vorsicht und Ehrlichkeit wohl bald folgen müssen. Und niemand kann eine Garantie abgeben, dass das nun wenigstens alles gewesen ist.

Unter den Menschen grassiert seit einigen Wochen die gleiche Angst wie 2008/09, dass wir in eine lange Periode der Stagnation oder auch Depression verfallen. Und diese Ängste sind keineswegs unberechtigt. Der Double Dip, die an dieser Stelle schon mehrfach prophezeite Krise mit einem zweifachen Absturz, ist gerade dabei, wieder Wirklichkeit zu werden. Zum Unterschied vom letzten Mal können die Staaten aber kaum noch neue Schulden aufnehmen, um die Krise scheinbar wezuzaubern.

Beim jetzigen zweiten Absturz sind Ursache und Anlass noch viel eindeutiger zu identifizieren als beim ersten: Es ist die hemmungslose Ver- und Überschuldung vieler Staaten, die sich in den offiziellen Zahlen gar nicht zur Gänze widerspiegelt. Die Staaten haben jahrzehntelang – mit Erfolg – Wählerbestechung auf Schulden betrieben. Sie haben geglaubt, jedes auch nur scheinbare Problem, jede Forderung einer Lobby durch neue Ausgaben und damit neue Schulden decken zu können. Diese Schulden haben sie naturgemäß bei den Finanzinstituten gemacht, denen wir unsere Spargroschen anvertraut haben.

Diese Schuldenmacherei haben sich die Staaten mit Hilfe der angeblichen Währungshüter in den Notenbanken auch noch durch die sogenannten Basel-Abkommen erleichtert, die Staatsanleihen als absolut sicher hingestellt haben. Bis nun das Pyramidenspiel halt leider zusammengebrochen ist. Zuerst in Griechenland, und dann und dann und dann . . .

Das einzige, wozu die Politik heute noch imstande ist, ist auf die Banken zu schimpfen, ihnen „Gier“, „Spekulation“ oder gar „Casino-Mentalität“ vorzuhalten. Nur weil sie verliehenes Geld von den Staaten auch einmal zurückhaben wollen. Die Politik beschäftigt mit unserem Steuergeld einen gewaltig aufgeblähten Propagandaapparat, der mit Hilfe ahnungsloser und/oder bestochener Medien solche weitab der Wahrheit liegenden Dolchstoßlegenden verbreitet.

Den Banken sind durchaus auch Vorwürfe zu machen. Es sind aber zwei ganz andere Vorwürfe, als sie viele Medien verbreiten: Erstens, dass sie den Staaten (zu denen auch Gemeinden und Bundesländer gehören!) viel zu lange überhaupt etwas geborgt haben. Ein wirklich ordentlicher Kaufmann hätte eigentlich schon bei Überschreiten der offiziellen Maastricht-Schuldengrenze von 60 Prozent einem Land kein Geld mehr leihen dürfen (eine solche konsequente Haltung hätte zu Recht auch Österreich getroffen, mit Ausnahme des Jahres 2007, als sich die Härte von Sparmeister Schüssel in einem Schuldenrückgang niederschlug).

Der zweite Fehler der Banken: Sie haben in den letzten zwei Jahren ihre Öffentlichkeitsarbeit total eingestellt. Sie halten der demagogischen Denunziation der Politik nichts entgegen. Sie sind feig und untereinander zerstritten. Wer schweigt, beschuldigt sich selber. Das gibt der Dummheit und Bösartigkeit des politisch-medialen Komplexes total freie Bahn. Mit fatalen Konsequenzen.

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Der unnoble Hintergrund dreier nobler Frauen

10. Oktober 2011 01:03 | Autor: Andreas Unterberger

Drei Friedensnobelpreise für Frauen: Das ist der Stoff, aus dem automatisch und zwangsläufig Jubel-Schlagzeilen der Medien und Politiker werden. Das ist auch der Stoff für jedes nur denkbare Vorurteil des Zeitgeistes. Mit Frauen gibt es Frieden, Männer machen Krieg. Das norwegische Nobelpreis-Komitee hat den perfekten Schlussstein gesetzt, um dieses schlichte Weltbild einzubetonieren.

Dass dieses Komitee lediglich eine Außenstelle der norwegischen Sozialisten ist, kann aufrechte Linke im Jubel über die Entscheidung natürlich nicht stutzig machen. Wer hingegen "links" noch nicht automatisch als Ausweis für Klugheit ansieht, wem das Geschlecht und das Nicht-Europäer-Sein für eine Bewertung noch nicht ganz genügen, der nimmt sich mit seinem Urteil über die Ehrung dreier wenig bekannter Menschen einige Tage Zeit. Dann aber kommen ihm arge Zweifel an der Weisheit dieser Nobel-Entscheidung.

So tritt Frau Ellen Johnson Sirleaf nur vier(!) Tage nach dem Bekanntwerden ihrer Nobel-Ehrung zur Wiederwahl als Präsidentin Liberias an. Diese zeitliche Nähe ist eine so plumpe und noch nie dagewesene Einmischung in einen – hoffentlich – demokratischen Wahlkampf, dass man den Friedensnobelpreis noch weniger ernst nehmen kann als schon in der Vergangenheit. Man denke etwa an die früheren Auszeichnungen für vietnamesische Kriegsherrn und Diktatoren; oder für Jassir Arafat, den einem Nahostfrieden nicht gerade förderlichen palästinensischen Korruptionisten; oder für Barack Obama unmittelbar nach seiner Wahl wegen einiger durchwegs unhaltbarer Wahlkampfversprechen.

Frau Sirleaf ist überdies bekannt als einstige finanzielle Unterstützerin des als internationaler Kriegsverbrecher verurteilten Massenmörders Taylor. Ein liberianisches Versöhnungskomitee hat auch prompt empfohlen, dass sie deswegen 30 Jahre zu keinem politischen Amt antreten sollte. Das alles ist aber offensichtlich kein Hindernis für einen Friedensnobelpreis. Dafür muss man heutzutage nur noch das richtige Geschlecht haben.

Genauso unerfreulich ist die Ehrung für die jemenitische Oppositions-Aktivistin Tawakkul Karman. Denn sie gehört den radikal-islamistischen Moslembrüdern an. Vor deren Machtergreifung in weiteren arabischen Ländern sollte sich freilich jeder vernünftige Mensch fürchten. Das gilt besonders nach einem Wochenende, an dem in Ägypten die heftigsten Christenverfolgungen seit Jahrzehnten ausgebrochen sind.

Da lobe ich mir die dritte Nobel-geehrte Frau: Über sie ist so gut wie gar nichts bekannt. Das ist doch schon was.

Nur der Friedensnobelpreis, der ist längst nichts mehr. Damit steht dieser Preis übrigens ganz im Gegensatz zu den extrem seriös vergebenen Preisen für Natur- und Wirtschaftswissenschaftler – auch wenn da bisweilen ein populistischer Kasperl wie Joseph Stiglitz durchrutscht.

 

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Fußnote 225: Gar keine polnischen Verhältnisse

10. Oktober 2011 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiederwahl von Donald Tusk ist nicht nur für polnische Verhältnisse – wo seit der Wende noch jede Regierung bei der ersten Gelegenheit abgewählt worden ist – eine echte Sensation.

Diese Wiederwahl im sechstgrößten Land Europas ist nämlich auch ein absoluter Gegentrend zu den gesamteuropäischen Usancen. Dort wird in der nächsten Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit alles gefeuert, was derzeit regiert. Die Linken in Spanien, die Rechten in Deutschland, Italien und Frankreich. Die mutmaßlichen Gründe des polnischen Ergebnisses sind besonders erfreulich: Der Hauptherausforderer hat in der Endphase auf antideutsche Hetze gesetzt und dadurch Stimmen verloren. Genausowenig hat ihm davor antirussische Stimmungsmache geholfen. Die Tusk-Regierung hingegen hat auf eine klassisch-liberale Wirtschaftspolitik mit Sparsamkeit und wenig Eingriffen in die Wirtschaft gesetzt. Ja: Und ganz objektiv muss man festhalten: Polen als Nicht-Euro-Land muss auch keine Milliardenlasten zugunsten der Schuldnerstaaten tragen. Daher fehlt dort der Hauptgrund des Bürgerzorns. Aber immerhin deutet manches darauf hin, dass neuerdings auch bei Angela Merkel und Nicolas Sarkozy ein Umdenken eingesetzt hat.

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Österreich und Osteuropa, der Kirchturm und die Wahrheit

09. Oktober 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Die EU hat in den vergangenen Tagen ein Gipfeltreffen in Warschau veranstaltet. Von Ungarn bis Deutschland waren dort vor allem wichtige Nachbarländer durch den Regierungschef vertreten. Österreich jedoch durch einen Staatssekretär namens Wolfgang Waldner. Worum auch mehr? Es ist ja dabei nur um die östlichen Partnerschaften der EU gegangen. Also genau um jene Region, in der sich Österreichs einziges außenpolitisches Projekt der letzten Jahre abspielen sollte, nämlich die große Gaspipeline Nabucco.

Zwar hat das Büro Werner Faymanns einer Agentur gegenüber behauptet, der Bundeskanzler-Darsteller sei in Warschau bei der Eröffnung dabei gewesen. Allerdings findet sich in keinem einzigen offiziellen Dokument, auf keinem Photo ein Hinweis auf seine Präsenz. Auch gibt es keine einzige Aussendung von Partei oder Bundeskanzleramt mit irgendeinem noch so banalen Satz zu jener angeblichen Reise. Also wieder einmal eine glatte Unwahrheit. Diplomaten glauben, dass die Faymann-Reise nur deshalb vorgegeben wurde, damit sein Konkurrent Spindelegger nicht an seiner Stelle dort mit den Mächtigen Europas konferiert.

Aber wen soll eine solche spurenlose Scheinanwesenheit auch wundern bei einem Politiker, der uns sieben Jahres seines Lebenslaufes verschweigt, der ohne dazu befugt zu sein, ÖBB- und Asfinag-Inserate zu seinem eigenen Nutzen in Auftrag gegeben hat, der reihenweise mit hohen Kosten für den Steuerzahler Funktionsträger feuert, nur weil sie bei seinen schmutzigen Geschäften nicht mittun, der auch keine Zeit hatte, wenige Wochen davor den polnischen Staatspräsidenten bei dessen Österreich-Besuch zu empfangen?

Was ist das nur für ein Kontrast zu Zeiten, da Österreich noch eine Außenpolitik hatte, da sich mit Erhard Busek und Alois Mock gleich zwei österreichische Politiker besser denn irgendein sonstiger Westeuropäer perfekt in Osteuropa ausgekannt haben, da Bruno Kreisky auf Parteitagen stundenlang über Außenpolitik redete, da die SPÖ mit Peter Jankowitsch noch brillante Außenpolitiker hatte, da Wolfgang Schüssel und Ursula Plassnik zu wichtigen europäischen Persönlichkeiten wurden!

Das besonders Absurde: Wenn man in den letzten zwei Jahren nach Akzenten und Schwerpunkten der heimischen Außenpolitik gefragt hat, gab es ohnedies nur noch eine einzige Antwort: nämlich die angebliche Schwerpunktregion Schwarzmeer-Raum und die geplante Nabucco-Pipeline. Dieser Schwerpunkt ist der Regierung aber nur so viel wert, dass man lediglich einen neubestellten Staatssekretär der dritten Reihe zu einer Konferenz auf höchstem Niveau entsandt hat, bei der es genau um diese Region gegangen ist, auf der es jede Menge heikler Konflikte  zu besprechen gegeben hätte.

Angesichts einer solchen Regierung ist es kein Wunder, dass das einst groß herausgestellte Nabucco-Projekt knapp vor dem Tod steht, wie mehrere Experten bestätigen. Diese große Gas-Pipeline hätte zum ersten Mal Gas aus der Region östlich des Schwarzen Meeres nach Europa bringen sollen, ohne dass der Transport über Russland gegangen ist. Ein Land, von dem unsere Energieversorgung ja extrem abhängig ist, und das schon zweimal zur Erpressung eines anderen Landes den Gashahn einfach abgedreht hat.

Nabucco war also nicht nur ein wirtschaftlich extrem interessantes Projekt, sondern wäre auch für die österreichische Energieversorgung und -sicherheit extrem wichtig gewesen. Oder sind die grün-blau-orangen Faschingsscherze einer „österreichischen Energieautarkie“, denen sich freilich auch die beiden Minister Ahnungslos, also Mitterlehner und Berlakovich, verbal angeschlossen haben, wirklich schon Regierungspolitik? Denn ist eh wirklich schon alles wurscht.

Die paar Restösterreicher, denen hingegen noch nicht alles wurscht ist, muss ob des totalen Desinteresses der Regierung Faymann an Außenpolitik, an Osteuropa, an der österreichischen Wirtschaft, an der Versorgungssicherheit des Landes jedenfalls die nackte Panik befallen. Ist dieser Kanzlerdarsteller mit seinem Horizont eines Minimundus-Kirchturms wirklich nur zu einem gut, nämlich sich mit Hilfe dreier übler beleumundeter und bestochener Zeitungen und des linksradikalen ORF noch eine Zeitlang an der Macht zu halten?

 

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Der Streit in der Kirche

08. Oktober 2011 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

In der katholischen Kirche toben wilde Freistilkämpfe, von lautem Gejohle aus den Zuschauerrängen begleitet. Dort sieht man ja nichts lieber, als wenn man sich in der Kirche gegenseitig zerfleischt, wenn jemand einstige moralische Autoritäten zu lächerlichen Figuren macht. Lenkt das doch herrlich davon ab, wie man es denn selbst mit Gott oder der eigenen Lebensführung hält.

Dabei geht der Streit um recht pragmatische Fragen, nicht ewige Wahrheiten. Wer darf künftig Seelsorgearbeit und Weiheämter ausüben? Die Debatte hat zwei Ursachen: den Priestermangel und den gesellschaftlichen Wandel, der Autoritäten zunehmend hinterfragt und Frauen eine neue Rolle gibt.

Auch wenn der Priestermangel in Europa in Wahrheit geringer ist als auf anderen Kontinenten, spricht viel für eine größere Rolle der Laien. Daher ist auch die Weihe erprobter Ehemänner zu Priestern eine sinnvolle Perspektive. Da würden bessere und verlässlichere Priester erwachsen als durch die Keuschheits- und Gehorsamsgelöbnisse unreifer, gerade den ersten Liebeskummer verarbeitender Jünglinge. Das entspricht auch dem Beispiel der verheirateten Priester der Unierten Kirchen (also jener Ostkirchen, die das orthodoxe Schisma wieder rückgängig gemacht haben und papsttreu sind). Es ist unbegreiflich, wenn in Wien ein Pfarrer Abschied nehmen muss, weil er heiraten will, dass aber sein vom gleichen Bischof eingesetzter Nachfolger ein verheirateter unierter Priester ist.

Auch die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten erscheint sinnvoll. Denn bei allergrößtem Verständnis für den tapferen Kampf der Kirche zur Verteidigung des ehelichen Treue-Gelöbnisses ist es doch widersinnig, wenn man die moralische Schuld einer Mordtat via Beichte abwaschen kann, die zweifellos geringere Schuld einer zweiten Eheschließung jedoch lebenslänglich nicht. Die gewundenen theologischen Erklärungen für diese Unterscheidung überzeugen nicht.

In all diesen Punkten gibt es auch unter vielen hohen Kirchenführern ein Umdenken. Dieses wird freilich durch Konfrontation und Provokationen eher gebremst als gefördert. Die Kirche hat aber noch ein anderes, stärkeres Motiv, mit Reformen zu zögern. Denn nach den Umwälzungen in Gefolge des vatikanischen Konzils haben sich Europas Gotteshäuser rascher geleert denn jemals zuvor in der Geschichte des Abendlandes.

Das schürt die Vermutung, dass sich viele Menschen unbewusst nach einer Religion sehnen, die ihnen (wie vor dem Konzil) möglichst viele Regeln bis in den Alltag hinein vorgibt. Die ihnen sagt, wann sie Fleisch essen dürfen. Die ihnen bestimmte Bücher verbietet. Die in der Liturgie wieder ein mystisches Opfermahl zu Ehren Gottes mit zum Teil bis in die spätrömische Zeit zurückgehenden Riten feiert und nicht nur eine freundliche Tischgemeinschaft, bei der man sich einander und nicht Gott zuwendet.

So schön viele Konzils-Reformen intellektuell  klingen, so sehr haben sie offenbar eine unbeabsichtigte psychologische Wirkung: Viele Menschen empfanden sie nicht als eine Öffnung, ein Zurück zu den Wurzeln, ein Entstauben, sondern als Verwandlung der Kirche in einen Tempel der Beliebigkeit, in dem Dinge, die unverrückbar schienen, über Nacht abgeschafft werden können. Konsequenz: Wenn sich auch die Kirche so flexibel dem Zeitgeist beugt, dann könne man sich ja auch selber dessen Verlockungen öffnen.

Überdies gerierten sich plötzlich Teile der Kirche in der Wirtschafts- und Sozialpolitik als geistige Nachlassverwalter des Kommunismus. Diese Anpassung an einen Zeitgeist, das plötzliche Bekenntnis zur Verstaatlichung der individuellen Nächstenliebe und die Abwendung von der Eigenverantwortung als christliches Urprinzip geschah absurderweise genau zu dem Zeitpunkt, da der Kommunismus an seinen inneren Widersprüchen scheiterte.

Der konziliare Weg ist jedenfalls kein Erfolgsweg geworden. Etwa im kanadischen Quebec ist binnen weniger Jahre der Anteil der Kirchenbesucher von 80 auf 20 Prozent gefallen. Auch die Erfahrungen vieler protestantischer Kirchen, die noch viel „liberaler“ und „flexibler“ sind als der nachkonziliare Katholizismus, sind bitter; deutsche Statistiken zeigen, dass die Protestanten dort seit Jahrzehnten fast jedes Jahr dramatisch mehr Kirchenaustritte hinnehmen müssen als die Katholiken. Prozentuell wie absolut.

Dort wo protestantische Kirchen noch weitergehen, etwa Frauenpriestertum und Schwulenehen erlaubten, löste das mancherorts sogar Kirchenspaltungen und Massenübertritte zum Katholizismus aus. Ähnliches droht bei so radikalen Revolutionen mit Sicherheit auch der katholischen Kirche. Gegen Schwulenehen und Frauenpriestertum gibt es überdies auch gravierende biblische Einwände.

Was aber auch immer man im Einzelnen von den radikalen wie gemäßigten Ideen halten mag: Nie und nimmer rechtfertigen sie den Versuch einer neuen Kirchenspaltung, eines Schismas. Ein solcher Versuch ist aber der Ungehorsams-Aufruf des Pfarrers Schüller ganz eindeutig.

Lassen wir die Vermutung beiseite, dass Schüller auch von Rache getrieben sei, weil er einst aus einer Führungsposition entfernt worden ist. Jedenfalls aber hat ein großer Teil der angeblich Hunderten Schüller-Gefolgsleute nur einen besorgten Diskussionsbeitrag und legitimen Reformaufruf unterzeichnet, aber keinen Aufruf zum Ungehorsam, also zum Bruch des von jedem Priester feierlich gelobten Gehorsams.

Und was hält der Autor selbst von all dem? Ich habe im Grund genausowenig Verständnis für den zelotischen Eifer mancher Konservativer (die wie Stasi-Agenten alles Mögliche und seien es nur allzu laute Jugendmessen in Rom denunzieren) wie für die linkskatholische Gesinnungspolizei (die unpopuläre Äußerungen konservativer Priester sofort mit entsprechenden Kommentaren an Boulevard-Magazine weiterreicht).

All diese kleingeistigen Kontroversen erscheinen vor allem deshalb so abstrus, weil ringsum die Christenhatz zunimmt. In den letzten Jahren sind jährlich über Hunderttausend Christen ihres Glaubens wegen ermordet worden (vor allem in islamischen Ländern); im einst katholischen Irland startet die Regierung einen Frontalangriff auf das Beichtgeheimnis; in wenigen Jahrzehnten wird es auch in Wien mehr Moslems als Katholiken geben, so wie etwa schon in Brüssel; von Madrid bis Berlin werden Papstbesuche durch höhnische und aggressive Attacken linksradikaler und schwuler Horden begleitet; in Österreich schützt die Strafjustiz de facto nur noch den Islam gegen Kritik (selbst wenn diese der Wahrheit entspricht), christliche Symbole können hingegen ungestraft verspottet werden; die grässlichen Fälle von Kindesmissbrauch werden von einer aggressiven Medienszene nur dann breitest berichtet, wenn sie im katholischen Ambiente stattgefunden haben – die viel zahlreicheren Fälle außerhalb jedes kirchlichen Zusammenhangs werden weitgehend totgeschwiegen; Ohrfeigen, die ein Priester vor 40 Jahren ausgeteilt hat, werden zur Megastory aufgeblasen – die ungeheuerlichen Vorstöße der deutschen Grünen in den 90er Jahren, sexuellen Kindesmissbrauch straffrei zu stellen, werden hingegen nicht mehr erwähnt.

Und ausgerechnet in dieser Situation gehen fast alle kirchlichen Energien im inneren Hader bis hin zum Schisma auf. Absolut unfassbar. Denn das „Ut unum sint“, die Einigkeit der Weltkirche, wäre die einzige Kraft, mit der all diesen Angriffen standgehalten werden kann.

Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich politisch ganz unkorrekt beide Seiten beim Schopf packen und so lange durchbeuteln, bis sie zur Besinnung darüber kommen, was heute wirklich das Christentum bedroht.

(Dieser Beitrag erscheint in ähnlicher Form in der so eben erschienenen neuen Ausgabe der Zeitschrift „Academia“)

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SN-Kontroverse: Frauen-Lohnrunden

07. Oktober 2011 01:02 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll es eigene Lohnrunden für Frauen geben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ungerechtigkeit entwürdigt

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit Dienstag arbeiten Österreichs Frauen bis zum Jahresende gratis. Der 4. Oktober war heuer der „Equal Pay Day" und somit jener Tag, ab dem Frauen bis Jahresende ohne Bezahlung arbeiten müssen, um auf das gleiche Lohnniveau wie Männer zu kommen.

Oder anders formuliert: Vollzeitbeschäftigte Männer haben am 4. Oktober bereits das Einkommen erreicht, wofür vollzeitbeschäftigte Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssten. Die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind in der Alpenrepublik nach wie vor extrem hoch. Der durchschnittliche Jahresbruttobezug eines Mannes in Österreich macht 44.119 Euro, der einer Frau 33.415 Euro aus. Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation und gleichwertiger Arbeit somit um rund ein Viertel weniger als Männer.

Die Einkommensdiskriminierung der Frauen ist in allen Branchen und in allen Karrierestufen feststellbar. Im internationalen Vergleich ist die Platzierung zum Schämen. Laut Gender Gap Report 2010 nimmt Österreich weltweit den 92. Platz hinter Bolivien, Ecuador oder Sri Lanka ein. Innerhalb der EU-27 rangiert Österreich an drittletzter Stelle.

Da Appelle an Gerechtigkeit und Fairness seit 100 Jahren versagen - so lange nämlich gibt es bereits die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit -, müssen tauglichere Mittel zur Beseitigung der Lohndiskriminierung her. Eine Möglichkeit sind eigene Lohnrunden für Frauen. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen könnten Extra-Erhöhungen der Bezüge für weibliche Beschäftigte vereinbart werden. So lange, bis die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern wirklich geschlossen ist. Dieser Vorschlag ist keineswegs entwürdigend für die Frauen, wie dies seine Gegner behaupten. Dass die Arbeit von Frauen schlechter entlohnt wird - diese Ungerechtigkeit entwürdigt.


 

Die Lüge von den benachteiligten Frauen

Andreas Unterberger

 

Die Vorschläge der Linken werden immer skurriler - oder sie wollen Österreich bewusst zu einem Griechenland machen. Dort haben ja die „Erfolge" der Gewerkschaften die Löhne seit dem Euro um 30 Prozent steiler steigen lassen als in Deutschland (von Asien gar nicht zu reden). Heute aber ist Griechenland bankrott und nicht etwa Deutschland, obwohl Gewerkschafter immer behaupten, steile Lohnzuwächse wären gut für Wachstum und Konjunktur.

Der ÖGB will den Frauen-Bonus auf die Erhöhungen für die Männer ja draufschlagen und nicht etwa bei diesen kompensieren. Das macht die Idee noch unfinanzierbarer, als es die aktuellen Forderungen der Metaller schon sind. Der ÖGB will aber radikaler werden, weil er sonst weiter Mitglieder verliert.

Unabhängig von der Finanzierungsfrage sind die angeblich niedrigeren Frauenlöhne eine manipulative Missinterpretation einer Statistik. Wirklich benachteiligt sind nur die Mütter. Aber gerade für die kämpfen die Linke und die meist kinderlosen feministischen Politikerinnen nicht.

Das verbleibende Lohnminus kinderloser Frauen ist sehr klein und hat bekannte Ursachen: etwa die größere Zahl von Arbeitsstunden der Männer; die Berufswahl vieler Frauen (Friseurin, Verkäuferin, Publizistik, Pädagogik, Kunstgeschichte usw.); und das gerade von den Feministinnen verteidigte frühe Pensionsalter. Aufgrund vieler - von der Gewerkschaft erkämpfter - Kollektivverträge verdient man in den letzten Berufsjahren ja am besten. Das versäumen die Frauen aber durch die frühe Pension.

Wer noch immer an den Lohnunterschied glaubt, der möge mir einen schwachsinnigen Unternehmer zeigen, der einem Mann nur des Geschlechts wegen um ein Viertel mehr bezahlt als einer Frau, die wirklich die gleiche Leistung erbringt. Gäbe es ihn, wäre er längst so bankrott wie Griechenland.

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Fußnote 224: Der ORF und die Objektivität

06. Oktober 2011 23:45 | Autor: Andreas Unterberger

Täglich werden die einseitigen Verletzungen jedes Objektivitätsgebots durch den ORF schlimmer.

Neuestes Beispiel sind die Entwicklungen der Telekom-Korruptionsaffäre. Da wurde binnen weniger Stunden bekannt, dass erstens der Kabinettschef der Innenministerin bei der Staatsanwaltschaft vorgeladen war, und dass zweitens der Lobbyist Hochegger bei einem Verhör der Staatsanwaltschaft gestanden hat, dass er 20.000 Euro als Parteisubvention der Telekom an einen Wiener SPÖ-Verlag weitergeleitet hat. Und was meldet der Online-Dienst des ORF? Den ganzen Tag lautet die Spitzenmeldung „Mikl-Leitners Kabinettschef unter Verdacht“ – von der SPÖ-Subvention hingegen kein Wort. Ist das Manipulation? Ja. Ist das gesetzwidrig? Ja. Aber die bürgerlichen Parteien versuchen nicht einmal, die notwendigen 120 Unterschriften zusammenzubringen, um deswegen – oder wegen einer von Hunderten anderen Sauereien – ein Verfahren in Gang zu bringen.

PS: Was übrigens noch nicht bekannt ist, sind Hinweise auf das recht dubiose Hochegger-Unternehmen in Brasilien, das sich als Sozialprojekt einer Verwandten tarnt, von dem wiederum Spuren zu dem SPÖ-Verlag zu gehen scheinen. Aber all dem wird sicher der Staatsanwalt nachgehen, so wie er ja beinhart allen SPÖ-Finanzierungen aus der Bawag nachgegangen ist . . .

 

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Wenn die Ökonomen haften müssten

06. Oktober 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Im alten China wurden Ärzte zur Rechenschaft gezogen, wenn ihre Ratschläge falsch oder wirkungslos waren. Dasselbe wäre heute für die Ökonomen am Platz. Was haben sie uns nur immer für falsche Ratschläge gegeben!

Das gilt etwa für die ständig falschen Inflations- und Konjunkturprognosen oder die Fehler der Rating-Agenturen.

Das gilt nun auch für die von der EU-Kommission gewünschte Finanztransaktionssteuer. Die EU-Ökonomen glauben, damit die „Spekulanten“ melken zu können, die sie anstelle der Schuldenpolitik für die nun in die nächste Etappe schlitternde Krise verantwortlich machen. Was zwar populär, aber für Europa extrem schädlich wäre.

Die Kommission erhofft sich davon 57 Milliarden Euro Einnahmen. Gleichzeitig aber gibt sie selbst zu, dass diese Steuer zugleich die Europäer ein halbes Prozent ihres BIP kosten wird. Wer glaubt, das sei wenig, sollte sich bewusst machen, dass das nicht weniger als 76 Milliarden Euro sind.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Der Schaden für Europa ist um fast 20 Milliarden größer als der „Nutzen“ (wenn man schon bereit sein sollte, weiteres Geld für die ausgabenwütige Politik als Nutzen anzusehen). Dieses Plus an Steuern ist überdies reine Utopie. Denn ein Großteil der Finanztransaktionen wird dann halt nicht mehr stattfinden, zumindest nicht in Europa, sondern in Singapur, Hongkong oder New York. Auch in Schweden glaubte man auch an eine neue Goldader in Form dieser Steuer. Doch ließ deren Einführung die Finanztransaktionen in Wahrheit auf drei Prozent fallen.

Ein anderer Sündenbock für die Krise waren bei linken Ökonomen die Leerverkäufe, also der Verkauf von Aktien, die man noch gar nicht hat. Dieses zweifellos riskante Instrument wurde gerne als eine Hauptursache der Krise geoutet. Spanien wie Italien haben es deshalb verboten. Seltsam, seltsam: Denn auch ohne diese Leerverkäufe geht die Krise dort munterer denn je weiter.

Aber jedesmal sind Öffentlichkeit, Politik und Medien erneut bereit, auch den absurdesten ökonomischen Verschwörungstheorien zu glauben. Das zeigte sich auch, als ein verschuldeter Hochstapler als Börsehändler auftrat und von der BBC eilfertig interviewt wurde. Um dort als seriös zu gelten, genügt es bei den meisten Medien offenbar schon zu sagen: „Goldman Sachs regiert die Welt“.

Auch der SPÖ-„Ökonom“ Jan Krainer gehört in diese unseriöse Kategorie. Ihm zufolge seien die nun schon 21,5 Milliarden Haftungen Österreichs für die Schuldenstaaten billiger als deren Insolvenz. Diese beweisfrei aufgestellte Behauptung würde aber nicht einmal dann stimmen, wenn es bei diesem Betrag bliebe, der schon heute immerhin mehr als 2600 Euro pro österreichischem Kopf ausmacht. Er wird sich aber mit Sicherheit noch vervielfachen, da man den alten Schulden ständig weiteres Geld nachwerfen muss, seit man einmal damit begonnen hat.

Aber Politiker werden ja genauso wenig zur Haftung herangezogen wie Ökonomen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Sechsfach hält besser: Der Selbstmord der Volkspartei

05. Oktober 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Was ist nur los mit der ÖVP? Man hatte ja nach dem Amtswechsel Pröll-Spindelegger auf Grund einiger Indizien hoffen können, dass die Partei wieder besser begreift, wo ihre Wähler sind, wo ihre einzige Chance im Parteispektrum liegt. Allein: Seit dem Sommer passiert ein katastrophaler Fehler nach dem anderen. Die Partei vertreibt wieder wie in ihren schlechtesten Busek/Riegler/Pröll-Zeiten im Expresstempo Stammwähler, sowohl die Wirtschaftsliberalen wie auch die Rechtsstaat-Liberalen wie auch die Konservativen. Und sie gewinnt absolut nichts dazu, nicht einmal jene Streicheleinheiten der Mainstream-Medien, nach denen sie sich so sehnt.

Eine Hauptursache der ÖVP-Krise liegt im Personellen: Spindelegger hat nur zwei Minister in seinem Team, die ihrer Aufgabe wirklich gewachsen scheinen (Fekter und Töchterle); Generalsekretär und Klubobmann sind wenigstens noch engagiert. Der Rest schwimmt hilflos.

Noch viel schwächer ist die zweite Reihe: Weder beim Abgeordneten-Fußvolk noch in den Parteibüros und noch weniger in den Ministerkabinetten hat die Partei heute Menschen, die mit guter geistiger Verankerung auf einem Wertefundament das politische Handwerk beherrschen oder alle wichtigen Sachmaterien abdecken würden. Kleines, aber signifikantes Indiz: Im ÖVP-Parlamentsklub scheint es offenbar nur noch den Werner Amon zu geben, der für jede erdenkliche Aufgabe antanzen muss.

In die Kabinette und Parteisekretariate ist in letzter Zeit anscheinend wahllos jeder (nach solchen Nichtstudien zu Recht) arbeitslose Politologe oder Publizist aufgenommen worden, der einen Bewerbungsbrief zu schreiben imstande war. Die Katholische Jugend ist längst kein Nachwuchsreservoir mehr; dort wird primär eine rot-grüne Schuldenwelt als Wert vermittelt. Die ÖH hat die ÖVP schon lange verloren. Junge CVer haben kaum noch Lust auf eine politische Karriere. Eine solche ist freilich auch für alle sonstigen gescheiten und anständigen jungen Menschen extrem unattraktiv geworden, wird doch jeder Politiker  von den Medien sofort mit Jauche übergossen.

Bei fast jeder einzelnen Entscheidung merkt man, dass der Partei und ihrem Apparat die Griffsicherheit für die Stimmung der Öffentlichkeit und eigenen Wähler wie auch für das Notwendige und Richtige weitgehend abhanden gekommen ist. Zugleich ist man durch die – einst von Pröll verursachte – Grundentscheidung hilflos, nämlich durch die Koalition mit der SPÖ.

Pröll ist unter dem Druck der kurzsichtigen Kammer-, Bundesländer- und Raiffeisen-Interessen in die Koalition gegangen, ohne von den Sozialdemokraten zumindest die Rücknahme der populistischen Milliarden-Verschleuderung des Vorwahl-Septembers 2008 sowie eine echte Sanierung des Pensionssystems verlangt zu haben. Statt dessen hat die Pröll-ÖVP der teuren und schädlichen Umwandlung der Hauptschulen in Gesamtschulen zugestimmt.

Gleichzeitig lässt sie sich von den Boulevard-Kommentatoren immer wieder in einen koalitionären Kuschelkurs treiben. Dieser aber ist mit einem Koalitionspartner völlig absurd, der in keiner Weise Sachpolitik im Auge hat, sondern seit dem ersten Tag schon wieder Wahlkampf macht: von der kriminellen Medienbestechung über die Bedienung des leistungsfeindlichen Feminismus und der radikalen Hochschülerschaft, um nur ja dort keine Stimme an die Grünen zu verlieren, bis zur Hasskampagne gegen die Reichen, mit der die SPÖ die Rückeroberung der XYZ-Schicht von den Freiheitlichen versucht.

Das alles führt dann zu den katastrophalen Fehlern der letzten Monate, von denen jeder einzelne das Potenzial hat, tödlich zu sein:

  1. Die für eine bürgerliche Partei besonders absurde Forderung nach einer Erhöhung der Einkommensteuer für Besserverdienende:
    Statt dass man den Sozialminister täglich wegen des Milliardengrabs des Pensionssystems attackiert; statt dass man die Verkehrsministerin täglich wegen der Milliarden für die Privilegienburg ÖBB unter Druck setzt; statt dass man täglich nach Zugangs-Beschränkungen und Gebühren an den Unis ruft; statt dass man täglich darauf hinweist, dass es in der Nachkriegszeit einzig einer von einem ÖVP-Kanzler geführten Regierung gelungen war, die Staatsschuldenquote zu reduzieren (und das sogar signifikant): Statt all das zu tun, profiliert sich die ÖVP nun ebenfalls als eine Steuererhöhungspartei. Nur weil ihre Landeshauptleute fürchten, dass dann auch sie einmal sparen müssten.
  2. Die Brüskierung jedes rechtsstaatlich Denkenden durch den die Meinungsfreiheit knebelnden neuen Verhetzungsparagraphen.
    Mit diesem noch dazu von ÖVP-Ministerinnen eingebrachten skandalösen und wahrscheinlich sogar verfassungswidrigen Gesetzesentwurf hat sich das Tagebuch ja vorgestern ausführlich auseinandergesetzt.
  3. Die Große-Töchter-Forderung nach einer feministischen Änderung der Bundeshymne.
    Obwohl da 80 Prozent der Österreicher dagegen sind, hat sich die ÖVP nach dem Vorstoß von Maria Rauch-Kallat (die freilich jeden Grund hatte, von eigenen familiären Belastungen abzulenken) durch die üblichen linken Kommentatoren auf die feministische Linie zwingen lassen, die in diesem Punkt ja besonders lächerlich ist.
  4. Die Zustimmung zum Medientransparenzgesetz:
    Das ist eine völlig unzureichende Regelung, welche die von Faymann zum politischen Leitprinzip erhobene Bestechung parteifreundlich schreibender Boulevard-Medien durch Steuergelder nicht einschränkt, nicht einer objektivierten inhaltlichen und Vergabe-Kontrolle unterwirft, sondern dauerhaft weiter ermöglicht. Diese Zustimmung kann entweder nur ins Kapitel Dummheit eingereiht werden oder unter: „Eigentlich wollen wir auch so korrupt werden, nur haben wir uns bis auf Berlakovich noch nicht getraut“.
  5. Die nicht vorhandene Politik zum Thema Migration:
    Hier bekennt sich sogar die neue, sehr weit links stehende dänische Regierung trotz der angekündigten Zertrümmerung der sonstigen Politik der Vorgänger noch immer zu viel stärkeren Immigrationsbremsen, als sie Österreich hat: In Dänemark soll gemäß dem soeben verkündeten rot-grünen Konsens der Zuzug eines Ehepartners auch weiterhin erst nach dem 24. Geburtstag möglich sein; dort soll es auch weiterhin keine Sozialleistungen geben, wenn man nicht die Sprache lernt und sich als arbeitswillig erweist. In der ÖVP diskutiert man hingegen nicht einmal theoretisch über die Notwendigkeit einer Einschränkung der Zuwanderung (die ja leider fast nie die wirklich benötigten Fachkräfte ins Land gebracht hat, sondern primär Sozialstaats-Konsumenten).
  6. Dazu kommen viele Sünden, die auch in Deutschland die CDU zu verantworten hat, und die auch dort viele bürgerliche Wähler in die verärgerte Wahlabstinenz treiben:
    Die Liste reicht vom unkritischen Ja zu einem unfinanzierbar gewordenen und leistungsfeindlichen Wohlfahrtssystem über die perspektivenlose Milliardenverschwendung zur angeblichen Euro-Rettung bis zum Nachbeten des extrem teuren Global-Warming-Schwachsinns.

Man kann auf viele Arten Selbstmord begehen: indem man sich vergiftet, indem man sich erschießt, indem man in eine Hochspannungsleitung greift, indem man sich erhängt. Aber gleich sechs verschiedene Arten des sicheren Selbstmordes gleichzeitig zu begehen, das ist schon eine stolze Leistung.

Nur was folgt daraus für Österreich? Unregierbarkeit? Ein Selbstdarsteller wie Berlusconi? Eine Machtübernahme durch eine zwar in vielem konservativ und damit erfolgreich gewordene, aber wirtschaftspolitisch nach wie vor sozialistische FPÖ?

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Die Bürger als Bürgen und die Kärntner als Griechen

04. Oktober 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Feigheit und Orientierungslosigkeit der europäischen Politiker sind die Hauptursachen, weshalb die Schuldenkrise zu einem Schrecken ohne Ende ausartet. Die Politik verwirrt die Bürger Europas zugleich auch bewusst mit ständig neuen technischen Konstruktionen und Ideen: Ausdrücke wie Bailout, EFSF, EMS, Luxemburger Zweckgesellschaft, Troika, Hebeln, Haircut schwirren durch die Medien und Politikeraussagen. Dabei können keine drei Prozent der Wähler und höchstens zehn Prozent der darüber abstimmenden Abgeordneten mit diesen Ausdrücken wirklich etwas anfangen.

Es geht jedoch immer um dasselbe: um die exzessive Schuldenmacherei der Politik, um deren Unwillen und Unfähigkeit, damit Schluss zu machen, und damit zwangsläufig um ständig neue Gelder für die Schuldenstaaten.

Dieser Unwille und diese Unfähigkeit der europäischen Politik und Diplomatie haben schon bei Gründung des Euro einen besonders schweren Fehler ausgelöst:  Sie haben in ihrer Ignoranz auf funktionierende Regeln für den Fall der Insolvenz eines Staates verzichtet. Das aber wurde mit der Einführung des Euro zur Katastrophe. Daran hätte freilich in einer interdependenten und globalen Welt und besonders in einer Union auch schon vorher großer Bedarf gestanden. Der gleiche Bedarf besteht im übrigen auch in Hinblick auf die Insolvenz großer Banken, die ja angeblich „too big to fail“ seien.

Freilich hat man einen solchen Insolvenzmechanismus auch innerösterreichisch nicht zustandegebracht. Es gibt ihn zwar für Gemeinden, aber nicht für Bundesländer. Es ist – auch wenn das keine einzige Partei thematisiert – ein unglaublicher Skandal, dass die Kärntner Landesregierung heimlich, still und leise Haftungen von fast 20 Milliarden Euro für eine einzige Bank eingegangen ist, und dass dann in der Stunde der Not der gesamtösterreichische Steuerzahler dafür gerade stehen musste. Genauer gesagt: Er ist von der Bundesregierung dazu gezwungen worden.

Um sich die Größenordnungen in Erinnerung zu rufen: Kärntens gesamtes Budget weist Einnahmen von weniger als zwei Milliarden auf. Das ist also genau ein Zehntel der Haftungen für die Hypo Alpen-Adria! Das Land könnte allein diesen Haftungen (zu denen ja auch noch die „normalen“ Schulden kommen!) nur dann nachkommen, wenn es zehn Jahre lang keinen einzigen Beamten, Straßenarbeiter oder Krankenhausbediensteten zahlen würde, wenn es so lange weder Gas- noch Stromrechnungen begleicht, wenn es keine einzige Schule renoviert , wenn es keinerlei Sozialhilfe auszahlt, wenn es die Politiker sowieso leer ausgehen lässt, und wenn auch sonst alle Ausgaben gestrichen werden.

Gegen dieses Kärnten nehmen sich in der Relation sogar die Griechen als Meister der Haushaltsdisziplin aus.

Der einzige Unterschied: Während der griechische Ministerpräsident wenigstens die Schuld auf Vorgängerregierungen schieben kann (sofern er seine einstige Beteiligung als Minister an einer solchen Vorgängerregierung ignoriert), ist in Kärnten abgesehen vom Unfallselbstmord des Jörg Haider die schuldige Regierungsmannschaft unverändert im Amt geblieben. Ja, die Kärntner zeigen nicht einmal eine Spur von Schuldbewusstsein, sondern sie schieben Gott und der Welt die Schuld für ihr eigenes Handeln zu. Und den Restösterreichern die finanziellen Konsequenzen.

Jeden Firmengeschäftsführer würde ein solches Verhalten als vorsätzliche Krida vor den Strafrichter bringen. Die Politik ist jedoch immun dagegen, weil sie immer den Bürger zum Bürgen für die politisch entstandenen Bürden machen kann.

Was die Kärntner zwar nicht entlastet, sondern den Beobachter noch zusätzlich besorgt macht: Möglicherweise haben auch andere Bundesländer in ähnlichen Dimensionen hasardiert. Nur weiß man es dort (noch) nicht, weil es ja nicht einmal ein Register gibt, in dem jede Haftung einer öffentlichen Körperschaft kundgemacht ist. Auch bei den Kärntner hat man die Dimensionen der Haftungen ja erst nach dem Crash der Bank erfahren – und da nur zitzerlweise.

Zurück nach Europa: Auch dort wird bis heute kein ernsthafter Mechanismus aufgebaut, wie eine Staatsinsolvenz abgewickelt werden könnte.

Weil sie keinen solchen Mechanismus gebaut haben, haben die EU-Politiker heute sogar teilweise recht, wenn sie davon reden, dass eine Insolvenz Griechenlands ein teures Chaos anrichten würde. Daher findet sich – allen Warnungen vieler Experten zum Trotz – so wie dieser Tage in Deutschland und Österreich letztlich immer eine Mehrheit, die dann doch wieder den Großschuldenstaaten neues Geld zukommen lässt. Und die Sprüche, dass das nun wirklich die allerletzte Hilfe gewesen sei, glauben ja nicht einmal mehr die Parlamentsstenografen.

Was die europäischen Entscheidungsträger freilich ignorieren: Durch diese Hunderten Milliarden Euro ist das Ende mit Schrecken nicht abgewendet worden. Dabei belasten sie schon heute jeden Deutschen, Niederländer und Österreicher vom Baby bis zum Greis über Nacht mit Tausenden Euro zusätzlicher Schulden pro Kopf. Der scheinbar abgewendete Schrecken wird am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit noch viel größer werden. Denn dann droht nicht nur Griechenland & Co die Insolvenz, sondern auch Deutschland und Österreich. Mitgegangen, mitgefangen.

Aber die Politik in ihrer Feigheit will das Chaos einer Pleite in einem der Euro-Länder möglichst hinausschieben. Zumindest über die nächsten Wahlen. Und Wahlen gibt es ja ständig irgendwo. Sie handelt dabei ähnlich wie dumme Aktionäre, die nur auf die Quartalsergebnisse eines Unternehmens schauen und nicht auf dessen  langfristigen Perspektiven. Oder wie ein Patient, der eine sicher schmerzhafte und riskante, aber notwendige Operation so lange hinausschiebt, bis es zu spät ist.

Die Politik handelt dabei entweder zynisch oder ahnungslos. Oder sie klammert sich irgendwie an die gesundbeterische Hoffnung, dass eine solche Pleite durch das viele Geld doch noch abgewendet werden könnte. Und dass dann – irgendwann – Griechenland, Irland, Portugal, Italien ihre Schulden zurückzahlen können.

Das erscheint aber schon aus folgendem Grund extrem unwahrscheinlich: Während Irland wirklich schon mit großer Effizienz spart, produzieren die anderen Schuldenländer trotz teilweise durchaus versuchter Sparmaßnahmen bis heute noch immer ein Primärdefizit. Das heißt: Sie verschulden sich auch dann noch ständig weiter, wenn man einmal – theoretisch – alle Zinsen, Annuitäten und Rückzahlungen alter Schulden außer acht lässt.

Wie kann man es da eigentlich von den viel ärmeren Bürgern der Slowakei verlangen,  gewaltige Summen für viel reichere Länder spenden zu müssen?

Glauben wir einmal für einen Moment den deutschen, österreichischen und niederländischen Politikern ihre Beteuerungen, dass die Griechen schon zurückzahlen werden. Wenn man ernsthaft daran glaubt, dann müsste man jedoch unbedingt auch den zweiten Schritt setzen.

Dieser wäre eine befristete Entmündigung von Regierungen und Parlamenten der Schuldenstaaten. Das bedeutet: Bevor ein Euro fließt, müsste eine Schuldenkommission der Gläubiger im betroffenen Land die Macht übertragen bekommen. Diese müsste über alle eher unwohl "wohlerworbenen" Rechte hinweg Beamte abbauen, Gehälter kürzen und Gesetze eliminieren können, die davon abhalten, dass jemand in Griechenland investiert und Jobs  schafft.

Das wäre gewiss eine Rosskur, aber sie wäre die einzige wirksame Hilfe, wenn man schon keine Insolvenzordnung hat. Die von Populisten und Linken daraufhin zu erwartenden Proteste müssten hingegen ignoriert werden. Nach 1945 haben in Mitteleuropa die Menschen auch nicht dadurch den Wiederaufstieg geschafft,dass sie gegen den Lebensstandard nahe dem Nullpunkt demonstriert oder gar unter Anleitung der Gewerkschaften gestreikt hätten. Die Gewerkschaften sind ja durch ihre überzogenen Lohnforderungen während des letzten Jahrzehnts von Griechenland bis Portugal die Hauptschuldigen an der Katastrophe geworden.

Natürlich werden die europäischen Regierungen zu feig sein, um diese Rosskur wirklich ernsthaft zu versuchen. Denn eine solche befristete Entmündigung kann natürlich auch in anderen Ländern passieren, wenn diese Schulden machen. Und dieses Risiko will natürlich kein Politiker eingehen. Dabei wäre es etwa auch für Österreich ein gewaltiger Segen, würde ein solcher Sparkommissar bisweilen eingreifen.

PS.: In Deutschland wird über all diese Fragen auf politischer, juristischer wie auch wirtschaftswissenschaftlicher Ebene wenigstens auf höchstem Niveau diskutiert. In Österreich hingegen nirgendwo.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Das Parlament beschließt das Ende der Meinungsfreiheit

03. Oktober 2011 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Auch wenn man mit historischen Vergleichen vorsichtig sein sollte: Das, was da in Kürze im Wiener Parlament beschlossen werden wird, hat teuflisch viele Ähnlichkeiten mit dem Ermächtigungsgesetz des Jahres 1933, mit dem damals in Deutschland von einem noch demokratisch gewählten Parlament der Weg in die Diktatur und zur zwölfjährigen Einschränkung der zentralsten Grund- und Menschenrechte geöffnet worden ist. Mit dem nun bevorstehenden österreichischen Gesetz verspielt die ÖVP jeden Anspruch, noch als bürgerlich-liberale Partei auf dem Boden der Grundrechte zu gelten. Die SPÖ war das ja sowieso nie.

Die Nazis haben ihr Ermächtigungsgesetz scheinheilig „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ getauft. Die Koalition nennt es „Terrorismuspräventionsgesetz“. Wie harmlos beides klingt! Wer kann schon etwas gegen die Bekämpfung der Not oder gegen die Bekämpfung von Terrorismus haben? In beiden Fällen wurden beziehungsweise werden aber in Wahrheit in katastrophaler Weise die Menschenrechte eingeschränkt. Und nicht die Not des Volkes oder der Terrorismus.

Noch ein anderer historischer Bezug macht klar, warum es da geht. Österreichs einzige echte Revolution, nämlich jene des Jahres 1848 hatte eine zentrale Forderung: „Pressfreiheit“, also Medienfreiheit und damit Meinungsfreiheit, nicht nur in Gedanken, sondern auch Worten und Werken. Diese Meinungsfreiheit steht auch im Zentrum aller seither erlassenen Grundrechtskataloge, ob es nun das noch immer gültige Staatsgrundgesetz von 1867 oder die Europäische Menschenrechtskonvention ist.

Die privilegierten Klassen

Und diese Meinungsfreiheit wird nun durch eine in der Koalition schon abgesprochene Neuformulierung des Paragraphen 283 („Verhetzung“) des Strafgesetzbuches substantiell eingeengt. Und zwar auf eine Art und Weise, die Österreich in eine Semidiktatur grün-linker Ideologie zu verwandeln imstande ist.

Der Inhalt dieses neuen §283, der eine Freiheitsstrafe von nicht weniger als zwei Jahren vorsieht, im Detail: Im ersten Absatz wird der Aufruf zur Gewalt oder „einer sonstigen feindseligen Handlung“ gegen bestimmte Gruppen unter Strafe gestellt. Halten wir uns gar nicht lange auf zu kritisieren, dass der Ausdruck „sonstige feindselige Handlung“ eigentlich für eine strafrechtliche Konsequenz viel zu unbestimmt ist. Aber immerhin geht es an dieser Stelle jedenfalls noch um den Aufruf zu Handlungen, also Taten.

Viel skandalöser ist, dass sowohl vom ersten wie auch vom zweiten Absatz nur bestimmte Gruppen geschützt werden, andere hingegen nicht: Das ist eine klassische Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes. Denn aus dem Umkehrschluss folgt: Gegen bestimmte Gruppen darf man offenbar sehr wohl zu Gewalt und anderen feindseligen Handlungen aufrufen: Gegen Unternehmer etwa, gegen Adelige, gegen „Politiker“, gegen „Reiche“, gegen „Studierte“, gegen „Kapitalisten“, gegen sexuell normal Veranlagte. Dass ein solcher Gesetzesentwurf ausgerechnet von zwei ÖVP-Ministerinnen eingebracht worden ist, ist angesichts der Liste dieser ungeschützt bleibenden Gruppen doppelt erstaunlich.  

Soll man es als Entschuldigung werten, dass beide Ministerinnen neu im Amt und auch sonst recht ahnungslose Erscheinungen sind? Interessant ist jedenfalls, dass schon vor einem Jahr unter anderen Ministern ein fast gleichlautender Gesetzesentwurf eingebracht worden ist. Der ist aber damals noch im ÖVP-Klub gescheitert. Federführend beim vorjährigen Nein zur eigenen Ministerin war der damalige ÖVP-Verfassungssprecher Willi Molterer, der aber inzwischen nach Europa ausgewandert ist. Im ganzen ÖVP-Klub findet sich heute kein einziger Jurist mit Format mehr (Molterer ist zwar auch kein Jurist, aber er hatte wenigstens noch eine Ahnung von der Bedeutung der Meinungsfreiheit). Die ganze juristische Kompetenz der Schwarzen stellt eine Grazer Arbeitsrechtlerin und die massiv linksliberale Beamtenschaft des Justizministeriums dar.

Als Gegenargument gegen den Vorwurf der Verletzung des eigentlich verfassungsrechtlich garantierten Gleichheitsgrundsatzes habe ich schon die Behauptung gehört: Man dürfe eh auch gegen Unternehmer nicht zur Gewalt aufrufen. Ein nicht sehr glaubwürdiges Argument: Wäre das wirklich so selbstverständlich, wäre es absurd und überflüssig, einen solchen besonderen Schutz für privilegierte Gruppen ins Gesetz zu schreiben.

Wie sieht der Katalog dieser Gruppen nun konkret aus? An der Spitze stehen „Kirchen oder Religionsgesellschaften“; auch das ist mehr als seltsam. Denn bisher waren nur „im Inland bestehende“ Religionen in privilegierter Form geschützt. Jetzt sind es also alle Religionsgesellschaften. Damit genießt also auch jede obskure amerikanische Sekte, jeder britische Satans- und Hexenkult diesen privilegierten Schutz.

Weiters sind geschützt: „nach den Kriterien der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der Staatsangehörigkeit, der Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung definierte Gruppen“. Mit Ausnahme der Religion ist das eine Liste wie aus dem grünen Parteiprogramm, wer zu den privilegierten Klassen zählt.

Nochmals: Selbstverständlich soll es strafrechtlich verboten sein, dass man gegen irgendjemanden zur Gewalt oder zu einer – konkretisierten – Liste an böswilligen Taten aufruft. Das könnte man mit einem kurzen Satz. Aber diese Zweiklassen-Gesetzgebung ist ein Skandal.

Gummiparagraphen als Kennzeichen einer Diktatur

Noch viel schlimmer ist aber der zweite Absatz dieses §283: Denn dieser lässt – ebenfalls mit zwei Jahren Freiheitsstrafe! – verfolgen, „wer öffentlich gegen eine der im Absatz 1 bezeichneten Gruppen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe hetzt oder eine solche Gruppe in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft oder verächtlich zu machen versucht.“

Das ist nun wirklich ungeheuerlich. Man soll beispielsweise niemanden mehr wegen seiner Weltanschauung verächtlich machen dürfen. Keinen Kommunisten, keinen Nazi, keinen Islamisten.

Ich habe das mein ganzes journalistisches Leben lang gemacht und werde es auch mit Sicherheit weiter machen. Für mich ist das sogar eine der obersten Pflichten meiner ethischen Orientierung.

Wenn ein vorgebliches Antiterrorismusgesetz ein solches Verächtlichmachen zum Teil auch terroristisch agierender Organisationen verbietet, dann leistet es ganz massive Schützenhilfe für den Terrorismus, den es scheinheilig zu bekämpfen vorgibt. Es tut also das Gegenteil des Behaupteten.

Die internationalen Feme-Komitees

Bevor wir uns mit den Konsequenzen dieses Knebelungsgesetzes befassen, noch ein kurzer Abstecher zu der ebenfalls verlogenen Argumentation des hauptschuldigen Justizministeriums (das offenbar noch nicht genug Skandale am Hals hat). Es beruft sich auf eine Reihe internationaler Dokumente, in denen eine solche Gesetzgebung empfohlen wird. Diese Dokumente haben aber alle zweierlei gemeinsam: Sie sind erstens nicht rechtsverbindlich; und sie sind zweitens ohne jede demokratische Debatte oder Abstimmung von ein paar einschlägig engagierten Juristen und Diplomaten gleichsam im Hinterzimmer formuliert worden. Darunter natürlich auch von Juristen des Wiener Justizministeriums, die sich nun blauäugig auf diese von ihnen mitausgearbeiteten Schriftstücke berufen. Diese stammen von einem „Antirassismuskomitee des Europarates“, von einem „Antidiskriminierungskomitee“ der UNO oder von einem „Rahmenbeschluss zur strafrechtlichen Bekämpfung bestimmter Formen und Ausdrucksweisen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ der EU (der von der SPÖ-Ministerin Maria Berger 2008 im Schatten eines Wahlkampfes ohne jeden Parlamentsbeschluss mitgetragen worden ist).

Längst wäre es Zeit, sich viel intensiver mit dem finsteren Dschungel solcher Feme-Komitees zu befassen. Es war ein schwerer Fehler, sie als nicht weiter gefährliche Spielwiesen für geistig beschränkte Gutmenschen zu ignorieren. Dennoch sei nochmals festgehalten: Diese Komitees können sich was wünschen, zwingen könnten sie Österreich zu nichts. Hätte das Land ein Parlament, das noch weiß, was es tut, wäre das auch völlig klar.

Klima der Angst und Verunsicherung

Was wird nun die Folge dieses Gesetzes sein? Erstens wird die ÖVP wieder einen Schub, diesmal liberaler Wähler verlieren. Zweitens werden vor allem Gutmenschorganisationen und Grüne, aber keineswegs nur sie die Gerichte mit einer Fülle von Anzeigen gegen jeden politisch nicht korrekten Artikel, gegen jede pointierte Äußerung, gegen jede unerwünschte Meinung überschwemmen. Drittens und vor allem wird das Land – in dem ohnedies schon die Mehrheit der Bürger nicht mehr glaubt, dass man offen seine Meinung sagen kann, – von einem verschärften Klima der Angst und Verunsicherung heimgesucht werden.

In Wahrheit weiß niemand, was „Verhetzung“ oder „Verächtlichmachen“ eigentlich genau bedeutet. Aber gerade solche Gummiparagraphen sind das typische Kennzeichen von Diktaturen. Und selbst wenn heute vielleicht noch manche Richter bei der Interpretation zurückhaltend sein werden, können schon morgen andere Richter diese Worte ganz anders auslegen. Etwa weil sie unter einem grünen Justizminister Karriere machen wollen, oder weil sie von den Mainstream-Medien (gleichgültig ob diese im Auftrag einer Partei oder aus eigener Überzeugung handeln) in eine bestimmte Richtung getreten werden.

Wie gummiartig diese Begriffe sind, zeigen auch aktuelle Beispiele (davon, dass mir alleine im letzten Jahr zweimal der Vorwurf gemacht worden ist, ich würde hetzen, will ich gar nicht reden; ebenso wenig davon, dass jedes Kabarett ständig hetzt und jemanden verächtlich macht): So hat etwa der Milizverband der „Kronenzeitung“ „Hetze“ vorgeworfen, weil sie veröffentlicht hat, wie man dem Wehrdienst entgehen kann. So hat Werner Faymann die Forderung „Raus aus der EU“ vor kurzem als „hetzerisch“ bezeichnet. So hat eine islamkritische Studie von Verhetzung geschrieben, weil im Koran an mehreren Stellen zur Tötung von Ungläubigen aufgerufen wird.

Grün&Co sollten sich also nicht allzu früh freuen, dass sie jetzt endlich eine tödliche Waffe gegen Blau und Orange in der Hand haben. Diese Waffe kann sich auch trotz der sehr einseitigen Privilegierungsliste sehr rasch gegen sie und ihre Gesinnungsfreunde richten. Und ebenso wenig sollte auch nur ein Schwarzer glauben, dass das eh nur Blau und Orange trifft. Wer – lobenswerterweise – den Mut hatte, Thilo Sarrazin und Jan Fleischhauer einzuladen, ist spätestens dann der nächste auf der Liste, wenn die neue Diktatur einmal mit den einen fertig ist.

Meinungsfreiheit, wie Ostermayer sie versteht

Dass die SPÖ mit Meinungsfreiheit nichts am Hut hat, braucht wohl nicht lange ausgeführt zu werden. Meinungen kauft man sich einfach, wenn man mächtig ist, ist ja dort die Überzeugung. Wunderschön enthüllend ist da ein vor kurzem formulierter Satz des Ober-Meinungskneblers Josef Ostermayer. „Die Pressefreiheit, so wie ich sie verstehe, ist ein Garant für Rechtsstaat und Demokratie.“ SO WIE ICH SIE VERSTEHE: Dieser völlig überflüssige Einschub ist wohl die schönste Freudsche Fehlleistung des Jahres. Und sie macht eigentlich alles klar. Es geht nicht um Meinungsfreiheit, um Pressefreiheit. Sondern nur mehr um die Pressefreiheit, SO wie Ostermayer sie versteht.

Auch Spitzenjuristen sind empört

Nun bin ich zum Glück nicht der Einzige, der das Vorhaben der Regierung ungeheuerlich findet. So hat Gerhard Benn-Ibler, der bisherige Präsident der österreichischen Rechtsanwaltskammern, öffentlich gesagt, dass durch diesen §283 ein „Klima der allgemeinen Unsicherheit“ und eine „Einschränkung der Meinungsfreiheit“ entstehen. Er hat das mit dem klugen Spruch ergänzt: „Nicht alles, was moralisch verwerflich ist, ist gleichzeitig strafwürdig.“

Noch stärker ist das, was vor wenigen Tagen der Präsident des Verfassungsgerichtshofes, Gerhart Holzinger, gesagt hat: Die Grundrechte seien ein „mühsam erkämpftes, hohes Gut“, das wir „niemals aufgeben“ dürfen. Vor allem aber sagte Holzinger: Der VfGH hat als wichtigster Garant der Grundrechte eine „besonders wichtige Aufgabe“ sowohl gegenüber Gesetzgebung wie Vollziehung. Er werde sich dieser Aufgabe „konsequent, energisch und verantwortungsbewusst widmen“.

Das lässt die Hoffnung noch ein wenig leben. Vorher aber erleben  wir einen der übelsten Tage in der Geschichte dieses Parlaments und in jener der einst großen und verdienstvollen bürgerlichen Partei dieses Landes.

PS.: In diesem Zusammenhang bin ich schon bisweilen gefragt worden: Was tun? Mein Rat: Machen Sie diese Ungeheuerlichkeit überall deutlich, wo Sie hinkommen. Wer schweigt, wird mitschuldig. Und schicken Sie Briefe an Abgeordnete vor allem der Regierungsparteien, indem Sie diese zur Ablehnung oder Einschränkung des Gesetzesentwurfs auffordern. Sie können dabei natürlich auch Passagen dieses Artikels verwenden. Ich empfehle aber die Weglassung der ersten drei Absätze mit den historischen Analogien. Denn diese überfordern Abgeordnete sowieso und würden auch die übliche Antwort aus der Mottenkiste der Political Correctness auslösen, die da etwa lauten würde: „Ich weise diesen Vergleich mit dem Nationalsozialismus entschieden zurück…“ Worauf man sich schwups die weitere Befassung mit dem eigentlichen Inhalt erspart. 

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Hier Berlakovich, Wrabetz und Leitl, dort Spindelegger

02. Oktober 2011 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Und wieder haben wir in diesem Land ein Woche voller Ärgerlichkeiten hinter uns, von denen es gar viele nachzutragen gibt. Und einen kleinen Lichtblick, für den diesmal Michael Spindelegger verantwortlich ist, dem freilich auch besonders viele Dummheiten auch aus seinen eigenen Reihen gegenüberstehen.

Beginnen wir wieder mit dem Megaskandal ORF. Da gibt es in der neuen ORF-Führung eine einzige Person, die nur links, aber keine deklarierte Sozialdemokratin ist, nämlich die neue Fernsehintendantin Zechner. Ihr wurde schon vor Amtsantritt von Alexander Wrabetz die gesamte Kompetenz für die Fernsehinformation entzogen, also für das Herzstück jedes öffentlich-rechtlichen Senders. Diese Information untersteht künftig ausschließlich Wrabetz und dem Chefredakteur Dittlbacher. Das sind zwei Politruks mit lupenreinem SPÖ-Lebenslauf. In anderen Ländern wäre das ein Riesenskandal (und Frau Zechner schon wieder zurückgetreten). Aber bei uns ist ja dieser Wrabetz auch von blauen, orangen und grünen Stiftungsräten (sowie einigen gekauften Schwarzen) wiedergewählt worden. Dabei hat knapp vor der Wiederwahl dieses Mannes ein SPÖ-Kurator zugegeben, dass Wrabetz vor jeder Diskussionssendung bei ihm anfragt, ob der Teilnehmerkreis auch genehm sei. Irgendwie bleibt man da fassungslos.

Eine der dümmsten medialen Belästigungen ist die alljährliche Verkündung eines Wortes und Unwortes des Jahres durch einen an sich völlig unbedeutenden Grazer Umwelt- und Erziehungswissenschaftler (was auch immer diese beiden Disziplinen miteinander oder mit Sprache zu tun haben sollen). Jetzt sucht der Mann neuerlich, und zwar nicht nur Wort und Unwort, sondern auch einen Spruch und einen „Unspruch“. Hätte er auch nur den Rest eines Sprachgefühls, dann müsste er diesen Ausdruck gleich direkt zum Unwort des Jahres prämieren. Aber in Wahrheit ist diese Worte-Nominierung keine Aktion eines um die Sprache besorgten Mannes, sondern nur ein weiterer Schritt, um auch die Sprache links zu besetzen, wie die Beispiele der letzten Jahre zeigen.

Österreich rühmte sich diese Woche wieder einmal, die niedrigste Arbeitslosigkeit Europas zu haben. Und viele inseratengespickte Medien plapperten das nach. Jedoch keines verweist auf die Tatsache, dass die Österreicher im Schnitt um volle vier Jahre früher in Pension gehen als der Rest Europas. Würde man diese Hunderttausenden Menschen zu den Arbeitslosen dazuzählen, wäre Österreich einer der negativen Spitzenreiter in Sachen Arbeitslosigkeit. Wo haben Sie das gelesen?

Unter den ÖVP-Ministern ist Nikolaus Berlakovich zweifellos der unintelligenteste. Anders ist es nicht zu erklären, dass er im kommenden Jahr „E10“, also die Beimischung von zehn Prozent Biosprit zum Benzin, einführen wird. Nach dem Desaster in Deutschland mit der gleichen Maßnahme und dem gewaltigen Protest der dortigen Autofahrer ist dem Mann wohl wirklich nicht mehr zu helfen, wenn er nun den Deutschen nacheifern will. Nur weil daran ein paar Leute aus der Landwirtschaft und Agrarindustrie ganz gut verdienen, und weil sich das Ganze mit der CO2-Hysterie gut verkaufen lässt. Ganz abgesehen davon ist es absolut unethisch, landwirtschaftliche Flächen statt für die Produktion von Lebensmitteln für Treibstoffanbau zu verwenden. Dieser Treibstoffanbau treibt naturgemäß die Lebensmittelpreise nach oben, wie schon für den Preisanstieg des Jahres 2008 etliche Studien bewiesen haben. Und wenn sich Berlakovich auf einschlägige EU-Beschlüsse ausredet, darf man ihn daran erinnern, dass diese nicht ganz ohne seine Mitwirkung zustande gekommen sind.

Die Konjunkturprognosen verschlechtern sich als Folge der Schuldenkrise. Und was tut da der Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl? Er fordert gleich einmal postwendend neues Geld aus der Staatskasse für die Wirtschaft. Glaubt er vielleicht, dass es eine Entschuldigung für solche Dummheiten ist, wenn auch die Arbeiterkammer mit ähnlichen Forderungen – freilich zugunsten anderer Begünstigter – auftritt?

Da will natürlich auch sein Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner nicht zurückbleiben. Er forderte sofort nach Bekanntwerden der Konjunkturprognosen mehr Staatshaftungen für Unternehmen, die sonst keinen Kredit bekommen. Pikanterweise tat er das in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Parteiobmann, in der dieser eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse vorschlug. Interessant: Haftungen für nicht kreditwürdige Unternehmen haben offenbar nichts mit weiteren Schulden zu tun. Zumindest in der Logik eines Experten vom Range Mitterlehners.

Dass diese ÖVP-Schuldenbrems-Pläne nichts mit einem ernsthaften Willen zum Sparen zu tun haben, sondern nur mit einer neuen Attacke auf unsere Brieftaschen, machte nun auch der niederösterreichische Häupting Erwin Pröll klar: Er forderte nun auch Steuererhöhungen - aber natürlich nur solche, die die Bauern nicht treffen, sondern lediglich solche Mitbürger, die sich ihr Einkommen erarbeiten. Damit ist klar, dass die Äußerung des ÖVP-Parteiobmannes über Einkommensteuererhöhungen kein einmaliger Ausrutscher war.

Zu guter Letzt doch auch noch ein Lob für einen Politiker der heute besonders viel gescholtenen ÖVP. Michael Spindelegger, der als Parteichef offenbar seine Partei wirklich als Steuererhöhungspartei positionieren will, machte wenigstens als Außenminister etwas Vernünftiges. Er bekam einen unter skurrilen Mord-Vorwürfen in Dubai festgehaltenen Arzt wieder frei; und er protestierte energisch gegen das Todesurteil für einen christlichen Pastor im Iran. Dessen einziges Delikt: Er weigert sich, den christlichen Glauben aufzugeben. Was für einen ehemaligen Moslem nach der Scharia, dem auch schon an unseren Schulen gelehrten islamischen Strafrecht, zwangsläufig ein todeswürdiges Verbrechen ist. Vielleicht öffnet dieses Todesurteil doch einmal den vielen Dummköpfen die Augen, die noch immer glauben, der Islam wäre eine Religion wie jede andere. Dabei wird dieser Islam in wenigen Jahrzehnten auch bei uns die Mehrheit stellen, wenn keine energischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Wie sie etwa Thilo Sarrazin vorschlägt, wie auch dieser Blog schon eine ganze Reihe vorgeschlagen hat.
Übrigens: Wo hat man über dieses Todesurteil gelesen? Davon, dass darüber mindestens so viel wie über einen Schuldirektor geschrieben wird, der einem renitenten Buben eine Ohrfeige gegeben hat, wollen wir ja gar nicht träumen . . .

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Putin zu Medwedew, Medwedew zu Putin

01. Oktober 2011 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Diese Überschrift ist ist kein Ausschnitt aus einer Radioübertragung, sondern bittere russische Realität. Diese Realität hat sogar noch viel schlimmere Seiten, als dass Putin nun wie seit langem erwartet bald wieder zum russischen Präsidenten „gewählt“ werden wird.

Viel schlimmer ist, dass bei den bevorstehenden Parlaments- und Präsidentenwahlen keine einzige der Parteien, die eine echte Alternative zu den beiden sich abwechselnden KGB-Agenten wären, kandidieren kann. Alle potentiell gefährlichen Gegner sind mit den übelsten Tricks und fadenscheinigsten Vorwänden am Kandidieren gehindert worden. Oppositionelle landen im Gefängnis. Alle Fernsehanstalten und sonstige wichtige Medien sind wie in schlechten KPdSU-Tagen gleichgeschaltet.

In Russland findet eine Rückkehr zur Volksdemokratie im Eilschritt statt, die ja das Gegenteil von Demokratie ist. Nun würde es gewiss lächerlich klingen, wenn Österreich Russland jetzt Vorschriften zu machen versuchte. Es ist aber dennoch beschämend, dass die Rückkehr des Landes zur Diktatur auch völlig unkommentiert bleibt.

Vor allem ist es skandalös, dass der Europarat dazu schweigt, der sich ja als „die“ Plattform der europäischen Demokratien bezeichnet. Im Europarat haben (österreichische!) Sozialdemokraten einst sogar einem Land wie Liechtenstein Vorschriften in Sachen Demokratie zu machen versucht. Bei dem tausendmal schlimmeren Fall Russland schweigen sie aber alle, statt das Einzige zu sagen, was jetzt am Platz wäre: Russland hat so wie in kommunistischen Zeiten im Europarat nichts verloren . Aber alle schweigen, Rote, Schwarze, Blaue, Grüne. Ziemlich widerlich.

Außerdem ist das ein weiterer Beweis, dass jeder Steuerschilling für den Europarat eine noch viel größere Verschwendung darstellt als etwa die Griechenland-Hilfe.

 

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Gendern statt Deutsch: neue WahnsinnigkeitInnen

01. Oktober 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Das Gendern ist zu einer eigenen völlig sinnfreien und unverständlichen Holpersprache geworden, die jede Regel der deutschen Sprache verletzt. Was dadurch nicht harmloser wird, dass wie so oft auch so mancher bürgerliche Schwachkopf bei dem linken Unsinn mitmacht. Sie haben panische Angst, von einer der militanten Feministinnen getadelt zu werden (obwohl es davon nur wenige hundert gibt). Dabei entstehen ständig neue Schwachsinnigkeiten, die klingen, als ob sie von einem feminismuskritischen Kabarettisten (falls es einen so mutigen geben sollte) erfunden worden sind. Heute wieder zwei besonders schöne Beispiele aus dem wirklichen Leben, die von Lesern des Blogs aufgespürt worden sind.

Einer davon ist ein Arzt, der auch Mitglied der "Österreichischen Gesellschaft für Senologie" ist. Und der von seinem Präsidenten mit folgender Anrede angeschrieben worden ist: "sehr geehrte GesellschaftsmitgliederInnen". Und im darunterstehenden Text bedankt sich der holpersprachige Professor - natürlich vom AKH - auch bei den "VorstandsmitgliederInnen".

Woran man wieder einmal ergriffen erkennen kann, welch tolle wissenschaftliche Fortschritte in diesem Mammutspital erzielt werden Jetzt können sie schon im scheinbar harmlosen Neutrum "das Mitglied" einen bösartigen Mann erkennen. Der natürlich sofort ausgerottet werden muss. Dafür veranstaltet der österreichische(!) Verein einen "maritimen Workshop" auf Kreta. Ist "maritimer Workshop" in der ja immer sehr unverständlichen Ärztesprache vielleicht eine Umschreibung für "steuerlich als Dienstreise getarnter Urlaub"? Obwohl der Urlaub und die Dienstreise ja eigentlich . . .

Und warum auf Kreta? Hält man dieses schöne, aber leider, leider weit enfernte Urlaubsziel wegen der Endung "a" für weiblich (obwohl sie natürlich geschlechtslos ist)? Sonst hätte man ja sicher ein näheres Ziel gewählt, um sich mit den vermutlich überall gleichen Problemen der weiblichen Brust auseinanderzusetzen. Hoffentlich versteht die Gesellschaft wenigstens von der etwas, wenn sie schon die deutsche Sprache nicht beherrscht.

Ähnlich idiotisch geht auch eine andere Institution im gleichen Dunstkreis mit der Sprache um, nämlich die MA15, der Gesundheitsdienst der Gemeinde Wien. Diese MA 15 betreibt ein Impfservice (Lassen wir die Frage beseite, warum sie das eigentlich tut. Denn das könnte ja auch jeder Kassenarzt).

In diesem Impfservice wird freundlicherweise auch für ein anderes menschliches Bedürfnis vorgesorgt. Nur lassen die Häupl-Vasallen die Besucher peinlicherweise im Unklaren, welche Art von MenschInnen durch die folgende Tür gehen sollten:

Ich würde am ehesten tippen, dass das für TranssexuellInnen und ZwitterInnen gedacht ist, also die neue HauptInzielIngruppIn der jetzt in WienIn so mächtigen Grün_Innen.

Apropos MA 15: Wann wird endlich der Skandal abgeschafft, dass der Gesundheitsdienst grammatikalisch ein männliches Geschlecht hat? In der Logik der Linken muss das ja als eine furchtbare Diskriminierung der Frauen gelten, die ja auch krank werden wollen.

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SN-Kontroverse:Altpolitiker-Aufstand

30. September 2011 02:11 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der Aufstand der Altpolitiker gerechtfertigt?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Grauslichkeit des Administrierens

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

"Nichts wäre grauslicher als der Gedanke, nur administriert zu haben". Der legendäre Kanzler Bruno Kreisky hat diesen Satz im Rückblick auf seine Arbeit als Politiker formuliert und ihn gewissermaßen als Richtschnur für politisches Handeln festgelegt. Die derzeitige Politikergeneration hält offenbar nichts von derart hohen Ansprüchen. Bestenfalls Mittelmaß ist das, was Regierung - und im Wesentlichen auch die Opposition - abliefern. Gestaltungswille ist kaum spürbar; Zukunftsfragen werden nicht angegangen. Dies obwohl die rot-schwarze Koalition durch die Verlängerung der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre mehr Zeit zur Verwirklichung ihrer Pläne und Reformen hätte. Knapp zwei Jahre vor der nächsten Nationalratswahl ist die Bilanz der Regierung ziemlich kläglich. Die großen Vorhaben zur Lösung des Reformstaus sind nicht in Sicht. Dies beginnt bei der Bildungsreform, dem zweifellos wichtigsten Anliegen, um zukunftsfähig zu werden. Seit wie viel Jahrzehnten wird eigentlich schon über Gesamt- und Ganztagsschule diskutiert? In wie vielen Regierungsprogrammen ist von der dringend nötigen Verwaltungsreform die Rede? Wie oft schon wurde eine einfachere Steuergesetzgebung versprochen? Wie lange schon wird über eine Pensionsreform geredet, durch die das System langfristig abgesichert werden kann? Abgesehen von den Fragen nach mehr Transparenz in allen öffentlichen Bereichen, nach einer offenen Parteienfinanzierung, nach brauchbaren Gesetzen zur Korruptionsbekämpfung, nach einem modernen Wehrsystem oder einem zeitgemäßen Wahlsystem. Deshalb ist das Demokratiebegehren zu begrüßen, das namhafte Altpolitiker gestartet haben. Ein „letztes Aufgebot" (© Erhard Busek) um die derzeitig herrschende „Grauslichkeit des Administrierens" zu überwinden.


Die Angst vor dem Volk

Andreas Unterberger

Was heutzutage alles schon ein „Aufstand" sein soll! Diese Initiative der 70-Jährigen ist in Wahrheit bloß ein zitterndes Aufsteherl. Ihre Zahnlosigkeit ist aber weniger eine Folge ihres Alters, sondern ihrer tiefen inneren Verwurzelung mit dem System, das durch ihre Vorschläge nicht wirklich geändert würde. Viel Wirbel, damit alles gleich bleibt. Wenn sie etwa vorgeben, „entschlossen gegen Korruption" zu sein, aber nichts zu deren aktuellstem und schlimmstem Exzess sagen, machen sie sich lächerlich. Dabei geht es natürlich um die von Werner Faymann aus dem Korruptionsnest „Wiener Rathaus" in Bundesregierung, ÖBB und Asfinag importierte Bestechung beeinflussbarer Tages- und Wochenzeitungen durch üppige „Kooperationen" und Inseraten-Schaltungen. Diesen höchstwahrscheinlich kriminellen Deal auf Steuerzahlers Kosten praktizieren neben Faymann auch die Minister Schmied, Stöger und Berlakovich besonders intensiv.

Zweitens: Wer reformieren will und weder Schulden noch Hacklerregelung erwähnt, ist keine Sekunde ernst zu nehmen. Und das Ärgerlichste: Wer „mehr direkte Demokratie" verspricht, soll diese auch ernsthaft verfechten, und nicht mit einem so knieweichen Modell wie die Altpolitiker. Die Schweizer Verfassung zeigt vor, wie direkte Demokratie funktioniert – wenn man sie ernst meint. In der Schweiz führen schon 50.000 bzw. 100.000 Unterschriften zu direktdemokratischen Entscheidungen. Unsere Möchtegern-Reformer reden hingegen von 400.000. Noch wichtiger: In der Schweiz führt die durch ein solches Begehren ausgelöste Abstimmung zu sogar verfassungsrechtlich unumstößlichen Entscheidungen. Die alten Herren wollen hingegen nur eine - total unverbindliche! - Volksbefragung.

Offenbar schlottern unsere Politiker auch noch in der Pension aus Angst vor dem Volk.

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Fußnote 223: Volksbelustigung Volksbegehren

30. September 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt gibt es ihn, den megagroßen Untersuchungsausschuss.

Zur großen Freude der Journalisten. Die haben jetzt wenigstens ein Jahr lang etwas über die Innenpolitik zu berichten, welche ja angesichts des totalen Stillstandes sonst nichts mehr hergibt. Haben doch die diversen Volksbegehren der Herren Altpolitiker nicht einmal den Hauch von Relevanz. Spannend wird noch die Reihenfolge, wie die Untersuchungs-Abgeordneten die einzelne Verdachtsfälle aufarbeiten wollen. Dabei muss klar sein: Wenn das Parlament nicht mit den aktuellsten Unterschleif-Aktionen von noch amtierenden Politikern beginnt, wo es noch möglich wäre, durch gezielte Gesetzesänderungen eine Fortsetzung der Untaten zu vermeiden, dann sinkt der Untersuchungsausschuss überhaupt auf den Stellenwert einer Volksbelustigung nach Androsch- und Busek-Art ab. Außerdem werden reihenweise Vorgeladene sagen, sie entschlagen sich, weil irgendwo schon ein Vorverfahren gegen sie läuft. Relevant kann also nur das sein, was die Staatsanwaltschaft an konkreten Ergebnissen zustandebringt. Was diese freilich auch nicht schafft. Und das wirft wieder einmal ein hässliches Licht auf deren Langsamkeit und jahrelanges Wegschauen bei der Faymannschen Inseratenbestechung.

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Fußnote 222: Thilo, der ORF und die Fakten

30. September 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Thilo Sarrazin hält einen Vortrag in Graz. Und der ORF berichtet darüber unter gleich dreimaliger Verwendung des Wortes „Skandal“.

Begründung, warum das wichtigste und bestrecherchierte politische Buch der letzten Jahrzehnte ein Skandal sei, blieb der Linkssender wie immer schuldig. Dafür rückte er armselige 40 Anti-Sarrazin-Demonstranten und ihre wirren Sprüche kräftig ins Bild. Deren Intoleranz gegenüber anderen Meinungen ist der einzige erkennbare Skandal. Wie viele Demonstranten müssten eigentlich Nichtlinke mobilisieren, um einmal vom ORF zur Kenntnis genommen zu werden? Seltsam auch die ORF-Behauptung, dass nur die FPÖ Gefallen an Sarrazin finde, war dieser doch Gast der ÖVP. Es stimmte auch nicht einmal die Behauptung, dass Sarrazins Grazer Vortrag sein erster in Österreich gewesen sei. Der Bestsellerautor hatte schon zwei Tage davor im überfüllten Wiener Hotel Imperial lange referiert. Aber vielleicht gilt ein Vortrag für den ORF nur dann als gehalten, wenn irgendwelche Halb- oder Ganz-Kommunisten demonstrieren. Und hoffentlich stimmt wenigstens der Wetterbericht.

PS.: Wer beides versäumt hat: Das Buch ist nach wie vor erhältlich. Und wichtig und richtig wie eh und je (man muss nur überall dort, wo „Deutschland“ steht, „Österreich“ denken).

PPS.: Dass Bestsellerlisten meist nur die politisch korrekte Meinung des Buchhandels, aber nicht die wahren Umsätze zeigen, hat sich im letzten Jahr an Hand des Sarrazin-Buches gezeigt. Es wurde zwar fast unglaubliche eineinhalb Millionen mal verkauft, aber von den Bestsellerlisten weitgehend ignoriert.

 

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Friedhöfe, Hymnen, Genderismus

29. September 2011 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind die kleinen Beispiele, die am anschaulichsten zeigen, mit welch absurden Aktionen die politische Klasse ständig weiter unser Geld verbrennt, statt endlich zu sparen. Die Defizite öffentlicher Haushalte setzen wie ein Tsunami die Weltwirtschaft unter Wasser, aber niemand schließt auch nur eine einzige Schleuse. Im Gegenteil: Mindestens 90 Prozent der Politiker sehen nur im ständigen Erfinden neuer Ausgaben ihren Daseinszweck.

Deswegen tut es einem Staatswesen auch durchaus gut, wenn es keine funktionsfähige Regierungsmehrheit hat, wie etwa seit eineinhalb Jahren Belgien. Dennoch ist Belgien keine Sekunde lang ins Visier der Märkte gekommen, obwohl seine Schuldenquote die dritthöchste in der EU hinter Griechenland und Italien ist. Können Regierungen keinen Unsinn machen, fürchtet man sich weniger.

Eines jener kleinen Beispiele ist das Gender budgeting. Dieses ist vom Gesetzgeber unter dem Druck einer Handvoll Feministinnen eingeführt worden. Es sieht vor, dass nun bei jedem Budgetposten untersucht werden muss, wieweit er Männern und wieweit er Frauen zugute kommt. Dass dieses Gender budgeting natürlich einen Rattenschwanz an Bürokratie und Kosten auslöst, war den Gesetzgebern wurscht. Wieder einmal haben die 90 Prozent  Geldausgeber unter den Politikern gesiegt.

Im Zuge dieses Gender budgeting stand etwa ein Wiener Bezirk vor der Frage, wie er die Ausgaben für Friedhöfe den einzelnen Geschlechtern zuschreiben soll. Das Geschlecht der Toten wollte man nicht heranziehen (dort haben die Frauen ein Übergewicht, liegen doch viele Soldaten irgendwo zwischen Frankreich und ukrainischen Sümpfen vergraben). Die rettende Königsidee: Man zählte nicht unter der Erde, sondern über ihr, nämlich das Geschlecht der Friedhofsbesucher. Mit diesen Zahlen konnte man dann endlich beruhigt und seriös die unglaublich wichtige Aufgabe lösen, das Friedhofsbudget zu gendern. Übrigens: Auch bei den überirdischen Besuchern haben die Frauen ein Übergewicht.

Wundert es wen, dass das Kabarett immer langweiliger wird, wenn uns die Realität ständig solche Absurditäten beschert? Solchene Sachen kann man nicht erfinden. Niemand würde sie glauben.

Die Liste ähnlicher Ideen ist lang, auf die vielleicht ihre Erfinder stolz sein mögen, die aber so lebensfremd wie unnötig sind. Und die in der Summe unglaublich viel Geld kosten. Alleine die Rechtschreibreform hat Milliarden verschlungen, obwohl ihr einziger Zweck war, dass einige Beamte sich einmal im Leben wichtig fühlen konnten.

Eine weitere teure wie unnötige Reform steht gerade bevor: die Änderung der Bundeshymne. Diese Änderung wird zwar von der großen Mehrheit der Österreicher abgelehnt, trotzdem werden wir wieder Unsummen für viele neue Schul- und Lehrbücher, für Staatsbroschüren mit Hymnentext, für Notenblätter und Tonträger ausgeben. Hoffentlich sind Frau Rauch-Kallat und ihre grün-roten Spießgesellinnen wenigstens froh, dass sie den Staatshaushalt wieder einmal mit Erfolg schädigen konnten . . .

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Fußnote 221: Lobbyisten und andere Lobbyisten

29. September 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Worin unterscheidet sich die Tätigkeit eines freiberuflichen Lobbyisten von jener der Arbeiterkammer?

Gar nicht. Beide versuchen die Gesetzgebung und Verwaltung zugunsten der eigenen Geldgeber und zu Lasten anderer, meistens der Steuerzahler, zu beeinflussen. Der Unterschied liegt nur auf der Einnahmen-Ebene. Die Financiers der Arbeiterkammer müssen zwangsweise zahlen (5 Euro im Monat pro Tausender, den sie brutto(!) verdienen), während die Auftraggeber marktwirtschaftlicher Lobbyisten die freie Wahl haben. Umso größer die Frechheit, dass Arbeiterkammer, WKO und ähnliche Vereine vom geplanten Lobbyistengesetz ohne jeden Grund viel sanfter angefasst werden als die anderen Lobbyisten. So ist es den anderen zu Recht verboten, Druck auf den Gesetzgeber auszuüben – die Kammern dürfen das. Sie sitzen sogar völlig überproportioniert direkt im Parlament, während das bei Ernst Strasser zu Recht als unvereinbar angesehen worden ist. Und jetzt will die SPÖ, also die Arbeiterkammer, sogar noch zusätzlich, dass sich die Kammern nicht einmal mehr pro forma im Lobbyistenregister registrieren müssen, was kaum mehr bedeutet, als die Adresse anzugeben. Was lernt man daraus? Das einst (zu Recht) so verteufelte Ständestaat-Konzept ist heute im Herzen der SPÖ angekommen.

 

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Wenn man einmal so viel Lobenswertes erfährt

28. September 2011 18:56 | Autor: Andreas Unterberger

Endlich gibt es wieder eine ganze Menge erfreulicher Dinge zu vermelden. Ganz abgesehen vom Wetter. Wir danken Barbara Prammer, Silvio Berlusconi, den Wiener Grünen, der FPÖ, der Schweiz (gleich zweimal), Wilfried Haslauer, der Wiener Stadtverwaltung, dem Land Niederösterreich und dem Bauernbund.

Ein wirklich süßer Einstieg in diese Lobesakkumulation ist das Eingeständnis der amtierenden Präsidentin des Nationalrats: "Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden“. Das hat sie (oder einer ihrer Geisterschreiber) wirklich schön auf den Punkt gebracht. Offen bleibt nur, warum ein Verlag aus dieser Orientierungslosigkeit von Barbara Prammer und ihrer Partei gleich ein ganzes Buch gemacht hat.

Silvio Berlusconi ist zuletzt immer wieder negativ aufgefallen. Für seine Ankündigung, alle Tunesier abzuschieben, die in den letzten Monaten nach Lampedusa "geflüchtet" sind, verdient er aber Anerkennung. Ganz im Gegensatz zu den weltfremden Gutmenschen in Medien und Linksparteien, die in den vergangenen Monaten voller Krokodilstränen die Weiterwanderung der Tunesier nach Österreich verlangt haben. Wenn Berlusconi seine Ankündigung auch noch zu realisieren imstande sein sollte – was noch sehr genau abzuwarten ist –, dann werden ihm zu Recht wieder viele Italiener seinen peinlichen Altherrentrieb für junge Mädchen nachsehen. Dies schon deshalb, weil alle drohenden Alternativen vielleicht zu larmoyantem Moralismus, aber sicher nicht zu energischem Handeln imstande sind.

Der nächste Lobesabsatz geht – wieder einmal – in die Schweiz: Dort hat nun auch ein Gericht die Strafe von immerhin 1400 Franken gegen muslimische Eltern bestätigt, weil diese ihre Töchter schon ab dem siebenten Lebensjahr nicht in den Schwimmunterricht geschickt haben. Das Gericht fand eine rundherum souveräne Begründung für sein Urteil – mit der einzigen Ausnahme, dass es das Tragen von Ganzkörper-Badeanzügen erlauben will.

Das bringt uns gleich zum Lob für die Freiheitlichen, die einen Vorstoß für Schuluniformen gewagt haben. Eine solche Schuluniforms-Pflicht würde nicht nur Kopftuch- und andere Unsinnigkeiten verbieten. Sie würde auch den schädlichen – und für manche weniger gut gestellte Eltern sehr belastenden – Markenfimmel beenden, der in etlichen Schulen unter den Kindern herrscht. Geradezu köstlich, wie manche Medien reflexartig zubeißen, nur weil ein Vorschlag von den Freiheitlichen kommt.

Noch einmal die Schweiz: diesmal als positiver Kontrast zur österreichischen Korruptions- und Gewerkschaftsbahn ÖBB. Die SBB erzielten auch zum Halbjahr einen Gewinn – und kündigen dennoch einen deutlichen Stellenabbau und Einsparugnsmaßnahmen an. Was fällt eigentlich dem ÖBB-Politruk Christian Kern dazu ein? Er schimpft auf seine Vorgänger.

Besonders großes Lob hat sich dieser Tage der Salzburger Schwarze Wilfried Haslauer verdient. Der bisher eher durch Fadesse aufgefallene Mann fand plötzlich Worte, auf welche die verbliebenen ÖVP-Sympathisanten seit Jahren gewartet haben. Er wagte es nicht nur, einige Wahrheiten auszusprechen, wie etwa, dass Werner Faymann „ein Kunstprodukt, geklont von seinen Beratern, politisch blutleer“ sei, der sich durch Steuergeld eine angenehme Berichterstattung kaufe, und der das „destruktive Element“ in der Regierung sei. Haslauer machte auch in einer seit längerem unüblich gewordenen Deutlichkeit seiner Partei klar, wohin der Weg gehen müsse: inhaltliche Erneuerung, mehr Selbstvertrauen – und Rückbesinnung auf bürgerliche Werte. Dass Michael Spindelegger postwendend auf Distanz zu Haslauer gegangen ist, trübt das Salzburger Spätsommerhoch freilich wieder aus Osten deutlich ein.

Im Wiener Gemeindebau ist ohne viel Aufsehens etwas passiert, was noch vor wenigen Jahren die üblichen Medien und viele Rotgrüne in laute „Faschismus!“-Warnrufe ausbrechen hätte lassen: In den Gemeindebauten sind nämlich 2800 Überwachungskameras aufgestellt worden. Angesichts von Kriminalität, Import uneuropäischer Sitten (sowie Mieter) und Vandalismus war das dringend notwendig geworden. Und kein Mieter regt sich über die Kameras auf, sondern viele freuen sich.

Auch die Wiener Grünen schaffen es zum ersten Mal auf die Lobesliste: Sie verlangen die Ausweitung der Parkpickerlpflicht auch für Bezirke außerhalb des Gürtels. Das wäre in der Tat dringend notwendig. Denn die Gebührenpflicht innerhalb des Gürtels lässt Zehntausende die Wohngebiete außerhalb des Gürtels mit ihren Autos überschwemmen, wenn diese in der Nähe von U-Bahn oder Straßenbahn liegen. Was dort nun mancherorts die Parkplatzsituation für die Wohnbevölkerung schlimmer macht als im innerstädtischen Bereich. Besonders ärgerlich ist ja, wenn viele der Autos aus Niederösterreich, dem Burgenland, der Steiermark, Deutschland, Polen, Tschechien oder der Slowakei dort oft wochenlang unbewegt stehen bleiben.

Weil aus Rechnungshof-Berichten sonst immer nur das Negative zitiert wird: Aus dem Sommer ist noch dickes Lob des Kontrollorgans für die Dienstrechtsreform der niederösterreichischen Landesbediensteten nachzuholen. Die Rechnungshofer fanden „in weiten Bereichen ein Referenzmodell für ein modernes, leistungsorientiertes Dienst- und Besoldungsrecht“. Wer hätte das den Pröll-Aktenträgern zugetraut?

Last not least dickes Lob für den Bauernbund, weil er Thilo Sarrazin nach Österreich bringt. Ist doch Sarrazin zusammen mit Jan Fleischhauer und Henryk Broder sicher das Beste und Mutigste, was es in Deutschland an politischen Autoren zu finden gibt. Wer noch einen „Kurier“ vom vergangenen Sonntag daheim herumliegen hat, sollte unbedingt das große Interview mit ihm nachlesen (oder gleich das große rote Sarrazin-Buch wieder hervorholen) und sich an messerscharf begründeten Erkenntnissen erfreuen. Wie:
- Integration ist in erster Linie eine Bringschuld;
- die Probleme mit dem Facharbeitermangel haben wir durch Zeugungsverweigerung und die Förderung des  türkischen Zuzugs selbst eingewirtschaftet;
- die Schulergebnisse der Türken sind auch in der Türkei selbst sehr schlecht, denn sie sind primär das Produkt kultureller Vererbung und nicht eines Versagens der österreichischen oder deutschen Schulen (was ja behauptet wird, um die Qualität dieser Schulen endgültig zu zertrümmern);
- oder der Vorschlag, Zuwanderer sollen für mindestens zehn Jahre keine Sozialtransfers bekommen, weil viele ja überhaupt nur dieser Sozialtransfers wegen herkommen.
Die Tatsache, dass eine wichtige ÖVP-Organisation Sarrazin ins Land holt, macht Hoffnung, dass die hiesigen Schwarzen nicht denselben Fehler machen werden wie die deutschen Schwarzen, die Sarrazin verteufelt haben, ohne ihn gelesen zu haben. Auch ein Sozialdemokrat kann nämlich mehr Recht haben als andere. Wenn nun auch noch Sebastian Kurz einen halben Tag in ein Gespräch mit Sarrazin investieren sollte, statt sich noch weiter bei Küberl&Co anzubiedern, dann wäre das das Schlagobers-Häubchen dieser langen Lobes-Liste.

 

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Ein Empfang für Türkenbleibenmacher

28. September 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Die österreichische Botschaft in der Türkei hat eine Feier für neun Religionsbeauftragte der staatlichen türkischen Religionsbehörde veranstaltet, die in den nächsten Wochen nach Österreich entsandt werden. Was soll denn daran auffällig sein?

Erstens ist wohl auffällig, dass sich die Republik in Person der Botschafterin so heftig an eine staatliche Religionsbehörde – also an das Gegenteil von Religionsfreiheit! – anbiedert, dass sie sogar ein Fest für diese macht.

Zweitens, dass ein Funktionär jener ominösen Religionsbehörde dabei die „Motivation“ der neun „Religionsbeauftragten“ lobt, Deutsch zu lernen. Wie bitte? Die müssen erst Deutsch lernen? Hat nicht die österreichische Regierung schon vor längerer Zeit verkündet, dass man schon vor dem Zuzug Deutsch können muss? Und wir feiern da den Zuzug von neun Politkommissaren, die noch gar nicht deutsch können?

Drittens, dass fast gleichzeitig mit der Nachricht über den Empfang in der Botschaft die Klagen der (wenigen noch verbliebenen, aber dort seit 2000 Jahren beheimateten) türkischen Christen bekannt geworden sind, wie übel sie in türkischen Schulbüchern als Landesverräter denunziert werden. Ob sich die österreichische Diplomatie vielleicht auch einmal um die unangenehmen Realitäten in der Türkei zu kümmern versucht?

Und viertens: Was werden diese „Beauftragten“ einer fremden Regierung in Österreich überhaupt tun? Ist die Vermutung sehr weit hergeholt, dass sie das Gegenteil von Integration im Auge haben werden? Dass sie weniger den islamischen Glauben, sondern vor allem das Türkentum in den hiesigen Türken wachhalten sollen? Wissen sie doch, wer sie bezahlt.

 

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Fußnote 220: Die Bahn fährt, wo sie will

27. September 2011 03:52 | Autor: Andreas Unterberger

Es war nur eine Randbemerkung der Finanzministerin, aber sie zeigt das provozierende Desinteresse mancher Imperien in diesem Land am Sparen.

Es geht wieder einmal um die ÖBB. Diese, so enthüllte Fekter, haben praktisch noch nie über die Bundesbeschaffungsgesellschaft eingekauft, obwohl sie das Recht dazu hätten. Diese Gesellschaft verschafft ja durch ihre akkumulierte Marktmacht den einkaufenden Bundesbehörden vom Kanzleipapier bis zum Dienstauto oft 40 Prozent bessere Preise, als jeder andere in Österreich zahlen muss. Aber die ÖBB denken nicht daran, wirklich zu sparen, und kaufen daher lieber alles selber ein. Die Vermutung liegt nahe: Würde man alles zentral einkaufen, könnte man ja keine Steuergelder mehr zu Faymanns Freunden verschieben. Freilich kann man auch Fekter die folgende Frage nicht mehr ersparen: Warum bekommen die Bahnen unser Steuergeld eigentlich noch immer ohne ähnlich harte Auflagen, wie sie derzeit etwa die Griechen treffen? Dabei kommen uns Steuerzahler die ÖBB alljährlich teurer, als diese Griechenland-Hilfe vermutlich am Ende kosten wird. Und diese Hilfe bekommen die Griechen nur unter sehr genauen Bedingungen und Vorgaben. Ihnen wird diktiert, wie Beamtenbezüge und Pensionen zu kürzen sind,  was zu privatisieren ist und wie viele öffentliche Jobs abzubauen sind. Wer bankrott ist, muss ja auch dem Masseverwalter das Steuer überlassen. Nur die ÖBB nicht.

PS.: Der zweite von Fekter getadelte Sünder: Auch die meisten Unis bis auf die Wirtschafts-Universität verzichten weitgehend auf den Vorteil des gemeinsamen Einkaufs. Für die gilt aber ohnedies fast dasselbe wie für die ÖBB.

 

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Noch ist Griechenland nicht verloren

27. September 2011 00:33 | Autor: Andreas Unterberger

Die Überschrift mag angesichts der nun wohl unmittelbar bevorstehenden Pleite Griechenlands samt drastischem Schuldenschnitt überraschen. Aber gerade am Tiefpunkt kann es in Wahrheit nur noch aufwärts gehen. Vorerst noch unbemerkt von der ausländischen Öffentlichkeit, gibt es in Griechenland erste – erste! – Spuren einer Besserung. Denn so schlimm die Schulden und die längst unvermeidliche Staatspleite mit ihren gesamteuropäischen Folgen auch sind, so mies die griechischen Betrügereien auch sind: Das noch viel größere zentrale Problem des Landes ist die Mentalität der Menschen.

Diese Mentalität hat das Land ins Unglück gestürzt, und Schulden wie Pleite sind nur die Folge. Aber nun gibt es doch eine Reihe von Hinweisen, dass zumindest bei einem wachsender Teil der Griechen ein erstes Umdenken stattfindet. Sie spüren, dass der Weg der letzten Jahrzehnte an ein Ende angekommen ist.

Dieser Weg war vor allem einer der erfolgreichen Erpressung. Der Westen hat in den Jahren des Kalten Krieges auf Grund der aus Griechenland kommenden Signale immer wieder fürchten müssen, dass die Hellenen in den Kommunismus abgleiten oder zumindest die Nato verlassen und in einen antiwestlichen Neutralismus wechseln. Immerhin gab es in dem Land nach dem Weltkrieg einen blutigen Bürgerkrieg zwischen kommunistischen und prowestlichen Kräften.

Durch diese Erpressung haben die Griechen nicht nur die Aufnahme in die EU erzwungen. Sie haben auch zuerst den Amerikanern und dann den EU-Europäern viel Geld abgepresst. Sie haben dadurch auch ihre militärische Hochrüstung gegen die türkische Bedrohung im Konflikt um die Ägäis-Inseln sicherstellen können. Lassen wir dahingestellt, wie viel davon eine echte und wie viel eine übertriebene Bedrohung war. Tatsache ist jedenfalls, dass die Türken mit ihrer Invasion auf Zypern gezeigt haben, dass sie eine imperialistische Macht sind. Tatsache ist aber auch, dass die türkischen Einwohner Zyperns davor vielfältige Diskriminierung durch die dortigen (und von Athen unterstützten) Griechen erfahren hatten.

Erpressung war aber auch ein beliebtes innenpolitisches Machtinstrument. Mit regelmäßigen Streiks haben sich die Griechen wirtschaftlich nicht finanzierbare Lohnhöhen und soziale Ansprüche erkämpft, und versuchen all das heute noch so zu verteidigen. Knapp vor dem offenen Ausbruch der Schuldenkrise war Athen aber auch monatelang von Straßenunruhen linksradikaler Studenten lahmgelegt, denen die (damals konservative) Regierung und die Polizei unter dem Druck der linken Medien nach einem Todesfall nie energisch entgegenzutreten wagten.

Gleichzeitig haben es die Griechen nie verstanden, eine Industrie aufzubauen. Ausländische Investoren haben nicht nur die hohen Löhne und die vielfältigen sozialen Ansprüche griechischer Arbeitnehmer gescheut, sondern sich überdies immer als eher unerwünscht empfunden.

Das mag wohl auch mit griechischen Überlegenheitsgefühlen gegenüber allen Ausländern zu tun haben. Schließlich war das Land vor zweieinhalbtausend Jahren in der Philosophie, in der Mathematik, in der Architektur, in der bildenden Kunst, in der Dichtkunst, in der Entwicklung von Demokratie auf einem so hohen Stand, den andere Regionen Europas damals nicht einmal annähernd hatten, den diese zum Teil auch Jahrtausende später nicht erreichten. In mancherlei Hinsicht konnten sich die Griechen zu Recht als die Väter Europas ansehen – nicht nur in Hinblick auf die Wurzeln des Wortes Europa.

Diese unglaubliche Leistung der damaligen Griechen wurde aber für die späteren zum Ballast. Die Grundlage war weggefallen, aber das Überlegenheitsgefühl ist geblieben. Es äußerte sich etwa im hohlen Prunk des oströmischen Reiches, welches das römische um ein rundes Jahrtausend mehr schlecht als recht überlebte, bevor es von dem islamisch-osmanischen Vorstoß hinweggefegt wurde. Das nationale Überlegenheitsgefühl äußerte sich auch in der orthodoxen Religion, die in jedem Land mit ziemlichem Nationalismus verbunden ist, der im Fall Griechenlands noch durch den Ehrenvorrang der griechischen Orthodoxie übertroffen wird.

Die Geschichtsbücher sind voll von Beispielen, wie Nationen, die mehr oder weniger lang eine globale Führungsrolle hatten, nachher umso länger und tiefer abgestürzt sind. Portugal, Spanien, Rom sind die klassischen Beispiele. Aber auch Frankreich, Großbritannien und Russland haben bis heute Riesenprobleme beim Abstieg vom Gipfel der globalen Macht.

Dieses kollektivpsychologische Problem tritt naturgemäß bei Ländern nicht auf, die nie groß waren und die auch nie das gefährliche Glück eines Rohstoffreichtumes hatten: Finnland, Singapur, die Schweiz, Hongkong, Südkorea sind Länder, wo es den Menschen im Schnitt heute viel besser geht als im Rest der Welt. Auf diesem Weg sind heute auch Chinesen, Vietnamesen und noch etliche andere Länder unterwegs. Sie alle haben aus der Geschichte gelernt, dass nur der eigene Fleiß, die eigene Leistung dauerhaft entscheidend sind, und dass ihnen heute die globalisierte Weltwirtschaft auch die Chance bietet, die Früchte von Fleiß und Leistung zu konsumieren. Diese beiden Vokabel heißen auf Latein nicht ganz zufällig „industria“.

Zurück nach Griechenland: Die eigenen Unternehmer des Landes haben immer die Seefahrt, den Tourismus und Handel als interessanter empfunden denn die Industrie. Aber ganz ohne industrielle Wertschöpfung kann eine Wirtschaft nicht funktionieren. Vor allem wenn sie zusätzlich geplagt wird durch Nepotismus und Korruption, durch Steuerhinterziehung und Überbürokratisierung.

Vielleicht bin ich überoptimistisch, wenn ich die Signale einer ersten leichten Besserung zu sehen vermeine. Aber es gibt jedenfalls etliche Anzeichen, dass sich die Griechen nun erstmals intensiv und ehrlich um ausländische Investoren bemühen. Dass auch die Privatisierung nun endlich ernsthaft angegangen wird.

Das alles ist gewiss keine Entschuldigung für die griechischen Sünden. Und auch nicht für die vielen Fehler der Miteuropäer im Umgang mit dem Land, im sinnlosen wie teuren Hinauszögern der griechischen Pleite. Aber bei aller Tristesse sollten wir uns doch bewusst machen, dass ein so steiler Absturz auch die Grundlage für eine sehr gute nachfolgende Entwicklung sein kann.

Denken wir nur an Finnland: Das Land hat Anfang der 90er Jahre einen noch viel steileren Absturz erlebt als Griechenland derzeit. Das im BIP gemessene Volkseinkommen der Finnen schrumpfte damals um gewaltige 20 Prozent (Ursache war der Zusammenbruch der Sowjetunion, des bis dahin weitaus wichtigsten Handelspartners der Finnen). Aber genau dieser Schock hat die Finnen stärker gemacht. So wie das bei den Deutschen und Österreichern der Schock des absoluten Nullpunkts des Jahres 1945 nach drei Jahrzehnten voller Kriege, Not und Verbrechen getan hat.

Freilich lehrt die Geschichte auch, dass die Heilwirkung einer starken Krise nicht ewig anhält. Aber von dieser Sorge sind die Griechen ja vorerst noch wirklich sehr weit entfernt.

PS.: Dieser - vielleicht verzweifelt anmutende - Versuch, in der griechischen Krise auch so etwas wie eine positive Katharsis zu sehen, ändert nichts an der Notwendigkeit, die Pleite eindlich auch als solche zu bezeichnen. Und den Druck der internationalen Geldgeber aufrechtzuerhalten, dass die griechischen Spar- und Reform-Ankündigungen auch verlässliche Realität werden.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Linzer Schizophrenie oder: „Wer ist stärker: I oder I“?

26. September 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Der rote Ewald Nowotny vs. die rote Stadt Linz: Das ist Brutalität um Wucher, Arglist und viele Millionen. Und gleichzeitig eine Lehrstunde, wie bei der SPÖ die ständige antikapitalistische Rhetorik und die Realität auseinanderklaffen. Und in welchen Fällen die Grünen so ganz und gar gegen Untersuchungsausschüsse sind, die sie sonst täglich verlangen.

Für alle jene, die angesichts der vielen derzeit hochbrandenden Skandale die Details nicht im Kopf haben, was mehr als verständlich wäre: Der Finanzdirektor der roten Industriehochburg Linz hat zur „Absicherung“ eines Frankenkredits über 195 Millionen, also einer der von den Sozialdemokraten ständig so heftig getadelten spekulativen Wetten, eine weitere (noch viel riskantere) Wette abgeschlossen, bei der die Stadt maximal 30 Millionen Euro gewinnen, aber maximal 118 Millionen Euro verlieren könnte. Leider, leider hat sich der Franken nicht wunschgemäß entwickelt, sodass die Stadt schon einmal 24 Millionen nachschießen hat müssen. Weitere saftige Nachschusspflichten stehen bevor.

Das ist für den Steuerzahler und die Linzer bitter. Aber auch in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich.

Denn die Bawag unterstand zu jenem Zeitpunkt ausgerechnet einem gewissen Ewald Nowotny, einem braven Parteisoldaten, der seit Jahrzehnten immer böse über den Kapitalismus herziehen konnte (und der übrigens auch sehr lange verhindert hat, dass an die Wirtschaftsuniversität irgendwelche sachkundigen Nationalökonomen kommen).

Es ist schon sehr erstaunlich, welche Geschäfte diese Nowotny-Bawag damals ihren Kunden angedienert hat. Wobei ein solches Geschäft mit diesen Dimensionen und diesem Vertragspartner garantiert den Bawag-Vorstand durchlaufen musste. Wäre es – unmittelbar nach dem großen Elsner-Skandal! – anders, wäre es ein doppelt peinliches Versagen der bankinternen Richtlinien, für die natürlich wieder der Vorstand zuständig ist.

Das wirft jedenfalls ein mehr als fahles Licht auf den in der europäischen Schuldenkrise nur durch Profillosigkeit und Herumstottern auffallenden Nationalbankpräsidenten Ewald Nowotny. Wer schon die Linzer so riskant exponiert hat, tut der das nicht problemlos auch mit Österreich und Europa? In der europäischen Schuldenkrise wie auch im Fall Linz ging und geht es ja immer um eines: aktuelle Risiken durch Eingehen neuer, noch viel größerer Risiken zuzudecken, die aber erst später schlagend werden.

Wahrscheinlich handelten er und sein Team damals als Opfer der eigenen Vorurteile. Denn offenbar tritt bei Nowotny ein unter Linken häufiges Phänomen auf: Wenn man den Kapitalismus immer so verteufelt, verhält man sich dann selbst teuflisch, wenn man in diesem Kapitalismus an die Schalthebeln kommt. Das ist gleichsam eine 'self fulfilling prophecy'. Wenn man immer sagt, dass Manager im Kapitalismus kein Verantwortungsbewusstsein haben, dann ist man selber in der plötzlichen Rolle eines Managers verantwortungslos, weil es ja zum Rollenbild gehört wie der dunkle Anzug und das blütenweiße Hemd. Es gibt übrigens Studien, dass Bankiers viel seltener in Pleiten schlittern als Banker. Mit Bankiers sind jene aussterbenden Typen gemeint, die noch mit dem ganzen eigenen Vermoegen haften.

Interessant, wenn auch nicht wirklich beweiskräftig, ist übrigens auch noch der Umstand, dass sich Nowotny Ende 2007 wenige Monate nach diesem Linzer Deal aus der Bawag zurückgezogen hat. Das war schon ein dreiviertel Jahr, bevor er an die Spitze der Nationalbank und damit auch in die Europäische Zentralbank gehievt worden ist.

Vertrauen in unser Geld vermittelt dieser Mann jedenfalls in keiner Weise.

Jetzt wirft das knallrote Linz der damals noch knallroten Bawag jedenfalls Dinge wie „Wucher“ und „arglistige Täuschung“ vor. Die Stadt hat freilich schon im vergangenen Winter eine saftige Klage gegen die Bawag angekündigt, die im Mai eingebracht werde. Jedoch ist bis heute keine Klage überreicht. Denn Experten haben gleich einmal gewarnt, dass da zuvor gleich noch einmal weitere zwei Millionen Steuergeld für die Prozesskosten zu reservieren seien. Dabei hat die Bawag damals alle Risken offen gelegt. Die Stadt kann dem nur einen – fast heiteren – Vorwurf entgegenhalten: Die Bawag hätte wissen müssen, dass der Spitzenbeamte keine interne Ermächtigung zum Abschluss eines solchen Geschäftes hatte, auch wenn die Bank offensichtlich auf alle Risken hingewiesen hat.

Noch heiterer ist, dass in Linz nicht nur die SPÖ, sondern auch die Grünen sowohl einen Untersuchungsausschuss wie auch eine Einschaltung des Kontrollamtes abgelehnt haben. Sind das nicht die gleichen Grünen, die im Nationalrat fast täglich nach Untersuchungsausschüssen gegen alles und jedes verlangen, mit Peter Pilz eine als oberstem Ankläger, Einpeitscher und Richter in einer Person? Wie der Ort die Sichtweise ändern kann!

Das ist jedenfalls mindestens genauso schizophren wie das „Wer ist stärker; I oder I?“ der SPÖ.

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Dumm, frech und ignorant

25. September 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

So präsentierten sich in der abgelaufenen Woche wieder allzu viele Akteure der staunenden Öffentlichkeit (sofern ihnen diese überhaupt noch zuhört). Es brauchte jedenfalls eine starke Dosis autogenen Trainings, um bei all diesen Äußerungen ruhig und gelassen zu bleiben, ob es sich nun um den Herrn Kern, den Herrn Pilz, die Frau Karl, den Herrn Lochs, den „Spiegel“ oder diverse Zuwanderungs-Fördervereine handelt.

Da gab es etwa den ÖBB-Generaldirektor Christian Kern, einen besonders üblen Politruk. Der ist nicht nur dadurch aufgefallen, weil aus der ÖBB in den letzten Tagen seltsam bereinigte Protokolle über die diversen Faymann-Inserate gekommen sind, sondern auch durch folgende vor Publikum angestellte Rechnung: Auch wenn es stimme, dass jeder Österreicher – also vom Baby bis zum Pflegefall – 2350 Euro Schulden nur der ÖBB wegen habe, so mache das nichts: Denn dem stehe ein Wert der ÖBB von 2450 Euro pro Österreicher gegenüber.

Wie bitte? Diese jedes Jahr satte Abgänge produzierende ÖBB soll dem von jedem ökonomischen oder juristischen Studium freien Herrn Kern zufolge auch einen Wert haben? Noch dazu einen so gewaltigen?

Da kann man nur eines sagen: Wer auch immer bereit ist, mehr als 19 Milliarden für diesen Betrieb zu zahlen: Bitte, bitte kaufen! Wir geben noch zehn Prozent Rabatt dazu, wenn jemand schnell kauft! Oh, da ist gar niemand bereit dazu? Einen Betrieb, in dem die Gewerkschaft das Sagen hat und der derzeit alljährlich sechs Milliarden Steuergelder verbraucht, den kauft niemand? Und schon gar nicht um diesen Preis? Ach, wie schade!

Aber wenigstens hat sich Herr Kern einmal mehr einen Platz im Buch der Chuzpe-Rekorde verdient.

Natürlich hat auch Peter Pilz diese Woche nicht ausgelassen, um seine Frechheiten zu produzieren. Er hat eine Konstruktion vorgestellt, wie trotz der Klagen der Justiz über die Störungen durch einen U-Ausschuss ein solcher gleichzeitig mit den intensiven Erhebungen der Strafverfolgungsbehörden stattfinden könne: Das Parlament solle halt „Rücksicht darauf nehmen, was die Justiz in bestimmten Fällen vorhat“.

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Denn dazu muss natürlich die Justiz vorher dem Parlament – also allen Parteien! –  mitteilen, was sie denn so an Erhebungen vorhat. Sonst kann man ja nicht "Rücksicht" darauf nehmen. Das wird die Strafverfolgung in ohnedies sehr heiklen schwierigen Fällen logischerweise noch zehnmal schwieriger machen. Wenn also die Justiz beispielsweise vorhaben sollte, bei der Zeitung „Österreich“ oder bei „Heute“ eine Hausdurchsuchung wegen der Faymann-Inserate zu machen, muss das nach dem Pilz-Plan vorher dem Parlament mitgeteilt werden. Was natürlich postwendend in diesen Redaktionen bekannt werden wird. Der Vorschlag ist entweder absolute Blödheit – oder Pilz will die Rückkehr zur alten Inquisitionsjustiz, in welcher der Fürst der Einfachheit halber auch gleich die Rechtsprechung erledigt hat. Was für seine Günstlinge immer sehr günstig ausgefallen ist.

Nochmals Justiz: Jetzt kann Justizministerin Beatrix Karl aber jubeln, denn der Streit mit Litauen sei beigelegt. Man erinnert sich: Österreich hat trotz eines Auslieferungsbegehrens Litauens einen mutmaßlichen KGB-Gewalttäter nach wenigen Stunden unter massivem russischen Druck einfach wieder freigelassen. Österreich und Litauen haben jetzt also eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der es heißt, man wolle „künftig Fehler wie jenen im Fall Golowatow verhindern“.

Aber hallo! Das ist ja ein volles Schuldeingeständnis der Frau Karl! Sie hat also nach langen Ausweichversuchen und verächtlichen Äußerungen über Litauen nun doch zugegeben, dass da „Fehler“ begangen worden sind. Da fehlt jetzt freilich noch der logische zweite Schritt: Wer bitte, wird nun für diese Fehler zur Rechenschaft gezogen werden? Wo ist das Disziplinar- und Strafverfahren gegen die involvierten Beamten – oder der Ministerrücktritt, wenn Karl selber die Fehlermacherin gewesen sein sollte? Oder sollte es in diesem Lande gar selbstverständlich sein, dass bei Anruf des russischen Botschafters halt einfach das Recht gebogen wird, bis es kracht?

Persönlich wäre das Karl-Prinzip ja gar nicht so übel: Ich werde nach meinem nächsten Banküberfall halt auch sagen, dass ich einen solchen „Fehler“ künftig verhindern werde. Oder steht etwa nur die Spitze der Justiz über den Gesetzen?

Ein gewisser Herbert Lochs ist Rektor der Medizin-Uni. Er hat wie fast jeder Rektor nun einen eigenen Vorschlag gemacht, wie die maroden Unis zu finanzieren seien. Er schlägt „nach oben nicht begrenzte“ Studiengebühren vor – aber nur für Ausländer. Hingegen soll jeder Österreicher in der Regelstudienzeit über einen Studienscheck gebührenbefreit sein.

Ein erstaunlicher Vorschlag. Er zeigt, dass im heiligen Land Tirol nicht einmal die Rektoren über die Tatsache informiert sind, dass wir seit 16 Jahren in der EU sind. Und dort sind solche Unterscheidungen zwischen Inländern und Bürgern anderer EU-Länder halt leider gar nicht erlaubt – wie trickreich immer man sie zu tarnen versucht.

Der Papstbesuch in Deutschland zeigt, dass dort überraschenderweise durchaus noch eine starke und blühende Kirche zu finden ist. Jene – wenigen – linken Abgeordneten, die bei der Papstrede den Bundestag verlassen haben, haben sich hingegen eher blamiert, nachdem sie bei Dutzenden anderen Staatsoberhäuptern keinen solchen Boykott veranstaltet haben. Besonders skurril ist die Anti-Papst-Debatte in etlichen deutschen Medien, wobei der seit dem letzten Chefredakteurswechsel neuerlich ganz nach links gerückte „Spiegel“ mit seinem Cover „Der Unbelehrbare“ wieder einmal den Vogel abgeschossen hat. Was man auch immer vom Papst Ratzinger halten mag: Gott schütze die Kirche jedenfalls vor einem Papst, der sich von einem „Spiegel“ belehren lässt.

Die „Asylkoordination“ ist eine Lobby-Organisation für mehr Zuwanderung durch Asylanten, wie schon der Name allein verrät. Diese Woche hat sich der Verein besonders deutlich enttarnt. Er kritisierte, dass das Innenministerium seit einiger Zeit das Alter von sogenannten Flüchtlingen medizinisch überprüft. Diese Überprüfung geschieht, weil immer öfter erkennbar Ältere sich als jugendlich ausgegeben haben, um dadurch etliche Vorteile bei der Einwanderung nach Österreich zu lukrieren.

Der Kommentar dieser „Asylkoordination“ zu den Überprüfungen: „Dann sind Familien eben gezwungen, die jüngeren Geschwister zu schicken.“ Deutlicher kann man es gar nicht zugeben: Da geht es nicht um arme politisch Verfolgte, sondern um Menschen, die „geschickt“ werden, damit sie dann als arme Asyl-Waisenkinder bald die ganze Familie nachholen können.

Wieder einmal bestätigt sich, dass hier eine vielfältig organisierte und koordinierte Asyl-Industrie am Werk ist. Die in Wahrheit aber eine sich humanitär tarnende Schlepper-Industrie ist.

Da ich den Verein „Secondos plus“  nicht wirklich kenne, habe ich die Meldung zuerst für einen Scherz gehalten. Aber zumindest mehrere Schweizer Medien haben sie bestätigt. Sie zeigt, dass dieser Schweizer Immigranten-Verein schon eine Stufe weiter ist als unsere „Asylkoordination“. Denn einer seiner Exponenten stellt jetzt sogar schon die Abschaffung des Schweizer Kreuzes in der Fahne zur Diskussion. Ein Kreuz entspreche der multikulturellen Schweiz nicht mehr.

Auf seiner Homepage versucht der Verein das Tage nachher zwar irgendwie als Einzelmeinung zu relativieren. Womit er aber nur den Vorstoß bestätigt. Zugleich entdeckt man dort auch gleich etwas Anderes: Der Verein will jedenfalls die Schweizer Hymne umdichten. Damit sie Immigranten- und Geschlechter-tauglich wird. Das kommt einem dank Maria Rauch-Kallat hierzulande aber schon wieder sehr vertraut vor.

Bei linken und anderen ähnlich dummen Menschen gilt halt die Devise: Raubt den Menschen möglichst rasch alles, was ihnen Heimat gibt, was vertraut für sie ist. Ich möchte daher fast wetten, dass in Kürze auch in Wien die Entfernung des Kreuzes aus dem Stadtwappen verlangt werden wird. Oder hebt sich das Michael Häupl – nach seinem gloriosen Denkmal für den Massenmörder Che Guevara – noch als Schlager für den nächsten Wahlkampf auf?

 

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Palästina: der Staat, der keiner ist

24. September 2011 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

Nicht nur die österreichische, sondern auch die globale Politik ist voller sinnloser Scheinaktionen. Eine solche in Reinkultur ist wohl der palästinensische Antrag auf Anerkennung als Staat durch eine Aufnahme in die UNO. Aber ist diese Anerkennung nicht in Wahrheit längst fällig und ist es nicht bloß die Abhängigkeit der amerikanischen Politiker von jüdischen Wählern, die jetzt Barack Obama ein Veto dagegen einlegen lässt?

Zwar muss man diese doppelte Frage mit einem klaren Ja beantworten. Aber dennoch ist es in hohem Ausmaß auch Schuld der Palästinenser selbst, dass diese Anerkennung nicht stattfindet.

Schon die völkerrechtlichen Voraussetzungen für die Anerkennung eines Staates sind nicht wirklich gegeben. Denn dazu gehört ein klar definiertes Staatsgebiet und eine eindeutig erkennbare Staatsgewalt. Beides ist aber im Fall der Palästinenser nicht klar erkennbar, um es vorsichtig auszudrücken.

Was ist etwa mit dem von der Hamas besetzten Gazastreifen, der in keiner Weise unter der Kontrolle des nun bei der UNO aufgetretenen Palästinenserpräsidenten steht? Wo verläuft die Grenze des Palästinenserstaates zu Israel? Gehört auch Jerusalem dazu? Und hat nicht an jedem Punkt dieses Möchtegern-Staates der Palästinenser die israelische Armee auch weiterhin die Kontrolle, also die Staatsgewalt?

Nichts davon ist so geklärt, dass Palästina als Staat angesehen werden könnte.

Ganz unabhängig von den rechtlichen Fragen: Wer meint, dass der Nahe Osten einfach zu der Lage des Jahres 1967 zurückkehren kann, der irrt gewaltig. Ein halbes Jahrhundert lässt sich nicht einfach mit einer UNO-Abstimmung zurückrollen.

Gewiss muss man den Israelis den schweren Vorwurf machen, dass sie durch die vielen Siedlungen am Jordan-Westufer und durch vielfachen Landraub an palästinensischen Bauern jede Lösung noch viel schwerer gemacht haben.

Aber ebenso schwer wiegt der Vorwurf an die Palästinenser, dass sie in den letzten Jahrzehnten alle Chancen verstreichen haben lassen, bei schon sehr weit gediehenen Verhandlungen fast alles zu bekommen, was sie wollen. Aber die jeweiligen Führungen der Palästinenser, etwa auch der legendäre Jassir Arafat waren niemals wirklich kompromissfähig. Dazu kommt, dass der von Hamas kontrollierte Teil des nach Anerkennung strebenden Palästina nach wie vor nicht auf kriegerische Akte und das Ziel einer Vernichtung Israels verzichtet.  Niemand aber kann ausschließen, dass heute oder morgen diese Hamas im ganzen Palästinastaat die Macht bekommt.

Man muss den Israelis auch zugute halten, dass nicht sie es waren, welche mehrfach einen Aggressionskrieg begonnen haben. Sie wurden überfallen – haben aber zum Leidwesen der Araber alle Kriege gewonnen. Jetzt ist es schon mehr als einfältig, ja fast präpotent, wenn die Palästinenser so tun, als wären sie die Opfer, denen gefälligst jeder Wunsch zu erfüllen sei.

Dazu kommt, dass die Palästinenser auch in den Jahren seit 1967 nie in ihrer Gesamtheit gezeigt haben, dass sie sich zu einer friedlichen und gewaltfreien Nachbarschaft bekennen. Wer Frieden will und einen selbstangezettelten Krieg verloren hat, der sollte schon auch selber kompromissbereit sein.

Landkarte wie die Geschichte der letzten Jahrzehnte wie die aggressive arabisch-islamische Rhetorik insbesondere der letzten Monate lassen es als durchaus klug und berechtigt erkennen, dass die Israelis einen Friedensvertrag an sehr konkrete Sicherheitsregeln knüpfen wollen. Sie folgen damit ihrer obersten staatlichen Existenzregel: Die Araber können so viele Kriege verlieren, wie sie wollen, Israel keinen einzigen, weil es danach kein Israel mehr gibt.

Jerusalem, die lange geteilte, aber längst wieder voll zusammengewachsene Stadt, ist bei allen Friedensbemühungen sicherlich das Hauptproblem. Dabei ist in Wahrheit völlig klar: Nur eine Neutralisierung unter internationaler Teilnahme kann eine gute Lösung für die Stadt bedeuten. Sie ist nicht nur zwei Völkern, sondern auch allzu vielen Religionen heilig.

Warum aber hat Palästinenserpräsident Abbas trotz aller erkennbarer Aussichtslosigkeit den Schritt nach vorne gemacht? Das Motiv ist klar: Er musste zweifellos endlich Tatkraft zeigen, da er sonst bald von der radikalen Hamas hinweggefegt worden wäre. Die palästinensischen Wähler sind nämlich seiner korrupten Gefolgschaft ohnedies schon ziemlich überdrüssig. Außerdem haben die diversen nordafrikanischen Umstürze des letzten Jahres die Erwartungshaltung der arabisch-islamischen Massen radikalisiert. Eine gewisse Mitschuld hat aber auch US-Präsident Obama. Er hat lange durch allzu blauäugige Signale bei den Arabern den Eindruck erweckt, dass Israel den wichtigsten Verbündeten verloren hat.

Vieles deutet jedenfalls darauf hin, dass Mahmud Abbas einen schweren Fehler begangen hat. Dennoch gibt es auch eine kleine dialektische Chance, dass aus diesem Fehler doch noch etwas Sinnvolles entstehen könnte: Wenn Abbas sich durch seinen Vorstoß innerpalästinensisch freispielen, zum anerkannten Führer werden könnte – dann hätte er vielleicht auch mehr Spielraum zu Kompromissen als heute.

PS: Ein schmerzhaftes Randphänomen der Palästina-Story ist, dass die EU wieder einmal zu keiner klaren und kraftvollen Linie imstande ist. Das ist übrigens auch Österreich nicht. Dieses hat als einzige 'Linie', dass es für die EU-Linie ist. Die gibt es aber leider nicht. Und zu deren Findung kann das Land angesichts der außenpolitischen Schwäche aller drei nach New York gejetteten Führungsmänner auch absolut nichts beitragen.

 

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SN-Kontroverse: Erkaufte Kanzlerschaft?

23. September 2011 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat sich Faymann die Kanzlerschaft mit Inseratengeldern erkauft?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Alle sind beteiligt

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Es ist etwas faul im Staate Österreich und an der Nase nehmen müssen sich alle Beteiligten. Seit der Demoralisierung Österreichs während der schwarz-blauen Regierungszeit hat der öffentliche Diskurs in der Alpenrepublik erheblichen Schaden genommen. „In den letzten Jahren ist es üblich geworden, Meinung zu kaufen." Diesen Befund stellt nicht irgendwer aus, sondern der Vorsitzende des Ethikrats, Wolfgang R. Langenbucher. Er spricht von fragwürdigen Praktiken bei der Akquisition, der Vergabe und der Kennzeichnung von bezahlten Einschaltungen, die sich eingeschlichen hätten und die zu einer Art „Gewohnheitsrecht" geworden seien.

Gegengeschäfte, Gefälligkeitsberichte und -interviews sowie nicht gekennzeichnete bezahlte Einschaltungen und Einschaltungen „unter anderer Flagge" seien gängige Praxis. Dabei werde von einigen Verlagen Druck auf Unternehmen und Institutionen ausgeübt. Die Verantwortung für ethisch korrektes Handeln liege gleichermaßen bei den Auftraggebern, den Agenturen und den Medien. Niemand könne sich aus der Verantwortung stehlen. In dieses Muster der gekauften Meinung passt auch die ÖBB-Inseratenaffäre, die ein schlechtes Licht auf den damaligen Infrastrukturminister und heutigen Kanzler Werner Faymann wirft.

Die Sache wird nicht einmal bestritten. Medienstaatssekretär Josef Ostermayer bestätigte dieser Tage, dass es „Hunderte Gespräche" zwischen dem Infrastrukturministerium beziehungsweise ihm selbst und den ÖBB gegeben habe. Dabei sei es um Struktur, Zukunft und Image des Unternehmens gegangen. Dennoch ist es überzogen, davon zu sprechen, dass sich der damalige Verkehrsminister Faymann über diese Inserate die Kanzlerschaft „erkauft" hat. So groß ist der Einfluss des Boulevards nicht und die Beurteilungskraft der Wähler ist beileibe nicht so klein.


Schmutz wohin man greift

Andreas Unterberger

 

Werner Faymann hat sich sein Amt nicht nur durch Bestechung etlicher Tages- und Wochenblätter gekauft. Zu seinen schmutzigen Tricks zählte etwa auch das Versprechen von Referenden über künftige EU-Vertragsänderungen, das er bei der ersten solchen Änderung eiskalt bricht. Besonders widerlich war, wie seine Medienfreunde den Vorgänger abgeschossen haben, etwa durch große Berichte in dem Blatt „Österreich" über die Gusenbauer-Tochter während einer problematischen Jugendphase.

Die Inseratenkorruption ist gleich dreifach bedenklich. Erstens durch den Bruch des Aktiengesetzes und die direkte Einmischung von Faymann als Minister in die Inseratenaufträge der ÖBB („sieben Millionen für den Werner"). Zweitens durch die in keinem anderen zivilisierten Land denkbare direkte Werbung für Faymann in von öffentlichen Geldern finanzierten Inseraten (ein Delikt, dessen sich auch andere Minister, Stadt- und Landesräte schuldig gemacht haben - vor allem solche der SPÖ, aber nicht nur, sondern etwa auch ÖVP-Minister Berlakovich). Und drittens - was strafrechtlich am schlimmsten ist - durch die Freihandvergabe der Inseratenaufträge. Diese gingen direkt an befreundete Verleger, um sich deren Wohlwollen zu erkaufen. Was in der Berichterstattung der Fellner- und Dichand-Zeitungen auch knüppeldick nachweisbar ist. Jeder Marketingchef eines werbenden Markenartikelunternehmens würde gefeuert, würde er Inserate so unter dem Tisch vergeben. Er muss immer eine hoch professionelle Schaltagentur beauftragen, die jede gewünschte Kampagne in die höchstmögliche Anzahl von Leserkontakten in der Zielgruppe verwandelt.

Der Bund hat zur Vergabe seiner Aufträge unter Schwarz-Blau selbst ein professionelles Vergaberecht samt einer ausgegliederten Beschaffungsgesellschaft geschaffen. Nur für Inserate und Waffen wird noch auf schmierigstem Weg bezahlt...

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Franken oder nicht Franken?

22. September 2011 01:51 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist die Frage, die mir in letzter Zeit wohl am häufigsten gestellt worden ist: Soll man einen Frankenkredit jetzt umwandeln, wie allerorten geraten wird, oder nicht? Ich habe das lange mit einem Topexperten für den Schweizer und europäischen Finanzmarkt erörtert. Das hat uns zu folgender Wahrscheinlichkeits-Analyse gebracht – die natürlich in keiner Weise eine Empfehlung ist.

Erste Frage: Kann die Schweizer Nationalbank auf Dauer den Wechselkurs von 1,20 Franken für einen Euro verteidigen? Hier ist die Antwort relativ klar ein Ja. Eine Aufwertung der Währung verhindert man, indem man Franken druckt und Euro kauft. Das geht grundsätzlich unbeschränkt (umgekehrt gäbe es natürlich Grenzen, wenn man eine Abwertung verhindern will, da man dafür ja nur die bestehenden, nicht vermehrbaren Währungsreserven verwenden kann). Das Drucken von Franken dürfte in der Schweiz keinen oder nur geringen Inflationsdruck ausüben, sofern der Franken als Reservewährung dient, vom Ausland gehalten wird und den Schweizer Inlandskonsum daher nicht anheizt.

Zweite Frage: Will die Schweiz den Kurs auch auf viele Jahre verteidigen? Da kommt es auf die Inflation im Euroraum an. Sollte diese stark zunehmen, würden die Schweizer Inflation importieren, wenn sie (durch das Franken-Drucken) weiterhin den Wechselkurs stabil halten. Dass die Inflation im Euro-Raum anspringt, ist sowohl aufgrund der hohen Staatsschulden als auch der heißlaufenden Gelddruckmaschine in Frankfurt ein realistisches Szenario. Dadurch könnte die Schweiz eines Tages vor der Wahl zwischen Pest und Cholera stehen. Entweder sie importiert die Inflation oder sie lässt den Euro abwerten, was die Schweizer Wirtschaft unter starken Druck bringen wird.

In diesem Fall könnten die Eidgenossen wieder auf einen "Managed float" umsteigen. Das heißt, sie würden eine laufende leichte Aufwertung des Franken, aber keine massiven Kurssprünge akzeptieren.

Das Risiko ist also im wesentlichen das einer Inflation im Euro-Raum. Diese würde die Rückzahlung eines Euro-Kredit billiger machen, während ein Franken-Kredit hingegen relativ teurer wird. Wenn eine derartige Inflation mit ähnlichen Einkommenssteigerungen und Wertsteigerungen des Vermögens, also etwa einer Wohnung verbunden ist, ist das Risiko etwas abgesichert.

Könnte sich der Franken auch wieder abschwächen? Theoretisch ja. Dazu bräuchte es aber ein Krisenszenario, das die Schweiz stärker trifft als den Euroraum. So etwas ist im Moment schwer zu sehen.

Auch wenn sich durch den starken Eingriff der Schweizer Nationalbank das Risiko eines Frankenkredits vorerst reduziert hat, macht er langfristig etwas anderes fraglich: Bleibt die Zinsdifferenz zwischen Euro und Franken eine dauerhafte, zu der ja auch die zusätzlichen Gebühren kommen? Es lohnt daher auf jeden Fall, sich ein Angebot für eine Umschuldung machen zu lassen, um zu sehen, ob der Frankenkredit noch nennenswerte Vorteile hat.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 220: Von Pressburg lernen, heißt siegen lernen

22. September 2011 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Was anderswo alles möglich ist! Und weshalb wir wirklich viel öfter nach Osten schauen sollten.

Immer öfter werden nämlich die mittelosteuropäischen Reformstaaten zu Vorbildern. Dinge, die hierzulande keine Partei auch nur laut anzudenken wagt, passieren dort einfach: So haben die slowakischen Bahnen alleine heuer schon mehr als 3000 Mitarbeiter gekündigt. Und nächstes Jahr sollen 2000 weitere folgen. Dennoch dreht sich die Welt samt der Slowakei weiter – obwohl die Gekündigten nicht etwa in eine bequeme Frühpension abgeschoben worden sind, sondern sich zumindest zum größten Teil eine neue Arbeit suchen müssen. Dafür hat die Slowakei eine Staatsschuldenquote, die nur halb so groß ist wie die österreichische. Und dennoch ziert sie sich, ihr Geld bei der Griechenland-Hilfe zu verbrennen.

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Faymann und Scheuch: Wie sich die Bilder gleichen

21. September 2011 01:20 | Autor: Andreas Unterberger

Dass ich das noch erleben durfte: Zwei Jahre lang hat das Tagebuch praktisch im Alleingang gegen die kriminelle Bestechung von Tages- und Wochenzeitungen vor allem durch SPÖ-Politiker mit Steuergeldern angeschrieben. Und jetzt ist die Sache allgemeines Thema und sogar in mehreren ORF-Sendungen Spitzenmeldung. Da kommt ehrliche Freude auf. Doch sollte man sich nicht zu früh freuen. Noch immer hat kaum jemand das wahre Ausmaß und den wahren Charakter dieses Korruptionsmechanismus erkannt.

Noch immer droht ein sogenanntes Medientransparenzgesetz, das einzig dazu dient, hinter einem Feigenblatt eine Fortsetzung der Korruption zu ermöglichen. Noch immer glaubt die SPÖ, mit lächerlichen Verteidigungslinien ein Strafverfahren gegen die Herren Faymann und Ostermayer abwenden zu können.

Nachdem binnen weniger Tage die erste Verteidigungslinie völlig geräumt werden musste, dass sich die beiden Politiker in der Zeit ihrer Regentschaft im Verkehrsministerium überhaupt nicht in die Vergaben von Inseraten durch ÖBB und Asfinag eingemischt hätten, wurde rasch eine zweite Linie aufgebaut: Dass die Inserate vor allem den Faymann ständig zujubelnden Postillen Kronenzeitung, „Heute“ und „Österreich“ zugute gekommen seien, sei ein „Zufall“ gewesen. Das wagte Ostermayer wörtlich zu sagen. Diese Behauptung war aber so erkennbar lächerlich, dass sich Ostermayer und Klubobmann Cap fast postwendend auf die dritte Linie zurückzogen.

Die da lautet: Es habe zwar „hunderte Gespräche“ mit ÖBB und Asfinag gegeben, aber diese Aktiengesellschaften seien ja eigentlich rechtlich unabhängig; es gebe kein Weisungsrecht des Verkehrsministers. Zusagen an die Herrn Fellner oder Dichand seien irrelevant, weil Faymann ja gar keine Kompetenz dafür hatte.

Diese Argumentation ist aber dem Österreicher aus einem ganz anderen auch nicht unaktuellen Zusammenhang mehr als bekannt: Sie wurde von dem Kärntner Freiheitlichen Uwe Scheuch verwendet, als dieser vor Gericht stand.

Scheuch hatte in einem mitgeschnittenen Telefonat versprochen, dass ein reicher Russe im Gegenzug für Geld die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen werde. Als Scheuch dann deswegen angeklagt wurde, hatten er und seine Parteifreunde so wie die SPÖ das Formalargument hervorgekramt, dass Scheuch ja laut Verfassung gar nicht für die Verleihung zuständig gewesen wäre. Zumindest in der ersten Instanz hatte er sich mit dieser Argumentation aber ein blutige Nase und eine saftige Verurteilung geholt.

Denn Staatsanwaltschaft und Richter waren wohl zu Recht der Meinung, dass informell der Wunsch eines starken Landespolitikers sehr wohl (und in der Praxis sehr häufig) Einfluss auf die Vergabe der Staatsbürgerschaften hat. Es kann aber nun gar kein Zweifel bestehen, dass der Einfluss des Verkehrsministers als oberster und einziger Eigentümervertreter auf die ÖBB und die Asfinag nicht nur wie bei den Landespolitikern ein traditioneller, sondern ein auch juristisch sehr starker ist.

Der Zufall wollte es, dass Stunden nach dem demaskierenden Ostermayer-Auftritt im ORF die jetzige Verkehrsministerin und der jetzige ÖBB-Chef gemeinsam die ÖBB-Pläne für die nächsten Jahre präsentiert haben. Das wurde zu einem mehr als lebendigen Beweis gegen diese dritte Verteidigungslinie: Minister und Vorstand führen ganz offensichtlich gemeinsam die ÖBB.

Noch aus einem weiteren Grund ist der Scheuch-Vergleich für Faymann, Ostermayer und deren Freunde in der Staatsanwaltschaft, die wohl noch immer nach einem Grund für eine Niederschlagung suchen, sehr unangenehm: Denn aus dem Scheuch-Telefonat ist ja nie Wirklichkeit, nie ein österreichischer Pass geworden. Aus den Wünschen des famosen Duos Faymann-Ostermayer sind hingegen allein im Fall ÖBB Dutzende mit unserem Geld teuer bezahlte Doppelseiten in der Kronenzeitung geworden (um nur ein Beispiel zu nennen!). Und auch die Gegenleistung – massive Unterstützung der geförderten Blätter im anfangs total verloren gewesenen SPÖ-Wahlkampf 2008 – ist Wirklichkeit geworden.

Herr Huber, Radmuttern immer gut kontrollieren!

Am Rande ist erstmals seit langem dem ORF journalistische Reverenz zu zeigen; er hat – wenngleich Jahre verspätet – auch einen SPÖ-Skandal thematisiert. Doppelte Reverenz gilt den Regionalmedien Austria, welche die Sache exzellent recherchieren. Noch größere dem damaligen ÖBB-Generaldirektor Huber, den ich bisher immer für ein eher schwaches Kirchenlicht gehalten habe. Aber der Mann war so schlau, sich viele entscheidende Kopien mit nach Hause zu nehmen, die nun Faymanns direkte Verantwortung für diese Inseratenvergabe nachweisen.

Umso mehr würde ich ihm jetzt empfehlen, vor jeder Autofahrt zu kontrollieren, ob auch all seine Radmuttern gut angezogen sind. Damit er nicht so ein blödes Pech hat wie der auch nicht anpassungswillige General Entacher.

Das Delikt heißt Untreue

Dennoch ist das Thema der Faymann/Ostermayer-Weisungen nur ein Randaspekt des Faymann-Skandals. Denn der Kern ist, dass Faymann bei ÖBB und Asfinag ein Korruptionssystem eingeführt hat, das die Gemeinde Wien samt ihren zahllosen Tochterunternehmen seit Jahren in noch viel größerer Breite praktiziert, wo es Faymann ja auch gelernt hat. Und das dieser nach seinem Aufstieg ins Bundeskanzleramt zum Regierungsprinzip gemacht hat: Kauf des Wohlwollens wichtiger Zeitungen mit Unsummen von Steuergeld. Das heißt im österreichischen Strafrecht freilich Untreue.

Diese wird vom Gesetzbuch so umschrieben: „Wer die ihm durch Gesetz, behördlichen Auftrag oder Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, wissentlich missbraucht und dadurch dem anderen einen Vermögensnachteil zufügt, ist . . . zu bestrafen.“ Und konkret: “Wer einen 50.000 Euro übersteigenden Schaden herbeiführt, mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen.“

Der Missbrauch im Fall der Inserate hat zwei Elemente, wobei man über das erste streiten mag: nämlich darüber, ob auch der Inhalt der Inserate ein Missbrauch war. Es ist jedenfalls mehr als anrüchig, wenn in den doppelseitigen Inseraten der angeblich unabhängigen ÖBB, die im 14-tägigen Rhythmus in der Krone erschienen sind, jedes Mal mehr als ein Fünftel der Fläche einer Faymann-Kolumne „Sie fragen – der Minister antwortet“ gewidmet war. Dieser erste Teil des Missbrauchs ist also die parteipolitische Werbung mit öffentlichen Mitteln.

Aber selbst wenn man das noch für legitim halten mag, so ist das zweite Missbrauch-Element umso eindeutiger und umso schlimmer: Diese Inserate wurden ebenso wie später die Inserate vieler Ministerien ganz gezielt und oft ausschließlich an die Freunde Faymanns vergeben. Und nicht etwa nach dem größten Nutzen für den Inserenten. Dieser Nutzen heißt in der Fachsprache: die Herstellung der größtmöglichen Zahl von Leserkontakten zu den geringsten Kosten. Zur Erzielung dieses Nutzens gibt es eigene spezialisierte Agenturen, deren Dienste sich praktisch jede werbende Firma bedient. Wenn ein Marketing-Chef es nicht täte, riskierte er sofort Kopf und Kragen.

Jedes Ministerium muss jede größere Anschaffung (und mit „größer“ sind da schon Anschaffungen deutlich unter dem Wert der von Faymann in Auftrag gegebenen Inserate gemeint) in einem extrem peniblen Verfahren entweder selbst oder über die Bundesbeschaffungsgesellschaft ausschreiben. Wenn ein Beamter glaubt, statt dessen direkt bei seinem Freund Wolfgang oder Hans kaufen zu können, um denen eine Freude zu machen, dann landet er mit Sicherheit vor dem Richter.

Der Ostermayer-Schmäh und die ÖVP

Es schmerzt geradezu unsäglich, dass die ÖVP nun offensichtlich auf den Ostermayer-Schmäh eines „Medientransparenzgesetzes“ hereinzufallen bereit ist, mit dem nun angeblich gegen diese Fälle schweren Missbrauchs vorgegangen wird. Dabei schreibt der Ostermayer-Schmäh lediglich vor, dass irgendwann später einmal – nur! – die Globalsummen veröffentlicht werden, wie viel Steuergeld Wolfgang, Hans oder dessen Erben insgesamt von einem Minister oder einem Staatsbetrieb haben. Da ist der Schaden aber längst entstanden und kann in solchen Globalzahlen nie mehr konkret analysiert werden. Das Gesetz ist daher völlig für die Katz.

Über die juristische wie auch die Medien-Kompetenz der ÖVP könnte man nicht nur aus dem Anlass dieses Gesetzes ganze Bücher schreiben. Mit lauter leeren Seiten. Bleibt nur zu hoffen, dass wenigstens keine der Oppositionsparteien ihre Hände dazu hergibt, ein solches Feigenblatt zu produzieren. Ich tippe aber darauf, dass die Grünen wieder einmal binnen sechs Wochen umgefallen sein werden.

 

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Die Lust an der Macht als Antrieb Europas

20. September 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Die Stimmung in vielen europäischen Ländern weht der Europäischen Union immer stärker ins Gesicht. Spricht man hingegen mit europäischen Beamten, Diplomaten oder Politikern, dann gehen diese sofort in den Gegenangriff auf die Kritiker. Eigene Fehler sieht man höchstens im schlechten Marketing. Dabei übersehen sie völlig die zwei zentralen Fehlentwicklungen im Europa der letzten 15 Jahre – diese haben interessanterweise bald nach dem österreichischen Beitritt angefangen.

Der eine Kardinalfehler ist in den letzten Monaten schon oft diskutiert worden: Es war die völlig falsche Reaktion auf die Schuldenkrise, in der man wie im Kommunismus glaubt, es sei richtig, jede Insolvenz zu verhindern, jedenfalls bei Staaten, aber auch bei großen Autokonzernen und Banken. Diesem Fehler sind schon bei der Gründung des Euro und in seinen ersten Jahren viele andere vorausgegangen: mehr als 60 ungeahndete Verletzungen des Stabilitätspaktes, Aufnahme ungeeigneter Länder in den Euro-Raum, Fehlen eines Insolvenzrechts für Staaten, die ungerechtfertigte Bevorzugung von Staatsanleihen durch die Basler Abkommen. Das alles ist mittlerweile – außerhalb der EU-Gremien – ja fast schon Allgemeinwissen.

Die zweite katastrophale Fehlentwicklung der Union lässt sich mit „schädliche sozialtechnokratische Überregulierung“ überschreiben. Sie wird jedoch in den Medien erstaunlich wenig diskutiert.  

Ihr Kern: Während die Entwicklung und Verteidigung des europäischen Binnenmarktes eine der stolzesten Leistungen der europäischen Nachkriegspolitik gewesen ist und bleiben sollte, hat man seit den 90er Jahren unter schwachsinnigen Schlagwörtern wie „Europa der Bürger“ begonnen, diese Bürger mit immer mehr Regeln einzuengen. Die Grünen, die einst den sinnvollen und positiven ökonomischen Teil der EU heftig bekämpft hatten, sind in einem Strategiewechsel (If you can't beat them, join them) proeuropäisch geworden. Und sie haben es postwendend mit großem Erfolg geschafft, die Union zu unterwandern und mit Hilfe der Sozialdemokraten zu ihrem Instrument zu machen. Wobei aber weder Konservative noch Liberale ernsthaft versucht haben, dem entgegenzutreten. Die Rechtspopulisten wieder sind zu keiner differenzierenden Analyse imstande und untereinander so zerstritten, dass sie erst recht kein Gegengewicht bilden.

Die Liste der überregulierenden Untaten der EU reicht vom Rauchverbot über die CO2-Absurditäten bis zum Glühbirnendebakel. Auch die Migrantenlobby hat es mittlerweile verstanden, die Union zu instrumentalisieren. Das ohnedies von Zuwanderern über jedes verträgliche Ausmaß hinaus überschwemmte Deutschland wird nun durch ein Vertragsverletzungsverfahren gezwungen, die Zuwanderungsschranken noch mehr zu öffnen: Brüssel verlangt weitere Erleichterungen beim Zuzug auch weiter entfernter Verwandter oder beim Zuzug homosexueller Lebenspartner. Die linksliberale Kommissarin Palmström will überhaupt den Staaten die Kompetenz zur Regulierung der Zuwanderung nehmen, und zwar ganz offensichtlich, um die Tore als Endergebnis noch weiter zu öffnen.

Lauter grandiose Ideen, um die Union bei den Bürgern noch unpopulärer zu machen. Und sie tragen zugleich grandios dazu bei, das Ego von EU-Beamten und Politikern noch mehr aufzublasen.

Ähnlich kontraproduktiv war gegenüber Österreich das vom EU-Gerichtshof ausgesprochene Verbot, Studenten aus Deutschland hierzulande genauso zu behandeln, wie sie in Deutschland behandelt werden. Österreich hatte bis dahin eine funktionierende Handhabe gegen Flüchtlinge vor dem deutschen Numerus clausus. Dieser vergibt ja die limitierten Studienplätze streng nach den Abiturnoten und der Qualität der Schulen in den einzelnen Bundesländer (was bei den fast wertlosen Abschlüsse von Gesamtschulländern einen anderen für die Zulassung notwendigen Notenschnitt ergibt als etwa in Bayern mit seinen guten und strengen Schulen).

Bis zum EuGH-Urteil konnte keiner jener Maturanten nach Österreich flüchten, der in Deutschland nicht gut genug war, um Medizin oder ein anderes dort limitiertes Studium zu ergreifen. Das ist ein logisches und gerechtes Prinzip, das Österreich nicht nur vor einem unfinanzierbaren quantitativen Ansturm geschützt hat, sondern auch in qualitativer Hinsicht vor dem Import einer negativen Auslese der deutschen Studienanfänger mit schlechten Schulnoten.

Der EU-Gerichtshof sah das anders und erklärte die Anwendung des Numerus clausus für europarechtswidrig – allerdings nur die Anwendung in Österreich, nicht jene in Deutschland. Dementsprechend ist auf vielen österreichischen Unis Deutschdeutsch fast schon die dominierende Sprache.

Auch jene Beschränkungen durch ein kompliziertes Ausländer-Quotensystem, die Österreich dann später doch einzuführen gewagt hat, können jederzeit durch ein neuerliches Urteil dieses Gerichts gekippt werden. Zwar hat die EU-Kommission zugesagt, dass sie befristet diese Quoten tolerieren wird. Aber ganz unabhängig von der Kommission kann jeder Deutsche die Republik klagen, der wegen dieser Quote nicht in Österreich studieren darf, – und er hat gute Chancen zu gewinnen. Denn der Gerichtshof ist vorsichtig ausgedrückt sehr selbstbewusst.

Nur der Vollständigkeit halber: Die Schweizer können natürlich weiterhin für jeden deutschen Studenten den Numerus clausus anwenden.

Worte wie Freiheit, Subsidiarität, Vielfalt sind in der EU in den letzten Jahren nur noch für die Sonntagsreden gut. Während der Woche ist aber der Machtrausch zu verführerisch, wenn man die Möglichkeit hat, das Leben von 500 Millionen Menschen viel enger zu regulieren, als es die Nationalstaaten bisher geschafft haben. Machtrausch und Überregulierungswahn müssen freilich am Ende immer schief gehen, auch wenn die Absichten noch so edel und rein gewesen sein mögen. Und das ist sehr schade angesichts der ursprünglich großen und friedenstiftenden Leistung, einen gesamteuropäischen Binnenmarkt zu schaffen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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So beginnen normalerweise Witze: Fischer, Faymann und Spindelegger reisen zugleich nach Amerika

20. September 2011 00:02 | Autor: Andreas Unterberger

Bundespräsident, Bundeskanzler und Vizekanzler reisen aber in allem Ernst gleichzeitig nach Amerika. Da hält man ja wirklich den Atem an, um was für ein weltbewegendes Ereignis es da gehen mag.

Nun, es ist die UNO-Generalversammlung, also eine Veranstaltung, die nur Diplomaten für wichtig halten, die ansonsten alljährlich weltweit Gähnen verursacht. Für Österreich hatte sie ungefähr in den Jahren der Südtirolresolutionen, also vor einem halben Jahrhundert zum letzten Mal Relevanz.

Daneben haben die Herren eine Reihe von – nun nicht gerade weltumwerfenden Terminen: Herr Faymann wird Herrn Schwarzenegger treffen (kaum dass er Udo Jürgens die Aufwartung gemacht hat); Herr Spindelegger wird einem österreichischen Starkoch einen Orden umhängen; Herr Fischer wird eine Ausstellung besuchen und dort den Begriff des Schönen kritisch hinterfragen (ehrlich, so steht es in der Meldung).

Ansonsten sind auch noch einige Politikertreffen auf dem Reiseplan der drei, freilich ist keines davon mit einem Vertreter der ersten Liga.

Am seltsamsten ist aber das von Heinz Fischer besuchte Meeting zum Kampf gegen die „neuen Seuchen“. Das klingt nun wirklich aufregend und einer Reise wert. Seien doch diese neuen Seuchen für zwei Drittel der Todesursachen verantwortlich. Was um Himmels willen sind denn diese neuen Seuchen, die wir noch gar nicht kennen? Nun, es sind Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Krebs und chronische Lungenerkrankungen.

Schon einmal davon gehört? Ich habe. Zufällig sind all meine Vorfahren, deren Todesursache ich noch kenne, an ihnen verstorben und das durchwegs schon vor längerer Zeit (um genau zu sein, ein Urgroßvater nicht, der ist von einem knapp davor freigekommenen Strafgefangenen in dessen erstem Rausch erstochen worden, aber das ist wieder eine andere Geschichte, die nicht hierher gehört).

Das also sind die Neuentdeckungen der famosen UNO. Wenn sie weiter so rasch mit ihren Entdeckungen ist, wird die Weltorganisation bald erkennen, dass Autos heute schon gefährlichere Fahrzeuge sind als Pferdefuhrwerke und auch diesem Faktum eine Weltkonferenz widmen.

Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich sind diese Erkrankungen eine weltweite Geißel. Nur: Was können Fischer und eine UNO-Sonderkonferenz tun, um sie zu mildern? Das einzige, was am ehesten helfen würde, ist mehr Forschung. Aber die kurbelt man nicht über Staatenkonferenzen an, sondern indem man den Pharmakonzernen die Möglichkeit lässt, mit neuen Produkten auch Geld zu verdienen, auch wenn es unserem Neidreflex widerspricht. Genau diese Möglichkeiten haben aber viele Staaten unter dem Druck des linken Populismus eingeschränkt. Ohne die Möglichkeit zu weiteren Profiten verlieren die Konzerne jedoch die Motivation zu teuren Investitionen in die Forschung. Gelingt es doch höchstens bei einem Prozent der um viel Geld erforschten Präparate, alle Test-Hürden zu überwinden, bis sie endlich beim Patienten landen. Ohne Forschung gibt es aber keinen Erfolg gegen die Krankheiten.

Fischers Besuch in New York wird da natürlich gar nichts ändern. Da war sein vielbelächelte Vorvorvorvorgänger Franz Jonas noch effektiver bei der Bekämpfung von Herz-Kreislauferkrankungen. Der hat die Österreicher am Nationalfeiertag wenigstens immer zum Wandern aufgefordert.

Die Konferenz macht sich aber auch schon dadurch lächerlich, dass sie von „neuen“ Seuchen spricht. Neu ist da gar nichts – außer dass in etlichen Drittstaaten nicht mehr so viele Menschen an Unterernährung sterben, sodass logischerweise der Anteil der Opfer dieser klassischen Krankheiten steigt. Neu ist nur eines, nämlich dass es jetzt doch wieder erlaubt ist, diese Krankheiten ins Zentrum zu rücken. In den letzten Jahren hat ja die internationale Politik unter dem Druck der Schwulsein-ist-schön-Lobby nur eine einzige Krankheit für bekämpfenswert zu halten gewagt, nämlich Aids. Aber bis die linke Szene anstelle eines Aids- einmal den viel notwendigeren Krebsball veranstaltet, wird noch sehr viel Zeit vergehen . . .

 

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Spindeleggers Eigentor mit vollem Anlauf

19. September 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Ist der ÖVP-Obmann von allen guten Geistern verlassen? Zwei linke Journalisten hat es in der Pressestunde zwar nicht erschüttert, aber umso mehr schockierte Michael Spindelegger bürgerliche Zuhörer, als er dort kurzerhand eine Erhöhung der Einkommensteuer vorgeschlagen hat.

Mehr braucht die Partei wohl nicht mehr, um wieder einen Stock an Wählern zu verlieren. Da kann man nur sagen: Bravo! Entweder hat sich Spindelegger verredet oder er verjuxt bewusst sein einziges derzeitiges Atout, das ihm die SPÖ mit ihren fast täglich neuen Steuerplänen in die Hände gespielt hat.

Spindelegger zufolge könnten nämlich in einem neuen Steuersystem jene, die "ganz viel" verdienen, einen Beitrag leisten. Das gehe nicht in Richtung Eigentum, sondern man könnte darüber reden, auch diejenige heranzuziehen, die besonders viel verdienen. Soweit der ÖVP-Chef.

Was bitte kann der Mann mit diesen Formulierungen anderes meinen als eine Erhöhung der Steuersätze für die Gutverdienenden? Und glaubt er nicht, dass diese mit 50 Prozent Einkommensteuer von all ihren Einkünften durchaus schon „herangezogen“ werden und einen ganz ordentlichen „Beitrag leisten“? Weiß er nicht, dass nach den ehernen Gesetzen der stillen Progression binnen weniger Jahre auch immer die nur  mittelgutverdienenden Steuerzahler zu den gutverdienenden aufschließen?  Weiß er nicht, dass beide Gruppen ja von den ihnen scheinbar verbleibenden 50 Prozent erst recht wieder Mehrwert- und viele andere Steuern zu zahlen haben? Hat er mitgekriegt, dass die englischen Konservativen gerade eine Senkung der Spitzensteuersätze diskutieren? Führt regelmäßiger Kontakt mit Werner Faymann schon beim zweiten ÖVP-Obmann zu geistigen Aussetzern? Müsste nicht ein ÖVP-Obmann, bevor er nur einmal von Steuererhöhungen redet, fünftausendmal „Hacklerregelung, ÖBB-Milliarden, Inseratenkorruption, Subventionsweltmeister Österreich, Studienzugangsregelung“ und vieles andere mehr sagen?

Für seine Partei ist dieser offensichtliche Kurswechsel – wenn er nicht baldigst korrigiert wird – jedenfalls viel zerstörerischer als der von etlichen Medien aufgeblasene Fauxpas der Maria Fekter, die offenbar die eiserne Regel der Political correctness nicht beherrscht: Man darf alles mit allem vergleichen, nur nichts mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus. Das weiß bei Rot und Grün auch der letzte Hinterbänkler. Sie heulen bei einem solchen Vergleich durch einen politischen Gegner sofort los und können so jedes Sachargument beiseiteschieben. Dass die Caritas da mitheult, ist angesichts deren politischer Positionierung als SPÖ-Vorfeldorganisation in den letzten Jahren auch nichts Neues.

PS.: Spindelegger kann angesichts dieses Ausrutschers noch froh sein, dass seine Pressestunde in einem der vier großen Bundesländer, nämlich der Steiermark, nicht zu sehen war. Dort war nämlich plötzlich eine konkurrierende regionale Pressestunde angesetzt. Das war freilich aus ORF-Warte ein ganz bewusster Bosheitsakt gegen ihn. Wetten, dass es beim nächsten TV-Auftritt des SPÖ-Vorsitzenden kein solches Aussteigen eines Bundeslandes geben wird? Menschen mit einem politischen Gedächtnis wissen, wie die ÖVP in ihren guten Zeiten bei einem vergleichbaren Affront protestiert hätte, als sie noch funktionierende Stäbe und Kabinette gehabt hat – bis hin zu einer Absage der Pressestunde durch den jeweiligen Parteiobmann. Denn wer sich einmal vorführen lässt, der wird immer wieder vorgeführt.

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Ist die Korruption mehr links oder mehr rechts zu finden?

18. September 2011 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Leser haben in den letzten Tagen gemeint, dass ich überwiegend über rote Korruptionsskandale berichte. Das sei doch eigentlich nicht objektiv.

Nun, formal stimmt das zweifellos, auch wenn bei einigen dieser Kommentatoren klar ist, dass sie zu den professionellen Kampfpostern der Löwelstraße zählen. Aber dieser konzentrierte Akzent des Tagebuchs geht auf mehrere, wie ich meine, sehr starke Gründe und keineswegs auf Blindheit des Tagebuchautors zurück:

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Der neualte ORF und die Unabhängigkeit

17. September 2011 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Ist die neue ORF-Führung der Erwähnung wert? Viele meinen ja längst schon: "ORF? Was ist das bitte?" Aber dennoch für die wenigen noch verbliebenen ORF-Seher eine ebenso knappe wie ausreichende Eröffnungsbilanz.

Für diese braucht es maximal sieben Ansätze:

  1. In der nationalen Führungsebene steht es vier Mal Links gegen einmal Schwarz. Wobei peinlich darauf geschaut wurde, dass der Schwarze keinen Einfluss auf Inhalte, sondern nur auf kaufmännische Fragen hat. Die Linken wiederum teilen sich in drei Mal SPÖ-gehorsam und einmal unabhängig-links auf. Dieses Minisignal einer Unabhängigkeit in Person der neuen Fernsehchefin wird durch die Parteihörigkeit etwa des ehemaligen Arbeiterzeitungsredakteurs als Chefredakteur aber gleich wieder mehr als kompensiert.
  2. Die Bundesländer sind wie immer in den jeweiligen Landeshauptmannfarben „passend“ gefärbt.
  3. Alle fünf Parteien haben dem Paket zugestimmt, was zeigt, wie leicht die nichtlinken Parteien käuflich/erpressbar sind –  und oder wie sehr bei Schwarz und Blau der Bundesländerprovinzialismus über alle nationalen Strategien dominiert.
  4. Die linksradikal-grüne Belegschaftsvertretung protestiert gegen den Besetzungsmodus – aber interessanterweise nur bei den Landesdirektoren. Ganz offensichtlich, weil es dort noch keine Mehrheit der Linken in ungarischen Dimensionen gibt.
  5. Es gibt nicht das geringste Anzeichen, dass sich Alexander Wrabetz irgendwo gegen die Wünsche der Macht quergelegt hätte, was für ein Medium ein katastrophales Signal mit tausenden Folgewirkungen ist.
  6. Daher wird auch künftig in Radio wie Fernsehen der Großteil der geistigen und politischen Interessen und Diskussionen der Bürger dieses Landes totalitär ausgeblendet bleiben. Was die Quoten weiter steil absinken lassen wird. Was jedoch niemanden stört.
  7. Für die Partei der Macht ist ab sofort neben der Instrumentalisierung der Fernsehinformation nur eines relevant, nämlich die bei der nächsten Mega-Korruption fälligen Gelder, also die Übersiedlung des ORF in das sogenannte Medienquartier des Wiener Rathauses, das dadurch vor dem totalen Crash gerettet werden soll.

Gibt es sonst noch irgendetwas Erwähnenswertes über diesen ORF zu sagen? Bitte um Hinweise.

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SN-Kontroverse: Vermögen und Steuern

16. September 2011 10:46 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll in Österreich das Vermögen höher besteuert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Hört auf die Superreichen!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist ein reiches Land für wenige. Österreich ist ein ungerechtes Land für viele. Während über zwei Drittel der österreichischen Haushalte über kein nennenswertes Geldvermögen verfügen, haben die obersten zehn (!) Prozent einen Anteil von 54 Prozent (!) am gesamten Geldvermögen. Das entspricht rund 238 Milliarden Euro.

Noch krasser schaut es bei der Beteiligung an Unternehmen aus: Rund 100.000 Personen besitzen Unternehmensbeteiligungen im Wert von 18,6 Mrd. Euro. Wobei die Top-1-Prozent dieser kleinen Gruppe - also 100 Personen -- Unternehmensanteile im Wert von 7,2 Mrd. Euro (38,7 Prozent) halten. Bei den Immobilien, die einen Wert von rund 880 Mrd. Euro ausmachen, verfügt das reichste obere Fünftel über mehr als drei Viertel, während 40 Prozent der Bevölkerung keine Immobilien besitzen. Österreich ist ein Steuerparadies für wenige. Österreich ist ein Hochsteuerland für viele. Aus Vermögenssteuern holt sich der Staat gerade einmal 1,4 Prozent seiner Steuereinnahmen, aber von den Arbeitnehmern und Konsumenten gut zwei Drittel. Das ist eine Schieflage, die zwangsläufig zu groben sozialen Verwerfungen führt. Würde man in Österreich die Einnahmen aus Vermögenssteuern auf die Höhe des EU-Durchschnitts von 5,4 Prozent anheben, kämen vier Milliarden Euro ins Budget. Damit könnte viel geholfen werden.

Selbst Superreiche wie etwa Ferdinand Piëch, Dietrich Mateschitz oder Hans Peter Haselsteiner warnen vor der Schieflage und treten für höhere Vermögenssteuer ein. Es könne nicht sein, dass aufgrund der Staatsverschuldung Sozialleistungen im großen Ausmaß gestrichen werden, während die Reichen einen sehr geringen Teil zum Steueraufkommen und damit zur Absicherung des Sozialstaats beitragen. Hört auf die Superreichen und schafft Steuergerechtigkeit!


Der Griff der grenzenlosen Gier

Andreas Unterberger

 

Diese Forderung von Rot-Grün zielt voll auf unseren Unterleib. Wer mag sie schon, die Superreichen, die wir zwar nur aus Illustrierten kennen, die aber bekanntlich wie Dagobert Duck im Geld baden!

Seriös diskutieren ließe sich erst, wenn die linken Populisten endlich sagen, was sie denn genau besteuern wollen. Das haben sie aber bis heute nicht getan. Denn dann würde sich herausstellen, dass da wenig überbliebe, vielleicht sogar ein Verlust. Das Geld auf der Bank? Das ist längst mit der KESt vulgo Sparbuchsteuer voll besteuert und fließt im Ernstfall schneller über die Grenzen, als die Abgeordneten aufstehen. Schmuck, Pelze, Sparstrümpfe? Die hat Werner Faymann schon ausgenommen (und der Mann ist doch seriös, oder?). Kunstwerke? Da wird die Kulturszene, deren Produkte dann kaum noch jemand kaufen wird, so laut protestieren, dass sich Rot und Grün bald erinnern, dass man diese Szene als Wahlkampfhelfer braucht.

Bleibt erstens das Betriebsvermögen, das ja vor der Abschaffung der Vermögenssteuer rund 90 Prozent der Erträge gebracht hat. Dessen Besteuerung wäre aber gar nicht gut für die Arbeitsplätze und andere Steuereinnahmen, wie jetzt auch Sozialdemokraten langsam erkennen. Bleibt zweitens Grund und Boden. Verschont man betriebliche Grundstücke, sind das die Häuslbauer. Die vom Staat unabhängigen Schlossbesitzer sind anders als im SPÖ-Schauermärchen recht selten. Die Einfamilienhausbesitzer werden staunen, wenn sie sich als jene Superreichen erkennen, von denen die SPÖ jährlich (!) mehr Geld eintreiben will, als Österreich bisher bei der Griechenlandhilfe verbrannt hat. Als Alternative ist nur denkbar, was den Herren Lacina und Fischer schon herausgerutscht ist: ein neuerlicher Raubzug auf Löhne und Einkommen der Leistungsträger. 50 Prozent sind ihnen in ihr grenzenlosen Ausgabengier nämlich noch immer zu wenig ...

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Sehr geehrter Herr Scheibner,

16. September 2011 00:39 | Autor: Andreas Unterberger

Sie können das doch nicht im Ernst für „hundert Prozent korrekt“ halten, was über Ihre Beziehung zum Eurofighter bekannt geworden ist? Dies gilt selbst dann, wenn jedes Wort stimmen sollte, das Sie da zu Ihrer Rechtfertigung gesagt haben. Ja gerade Ihre eigenen Aussagen machen klar, dass wir zwei total unterschiedliche Auffassungen von Korrektheit haben.

Denn es ist in meinen Augen einfach nicht korrekt – was auch immer die vom Nationalrat gemachten Gesetze strafrechtlich erlauben –, wenn ein aktiver österreichischer Abgeordneter in anderen Ländern als Lobbyist für Firmen aus wieder anderen Ländern auftritt. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass Sie einst als Verteidigungsminister mit einer dieser Firmen – nämlich dem Geflecht der Eurofighter-Produzenten – den größten Waffenkauf der Republik abgeschlossen haben.

Auch wenn das zum Zeitpunkt Ihrer internationalen Lobbying-Aktivitäten schon Jahre her war, hat das moralisch einen Hautgout, der weit über das in meinen Augen Korrekte hinausgeht.

Lobbying ist in zweifacher Hinsicht kompromittierender als die Rolle eines Aufsichtsrats. Denn erstens hat ein Aufsichtsrat nicht die Aufgabe, nach außen offensiv als Interessenvertreter der Firma zu fungieren. Und zweitens ist die Tätigkeit von Aufsichtsräten öffentlich bekannt. Ihre Tätigkeit für eine Eurofighter-Tochter ist nur durch einen Zund einer Bank entstanden. Was übrigens auch auf das Bankgeheimnis kein sonderlich gutes Licht wirft – aber es war ja gerade die österreichische Politik selbst, Regierung wie Parlament, die dieses Bankgeheimnis ständig mehr durchlöchert hat, freilich meist nur unter internationalem Druck, siehe die Stichworte Geldwäsche, organisierte Kriminalität und Steuerhinterziehung.

Verstehen Sie denn nicht, dass es auch außerhalb des Strafrechts einen Raum des „Gehört sich nicht“ geben sollte, den sich zumindest altmodische Menschen wie ich von Volksvertretern erwarten? Und die Tatsache, dass auch einige andere Abgeordnete anderer Parteien ähnlich problematisch unterwegs zu sein scheinen, ist in keiner Weise eine Rechtfertigung.

Mit enttäuschten Grüßen

 

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Mein Name ist Ostermayer und ich weiß von nichts

15. September 2011 10:17 | Autor: Andreas Unterberger

Herr Ostermayer hat ein „vollkommen reines Gewissen“. Das freut mich aber. Vor allem kann sich freilich der Faymann-Staatssekretär selbst freuen, dass er sich offensichtlich der Staatsanwaltschaft so sicher sein kann. Daher sind natürlich die ständigen ÖBB-Inserate in bestimmten Zeitungen wie der Krone reiner Zufall und haben auch Faymann als damals zuständigen Minister total überrascht. Ostermayers Logik: Es kann ja gar keinen Amtsmissbrauch des Verkehrsministers Faymann (und seiner linken Hand für alles Grobe namens Ostermayer) gegeben haben, da die ÖBB-Unternehmensführung gemäß Aktienrecht völlig weisungsfrei gegenüber dem Eigentümervertreter Faymann sei.

Jetzt müsste man eigentlich gespannt sein, ob der Schmäh beim Staatsanwalt hineingeht, oder zumindest bei dessen parteitreuen Vorgesetzten. Denn erstens ist die aktienrechtliche Unabhängigkeit bei einem Hundertprozent-Eigentümer eine reine Fiktion. Wenn der Eigentümer nach Belieben Aufsichtsrat und Vorstand besetzen und auswechseln kann, ist das wohl eine andere Situation als mein Einfluss auf die ehrenwerte Telekom, obwohl ich sogar zehn Aktien von der habe.

Zweitens, wie soll man sich den seltsamen Umstand erklären, dass etwa in der besonders mit Inseraten beglückten Kronenzeitung der Herr Faymann immer ganz besonders gut auch in der ganz normalen Berichterstattung ausgestiegen ist? Dass der Herr Faymann den inzwischen verstorbenen Kronenzeitungs-Eigentümer sogar als einziger scheinbar Außenstehender im Spital besuchen durfte (von der ehelichen Verbindung der jeweils engsten Mitarbeiter gar nicht zu reden)? Und dass der Herr Faymann sowohl vorher als Wohnungsstadtrat in Wien wie auch nachher als Bundeskanzler eine besonders enge und vor allem inseratenträchtige Kooperation mit der Dichand-Zeitung gepflogen hat?

Drittens, wie soll man sich den seltsamen Umstand erklären, dass der damalige ÖBB-Generaldirektor in einer Aussage sehr wohl bestätigt hat, dass Ostermayer und Faymann die Inseratenvergabe verlangt haben?

Viertens, warum lügen alle früheren ÖBB-Chefs, die durchwegs von heftigem parteipolitischen Druck und ständiger Einflussnahme des jeweiligen roten/blauen/orangen (schwarzen gabs seit 41 Jahren keinen) Verkehrsministers gesprochen haben?

Fünftens, wie sollen wir uns die Unabhängigkeit der ÖBB genau vorstellen, wenn diese ohne die vom Verkehrsminister (eigentlich von den Steuerzahlern, aber die haben ja sicher nichts zu reden bei der ÖBB) kommenden Megasubventionen heute noch zum Konkursrichter gehen müssen? Gar nicht zu reden davon, dass die ÖBB auch in vielerlei Hinsicht vom Verkehrsministerium als vorgesetzter Aufsichts-Behörde abhängig gewesen ist.

Und sechstens, was bedeutet der seltsame Umstand, dass die ÖBB in jenen Inseraten ständig den Herrn Faymann in Bild und Ton zu Wort kommen hat lassen, der sich in jeder seiner Aussagen wie ein Eigentümer gegeben hat? Wenn das ganz unabhängig von Wünschen/Anordnungen Faymann entstanden ist, wie kommt die ÖBB dann auf die Idee, diesen ständig in die Inserate zu rücken?

Nun, die Staatsanwaltschaft wird sicher für all das wieder einmal wunderbare Erklärungen haben, ebenso wie ja schon dafür, dass sie den Herrn Verzetnitsch nie wegen des Bawag-Skandals auf die Anklagebank gesetzt hat, oder dafür, dass dem Herrn Flöttl geglaubt wird, er habe leider vergessen, wie er 300 Millionen angelegt und verspielt hat, auch wenn sie leider nicht ihm gehört haben.

Wir wissen zwar noch nicht, mit welcher kreativen Argumentation die Staatsanwaltschaft all diese seltsamen Rätsel lösen wird (oder wie lang die Bank ist, auf die sie das alles schiebt). Herr Faymann weiß es aber offensichtlich schon, bevor die Erhebungen zu einem Abschluss gekommen sind: „Das ist erledigt.“ So sein O-Ton diese Woche. Ja, wenn man so verlässliche Freunde hat, weiß man alles halt schon vorher. Und wenn im Justizministerium eine so überforderte Ministerin sitzt, die sich lieber um die Doppel- und Vierfachnamen von Kindern aus feministischen Ehen kümmert als um die Umtriebe in der Strafjustiz.

 

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Warum die Linke doch nicht recht hat

15. September 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Es war ein typisches Sommerthema auf den sogenannten Feuilleton-Seiten, also jenen Zeitungsteilen, wo Kraut und Rüben bunt gemischt von solchen Autoren dargeboten werden, die weder von Kraut noch von Rüben eine Ahnung haben. Diesem Prinzip folgend hat Herausgeber Frank Schirrmacher in der angesehenen Frankfurter Allgemeinen die These vertreten: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat.“ Das wurde sofort von vielen Feuilletonisten weiterkolportiert.

Dabei wurde ignoriert, dass der umtriebige Schirrmacher nur einer von fünf FAZ-Herausgebern ist, dass er weder für Wirtschaft noch Politik formale oder meritorische Kompetenz hat, und dass kein einziger seiner wirtschaftskundigen Kollegen seinen krausen Theorien gefolgt ist. Er kann sich lediglich auf den konservativen britischen Journalisten Charles Moore beziehen.

Die Kernthese der beiden ist in Wahrheit genau das, was ordnungsliberale Ökonomen als Moral hazard tadeln – immer schon und erst recht in der jüngsten Krise. Die Großen, also viele Banken, die vorher viel Geld verdient hatten, wurden in der Krise um das Geld der kleinen Leute gerettet. Das ist in der Tat zutiefst ungerecht. Insoweit haben die ökonomisierenden Feuilletonisten recht.

Völlig falsch ist aber die Behauptung, dass solche Rettungsaktionen Teil einer freien Marktwirtschaft wären. Ganz im Gegenteil. Die Bankenrettungen wurden von allen linken wie konservativen Parteien unterstützt, lediglich einige ordoliberale Politiker (etwa am Rand von FDP und CSU in Deutschland oder bei den US-Republikanern) haben dagegen protestiert.

Denn es ist ja geradezu Kern jeder liberalen Ordnungspolitik, dass ein Unternehmen, das bankrott ist, auch in Konkurs gehen soll. Der Konkurs ist die Gesundheitspolizei jeder funktionierenden Marktwirtschaft. Die Idee, dass beispielsweise eine Bank nicht in Konkurs gehen dürfe, ist einem Ordoliberalen total fremd. Sie ist einzig und allein in der Politik entstanden.

Diese fürchtete einen Domino-Effekt und hat daher viele Banken gerettet. Das aber erkennen heute auch über den harten Kern der Ordoliberalen hinaus immer mehr als fatalen Fehler. Denn die Rettungsaktionen waren zwar kurzfristig eindeutig schmerzlindernd – für andere Banken, für die Realwirtschaft, für den sogenannten Kleinen Mann. Langfristig sind dadurch aber nun viel größere Dominosteine bedroht, die niemand mehr retten kann: nämlich ganze Staaten und die zwei größten Währungen der Welt.

Die ahnungsarmen Kritiker der Marktwirtschaft übersehen noch ein weiteres: Auch am Beginn der Krise stand nicht der Markt, sondern falsche Interventionen der Politik in die Wirtschaft. Der populistisch motivierte Druck der US-Regierung auf die Banken, auch arbeits- und vermögenslosen Amerikanern Kredite zum Hauskauf einzuräumen, hat zwar zuerst eine Blase ausgelöst und Wählerstimmen eingebracht, dann aber mit dem unvermeidlichen Platzen der Blase die Krise ausgelöst.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Aus fürs Glücksspiel – und wann kommt das Aus für Drogen?

14. September 2011 16:20 | Autor: Andreas Unterberger

Wien schafft das Glücksspiel ab. Damit wird es in der Hauptstadt – wie in einigen anderen Bundesländern – Spielautomaten nur noch in den wenigen staatlichen Spielkasinos geben. Gut oder schlecht?

Nun, mir persönlich wird nichts abgehen. Ich selbst habe nur zweimal in meinem Leben solche Glücksspiele betrieben, einmal, als mich jemand zur freiwilligen Deppensteuer an den Finanzminister bei einem Lotto-Jackpot überredet hat, und einmal, als ich bei einem Besuch in Las Vegas einen Vierteldollar in einen Automaten geworfen habe, sozusagen als Tribut an den Geist des übrigens durchaus faszinierenden Ortes.

Auch halte ich die zahllosen Spielsalons, die sich in absteigenden Vierteln und Straßen der Stadt breit machen, für städtische Pestbeulen, trotz oder gerade wegen der Chrom- und Glas-blinkenden Fassaden. Vor allem aber ruiniert die Spielsucht alljährliche Tausende Menschen und Familien. Das sieht man manchem schon auf den ersten Blick an, der vor einem dieser Spielsalons herumlehnt.

Also scheint alles klar. Auch der satte zweistellige Millionenbetrag, den dadurch die Gemeinde Wien verliert, scheint diese gesellschaftlichen Kosten nicht wert. Freilich wird das schon ein wenig problematischer, wenn am gleichen Tag eine unglaubliche Sparwelle in den Wiener Spitälern bekannt wird. Dort müssen nach Angaben der Wiener Ärztekammer die planbaren Operationen um 20 Prozent reduziert werden. Was halt heißt, dass Menschen immer länger – beispielsweise – auf die Hüft- oder Knieoperation warten müssen, trotz oft unerträglicher Schmerzen.

Die Gemeinde spart ja offensichtlich lieber bei den Gesundheitsausgaben als bei den Inseraten aus dem Gemeinde-Imperium zur Erhaltung der Wohlmeinung von „News“, „Heute“, „Österreich“, „Falter“ oder „Kronenzeitung“ (und vieler anderer, wenn auch in geringerem Umfang).

Noch problematischer wird es, sollte etwa auch der Bund alle Spielautomaten und Internetwetten, Lotterien und Casinos schließen. Denn es ist eine absolute Illusion, dass dann Spiellust und Spielsucht aus der Welt sein werden. Die gibt es wohl, seit die Menschen leben.

Ein solcher totales Verbot wird daher zwei ganz andere Folgen haben: Erstens wird dann unglaublich viel Geld an ausländische Internet-Anbieter möglicherweise dubioser Spiele führen. Was die Republik sehr teuer kommen wird. Immerhin sind derzeit allein die Casinos Austria der zweitgrößte Steuerzahler des Landes.

Und zweitens wird dann mit Sicherheit das passieren, was in den USA nach dem totalen Alkoholverbot der Zwischenkriegszeit passiert ist (das dann ausgerechnet in der Depression 1933 aufgehoben worden ist): Die Organisierte Kriminalität wird sofort den Markt erobern und dicke Gewinne machen. Beim Alkohol geschah das durch gewaltige Preiserhöhungen während der Prohibition, beim Spielen wird das zusätzlich durch betrügerische Manipulationen in privaten Spielklubs erfolgen.

Also ist es wahrscheinlich doch nicht so klug und ethisch wertvoll, was da Grüne und die SPÖ-Basis derzeit in Wien durchsetzen. Sollten sie wirklich ehrliche Gutmenschen sein, dann hätten sie im übrigen ein viel wichtigeres Kampffeld: den Kampf gegen die Drogensucht. Diese ruiniert die Menschen nicht nur wie das Spielen finanziell, sondern auch körperlich. Wobei die 8000 Toten jährlich allein in Europa ja nur die Spitze des Eisbergs an ruinierten Drogenopfern ist. Drogenkonsum und Drogenhandel – insbesondere jene Zuwanderer-Gruppen, die ihn weitgehend kontrollieren, – stehen aber unter dem eisernen Schutz der Grünen, damit auch automatisch immer der SPÖ und der Medien.

PS.: Damit mir nur ja niemand gleich eine Lüge vorhält: Ein Spiel um Geld betreibe ich schon mit großer Leidenschaft, nämlich das Tarock. Dieses Spiel macht nämlich  nur dann einen Sinn, wenn es dabei um – wenn auch wenig – echtes Geld geht, da sonst nicht ernsthaft gespielt wird. Wie viel Prozent am Tarock aber nun mit Können, mit Psychologie, mit Gedächtnisfähigkeiten, mit Erfahrung, mit Risikoeinschätzung und wie viel mit reinem Glück zu tun haben, wird sich nur schwer klären lassen. Diese Frage bietet aber jedenfalls den Fans des Spiels langen Gesprächsstoff in einschlägigen Kaffeehäusern.

Und jedenfalls gilt eines: Durch Tarock vernichtete Existenzen sind mir nicht bekannt.

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Fußnote 219: Zwischen ÖVP und ÖFB

14. September 2011 10:54 | Autor: Andreas Unterberger

Und da sage noch einer, der ORF vernachlässige die ÖVP: eine gar köstliche Fehlleistung.

Als Medienmensch weiß ich natürlich, dass auch der blödeste Fehler ganz unbeabsichtigt einmal passiert, bei dem sich der Täter am liebsten ins eigene Fleisch beißen würde. Dabei lassen sich immer wieder auch sogenannte Freudsche Fehler beobachten, bei denen Verwechslungen auf inneren Zusammenhängen oder Ähnlichkeiten beruhen. Und die sind zwischen dem österreichischen Fußball und der Österreichischen Volkspartei vielleicht gar nicht so weit hergeholt, dachte sich offenbar der Gestalter dieser ORF-Schlagzeile. In Sachen Erfolge, in Sachen ständiger Trainerwechsel, in Sachen Intrigen, in Sachen Hunderttausender ahnungsloser bis böswilliger Ezzes-Geber an den Outlinien. Oder ist diese letzte Meldung nur ein weiteres Indiz für den allgemeinen Verfall der handwerklichen Fähigkeiten im Gebührensender?

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Wie man den Euro noch retten könnte

13. September 2011 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Dass nun schon der zweite führende Mann in der Europäischen Zentralbank seinen Posten hingeschmissen hat, ist wohl mehr als geeignet, Panik und Furcht um unser Geld und um Europa zu entfachen. Die diversen politischen Beschwichtigungsversuche verlieren endgültig ihre Glaubwürdigkeit, ebenso wie die hinterhältige Strategie, jeden Kritiker der EZB-Politik entweder als hoffnungslosen Hinterwäldler oder gar als Rechtsradikalen zu denunzieren.

Seit eineinhalb Jahren druckt die EZB de facto ungedeckt Geld, um das konkursreife Griechenland zu retten. Sie lässt sich auch jetzt nicht von einer Fortsetzung dieser Praxis abbringen, obwohl alle nach Athen entsandten internationalen Inspektoren einig sind, dass die Griechen ihre Sanierungspolitik nur halbherzig betreiben und null Aussicht auf Sanierung besteht. Es wird weder ausreichend gespart noch zügig privatisiert.

Der Euro entpuppt sich immer mehr als Konstruktion, mit deren Hilfe vor allem die Mittelmeerstaaten ihre Schuldenwirtschaft über ein Jahrzehnt lang völlig ungestraft fortsetzen konnten. Und auch jetzt bleibt die Strafe aus, obwohl die Gläubiger jedes Vertrauen in die Zahlungskraft jener Staaten zu verlieren beginnen. Selbst wenn derzeit Portugal und Griechenland im Zentrum stehen, ist der Hauptschuldige Frankreich. Denn nur Paris war immer wieder imstande, die (sich vor der Nazikeule fürchtenden) Deutschen auf diesen halsbrecherischen Kurs zu zwingen. Und niemand anderer als die Franzosen stellen sowohl den EZB- wie auch den IWF-Präsidenten, haben aber selbst eine mehr als ungesunde Finanzpolitik.

Die beiden deutschen Rücktritte aus der EZB sind nun ein wichtiges Signal, dass in Deutschland ein Umdenken auf breiter Front eingesetzt hat. Gewiss erfolgt das eineinhalb Jahre zu spät und ist etliche Hunderte sinnlos eingesetzte Milliarden teurer, als hätte man gleich den Griechen ein konsequentes Nein gesagt. Aber immer gilt: Besser spät als gar nicht.

Angela Merkel und Wolfgang Schäuble waren bei Ausbruch der Schuldenkrise ganz offenbar überrascht und überfordert, aber Schritt für Schritt haben sie sich den Realitäten und einem besseren Verständnis für ökonomische Zusammenhänge angenähert. Freilich müssen sie unbedingt noch etliche Schritte auf diesem Weg gehen. Der deutsche Bundespräsident Wulff etwa hat die beiden mit seiner überdeutlichen Absage an weitere Schulden jedenfalls schon weit überholt.

Auch in einigen anderen Staaten, die noch(!) die AAA-Kreditwürdigkeit haben, hat der Blick in das europäische Fass ohne Boden scharfe Abwehrreaktionen ausgelöst. Das gilt für die Niederlande und Finnland (auch unter dem Druck erfolgreicher Rechtsparteien). Das gilt nicht für Luxemburg (das ob seiner eigenen Kleinheit und seines Reichtums immer auf der sicheren Seite ist).

Und das gilt auch nicht für Österreich. Hier ist das Fehlen jeder kritischen Debatte der europäischen Schuldendiskussion geradezu erschütternd. Jetzt rächt es sich, dass Österreich ein ökonomisches Leichtgewicht wie Ewald Nowotny in die Nationalbank gehievt hat, dass Bundes- wie Vizekanzler ökonomisch ahnungslos sind. Und dass auch die Finanzministerin keineswegs eine Finanz- oder Makro-Ökonomin ist; sie ist zwar ein politisches Schwergewicht, aber bis vor wenigen Monaten mit ganz anderen Themen befasst gewesen. Sie muss sich erst komplett einarbeiten und versuchen, wenigstens ihre Partei schrittweise umzupolen.

Die EZB hat schon das Wichtigste verspielt, was eine Währung braucht, nämlich Vertrauen. Die Hauptschuld liegt aber bei der Politik zum Zeitpunkt der Euro-Einführung. Erstens hat man in sträflicher EU-Euphorie auch Staaten aufgenommen, die schon bei der Geburtsstunde die festgesetzten Kriterien meilenweit verfehlt haben. Zweitens hat man keinen Durchgriffs-Mechanismus einer europäischen Wirtschaftsregierung gegen Schuldensünder entwickelt. Statt dessen hat man – drittens – die Sünderländer mit zu Richtern über sich selbst gemacht. Und viertens hat man überhaupt auf das Allerwichtigste vergessen, nämlich die Vorgangsweise zu regeln, wenn ein Staat insolvent ist (auch wenn man objektiverweise hinzufügen muss, ein solches Konkursrecht fehlt auch in Österreich gegenüber überschuldeten Bundesländern).

Der Katzenjammer ist groß und die Wahrscheinlichkeit eines zweiten Höhepunkts der großen Weltwirtschaftskrise wächst. Der sich in allen Konjunkturkurven als Tiefpunkt darstellen wird. Niemand weiß,  ob das drohende „W“ dieser Kurve jemals auch seinen letzten Aufwärtsstrich erreichen wird, oder ob die Kurve am zweiten Tiefpunkt hängen bleibt.

Was aber jetzt tun? Es hat wenig Sinn – so verlockend der Gedanke auch für viele sein mag –, jetzt den Euro-Raum zu zertrümmern. Das wäre fast genauso schädlich wie das unbekümmerte weitere Durchfüttern der diversen europäischen Schuldenmacher.

Weiteres Durchfüttern im Gegenzug für vage Versprechungen würde – im Gegensatz zu manchen oberflächlichen Berechnungen, die in den letzten Tagen abgedruckt wurden, – zwar kurzfristig tatsächlich den Schmerz lindern, aber langfristig am teuersten kommen. Denn dann schlägt das Phänomen des Moral hazard am heftigsten zu: Viele Regierungen (die ja auch Wahlen gewinnen wollen!) würden weiter Schulden machen, um ja nicht allzuviel Bürgerzorn auf sich zu ziehen; sie wissen ja, dass sie letztlich immer gerettet werden. Wer Griechenland rettet, hat dann kein Argument mehr, andere Verschwender nicht zu retten.

Die logischste Lösung wäre zweifellos, Griechenland pleite gehen zu lassen, also zumindest ab jetzt, alle weiteren Hilfszahlungen einzustellen. Das würde natürlich etliche Gläubiger der Hellenen mitreißen. Das wäre gewiss auch ein Schock, weil ja niemand weiß, wann der dadurch ausgelöste Dominoeffekt wieder aufhört. Es wäre aber immer noch billiger, manche Gläubiger als ganz Griechenland zu retten. Aber auch eine Gläubigerrettung macht nur dann einen Sinn, wenn die Rettungskandidaten an sich gesund sind. Dabei wären aber jedenfalls auch sie einem kräftigen Haarschnitt zu unterziehen, also keinesfalls zur Gänze zu retten. Das ist schon aus pädagogischen Gründen notwendig, damit künftig niemand mehr leichtfertig schuldenfrohen Staaten Geld borgt.

Als Alternative zum Absturz in einen solchen Bankrott kann man den Griechen aber auch die Einsetzung einer europäischen Schuldenkommission vorschlagen. Diese müsste befristet sowohl Regierungs- wie auch volle Gesetzgebungskompetenz über Griechenland bekommen. Eine solche Kommission darf dann ohne Zustimmung des griechischen Parlaments Gehälter kürzen, die Bürokratie abbauen, das Sozialsystem beschneiden, deregulieren und privatisieren. Dafür würden sich im Gegenzug die Europäer bereit erklären, weiter zu zahlen.

Das klingt hart, ist aber in der Staatengeschichte immer wieder vorgekommen. Das ist genau dasselbe, was ein Masseverwalter in einem Konkurs auch großer Unternehmen tun kann und muss. Natürlich geht das rechtlich nur, wenn vorher das griechische Parlament seiner eigenen befristeten Totalentmachtung zustimmt. Das setzt wiederum eine glaubwürdige Ankündigung der Resteuropäer in voller Ge- und Entschlossenheit voraus: Ohne Zustimmung zu einer bevollmächtigten Schuldenkommission wird kein einziger Euro mehr aus dem restlichen Europa nach Griechenland fließen. Nur dann ist eine solche – befristete – Zustimmung des Parlaments denkbar.

Natürlich wäre alles viel einfacher, wäre eine solche Konstruktion schon bei Schaffung des Euro vereinbart worden. Aber allzu lange über vergossene Milch zu jammern, bringt sie doch nicht zurück in die Flasche. Und vielleicht entsteht solcherart zumindest ex post die einst aus bequemer Realitätsverdrängung heraus „vergessene“ europäische Konkursordnung.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Kauft nichts bei Männern (auch wenn es billiger ist)

12. September 2011 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Texte machen auf den ersten Blick klar, warum unter dieser Regierung jede Verwaltungsvereinfachung unmöglich ist. Im Gegenteil: Der in weiterer Folge unkommentiert wiedergegebene Wortlaut eines Ministerratsbeschlusses zeigt ein scheinbar kleines, aber überaus signifikantes Beispiel für das ständige Anwachsen von Bürokratie, von Kosten und von überflüssigen, unsinnigen, sprachlich für 95 Prozent der Bürger unverständlichen Regelungen. Die ÖVP aber, deren Wähler zu 99 Prozent mit diesem Gewäsch nichts zu tun haben wollen, muss sich fragen, aus welchem Grund sie immer wieder solchem Schwachsinn zustimmt.

In einer Koalition kann man gegen den Willen des sogenannten „Partners“ nichts durchbringen. Aber man muss umgekehrt auch zu keinem absurden Beschluss Ja sagen. Da ich noch immer nicht annehmen will, dass die ÖVP-Führung den hier folgenden Unsinn innerlich teilt, kann es nur einen – wenn auch absurden – Grund dafür geben, dem zuzustimmen: Man fürchtet sich offensichtlich davor, dass einer von Faymanns Lohnschreibern am Boulevard wieder stänkert: „Die ÖVP soll nicht streiten, sondern arbeiten.“ Mit anderen Worten: jedem Blödsinn zustimmen.

Freilich müssen sich auch Schwarz, Blau und Orange vorhalten lassen, dass sie in den vergangenen Jahren selbst den Vorlauf zur folgenden Orgie an teurem Unsinn zu verantworten haben.

Es ist recht signifikant, dass mich ein Leser (mit der zutreffenden Bemerkung: „Zehennägel vorher festkleben“) ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt auf die Wirklichkeit dieser Regierung aufmerksam macht, da der Internationale Währungsfonds von Österreich massiv einen rascheren Schuldenabbau fordert.

Diese Forderung prallte an den Ohren dieser Regierung freilich ungefähr so ab wie ein Aufruf zur Alkoholabstinenz beim harten Kern der Rapid-Anhänger. Was soll auch die von führenden Finanzexperten geäußerte Sorge, dass im nächsten Jahr auch Österreichs Kreditwürdigkeit herabgestuft wird, gegen die brennende Notwendigkeit, den an die Rote Armee erinnernden Gender-Mainstreaming-Politkommissarinnen weitere bürokratische Macht zukommen zu lassen!

Ich darf noch ein Beispiel aus dem Wortschwall der Kampffeministinnen vorweg herausgreifen, das anschaulich zeigt, wie sehr ständig von irgendwelchen Wichtigmacher-Gruppen weiterer Unsinn mit unserem Steuergeld durchgesetzt wird: Die Regierung hat auf Druck des Radikalfeministinnen-Ministeriums beschlossen, dass bei Staatsausgaben (etwa dem Einkauf von Polizeiautos oder Druckerpapier) nicht mehr nur das zweckmäßigste und sparsamste Angebot in strengen Vergabeverfahren zum Zuge kommt, sondern, dass „soziale Aspekte wie Gleichstellung“ künftig ebenso relevant sein sollen. Mit anderen Worten: Wenn eine von einer Frau geführte Firma liefert, darf das Ganze teurer und/oder schlechter sein. Wir haben‘s ja.

Aber nun der unkommentierte Wortlaut des Regierungsbeschlusses (der ja nur einer von vielen ist, die diesen Staat letztlich ins Grab bringen werden):

„Betrifft: Nachhaltige Umsetzung von Gender Mainstreaming

Vortrag an den Ministerrat

Mit Ministerratsbeschluss vom 11. Juli 2000 wurde eine verbindliche Erklärung zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in allen Politikbereichen gefasst und eine Interministerielle Arbeitsgruppe für Gender Mainstreaming (IMAG GM) eingerichtet, um die Strategie des Gender Mainstreaming auf Bundesebene zu implementieren.

Mit Ministerratsbeschluss vom 3. April 2002 wurde auf Basis der Empfehlungen der IMAG GM ein Arbeitsprogramm verabschiedet und mit einem weiteren Ministerratsbeschluss vom 9. März 2004 wurde ein Zwischenbericht zur Durchführung von Gender Mainstreaming in allen Ressorts zur Kenntnis genommen sowie weiterführende Umsetzungsziele und Maßnahmen festgelegt. Im Ministerratsbeschluss vom 5. März 2008 wurde die Anwendung der erstellten Leitfäden für Gender Budgeting und Gender Mainstreaming in der Legistik bekräftigt.

Eine Bestandsaufnahme anlässlich des zehnjährigen Bestehens der IMAG GM im Jahr 2010 hat gezeigt, dass in einigen Bereichen bereits beachtliche Erfolge in der Verankerung von Gender Mainstreaming erzielt wurden. Die Evaluierungsstudie „Zehn Jahre Gender Mainstreaming in der Bundesverwaltung“ habe ich bereits auf der Website http://www.imag-gendermainstreaming.at zur Verfügung gestellt.

Wesentliche Ergebnisse dieser Studie sind die erfolgreiche Umsetzung von Gender Mainstreaming vor allem in den Bereichen geschlechtergerechte Sprache und Gender Budgeting. Auch wurde Gender Mainstreaming in den letzten Jahren zunehmend als Führungsaufgabe erkannt und von den Führungskräften angewandt. Um Gender Mainstreaming und Gender Budgeting nachhaltig zu etablieren, ist es zunächst erforderlich, in jenen Bereichen, in denen bereits Erfolge erzielt wurden, die Umsetzung konsequent weiterzuführen.

Darüber hinaus wären in jenen Bereichen, in denen noch Handlungsbedarf besteht, weitere Schritte zu setzen, insbesondere bei der Implementierung von Gender Mainstreaming in die Organisationsentwicklung, der Verankerung in der Struktur des Ressorts, der Einbeziehung in Zielvereinbarungen, in die Legistik und sonstige Maßnahmen und die geschlechtsspezifische Datenerhebung.

Neue Handlungsverpflichtungen ergeben sich aus der Staatszielbestimmung betreffend Gender Budgeting in Art. 13 Abs. 3 B-VG und den verfassungsrechtlichen und einfachgesetzlichen Bestimmungen zur Umsetzung der Haushaltsrechtsreform (Art. 51 Abs. 8 B-VG, BHG 2013 u.a.). Die Erfüllung dieser Verpflichtungen erfordert das Vorliegen fundierter Ist-Analysen, die auf geschlechtsspezifischen Daten basieren, daher ist die geschlechtsspezifische Datenerhebung eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung der Gleichstellung im öffentlichen Haushaltswesen.

Im Einzelnen schlage ich daher folgende Vorgangsweisen vor:

Strukturelle Verankerung

Für eine erfolgreiche Umsetzung von Gleichstellungsmaßnahmen in den Ressorts ist das Zusammenwirken von Führungskräften und Gender Mainstreaming Beauftragten unerlässlich. Es soll daher

- eine jährliche Besprechung der obersten Führungsebene mit den Gender Mainstreaming Beauftragten, z.B. im Rahmen eines SektionsleiterInnen Jour fixe, zur Umsetzung der Gleichstellung und zur Festlegung geeigneter Zielvereinbarungen im Ressort stattfinden.

- ein klarer Aufgabenbereich für Gender Mainstreaming Beauftragte festgelegt und dieser in geeigneter Form, z.B. in der Geschäftseinteilung, im Ressortkundgemacht werden.

Geschlechtsspezifische Datenerhebung

Geschlechtsspezifische Daten und geschlechterdifferenzierte Darstellungen sind Grundlage für zielgruppendifferenzierte Analysen und für wirkungsorientiertes Verwaltungshandeln. Daher sollen

- Daten - sowohl eigene Erhebungen als auch extern in Auftrag gegebene Erhebungen - wo dies mit vertretbarem Verwaltungsaufwand bzw. finanziellem Aufwand möglich ist, kontinuierlich und konsequent geschlechterdifferenziert erhoben, ausgewertet und dargestellt werden.

- Inhalte von Berichten, Studien und Publikationen – wo dies mit vertretbarem Verwaltungsaufwand bzw. finanziellem Aufwand möglich ist, geschlechterdifferenziert und gleichstellungsorientiert vermittelt und dargestellt werden.

Ich werde zudem einen Gender Index, der jährlich einen Überblick über gleichstellungspolitische Daten und Entwicklungen in relevanten Bereichen gibt, zur Verfügung stellen.

Legistik

Die wirkungsorientierte Folgenabschätzung bei Regelungsvorhaben und sonstigen Vorhaben ist Bestandteil der Haushaltsrechtsreform des Bundes. Gemäß den Bestimmungen des Bundeshaushaltsgesetzes 2013 sind in diesem Zusammenhang insbesondere auch die Auswirkungen auf die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu berücksichtigen. Es sollen daher im Sinne der geltenden Rundschreiben des BKA zur Gestaltung der Erläuterungen von Rechtssetzungsvorhaben und unter Bedachtnahme auf § 17 Abs. 3 Z 3 BHG 2013

- bei der Prüfung der wesentlichen Auswirkungen von Regelungsvorhaben und sonstigen Vorhaben der Ressorts die Auswirkungen auf die Geschlechter besonders beachtet und diese Auswirkungen in aussagekräftiger Form dargestellt werden.

Förderwesen, Beschaffungswesen

Förderungen und Beschaffungswesen stellen wichtige Steuerungsinstrumente dar, um die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern. Es sollen daher im Bereich der Förderungen auf Gender Aspekte in Förderanträgen bzw. in Förderverträgen Bedacht genommen werden.

- im Sinne des Ministerratsbeschlusses zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung vom 20.7.2010 zukünftig neben den Grundsätzen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit, auch soziale Aspekte wie beispielsweise Gleichstellung in das österreichische Beschaffungswesen integriert werden.

Den Ergebnissen der derzeit tagenden begleitenden Steuerungsgruppe wird durch diesen Ministerratsvortrag jedenfalls nicht vorgegriffen.

Schulungen und Information

Die erfolgreiche Umsetzung von Gleichstellung erfordert die Einbeziehung aller Ebenen einer Organisation in die Entwicklung von Gleichstellungszielen und das gemeinsame Erkennen des Nutzens von geschlechtergerechter Politik. Daher sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

- über Gender Mainstreaming Vorhaben verstärkt informiert und in die Umsetzung von Gender Mainstreaming Projekten eingebunden werden.

- befähigt werden, durch Inanspruchnahme von Schulungen verstärkt Kompetenz in Gleichstellungsfragen zu erwerben.

Ich werde weiterhin dafür Sorge tragen, dass Workshops und Schulungen zu Gender Mainstreaming und Gender Budgeting zur Verfügung gestellt werden. Durch den Aufbau einer Gender Mainstreaming Wissensdatenbank werde ich den Wissensaustausch und die Wissensverbreiterung von Gender Mainstreaming und die Implementierung von Gender Budgeting im Rahmen der Haushaltsrechtsreform des Bundes unterstützen. Allfällig anfallende Mehrkosten, die durch die Inanspruchnahme von Schulungen, die Beauftragung von Studien usw. entstehen, sind von den betroffenen Ressorts aus den jeweils zur Verfügung stehenden Ausgabebeträgen zu bedecken.

Ich stelle den

A n t r a g ,

die Mitglieder der Bundesregierung mögen diese Vorschläge zustimmend zur Kenntnis nehmen.

31. August 2011

HEINISCH-HOSEK“

Es gab keinen Widerspruch.

 

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Die Einäugigkeit der österreichischen Justiz: zwei Vergleiche

11. September 2011 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Facebook-Aufruf, in dem zum „Abstechen“ anderer Menschen aufgefordert wurde, hat nun zu Recht die Strafverfolgungsbehörden alarmiert.

Freilich geschah das in Frankreich. Und das potenzielle Opfer des Abstechen-Aufrufs waren Muslime. Ein anderer Facebook-Aufruf zum „Abstechen“ ist hingegen völlig ungeahndet geblieben. Der erfolgte freilich in Österreich. Und der Täter war ein SPÖ-Funktionär. Und das potenzielle Opfer waren die Reichen. Für die hiesige Staatsanwaltschaft also drei Gründe, nichts zu unternehmen.

Das Schöne ist: Es wundert sich schon gar niemand mehr, dass das Vertrauen in die heimische Justiz auf den Nullpunkt abgesunken ist. Daher braucht offensichtlich auch niemand mehr etwas zu tun, um es zu heben. Schon gar nicht die zuständige Ministerin.

Noch ein Beispiel gefällig, wie sehr es hierzulande stinkt? In Österreich wird in Kürze mutmaßlich ein Politiker verurteilt, weil er ein geschmackloses Moscheen-Abschieß-Spiel ins Internet gestellt hat. In Amerika kursiert hingegen völlig ungehindert ein ebenso geschmackloses Videospiel, in dem republikanische und konservative Politiker wie Sarah Palin oder Michele Bachmann zum Abschlachten freigegeben werden. Bezeichnender Titel „Tea party Zombies must die“.

Wenn man streng wäre, könnte man sogar sagen, dass Abschießen von Personen ist noch einen Grad widerlicher als das von Gebäuden. Aber in Amerika herrscht Meinungsfreiheit. Und in Österreich das Gegenteil.

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Wrabetz und der Spiegel oder: Der fette Lohn der üblen Tat

10. September 2011 00:28 | Autor: Andreas Unterberger

Es mag zwar nicht formell strafbar sein, aber es ist ein Beispiel für Korruption in Reinkultur, für den Verlust jedes Schamgefühls. Während der Herr Hochegger seine anrüchigen Zahlungen an diverse Politiker noch durch verschiedene Maßnahmen zu tarnen versucht hat, laufen im ORF neuerdings die miesesten Schiebereien vor unser aller Augen ab.

Gleich zwei Stiftungsräte, die noch vor wenigen Tagen Alexander Wrabetz gewählt haben, werden nun postwendend mit dick dotierten Direktorenposten belohnt. Und natürlich hat es da in keiner Weise vorher Absprachen über einen Stimmenkauf gegeben . . .

Der eine belohnte Wrabetz-Wähler, der Tiroler Helmut Krieghofer, tat dies sogar gegen die erklärte Linie seiner eigenen Partei, der ÖVP. Er wird nun mit dem Posten eines Tiroler Landesdirektors belohnt. Womit mehr als deutlich erwiesen ist, dass die Korruption nun auch in Westösterreich angekommen ist, wo man sie bisher immer als Wiener Unsitte abzutun versucht hatte.

Der zweite belohnte Wrabetz-Wähler ist in trautem Ausgleich ein linker Zentralbetriebsrat namens Michael Götzhaber. Er soll nun technischer Direktor werden. Aber zugegeben: Bei den ORF-Betriebsräten haben solche schmierige Gegengeschäfte schon lange Tradition.

Das Gerücht, dass beide Herren seither jedem Spiegel aus dem Weg gehen, um sich nicht selber darin erblicken zu müssen, kann allerdings ebenso wenig bestätigt werden wie im Fall des Postenvergebers Alexander Wrabetz. Dieser hat ja auch schon die Blamage locker weggesteckt, als der SPÖ-Stiftungsrat Nikolaus Pelinka in einem Interview unverfroren davon geredet hat, dass er häufig mit Wrabetz telefoniert und mit diesem unter anderem auch die Besetzung von ORF-Diskussionssendungen bespricht. Die ja dann meist auch dementsprechend schlecht sind.

Wrabetz hat aber trotz all dem keinen Genierer, den ORF als unabhängig zu bezeichnen. Alles nur noch widerlich.

PS.: Das gleiche Wort kam einem dieser Tage in den Sinn, als die ZiB-Ansagerin Marie-Claire Zimmermann von einem israelischen „Anschlag“(!!) auf ein türkisches „Hilfsschiff“ gesprochen hat. Dieser „Anschlag“ auf eine provokative Reise islamistischer und linksextremistischer Sympathisanten der Palästinenser zum Gazastreifen ist inzwischen sogar von einer Expertenkommission der gewiss nicht israel-freundlichen UNO als völkerrechtlich legitime Aktion bezeichnet worden, um eine nicht genehmigte Fahrt in den Gazastreifen zu verhindern. Man fragt sich nur eines: War dieses Wort vom „Anschlag“ mehr durch Antisemitismus, durch Linksextremismus oder durch Dummheit geprägt? Ist doch in diesem ORF alles möglich.

 

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Mareks Abschied: notwendig, aber nicht ausreichend

09. September 2011 14:49 | Autor: Andreas Unterberger

Notwendig, aber alles andere als ausreichend: Das ist der überraschende Rücktritt von Christine Marek als Parteichefin in Hinblick auf eine Reanimation der in Agonie liegenden Wiener ÖVP. Denn die wahren Herausforderungen für die Stadtpartei liegen alle noch in der Zukunft. Der ständige Personalwechsel alleine ist zu wenig für den Erfolg einer Wiederbelebung, wie die Wiener Schwarzen schon oft genug bewiesen haben.

Vor einer Auflistung der sonstigen notwendigen Bedingungen noch ein kurzer Nachruf auf Marek, die nun im Nationalrat ihr frühes Ausgedinge erleben darf. Mit einem Satz: Die persönlich sympathische Frau war in all ihren bisherigen Funktionen schwer überfordert, da bar jeder politischen Intelligenz. Ihr Transfer nach Wien war unter den vielen unbetamten Personalentscheidungen des Josef Pröll daher auch der negative Gipfel.

Der Nachfolger Mareks ist jedenfalls nicht zu beneiden, hat er doch eine der schwierigsten Aufgaben vor sich, die es im politischen Leben Österreichs gibt. Welche Bedingungen müssen Nachfolger, aber auch andere Stadtschwarze erfüllen, damit die Mission impossible doch gelingen kann?

1.     Die Wiener Stadtpartei muss ihre Abhängigkeit von den verbliebenen fünf schwarzen Bezirksvorstehern lösen: Denn diese haben hinter den Kulissen noch bei jedem Versuch, ernsthafte Opposition zu machen, gebremst. Aus subjektiv nachvollziehbaren Motiven: Wenn ein Bezirkskaiser von den roten Stadträten und den noch viel mächtigeren Stadtbeamten geschnitten wird (etwa aus Rache, weil die ÖVP die sensationellen Gehaltsprivilegien der Rathaus-Bürokraten kritisiert), dann wird aus dem Bezirkskaiser ein armes Bezirkswürstchen.

2.     Ähnliches gilt für die Beziehung zur Wiener Wirtschaftskammer: Auch wenn deren jetzige Präsidentin im Gegensatz zum Vorgänger nicht den Eindruck erweckt, persönlich gekauft zu sein, traut sich die Kammer doch auch weiterhin nicht, das Rathaus scharf zu kritisieren, denn dann fürchtet sie sofort Revanche: bis hin zum Abdrehen des Stroms für die Weihnachtsbeleuchtung in den Einkaufsstraßen. Dabei ist die Korruption und Bürokratie in Wien weit schlimmer und wirtschaftsfeindlicher als in allen anderen Bundesländern. Man denke nur an die Dauer von gewerblichen oder baulichen Genehmigungsverfahren, man denke nur daran, dass ausgerechnet in Wien die Arbeitslosigkeit weitaus am höchsten unter allen Bundesländern ist.
Die Wiener ÖVP muss begreifen, dass sie für erfolgreiche Oppositionsarbeit weder die Bezirksvorsteher noch die Kammer  braucht. Die Freiheitlichen haben ja auch weder das eine noch das andere und wachsen stetig (zumindest solange sie nicht selbst Verantwortung tragen müssen).

3.     Der Marek-Nachfolger muss die mediale Kommunikation als zentrale Aufgabe erkennen. Dazu gehört primär die Erkenntnis, dass beim Großteil der Medien für Oppositionsparteien ohnedies keine Chance besteht, weil diese alle durch Rathaus-Inserate und -Kooperationen gekauft sind oder von durch und durch grünen Redakteuren gemacht werden. Daher muss sie eigene Kanäle aufbauen, um ohne Filter und branchenübliche Häme auf professionellem Level an die potenziellen Wähler heranzukommen.

4.     Die Wiener ÖVP muss erkennen, dass ihre Wählerpotenziale am wenigsten bei linksliberal-grünen Stadtbewohnern liegen, auch wenn (in Wahrheit nur scheinbar) wohlmeinende Journalisten ihr das ständig nahelegen. Sie muss daher auch erkennen, dass die Erklärung etlicher dieser Journalisten für das Marek-Debakel zwar sehr viel mit den ideologischen Vorlieben der Journalisten, aber nichts mit den wahren Fakten zu tun hatten. Marek hat ganz sicher nicht deshalb verloren, weil sie in den letzten Tagen des Wahlkampfs angeblich einen Rechtsschwenk von ihrem Linkskurs gemacht hat. Sonst wären ja die ÖVP-Wähler nicht nach rechts, sondern nach links abgewandert.

5.     Die Wiener ÖVP muss erkennen, dass ihr Potenzial erstens bei der großen Gruppe der Nichtwähler liegt, denen insbesondere die Pröll-Marek-ÖVP gesellschaftspolitisch zu links war und die FPÖ zu radikal (und wirtschaftspolitisch zu sozialistisch) erscheint. Zweitens müsste sie viele zur FPÖ abgewanderte Schwarze zurückholen. Und drittens gibt es in Wien sehr viele Arbeiter, die ob des kulturellen und migrationspolitischen Linksschwenks ihrer Partei, aber auch über die Privilegien der Stadtbeamten verärgert sind, die daher ihrer Stammpartei SPÖ den Rücken kehren (und mit großem Erfolg von der FPÖ angeworben werden).

6.     Wenn alle bekannten Studien zeigen, dass Sorgen wegen der Massenmigration, Sorgen um die Sicherheit, Sorgen vor der drohenden Einheitsschule die zentralen Themen der Stadtbewohner sind, dann muss sich die ÖVP kraftvoll ihrer annehmen. Und zwar ohne die läppische Sorge, dass man sich doch nicht der FPÖ inhaltlich so stark annähern dürfe. Mit Bauskandalen und Radwegen alleine bewegt man keine Gemüter.

7.     Der ÖVP als Ganzes muss auch klar werden, dass eine entscheidende Frage für das Überleben ihrer Wiener Filiale der nächste Finanzausgleich sein wird. Wenn dabei wieder die Bundesländer in der unheiligen Allianz Wien-Niederösterreich-Kärnten den Bund finanziell abräumen können, wird es auch in Zukunft trotz der großen Budgetprobleme genug Geld für den Wiener Filz geben, der alles erstickt – insbesondere jede demokratische Alternative.

Das Rezept ist klar, wenn auch in der Umsetzung sicher nicht einfach. Glaubt irgendjemand, dass auch nur ein Punkt dieses Kalenders der unabdingbaren Notwendigkeiten vollständig umgesetzt werden wird?

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Wie böse sind die bösen Hedgefonds?

08. September 2011 00:33 | Autor: Andreas Unterberger

„Ich bin ja schon für die Marktwirtschaft, aber diese von der Realwirtschaft total abgehobenen Wetten und Hedgefonds sind doch wirklich etwas Arges.“ Wer hat in letzter Zeit noch nie solche Äußerungen auch durchaus vernünftiger Menschen gehört? Die Sorgen sind verständlich. Bemüht sich doch niemand, den Mitbürgern die Funktionsweise eines Marktes zu erklären, der zugegebenermaßen etwas komplizierter als der Gemüsemarkt am Samstag ist.

Umso mehr sollte man sich bemühen, allgemeinverständlich zu kommunizieren und sich nicht hinter einem Insider-Jargon verbergen. Zumindest wenn man will, dass es auch weiterhin eine Marktwirtschaft gibt, die nicht vom politischen Populismus hinweggefegt wird.

Etwa das mit dem „Hedgen“ zu erklären ist gar nicht so schwer. Das geht etwa so: Hedgen ist durchaus wichtig für die ganz normale Realwirtschaft. Im Grund geht es immer um das Tragen eines Risikos, das dadurch entsteht, dass sich wirtschaftliche Vorgänge über einen längeren Zeitraum mit vielen unbekannten Risken hinziehen.

Drei konkrete Beispiele: Erstens ist da der Bauer, der sein Getreide an den Müller verkauft. Der Konsum der daraus gebackenen Semmel ist aber meist noch viele Monate entfernt. Dazwischen kann vieles passieren, was den Wert des Getreides bzw. Mehls beeinflusst: etwa ein Inflationsschub, etwa eine besonders gute oder besonders schlechte Welternte, Unruhen, Kriege, Brände, Lebensmittelvergiftungen, Rattenplagen oder aber auch eine Welle der Gesundheitspropaganda gegen den Konsum von Semmeln.

Wer trägt das Risiko dieser Asynchronität? Der Bauer? Der will fast immer gleich sein Geld. Der Müller? Der muss schon einen sehr dicken Geldpolster versteckt haben, um das gefahrlos auszuhalten. Oder eben ein Finanzdienstleister, ein Hedgefonds, der gleich bei der Ernte beide auszahlt. Der verlangt für dieses Hedgen, das Hergeben von Liquidität und Tragen von Risiken aber natürlich einen Preis.

Zweitens die Luftlinie, die jetzt schon Tickets für die weihnachtlichen Flüge verkauft, die aber nicht weiß, wie da der Treibstoffpreis ist. Sie sichert sich daher bei einem Hedgefonds oder einer Investmentbank gegen ein zu starkes Steigen ab. Sie zahlt also lieber eine Prämie, als einen Megaverlust zu riskieren.

Drittens der Versicherungskonzern, der Milliarden als Zahlungsreserve für Schadensfälle in Anleihen und Aktien angelegt hat. Auch der hedgt nun gegen die derzeit völlig unvorhersehbaren Risken der Börsen, um jedenfalls auf der sicheren Seite zu sein.

Jetzt frage ich mich nur: Wo liegt da das abgrundtief Böse im Handeln von Hedgefonds oder Investmentbanken, das uns Politik und Medien ständig vorgaukeln? Wie stünde die – immer das Gute verkörpernde – Realwirtschaft da, gäbe es nicht die Bösen, die mit ihr solche „Wetten“ abschließen? Diese Wetten sind in Wahrheit wichtige Versicherungsgeschäfte für die Realwirtschaft. Aber welcher Politiker will das schon wissen, wenn sich so herrlich dagegen wettern lässt?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Die wichtigste Lehre des 11. September 2001

07. September 2011 01:38 | Autor: Andreas Unterberger

Bewundernswert, wer in diesen Tagen die gehirnwäscheartige Überflutung seiner Sinnesorgane heil übersteht. Aus allen druckenden und sendenden Ecken des Landes wird man derzeit nämlich schon seit Wochen mit Berichten zu einem zehn Jahre zurückliegenden Ereignis eingedeckt. Das erweckt den Verdacht, es sei für viele Medien halt einfacher und billiger, über alte Entwicklungen zu schreiben, weil man dazu nur ins Archiv gehen muss. Dennoch sind diese Alt-Berichte über den 11. September 2001 aus einem einzigen Aspekt heraus spannend: Weil sie zwar von unglaublich vielen Details schreiben, aber nur ganz wenig von dem, was auch heute noch relevant ist.

Das geht unter den vielen Randstories total unter. Wir erfahren zwar viel über die architektonischen Pläne zur Neugestaltung des World Trade Centers; Kolumnisten langweilen uns mit der autistischen Frage, was sie am 11. September gerade taten, als sie von dem Mehrfachangriff auf New York und Washington erfuhren; und natürlich kommen Hunderte Angehörige von Todesopfern zu Wort.

Nur über die Tatsache, dass der Westen damals mit einem islamistischen Generalangriff konfrontiert worden ist, hören und lesen wir sehr wenig. Ebensowenig darüber, dass dieser Generalangriff trotz der Tötung des Al-Kaida-Führers Bin Laden keineswegs abgewendet ist. Auch fast nichts darüber, dass Meinungsumfragen in islamischen Ländern erstaunliche Sympathien für die Täter zeigen – während andere Moslems wieder den Israelis die Schuld in die Schuhe schieben wollen.

Wir hören auch kaum etwas darüber, dass der deutsche Innenminister vor kurzem von rund 1000 potenziellen islamischen Terroristen alleine in Deutschland gesprochen hat. Was alleine schon angst und bange machen muss. Wir hören kaum etwas darüber, dass nach den Erkenntnissen des österreichischen Verfassungsschutzes die Zahl der aus Österreich kommenden Besucher von Terrorcamps in Pakistan oder Afghanistan deutlich zugenommen hat.

Das heute noch Wichtigste und Bedrohlichste an diesen Anschlägen wird aus mehreren Gründen verdrängt: Erstens, weil es keine einfachen oder leichten Antworten darauf gibt. Zweitens wird die Bedrohung durch islamische Terroristen aber auch deshalb verschwiegen, weil es politisch nicht korrekt ist, davon zu reden. Da redet man viel lieber nur von einem psychisch gestörten Norweger, obwohl dessen Massenmord eine totaler Einzelakt gewesen ist, hinter dem nicht einmal der Hauch irgendwelcher Strukturen oder gewaltbereiter Sympathisanten steht. Und drittens wird das Thema nicht angeschnitten, weil die Sorge ob der zunehmend aggressiver werdenden Haltung vieler Moslems von der politischen Rechten besetzt worden ist.

Diese Rechte wiederum wird insbesondere in Österreich von naiven Journalisten für die einzige Bedrohung gehalten, der alle anderen Gefahren unterzuordnen ist. Und von ihren parteipolitischen Gegnern wird die Rechte sowieso verteufelt, ist das doch die einzige Chance, der Linken wieder die ganze Macht zurückzuerobern.

In dieser panischen oder auch geheuchelten Angst vor einer angeblich rechten Bedrohung sind viele Politiker und Medien sogar bereit, die Einschränkung der Meinungsfreiheit immer weiter voranzutreiben. Daher wollen die Ministerinnen für Inneres, Justiz und Unterricht jede Kritik an der islamischen Bedrohung unter dem an totalitäre Systeme erinnernden Gummiparagraphen der „Verhetzung“ verfolgen, während sie zugleich die Fundamentalisten in hiesigen Moscheen und Schulklassen ignorieren. Daher versucht nun die Linke sogar die Gleichsetzung von Islamophoben – also jenen Menschen, die sich vor einer weiteren Ausbreitung des Islam fürchten – mit Nationalsozialisten zum vorgeschriebenen Denkmuster zu machen.

Kann dieser Terrorismus überhaupt besiegt werden? In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wohl nicht – wenn überhaupt. Die europäischen Kulturen scheinen schon zu morsch und durch Political Correctness kollektiv verblödet, als dass sie noch imstande wären, sich zu wehren. Worunter ja nicht eine Kriegserklärung zu verstehen ist, sondern ein viel konsequenteres Vorgehen gegen jeden zur Gewalt oder Verletzung der Menschenwürde aufrufenden Prediger; gegen jeden Vater, der seine Kinder zwangsverheiratet oder seine Töchter nicht am gemeinsamen Sport teilnehmen lässt; gegen jeden, der andere Moslems bedroht, nur weil sie vom Islam „abzufallen“ wagen.

Haben die USA diese Bedrohung überwunden? Sicher nicht – aber sie haben es immerhin zum Unterschied von Europa geschafft, dass es seit dem 11. September auf ihrem Boden keine weiteren Anschläge gegeben hat. Der Preis für diese Sicherheit ist freilich hoch: Es gibt in den USA seither viele Kontrollen und Überwachungen, die gerade für die freiheitsliebenden Amerikaner ein Riesenproblem sind. Dennoch sind sie sich einig: Amerika wird und darf sich nicht in die Knie zwingen lassen.

Auch wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass der Islamismus nichts mit dem Islam zu tun hätte. Das heißt zwar sicher nicht, dass jeder Moslem eine Bedrohung wäre. Das heißt aber sehr wohl, dass der Koran – neben vielen ganz anders klingenden freundlichen Stellen – als einziges heiliges Buch einer Weltreligion eine ganze Reihe von Rechtfertigungen, ja Aufrufen zur Gewalt gegen Ungläubige bietet. Was besonders dann gefährlich werden kann, wenn dieses heilige Buch auch weit mehr als tausend Jahre später nach mehrheitlicher islamische Lehre absolut wörtlich zu nehmen ist. Und nicht wie die Bibel interpretiert werden darf, ja muss.

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Erhöht endlich die Steuern! Oder Was?

06. September 2011 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Mich stören Reiche, die ihre Einkommen an Steuern und Abgaben vorbeischwindeln können, zutiefst und emotional. Ich habe auch kein unmittelbares Eigeninteresse, ein strikter Gegner einer klassischen Vermögenssteuer zu sein – nirgendwo scheint mich das zu treffen, was da in Österreich und Europa angesichts der explodierenden Staatsschulden an neuen Steuerideen derzeit ausgekocht wird. Warum bin ich dann aber trotzdem (mit einer ebenso winzigen wie unrealistischen Ausnahme) strikt gegen höhere Steuern welcher Art immer, also auch der Vermögenssteuer?

Mit einem Satz: weil Vernunft, Gerechtigkeit und Staatsräson dagegen sprechen. Das sei an Hand von zwölf Argumenten konkretisiert.

Erstens sind Abgabenquoten in den meisten Euro-Staaten von weit über 40 Prozent viel mehr als das, was ein Staat jemals in der Geschichte den Menschen von all ihren erarbeiteten Leistungen wieder abgenommen hat. Bei den eigentlichen Leistungsträgern kommt man sogar auf fast zwei Drittel: Zur 50- (oder bei Lohnbeziehern 43–)prozentigen Einkommensteuer greifen da nämlich ja auch noch bei jeder Verwendung des verbliebenen Geldes neuerlich die gierigen Finger des Staatsmolochs zu. Gleichgültig ob er seine Zugriffe nun als Mehrwertsteuer, Tabaksteuer oder etwa Mineralölsteuer getarnt hat.

Bei diesen gewaltigen Summen kann kein noch so frommer Christ sagen, dass die Besserverdiener nicht so neidig sein sollen. Galt doch historisch sogar der Zehent – also die Ablieferung eines Zehntels der Erträge – den Christen als Obergrenze eines gerade noch tolerierbaren Zugriffs. Es ist daher moralisch mehr als legitim zu sagen: Nichts geht mehr, es reicht.

Zweitens ist allein dieses Tagebuch voll mit Hunderten Beispielen, wie Politiker mit diesem Geld sinnlos, ja schädlich um sich werfen. Nur einige österreichische Beispiele: Diese reichen vom fast weltweit niedrigsten Pensionsalter über die provozierend hohen Bezüge der Wiener Gemeindebeamten, über Europas einzige fast komplett unentgeltliche und zutrittsoffene Universitätenszene, über die dem Steuerzahler unvergleichlich teuer kommenden Bundesbahnen bis zur Rolle Österreichs als Rekordsubventionsgeber. Über diese Subventionen finanzieren sich Wirtschaft, Bauern und Kulturbetrieb, aber auch eine neue Parasitenschicht von Tausenden Vereinen mit angeblich sozialen, ökologischen, feministischen, kulturellen und sonstigen oft sehr nebulosen Zielen, bei denen aber das Geld vor allem in den Taschen der eigenen Mitarbeiter verschwindet. Diese reden dann  jedoch sofort von „neoliberaler Kälte“, wenn ihnen auch nur einmal beim Selbstbedienungsladen Staat Nein gesagt wird.

Wer hier mit Moral oder Gerechtigkeit argumentiert, deretwegen da noch mehr Geld hinausgeschmissen werden soll, ist entweder ein ahnungsloser Landpfarrer oder ein zynischer Lügner, der ein ungerechtes System durch den Ruf „Mehr Gerechtigkeit“ zu seinem eigenen Nutzen noch ungerechter machen will.

Drittens und noch gravierender ist die Tatsache, dass Steuererhöhungen am Ende meist weniger Geld in die Kassen bringen. Bei einigem Nachdenken wird der Grund auch völlig klar: Je weniger dem Einzelnen und seiner Familie von legal verdientem Geld bleibt, umso mehr rentiert sich legale Steuervermeidung (etwa indem man Finanztransaktionen wieder wie einst bar abwickelt oder im Ausland stattfinden lässt, etwa wenn Börse-, Banken- und Transaktionssteuern den Weg zur heimischen Bank verteuern); umso mehr wird man auch illegale Steuerflucht-Methoden anwenden (Pfusch, Rechnungsmanipulationen usw.); umso seltener hat man angesichts der zuvor skizzierten Verschwendung Gewissensbisse; und umso öfter wird man die Hände demotiviert in den Schoß legen und Aufträge mit dem Argument ablehnen: „Das interessiert mich nicht, ich habe keine Lust, für die Steuer zu arbeiten“.

Liberale Ökonomen haben schon in der Ära Ronald Reagans intensiv nachgewiesen, dass höhere Steuern weniger Erträge bringen (Laffer-Kurve). Das zeigt auch eine neue Studie der deutschen Zollfahndung, also einer gewiss nicht prinzipiell staatsfeindlichen Einrichtung, die unlängst im „Spiegel“ zu lesen war: Sie verglich den legalen deutschen Zigarettenabsatz zwischen 2003 und 2010: Dieser sank von 133 auf 87 Milliarden Stück. Denn gleichzeitig haben ständige Zigarettenverteuerungen den Schmuggel und die illegale (damit übrigens auch besonders gesundheitsschädliche) Produktion zunehmend interessanter für Raucher wie Gauner gemacht. Der Staat verlor trotz der ständigen Abgabenerhöhungen rund 300 Millionen Euro an Einnahmen.

Viertens zeigt die Geschichte der Vermögenssteuer in Österreich, dass sie einst in ganz überwiegendem Ausmaß von Unternehmen bezahlt worden ist. Das „Vermögen“ eines Unternehmens ist aber meist lebenswichtig für die Krisenfestigkeit von Betrieben und für die Finanzierung künftiger Investitionen und Arbeitsplätze. Sobald es jedoch einem persönlichen Konsum zugeführt wird, muss es ohnedies versteuert werden. Nimmt man jedoch alle Betriebsvermögen von der Steuerpflicht aus, dann ist es für vermögende Menschen sehr leicht, Privatvermögen in Betrieben zu verstecken, dann werden halt Villen an die eigene Firma verkauft und nur zurückgemietet (liegt doch ohnedies oft eine betriebsbedingte Hypothek auf der Villa).

Fünftens treffen Vermögenssteuern prinzipiell nur Vermögen, die schon versteuert worden sind. Das heißt dann oft, dass Einnahmen zum drittenmal versteuert werden müssen: Zuerst Einkommensteuer (bzw. Körperschafts- plus Kapitalertragssteuer), dann Vermögenssteuer, und drittens – wenn dann Gelder aus dem Vermögen ausgegeben werden – Mehrwertsteuer&Co.

Sechstens: Jede Vermögenssteuer ist eine Vermögensvertreibungsaktion, die daher jede Ertragsschätzung zur Makulatur macht. Gelder sind binnen einer Zehntelsekunde ins Ausland transferiert, ehe noch die erste Steuer vorgeschrieben werden kann; viele andere Vermögenswerte werden zumindest nicht mehr neu im Land der Steuerpflicht angeschafft. Vermögen, das im Inland angelegt ist, brächte aber auch ohne Steuer hier einen Nutzen: weil andere Steuerpflichten ausgelöst werden, weil Kapital ja investiert werden muss. Deswegen hat es sich ja für Österreich auch sehr positiv ausgewirkt, als nach Abschaffung der Vermögenssteuer und durch das Stiftungsrecht viel Geld ins Land geflossen ist.

Siebentens: Natürlich weiß auch ich, dass es viele Vermögen dubioser Herkunft gibt. Und natürlich habe ich Null Sympathien für solche Vermögen, die entweder aus direkt kriminellen Aktivitäten stammen oder durch ein Geflecht komplizierter und undurchsichtiger grenzüberschreitender Aktivitäten entstanden sind. Nur hat mir bisher noch niemand erklären können, wie eine neue Steuer diese Vermögen plötzlich in sichtbare und besteuerbare Gelder verwandeln kann, nachdem man ihrer bisher nicht habhaft geworden ist, weil es international zum Zweck der totalen Verwirrung vielfach verschoben worden ist.

Achtens gilt all das Gesagte auch für die in manchen linken Kreisen zuletzt besonders vehement geforderte Erbschaftssteuer. Für die Erben ist das zwar ein arbeits- und steuerloser Einkommenserwerb (wenn man von den Anstrengungen mancher Erbschleicher absieht). Für die meisten Erblasser ist die Verfügung über das in ihrer Aktivzeit angesparte Geld aber ein ganz entscheidender Aspekt. Denn die Zuwendung der erarbeiteten Geldes an die eigene Familie ist für viele ja der Hauptgrund, weshalb sie sich überhaupt anstrengen.
Auch familienlose Erblasser werden sich zu Lebzeiten genauso mit Tricks und Umgehungskonstruktionen gegen den Zugriff des Staates wehren. Auch für sie ist es eine zentrale Lebensentscheidung, ob sie ihr Geld der Kirche, dem Tierschutzverein oder der Erforschung des Kapitalismus widmen. Aus Sparbüchern werden daher heimlich weitergegebene Goldmünzen; je nach Steuerdetails wird schon zu Lebzeiten viel geschenkt; große Besitztümer werden in kleine, steuerfreie Brocken zerteilt; es gibt einen Grund mehr, in einem für sicher gehaltenen Ausland etwas anzulegen; und manche werden ihr Geld auch verjubeln, wenn sie ohnedies nicht mehr darüber verfügen können.

Neuntens – und das ist irgendwie noch beruhigend – gibt es auch ein gravierendes verfassungsrechtliches Hindernis gegen jede Art von Vermögens-, Schenkungs- und Erbschaftssteuer: Der Verfassungsgerichtshof sagt zu Recht, dass bei all diesen Steuern Grundstücke genauso wie Geld und Schmuck und andere Sachwerte zu behandeln sind. Das heißt: Auch die nach einigen Vorschlägen steuerfreien Schmuckstücke müssen besteuert werden. Das heißt ebenso: Eine Bevorzugung von Bauern und Häuslbauern durch die künstlich niedrig gehaltenen Einheitswerte, wie sie früher üblich war, ist ungerecht. Da aber bisher jede Partei geglaubt hat, die nächsten Wahlen zu verlieren, wenn sie die Grundsteuern erhöht, sind all diese Steuererhöhungsprojekte vorerst nur blödes Herumgerede oder wahltaktische Hetze gegen die „Reichen“. Solche Hetze kann eines Tages aber auch zu großen Verbrechen führen, wie es einst etwa der millionenfache Mord der Sowjets an den angeblich reichen „Kulaken“ (also grundbesitzenden Bauern) gewesen ist.

Zehntens wird in Bälde der vorerst von den Vermögenssteuerplänen scheinbar ausgenommene Mittelstand ebenfalls getroffen werden. Das geschieht ganz einfach auf dem Weg der ohnedies derzeit rasch zunehmenden Inflation. Genauso haben wir es ja auch bei der Einkommensteuer erlebt: Dort trifft der einst nur für wenige Reiche geltende Höchstsatz inzwischen längst in breiter Front den Mittelstand. Daher werden sehr bald die Eigentumswohnung plus Wochenendhäuschen plus Auto plus ein paar Schmuckstücke und einem Vorsorge-Konto auf der Bank eine alljährliche saftige Vermögenssteuer auslösen.

Elftens: Die irgend etwas Besitzenden, also die angeblich Reichen sind in aller Regel der dynamischste Teil der Gesellschaft, deren Aktivitäten meist dem ganzen Land nützen. Mit Sozialhilfe-, Grundeinkommen- und Ausgleichszulagen-Beziehern ist hingegen meist kein Staat zu machen. Mit ihnen ist nur eines möglich: nämlich Wahlen zu gewinnen.

Zwölftens: Von all den diskutierten Steuerideen brächte nur eine einzige wirklich Geld ein, nämlich eine höhere Steuer auf Grund und Boden, also etwas, was niemand davontragen kann. Eine solche Steuererhöhung wäre zwar auch kein positiver Beitrag zum Wirtschaftsstandort, hätte aber wenigstens ökologisch und raumplanerisch halbwegs einen Sinn, wenn man etwa nur verbaute („versiegelte“) Quadratmeter besteuert. Denn eines Tages wird Europa nur noch aus Beton – und aus vielen Steuern und Schulden bestehen. Nur genau diese Häuslbauer-Steuer will die Politik nicht, weil sie am Wahltag selbstmörderisch wäre.

Aber selbst wenn sich die Politik letztlich dem populistischen Diktat der Grundeinkommensbezieher unterwirft, wird die Vermögenssteuer außer Ärger nichts bringen. Daher bleibt den Staaten (also auch den Bundesländern, Provinzen und Gemeinden, dem Pensions- und Gesundheitssystem) am Ende doch nur eine Alternative: wirklich Sparen oder ein Crash auf dem Weg der Inflation.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Schüssel - ein Abgang und viele Zusammenhänge

05. September 2011 13:57 | Autor: Andreas Unterberger

Wolfgang Schüssels überraschender Abgang aus dem Nationalrat wird vielfältige Interpretationen auslösen. Die einen, die ihn vom ersten Tag an gehasst haben, da er eine Regierung ohne SPÖ zu bilden gewagt hat, werden in dem Rücktritt ein Schuldeingeständnis in der Telekom-Affäre sehen. Das überrascht wenig.

Andere werden darin eine viel zu späte Reaktion darauf sehen, dass ihn die ÖVP nach seinem Abgang – insbesondere in der Ära Pröll – eher als eine heiße Kartoffel statt als den erfolgreichsten Regierungschef der letzten Generation behandelt hat. Und die Dritten werden nun gar hoffen, dass es endlich statt des schweigenden Wolfgang Schüssel wieder einen Ansprechpartner für wirtschaftsliberal und wertkonservative Menschen in diesem Land gibt. Denn sie sind heimatlos, seit sich die ÖVP unter Pröll von den Konservativen verabschiedet hat und die FPÖ unter Strache zu einer linkssozialistischen Wirtschafts- und Sozialpolitik gewechselt ist.

Vor all dem muss aber jetzt möglichst rasch Klarheit in die Telekom- und die Buwog-Affären gebracht werden. Dabei hat jedoch das Tempo der Staatsanwaltschaft, aber auch deren einseitiger Umgang mit der Amtsverschwiegenheit einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Wer am Wochenende nun auch im „Kurier“ die Beweise für die von langer Hand geplante rote Durchdringung der Staatsanwaltschaft nachlesen konnte, der wird sich nicht wundern, wenn ein – mutmaßlich von Willi Molterer erbetenes – Mini-Sponsoring eines Fußballklubs in Sierning dank gezielter Informationsweitergabe aus der Staatsanwaltschaft medial zum Megathema wird, wenn zugleich die um ein Vielfaches größeren Sponsoring-Summen durch Gemeinde-Wien-Konzerne für Rudolf Edlingers „Rapid“ oder ähnlich große Summen der Verbundgesellschaft für die „Austria“ des roten Energie(!!)sprechers Wolfgang Katzian die Staatsanwaltschaft jedoch noch keine Sekunde lang beschäftigt haben. Noch viel gravierender ist der von den Staatsanwälten ignorierte Finanzkomplex SPÖ-Bawag.

Keine Frage, dass die SPÖ und ihre grüne Vorfeldorganisation nun die schwarz-blaue Regierungsphase endgültig zertrümmern wollen, und dass sie die Indizien für Verfehlungen von Gorbach oder Strasser nun Schüssel anhängen wollen. Das ist eine übliche politische Taktik. Diese ist für die SPÖ umso wichtiger, als wir erstmals mit einer Regierung konfrontiert sind, deren massive Korruption und direkte Gesetzesverletzungen schon zu Amtszeiten offenkundig sind.

Deren Sündenliste reicht von der gezielten Medienbestechung durch Werner Faymann über einen ÖBB-Aufsichtsratspräsidenten, gegen den in Sachen Buwog-Schmiergeld viel konkretere Beweise vorliegen als gegen den von der Staatsanwaltschaft ständig vorgeführten Karl-Heinz Grasser, bis zu einer Unterrichtsministerin, die nicht nur wegen der Kommunalkredit-Pleite in ganz schiefem Licht steht, die auch gesetzeswidrig den AHS und BHS nicht genügend Lehrerposten gibt, um die Klassenschülerhöchstzahlen einhalten zu können.

Faszinierend ist in diesen Tagen auch, wie Orange und Blau auf Distanz zur erfolgreichsten Regierung der letzten Jahrzehnte gehen, so als ob sie mit dieser nichts zu tun gehabt haben. Seit Pröll ist auch der Trennungsstrich zwischen der ÖVP und jener Periode so dick, dass jene sechs Jahre von niemandem mehr in der Politik positiv gesehen werden.

Warum aber scheinen sie mir dennoch so erfolgreich, sind doch so manche Reformen auf halbem Weg steckengeblieben? Das stimmt zweifellos, aber immerhin gab es damals noch eine Fülle von Reformen, die in die absolut richtige Richtung gegangen sind. Was man von den beiden Nachfolgeregierungen in keiner Weise behaupten kann – es sei denn, man bewertet das Erfinden neuer schuldenfinanzierter Geldausgaben als eine richtige Reform.

Der größte Erfolg Schüssels war zweifellos, dass in seiner Zeit die Staatsverschuldung um acht Prozentpunkte zurückgegangen ist, während sie in allen anderen Regierungen seit 1970 steil angestiegen ist. Wer darin nicht die zentrale Leistung einer Regierung sehen will, der ignoriert total, wie es derzeit in fast allen anderen Ländern Europas zugeht. Der hat auch vergessen, wie 2006 praktisch alle deutschen Zeitungen Österreich als Erfolgsbeispiel für die Bundesrepublik dargestellt haben. Was heute keine einzige mehr auch nur annähernd tut.

Zu den Erfolgsbeispielen der Ära Schüssel zählen das Auslaufen der privilegierten Beamtenpensionen, das Ende der Frühpensionen (welches allerdings unter Druck von ÖAAB, Gewerkschaft und BZÖ durch die skurrile Hacklerpension wieder unterlaufen worden ist), das Zurückdrängen des Sozialpartner-Filzes, die Öffnung für das Privatfernsehen, extrem erfolgreiche Privatisierungen wie bei der Voest, die Ausgliederungen der Universitäten, die Stuidengebühren, die Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie, etliche kostensparende Verwaltungsreformen wie die Buchhaltungsagentur oder die Bundesbeschaffung, oder das mutige Stoppsignal gegen einen türkischen EU-Beitritt. Gescheitert ist Schüssel wie alle anderen Regierungen freilich am Milliarden-Loch ÖBB und am föderalistischen Beton. Auch das ORF-Gesetz ist ebenso wie die Strafprozessordnung kräftig daneben gegangen.

Die Nostalgie nach ihm wird aber vor allem dadurch befeuert, dass er der letzte Politiker war, der langfristig zu denken versucht hat, der überdies auch außen- und europapolitisch etwa im Vergleich zur Gegenwart ein Gigant war.

Aber hat sich Schüssel nicht vielleicht doch die Hände schmutzig gemacht? Hat er von Sauereien zumindest gewusst? Ich kann für keinen anderen Menschen diesbezüglich garantieren. Tatsache ist aber, dass auch die intrigantesten Bemühungen der Opposition, der bestochenen Medien und der gleichgeschalteten Staatsanwaltschaft bisher nicht einmal den Hauch eines Verdachts gegen ihn vorlegen konnten. Tatsache ist auch, dass Schüssel in seinen Machtzeiten von vielen in Politik und Verwaltung durch geradezu kleinliche Sparsamkeit und Korrektheit als Nervensäge empfunden worden ist. Tatsache ist schließlich auch, dass die ÖVP mehr Schulden und geringere Wahlkampfbudgets hat als andere Parteien.

 

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Extremisten, Drogendealer, Kabarettisten

05. September 2011 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Das was den Österreichern wohl am meisten abgeht, ist der regelmäßige und informierte Blick ins Ausland. Dadurch kann man meist so viel lernen, dass man weder die Welt noch das Rad neu erfinden muss: Nachahmenswertes, Lehrreiches, Abschreckendes.

Das Tagebuch wird immer wieder Beispiele sammeln, die einem zu solchen Aha-Erlebnissen führen können. Am Beginn einige positive Exempel.

  1. Das bayrische Innenministerium hat ein Projekt „Bayern gegen Linksextremismus“ in die Welt gesetzt. Das ist angesichts des linksdominierten Zeitgeistes mutig und auch schwierig, hat doch ein Linksextremist gleich einmal vorweg die Internet-Adresse mit diesem Namen für sich reserviert.
    Es ist aber ein ebenso legitimes wie notwendiges Projekt. Es macht zumindest in Bayern endlich Schluss damit, dass sich Linksextremisten irgendwie immer als halbwegs gut durchschwindeln können, weil sie gegen ja Rechtsextremismus sind. Das macht sie nämlich genausowenig gut, wie ein Rechtsextremist dadurch gut wird, weil er gegen den Linksextremismus ist. Nach den diversen Staatsschutz-Berichten vieler Länder gehen regelmäßig viel mehr Gewaltakte von linken als von rechten Extremisten aus.
    Und woran erkennt man eigentlich einen Extremisten? Weniger an seinen ideologischen Aussagen als an seinen Methoden und Zielen: also an der Bereitschaft zur Gewaltanwendung, zur Bedrohung der Grundfreiheiten, zur Abkehr von demokratischen Entscheidungsmethoden und zur fundamentale Intoleranz gegenüber abweichenden Meinungen: Wer so denkt und handelt, ist gefährlich. Ob er sich nach außen nun primär als „heimattreu“ tarnt, als „frommer Moslem“ oder als „Antifaschist“.
  2. Nach Frankreich führt nun auch Italien ein Burka-Verbot ein, also die Ganzkörperverschleierung. Und wie in Frankreich wagt es auch dort ein guter Teil der linken Opposition wider alle Political Correctness für dieses Verbot zu stimmen. (Wo bleibt ein solches Verbot eigentlich in Österreich? Lassen wir uns schon wieder von der Naivität der Medien und der Geldgier einiger Fremdenverkehrsgemeinden blenden, in denen in jüngster Zeit ein signifikanter Anteil solcher mutmaßlicher Touristen zu sehen ist?)
  3. In Deutschland übernimmt der private Klinikbetrieber Rhön derzeit ein defizitäres öffentliches Krankenhaus nach dem anderen – und erzielt merkwürdigerweise fast überall sehr bald positive Bilanzen. Es gibt aber keine Berichte, dass sich die 1,1 Millionen Patienten, die allein im ersten Halbjahr dort behandelt wurden, häufiger Anlass über Fehler beklagen würden als die Patienten in staatlichen Spitälern.
  4. Wie gut Gutmenschen wirklich sind, erkennt man immer nur an den Taten, nicht an den Worten. Wie sich etwa auch an der irischen Rockband U2 zeigt. U2 und ihr Chef mit dem bezeichnenden Namen Bono waren regelmäßiger Programmpunkt progressiv-guter Veranstaltungen, ob es nun um Entwicklungshilfe, Immigrationsförderung, Antikapitalismus, Friedensrhetorik oder Amerikakritik gegangen ist. Nun ist freilich bekannt geworden, dass die Vermögensverwaltung der Band ihren Sitz vom krisengeschüttelten Irland mit seinen Steuererhöhungen in die stabilen und unternehmerfreundlichen Niederlande mit ihrer von Gert Wilders abhängigen Regierung verlegt hat. Beim eigenen Geld hört das Gutmenschentum immer sehr rasch auf.
  5. Spanien schreibt im parteiübergreifenden Konsens zwischen Regierung und Opposition eine Schuldenbremse in die Verfassung. Das klingt aufs erste extrem toll. Denn die Bremse greift bei 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts als Defizitlimit, während der Ausgabenüberhang im Vorjahr nicht weniger als 9,2 Prozent dieser Messgröße ausgemacht hat. Freilich sollte man immer auch das Kleingedruckte lesen: Die Grenze beginnt nämlich erst 2020 zu greifen, also dann, wenn mit großer Wahrscheinlichkeit keiner der amtierenden Politiker mehr in Amt und Würden ist. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
  6. Auch Deutschland hat ein neues Modell zur Vergabe der Studienplätze. Das sollte von einem staatseigenen EDV-Team vergeben werden. Jedoch hat nichts funktioniert und war nichts rechtzeitig fertig. Denn als staatliches Unternehmen sind dort fixe Arbeitszeiten, Unverzichtbarkeit des Urlaubs trotz Auftragsstaus und gleiche (Tarif-)Bezahlung für alle eherne Regel und kein Superkönner darf mehr bekommen (könnte er doch am ende gar ein Mann sein). Wundert es jemanden, dass dieses staatliche EDV-Team weitab hinter jeder Konkurrenz zurückliegt, bei der der Kunde und dessen Wünsche im Zentrum stehen, nicht jedoch all die Nettigkeiten, die sich Sozialpolitiker im Lauf der Zeit als segen für die Menschheit so ausgedacht haben?
  7. Wir erinnern uns noch alle, welche Panik und Medienstürme die Zerstörung eines japanischen Atomkraftwerks beim großen Tsunami vor allem in deutsch-sprechenden Landen ausgelöst hat. Obwohl dort bis heute zum Glück noch kein Todesopfer zu verzeichnen ist. Und dann liest man eine andere Todesstatistik, die keine einzige Schlagzeile auslöst: Alleine in Europa sterben durch den Drogenmissbrauch jährlich 7000 bis 8000 Menschen (da sind die drogenverbundene Kriminalität und indirekte gesundheitliche Folgeschäden oder die großen Lasten für die Allgemeinheit noch gar nicht berücksichtigt). Vielleicht kann man doch einmal mindestens ebenso konsequent gegen Drogen-Dealer und Drogen-Propagandisten vorgehen wie gegen Atomkraftwerke?
  8. Während die Medien jedem Politiker rechts der Mitte einen einzigen falschen Zungenschlag jahrzehntelang vorhalten, werden auf der Linken Töne unglaublicher Art angeschlagen, ohne dass das irgendein Echo fände. Man erinnere sich nur, wie weltweit Sarah Palin wegen eines sachlichen Irrtums von fast allen Medien dem Gelächter preisgegeben worden ist. Den gleichen Medien ist es absolut wurscht, mit welchem unglaublich untergriffigen und beleidigenden Hass seit Monaten ein amerikanische „Kabarettist“ über diese konservative Politikerin spricht: Wer sichs im O-Ton anhören will, braucht neben Englisch-Kenntnissen einen sehr guten Magen. Im Zentrum steht dabei etwa die Tatsache, dass Palin auch ein behindertes Kind hat. Darüber wird von diesem „Comedian“ unter anderem mit folgenden Ausdrücken gesprochen: „verdammtes Idiotenbaby“, „dieser Spasti aus ihrem Deppen-Raketenwerfer“ und ähnliches, wobei besonders Palins weibliche Geschlechtsorgane verhöhnt werden.

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Korruption: Die Täter und die Ursachen

04. September 2011 01:11 | Autor: Andreas Unterberger

Korruption ist ein ganz schlimmes Übel. Ihr in den letzten Wochen dem Anschein nach immer üppiger gewordenes Wuchern schadet dem allgemeinen Wohlstand und kann das Land massiv zurückwerfen. Daher ist es schlimm, wenn Korruptionsfälle nur parteipolitisch instrumentalisiert werden, statt dass vor allem energisch ihre Ursachen bekämpft werden. Daher ist es dringend notwendig, einmal die Sachverhalte zu klären.

Erstens, wer sind die Korruptionisten? Und zweitens, unter welchen Rahmenbedingungen kann Korruption besonders gut gedeihen?

Die Täter

Nun, wer sind die Korruptionisten? In der schlichten Denkwelt eines Peter Pilz sind es einfach Schwarz und Blau. Da sich in den letzten Tagen erstaunlich viele Medien diesem Denken angeschlossen haben, sei die grundlegende Tatsache vorangestellt: Korruptionisten und Charakterschweine gibt es prinzipiell mit der gleichen Wahrscheinlichkeit in jeder Partei. Dennoch kann man den Grünen eines zugute halten: Nachdem sie noch nie regiert haben, hatten sie auch noch nie Gelegenheit, korrupt zu sein. Wenn man freilich sieht, wie zielgerichtet jetzt in Wien grüne Personalpolitik betrieben wird, macht man sich wenig Illusionen, dass Grüne prinzipiell besser wären.

Mag sein, dass ein starker moralischer Antrieb die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass jemand zum Dieb wird. Denn gläubige Menschen, überzeugte Patrioten, begeisterte Klassenkämpfer denken weniger an sich als an eine ihnen heilige Sache. Nur: Diese Menschen sind dann aber oft um der Sache, um der Partei willen umso energischer zu Gaunereien bereit. Für sie heiligt das Ziel die Mittel. Daher bleibt die Sauberkeit letztlich doch eine Frage des Charakters. Und den sieht man leider nicht von außen.

An dieser gleichmäßigen Wahrscheinlichkeit korrupten Verhaltens ändert auch die Tatsache nichts, dass SPÖ-Regierungsmitglieder bisher weitaus öfter strafrechtlich verurteilt worden sind als die irgendeiner anderen Partei. Oder dass jetzt die Staatsanwaltschaft die Buchhaltung des PR-Agenten Hochegger durchackert (was sie darf und soll), dass sie aber darüber hinaus auch in wohldosierten Teilstücken die Namen vor allem schwarz-blau-oranger Empfänger von Hochegger-Zahlungen an die Medien durchsickern lässt. Bei dem Durchsickern bleibt völlig ungeprüft, ob das legale oder illegale Zahlungen waren, ob der Zahlung eine Leistung gegenübersteht oder nicht. Niemand in der Staatsanwaltschaft kümmert sich auch um die Buchhaltung von SPÖ-nahen Lobbying-Agenturen, die vermutlich genauso interessant wären.

Dass dieses sich seit Jahren wiederholte Verhalten der Staatsanwaltschaft eine mindestens ebenso schlimme Serientäterschaft in Sachen Korruption darstellt, ist eine der vielen Tatsachen, die in der öffentlichen Diskussion total ignoriert werden. Ebenso wie die diesbezügliche Untätigkeit der Justizministerin als der obersten Vorgesetzten der Staatsanwälte. Und die Medien profitieren wieder von diesen Gesetzesverletzungen der Anklagebehörden, genießen und schweigen.

Welches Bild von den Abkassierern zeigt nun die Hochegger-Buchhaltung insbesondere in Zusammenhang mit der Telekom Austria? Vieles deutet darauf hin, dass der dominant rot geführte Betrieb, der sich lang der – bezahlten oder unbezahlten? – Gunst der roten Minister für Verkehr und Finanzen erfreut hat, nach dem Jahr 2000 plötzlich in beiden Häusern mit blauen Ministern konfrontiert war. Davor fürchteten sich die Telekomer sehr – waren sie doch gleichzeitig mit der für das langjährige Monopol-Amt bedrohlichen Konkurrenz anderer Anbieter bedroht.

Die Vermutung ist groß, dass man damals im blau-orangen Lager die Möglichkeit gesehen hat, endlich die Parteikassen anfüllen zu können, nachdem man das lange als rot-schwarzes Privileg angeprangert hatte. Freilich ist da noch gar nichts erwiesen – und schon gar nicht die Frage geklärt, wie viel des Geldes bei einzelnen Politikern und wie viel in der Partei gelandet ist. Was strafrechtlich freilich keinen Unterschied macht.

Der wirkliche Schaden sind aber gar nicht so sehr die mutmaßlichen Bestechungssummen, sondern der Schaden für den Wettbewerb. Denn das Verkehrsministerium hat offenbar den Übergang vom Staatsmonopol zum offenen Wettbewerb ein wenig zugunsten des alten Monopolisten fehlreguliert. Das ist zumindest ein durch Indizien belegter Verdacht.

Zusammen mit dem Fall Strasser also doch ein Beweis für die Verkommenheit von Schwarz-Blau? In der medialen Darstellung ist das ganz sicher so. Nur ist diese mediale Darstellung, wie vor wenigen Tagen hier skizziert, in einer skandalös grob einseitigen Weise irreführend. Offenbar will der ganz überwiegend links eingestellte Journalismus nun endlich den Beweis gefunden haben, dass er zu Recht Schwarz-Blau bekämpft hat. Und er ignoriert daher schon allein aus diesem Grund alle anderen Korruptionsaffären mit einem andersfärbigen Mascherl.

Dazu zählt etwa die vor allem Werner Faymann anzulastende Bestechung vor allem der Boulevardzeitungen durch Ministerien, durch die ÖBB und fast alle Versorgungsunternehmen im Einflussbereich der Gemeinde Wien. Wobei aber auch hier die ÖVP nicht unschuldig, wenn auch deutlich weniger belastet aussteigt: Siehe etwa die Medienpolitik einiger schwarzer Bundesländer, siehe den Werbe-Etat des burgenländischen Umweltministers.

Zu den weder von der Staatsanwaltschaft noch den Medien aufgearbeiteten roten Korruptions-Fällen zählen insbesondere die massiven Hinweise auf Parteifinanzierung aus dem Bawag-Prozess, zählt die Rolle des amtierenden(!) ÖBB-Aufsichtsratspräsidenten als einstiger Porr-Generaldirektor in der Buwog-Affäre – wo es gegen ihn weit stärkere Indizien gibt als gegen Karl-Heinz Grasser –, zählt die massive Beamtenkorruption in diversen Wiener Magistratsabteilungen, zählt die bis heute nicht erfolgte Anklage gegen den ehemaligen ÖGB-Boss Verzetnitsch.

Schon viel mehr Klarheit gibt es bei den Vorwürfen gegen den Telekom-Vorstand, mit massiven und kriminellen Manipulationen den Aktien-Kurs kurzfristig so hochgerissen zu haben, dass ihnen Millionen Boni zugeflossen sind. Allerdings ist dieser Skandal zwar nicht in puncto krimineller Energie, aber von der Management-Verantwortung her auch dem Haupteigentümer ÖIAG zuzuschreiben: Denn die ÖIAG hat im Telekom-Aufsichtsrat eine total unintelligente Bonus-Regelung fixiert gehabt. Der Bonus an die Telekom-Manager war nämlich von einem einzigen Zeitpunkt der Kurs-Entwicklung abhängig. Das war geradezu eine Verlockung zur Manipulation. Die Vereinbarung von Boni ist an sich weltweit üblich und sinnvoll, aber es sollte dabei immer um eine langfristige und nachhaltige Messgröße im Interesse von Unternehmen und Aktionären gehen, an der Zahlungen festgemacht werden.

In diesem Punkt geht es freilich nicht um Korruption im eigenen Sinn, sondern um klassischen Betrug und Untreue (und überdies um eine schwere Panne bei der Finanzmarktaufsicht). Daher zurück zur Korruption.

Der Nährgrund der Korruption

Noch wichtiger als die Frage „Wer sind die Täter?“ ist die zweite Frage: Welche Strukturen begünstigen Korruption und welche verhindern sie? Und da ist die Antwort ganz eindeutig: Je mehr der Staat in der Wirtschaft mitzureden hat, umso mehr Korruption gibt es.

Dabei ist es ziemlich gleichgültig, ob die staatliche Mitsprache in Form von Eigentum oder in Form von Gesetzen, Verordnungen und Bescheiden erfolgt. Einziger Unterschied: Im zweiten Fall kann die Öffentlichkeit etwas leichter einen Machtmissbrauch kontrollieren – sofern sich nicht die Täter hinter dem Datenschutz verbergen. Was sie immer öfter tun.

Bei Betrieben im öffentlichen Eigentum ist Kontrolle noch viel schwieriger. Denn öffentliches Eigentum bedeutet de facto immer Parteieigentum. Die Partei muss nur dafür sorgen, dass in einigen wenigen Schlüsselpositionen Vertrauensleute sitzen. Dann kann sie sich dort in jeder Hinsicht hemmungslos bedienen.

Was folgt aus all dem? Nun ganz eindeutig, dass die beste Strategie gegen Korruption ein Zurückdrängen des Staates, also von Bund wie Ländern ist. Je weniger Unternehmen in Staatshand sind, umso weniger Korruption kann es geben. Je weniger Gesetze der Staat macht, um unser Leben und das der Wirtschaft zu regulieren und reglementieren und einzuschränken, umso weniger Platz haben Lobbyisten, Sozialpartner & Co mit ihren windigen Aktivitäten.

Das besonders Tragische: Nicht einmal die ÖVP traut sich mehr wirklich, „Weniger Staat!“ zu verlangen. Und die SPÖ träumt sowieso immer von dem alles durchdringenden Staat, etwa nach dem Vorbild der Gemeinde Wien, welche die Stadt geradezu totalitär zu beherrschen versucht.

PS.: Die Rathausbonzen versuchen übrigens gerade, auch den allerletzten Journalisten mit Hilfe Faymanns aus einer Zeitung im Staatsbesitz zu verdrängen, der noch Wiener Skandale aufzugreifen gewagt hat. Aber immerhin: Während Chodorkowski im Gulag schikaniert wird, darf man bei uns frei herumlaufen. Und sogar dem Tagebuch ist noch nicht der Strom abgedreht worden. Das war die gute Nachricht zum Wochenende.

 

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Außer Kontrolle

03. September 2011 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Das kommt davon, wenn man unabhängige Experten um ihre Meinung fragt. Seit wann aber tut denn eine Regierung so etwas? In Österreich werden ja auch immer nur solche Experten beauftragt, die in irgendeiner Weise von den jeweiligen Regierungsparteien abhängig oder beeinflussbar sind.

Aber hier ist von Griechenland die Rede und der Aufregung, die entstanden ist, als eine von der Athener Regierung selbst eingesetzte Haushaltskontrollkommission ihren Bericht abgeliefert hat. Die in diesem Fall wirklich unabhängigen Experten sind nämlich zu dem Schluss gekommen, dass die Entwicklung der griechischen Schulden „außer Kontrolle“ geraten ist. Und dass auch die Wirkungen des erst im Juli beschlossenen zweiten Rettungspakets der anderen Euro-Länder „zum großen Teil“ verpuffen würden.

Das „außer Kontrolle“ hat hier ganz augenscheinlich eine doppelte Bedeutung. Nicht nur die griechischen Schulden, sondern auch die Ergebnisse dieser Kommission sind offensichtlich außer Kontrolle geraten.

Entlarvend war daher auch die Reaktion des griechischen Finanzministers: Diese unabhängigen Experten verfügen halt nicht über die „Verantwortung“ internationaler Organisationen. Daher habe ihr Bericht nicht die gleiche Qualität wie die Berichte solcher Staatenvereine. Auch diese Unterscheidung kann man durchaus wörtlich nehmen, freilich anders, als der Finanzminister das gesagt hat.

Denn nichts könnte deutlicher den Wert der Studien und Stellungnahmen von EU, EZB, IWF und anderen Staatenvereinen qualifizieren als das Lob des griechischen Finanzministers, dass diese halt die Verantwortung pflegen. Was logischerweise heißt, die Wahrheit hat dabei zurückzutreten. Ziemlich degoutant. Die höchst verantwortungslose Konsequenz solcher „qualitätsvoller“ Berichte: Wir werfen dem schon verlorenen Geld immer weiter gutes nach. Solange uns halt noch wer etwas borgt . . .

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SN-Kontroverse: Kirchen-Ungehorsam

02. September 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Berechtigte Revolution oder ein sinnloser Aufstand?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Respekt für die Ungehorsamen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Kann es sein, dass Institutionen irren, auch wenn sie über Tausende Jahre alt sind? Kann es sein, dass „sie sich doch bewegt", wie einst Galileo Galilei behauptete, und dem die Amtskirche deswegen den Prozess machte? Kann es sein, dass Dogmen widerrufen werden müssen, weil sie sich als grundfalsch herausstellen? Kann es sein, dass Funktionsträger, die an der Spitze einer Hierarchie stehen, nicht mehr wahrnehmen, was die Sorgen, Bedürfnisse und Sehnsüchte von Menschen sind, die die Basis ausmachen?

 Diese Fragen beschäftigen Katholiken und besonders jene Pfarrer, die mit Helmut Schüller den „Aufruf zum Ungehorsam" geleistet haben. Sie sind tagtäglich mit den Problemen der „kleinen Leute" konfrontiert und hoffen und glauben im besten katholischen Sinn an eine überfällige Kirchenreform. Ihre Praxis ist nicht „revolutionär", sondern sie knüpfen dort an, wo das Vaticanum II stehen geblieben ist bzw. verwässert wurde. Damals wie heute geht es um die pastorale Erneuerung der katholischen Kirche.

Ist es denn wirklich ketzerisch, wiederverheiratete Geschiedene oder Mitglieder anderer christlicher Kirchen oder fallweise auch Ausgetretene zur Kommunion zuzulassen? Ist es eine Lüge, einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung als „priesterlose Eucharistiefeier" zu bezeichnen? Ergibt das Predigtverbot für kompetent ausgebildete Laien und Religionslehrerinnen Sinn? Und warum dürfen Pfarrer sich nicht für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt aussprechen, die es nebenbei bemerkt in der Urkirche gab? Ist es eine Sünde, mit Kollegen solidarisch zu sein, die wegen einer Eheschließung ihr Amt nicht mehr ausüben dürfen? Der Aufruf zum Ungehorsam der mittlerweile weit über 300 Pfarrer verdient Respekt; und zwar von ganz oben. Denn er ist radikal wahrhaft. 


Wer will eine Schüller-Kirche?

Andreas Unterberger

 

Die Geschichte der katholischen Kirche ist voll von Abspaltungen. Manche sind heute eigene Kirchen, viele nur noch historische Fußnoten. Sicher ist lediglich, dass die Kirche auch den Aufstand des Pfarrers Schüller überleben wird. Es ist ja eher fraglich, was dessen Stellenwert über ständige Medienauftritte hinaus eigentlich ist. Wenn Schüllers angekündigter „Ungehorsam" mehr wird als ein Trick, im Sommerloch endlich wieder groß in Zeitungen und Fernsehen vorzukommen, dann stellt das natürlich eine Spaltung und Gründung der Schüller-Kirche dar. Ob das gut ist, muss jeder selbst beurteilen. Bei Religion, also den letzten Wahrheiten, verliert der Kolumnist das Recht zu sagen, was berechtigt oder sinnlos ist. Fest steht nur eines: Die katholische Kirche, die älteste Organisation der Welt, hat diese 2000 Jahre durch Einheit und Zusammenhalt - wozu auch Gehorsam gehört - überlebt, und nicht dadurch, dass jeder Pfarrer eigene Spielregeln entwickelt.

Die Kirche hat sich dennoch immer wieder gewandelt. Und wird es weiter tun. Papst wie Kardinal Schönborn haben schon öffentlich Viri probati (also reifere, verheiratete Männer als Priester) und Sakramente für Wiederverheiratete angedacht. Ich würde das begrüßen, aber als Katholik keine Sekunde darob die Einheit der Kirche zur Diskussion stellen. Ich habe sogar gewisses Verständnis für die dabei gezeigte Langsamkeit, haben doch die turbulenten Reformen der letzten Jahrzehnte die Kirchen geleert und viele Gläubige verunsichert. Radikale Änderungen à la Schüller würden mit Sicherheit zu einer noch tieferen Kirchenkrise führen. Das sieht man etwa an den anglikanischen Kirchen, deren Öffnung zu weiblichen und zu offen homosexuellen Amtsträgern globale Spaltung und teilweisen Zerfall ausgelöst hat. Will Schüller das? Wenn nicht, sollte er abwarten, ob ihn jemand zum Papst wählt.

 

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Fußnote 218: Die nächste Blase heißt Alternativenergien

02. September 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Rund drei Jahre lang hat jeder mittelklassige Politiker und jeder viertklassige Journalist in Europa und Amerika gewusst, wie wir trotz hoher Löhne, noch höherer Sozialleistungen und Steuern gegen die chinesische Konkurrenz bestehen können.

Nämlich durch den großen Wachstumssektor der Alternativenergien. Wegen der wunderbaren Exportmöglichkeiten auf diesem Feld hielten es unsere Politiker sogar für gerechtfertigt, dass wir zur Förderung der Alternativenergien jede Menge Schulden machen und viel strengere Regeln im Kampf gegen das angeblich schädliche (in Wahrheit den Pflanzenwuchs intensiv befördernde) CO2 einführen als jede andere Weltregion. Jetzt stellt sich – wie immer – heraus, dass ein solcher Vorsprung nur sehr kurz währt: Denn in den letzten Wochen ist in den USA nun schon der dritte Solarzellenhersteller binnen kurzem eingegangen. Allein die Firma Solyndra, in der sich CO2-Freaks von Obama bis Schwarzenegger gerne photographieren ließen, hat bis zu ihrer Pleite eine halbe Milliarde(!) Dollar staatlicher Unterstützung bekommen. Auch wir werden mit Garantie noch an den Schulden würgen, die uns unter der Grün-Psychose Politiker aller Parteien unter Missachtung der ökonomischen Grundrechnungsarten beschert haben, wenn die einschlägigen Firmen längst schon eingegangen sind.

 

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Unser Denken löst die Krisen aus

01. September 2011 01:22 | Autor: Andreas Unterberger

Wir haben nur dann eine Chance, langfristig Finanz- und Schuldenkrisen zu entkommen, wenn wir uns endlich ein paar Denkfehler abgewöhnen. Einer davon ist das Gerede von „Gier“ und „Spekulation“ als Ursache von Krisen. In der guten alten Zeit waren demzufolge die Menschen offenbar nicht gierig und  haben nicht spekuliert. Was für ein Unsinn.

Der ewige Wunsch, mehr haben zu wollen, hat der Menschheit in Wahrheit viel Gutes gebracht, weil er ein starker Antrieb für Innovation und Fleiß ist. Ohne die „Gier“, besser und reicher werden zu wollen, würden wir noch immer zu 80 Prozent als Bauern vegetieren, die jährlich um den Ernteerfolg zittern, weil sonst Hunger und Tod drohen.

Auch spekuliert ist immer worden. Jeder Unternehmer, jeder kluge Familienvater versucht etwa, Erspartes möglichst gewinnbringend anzulegen – und muss dabei immer „spekulieren“, welches Risiko er eingeht.

Absurd ist es jedenfalls, wenn führende Politiker der größten Regierungspartei gegen „Spekulation“ auftreten, gegen „Spekulanten“ hetzen – obwohl sie selbst heftig spekulieren. Hat doch beispielsweise die Gemeinde Wien die Hälfte(!) all ihrer Schulden als Frankenkredit aufgenommen hat, eine klassische Spekulation mit Zinsen und Währungskursen. Solche „Spekulationen“ waren und sind legitim – ob sie auch erfolgreich sind, weiß man freilich immer erst im Nachhinein. Wer ganz ohne Risiko leben will, lebt aber ganz sicher besonders teuer. Das sollte im übrigen auch die Opposition begreifen und nicht so tun, als wäre jedes Risiko, das schlagend wird, ein vorsätzliches Verbrechen.

Ein noch schwerer Denkfehler ist der in Europa neuestens einzementierte Glaube, dass Staaten nicht bankrott gehen können oder sollen. Natürlich sollen sie das. Das ist angesichts des Hangs der Politik zum Geldausgeben bisweilen sogar unvermeidlich.  Nur bräuchte es dafür einen geordneten Ablauf.  Im 1806 aufgelösten Heiligen Römischen Reich hat es diesen gegeben: Hat sich ein Fürst übernommen, übernahm eine von Kaiser oder Reichstag eingesetzte Schuldenkommission wie ein Masseverwalter die ganze Administration des Fürstentums, hat diese restrukturiert und den Fürsten in dieser Zeit entmachtet.

Niemand kann erklären, warum man nicht auch bei Griechenland und Co ähnlich agiert. Wenn ein Parlament den Karren gegen die Wand fährt, hat es den Anspruch auf alleinige Führerschaft verwirkt. In der EU  hat man daraus aber keine Konsequenzen gezogen. Europa hat weiterhin keine Machtmittel in der Hand, wenn Griechen und Portugiesen ihre Spar-Versprechungen trotz riesiger Milliardenhilfen nicht einhalten. Daher sollten Europas Regierungschefs dringend eine moderne Insolvenzordnung für Staaten schaffen. Das wäre auch durchaus zum Vorteil dieser Staaten, die ja nach der Zeit der Insolvenz saniert ihre alten Rechte zurück bekommen – mit hoffentlich neuer Sparsamkeit.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Schwarz-blaue Schuldvermutungen und rote Schweigegewissheiten

31. August 2011 10:14 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind die unglaublichsten Dinge, die in diesem Land passieren. Diese sind nicht einmal zwischen Tschetschenien und Belarus mehr möglich. Die gehäuften Hinweise auf Korruption sind schlimm, aber die gibt es leider in vielen Ländern, und zwar überall dort, wo sich der Staat in die Wirtschaft einmischt. Aber das was da in den österreichischen Zeitungen passiert, ist anderswo absolut unvorstellbar.

Da bestätigt die Staatsanwaltschaft offiziell, dass gegen den Bundeskanzler und seinen Staatssekretär „wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs und der Untreue“ ermittelt wird – und am nächsten Tag erwähnt fast keine Zeitung auch nur diese Tatsache.

Korruptionsermittlungen gegen den amtierenden Regierungschef würden anderswo den Staat erschüttern und zu lautstarken Rücktrittsrufen führen. Aber nicht bei uns in Österreich. Denn bei uns sind Strafverfahren gegen einen Regierungschef – oder auch gegen die Unterrichtsministerin wegen ihrer seltsamen Rolle bei der Kommunalkredit-Pleite – nicht der Erwähnung wert. Zumindest, wenn die Verdächtigen rot sind.

Eine lobenswerte Ausnahme ist die unter dem Kürzel RMA zusammengefasste Kette der österreichischen Bezirksblätter. Diese (mir in keiner Weise nahestehende) RMA hat über das sogenannte ots-Service der APA am Dienstagvormittag allen Zeitungen des Landes folgendes mitgeteilt: „Wie der Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, Thomas Vecsey, der RMA bestätigt, wurde die Polizei aufgrund einer Anzeige jetzt mit Ermittlungen gegen Bundeskanzler Werner Faymann und Staatssekretär Josef Ostermayer betraut. Auslöser war eine Sachverhaltsdarstellung der FPÖ. Darin wirft der freiheitliche Generalsekretär Harald Vilimsky (unter Berufung auf (sic) Medienberichte) den beiden SPÖ-Politikern vor, während ihrer Zeit im Infrastrukturministerium Druck auf die ÖBB bei der Inseratenvergabe ausgeübt zu haben. Faymann wie Ostermayer dementieren diese Anschuldigungen. Vecsey bestätigt weiters, dass ,gegen Faymann und Ostermayer wegen des Verdachtes des Amtsmissbrauchs und der Untreue ermittelt wird‘. Es gilt die Unschuldsvermutung.“

Nur zur Erläuterung: Wenn die Staatsanwaltschaft die Polizei mit Ermittlungen betraut und Anzeigen nicht gleich wieder zurücklegt, sieht sie den Vorwurf zumindest als inhaltlich schlüssig an. Auch wenn ich trotzdem ziemlich viel verwetten würde, dass diese Staatsanwaltschaft nie und nimmer eine Anklage gegen Faymann wagen würde. Dennoch wünsche ich dem einen mutigen Staatsanwalt (das ist natürlich nicht der Herr Vecsey), der die Causa aufgenommen hat, dass er sich nicht einschüchtern lässt.

Am Mittwoch aber blättere ich und blättere ich – und finde fast nirgendwo eine Zeile zu dem Skandal.

Es gibt eigentlich nur drei mögliche Erklärungen für die seltsame Ruhe im Blätterwald: Entweder die Staatsanwaltschaft hat den Zeitungen unter der Hand erklärt, dass das Verfahren ohnedies bald eingestellt wird. Oder die Medien sind tatsächlich schon bis auf die Knochen von ÖBB- und anderen Faymann-inspirierten Inseraten bestochen und müssen daher auch eine Aufdeckung der eigenen Rolle fürchten, wenn diese Inseratenkorruption (die auch schon von internationalen Transparenz-Experten als solche identifiziert worden ist) stärker thematisiert wird. Die dritte Erklärung: Sie sind allesamt so knalllinks, dass sie nicht einmal mehr die grundlegenden Fakten berichten.

Dafür aber sind die Zeitungen heftig dabei, gegen die drei Parteien rechts der Mitte zu hetzen: Fast gleichgeschaltet erregen sie sich darüber, dass gegen drei Minister der schwarz-blau-orangen Zeit behördlich ermittelt wird und sehen darin den Beweis, wie verkommen diese Regierung war. Und kein einziger Leser erfährt die Tatsache, dass zur gleichen Zeit gegen drei rote Minister mit mindestens genauso schlimmen Vorwürfen ermittelt wird. Obwohl das naturgemäß bei amtierenden Ministern mindestens genauso gravierend ist wie bei Hasbeenern.  Fast wie in einem totalitären System gleichgeschaltet attackieren die Zeitungen den damaligen Bundeskanzler – obwohl gegen den kein einziges Indiz vorliegt – und verschonen dem amtierenden. Wenn einem da nicht übel wird.

Die Regel ist klar: Gegen Schwarz-Blau-Orange gilt die Schuldvermutung und gegen Rot die Schweigegewissheit.

Selbst Vorgänge, die für jeden Juristen auf den ersten Blick als nicht rechtswidrig erkennbar sind, werden flächendeckend und für Nichtjuristen heftig dramatisierend aufbereitet. Nur weil sie schwarze oder blaue oder organge Politiker zu belasten scheinen. Oder weil sie vom (Ex-?)Kommunisten Peter Pilz vorgelegt werden.

Beispiel eins: Willi Molterer soll für einen oberösterreichischen Fußballverein bei der Telekom einen niedrigen fünfstelligen Werbungs-Auftrag, also Sponsoring im Gegenzug für Werbung erbeten haben. Wenn das rechtswidrig ist (was es nicht ist), dann ist das um ein Vielfaches größere Sponsoring der Verbund-Gesellschaft bei der Wiener Austria um ein Vielfaches schlimmer. Denn die größte österreichische Stromfirma wirbt ausgerechnet bei jenem Verein, bei dem der Abgeordnete, Gewerkschafts-Boss und vor allem SPÖ-Energiesprecher Wolfgang Katzian Präsident ist. Aber über die Werbung auf den Dressen von Sierning wird geschrieben, über jene der Austria nicht. Noch größer ist der Betrag, den Wiener Gemeindebetriebe Rapid an Geldern zuschieben. Und Präsident von Rapid ist ganz zufällig  . . .

Beispiel zwei: Wenn die ÖBB (Korruptionsbetrieb Nummer eins) Vorwürfe gegen den jetzigen Chef ihres künftigen Konkurrenten „Westbahn“, der früher ein ÖBB-Manager war, lancieren und das noch auf dem Umweg über Peter Pilz, müsste das allein schon denkenden Journalisten zu denken geben. Umso mehr müsste das der Fall sein, wenn auch hier ganz offensichtlich kein Verstoß gegen das Strafrecht vorliegt. Denn der Mann hatte einem (zweifellos mehr als dubiosen, aber deswegen nicht automatisch in jeder Handlung kriminellen) PR-Agenten das Namensrecht für „Railjet“ abgekauft. Dieses Namensrecht lag juristisch eindeutig bei dem PR-Agenten. Wenn nun – viele Jahre später – ein ÖBB-Mitarbeiter behauptet, dass eigentlich er als erster die Idee zu dem Namen hat, ist das lieb, aber juristisch völlig irrelevant. Und nur sofort erkennbarer Teil einer Hetzkampagne.

Der ORF hat wenigstens über die Ermittlungen gegen Faymann und Co berichtet. Freilich nur als trockene Meldung, während die Vorwürfe gegen Ex-ÖVPler wie Ernst Strasser oder Alfons Mensdorff-Pouilly seit Tagen Spitzenmeldungen sind und mit bewegten Bildern unterlegt werden. Was psychologisch die Sache viel stärker ins Gedächtnis einprägt.

PS zu ORF und Faymann: Bei dessen Sommerinterview wurden vom Staatssender absolut alle Fragen ausgelassen, die vielen Menschen Sorgen bereiten und die die Zukunft des Landes überschatten: Von der Migration, die rasch wachsende Islamisierung, die zunehmende Überalterung, die alljährlich steil ansteigende Staatsverschuldung bis zur Hacklerregelung. Gleichzeitig ließ es die Moderatorin Faymann durchgehen, dass er die Arbeiterkammer als „unverdächtigen Zeugen“ für seine Behauptungen anrief und bei der Vermögenssteuer eine auf den ersten Blick als verfassungswidrig erkennbare Variante vorschlug: Besteuerung von Geld und Grund, aber nicht von Schmuck und ähnlichem. Und wäre es nicht verfassungswidrig, würde es jedenfalls alle bevorzugen, die jetzt massiv ihr Bargeld in Gold wechseln. Wie sich der kleine Bundeskanzler mit den großen Lücken im Lebenslauf die Dinge halt so vorstellt.

 

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Von der Unmoral der Politik und der der Moral der Krise

31. August 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Selbst kluge Menschen fragen immer wieder verzweifelt nach den Ursachen der Krise der letzten drei Jahre. Selbst wissenschaftlich gebildete Menschen lassen sich leicht durch die Politik in die Irre führen, die mit ihren großen Propagandaapparaten ein Einziges noch immer sehr gut kann: Schuldzuweisungen an andere auszustreuen.Was sie in der Krise intensiv getan hat.

Dabei kann wenig Zweifel bestehen, die Politik selbst – und zwar die vieler Länder – ist einer der ganz großen Ursachen der Krise. Das kann man freilich auch positiver klingend formulieren: Die Weltwirtschaft war in den letzten drei Jahrzehnten in so guter Stimmung, dass man jedes ökonomische Problem für lösbar hielt, dass man nachlässig wurde, dass man sich nicht auf große Krisen vorbereitete, dass man die Staaten hemmungslos verschuldete, dass man glaubte, alles durch Wachstum finanzieren zu können.

Daher heute noch einmal Eindrücke von der großen Tagung der Wirtschafts-Nobelpreisträger in Lindau. Am Montag hatte ich ja von den Therapie-Vorschlägen der wichtigsten Wirtschaftsexperten der Welt berichtet. Heute tue ich das – zugegeben in etwas unüblicher Reihenfolge – von deren Diagnosen.

Über die Komplexität der Ursachen scheint sich der Großteil der Ökonomie-Laureaten weitgehend einig. Freilich wagen etliche von ihnen nicht den geschützten Bereich ihrer Spezialdisziplin zu verlassen (wie es etwa die Spieltheorie oder der Behaviorismus sind, die sich ganz auf das Verhalten einzelner Firmen oder Konsumenten konzentrieren, ohne die großen Probleme anzugehen). Dennoch zeigt sich ein großes Ursachenbündel, das in der Summe von den anderen Preisträgern genannt wird. Wobei gar nicht alle in der Krise eine Katastrophe sehen:

  1. Die amerikanische Notenbank Fed hat nach 2003 falsch reagiert. Damals lief nach Ende der sogenannten dot-com-Krise (also dem Platzen der Blase viel zu hoher Aktienpreise für Hunderte Internet-Firmen, die nie Gewinn gemacht haben) die Wirtschaft wieder auf Touren. Die Fed hat dennoch die Zinsen viel zu lange niedrig gelassen. So etwa wörtlich William White, der Chefökonom der OECD. Gleichzeitig bildeten sich in einigen Bereichen Blasen – ein allzu steiler Preisanstieg. Gleichzeitig haben die amerikanischen Haushalte nichts gespart, sondern sich in den Jahrzehnten des Booms verschuldet.
  2. Die Finanzkrise startete im amerikanischen Immobilienmarkt: Die US-Regierung hatte den Fehler begangen, die Finanz- und Währungspolitik einzusetzen, um mehr soziale Gleichheit zu erzielen, das war ein Fehler. So etwa die Diagnose des deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, mit der auch amerikanische Nobelpreisträger übereinstimmen. Mit den Worten des Nobelpreisträgers Myron Scholes: „Das amerikanische Immobilienfinanzierungssystem hat völlig versagt. Die staatlichen Hypothekenbanken gingen völlig unkontrolliert unkontrollierte Risken ein.“ Auch Robert Mundell, ein weiterer Laureat, sieht in der Hypothekenkrise den „ersten Akt“ der Rezession.
    Alle meinen sie dasselbe: Um auch Minderheiten wie Schwarzen und lateinamerikanischen Zuwanderern ein Eigenheim zu ermöglichen, hat die Regierung erzwungen, dass Banken solchen Familien auch dann einen Hypothekarkredit geben, wenn diese weder Sicherheiten noch ein fixes Einkommen haben. Diese Hypotheken waren oft sogar höher als der Wert des Hauses. Das hat zwar kurzfristig einen Immobilienboom ausgelöst und die Unterschichten politisch befriedet. Das hat aber unweigerlich nach Platzen dieser Blase, also beim Sinken des Wertes der Häuser, reihenweise zum Platzen der Kredite und zu Zwangsversteigerungen führen müssen.
  3. Überaus oft sprachen die Nobelpreisträger vom „Moral hazard“ und seinen schädlichen Folgen. Moral hazard bedeutet, dass man bei Eingehen eines hohen Risiko viel gewinnen – aber praktisch nichts verlieren  kann. Denn der Steuerzahler springt ein. „Moral Hazard ist allein imstande, große Krisen auszulösen.“ So etwa Nobelpreisträger Roger Myerson. Und sein Kollege William Sharpe: „Man konnte ein viel zu hohes Risiko eingehen und trotzdem sicher sein, von anderen gerettet zu werden.“ John Nash, Veteran unter den Preisträgern, nannte das gleiche Phänomen „Ehrlichkeitsfaktor“.
  4. Viele Kontroversen löste hingegen Robert Mundell aus: Er sieht Währungskriege als die Ursache aller Krisen – und will deswegen die großen Währungsblöcke fix aneinanderbinden. Was freilich bei den Europäern Kopfschütteln auslöst. Sind doch ihre Probleme nicht zuletzt dadurch entstanden, dass schon der Euro ein viel zu großer Währungsblock zu sein scheint.
  5. Durch einen künstlich zu niedrigen Kurs der chinesischen Währung ist ein Liquiditäts-Exzess entstanden, so nochmals White. Das heißt: Auch die Chinesen haben dafür gesorgt, dass zu viel Dollar und Euro im Umlauf waren und trotzdem die Industrieprodukte nicht teurer wurden. Was normalerweise bei zu großem Geldumlauf passiert.
  6. In den Boom-Phasen entstanden nationale Blasen. Das sind stark angestiegene Preise für bestimmte Werte. In diese Blasen sind aber auch viele globale Gelder hineingeflossen (Myerson).
  7. Die Geldpolitik der Europäischen Notenbank war für etliche Länder an der europäischen Peripherie „völlig falsch“ (White). Diese Länder kamen im ersten Euro-Jahrzehnt trotz überhöhter Lohn- und Preiszuwächse durch den Euro viel zu leicht zu Krediten, obwohl das Gegenteil richtig gewesen wäre.
  8. Die Regierungen in Europa und Amerika haben zu weitgehende Zusagen in Hinblick auf die Pensions- und Gesundheitsversorgung gegeben; was laut William Sharpe besonders im öffentlichen Dienst der Fall war.
  9. „Alle Länder hatten eine asymmetrische Fiskalpolitik. Sie glaubten an den ewigen Boom.“ (White). Das heißt übersetzt: Sie haben auch in Boom-Phasen Schulden gemacht, obwohl selbst nach dem als Schuldenpapst der Linken geltenden Keynes in diesen Phasen Überschüsse zu erzielen wären. Von diesen Schulden haben damals alle profitiert, aber nach dessen Ende wurden automatisch die Defizite hinaufgetrieben.
  10. Der zypriotische Nobelpreisträger Christopher Pissarides analysiert ein Detailproblem der Vorkrisenpolitik, nämlich die Fehler im Arbeitsmarkt: „In Griechenland ist die Teilzeit überreguliert, daher zu teuer. In den Niederlanden werden die Menschen hingegen zu Teilzeittätigkeit ermutigt.“
  11. Joseph Stiglitz hat seine eigene Erklärung für die Krise: „Die große Depression der 30er Jahre war am Übergang von der Landwirtschaft zur Industrie. Jetzt geht es um den Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Man muss daher die Arbeitskräfte durch Strukturpolitik aus einem sterbenden Sektor herausführen. Dennoch wird es immer eine normale Arbeitslosigkeit geben und daher dürften die Versuche die Wirtschaft zu stimulieren, kontraproduktiv sein.“
  12. Die Eurokrise ist, so macht Martin Hellwig vom Max-Planck-Institut klar, gar keine Währungskrise, sondern eine Mischung aus anderen Krisen (Bankenkrisen, Staatsschuldenkrise). Die Krisen in Griechenland und Portugal sind ohne Verbindung zur Finanzkrise entstanden (also nur durch ständig zu hohe Regierungsausgaben); jene in Irland und Spanien hingegen stehen in Verbindung mit den Aktionen der dortigen Regierungen, die viel zu großen Banken des Landes zu retten.
  13. Die impliziten Schulden der Staaten übersteigen die expliziten, also die offiziell angegebenen um ein Vielfaches. (Nobelpreisträger Edmund Phelps schätzt sie für die USA auf 70 bis 80 Billionen Dollar). Dabei geht es um versteckte oder ausgelagerte Schulden, Haftungen und Zahlungsverpflichtungen (In Österreich wären das etwa die Pensionszusagen, das Gesundheitssystem, die ÖBB, die Asfinag, die Haftungen der Bundesländer und Gemeinden).
  14. Manche Banken haben, wie wenn sie ein Hedgefonds wären, mit viel zu vielen Krediten gearbeitet (Scholes).
  15. Die Ratingagenturen hatten mit falschen Modellen bewertet (ebenfalls Scholes).
  16. Griechenland macht heute noch ein Primärdefizit. Es gibt also, auch wenn man Zinsen- und Schuldenzahlungen abrechnet, trotz Sparpaketen noch immer mehr aus, als es jedes Jahr einnimmt. Das erinnert an die Weimarer Republik der deutschen Zwischenkriegszeit, wo auch dann, wenn man die oft genannten Reparationszahlungen an die Siegermächte abzieht, jedes Jahr mehr ausgegeben als eingenommen worden ist (Hellwig).
  17. „Die vielfach beklagten hohen Lebensmittelpreise haben auch eine positive Seite“, so James Mirrlees, ein weiterer Preisträger. „Denn sie haben viele Menschen aus der Armut herausgebracht.“ Womit er vor allem die in den Dörfern der Dritten Welt lebenden Lebensmittelproduzenten meint. Unser Blick sei zu stark von den städtischen Protesten gegen teurere Lebensmittel geprägt. Außerdem haben die höheren Preise die Lebensmittelproduktion gesteigert.
  18. Sein Kollege Edward Prescott fand sehr viel Zustimmung, zumindest unter den marktwirtschaftlichen Ökonomen, als er die Notwendigkeit und Unvermeidbarkeit von Krisen sogar verteidigte. „Die Konjunkturzyklen sind die beste Antwort auf Schocks für das Wirtschaftssystem zu reagieren. Daher gehen alle Versuche, die Wirtschaft zu stabilisieren, in die Irre.“ Das war – für mich – wohl der grundlegendste Analyseansatz. Denn er bedeutet im Klartext: Die Konjunkturpakete helfen nichts, verzerren nur die Entwicklung – und hinterlassen immer größere Schulden.

Fazit: Viele der genannten Punkte haben den giftigen Krisencocktail gemischt. Manche Experten sehen freilich auch durchaus Positives in einer Krise. Andere Ursachenforscher vertreten hingegen wieder eher eine originelle Einzelmeinung. Und wenn man sich Prescotts Sichtweise anschließt, dann lag der wirkliche Fehler gar nicht vor der Krise, sondern in den falschen Reaktionen auf die Krise.

Letztlich gibt es jedenfalls ganz sicher nicht „den“ Hauptschuldigen. Letztlich ist aber auch fast niemand nur ein unschuldiges Opfer der Krise. Zumindest sind die Bürger als Wähler dafür verantwortlich, dass sie die Parteien für ihr verantwortungsloses Verhalten nicht bestraft haben.

Diesen vielen Analysen darf man freilich auch eine Erkenntnis des normalen Lebens hinzufügen. Dort gilt wie in der Wirtschaftswissenschaft das gleiche Prinzip: Nachher ist man immer viel schlauer.

 

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Chuzpe in allen Farben

30. August 2011 01:22 | Autor: Andreas Unterberger

In diesem Land passieren so viele Dummheiten, Bösartigkeiten und Seltsamkeiten, dass man als deren Chronist oft ins Schwitzen gerät. Daher muss man bisweilen zum Mittel der Kollektivabfertigung, zur neuerdings modischen Sammelklage greifen. Heute gegen die Herrn Schieder, J.Pröll, Ellensohn, Kräuter, E. Rasinger und Wrabetz, gegen blau-orange Kärntner, rote Steirer und grüne Greenpeacler.

Sehr begrenzte Intelligenz hat etwa der SPÖ-Staatssekretär Andreas Schieder gezeigt. Denn er hat ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt im geifernden Klassenkampfton nach höheren Krankenversicherungsbeiträgen der „Reichen“ verlangt, da die Krankenversicherungen überraschend einen Überschuss melden. Er hätte aber ein wenig besser recherchieren sollen, wenn er schon das Sommerloch zum Anpreisen linker Ladenhüter nutzen will. Freilich könnte man solche ständige Attacken rot-grüner Politiker auf die Reichen auch anders als nur in der Kategorie Dummheit qualifizieren, würde man die gleiche Logik anwenden, wie sie Rot und Grün im Fall des norwegischen Massenmörders B. gegenüber Islamkritikern anwenden: nämlich als Anstiftung zur Kriminalität. Wer die angeblichen Reichen so konsequent attackiert wie Islamkritiker die gewaltverherrlichenden Aussagen jener Religion, der ist nach jener Logik zweifellos genauso schuld, wenn eines Tages auch bei uns die Autos angeblich Reicher brennen wie jetzt in Berlin oder wenn die Supermärkte vom Mob geplündert werden wie vor kurzem in England. Wobei bei Schieder wohlgemerkt jeder ein verstärkt zu schröpfender Reicher ist, der mehr als 4020 Euro pro Monat verdient!

Der Mund blieb einem dieser Tage offen, als man erfuhr, dass die Hypo Alpen-Adria bis jetzt an das Land Kärnten eine sogenannte Haftungsprämie gezahlt hat. Das ist eine an sich übliche Entschädigung dafür, dass Kärnten mit 20 Milliarden Euro für Kredite der Bank haftet. Nur: Das Bundesland haftet de facto gar nicht mehr dafür. Denn die Bundesregierung hat vor fast zwei Jahren die am Rande des Bankrotts stehende Bank übernommen und diese mit viel Steuergeld gerettet. Der damals für diesen Unsinn hauptverantwortliche Finanzminister Josef Pröll hatte das mit folgender Begründung getan: Kärnten wäre von den Haftungen total überfordert und müsste sofort in Konkurs gehen. Dabei hat Pröll damals nur von sechs Milliarden Kärntner Haftungen gewusst und noch gar nicht deren vollen Umfang gekannt. Wie aber reagiert das Land Kärnten auf den Zahlungsstopp der Hypo? Statt schuldbewusst ob der grob fahrlässigen Haftungs-Politik von Blau/Orange den Kopf einzuziehen, verlangt das Land frech die Weiterbezahlung der Haftungsprämie. Stammt das Wort Chuzpe am Ende nicht aus dem Jiddischen, sondern aus dem Kärntner Dialekt?

Chuzpe oder Ahnungslosigkeit? Eines von beiden muss den grünen Wiener Koalitionsdrahtzieher David Ellensohn bewegt haben, als er in einem Interview die skandalösen Wiener Preiserhöhungen zu rechtfertigen suchte. Er behauptete, gäbe es in Österreich eine Vermögenssteuer, gäbe es keine Preiserhöhung. Damit sind die – vermeintlichen – Erträge einer solchen Steuer von Grün oder Rot locker schon zum dreißigsten Mal verbal für irgendetwas verwendet worden, von Steuerermäßigungen bis zur Uni- und Pflegefinanzierung. Das ist zumindest Chuzpe. Diese entpuppt sich als totale Ahnungslosigkeit, wenn man sich den genauen Wortlaut Ellensohns zu Gemüte führt. Er verlangt nämlich „Vermögenssteuern auf die Superreichen auf Schweizer Niveau“. Der Mann weiß offenbar nicht, dass die Schweiz das liebste Ansiedlungsland für die Superreichen aus aller Herren Länder ist – und das aus einem einzigen Grund: Weil die Superreichen dort zumindest in vielen Kantonen so wenig Steuern zahlen wie in keinem anderen Land (was aber der Schweiz in der Summe mehr Einnahmen bringt, als wäre sie ein Hochsteuerland).

Nochmals die Wiener Grünen: Ebenfalls Chuzpe ist ihr Nein zu einem Untersuchungsausschuss, der die vielen neuen Korruptionsskandale rund um das AKH aufarbeiten soll. „Keine Notwendigkeit“ meinen sie. Dabei sind die Grünen überall dort, wo sie nicht mitregieren, die häufigsten Rufer nach solchen Untersuchungsausschüssen. Wohl noch nie hat hierzulande eine Partei für ein winziges Zipfelchen der Macht- und Postenteilhabe so schnell alle Grundsätze aufgegeben, für die sie vorher mit großem Gedröhne behauptet hatte zu stehen.

Ahnungslosigkeit muss man dem schwarzen Gesundheitssprecher Erwin Rasinger attestieren. Denn er will dem Gesundheitssystem durch eine Erhöhung der Tabaksteuer mehr Gelder verschaffen. Unabhängig von der Frage, ob in diesem System wirklich so effizient und sparsam gewirtschaftet wird, dass man überhaupt über mehr Einnahmen reden müsste, scheint sich Herr Rasinger jedenfalls bei der Tabaksteuer nicht auszukennen. Denn beispielsweise aus Deutschland ist soeben gemeldet worden, dass die Einnahmen aus dem Zigarettenverkauf um zweistellige Prozentsätze zurückgehen: (leider) nicht, weil weniger geraucht wird, sondern weil die teuren legalen Zigarettenpreise europaweit den Schmuggel der giftigen Ware sehr profitabel gemacht haben. Damit bringt jede Preiserhöhung nicht mehr mehr, sondern immer weniger Geld in die Kasse. Damit niemand falsche Schlüsse zieht: Ich bin seit mehr als drei Jahrzehnten Nichtraucher.

Öffentlich eher unbemerkt ist auch eine Chuzpe des roten Parteisekretärs Günther Kräuter geblieben. Er hat in einem Interview seine „Gesprächsbereitschaft“ über eine Aufwertung der ÖIAG verkündet. Freilich nur unter einer Bedingung: Zuvor müsse dort das System des sich selbst erneuernden Aufsichtsrates abgeschafft werden. Mit anderen Worten heißt das völlig ungeniert: Wir wollen endlich auch dort wieder den parteipolitischen Proporz haben (und so ganz nebenbei zusammen mit den Belegschaftsvertretern die Mehrheit). Dabei ist gerade dieser ÖIAG-Aufsichtsrat eine der größten und bisher unangetasteten Erfolgsstories der schwarz-blauen Ära: Wenn aus dem – von lauter Spitzenmanagern und Unternehmern gebildeten – Aufsichtsrat ein Mitglied ausscheidet, entscheidet der Aufsichtsrat selbst über die Nachfolge. Ohne dass irgendein Politiker mitreden könnte. Genau dieses System hat nach Jahrzehnten der Parteibuchwirtschaft eine Entpolitisierung der einstigen Megaproblemzone „Verstaatlichte Industrie“ gebracht und einen großen Schuldenberg in eine sehr positiv bilanzierende Holding verwandelt. Die SPÖ will aber ganz offensichtlich lieber eine Struktur und damit Misswirtschaft wie bei ÖBB und ORF, wo jeweils ihre Minister die entsprechenden Räte dominierend beschicken.

Apropos ORF: Voll Staunen konnte man hören, wie der brave Parteisoldat Alexander Wrabetz vor seiner durch die rotgrüne Dampfwalze gesicherten Wiederwahl als Generaldirektor eine Reihe neuer Programme ankündigte. Dabei hieß es doch immer, der ORF pfeife aus dem letzten Loch und brauche dreistellige Millionenbeträge des Steuerzahlers. Ein enger Wrabetz-Mitarbeiter schmunzelte, als ich ihn auf diese Diskrepanz ansprach: Das sei ja alles nur Wahlkampf und werde eh nicht so kommen. Aha. Habe ich heute schon das Wort Chuzpe verwendet?

Auf Plakaten mit dem Photo lieber Kinder und Teddybären wirbt Greenpeace um Spenden (die der Verein ja trotz der vielen von Greenpeace ausgestreuten Unwahrheiten immer noch von etlichen Mitbürgern bekommt). Wie aber formuliert die grüne Vorfeld-Organisation ihren Appell? „Mit Ihrer Spende Greenpeace Eingreiftrupps ausrüsten.“ Man stelle sich vor, was im Lande los wäre, würde irgendeine Partei oder Gruppierung rechts der Mitte eine so militant-aggressive Sprache verwenden! Die „Eingreiftrupps“ wären sofort als neue SA entlarvt und das „Rüsten“ würde überhaupt als Kriegserklärung erkannt; in „Falter“, „Profil“ und „Standard“ würden Protestaufrufe mit langen Unterschriftslisten der linken Szene veröffentlicht; Tarek Leitner würde mit vor Erregung zitternder Stimme einen pointierten ZiB-Beitrag moderieren; und selbstverständlich würde auch die Wiener Staatsanwaltschaft aktiv. Aber bei Greenpeace ist natürlich alles anders. Auch wenn manche nur deshalb für die Greenpeace-Rüstung spenden, um nicht selber ins Visier irgendeiner Eingreiftruppe zu geraten.

In Fohnsdorf schließlich tritt der frühere SPÖ-Bürgermeister auf einer Namensliste zur vorzeitigen Neuwahl des Gemeinderates an. Gegen ihn gibt es schwere Vorwürfe des Bundes- und Landesrechnungshofs sowie staatsanwaltschaftliche Erhebungen. Er ist deshalb des Amtes enthoben und veranlasst worden, seine SPÖ-Mitgliedschaft ruhend zu stellen. Das klingt ehrenvoll für die steirische SPÖ. Weniger ehrenvoll ist freilich, dass die gesamte SPÖ-Mannschaft Fohnsdorfs nun auf dieser angeblichen Namensliste kandidiert und dass es daneben nicht einmal pro forma eine SPÖ-Liste gibt. Und das in einem Ort, wo die Partei zuletzt über 70 Prozent der Stimmen erreicht hatte! Habe ich am Ende schon wieder das Wort Chuzpe gehört?

 

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Fußnote 217: Staatsanwaltschaft, nächstes Kapitel

29. August 2011 15:49 | Autor: Andreas Unterberger

Interessant, wie schnell die Staatsanwaltschaft plötzlich arbeiten kann.

Allerdings ist das jene in München. Diese hat - für unsere Augen - ungewöhnlich zügig das Verfahren gegen Tilo Berlin in Sachen Hypo Alpen-Adria eingestellt (Berlin war der Drahtzieher des Verkaufs der Bank an die Bayern). Das ist nicht nur wegen der Schnelligkeit interessant, sondern auch weil damit der Vorwurf gegen Dutzende prominente Österreicher, die kurze Zeit ebenfalls an der Bank beteiligt waren, in sich zusammenbricht. Dabei war die ganze Gruppe mit (dem mir völlig unbekannten) Herrn Berlin an der Spitze schon in der gesamten österreichischen „Aufdeckerpresse“ als eindeutig schuldig denunziert worden. Woraus wir lernen, dass nicht jeder ein Täter ist, der in gewissen Magazinen als solcher dargestellt wird. Ansonsten wächst mein Verdacht damit noch ein weiteres Stück, dass unsere ideologisch alles andere als neutrale Staatsanwaltschaft neben überfordert auch durchaus parteipolitisch motiviert ist. Ignoriert sie doch alles, wo rote Politiker verdächtig sind (vom Bawag-Verzetnitsch bis zum Inseraten-Faymann). Scheint sie doch seit Jahr und Tag mit Hilfe jener Medien alles, was mit Schwarz-Blau nur irgendwie zu tun hatte, zu verfolgen. Wobei die Staatsanwaltschaft auch nach jahrelangen Erhebungen kein Verfahren einstellt, aber dennoch mit der Ausnahme Scheuch nie eine Anklage zustandebringt – oder mit dieser grandios scheitert, wie im Kulterer-Prozess.

 

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Sieben magere Jahre - und die Rezepte, um sie fetter zu machen

29. August 2011 01:34 | Autor: Andreas Unterberger

Es tut wohl, seine geistige Festplatte in Sachen Finanz- und Schuldenkrise durch die weltweit besten Wirtschaftsexperten mit neuem Wissen und neuen Zusammenhängen aufladen zu lassen. Zugleich aber kann das auch deprimieren. Das ist meine persönliche Bilanz nach einer Woche mit 17 Wirtschaftsnobelpreisträgern und Hunderten internationalen Ökonomen. Zu etlichen dieser Erkenntnisse an ruhigeren Tagen mehr – beispielsweise jenem, warum Österreich auch in den nächsten Jahren wohl keinen Nobelpreis bekommen wird. Heute aber zur zentralen, alles dominierenden Frage: Wie kann man die Finanz- und Schuldenkrise in den Griff bekommen. Ja, kann man das überhaupt noch?

Die Analysen der Nobel-Laureaten im deutschen Inselstädtchen Lindau heben sich jedenfalls in ihrer Klarheit wohltuend von dem ab, was man tagtäglich hierzulande von Politik und sogenannten Wirtschaftsexperten zu hören bekommt. Das gilt auch dann, wenn sie untereinander nicht in jedem Aspekt einer Meinung sind. Und ebenso dann, wenn diese Analysen zu eher deprimierenden Ausblicken führen.

Denn abgesehen von einer nicht sonderlich ernst zu nehmenden populistischen Ausnahme gab es keinen einzigen unter den versammelten Experten, der vorgeben würde, er hätte ein alleinseligmachendes Rezept, wie man die aktuelle Krise leicht beenden beziehungsweise (je nach Sichtweise) die nächste Krise verhindern könnte.

Denn erstens sind Krisen immer unvermeidlich. Und zweitens haben allzu viele Fehler der letzten Jahre alle schnellen und leichten Lösungen vermauert.

Die Instrumente funktionieren nicht mehr

Am brutalsten brachte das der OECD-Chefökonom William White auf den Punkt: „Die Wirtschaft ist geschwächt und wir haben alle wirtschaftspolitischen Instrumente erschöpft. Sowohl bei den öffentlichen Haushalten wie auch bei der Währungspolitik. Sämtliche Zentralbank-Instrumente werden nicht mehr funktionieren.“ Kurz, trocken und hoffnungslos.

Dennoch bekommt man von anderen Diskutanten Etliches an Empfehlungen zu hören. Der amerikanische Nobelpreisträger Roger Myerson etwa empfiehlt genau das, was viele Sparer am meisten fürchten, und was schon jetzt – freilich uneingestanden – den Kurs etlicher Zentralbanken zu prägen scheint: „Die Zentralbanken sollten auf ein dreiprozentiges Preisband abzielen.“

Auch wenn er das I-Wort nicht in den Mund nimmt, weckt Myerson mit solchen Tipps die Sorge vor einem Inflationsschub, der – ebenfalls unausgesprochen – die Schuldenlast der Staaten reduzieren könnte. Denn bisher gilt eine Inflationsrate von höchstens(!) zwei Prozent als Maxime etwa der Europäischen Zentralbank.

Ganz anders als Myerson hingegen sein Kollege und Landsmann Myron Scholes: Dieser empfiehlt dringend, dass sich Regierungen und Zentralbanken nicht in die Wirtschaft einmischen sollten. Das heißt freilich nicht, nichts zu tun. Von den Staaten verlangt Scholes vielmehr strenge Schuldendisziplin und von den Banken, dass sie deutlich transparenter werden müssen. Niemand wisse ja bei einer Bank: „Was ist sie wirklich wert?“

Scholes meint mit mehr Transparenz vor allem eine Änderung der Bilanzierungsregeln. Seine Vorstellungen zielen dabei freilich genau in die Gegenrichtung dessen, was sich etwa in Österreichs Finanzwelt so manche wünschen: Denen geht nämlich schon die in den letzten Jahren unter internationalem Druck gestiegene Transparenz viel zu weit; sie wollen am liebsten wieder das alte österreichische Handelsgesetzbuch alleine in Kraft haben.

Dieses hatte mit dem Anschaffungsprinzip beispielsweise dazu geführt, dass in jeder Bilanz viele versteckte Reserven stecken, die nur Insidern bekannt sind. (So hat einst beim stürmischen Kauf der Creditanstalt zweifellos der Generaldirektor der meistbietenden Bank Austria am besten unter allen Kaufinteressenten gewusst, was die österreichische Traditionsbank wirklich wert ist.)

Bessere Bilanzierungsregeln stehen auch im Rezeptbuch von William Sharpe, einem weiteren Laureaten. Er meint damit insbesondere die Staaten: „Bei der Bilanzierungsehrlichkeit sind ja die Regierungen besonders schlecht.“ Ein weiteres Sharpe-Rezept, das freilich auch er selbst nicht für alleinseligmachend hält: Man könnte versuchen, allzu große Banken aufzuspalten.

Der Ruf nach mehr Bewertungswahrheit hängt auch eng mit einer weiteren Empfehlung zusammen, die sowohl von Scholes wie auch von Myerson und vom Chef des deutschen Max-Planck-Instituts für kollektive Güter, Martin Hellwig, gegeben wird: „Wir brauchen endlich intensive internationale Bemühungen um Insolvenz-Regeln.“

Denn auch heute gibt es noch keine klaren Regeln, was passiert, wenn große multinational tätige Finanzinstitute und insbesondere ganze Staaten bankrott gehen. Nach Ansicht vieler Regierungen sind diese „too big to fail“ und werden fast immer um teures Geld "gerettet".. Dabei ist ein ordentliches Insolvenzrecht die wichtigste Sanitätspolizei jeder Marktwirtschaft; der Kommunismus ist unter anderem daran zugrunde gegangen, dass dort kein Unternehmen, keine Organisation in Konkurs gehen konnte, wodurch marode Schuldenproduzenten jahrzehntelang weiterexistieren konnten.

Für den optimistischen Teil der Überlegungen wäre eigentlich funktionsbedingt Wolfgang Schäuble, der deutsche Finanzminister, zuständig. Freilich rutschten auch ihm einige erstaunlich ehrliche Sätze heraus, die zeigen, was der mächtigste Mann des europäischen Währungsraums wirklich denkt: „Uns stehen wohl noch sieben schlechte Jahre bevor.“ Und: „Die Europäische Währungsunion wird keinen Erfolg haben, wenn einige Länder ihre Möglichkeiten missbrauchen.“ Und: „Risiko und Verantwortung müssen wieder mehr zusammengehen.“

Schäubles Forderung: Die Defizitstaaten – das sind freilich in Wahrheit alle Euro-Länder – müssten ihre „unhaltbaren“ Defizite reduzieren und rasche Strukturreformen setzen. Dabei hob er ganz besonders die Notwendigkeit einer größeren Flexibilität der Arbeitsmärkte hervor (was vor allem die leichtere Kündbarkeit von Mitarbeitern bedeutet; denn nur, wenn man auch leicht wieder einen Mitarbeiter abbauen kann, werden Arbeitgeber solche in größerem Umfang aufnehmen).

In Hinblick auf die Finanzmärkte klingt Schäuble freilich recht widersprüchlich. Einerseits fordert er wie viele andere mehr Regulierung für die Finanzmärkte. Andererseits musste der Politiker Schäuble aber selbst zugeben: „Die Märkte sagen den Regierungen Dinge, die diese nicht gerne hören; sie sind daher notwendig.“

Jeder weitere Wunsch nach noch weiteren Regulierungen löst die Sorge aus, dass die Regierungen die Märkte in eine ganz bestimmte Richtung regulieren werden: nämlich so, dass diese den Regierungen nicht mehr so oft die von Schäuble noch gelobten unangenehme Dinge sagen können. Schließlich sind die Regierungen ja selbst die undiszipliniertesten Schuldenmacher.

Die Tendenz der Regierungen, Kritiker zu knebeln, sieht man ja etwa schon an ihrer Kampagne gegen die Ratingagenturen, seit diese gewagt haben, die Kreditwürdigkeit einzelner Staaten in Frage zu stellen. Diese Tendenz sieht man auch an den sogenannten Basler Abkommen, die den Banken völlig verzerrende Eigenkapital-Regeln auferlegen: nämlich zugunsten der Staaten. Es ist durch Basel für jede Bank viel angenehmer und billiger, einem Staat Kredite zu geben als einem Unternehmen. Denn einen Kredit an Staaten und Länder müssen Banken nicht mit den sonst üblichen dicken und daher teuren Eigenkapitalpölstern absichern (die ja keine Zinsen abwerfen). Nicht zuletzt deshalb hatten auch unseriöse Staaten bis vor kurzem immer noch Kredit bekommen.

Zurück zu den Empfehlungen der Nobelpreisträger selbst: Weitgehend Konsens herrscht darüber, dass die Banken jedenfalls mehr Eigenkapital halten müssen. Das wird diese automatisch kleiner und risikobewusster machen.

Das wird aber auch die Kredite knapper machen. Myerson fürchtet außerdeem, dass höhere Eigenkapitalpflichten der Banken die Versuchung weiter erhöhen wird, Geschäfte in sogenannte Schattenbanken auszulagern. Das bedeutet, dass riskantere Finanzgeschäfte über solche Firmen abgewickelt würden, die gar keine Banken sind, und die daher viel weniger kontrolliert und reguliert werden.

William Sharpe setzt noch aus einem anderen Grund nicht allzu viel Hoffnung auf strengere Regulierungen der Finanzwelt: „Smarte Leute wissen immer, wie Regeln zu umgehen sind.“ Was auch ein Experte aus der wirklichen Finanzwelt im Privatgespräch bestätigt: Schon heute werden international Finanzierungskonstruktionen angeboten, welche die noch gar nicht geltenden Vereinbarungen über höhere Eigenkapital-Pflichten ganz legal zu umgehen versuchen.

Einen interessanten Therapie-Akzent setzt ein weiterer Preisträger, nämlich Edmund Phelps: Entscheidend sei, kleineren und mittleren Unternehmen und auch kleinere Banken ausreichend Mittel zukommen zu lassen.

Manche werden nun fragen, wo in dieser Aufzählung die Empfehlungen von Joseph Stiglitz bleiben. Ist dieser doch der meist publizierende unter den Nobelpreisträgern, und auch durch seine Pointensicherheit sehr bekannt. Der gute Mann hat sich jedoch in Lindau als Populist im Nobelpelz entpuppt. Sein Rezept für die Schuldenkrise: Die Deutschen (und damit natürlich auch Österreicher und Niederländer) hätten ohnedies noch genug Geld, um durch weitere Hilfsaktionen für Griechenland & Co die Dinge in den Griff zu bekommen. Stiglitz ist daher gegen das Verlangen, dass Länder wie Griechenland viel sparsamer sein müssten. Er gibt sogar der – inhaltlich in Wahrheit total diffusen – spanischen Protestbewegung taxfrei „recht“.

Besonders negativ fiel Stiglitz dadurch auf, dass er von einer "ganz anderen Welt" schwärmte, „die möglich sei“. Ohne dass er diese freilich näher zu beschreiben versuchte. Solche gut klingenden, aber hohlen Phrasen erinnern jedenfalls intensiv an die Taktiken totalitärer Verführer der letzten hundert Jahre. Auch die haben immer jungen Menschen eine ganz andere Welt versprochen.

Fünf zentrale Strategien gegen die Krise

Welche Ratschläge würde der Autor selbst nach einer Woche intensiver Gehirnwäsche durch eineinhalb Dutzend der spannendsten Ökonomen der Welt zu geben versuchen? (Freilich fragen Österreichs Politiker ohnedies nirgendwo um Rat, wissen sie doch selbst nicht einmal darüber Bescheid, was sie alles nicht wissen):

Denn über allem steht das Zitat von Myron Scholes: „Wir wissen nicht, wann die nächste Krise kommt.“ Aber sie kommt. Oder hat vielleicht sogar schon begonnen.

 

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Bürgerkrieg in Europas Städten

28. August 2011 00:20 | Autor: Andreas Unterberger

Erstaunlich und eindrucksvoll, wie schnell die Briten die Unruhen und Plünderungen nach vier Bürgerkriegstagen wieder gestoppt haben. Skurril und lächerlich hingegen, wie sich Linksjournalisten geradezu enttäuscht zeigen darüber, dass die erhoffte Weltrevolution wieder einmal ausgeblieben und vorerst nicht mehr aufgeflammt ist. Und noch viel skurriler und lächerlicher sind die sogenannten Menschenrechtsvereine, die lautstark das Durchgreifen gegen Plünderer, Gewalttäter und Anstifter beklagen.

Offenbar haben die Opfer der Unruhen – etwa jene Angestellten, die ihren Job in den zerstörten Geschäften verloren haben – keine Menschenrechte. Offenbar wäre es diesen Menschenrechtsvereinen lieber, die Unruhen wären monatelang so weitergegangen, nur damit ja keiner der armen Jugendlichen zu hart angefasst wird. Obwohl gerade diese Härte leider ganz offensichtlich die einzige Sprache ist, welche diese Typen verstehen.

Dasselbe hat sich ja in der Reagan-Ära auch in den USA gezeigt, als die einst vor Kriminalität überkochenden Stadtzentren der Großstädte durch eine konsequente Zero-Tolerance-Strategie, bei der auch das kleinste Vergehen bestraft wird, wieder zivilisiert worden sind. Auch damals haben sich in den USA und noch mehr in Europa vermeintlich gute (in Wahrheit freilich nur kurzsichtige) Menschen darüber aufgeregt. Aber trotz dieser einstigen Kritik hat seither auch kein demokratischer Präsident, kein linker Bürgermeister diese Strategie umzukehren gewagt.

Das heißt nun gewiss nicht, dass es nicht auch andere sinnvolle Strategien gegen fehlgeleitete Energien junger Männer gibt. Diese machen aber nur als Zusatz zu einer glaubwürdigen Recht-und-Ordnung-Strategie einen Sinn, nicht als Ersatz dafür.

Falsch ist lediglich eine einzige, aber leider sehr verbreitete Reaktion: den Jugendlichen einzureden, nicht sie, sondern die Gesellschaft wäre an allem schuld; ihnen zu sagen, weil sie keinen Job haben, wären sie ein Opfer, was eine Täter-Rolle logischerweise ausschließt; zu argumentieren, solange ein Banker so viel verdient, sei es verständlich, Kaufhäuser zu plündern.

Welche Begleit-Strategien zu Law and Order sind aber wirklich sinnvoll? Da gibt es einmal die oft erfolgreich angewendeten Wunderdrogen Sport und kulturelle Kreativität. In beiden Bereichen finden auch arbeitslose junge Menschen ein Ziel und werden zu Disziplin gezwungen. Anders formuliert: Ihre Hormone werden von destruktivem Verhalten abgelenkt. Das hat oft genug gewirkt. So waren Österreichs Fußballer gerade in den Zeiten der größten Not am erfolgreichsten; so sind durch Basketball, Leichtathletik und Boxen viele schwarze Amerikaner statt ins Gefängnis zu erfolgreichen Karrieren gekommen; so sind die venezolanischen Jugendorchester voller Unterschicht-Kinder ein weltweit bekanntes Modell geworden.

Über solche natürlich nur langfristig wirksame Initiativen sollten auch die Briten ein wenig mehr nachdenken.

Ebenso sollte man europaweit über mehr Jobs für die Jugendlichen nachdenken. Die entstehen freilich nicht durch Anordnung, sondern durch ganz andere, teilweise unpopuläre Maßnahmen. Ein winziges, aber signifikantes Beispiel hat mir ein heimischer Tischler erzählt: Er hat aufgehört, Lehrlinge zu beschäftigen, als ihm die Behörde verboten hat, Lehrlinge über eine Leiter auf einen Dachboden in der Werkstatt steigen zu lassen, und er eine eigene Treppe bauen hätte müssen.

Genau solche Beispiele sind es, die mit dem so abstrakt klingenden Wort „Deregulierung“ gemeint sind, und die in der Summe europaweit Millionen Jobs kosten.

Genauso schädlich sind zu hohe Gehälter: Je erfolgreicher Gewerkschaften sind, umso mehr profitieren zwar die glücklichen Besitzer eines Jobs, umso weniger Jobs gibt es aber für jene, die noch keinen haben. Wenn ein neuer Mitarbeiter mehr kostet, als er bringt, wird er logischerweise halt nicht angestellt werden. Vor allem, wenn man ihn später nicht kündigen darf. Da können die Gewerkschaften noch so sehr auf Regierung oder Unternehmer schimpfen, an den (für Arbeitgeber) in manchen Ländern mehr als abschreckenden Arbeitskosten sind die Gewerkschaften selber hauptschuld.

Noch schädlicher aber sind Grundeinkommens-Projekte und Sozialhilfen, bei denen arbeitsfähige Menschen praktisch genauso viel verdienen wie arbeitende. Das lässt Jugendlichen jede Suche nach einem Job – so bescheiden der am Anfang auch sein mag – als eine völlig überflüssige Kraftanstrengung erscheinen.

Könnten die Regierungen nicht auch selbst Beschäftigungsprogramme auflegen? So hört man es mancherorts. Solche Programme haben aber halt die Tendenz, sehr rasch unfinanzierbar zu werden. Egal wie man sie tauft. So sind etwa in Österreich die vielen überschüssigen Eisenbahner und die viel zu jungen Frühpensionisten ja auch nichts anderes als versteckte Arbeitslose. Deren Kosten ruinieren die Republik. Dennoch sind Programme sinnvoll, wo Jugendliche, die Anspruch auf eine soziale Unterstützung haben, jedenfalls auch arbeiten müssen – und sei es nur, um die von Touristen verunreinigten Wanderwege wieder zu säubern.

Viel wichtiger als Beschäftigungsprogramme ist aber eine gute und zielgerichtete Bildungspolitik. Es gibt viele sehr ernsthafte Hinweise, dass die großen Probleme mit Jugendlichen gerade in Großbritannien sehr intensiv mit dem britischen Gesamtschulsystem zusammenhängen. Eine gute Ausbildung gibt es dort nämlich fast nur noch in den extrem teuren Privatschulen – oder in sehr teuren Wohnvierteln, in welche Eltern bewusst hinziehen, um eine gute Schule für ihre Kinder zu ergattern.

In den schlechten Schulen hingegen hat man noch mehr als bei uns den Lehrern jedes Zwang- und Druckmittel gegen undisziplinierte Kinder aus der Hand genommen. Sodass diese dann oft wirklich erst von der Polizei Grenzen gesetzt bekommen. Was natürlich für eine sinnvolle Lebensperspektive viel zu spät ist.

Gleichzeitig fehlt in Großbritannien etwa ganz das hervorragende österreichische Berufsschulsystem, das zumindest außerhalb der Großstädte auf sehr guten und stark nach Leistung differenzierenden Hauptschulen aufbaut. Das also auch jenen Kindern eine befriedigende Berufsperspektive vermittelt, die von zuhause ohne kulturellen und Bildungshintergrund ins Leben geschickt worden sind.

Keineswegs ignorieren darf man aber auch den ethnisch-kulturellen Faktor der Unruhen. Es gibt zwar Täter mit allen Hautfarben. Aber es gibt einen übersignifikant großen Anteil von Tätern mit schwarz-karibischer Abstammung und von solchen, deren Vorfahren aus Pakistan oder Bangladesh stammen, was viele Medien verschweigen.

Wobei die Zuwanderer aus Indien und China im Gegensatz dazu extrem erfolgreich und friedlich sind – obwohl Inder ja rein äußerlich nicht von den Pakistanis zu unterscheiden sind. Dass die britischen Moslems in erstaunlich großen Teilen eine extrem problematische und schlecht integrierte Gruppe sind, hat sich ja auch schon bei den diversen terroristischen Aktivitäten gezeigt – die nach Meinungsumfragen unter den auf der Insel lebenden Moslems erschreckenderweise von rund 20 Prozent gutgeheißen werden.

Bei der Ursachenforschung für die britischen Unruhen stößt man schließlich auf noch einen Faktor, der zumindest bei den Zuwanderern aus der Karibik wichtiger ist als Law and Order, wichtiger als Jobs, wichtiger als ein maßgeschneidertes und disziplinierendes Schulsystem: Das sind die Familien; oder genauer gesagt deren Fehlen; oder noch genauer: das Fehlen der Väter.

In britischen wie amerikanischen Slums wächst der Großteil der jungen Menschen vor allem schwarzer Hautfarbe ohne Väter auf. Diese sind meist rasch nach der Zeugung wieder abgehauen. Und in jenen wenigen Fällen, wo sie vorhanden sind, ist ein Gutteil der Väter nicht gerade an Erziehung interessiert, nicht gerade ein Vorbild.

Was das Schlimmste daran ist: den verschwundenen Vätern fehlt jedes Unrechtsbewusstsein, wie es in wertkonservativ geprägten Gesellschaften in solchen Situationen noch auftritt. Die flüchtigen Väter müssen auch mit keinerlei gesellschaftlicher Verachtung mehr rechnen. Man wird sich doch nicht gleich um jedes Kind kümmern müssen, dass man halt einmal gezeugt hat. Man sollte höchstens aufpassen, nicht legal zu arbeiten, da man ja sonst Alimente zahlen müsste.

Dabei zeigt jede internationale Statistik, dass vaterlos aufgewachsene Kinder viel öfter psychisch krank sind, viel häufiger in der Sozialhilfe und im Gefängnis landen. Sie haben niemanden, der ihnen ein Vorbild sein könnte, an dem sie sich reiben könnten, der sie beschützt und gegebenenfalls auch bestraft, der darauf schaut, dass sie in die Schule (oder gar Kirche) gehen.

Wenn sich die westlichen Gesellschaften nicht diesen Defiziten zu stellen beginnen, dann werden die heißen britischen Sommertage nur eine Generalprobe für künftige Katastrophen sein. Und niemand soll glauben, diese könnten nicht auch vor unserer Haustür passieren.

Man denke nur an die signifikant höhere Verbrechensrate von Jugendlichen türkischer Abstammung, wie sie etwa aus Deutschland bekannt ist (In Österreich hat man derartige statistische Spuren möglichst zu verwischen versucht). Die lustigen Auto-Verbrennungen in französischen Städten und nun in Berlin sind aber geographisch und soziologisch Österreich schon bedenklich nahe. Nur wagt in Deutschland niemand, mit der gleichen Härte energisches Durchgreifen zu verlangen, wie es etwa der britische Premier tut. Dieser wird mit Sicherheit auch politisch gestärkt aus den Unruhen herausgehen. Trotz der Belastung durch die peinliche Nähe zum Verlagshaus Murdoch und dessen seit einigen Tagen bekannt gewordenen kriminellen Recherche-Methoden.

Man sollte aber auch die positiven Erfahrungen aus den Unruhen nicht ignorieren: Sie haben Nachbarschaften wieder viel stärker zusammengeschweißt. Hunderte Jugendliche – ebenfalls aller Hautfarben – machen freiwillig und unbezahlt Aufräumarbeiten. Es gibt viele Menschen, die der Polizei die Identität der auf Photos der Überwachungskameras festgehaltenen Übeltäter enthüllen. Diese Photos haben die bei unseren Linken und Juristen so verpönten Kameras übrigens noch populärer gemacht hat, als sie ohnedies schon waren.

Weiters haben die Briten mit „Tough love“ ein hochinteressantes Konzept entwickelt: Sie kürzen einerseits arbeitslose Grundeinkommen und fördern andererseits alle Initiativen, die arbeitslosen Jugendlichen einen echten Job verschaffen.

Am grundlegendsten ist aber eine von David Cameron nun in die Wege geleitete Neuorientierung des Denkens: Anstelle des schwachsinnigen Gender-Mainstreaming will er nun in Richtung eines "Ehe- und Familien-Mainstreamings" gehen. Jede politische Maßnahme wird künftig einem "Familien-Test" unterworfen, bevor sie Gesetz werden kann. Gewiss: Da muss man immer abwarten, wie die Wirklichkeit aussieht. Aber schon die Ankündigung ist einer der wichtigsten Paradigmenwechsel im politischen Denken europas seit Jahrzehnten.

Wir könnten und sollten viel aus den britischen Erfahrungen lernen. Was freilich zuerst das Bewusstsein voraussetzt, dass es auch anderswo solche Unruhen geben kann.

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Eurobonds: das wahrscheinliche Szenario

27. August 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Kommen die Eurobonds? Darüber debattiert derzeit die ganze Finanzwelt. Ich wage fünf Prophezeiungen:

Erstens, die Eurobonds werden – in der nächsten Krisenetappe – kommen.
Zweitens, sie werden den Zinsen-Druck auf die größten Problemländer mildern.
Drittens, diese Milderung wird nur einige Monate wirksam sein, auch deshalb, weil viele Regierungen ihre Sparversprechungen nicht einhalten.
Viertens, unter den enorm steigenden Zinsen für die Eurobonds werden sehr rasch die (scheinbar noch) stabilen Länder so leiden, dass es dort zu politischen Explosionen kommt, die den Euroraum sprengen werden.
Und fünftens wird es nur mit Mühe gelingen, die EU – in einem deutlich geschwächten Zustand – über dieses Euro-Ende hinaus am Leben zu erhalten.

Da ich kein Hellseher bin, kann es gewiss auch anders kommen. Aber diese Entwicklung hat eine hohe Wahrscheinlichkeit für sich.

Denn in den nächsten ein oder zwei Jahren wird sich wohl die – kurzfristig sogar richtige – Überzeugung durchsetzen, dass die Eurobonds billiger kommen als Direktzahlungen und die Haftung für jeden neuen Kredit der PIIGS-Staaten (und wohl noch einiger anderer).

Sehr bald werden aber die Anleger entdecken, dass die große Sparsamkeit neuerlich nur eine leere Versprechung war, dass trotz „Euro-Wirtschaftsregierung“ die bisherige Politik weitergeht. Die Argumente für ein Anhalten der Schuldenpolitik stehen nämlich schon auf Abruf bereit: „Man darf die Konjunktur nicht abwürgen“, „Zuerst muss man ins Wachstum investieren, dann erst kann man an Schuldenabbau denken“, „Die Sparpolitik trifft gerade die Ärmsten“, „Die . . . -Regierung findet leider keine Mehrheit im Parlament für die Sparmaßnahmen“, „Die Oberstgerichte verbieten die Kürzung wohlerworbener Rechte“, „Es drohen soziale Unruhen; da muss man mit Geld gegensteuern“.

Diese Argumente sind altbekannt und haben ja gerade die Schuldenkrise ausgelöst. Sie haben nur in einem recht: dass Widerstand der Straße, der Parlamente, der Gerichte durchaus wahrscheinlich ist.

Deren Widerstand wird sich aber nicht nur gegen die Sparmaßnahmen richten, sondern noch viel stärker gegen die neuerliche aufgezwungene Umverteilung von den Deutschen, den Skandinaviern, den Niederländern, den Österreichern zu den verschwendungsfrohen Südländern. Denn schon in den letzten Jahrzehnten sind ja ergebnislos Billionen Richtung Süden geflossen: Nicht nur durch die Rettungspakete der letzten 18 Monate, sondern auch durch die gewaltigen Kohäsions- und Strukturprogramme der EU, die ja schon längst eine Transferunion ist. Dazu kommen beispielsweise noch die gewaltigen Mittel, welche die Norditaliener für den Mezzogiorno zahlen müssen. Daher droht ja auch schon Italien das Zerbrechen. So wie der EU und dem Euroland.

Ab irgendeinem Zeitpunkt machen die Menschen eben nicht mehr mit, wenn sie unter dem Titel „Solidarität“ ausgeraubt und verhöhnt werden.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Telekom-Affäre: Typisch für die Ära Schüssel?

26. August 2011 14:09 | Autor: Andreas Unterberger

So unappetitlich die Vorkommnisse in der teilstaatlichen Telekom auch sein mögen, in der heimischen politischen Diskussion geht es noch viel unappetitlicher. Jetzt ist also an den Malversationen rund um die Bonuszahlungen, die sich aus einem manipulierten Kurssprung der Telekom-Aktie ergaben, ebenso wie an den Schmiergeldzahlungen des teilstaatlichen Unternehmens an den früheren Infrastrukturminister „Vorarlberg is too small for me“-Gorbach und an dessen damalige Partei einer schuld: Wolfgang Schüssel. Unter seiner Regierung sei ein Korruptionsparadies entstanden, zetern die Grünen.

Da sollten sie doch eher die Kirche im Dorf lassen.
Es stimmt natürlich: Sowohl die sich stetig ausweitende Telekom-Affäre als auch die Causa BUWOG fallen in die Schüssel-Zeit. Beides kam ins Rollen, weil 2009 der Lobbyist und Agentur-Besitzer Peter Hochegger aufflog, der immer wieder als Gelddrehscheibe fungierte. Jetzt kommt zusätzlich erstmals die Kronzeugen-Regelung zum Tragen, da der große Enthüller und ehemalige Telekom-Spitzenmanager Gernot Schieszler sich von seinen Mit-Vergehen freikaufen möchte. Beide Causen sind über einen Zufall ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Und nicht, weil es davor und danach weder illegale Parteienfinanzierung noch korrupte Politiker gegeben hätte. Das österreichische System funktioniert im Normalfall überhaupt nicht, wenn es um zweifelhafte Geldflüsse zwischen teil- und ganz verstaatlichten Unternehmen und der Politik geht. Es funktioniert dann umso weniger, wenn die begünstigte Partei immer noch an der Macht ist. Mit der Macht wird sich’s keiner verscherzen und auspacken. Und wenn es noch so schön wäre, all diesen Filz ein für allemal los zu werden: Das packt die Korruptionsanwaltschaft nie – besonders deshalb nicht, weil sie gerne nur in eine Richtung schaut.
Kein Zweifel: Die Machenschaften der Herren Strasser, Gorbach und Co. sind aufzuklären und zu verfolgen. Aber: An ihnen die Ära Schüssel zu messen – das schaffen nur die Grünen. Nicht nur weil er der letzte (und seit langem der erste) war, der Reformen angegangen ist. Sondern auch weil diesen Kanzler viel auszeichnete, was wir in Krisenzeiten gut hätten brauchen können.
Gerade in Tagen wie diesen vermisst man einen Kanzler, der etwas bewegt, gestaltet, Mut zu Reformen und Durchblick auf der europäischen Bühne hat. Einen, der das Unangenehme nicht scheut, wenn er - oder: weil er überhaupt – von etwas überzeugt ist. Einen, der nicht nur Plakatsprüche hervorquetscht, sondern etwas zu sagen hat. Einen, der nicht ständig auf den Boulevard und die Umfragewerte schielt, sondern zu seinen Überzeugungen steht. Der bei Problemen nicht nur über ein eingeübtes Repertoire an Stehsätzen verfügt, sondern sie intellektuell bewältigt und Auswege (ver-)sucht. In Krisenzeiten braucht man keinen starken Mann, sondern einen starken Kopf. Einen Kanzler und keinen Kanzlerdarsteller.
 

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Die Moral und Europas Schuldenpolitik

25. August 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Ich hatte schon überlegt, den Saal zu verlassen. Hatte ich doch in meinem Leben schon allzu viele Politikerreden gehört, die meist immer auf den gleichen Nenner zu bringen waren: mit großem Tamtam inszeniert, aber inhaltlich langweilig, nichtssagend, alle heiklen Punkte auslassend oder mit Floskeln übergehend. Dann bleibe ich da im deutschen Lindau bei einer großen Konferenz von 17 Wirtschafts-Nobelpreisträgern halt doch sitzen und es kommt zur unvermeidlichen Begrüßungsrede von Christian Wulff, dem deutschen Bundespräsidenten.

Und ich kam ordentlich ins Staunen. Der Mann spricht in einer Art und Weise Klartext, die ich von einem heimischen Staatsoberhaupt noch nie gehört habe, und die ich in den letzten Jahren auch von keinem österreichischen Regierungsmitglied gehört habe. So sehr ich sie mir auch gewünscht hätte.

Der Wulff-Auftritt geht Hand in Hand mit einem Erwachen auch etlicher anderer deutscher Spitzenpolitiker, die voll Schock erkennen, wie falsch ihre Reaktionen auf die Banken- und Schuldenkrise in den letzten zwei Jahren waren, und die nun offenbar einen Richtungswechsel vornehmen, dass die Reifen nur so quietschen. In Österreich gibt es hingegen nicht einmal den Ansatz einer kritischen Debatte der Regierung zur Schuldenkrise, wie sie neben Deutschland auch schon in den anderen (Noch-)Triple-A-Ländern Niederlande und Finnland intensivst stattfindet. (Lediglich Luxemburg gibt sich noch den alten Träumen hin).

Wer sollte sie aber bei uns auch führen? Bundespräsident, Bundeskanzler wie Vizekanzler, aber auch alle drei Oppositionschefs sind wirtschaftlich ahnungslos. Lediglich in Kabinett und Beamtenschaft des Finanzministeriums scheint es noch ein paar Resthirne zu geben.

Was hat Wulff denn hier in Lindau so alles gesagt? Unkommentiert in der Folge einfach der Wortlaut einiger der für österreichische Ohren so ungewohnt klingenden Zitate. Fast alle drehen sich um die europäische Schuldenkrise und die von den Wackelländern wie auch von der politischen Linken verlangte weitere Megahilfe in Form weiterer Kredite, Garantien und sogar Eurobonds:

In Österreich müsste man eigentlich nur den Namen Deutschland durch den des eigenen Landes ersetzen und könnte die Rede problemlos übernehmen. Bevor das aber ein Politiker schafft, müsste einiges mehr geschehen:

Die ÖVP müsste begreifen, dass das tägliche Mantra „Europa, Europa, Europa“ längst kein sinnvolles Konzept mehr ist; die Opposition müsste endlich damit aufhören, wöchentlich neue populistische Ideen für weitere teure Geldverschleuderungen zu präsentieren; und die SPÖ müsste sich endlich von ihrem Schuldenfetischismus und den diesbezüglichen Einflüsterern aus der Arbeiterkammer trennen.

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Muammars Freunde und Hinterlassenschaft

24. August 2011 01:25 | Autor: Andreas Unterberger

Muammar Gaddafis Abschied entlockt uns nicht viele Tränen – so unsicher auch ist, ob in Libyen nun irgendetwas besser wird, als es mit ihm war. Dennoch sollte vor Beginn dieser Zukunft auch noch eine österreichische Gewissenserforschung stattfinden.

Denn es gibt zwei österreichische Politiker, die sich weit mehr als alle anderen Europäer (mit Ausnahme Silvio Berlusconis) an Gaddafi herangeschmissen haben. Obwohl dieser vom ersten Tag an ein blutbefleckter Diktator war. Obwohl er für mehrere terroristische Akte unmittelbar verantwortlich war.

Der eine heißt Bruno Kreisky. Der andere Jörg Haider. Gewiss, beide sind tot. Dennoch widert es an, dass beide von ihren jeweiligen politischen Gemeinschaften geradezu in den Heiligenstatus erhoben worden sind, ohne dass das jemals mit einer ehrlichen und selbstkritischen Aufarbeitung der politischen Schmuserei mit Gaddafi verbunden worden wäre. Politische Verantwortung und ehrliche Geschichtsbewältigung sehen anders aus.

Beide Lager werden auch durch die Zweifel in keiner Weise gerechtfertigt, ob in Libyen oder Ägypten oder Tunesien jetzt schon ein moderner Rechtsstaat ohne einen neuen starken Mann oder eine fundamentalistische Radikalisierung ausbrechen kann.

Diese Zweifel sind groß. Denn dazu haben Jahrzehnte der Diktatur die Gesellschaften zu sehr zerrüttet. Denn dazu sind die Stammesdifferenzen zu groß. Dazu ist das allgemeine Bildungsniveau zu niedrig. Dazu sind mittelalterlich geprägte islamische Prediger zu zahlreich und aktiv. Dazu sind die sozialen und ökonomischen Hoffnungen viel zu unrealistisch. Dazu ist die demokratische Tradition in der islamischen Welt viel zu schwachbrüstig. Dazu ist die Region zu sehr durch einen Reichtum an Öl und regionalen Konflikten geplagt.

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Die Bankrotterklärung einer verlogenen Politik

23. August 2011 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Jahrelang war die Botschaft der Politik an die Österreicher immer die gleiche: Uns gehen die Arbeitskräfte aus, deshalb müssen wir solche importieren. Jetzt gilt plötzlich das Gegenteil: Wir haben viel zu viele Immigranten importiert und müssen nun verzweifelt Jobs für diese suchen. Deutlicher kann man das Scheitern einer verlogenen Politik nicht mehr bilanzieren.

Die Zahlen sind eindeutig: Menschen mit Migrationshintergrund stellen zwar schon 19 Prozent der Bevölkerung, aber nur 16 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, hingegen 32 Prozent der Arbeitslosen. Bei den Frauen ist das Missverhältnis zwischen Zugewanderten und Arbeitenden noch viel krasser, besonders bei jenen aus islamischen Ländern.

Jetzt will der Sozialminister eine Initiative starten, die vielen Zugewanderten auch in Arbeit zu bringen. Wie bei allen Initiativen staatlicher Sozialingenieure, Menschen und Gesellschaft zu verändern, darf man einmal skeptisch abwarten.

Denn für sehr viele Zuwanderer aus armen Ländern sind die österreichischen Sozialstandards im Vergleich zu selbst harter Arbeit in ihrer Heimat so gut, dass kein existenzielles Interesse an einer Arbeitsaufnahme besteht. Denn so mancher von ihnen hat sich auch im Bereich des Pfuschs längst gut etabliert (was aber wenigstens für die Allgemeinheit noch besser ist, als wenn sie nur von der Sozialhilfe leben).

Außerdem übersehen gute Menschen gerne die tiefen kulturell-religiösen Gräben zwischen dem Bedarf an Mitarbeitern auf der einen Seite und der Bereitschaft der Arbeitslosen auf der anderen, bestimmte als demütigend geltende Tätigkeiten auszuüben. Es ist ja kein Zufall, sondern klare Folge dieser Prägung, dass im sozialen und Pflegebereich besonders wenige Moslems anzutreffen sind – obwohl gerade dort helfende Hände besonders gebraucht würden, obwohl gerade dort nicht gleich ein Universitätsstudium Voraussetzung für einen Arbeitsantritt wäre. Es sind einzig und allein Frauen aus dem einzigen katholischen Land Asiens, den Philippinen, die unter allen Nichteuropäern in signifikanter Zahl im Pflegebereich tätig sind. Dazu kommt, dass im Familienbild vieler Moslems die außerhäusige Berufstätigkeit einer Frau strikt verpönt ist.

Das alles will die Politik ernsthaft überwinden?

In der Zwischenzeit, während sie sich noch darum bemüht, könnten sich die Schuldigen an dem Zustand ja vielleicht wenigstens einmal bei uns entschuldigen: Das wären etwa die Industrie und die Bauwirtschaft, die einst billige Hilfsarbeiter geholt haben, die sich aber nun nicht mehr um die Folgen kümmern, seit sie kaum noch ungelernte Hilfsarbeiter brauchen. Das wären die SPÖ und die Gewerkschaften, die immer verhindert haben, dass diese Menschen nur als Saisonniers, also nur befristet und ohne Familien kommen dürfen. Das wären die linken und christlichen Gutmenschen, die in ihrer Naivität immer dafür gekämpft haben, dass man den Familiennachzug möglichst weit und tolerant erlaubt, ohne dass auch nur geprüft würde, ob die vielen Kinder eines Zuziehenden auch wirklich dessen Kinder wären. Das wären die Freiheitlichen und Gewerkschaften, die dagegen waren, dass die Mittel- und Osteuropäer mit Vorrang zuziehen können, obwohl gerade diese kulturell viel verträglicher und bildungsmäßig viel besser geeigneter sind, einen Beitrag zum österreichischen Wohlstand zu leisten. Das wären die dominierenden linken Journalisten und „Wissenschaftler“, die immer verhindert haben, dass der größte soziale Umsturz in der Geschichte Österreichs auch nur umfassend und ehrlich analysiert werden darf.

Aber dennoch stimmt es zunehmend, dass uns die richtigen Arbeitskräfte ausgehen. Nur werden wir die auch unter den nächsten Hunderttausenden Türken und Arabern nicht finden.

Wir können das Problem lediglich durch sehr einscheidende Maßnahmen mildern. So sollte kein arbeitsfähiger Mensch vor dem 65. Geburtstag in Pension gehen dürfen, während man ja derzeit hierzulande im Schnitt mit absurden 58 Jahren Rentner wird, also um vier Jahre früher als Schweden oder Deutsche. An diesem Wahnsinn sind Gewerkschaft und SPÖ hauptschuld, aber auch ÖAAB und BZÖ, die an der Wiege der Hacklerregelung gestanden sind.

Wir müssten auch mit allen Mitteln zu verhindern suchen, dass so viele junge Österreicher noch dazu gratis und mit vielen Förderungen begleitet, Studienrichtungen absolvieren, nach denen überhaupt keine Nachfrage herrscht: Das ist nur durch Aufnahmebeschränkungen (und Kostenpflicht) bei den vielen geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen, und durch Forcierung technischer Lehrinhalte auch schon in den Schulen erreichbar.

Zu all dem wird natürlich die Politik noch viel weniger bereit sein als zu einem ehrlichen Wort in Sachen Migration, denn populär macht man sich nicht damit. Also: Keine Besserung in Sicht.

 

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Fußnote 216: Grünlicht für Loverboys

23. August 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Na endlich! Und da sage noch einer, die Innenministerin tue nichts für die Zuwanderung.

Das Innenministerium hat nun klargestellt: Lesbische und schwule Paare werden im Fremdenrecht gleichgestellt. Sie haben damit das volle Recht auf Familienzusammenführung. Was uns im gleichen Zug schwarz auf weiß klarmacht, was die Innenministerin erstens unter "Familie" und zweitens unter Beschränkung des Zuzugs nur noch auf jene Menschen versteht, die für Österreichs Wirtschaft wichtig sind.  Damit ist endlich auch Josef Prölls Hauptlebenswerk abgerundet. Und garantiert hat die ÖVP wieder einige Zehntausend konservative Wähler gewonnen. Man kann sich also jetzt seinen Loverboy aus irgendeiner exotischen - meist asiatischen - Gegend problemlos importieren. Samt Anspruch auf Grundsicherung und alle anderen Wohltaten des schuldenfinanzierten Wohlfahrtsstaates, vor allem, wenn man seiner dann wieder überdrüssig ist. Zahlen müssen den Spaß dann eines Tages die Kinder unserer Familien - oops, Kinder? Da muss mir jetzt irgendwie ein Fehler unterlaufen sein.

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Fußnote 215: Norwegen und die SJ Saufkompanie

22. August 2011 19:54 | Autor: Andreas Unterberger

„Und ein jeder wird verstehen, dass die Reichen bald ihr Ende sehen.“ Oder noch deutlicher: „Angesicht zu Angesicht werden sie geschlachtet“. Oder: „ihren Reichtum werden wir uns stehlen danach werden wir sie quälen.“ Das sind genau der Ton und die Gesinnung, aus dem Blutbäder wie jenes von Norwegen entstehen.

Diese Zitate kursieren im Internet mit Screen Shots und finden sich auch in der Kleinen Zeitung. Interessant ist ihr Urheber: Es ist ein sozialdemokratischer Jugendfunktionär aus Bruck an der Mur. Und der SJ-Bezirksvorsitzende kommentierte seine Mordrohungen mit „Gefällt mir“. Würden diese Töne von einem schwarzen, blauen oder orangen Politiker stammen, wäre die Aufregung längst in die Zeit im Bild geschwappt. Und die Staatsanwaltschaft wäre hochaktiv. Aber wenn es gegen die Reichen geht und wenn der Täter ein Sozialdemokrat ist, dann wird ihm mit Sicherheit nichts passieren. Dafür sorgt schon die parteipolitisch nicht gerade neutrale Oberstaatsanwaltschaft und eine grenzenlos naive Justizministerin. Während diese Eintragung inzwischen gelöscht sein dürfte, ist immer noch interessant, wie sich die rote Nachwuchshoffnung einer massiv mit Steuermitteln geförderten Organisation auf Facebook selbst präsentiert: Unter Hobbies findet sich da zum Beispiel: „türlich saufn“ oder „SJ Saufkompanie“. Das entschuldigt natürlich alles - offen ist nur, ob das "SJ" oder die "Saufkompanie".

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„Darf man die Justiz kritisieren?“

22. August 2011 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Viele Politiker und Journalisten meinen, „man solle die Justiz unbeeinflusst arbeiten lassen und sich nicht einmischen“; „ich halte eine solche Diskussionsverweigerung für absolut falsch. Immerhin ist die Justiz zu den weitreichendsten Eingriffen in das Leben von Menschen legitimiert.“ „Auch und gerade die Justiz muss sich der Kritik stellen.“

Wer in den letzten Wochen solche und andere Ansichten vertreten hat, wurde von manchen Kommentatoren geradezu in die Nähe der Wiederbetätigung gerückt. Die Justizministerin bezeichnete die freiheitlichen Angriffe auf die Justiz als „unerträglich“. Und Bundespräsident Heinz Fischer sagte sogar: „Wenn einfach versucht wird, Druck auszuüben, wenn Richter oder ganze Gerichtshöfe beschimpft und attackiert werden, wenn der Angeklagte versucht, sich selbst zum Richter und den Richter zum Beschuldigten zu machen, dann sind die Grenzen dessen, was politische Kultur und den Rechtsstaat ausmachen, eindeutig überschritten.“

Klarer kann man es nicht mehr sagen.

Manche Leser werden verwirrt sein, weshalb der Tagebuchautor im ersten Absatz seine  offensichtlich andere Ansicht unter Anführungszeichen gestellt hat. Nun, er tut dies weniger wegen der sprachlichen Mängel („weitreichendst“ statt richtig: „weitestreichend“), sondern weil er sich nicht eines Plagiats schuldig machen will.

Denn die Sätze im ersten Absatz stammen gar nicht vom Tagebuchautor, sondern von einem gewissen Heinz Fischer. Das ist also zufällig der gleiche Mann, der im darauffolgenden Absatz die absolut gegenteilige Meinung vertritt.

Wie das? Leidet der gute HBP an Schizophrenie? Nein, keineswegs. Er hat immer einer klar Linie verfolgt, die da lautet: Recht und richtig ist das, was der Partei nützt; und falsch ist das, was ihr schadet. Diese Einstellung hat er auch als Bundespräsident konsequent beibehalten.

Zur Aufklärung: Die eingangs zitierten Sätze hat Fischer nicht in den letzten Wochen zum Fall Scheuch formuliert, sondern im Jahr 1989, als es einen Fall Sinowatz gab. Der frühere Bundeskanzler und Parteichef hat damals in Zusammenhang mit seiner üblen Rolle im Fall Waldheim einen Presseprozess verloren und ist in der Folge rechtskräftig wegen falscher Zeugenaussage verurteilt worden.

Fischer hat in der Arbeiter-Zeitung vom 4. Februar flink aus dem für die SPÖ ungünstigen Richterspruch im Fall Sinowatz einen „Fall Matysek – Maurer – Matousek“ gemacht, also in einer dialektischen Volte sowohl die Kronzeugin, wie auch den Richter und den Staatsanwalt zu einem „Fall“ erklärt. Und ein „Fall“ in der Strafjustiz ist halt immer ein Anzuklagender, wie der Jurist Fischer natürlich sehr gut weiß. Er hat in seinem sehr langen AZ-Aufsatz mit sehr polemischem Ton des langen und breiten die Fairness und Objektivität des Richters wie auch des Staatsanwalts heftig heruntergemacht.

Er hat also damals genau das getan, was er nun den Freiheitlichen vorwirft. Diese Doppelbödigkeit ist freilich typisch für den Charakter des Heinz Fischer.

Welcher Meinung bin ich aber nun selber? Nun, ich halte die Verurteilung Scheuchs für gut begründet, wenn auch in der Höhe massiv überzogen. Vor allem aber ist für mich Meinungsfreiheit und damit auch das Recht auf eine Urteilsschelte ein absolutes Gut. Richter und ihre Sprüche sind frei zu kritisieren. Richter und Staatsanwälte sind weder allwissend noch frei von Emotionen und ideologischen Vorlieben. In einem liberalen Rechtsstaat muss daher jedem Bürger selbstverständlich das Recht auch auf scharfe Kritik zustehen.

Das umfasst natürlich auch das Recht, den Richter zu verfluchen, wie es ein freiheitlicher Parteigänger getan hat. Dadurch hat dieser freilich auch das Recht in Anspruch genommen, sich selber lächerlich zu machen. Lächerlich machen sich aber auch jene, die ob jenes Fluches ein Verfahren einleiten wollen. Denn das wäre ja nur berechtigt, wenn man tatsächlich an die unheilbringende Wirkung eines Fluches glaubt. Oder sinken wir tatsächlich wieder in die Welt des Aberglaubens zurück?

Am lächerlichsten aber macht sich der höchste Amtsträger des Staates, wenn er ständig parteiisch und doppelbödig agiert.

 

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33 Prozent und kein bisschen schuldbewusst

21. August 2011 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Das einzige, was die Wiener Rathaus-Genossen und ihre grünen Speichellecker noch schaffen, ist ihre Skandale mit allen möglichen Tricks zu verstecken. Das zeigt die jüngste Preislawine, die das Rathaus auf die Wiener loslässt. Aber auch diese Tricks werden den Zorn der Stadtbürger nicht dämpfen. Dazu ist das Vorgehen der rot-grünen Genossen zu unverfroren.

Dennoch ist es mehr als einen nur professionellen Blick wert, wie sie dabei taktiert haben.

  1. Die Erhöhungen werden in einem einzigen Schwall losgelassen, sodass die Opfer gar nicht mehr richtig mitkommen.
  2. Sie werden ausgerechnet am Höhepunkt der Urlaubssaison bekanntgegeben, sodass möglichst wenige Wiener etwas davon mitbekommen.
  3. Sie werden zu einem Zeitpunkt vorgenommen, da sich Rot und Grün weit und breit keiner Wahl stellen müssen.
  4. Diese Erhöhungen – zweifellos der dramatischste kommunalpolitische Schritt des Jahres – werden nicht etwa vom Bürgermeister (der wie immer lieber den Freizeitwert seines hohen Einkommens genießt) oder zumindest einem Stadtrat bekanntgegeben, sondern von einem anonymen Sprecher der untergetauchten Küsschen-Küsschen-Finanzstadträtin. Dabei sind ja durchaus nicht alle Stadträtinnen auf Urlaub, sondern zumindest zwei waren gleichzeitig an der Öffentlichkeitsfront aktiv: Die eine bejubelte, dass in den letzten eineinhalb Jahren 500 schwule Paar geheiratet haben (was in Wahrheit angesichts des großen Trommelwirbels zur Einführung dieser Institution lächerlich wenig sind); und die andere sagte wieder einmal irgendetwas Bedeutendes zur Mülltrennung, was mir nur leider entfallen ist, kaum dass ich es gelesen habe.
  5. Rathauspostillen wie „Heute“ bringen die Preiserhöhungen raffiniert schon im Untertitel gleichsam entschuldigend mit der Inflation in Zusammenhang. Und kommentieren lieber eine neue Fernsehsendung als diesen Raubzug.
  6. Und der SPÖ-hörige ORF versteckt die Wassergebühren hinter einer Meldung über Gaspreiserhöhungen, die primär sicher nicht von österreichischen Tätern verursacht sind.

Nun: Ich bin durchaus der Meinung, dass auch kommunale Betriebe kostendeckend arbeiten müssen. Künstlich niedergehaltene Preise sind langfristig der absolut falsche Weg. Aber sich einfach automatisch an die allgemeine Inflationsrate anzuhängen, ist schlicht ein himmelschreiender Skandal, weil völlig unbegründet.

Denn diese Inflationsrate wird weltweit nur durch zwei Bereiche nach oben gepusht, ohne die sie viel niedriger wäre: durch die steil steigenden Energiepreise und durch die ebenfalls deutlich nach oben gehenden Lebensmittelpreise. Beide Male ist die Ursache klar: die rasch steigende Nachfrage bei naturgemäß limitiertem Angebot. Die Nachfrage steigt, weil die Weltbevölkerung zunimmt und weil Chinesen, Inder und die Einwohner Dutzender anderer auf den kapitalistischen Weg eingeschwenkter Schwellenländer nun reicher und damit starke Konsumenten geworden sind.

Das alles treibt unweigerlich die Preise weltweit in die Höhe. Keine dieser Ursachen gibt es jedoch beim Wiener Wasser, das um nicht weniger als 33 Prozent teurer wird. Die Wassernachfrage in Wien stagniert nämlich (durch Nutzwasseranlagen, durch sparsame Klospülungen usw). Es gibt auch keinen internationalen Wettbewerb um das Wasser. Niemand kann es uns wegtrinken (und wenn es einer könnte, wäre es sogar ein gutes Geschäft, weil genug davon da ist – nicht nur in diesem Regensommer). Es sind auch keine großen neuen Investitionen nötig – denn bei der Wasserversorgung profitiert das rote Wien bis heute von den großen Werken kaiserlicher Beamter sowie liberaler und christlichsozialer Bürgermeister.

Trotzdem wird rotzfrech das Wasser in der Dimension der Inflationsrate verteuert. Das Herumgestottere als Begründung, dass man ja den Schutzwald in den Quellgebieten pflegen müsse, ist nur noch lächerlich. Jeder andere Waldbesitzer kann seinen Wald ja auch ohne teuren Griff in die Wiener Badewannen pflegen.

Die Erhöhung hat zwei andere Ursachen: Erstens braucht die Gemeinde für ihre vielen korrupten Geschäfte immer mehr Geld. Wenn das Rathaus seinen gesamten Bedarf bewusst nicht über die billigsten Einkaufsquellen wie die Bundesbeschaffung bezieht, muss die Differenz am Ende ebenso jemand bezahlen wie die Zig-Millionen Euro, die alljährlich für Bestechungsinserate in Boulevardzeitungen und die sonstige rot-grüne Propaganda aufgewendet werden. Auch die vielen Skandale rund um Wiener Bauprojekte kosten viel Steuergeld.

Und zweitens zeigt sich an Hand der Preisexplosion, die jeden Wiener alljährlich eine dreistellige Euro-Summe kosten wird, dass Betriebe unter der Macht und Kontrolle von Politikern und Beamten in aller Regel immer viel teurer wirtschaften als jeder Privatbetrieb. Man könnte beispielsweise die Wiener Wasserversorgung zu einem guten Preis privatisieren. Das ginge, selbst wenn der Käufer vertraglich garantieren muss, dass der Abnehmerpreis im Gegensatz zur jetzigen Praxis maximal um den halben Inflationssatz steigen darf, und wenn vertraglich fixiert ist, dass die Wasserwerke sofort wieder enteignet werden können, wenn sich am Versorgungsgrad oder der Wasserqualität etwas verschlechtern sollte.

Privatisiert werden Wasserversorgung und andere Infrastrukturbetriebe nur aus einem einzigen Grund nicht: Man weiß nicht, wie man dann die Partei und die rot-grüne Propaganda finanziert; wie man dann die eigenen Parteigänger mit Posten bedient; wie man dann den Wiener Beamten die – trotz einer steil steigenden Verschuldung der Stadt – weit über dem Niveau des Bundes und der anderen Länder liegenden Gehälter zahlen kann. Was aber wichtig ist, sind diese Beamten doch die letzten verlässlichen SPÖ-Wähler in dieser ungetreuen Stadt.

PS: Genau diese politische Hemmungs- und Verantwortungslosigkeit, aber auch die „Erfolge“ der Gewerkschaften sind im übrigen dafür verantwortlich, dass in Österreich die Preise um gefährliche 3,8 Prozent gestiegen sind, während es in Deutschland nur 2,6 Prozent waren. Dieser österreichische Weg in eine Mega-Inflation ist ein neuer, aber sehr wirksamer Faktor, der dafür sorgt, dass Österreich wirtschaftlich wieder weit hinter Deutschland zurückbleiben wird. Denn die Inflation reduziert rasch die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, wie es ja schon Griechen, Spanier oder Italiener erleben mussten. Die Inflation tritt als Totengräber des österreichischen Wohlstandes und als Ursache der nächsten – und mit Sicherheit noch viel größeren – Krise an die Seite der Hacklerpensionen, der überflüssigen Budgetdefizite (auch da ist das Land Wien übrigens Spitzenreiter), der Verlustmaschine ÖBB, der viel zu hohen Spitalskosten und der überbordenden Bürokratie.

 

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Fußnote 214: Wie man in die Medien kommt

20. August 2011 10:47 | Autor: Andreas Unterberger

„Großdemonstrationen“ gegen den Papst habe es in Madrid gegeben, meldet das ORF-Radio aufgeregt.

Und wie groß waren sie? Nun einmal waren es nach verlässlichen Quellen 150 und ein andermal laut ORF „bis zu 5000“. Was auch immer „bis zu“ heißen mag. Also selbst die ORF-Zahl macht nur ein Dreihundertstel jener Zahl aus, die gekommen ist, mit dem Papst zu feiern. Diese Größenordnung ist so winzig, dass eine Partei mit dieser Wählerzahl bei Wahlergebnissen nur noch unter „Sonstige“ vermeldet würde. Aber wenn es gegen die Kirche geht, dann gilt auch die kleinste Gruppe als Großdemonstration, über die mehr berichtet wird als über den Papst. Was natürlich dazu führen wird, dass künftig bei jedem kirchlichen Großereignis irgendein schwul-linker Mob Radau machen wird. Und die österreichische Kirche wird weiterhin einen Stiftungsrat in den ORF entsenden, der den gar nicht klammheimlichen Sympathisanten jener Szene im ORF am verlässlichsten die Mauer macht. Der noch nie gegen krichenfeindliche Berichte den Mund aufgetan hat.

 

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Die Staatsanwaltschaft als Parteizelle

19. August 2011 00:48 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwann müsste es eigentlich selbst der dümmste Justizminister begreifen: In der Wiener Staatsanwaltschaft ist eine hochaktive linke Parteizelle aktiv, die mit massiver Schlagseite operiert.

Die massive monatelange Abhöraktion gegen Karl Heinz Grasser, die jeden in einem Rechtsstaat üblichen Rahmen sprengt, mit der die Staatsanwaltschaft und die dortigen Rot-Sympathisanten auch gleich Wolfgang Schüssel und andere böse Schwarze belauschen konnten, ist nur das jüngste Indiz. Sie steht in einer Reihe mit der gezielten und einseitigen Lancierung von Inhalten staatsanwaltschaftlicher Akte an linke Medien trotz der Verpflichtung zur Amtsverschwiegenheit. Sie steht in einer Reihe mit dem seltsamen Verzicht auf eine Anklage in der Libro-Affäre gegen den Einzigen unter den ursprünglichen Verdächtigen, der eine enge freundschaftliche Beziehung zu einem früheren SPÖ-Minister hat. Sie steht in einer Reihe mit der Einstellung eines Verfahrens gegen den Lebensgefährten der früheren SPÖ-Justizministerin (trotz einer amtswegigen Anzeige durch eine unabhängige Richterin). Sie steht in einer Reihe mit der absoluten Untätigkeit gegenüber den Faymannschen Korruptions-Inseraten, die von internationalen Transparenz-Experten schon lange als extrem suspekt angesehen werden. Sie steht in einer Reihe mit der jahrelangen Weigerung der Wiener Staatsanwaltschaft, mit ernsthaften Methoden dem Verdacht nach weiteren Tätern in Sachen Kampusch nachzugehen. Sie passt haargenau in die eilfertige Freilassung eines wegen Mordes gesuchten KGB-Agenten binnen weniger Stunden.

All das müsste einem österreichischen Justizminister eigentlich extrem viel zu denken geben. Wenn er den Rechtsstaat im Auge hätte und nicht nur eine Hampelfrau an den Schnüren einiger Beamter wäre.

PS: In Großbritannien wurde gerade eine große unabhängige Untersuchungskommission gegen Missbräuche in der Medienwelt geschaffen, gegen die Verquickungen zwischen Medien und Politik sowie gegen die Korruption in der Polizei (die ja ähnlich wichtig ist wie die Justiz). In Großbritannien.

 

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Vom Nutzen der Ökonomen

18. August 2011 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

Das IHS erhält mit Christian Keuschnigg einen neuen Chef. Entgegen allen Befürchtungen fiel die Wahl auf einen vernünftigen Mann mit gutem Durchblick. Dennoch ist es schade, dass Österreichs bester Ökonom, Christian Helmenstein, nicht zum Zug kommt, weil er halt das Formalerfordernis einer Fußnotenakkumulierung in Form einer Habilitation nicht erfüllt.

Ein solches Werk ist aber in Wahrheit für den Job völlig irrelevant. Die Plagiatsaffären sollten uns eigentlich lehren, solche formalistischen Fußnotenakkumulierungen nicht mehr allzu ernst zu nehmen. Denn es kann ja nicht sein, dass die Klugheit eines Textes weniger wichtig ist als penible Zitiergenauigkeit.

Zurück zum IHS: Da zumindest unter den vorhandenen Kandidaten der beste für die Leitung des zweitgrößten Wirtschaftsforschungsbetriebs Österreichs genommen worden ist, scheint dort alles in Butter. Das ist es aber ganz und gar nicht. Denn das „Institut für Höhere Studien“ wird genauso wie das noch größere „Wirtschaftsforschungsinstitut“ vom selben Grundübel geplagt: Es hat kein stabiles finanzielles Fundament. Es lebt von jährlich erneut fälligen Subventionen einzelner Ministerien und von Forschungsaufträgen, die wieder überwiegend aus politisch gesteuerten Institutionen kommen.

Da halt überall Menschen agieren, gilt ein kritischer Bericht als nicht sehr förderlich für die Vergabe des nächsten Auftrags. Ganz 'zufällig' ist vom Wifo so gut wie nie eine Kritik an Arbeiterkammer oder Sozialministerium zu hören, und beim IHS keine am Finanzministerium.

Gewiss: Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht. Aber eigentlich sind ja wir Steuerzahler die Fütterer. Und wir wären sehr wohl dringend an objektiven Studien von wirklich voll unabhängigen Wirtschaftsforschern interessiert. Die bekommen wir aber nicht, zumindest nicht auf einer umfassenden Basis.

Damit ist zwar nicht unterstellt, dass die Forscher bewusst etwas Unrichtiges sagen. Aber manchen Themen nähern sie sich halt nur sehr zögerlich. Das ist umso schmerzhafter, als gleichzeitig an Österreichs Unis in Sachen Volkswirtschaft überhaupt totale Ebbe herrscht. Die wenigen Professoren, die internationalen Rang haben, stellen ihr Wissen lieber privaten Klienten gegen gutes Geld vertraulich zur Verfügung. Der Großteil der übrigen Uni-Ökonomen bewegt sich trotz des idealen Rahmens einer wirklichen Unabhängigkeit auf sehr bescheidenem Niveau. Das darf uns allen nicht gleichgültig sein.

Denn es täte dem Land sehr gut, würden bei uns ähnlich wie in Deutschland Hunderte Professoren kritische Stellungnahmen zur Sinnhaftigkeit der diversen Euro-Rettungsschirme veröffentlichen. Es gibt in Österreich nicht einmal eine offene Debatte dazu. Statt dessen herrscht die Devise: Wir sind ohne Einwände jeweils für das, was gerade europäische Mode ist. Da könnte man sich die Ökonomen aber auch gleich ganz sparen.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

 

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Die Kirche und das Marketing

17. August 2011 02:04 | Autor: Andreas Unterberger

Linke und mediale Krawallmacher agitieren heftig gegen den Papstbesuch in Madrid und das damit verbundene Weltjugendtreffen. Diese Krawallmacher innerhalb und außerhalb der Kirche transportieren vor allem zwei Vorwürfe: Erstens, dass sich dieser Papst noch immer traut, für die Familie und gegen die Schwulenehe zu sein. Und zweitens, dass der Papstbesuch und die Betreuung der Million erwarteter Teilnehmer in dem in wirtschaftlicher Seenot befindlichen Spanien rund 50 Millionen Euro kosten wird.

Lassen wir die Schwulenehe beiseite – über deren gesellschaftlichen „Nutzen“ ist hier ja schon des öfteren nachgedacht worden – und wenden uns dem Millionen-Argument zu. Dieses zeigt freilich in Wahrheit nur eines: dass die Kirche mit den üblichen politischen Argumentationslinien und primitivsten Marketing-Regeln in keiner Weise vertraut ist.

Denn würde etwa ein Sozialistentreffen eine Million Menschen anziehen (was freilich eine in vielerlei Hinsicht sehr fiktive Annahme ist) und so viel Geld kosten, würden uns die Organisatoren die Ohren vollblasen mit Sprüchen wie: „Sozialistentreffen als Signal der Solidarität mit dem notleidenden Spanien“ und: „50 Millionen Euro als wichtige Konjunkturspritze“ und: „Sozialistentreffen löst Investitionsboom aus.“  

Das ist die übliche Darstellungsweise, die nicht einmal ganz unrichtig ist. Denn alles, was da (von der Sicherheit bis zur Stadtverschönerung) für das Großereignis ausgegeben wird, bleibt ja in Spanien, kommt spanischen Firmen und Arbeitskräften zugute. Und überdies geben die anreisenden Jugendlichen alle auch noch Geld in Spanien aus. Selbst wenn nur eine halbe Million käme und jeder von ihnen im Schnitt nur 100 Euro ausgäbe (zumindest für Getränke, Souvenirs, Imbisse, Tickets), flössen zusätzlich 50 Millionen in die spanische Wirtschaft.

Ähnliche Rechnungen werden beispielsweise auch alljährlich zur Rechtfertigung der Salzburger (und Dutzender anderer) Festspiele von den Kulturjournalisten aufgestellt, oder von den Rathauspropagandisten zur Verteidigung des Donauinsel-Spektakels. Nur die Katholische Kirche bringt in ihrer Weltentrücktheit und inneren Zerrissenheit eine solche Argumentation nicht zusammen.

Diese Zerrissenheit wird freilich immer ärger. In dieser Kirche gibt es erstaunlich viel Stammpersonal, pardon: viele Priester, die ihren wichtigsten Lebens- und Berufsinhalt darin sehen, gegen Papst und Bischöfe und eben solche Treffen zu stänkern. Bei diesen Schüllers aller Nationalitäten hat man freilich das Gefühl, dass sie erst zufrieden wären, wenn die Kirche ihre Selbstauflösung beschließt. Diese Freude will ihnen aber dieser Papst nicht und nicht bereiten. Daher Schande über ihn.

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Deutsch-französische Placebo-Verteilung

17. August 2011 01:04 | Autor: Andreas Unterberger

Da sage noch einer, dieses Europa sei langweilig. Es ist ganz im Gegenteil sogar mitten im August für große Lacherfolge gut. Für mehr taugt die „Euro-Wirtschaftsregierung“ freilich nicht, die da nun von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy angekündigt worden ist.

Hinter diesem hochtrabenden Titel verbirgt sich nämlich nicht mehr als eine zweimal pro Jahr stattfindende Zusammenkunft der europäischen Staats- und Regierungschefs. Also jener Gruppe, die ohnedies jetzt schon rund vier Mal pro Jahr tagt. Also jener Gruppe, deren Angehörige selbst die Hauptverantwortlichen für die Schuldenkrisen in fast allen europäischen Ländern sind. Was soll sich da irgendein Europäer von zwei weiteren Treffen dieser Schuldenkaiser erwarten?

Schon gar nicht gibt der nominierte Vorsitzende irgendeinen Anlass zur Hoffnung. Denn dieser ist der schon bisher durch die totale Absenz jeder Führungs- oder Durchschlagskraft beliebte EU-Ratspräsident Herman van Rompuy. Er hat noch nie einem der Regierungschefs mit einem kritischen Wort nahezutreten gewagt. Da ist er natürlich perfekt als neuer Finanzaufseher geeignet.

Glauben Deutschlands und Frankreichs Chefs wirklich in vollem Ernst, mit solchen Potemkinschen Dörfern den Zweiflern wieder ihren Glauben an den Euro zurückgeben zu können? Glauben sie wirklich, dass man mit solchen Mätzchen die Sparer dazu bewegen kann, wieder den europäischen Regierungen ihre Altersvorsorge anzuvertrauen?

Ach ja, fast hätt ich‘s vergessen: Eine Schuldenbremse soll auch kommen. An dieser ist nur noch das winzige Detail offen, wie sie denn eigentlich funktionieren soll: So schlecht wie in den USA oder so unwirksam wie in Deutschland? Nach dem bisherigen Planungsstand soll halt jede Regierung selbst irgendwie eine irgendwie konstruierte Art Bremse beschließen und diese dann irgendwie einhalten. So wie dieselben Regierungen ja schon bisher irgendwie alle europäischen Beschlüsse in Richtung auf Sparsamkeit umgesetzt haben. Oder irgendwie auch nicht.

Dafür haben Merkel und Sarkozy wieder einmal eine neue Steuer angekündigt. Was uns natürlich endgültig von der Führungskraft des Duos Merkel-Sarkozy überzeugt.

Warum so destruktiv, Herr Unterberger? Hauptsache, die Richtung stimmt.

Sie stimmt natürlich nicht. Seit Europa angefangen hat, bankrotte Staaten zu retten, statt den von der Marktwirtschaft vorgesehenen normalen Konkurs-Mechanismus in Kraft treten zu lassen (den übrigens noch jedes betroffene Land im Rückblick recht gut überlebt hat), gleichen die Bemühungen der europäischen Staatschefs nur noch dem verzweifelten Umsichschlagen eines Ertrinkenden. Denn seit nicht mehr nur drei europäische Kleinstaaten das Vertrauen der Gläubiger verloren haben, sondern zunehmend auch drei ganz große Länder – Spanien, Italien und Schritt für Schritt auch Frankreich –, müsste selbst ein Blinder sehen, dass der Weg absolut falsch war.

Es gibt freilich auch keinen sicheren Weg mehr zurück. Man tut sich halt schwer, den Spaniern zu verwehren, was man Griechen, Portugiesen und Iren geradezu aufgedrängt hat. Aber Europa hat nach der Verschwendung vieler Hunderter Milliarden einfach nicht das Geld, um auch die Großen zu „retten“.

Die Schuldenlasten auf Europa – ja, auch jene auf Deutschland und Österreich (auch wenn die es noch gar nicht begriffen haben) – können nur noch durch zwei Methoden abgebaut werden: entweder durch eine starke Inflation oder durch die Zahlungsunfähigkeit. Ausbaden müssen wir es so und so alle. Samt den damit unweigerlich verbundenen sozialen und politischen Unruhen, die ja schon allenthalben begonnen haben.

Warum kann nicht doch eine Schuldenbremse funktionieren? Wir Europäer wissen das halt, weil wir schon so unsere Erfahrungen haben. Weil ja schon die Sanktionen wegen Verletzung der – viel konkreteren! – Maastricht-Kriterien jedes Mal prompt unterblieben sind, sobald sie fällig gewesen wären. Weil wir in einer Demokratie mit starken Zentrifugalkräften leben. Weil ja schon die Republik Österreich (trotz einer besseren verfassungsrechtlichen Ausstattung!) landesintern mit allen Plänen einer effektiven Schuldenbremse gegenüber Ländern und Gemeinden gescheitert ist.

Wie bitte soll da ein Gremium der – an der Krise selbst hauptschuldigen! – Regierungschefs ohne jede politische oder juristische Macht gegenüber einzelnen Staaten plötzlich eine wirksame Schuldenbremse exekutieren können?

Der ganze Plan ist unwirksamer als ein Placebo.

PS: Einen frappierenden Kontrapunkt zu all dem Schwachsinn liefert Belgien. Es hat noch immer weitgehend das Vertrauen der Kreditgeber, obwohl es eine höhere Schuldenquote als etwa Portugal hat! Hängt das vielleicht gar damit zusammen, dass Belgien nun schon seit über 14 Monaten keine Regierung hat? Beweist das vielleicht gar, dass die Anleger zunehmend schon mehr Vertrauen in solche Länder haben, in denen Regierungen nicht mehr ständig neue schuldenfinanzierte „soziale Errungenschaften“ unters Volk streuen können?

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Die Mauer und Herr B.

16. August 2011 01:02 | Autor: Andreas Unterberger

Bis heute habe ich kein einziges Medium gefunden, das nur irgendwie die Massenmorde des norwegischen Herrn B. entschuldigt oder verteidigt hätte. Dennoch haben viele Kommentare in den Mainstream-Medien so getan, als ob hinter B. eine Armada gleichgesinnter Gewalttäter stünde. Umso erstaunlicher ist das Schweigen dieser Medien zu einem skandalösen Kommentar in der deutschen Links-Zeitung „Neue Welt“, in der ganz offen der DDR für den nun gerade 50 Jahre zurückliegenden Mauerbau gedankt wurde. Ohne dass jemand in den sonst so verbotslüsternen Medien nach einem Verbot der Zeitung oder der dahinterstehenden „Linken“ gerufen hätte oder zumindest nach einer gründlichen „Gewissenserforschung“ der gesamten Linken.

Auch ich rufe gewiss nicht nach einem Verbot, schon weil ich das nie tue. Eine liberale Gesellschaft sollte nämlich auch den größten Schwachsinn aushalten, solange dieser nur verbal und nicht mit Waffen in der Hand artikuliert wird. Was aber notwendig ist, ist – wieder einmal – die verlogene Doppelbödigkeit des rot-grünen Zeitgeistes aufzuzeigen.

Davor aber noch einen Satz zu Herrn B.: Was für ein widerlicher Abschaum der Kerl ist, hätte man schon seit Jahren daran ablesen können, dass er als Großbetrüger Hunderttausende Euro Schaden angerichtet hat. Aber Finanzinstitute um solche Summen zu betrügen, ist dem Zeitgeist zufolge ja ein eher gutes Werk und daher nicht weiter zu beachten.

Zurück zur „Neuen Welt“: Erschütternd und beklemmend ist, welch Geistes Kind gar nicht so wenige Deutsche sind, die eine solche Zeitung lesen, die der Linkspartei ihre Stimme geben, oder die kein Problem damit haben, dass diese Partei von SPD und Grünen immer wieder als Koalitionspartner akzeptiert wird. Wer den Mauerbau bejubelt, ist geistig genauso krank wie Herr B.

In welcher Form tut dies die „Neue Welt“? Sie sagt ausdrücklich „Danke“ für eine lange Liste von – angeblichen – Errungenschaften der 28 DDR-Jahre zwischen Bau und Fall der Mauer. Diese behaupteten Vorteile der Mauer waren den Autoren zufolge offenbar den Gefängnishof für Millionen Ostdeutsche und den Tod für eine dreistellige Anzahl von Flüchtlingen wert gewesen.

Aber selbst wenn man zu diesem Zynismus bereit wäre, ist nicht zu ignorieren: Fast all diese Errungenschaften sind erlogen oder in Wahrheit Unmenschlichkeiten, wie man an Hand einiger zufällig herausgegriffener „Danke“-Beispiele zeigen kann:

„Danke für 28 Jahre Friedenssicherung in Europa“: Als ob nicht diese 28 Jahre die weitaus gefährlichsten Jahre im Nachkriegseuropa gewesen sind, in denen ständig mit einem Atomkrieg zu rechnen war, und als ob nicht der Mauerfall die friedlichste Periode auf dem Kontinent ausgelöst hätte.

„Für 28 Jahre ohne Beteiligung deutscher Soldaten an Kriegseinsätzen“: Als ob die Tausenden Schüsse an Mauer und DDR-Grenzen etwas anderes als ein Kriegseinsatz deutscher Soldaten gewesen sind.

„Für 28 Jahre ohne Hartz IV und Erwerbslosigkeit“: Als ob nicht jeder Hartz-IV-Bezieher einen weit höheren Lebensstandard hat denn jeder Durchschnitts-DDR-Bürger.

„Für 28 Jahre Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen“: Als ob die DDR-Kinder eine glückliche Jugend gehabt hätten, und als ob der Zwang, Kinder möglichst bald in eine solche Krippe zu stecken, etwas lobenswertes wäre.

„Für 28 Jahre ohne Hedgefonds und Private-Equity-Heuschrecken:" Als ob nicht jeder Hedgefonds mehr Wohlstand schafft denn einst die umweltzerstörenden und unrentablen DDR-Betriebe mit von den Bürgern nicht gekauften Produktionen, während viele nachgefragte Produkte nicht erhältlich waren – bis hin zum Klopapier, Bananen und Strümpfen.

„Für 28 Jahre ohne Praxisgebühr und Zwei-Klassen-Medizin“: Als ob die Nomenklatura der DDR nicht ein im Vergleich zu den Massen extrem privilegiertes Gesundheitssystem gehabt hätte.

„Für 28 Jahre Hohenschönhausen ohne Hubertus Knabe“: Dabei ist Hohenschönhausen ein berüchtigter Folterkerker gewesen.

„Für 28 Jahre Bildung für alle“: Die vor allem aus Marxismus-Leninismus-Indoktrination für alle bestanden hat.

Auch wenn man schon viel Schwachsinn gelesen hat: Manches Mal wird einem wirklich übel.

Für Übelkeit sorgt - in ganz anderen Zusammenhang - auch der auf linksradikalen Internertseiten kursierende Aufruf für "kämpferische Solidarität mit den Londoner Genoss_innen". Ganz abgesehen davon, dass man wieder einmal sieht, wes Geistes Kind die Binnen-I/Binnen-Unterstrich/Genderismus-Neurotiker eigentlich sind. Wenn man nur links genug ist, darf man auch zum Bürgerkrieg aufrufen.

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Klima: Kommt jetzt der Kühlhaus-Effekt?

15. August 2011 01:34 | Autor: Andreas Unterberger

In diesem als Sommer getarnten Herbst fragen wir uns wohl alle, wo denn endlich der Klimawandel samt seiner Erderwärmung bleibt. Sollte es in unseren Breiten nicht brennheiße, trockene Sommer geben, weil wir alle noch immer Auto fahren? Spaß beiseite. Natürlich wissen wir, dass das aktuelle Wetter nichts mit dem Klima zu tun hat. Trotzdem: Das Schweigen der Klimakassandren ist derzeit auffällig beharrlich, fast beredt. Und das nicht ohne Grund: Sonnenphysiker machen sich nämlich Sorgen, wie ungewöhnlich und nachhaltig inaktiv unsere Sonne ist. Und deshalb befürchten sie, dass eine globale Abkühlung auf uns zukommt.

Abgelesen wird diese Entwicklung an der Zahl der dunklen Flecken auf der Sonnenoberfläche. Sie sind das Zeichen für heftige Aktivität und besonders starke Energieabstrahlung. Denn sie entstehen dort, wo das solare Magnetfeld gestört wird und es deshalb im Sonneninneren zu hochintensiven Ereignissen kommt. Das Aufkommen der Flecken verläuft in Zyklen mit Maxima und Minima. Und wir befinden uns seit Jahren in einem Minimum, das längst hätte vorbei sein müssen. Sonnenforscher sprechen davon, dass die Sonne „auf Sparflamme“ geschaltet hat: Strömungen im Sonneninneren haben sich, verglichen mit jenen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, deutlich verlangsamt. Und bei den spärlichen vorhandenen Sonnenflecken sind die Magnetfelder deutlich schwächer als üblich.
Eine vergleichbare Situation, sagen die Sonnenforscher, habe es das letzte Mal zwischen 1645 und 1715 gegeben. Die Folge waren kühle Sommer und lange Winter – besonders in Europa.
Was wird das nun: Treibhaus- oder Kühlhaus-Effekt?
Darauf gibt es sicher keine endgültige Antwort – vor allem nicht von jenen, die am lautesten schreien. Von jenen „Klimaforschern“, die mit ihren Weltuntergangsszenarien die Ströme der Forschungsmilliarden erfolgreich in die eigene Richtung umleiten konnten. Die zwar gerne ganz genaue Prognosen darüber abgeben, um wie viele Millimeter der Meeresspiegel bis wann steigen wird, aber eines nie zugeben wollen: Das Phänomen Klimawandel, das es in der Geschichte dieser Erde immer wieder gegeben hat, überfordert in seiner Komplexität vor allem die Wissenschafter selbst. Es ist von vielen Faktoren geprägt, über die auch die moderne Wissenschaft noch viel zu wenig weiß, und – was noch viel gravierender ist – vor allem von einem Zusammenspiel der bekannten und weniger bekannten Komponenten, über das kaum etwas bekannt ist. Die beschriebene Entwicklung der Sonnenaktivitäten und ihre Auswirkung auf unser Klima ist ein deutlicher Beweis dafür.
Für ein derartiges Eingeständnis reicht die Wissenschaftsethik der Klima-Kassandren nicht aus. Da bleibt man doch lieber beim Alarmismus – und verdient gut daran.
Das Vorbild jenes Mannes, in dessen Windschatten die Hochkonjunktur der Welt- und Eisbären-Untergangs-Warner begann, ist schon ein sehr gutes: Schließlich hat es Al Gore mit seinem nicht gerade wissenschaftlich einwandfreien Klima-Katastrophen-Pamphlet nicht nur zum Nobelpreis gebracht. Er hat auch schon sehr gut durch die Beteiligung an einer Firma verdient, die den Reduktionismus auf den alles Böse verursachenden Schadstoff CO2 als Geschäftsgrundlage hat. Sie handelt nämlich mit CO2-Zertifikaten.

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Vom Komfort, seine Kinder nicht dem Staat zu übergeben

14. August 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt klagen Eltern also gegen das verpflichtende Kindergartenjahr – ihre elterlichen Erziehungsrechte seien damit verletzt. Andernorts wird dagegen schon darüber nachgedacht, ein weiteres Jahr verpflichtend zu machen. Da ist vom „Bildungsgarten“ die Rede – als ob Kinder nicht auch ein Recht auf Spielen, aufs Noch-nicht-gebildet-Werden, auf Kind-Sein hätten. Und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist überhaupt vehement dagegen, wenn Mütter ihre Kinder selbst erziehen wollen – interessanterweise lehnt sie, wie sie selbst sagt, das als Rückzug in die „Komfortzone“ ab.

Frau Heinsich-Hosek will, dass die Kinder so schnell wie möglich in einer Krippe abgegeben werden – damit die Mutter arbeiten gehen kann. Schließlich soll sie ja Karriere machen. Arbeitsleid ist also besser als Familien-„Komfort“. Nach den Kindern fragt sie nicht.
Das Ideal der Frauenministerin ist dasselbe, das die früheren kommunistischen Staaten hatten. Kinder müssen den Eltern so früh wie möglich abgenommen werden. Die Begründung ist eine unterschiedliche: Sie will Frauen arbeiten schicken, die Kommunisten wollten die Kleinen von Anfang an indoktrinieren.
Fragt sich nur, ob nicht der Effekt der Maßnahme in beiden Fällen derselbe ist.
Studien zeigen, dass die frühkindliche Entwicklung von zu früher Gruppensituation beeinträchtigt wird. Kinder sind von einem langen (quasi Arbeits-)Tag in einer lärmenden Umgebung, ohne die wichtigste Bezugsperson überfordert: kein Rückzug, keine Ruhe ist möglich.
Gehirnphysiologen haben nachgewiesen, dass die Sprachentwicklung in Zeitfenstern verläuft, die darüber entscheiden, wie gut oder schlecht die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes sind – und sie haben herausgefunden, dass diese „Fenster“ nur dann wirklich gut genützt werden können, wenn das Kind bei der Mutter ist. Ganz egal, wie sprachlich kompetent oder nicht kompetent diese ist.
Und man hat herausgefunden, dass Depressionen, aggressives Verhalten und Hyperaktivität häufiger sind, je früher ein Kind in Gruppen-Fremdbetreuung abgeschoben wird.
Psychiater warnen auch davor, dass die Bindungsfähigkeit dieser Generationen noch schlechter ausgeprägt sein wird, als sie es jetzt schon ist. Die Scheidungsraten würden unaufhaltsam ansteigen. Darunter leiden dann wieder die Kinder. Es ist eine Teufelsspirale.
Darum ist es gut, dass Familien die Kindergartenpflicht bekämpfen. Und darum sollten wir froh sein, dass immer mehr junge Frauen ihre Kinder mindestens drei, wenn möglich aber mehr Jahre selbst betreuen wollen. Es gibt also noch Hoffnung, dass Kinder in Familien aufwachsen dürfen – in einer „Komfortzone“ eben.

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Wie uns Frau Schmied durch Inserate bildet

13. August 2011 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Wer sich auf Steuerzahlers Kosten airbrush-schminken lässt, der greift auch in unsere Tasche, wenn es um seine Imagepolitur geht. Claudia Schmied sagt es ja auch immer: Für die Bildung darf uns nichts zu teuer sein – vor allem nicht ihre Inseratenkampagnen.

Jetzt liegen die Zahlen für 2010 auf dem Tisch. Und die zeigen, dass es ihr wirklich um die Sache geht, wenn sie die Popularisierung der Bildungsministerin durch Inserate betreibt:
€ 490.575,93 für das Krawallblatt „Österreich“,
€ 264.300,34 für die Gratispostille „heute“,
€ 176.400 für die Postwurf-Bezirksblätter,
€ 151.427,85 für die Krone und
€ 127.295,57 für den Kurier.
Kann bitte jemand die Korruptions-Staatsanwaltshaft aufwecken? Aber die wird uns dann erklären, dass das schon in Ordnung geht. Das hat nämlich nichts mit einer Bestechung zu tun, damit diese Blätter Frau Schmied schön schreiben. Vielmehr ist es eine Vorbereitung auf den bevorstehenden PISA-Test für Erwachsene. Schließlich handelt es sich bei den Hauptempfängern um so genannte Leseübungs-Blätter.
Zu diesen spendablen Beträgen kamen freilich im Vorjahr noch zwei große thematische Kampagnen, an denen die schon reichlich Bedachten natürlich auch wieder beteiligt wurden:
€110.305,78 flossen in eine Inseraten-Kampagne, zu der wir doch gerne alle beigetragen haben wollen: Da wurde der freie Eintritt in die Bundesmuseen für Unter-19-Jährige beworben.
Das wird ja noch jeder einsehen. Aber es ist Bruchteil dessen, was Frau Schmied in ihr zweites Werbe-Anliegen investierte:
€ 563.011,50 flossen in Inserate in 30 Medien und
€ 118.514,17 in TV-Spots auf 8 Sendern für die – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! – „Bildungskampagne Heimat bist Du großer Töchter“! Also für das große Bildungs-Anliegen der „gendergerechten“ Bundeshymne.
Im Herbst, so ist angekündigt, werden die Parteien dem brennenden Verlangen der Österreicherinnen nachgeben, in der Bundeshymne endlich als Töchtersöhne besungen zu werden. Aber trotz der teuren Bildungskampagne von Frau Schmied sagen 81 Prozent der Österreicher (also der Frauen und Männer in unserem Land) laut Umfrage, dass sie das nicht wollen. Fast 700.000 € also fehlinvestiert.
Trotzdem kommen die Töchtersöhne – als großartige Gesetzesinitiative. Und dann hat eine vor vielen Jahren formlos im Ministerrat beschlossene Hymne eine einzige gesetzlich festgeschriebene Zeile. Maria Rauch-Kallat – vielmehr aber eigentlich der schwarze Klubobmann Kopf durch das Verhindern ihrer letzten Rede im Nationalrat – hat dafür gesorgt.
Gratis.

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Uni-Misere: Schlägt die Stunde der Rosstäuscher?

12. August 2011 09:46 | Autor: Andreas Unterberger

Der designierte Wiener Rektor Engl droht nun also, Studiengänge zu schließen, wenn – wie im Finanzrahmen 2013 – 2015 vorgesehen – weniger statt mehr Geld für die Universitäten fließt. Denn der Studentenansturm nimmt nicht mehr zu bewältigende Ausmaße an. Im ideologischen Gebälk der SPÖ knirscht es angesichts der universitären Entwicklung hörbar. Das Wort Zugangsbeschränkungen kommt etwa Gabi Burgstaller schon leicht über die Lippen (kein Wunder, die Uni Salzburg wird erstmals mehr deutsche als österreichische Studienanfänger haben). Auch die Gewerkschaft beginnt sich zu bewegen. Darauf könnten die Rektoren ein bisschen Hoffnung setzen. Schreien sollten sie hingegen, wenn der Tiroler Landesfürst Platter seiner Partei rät, einen Abtausch Gesamtschule gegen Uni-Zugangsbeschränkungen einzugehen.

Die Hohen Schulen hätten nämlich allen Grund, sich kritisch in die Schuldebatte einzumischen. Sie wissen nämlich, dass die Uni-Misere nicht nur eine des Geldes, sondern auch eine der Qualität der Studienanfänger ist. Seit Jahrzehnten beklagen sie deren sinkendes Bildungsniveau. Natürlich müssen sie es bei den Klagen belassen, so lange sie noch selbst für die Ausbildung der Lehrer zuständig sind. Aber bei dem Ansinnen der flächendeckenden Gesamtschule dürften sie umso lauter schreien.
Wenn ein Schüler bis 14 unter dem ideologisch verordneten Leitstern der sozialen Integration unterrichtet wird, dann bleiben ihm nur mehr vier Jahre, um die ominöse Hochschulreife zu erlangen. Das soll gehen? Acht Jahre Wohlfühlpädagogik und dann in vier Jahren alles aufholen, was bis 14 nicht verlangt werden durfte, für ein Studium aber Voraussetzung wäre?
Kümmert es die Rektoren nicht, wie ihre Studienanfänger dann aussehen werden?
Wenn schon der urlaubende Vizekanzler und ÖVP-Chef, der das Wort Leistung permanent auf den Lippen führt, Günter Platter mit seiner Rosstäuscher-Mentalität nicht zurückpfeift, dann wäre das ein Fall für die zivilgesellschaftliche Verantwortung der Uni-Professoren – die ihnen leider ein Fremdwort ist.
Denn nicht einmal in eigener Sache stehen sie gemeinsam auf.
Es ist schlicht und einfach nicht zu verstehen, warum die Rektoren nicht ultimativ und mit Nachdruck fordern, Studiengebühren einheben zu können. 70 Prozent der Österreicher sind dafür, also müsste sich nicht einmal ein Werner Faymann fürchten, in dieser Frage – nein, nicht umzufallen, sondern umzudenken. Nicht deshalb, weil es gut für das Land wäre, sondern weil er sich mit der Mehrheit wüsste. Die Rektoren könnten ja mit Argumenten Entwicklungshilfe leisten. Das Stipendiensystem funktioniert gut. Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass Studienbeiträge keineswegs eine sozial unerwünschte Auslese bewirken, dafür werden ohne sie nur die Kinder der Reichen subventioniert. Die Mehrheit der europäischen Länder hebt Gebühren ein. Die Drop-out-Quote sinkt etc.
Es ist auch nicht zu erklären, dass die Rektoren nicht aktiv werden und ein funktionierendes System vorlegen, wie der Uni-Zugang ohne zweifelhafte Aussiebungen wie Numerus Clausus oder Massentests geregelt werden kann. Verfügen sie denn nicht über die besten Bildungswissenschafter, Psychologen, Pädagogen, die längst das qualitativ beste Modell entwickelt haben müssten? Oder kümmern sie sich nur zu wenig um ihre eigene Angelegenheiten?
Ein hoch verschuldeter Staat kann besonders in schwierigen Zeiten nicht immer mehr Geld für alles ausgeben. Darum ist der Ruf „Mehr Steuergeld oder ich sperre zu“ unendlich kurz gegriffen. Und eines Rektors nicht würdig. Der könnte sich mit seinen Kollegen und seinen Konzepten, Daten und Argumenten so lange ins Kanzlervorzimmer setzen, bis er ihn überzeugt hat. Er dürfte sich des Applauses des ganzen Landes sicher sein.
Das wird es nur leider nicht spielen.
Dafür kündigen die Studenten bereits ihren „zivilen Ungehorsam“ an. Wir dürfen uns wohl wieder auf Hörsaalbesetzungen der Audimaxisten freuen, die die Universitäten Unsummen kosten (die sie nicht haben) und die SPÖ noch weiter in ihrer Ablehnung aller vernünftigen Studienplatz-Bewirtschaftungsmaßnahmen zementieren werden.
Und in dieser Situation darf Günter Platter ungestraft Schwachsinn reden. Schon schön, dass die Spindelegger-ÖVP eine leistungsorientierte Partei ist. Oder ist ihr das Wort Leistung nicht mehr als eine Platter-tüde?

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Was Jobs, Kurse und Wachstum wirklich killt

11. August 2011 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Es war eine politische Illusion zu glauben, dass sich die Welt an die ständigen Schreckensmeldungen aus Europa gewöhnt hätte. Kaum waren jeweils die Hunderte Milliarden schweren Rettungspakete geschnürt, war schon klar, dass sie zu klein waren. Was sofort den Ruf nach weiteren Paketen auslöste. Die Börsen schöpfen zwar bei jedem Paket ein paar Tage Hoffnung. Aber immer wieder setzt sich die Depression durch. Der Glaube schwindet, dass mit solchen Paketen, die gigantische Summen scheinbar aus dem Nichts schaffen, irgendetwas zu retten wäre. Die Beschwichtigungsreden von Politikern schaden nur noch deren Glaubwürdigkeit, und können die Stimmung nicht mehr bessern.

Eine der Hauptursachen der Krise findet sich in einem eher unbeachtet gebliebenen EU-Bericht. Ihm zufolge müsste etwa Spanien die Löhne um zweistellige Prozentsätze senken. Ähnlich Portugal und Griechenland. Nur so können sie wieder wettbewerbsfähig werden. Nur dann würde in diesen Ländern wieder investiert. Nur dann gäbe es wieder mehr Jobs für die schon fast zur Hälfte arbeitslosen Jungen. Das heißt aber mit anderen – nicht ausgesprochenen – Worten: Solange das nicht passiert, fließen die Hilfsgelder in ein Fass ohne Boden und können jeweils nur kurze Zeit die Illusion eines vollen Fasses erwecken.

Damit aber zeigt sich, dass das ökonomische Problem der Finanz- und Schuldenkrise in Wahrheit vor allem ein politisches Problem ist. Das macht die Krise aber noch viel schwerer lösbar. Denn in keinem einzigen Land scheint die politische Energie vorhanden, den Menschen einen so hohen Reallohnverlust aufzuzwingen. Dabei geht es gar nicht mehr nur um die Angst der Machthaber vor einer Abwahl – die zuletzt mit Ausnahme der stabilen und sparsamen Länder im Norden ohnedies überall schon zur Regel zu werden scheint. Ein solcher drastischer Gehaltsschnitt könnte aber sogar auch revolutionäre Unruhen auslösen.

Da wird es schon fast verständlich, wenn auch nicht verzeihlich, dass die Politik halt immer doch lieber irgendwie weiterwurstelt. Und dass sie nicht wagt, ihren Bürgern die ganze Wahrheit zu vermitteln.

Verschlimmernd kommt dazu, dass auch heute noch viele Gewerkschaften der These anhängen, „mehr Kaufkraft“ wäre ein Mittel, der Krise zu entkommen. Mit Kaufkraft meinen sie aber nichts anderes als Lohnerhöhungen, die nicht auf Produktivitätsgewinnen, sondern auf weiteren Schulden beruhen. Diese reduzieren automatisch das Angebot an Jobs. Dazu kommen weitere sinnlose Kostenbelastungen für Europas Wirtschaft, an denen zwar die Gewerkschaften nicht schuldig sind, dafür aber die Parlamente: Etwa die die Stromkosten in die Höhe treibenden Förderungen für technisch wenig ergiebige Alternativenergien.

Dennoch ein Hoffnungsschimmer zum Schluss: Italiens Gewerkschaften haben ein Papier unterschrieben, in dem sie zwar (noch) nicht für Lohnsenkungen sind, aber für Privatisierungen, Flexibilität und Liberalisierungen. Das waren bisher ganz ungewohnte Töne.

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Freimaurer: Ein skurriles Relikt oder eine gefährliche Gefahr

10. August 2011 01:36 | Autor: Andreas Unterberger

In Zusammenhang mit dem norwegischen Herrn B. ist wieder einmal auch die Freimaurerei des Täters zum Thema geworden. Manche Leser haben nun gefragt, was ich von der Maurerei halte.

Als Nichtmitglied kann ich naturgemäß nur das beurteilen, was nach außen dringt. Was fast immer positiv oder negativ gefiltert ist. Prinzipiell können unter Freimaurern ebenso viele anständige und unanständige Menschen sein wie unter allen anderen Gruppen. In der Geschichte gab es ein paar ganz hervorragende Persönlichkeiten, die Freimaurer waren. In vielen Epochen war die geschützte Aussprachemöglichkeit in einer geheimen Loge zweifellos auch ein wichtiger und für innovatives Denken notwendiger Hort der Freiheit.

Eher skurril und an diverse esoterische Inszenierungen erinnernd sind aber jedenfalls viele maurerische Riten. Diese hängen zum Teil mit der Entstehung der Freimaurerei rund um die mittelalterlichen Bauhütten zusammen, wo wichtiges Handwerkswissen in vertraulichen Zirkeln weitergegeben worden ist. Ein vor einigen Jahren erschienenes Buch eines österreichischen Freimaurer-Chefs zeigte aber auch ganz allgemein eine erstaunliche geistige Plattheit, obwohl der Band eigentlich als Propagandawerk gedacht war.

Bekannte Mitglieder der Freimaurerei tendieren überwiegend nach links, finden sich aber letztlich in mehr oder weniger allen politischen Lagern. Und auch wenn es gerne geleugnet wird, ist Geschäftemacherei an jedem Wettbewerb vorbei ein wichtiger Antrieb für die Mitgliedschaft. Die katholische Kirche, welche die Maurerei lange vehement abgelehnt hat, hat in der Nachkriegszeit ihren Frieden mit dem Geheimbund gemacht, zumindest auf offizieller Ebene. Die Freimaurer betonen, nicht antireligiös zu sein, signalisieren in manchen Elementen eine ziemlich unspezifische Gottgläubigkeit, die übrigens ein wenig an ihre erbittertsten Gegner, die Nazis erinnert. In Teilen sind die Freimaurer aber auch nach wie vor betont atheistisch.

Das wirklich negative Element an den Freimaurern ist die Geheimnistuerei über die Mitgliedschaft. Nur bei wenigen Mitgliedern wird die Zugehörigkeit auch definitiv bekannt. Und das sind meist die toten, wie Helmut Zilk, Jörg Mauthe oder Fred Sinowatz, oder viele der einstigen Voest-Vorstände oder viele Künstler. Bei etlichen aktiven politischen und wirtschaftlichen Größen ist die Freimaurerei jedoch nur eine mehr oder weniger gut fundierte, aber nie ganz geklärte Vermutung. Das eröffnet naturgemäß allen Verschwörungstheorien Tür und Tor – gleichgültig, ob sie nun wahr oder erlogen sind.

Die Problematik lässt sich am besten an Hand eines Vergleichs zeigen: Wenn der Wirtschaftsminister lauter Oberösterreicher in relevante Positionen befördert, dann ist es wichtig zu wissen, dass er selbst ein Oberösterreicher ist. Das kann die demokratische Öffentlichkeit dann gebührend beurteilen. Wenn der Bundeskanzler jeden nur erdenklichen Posten mit seinen Parteigängern besetzt, dann hängt das klarerweise mit seinem Neben(?)-Job als SPÖ-Vorsitzender zusammen.

Hingegen: Wenn Freimaurer ebensolches zugunsten anderer Freimaurer tun, wenn gleichzeitig sehr ähnliche Gedanken von ganz verschiedenen Menschen geäußert werden, dann weiß da niemand genau, welche Zusammenhänge dahinterstecken. Ist es reiner Zufall oder machtstrategische Inszenierung? Und das ist mehr als problematisch. So fragt man sich beispielsweise bei jedem Zuarbeiter von Hannes Androsch, ob der etwa aus Logensolidarität handelt oder aus Überzeugung von Androschs Qualitäten.

Auf der anderen Seite muss ganz klar sein: Ein Rechtsstaat sollte niemals die Privatheit von Zusammentreffen verbieten oder behindern dürfen. Daher gehen Logentreffen im Prinzip niemanden etwas an. Und nur der eigene Charakter und das eigene Gewissen sollten einen daran hindern, irgendwo mitzumauern.

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ORF: Je größer der Flop, desto mehr Stimmen für Wrabetz

09. August 2011 18:44 | Autor: Andreas Unterberger

Die Partei hat beschlossen, die Partei hat abnicken lassen. Das Ministerium für Wahrheit – ganz wie von George Orwell beschrieben – hat seinen Generaldirektor: Alexander Wrabetz darf fünf Jahre an der Spitze des ORF weiterwerken. Mit Supergage. An der kurzen Leine der SPÖ. Und wir dürfen Gebühren zahlen. Uns ein Programm servieren lassen, das diesen Namen nicht verdient. Eine Information konsumieren, die an Indoktrination erinnert. Ein Armutszeugnis für unser Land.

Die ORF-Aussendung zum „Sieg“ ihres Generaldirektors schwelgt in Superlativen. Er ist erst der zweite Inhaber dieses Jobs, der für eine zweite Amtszeit im Sattel bleiben darf. Das ist vor ihm nur Gerd Bacher gelungen. Diesen Vergleich hat sich der alt gewordene „Tiger“ Bacher nicht verdient. Vielleicht sollte er wegen übler Nachrede klagen.
Pikant wird’s freilich bei dieser Politfarce, bei der nur sechs Stiftungsratsmitglieder nicht mitspielten und sich zumindest ihrer Stimme enthielten, wenn man sich auch noch an die erste Wrabetz-Wahl erinnert: Als ihn vor fünf Jahren eine so genannte Regenbogenkoalition installierte, um der ÖVP eins ans Zeug zu flicken, bekam er gezählte 20 Stimmen. Dabei wurde er damals noch als „Super-Alex“ apostrophiert, dem man die Vorschusslorbeeren spendete, dass unter ihm alles besser bliebe, der den „SOS ORF“-Ruf erhören und die Rettung vor dem skandalösen (schwarzen) Politiker-Einfluss problemlos durchführen würde. 2011, nach der größten Programmreform aller Zeiten, die auch zum größten Flop der ORF-Geschichte wurde, nach einem Marktanteilsverlust, wie es ihn noch nie gegeben hat, nach Finanzproblemen, die mit 160 Steuermillionen gemildert werden mussten, wird der entzauberte Herr Wrabetz mit 29 Stimmen gewählt. Das sind neun Stimmen mehr. Je größer der Flop ist, den ein Unternehmensführer baut, desto größer ist das Vertrauen seines Aufsichtsrats in seine Fähigkeiten?
Anschaulicher kann man nicht illustrieren, dass der ORF kein Medienunternehmen ist, sondern eine Außenstelle der Parteien. Der ganze üble Postenschacher, mit dem sich Herr Wrabetz die Stimmen der Nicht-SPÖ-Stiftungsräte erkaufte, spiegelt sich darin.
Dass Alexander Wrabetz keine Selbstachtung hat, das beweist er immer wieder öffentlich. Aber vielleicht hat ein Pateisoldat eine andere Art von Selbstachtung, die nicht davon angekratzt werden kann, dass ihm ein 24jähriger, den die wenig ältere SP-Geschäftsführerin als Aufpasser und Schrittmacher im Wrabetz-Imperium installiert hat, vor Zeugen den Mund verbietet, dass der ihm vorgibt, wer zu welchen Themen einzuladen ist, also zu Wort kommen darf.
Das ist wichtig. Wer den ORF und den Boulevard auf seiner Seite hat, der wird ewig regieren. Für diese Erkenntnis reicht sogar die Weitsicht von Werner Faymann und seinen Getreuen. Wrabetz ist ihre Zukunftsvorsorge.
Die ORF-Konsumenten haben das zwar durchschaut, es hilft ihnen aber nichts: 44 Prozent erkennen eine krasse Bevorzugung der SPÖ in den Informationssendungen (sagt eine aktuelle Kurier-Umfrage) – und damit die Handschrift des jungen Herrn Pelinka und auch des ersten Wrabetz-Gratulanten, Josef Ostermaier. Ändern können die Seher das nicht.
Und die anderen Parteien spielen mit – sie wollen ja schließlich auch vorkommen im Fernsehen, sie wollen auch ein paar Parteigünstlinge mit netten ORF-Pfründen versorgen. Also machen sie sich mit einem freundlichen Stimmverhalten lieb Kind und begnügen sich dankbar mit ein paar Bröseln vom Tisch der mächtigen SPÖ. Selbst schuld.
Das alles ist auch ein weiterer Beweis für die seit Jahrzehnten missglückte – weil nicht vorhandene – Medienpolitik der ÖVP. Sie hat es nie verstanden, dass Medienpolitik natürlich auch Machtpolitik ist. Und es hat sie nicht bewegt, dass die bürgerlichen Medienkonsumenten in unserem Land ein Recht darauf hätten, dass es Informations-Vielfalt gäbe. Sie hat es zugelassen, dass in den Zeitungen, die Raiffeisen und anderen Eigentümern aus dem bürgerlichen Lager gehören, nur mehr ein rot-grüner Mainstream artikuliert wird. Und sie hat es auch im öffentlich-rechtlichen, angeblich unabhängigen ORF zugelassen. Der Meinungsvielfalt nützt es wenig, dass sich manche ihr eigenes Süppchen gekocht haben - dass Erwin Pröll ein ebenso kremlartig funktionierendes Landesstudio hat wie Michael Häupl in Wien. Es geht es auch gar nicht darum, dass schwarze Politiker besser dargestellt würden, als sie sind – und damit den SP-„Größen“ gleichgestellt wären.
Es geht es um nichts anderes als Demokratie. Auf das Recht, sich ohne Partei-Filter zu informieren.
Das haben wir verloren. Und wir müssen sogar noch dafür zahlen. Nicht nur mit Gebühren.

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London brennt und die Legenden sprießen

09. August 2011 11:26 | Autor: Andreas Unterberger

Schon die dritte Nacht brennen in London Häuser, Geschäfte werden geplündert, Gewalt regiert in den Straßen und ist bereits auf andere englische Städte übergesprungen. Und prompt setzt die Legendenbildung ein – es ist von „Sozialrevolte“ die Rede, es werden – durch das Ausmaß der Schreckenstaten noch etwas schaumgebremst – von linker Seite die rigorosen Einschnitte des Sparprogramms der konservativen Regierung als logischer und jedem Gutmenschen verständlicher Auslöser gebrandmarkt. Das geht an den Fakten vorbei, an Fakten, die im Zeitalter der politischen Korrektheit natürlich nur verschämt angedeutet werden, die aber nicht weggeleugnet werden dürfen. Hier geht es um Kriminalität, um einen Krieg gegen die Polizei, um schwarze Drogenbanden.

Die fassungslos-überraschten Kommentare, wie eine „friedliche Demonstration der Angehörigen und Freunde eines von der Polizei erschossenen Mannes“ in Tottenham jäh in Gewalt und Brandstiftung umschlug, sorgten für die erste Legende: Die böse Polizei ist schuld.
Das „Polizei-Opfer“ war ein 29jähriger schwarzer Kokain-Dealer, den die „Operation Trident“ der Londoner Polizei festnehmen wollte, die zur Bekämpfung der bewaffneten Drogenkriminalität eingesetzt ist. Der Mann war bewaffnet und hat offensichtlich versucht, sich freizuschießen – auch ein Polizist ist verletzt. Der Dealer freilich war alles andere als ein unbeschriebenes Blatt und ein friedfertiges Lamm. Bei früheren Gefängnisaufenthalten hatte er sich der berüchtigten „Star-Gang“ angeschlossen, die den schwarzen Bezirk Tottenham schon in den 1980er Jahren in Flammen gesetzt hat.
Die bewaffnete Gewalt, das zeigen Zahlen, ist in England ein Problem, das sich in der schwarzen Bevölkerungsgruppe konzentriert. 80 Prozent aller tödlichen Schießereien geschehen innerhalb der „black community“, und bei drei Vierteln des Rests war zumindest ein Schwarzer beteiligt.
Es geht hier also offensichtlich nicht um ein Polizei-Problem, sondern um ein Rassenproblem.
Die Legende von der Sozialrevolte ist ebenfalls leicht zu enttarnen. Nicht nur weil Häuser und Wohnungen friedfertiger – und zwar keineswegs irgendwelcher anstößig reichen - Menschen niedergebrannt werden. Nicht nur weil Familien, die ihre Kinder aus den Flammen retten, mit den Kleinen in ihre Autos flüchten, weil sie kein anderes Dach mehr über dem Kopf haben – und dann noch erleben müssen, dass diese letzte Zuflucht vom Mob gewalttätig attackiert wird.
Da tauchen Maskierte in den Schlafzimmern alter Menschen auf. Da reisen Krawall-Gruppen an, die sich besorgen gehen, was sie immer schon haben wollten. Die Liste der Geschäfte, die geplündert wurden, beweist, dass gezielt vorgegangen wird – Handy- und Elektronik-Shops, Sportgeschäfte sind die Hauptziele. Was sonst an Geschäften niedergebrannt wird, scheint da eher als „Kollateralschäden“ der Freude am Abfackeln zum Opfer zu fallen.
Diese nächtlichen Krawalle sind nichts anderes als kriminelle Akte.
Als solchen muss ihnen begegnet werden. Auch und besonders durch Rückenstärkung der Polizei, in materieller und psychologischer Hinsicht. Die englischen Regierungsspitzen tun das und nennen die kriminellen Krawalle auch beim Namen.
Wenn jetzt auch noch die guten Linken verstehen, dass dieser Ausbruch an krimineller Energie nichts mit einem Aufschrei sozial Schwacher gegen schmerzhafte Sparmaßnahmen zu tun hat, dann wären wir endlich wieder in der Realität angekommen.

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Die Intelligenz eines linken Intellektuellen

09. August 2011 00:33 | Autor: Andreas Unterberger

In linken Kreisen gilt Armin Thurnher als Intellektueller. Das wird ihm offenbar den Auftrag eingebracht haben, in der US-Zeitschrift „Foreign Policy“ alle seine Vorurteile über Österreich zu veröffentlichen. Diesmal war das Begräbnis Otto Habsburgs der Anlass.

So weit so altbekannt. Der Herausgeber des mit Inseraten aus dem Dunstkreis der Gemeinde Wien wohlbestückten „Falter“ zeigt in diesem Artikel aber darüber hinaus ein sogar in seinen Kreisen erstaunliches Maß an faktischer Ahnungslosigkeit.

So behauptet er in dem Pamphlet, dass das Haus Habsburg im Jahre 1438 errichtet worden sei – obwohl in jenem Jahr lediglich ein weiterer Habsburger zum deutschen König gekürt worden ist, was in Wahrheit schon zwei Jahrhunderte davor zum ersten Mal der Fall war (und auch da waren die Habsburger durchaus schon eine bekannte Familie).

So behauptet er in seinem Hetzartikel (ohne jede zeitliche Einschränkung!), dass im Habsburger-Reich „protestantische Aristokraten routinemäßig geköpft“ worden seien – so als ob dieses Reich schon im 17. und nicht erst im 20. Jahrhundert zu einem Ende gekommen wäre.

Besonders köstlich ist, dass Thurnher behauptet, Warschau habe einst zum Reich der Habsburger gezählt – zu dem die heutige polnische Hauptstadt aber nie gehört hat.

Wetten, dass all dieser Schwachsinn nichts daran ändern wird, dass Thurnher unter Linken auch weiterhin unverändert als Intellektueller gehandelt werden wird? Dort genügt es ja offenbar schon, jede Woche den selben Satz zu schreiben, um ein solcher zu werden.

 

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Die hektischen Retter hecheln weiter

08. August 2011 12:29 | Autor: Andreas Unterberger

Der befürchtete schwarze Montag an den Aktienmärkten fiel also nur grau aus. Jetzt will man darin ein Verdienst der seltsamen Sonntagsaktivität der EU sehen, die sich offensichtlich hat einreden lassen, dass die Anleger Entschlossenheit und rasche Entscheidungen von der Politik erwarten. Hauptsache, irgend eine Entscheidung? Würden diese ominösen Märkte nicht eher durch die richtigen Entscheidungen beruhigt? Diese Frage darf man offensichtlich gar nicht mehr stellen.

Also gab es entschlossen mahnende Worte von Merkel und Sarkozy an Spanien und Italien, die eine folgenschwere Verlautbarung der EZB flankierten: Man werde umgehend italienische und spanische Staatsanleihen zu kaufen beginnen. Und das tut sie nun. Als ob das nicht erst recht in die Katastrophe führte.
Wenigstens einer scherte aus dem Jubel über so viel Pseudo-Entschlossenheit aus: Der Bayer Horst Seehofer sagte lapidar, was da passiert. Das ist eine Vergemeinschaftung der Schulden an den Parlamenten vorbei, wetterte er, denn das sei eben nichts anderes als die Unterstützung der Schuldenmacherei der PIIGS, so lange bis auch die Netto-Zahler, allen voran die Deutschen, zusammenbrechen. Es erheben sich auch Forderungen nach einer parlamentarischen Behandlung dieser zweifelhaften Rettungsaktionen – in Deutschland, nicht bei uns.
Und im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen durften – anders als bei uns - renommierte Wirtschaftswissenschafter sogar sagen, dass es falsch sei, den Märkten hinterherzulaufen. Ruhe walten lassen und richtig handeln, heiße vielmehr die Devise.
Es gibt nur eine richtige Entscheidung und die müsste wirklich rasch getroffen werden: Nicht die Schulden sind zu vergemeinschaften, sondern die Anstrengungen, dass jeder EU-Staat den eigenen Haushalt in Ordnung bringt. Aber davon sind wir weit entfernt. Uns legt man zu den eigenen Schuldenmilliarden lieber auch noch die Schulden anderer auf die Schultern. Und regiert selbst weiter auf Pump. Aus Feigheit vor dem Wähler, bei dem man sicher zu sein glaubt, dass er weder die Gefahr einschätzen kann, die ihm aus der „Rettung“ der PIIGS zuwächst, noch dass ihm die Verschuldung des eigenen Staates überhaupt bewusst ist – solange man ihm nichts von dem wegnimmt, was er ohnehin selbst bezahlt. Und so retten und retten wir, bis uns keiner mehr retten kann.

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Bananen- statt Rechtsstaat

08. August 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Erhard Busek hat den Rücktritt der Justizministerin gefordert. Damit sollen die Konsequenzen aus dem Fall des in Wien auf wenige Stunden festsitzenden KGB-Täters Michail Golowatow gezogen werden. Nur: Der Rücktritt der Ministerin wäre zwar berechtigt – aber der Krankheitsherd sitzt viel tiefer und ein Ministerwechsel wäre nur eine Symptomkur.

Die zentrale Krankheit hat drei Aspekte: Erstens schwache Justizministerinnen in Serie; zweitens eine völlig fehlgelaufene Reform der Strafprozessordnung; und drittens eine abgehobene Bürokratie sowie eine linkslastige Staatsanwaltschaft, welche sich mengenweise Kompetenzen arrogiert hat, die in einem sauberen Rechtsstaat nur unabhängigen Richtern zustehen dürften.

All diese Probleme haben sich im Fall Golowatow paradigmatisch niedergeschlagen. Die österreichischen Behörden haben dabei so gehandelt, wie wenn das Jahr 1955 noch nicht vorbei wäre, geschweige denn die Wende 1989/90. Auch vor 1955 sind Funktionäre der Sowjetunion in Österreich über allen Gesetzen gestanden. Wenn ein pflichtgetreuer österreichischer Polizist dennoch einen Sowjet festgenommen hat, haben ein paar Anrufe genügt, und der Agent der Besatzungsmacht ging frei. Einziger Unterschied: Damals wäre der Polizist nachher postwendend in Sibirien gelandet. Heute bleibt ihm das erspart.

Die Fakten sind eindeutig und klar: Golowatow wurde vom EU-Partner Litauen mit einem europäischen Haftbefehl gesucht, weil er als KGB-Agent an Gewalttaten am Ende der sowjetischen Herrschaft im Baltikum beteiligt gewesen sein soll. Er wurde in Wien festgenommen und nach heftigen Interventionen des russischen Botschafters nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Bekannt ist etwa, dass dieser um 2:30 Uhr in der Nacht mit dem leitenden Oberstaatsanwalt telephoniert hat. Bei welcher Festnahme gelingt das einem Vertreter des Festgenommenen sonst? Oder wäre ein russischer Staatsanwalt für einen österreichischen Diplomaten umgehend erreichbar? Das gelingt dort nicht einmal zu Bürozeiten.

Schon die Schnelligkeit der Freilassung ist ein Skandal und führt die gesamte EU-Zusammenarbeit im Bereich der Justiz ad absurdum. Denn in ähnlichen Fällen dauert die Prüfung eines solchen Haftbefehls und einer eventuellen Auslieferung monatelang. Wie etwa zuletzt beim ehemaligen kroatischen Regierungschef Sanader. Hängt das gar damit zusammen, dass Sanader ein Mitte-Rechts-Politiker ist?

Es ist jedenfalls lächerlich, wenn die Justizministerin nun beteuert, dass man von Litauen zweimal eine Konkretisierung des Haftbefehls verlangt hat, die nicht ordnungsgemäß erfolgt sei. Wie bitte, soll das denn in diesen wenigen Stunden möglich gewesen sein, dass man Litauen zweimal eine Frist setzt? Hat man auch im Fall kroatischer oder bosnischer Häftlinge der die Auslieferung begehrenden ausländischen Regierung eine in Minuten bemessene Frist zur Äußerung gesetzt?

Es ist lächerlich, wenn das Justizministerium nun Litauen kritisiert, weil es die Dokumente gegen den KGB-Mann nicht auf deutsch parat hatte. Konnten die Litauer wissen, in welchem EU-Land der Mann erwischt wird?

Es ist lächerlich, wenn Justizministerin Karl nun von der Unabhängigkeit der Justiz schwadroniert. Denn in diese Entscheidung war kein einziger unabhängiger Richter, sondern nur weisungsgebundene Staatsanwälte und Beamte involviert.

Es ist lächerlich, wenn die Justizministerin davon redet, dass der russische Botschafter nicht interveniert hätte. War er doch sogar persönlich auf der Polizeistation anwesend.

Es ist lächerlich, wenn das Justizministerium nun davon redet, dass der europäische Haftbefehl nicht anzuwenden sei, weil Golowatow seine Tat vor der Einführung dieses Instituts begangen hat: Hieße das umgekehrt, dass man einen der wenigen noch gesuchten NS-Täter laufen ließe, weil es zur Zeit seiner Verbrechen ja auch noch keinen europäischen Haftbefehl gegeben hat?

Es ist skandalös, wenn leitende Oberstaatsanwälte um 2:30 Uhr bei Promi-Fällen erreichbar sind, normale Verdächtige oder nicht-linke Promis jedoch oft Jahre auf Entscheidungen warten müssen.

Offen ist lediglich eines: Kam die nächtliche Entscheidung nur von einem Oberstaatsanwalt und einem Sektionschef, oder war darin auch die Justizministerin aktiv involviert? Hat das Außenministerium Druck ausgeübt? War der Außenminister selber nächtlich aktiv geworden? Selten war ein Fall so reif für einen Untersuchungsausschuss. Denn hier kann niemand mehr in ein laufendes Verfahren eingreifen – aber natürlich wird es einen solchen Ausschuss nicht geben. Dazu sind Akteure beider Couleurs offensichtlich schon viel zu tief verwickelt.

Am Rande stellt man sich voll Verzweiflung noch eine ganz andere Frage: Ein solches Land, das sich unter russischem Druck nicht einmal traut, ein paar Tage lang gravierende Vorwürfe gegen einen möglichen Mörder zu prüfen, will die berühmte Erdgaspipeline Nabucco bauen, die an Russland vorbei gegen dessen Willen Erdgas nach Europa bringen soll, das nicht auf russischen Befehl abgedreht werden kann? Da lachen doch die Hühner! Moskau schnipst mit den Fingern und Wien geht ein.

Das Desinteresse der Staatsanwaltschaft – deren Rolle bisher als einzige aktenkundig erscheint, die aber nicht die einzige gewesen sein muss – an einem 14-fachen Mörder gleicht dem Desinteresse an der Frage, ob es im Fall Kampusch einen zweiten (oder noch mehrere) Täter gegeben hat. Erst jetzt sind von einem unabhängigen Richter alle diesbezüglichen Vorwürfe geprüft worden. Und ausgerechnet dort haben sich die zwei hauptverantwortlichen Oberstaatsanwälte geweigert, persönlich auszusagen, und nur recht lapidare schriftliche Stellungnahmen geschickt.

Was aber tut die Ministerin angesichts dieses Verhaltens zweier ihr weisungsmäßig unterstehender Amtsträger? Wieder einmal gar nichts.

Komplettes Desinteresse zeigt die Staatsanwaltschaft allem Anschein nach auch an der Tatsache, dass aus ihren Akten ständig Details gegen politisch der Linken missliebige Personen an die Medien gespielt werden. Musterbeispiel ist die Causa Grasser. Hier spielt sich vor unser aller Augen ein laufender Amtsmissbrauch ab – der unabhängig davon feststeht, ob letztlich doch noch ein valider Beweis gegen Grasser auftauchen sollte.

Seltsames Desinteresse der Staatsanwaltschaft gab es auch an einem der Mitdrahtzieher in der Causa Libro. Von allen Verdächtigen wurde nur gegen einen einzigen im letzten Moment doch keine Anklage eingebracht – ausgerechnet gegen jenen Mann, der in einem Naheverhältnis zu einem einst mächtigen SPÖ-Minister steht.

Dieses Desinteresse steht in absurdem Gegensatz zum zelotischen Eifer, mit dem die Staatsanwaltschaft zuletzt etwa christliche Aktivisten wegen „Stalking“ vor Gericht gebracht hat, weil diese auf abtreibungswillige Frauen eingeredet und solcherart die Geschäfte eines Abtreibungsarztes gestört haben. Wenn das Stalking ist, was diese Aktivisten getan haben, dann erheben sich nämlich viele weitere Fragen: Warum werden dann eigentlich nicht auch andere Aktivisten als Stalker vor Gericht gebracht und verurteilt, etwa die „Tierschützer“, die Besucher von Pelzgeschäften bedrängen? Oder die immer aggressiver werdenden Bettler vor jedem Supermarkt? Oder die linken Demonstranten, die fast jede FPÖ-Veranstaltung zu stören versuchen?

Immer wieder ist es die Staatsanwaltschaft, die der Justiz den Makel einer totalen Einäugigkeit verleiht. Die durch eine geschickte Besetzungspolitik der letzten Jahrzehnte fast komplett sozialdemokratisch geleitet wird. Und die durch die neue Strafprozessordnung (die von einem der jetzt im Zentrum stehenden Oberstaatsanwälte formuliert worden ist) eine unglaubliche Akkumulierung der Macht erreicht hat. Seit es keine Untersuchungsrichter mehr gibt, entscheiden die Staatsanwälte ganz alleine, was erhoben wird und ob Anklage eingebracht wird oder nicht. Oder ob sie aus eigenem Gutdünken auf dem Weg der Diversion ganz an jedem Richter vorbei selbstherrliche Quasi-Urteile fällen. Und, ach ja, fast hätt ich‘s vergessen, die darüber thronende Ministerin könnte auch noch mitreden, deren Kompetenz die Staatsanwälte freilich auch noch beschneiden wollen.

Allerdings muss man zugeben: Die ständigen Kurzzeitministerinnen sind hilflos gegenüber diesem mächtigen Apparat, der noch dazu ganz offensichtlich engst mit den Beamten des Ministeriums verbunden ist. Was soll eine Arbeitsrechtlerin diesem Filz auch an eigener Kompetenz entgegensetzen können? Anfangs habe ich zwar gehofft, dass Beatrix Karl gegenüber Claudia Bandion-Ortner eine Verbesserung verkörpern würde. Aber diese Hoffnung hat sich rasch zerstreut.

Und außerdem ist guter Rat teuer: Denn es finden sich weit und breit keine wirklich qualifizierten Kandidaten für das schwierige Amt.

Daher nehme ich Buseks Forderung erst dann wirklich ernst, wenn er uns auch einen geeigneten Nachfolger verrät. Der sich etwa so wie Herr Töchterle im Wissenschaftsministerium als großer Glücksgriff in einer schwierigen Aufgabe erweisen könnte.

 

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Hurra, der öffentliche Dienst wird immer besser - pardon: weiblicher

07. August 2011 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

Der Bericht der Frauenministerin wurde von den Medien – wenn überhaupt – nur mit einer kleinen Meldung transportiert. Nicht einmal die hochsommerliche Flaute hat ihm ein größeres Echo verschafft. Es geht um den „Fortschrittsbericht zur Frauenförderung im Bundesdienst“.

Vielleicht hängt die Nichtbeachtung damit zusammen, dass für viele Medien nur das eine Nachricht ist, was sie für eine schlechte Nachricht halten. Und der Bericht scheint ja für das Weltbild von Mainstream-Journalisten eine gute Nachricht zu enthalten.

Vielleicht hängt die Nichtbeachtung aber auch damit zusammen, dass die zentrale Aussage ohnedies allerorten zu beobachten und daher bekannt ist. Denn der Bericht vermeldet signifikante „Fortschritte in der Frauenförderung“: 21 Prozent der Sektionsleiter sind inzwischen schon weiblich; bei den Abteilungs- und Referatsleitern beträgt der Frauenanteil sogar schon 34 Prozent. Und das ist eine rapide Steigerung gegenüber früheren Zahlen.

Ist das nun wirklich taxfrei als eine gute Nachricht zu bezeichnen? Ich wage es zu bezweifeln. Schlecht ist zweifellos, dass viele dieser Frauen (keineswegs alle) primär auf Grund ihres Geschlechts und nicht ihrer Leistung, ihres Engagements oder Könnens wegen avanciert sind. Denn die Ministerien haben ja sogar schon gesetzlich im Personalplan verankert (bekommen), wie viele weibliche Führungskräfte es in jedem Ressort in den kommenden Jahren geben muss. Ganz unabhängig vom qualitativen Angebot. Das ist ein fast zwingender Grund für ambitionierte und tüchtige junge Männer geworden, sich dem öffentlichen Dienst fernzuhalten. Denn sie haben dort auf Jahrzehnte nur ganz schlechte Aufstiegschancen. So wie sie sich schon dem Richter- und Lehrerberuf in erschreckendem Umfang fernhalten.

Schlecht ist auch noch etwas anderes: Der Bericht misst nur den quantitativen Vormarsch der Frauen. Er geht aber mit keiner Zeile darauf ein, ob dadurch der öffentliche Dienst eigentlich besser, schneller, kundenfreundlicher, für den Steuerzahler billiger geworden ist. Übergeht der Bericht vielleicht etwa deshalb diesen Aspekt, weil ohnedies jeder Bürger leidvoll beobachten kann, in welche Richtung sich die Bürokratie entwickelt? Hat die in den letzten Jahrzehnten eingetretene Dominanz von Frauen im Lehrer- und Richter-Beruf die Qualität von Schule und Justiz etwa verbessert? Und warum wird das nicht wenigstens einmal ohne Vorurteile untersucht?

Aber das wäre natürlich nicht Aufgabe der Frauenministerin, sondern der Beamtenministerin. Die freilich auch ganz zufällig Gabriele Heinisch-Hosek heißt.

 

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Die Panik oder: Wann ist irgendwann?

06. August 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Trau niemandem mehr. Der globale Kurssturz an den Börsen war zwar im Zeitpunkt nicht vorherzusagen gewesen. Das ist bei solchen, einer Massenpanik gleichenden Entwicklungen nie der Fall. Aber dass wir im letzten Jahr nur ein kurzes „Zwischenhoch“ erlebt haben, das war bei einiger Nüchternheit von Anfang an klar. Dieser Begriff ist daher auch in diesem Tagebuch im letzten Jahr mehr als ein halbes Dutzend Male verwendet worden. Dennoch ist es nicht wirklich logisch, dass jetzt ausgerechnet Aktien so rapide an Wert verloren haben.

Das ist letztlich nur noch psychologisch erklärbar. Denn Aktien verkörpern immerhin Sachwerte, während Staatsanleihen nur noch auf dem naiven Glauben aufbauen, dass die Regierungen den gigantischen Schuldenberg jemals abbauen können. Dieses noch immer vielerorts vorhandene Vertrauen in Staatspapiere gleicht in Wahrheit der Einstellung eines Lotteriespielers, der im Vertrauen auf eine winzige Chance wöchentlich dem Finanzministerium freiwillig große Beträge abliefert. Denn auch außerhalb der PIIGS-Länder haben die Staatsschulden unbewältigbare Dimensionen angenommen.

Natürlich lassen sich die Börsewerte nicht ganz von den Anleihewerten abkoppeln. Denn die Staaten in ihrer Verzweiflung sind zu allem imstande, also auch dazu, dass sie hemmungslos auf all unsere Sachwerte greifen. Projekte wie eine Kursgewinnsteuer sind da nur ein erster Schritt gewesen. Der nächste sind die von linken Parteien schon vehement geforderten „Vermögenssteuern“, die in Wahrheit wieder ganz überwiegend Unternehmen treffen, die aber die einzige Quelle eines eventuellen Wachstums, von Jobs und Wohlstand sein können. Und bald werden sie auch wieder verstaatlichen und enteignen wollen. So wie die Sowjets einst die Kulaken gejagt haben, also die freien Bauern.

Dass man dem Staat alles zutrauen kann, zeigt sich etwa in Italien. Dort veranstaltete eine süditalienische(!) Staatsanwaltschaft vor wenigen Stunden in Mailand Razzien bei einer Ratingagentur. Diese hätte „unbegründet und unvorsichtig“ gehandelt. Das wagen die Schergen eines Landes zu sagen, das die zweithöchste Verschuldung der Welt hat! Das wagen Beamte aus Apulien von sich zu geben, die seit Jahrhundert sehr gut mit der Mafia und von nordeuropäischem Geld leben!

Es gilt ganz offensichtlich die Devise: Niemand darf mehr die volle Wahrheit sagen! Zertrümmert alle Spiegel, damit niemand mehr sieht, wie hässlich wir Schuldenmachergesellschaften geworden sind.

Aber nicht nur Süditaliener, sondern auch viele Politiker sind mit solchen Dolchstoßlegenden immer sehr rasch bei der Hand (und die ihnen hörigen Journalisten sowieso). Wenn die Menschen massenweise das Vertrauen in den von der Politik angerichtet Scherbenhaufen verlieren, dann sind entweder die Ratingagenturen oder die Banken, die Spekulanten oder die „Profiteure“ (neuester O-Ton SPÖ-Staatssekretär Schieder) schuld, aber niemals jene, die jahrzehntelangen Stimmenkauf mit immer mehr Verschuldung betrieben, also von fremdem Geld „profitiert“ haben. Und niemals jene Wähler, die jene gewählt haben, die am lautesten und am meisten versprochen haben.

Sie alle taten das immer im Glauben, die Rechnung müsse irgendwann viel später ein anderer zahlen. Jetzt ist halt die Stunde „Irgendwann“ gekommen. Und der andere sind wir.

Auch wenn rückwirkende Gesetze jede Rechtsstaatlichkeit verletzen, so bekommt man derzeit fast Verständnis für das ungarische Vorhaben, die exzessiven Schuldenmacher aus der sozialistischen Regierungsperiode strafrechtlich zu verfolgen (nachdem die ungarischen Wähler sie schon mit nassen Fetzen davongejagt haben). Ungarn ist ja jenes Ostland, das schon am weitesten in den südlichen und westlichen Schuldenschlendrian verfallen ist.

Was aber tun? Sicher das Gegenteil von dem, was die Regierungen vermutlich jetzt wieder tun werden: nämlich dem verlorenen Geld noch viel gutes Geld nachzuwerfen, und immer neue Schuldpapiere in Umlauf zu setzen, damit vielleicht doch einmal eine Inflation alle Schulden (und halt auch Ersparnisse) auffrisst.

Wir müssen in Wahrheit die Dauerkrise wie das Jahr 1945 ansehen. Das ist eine Stunde null, wo der Wohlfahrtsstaat drastisch beschnitten werden muss; wo „wohlerworbene Rechte“ intensivst hinterfragt werden müssen, ob sie durch irgendeine echte Leistung oder nur auf dem Papier entstanden sind; wo die Staaten alle protektionistischen Regeln und alle bürokratischen Schikanen abschaffen müssen; und wo die Staaten nur noch auf das Notwendige und Machbare reduziert werden. Wir dürfen vor allem keinem Politiker mehr glauben, der mit irgendwelchen rasch geschnürten Rettungspaketen Abhilfe verspricht.

Der Glaube ist freilich gering, dass Europa zu einer solchen Rosskur bereit ist. Statt dessen wird es im Schlamm einer Dauerkrise steckenbleiben. Und es wird, so wie es die Griechen schon seit mehr als 2000 Jahren tun, von der einstigen Größe nur noch träumen, aber in keiner Weise mehr zu neuer Kraftanstrengung imstande sein. Oder es wird so wie Argentinien auf einen Standard nahe der Dritten Welt absinken – obwohl das Land in der Zwischenkriegszeit eines der wohlhabendsten Länder der Welt gewesen ist.

 

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Mubarak, Assad, Gaddafi und die SI

04. August 2011 01:20 | Autor: Andreas Unterberger

Der Prozess gegen Hosni Mubarak ist eine ziemlich makabre Angelegenheit. Makaber ist jedenfalls schon ein Verfahren gegen einen im Bett herangekarrten Angeklagten. Es ist offensichtlich durchaus etwas Sinnvolles, dass in anderen Ländern die Verhandlungsfähigkeit eines Anklagten notwendig ist, damit ein Prozess geführt werden kann. Aber das ist nur das kleinste Problem an dem Verfahren.

Viel problematischer ist der Umstand, dass Mubarak einst nur zurückgetreten ist, weil ihm eine Art freies Geleit versprochen worden ist, also Straffreiheit und Rückzug in eine seiner Villen. Dass er nun doch vor Gericht steht, ist daher ein Bruch eines klaren Versprechens.

Gewiss steht dem ein ebenfalls starkes Argument entgegen: Mit einem Diktator könne man so wie mit einem Geiselnehmer gar keine bindende Vereinbarung eingehen; wenn einer alle Macht hat, dann sind die von ihm gestellten Bedingungen eher ein Diktat oder eine Erpressung; diese Bedingungen musste die Gegenseite wenn auch nur zum Schein akzeptieren, da die Alternative weiteres Blutvergießen gewesen wäre.

Die ägyptischen Demonstranten hätten es überdies auch nicht akzeptiert, wenn Mubarak straflos davongekommen wäre. Das hätte neue schwere Unruhen ausgelöst. Damit ist freilich der Prozess im Grunde primär Folge einer neuerlichen Erpressung. Diesmal halt einer durch die Straße. Und die Militärmachthaber treten so wie unter Mubarak bloß als anpasslerische Befehlsempfänger auf.

Nur: Mit diesem Prozess haben die ägyptischen Machthaber zwar neue Straßenkämpfe – vorerst – verhindert. Sie sind aber zumindest moralisch mitverantwortlich geworden für ein noch viel ärgeres Blutvergießen, etwa jenes in Syrien, wo Diktator Assad seit Monaten seine Mordbrigaden aussendet, oder jenes in Libyen, wo ein unendlich langwieriger Wüstenkrieg tobt. Assad und Gaddafi (wie auch viele andere Potentaten) haben die ägyptische Lektion jedenfalls ganz genau gelernt. Sie haben auch zweifellos die Fernsehübertragungen aus Ägypten genau beobachtet und die klare Lehre gezogen: Wenn sie freiwillig die Macht aufgeben, haben sie – unabhängig von allen anderslautenden Versprechungen – keine Überlebenschance.

Das aber ist eine verheerende Botschaft, die noch Schuld an vielen Bürgerkriegstoten haben wird. Assad wie Gaddafi werden bis zum Letzten kämpfen, um nicht wie Mubarak zu enden. Und zumindest im Fall Syriens ist es durchaus wahrscheinlich, dass Assads Kampf sogar ein siegreicher sein wird.

Hätten die Ägypter Mubaraks Taten denn straflos vergessen sollen? Nun, es gibt zumindest Beispiele, wo nicht Vergessen, sondern Verzeihen sich als die klügere Strategie erwiesen hat: Etwa Südafrika hat nach Ende der Apartheid auf alle Prozesse verzichtet, es hat statt dessen mit einer Wahrheitskommission die blutige und schmerzhafte Geschichte des schwarz-weißen Krieges aufzuarbeiten versucht. Das hat in dem Land zumindest einige Jahrzehnte der halbwegs friedlichen Entwicklung ermöglicht. Und solange Nelson Mandela lebt, dürfte diese Entwicklung jedenfalls weitergehen.

Auf Grund des ägyptischen Beispiels hat die arabische Welt nun wieder längere Zeit keine Chance mehr auf eine wirkliche Entwicklung hin in die moderne Welt. Statt dessen wüten die Diktatoren wilder denn je, sind die neuen Machthaber in Ägypten und Tunesien ahnungslos im Umgang mit der neuen Freiheit, und zündet der islamische Mob eine christliche Kirche nach der anderen an.

Hier in Europa sind inzwischen auch alle jene Politiker und Medien sehr leise geworden, die ein paar Wochen lang eine zentrale Lehre aus den arabischen Unruhen ausposaunt haben: Weil es heute Internet, Facebook, Twitter und Handys gibt, könne nichts mehr Demokratie und Rechtsstaat aufhalten. Wenn man solche schlichte Gedanken liest, fragt man sich schon, wie haben die Menschen eigentlich früher Revolutionen zusammengebracht. Ganz ohne Facebook.

PS: Wie steht es übrigens mit der Verantwortung der europäischen Sozialdemokraten für Ägypten und Mubaraks Taten? Immerhin war seine Staatspartei Mitglied der Sozialistischen Internationale. Und seit dem norwegischen Fall B. ist ja Kollektivschuld gerade bei der Linken wieder üblich geworden. Viele Sozialdemokraten in deutschsprachigen Ländern wollen jetzt Christen, Islamkritikern, Zuwanderungsskeptikern den Mund verbieten, weil diese doch mitschuld an der norwegischen Bluttat seien. Obwohl alle mir bekannten Gruppen dieser Richtung strikt gewaltfrei sind. Aber wenn sie schon Kollektivschuld zum politischen Prinzip gemacht haben, dann kann man die Sozialdemokraten nur einladen, doch einmal selber mit dem beschämten Schweigen angesichts der vielen Massenmörder zu beginnen, die den Sozialismus auf ihre Fahnen geheftet hatten.

 

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Auf in den Kampf gegen die (blaue) Korruption

03. August 2011 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Die Verurteilung von Uwe Scheuch ist alles andere als Politjustiz. Die Beweise gegen ihn sind erdrückend – woran die Tatsache nichts ändert, dass ihm eine Falle gestellt worden ist. Aber wer als Spitzenpolitiker mit viel über sein eigentliches Amt hinausreichendem Einfluss die österreichische Staatsbürgerschaft gegen Parteispenden zu verhökern versucht, ist jedenfalls zu bestrafen. Das sollte gerade eine sonst immer Patriotismus und Zuwanderungsskepsis betonende Partei begreifen.

Was aber weder die FPÖ noch deren Kärntner FPK-Filiale tun, wie am Abend des Tages auch der peinliche Fernsehauftritt des Kärntner Landeshauptmanns Dörfler bewiesen hat.

Die beiden Schwesterparteien sollten eigentlich auch nachvollziehen, dass alles andere als eine Verurteilung Scheuchs den ohnedies schon schwer wankenden Glauben der Österreicher an den Rechtsstaat endgültig zertrümmert hätte. Daher ist es auch schwer verständlich, dass der Mann bis zur Entscheidung der zweiten Instanz als stellvertretender Landeshauptmann im Amt bleiben will. Eine lahme Ente wird gegen den Scheuch der nächsten Monate die Beweglichkeit eines Adlers haben. Und wenn er wirklich – wie er hofft – noch freigehen sollte, dann könnte er immer noch mit lauten Trompeten in die Politik zurückkehren. Was auch taktisch viel schlauer wäre als ein Amtsverbleib samt dieser Verurteilung.

Was aber an dem Urteil seltsam ist, ist das hohe Strafausmaß. Da ist ganz offensichtlich ein Promi-Malus dabei – oder ist es ein FPÖ-Malus? Wenn alle Staatsbürger vor dem Gesetz gleich sind, dann muss das auch für Politiker gelten, und zwar im Guten wie im Bösen. Das scheint aber hier nicht der Fall zu sein. Sechs Monate unbedingt plus weitere zwölf bedingt sind zweifellos zu hoch, auch wenn es subjektiv nachvollziehbar ist, dass einem Richter angesichts vieler Kärntner Sauereien von den Hypo-Haftungen bis zu Haiders Verschwendungsstil einmal die Hand auskommt, wenn er endlich einmal einen der so selbstherrlichen und scheinbar unangreifbaren Landesherrn vor sich hat. Da kann man es denen da oben einmal so richtig heimzahlen.

Scheuchs Verurteilung sollte aber noch zu zwei anderen sehr ernsthaften Überlegungen Anlass sein: Erstens zu einem Überdenken des politischen Schachers mit Staatsbürgerschaften, der ja hierzulande durchaus legal ist, solange nur niemand dabei die Hand aufhält. Hat es Österreich beispielsweise wirklich notwendig, chinesischen Tischtennisspielern oder kanadischen Basketballern sofort den rot-weiß-roten Pass in die Hand zu drücken, noch bevor sie das erste Wort Deutsch oder den Unterschied zwischen Wien und Tirol kennen? Dient diese Praxis nicht lediglich der Eitelkeit einiger Funktionäre, die damit internationale Siege und ein paar Sekunden Fernsehberühmtheit erhoffen? Wo ist das nationale Interesse Österreichs daran?

Gewiss, bei Großinvestoren scheint es ein solches Interesse zu geben. Sie schaffen Arbeitsplätze, wird ständig beteuert. Dennoch bleibt es auch hier zweifelhaft, welche Bereicherung beispielsweise der aus Saudiarabien kommende Scheich Al Jaber mit seinen vielen nicht eingehaltenen Versprechungen oder etliche russische Oligarchen mit ihren nicht gerade seltenen Verwicklungen in die Kriminalität darstellen. Sehr oft haben diese ganz offensichtlich gute – in Wahrheit: schlechte – Gründe für das Interesse an der Staatsbürgerschaft. Ein seriöser Investor ist hingegen am Profit interessiert. Und behält seinen bisherigen Pass.

Eine zweite Überlegung ist noch viel gravierender: Die besteht aus dem skandalösen Desinteresse der Staatsanwaltschaft an der Korruption an der Regierungsspitze. Auch diese sollte vor dem Gesetz gleich mit allen anderen Bürgern sein, nicht nur die Oppositionsparteien. Wo und wann haben sich die Staatsanwälte insbesondere mit den Regierungsinseraten befasst, die ganz eindeutig nur zu Bestechung bestimmter Zeitungen dienen? Also beispielsweise dazu, dass dann dort Werner Faymann als Obama Österreichs beweihräuchert wird (was in einer der von Faymann am meisten subventionerten Gratisblätter gestanden ist, freilich zu einem Zeitpunkt, als Obama noch nicht eingegangen ist wie ein zu heiß gewaschener Pullover).

Faymann hat sogar die Frechheit, diesbezügliche parlamentarische Anfragen, die eine detaillierte Auflistung der von ihm geschalteten Inserate verlangt haben, einfach unbeantwortet zu lassen. Was alleine schon mehr als bedenklich ist, weil es rechtswidrig ist und schlechtes Gewissen beweist. Noch bedenklicher ist aber die einem anfragenden Journalisten mitgeteilte Begründung: „Das wären 25 oder mehr Seiten“, so meinte einer von Faymanns Lakaien. Wobei freilich schon diese Seitenanzahl mehr als aussagekräftig ist – und eine staatsanwaltschaftliche Überprüfung dringender denn je macht.

Vor dem Gesetz einer demokratischen Republik sollten alle gleich sein. Ein Scheuch genauso wie ein Faymann. Solange das nicht der Fall ist, bekommt man nämlich wieder ein wenig Verständnis für das freiheitliche Gerede von einer Politjustiz.

 

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Fußnote 213: Der Herr Doktor Faymann: Das Tagebuch gratuliert

02. August 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Der Lebenslauf des Werner Faymann wird immer interessanter: Jetzt wird er in seinen Kreisen schon ständig "Dr. Werner Faymann" genannt.

Damit hat die hier vor wenigen Tagen abgehandelte siebenjährige Lücke in Faymanns Lebenslauf eine neue Facette erhalten. Hat er am Ende heimlich promoviert? Hat er das bisher nur aus seiner bekannten Bescheidenheit geheimgehalten, um weiterhin als erster titelloser Bundeskanzler der zweiten Republik auftreten zu können? Immerhin wird er nicht nur von seinen Parteifreunden im Burgenland (sogar vom offiziellen Landesmedienservice) als "Dr." tituliert, sondern auch bei der Internetwiedergabe eines bekannt geschliffenen Grußwortes zu einer Veranstaltung der Wiener Universität. Hat er vielleicht gar dortselbst den Doktor gemacht? Jedenfalls kann es sich um keinen Flüchtigkeitsfehler handeln. Denn die Veranstaltung eines (wie auf dieser Uni häufig der Fall) sehr weit links stehenden Rechtsprofessors hat schon vor zwei Monaten stattgefunden. Und der Dr. Faymann steht dort immer noch so. Und bei den Burgenländern hat er überhaupt schon seit März promoviert. Daher dürfen wir hier ganz submissest gratulieren. Auch wenn wir noch ein wenig über das Fach rätseln müssen. Vielleicht Publizistik aus Verdienst für die Förderung von Boulevardzeitungen? Oder Ökonomie für den Rekord an Staatsschulden? Oder Europarecht für sein aufsehenerregendes Schweigen auf allen EU-Gipfeln? Oder Anglistik für seine Sprachkenntnisse?

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Dörfler und die Gewerkschaft

02. August 2011 00:03 | Autor: Andreas Unterberger

Natürlich sind die jüngsten Ideen des Herrn Dörfler ein belangloser Sommerfüller, über den in wenigen Tagen niemand mehr reden wird. Natürlich wäre die von ihm vorgeschlagene Abschaffung der Gewerkschaft in vielerlei Hinsicht rechtswidrig. Natürlich erinnert der Vorschlag an rote und braune Diktaturen, welche die Gewerkschaften immer sofort durch regimenahe Organisationen ersetzen.

Das ändert freilich nichts an der Verantwortung der Gewerkschaften für die gegenwärtige Finanzkrise. Denn sie haben immer mit all ihrer Macht – und die ist zumindest bei schwachen Regierungen ziemlich groß – auf immer noch mehr Schulden gedrängt, damit die Wünsche ihrer Klientel erfüllt werden. Sie taten dies oft unter dem Vorwand einer kruden ökonomischen These: Durch Defizite würde das Wachstum angekurbelt werden; dieses wieder würde dann erlauben, die Schulden abzubauen.

Diese These ist nur abgrundtief falsch. Aus vielerlei Gründen:

Das Alles ist ein guter Grund, aus der Gewerkschaft austreten. Immerhin ist der ÖGB-Mitgliedsbeitrag ja sehr geschmalzen und niemand weiß so genau, wofür das viele Geld verwendet wird. Das alles kann aber in einem Rechtsstaat niemals Grund sein, einen privaten Verein zu verbieten. Oder das auch nur zu verlangen.

Rechtlich fragwürdig ist freilich auch das sogenannte Streikrecht, also die Tatsache, dass ein Streik nicht – wie sonst jede Arbeitsverweigerung – den Arbeitgeber zu einer fristlosen Entlassung berechtigt.

Gerhard Dörfler hat durch seinen Vorschlag auf Biertischniveau aber auch von der viel wichtigeren Diskussion um die Pflichtmitgliedschaft in der Arbeiterkammer abgelenkt. Denn diese Institution kostet jeden österreichischen Arbeitnehmer monatlich 0,5 Prozent seines Gehalts. Ob er ihr angehören will oder nicht. Das ist keineswegs ein niedriger Prozentsatz, hat die Forderung nach 0,5 Prozent mehr doch bei Kollektivvertragsverhandlungen schon Streikdrohungen ausgelöst.

Während die Wirtschaftskammer – deren Existenzberechtigung ebenso fragwürdig ist – die Beiträge ihrer Mitglieder in den letzten Jahren wenigstens deutlich gesenkt hat, schneidet die Arbeiterkammer weiterhin bei jeder Gehaltserhöhung stillschweigend, aber heftig mit. Und sie denkt nicht daran, sich mit einem geringeren Prozentsatz zu begnügen, sondern stößt wilde Drohungen aus, wenn man auch nur von der Möglichkeit einer Beitragskürzung spricht.

Dabei sind die Tätigkeiten der Arbeiterkammer sehr überschaubar. Ihr Hauptzweck ist es, propagandistische Vorfeldorganisation der SPÖ zu sein. Sie ist der Hauptberater des Werner Faymann. Und sie macht in jedem Wahlkampf durch bestellte „Studien“ Stimmung für die SPÖ. Der Rest ist zum Vergessen

In Zeiten, wo die Belastung jedes Gehaltszettels durch Steuern und Abgaben in Österreich deutlich höher ist als in allen Nachbarländern, wäre es das einzig Sinnvolle, diese Zwangsmitgliedschaften überhaupt abzuschaffen. Private Vereine wie die Gewerkschaft dürfen hingegen von der Politik nicht angerührt werden.

 

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Cheers for the Tea Party

01. August 2011 00:27 | Autor: Andreas Unterberger

Der amerikanische Schuldenstreit ist vorüber, meldet uns alle Welt. Man darf jedoch an der Meldung ein wenig zweifeln. Denn erstens stehen uns noch dramatische Stunden bevor, bis der verkündete Kompromiss in Tüchern ist. Und zweitens ist es viel leichter zu sagen, dass man ein bestimmte Summe einspart, als ganz konkret zu sagen, wer aller denn genau von den Einsparungen getroffen sein wird. Das gilt insbesondere bei unvorstellbar hohen Summen im Billionenbereich.

Die genauen Opfer der Einsparungen sollen aber erst in einigen Monaten feststehen. Man kann daher wetten, dass die nächsten Wochen noch voll von unzähligen rührseligen und warnenden Berichten sein werden, in denen soziale, militärische, gewerkschaftliche, landwirtschaftliche, regionale, Entwicklungshilfe- oder Branchen-Lobbies dagegen protestieren, dass ihnen Geld genommen wird. Ich bin noch extrem gespannt, ob sich die amerikanische Politik am Schluss im Herbst auch auf das Kleingedruckte einigen wird können. Dieses wird nämlich noch sehr großen Gegendruck erzeugen.

Vorerst jedenfalls hat sich nach allen vorliegenden Informationen der harte Flügel der Republikaner durchgesetzt. Und das ist gut so: Es kommen massive Einsparungen und keine neuen oder höhere Steuern, wie sie die Demokraten bis zuletzt gewollt haben.

Wer im Gegensatz dazu an das letzte österreichische Sparpaket zurückdenkt, der hat den gegenteiligen Prozess beobachten können: Der damalige ÖVP-Obmann schwor noch am Beginn des Jahres 2010 „Keine neuen Steuern und keine Steuererhöhungen“. Am Schluss sind es dann viel mehr Steuererhöhungen als Einsparungen gewesen, welche die Defizit-Lücke geschlossen – nein: ein wenig kleiner gemacht haben. Man mag nun rätseln, ob Werner Faymann als Exponent der Big-Spender-Partie so viel erfolgreicher ist als Barack Obama – oder ob die ÖVP ein so viel schlechterer Vertreter der „Weniger-Staat-Idee“ ist als es die Republikaner sind. Am Ergebnis ändert der Unterschied nichts.

Die Tea Party hat damit zweifellos einen gewaltigen Erfolg erzielt, während sich Obama schlauerweise blitzschnell anderen Themen, etwa den Auseinandersetzungen in Syrien zuwendet.

Das oberste Ziel der Tea Party war ja: keine Steuererhöhungen und Kampf dem Defizit. Beide Ziele hat die Party nun an die Spitze der amerikanischen Agenda setzen können. Und wenn es in den kommenden Monaten doch keine Einigung auf Einsparungen in der vereinbarten Höhe geben sollte, dann sind Obama und die Demokraten ganz eindeutig die Schuldigen. Während ja jetzt die meisten Medien noch versuchen konnten, die konsequente Sparpolitik der Tea Party zu verteufeln.

Das zeigt, dass konsequenter Einsatz der Bürger zumindest in Amerika doch noch Big Government samt Big Media besiegen kann. Das macht Amerika aber auch wieder zu einem attraktiveren Land für Geldanleger. Denn erstmals seit dem Kampf Gingrich gegen Clinton in den 90er Jahren hat der US-Kongress nicht einfach die regelmäßige Erhöhung der verfassungsrechtlichen Verschuldungsgrenzen abgenickt. Damit gibt es endlich ein ganz starkes Zeichen gegen zu gierige und verschwenderische Regierungen.

Die Drohung mit einer Verschlechterung der amerikanischen Ratings, falls sich die Tea Party durchsetzt, war ein leicht durchschaubarer Trick der Demokraten und der ihnen hörigen Journalisten gewesen. Denn natürlich ist jenes Land ein besserer Schuldner, das wieder mit voller Kraft zur Sparsamkeit zurückzukehren beginnt, als ein Land, das ständig die Schulden in die Höhe schießen lässt. Ein verschlechtertes Rating würde es nur dann geben, wenn die US-Regierung ihre eigenen Schulden nicht bedient. Das aber wäre das absolute Ende der Obama-Administration gewesen. Und das will der Präsident wohl nicht, daher hätte er eher die Beamtengehälter ausgesetzt als die Bedienung der amerikanischen Schulden.

Auf Grund tausendfacher historischer Erfahrungen ist es absolut sicher, dass Sparmaßnahmen das Wirtschaftswachstum viel weniger treffen als Steuererhöhungen. Denn Geld in Händen von Politikern und Beamten wird immer viel ineffizienter ausgegeben als in den Händen der Bürger.

Ganz ignorieren sollte man dabei auch das Gerede „Es soll ja nur die Reichen treffen“. Denn Steuererhöhungen treffen immer alle. So wie bei uns ja auch die letzte Bankensteuererhöhung natürlich jeden Inhaber eines Sparkontos getroffen hat. Obwohl es in der Faymann-Rhetorik nur gegen die reichen Generaldirektoren gegangen ist.

In der Hoffnung, dass dort nicht nur Tee getrunken wird: Three cheers for the tea party.

Warum gibt es bei uns noch immer keine?

 

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Wer schützt unsere Kinder vor dieser Politik?

31. Juli 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein Verbrechen an unseren Kindern, und zwar mit vollem Vorsatz. Unterrichtsministerin Claudia Schmied hungert bewusst und gezielt die Gymnasien und AHS aus – während all die zusätzlichen Mittel, die unter großem rhetorischen „Bildung!“-Geblase in ihr Ministerium fließen, nur den Haupt- und Gesamtschulen zugute kommen.

Das hat der Rechnungshof an Hand eines klaren Maßstabes bewiesen: Während in den Lieblingsschulen der Ministerin (gegen die übrigens nach wie vor Erhebungen der Staatsanwaltschaft laufen, über welche die Staatsanwaltschaft nur viel weniger durchsickern lässt als über die Causa Grasser) die verpflichtende Schülerhöchstzahl praktisch durchgängig eingehalten wird, sind an den AHS Hunderte Klassen überbelegt. Was sicher die Qualität ihrer Bildung und Ausbildung beeinträchtigt.

Es ist eine infame Maßnahme, um am Gesetzgeber vorbei die AHS zu killen. Und der Koalitionspartner wirkt ziemlich hilflos. Während die SPÖ den schwarzen Wissenschaftsminister an sinnvollen Zugangsregeln zu Hochschulstudien hindert (obwohl außer den grünhaarigen Frauen der Hochschülerschaft alle Beteiligten einhellig dafür sind), ist die ÖVP nicht imstande, die Sabotage der roten Unterrichtsministerin an jenen wenigen Jugendlichen zu verhindern, auf welchen die Hauptlast der künftigen wirtschaftlichen Wertschöpfung liegen wird.

Eine Frau Christa Koenne – eine der wenigen Lehrerinnen, die den Schmiedschen Bildungskurs unterstützt und die daher ständig als deren Unterstützerin aufgeboten wird – hat diesen Rechtsbruch nun auch ganz frech verteidigt: die Aushungerung der Gymnasien sei natürlich politisch gewollt, denn die AHS stehe ja im Gegensatz zur Idee der gemeinsamen Schule. Was zwar stimmt – aber eigentlich sollten in diesem Land die Gesetze regieren und nicht die „Ideen“ oder das „politische Wollen“ von irgendwelchen Gesellschaftszerstörerinnen. Aber Schmieds Koenne spricht sogar ganz offen von dem Ziel eines Schulsystems, „in dem man Kinder nicht los werden kann“. Denn wenn eine AHS ein Kind nicht für gut genug befinde, sei das „unfair“.

Das ist abgesehen von aller Rechtswidrigkeit auch in der Sache eine unglaubliche Logik. Würde sich diese ganz durchsetzen, dann wird es natürlich auch unfair, wenn man irgendjemand einen akademischen Abschluss verweigere, wenn man nicht jeden, der das will, zum Universitätsprofessor oder überhaupt gleich zum Bundespräsidenten macht.

Mit diesen Aussagen ist auch die von manchen naiven Menschen geglaubte Mär widerlegt, dass man bei uns ja eine differenzierte Gesamtschule einführen wolle, weshalb diese doch gar nicht so schlimm sei. Was aber in Wahrheit schon längst klar war: Die Leistungsgruppen der Hauptschule haben viel mehr differenziert als es alle bisherigen Gesamtschulmodelle tun.

Offen bleibt nur die Frage: Sind diese Frauen bloß von Dummheit getrieben oder sind sie so voller Hass auf dieses Land, dass sie all das, was Österreich in den letzten zwei Generationen vorangebracht hat, brutal zerstören wollen?

Wenn‘s um die Schule geht, sind die Gutmenschen ganz offensichtlich noch mehr als sonst zu jedem Lug und Betrug berechtigt. Da wird etwa zynisch verschwiegen, dass ein Gutteil der angeblichen Probleme unseres Schulsystems reine Sprach- und Zuwanderungsprobleme sind. So haben von den nichtdeutschsprachigen Schülern nach Ende der Pflichtschule 14 Prozent keine weiterführende Ausbildung gemacht, bei den deutschsprachigen sind es nur 4 Prozent. Was im internationalen Vergleich extrem gut ist.

Da wurde nach dem jüngsten mäßigen Abschneiden des Androsch-Volksbegehrens in Vorarlberg verkündet, dass die dortige Beteiligung überdurchschnittlich wäre – die Zahlen beweisen das Gegenteil.

Da glaubt die Unterrichtsministerin allen Ernstes, dass das weitgehende Abschaffen des Durchfallens gewaltige Einsparungen bringen werde, mit denen all die vielen Förderstunden, von denen sie phantasiert, finanziert werden können, für die jedoch keinerlei Budget vorgesehen ist. Das gelingt aber nur dann, wenn man künftig immer sofort eine Klasse auflöst, sobald es in dieser zwei, drei Schüler weniger als die Höchstgrenze gibt, und wenn man die Kinder dieser Klasse im ganzen Land auf die Waltz schickt. Absurd. Freilich, zuzutrauen wären solche Vorhaben der Frau Schmied durchaus.

Da wird verschwiegen, dass viele der von Schmied&Co so gerühmten Gesamtschulstaaten eine weit höhere Repetentenquote haben als Österreich – alleine in der EU gibt es laut OECD fünf Länder, wo jeder Dritte 15-Jährige schon einmal eine Klasse wiederholt hat. Bei uns aber will man sowohl das Durchfallen wie auch das differenzierte Schulsystem abschaffen. Was nur in einer Katastrophe – oder einem Zweiklassen-Bildungssystem mit allen Vorteilen für die Reichen enden kann.

PS: Ich hatte in den letzten Wochen durch einige Bauarbeiten das Glück, mit ein paar ganz brillanten Mitarbeitern von Gewerbebetrieben zu tun zu haben. Menschen eines Typus, von dem man geglaubt hat, dass er schon längst völlig ausgestorben ist: engagiert, jung, kompetent, verlässlich, elegantes Hochdeutsch redend und ihr Fach samt allen Nebenmaterien perfekt beherrschend. Alle verdienen sie gut – und können mitleidig auf ihre Alterskollegen herabblicken, die viele Jahre studieren, um dann mit kleinen Projektaufträgen und Hilfsdiensten ihr Leben fristen zu müssen. Ist es wirklich gut und wichtig für die Menschen oder das Land, dass krampfhaft möglichst viele Österreicher ihren Namen irgendwelche bedeutungslosen akademischen Abkürzungen hinzufügen können – nur um sich die Hände nicht schmutzig machen zu müssen? Übrigens waren meine Exempel alles Männer, während auf den immer bedeutungslos werdenden Unis längst die jungen Frauen dominieren. Natürlich geht es diesen Männern nur deshalb so gut, weil sie eine  Mangelware geworden sind. Und weil sie nicht an die dumme Devise der Politik „Matura für alle“ geglaubt haben.

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Verbietet endlich das Christentum!

30. Juli 2011 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Die Reaktion auf den Massenmord des norwegischen Herrn B. wird zu einem wachsenden Skandal. Denn noch nie ist in Europa die Mordtat eines Amokläufers medial und politisch so rasch, so einseitig und so breit instrumentalisiert worden. Sie wird nämlich primär zu einer Kampagne gegen das Christentum umgemünzt, das manche am liebsten verbieten würden (mit einer nachträglichen Ergänzung).

Denn aus den wirren Texten des B. und aus seinem Lebenslauf wird mit gehirnwäscheartiger Intensität einzig und allein seine christliche Motivation herausgearbeitet – bis hin zu Schlagzeilen in linken Boulevardheften „Der christliche Terrorist“. Seine übrigen Charakterzüge werden total verschwiegen: Etwa seine Vorliebe für bestimmte brutale Mordserienfilme im Fernsehen, seine Zugehörigkeit zu den Freimaurern, oder seine Homosexualität. Das würde der Hetze gegen die  bösen Christen widersprechen und wird daher verschwiegen.

Verschwiegen wird vor allem auch, dass sich der Herr B. mit seinen Thesen auf keinen einzigen christlichen Priester oder Prediger, ob skandinavischer Protestant oder südlicher Katholik, im heutigen Europa berufen kann, der auch nur indirekt zu einem Heiligen Krieg aufgerufen oder einem Täter versprochen hätte, nach der Tötung anderer in ewige Seligkeiten aufzusteigen. Was es ja in anderen Religionen schon geben soll.

Verschwiegen wird auch die Europol-Statistik über Terroranschläge im Jahr 2010: Damals gab es in Europa 160 separatistische Anschläge (insbesondere der baskischen ETA), 45 linksextreme Anschläge, 3 islamistische, aber keinen einzigen, der christlichen, konservativen, liberalen oder rechten Gruppen zuzuordnen wäre. Wer sich über die relativ geringe Zahl islamistischer Anschläge in dieser Aufstellung wundert, sollte freilich auch beachten, dass da die verbesserte polizeiliche Arbeit durchaus Früchte trägt: 179 Islamisten sind 2010 wegen der Planung von Anschlägen verhaftet worden.

Gegen diese Fakten wird die Erbsenzählerei der Psycho-Ferndiagnostiker relativ uninteressant, ob der Herr B. nur eine Geistes-, eine Wahn- oder eine Persönlichkeitsstörung hat.

Die Post-Norwegen-Kampagne der Linken hat nicht das Ziel, solche Anschläge zu verhindern. Was bei Einzeltätern leider nie ganz möglich ist. Sie hat einzig das Ziel, erstens endlich wieder die moralische Oberhand zu gewinnen, und zweitens alle Andersdenkenden mundtot zu machen. Würde man die sonst bei Linken beliebte und dialektisch oft hilfreiche Frage "Cui bono?" stellen, dann müsste man jedenfalls die Tatsache anerkennen, dass es nur einen einzigen Nutznießer des Massenmords gibt. Und das ist die zuletzt politisch in den letzten Jahren tief abgestürzte Linke. Aber diese Frage wird interessanterweise diesmal nirgendwo gestellt. (Was nicht heißt, dass ich glauben würde, mit Cui bono? käme man automatisch zu einer richtigen Antwort.)

Die medial-politische Kampagne wird in ihren ganzen Dimensionen erst im Vergleich mit Berichten über und Reaktionen auf andere Verbrechen klar. So wurde nach den New Yorker Anschlägen vom 11. September sofort überall betont, dass es dabei nur um einige islamistisch-fundamentalistische Täter, aber keineswegs um den Islam ginge.

So wurde von einem österreichischen Gericht eine Frau verurteilt, weil sie den Geschlechtsverkehr des Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als das bezeichnet hat, was er in unserem überwiegenden Rechtsverständnis (mit einigen kleinen grünen Ausnahmen) auch ist, und zwar wegen Herabwürdigung religiöser Lehren. Die ist aber offenbar nur beim Islam verboten, selbst wenn man nur Fakten erwähnt.

So wird in den Berichten über den blutigen Amoklauf von Fort Hood und über die neuerliche Festnahme weiterer Möchtegern-Terroristen in der US-Armee die Tatsache, dass es islamische Soldaten waren, nur sehr beiläufig erwähnt und nirgendwo findet sich so wie bei B. eine Schlagzeile „islamischer Terror“. Wenn islamistische Fundamentalisten in Somalia neben vielen anderen Untaten nun Tausende dadurch verhungern lassen, dass sie Hilfe von Ungläubigen ablehnen, findet sich nirgendwo eine Formulierung von einem islamischen Massenmord.

Zu Recht. Nur bei einem – neben vielem anderen – auch christliche Parolen ausstoßenden Massenmörder wird aus ihm sofort ein christlicher Terrorist. Was die Absichten klar macht.

Wenn soeben im deutschen Ort Ascheberg in der katholischen Kirche Apostelfiguren zerstört und in das Weihwasserbecken uriniert worden ist, wird das nur mit einer kleinen Meldung in Lokalzeitungen berichtet. Wenn Ähnliches in der Stätte eines anderen Glaubens passiert, laufen europaweit die Schlagzeilen.

Aber längst wagt es niemand mehr, eine kritische Debatte über dieses Verhalten der Medien zu führen. Das erinnert an Großbritannien, wo die gesamte Politik und alle Parteien jahrzehntelang in der Geiselhaft der Macht einiger Boulevardzeitungen gestanden sind. Und nie eine Kritik gewagt haben.

Das Gegenteil von Meinungsfreiheit und Vielfalt wird die nun bei uns als Reaktion auf Norwegen diskutierte Ausweitung des Verhetzungsparagraphen und die Überwachung des Internets bringen. Noch vor einem Jahr war es die ÖVP, deren Parlamentsklub noch im letzten Augenblick eine drastische Einschränkung der Meinungsfreiheit verhindert hat, die das Justizministerium schon damals geplant hatte. Jetzt aber sind es gleich zwei (sich auch in anderen Fragen als politische Katastrophe erweisende) ÖVP-Ministerinnen, die – zum Unterschied von vielen anderen Ländern – die Meinungsfreiheit noch weiter einschränken wollen. Ohne dass sie dabei parteiintern auf Widerstand stießen. Dadurch können sich pikanterweise jetzt sogar die Sozialdemokraten als Verteidiger der Meinungsfreiheit ausspielen.

PS: Ich war noch nie wirklich ein Anhänger einer Liberalisierung des Waffenbesitzes. Das norwegische Blutbad löst aber nun ein vorsichtiges Umdenken bei mir aus: Würde es dort viel mehr legale Waffen unter den Bürgern geben, hätte der Amokläufer zweifellos nicht eine Stunde lang völlig ungehindert auf der ganzen Insel herumlaufen und so viele Menschen umbringen können. Dort aber war selbst der einzig vorhandene Polizist unbewaffnet. Auch diesen Zusammenhang habe ich freilich noch in keinem einzigen Medium gefunden.

(Neuerliche und vertiefte Recherchen zu Herrn B. zeigen, dass die Ausage, er wäre schwul, so nicht aufrechterhalten werden kann. Daher ziehe ich sie zurück, um nicht einer allzu vagen Information aufzusitzen. B. schreibt in seinen wirren Schriften nämlich auch davon, dass er es als Tarnung für seine Mordpläne benutzen könnte, sich als schwul auszugeben, weshalb er selbst sogar ein "schwules Auto" fahre. Dadurch könne man peinlichen Fragen aus dem Wege gehen.Wörtlich schrieb er unter anderem: "Dieses Vorgehen kann deinem Ego eine Delle versetzen, wenn du dir nicht völlig sicher in deiner Heterosexualität bist, denn sie werden tatsächlich glauben, du wärst schwul." Über Frauenbekanntschaften B.s ist jedenfalls vorerst ebensowenig bekannt wie über eine praktizierte Homosexualität.)

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Fußnote 212: Die Gründe eines Ausschlusses

29. Juli 2011 10:22 | Autor: Andreas Unterberger

Die FPÖ trennt sich von dem bisher den Österreichern weitgehend unbekannten Abgeordneten Königshofer. Man weiß aber eigentlich nicht genau warum.

Das würde man aber über die Metaphern von Gelben und Roten Karten hinaus schon gerne präzise erfahren: Geschah das, weil Königshofer Abtreibungen als Mord bezeichnet hat? Dann hat die FPÖ schlagartig den gesamten Geländegewinn verloren, den sie in den letzten Jahren bei christlichen und konservativen Kreisen verzeichnet hat. Geschah das, weil er Ausländer mit dem Ausdruck „Kanaken“ bezeichnet hat? Dann wäre der Ausschluss zwar problemlos nachvollziehbar, aber er käme halt reichlich spät. Geschah das, weil Neonazis stinkende Postings auf seiner Seite deponiert haben? Dann müsste man sich aber die Mühe machen, seine persönlichen Verantwortung dafür darzulegen, etwa, ob er diese Eintragungen gelöscht hat, sobald er darauf aufmerksam gemacht worden ist, dringt doch diese Kloake (und viele andere ebenso stinkende) durch alle Poren des freien Mediums Internet. Geschah das, weil man dem Druck der Medien nachgegeben hat? Dann wäre das ganz neu in der FPÖ. Geschah das, weil man hier in Wahrheit ganz andere parteiinterne Rechnungen abgerechnet hat? Dann wäre das freilich gar nicht neu, man erinnere sich nur an die von Jörg Haider regelmäßig in die Bundesländer ausgesandten politischen Exekutionskommandos. Aber die FPÖ bleibt jede präzise Antwort schuldig.

 

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Sieben Jahre: Das schwarze Loch in Faymanns Lebenslauf

29. Juli 2011 00:02 | Autor: Andreas Unterberger

Kurze Erinnerung an die Causa Waldheim, also eine der schwersten innen- und außenpolitischen Krisen der zweiten Republik. Die einzige Untat, die Waldheim jemals nachgewiesen werden konnte, war, dass er in seiner Biographie unangenehme Passagen ausgelassen hat. Dieselbe Untat in noch viel größerem Ausmaß hat ein penibler Tagebuch-Leser nun Werner Faymann nachgewiesen.

Es bleibt vorerst freilich eher offen, ob auch bei Faymann die internationale Gemeinschaft und alle politkorrekten Journalisten dieses Landes in dieselbe Empörung über einen „Lügner“ an der Staatsspitze ausbrechen werden wie bei Waldheim.

Aber der Reihe nach: Kurt Waldheim hat in einem autobiographischen Buch die Zeit seines Kriegseinsatzes am Balkan übergangen, verschwiegen. Die Empörung darüber war im In- wie Ausland groß. Waldheim wurde als Lügner gebrandmarkt. Alle anderen an dieses Schweigen geknüpften Anschuldigungen gegen ihn, vor allem der Verdacht, in dem grausamen Partisanenkrieg am Balkan direkt in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen zu sein, konnten freilich nie erhärtet werden. Gutachter sprachen lediglich davon, dass er in der „Nähe“ von Kriegsverbrechen gewesen sein dürfte.

Es war auch sehr bald klar, dass der wirkliche Anlass der Empörung die Tatsache war, dass erstmals ein ÖVP-Kandidat die vermeintliche SPÖ-Erbpacht auf den Job eines Bundespräsidenten durchbrochen hatte. Rechtskräftige Gerichtsurteile entlarvten die SPÖ später als Drahtzieher der Diffamierungskampagne.

Wechsel in die Gegenwart. Ein Tagebuch-Leser hatte sich für die Biographie Werner Faymanns zu interessieren begonnen. Er stellte dem SPÖ-Vorsitzenden vor Monaten fünf konkrete Fragen zu dessen mehr als lückenhaftem Lebenslauf – und hat von einer Johanna Dollhäubl im Namen Faymanns genauso lückenhafte Antworten bekommen. Das ist nun einige Zeit her. Der Leser hoffte, dass im Lauf der Zeit wenigstens in den veröffentlichten Lebensläufen geklärt wird, was Faymann in den Jahren zwischen 1978 und 1985 eigentlich so gemacht hat.

Nichts, kein Wort wurde ergänzt. Kein Schulbesuch, kein Job, keine Universität. Volle sieben Jahre sind damit bis heute ein absolut schwarzes Loch in der Biographie des österreichischen Bundeskanzlers (außer die Übernahme der nicht gerade als vollberuflich geltenden Funktion eines Landesvorsitzenden der Sozialistischen Jugend während vier dieser sieben Jahre).

Das ist nun doch mehr als erstaunlich. Faymann behauptete ja unlängst in Interviews, nie durchgefallen zu sein. Da müsste er eigentlich 1978 maturiert haben. Aber laut Wikipedia hat er erst 1985 – erfolglos – vier Semester Jus zu studieren begonnen. Seine offizielle Karriere verschweigt auch das. Der Beginn dieses Kurzstudiums hat dann jedenfalls Faymanns Karriere ganz offensichtlich unheimlich beschleunigt: im gleichen Jahr 1985 wird er auch schon SPÖ-Gemeiderat in Wien. Und will seinen Lebenslauf ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verstecken.

Das Loch in Faymanns Biographie ist also deutlich länger als jenes in der Waldheim-Biographie. Da stellen sich viele Fragen: Ist es nur bei einem bürgerlichen Politiker ein Skandal, wenn er riesige Löcher im Lebenslauf hat? Haben die Bürger keinen Anspruch, den ganzen Lebenslauf des amtierenden Bundeskanzlers zu kennen? Hat Faymann etwa sieben zusätzliche Jahre gebraucht, um die Matura abzulegen? War er vielleicht gar im Gefängnis? Oder hat er etwa Tag und Nacht in Spielcasinos zugebracht, bis er dort gesperrt wurde?

Nun, solange der SPÖ-Vorsitzende nicht Rechenschaft über sein Leben ablegt, ist es legitim, jedes Gerücht, dass da durch Wien läuft, für bare Münze zu halten. Wobei ausdrücklich hinzugefügt sei, dass für das Tagebuch natürlich die volle Unschuldsvermutung gilt.

Jedenfalls muss die Wahrheit  ziemlich schlimm sein, wenn es nicht einmal den Schönschreibern von Partei, Rathaus und Kanzleramt bis heute gelungen ist, sie in irgendeiner verdaulichen Weise zu formulieren.

Der neugierige Leser wurde jedenfalls von der Frau Dollhäupl folgendermaßen beschieden, als er mehrfach eine Antwort auf seine Fragen urgierte:

„Ich habe Ihre Fragen sehr wohl verstanden, aber es ist leider nicht möglich, diese in der von Ihnen gestellten Form zu beantworten. Es ist das Recht jeder/s Einzelnen, zu entscheiden, wieviele Daten aus der eigenen Vergangenheit in den beruflichen Lebenslauf einfließen.
Mit freundlichen Grüßen
Johanna Dollhäubl“

Was halt weitere Fragen aufwirft: Etwa die, ob es neben dem „beruflichen“ noch andere Lebensläufe Faymanns gibt. Und wer die zu Gesicht bekommen darf. Und warum bei jedem anderen Job außer dem eines Bundeskanzlers sehr wohl ein vollständiger Lebenslauf vorzulegen ist.

Zum Abschluss der Wortlaut der Fragen des Bürgers an den

„Sg. Herr Faymann!

Habe als politisch interessierter Bürger einige Fragen zu Ihrem Lebenslauf und Ihren Qualifikationen, zumal ich via Internet die tiefer stehende Fragen nicht beantwortet finde:

1) Sie sind Jahrgang 1960. Gehe ich daher zu Recht davon aus, daß Sie 1978 maturiert haben?

2) Welchen Beruf haben Sie bis 1981 und danach bis 1985 ausgeübt?

3) Welche Qualifikation war erforderlich, um schon in so jungen Jahren – mit 25 – Konsulent der Z zu werden?

4) Zu welchen grundsätzlichen Fachthemen wurden Sie dort jeweils konsultiert?

5) Welche Qualifikation war erforderlich, um danach Geschäftsführer und Landesvorsitzender der Wiener Mietervereinigung zu werden?“

Man wird ja noch fragen und sich seinen Teil denken dürfen.

 

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Fußnote 211: Mörderische Hilfe

28. Juli 2011 02:49 | Autor: Andreas Unterberger

Ein neuer Beweis, dass zu viele Hilfe ein Volk und ein Land nur krank macht.

Dieser Beweis besteht in einer neuen EU-Statistik, die auflistet, wieviel Geld die Landwirte jedes Mitgliedslandes pro Hektar bekommen. Da liegt ausgerechnet – Griechenland mit 575 Euro einsam an der Spitze (während die beiden nächstplatzierten Förderungsoptimierer nur noch zwischen 414 und 434 Euro bekommen). Die österreichischen Bauern liegen übrigens mit 224 Euro pro Hektar in der schlechteren Hälfte, dabei leben ja auch sie zu nicht weniger als zwei Dritteln von den Steuern anderer Menschen. Das sind unglaubliche Zahlen (hinter denen Experten übrigens auch wieder massiven Betrug durch die Griechen sehen). Griechenland ist mit den Milliarden aus Struktur- und Kohäsionsfonds ohnedies schon seit Jahrzehnten in der Spitzengruppe der Abkassierer. Mit der wir jetzt schon wieder „solidarisch“ sein müssen, wie uns die Politik belehrt. Noch wichtiger als der Zorn ist aber die Erkenntnis, dass die Abhängigkeit eines Landes von ausländischer Hilfe dieses Land jeder Leistung, jeder Eigenverantwortung total entwöhnt. Und dass es auch für das Land weit besser gewesen wäre, es hätte keine Hilfe bekommen.

 

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Der Zauberlehrling und das Lohnwunder

28. Juli 2011 00:48 | Autor: Andreas Unterberger

Also sprach der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts: „Es muss auch wieder Reallohnzuwächse geben.“ Denn der private Konsum wachse nur um rund ein Prozent jährlich. Das sei „eigentlich zuwenig in einem Aufschwung“.

Ein toller Zauberlehrling, dieser Herr Aiginger. Jeder, der einen Lohn oder eine Pension bezieht, kann die Sektkorken knallen lassen. Nur: Der gute Mann irrt heftig.

Denn er sagt nicht dazu, dass insbesondere in Österreich der Konsum und auch die Reallöhne am Höhepunkt der Finanzkrise im Gegensatz zu vielen anderen Ländern besonders stark gewachsen sind – verloren haben damals nur die Sparer, Anleger und Unternehmer. Dass also eine Zurückhaltung bei den Löhnen lediglich das überhöhte Lohnwachstum von 2009 kompensiert.

Denn er sagt nicht dazu, dass sein Wifo in recht hohem Ausmaß von Aufträgen der Arbeiterkammer lebt, die noch in jeder Wirtschaftslage Lohnerhöhungen und Schuldenmacherei als Lösung angepriesen hat.

Denn er sagt nicht dazu, dass sich über höhere Konsumausgaben in Österreich mehrheitlich das Ausland freuen kann. Denn die Mehrheit dieser Ausgaben fließt direkt an ausländische Produzenten – was chinesische, vietnamesische, taiwanesische, malaysische Staatstresore längst vor Euro- und Dollar-Noten überquellen lässt.

Denn er sagt nicht hinzu, dass auf dem Arbeitsmarkt längst die Löhne für die knappen qualifizierten Arbeitskräfte zu steigen begonnen haben und vor allem in den nächsten Jahren noch weiter kräftig steigen werden. Facharbeiter (der richtigen Spezialisierung), Techniker, Programmierer, Manager brauchen sicher in den nächsten Jahren keine kollektivvertraglichen Gehaltsrunden. Sie können sich durch Verhandlungsgeschick oder Jobwechsel satt verbessern – und dementsprechend mehr konsumieren. Wer jedoch völlig unqualifizierte Arbeitskräfte, zunehmend aber auch die Tausenden Absolventen der von Arbeitgebern nicht nachgefragten Studienrichtungen noch teurer macht, der raubt ihnen noch mehr der ohnedies schon knappen Arbeitschancen. Und macht sie zu – von Schulden auf die Zukunft bezahlten – Grundeinkommensbeziehern.

Denn Karl Aiginger sagt letztlich auch nicht dazu, dass über das echte Produktivitätswachstum hinausgehende Lohnerhöhungen zum Zweck der Konsumerhöhung eine planwirtschaftliche Milchmädchenrechnung sind, in deren Folge österreichische Unternehmen im internationalen Wettbewerb zurückfallen werden. Nur Milchmädchen können nämlich glauben, das jüngste Zwischenhoch könne jahrelang weitergehen. Die für die Wirtschaftsforscher überraschenden Wachstumszahlen sind einzig Folge der Tatsache, dass nach den Schockjahren der Finanzkrise derzeit viele betriebliche wie private Investitionen nachgeholt werden, dass die ungehemmte Geldschöpfung durch europäische und amerikanische Notenbanken natürlich kurzfristiges Wachstum nach sich ziehen musste. Nichts davon ist aber nachhaltig und langfristig wirksam.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Von der Einsamkeit eines Liberalen

27. Juli 2011 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Er war kein Mann des großen Scheinwerferlichts. Viele werden seinen Namen nie gekannt haben. Und dennoch reißt sein Tod ein größeres Loch in Österreich auf, als auch viele seiner Freunde denken mögen.

Denn Rainer Ernst Schütz war einer der ganz wenigen wirklichen Liberalen in einem Land, wo sich so viele als Liberale ausgeben, es aber nur erschreckend wenige sind. Der verstorbene Präsident des „Clubs unabhängiger Liberaler“ war daher vor allem eines: politisch heimatlos. Er war das, obwohl  in der jahrzehntelangen Tradition seines Klubs fast alles, was es in diesem Land an interessanten Menschen gibt, sein Gast gewesen ist – und der einer zuletzt stark angewachsenen Zuhörerschaft.

Immer wieder hoffte Schütz zwar in seinem ehrenamtlichen und aus eigener Tasche finanzierten liberalen Engagement, dass die eine oder andere Partei ihre liberale Rhetorik endlich doch ein wenig ernster nimmt. Doch immer wieder wurde er beim Blick auf blaue, orange, schwarze, (Heide-Schmidt-)gelbe oder auch bisweilen grün-rote Liberal-Rhetorik bitter enttäuscht. Unbeirrt hat er aber dennoch Zeit seines Lebens immer wieder auf das gesetzt, was einen guten Liberalen notgedrungen prägen muss: auf Hoffnung.

Keine der österreichischen Parteien begreift, dass Liberalismus das absolute Gegenteil von Interessenpolitik einzelner Gruppen ist. Ja, das begreifen nicht einmal viele der liberalen Parteien des Auslandes, wie man etwa an der deutschen FDP ablesen kann.

Liberalismus ist in hohem Ausmaß Ordnungspolitik, die objektive und für alle gleiche Spielregeln setzt. Diese Spielregeln gelten in einem liberalen Utopia – im Interesse aller! – auch dann, wenn es einzelne Gruppen schmerzt. Liberalismus lehnt Gruppenprivilegien ab. Er will einen starken Staat nur dort, wo er wirklich benötigt wird, also primär zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung nach innen wie auch nach außen. Dass es Frauenministerien gibt, ist dem Liberalen daher ebenso unverständlich wie ein Wirtschaftskammer-Ministerium. Und die selbstherrliche wie teure Fürstenherrlichkeit von Bundespräsidenten oder Landeshauptleuten ist ihm erst recht fremd.

Schütz hat aber nicht nur unter dem maßlos aufgeblähten Staatsapparat und unter den Kosten des den Staat an den Rand der Insolvenz führenden Wohlfahrtsstaates gelitten. Es hat ihn auch immer sehr geschmerzt, wie sehr der Liberalismus als Konzept der Regellosigkeit im öffentlichen wie im privaten Bereich missverstanden worden ist. Oder denunziert wird. Er war im besten Sinn des Wortes ein Bürger der Hauptstadt dieses Landes, der immer Haltung und Anständigkeit vorlebte, der Bildung und menschliche Sensibilität verkörperte. Fast rutscht mir da das Uralt-Wort von den Tugenden in die Tastatur.

Er war damit das Gegenteil jener Menschen, die sich als liberal ausgeben, nur weil es gut klingt und zu nichts Konkretem festlegt. Weil man heute so und morgen anders reden kann. Er war natürlich auch das Gegenteil jener, die unter Liberalismus jeweils ihre eigenen ökonomischen Vorteile verstehen. Er lehnte alle jene ab, die einmal – wie Schütz – für niedrige Steuern und eine dramatisch abgeschlankte Verwaltung eintreten, die sich das nächste Mal aber voller Inbrunst um Subventionen anstellen, nach Krisenförderungen für ihre Branche rufen oder ständig nach noch neuen Regulierungen und Gesetzen rufen, mit denen unser Leben noch stärker reguliert werden soll (und das noch dazu durch Politiker und Beamte).

Braucht es da noch eine besondere Erwähnung, dass Schütz in den letzten Wochen – neben seiner Krankheit – am meisten an den Unsinnigkeiten der österreichischen wie europaweiten Schuldeneskalationen litt?

Er hat nun ausgelitten.

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Kann Salzburg ohne Ziegler überleben?

26. Juli 2011 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Den Schweizer Sozialdemokraten war er längst zu wirr, zu radikal, viel zu links; er wird daher in seiner einstigen Partei nicht einmal mehr mit Asbesthandschuhen angegriffen. Dabei ist diese im internationalen Vergleich nicht gerade am rechten Rand der globalen Sozialdemokratie angesiedelt. In drei Ländern ist er schon verurteilt worden, weil er seine wilden Behauptungen nicht beweisen konnte. Aber von den österreichischen Medien wird dieser Jean Ziegler dennoch wie das Orakel von Delphi angebetet.

Geht dieses absurde Phänomen darauf zurück, dass in vielen der heimischen Medien jeder Unsinn breiten Platz findet, wenn er nur linksradikal genug ist – weil ja ein Gutteil der Journalisten ebenso linksradikal denkt (oder präziser: ebensolche Phrasen nachplappert)? Oder hängt es damit zusammen, dass Ziegler als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele zuerst vorgesehen, dann aber wieder ausgeladen worden ist – wegen einer Randerscheinung seines in sehr vielen Dingen sehr problematischen Lebenslaufs, nämlich seiner langjährigen Nähe zu Muammar Gaddafi, die derzeit nicht sonderlich opportun ist? Tatsache ist jedenfalls, dass einige Jahre davor die in ähnlicher Weise erfolgte Ausladung des Andre Glucksmann, des wahrscheinlich bedeutendsten Nachkriegs-Philosophen Frankreichs, medial fast unbemerkt und ganz unkommentiert abgelaufen ist.

Aber Ziegler mit seiner Beredsamkeit eines Maschinengewehr hat sich sofort elegant in die Opferrolle manövriert: Die großen Sponsoren hätten auf seiner Ausladung bestanden. Wie bei fast jeder von Zieglers Behauptungen gibt es auch dafür nicht den Hauch irgendeinen Beweises, sondern nur wilde Dementis aller mit seiner Ausladung Befassten.

Aber auch das ist harmlos gegen Zieglers eigentliche Untaten: Er ist seit Jahrzehnten als Amtsverteidiger fast aller der übelsten und blutrünstigsten Diktatoren dieser Welt unterwegs. Er hat nicht nur für Libyens Gaddafi einen Menschenrechtspreis mitgegründet und ihn sogar noch 2008 als „rational, zweckgerichtet, vernuftgeleitet“ gerühmt. Er war auch engst mit Massenmördern wie Che Guevara, Fidel Castro und Robert Mugabe befreundet, deren Partei er stets mit all seiner eifernden Rhetorik ergriffen hat. Was ihn freilich nicht hinderte, sich bei passender Gelegenheit bisweilen wieder von einigen seiner Idole zu trennen.

Noch übler ist eine weitere Seite des Herrn Ziegler: Nämlich der fanatische Hass auf die Marktwirtschaft, die er zur Mutter fast jedes Ungemachs erklärt. Dabei spricht er natürlich fast nie von Marktwirtschaft, sondern in der Sprache eines Hasspredigers nur von „Raubtierkapitalismus“ und ähnlichem. Auch dabei lässt er sich durch Fakten nie beirren. Er schiebt mit besonderer Liebe zu drastischer Sprache diesem Kapitalismus die Schuld für den Hunger in der Welt zu.

Er ignoriert dabei aber völlig eine der am besten bewiesenen Korrelationen der Geschichte: In einem Land gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit umso weniger Hunger, je kapitalistischer dort die Wirtschaft funktioniert. Ein asiatisches Land nach dem anderen entkommt auf dem Weg des von Ziegler so gehassten Kapitalismus Hunger und Not. Während die auf dem Weg des Sozialismus verharrenden Länder mit absoluter Sicherheit ihren Bürgern Not, Hunger und Elend beschert haben.

Auch der wirtschaftliche Aufschwung vieler europäischer Länder zwischen Estland und Slowenien ist nicht imstande, in die realitätsferne, aber klischeevolle Weltsicht des Herrn Ziegler vorzudringen.

Er spielt sich besonders gerne als angeblicher Hungerexperte der UNO auf – also jener tollen Organisation, die reihenweise Diktaturen in ihre Menschenrechtsgremien wählt. Auch in dieser Funktion erregt er sich fast nur über die angebliche Schuld des Westens. Und das auch in Zeiten, da Islamisten in Somalia hunderttausende Menschen zynisch dem Verhungern preisgeben, indem sie die (vom Westen bezahlte) Hilfe nicht ins Land lassen.

Am krassesten ist es, wie Ziegler in Simbabwe den Weg in die Hungerkatastrophe begleitet hat. Jenes klimatisch begünstige Land war Jahrzehnte einer der größten Lebensmittelexporteure Afrikas – solange bis Diktator Mugabe rund 4000 weiße Farmer brutal vertrieb. Das wurde von Ziegler lautstark bejubelt.

Diese „kapitalistischen“ Farmer aber hatten den gesamten Nahrungsreichtum des Landes produziert und organisiert. Als dann Mugabes Parteigenossen die Farmen oft mit blutigen Methoden übernommen hatten, war es nicht nur mit dem Kapitalismus aus, sondern auch mit dem Lebensmittelreichtum. Die folgende Hungerkatastrophe trieb rund drei Millionen Simbabwe-Einwohner in die Flucht nach Südafrika.

Aber nicht einmal das hatte Ziegler wenigstens ansatzweise zur Vernunft gebracht. Und auch seine grünen Sympathisanten nicht, die ihn unbedingt zu einer Ersatzveranstaltung nach Salzburg holen wollten. Zu dieser kommt Ziegler aber nun auch nicht. Weil er gerade irgendwo im Dienste der UNO total unabkömmlich ist. Oder waren ihm die österreichischen Grünen zu minder? Das könnte man ja noch verstehen. Denn als Ziegler noch auf einen Auftritt bei der Festspieleröffnung hoffte, hatte er noch keineswegs unabkömmliche Termine . . .

PS: Übrigens, wenn Ziegler gerade einmal bei seinen Antikapitalismus-Tiraden doch Luft holen muss, fällt ihm sofort der nächste Lieblingsfeind ein: nämlich Israel. Aber ein kräftiger Schuss Antisemitismus ist auf der Linken ja sowieso schon lange angesagt – pardon, er ist natürlich als Antizionismus getarnt.

 

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Der Herr B. aus Norwegen

25. Juli 2011 11:03 | Autor: Andreas Unterberger

Es war und ist ein schreckliches Verbrechen, für das es Null Verständnis geben kann und darf. Nicht einmal einen Hauch an Verständnis. Der norwegische Herr B. ist ein gemeiner Massenmörder mit einer wirren Mischung von Ideen und Sympathien. Und selbst wenn von diesen der eine oder andere Gedanke kein absoluter Schwachsinn ist, so kann dadurch niemals eine Bluttat gerechtfertigt werden.

Nach Stunden und Tagen der absoluten Verwirrung und vieler voreiliger Spekulationen ist nun allen bekannten Fakten nach klar, dass die Mordtat nicht auf eine große Verschwörung oder ein Netzwerk zurückgeht, sondern dem wirren Kopf eines Einzeltäters entsprungen ist. Es ist die Tat eines seltsamen Menschen, der in Phantasieuniformen posiert, der Mitglied der Freimaurer gewesen ist (die ihn nach der Tat schnell ausgeschlossen haben), der alten deutschen Ritterorden nachhängt, der freilich auch die Sorgen vieler Menschen vor den Folgen der islamischen Immigration geteilt hat.

Ist man jetzt mitverantwortlich für diese Tat, wenn man auch solche Sorgen hat? Ganz gewiss nicht. Denn es gibt nur in totalitärer Propaganda das absolut Böse (das dann meistens einem anderen Totalitarismus in die Schuhe geschoben wird). Denn man kann durchaus ohne schlechtes Gewissen eine Autobahn benutzen, obwohl Massenmörder Hitler solche zu bauen begonnen hatte. Denn man kann durchaus ohne schlechtes Gewissen die Weltraumfahrt als einen tollen Triumph der Wissenschaft mit vielen segensreichen Konsequenzen – bis hin zur stark gewachsenen Präzision der Wettervoraussagen (auch der vielen zuletzt sehr schlechten) – begrüßen, obwohl es die kommunistischen Massenmörder waren, die den ersten Sputnik ins Weltall geschickt haben.

Ebenso sicher ist freilich auch, dass es nun nicht gerade leichter geworden ist, die Sorgen über die Folgen der größten Migration der Geschichte in sachlicher Weise zu artikulieren. Denn durch die wahnsinnige Tat des Herrn B. werden nun viele dieser Sorgen massiv denunziert werden. Der ORF hat ja in diesen Stunden prompt sofort einem linksradikalen „Wissenschaftler“ aus Deutschland eine Bühne gegeben, der gleich den österreichischen Freiheitlichen eine Mitschuld an der norwegischen Tat zugeschoben hat.

Wer wirklich mit der Größe und Menge der politischen Gewalt und des Terrorismus argumentiert will, der muss immer noch klarmachen, dass die islamistische Gewalt global weit an der Spitze liegt. Und der deutsche Verfassungsschutzbericht zählt weit mehr linke als rechte Gewalttaten auf. Gerechtfertigt ist aber ganz gewiss keine einzige davon. Mir fällt seit dem gescheiterten Juli 1944 auch kein einziger politischer Mordversuch mehr ein, der positiv zu beurteilen wäre.

Zu den vielen widerlichen Seiten des norwegischen Massenmordes gehört aber nicht nur die Instrumentalisierung durch die Linke, sondern auch der lächerliche Versuch des österreichischen Verfassungsschutzes, mit der norwegischen Doppeltat jetzt die lange geplante Verschärfung der Gesetze zu begründen. Herr B. hat nämlich an keinem Terrorcamp teilgenommen (auch wenn in diesem einen Punkt eine Strafbarkeit wahrscheinlich sinnvoll wäre). Und auch die massive Ausdehnung der Strafbarkeit von Meinungsdelikten hätte niemals seine Tat verhindert. Wenn die österreichischen Staatspolizisten sowie zwei ihnen hörige Ministerinnen die Meinungsfreiheit dennoch weiter einschränken wollen, dann untergraben sie genau jenen demokratisch-freiheitlichen Rechtsstaat, dessen Verteidigung sie als ihre Absicht behaupten.

Zum Unterschied von der 68er Bewegung darf es unter anständigen Menschen keinerlei „klammheimliche“ Sympathie für den Herrn B. geben. Damals sind ja die Serienmorde der Baader-Meinhof-Bande von vielen Linken – auch solchen, die heute in wichtigen medialen und universitären Positionen sind – mit großer Sympathie, aber auch oft konkreter Hilfe begleitet worden. Erst wenn es in der immigrationskritischen Szene zu einer solchen Sympathie käme, wäre sie auf dasselbe verachtenswerte Niveau wie die 68er abgesunken.

Ich nenne den Täter zum Unterschied von allen anderen Medien übrigens nur „Herrn B“., weil ich nicht einmal einen symbolischen Beitrag dazu leisten will, dass die narzisstische Profilierungssucht jenes Mannes bedient wird. Die schon geschehene menschliche Tragödie würde nämlich zusätzlich zu einer geistigen, wenn sein Name auch noch zu einer Marke, zu einem Symbol für was auch immer werden sollte. Herr B. gehört in die gleiche Kategorie wie jene Menschen, die in den letzten Jahren auf amerikanischen und deutschen Schulhöfen sinnlose Massaker angerichtet haben, und deren Namen auch nicht wert sind, festgehalten zu werden.

Wir sollten uns aber über noch etwas ins Klare kommen. Solche Taten können traurigerweise immer und überall passieren, seit es die moderne Waffen- und Sprengstofftechnik gibt. Man kann natürlich, wie es einige Länder angekündigt haben, den Handel mit bestimmten Produkten wie Kunstdünger einschränken und kontrollieren. Übertriebene Hoffnungen sollte man aber nicht in den Erfolg solcher Gesetzesänderungen setzen. Auch wird die in Norwegen nun begonnene Diskussion über schnellere Polizeieinsätze kein Allheilmittel bringen können. Und geradezu blöd sind jene Kommentare, die so gerne spezifische nationale Erklärungsversuche bemühen: Etwas sei typisch für Norwegen, für die USA, für Deutschland, für Österreich . . .

Übrigens können auch nur nostalgietrunkene Menschen glauben, dass frühere Zeiten weniger gewalttätig gewesen waren. Lediglich die Tatinstrumente waren andere, von den staatlichen Serienverbrechen wie Folter, Leibeigenschaft, Sklaverei oder Hexenverbrennungen ganz zu schweigen (unabhängig davon, dass sie bisweilen auch von katholischen oder protestantischen Potentaten gutgeheißen worden waren).

Kann nicht bisweilen ein großes Ziel solche Mittel rechtfertigen, mögen nun manche fragen. Gewiss ist die philosophisch-naturrechtliche Diskussion über das Widerstandsrecht gegen Gewaltherrscher eine sehr ernsthafte. Es ist aber völlig absurd, in einer Demokratie, wie sie Norwegen zweifellos ist, über ein solches Gewalt eventuell legitimierendes Widerstandsrecht auch nur nachzudenken. Die Demokratie bietet eindeutig immer noch genügend Mittel, sich zu artikulieren, zu organisieren und Gesetze zu ändern. Aber eben nur, wenn man die Mehrheit überzeugen kann, und nicht wenn man sich zum einzelgängerischen Retter des Abendlandes erklärt.

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Wien wird und wird nicht anders

24. Juli 2011 09:03 | Autor: Andreas Unterberger

Zu Beginn dieses Sommers präsentierte die immer glückliche grüne Planungsstadträtin das geplante Baustellenchaos auf Wiens Straßen. Und sie konnte dem organisierten Wahnsinn auch noch eine umweltschützerische Qualität abringen: „Da werden halt viel mehr Wiener auf die Öffis umsteigen", lächelte sie uns entgegen. Wer das als Zynismus empfunden hat, der wusste noch nicht, dass der große Plan der Stadtgewaltigen auch noch die wochenlange Unterbrechung der U 6 vorgesehen hat. Wahrscheinlich will Frau Vassilakou uns jetzt doch lieber zum Gehen und Radeln animieren.

So weit ist es gekommen mit der „bestverwalteten Stadt“, wie sie Michael Häupl so gerne nennt.
Dabei muss man ihm ja punktuell Recht geben: Die Wiener Müllabfuhr funktioniert besser als die in Neapel.
Und das muss uns schon etwas wert sein. Wien darf schließlich nicht Neapel werden.
Demnächst werden wir unsere Wertschätzung sogar noch stärker ausdrücken müssen: Der Herr Bürgermeister denkt nämlich gar nicht daran, das Valorisierungsgesetz außer Kraft zu setzen (dieser Gedanke kommt ihm immer nur vor Wahlen). Wenn die Erhöhung des Verbraucherpreisindex bis zur Jahresmitte um drei Prozent steigt, dann gibt’s in der bestverwalteten Stadt nämlich einen automatischen Anstieg der Tarife und Preise. Diesmal trifft es Wasser, Parkscheine und Müllabfuhr, für die wir noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Und Zyniker Häupl warnt alle, die dagegen sind: Wer so denkt, der tritt nämlich für „eine Destabilisierung des Wiener Haushalts und der Wiener Betriebe“ ein.
Den Wiener Haushalt hat freilich die allmächtige Rathaus-SPÖ selber destabilisiert. Etwa die Finanzstadträtin Brauner mit spekulativen Frankenkrediten, die uns 200 Millionen Euro unnötiger Verluste einbringen – und das bei einem Schuldenstand der Stadt von fünf Miliiarden (inkl. der Schulden von „Wiener Wohnen“). Oder der Herr Bürgermeister selbst, der sich seit Jahr und Tag weigert, die Beamten-Pensionsreform für die Gemeindebediensteten nachzuvollziehen (könnte ja Stammwähler vertreiben). Nicht angetastet wird auch der aufgeblähte Verwaltungsapparat - Wien leistet sich 65.000 Beamte. Da könnte man dreistellige Millionenbeträge einsparen, sagt kein Geringerer als der frühere Rechnungshofpräsident Fiedler.
Der meint auch, dass man bei der Zahl der Gemeinde- und Bezirksräte einsparen könnte. Doch dazu fällt Rot-Grün nur die Ausschaltung der Opposition ein: Wenn schon jemanden abschaffen, dann sollen es die (oppositionellen) Nichtamtsführenden Stadträte sein. Fremdes Unglück ist immer leicht zu ertragen. Und auch wenn diese Funktion ein Kuriosum ist: Schafft man sie ab, dann haben alle nicht an der Stadtregierung beteiligten Parteien überhaupt keine Möglichkeit mehr, auch nur die geringste substantielle Information über die Rathauspolitik zu erlangen.
Einen weiteren Vorschlag hat Franz Fiedler gemacht, wie man in Wien sparen könnte: Der Herr Bürgermeister sollte ein Ressort übernehmen, dadurch könnte ein Stadtratsposten wegfallen. Übersetzt heißt das nichts anderes als: Michael Häupl soll endlich für seine stolze Gage auch arbeiten. Und zwar über die wöchentliche Pressekonferenz mit Kreml-Qualität und die diversen Schanigarten-Eröffnungen mit obligatem Achterl hinaus.
Die Liste möglicher Budget-Stabilisierungsmaßnahmen in Wien ist ellenlang. Aber der Bürgermeister kennt nur den einen, seinen Königsweg: Die Bürger weiter schröpfen.
Und sollte sich jemand wundern, warum wir immer draufzahlen müssen, dann muss er sich das nur von den Grünen erklären lassen. Die waren nämlich früher immer gegen die automatische Tarifanhebung. Jetzt, wo sie Herrn Häupl seine absolute Macht sichern dürfen, sind sie freilich dafür. Sie sind aber keine Umfaller. Denn sie haben gute Gründe für ihren Meinungswechsel. Also sprach nämlich der Klubchef der Rathaus-Grünen, David Ellensohn: „Solange Österreich ein Steuerparadies für Millionäre ist, haben alle neun Bundesländer finanzielle Kraftakte vor sich.“
Bei dieser Logik greifen wir doch alle gerne noch tiefer in die Tasche für den nächsten Parkschein!

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Studiengebühren: Der Aufreger verdeckt die wirklichen Probleme

23. Juli 2011 12:09 | Autor: Andreas Unterberger

Spindelmann haben gesprochen: Die beiden Regierungsspitzen haben ein erstes gemeinsames Interview gegeben. Und dabei einfach ihre alt gewohnten Plattitüden wiederholt. Nur dort, wo Michael Spindelegger vorführen will, dass er voller neuer Ideen steckt, wünscht man sich die Plattitüde zurück. Etwa bei seinem Königsweg für die Universitäten: Studiengebühren dort, wo es „wahnsinnig viele“ Studenten mit schlechten Berufsaussichten gibt. Gratisstudium dort, wo es keine studentische Nachfrage gibt. Das nennt man dann dynamische Studiengebühren.

Da werden die jungen Menschen ganz sicher scharenweise in die anspruchsvollen naturwissenschaftlichen Studienrichtungen laufen, weil sie sich dafür 350 Euro im Semester sparen! Und wenn das von der rot-grünen ÖH postulierte Menschenrecht auf Bildung in Form eines Gratisstudiums nicht mehr für die Publizistik gilt, studieren alle plötzlich technische Physik?
Der Vorschlag hinkt in einer Weise, dass es beim Zuhören weh tut.
Aber auch der Zugang des siamesischen Regierungszwillings zeugt nicht gerade von großem Verständnis des Universitätssektors (wie auch?) - dass die Unis einfach mehr Geld vom Staat kriegen und die Studien-Plätze nicht mehr in den „philosophischen oder ähnlichen“, sondern nur in den technischen Fächern vervielfacht werden sollen. Mit einer wunderbaren Geldvermehrung geht wirklich alles. Aber ganz abgesehen davon, dass es dieses Geld nicht gibt: Ist das alles, was es zur Universitätspolitik zu sagen gibt?
Eigentlich sollten die Ereignisse der letzten Monate Nachdenklichkeit erzeugt haben. Man könnte sich an die Spanische Protestbewegung vor den Maiwahlen erinnern. Viele dieser jungen Menschen auf dem Platz Puerta del Sol hatten ihr Studium hinter sich – aber keinerlei Job in Aussicht. Und zwar nicht nur wegen der Wirtschaftskrise.
Dieser Jung-Akademiker-Frust kommt auch auf uns zu, wenn wir weiter den Österreichischen Weg der Politik mit Schlag- und Flachworten gehen.
Flachwort Nr. 1: Unis müssen aus sozialen Gründen gratis sein.
Was hehr und jugendfreundlich klingen soil, ist schlicht Unsinn. Erstens haben wir ein exzellent ausgebautes Stipendiensystem. Und zweitens hält nicht die vergleichsweise minimale Gebühr junge Menschen mit schwachem finanziellen Hintergrund vom Studieren ab. Da geht es eher um die Schwierigkeit, bis zum 22., 23. Lebensjahr von den Eltern erhalten werden zu müssen. Vielen fehlen auch die Vorbilder in der eigenen Umgebung, die den Gedanken erstrebenswert machen, sich bis ins frühe Erwachsenenalter ohne eigenes Einkommen durch ein Studium zu kämpfen. Früher bedeutete Bildung den Weg zum gesellschaftlichem Aufstieg und Ansehen. Immer mit dem Blick auf Erfolg in ferner Zukunft. Heute ist es das schnelle Geld, das als Erfolg gilt. Auch das ist eine Folge unserer Seitenblicke-Gesellschaft. Und da soll man sich durch ein jahrelanges Technik-Studium quälten?
Flachwort Nr. 2: Österreich hat eine zu niedrige Akademiker-Quote. Sie muss radikal angehoben werden.
Und wenn wir mit tausenden akademisch gebildeten Publizisten, Psychologen und Politologen endlich eine hohe Quote haben – werden wir dann eine leistungsstärkere Gesellschaft sein, aus der die Nobelpreisträger nur so hervorsprudeln? Es geht, wie so oft, nicht um Quantität, sondern um Qualität. Alles andere ist ein Verbrechen an unserer Jugend und ihrer wie unserer Zukunft.
Darum gilt es, die untragbare Situation der Universitäten mit ihrer Personal- und Raumnot, mit Studentenfluten in ein paar leichten und gähnender Leere in vielen schwierigen Fächern zu verbessern.
Es gibt jetzt ein Fenster, ernsthaft über die Universitäten und nicht nur über den Nebenschauplatz Studiengebühren zu diskutieren, auch wenn diese der Auslöser (und der einfache Aufreger) sind: Als Rot, Blau, Grün sie in der historischen Vorwahl-„Sternstunde“ 2008 abschafften, waren sie im Überschwang zu wenig präzise. Also hat der Verwaltungsgerichtshof dieses Wahlzuckerl wieder eingepackt. De facto gibt es also die Studiengebühr wieder. Darum die neu aufgeflammte Diskussion.
Die Fronten innerhalb der Koalition aber sind nach Jahr und Tag klar, verhärtet und keinerlei Argumenten zugänglich.
Das Resultat wird einmal mehr Stillstand heißen.
Wir haben aber eine Hoffnung: Der neue Wissenschaftsminister kommt aus der Universität. Er weiß, dass er handeln muss. Und er weiß, dass die Studiengebührenfrage sehr vordergründig ist.
1. Ausgerechnet die wissenschaftlichen Hohen Schulen des Landes sind gratis und können mit „Eingangsphasen“ in manchen Fächern gerade einmal die allerärgste zahlenmäßige Überforderung abwenden. Die Ausbildungsqualität leidet daher am Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden, vor allem aber auch an der Anonymität der Studentenmassen. Besondere Talente fallen erst gar nicht auf und werden daher zu unser aller Schaden weder gefordert noch gefördert. Die künstlerischen Hochschulen sind zwar ebenso gratis wie die wissenschaftlichen, haben aber rigorose Aufnahmsprüfungen für die selbst festgesetzte Zahl der Studienplätze. Und die Fachhochschulen, die exzellente Ausbildung bieten und deren Absolventen auf dem Arbeitsmarkt umworben sind, verlangen hohe Studiengebühren und suchen sich ihre Studenten aus. Genau so viele, wie sie hervorragend ausbilden können. Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft werden die Absolventen der traditionsreichen Hohen Schulen also nur mehr die Schwachspur-Akademiker sein.
2. Es ist viel Geld im Hochschulsektor. Die Frage ist: Wird es effizient eingesetzt? Das ist sicher nicht so. Aber dieses Problem kann man nicht, wie unsere Regierungsspitzen glauben, durch noch mehr Geld und durch Bevorzugung der schwierigen, weniger nachgefragten Fächer lösen. Da muss man schon grundsätzlicher vorgehen. Es hat schon mehrere Anläufe gegeben, teure Doppelgleisigkeiten in unserer Universitätslandschaft zu beseitigen. Sie sind bisher alle gescheitert. Aber die Fragen bleiben: Warum muss jede Uni alles anbieten? Warum muss man allein in Wien Betriebswirtschaftslehre an drei verschiedenen Unis studieren können? Warum muss in einem kleinen Land wie Österreich jeder Universitätsstandort für sich allein ein Vollprogramm hochfahren? Da werden durch Universitätseitelkeiten („Wir müssen eine Volluni bleiben“) Synergien vernachlässigt, die Stärke der universitären Spezialisierung übersehen (warum ist gerade die Montanuniversität Leoben so gut?), da wird die falsche Nachfrage auch durch ein Überangebot gezüchtet.
3. Hinterfragt gehört endlich die heilige Kuh der Einheit von Forschung und Lehre. Nur so könnte man auch die zeitliche Organisation eines Studienbetriebs neu aufrollen: Mehr als die Hälfte des Jahres stehen unsere Unis still. Die dreimonatige Sommerpause wird nicht kritisiert, weil sie ja der Forschung dient. Vielleicht könnte man einmal den Output dieses fröhlichen Ferienforschens bewerten? Dann wird sich wahrscheinlich bald der Schluss aufdrängen, dass sich mit etwas weniger Forscherfreizeit das Studienjahr in Trimester teilen ließe. Und das würde das Lehrangebot erhöhen und die Studentenströme kanalisieren.
4. Hinterfragt gehört schließlich auch die Hochschul-Demokratie. Paritätische Mitsprache gehört dort, wo sie sinnvoll ist. Aber: Wie kann es sein, dass eine Studentin Vorsitzende eines Universitätssenats ist? Und: Wie sinnvoll ist es, dass die Studentenvertreter über Berufungen nicht nur mit-, sondern oft als Zünglein an der Waage zwischen Professoren und Mittelbau end-entscheiden? Da hängt dann das qualitative Schicksal einer Universität von Studierenden ab. Dabei sind sie sozusagen „auf der Durchreise“, verlassen die Uni und hinterlassen so manches bleibende Chaos. Das ist zu viel Macht für eine Gruppe, der naturgemäß der Überblick fehlt.
Karl-Heinz Töcherle hat viele offene Baustellen, die dringend saniert werden müssen. Man kann ihm nur wünschen, dass er trotz des wilden Zeterns, das beim Aufreger-Thema Studiengebühren vorhersehbar ist, nicht gleich abgeschreckt wird, die wirklichen heißen Eisen anzupacken. Aber als Lateiner wird er seinen Vergil schon kennen: „Nunc animis opus, Aenea, nunc pectore firmo – Jetzt ist Mut, Aeneas, jetzt ist ein starkes Herz gefragt.“

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Der nächste Schritt in die Bankrott-Solidargemeinschaft

22. Juli 2011 11:46 | Autor: Andreas Unterberger

Und schon wieder haben sie Griechenland gerettet. Und die ganze Euro-Zone gleich dazu. Die Selbst-Bejubelung der EU-Größen ist kaum zu ertragen. Sie haben sich also mühsam darauf geeinigt, nach den ersten 110 noch weitere 109 Milliarden zu verbrennen, die den Steuerzahlern in den ordentlicher wirtschaftenden Mitgliedsstaaten eher über kurz als über lang zur Last gelegt werden. Und auch Banken dürfen „ganz freiwillig“ mitzahlen – wer an diese Freiwilligkeit glaubt, wird selig. Und die griechischen Rückzahlungs-Konditionen wurden auch noch gemildert. Wenn das der Weisheit letzter Schluss ist, dann sollte Andreas Treichl seine Einschätzung der Wirtschaftskompetenz der (mitbeteiligten) österreichischen Politiker („zu blöd, zu feig, zu inkompetent“) auf den EU-Raum ausdehnen.

Man muss gar nicht erst auf das Kleingedruckte warten, das ja erst ausgehandelt wird, um die Wahrheit über diesen weiteren Sündenfall der EU-Politiker herauszufinden. Es reicht, dem griechischen Patienten zuzuhören.
Premier Giorgos Papandreou selbst sagt es klipp und klar: Was da auf unsere Kosten beschlossen wurde, ist nur „eine Atempause für Griechenland und die Euro-Zone“. In Zahlen gegossen: Durch die unzähligen Milliarden der Griechenlandhilfe wird das kranke Land seinen Schuldenstand bis Ende 2014 um ganze 26 Milliarden Euro verringern können. Selbst wenn das stimmt: Da die griechische Staatsschuld derzeit bei 350 Milliarden liegt, wird den Europäern vor lauter notwendigen Atempausen bald einmal die Luft ausgehen – und der Staatsbankrott Griechenlands trotzdem nicht abzuwenden sein. Und die Steuerzahler in anderen EU-Ländern müssen dafür bluten.
Es ist eine Bankrott-Solidargemeinschaft aus der EU geworden. Die unfähige EU-Spitze wird das Ihre dazu tun, dass Euro-Land bald abgebrannt sein wird.
Einmal mehr ist das Fazit des Gipfels: Wir, die Steuerzahler, zahlen und wir zahlen drauf, aber weder die Griechenland-Krise noch die Schulden-Krise mancher EU-Staaten sind auch nur im Mindesten abgewendet.
Es kann aber auch gar nichts anderes dabei herauskommen, wenn die EU-Politik in flatternder Nervosität gegen alles verstößt, was ihr als Inhalt der eigenen Verträge heilig sein sollte (dass es keine Solidarhaftung gibt, dass die EZB Mitgliedsstaaten nicht finanzieren darf...). Und sie kann schon gar nichts Grundlegendes ausrichten, wenn sie sich selbst ununterbrochen ein Denkverbot auferlegt – das da heißt: Der Euro darf nicht in Frage gestellt werden. Man darf ihn offensichtlich, wie wir in dieser Griechenlandkrise lernen, nur selbst zerstören.
Teure Ho-Ruck-Aktionen machen keine brillante Wirtschaftspolitik.
Die Europäische Union ist nur in den Augen ihrer eigenen Akteure ein wirtschaftlicher Global Player. Sie ist panikanfällig im Anlassfall und zu zögerlich bei grundsätzlichen Entscheidungen.
Ein gutes Beispiel für Letzteres ist die Gründung einer Europäischen Rating-Agentur. Seit Jahr und Tag wird ihre Notwendigkeit beschworen, wird sie (angeblich?) vorbereitet.
De facto sind wir aber immer noch die Sklaven der amerikanischen Rating-Agenturen und ihrer nicht nachvollziehbaren Einschätzungen. Die Herrschaften von „Standard and Poor’s“ (oder doch „Poor standard“?) und Moody’s (heißt wohl nicht zu Unrecht: „launenhaft“) richten in Europa oft konsequenzlos großen Schaden an. Auch wir haben das schon erlebt: Ihre unrichtige Einschätzung, dass Österreich ein Bankrott-Kandidat sei, hat der Republik höhere Kreditzinsen beschert – als sich herausstellte, dass es sich um eine Fehleinschätzung handelte, mussten nicht die Rating-Herrschaften dafür haften, sondern wir Steuerbürger mehr bezahlen. Diese Herren mussten die Gipfelgewaltigen bei ihrem aktuellen Griechenlandpaket auch beschwören, damit sie die neuen Hilfsmaßnahmen nicht als einen Zahlungsausfall werten.
Die messen aber ohnehin mit einem anti-europäischen Maß: Während sie für Europäer ständig Schuldenabbau predigen, verlangen sie für die immens hoch verschuldeten USA plötzlich eine Anhebung der Schuldengrenze.
Eine eigene Europäische Rating-Agentur wäre also dringend notwendig. Doch sie ist immer noch nicht in den Startlöchern, so viel auch darüber geredet wird.
Die Chinesen sind da anders: Die fackeln nicht lange mit Worten und Plänen, die haben ihre eigene Rating-Agentur einfach gegründet. Und ihre scharfe Warnung ist für die bankrottgefährdeten Amerikaner jetzt besonders unangenehm, ist doch China der größte Gläubiger der USA.
So macht man das, wenn man eine Wirtschaftsmacht ist und nicht nur sein will wie die großen Häuptlinge der EU.

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Vollgas mit Schuldenbremse

21. Juli 2011 00:47 | Autor: Andreas Unterberger

Derzeit fällt in jedem Gespräch über die internationale Finanzmisere früher oder später das Zauberwort, das offenbar alle Probleme löst: Schuldenbremse. Deutschland etwa hat sie schon beschlossen, freilich nur für die Zukunft. Bis 2016 soll dort die Neuverschuldung des Bundes auf 0,35 Prozent des BIP zurückgeführt werden. Ein wunderschönes Ziel – aber wer daran glaubt, sollte besser ins Casino gehen. Dort haben seine Wunschträume nämlich eine höhere Realisierungschance.

Wie das, werden manche fragen. Steht die Schuldenbremse doch sogar im deutschen Grundgesetz. Dort ruht sie freilich schon seit 1949. Und sie hat das gleiche Schicksal erlitten, wie es etwa gerade der Verschuldungsgrenze der Vereinigten Staaten passiert. Denn wenn sich die Konsequenzen einer solchen Bremse oder Grenze zuspitzen, wenn ihre Folgen konkreter zu werden drohen, werden alle Schranken übersprungen. In Amerika etwa wird am Schluss zweifellos auch die Opposition weitere Kreditaufnahme genehmigen. Denn wer könnte es verantworten, so wird argumentiert, wenn Spitäler, Ämter, Polizei und andere wichtige öffentliche Einrichtungen schließen müssten? Für die weniger folgenschweren Sparmaßnahmen ist es im letzten Augenblick freilich immer viel zu spät.

Neben solchen Erpressungen gibt es auch viele Tricks, Schulden zu verstecken. Sie werden ausgelagert oder durch geheime Haftungen getarnt. So hat vor zwei Jahren niemand außerhalb von Klagenfurt von den rund 20 Milliarden Euro Haftungen der Kärntner Landesregierung für die Hypo Alpe-Adria auch nur gewusst. Noch im Oktober 2009 sagte mir der österreichische Finanzminister in einem Hintergrundgespräch, dass die Kärntner HAA-Haftungen 6 Milliarden ausmachen würden. Und schon dieser noch relativ geringe Betrag hat gereicht, dass er bereit war, wider alle Sparsamkeitsschwüre eine sehr teure Feuerwehraktion zu starten.

Auch die deutsche Schuldenbremse ist völlig unglaubwürdig. Hat Deutschland doch soeben einen Beschluss gefasst, der allein die gesamte Sparsamkeitspolitik killen wird: nämlich den Atomausstieg. Dessen Konsequenzen sind zwar noch unabsehbar, aber jedenfalls sowohl für staatliche Budgets wie auch die Investitionsfreude der energieabhängigen Wirtschaft verheerend.

Gleichzeitig trägt Deutschland die Hauptlast der dreistelligen Milliardenbeträge, die neuerdings alljährlich nach Griechenland geschickt werden. Es gibt Studien, dass letztlich 50 Prozent davon am Ende – oft erst nach Umwegen – den deutschen Steuerzahler treffen. Dazu kommt ein gewaltiges Problem, das man seit langem kennt: Heerscharen an Babyboomern gehen nun in Pension – und wollen dann insbesondere auch die teuren Beamtenpensionen kassieren. Auch dafür wurde kein Euro zurückgelegt.

Da bleibt nur ein Ratschlag: Sollte wieder jemand von Schuldenbremse faseln, dann lachen Sie ihn einfach aus, wenn auch voll Verzweiflung. Wir sind mit Vollgas unterwegs, und keine Bremse greift.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fekter und der Golden Handshake: Kleine Ursache - große Wirkung?

20. Juli 2011 10:03 | Autor: Andreas Unterberger

 Maria Fekter ist eine mutige Frau. Sie will erstmals einen Anreiz abschaffen, früher als gesetzlich vorgesehen in Pension zu gehen. Weg mit den Steuervorteilen für „Golden Handshakes“ – das wird das Problem des Frühpensionisten-Paradieses Österreich nicht lösen, aber es ist ein Anfang.

Besser gesagt: wäre ein Anfang.
Denn unsere vereinigten Besitzstand-Wahrer in Gewerkschaft, Arbeiterkammer und – wieder einmal im Gleichschritt – Wirtschaftskammer heulen schon auf - unter der Devise „Wehret den Anfängen“. Sie haben auch Sozialminister Hundstorfer wieder auf Linie gebracht, der kurzfristig seine Gewerkschafterseele dem Ministerverstand untergeordnet hatte, als ihn Fekter mit überraschendem Geschick auf ihre Seite gezogen hat. Er musste schnell seiner Gesprächsbereitschaft abschwören.
Also wird es wieder keinen ersten Schritt geben dürfen, unhaltbare Zustände zu reformieren? Dabei sollte jeder wissen, dass unterlassene Handlungen eine Lawine unangenehmer Folgen auslösen. Besonders in einem Land, das jede Stunde eine Million Euro an Zinsen für seine Staatschulden zahlen muss. Und dem jede internationale Expertise bescheinigt, dass die laschen Pensionsregelungen ins Desaster führen werden. Es führen viele Wege nach Griechenland.
Die Emotionen rund um den Fekter-Vorstoß legen aber ein prinzipielles Problem in unserem Land offen.
Es gibt viele, allzu viele Bereiche, die von Grund auf reformiert werden müssen, will man nicht einen Kollaps des jeweiligen Systems riskieren. Die Liste ist zur Genüge bekannt – Pensionen, Verwaltung, Spitäler, ÖBB und so weiter. Kommissionen tagen, Vorschläge werden gemacht, Ergebnisse werden angekündigt, verschoben, ihre Präsentation vergessen. Das Warten auf den großen Wurf findet kein Ende. Die Problemzonen bleiben, wachsen, steuern auf die Unlösbarkeit zu.
Die Mutlosigkeit der Verantwortlichen wächst. Der Stillstand wird bleiern. Und so wursteln wir weiter. Nicht bis zum St. Nimmerleins-Tag, nur bis nichts mehr geht.
Maria Fekter versucht es jetzt anders herum: Sie will einen ersten Schritt setzen. Einen kleinen Schritt. Aber er könnte einen Dammbruch auslösen. Viele kleine Schritte können auch ans Ziel führen – wenn dahinter ein Masterplan steht. Wenn man vorher kalkuliert hat, wohin der Weg führen soll.
Die reflexartige Ablehnung der Handshake-Reform (des Reformerls, sozusagen) ist auszuhalten. Sie kann wegargumentiert werden, weil das Problem zu erklären und für die meisten zu durchschauen ist. Bei allen großen Reformen wäre das nicht möglich: Da tun sich die populistischen und die von Partikularinteressen gesteuerten Gegner viel leichter, alles abzuschmettern. Sie wissen ja, dass große Änderungen auf viele bedrohlich wirken, weil sie schwer zu durchschauen und zu verstehen sind – und dann bei Wahlen abgestraft werden. Wie damals bei der letzten Reform, die diesen Namen verdient hat, der Pensionsreform der Regierung Schüssel.
Hoffen wir, dass Maria Fekter unbeugsam bleibt. Hoffen wir, dass sie einen größeren Plan verfolgt. Und hoffen wir, dass sich so notwendige Änderungen auf Samtpfoten einschleichen.
Wenn ihr das gelingt, dann wissen wir wenigstens, warum wir fortan die Töchter-Söhne besingen sollen.

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Wie die Gewerkschaft den Binnenmarkt zerstört

20. Juli 2011 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Am Schluss will es meistens niemand gewesen sein. Doch diesmal sind die Täter bekannt: Gewerkschaften, Arbeiterkammer und EU-Bürokratie sind die Haupttäter, die EU-Gesetzgeber (Parlament, Regierungen und Kommission) wie auch die österreichische Finanzbürokratie sind Nebentäter. Es geht um einen geradezu unglaublichen weiteren Zuwachs an bürokratischen Exzessen. Dieser wurde durch das europäische Entsenderecht und die angebliche Dienstleistungs-„Freiheit“ ausgelöst.

Diese hat zehnmal mehr Bürokratie ausgelöst, als vorher für den gleichen Vorgang in der angeblichen Dienstleistungs-Unfreiheit notwendig gewesen ist. Wenn es überhaupt eine bürokratische Regelung dafür gab.

Der Sachverhalt, den mir ein Tagebuch-Leser vorgelegt hat, ist klar: Er betreibt ein Software-Entwicklungs-Unternehmen in Wien und hat einen deutschen Kunden an der Angel. Ein Mitarbeiter dieses Kunden macht kurz in Wien Station, um die Kooperation zu besprechen. Und man trifft sich am Wiener Flughafen zu einer Besprechung, ehe der Deutsche wieder abreist.

Was aber eröffnet der angereiste Gesprächspartner als erstes: Er müsse für die österreichische Finanz ein zweiseitiges Formular ausfüllen, so wie seit Jahresbeginn jeder in dienstlichem Zusammenhang nach Österreich kommende EU-Bürger. Selbst wenn die Anreise nur einem halbstündigen Gespräch dient. Der penible Deutsche hatte das Formular gleich mit.

Geht es noch absurder? Warum lässt man die Gewerkschaften den einzigen wirklichen Sinn der EU so zynisch ruinieren, nämlich den, einen gemeinsamen Markt herzustellen? Glaubt irgendein Politiker, solche Bürokratie-Exzesse wären sinnvoll oder gar populär?

Das Motiv der Gewerkschaft ist angeblich die Verhinderung von Lohndumping, also von zu billigem Arbeiten durch EU-Ausländer in Österreich. Nun: Diejenigen, die solches vorhaben, werden sich ganz gewiss auch durch solche Fragebogenschikanen nicht aufhalten lassen.

Dieses seit Jänner vorgeschriebene Formular der österreichischen Finanz (ZKO 3) ist nur als reine Schikane zu bezeichnen – auch in weniger lächerlichen Fällen als bei jenem Gespräch mit einem deutschen Kunden. Denn das Formular macht beispielsweise keinen Unterschied, ob da ein Auftraggeber oder ein Auftragnehmer anreist. Denn auf diesem Formular sind für jede einzelne „Entsendung“ nicht weniger als 48 Rubriken auszufüllen. Für viele davon braucht man schon einen eigenen Rechtsberater, um zu erkennen, was oder wer da eigentlich gemeint sein soll. Oder weiß der werte Leser beispielsweise, wer im konkreten Beispiel das sein soll: „Beauftragte Person (Weisungsberechtigt gegenüber der entsandten Arbeitnehmerin/dem entsandten Arbeitnehmer)“? Wer ist da zugleich „beauftragt“ und „weisungsberechtigt“?

Das einzige, was diese kranke Bürokratie offenbar noch zusammenbringt, ist die krampfhafte Vergenderung aller Formulare. Dadurch werden diese freilich noch viel unverständlicher, wohl auch für die Formular-Verfasser.

Sosehr man aber die Bürokratie tadeln muss: Die Hauptschuld bleibt bei den Gewerkschaften – den österreichischen an der Spitze! –, die solches durchgesetzt haben. Sie haben der europäischen Idee eines gemeinsamen Marktes zur Förderung von Frieden und Wohlstand viel mehr Schaden angetan, als es die oft getadelten Europaskeptiker je geschafft haben.

Diese aber können sich ins Fäustchen lachen. Das antieuropäische Geschäft besorgen andere, die Gewerkschaften und die diesen willfährigen Politiker und Bürokratien. Die Ernte wird natürlich bei den Europagegnern landen.

Mir bleiben da nur noch zwei Fragen: War nicht Österreich so stolz darauf, in seiner Präsidentschaft die den ganzen Unsinn auslösende Dienstleistungsrichtlinie durchgebracht zu haben? Wundert es wen, wenn es sich dieser Deutsche künftig zehnmal überlegen wird, wieder einen Auftrag nach Österreich zu vergeben, wenn das mit so viel Schikanen erschwert wird?

PS: Und wenn jetzt manche meinen, nur ein Deutscher kann das alles so penibel ernst nehmen, dann haben sie vielleicht recht. Aber was ist das für ein Staat, was für ein Europa, das ständig Regeln ausspeit, die niemand mehr ernst nehmen kann und will? Und wo, wie in einer Negativ-Lotterie, halt bisweilen manche Übeltäter erwischt und bestraft werden, und die anderen munter weitertun. Denn anders als rechtswidrig kann man da gar nicht weitertun.

 

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Spindelegger tanzt nach Putins Pfeife

19. Juli 2011 10:54 | Autor: Andreas Unterberger

 Es braucht keinen Anfall von Größenwahn eines H. C. Strache, dass Österreichs Ansehen in der internationalen Gemeinschaft beschädigt wird. Das kann das offizielle Österreich ganz allein.

Wenn die FPÖ behauptet berufen zu sein, als Friedensstifter den libyschen Schlächter Gadaffi besuchen zu müssen, weiß man eigentlich nicht, ob das zum Lachen oder zum Weinen ist.
Weniger lachhaft aber ist die Affäre um die Nicht-Auslieferung des russischen KGB-Manns Michail Golowatow an Litauen. Gegen ihn liegt ein europäischer Haftbefehl vor, weil ihm Litauen einen Kriegsverbrecher-Prozess machen will. Die Ereignisse liegen 20 Jahre zurück: Die Litauer nutzten die Perestrojka und lösten sich1990 als erste Teilrepublik von der Sowjetunion los, unter deren Joch sie seit dem Zweiten Weltkrieg gelitten hatten. Das wollte die Willkürmacht nicht hinnehmen – auch wenn sie schon am Rande des Zerfalls stand. Am 13. Januar 1991 marschierte die KGB-Einheit Alpha unter Michail Golowatow gegen eine friedliche Demonstration vor dem Fernsehturm in Vilnius. Die „singende Revolution“ der Balten wurde in Blut getaucht: 14 jugendliche Demonstranten wurden erschossen, hunderte verletzt. Dafür will ihn das nunmehrige EU-Mitglied Litauen zur Verantwortung ziehen.
Dass der Gesuchte von den Flughafenbehörden in Schwechat wenigstens erkannt und in Haft genommen wurde, ist der einzige positive Aspekt der unangenehmen Affäre – denn in Finnland, der Tschechischen Republik oder Zypern, wo er auch schon gewesen ist, fiel er nicht einmal auf.
Was allerdings auf diese Festnahme folgte, ist ein Trauerspiel der österreichischen Behörden. Dem kleinen Staatsanwalt in Korneuburg ist da mit Sicherheit nicht allzu viel anzulasten, denn der war wohl nicht nur mit Dokumenten in litauischer Sprache überfordert. Das Wortgeklingel aus dem Außenamt, mit dem man die vorschnelle Wieder-Freilassung und Nicht-Auslieferung beschönigen will, zeigt hingegen, wo die Rückgratlosigkeit zu Hause ist. Es mag schon richtig sein, dass ein Europäischer Haftbefehl erst seit 2004 existiert und sich auf Verbrechen nach dem Einführungsdatum bezieht. Dass das allerdings auch für Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten soll, darf bezweifelt werden. Das wortreiche Jonglieren mit Paragraphen soll vielmehr das Einknicken vor Zar Putin zudecken.
Bezeichnend ist der Hinweis des Außenministers: Er „wüsste“ nichts von russischen Interventionen.
Würden Österreichs Diplomaten auch in diesem Fall das tun, was sonst ihre Hauptarbeit ist – nämlich aus den Zeitungsartikeln des Landes, in dem sie auf hoch dotierten Posten sitzen, Berichte zu drechseln, die sie dann als ihre „Expertise“ ins Ministerium nach Wien schicken -, dann müsste er es wissen. Denn in mehreren russischen Zeitungen werden „Demarchen an das österreichische Außenamt“ und „erfolgreiche Anstrengungen des (russischen) Außenministeriums und der Staatsanwaltschaft“ zitiert, die die Österreicher analysiert und ihre Schlüsse daraus gezogen hätten.
Rund heraus gesagt: Die gerade in den letzten Wochen und Monaten so viel beschworene Europäische Solidarität zählt nichts, wenn der russische Bär nicht will.
Das Russland des KGBlers Putin ist alles andere als ein Rechtsstaat, Menschenrechte werden nach wie vor mit den Füßen getreten, für Aufbegehren gegen die Allmacht des Staatschefs landet man immer noch im sibirischen Straflager. Als Günstling des Hohen Herren, besonders als ehemaliger Mitstreiter im KGB jedoch genießt man jegliche Freiheit. Und sein starker Arm reicht aus, auch in Österreich Schutz zu gewähren.
Ein funktionierendes Rechtssystem ist immer das Erste, was die EU ihren Beitrittskandidaten abverlangt. Es ist also in allen Mitgliedsstaaten Realität. Schon diese Tatsache allein hätte genügen müssen, dem Auslieferungsbegehren zu entsprechen. Denn dann hätte das litauische Verfahren ja gezeigt, ob die Anschuldigungen gegen Golowatow nur „politisch“ motiviert sind, wie die Russen behaupten.
Aber feig und willfährig hat sich Österreich lieber auf die Seite des mächtigen Gaslieferanten geschlagen. Und das ist eine Schande, die Michael Spindelegger zu verantworten hat.

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Jeden Sonntag Kindergarten

19. Juli 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich ist es ein typisches Sommerthema, mit dem Politiker halt irgendwie versuchen, auch in mageren Zeiten in die Zeitungsspalten zu kommen. Aber es zeigt doch paradigmatisch die Doppelbödigkeit der Politik.

Gabriele Heinisch-Hosek, ihres Zeichens Frauenministerin, fordert kürzere Ferien der Kindergärten. Eine Forderung, die man nur unterstützen kann – sofern man sie nicht bezahlen muss. Wozu auch die Ministerin nichts sagt. Sie konkretisierte ihre Forderung in Interviews aber auch noch durch den Zusatz: Die Öffnungszeiten der Kindergärten sollten unabhängig von der Arbeitszeit und Urlaubslänge der Kindergärtnerinnen gesehen werden. Auch da natürlich volle Zustimmung.

Nur bitte: Warum gilt das gleiche logische Prinzip nicht auch für den Handel? Dort wird vor allem von SPÖ-Seite so getan, als ob längere Öffnungszeiten auch zum Oktroi längerer Arbeitszeiten und zu Ausbeutung führen müsste. Was natürlich ein absoluter Unsinn ist. Das nicht nur deshalb, weil gleichzeitig recht widersprüchlich immer wieder behauptet wird, die Frauen würden im Handel in Teilzeitjobs gedrängt, weil ihnen zu wenige Vollzeitangebote gemacht werden. Funktionärinnen wie Heinisch-Hosek können einfach nicht begreifen, dass fast jeder Mensch andere Bedürfnisse hat. Viele Handelsangestellte wollen gar nicht mehr Stunden arbeiten und dadurch mehr verdienen. Für andere hingegen wäre bisweilen ein Sonntag ein schöner Zusatzverdienst. Aber die Partei weiß es offenbar immer besser als die Menschen selber.

Dabei gäbe es in so manchen Handelsgeschäften zum Unterschied von den Kindergärten sogar jemanden, der sich darum drängt, die Mehrkosten zu bezahlen: nämlich so manche Unternehmer, die sich etwa am Sonntag zusätzliche Umsätze erwarten. Im Handel wäre das Problem also signifikant kleiner als bei den Kindergärten.

Im übrigen ist Heinisch-Hosek auch für den öffentlichen Dienst zuständig. Auch da wäre es mehr als verdienstvoll, wenn die Ämter viel länger offen hielten, als die reine Arbeitszeit ermöglicht. Aber auch da macht die Ministerin – natürlich – nichts.

Glaubt sie etwa wirklich, für die Bürger seien die den Bedarf ignorierenden Öffnungszeiten nur im Kindergarten ein Problem? Dann lebt sie halt wie viele Politiker auf dem Mond und nicht in diesem Land.

 

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Migration - was wirklich nötig wäre

18. Juli 2011 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

Vor einigen Tagen habe ich mich sehr kritisch mit dem Integrationsbericht der Regierung befasst. Das hat mir die Gegenfrage eingebracht, wo denn meine konkreten Vorschläge wären. Der Wunsch ist mir Befehl. Hier sind einige wesentliche, wenn auch schmerzhafte Punkte.

Zuvor sollte man sich aber ein paar Wahrheiten ins Bewusstsein rufen, die einige hochrangige deutsche Politiker auszusprechen gewagt haben:

Sind jemandem ähnlich klare Worte eines österreichischen Regierungspolitikers bekannt? Aber nur bei einer scharfen Problemsicht kann man auch zu wirksamen Lösungen kommen. Und nicht, wenn man sich blauäugig über die wirklichen Probleme hinwegtäuscht. Was wäre also wirklich notwendig?

Einige sehr konkrete Vorschläge

  1. Das Bundesheer hat schon drei islamische Militär-Imame abgelehnt, weil sie radikale Ideen vertreten. Das Unterrichtsministerium müsste ebenso konsequent die islamischen Religionslehrer überprüfen (lassen), wie das Heer das tut. Das müsste dann angesichts der viel größeren Zahl von Lehrern logischerweise bei Dutzenden zu deren Entlassung und bei Ausländern zur Ausweisung führen.
  2. Die Familienzusammenführung ist stark einzuschränken. Immerhin kommt auf diesem Weg fast die Hälfte der Zuwanderer ins Land. Vor allem sollte zwischen dem 4. und dem 20. Lebensjahr kein Nachzug möglich sein, egal ob es um eigene Kinder oder um neu angeheiratete Ehepartner geht. Damit werden gleich mehrere Unsitten bekämpft: Insbesondere das jahrelange Zurücklassen von Kindern bei Verwandten etwa in der Türkei, weil sie dort – trotz Bezugs österreichischer Familienbeihilfe – billiger leben, bevor sie dann im Teenageralter ins üppige österreichische Sozialsystem wechseln: Dadurch sind die Deutschkenntnisse dieser Kinder und ihre kulturelle Anpassung besonders schlecht. Ebenso wird durch eine solche Regelung die (häufig vorkommende) arrangierte Verheiratung Jugendlicher weitgehend verhindert.
  3. Entzug der Familienbeihilfe, wenn Eltern ihre Kinder ohne zwingenden Grund außerhalb der EU leben lassen, wenn diese Kinder mehrfach ohne Grund die Schule nicht besuchen, wenn sie von den Eltern an der Teilnahme an Schulveranstaltungen (wie Schwimmunterricht oder Skikurse) gehindert werden, wenn Kinder und Jugendliche mehrfach gewalttätig geworden sind, wenn Eltern trotz Vorladung nicht zu Gesprächen mit den Lehrern kommen, wenn Väter sich weigern, weiblichen Lehrern die Hand zu geben.
  4. Keine Sozialleistungen und längere Schubhaft für abgewiesene Asylwerber: Derzeit bleiben diese in der großen Mehrheit trotz Ablehnung aller Asylansuchen jahre- oder lebenslang in Österreich. Weil die wirkliche Heimat verschwiegen wird; weil die Heimatländer die Menschen nicht zurücknehmen; weil wir so tolerant sind, Menschen nicht abzuschieben, wenn ihnen in der Heimat schlechte Behandlung droht. Was der Bevölkerung weitgehend verheimlicht wird, die noch immer glaubt, ein abgewiesenes Asylverfahren bedeutet auch die baldige Ausreise. Sogar als Drogendealer verurteilte Zuwanderer werden oft nicht abgeschoben, weil ihnen daheim angeblich die Todesstrafe droht.
  5. Zero tolerance“ auch gegenüber Kleinkriminalität. Mit dieser einst von vielen Gutmenschen heftig (auch als „Rassismus“) kritisierten Strategie haben es die USA mit großem Erfolg geschafft, die in den 70er und 80er Jahren überbordende Kriminalität in ihren Innerstädten drastisch zu reduzieren. Heute wird das Konzept praktisch von allen Gruppierungen in den USA als erfolgreich akzeptiert.
  6. Streichung des leistungsfeindlichen Grundeinkommens und Rückkehr zur Sozialhilfe mit strenger Bedarfsprüfung.
  7. Umstellung eines Teils der finanziellen Familienförderungen auf Sachleistungen für Kinder und Jugendliche, aber auch zugunsten eines Ausbaus der Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten. Sowie gleichzeitige Umstellung eines weiteren Teils der Familienbeihilfe auf steuerliche Absetzbarkeit. Das wird zwar von den Verteidigern der bedrängten Traditionsfamilie nicht gerne gesehen, das wird auch von Umverteilungsanhängern nicht gerne gesehen. Das ist aber die einzige Möglichkeit, um die Produktion von Kindern als Einkommensfaktor unattraktiv zu machen. Das soll gleichzeitig Akademikerinnen wieder stärker ermöglichen, Kinder zu bekommen.
  8. Strenge Strafen für arrangierte Ehen: eingehende Befragung jedes einzelnen Ehekandidaten in Hinblick auf solche Arrangements, wenn einer der Partner unter 20 Jahre alt ist und wenn einer aus einem Nicht-EU-Land kommt.
  9. Verbot von Gesichtsverschleierungen in welcher Form immer, außer beim Sport und aus medizinischen Gründen.
  10. Das Recht für Schulen und Arbeitgeber, das Tragen von Kopftüchern zu verbieten.
  11. Einführung der Pflicht wie in Dänemark, einen zweijährigen Integrationskurs zu absolvieren.
  12. Strenge Strafen für die Teilnahme an Terrorausbildungs-Camps – aber keine Bestrafung von Meinungsdelikten, wie das die beiden Ministerinnen Mikl-Leitner und Karl groteskerweise derzeit auf Wunsch einiger politisch korrekter Beamter im gleichen Antiterror­-Gesetzesentwurf planen. Sie tun das, obwohl der ÖVP-Klub diesen Plan im Vorjahr schon einmal gekillt hatte.
  13. Ausbau des Verfassungsschutzes zur Beobachtung radikaler Imame und Moscheen, sowie sofortige Landesverweisung für radikale Prediger.
  14. Konzentrierte Bemühungen, all jenen Ländern europaweit die Entwicklungshilfe zu streichen, die abgewiesene Asylwerber nicht zurücknehmen.

Harte Maßnahmen? Gewiss mag das für manche so klingen. Aber sie gleichen spiegelbildlich der Migrationspolitik in vielen anderen Ländern. Und sie sind vor allem die einzige Strategie, um die viel härteren bürgerkriegsartigen Zustände noch zu verhindern, die Helmut Schmidt und andere kluge Menschen schon vor fast zwei Jahrzehnten prophezeit hatten. Und sie sind das absolut nötige Gegengewicht zu den – im Prinzip sehr begrüßenswerten – Fördermaßnahmen für alle leistungs- und integrationswilligen Zuwanderer.

Denn es kann kein Zweifel bestehen: Österreich braucht dringend gut ausgebildete und leistungswillige Menschen, egal woher sie kommen. Es kann sich aber keine Zuwanderung mehr leisten, bei der der Anteil an Kriminalität viel höher ist als bei den Österreichern, der Anteil der Arbeitenden und Steuer Zahlenden jedoch viel geringer. Und es kann sich auch keine Zuwanderung von Menschen mehr leisten, die einer totalitären Religion anhängen, welche den europäischen Rechtsstaat samt seinem Menschenrechts-Verständnis und die freiheitliche Demokratie ablehnt.

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10 Erklärungen zur europäischen Finanzkrise

17. Juli 2011 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Heute einmal der Versuch, die Analyse der europäischen Schuldenkrise in zehn markanten Punkten zusammenzufassen.

1.    Die europäische Finanzkrise war seit vielen Jahren vorhersehbar gewesen. Nur der genaue Zeitpunkt des Ausbrechens einer solchen Krise ist letztlich immer überraschend.

2.    Der zentrale politische Fehler des Euro und der EU: Die eigenen Regeln und Ankündigungen wurden nicht ernst genommen. Das passierte zum ersten Mal schon bei der Aufnahme von Staaten in den Euro, welche die laut verkündeten Kriterien nicht erfüllt haben. Der dadurch eingetretene Glaubwürdigkeitsverlust ist weder in der Politik und ganz besonders nicht in der Finanzwelt wiedergutzumachen.

3.    Wir haben keine Euro-Krise, sondern primär eine schwere Schuldenkrise zahlreicher Staaten, die auch ohne Euro schlagend geworden wäre. Sie wird nur von den Regierungen und Notenbanken gerne als Euro-Krise ausgegeben, um von der eigenen Schuld daran abzulenken.

4.    Es war ein historischer Fehler der EU-Staaten wie Österreich, im Mai 2010 den Märkten in den Arm zu fallen, als sie endgültig das Vertrauen in Griechenland verloren haben, auch wenn sich Griechenland seither durchaus angestrengt hat. Die griechischen Maßnahmen sind für viele Griechen einschneidend, aber dennoch unzureichend, um die Verschuldungskrise zu lösen.

5.    Diese schweren Fehler sind nicht mehr rückgängig zu machen. Jede heute mögliche Lösung kann nur noch unter schmerzhaften Folgen für ganz Europa erzielt werden.

6.    Die EU ist in einer tiefen inneren Struktur- und Sinnkrise, die durch die Schuldenkrise nur völlig überdeckt wird. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich Konstruktionsfehler und faule Kompromisse in der EU zusammen mit den Folgen des unstillbaren Machtdrangs der Brüsseler Bürokratie so angehäuft, dass man auch erstmals einen Zerfall der Union für möglich halten muss.

7.    Die beste Überlebensstrategie für Europa wäre, die EU auf die Verteidigung eines guten und funktionierenden Binnenmarktes zu reduzieren und alle Versuche zurückzunehmen, ein supranationaler Einheitsstaat zu werden.

8.    Eine EU-Wirtschaftsregierung hätte die gleiche Wirkung wie ein Kartell zur Beendigung des Wettbewerbs: Die Steuern würden gewaltig nach oben gehen. Die Kosten müssten Konsumenten und Steuerzahler zahlen.

9.    Die versprochene positive Wirkung einer solchen Wirtschaftsregierung, nämlich strengere Budgetdisziplin, wird hingegen ausbleiben. Sind doch die meisten Staaten nicht einmal imstande, Gemeinden und Regionen am exzessiven Schuldenmachen zu hindern.

10.   Durch den Abbau des inneren Wettbewerbs und die Außerkraftsetzung der No-Bailout-Klausel wie auch durch die schwere Schuldenlast  ist Europa noch weniger für den Wettbewerb mit asiatischen und anderen Schwellenländern gerüstet als in den letzten Jahren.

 

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Der Justizfilz: Wird Karl zur Saubermacherin?

16. Juli 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Erstmals nach vielen Jahren hat ein unabhängiges Gericht die schweren Vorwürfe gegen prominente Staatsanwälte in Sachen Kampusch geprüft. Ein Innsbrucker Richter hat das sogar sehr sorgfältig getan. Die verdächtigten Staatsanwälte haben sich die nun eigentlich logischen nächsten Schritte selbst zuzuschreiben. Es sei denn, es gelingt ihren Sympathisanten im Justizministerium, das noch zu verhindern. Was den Justizskandal freilich noch viel größer machen würde.

Zur Erinnerung: Im Fall Kampusch sind die Staatsanwälte den zahllosen Indizien nie ernsthaft nachgegangen, dass außer dem toten Wolfgang Priklopil noch weitere Täter in das Verbrechen der Entführung und des Missbrauches involviert gewesen sind, obwohl zumindest ein schwer Belasteter gut bekannt ist. Das Nicht-Vorgehen der Staatsanwaltschaft ließ in höchstrangigen Juristen sogar den Verdacht hochkommen, dass das ein strafrechtlich relevanter Amtsmissbrauch sein könnte.

Da die Staatsanwaltschaft durch die StPO-Reform aber zum fast absoluten Herren der gesamten Strafverfolgung gemacht worden ist, wurde diesem Verdacht erst dann ernsthaft nachgegangen, als jemand von außen, nämlich ein langjähriger Präsident des Obersten Gerichtshofs, in einem ausführlichen Dokument alle Parlamentsklubs über die vielen Verdachtsmomente informierte. Alleine dieser Umstand schreit nach einer dringenden Novelle der StPO. Denn die Einsetzung eines Untersuchungsrichters in spektakulären Causen ist bisher überhaupt nur in diesem Fall passiert. Das hatten sich die Gesetzgeber aber einst ganz eindeutig anders vorgestellt.

Noch schlimmer war dann das Verhalten zweier hochrangiger Staatsanwälte, als sie von dem in Folge beauftragen Innsbrucker Untersuchungsrichter vernommen werden sollten. Zuerst wollten sie überhaupt nicht kommen. Dann drohte ihnen der Richter die zwangsweise Vorführung an. Dann kamen sie zwar. Sie entschlugen sich aber – entgegen ihren früheren öffentlichen Ankündigungen – einfach der Aussage. Offenbar glaubten sie, mit Presseerklärungen ihres Verteidigers (in dem die eigenen Berichte betroffener Staatsanwälte als Unschulds-Beweis zitiert wurden!) sei es genug der Rechtfertigung. Dem Richter schenkten sie hingegen diese Ehre nicht.

Eigentlich müsste die Justizministerin schon in diesem Zeitpunkt handeln. Wenn die höchsten Staatsanwälte sich in eigener Causa so präpotent über das Gericht erhaben dünken, haben sie in ihrem Amte nichts mehr verloren. Frau Karl tut aber nichts dergleichen (sie arbeitet bekanntlich statt dessen an einer neuen Einschränkung der Meinungsfreiheit).

In jedem anderen Fall wäre außerdem klar, was passiert, wenn sich ein Verdächtiger so verhält: Es wird umso sicherer zu einer Anklage kommen. Gewiss müssen Verdächtige keine Fragen beantworten, sie stehen nicht unter Zeugenpflicht. Aber das Schweigen wird in aller Regel als belastend eingestuft. Umso unfassbarer wäre es, wenn allerhöchste Staatsanwälte sich so verhalten und dernnoch alles schubladiert werden sollte.

Jetzt aber wird es noch spannender: Denn der Innsbrucker U-Richter wird in Kürze seinen Bericht abschließen. Was aber mit dessen Empfehlungen geschieht, das entscheidet erst recht wieder die Staatsanwaltschaft – allerdings unter dem Weisungsrecht des Justizministeriums (das zum Glück noch existiert). Dieses Ministerium freilich ist wieder von Freunden der Betroffenen durchsetzt. Und ob sich die (wieder einmal) frischgefangene Ministerin an der Spitze endlich traut, diesen Filz zu durchbrechen, ist noch sehr fraglich.

Dazu kommt als Pikanterie am Rande, dass die hauptbeteiligten Spitzenstaatsanwälte ebenso der SPÖ sehr nahe stehen wie auch jene Anwaltskanzlei, die Frau Kampusch vertritt. Kampusch aber will – aus welchen Gründen immer – partout verhindern, dass dem Zweittäter-Verdacht nähergetreten wird.

Alles Weitere liegt vorerst im Bereich der Spekulation. Der sei hier gar nicht betreten. Denn schon die Fakten sind beklemmend genug.

 

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Fußnote 211: Die rechte und die linke Hand der Kulturlosigkeit

15. Juli 2011 10:40 | Autor: Andreas Unterberger

Heinz Fischer bleibt sich treu: Er sondert medial Habsburg-kritische Worte ab, um seiner offiziellen Teilnahme am Begräbnis von Otto Habsburg ein Gegengewicht zu geben. Keiner soll ihm nachsagen können, dass er (in jüngeren Jahren als ideologischer Kopf von den eigenen Genossen „roter Heinzi“ benannt) ausgerechnet wegen eines Habsburgers einmal klar Stellung bezieht.


Da weiß der arme Rotfunk nicht mehr, wie er sich genauso geschickt verhalten soll. Also wählt man doppelstrategisch den Ausweg der linken Hand, die nicht wissen will, was die rechte tut. Auf Ö 1 vergeht keine Journalsendung, in der nicht empört kritisiert wird: Skandal, was das Steuergeld kostet - 400 Polizisten beim Habsburg-Begräbnis! (Bei Regenbogenparaden, Donauinselfesten etc. kräht kein ORFler danach – die sind ja alle ideologisch richtig und müssen uns unser gutes Steuergeld grenzenlos wert sein). Jeder Politiker muss sich der knallharten Frage stellen: Ist denn das gerechtfertigt? Und völlig unbekannte Historiker, Verfassungsrechtler dürfen vors Mikrophon, wenn sie nur sagen, dass das ungeheuerlich ist. Wenn man schon mit ansehen muss, dass ORF 2 den ganzen Samstagnachmittag lang das Begräbnis live überträgt, dann muss man wohl als politisch korrekter Radio-Redakteur sein Zeichen setzen.
Die Republik hat mit den Nachkommen der Habsburger längst ihren Frieden gemacht – und doch ist das Begräbnis keine „Privatveranstaltung“, wie Ö 1 meint. Es ist – auch – ein Blick auf unsere Geschichte (die nicht erst 1934 beginnt, wie der ORF zu glauben scheint). Es ist – auch – ein Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Aber das aus unser aller Zwangsgebühren finanzierte Ö 1 ist eben kein Kultursender mehr.

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SN-Kontroverse: Bundeshymne

15. Juli 2011 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Bundeshymne um den Begriff "Töchter" erweitert werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Oldboys & Sturschädel

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Und sie bewegt sich doch!", soll vor rund 500 Jahren ein berühmter Mann trotzig gerufen haben. Gegen den damaligen Zeitgeist. Galileo Galilei sollte recht behalten. Und sie bewegt sich doch - die österreichische Politik. Nachdem das Männerwahlrecht vom damaligen Reichstag eingeführt wurde, kämpften in Massendemonstrationen ab 1911 die Frauen für das Recht, ebenfalls wählen zu dürfen. „Heraus mit den Frauenwahlrecht", lautete der jahrzehntelange Schlachtruf. Erst nach dem Untergang der Monarchie und einem verlorenen Weltkrieg kam es 1919 im Parlament zu einem entsprechenden Beschluss.

Und jetzt bewegt sie sich halt doch wieder einmal ein wenig - die österreichische Welt. Die Frauen, die es sich seit dem Untergang der Hitlerei gefallen lassen müssen, dass in der Bundeshymne nur die Heimat „großer Söhne" besungen wird, können und wollen diese männliche Aufgeplustertheit im Text der Paula Preradovic nicht mehr hören. Die ÖVP-Abgeordnete Maria Rauch-Kallat brachte daher einen Antrag auf Änderung der Bundeshymne bei der letzten Sitzung das Nationalrats ein. Sture Langweiler in ihrer und in anderen Fraktionen verhinderten durch Filibusterei, dass ihr Antrag durchging. Nun haben die Herren Sturschädel erst recht den Scherben auf, weil ein breiter Diskussionsprozess in Gang gekommen ist. Das soll angeblich in den besten Familien und sogar in Demokratien vorkommen. Vor zwei Tagen verkündeten die Frauensprecherinnen von ÖVP, SPÖ und Grünen, Dorothea Schittenhelm, Gisela Wurm und Judith Schwentner, die Mehrheit für den Antrag auf Änderung des Textes sei gesichert. Abgestimmt wird im Herbst. Daher einen schönen Urlaub: Gemeinsam können mann/frau/kind ja den neuen Text der neuen Bundeshymne, in der auch große Töchter eine Heimat finden, üben.


Von Sprache keine Ahnung

Andreas Unterberger

Die ÖVP-Männer hätten sich im Parlament ruhig einer offenen Debatte um den Hymnentext stellen können. Sie hätten sich damit ihre heimtückische Feigheit in der Antwort auf die heimtückische Aktion zweier ÖVP-Frauen erspart, die ohne die übliche fraktionsinterne Absprache einen gemeinsamen Antrag mit den Linksparteien zur Änderung der Hymne eingebracht haben.

Denn Maria Rauch-Kallat und Genossinnen haben in der Hymne eine Diskriminierung erfunden, die dort nie vorhanden war. Die - zum Glück wenigen - Krampf-Feministinnen in diesem Land sind auf der verzweifelten Suche nach irgendwelchen doch noch vorhandenen Schlechterstellungen von Frauen. Sie brauchen das, um damit ihre eigene Notwendigkeit behaupten können. Und ihren Anspruch, konkurrenzfrei viele Parlaments- und Aufsichtsratssitze zu besetzen.

Selbstverständlich waren in den „Söhnen" der Hymne immer große Österreicher jeden Geschlechts gemeint. Dafür bürgt schon die Autorin, die von Maria Theresia bis Angelika Kauffmann um viele große Frauen gewusst hat. So wie eben - bis zum Auftritt der Krampf-Feministinnen - auch immer klar war, dass sowohl Frauen wie Männer zu den „Österreichern" gehören. Das grammatische Geschlecht hat nämlich mit dem biologischen absolut nichts zu tun: „der" Star Marylin Monroe, „die Muttersprache", „das Idol", „die Persönlichkeit". Das grammatische Geschlecht ändert sich ständig, das biologische bleibt immer gleich.

Den Hymnen-Zerstörerinnen fehlt auch sonst jedes Sprachgefühl. Ich kenne niemanden, der die „Töchtersöhne" schön finden würde. Aber wenn sie schon Hand an die Hymne legen, warum nur halb? Haben sie die „Ahnentage" übersehen? Die müssten ja in ihrem kulturlosen Neusprech folgerichtig „Ahnen- und Ahninnentage" heißen. Oder unaussprechliche AhnInnentage. Oder Ahnenahninnentage.

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Man kann die Justiz bisweilen auch loben

14. Juli 2011 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Österreichs Justiz leitet gegen den kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Alijew ein Strafverfahren ein. Das ist gut und richtig so.

Denn die Vorwürfe gegen ihn sind gravierend. Noch mehr Lob verdient die Justiz aber auch dafür, dass sie dem skandalösen Druck standgehalten hat, den Kasachstan und seine bezahlten Agenten – insbesondere ein sehr SPÖ-naher Anwalt – ausgeübt haben, dass Alijew an jenes wenig rechtsstaatliche Land ausgeliefert wird. Kasachstan war ja nie wirklich an einer Anklage in Österreich, sondern nur an einer Auslieferung des Mannes interessiert. Immerhin ist Alijew der Ex-Schwiegersohn des dortigen Diktators und die Vermutung ist stark, dass hier in Wahrheit ein brutaler Machtkampf in der Herrscherfamilie nach altsowjetischer wie altislamischer Sitte stattfindet, in dem es niemandem gut ansteht, Partei zu ergreifen. Ebenso wie es auch gut möglich ist, dass der Schwiegersohn tatsächlich ein Mörder ist. Umso spannender wird es, wenn die vom kasachischen Regime entsandten angeblichen Tatzeugen in einem Kreuzverhör Rede und Antwort stehen müssen.

PS: Besonders beschämend ist, dass neben der SPÖ auch die EU-Kommission versucht hat, sich in diesen Kriminalfall einzuschalten und Druck auf die österreichische Justiz auszuüben. Denn das steht ihr in keiner Weise zu. Das zeigt aber die unerträglich werdende Präpotenz der Brüsseler Bürokratie, die sich nicht nur über die nationale Souveränität, sondern auch über die klassische Gewaltentrennung total erhaben dünkt.

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Nichtssagend und unbrauchbar: der Integrationsbericht

13. Juli 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Geradezu rührend ist er, dieser vom Innenministerium in Auftrag gegebene Integrationsbericht. Aber offenbar glaubt die Politik wirklich noch immer, in ihrer eigenen Entscheidungsschwäche von herumschwadronierenden Wissenschaftlern Entscheidungshilfe zu bekommen. In diesem Bericht hat die Politik jedoch fast nur Phrasen und Banalitäten vorgelegt bekommen. Dass das Lernen der deutschen Sprache wichtig ist, das hat der jugendliche Staatssekretär Kurz sogar schon am ersten Tag seiner Tätigkeit verkündet, ganz ohne Bericht. Der einzige etwas kantigere Vorschlag des Berichts ist von den Autoren selbst sofort massiv abgeschwächt worden. Und ansonsten ist man allen Problemzonen weit aus dem Weg gegangen oder hat gar Problematisches und Schädliches vorgeschlagen.

Wer sich wirklich durch den ganzen Integrationsbericht kämpft, bekommt lediglich jede Menge Berater- und Soziologen-Phrasen vorgesetzt: „Positives Branding von Integration“, „Interkultureller Dialog“, „Bewusstseinsarbeit“, „Stärkung des Bewusstseins für die räumlichen Auswirkungen von Zuwanderungs- und Integrationsprozessen“, „Entwicklung und Abstimmung adäquater und konzertierter Strategien“, „Der Expertenrat wird sich insbesondere mit der Möglichkeit auseinandersetzen, eine ständige Konferenz der regionalen Integrationsakteure zu befassen“ (sic!), „Dazu werden insbesondere die Experten in ihren Expertengruppen die unterschiedlichen Stakeholder versammeln und mit ihnen die Realisierbarkeit diskutieren“, „Das Engagement von Kommunen und Ländern bei Integrationsinitiativen wird gestärkt, wenn der Bezug von finanziellen Mitteln aus verschiedenen Fördertöpfen gleichzeitig möglich ist und deren Abwicklung, gerade im niedrigschwelligen Bereich, mit  weitgehend geringem bürokratischen Aufwand einhergeht“.

Mehr als 50 Seiten sind mit solchem hohlen Technokratengewäsch vollgeschrieben worden. Wer masochistisch genug ist, soll es sich selber in voller Sprachblüte antun. Ich mag meine Leser hier nicht weiter quälen.

Dementsprechend haben es nicht einmal die politisch korrekten Medien zustandegebracht, ob jenes Papiers in großen Jubel auszubrechen. Ein paar Sätze in den inneren Seiten der Blätter, das war es dann. „Nicht genügend, setzen!“ wäre die einzige richtige Antwort (würden nicht Claudia Schmied und Hannes Androsch das Sitzenbleiben gerade abschaffen).

Es gibt nur ein kleines Problem: Die explodierende Massenmigration ist eine der schwersten und bedrohlichsten Herausforderungen unserer Gesellschaft und Kultur, die mit solchen Papierchen sicher nicht gemeistert wird.

Die erste Lektion, welche die Politik aus all dem ziehen sollte: Sozialwissenschaftler sind in aller Regel nicht imstande, ihr heikle Entscheidungen abzunehmen. Man kann diese Wissenschaftler höchstens so wie Berater in der Wirtschaft dazu verwenden, eigene Zielvorgaben mit ihrer geschwätzigen Aura zu umgeben. Aber um die Notwendigkeit geistiger Führung, um den Mut zu eigenen Entscheidungen kommt die Politik nicht herum.

Daher wird es langsam auch für den neuen Staatssekretär Sebastian Kurz Zeit, mutiger zu werden. Bisher hat er sich selbst ja so wie der Bericht auf jenen Stehsatz konzentriert, der durchaus richtig und notwendig ist, dessen Realisierung aber bestenfalls zehn Prozent der mit der Migration verbundenen Probleme löst: „Deutsch lernen ist für jeden Zuwanderer sehr wichtig.“

Gewiss, gewiss – nur sieht man auch an ausländischen Beispielen, dass das nicht das Entscheidende ist. Die Integrationsprobleme der osteuropäischen Roma bestehen, obwohl sie die Landessprache beherrschen. Das gleiche gilt für die amerikanischen Schwarzen: Diese können viel besser Amerikanisch als die Zuwanderer aus Lateinamerika oder Ostasien (ist es doch ihre einzige Sprache), dennoch liegen sie in Sachen Bildung, sozialen Aufstieg, Kriminalität weit schlechter als diese anderen Gruppen. Obwohl diese oft mangels Staatsbürgerschaft und Aufenthaltserlaubnis viel stärker diskriminiert werden als die schwarzen US-Bürger.

Nun, wollen wir nicht das Kind mit dem Restbadewasser ausschütten, das die sogenannten Integrationsexperten des österreichischen Innenministeriums gesammelt haben. Einige Vorschläge können eine kleine Besserung bringen: etwa die eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres für jene, die nicht Deutsch können. Ganz herzig ist auch die Idee von „Integrationsbotschaftern“, also von erfolgreichen Zuwanderern, die bei Vorträgen in Schulen als Vorbilder präsentiert werden können.

Geradezu vor Feigheit trieft die Formulierung des Berichts dort, wo er die einzige wirklich harte und zielführende Maßnahme anspricht, die nicht im bloßen Verteilen weiterer Gelder an die Migrationsindustrie besteht: „Es ist die Frage zu klären, ob weitere Maßnahmen zu treffen sind, die bei Verletzung der Schulpflicht zu ergreifen sind (Sanktionen).“

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Da wird seit Jahr und Tag auf die Niederkunft dieses Expertenberichts gewartet. Und dann teilt der beim ersten und einzigen für linke Menschen heiklen Gedanken als Antwort mit, dass „die Frage zu klären ist“. Hut ab! Heinz Faßmann, der Vorsitzende jenes Gremiums, ist wirklich reif für eine eigene politische Karriere.

Viel weniger Hemmungen hat dieser Inbegriff eines österreichischen Politkorrekten aber zugegebenermaßen bei einigen anderen Vorschlägen. Freilich nur bei jenen, die problematisch sind. Wie etwa jenem, Werbung für den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft zu machen. Denn wenn jemand erst mühsam vom Wert des Österreicher-Seins überzeugt werden muss, wäre es besser, das Land ließe die Finger von ihm. Österreicher zu werden, darf nur ein Ziel sein, für das man sich erheblich anstrengen muss, nicht ein beworbener Artikel wie etwa Diät-Joghurt.

Ebenfalls sehr problematisch ist die Forderung nach einer „Durchmischung“ bei Wohnungsvergaben. Das bedeutet nämlich im Klartext: bevorzugte oder erzwungene Vergaben von Wohnungen an Zuwanderer. Angesichts der rapiden und nach wie vor weitergehenden Bevölkerungsveränderung wird dadurch aber gleichzeitig der altösterreichischen Bevölkerung sogar das Recht genommen, sich zum Selbstschutz in eigene Rest-Ghettos zurückzuziehen.

Wirklich skandalös wird es, wenn die Experten einen „Code of Conduct“ zum Thema Migration für die Medien dekretieren wollen. Denn mit einem solchen „Handbuch zur Selbstverpflichtung“ wird der derzeit in der Politik so modische Weg der Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Diktatur der Political Correctness noch weiter beschritten.

In Deutschland sieht man ja schon längst, wohin das führt: Zeitungen werden angehalten, ihren Lesern nicht mehr die volle Wahrheit mitzuteilen. So wird dort von korrekten Medien, also der Mehrheit, sogar schon die Herkunft der Täter verschwiegen, wenn türkisch- oder arabischstämmige Jugendbanden unerwünschte Alters- oder Zeitgenossen verprügeln oder berauben, obwohl sie das viel häufiger tun als Jugendliche mit irgendeiner anderen Abstammung. Immer öfter werden auch die – ja meist ebenfalls verräterischen – Vornamen sowie Wohnbezirke der Täter in den Berichten weggelassen. Wenn man schon die Tat nicht ganz totschweigen kann, sind die Täter dann bloß einige „Jugendliche aus Berlin“, aber nicht etwa aus dem islamisch dominierten Bezirk Neukölln.

Das Allerschlimmste an diesem Bericht aber ist, dass die wirklichen Problemzonen umgangen werden. Dementsprechend hat er ja auch heftigen Beifall aus der linkskorrekten Szene bekommen.

Integrationsprobleme löst ein solcher Text aber erstens naturgemäß nicht. Und zweitens wird auch keiner seiner Vorschläge imstande sein, den weiteren Zulauf zu Rechtspopulisten zu stoppen. Was ja lange insgeheim als sein strategischer Zweck verkauft worden war.

Wenn Sebastian Kurz wirklich diese beiden Ziele in Angriff nehmen will, dann sollte er den Sommer zum Reisen nutzen. Und schauen, welche Maßnahmen in Europa, Nordamerika und Australien/Neuseeland wirklich funktioniert haben. Vermutlich aber wird er wie alle anderen Integrationspolitiker bequemerweise lieber den Beifall aus dem linkskorrekten Eck vorziehen (das in der medialen Perspektive das einzig vorhandene Eck ist). Das ist ja dann umso verführerischer, wenn man wie Kurz schon selbst am Anfang seiner Karriere von den Linkskorrekten weichgeprügelt worden ist.

Bequem ist ein solches Verhalten zumindest solange, bis den beiden Regierungsparteien halt die nächste Rechnung präsentiert werden wird. Und bis das Migrationsproblem noch viel schwieriger lösbar ist.

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Fußnote 210: Wir gehen mit Faymann baden

12. Juli 2011 18:33 | Autor: Andreas Unterberger

Unter den vielen Schwächen des Bundeskanzlerdarstellers Werner Faymann ist wohl sein totales Desinteresse an internationalen Angelegenheit die größte.

Er versteht nichts davon. Außenpolitik langweilt ihn noch mehr als sonstige Sachfragen. Er ist nur imstande, drei Sätze in ein ORF-Mikrophon zu sagen, die ihm vorher jemand aufgeschrieben hat. Er hat noch durch keinen einzigen eigenständigen Gedanken Beachtung in ausländischen Medien gefunden. Er nähert sich der Außenpolitik nur, wenn er vor Wahlen der „Krone“ Briefe mit peinlichen Verpflichtungen schreiben kann (die er dann ja sofort wieder bricht – wie die referendumslose Zustimmung zur jüngsten Änderung des EU-Vertrags zeigt). Und jetzt der nächste Tiefpunkt: Faymann lässt einfach ein für Mittwoch geplantes Treffen mit dem polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski ausfallen, der zum Beginn der polnischen EU-Präsidentschaft eigens nach Wien gekommen ist. Nicht einmal eine ordentliche Ausrede war es ihm wert. Er schützt einfach „private Verpflichtungen" vor. Und sein Sprecher tut den Besuch des Präsidenten eines Landes, das fünfmal so groß wie Österreich ist, frech als „Höflichkeitstermin" ab. Wahrscheinlich geht der kleine Kanzler lieber unhöflich baden. Und mit ihm ein weiteres Stück unserer Reputation . . .

 

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Großes Lob: Die Österreicher sind propagandaresistent

12. Juli 2011 01:14 | Autor: Andreas Unterberger

Das war wohl die gewaltigste Propagandamaschinerie, die seit der Abstimmung des Aprils 1938 über Österreich hinweggerollt ist. So hatte man in den letzten Monaten praktisch an keinem Tag das Radio oder den Fernseher aufdrehen können, ohne dass der ORF in unverschämter Art Propaganda für das Volksbegehren des Erfinders der österreichischen Staatsverschuldung und einiger anderer Siebzig(plus)jähriger gemacht hätte.

Selbst in den Wahlkämpfen werden Rot und Grün nicht so einseitig unterstützt. Dort muss der Gebührensender die andersdenkenden Parteien wenigstens einladen (auch wenn dann die Moderatoren den Auftrag haben, die drei Rechtsparteien ständig zu unterbrechen).

Umso blamabler ist, dass Androsch in der Einleitungsphase nur knappe 52.000 Unterschriften erhalten hat. Obwohl vom Donauinselfest(!) angefangen über jeden SPÖ-Auftritt bis zu allen Veranstaltungen der ganz auf Linkskurs geschwenkten Industriellenvereinigung überall um teures Geld Notare saßen, die Unterschriften sammelten (aber eben nur selten bekamen).  Auch dieser Einsatz war in der Geschichte der Republik noch nie da.

Die Geschmacklosigkeit ging aber bis zum Ende weiter: Hannes Androsch scheute auch nicht davor zurück, Kindergartenkinder zu Agitationszwecken für sein leistungsfeindliches Gesamtschulbegehren zu missbrauchen, damit es bei der Einreichung schöne Fernsehbilder gibt. Geht’s eigentlich noch tiefer? Könnte er sich nicht mit seinen Partei- und Schwulenveteranen begnügen, die sich ohnedies freuen, aus dem unbeachteten Austragstübchen hervorgeholt zu werden, und dafür jeden Unsinn zu verzapfen bereit sind? Müssen dafür ahnungslose kleine Kinder missbraucht werden? Auch das ist in der Tat eine Art Kindesmissbrauch, der in dieser Form in allen Diktaturen üblich ist.

PS.: Besonders demaskierend ist auch, dass auf Androschs Homepage ausgerechnet eine Maturaschule mit einer Einschaltung wirbt: Ist doch die von dem Volksbegehren verfochtene Gesamtschule tatsächlich die beste Garantie dafür, dass künftig noch viel mehr junge Österreicher eine Maturaschule brauchen werden, um die Matura zu schaffen. Es sei denn, die sich schon abzeichnende nächste Etappe der Bildungszerstörung  hat ebenfalls Erfolg, nämlich die Parole „Matura für alle!“

PPS.: Warum gibt es in Österreich nicht so kluge und anständige Sozialdemokraten wie den Berliner Kultusminister Jürgen Zöllner? Dieser betont voller Engagement immer wieder: „Ich stehe zur Eliteförderung in Schule und Hochschule; deshalb bleibt das Gymnasium erhalten.“

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Ein Kartenhaus stürzt ein: Silvio ist Europas letzte Hoffnung

11. Juli 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Und jetzt Italien. Das einzig Überraschende daran ist, dass Italien nun doch vor Spanien das Vertrauen der internationalen Geldanleger verliert. Eigentlich hatte lange vieles auf eine umgekehrte Reihenfolge hingedeutet. Das ändert nichts daran, dass die Italien-Panik die finale Katastrophe für Europa einläuten könnte. Besonders spannend ist der Ausbruch der italienischen Krise aber auch in Hinblick auf die Person Silvio Berlusconis.

Denn der italienische Ministerpräsident mit dem Hang zu jungen Mädchen hatte erwiesenermaßen sehr lange eine sehr positive Funktion, die freilich von den meisten Medien nicht erkannt worden ist oder aber bewusst verschwiegen wird. Er hat dem Land nämlich jahrelang das überlebensnotwendige Vertrauen der Gläubiger verschafft. Immerhin hat Italien ja seit langem die zweithöchste Verschuldungsquote in der EU – und dennoch hat es als einziges der PIIGS-Länder während der Krisenjahre keinen Verlust seiner Ratings hinnehmen müssen.

Da das Verhalten der Märkte oft mehr durch Psychologie als durch die reinen Zahlen erklärt wird, hat Berlusconis Machismos mehr Vertrauen ausgestrahlt als sanfte Intellektuelle, fade Apparatschiks, verbissene Ideologen, fromme Priestertypen oder realitätsfremde Idealisten. Alles hatten wir ja in Italien zur Genüge.

Berlusconi hat Italien zum ersten Mal über Jahre hinweg eine stabile Regierung samt arbeitsfähiger Parlamentsmehrheit verschafft. Er hat auch den weiteren Zuwachs der Staatsschuld im Widerspruch zur italienischen Tradition in den letzten Jahren eingebremst. Und er hat für eine wirtschaftsfreundliche Gesetzgebung gesorgt. Vor allem aber wissen alle, dass ohne Berlusconi dem Land wieder das übliche Chaos rasch wechselnder und total entscheidungsunfähiger Regierungen droht. Die erotischen Vorlieben Berlusconis waren zwar den Medien wichtig, den Gläubigern aber völlig wurscht – ebenso wie sie das beim Chef des Internationalen Währungsfonds waren.

Jetzt aber scheinen die Gläubiger noch vor den oft als böswillige Panikmacher gescholtenen Rating-Agenturen das Vertrauen in Italien zu verlieren. Die Zinsen, die Italien fürs Geldausborgen zahlen muss, schießen seit Freitag in die Höhe; die Kurse für italienische Bankaktien hingegen seit einiger Zeit in die Tiefe.

Und wieder hängt die Entwicklung eng mit Berlusconi zusammen. Die Anleger sehen, dass Berlusconi an reformerischer Gestaltungsmacht stark abgebaut hat. Sie rechnen damit, dass il presidente nicht mehr lange amtieren wird. Die von seinen Gegnern angestrengte Prozessflut treibt ihn in die Enge, die Umfragen verschlechtern sich, und in den letzten Tagen hat Berlusconi sogar selbst erstmals angekündigt, bei den nächsten Wahlen nicht mehr zu kandidieren.

Dass Berlusconis nahes Ende die Investoren verschreckt, kann noch als Kompliment für ihn verstanden werden. Aber in den letzten Tagen hat er auch selbst einen schweren Fehler begangen. Er hat nämlich öffentlich Kritik an seinem Finanzminister Tremonti geübt. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da Tremonti ein auch in den eigenen Reihen unbeliebtes Sparpaket durchzuboxen versucht. Da ist in Berlusconi angesichts seiner eigenen bedrängten Lage offenbar der alte Populist durchgebrochen. Daraufhin riss jedoch den Märkten der Geduldsfaden.

Italiens letzte Hoffnung: Die dramatischen Stunden dieses Wochenendes waren nur eine Drohgebärde der Märkte mit der Botschaft: „Tremontis Sparpaket muss zur Gänze realisiert werden“.

Falls die Märkte aber mehr im Sinn haben als reine Drohgebärden, oder falls Tremonti scheitert, dann steht nicht nur Italien, sondern auch Europa lichterloh in Flammen. Dann war Griechenland nur ein schwaches Vorspiel zu dem, was jetzt auf uns zukommt. Angesichts der Größenverhältnisse sind die unfassbaren 1,5 Billionen durchaus realistisch, die schon kolportiert werden. Es geht also nicht mehr nur um Mill., und nicht mehr nur um Mrd., sondern gleich um Bill. So wie zuletzt in der Inflation der 20er Jahre. Nur der Verdeutlichung halber: Zwischen jeder dieser Abkürzungen steht der Faktor 1000.

Wenn sich Italiens Situation aber weiter verschlechtert, werden zwar all jene recht behalten haben, die vor der Griechenland-Hilfe als einem katastrophalen Präjudiz gewarnt haben. Das wird aber auch ihnen nichts mehr nützen. Opfer werden alle Europäer. Sie können zwar die Faymanns und Merkels und Sarkozys aus dem Amt jagen (und hoffentlich den besonders üblen Herrn Juncker mit dazu). Das Unglück ist aber nicht mehr zu verhindern. Und kommt offenbar noch rascher als ohnedies befürchtet auf uns zu.

Alles deutet darauf hin, dass es nun zu einer offenen Feldschlacht zwischen Notenbanken und Regierungen kommen wird; dass die Europäer in ihrer verzweifelten Flucht den Goldpreis noch weiter in die Höhe treiben werden; dass die Investitionen rasch wieder versiegen werden; dass auch viele andere Staaten Europas und Nordamerikas ihre Anleihen kaum noch verkaufen werden können; und dass überdies gleichzeitig der skurrile und vertrauensbeschädigende Plan rasch wieder entsorgt werden muss, die privaten Gläubiger Griechenlands halb zu enteignen, ohne dass das aber als Insolvenz gewertet werden sollte.

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Wie groß sind die Töchtersöhne bloß?

10. Juli 2011 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Einige weibliche Abgeordnete haben die letzten Stunden der Parlamentssession zu einer heftigen Geheimaktion in Sachen Bundeshymne genutzt. Diese Aktion wird wohl vielen Parteien jedes weitere Nachdenken über Frauenquoten und dergleichen ersparen. Die Geheimfrauen haben gezeigt, wie wenig Sprachgefühl sie haben. Sie haben gezeigt, dass sie nur zur eigenen Profilierung eine Diskriminierung auch dort herbeireden, wo eine solche gar nicht vorliegt.

Subjektiv kann man natürlich die eine oder andere Teilnehmerin an dieser Geheimaktion verstehen, die daheim einen stadtbekannten präpotenten Macho hat. Da nimmt sie wohl voller süßer Rachegefühle an jedem politischen Anti-Männer-Sautreiben teil. Wenn man schon daheim nicht durchkommt, dann rächt man sich halt am anderen Geschlecht an sich, und sei es nur das grammatikalische, das man halt im Eifer des gerechten Gefechts mit dem biologischen verwechselt. Und man nimmt keinerlei Rücksicht auf Kollateralschäden, die die Sprache, die Wahrheit und die eigene Partei beschädigen.

Besonders danebengegangen ist die Teilnahme zweier ÖVP-Frauen an dieser  Aktion der Linksparteien. Die beiden haben gezeigt, dass politisches Denken nicht gerade ihre Stärke ist. Denn wenn jeder Abgeordnete einer Partei immer dann mit anderen Parteien stimmt, wenn es ihm halt Spass macht oder er sich einen persönlichen Profilierungsnutzen verspricht, dann haben zwar die Medien viel Hetz. Und sind daher alle dafür. Dann aber verliert diese Partei jede Regierungsfähigkeit. Oder glaubt irgendjemand, die Regierungs-Abgeordneten, oder gar die griechischen oder spanischen Parlamentarier, stimmen aus Spaß und Eigennutz einem Sparpaket zu?

Die beiden schwarzen Geheimfrauen Rauch-Kallat und Schittenhelm haben durch ihre einstige Wahl ins Parlament zwar eine juristische, aber keine politische Legitimation für ihre Aktion. Denn sie haben beide ja 2008 keinen Wahlkampf geführt, in denen sie persönliche Vorzugsstimmen für die groß plakatierte Forderung „Ändert die Bundeshymne“ gesammelt und bekommen hätten. Es ist daher nur charakterlos, sich solcherart auf einer Parteiliste ins Parlament hineinzuschmuggeln und dort dann an der eigenen Partei vorbei zu agieren.

Wenn es wenigstens eine schwerwiegende Grundsatzfrage gewesen wäre, für die sie die in einer Partei an sich überlebensnotwendigen Regeln verletzt hätten, dann würde man Respekt vor ihrem Schritt haben. Aber nur um eines Juxes willen so zu agieren, ist mehr als demaskierend. Das wird den Widerstand gegen jede Quotenforderung nur noch mehr vertiefen. Also dagegen, dass jemand nur seines Geschlechts wegen und nicht ob seiner Fähigkeiten ins Parlament rutscht. Es ist ohnedies schon schlimm genug, dass beim Einzug ins Parlament das berufsständische Quotendenken oft wichtiger ist als die Suche nach den besten Köpfen. Die feministischen Quoten würden ja diese dummen Quoten nicht ersetzen, sondern in der qualitätswidrigen Auswirkung nur noch mehr verstärken.

Die ÖVP steht jedenfalls wieder einmal als die blamierte da. Und wieder einmal treibt die Blödheit einzelner Schwarzer viele weitere Wähler den Blauen zu, die ja geradezu demonstrativ Distanz zu Feminismus-Allüren einnehmen. Ohne dass es für die ÖVP eine Chance gäbe, im Gegenzug wenigstens eine Handvoll der Radikalfeministinnen von Rot oder Grün loseisen zu können.

Aber das ist das Problem der ÖVP.

Wenden wir uns lieber der „sprachlichen Diskriminierung“ durch die Bundeshymne zu, von der Rauch-Kallat spricht. Diese Behauptung zeigt, dass manche Frauenpolitikerin von Sprache keine Ahnung haben. Denn selbstverständlich stehen die „großen Söhne“ der Hymne für weibliche wie männliche Österreicher. Das ist umso klarer, als die Autorin der Hymne selbst eine Frau war, der selbstverständlich die großen Frauen von Maria Theresia bis Bertha von Suttner ein respektgebietender Begriff waren.

Aber da die österreichische Frauenbewegung offenbar längst keine wirklichen Diskriminierungen mehr zu entdecken vermag (abgesehen von der hier schon oft widerlegten Behauptung einer Gehalts-Diskriminierung), entdeckt man halt in diesen „Söhnen“ eine solche. Wobei man aber damit das Gefühl einer Diskriminierung überhaupt erst schafft. Wichtig ist ja nur eines: Endlich können die Frauenpolitikerinnen die eigene Notwendigkeit begründen und argumentieren, warum man noch viel mehr von ihrer Sorte in der Politik brauchte.

Wenn man das den Menschen nur lange genug einredet, dann beginnen sich die Frauen am Ende wirklich diskriminiert und ausgeschlossen zu fühlen. Als ob das Vaterland immer das Heimatland des Vaters wäre, oder die Muttersprache immer die der Mutter.

Paula von Preradovic würde sich aber noch aus einem anderen Grund ob der Verhunzung ihres Hymnen-Textes wehren. Entbehrt doch die Zeile „Heimat großer Töchter, Söhne“ jeder sprachlichen Eleganz. Ja, diese Zeile wird – durch die Melodie zwingend ausgelöst – sogar zu einer „Heimat großer Tochtersöhne“. Wobei nur unklar ist, ab welcher Zentimetermenge diese Enkelkinder als groß firmieren . . .

Womit die Bundeshymne nur noch der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Das ist zwar innerer Antrieb mancher linker Politiker, das ist aber eine eher seltsame Intention bei einer Partei, die einst vor allem von konservativen Wählern gewählt worden war.

PS: Haben die schwarzen Männer mit ihrer Filibuster-Taktik – durch ewig langes Reden wird anderen die limitierte Redezeit gestohlen – gegen Rauch klug agiert? Gewiss nicht. Auch Dummheiten und Solidaritätsverletzungen muss man mit Argumenten und nicht mit Tricks begegnen. Aber das ist ein altes Problem der Männer: Sie trauen sich auf Grund irgendeines hormonellen Defekts nur selten, feministischen Vorwürfen entgegenzutreten. Selbst wenn diese noch so faktenwidrig sind.

 

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Shit of the World

09. Juli 2011 21:12 | Autor: Andreas Unterberger

Die sensationelle Einstellung der britischen Massenzeitung „News of the World“ – trotz einer satten Millionenauflage – an diesem Wochenende lässt uns mit einer Reihe von Erkenntnissen wie auch Fragen zurück. Über die Rolle der Medien wie auch über unser Recht auf Privatheit.

Als Erstes sollte dennoch etwas gesagt werden, was in der Häme vieler medialer Berichte über dieses plötzliche Ende einer Zeitung bewusst vergessen worden ist: Es ist ein Akt der Anständigkeit, wenn der Verleger Rupert Murdoch das vor Unanständigkeit triefende Blatt, das illegal Verbrechensopfer und andere Bürger abhören ließ, nun über Nacht schließt. Es bleibt ein eindrucksvolles Signal – auch wenn er es vermutlich nicht zuletzt deshalb tut, um seinen Ruf als Geschäftsmann zu retten.

Zweitens: Noch nie ist vor den Augen aller Welt so klar geworden, dass Boulevard-Journalismus die Grenze zum Kriminellen längst und fast ständig überschreitet. Er hat mit dem um Wahrheit, um einen Beitrag zur demokratischen Diskussion ringenden Journalismus nichts mehr zu tun. Er bedient primär niedere voyeuristische Gelüste der Menschen. Außer dem Bedrucken von Papier (beziehungsweise seit einigen Jahren dem  elektronischen Beflimmern von Bildschirmen) sind das völlig getrennte Welten. Sie haben ungefähr so viel miteinander zu tun wie eine echte Liebesbeziehung mit einem betrunkenen Besuch im Bordell: In konkreten physischen Aktionen mag es Ähnlichkeiten geben, innerlich sind es totale Gegensätze.

Drittens fällt auf, dass dieses Aus für „News of the World“ am gleichen Tag verkündet worden ist, da wir in einer österreichischen Boulevardzeitung Badephotos von Karl Heinz Grasser und seiner Frau zu sehen bekommen, die ganz offensichtlich ohne die Zustimmung der beiden veröffentlicht und höchstwahrscheinlich auch geschossen worden sind. Wer die Bordellwelt des Boulevards kennt, weiß, dass für solche Photos viel Geld bezahlt wird, auch wenn ihr Nachrichtenwert einzig im voyeuristischen Blick auf die weitgehend unbedeckten Körper der beiden Promis besteht. Dass wir vom Verleger jenes Blattes nicht dieselbe Anständigkeit wie von einem Murdoch erwarten können, scheint klar. Wirklich übel wird dem Bürger nur, wenn er entdeckt, wie sehr die SPÖ dieses Blatt durch Inserate auf Kosten unserer Steuergelder am Leben erhält. Und die Korruptionsstaatsanwaltschaft dagegen noch immer nicht vorgeht.

Viertens: Wir sollten uns aus all diesen Fällen heraus bewusst werden, dass die moderne Technik imstande ist, praktisch jeden Schutz der eigenen Privatheit zu durchbrechen. Telefone werden problemlos abgehört; Teleobjektive durchdringen jede Entfernung; geheim angebrachte Funksender können jedes Auto verfolgen; Trojaner, Viren und Spyware können unsere Computer missbrauchen; jeder Adressverlag hat uns mit all unseren Eigenschaften gespeichert und verkauft die Adressen (notfalls über das Ausland) an zahlungswillige Interessenten. Bei allem Segen, den die moderne Technik gebracht haben, sind das extrem schmerzende Nebenprodukte. Und es können nur sehr naive Menschen glauben, dass es jemals wieder ein Leben ohne diese Spionage-Instrumente geben wird. Ein Wissen und eine Technologie, die in der Welt sind, können nicht mehr aus dieser geschafft werden.

Fünftens: Es zeigt sich erneut, dass es geradezu lächerlich ist zu glauben, dass die komplizierte Datenschutz-Gesetzgebung gegen diese üblen Entwicklungen etwas hilft. Ganz im Gegenteil: Der Datenschutz schützt nur wieder andere Übeltäter: Das gilt vor allem für faule oder korrupte oder ihre Schrebergartenherrschaft verteidigende Beamte und Politiker. Deswegen ist ja auch die Korruption in jenen Ländern am niedrigsten, die volle Transparenz aller Daten und Akten der öffentlichen Verwaltung herstellen. Und überdies schützt der Datenschutz oft Verbrecher vor einer Entdeckung, wenn sich die Polizei im Gegensatz zu Journalisten an Gesetze hält.

Sechstens: Was als einziges die Privatheit ein wenig besser sichern könnte, wären strenge Strafen für all jene, die illegal beschaffte Photos oder Abhörprotokolle veröffentlichen. Denn diese Täter können in aller Regel nicht geheimbleiben. In Österreich braucht sich aber kein halbseidener Verleger zu fürchten, wenn er solche Photos veröffentlicht. In Österreich werden von einer ideologisierten Staatsanwaltschaft nach außen gespielte Akten mit geheimen Abhörprotokollen von grünen Abgeordneten im Parlament verlesen. In Österreich werden solche Texte vom Dekan der juridischen(!) Fakultät zur öffentlichen Aufführung gebracht.

Siebentens: Medien in ihrer Verkommenheit und Geldgier drohen zum Totengräber der Demokratie zu werden. Denn diese kann ohne Medien nicht funktionieren, die einem gemeinsamen demokratischen Werte- und Verhaltenskodex verbunden sind. Sie sind es aber kaum noch.

 

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SN-Kontroverse: Vermögenssteuern

08. Juli 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Einführung von Vermögenssteuern sinnvoll?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Verantwortung der Vernunft

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Es gibt die Verantwortung der Vernunft. Diese speist sich aus der Einsicht in Notwendigkeiten und die klare Benennung von bestimmten Verhaltensweisen. So ist es kriminell, wenn jemand mit 300 Stundenkilometern auf der Autobahn mit einem Motorrad fährt. Noch dazu mit der Freundin oder dem Freund auf dem Beifahrersitz. Es bedarf gut ausgebildeter Sicherheitskräfte, um solche Menschen, die sich nicht und nicht an gemeinsame Spielregeln halten wollen, zu stoppen. Die Ausbildung dieser Experten ist sauteuer.

Nicht viel anders verhält es sich mit der Anhäufung von Vermögen in einem Verhältnis, das die Proportionen sprengt. In Österreich ist dies der Fall. Und die gefährliche Schieflage mahnte Bundespräsident Heinz Fischer dieser Tage an. Entstanden ist die Schieflage durch die Abschaffung der Erbschaftssteuer und die geringe Besteuerung von Vermögen in Österreich, das in diversen Stiftungen parkt.

Es gibt gute Vorschläge diese immer gefährlicher werden Schieflage in der Republik zu beseitigen. So könnte eine geringe Erbschaftssteuer mit einem Freibetrag bis zu 700.000 Euro und eine „Erbschaftsersatzsteuer" auf Stiftungsvermögen eingeführt werden. Die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, derzeit turnusmäßige Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz, schlägt eine Widmungsabgabe auf Grund vor. Recht hat sie, wenn sie sagt, dass der größte Hohn in unserem Steuerrecht ist, dass man/frau mit einem Beschluss einer Gemeindevertretung Millionär werden kann - wenn Grünland in Bauland umgewidmet wird - und dafür keinen Cent Steuer zahlt. Gerade in der „Sound of Music"- Stadt oder in der k&k Stadt Wien und dem angrenzenden Niederösterreich ein großes Problem.

Oder anderes formuliert: Wer will schon in unsicheren Slums mit seinen Enkeln Urlaub machen?


Widerlich und dumm

Andreas Unterberger

Es ist eine der widerlichsten sozialistischen Ideen, die eigene progressive Schuldenmacherei ständig durch neue Steuern finanzieren zu wollen. Obwohl uns der Staat ohnedies schon 44 Prozent unserer Leistungen durch die diversesten Abgaben raubt. Für den Privilegienstadel ÖBB, für die diversen Frühpensionsformen, für Subventionen, für die aufgeblähte föderalistische Verwaltung, um nur die vier neben den Schuldzinsen teuersten (und sinnlosesten) Dinge zu nennen.

Das ist ungeheuerlich, auch wenn man ständig gebetsmühlenartig das Wort Gerechtigkeit vor sich herplappert. Dabei vergisst man, dass die Erbschaftssteuer vom Verfassungsgericht gerade wegen ihrer Ungerechtigkeit aufgehoben worden ist.

Das Übelste daran ist, dass dieser Staat, der uns ohnedies immer mehr von unserer Freiheit nimmt, damit wieder in unseren Schubladen nach geheimem Schmuck und Golddukaten zu stöbern beginnt. Nur weil wir gespart haben.

Wer glaubt, dass er ohnedies kein Vermögen hat, irrt oft. Samt einem marktkonform bewerteten Einfamilienhaus, Auto und Sparbuch erreicht ein „Vermögen" nämlich sehr leicht die von linken Politikern vorgeschlagene Grenze von 500.000 Euro - spätestens, wenn die von der Schuldenpolitik ausgelöste Inflation diese „Werte" in die Höhe treibt. Dazu kommt, dass sie in aller Regel von schon hoch versteuertem Einkommen erworben sind, also zum zweiten Mal besteuert werden. Mafia-Banden erwischt der Staat hingegen so und so nicht.

Wer mit Grundsteuern einiger anderer Länder argumentiert, verschweigt bewusst, dass mit diesen oft kommunale Abgaben wie Kanalgebühren abgegolten werden. Und vor allem ignorieren die Vermögenssteuer-Anhänger, dass die wirklich großen Geldvermögen schneller ins Ausland transferiert sind, als die Abgeordneten ihre Gesäße zur Einführung einer Steuer heben können. Diese Vermögen nützen aber uns allen viel mehr, so lange sie im Lande sind. Mit und ohne Neidgefühle.

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Zurück zum Plastiksackerl

07. Juli 2011 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Zuerst die gute Nachricht: Ganz im Westen und im Norden regiert noch die wirtschaftliche Vernunft. Im Rest Europas ist sie jedoch dahingeschmolzen. Anders ist es nicht zu erklären, dass jetzt auch die EU-Kommission eine Finanztransaktionssteuer vorschlägt, samt einer saftigen Erhöhung ihres Ausgabenrahmens. Und dass sie damit vielerorts auf Zustimmung stößt.

Besonders erstaunt, dass sogar der Chef der europäischen Liberalen, der Belgier Guy Verhofstadt, diese neue Steuer lobt. Der Liberalismus ist offensichtlich schon ganz schön weit herumgekommen, wenn sein oberster Repräsentant in der EU eine Steuererhöhung „einen fantastischen Vorschlag“ nennt. Dass die selbsternannten liberalen Parteien mit Liberalismus nicht mehr viel zu tun haben, sieht man freilich auch am orientierungslosen Zerfall der deutschen FDP. In Österreich haben wir sicherheitshalber gar keine liberale Partei, daher brauchen wir uns gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen, was am Jubel über neue Steuern noch liberal sein soll.

Dass die Wiener Regierung unreflektiert für eine Transaktionssteuer ist, wissen wir ohnedies schon lange. Blöd ist nur, dass jetzt die EU selbst jene Steuer kassieren will, auf die Rot und Schwarz schon gelauert haben.

Umgekehrt kommt vielleicht auch die EU mit ihrer Geldgier – die den Finanzrahmen 2014 bis 2020  aufbessern soll – zu spät. Denn Italien hat soeben in seiner Finanznot beschlossen, diese Steuer im Alleingang einzuführen. Und begreift nicht, wie sehr sich damit einer der ältesten Finanzplätze Europas selbst schadet.

Man muss jetzt jedenfalls ganz auf die eine solche Steuer strikt ablehnenden Skandinavier und Briten hoffen, damit der Unfug nicht europaweit Wirklichkeit wird. Aber derzeit wird ja in Europa offenbar jeder Unfug Wirklichkeit. Bevor die EU auf die vielen Geldverschwendungsprojekte verzichtet, lassen sich ihre Machthaber nur das einfallen, was Politikern immer einfällt: Steuern, Steuern, Steuern. Die EU-Kommission will einfach mehr Geld zum Ausgeben haben.

Und warum ist das ein Unfug? Weil die Lasten auf der europäischen Wirtschaft diese immer weniger wettbewerbsfähig machen; weil immer mehr Investitionen abwandern; weil die europäischen Länder ohnedies schon die höchsten Steuerquoten der Welt zu tragen haben; weil bis auf seltene Ausnahmen die Politik mit Geld viel schlechter umgeht als Bürger oder Wirtschaft; weil der Finanztransaktionssteuer wegen künftig viel Geld, Zeit und Gehirnschmalz unproduktiv für komplizierte Konstruktionen verschwendet werden wird, um die neue Steuer zu umgehen; weil nichts so schnell aus Europa weg ist wie Kapital; weil Finanzzentren wie Singapur oder Hongkong nur darauf warten, europäische Vermögen aufzunehmen; weil dadurch unweigerlich jede noch so harmlose Banküberweisung mit einer zusätzlichen Mittelstands-Steuer belastet wird.

Oder sollen die Menschen ihren Obolus künftig wieder im Plastiksackerl beim Finanzamt, beim Hausverwalter, beim Stromlieferanten abgeben?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Die Dummheit ist kein österreichisches Privileg

06. Juli 2011 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Man könnte ja versuchen, es positiv zu sehen: Irgendwie ist es tröstlich, dass Dummheit kein österreichisches Privileg ist. Freilich kann man es auch sehr negativ sehen, wenn die Dummheit das gemeinsame Kennzeichen aller westlichen Gesellschaften zu sein scheint. Und wenn der diesbezügliche Unterschied zwischen den einzelnen Ländern nur ein ganz marginaler ist. Das wird indirekt auch durch die jüngste Analyse der „Financial Times“ bestätigt, derzufolge Europa wie Amerika gemeinsam gegen die steil aufsteigenden Schwellenländer untergehen werden.

Es ist jedenfalls erstaunlich, wie sehr die Politik, aber oft genug auch die Wirtschaft rundum glaubt, zwingende Logik durch populistische Phrasendrescherei ersetzen zu können. Einige neue Beispiele:

Das österreichische Parlament beschließt diese Woche die Einführung von Wartelisten bei Operationen. Niemand soll rascher drankommen, weil er zahlt beziehungsweise eine Sonderversicherung hat.

Meinen die das wirklich ernst? Dann verstehen sie absolut nichts vom Funktionieren des Gesundheitssystems. Denn die Einnahmen von Sonderpatienten sind für viele Spitäler ein Eckpfeiler der Finanzierung. Und sie sind auch für viele Ärzte ein entscheidendes Zusatzeinkommen zu eher kargen Grundgehältern. Daher werden Spitäler wie Ärzte alles tun, um weiter diese Einnahmen zu lukrieren. Selbst um den Preis, dass dann wieder einmal ein „Aufdecker“-Journalist schreibt: Es gibt sie noch immer, die Zweiklassenmedizin.

Sollte es aber wirklich gelingen, den Sonderpatienten im öffentlichen Spitalswesen jedes Privileg zu nehmen, werden diese auf private Spitäler ausweichen, die dann aufblühen werden. Hingegen wird sich an den öffentlichen Spitälern die Finanznot verschlimmern. Gleichzeitig werden die besten Ärzte von dort wegwandern, oder nur noch so tun, als ob sie im öffentlichen Spital voll arbeiten.

Da – allen Sonntagsreden von Politikern und Ärztefunktionären zum Trotz – die Marktmechanismen immer wirken, würde es auch Konsequenzen haben, wenn man als nächsten Schritt die Privatspitäler entrechtet und damit zur Schließung zwingt. Denn dann würde zweierlei passieren: Eine Gruppe würde ihre Privatversicherung kündigen und damit endgültig dem Gesundheitssystem Milliarden entziehen; eine andere Gruppe würde sich halt im Ausland rasche Operationstermine verschaffen. Denn wenn es um ihre Gesundheit geht, tun viele Menschen alles (außer gesund zu leben – aber das ist ein anderes Thema). Selbst ferne Länder wie Thailand bieten schon zahlungskräftigen Kunden jede gewünschte Operation in durchaus komfortablen Kliniken an.

Da bleibt dann unserer schlauen Politik als letzter Ausweg wohl nur noch nach dem Vorbild des alten Ostblocks die Menschen mit Stacheldraht und Selbstschussapparaten entlang der Grenzen am Verlassen des Landes zu hindern.

Ähnliche Intelligenzprobleme sind aber auch der deutschen Koalition zu attestieren: Da beschlossen die Parteichefs von CDU, CSU und FDP die Grundsätze einer Steuerreform: „Kleine und mittlere Einkommen werden zum 1. Jänner 2013 steuerlich entlastet, und wir werden die kalte Progression vermindern.“

Ganz abgesehen davon, dass Deutschland noch immer neue Schulden macht: Begreifen diese Parteien denn nicht, dass die beiden Satzteile von der Logik her absolut unvereinbar sind? Wenn man nämlich die kleinen und mittleren Einkommen entlastet, dann wird per definitionem und mit absolut zwingender Konsequenz die Progression umso schlimmer, also der Unterschied der Steuerlast, wenn man einmal mehr verdient als zuvor. Diese Progression kann man nur dadurch mildern, indem man insbesondere die höheren Einkommen entlastet – oder gleich die Flat tax einführt, die sicher die sinnvollste Steuerform wäre.

Wer nichts dergleichen tut, der nimmt vielen Menschen den Ansporn, mehr zu arbeiten, fleißiger oder kreativer zu sein. Wenn einem nicht nur absolut, sondern auch relativ immer mehr weggenommen wird, wirkt das eindeutig demotivierend. Außerdem wissen die Bezieher mittlerer Einkommen längst: Auch wenn sie derzeit noch von den allerhöchsten Steuersätzen weit entfernt scheinen, so wird sie die Inflation in absehbarer Zeit in diese Steuersätze treiben, selbst wenn sie der Kaufkraft nach gleichviel verdienen.

Zugegeben, bei den Grünen konnte man noch selten sonderliches ökonomisches Wissen orten. Aber es macht doch staunen, wenn der grüne Abgeordnete Kogler eine ganze Fernsehsendung lang unwidersprochen behaupten kann, dass die Budgetprobleme ja nur Folge der Bankenhilfe aus dem Budget seien.

Weiß der Gute nicht, dass sich selbst dann, wenn die gesamte Bankenhilfe schief gehen, also nicht zurückbezahlt werden sollte, die Staatsschuld maximal um drei Prozent erhöht? Ganz abgesehen davon, dass sowohl Raiffeisen wie Erste Bank mit großer Sicherheit die Staatshilfe zurückzahlen werden. Der Großteil des restlichen Risikos ist hingegen durch staatsnahe Banken wie insbesondere die Hypo Alpe-Adria und die staatlichen Haftungen für diese verursacht worden. Dies jener Partei ins Stammbuch, die beim Wort „Privatisierung“ den heftigsten Schüttelfrost vor lauter selbstdiagnostizierter sozialer Kälte bekommt.

Alles andere als intelligent ist auch das Verhalten der USA im Afghanistan-Krieg: Barack Obama lässt nun Tausende Truppen abziehen, obwohl es eine Halluzination sein müsste, wenn man den Krieg dort als beendet oder gar gewonnen erklärt. Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe angesichts der Rahmenbedingungen das dortige Engagement immer für einen Fehler gehalten. Aber es wird zum doppelten Fehler, wenn man so wie einst in Vietnam einfach mitten im Krieg abzieht, und damit all die gefallenen und verstümmelten Soldaten zum Opfer einer totalen Sinnlosigkeit erklärt.

All das geschieht nur, um mit besseren Karten in den nächsten amerikanischen Wahlkampf gehen zu können. Das ist vielleicht nicht unintelligent in Hinblick auf Obamas eigene Nutzenoptimierung. Aber es ist jedenfalls ziemlich beschämend.

Nächstes Beispiel an durch Populismus ersetzter Intelligenz ist die deutsche Telekom. Bei dieser sollen gerade in einem Gewaltakt drei der sieben Vorstandsposten durch Frauen besetzt werden. Das heißt nun nicht, dass Frauen im Prinzip nicht für Vorstandposten geeignet wären. Aber nach allem, was man von der deutschen Telekom hört, stand bei dieser Entscheidung zuerst fest, dass es lauter Frauen sein müssen. Statt dass man einfach den Besten sucht, ganz unabhängig vom Geschlecht.

Mit dieser Vorweg-Fixierung auf das Geschlecht reduziert man automatisch das Reservoir auf weniger als ein Viertel, in dem man nach den besten Kandidaten für den Vorstand sucht. Denn der Anteil der Frauen ist noch immer sehr überschaubar, welche die Mühen einer Managerkarriere bis zur zweiten Ebene hinauf auf sich nehmen, um dann vielleicht Vorstandschancen zu haben. Damit ist logischerweise das Risiko viermal größer, dass man nicht die optimale Lösung findet. Und selbst wenn eine der Frauen eigentlich der beste Kandidat gewesen wäre, wird ihr trotzdem unweigerlich ewig das Negativimage der Quotenfrau anhängen.

Sich dabei von irgendwelchen Frauenforschungsprofessorinnen Gutachten schreiben zu lassen, dass ein hoher Frauenanteil die Geschicke eines Unternehmens verbessert, ist nicht wirklich überzeugend. Ich habe jedenfalls genauso oft Frauen an solchen Aufgaben scheitern gesehen wie Männer. Zum Teil sehr dramatisch.

 Immerhin geht es bei der Deutschen Telekom um viel Geld von Aktionären, also überwiegend von Menschen, die damit für ihr Alter vorsorgen wollten. Machen da nicht ein paar Spitzenmanager populistische und eitle Spielchen auf Kosten dieser Aktionäre? Sie setzen dabei ja nicht eigenes Eigentum aufs Spiel. Und sie wissen genau, dass man mit solchen Spielchen am leichtesten persönlichen Applaus in den Medien bekommt.

Apropos Dummheit der Wirtschaft: Der Schwachsinn, der von so manchen Wirtschaftsführern zum Thema Gesamtschule und Migration verbreitet wird, zeigt ebenfalls, dass das Managerhirn oft nur sehr einseitig entwickelt ist.

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Fußnote 209: Der Hai als Spekulant

06. Juli 2011 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Alfred Gusenbauer diversifiziert sich.

Bisher waren sie die Bösewichte schlechthin. In der von vielen Journalisten nachgeplapperten rot-grünen Propaganda sind „Finanzhaie“ und „Spekulanten“ noch die mildesten Ausdrücke für Risikokapitalisten. Jetzt ist freilich auch Alfred Gusenbauer, der langjährige SPÖ-Chef und kurzjährige Bundeskanzler, ein solcher. Er hat bekanntgegeben, dass er mit Freunden eine Gesellschaft gegründet hat, „um in das Geschäft mit Risikokapital einzusteigen“. Dabei will er auch Sanierungskandidaten aufkaufen – nicht gerade ein Job für Zartbesaitete, bei der man auch in Frontalkonfrontationen mit der Gewerkschaft kommt. Um nicht missverstanden zu werden: Ich halte das Stellen von Risikokapital für einen unverzichtbaren Mechanismus in einer Marktwirtschaft. Wenn niemand unter dem Risiko, auch sein ganzes Geld zu verlieren, in Dinge investiert, kann nichts Spannendes entstehen. Nur Risiko bringt unser aller Wohlstand voran. Hört man freilich die ständige rotgrüne Antikapitalismus-Hetze, dann wundert man sich, dass Menschen wie Gusenbauer eigentlich noch frei herumlaufen dürfen. Oder darf man mit dem richtigen Parteibuch in der Tasche auch ohne moralischen Makel spekulieren? Und noch eine Frage ist interessant: Was ist der wahre Gusenbauer? Der vor 2008 oder der von heute?

 

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Die Zukunft des Euro

05. Juli 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Als ich Mitte der 90er Jahre einen Halbtag an einem spannenden Seminar mit Milton Friedman teilnehmen durfte, schrumpfte der Mann in meinen Augen vom großen Mythos auf seine physische Größe zusammen. Die bekanntlich sehr gering war. Mir war klar: Der Nobelpreisträger wollte originell sein. Was immer am leichtesten geht, wenn man der großen Mehrheit der Ökonomen widerspricht.

Denn Friedman warnte die Europäer heftig vor der Einführung des Euro. Das klang nicht nur originell, sondern auch nach typischer Interessenpolitik einer Großmacht: Die USA bangten um die Rolle des Dollar als Weltreservewährung, die ihnen viele Dividenden bringt.

Seit dem Vorjahr baut sich mein Milton-Friedman-Mythos aber langsam wieder auf. Friedman hatte wohl nicht mit seiner gänzlichen Ablehnung des Euro recht, aber dennoch war seine Kritik richtig: So wie der Euro eingeführt wurde, war es ein schwerer Fehler!

Kurz darauf konnte ich in einem Hintergrund-Gespräch mit einem Euro-freundlichen Finanzminister eines großen (nicht deutschsprachigen) EU-Landes die Friedman-Thesen durchdiskutieren: Was ist, wenn Euro-Länder trotz der Maastricht-Kriterien undiszipliniert sind, wenn sie den Forderungen der Gewerkschaften ständig nachgeben, wenn sie große Defizite produzieren, wenn sie Gehälter und Preise schneller steigen lassen als andere Länder beziehungsweise schneller, als der Produktivitätszuwachs erlaubt? Ein solches Land kann ja im Euro-Raum die eigene Währung nicht abwerten. Damit fehlt die wichtigste Gegenmaßnahme, durch die früher die „Erfolge“ der Gewerkschaften regelmäßig wieder wertlos geworden sind.

Die Antwort jenes Finanzministers war richtig und logisch: „Den bestrafen die Märkte.“

Wenn Griechenland für Anleihen 23 Prozent Zinsen zahlen muss und Deutschland nur 1,6 Prozent, dann ist der Unterschied die Strafe der Märkte (auch wenn sich deren Höhe tagtäglich ändert).

Die Frage ist nur: Ist es richtig, dass auch die Europäische Zentralbank, die EU und die sich solidarisch erklärenden Euro-Staaten jetzt gemeinsam mit den Griechen diese Strafen zahlen? Sind wir da nicht genau in der Situation des in der Literatur oft beschriebenen Verschwenders, der immer Besserung schwört, wenn er den reichen Onkel anpumpt? Und der alle Schwüre vergisst, sobald er das Geld hat . . .

Erfolge und Misserfolge der Griechen 

Was haben die Strafen nun konkret in Griechenland bewirkt? Da stehen etliche Erfolge auch vielen Misserfolgen gegenüber.

Die Erfolge:

Unabhängig von der disziplinierenden Wirkung von Strafen kommt auch aus einer anderen Ecke ein Hoffnungsstrahl: Den Griechen dürfte im Sommer 2011 ein Tourismus-Boom bevorstehen: Die Buchungen sind trotz der Abschreckung durch Fähren- und Fluglotsenstreiks stark gestiegen. Dieser Boom ist Folge der noch viel größeren Skepsis der Touristen gegenüber Ägypten und Tunesien.

Positiv ist prinzipiell auch, dass die Miteuropäer diesmal schon Monate vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit Griechenlands Maßnahmen zu diskutieren begonnen haben. Sie tun sich freilich dennoch mit der Antwort schwer. Denn die übereilte und falsche Husch-Pfusch-Aktion des Mai 2010, als Griechenland 110 Milliarden Hilfe zugebilligt worden sind, erweist sich immer mehr als katastrophaler Fehler mit langfristigen Folgen. Und diese können nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Den Erfolgen stehen viele Negativa gegenüber:

Neben diesen Enttäuschungen sollte man auch die gefährlichen und noch viel wichtigeren psychologischen Wirkungen einer neuen Griechenland-Hilfe auf andere Euro-Staaten nicht ignorieren. Diesen wird ein ganz falsches Signal gesendet: „Es gibt immer einen, der Euch herauspaukt.“ Das ist in einem Europa, welches das Prinzip Eigenverantwortung ohnedies weitgehend verlernt hat, sehr gefährlich.

Noch schlimmer aber ist, dass die EZB als Hüterin der Stabilität umgefallen ist. Sie hat mit Taschenspielertricks die eigenen Regeln und den eigenen Auftrag umgangen und steht nun mit einem Tresor voller wertloser griechischer Staatspapiere da. Auch wenn die genaue Summe geheimgehalten wird, ist klar, dass die EZB bald Bedarf an Kapitalerhöhungen haben wird. Die Zentralbank wurde als Mülldeponie missbraucht. Und sie ließ es sich gefallen.

Keine Euro-Krise, sondern eine Schuldenkrise

Rund um den Mai 2010 gab es fast keinen Politiker, der die Hilfsaktion für Griechenland nicht damit begründet hätte, dass man damit den Euro rette. Das war aber die Unwahrheit. Es gab und gibt keine Euro-Krise, sondern eine schwere Schuldenkrise vieler Staaten (in und außerhalb der EU). Diese Krise wäre auch ohne Euro schlagend geworden. Das Wort Euro-Krise haben nur die Spin-Doctoren der Politik zur Ablenkung von der politisch verursachten Schuldenkrise erfunden. Die Euro-Gegner hingegen wollen durch dieselbe Wortwahl etwas ganz anderes bewirken, nämlich gleich den Euro zu killen.

Viele Industrieländer bekommen heute aber in Wahrheit die Rechnung dafür serviert, weil sie verleitet von populistischen Politikern massiv über ihre Verhältnisse gelebt haben. Das trifft – mit nationalen Unterschieden – in den meisten Ländern sowohl die staatliche wie auch die private Verschuldung.

Diese Schuldenkrise muss zu dramatischen Folgen führen, deren Details freilich noch offen sind. Am wahrscheinlichsten ist eine signifikante Intensivierung der Inflation. Durch eine Inflation können viele europäische Staaten ihre Schulden am leichtesten in den Griff bekommen. Das gilt tendenziell auch für die derzeitigen Vorzugsschüler Deutschland, Niederlande und Österreich.

Die Einführung des Euro ist hingegen trotz der Schuldenkrise vieler Länder ein großer Erfolg: Sie hat vor allem den Industrie-orientierten Ländern eine starke Verbesserung der Handelsbilanz ermöglicht. Die Importländer können ihnen nicht mehr durch ständige Abwertungen den Markt rauben. Exporteure sparen ferner teure Transaktionskosten, etwa die Absicherung gegen Währungsschwankungen.

Aber dennoch ist klar: Rund um die Einführung des Euro sind katastrophale Fehler begangen worden, die heute seine Erfolge überschatten. Der zentrale politische Fehler war, dass die eigenen Regeln nicht ernst genommen worden sind. Man hat dadurch auch viele solcher Länder in den Euro-Raum aufgenommen, welche die Bedingungen nicht erfüllen.

Es hat zwangsläufig negative Beispielsfolgen, wenn Politiker die selbst gesetzten Regeln ignorieren. Wer einmal lax bei den Regeln ist, wird meistens nie mehr ernst genommen.

Die wichtigsten Regelbrüche:

-         Die laut propagierten Stabilitätskriterien wurden in Wahrheit ignoriert. Es wurden von Anfang an Staaten aufgenommen, welche die Maastricht-Kriterien nicht einmal annähernd erfüllten. Dennoch hat damals die EU-Kommission dem Rat Land für Land „empfohlen“, die Kriterien „für eingehalten zu erklären“. Obwohl sie eindeutig nicht erfüllt waren.

-         Man hat ebenfalls auf Konsequenzen verzichtet, als später die beiden Schwergewichte Deutschland und Frankreich gegen diese Kriterien verstießen. Was vielen anderen erst recht Mut zur Sünde machte.

-         Im Mai 2010 wurde die No-Bailout-Klausel brutal verletzt. Der Artikel 125 des EU-Vertrages verbietet es ja ausdrücklich, dass die EU oder Mitgliedsländer für die Schulden eines anderen Mitgliedslandes einstehen.

-         Man hat auch seither die eigene Glaubwürdigkeit weiter demoliert: Die Zeitungsarchive sind voll der Ankündigungen, dass Griechenland, Irland, Portugal keine Hilfe benötigen – bis es wenige Tage später immer ganz anders war.

-         Man hat Griechenland nach dem Mai 2010 viel zu lang scharfen Druck in Richtung auf echte Reformen erspart.

Dafür wurde an einer anderen EU-Regel festgehalten: nämlich an der Notwendigkeit einer nationalen Kofinanzierung, wenn ein Land EU-Förderungen in Anspruch nehmen will. Die Griechen haben aber kein eigenes Geld mehr für diese Kofinanzierung und dadurch für sie reservierte Milliarden aus dem EU-Budget verloren. Das ist zwar eine an sich sinnvolle Regel – sofern man akzeptiert, dass die EU eine Transferunion ist, in der Länder und Regionen vor allem im Süden des Kontinents seit Jahrzehnten von Zuschüssen anderer leben und dadurch der Selbstverantwortung total entwöhnt worden sind. Aber im Falle Griechenlands zeigt die Kofinanzierungsregel, dass sie jedenfalls nicht immer sinnvoll ist.

Wie auch immer die Causa Griechenland weitergeht: Es gibt große Gefahren für die Stabilität auch vieler anderer europäischer Staaten. Es gibt aber keine unmittelbare Gefahr eines Zerfalls des Euro. Die nach einem Zahlungsausfall Griechenlands erwarteten wilden Kursausschläge der Währung werden sich binnen kurzem wieder stabilisieren. Der Euro wird erst dann zerfallen, wenn die EU als Ganzes zerfällt. Was freilich – aus ganz anderen Gründen – nicht mehr so unwahrscheinlich ist wie vor zehn Jahren.

Viel größer ist aber jetzt schon die Gefahr, dass Staaten ihre riesigen Schuldenlasten nur noch durch Inflationierung loswerden können. Sie wollen das auch insgeheim. Denn es ist praktisch, wenn man edle Ziele wie Euro-Rettung und Solidarität vorschieben sowie den Handel und „Spekulanten“ als Schuldige geißeln kann, statt sich selbst zur Verantwortung für die eigene Schuldenwirtschaft bekennen zu müssen.

(Dieser Text erscheint in einer ausführlichen Version in „Der Hauptstadtbrief“ einem in Berlin erscheinenden Dienst für Top-Entscheidungsträger.)

 

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Ein Abschied, Habsburg und die Zukunft Österreichs

04. Juli 2011 10:58 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist wie ein endgültiger Abschied von einem großen Österreich. Der Tod Otto Habsburgs erinnert an ein Österreich der Geschichte und der Werte, auch wenn die Monarchie keineswegs romantisiert oder verklärt werden sollte. Aber um es banal zu sagen: Sich mit dem soeben friedlich entschlafenen Kaisersohn über Gott und die Welt – und vor allem Europa zu unterhalten, war allemal spannender, als einen Heinz Fischer oder gar einen Werner Faymann zu was auch immer zu hören. (Mit nachträglicher Ergänzung am Ende).

Ich habe es nie über die Lippen gebracht, ihn während unserer Begegnungen mit Kaiserliche Hoheit, Erzherzog oder gar Majestät anzusprechen, wie es so manche tun. Ich habe ihn auch nicht als einen der überragendsten politischen Denker eingestuft, für den ihn einige seiner Abstammung wegen gleichsam automatisch hielten. Unterwürfigkeit ist nicht die Sache eines liberalen Bürgers.

Gleichzeitig habe ich aber immer hohen Respekt für die Würde empfunden, die dieser Mann ausgestrahlt hat, für seinen unerschütterlichen Glauben an die Religion, an Anständigkeit, an die Sendung der mitteleuropäischen Völker.

Und noch mehr Hochachtung habe ich vor seiner Biographie. Dabei stehen weniger die Bilder des gelockten Otto an der Seite von Kaiser Karl in den Stunden der Agonie der Monarchie im Zentrum. Größere Bedeutung haben die für die Republik Österreich beschämenden Umstände der Vertreibung des Hauses Österreich aus ihrer Heimat. Aber vor allem habe ich tiefe Hochachtung vor jenem Mann, der nach Engelbert Dollfuß die mutigsten und ernsthaftesten Anstrengungen unternommen hat, um Österreich vor dem Zugriff der Nazis zu retten, und um einen spürbaren österreichischen Widerstand gegen die Hitler-Diktatur zu organisieren.

Und emotional wird alles noch übertroffen durch die Empörung über den beschämenden Umgang auch der zweiten Republik mit der Familie Habsburg. Die jahrzehntelange Aussperrung, der österreichische Pass „gültig für alle Länder der Welt außer Österreich“: Das sind zu allermindest Zeichen einer schweren Kollektivneurose, von der vor allem die heimische Sozialdemokratie gebeutelt wird – oder worden ist. Dahinter steht aber natürlich auch das schlechte Gewissen einer Diebsbande, die den Habsburgern nicht nur das Staats-, sondern auch das Privatvermögen abgenommen hatte. Und die ob ihrer Beute kein schlechtes Gewissen haben will.

Otto musste als Folge dieses Verhaltens der Republik jahrzehntelang von der Unterstützung aufrechter Freunde, etwa von jener des inzwischen ebenfalls hochbetagt verstorbenen Unternehmers Herbert Turnauer leben. Umso eindrucksvoller war die würdevolle und hassfreie Reaktion Ottos, wenn man ihn darauf ansprach.

Immer wieder befällt mich nach wie vor das Gefühl der Schande, wenn ich sehe, wie heute die Bundespräsidenten die Hofburg benutzen, wie sie voller Stillosigkeit bei ihren großen Banketten auf dem Familienservice der Habsburger servieren lassen, als wäre es das eigene.

Soll Österreich wieder zur Monarchie zurückkehren? Nun, es wäre naiv, darin eine Lösung für die großen Probleme des Landes zu sehen, an denen die Politik derzeit so grandios scheitert. Eine Monarchie in Zeiten wie diesen hätte sicher primär touristische Dimensionen.

Sie würde aber – wie man an den anderen „regierenden“ Herrscherhäusern sieht – darüber hinaus auch eine beruhigende und stabilisierende Wirkung ausüben. Sie würde vor allem signalisieren, dass dieses Land mit sich und seiner Geschichte endlich ins Reine gekommen ist. Dann würden Staatshistoriker nicht mehr auf die Idee kommen können, ein – ohnedies nie realisiertes – Haus der österreichischen Geschichte erst im Jahr 1918 beginnen zu lassen.

Eine Monarchie würde uns last not least auch das Gift so mancher Bundespräsidentschaftswahlkämpfe ersparen, wo vor allem die politischen Mordversuche der SPÖ an Kurt Waldheim Österreich jahrzehntelange Narben zugefügt haben. Wahlkämpfe sind dann besonders für Niedertracht anfällig, wenn es nur um Personen geht, und fast überhaupt nicht um Sachfragen und Gesetzgebungskompetenz.

Das heißt freilich nicht, dass ein Habsburger sonderlich klüger wäre als gewählte Politiker. Es hat auch ganz jammervolle Herrscher aus dieser Familie gegeben. Dennoch ist es unbestreitbar, dass die republikanische Staatsform Abnutzungserscheinungen zeigt, dass in den nächsten Jahrzehnten der Wert der geistigen und politischen Identität an der Spitze eines Staates noch stärker erkannt werden wird. Ganz unabhängig davon, ob mit dieser Spitze auch konkrete juristische Macht verbunden ist oder nicht.

Ein libertärer Ökonom hat es einmal recht zynisch (und sicher stark übertreibend) formuliert: Monarchen müssen nicht wie gewählte Politiker danach trachten, sich und ihre Anhänger binnen vier oder fünf Jahren zu bereichern, sondern sie haben generationenlang Zeit, Reichtum zu akkumulieren.

Ein Schritt Richtung Monarchie ist aber nur dann realistisch, wenn er von der großen Mehrheit der Bevölkerung getragen wird, und wenn er nicht von großen Gruppen als verhasst empfunden wird. Es gibt jedoch Gruppen in diesem Land, die Österreich lieber untergehen lassen, als selbst klüger zu werden oder eigene Fehler einzugestehen. Daher wird dieser Schritt wohl nie getan werden.

Nachträgliche Ergänzung: Eigentlich sollte man sich schon daran gewöhnt haben, aber es macht noch immer fassungslos: Die "Zeit im Bild" berichtete zwar rund zehn Minuten über Ottos Tod, brachte es dabei aber fertig, den Habsburg-Kannibalismus der SPÖ mit keinem Wort zu erwähnen. Dabei war das in den 60er Jahren eine der schwersten politischen Krisen in der Endphase der ersten großen Koalition, samt einem bedenklichen Frontalzusammenstoß zweier Höchstgerichte. Diese Art der Berichterstattung erinnert an die einstigen Bilder der Ehrentribüne bei den Aufmärschen der KPdSU in Moskau: Da wurden Parteibonzen einfach wegretuschiert, wenn sie in Ungnade gefallen waren. Die SPÖ-Bonzen im ORF radieren zentrale Episoden der Geschichte weg, wenn sie ihnen nicht mehr passen. Nur große Dialektiker können darin auch etwas Positives sehen: Die Partei geniert sich offensichtlich mittlerweile für das Motto vieler ihrer Maiaufmärsche "Unser Motto: Raus mit Otto!" Und Wahrheit oder Objektivität hatten ja auch im kommunistischen Moskau keinen Stellenwert im dortigen Pseudo-Journalismus gehabt.

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ORF und Rathaus: ein österreichisches Sittenbild

04. Juli 2011 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Ein neues Quoten-Tief beim ORF und ein Arbeitslosigkeits-Hoch in Wien. Das hängt nur scheinbar nicht zusammen. Mit diesen zwei Fakten lässt sich jedoch ein sehr anschauliches österreichisches Sittenbild zeigen.

Beginnen wir mit Wien. Während fast ganz Österreich derzeit in einer von Deutschland aus überraschend stark strahlenden Konjunktursonne badet, während die Konjunkturforscher ihre Prognosen neuerlich nach oben revidieren mussten (was bei deren Prognose-Verlässlichkeit freilich an sich nicht viel heißt), während österreichweit die Arbeitslosigkeit stark abnimmt: Genau in dieser Zeit nimmt die Arbeitslosigkeit in Wien (und Kärnten) stark zu. In der Bundeshauptstadt tut sie das gleich um starke 6,9 Prozent.

Diese Zahl ist nun keineswegs ein zufälliger Ausreißer, sondern Fortsetzung eines anhaltenden Trends. Ist doch in Wien die Arbeitslosigkeit seit langem viel, viel höher als im Rest des Landes, also nicht nur während der Aufwärtsphase eines Konjunkturzyklus, wie jetzt von den SPÖ-Propagandisten ausgestreut wird.

Die hohe Arbeitslosigkeit in Wien ist mit absoluter Sicherheit Folge der tief verwurzelten wirtschaftsfeindlichen Gesinnung der Wiener Machthaber. Signifikant war etwa ein Ausspruch des aus dem Wiener Rathaus stammenden Bundeskanzler-Darstellers, als dieser einmal – ungewöhnlicherweise – auf Leistung und Leistungsträger zu sprechen kam: Die Berufe, die ihm dazu einfielen, waren nämlich fast durchwegs Tätigkeiten im öffentlichen Dienst. Das zeigt wieder einmal, dass die Sozialisten einfach nicht begreifen können, wo wirklich Wertschöpfung entsteht, durch die einzig und allein dann auch die Beamten und vieles andere mehr finanziert werden können.

Von der wirtschaftsfeindlichen Gesinnung dieser Stadt kann auch jeder ein Lied singen, der in Wien ein Unternehmen starten oder ein Haus bauen will. Wer nicht schmiert, wird schikaniert. In den meisten anderen Bundesländern – vor allem jenen im Westen mit Oberösterreich an der Spitze – geht es hingegen viel schneller und sauberer zu.

Szenenwechsel zum ORF. Dieser erreichte im Juni mit einem Marktanteil von nur noch 33,4 Prozent seinen absoluten Tiefpunkt. Die Führungs-Mannschaft des Alexander Wrabetz hat hingegen bei Amtsantritt einen Marktanteil von wenigstens noch 40 Prozent versprochen. Was Rot und Grün und offenbar auch Orange freilich nicht abhält, Wrabetz wiederzuwählen.

Die Österreicher müssen zwar alle nur für den ORF Zwangsgebühren zahlen, aber schon zwei von drei Landsleuten schauen im Schnitt anderen Sendern zu, also ausländischen oder den langsam doch wachsenden österreichischen Privatsendern.

Viele Zeitungen haben dem in ihren Berichten darüber den vom ORF ausgestreuten Beschwichtigungshinweis hinzugefügt, dass zumindest die „Zeit im Bild“ einen höheren Marktanteil erzielt habe als im Vorjahr. Dazu muss man freilich zweierlei wissen: Erstens trauen sich die Zeitungen nicht, sich allzu kritisch mit dem ORF anzulegen, weil sie sonst dort nicht zitiert werden oder auftreten dürfen. Und zweitens lässt sich dieser relative ZiB-Erfolg ganz einfach damit erklären, dass im Vorjahr die Fußballweltmeisterschaft viele Menschen von der ZiB weggelockt hatte. Da ist es eine zwangsläufige Automatik, dass dann ein Jahr später wieder einige zur Hauptnachrichtensendung zurückkehren. Die katastrophale und elegant übergangene Wahrheit ist aber, dass auch ohne WM die Zeit im Bild nur noch eine Minderheit der Österreicher als Zuseher findet. Obwohl dort eigentlich der Anspruch des ORF auf das Gebührenprivileg kulminieren sollte.

Was ist nun aber die Querverbindung zwischen diesen beiden überaus aufschlussreichen Zahlen? Dieser zeigte sich in der einzigen „Zeit im Bild“ der Vorwoche, die ich mir in altem Pflichtbewusstsein angetan habe (der Rest blieb mir durch eine Fülle anderer Aufgaben erspart).

In dieser Sendung wurde breit über die eingangs angesprochenen Juni-Zahlen des Arbeitsmarkts berichtet. Dabei zeigte sich ganz das journalistische Elend des Wrabetz-ORF. Da wurde nicht nur im Ton eines Regierungspropagandasenders formuliert. Da wurde auch kein Wort darüber verloren, dass das vor allem mit den noch viel steileren Zuwächsen in Deutschland, dem weitaus wichtigsten Wirtschaftspartner des Landes, zu tun hat. Und da wurde vor allem die Wiener Arbeitslosigkeits-Katastrophe nicht angesprochen.

Solche Manipulationen, einseitige Darstellungen und Unterdrückungen wichtiger Fakten werden in Einzelfällen von den Zusehern meist übersehen. In der ORF-üblichen Regelmäßigkeit und Häufung (die man praktisch täglich aufzeigen könnte) wird das aber durchaus auch von einfachen Staatsbürgern gespürt. Diese verlieren daher zunehmend das Interesse an einem desinformierenden Propagandasender. Sie wenden sich vom Fernsehen ab, und wenn sie doch noch Fernsehen, wenden sie sich vom ORF ab.

Mit anderen Worten: Nur damit die SPÖ nicht böse ist, verspielt man das Vertrauen der Kundschaft, die normalerweise die wichtigste Basis der Existenzberechtigung eines Mediums sein sollte. Zugegeben: Neben der Rücksicht auf die SPÖ ist es auch die linksradikale und Grün-Einstellung der Redakteurs-Mehrheit, die der Erosion des ORF Vorschub leistet (und die oft weit über den biederen Mainstream der Faymann-Häupl-SPÖ hinausgeht).

Dieser Tage zeigte noch ein weiteres starkes Indiz, dass für die um ihre Wiederwahl kämpfende ORF-Führung vor allem der starke Mann der SPÖ im Wiener Rathaus wichtig ist. Und nicht die unternehmerischen Interessen des größten Medienbetriebes Österreichs. Der ORF erwarb nämlich eine Option zur Übersiedlung auf ein neues Grundstück in St. Marx. Dort will ihn das Rathaus mit aller Gewalt hinbringen, um das dortige Stadtentwicklungsprojekt endlich mit Leben zu füllen. Was angesichts der erwähnten Feindschaft des Rathaus-Apparates gegen die Privatwirtschaft wie bei vielen anderen planwirtschaftlichen Vorhaben der SPÖ-Bürokratie nicht gelingt. Ziehen doch sogar immer mehr Europazentralen von Konzernen aus Wien ab.

Für den ORF tut es bei dieser Entscheidung absolut nichts zur Sache, dass St. Marx die weitaus teuerste Variante für seine bauliche Zukunft ist. Wenn das Geld wieder einmal aus ist, erhöht man halt wieder einmal die Gebühren oder greift wieder in die Budgetkassa. Das ist ja immer noch gelungen.

PS: Ach ja, fast hätte ich es übersehen: In Wien regieren neuerdings auch die GrünInnen mit. Und die haben nun durchaus etwas gegen die Arbeitslosigkeit getan, zumindest jene unter ihren Parteigängern: Sie schaffen den Posten eines „Fahrradbeauftragten“. Das wird eine „Führungsposition“, wie betont wird, was immer eine Umschreibung für einen besonders hohen Gehalt zu Lasten der Steuerzahler ist. Mit diesem Führer wird der Terror der Fahrradlobby in Wien mit Sicherheit freilich noch schlimmer: also der auf Gehsteigen dahinzischenden Radfahrer, der gegen Einbahnen fahrenden Radfahrer, der Ampeln und Vorrangzeichen missachtenden Radfahrer, der nächtens ohne Licht fahrenden Radfahrer und der kaum benutzten Fahrradständer, die der Wohnbevölkerung Parkplätze rauben.

PPS: Am Sonntagabend durfte man schon wieder intensiv über den Links-ORF staunen (was sollte man bei diesem Wetter auch sonst tun?). Die ZiB berichtet über die Sankt Pöltner Gemeinderatswahl, verschweigt dabei aber die Verluste der Grünen. Dabei haben diese rund ein Drittel ihrer Wähler verloren, was absolut wie relativ das weitaus schlechteste Ergebnis einer Partei war. Jetzt wissen halt auch die Sankt Pöltner, was sie von der sogenannten Information im ORF zu halten haben. Dass am gleichen Tag Heinz Fischer nur zwei linksgerichteten Journalisten in der Pressestunde gegenübersaß, ist dort ja geradezu schon Routine.

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Die unfassbare Nötigung und die fassungslose Kirche

03. Juli 2011 00:28 | Autor: Andreas Unterberger

Das hat für jeden Menschen mit zumindest einem Rest an gesundem Menschenverstand und Lebenserfahrung von Anfang an mehr als faul gestunken: Eine 45-jährige Frau wird zum nationalen Thema, weil sie sich neuerdings beklagt, mit 17 Jahren von Männern regelmäßig sexuell „genötigt“ worden zu sein.

Für die späte Entdeckung der Frau gibt es nur zwei rationale Erklärungen: Entweder sie hat psychische Probleme oder kriminelle Energie. Denn eine 17-Jährige ist keine 10-Jährige, bei der es erklärbar wäre, dass sie so etwas erst nach 28 Jahren entdeckt. Und die angeblichen „Nötiger“ hatten keine Machtmittel über sie und Gewaltanwendung wird nicht einmal behauptet. Die harmloseste Form der psychischen Variante ist die einer schweren Geltungssucht. Ein Psychiater hat sogar – nach Analyse von 1200 Schreiben der Frau – „mit größter Wahrscheinlichkeit“ ein Borderline-Syndrom vermutet.

In jeder normalen Umgebung würde diese Frau für die nach 28 Jahren entdeckte Nötigung ausgelacht werden. Ist diese doch in einem Lebensalter erfolgt, in dem schon die große Mehrheit der Menschen, vor allem der jungen Frauen sexuelle Erfahrungen gemacht hat – die man im Rückblick oft nicht immer in die allerpositivsten Kapitel des eigenen Lebens einordnet.

So weit so irrelevant für den Rest der Menschheit. Es ist auch nicht einmal relevant, ob diese sexuellen Handlungen wirklich stattgefunden haben oder nur einer – wohl eher krankhaften als postpubertären – Phantasie entsprungen sind. Und ob die Nötigung primär in den ja nicht gerade einfachen hormonellen Stürmen eines 17-jährigen Menschen bestanden hat.

Aus einem einzigen Grund wurde diese menschliche Banalität aber zu einer nationalen Story: weil die angeblichen oder wirklichen Sex-Partner Priester sind. Das löst zweierlei Reaktionen aus: Die eine ist der seltsame Hang der Kirche, sich ohne Prüfung der Fakten einem ständigen maxissima culpissima hinzugeben. Natürlich sind sowohl eine außereheliche sexuelle Beziehung wie auch die eines Priesters innerkirchlich Sünden, das geht aber die Außenwelt oder gar den Staatsanwalt dennoch nichts an. Und das wird mit absoluter Sicherheit auch die sehr linksgestrickte Wiener Staatsanwaltschaft in Kürze zugeben müssen, die jetzt (pflichtgemäß) die Anzeigen zu prüfen hat.

Der zweite, geradezu Pawlowsche Reflex ist jener der Linksmedien, mit dem ORF als wirkmächtigste Speerspitze voran, die von einem aggressiven Hass auf die Kirche beseelt sind (Gläubige würden wohl sagen: entseelt). Es gibt nämlich außer dem Hang der Linken zu einem militanten Kulturkampf gegen die Kirche überhaupt keinen Grund, die skurrilen Behauptungen dieser Frau tagelang als Spitzenmeldung in Weltnachrichten zu transportieren.

Wenn ein Wiener Bürgermeister oder ein SPÖ-Ex-Vizekanzler jahrelang ein sexuelles Doppelleben führen – und in einem Fall fast die ganze Stadt bis auf die eigentliche Ehefrau davon weiß –, dann ist der ORF der Meinung, dass daran Null öffentliches Interesse zu bestehen hat. Wenn in Wiener-Gemeinde-Heimen und in anderen staatlichen Anstalten im Laufe der Jahre Hunderte Kinder (wahrscheinlich sogar viele Tausende) körperlich und/oder sexuell schwerst misshandelt worden sind, dann wird das höchstens einmal pauschal und beschwichtigend erwähnt.

Wenn jedoch eine Frau nach 28 Jahren sagt, sie habe damals die „Nötigung“ Christoph Schönborn mitgeteilt, dann wird das zu einem nationalen Skandal, den der ORF breitest tritt, natürlich ohne das erwähnte Gutachten des Psychiaters zu erwähnen. Und die Grünen lechzen überhaupt schon nach einer neuen Kommission, die offenbar stalinistische Schauprozesse gegen die Kirche führen soll.

Diese Maßstäbe sind zwar nicht mehr rational zu fassen, aber die culpissima-Kirche lässt sich alles gefallen. Sie erhebt kein Wort des Protestes gegen die Grünen, die etwa in Deutschland – vor viel weniger Jahren als die angebliche Nötigung – die Straffreiheit für wirklichen Kindesmissbrauch verlangt haben.

Sie erhebt auch kein Wort des Protestes gegen den antikirchlichen Kampfsender ORF, der von den Bischöfen offenbar nur bei Messübertragungen aufgedreht wird. Dabei hat sie in dessen Wahlmänner-Kollegium sogar einen Kirchenangestellten als Kirchenvertreter sitzen. Der aber hat noch kein einziges Mal die Stimme im Interesse der Kirche erhoben, sondern tut dies nur im Interesse seines eigenen Vereins, der Caritas, sowie seiner kommunistischen und grünen Freunde. Ja, dieser Kirchenmann ist sogar eine der sichersten Stimmen für die Wiederwahl des letztverantwortlichen Politruks an der Spitze des ORF.

„Wer es fassen kann, der fasse es!“. Das steht in einem den Bischöfen nicht ganz unbekannten Buch. Ich fasse es nicht.

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Das neue Tagebuch - eine Einführung

02. Juli 2011 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Das Tagebuch hat seit diesem Wochenende viel mehr Seiten, Angebote und Bereiche –, ist aber im Kern dasselbe geblieben. In langen Arbeitsstunden und mit eindrucksvoller Kreativität eines engagierten Teams sind viele spannende Änderungen erarbeitet worden. Diese erweitern vor allem das Angebot für Abonnenten: Eine neue Startseite gibt einen Überblick über alle Inhalte; in einem neuen Wissenschafts-Bereich schreiben Spitzen-Forscher in allgemein verständlicher Form exklusive Texte über ihren Forschungsbereich; ebenfalls neu sind „Zahlen&Daten“ mit den wichtigsten und nackten Fakten für jede politische Diskussion.

Viele der neuen Angebote sind so vielfältig, dass man ein wenig surfen sollte, um alles Neue zu entdecken. Da das ein durchaus kompliziertes Projekt ist, sind einzelne Kinderkrankheiten durchaus möglich, ja wohl sogar wahrscheinlich. Ich bin jedenfalls für Hinweise dankbar, wenn man solche entdeckt.

Für die Stunden des Ausfalls wegen der notwendigen Übertragungs-Arbeiten bitte ich um Verständnis und Entschuldigung. Wir haben uns bemüht, den Ausfall so knapp wie möglich zu halten, aber das Projekt war angesichts der gewaltigen Flut an zu übertragenden Texten, die sich inzwischen in unseren Datenbanken angesammelt haben, dann halt doch viel zeitaufwendiger als gedacht.

Neue Startseite

Sofort ins Auge springt die neue Startseite: Auf dieser sollen künftig neben dem Tagebuch auch die anderen Angebote besser zur Kenntnis kommen, die neuen ebenso wie die alten. Das sind etwa die interessanten und sehr vielfältigen Gastkommentare, die über die Postings hinaus eine zweite Plattform für die Rolle des Tagebuchs als offenes Bürger-Forum darstellen. Das sind etwa die vielen Tipps und Hinweise, mit denen Abonnenten auf andere Angebote aufmerksam machen, etwa auf gute Bücher, interessante Homepages, Veranstaltungen oder auch Urlaubsdestinationen. Dazu kommt jetzt aber auch der Überblick über die neuen Bereiche „Science-Blog“ und „Zahlen & Daten“.

Auf die Startseite gelangt man nicht nur, wenn man die Adresse andreas-unterberger.at anwählt, sondern auch aus jeder geöffneten Seite aller Bereiche: Man muss nur ganz oben den Kopf der Homepage anklicken. Also jene Fläche, wo groß die Zeile andreas-unterberger.at neben der Graphik mit meinem Charakterkopf steht.

Auf dieser Startseite gibt es für Abonnenten noch einen zusätzlichen Bonus: Sie sehen dort in der Regel nur jene Artikel und Informationen, die seit Ihrem letzten Einstieg neu sind – aber jedenfalls die Artikel der letzten 72 Stunden.

Science-Blog

Ein besonderes Gustostück der erweiterten Homepage ist der Bereich Science-Blog. Dort schreiben Spitzenwissenschafter aus den spannendsten Disziplinen der Naturwissenschaft exklusive Beiträge. Sie haben versprochen, dies zum Unterschied von manchen anderen Publikationen allgemein verständlich zu tun – was man dort nun regelmäßig überprüfen kann. Damit zeigt sich das Tagebuch erneut nicht nur als der Blog mit den meisten Besuchern, sondern auch als der qualitativ führende Blog Österreichs.

Immerhin sind die Naturwissenschaften und verwandte Bereiche die weitaus wichtigste Zukunftswissenschaft. Wenn Österreich dort reüssiert, dann kann es die Zukunft trotz aller Fehler der Politik und Sozialpartner doch noch gewinnen. Dazu will das Tagebuch einen engagierten Beitrag leisten – und nicht nur all das kritisieren, was in diesem Lande schief läuft.

Auch für den Science-Blog gilt die bekannte Tagebuch-Regel: Abonnenten haben einen 24-stündigen Vorsprung beim Lesen dieser Texte. Und selbstverständlich können sie auch als erste alle Einträge kommentieren!

Der Science-Blog ist nur möglich geworden durch zwei neue Persönlichkeiten, die unser Team erweitern: Dr. Inge Schuster und Matthias Wolf. Frau Schuster, selbst Forscherin mit den Fachgebieten Chemie und Physik, nutzt ihre exzellenten Kontakte mit den bekanntesten Naturwissenschaftern des Landes, um diese für das neue Projekt an Bord zu holen. Sie verantwortet ebenso wie Herr Wolf – der überdies die technische Koordination über hat – zusammen mit mir das sprachliche Redigieren.

Zahlen & Daten

Dieser neue Bereich ist eine ebenfalls ganz auf Qualität ausgerichtete Erweiterung des Blogs. Dabei geht es um nackte Fakten aus möglichst seriösen Quellen, ohne jede Meinung oder Interpretation. Wir stellen hier – nicht zuletzt mit Hilfe von Mag. Matthias Ceipek – all jene Daten zusammen, die für die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussionen wichtig sind.

Diese Daten sind in thematische Unterbereiche gegliedert, die man auch gezielt anwählen kann, wenn man mit dem Cursor auf das Kästchen „Zahlen und Daten“ ganz oben fährt.

Wer hat noch nie wichtige Informationen schnell und übersichtlich nachschauen wollen, die zum Verständnis einer Entwicklung wichtig sind? Wir hoffen jedenfalls, damit unseren Abonnenten ein verlässliches Service anzubieten.

Bei "Zahlen & Daten" gilt dasselbe wie für den neuen Auftritt des Tagebuchs: Wer trotz aller Sorgfalt des ganzen Team zweifellos vorhandene Fehler oder falsche Zahlen entdeckt, ist herzlich gebeten, mir das formlos via „Kontakt“ (unter „Drumherum“) mitzuteilen. Ebenso bin ich für Hinweise auf noch fehlende – aber dennoch wichtige – Daten dankbar.

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Dank

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Nein, es waren nicht die Hacker - aber was war es bei der SPÖ?

01. Juli 2011 17:27 | Autor: Andreas Unterberger

Vielen Dank für die vielen besorgten Reaktionen. Nein, diesmal waren es nicht die Hacker, welche das Tagebuch lahmgelegt haben. Es waren vielmehr wirklich die Programmierarbeiten für die Neugestaltung der Homepage, die leider viel länger gedauert haben als geplant. Eigentlich hätten sie in den Morgenstunden beendet sein sollen. Bitte um Entschuldigung. Alle Abonnenten bekommen diesen Tag natürlich geschenkt. Aber apropos Hacker und deren diesmalige Opfer:

Sofort bei Bekanntwerden der Attacke hat meine ganze Sympathie den vom jüngsten Hacker-Angriff betroffenen Parteien gehört, vor allem der SPÖ als am meisten in Mitleidenschaft gezogenes Opfer der Verbrecher aus dem Dunkel. Und meine ganze Antipathie gehört (weiterhin) den Hackern, die hoffentlich jetzt endlich bald erwischt werden.

Jedoch hat die SPÖ sofort wieder jede Sympathie verspielt – zwar durch eine unglaubliche Reaktion ihres "Kommunikationschefs", eines Herrn Oliver Wagner. Der hat doch glatt Folgendes behauptet, was jedenfalls in mehreren Medien ähnlich zitiert wird: "Dass die Gruppe "Anonymous" gerade die SPÖ angegriffen hat, findet man bei den Sozialdemokraten seltsam, habe sich doch gerade diese Bewegung dem Kampf gegen das Großkapital verschrieben und da fühle man sich eigentlich nicht angesprochen."

Dieser Satz zeigt wieder, welch unglaubliche Präpotenz und Heuchelei in dieser Partei herrscht. Denn der Satz heißt ja nichts anderes als: Solange ihr das Großkapital angreift, geht das schon in Ordnung, aber unter Gesinnungsgenossen gehört es sich doch nicht. Und diese Partei darf bestimmend dieses Land regieren!

Ganz abgesehen von der Frage, was eigentlich dieses von der SPÖ zum Abschuss freigegebene Großkapital sein mag: die ÖBB als personalgrößte Aktiengesellschaft des Landes, die Bawag, Infineon, das Androsch-Imperium?

Fast muss man sagen, es ist ein Glück, dass jetzt die SPÖ das Opfer ist. Denn da wird sich endlich die parteipolitisch nicht gerade neutrale Wiener Staats- und Oberstaatsanwaltschaft vielleicht doch einmal zu schärferem Durchgreifen entschließen. Diese agiert ja sonst sehr selektiv. Man stelle sich nur den Unterschied in der Reaktion vor, wären bloß FPÖ oder ÖVP das Ziel der Internet-Piraten gewesen.

Im übrigen gibt es damit wieder eine kleine Hoffnung, dass der Mafia-Paragraph nun doch nicht abgeschafft wird, was (natürlich) die Linksparteien, aber seltsamerweise auch die drei Parteien der Rechten planen. Sie wollen mafiöse Bandenbildung wieder straffrei machen, wenn keine Bereicherung vorliegt.

Aber das mafiöse Verhalten der Hacker ist mindestens genauso schlimm wie jenes der klassischen Mafia. Sie bedrohen in ihrer postpubertären Spiel- und Aggressionslust die gesamte moderne Kommunikation. Sie richten gewaltigen finanziellen Schaden an, sie bedrohen Rechtsstaat und Demokratie. Da wäre es ja wohl eine mehr mehr als unsachliche Differenzierung, wenn die Hacker-Banden straffrei davonkommen sollten, nur weil sie sich halt (vorerst) nicht persönlich bereichern wollen – was aber mit dem von ihnen akkumulierten Knowhow so leicht ginge wie ein Terroranschlag nach Besuch eines Terrorcamps.

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Fußnote 208: DSK oder was wir alles von Amerika lernen könnten

01. Juli 2011 17:26 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist offenbar noch ein funktionierender Rechtsstaat: Der Fall Dominique Strauss-Kahn lässt mich den Hut vor der amerikanischen Justiz ziehen.

Der IWF-Chef darf wahrscheinlich in Kürze die USA verlassen und ist weitgehend rehabilitiert. Die Staatsanwälte haben massive Zweifel an der Glaubwürdigkeit der angeblich vergewaltigten Zimmerfrau bekommen und daraus sofort – von sich aus, und nicht, wie manche linke Medien auf ihren Online-Seiten behaupten, widerwillig! – die Konsequenzen gezogen. Die Frau hat sich bei Verhören in Widersprüche verwickelt, hat mit Drogenschiebern zu tun und es offenbar auf eine Erpressung des Franzosen abgesehen. Diese Entscheidung der amerikanischen Staatsanwälte war ebenso rasch und korrekt, wie es davor auch korrekt gewesen war, den Franzosen angesichts eines gravierenden Vorwurfs festzunehmen, und zwar ohne Rücksicht auf die Person. Die österreichische Justiz hätte sich umgekehrt verhalten: Sie würde nicht Hand an einen ausländischen Promi legen, sondern ihn möglichst rasch und unbemerkt ausreisen lassen – Motto: „Nur keine Wickel!“. Dort aber, wo sie bei aller Trägheit einmal doch mit den Voruntersuchungen begonnen hat, zieht sie Verfahren prinzipiell unendlich in die Länge und ist extrem ungern bereit, einen Fehler zuzugeben.

 

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SN-Kontroverse: die nächste Griechenland-Hilfe

01. Juli 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel: 

Ist die Hilfe Europas für Griechenland richtig?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Was kostet der Frieden?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Vor zwanzig Jahren tobte in Südosteuropa ein Bürgerkrieg. Unendlich grausam wie jeder Krieg. Mit Opfern, deren Namen keiner mehr nennt. Wie es dazu gekommen ist wenige Monate nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, die Eigendynamik der geschürten Nationalismen und der sich aufschaukelnden Grausamkeiten, die tief sitzende Menschenverachtung der Kriegstreiber - egal auf welcher Seite sie zu finden sind - hat jetzt der seinerzeitige Kriegsberichterstatter auf dem Balkan, Friederich Orter, in seinem hervorragenden Dokufilm „Waffenruhe" in der ORF-Reihe Menschen und Mächte nachgezeichnet. Ohne großartige Schuldzuweisungen an eine der nationalistischen Seiten. Der Film zeigt was Krieg ist: Für jede Frau, für jeden Mann, für jedes Kind; selbst viele, viele Jahre danach.

Mitursachen für diesen Krieg in Europa am Ende des 20. Jahrhunderts, der viele geistige Väter und Mütter auch in der EU hatte, waren das ökonomische Desaster und der mangelnde politische Wille zum Zusammenhalt in Ex-Jugoslawien. Große ökonomische Misswirtschaft erzeugt Korruption, nährt Privilegienritter und Ungerechtigkeiten, diese wiederum ist Nährboden für extrem ungleiche Gesellschaften mit wenigen Superreichen und vielen Darbenden. Das ist und war und wird es immer bleiben: Der Sumpf in dem Nationalisten, Faschisten, linke und rechte Diktatoren, Revolutionäre und Reaktionäre mit stumpfsinnigen Parolen Gehör bei den Massen finden. Und der Schlachtruf mit denen diese dann ins Gemetzel geschickt werden ist stets der gleiche: Seht her, Dein Nachbar, Deine Nachbarin hat mehr und lebt besser! Nehmt es ihnen weg! Griechenland brennt. In der Nacht auf Donnerstag gab es 150 Verletzte. Diesen Brand zu löschen ist JETZT Aufgabe Europas. Damit es kein Flächenbrand wird. Noch geht es hoffentlich mit Geld.


Die Pleite kommt – je später umso ärger

Andreas Unterberger

 Bei einer Pleite Griechenland gibt es einen Schock, der uns alle teuer kommt." Ein an sich richtiger Satz. An ihn glaubend lässt Europa zur weitere 120 Milliarden Euro springen - und mehr: Auch die freiwillige Beteiligung privater Gläubiger wird dadurch erkauft, dass diese für Teile ihrer Forderungen an Athen nun europäische Garantien bekommen.

Dieser erste Satz braucht freilich dringend auch noch den zweiten Teil, damit er zur ganzen Wahrheit wird: „Griechenland ist schon im Zustand der Pleite, sodaß der Schock jedenfalls eintreten muss - je später umso ärger." Das Land ist so überschuldet, dass es seine Schulden nie zahlen kann. Es sei denn, man stürzt den Euro in eine Inflation, die alle Schulden in ein Taschengeld verwandelt. Dem schon verlorenen Geld weiteres gutes Geld nachzuwerfen, löst normalerweise als Konkursverzögerung und Untreue (in diesem Fall zu Lasten der Steuerzahler) Strafhaft aus.

Politik und Notenbanken können nicht bestraft werden. Schließlich macht die Politik selbst die Strafgesetze. Warum aber tun sie es überhaupt? Weil sie der Stunde der Wahrheit so lange wie möglich zu fliehen versuchen. Sie hoffen, dass der dann unweigerlich noch viel schlimmere Crash nicht mehr ihnen angelastet wird. Noch mehr fürchten sie die Erkenntnis der Bürger, dass auch anderswo griechische Politik gemacht wird: steigende Staatsverschuldung, Verstecken von Staatsschulden, zu niedrige Zinsen, zu hohe Sozialausgaben, den Produktivitätszuwachs übersteigende Lohnerhöhungen, Überregulierung, zu späte Privatisierungen. Da diese Sünden fast allen Ländern und Parteien wie auch vielen „unabhängigen" Zentralbanken angelastet werden, hat niemand Interesse, dem Schrecken endlich ein Ende zu bereiten. Und Sparer oder Steuerzahler werden ja nicht gefragt.

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Fußnote 207: Das sind ja ganz neue steirische Bräuch

30. Juni 2011 14:32 | Autor: Andreas Unterberger

Man soll die Politik nicht nur immer kritisieren, sondern auch loben, wenn sie einmal einen Schritt in die richtige Richtung geht. Wenn es auch nur ein kleiner ist.

Das gilt heute für die steirische Ankündigung, den Proporz abzuschaffen und Landtag wie Landesregierung zu verkleinern. Zumindest in diesem Punkt kann man die Steirer den anderen Ländern – aber vor allem der bei Einspar-Reformen in totalen Tiefschlaf verfallenen Bundesregierung – nur als Vorbild vorhalten. Immerhin werden dadurch künftig auch etliche Mandatare von Rot und Schwarz ihre Sitze verlieren. Der Protest der ums Überleben kämpfenden Kleinparteien ist logisch, aber irrelevant. Besonders lobenswert ist aber auch, dass die Grazer Regierung in den letzten Wochen den Protesten der üblichen Lobbies gegen ihr Sparpaket standgehalten hat. Anderswo fällt man ja schon beim ersten Protestlüfterl um. Aber offenbar muss Politikern – ob in Graz oder Athen – der Schuldensee schon bei den Nasenlöchern stehen, bis sie erst den Mut zu Vernünftigem finden.

PS: Dass die Steirer ihren Spar-Mut gleich durch (teure) schulpolitische Nivellierungs-Ideen konterkarieren, ist allerdings ein Beweis, dass die Summe des Unsinns in der Politik immer eine konstante bleibt.

PPS: In die Lobesliste der Vernunft gehört übrigens auch die Salzburgerin Burgstaller, die im Gegensatz zu den meisten ihrer Kollegen nicht glaubt, dass die Verteidigung aller föderalistischen Geldverschwendung der Haupt-Lebenszweck eines Landeshauptmannes ist. Die Hauptübeltäter diesbezüglich sitzen vielmehr im Wiener Rathaus, in St. Pölten und in Klagenfurt.

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Von den Schweden lernen

30. Juni 2011 00:11 | Autor: Andreas Unterberger

Blickt man in Europa um sich, gibt es nur wenige Länder, in denen noch die wirtschaftliche Vernunft regiert. Schweden springt da derzeit am stärksten ins Auge. Das ist auch der Grund, warum die dortige Regierung im Amt bestätigt worden ist, was sonst kaum noch eine schafft (nicht einmal „große“ Koalitionen sind ja davor geschützt, zur Minderheit zu werden).

Die Schweden haben ihren Sozialstaat so kräftig gestutzt, dass er finanzierbar geworden ist. Sie wissen, dass man länger arbeiten muss, wenn man länger lebt und weniger Kinder hat: Daher ist das durchschnittliche Pensionsantrittsalter um volle vier Jahre höher als in Österreich.

Sie verbrennen ihr Geld nicht bei diversen Griechenland-Rettungsaktionen. Und sie wissen, dass man den Bürger nicht dazu besteuern darf, um marode Unternehmen zu finanzieren. Selbst wenn das Unternehmen Saab heißt und eine große schwedische Traditionsmarke ist. Die Regierung in Stockholm hat sich auch nicht durch die – durchaus realistische – Drohung einschüchtern lassen, dass sonst halt chinesische Firmen Saab kaufen. Sie hat strikt jede Hilfe abgelehnt. Das imponiert.

Die drohende Übernahme durch chinesische Käufer wird in den nächsten Jahren bei vielen maroden Firmen zum Argument werden. Schließlich hat China 30 Jahre hart gearbeitet und sitzt nun auf fast drei Billionen Dollar an Devisen, die es in Sachwerte verwandeln will, bevor eine Dollar- und Euro-Inflation ihre Tresore entwertet. Dieses Geld wird zwingend auch in Europa landen. Das durch staatliche Rettungsaktionen zu verhindern, wäre absolut unfinanzierbar. Solche Aktionen sind nur dort vernünftig, wo sie zur Überbrückung von Liquiditätskrisen bei ansonsten solventen und lebensfähigen Firmen dienen.

Die Autobranche ist eine Industrie, in der ganz sicher nicht alle Firmen überlebensfähig sind. Denn sie hat selbst in guten Zeiten gewaltige Überkapazitäten gehabt. Darüber kann auch der jüngste Boom nicht hinwegtäuschen. Da haben viele aus Inflationsangst Bargeld in etwas Handfestes getauscht, da haben sich Nachholkäufe nach den zwei Krisenjahren in schönen Zuwachszahlen niedergeschlagen.

Von den Schweden sollten auch die Deutschen lernen. Denn die Berliner Regierung hat sich – zumindest verbal – schon wieder eingemischt, als Informationen über einen möglichen Verkauf von Opel durch GM zu kursieren begonnen haben.

Kein Zweifel: Am Schluss wird es wie bei Großflugzeugen nur noch ganz wenige Weltkonzerne geben, die Autos bauen. Und weder Opel noch Saab werden dazugehören, selbst wenn sie jetzt nochmals gerettet werden. Gewiss ist das für die Mitarbeiter schmerzhaft. Springt jedoch vorher der Staat als Helfer ein, wird das traurige Ende nur hinausgezögert – aber die Sache für das ganze Land schmerzhaft. Außerdem wissen wir spätestens seit Schumpeter: Neues kann nur entstehen, wenn man das Alte vorher sterben lässt.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Die Griechen kassieren, die Banken bekommen Garantien: von wem nur, von wem?

29. Juni 2011 16:09 | Autor: Andreas Unterberger

Die Griechen haben dem Sparpaket zugestimmt. Das schmerzt sie, aber es wird das Land dennoch nicht sanieren. Es macht nur den Weg für weitere verschwendete Hilfsmilliarden frei. Die Griechenland-Hilfe belastet jedoch den europäischen Steuerzahler insgeheim noch mehr als offiziell bekannt.

Das Sparpaket wird dennoch die griechischen Gewerkschaften – die Hauptschuldigen an der griechischen Krise – noch aggressiver machen. Und die radikale Linke ist immer für jede Form der Gewalttätigkeit gut. Aber das ist jetzt nur noch eine Randfrage.

Viel seltsamer ist, dass in den letzten Tagen durch die europäische Politik ein Klima geschaffen worden ist, als ob der Rest Europas dankbar sein müsse, den Griechen durch einen weiteren dreistelligen Milliardenbetrag helfen zu dürfen. Irgend etwas scheint da verquer zu laufen.

Noch Seltsameres spielt sich um die freiwillige Beteiligung der westlichen Banken an der Hilfsaktion ab, die praktisch parallel finalisiert wird. Dabei  ist nun klar geworden, warum die Banken entgegen bisherigen Annahmen wohl wirklich freiwillig zustimmen werden: Denn ihnen werden nun längerfristige Garantien Dritter dafür geboten, dass sie die griechischen Anleihen am Fälligkeitstag nicht einkassieren. Im Falle einer Umschuldung oder eines Konkurses hätten die Banken hingegen einen guten Teil ihrer Forderungen an Griechenland abschreiben müssen.

Alles wunderbar? Nicht ganz. Denn das eigentliche Opfer ist wieder einmal nicht gefragt worden. Dieses Opfer ist niemand anderer als der europäische Steuerzahler, der über verschachtelte Zwischenkonstruktionen nun auch für die bisher privaten Forderungen an Griechenland haften soll. Er hat es nur noch nicht mitbekommen. Denn die nächste Etappe des Großbetrugs wird wieder einmal sehr geschickt getarnt.

Wenn das wirklich stimmt, was da aus den Geheimverhandlungen so durchsickert, dann wird einem wirklich übel. Für den Normaleuropäer ist es nämlich völlig wurscht, ob er am Ende auf dem Weg direkter Kredite seines Staates, oder über die Europäische Zentralbank, oder über den Währungsfonds, oder eben jetzt über die Haftungen für Forderungen der Banken zur Kassa gebeten wird. Man weiß auch wieder einmal, was man von großspurigen Ankündigungen von Faymann & Co halten darf, dass nämlich auch die privaten Gläubiger zur Kassa gebeten werden. Zur Kassa vielleicht schon – aber nur wenn ihnen der Steuerzahler auch dafür haftet. Der einzige, der ihm dabei hilft, ist der Sparer, dessen Sparguthaben entwertet werden.

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Vorwärts, rückwärts seitwärts: Schulpolitik 2011

29. Juni 2011 01:23 | Autor: Andreas Unterberger

Hurra, schon wieder gibt es eine „Einigung“ der beiden Koalitionsparteien in Sachen Durchfallen. Also jetzt soll es doch „nur" mit zwei Fünfern ein Aufsteigen geben oder vielleicht trotz allem in manchen Fällen auch mit drei. So genau wissen sie es wohl selber nicht mehr  . . .

Das Gezänk, wer sich jetzt bei dieser unklaren Klarheit wieder durchgesetzt hat, geht an den Ohren der Österreicher längst vorbei. Weniger vorbeigehen sollte aber die erstaunliche Unprofessionalität des Vorgehens.

Da wird behauptet, einzelne Module des Unterrichts seien nicht aufbauend, sodass man ruhig ein Modul erst drei Module später nachholen kann, während man schon die späteren absolviert hat. Was ziemlich eigenartig ist. Wie soll man sich das vorstellen? In Mathematik dürfen dann offenbar bei komplizierten Rechnungen bestimmte Fehler nicht gewertet werden, weil der arme Schüler ja das frühere Modul „Wie addiert man zwei Zahlen?“ noch nicht absolviert hat. Und in einer Sprache darf nicht bewertet werden, wenn ein Schüler das Passiv nicht kann, weil ihm da ja halt auch das entsprechende Modul fehlt?

Es wird immer heiterer, was sich die Herrschaften da ausdenken. Das gilt etwa auch für das Schwadronieren von gezieltem Förderunterricht, das die Medien auch alle brav nachschreiben. Dabei hat das Schulsystem jetzt schon kein Geld, um die seit Jahren gesetzlich limitierte Höchstanzahl von Schülern in einer Klasse endlich einzuhalten. Oder genauer gesagt: Es gäbe zwar das Geld, aber es wird von der Ministerin einseitig für die von ihr ideologisch erwünschten Gesamtschulexperimente ausgegeben, um deren Megaflop ein wenig abzumildern; und es wird für Lehrer ausgegeben, die statt zu unterrichten, in irgendwelchen unglaublich wichtigen Büros sitzen.

Jeder Logik entbehrt es auch, wenn nun längere Krankheiten oder Entwicklungskrisen eines Schülers als Gründe genannt werden, deretwegen man halt dann doch trotz zu vieler Fünfer aufsteigen kann. Gerade solchen Kindern täte ja ein Jahr des ruhigen Neustarts gut an Stelle von Doppelstress beim Nachholen fehlender Module parallel zum Aufsteigen in eine neue, noch anstrengendere Klasse. Das Wiederholen eines Schuljahres sollte ja niemals als Strafe gesehen werden, sondern die Chance, aus welchen Gründen immer Versäumtes nachzuholen.

Unklar bleibt auch, wie man die vielen parallelen Module stundenplantechnisch organisieren will. Oder was mit den Schülern passiert, die dann auch die letzte Chance, ein Modul nachzuholen versäumt haben. Müssen die dann mitten im Schuljahr absteigen – vielleicht gar um zwei Jahre? Oder ist das mit dem Modul-Nachholen nur ohnedies wieder der große Schmäh? So wie es ja die angebliche innere Differenzierung in den Gesamtschulen ist.

Soll man nun das Modulsystem ganz abschreiben? Das ist keineswegs gesagt. Eine sinnvolle Reform könnte etwa so aussehen: Erstens wird das Modulsystem jahrelang in unterschiedlichen Schulen erprobt; zweitens werden die Ergebnisse dann ehrlich vorgestellt und bewertet (also nicht durch das geheimpolitische Manipulationsinstitut bifie); und drittens sollte das Modulsystem in einem idealen Schulsystem auch dauerhaft parallel zu anderen Formen stattfinden können. Falls es – ohne gewaltige Zusatzkosten – wirklich besser ist, dann wird es sich von ganz alleine durchsetzen, dann wird also eine Schule nach der anderen in das Modell wechseln. Ganz freiwillig.

Aber kein Menschen vertraut mehr auf Schullösungen, die eine Frau Schmied und ein Herr Amon nach ein, zwei Stunden Beratungen im Wochenrhythmus aus dem Ärmel zaubern. Nur damit nicht drei Journalisten schreiben, die Regierung mache keine Reformen. Und damit nicht der unvermeidliche Androsch irgendetwas Stänkerisches murmeln kann. Und damit irgendwelche Politiker sich den Orden "Ich habe reformiert" umhängen können.

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Bern, das Recht und Greenpeace

29. Juni 2011 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind oft die kleinen Nachrichten, die große Zusammenhänge klarmachen. So etwa jenen, dass es in Europa noch Rechtsstaaten gibt, die sich gegen Rechtsbrecher zu wehren trauen. Denn viele der heutigen demokratischen Rechtsstaaten haben ein wachsendes fundamentales Problem mit sich selber. Oder zumindest ihre Organwalter.

Der Vorfall ist kurz geschildert: In der Schweizer Hauptstadt Bern wurden grüne Umweltaktivisten festgenommen, die seit längerem auf einem öffentlichen Platz ein Protest-Camp aufgeschlagen und bewohnt hatten; ihre Zelte wurden gleichzeitig entfernt. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, das wird aber anderswo keineswegs so gesehen, sondern sogar als heiliges Demonstrationsrecht verteidigt. Wie bei mehreren ähnlichen Vorfällen in Österreich. Dementsprechend werden etwa auch die Greenpeace-Täter nur selten rechtlich verfolgt, die sich auf der Jagd nach Publicity immer wieder an fremdem Eigentum vergreifen.

Diese Exzesse des Demonstrationsrechts stehen in seltsamem Gegensatz zu einer zunehmenden inhaltlichen Einengung des Rechts auf eine eigene Meinung. Diese wird sogar in den harmlosen Formen von Schrift und Wort durch Judikatur und Gesetzgeber zunehmend pönalisiert.

Heißt diese Kritik, dass man nun etwa nicht mehr demonstrieren dürfen sollte? Das ist damit keineswegs gesagt. Ganz gewiss soll es Menschen möglich sein, ihre Meinungen welcher Art auch immer zu äußern. In Essays, in Pamphleten oder eben durch Gebrüll und Märsche auf öffentlichen Plätzen. Man sollte in welcher Art immer seine Aggressionen verbalisieren können, auch wenn das manche kränkt.

Der große Unterschied ist nur: Ein Schriftstück stört lediglich durch seinen Inhalt. Eine Demonstration greift hingegen darüber hinaus massiv in die Freiheiten anderer Menschen ein; in deren Bewegungsfreiheit, in deren Eigentumsrechte oder in deren Erwerbsfreiheit (beispielsweise wissen Athener und Madrider Ladenbesitzer aktuell ein Lied davon zu singen). Demonstrationen kosten andere Menschen oft viel Zeit und sie haben auch oft richtig erpresserischen Charakter: Wir werden euch so lange blockieren, bis ihr nachgebt.

Daher muss – müsste – das Demonstrationsrecht deutlich enger geregelt werden als das Recht auf Meinungsfreiheit, für das es eigentlich überhaupt keine Regelung bräuchte.

Eine Gesellschaft, die hingegen Erpressungen in Form von aggressiven Demonstrationen erlaubt, ist langfristig verloren. Denn dann entscheidet nicht mehr die demokratische Mehrheit, sondern wieder wie einst in den Perioden vor dem Recht das Faustrecht.

Einige eindimensionale Verfassungsjuristen auch des österreichischen Höchstgerichts sehen jedoch nur das Recht der Demonstrationswilligen und verteidigen es bis ins Extrem. Sie tolerieren auch Demonstrationen, die nicht angemeldet und nicht zeitlich befristet sind, und die sich auch nicht an vereinbarte Plätze und Routen halten. Die Grundrechte der anderen Menschen werden von einer solchen Judikatur hingegen nicht geschützt.

Jetzt plant das Wiener Justizministerium sogar eine neue Konzession an die Demonstrationsmafia: Es will den Mafia-Paragraphen ändern. Mafiöse Bandenbildung zum Zweck krimineller Aktivitäten soll nur noch dann bestraft werden, wenn dahinter eine Bereicherungsabsicht steht. Geht es jedoch „nur“ um eine Erpressung des demokratischen Gesetzgebers oder eines legal agierenden Unternehmens, soll das plötzlich straffrei bleiben. Eine sehr verquere Welt, in der nur noch das Geld, aber nicht mehr das Recht geschützt wird. An diesem Verfall tragen neben der Politik so manche Juristen eine große Mitschuld.

Es geht um eine entscheidende Grundregel eines friedlichen Zusammenlebens in einem Rechtsstaat. Ganz gleichgültig, ob die Rechtsbrecher gegen Atomenergie, gegen Fleischesser, gegen das schlechte Wetter, gegen einen neuen Bahnhof, gegen einen Politiker, gegen den SC Rapid oder sonst etwas unterwegs sind. Oder manches Mal sogar für etwas.

Sollten wir der Meinung sein, die repräsentative Demokratie biete zu wenig Möglichkeiten, den Bürgerwillen durchzusetzen, dann sollten wir durchaus ernsthaft über Verbesserungen nachdenken. Dazu bieten sich insbesondere Modelle der direkten Demokratie an. Aber keinesfalls sollte man den Weg weitergehen, dass die Lautstärke einer aggressiven Minderheit an der demokratischen Mehrheit vorbei entscheidet, ob neues Recht geschaffen, ob altes gebrochen werden darf.

Die Schweiz weiß das noch.

 

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Europa beschädigt sich selbst – und nicht die Rating-Agenturen

28. Juni 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Der Europäische Rat am Wochenende ist ohne sonderliche Entscheidungen zu Ende gegangen. Die neuerliche Griechenland-Hilfe ist zwar wieder ein Stück näher gerückt, aber die konkrete Schmutzarbeit für diese Geldverbrennungsaktion müssen noch die Finanzminister erledigen – und das griechische Parlament. Dazu waren sich die Regierungschefs zu gut. Im Schatten des Gipfels ist die EU aber an einer scheinbar anderen Front in einen weiteren überflüssigen Krieg gezogen, den sie aber am Ende ebensowenig gewinnen kann wie den Kampf um eine schmerzfreie Sanierung Griechenlands.

Sie hat nämlich den Rating-Agenturen den Fehdehandschuh hingeworfen. Das ist fast ein rührendes Unterfangen, wären die Folgen nicht so katastrophal.

Zugeben muss man freilich, dass die von den europäischen Spin-Doctoren dazu verbreitete Story gut klingt: Die bösen amerikanischen Agenturen schaden bewusst Europa, indem sie europäische Schulden als zunehmend wacklig bewerten. Wären nicht diese Agenturen, bekämen die Griechen viel billiger Geld geliehen und Europa hätte keine Sorgen. Daher müsse jetzt an die Stelle der drei Amerikaner eine europäische Agentur treten.

Soweit die europäische Märchenstunde.

Das einzige, was wahr daran ist: Die Agenturen sind vor der Finanzkrise tatsächlich ziemlich falsch gelegen. Sie haben Schuldnern, die kurz darauf – der Insolvenz nahe – teuer gerettet werden mussten, zu gute Noten gegeben. Dafür wurden sie zu Recht viel gescholten. Sie waren auch lange in Sachen Griechenland &Co viel zu optimistisch, weil auch sie den Euro ein wenig für eine Wunderdroge hielten, die jedes Problem wegspült.

Angesichts dieser bösen Erfahrungen schauen sich die nervös gewordenen Agenturen nun umso genauer und kritischer alle Großschuldner an. Das hat vielen Schuldnern Probleme mit ihren Ratings verschafft.

Ein Rating ist nichts anderes als eine subjektive Schätzung von Experten, wie kreditwürdig jemand ist, also wie wahrscheinlich es ist, dass ein Gläubiger sein Geld samt allen Zinsen voll und pünktlich zurückbekommt. Da es dabei immer um die Zukunft geht, werden Irrtümer stets möglich sein. Man muss aber schon mehr als blind sein, um zu glauben, dass Europas und Griechenlands Probleme von den Agenturen verursacht und nicht selbstverschuldet sind.

Inzwischen schauen sich nämlich alle Geldverleiher auch selbst sehr genau und ständig die volkswirtschaftlichen Daten jedes einzelnen Landes an. Das Ergebnis dieser Kontrolle ist etwa im Falle Griechenlands eindeutig: Staatsverschuldung wie die Höhe der Defizite machen es total unwahrscheinlich, dass die Griechen ihre Schulden jemals voll begleichen können. Dass also jetzt nichts anderes als Konkursverschleppung passiert. Das wissen die Geldverleiher und Analysten von Banken oder Versicherungen selbst genauso wie die Agenturen.

Es ist nur ein weiterer selbstbeschädigender Akt der EU, wenn sie dennoch anstelle mutiger Gewissenserforschung und Ehrlichkeit jetzt den Spiegel attackiert, der halt ein sehr hässliches Bild von der Stabilität vieler Staaten zeigt. Das macht primär die EU unglaubwürdig, und nicht die Agenturen.

Denn es gibt keinen einzigen Beweis, dass die Agenturen aus bösem Willen oder gar mit krimineller Energie falsche Gutachten erstellt hätten. Sonst hätte man die Verantwortlichen längst anklagen können. Die Agenturen waren nur lange viel zu gutgläubig gewesen. Sie hatten Euro-Staaten irrtümlicherweise zu lange für unsinkbare Schiffe gehalten.

Die drei dominierenden Rating-Agenturen sind jedoch keineswegs amerikanische Agenten, wie nun oft behauptet wird. Das zeigt sich daran, dass eine von ihnen eigentlich britisch ist. Das zeigt sich besonders an der Tatsache, dass sie neuerdings auch eine Verschlechterung des US-amerikanischen Ratings ankündigen. Was in Washington logischerweise wenig Begeisterung auslöst, aber in der Sache genauso legitim ist wie die schlechten Noten für Athen.

Natürlich spricht nichts dagegen, dass an die Seite der großen Drei auch eine europäische Rating-Agentur tritt. Nur: Der Aufbau einer solchen Agentur braucht erstens viele Jahre, hilft also in der akuten Krise gar nichts. Und zweitens braucht jede Bewertungs-Agentur viererlei: Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen und viel Knowhow.

Ist schon das Knowhow schwierig zu erwerben, so ist es angesichts dieser Vorgeschichte für eine europäische Agentur fast unmöglich, Vertrauen zu bekommen. Die Vorgänge der letzten Tage lassen nur noch Narren eine solche Neuschöpfung für glaubwürdig halten.

Wer bitte soll sonst einer neuen Agentur Glauben schenken, die auf massiven Wunsch von Regierungen und EU-Behörden geschaffen wird? Wer soll einer Agentur glauben, die von den zu Bewertenden selbst initiiert worden ist? Was heißt es, wenn sich ein deutsches Bundesland sogar direkt an der Europa-Agentur beteiligen soll? Wer wird auf Grund solcher Ratschläge sein Geld leichtfertig investieren? Ja, noch viel stärker: Muss nicht jeder vor dem Strafrichter landen, der auf Grund solcher Ratschläge fremdes Geld verborgt?

Kleiner Einschub: Der Wunsch, dass sich die Kritisierten selbst die Zensuren schreiben oder dass sie diese zumindest beeinflussen können, ist weit verbreitet. Das ist bei Schülern wie bei Angeklagten der Fall. Das gibt es ebenso in der Kulturwelt. So hat das Wiener Staatsopernballett vor Jahren eine von mir geleitete Zeitung wegen schlechter Rezensionen sogar geklagt. Es ist damit natürlich fürchterlich eingegangen. Aber selbst wenn die Richter der Klage Recht gegeben hätten, werden Kritiken, die den Wünschen der Kritisierten entsprechen, seltsamerweise von den Lesern wenig geschätzt. Und die sind für eine Zeitung noch wichtiger als ein Richter. Zumindest waren sie das in der Vergangenheit. Neuerdings sind ja dort die Inserenten und „Kooperationspartner“ viel wichtiger, die sich mit genügend Bargeld sehr freundliche Berichte über ihre Veranstaltungen kaufen können. Oder über ihre Firmen. Oder ihre Partei.

Der primäre Adressat von Urteilen der Rating-Agenturen sind die Geldanleger. Sobald diese auch nur den kleinsten Verdacht hegen, dass ein Ratgeber vom Objekt der Beurteilung beeinflusst oder gar abhängig ist, werden professionelle Anleger keine Sekunde mehr auf dessen Einschätzungen hören.

Daran ändert das Wissen nichts, dass jede Agentur notgedrungen nur fehlerhaft arbeitet. Denn über die Zukunft kann eben nicht Exaktes gesagt werden. Aber solange die drei Agenturen von den Anlegern als unabhängig eingeschätzt werden, wird ihnen mehr Vertrauen entgegengebracht als einer europäischen. Daher kann sich Europa das Geld für eine eigene Agentur gleich ersparen.

Das Image der noch gar nicht geborenen Euro-Agentur ist nämlich schon vor ihrer Geburtsstunde extrem schlecht. Haben sich doch die EU-Europäer sogar zu massiven Drohungen gegen die etablierten Agenturen verstiegen. Den Agenturen wurde der Entzug der Lizenz in Aussicht gestellt, wenn sie sich nicht den EU-Spielregeln unterwerfen. Diese Drohungen waren ein weiterer katastrophaler Fehler der EU.

Diese Drohungen werden chinesische, indische und andere neureiche Asiaten, aber auch amerikanische Pensionsfonds sowie Schweizer Lebensversicherungen dreimal nachdenken lassen, bevor sie irgendwem in Europa wieder Geld leihen. Die Genannten haben zwar alle viel Geld zu investieren, sie sind deswegen aber nicht schwachsinnig. Selbst die europäischen Sparer werden um EU-Staatsanleihen einen immer weiteren Bogen machen, wenn es keine Gutachten unabhängiger Agenturen über diese Papiere mehr geben darf, sondern nur noch die aus dem europäischen Eigenbau.

Die Rating-Agenturen haben einfach recht mit ihrem Urteil über Griechenland. Sie haben auch recht mit ihrem Urteil über den Druck der EU-Regierungen, welche die Banken neuerdings zwingen wollen, „freiwillig“ die Kreditlinien für Griechenland über den vereinbarten Zeitpunkt hinaus zu verlängern. Die EU-Regierungen begreifen in ihrer Verzweiflung nicht, dass „freiwillig“ anderswo wirklich noch als „freiwillig“ verstanden wird. Und dass von Regierungen angeordnete Freiwilligkeit anderswo als Zwang verstanden wird. Nur weil Faymann, Fekter &Co jetzt dauern von Freiwilligkeit reden, wird dennoch niemand freiwillig Geld spenden.

Die Linie der Rating-Agenturen ist klar: Wenn geschuldetes Geld nicht zum vereinbarten Datum zurückgezahlt wird, ist das ein Zahlungsausfall. Denn kein Gläubiger verzichtet normalerweise freiwillig auf sein Recht – es sei denn, er ist unter Druck, oder er bekommt eine andersgeartete Gegenleistung. Aber die Banken wissen genau: In der nächsten großen Wirtschaftsturbulenz – einige Monate oder Jahre später – werden sie für das, was die Regierungen jetzt von ihnen wollen, von denselben Regierungen wieder Spekulanten genannt werden.

Natürlich ist klar, dass ein solcher Zahlungsausfall Griechenlands Folgewirkungen hat. Sehr unangenehme sogar. Alle Banken, die griechische Papiere in nennenswertem Umfang besitzen, werden schlagartig selbst an Kreditwürdigkeit verlieren, das gilt insbesondere für die Europäische Zentralbank. Aber auch alle anderen europäischen Staaten werden ab dann von internationalen Geldverleihern sehr kritisch beäugt werden; denn jetzt weiß der internationale Markt, dass ein Euro-Land sehr wohl eingehen kann. Kreditausfallsversicherungen werden schlagend, was auch für manche Versicherungen lebensgefährlich ist. Was weitere Dominosteine umfallen lassen wird.

Das alles passiert aber erst recht dann, wenn die EU die drei großen Agenturen aus Europa hinauswerfen sollte. Dann handelt sie genauso wie Diktatoren, die internationale Wahlbeobachter hinauswerfen, um nur ja keine Zeugen ihrer Wahlmanipulationen im Land zu haben.

Faktum ist: Europa verschlechtert durch seine schweren Fehler seine eigene Kreditwürdigkeit massiv. Das wird bei den nächsten Jahren wohl auch alle Regierungen hinwegfegen, die da mittun.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Nicht die Lehrer, sondern Richter, Beamte und Politiker am Pranger

27. Juni 2011 16:42 | Autor: Andreas Unterberger

Eine neue Imas-Umfrage zeigt wieder einmal, wie sehr das Bild der Medien von der Wirklichkeit von dem abweicht, das die Österreicher sehen. Ein besonderes Opfer dieser Verzerrung sind die Schulen.

Vor allem die halbgebildeten Journalisten in Boulevard-Medien und ORF können sich seit Jahr und Tag nicht genug tun an regelmäßigen Attacken auf Lehrer, Schulen und Bildungssystem. Die Österreicher wissen es aber besser.

Das zeigt eine neue Imas-Umfrage, die an die Österreicher zusammen mit einer langen Themenliste folgende Frage gestellt hat: „Wenn Sie Vergleiche zwischen Österreich und den übrigen westeuropäischen Ländern ziehen: Was von dieser Liste ist Ihrem Gefühl nach bei uns besser als in den meisten anderen EU-Staaten?“

Da gibt es ein eindeutiges Ergebnis: Weitaus am schlechtesten wegkommt „Der Umgang des Staates mit den Steuergeldern“: Da glauben nur 7 Prozent, dass dieser Umgang bei uns besser als anderswo wäre, hingegen 23, dass er schlechter ist (Die Mehrheit entschied sich bei fast allen Fragen für ein Weder-Noch). Gleich an zweitschlechtester Stelle steht eine relativ ähnliche Frage: „Die Sauberkeit und Anständigkeit in Politik und öffentlichem Leben“ (Besser sagen 8 Prozent, schlechter 16).

Wenig Begeisterung löst auch „Das Verhalten der Beamten und Behörden gegenüber den Bürgern“ aus (Besser: 14, schlechter: 14). Besonders erstaunlich sind die schlechten Noten für die „Gerechtigkeit bei den Gerichten (Gleichheit vor dem Gesetz)“. Auch da sehen nur 16 Prozent Österreich als besser dastehend an und 13 als schlechter.

In diesem Vergleich hat überraschenderweise die vielgescholtene „Ausbildung an den Schulen“ ein viel besseres Image (Besser: 24, schlechter: 13). Spitzenreiter sind freilich die Ärzte – was aber zu erwarten war (Besser: 64, schlechter: 2) – und „Die Altersversorgung (Besser: 51, schlechter 6).

 

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Sieg der Umfassenden Verhinderer-Partei

27. Juni 2011 00:06 | Autor: Andreas Unterberger

Österreichs Oppositionsparteien klagen zu Recht oft und oft über die unerträgliche Bürokratie, die überbordende Verwaltung, die Langsamkeit von Verfahren in diesem Land und die skandalöse Untätigkeit der Regierung Faymann in Sachen Verwaltungs- und Aufgabenreform. Wenn sie aber selbst einmal mit Hand anlegen könnten, um diese Missstände zu mildern, verweigern sich alle drei Nichtregierungsparteien im Gleichschritt. So wie die griechische Opposition.

Aktuell geht es um die Umweltverträglichkeitsprüfungen und den Versuch, sie ein wenig zu beschleunigen. Diese UVP legen für die Bevölkerung wichtige Projekte jahre-, ja jahrzehntelang lahm. Da geht es um umweltfreundliche Wasserkraftwerke, um versorgungsnotwendige Stromleitungen, um Bahn- und Straßenprojekte, um den Bau eines Stadions. Viele davon hängen dadurch oft eine Generation lang in der Luft.

Das Absurde daran: Praktisch nie scheitert ein Projekt am Ende wirklich an den Umweltprüfungen. Es wird durch diese nur immer massiv verzögert und vor allem viel teurer. Was keineswegs bloß auf die inzwischen akkumulierte Inflation zurückzuführen ist. Vielmehr ist das österreichische Umweltrecht zu einer geheimen Besteuerungsmaschine zu Lasten von Großprojekten geworden. Was am Ende meistens die Bürger bezahlen. Was jedenfalls dem Standort Österreich schadet.

Aber offenbar glauben alle, dass es sich das Land ja leisten könne.

Die „Besteuerung“ läuft nach einer klassischen Erpressungsmethode: Ihr bekommt im Rahmen unseres – überraschend großen – Ermessensspielraum am Ende doch die erwünschte und lange hinausgezögerte Genehmigung, wenn ihr dieses oder jenes Projekt (meistens eines Bundeslandes und meistens mit ökologischem Anstrich) mit satten Millionenbeträgen finanziert.

Genau so habe ich mir immer einen ordentlichen Rechtsstaat vorgestellt.

Das auf diese Weise geförderte Vorhaben hängt zwar überhaupt nicht damit zusammen, ob das eigentlich beantragte Projekt nun mehr Schaden oder mehr Nutzen verursacht. Dieser Ablasshandel hilft aber der Politik, sich demnächst wieder mit irgendeinem Projekt zu feiern und bei der Eröffnung samt Blasmusik aufzumarschieren. Und auch die grünen NGOs, bekanntlich schwerreiche Millionen-Unternehmungen, sollen nach verlässlichen Angaben von Umweltrechtsexperten im Laufe solcher Verfahren regelmäßig profitieren. Von denen arbeiten die meisten ja nach dem Erpressungsprinzip: Her mit einer saftigen Spende oder wir attackieren euch wild (die dummen Journalisten helfen uns dabei ja immer und bringen auch noch große Photos, die uns nutzen und euch schaden).

Aber zurück zum Kürzel UVP, hinter dem man eine „Umfassende Verhinderer-Partei“  vermuten kann. Da hat die Regierung endlich einmal eine gute Idee (fast ihre erste!) in Sachen Verwaltungsreform: Ein eigener Infrastruktursenat soll diese Genehmigungen beschleunigen. Dazu bräuchte es aber eine Verfassungsänderung. Und diese bräuchte wieder die Zustimmung zumindest einer Oppositionspartei. Die bekommt die Regierung aber nicht.

Das ist eine dumme Reaktion der Opposition. Bei den Grünen ist sie allerdings verständlich. Denn die sind ja nach ihrem ganzen Selbstverständnis gegen Alles und Jedes, was auch insbesondere für ihre getarnten Teilorganisationen, die NGOs, gilt. Weniger verständlich ist das Njet bei FPÖ und BZÖ. Oder stimmt gar der Eindruck, dass auch diese beiden sich längst von den grünen Kampagnen instrumentalisieren lassen?

Ganz ähnlich verhalten sich alle drei Parteien ja auch beim Ökostromgesetz. Da haben sie die Regierung so lange unter Druck gesetzt, bis diese sogenannte „Verbesserungen“ zugestanden hat. Die Verbesserungen bestehen aber vor allem darin, dass unser Strompreis in Zukunft noch viel höher sein wird, als er es schon gemäß der Regierungsvorlage geworden wäre.

Nach den ursprünglichen Regierungsplänen hätten wir jährlich 21 Millionen mehr zur Förderung nicht kostendeckender Energieerzeuger zahlen müssen. Nach den „Verbesserungen“ der Opposition werden das schon 40 Millionen Euro sein. Dabei geht es wohlgemerkt jeweils um alljährliche, nicht nur um einmalige Kostensteigerungen! Und da Geringverdiener wie auch Großverbraucher Ermäßigungen bekommen, wird wieder einmal der Mittelstand die Hauptlast tragen.

Wenn das alles einmal auf unserer Stromrechnung landen wird, wird sich natürlich keine der Oppositionsparteien mehr zu den teuren „Verbesserungen“ bekennen, auf die sie jetzt alle so stolz sind. Sondern sie werden in gewohnter Art wild über die Strommafia schimpfen.

Aber selbst diese teuren „Verbesserungen“ sind den drei Parteien nicht genug. Sie wollen jetzt noch weitere „Nachbesserungen“. Und dazu schließen sich die beiden Rechtsparteien, von denen die eine sogar behauptet, wirtschaftsliberal zu sein, sogar mit den Grünen zu einer gemeinsamen Front zusammen. Ausgerechnet mit den Grünen, die ihnen wöchentlich den Staatsanwalt an den Hals schicken …

PS: Übrigens dauern nicht nur die Umweltverfahren immer länger, sondern auch sämtliche Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof. Dort muss man jetzt im Schnitt schon 23 Monate warten, bis man – eventuell – einmal etwas Rechtskräftiges in der Hand hat. Selbstverständlich fällt dem Verwaltungsgerichtshof als einzige Maßnahme gegen diesen Missstand der Ruf nach mehr Personal ein. Dass man eventuell auch Verfahrensreformen vorschlagen oder die Judikatur von sehr überspitzten Ansprüchen überdenken könnte, fällt den Richtern hingegen nicht ein. Und bei so manchen Teilen der VwGH-Judikatur ist die Legitimität der gewährten Ansprüche wohl geringer als bei den Ansprüchen der Bürger, nicht jahrelang auf eine Entscheidung warten zu müssen. Aber natürlich ist es immer leichter, nach noch mehr Geld zu rufen, statt Reformen zu überlegen. Der VwGH-Präsident hatte ja sogar energisch protestiert, als dem VwGH die Kompetenz in Asylsachen genommen worden ist. Seither werden wenigstens die Asylverfahren viel rascher beendet.

 

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Fischlers sinnloser Kampf

26. Juni 2011 16:23 | Autor: Andreas Unterberger

Franz Fischler wird also nicht Chef der FAO, der UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung, sondern ein Brasilianer. Das spricht zwar nicht grundsätzlich gegen Fischler, aber sehr gegen die EU. Und für die Naivität aller jener, die ihn aufgestellt haben.

Denn es war mehr als naiv zu glauben, dass irgendein Kandidat aus der EU ausgerechnet den Bereich Landwirtschaft im globalen UNO-System übernehmen kann. Bilden die Europäer in der UNO ja nur eine kleine Minderheit. Die EU-Landwirtschaftspolitik mit ihren hohen, wettbewerbsverzerrenden Subventionen ist in der ganzen Welt, vor allem der Dritten verhasst. Noch mehr als bei den geduldigen europäischen Steuerzahlern.

Und Fischler steht nun einmal als Symbol sehr direkt für diese Landwirtschaftspolitik, hat er doch die letzte Reform zu verantworten gehabt. Diese ging zwar prinzipiell in die richtige Richtung, war aber angesichts der europäischen Machtverhältnisse viel zu zaghaft. Notgedrugen, denn insbesondere Frankreich würde eher aus der EU ausscheren, als eine Beschneidung seiner Bauern hinzunehmen.

Wenn das durchschnittliche Einkommen eines österreichischen Bauern zu zwei Drittel aus (überwiegend europäischen) Steuergeldern kommt, wenn die EU mehr als 42 Prozent für direkte und getarnte Agrarausgaben aufwendet, dann ist das Ergebnis klar: Vor allem die Bauern der Dritten Welt werden dadurch in Grund und Boden konkurriert. Müssten die EU-Agrarpreise hingegen ohne Subventionen auskommen, dann würde das den schmerzhaften Strukturwandel in Europa noch einmal beschleunigen.

Dann würden sich aber die armen Länder in Übersee – ohne teure Entwicklungshilfe! – landwirtschaftlich und sozial viel besser entwickeln können. Ihre Bauern wären auch ohne Großtechnik auf Grund der niedrigen Löhne und des meist günstigen Klimas konkurrenzfähig. Sie müssten nicht in so großer Zahl die Dörfer verlassen und könnten ihr eigenes Land ohne Importe aus Europa ernähren. Ja, sie könnten sogar exportieren.

Die europäische Agrarpolitik scheint sich aber trotz aller Geldknappheit jeder Änderung zu entziehen. Wer aber glaubt, dass die Nichteuropäer diesen Egoismus unserer Bauern auch noch durch ein Avancement für einen der prominentesten EU-Agrarier belohnen würden, der muss schon ziemlich ahnungslos durch die Welt gehen.

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Der Tod einer großen Bank als Lehrbuch der Wirtschaftspolitik

26. Juni 2011 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Die deutsche WestLB hat soeben endgültig den Totenschein ausgestellt bekommen. Und sie wird eines der teuersten Begräbnisse der europäischen Bankenlandschaft bekommen. Das wirft auch für Österreich einige schmerzhafte Fragen auf und erteilt hilfreiche Lehren.

Wie viel Schaden die Landesbank von Nordrhein-Westfalen letztlich wirklich verursacht haben wird, ist noch auf Jahre offen. Dieser wird sich vermutlich im satten zweistelligen Milliardenbereich bewegen.

Jetzt muss das größte deutsche Bundesland jedenfalls noch eine Milliarde für die Zerstückelung der Leiche aufbringen. Die Berliner Regierung verzichtet auf zwei von drei während der Krise in die Bank gesteckten Milliarden. Darüber hinaus sind zu Lasten der Steuerzahler 14 Milliarden an Haftungen eingegangen worden. Ferner muss das Land die Versorgungsansprüche der Mitarbeiter zahlen. Aber schon in den letzten Jahrzehnten hat sich die EU zu Recht ständig über direkte und versteckte Beihilfen an die Bank beklagt.

Die Lehren – oder Fragen – aus dem Desaster sind mehrfach.

Erstens ist es keineswegs ein Zufall, dass es ständig staatliche Banken sind, die da Pleite gehen, während es kaum private Banken erwischt hat. Denn in staatlichen Banken wurde Politik gemacht, wurden Protektionskinder versorgt, wurden politische Projekte finanziert. Aber fast nie wurde kaufmännisch gearbeitet. Diese Banken bekamen auf Grund der Landeshaftung auf den Märrkten sehr billig sehr viel Kredit, was sie viel zu sorglos bei der Kreditvergabe werden ließ. Die Parallele zur Kärntner Hypo Alpe-Adria ist eklatant – außer dass das viel kleinere Kärnten noch viel größere Haftungen eingegangen ist.

Zweitens werden in solchen Banken besonders luxuriöse Dienstverträge ausgestellt, für die zum Unterschied von anderen Banken der Steuerzahler haftet. Dass gleichzeitig die Arbeitsmoral solcher gesicherter Arbeitnehmer keine sehr hohe ist, lässt sich zwar aus der Entfernung für die WestLB nicht beweisen, aber auf Grund vieler einschlägiger Erfahrungen mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen. Damit sind staatliche Konstruktionen auch von der Personalseite her doppelt teuer.

Drittens drängt sich massiv die Frage auf, ob es nicht viel klüger gewesen wäre, diese maroden Banken sofort zu schließen und filetieren, statt bei Rettungsversuchen weitere Milliarden zu verbrennen, bevor dann doch das unvermeidliche Ende kommt.

Viertens darf schon daran erinnert werden, dass einst auch ein Franz Vranitzky in sehr engem Verhältnis zu jener WestLB gestanden ist. Immerhin musste er selbst zugeben, elf Gratisflüge auf Kosten der stramm sozialistischen WestLB konsumiert zu haben. Eine veröffentlichte, vom Exbundeskanzler freilich dementierte Liste sprach sogar von 114 Flügen. Was jedenfalls zur Frage führt: Hat Vranitzky die Bank ebenso gut und lukrativ beraten wie den Bawag-Verspekulanten Flöttl, dem er angeblich nur zu erklären hatte, dass bald der Euro eingeführt wird? Dann wundert mich ja der Crash nicht mehr.

Fünftens ist es für mich absolut unverständlich, weshalb die ÖVP das Thema Privatisierung ad Acta gelegt hat, das einst ihr Markenkern gewesen war. Gerade in Zeiten, wo die staatlichen Banken nach der Reihe crashen, würde doch eine mit einiger Vernunft begabte Partei jubilieren, deren früherer Chef jahrelang „Mehr privat, weniger Staat“ getrommelt hatte. Heute hingegen fürchten die – wirtschaftlich zugegebenerweise ahnungslosen – Minister für Wirtschaft oder Landwirtschaft das Wort „Privatisieren“ noch mehr als das Wort „Strache“.

 

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Grüße in den Gefängnishof

25. Juni 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt Länder, die man als Hort der Freiheit rühmen kann: die Niederlande, die USA, Großbritannien. Fast überall anders haben Regierungen, Bürokratie und auch Justiz mit Hilfe einer Gesetzeslawine, aber auch einer sehr offensiven Rechtsprechung wieder viele jener Rechte ausgehöhlt, die sich die Bürger in der Aufklärung und in den bürgerlichen Revolutionen (etwa 1789, 1830, 1848, 1918) erkämpft hatten. Dazu gehört die Meinungsfreiheit als eines der zentralsten Grundrechte.

In Österreich ist sogar schon eine Mehrheit überzeugt, dass man seine Meinung nicht mehr offen aussprechen darf. Hierzulande werden Menschen von einem Strafrichter verurteilt, weil sie den Geschlechtsverkehr des Islam-Gründers Mohammed mit einer Neunjährigen als Kinderschändung bezeichnen. Bei uns planen die Justiz- und die Innenministerin einen neuen ungeheuerlichen Angriff auf die Meinungsfreiheit (mit dem sich das Tagebuch noch intensiv befassen wird).

Während all das in Österreich auf der Tagesordnung steht, ist in den Niederlanden Geert Wilders von der Anklage der Anstiftung zu Rassenhass und Diskriminierung von Muslimen freigesprochen worden. Das ist eine Nachricht aus der Welt der Freiheit in den Gefängnishof der Politischen Korrektheit.

Die holländischen Richter haben zu Recht erkannt: Eine Religion und deren Stifter darf man auch mit einem sehr aggressiven Vokabular kritisieren; damit sind noch keine konkreten lebenden Menschen persönlich beleidigt. Man darf in den Niederlanden überdies die Moslems auffordern, sich der Alternative zu stellen: Integration oder Auswandern, und zwar Integration aus eigenen Stücken und eigener Anstrengung, nicht als jene des Staates. Bei uns wird dieser Gedanke von untergriffigen Linken mit dem Holocaust gleichgesetzt.

Die Notwendigkeit, sich als Einwanderer voll zu integrieren, war bis vor wenigen Jahren weltweit selbstverständlich – bis die Linke in ihrem Gesellschaftshass, manche Christen in ihrer Naivität und etliche Industriebosse in ihrer einseitigen Orientierung auf billige Arbeitskräfte den roten Teppich für die islamische Offensive ausgerollt haben. In den Niederlanden und in Dänemark – also in zwei traditionell sehr weltoffenen Ländern – kehrt man nun von diesem schweren Fehler ab. In den Niederlanden ist inzwischen auch schon die Mehrheit der bürgerlichen Parteien von dem scharfen Anti-Islam-Kurs Wilders überzeugt – und ebenso drei Viertel der Bevölkerung. Österreich hingegen hat vorerst nur einen Integrations-Staatssekretär mit wenig Inhalt, und keine klare, geschweige denn eine erfolgversprechende Migranten-  oder Islam-Politik.

Manche werden nun fragen, ob ich nun auch der Meinung bin, dass man den Koran mit „Mein Kampf“ vergleichen darf, dass man Mohammed als Mörder bezeichnen darf, dass man den Islam eine faschistische Ideologie von Terroristen nennen darf. Auch wenn das nicht ganz mein Vokabular ist, ist meine Antwort ganz sicher: Ja. Dies schon deshalb, weil österreichische Gerichte noch viel ärgere Schmähungen von Jesus Christus für straffrei erklärt haben. Und weil die sogenannte Kulturpolitik solche Schmähungen sogar aus zwangsweise eingetriebenen Steuergeldern gefördert hat.

Außerdem gibt es auch ganz objektive Gründe, Mohammed viel kritischer zu sehen als Christus – gerade wenn man nicht gläubig ist. Denn es ist unbestreitbar, dass sich in der Biographie von Christus nicht die geringste anstößige Seite findet – vielleicht mit Ausnahme der Verführung zum Alkoholkonsum durch ein Weinwunder. Mohammed steht hingegen als blutbefleckter Kriegsführer und reueloser Liebhaber von Mädchen schon im Volksschulalter in den Geschichtsbüchern. Von den vielen Aufrufen des Korans zu Mord an und zu Diskriminierung von Nicht-Moslems gar nicht zu reden.

Da ist es moralisch jedenfalls legitim, auch sehr aggressive Vokabel zu verwenden, unabhängig davon, was ideologische oder ängstliche Politiker und Juristen sagen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich diese Religion in vielen europäischen Staaten rapide ausbreitet. Der Islam ist ja die einzige relevante Religion, die heute noch den Abfall vom „wahren“ Glauben auch mit staatlichen Mitteln, mancherorts sogar der Todesstrafe bekämpft. Und ausgerechnet diese Religion wollen Linke und Naive unter einen Glassturz stellen! Und sie wollen Menschen, die den Islam kritisieren, auch noch gleich wegen Verhetzung einsperren.

Aber selbst wenn diese Vorwürfe gegen den Islam alle erfunden und ohne Tatsachensubstrat wären, sollte klar sein: Die theoretisch auch bei uns noch immer geltende Meinungsfreiheit muss auch und insbesondere die Freiheit bedeuten, Unsinniges, Provozierendes, Ärgerliches oder Anstößiges zu sagen oder schreiben. Es wäre ja keine Freiheit mehr, wenn man nur noch über den Wetterbericht Dissidentes sagen dürfte. Gerade die Staaten, die das am freizügigsten erlauben, sind die weitaus ältesten und bis heute am stabilsten gefestigten Demokratien der Erde. Sie sind übrigens auch das oberste Wunschziel von Migranten – statt dass sie die Auswüchse diese Meinungsfreiheit fürchten, wie uns einige Ideologen einzureden versuchen.

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SN-Kontroverse: Weiter mit drei Fünfern

24. Juni 2011 00:09 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Aufsteigen mit drei Nicht genügend?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schluss mit der Zeitvernichtung!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ist die Schule des 21. Jahrhunderts eine Strafanstalt oder eine moderne Institution, die ihre Aufgabe der Wissensvermittlung erfüllen kann? Diese Frage steht hinter der mit viel Emotion geführten Debatte um „Aufsteigen mit drei Nicht genügend". Die Abschaffung des sinnlosen und teuren Sitzenbleibens ist überfällig. Sitzenbleiben ist in erster Linie Lebenszeitvernichtung und bringt wenig. Eine Erhebung der Statistik Austria zeigt, dass nur 60 Prozent der Repetenten an der AHS-Oberstufe die wiederholte Klasse erfolgreich abschließen; an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen erreichen 65 bzw. 72 Prozent beim zweiten Mal das Klassenziel.

Sitzenbleiben ist außerdem stupide. Denn welchen Sinn bitte hat es, den gesamten Lehrplan eines Jahres noch einmal durchzumachen, wenn es darum geht, die Schwächen in bestimmten Bereichen auszumerzen? Auf diese keineswegs neuen Erkenntnisse reagiert nun endlich die Politik. Sitzenbleiben soll durch ein Modulsystem an den Oberstufen weitgehend ausgeschaltet werden. Dabei wird der Unterrichtsstoff  eines Schuljahres in jedem Fach in vier Module unterteilt. Wer in einem Modul negativ ist, muss dieses bis zum Ende des Folgesemesters mit einer Prüfung nachholen - dafür kann man mit bis zu drei Fünfern vorläufig aufsteigen. Zur Unterstützung bekommen Schüler mit negativen Modulen Förderunterricht im jeweiligen Fach - und einen „Lernbegleiter", der als Coach und Mentor fungieren soll.
 
Das Modulsystem wurde bereits an 27 Schulen erprobt. Die Erfahrungen sind durchaus positiv. Vor allem Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler werden durch das Modulsystem erhöht. Daher Schluss mit ideologischen Scheingefechten, Steinzeitpädagogik und Zeitvernichtungsprogrammen! 


Bitte nicht anstrengen

Andreas Unterberger

Fast jede Reform der letzten Jahrzehnte hat unsere Schulen verschlechtert. Können und Wissen der Absolventen haben abgenommen. Dasselbe gilt für das nun geplante Aufsteigen auch mit drei Nicht genügend oder gar den ähnlich gepolten Schwachsinn des „Österreich darf nicht sitzenbleiben", also die Phrasen des Hannes Androsch. Das Signal, das die Unterrichtsministerin, unterstützt von einem ÖVP-Abgeordneten, sendet, ist eindeutig: Ihr müsst euch künftig weniger anstrengen (samt heimlichem Zusatz: damit ihr uns nur endlich wieder wählt). Diese Botschaft ist so katastrophal, dass das an sich spannende modulare Schulsystem auf Dauer diffamiert ist.

Dabei wäre es durchaus diskutabel: Warum soll man eine ganze Klasse wiederholen, nur weil man in ein oder zwei oder drei Fächern hängt? Man könnte ja durchaus schon etliche Fächer ordentlich abschließen, während man noch immer - beispielsweise - bei der Mathematik-Stufe 3 hängt und sich an dieser neuerlich versuchen muss. Nur muss man auch wissen, dass dieses System einen zwingenden Preis hat: das Ende der Klassengemeinschaft. Man sitzt halt wie auf der Uni stündlich mit anderen Kollegen zusammen.

Absurd ist es hingegen, jemanden gleichzeitig in die Mathematik-Stufe 4 oder 5 zu setzen, der Mathematik 3 noch nicht versteht und das parallel nachholen soll. Aber genau diese Absurdität ist von Schmied & Co. geplant. Widerlich ist aber auch, dass schon wieder die totalitäre Machtgier von Politik und Bürokratie den Schulen strenge Regeln vorgeben will. Statt dass man diesen endlich volle Freiheit gibt - und nur die Ergebnisse etwa bei der Matura streng überprüft. Dann sehen Eltern ja, welche Schule, welches System besser ist. Aber Freiheit, Wettbewerb, Vielfalt sind unseren totalitären Schulpolitikern ja völlig fremd und verhasst.

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Microsoft und andere Sprach-Verbrecher

23. Juni 2011 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

In Österreich gibt es eine wachsende Zahl von Analphabeten, also von Menschen, die nicht den Sinn eines geschriebenen Textes begreifen können. Jedes vierte Kind am Ende der Gesamtschule Volksschule (die das Vermitteln von Lesen und Schreiben als wichtigste Aufgabe hat) kann das nicht; und bei den Erwachsenen ist es als Folge kaum besser. Das hat natürlich viele Ursachen, von der Migration über die reduzierte Zeit der Eltern für ihre Kinder bis zur progressiven Zertrümmerung des Leistungsprinzips in den Schulen. Man sollte aber auch an die Schuld der Politik durch ganz andere Maßnahmen erinnern.

Diese werden aufs erste oft gar nicht mit der Leseschwäche in Zusammenhang gebracht. Die eine Maßnahme war die unselige Rechtschreibreform. Diese wurde gegen den Widerstand großer Kreise der Bevölkerung weitgehend durchgesetzt: Der Staat hatte und hat ja die Schulen als Instrument, um den Untertanen völlig überflüssige Dinge wie jene Rechtschreibreform aufzuzwingen. Und die Schulen haben bei solchen Aktionen immer noch gut funktioniert (auch wenn die Zeit dort eigentlich für weit Wichtigeres genutzt werden sollte).

Diese Rechtschreibreform hatte einzig der Existenzrechtfertigung von einigen Dutzend Germanisten und Pädagogen gedient – und den Milliardenumsätzen von Wörterbuchverlagen.

Die Rechtschreibreform wurde von ihren Schöpfern auch heftig gelobt: Es gebe seither deutlich weniger Fehler in den Texten. Auch wenn ich es nicht nachprüfen kann, glaube ich das sogar. Denn wenn die Setzung von Beistrichen in wichtigen Bereichen – vor allem bei den sogenannten erweiterten Infinitivgruppen – ins Belieben des Schreibenden gerückt wird, dann ist es logisch, dass ein geschriebener Text gleicher Rechtschreibqualität nach der Reform deutlich weniger Fehler aufweist als vorher.

Was dabei aber völlig übersehen – oder als gleichgültig angesehen worden ist: Gerade diese Beistriche haben eine wichtige Hilfsfunktion für den Leser eines Textes. Mit Hilfe der Beistriche erkennt man viel leichter die Struktur des Satzes; man weiß dadurch, was zusammengehört und was nicht.

Die "Reform" hat also den Schreibern geholfen und den Lesern geschadet. Was die hohen Pädagogen natürlich nie zugeben. Sei blicken ja nur nach vorn und reiten weiter zur nächsten Zerstörungsattacke auf das Bildungssystem.

Eine weitere, noch viel wirksamere Attacke auf die Lesbarkeit von Texten ist das sogenannte Gendern. Denn wenn man in geschriebenen Texten ständig Formulierungen findet, die man nicht aussprechen kann, dann schadet das gewaltig dem Verständnis:

Das gilt für das schwachsinnige – und vom Duden weiter tapfer abgelehnte – Binnen-I, etwa in „PädagogInnen“. Dieses „I“ ist ja höchstens dadurch aussprechbar, dass man beim Lesen jedes Mal den Hintern aus dem Sessel hebt. Das gilt genauso für die der gewohnten Sprache völlig fremden Umschreibungen wie „Fußgehende“ statt „Fußgänger“. Und das gilt erst recht für die unendlich langen und mühsamen Schrägstrich-Konstruktionen wie „Landeshauptmannstellvertreter/Landeshauptmannstellvertreterin/Landeshauptfraustellvertreter/Landeshauptfraustellvertreterin“. Davon dass man solche Ungetüme bisweilen – und mit deutlich mehr Sachlogik – sowohl im Plural wie auch im Singular schreiben muss, wollen wir gar nicht reden.

Dieser Schwachsinn hat sich zum Glück bisher nur in Schulen und Universitäten sowie in Politik und Bürokratie durchgesetzt. Offenbar ist es nicht so wichtig, dass die Bürger Gesetze, Verordnungen, Schulbücher und Skripten auch gut verstehen. Hauptsache man hat den Menschen wieder einmal ein ideologisches Prinzip aufgezwungen. Und die Lehrer sowie Beamten in ihrer oft erstaunlichen Einfalt trotten brav hinterher.

Literaten und Medien verzichten hingegen fast geschlossen auf das Gendern des Feminismus-Terrors. Denn sie wollen ja gelesen und verstanden werden (zumindest die meisten). Aber langsam fließt es nun in den ORF ein – was dort allerdings im allgemeinen Qualitätsverfall kaum noch auffällt.

Für den neuesten Tiefpunkt zeichnet die Software-Firma Microsoft verantwortlich. Sie hat eine Gratis-Software entwickelt, die jeden verständlichen Text auf Knopfdruck in einen holprigen Gendertext verwandelt. Dass dieser Schwachsinn natürlich sofort von der Frauenministerin propagiert worden ist, war zu erwarten gewesen. Sie muss ja regelmäßig ihre Existenz gegenüber den feministischen Tugendwächterinnen rechtfertigen. Ihr Selbstlob, dass diese Software in Österreich als erstem Land der Welt eingeführt wird, sollte freilich einem/einer intelligenten MenschIn zu denken geben. Frau Heinisch-Hosek gibt es das natürlich nicht.

Aber es sind ja auch manche betrunkene Jugendliche durchaus stolz darauf, als Geisterfahrer unterwegs zu sein.

Mein kleiner Protest gegen diese Microsoft-Idiotie: Bei der nächsten Computer-Anschaffung werde ich auf Apple umsteigen. Dazu haben mir zwar auch schon viele Experten in meiner Umgebung aus Qualitätsgründen geraten. Ich bin aber aus Trägheit – weil einst eben auf einem Microsoft-PC eingeschult – bisher bei einem solchen geblieben. Die paar Stunden des Umgewöhnens ist es mir jetzt jedenfalls wert, meinen Zorn abzureagieren. Und um auf ein besseres System umzusteigen, das sich von ideologischem Terror fernhält. Hoffentlich.

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Der Bürger als Spekulant

23. Juni 2011 00:11 | Autor: Andreas Unterberger

Die Politik debattiert neue Vermögens- und Bankensteuern. Gleichzeitig gibt Europa aber in Kürze weitere 120 Milliarden Euro allein für das kleine Griechenland aus – trotz des Wissens, dass viel von diesem Geld nie mehr zurückkommen wird. Dabei hat sich die Regierung schon jetzt kräftig, wenn auch versteckt,  bei den Steuerzahlern zu bedienen begonnen.

Wie das? Erstens spült die Inflation einen wachsenden Anteil der Einkommen in die Budgets. Über die stille Progression nimmt die Steuer ja einen immer größeren Anteil der Einkommen weg – auch wenn diese real eigentlich gleich bleiben.

Zweitens zahlen alle Bankkunden die neue Bankensteuer.

Drittens trifft die auch auf langfristige, also keineswegs spekulative Anlagen ausgedehnte Kursgewinnsteuer fast alle Anleger; dass sie damit einen schweren Umsatzeinbruch an der Wiener Börse ausgelöst hat, lässt die Regierung offensichtlich kalt.

Die schlimmste Abkassiertechnik sind aber, viertens, die niedrigen Zinsen. Die Erträge von Sparbüchern decken nicht einmal dann den Wertverlust, wenn man die Kapitalertragssteuer vergisst. Dasselbe trifft nun auch auf deutsche oder österreichische Anleihen zu. Allein für Käufer deutscher Staatspapiere beträgt der jährliche Wertverlust, also die Umverteilung in staatliche Kassen derzeit schon rund acht Milliarden Euro.

Dennoch kann sich die deutsche Regierung nicht über Mangel an Nachfrage beklagen. Denn viele Anleger sind bereit, einen Preis für die relative Sicherheit zu zahlen; unter dem Kopfpolster sind ja Wertverlust wie Risiko noch viel größer. Überdies sind etwa Versicherungen sogar verpflichtet, großteils in Staatsanleihen zu investieren.

Außerdem stehen die Banken durch die unsinnigen Basel-Regeln (keineswegs nur Basel III allein, wie viele meinen) unter Druck, primär in Anleihen zu investieren. Sie müssen laut Basel selbst für den Besitz griechischer Schrottanleihen viel weniger Eigenkapital als Sicherheit halten denn bei jedem normalen Kredit. Daher bevorzugen die Banken den Kauf von Anleihen und zeigen sich an normalen Krediten weniger interessiert.

Damit zahlt fünftens ein Teil der Bürger noch einmal für diese staatliche Ausgabenfreude, nämlich alle Kredit-Suchenden.

Viele Finanzminister können sich da ins Fäustchen lachen. Denn sie schaffen es, Sparer, Anleger wie Kreditnehmer die horrenden Staatsdefizite jetzt schon mitfinanzieren zu lassen, ohne dass diese es merken.

Flüchtlinge vor dieser finanziellen Repression werden hingegen als „Spekulanten“ beschimpft. Mit solchen Worten sind viele Politiker schnell bei der Hand – und noch mehr die von der Politik mit Informationen und Steuergeld gefütterten Medien.

Der nächste Diebszug des Staates auf unser Geld wird daher ganz gewiss durch eine wilde verbale Attacke auf „Spekulanten“ eingeleitet werden. Denn noch immer begreifen viel zu wenige Bürger, dass mit „Spekulant“ immer sie selbst gemeint sind.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Wo unser Geld ohne jede ordentliche Kontrolle ausgegeben wird

22. Juni 2011 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Die regelmäßigen Berichte des österreichischen Rechnungshofs liefern der Öffentlichkeit viele kritische Fakten über Politik wie Verwaltung. Dementsprechend fürchten auch alle Parteien den Rechnungshof. In der EU findet man hingegen keine solchen Berichte, obwohl es auch dort einen solchen Rechnungshof gibt. Die Begründungen, die man in der EU ganz offen für diese seltsame Untätigkeit zu hören bekommt, sind mehr als bestürzend.

Der EU-Rechnungshof fühlt sich mehr als PR-Organ der Union denn als kritischer Vertreter der Steuerzahler. Obwohl er mit rund 1000 Mann nicht gerade dünn besetzt ist. Und obwohl in der EU mit Sicherheit nicht weniger Geld verschwendet wird als in Österreich. Im Gegenteil. Ganz offen hört man in europäischen Rechnungshofkreisen jedoch die Argumentation: „Wenn wir zu kritisch berichten, würden Vorurteile in der Öffentlichkeit entstehen und die hilfsbedürftigen Länder würden keine Hilfe mehr bekommen.“

Der Europäische Rechnungshof hat damit so ziemlich die gegenteilige Grundmotivation zu jener des österreichischen. Dieser fühlt sich primär als unabhängiger Advokat der Steuerzahler, ganz ohne Rücksicht auf die Opfer seiner (meistens zutreffenden, bisweilen naturgemäß auch übers Ziel schießenden oder erbsenzählerischen) Berichte. In Österreich wird man freilich für einen kritischen Bericht über Österreich auch nicht gleich zum „Österreich-Feind“ erklärt – während EU-Beamte, -Politiker und auch -Journalisten immer sehr rasch mit der dummen Bezeichnung „Europafeind“ für Kritiker bei der Hand sind.

Der Europäische Rechnungshof denkt und handelt ganz auf dieser Linie. Er will durch Berichte über den Missbrauch europäischer Gelder keine Wellen schlagen. Er will vor allem nicht Anlass für eine europäische Finanzdiskussion werden.

Damit erreicht er freilich genau das Gegenteil. Der Missbrauch von europäischen Steuergeldern nimmt auf dem Weg zur Gerüchtebörse regelmäßig besonders dramatische Dimensionen an. Ohne penible Kontrolle wird das Image der EU als gewaltige Maschine zur Geldverschwendung noch viel größer, als diese wahrscheinlich – hoffentlich? – in Wirklichkeit ist. Das gilt zumindest für das Bild der EU in jenen fünf der 27 EU-Länder, die echte Nettozahler der Union sind. Bei den anderen scheint es hingegen eine verbreitete kollektive Überzeugung zu geben, dass man Gaunereien im nationalen Interesse eher decken als aufdecken sollte.

Die Dinge, die dadurch unionsintern viel zu wenig kritisch hinterfragt werden, reichen dann von völlig sinnlosen Autobahnen, über die pro Minute nur zwei Autos fahren, bis zu einer Unzahl nicht vorhandener, aber heftig geförderter Olivenbäume. Das Grundproblem aller EU-Finanzströme: Das Geld fließt aus Brüssel, die konkrete Abwicklung und Kontrolle liegt hingegen bei den Nationalstaaten, die sich instinktiv mehr über jeden zusätzlichen EU-Scheck für einen Landsmann freuen, als sich über betrügerische Mitbürger zu ärgern. Insbesondere in der Landwirtschaft und bei der Verwendung der Kohäsions- und Strukturhilfen gäbe es daher ein großes Feld an Einsparungsmöglichkeiten zu beackern.

Zumindest der neue Österreicher im (27-köpfigen) Präsidium des EU-Rechnungshofs, Harald Wögerbauer, zeigt sich nun wild entschlossen, diesen Missstand zu bekämpfen. Er will dem Rechnungshof wenigstens ein paar Zähne einsetzen.

So hat er jetzt einen Antrag ans EU-Parlament durchgesetzt, dass der Rechnungshof künftig die Verwendung der europäischen Milliardenhilfen für die Schuldnerländer kontrollieren können soll. Für den geplanten „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ (ESM) ist nämlich bisher keinerlei Kontrolle durch den Rechnungshof vorgesehen. So wie auch schon die erste Etappe der kollektiven Griechenland-Hilfe als formal rein bilaterales Instrument keiner EU-Rechnungshof-Kontrolle unterlegen ist. Die nationalen Rechnungshöfe der Spenderländer können aber im Alleingang kaum effektiv kontrollieren, was mit den Geldern ihrer Steuerzahler in Griechenland wirklich geschieht.

Auch die in den letzten Monaten abgeschickten Hilfspakete für Irland und Portugal sind nur zu einem kleinen Teil durch den Rechnungshof kontrollierbar, zum größeren lediglich durch private Wirtschaftsprüfer, die nach Wögerbauers Sicht durchaus gemischte Interessen haben könnten.

Man darf vermuten, dass dieser Kontrollmangel durchaus in der Intention der europäischen Regierungschefs liegt. Diese können ja im Grund gar keine Intention haben, dass ihre kollektiven Husch-Pfusch-Geldverschwendungs-Konstruktionen noch durch weitere Institutionen kontrolliert und mit kritischen Berichten begleitet werden. Außer durch die unvermeidlichen, aber zum Glück der Politik großteils ohnedies EU-begeisterten Medien.

Aber auch dort, wo der EU-Rechnungshof kontrolliert, also beim immerhin 142 Milliarden Euro umfassenden Budget der Union selber, ist er eine mehr als harmlose Schoßkatze und kein gestrenger Wachhund. Denn der Großteil der Rechnungshof-Prüfer – so noch einmal Wögerbauer – prüft „nur die Zuverlässigkeit, aber nicht die Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit. Aber nur mit Prüfung dieser Punkte kann man etwas verbessern.“

Die Zuverlässigkeitsprüfung ähnelt mehr der Tätigkeit eines Notars oder Oberbuchhalters. Da wird nur die ordnungsgemäße Verbuchung und Rechtmäßigkeit (also die Rechtsgrundlage) einer Zahlung überprüft. Und wenn es dabei Fehler gibt, wird skurrilerweise dem Parlament lediglich mitgeteilt, ob der Fehler unter oder über zwei beziehungsweise fünf Prozent gelegen ist. Und als Verursacher wird nur ganz grob der Bereich genannt, etwa „Entwicklungshilfe“ oder „Landwirtschaft“. Solcher Tadel tut nun wirklich niemandem weh. Geschweige denn, dass dadurch etwas verbessert werden könnte.

PS: Wögerbauer hat in Luxemburg, wo der Rechnungshof seit 1977 sitzt, noch einen weiteren Kampf an einer Nebenfront aufgenommen: Er hat durchgesetzt, dass erstmals seit 2004 beim Rechnungshof Deutsch statt Französisch als zweite Sprache neben Englisch verwendet wird. Womit er sich einige Feinde gemacht hat.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Wie ernsthaft ist Spindeleggers Erwachen?

21. Juni 2011 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

Das hätte ich Michael Spindelegger so deutlich gar nicht zugetraut. Denn der neue Vormann der Volkspartei findet gleich in zwei politischen Kernfragen überraschend klare Worte, die eine signifikante Kursabkehr von der Linie seines Vorgängers bedeuten. Das gilt sowohl für die Griechenland-Krise wie auch für die Versuche der extremen Linken zwischen Grün und ORF, wieder einmal eine künstliche Nazi-Debatte zu lancieren.

Das wichtigere ist natürlich die Griechenland-Politik. Da hat Spindelegger den Griechen mitgeteilt, dass es nichts mehr zu verhandeln gibt, sondern dass Athen die Vorgaben zu erfüllen hat: „Man kann jetzt nicht durch einen neuen politischen Dialog sagen: Jetzt verhandeln wir vielleicht doch noch über Sonderkonditionen. Die Dinge liegen am Tisch.“ Abgesehen von grammatikalischen Feinheiten, dass die Dinge hoffentlich auf dem Tisch liegen und nicht „an“ diesem, unterscheidet sich dieser Satz doch stark vom Gerede Josef Prölls, dass die Griechenland-Hilfe alternativlos wäre.

Hingegen unterscheidet sich Spindelegger mit dem Versuch, Härte zu zeigen, nicht allzusehr von der allgemein verschärften Tonlage der Europäer, vor allem der Deutschen. Lediglich die Gewerkschaften und die EZB, in die Österreich Geistesriesen wie Ewald Nowotny oder Gertrude Tumpel-Gugerell entsandt hat, plädieren weiterhin ungebremst für weitere Griechenland-Milliarden. Was freilich logisch ist, hat die EZB doch im letzten Jahr fahrlässigerweise den Banken – vor allem den französischen – griechische Staatspapiere für mindestens 40 Milliarden abgekauft, die sie nun ohne neue Milliardenhilfe abwerten müsste. Und die Gewerkschaften glauben ja sowieso immer an den Weihnachtsmann, der am Schluss alles zahlt.

Freilich kennt niemand wirklich die genauen Konditionen, die von Griechenland verlangt werden, auf Komma und Beistrich. Daher sind Spindeleggers Drohungen eher nicht so ganz ernst zu nehmen, weil es letztlich immer im Ermessen Resteuropas bleibt, ob man die Konditionen für erfüllt erklären wird. Und man wird natürlich.

Viel gravierender an den nunmehrigen Spindelegger-Kommentaren zu Griechenland ist der Bezug zum Euro. Denn der Außenminister sagt erstmals, dass der Euro durch die Griechenland-Krise nicht in Gefahr ist. Und das ist nun wirklich ein gewaltiger Qualitätssprung: Wir erinnern uns noch alle, wie im Mai 2010 die 110 Milliarden, die über Nacht für Griechenland gespendet worden sind, zur dringend notwendigen und alternativlosen „Euro-Rettung“ mutiert sind.

Nun ist auch in der österreichischen Regierung – oder zumindest beim schwarzen Parteichef – das angekommen, was schon im Vorjahr völlig klar war: Der Euro wäre bei einem Konkurs Griechenlands mit anschließender Schulden-Restrukturierung nicht in Gefahr. Wohl würden die Kurse ein paar Tage lang in wildem Zickzack ausschlagen. Aber in Wahrheit wird sich der Umrechnungskurs bald wieder beruhigen. Und ein niedriger Euro wäre sowieso vorteilhaft.

Man sollte sich an diese überaus lobenswerte Erkenntnis Spindeleggers freilich auch dann erinnern, wenn in einigen Wochen wieder von „alternativloser Euro-Rettungsaktion“ die Rede sein wird.

„Wiener Initiative“: ein dummes Gerede

Das derzeit laut rauschende Gerede von einer neuen „Wiener Initiative“ sollte man hingegen rasch vergessen. Denn das, was private Finanzinstitute 2009 unter dieser Bezeichnung als Osteuropa-Hilfe gemacht haben, lässt sich mit der Causa Griechenland in keiner Weise vergleichen. Osteuropa hatte damals im Zuge der plötzlich ausgebrochenen globalen Hysterie Liquiditätsprobleme und brauchte akut frisches Geld beziehungsweise Gläubigerschutz. Und diesen bekam es durch eine Konsensaktion der Banken, die freiwillig ihre Kredite verlängerten..

Osteuropa war damals keineswegs insolvent. Ganz im Gegenteil: Die volkswirtschaftlichen Daten waren und sind besser als in Österreich – zumindest die der nördlichen Reformstaaten. Daher war es eine weise Investition, europäische Schuldner in einer kurzfristigen Krise nicht fallenzulassen. Und die damals großzügigen Banken verdienen im Osten wieder sehr gut.

In Griechenland ist die Lage hingegen viel schlechter als damals in Osteuropa. Es glaubt kein seriöser Mensch mehr an eine Erholungsfähigkeit des Landes. Griechenland ist finanziell nach manchen Statistiken sogar das am wenigsten kreditwürdige Land der Welt.

Daher ist es absurd zu erwarten, dass auch nur eine einzige Bank der Welt wirklich freiwillig den Griechen Geld spenden wird, wie das nun die Finanzminister vollmundig erwarten. Denn dieses Geld müssten sie ja den Sparern, den Kreditnehmern, den Bankaktionären stehlen. Was diese gar nicht gern sehen. Außerdem würden sich dadurch einige Banken selbst in Gefahr bringen. Beides wird kein Bankvorstand lange überleben.

Wird jedoch Druck auf die Banken ausgeübt (etwa: „Wenn ihr nicht freiwillig spendet, dann werden wir euch mit Kontrollen und Vorschriften in Grund und Boden schikanieren“), dann ist das nicht freiwillig, sondern nur eine spezielle Form eines griechischen Konkurses, mit allen Konsequenzen. Diese werden insbesondere die EZB und die nationalen Finanzminister treffen, deren Kreditwürdigkeit in der Folge ebenfalls bezweifelt würde.

Das ewige Loch Hitler

Noch einmal zurück zum Staunen über Spindelegger: Nachrichten vom schottischen Ungeheuer von Loch Ness sind bekanntlich geradezu spannend gegen die ewigen Nazidebatten der extremen Linken. Sie versucht regelmäßig, Österreich oder nicht genehmen österreichischen Politikern über das Ausland einen braunen Anstrich zu verleihen. Vor allem ORF und die Grünen spielen sich da ständig die Bälle zu. Und die SPÖ versucht munter mitzumachen.

In der Vergangenheit haben bisweilen auch einige schwarze Politiker das öde Spiel mitgemacht. Spindelegger wagt aber auch diesbezüglich erstaunlich klare Worte: Man solle „nicht versuchen, über internationale Medien Österreich wirklich in seinem Ansehen zu schaden.“ Die Linken werden es natürlich weiterhin tun, leben sie doch ganz in der Vergangenheit (siehe die Probleme, die die SPÖ heute noch mit den Habsburgern hat). Aber es tut gut, wenn zumindest der Vizekanzler der Republik da neuerdings klare Worte findet.

Jetzt bleibt nur das Rätseln: Erwacht die ÖVP unter Spindelegger wirklich noch einmal? Oder wird sie gleich wieder wegschlummern?

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Von Kroatien lernen heißt Sauberkeit in den Mediensumpf bringen

20. Juni 2011 00:58 | Autor: Andreas Unterberger

Kroatien gilt nicht gerade als europäischer Rekordhalter in Sachen Korruptionsfreiheit und Transparenz. Aber zumindest in einem Punkt könnte und sollte sich Österreich dringend ein Vorbild an Kroatien nehmen, nämlich beim Medienrecht. Jedenfalls dann, wenn es nicht ganz zur Bananen- beziehungsweise Cevapcici-Republik werden will.

Denn in Kroatien wird nun per Gesetz vorgeschrieben, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: nämlich dass die Öffentlichkeit den Eigentümer jedes Mediums kennen muss. Damit sind in Kroatien künftig die physischen Personen zu identifizieren, welche die Eigentümerrolle spielen, nicht nur juristische Personen, hinter denen sich so mancherlei dunkles Geheimnis verbergen kann.

Und schon gar nicht wird es in Kroatien künftig möglich sein, dass sich Eigentümer total hinter einem Treuhänder verbergen können, etwa hinter einem Anwalt oder Wirtschaftstreuhänder, zu dessen Berufspflichten es gehört, seine Auftraggeber geheim zu halten.

Das alles ist in Österreich nicht so geregelt. Hier ist noch Wilder Westen – eigentlich Osten möglich. Würde nämlich auch Österreich auf dieses Niveau eines normalen Rechtsstaates aufsteigen, wäre es zum Beispiel nicht mehr möglich, dass das Gratisblatt „Heute“ bis heute seine wahren Eigentümer geheim halten kann. Dabei ist "Heute" ja – unabhängig von allen Qualitätsargumenten – in der Bundeshauptstadt schon die meist gelesene Zeitung (präziser: das am häufigsten zur Hand genommene bedruckte Stück Papier).

Ein solcher Zustand ist mit der großen Macht der Medien absolut unvereinbar. Immerhin werden diese ja von Staatsrechtlern zu Recht oft als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Immerhin sind diese weit weniger Kontrollen ausgesetzt als jede andere Staatsgewalt. Immerhin können Medien für Einzelpersonen wie auch die Gesellschaft katastrophale Wirkungen auslösen, die oft konsequenzlos bleiben.

Da sollte man doch wenigstens die wahren Machthaber dieser Medien kennen.

Dies wäre bei „Heute“ doppelt wichtig, da von dem Blatt starke Indizien in zwei sehr mächtige Richtungen gehen: Erstens zur erfolgreichsten Verlegerfamilie des Landes, und zweitens zum Bundeskanzler. Beide haben enge Vertraute in der Zeitung sitzen. Und wären sie wirklich die Eigentümer, wäre das sowohl demokratiepolitisch wie auch kartellrechtlich sehr bedenklich.

Eigentlich müssten Dichands wie Faymanns jedes Interesse haben, die wahren Eigentumsverhältnisse offenzulegen, damit sie endlich selbst aus dem Zwielicht geraten, dort unter der Tuchent in  bedenklicher Weise ein gemeinsames Projekt zu betreiben. Dieses Interesse hätten sie freilich nur dann, wären sie nicht die wahren Eigentümer.

Keine andere Partei würde sich übrigens querlegen, würden Herr Faymann oder sein Mann fürs Grobe endlich grünes Licht für diesbezügliche Sauberkeit und Transparenz geben.

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Dann doch lieber deutsch als schwul

19. Juni 2011 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Warum sich viele Medien mit der FPÖ so schwer tun. Und warum ich mir so schwer mit ihr tue. Der Unterschied zwischen den wirklichen und den vermeintlichen Schattenseiten der vermutlich stärksten Partei Österreichs ist ein gewaltiger.

Die FPÖ liefert an diesem Wochenende wieder 'politisch korrekten' Kommentatoren jede Menge Stoff. Und fast alle gehen der FPÖ dabei in die immer gleiche Falle. Sie versuchen sie ständig braun anzustreichen, der ORF wirft mit Vokabeln wie „rechtsextrem“ nur so um sich. Der eine Anlass für Erregung war die Kärntner Volksbefragung, der andere das erneuerte Bekenntnis zur deutschen Kulturgemeinschaft. Beides sind künstliche und unberechtigte Erregungen. Die wahren Probleme mit der FPÖ sind ganz andere.

Die Kärntner Volksbefragung zu den Ortstafeln hatte zwar keine verfassungsrechtliche Basis – aber das macht sie ja noch zu keinem Verbrechen. Vor allem die Kritik der Grünen daran ist absurd, treten sie doch selbst immer wieder für direkte Demokratie ein (was auch eine der relativ wenigen lobenswerten Seiten der Grünen ist).

Zu Recht kann man grundsätzlich kritisieren, dass eine völkerrechtliche Verpflichtung nicht von der Zustimmung einer Bevölkerungsmehrheit abhängig sein darf. Nur: Jahrzehntelang haben Rot wie Schwarz diese Verpflichtung nicht umgesetzt (auch Blau und Orange in ihren Mitregierungszeiten nicht). Man hatte einfach jahrzehntelang Angst, dass das Kärntner Volk wieder ein paar Ortstafeln umschmeißt. Das war auch eine Art Volksbefragung – wenn auch eine der übelsten Art.

Die SPÖ hat überdies vor fünf Jahren eine schon fertig ausgehandelte Ortstafellösung fast völlig identischen Zuschnitts wie die nunmehr fixierte aus rein parteitaktischen Interessen torpediert (sie verweigerte einem von Wolfgang Schüssel, Jörg Haider und der Mehrheit der Slowenen ausgehandelten Kompromiss die notwendige Verfassungsmehrheit, weil sie ja sonst Schwarz-Orange nicht mehr in ein rechtes Eck stecken hätte können). Also fehlt auch der SPÖ jede Legitimation zur Kritik.

In Wahrheit ist es sicher gut, dass die Ortstafellösung nun auch eine demokratische Legitimation erhalten hat. Niemand kann künftig noch herumrennen und sagen, der böse Bund hätte den Kärntnern etwas aufs Auge gedrückt. Das haben auch die Klügeren unter den Kärntner Slowenen selbst voll eingesehen.

Zweiter Kritikpunkt an der FPÖ ist das wiederentdeckte Bekenntnis zur „deutschen Volks-, Sprach- und Kulturgemeinschaft“. Nun, solche Parolen sind auch nicht so ganz das Meine. Nicht einmal die Sprachgemeinschaft mit den deutschen Nachbarn ist ja wirklich eine hundertprozentige. So habe ich vor zwei Tagen einen Vortrag in Berlin gehalten und gespürt, dass ich bei jedem Wort eine kurze Nachdenkschleife mit der Frage einschiebe: „Verstehen die auch jedes Wort meines österreichischen Deutsch?“ In Sachen Architektur, Geschichte und Speisezettel fühlen sich die meisten Österreicher unbestreitbar im k. und k. Mitteleuropa stärker daheim als im Norden Deutschlands. Im Kino gefallen zumindest mir im Schnitt trotz mancher Enttäuschungen amerikanische Filme deutlich besser als deutsche (und nach den Besucherzahlen zu schließen auch den meisten anderen). Und „Volksgemeinschaft“ gehört schon gar nicht zu meinem Sprachgebrauch.

Dennoch habe ich wenig  Zweifel, dass in der Summe der vielen Anknüpfungs- und Berührungspunkte, die die kulturelle Identität der Österreicher ausmachen, jene Richtung Deutschland doch die häufigsten sind. Aber selbst wenn das nicht so wäre, regt mich das FPÖ-Bekenntnis nicht so wirklich auf – solange es nicht auch mit Anschlussgedanken verbunden ist. Wofür es seit Jahrzehnten keine Indizien gibt. Aber selbst bei diesem Gedanken sollte die SPÖ mit Vorwürfen sehr ruhig sein. Waren doch selbst nach 1945 viele SPÖ-Politiker noch Verfechter eines wirklichen Anschlusses und haben sich über den betonten Österreich-Patriotismus der ÖVP eher lustig gemacht.

Jedenfalls bot dieses Wochenende noch die Möglichkeit des Vergleichs mit einer zweiten Kulturgemeinschaft. Was ein ziemlich deutliches Ergebnis bringt: Ich fange mit einer deutschen Kulturgemeinschaft deutlich mehr an als mit der schwulen Kulturgemeinschaft, die Rot und Grün (und natürlich der ORF) wieder so schrill propagiert haben. Und für die sie vor allem in Wien viel Steuergeld verbraten.

Hinter diesen Scheinaufregungen bleiben die wahren Defizite der FPÖ verborgen. Diese Defizite sollten uns aber große Sorge bereiten. Denn in Sachen Wirtschafts- und Sozialpolitik stößt man bei der aufstrebenden Strache-Partei immer nur auf Zweierlei: entweder auf gähnende Leere, personell wie inhaltlich, oder auf klassischen Verschwendungssozialismus. Und das ist ja nun wirklich keine Alternative zur gegenwärtigen Politik. Denn beides gibt es bei der SPÖ in Reinkultur und bei der ÖVP in starken Ansätzen. Dabei geht es aber – im Gegensatz zu irgendwelchen imaginären Kulturgemeinschaften – um das weitaus wichtigste Betätigungsfeld der Politik. Vor allem in Zeiten wie diesen. Österreich wird da in den nächsten Jahren sehr schwierige und mühsame Entscheidungen brauchen.

Es ist natürlich klar, warum der rot-grüne Machtapparat diese FPÖ-Defizite nicht anspricht. Und dementsprechend tun dies auch nicht jene ORF-Menschen, welche die Innenpolitik kommentieren. (Deren Geistesgröße erkennt man übrigens auch daran, dass sie ihre Antworten von einem Zettel ablesen müssen, wenn sie sich von einem Kollegen ausgemachte Fragen stellen lassen). Denn dann nüsste man ja auch den ebenso gefährlichen SPÖ-Sozialismus kritisieren.

Weniger klar ist, warum auch andere, unabhängigere Medien die FPÖ immer nur volkstumspolitisch und nicht wirtschaftspolitisch untersuchen.

 

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Die Vergangenheit wartet auf ihre ganze Bewältigung

18. Juni 2011 02:48 | Autor: Andreas Unterberger

Wäre das dem Angehörigen einer anderen Partei passiert, dann hätte Österreich seine große Aufregung. So aber blieb die Affäre weitgehend unter dem Teppich. Und kaum eine Zeitung nahm davon Notiz.

Aber in Wahrheit ist es aufregend und empörend, dass der Bruder des langjährigen SPÖ-Justizministers Christian Broda ein sowjetischer Spion gewesen ist, wie sein Sohn nun offen zugibt. Engelbert Broda war das aus voller Überzeugung und tiefer Aversion gegen den Westen. Gewiss ist es schon etliche Jahre her, aber wir „bewältigen“ mit großer Intensität ja auch noch viel länger zurückliegende Vergangenheiten.

Das bedeutet nun keineswegs einen Appell, nach Art der Linksmedien in die Sippenhaftung zurückzufallen. Das heißt aber sehr wohl, sich bewusst zu machen, wie sehr einer der gesellschaftspolitisch einflussreichsten Politiker der zweiten Republik, auch über den gemeinsamen Vater und andere enge Familienangehörige – in einer schwer kommunistischen Umwelt aufgewachsen ist.

Denn auch Christian Broda selbst ist vor seiner Ministerzeit deklarierterweise ein Kommunist gewesen. Was zusammen mit dem familiären Umfeld viele seiner politischen Aktionen in einem – sagen wir: interessanten Licht erscheinen lässt. Zu diesem gehört, dass er von einem gefängnislosen Strafrecht geträumt hat. Dass er personalpolitisch das Justizministerium und insbesondere die Staatsanwaltschaft auf einen bis heute nachweisbaren gesellschaftspolitischen Linkskurs gebracht hat. Dass von dieser Staatsanwaltschaft jahrzehntelang – bis heute – politisch relevante Causen fast immer nur bei Politikern rechts der Mitte verfolgt werden (wenn nicht gerade ein Bauernopfer wie Helmut Elsner unumgänglich geworden ist).

Denn zweifellos hat jeder Kommunist ein wenig Mitverantwortung am Tod der 80 Millionen Opfer des Kommunismus. So wie jeder Nazi und NSDAP-Wähler zumindest eine kleine Mitschuld an den nationalsozialistischen Verbrechen hat.

Ich würde mich jedenfalls viel wohler in diesem Land fühlen, wenn mir irgendwo eine ordentliche und reuevolle Aufarbeitung seines eigenen Lebens durch Christian Broda bekannt geworden wäre. Oder wenn die SPÖ selbst einmal auch ihre diesbezügliche Vergangenheit aufgearbeitet hätte – bei allen, großen Verdiensten, die SPÖ-Politiker wie Franz Olah oder Franz Kreuzer im Kampf gegen die kommunistische Bedrohung erworben hatten.

 

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Fußnote 206: Wieder eine lustige kleine Ehrung

18. Juni 2011 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Nur für jene, die eine solche für wichtig halten . . .

Die konservative deutsche Wochenzeitung „Junge Freiheit“ hat mir eine überraschende kleine Ehrung zukommen lassen: Sie nehmen mich in die Liste der „fünfzig Härtesten“ auf. Die Berliner Zeitungsmacher hatten dazu die Frage gestellt: „Wer sind die besten politisch unkorrekten Journalisten?“ An der Spitze liegen dabei – völlig zu Recht – der Chef der Schweizer „Weltwoche“ Roger Köppel (der gerade den Cover-Titel gewagt hatte: „Fukushima, der Super-GAU, der keiner war“), Jan Fleischhauer (der Autor des absolut brillanten Bandes „Unter Linken“) und Volker Zastrow von der FAZ. Auch sonst ist das eine mehr als ehrenvolle Gesellschaft, sie enthält etwa auch Harald Schmidt, Henryk Broder, Helmut Markwort, Herbert Kremp oder Berthold Kohler. Da freut es schon ein wenig, bestplatzierter Österreicher zu sein. Aus der Alpenrepublik finden sich ansonsten noch Christian Ortner sowie Antonia Rados auf der Liste. Also ebenfalls sehr geschätzte Kollegen. Merci vielmals unbekannterweise nach Berlin.

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SN-Kontroverse: Pleite gehen lassen?

17. Juni 2011 08:21 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Soll die EU Griechenland pleite gehen lassen?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Pleite zieht alle mit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Lass Griechenland doch pleite gehen." Immer lauter tönt der martialische Ruf angesichts der Schuldenkrise im Süden. Etliche sehen darin gar die „gerechte" Strafe für die jahrzehntelange Misswirtschaft der Hellenen. Das Denken der Rachsüchtigen ist allerdings ziemlich kurzsichtig und bedeutet eine massive Verdrängung der Realität.

Denn die Folgen einer Staatspleite sind schrecklich: Banken werden von Kunden gestürmt, die ihre Konten plündern. In den Geschäften kommt es zu Hamsterkäufen. Die Geschäftsregale bleiben leer, der Einzelhandel hat kein Geld mehr. Auf den Straßen versammelt sich das Volk und demonstriert gegen die Regierung. Die Proteste schlagen in Gewalt um, die Regierung wird gestürzt, es herrscht Anarchie. Der Schwarzmarkt verdrängt die Marktwirtschaft.

Die internationalen Konsequenzen einer Staatspleite sind nicht abschätzbar. Ein bankrotter Staat kann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Seine Anleihen werden abgewertet und Umschichtungen an den Finanzmärkten sind nötig. International kommt es zum Dominoeffekt. Andere Kernländer der EU, allen voran Spanien, Portugal, Irland und Italien könnten ebenfalls in die Staatspleite schlittern. Der Euro verlöre stark an Wert, auch in den stabilen Ländern der Europäischen Union würden die Zinsen steigen; eine tiefgreifenden Währungskrise unvermeidbar. Die Staaten müssten wieder Rettungspakete für die Banken und extreme Sparpakete mit harten sozialen Einschnitten verabschieden.

Im Vergleich zur globalen Wirtschaftskrise nach der Pleite der US-Bank Lehman wären die Folgen einer Staatspleite Griechenlands ein wirtschaftspolitischer Tsunami. Weitere finanzielle Hilfen für das krisengeschüttelte Griechenland sind daher unausweichlich, falls Europa sich selbst nicht destabilisieren will.


Konkursverschleppung

Andreas Unterberger

Die EU kann Griechenland gar nicht pleite gehen lassen. Denn das ist es schon längst. Jetzt geht's nur noch darum, endlich auch offen zuzugeben, dass Griechenland niemals all seine Schulden zahlen kann. Werden die Staaten Europas wie im Mai 2010 noch einmal Beihilfe zur Konkursverschleppung leisten? Im normalen Leben landet man damit vor dem Strafrichter.
Klar ist freilich auch: Das offene Eingeständnis der griechischen Pleite kommt heuer schon viel teurer als im vergangenen Jahr. Aber jedes weitere Jahr wird's noch teurer.

Inzwischen sind neben diversen Staatshaushalten schon etliche Nationalbanken, vor allem die Europäische Zentralbank bedroht, die nun den Großteil der griechischen Anleihen halten. Da ist es hochgradige Realitätsverweigerung, wenn sich die Finanzministerin brüstet, dass die Griechenland-Hilfe „keinen Cent" gekostet habe. In Wahrheit sind europaweit als Folge der Schuldenkrise schon unvorstellbare 1500 Milliarden Euro an Haftungen angelaufen. Und Europa ist gerade dabei, diesem teilweise schon verlorenen Geld weitere 120 Milliarden nachzuwerfen.

Nur Scharlatane können behaupten, es gäbe heute noch einen Ausweg aus der europaweiten Schuldenkrise, der nicht entweder die Sparer über eine Inflation oder die Steuerzahler über Steuererhöhungen heftig trifft. Die SPÖ macht dazu ja schon eifrig Vorschläge.

Für die Sozialisten in allen Parteien und vor allem die Gewerkschaften ist Griechenland die große ideologische Katastrophe. Denn dort zeigt sich, wohin gewerkschaftlich erkämpfte Lohnzuwächse und soziale Zuckerln führen, die mehr als den echten Produktivitätszuwachs ausmachen. Alle anderen aber, an der Spitze Angela Merkel, müssen sich fragen, warum sie den insolventen Griechen (und all ihren Gläubigern) die Mauer gemacht haben. Und jetzt offenbar weiter machen.

 

 

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Countdown auf tirolerisch: Zwei Berge, ein Bürgermeister, Null Vernunft

17. Juni 2011 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt in Österreich keinen einzigen Berg, dessen Begehung und Besteigung untersagt wäre. Egal, wem er gehört. Privaten, Adeligen, Stiften, den Bundesforsten, dem Alpenverein. Niemand darf Bürger und Touristen von den Anhöhen fernhalten. In Tirol stürzt jedoch der Himmel ein, wenn zwei völlig unbedeutende Berge verkauft werden sollen.

Zumindest in der Phantasiewelt eines Bürgermeisters einer Kleingemeinde ist diese Verkaufsabsicht trotz der gesetzlich abgesicherten Freiheit der Berg-Nutzung für jedermann die absolute Katastrophe. Dieser Bürgermeister treibt wiederum seinen Landeshauptmann auf die Barrikaden, als gelte es, wie einst Andreas Hofer Bayern und Franzosen aus dem Heiligen Land zu vertreiben. Und der Landeshauptmann treibt wiederum den Wirtschaftsminister auf noch höhere Barrikaden. Ein Verkauf komme ja überhaupt nicht in Frage, donnert der Minister, der sich bekanntlich (ob seiner Schönheit) sogar zu Höherem berufen fühlt.

Was war geschehen? Der verkaufswillige Bösewicht ist die Bundesimmobilien-Gesellschaft BIG, an die (bis auf einige Schätze wie die Hofburg) alle Gebäude der Republik samt Grundstücken übertragen worden sind. Damit sollten nach der jahrzehntelangen, korruptionsfreudigen Misswirtschaft der diversen Bundesgebäudeverwaltungen die Häuser und Grundstücke so effizient verwaltet werden, wie das auch private Grundeigentümer schaffen.  Das ist jahrelang auch durchaus geglückt. Das hat dem Steuerzahler etlichen Gewinn gebracht. – und es gab keinerlei Hinweis auf Korruption. Ihrem Auftrag entsprechend wollte die BIG nun zwei Tiroler Berge verkaufen, mit denen sie absolut nichts anfangen konnte, die auch absolut nicht zu den sonstigen Tätigkeiten der Gesellschaft passen.

Das hat genügt, um eine Tiroler Komödie ausbrechen zu lassen. Anlass war aber nicht die sich logischerweise aufdrängende Frage: Wer mag überhaupt Geld für ein paar Berge ohne irgendwelche bekannte Schätze in die Hand nehmen? Nein, in Tirol ist vielmehr deshalb die Panik ausgebrochen, weil die Heimat ausverkauft werde. So als ob ein Amerikaner jene Berge abtragen würde, um sie in Disneyland wieder aufzustellen. Und niemand dachte daran, in einem Verkauf auch eine Chance zu sehen: Na, vielleicht kann man einen neuen Eigentümer dazu motivieren, beispielsweise durch Bau einer Hütte etwas in den Tourismus auf diesen Bergen zu investieren.

Dümmer geht’s nimmer. Oder doch? Denn ein Wirtschaftsminister, der als Eigentümervertreter dieser BIG sofort mit ins Horn des Montan-Populismus bläst, ist wahrscheinlich noch ärger als ein paar Tiroler Lokalpolitiker nach dem vierten Schnaps.

Wo bleibt da die Wirtschaftskompetenz der Volkspartei? Dabei geht es natürlich nicht nur um die erhofften Einnahmen für die Berge. Es geht darum, dass in dieser Regierung nicht einmal mehr ein Wirtschaftsminister an den Effizienzsteigerungen durch die diversen Ausgliederungen interessiert ist. Der Steuerzahler ist dieser Regierung absolut wurscht geworden. Und offensichtlich auch der einstigen – und letzten – Wirtschaftspartei ÖVP (zu der ja alle Akteure zählen). Denn was einem Tiroler Bürgermeister zugestanden worden ist, wird man nun auch Hunderten anderen lautstarken Interessenten zugestehen müssen.

Es hat ja auch schon vor den Bergen angefangen: nämlich als die Unterrichtsministerin Schmied von der Noch-Nie-Wirtschaftspartei SPÖ beschlossen hat, der BIG nicht mehr (oder zumindest erst zu Sankt Nimmerlein) die Mieten für die Schulen zu zahlen. Da ging es sogar um viel größere Beträge. Und auch da hat niemand die Stimme zugunsten des Steuerzahlers erhoben.

Ähnliches passierte, als der Bund die Grenzen für die Pflicht zur Ausschreibung von öffentlichen Aufträgen gewaltig in die Höhe schnellen ließ. Das sorgt natürlich dafür, dass nun wieder viel öfter, Freunde – nennen wir sie halt so – einzelner Politiker und Beamter zum Zug kommen. Und nicht jene Firma, die es am billigsten und besten macht.

Wir haben ja offenbar eh genug Geld, dass wir uns all das leisten können. Auch das Geld für Griechenland oder die Hypo Alpe-Adria ist ja eh alles nur verborgt und wird auf Heller und Pfennig zurückgezahlt . . .

 

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Stresstests als Opium für das Finanzvolk

16. Juni 2011 01:15 | Autor: Andreas Unterberger

Sie werden das große Thema der nächsten Wochen: die europäischen Stresstests für große Banken. Zuerst werden Gerüchte durchsickern, welches Institut den Test bestanden hat und vor allem welches das wahrscheinlich nicht hat. Dann werden sich manche Gerüchte verfestigen, manche wieder in Luft, in bloße Gerüche auflösen. Bei jedem neuen Informationsbrocken werden die Kurse reagieren. Und schließlich wird man nach Vorliegen des Ergebnisses rundum mit Beschwichtigungen, Ankündigungen oder Eigenlob um sich werfen, je nach Ergebnis.

So weit, so schon einmal dagewesen. Wir erleben wieder einmal ein großes Selbsttäuschungsmanöver der Politik beziehungsweise einen Trick zur Besänftigung der nach Sicherheit gierenden Anleger und Einleger. Denn die Stresstests vertiefen den Irrglauben, es gäbe im Wirtschafts- oder gar Geldleben irgendwo eine klare Grenzlinie zwischen hie sicher, da spekulativ. Man erinnere sich nur daran, dass Lehman Brothers, die im September 2008 so laut kollabiert und dadurch zum Auslöser (freilich nicht zur Ursache) der Finanzkrise geworden sind, deutlich bessere Eigenkapitalquoten hatten als viele Banken, die den Stresstest problemlos meistern werden.

Die Stresstests sind also eher Opium fürs Finanzvolk. Sie sind aber noch aus einem zweiten Grund problematisch: Denn sie vermehren die schon vorhandene große Vielzahl von Prüfern und Kontrolloren für Geldinstitute. Um nur die wichtigsten aufzuzählen: da gibt es die nationalen und nun auch die europäischen Finanzmarktaufseher, da gibt es die Nationalbanken, die EZB, die nationalen Finanzministerien, in manchen Fällen auch die Rechnungshöfe, die EU-Kommission, die OECD, die Aufsichtsräte jeder Bank, die Rating-Agenturen, die Bilanz-Wirtschaftsprüfer, die Analysten, die bankinternen Risiko-Management-Abteilungen, die Vorstände. Da gibt es Basel 1,2 und bald 3. Irgendwie fühlen sich auch die Medien als Inspektoren. Und – ach ja, dann gibt es noch die Eigentümer, meist Aktionäre, die in Hauptversammlungen Fragen stellen dürfen.

Manche werden meinen: Ist doch gut, doppelt hält besser, und mehrfach noch besserer. Das stimmt aber nicht, so wie es auch sprachlich kein „besserer“ gibt. Denn es ist immer dasselbe: Je mehr Kontrollen es gibt, umso häufiger entwickelt sich eines der beiden folgenden Szenarien: Entweder die Kontrollore intrigieren gegeneinander, wie etwa bei uns eine Zeitlang Nationalbank und Finanzmarktaufsicht. Oder jeder verlässt sich auf den anderen, schreibt vom anderen ab, macht genau dasselbe, was der andere schon gerechnet hat.

Das Ergebnis sind ständig steigende unproduktive Kosten (für Anleger, Kreditnehmer, Aktionäre) bei gleich guten oder schlechteren Ergebnissen, als wenn es nur einen, aber dafür wirklich voll Verantwortlichen gäbe. Denn kein einziger aus der langen Liste haftet uns künftig persönlich und automatisch mit Haus und Hof, dass es keinen neuen Fall Madoff (oder Hypo Alpe-Adria) gibt.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Götterdämmerung für Berlusconi: Die guten und die schlechten Nachrichten

15. Juni 2011 00:09 | Autor: Andreas Unterberger

Alle Welt kommentiert das klare Ergebnis der italienischen Referenden als schwere Niederlage für Silvio Berlusconi. Ringsum wird aber vergessen, was das Referendum für Italien und Europa sonst noch bedeutet.

Die gute Nachricht ist sicher: Auch im Macho-Land Italien sind den Menschen endlich die unerquicklichen und dubiosen Affären ihres Ministerpräsidenten mit jungen Mädchen und sein sonstiger schlechter Umgang mit Recht und Ordnung zu viel. Im Sinne der Rechtsstaatlichkeit und Sauberkeit sind die Ohrfeigen für Berlusconi und sein damit wohl eingeleiteter baldiger Abstieg nur zu begrüßen. Dass es ein Abgang wird, ist ja kaum mehr zu bezweifeln. Denn es haben nun sogar schon Minister der eigenen Regierung an der Wahlurne deklariertermaßen gegen die vorgegebene Linie gestimmt.

Die gleichsam wertneutrale Nachricht: Wer auch immer derzeit in Europa regiert, muss mit einer kräftigen Abwendung der Wähler rechnen. Das zeigt sich nun auch in Italien. Und das ist in Demokratien auch etwas ganz Normales.

Dem stehen freilich auch viele schlechte Nachrichten gegenüber, die interessanterweise von den meisten Medien ignoriert werden:

Erstens hat Berlusconi dem seit Jahrzehnten bis über beide Ohren verschuldeten Italien eine früher unbekannte Periode der Stabilität gebracht, die gemeinsam mit ihm unaufhaltbar zu Ende geht. Italien war immerhin das einzige der PIIGS-Krisenländer, das in den letzten Jahren trotz Krise und Schuldenbergs keine Verschlechterung seines Kredit-Ratings hinnehmen musste. Die Neuverschuldung Italiens wurde durch eine beinharte – und logischerweise unpopuläre – Sparpolitik in relativ überschaubaren Grenzen gehalten (Wirtschaftswachstum hat Italien freilich so wie alle südeuropäischen Länder kein nennenswertes geschafft). Mit Sicherheit werden Geldverleiher nun Italien viel kritischer beurteilen.

Zweitens ist besorgniserregend, dass sich weit und breit keine alternative Regierungsbasis mit einiger Stabilität abzeichnet. Die Linke ist ein wirrer und zerstrittener Haufen, den nur die Gegnerschaft zu Berlusconi geeinigt hat. Und noch viel weniger gibt es eine neue charismatische Führungspersönlichkeit. Italien wird statt dessen wohl zur schlechten alten Zeit ständig wechselnder Koalitionen ohne jede politische Führungskraft zurückkehren.

Und drittens haben sich die Italiener bei den Referenden in zwei Punkten auf eine Politik festgelegt, die dem Land weiteren wirtschaftlichen Schaden zufügt: auf einen Atomausstieg und auf das Verbot der Privatisierung von öffentlichen Unternehmen wie der Wasserversorgung.

Natürlich ist es das Recht der Italiener, sich solche Gesetze zu geben. Aber ebenso natürlich ist klar, dass dadurch die Sanierung Italiens noch weiter ins Reich des Unmöglichen rückt.

Nur zur Erinnerung: Es gibt keine einzige seriöse Berechnung, die behaupten würde, der Verzicht auf Atomkraft nütze einer Volkswirtschaft. Und die Privatisierung von Wasserversorgung und Ähnlichem wird – gerade in diesen Tagen! – intensiv von den Griechen gefordert, damit diese Einrichtungen erstens effizienter werden und damit Griechenland zweitens durch den Verkaufspreis einen Beitrag zu seiner eigenen Sanierung leistet.

Und noch eine zweite Erinnerung: Italien hat mit 119 Prozent BIP-Anteil die zweithöchste Staatsverschuldung in der EU (nach Griechenland), steht also in entscheidender Hinsicht schlechter da als Portugal oder Irland, die schon in die europäische Notaufnahme eingeliefert werden mussten.

Alle jene, die jetzt über den Ausgang des Referendums jubeln, sollten sich fest anschnallen ob all dem, was demnächst auch die Italiener dem Kontinent an teuren Freuden bescheren werden. Die Rechnung müssen freilich auch alle anderen zahlen, die jetzt schon keineswegs jubeln. Hauptsache, man zahlt die Wasserrechnung nicht an eine Privatfirma und Berlusconi ist weg.

 

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Ausgerechnet dort, wo die EU goldrichtig liegt, ist sie zu schüchtern

14. Juni 2011 00:09 | Autor: Andreas Unterberger

Schade, dass ausgerechnet die besten, wichtigsten und klügsten Aussagen der EU-Kommission nur in Form zarter Empfehlungen daherkommen. Die EU ist ja bei anderen, viel problematischeren Themen durchaus mit voller Härte der rechtlichen Verbindlichkeit von Verordnungen, Richtlinien oder Gerichtserkenntnissen unterwegs. Das reicht vom Glühbirnenverbot über die Rechte der deutschen Medizinstudenten in Österreich bis zur Umsetzung von Basel 3. (Mit einer nachträglichen Ergänzung am Ende)

Die jüngsten Empfehlungen der EU an Österreich haben jedoch leider keine rechtliche Qualität. Sondern sie haben nur die Qualität der Vernunft. Sie werden daher von der Regierung so unbeachtet bleiben, wie sie auch von den meisten Medien weitgehend ignoriert worden sind. Was – im Interesse Österreichs! – sehr traurig ist. Dabei sind die Empfehlungen aus Brüssel ohnedies schon viel zu schwach gegenüber dem, was wirklich nottäte. Und möglich ist.

Die EU rät der Republik völlig zu Recht, die Budgetkonsolidierung zu verstärken. Die jährlichen Einsparungen sollten der Kommission zufolge in den nächsten zwei Jahren jeweils ein dreiviertel Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. In der österreichischen Budgetplanung ist jedoch nicht einmal ein halb so schnelles Tempo vorgesehen.

Brüssel sieht sogar das von der Wiener Regierung selbst gesetzte Ziel gefährdet, das Defizit von 4,6 Prozent des BIP (im Jahr 2010) auf 2,4 Prozent im Jahr 2014 zu reduzieren. Die Maßnahmen zur Reduktion des „übermäßigen Defizits“ Österreichs seien „zu unspezifisch“. 

Ins Allgemeinverständliche übersetzt heißt das: Die Regierung produziert nur heiße Luft und wird wahrscheinlich nicht einmal die eigenen ohnedies völlig unzureichenden Einsparvorhaben schaffen. Die groß propagierte Antisteuerhinterziehungs-Kampagne wird nach Überzeugung Brüssels ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg bringen. Was ähnliche Kampagnen ja auch in anderen Ländern nicht geschafft haben.

Gleichzeitig kritisiert die Kommission die hohe Abgabenquote in Österreich (das ist im wesentlichen der Anteil unserer Einkommen, den uns Steuern plus Pflichtversicherungen gleich wieder wegnehmen). Diese Abgabenquote zählt zu den höchsten in der ganzen EU, bestätigt die Kommission. Zugleich haben die sehr hohen Sozialversicherungsabgaben auch einen negativen Effekt auf die Beschäftigung im Niedriglohnbereich. Sie machen Arbeit unqualifizierter Arbeiter zu teuer.

Diese Erkenntnisse sind zwar an sich nicht neu. Aber dennoch wünsche ich mir, dass die sonst so freigiebige EU auch in diesem Zusammenhang einmal ein bisschen Geld in die Hand nimmt und diese Erkenntnisse und Empfehlungen landauf, landab plakatiert. Denn ganz offensichtlich denkt die österreichische Politik nicht daran, den als „Einladung“ umschriebenen Ratschlägen der EU nachzukommen. Die Regierung beschloss zuletzt sogar wieder lauter neue Ausgaben. Und Bundeskanzler wie Bundespräsident haben nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der europäischen Empfehlungen sogar ungeniert schon wieder nach weiteren Steuererhöhungen gerufen.

Natürlich sollen diese laut der ewig gleichen Rhetorik der Politik wie immer nur die „Reichen“ treffen. Und nie wird zugegeben, dass eine solche Unterscheidung nicht funktionieren kann. Erstens wachsen auch die Nicht-so-Reichen auf Grund der Inflation oder ihres beruflichen Aufstiegs immer rasch in jene Einkommensbereiche beziehungsweise „Vermögen“ hinein, die kurz davor noch als Reservat der „Reichen“ gegolten haben. Zweitens vertreibt man damit immer extrem rasch alle jene Menschen aus dem Land, die wirklich Geld haben. Und die anderen Arbeit geben könnten.

Steuererhöhungen leeren die Kassen und Börsen

Ein neues dramatisches Beispiel für die negativen Konsequenzen von Steuererhöhungen ist die seit heuer geltende Ausdehnung der Kursgewinnsteuer (man muss der Neuregelung zufolge nun Kursgewinne immer versteuern, früher war das nur während des ersten Jahres nach Aktienkauf notwendig). Diese Steuerausdehnung war zwar damals auch von einem vermeintlichen Wirtschaftsspezialisten wie dem Spitzenmanager Claus Raidl gefordert worden. In der wirklichen Welt hat diese Steuererhöhung aber eine Katastrophe für den Finanzplatz Wien ausgelöst.

Im vergangen Monat, also im Mai 2011, hat sich nämlich das Handelsvolumen an der Wiener Börse um 42 – in Worten: zweiundvierzig! – Prozent reduziert. Das lässt befürchten, dass die Steuererhöhung am Schluss ein Minus in der Staatskasse auslösen wird. Was ja wohl nicht ganz der Zweck der Übung war. Ganz besonders schnell haben sich ausgerechnet die österreichischen Anleger von ihrer Börse abgewendet. Sie trauen dieser Regierung alles Üble zu. Das alles demoliert nebstbei natürlich auch die langfristige Überlebenschance der Börse.

Der von der Politik total ignorierte Kollaps der Börse bedeutet logischerweise auch, dass künftig weniger Investitionskapital für österreichische Betriebe zur Verfügung steht. Und dass derzeit schon viel Geld über die Landesgrenzen hinausfließt. Wenns nicht anders gegangen ist, halt im Koffer.

Nicht mit Zahlen belegbar, aber in gewichtigen Einzelfällen nachweisbar ist auch eine weitere massiv negative Wirkung der Steuerpolitik der letzten zwei Jahre: Sowohl die Verschlechterung der Stiftungsbesteuerung wie das Gerede über weitere Steuerattacken auf Stiftungen und Banken vertreiben Kapital aus Österreich. Man sollte sich für die Zukunft auch bewusst sein: Selbst die großen Banken sind nicht dauerhaft gezwungen, in Österreich zu bleiben, sind sie doch längst schon internationale Akteure. Und Bratislava oder Prag sind wunderschöne Städte mit einer sich rasch verbessernden Infrastruktur.

Mit Sicherheit die gleiche negative Wirkung, wie sie schon die Kursgewinnsteuer hatte, würde auch eine Einführung der von allen österreichischen Politikern geforderten europaweiten Finanztransaktionssteuer haben. Derzeit scheitert diese ja zum Glück noch am Widerstand klügerer Regierungen wie etwa der britischen. Diese Finanztransaktionssteuer (die jede simple Geldüberweisung verteuert) würde nämlich massiv Investoren und Geldgeschäfte aus dem EU-Raum vertreiben. Und außerdem würden viele komplizierte Umgehungskonstruktionen zur Vermeidung der Steuer entstehen, die nur Steuerberatern etwas nützen.

Die goldenen Worte der EU-Kommission haben nur einen Fehler (abgesehen davon, dass sie sowieso von der Regierung ignoriert werden): Sie sind noch viel zu wenig ambitioniert. Denn es gibt in Wahrheit im gegenwärtigen Konjunkturboom keinerlei Grund, überhaupt ein Defizit zu machen. In Wahrheit sollte und müsste Österreich heuer oder spätestens im kommenden Jahr sein Defizit komplett abbauen. Die Schulden werden ja sowieso gewaltig bleiben. Ein solcher Defizitabbau würde halt eine Einsparungsanstrengung von 2 bis 3 Prozent des BIP bedeuten und nicht nur von 0,75 Prozent (EU-Empfehlung) oder 0,35 Prozent (das erwähnte Ziel der Regierung).

Ein solches Sparprogramm wäre gewiss nicht schmerzfrei oder gar populär. Nur ein physisch schon schwer angeschlagener Hannes Androsch kann behaupten, der Staat könne 20 bis 30 Milliarden einsparen, „ohne dass Leistungen gekürzt werden müssen“. Selbstverständlich müssen viele überflüssige oder luxuriöse Leistungen, Subventionen und Programme radikal gekürzt werden. Was immer laute Schmerzensschreie der derzeitigen Nutznießer auslösen wird. Aber andererseits sind die 2 bis 3 Prozent Einsparung nur die Hälfte der 5 Prozent Einsparung, die Griechenland in den letzten zwölf Monaten geschafft hat – obwohl das Land ringsum ob seiner viel zu geringen Einsparbereitschaft getadelt wird.

Es ist wohl so: Ein EU-Land, das zu Konjunkturzeiten nicht einmal einen Bruchteil der griechischen Anstrengungen auf sich zu nehmen bereit ist, wird selbst einmal ein Griechenland werden.

PS. Bestürzend ist auch der Vergleich mit Italien, einem weiteren notorischen Krisenkandidaten: Italien hat sich in seiner Budgetplanung fest vorgenommen, 2014 ein Nulldefizit zu haben. Österreich hingegen will in jenem Jahr noch immer ein Defizit von 2,4 Prozent produzieren. Und wenn eine neue Krise kommt, wird man dieses Ziel halt leider, leider auch nicht erreichen.

PPS. Nur zur technischen Information: Das oft zitierte BIP Österreichs wird heuer über 290 Milliarden Euro ausmachen.

(Nachträgliche Ergänzung: Wenige Tage danach fordert jetzt auch der Währungsfonds Österreich zu den gleichen Maßnahmen wie die EU auf: Schulden sollten "ehrgeiziger" abgebaut werden. Dabei solle sich Österreich vor allem auf Pensionen, Gesundheitsvorsorge und Subventionen konzentrieren, etwa durch eine schnellere Reform der Hacklerregelung. Bei den Subventionen wird insbesondere auf die ÖBB und die Wohnbauförderung verwiesen. Alles altbekannt - aber immer wichtig!)

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

 

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Fußnote 205: Datenschutz schützt Kriminelle

14. Juni 2011 00:06 | Autor: Andreas Unterberger

Ich will die Leser nicht allzu sehr langweilen mit dem unendlichen Thema Zeitungsbestechung durch die Politik auf Steuerkosten. Daher die neueste Schnurre nur als Fußnote.

Die Regierung verzichtet, wie zu erwarten war, auch in einem neuen Gesetzesentwurf auf alle wirklich effizienten Maßnahmen zur Beschränkung dieser Bestechungsinserate, die etwa über das Wiener Rathaus, die ÖBB und etliche (zum Glück nicht alle) Minister finanziert werden. Ein besonders unappetitlicher Aspekt: Die Koalition will weiterhin nur Pauschalsummen der vergebenen Inserate veröffentlichen. Die Kosten jedes einzelnen dieser Inserate sollen hingegen keineswegs bekanntgegeben werden. Der Steuerzahler soll ja nicht zu genau erfahren, dass er dafür auch noch maßlos überhöhte Preise zahlt. Zur Begründung hat man nun ein köstliches Argument gefunden: den „Datenschutz“! Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Da greift man vor allem seit Werner Faymanns Wechsel in die Regierung ungenierter denn je in die öffentlichen Kassen, um parteipolitischen Nutzen zu erzielen, aber die Summe des entwendeten Betrages hat geheim zu bleiben. Empfehlung an alle Strafverteidiger: Auch sie können sich künftig mit der gleichen Logik im Falle von Diebstahl, Raub, Betrug oder Untreue ihres Klienten auf den Datenschutz berufen und zumindest die Geheimhaltung der Größe der jeweils erzielten Beute verlangen.

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Ohne uns: Europas Zukunft ohne Europäer

13. Juni 2011 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Aus den jüngsten Worten des amerikanischen Verteidigungsministers Robert Gates spricht massive und keineswegs unbegründete Verachtung für Amerikas Verbündete in Europa. Er machte auch klar, was das für die Zukunft bedeuten dürfte.

Erstens: In der Nato ist Gates zufolge in den letzten Jahren der Anteil der USA an den Verteidigungsaufwendungen von 50 auf 75 Prozent gestiegen.

Zweitens: Die europäischen Verbündeten der USA haben zwar zwei Millionen Mann in Uniform, aber schaffen es nicht, den Einsatz von 45.000 Mann aufrechtzuerhalten.

Drittens: Den europäischen Ländern, die vor elf Wochen (unter dem Druck vieler Medien) den Kampf gegen Gaddafis Libyen aufgenommen hatten, geht peinlicherweise jetzt schon die Munition aus. Und manche Länder wie Norwegen ziehen offenbar aus diesem Grund schon wieder ab,  ohne dass Gaddafi besiegt wäre.

Das alles wird freilich angesichts des von den vielen linken „Intellektuellen“ und altrechten Recken geschürten Antiamerikanismus hierzulande ja kaum ernst genommen. Was ein grober Fehler ist. Denn Gates machte auch klar: Die Unterstützung Amerikas für europäische Anliegen wird angesichts des europäischen Desinteresses an der eigenen Verteidigung rasch abnehmen.

Dabei sind es die Europäer, die immer sofort nach den US-Streitkräften rufen, wenn sie sich bedrängt fühlen. Das war nicht nur gegen einen Hitler und dann gegen Stalin samt dessen Erben der Fall, sondern auch in Bosnien, im Kosovo, in Libyen. Und erst am Pfingstwochenenende hat einer der linken ORF-ZiB-Moderatoren den „Westen“ kritisiert, weil er nichts gegen Syriens blutbefleckten Diktator Assad tue. Obwohl gerade die SPÖ – ein Heinz Fischer an der Spitze! – mit Assad immer sehr gut war (schließlich ist dieser ein Feind Israels). Obwohl gerade die österreichische Linke zwischen ihren in manischen Schüben kommenden Kriegsforderungen immer ganz auf pazifistisch tut.

Angesichts des europäischen Verteidigungs-Askese wird das, was Washington schon im Falle Libyens halblaut gebrummt hat, künftig laut und deutlich kommen: Macht mal schön selber, liebe Europäer. Wir haben uns schon zu oft über euch und eure Unzuverlässigkeit geärgert.

Dann wird Europa eben völlig hilflos gegen Wahnsinnige vom Typ eines Milosevic oder Gaddafi sein. Oder glaubt noch jemand, dass Europas stärkstes Land jemals aus seiner Ohne-uns-Haltung erwachen wird? Dessen südöstlicher Nachbar praktiziert das „Ohne uns“ ja schon seit Jahrzehnten und ist sogar stolz darauf, die niedrigsten Verteidigungsausgaben Europas zu haben.

Aber Europa gibt sich ja sowieso schon auf allen Ebenen auf, von der Migration bis zur Demographie. Was auch die Zukunft Europas zu einer des „Ohne uns“ (Europäer) macht.

 

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Die Bilderberger bilden unsern Werner

12. Juni 2011 00:33 | Autor: Andreas Unterberger

Super: Werner Faymann nimmt am Treffen der Bilderberg-Gruppe teil. Das werden zwar viele kritisieren. Ich finde es aber absolut gut und richtig. Wirklich.

Denn der Mann ist ja angesichts der Uneinigkeit der nichtlinken Parteien Bundeskanzler der Republik. Und er sitzt als einziger Österreicher im mächtigsten Gremium des Kontinents, dem Europäischen Rat, wo er aber noch kein einziges Mal einen relevanten Beitrag geleistet hat. Da ist es zweifellos überaus hilfreich, wenn er wenigstens ein bisschen seinen Horizont erweitert.

Denn Österreich hatte in seiner ganzen Geschichte noch nie einen geistig so engen und kleinkarierten Bundeskanzler wie Faymann. Die „Höhepunkte“ seines bisherigen Lebens, bevor er durch untergriffige Winkelzüge ins Kanzleramt kam: kein Studium, nur Versorgungsposten der Partei, Mieterververeinigung, Rathaus, Kronenzeitung: Das ist Gemeindebau-Mief aus der untersten Lade, der geistig kaum über die Wiener Stadtgrenze, geschweige denn die Republiksgrenzen hinauszublicken imstande ist.

Und dass die Treffen der Bilderberger „geheim“, also ohne Öffentlichkeit ablaufen, kann nur gut sein. Dann besteht wenigstens eine kleine Chance, dass Faymann während des ganzen Treffens nicht nur darüber nachdenkt, welche gespreizten Hohlsätze er nachher einem servilen ORF-Mikrophonhalter sagen soll. Dann hört er vielleicht ein paar gescheiten Leuten ein wenig zu. Dann kriegt er vielleicht ein bisschen besser mit, wie es so in der Welt zugeht.

Ein mindestens genauso wichtiger Nutzen eines solchen Gesprächstreffens: In nichtöffentlichen Veranstaltungen reden alle Referenten deutlich offener und ehrlicher und kritischer als sonst. Natürlich tun das nur jene, die nicht nur reden, sondern auch etwas zu sagen haben, was selbst hinter verschlossenen Türen keineswegs garantiert ist. Jedoch: Hinter all dem gleich eine Weltverschwörung zu wittern, zeugt aber eher von einer kräftigen Paranoia der Witterer als von einer Ahnung, wie Weltverschwörungen wirklich ablaufen. Nämlich sicher nicht bei Großtreffen mit veröffentlichter Teilnehmerliste.

PS: Ich weiß natürlich, dass die Bilderberger Gästeliste eher linkslastig ist. Aber das ist noch immer besser als bloß ewig Rudas, Kräuter und Ostermayer um sich zu haben.

PPS: Um gleich allen Unterstellungen entgegenzutreten: Nein, ich habe nie an einem Bilderberg-Treffen teilgenommen. Ich habe nur oft genug den Qualitäts-Unterschied zwischen vertraulichen und medienöffentlichen Begegnungen erlebt. Und ich habe oft genug die Absurdität von Verschwörungstheorien erlebt.

 

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EHEC: Eine doppelte Vergiftung

11. Juni 2011 01:41 | Autor: Andreas Unterberger

Deutschland hat nun offenbar endgültig die Quelle der aufsehenerregenden EHEC-Vergiftung entdeckt. Und liefert damit auch gleich einen Beweis für eine weitere Vergiftung – nämlich die der Objektivität zahlloser Medien. Jedoch gibt es einen Unterschied: Während die giftigen Bakterien in den Mikroskop-Vergrößerungen rot erscheinen, was ganz sicher keine politische Bedeutung hat, ist die mediale Vergiftung eine grüne, mit stark politischem Hintergrund.

Wer es nicht glaubt, lese ein paar Dutzend Kommentare insbesondere deutscher und österreichischer Zeitungen während der vergangenen Wochen nach. Und er halte sich gleichzeitig die zwei nun feststehenden Aspekte vor Augen: Erstens, die Quelle des Übels war ein Biobauernhof; und zweitens, dieser liegt in Niedersachsen, also in jener Region, wo die meisten Vergiftungen aufgetreten sind.

Damit sind gleich zwei grüne Dogmen zerstört worden. Was wurde da in diesen Wochen – oder gar in den Jahren davor – doch an Gratiswerbung für die Bio-Industrie geschrieben! Pardon: „Industrie“ sind natürlich immer die bösen Anderen, wo es ganz anders zugeht als auf dem Biobauernhof. Nämlich viel sauberer und ohne kultische Verehrung für den Kot von Rindern und anderen Tieren.

Und als sich dann der Verdacht immer mehr Richtung Bioprodukten verdichtet hat, da haben die Kommentatoren tagelang die Kurve mit dem Argument zu nehmen versucht: Dass man halt selber schuld sei, wenn man importierte Lebensmittel und nicht jene aus der unmittelbaren Umgebung verzehrt, wo man ja den direkten Kontakt mit den Bauern hat. Aber gerade ein Bauer aus der Umgebung war für viele Menschen in Hamburg und Niedersachsen genau das tödliche Pech. Und nicht einer aus dem fernen Spanien.

Manche werden nun einwenden: Das war halt Pech und ein Einzelfall. Aber auch das stimmt nicht. Statistisch kommen Salmonellen- oder EHEC-artige Vergiftungen bei Bio-Produktion viel häufiger vor als bei agrarindustrieller.

Nächster typischer Einwand: Aber die Pestizide! Die sind in der Tat bei der echten (also nicht bloß der zu Marketingzwecken oder zur Rechtfertigung hoher Preise oder zum Verkauf verschrumpelter Äpfel vorgetäuschten) Bioproduktion in geringerem Umfang enthalten. Nur: Es gibt überhaupt keinen Beweis für Erkrankungen oder gar Todesfälle durch Pestizid-Rückstände. Denn auch bei normalen Lebensmitteln sind die Grenzwerte weit unterhalb jeder Risikoschwelle.

Auch wenn es politisch absolut unkorrekt ist: Das vor einigen Jahrzehnten verhängte Verbot von DDT hat die Menschheit nicht gesünder gemacht, sondern Millionen Tote gefordert: nämlich als Opfer der Malaria, die seither nicht mehr effizient an der Wurzel bekämpft werden kann.

Also meint der Unterberger gar, man solle keine Bioprodukte essen? Sicher nicht, der Unterberger ist so ziemlich der letzte, der Mitbürgern etwas oktroyieren will, was sie „sollen“. Er ärgert sich erstens nur, wenn mit dem Bioschmäh Steuermittel abgecasht werden. Und zweitens, wenn die Medien Menschen für dumm verkaufen.

Und was isst er denn selber? Er selbst entscheidet sich immer für das, was ihm halt besser schmeckt. Das ist einmal Bio und ein andermal nicht Bio. Im Zweifel entscheidet er sich ganz marktwirtschaftlich für das billigere Produkt.

PS: Ich habe weiter oben von „Gratiswerbung“ geschrieben. Aber eigentlich bin ich mir in Hinblick auf das „Gratis“ gar nicht mehr so sicher. Hat doch dieser Tage der österreichische PR-Ethik-Rat eine Untersuchung veröffentlicht, derzufolge in den Medien Schleichwerbung „flächendeckend“ zu finden ist, also in allen untersuchten Medien. Besonders häufig gibt es jedoch in den Boulevard-Medien bezahlte Werbung, die sich als redaktioneller Beitrag anbietet.

PPS: Um wieder einmal gleich vorweg den üblichen Unterstellungen grüner Menschen entgegenzutreten: Ich habe weder Aktien noch sonstige Interessen in der Lebensmittelindustrie oder in der Landwirtschaft. Ich schreibe nur als schlichter städtischer Konsument und Steuerzahler.

 

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Österreich und seine Sicherheit: Die Geschichte eines Abstiegs

11. Juni 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Ein bemerkenswertes Symposion in Graz zu den spannenden Tagen des Jahres 1991. Damals war unmittelbar an Österreichs Südgrenze unvermutet ein blutiger Krieg ausgebrochen. Dieser hat auch zu mehreren Grenzverletzungen durch jugoslawische Truppen geführt. Viele fürchteten damals, dass Österreich in die Kämpfe verwickelt werden könnte. Das Symposion brachte einige für die Gegenwart sehr lehrreiche Ergebnisse.

Das erste war die Erinnerung, wie dankbar die Bevölkerung für das Erscheinen des Bundesheers an der Grenze war. Was Kronenzeitung und SPÖ heute völlig vergessen haben.

Die zweite Erkenntnis erinnert an eines der peinlichsten Kapitel in der Geschichte der Steiermark: an den jahrelangen Kampf gegen die Abfangjäger des Bundesheers. In diesem Kampf hatte die steirische Landesregierung unter anderem jahrelang den Ausbau der Piste des Militärflughafens Zeltweg verhindert. Jedoch, kaum dass es in Slowenien losgegangen war, machten die Steirer „Kehrt Euch“ und erlaubten sofort den Pistenbau. Und sie bemühten sich, ihren lächerlichen Kampf gegen die Abfangjäger in Vergessenheit geraten zu lassen.

Der dritte, bisher nie diskutierte Aspekt war das Verhalten der rot-schwarzen Bundesregierung Vranitzky: Denn diese ließ Tage nach Ausbruch der Kämpfe einen vollausgebildeten Jahrgang an Präsenzdienern einfach abrüsten und sie füllte die steirischen und Kärntner Kasernen statt dessen mit lauter Frischlingen. Die Regierung hatte offenbar panische Angst, ein wirkliches Zeichen der Stärke und Verteidigungsbereitschaft zu setzen, das vom damaligen Jugoslawien als Aggression dargestellt hätte werden können.

Was für ein Kontrast zu früheren Krisen in der Nachbarschaft, als die Bedrohung nicht nur von der jugoslawischen Armee, sondern vom ganzen Warschauer Pakt mit der Roten Armee an der Spitze kam: 1956 wurde von der Regierung Raab das eigentlich noch kaum vorhandene Bundesheer in einem demonstrativen Akt direkt an die ungarische Grenze geschickt, um dort eine Potemkinsche Verteidigungsbereitschaft vorzutäuschen.

Und 1968 – wobei die Regierung Klaus damals den Sowjets gegenüber verbal schon viel zurückhaltender war – ließ man nächtens eindrucksvoll lange Panzerkolonnen in Richtung tschechoslowakischer Grenze dröhnen. Und zwang Präsenzdiener, vier Wochen über ihren Abrüstungstermin hinaus beim Heer zu bleiben. Was übrigens auch den Tagebuchautor damals getroffen und in ihm die starke Erinnerung zurückgelassen hat, dass sich Österreich damals noch ernst genommen hat. 1991 tat es das offensichtlich kaum mehr.

Und heute?

 

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Fußnote 204: Vorsicht, die Hauptuni!

10. Juni 2011 02:59 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird immer skurriler, was da so an unseren Unis auf die Studenten losgelassen wird. Und was dann mit der ehemaligen Reputation einer österreichischen Universität als scheinbarem Qualitätsausweis bösartiger Schwachsinn zum Besten geben kann.

Da hat erst vor wenigen Tagen das ahnungslose Gelaber einer WU-Lehrbeauftragten im Fernsehen den dortigen, an sich sehr ruhig gestimmten Rektor in öffentliche Rage versetzt. Und jetzt bemüht sich an der Wiener Hauptuniversität – in vielen Disziplinen ja schon lange nicht mehr eine Spitzenanstalt, um es milde zu sagen, – eine Frau Inci Dirim, es ihr gleichzutun. Sie ist Professorin für Deutsch als Zweitsprache und sie hat nun ihre Geisteshaltung in einem Interview zum Besten gegeben. Die Dame verlangt nicht nur, dass Türkisch als Fremdsprache gelehrt wird – worüber man ja zweifellos reden könnte und sollte, würde damit nicht automatisch eine völlig falsche Botschaft mittransportiert. Sie will aber überdies, dass man auch in anderen Gegenständen die (österreichische!) Matura auf Türkisch ablegen können soll. Zweifelt man schon bei dieser Forderung am Geisteszustand aller jener, die sie zur Professorin befördert haben, dann geht einem bei der nächsten Aussage endgültig das Geimpfte auf: Denn sie bezeichnet die Forderung an Zuwanderer, Deutsch zu lernen, als Instrument der Ausgrenzung und „Form des Rassismus“. Dieses (ja nie wirklich definierte ) Wort ist aber von unseren weisen Politikern schon lange zum Straftatbestand erhoben worden. Und nun macht sich einer von ihnen – zumindest nach der Logik der Frau Dirim – selbst schwer strafbar. Denn vorerst besteht ja das gesamte politische Aussagespektrum des Jungstaatssekretärs Sebastian Kurz aus genau dieser Forderung. Das wird ihm folglich wohl bald eine Strafanzeige von Pilz&Co bei der Wiener Staatsanwaltschaft einbringen. Und bei dieser weiß man ja nie genau . . .

Hingegen wird man zum Unterschied von der WU vergeblich warten, bis sich auch ein Rektor oder Dekan der Hauptuni von solchen hetzerischen Wahnsinnigkeiten distanziert. Wahrscheinlich sollte man bald auf jeden Eingang dieser Uni Warnschilder kleben: „Vorsicht, das Betreten dieses Gebäudes kann Ihnen schweren geistigen Schaden zufügen.“

 

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SN-Kontroverse: ÖBB-Privatisierung

10. Juni 2011 01:57 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Sollen die ÖBB privatisiert werden?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schlechte Geschäfte

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Staat ist kein Unternehmen und hat Aufgaben zu erledigen, die nicht profitabel sind. Klassische Beispiele sind solche, die mit einem Versorgungsauftrag verbunden sind. Das gilt für die Versorgung mit Wasser und Strom und natürlich auch für den öffentlichen Verkehr. Der soll eben nicht nur in Gegenden funktionieren, die z. B. wegen des hohen Passagieraufkommens - in Österreich die Weststrecke - gewinnbringend sind, sondern auch im ländlichen Raum. Wohin die Privatisierungswut führt, zeigt Großbritannien. In der Regierungszeit Margaret Thatchers wurde großzügig Staatseigentum verscherbelt. Das Ergebnis ist bekannt: Das Schienennetz ist seit der Privatisierung marod. Es kam zu schweren Unfällen. Die privatisierte Netzgesellschaft Railtrack ging 2001 pleite und musste erneut verstaatlicht werden. Die erforderliche Modernisierung des heruntergewirtschafteten Netzes kostet die britischen Steuerzahlenden 50 Milliarden Pfund.

Negativbeispiele für Privatisierungen gibt es hierzulande ebenfalls zur Genüge: Man denke an die Verschleuderung der Austria Tabak, die 3500 Arbeitsplätze und eine hohe Wertschöpfung gekostet hat, oder die dubiosen Vorgänge beim Verkauf der Bundeswohnungen. Nimmt man die letzten Teilprivatisierungen der OMV-Anteile sowie von Post und Telekom zusammen, so verlor der Staat seit 2006 durchschnittlich 336 Millionen Euro pro Jahr an anteiligen Gewinnen in diesen Unternehmen, die entweder ausgeschüttet oder reinvestiert wurden. Diesem Verlust steht eine Zinsersparnis durch Schuldenabbau von nicht einmal 100 Millionen Euro pro Jahr gegenüber. Der Nettoverlust über fünf Jahre: fast 1,2 Milliarden Euro. Die Zauberformel Privatisierung bedeutet häufig nur, dass die Allgemeinheit die Profite einiger weniger zahlen soll. Ein ziemlich schlechtes Geschäft!


Was alles besser würde

Andreas Unterberger

 

Sollen die ÖBB, neben dem Pensionssystem Österreichs weitaus größter Schuldenmacher, privatisiert werden? Diesen Entschluss wird uns angesichts der unverdrossenen Schuldenpolitik der Regierung künftig wohl der Währungsfonds abnehmen. So wie er es nun bei den Griechen tut. Vorher wird sich in Sachen ÖBB nichts tun, sind diese doch neben dem Wiener Rathaus die wichtigste rote Trutzburg. Eine Regierung Faymann agiert erst dann, wenn ihr das Wasser bis zum Hals steht. Wo es in Wahrheit angesichts jährlicher ÖBB-Gesamtkosten für den Steuerzahler von mehr als sechs Milliarden längst steht, die vor allem das wahnwitzige Pensionssystem und die „großzügigen" Baumethoden kosten.

Gewiss wäre eine Privatisierung von Schienen und Bahnhöfen schwierig. Jedenfalls möglich und nötig wäre aber ein Ende aller Personalprivilegien. Und leicht wie sinnvoll wären Privatisierung wie Wettbewerb bei Fracht, Personenverkehr und Busbetrieb.

Dann würde sich die skandalöse Diskriminierung des ersten privaten Zugsbetreibers aufhören (die ÖBB-Bahnhofsgebühren wurden überall dort gewaltig in die Höhe geschnalzt, wo dessen Züge künftig halten sollen). Dann würden sich die Millionen an Bestechungsgeldern aus ÖBB-Kassen für Inserate vor allem in SPÖ-hörigen Boulevardmedien aufhören. Dann hätten Zugreisende wieder deutlich mehr Chancen auf Sauberkeit, Service, Versorgung und erträgliche Temperaturen. Dann müssten auch ÖBBler so lang arbeiten wie wir, bevor sie in Pension gehen können. Dann gäbe es nicht mehr Hunderte arbeitsfrei gestellte Betriebsräte mit Topgehältern. Dann würden Buschauffeure der ÖBB nicht um Eckhäuser mehr verdienen als jene in der Privatwirtschaft. Dann würden die Mitarbeiter erkennen, dass nicht Partei und Gewerkschaft, sondern einzig ihre Arbeit ihre Jobs sichert.

Das wäre alles für Kunden wie Steuerzahler extrem gut. Freilich nicht für Betriebsräte und Parteifunktionäre.

 

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Sind sie nicht süß, unsere lieben linkischen Linken?

09. Juni 2011 01:07 | Autor: Andreas Unterberger

Was hätten wir noch zu lachen, hätten wir unsere Grünen und anderen Linksradikalen nicht? An manchen Tagen geben sie uns ja fast im Stundentakt Anlass zur Heiterkeit.

Das tut etwa Peter Pilz, der sich vor kurzem noch mit seiner üblichen Empörungs-Inszenierung über die Dissertation von Johannes Hahn erregt hat, weil dort auf jeder vierten Seite ein nicht mit Fußnoten gekennzeichnetes Zitat zu finden sei. Und nun kommt ausgerechnet seine eigene Dissertation unter Beschuss – ausgerechnet durch den im Fall Hahn von Pilz selber mit den Untersuchungen beauftragten Plagiatsjäger Stefan Weber. Der hat nun – ohne Auftrag? – herausgefunden, dass Pilz eine eigene Arbeit plagiiert habe, die dieser einfach in seine Dissertation hineinkopiert habe. Ohne das durch Fußnoten und Anführungszeichen zuzugeben.

Warum sich auch eine Arbeit zweimal antun? Außerdem sind ja Grüne sowieso über jeden Verdacht erhaben, da sie ja einfach Gutmenschen sind.

Bei einem solchen tut es auch nichts zur Sache, dass diese andere recycelte Arbeit eigentlich auch noch einen zweiten Autor hatte, der dafür jedoch nicht mit Doktor-Ehren bedacht worden ist. Da tut ebensowenig zur Sache, dass Pilz für diese andere Arbeit auch noch Steuergeld als Förderung bekommen hat. Dieses Steuergeld hat ihm damals übrigens ein Minister namens Heinz Fischer zukommen lassen (was aus dem wohl geworden sein mag?). Damals wollte sich die SPÖ die Linksradikalen kaufen, um sie von einer eigenen Parteigründung abzuhalten. Das war bekanntlich eine der vielen linken Fehlinvestitionen. Unseres Steuergeldes.

Mindestens so herzig wie Pilz, der sich bald nur noch mit vollem Recht als Österreichs eifrigster Herr StrafanzeigenErstatterInSerie, aber nicht mehr als Herr Doktor bezeichnen darf, sind zwei deutsche Feministinnen: Melitta Walter, von Beruf „Fachbeauftragte für Geschlechtergerechte Pädagogik und Gewaltprävention“ in München (so etwas gibt’s wirklich, schließlich wollen die DeutschInnen auch so blöd sein wie die unsrigen), und die „Entwicklungspsychologin“ Insa Fooken aus Siegen. Sie haben sich mörderisch über die Firma Lego aufgeregt, weil es bei Europas beliebtestem Kinderspielzeug mehr männliche als weibliche Figuren gibt! Ganz im Ernst.

Aber dem noch nicht genug des sich selber Lächerlichmachens, fordern sie auch noch die Umstellung der weiblichen Lego-Figuren auf Kurzhaar-Modelle, weil nicht alle Frauen lange Haare hätten sowie eine Fünfzig:Fünfzig-Quote zwischen männlichen und weiblichen Figuren. Diese Forderung ist jedoch eigentlich ein Riesen-Skandal, weil damit ja keine Quote für Schwule, Schwulinnen, TransgenderInnen und Ähnliches vorgesehen wäre, die doch die Hauptzielgruppe zumindest der österreichischen GrünInnen ist. Ist das nicht sogar schwere Verhetzung, welche die Grünen normalerweise mit saftiger Haft bestrafen wollen?

Kurzer Abstecher in die ernsthafte Welt: Wir sollten genau beobachten, ob sich nicht Lego vielleicht gar dem Druck des Wahnsinns beugt. Dann müsste man wohl sofort die dänischen Bausteinproduzenten kräftig zu boykottieren beginnen. Derweil aber sollte man sie durchaus – weiterhin – kaufen, solange man (noch) Kinder zu beschenken hat.

Zurück in die wundersame Grünwelt: Die Schweiz hat bekanntlich einen (sehr langfristigen) Atomausstieg beschlossen. Jetzt wurde im eidgenössischen Nationalrat als eigentlich logische Konsequenz beschlossen, dass nach der Erfüllung dieses Herzensanliegen der Grünen wenigstens der dadurch notwendige Ausbau von Wind- und Wasserkraftprojekten viel rascher möglich sein soll. Ohne dass dabei weiterhin eine unendliche Kette von Einsprüchen möglich ist. Wer aber ist gegen eine solche Beschleunigung? Sie haben es erraten: Natürlich die Linksparteien. Denn auch Wind- und Wasserkraftwerke werden von Umweltinitiativen unterstützt.

Süß ist auch die Frau Brigitte Handlos, die vor kurzem (wohl nur ob ihrer politischen Einstellung und ganz sicher nicht wegen irgendwelcher journalistischer Fähigkeiten) im ORF zu Ressortleiter-Ehren aufgestiegen ist. Während die anderen Linksfrontler des ORF sich noch formal hinter Pseudoobjektivität tarnen (und hinter dieser bei internationalen Pressekonferenzen in Brüssel soeben wieder einmal den angereisten FPÖ-Obmann durch scheinheilige Fragen nach Adolf Hitler braun anzustreichen versucht haben), glaubt Frau Handlos solche Tarnung nicht mehr notwendig zu haben. Sie rief im Internet offen auf zu „Rot-Grün für Wien! Alles andere ist Schwachsinn“ oder: „Ja ich will: Rot-Grün für Wien!“ Sie unterzeichnete auch öffentlich Wahlaufrufe für Heinz Fischer.

Braucht es noch eine Erwähnung, dass Alexander Wrabetz nicht daran denkt, Frau Handlos zur Rechenschaft zu ziehen oder zumindest öffentlich zu tadeln? Der ORF hat es ja längst nicht mehr notwendig, sich auch nur den Anschein öffentlich-rechtlicher Überparteilichkeit und Unabhängigkeit zu geben. Dem kleinen Apparatschik Wrabetz ist bisher ja nicht einmal ein Satz der Antwort auf die vernichtende Kritik seines sozialdemokratischen Vorvorvorgängers Gerhard Zeiler an ihm eingefallen. Wichtig ist ihm nur eines: die Partei samt ihren grünen und orangen Wasserträgern.

Amüsant ist noch ein letztes: Im ORF (dort sogar noch diese Woche mit halbstündigen Radio-Sondersendungen) und im gesamten übrigen linksradikalen Lager sind in den letzten Wochen ein paar Tausend Demonstranten in der Madrider Innenstadt zu neuen Ikonen emporstilisiert und mindestens so verehrt worden wie die russischen Oktoberrevolutionäre oder die Wiener Audimaxisten. Das Madrider Motto war das übliche linke Phrasengedresche: Wir sind gegen alles und das gleich.

ORF&Co haben freilich Pech mit ihrer Demonstranten-Verehrung: Schon wenige Tage nach der im gleichen Lager kaum zur Kenntnis genommenen spanischen Wahl – und ihrem gewaltigen Rechtsruck – hat sich die Zahl der im Madrider Zentrum campierenden Demonstranten auf wenige Dutzend reduziert. Und am Wochenende wollen auch diese aufgeben. Schließlich lockt im warmen Spanien das lange Pfingstwochenende und das kühle Meer. Und die ORFler werden ihre Revolutionsgeilheit halt wieder anderswo befriedigen.

 

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Die tödliche Unsicherheit

09. Juni 2011 00:03 | Autor: Andreas Unterberger

An den Turbulenzen auf den Finanzmärkten ist ein Aspekt besonders schlimm – und den Akteuren zuwenig bewusst: die absolute Ungewissheit der bevorstehenden politischen Entscheidungen. Dabei braucht jedes wirtschaftliche Handeln sichere Rahmenbedingungen dringender als alles andere.

Investitionen wie Kreditaufnahmen sind nur dann rational möglich, wenn das Verhalten von Staaten und Notenbanken vorhersehbar ist. Und das ist es in Europa keineswegs. Bekanntestes Beispiel für falsche Behauptungen von Notenbanken, Regierungen und EU-Instanzen sind die regelmäßigen Beteuerungen, dass Griechenland/Irland/Portugal/(und wieder)Griechenland keine Sonderhilfe benötigen. Was dann wenige Wochen später jeweils anders war. Wer soll da heute noch den fast bis auf den Buchstaben gleichlautenden Beteuerungen in Hinblick auf Spanien und Italien glauben?

Das führt Banken wie Versicherungen in ein unlösbares Dilemma. Sie stehen nämlich vor der Frage: Soll und darf man das Geld der Anleger, Sparer und Lebensversicherten nun in einem der genannten Länder anlegen oder nicht? Legen sie dort im Vertrauen auf die Aussagen der Politik und Notenbanken Geld an, aber eines jener Länder wird dann doch fallengelassen (oder gar mehrere), dann sind manche Finanzinstitute selber in Lebensgefahr. Zumindest werden sie in jedem Fall erneut als böse Spekulanten an den Pranger gestellt, die in Junk-Papiere investiert hätten.

Legen sie hingegen in den Wackelländern – zu denen Skeptiker übrigens auch schon Frankreich rechnen – nicht an, dann hat das zwei andere Folgen: Makroökonomisch könnten dadurch diese Länder erst recht ins Schleudern kommen, wenn sie kein Geld mehr bekommen. Überstehen die Krisenländer aber ihre Solvenzprobleme, dann haben sich die vorsichtigen Banken und Versicherungen selbst schwer und ohne Nutzen geschädigt. Sie verlieren dramatische Marktanteile, weil sie zum Unterschied von der Konkurrenz ihren Kunden nicht die hohen Zinserträge südeuropäischer Anleihen verschafft haben. Banken, die Anlegern wegen ihrer vorsichtigen Veranlagung niedrige Zinsen zahlen, Lebensversicherungen, die deswegen geringe Gewinnbeteiligungen erzielen, haben bald keine Kunden mehr.

Dabei ist derzeit sehr viel Geld zu veranlagen. Viele Fonds und insbesondere Versicherungen sind überdies rechtlich verpflichtet, einen Teil nur in Staatspapieren zu veranlagen. Deutschland aber legt gar nicht so viele Anleihen auf, wie es als derzeit relativ sicherster Platz Europas könnte. Was den Deutschen wieder sehr niedrige Zinssätze ermöglicht. Was wiederum manche Anleger zu spekulativen Papieren greifen lässt.

Das alles ist eine tödliche Spirale. Und sie würde nur gebrochen, könnte man den Aussagen von Finanzministern, Regierungs- und Notenbankchefs wieder vertrauen. Was man aber nur noch als Coniunctivus Irrealis sagen kann.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Die großen Tricks des kleinen Kanzlerdarstellers

08. Juni 2011 00:27 | Autor: Andreas Unterberger

Werner Faymann hat eine neue Idee: Er kündigt jetzt schon an, gemeinsam mit der nächsten Nationalratswahl eine Volksbefragung über das Bundesheer abzuhalten. Durchsichtiger geht’s nimmer. Denn damit ist endgültig klar, dass die ganze Heeresdebatte ein von langer Hand vorbereiteter Wahlkampfgag ist und dass Faymann schon jetzt Tag und Nacht nur an die nächste Wahl denkt. Aber dennoch dürfte ihm der Gag gelingen. Das zeigt die knieweiche Reaktion der ÖVP.

Die Ankündigung Faymanns – natürlich schon wieder via Kronenzeitung – ist fast eine spiegelbildliche Wiederholung der Faymann-Tricks vor dem letzten Wahltag. Österreichs Budget leidet heute noch daran, dass Faymann in klarem Bruch der Koalitionsvereinbarungen drei Tage vor der Wahl Milliarden beim Fenster hinauszuwerfen beschlossen hat: für die Verlängerung der Hacklerpension, für die Abschaffung der Studiengebühren und so weiter.

Dass die ÖVP dann im letzten Augenblick selbst mit der SPÖ und mit sich ihren Spaß machenden Oppositionsparteien für einen Teil der Verschwendungen gestimmt hat, rechtfertigt Faymanns Infamie und Vertragsbruch in keiner Weise. Das zeigt in Wahrheit nur die Hilflosigkeit der Volkspartei gegenüber dem roten Intrigenkaiser. Besonders peinlich für die ÖVP war dann aber vor allem, dass sie mit diesem  Mann dann einige Wochen später wieder  eine neue Koalition einging – ohne dass sie auf der Rücknahme der Beschlüsse beharrt hätte.

Gewiss, das Kapitel des dafür verantwortlichen Josef Pröll ist inzwischen beendet. Aber auch Michael Spindelegger hat bisher noch nicht gezeigt, dass er den Tricks und Fouls des roten Kanzlerdarstellers besser gewachsen wäre als sein Vorgänger.

Gewiss ist die ÖVP prinzipiell von mehr Verantwortungsbewusstsein beseelt als die SPÖ, die einen einzigen Orientierungspunkt hat: die Macht mit allen Mitteln zu erobern beziehungsweise zu verteidigen. Das Land und seine Zukunft sind ihr hingegen völlig egal.

Das entschuldigt aber erstens noch nicht, dass die ÖVP weiterhin keine klaren Ansagen zustandebringt, wie es mit dem Bundesheer und der Sicherheit des Landes sowie mit  dem Zivildienst nun weitergehen soll. Dass in diesem Bereich Geldmittel für die Zukunft der österreichischen Sicherheit besser investiert wären als bei der griechisch-portugiesischen Geldvernichtung, steht zum Beispiel längst außer Zweifel.

Und zweitens sollte die einst große bürgerliche Partei das von Faymann angekündigte Foul mit Anlauf zum Anlass nehmen, selbst einige Gegenmaßnahmen zu setzen. Denn wenn Faymann bereit ist, mit einer Volksbefragung den Koalitionspakt zu brechen, dann legitimiert das im Gegenzug ähnliche Aktionen der Volkspartei. Dazu nur einige Beispiele für mehrheitsträchtige (und dringend notwendige) Volksbefragungen:

Gewiss ist nicht immer klar, wie diese Befragungen ausgehen würden. Das ist es aber auch beim Wehrpflicht-Thema nicht. Aber dann sind jedenfalls die Wähler selber für die teuren Folgen ihres Abstimmungsverhaltens verantwortlich.

Aber sich einfach widerstandslos ständig von Faymann und seinen Tricks vorführen zu lassen, ohne dass mit dem Mann außer öligem Gewäsch irgendetwas Positives für Österreich zu beschließen wäre, das ist wahrscheinlich der wichtigste Grund, weshalb die Überlebenschancen der Volkspartei immer mehr schwinden. Einer ÖVP, die in der öffentlichen Ankündigung eines Koalitionsbruchs in zweieinhalb Jahren noch ein „positives Signal“ sieht, ist wirklich nicht mehr zu helfen. Die Partei ist schon so mürbe, dass sie sich sogar noch dafür bedankt, dass die SPÖ das Regierungsprogramm mit seinem flammenden Bekenntnis zur verfassungsmäßigen Wehrpflicht nicht schon jetzt bricht.

 

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Die Brandstifter als Feuerlöscher

07. Juni 2011 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Hurra, das Pyramidenspiel ist um eine weitere Runde verlängert worden! Große Gewinne locken! Und dabei ist die neue Runde viel billiger als die erste (noch)! Jeder gewinnt! Zumindest jeder, der am Schluss keinen Schwarzen Peter im Blatt – Pardon, griechische Anleihen auf seinem Depot-Konto hat.

Der Milliarden-Geldfluss nach Griechenland hat in Wahrheit längst alle Pyramidenspiele übertroffen. Das sind jene Betrügereien, bei der jeder Mitspieler zehn Euro an einen früheren Spieler zahlen und selbst zehn weitere Spieler finden muss, die ebenfalls an einen früheren Mitspieler (einer Spielebene später) jeweils zehn Euro überweisen müssen, und von denen dann jeder ebenfalls zehn weitere Mitspieler finden muss. Immer unter dem Versprechen, irgendwann einmal selbst Gelder überwiesen zu bekommen.

Das geht so weiter, bis – ja, bis das Spiel kollabiert, weil niemand mehr bereit ist, sich auf einen solchen Schwachsinn einzulassen. An diesem Schwachsinn haben die allerersten in der Kette aber inzwischen sehr gut verdient. Die anderen sind jedoch die Blöden. Solche betrügerischen Spiele sind daher in fast allen Ländern zu Recht verboten.

Zu Recht verboten ist in der EU auch all das, was Europas Regierungen und Zentralbanken seit 13 Monaten tun: Sie werfen gutes Geld dem von schuldenmacherischen Regierungen schon verbrannten schlechten Geld nach. Und müssen nun immer weiter Geld nachwerfen. Nur damit das Spiel nicht platzt. Was es natürlich eines Tage sehr wohl tun wird.

Die EU und ihre Mitglieder haben rund ums Geld in den letzten eineinhalb Jahrzehnten mit großer Brutalität alle Regeln gebrochen, die sie davor selbst auf Verlangen vor allem deutscher Ökonomen und Wähler aufgestellt haben. Die Deutschen waren ja nur unter strengen Stabilitätsauflagen bereit, die D-Mark gegen den Euro herzugeben.

Dennoch hat die EU Länder in den Euro-Raum aufgenommen, die an keinem einzigen Tag die als eigentlich unabdingbare Kriterien festgelegten Aufnahmebedingungen („Maastricht-Kriterien“) erfüllt haben. Das hat übrigens auch für Österreich gegolten, mit Ausnahme des Jahres 2007. Seit dem letzten Jahr wird auch noch die eiserne No-Bailout-Regel gebrochen, die rechtsverbindlich festhält, dass weder die EU noch die Europäische Zentralbank noch andere Euro-Staaten einem leichtfertigen Schuldenstaat durch Kredite helfen dürfen. Selbstverständlich hat dann auch noch Griechenland seine Zusagen gebrochen, die es im Vorjahr abgegeben hat, um an die europäischen Gelder heranzukommen. Mit den schon im Vorjahr vereinbarten Privatisierungen wurde bisher keine Sekunde lang ernst gemacht. Jetzt wird halt wieder alles Mögliche versprochen, weil das Land wieder Geld braucht.

Wie wird das alles enden? Genau mit dem, was alle jene als völlig ausgeschlossen bezeichnen, die einst monatelang völlig ausgeschlossen haben, dass Griechenland, dass Irland, dass Portugal Hilfe der anderen EU-Länder benötigen – bis dann halt plötzlich doch die Hilfsmilliarden gerollt sind: Die Krise kann nur mit einer gewaschenen Inflation enden. Anders können die riesigen Mengen an Schulden gar nicht begleichen werden. Wenn hingegen das Geld nichts mehr wert ist, werden auch die Schulden nichts mehr wert sein. Dann sind alle Schuldner fein raus. Die Sparer, Anleger und Gläubiger halt ein bisschen weniger. Aber die kann man ja eh immer leicht als böse Kapitalisten denunzieren.

Diesen Kern der Dinge sollte man nie aus den Augen verlieren – auch wenn Politik und Notenbanker uns mit einem Strudel von komplizierten Erklärungen und finanztechnischen Konstruktionen Sand in unsere Sehorgane streuen wollen. In den letzten Tagen haben sie das mit zwei weiteren Konstruktionen getan, die an sich köstlich wären, wären sie nicht in Wahrheit so infam.

Erstens: Die Regierungen wollen nun private Schuldner zwingen, sich „freiwillig“ – echt: Sie reden von freiwillig! – an der nächsten Etappe der Griechenland-Hilfe zu beteiligen. Und zweitens: In bestehende Verträge über Staatskredite sollen nachträglich rückwirkende Klauseln eingebaut werden, etwa des Inhalts, dass die Rückzahlung der Kredite weit nach hinten verschoben wird. Wenn ein privater Schuldner solches versucht, verliert er jeden Prozess. Wenn es Staaten tun, dann lassen sie sich als Retter feiern. Und die von begnadeter Kurzsichtigkeit geschlagenen Aktienmärkte feiern mit.

Oder sind die Akteure auf den Aktienmärkten gar nicht so kurzsichtig? Eigentlich ist die dortige Reaktion ja nur logisch. Denn wenn jeder angesichts der sich nähernden Inflation sein Bargeld möglichst rasch loswerden und in Gold, Eigentumswohnungen oder eben Aktien eintauschen will, dann treibt das eben die Kurse auf den Aktienmärkten zwingend nach oben. So werden insbesondere schon wieder abenteuerliche Summen für Internet-Firmen bezahlt – so wie wenn der Dot.com-Crash des Jahres 2000 nie passiert wäre (also der vorletzte Finanzkollaps).

Warum wird Griechenland – dessen Bürger ohnedies nur Resteuropa wild beschimpfen – nicht seinem Schicksal überlassen? Da geben uns Regierungen und Notenbanken neben Solidaritäts-Gerede eine einhellige Antwort: Dann würden auch viele westeuropäischen Banken krachen. Sagen sie.

Diese Antwort ist nur absolut falsch. Wahr ist vielmehr: Erstens würden die meisten nicht krachen, weil sie längst vorgesorgt haben; zweitens wäre ein Crash oder ein Crash in der harmloseren Form einer Umschuldung noch billiger als die unendlich eskalierenden Griechenland/Portugal/Irland-Hilfen, auch wenn dann der Steuerzahler einige Kreditinstitute retten muss (was er freilich nur unter heftiger Beteiligung auch der Eigentümer dieser Banken und unter sofortigem Jobverlust für deren Manager tun sollte).

Regierungen und Notenbanken sind aber sehr erfolgreich mit dieser Schuldzuschiebung. Denn sie haben zwar eine schlechte Finanzpolitik, aber die weitaus besten PR-Apparate. Sie haben vor allem jedes Interesse, die Schuld auf andere zu schieben.

Denn in Wahrheit sind sie selber die Hauptursache der Finanzkrise:

Erstens verhalten sich viele andere Regierungen Europas fast ebenso verschwenderisch wie die griechische. Wenn auf jeden Österreicher rund 25.000 Euro an Staatsschulden entfallen und auf jeden Griechen 29.000, ist der Unterschied nur noch marginal . Daher fürchten sich die Regierungen davor, dass die Bürger bei einem Crash in Griechenland plötzlich erkennen könnten, welchen Rattenfängern sie selbst auf den Leim gegangen sind.

Zweitens sind längst die Notenbanken, insbesondere die EZB heute die größten Besitzer griechischer und anderer stinkender Staatspapiere, die sie bei einem Crash Athens sofort abschreiben müssten. Bei einer Entsorgung der Schulden auf dem Inflationsweg hingegen könnte man dann immer dem bösen Handel, den Benzinfirmen und irgendwelchen düsteren Spekulanten die Schuld an den rasch explodierenden Preisen geben.

Und drittens hätte eine Entwertung der griechischen Anleihen auch für die Anleihen aller anderen Länder sofort gewaltige Folgen: Deren Zinsen würden rapide in die Höhe schnallen. Denn damit wäre über Nacht die Fiktion beendet, dass Staatspapiere risikolos und sicher seien. Damit müsste auch die absurde Fiktion der diversen Basel-Abkommen ein Ende finden, dass eine Bank kein oder fast kein Eigenkapital als Sicherstellung bunkern muss, wenn sie einem Staat Geld borgt. Dann wüsste das nicht nur Andreas Treichl, sondern auch jeder andere Geldverleiher, bei dem ein Finanzminister anklopfen sollte.

Mit anderen Worten: Die tollen Feuerlöscher des Finanzbrandes sind selbst die ärgsten Brandstifter gewesen.

Ihnen steht aber eine über ökonomische Grundzusammenhänge total ahnungslose Öffentlichkeit gegenüber. Um nur ein aktuelles Beispiel dafür zu nennen: Ein Moderator der ORF-Zeit-im-Bild erklärte uns dieser Tage die Lage in Portgual, das mitten in seiner eigenen Schuldenkrise wählte, so: „Die Konservativen wollen sparen, aber dann gibt’s kein Geld.“ Na, wenn das so ist: Dann sparen wir nicht, dann geben wir das Geld halt – weiterhin –  wie Heu aus und haben immer genug davon. Warum fragen die nicht den ORF?

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Ethische Atomspezialisten, schuldige Unschuldige, neoliberale Kulturmenschen

06. Juni 2011 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Diese Welt ist voller seltsamer Merkwürdigkeiten – auch außerhalb Österreichs. Viele weltweite Beobachtungen aus den vergangenen Tagen haben den kleinen Beobachter immer wieder ins Staunen versetzt.

In Deutschland etwa hat eine Ethik-Kommission nun für die dortige Regierung die Entscheidung über die Zukunft der Atomkraftwerke getroffen. Und sie hat dabei ein präzises ethisches Urteil abgegeben: Bis 2022 sind AKW ethisch korrekt, nachher nicht mehr. Das hat eine bunte Mischung aus Bischöfen, Soziologieprofessoren, Geschichtslehrern, Altpolitikern usw. erkannt. Irgendwie bewundernswert.

Ob danach (oder auch schon am Weg dorthin) Deutschland seinen Wohlstand halten kann, wie es die Stromversorgung seiner Bürger und Arbeitsplätze regelt, welche Auswirkungen der deutsche Stromkollaps auf die Nachbarstaaten haben wird, wie hoch die in den letzten Jahren von Gerhard Schröders fünf auf drei Millionen abgesunkenen Arbeitslosenzahlen als Folge der Energieverknappung wieder steigen werden: Das sind alles offenbar unethische Fragen, die niemanden scheren. Und deshalb saßen auch nur wenige Energieexperten und Ökonomen in der Kommission.

Aber Angela Merkel glaubt, solcherart wieder die verloren gegangenen Wähler zurückholen zu können. Und sie übersieht, dass diese in dem wirren ethischen Gerede nur noch eines heraushören: Merkel hat neuerlich ihre Führungsschwäche unter Beweis gestellt.

Die Bundeskanzlerin übersieht aber auch, dass Deutschland hurtig dabei ist, seine plötzlich wirtschaftliche Erholung nach zwei Jahrzehnten depressiver Krise durch diese Schockreaktion auf die grünen Wahlerfolge schon wieder im Eiltempo zu verspielen.

In China hingegen hat man keine Ethik-Kommissionen – und prompt forciert das Land den Ausbau der Atomenergie. Es tut das nicht zuletzt im Kampf gegen die Umweltverschmutzung – und zwar gegen die echte, nicht gegen eine in den Computern der Global-Warming-Industrie errechnete. In China sind jedenfalls mehr als doppelt so viele Reaktoren in Bau, wie dort schon in Betrieb sind. Und China will sich nun auch die jetzt arbeitslos werdenden deutschen Atom-Ingenieure holen. Ist es sehr schwer zu erraten, ob es in ein paar Jahrzehnten Europa oder China besser gehen wird?

In Russland ist der einstige Unternehmer Michail Chodorkowski in zwei grotesken Prozessen zu langen Serienstrafen verurteilt worden, ohne dass unabhängige Rechtsexperten auch nur ein einziges Delikt des Mannes erkannt hätten. Außer dass er es gewagt hat, Machthaber Putin zu kritisieren; außer dass in Russland (und vielleicht auch schon bei uns?) jeder Unternehmer automatisch als Mafioso gilt; außer dass er ein Jude ist. Der sogenannte Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg (in den bekannte Rechtsstaaten wie Aserbaidschan, Serbien und Mazedonien genauso einen Richter entsenden wie Österreich oder Deutschland) hat die Urteile jedenfalls stehen gelassen.

Der Gerichtshof tat dies noch dazu mit einer sensationellen Begründung: Die Anwälte Chodorkowskis hätten zuwenig Beweise für dessen Unschuld vorgelegt. Als ich einst Jus studiert habe, da hatten noch Gerichte und Staatsanwälte vor einer Verurteilung die Schuld eines Angeklagten beweisen müssen. Beim Menschenrechtsgerichtshof ist es heutzutage offensichtlich umgekehrt; da muss ein Angeklagter seine Unschuld beweisen. Wirklich toll, wie sich die Menschenrechte weiterentwickelt haben. Bravo! Und Russlands Machtelite – also die Geheimdienste – haben jetzt endgültig freie Bahn, sich unter fadenscheinigsten Vorwänden weitere Firmen zu schnappen und die bisherigen Eigentümer einzulochen. Noch einmal ein doppeltes Bravo!

Polen hat heute überaus eindrucksvolle Wirtschaftsperspektiven. Es konnte sogar die Krisenjahre ohne ein Wachstumsminus überstehen. Das ist klare Folge einer mutigen neoliberalen Wirtschaftspolitik mit Deregulierungen, niedrigen Steuern und Privatisierungen (und – ausgerechnet jetzt – sogar der Einführung der Atomenergie).

Dafür setzen halt andere Länder mehr auf Kultur, wissen jetzt sofort einige Besserwisser. Und irren damit. In keinem Land werden derzeit so viele Kulturbauten errichtet wie in eben diesem Polen. Museen, Theater, Konzerthallen: Alles wird dort derzeit gebaut, heftiger denn je in Polens Geschichte. Wollen diese grauslichen Liberalen jetzt auch in Sachen Kultur den Hochsteuer-Sozialismus übertrumpfen, der in anderen Ländern reihenweise Kulturausgaben streicht? Das ginge doch wirklich zu weit.

Nochmals Deutschland: Was ich hier vor einigen Wochen als theoretische Konsequenz des feministischen Quoten-Unsinns bezeichnet habe, haben die deutschen Sozialdemokraten postwendend beschlossen: Alle Führungsgremien der SPD müssen künftig mindestens 15 Prozent Mitglieder mit Migrationshintergrund haben. (Und hierzulande jubelt natürlich das „Profil“ und empfiehlt Österreich Ähnliches). Und wie ist es mit meinen Quoten als Linkshänder, Brillenträger und Hundefürchter? Wo ist mein garantierter Platz?

In Schweden ist der König arg unter Beschuss gekommen und sogar mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert. Er soll sich in jüngeren Jahren des öfteren bei sogenannten Herrenabenden in (meist ausländischen) Nachtklubs amüsiert haben. Jetzt könnten auch Photos veröffentlicht werden. Das erstaunt vor allem aus einem Grund: Schweden war in den Sechziger und Siebziger Jahren weltweit als Mekka der freien Liebe und sexuellen Großzügigkeit bekannt. Hat das für alle, nur nicht den König gegolten? Oder haben sich die Moralvorstellungen oben im Norden wieder in eine ganz andere Richtung gewandelt?

Zum Abschluss noch einmal Deutschland: Dort lässt sich die SPD schon in einigen Bundesländern von der neokommunistischen „Linken“ die Mehrheit verschaffen. Dass diese Partei eine Nachfolgepartei der diktatorischen SED ist, stört die Sozialdemokraten ebensowenig wie die Tatsache, dass die Linke nun immer stärker antisemitisch wird und in alter Manier sogar zum Boykott israelischer Waren aufruft. Die Sozialdemokraten schweigen dazu. Sie schweigen aber nicht nur, sondern machen sich auch selbst ganz direkt die Hände schmutzig. In Nordrhein-Westfalen haben sie jetzt sogar eine Staatssekretärin mit türkischen Wurzeln berufen, die engste Kontakte zu prominenten türkischen Rechtsradikalen unterhalten hat, darunter auch zu den Grauen Wölfen, denen der Papstattentäter Agca angehört hat. Die Sozialdemokraten werden aber mit Sicherheit neuerlich den braunen Farbkübel herauszuholen, wenn wieder irgendwo eine rechtspopulistische Partei Wahlerfolge feiert – auch wenn diese nicht das geringste mit Antisemitismus oder Neonazismus am Hut hat. Das alte Motto gilt weiterhin: Wenn einer links ist, darf er alles. Der Rest wird verboten.

 

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Bürgerliche Trauer um die gedemütigten Sozialisten

05. Juni 2011 22:09 | Autor: Andreas Unterberger

Wird es in Europa bald gar keine Sozialisten als Regierungschefs geben – bis auf ein kleines Dorf hinter den sieben Bergen namens Österreich? Darauf deutet nach dem Sonntag viel hin. Aber es ist in Wahrheit alles andere als ein Grund zur Freude für Nichtsozialisten.

In Portugal wurden am Sonntag die Sozialisten mit Donner und Krach abgewählt. Und in Slowenien erlitt die Linksregierung bei mehreren Referenden eine so schwere Niederlage, dass dort jetzt Neuwahlen unvermeidlich erscheinen.

Aber warum soll das für bürgerliche Menschen kein Grund der Freude sein? Die Antwort ist einfach: Die Sozialisten haben in beiden Ländern – wie auch schon anderswo – Niederlagen erlitten, weil sie endlich einige Schritte Richtung Vernunft gehen wollten. In Slowenien etwa ging die wichtigste, von den Gewerkschaften erzwungene Referendumsfrage um eine Hinaufsetzung des Pensionsalters. Diese wird von den Gewerkschaften – die das eigentliche Erzübel der europäischen Gesellschaft geworden sind – strikt abgelehnt. Ähnlich ist auch in Portugal die Linksregierung an der Ablehnung von Sparmaßnahmen gescheitert.

Dieses Nein zu rettenden Maßnahmen aber ist eine echte Katastrophe. Wenn die Menschen nicht einmal so relativ schmerzarme Maßnahmen wie eine Hinaufsetzung des Pensionsalters akzeptieren, dann steuert ganz Europa dem Abgrund zu. Wenn Mäßigung und Vernunft erst unter dem Kuratel des Internationalen Währungsfonds eine Chance bekommen, dann führen Europas Bürger auch die Demokratie ad absurdum.

Hauptschuldige Totengräber der Demokratie wie auch unserer Chance auf künftigen Wohlstand sind die Gewerkschaften – und all jene Journalisten, die den dumpfen Massenprotesten zwischen Athen und Madrid zujubeln, obwohl die ins absolute Nichts führen. Alle Politiker als Diebe zu beschimpfen ist zwar vielleicht eine gute Psychotherapie, aber keine politische Alternative. Zu allem nur Nein zu sagen und nur immer weiter Schulden machen wollen, ist es schon gar nicht.

Und dass die österreichische Gewerkschaft um keinen Deut besser ist, sondern genauso verantwortungslos wie die ausländischen Kollegen, hat deren Chef am Sonntag im Fernsehen wieder des Langen und Breiten darlegen können. Wenn der ÖGB-Chef an Steuererhöhungen denkt, gerät er in Exstase wie Nachbars Hund beim Anblick einer Stelze.

 

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Die türkisch-österreichische Unfreundschaft

05. Juni 2011 00:33 | Autor: Andreas Unterberger

Ursula Plassnik wird nicht Generalsekretärin der OSZE. Denn die Türkei hat in einem mehr als unüblichen Akt ihr Veto dagegen eingelegt. Das ist in der Diplomatenwelt zwar das gute Recht der Türken. Plassnik wird es verschmerzen müssen (und sicher eine andere interessante Aufgabe finden). Österreich hingegen hat nicht nur das Recht, sondern seine Regierung hat auch die Pflicht, endlich in einer ganz anderen Sprache mit der Türkei umzugehen, als sie in den letzten Jahren nach Plassniks Abgang die Weichspüler der heimischen Außenpolitik praktiziert haben.

Dabei kommt einem etwa sofort der letzte Staatsbesuch des türkischen Präsidenten in Österreich in den Sinn, welcher von Heinz Fischer & Co überaus subaltern hofiert worden ist. Es wäre zumindest die Pflicht der Regierung gewesen, ihr Befremden über die religiös-chauvinistischen Auftritte des Präsidenten vor bestimmten türkischen Gruppen in Wien auszudrücken.

Es wäre ebenso schon seit Monaten Pflicht der Regierung, dem türkischen Botschafter mitzuteilen, dass er nach seinen beleidigenden öffentlichen Attacken auf Österreich in den nächsten 14 Tagen krankheitshalber auf sein Amt in Wien verzichten sollte; andernfalls werde er ganz offiziell hinausgeworfen. Es wäre auch längst schon Pflicht der österreichischen Regierung gewesen, gegen die nun erneut von der Türkei losfahrenden Gaza-Schiffe zu protestieren, die für Lebens- und Kriegsgefahr im Nahen Osten sorgen.

Es wäre noch viel mehr Pflicht der Regierung – und das in der Tat ganz unabhängig vom Ärger über die OSZE-Provokation –, endlich in Sachen Migration zu handeln. Und sich um die wirklich großen Problemfelder zu kümmern, die vor allem, wenn auch nicht nur mit türkischen Staatsbürgern zu tun haben.

Dabei geht es insbesondere um die Katastrophe, die sich unter dem schönfärberischen Titel „Familienzusammenführung“ alljährlich in tausendfacher Zahl abspielt: Da werden türkische Jugendliche, ohne einen Hauch von Sprach- oder brauchbarem Bildungshintergrund, in arrangierten oder gar erzwungenen Ehen nach Österreich importiert, wo sie in einer total isolierten Welt leben und sich vermehren, jedoch auch nach Jahrzehnten noch nicht die Sprache können.

Ob nun Herr Kurz oder Frau Mikl-Leitner oder das Salzamt zuständig ist, ist letztlich egal. Österreich müsste jedenfalls dringend einen Zuwanderungsstopp unter dem Titel der nachträglichen Familienzusammenführung für alle 3- bis 20-Jährigen verhängen. Das trifft einerseits die (armen) Opfer solcher arrangierten Ehen. Das trifft andererseits die (armen) Kinder von in Österreich lebenden Ausländern, die man jahrelang unter Bezug der satten Familienbeihilfe aus Österreich im Ausland billigst bei Großeltern oder Tanten aufwachsen lässt, und die erst schnell vor Abschluss der Schulpflicht nach Österreich geholt werden.

Das alles hätte schon längst ohne Rücksicht auf Plassnik oder eine Mitgliedschaft der Republik in einem UN-Gremium oder sonstige Diplomaten-Interessen geschehen müssen. Und vor allem ohne Rücksicht auf die ebenso üblichen wie irrelevanten Proteste von Amnesty oder Caritas, die ja sowieso längst schon alle Einwanderungstore geöffnet hätten.

PS: Zur OSZE fällt seit Jahren niemandem mehr etwas wirklich Sinnvolles ein, weshalb diese Organisation nach Ende des Ost-West-Konflikts überhaupt noch notwendig sein sollte. Sie hat so wie der Europarat die eigene Existenzberechtigung längst überlebt. Einzig die in jenen Organisationen tätigen Beamten und Diplomaten werden noch mit Zähnen und Klauen den Sinn des Vereins zu verteidigen suchen. Überzeugen kann das freilich nicht mehr.

 

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Der ORF-Kaiser ist nackt und verkommen

04. Juni 2011 19:20 | Autor: Andreas Unterberger

Gerhard Zeiler hat explosiven Klartext über den ORF gesprochen. Der RTL-Spitzenmann hat in den Mund genommen, was hierzulande freilich jeder längst weiß: Nämlich dass es "wesentlichen Teilen der Politik nicht darum geht, wer das Unternehmen am besten führen kann, sondern wer willfährig parteipolitische Personalwünsche umsetzt". Deshalb verzichtet Zeiler auf die von ihm – wie er nun zugibt – seit einiger Zeit ins Auge gefasste Kandidatur als ORF-Generaldirektor. Deutlicher hätte man es nicht formulieren können, wie verkommen dieses Land unter einem Werner Faymann geworden ist.

Zwar weiß es jeder Fernseh-Zuschauer, jeder Radio-Hörer mit einigem kritischen Denkvermögen, aber es ist unglaublich wichtig, dass auch ein SPÖ-Mann solches einmal klar und vor allem in aller Öffentlichkeit ausspricht: "Man kann kein Unternehmen, das so große Herausforderungen zu bewältigen hat wie der ORF – kreative,  finanzielle und strukturelle –, erfolgreich führen, wenn Personalbesetzungen bis zur Abteilungsleiter-Ebene von politischer Seite beeinflusst werden und ständig parteipolitische Personalwünsche geäußert werden. Das geht schlicht und einfach nicht. Da leidet die Professionalität und da leidet die Kreativität."

Und noch deutlicher das Urteil über die charakterlosen Herren in allen ORF-Führungspositionen: "Es ist ein Problem, wenn eine ORF-Führung heute nicht Herr im eigenen Haus ist und glaubt, nur dann gewählt zu werden, wenn sie politische Postenbesetzungen akzeptiert. Das schadet dem Unternehmen nachhaltig."

Zeiler macht in Interviews unverwunden klar, dass sich seine Kritik primär gegen die SPÖ richtet. Dabei war der Mann einst Pressesprecher des SPÖ-Bundeskanzlers Fred Sinowatz!

Das Unfassbare ist, dass eine Partei, die weit weniger als 30 Prozent der Wähler hinter sich hat, im ORF wie in einer Parteiorganisation fuhrwerken kann. Wer ist daran schuld? Primär die Grünen, die den Roten bei jeder Sauerei die Mauer machen. Und sekundär die Orangen, die unfassbarerweise auch heute noch auf das Regime des Alexander Wrabetz setzen und sich gute Behandlung erkaufen wollen (die offenbar darin besteht, BZÖ-Skandale nicht zu erwähnen).

Historisch tragen aber auch Schwarz und Blau Mitschuld. Die FPÖ hat zumindest beim ersten Antreten des Herrn Wrabetz – wahrscheinlich auch wegen dessen familiärer Verquickungen tief ins blaue Milieu – für ihn gestimmt. Und die ÖVP hat zwar zu ihrer Ehre immer gegen ihn gestimmt, es aber bei den Koalitionsverhandlungen 2008 nicht einmal versucht, den ORF dem totalen (und totalitären) Zugriff der SPÖ zu entziehen. Medienpolitisch waren Josef Pröll die Raiffeisen-Interessen ganz offensichtlich ausreichend, die allen nutzen, nur nicht der ÖVP. Und bei Michael Spindelegger sieht man vorerst nicht einmal den Hauch einer kreativen Medienpolitik.

Wie eine solche Medienpolitik aussehen könnte? Primär würden zwei Initiativen genügen: Wenn die SPÖ eine Volksbefragung über die Wehrpflicht will, dann können ÖVP und FPÖ allemal noch eine über die Unabhängigkeit des ORF wollen und lancieren. Und zweitens müsste man natürlich der gigantischen Medienkorruption vor allem der SPÖ-Ministerien mit allen Mitteln des Straf- und Budgetrechts den Kampf ansagen. Ein Opfer dieses Kampfes wäre freilich auch der schwarze Inseratenverschleuderer Nikolaus Berlakovich. Was nicht wirklich schade wäre.

 

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Wie lange kann sich Österreich die Leistungsfeindlichkeit noch leisten?

04. Juni 2011 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Manches Mal sind es nur kleine Notizen, die nachdenklich machen, wie etwa diese in einer Schweizer Zeitung: Die fünf Prozent ärmsten Schweizer sind noch immer besser gestellt als die fünf Prozent reichsten Inder – trotz des indischen Wirtschaftsbooms. Das wird für die ärmsten Österreicher angesichts des hier noch viel stärkeren Wohlfahrtssystems nicht viel anders sein.

Solche Meldungen veranlassen Ideologen dazu, nach einer globalen Umverteilung zu rufen. Dagegen würden sich aber 90 Prozent der Schweizer (wie der Österreicher) heftig wehren. Das macht überdies in Summe nur alle ärmer, wie die Geschichte zeigt. Viel wichtiger ist es nachzudenken: Was sind eigentlich die Wurzeln des mitteleuropäischen Wohlstands? Und wird er sich – mit oder ohne Vorsprung gegenüber anderen – halten lassen?

Mit Bodenschätzen, Kolonialismus oder ererbtem Reichtum lässt sich da gar nichts erklären. Die Schweiz ist eines der bodenschatzärmsten Länder der Welt; sie hatte noch weniger Kolonien als Österreich; und dieses war 1945 das ärmste Land Europas – ärmer als manche Länder, die sich heute in der Schublade „Dritte Welt“ finden.

Auch genetische Erklärungen helfen nicht weiter. Denn breite Studien aus den USA zeigen, dass die Asiaten (dort vor allem Vietnamesen und Chinesen) sowohl bei Intelligenztests wie auch an den Unis weit besser abschneiden als die Weißen.

Die einzige valide Erklärung für den sich nicht nur im Konsum, sondern auch bei Lebenserwartung und Kultur auswirkenden Wohlstand ist das europäische Wertesystem. Dessen Basis lautet: Freiheit und Leistung im Rahmen einer liberalen Rechtsordnung.

Freiheit und Leistungsbereitschaft wurzeln in Europas kollektiven Erfahrungen wie auch im Christentum, auch wenn sich manche Theologen schwer damit tun. Das Rechtssystem wiederum ist ein Erbe der alten Römer. Insofern ist die Basis der heute stabilsten, friedlichsten, gesündesten und wohlhabendsten Gesellschaften der Menschheitsgeschichte also schon auf eine Erbschaft zurückzuführen, jedoch auf eine immaterielle.

Die große Frage ist heute freilich: Sind wir uns noch immer dieses Fundaments bewusst? Ist den Europäern klar, dass Freiheit, Leistung und Rechtsstaat ständig verteidigt und neu erkämpft werden müssen? Ich fürchte: Nein.

Der Wert der Freiheit – von der Meinungs- bis zur Erwerbsfreiheit – war für die Europäer nach den beiden mörderischen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts offenkundig. Jedoch sind heute die allermeisten dahingestorben, die noch eine eigene Erfahrung mit diesen Systemen hatten. Eine der Folgen: Die Freiheit wird immer mehr durch Regeln und Gesetze, aber auch die einengende Herrschaft einer Politischen Korrektheit reduziert.

Noch rascher schwindet das Bewusstsein der Notwendigkeit von Leistung. Jahrzehntelange Gehirnwäsche hat uns suggeriert: Wir müssten nur die Partei X wählen, dann verdienen wir mehr, dann gehen wir immer früher in Pension, dann gibt es immer mehr gratis. Jahrzehntelang hat der öffentlich-rechtliche(!) Rundfunk nach derselben Masche Witzchen gemacht: „Furchtbar, heute ist Montag! Wann kommt endlich das Wochenende?“

Der Traum von der Leistungslosigkeit schlägt sich auch in harten Daten nieder: 1970 dauerte ein durchschnittliches Arbeitsleben 42 Jahre, heute nur noch 35 Jahre – trotz der um rund ein Jahrzehnt gestiegenen Lebenserwartung. 1970 betrug die Staatsverschuldung 12 Prozent des (damals noch dazu viel niedrigeren) Bruttoinlandsprodukts, heute liegt sie über 70 Prozent. Wobei die steil gestiegenen Pensionszusagen, für die nichts zurückgelegt worden ist, noch gar nicht einberechnet sind.

Nur ein immer kleiner werdender Teil der Bürger trägt noch die Leistungsanstrengungen. Der Rest ruht sich im morschen Wohlfahrtsstaat auf welken Lorbeeren einer verblichenen Vergangenheit aus. Das erinnert lebhaft an die Griechen, die seit mehr als 2000 Jahre nur von der Erinnerung an ihre große Vergangenheit leben. Mehr schlecht als recht.

Inder, Chinesen, Vietnamesen, Koreaner, Thais wollen hingegen das Match der Zukunft gewinnen, und zwar durch eine unglaubliche Leistungsorientierung. In ihren Schulen wird gebüffelt und gestrebert, dass sich die Balken biegen. Wettbewerb und beinharte Auslese regieren vom Kindergarten bis zum Berufsende. Arbeitszeitregelungen, Umweltschutz, Pensionssystem, Urlaubsansprüche, Gesundheitsversorgung: Überall stößt man in Asien auf eine total andere Welt.

Manche Leser werden jetzt denken: Will der Autor bei uns asiatische Verhältnisse haben? Natürlich will er das nicht. Es gibt aber keine angenehme Alternative zu einer starken Wiederbelebung des dahinsterbenden Leistungsprinzips. Wer glaubt, aus lauter Mitleid mit den wenig gewordenen Kindern (auch deren Zeugung gilt ja schon vielen als unzumutbare Mühe) und aus Angst vor den Wählern den Österreichern Anstrengungen und Wettbewerb ersparen zu können, der begeht in Wahrheit ein historisches Verbrechen. Nur über das Leistungsprinzip auf allen Feldern vom Beruf bis zum Sozialsystem können wir – zusammen mit Freiheit und Recht – unsere Zukunft sichern.

Die Geschichte ist erbarmungslos: Sie ist nämlich voll von untergegangenen, verarmten oder marginalisierten Kulturen.

(Dieser Text erscheint in ähnlicher Form auch in den ÖPU-Nachrichten der Österreichischen Professoren-Union.)

 

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SN-Kontroverse: Erbschaftssteuer einführen?

03. Juni 2011 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll zur Pflegefinanzierung eine Erbschaftssteuer eingeführt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Erbschaftssteuer gegen Pflegeleid

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Erben ist eine feine Angelegenheit. In Österreich besonders fein, weil dafür keine Steuer zu entrichten ist. Erben ist am feinsten für Betuchte. Denn die Erbchancen sind sozial ungleich verteilt. Fast zwei Drittel der Bevölkerung haben nichts zu erben. Wer hat, dem aber wird gegeben: Vermögende und Besserverdienende erben mehr und häufiger; Arbeiter erben am seltensten. Die Streuung der Erbschaftssummen ist enorm. Einer hohen Zahl von geringfügigen Erbschaften steht eine niedrige Zahl an sehr hohen Erbschaften gegenüber.

Die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer sollte daher aus vielerlei Gründen angegangen werden. Vor allem wäre sie ein Schritt, um mehr Verteilungsgerechtigkeit zu schaffen. Dies in einem Land, in dem die Besteuerung von Vermögen extrem niedrig, dafür aber die Abgaben und Steuern auf Arbeit hoch sind. Durch eine moderate und gestaffelte Erbschaftssteuer - es könnte eine Untergrenze für die Besteuerung eingeführt werden und der Steuersatz an die Größe der Erbschaft gebunden sein - können wichtige Aufgaben finanziert werden.

Auf der Hand liegt die Zweckbindung der Erbschaftssteuer zur Pflegefinanzierung. Deren Kosten werden sich laut OECD in den Industrieländern bis 2050 verdoppeln. Bis 2014 ist die Finanzierung der Pflege über den Pflegefonds zwar halbwegs gesichert; danach weiß aber niemand, wie es weitergeht. Das geltende Pflegesystem ist außerdem entwürdigend. Derzeit müsse ein Pflegebedürftiger zum Sozialfall werden, bevor er Unterstützung erhalte, wird der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau nicht müde zu kritisieren. Damit muss Schluss sein. Denn im Gegensatz zum Erben ist das Risiko ein Pflegefall zu werden in allen Bevölkerungsgruppen ziemlich gleich verteilt. Eine moderate Erbschaftssteuer könnte viel Pflegeleid mildern


Ein trickreicher Raubzug

Andreas Unterberger

 Es ist immer der gleiche Trick der Sozialdemokraten. Wenn ihnen in ihrer manischen Ausgabenwut wieder das Geld ausgeht, dann wird halt etwas Notwendiges als Begründung vorgeschoben: Gesundheit, Bildung oder Pflege. Verschwiegen wird bei diesen Raubzügen, dass dieser Staat den Bürgern ja jetzt schon 44 Prozent all ihrer Einkünfte abknöpft. Das ist weit mehr als im EU- oder Euroraum-Schnitt oder in Deutschland, wo die Abgabenquote zuletzt bei 40 bis 41 Prozent gelegen ist.

Gewiss: Pflege wird angesichts der Überalterung ein wachsendes Problem. Es gab aber keinen objektiven Grund außer billigem Populismus, dass der Angehörigenregress abgeschafft wurde - also die finanzielle Mithaftung der (oft schon heimlich mit den Sparbüchern bedienten) Kinder für die pflegebedürftigen Eltern. Es gab auch keinen objektiven Grund, dass diese Regierung jetzt über 90(!) ausgabenwirksame Projekte verkündet hat, aber kein einziges zur Einsparung. Obwohl in Zeiten der plötzlichen Hochkonjunktur ein Budgetüberschuss dringend am Platz wäre.

Und schon gar keinen Grund gibt es dafür, dass die Österreicher mit 58 Jahren um vier Jahre früher in Pension gehen als etwa die von der SPÖ immer als Vorbild gerühmten Schweden. Das kommt viel teurer als die Pflegekosten. Da die SPÖ aber weiter mit dem Arbeiterkammer-Schmäh bremst, dass die armen Österreicher (im besten und teuersten Gesundheitssystem!) halt zu krank und ausgelaugt wären, um noch arbeiten zu können, zeigt das erneut, wie recht Andreas Treichl mit seinen Adjektiven über die Politik hat.

Vermögens- und Erbschaftssteuern sind eine besonders dumme Idee. Bei aller ideologischen Verblendung sollte man nämlich wissen: Man trifft damit entweder die kleinen Häuslbauer und Lebensversicherungs-Sparer - oder gar niemanden. Denn die großen Vermögen sind schneller aus Österreich draußen, als das Gesetz gedruckt ist.

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Die erste Peinlichkeit der neuen Justizministerin

02. Juni 2011 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Beatrix Karl weiß sich des Beifalls der meisten Medien sicher, wenn sie sagt: „Herr Grasser wird behandelt wie jeder andere Bürger.“ Sie hat nur doppeltes Pech mit dieser schnoddrigen Aussage, die übrigens fast wörtlich so klingt wie die Sager ihrer Vorgängerin: Erstens wäre es ein noch viel größerer Skandal, wenn wirklich jeder Österreicher so behandelt würde; und zweitens stimmt die Behauptung auch aus einem zweiten Grund nicht.

Wir wollen zumindest hoffen, dass nicht bei allen Staatsbürgern aus Rache, weil die Staatsanwaltschaft mit einem öffentlich breitgetretenen Verdacht erfolg- und beweislos geblieben ist, einfach ein alter, schon rechtskräftig abgeschlossener Steuerakt ausgekramt und gleich mit zehnfacher Hausdurchsuchung kriminalisiert wird. Nur um die eigene Blamage nicht zugeben zu müssen, wird nun sogar eine Finanzbeamtin kriminalisiert, nur weil sie eine Finanzcausa anders beurteilt als die Staatsanwälte mit ihrem bekannt großen Wirtschaftsverständnis. Zugleich zeigen die Ministerin und ihre Staatsanwälte totales Desinteresse an den seltsamen Honoraren des Herrn Vranitzky, an der Bawag-Mitwisserschaft des Herrn Verzetnitsch oder an den Unterlagen über die Parteifinanzierung der SPÖ.

Falsch ist die Karl-Behauptung auch, weil eine Hausdurchsuchung bei „jedem anderen Bürger“ ganz sicher nicht via Pressemitteilung an alle Medien kommuniziert wird. Mit solchen Untergriffen wird nur der Angstfeind von Rot-Grün „bedient“. Diese Pressemitteilung hat unter anderem dafür gesorgt, dass Grassers Kinder von zahllosen Fernsehteams stundenlang belagert  und eingeschlossen worden sind.

Eine noch relativ harmlose Begründung für diese skandalöse 'Informationspolitik' wäre der Hinweis, dass bestimmte Medien von derartig 'geilen' Aktionen sowieso oft genug erfahren haben - und zwar via Bestechung von Justiz- oder Exekutivbeamten. Aber was ist das für ein Ministerium, das statt solchem Amtsmissbrauch energisch nachzugehen, selbst gleich allen Medien diese rechtswidrige Information zukommen lässt!? Tut es das aus Hilflosigkeit, aus Blödheit oder aus gezielter Bösartigkeit?

Gewiss hat die Ministerin recht damit, sich im Gegensatz zu ihrer kontaktfreudigen Vorgängerin nicht direkt mit Grassers Anwalt zu treffen. Sie hat aber absolut unrecht, nicht von sich aus eine Untersuchungskommission gegen diese mit großer Wahrscheinlichkeit parteipolitisch motivierten Praktiken der Wiener Staats- und Oberstaatsanwaltschaft zu beauftragen. Oder auch diese neue Exzesse den Innsbrucker Gerichten anzuvertrauen, die schon nach jahrelangem Vertuschen mit den schweren Fehlern der gleichen Wiener Staatsanwälte in Sachen Kampusch befasst worden sind und diese nun erstmals ordentlich untersuchen.

Mit großer Sicherheit werden zwar die Staatsanwälte dafür in rund fünf Jahren vom Menschenrechtsgerichtshof gerügt werden. Das ändert aber nichts daran, dass auch die neue Ministerin ihre außer Rand und Band geratenen und gleichzeitig schwer überforderten Staatsanwälte nicht in den Griff bekommt, sondern - von ihrem Ministerium schlecht beraten - sogar voll verteidigt.

Beugt sich das Recht dem Boulevard?

Besonders kühn ist die offizielle Begründung der Staatsanwaltschafts-Sprecher für diese Pressemitteilung: Das sei halt jetzt die neue Linie der Justiz, mehr in der Öffentlichkeit zu agieren, nachdem man für die alte von den Medien getadelt worden sei. Da bleibt einem wirklich der Atem weg: Weil der Boulevard, diesmal vor allem der wöchentlich erscheinende, danach verlangt hat, auch noch ungehindert buchstäblich in die Unterhosen von Promi-Familien schauen zu wollen, gibt das Justizministerium knieschlotternd nach. Und seine Beamten verletzen solcherart die Grundrechte von Staatsbürgern – etwa den Schutz des Familienlebens oder die Rechte von drei jedenfalls schuldlosen Kindern oder die Unschuldsvermutung oder die Gleichbehandlungspflicht. Und das alles natürlich, ohne dafür die Gesetze zu ändern. Glauben doch die Justiz-Akteure offensichtlich, selbst über den Gesetzen zu stehen. Die Medien glauben das ohnedies schon lange.

PS.: Den Zynismus des Ministeriums noch überboten hat wohl der linke ORF-Politruk Armin Wolf. Der twittert zur Grasser-Aktion voller Hohn: „Hausdurchsuchungen in Wien, Kitzbühel, Kärnten. Die Frisur sitzt.“

PPS.: Und wer sich über die Anständigkeit eines der obersten Grasser-Jagd-Organe ein weiteres Bild machen will, der sollte sich auch die jüngste Mitteilung aus dem Hause „Falter“ auf der Zunge zergehen lassen: Darin wird zugegeben, dass der Falter jahrelang eine „Landessubvention“ der Steiermark bekommen hat. Solche Subventionen unterscheiden sich jedoch durch ihren willkürlichen Charakter gravierend und grundsätzlich von der gesetzlich streng normierten und objektiven Presseförderung. Aber politische Subventionen sind ja offenbar die beste Voraussetzung für unabhängige Korruptionsjäger. Ebenso wie es die Fülle von Inseraten der Gemeinde Wien ist.

 

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Drogen für die Party

02. Juni 2011 00:09 | Autor: Andreas Unterberger

Manches Mal traut man seinen Augen nicht: Da fordert Stephan Schulmeister vom Wirtschaftsforschungsinstitut doch tatsächlich eine Fortsetzung der Niedrigzinspolitik. Das ist wohl ein schlagender Beweis dafür, dass viele Mensch nicht lernfähig sind, und sogenannte Experten schon gar nicht. Zumindest wenn sie die wirkliche Welt ignorieren.

Denn längst ist klar, dass keine andere Ursache der jüngsten Wirtschaftskrise folgenstärker war als eben die Niedrigzinspolitik der amerikanischen Fed. Ohne deren niedrige Zinsen hätte es niemals diese Fülle leichtfertiger Verschuldungen quer durch das Finanzsystem – und noch mehr quer durch die Staatenwelt geben können. Sogar die Begründung war damals die gleiche wie heute bei Schulmeister: Durch niedrige Zinsen werden Kredite billiger, und das sei gut gegen Wachstumsschwäche und Arbeitslosigkeit. In Wahrheit aber sind niedrige Zinsen so wirksam wie Schmerzmittel gegen einen eitrigen Zahn; diese sind zwar als Symptomkur beliebt, gleichzeitig wird der Krankheitsherd aber immer schlimmer.

Hundertfach hat die wirkliche Welt gezeigt: Am Schluss verursachen die infolge niedriger Zinsen angehäuften Schulden sowohl Wachstumsschwäche wie Arbeitslosigkeit wie Krisen. Und zwar alles in viel schlimmerem Ausmaß als bei Verzicht auf Symptomkuren.

Die Fed konnte sich in den Jahren vor 2008 noch zugute halten, dass damals die gemessene Inflation trotz enormer Geldschöpfung niedrig blieb. Man hat nur die Ursache der niedrigen Inflation übersehen: Ostasien überschwemmte die Verbrauchermärkte mit billigen Produkten, während die aufgeblähten Geldmittel überwiegend in Finanz-, Aktien- und in Immobilienblasen flossen. Deren späteres Platzen wurde dadurch unausweichlich. Heute haben wir nicht nur wild sich aufblähende Blasen (vom Gold bis zu den Immobilien), sondern auch schon monatlich munter zunehmende Inflationsraten. Die eigentlich zwingend zu Zinsenerhöhungen führen müssten.

Dennoch empfiehlt Schulmeister neuerlich Niedrigzinsen. Dabei muss er hoffen, dass sich niemand mehr an die Zeit vor der Krise erinnert. Damals hat nämlich derselbe Schulmeister die Europäer heftig getadelt, weil die Zinsen nicht ganz so niedrig waren wie in den USA.

Gewiss: Niedrige Zinsen können – genauso wie weitere Milliardenpakete für Griechenland – die gegenwärtige Überraschungs-Party noch ein paar Monate länger in Gang halten. Das Kopfweh und der Katzenjammer danach werden aber umso katastrophaler sein. Übrigens würden mit einer anderen, viel sinnvolleren Maßnahme die Kreditzinsen ebenfalls sinken: nämlich wenn Länder wie Deutschland oder Österreich, die derzeit in einem Zwischenhoch boomen, keine Schulden mehr machten, sondern Überschüsse erzielten. Was aber nicht der Fall ist.

Wer heute nach noch mehr billigem Geld ruft, der hat nur eines im Sinn: Er will weiteren Drogennachschub für die Party.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Alles schon einmal dagewesen - oder doch nicht

01. Juni 2011 01:50 | Autor: Andreas Unterberger

Wie sich die Bilder gleichen: Vor zwei Jahren hat sich eine kriselnde große Koalition auf ein umfangreiches Paket geeinigt und neuen Optimismus verkündet. Ähnliches geschah nun auf dem Semmering. Beide Male aber war das von den Schöpfern bejubelte Paket in Wahrheit teuer und total verfehlt. Der einzige Unterschied: Damals lag die SPÖ total am Boden (nicht zuletzt, weil die heutigen Faymann-Jubelmedien wie ORF und die drei Boulevard-Zeitungen Alfred Gusenbauer heruntergemacht haben - mit oder ohne Auftrag); heute liegt dort die ÖVP. So weit so offenkundig. Aber warum ist das Paket total verfehlt?

Dass die herbeigeredete Aufbruchsstimmung des Jahres 2008 nur wenige Monate später in Neuwahlen geendet hat, ist bekannt. Viel zu wenig bewusst sind sich die Österreicher hingegen des wirklich historischen Fehlers von Gusenbauer und Molterer. Was schade ist – denn dieser Fehler wird derzeit offenbar eins zu eins von Faymann-Spindelegger wiederholt.

Der Fehler auf den Punkt gebracht: Im Frühjahr 2008 herrscht noch die Abendsonne einer Hochkonjunktur; im Frühjahr 2011 herrscht ein plötzliches strahlendes Zwischenhoch am Konjunkturhimmel . Das sind die idealen Zeitpunkte, zu denen Staaten sparen sollten, um ein wenig Fett für die unweigerlich bald wieder kommenden mageren Jahre anzusetzen. Aber beide Male tut die Regierung so, als ob von nun an Österreich zum Schlaraffenland würde.

Aus Blödheit? Aus Feigheit? Das mag Andreas Treichl entscheiden. Tatsache ist, dass dieses Verhalten sowohl jedem gesunden Menschenverstand wie auch jedem ökonomischen Lehrbuch widerspricht (außer dem 50bändigen Arbeiterkammer-Werk „Fröhliches Schuldenmachen bis zum bitteren Ende“).

2011 ist diese Leichtfertigkeit aber noch schlimmer als damals. Beim letzten Mal hatten die Staatsschulden dank der eisernen (und von den Wählern nicht bedankten) Sparpolitik Schüssels und Grassers einen Tiefpunkt erzielt. Heute sind sie am absoluten historischen Höhepunkt.

Und da geht diese Regierung her und verkündet 90 (ausgeschrieben: neunzig) Punkte, die allesamt den Staatshaushalt Geld kosten und keinen einzigen Spar-Punkt, keine einzige kurz-, mittel- oder langfristige Strukturvereinfachung. Dass das jemand als Erfolg darstellen kann, hätte bis vor kurzem meine Vorstellungskraft überstiegen.

Natürlich sei es jedem gegönnt, der solcherart aus der Staatskasse bedient wird. Was aber nichts daran ändert, dass der Kurs ein völlig falscher ist.

Dass Faymann unter Politik nur populistisches Verschleudern gepumpten Geldes versteht, ist ja seit seiner furchtbaren Milliardenvernichtung vom 24. September 2008 allgemein bekannt. Und daher nicht weiter überraschend. Dass der neue ÖVP-Chef etwas für Kinder und Kirche herausschlägt, liegt auf ähnlicher Linie. Auch wenn Kinder ja noch irgendwie als Zukunftsinvestition zu verstehen sind. Auch wenn Spindelegger erkennen lässt, dass die Partei wenigstens wieder erkannt hat, wo ihre traditionelle Klientel eigentlich daheim ist (war). Dass es ihr wenig hilft – und dem Land schon gar nicht –, wenn ständig die Bauern bedient werden wie unter Pröll.

Trotzdem ist es erschütternd, dass die neue Finanzministerin keinen Hauch eines Widerstandes gegen die Ausgabenwut der neualten Regierung gezeigt hat. Maria Fekter scheint einem grundlegenden Missverständnis über die Aufgaben eines Finanzministers zu unterliegen. Die Bürger wollen in diesem Job nicht jemanden haben, der sich bemüht, nach harten Zeiten Everybody‘s Darling zu werden. Fekter hätte statt dessen wie eine Löwin für ein einziges Ziel kämpfen müssen: Nulldefizit sofort!

Denn wenn auf jeden Österreicher Schulden von 24.000 Euro entfallen, ist der Abstand zu den 29.000 auf den Schultern jedes Griechen nicht mehr allzu groß. Und die 15.000 Euro, die jeder Portugiese schuldet, kaum dass er die Welt erblickt hat, sind dagegen geradezu harmlos.

Aber die historisch unbeleckte Faymann-Truppe glaubt ja möglicherweise wirklich, die plötzlich sehr guten Wachstumszahlen blieben dauerhaft. Und die rasch wachsende Inflation, die Blasen im Immobilien- und im Rohstoffmarkt seien mit den üblichen Beschimpfungen der Wirtschaft (des Lebensmittelhandels, der Molkereien, der Benzinfirmen) wieder wegzukriegen, ohne dass sich auch der Absturz des Herbstes 2008 wiederholen würde.

Die Regierung übersieht dabei vor allem eines: Der jetzige Aufschwung hat einen einzigen Vater – das ist der erstaunliche Boom in Deutschland, von dem die wirtschaftlich eng verflochtene Alpenrepublik prima profitiert. Aber wenn man das übersieht, dann bekommt man auch nicht mit, dass die Deutschen soeben selber ein baldiges Ende des Booms beschlossen haben. Denn der totale Ausstieg aus der Kernenergie wird das Land (und seine Satrapen) mit absoluter Sicherheit in eine noch viel tiefere Krise stürzen, als sie im Herbst 2008 ausgebrochen ist.

Österreich sieht die geringe Belastbarkeit der Ursache des Aufschwungs nicht. Österreich macht ganz im Gegenteil den Unsinn mit. Und gibt daher Unsummen für die Wunschträume des (in SPÖ-Manier heftig inserierenden und daher nirgendwo kritisierten) Nikolaus Berlakovich aus. Dieser will nämlich gleichzeitig Österreich von importiertem Atomstrom unabhängig machen und die angeblich so gefährlichen CO2-Emissionen drastisch zurückfahren.

Das ist ohne eine schwere Wirtschaftskrise aber absolut unmöglich. Dennoch lächelt Berlakovich weiter das Lächeln des Ahnungslosen. In dieser Regierung gibt es nämlich niemanden, der von Volkswirtschaft eine marginale Ahnung hätte. Und dass die Voest künftig nur noch außerhalb Europas investieren will, braucht Berlakovich ja schon gar nicht zu stören. Die Voest steht nämlich nicht im Burgenland.

Zur Lösung dieser Absurdität kann man es sich auch so einfach machen wie die „Presse“, die einfach eine Greenpeace(!)-Graphik auf die Seite 1 druckt. Diese Graphik zeigt einen dramatisch zurückgehenden Energieverbrauch für die nächsten Jahre. Womit  das Dilemma der Energieknappheit spielend gelöst ist, zumindest auf dem Papier. Womit auch tollkühn ignoriert wird, dass in der Ökonomie keine Korrelation so eng und so gut bewiesen ist wie jene zwischen Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch. Oder ist es ohnedies der Zweck der Übung, dass ganz Europa durch diese Maßnahmen in eine bittere Depression hineingetrieben werden soll?

 

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Fußnote 203: Im Zweifel für den Angeklagten

01. Juni 2011 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Der deutsch-schweizer Wetter-Star Jörg Kachelmann ist vom Vergewaltigungsvorwurf freigesprochen worden. Im Zweifel.

Ob zu Recht oder Unrecht, kann ich im Gegensatz zu all den vielen klugen Menschen, die auch nicht beim Prozess dabei waren, nicht sagen. Aber interessant und lobenswert ist es jedenfalls, wenn ein deutsches Gericht diesen uralten Satz jedes Gerechtigkeitssystems ernsthaft praktiziert: Wenn die Schuld eines Angeklagten nicht zweifelsfrei erwiesen ist, dann ist er freizusprechen. Punkt. In Österreich wird bei Gerichten hingegen oft ein schlampiges Prinzip praktiziert: Wenn die Beweise nicht ausreichen, wird halt als fauler Kompromiss ein geringerer Strafrahmen benutzt. Noch weniger beachtet die Staatsanwaltschaft in letzter Zeit einen weiteren Rechtsgrundsatz: Karl-Heinz Grasser ist in ihren Augen einfach schuldig, auch wenn es weit und breit keinen Tatbeweis gibt. Und wenn man schon mit dem Vorwurf der Bestechung scheitert, wird halt ein altes Steuerverfahren aufgerollt und mit einer absurden Zahl von Hausdurchsuchungen begleitet – Freilich nur im Inland. Wenn man auch damit scheitert, dann werden halt ein paar Parkvergehen oder Fouls beim Fußballspielen dazu dienen, um Grasser zu schädigen. Irgendjemand muss ihn sehr fürchten.

 

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Europa ohne Strom

31. Mai 2011 01:58 | Autor: Andreas Unterberger

Die japanische Atomkatastrophe verändert Europas Zukunft mindestens genauso, wie es die Finanzkatastrophen einiger südeuropäischer Länder tun. Viele Deutsche und Österreicher freuen sich, dass als Folge der japanischen Katastrophe der Atomkraft offenbar keine Zukunft mehr bevorsteht. Deutschland hat schon acht Kraftwerke abgestellt. Und auch die nüchternen Schweizer wollen keine neuen AKW mehr bauen. Freilich werden die vorhandenen dort noch ein paar Jahrzehnte bespielt und der Nicht-Neu-Bauen-Wollen-Beschluss kann jederzeit revidiert werden, wie es etwa schon die Schweden einmal getan haben.

Die Freude über die Anti-Atom-Stimmung ist durchaus nachvollziehbar, auch wenn in Japan bisher trotz Tausender medialer Schreckensberichte kein einziges Todesopfer als Folge atomarer Strahlung bekannt geworden ist. Aber ebenso muss man darauf hinweisen, dass der Schaden in Japan doch deutlich größer ist als anfangs angenommen/befürchtet/erhofft.

Nukleare Strahlung ist etwas langfristig Unheimliches, und daher fürchten sich viele Menschen nachvollziehbarerweise vor ihr viel mehr als vor sonstigen Bedrohungen. Allerdings ist es Tatsache, dass andere Bedrohungen deutlich mehr Todesopfer gefordert haben als alle atomaren Schreckensszenarien. Und sie tun es täglich weiter: vom Straßenverkehr bis zu den vermeidbaren Krankheiten. Dennoch werden diese Bedrohungen von vielen Menschen nonchalant ignoriert, wie sie täglich durch ihren Lebensstil beweisen. Ebenso ignorieren sie die großen Opferzahlen anderer Methoden der Stromerzeugung.

Aber in demokratischen Gesellschaften sind natürlich die Ängste der Bürger ein relevantes Faktum. Und zwar unabhängig davon, ob sie von bestimmten Feinden der europäischen Gesellschaftsform aus ideologischen Gründen geschürt werden oder ob die Ängste objektiv in dieser Dimension berechtigt sind. Im deutschen Sprachraum ist die Atomangst jedenfalls Tatsache, auch wenn man sich anderswo über die „deutsche Angst“ lustig macht, die bezeichnenderweise für Engländer und Amerikaner ein deutsches Fremdwort geworden ist.

Diese Angst muss zweifellos auch die EU berücksichtigen, etwa bei ihren neuen AKW-Stresstests. Sie hat nun beschlossen, dass bei den Tests auch die Folgen eines Flugzeugabsturzes einzukalkulieren sind. Skurril bleibt freilich, dass ein ebensolcher Flugzeugabsturz auf eine der vielen großen Staumauern von Wasserkraftwerken in keinem europäischen Stress-Test erfasst wird. Dabei hätte ein dadurch ausgelöster Staumauer-Bruch ebenfalls verheerende Folgen.

Unabhängig davon kann man den europäischen – und zuletzt insbesondere den deutschen – Verantwortlichen einen großen Vorwurf nicht ersparen: Niemand macht die Menschen auf die gewaltigen Kosten und Risiken der neuen Atom- und Energiepolitik aufmerksam. Eines dieser Risiken ist die seit der deutschen Reaktor-Stilllegung stark gestiegene Gefahr großflächiger und langdauernder Stromausfälle. Dieser Gefahr steht in schizophrenem Gegensatz zu den zuletzt so beliebten Träumen von stromgetriebenen Autos.

Die Stromknappheit wird wohl erst im Winter wirklich spürbar werden. Bei den Preisen tut sie das schon jetzt. Die Stromverteuerungen, die vor allem wegen der kostspieligen Förderung von Windkraftwerken, von Bioenergie- und Solaranlagen entstanden sind,  haben bereits in den vergangenen Jahren deutlich mehr ausgemacht als die durchschnittlichen Pensionserhöhungen (von jenen Pensionisten, die ohnedies keine Erhöhungen mehr bekommen, sei hier gar nicht geredet). Und sie werden im kommenden Jahr noch viel schlimmer sein, wenn sich die Reaktorschließungen europaweit auswirken werden. Strom wird ja überwiegend mit langfristigen Terminverträgen verkauft.

Noch viel drastischer als auf die Konsumenten wirken sich die Stromverteuerungen auf die Arbeitsplätze aus. So haben spanische Ökonomen einen engen Zusammenhang zwischen der in Spanien besonders intensiven und teuren Alternativ-Förderung und der dortigen Arbeitslosigkeit mit Europarekord-Dimensionen nachgewiesen.

Aber das ist noch harmlos gegen das, was Europas Wirtschaft künftig bevorsteht. So hat Voest-Chef Eder schon angekündigt, dass die Stahlindustrie nur noch außerhalb Europas investieren wird. Und Klaus Kleinfeld, der Chef des globalen Aluminium-Konzerns Alcoa, hat angesichts der Stilllegung der Hälfte der deutschen Atomkraftwerke erklärt, dass der Konzern keine neuen Produktionsstätten in Deutschland aufbauen werde. „Die Industrie wird nur dahin gehen, wo sie verlässliche Rahmenbedingungen vorfindet.“

Ohne Industrie aber verarmt Europa dramatisch. Darüber können keine grünen Träume hinwegtäuschen.

Natürlich kann sich Europa, können sich europäische Staaten für diesen Weg entscheiden, wenn ihn die Mehrheit so will. Aber eines kann man von den politischen Führungen schon verlangen: Sie sollten den Menschen auch mit völliger Klarheit die Konsequenzen klarmachen. Es gibt in der Wirtschaftspolitik genausowenig wie anderswo irgendeinen Vorteil zum Nulltarif (also etwa die Befreiung von der Sorge vor Atomunfällen oder gar von der mythischen Gefahr einer angeblich vom Menschen ausgelösten globalen Erwärmung). There is no free lunch, heißt es in der pointierenden englischen Sprache.

Vorbereiten müsste man in einer fairen Information die Menschen auch auf die sonstigen Folgen von langanhaltenden Stromausfällen, bei denen auch keine Generatoren mehr helfen. Solche langen Ausfälle sind etwa für Tausende Patienten in Intensivstationen lebensbedrohend oder für die noch größere Zahl jener, deren Leben von regelmäßigen Dialysen abhängt. Die Bevölkerung kann bei einem Ausfall des Stroms weder über Fernsehen und Radio noch über Telefon und Internet informiert werden.

In die Analyse der Folgen von Stromausfällen gehört genauso die Versorgung mit Trinkwasser, die ohne Pumpen und Aufbereitungsanlagen vielerorts nicht funktionieren kann. Kläranlagen sind so wie Verkehrsampeln von elektrischer Energieversorgung abhängig. In den stromlosen Kühlanlagen der Supermärkte würden die Lebensmittel verfaulen. Und auch die Gewächshäuser brauchen Strom für die Durchlüftung.

Gewiss: Der atomare Kollaps in Japan ist eine Katastrophe. Man ist aber deswegen noch kein bezahlter Atomlobbyist, wenn man sich noch mehr vor den Folgen eines Zusammenbruchs der europäischen Stromversorgung fürchtet. Denn wenn dieser einmal eintritt, können seine vielen Ursachen nicht mehr binnen weniger Wochen behoben werden. Und selbst die utopischsten Alternativ-Szenarien kalkulieren die flächendeckende Versorgung mit Windmühlen und Solarpaneelen in Jahrzehnten. Ganz abgesehen davon, dass diese in Wahrheit weder finanzierbar noch technisch möglich ist.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 202: Die Bio-Vergiftung und der Gesundheitsminister

30. Mai 2011 13:14 | Autor: Andreas Unterberger

Selbst im ORF-Radio kann man bisweilen, wenn auch von den Verantwortlichen unbeabsichtigt, Enthüllendes erfahren.

Da berühmten sich im Mittagsjournal der Gesundheitsminister und seine Beamten des Langen und Breiten ihres raschen Einschreitens gegen möglicherweise tödlich infizierte Bio-Produkte aus Spanien. Natürlich ohne dass es kritische Fragen von ORF-Seite gäbe, ist doch der Gesundheitsminister bei der richtigen Partei. Und dann erfährt man wenige Minuten später bei einer Reportage über die Montagfrüh vom Ministerium kontrollierten Lebensmittelhändler, dass diese schon in der Vorwoche(!) von ihren Großhändlern präzise Warninformationen bekommen (und angeblich reagiert) haben. Auch in Deutschland wurden schon vorige Woche alle entsprechenden Geschäfte von der Obrigkeit kontrolliert. Da hat bei uns wieder einmal ein Ministerium voll geschlafen – und darf sich im ORF auch noch beloben.

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Androschs ratfreier Beirat

30. Mai 2011 02:01 | Autor: Andreas Unterberger

Hannes Androsch hat eine Promi-Liste für sein Gesamtschul-Volksbegehren veröffentlicht. Und dabei zeigt sich Erstaunliches: All die interessanten Namen, die früheren Meldungen zufolge angeblich dabei mitmachen, fehlen.

Sein Beirat gleicht eher einer Ansammlung von Seitenblicke-Schauspielern der Preisklasse Günter Tolar und Lukas Resetarits sowie einiger roter Politiker im Ausgedinge wie etwa Rudolf Edlinger (ja, genau der, der als Rapid-Präsident wegen sportlichem Absacken und jahrelanger Tolerierung gewalttätiger Fan-Horden eigentlich dringend zurücktreten sollte). Außerhalb des unmittelbaren rot-grünen Biotops hat Androsch an bekannten Namen lediglich den Ex-Offizier Gerald Karner gefunden, der ganz zufällig auch als einziger seines Berufsstandes für das Darabos-Konzept eintritt. Da möchte man gerne Mäuschen sein, was ein solcher Beirat für tolle Ratschläge zu unserem Bildungssystem geben kann.

Einer der einst von Androsch als Unterstützer genannten Universitätsprofessoren zeigt sich hingegen (leider tut er das vorerst nur in einem privaten Gespräch) empört und zornig, dass er einst mit der Zusage, das Androsch-Begehren wäre gewiss kein Gesamtschul-Begehren, dazu bewogen worden ist, zu einer Veranstaltung des Altpolitikers zu kommen. Was dann medial sofort als Unterstützung für Androschs Begehren verkauft worden ist.

Lediglich die Industriellenvereinigung durchschaut das Androsch-Spiel nicht, mit einem Geschwurbel voller Phrasen und Forderungen nach noch mehr Geld für eines der teuersten Bildungssysteme der Welt das einzige Ziel zu tarnen: die Einführung der Gesamtschule. Die Vereinigung unterstützt das Gesamtschulbegehren massiv, sagt aber gleichzeitig, nicht für die verpflichtende Gesamtschule zu sein.

Dieses Chaos bei der Industriellenvereinigung hängt zweifellos auch mit einem Machtvakuum zusammen: Noch-Präsident Veit Sorger ist durch Vorwürfe rund um den Verkauf der Hypo Alpen-Adria angeschlagen; der starke Generalsekretär Markus Beyrer hat sich auf den gut dotierten Posten eines ÖIAG-Chefs zurückgezogen; und im Kampf um die Nachfolge Sorgers gibt sich vor allem der sehr weit links stehende Chef der Wiener Landesgruppe Georg Kapsch (einst sogar bei Heide Schmidts LIF!) sehr rührig.

PS: Die SPÖ bereitet insgeheim schon die nächste Generalattacke auf einen der letzten noch funktionierenden Teile des Bildungssystem vor. Der starke Mann Michael Häupl (der bekanntlich die Partei sogar binnen 14 Tagen von einer flammenden Befürwortung der Wehrpflicht zu einer fanatischen Gegnerschaft gebracht hat), hat in einem Interview mit dem linken Gratisblatt „Österreich“ nun auch schon dem Lateinunterricht den Kampf angesagt. Und zumindest in dem (freilich nicht gerade durch seine Seriosität bekannten) Blatt liest sich dann das als ein seltsames Tauschgeschäft:  „Latein im Gymnasium sieht er kritisch, Türkisch als Maturafach sei okay.“

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Fußnote 201: Die grünen Antikorruptionskämpfer

30. Mai 2011 00:58 | Autor: Andreas Unterberger

Die Grünen bezeichnen das geplante Gesetz zur Erhöhung der Transparenz bei Regierungsinseraten als zahnlos. Womit sie an sich absolut recht haben.

Die Linksaußen-Partei führt auch zu Recht eine Reihe völlig unzureichender Punkte dieses Gesetzes an (die Lesern des Tagebuchs großteils schon lange bekannt sind). Das ist recht lobenswert. Allerdings machen sich die Grünen ziemlich unglaubwürdig, weil sie gleichzeitig in ihre neue dreiköpfige "Antikorruptions-Kommission" ausgerechnet einen Journalisten der Illustrierten „News“ aufnehmen. Dabei sieht dieses „News“ in vielen Nummern schon wie ein Inseratenblatt der Gemeinde Wien aus. Wenig glaubwürdig macht es auch, wie wenig Interesse die Grünen seit ihrer Wiener Machtbeteiligung an einer Änderung der Bestechungsinseraten-Praxis des Wiener Rathauses gezeigt haben.

 

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Häupls Lügen, die Bio-Lüge und andere Chuzpen

29. Mai 2011 01:35 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Häupl brachte es beim Wiener SPÖ-Parteitag fertig, einen anderen Politiker der Lüge zu zeihen und im selben Atemzug selbst eine faustdicke Lüge zu formulieren. Das war aber keineswegs das einzige Staunenswerte an diesem Wochenende. Auch der berüchtigte Josef Ostermayer kämpfte munter um den Titel eines Weltmeisters in Sachen Chuzpe, bei dem er aber zu seinem Leidwesen immer nur Kopf an Kopf mit den Grünen liegt. Der ORF wiederum betätigte sich in seiner Einfalt wieder einmal als eifrigster Wahlhelfer für H.C. Strache. Auch wenn seine amateurhafte Informationstruppe wahrscheinlich das Gegenteil bezweckt. Und: Interessante, wenn auch von den meisten bisher verschwiegene Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Bio und der lebensgefährlichen EHEC-Infektion.

Aber schön der Reihe nach:

Häupl warf dem FPÖ-Obmann wörtlich das Lügen vor. Was zweifellos ein berechtigter Vorwurf ist – so wie bei vielen Politikern (und Nicht-Politikern). Nur ist es eine staunenmachende Chuzpe, im gleichen Atemzug selbst mit vollem Bewusstsein zu lügen. Häupl behauptete nämlich, der Einsatz der Republik für die Hypo Alpen Adria habe 20 Milliarden Euro gekostet. So dumm oder promillisiert kann Häupl aber nicht sein, dass er den Unterschied zwischen Haftungen und Kosten nicht begreifen würde. Denn die wirklichen Kosten für den Steuerzahler sind eindeutig nur ein Bruchteil der behaupteten 20 Milliarden, auch wenn sie noch nicht bis zum letzten Komma feststehen. Sie sind jedenfalls auch viel, viel weniger als die alljährlichen(!) Kosten, welche die ÖBB unter den verschiedensten Titeln dem Steuerzahler verursachen.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich war immer der Meinung, die heimlich und heimtückisch eingegangenen Haftungen der diversen Landesregierungen (insbesondere, aber keineswegs nur der Kärntner) für Banken und andere Institutionen sind geradezu kriminell. Ich habe es immer auch für einen Fehler angesehen, dass die Bundesregierung die Kärntner aus ihrem Schlammassel herausgepaukt hat.

Aber das rechtfertigt noch immer nicht Häupls Lüge. Ganz abgesehen davon, dass meines Wissens Häupls Parteifreunde in führender Rolle an dieser Regierung beteiligt sind.

Möglicherweise hat Häupl aber nur deshalb Unwahrheiten erzählt, um seinen Parteifreund Ostermayer zu übertreffen. Der hat doch bei einem Schulbesuch in der Maroltingergasse (was auch immer Politiker in Schulen verloren haben mögen) den Schülern laut SPÖ-O-Ton glatt erzählt: „Die Freiheit der Medien ist Voraussetzung für eine freie Gesellschaft.“ Dabei ist Ostermayer nicht nur der Hauptverantwortliche für an die KP erinnernde parteipolitische Säuberungen in den Medien, sondern auch für die größte Bestechungsaktion, die in Österreich jemals durchgeführt worden ist, um Medien zu beeinflussen.

Freilich nutzt der Linkskurs der Medien sehr oft in unbeabsichtigter, aber direkter Konsequenz den Rechtsparteien. Diese Konsequenz hatte in den letzten 24 Stunden vor allem die flächendeckende Holzhammer-Erregung des ORF (und der restlichen linken Armada) ob der Abschiebung eines Schwarzafrikaners. Eine Abschiebung eines Asylwerbers sollte nach rechtsgültiger Abweisung  all seiner Versuche, Asyl oder Bleiberecht in Österreich zu bekommen, wohl das Selbstverständlichste in der Welt sein, wenn der Betreffende das Land nicht freiwillig verlässt. Nicht so für die Linksmedien. Diese verfolgen vielmehr ganz eindeutig wenn auch vielleicht aus lauter gutmenschlicher Naivität eine Linie, derzufolge Österreich letztlich alle Tore für eine ungezügelte Einwanderung öffnen sollte. Oder sie sind ganz bewusste, aber raffiniert getarnte Wahlhelfer die Rechtsparteien.

Keinen Ton vernahm man neben diesem aufgeregten Gegackere in den meisten unserer Medien hingegen zur Tatsache, dass die Türkei nun eine flächendeckende Internetzensur einführt. Selbst die Suche nach Texten über die Kurden wird dort unterbunden. Und das in einem Land, das nach vehement vorgetragenen Wunsch unserer Grünen, der deutschen Sozialdemokraten und etlicher anderer Gruppierungen zu einem Vollmitglied der EU werden soll. Und das in einem Land, das Mitglied der Menschenrechtskonvention ist, auf deren Grundlage uns der dazugehörige Gerichtshof in Strassburg nun sogar verbieten will, Flüchtlinge in das EU-Land Griechenland abzuschieben.

Keinen Ton konnte man in den meisten dieser Medien auch zu der zumindest von der seriösen "Frankfurter Allgemeinen" gemeldeten interessanten Tatsache vernehmen, dass zu den tödlich infizierten spanischen Salatgurken insbesondere auch Biogurken gehört haben. Was keineswegs ein Ausreißer ist. Es stellen ja etwa auch Bio-Eier für Menschen ein weit größeres Gesundheitsrisiko dar als jene aus den bösen Legebatterien. Das ist zwar logisch, wird aber ringsum verschwiegen. Denn die Silbe „Bio“ ist als Kerngebot der grünen Bibel heilig und darf daher niemals unehrenhaft ausgesprochen werden. In Österreich sind nun - lange nach der FAZ-Meldung! - von der Gesundheitsagentur mengenweise Biogurken zurückgerufen worden. Ich bin gespannt, wie diskret die vielen grünen Journalisten irgendwann doch diese Tatsache berichten werden (nachdem sie kühnerweise in Kommentaren die Masseninfektion sogar als Argument für "Bio" verwendet haben).

PS:Erwähnenswert ist übrigens neuerdings auch, dass am Samstagabend ein wichtiges Fußball-Spiel ohne Gewalttätigkeiten und Schiebungs-Hinweise stattgefunden hat.

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Die Linkswende eines Kardinals

28. Mai 2011 01:14 | Autor: Andreas Unterberger

Der Wiener Erzbischof hat seinen Gläubigen angekündigt, dass aus Mangel an Kirchgängern und Priestern etliche Pfarren geschlossen werden müssen. Traurig, aber vielleicht notwendig. Vorerst geschieht einmal gar nichts – wie in der Politik wird nun wohl lange in Kommissionen nachgedacht und überdacht. Noch dringender sollte der Kardinal freilich überdenken, wo er selbst die Wiener Kirche positioniert und wie weit er sie noch von den Gläubigen wegführen will.

Und das hängt weniger mit der Zahl der Pfarren zusammen. Sind doch diese vielfach erst von Joseph II. als eine Art pseudostaatlicher Verwaltungsstruktur wie ein Gitternetz über die Landschaft gelegt worden, während derselbe Kaiser viele Klöster geschlossen hat. Heute aber sind es interessanterweise gerade die Klöster, wo das religiöse Leben vielerorts wieder erwacht.

Die Zukunft der Kirche wird auch nicht dadurch gerettet, dass Christoph Schönborn nun die vom Raiffeisen-Boss und Sammel-Kaiser Christian Konrad geplante (und angeblich ausfinanzierte) Verlegung der hässlichen Dombauhütte und eines Besucherzentrums unter die Erde verbietet. Gewiss kann man mit Fug und Recht debattieren, ob das von Konrad aufgestellte Geld mancherorts tatsächlich besser eingesetzt wäre, etwa zur Revitalisierung der großen Domorgel.

Ob sich aber neben dem Dom die Fiaker plus Dombauhütte oder der Eingang zu einem Besucherzentrum befinden, ist für die Zukunft der Kirche wirklich schnurzegal. Bei dieser Frage geht es in Wahrheit nur um Stadtästhetik und um eine touristische Aufwertung des Stadtzentrums – und das sollte die Kirche ruhig viel stärker und selbstbewusster der Gemeindekasse überlassen.

Diese profitiert ja ohnedies massiv vom boomenden Städtetourismus, während in allen anderen Wiener Wirtschaftszweigen vom Handel bis zur Industrie ob der rot-grünen Wirtschaftsfeindlichkeit nur die Arbeitslosigkeit blüht. Und der Wien-Tourismus blüht deshalb, weil dort andere Institutionen als die Gemeinde für die Attraktivität sorgen: Die Touristen kommen nämlich fast ausschließlich wegen der bundeseigenen (=einst kaiserlichen) Gebäude und Schätze sowie wegen der bisher überwiegend von der Diözese finanzierten Kirchen nach Wien. Und nicht wegen des Karl-Marx-Hofs und sonstiger roter Errungenschaften, mögen die bezahlten Jubler diese noch so sehr preisen.

Zurück zu Schönborn. Dombauhütte wie die Zahl der Pfarren sind also in Wahrheit völlig irrelevant für die Zukunft der von ihm in Wien geleiteten Kirche. Diese Zukunft hängt viel stärker davon ab, wo die Kirche vom Bischof der größten und wichtigsten österreichischen Diözese positioniert wird. Ob er sich mutig an die Seite der großen Mehrheit der Katholiken stellt oder lieber feige nach der Politischen Korrektheit, den Medien und den politischen Machthabern schielt.

Und da lässt Schönborn zunehmend staunen. Sobald es politisch wird, agiert er zunehmend opportunistisch, obwohl er sicher auch die Worte eines gemeinsamen Bekannten kennt: „Fürchtet Euch nicht!“.

Das lässt sich an vielen Beispielen beweisen:

Weit und breit gab es etwa keine erzbischöfliche Kritik an dem – vorsichtig ausgedrückt – exzentrischen Life-Ball-Zirkus im Rathaus samt Sexpropaganda und expliziter Papst-Beschimpfung zu hören.

Einstige Kritik an den massenweisen Christenverfolgungen in praktisch allen islamischen Ländern weicht in der Erzdiözese Wien immer mehr einer naiven Solidarisierung mit dem Islam, weil dieser doch auch Abraham und Maria erwähnt. Und weil der Islam ja letztlich an den selben Gott glaube (was Moslems übrigens vehement und zu Recht zurückweisen). In Wahrheit aber, weil man sich vor klaren Worten und irgendwelchen Linksjournalisten fürchtet.

Während die Bürger Wiens durch Sturm auf die katholischen Privatschulen eine deutliche Sprache reden, beginnt sich die offizielle Kirche offensichtlich auch mit den Gesamtschulideologen zu arrangieren. Offensichtlicher Grund: Man wagt keinen Konflikt mit Unterrichtsministerium, Bürgermeister und Stadtschulrat. Denn vor deren Rache fürchtet sich derzeit jeder, der einen Satz gegen die Gesamtschule sagt. Also auch die Kirche, die einst nur durch mutiges Bekenntnis zur Wahrheit und durch Schulterschluss mit ihren Gläubigen groß geworden ist.

Kein Wort der Kritik Schönborns gab es auch daran, dass der Wiener Bürgermeister, der bei jedem Umtrunk und jedem Anrudern dabei ist, keine Lust hat, der Aktion Leben einen Termin zu gewähren. Dabei hat diese ohnedies schon seit langem auf die für Sozialdemokraten böse Forderung nach Verbot der Abtreibung verzichtet (für das noch Schönborns Vorvorgänger König auf der Straße demonstriert hat) und sich ganz auf konkrete Hilfe an Frauen in Not konzentriert. Statt Häupl auch nur einmal zu kritisieren, wird Schönborn sicher wieder bald die Staffage für Phototermine Häupls hergeben und diesen samt seinem Dompfarrer im kindergartenartigen Intrigenkampf gegen die schwarze Bezirksvorsteherin des ersten Bezirks unterstützen.

Auffällig waren auch etliche Diskussionrunden in der „Langen Nacht der Kirchen“, wo es ein klares Übergewicht an grünen und roten Politikern bei den diversen Podiumsdiskussionen gegeben hat.

Ebensowenig engagiert sich Schönborn in letzter Zeit für das Thema Familie. Dabei hat eine neue Umfrage gerade wieder bestätigt, wie sehr auch die jungen Österreicher auf ein traditionelles Familienbild mit Kindern setzen und wie sehr sie durchaus dafür sind, dass die Mutter etliche Jahre bei den Kindern bleibt. Vor lauter Anpassung an die politische Linkskorrektheit und deren Brückenköpfe bei den katholischen Berufsfunktionären und der Caritas wagt die Kirche nicht einmal mehr dort den Mund aufzumachen, wo sie eigentlich laut jubeln könnte.

Ist es da ein Wunder, wenn die Gläubigen immer mehr das Gefühl verlieren, in der Kirche eine geistige Heimat zu haben? Und dieser Prozess beschleunigt sich dank der Linkswende des Kardinals. Wer an diesem harschen Urteil zweifelt, der möge Schönborns jüngsten Hirtenbrief genauer lesen. Dort steht:

„ Wer immer sich für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung, die Bekämpfung der Armut, den Respekt vor Fremden, unbedingte Anerkennung der Würde aller einsetzt, verdient unsere Solidarität und unseren Dank. Wichtige Kriterien für die Zuteilung von Ressourcen werden in der Erzdiözese künftig der diakonale Einsatz sowie die Verknüpfung der Aktivitäten in die Zivilgesellschaft hinein sein."

Man muss schon politisch sehr naiv sein, um nicht zu wissen, dass „Zivilgesellschaft“ heute als Codewort für die linksgrünen Vorfeld-NGOs verwendet wird. Dass Schönborn tatsächlich genau diesen linken Filz unterstützen will, wird insbesondere aus der Aufzählung im ersten Satz klar: Das Geld der Gläubigen gibt es nur noch für linke Umwelt- und Migrationsförderungs-Organisationen oder gar für „Gerechtigkeits- und Friedens“-Vereine, obwohl sich diese in der Vergangenheit allesamt als militante Vorkämpfer gegen die freiheitliche, marktwirtschaftliche Kultur des Westens und als antisemitisch tönende Kämpfer gegen Israel entpuppt haben.

Wer sich hingegen für Familie, für Freiheit, für Lebensschutz, für Spiritualität, für Volkskirche, für traditionelle Werte einsetzt, der sollte künftig nicht bei Schönborn um Unterstützung ansuchen. Und schon gar nicht, wer die ständig wachsende Schuldenlast auf den Schultern unserer Kinder als schlimmstes Verbrechen der derzeitigen Hacklerpensionisten-Generation erkennt.

Oh, wie begeistert werde ich künftig meinen Kirchenbeitrag zahlen! Aber wenigstens hat diese Kirche – noch – einen Papst, der regelmäßig viel Gescheiteres von sich gibt als viele der hiesigen Bischöfe.

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Die minimalistische Wahl

27. Mai 2011 01:37 | Autor: Andreas Unterberger

Viel hat sich an den Unis bei diesen ÖH-Wahlen nicht verändert. Am interessantesten ist zweifellos das Comeback der Jungen Liberalen. Sie haben jeden Beigeschmack von Heide Schmidt abgestreift und versuchen wirklichen Liberalismus. Ihr Erfolg – natürlich auf niedrigem Niveau und nur dort, wo sie überhaupt angetreten sind – ist umso erstaunlicher, da die Julis nicht nur wie mehrere andere Listen für Zugangsbeschränkungen sind (die ja im Interesse aller Studenten sind), sondern auch für eine teilweise Gebührenpflicht. Die nun wirklich nicht dem üblichen politischen Populismus entspricht.

Viele andere Details des Wahlergebnisses entziehen sich hingegen einer politischen Bedeutung: Warum ist etwa die Grazer Medizin eine sozialistische Hochburg, die Wiener jedoch eine der AktionsGemeinschaft? Dasselbe gilt für die total unterschiedlichen Trends an den einzelnen Unis im Vergleich zur letzten Wahl. Da geht es ganz offensichtlich um einzelne Personen in der jeweiligen Uni oder Fakultät, die gut oder schlecht bewertet worden sind – was ja durchaus positiv ist.

Die seit einigen ÖH-Wahlen konstant anhaltende Stärke der sogenannten Fachschaftslisten ist ein Zeichen der lokalen Autonomiebestrebungen, den man auch als Wunsch nach Entpolitisierung verstehen kann. Viele Studenten glauben nämlich, damit ein spezifisches Signal gegen die großen politischen Lager und zugunsten einer Konzentration auf ihre Studienrichtung zu setzen. Sie übersehen dabei freilich, dass die Fachschaftslisten auf der bundesweiten Ebene regelmäßig als billige Mehrheitsbeschaffer für die linken Listen dienen, die dann ganz den Ton angeben. Das wird aber auch in Zukunft dazu führen, dass die AktionsGemeinschaft als weitaus größte Studentenliste auf den Oppositionsbänken sitzen muss. Was demokratisch ok ist - was freilich auf gesamtpolitischer Ebene mit umgekehrten Vorzeichen von der Linken wie ein Putsch skandalisiert worden ist.

Regional sehr unterschiedlich, aber doch auffällig sind die leichten Zugewinne der Sozialisten: Da diese jedoch meist auf Kosten der Grünen erzielt worden sind, darf man dem keine sonderliche Bedeutung geben. Haben doch Rot und Grün wie die siamesischen Zwillinge agiert, die niemand wirklich auseinanderhalten konnte.

Insgesamt bleibt der Eindruck: Die blamable Vorstellung der ÖH insbesondere während der Hörsaalbesetzungen hat die Studentenmassen eine minimale Spur stärker aktiviert und eine weitere minimale Spur stärker zu den Liberalen hin getrieben. Aber alles eben recht minimal.

Wie auch immer man das Ergebnis der Wahl bewertet: Wirkliches politisches Gewicht wird die ÖH auch in Zukunft nicht bekommen. Sie spielt nur insofern eine Rolle, als die SPÖ aus Angst um den Verlust studentischer Stimmen weiterhin jede sinnvolle Uni-Reform, also vor allem rasche Entscheidungen über Studienberechtigungen blockieren wird. Perverserweise dient dies zum Schaden der Studenten, die weiter unter üblen Bedingungen lernen müssen.

Manche ÖH-Funktionäre geben sich der Illusion hin, dass die verstärkte Berichterstattung der Medien über die Unis in den letzten Jahren ein Erfolg der ÖH gewesen ist. Das ist aber eine Selbsttäuschung: Denn die verstärkte Uni-Berichterstattung der Zeitungen ist Marekting, sonst nichts.

Die Zeitungen intensivieren nämlich seit einiger Zeit in ihrem verzweifelten Kampf um die im Eiltempo Richtung Internet entschlüpfenden Studenten die einschlägige Berichterstattung und jubeln daher allem zu, was Studenten machen. Sie würden auch jubeln, würden die Studenten täglich mit Anzug, Krawatte und Zylinder in Zweierreihen in die Unis einmarschieren.

Im Grunde sind Österreichs Studenten heute mehrheitlich politisch desinteressiert. Und nur wenige sind bereit, den Ärger über die ÖH auch durch einen Gang in die Wahlzelle auszudrücken. Denn die Wahlbeteiligung hat sich zwar minimal erholt. Aber bleibt im historischen Vergleich eben minimal.

 

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SN-Kontroverse: Vermummungsverbot

27. Mai 2011 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll ein generelles Vermummungsverbot eingeführt werden?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Untaugliche Verbote

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Eine Grundfrage in demokratischen Gesellschaften ist, wie weit der Staat in die Freiheiten seiner Bürger eingreifen darf. Rechte und rigide Regierungen tendieren dazu, die Freiheiten stark einzuschränken. So hat die schwarz-blaue Regierung 2002 ein Vermummungsverbot bei Demonstrationen beschlossen. Nicht zuletzt weil es gegen diese Koalition, die durch den Wortbruch ihres späteren Kanzlers zustande kam, Massendemonstrationen gegeben hat.

Einwände gegen diesen massiven Eingriff in persönliche Rechte wurden kaltschnäuzig beiseite gewischt. Strittig ist, ob diese Einschränkung der persönlichen Freiheit ein brauchbares Mittel zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ist. Harmlose Demonstranten, die ihre Identität nicht offen preisgeben wollen (Wunsch nach Anonymität, Gefahr der Diskriminierung durch den Arbeitgeber, Angst vor gewalttätigen Übergriffen von politischen Gegnern nach der Teilnahme an Demonstrationen) machen sich nach diesem Gesetz entweder strafbar oder werden vom Vermummungsverbot indirekt davon abgehalten, ihre Meinung kundzutun. Vermummungsverbote in dieser rigiden Form gibt es daher aus gutem Grund nur in wenigen Ländern der Welt. Selbst die Sicherheitskräfte sind mit dem Verbot nicht glücklich, da die Umsetzung mehr Probleme bringt als sie löst.

Nun eine generelles Vermummungsverbot aus Anlass der Hooligan-Stürmerei im Hanappistadion zu verlangen ist der überschießend Reflex, der so viele heimische Debatten bestimmt. Satt Randalierereien vorzubeugen und Warnungen ernst zu nehmen, glauben so manche selbst ernannte Propheten der heilen Welt, dass durch Verbote solchen Vorkommnissen beizukommen ist. Das funktioniert so nicht. Es gilt daher das Köpfchen einzuschalten, statt mit sinn- und nutzlosen Verboten die Grundrechte zu untergraben.


Endlich handeln statt reden

Andreas Unterberger

Die Exzesse auf dem Rapid-Platz sollten zu konkreten Maßnahmen führen, statt wieder nur zu salbungsvoll-substanzloser Politikerempörung. Der erste Schritt wäre der Rücktritt aller Politiker als Sportvereins-Funktionäre. Haben doch bei Rapid ganz offensichtlich (vor allem, aber nicht nur sozialdemokratische) Politiker als Klubfunktionäre den mafiösen und gewalttätigen Umtrieben des Rapid-Anhangs die Mauer gemacht, obwohl diese Horde allwöchentlich Eisenbahnzüge oder die Wiener Innenstadt terrorisiert und mit antisemitischen Sprechchören „bereichert". Bei anderen Vereinen und in anderen Städten ist es übrigens kaum besser.

Zweitens sollte es Anlass sein, ein gesetzliches Vermummungsverbot zu beschließen. Dieses muss überall und für alle gelten - außer bei aktiver Sportausübung wie dem Skifahren, beim Motorradfahren und bei medizinischen Ausnahmegründen. Die Gesellschaft hat absolut das Recht dazu, die Bürger vor bedrohlichem Verhalten anderer zu schützen. Und Gesichtsverschleierung ist ein solches Verhalten. Zuletzt haben sowohl Frankreich wie Belgien ein Vermummungsverbot eingeführt - dort haben übrigens auch fast alle Linksabgeordneten zugestimmt. Bedrohlich sind genauso die eher rechten Fußball-Hooligans wie der „schwarzen Block" bei linksradikalen Demonstrationen, der regelmäßig gewalttätig wird. Und natürlich geht es auch um den islamischen Ganzkörperschleier. Dieser wird nicht nur von einer großen Mehrheit als Zeichen eines entwürdigenden Privateigentums mittelalterlich gesinnter Männer an Frauenkörpern empfunden. Er ist auch ein perfektes Tarngewand für Terroristen.

Kein Gegenargument ist, dass die Polizei bei Massenevents nicht jeden Vermummten erwischen kann. Schließlich wird ja auch Mord nicht deshalb erlaubt, nur weil man nicht alle Mörder findet.

 

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Grasser-Treibjagd als Jahrhundertprogramm

26. Mai 2011 11:07 | Autor: Andreas Unterberger

Hausdurchsuchungen an zehn Wohnsitzen Karl-Heinz Grassers: Vielleicht findet die Staatsanwaltschaft ja endlich doch etwas.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie jedenfalls Liebesbriefe, Seidenhemden und andere Intimitäten finden. Wir werden diese ja bald in Falter, Profil, News, Format und ähnlichen Qualitätsmedien lesen können, wo schon bisher viele peinliche Enthüllungen über Grasser gestanden sind, die freilich alle eines nicht bedeutet haben: einen Schuldbeweis gegen den Ex-Finanzminister. Dennoch kann es keine Frage sein: Wenn Grasser vielleicht doch etwas Strafbares angestellt hat (außer für die falschen Parteien gearbeitet zu haben, zu populär gewesen zu sein und ein mehr als dummes Privatleben geführt zu haben),  ist er streng zur Rechenschaft zu ziehen.

Das erklärt freilich nicht, weshalb die Staatsanwaltschaft so unendlich lange für ihr Vorgehen braucht. Und schon gar nicht, warum sie so absolut desinteressiert ist an all den rauchenden Pistolen mit sozialdemokratischen Fingerabdrücken, die da in der Landschaft herumliegen:

Um nur jene Dinge zu nennen, die mir spontan einfallen.

PS: Soeben wird bekannt, mit welcher Begründung die Staatanwaltschaft eine Anzeige wegen des grünen Plakats "Wer Österreich liebt, muss Scheiße sein" eingestellt hat: "Das bei der Staatsanwaltschaft Wien geführte Ermittlungsverfahren wurde .... abgebrochen, weil trotz intensiver Erhebungen nicht geklärt werden konnte, wer das inkriminierte Plakat angebracht hatte." Gehts noch eine Spur plumper?

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Staatsanwälte: Sind die Grazer noch übler als die in Wien?

26. Mai 2011 01:52 | Autor: Andreas Unterberger

Die (Ober-)Staatsanwaltschaft in Graz setzt offenbar alles daran, die Wiener Kollegen als oberster Schwachpunkt der österreichischen Justiz zu entthronen. Jetzt hat man dort schon zum zweiten Mal einen Strafprozess gegen die FPÖ begonnen. Anlass ist das – zweifellos grenzintelligente – Minarett-Abschießspiel der steirischen Freiheitlichen.

Was die Staatsanwälte einfach nicht begreifen: In einem liberalen Rechtsstaat haben sie in der Politik absolut nichts verloren. Es sind ja primär Länder wie Ukraine und Belarus, wo die Staatsanwälte das schmutzige Geschäft der Politik gegen die Opposition betreiben. In Amerika oder auch Deutschland hält sich hingegen die Justiz aus der Parteipolitik völlig heraus. Dabei gibt es in all diesen Ländern genug Geschmacklosigkeiten a la Minarettspiel, wie etwa die antisemitischen Exzesse der deutschen Linkspartei.

Ganz zufällig wird auch die Grazer Oberstaatsanwaltschaft so wie die Wiener von einem Mann geleitet, der der SPÖ sehr, sehr nahe steht. Und noch pikanter ist der Zufall, dass es ausgerechnet dieser Grazer Staatsanwalt war, der seinen Wiener Kollegen bei ihrem üblen Pfusch in Sachen Kampusch-Zweittäter die Mauer gemacht hat.

Er hat ihnen einen mehr als bedenklichen Persilschein ausgestellt, obwohl die Wiener einen als Mittäter Verdächtigen nicht vor Gericht gebracht haben. Und wiederum in Graz hat es im Kampusch-Zusammenhang auch den Skandalprozess gegen den Bruder eines toten Polizisten gegeben, weil der nach dem Selbstmord seines Bruders Computer und Datenträger an sich genommen hat. Dieser Bruder wurde zeitweise sogar verhaftet!

Er war und ist nämlich überzeugt, dass sein Polizisten-Bruder nur deshalb Selbstmord begangen hat, weil er unter gewaltigen Druck gesetzt worden war, seinen jahrelang gehegten Verdacht in Richtung dieses Zweittäters zu vergessen. Da liegt nun die Vermutung mehr als nahe, dass manche Herren in der Justiz an den Aufzeichnungen dieses toten Bruders überaus interessiert sind. Anders ist ein Prozess samt Haft wegen einer solchen Lächerlichkeit überhaupt nicht vorstellbar.

Freilich bemühen sich auch die Wiener Staatsanwälte heftig, im Wettbewerb um die problematischste Justizbehörde Österreichs aufzuholen: Hier wurde einem Mitarbeiter der Meinl-Bank auch nach zwei Jahren nicht das Protokoll seiner Einvernahme durch einen Staatsanwalt ausgehändigt. Dabei hat sogar ein Gerichtsurteil die Staatsanwaltschaft schon dazu aufgefordert. Diese Vorgänge hat zumindest die erbitterte Bank inseriert – die Wiener Staatsanwaltschaft wusste dazu aber nur zu sagen: „Wir kommentieren das nicht.“

Vor diesen als Folge der neuen Strafprozessordnung gleichzeitig übermütig wie überfordert wirkenden Staatsanwälten muss man sich zunehmend fürchten. Und da ist es eine gefährliche Drohung, wenn sich nun die neue Justizministerin bei einem Gespräch mit Vertretern der Staatsanwälte offenbar bereit gezeigt hat, deren Forderung nach völliger Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit näherzutreten.

Sollen die Staatsanwälte wirklich jede Hemmung verlieren können, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen gibt? Wäre die Ministerin gut beraten, würde sie statt dessen intensiv nachdenken (lassen), wie man die neue Allmacht der Staatsanwälte wieder einbremst. Und außerdem müsste sie einige Oberstaatsanwälte darüber belehren, dass die Justiz nicht dazu da ist, parteipolitisch motivierte Jagden zu betreiben, während potenziellen Gewaltverbrechern kein Prozess gemacht wird.

PS: Zumindest peinlich für die Staatsanwaltschaft ist es auch, dass der Waffenlobbyist Mensdorff-Pouilly von Großbritannien eine Haftentschädigung von nicht weniger als 430.000 Euro bekommt, weil er eine(!) Woche zu Unrecht in britischer U-Haft gewesen ist. In Österreich hingegen verfolgt die Staatsanwaltschaft den Mann wegen des gleichen Vorwurfs (Verwicklung in Bestechungsvorgänge rund um einen britischen Rüstungskonzern) im üblichen Tempo weiterhin. Dabei besteht seit der Einstellung durch London keine Chance mehr, Mensdorff zu verurteilen.

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Eine Schuldengrenze als Universalrezept

26. Mai 2011 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird von manchen Experten als neues Geheimrezept gehandelt: Eine gesetzliche Schuldengrenze soll es dem Staat unmöglich machen, sich über diese Grenze hinaus zu verschulden. Das klingt absolut vernünftig. Das ist aber doch alles andere als ein Allheilmittel. Denn so wie der Gesetzgeber eine Schuldengrenze einführt, so kann er sie auch wieder außer Kraft setzen.

Das hat man in Deutschland gesehen, wo schon im Grundgesetz eine Schuldengrenze verankert war, die aber durch kreative Interpretation leicht überwunden wurde. Das sieht man jetzt auch in den Vereinigten Staaten. Dort gibt es ebenfalls eine Schuldengrenze – sie wird aber nun mit Sonderbeschlüssen überschritten.

Dennoch zeigt Amerika, dass eine Schuldengrenze schon gewisse Wirkung haben kann. Dies gilt aber nur dann, wenn im Parlament eine andere Partei als die des Präsidenten die Mehrheit hat und wenn diese Mehrheit gleichzeitig den Mut zu finanzieller Sparsamkeit hat. Im österreichischen und europäischen Parlament ist es ja umgekehrt: Da sind es fast immer die Parlamentarier, die sich als noch viel ausgabenfreudiger zeigen als die Exekutive.

Bei Erreichen der Schuldengrenze können Regierungen die Parlamente letztlich immer erpressen: Wenn es keine Erlaubnis für neue Kredite gibt, dann werden halt Spitäler zugesperrt, dann werden Polizei und Feuerwehr nicht ausfahren, dann werden Pensionen und Beamtengehälter nicht oder nicht voll ausbezahlt. Unter diesen Drohungen geben dann letztlich die Parlamente immer nach.

Vernünftiges Haushalten hätte in der Tat schon viel früher beginnen müssen. Eine Reduktion der Beamtenzahlen, ein Hinaufsetzen des Pensionsalters, eine Privatisierung von defizitären Staatsbetrieben: Das alles kann schon rein technisch nicht übers Wochenende passieren. Zu jenem Zeitpunkt, da solche Maßnahmen möglich gewesen wären, hat aber noch kein Leidensdruck geherrscht, der die Politik zum Handeln motivieren würde.

Letztlich reagieren Politiker wie jeder Mensch meist nur auf äußere Anreize. Und diese Anreize kommen in der Regel von den Märkten: von den Finanz- und von den Wählermärkten. Solange die Wähler jene Parteien nachfragen, die für besonders viele Staatsausgaben sind, wird die Politik weiter Schulden machen. Und solange die Finanzmärkte Staaten weiterhin finanzieren, kann die Politik weiter Schulden machen.

Freilich setzt die Politik auch selbst wieder falsche Anreize. Dies gilt etwa für die von Andreas Treichl dieser Tage zu Recht „rüde“ angesprochene Privilegierung der Staatsanleihen (für die nicht dieselben strengen Eigenkapitalregeln gelten wie für kommerzielle Anleihen). Dadurch werden die Banken verleitet, den Staaten zu großzügig Kredit einzuräumen. Dadurch werden die Staaten verleitet, zu großzügig billiges Geld auszugeben, um die Wähler zu befriedigen. Dadurch werden die Wähler verleitet . . .

Und so weiter – bis das Pyramidenspiel kollabiert.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Willkommen, liebe Spanierinnen!

25. Mai 2011 01:47 | Autor: Andreas Unterberger

Wie krank dieses Europa durch seine wohlfahrtsstaatliche Degeneration schon geworden ist, zeigt der gleichzeitige Blick auf Spanien und Griechenland einerseits, sowie Deutschland und Österreich andererseits. Genauer gesagt auf das, was zwischen diesen Ländern nicht stattfindet.

Es gibt nämlich keine Massenmigration von Süd nach Nord. Dabei sind in Spanien 45 Prozent der Jugendlichen arbeitslos. Dabei wandern nach Österreich alljährlich 105.000 Menschen auf der Flucht vor Armut und Arbeitslosigkeit in ihrer Heimat ein – aber es sind kaum Spanier, Portugiesen, Griechen oder Iren darunter.

Auf diese erstaunliche Diskrepanz machte mich nun eine Diskussion im Karl-Kummer-Institut aufmerksam. Diese Nichtmigration innerhalb der EU widerspricht den ständigen Beteuerungen, wie wichtig doch die Freiheit der Arbeitsmärkte in der EU als Ausgleichsmechanismus bei sozialen Disparitäten sei (vor der sich die Arbeiterkammer so fürchtet). Diese Nichtmigration widerspricht auch der historischen Tradition dieser Völker: Nord- wie Südamerika wären recht menschenleer, wenn nicht junge Spanier, Portugiesen, Iren und auch Griechen zu Millionen dorthin ausgewandert wären, als sie daheim keine gute Zukunft gesehen haben.

Die jungen Südeuropäer wandern jedoch heute nicht mehr. Sie demonstrieren zwar tagsüber lustvoll gegen ihre Arbeitslosigkeit und begeilen sich an den Berichten der Journalisten, die sich wieder an der Hoffnung auf eine turbulente Revolution mit vielen bunten Bildern und linker Wirr-Rhetorik begeilen. Aber am Abend gehen die jungen Damen und Herren zurück ins gemütliche Hotel Mama zu Paella und Rioja. Und die Journalisten sitzen sowieso jeden Abend in den noblen Lokalen.

Keiner jener jugendlichen Arbeitslosen aus Südeuropa denkt daran, wirklich etwas an der eigenen Lage zu ändern (am ehesten tun das noch die Iren). Denn das soziale Netz in allen westlichen EU-Staaten ist längst so dicht, dass es sich auch ohne Arbeit ganz offensichtlich sehr gut leben lässt. In mancherlei Hinsicht sogar besser.

Aber auch Länder wie Österreich denken nicht daran, die meist gut ausgebildeten Miteuropäer gezielt anzuwerben. Dabei haben diese formal meist eine sehr gute Ausbildung – auch wenn natürlich klar ist, dass diese auf Grund der in den Krisenländern obligaten Gesamtschulpflicht lange nicht so gut ist, wie sie klingt. Aber trotzdem sind die durchschnittlichen Schulabsolventen aus jenen Länder noch immer um Welten besser ausgebildet als etwa die jungen Türkinnen, die Österreich nach wie vor massenweise auf Grund der angeblich so humanen Familienzusammenführung hereinlässt, obwohl die meisten von ihnen hier nur als Gebärmaschinen ihrer Cousins möglichst hohe Familienbeihilfe lukrieren sollen.

Politisch korrekte Menschen werden in ihrer Schlichtheit die Aufforderung natürlich sofort empört zurückweisen, dass die jungen Meeresanrainer Europas so wie ihre Vorfahren initiativ werden sollen. Genauso, wie es etwa die Sozialdemokraten immer empört abgelehnt haben, dass Wasserwerke oder Flughäfen privatisiert werden. Das aber muss nun in Griechenland geschehen. Und mit Sicherheit werden die Airports genauso wie die Wasserleitungen in absehbarer Zeit besser funktionieren – und zwar zu deutlich geringeren Kosten.

Ich jedenfalls würde die jungen Iren und Portugiesen mit Freude hier willkommen heißen. Und die Spanierinnen sowieso.

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Tod den Spammern! Es lebe die Netzfreiheit!

25. Mai 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Nichts wird im Internet lieber diskutiert als das Internet. So wie halt professionelle Kulturmenschen die Kultur für den Nabel der Welt halten, und Sportmenschen den Sport (trotz all seiner Ausgeburten von Wettbetrügereien bis zu gewalttätigen Rowdys). Daher ist natürlich auch der große Internet-Gipfel in Paris sofort ins Rampenlicht der Netz-Gemeinde geraten.

Dort trafen sich von Frankreichs Sarkozy bis zu Facebooks Zuckerberg viele illustre Namen. Und sie diskutierten etwas, was extrem notwendig und ebenso extrem gefährlich ist: eine bessere Regulierung des Internets.

Einig war man sich beim Pariser Treffen, dass jede Regulierung nur auf internationaler Ebene funktionieren könnte, weil das Netz das technisch am stärksten globalisierte Produkt der Welt ist. Total uneinig ist man sich hingegen weiterhin, ob und was man regulieren und kontrollieren darf. Denn einerseits ist das Internet so etwas wie ein letztes Refugium der Freiheit in einer von Sozialtechnokraten ständig immer noch mehr regulierten Welt. Auf der anderen Seite wird man als Internet-User häufiger Opfer krimineller Attacken als bei jeder anderen Tätigkeit. Denn wenn Hacker und Spammer ungestraft riesige Infrastrukturen oder das Ergebnis wochenlanger Arbeit lahmlegen – oder zumindest mit diesbezüglichen Versuchen gewaltige Kosten verursachen, dann ist das eindeutige Kriminalität. Diese kann man aber nur dann bekämpfen, wenn man ihre Spuren bis zum Computer der Untat nachverfolgen kann – der oft sehr weit weg in anderen Kontinenten steht.

Noch eine zweite weitverbreitete Form des Rechtsbruchs im Netz ist bedenklich: Der hemmungslose Diebstahl von geistigem Eigentum. Außerhalb des Internets ist es selbstverständlich, dass man zahlen muss und auch zahlt, wenn man ein Buch, eine DVD oder eine CD haben will, wenn man sich ein Gemälde an die Wand hängen oder eine Zeitung lesen will. Nur im Internet wird von der dortigen Community mit großem Selbstbewusstsein der Diebstahl als legitim angesehen.

Dort heißt es einfach: „Content is free“. So als ob der Wert der Zeitung im Papier und nicht in deren Inhalten läge. So als ob eine DVD nur einen Metallwert hätte. Jedoch: Wenn niemand mehr für die Aufnahme einer CD (oder eines späteren Downloads) bezahlt, dann wird halt auch nichts mehr aufgenommen werden. Genauso wie es keine Internet-Zeitungen mit Qualitätsanspruch mehr geben können, wenn niemand mehr dafür zahlt. Von den Werbeeinschaltungen – um eine verbreiteten Irrtum zu korrigieren – kann in Österreich niemand leben.

Auf der anderen Seite wissen wir um die Gefährlichkeit des Staates. Denn der ist in seinem seit Hegel ständig ausgebauten Machtanspruch krankhaft gierig geworden, alle unter seinen Bürgern kursierende Inhalte zu kontrollieren. Natürlich hat er seinen Machtanspruch zuerst geschickt mit dem Kampf gegen ein Übel zu legitimieren versucht,  das jeder abscheulich findet – außer ein paar deutschen Grünen und schwulen Aktivisten, nämlich mit der Kinderpornographie.

Dann hat man die Neonazis entdeckt, die irgendwo von Amerika aus eine Homepage mit wirrem Inhalt betreiben – der freilich ohne das aufgeregte Gegacker von Grünen und Polizisten in völliger Unbedeutendheit verdunstet wäre. Aber Kenner des modernen Staates mit seinen Allmacht-Allüren wissen natürlich, dass das nur die ersten beiden Schritte waren. Schon überziehen deutsche Anwälte österreichische Internet-Inhalte mit Klagen – selbst wenn diese Inhalte in Österreich gar nicht strafbar sind. Dennoch dringen jene Anwälte mit ihren Klagen durch, weil man ja den Inhalt auch in Deutschland lesen könne.

So wird es Schritt für Schritt enger. Man denke nur an die grüne Gier, mit roter Hilfe immer strengere Verhetzungsparagraphen und Gleichbehandlungszwänge durchzubringen, die bisher am Widerstand von Blau und Schwarz gescheitert sind.

Ich sehe hier vom linken Meinungsterror ausgehend eine Katastrophe auf uns zukommen, die mit jeder Faser zu bekämpfen ist. Und doch wäre ich heilfroh, wenn Hacker und Spammer von Pest und Cholera gleichzeitig dahingerafft würden. Ich hätte im Prinzip auch nichts dagegen, wenn da die Staaten ein wenig nachhelfen würden.

Nur: die Staaten werden das nicht schaffen, weil es nur global funktionieren kann. Und daher werden wir weiter mit Hackern und Spammern leben müssen. Und sogar auch mit den ebenso grauslichen Kinderpornographen.

Daher komme ich bei allem Zorn über Internet-Gesindel letztlich doch zu einem klaren Schluss: Hände weg vom Netz – vor allem von seinen Inhalten.

 

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Zurück ins Jahr 1945

24. Mai 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Das Problem mit Griechenland, Portugal & Co lässt sich auf zwei Sätze konzentrieren. Erstens: Solange es einen Ausweg zu geben scheint, werden viele Regierungen nicht ernsthaft mit der Sanierung beginnen. Zweitens: Die nötige Ernsthaftigkeit besteht in einem Gesinnungswandel der gesamten Bevölkerung, der vom Forderungs- und Wohlfahrtsstaat abgeht und eine gemeinsame Kraftanstrengung startet, die der Energie der Wiederaufbaujahre nach 1945 gleicht.

Je früher und stärker dieser Gesinnungswandel eintritt, umso weniger ist er auch mit dem äußeren Elend jener Jahre, mit Hunger und Not verbunden. Ich finde jedenfalls in keiner Aufzeichnung aus dem Jahr 1945 Berichte über Demonstrationen und Streiks, mit denen die Bevölkerung irgendwo geglaubt hätte, ihr arges Los verbessern zu können (Erst 1950 haben etwa in Österreich die Kommunisten das versucht, sie wurden aber von den sozialdemokratischen Arbeitern in die Schranken gewiesen). Ich finde auch nirgendwo in jener Zeit das selbsttäuschende Argument, dass ja jemand anderer schuld an der Krise sei, weshalb man selber nicht sparen müsse. Obwohl das damals viel richtiger war als heute. Stattdessen hat jeder – auch ohne staatliche Subventionen – angepackt, wo auch immer Not am Mann (und damals ganz besonders: an der Frau) war.

Von dieser Gesinnung sind vor allem die Südeuropäer heute weit entfernt. Der spanische Ministerpräsident Zapatero etwa hat vor den Wahlen vom vergangenen Sonntag ganz offiziell angekündigt (er „garantierte“ das sogar), dass es keine weiteren Einsparungen mehr geben wird. Er hat sich zu dieser wahnwitzigen Zusage hinreißen lassen, weil ein paar Tausend Studenten dagegen protestiert haben.

In Portugal wiederum fand das Sparpaket der Regierung keine parlamentarische Mehrheit. Und in Griechenland vertreiben ständige Streiks insbesondere bei Fähren und im Luftverkehr viele Touristen, sodass der Fremdenverkehr als wichtigster Wirtschaftszweig ein zehnprozentiges Minus hinnehmen musste.

Dabei wären viele Nord- und Westeuropäer prinzipiell durchaus bereit, aus Solidarität jetzt sogar ganz bewusst nach Griechenland zu kommen. Sie haben aber verständlicherweise keinerlei Lust, während des Urlaubs tagelang in Luft- und Seehäfen herumzuhängen.

Der Streik der griechischen Luftlotsen erinnert übrigens an Amerikas Ronald Reagan, der einst streikende Fluglotsen gefeuert und durch Armeeangehörige ersetzt hat. Das war in der Folge für den sozialen und wirtschaftlichen Frieden der USA sehr dienlich – bis dann Bush und Obama die große Schuldenkrise ausgelöst haben.

Schuld an dieser Malaise in Südeuropa sind aber auch die falschen und verwirrenden Signale aus den anderen Ländern Europas. Denn die diversen Hilfspakete haben zwar einen kurzfristig harten und in seinen Konsequenzen schwer abschätzbaren Schock vermieden, sie haben aber den Einwohnern der bankrotten Länder eine völlig falsche Botschaft vermittelt: Man müsse zwar jetzt so tun, als ob man ein bisschen spart und heftig darüber wehklagen, aber wirklich wehtun dürfe und werde das Sparen nicht, gibt es doch die reichen Onkel in Deutschland und Umgebung. Die müsse man nur ein wenig unter Druck setzen, dann zahlen sie schon weiter.

Daher glauben die Griechen auch nicht wirklich den Drohungen Angela Merkels, dass erst die üppigen Urlaubs- und Frühpensionsregeln in Südeuropa abgeschafft werden müssen, bevor es neues deutsches Geld gibt. Denn ganz offensichtlich denken viele Menschen im Süden: Wer einmal umgefallen ist, so wie die Deutschen im Frühjahr 2010, der wird auch ein zweites Mal umfallen.

Freilich steht Merkel heute daheim unter einem stark gewachsenen Druck: Die schlechten Wahlergebnisse und Umfragewerte der Regierungsparteien haben ihr eine deutliche Botschaft geschickt, wie unbeliebt die Griechenland-Hilfe ist. Vor allem drohen schon Dutzende Koalitionsabgeordnete mit einem Nein, wenn es bald um weitere Griechenland-Milliarden gehen soll. Ganz abgesehen von der Gefahr, dass diese Hilfen demnächst vom deutschen Verfassungsgericht als Rechtsbruch gegeißelt werden könnten.

Peinlich ist jedenfalls das Verhalten der Gewerkschaften: Denn diese haben sowohl auf österreichischer wie europäischer Ebene gegen „exzessive Sparvorgaben“ für Griechenland zu protestieren begonnen. Glauben sie damit wirklich, ihre zahlenden Mitglieder hinter sich zu haben? Das wäre mehr als erstaunlich. Wie kann man vom „Totsparen“ Griechenlands reden, wenn dort die im letzten Jahrzehnt erzielten Gehaltszuwächse der Beamten jene in Deutschland übertreffen?

Aber die Gewerkschaften kämpfen natürlich gar nicht so sehr für die Griechen, sondern verzweifelt um ihren eigenen Existenzsinn: Wenn einmal klar wird, dass viele der von ihnen erkämpften „Errungenschaften“ absolut unfinanzierbar sind und auch in Ländern wie Deutschland oder Österreich zurückgeschraubt werden müssen, dann werden auch die Gewerkschaften für ihre Mitglieder zu unnötigem Ballast. Daher sind sie gegen jede konsequente Politik gegen Griechenland.

Dabei gibt es in Europa durchaus Beispiele für gelungene Sanierungen, ohne dass Not und Elend ausgebrochen ist. Musterbeispiel sind die nordischen Länder wie Finnland, Dänemark oder Schweden, die alle in den letzten zwei Jahrzehnten auf Grund der Kosten für ihren viel zu teuren Wohlfahrtsstaat in Wirtschaftskrisen geraten waren. Sie haben jedoch alle drei mit großem Erfolg Sozialleistungen abgebaut und ihre Länder wieder auf gesunde Beine gestellt. Seither wird allerdings Schweden von Gewerkschaftsseite nicht mehr wie in den Jahrzehnten vorher als Musterland propagiert, sondern total ignoriert. Dafür ist dort die bürgerliche Regierung triumphal wiedergewählt worden, während anderswo die Regierungsmehrheiten zerbröckeln.

Nur ein paar Fakten aus Schweden: Dort gehen die Menschen heute im Schnitt um vier Jahre später in Pension als in Österreich – und zwar nicht nur auf dem Papier. Schweden hat die Schulden auf den niedrigsten Stand seit 35 Jahren gesenkt; diese werden im kommenden Jahr nur noch 27 Prozent des BIP betragen – Österreich hingegen hat seine Schuldenquote, also den Anteil der Staatsschulden am BIP, gleichzeitig versechsfacht! Schwedens Wirtschaft wuchs trotzdem im Vorjahr mit 5,5 Prozent so stark wie noch nie seit 40 Jahren. Was die bei Politikern beliebte Mär widerlegt, man müsse für das Wirtschaftswachstum und die Arbeitsplätze Schulden machen: Schulden sind in Wahrheit der Tod jedes langfristigen Wachstums. Schweden wird heuer auch einen saftigen Budgetüberschuss schaffen.

Ein anderes Beispiel ist Belgien. Das schaffte es, zwischen 1993 und 2007 seine Staatsverschuldung von brandgefährlichen 135 auf (freilich noch immer zu hohe) 84 Prozent zu drücken; es brachte auch mehrmals einen Budgetüberschuss zusammen. Zusätzliche Steuereinnahmen wurden strikt für die Schuldentilgung gebunden und nicht zur Befriedigung neuer Ausgabenideen. Bei der Budgetplanung wurde auch die wachsende Überalterung einkalkuliert. Unabhängige Institutionen überwachten die Einhaltung der Sparziele. Marode Staatsbetriebe wie die Sabena wurden verkauft.

Freilich ist Belgien auch ein Beweis, dass Sparanstrengungen rasch wieder verebben können: Denn in den letzten Jahren hat die Ausgabendisziplin stark nachgelassen. Und die Verschuldung nähert sich wieder der 100-Prozent-Grenze. Die Belgier leisten sich freilich zweierlei Luxus: Erstens haben sie seit über einem Jahr keine handlungsfähige Regierung. Und zweitens finden sie über die grundlegende Frage jedes Staates keinen Konsens, ob die zwei tragenden Nationalitäten, also Flamen und Wallonen, überhaupt noch in einem gemeinsamen Staat bleiben werden.

Die Beispiele zeigen: Sanierungen sind durchaus möglich. Es braucht aber immer erst eine Krise, dann einen langen und mutigen Atem und vor allem den Konsens zwischen Politik und Bürgern. So wie es auch in Mitteleuropa nach 1945 auf noch unvergleichlich niedrigerem Niveau der Fall war.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Von Spanien nach Bremen und zurück

23. Mai 2011 12:13 | Autor: Andreas Unterberger

Zwei ganz klare Wahlergebnisse, zwei sehr ähnliche Ausgangspositionen – und zwei sehr unterschiedliche Reaktionen der Wähler darauf. Das kleinste deutsche Bundesland und das große iberische EU-Land haben am Wochenende auf linke Misswirtschaft zwei sehr unterschiedliche Antworten gegeben.

Warum hat die Linke in Spanien ein historisches Debakel erlitten? Und warum haben in Bremen die Linksparteien trotz Rückschlägen für die knallrote „Linke“ dazugewonnen?

Ein großer Teil der Antwort auf die zweite Frage liegt in dem zerschlissenen Bild der Berliner Regierungskoalition. Angela Merkel ist führungsschwach, fährt in der Atomfrage wie auch bei der Milliardenhilfe für Griechen und Portugiesen wie auch bei der Antwort auf die islamische Herausforderung im eigenen Land einen vor allem Unsicherheit ausstrahlenden Zickzack-Kurs. Die FDP hat sich nach linksliberal entwickelt, wo außer den Journalisten längst niemand mehr steht (und sie liegt in Bremen nun schon hinter den rechtsbürgerlichen „Bürgern in Wut“). Die CSU wiederum ist vor allem rauflustig (und in der Atomfrage innerlich schwer zerstritten). Daher bekommt die deutsche Regierung nun ständig Ohrfeigen, obwohl das Land zum ersten Mal seit 20 Jahren wirtschaftlich wieder als relativer Kraftprotz dasteht.

In Bremen selbst haben Rot und Grün zwar nichts herzuzeigen, sie müssen aber den Wählern nicht – so wie die spanischen Sozialisten – die Zeche für ihre Misswirtschaft vorlegen. Denn das Armenhaus Westdeutschlands ist in den allgemeindeutschen Wohlstand sicher eingebettet und wird von den bisher rechts regierten, also blühenden südlichen Bundesländern regelmäßig durchgefüttert. Dabei ist Bremen – vor allem dank Gesamtschule – in allen deutschen Bildungsstatistiken jammervolles Schlusslicht. Dabei kann sich dort seit längerem ein islamischer Verbrecherclan wie einst die Banden in Chicago austoben. Dabei bietet Bremen in Sachen Arbeitslosigkeit mit 12 Prozent ein besonders trauriges Bild.

Die Spanier waren ebenfalls seit Jahrzehnten das Durchfüttern gewöhnt. Sie haben sehr gut von den Milliarden-Geldern der EU gelebt. Und niemand in Brüssel hat so richtig mitgekriegt oder zugeben wollen, dass damit in Spanien genau das passiert, was die Entwicklungshilfe in der Dritten Welt anrichtet: Die Empfänger haben verlernt, dass sie nur durch eigene Anstrengung vorankommen können, sie sind immer mehr in sozialen Hospitalismus verfallen, der jede Verantwortung für das eigene Los auf Dritte schiebt. Das Land hat angesichts des europäischen Geldsegens wie wild unnötige Autobahnen gebaut und all seine einst schönen Küsten zubetoniert, es hat zugleich reihenweise rote und grüne Luftschlösser erbaut. Diese reichen von Europas höchster Alternativenergieförderung über viel zu hohe und geschützte Gehälter bis zu gesellschaftspolitischen Veränderungen zugunsten von Schwulen & Co, die immer mehr Spanier empören.

Ein besonders schmerzhaftes Produkt der falschen Wirtschaftspolitik ist die hohe Arbeitslosigkeit. Spanien ist ein besonders krasses Exempel dafür, dass die teuren Alternativenergien viele Industrien zum Zusperren zwingen, dass gewerkschaftliche „Erfolge“ zum Schutz der Arbeitnehmer nur die Arbeitslosigkeit erhöhen, dass bei solchen Rahmenbedingungen immer weniger Arbeitgeber neue Jobs anbieten. Das trifft natürlich vor allem die – überdies als Opfer der Gesamtschule schlecht ausgebildeten – Jungen mit einer unvorstellbar hohen Jugendarbeitslosigkeit von nunmehr schon 45 Prozent.

In Spanien ist aber seit dem Vorjahr Schluss mit lustig. Während die Bremer noch durchgefüttert werden, halten es Geldanleger für zunehmend riskant, Geld nach Spanien zu tragen. Die Zinssätze steigen, die Ratings fallen. Das hat die Regierung gezwungen, erste Sparmaßnahmen einzuleiten, auch wenn das Land noch nicht formell um – über die normalen EU-Subventionen hinausgehenden – Hilfen angesucht hat. Was aber allen politischen Beteuerungen zum Trotz mit Sicherheit heuer noch erfolgen wird.

Spaniens Sozialisten sind daher von den Wählern aus der Macht gejagt worden, diesmal bei regionalen Wahlen, demnächst wohl auch aus dem Parlament. Die Medien freilich befassen sich nicht mit dem Scheitern des realen spanischen Sozialismus, sie bejubeln statt dessen den Aktionismus Zehntausender junger Demonstranten, die in ihrer subjektiv verständlichen Verzweiflung gegen alles und jedes auf die Straße gegangen sind.

Die Begeisterung der Medien treibt die Demonstranten nun in immer schärferen Selbstzweck-Revolutionismus. Aber niemand sagt ihnen, dass ihre Aktionen zwar lustig, aber in keiner Weise eine Therapie für die spanischen Leiden sind. Denn schon hat die Regierung auf jede weitere Reform verzichtet. Schon überlegen sich Arbeitgeber wie Geldverleiher, ob es noch einen Sinn hat, in jenes Land auch nur einen einzigen weiteren Euro zu investieren. Geht der Demo-Spass noch ein paar Wochen weiter, dann haben zwar die Medien noch viele nette Reportagen zu schreiben – der spanische Tourismus wird hingegen viele leere Zimmer abzuschreiben haben.

 

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(Ehrliches) Lob für zwei selten gelobte Zeitungen

23. Mai 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Weil ich schon wieder allzuoft auf das Positive vergessen habe, seien heute zwei Zeitungen ehrlich gelobt, die ich noch nie in meinem Leben gelobt habe.

Die eine ist der „Kurier“: Er verzichtet künftig auf die „Kontaktanzeigen“, also die gedruckte Protstitutions-Zuhälterei. Von dieser werden künftig nur noch die Gossenzeitungen wie „Österreich“ oder die „Kronenzeitung“ leben. Dabei könnten gerade diese Blätter ohnedies blendend von den Steuergeldern leben, die ihnen vor allem von SPÖ-Ministern und dem Wiener Rathaus, aber auch dem schwarzen Berlakovich bei allen Öffnungen hineingeschoben werden. Der in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus kontinuierlicher Talfahrt gewesene „Kurier“ setzt damit trotz knapper Finanzen ein relativ mutiges Zeichen. Wir wollen nun zu glauben beginnen, dass der "Kurier" erstmals die Eigenbewerbung als „Familienzeitung“ auch wirklich ernst meint, und dass er wenigstens einen ersten Schritt in Richtung des oft beschworenen Fernziels Qualitätszeitung gehen will.

Ebenso vor den Vorhang gehört das Gratisblatt „Bezirkszeitung“. Sie hat es im Einklang mit der Mehrheit der Österreicher, aber im totalen Widerspruch zur "Life-Ball"-Exstase der meisten anderen Blätter gewagt, diesen heftig subventionierten Schwulen-Propaganda-Ball als „sehr entbehrlich“ zu bezeichnen. Was ja in der Tat das Mildeste ist, was man über diese Veranstaltung sagen kann. Wenn man es noch genauer nimmt, müsste man ihn ja so definieren: als (für manche) sehr einträgliche Orgie des schlechten Geschmacks zur Propagierung jenes Verhaltens, das die Ausbreitung von Aids fördert.

PS: Weil wir diese Woche positiv beginnen wollen, seien zwei weniger erfreuliche Funde in den Medien nur im PS erwähnt. Das eine ist die groteske Meldung mehrere Organe mit dem ORF an der Spitze, dass die ÖBB ins „Plus“ geraten wären. Was natürlich nur ein später Aprilscherz ist. Denn im Plus sind die ÖBB nur, wenn man auf die weit mehr als sechs Milliarden (=6000 Millionen) Euro vergisst, die wir Steuerzahler für sämtliche Gleis- und Bahnhofsbauten oder für die Armada an jugendlichen ÖBB-Pensionisten zahlen müssen. Genauso absurd und manipulativ ist auch die ebenfalls mehrfach aufgetauchte Meldung, dass ein weiterer Pröll eine „politische Spitzenposition“ erobert hätte: Diese Position besteht nämlich einzig in der Funktion des Ortsparteichefs von Radlbrunn. Wahrlich eine Spitzenposition! Offenbar sind die Medien nicht nur in voller Breite gleichgeschaltet – sondern sie haben den Schalter auch gleich den SPÖ-Spindoctoren in die Hände gelegt. Deren ewiges Motto: ÖBB hui, ÖVP (und FPÖ) pfui.

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Fußnote 200: Der Wiener Weg als Sackgasse

23. Mai 2011 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

Die Exekutive und die Politik der Bundeshauptstadt waren immer sehr stolz auf den Wiener Weg.Sie sollten sich aber in Wahrheit dafür längst in Grund und Boden schämen.

Wie sehr nämlich dieser sogenannte Wiener Weg in Wahrheit ein Sackgasse ist, hat sich bei den sonntägigen Ausschreitungen im Hanappi-Stadion wieder besonders deutlich gezeigt. Obwohl man schon Tage davor auf den Sportseiten lesen konnte, dass sich etwas anbahnt, waren Veranstalter und Exekutive nicht imstande, die Abhaltung eines Fußballspieles gegen die Rapid-Hooligans sicherzustellen. Was aber kein Wunder ist, wenn vom Fußballklub wie auch ORF-Kommentatoren dieser gewalttätige Horde immer als „zwölfter Mann“ Rapids hofiert wird. Und wenn diese bierbauchschweren und hirnarmen Typen von der Polizei trotz allwöchentlicher Attacken auf U-Bahn-Passagiere und Passanten immer mit Samthandschuhen angegriffen werden. Genau das ist der Wiener Weg: In Wien gehen Politik, Polizei und Staatsanwaltschaft aus ideologischen Motiven (bisweilen freilich auch aus Feigheit) mit Rechtsbrechern prinzipiell und gezielt sanft um (es sei denn, es sind politische Gegner). Das sind etwa Radfahrer, die mehrheitlich des Nachts ohne Licht, aber mit der schon tagsüber gepflegten Rücksichtslosigkeit fahren, ohne dass sie von der Polizei belästigt werden. Das sind abgewiesene Asylwerber, die man trotzdem nicht abschiebt. Das sind Drogensüchtige (samt dazugehörigen Dealern), die immer mehr Wiener U-Bahn-Stationen in Hochrisikozonen verwandeln durften. Das sind gewalttätige oder schwänzende Schüler, gegen die den Lehrern von der Politik alle Gegen- und Strafmittel genommen worden sind. Das sind Autofahrer, die immer öfter Rotlicht als Einladung zur Überquerung von Kreuzungen verstehen, wobei sie im Gegenzug beim Abbiegen auf das Einschalten des Blinklichts verzichten. Das sind Hundebesitzer, die die Leine nur elegant über die Schulter werfen, damit sie die Freiheit ihres Hundes nicht beeinträchtigen. Die Liste ließe sich lange fortsetzen – der Sukkus ist immer der selbe: Recht und Ordnung werden durch ständiges Zurückweichen und Wegschauen und Liebsein ersetzt. Das Ergebnis war vorhersehbar.

 

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Die Heimat der Intoleranz ist rot-grün gestreift

22. Mai 2011 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind täglich neue Beispiele, die zeigen, welche geballte Intoleranz, geistige Verengung und Einschränkung der Freiheit durch die Grünen und durch die wachsende Zahl an Sozialdemokraten droht, die von ihren einstigen Werten abgefallen sind. Die heutige Linke ist zur größten Bedrohung unserer demokratischen Grundfreiheiten geworden. Da sie aber einen so großen Teil der Medien kontrolliert, wird das so wenigen Mitbürgern bewusst.

Signifikant sind etwa die Umtriebe der linken Hochschülerschaft. Als neues Beispiel sei heute ein Flugblatt einer Institutsgruppe Geschichte zitiert. Sein Text: "Rechte raus aus der Uni! Seien es ewiggestrige Lehrende, seien es Burschenschafter, Neonazis und Klerikalfaschisten, die gerne bei ersteren studieren: für diese Kreaturen darf es weder Platz noch Akzeptanz an der Uni geben. Wir fordern kritische Lehre und endlich Taten statt Worte von der Universitätsleitung."

Wenn die anderen Geschichtsstudenten solche totalitären Anwandlungen ignorieren oder gar unterstützen, dann machen sie sich genauso schuldig wie alle jene, die „nur“ durch ihr Wahlverhalten anfangs der 30er Jahre den Nazis den Weg bereitet haben und mitschuldig geworden sind. Denn der Ruf der Linken nach Säuberungen auf einer ohnedies schon bedenklich schlagseitigen Universität gleicht ganz den Rufen der einstigen Nazis: Juden Raus, Pfaffen Raus.

Ähnlich Erschreckendes spielt sich derzeit auch besonders in Deutschland ab. Ein konkretes Opfer ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar – eine tolerante und vernünftige Sozialdemokratin. Sie ist gefeuert worden, weil sie es gewagt hat, das Konzept einer Ausstellung über Gewalt in Beziehungen als „ideologisch und einseitig“ zu bezeichnen. Männer werden nämlich darin generell als Täter, Frauen generell als Opfer dargestellt. Was beides keineswegs den Fakten entspricht – aber nach Ansicht des linken Meinungsterrors offenbar nicht mehr gesagt werden darf. Außerdem hat die Gleichstellungsbeauftragte auch die Nummer eines Väternotrufs auf ihre Webseite gestellt, also gleich ein zweites schweres Verbrechen begangen. Besonders bestürzend ist dabei eines: Auch die immer mehr nach links abdriftende FDP hat die Abwahl der mutigen Frau unterstützt.

Typisch für grünen Gesinnungsterror ist auch, dass in Stuttgart nach dem Machtwechsel bei der Landtagswahl-Wahl der Projektleiter für das von den Grünen gehasste Hauptbahnhofsprojekt aus dem Job gemobbt worden ist, wie Henryk Broder, Deutschlands mutigster Kolumnist, nun berichtet. Das besonders Pikante: Der bedrohte Ingenieur ist ein Ägypter, also Angehöriger einer von den Grünen eigentlich sonst immer als unangreifbar behandelten Gruppe. Broders treffende Konklusion: „Zwar gelten noch immer die allgemeinen Gesetze, das Nähere aber bestimmt der grüne Mob.“

Der von linken Immigranten kontrollierte deutsche „Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat“ wiederum hat eine Strafgesetzesänderung verlangt, damit Thilo Sarrazin strafrechtlich verfolgt werden kann. Sarrazins Bücher sollen die Gesellschaft künftig nicht mehr „belasten“.

Noch haben solche Vorstöße zwar keine Mehrheit im Berliner Bundestag. Aber alles deutet darauf hin, dass das nach der nächsten Wahl anders sein könnte – weil die derzeitige schwarz-gelbe Mehrheit ihren Wählern vielen Grund zum Ärger gibt. Wegen ihres Zickzacks in Sachen Atom, wegen der Zustimmung zur griechisch-portugiesischen Milliardenverbrennung (samt gleichzeitiger massiver Kritik daran), wegen des ständigen Streits vor allem zwischen CSU und FDP. Das Ergebnis ist freilich eine geistige Megakatastrophe, die all diese berechtigten Ärgernisse weit übertrifft, nämlich das Ende des wichtigsten Grundrechts unserer westlichen Gesellschaften, jenes auf Meinungsfreiheit.

Die österreichischen Grünen haben ihn mit vielen Solidaritätsaktionen heftig unterstützt – und bis heute kenne ich kein Wort grüner Kritik an Venezuelas Diktator Hugo Chavez. Dabei verwandelt der Mann gerade Venezuela durch massive Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in eine Diktatur. Dabei gibt es inzwischen zahllose Beweise, dass Chavez intensiv die blutige Guerilla im Nachbarland Kolumbien unterstützt. Dabei zeigt sich Chavez heute noch solidarisch mit Libyens blutigem Schlächter Gaddafi. Das alles stört unsere Grünen aber überhaupt nicht. Denn Chavez ist gegen die Amerikaner und die westlichen Demokratien, daher ist er im verqueren Weltbild der Linken ein Guter.

Dafür hat sie und einige Rote furchtbar ein Vers eines ÖVP-Abgeordneten gestört, der sich über Dominique Strauss-Kahn und seinen Sextrieb lustig gemacht hat. Das einzige, was man dem Verslein wirklich vorwerfen kann, ist seine Holprigkeit:
Obwohl er schon ein reiferer Mann,
zeigt Dominique Strauss, was er noch ka(h)nn.
Trotz ihrer Bedeutungslosigkeit wurden diese zwei Zeilen aber sofort auch vom ORF und anderen Linksmedien zum Skandal gemacht. Das hat wiederum den ängstlichen und offensichtlich überforderten ÖVP-Klubobmann - samt einigen seiner Parteifreunde - zu einer massiven Rüge für den Verseschmied veranlasst, statt die unerträgliche Heuchelei der Linken zu thematisieren.

Diese ist nämlich nach dem grandiosen Scheitern ihrer Wohlfahrtstaats-Illusionen nur noch als Meinungspolizei unterwegs. Ihr moralinsaurer Krampf macht die Politik auch endgültig zur humorfreien Zone. Der Skandal in den Reaktionen auf Strauss-Kahn war nicht dieser schlechte Scherz, sondern die unverschämte Art, mit der die Linke von einem wirklichen (wenn auch vorerst natürlich nur „mutmaßlichen“) Verbrechen eines deklarierten linken Spitzenpolitikers abzulenken und einen Nichtlinken Verseschmied zum meistkritisierten Schuldigen zu machen versucht. Über Strauss-Kahn und sein widerliches Verhalten haben sich die linken Erreger nämlich noch überhaupt nicht erregt. Statt dessen wird täglich eine neue Verschwörungslegende erfunden, derzufolge Strauss-Kahn doch unschuldig ist. Dabei geben sich Rot und Grün ständig als Anwälte der Frauen aus. Die werden sich aber freuen, wenn die europäische Sozialdemokratie auch den absurdesten Theorien nachjagt, nur um von der Vergewaltigung einer Frau durch einen linken Politiker abzulenken. Widerlich.

 

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Was alles plötzlich möglich ist, wenn die Politik Nachwuchs-Sorgen hat

21. Mai 2011 02:45 | Autor: Andreas Unterberger

Die Ruhensbestimmungen sind eine der dümmsten Regelungen in diesem Lande. Sie sind ökonomisch falsch, sie sind sozialpolitisch schädlich, sie sind demographisch ein Aberwitz und sie sind zutiefst ungerecht. Jetzt endlich will die Koalition Hand an sie legen – aber in Wahrheit nur die eine Ungerechtigkeit durch eine andere, noch mehr provozierende ersetzen.

Ruhensbestimmungen bedeuten: Jeder, der vor dem Vollpensionsalter mehr als eine Geringfügigkeit von 374 Euro im Monat verdient, wird mit dem Wegfall der Pension bestraft.

Das ist gleich aus mehreren Gründen zutiefst ungerecht und falsch. Erstens, weil die gleiche Regelung nicht für Beamte gilt, die dazuverdienen dürfen, soviel sie wollen. Das ist zweitens auch deshalb ungerecht, weil die Regelung ob des ungleichen gesetzlichen Pensionsalters vor allem Männer trifft.

Das ist drittens angesichts der demographischen Katastrophe schwachsinnig: Die Regierung öffnet gerade mit der Rot-Weiß-Rot-Card neue Schleusen für auf dem Arbeitsmarkt benötigte Zuwanderer (samt dem Recht auf Familienzusammenführung mit ihren unabsehbaren sozialen Konsequenzen), während absolut arbeitsfähige Jahrgänge, die unsere Wirtschaft auf Grund ihrer Erfahrungen dringend benötigen würde, aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden.

Das schadet viertens auch dem Pensionssystem: Denn arbeitende Jungpensionisten würden auch wieder Beiträge einzahlen; außerdem könnte man ihnen durchaus eine leichte Kürzung ihrer Pension zumuten, etwa um zehn bis zwanzig Prozent des dazuverdienten Betrags. Oder eine Kürzung der Pension auf jene Höhe, den ihre in den Jahrzehnten davor eingezahlten Beiträge versicherungsmathematisch wert sind (die man ja berechnen kann, auch wenn der Staat das eingezahlte Geld längst verprasst hat). Es muss dabei der mittelweg gefunden werden, sodass sowohl die Motivation des potentiell Arbeitswilligen erhalten bleibt wie auch das Pensionssystem davon finanziell profitiert.

Parallel zu einer solchen Änderung des Pensionssystems wäre es sinnvoll, wenn auch die Kollektivverträge flexibler würden. Dabei müsste vor allem das absurde Anciennitätsprinzip (Biennien, Quinquennien, Dienstalterszulagen usw.) wegfallen, das einen Sechzigjährigen für Arbeitgeber massiv teurer macht als einen Dreißigjährigen an einem gleichen Arbeitsplatz. Obwohl es nur wenige Arbeitsplätze gibt, wo die Erfahrung und Verlässlichkeit des Älteren wirklich mehr wert ist als die Kraft und Dynamik des Jüngeren.

Nun will die Koalition diese Ruhensbestimmungen ändern. Aber jeder Hurra-Ruf bleibt einem sofort in neuer, noch gesteigerter Empörung stecken. Denn die Politik will diesen Skandal nur für sich selbst abstellen, genauer gesagt für die Bürgermeister. Der Grund: Es finden sich in immer mehr Gemeinden Österreichs keine halbwegs fähigen Persönlichkeiten mehr, die noch bereit sind, die schlecht bezahlte und oft viel Schimpf eintragende Rolle eines Gemeindeoberhaupts zu übernehmen.

Kaum haben das die Großparteien bemerkt, kaum entdecken sie, dass in der Altersklasse zwischen 55 und 65 viele fähige Männer und Frauen nur wegen der Ruhensbestimmungen auf die Übernahme solcher Aufgaben verzichten: Schon wird flugs das Gesetz geändert. Aber eben nur für Bürgermeister. Dass in Zehntausenden anderen Fällen genauso Handlungsbedarf bestünde, interessiert die Politik nicht. Dort geht es ja „nur“ um die steuerzahlende Wirtschaft. Und um den Lebenssinn vieler Menschen.

Die größte Reformbremse sind da natürlich wieder Gewerkschaft und Arbeiterkammer. Diese argumentieren immer noch mit der angeblichen Notwendigkeit, durch zwangsweise Abschiebung der Alten Arbeitsplätze für die Jungen zu schaffen. Dabei haben sie aber absurderweise gleichzeitig die Rot-Weiß-Rot-Card akzeptiert, die eine neue Immigrationswelle nach Österreich hereinholen wird. Weil eben in immer mehr Bereichen die qualifizierten Arbeitskräfte ausgehen (und weil die unqualifizierten für unqualifizierte Arbeiten zu teuer sind).

PS: Am schlauesten wäre es natürlich, wenn (auch) die Hacklerregelung abgeschafft würde. Denn dann würden plötzlich viel mehr Menschen wieder für den Arbeitsmarkt – also auch für Bürgermeister-Jobs – zur Verfügung stehen. Manche werden die Notwendigkeit, länger zu arbeiten, zwar nur mit unglücklichem Gesicht hinnehmen. Aber es haben ja nur neomarxistische Rattenfänger vorgegaukelt, dass Arbeit immer das reinste Vergnügen sein müsste.

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Fußnote 199: Wird die neue Volkspartei wieder zur alten?

20. Mai 2011 17:19 | Autor: Andreas Unterberger

Das was der neue ÖVP-Obmann Michael Spindelegger da zu seinem Amtsantritt gesagt hat, hat in den letzten zwei Jahren bei den Schwarzen als Sakrileg gegolten. Die Innenpolitik wird wieder interessant.

So sagte Spindelegger: Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe Österreich viel Gutes getan. Schüssel habe gezeigt, was Politik gestalten kann, er habe etwas für Österreich weiter gebracht. Unter Josef Pröll und seinen Menschen konnte man hingegen über Schüssels Periode ja nur hören: „Dieses System ist abgewählt worden.“ Und Pröll gab sich deswegen einem tödlichen Kuschelkurs mit Faymann hin. Kritik an Faymann war so verklausuliert, dass der ORF sie sogar ins Gegenteil umdrehen konnte. Spindelegger wagte nun hingegen sogar zu sagen: „Der Faymann ist oft für nichts.“ Will da eine Partei doch noch dem sicheren Untergang entgehen? Oder waren das nur leere Worte fürs eigene Publikum?

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Der Rektor und der linke Hetzsender

20. Mai 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Fast täglich wird der ORF nun schon bei seinen widerlichen Manipulationen und Betrügereien erwischt. Jetzt ist endlich einmal einem gewichtigen Opfer der Kragen geplatzt und er hat detailliert die Sauereien des Links-Senders aufgelistet.

Denn lediglich ein Einziges kann der Sender noch auf hohem Niveau: durch seine Einladungspolitik, durch die Tendenz seiner Beiträge und Fragestellungen, aber auch alleine schon durch Inserts und Etikettierungen perfekte Zuarbeit für die roten und grünen Parteisekretariate verrichten.

Da tritt etwa ein Herr Marterbauer auf und wird (nur) als Wirtschaftsforscher vorgestellt; dass er ein sogar als ministrabel verkaufter SPÖ-Wahlkämpfer gewesen ist, wird hingegen verschwiegen. Anderswo wird ein Herr Schilcher beharrlich als ÖVP-Bildungsexperte präsentiert, obwohl er für Frau Schmied und Herrn Androsch arbeitet, die angeblich nichts mit der ÖVP zu tun haben, und obwohl in der ÖVP (für die er früher tätig war) längst niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben will.

Das Motiv ist klar: durch die Art der Präsentation Schilchers soll der Eindruck erweckt werden, dass sogar die „Experten“ der ÖVP für Schmieds und Androschs Gesamtschulidee sind. Die große Mehrzahl der gegen die Gesamtschule eintretenden ÖVP-Exponenten und Bildungsexperten wird hingegen vom ORF totgeschwiegen. Durch Marterbauers ständige Präsentation als unabhängig sollen hingegen die linken Wirtschaftsvorstellungen als objektiv und unabhängig verkauft werden.

Bei der gleichen Diskussion, wo Marterbauer so „unabhängig“ war, trat auch noch eine Frau Elisabeth Klatzer auf, die ebenfalls ihren Senf zum Thema, nämlich den Banken, beizusteuern hatte. Sie wurde vom ORF als Angehörige der Wirtschaftsuniversität vorgestellt.

Das ließ nun dem sonst so umgänglichen WU-Rektor Christoph Badelt den Kragen platzen: Er verschickte nach den schwachsinnigen wie stramm linken Äußerungen der Frau Klatzer ein Mail an alle WU-Angehörigen mit interessanten Fakten zu der Dame: Sie hat im Schnitt der letzten Jahre eine einzige Stunde pro Woche einen Lehrauftrag an der WU gehabt, aber dort sonst keinerlei Funktion.

Badelt hat daher auch schon während der Sendung beim ORF dagegen protestiert, dass der total unbekannten Dame die Wirtschaftsuniversität als Qualitätsausweis umgehängt worden ist, aber selbstverständlich wurden die Seher nicht darüber informiert. Und es wurde natürlich keine Richtigstellung vorgenommen. Künftig wird man wohl auch den Portier als Vertreter einer Uni präsentieren (wenn er nur die richtige Meinung vertritt).

Badelt bezeichnete viele Äußerungen der Frau Klatzer als „sachlich falsch“, viele ihrer Aussagen seien überhaupt nur rein „politische Wertungen“ gewesen. Der Rektor ärgert sich ganz besonders, weil es an der WU eigentlich viele Experten für die Problemkreise Finanzen und Banken gibt. Zu denen freilich Frau Klatzer nicht gehört. Denn der Inhalt ihres Lehrauftrags ist – Gender budgeting, also die sinnloseste Form, wie unser Steuergeld durch unglaublich aufwendige bürokratische Schleifen verbrannt wird, nur um zu überlegen, ob die Pensionsmilliarden für die ÖBBler gendergerecht verteilt sind.

All diese Methoden sind mehr als genug Anlass, den ORF nur noch als linken Hetzsender zu bezeichnen. Wie ich es hier schon mehrfach getan habe. Schade, dass sich der ORF deswegen nicht zu klagen traut, es würde ein schöner Prozess.

Niemand soll übrigens glauben, die ganze Linkslage der ORF-Desinformation passiere hinter dem Rücken des Generaldirektors, weil sich der ja nicht um alles kümmern kann. Ganz im Gegenteil: Alexander Wrabetz hat zwei Tage davor sogar mit einer öffentlichen Twitter-Äußerung den sich für witzig haltenden Armin Wolf gelobt, weil sich der auf den Studiotisch gelegt hat.

Womit Wrabetz zweierlei signalisiert hat, erstens wofür er Zeit hat und was ihm wichtig ist; zweitens, auf welches Qualitätsniveau er den Sender noch weiter hinunterpositionieren will.

 

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SN-Kontroverse: Brauchts eine Wirtschaftspartei?

20. Mai 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht Österreich eine Wirtschaftspartei?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Cui bono?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreichs Wirtschaftstreibende sind bestens politisch verankert. Ihre Interessenvertretungen sind schlagkräftige Organisationen. Dies gilt für die Industriellenvereinigung ebenso wie für die Wirtschaftskammer, die mit Christoph Leitl über einen Spitzenmann verfügt, der auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen kann.

In den Parteien ist unternehmerische und wirtschaftliche Expertise in einem hohen Ausmaß vorhanden. Bei der SPÖ sind es u.a. Christoph Matznetter als Chef des Freien Wirtschaftsverbandes sowie Budgetsprecher Kai Jan Krainer. Die ÖVP ist z. B. mit Jakob Auer, dem Vorsitzenden des Budgetausschusses, dem Banker Peter Michael Ikrath sowie dem Generalsekretär des Raiffeisenverbandes, Ferry Maier, gut aufgestellt.

Bei den Grünen ist die Expertise von Ex-Parteichef Alexander van der Bellen und Budgetsprecher Werner Kogler selbst bei politischen Gegnern unbestritten. FPÖ und BZÖ verfügen ebenfalls über kundige Wirtschafts- und Finanzpolitiker. Beim jüngsten Ausfall eines heimischen Bankers, dessen Institut beim Steuerzahler mit einer Milliardensumme nach wie vor in der Kreide steht, mit seiner falschen, undifferenzierten und unzutreffenden Anmerkungen („Unsere Politiker sind zu blöd und zu feig und zu unverständig, weil sie von Wirtschaft keine Ahnung haben © Andreas Treichl") kann es sich daher nur um ein massives Wahrnehmungsdefizit oder ein bösartiges Störmanöver handeln.

Cui bono? Das gilt auch für die „Drohung" mit der Gründung einer eigenen Wirtschaftspartei. Bitte, gründet sie doch! - ist diesen vereinigten, verdrossenen, ewig jammernden Wirtschaftstreibenden zurufen. Wobei die Gefahr nicht auszuschließen ist, dass die Politiker dieser Partei „zu blöd und zu feige und zu unverständig" für das Begreifen gesellschaftlicher Zusammenhänge sind.


Das Dach brennt schon

Andreas Unterberger

 Nichts bräuchte Österreich dringender als Politiker, die der zunehmenden wirtschaftlichen Unvernunft entgegentreten. Die Schulden haben sich seit der Rückkehr der Sozialdemokraten in die Regierung um 30 Prozent erhöht. Die noch 2006 von vielen internationalen Medien gerühmte Stabilität des Landes ist durch den vor allem von einem Werner Faymann betriebenen (aber auch von der ÖVP nicht verhinderten) Verschwendungspopulismus im Expresstempo verspielt worden.


Das Land stürzt in allen Rankings steil ab. Und nächstes Jahr wackelt das Triple-A-Rating. Da ist Griechenland nicht mehr weit. Auch die Oppositionsparteien sind in Hinblick auf den Reformbedarf ahnungs- und mutlos (selbst das BZÖ in hohem Ausmaß). Der Stillstand reicht vom Pensionssystem über den Regulierungswahn, die kollabierenden Unis bis zum Bürokratiedschungel.

Auch sonst gibt es weit und breit keine Kraft, von der eine Renaissance der Vernunft ausgehen könnte. Die Wirtschaftskammer ist bis über beide Ellbogen mitschuldig am unfinanzierbaren Wohlfahrtsstaat, an der Überregulierung und der hohen Staatsquote. Aus selbstbeschädigender Rücksicht auf den Steinzeit-ÖGB, aber auch aus Christoph Leitls tiefster Überzeugung.

Und die Industriellenvereinigung? Die sagt zwar häufiger etwas Richtiges. Sie hat sich aber etwa 2009 mit der Forderung nach Verschrottungsprämien als Lobby-Organisation ohne jede Rücksicht auf Ordnungspolitik blamiert. Und jetzt zeigt sie sich als frei von jeder politischen Intelligenz, wenn sie „mit voller Überzeugung" das Gesamtschul-Volksbegehren der SPÖ bewirbt, aber gleichzeitig ausstreut, insgeheim eigentlich schon gegen die Gesamtschule zu sein.

Wer nicht einmal begreift, dass er sich damit zum Trittbrett der lern- und leistungsfeindlichen Nach-unten-Nivellierer macht, der kann auch nicht die wirtschaftliche Vernunft wiederbeleben oder bei Wahlen reüssieren.

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Kein Grund zur Solidarität mit Griechenland

19. Mai 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Eine Frage taucht seit dem Vorjahr immer wieder auf: Wie gehen Staaten eigentlich bankrott? Dafür gibt es keine Insolvenzgesetze, sondern nur Erfahrungen, Usancen – und jede Menge Politik. Es ist rechtlich völlig offen, ob man mit einem überschuldeten Land sanft oder brutal umspringt.

Lediglich eines scheint – freilich gar nicht so lange – vorbei: Die Zeit, da man nicht bezahlte Schulden eines Staates mit Waffengewalt eintreibt. „Bis zur Drago-Porter Konvention 1907 war der Einsatz von Waffengewalt zur Eintreibung von Schulden völkerrechtlich durchaus legitim. Mit dieser Konvention wurde Waffengewalt höchstens noch als Ultima ratio anerkannt, falls sich der Schuldnerstaat weigerte, eine Schiedsverfahren als friedliches Mittel zur Streitbeilegung durchzuführen.“ So beantwortete zumindest der österreichische Völkerrechtsexperte Michael Waibel diese Frage.

Offen bleibt, wie ein geprellter Gläubiger heute Exekution gegen einen fremden Staat führen kann – etwa auf Schiffe und Flugzeuge oder gar durch Taschenpfändung eines anreisenden Ministers. Das alles wird jedoch nicht viel bringen.

Die wirtschaftlichen Druckmittel sind die wirksameren. Ein bankrotter Staat ist gut beraten, sich mit den Gläubigern zusammenzusetzen und über seine Konkursquote zu verhandeln. Tut er das nicht, dann wird er sich auf viele Jahre nirgendwo mehr ins wirtschaftliche Geschehen einschalten können. Dann werden selbst normale Handelswaren nur noch gegen Vorauskasse geliefert werden. Und neue Kredite gibt es sowieso keine.

Jedenfalls aber dürfte es Griechenland im Konkursfall nicht mehr so leicht gelingen wie im letzten Jahr, sich vor der Einhaltung von Zusagen zu drücken. So ist die griechische Regierung etwa mit den versprochenen Privatisierungen und Deregulierungen weit im Rückstand. Dabei würden diese nicht nur Geld in die Kassa bringen, sondern auch die Wirtschaft wieder ankurbeln. Es gibt auch keinen wirklichen Grund, warum nicht die eine oder andere Insel an einen Investor verkauft werden könnte – privatrechtlich natürlich, nicht staatsrechtlich.

Gewiss wird auf die Gläubiger jede Menge politischen und psychologischen Drucks ausgeübt werden, dass man mit den armen Hellenen doch nicht so umspringen könne. So hat dieser Tage schon ein ORF-Journalist die kühne Behauptung aufgestellt, der griechische Generalstreik zeige, dass die Grenze des Zumutbaren erreicht sei.

Dabei zeigen die Streiks genau das Gegenteil. Die Griechen haben noch immer nicht den Ernst der Lage erkannt. Sie vertreiben mit den ständigen Ausfällen im Flug- und Fährverkehr sogar ihre wichtigste Einnahmequelle: die Touristen. Und auch die Gehaltsbremsen bei den öffentlichen Bediensteten erregen kein Mitleid: Denn deren Gehälter sind seit Einführung des Euro real wie nominell weit steiler gestiegen als in Deutschland oder Österreich. All das ist absolut kein Grund zu der von der Politik geforderten „Solidarität“ mit Griechenland.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Die Verschwenderrepublik und ihre Filialen

18. Mai 2011 12:30 | Autor: Andreas Unterberger

Würde so etwas in einer Aktiengesellschaft passieren, müssten alle Vorstandsmitglieder, oder zumindest der Vorsitzende und der Finanzvorstand zurücktreten. Es müssten auch reihenweise Chefs von Filialbetrieben den Hut nehmen. Wir reden aber nicht von einer AG, sondern von der Republik Österreich, ihren Ländern und Gemeinden. Daher wird natürlich niemand die Verantwortung übernehmen.

Anlass der Rücktrittsnotwendigkeit ist der neue Rechnungshofbericht über Österreichs Fiskalpolitik. Dieser Bericht macht eindringlich klar, dass Österreich viel stärker verschuldet ist, als es die offiziellen Statistiken zugeben. Und es sündigen keineswegs nur der Bund und die Länder. So waren bei Österreichs Gemeinden schon 2009 die Finanzschulden um rund 117 Prozent höher als der zugegebene öffentliche Schuldenstand! Aber das ist noch keineswegs alles: Dazu kommt noch eine riesige, freilich niemandem genau bekannte Menge an „Haftungen und Garantien der Gebietskörperschaften“.

Dieser öffentliche Schuldenstand ist jedoch das wichtigste der Maastricht-Kriterien. Dieser Schuldenstand wird auch ganz intensiv von den internationalen Geldverleihern angeschaut. Wenn sich dort einmal die Wahrheit über Österreichs Finanzen herumspricht, dann sollten wir uns alle gut anschnallen.

Und was ebenfalls nicht in den offiziellen Schulden-Angaben enthalten ist, ist die „Nachhaltigkeitslücke“. Der Rechnungshof meint mit diesem Wort die Folgen der rapiden Überalterung der österreichischen Gesellschaft. Wenn ein immer größerer Teil der Bevölkerung die vermeintlich wohlverdienten Früchte ihres Lebens genießen will, müsste der Staat dafür etwas zurückgelegt haben. Laut Rechnungshof hätte er eigentlich schon 2009 rund 13 Milliarden auf die Seite zu legen gehabt. Zurückgelegt wurde jedoch kein Cent.

Das einzige, was Bund, Länder und Gemeinden (womit also Rot, Schwarz und Blau/Orange voll in der Verantwortung sind, nur die Grünen waren kaum noch in einem Gelegenheitsverhältnis) statt dessen jedoch geschafft haben: Sie haben zwischen 2005 und 2010 allein den öffentlichen Schuldenstand um rund 30 Prozent auf 205 Milliarden erhöht. Das ist ein um mehr als 47 Milliarden Euro höherer Schuldenstand. Das ist aber eben nur der Maastricht-Schuldenstand, die geheimen Haftungen usw. sind da noch gar nicht erfasst.

Wenn jetzt wahrscheinlich wieder einmal die dümmliche Kräuter-Faymann-Rudas-Propagandawalze aufgelegt werden sollte: „Ja, das ist deshalb, weil wir die bösen gierigen Banken retten mussten“, dann sollte man ihnen diese freche Lüge sofort zurückschmeißen: Die Banken haben nicht einmal ein Zehntel der neuen Schulden bekommen und werden zum Unterschied von anderen Empfängern wohl alles zurückzahlen – sofern sie nicht dem Staat gehören. Nur bei jenen Banken, bei denen wiederum Politiker (Schmied bis Jörg Haider) ihr Unwesen getrieben haben, wird der Steuerzahler bluten müssen. Das ist aber immer noch eine Bagatelle gegen die alleine von der Politik verschuldeten Schulden.

Jedes Mal, wenn ein Politiker (es waren meistens, aber keineswegs nur Sozialdemokraten) gesagt hat: „Das muss sich doch der dritt-/fünft-/zehntreichste Staat doch noch leisten können“, sollte man ihm nachträglich ein Jahresgehalt pfänden.

Aber es gibt ja die Stabilitätsprogramme, werden die Politiker nun japsen. Ja freilich. Nur wurden deren Ziele nie erreicht, wie der Rechnungshof trocken feststellte. Gibt es doch Sanktionen gegen Sünder nur bei Einstimmigkeit zwischen Bund und Ländern – also logischerweise nie. Und außerdem sind auch die Ziele dieser Programme viel zu wenig ambitioniert. Zumindest wenn man einmal auch Schulden abbauen wollen und die Alterung der Bevölkerung zur Kenntnis nehmen würde.

Die Länder sind da besonders üble Geheimhalter. So sind laut Rechnungshof bei Fünfen nicht einmal die Personalstände ihrer Mitarbeiter bekannt. Es gibt – natürlich – auch keinerlei gemeinsame Grundlagen oder Methoden für Finanzplanungen oder -berichte. Und wo es ein Berichtspflicht gibt, wird die nicht eingehalten: Laut Rechnungshof sind nicht weniger als 560 staatliche Einrichtungen ihren Informationspflichten nicht nachgekommen.

Das Ergebnis: Finanzministerium und Statistik müssen vielfach auf Schätzungen zurückgreifen. Die dann leider, leider nicht stimmen.

Noch kleine Information am Rande: Österreich muss selbst bei Einhaltung der Finanzplanung in den nächsten Jahren rund 100 Milliarden Euro auf den sogenannten Märkten ausborgen (bei den bösen Sparern, Kapitalisten und anderen, die man dann gerne als „Spekulanten“ denunziert, wenn sie gelegentlich auch ihr Geld zurückwollen). Für seine neuen Defizite und für die Umschuldung auslaufender Anleihen.

Hand aufs Herz: Würden Sie dieser Republik Geld borgen? Von einem Gebrauchtwagenkauf wollen wir ja gar nicht reden ...

 

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Österreich und der Terror - blind, blöd und plump

18. Mai 2011 00:48 | Autor: Andreas Unterberger

Sooft der internationale Terrorismus seine grauslichen Spuren auch durch Österreich zieht, wird die Alpenrepublik von Feigheit, Blindheit und Alzheimer befallen.

Das begann einst mit einem Innenminister, der einen Terrorboss auf dem Flughafen mit Handschlag verabschiedete. Das erreichte mit Bruno Kreisky einen Höhepunkt, der unter Druck des Terrors ein Lager für jüdische Flüchtlinge auf Zwischenstation zwischen der Sowjetunion und Israel schloss. Das erreichte eine weitere Etappe, als die Republik drei iranische Mörder trotz ihrer Tat heimlich ausreisen ließ.

Und das hat nun einen neuen grotesken Höhepunkt erreicht, seit aus Sofia bekannt wurde, dass 1995 der Österreich-Aufenthalt des Al-Kaida-Mannes al-Zawahiri, der schon damals wegen der Ermordung des ägyptischen Präsidenten Sadat international gesucht worden war, von unserer Polizei bewusst ignoriert worden ist. Besonders köstlich war die gleichzeitige Empfehlung an Bulgarien, wohin der Kerl weiterreiste, ihn doch dann lieber dort zu verhaften. Was die ebenso feigen Bulgaren ebenfalls nicht taten.

Die größte Köstlichkeit ist aber die offizielle Begründung des Innenministeriums für seine heutige Ahnungslosigkeit zu der Angelegenheit: Erstens seien die damals Verantwortlichen in Pension (wo sie offenbar nicht mehr abheben, wenn das Ministerium anruft). Und zweitens seien leider die Akten wegen Zeitablaufs vernichtet.

Würde ein Romanschreiber solche Ausreden erfinden, würde er ausgelacht. So etwas kann nur in der Herzmanovsky-Orlando-würdigen Realität des Innenministeriums behauptet oder genauer gesagt erlogen werden. Denn würden wirklich solche sicherheits- und staatspolitisch heiklen Akten, die natürlich auch nach Jahrzehnten wichtig sind, entsorgt, dann wäre das ja noch ein weiterer Skandal. Dieser träte würdig an die Seite der Blindheit gegenüber dem Terrorismus, die übersieht, dass jedes Nachgeben gegenüber Verbrechern diese nur zu weiteren Untaten ermuntert.

Österreichs linke Großjuristen erregen sich freilich nur über die Tötung des Massenmörders bin Laden durch die USA und nicht über die Beihilfe zum Terrorismus durch die Republik.

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Schuldenkrise: Vorboten einer Rückkehr der Vernunft

17. Mai 2011 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

In den vergangenen Monaten, Wochen und Tagen sind unüberschaubar viele widersprüchliche Aussagen, „Geheiminformationen“ und Einschätzungen zur Lage der europäischen Großschuldenländer auf die Bürger eingeprasselt. Fast könnte man glauben, hinter diesem verwirrenden Trommelfeuer steckt Strategie. Diese könnte etwa so lauten: Wir verwirren die Europäer so lange, bis sie am Schluss gar nicht mehr mitkriegen, was dann wirklich geschieht. Bis sie gottergeben und kritiklos jeden Beschluss hinnehmen.

Ein Ziel hat man jedenfalls mit dieser Strategie schon erreicht: Kaum jemand spricht noch davon, was für ein schwerer Fehler es war, in den vergangenen Monaten Hunderte Milliarden Euro Richtung Griechenland, Irland und Portugal versickern zu lassen.

Das heißt nun freilich nicht, dass es irgendeinen schmerzfreien Weg aus dem Schlamassel heraus gibt oder gegeben hätte. Die einzigen strategischen Alternativen bestanden zwischen viel Realitäts-Verdrängung und weniger Verdrängung, zwischen einem großen Schaden und einem geringen Schaden.

Eine der wirksamsten Lügen, die uns im Vorjahr aufgetischt worden sind, war jene von der Bedrohung des Euro. Die Wahrheit ist: Dieser war nie bedroht. Denn selbst wenn er um einige Cent im Wert gegenüber dem Dollar fallen würde, bekäme er damit nur ein Austauschverhältnis, das er schon des öfteren hatte – ohne dass jemand von einer Bedrohung der Währung gesprochen hätte.

Ein niedrigerer Euro-Kurs würde sogar die Exporte erleichtern. Er würde allerdings Öl- und andere Importe verteuern. Das würde aber wiederum die EZB zu einer weiteren Zinserhöhung veranlassen. Was wiederum den Euro-Kurs stärken würde.

Den Euro sollte man also als Argument vergessen. Ebenso vergessen sollte man das Gerede, dass etwa die Griechen bald aus dem Euro-Raum ausscheiden werden. Das werden sie nie und nimmer. Weil dann müssten sie mit ihrer rasch schwach werdenden Währung ihre alten Dollar- und Euro-Kredite bedienen. Dass freilich von allem Anfang an die Aufnahme der Griechen oder Portugiesen in den Euro-Raum ein schwerer Fehler war, das wissen heute alle. Und das müssen diese beiden ebenso wie die anderen Euro-Länder heute bitter büßen.

Nur: Man kann erstens die Geschichte nicht mehr rückgängig machen. Und zweitens war nicht nur im Falle Griechenlands die Aufnahme in den Euro ein schwerer Fehler. Denn auch etliche andere Länder haben vom ersten Tag an die sogenannten Stabilitätskriterien grob verletzt. Das sind nicht nur die heute an der internationalen Herz-Lungen-Maschine hängenden Patienten. Das sind etwa auch Belgien und Italien.

Zu Belgien beispielsweise habe ich in einem EU-Dokument aus 1998 den bezeichnenden Satz gefunden: „Die Kommission empfiehlt dem Rat, die Entscheidung über das Bestehen eines übermäßigen Defizits in Belgien aufzuheben. Folgt der Rat dieser Entscheidung, so gilt das Kriterium, das die Finanzlage der öffentlichen Hand betrifft, in Belgien als erfüllt.“

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Belgien hat nicht etwa die Kriterien erfüllt – sein Schuldenstand lag über 120 Prozent des BIP anstelle der als Höchstgrenze vorgeschriebenen 60 Prozent! – sondern Rat und Kommission haben politisch einfach beschlossen, das Kriterium als erfüllt anzusehen. Obwohl das Kriterium nie geändert worden ist. Man wollte ja glaubwürdig bleiben – und wurde natürlich das Gegenteil.

Entsprechend gering war die Ernsthaftigkeit fast aller EU-Staaten in Sachen Gelddisziplin. Österreich etwa hat erst am Ende der Sparperiode Schüssel-Grasser, also lange nach Euro-Einführung seine Schulden auf die vorgeschriebenen 60 Prozent drücken können – es nähert sich aber inzwischen schon schnell sogar den 80 Prozent!

Mit der Aufnahme von Belgien&Co war jedenfalls vom ersten Tag an klar, dass die Euro-Regeln nicht so ernst gemeint sind. Was man als vorsätzliche Anstiftung zu vielen danach folgenden Vergehen gegen die europäische Finanzdisziplin interpretieren kann.

Die Euro-Regeln hat man jedenfalls auch von oberster Stelle mindestens noch einmal brutal verletzt: Indem man sich im Vorjahr über die ausdrückliche „No-Bailout“-Regel hinweggesetzt hat. Diese verbietet es ja sowohl den EU-Institutionen wie auch den anderen Euro-Ländern ausdrücklich, einem verschuldeten Staat mit Krediten beiseitezustehen. Das tut man seit dem Vorjahr aber dennoch in kaum getarnter Form und in beängstigend großen Dimensionen.

Auch ein Zerfall des Euro in die Gegenrichtung ist politisch übrigens absolut undenkbar, also ein Ausscheiden von Deutschen, Österreichern und Niederländern. Das wäre zwar technisch eine Spur leichter, das würde aber dennoch den weitestgehenden Zerfall der EU bedeuten. Diese Verantwortung nimmt zu Recht keine Regierung auf sich.

Was aber jetzt tun? Irgendetwas muss ja geschehen. Denn wider alle offiziellen Beteuerungen ist es absolut undenkbar, dass insbesondere Griechenland all seine Verpflichtungen einhalten kann. Diese Beteuerungen sind lediglich ein Lügenvorhang, hinter dem verzweifelt an Lösungen gebastelt wird. Und diese Lösung wird wohl in einer Mischung bestehen.

Erstens wird dem schlechten (also schon abzuschreibenden) Geld noch einmal gutes, frisches Geld nachgeworfen werden. Das wird wahrscheinlich genausowenig zurückbezahlt werden. Zweitens wird es aber endlich auch zu dem kommen, was schon im Vorjahr geschehen hätte müssen. Nämlich zu einer Umschuldung Griechenlands, also zu einer Abschreibung beziehungsweise Entwertung eines Teils der alten Forderungen an die Griechen.

Da werden beispielsweise die Rückzahlungsdaten einzelner Anleihen nach hinten erstreckt werden. Das schädigt natürlich die Gläubiger schädigt. Man wird es halt elegant auf Anraten einer teuren PR-Agentur „weiche Umschuldung“ oder so ähnlich nennen.

Das ist aber trotzdem zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung. Endlich – nach einem Jahr voller schlimmer Patzer und Lügen. Je mehr der Umgang mit (nicht nur kurzfristig zahlungsunfähigen, sondern auch nachhaltig) überschuldeten Staaten dem Umgang mit überschuldeten Firmen ähnelt, umso größer ist die Chance auf eine Rückkehr der wirtschaftlichen Vernunft.

Deren Eckstein ist nun einmal die Insolvenz eines Bankrotteurs. Wer dieser Konsequenz ausweichen will, verstrickt sich nur immer tiefer in eine Schuldenwirbel.

Freilich haben jene auch recht, die auf die Konsequenzen einer solchen Umschuldung, also eines teilweisen Forderungsverzichts, hinweisen. Dennoch ist die Umschuldung richtig und notwendig.

Was sind denn diese Konsequenzen? Erstens werden natürlich alle Gläubiger leiden. Das sind etwa Lebensversicherungen, Banken, Pensionsfonds, Sparer im Westen. Die müssen viel Geld abschreiben. Es käme aber immer noch billiger, solchen Anlegern zu helfen – natürlich nur teilweise! –, statt immer weiter Geld ins griechische Loch zu schütten.

Zweitens würden die anderen Euro-Staaten auch direkte Folgen sparen: Jeder einzelne von ihnen könnte, wenn er nicht extrem sparsam ist, von Geldgebern künftig viel kritischer angeschaut werden. Plötzlich wird klar, dass auch EU-Länder zahlungsunfähig werden können. Das bedeutet die Gefahr höherer Zinsen und damit noch mehr Druck auf die Staatsfinanzen der bisher scheinbar noch ungefährdeten Länder.

Aber das ist ein absolut unverzichtbarer Preis für die Einkehr der Vernunft! Denn es ist absurd, dass derzeit Kredite, die man einzelnen Staaten gibt, nach nationalen wie internationalen Regeln als absolut sicher gelten, dass Banken Staatsanleihen kaufen können und dafür im Gegensatz zu Krediten selbst an bombensichere Unternehmen keine Eigenkapital in der Bilanz rückstellen müssen.

Wenn diese Bevorzugung der Staaten einmal gefallen ist, werden Gläubiger künftig vorsprechende Finanzminister viel weniger freigiebig behandeln. Das aber wieder würde in allen Ländern den Druck in Richtung auf geordnete Staatsfinanzen erhöhen.

Und nichts wäre gesünder als ein solcher Druck. Auch im Interesse unserer Kinder. Denn auch Österreich oder Deutschland stehen ja lediglich deshalb als scheinbare Felsen in der Brandung da, weil sie relativ stabiler sind als Griechenland oder Portugal. Vor 40 Jahren wären nämlich Deutschland wie Österreich mit ihren heutigen Schuldenquoten rettungslos in eine jahrelange Krise gestürzt.

Wir lernen: Vieles ist relativ, aber Schulden sind absolut schlecht. 

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Ein Banker bringt die Republik in Aufregung

17. Mai 2011 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Andreas Treichl ist das Gegenteil eines Diplomaten. Deswegen kommt der Erste-Bank-Chef freilich mit seinen Äußerungen der Wahrheit oft ein deutliches Stück näher als sonstige Firmenchefs, Beamte oder gar Politiker. Auch wenn man ihm nicht in jedem Aspekt zustimmen kann.

Gewiss: Die Aussage, Politiker wären „zu blöd“, ist ein absolut mehrheitsfähiger Satz. Er hat sogar Chancen auf eine Zweidrittelmehrheit. Vor allem schon deshalb, weil auch die Aussage selber an den Zuhörer keine hohen intellektuellen Ansprüche stellt. Daher können ihr auch all jene zustimmen, die die konkrete Beschwer Treichls intellektuell gar nicht zu verstehen imstande sind.

Aber dennoch sollten sich auch die Banker an der Nase nehmen: Wo haben sie sich wirklich intensiv bemüht, das Wirtschaftsverständnis von einfachen Politikern und Bürgern zu verbessern? Damit sind deutlich mehr Anstrengungen als nur  ein paar Pressekonferenzen gemeint, bei denen die Bankenchefs mit ein paar ebenso insiderisch wie sie denkenden Wirtschaftsjournalisten  parlieren. Völlig unzureichend sind in einer pluralistischen Demokratie auch bloßes Naserümpfen über Politiker und Hinterzimmer-Interventionen bei diesen und ihren Beamten. Hier geht es immer um öffentliche und veröffentlichte Meinung. Nur die entscheidet, ob in Österreich noch ein Rest an wirtschaftlicher Vernunft gerettet werden kann.

Bei dieser Aufgabe helfen auch die üblichen Bosheiten und Intrigen nicht mehr weiter, die so manche Bank gerne über die andere ausstreut. Da bräuchte es eine geschlossene Argumentation.

Vor allem sollten sich alle großen Banken bewusst werden, dass es beim gegenwärtigen Bankenprügeln nicht nur um ein paar Sager zum Tag geht, sondern um eine politische Strategie. Die SPÖ baut nämlich für den nächsten Wahlkampf schon ein klares Feindbild und Aggressionsobjekt auf: Banken und Millionäre.

Instrumente dieser Kampagne werden die gebetmühlenartig wiederholten Forderungen nach noch höheren Banken- und Vermögenssteuern sein, mit denen der aus jeder Finanzierbarkeit rinnende Wohlfahrtsstaat zugunsten der eigenen Klientel noch eine Zeitlang am Leben gehalten werden soll. „Fresst die Reichen“ wird zweifellos der Wahlkampfschlager Nummer eins. Das wird der SPÖ umso leichter gelingen, als sie und ihr ÖGB in den letzten Jahren alle sozialdemokratisch gefärbten Banken kaputt gemacht und ans Ausland verjuxt haben. Der Bogen reicht von der einstigen Zentralsparkasse bis zur Bawag. Diese peinlichen Crashes roter Finanzpolitik machen aber nun die Attacke auf die Banken sehr leicht. Da braucht man auf niemanden mehr Rücksicht üben.

Die SPÖ folgt damit dem wirtschaftlichen Primitivpopulismus der Blauen. Sie will taktisch um jeden Preis einem neuerlichen Ausländer- und Political-Correctness-Wahlkampf aus dem Weg gehen, der nur die FPÖ noch weiter aufwerten würde. Freilich ist zumindest klugen Sozialdemokraten bewusst, dass die Grünen und damit die vielen grün agierenden Journalisten ihnen sowieso wieder das Anti-Strache-Thema aufzwingen werden.

Schwerer verständlich ist die Reaktion der Banken. Wenn sie schon als Schlachtopfer des nächsten Wahlkampfes auserkoren sind, dann sollten sie zumindest zu kommunizieren versuchen, weshalb es für Österreich sehr vorteilhaft ist, die Zentrale relativ großer Banken im Land zu haben. Nämlich vor allem für die Bewahrung hochqualitativer und damit Steuern und Wertschöpfung schaffender Arbeitsplätze. Das gleiche gilt auch für die Großindustrie, die ja ebenfalls durch politischen Populismus (in diesem Fall mit grünem Anstrich) zunehmend vertrieben wird. Und auch "nur" vermögende Leute, die mit ihren Millionen hier leben, sind besser als Menschen, die mit ihren Millionen anderswo leben. Bei allem nachvollziehbaren Neid.

Was den Steuerzahlern ebenfalls noch nie klargemacht worden ist: Die einzigen Banken, die uns Geld kosten, sind ähnlich wie in Deutschland von Politikern beeinflusste Institute. Ob diese Politiker-Banker nun Claudia Schmied oder Jörg Haider geheißen haben.

Noch einmal zurück zu Treichl: Natürlich hat er in dem konkret von ihm der Politik angekreideten Punkt recht. Es ist einfach absurd, wenn für eine Bank auf Grund der rechtlichen Eigenkapitalvorschriften Kredite an noch so wacklige Staaten (=Anleihen) viel weniger Kosten verursachen als solche an noch so stabile Unternehmen.

Nur irrt  Treichl bei der Analyse der Ursache: Da steckt weniger Blödheit der Politiker dahinter als raffinierter Egoismus. Denn wäre der Kauf von Staatspapieren nach korrekten Marktmechanismen zu bewerten – also als erkennbar riskant werdende Investition –, dann müssten die Staaten endlich ernstlich anfangen zu sparen. Ihre Kreditaufnahme wäre nämlich sonst bald unerschwinglich teuer. Die Wahrscheinlichkeit ist aber erfahrungsgemäß groß, dass Parteien, die plötzlich sehr sparsam agieren, beim nächsten Mal sofort abgewählt würden. Also ist das Ganze nur für die Staatsfinanzen blöd – und zwar auf Grund der Blödheit der Wähler, die sparsame Regierungen des öfteren bestrafen. Parteipolitisch ist dieses Verhalten hingegen durchaus klug. Denn Parteipolitik schaut immer nur bis zum nächsten Wahltag.

Treichl erweckt freilich einen falschen Eindruck, wenn er so spricht, als könnte die österreichische Politik alleine diese Verzerrung der Kreditbedingungen sanieren. Das beruht längst alles auf internationalen Abkommen, die Österreich alleine nicht ändern kann, selbst wenn es wollte.

Noch einen Fehler hat Treichl begangen, den er inzwischen aber ganz heftig bereut: Er hat sich im Winter 2008/09 unter heftiger Selbstkritik als erster Bankchef interessiert erklärt, die staatlichen Kredite zur Absicherung seiner Bank entgegenzunehmen. Heute weiß man, die Erste Bank hätte das nicht gebraucht. Sie wäre nie und nimmer in Gefahr geraten. Das einzige, was ihr freilich gedroht hätte, wäre eine zumindest teilweise feindliche Übernahme durch einen ausländischen Eigentümer gewesen.

Das hätte zwar die Einlagen und Arbeitsplätze nicht gefährdet. Das wäre aber für die österreichischen Steuereinnahmen, für den Wert des Standortes wie möglicherweise auch für das Management schlecht gewesen. Jedenfalls hat die Nationalbank heftigen Druck auf die Banken ausgeübt, das staatliche Geld zu nehmen. Und keine Bank will sich allzu leichtfertig und frontal mit der Nationalbank anlegen. Kann diese doch ein sehr schikanöses Aufsichtsregime führen.

Dennoch war für Raiffeisen und Erste Bank die Annahme des Geldes ein Fehler. Denn es war bei einigem politischen Gespür vorauszusehen gewesen, dass sie ab dann von der Politik ständig dafür geprügelt werden (ungeachtet der saftigen Zinsen für die Staatskassen). Diese Staatsgelder in Bankenkassen kommen ja bei den Menschen mit folgender Story an: Wir haben mit unserem Steuergeld konkursreife Banken und deren luxuriös bezahltes Management gerettet.

Diese lustvoll vor allem von der SPÖ gesponnene Botschaft ist in der Wirkung für jeden Betroffenen natürlich verheerend. Da kommt der SPÖ die gleichzeitige Verdoppelung der Aufsichtsratsbezüge bei der Erste Bank natürlich besonders gut zupass. Die war alles andere als klug – vor allem, wenn es keine ausreichende Informationsstrategie der Bank als Begleitmusik gibt (wobei ja die Argumente auf der Hand liegen: Die Aufsichtsratsbezüge wurden viele Jahre nicht erhöht, im internationalen Vergleich sind sie noch immer viel niedriger; gleichzeitig wurde die persönliche Haftung der Aufsichtsräte größer usw). Bleibt nur anzunehmen, dass die Bank von ihren versagenden PR-Beratern jetzt wenigstens das Agenturhonorar zurückfordert.

Manche Leser werden freilich meinen: Geschieht den Banken doch durchaus recht. Sie zahlen keine wahrnehmbaren Zinsen aufs Sparbuch; kein Spitzenmanager hat dort in der Finanzkrise den Job verloren; und die Banken spekulieren heftig. Während die ersten beiden Vorwürfe weitgehend berechtigt sind, ist der dritte falsch: Die österreichischen Banken arbeiten viel konservativer, also vorsichtiger als ihre internationalen Konkurrenten. Sie haben einen viel geringeren Anteil ihrer Bilanzsummen riskant veranlagt – auch wenn in schweren Krisen natürlich jeder Kredit umfallen kann.

Aber die Banken sind auch mit dieser Botschaft nicht imstande, an die Öffentlichkeit zu dringen. Und noch weniger können sie das mit der allergrößten Gefahr, die ihnen nun droht. Es wächst nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass nach Bank Austria und Bawag noch eine weitere Großbank Richtung Ausland wegschwimmt.

Bei der Erste Bank deutet schon viel auf eine Auswanderung hin. So zeigte sich Treichl schon mehrfach überzeugt, dass Österreichs Rating (und damit auch das aller österreichischen Unternehmen) im kommenden Jahr schlechter werden wird. Damit wird die Refinanzierung aber auch für seine Bank empfindlich teurer. Zweitens will die Bank die Schulden bei der Republik möglichst bald zurückzahlen, um ihre volle Freiheit zurückzugewinnen – auch wenn sie das vor Vorliegen des nächsten Banken-Stresstests noch nicht kommunizieren will.

Und drittens ist die Erste Bank längst eine mittel- und südosteuropäische Bank und keine österreichische mehr. Sie kann sich daher legitimerweise ihren Sitz dort wählen, wo die Rahmenbedingungen am besten sind. Dabei geht es etwa um Steuersätze, um das nationale Rating, um die Infrastruktur und deren Kosten, um die Qualität und Quantität der Mitarbeiter oder um die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten des Landes. Vieles davon ist in Prag oder Pressburg längst deutlich besser. Und last not least geht es um den Umgangston zwischen Politik und Wirtschaft, der über die Zukunft des Standortes Wien entscheiden wird.

All das sollte sich die SPÖ vor Augen halten, wenn sie ihre Dobermänner Ostermayer und Kräuter wieder von der Leine lässt.

PS: Ich scheue sonst vor Beiträgen über Institutionen zurück, denen ich mich verbunden fühle. Das ist  im Fall der Erste Bank seit meiner Kindheit der Fall. Aber dennoch kann ich im aktuellen Fall nicht an der Debatte vorbeigehen. Ich wollte mit diesem PS zumindest offenlegen, dass ich der Erste Bank nicht so wertfrei gegenüberstehe wie anderen Objekten meiner Kommentare.

 

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Warum Zugangsschranken für die Studenten gut sind: Vier Gründe

16. Mai 2011 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Bei einer Diskussion unter den wahlkämpfenden Studentenpolitikern geriet eine der linken Vorfrauen in große Erregung: Wie könne ein Studentenvertreter nur für Zugangsbeschränkungen zu den Universitäten sein! Sie fasste es nicht.

In Wahrheit aber ist es unfassbar, wie ein Studentenvertreter gegen solche Beschränkungen sein kann. Einen ersten Grund habe ich hier schon einmal erwähnt: Da außer in linken Köpfen und während Wahlkampfzeiten in der wirklichen Welt Geld immer knapp ist, führt unbegrenzter Zugang zu den Unis automatisch zu schlechten Studienbedingungen für alle. Auf überlaufenen Unis lernt sichs halt nicht gut. Das wissen zumindest alle jene, die dort etwas Ernsthaftes und nicht bloß Genderpolitologiepublizistikundähnlichenunsinn studieren wie die linken Studentenvertreter.

Auf einen zweiten, mir bisher nicht bewussten, aber mindestens ebenso validen Grund hat mich dieser Tage ein hochrangiger Uni-Professor hingewiesen: Wegen des Fehlens von Zugangsbeschränkungen bekommen viele Studenten so schlechte Noten, dass sie jede Chance auf ein Stipendium verlieren.

Wie das? Das hängt mit den anstelle von Aufnahmetests nun weithin eingeführten Studieneingangsphasen zusammen. In diesen meist zwei Semester langen Phasen werden die Studenten so streng (hinaus)geprüft, dass dann halt wenigstens ab dem dritten Semester überschaubare und damit in sinnvoller Weise arbeitende Studentenmengen übrig bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen und doch gerecht zu bleiben, werden aber logischerweise für alle Studenten die Anforderungen sehr hoch angesetzt.

Daher landen selbst die relativ besten Studenten meistens nur knapp in den positiven Rängen. Sie kommen also gerade noch durch. Das aber verschlechtert ihre Chancen bei den allermeisten Stipendienprogrammen, die meist stark auf gute Noten hin ausgerichtet sind.

Damit hängt ein drittes Argument zusammen: Noch schädlicher ist das Njet der Hochschülerschaft - in Tateinheit mit Rot und Grün - zu irgendeiner Art von Aufnahmsprüfung aber naturgemäß für jene, die letztlich an der Eingangsphase scheitern. Sie haben sich zwei Semester umsonst angestrengt und müssen nun ein ganzes Lebensjahr total abschreiben. Und sie riskieren dann auch bei der nächsten Studienrichtung den gleichen frustrierenden Zeitverlust. Wie viel studentenfreundlicher wären da Aufnahmsprüfungen VOR Semesterbeginn! Und wären im übrigen die Maturanoten wieder ernstzunehmen, würden übrigens auch diese eine viel humanere Zugangsschwelle zu den Hohen Schulen darstellen als zweisemestrige Hinausprüfphasen.

Viertens stört es interessanterweise die Linken nicht, dass in den Kunstuniversitäten seit jeher Aufnahmesprüfungen üblich und selbstverständlich sind. Obwohl gerade diese Unis links dominiert sind. Diese Aufnahmsprüfungen haben Wien übrigens von Adolf Hitler befreit. Leider nur eine Zeitlang.

Der "freie Zugang" ist, fünftens, aus einem weiteren Grund auch extrem unsozial: Je schlechter die Bedingungen an den staatlichen Universitäten werden, umso rascher werden die – sehr teuren – privaten Unis aufblühen. An denen kommt es aber dann oft noch weniger als heute auf Fleiß und Talent an, sondern primär auf Papas Brieftasche.

All dem wird von den linken Listen heftigst Vorschub geleistet - wenn sie sich nicht gerade in sexuellen Transgender-Phantasien und ähnlichen zentralen Problemen der Studenten verlieren.

PS: Aus diesem Anlass eine kleine Korrektur. Ich habe vor einigen Tagen AktionsGemeinschaft, JES und RFS als hochschulpolitisch weitaus am vernünftigsten bezeichnet. Diese Liste muss ich – nach einem legitimen wie betrübten Hinweis der Betroffenen – sicher um die JuLis erweitern. Bei allen sonstigen gesellschaftspolitischen Unterschieden zwischen den vier Listen sind sie in Sachen Universitäten alle auf der Seite der Vernunft unterwegs. Was erfreulich ist – und jedem die studententypische Ausrede nehmen sollte, er ginge nicht zur Wahl, weil da eh nur lauter IdiotInnen antreten.

PPS: Noch Absurderes droht den Universitäten, wenn es allgemeinpolitisch linke Mehrheiten gibt. Das sieht man etwa in der neuen Rot-Grün-Koalition in Rheinland-Pfalz: Dort werden die Universitäten jetzt „geschlechtergerecht“ gemacht. Sie müssen künftig beispielsweise eine bestimmt Quote von Frauen promovieren und habilitieren, selbst wenn sich keine dafür interessiert. Was logischerweise wieder zur Folge haben wird, dass man die Anforderungen drastisch heruntersetzt. Was wiederum den Brain drain Richtung Bayern oder Schweiz beschleunigen wird, wo an den Unis noch die Leistung im Vordergrund steht. Und wo nicht so bald linke Mehrheiten zu erwarten sind.

 

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Sorry - diesmal hat das Spammer-Gesindel gewonnen

15. Mai 2011 22:54 | Autor: Andreas Unterberger

Viele werden es gemerkt haben: Seit Sonntag 15 Uhr war der Blog schwer gestört - und er wird es auch in den nächsten Stunden noch sein. Spammer haben das Tagebuch lahmgelegt.

Aber jetzt hat mein Programmierteam in einem tollen Wochenendeinsatz zumindest mir wieder den Zugang ermöglicht. Vielen Dank! Ihr seid super. Dass ich die Spam-Aktion weniger super finde, wird wohl nachvollziehbar sein. In der nächsten Stufe der elektronischen Gegenoffensive werden wir einerseits alles tun, um die Spuren der Täter zu finden und sie auch rechtlich zur Rechenschaft zu ziehen - in welchen Gruppen auch immer jene zu finden sind, die freie Meinungsäußerung mit solchen Methoden behindern wollen.

Andererseits wird gleichzeitig daran gearbeitet, auch die Kommentierfunktion im Laufe des Montags wieder zu aktivieren. Diese wird jedenfalls vorerst nur für Partner zugänglich sein. Für Nichtpartner wird das Kommentieren hingegen in jedem Fall künftig ein wenig schwieriger sein. Wir müssen eine Sicherheitsschleife einbauen, die Nichtpartnern das Kommentieren etwas komplizierter machen wird. Wofür ich jetzt schon um Verständnis bitte.

Wenn wir dabei einige Dauerstänkerer verlieren, wird der Schmerz nur ein begrenzter sein. So sehr ich für die freie Meinungsäußerung eintrete, so wenig Freude habe ich doch über jene - zum Glück sehr wenigen - Neurotiker gehabt, die bisher im Schutz der Anonymität andere Kommentatoren ununterbrochen beschimpft haben.

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Nicht nur eine Vergewaltigung

15. Mai 2011 12:45 | Autor: Andreas Unterberger

Eigenartig, wie viele Prominente in letzter Zeit über Sexaffären stolpern. Nach dem Wikileaks-Chef und dem bekanntesten deutschen Wetter-Journalisten hat es nun den von vielen Linken schon als kommenden französischen Präsidenten gesehenen Dominique Strauss-Kahn erwischt. Dabei ist eine zweite schwere Sünde des Franzosen in den letzten Monaten ganz untergegangen. (Mit einer späteren Ergänzung am Ende)

Der Noch-Chef des Internationalen Währungsfonds hat nun in den USA jedenfalls mit einem Verfahren zu rechnen, weil er ein Zimmermädchen zu vergewaltigen versucht und dabei auch verletzt haben soll. So etwas ist in Amerika alles andere als ein Kavaliersdelikt. Aber vielleicht kann sich Strauss-Kahn noch irgendwie durch einen Diplomatenpass retten. Man wird sehen.

Jetzt kann man über die Häufung solcher Fälle viel spekulieren, die ja in den letzten Monaten auch einige österreichische Politiker ins Schleudern gebracht haben. Ist das nur Zufall? Ist es ein neues Phänomen bei Männern auf dem Gipfel des Erfolgs, die glauben, sich ungestraft einfach alles nehmen zu können, wonach ihnen gelüstet? Ist es ein Zeichen eines neuen Selbstbewusstseins von Frauen, die sich einfach auch von mächtigen Männern nicht mehr alles gefallen lassen? Oder wird im Zeitalter des Feminismus der Vergewaltigungsvorwurf auch allzu leicht erhoben, um sich etwa wegen der Nichteinhaltung von Treue-Versprechen zu rächen (wofür freilich bei den Hotel-Aktivitäten von Strauss-Kahn gar nichts spricht, soweit man den Fall kennt)?

Da mögen vielleicht irgendwie alle Faktoren im Spiel sein. Ich wage es aber nicht, einen konkreten generalisierenden Schluss zu ziehen.

Was aber schon sehr deutlich auffällt, ist die Hemmungslosigkeit, mit der Strauss-Kahn in den letzten Wochen als IWF-Chef agiert hat. Er wollte ja ganz offensichtlich von der Funktion des weltweit obersten Hüters der Finanzen und Währungen aus direkt in den französischen Präsidentenpalast wechseln. Und er hat dazu zuletzt ungeniert sozialistische Rhetorik in seine Stellungnahmen einfließen lassen. Von Woche zu Woche wurden „Jobs, Jobs, Jobs“ wichtiger und die Sorge um die überschuldeten Staatsfinanzen geringer.

Das war ziemlich widerlich. Natürlich sind Jobs wichtig. Aber wenn sie plötzlich im Munde des obersten internationalen Währungshüters eine dominante Rolle spielen, dann wird dadurch aus taktischen Wahkampfgründen die alte linke Illusion wiederbelebt, man könne dauerhafte Arbeitsplätze mit Geld, mit finanzpolitischen Maßnahmen schaffen. Das ist im Grund das gleiche Gift wie Kreiskys simple Annäherung an die Wirtschaftspolitik: Lieber Schulden als Arbeitslose. Was ja am Schluss immer zu einem klaren Ergebnis geführt hat: Man hat Schulden UND Arbeitslose.

Strauss-Kahn sprach nie von den wahren Ursachen der Arbeitslosigkeit in Europa: zu hohe Löhne; zu viele gesetzliche Regulierungen und Verbote für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen könnten; ein auf Leistung vergessendes und von Gleichheitsideologen unterwandertes Bildungssystem; und ein Wohlfahrtssystem, das durch Grundeinkommen und andere Maßnahmen die Anstrengungen eines Jobs als überflüssig erscheinend lässt. Was wohl beweist, dass man Menschen in solchen Funktionen auf mindestens fünf Jahre nach Jobende jede politische Betätigung verbieten sollte.

(Spätere Ergänzung: Nicht, dass ich die Leser mit jedem einzelnen ORF-Skandal langweiligen möchte. Aber die Berichterstattung der Zeit im Bild über die Affäre Strauss-Kahn könnte ein weiteres Schulbeispiel für jedes Lehrbuch sein, mit welchen Methoden der ORF die Fakten biegt und beugt - ohne dass er direkt lügen würde. Denn in einem ausführlichen Beitrag über die Vergewaltigungsvorwürfe wurde rund zehn Mal erwähnt, dass Strauss-Kahn Chef des Währungsfonds ist, und zwei Mal, dass er beinahe Präsidentschaftskandidat geworden wäre. Aber nicht einmal andeutungsweise erfuhr man, dass er der Kandidat der französischen Sozialisten geworden wäre. Bei negativen Meldungen über einen Politiker wird im ORF nämlich die Parteizugehörigkeit immer nur dann gemeldet, wenn dieser einer Partei rechts der Mitte angehört.)

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Wie das Wetter so spielt

15. Mai 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Die Öffentlichkeit wird ständig von nach Aufmerksamkeit heischenden Meldungen verwirrt. Aber nur selten wird der notwendige Zusammenhang hergestellt. Wie etwa zwischen folgenden drei Meldungen rund um das Klima.

Erstens: 200 Alternativ-Energie-Firmen protestieren öffentlich gegen die Ökostromnovelle, weil darin die Förderungen für sie limitiert werden, obwohl sie ohnedies vermehrt werden.

Zweitens: Die Voestalpine, Österreichs größter Industriekonzern, will künftig wegen der strengen Klimaschutz-Ziele der EU nur noch außerhalb Europas investieren.

Drittens: Die UNO-Universität prophezeit, dass es im Jahr 2010 Fünfzig Millionen Umwelt- und Klimaflüchtlinge geben wird. Für die braucht es einen verstärkten Klimakampf und natürlich große internationale Geldmittel.

Doch hoppla: Die dritte Meldung ist leider nicht neu, sondern stammt vom 11. Oktober 2005. Inzwischen ist sie von den UNO-Internet-Seiten wieder sorgfältig gelöscht worden, doch im bösen Google-Zwischenspeicher noch aufbewahrt.

Damit aber schließt sich der Kreis zwischen den drei Meldungen. Die UNO, die EU und etliche andere Organisationen – samt eifriger Mithilfe der Mainstream-Medien – ereifern sich rund um die Uhr, um Warnungen wegen einer angeblichen globalen Erwärmung auszustoßen. Doch immer zahlreicher werden nun im Lauf der Zeit die Beweise, wie sehr dabei gelogen und betrogen worden ist und weiter wird, dass sich die internationalen Konferenzsäle eigentlich biegen müssten.

Diese Lügen haben jedoch ein klares Motiv: Eine gewaltige Industrie – zu der neuerdings auch schon clevere Autoproduzenten wie VW gehören – verdient mit Hilfe des grünen Zeitgeists Milliarden an den diversen Windmühlen und Solarpanelen. Würde nicht ständig diese Panik geschürt, würden es sich die Konsumenten zweifellos nicht gefallen lassen, dass über ihre Stromrechnung eine immer größere Subventionssumme Richtung all jener Firmen fließt, die Wind und Sonne richtig buchstabieren können (während der ebenfalls von der Panik profitierende Atomstrom wenigstens billiger ist).

Die Rechnung trifft aber nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Industrie, die durch immer strengere Klima-Auflagen (sowie durch die hohen Stromkosten und Lohnkosten, durch die strengen Sicherheitsauflagen und Rechtsvorschriften, und durch die zunehmend untragbarer werdenden Steuersätze) aus Europa vertrieben wird.

Was dabei völlig unverständlich bleibt: Kein Politiker kümmert sich um diese drohende  Abwanderung der industriellen Arbeitsplätze – ohne die es aber keinen Wohlstand geben kann. Jedoch plappern alle Parteien bis zum letzten Oppositionsabgeordneten die schrillen Alarmrufe der Klimaalarm-Lobby nach. Oder es gibt zumindest keinen, der sich schlichten, aber besonders schrillen „Experten“ wie Nikolaus Berlakovich und Eva Glawischnig in den Weg zu stellen wagt.

Denn selbst wenn die Alarmlobby recht hätte, hilft es dem Weltklima überhaupt nichts, würde Europa unter gewaltigen Kosten und Kasteiungen seine CO2-Emissionen wirklich reduzieren. Denn das hätte logischerweise nur eine Konsequenz: Europas Nachfrage nach Erdölprodukten würde sinken. Das würde deren Preis hinunterschrauben, worauf in Asien naturgemäß noch mehr des  billiger gewordenen Öls verbraucht würde.

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Neuseeland, Polen und der ORF

14. Mai 2011 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

Die erstaunlichsten und aufschlussreichsten Meldungen findet man in den meisten Medien gar nicht oder nur sehr versteckt. Das betrifft genauso den Lieblingsjuristen des ORF wie auch die angeblich geschlossene Anti-Atom-Einstellung der Europäer wie auch die von jedem Volksschullehrer verbreitete Heiligkeit von spendengeilen Vereinen wie Greenpeace.

Die Beispiele im einzelnen:

Die Wahrheit über Greenpeace

In Europa muss man immer öfter den Kopf über Urteile etwa des EU-Gerichtshofs in Luxemburg schütteln. Umso erfreulicher ist es, wenn bei Höchstgerichten anderer Länder Richter noch mutig die Wahrheit sprechen. Das ist etwa dieser Tage in Neuseeland passiert.

Dort hat das Höchstgericht zu Recht erkannt, dass Greenpeace eine viel zu politisierte Organisation ist, um als karitativ anerkannt zu werden. Das Gericht sprach überdies von „möglicherweise illegalen Aktivitäten“ bei Greenpeace, die auch nicht durch den Kampf gegen „in den Augen von Greenpeace ablehnenswerte Aktivitäten“ gerechtfertigt werden könnten.

In Neuseeland herrscht also noch Gerechtigkeit. Dort kann man mit noch so gutmenschlich verkauften Zielen noch lange keinen Rechtsbruch als erlaubtes Mittel rechtfertigen. Und was herrscht bei uns?

Hier wird von jedem Boulevardmedium und noch mehr vom zwangsfinanzierten Staatsfernsehen ständig Gratiswerbung für Greenpeace&Co gemacht; hier wird ständig alten Frauen eingeredet, wie wertvoll ihre Spende zur Finanzierung solcher Greenpeace-Aktionen ist; hier hat ein Josef Pröll als Finanzminister Spenden an Greenpeace sogar steuerbefreit und mit Spenden an wirklich wohltätige Vereine gleichgestellt. Und das in Zeiten der größten Schuldenquote der österreichischen Geschichte.

410 zu 407 pro Atomkraft

Ganz Europa steht geschlossen gegen die Atomkraft. Ganz Europa? Das gar nicht so kleine Polen dort oben im Norden an der Ostsee jedenfalls nicht. Dort hat soeben das Parlament mit 410 zu 407 ein überaus atomkraftfreundliches Gesetz angenommen. Das heißt: Alle relevanten Parteien in Polen wollen, dass das Land ein (erstes) Atomkraftwerk bekommt, und dann gleich ein zweites.

Sie haben bei dieser Abstimmung sogar die Anforderungen an den Erbauer des Atomkraftwerks reduziert: Er muss im Gegensatz zur bisherigen Rechtslage nicht mehr schon am ersten Tag die Finanzierung für das gesamte Projekt auf den Tisch legen, auch die notwendigen Sicherstellungen in Hinblick auf die Abfallentsorgung wurden signifikant reduziert.

Dieser Beschluss erstaunt, wenn man insbesondere in den deutschsprachigen Medien wochenlang die Schreckensberichte aus Japan gelesen hat. Diese haben jedem Mitteleuropäer die Gewissheit verschafft, dass dort ein unglaubliches Massensterben stattgefunden hat. Wie sollten die Menschen es auch anders wissen, wenn ihnen verschwiegen wird, dass in Japan bisher kein einziger Verstrahlungs-Toter zu beklagen ist, und dass es in Mitteleuropa seit ein paar Millionen Jahren keinen Tsunami gegeben hat.

Was folgt daraus? Die ziemlich große Gewissheit, dass Polen mittelfristig sehr gute Chancen hat, wirtschaftlich viel besser dazustehen als die heute noch so selbstbewusst auftretenden Deutschen und Österreicher. Die Polen haben niedrigere Steuern, geringere Soziallasten und sie verschulden sich nicht zugunsten irrealer Sonnen+Windenergie-Träume.

Heinz Mayer und der ORF-Betriebsrat

Bei wem gibt der nicht zuletzt von Kommunisten geprägte ORF-Betriebsrat Gutachten in Auftrag? Bei dem regelmäßig vom ORF-Bildschirm lachenden und auch sonst in linken Kreisen nicht gerade unbeliebten Heinz Mayer. Ein interessantes Netzwerk.

Mayer behauptet in einem nun bekannt gewordenen (und wie finanzierten?) Gutachten für diesen Betriebsrat: Die Bindung der Subventionen, die der ORF aus unseren Steuergeldern erhält, an die Gebührenbefreiung für sozial schlechter Gestellte sei verfassungswidrig. Freilich ist der Verfassungsgerichtshof bisher erstaunlich oft nicht der Meinung des Herrn Professor gewesen.

Natürlich lässt sich nicht ausschließen, dass sich der Gerichtshof einmal auch einer Mayer-Meinung anschließt. Das wird aber hoffentlich dem ORF nichts helfen. Denn noch gibt es kein Verfassungsgesetz, das den Gesetzgeber zwingt, irgendjemandem – mit oder ohne Bindung – Subventionen zu geben. Und ebenso könnte der demokratisch gewählte Gesetzgeber auch das Gebührenprivileg des ORF überhaupt abschaffen. Offen bleibt da nur die Frage, wieweit der ORF die Politik erpressen beziehungsweise bestechen kann.

Entschädigungen für Homosexuelle

Die deutschen Grünen haben verlangt, dass Homosexuelle Entschädigungszahlungen bekommen, wenn sie zwischen 1945 und 1969 für homosexuelle Handlungen verurteilt worden sind. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Noch so kriminelle Schäden aus jener Zeit kann kein Mensch mehr einklagen, weder beim Staat noch bei einem individuellen Übeltäter. Die sind längst verjährt. Für jene Gruppe aber, die nach dem damaligen Gesetz völlig rechtmäßig verurteilt worden ist, soll es jetzt nach dem grünen Willen Geld von allen Steuerzahlern geben.

Und diese Grünen haben bekanntlich gute Aussichten, demnächst in Deutschland mit roter wie auch dort medialer Schützenhilfe an die Macht zu kommen.

Bin Laden, der strenge Moslem

Und zum Schluss etwas Nettes, an dem natürlich auch ich nicht vorbeigehen kann: In der kleinen Festung des getöteten Osama bin Laden hat sich mengenweise pornographisches Material gefunden. Ei der Potz: Ausgerechnet der mit gleich mehreren Frauen gesegnete strenge Moslem, in dessen Namen Frauen getötet werden, wenn sie sich nicht bis zur Nase verhüllen, zeigte intensives Interesse auch am restlichen Körper von Frauen. Und etlichem mehr. Natürlich weiß niemand, wer diese Videos konsumiert hat - vielleicht waren es ja nur seine Frauen und Diener. Tatsache bleibt aber, dass wegen solcher Videos  in islamistischen Kulturen Menschen schon zu Tode gesteinigt worden sind.

Dennoch wird ein paar naiven Christen noch immer der Islam ob seiner Strenggläubigkeit imponieren . . .

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Phobien aller Länder fürchtet euch!

13. Mai 2011 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Wiener aufgepasst! Die rot-grüne Gehirnwäsche-Koalition hat ein neues Umerziehungsprogramm für euch vorbereitet, das jetzt mit Volldampf auf die Stadt losgelassen wird. Natürlich geschieht das um Euer Geld, ob Ihr wollt oder nicht. Euch wird jetzt jedenfalls die nächste verbrecherische Haltung ausgetrieben: nämlich die Transphobie.

Wie, Ihr wisst nicht, was das ist? Das wird spätestens Ende 2012 anders sein. Denn bis dahin wird der Kampf gegen eben diese Transphobie das „Schwerpunktthema der politischen Antidiskriminierungsarbeit“ sein. So verkündete es soeben die dafür zuständige (ehrlich, dafür gibt es in Wien eine eigene Zuständigkeit!!) Stadträtin Sandra Frauenberger. Und wo die Gemeinde umerzieht, da wächst bekanntlich kein Gras mehr. Selbst wenn Frau Frauenberger bis jetzt ein ziemlich unentdecktes Mauerblümchen-Dasein geführt hat.

Für die nächste Kampagne sollte sie sich übrigens auch etwas mit dem eigenen Namen einfallen lassen: Klingt der nicht furchtbar männlich und wäre da nicht zumindest ein hochgestelltes -in zu empfehlen? Oder ist sie etwa gar selbst ein solcher Trans, den/die/das ich laut Rathaus angeblich fürchte, aber künftig nicht mehr darf? Trans sind jedenfalls (ich habe inzwischen nachgeblättert) jene armen Menschen, die irgendwie zwischen den Geschlechtern stehen oder stehen wollen. Nach Ansicht von Rot-Grün sind sie offenbar unglaublich zahlreich und offenbar furchtbar verfolgt.

Die Transphobie wird – natürlich – gemeinsam mit der Homophobie bekämpft. Diese ist schon seit langem das zweitliebste Lieblingsobjekt der Umerziehungsprogramme der Linksparteien. Das liebste ist der Antifaschismus, der ja einer der raffiniertesten Methoden war, um aus Kommunisten und anderen Massenmördern plötzlich edle Wesen zu machen. Denn wer gegen die nationalsozialistischen Massenmörder ist (die man bewusst mit den diversen Faschismen der Zwischenkriegszeit in einen Topf wirft, nur um nicht sagen zu müssen, dass das eben auch -Sozialisten waren), der wird durch die einseitige Betonung des Antifaschismus selber zum guten Menschen, geradezu zum Gutmensch. Minus mal Minus ergibt Plus. Ebenso macht die Antihomophobie aus jedem Schwulen ein nachahmenswertes Vorbild.

Darf ich es gestehen? Ich habe, seit ich das neue Wort kennengelernt habe, schon eine weitere Phobie an mir entdeckt: die Transphobie-Phobie. Früher hat man diese Phobie übrigens nach der Wortprägung eines furchtbaren Patriarchen-Chauvis auch Kastrationsangst genannt. Aber wahrscheinlich wird Sigmund Freud von Frauin Frauenbergerin ja ohnedies bald auf den Index der verbotenen Phobisten gesetzt werden.

Übrigens bin ich froh, dass die Gute noch nicht meine wirklich Phobie entdeckt und zum Kampfesziel gemacht hat (daher sind alle Leser gebeten, Selbige geheimzuhalten): Ich bin nämlich kynophob. Vor allem wenn sie groß sind.

Liebe Gesinnungsschnüfflerinnen aus dem Rathaus: Falls ihr das Wort nicht kennt, eine kleine Hilfe – es ist griechisch. Auf Latein wäre das etwa Canoodium, (Transphobie hingegen ist eigentlich eine lateinisch-griechische Wortklitterung, gewissermaßen ein/e verbale/r/s 'Trans' – aber das ist auch schon egal).

Noch etwas zweites macht mich so richtig froh: Man sieht wieder, wie gut es uns geht, wenn wir uns noch solche Frauenbergerinnen leisten können.

Und am allerfrohesten bin ich aber, dass wir uns das alles in zwei, drei Jahren nicht mehr leisten werden können, wenn uns die Politik mit diesen und Tausenden anderen Eskapaden endgültig zum nächsten Griechenland gemacht hat. Wofür die Einführung bisher unbekannter griechischer Fremdworte ja eine passende Vorstufe ist.

PS: Schon ist der erste Schritt der Anti-Phobie-Aktion umgesetzt. In Wien wird sie zum Pflichtprogramm in der Lehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule. Dabei wäre ich ja schon froh gewesen, würden Volksschullehrer wieder halbwegs die Rechtschreibung beherrschen. Und jetzt müssen sie gleich so schwierige griechische Fremdwörter lernen . . .

 

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SN-Kontroverse: EU-Grenzkontrollen

13. Mai 2011 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll es wieder Grenzkontrollen im EU-Raum geben?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

"Angst fressen Menschenrechte"

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Herrgott, noch mal Europa! Dies könnte man in Anlehnung an einen Essay von Hans Magnus Enzensberger im Zusammenhang mit der Debatte um die Wiedereinführung der Personengrenzkontrollen in der EU rufen. Oder anderes formuliert: Schengenland wird abgebrannt, weil nationalistische Hetzer Menschrechte, Grundrechte und das System des europäischen Rechtsstaats aushebeln wollen. Weil sie Angst haben: Vor anderen Menschen, vor anderen Nationen, vor Andersgläubigen, vor anders Aussehenden, vor anders Denkenden. Diese europäischen Fundamentalisten führen gerne die Werte Offenheit, Toleranz, Demokratie, Liberalismus im Mund; aber nur wenn es ihresgleichen in den Kram passt. Daher sind die Revolutionäre, die im arabischen Raum ihr Leben selbst in die Hand genommen haben und für Freiheit und ein besseres Leben kämpfen Sündenböcke der EU. Die vorwiegend jungen Leute, die nicht im Mittelmeer ersoffen oder verdurstet sind, werden hin- und hergeschoben wie heiße Kartoffeln. Eine der Höhepunkt ging wieder einmal vom Berlusconi-Staat aus, der Flüchtlinge und Asylsuchen mit Touristenvisa ausstattete, um sie auf vermeintlich elegantem Weg „abschieben" zu können. Sarkozy-Land machte daraufhin die Grenzen dicht und nun diskutiert die EU die Aufhebung von Schengen.
Nicht dazu gesagt wird, dass Schengen auch ein Sicherheitssystem (SIS) ist. Dieses sieht vor:

1.) Die Möglichkeit der grenzüberschreitenden Verfolgung von Straftaten 2.) Die grenzüberschreitende polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit. 3.) Die Ausschreibung einer Einreiseverweigerung und die Verhängung von Aufenthaltsverboten im gesamten Schengenraum.

Die EU hat also genügend Instrumente, um sich vor unerwünschten Personen zu schützen. „Angst fressen Menschenrechte" sollte nicht ihre Handlungsmaxime werden.


Blaue Augen machen blind

Andreas Unterberger

 Das Ende der Grenzkontrollen war für die Europäer eines der schönsten und sichtbarsten Zeichen ihrer Einheit. Heute aber bleibt wohl nichts anderes übrig, als wieder einen Schritt zurück zu gehen. Denn die EU hat voll Blauäugigkeit zu viele Probleme ungelöst gelassen. Diplomaten, Juristen, EU-Abgeordnete und -Beamte haben sich begeistert nur auf die Nettigkeiten der europäischen Einheit konzentriert, die problematischen Seiten und Aufgaben jedoch ignoriert. Und das bedroht nun das ganze europäische Gebäude und den dadurch erzielten Wohlstands- und Sicherheitsgewinn.

Es ist verantwortungslos, europaweite Grenzkontrollen abzuschaffen, wenn ein Land ungestraft illegalen Immigranten europaweit gültige Touristenvisa ausstellen kann. Es ist verantwortungslos, dass alle Pensionisten bei (echter oder erfolgreich vorgetäuschter) Übersiedlung in ein Land wie Österreich monatlich die hohe Ausgleichszulage von 793 Euro kassieren können, während in manchen EU-Ländern ein Gutteil der Pensionen nur zwischen 100 und 200 Euro ausmacht. Es ist verantwortungslos, dass nun gerade der Europäische Gerichtshof diese europaweiten Pensionsrechte zugunsten homosexueller Paare noch weiter einbetoniert hat. Es ist verantwortungslos, dass das am besten ausgebaute - und angesichts der nationalsozialistischen und kommunistischen Totalitarismen notwendig gewesene - Asylrechts-System der Geschichte keine signifikanten Einschränkungen vornimmt, obwohl es heute zu weit mehr als 90 Prozent von Migranten aus ärmeren Weltregionen in das europäische Wohlfahrtssystem verwendet wird, für die es nie gedacht war. Es ist verantwortungslos, die Grenzen unkontrolliert zu öffnen, ohne dass Europa vorher eine Lösung für seine eigenen regionalen Probleme wie etwa die Millionen Roma und Sinti zwischen der Slowakei und Rumänien entwickelt hat.

 

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Rating – warum guter Rat teuer ist

12. Mai 2011 01:15 | Autor: Andreas Unterberger

Schwere Fehler der Ratingagenturen: Über diese Diagnose war man sich nach Ausbruch der Rezession rasch einig. Rasch wurde von der EU darauf die Gründung einer eigenen Rating-Agentur angekündigt. Um die ist es auffallend still geworden – zu Recht.

Die Fehler der Agenturen: Sie haben Papiere mit einem hohen Risikofaktor völlig falsch eingestuft. Das traf insbesondere amerikanische Immobilienverbriefungen. Denen war hohes Vertrauen entgegengebracht worden. Erstens weil Immobilien, zweitens weil Amerika, drittens weil Risikostreuung durch die Verbriefung. Man hat aber übersehen, dass Verbriefungen eher eine Risikokumulierung sind. Sobald der amerikanische Immobilienmarkt einbricht, geraten alle verbrieften Kredite gleichzeitig unter Druck. Ein peinlicher Fehler, der langfristig die Agenturen viel Vertrauen gekostet hat – zu Recht.

Vorsätzlicher Betrug konnte ihnen jedoch nicht nachgewiesen werden. Und völlig unberechtigt war dann die insbesondere von vielen europäischen Politikern vorgebrachte Kritik, weil die Rating-Agenturen in der Folge viel vorsichtiger wurden. Sie begannen, auch Staaten schlechtere Zeugnisse auszustellen. Denn sie erkannten, dass nicht nur Immobilien, sondern auch Staatsanleihen keineswegs absolut sicher sein können. Das absolut sichere Investment kann es gar nicht geben, ebensowenig wie eine rezessionsfreie Konjunktur.

Dennoch bastelte die EU lebhaft an einer eigenen Agentur, weil die anderen eine proamerikanische Schlagseite hätten. Diese dürfte es zumindest im Unterbewusstsein wohl wirklich gegeben haben. Nur übersah auch die EU, was das Allerwichtigste an einer Bewertungsagentur ist: das in sie gesetzte Vertrauen der Anleger.

Solches Vertrauen wird aber einer von Politikern geschaffenen Agentur mit Sicherheit noch viel weniger entgegengebracht. Sie hätte sich etwa lange nicht getraut, Griechenland, Irland, Portugal oder Spanien abzuwerten. Diese  Downratings waren zwar mehr als legitim, trotzdem attackiert die Politik gerne die Diagnose als Ursache eines Problems.

Das ändert nichts an der Vertrauenskrise der alten Rating-Agenturen. Abgesehen davon, dass Hellseherei ohnedies unmöglich ist, und im Wirtschaftsleben erst recht, haben sie noch einen großen Nachteil: Sie werden in der Regel von den bewerteten Firmen und Institutionen bezahlt. Das übt unterschwellig Druck aus, auch wenn er geleugnet wird. Aber wäre eine Agentur immer besonders streng, würden bald die Aufträge ausbleiben.

Anleger – die eigentlichen Profiteure seriöser Analysen – sind jedoch bis auf eine kleine Minderheit nicht bereit, für solche Dienste auch noch etwas zu zahlen. Daher müssen sie sich letztlich immer selbst aus möglichst vielen Informationen ein eigenes Bild malen: aus Aussagen der Rating-Agenturen, der Banken, der Anlegerschutzverbände, der Nationalbanken und Finanzaufseher. Und last not least aus seriösen Medien.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Fußnote 197: So eine Volkspartei hat's nicht leicht

11. Mai 2011 12:04 | Autor: Andreas Unterberger

Die ÖVP hat in den letzten Tagen bewiesen, dass sie die Posten keineswegs nach sturem Bünde-, Bundesländer- und Geschlechterproporz vergibt, wie ihr vielfach von Medien vorgehalten worden ist. Das ist anerkennenswert. Die ÖVP hat damit aber auch bewiesen, dass eine Abgehen von einem dümmlich-formalistischen Proporz noch keineswegs eindrucksvolle Personal-Ergebnisse produziert. (Mit drei späteren Ergänzungen am Ende)

Das zeigt insbesondere der im Eiltempo erfolgte Aufstieg von Johanna Mikl-Leitner. Binnen weniger Tage wird sie nicht nur Innenministerin, sondern auch Chefin des ÖVP-intern nicht ganz unwichtigen ÖAAB. Aber niemand weiß, was sie in ihrem bisherigen Lebenslauf eigentlich dazu prädestiniert – außer große persönliche Loyalität zu Erwin Pröll. Ihr Avancement ist umso schwerer nachvollziehbar, als sie im Innenministerium in Sachen Trittsicherheit das absolute Kontrastprogramm zu Vorgängerin Maria Fekter darstellt. Oder hat da zwar nicht der Bundesländer-Proporz, aber das Geschlecht eine Rolle gespielt? Das wäre genauso blöd (wenn auch bei den Medien sehr modisch). Mit Reinhard Lopatka wäre jedenfalls eine Alternative bereitgestanden, die wohl interessanter gewesen wäre, obwohl (und nicht: weil) er als Steirer auch gut in ein etwas ausgeglicheneres Verhältnis der Länder gepasst hätte. Aber immerhin muss man Mikl zugute halten, dass sie in der neuen Funktion schon einen mutigen wie wichtigen Satz zustandegebracht hat: nämlich eine Absage an die noch von Vorvorgänger Neugebauer heftig verteidigte Hacklerregelung. Also ist sie vielleicht nur als Innenministerin überfordert, wo sie indirekt der Vorgängerin unmenschliches Verhalten vorwirft.

(Nachträgliche Ergänzung: Dass Schluss-Lob für Mikl-Leitner war verfrüht. Denn schon nach Stunden hat sie ihre Kritik an der Hacklerregelung widerrufen und sich peinlicherweise wieder zu dieser bekannt. Die Dame ist offenbar doch in keiner Materie sattelfest).

PS.: Auch die Wiener Marek-ÖVP ist weiterhin recht amüsant zu beobachten, weil sie noch immer glaubt, auf Grün-Kurs wieder punkten zu können. So lässt sie sich jetzt von der ideologisch sehr weit weg stehenden Sybille Hamann Ratschläge geben. Aber vielleicht irre ich mich und es steht die Wiener ÖVP ohnedies gar nicht weit weg von der forschen Feministin. Na dann, weiterhin viel Erfolg.

(Nachträgliche Ergänzung zum PS: Jetzt bin ich noch auf einen weiteren Ratgeber der Marek-ÖVP gestoßen, einen Schwulen-Aktivisten, der sich für die "Liberalisierung intergenerativer sexueller Beziehungen mit Personen unter 14" eingesetzt hat. Mit der tollen Einschränkung: nur dort wo sie "zwefelsfrei harmlos sind und auf gegenseitigen Konsens gegründet" seien. Der Mann ist wirklich eine weitere tolle Bereicherung auf dem Weg zur Selbstzerstörung einer Partei, die sich von einer konservativ-wirtschaftsliberal-christlichen Gruppierung zu einer Minderheitenschutzorganisation der von Journalisten so geliebten "urban-liberalen" Gruppen. Gute Reise.)

(Nachträgliche Ergänzung zur nachträglichen Ergänzung: Die Information, dass der "kinderfreundliche" Schwulenaktivist und Jurist von der Wiener ÖVP eingeladen wurde, war ein Irrtum, auch wenn er von zwei Quellen bestätigt worden ist. Ich bedaure!)

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Fußnote 196: Die Profis rund um Michael Sp.

11. Mai 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Spindelegger beschäftigt in Sachen Öffentlichkeitsarbeit offensichtlich die gleichen tollen Amateure wie Josef Pröll.

Das Außenministerium – das bisher diesbezüglich angenehm keusch war – schaltet nämlich neuerdings in einem Wiener Bezirksblatt ganzseitige Inserate. Es ist schon traurig genug, dass da wieder einmal auch von der ÖVP Steuergeld verschwendet wird, so als ob man sich nicht positiv vom System Faymann abheben will. Überdies ist der Text der Einschaltung ganz offensichtlich nur an ländliche Gemeinderäte adressiert; er wirkt in einem Wiener Gratisblatt wie der Mähdrescher auf der Wiener Ringstraße. Er preist nämlich ein „Servicepaket“ sowie Brüssel-Reisen für Europa-Gemeinderäte an. Solches hat in ganz Wien per definitionem maximal 100 Adressaten. Mehr Gemeinderäte hat die Stadt ja nicht. Denen hätte man viel billiger persönliche Briefe schreiben und gleich ein paar Brüsseler Restaurant-Gutscheine dazu geben können. Ach ja, und es sind nicht Europa-Gemeinderäte, die da Michael Spindelegger anagitiert, sondern „Europa-GemeinderätInnen“. Solchen Genderschwachsinn kann man wirklich punktgenaue Zielgruppenansprache nennen, also die Dummheit, mit der man seine eigenen Wähler verärgert. Aber wenn man schon die Wähler mit Verbrennen von Steuergeld für schwachsinnige Inserate provoziert, und wenn man schon nicht imstande ist, sich anstelle minderbemittelter Studienabbrecher oder absolventen eines P-Billigstudiums mit ihrem Uni-Kauderwelsch Kommunikationsprofis zu holen, dann könnte sich die ÖVP wenigstens bei der Konkurrenz etwas abspecken. Denn gleich daneben steht ein SPÖ-Inserat (ob bezahlt oder unbezahlt ist in diesen Produkten meist nicht mehr unterscheidbar). Und dort ist ganz deutsch von „Akademikerquoten“ die Rede und nicht von irgendwelchen Rinnen. Ein paar Kündigungsbriefe an seine Amateurpartie wären für den neuen ÖVP-Chef zweifellos eine bessere Investition als noch einige solcher Inserate.

 

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Von Grün zu Goebbels

11. Mai 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Die Grünen sind jene Partei, die bei den Medien weitaus am besten wegkommen. Dabei sind sie von den im österreichischen Parlament vertretenen Parteien sicher die größte Bedrohung für Demokratie und Grundrechte. Welche Perspektive die Grünen wirklich für unsere Zukunft bedeuten, sieht man jetzt schon besonders deutlich an der grün geführten Hochschülerschaft.

Beginnen wir beim harmlosesten Exempel. Dieses ist eigentlich ein weiterer Beweis für die erstaunliche Ungleichbehandlung einzelner Gruppierungen durch die große Mehrheit der linksgestrickten Journalisten. Wehe, einem Politiker rechts der Mitte kommt ein Vokabel über die Lippen, das im linken Aufregungs-Lexikon als Nazi-Wort gilt (auch wenn es oft viel älter ist als der Nationalsozialismus). Wenn das jedoch der grünradikalen ÖH-Vorsitzenden Sigrid Maurer passiert, dann stört das keinen einzigen der politisch sonst so korrekten Leitartikler.

Maurer verwendete das Wort „Sonderbehandlung“ für den Umgang mit dem neuen Wissenschaftsminister. Das war ein besonders zynisches NS-Vokabel für Misshandlungen und Folterungen. Maurer wurde in keinem einzigen Leitartikel dafür getadelt. Als hingegen Jörg Haider einst das Wort „Straflager“ für die Konzentrationslager verwendet hat, da schrieben sich alle politisch Korrekten wochenlang die Finger mit der Botschaft wund, dass Haider nun endgültig als neuer Adolf Hitler enttarnt sei. Ähnliches musste sich die ÖVP mindestens ebenso lange anhören, als sie einmal die Farbe Gelb für Plakate verwendete – was von Medien (und dem unvermeidlichen Erhard Busek) als bösartige Zitierung der Farbe der Judensterne enttarnt wurde. Obwohl das den Plakatgraphikern mit Sicherheit so wenig bewusst war wie Frau Maurer die Bedeutung einer „Sonderbehandlung“.

Aber lassen wir diese krasse und provozierende Ungleichbehandlung von angeblichen Nazi-Ausrutschern als skurriles Problem des Journalismus und nicht als eines der ÖH-Grünen beiseite. Schon weniger harmlos, weil skandalös teuer ist das neueröffnete „studibeisl Cafe Rosa“. Dort geben sich die wirrsten Gender- und Marxismus-Ideen nach dem Motto „HomoBiTrans“ ein wildes Stelldichein. Hierfür sind bis jetzt jetzt schon 350.000 Euro ausgegeben worden. Alles aus den Zwangsbeiträgen der österreichischen Studenten. Und bei der wie angekündigt betont „antikapitalistischen“ Führung des Beisls wird es wohl noch viel mehr werden.

Ein wohl noch größerer Skandal ist es aber, wie die grün-roten Chefs der ÖH alle anderen Gruppen und jeden einzelnen Studenten in ihrer Meinungsfreiheit einschränken. In der ÖH ist wieder eine Zensur in der schlimmsten Form wie einst unter Hitlers Propagandaminister Goebbels eingerichtet worden. Die Zeitschrift der Jus-Studenten „Juristl“ muss jeden Buchstaben vorher beim „ÖH Wirtschaftsreferenten“ einreichen, der das Heft dann freigibt oder nicht. Und der das Heft mindestens einmal verbietet. Das ist ungefähr so, wie wenn die Gemeinde Wien ihre zahllosen Propagandabroschüren vorher beim Finanzministerium zur Genehmigung einreichen müsste. Denn bei den Juristen gibt es eigentlich eine klar nichtlinke Mehrheit.

Das ist nun dankenswerterweise von der „AktionsGemeinschaft“ dokumentiert worden. In einer unkommentierten Form, die einem aber erst recht die Zornesadern darüber anschwellen lässt, was in diesem Land alles schon wieder möglich ist. Die ÖH zeigt uns, was für ein totalitärer Gesinnungsterror da auf die Gesellschaft zukommt.

Dabei sind die grünen Zensoren vor allem darauf erpicht, dass möglichst jedes nur halbwegs passende Wort gegendert wird. Da fallen sogar englische Ausdrücke dem feministischen Furor in die Hände, was die abgrundtiefe Dummheit der Grün-MeinungsterroristInnen besonders deutlich zeigt:  Verlangen sie doch tatsächlich eine „Native Speaker/in“. Da findet sich neben zahllosen unleserlichen Binnen-I, „HerscherINNenhäuser“ und „der/die eine“ auch die skurrile „Dr.in“. Am großartigsten ist aber – nachdem der linke Zensor einen ganzen Absatz lang schriftlich nachgedacht hat, wie man denn dieses Vokabel richtig durch die Gender-Faschiermaschine dreht  – das Wort „RechtsanwältInnenanwärterInnen“.

Ein Leserbrief (der natürlich „LeserInnenbrief“ genannt wird, obwohl er nur von einem einzigen namentlich genannten und männlichen Absender stammt), der sich kritisch mit dem Gendern befasst, wird überhaupt komplett verboten. Bei den restlichen Dingen, die gerade noch mit zahllosen Änderungen erscheinen dürfen, wird auch noch eine Nachzensur verlangt: „Ich bitte Euch, mir den Juristl nochmals verändert zu schicken!“

Auf unseren Unis ist offenbar wirklich der absolute Wahnsinn ausgebrochen. Was kein Wunder ist, wenn der Rektor der Hauptuni den Audimax-Besetzern privates Geld spendet. Und wenn ein Dekan der juristischen(!) Fakultät rechtswidrig beekannt gewordene Abhörprotokolle öffentlich vortragen lässt.

Gewiss: Die meisten Studenten lachen nur noch über diese ÖH oder verachten sie; aber letztlich sind sie selber schuld. Denn wenn die meisten nicht zur Wahl gehen, dann ist es ziemlich leicht für die Grüne/Rote/Fachschaftslisten-Chaostruppe, diesen Unsinn mit den Zwangsbeiträge aller Studenten zu finanzieren.

Dabei gibt es bei der nächsten Wahl erstmals mehr als genug Alternativen: Neben JES und Freiheitlichen ist diesmal auch die einst nach links abgeglittene AktionsGemeinschaft wieder mit einem überaus vernünftigen Wahlprogramm unterwegs. Sie wagt es sogar, für Zulassungsbeschränkungen auf den Unis einzutreten. Diese liegen ja tatsächlich im Interesse aller studierenden Studenten. Denn nur so können wieder berechenbare und akzeptable Mengenrelationen zwischen Professoren, Assistenten und Studenten hergestellt werden.

Wieweit kann es der linke Schwachsinn an den Unis noch treiben? Werden sich die Studenten, die jetzt nach dem linken Neusprech-Terror nur noch zungenbrecherisch „Studierende“ genannt werden dürfen, doch einmal zu wehren beginnen? Werden sie wieder ein Stück dafür sorgen, dass an die Universitäten der Geist der Freiheit zurückkehrt? 

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Stell dir vor, es geht das Licht aus

10. Mai 2011 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Europas Staaten sind heute von vier Herausforderungen existenziell bedroht, die alle bei der Gründung der europäischen Gemeinschaften unbekannt oder zumindest völlig irrelevant gewesen sind. Erstens die Finanzkrise; zweitens die demographische Krise samt ihren Migrations-Konsequenzen; drittens die Überdehnung der meisten Wohlfahrts-Systeme; und viertens die Energiekrise.

Fast alle diese Krisen (mit Ausnahme des seit rund 1968 stattfindenden Gebärstreiks der Europäer) lassen sich auf populistisches Verhalten der Regierungen und auf ihre Unfähigkeit zurückführen, langfristig notwendige Entscheidungen durchzuziehen. Das gilt ganz besonders auch bei der aktuellsten Krise, jener der Energieversorgung – obwohl diese Krise den Europäern viel weniger bewusst ist als die anderen. Woran die Tatsache nichts ändert, dass die erste europäische Gemeinschaft eine für Kohle und Stahl gewesen ist.

Alle Statistiken zeigen: Das Wirtschaftswachstum ist ganz eng mit der Zunahme des Energieverbrauchs verbunden. Daran können nur völlig realitätsfremde universitäre Theoretiker vorbeigehen. Noch weltfremder sind die Aussagen, dass wir ja gar kein Wirtschaftswachstum bräuchten. Was wirklich los ist, wenn die Wirtschaft nicht wächst, hat man ja in den 18 Monaten nach dem September 2008 sehen können. Da haben besonders die Kritiker des „Wachstumsfetischismus“ am heftigsten aufgeschrien.

Keine Demokratie steht einen Wachstums-Stopp dauerhaft durch. Aber auch Diktaturen nicht: Denn jede seriöse Analyse zeigt, dass die jüngsten Serienrevolutionen in der arabischen Welt vor allem wirtschaftliche Gründe hatten, also Nachfolgen der großen Krise waren.

Europa mit leistbarer Energie zu versorgen ist daher eine der größten und unverzichtbaren Herausforderungen der nächsten Jahre. Die Vorzeichen eines Gelingens stehen jedoch rundum auf Sturm.  Die derzeit zu beobachtenden und schon heftig kritisierten Preiserhöhungen von Treibstoffen und Strom sind da nur ein sanftes Vorlüfterl.

  1. Seit Fukushima ist die in den letzten Jahren weltweit wiederbelebte Atomenergie in der Öffentlichkeit – vor allem, aber nicht nur der deutschsprachigen Länder – massiv diskreditiert. Auch wenn in Fukushima bisher offenbar kein Todesopfer zu verzeichnen ist, auch wenn das japanische Atomkraftwerk „nur“ durch den Tsunami und nicht durch das Rekord-Erdbeben zu Schaden gekommen ist, so sind doch die deutlich erhöhte Radioaktivität rund um das AKW und vor allem die intensiven weltweiten Berichte darüber nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Diese Berichte haben in einer sehr chaotischen Informationslage immer die allerschlimmsten Möglichkeiten und Hypothesen herausgearbeitet. Lediglich sehr harte Regierungen wie die chinesische können in dieser Situation noch neue Atomkraftwerke bauen.
    Schon das Herunterfahren einiger alter deutscher Atomkraftwerke hat zu schlimmen Auswirkungen geführt: Die Service-Revisionen aller anderen Kraftwerke werden seither verschoben, die französischen Exporteure von Atomstrom verdienen sich goldene Nasen, und sämtliche Reservekraftwerke mit Gas und Strom sind hochgefahren worden.
  2. Die Versorgung mit Öl ist zumindest kurzfristig schwer bedroht. Die Konflikte im Nahen Osten haben manche Lieferwege jetzt schon gesperrt. Der Reichtum, den Öl für die Förderländer bedeutet, hat aber auch darüber hinaus erstaunliche destabilisierende Folgen. Es ist kein Zufall, dass es in keinem Ölland bis auf Norwegen stabile demokratische Strukturen gibt. Von Russland über Nigeria bis Venezuela wird wohl in allen künftigen Geschichtsbüchern vom Unheil zu berichten sein, den der Ölsegen den dortigen Gesellschaften zugefügt hat. Jeder Goldrausch der bisherigen Geschichte hat ja in der Tat das soziale Netzwerk einer Gesellschaft und die kollektive Leistungsbereitschaft, aber auch die innere Disziplin schwer beschädigt.
  3. Wie sieht es mit der Kohle aus? Hier reichen die Vorräte zwar jedenfalls noch einige hundert Jahre. Kohle ist aber mit Sicherheit – ganz unabhängig von allen Global-Warming-Theorien – eine umweltbelastende Quelle der Energiegewinnung. Der österreichische Bundeskanzler hat sich bei seinem jüngsten Chinabesuch sowohl für einen Verzicht auf Nuklearstrom wie auch Kohlestrom ausgesprochen. Was dort zwar auf kein Verständnis stößt, aber bezeichnend für die in Europa dominierende Einstellung ist.
  4. Die noch größere Bedrohung unserer wirtschaftlichen Zukunft ist aber die seit einigen Jahren kursierende Angst vor einer globalen Erwärmung. Wohl wächst die Zahl der Zweifler an jener These, wohl sind schon heute viele der in den 80er und 90er Jahren gemachten Global-Warming-Prophezeiungen als unrichtig entlarvt. Der Kampf gegen eine vermeintlich menschengemachte globale Erwärmung ist aber ein Eckstein jeder europäischen Politik geworden. Europa nimmt als einziger Kontinent viel Geld in die Hand, um technisch völlig unzureichende Energiequellen wie Windmühlen und Solarpaneele zu fördern und um den globalen Emissionshandel zu finanieren. Es hat dabei zwar nur recht magere Ergebnisse erzielt, den Arbeitsplatz-Standort Europa jedoch durch die hohen Kosten schon deutlich beeinträchtigt.
    Würde Europa übrigens in seinem teuren Kampf gegen die befürchtete Erwärmung wirklich die beabsichtigte starke Reduktion von Öl und Gas gelingen, dann hätte das vor allem ein automatisches Ergebnis: Benzin, Kerosin und Diesel würden auf den Weltmärkten wieder billiger. Das aber würde wiederum jeden Druck auf andere Kontinente, sparsamer mit diesen Produkten umzugehen, automatisch ins Gegenteil verkehren. Damit ist jedenfalls der europäische Kampf zwar keineswegs gratis, aber sicher umsonst und vergeblich.
  5. Sonnen- und Windenergie wiederum sind nach wie vor so teuer und unverlässlich, dass sie höchstens im Märchenbuch und in Politikerreden imstande sind, die Energielücke zu schließen. Ganz abgesehen davon, dass mit Sicherheit die durch die Windmühlen und die neuen langen Stromleitungen entstehende Landschaftsverschandelung bald am Widerspruch der Menschen enden wird.
  6. Wasserkraft ist kaum noch ausbaubar. Sobald ein Projekt spruchreif wird, entsteht sofort heftiger regionaler wie internationaler Protest. Motto: „Überall, doch nicht hier bei uns.“
  7. Und schließlich haben wir auch noch ein kleines Problem mit derv von der Agrarwirtschaft forcierten Bioenergie. Wenn riesige Agrarflächen nicht mehr mit Essbarem, sondern mit Fahrbarem (also Biosprit-Gewächsen) bepflanzt werden, dann wird die durch Überbevölkerung, steigenden Lebensstandard und Energiepreise ohnedies schon überbeanspruchte Lebensmittelproduktion noch viel mehr leiden.

Da ist für Europa guter Rat teuer. Nur wenige Empfehlungen lassen sich mit Sicherheit geben. Die eine ist, dass jeder europäische Alleingang sinnlos und absurd ist; dazu ist Europa längst schon zu unbedeutend und wirtschaftlich schwach. Der zweite ist, dass man der Wissenschaft alle Freiheiten geben muss, an Antworten auf das Energieproblem zu forschen. Der dritte ist: Mehr Ehrlichkeit in der Kommunikation mit dem Bürger; denn solange diesem nicht klar ist, dass der Strom eben nicht nur aus der Steckdose kommt, sondern auch aus einem dieser unerwünschten Kratfwerke, kann es keine vernünftige Energiepolitik geben; am Schluss wird sowieso nur jener Politiker respektiert, der sich auch mutig zeigt und nicht nur ein Fähnchen im Wind der gerade aktuellen Medienaufregung ist. Der vierte ist: Je mehr sich staatliche Eingriffe gegen die Marktmechanismen richten, umso stärker werden diese an unerwarteter Stelle wieder wirksam.

All das gilt natürlich in gleicher Weise für die EU-Institutionen wie auch die Staaten.

PS.: Und wovor fürchte ich mich persönlich? Am meisten vor der drohenden großen sozialen Explosion als Folge von Schuldenwirtschaft und Energiemangel; weniger vor der Verhässlichung Europas durch Windkraftwerke; noch weniger vor einer verantwortungsbewussten Nutzung der Atomenergie; und überhaupt nicht vor einer Globalen Erwärmung.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Fußnote 195: Die Täter aus dem Gefängnis

10. Mai 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Dass die islamischen Aggressionen gegen die ägyptischen Christen zunehmen, ist hier schon mehrfach thematisiert worden. Neu ist aber die Kühnheit, mit der nun dafür schnell ein Sündenbock gefunden worden ist.

Da noch allzu viele Leser, Seher und Hörer in Erinnerung haben, wie die ägyptische Revolution als Ausbruch einer modernen demokratischen Zivilisation gefeiert worden ist – nur weil die Demonstranten Internet und Handies benutzten –, will man nicht so schnell zugeben, dass die Ergebnisse der Revolution einer Katastrophe zutreiben. Daher wird nun insbesondere vom ORF verbreitet, dass hinter der brutalen Abfackelung christlicher Kirchen, der Ermordung von zwölf Menschen – von den Hunderten Verletzten gar nicht zu reden – niemand anderer als das alte Mubarak-Regime stecken dürfte. Kleinigkeiten, wie der Gefängnisaufenthalt von dessen führenden Protagonisten, werden ebenso verschwiegen wie der quer durchs Land erblühende islamistische Radikalismus, der sich auch gegen Israel richtet. Dafür zeigt man uns geradezu rührend ein paar Dutzend Moslem- und Christen-Frauen, die gemeinsam für Frieden demonstrieren. Aber im Verdrängen antichristlicher Bluttaten sind unsere Medien, aber auch die österreichischen Politiker ja immer groß. Wer hat etwa beim Besuch des türkischen Präsidenten ein Wort von den dortigen Morden an Christen gehört?

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Erster Weltkrieg - da war doch was?

09. Mai 2011 01:32 | Autor: Andreas Unterberger

Der weltweit letzte Soldat, der noch im ersten Weltkrieg gekämpft hat, ist in der Vorwoche gestorben. Wenn jemand 110 Jahre alt wird, ist das kein Anlass mehr zu individueller Trauer. Aber sein Tod sollte statt dessen zum Anlass genommen werden, sich endlich wieder eines schon fast vergessenen, aber umso wichtigeren Krieges zu besinnen. Der erst mit diesem Tod wirklich Geschichte geworden ist.

Es ist ja mehr als erstaunlich, wie viel seit Jahrzehnten über den zweiten Weltkrieg geforscht, publiziert, polemisiert und bewältigt wird. Und wie wenig jedoch der erste Weltkrieg im kollektiven Bewusstsein verankert ist. Obwohl er deutlich mehr Opfer als der zweite gefordert hat (wenn man die nationalsozialistischen und die kommunistischen Massenmorde in Konzentrationslagern und Gulags nicht einberechnet). Obwohl eine sehr ernsthafte Sichtweise den zweiten eigentlich nur als Fortsetzung des quasi unterbrochenen ersten Weltkriegs ansieht.

Das hat manches für sich, insbesondere zeigen die deutschen Revanche-Gedanken eine Zusammengehörigkeit der beiden Kriege. Diese Revanche-Lust hat ja auch einem Adolf Hitler geholfen, an die Macht kommen. Hitler hat die deutsche Niederlage und den Zorn über die demütigenden Friedensbedingungen der Vororteverträge brutal für seine Machtaspirationen missbraucht. Ähnlich sind ja übrigens in einer Art demagogischer Kettenreaktion die Verbrechen Hitlers noch 70 Jahre später für politische Agitation missbraucht worden, so als könnte man sie rückwirkend verhindern.

Damit aber wird die selten gestellte Frage noch viel wichtiger: War der erste Weltkrieg eigentlich unvermeidlich? Als Antwort wurde von Historikern so manches an Details zutage gefördert, das andeutete, die Geschichte hätte ja auch ganz anders laufen können. Motto: Wenn Franz Ferdinands Fahrer in Sarajewo anders gefahren wäre, hätte auch die Weltgeschichte eine andere Wendung genommen. Oder: Hätte sich Rudolf nicht in Mayerling umgebracht usw.

In Wahrheit aber war der Krieg wohl unvermeidlich, was auch immer letztlich der konkrete Zündfunke war. Die Kriegsschuld kann nicht so einfach auf einen einzigen Mann abgeschoben werden, wie es so mancher dann in Hinblick auf den zweiten Krieg Richtung Adolf Hitler versucht hat. 

Es ist sehr lehrreich, sich die Hauptursachen des ersten Weltkriegs in Erinnerung zu rufen: Europa hatte 1914 längst die Lektion aus dem Dreißigjährigen Krieg verlernt, dass am Schluss eines großen Krieges alle nur noch Verlierer sind. Gerade die letzten – relativ! –  kurzen Kriege des 19. Jahrhunderts haben ja noch den Anschein von Kriegs-Siegern erzeugt. Das zweite Deutsche Reich und Italien sind als Produkt von Siegen in diesen Kriegen entstanden. Das hat nicht gerade ein pazifistisches Klima geschaffen.

Deutsche wie Italiener hatten auch nach ihrer eigentlich geglückten nationalen Vereinigung weitere aggressive Pläne. Die Deutschen wollten weltweit zur Nummer eins aufsteigen, die Italiener gierten nach dem Brenner, nach Dalmatien und so wie die Deutschen nach Kolonien. Auch für die Briten und Franzosen war insbesondere in den Kolonien der Krieg die fast normale Fortsetzung der Politik und der wirtschaftlichen Interessen. Gleichzeitig brodelten in Frankreich die Revanchegefühle ob des Verlust von Elsass-Lothringen. Und das absolutistische Russland wie wohl auch Österreich-Ungarn waren innerlich schon so morsch, dass sie sich im „Stahlbad“ eines Krieges geradezu eine Stabilisierung erhofften.

Ein weiterer fast historisch zwingender Kriegsgrund waren die im 19. Jahrhundert überall und nicht zuletzt im Habsburgerreich erwachten Nationalgefühle auch relativ kleiner Nationen. Denen stand der oft überhebliche Chauvinismus der Großen gegenüber.

Nichts davon aber passte noch mit einer Welt zusammen, in der die Monarchen ihre Herrschaftsgebiete durch willkürliche Grenzziehungen, durch Kriege, durch Erbschaften, Heiraten und Erbteilungen erworben hatten. Die Sprache, die Kultur, die Religion, die Gefühle der Untertanen – das waren für diese Herrscher hingegen lange völlig unbedeutende Faktoren. Was sich aber die national erwachten Völker immer weniger gefallen ließen.

Das alles kreuzte sich mit zwei Explosionen: der industriellen und der Bevölkerungs-Explosion. Die als totaler Kontrast zur althergebrachten bäuerlichen und zünftlerischen Gesellschaft aufgeblühte Großindustrie produzierte gigantisches Material zum Kriegführen – bis hin zum Giftgas (das in Europa seit dem ersten Weltkrieg übrigens nie mehr eingesetzt worden ist). Die plötzliche industrielle Macht entzündete in den Köpfen der Mächtigen aber auch eine gefährliche Hybris. Alles schien möglich geworden – die Herrschenden vergaßen nur, dass das auch für die Gegenseite galt.

Die Bevölkerungszunahme wiederum erhöhte einerseits die expansive Gier auf neue Territorien – damals hielt man ja trotz der Industrialisierung noch die Landwirtschaft für die wichtigste Abteilung der Wirtschaft. Die Bevölkerungsexplosion hat aber andererseits auch die unglaublichen Menschenopfer an den Fronten des ersten Weltkriegs scheinbar erträglicher gemacht. Wenn ein Bauer vier, fünf Söhne hatte, wurde es als eine geringere Katastrophe als heute angesehen, wenn ein oder zwei davon fallen. Heute ist jeder einzelne Tote einer westlichen Armee ein großes und belastendes nationales Thema.

Eine interessante historische Deutung sieht das 20. Jahrhundert als ein kurzes an: Es habe erst 1914 mit dem Weltkrieg begonnen und sei schon 1989 mit der Implosion des Kommunismus zu Ende gegangen. Das widerspricht einem anderen Interpretationsversuch nicht wirklich: Dass 1989 nicht das von einem US-Historiker behauptete Ende der Geschichte ausgebrochen sei, sondern dass nach Ende des bisher letzten Totalitarismus eine Fortsetzung der traditionellen Geschichte stattfindet. Die Welt scheint also wiederum in einem Stadium vieler kleinerer und unüberschaubaren Konflikte angekommen, während in jenem kurzen 20. Jahrhundert zwei mörderische Ideologien alle anderen Fragen an den Rand gedrückt hätten. Da ist schon was dran.

Last but not least ein Gedanke zu Österreich: Es ist sicher ein entspanntes Signal, dass der erste Weltkrieg hierzulande überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird. Dass sogar die Sozialdemokratie langsam auf ihren Habsburger-Hass von 1918ff vergisst (wie sie ihn ja auch bis 1914 keineswegs hatte). Während das ganze Kalenderjahr von Dutzend Gedenktagen an den Nationalsozialismus überzogen ist, findet der erste Krieg im Jahreskalender Österreichs nicht statt. Dabei ist durch jenen Krieg kein Land so atomisiert worden wie die einstige Habsburger-Monarchie.

Dennoch interessiert das niemanden mehr. Österreich kümmert sich nicht einmal mehr um jene Landsleute, die durch die – neuerlich – willkürlichen Grenzziehungen nach 1918 plötzlich von ihrer Heimat getrennt worden waren. Lediglich Südtirol war bis in die 70er Jahre ein nationales Anliegen. Heute aber sind auch die Südtiroler gut beraten, wenn sie von Wien absolut nichts mehr wollen. Sie interessieren in Österreich niemanden mehr, oder zumindest keine politisch relevante Gruppe.

Österreich trägt an keiner Geschichtslast seiner großen Vergangenheit mehr, und es hat nach all den Amputationen keinen Phantomschmerz mehr. Das wird viele beruhigen. Man kann es aber auch umgekehrt sehen: Ein Volk ohne Geschichte ist kein Volk. Und ohne Vergangenheit gibt es auch kein Interesse an der eigenen Zukunft.

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Fußnote 194: Die Statistik zeigt die Erfolge der Gesamtschule

09. Mai 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

In Österreich werden die Erfolge der Gesamtschul-Versuche unverständlicherweise geheimgehalten. Dabei lassen sie sich durch internationale Statistiken längst beweisen.

Sind doch die Bankrott- oder Fast-Bankrott-Länder Europas allesamt Gesamtschulländer: Portugal, Irland, Griechenland, Spanien. Alle vier liegen noch in einer weiteren Statistik ganz an der Spitze: bei der Jugendarbeitslosigkeit (die auch in einem weiteren Vorbildland, nämlich Finnland, sehr hoch ist). Während die Schweiz, Österreich und Süddeutschland jämmerlich abfallen, sowohl in Sachen Jugendarbeitslosigkeit wie auch Bankrottgefahr wie auch Ausbreitung der Gesamtschule. Zum Glück gibt es in Österreich wie Deutschland genug Politiker, die an einer Ausmerzung dieser Defizite arbeiten.

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Lasset uns staunen

08. Mai 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

In dieser Welt – vor allem in diesem Land – passieren ständig Dinge, die einem den Mund vor Staunen offen lassen. Und die logischerweise in vielen Köpfen zu bösen Schlussfolgerungen führen. In den letzten Tagen musste man etwa staunen über die österreichischen Moslems, über die Beziehungen der SPÖ zur Korruption, oder über den Umgang der Schweiz und der Belgier mit Asylwerbern, von dem man in Österreich nicht lernen will.

Die Beispiele im einzelnen:

Die arbeitslosen Privatschuleltern

Das einzige islamische Privatgymnasium Europas steht laut der „Zeit“, dem deutschen Blatt für die Alt-68er, in – Wien. Dass diese Schule von der „Zeit“ des langen und breiten berühmt wird, braucht nicht extra betont zu werden. Überaus erstaunlich ist aber, was man über die Eltern dieser Schüler erfährt: Nicht weniger als die Hälfte ist arbeitslos - die Eltern haben aber dennoch laut „Zeit“ keine Probleme, sich die 120 Euro Schulgeld für eine korangemäße Erziehung zu leisten! Für dieses überaus erstaunliche Phänomen (zugegeben: Es ist lediglich für mich erstaunlich, die „Zeit“ stellt sich dazu keine Fragen, das wäre ja politisch unkorrekt) gibt es nur wenige denkmögliche Erklärungen. Jede davon ist aber überaus unerfreulich.

Erstens: Die Eltern sind gar nicht so arbeitslos, wie sie gegenüber den österreichischen Behörden tun. Zweitens: Die Sozialleistungen der (bekanntlich schwer verschuldeten) Republik sind so üppig, dass man sich von diesem Geld auch eine Privatschule leisten kann. Drittens: Es fließen geheimnisvolle „Spenden“ dafür, dass es in dieser Schule wirklich bis hin zum fünfmaligen Gebet ordentlich islamisch zugeht, weshalb die Eltern im Widerspruch zur Recherche der „Zeit“ keineswegs Schuldgeld zahlen. Von wem könnte dieses Geld kommen? Am ehesten wäre in diesem Fall auf den üppigen Subventionstopf der Gemeinde Wien zu tippen oder auf Saudi-Arabien. Osama bin Ladens Heimatland gibt ja überall Milliarden für radikal islamische Institutionen aus. Und gründet gerade in Kooperation mit dem Wiener Außenministerium eine dubiose interreligiöse Institution in Wien.

Die Politruks des Norbert D.

Dem Verteidigungsministerium von Norbert Darabos ist nun sogar von einem Gerichtsurteil rechtswidrige parteipolitische Schiebung bei Postenbesetzungen attestiert worden. Bei einer Beförderung war die Ausschreibung auf den „letztlich ernannten Beamten hingetrimmt“, so das Gericht. Dadurch wurde der „minder geeignete“ Kandidat an die Spitze einer wichtigen Abteilung gehievt. Die SPÖ entblödet sich aber trotz dieses vernichtenden Urteils nicht, nur wenige Tage danach diesen minder geeigneten Harald Schifferl auch noch zum Vorsitzenden der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter im Darabos-Ministerium zu machen.

Dennoch muss natürlich der Steuerzahler und nicht etwa die SPÖ einem unterlegenen Kandidaten nun einen satten Verdienstentgang zahlen. Plumper und unverschämter geht’s nimmer.

Die Ostermayer-Methoden und die Staatsanwaltschaft

Halt – es geht doch unverschämter. Denn der einzige Grund, warum dieser und andere Skandale im Heeresministerium nicht die Schlagzeilen füllen, heißt Josef Ostermayer. Er hat mit unglaublichen Methoden fast alle Medien auf SPÖ-Linie gebracht. Diese Methoden sind jetzt durch die Aussage eines ehemaligen ÖBB-Managers ziemlich brutal offengelegt worden.

Ostermayer hat einst als linke Hand des damaligen Verkehrsministers Werner Faymann direkt bei SPÖ-freundlich schreibenden Boulevardzeitungen wie der Kronenzeitung Inserate der aktienrechtlich eigentlich unabhängigen Bahn in Auftrag gegeben. „Die Bahn musste in ausgewählten Boulevard-Medien Inserate schalten, die das Ministerium bestellte.“ So der ÖBB-ler laut „Kurier“. „Das hat uns jedes Mal um die 30.000 Euro gekostet. Und die Kaltschnäuzigkeit war extrem. Man hat das einfach bestellt und uns dann die Rechnung geschickt.“

Gewiss muss man einschränken, dass der "Kurier" bisher nicht die Anonymität seiner Quelle gelüftet hat. Dennoch wäre in jedem anderen Land klar, dass sich nach solchen schweren wie konkreten Anschuldigungen die Staatsanwaltschaft von Amtswegen sehr genau jene Inseratenvergaben anschaut. Sie wäre in einem Rechtsstaat sogar verpflichtet, sich nun die Belege, die Aufträge, die Ausschreibungen, die Bemühungen eines ordentlichen Kaufmannes um den niedrigsten Preis und derlei mehr vorlegen zu lassen. In Österreich geschieht solches jedoch nicht. Da interessiert sich die Staatsanwaltschaft nur für Islam-Kritiker.

Genauso bleibt ja auch der Herr Jarolim ungeschoren, obwohl ihm ziemlich der gleiche Verdacht anhaftet wie dem Herrn Strasser. Hängt das so selektive Desinteresse der Strafverfolgungsbehörde an allen linken Korruptionisten vielleicht gar damit zusammen, dass die Leitung der Korruptionsstaatsanwaltschaft einem grünen Ex-Politiker anvertraut worden ist? Das könnte ja gewisse Beißhemmungen gegenüber der einzigen Partei erklären, die gerne mit den Grünen eine Koalition einginge.

„Zivilschutzanlagen sind zumutbar“

Der Direktor des Schweizer Bundesamts für Migration ist laut dem „Tages-Anzeiger“ empört: Denn die tunesischen Pseudo-Flüchtlinge, die auch die Schweiz überschwemmen, haben das angebotene Quartier abgelehnt. Eine Zivilschutzanlage sollte ihnen als Notunterkunft dienen. Praktisch alle dorthin zugeteilten „Flüchtlinge“ sind wieder weggegangen. Freilich nicht aus der Schweiz, sondern nur aus dem Quartier.

In der Schweiz können sie dennoch recht lange bleiben. Das humane europäische Asylrecht erlaubt keine zwangsweise Rückführung in jenes eigentlich nunmehr demokratisch gewordene Land; Begründung laut der Zeitung: Dort ginge es derzeit allzu chaotisch zu. Zugleich dauern Asylverfahren in der Schweiz auf Grund der vielfältigen, Österreich noch übertreffenden rechtlichen Möglichkeiten der angeblich politisch Verfolgten in der Regel jahrelang, wie die „Weltwoche“ gerade penibel aufgelistet hat. Derweil bleibt dem Chef des Migrationsamtes nur der Zorn über die anspruchsvollen Asylwerber: „Ich erwarte von Asylwerbern, dass sie solche Unterkünfte akzeptieren.“

Und in Österreich? Da wagt man nicht einmal, daran zu denken, dass man Asylwerbern so etwas Schlichtes wie eine Zivilschutzeinrichtung anbieten könnte. Da regen sich ja alle medialen Gutmenschen schon auf, wenn die „Flüchtlinge“ auf einem abgelegenen Berggasthof untergebracht werden sollen.

Auch Belgien wird konsequent

Österreichs neuer Integrationsstaatssekretär sollte sich nicht nur die Schweiz genauer anschauen. Überraschenderweise ist auch Belgien nach einem Rechsruck bei den Wahlen in Sachen Asylmissbrauch viel energischer geworden (obwohl es seit den Wahlen nun schon ein Jahr lang bloß eine provisorische Regierung gibt). Belgien hat nach Frankreich als zweites Land die Ganzkörperverschleierung verboten.

Es hat in den letzten Tagen außerdem von der EU die Aufhebung der Visa-Liberalisierung für Serbien verlangt. Der Grund: Seit dieser Liberalisierung beantragen viele Serben in der EU Asyl. Und deren Rückführung wird von Belgrad nicht gerade einfach gemacht. Entlarvend ist, dass am Tag nach dem Bekanntwerden der belgischen Drohung Serbien gleich 16 Polizisten wegen Dokumentenfälschung und Beihilfe zum Asylbetrug verhaftet hat.

Österreich hat nichts dergleichen beantragt.

Sebastian Kurz sollte sich langsam seinen wirklichen Aufgaben zuwenden, nachdem er nun langsam auch dem letzten Medium vermittelt hat, dass er eh kein Menschenfresser ist. Das gilt übrigens noch viel mehr für seine Ministerin, die ja die formal Zuständige für Asylanten ist. Die derzeit freilich vor allem eines tut: erstaunliche Unsicherheit auszustrahlen. Während sich die anfangs so attackierten Herrn Kurz und – insbesondere – Töchterle bisher ziemlich brillant präsentiert haben. Für Kurz wie Mikl-Leitner wird aber trotzdem bald die Stunde des Ernstes kommen, wo die Österreicher Taten und nicht nur Interviews von ihnen sehen wollen.

Die letzte Zigarette

Staunen und lernen könnten auch die österreichischen Gewerkschaften angesichts der Schließung der Tabakfabrik Hainburg. Denn die Begründung für diese Schließung, wie man sie zumindest in der „Presse“ lesen konnte, ist mehr als eindeutig.  „Hohe Lohnkosten, die Arbeitszeitregelung, andere Auflagen – da unterliegt Österreich gegenüber anderen Ländern.“ So formulieren es ein Sprecher der Firmeneigentümer, die künftig in Polen produzieren lassen. Dort spielen die restlichen Erklärungen offenbar keine Rolle, wie die Folgen der Krise, der wachsende Schmuggel (der natürlich eine Folge der ständig steigenden Tabaksteuern ist) und der Rückgang der Raucher.

Noch staunenswerter ist jedoch die Reaktion der Gewerkschaft. Die will von all dem nichts hören, sondern sieht die Schließung als Folge der Privatisierung. Offenbar hätte der ÖGB lieber wieder einmal den Steuerzahler gemolken, wie es bei fast allen staatlichen Unternehmen der Fall war, oder fast der Fall gewesen wäre, hätte man nicht rechtzeitig verkauft. Offenbar hat man im ÖGB auch vergessen, dass mit den Erlösen für die Austria Tabak nur die Schulden anderer von der Gewerkschaft geschädigten Staatsunternehmen beglichen worden sind.

 

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Was man von den Briten lernen könnte

07. Mai 2011 00:55 | Autor: Andreas Unterberger

Ein solches Referendum hätte in Österreich mit Sicherheit den wahlrechtlichen Istzustand nicht bestätigt. Jedenfalls nicht mit so großer Mehrheit wie jene, mit der die Briten ihr Mehrheitswahlrecht verteidigt haben. Deswegen lassen ja unsere Politiker sicherheitshalber gleich gar nicht zu, dass das Volk über das Wahlrecht abstimmt.

Die Briten haben sich ganz klar für das Mehrheitswahlrecht ausgesprochen. Und sie haben gleichzeitig ein überzeugendes Beispiel für das Funktionieren der direkten Demokratie abgelegt. Das sollte auch in Österreich die diesbezügliche Diskussion wieder beleben. Freilich ist klar, dass die Wiener Koalition ein diesbezügliches Gesetz beziehungsweise Referendum nur noch viel schwerer durchbrächte, seit sie keine Zweidrittelmehrheit mehr hat.

Außerdem war ja die SPÖ nie ein sonderlicher Freund von Mehrheitssystemen. Und auch in der ÖVP haben dessen Freunde immer nur eine Minderheit gebildet. Diese sind seit dem Absturz der Volkspartei auf den dritten Platz bei etlichen Umfragen zweifellos noch viel zaghafter geworden. Aber auch in der aufstrebenden FPÖ ist niemand als Anhänger eines Mehrheitswahlrechts bekannt. Und die beiden Kleinparteien sind sowieso und naturgemäß dessen erbitterte Gegner. Sie würden ja dann aus dem Parlament fliegen (höchstens die Grünen könnten in westlichen Studenten- und Künstler-Bezirken innerhalb des Gürtels auf ein Mandat hoffen). Mit anderen Worten: Viele Wähler sind dafür - aber keine einzige Partei.

Die Briten sind jedoch ganz eindeutig für das Mehrheitswahlrecht. Denn sie wissen aus jahrelanger Erfahrung: Ein solches Wahlrecht führt in der Regel zum wichtigsten Ergebnis einer Wahl, nämlich zu einer handlungsfähigen Regierung – auch wenn gerade jetzt in London erstmals notgedrungen eine Koalitionsregierung amtiert. Gerade deren erstes Jahr hat den Wählern aber so viel an regierungsinternen Reibereien und Eifersüchteleien gezeigt, dass sie nun noch weniger Lust denn je auf ein Wahlrecht haben, das mit hoher Wahrscheinlichkeit ständig zu Koalitionen führen würde.

Die Briten gelten zwar als die Erfinder von Prinzipien wie Fairness oder Gerechtigkeit. Sie sehen es aber keineswegs als ungerecht an, dass sie auch noch ein weiteres Prinzip anwenden: The winner takes it all. Das ist durchaus gerecht, solange alle Parteien die gleichen Startchancen haben. Und ein solches Wahlrecht kann ja über Nacht die Parteienlandschaft sehr dramatisch verändern, wie wir knapp davor in Kanada gesehen haben. Dort wurden ja die traditionsreichen und lange machtverwöhnten (Links-)Liberalen wie auch die Quebec-Separatisten fast ausradiert.

Auch das britische Ergebnis ist für die dortigen Liberalen sehr bitter. Sie hatten ihre Regierungsteilnahme ja genutzt, um die Durchführung dieses Referendums zu erzwingen. Das Ergebnis ist umso bitterer, als die Partei bei den diversen regionalen Wahlgängen am gleichen Tag ebenfalls eine deftige Rechnung für ihre Regierungs-Tätigkeit bekommen hat, während die konservativen Koalitionspartner ungeschoren davongekommen sind.

Die Liberaldemokraten haben damit nicht nur den für die kleinere Partei einer Koalitionsregierung häufigen Rückschlag erlitten. Sie sind auch ein Beispiel für eine Partei, die in langen Oppositionsjahren zwar immer mehr unzufriedene Stimmen sammeln kann, diese aber ab dem Tag der Verantwortungsteilhabe rasch wieder verliert.

Das passierte ja gerade der deutschen FDP ebenso, wie es den österreichischen Freiheitlichen nach 2000 gegangen ist. In solchen Oppositions-Gruppierungen sammeln sich offensichtlich allzu heterogene Wählergruppen, die allesamt nur das Nein zu den machthabenden Parteien, aber kein taugliches Regierungsprogramm gemein haben.

Großbritannien zeigt in Hinblick auf die Mehrheitswahlrechts-Diskussion aber noch etwas: Die – auch von mir immer wieder geäußerte – Sorge, dass sich in einem solchen System jeder Wahlkreis-Abgeordnete nur noch um seinen Kirchturmshorizont kümmert, trifft dort nicht wirklich zu. Offenbar ist doch jedem Abgeordneten klar, dass er nur gemeinsam mit der eigenen Gesamtpartei und vor allem dem jeweiligen Spitzenmann siegen kann. Oder dass er untergehen wird, auch wenn er sich noch so populistisch von der eigenen Regierung oder Partei zu distanzieren versucht und auf rein lokale Interessenvertretung macht.

Die Briten zeigen es zumindest regelmäßig vor, wie ein Mehrheitswahlrecht funktionieren kann und soll: Sie wählen immer primär mit dem Blick auf die nationalen Fragen, und sekundär erst mit dem auf die lokalen Themen.

Die Briten haben ebenso vorgezeigt, dass direkte Demokratie auch dann funktioniert, wenn sie nicht so wie in der Schweiz alle 14 Tage trainiert wird. Das ist ja bei uns ein oft gehörtes Gegenargument gegen die direkte Demokratie – es übersieht aber, dass auch die Schweizer damit erst einmal anfangen mussten.

Jetzt müssen die Untertanen von Königin Elizabeth freilich noch etwas viel Schwierigeres zeigen: dass sie auch imstande sind, sich mit ihren scharfen Sparmaßnahmen wieder auf die wirtschaftliche Überholspur zu setzen.

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Fußnote 193: Eine neue Welt in 29 Jahren

06. Mai 2011 03:06 | Autor: Andreas Unterberger

Ein einziges Bild sagt mehr als Tausend Worte (und Zahlen): nämlich darüber, wie sich China seit dem Beginn des Kapitalismus verändert hat.

Das Bild zeigt die Stadt Chongqing in der Mitte Chinas zweimal, einmal im Jahre 1980 und einmal 2009. Der Unterschied ist ein Symbol, wie sich diese Welt in ganz wenigen Jahren verändert. Heute hat Chongqing im innersten Kern 4,3 Millionen Einwohner, 1980 waren es 2,5 Millionen. Damit ist die aber kaum schneller gewachsen als die Weltbevölkerung. Diese stieg im gleichen Zeitraum von 4,4 auf 6,9 Milliarden. Was aber viel stärker gewachsen ist, ist das Einkommen der Asiaten und ihr Anteil am Welthandel. Der hat sich als Folge unseres vor allem von den Chinesen gestillten Konsumhungers verdoppelt. Was die USA längst zum Bittsteller gegenüber China gemacht hat. Wer kann da noch zweifeln, dass das auch völlig neue Machtkonstellationen und kulturelle Dominanzen auslösen wird? Chongqing ist auch in einer anderen Hinsicht ein starkes Symbol: Wird der ganze Verwaltungsbezirk genommen, ist die Stadt mit 29 Millionen die größte der Welt. Und niemand hat ihren Namen noch vor wenigen Jahren gekannt …

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Fußnote 192: Die vor dem Volk zu schützenden Volksvertreter

06. Mai 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

 Es ist gewiss nicht das größte Problem in dieser Republik, aber es ist mehr als bezeichnend für den Geist unserer Gesetzgebung.

Es besteht darin, dass die Computeranlage des Parlaments ständig e-Mails ganz gewöhnlicher Bürger als „Spams“ zurückweist. Das passiert nirgends so häufig wie im Parlament. Das ist natürlich eine herrliche Methode der Parlamentsbürokraten, um die Volksvertreter vor dem Volk zu schützen. Zumindest solange man das Volk nicht ganz abschafft, müssen sich viele Abgeordnete nur alle vier, neuerdings fünf Jahre den Wählern stellen. Was ihnen freilich dann angesichts so viel Ärgers über die schutzbedürftigen Abgeordneten umso größere Überraschungen bescheren wird.

 

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SN-Kontroverse: Nochmals Wrabetz?

06. Mai 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat Wrabetz eine Wiederwahl als ORF-Chef verdient?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Durchschaubare Taktik

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Wahl von ORF-Generalintendanten - heute Direktoren genannt - war stets ein Politikum. Vergleichbar mit der Bestellung eines Staatsoperndirektors oder eines Präsidenten/einer Präsidentin der Salzburger Festspiele. Es reden viele „Freundeskreise" mit und vordergründig geht es stets um die „Sache" und eigentlich nie um den „Verdienst".

Wobei Vorsicht geboten ist, wenn „die Sache" mit dem Gebot der Unabhängigkeit verknüpft ist. Dieses wird gerne ins Treffen geführt, wenn massive (partei)politische Interessen im Spiel sind. So wird seit Tagen spekuliert, ob der frühere ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler gegen den derzeitigen Alexander Wrabetz ins Rennen geht. Wobei es nicht einer Pikanterie entbehrt, dass Ersterer von ÖVP-Kreisen gepuscht wird. Laut „Die Presse" - sicherlich kein Organ der Linken in diesem Land - habe es bereits einen Kontakt zwischen Zeiler und dem neuen ÖVP-Boss Michael Spindelegger in dieser Frage gegeben.

Als Modell für die Zeiler-Inthronisierung wird die bunte Koalition genannt, die Wrabetz zustande brachte, um die Wiederwahl seiner Vorgängerin Monika Lindner zu verhindern. Damals verband Stiftungsräte unterschiedlichster Couleur die Gegnerschaft zum Informationshaudegen Werner Mück. Nun werden SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas und der Leiter des SPÖ-Freundeskreises im Stiftungsrat, Niko Pelinka, als gemeinsamer Nenner der Wrabetz-Gegner genannt: Ihr Einfluss auf den ORF müsse unterbunden werden, so der Mobilisierungsruf aus der Volkspartei. Aber Zeiler, der einstigen Sekretär im Kabinett Franz Vranitzky, dürfe offen auf keinen Fall als ÖVP-Kandidat positioniert werden. Manche SPÖ-geführten Länder wie Salzburg seien für Zeiler.

Nun ja, wie soll frau es ausdrücken: Zu viele Wörter kennzeichnen die leicht durchschaubare Taktik.


Der Chef der linken Kampfmaschine

Andreas Unterberger

 Unter Alexander Wrabetz hat der ORF eine so katastrophale Entwicklung genommen, dass seine Wiederwahl völlig absurd wäre. Einzig parteipolitische und ideologische Interessen von Rot und Grün geben ihm diese Chance. Diese Parteien haben zusammen mit einem angeblich kirchlichen Linksaußen absurderweise die Mehrheit in den total politisierten ORF-Gremien, obwohl sie seit Jahrzehnten eine deutliche Minderheit sind.

Die Wrabetz-Katastrophe besteht weniger in den trotz hoher Gebühren und eines tiefen Griffs in unsere Steuerkasse leeren ORF-Kassen. Muss doch bei allen alten und teuren Medien wie dem Fernsehen heute der Gürtel enger geschnallt werden.

Die wirklichen Skandale am Wrabetz-ORF sind erstens die Armseligkeit der eigenen Unterhaltungsprogramme und zweitens die Kundenvertreibung durch die extreme Unprofessionalität und Unausgewogenheit der Information. Die noch verbliebenen Hörer und Seher können das täglich an vielen Beispielen verfolgen. Vorbei an den wahren Problemen und Meinungen der Österreicher ist der ORF zum boulevardesken Agitator für radikale Tieraktivisten, abgewiesene Asylbewerber und Schwule geworden, die eines der (sehr wenigen) Adoptivkinder haben wollen.

Die Dummheiten sind fast unendlich. Zwei Beispiele des jüngsten Fernsehabends: Da erfahren wir ohne jeden Hinweis auf die Fakten, dass die Grünen für Österreichs(!) „Atomausstieg" kämpfen. Da wird dem neuen Wissenschaftsminister jubelnd unterschoben, dass er plötzlich gegen Studiengebühren sei - nur weil er gesagt hat: Er wäre dagegen, WENN ihn die Gegenargumente überzeugen sollten.

ORF-Information wird heute bis auf wenige Ausnahmen von Menschen gemacht, die ihre Überforderung in Sachen Sprache und Bildung dadurch kompensieren, dass sie den ORF ohne jede Toleranz, ohne jeden Platz für andere Meinungen in eine linke Kampfmaschine verwandelt haben. Von Wrabetz wird das nicht nur nicht gebremst, sondern durch seine Personalpolitik direkt gefördert. Auf Wiiiiedersehen!

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Populismus, Panik und Plutonium

05. Mai 2011 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Es gilt als absolut unschicklich, einen Gesprächspartner nach Glauben oder Einkommen zu fragen. Das ist aber immer noch leichter als der Versuch eines differenzierenden Gesprächs über Atomenergie.

Dennoch sei gewagt, ein paar Fakten festzuhalten, um die man in so einem Gespräch nicht herumreden dürfte: Erstens, eine sichere Energieversorgung ist eine unverzichtbare Voraussetzung eines funktionierenden Wirtschaftsstandortes. Ohne Energie keine Arbeitsplätze und kein Wohlstand, der den des 18. Jahrhunderts übertrifft.

Zweitens, trotz Tschernobyl und (dem bisher in Hinblick auf Opfer glimpflich abgelaufenen) Fukushima ist eine Energiezukunft ohne Atomenergie nicht vorstellbar. Aus einer ganzen Reihe von Gründen: Die Vorräte an Öl werden – wenn auch später als prophezeit – spürbar knapper; Es gilt, statt der jetzt schon fast sieben Milliarden Erdbewohner in absehbarer Zeit mehr als neun Milliarden mit Energie zu versorgen; insbesondere in Süd- und Ostasien nehmen Wohlstand und damit Energieverbrauch alljährlich signifikant zu; kein System der Welt würde es überstehen, wenn es seinen Bürgern die Versorgung mit Energie kürzt; die Wasserkraft ist weitgehend ausgebaut; und Wind wie Sonne sind erstens in der Nutzung nicht nur teuer, sondern vor allem nicht immer verfügbar, selbst dann nicht, wenn man Europa mit gigantischen neuen Stromautobahnen quer durch den Kontinent durchpflügt.

Drittens: Auch die gegenwärtigen Atomkraftwerke sind problematisch. Die Endlagerung des Atommülls ist ein ungelöstes Problem (das durch flächendeckende grüne Protestaktionen noch vergrößert wird); das in AKW genutzte nukleare Material sowie die Wiederaufbereitungstechnologie können auch militärisch genutzt werden, was Diebstahl und unstabile Staaten zu einem gewaltigen Problem macht; und in diesen AKW ist eine Kernschmelze möglich, die wie in Tschernobyl Tausende Todesopfer fordern kann. Was vor allem in deutschsprachigen Ländern als völlig unakzeptables Risiko gilt, auch wenn jede andere Technologie zum Teil noch mehr Todesopfer fordert, auch wenn eine ausreichende Energieversorgung nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich verlängert.

Was also tun? Der beste Ausweg scheint die Thorium-Hochtemperaturtechnologie. Sie ist zwar seit langem bekannt, wurde aber nicht eingesetzt, weil man sich einst weltweit für die Uran-Plutonium-Technologie entschieden hat, die sowohl militärisch wie auch zivil genutzt werden kann. Das war damals billiger. Und die Risken waren kein Thema. Bei Thorium-Kraftwerken ist keine Kernschmelze möglich; sie ist viel energieeffizienter; in diesen Kraftwerken kann der schon vorhandene Atommüll genutzt werden; es fällt kein waffenfähiges Material an; es gibt weltweit viel mehr Thorium- als Uran-Funde; und es entstehen viel weniger Rückstände.

Schade, dass an dieser Technik nur außerhalb Europas gearbeitet wird. Hier wird derzeit nur an der Panik gearbeitet. Die aber löst keines unserer Probleme.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 191: USA als Datenschutzverbrecher

05. Mai 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Graf Claus Stauffenberg hat irgendwie noch Glück gehabt, dass er den 21. Juli 1944 nicht überlebt hat.

Denn sonst wäre ihm wohl ebenfalls der niederträchtige Vorwurf gemacht worden, dass er Hitler einfach töten wollte und nicht vor ein ordentliches Gericht zu bringen versucht hat. Den gleichen Vorwurf erheben derzeit ja etliche Grüne (damit automatisch auch der Großteil der Medienwelt), und einige Juristen in Hinblick auf die Tötung Osama bin Ladens durch die Amerikaner. Das muss man sich nun wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Da hat dieser Mann der freien Welt auf die heimtückischste Weise den Krieg erklärt – wenn auch zugegebenermaßen nicht durch Überreichung einer Kriegserklärung auf diplomatischem Weg –, da hat er mit Dutzenden Anschlägen Tausende Tote auf dem Gewissen. Und dann erwischen ihn die Amerikaner nach jahrelanger oft gescheiterten Suche in einer total geheimen Aktion mitten in einer höchstwahrscheinlich feindlichen Umgebung, wo wirklich jede Minute Verzögerung lebensgefährlich für das Kommando ist (und eine Verhaftung bin Ladens hätte wohl mehr als eine Minute gekostet). Nach dieser Aktion wagen es die linken Dummköpfe ernsthaft, davon zu reden, dass das alles rechtswidrig gewesen sei. Gewiss ist bekannt, dass die Grünen immer für die allerdümmsten Aussagen gut sind. Aber schmerzhaft ist es schon, wenn auch Juristen und Medien solche Vorwürfe erheben. Wollen die wirklich täglich klarmachen, dass Europas Jurisprudenz und Medien völlig außer Rand und Band geraten? Und warum müssen sich vor allem Deutsche und Österreicher ständig vor aller Welt blamieren? Fiat iustitia, pereat mundus. Manche wollen wirklich die Formaljustiz so zuspitzen, dass die Welt untergeht.

PS: Damit den einschlägigen Dummköpfen nicht die Vorwürfe ausgehen, ein kleiner Ratschlag: Als nächstes sollten sie sich bitte darüber beklagen, dass die Amerikaner den Datenschutz in skandalöser Weise verletzen, indem sie Bin Ladens Computer mitgenommen haben. Sie hatten dafür nämlich nicht einmal einen richterlichen Durchsuchungsbefehl.

 

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Akademikerbund: Die überraschende Wende

04. Mai 2011 02:06 | Autor: Andreas Unterberger

Vor einem Jahr ist der Wiener Akademikerbund unter Druck der damaligen ÖVP-Führung mit viel öffentlichem Aufsehen und medialem Beifall aus dem österreichischen Akademikerbund hinausgeworfen worden. Das Delikt der Wiener: Sie hatten das NS-Verbotsgesetz in Frage gestellt. Jetzt können die Wiener triumphieren: Der österreichische Akademikerbund hat sie wieder voll rehabilitiert. Von den Printmedien wurde das jedoch bisher nicht zur Kenntnis genommen.

In einer offiziellen Erklärung heißt es nun: „Der Österreichische Akademikerbund schließt sich nach neuerlicher Prüfung der Sach- und Rechtslage der Meinung des Wiener Akademikerbundes und des Schiedsgerichtes des Österreichischen Akademikerbundes an, wonach die Beschlüsse, mit welchen die Amtsenthebung des gesamten Vorstandes des Wiener Akademikerbundes und die Ausschlüsse von Sen.Rat. Prof. Josef Müller und Mag. Christian Zeitz betrieben wurden, statutenwidrig und sowohl mangels Zuständigkeit als auch inhaltlich rechtswidrig waren. Der diesbezügliche Beschluss des Präsidiums des Österreichischen Akademikerbundes vom 26.03.2010 ist daher nichtig.  Der Österreichische Akademikerbund bedauert, dass dem Wiener Akademikerbund und seinen Funktionären durch die Vorwürfe und unberechtigten Ausschlüsse ein beträchtlicher Schaden im öffentlichen Ansehen entstanden ist.“

Das ist eine hochinteressante Wendung – auch wenn der österreichische und der Wiener Bund weiterhin getrennte Wege gehen werden. Der österreichische sieht sich als „befreundete Organisation“ der ÖVP. Der nun ganz eigenständige Wiener Bund will sich hingegen in „Äquidistanz gegenüber allen demokratischen Kräften“ positionieren. Er definiert sich als „dem klassischen, konservativ fundamentierten Liberalismus und der Christlichen Kultursubstanz verpflichtet“.

Ein Kollateralschaden jenes Konflikts war übrigens auch der damalige (österreichische) Akademikerbund-Präsident Franz Fiedler. Dieser trat zurück, nachdem er sich an der Frontalattacke einiger Bundesländer und der ÖVP auf die Wiener nicht beteiligt hatte. Er wurde von dem vielfach als Scharfmacher am linken ÖVP-Rand eingeschätzten Andreas Schnider aus Graz abgelöst. Inzwischen allerdings hat sich Schnider aber – auch in anderen Fragen – auf einen versöhnlicheren Kurs der Mitte begeben. Sonst wäre ja auch dieses Versöhnungspapier nicht zustandegekommen.

Offen ist noch, wie es mit dem damals von Christine Marek über die Medien verkündeten Ausschluss der beiden Wiener Spitzenfunktionäre aus der ÖVP weitergeht. Denn bisher hat es – zumindest nach Angabe der Ausgeschlossenen – in einem Fall nicht einmal eine Zustellung des Ausschlusses und im anderen noch nicht das beantragte Schiedsgerichtsverfahren gegeben. Das Zögern zeigt wohl auch das Bauchweh der unter Mareks Führungsschwäche leidenden Wiener Partei, die sich 2010 von der damaligen Parteispitze wie auch einem SPÖ-nahen Gratisblatt unter Druck setzen hat lassen. Dieses Blatt hatte im Präsidentschaftswahlkampf ein mehr als ein halbes Jahr altes Schreiben des Wiener Akademikerbundes zum Thema Verbotsgesetz thematisiert, das ursprünglich an mehr als 60 Adressaten gegangen ist, ohne dass das eine Reaktion ausgelöst hatte.

Das Thema Verbotsgesetz hatte aber dann durch den diesbezüglichen Zickzack-Kurs der FPÖ im Präsidentschaftswahlkampf besonderen Stellenwert bekommen. Die Wiener ÖVP glaubte – ganz offensichtlich auch auf Verlangen der Bundespartei –, im darauffolgenden Wiener Wahlkampf durch den Akademikerbund in Probleme zu kommen und wählte deshalb besonders scharfe Tönen gegen diesen. Der Wiener Parteisekretär Walter sprach gar von „homophober, islamophober NS-Diktion“ im Wiener Akademikerbund, für die in der ÖVP kein Millimeter Platz sei.

Dass ihre gesamte Wahlkampfstrategie der Wiener ÖVP nicht gerade genutzt hat, ist bekannt. Mit solchen Äußerungen wie der zitierten sind ja beispielsweise auch Kritiker des Islam und Gegner der von Josef Pröll durchgedrückten Schwulenehe aus dem Kern der ÖVP-Wählerschaft noch stärker Richtung FPÖ abgedrängt worden. Ganz abgesehen davon war der Nationalsozialismus keineswegs islamophob. Die Nazis hatten vielmehr in den Moslem sogar Verbündete gesucht und oft auch gefunden. Aber solche historischen Details sind einem Parteisekretär ja nicht wirklich zumutbar.

Und was ist von der Sache selbst zu halten? Das Programm des Wiener Akademikerbundes ist ein durchaus interessante Sammlung von zum Teil sehr wertkonservativen Positionen. Zum Teil aber sind es auch völlig unhaltbare Positionen (die interessanterweise im Gegensatz zu den Meinungsfreiheits-Passagen von Marek&Co nicht kritisiert wurden). Das gilt insbesondere für die Forderung nach einem totalen Einwanderungsstopp. Diese Forderung ist absurd, nicht nur weil dann bald im Gegenzug die Frage auftauchen würde, ob eigentlich Österreicher noch irgendwo anders hin wandern dürfen. Ohne Einwanderung würde das Land auch wissenschaftlich und in vielen wirtschaftlichen Spitzenpositionen verarmen.

Das Thema kann bei einigem Nachdenken nur sein: Warum wandern nach Österreich vor allem die falschen ein? Warum schaut sich etwa niemand viel kritischer das größte Einfallstor für völlig unqualifizerte Anwärter auf lebenslange Sozialhilfe-Karrieren an, nämlich die Familienzusammenführung? Muss man nicht auch die Arbeitgeber an den gesellschaftlichen Kosten hereingeholter Arbeitskräfte beteiligen, die von den Schulen bis ins Sozialsystem reichen?

Das NS-Verbotsgesetz wird in dem Wiener Akademikerbund-Papier hingegen nur mit einem eher dürren Satz kritisiert: „Es verstößt eindeutig gegen das Recht freier Meinungsäußerung und bezieht sich zusätzlich nur auf bestimmte politische Positionen, was einer unzulässigen Gleichbehandlung entspricht.“ Damit ist offensichtlich gemeint, dass die anderen Totalitarismen der letzten Jahrzehnte, also der Kommunismus wie der islamische Fundamentalismus, nicht mit einem solchen Meinungsäußerungsverbot bekämpft werden.

Eine objektive Bewertung müsste aber natürlich auch prüfen, ob nicht eine Rückkehr des Nationalsozialismus vielleicht eine im Vergleich zu diesen beiden Ideologien größere und vor allem existenzbedrohende Gefahr für Österreich und die Österreicher darstellt. Eine solche Gefahr wäre zweifellos ein starkes Argument, das seit der Aufklärung für alle westlich-liberalen Gesellschaftsordnungen zentrale Grundrecht auf Meinungsfreiheit auszuhebeln.

Ich persönlich sehe eine solche Gefahr durch Neonazismus freilich nicht einmal ansatzweise. Allerdings sehen das andere anders. Freilich ist es auch Tatsache, dass insbesondere die politische Linke die Bedrohung durch Nationalsozialismus ganz bewusst viel drastischer malt, um sich dadurch eine moralisierende Argumentationsbasis für einen schablonenartigen „Kampf gegen Rechts“ zu verschaffen. Tatsache ist es ebenso, dass diese Moralisierung umso intensiver wurde, je mehr von den einstigen (oder noch immer) Nazis weggestorben sind, die damit heute nicht mehr als Wähler interessant sind.

Dennoch muss man es in einer Demokratie aushalten, dass die Mehrheit diese Gefahr – aus welchen Motiven immer – nach wie vor zu sehen meint. Das aber sollte es in einer demokratischen Gesellschaft oder Partei keinesfalls zum Delikt machen, eine sachliche Debatte über jenes Meinungsverbot zu führen. Denn jede Einschränkung der Meinungsfreiheit ist eine extrem problematische Sache, deren Berechtigung immer wieder penibelst geprüft werden muss. Solche Einschränkungen sind oft viel gefährlicher für eine freie Gesellschaft als die Übel, vor denen sie angeblich schützen.

Gegen die Verschärfung des Verbotsgesetzes zu seiner heutigen Form ist übrigens etwa auch Bruno Kreisky gewesen. Er warnte auf Grund seiner Lebenserfahrung davor, durch Verbote der rechtsextremen Szene „Märtyrer“ zu verschaffen.

Und jedenfalls gibt es von Amerika bis Großbritannien Staaten, die ohne solche Gesetze auskommen, und die dennoch – oder gerade deshalb? – als demokratisch und rechtsstaatlich viel entwickelter gelten als Österreich. Wobei nicht einmal das Argument stimmt, dass es dort in der Geschichte oder in der Gegenwart keine Nazi-Sympathien gegeben hätte. Insbesondere in den USA waren die Nazi-Sympathisanten bis zum Kriegseintritt sogar sehr stark und politisch relevant. Heute jedoch sind trotz – oder gerade wegen? – der viel liberaleren Haltung des US-Rechts alle dortigen Neonazi-Gruppen längst in die unbedeutende Lächerlichkeit abgesunken. Gegen sie sind in den USA heute sogar Hexenglauben und Satanskulte relevanter.

Aber vielleicht war dieses Nachdenken einer sich immer als liberal sehenden Organisation über Meinungsfreiheit gar nicht so entscheidend für die vorjährige ÖVP-Empörung? Vielleicht ärgerte es Pröll und Marek insgeheim mehr, dass jenes Positionspapier des Akademikerbundes die Faymann-Pröll-Regierung als Rückschritt gegen die „Ambitionen der Vorläuferregierungen“ bezeichnet hat? Von denen sind nämlich einige vom Gottseibeiuns Schüssel geführt worden . . .

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Fußnote 190: Natascha und die Angst vor dem Gericht

04. Mai 2011 00:01 | Autor: Andreas Unterberger

Natascha Kampusch beklagt sich bitter über die Republik, weil diese ihr keine Entschädigung für angebliche oder wirkliche Fahndungsfehler zahlt. Sie will aber trotzdem keinesfalls klagen. Das überrascht. Aber eigentlich überrascht es überhaupt nicht.

Denn damit ist genau das passiert, was Kampusch-kritische Experten schon seit längeren prophezeien. Kampusch will jeden Prozess vermeiden. Denn in einem solchen müsste sie erstmals auch zu sehr kritischen Fragen Stellung nehmen, zu ihren bisherigen Widersprüchen und zur Frage, weshalb sie nicht mehrere nachweislich gegebene Fluchtmöglichkeiten genutzt hat. Was für Kampusch vielleicht noch schlimmer ist: In einem solchen Verfahren müssten – unter strenger Wahrheitspflicht! – auch jener Mann, der vielen als mutmaßlicher Mittäter gilt, sowie dessen ebenfalls sehr dubiose Schwester aussagen. Warum aber will sie solche Aussagen unbedingt vermeiden, wo sie doch so gerne das Geld für den Kampusch-Fonds hätte? Damit gibt es wohl ein weiteres Indiz, dass die ganze Geschichte total anders abgelaufen sein muss, als uns bisher von Kampuschs Umgebung und der Wiener Staatsanwaltschaft eingeredet wird.

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Was der Tieraktivisten-Prozess wirklich bedeutet

03. Mai 2011 02:22 | Autor: Andreas Unterberger

Absurder geht’s nimmer:  Nach einem langen Prozess werden alle Angeklagten freigesprochen – die Medien, insbesondere der Hochintelligenz-ORF, sprechen jedoch von einem Justizskandal. Obwohl sie durchwegs der Meinung des Gerichts sind, dass die Angeklagten unschuldig sind. Das wäre doch eigentlich ein Anlass gewesen, die Richterin zu loben. Und auch dazu, über manche Merkwürdigkeiten rund um diesen Prozess gegen radikale Tierschützer nachzudenken.

Derer gibt es etliche. Die Auffälligste ist der unglaubliche öffentliche Terror, den die Angeklagten sowie deren Anwälte monatelang über die Medien auf das Gericht auszuüben versucht haben. Der größte Skandal ist, dass sich niemand diesem Druck entgegengestellt hat. Was will man aber von schwachen Justizministerinnen in Serie? Genauso unglaublich ist, dass sich ein Sektionschef des Justizministeriums am Tag des Urteils sofort und demonstrativ mit den Freigesprochenen an einen Tisch setzt. Warum tut er das gerade bei diesen Angeklagten? Weiß er nicht, dass täglich – zum Glück – viele andere Österreicher auch freigesprochen werden? Oder wollen jetzt die Beamten zu Oberrichtern werden?

Zweitens bleibt es Tatsache, dass aus der Tier“schützer“-Szene heraus eine ganze Reihe strafbarer Handlungen begangen worden ist. Unbeweisbar blieb nur, welche Personen genau für welche Taten die Verantwortung tragen. Nach diesem Prozessausgang sollten sich freilich alle Nicht-Vegetarier und Pelzmantelbesitzerinnen gut vorsehen. Denn die einschlägige Szene wird sich jetzt unglaublich ermutigt und gleichsam unantastbar fühlen.

Drittens ist ein Freispruch noch absolut kein Anlass, gleich hektisch das Strafgesetz zu ändern. Das wird ja bei einem Freispruch eines des Mordes Angeklagten auch nicht  getan. Und gerade im konkreten Fall klingt diese Diskussion nach einer Belohnung der nun Freigesprochenen, die sich während des Prozesses ununterbrochen auf eine Weise verhalten haben, die nur noch als rotzig zu bezeichnen ist (trotzdem hat die offenbar ihre Unabhängigkeit ernst nehmende Richterin sich nicht aus nachvollziehbarem Zorn zu einer Verurteilung ohne ausreichende Beweise hinreißen lassen, was ihr jedenfalls hoch anzurechnen ist). Dass die Grünen als Verbündete solcher Gruppen nach einer Änderung des Strafgesetzes rufen, ist deren Privatsache. Ein offizielles Einschreiten des Ministeriums ist eine ganz andere Sache.

Viertens ist das einzige, was man wirklich diskutieren kann, die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft. Wenn offensichtlich ohne ausreichende Beweise Monsterverfahren angestrengt werden, dann werden die angeblich so furchtbar knappen Ressourcen der Staatsanwaltschaft sinnlos vergeudet. Auch Beamte sollten ihre ohnedies beschränkten Kräfte sinnvoll einteilen.

Das alles spielt sich erneut im Bereich der Oberstaatsanwaltschaft Wien ab, deren Sündenkonto immer länger wird: Sie hat bis heute kein Verfahren gegen Fritz Verzetnitsch angestrengt, den – mutmaßlichen – obersten Eigentümer und Mitwisser in Sachen Bawag; sie hat bis heute keine Zeit gehabt, sich um die mehr als dubiosen Geldflüsse zwischen den Herrn Flöttl und Vranitzky zu kümmern, ohne dass jemand wüsste, was Vranitzkys Leistung wäre (was ganz im Gegensatz zum Verhalten der Staatsanwaltschaft im Fall Meischberger steht); sie hat bis heute keine Zeit gehabt, den massiven Hinweisen auf Parteifinanzierung von Bawag-Geldern über Flöttl Richtung SPÖ nachzugehen; sie hat bis heute die seltsamen Begründungen des Herrn Flöttl hingenommen, der wegen eines angeblichen Computerabsturzes keine Ahnung hatte, was mit den angeblich verspekulierten Bawag-Geldern passiert ist; sie hat bis heute keine Zeit gehabt, gegen den mutmaßlichen Mittäter im Falle Kampusch auch nur Vorerhebungen und kritische Befragungen zu führen, obwohl er durch zahlreiche Indizien belastet ist; sie lässt sich im Fall Grasser seit Jahr und Tag ohne irgendwelche konkreten Beweise von politischen Vorverurteilungen treiben; sie braucht in den großen Wirtschaftsverfahren ein Jahrzehnt, um endlich auch nur vor die erste Instanz zu treten.

Hier überall herrscht dringender Handlungsbedarf. Aber der Herr Sektionschef setzt sich lieber mit den freigesprochenen Angeklagten zusammen. Statt dass sein Ministerium auf die ostösterreichischen Staatsanwaltschaft den notwendigen Druck ausübte, sich um die wichtigen Dinge zu kümmern und nicht ihre Energien in solchen Verfahren zu verplempern.

Im Bereich der Staatsanwaltschaft stehen wir heute vor einem ähnlichen Saustall, wie es ihn vor einem Jahrzehnt im Bereich der Wiener Kriminalpolizei gegeben hat. Handeln täte dringend not. Aber nicht so, Herr Sektionschef und Frau Minister! Wie auch immer Sie gerade heißen mögen.

 

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Zwischen Lampedusa und Schengen

03. Mai 2011 01:07 | Autor: Andreas Unterberger

Europa ist, noch immer und trotz all seiner Krisen, sehr attraktiv für Zuwanderer. Auch relativ schlecht bezahlte Arbeitsplätze bringen hier mehr Geld, als der Großteil der Menschen außerhalb der Industriestaaten verdient. Jedes EU-Land – vor allem jedes im Westen und Norden – hat zugleich einen so hoch entwickelten Standard an sozialen Wohlfahrtsleistungen für alle, die sich nicht selbst anstrengen können oder auch wollen, dass man in anderen Kontinenten davon nur träumen kann. Und Europa hat drittens eine Offenheit und Freizügigkeit gegenüber Asylwerbern, die es nirgendwo anders gibt, und die es nie zuvor in der Geschichte gegeben hat.

Diese Kombination ist für Hunderte Millionen in der Dritten Welt absolut attraktiv. Sie sind daher an Wegen interessiert, ihr restliches Leben in diesem Europa verbringen zu können.  Wer das leugnet, ist ein Träumer und kennt die Dritte Welt nur aus dem Lesebuch oder von noblen Urlaubs-Klubs.

Unter diesen Hunderten Millionen befinden sich aber leider nur sehr wenige, die zu den von immer mehr EU-Staaten benötigten gut ausgebildeten Arbeitskräften zählen. Ob das nun Facharbeiter oder Techniker sind, ob Krankenschwestern oder Forscher. Wer für einen nachgefragten Beruf qualifiziert ist, hat zum Teil auch in der eigenen Heimat gute Chancen, und jedenfalls in den USA, dem für Leistungswillige ob ihrer niedrigen Steuern attraktivsten Land. Ganz abgesehen davon ist es eigentlich zutiefst unmoralisch, sich von den ärmeren Ländern der Dritten Welt jahrelang die künftigen qualifizierten Arbeitskräfte ausbilden zu lassen.

Was aber tun mit der eigentlichen Masse von Immigranten ohne Qualifikation, die Europa nicht braucht, die hier nur das Heer der Wohlfahrtsempfänger vermehren? Vornehmlich diese drängen aber durch immer wieder neu entdeckte Schlupflöcher in die EU. Dennoch fehlt es europaweit an Antworten, was mit diesen Immigranten zu tun sei.

Das jüngste – sehr große – Schlupfloch für sie ist das Mittelmeer. Seit etwa in Tunesien anarchische Zustände herrschen, wird das Meer täglich von neuen Menschenmassen auf wackeligen, aber teuer bezahlten Schlepperbooten durchquert. Zieldestinationen sind die EU-Mittelmeerinseln, vor allem Lampedusa und Malta.

Diese in ganz Europa unerwünschten Menschenmassen haben nun zu heftigen innereuropäischen Konflikten geführt. Diese toben insbesondere zwischen Italien, das sie möglichst rasch weiter haben will, und Frankreich, das von den meisten Tunesiern schon der Sprache wegen angestrebt wird. Die beiden starken und in der Selbstinszenierung sehr eigenwilligen Männer an der Spitze jener zwei Staaten scheinen sich nun nach Wochen des Streits aber auf einen Kompromiss geeinigt zu haben: Sie verlangen gemeinsam eine Änderung des Schengen-Vertrags; dieser stellt zwischen einem Gutteil der EU-Staaten sowie einigen anderen hochentwickelten Ländern den grenzkontrollfreien Reiseverkehr her. Sarkozy und Berlusconi wollen nun, dass die Mitgliedsstaaten wieder leichter Grenzkontrollen gegenüber einem anderen Schengen-Staat einführen können.

Dieser Kompromiss ist ein Erfolg Sarkozys. Italien hat sich dafür offensichtlich dessen Zustimmung für die Nominierung eines Italieners an der Spitze der Europäischen Zentralbank eingehandelt.

Die französisch-italienischen Schengenpläne sind freilich von der EU-Kommission gar nicht gerne gehört worden. Denn damit würden wieder Kompetenzen von Brüssel an die einzelnen Staaten zurückströmen. Die Kommission will statt dessen noch mehr Rechte für sich selber.

So will sie künftig das Recht, Asylwerber auf alle EU-Staaten aufzuteilen. Derzeit gilt ja das Prinzip, dass jener Staat, der als erster von einem Asylwerber betreten worden ist, auch sämtliche Asylverfahren durchführen muss. Dieses Prinzip hat früher Österreich benachteiligt, als es noch an der EU-Außengrenze lag. Heute nützt es Österreich hingegen, weil es von lauter EU-Staaten (sowie Schweiz und Liechtenstein) umgeben ist.

Die Kommission hat nur ein Pech: Die Mehrheit der Staaten und der europäischen Bürger sehnt sich immer weniger nach einem zentralistischen Dirigismus, sondern nach der oft – wenn auch meist nur theoretisch – beschworene Subsidiarität. Diese bedeutet das Prinzip, das eher die kleinere Einheit Dinge regeln soll, etwa der Staat und nicht die Kommission.

Wie auch immer dieser Streit ausgeht: Das Grundproblem ist damit keineswegs gelöst. In Wahrheit geht es um eine sehr unangenehme Notwendigkeit: Es geht darum zuzugeben, dass manche der hochentwickelten humanitären Standards des heutigen Europa nicht dauerhaft aufrechterhalten werden können.

Dazu zählt das unfinanzierbare Wohlfahrtssystem, das von immer mehr Leistungsunwilligen (und eben auch Armutsmigranten) missbraucht wird, ob es nun um den viel zu frühen Pensionseintritt oder um das sogenannte Grundeinkommen geht. Dazu zählt aber auch das überaus hochentwickelte Asylsystem.

Wenn aber ein solches System zu 80 und 90 Prozent von Menschen nachgefragt wird, für die es ursprünglich nicht gedacht gewesen ist, dann muss die Konstruktion geändert werden. Wobei wir gar nicht das Thema anschneiden wollen, dass auch jene, denen Asyl gewährt wird, oft von einer sehr großzügigen, einer „humanen“ Judikatur profitieren.

Aber reden wir nur von der großen Mehrheit der Abgewiesenen: Bei einem solchen Missverhältnis zwischen Asylgewährung und Ablehnung sind jahrelange Verfahren bis hin zu den Höchstgerichten eine gefährliche Fehlentwicklung. In Wahrheit wissen diese angeblichen Flüchtlinge ja auch selbst sehr genau, dass sie keinen echten Asylgrund haben – also Verfolgung aus politischen oder religiösen Gründen. Sie wollen nur einige Jahre lang die Chance nutzen, etwa durch Heirat, selbst durch Eingehen schwuler Partnerschaften (die als „Familien“ geschützt werden!) oder durch rechtzeitiges Untertauchen auf Dauer im – noch immer – goldenen Europa leben zu können.

Was den Handlungsbedarf besonders groß macht: Viele jener Menschen, deren Asylantrag abgewiesen wurde, werden danach dennoch nicht abgeschoben. Sei es, weil ihr Heimatland nicht eruiert werden kann, sei es weil ihnen in der Heimat die Todesstrafe droht (etwa weil sie in Europa als Drogendealer erwischt worden sind).

Dieses Problem ist nun durch eine neue Judikatur des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte noch dramatisch verschärft worden. Dieser EGMR ist zwar keine EU-Institution, sondern eine aller Europaratsländer; dort stimmen daher auch Richter aus Aserbebaidschan&Co gleichberechtigt mit, die natürlich jedes Interesse an einer weitgehenden Aufnahme von Auswanderern aus ihren unter Arbeitslosigkeit leidenden Ländern im Westen haben. Der EGMR hat daher jetzt prompt ein italienisches Gesetz als menschenrechtswidrig aufgehoben, das den Verbleib eines Ausländers in Italien trotz einer Ausreise-Anordnung als Strafdelikt behandelt. Damit ist auch der bisher letzte Damm gegen die Immigrantenflut kaputt gemacht worden.

Was aber tun? Europa hat in Wahrheit nur zwei Möglichkeiten: Entweder es kapituliert vor dem Ansturm von Zuwanderungswilligen und gibt sich freiwillig auf. Oder es ändert die internationale Flüchtlingskonvention und die allzu weitgehenden Rechte des EGMR. Beides sind aber Spielebenen außerhalb des EU-Rechtsrahmens, was ein Handeln doppelt schwer macht. Eine dritte Möglichkeit gibt es aber nicht. Das wissen sicher auch Sarkozy und Berlusconi, wagen es aber (noch?) nicht zu sagen, obwohl sie derzeit die sicher mutigsten und daher umstrittensten Politiker Europas sind.

Es wäre aber dringend Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen, bevor die „Wahren Europäer“ viel mehr an Europa kaputt machen können als das, was wirklich reformbedürftig ist.

 

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Osama bin Laden: Der gute Tod

02. Mai 2011 10:33 | Autor: Andreas Unterberger

Kein Zweifel. Das ist eine rundum positive Nachricht: Die US-Armee hat in einer kühnen wie professionellen Aktion mit intensiver Vorarbeit des Geheimdienstes den Chef des Terror-Netzwerkes Al Kaida getötet. Und noch überraschender: Selbst drei Stunden nach Bekanntwerden des Todes hat noch keine grüne oder rote oder islamische Stimme Kritik daran geübt, dass der Mann in einem kurzen Feuergefecht gleich getötet worden ist, dass man ihn nicht sanfter behandelt und ordentlich auf seine verfassungsmäßigen Rechte aufmerksam gemacht hat. (Ergänzung einige Stunden später am Ende des Textes)

Die Todesmeldung bedeutet mehrerlei. Erstens, eine ziemliche Blamage für Pakistan. Denn Osama bin Laden ist nicht irgendwo in den unwegsamen Bergen im unregierbaren Stammesland gefunden worden, wie man lange geglaubt hatte. Sondern er lebte seit fünf Jahren in einem stolzen Anwesen mitten in dem islamischen, aber angeblich mit den USA verbündeten Land. Die amerikanischen Spezialkräfte waren daher wohl gut beraten, die Aktion ohne Pakistanis durchzuführen. Freilich wird immer möglich bleiben, dass entscheidende Tipps aus pakistanischen Geheimdienstkreisen gekommen sind, von denen wir aber nie erfahren werden.

Zweitens bedeutet die Aktion zweifellos ein starkes Warnsignal an islamistische Kreise. Gerade deren Kampfeswillen lebt stark vom Mythos. Und der geheimnisvolle, scheinbar nie greifbare Osama bin Laden mit seinen wirren Hassbotschaften gegen den Westen ist zweifellos ein zentrales Element dieses Mythos gewesen. Sein Tod fällt auch zusammen mit der Verhaftungen von islamistischen Bombenbastlern in Deutschland. Und er fällt überdies zusammen mit dem – mutmaßlichen – Tod eines Sohnes des libyschen Gewaltherrschers Gaddafi durch westliche Bomben.

Drittens ist aber nun besondere Wachsamkeit am Platz. Dabei wird insbesondere auch die Trennlinie zwischen friedlichen Moslems und Terrorsympathisanten schärfer zu ziehen sein. Diese Trennlinie ist ja auch in Österreich von vielen Seiten gerne verwischt worden:
- von der Islamischen Glaubensgemeinschaft, für die auch die radikalsten Kräfte immer erst dann böse waren, wenn sie schon von der Polizei gefunden worden waren;
- von naiven Christen, die meinen, ein Eingottglaube und die Erwähnung von Abraham und Maria mache eine Religion allein schon friedlich und zivilisiert, weshalb sie all die zu Gewalt gegen Nichtmoslems aufrufenden Koranstellen beharrlich verdrängen;
- von linken Kräften, für die jede Gruppierung automatisch gut ist, wenn sie antiamerikanisch und antiwestlich ist;
- aber auch von sehr weit rechts stehenden Kräften, unabhängig davon, dass manche von ihnen zugleich auch antisemitisch sind, die es nicht akzeptieren wollen, dass es auch wirklich völlig harmlose und konstruktive Moslems gibt, womit sie diese ja erst recht den Radikalen zutreiben;
- von all jenen naiven Menschen, die glauben, es genüge zur Integration moslemischer Zuwanderer, wenn diese halbwegs deutsch können – womit sie den viel problematischeren Fragen nach der Eliminierung radikaler Prediger und Religionslehrer sowie nach einer Durchsetzung der Gleichberechtigung islamischer Frauen bequem aus dem Weg gehen.

Viertens ist die offenbar fehlerfrei abgelaufene Aktion ganz sicher ein Triumph für Barack Obama. Der amerikanische Präsident hat es sogar geschafft, wirklich als erster die Nachricht zu verkünden, bevor noch irgendein mediales oder Internet-Gerücht die Runde gemacht hat. Auch wenn wahrscheinlich Armee und Geheimdienst unter einem anderen Präsidenten den gleichen Erfolg erzielt hätten, so wird nun niemand mehr Obama Schwäche im Kampf gegen die islamistische Bedrohung nachsagen können. Das wird ihm im Wahlkampf zweifellos helfen. Ist doch schon die Ähnlichkeit der Namen Obama und Osama in Amerika längst zum Kampfbegriff gegen den Präsidenten geworden.

Ergänzung: Es wären nicht die österreichischen Grünen, würden sie nicht mit einer mehr als seltsamen Erklärung die weltweite Freude konterkarieren. Ausgerechnet der noch als relativ vernünftigster Grüner gehandelte Alexander van der Bellen war der Verfasser dieser Erklärung. Er meinte nicht nur, dass es besser gewesen wäre, "Bin Laden lebend zu fassen und ihn vor den Internationalen Strafgerichtshof zu stellen". Er verlangte auch, dem internationalen Terrorismus den Nährboden zu entziehen. Und da sind wieder einmal wir mitschuld. Die wahren Ursachen verschweigt er.

Van der Bellen nennt einerseits die repressiven politischen Systeme in vielen arabischen Ländern als Nährboden des Terrorismus. Und andererseits im grünen O-Ton: "Aber auch die Defizite im Umgang mit der muslimischen Bevölkerung in westlichen Ländern selbst, insbesondere in Europa, sind zu nennen." Von radikalen Hasspredigern hingegen kein Wort, von den gewaltaffinen Texten des Koran natürlich auch nicht, von der erstaunlichen Tatsache, dass der ganze Islam noch keine einzige vollentwickelte rechtsstaatliche Demokratie zustandegebracht hat, ebensowenig . . .

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Weshalb die Rechnungen des kleinen Norbert plötzlich wieder stimmen werden

02. Mai 2011 01:12 | Autor: Andreas Unterberger

Die Rechenkünste des Norbert Darabos sind längst nur noch kabarettreif. Gar nicht kabarettreif ist aber das, was mit der Umstellung auf eine angebliche Berufsarmee der österreichischen Landesverteidigung, dem Katastrophenschutz und der Terrorismusabwehr bevorsteht. Da droht eine veritable Katastrophe. Wobei es kein Trost ist, dass der jüngste Beweis für diese Aussage aus Deutschland kommt, dass also Österreich nicht alleine dasteht.

Die deutsche Regierung hat bereits ein paar Monate vor dem Herumgemurkse der großen Strategen Dichand, Häupl, Faymann und Darabos geglaubt, die Zukunft liege in einer Berufsamee. Seit Jänner macht schon der letzte Turnus von Wehrpflichtigen seinen Dienst beim „Bund“, wie die Deutschen die Wehrpflicht gerne nennen.

Und dann sollten nahtlos die Freiwilligen kommen. Doch sie kommen nicht. Das zeigen die ersten Reaktionen auf die Webekampagne des deutschen Verteidigungsministeriums. Dieses hat 498.000 junge Männer angeschrieben (interessanterweise hat man für die jungen Frauen nicht einmal das Porto investiert) und sie zum freiwilligen Wehrdienst eingeladen. Von diesen zeigten ganze 1800 Interesse. Nicht einmal ein halbes Prozent. Und Interesse heißt natürlich noch lange nicht, dass alle am Schluss bei der Bundeswehr landen. Von der körperlichen, geistigen und emotionalen Tauglichkeit gar nicht geredet.

Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin hat allerdings mit jährlich 15.000 Freiwilligen gerechnet – angesichts der Größe der Bundesrepublik, ihrer Rolle in der Nato und ihren Auslandseinsätzen ohnedies eine riskant niedrige Zahl. Jetzt werden es halt deutlich weniger. Was wieder bestätigt, dass auch Europas größtes Land beim Marsch in die Selbstaufgabe an der Spitze marschiert.

„Die ins Auge gefassten Einschnitte werden die Fähigkeiten Deutschlands, mit militärischen Mitteln zur nationalen und internationalen Sicherheitsvorsorge beizutragen, erheblich einschränken", heißt es in einem internen Papier des deutschen Verteidigungsministeriums. Dies könne auf mittlere Sicht auch nicht wieder rückgängig gemacht werden.  Offiziell macht man sich freilich Mut und glaubt, dass weitere Werbekampagnen die Zahl der Freiwilligen noch erhöhen werden.

Das alles kann nahtlos auf Österreich übertragen werden. Und es passt absurderweise perfekt in die Groteske der von Darabos schöngerechneten Verteidigungsausgaben. Der Minister hat ja in den letzten Tagen neuerlich die Kosten eines Berufsheers heruntergerechnet, weil halt das Geld knapp ist.

Er verhält sich damit wie ein schwacher Mathematikschüler, dem ständig jemand eine andere Lösung für seine Gleichung einsagt. Der daher ununterbrochen seinen Rechengang so zu manipulieren versucht, dass immer das gewünschte Ergebnis herauskommt.

Aber vielleicht hat Darabos sogar recht: Es wird sich ohnedies kaum jemand fürs Heer melden, bis auf ein paar soziale Outcasts. Und dann wird das Ganze sogar noch viel weniger kosten als berechnet.

Dass das Heer dann halt keine Aufgabe mehr erfüllen wird können, das werden wir alle auslöffeln müssen, wenn Darabos längst nicht mehr amtiert. Dass dann nicht einmal die Trinkwasserleitungen oder Bahnhöfe im Krisenfall gegen Terroranschläge geschützt werden können. Dass dann weder ein Deutscher noch ein Österreicher mehr da sein wird, um Bosnier und Serben davon abzuhalten, sich wieder gegenseitig die Schädeln einzuschlagen und Hunderttausende in dle Flucht Richtung Norden (=Österreich) zu treiben, sobald endlich die internationalen Truppen abgezogen sind. Dass dann niemand mehr da ist, um bei Katastrophenfällen Dämme abzudichten und Lawinen auszuschaufeln.

Aber das ist alles eh wurscht. Weil sich dieses Land, dieser Kontinent  ja schon selbst aufgegeben hat. Vorher hat man noch rasch ein paar lustige Jahre verlebt, auf Kosten der Zukunft in Sachen Sicherheit, Demographie, Schuldenwirtschaft.

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Post, wo die Arbeit noch nicht erfunden ist

01. Mai 2011 02:17 | Autor: Andreas Unterberger

Die Post hat viel Geld in die Hand genommen, um mit anonymen Mystery Shoppern die Probleme der Kunden in den Postämtern zu analysieren. Und Überraschung, Überraschung: Die Menschen sind extrem unzufrieden. Das hätten die Postobermeister freilich von mir auch gratis erfahren können. Das Problem in einem Satz: Die Postämter sind nach wie vor Ämter im wahrsten Sinn des Wortes. Also Plätze, wo nicht nur am Tag der Arbeit nicht ordentlich gearbeitet wird.

Mitschuld daran ist auch das Postmanagement, das sind nicht nur die Beamten. Das zeigt etwa das aktuelle Beispiel der Portoerhöhungen, die an diesem Wochenende in Kraft treten. Diese Erhöhungen sind natürlich nur deshalb möglich, weil es der Post in Tateinheit mit der Verkehrsministerin gelungen ist, die private Konkurrenz so sehr zu schikanieren, bis diese entnervt aufgegeben hat. Dabei haben viele darauf gehofft, dass dank der EU eigentlich ab heuer völlige Konkurrenz auch bei der Zustellung von Briefen herrscht.

Die Tarife hinaufzuschnalzen wäre der Post bei einer funktionierenden Konkurrenz natürlich viel schwerer gefallen. Eine solche Konkurrenz würde es aber nur geben, wenn ihr die zuständige Verkehrsministerin durch einen effizienten Regulator wie einst beim Telephon das Überleben ermöglicht hätte. Aber Konkurrenz ist ja nicht gerade das, was Gewerkschaft und damit SPÖ wollen.

Aber sei‘s drum: Irgendwie wird alles teurer. Völlig unverständlich ist aber, dass die Post außerstande war, die Filialen noch vor dem 1. Mai auch mit den nötigen Briefmarken zu den neuen Tarifen zu versorgen. Gleichzeitig waren aber vielerorts schon seit Wochen die alten Marken ausgegangen.

Umso logischer wie notwendiger wäre es gewesen, schon längst die neuen Marken anzubieten. Warum fürchten sich die Postbürokraten davor? Dass jemand schon vorzeitig ein paar Cent zuviel auf einen Brief klebt? Das Ganze ist ein post-typischer Planungs-Schwachsinn, der lebhaft an den real existierenden Sozialismus des einstigen Ostblocks erinnert.

Das Ergebnis war klar: Viele Tausende Kunden mussten frustriert wieder abziehen. Und ab nun werden deshalb die Schlangen auf den Postämtern noch viel ärger sein, als sie ohnedies immer sind.

Aber es ist ohnedies geradezu heiliges Prinzip der Post, dass in einem Postamt die Kunden Schlange stehen müssen, weil lediglich ein Schalter geöffnet ist. Was noch viel ärger ist: Man muss während seines Schlange-Daseins vor einem einzigen umständlich hantierenden Postbeamten voll geballtem Zorn den anderen Postlern beim gelangweilten Ausfüllen irgendwelcher Listen zuschauen. Diese anderen Postler positionieren sich mit Vorliebe geradezu demonstrativ im Blickfeld der Kunden, pardon Bittsteller. Offenbar um diesen die ganze Verachtung eines Pragmatisierten für normale Werktätige zu zeigen.

Bei einem anderen meiner Besuche auf einem Postamt waren am einzigen offenen Schalter sogar drei Beamte damit beschäftigt, voll Staunen ein Bawag-Sparbuch zu begutachten. Ein solches kann ja seit der Fusion auch auf einem Postamt eingelöst werden. Nur überfordert es ganz offensichtlich die völlig ungeschulten Postmenschen. Denn sie haben wirklich gezählte 17 Minuten über dieses interessante Objekt konferiert.

Staunenswert sind aber auch die Aufschriften in allen Ämtern, dass die Post neuerdings weder Kreditkarten noch Bankomat-Zahlungen akzeptiert. So etwas sieht man heutzutage schon sehr selten. Ein Vorschlag an die Marketing-Abteilung der Post (falls es so etwas gibt): Vielleicht könnte man noch ein wenig mehr retro werden, indem man nur noch Zahlungen in Münzen akzeptiert und das neumodische Papiergeld ablehnt. Das wäre dann wenigstens wirklich konsequent.

Während er da so wartet, stellt sich der kleine Kunde vor, was los wäre, wenn ähnliche Kundenfeindlichkeit in einem Supermarkt passieren würde. Dort würde der Filialleiter mit Garantie sofort und mit lauter Stimme seine Mitarbeiter darauf hinweisen, wer in einem solchen Unternehmen der eigentliche König ist.

Aber wer ist bei der Post der König? Die Betriebsräte, die Ministerin, der Vorstand? Jede Antwort mag richtig sein. Nur einer ist dort sicher nicht König, nämlich der Störenfriede Kunde.

 

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Heiteres vom Klima, vom Wrabetz, vom Matt und der Vassilakou

01. Mai 2011 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Zum 1. Mai habe ich mir wieder einmal anlassgemäß Arbeit gemacht: Nämlich das Heitere auf dieser Welt und in diesem Land zu suchen.

Die erste Heiterkeit löste die Lektüre mehrerer Zeitungen aus. Sie berichteten, der Planet „erlebe wahrscheinlich derzeit einen Klimawandel“. Das hätten britische Astronomen herausgefunden. Komisch ist nur, dass die Meldungen sehr klein waren, wird doch sonst jeder angebliche Beweis eines Klimawandels wie das Ende des Römischen Weltreiches verkündet.

Das Desinteresse könnte wohl damit zusammenhängen, dass der Planet mit dem nunmehr astronomisch-wissenschaftlich bewiesenen Klimawandel nicht die Erde, sondern „nur“ der Pluto ist. Was die Meldung aber in Wahrheit noch viel interessanter macht: Denn dieser Zwergplanet am Rande des Sonnensystems, der 248 Jahre für eine Sonnenumkreisung braucht, ist nach dem bisherigen Wissensstand menschenleer.

Damit hat die Klima-Forschung aber nun ganz offensichtlich die Existenz außerterrestrischer Menschen bewiesen! Und die Zeitungen kriegen es wieder einmal nicht mit. Von ihnen wird ja der Mensch ständig als der Schuldige am Klimawandel entlarvt. Wo Klimawandel, da Mensch. Wo Mensch, da Klimawandel. Wer hingegen behauptet, dass Klimawandel eine ganz normale, überwiegend von der Sonne gesteuerte Sache sei, der riskiert die Einweisung in psychiatrische Anstalten. So wie einst jene, die an die Erde als Kugel geglaubt haben. Solchene Überzeugungen lassen wir uns doch nicht einfach von einem Zwergplaneten über den Haufen werfen. Daher: Es gibt Menschen auf dem Pluto.

Viel zum Lachen werden wir auch noch mit unserer schlichten Rathaus-Griechen-Grünin Maria Vassilakou haben. Jetzt versucht sie sich als abzockende Bauernfängerin, am besten vergleichbar mit den Busausflügen mit Gratisjause (von denen man bekanntlich mit einer Heizdecke zurückkommt). Vassilakou sucht neuerdings blöde Investoren, die ihr für ein „BürgerInnenkraftwerk“ (sic) 500 bis 1000 Euro zahlen sollen. Was die Zahler dafür zurückbekommen, kann sie hingegen noch nicht so genau sagen. Womit ziemlich klar ist: Das Ganze ist ein ausgefeimtes Abkassieren bei besonders naiven Mitbürgern. Sonst könnte Vassilakou ja ihre neuen Innen-Kraftwerke auch ganz normal per Bankkredit finanzieren. Man wird sehen, wie die Wiener in diesem Deppentest bestehen.

Ein gewisser Hohn mischt sich in das dritte Lachen, wenn man auf Herrn Gerald Matt zu sprechen kommt. Der Chef der Wiener Kunsthalle hatte die geniale Idee, mehr oder weniger dubiosen Menschen aus dem Osten gegen ein paar Millionen Bares die Staatsbürgerschaft zu verschaffen. Offenbar sollte das Geld seinem mittelmäßigen wie langweiligen Museum zugutekommen, das sich vor allem durch extremen Besuchermangel auszeichnet. Damit ist nach Peter Noever der zweite - und ebenfalls besonders präpotente - Liebling der linken Wiener Kulturszene mit exzellenten Drähten ins Rathaus tief in die strafrechtliche Bredouille geraten.

Dabei waren Noever wie Matt vielbejubelte Vorkämpfer des Gutmenschentums gegen das schwarz-blau Unmenschentum. Man darf nun gespannt sein, wie lange die Linke oder zumindest die Wiener Staatsanwaltschaft braucht, um irgendeinen Unterschied zwischen Matt und jenem Kärntner Freiheitlichen zu definieren, der ebenfalls Pässe gegen Spenden verschaffen wollte. Und über den sich alle Journalisten wochenlang erregt haben. Oder gilt da wieder einmal das oberste Staatsgrundgesetz: Was ein Roter darf, darf ein Rechter noch lange nicht? Wobei man übrigens über das kanadische Prinzip durchaus diskutieren kann: Staatsbürgerschaft gegen Geld - aber bitte nicht für dunkle private Kanäle.

Von der heiteren Seite – was freilich nicht ganz leicht fällt – möchte ich heute auch die jüngste Kampagne des Standard nehmen: Er ruft zu einem Boykott der Stiegl-Ambulanz im Alten AKH auf, weil dort die als Zeitungsverkäufer getarnten Bettler hinauskomplimentiert werden. Diese sind ja in immer mehr Lokalen zu einer Landplage geworden (gestern erlebte ich in einer einzigen Stunde drei solche Belästigungen in einem Lokal). Heiter daran ist, dass solche Aufrufe in aller Regel zu einer Vermehrung des Umsatzes eines Gasthauses führen – es sei denn, das dortige Management lässt sich in die Knie zwingen. Weniger heiter ist, dass solche öffentlichen Boykott-Appelle lebhaft an andere grauslichen Aufrufe erinnern, die begonnen haben mit „Kauft nicht bei“. Aber wieder gilt ja das schon angesprochene zweierlei Maß für Rote und Rechte.

Am heitersten aber ist noch immer unser aller Alexander Wrabetz. Wird er doch gleich von mehreren Zeitungen mit folgender Behauptung zitiert: „Keiner werde bestreiten, dass die ORF-Information objektiv berichtet.“ Na bumm. An einem ähnlichen Realitätsverlust hat in Österreich zuletzt wohl nur noch Claudia Bandion-Ortner gelitten, die wahrscheinlich heute noch glaubt, dass sie noch Ministerin ist.

Wrabetz leidet aber nicht nur an Realitäts-, sondern auch an Gedächtnisverlust. Er will sich nicht an nun durch e-Mails „mutmaßlich“ bewiesene Packeleien mit dem orangen Walter Meischberger erinnern. Diesem waren im – natürlich nur: mutmaßlichen – Gegenzug für die entscheidenden orangen Stimmen bei seiner Wahl interessante ORF-Aufträge versprochen worden. Aber Wrabetz braucht keine Angst zu haben: Für solche Sauereien bekommt nur ein Ernst Strasser Probleme mit der Wiener Staatsanwaltschaft, nicht aber ein braver Parteigenosse. Dem schadet es ja auch nicht einmal (bei seiner von Rot und Grün längst ausgepackelten Wiederkandidatur), dass der ORF die weitaus schlechteste Übertragung der englischen Hochzeit organisiert hat, die auf einem der empfangbaren Sender zu hören war.

 

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Herzlich unwillkommen: Herr Gül aus Ankara

30. April 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Der türkische Präsident Gül kommt nach Österreich. Er ist der Regierung und dem Bundespräsidenten willkommen wie jeder Staatsgast. Weniger willkommen sollten aber manche seiner Äußerungen sein, die er schon im Vorfeld gemacht hat.

Gül will bei seinem Besuch nämlich fremdenfeindliche Angriffe und islamophobe Tendenzen in Österreich aufgreifen. Da steht zu befürchten, dass ihm weder sein Gastgeber Heinz Fischer noch die Regierung das notwendige scharfe Kontra geben werden.

Würden sie ihre Aufgabe nämlich ernst nehmen, würden sie dem Gast umgehend lange Dokumentationen mit den österreichfeindlichen Delikten junger Türken in die Hand drücken, mit Polizeiberichten über deren Bandenbildung, mit Details zu den besonders beliebten frauenfeindlichen Übergriffe, mit Berichten über türkische Väter, die der Lehrerin ihrer Kinder nicht die Hand geben, die ihre Frauen nicht deutsch lernen lassen, oder die ihre Töchter nicht am Sportunterricht und an Exkursionen teilnehmen lassen.

Und wenn sich Herr Gül über Islamophobie in Österreich beklagt, dann sollte auch schon die nächste dicke Dokumentenmappe bereitliegen: nämlich über die Morde an Christen und Priestern in der Türkei, über den Terror gegen Menschen, die dort zum Christentum wechseln wollen, über die Zerstörungen von Kirchen, über die Bezahlung Zehntausender Imame durch den angeblich laizistischen türkischen Staat. Gül wird hingegen an Untaten von Österreichern absolut nichts Konkretes finden, außer der Ablehnung ortsbildfremder Moscheen in ruhigen Wohngegenden. Es sei denn, er will Hand in Hand mit der zeitweise außer Rand und Band geratenen Wiener Staatsanwaltschaft die Zusammenstellung von – korrekten – Zitaten aus dem Koran verbieten lassen, die Mohammed halt keine besonders vorbildliche Biographie attestieren, und die viele gefährliche Aufrufe zur Gewalt gegen Nichtmoslems auflisten.

Gül machte mit seinem Kampf gegen angebliche Islamophobie aber auch eindeutig klar, dass sich die angeblich laizistische Türkei als Vormacht des Islam so benimmt, wie es der Vatikan für die Katholiken tut. Der Vatikan gibt aber im Gegensatz zu Ankara wenigstens nie vor, laizistisch zu sein.

Ferner  will Herr Gül seinen Zorn darüber ausdrücken, falls Zuwanderer die türkische Sprache und Kultur aufgeben. Was sie ohnedies nur ganz selten tun. Auch da wäre es toll, von unseren Politikern klare Worte zu hören. Denn ganz offensichtlich verstehen viele der zugewanderten Türken unter türkischer Kultur vor allem die entwürdigende Behandlung von Frauen. Und noch viel offensichtlicher ist, dass das Insistieren auf einem Primat der türkischen Sprache jeden schulischen und beruflichen Erfolg der Zuwanderer auch noch in der dritten Generation verhindert.

Was den Türken selbst ja wurscht sein kann, leben sie doch viel häufiger als die Durchschnittsösterreicher von den Leistungen eines der freigiebigsten Sozialstaaten der Welt und nicht von eigenen Leistungen. Daher sind auch Sprache, Bildung und schulische Anstrengungen nicht sehr wichtig für sie.

Ein selbstbewusster Bundespräsident würde demgegenüber darauf verweisen, dass fast alle einst ausgewanderten Österreicher binnen ein oder zwei Jahrzehnten in die Sprache des Aufnahmelandes gewechselt sind und dass deren Nachfahren spätestens in der zweiten Generation kaum noch deutsch verstehen. Dennoch hat noch nie ein österreichischer Politiker auch nur daran gedacht, das Thema bei einem offiziellen Besuch in den USA, in Kanada oder in Australien anzuschneiden, geschweige denn jenen Ländern den Kulturwechsel der Altösterreicher als Delikt vorzuhalten. Er wäre ja auch bloß ausgelacht worden.

Vor allem aber: Eine selbstbewusste Republik hätte Herrn Gül nicht einmal empfangen. Hat doch die Türkei noch immer nicht ihren Botschafter abgezogen, der im Herbst in überaus rotziger Weise über Österreich hergefallen ist.

Aber Österreich wagt nichts von all dem dringend Notwendigen zu sagen oder tun. Offenbar ist es der türkischen Regierung gelungen, der Alpenrepublik schlechtes Gewissen einzureden, nur weil sich eine Ursula Plassnik einst getraut hat, den Mund gegen einen EU-Beitritt der Türkei aufzumachen, und weil Wolfgang Schüssel einmal eine Volksabstimmung zu diesem Thema angekündigt hat.

Eine Aufgabe für den neuen Staatssekretär

Solche Dokumentationen wären natürlich auch eine interessante Aufgabe für einen Integrationsstaatssekretär – zumindest, wenn er schon einige Monate im Amt wäre. Vorerst aber hat der junge Mann vor lauter, an sich überraschend gut gelungener Rundumverteidigung gegen die Scheinbeintritte linker Stänkerer-Partien darauf verzichtet, in irgendeinem Punkt Klartext zu reden. Er hat nur ein Ziel: sich keinesfalls eine Blöße geben.

Bei ihm darf man wenigstens noch hoffen, dass er es zumindest nach einiger Zeit begreift: Das von ihm ständig angesprochene Erlernen der deutschen Sprache allein stellt leider noch keineswegs eine Integration sicher. Es ist zwar eine notwendige, aber lange keine hinreichende Bedingung. Sondern es braucht auch auf vielen anderen Ebenen konsequente und harte Maßnahmen: gegen Ganzkörperverschleierung (wie sie in Belgien nun schon in einem zweiten EU-Land verboten worden sind), gegen arrangierte Ehen, gegen den Import halbwüchsiger Bräute, gegen Familienzusammenführungen nach dem sechsten Lebensjahr, gegen verfassungsfeindlichen Religionsunterricht, gegen die Lehre der Scharia in österreichischen Schulen, gegen Bandenbildungen und vieles andere mehr. Es braucht aber auch Hilfe, Unterstützung, Ansporn und vor allem Schutz für jene, die sich wirklich integrieren wollen, und zwar in Österreich und nicht nach den Vorschriften irgendeiner türkischen Politikers.

Kurz entdeckt hoffentlich bald, dass es der völlig falsche Weg ist, um Probleme herumzureden oder sie gar zu verschweigen. Nur weil die notwendigen Maßnahmen bei den Medien unpopulär sind.

 

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Fußnote 189: Amerika macht es klüger

29. April 2011 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

Amerika hat einen 72-Jährigen mit einem der schwierigsten Ministerämter betraut.

Dennoch wird in amerikanischen Zeitungen das Alter des neuen Verteidigungsminister Leon Panetta nicht zum Problem erhoben. Nicht einmal in Zeiten von zweieinhalb Kriegen. Der bisherige CIA-Chef – auch das übrigens ein mehr als tagesfüllendes Programm – wird vielmehr an Hand seiner Verdienste und Fehler an der Spitze des Geheimdienstes analysiert, nicht an Hand seines Geburtsdatums. Diese Ernennung ist ein Symbol, wie viel besser die Amerikaner aufgestellt sind, um mit den Herausforderungen einer rapide alternden Gesellschaft fertig zu werden. In Österreich hingegen werden Menschen dieses Alters primär als Fall für den Rollstuhl oder bestenfalls als Kostenfaktor für das Pensionssystem angesehen. Hier sehen Gewerkschaft und Sozialminister ja sogar schon Über-50-Jährige als vom bösen Kapitalismus viel zu ausgelaugt an, um noch neue Jobs übernehmen zu können.

PS: Noch in einem zweiten Punkt zeigt Panetta, dass Amerika besser aufgestellt ist: Er durfte nach seiner Zeit als Stabschef von Bill Clinton ein Institut an einer Universität leiten. Bei uns hingegen mauert das pragmatisierte universitäre Mittelmaß mit großer – ebenfalls gewerkschaftlicher – Energie alle Türen gegen Konkurrenten von außen zu. Selbst wenn diese den Studenten zehn Mal mehr vermitteln könnten als die dortigen Fußnoten-Weltmeister und Dienstrechts-Tüftler.

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SN-Kontroverse: Libyen-Intervention

29. April 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

War die EU-Intervention in Libyen richtig?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ja, das Eingreifen der EU in Libyen war und ist richtig. Nach langem Zögern und vielen diplomatischen Schritten - und nicht zuletzt aufgrund der Bitten der Aufständischen - wurde in der Folge ein NATO-Eingriff beschlossen. Abgesichert durch ein Mandat der Vereinten Nationen.

Nun kann man natürlich der Meinung sein, die EU hätte wieder einmal zu lange zugewartet wie seinerzeit beim Eingriff in den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien. In den 1990er Jahren hat es lange gedauert, bis die Berichte über die Kriegsgräuel, das gegenseitige Abschlachten, die Massenvergewaltigungen, die Morde an der Zivilbevölkerung zwischen Kroaten, Slowenen, Serben und Bosniern, Herzegowinaern und Albanern für die europäische und die globale Öffentlichkeit so unerträgliche Ausmaße angenommen haben, dass sie sich zum Eingreifen entschlossen hat.

Ja, lange hat es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gedauert, bis ein kriegsfreies Zusammenleben unter den Staaten und Völkern, die sich als Europäer verstehen, möglich war. Der Preis war unendlich hoch und wird noch immer gezahlt: Von den Kindern, Männern und Frauen, die damals traumatisiert wurden. Die in Österreich einen sicheren Hafen gefunden haben. Selbst ihre Enkelkinder werden noch von den Nachwirkungen des Kriegsgeschehens betroffen sein.

Ebenso steht es nun um die Menschen im arabischen Raum, die derzeit für ihre Sehnsüchte nach einem freieren, besseren Leben kämpfen. In Ägypten und anderen Ländern ist dieser Kampf bis dato halbwegs glimpflich verlaufen. In Libyen hingegen schickt ein korrupter Diktator seine Leute weiter in den Tod und bezahlt Söldner, damit sie einen Teil der Libyerinnen und Libyer ausrotten. Das heißt Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wird vor dem Strafgerichtshof in Den Haag verhandelt.


Aus dem Lehrbuch der großen Fehler

Andreas Unterberger

Auf meiner persönlichen Wunschliste steht es seit langem ganz oben: Dass die vielen unter einer Diktatur leidenden Völker wie etwa die Libyer mehr Freiheit bekommen. Vernunft wie Erfahrung sprechen jedoch absolut dagegen, einen solchen Umsturz von außen mit militärischer Gewalt herbeizuführen oder zu beschleunigen, solange solche Diktatoren nicht auch andere Länder aggressiv bedrohen. Revolutionen müssen immer vom Volk selbst kommen.

Allzu oft haben sich gegen ähnliche Zustände wie in Libyen intervenierende westliche Truppen blutige Köpfe geholt, wie etwa im Libanon oder in Somalia. Westliche Interventionen, und seien sie noch so edel motiviert, lassen immer binnen kurzer Zeit in Drittweltstaaten die Stimmung gegen den Westen kippen. Diese Interventionen werden von vorgeblich fortschrittlichen Medien dann als Neokolonialismus denunziert. Dabei haben dieselben Medien Monate davor den Westen oder „die Amerikaner" noch für ihre Untätigkeit gegenüber jenen Ländern kritisiert. Und noch früher haben wiederum dieselben linken Medien Länder wie Libyen ob ihres Antiamerikanismus und ihres lautstarken Sozialismus gepriesen . . .

Eine Militäraktion ist umso unsinniger, wenn sie - etwa wegen eines engen UNO-Mandats - nur mit halben Mitteln zu halben Zielen erfolgt. So wie der Westen heute in Libyen agiert - agieren darf, besteht die große Gefahr eines jahrelangen Bürgerkrieges, in dem sich zumindest eine Seite hasserfüllt am Westen und Europa rächen will: durch Terroranschläge und durch die Durchschleusung Hunderttausender afrikanischer Pseudo-Flüchtlinge.

Was am absurdesten ist: Niemand kann erklären, weshalb man ausgerechnet in Libyen interveniert, das sich zuletzt nach außen halbwegs gemäßigt benommen hat, und nicht - in nach innen wie außen - viel übleren Staaten. Deren Liste reicht vom Iran bis Nordkorea.

 

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Das (Giebel-)Kreuz mit Pröll und Raiffeisen

28. April 2011 14:46 | Autor: Andreas Unterberger

Wie Josef Pröll jetzt im Zeichen des Giebelkreuzes  behandelt wird, hätte er sich nicht einmal verdient, wenn er ein wenig netterer Mensch wäre. Und angesichts seiner Krankheit hat er es sich schon gar nicht verdient.

Hat sich da doch einer der Raiffeisen-Gewaltigen vor die Medien gestellt und verkündet, dass Pröll von sich aus den Kontakt zu Raiffeisen gesucht hat. Pröll wird also vorneweg wie ein arbeitsloser Bittsteller dargestellt und nicht wie eine hocherwünschte Verstärkung des eigenen Teams.

Sicherheitshalber wurde auch noch hinzugefügt, dass Pröll „einige Türen“ offen stehen. Wobei man als Beispiele gleich Funktionen auf der dritten Macht-Ebene des großen Raiffeisen-Imperiums nennt, für die Pröll allenfalls in Frage kommt. Deutlicher und unprofessioneller – oder intriganter – kann man einem von außen kommenden Mann gar nicht signalisieren: Störe unsere Kreise nicht, Du bist hier unerwünscht.

Im normalen Spitzenmanagement müsste jetzt der Generaldirektor der mächtigen Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder, wegen dieser Äußerungen einen ordentlichen Rüffel von seinem noch viel mächtigeren Obmann Christian Konrad bekommen. Oder aber Konrad lässt da selbst irgendwelche Spiele spielen. Was nicht ganz auszuschließen ist, hat er doch sogar seine eigene Nachfolge vor Zeugen schon mindestens zwei Persönlichkeiten zugesagt, nämlich Pröll und Walter Rothensteiner. Beide sind zwar sicher geeignet – aber werden kann es halt nur einer . . .

Divide et impera hat man das einst genannt.

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Ein Prinzenpaar und viele Sehnsüchte

28. April 2011 00:03 | Autor: Andreas Unterberger

In London heiraten zwei junge Menschen – und die halbe Welt gerät in Aufregung. Warum eigentlich?

Wichtig für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte oder auch nur der britischen Historie ist diese Hochzeit sicher nicht. Das ist viel eher der verzweifelte Kampf der noch immer recht neuen Regierung in London gegen die überbordenden Schulden des Landes. Das sind die gewaltigen Migrationsprobleme in England und Schottland. Das ist der von den Briten etwas leichtfertig zusammen mit Frankreich vom Zaun gebrochene Krieg gegen Gaddafis Libyen.

Dennoch wäre es dumm und arrogant, die Begeisterung über die Heirat am britischen Königshof ins Lächerliche zu ziehen. Als Minderheitenprogramm der sogenannten intellektuellen Kreise stehen bei derlei Gelegenheiten jedoch meist verächtliche Kommentare auf dem Kalender.

Diese Begeisterung zeigt aber stärker denn je die Sehnsucht einer großen Mehrheit nach einer heilen Welt, nach der Ordnung eines Familienleben und dem Glück eines strahlenden jungen Paares. Sie zeigt sicher auch eine Nostalgie der überwiegend älteren Prinzen-Schauer nach der eigenen Jugend, ebenso wie den Traum mancher junger Mädchen nach dem Märchenprinz, der vielleicht doch noch an der nächsten Ecke wartet. Sie zeigt aber auch die Bewunderung für eine Nation, die mit sich, mit ihrer Staatsform und ihrer Geschichte derzeit in totalem Einklang ist.

Man denke nur als Kontrast zu dieser heilen an die letzte Eheschließung eines amtierenden österreichischen Staatsoberhaupts. Die ist in so heimlicher Peinlichkeit durchgeführt worden, dass selbst der amtierende Außenminister die Nachricht erst aus dem Radio erfahren hat. Was ich selbst staunend miterlebte, da ich ihn gerade interviewte.

Lassen wir doch den Menschen ihre Sehnsüchte für ein paar (hoffentlich) schöne Stunden, die absolut niemandem weh tun. Und lassen wir ihnen doch auch den neidvollen wie bewundernden wie voyeuristischen Blick hinauf an die Spitze der vermeintlichen Glücks- und Machthierarchie.

Wobei dieser Blick ja immer mit der Ahnung verbunden ist, dass es dort ganz oben ganz genauso zugeht wie bei Frau Nachbarin. Trotz aller Abschirmung durch die Hofschranzen läuft dort ein sehr ähnliches Programm: Streit, Konflikte, Untreue, scheiternde Ehen, seltsam werdende Menschen, wie etwa der Vater des Bräutigams einer ist.

Dass die europäischen Königshäuser allesamt nichts mehr mit Macht zu tun haben, will man hingegen nicht wissen. Der Prunk transportiert nach wie vor den Eindruck von Macht, der in Wahrheit in krassem Gegensatz zur Realität steht. Ist doch der englische König seit langem nur noch der Vorleser von Botschaften, deren Text und Inhalt jemand ganz anderer bestimmt hat.

Ginge es freilich nach des Volkes Willen, so würde heute den Monarchen mehr Macht zukommen als noch ein paar Jahrzehnte früher. Denn das Image der demokratisch gewählten Politiker hat sich stark verdüstert. Ihr Bild ist vor allem durch die Medien stark ramponiert, während aus den Königshäusern fast nie etwas Politisches zu berichten ist. Das führt die Monarchien  am Tiefpunkt ihrer wahren Macht einem neuen Höhepunkt an Wertschätzung zu.

Die Untertanen einer Majestät glauben: Da ist noch irgendetwas, an das man sich anhalten kann. Sie wollen sich einfach der Sicherheit hingeben, dass man an diesem Halt auch wirklich Halt finden könnte. Bei einem nach einem meist schmutzigen Wahlkampf gekürten Bundespräsidenten ist das hingegen viel weniger der Fall.

Voll Amüsement erinnere ich mich, wie die 68er, die heute noch beispielsweise den prinzenbegeisterten ORF beherrschen, jahrelang allüberall die Königshäuser lächerlich gemacht haben. Wie in fast allen Monarchien von linken Kreisen Debatten über eine Abschaffung der Monarchie geführt wurden. Dabei ging es in den meisten Ländern im Vergleich zu Österreich noch gesittet zu, während hier der biblische Hass der Sozialdemokraten auf die Habsburger zu wilden Exzessen führte, wie etwa der Landesvertreibung des einstigen Kaiserhauses. Dieser Hass schlägt sich bis heute in so mancher grundrechtswidrigen Diskriminierung der Angehörigen dieses Hauses nieder. Die Diskriminierung ging so weit, dass Otto Habsburg nur dank eines wohlwollenden – und immer diskret gebliebenen – Mäzens sein Leben fristen konnte, während sich in den einstigen Palästen der Familie deren Hasser breitgemacht haben.

Eine solche Prinzenhochzeit bietet den Menschen aber noch etwas: einfach gute Nachrichten ganz ohne tiefere Hintergedanken. Und dafür gibt es einen riesigen Markt. Zahllose Umfragen zeigen, dass – ja nach Weltlage – rund die Hälfte der Menschen an Politik generell desinteressiert ist. Diese übrigens überdurchschnittlich oft weibliche Hälfte fühlt sich von Ö3-Nachrichten (oder dem ebenfalls mickrigen Pendant der Privatsender) fast schon überinformiert. Die Fernsehanstalten wie Magazine sind daher ganz begeistert, wenn sie ihrem Publikum einmal auch ohne Rosamunde Pilcher und ihre romantischen, alles andere als kitschscheuen Sagas ein Angebot aus der wirklichen Welt anbieten können.

Diese Sehnsucht nach der guten Nachricht wird von den traditionellen Medien sehr schlecht bedient. Dort findet sich nämlich fast immer nur das Böse, all das, was schlecht geht in der Welt: Krieg, Streit, Schulden, Verbrechen, demographische Katastrophen, politischer Hass, oder der aggressive Zynismus von Journalisten, mit dem etwa soeben ein Armin Wolf einen jungen Staatssekretär fertigzumachen versucht hat (und dabei übrigens wie schon oft gescheitert ist).

Nicht einmal das Hausmeister-Argument „Aber was, das alles kostet!“ ist in Hinblick auf Königshäuser und Prinzenhochzeiten ein valides. Für die Briten kommen die Kosten des royalen Aufwands als Tourismus-PR und Standort-Marketing vielfach wieder herein. Die Selbstvermarktung Großbritanniens durch das Königshaus ist weit effizienter als das, was die Gemeinde Wien auf der alleruntersten Ebene mit Life Ball und Donauinselfest um unser Steuergeld tut.

Resümee: Ich verstehe jeden voll, der sich bei der Hochzeit jener zwei jungen Engländer gelangweilt abwendet. Aber das gibt ihm in keiner Weise das Recht, sich über die Begeisterung und die Sehnsüchte anderer lustig zu machen.

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Ortstafelsieger, Ortstafelverlierer

27. April 2011 01:42 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt ist es fast schon sicher, dass endlich der schon zwei Generationen währende Kärntner Ortstafelkonflikt beigelegt wird. Das ist zweifellos ein Grund zur Freude und Erleichterung. Wobei die Verlierer und Gewinner im Finale der unendlichen Groteske klar sind. Gewinner sind genau jene, die schuld sind, dass es so lange keine Einigung gegeben hat.

Zu den Gewinnern zählt einmal der Kärntner Landeshauptmann Dörfler. Er konnte sowohl den früher dominierenden Kärntner Heimatdienst (obwohl der einst als erster das Verdienst eines Wechsels von hart auf konziliant erworben hat) wie auch die diversen Profilierungsneurotiker in FPK und FPÖ an den Rand drängen und sich als versöhnlicher und ausgleichender Pater carinthiae profilieren. Niemand kümmert es da, dass er früher ganz etwas anderes gewesen ist.

Der zweite Gewinner ist Valentin Inzko. Der österreichisch-slowenische Diplomat hat sich mit einem altbewährten Trick zur Schlüsselfigur hochstilisiert. Er hat am längsten Nein gesagt und hat sich damit als wichtigster Kärntner Slowene positioniert. Dabei weiß niemand, was eigentlich der Unterschied zwischen jener Lösung ist, zu der Inzko Nein gesagt hat, und jener, die er nun freudestrahlend als Triumph präsentiert.

Und dritter Gewinner ist sicherlich Faymanns Staatssekretär Ostermayer. Er hat die langen Verhandlungen zum Ende getragen und damit zum ersten Mal in seiner Regierungsfunktion etwas für das Land (und nicht nur die Partei) eindeutig Positives vollbracht. Überrascht hat nur, dass er nicht im letzten Augenblick seinen Parteichef schnell als Staatsmann ins Spiel zu bringen versucht hat, wie es sich für einen braven Kofferträger und Exekutor wie Ostermayer eigentlich geziemen würde. Und Faymann würde das Image, auch einmal etwas anderes getan zu haben als nur Briefe an die Kronenzeitung zu schreiben, sehr gut brauchen.

Auf der Verliererseite findet sich hingegen die ÖVP. Sie ist zwar sowohl in Wien wie in Klagenfurt Koalitionspartner (jeweils anderer Parteien). Sie war aber nie sichtbar in die Verhandlungen involviert. Was einer professionellen Partei niemals passieren dürfte, auch wenn man diesen Fehler sicher noch als Produkt der Pröll-Ära bewerten muss, in der die bürgerliche Partei keinerlei strategisches Talent gezeigt hat. Wobei sowohl Außen-, wie Innen- wie Justizminister mehr sachliche Zuständigkeit als ein Staatssekretär für die Materie Kärnten gehabt hätten.

Noch unverständlicher ist, dass kein einziger Schwarzer oder Oranger den öffentlichen Hinweis zustandegebracht hat, dass die nunmehrige Lösung fast aufs Haar der 2006 ausgehandelten Schüssel-Haider-Karner-Lösung gleicht, in der es ebenfalls eine fertig ausgehandelte Liste von Orten mit zweisprachigen Ortstafeln gegeben hat. Damals waren es 158, jetzt sind es 164. Dass der Unterschied marginal ist, ist eigentlich nicht so schwer zu begreifen. Warum das noch einmal mehr als fünf Jahre des Streits wert gewesen sein soll, ist hingegen nicht mehr begreifbar. Ja, noch schlimmer: In ÖVP und BZÖ gibt es heute wahrscheinlich gar niemanden mehr, der überhaupt noch wüsste, wie weit man damals schon war.

Weitere Verlierer neben Schwarz und Orange sind die Grünen. Sie sind von der einstigen zentralen Rolle als Paten der Slowenen zu völlig unbedeutenden Randfiguren in Sachen Kärnten geschrumpft.

Ein weiterer Verlierer der nunmehrigen Einigung ist aber der von den Medien so geliebte Verfassungsrechtler Heinz Mayer: Hat er doch behauptet, dass durch das nunmehr als sehr wahrscheinlich bevorstehende Verfassungsgesetz die Judikatur des Verfassungsgerichtshofs ausgehebelt würde. Na so etwas! Dabei lehren ansonsten alle Rechtsgelehrten dieser Welt, dass das etwas ganz Normales ist. Dass sich die Judikatur dem Gesetzgeber unterzuordnen hat, und nicht der Gesetzgeber der Judikatur. Denn vor der Rechtsanwendung kommt immer noch die Rechtssetzung.

Herr Mayer wird freilich noch oft viel Unsinn behaupten können – die Medien werden weiterhin an seinen Lippen hängen. Der Grund ist klar. Erstens ist Mayer fesch. Und zweitens nimmt er aus der Hüfte sofort zu jedem Rechtsproblem dieser Welt Stellung, ohne jemals vorher einen Blick in Gesetzes- oder Lehrbücher zu riskieren. Und Journalisten lieben immer die raschen Antworten, mögen sie noch so oberflächlich sein. Außerdem ist Mayer schon deswegen beliebt, weil er die rechtswidrig an die Öffentlichkeit gekommenen Grasser-Tonbänder im Audimax verlesen hat lassen. Dass er freilich inzwischen völlig frei von jeder wissenschaftlichen Reputation ist, steht auf einem anderen Blatt.

Aber zurück  zu den Ortstafeln: Jeder normale Mensch muss sich freuen, dass die Causa nun beigesetzt erscheint (wobei bis zur Veröffentlichung im  Bundesgesetzblatt allerdings noch einige Hürden warten). Besonders wichtig ist, dass man da keinen juristischen Präzedenzfall gesetzt hat, aus dem Grüne und türkische Zuwanderer für die zwei Dutzend größten Städte Österreichs das Recht auf türkische Ortstafeln ableiten könnten.

Ich möchte aber fast wetten, dass man Herrn Mayer oder Herrn Funk oder Frau Glawischnig demnächst genau mit diesbezüglichen Vorschlägen hören wird. Bis dahin ist aber einmal tiefes und erleichtertes Durchatmen möglich.

 

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Der Dieselpreis als europäisches Exempel

27. April 2011 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein grundvernünftiger Vorschlag der EU-Kommission – und stößt doch zu Recht auf Widerstand, an dem er auch mit gewisser Wahrscheinlichkeit zerbrechen dürfte. Das klingt ziemlich widersprüchlich. Aber was ist nicht widersprüchlich, wenn es um unser liebstes Gut, also das Auto, geht? Oder im Konkreten um den Preis auf Diesel-Treibstoff?

Die Kommission will, dass die Mitgliedsstaaten die Steuerbelastung von Diesel jener des Benzins angleichen. Dabei soll die Steuer nicht mehr nach der Litermenge, sondern nach dem CO2-Ausstoß und dem Energiegehalt gemessen werden. Das ist eindeutig gerechter und logisch.

Noch aus einem weiteren Grund würde diese Angleichung einen Sinn haben: Fast alle EU-Länder müssen seit einigen Jahren Diesel importieren, während ihre Raffinerien gleichzeitig normales Benzin exportieren. Der Grund: Wegen des lange niedrigeren Dieselpreises haben sich zu viele Autofahrer ein Diesel-getriebenes Fahrzeug angeschafft. Der technisch mögliche Mix eines Raffinerie-Ausstoßes kann diese Nachfrage aber nicht mehr ausreichend decken.

Dennoch sprechen viele Faktoren gegen den Vorschlag der EU-Kommission. Der erste ist die Tatsache, dass sich alle Autokäufer, die sich wegen des niedrigen Dieselpreises ein Dieselfahrzeug angeschafft haben, gefoppt fühlen würden. Deren Ärger wird sich kaum eine Regierung durch Zustimmung zum EU-Plan zuziehen wollen.

Zweitens hat die EU schon durch die Einführung des E10-Benzins viel Unmut erregt, der europaweite Wellen schlägt. Die Hauptschuld daran liegt freilich an der deutschen Regierung. Diese hat das E10 viel schlechter kommuniziert als etwa die französische: Paris hat bei Einführung von E10 (also von Benzin mit zehnprozentigem Biokraftstoff aus der Landwirtschaft) jedem Autofahrer einen Brief geschrieben. Darin wurde jedem mitgeteilt, ob sein Fahrzeug E10-tauglich ist oder nicht. Was in Frankreich zu einer völlig glatten Einführung des Biosprits führte. Diesen Brief und Kosten von rund zehn Millionen Euro haben sich die Deutschen hingegen erspart. Was übrigens eine lustige Umkehrung der Vorurteile in Sachen Ordnungsliebe ist, die man den Deutschen und Franzosen entgegenbringt.

In Frankreich jedenfalls ging die Umstellung auf E10 völlig problemlos vor sich, in Deutschland hingegen brachen Panik und Boykott aus. Seither zögern auch andere Staaten wie Österreich mit der Umstellung. Dadurch sind nun auch alle anderen Maßnahmen rund um die diversen Autoantriebs-Säfte ins Zwielicht geraten.

Drittens hängt der Widerstand gegen eine höhere Dieselsteuer auch mit der wachsenden Ablehnung der Global-Warming-Doktrin durch viele Europäer zusammen. Da sich deren Prophezeiungen seit längerem als unrichtig erweisen, erregt es zunehmend Ärger, wenn den Bürgern und Steuerzahlern ständig noch mehr Geld unter dem Vorwand der Reduktion des CO2-Ausstoßes aus der Tasche gezogen wird. Würden die Stromkonsumenten sehen, welch großer Teil ihrer Stromrechnung schon heute der Förderung unrentabler Alternativenergien dient, wäre der Zorn noch viel größer.

Und natürlich wird auch die Dieselpreis-Verteuerung mit dem Global-Warming-Argument begründet. Dafür solle die Steuerlast auf den in der Herstellung teureren Bioenergien reduziert werden, heißt es in Brüssel.

Das aber glauben viertens immer weniger Europäer. Sie haben seit Jahrzehnten durch Beobachtung ihrer eigenen Regierungen gelernt: Steuererhöhungen werden fast nie durch Steuersenkungen in anderen Bereichen kompensiert. Dazu ist die Ausgabenlust der Politik viel zu groß. Dazu ist die Schuldenlast auf sämtlichen Budgets viel zu drückend. Also trauen sie auch nicht der versprochenen Kompensation (ganz abgesehen davon, dass das nur einem ganz anderen Teil der Autofahrer nutzen würde).

Und fünftens wächst ganz allgemein europaweit der Widerstand gegen die Regulierungswut der EU. So wichtig und vorteilhaft europäische Vereinheitlichungen auch sind, wo es um die Herstellung eines Binnenmarktes für Güter und Dienstleistungen geht, so überflüssig war es, auch noch vieles andere zwanghaft zu vereinheitlichen – ohne Rücksicht auf nationale Kulturen und Traditionen. Das reicht vom Nichtrauchen bis zu schikanösen Gleichbehandlungsvorschriften bei Anstellungen oder Wohnungsvermietungen.

Alles in allem sollten Besitzer von Dieselautos vorerst nicht gleich in Depressionen verfallen. Die Steuererhöhung liegt zumindest noch in etlicher Ferne. Was nichts daran ändert, dass Dieselfahrer ohnedies schon seit einiger Zeit einen absolut wie relativ höher gewordenen Preis an der Tankstelle zahlen müssen. Das hängt nicht nur mit den Turbulenzen in Nordafrika und an den internationalen Ölmärkten zusammen, sondern auch mit den Kosten des Imports der Mangelware Dieseltreibstoff.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Lasst die Verbrecher laufen - wenn es der Menschheit nützt

26. April 2011 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Vor allem Diplomaten und Juristen hielten es für einen großen Fortschritt der Menschheit, als der Internationale Strafgerichtshof eingeführt worden ist. Vor allem Journalisten jubelten, als Ägyptens früherer Diktator in Haft genommen worden ist. Abertausende Menschen müssen nun diesen Fortschritt, diesen Jubel mit Tod, Leid und Folter beklagen. Die moralinsaure Dummheit hat wieder einmal gesiegt und Schaden angerichtet.

Denn das Ergebnis ist klar und hätte mit einem Minimum an psychologischer Einfühlung auch leicht vorausgesagt werden können. Jeder Diktator und Gewaltherrscher der Welt weiß nämlich seither: Auch ihm droht ein Lebensende hinter Kerkermauern, wenn er freiwillig abtritt. Er hat in einer solchen Situation nichts mehr zu verlieren und kämpft daher buchstäblich bis zum letzten Mann.

Das sieht man nun von Libyen über Syrien bis zum Jemen. Keiner der Herrscher tritt dort mehr freiwillig ab. Sie sehen, die Mubarak offensichtlich gegebenen Versprechungen werden nicht eingehalten. Daher verlassen sie sich auf keine Vermittlungsbemühungen mehr. Mubarak hatte hingegen noch das Beispiel des tunesischen Machthabers vor Augen. Diesem war ja noch ein relativ sicheres Exil in Saudi-Arabien ermöglicht worden.

Die amtierenden Diktatoren sehen ja auch die Beispiele Burmas, Irans, Nordkoreas oder Chinas. Überall haben die Gewaltherrscher gerade dadurch, dass sie keinen Millimeter nachgegeben haben, sich und ihrer Familie nun schon zum Teil über Generationen ein Leben an der Macht und im Luxus sichern können. Dabei waren manche von ihnen zum Teil schon sehr bedroht. Und ihre Herrschaft war weit brutaler als die der tunesischen und ägyptischen Diktatoren.

Aber auch Herr Lukaschenko aus Belarus greift seit Mubaraks Verhaftung wieder in aller Brutalität durch. Er nimmt einen Terroranschlag (der wahrscheinlich von seinem eigenen Geheimdienst als provokativer Vorwand durchgeführt worden ist) zum Vorwand, um mit der Opposition brutalst aufzuräumen.

Aber soll man Diktatoren, deren Arme bis zum Ellbogen voller Blut sind, wirklich ungeschoren laufen lassen? Das klingt ungerecht. Richtig. Das hätte aber den großen humanitären Vorteil, dass viele dieser Diktatoren dann viel eher freiwillig zurücktreten würden. Was viele Opfer ersparen würde.

In diesem Sinn war und ist Südafrika ein positives Vorbild. Denn es hat auf alle Prozesse wegen der Verbrechen der Apartheid-Jahre verzichtet – die übrigens von beiden Seiten gesetzt worden sind. Es hat, statt mit einer Prozessflut zu beginnen, eine ethisch orientierte Wahrheitskommission eingesetzt, die viele Untaten auf allen Seiten historisch aufgearbeitet, aber keine Strafen verhängt hat.

Ein anderes positives Vorbild war übrigens der von der Geschichtsschreibung viel zu wenig geschätzte Boris Jelzin. Er hat als erster die sowjetische Tradition gebrochen, dass ein neuer Machthaber  mit seinen Vorgängern zu Gericht gegangen ist. Er hat zwar Michail Gorbatschow keineswegs geschätzt, ihm aber kein einziges Härchen gekrümmt.

Eine solche Wahrheitskommission wäre mit Sicherheit auch für die kroatisch-serbisch-bosnischen Kriege besser am Platz gewesen, statt einzelne Kriegsverbrechen zu bestrafen, wie es nun mit zum Teil drastischen Strafen passiert ist. Denn nun sieht jede Seite nur ihre eigenen Kriegshelden bestraft. Überall blüht daher ein neuer aggressiver Nationalismus auf. Und man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Volksgruppen zumindest in Bosnien und Kosovo wieder übereinander herfallen werden, sobald die ausländischen Truppen wieder abgezogen sind. Und ewig können die ja nicht dort bleiben.

Eine so strenge internationale Strafjustiz hätte nur dann einen Sinn, wenn die dort zu Gerichte sitzende Weltgemeinschaft auch bereit wäre, die Exekutive im Dienste einer solchen Justiz zu spielen. Wenn sie also Herrn Lukaschenko, die iranischen und etliche mittelasiatische Gewaltherrscher zu  besiegen und ins Gefängnis zu werfen vermag. Das gleiche müsste in Kuba, China und anderen Diktaturen geschehen.

So lange aber verständlicherweise niemand diese mörderische Rolle zu übernehmen bereit ist, so lange sollte man auch verzichten, großspurig Weltenrichter zu spielen. Da ist eine ehrliche „Friedliche Koexistenz“ noch immer sinnvoller und humaner, wie man sie gegenüber der zweiten großen Verbrecher-Diktatur des vergangenen Jahrhunderts, also der kommunistischen gepflegt hat.

Nur gegenüber schon zurückgetretenen Machthabern auf Gerechtigkeit zu machen, hat weder mit Recht noch mit Moral zu tun. Und schadet dem Freiheitskampf anderswo.

Das alles wird einmal als abschreckendes Beispiel in die Geschichte eingehen, wie man es nicht machen soll. Gut gemeint erweist sich wieder einmal als das Gegenteil von gut.

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Transparenz nach Rathaus-Art

25. April 2011 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Ganz Österreich kritisiert den Regierungsentwurf zur „Transparenz-Pflicht“. Denn die Pflicht, lange nachher die Summen für die aus Steuer- oder Gebührengelder finanzierten Inserate zu veröffentlichen, ist viel zu wenig weitgehend. Doch nein, nicht ganz Österreich kritisiert das – eine große Stadt im Osten sieht das völlig anders. Sie will nicht einmal so viel Transparenz.

Die Gemeinde Wien meint in ihrer offiziellen Stellungnahme zu dem ohnedies nur zwergenartigen Vorhaben zur Beschränkung des größten Korruptionsskandals der Nachkriegsgeschichte, dieses sei schon viel zu weitgehend. Die Rathausgewaltigen wollen nicht, dass Unternehmen im Einflussbereich der öffentlichen Hand zur Transparenz verpflichtet sind.

Sie wollen mit anderen Worten , dass die Wiener Linien, Wien-Strom, die Wiener Holding, die Entsorgungsbetriebe und Dutzende andere Gemeindebetriebe auch weiterhin in geheimer Dunkelheit Abermillionen Steuer- und Gebührengeld hinauswerfen können. Da geht es um ein gewaltiges Imperium. Denn in der Stadt Wien herrscht in Sachen Verstaatlichung noch der real existierende Kommunismus, mehr als in jeder anderen Region westlich von Russland und Belarus seit 1989.

Das Rathaus will also, dass wir auch weiterhin nicht erfahren, wie viel es von unserem Geld für zwei korruptionäre Zwecke ausgibt: erstens dafür, dass vor Wahlkämpfen Stimmung für die roten Machthaber gemacht wird; und zweitens dafür, dass die kassierenden Medien, vor allem im Boulevard- und Gratis-Bereich, auch im redaktionellen Teil weiterhin freundlich und unkritisch über die Misswirtschaft im Wiener Rathaus hinwegsehen.

Süß ist die Begründung der Wiener Landesregierung. Sie glaubt, dass „die Preisgabe sensibler Informationen den Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen gefährden kann“. Offenbar wird die U-Bahn stecken bleiben, wenn man erfährt, wie viel Geld deren Benutzer an die Familien Dichand und Fellner zu zahlen haben. Oder um welche Betriebsgeheimnisse soll es da sonst gehen?

Apropos Landesregierung: Dunkel habe ich in Erinnerung, dass dort neuerdings auch die Grünen vertreten sein sollen. Und noch dunkler erinnere ich mich, dass die Grünen einst besonders heftig diese Korruptionsinserate bekrittelt haben. Aber überhaupt keine Erinnerung habe ich, dass die Grünen jetzt gegen diese Stellungnahme der Wiener Stadtregierung protestiert oder diese gar verhindert hätten. Das beweist, dass entweder meine Gedächtniszellen oder die Grünen in einem ziemlich üblen Zustand sind.

Es wird jedenfalls spannend, ob sich die ÖVP-Neu nun noch eine weitere Abschwächung des erwähnten Gesetzesentwurfs aufzwingen lässt.

PS.: Köstlich ein Photo aus einem dieser Wiener Inserate. Da sieht man den Wiener Bürgermeister mit gleich zwei Exemplaren von Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“ in der Hand. Oder war es doch nur ein Buch und ich sehe von allzu viel Alkohol doppelt? Wie auch immer: Laut dem Bildtext der rathauseigenen PR-Truppe, bekanntlich die größte und höchstbezahlte Truppe dieser Art in Österreich, werden in dem Buch „Varianten menschlichen Verhaltens aufgezeigt – etwa von Revoluzzer, Reformer und Vertreter der Wiener Ballhaus-Diplomatie“. Ganz offensichtlich haben aber weder Häupl noch seine Geisterschreiber Musil gelesen. Denn von solchen komischen -Innen-Geschöpfen kommt bei ihm kein einziges vor. Musil konnte nämlich noch deutsch. Und er hätte sich auch gegen eine Vereinnahmung durch eine Korruptionisten-Partie heftig gewehrt.

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Tagebuch, Sarrazin, Attac, Gesamtschule, Faymann - und das Wetter: Alles super

24. April 2011 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Das Schöne an Ostern 2011 ist, dass es auch außerhalb des sensationellen Wetters der letzten Tage noch viele andere wirklich gute Nachrichten gibt.

Erstens: Die zweifellos unwichtigste – aber persönlich halt schon erfreuliche – gute Nachricht sind die trotz Urlaubszeit stark gestiegenen Zugriffe auf das Tagebuch. Diese sind zweifellos der ÖVP-Regierungsumbildung und den spannenden Diskussionen über diese zu verdanken.

Zweitens: Viel wichtiger freilich ist, dass die SPD darauf verzichtet hat, Thilo Sarrazin auszuschließen. Damit gibt die deutsche Traditionspartei erfreulicherweise zu, dass es doch noch erlaubt ist, einige schmerzhafte und für ideologische Betonköpfe unerfreuliche Wahrheiten auszusprechen. Gewiss werden manche enttäuscht sein, die auf die Gründung einer neuen bürgernahen Partei durch Sarrazin gehofft haben. Aber das war wohl ohnedies immer mehr ein Wunschtraum gewesen – Sarrazin ist nicht der Typ dafür.

Falsch wäre es jedenfalls, einen Rückzieher Sarrazins zu diagnostizieren. Denn er hat keine einzige seiner – nach wie vor äußerst lesenswerten – Aussagen und Erkenntnisse zurückgezogen oder bedauert. Seine Erklärung verlangt neuerlich bei aller freundlichen Verbindlichkeit im Ton gegenüber seiner alten Partei eine andere Bildungs- und Migrationspolitik und insbesondere „eigene Anstrengungen“ der Migranten. Damit ist klar, dass Sarrazins Erkenntnisse ein Teil der sozialdemokratischen Identität sein dürfen, wenn auch nicht ihr einziger, und wenn auch nur in Deutschland.

Drittens: Ein noch größeres Aufreger-Thema der gesamten linken Szene als Sarrazin waren vor genau zehn Jahren die gewalttätigen Attac-Demonstrationen beim G-8-Gipfel in Genua. Thematisiert wurde aber nicht die Attac-Gewalttätigkeit, sondern der Umstand, dass ein sich bedroht fühlender Polizist einen Demonstranten erschossen hat.

Die wirren Thesen von Attac wurde daraufhin bis in den linkskatholischen Rand hinein als neues Evangelium und Verkörperung des Gutmenschentums herumgereicht. Und zahllose Leitartikler erregten sich – nicht über gewalttätige Demonstranten, sondern – über die italienische Polizei (eh schon wissen, Berlusconi und so).

Nun, zehn Jahre später, ist ein in seiner expliziten Klarheit geradezu sensationelles Urteil der großen Kammer des Europäischen Gerichtshof ergangen: „Der Einsatz eines möglicherweise tödlichen Mittels wie der Schüsse war gerechtfertigt“, heißt es da. Der Polizist habe sich und seine Kollegen in Lebensgefahr gesehen. Der Einsatz von Gewalt gegen die Demonstrantengruppe sei „absolut notwendig“ gewesen. Alle Vorwürfe gegen Italien in diesem Zusammenhang seien unberechtigt gewesen.

Europa muss also vorerst doch nicht ganz wehrlos der Anarchie preisgegeben werden. Erschütternd ist jedoch, wie winzig die Medien über dieses Urteil berichtet haben – denn es ist schon vor genau einem Monat ergangen und bis heute hat sich keiner der feuilletonistischen und politschreiberischen Großpfaue dazu geäußert. Oder gar für sein einstiges Geschreibsel entschuldigt. Ein Vergleich dieses Schweigens mit den einstigen monatelangen wilden Attacken auf Italien und seine Polizei in fast allen Medien und bei den sogenannten Intellektuellen zeigt, dass wir in einer völlig verlogenen Welt leben. Was zugegebenermaßen doch kein so großer Grund zu östlicher Freude ist.

Viertens: In uneingeschränkt fröhliches Staunen kommt man, wenn man einen Gastkommentar einer Heidi Schrodt in der „Presse“ liest. Denn die pensionierte Direktorin (einer der schechtesten Schulen Wiens) war in der letzten Jahren als Wanderpredigerin für „gesamtschulische Ziele“ und „geschlechtssensiblen“(!) Unterricht durch alle linken Foren gereist.

Nun aber war sie auch in England und schreibt einen ganz begeisterten Bericht über die Qualität der Privatschulen und darüber, dass nun auch staatliche Schulen von privaten Trägern geführt werden sollen. Als höchsten Qualitätsausweis erwähnt sie aber, dass das so etwas wie ein „Gymnasium“ werden soll. Gratulation Frau Schrodt! Man sieht, Reisen bildet. Und hoffentlich droht Ihnen jetzt kein Parteiausschluss.

Fünftens und zum Schluss noch etwas Erfreuliches aus Österreich. Hier geht nämlich der Gewerkschaftsbund offensichtlich auf deutliche Distanz zu Werner Faymann. Wie das, ist doch Faymann ein geradezu sklavischer Befolger aller Wünsche des ÖGB? Dennoch liest man Schwarz auf Weiß, was ÖGB-Präsident Erich Foglar über den Eintritt in Regierungsaufgaben sagt: Es wäre gut, „dass man, wenn man Verantwortung übernimmt, eine abgeschlossene Berufsausbildung hätte“.

Herr Faymann hat bekanntlich keinerlei Berufsausbildung genossen, kein Studium abgeschlossen – oder solches auch nur versucht. Deutlicher kann man also nicht Kritik an ihm üben. Dabei hat Foglar gar nicht Faymann gemeint. Eigentlich wollte er den 24-jährigen Jus-Studenten Sebastian Kurz ohrfeigen. Bei der SPÖ hat man ja nämlich offenbar gemerkt, dass die Hass-Kampagne der ganzen linken Szene gegen das Alter von Kurz bei den jungen Menschen gar nicht gut ankommt. Da wollte man sich halt etwas Neues einfallen lassen. Und ist zu dumm, um zu entdecken, dass das Argument "Ohne Berufsausbildung soll man kein Politiker werden" noch viel mehr für einen Bundeskanzler gelten muss, wenn man es schon für einen kleinen Staatssekretär fordert.

 

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Ostern - wer hat denn da noch etwas zu feiern?

23. April 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Die Kirche feiert Ostern. Und alle feiern – was auch immer. Dabei haben weder die Gläubigen noch die Kirchengegner einen wirklichen Grund zum Feiern.

Kirchengegner haben ja eigentlich naturgemäß zu Ostern nichts zu feiern. Worüber sollten sie sich auch freuen? Interessant ist freilich, dass bei ihren Forderungen nach einem Ende aller angeblichen oder auch wirklichen Kirchenprivilegien eines fehlt: die Forderung nach einer Abschaffung oder zumindest Reduktion der vor allem aus der katholischen Kultur stammenden Feier-Tage. Diese werden vielmehr reihum als heiligstes Gut der Nation behandelt – auch wenn viele gar nicht mehr wissen, warum sie heilig sind. Und die Kirchengegner wissen sogar mit Bestimmtheit, dass da nichts heilig ist.

Daher wäre die Forderung „Weniger Feiertage!“ eigentlich ein erster Beweis, dass es den Kirchenfeinden um mehr geht als billigen Linkspopulismus oder plumpen Hass. Immerhin liegt ja Österreich unter den Industrieländern mit der Zahl der Feiertage sowieso ganz im Spitzenfeld, da könnte man doch ein paar Tage einsparen, wenn man eh nichts zu feiern hat. (Übrigens hält nicht einmal die Kirche selbst Oster- oder Pfingstmontag für feiertags-wert.) Aber dennoch spricht das Antikirchenvolksbegehren das Thema "Zu viele Feiertage" nicht an. Konsequent?

Genauso wenig Grund zum Feiern haben aber derzeit auch die gläubigen Christen selbst. Denn seit Kommunismus und Nationalsozialismus hat es nie so intensive und breite Christenverfolgungen gegeben wie in letzter Zeit.

Ein besonders aktuelles Beispiel ist Ägypten. Dort hat jetzt der islamische Mob so lange randaliert, bis es auch in der letzten ägyptischen Provinz keinen christlichen Gouverneur mehr gibt. Obwohl die Kopten die weitaus älteste Religion des heutigen Ägyptens sind. Gleichzeitig mehren sich seit dem Ende des Mubarak-Regimes die Attacken auf Christen und ihre Kirchen. Jedoch alle jene, die so laut nach einem Sturz Mubaraks gerufen haben – von unseren Medien bis zum amerikanischen Präsidenten –, sind absolut schweigsam zu diesen Vorgängen. Lediglich der österreichische Außenminister kann sich als einer von wenigen auf die Fahne schreiben, dazu nicht geschwiegen zu haben.

Noch aktueller ist Nigeria. Dort wurde jetzt zwar der christliche Staatspräsident wiedeergewählt. Aber aus Protest wurden im islamischen Norden (wo großteils schon die Scharia eingeführt worden ist!) binnen weniger Tage zahlreiche Kirchen und Häuser von Christen in Brand gesteckt. Es gab auch schon eine Reihe von Todesopfern.

In Pakistan wurde vor wenigen Wochen der Minister für religiöse Minderheiten, ein Christ, erschossen. Er war insbesondere gegen ein „Blasphemiegsetz“ eingetreten, dass oft als Vorwand für Gewaltakte gegen christliche Minderheiten missbraucht worden ist.

In Dutzenden Länder begibt sich jeder, der vom Islam zum Christentum wechselt, in absolute Lebensgefahr. Er muss meistens ein komplettes Doppelleben führen.

Nach Statistiken von Menschenrechtsorganisationen haben rund 100 Millionen gläubige Christen unter Verfolgung oder einer starken Einschränkung ihrer Religionsfreiheit zu leiden. Schon im heurigen Jahr wurden zumindest 21 Christen getötet (viele Morde werden ja in der Außenwelt gar nicht bekannt); 137 Kirchen oder Häuser von Christen wurden angegriffen. Die Liste der Verfolgerstaaten reicht von Nordkorea – wo die Dinge zweifellos am schlimmsten sind – über China bis zu den islamischen Staaten. Die Moslems sind für rund 90 Prozent der Christenverfolgungen verantwortlich. Besonders ergreifend ist etwa der Fall zweier junger deutscher Mädchen, die als Krankenschwestern im Jemen ihres Glaubens wegen kaltblütig ermordet worden sind.

Noch schlimmer geht es nur noch den Juden. In den Niederlanden haben sich die Aktionen der islamischen Zuwanderer gegen sie so gehäuft, dass dort in den jüdischen Gemeinden offen über eine Auswanderung aus dem Land diskutiert wird. Freilich: Die linken holländischen Richter konzentrieren sich lieber auf ihren Kampf gegen den Islamkritiker Geert Wilders. Auch aus der schwedischen Stadt Malmö ziehen immer mehr Juden fort. Dort trifft sich die antiisraelische Kampagne linker Politiker deckungsgleich mit dem Antisemitismus der Zuwanderer.

Da geht es in Wien noch geradezu gemütlich zu. Hier finden sich bisher nur eher zweitklassige Übergriffe. Wie sie etwa die Schlägertrupps eines mit dem Rathaus eng verbundenen Abtreibungs-Ambulatorium sind. Diese sind handgreiflich gegen (für das Ambulatorium sicher unangenehme, aber absolut friedliche) christliche Demonstranten vorgegangen. Von den Gewalttätern ist jetzt einer sogar wegen Körperverletzung und Diebstahls verurteilt worden.

Aber auch die Dummheiten der linken Politischen Korrektheit erregen Übelkeit. So wurden in einer öffentlichen Schule im amerikanischen Seattle „Ostereier“ in „Frühlingskugeln“ umbenannt. Und in New Jersey wurde aus dem Ostereier-Suchen ein „Frühlingsfest mit Hase“. Gewiss haben die Eier oder Hasen absolut nichts mit christlichen Inhalten zu tun – aber die panische Angst auch schon vor dem christlichen Wortteil „Oster-“ ist wohl nur noch als krankhaft zu diagnostizieren.

In Großbritannien hat ein Gericht geurteilt, dass Christen als Pflegeeltern untauglich seien, weil ihre Moral Homosexualität ablehnt. Ausdrücklich unterstreicht das Gericht das Recht der Behörden, von Eltern die Demonstration einer „positiven Einstellung“ gegenüber der Homosexualität zu verlangen. Was schon an das „Recht“ des alten Rom erinnert, wo jeder getötet wurde, der nicht den vergöttlichten Kaiserstatuen Opfer darbrachte. Gegen die fast totale Übernahme der anglikanischen Kirche durch Schwulen-Freunde hat aber nun auch eine spürbare Gegenbewegung eingesetzt: Alleine zu diesem Osterfest werden in England und Wales fast 5000 Neukatholiken getauft.

In Deutschland bereiten Organisationen der drei Linksparteien zusammen mit Schwulenverbänden seit Wochen Demonstrationen gegen den Papst bei seinem Deutschlandbesuch vor.

Noch viel provozierender war die Aktion des afroamerikanischen Künstlers Andres Serrano aus Brooklyn. Er präsentierte in Südfrankreich ein Kunstwerk „Piss Christ“, das aus einem Kunststoff-Kruzifix in einem Glas mit seinem eigenen Urin besteht (gar nicht vorstellbar, wie viel Blut geflossen wäre, wenn Ähnliches einem islamischen Symbol passiert wäre).

Unter Kirchenverfolgung ist aber zweifellos auch die Berichterstattung des ORF im letzten Jahr zu subsumieren: Während die Fälle von Kindesmissbrauch im Bereich christlicher Institutionen Dutzende Male breitest in allen Sendungen präsentiert wurden, wurden die – weit häufigeren – Fälle von Missbrauch in staatlichen Einrichtungen, von den Bundeserziehungsanstalten bis zu Jugendgefängnissen, fast total totgeschwiegen. Ebenso wurde in bewusster Manipulation in die Statistiken kirchlichen „Missbrauchs“ genauso sexuelle Handlungen wie auch Ohrfeigen aufgenommen. Diese haben ja bis vor wenigen Jahrzehnten (leider) in allen Lagern als ganz normales Erziehungsmittel gegolten.

Freilich herrscht auch in Teilen der Kirche eine mehr als erstaunliche Verwirrung der Geister, die ebenfalls jeden Anlass zu österlicher Freuden nimmt.

Da gibt es etwa den Präsidenten der „Katholischen Aktion“ Österreichs, einen Herrn Rembert Schleicher, der keine anderen Sorgen hat, als in seiner letzten Aussendung die dramatischen Vorgänge in Nordafrika und Japan auf die „Marktwirtschaft“ zurückzuführen. Jetzt ist diese also auch schon an Tsunamis, Erdbeben und moslemische Diktatoren mit Mitgliedschaft in der Sozialistischen Internationale schuld . . .

Da gibt es in Deutschland ein von katholischen und evangelischen Religionspädagogen herausgegebenes „Ökumenisches Gebete- und Liederbuch“, in dem man folgendes nettes Lied findet: „Es gibt nur einen Gott, ALLAH, den Herrn der Welt. . . .“ Dann folgen noch viele Allahu Akbars und Loblieder auf den Koran.

Da gibt es aber auch die Erzdiözese Wien und ihre umstrittene Schulamtsleiterin Christine Mann. Sie schwimmen offenbar auf derselben Welle. Sie haben einen Schülerkalender herausgegeben, in dem sich zwischen diverse christliche Zitate ungetrennt auch Mohammed-Aussagen mischen.

Ein Zeichen der Toleranz? Mag sein. Diese aber funktioniert nur, wenn man selber auf festem Boden stünde und wenn sie vor allem auf eine ähnliche Toleranz der Gegenseite träfe. Ich wage aber zu wetten, dass es auf der ganzen Welt keinen islamischen Kalender gibt, in dem umgekehrt Bibelstellen zu lesen wären. In dem Wiener Schülerkalender finden sich zwar die Adressen der linksradikalen Antirassismus-Rassismus-Organisation Zara, aber keine von konservativ-katholischen Pro-life-Gruppen. Das ist Kirche 2011. Man hasst sich lieber untereinander, statt sich den existenziellen Bedrohungen von außen zu stellen.

Das wird nur noch durch die Dummheit der linken Laizisten übertroffen. Diese bekämpfen lieber die völlig harmlos gewordenen Christen, als sich der gemeinsamen Bedrohung durch den Islam zu stellen, die in Wahrheit für Laizisten, Feministinnen und Schwule mindestens genauso bedrohlich ist wie für die Christen.

In einem existenzialistisch anmutenden Trotzdem: Frohe Ostern. Den Christen und den Nur-Feiertags-Gläubigen.

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Die positive Überraschung heißt Erwin, die negative Johanna

22. April 2011 02:06 | Autor: Andreas Unterberger

Ich habe Erwin Pröll selten gelobt. Aber heute ist er mehr als lobenswert. Dafür hat sich seine Ex-Mitarbeiterin, die neue Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, gleich am ersten Amtstag in einer wichtigen Frage bedenklich unsicher gezeigt (und nicht ihr vielgescholtener junger Staatssekretär).

Erwin Pröll will jedenfalls neuerdings den Flughafen Wien privatisieren, an dem das Land Niederösterreich noch 20 Prozent hält. Dazu kann man nur dreimal Bravo rufen – und tut das angesichts all der Stümpereien der dortigen Manager in den letzten Jahren gleich noch ein viertes Mal. Natürlich weiß ich, dass Prölls Bekehrung auch damit zusammenhängt, dass er seit einigen Tagen einen personalpolitischen Disput mit seinem Syndikatspartner, der Gemeinde Wien, hat. Dennoch: Was auch immer der Auslöser, das Endergebnis ist richtig und gut.

Freilich ist Pröll noch durch einen Syndikatsvertrag an Wien gebunden, das ebenfalls 20 Prozent am Flughafen hält, und das mit einer gewerkschaftsnahen Mitarbeiterstiftung (die zehn Prozent hält) die entscheidenden Flughafen-Gremien zu dominieren versucht. Und bevor Wien das Wort Privatisierung auch nur ausspricht, beschließt sie noch eher ein Atomkraftwerk auf dem Kahlenberg. Klar ist aber auch: Jeder Syndikatsvertrag kann gekündigt werden. Und nach einem Verkauf des niederösterreichischen Pakets sind dann immerhin 70 Prozent der Flughafen-Aktien im freien Umlauf. Was die Chance zumindest eröffnet, dass dann die Rathaus-Politruks überstimmt werden und dass endlich auf dem Flughafen Professionalität und Sparsamkeit einkehrt.

Weniger Lob verdient die neue Innenministerin. Diese war zu keiner klaren Antwort auf die Frage imstande, ob Österreich nordafrikanische Migranten (oder im ORF-Neusprech: Flüchtlingen) aufnehmen soll. Frau Mikl-Leitner will da auf europäische Beschlüsse warten. Ihre Vorgängerin hätte da hingegen eine sehr klare Antwort gewusst. Hat sie diese - ein klares Nein - doch auch schon in den vergangenen Tagen mehrmals deutlich kommuniziert.

Und wenn Mikl-Leitner schon nicht die Aussagen ihrer Vorgängerin kennt, dann sollte sie sich bei Europol nach den Festnahmen islamistischer Terrorverdächtiger in Europa erkundigen. Denn deren Zahl hat sich allein in einem Jahr um 50 Prozent vergrößert. Dabei könnte Mikl auch erfahren, dass diese Islamisten schon rund zur Hälfte Anschläge in Europa vorbereitet haben, während für Islamisten Europa früher als Ziel noch zweitrangig war. Und wer Gaddafi kennt, der braucht gar keine Interpol, sondern weiß, dass der Libyer mit Sicherheit unter diese angeblichen Flüchtlinge einige Agenten mit Rache-Aufträgen einzuschleusen versucht.

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SN-Kontroverse: Auch neue SPÖ-Minister?

22. April 2011 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll auch die SPÖ ihr Regierungsteam umbilden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Hektischer Schwachsinn

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Eine kleine Nachdenkhilfe zum Auffüllen von Erinnerungslücken, die gerne überdeckt werden, wenn eine Regierungsumbildung vollzogen ist: Zu dieser war die ÖVP gezwungen, weil ihr Parteiobmann schwer erkrankt ist und eines ihrer führenden Mitglieder - Stichwort Ernst Strasser - in Skandale verwickelt ist. Strasser war die Nummer 1 in Brüssel für die Volkspartei und dort gehen die Uhren bei der Beurteilung von politischen Gaunereien doch etwas präziser als in Österreich. Das ist gut so, stört aber so manche Kreise in der Alpenrepublik, die es sich nur zu gerne richten.

Dass die ÖVP bei dieser für sie äußerst ungünstigen Konstellation gleich die Gelegenheit beim Schopf gepackt hat und politische Schwachstellen beseitigte - Stichwort Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner - ist ihr nicht zu verdenken. Der Austausch von Köpfen heißt aber noch lange nicht, dass es zu einer besseren Politik kommt. Schon die vor der Angelobung laut gewordene Kritik am Auswahlverfahren für das neue schwarze Team zeigt dies.

Der neue Vizekanzler Michael Spindelegger ist mit denselben Problemen konfrontiert wie sein Vorgänger. Die Bünde schnattern ihm ebenso ins Tagesgeschäft wie die Landesgranden, die zwar gern ihre Hände beim Finanzausgleich aufhalten, aber ihre politische Kleinmünzerei mit Maulen gegen den jeweiligen Bundeschef betreiben. Suderei ist bei einigen von ihnen die Kernkompetenz.

Was an dieser Konstellation ein Austausch der Köpf bei den Sozialdemokraten ändern soll, ist schleierhaft. Sie verfügt über ein einigermaßen eingespieltes Team. Und im Übrigen tut jede Partei gut daran vor der eigenen Türe zu kehren. Ohne Not das Spitzenpersonal auszutauschen, nur weil die ÖVP gerade dazu gezwungen wurde, wäre hektischer Schwachsinn und ein Beweis für politische Unerfahrenheit.


Was alles gut für Österreich wäre

Andreas Unterberger

Auch ohne Lungenembolie hat es die SPÖ mindestens so nötig wie die ÖVP, ihr Team zu verbessern. Das wäre im eigenen Interesse sinnvoll, aber noch mehr in jenem der Republik. Sie wird es aber natürlich nicht tun.

Gut für Österreich wäre der Rücktritt des Verteidigungsministers. Er ist verantwortlich für den Mobbing-Skandal gegen einen verfassungstreuen Offizier; er wendet sich selbst in der wichtigsten Frage des Ressorts - der Wehrpflicht - binnen weniger Wochen um 180 Grad; er ist schuld, dass unsere Abfangjäger schlechter ausgerüstet und teurer sind als beim ursprünglichen Vertrag.

Gut für Österreich wäre der Abgang der Unterrichtsministerin. Sie ist verantwortlich dafür, dass die Schulen finanziell und personell ausgehungert werden, weil sie alle Mittel zu ihrer ideologischen Gesamtschul-Fata-Morgana umleitet; all ihre Aktionen haben offensichtlich nur ein Ziel, nämlich das Leistungsniveau unserer Schulabsolventen noch weiter zu senken; sie ist schuld, dass die Detail-Daten zum Pisa-Test geheimgehalten werden.

Gut für Österreich wäre der Rücktritt von Doris Bures. Sie ist verantwortlich, dass es bei den ÖBB keine spürbaren Reformen gibt, und dass die bankrotte Bahn in den letzten Jahren Millionen an Inseraten ausgegeben hat, nur um Boulevardblätter SPÖ-freundlich zu stimmen.
Gut für Österreich wäre auch ein Sozialminister, der das reale und gesetzliche Pensionsantrittsalter halbwegs an die steil gestiegene Lebenserwartung anpasst.

Am besten für Österreich wäre natürlich ein anderer Bundeskanzler, der nicht mehr durch Einbetonierung in all diesen Materien die Zukunft Österreichs aufs Spiel setzt. Und der unter EU-Politik mehr versteht als gelegentliche Briefe an die Kronenzeitung.

Das alles wäre hundert Mal wichtiger als das Alter eines (ohnedies machtlosen) Staatssekretärs, das derzeit so aufgeregt debattiert wird.

 

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Bitte um Notbremsung

21. April 2011 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

In den letzten Tagen hat ganz Österreich intensiv über die Kandidaten für den Job des Finanzministers diskutiert. Viel wichtiger wäre aber eine Debatte über die Aufgaben der neuen Ministerin. Denn die gleichen einem Herkules-Job.

Sie sollte vor allem anderen täglich vom ersten bis zum letzten Zähneputzen folgende zwei Schlüsselsätze memorieren: Der eine stammt von Josef Pröll, dem einmal unvorsichtiger-, aber ehrlicherweise der Satz entschlüpft war, dass Österreich nur noch zwei Jahre von Griechenland entfernt sei. Der zweite stammt vom Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, der eine Abstufung des österreichischen Ratings prophezeit hatte, sollte nichts Gravierendes passieren. Und das könnte schon 2012 passieren, wenn es bis dahin keine signifikanten Reformen gibt. Im kommenden Jahr ist ein viel größeres Paket der österreichischen Staatsschuld als zuletzt auf den Märkten zu refinanzieren. Gleichzeitig wird bis dahin die Europäische Zentralbank wohl noch ein- oder zweimal die ganz normalen Zinssätze erhöhen.

Werden aber 2012 die Märkte deutlich höhere Zinsen von Österreich verlangen, dann kommt eine unheilvolle Spirale in Gang. Dann werden automatisch Defizit und Staatsschuld noch größer. Was wieder die Zinsen weiter zu erhöhen droht. Wie das dann weitergeht, hat man in den letzten 18 Monaten an den Ufern von Mittelmeer und Atlantik genau studieren können.

Was vielen gar nicht bewusst ist: Verschlechtert sich das Rating der Republik und erhöhen sich ihre Zinsen, dann müssen fast automatisch auch die gesamte Finanz- und Realwirtschaft des Landes höhere Zinsen zahlen, Gemeinden und Länder sowieso. Eine spürbare Kreditverteuerung wird daher auch sehr schnell den Konjunkturboom wieder abwürgen.

Selbst wenn die neue Ministerin die großen liberalen Ökonomen wie Friedman, Hayek oder Mises geringschätzen, sondern eher den von der Linken adoptierten Keynes respektieren sollte, muss sie eines erkennen: Das heurige Defizit von weit über drei, wahrscheinlich sogar vier Prozent ist angesichts der Hochkonjunktur absolut verantwortungslos. Denn sogar nach Keynes müsste es heuer einen Budgetüberschuss geben. Auch wenn die, die sich auf ihn berufen, dieses Wort wohl nicht einmal buchstabieren können.

Die neue Finanzministerin müsste daher ringsum die Notbremsen ziehen. Sie müsste enormen Druck auf die ÖBB ausüben. Sie müsste sich gegen Koralm- und Brenner-Tunnel stellen. Sie müsste – trotz aller Versprechungen von Josef Pröll – Nein zu den Wünschen der Unterrichtsministerin sagen (die ohnedies durch schrumpfende Schülerzahlen Spielraum gewinnt). Sie müsste viel ernsthafter die Konfrontation mit den ausgabenwütigen Bundesländern suchen als ihre roten, blauen und schwarzen Vorgänger. Sie müsste in den europäischen Gremien gegen die Hilfspakete für die bankrotten EU-Staaten auftreten.

Alles unrealistisch? Wahrscheinlich – aber dennoch absolut notwendig.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Wo unser Steuergeld wirklich versickert

20. April 2011 12:23 | Autor: Andreas Unterberger

Der Bundespressedienst ist die absolute Verkörperung absolut unnötiger Bürokratie. Er sollte besser heute als morgen aufgelassen werden. Das ist die einzig mögliche Konklusion, die man nun auch aus dem neuen und vernichtenden Rechnungshofbericht ablesen kann.

Niemand weiß mehr, wozu es diesen Dienst braucht – aber er hat die Personalkosten binnen fünf Jahren um volle 44 Prozent steigern können! Allein im Jahr 2009 hat Werner Faymann über diesen Dienst 4,9 Millionen Euro für Inserate ausgegeben. Deren Wirkung sei aber nie evaluiert worden, merkt der Rechnungshof trocken an.

Eine Wirkung dieser Inserate hat es freilich sehr wohl gegeben. Sie bestand darin, dass kassierende Zeitungsherausgeber dem Bundeskanzler gegenüber positiv gestimmt wurden.

Dem ganzen Bundespressedienst fehlen „Wirkungsziele für die Aufgabenerfüllung“, schreibt der Rechnungshof. Gegen diesen Vorwurf muss man den Bundespressedienst sogar verteidigen. Denn die einzigen Aufgaben, die er noch hat, kann man ja nicht gut öffentlich bekanntgeben: Unterbringung von politischen Protektionskindern und Durchschleusung von Steuergeldern an zu bestechende Medien.

Schon vor Jahren gab mir der damalige, inzwischen längst in Pension gegangene Chef des Bundespressedienstes in einem privaten Gespräch zu, dass der Personalstand seiner Sektion sofort um ein Drittel gekürzt werden könnte. Aber auch beim Rest sind die Aufgaben völlig unklar. Die einstige Aufgabe, deretwegen der Dienst vor Jahrzehnten sehr wichtig war, ist ja längst verschwunden: nämlich über die Arbeit der Regierung zu informieren. Das war bis 1970 relevant, aber unter Bruno Kreisky haben alle Minister begonnen, sich eigene Pressesprecher zu halten – manche von ihnen haben sogar drei. Daher ruft seit Jahrzehnten kein recherchierender Journalist mehr beim Bundespressedienst an. Er würde von den dort tätigen Menschen auch absolut null Information erlangen.

Wolfgang Schüssel hat dann den einzig richtigen Schluss gezogen: Er hat den Bundespressedienst als Sektion einfach aufgelöst und nichts mehr nachbesetzt. Das kam dann den roten Kanzlern wie gerufen. Sie besetzten nicht nur den Sektionschef wieder, sondern versorgten auch jede Menge anderer gut bezahlter Nichtstuer. Trotzdem haben sie eine der wenigen Rest-Funktionen auch noch eingestellt, nämlich die Herstellung einer täglichen Auslandspresseschau, in der viele Berichte über Österreich zusammengefasst wurden. Aber ein Werner Faymann interessiert sich ja eh nicht für das Ausland.

Die Beamten des Bundespressedienstes haben laut Rechnungshof weder Arbeitszeitaufzeichnungen noch präzise Leistungsanforderungen. Sie haben, so darf man ergänzen, überhaupt nur noch ein einziges Arbeitsleid: Sie müssen halt ein paar Wochen lang die Köpfe einziehen, wenn wieder einmal der Rechnungshof vorbeikommt (und sie ausnahmsweise an ihren Schreibtischen sitzen sollten). Aber der Wirbel wird wohl auch diesmal nicht allzugroß. Schließlich werden die meisten Zeitungen über den neuen Bericht ohnedies nur sehr dezent berichten …

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An grünen Tagen macht der ORF auf total-schwul

20. April 2011 11:43 | Autor: Andreas Unterberger

Noch nie hatten Rot-Grün in Österreich eine demokratische Mehrheit. Aber dennoch konnten sie den ORF zu einem linken Hetzsender verwandeln, wie wenn diese eine Zweidrittel-Mehrheit nach ungarischer Art hätten. Und von der gesetzlich theoretisch vorgeschriebenen Ausgewogenheit gibt es schon längst keine Spur mehr.

Das konnte man wieder einmal im „Report“ sehen, wo diesmal wieder die Grünen das totale Kommando hatten. Nach einer stinklangweiligen Reportage über die ÖVP-Regierungsumbildung, die hauptsächlich aus vorfahrenden Autos bestand, gab es einen langen schwulen Propagandafilm. Die Redaktion polemisierte massiv zugunsten der schwulen Forderung nach eigenen Kindern, ob durch Adoption oder künstliche Befruchtung. Dabei wurde neuerlich ein schon einmal im ORF aufgetretenes Pärchen interviewt. Dabei schaffte es der ORF in neun (!) Minuten, kein einziges Gegenargument zugunsten der als „absurd“ bezeichneten Rechtslage zu erwähnen. Dabei kamen dutzendweise Schwule und Grüne zu Wort, aber keine einzige Gegenstimme, welche die vielen gewichtigen Argumente gegen diese Forderung vorgebracht hätte: von den Rechten der Kinder auf einen Vater und eine Mutter bis zum Mangel an Adoptivkindern.

Das rief dem empörten Zuseher die erfreulichsten Worte in Erinnerung, die dieser Tage im ORF zu hören waren: als nämlich der mutige Salzburger ÖVP-Chef Haslauer der Regierungsmannschaft insbesondere den dringenden Handlungsbedarf in Sachen ORF ans Herz legte. Hoffentlich kam es dort auch an.

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Der ganz gewöhnliche Missbrauch der Macht – von Exekutive und Medien

20. April 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Die neuen Minister müssen in den nächsten Tagen fast Unmenschliches leisten: Sie müssen die bisherige Betätigung plötzlich und dennoch honorig beenden, unzählige „Exklusiv“-Interviews mit den ewig gleichen Fragen geben, sich persönliche Mitarbeiter suchen, den eigenen Schreibtisch  übersiedeln, und sich dann auch noch blitzschnell in ein neues, schwieriges Terrain einarbeiten. Da ist es illusorisch, sich gleich wesentliche Weichenstellungen zu erwarten. Parteistrategen sind da schon froh, wenn neue Minister und Staatssekretäre keinen allzu großen Unsinn verzapfen. Dennoch muss das Tagebuch der neuen Innen- wie der neuen Justizministerin wie der neuen Finanzministerin gleich eine ganz heikle Aufgabe vorlegen, die naturgemäß in den Zeitungskommentaren fehlt: Nämlich die Neuordnung der Beziehungen zwischen Medien und Bürgern sowie die Rolle der Exekutive dabei. Hier gibt es ganz unglaubliche Übergriffe. Wie ein bisher noch nie diskutierter Fall zeigt.

Die Reform des Medienrechts ist zwar eigentlich kein neues Thema. Schon die abtretende Claudia Bandion-Ortner hat vor fast zwei Jahren einige Neuregelungen versucht, um die Medien zu etwas zivilisierterem Verhalten zu bringen. Anlass war etwa der Fall Amstetten. Sie hat das Vorhaben nach erstem Widerstand des mächtigen Boulevards aber bald wieder schubladisiert.

Bandion-Ortner hat dafür in den letzten Tagen ihrer Amtszeit noch rasch das Gegenteil versucht, um die medialen Götter gnädig zu stimmen: Sie wollte eine Novelle, durch die politisch interessante Erhebungen der Staatsanwaltschaft ganz legal an die Öffentlichkeit getragen werden können. Was bisher nur ganz illegal geschehen ist. Ihr Vorhaben stand wider jede Kultur von Unschuldsvermutung und Amtsgeheimnis. Es wurde nur deshalb lanciert, weil die Medien noch mehr Material für ihre Vorverurteilungen wollen. Geholfen hat Bandion-Ortner aber dieser Kotau bekanntlich nicht mehr.

Der Fall, der hier in der Folge beschrieben wird, zeigt aber, dass eigentlich das Gegenteil notwendig ist: ein verstärkter Schutz der Bürger. Es geht um ein ganz unglaubliches Verhalten der Wiener Polizei beziehungsweise der Finanzsondereinheit KIAB. Diese wollten offenbar auf Kosten eines Bürgers für sich PR machen oder sich dem Privatsender ATV andienen. ATV hat seit einiger Zeit ein Reality-Format, das die Polizei bei ihren Einsätzen begleitet. Was wohl in jedem Fall die Frage nach dem Amtsgeheimnis aufwirft, welches die Exekutive aber offenbar nicht kümmert. Und den Korruptionsstaatsanwalt auch nicht (den kümmern ja die wirklich argen Sachen in diesem Land offenbar nie).

ATV zeigte in einer Folge seiner Reportagenserie eine unangekündigte und überfallsartig durchgeführte Überprüfung eines Wiener Gärtnereibetriebes. ATV machte im O-Ton ganz brutal klar, worum es geht: „Betrug, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung“. Gleich 17 Mann rückten deswegen aus und ATV filmte den Einsatz an der Seite des Einsatzleiters unbemerkt von einem Hochhaus. Dabei wurden die Namen des Betriebes und des Chefs zwar nicht genannt. Deren Identität war aber für jeden deutlich erkennbar, der je mit ihnen zu tun hatte, ob Kunde oder Lieferant.

Jeder der den Beitrag gesehen hat, musste auch zur empörten Überzeugung kommen, dass da ein Ausbeuter reihenweise illegale Ausländer beschäftigt und rechtswidrig schlecht bezahlt. Was ja in der Tat passieren soll.

Die gesendeten Aussagen von Angehörigen des „Überfallskommmandos“ waren dementsprechend: „Nachdem eine gestrige Datenbankabfrage ergeben hat, dass er im Monat 150 Euro Lohnsteuer zoit und so sich i jetzt 10-14 Arbeiter, kann irgendwas net ganz stimmen. Do fehlt a bissl a Geld in unserer Kassa.“ Oder: „Wird sich weisen der Stundenlohn, aber scheint sowie oftmals a bissl a Ausbeutung zu sein. Und Urlaubs- und Weihnachtsgeld werdns wahrscheinlich a no nie gseng habm.“

Als besonders belastendes Indiz nannten die Superkriminalisten die Oma, die von 6 in der Früh bis 6 am Abend aus dem Fenster schaut und alles genau beobachtet.

Das alles sah man in noch viel ausführlicherer Breite im Fernsehen. Was man freilich nicht mehr sah, war das Ende der zweistündigen Amtshandlung. Denn da teilte die Einsatzleiterin nach Prüfung aller Papiere mit, dass alles in Ordnung sei und dass sie selten einen so mustergültig geführten Betrieb gesehen habe. Alle waren bei der Sozialversicherung gemeldet, und alle Ausländer hatten Beschäftigungsbewilligungen. Und die Lohnsteuer? Die beträgt seit den letzten Steuerreformen bei niedrigen Einkommen Null. Bei Saisonarbeitern erst recht. Daher seien, so der Betriebsinhaber, nicht einmal 150 Euro Lohnsteuer zu zahlen gewesen.

Die angeblich als Spion eingesetzte Oma ist dement und über 90 Jahre alt. Und hat als einzigen Zeitvertreib den Blick aus dem Fenster.

All diese Fakten hätten die Story völlig in sich zusammenbrechen lassen (ganz unabhängig davon, dass auch bei weniger korrekten Betrieben eine solche öffentliche Pranger-Praxis grundrechtlich sehr bedenklich ist). Dennoch wurde der Beitrag vier Monate später ausgestrahlt. Ohne, dass der Betriebsinhaber davon wusste. Er wusste ja nicht einmal, dass gefilmt wurde. Er wurde also auch nicht um seine Stellungnahme gefragt. Es wurde vor allem nicht das im völligen Gegensatz zum Beitrag stehende Ergebnis der Amtshandlung vermeldet.

Eine problematische Seite der Angelegenheit ist das Vorgehen des Fernsehsenders, der ein gerichtliches Nachspiel hat. Der andere Teil ist aber das Verhalten der Exekutive. Diese versucht sich ganz offensichtlich auf Kosten von Staatsbürgern zu vermarkten. Ja, offensichtlich auch auf Kosten völlig unschuldiger Bürger.

Was nun wirklich ein himmelschreiender Skandal ist. Während selbst verurteilte Gewalttäter oft nur unter Nennung des Anfangsbuchstabens in den Medien dargestellt werden dürfen, werden unter intensiver Mitwirkung der Exekutive identifizierbare Privatpersonen und Unternehmer an den österreichweiten Pranger gestellt.

Zurück zur Politik: Der Fall ergibt ganz konkreten Handlungsbedarf für die neue Innen-, die neue Finanz- und die neue Justizministerin. Die ersten beiden müssen allen in die Ausstrahlung involvierten Beamten zumindest eine kräftige und öffentliche Kopfwäsche samt drohender Verwendung des Wortes „widrigenfalls“ verpassen. Die dritte Ministerin muss den gesetzlichen Schutz der Privatsphäre gegen mediale Neugier und eine Verschärfung des Begriffs „Amtsmissbrauch“ ganz oben auf ihre Agenda setzen. Im Interesse der Bürger und ohne Rücksicht auf mediale Proteste.

Oder muss man als gelernter Österreicher statt „muss“ „müsste“ sagen?

Das Beispiel zeigt jedenfalls, dass sich der Bürger nicht so sehr vor Daten- und Vorratsspeicherung (über die sich wie üblich die Journalistengewerkschaft und andere grün-rote Vorfeldorganisationen besonders erregen) fürchten sollte, sondern vor dem ganz gewöhnlichen, vor dem ganz speicherungsfreien Missbrauch der Macht von Medien und Exekutive. Über den sich weder Journalistengewerkschaft noch sonst jemand erregt. Denn er trifft ja nur die Bürger.

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Der Spin des Spindelegger

19. April 2011 11:40 | Autor: Andreas Unterberger

Etliche Positiva, etliche Negativa, etliches Riskantes. Das bedeutet das neue Team des Michael Spindelegger. Das Match gewinnt der neue ÖVP-Chef damit aber so und so nicht. Das entscheidet sich auf einem ganz anderen Spielfeld: auf dem der Inhalte und Identität. Und dort hat Spindelegger nur dann Siegeschancen, wenn er erkennt, worum es geht: ums Überleben der Volkspartei.

Welche positiven, welche negativen,welche riskanten Vorzeichen bringt nun dieses Team auf den ersten Blick?

Positiva

  1. Lobenswert ist sicher das Abrücken von einer starren Frauenquote, obwohl sich ausgerechnet die ÖVP-Frauenchefin als einzige Chefin einer Teilorganisation während der schwierigen Verhandlungstage Spindeleggers mit öffentlich vorgetragenen Forderungen nach einer solchen Quote exponiert hat. Damit hat sie aber den Parteichef fast gezwungen, die Zahl der Frauen zu verändern, sonst wäre er lächerlich dagestanden.
  2. Der Bauernbund hat eindeutig an Stellenwert verloren. Das ist eine logische Folge der soziologischen Entwicklungen der letzten Jahre, birgt freilich das Risiko, dass Raiffeisen die überschuldete Volkspartei noch knapper behandeln wird.
  3. Wolfgang Waldner als neuer Staatssekretär im Außenamt wird dort wohl nicht nur seinen Parteichef entlasten, sondern der ÖVP auch das zurückbringen, was ihr unter Pröll völlig gefehlt hat: ein Gesicht für die Welt der Kultur, in der sich der Diplomat Waldner in den letzten Jahren mit dem erfolgreichen Aufbau des Museumsquartiers intensiv bewegt hat.
  4. Positiv ist sicher auch der Wechsel im Justizressort. Auch wenn Beatrix Karl im Wissenschaftsressort nicht wirklich geglänzt hat, wird sie in der Justiz mit relativ großer Wahrscheinlichkeit eines bessere Figur machen als Claudia Bandion-Ortner (mit gewisser Eitelkeit sei gesagt: Bei deren Bestellung war ich der einzige Journalist, der vehement gewarnt hat, während der Rest der Medien damals noch über die Seitenblicke-Ministerin gejubelt hat).
  5. Das geschlossene Familienstaatssekretariat wird niemand vermissen. Hat doch keine der beiden Amtsinhaberinnen der letzten Jahre dort relevante Spuren hinterlassen können. Die Kompetenz in Sachen Familie muss eine Partei anders zeigen als durch ein Amt – etwa bei der Pensionsregelung für Mütter.
  6. Interessant ist, dass Spindelegger keine Scheu hat, einen 62-Jährigen als Newcomer in die Regierung zu holen.

Negativ

  1. Negativ fiel in den vergangenen Tagen auf, dass bei Spindelegger zum Unterschied von Pröll ständig allzu viel, wenn auch nicht immer Konsistentes vom Stand der Verhandlungen durchgesickert ist. Was auch für Spindelegger peinliche Absagen bekanntgemacht hat. Gewiss kann man das auch als Zeichen werten, dass er sich breiter beraten hat als einst Pröll. Einen sehr professionellen Eindruck einer Partei mit Disziplin machte das aber nicht.
  2. Johanna Mikl-Leitner wird mit Sicherheit ein Schwachpunkt in Spindeleggers Team werden. Sie bringt zwar als Innenministerin die gleiche Härte wie Fekter mit. Was im Gegensatz zu den diversen Zeitungskommentaren dort absolut notwendig ist. Nur ist sie im Gegensatz zu Fekter keine Juristin – was ihr in dem unter gutmenschlicher Dauerattacke liegenden und jedenfalls heiklen Ressort sicher bald peinliche Fehler einbrocken wird. Denn auch eine hoffentlich starke Exekutive ist durch viele Vorschriften und Regeln gebunden, deren Verletzung der Ministerin auf den Kopf fallen wird. Und der Stil ihres Auftretens erinnert an volkstümelnde Gewerkschaftsfunktionäre, was wohl ebenfalls schlecht in dieses Ressort passt.
  3. Der neue Parteisekretär Hannes Rauch hat bisher als Parteimanager primär Misserfolge erzielt. Der Tiroler wäre nach der Bestellung eines Tiroler Wissenschaftsministers auch nicht einmal mit der Notwendigkeit zu erklären, dass der Westen stärker vertreten sein müsse.

Riskant

  1. Einen noch nicht einmal 25-Jährigen als Staatssekretär in ein neugeschaffenes Integrations-Staatssekretariat zu holen, ist überaus riskant. Das erste Risiko besteht natürlich im Alter von Sebastian Kurz, in dem man gerne zu riskanten Sprüchen und Aktionen neigt (Immerhin trägt er die Verantwortung für einen peinlichen Wahlkampf-Slogan „Schwarz macht geil“). Das zweite Risiko liegt in dem fast sicheren Machtkampf mit der neuen Ministerin, die ihrem ganzen machtbewussten Wesen nach Kurz keinen Millimeter Spielraum gewähren wird. Das dritte in dem Eindruck, dass die ÖVP mit einem solchen Staatssekretariat wieder einmal gegenüber dem Druck von Medien und anderen Linken umgefallen scheint – obwohl Kurz keineswegs ein Typ nach dem Wunsch der Caritas ist.
  2. Maria Fekter: Ihr traut man gewiss die wichtigste Eigenschaft eines guten Finanzministers zu, nämlich die Härte, forderungswütigen Lobbies und Politikern Nein sagen zu können. Sie ist auch die erfahrenste Politikerin der ganzen Regierung, dürfte auch etwas von Steuern und Betriebswirtschaft verstehen. Sie ist aber trotzdem keine Idealbesetzung (und wäre im Innenressort viel besser eingesetzt gewesen): Denn sie bringt – so wie ihr Vorgänger – kein finanzpolitisches und volkswirtschaftliches Wissen ins Amt mit. Das aber wäre die entscheidende Voraussetzung in diesen Zeiten. Ohne einen solchen Hintergrund wird Fekter so wie die gesamte österreichische Politik der letzten Jahre insbesondere auf EU-Ebene bedenklichen Entwicklungen nicht entgegentreten können. Pröll hat sie nicht einmal durchschaut.
  3. Karlheinz Töchterle ist neben Waldner der zweite Neue in Spindeleggers Team, der schon für eine andere Partei kandidiert hat. Während es bei Waldner eine kurzlebige Behinderten-Partei war, war Töchterle sogar zweimal ein grüner Kandidat. Das kann man natürlich als Zeichen der Breite und Öffnung sehen, das bringt aber etliche Risken. So hat sich Töchterle etwa provozierend lobend über die Innsbrucker Uni-Besetzer geäußert. Für den neuen Minister spricht wiederum, dass er sich im Gegensatz zu den Grünen für Studiengebühren ausgesprochen hat. Und vor allem: Dass er als Altphilologe auch wieder die ÖVP als Bildungspartei positionieren kann. Das große Fragezeichen ist: Wird Töchterle wieder wie eine Zeitlang Karl als ungesteuertes Geschoß fungieren und sich etwa für die Gesamtschule exponieren? Oder hat Spindelegger die letzten Tage besser genutzt als einst Pröll und hat dabei auch ein eingehendes sachliches Briefing mit dem Innsbrucker Rektor durchgeführt, damit der nicht seine Linie durchkreuzt?
  4. Das allergrößte Risiko für die ÖVP besteht aber in der ungelösten Positionierung der Partei. Wohl hat Spindelegger selbst einst den größten drohenden Unsinn unter Pröll und Karl verhindert, nämlich die Gesamtschule. Zum Thema Bundesheer ist er zwar verantwortlich, hat aber bisher nie eine klare Linie gezeigt. In vielen Einzelfragen wird naturgemäß erst die Zukunft zeigen, wo die ÖVP jetzt steht, die durch ständigen Kurswechsel ohnedies schon viel Boden verloren hat. Aber im allerwichtigsten Punkt scheint der nette Michael Spindelegger genauso falsch zu liegen wie der nette Josef Pröll: im Glauben, dass die ÖVP bei einem Kuschelkurs mit dem hemmungslosen Linkspopulisten Faymann Überlebenschancen hat. Einen solchen Kuschelkurs raten ihr zwar viele. Aber er wäre der sicherste Weg Richtung Zehn-Prozent-Partei.

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Stell dir vor, es geht der EU ein Licht auf

19. April 2011 01:55 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn die Dinge einmal schlecht laufen, dann geht meistens gleich alles schief. Das passiert jetzt der EU mit den Energiesparlampen, einer zwangsweisen Einführung, welche die Union bei ihren Untertanen an nicht gerade beliebter gemacht hat.

Nun gibt es sogar erstmals Hinweise, dass diese Lampen krebserregende Dämpfe ausstoßen. Das haben zumindest Recherchen des NDR ergeben. Lampen aller Erzeuger stoßen demzufolge Phenol aus, eine wahrscheinlich krebserregenden Substanz, aber auch andere giftige Stoffe. Die Erzeuger weisen hingegen darauf hin, dass die Grenzwerte nicht überschritten würden. Was freilich eine Verteidigung ist, die man in letzter Zeit relativ oft zu hören bekommt.

Nun, ich bin kein Chemiker, um die Gefahr seriös bewerten zu können. Ich sehe aber jedenfalls mit gewisser Schadenfreude das Schicksal der Energiesparlampen. Denn sie sind zum Symbol des Drüberfahrens der Union über die Bürger geworden. Die Union reguliert und reguliert - was natürlich immer auf Kosten der Freiheit geht. Der Zwang wurde von Anfang an europaweit abgelehnt. Dann kamen auch noch die Hinweise auf Quecksilber dazu, das beim Zerbrechen einer Sparbirne austritt. Dann kamen vor allem die Klagen der Konsumenten, dass viele Sparlampen sehr lange brauchen, bis sie auch das tun, weswegen man sie eigentlich einschaltet: nämlich zu leuchten.

Das Phenol wird den Lampen nun wohl ganz das Licht ausblasen. Das passiert unabhängig davon, ob die EU die Lampenpflicht formell aufhebt. Die Konsumenten werden die Sparlampen aber jedenfalls zu Tode boykottieren. So wie sie gerade in Deutschland den E10-Biosprit aus dem Markt hinaus boykottieren. Die Europäer tun solches mit zunehmender Lust. Was auch immer die EU tut und dekretiert, es wird immer öfter mit Vehemenz bekämpft.

In diesem Kampf hat es schon etliche amüsante Partisanen-Tricks gegeben. Zuerst hat sich der Handel auf Jahre hinaus mit den Lampen eingedeckt. Es war ja nur deren Erzeugung verboten worden, nicht der Verkauf. Dann kamen findige Köpfe auf die Idee, statt „Leuchtmittel“ kleine Heizgeräte zu erzeugen und verkaufen, die man in Lampenfassungen schrauben kann und die verblüffenderweise haargenauso ausschauen wie eine gute alte Glühbirne. Aber Heizgeräte sind ja nicht vom EU-Bannstrahl betroffen. Vor einer solchen Maßnahme scheut man in Brüssel noch zurück. Vielleicht erinnern sich manche dort noch an den rumänischen Kommunisten Ceausescu. Dieser hatte sich einen so tollen Palast gebaut, dass dem Staat das letzte Geld ausging, sodass er den Bürgern verbieten musste, wärmer als 14 Grad zu heizen. Was dann im Sturz des Diktators endete.

Einen solchen halten die Eurokraten auch in ihrem eigenen Fall für nicht mehr ganz ausgeschlossen. Strömen doch in einem Land nach dem anderen die Wähler zu heftig antieuropäischen Parteien. Wie zuletzt in Finnland.

Viele dieser Schlappen hat die EU eingefahren, weil sie allzu sehr auf die grünen Panikmacher statt auf die Bürger gesetzt hat, weil sie vor allem die Schreckensmär von der Globalen Erwärmung zum europäischen Credo erhoben hat. Köstlich ist freilich, dass neben den Glühlampenproduzenten und der Agrarindustrie vor allem die Atomindustrie von der Erwärmungs-Story profitiert hat.

Seit dem japanischen Atomunfall – der übrigens zum Bedauern der Grünen noch immer ohne Todesopfer abgelaufen sein dürfte – sind die Grünen aber längst wieder von den Erwärmungsschrecken zu den Atomschrecken zurückgewechselt. Man kann daher davon ausgehen, dass auch das Thema Globale Erwärmung samt E10 und Energiesparlampen von der EU und den Medien rasch wieder in die hinteren Regale geschoben wird. Glaubwürdiger werden sie dadurch jedenfalls beide nicht. Aber wer sein Hirn bei den Grünen abgibt . . .

 

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Zwischen Migranten und Flüchtlingen: Europa in der Klemme

19. April 2011 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Manche sehen die EU schon an dem neuen Zwist zerbrechen, oder zumindest Schengen, den Raum ohne Grenzkontrollen. Die einen fürchten einen solchen Totalschaden, andere erhoffen ihn sogar. Der Anlass ist die tiefe Uneinigkeit der Europäer über den Umgang mit den Zehntausenden Afrikanern, die derzeit auf wackligen Schiffen in die EU tuckern.

Aus Tunesien sind binnen weniger Wochen schon 20.000 Menschen gekommen; und neuerdings werden auch von Libyen Tausende Tschad-Bürger Richtung Europa geschleust – als Rache Gaddafis für die europäischen Luftangriffe.

Es ist keine Frage, dass die Differenzen zwischen Italien auf der einen Seite und den Franzosen (vor allem), den Deutschen und den Österreichern auf der anderen Seite ernst und tiefgehend sind. Dennoch wird die EU an ihnen noch nicht gleich zerbrechen. Sie zeigen aber eines sehr deutlich: Manche EU-Projekte wie etwa die Schengen-Kontrollfreiheit waren bisher reine Schönwetterprogramme; sie haben nun die erste ernste Krise zu bestehen – oder werden scheitern.

Der Sachverhalt ist klar: Seit dem Umsturz in Tunesien nützen viele den Zusammenbruch des dortigen Regimes, um ins – relative – Paradies Europa zu übersiedeln. Dabei steuern sie vor allem Frankreich als Endziel an, dessen Sprache fast alle Tunesier sprechen, wo sehr viele auch Verwandte haben.

Das ist keine Flucht, auch wenn das in Europa manche so darzustellen versuchen. Das ist vielmehr eine typische Massenmigration, deren Vorläufer in der Geschichte als Völkerwanderung bezeichnet worden sind. Es bräuchte schon sehr große Naivität oder absurde Argumentationen, um diese Boots-Passagiere als Flüchtlinge vor einer Verfolgung darzustellen: Da stürzt ein Diktator und es bricht die Demokratie aus – und plötzlich wollen alle davonrennen, statt sich der neuen Freiheit zu freuen.

Aus der subjektiven Warte jedes Einzelnen in den zerbrechlichen Booten auf dem Mittelmeer ist das zwar auch keine Flucht vor Verfolgung, aber dennoch logisch. Erstens wollten viele von ihnen schon seit langem nach Europa, hatten aber ohne europäisches Einreisevisum unter den strengen Augen der tunesischen Polizei keine Chance, das Land zu verlassen. Zweitens wissen oder spüren sie: Der Wechsel von der Diktatur zur Demokratie schafft noch keinen einzigen Arbeitsplatz. Im Gegenteil: In Zeiten der politischen Unsicherheit und eines noch unklaren Ziels des Übergangs zögern viele Investoren. Sie geben nur dann Geld aus und stellen Menschen an, wenn sie das unter stabilen und absehbaren Rahmenbedingungen können. Nur schöne Worte sind ihnen auf etliche Zeit ein wenig zu wenig.

Gründe für eine Flucht vor politischer Verfolgung hat in Tunesien derzeit niemand – bis auf die Funktionäre des gestürzten Regimes. Die aber will ohnedies niemand aufnehmen, obwohl sie die einzigen wären, auf die die Genfer Flüchtlingskonvention zutrifft.

Daher hat Italien folgerichtig nach einigen Tagen damit aufgehört, für jeden dieser Tunesier ein Asylverfahren einzuleiten. Außerdem hatte man bald die – für Italien nicht ganz neue – rettende Idee: Es gibt einen sehr einfachen Weg, die ungeladenen Gäste wieder loszuwerden: Man lässt sie frei und gibt sich mit gutem Grund der Hoffnung hin, dass sie bald verschwunden sein werden. Weil das Ziel insbesondere der Tunesier vor allem Frankreich und die Benelux-Staaten sind. Dieses erwünschte Weiterwandern erleichtern nun findige italienische Bürokraten mit einem neuen Trick: Sie stellen den Tunesiern dreimonatige Touristen-Visa aus, die für den ganzen Schengen-Raum gelten.

Was man in Frankreich wieder nicht so gerne sieht. Denn es ist ein klarer Missbrauch der Schengen-Regeln. Eigentlich wäre Italien verpflichtet, für die Tunesier ein Asylverfahren einzuleiten oder sie gleich wieder abzuschieben.

Nur: Das mit dem Abschieben geht nicht so einfach. Dazu müsste man die Tunesier zuerst in Massenlagern internieren – fast hätte ich gesagt: konzentrieren. Dann müsste man sie gegen oft erbitterten körperlichen Widerstand nach Tunesien zurückschaffen. Und drittens müsste man auch Tunesien überzeugen, sie wieder aufzunehmen. Dort aber ist man insgeheim froh, die überzähligen Esser, für die man ohnedies keine Jobs hat, wieder loszuwerden und legt daher einer Rückkehr der Ausgewanderten jede Menge Widerstand in den Weg, offen oder versteckt.

Jetzt ist guter Rat teuer. Die salbungsvolle Forderung der arg blauäugigen EU-Kommissarin Cecilia Malmström aus Schweden „Mehr Solidarität mit Italien“ löst kein einziges Problem – auch wenn sich merkwürdigerweise die deutsche Opposition und die FDP dieser Forderung angeschlossen haben.  Malmström&Co verstehen darunter eine Aufteilung der Tunesier auf alle EU-Staaten. Dies aber würde den neuen Einwanderungspfad aus Afrika Richtung Europa nur noch verbreitern und einbetonieren.

Auch in der Brüsseler EU-Kommission sollte man wissen: Wenn das einmal mit den Tunesiern so funktioniert, dann warten hinter Hunderttausenden migrationswilligen Arabern noch viele Millionen Schwarzafrikaner, die seit langem auf die Möglichkeit einer Einwanderung nach Europa hoffen. Sie hatten ja schon einmal über Libyen einen solchen Weg gefunden, bevor Italiens Berlusconi den libyschen Diktator Gaddafi bestochen hat, damit dieser den Migrationsstrom wieder unterbindet. Jetzt aber hat der Luftkrieg jede Chance auf eine Kooperation mit Gaddafi zerstört.

Die Erkenntnis ist bitter, aber notwendig: Wenn Europa jetzt nicht imstande ist, Härte zu zeigen, dann hat es – als einzige Region der Welt – endgültig die Kontrolle über seine Grenzen und über die Zuwanderungsströme aufgegeben. Dann waren all die Migrations-Probleme und -Konflikte der letzten Jahre nur ein mildes Vorspiel auf das, was Europa noch bevorsteht. Dann brauchen Sozialdemokraten, Christdemokraten und Linksliberale nicht mehr lange über ihre eigene parteipolitische Zukunft nachzudenken, sondern sollten gleich an Geert Wilders und Freunde übergeben.

Die Europäer haben ja schon einmal den schweren Fehler begangen, im Falle Griechenlands von ihren Regeln abzugehen, dass immer das erste aufgesuchte Land für Abwicklung der Verfahren zuständig ist. Weil die Griechen – die zuletzt als einfachstes Einfallstor nach Europa galten – den Ansturm nicht mehr bewältigt haben, wurde einfach ein Weiterwandern der über Griechenland nach Europa Einwandernden beschlossen. Was natürlich nur eine Einladung war, es noch intensiver zu versuchen.

Übrigens stimmt auch das Argument nicht, dass Europa die Afrikaner für seinen Arbeitsmarkt brauche. Alle Arbeitsmarkt-Daten sagen das Gegenteil: Europa braucht zwar Arbeitskräfte, aber nur qualifizierte, was der Großteil der illegalen Immigranten nicht ist; sogar die legalen Zuwanderer aus islamischen und afrikanischen Ländern gehen bezeichnenderweise zu einem weit geringeren Anteil einer Erwerbstätigkeit nach als etwa die Durchschnittsösterreicher; die Zuwanderer aus jenen Regionen leben statt dessen zu einem deutlich höheren Prozentsatz von Sozialhilfe und anderen Wohlfahrtsleistungen als die europäischen Eingeborenen.

Europa und die Italiener als Erstbetroffene werden daher keine andere Alternative haben, als massiven Druck auf Tunesien auszuüben, als Auffanglager für die Migrations-Suchenden zu schaffen, und als jetzt den (leichtfertig begonnenen) Krieg gegen Gaddafi nun mit der raschen Vertreibung Gaddafis zu beenden. Die unvermeidliche Kritik von der Kirche bis zur Linken an dieser scheinbar inhumanen Politik wird die Aufgabe gewiss nicht leichter machen. Die einzige Alternative wäre aber die Selbstaufgabe Europas.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Fußnote 188: Jarolims Persilschein

18. April 2011 01:37 | Autor: Andreas Unterberger

So schnell geht das bei den Sozialdemokraten. Hannes Jarolim legt einen Bericht zu den schweren Anschuldigungen gegen seine Person vor. Und sofort bekommt er von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer den Persilschein: "Für mich ist die Angelegenheit damit erledigt."

Der Inhalt des Berichts: Jarolim hat sich von einem Wirtschaftsprüfer bestätigen lassen, dass er kein Geld von einem Konkurrenten der von Jarolim als Abgeordneter heftig bekämpften Staatsdruckerei bekommen hat. Etwas peinlich ist nur, dass die SPÖ-Reinwäscher dabei gleich mehreres übersehen: Erstens sollte es doch nicht wahr sein dürfen, dass niemand außer einer (juristisch ahnungslosen) Parteifreundin Jarolims Verhalten zu bewerten hat. Zweitens hat sich Jarolim raffiniert von einem Vorwurf reingewaschen, der gar nicht erhoben worden ist: Es geht nicht darum, dass er schon Geld kassiert hat. Sondern es geht darum, dass ein mit ihm eng kooperierender Verein versucht hatte, in Zusammenhang mit parlamentarischen Aktivitäten des Abgeordneten Jarolim zahlende Klienten für den Anwalt Jarolim anzuwerben. Und drittens: Wenn die Tatsache, dass noch kein Geld geflossen ist, schon ausreicht, um einen Abgeordneten für unschuldig zu erklären und weiter im Parlament sitzen zu lassen, dann muss man auch Ernst Strasser sofort wieder in allen Ehren inthronisieren: Denn auch bei diesem ist in der Affäre um die als Lobbyisten getarnten Journalisten ganz eindeutig noch kein Geld geflossen. Oder gilt wieder einmal für Sozialdemokraten ein anderes Recht als für den Rest der Menschheit?

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Im Auslegen seid frisch und munter

18. April 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Es bleibt einem immer wieder der Mund ob der Frechheit offen, mit der oft Rechtsbrecher ihre Untat als gut und richtig verkaufen. Aktuellstes Beispiel ist Ernst Strasser, der den Verkauf von politischem Einfluss als kriminalistischen Aufdeckungsversuch darzustellen versucht. In den Dimensionen aber noch viel gravierender und skrupelloser ist das Vorgehen der Europäischen Zentralbank. Auch diese erfindet die skurrilsten Begründungen zur Rechtfertigung ihres offenkundigen Rechtsbruchs bei der Verschiebung von Milliarden an die europäischen Schuldenstaaten.

Die EZB kauft ja seit dem Vorjahr Anleihen der bankrotten EU-Staaten auf, um diese vor der formellen Zahlungsunfähigkeit zu retten. Das ist eindeutig verboten. Auch die Österreicherin im EZB-Direktorium, Gertrude Tumpel-Gugerell, gibt zu, dass sich die EZB nicht an Staatsfinanzierungen beteiligen darf. Die Sozialdemokratin verteidigt das Vorgehen der EZB aber dennoch und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen: Die Zentralbank, so sagt sie jetzt wieder in einem Interview, kaufe ja keine Neuemissionen von Anleihen jener Staaten, sondern nur von älteren Anleihen. In der Finanzsprache nennt man das den Sekundärmarkt. Und dort ist eine neue Anleihe halt sofort eine alte, wenn nur eine Sekunde lang jemand anderer sie besessen hat.

Tumpel – die ja am heimischen Herd einen der größten österreichischen Schulden-Liebhaber, nämlich den Chef der Arbeiterkammer, sitzen hat – wörtlich:  „Beim Kauf von Neuemissionen fließt Geld direkt in den öffentlichen Haushalt. Im Gegensatz dazu bedeutet ein Kauf am Sekundärmarkt, dass der Staat in der Vergangenheit bereits einen Käufer für seine Schuldtitel gefunden hatte. Es fließt also kein Geld von der Zentralbank an den öffentlichen Haushalt, sondern an andere Marktteilnehmer.“

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Denn diese Argumentation ist der Zwillingsbruder der Hehlerei. Man lässt einfach einen (gut bezahlten) Dritten tun, was man selber nicht darf. Der Dritte hat dabei jedoch Null Risiko, denn die EZB gibt ihm eine Abnahmegarantie für die von ihm gekauften Staatsanleihen. Dieser Dritte würde sonst höchstwahrscheinlich einen so riskanten Ankauf unterlassen. Das ist eine miese Umgehungskonstruktion. Kein Gericht der Welt würde es etwa einem Steuerbetrüger durchgehen lassen, wenn der ähnliche Tricks versucht. Denn für normale Bürger gilt immer die wirtschaftliche Betrachtungsweise, sie kommen mit einer sophistischen Argumentation nicht durch.

Diese erinnert auch heftig an Goethes Faust: „Im Auslegen seid frisch und munter! Legt ihr's nicht aus, so legt was unter.“

Dabei geht es keineswegs nur um juristische Erbsenzählerei, sondern um einen fundamentalen Rechtsbruch. Dieser reduziert das ohnedies schon angeschlagene Vertrauen in die Rechtstreue und Rechtssicherheit in Europa auf ein jämmerliches Minimum. Denn offenbar gibt es im Bananenkontinent Europa Institutionen, die über allem Recht stehen, die sich vor niemandem rechtfertigen müssen.

Dieser Zynismus unterscheidet Europa etwa stark von den USA. Dort muss die Regierung tatsächlich den Laden zusperren, wenn ihr der Kongress, also die Vertretung der Steuerzahler, die notwendigen Gelder verweigert. Dort steht also auch der Präsident nicht über dem Gesetz. Dort sind keine Umgehungsgeschäfte möglich.

In Europa hingegen sind Betrug und Rechtsbruch Teil eines sich hochmütig über alle Regeln hinwegsetzenden Systems geworden. Und kein Europäischer Gerichtshof, kein deutsches Bundesverfassungsgericht (das sonst noch am mutigsten ist) kann oder will offenbar dagegen etwas unternehmen.

Abgesehen davon, dass die Hoffnung der EZB, am Ende würden ohnedies alle Anleihen beglichen, mehr als trügerisch ist, sendet das jedenfalls auch ein katastrophales Beispiel an die Bürger aus, wie unnötig doch Rechtstreue ist. Moral ist nur noch eine Forderung an die Bürger, nie an die Mächtigen.

Zugleich ist der Anleihenkauf natürlich auch ökonomisch mehr als fragwürdig: Diese Hilfe für die Bankrott-Staaten wiegt weitere Schuldnerstaaten in trügerische Sicherheit, sich nicht anstrengen zu müssen. Es gibt ja ohnedies immer einen netten großen Bruder, der sie rettet. Nur hat der große Bruder selber halt keinen großen Bruder mehr.

Auch wenn es manche überraschen mag: Das Verbot einer Kreditvergabe der EZB an Staaten war wohldurchdacht. Es soll, genauer: es sollte die Staaten zu mehr Eigenverantwortung zwingen. Aber das halten Tumpel&Co halt für überflüssig. Weil dann ja die Staaten die Illusionswelt von Gewerkschaften und Arbeiterkammern nicht mehr finanzieren könnten.

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Fußnote 187: Die Finnen und Michael S.

18. April 2011 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Hier Finnland, da Österreich: Deutlicher geht der Kontrast nicht mehr.

In Finnland fand ein Rechtsruck in historischem Ausmaß statt: Die einwanderungs- und EU-kritischen „Wahren Finnen“ feiern den größten Zugewinn, den dort je eine Partei erzielt hat, sie springen von 4 auf 19 Prozent und erzielen als überhaupt einzige unter acht Parteien Zugewinne. Und zugleich sind zum ersten Mal in der Geschichte die Konservativen stärkste Partei Finnlands (weil sie von allen anderen Parteien am wenigsten verloren haben). Die Finnen liegen damit voll im gesamteuropäischen Trend der letzten Jahre. Was aber reden sämtliche österreichischen Medien – zumindest soweit ich sie verfolgen konnte – gerade der neben Ministern vor allem Orientierung suchenden Volkspartei ein? Sie müsse nach links rücken. Das wird zwar nicht wörtlich so gesagt, sondern meist in die Phrasen „urbaner“, „gesellschaftspolitisch liberaler“, „moderner“, „weniger konservativ“ oder „weniger Law and Order“ gekleidet. Ob diese (bei Josef Pröll ja durchaus erfolgreichen) Ratgeber auch nur irgendeine Ahnung haben, wie der Trend in Europa läuft? Nach links sicher nicht. Der beste Ratschlag, den man da Michael Spindelegger derzeit geben kann: einfach keine Zeitungskommentare mehr lesen.

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Ein Besessener der Macht: Hans Dichand und die Nachkriegsgeschichte

17. April 2011 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Hans Dichand zählt zusammen mit Gerd Bacher, Otto Schulmeister, Franz Kreuzer und Hugo Portisch zu den wichtigsten Persönlichkeiten der österreichischen Mediengeschichte. Sie haben das Nachkriegs-Österreich entscheidend geprägt. Misst man die Bedeutung eines Medienmannes an Hand des Bilanzerfolges (die Kronenzeitung wird heute auf 400 Millionen Euro geschätzt), der Marktanteile, aber auch der ausgelösten Emotionen, dann war Dichand sogar der allergrößte. Auch wenn in den letzten Jahren die Leserzahl seiner Kronenzeitung ein wenig schrumpfte, so liegt sie doch immer noch bei fast 40 Prozent, was einen Langzeit-Weltrekord darstellt. Und das ist vor allem deshalb imponierend, weil weltweit die Auflagen von Boulevard-Zeitungen steil sinken.

Wer Hans Dichand begegnete, war erstaunt über die bescheidene Freundlichkeit des Mannes, die im deutlichen Kontrast zur offenen Präpotenz anderer Verleger stand. Ich selbst bin mit ihm in meinem Jahrzehnt als „Presse“-Chefredakteur mehrfach zusammengetroffen: Hatte er doch bis wenige Jahre vor seinem Tod begehrlich auf die „Presse“ geblickt. Jedoch vergeblich. Es ist müßig, heute noch über ein „Was wäre wenn“ zu spekulieren. Sicher ist, dass Dichand aus der „Presse“ kein Boulevardblatt gemacht hätte. Ebenso sicher ist, dass er der Redaktion keine lange Leine gegönnt hätte – die eine Qualitätszeitung bei der gleichzeitigen Notwendigkeit einer starken Führung aber braucht.

Für Dichand war Zeitungsmachen immer auch Politikmachen. Er befand sich nicht im Vorhof der Macht, wie er es schein-demütig, fast kokett verkündete. Er war vielmehr ein Besessener der Macht, der es liebte, wenn die Akteure auf der Bühne der Macht an seinen Fäden hingen.

Dichand wusste um die entscheidende Macht des Eigentums an einer Zeitung. Nur als journalistischer Eigentümer kann man erfolgreich und ungehindert Zeitung machen. Das hat Dichand in seiner Chefredakteurszeit beim „Kurier“ (der ja langfristig nicht zuletzt auf Grund vieler Eigentümer-Wechsel und -Fehler der kontinuierlichste Verlierer auf dem Markt ist) Ende der 50er Jahre schmerzhaft lernen müssen. Folglich haben in den letzten 60 Jahren auch immer nur Journalisten als Eigentümer den Start einer neuen Tageszeitung geschafft, Managern fehlte hingegen Leidenschaft wie Gespür. Diese reüssierten nur bei jenen Blättern, die schon unmittelbar nach dem Krieg durch die Besatzungsmächte die ersten monopolartigen Lizenzen zum Gelddrucken, pardon: Zeitungsdrucken erhalten haben.

Neben Dichand gründeten nur die Moldens, Oscar Bronner, Wolfgang Fellner und die Eigentümer der Gratiszeitung „Heute“ mit einigem Erfolg Zeitungen. „Heute“ ist ein ganz spezieller Fall: Zeitungs-Eigentümer dürfen sich in Österreich ganz legal in einer anonymen Treuhandkonstruktion verstecken, was juristisch, demokratie- und medienpolitisch angesichts der Macht von Medien ein ziemlicher Skandal ist. Dennoch scheint sicher, dass es sich bei „Heute“ um ein Joint venture handelt, das aus dem Vermögen der Familie Dichand und aus Geldern finanziert wird, über welche die Wiener SPÖ in der Zeit Werner Faymanns als Baustadtrat verfügen konnte.

Dass Hans Dichand die Kronenzeitung nur mit Hilfe von unerlaubt verpfändetem Gewerkschaftsgeld gründen konnte, steht freilich auf einem anderen Blatt. Das brachte Franz Olah sogar ins Gefängnis – nicht jedoch Dichand selber. Dieser musste jedoch deswegen später einen mörderischen Kampf mit Justiz und ÖGB um die Kontrolle der Zeitung durchstehen, den er wohl nur mit Hilfe seines starken Zugs zur Macht überlebte.

Dichand war nie mehr als Hälfte-Eigentümer der Kronenzeitung. Es gelang ihm aber erstaunlicherweise immer, die fast alleinige Kontrolle auszuüben. Er konnte zuerst seinen Gründungspartner Kurt Falk in einem mörderischen Ringen aus der Zeitung drängen. Falk war eine schwierige Persönlichkeit, aber ein Marketing-Genie. Falk steigerte mit großen Gewinnspielen, bei denen es Autos und Häuser zu gewinnen gab, massiv die Auflage der Krone.

Später gelang es Dichand die Mitsprache der großen deutschen Verlagsgruppe WAZ, die nächster Hälfteeigentümer wurde, auf ein Minimum zu reduzieren. Was im Wirtschaftsleben sehr ungewöhnlich ist.

Grenzenloser Wille zur Macht

Dichands lange und erbitterte Kämpfe mit Falk und WAZ zeigten, wie grenzenlos sein Wille zu Macht und Erfolg war. Über seinen Zwist mit der WAZ sagte er damals selber: „Aus so etwas kann sich ein richtiger Krieg entwickeln. Wenn wir so weitermachen, kann das so enden wie in verschiedenen Shakespeare-Stücken, dass auf der Bühne nur noch Tote liegen.“

Sendungsbewusstsein war Dichand jedoch eher fremd – obwohl ihm viele seiner Kritiker immer wieder düstere politische Motive unterstellten. An der Politik interessierten ihn vor allem die Personen; er versuchte dort, wie ein mächtiger Filmproduzent über die Rollenbesetzungen zu entscheiden. Wirtschaft oder gesellschaftliche Probleme interessierten ihn hingegen kaum – es sei denn, sein eigenes Vermögen oder die Zeitung waren unmittelbar betroffen.

Das heißt freilich nicht, dass Dichand ideologisch ein Neutrum war. Kontinuierlich für das Blatt prägend waren (wohl nicht nur wegen der damit ansprechbaren Lesermassen) etwa seine Tierliebe und seine Abneigung gegen Atomkraftwerke. Dementsprechend ließ die Zeitung bei der Katastrophe von Tschernobyl gleich Millionen umkommen, obwohl die seriösen Zahlen von einigen Hundert Todesopfern und sogar die Atomgegner nur von einigen Tausend sprechen. Bei aller (gegenseitigen) Abneigung gegenüber den Grünen war er ein begeisterter Unterstützer grüner Kampagnen, er war, wenn man so will, ein konservativer Umweltschützer.

Wie jedes Boulevardblatt trommelte Dichands Krone einen intensiven Patriotismus, nicht nur auf den Sportseiten. Dichand war sich aber im Gegensatz zu anderen Wiener Zeitungen bei seinem Patriotismus bewusst, dass zu Österreich auch der bäuerlich geprägte Teil gehört, den er daher immer pflegte. Das hängt auch damit zusammen, dass sich einer seiner Söhne als Alternativbauer versuchte. Auch der Dichand oft bereitwillig zur Verfügung stehende Josef Pröll präsentierte als Landwirtschaftsminister gemeinsam mit der Krone ein „Bauernmanifest“.

Absolute Spitze war die Krone immer in der Kriminalberichterstattung; bei spektakulären Verbrechen hängte sie die Konkurrenz um Meilen ab. Dabei scherte sie sich freilich kaum um das Verbot von Vorverurteilungen oder um den Schutz der Privatsphäre unschuldiger Beteiligter oder Angehöriger.

Ein Redakteur der Kronenzeitung räumte einmal im Gespräch mit dem Autor ein, dass er fast jeden Politiker attackieren dürfe, nur nicht den jeweiligen Innenminister. Denn sonst wäre die Krone von ihrer erstklassigen Versorgung mit Informationen aus dem Polizeiapparat abgeschnitten worden. Im Jahr 2010 änderte sich dies allerdings: Maria Fekter wurde mehrfach vehement angegriffen. Offenbar hat sie es gewagt, die Bevorzugung der Krone durch Exklusivinformationen zu beenden.

Werte waren nicht sehr wichtig

In Dichands selbstverfassten Texten begegnete man immer wieder dem autobiographischen Rückblick auf seine eigenen Soldatenjahre und seine bitterarme Kindheit (die übrigens wohl die beste psychologische Erklärung für seine gewaltige Aufstiegs- und Macht-Energie war). Über die Details der vielen Zeitungskriege, Machtkämpfe und Intrigen rund um die Kronenzeitung äußerte er sich hingegen nur sporadisch und bruchstückweise. Sodass wohl die ganze Geschichte der Nachkriegs-Medien über den von Fritz Molden beschriebenen Teil hinaus nie bekannt werden dürfte. Da ja auch Kurt Falk nie wirklich ausgepackt hat; da weder Otto Schulmeister noch Kurt Falk Memoiren verfasst haben; da weder Gerd Bacher noch Hugo Portisch, weder Richard Nimmerrichter noch Friedrich Dragon dazu bereit zu sein scheinen.

Wenig wichtig waren Dichand konservative Werte wie Leistung, Kinder oder Familie – obwohl er selbst dreifacher Vater war. Einen großen Stellenwert hatten für ihn hingegen stets die Pin-up-Abbildungen attraktiver Frauen. Junge Schönheiten schätzte und förderte er aber auch bis ins hohe Alter ganz persönlich.

Von einem gewissen Zynismus geprägt war seine Haltung gegenüber der Kirche: Er schmückte sein Blatt zwar mit einer regelmäßigen Kolumne des Wiener Kardinals und verzichtete auf die bei vielen anderen Medien üblichen Attacken auf die Kirche. Das hinderte ihn aber nicht daran, sein Blatt täglich mit vielen umsatzfördernden Inseraten aus dem Prostitutionsmilieu zu füllen, was auch eine Förderung des von der Kirche immer vehement bekämpften Menschenhandels bedeutete.

Dennoch konnte die Familie Dichand bei seinem Requiem den Stephansdom wie ihr Privateigentum benutzen. Im Gegensatz zu sonstigen prominenten Gottesdiensten, wo sich Kameraleute wie bei einem Seitenblicke-Event frei bewegen und Menschen sogar beim Kommunionempfang filmen dürfen, wurde für Dichand der Großteil des Doms – obwohl alle Spitzen der Republik anwesend waren – von Sicherheitsleuten hermetisch abgesperrt, die für eine totale Abschirmung der Familie sorgten. Was dieser zu gönnen war – aber allen anderen Messbesuchern sonst nicht gegönnt wird.

Ganz wichtig war für Dichand – weniger für seine Zeitung – die Kunst. Er besitzt eine sagenumwobene und nie vollständig gezeigte Sammlung. Von dieser befindet sich ein großer Teil im Ausland und wird wohl aus steuerlichen und rechtlichen Gründen nie nach Österreich gebracht. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Jugendstilkunst – bei deren Erwerb er vom großen Experten und Sammlerkollegen Rudolf Leopold intensiv unterstützt worden ist.

Neben der Kronenzeitung gab es auch noch andere wichtige Kapitel in Dichands Leben, die aber alle letztlich im Schatten des Krone-Erfolgs blieben: Seine ersten journalistischen Jahre bei „Murtaler Zeitung“, „Kleine Zeitung“ und „Kurier“, wo er schon bald Chefredakteursaufgaben erfüllte; die Gründung der ersten Gratiszeitung „U-Express“; das erste bundesweit agierende Privatradio „Kronehit“; der ebenfalls erfolgreiche Internet-Auftritt der Krone; und last not least „Heute“. Am Erfolg dieser Gratiszeitung war Dichand ganz eindeutig interessiert: Er bekämpfte „Heute“ nicht als Konkurrenz – wie er es etwa bei der weit weniger erfolgreichen Fellner-Zeitung tat –, sondern förderte das Blatt in mehrfacher Form. Er tat dies etwa durch Übernahme der teuren Farbbeilage „Live“ von „Heute“ in die Krone. Seine bei „Heute“ als Geschäftsführer tätige und von ihm geschätzte Schwiegertochter hat in dieser Zeit der Kronenzeitung auch journalistisch zugearbeitet, wie der Autor selbst einmal als Augen- und Ohrenzeuge beobachten konnte.

Journalistisches Vakuum

Auf den ersten Blick überraschend ist, dass aus der Kronenzeitung keine neuen Spitzenjournalisten hervorgegangen sind. Friedrich Dragon konstatierte im „Extradienst“ sogar einen „Wettstreit des Anbiederns“ unter den Krone-Journalisten: „Einige Redakteure wissen ja nicht, was dem Herrn Dichand gerade gefällt. Daher übertreiben manche hemmungslos.“

Dieses journalistische Vakuum wirft neben der Teilung des Eigentums zwischen WAZ und Familie Dichand ein großes Fragezeichen über die Zukunft des Blattes. Die Zeitung war nur durch Persönlichkeiten jener Generation groß geworden, die Dichand in der Anfangszeit aus anderen Zeitungen geholt oder mitgebracht hat. Ansonsten lebte die Kronenzeitung vor allem von der exzellenten Hauszustellung und einer guten Marketingmaschine.

Das Heranziehen neuer journalistischer Talente war schon deshalb nicht Dichands Stärke, weil er dazu ja ein Stück seiner eigenen Macht abgeben hätte müssen.

Wer in der Krone schrieb, kannte seine engen Grenzen und war dann vom Chef beschützt und finanziell gut abgesichert. Wer sich aber des öfteren eigenständiges Denken erlaubte oder gar im Verdacht stand, mit einem Feind Dichands zu harmonieren – der war bald und brutal draußen. Das galt später auch für jene Journalisten, die neben Dichand für den Erfolg in den Jahrzehnten des Aufstiegs entscheidend waren: etwa für Richard Nimmerrichter, den begabten, populistisch-aggressiven Kolumnisten, für Michael Kuhn, den langjährigen Sportstar und späteren Chefredakteur, oder für Friedrich Dragon, den griffsicheren Titel- und Zeitungsmacher. Dragon war 42 Jahre Chefredakteur der Krone und galt bis zu seinem Hinauswurf im Jahr 2001 als Alter Ego Dichands. Nach Dragons Darstellung war ein banaler Streit um einen Krone-Aufmacher auslösend. Generell habe Dichand immer mehr selber machen und immer weniger delegieren wollen.

Scharfe Wende im Winter 2000

Dichand gelang es aber, auch als Einzelkämpfer – und obwohl selbst kein sonderlich begabter Schreiber – das Blatt auf Erfolgskurs zu halten. Jede Kolumne unter seinem Lieblingspseudonym „Cato“ wurde von der politischen Klasse weniger auf Grund der Qualität, aber aufgrund der Leserzahlen genau analysiert.

Entscheidend für eine Boulevard-Zeitung ist ein gutes Gefühl für des Volkes Stimmung. Daher zögerte der begeisterte Hobby-Segler nicht lange, über Nacht den Kurs um 180 Grad zu drehen, sobald er spürte, dass ihn dieses Gefühl einmal im Stich gelassen hatte.

Das tat er etwa im Februar 2000, als es Wolfgang Schüssel trotz einer Droh-Kampagne Dichands (und vieler anderer Medien) wagte, mit der FPÖ eine Koalition einzugehen. Von einem Tag auf den anderen wechselte Dichand vom Advokaten von Rot-Schwarz zum ersten Verteidiger von Schwarz-Blau. Er attackierte statt Schüssel plötzlich die rot-grünen Demonstranten und die Sanktionen der anderen EU-Staaten gegen Österreich. Dichand hatte gemerkt, dass er falsch gelegen war, dass Wähler und Leser Schwarz-Blau als legitim ansahen und eine neuerliche große Koalition ablehnten. Und er hatte keine Scheu, sofort Konsequenzen zu ziehen.

Ebenso tat er dies im letzten von ihm aktiv begleiteten Wahlkampf, dem um die Bundespräsidentschaft. Als der von ihm herbeigeschriebene Erwin Pröll mangels Unterstützung durch Raiffeisen und Bundes-ÖVP auf die Kandidatur verzichtete, erklärte sich Dichand offen für die freiheitliche Barbara Rosenkranz. Als diese sich jedoch in einen heftigen Wirbel hineinredete und als schwache Persönlichkeit erwies, wandte er sich ohne Hemmungen wieder von ihr ab. Und er demütigte Rosenkranz noch vernichtend, indem er ihr eine eidesstattliche Absage an den Nationalsozialismus abverlangte, obwohl ihm selbst jahrzehntelang die Verteidigung der Soldatengeneration – also seiner eigenen – ein großes Anliegen war. Obwohl ihm eine Krone-Serie über die Juden selbst einschlägige Vorwürfe eingebracht hatte.

Fast alle Freunde profitierten

Zu den von Dichand am heftigsten bekämpften und daraufhin prompt auch an den Wahlurnen erfolglosen Politikern zählten:
- Heide Schmidt: Ihr wurde zum Verhängnis, dass sie in Dichands Augen Mandate der damals von ihm unterstützten Haider-FPÖ „entwendet“ hatte;
- Erhard Busek: Der intellektuelle, jedoch sprunghafte Überflieger war gar nicht nach Dichands Geschmack. Wenn der Krone nichts anderes einfiel, dann wurde Busek schon deswegen attackiert, weil er im Siegesrausch nach der EU-Volksabstimmung mit der SPÖ die Internationale gesungen hatte.

Zu den von Dichand Bejubelten zählten:
- Jörg Haider: Dichand erkannte früh dessen große Begabung, unterstützte ihn aber während der letzten Jahre nicht mehr;
- Viktor Klima: dieser verlor trotz heftiger Krone-Hilfe die Wahl 1999 dramatisch;
- Erwin Pröll: Hier trafen sich zwei Machtmenschen auf gleicher Wellenlänge, denen es immer nur um den persönlichen Erfolg ging – was zu einem Bündnis zum gegenseitigen Nutzen reichte;
- Thomas Klestil: Dieser verstand es geschickt, Dichand bei seiner Eitelkeit zu packen;
- Wolfgang Schüssel: Dieser wurde nur im Wahlkampf 2002 und da eher schaumgebremst unterstützt, nachdem Schüssel dem Krone-Chef die Erlassung eines bundesweiten Tierschutzgesetzes versprochen hatte (was bis dahin Landeskompetenz gewesen ist);
- Michael Häupl: Neben – vermutlicher – persönlicher Wertschätzung für einen weiteren Machtmenschen hat Dichand an Häupl natürlich auch das üppige Marketing-Budget der Gemeinde interessiert;
- Karl-Heinz Grasser: Der erfolgreiche und charismatische Finanzminister mit den überaus dubiosen Freunden wurde von Dichand mit großer Leidenschaft verteidigt – umso heftiger, je mehr die Linksmedien Grasser angriffen;
- Kurt Waldheim: Mit diesem verband Dichand nicht nur eine Nachbarschaft im Sommerquartier am Attersee, sondern auch die Solidarität der Kriegsgeneration. Dichand verhalf Waldheim zum Wahltriumph, Waldheims politische Isolation konnte er aber nicht beenden;
- Hans-Peter Martin: Der streitsüchtige und mit aller Welt verfeindete Ex-Journalist hatte in Dichand seinen einzigen Freund – dieser verhalf Martin gleich zweimal zum triumphalen Einzug ins EU-Parlament;
- Werner Faymann: Diese Freundschaft hatte auch private Dimensionen und war sogar von einer Eheschließung zwischen Dichands innenpolitischem Hauptschreiber und einer Faymann-Sprecherin begleitet. Sie gipfelte in einem peinlichen Unterwerfungsbrief Faymanns, in dem er Dichand für den Fall künftiger EU-Vertragsänderungen öffentlich die von diesem verlangte Abhaltung einer Volksabstimmung versprach – was Faymann freilich schon kurz nach Dichands Tod bei der ersten einschlägigen Vertragsänderung wieder vergaß. Dichand half Faymann vor allem bei der Nationalratswahl 2008 – was den Krone-Chef aber nicht hinderte, einige Monate später die „beiden Prölls“ als Bundeskanzler und -präsident vorzuschlagen. Experten dürften mit der Vermutung recht haben, dass sich Dichand damals darüber geärgert hat, dass Faymann auch mit dem Konkurrenten Fellner befreundet war und ist und dessen Blatt mit vielen steuerfinanzierten Anzeigen am Leben hält (die freilich auch Dichand bekam). Dennoch hat sich Faymann einmal sogar öffentlich in einem Interview für die Unterstützung durch Dichand und die ORF-Redakteure „in den schweren Stunden des Wahlkampfs“ bedankt. Ganz offensichtlich Faymann zuliebe feuerte Dichand den Karikaturisten Szyszkowitz (der den täglichen „Superrudi“ zeichnete), weil dieser gleichzeitig anderswo Faymann-kritische Karikaturen veröffentlichte.
- Helmut Zilk: Der langjährige Wiener Bürgermeister wurde nicht nur in seiner Politikerzeit von Dichand unterstützt, sondern arbeitete später auch als „Krone“-Ombudsmann.

Bis auf Klima ist bei jedem seiner Favoriten nachweisbar, dass Dichand ihnen jeweils signifikante Mengen an Wählerstimmen brachte. Die Genannten fanden bei Kronenzeitungs-Lesern signifikant mehr Unterstützung als im allgemeinen Schnitt. So waren 70 Prozent der Wähler Martins laut einer GfK-Studie regelmäßige Krone-Leser- Aber auch 67 Prozent der FPÖ-Wähler gaben an, die Krone regelmäßig zu lesen, obwohl diese seit Jahren die Freiheitlichen nicht mehr direkt unterstützt.

Das kann man angesichts des Marktanteils der Kronenzeitung als demokratiegefährdend ansehen. Freilich kann sich etwa auch kein Vorarlberger Landeshauptmann gegen die „Vorarlberger Nachrichten“ halten. Noch problematischer wird es, wenn die Krone auf gleicher Wellenlänge mit dem (politisch kontrollierten) ORF, mit dem (von politisch in Auftrag gegebenen Inseraten abhängigen) „Österreich“ und mit der (von Dichand und der SPÖ geförderten) Gratiszeitung „Heute“ agiert. Gehen diese Massenmedien im Gleichschritt, drohen alle anderen Meinungen in einer Schweigespirale unterzugehen.

Freilich kann man an dieser Entwicklung Dichand am wenigsten Schuld geben. Meinungs- und Presse-Freiheit bedeuten ja, dass sich jeder Verleger frei entscheiden kann, wie er sein Blatt positioniert. Sie bedeuten hingegen nicht, dass Minister das Recht haben, mit Steuergeld Zeitungen zu bestechen, oder dass der Staatsrundfunk unter alleiniger Kontrolle der SPÖ steht und lediglich linksliberale und grüne Positionen transportiert.

In diesem Zusammenhang muss man auch auf zwei merkwürdige Faktoren hinweisen, die Österreich vom Ausland unterscheiden: auf das Fehlen visionärer bürgerlicher Verlegerpersönlichkeiten und auf die Absenz einer Medienpolitik der bürgerlichen Parteien.

Generalstabsmäßig geplante Kampagnen

Dichand hat sehr deutlich seine persönliche Meinung über einzelne Politiker ausgelebt. Diese wird aber noch überschattet von der langen Liste seiner nicht primär an einer Person oder Partei anknüpfenden Kampagnen. Diese legte er geradezu generalstabsmäßig an („Alle unsere Kampagnen sind groß“). In der Mannschaft konnten es sich da lediglich Ernst Trost und Georg Wailand leisten, bisweilen nicht mitzumachen – Gegentöne waren aber auch für diese beiden undenkbar. Erfolgreich war Dichand solcherart unter anderem mit dem Kampf

·        gegen die Verbauung der Sternwartegründe in Wien,

·        gegen den Leseturm im Wiener Museumsquartier,

·        gegen das Donaukraftwerk Hainburg,

·        gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf und noch emotionaler gegen tschechische und slowakische AKW,

·        gegen Gentechnik,

·        gegen die Wehrpflicht.

Erfolglos blieb er freilich in anderen Kämpfen:

·        gegen das Antifaschismus-Denkmal vor der Albertina,

·        gegen eine Sparbuchsteuer (KESt), die er nur zeitweise verzögern konnte,

·        gegen die Aufführung von Thomas Bernhards „Heldenplatz“ – Dichand verschaffte einem recht langweiligen Stück durch aggressive Skandalisierung sogar einen langanhaltenden Theatererfolg. Dichand warf Bernhard „unflätige Beleidigungen“ Österreichs vor. Zugleich gab es damals aber auch Hinweise, dass Bernhard bzw. Burgtheater-Direktor Peymann die Aggressionen der Krone als bewusstes Marketing-Instrument gezielt geschürt haben.

Letztlich konnte man nie ganz unterscheiden, ob Dichand die Kampagnen als bewusstes Stilmittel einer „Volkszeitung“ führte oder selbst wirklich voll dahinter stand. Zumindest beim Semmeringtunnel lässt sich ein zynisch-populistisches Doppelspiel nachweisen: In der Niederösterreich-Ausgabe war die Krone gegen den Tunnel, in der steirischen eindeutig dafür.

Wilder Kurswechsel in Sachen EU

Die verwirrendste Hochschaubahn in Dichands Leben war seine Haltung zur EG beziehungsweise EU. 1994 hat er sich in den Kampf für ein „Ja“ zum EU-Beitritt einspannen lassen. Dichands Haltung zur EU bzw. EG war vorher lange schwankend. Aber 1994 trat er in die geschlossene Pro-Beitritts-Front ein, die vom Bundespräsidenten bis zum Kardinal reichte, und er stellte sich erstmals gegen Jörg Haider. Dichand ließ sich damals sogar zu holzschnittartigen Formulierungen hinreißen wie: „Die Verbrüderung des Kontinents, das ist die Zukunft.“ Bei den Bemühungen, Dichand auf EU-Kurs zu bringen, hatte Maria Schaumayer eine ganz besonders wichtige Rolle gespielt. Seit den Sanktionen anderer EU-Länder gegen Österreich wurde er aber vehementer Gegner der EU. Dabei ließ er sich jedoch auch vom linken EU-Kritiker Hans-Peter Martin beeinflussen. Jahrelang erschienen fast täglich Anti-EU-Attacken. Der von Dichand meist selbst redigierte Leserbriefteil bekam eine tägliche Seite „Zum EU-Theater“.

Der alt gewordene Zeitungsmacher merkte freilich nicht, dass die ob vieler Fehlentwicklungen unbeliebt gewordene Union während der Wirtschaftskrise von den Österreichern wieder als Sicherheitsanker geschätzt wurde. Daher ist seine vielleicht größte Kampagne letztlich grandios gescheitert.

Das zeigt, dass auch einem sehr mächtigen Mann Grenzen gesetzt sind. Und dass auch der beste Kenner der rot-weiß-roten Volksseele diese nicht komplett zu durchschauen imstande ist.

Trotz aller Macht, trotz all des damit verbundenen Missbrauchs, trotz aller Irrtümer, trotz aller geschäftlichen Erfolge blieb Dichand immer vor allem eines und das fast bis zu seinem letzten Lebenstag in sehr aktiver Form: ein Journalist. Und zwar ein ganz großer.

(Dieser Beitrag deckt sich weitgehend mit meinem Aufsatz im soeben erschienenen „Österreichischen Jahrbuch für Politik“.) 

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Das lustige Ministerratespiel

16. April 2011 14:39 | Autor: Andreas Unterberger

Jede Zeitung hat schon ihre fixe ÖVP-Ministerliste, nur halt nicht jede die gleiche. Wer freilich weiß, wie es bei solchen Entscheidungen zugeht, der weiß auch: Bevor nicht alles zu ist, ist eben gar nichts zu. Trotzdem lässt sich einiges schon mit Gewissheit sagen und bewerten.

Etwa diese sechs Punkte:

  1. Claudia Bandion-Ortner ist weg vom Fenster. Das ist gut und notwendig, war sie doch der größte Fehlgriff des Josef Pröll.
  2. Ebenfalls für Michael Spindelegger spricht, dass ausgerechnet Christoph Leitl, eine der problematischsten Figuren der politischen Szene, als erster gegen ihn stänkert – noch dazu mit ähnlichen Argumenten wie Erhard Busek, nämlich dass man zuerst quasi ein neues Parteiprogramm aus dem Ärmel schütten sollte, bevor man einen neuen Chef wählt. Dabei ist völlig klar: Das wäre absolut unmöglich. Die ÖVP als Volkspartei spricht immer so heterogene Schichten an, dass nur ein starker, die Linien vorgebender Parteiobmann sie zusammenhalten kann. Was Pröll eben nicht konnte. Sinnvoll wäre nur der umgekehrte Weg gewesen: Ein durch Basiswahl gefundener Parteiobmann wäre so stark gewesen, dass er sich sowohl personell wie auch inhaltlich auf längere Frist gegen Kämmerer und frustrierte Altpolitiker durchsetzen könnte.
  3. Der Stern des Reinhold Mitterlehner wird wohl nicht besonders hell strahlen, was ebenfalls gut ist, hat er sich doch in seiner ersten Ministerzeit zu subventionsfreudig und zu oberösterreichisch-mühlviertlerisch profiliert. Das heißt nun nicht, dass Mitterlehner nie mehr etwas werden sollte, aber er müsste in den nächsten Jahren viel stärker zeigen, dass er erstens ein Gesamt-Österreicher ist und zweitens ein mutiger Ordnungspolitiker. Das könnte er am besten dadurch beweisen, wenn er Seite an Seite mit dem neuen Finanzminister (welches Geschlecht der immer haben mag) für die wirtschaftliche Vernunft und nicht mehr für irgendwelche Brancheninteressen kämpft.
  4. Während sich die von den Mainstream-Medien ständig gegeißelten ÖVP-Bünde und Bundesländer bis auf Leitl zumindest nach außen zurückhalten, macht eine weitere Gruppierung den Mund weit auf: Die Frauen verlangen 50 Prozent. Obwohl nur eine von ihnen in der Regierung gute Figur gemacht hat, wird auf eine Quote beharrt. Wie wäre es, wenn auch jene Frauen, die als Hauptberuf Frauen sind, zuerst darauf schauen, ob ein Kandidat den Job vielleicht auch kann, bevor sie laut rufen: Frauen müssen es sein, selbst wenn es keine brauchbaren gibt.
  5. Mehr als problematisch wäre es, wenn Spindelegger Maria Fekter aus dem Innenministerium abzöge. Selbst wenn er dies in Form einer Beförderung ins wichtige und nun verwaiste Finanzministerium täte, weil er dort zu Recht eine starke Persönlichkeit sucht, wäre das ein Fehler. Denn Fekter ist im heiklen Innenministerium absolut unersetzlich. Das aus zwei Gründen: Erstens wird das von linken Medien ringsum schon als (in Wahrheit für Österreich wie die Volkspartei fatales) Signal bejubelt, dass jetzt wieder die Grenzen für Zuwanderer weit geöffnet werden (was manche aus rätselhaften Gründen als „liberal“ bezeichnen). Zweitens braucht es gerade im Innenministerium unbedingt einen Juristen an der Spitze, um nicht in den vielen rechtlichen Fallstricken hilflos hängenzubleiben. Keiner der derzeit genannten Fekter-Erben ist aber einer.
  6. Zu hoffen ist, dass Spindelegger mehr Zeit finden wird, sich mit seinen neuen Ministern zu beraten und ihnen einen klaren Auftrag mitzugeben, damit diese nicht wie bei Pröll als völlig ungesteuerte Geschoße durchs politische All herumeiern.

PS.: Während es in den letzten Wochen die Volkspartei halb zerrissen hat, hat es eine andere Gruppierung ganz zerrissen: nämlich Hans-Peter Martins Privatliste, die zweimal bei EU-Wahlen sensationell gut abgeschnitten hat. Dank der Kronenzeitung. Jetzt aber ist Hans Dichand tot, jetzt hat Martin zum zweiten Mal der letzte seiner Listengenossen verlassen. Was auch dem Dümmsten im Land klar machen muss: Das Hauptproblem heißt Martin, der vermeintliche Saubermann. Und wir alle lernen daraus: Erstens, es gibt keine stabilen politischen Strukturen mehr, weder bei der ÖVP noch bei anderen Parteien. Zweitens, Es muss nicht immer weiß drinnen sein, auch wenn draußen noch so knallig steht: Wäscht Wäsche weißer als weiß.

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Österreichs Rolle in der Welt

16. April 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Am Anfang war die Sicherheit. Die Sorge um die Sicherheit einer Menschengruppe gegen Angriffe von außen und gegen Übeltäter in den eigenen Reihen ist der älteste Grund, worum es überhaupt Staaten gibt. Sie ist auch heute noch das wichtigste Staatsziel. Eine Erhöhung dieser Sicherheit wird daher auch von Österreich mit einer ganzen Reihe von Instrumenten angestrebt – solchen mit Einsatz von Gewalt und solchen ohne. Eine Analyse der gewaltfreien Instrumente zeigt, dass sie den Einsatz polizeilich/militärischer Gewalt als Ultima ratio nicht überflüssig machen können.

(Das ist eine etwas längere, grundsätzliche Abhandlung.)

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass  die Gefahr von Kriegen in Europa stark geschrumpft ist. Gleichzeitig sind jedoch teilweise ganz neuartige Bedrohungen der Sicherheit aufgetaucht. Diese Bedrohungen machen auch neue Antworten notwendig. Diese neuen Antworten haben folgende Besonderheiten: Professionalisierung, Technisierung, Internationalisierung sowie Verschwimmen der traditionellen Abgrenzung zwischen Polizei und Militär auf nationaler Ebene und gleichzeitig zwischen den nationalen Armeen auf europäischer Ebene.

Neutralität und Wehrpflicht haben gleichzeitig viel an Bedeutung verloren oder zum Teil ganz eingebüßt. Nationale Sicherheitsstrukturen sind aber absolut unverzichtbar geblieben, schon allein deshalb, weil der europäische Integrationsprozess noch keineswegs irreversibel ist, weil das Gewaltmonopol weiterhin bei den Mitgliedsstaaten liegt.

Wozu gibt es Staaten?

Warum gibt es überhaupt Staaten, warum gibt es die Republik Österreich? Es ist immer wieder lehrreich, Analysen mit ganz schlichten, aber grundlegenden Fragen zu beginnen. Das ist vor allem dann notwendig, wenn sich ein Staat wie Österreich seit vielen Jahrzehnten nicht mehr mit der Frage nach der eigenen Existenzgrundlage auseinandergesetzt hat.

Auf diese Frage gibt es natürlich viele kreative Antworten[1]. Die Geschichte wie auch die staatsphilosophischen Theorien geben aber vor allem folgende Antwort: Es gibt Staaten dazu, dass sie erstens ihre  Bürger gegen Aggressionen von außen schützen, und dass sie zweitens zumindest ein Mindestmaß an Recht und Ordnung im Zusammenleben unter den Bürgern sicherstellen.

Natürlich gibt es noch eine Vielzahl anderer Staatsziele und -aufgaben, die aber von Staat zu Staat, von Epoche zu Epoche sehr unterschiedlich sind. Es gibt Beispiele funktionierender Staaten, die sich in keiner Weise um die Alters- oder Gesundheitsversorgung ihrer Bürger kümmern, die kein staatliches Bildungssystem oder gar Gender budgeting haben. Aber es gibt keine Staaten, die ihre wichtigste Aufgabe ignorieren: sich zumindest mit einigem Erfolg um Sicherheit und Ordnung zu bemühen. Denn sonst würden sie aufhören, Staaten zu sein.

„Failed States“ wie heute etwa Somalia oder auch Afghanistan mögen zwar einen Sitz bei der UNO und eine definierte Fläche auf Landkarten haben: Sie sind aber in Wahrheit nur noch Fiktionen des Völkerrechts; sie sind staatenlose Territorien, auf denen fremde Heere oder auch territoriumseigene Banden und War lords nach eigenem Gutdünken agieren oder Krieg führen.

Mögliche Sicherheitsinstrumente

Wie kann man nun Sicherheit nach außen wie auch die Ordnung nach innen herstellen beziehungsweise verteidigen?  In der Folge werden einige Instrumente dafür in ihrer Wirksamkeit untersucht. Dabei zeigt sich, dass es kein einziges Exempel eines dauerhaft funktionierenden Staates gibt, der auf den Einsatz von Instrumenten der Gewaltausübung prinzipiell verzichten konnte, also von militärischen beziehungsweise polizeilichen Mitteln. Wobei wir gar nicht versuchen wollen, eine genaue definitorische Grenze zwischen Polizei und Militär zu ziehen. Weil es die empirisch im weltweiten Vergleich gar nicht gibt[2].

Einige der wichtigsten gewaltfreien Instrumente zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung:

  1. Der Rechtsstaat: Recht zu sprechen ist in fast allen real existierenden Staaten eine zentrale Aufgabe der Machthaber gewesen, weil sonst Chaos und Faustrecht regieren. Das gilt sogar für Diktaturen, die alles andere als Rechtsstaaten sind. Die Verfassungsstaaten mit Gewaltentrennung haben diesen Auftrag einer eigenen, betont unabhängigen Staatsgewalt zugewiesen. Der 1989 eingetreten Zusammenbruch der realsozialistischen Vorstellungswelt und die Reformbemühungen der Jahre danach zeigen ganz deutlich: Das Funktionieren der „Rule of law“ hat sich als wichtigerer Faktor für das Funktionieren eines Staates erwiesen denn die konkreten Arten der Demokratie, des Wirtschafts- oder Sozialsystem. Obwohl sich die Reformdebatten in den ersten Jahren nach 1989 vor allem um diese drei Fragen gedreht haben[3], zeigte sich inzwischen, dass das saubere Funktionieren des Rechtsstaats eine viel entscheidendere Rolle spielt.
    Wenn Richter bestechlich sind, wenn man sich Verwaltungs-Bescheide kaufen kann, wenn es kein eindeutige Antworten gebendes Grundbuch gibt, wenn die Gesetzesstrukturen chaotisch sind, helfen die beste Marktwirtschaft und die beste Demokratie nichts. Umgekehrt gibt es sogar viele Beispiele, wo ein funktionierender Rechtsstaat am Ende auch fast zwangsläufig zu einer funktionierenden Demokratie und einer boomenden Wirtschaft geführt hat.
    In unserem Zusammenhang ist aber vor allem festzuhalten, dass jede Justiz an ihrem Ende doch die Gewaltausübungs-Instrumente des Staates braucht. Anders wären ihre Urteile, Bescheide und Erkenntnisse nicht durchsetzbar, sondern nur ein Stück Papier. Umgekehrt gibt es – wenn auch menschenunwürdige – Beispiele von Staaten, die nicht einmal ansatzweise als Rechtsstaaten anzusprechen sind, aber dennoch Staaten sind: Als krassestes Beispiel ist zweifellos heute Nordkorea zu bezeichnen. Aber auch totalitäre Willkür ist letztlich ein Ordnungsinstrument.
     
  2. Diplomatie: In Österreich wurde während des Kalten Krieges eine Zeitlang die Diplomatie als ein taugliches Substitut für einen Gewalteinsatz im Fall von Aggressionen von außen angesehen. So glaubten manche Politiker, dass der Bau eines großen Amtssitzes der Vereinten Nationen in Wien die Sicherheit des Landes signifikant erhöhen würde. Dies war aber in Wahrheit eine Selbsttäuschung, welche die Ohnmacht Österreichs im Fall einer Bedrohung verdeckte. Zwar sind äußere Angriffe auf Österreich im Kalten Krieg ausgeblieben. Das war aber durch externe Faktoren bedingt gewesen: Erstens blieb der Kalte Krieg zum Glück eben eben immer kalt. Zweitens stand Österreich de facto unter dem Schutz der Nato. Der Warschauer Pakt musste trotz seiner Hochrüstung immer damit rechnen, dass eine Verletzung der österreichischen Souveränität eine Gegenreaktion der Nato auslösen würde. Daher ist ein solcher Angriff auch in hochexplosiven Zeiten trotz diverser östlicher Planspiele, welche keinerlei Rücksichten auf die Souveränität Österreichs übten, ausgeblieben[4].
     
  3. Neutralität: Für diese gilt Ähnliches wie für die Diplomatie. Obwohl die Durchschnittsösterreicher der Neutralität bei Umfragen regelmäßig große Wirksamkeit zuschreiben, ist sie sicherheitsmäßig irrelevant: Denn seit  jeder unprovozierte Angriff auf jeden souveränen Staat verboten ist[5], bringt das zusätzliche Verbot eines Angriffs auf einen neutralen Staat keinen zusätzlichen Schutz für den Neutralen. Wenn sich ein Angreifer aus welchem Grund immer über das eine Verbot hinwegsetzt, wird ihn das andere auch nicht abhalten.
     
  4. Sozialstaat: Vor allem in Hinblick auf die innere Sicherheit – die sich nie scharf von der äußeren abgrenzen lässt – spricht vieles dafür, dass die Vermeidung sozialer Unzufriedenheit ein Beitrag zur Ruhe und Ordnung ist[6]. Freilich muss klar sein, dass das nur dann sinnvoll ist, wenn die soziale Stabilität mit nachhaltig aufrechterhaltbaren Strategien angestrebt wird. Wenn der soziale Friede hingegen durch eine Zunahme der Staatsverschuldung erreicht wird, dann schadet das langfristig der kurzfristig erkauften Stabilität umso mehr. Das Gleiche gilt auch dann, wenn kurzsichtige Politik versucht, die soziale Stabilität durch eine konfiskatorische Steuerpolitik auf Kosten der wirtschaftlichen Leistungsträger zu erkaufen, die dann aber ins Ausland ausweichen.
     
  5. Wirtschaftswachstum, Umweltschutz, sichere Altersversorgung, hohes Bildungsniveau: Für all diese im 21. Jahrhundert dominierenden Politikfelder gilt in Hinblick auf die fundamentale Aufgabe eines Staates dasselbe klare Prinzip wie beim Sozialstaat: Sie können ein wichtiger positiver Beitrag für die Sicherheit eines Staates sein – aber immer nur dann, wenn sie ohne Belastung der Zukunft finanziert werden. Führen sie hingegen zu einer Schuldenbelastung, dann wirken sie sich langfristig destabilisierend aus.
     
  6. Autarkie: Die wirtschaftliche Autarkie eines Staates galt lange als wichtiger Beitrag zu dessen Sicherheit. Dabei war einst insbesondere die Landwirtschaft als weitaus wichtigster Produktionszweig gemeint, später auch wichtige Rohstoffe und insbesondere die Energieversorgung. Heute hat sich die Sichtweise total geändert: Kein Staat der Welt bis auf Nordkorea versucht heute noch, autark zu leben. Die globalisierte Arbeitsteilung hat sich als die effizienteste Strategie der letzten Jahrzehnte erwiesen, den Wohlstand in vielen Ländern und damit auch die globale Sicherheit zu erhöhen. Und wenn in Österreich manche Politiker von „Energieautarkie“ reden, dann ist das lediglich Öko-Populismus, beziehungsweise ein geschickter Versuch der Solar- und Wind-Industrie, ihre Umsätze weiter zu steigern.
    Die gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten zwischen allen Völkern der Welt sind darüber hinaus heute an Stelle eines veralteten Autarkie-Denkens sogar ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit. Länder, die voneinander wirtschaftlich abhängig sind, sind seltener aggressiv. Daher sind auch Wirtschaftskriege relativ selten geworden, oder zumindest rasch vorbei. Das konnte man an den (unblutigen) Gaskriegen zwischen der Ukraine und Russland genauso ablesen wie an dem relativ raschen Ende des arabischen Ölboykotts in den 70er Jahren.[7]
     
  7. Integration: Der Zusammenschluss in der Europäischen Union gilt neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung vor allem als großes Friedenswerk. Das ist grundsätzlich durchaus richtig. Denn die enge wirtschaftliche Verflechtung macht den Gedanken an Aggressionen selbstbeschädigend. Dazu trägt auch die weitgehende Verrechtlichung vieler innereuropäischer Beziehungen bei. Freilich hat die EU gerade für jene Fragen, die historisch immer wieder bewaffnete Konflikte ausgelöst haben, kein wirklich effizientes Instrumentarium entwickelt. Ein solches gibt es weder für Grenzkonflikte noch für Minderheitenfragen[8]
    Vor allem aber sollte man sich von der Vorstellung lösen, das Zusammenwachsen in einer Union wäre ein irreversibler Prozess[9]. Gerade weil die EU keine Gewaltmittel in Händen hat, geschweige denn ein Gewaltmonopol, kann letztlich jeder Mitgliedsstaat, wenn auch meist unter großen wirtschaftlichen Kosten, die EU sprengen. Dies könnte insbesondere dann passieren, wenn die EU mehr als Last denn als Nutzen gesehen wird. Oder wenn sich Meinungsverschiedenheiten unter den Großen vertiefen sollten; sowohl Frankreich wie auch Großbritannien, zum Teil auch Deutschland verfolgen ja immer noch einen Kurs betont nationaler Interessen.
    Eine noch größere und zuletzt deutlich angewachsene Gefahr für die Zukunft der EU stellt die Möglichkeit eines Scheiterns des Euro dar. Die Manöver zur Rettung der Währung in der Griechenlandkrise im Mai 2010 waren so riskant und gefährlich, dass man seither intensiv um die Zukunft des augenfälligsten innereuropäischen Bindemittels, also der gemeinsamen Währung, bangen muss.

Bedrohungsfelder

Damit sind wir nahtlos bei der Frage gelandet, ob es derzeit überhaupt wahrnehmbare oder mögliche Bedrohungen der österreichischen Sicherheit gibt. Wird doch selbst von sehr hochrangigen österreichischen Politikern die Frage nach der Notwendigkeit von Landesverteidigungs-Ausgaben mit folgendem scheinbar abschließendem Satz abgetan: „Die Ungarn werden schon nicht einmarschieren.“ Politiker vieler Parteien sehen regelmäßig die Zukunftsberechtigung des Bundesheeres lediglich auf der Ebene von anspruchsvolleren Feuerwehreinsätzen und Katastrophenhilfe. Regionalpolitiker fügen dem noch den unentgeltlichen Einsatz von Präsenzdienern beim Pistenpräparieren hinzu.

In der Tat hat die Wahrscheinlichkeit großer Panzer- oder Infanterieschlachten in Mitteleuropa signifikant abgenommen. Dieser Raum hat seit 1945 bis auf die Balkankriege auch die wohl längste Friedensperiode der Geschichte konsumiert; militärische Auseinandersetzungen sind auf diesem Teil des Kontinents weitgehend außer Mode geraten. Deswegen ist es aber völlig unhistorisch anzunehmen, dass diese Mode ewig anhalten wird, dass konventionelle Kriege nie wieder stattfinden werden. Berühmtestes Beispiel, wie leicht man diesbezüglichem Wunschdenken erliegen kann, ist der britische Premier Chamberlain, der 1938 am Vorabend des zweiten Weltkriegs noch freudig verkündet hat: „Peace in our time.“[10]

Neben der auf Grund aller geschichtlichen Erfahrungen wahrscheinlichen Unausrottbarkeit von Kriegen in welcher Form immer gibt es auch eine ganze Reihe ganz konkreter Entwicklungen, die wieder zu neuen aggressiven Auseinandersetzungen auch in Europa führen können. Wiederum nur einige Schlaglichter auf künftige Bedrohungen:

Konsequenzen für die Sicherheitspolitik

Für die militärisch-polizeiliche Strategie folgern aus dieser kurzen Analyse einige logische Konsequenzen:

a)    Traditionelle Kriegsführung ist unwahrscheinlicher geworden, aber kann dennoch nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Vorbereitung darauf muss ein Teil des Auftrags an jede Regierung bleiben.

b)    Die traditionellen Grenzen zwischen Polizei und Armee verschwimmen von der Bedrohungslage her immer mehr. Daher sollte man auch die organisatorischen Schnittstellen viel enger zusammenführen (nicht nur, aber auch aus Kostengründen) – auch wenn eine komplette Verschmelzung politisch kaum durchsetzbar ist.

c)     Viele dieser Aufgaben brauchen hochgradige – und teure – Spezialisierung, Technisierung und Knowhow. Das erfordert mehr finanzielle Mittel, reduziert aber die Bedeutung der Wehrpflicht. Diese ist freilich nicht ganz sinnlos geworden. Sie bringt eine demokratische Durchdringung der Sicherheitskräfte, und sie ist imstande, für bestimmte Notsituationen einen breiteren Grundstock an einsatzbereiten Menschen zu schaffen. Ähnlich wie es die amerikanische Nationalgarde tut.

d)   Angesichts der gravierenden und wachsenden Probleme etwa im Bereich der Pflege ist eine obligatorische Dienstpflicht für junge Männer und Frauen die sinnvollste Lösung. Dies würde sowohl soziale wie auch sicherheitsorientierte Einsätze im Dienst der Allgemeinheit besser absichern. Soweit internationale Verträge einer allgemeinen Dienstpflicht im Wege zu stehen, ist umgehend deren Änderung anzustreben. Schließlich stehen ja viele Länder vor ähnlichen Problemen.

e)    Einem Teil der Herausforderungen lässt sich wirksam nur in internationaler Kooperation begegnen. Daher wäre es für Österreich sinnvoll, die letzten ohnedies nur noch formalen Reste der Neutralität zu entsorgen. Deren Bedeutung ist längst nicht mehr erkennbar. So haben sowohl schwedische wie auch österreichische Uniformträger schon am Afghanistankrieg teilgenommen. Die Neutralität dient in Wahrheit nur noch dazu, dass Bedenkenträger bei jeder sicherheitspolitisch sinnvollen Aktion Sand ins Getriebe werfen können.
Interessanterweise zeigen Umfragen zur österreichischen Neutralität ein sehr widersprüchliches Bild: Auf der einen Seite tritt zwar regelmäßig eine massive Mehrheit für die Neutralität ein, kann sie aber in keiner Weise definieren. Auf der anderen Seite gibt es auch eine 75-prozentige Zustimmung zu einer gemeinsamen europäischen Armee, wobei in diesem Fall 42 Prozent sogar auf eine eigene österreichische Armee zu verzichten bereit sind. Was juristisch wie logisch ein eklatanter Widerspruch ist. Freilich: Dass eine Armee bisweilen auch Frieden schaffen, findet nicht mehr eine so klare Zustimmung[15]. Diese sehr widersprüchlichen Umfragen sind zweifellos Folge der Tatsache, dass seit Jahrzehnten kein nationaler Konsens über Sicherheitsfragen besteht. Es gibt in Österreich nicht einmal eine breite Debatte darüber, wie sie etwa die Schweiz regelmäßig führt.

f)      Internationale Kooperationsformen – ob nun auf Boden der Nato, der EU, der UNO – sind noch keineswegs vertrauenerweckend. Umso notwendiger und logischer ist es daher, dass sich Österreich – wie jeder andere Staat – vorerst auch weiterhin mit bloß nationalen Mitteln auf die Gefährdungen der eigenen Sicherheit einzustellen versucht.

(Dieser Beitrag ist für den wissenschaftlichen Sammelband „Strategie und Sicherheit 2011. Globale Herausforderungen – globale Antworten“ verfasst worden)



[1] Die von Thomas Hobbes Leviathan über religiöse Gottesstaats-Ideen bis zur marxistischen Klassenstaats-Theorie reichen.

[2] Staaten, die formal kein Militär haben, wie eine Zeitlang Costa Rica, haben dann eben eine gut gerüstete Polizei.

[3] So waren nach 1989 die Debatten von den Fragen „Schocktherapie oder langsamer Übergang?“, „rasche oder langsame Privatisierung?“ beziehungsweise „amerikanische oder europäische Verfassungsmodelle als Vorbild?“ geprägt gewesen.

[4] Besonders relevant war in den Überlegungen der sowjetischen Strategen mehrmals die Idee, über Österreich gegen den abtrünnigen kommunistischen Tito-Staat in Jugoslawien vorzugehen, dessen antisowjetischer Kurs Moskau den lange angestrebten Zugang zum Mittelmeer genommen hat.

[5] Ein solches Aggressionsverbot findet sich im Gewaltverbot der UNO-Charta, aber auch in vielen anderen internationalen Dokumenten des 20. Jahrhunderts.

[6] Eine Fülle von Revolutionen und Bürgerkriegen lässt sich auf Wirtschaftskrisen zurückführen, von der französischen Revolution bis zu den vielen geglückten wie missglückten Revolutionen nach dem Ersten Weltkrieg und den durch ihn ausgelösten sozialen Nöten.

[7] In früheren Geschichtsepochen waren Wirtschaftskriege erfolgreicher: So haben im Mittelalter die Briten mit einer Ausfuhrsperre Richtung Burgund die dortigen Städte zu einer Abkehr von einem Frankreich-freundlichen Kurs zwingen können. So war die britische Kontinentalsperre gegen Napoleon eine durchaus wirksame Waffe.

[8] So steht die Südtirolfrage, die in den 60er Jahren an der österreichischen Grenze sehr explosive Situationen herbeigeführt hatte, auch heute noch außerhalb jeder Kompetenz der EU. Das EU-Recht mit seinem Gleichbehandlungsprinzip könnte sogar den fein austarierten Lösungsmechanismus des sogenannten Südtirolpakets sprengen. Denn dieser Mechanismus beruht primär auf einem ethnischen Proporz zwischen den deutschen, italienischen und ladinischen Einwohnern Südtirols. Er bedeutet daher in formaler Hinsicht eine Diskriminierung anderer EU-Bürger.

[9] Der Autor ist dieser Frage mehrfach ausführlich nachgegangen, etwa in der Europäischen Rundschau 2005/3, Seite 73ff oder in den Conturen 3-4/09 Seite 12ff.

[10] Nach dem Münchner Abkommen, das Hitler in der Tschechoslowakei freie Hand gegeben hat.

[11] Siehe Fußnote 9.

[12] Genau in jenem Jahr hat in Österreich der steile und nie wieder rückgängig gemachte Abstieg der Geburtenrate begonnen, Ursachen waren die Antibabypille und ein völlig gewandeltes Wertebild vor allem in Hinblick auf die Rolle von Familien.

[13] Dementsprechend ist Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“ zum meistverkauften Buch der Dekade geworden (auch wenn es die Politik anfangs ignorieren oder verdammen wollte); es zeigt mit einer bedrückenden Fülle von präzisen Daten diese Entwicklung auf.

[14] Ein Musterbeispiel ist etwa Großbritannien, wo Bischöfe von Strafrichtern verurteilt worden sind, weil sie sich geweigert hatten, schwule Jugendbetreuer innerkirchlich anzustellen.

[15] Internationales Institut für liberale Politik Wien, Sozialwissenschaftliche Schriftenreihe, Heft 34: „Brauchen wir eine Europa-Armee?“ Seiten 50ff.

 

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SN-Kontroverse: Koalition am Ende?

15. April 2011 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die ÖVP jetzt die Koalition verlassen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Überwindet das Lagerdenken!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Nein. Was sollt das bringen? Jene, die diesen Wunsch haben, verkennen den Kern des Problems und hegen offenkundig klammheimlich die Sehnsucht nach einem „großen Führer", der alle Probleme für sie löst. Das aber gibt es nicht. Schon gar nicht in der Politik. Denn wie immer trägt nicht ein Mann oder eine Frau allein die Schuld am Scheitern. Ist es nicht so, dass die ÖVP ihr „Selbst-Bewusstsein" verloren hat? Viele wissen nicht mehr so genau, wofür sie kämpfen, was die Menschen beschäftigt. Was ihre Sehnsüchte und ihre Ängste sind, was ihnen Sorgen macht und Schmerzen bereitet. Die Zeiten haben sich eben geändert. Das verheerende und zerstörende Lagerdenken des 20. Jahrhunderts zwischen den radikalen Rechten und den radikal Linken klingt aber noch bei vielen nach. Zerrissenheit, das ist es, was die Österreichische Volkspartei und nicht nur diese Zentrumspartei kennzeichnet.

Das drückt sich darin aus, wie sie mit ihrem Spitzenpersonal umgeht. Der Daumen zeigt zu rasch nach oben oder nach unten. Die Oppositionsparteien sind ebenso nicht einheitlich strukturiert, aber es fällt weniger auf, weil sie nicht im Mittelpunkt des medialen Interesses stehen. Wenngleich auch sie Verantwortung für ein Land tragen und hierzulande diese oft nicht seriös ausüben. Aber es ist eben nicht so sichtbar. Einen Konsens in der immer komplexer werdenden Welt zu finden, ist nicht leicht.

Dazu kommt der Hang vieler Medien, Politiker/-innen als Freiwild zu betrachten und ihnen nicht einmal den geringsten privaten Spielraum zu lassen. Statt immer rascher das Personal zu wechseln, wäre es klüger, sich genau zu überlegen, was zu tun ist, um den Stillstand in der heimischen Politik zu überwinden.  


Diese Koalition ist am Ende

Andreas Unterberger

 Nicht nur Josef Pröll ist mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert (gewesen?). Das gilt auch für die ÖVP. Nur hat sie offensichtlich nicht so gute Ärzte. Vielmehr stehen an ihrem Krankenbett viele, die ihr noch mehr von dem raten, was sie krank gemacht hat: noch mehr linke Ideologie, noch mehr Anpassung an den Koalitionspartner, noch mehr Verrat an den wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Wählern. Der Herd dieser Krankheit trägt einen Namen: die Koalition mit einer Steinzeit-SPÖ.

Gewiss: Die Alternativen sind rar. Aber das ist noch kein Grund für so viel Schwäche gegenüber der SPÖ. Deretwegen laufen die Wähler der ÖVP scharenweise davon. Und sie tun das nur Richtung Blau und nicht Richtung Rot oder Grün, wie die mehrheitlich rot-grünen Medien insinuieren. Der wichtigste Schritt wäre nun, zu erkennen, wie sehr der Kurs dieser Regierung und deren „Kronen Zeitung"-Motto „Net streiten, sondern immer tun, was Faymann will, also meistens nix" dem Land schaden. Und einer staatstragenden Partei.

Ein Auszug aus dem Sündenregister des Stillstands, an dem die SPÖ hauptschuld ist, für den die ÖVP aber mithaftet: keine Regelung des Hochschulzugangs; keine Studiengebühren für die kaputten Unis, Abbau des Leistungsprinzips in den Schulen, der unfinanzierbar frühe Pensionsantritt, arge Defizite trotz Hochkonjunktur, die massive Korruption der Politik, die sich mit Steuergeld das Wohlwollen vieler Medien erkauft, die Zertrümmerung des Bundesheeres, die kritiklose Übernahme von Schulden europäischer Bankrotteure (und der 20-Mrd.-Haftung Kärntens), die Geldverschwendung durch den Föderalismus (dessen härtester Anwalt im Wiener Rathaus sitzt), die Mutation des ORF zu einem fast totalitär agierenden Parteisender.

 

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Ein paar Idealbesetzungen, die es nicht geben wird

14. April 2011 18:39 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt beginnt in der ÖVP wieder einmal das lustige Köpferaten. In diesem könnte es durchaus einige kreative Varianten geben, die das realisieren würden, was Michael Spindelegger als „Neuaufstellung“ angekündigt hatte. Man darf gespannt sei, für wen er sich entscheidet – und ob er sich dabei auch für „gut“ oder nur für „neu“ oder für gar nichts entschließt.

Bei der Bestellung des neuen Parteiobmannes hat sich die ÖVP ja erwartungsgemäß für den raschen Weg entschieden, also für die Erbeinsetzung durch den Vorgänger Josef Pröll. Dessen Vorschlag ist von den Parteigranden (die ohnedies alle mehr an sich als an die Partei denken) ohne große Emotionen – weder positive noch negative – durchgenickt worden. Dieser traditionelle Weg der Bestellung (den ja fast alle Parteien so gehen), hat zweifellos das Entstehen von Konflikten vermieden – auch wenn ich nach wie vor überzeugt bin, dass eine direktdemokratische Wahl durch alle Parteimitglieder einen großen Beitrag zur Wiederbelebung einer siechenden Partei geleistet hätte. Wobei übrigens Spindelegger ja auch dabei gute Chancen gehabt hätte.

Jedenfalls spannend wird nun die Nominierung des Ministerteams. Diese obliegt formal dem neuen Chef ganz alleine. Aber auch Spindelegger weiß, dass die Geldquellen der Partei nicht im ÖAAB, sondern in Wirtschaft und Raiffeisen sprudeln – oder auch nicht.

Spindelegger hat sich jedenfalls selbst den Ball weit vorgelegt, indem er eine Neuaufstellung angekündigt hat. Falls die primär darin besteht, dass Frau Fekter oder Herr Mitterlehner das Ressort wechseln, wäre das eher enttäuschend. Dabei müsste man vor allem um das Innenministerium fürchten, das vor Fekter ja einige problematische Minister erlebt hatte. Es gibt also absolut keinen Grund, Fekter dort wegzuholen. Dazu ist dieses Ressort viel zu wichtig.

Wer aber soll nun Finanzminister werden? Spindelegger ist klug genug, das nicht selbst anzustreben. Er weiß aber hoffentlich auch, dass die Wirtschaftskompetenz der Volkspartei wieder sehr gestärkt würde, wenn der Parteiobmann dem Finanzminister volle Rückendeckung gibt. So wie es beim Duo Schüssel-Grasser mit großem Erfolg der Fall war. Ein sachkundiger Finanzminister, der ohne Rücksicht auf irgendwelche Gruppierungen Nein zu sagen vermag, und ein Parteiobmann, der ihm dabei hilft (da es schon der populistische Kanzler nicht tut): Das wäre das perfekte Doppelpass-Spiel.

Für diese Besetzung gibt es zwei gute Namen: einen perfekten und einen sehr guten. Perfekt wäre Stephan Koren, der ohne Angabe von nachvollziehbaren Gründen vor wenigen Tagen als Langzeit-Vorstandsmitglied der Bawag-PSK zurückgetreten ist. Geschah das eigentlich ganz zufällig jetzt oder hat Koren da schon jemand angerufen, der mehr wusste als wir alle? Das wäre jedenfalls mehr, als ich der ÖVP zutraue.

Koren kennt die Finanzwelt perfekt, er versteht viel von der Wirtschaft, er denkt trotz der Karriere außerhalb der Politik mit einem politischen Kopf, er hat den faszinierenden intelligenten Zynismus seines legendären Vaters geerbt, und er wirkt bei aller Härte in der Sache verbindlich. Er wäre aber dennoch eine große Überraschung, damit jedoch auch ein umso mutigeres Signal Spindeleggers. Denn Koren ist in den derzeitigen Machtstrukturen der ÖVP in keiner Weise mehr präsent. Mit dem Populismus eines Christoph Leitl fängt er nicht viel an. Außerdem gilt er als ein Freund von Wolfgang Schüssel.

Hinter Koren gäbe es noch einen zweiten zumindest guten Kandidaten: den Steirer Herbert Paierl. Auch er beherrscht sowohl das politische wie das wirtschaftliche Klavier. Auch er ist einer, bei dem sich alle Minister und Landeshauptleute mit der ständig aufgehaltenen Hand wohl schwerer tun würden als bei den beiden jüngsten Ministern. Freilich steht Paierl zugleich für so manche in der Steiermark grassierende ÖVP-Dummheit, wie etwa die leistungsfeindliche Gesamtschule. Auch seine Freundschaft mit dem Linksaußen Bernd Schilcher spricht nicht für ihn (der sich gerade wieder durch eine Demonstration an der Seite von Caritas-Küberl, Kommunisten und anderen gegen das mutige steirische Sparpaket populistisch betätigt hat).

Wahrscheinlicher als diese beiden wäre jedoch die drittbeste Lösung: nämlich ein weiterer Spitzenmanager, der ebenfalls – wieder ganz sicher ganz zufällig – vor wenigen Tagen aus einer wichtigen Vorstands-Funktion ausgeschieden ist. Und wieder gab es keine nachvollziehbaren Erläuterungen für diesen Rücktritt: Es ist Werner Wutscher, ein früherer Spitzenbeamter aus dem Landwirtschaftsministerium, der in den letzten Jahren an der Spitze von Rewe-Österreich gestanden war (also von Billa, Bipa&Co). Bei ihm macht die Herkunft aus dem subventionsgierigen Bauernbund skeptisch – was aber gleichzeitig wieder Wutschers Chancen gewaltig erhöht. Denn es wäre mehr als ungewöhnlich, wenn die ÖVP-Bauern nur noch durch den Landwirtschaftsminister in der Regierung vertreten wären.

Wutscher wäre hingegen sicher eine sehr spannende Lösung für das Parteigeneralsekretariat. Dort könnte er zeigen, dass er bei Billa viel Organisatorisches gelernt hat, und sich für künftige Aufgaben freispielen. Nachdem er – zum Unterschied von der amtierenden Ministerin – auch ein Jahr an einer ausländischen Universität verbracht hat, wäre er übrigens auch ein sehr spannender Wissenschaftsminister.

Wie die Fälle Molterer und Pröll gezeigt haben, ist es jedenfalls nicht gut, wenn der Parteiobmann auch das Finanzministerium übernimmt. Denn ein ÖVP-Chef kann nie so brutal Nein sagen, wie es ein Finanzminister im Interesse der Staatsfinanzen ständig sollte.

Die schwierigste Frage für die ÖVP wird aber sein, wie das Justizministerium besetzt wird. Zwar scheinen alle einig, dass da großer Handlungsbedarf gegeben ist. Aber das dortige Anforderungsprofil ähnelt einer Quadratur des Paragraphen-Zeichens: Durchsetzungsstark gegen die Staatsanwalts- und Richter-Kamarilla, die ja bei einer Erhöhung der Leistungsanforderungen immer sehr redegewandt agieren; aber auch gegen die Regierungsparteien, die keine effektiven Maßnahmen gegen die Korruption etwa im Inseraten-Bereich oder im Bereich Kammern und Gewerkschaften wünschen; geistig unabhängig, um jeden Eindruck einer parteipolitischen Instrumentalisierung der Justiz zu verhindern; und auf einem anständigen Wertefundament beheimatet, damit er der ideologischen Instrumentalisierung der Justiz durch die Linke energisch entgegentreten kann. Da fällt mir überhaupt nur ein Name ein: nämlich Franz Fiedler. Freilich ist der so unbequem und unberechenbar, dass das Leichtgewicht Claudia Bandion-Ortner doch noch Überlebenschancen hat.

Außerdem hat sie das in allen Konstellationen begünstigte Geschlecht. Während zum Teil ahnungslose Journalisten ständig vom Bünde- und Länder-Problem der ÖVP schreiben, ist der neuerdings viel starrere Geschlechterproporz ein viel größeres Problem. Denn bei den Frauen ist das Angebot noch viel dünner als bei den Männern, wie die schwachen Besetzungen Karl, Bandion-Ortner, Remler oder (einst) Marek zeigen, um nur die schwarze Seite zu nennen.

Hingegen habe ich es immer verstanden – auch wenn sich alle Kommentatoren mit Kritik daran die Finger wund geschrieben haben –, dass einst bei der Marek-Nachfolge der Blick nach Westen gerichtet worden ist. Wenn auch mit einem vorerst wenig überzeugenden Ergebnis einer Newcomerin auf einem absolut überflüssigen Posten. Der ja einst nur erfunden worden war, um Marek einen Namen zu geben.

Aber im Prinzip ist es eine durchaus demokratische Haltung, darauf zu schauen, dass sich alle Regionen irgendwie – ohne starren Proporz – in einer gemeinsamen Regierung wiederfinden. Es ist auch (für mich als Wiener) mehr als nachvollziehbar, dass man in Tirol, Vorarlberg und Salzburg geraunzt hat, als der Westen kein einziges Regierungsmitglied entsendet hat; das Burgenland, also das kleinste Bundesland, hingegen gleich drei (durchwegs untermittelprächtige). Ein krampfhafter 50:50-Proporz der Geschlechter ist hingegen bei der Bemühung um eine möglichst gute Ministerliste absurd und ein Bleigewicht, das der ÖVP keine einzige Stimme bringen wird. Die paar Kampffeministinnen dieses Landes sind ohnedies längst bei den Grünen gelandet.

Spindelegger sollte sich jedenfalls seines Startvorteils bewusst sein: Die allgemeine Erwartungshaltung an die ÖVP ist im Gegensatz zum einstigen Heiland Pröll sehr gering, sodass er gleich die besten verfügbaren Köpfe suchen könnte. Und die verächtliche Kritik der meisten Medien ist ihm ebenso gewiss, was auch immer die ÖVP tut. So könnte sie es gleich richtig zu machen versuchen.

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Spindelegger - und jetzt?

14. April 2011 12:13 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Spindelegger also, wie erwartet. Niemand beneidet ihn um seine neue Aufgabe: die Partei wieder stärker zu führen, als das sein Vorgänger gemacht hat; der Mehrheit der Österreicher, die bürgerlich, wirtschaftsliberal und wertkonservativ denken, trotz des heftigen Gegenwinds der fast geschlossen links schreibenden oder links bezahlten Medien wieder eine Heimat zu geben; und gleichzeitig den vor allem vom Koalitionspartner verursachten Stillstand wenigstens etappenweise zu durchbrechen.

Spindelegger hat jedenfalls einen Vorteil so wie Pröll: Er ist ein netter, intelligenter, umgänglicher Mensch. Ob er auch die damit verbundenen Nachteile hat, muss man in den nächsten Wochen erst sehen: Kann er trotzdem zum Alpha-Tier werden, der mit Härte und Konsequenz seine Ziele verfolgt – im Interesse Österreichs und der Partei?

In seiner bisherigen Karriere war diese Härte noch nicht wirklich zu sehen. Jetzt hat Spindelegger ein paar Monate, ein paar Jahre Zeit. Er muss wissen: Kein Lager ist so volatil wie das bürgerliche, wo alle mit dem Raunzen schnell bei der Hand sind.

Wo aber auch die FPÖ eine frustrierte Wählergruppe nach der anderen einstreift: Die FPÖ ist heute die härteste Gegnerin der Gesamtschule; die FPÖ lehnt heute am schärfsten die Milliarden für die europäischen Schuldenstaaten ab; die FPÖ artikuliert am stärksten das Unwohlsein der Bürger mit der Immigration vor allem aus islamischen Staaten; die FPÖ hat jetzt auch die Verteidiger der Wehrpflicht hinter sich gesammelt, während Spindelegger in diesem Punkt selbst (oder im Auftrag Prölls?) seltsam weiche Positionen gezeigt hat; die FPÖ umwirbt neuerdings auch die Abtreibungsgegner.

Ist Spindelegger sich dieser Herausforderung bewusst? Die ÖVP hat unter dem Schlangenrat, immer noch moderner werden zu wollen, immer mehr ihrer Identität aufgegeben. Und wer Erhard Busek gehört hat, der weiß, dass diese falschen Ratschläge noch häufiger zu hören sein werden. Denn wenn man alle Positionen aufgibt, nur weil (jetzt) auch die FPÖ dort ist, dann sollte man die Partei gleich zusperren. Was vielleicht viele wollen. Was aber die beste Garantie für eine rot-grüne Dauermacht wäre. Denn noch immer ist klar: Ohne ÖVP wird dieses Land wirtschaftlich und gesellschaftlich endgültig gegen die Wand fahren. Was stimmt, auch wenn die Pröll-ÖVP da keine effiziente Bremse mehr war.

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Wo Abgeordnete noch das Volk vertreten

14. April 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Die USA sind für die Weltwirtschaft noch immer der entscheidende Schauplatz. Daher bringt der seit Wochen tobende – und nur scheinbar entschiedene – Kampf zwischen Präsident und Kongress um Budgeteinsparungen besondere Spannung.

Im Kongress konnten die Republikaner mit einigem Erfolg Barack Obama kontra geben. Obamas 14 Billionen Dollar Schulden und das jährliche Defizit von über zehn Prozent gaben den Republikanern viele Angriffsflächen. Sie zwangen ihn in den vergangenen Tagen schon weiter in die Knie, als das einst ein ebenfalls republikanisch geprägter Kongress bei Bill Clinton konnte. Damals wurde dem Präsidenten von den Republikanern so lange das Geld verweigert, bis Botschaften und andere Regierungseinrichtungen tagelang schließen mussten. Jetzt hat Obama schon vor einer solchen Blockade die größten Einsparungen in der Geschichte Amerikas akzeptiert. Und er wird weiter unter Druck bleiben.

Der Rückblick macht sicher, dass das nicht den Untergang der USA bedeutet. Der damalige Budgetkrieg hat dem Land vielmehr sehr geholfen: Die Regierung musste so hart sparen und so viele Big-Spender-Programme streichen, dass das Land erstmals wieder Jahre mit Budgetüberschuss erleben konnte. Zwar ging das in die Geschichtsbücher als Erfolg Bill Clintons ein. Aber in Wahrheit hat er damals nur unter der Peitsche des republikanischen Führers Newt Gingrich die Sparsamkeit entdeckt.

Die Vaterschaftssuche ist freilich irrelevant. Denn die Republikaner können sich gar nicht laut der Einsparungen berühmen. War es doch auch ein republikanischer Präsident namens George W., der dann das Land – insbesondere nur durch zwei teure Kriege – wieder in hohe Schulden geführt hat. Und zwar in katastrophal hohe, die freilich sein Nachfolger Barack Obama noch weit übertraf.

Die viel wichtigere Lehre ist aber: Regierungsapparate werden erst unter immensem Druck halbwegs sparsam. Daher ist der Druck des heutigen Kongresses jedenfalls positiv. Auch wenn natürlich viele Nutznießer protestieren und den Sparefrohs schlechtes Gewissen einjagen wollen.

An den USA sollten sich vor allem Europas Abgeordnete ein Vorbild nehmen. Denn hier ist es gerade umgekehrt: Da sind es sowohl im EU- wie im österreichischen Parlament meist die Abgeordneten, denen alle möglichen Forderungen einfallen, wo man noch eine Gruppe begünstigen, wo man noch mehr ausgeben kann. Hingegen sind es die Finanzminister, die gegenzuhalten versuchen. Dass ein europäisches Parlament einer Regierung den Budgetentwurf wegen zu hoher Ausgaben zurückgeschickt hätte, ist mir jedenfalls nicht in Erinnerung.

Dabei stand genau das an der Wurzel der modernen Demokratie: Die Steuer zahlenden Bürger erkämpften sich die Kontrolle über die Ausgaben ihres Geldes und die Höhe der Steuern. Inzwischen ist das Wissen um diese zentrale Wurzel der Demokratie aber verloren gegangen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Pröll: ein Abschied, die Moral und die Zukunft der Volkspartei

13. April 2011 12:07 | Autor: Andreas Unterberger

Josef Pröll hat richtig entschieden. Er akzeptiert seine Krankheit. Er klammert nicht. Er hofft nicht, ob das eine oder das andere Amt vielleicht doch noch geht. Er tritt vielmehr von allen Ämtern zurück und verbindet das mit ungewohnt deutlichen Worten gegen Strasser & Co wie auch gegen  "Opportunismus" und "Populismus" des Koalitionspartners (für den er trotz seiner sonstigen Abschiedsmilde nicht einmal eine einzige positive Silbe findet). Die Namen der offensichtlich gemeinten nennt er aber nicht. Pröll hat erkannt: Es muss auch ein Leben nach der Politik geben. Er hinterlässt seinem Nachfolger ein schweres, fast nicht zu bewältigendes Erbe.

Dass eine Lungenembolie nicht nach wenigen Wochen überstanden ist, war schon länger im Tagebuch zu lesen gewesen. Gegen schwere Krankheiten ist auch die politikübliche Schönfärberei hilflos. Pröll ist nicht nur dem Tod knapp entronnen, sondern kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein oder zwei Jahre nicht mehr mit Volldampf arbeiten. Was ihm übrigens eine gute Erholungspause gibt, um dann wohl das Erbe von Raiffeisen-Chef Konrad anzutreten.

Der abgehende ÖVP-Chef ist jedenfalls auch dafür zu loben, dass er nicht wie angekündigt mit seiner Entscheidung auf die Woche nach Ostern gewartet hat, sondern jetzt schon einen klaren Schlussstrich gezogen hat.

Pröll hat bei seinem Abschied aber auch klare Worte gefunden, was die Politik derzeit so belastet: Zu wenig Anstand und zu viel Stillstand.

Das erste trifft primär seine Parteifreunde Strasser und Ranner, aber beispielsweise auch den (noch immer an seinem Sessel festklammernden) Sozialdemokraten Jarolim. Das zweite trifft primär Prölls Koalitionspartner Faymann, über den und dessen absolute Reformunwilligkeit er sich in privaten Gesprächen sehr bitter beklagt hat. Sekundär aber wohl auch die Landeshauptleute aller Couleur.

Kleiner Einschub am Rande: Der ORF-Chefredakteur, der sich zur Kommentierung des Pröll-Abschieds ins Studio gesetzt hat, reduziert diese klaren Pröll-Worte in der nun senderüblich gewordenen Infamie und Manipulation ganz einseitig auf die ÖVP-internen Fälle. Das Pröll-Wort vom Stillstand spricht der SPÖ-Apparatschik hingegen nicht an.

Eine objektive und emotionsfreie Bilanz des Josef Pröll muss ein durchaus gemischtes Bild ergeben: Er war persönlich eine der sympathischsten Erscheinungen in der Politik gewesen. Er war auch persönlich absolut integer (was in Zeiten eines Strasser und eines Faymann schon extra betont werden muss). Er konnte sogar oft eine Stimmung der Fröhlichkeit verbreiten. Er hat sich auch tapfer und klug in das ihm fremde Finanzressort hineingearbeitet.

Er ist aber politisch auch an der Kehrseite dieser Eigenschaften gescheitert: Ihm hat stets die notwendige Härte gefehlt. Diese hat ihm vor allem gegenüber dem ohne Rücksicht auf die Zukunft insbesondere gewerkschaftliche Besitzstände und andere Privilegien verteidigenden Koalitionspartner gemangelt, sodass es zu keinen langfristig relevanten Reformen gekommen ist, obwohl diese dringend nötig wären. Er hat die Verwandlung des ORF in einen Parteisender der SPÖ nicht stoppen können. Er hat den von Faymann eingeführten Brauch der Bestechungsmillionen vor allem für die Boulevard-Zeitungen nicht abstellen können. Er hat als Finanzminister nicht effizient genug die Interessen der Steuerzahler (und der künftigen Generationen) verteidigt. Er hat sich die marode Hypo Alpen-Adria anhängen lassen, statt die Kärntner in ihrer Verantwortung schmoren zu lassen. Er hat nie erkennbaren Widerstand in europäischen Gremien gegen die Schuldenhilfe für die bankrotten Staaten geleistet. Er hat sich in Sachen Reformen auch gegen die ÖVP-Landeshauptleute nicht durchsetzen können.

Auf Prölls Schattenseite stehen aber auch einige personelle Fehlgriffe (die nicht zuletzt auf die krampfhafte Frauenquote zurückzuführen sind). Und schließlich hat sich Pröll – selbst durchaus konservativ gestrickt – von Beratern allzu oft in zeitgeistige Progressivität hineinhetzen lassen. Mit der man zwar einen Tag lang positive Kommentare in den Zeitungen, aber keinen einzigen Wähler gewinnen kann.

Warum keine Urabstimmung über den Nachfolger?

Sein Nachfolger wird es in dieser Situation nicht leicht haben. Er wird mit aller Deutlichkeit dem Koalitionspartner signalisieren müssen: So geht vieles nicht weiter. Er wird eine große Wählerrückholaktion starten müssen: In Richtung der verprellten Konservativen, genauso wie in Richtung der ebenfalls schon über die Gründung einer neuen Partei diskutierenden Wirtschaftsliberalen. Das ist wohl die letzte Chance, wenn es die ÖVP noch verhindern will, dass die Freiheitlichen der dominierende Platzhirsch rechts der Mitte werden.

Die Liste der Nachfolger ist hier schon am Wochenende analysiert, und von vielen Lesern diskutiert worden. Die ÖVP wäre jedenfalls gut beraten, nicht schnell im 24-Stunden-Verfahren der Parteigranden jemanden aus dem Hut zu zaubern, sondern sich einmal wirklich demokratisch zu verhalten und einmal die Mitglieder entscheiden zu lassen. Vielleicht sogar in einer Urabstimmung: Das tut überhaupt nicht weh und würde zeigen, dass die Volkspartei noch lebt. Oder auch nicht. Und ein so bestellter Parteichef wäre viel stärker als ein in Hinterzimmern festgelegter. Das würde in maximal drei Wochen zu erledigen sein – was weniger ist als die Zeit, welche die ÖVP schon auf Pröll verzichten hat müssen.

Nachträgliches PS: Der Zustand der Koalition lässt sich daran ablesen, dass es fast zwei Stunden keine einzige Reaktion von SPÖ-Seite gab, während von der Grünen-Cheflin bis zum Kärntner Landeshauptmann auch durchaus schon parteifremde Politiker einige Worte dazu gefunden haben. Bei Peter Alexander war die SPÖ schneller . . .

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Hinter dem Schleier muss die Unfreiheit wohl grenzenlos sein

13. April 2011 00:27 | Autor: Andreas Unterberger

Und schon haben die Gutmenschen wieder einen neuen Anlass, sich zu erregen. Frankreich hat das Tragen von allen Formen eines Ganzgesichts-Schleiers verboten. Das ist ein richtiger und notwendiger Schritt, gegen den aber nun von allen progressiven Seiten gefeuert wird – obwohl auch die französischen Sozialisten zur Rettung ihrer Wahlchancen dafür gestimmt haben.

Von manchen wird nun behauptet, dass dadurch die Religionsfreiheit eingeschränkt würde. Als ob jede Religion ihre Gesetze und Regeln in die Allgemeinheit transferieren könnte. Als ob man künftig auch gewissen Sekten Sex mit Kindern erlauben müsste, nur weil das halt deren „Religion“ ist.

Auch der von Frankreich gewählte Grund des Schleier-Verbots ist eigentlich schon überflüssig: Denn diese Schleier seien ein Zeichen der Unterdrückung von Frauen. Das Argument ist aber nicht wirklich stichhaltig. Denn es wird sicher auch einige Frauen geben, die den Schleier freiwillig tragen.

Nein, es geht ganz einfach darum, dass Gesellschaften das Recht haben, Regeln für das Verhalten in der Öffentlichkeit zu setzen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Europäische Frauen müssen sich ja im Iran oder in Saudiarabien auch an die dortigen Bekleidungsvorschriften halten, so mittelalterlich die auch sein mögen.

Das Recht, Regeln zu setzen, gilt beispielsweise auch genauso für das andere Extrem, etwa das Verbot, in der Öffentlichkeit nackt herumzulaufen. Was ja eine Zeitlang einige besonders progressive Linke als provozierendes Zeichen der Verachtung für die bürgerliche Gesellschaft getan haben.

Es hätte absolut nichts mehr mit Liberalität zu tun, würde man auf all diese Regeln verzichten, sondern es wäre nur noch als ein dekadenter Verfall einer sich selbst aufgebenden Gesellschaft zu werten. Gleichgültig ob es um Nacktheit oder Vermummung geht.

Wobei klar ist, dass beides natürlich seinen Platz hat. Das eine etwa in der Sauna. Die Vermummung ist beim Sport, beim Motorradfahren oder eventuell aus medizinischen Gründen legitim und sinnvoll. In der normalen Öffentlichkeit ist es aber das Recht der Mehrheitsgesellschaft, Vermummungen zu verbieten. Gleichgültig ob es nun um politische Demonstrationen geht (wo vermummte Teilnehmer immer jene sind, die dann auch gerne gewalttätig werden) oder um islamistische Demonstrationen (und nichts anderes sind die Schleier). Menschen, die sich hinter etwas verbergen, werden zu Recht als bedrohlich oder unheimlich angesehen. Wer mir nicht sein Gesicht zeigen will, führt Übles im Schild, sagt uns unsere Instinkt, auch wenn man es im Einzelfall sicher nicht nachweisen kann. Aber selbst in Israel ist die Verschleierung ja schon als perfekte Tarnung zur Vorbereitung eines Terroranschlags gebraucht worden.

Der französische Schritt ist absolut richtig. Woran auch die Tatsache nichts ändert, dass er wahrscheinlich mit nahenden Wahlen zu tun hat. Was soll aber a priori daran schlecht sein, auch auf den Willen der Bürger zu achten? Wäre es nach den Wahlen richtig, wenn es vor den Wahlen falsch sein sollte?

Eine spannende Frage ist, ob und wann auch andere europäische Länder folgen. In Österreich heißt es etwa in einer der üblichen billigen Ausflüchte: Es gäbe eh fast keine Frauen, die sich ganzkörperverschleiern würden. Aber gerade das würde es ja eigentlich leichter machen, ein solches Verbot einzuführen. Will man warten, bis man auf heftigen Widerstand stößt? Dann würde halt wegen des Widerstandes auf ein Schleierverbot verzichtet werden.

Oder wird das Schleierverbot gar vom Europäischen Menschenrechtsgerichtshof unterbunden? Das ist nicht auszuschließen. Schließlich haben die Europäer ja freiwillig einige mittelasiatische islamische Diktaturen zu Mithütern und Richtern der Menschenrechte gemacht. Ein solches Verbotsverbot wäre aber nur ein weiterer Grund, den gesamten Menschenrechtsgerichtshof in Frage zu stellen. Mischt sich doch diese Ansammlung von politischen Protektionskindern in Richterroben von Jahr zu Jahr mehr in die Geschicke der einzelnen Länder ein. Längst ist der Gerichtshof ja schon weit über die ursprünglichen Aufgaben hinausgegangen, die Menschen vor ungerechtfertigter Verhaftung, Folter oder ähnlichem zu schützen.

In Österreich gibt es im übrigen eine besonders absurde Fußnote zu dem Thema: Hier werden christliche Sekten vom Kulturministerium unter der sattsam bekannten Claudia Schmied strenger überwacht als der Islam. Der ist hierzulande tabu. In all seinen sektiererischen Ausformungen.

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Ein Funktionär, das Hirn und die Eitelkeit

12. April 2011 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Die Katholischen Elternvereine unterstützen das Androsch-Volksbegehren. Diese seltsame Meldung macht unter lautem rot-grünen Triumphgeheul die Runde.

Seltsam ist sie schon deshalb, weil gerade in den katholischen Schulen jene Eltern dominieren, die mit ihren Kindern vor den gesamtschulischen Zuständen in den öffentlichen Lehranstalten geflüchtet sind. Jetzt sollen ausgerechnet diese Eltern für das Gesamtschul-Volksbegehren des Erfinders des österreichischen Schulden-Pyramidenspiels sein?

Seltsam ist aber auch, dass mehrere Eltern aus solchen Schulen von einer diesbezüglichen Willensbildung absolut nichts wissen – ja nicht einmal Elternvereins-Funktionäre katholischer Schulen tun das. Alles was sie wissen ist, dass das offensichtlich ein Alleingang eines Herrn Stefan Mandahus ist. Ich hatte schon einmal das Vergnügen, mit ihm öffentlich zu diskutieren. Dabei konnte man den Eindruck eines Mannes mit einem klaren Selbstbewusstsein und mit umso unklareren inhaltlichen Positionen gewinnen.

Ähnlich wirr muss er sich jetzt auch bei einem gemeinsamen Auftritt mit Hannes Androsch benommen haben. Er sprach dabei laut Kathpress dem Volksbegehren seine Unterstützung aus, auch wenn die katholischen Elternvereine „nicht mit jedem einzelnen Punkt einverstanden" sind. Motto: Ich bin zwar katholisch, aber nicht in jedem einzelnen Punkt, wie dem Glauben an Gott, an Christus und ein ewiges Leben. Aber ans Weihwasser glaube ich schon.

jeder, der die politischen Grundrechnungsarten besser als Mandahus beherrscht, weiß, dass bei einem Erfolg des Volksbegehrens von linker Politik wie linken Medien (also fast allen) nur noch eine einzige Botschaft transportiert werden wird: „Her mit der Gesamtschule“. Während die restliche Androsch-Lyrik sofort vergessen sein wird. Herr Mandahus distanziert sich zwar laut Kathpress irgendwie gewunden von der Gesamtschule – ist aber so naiv, sich neben einen Androsch zu setzen, der (oder dessen Hintermänner) genau diese erzwingen möchte. Naja.

Als man in katholischen Elternvereinen noch die Bibel kannte, hätten jetzt manche den Herrn Mandahus an den schönen Satz erinnert: „Eure Rede sei aber: Ja – ja; nein – nein.“

Hat den Herrn Mandahus nur die Eitelkeit getrieben? Hat er gewusst, wenn man den Linken den nützlichen Idioten spielt, dann kommt man gleich in die Medien, die einem kleinen Ingenieur sonst meist verschlossen bleiben? Oder steckt da ein noch übleres Motiv dahinter, wie manche von Mandahus verratenen Elternvertreter nun wissen wollen? Nämlich der bei der SPÖ ja handelsübliche Druck: Wenn ihr Steuergeld für eure Vereine und Schulen wollt, dann müsst ihr nach unserer Pfeife tanzen.

 

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Zu Tode alimentiert

12. April 2011 00:39 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt gibt es also auch für Portugal europäisches Geld. 80 Milliarden oder so sollen es sein. Und wie auch bei anderen Schuldnerstaaten wird man wohl noch auf den einen oder anderen Grund kommen, weshalb es am Ende noch ein bisserl mehr sein darf. Überall knirschen die Staatsbürger der Zahlernationen mit den Zähnen, weil sie das alles nun zahlen müssen – und weil sie nur geringe Chancen haben, jemals ihr Geld wiederzusehen. Aber es wird ihnen nichts nutzen. Den amtierenden Regierungsparteien wird es freilich massiv schaden.

Viele kritisieren, dass der europäische Rettungsschirm für Portugal einen allzu bequemen Ausweg bietet, dem Staatskonkurs und der dann nötigen Umschuldung – also einer teilweisen Schuldenstreichung unter dem Diktat der Gläubiger – zu entkommen. Andere wieder meinen, dass Portugal nun beim Eintritt unter den Rettungsschirm ohnedies viel härtere Bedingungen diktiert bekommen wird, als sie das vom portugiesischen Parlament abgelehnte Sparpaket enthalten hat. Offen bleibt freilich, wie viel von diesen Bedingungen nur auf dem Papier stehen werden.

In Wahrheit ist es aber gar nicht die wichtigste Frage, ob nun der Rest Europas für Portugal via Rettungsschirm zahlt oder dadurch, dass bei einem Staatsbankrott die im Rest Europas beheimateten Gläubiger in Probleme geraten und Geld verlieren. Diese Gläubiger haben fast alle einen bekannten Namen: Lebensversicherungen, Pensionsfonds, Banken, Sparer. Manche meinen nun, das seien ja ohnedies alles „Spekulanten“, die ruhig bluten sollen. Was freilich eine kühne Behauptung ist, außer man bezeichnet schon die Erwartung als Spekulation, dass ein Schuldner seine Schulden auch zurückzahlen sollte.

Letztlich aber ist es klar, dass es immer die sparsameren Europäer treffen wird. Wobei der Konkurs aus zwei Gründen vorzuziehen wäre: Erstens weil in diesem Fall immer ein mehr oder weniger großer Teil der Gläubiger im Schuldnerland selber daheim ist; und zweitens, weil das derzeit nicht gegebene Risiko eines solchen Staatsbankrottes Anleger gegenüber leichtfertigen Staaten viel vorsichtiger machen würde. Deshalb sind im Gegensatz zu den Steuerzahlern alle Regierungen ja massive Gegner einer solchen Umschuldung. Denn wenn erstmals ein EU-Staat auch offiziell bankrott geht, würden sich andere Regierungen nur noch viel schwerer durch neue Anleihen verschulden können. Was Politiker jedoch nicht so sehr lieben. Denn ohne die Möglichkeit, sich scheinbar problemlos immer mehr zu finanzieren, fürchten sie, rasch an Popularität zu verlieren.

Sie fürchten das vielleicht gar nicht zu Unrecht. Haben sie doch in den meisten Ländern die Menschen immer mehr an die Einstellung gewöhnt: Brot und Spiele gibt es gratis und jedes Jahr mehr. Da werden die Menschen zweifellos protestieren, wenn ihnen eines Tages die Wahrheit zugemutet wird. Und je mehr von der Politik in den letzten Jahren und Jahrzehnten gelogen worden ist, umso mehr werden die Menschen protestieren.

Der Rettungsschirm hat daher durchaus auch für Regierungen wie jene in Deutschland und Österreich eine rettende Funktion, obwohl sie viele Milliarden auf den Tisch Europas legen müssen. Diese rettende Funktion gibt es freilich nur sehr befristet. Aber mit ihrer Hilfe können sie wenigstens für sich selbst die Stunde der Wahrheit noch ein wenig hinausschieben. Auch wenn diese dann umso brutaler sein wird. Jedoch trifft das dann wohl erst die nächste oder übernächste Regierung.

So erhoffen es zumindest die heutigen Regierungschefs. Worin ich mir freilich nicht so sicher wäre. Denn so manche Experten meinen, dass etwa Österreich auf Grund seiner gegenwärtigen Schuldenpolitik schon 2012 eine Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit hinnehmen wird müssen. Das bedeutet deutlich höhere Zinslasten nicht nur schon für diese Regierung, sondern auch für österreichische Unternehmen. Das bedeutet dann in der Folge das Ausbleiben von Investitionen und die Abwanderung von Betrieben.

Zu Recht werden all diese Aspekte nun europaweit heftig diskutiert. Was aber interessanterweise überhaupt nicht diskutiert wird, wäre eigentlich viel wichtiger, spannender und für die Zukunft lehrreicher. Das ist nämlich die Frage: Was hat die Krisenländer überhaupt in die Zahlungsunfähigkeit geführt, beziehungsweise an deren Rand?

Und da gibt es über alle geographischen und politischen Unterschiede hinweg eine Gemeinsamkeit unter allen PIIGS-Staaten, also Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien: Sie alle lassen sich seit Jahrzehnten von den restlichen EU-Ländern alimentieren. Sie alle haben viel mehr EU-Geld abgecasht, als es den Osteuropäern gelungen ist – obwohl die zum Großteil wirklich arm sind, ärmer jedenfalls als die PIIGS. Das Geld ist auf vielfältige Weise geflossen, vor allem über Kohäsions- und Strukturfonds.

Europa müsste endlich die zentrale Lektion erkennen, die viel wichtiger ist als alle Argumente rund um den Rettungsschirm: Man wollte helfen, hat in Wahrheit aber geschadet. Man hat den Menschen und Regierungen generationenlang vermittelt, dass sie jemand anderer alimentiert. Dadurch haben jene Nationen aber die zentrale Grundlage jeder Volkswirtschaft verlernt: nämlich das Bewusstsein der Eigenverantwortung.

Wenn man immer jemand anderen findet, der einem Geld zuschießt, dann wird man halt wie ein junger Mensch nie wirklich lebenstüchtig werden. Wozu sich anstrengen, wozu lernen, wozu sich in einem Beruf durchbeißen, wenn man eh immer die Oma anpumpen kann? Das führt dann sogar dazu, dass die liebe Oma aus Brüssel sogar Dinge finanziert, auf die selbsthaltungsfähige Nationen in der Regel verzichten. Etwa auf Autobahnen, die von kaum jemandem genutzt werden, wie jene auf der Iberischen Halbinsel.

Warum hat die EU das aber überhaupt getan? Aus mehreren Motiven: Erstens weil überzeugte Anhänger einer antiautoritären Erziehung die skizzierten Folgen gar nicht begreifen; zweitens weil Politiker fast genetisch zwingend Unsinn anstellen, wenn sie über Geld verfügen; drittens weil die Politik fälschlicherweise geglaubt hat, durch Geldspritzen den Wohlstandsabstand zwischen den „reichen“ und „armen“ Europäern ausgleichen zu können, während sie diesen in Wahrheit einzementiert; viertens, weil exportorientierte Länder wie Deutschland sich dadurch Abnehmer ihrer Industrieprodukte züchten  wollten; fünftens weil es den Nehmerländern immer wieder geglückt ist, den Geberländern schlechtes Gewissen wegen angeblicher Unsolidarität einzujagen.

Sechstens aber, weil die Nehmerländer die anderen Mitgliedsstaaten oft genug erpresst haben: damit sie in die EU kommen (es sind ja bis auf Italien lauter Spätberufene); damit sie in die Währungsunion kommen; damit sie weiter alimentiert werden. Die bei den Erpressungen verwendeten Drohungen hatten unterschiedliche Inhalte. Am Anfang hieß die Erpressung etwa Nato. Also: Wenn ihr uns nicht in die EU nehmt und alimentiert, dann treten wir aus der Nato aus. Diese direkte oder indirekte Drohung aus Athen, aus Madrid, aus Lissabon war für die Westeuropäer in den Jahrzehnten der Ost-West-Konfrontation sehr bedrohlich. Sie war aber auch glaubwürdig, weil dort nach den Jahren der Diktaturen sehr linke Regierungen amtierten.

Viele andere Drohungen nutzten etwa das Vetorecht jedes einzelnen EU-Mitgliedsstaates aus. So war etwa rund um die Osterweiterung zu hören: Wenn wir nicht mehr Geld bekommen, dann legen wir ein Veto gegen jedes neue Mitglied ein.

Aus all dem kann man zwei Lehren ziehen: Erstens, es lohnt sich nie, einer Erpressung nachzugeben. Zweitens: Je mehr ich ein Land alimentiere, umso weniger wird es selbsterhaltungsfähig. Das zeigt sich im übrigen auch in der Entwicklungshilfe – aber das ist eine andere Geschichte.

(Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.)

 

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Wenn Regierungen vernünftiger sind als ihre Wähler

11. April 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Oft genug sind hier Regierungen getadelt worden, weil sie unvernünftig agieren. Aber es mehren sich die Beispiele, bei denen die Wähler oft noch viel unvernünftiger sind. Was die Unvernunft der Regierungen zumindest teilweise erklärt. Was aber die Zukunftsaussichten der Alten Welt besonders alt aussehen lässt.

Die jüngsten Beispiele waren zwei Referenden am vergangenen Wochenende sowie ein diesmal an sich vernünftiger Vorschlag  des österreichischen Sozialministers, der aber nur recht geringe Verwirklichungs-Chancen hat.

Slowenien: Die Laibacher Regierung – obwohl eigentlich Mitte-links – hat ein durchaus kluges Gesetz vorgeschlagen. Und damit furchtbar Schiffbruch erlitten: 80 Prozent der Slowenen lehnten ein Gesetz über die Schaffung von Mini-Jobs ab, das in etwa mit Österreichs geringfügiger Beschäftigung verglichen werden kann. Durch dieses Gesetz sollten Studenten, Arbeitslose oder Pensionisten ohne große Abschläge bis zu 14 Wochenstunden dazuverdienen dürfen.

Aber die Slowenen wollen das nicht. Sie wollen nur Jobs mit Vollkasko-Wohlfahrt und Kündigungsschutz im Lande haben. Und es schert sie nicht, dass immer weniger Landsleute solche Jobs finden, weil sie vielen – potentiellen – Arbeitgebern einfach zu teuer sind, und weil diese große Scheu haben, einen kündigungsgeschützten Arbeitsplatz zu vergeben.

Die slowenische Regierung wollte mit ihrem Reform-Projekt die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Sie wollte zugleich vor dem Hintergrund des griechisch-portugiesisch-irischen Dramas die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhöhen. Jedoch die Gewerkschaften wollen das nicht. Die Studentenvertreter sind dagegen, weil sie um ihre Vermittlungsprovisionen für Studentenjobs fürchten. Und die rechte Opposition wittert (ähnlich der portugiesischen Rechten) die Chance auf einen Machtwechsel.

Ein ähnliches Drama droht im gleichen Land demnächst bei einem Referendum über die Erhöhung des Pensionsalters von 63 auf 65. Die – sichere – Konsequenz eines wahrscheinlichen neuerlichen Neins: Sloweniens Regierung und Wirtschaft werden bald von den Ratingagenturen heruntergestuft werden. Sie alle werden deutlich höhere Zinsen für jeden Kredit zahlen müssen. Das wird zusammen mit den ohnedies schon europaweit steigenden Zinsen die Zahl der Arbeitsplätze noch weiter reduzieren. Die nächsten Konsequenzen sollten europäischen Staaten seit einem Jahr eigentlich schon gut bekannt sein.

Island: Die Isländer haben zum zweiten Mal in einem Referendum abgelehnt, dass Island seine Haftungsverpflichtungen für eine bankrott gegangene isländische Bank einhält. Der einzige Fortschritt: Sie haben es diesmal „nur“ noch mit einer Mehrheit von rund 58 Prozent getan. Die Folge: Nachdem damit die Vergleichsgespräche mit den Gläubigern über eine Umschuldung gescheitert sind, drohen Island nun erstens internationale Gerichtsverfahren, zweitens die Beschlagnahme allen isländischen Eigentums im Ausland, und drittens das Ende der Chancen, sich unter den Schutz des Euro flüchten zu können.

Österreich: Der sonst ja nicht gerade für seine Reformkraft berüchtigte Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat vorgeschlagen, dass allen Jugendlichen die Familienbeihilfe gestrichen wird, die nach Ende der Schulpflicht keine weitere Ausbildung beginnen. Das sind immerhin rund 10.000 pro Jahr. Auch der Koalitionspartner ist dafür.

Aber ich traue mich zu wetten, dass auch dieser an sich grundvernünftige Vorschlag bald auf Widerstand stoßen wird. Insbesondere von Seiten der Gewerkschaft, der linken Verfassungsrechtler,der Gutmenschen und der Feministinnen: Denn die einen werden bald entdecken, dass das ja als Sozialabbau denunziert werden kann und dass ja auch jugendliche Hilfsarbeiter Gewerkschaftsbeiträge zahlen. Die zweiten werden wie bei jeder Veränderung vor die Fernsehkameras drängen und irgendeine subtile Verfassungswidrigkeit verkünden. Die dritten anderen werden draufkommen, dass bei den jugendlichen Ausbildungs-Muffeln überdurchschnittlich viele Migrantenkinder aus der Dritten Welt zu finden sind. Und die vierten werden Widerstand leisten, weil unter diesen wieder besonders viele islamische Mädchen sind. Sie werden bei ihrem Widerstand ignorieren, dass solche strengere Konsequenzen die Mädchen eigentlich schützen, für die von den Familien-Kommandanten eine Ausbildung als völlig überflüssig angesehen wird, und die mit 15 Jahren statt dessen allzu oft einem Ehe-„Partner“ vermittelt werden, den sie gefälligst bedienen und mit vielen Kindern beglücken sollen.

Wäre der Vorschlag – über den ich übrigens schon vor mehr als einem Jahr einmal mit Hundstorfer in einer ATV-Diskussion debattiert habe – ernst gemeint, dann läge ja schon längst ein Gesetzesvorschlag vor. Dann würde gleichzeitig auch jenen Familien, die ihre Kinder nicht zu einem ordentlichen Schulbesuch anhalten, die Familienbeihilfe gestrichen (weil sie ja schon in diesem frühen Stadium den Kindern ihre Zukunft rauben). Dann würde Österreich auch den Familiennachzug zwischen dem 4. und dem 25. Lebensjahr verbieten, womit ein Gutteil der Problemfälle und lebenslangen Wohlfahrtsempfänger verhindert würde.

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Afrika: Wo ist Schwarz und wo ist Weiß?

11. April 2011 00:20 | Autor: Andreas Unterberger

In der Elfenbeinküste scheint sich das Ende eines Konflikts zu nähern, in dem die Rollen von Gut und Böse offensichtlich klar verteilt sind. Präsident Gbago ist abgewählt worden – weigert sich aber zurückzutreten. Weshalb er nun mit Gewalt und internationalen Truppen aus dem Amt gedrängt wird. Alles klar – oder ist vielleicht alles anders?

Gbago wirft seinem Opponenten Ouattara massive Wahlfälschungen im Norden des Landes vor, wo Ouattara seine Unterstützung hat. Nun: Von Europa aus kann niemand die Ausmaße einer Wahlfälschung in einem afrikanischen Land objektiv bewerten.

Überraschend ist aber jedenfalls, dass der Wahlgang in jedem Fall ein relativ knappes Ergebnis gebracht hat. Was eigentlich für Gbago spricht. Denn normalerweise lassen sich afrikanische Präsidenten mit mindestens 80 Prozent wiederwählen.

Noch mehr verblüffend ist aber, wie sehr Europas (und insbesondere Frankreichs) Politiker und Medien manche Aspekte dieses Konflikts verschweigen, die das scharfe Bild vom Guten und vom Bösen noch viel mehr ins Verschwimmen bringen würden. Dies gilt etwa für die weitgehend ignorierten Berichte von einem Massaker, das die Truppen des guten Ouattara an unbewaffneten Anhängern des bösen Gbago angerichtet haben.

Noch viel gravierender ist aber der im Ausland total verschwiegene religiöse Aspekt des Konflikts; Gbagos Norden ist islamisch, Ouattaras Süden ist christlich. Im Grund ist es also der gleiche Konflikt, der nun in Sudan – glücklicherweise – mit einer Teilung beendet wird. Freilich hat es dort eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs und mehr als einer Million Kriegstoter bedurft.

Wer auch immer die Wahlen intensiver gefälscht hat: Sollte nicht die Außenwelt viel stärker über die wirklichen Ursachen des Konflikts nachdenken – wenn sie sich schon einmischt? Und sollte dabei nicht an eine grundlegende Lösung gedacht werden – die wohl nur in einer Trennung der unvereinbaren Lager bestehen könnte?

Haargenau der gleiche Konflikt zwischen einem islamischen Norden und einem christlichen Süden bricht nämlich auch im allergrößten Land Afrikas, in Nigeria, mit regelmäßiger Sicherheit blutig auf. Im Norden wird immer stärker die Scharia eingeführt – was im Süden die Ängste vergrößert. Das macht es doppelt sinnvoll, für die Elfenbeinküste über Modelle der friedlichen(!) Trennung nach sudanesischem Muster ernsthaft nachzudenken. Zumindest dann, wenn man nicht mitschuld an blutigen Kriegen und einem neuen millionenfachen Flüchtlingsstrom nach Europa werden will.

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Fußnote 186: Der ÖGB und die Kirche

11. April 2011 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

In Österreichs Medien herrschen seltsame Regeln. Das konnte man vorige Woche sehen, als die Mitgliederzahlen des Gewerkschaftsbundes bekanntgegeben wurden.

Denn diese haben den tiefsten Punkt des letzten halben Jahrhunderts erreicht. Die (offiziellen) Mitgliederzahlen des ÖGB sind von fast 1,7 Millionen in den 80er Jahren auf zuletzt 1,2 Millionen abgesackt. Dennoch wird in den Medien kaum über eine dramatische Krise des ÖGB geschrieben. Mit umso größerer Lust berichten die diesbezüglich so schweigsamen Medien jedoch alljährlich großflächig über die Austritte der Kirche, obwohl sich diese – auf viel größerer Höhe – im gleichen Prozentsatz bewegen. Einen objektiven Grund für diese unterschiedliche Behandlung gibt es nicht. Aber vielleicht steckt da wieder einmal eine subjektive Absicht dahinter? Etwa jene, noch viele weitere Nachfolgetäter zu einem Kirchenaustritt zu motivieren, während keine braver Linker jemanden zu einem Austritt aus der Gewerkschaft bewegen will?

 

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Wer bei Prölls Abschied nachfolgen dürfte

10. April 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Je heftiger parteioffiziell in Optimismus zum Gesundheitszustand Josef Prölls gemacht wird, umso größere Sorgen sollte man sich machen. Der Zustand des ÖVP-Obmanns dürfte viel schlimmer sein, als viele annehmen. Darauf weisen Ärzte hin, die Erfahrung mit Lungenembolie haben, dafür spricht auch Prölls totale Abschirmung. Daher wird hinter vorgehaltener Hand in ÖVP-Reihen längst schon recht heftig spekuliert, wer denn in seine Fußstapfen treten könnte.

Diese Überlegungen machen freilich rasch klar: So groß die – weit über zwei Korruptionsfälle hinausgehende – Krise in der ÖVP auch ist, so groß das Führungsdefizit wie auch die inhaltliche Beliebigkeit auch geworden sind, so wenig gibt es einen zwingenden Nachfolger für Pröll oder gar jemanden, der sich offensiv für dieses Amt interessieren würde.

Fast nostalgisch erinnert man sich an die Zeiten, da noch ein Busek beziehungsweise ein Pröll oder gar ein Gorbach oder Klaus am Sessel ihres Vorgängers gesägt haben. Heute scheint man nicht nur allerorten an einem solchen Sägen desinteressiert, es gibt auch niemanden mehr, dem alle relevanten Gruppen den schwierigsten politischen Job in diesem Lande - nämlich mit einem ahnungs- wie hemmungslosen Machtpopulisten wie Werner Faymann zu regieren -  wirklich zutrauen würden.

Aber gehen wir die Namen der Reihe nach durch:

Christoph Leitl: Er hält sich schon am längsten für auserwählt. Ihm wird aber am wenigsten zugetraut, es auch zu können. Leitl hat inhaltlich viel zu oft SPÖ-Positionen übernommen, er hat allzu oft der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer die Mauer gemacht, als dass er noch für ÖVP-Wähler glaubwürdig werden könnte. Dass er Konservative nicht ansprechen kann, überrascht nicht, aber er ist nicht einmal für Wirtschaftsliberale glaubwürdig. Denn er hat vom Sparen immer nur sehr allgemein – wenn auch lautstark – gesprochen. Sobald er konkreter wurde, entpuppte sich Leitl meist als Forderungs- und Förderungslizitierer. Überdies ist er trotz seiner großen rhetorischen Begabung mit seinem krampfhaften Kampflächeln auch körpersprachlich nicht wirklich verkaufbar.

Reinhold Mitterlehner: Der Wirtschaftsminister galt lange als Fleisch vom Fleisch Leitls. Was ihm naturgemäß schadete. In den letzten Monaten begann er sich jedoch ein wenig zu emanzipieren und wagte es, seinem Erfinder zu widersprechen. Er hat durch ein weniger an Populismus ganz eindeutig an Statur gewonnen. Als ÖVP-Chef wäre er aber dennoch problematisch, finden sich in seinem politischen Lebenslauf doch die Geldverschwendung durch Auto-Verschrottungsprämien und gleichzeitig die Kürzung von Familienbeihilfen. Mitterlehner hat auch geistig noch nicht den Schritt vom Oberösterreicher zum Österreicher geschafft. Das kann man an seinen geographisch sehr eintönigen und qualitativ suboptimalen Personalbesetzungen ablesen. Und er hat auch noch nie gezeigt, dass er bei Gegenwind mutig Positionen verteidigen und ein Schiff auf hoher See steuern kann.

Michael Spindelegger: Der Außenminister agiert vielen ein wenig zu aalglatt. Er wirkt vor allem wie sein Parteiobmann abschreckend großkoalitionär. Was Ursula Plassnik an konfrontativer Lust gezeigt hat, wird bei Spindelegger zu allseitiger Konsens-Schmiere. Das freut natürlich Beamte wie Koalitionspartner. Es ist zwar sicher richtig, dass die Menschen in Österreich keinen inneren Konflikt in der Außenpolitik wollen, aber deswegen hätten sie trotzdem gerne das Gefühl, dass der Außenminister auch wirklich Außenpolitik macht. Und das kann Spindelegger nicht wirklich vermitteln. Denn gegenüber dem Ausland wollen die Menschen jenseits aller Diplomatie auch bisweilen Kanten sehen. Und sie lieben schon gar nicht einen Außenminister, der ausgerechnet zusammen mit den radikal-islamischen Saudis und mit deren Geld – das ja immer an Bedingungen geknüpft ist! – ein Islam-Zentrum in Wien errichtet. Spindelegger hat es in den letzten Stunden im Gegensatz zur Innenministerin auch nicht gewagt, deutliche Kritik an Italien und der EU wegen der freizügigen Weiterschleusung von illegalen Immigranten aus Tunesien zu üben.

Auf der positiven Seite seines Kontos steht, dass Spindelegger (ähnlich wie Pröll) eine Aura gemütlicher Sympathie und Bonhomie ausstrahlt. Er hat außerhalb des Außenministeriums mehr Substanz gezeigt als in diesem. So gelang es ihm, die Gesamtschulbefürworter in die Schranken zu weisen, die fast schon Prölls Ohr gewonnen hatten. Er hat auch den ÖAAB – mit Ausnahme des linksaußen stehenden oberösterreichischen Flügels – von einem Lizitierverein zu einer relativ verantwortungsbewussten Gruppierung umgemodelt. Auch wenn man nicht sicher weiß, ob er wirklich ein Alpha-Typ ist, so hat Spindelegger alles in allem wohl die besten Chancen. Nicht zuletzt spricht das heikle ÖVP-interne Mächtespiel für ihn: Spindelegger wäre erstmals seit Alois Mock wieder ein Parteiobmann aus dem ÖAAB. Und noch dazu einer, vor dem sich die Wirtschaft nicht fürchten muss.

Maria Fekter: Sie ist der dritte Kandidat aus Oberösterreich – was ganz wertfrei gesagt sei. Sie würde der Volkspartei ein klares Law-and-Order-Profil geben, was etliche zu den Freiheitlichen abgeschwommene Wähler zurückholen würde, was aber natürlich die Mainstream-Medien nicht goutieren würden. Diese würden freilich ohnedies jeden ÖVP-Obmann hinunterschreiben, der sich auch um die ÖVP-Wähler kümmert. Sie hat unter den ÖVP-Kandidaten die längste Regierungspraxis. Sie hat sowohl Justiz-, wie auch Sicherheits-, wie auch Wirtschaftserfahrung. Sie ginge als Ritterin ohne Furcht und Tadel auch mutig in Konfrontationen. Aber sie hat dennoch schlechtere Imagewerte als ihre Konkurrenten. Forscht man nach den Ursachen, dann fällt neben dem Hinweis auf die feindliche Haltung der Medien immer wieder ein Stichwort: Ihre Stimme und Stimmlage seien allzu schrill, dialektgefärbt und unangenehm. Ob sich mit diesem Argument eine gewisse Frauenfeindlichkeit tarnt, wird sich wohl nie objektiv eruieren lassen.

Karlheinz Kopf: Der Klubobmann hat in den letzten zwei Jahren mangels klarer Führung durch den Parteiobmann sehr oft die Linien der Partei zu ziehen versucht. Er wurde dann aber mehrfach von Josef Pröll desavouiert. Er hat sich aber auch im eigenen Klub  Feinde gemacht – wo man aber wahrscheinlich Kopf schlägt und den Kompromisskurs Prölls gegenüber Faymann meint. In Sachen der eine Zeitlang von ihm verantworteten Medienpolitik gilt Kopf nicht gerade als erfolgreich. Was aber natürlich ebenfalls mit der beinharten, von Pröll nicht konterkarierten Machtpolitik Faymanns zusammenhängt. Kopf hat noch ein weiteres gravierendes Defizit: Der Vorarlberger wäre der erste ÖVP-Obmann ohne akademisches Studium seit dem niederösterreichischen Baumeister Julius Raab. Kopf wird daher in den doch recht bildungsbürgerlich orientierten Funktionärs-Reihen der ÖVP auch bisweilen verächtlich „der Handelsschüler“ genannt.

Wolfgang Schüssel: Wer sich unter ÖVP-Wählern umhört, bekommt immer noch diesen Namen am häufigsten zu hören. Es wäre aber eine Zeitverschwendung, hier die Eigenschaften Schüssels zu analysieren. Denn Schüssel würde das Amt sicher nie mehr übernehmen. Er weiß auch, dass der Raiffeisenflügel zumindest unter Christian Konrad gegen ihn mit der großen Artillerie feuern würde.

Ein Bundesländer-Kandidat: Das ist auszuschließen, bietet sich doch weit und breit keine Persönlichkeit an.

Ein Quereinsteiger: Das wäre absolut programmierter Selbstmord. Dazu ist das politische Geschäft viel zu brutal geworden, als dass da jemand Überlebens-Chancen hätte, der nicht schon jahrelang durchs Feuer gegangen ist.

Es wäre daher mehr als überraschend, wenn der Pröll-Nachfolger jemand anderer wäre als einer der hier genannten. Aber noch hat die Partei Schonfrist und kann hinter den Kulissen überlegen. Bis nach Ostern mag noch jeder hoffen, dass Pröll dann wieder voll zur Verfügung stehen wird – was nach Aussage medizinischer Experten überraschend schnell wäre. Bis zu diesem von Pröll selbst gesetzten Datum kann sich jeder ÖVP-Drahtzieher daher sowohl mit seinen Ambitionen, als auch mit seinen Sympathie-Bezeugungen und Intrigen zurückhalten.

Aber auch die schwachen Minister der ÖVP - von Karl über Bandion-Ortner bis Berlakovich - und die schwachen Landesparteichefs von Wien bis Kärnten können noch ein paar Wochen durchatmen. Denn vor Prölls voller Rückkehr oder seinem Abgang und der Wahl eines Nachfolgers wird ihnen sicher niemand den Abschied nahelegen.

Wird Prölls Absenz aber dann noch einmal kräftig verlängert oder macht er bei seinem Wiedererscheinen einen signifikant geschwächten Eindruck, dann wird die Nachfolgedebatte endgültig entbrennen. Und fast in jedem Fall wird debattiert werden, ob nicht ein Wechsel in zumindest ein bis zwei der heute von Pröll ausgeübten Positionen notwendig ist. Wobei festzuhalten ist, dass laut den befragten Medizinern eine Lungenembolie nichts mit Stress und Überarbeitung zu tun hat.

Falls man sich vorerst nur für einen Abgang Prölls aus dem Finanzministerium entscheidet, wäre der dortige Staatssekretär Reinhold Lopatka der logische Nachfolger; er hat sich mit mutigen Aussagen bestens etabliert, ist freilich ein sehr schwacher Redner. Aber auch Mitterlehner könnte nach dem attraktiveren Ministerium streben. Ob er die dort besonders nötige Härte aufbringt, ist jedoch fraglich.

Manche werden nun zurecht meinen, dass es ziemlich brutal ist, jetzt schon über Prölls Nachfolge nachzudenken. Aber Politik ist nun einmal ein ziemlich brutales Geschäft. Auf Jiddisch würde das heißen: Mit lauter Rachmones macht man keine Politik.

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Politik im Jauchebad: Die Geschäfte eines Tugendwächters

09. April 2011 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

„Es ist ja eh kein Geld geflossen.“ War das nun die Ausrede von Hannes Jarolim oder jene von Ernst Strasser? Der Österreicher  hat da derzeit sehr ähnliche, kaum noch unterscheidbare Klänge in den Ohren. Und nicht nur bei Strasser, sondern auch bei Jarolim ist über den einen aktuellen Fall hinaus, der derzeit die Medien beherrscht, auch das Verhalten in anderen Causen mehr als problematisch. Bei allen Unschuldsvermutungen ist nämlich die Verdachtslage einer Vermischung von beruflichen, daher am Ende immer einkommensorientierten Aktivitäten mit den politischen und rechtlichen Möglichkeiten eines gewählten und immunen Volksvertreters sehr dicht. Viel dichter als bei einem Karl-Heinz Grasser übrigens.

Es entbehrt jedenfalls nicht der Ironie der Geschichte, wenn jetzt bei der SPÖ einer der obersten Tugendwächter, nämlich der Abgeordnete und Rechtsanwalt Hannes Jarolim, durch eine neue Affäre ins Zwielicht gerät. Dabei ist es mehr als verwunderlich, dass ein viel besser dokumentiertes und mindestens ebenso problematisches Verhalten Jarolims bisher noch nie thematisiert worden ist: Er war nämlich jahrelang gleichzeitig Abgeordneter und Rechtsanwalt der bis zum Crash unter Staatskontrolle stehenden AUA, also einer Firma, die angesichts ihrer schlechten Geschäfte intensiv von politischer Rückendeckung abhängig war.

Aber die bürgerlichen Parteien dieses Landes haben sich offenbar im Parlament immer unter Gentlemen gewähnt und solche Fälle nie aufgegriffen, obwohl ihre jeweils attraktivsten Leute ständig gezielt mit Jauche begossen wurden. Ob das nun die von Jarolim besonders gern und heftig geschwungene Faschismuskeule ist oder das derzeitige Durchwühlen von Dissertationen und Diplomarbeiten bürgerlicher Politiker.

Zurück zu Jarolim: Seine Tätigkeit für die AUA hat ihm jedenfalls satte Honorare eingebracht. Solche erhalten zu haben, leugnet er ja in der aktuellen Causa Staatsdruckerei. Diese zeigt aber auch intensive Parallelen zu Hannes Androsch. Dessen Steuerberatungsfirma Consultatio ist während Androschs Finanzministerzeiten auf ein Vielfaches angewachsen.

Sich Steuer- oder Rechtsberater mit politischem Einfluss zu suchen, ist zwar ein logisches Verhalten und auch das Recht vieler Beratungssuchender. Dass ein Minister oder Abgeordneter da jedoch keinen dicken Trennungsstrich zieht, ist hingegen viel heikler. Und besonders heikel ist es, wenn der Klient eine staatseigene Firma wie die AUA ist. Bei der Wirtschaftskammer ist vor wenigen Wochen ein Funktionär zurückgetreten, weil er seiner eigenen Firma einen relativ winzigen Auftrag erteilt hat. Und bei der SPÖ?

Hannes Androsch wurde von Bruno Kreisky nicht zuletzt wegen dieser unsauberen Trennung aus der Regierung entfernt. Man darf gespannt sein, wie es mit Jarolim weitergeht. Denn auch die aktuell überall diskutierte Causa ist politisch mehr als pikant:

Der Abgeordnete Jarolim hat gegen die privatisierte Staatsdruckerei einen politischen Kampf geführt. Der Rechtsanwalt Jarolim hat Konkurrenten der Staatsdruckerei als Klienten anzuwerben versucht oder genauer gesagt: Ein mit ihm kooperierendes und ansonsten völlig unbekanntes Institut hat Jarolims diesbezügliche Dienste angeboten. Was letztlich wenig Unterschiede macht.

Beides sind zwar an sich absolut legale Vorgänge. Sie werden aber dann übelriechend, wenn ein und dieselbe Person da politisch wie anwaltlich aktiv ist. Jarolim dürfte wohl nur deshalb dem Strafrichter entgehen, weil sich ja die österreichischen Abgeordneten bei den Gesetzen zu den diversen Korruptions-Tatbeständen immer selbst von der Strafbarkeit befreit haben. Politisch haltbar dürfte der rote Linksaußen (der sich ja durch die Teilnahme an gewalttätigen linken Demonstrationen als besonders guter Gutmensch erwiesen hat) freilich dennoch nicht sein. Auch wenn es an sich absolut bedauerlich ist, dass da schon wieder ein Freiberufler weniger im Parlament ist und dass statt dessen wahrscheinlich eine weitere Arbeiterkammer-Kreatur einzieht. Deren ganzes Geschäftsmodell auf politischer Korruption beruht.

Natürlich versucht Jarolim selbst die Angelegenheit nicht nur als harmlos, sondern auch als Retourkutsche der ÖVP darzustellen. Was möglich ist – obwohl die von Jarolim bekämpfte Staatsdruckerei vor allem einem ehemaligen LIF-Politiker nahesteht. Daher ist es eher wahrscheinlich, dass primär die Staatsdruckerei die Causa nach außen gespielt hat – da man dort natürlich die engen Parallelen zum Strasser-Skandal gesehen hat. Der ÖVP in ihrem derzeitigen Torkel-Zustand traue ich eine solche Aktion vor allem gar nicht mehr zu.

Der Demokratie tut das alles jedenfalls gar nicht gut. Die Menschen verlieren täglich noch mehr Vertrauen. Und gleichzeitig hätte dieses Land bedrohliche Herausforderungen zu meistern. Es bräuchte eine starke Führung, die diese Probleme angeht, bevor diese in ein oder zwei Jahren portugiesische Ausmaße annimmt. Aber statt darum zu ringen, wühlt ein guter Teil der politischen und medialen Klasse wie ein Trüffelschwein im Dreck.

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Die Schweiz, der Koran und die Meinungsfreiheit

08. April 2011 01:08 | Autor: Andreas Unterberger

„Tötet sie, wo immer ihr sie antrefft.“ Ein Artikel mit diesem (leider nicht ganz untypischen) Koranzitat als Überschrift ist vom Schweizer Presserat zum Anlass einer Verurteilung der renommierten Schweizer „Weltwoche“ genommen worden. Also wird auch in der Schweiz die Meinungsfreiheit schon so arg eingeschränkt wie in Österreich? Nein, ganz und gar nicht.

Denn die Verurteilung erfolgte nur in einem einzigen Punkt, und da möglicherweise zu Recht: Der Artikel war nämlich mit dem Photo einer – gut erkennbaren – demonstrierenden Muslim-Frau versehen, ohne dass diese ihre Zustimmung zu Abdruck der Abbildung gegeben hätte. Sie hatte im Zeitpunkt des Photos friedlich gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen demonstriert. Was man durchaus als ein unterschiedliches Thema ansehen kann. Daher gingen die Persönlichkeitsrechte der Abgebildeten der Medienfreiheit vor, meinten die Schweizer Presserats-Richter im zulässigen Rahmen ihres Ermessens.

Sehr wohl aber hat der Schweizer Presserat die Legitimität des Textes akzeptiert: In diesem hatte der Autor ganz klar geschrieben, dass „der muslimische Glaube mit Rechtsstaat und Demokratie nicht vereinbar“ sei und „konsequenterweise“ verboten werden müsste.

Damit ist in der Schweiz etwas möglich, was in Wien die Staatsanwaltschaft und zumindest eine erstinstanzliche Richterin für ein strafenswertes Delikt ansehen: nämlich ganz grundlegende Kritik am Islam sowie Zitierung jener vielen Koran-Stellen, die Legitimation von, ja auch Aufruf zur Gewalt gegen Nicht-Muslime bedeuten.

Noch gibt es also durchaus europäische Länder, wo Meinungsfreiheit herrscht. Was eigentlich ein Grund zur Freude wäre. Außer man hat ganz zufällig keinen Schweizer Pass in der Lade. Was wieder eine eher blöde Sache wäre.

 

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SN-Kontroverse: Zieglers Ausladung

08. April 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Wurde Jean Ziegler zurecht als Festspielredner ausgeladen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Bankrotterklärung

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Mut kann man nicht kaufen, Haltung auch nicht und der aufrechte Gang ist nicht jederfraus Sache. Dies zeigt sich rund um die Salzburger Festspiele, die sich so gerne als DAS große Weltfestival sehen und seit geraumer Zeit in diesem Sinne eifrigst an Sponsoren vermarktet werden. Verschwiegen wird von den Vermarkterinnen in diesem Kontext gerne, dass durch ein Bundesgesetz (Salzburger Festspielfondsgesetz 1950), die Öffentlichkeit die Ausfallshaftung hat. Hauptdarstellerinnen in diesem öffentlich-privatem Sponsordrama sind Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Wobei Burgstaller in diesem Fall die Hauptrolle zukommt. Ihr rascher Umfaller im Zusammenhang mit der Ein- und späteren Ausladung des Schweizer Soziologen Jean Ziegler als Eröffnungsredner bei den Festspielen ist besonders ungustiös.

Nicht weniger ungustiös ist auch die scheinheilige Argumentation der sich in anderen Fällen gern als so „weltoffen" gerierenden Festspielpräsidentin, die sich in der Debatte auf halbseidene formale Argumente zurückzieht und – eh klar, natürlich und überhaupt nicht – in concreto Einfluss auf die Ein- und Ausladungspolitik hatte. Dass aber die erste sozialdemokratische Landeshauptfrau Österreichs den Schweizer Menschenrechtsaktivisten, der seit vielen Jahrzehnten den Hunger in der Welt anprangert, der mit seinen Publikationen wie z. B. „Die Schweiz wäscht weißer" die Machenschaften der Kapitalindustrie aufgedeckt hat, der sich im Auftrag der UNO für Menschenrechte einsetzt, der unermüdlich gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen der Welt durch multinationale Konzerne auftritt, ohne nachvollziehbaren Grund als Eröffnungsredner ausgeladen hat, ist eine Bankrotterklärung nicht nur gegenüber der Idee der Festspiele.


Kein Platz für Gaddafi-Propagandisten

Andreas Unterberger

Die Einladung der Salzburger Landeshauptfrau an Jean Ziegler war von Anfang an fragwürdig gewesen. Ziegler ist so voller emotionalem Hass auf die gesamte westliche Welt, dass er auch für die (bekannt linken) Schweizer Sozialdemokraten längst untragbar geworden ist. Da ist es schon recht rätselhaft, warum so jemand überhaupt eingeladen wird. Wer bitte soll einen Mann als Autorität akzeptieren, der reihenweise Drittwelt-Diktatoren und Massenmörder wie Fidel Castro, Robert Mugabe oder Che Guevara beweihräuchert hat? Und der schon viele Prozesse wegen unwahrer Behauptungen über westliche Unternehmen verloren hat?

Die Ausladung war dann eine Notbremsung im letzten Augenblick. Sie wurde indirekt ausgelöst durch Muamar Gadafis brutales Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung. Deshalb hat man letztlich doch einen Gadafi-Propagandisten als untragbar erkannt.

Jean Ziegler war zwanzig Jahre Vizepräsident einer Stiftung, die der libysche Gewaltherrscher mit zehn Mill. Dollar in der Schweiz gegründet hatte. Diese verlieh jährlich einen Gadafi-„Menschenrechtspreis". Das ist ein mehr als zynisches Propagandainstrument eines Diktators, der sogar Passagier-Flugzeuge in der Luft sprengen lässt (an Lockerbie können sich zumindest die Briten noch gut erinnern). Noch 2008 lobte er Gadafi in einem Interview als „rational, zweckgerichtet, vernunftgeleitet". Kritik an Gadafi äußert er hingegen erst seit wenigen Tagen, da Gadafis Stern untergeht.

Salzburg ist mit Zieglers Ausladung einer argen Peinlichkeit entkommen. Zugleich ist es bezeichnend für den linksradikalen Standort der österreichischen Grünen, dass sie ihm nun ein Ersatz-Forum anbieten.

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Kulturkämpfer ORF

07. April 2011 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt ist im ORF offensichtlich schon alles auf den rot-grünen Durchmarsch zur Perpetuierung der absoluten Herrschaft der Linken programmiert. Jeden Tag verlieren sie dort noch mehr die letzten Hemmungen und vergessen, dass sie eigentlich vom Gesetz zu Objektivität und Ausgewogenheit verpflichtet wären.

Da gibt es einen Club 2 zum Schulthema, der so einseitig knalllinks zusammengesetzt ist, dass sogar der Moderator verzweifelt fragt, ob nicht irgendwer in der Runde die Argumente gegen die Gesamtschule nennen könnte. Aber er fand niemanden. Dabei gäbe es ein eigenes schuelerbegehren.at, das diese Argumente brillant zusammenstellt.

Da spricht der alte Politruk Armin Wolf in der ZiB 2 über die (berechtigten) Klagen der nichtkonfessionellen Privatschulen und macht daraus eine Werbung für das Anti-Kirchen-Volksbegehren! Denn die konfessionellen Privatschulen bekommen mehr Geld pro Kind. Wobei natürlich nur eines gerecht wäre: nämlich dass der Staat für jedes Kind gleich viel Geld hergibt, ob dieses nun in eine staatliche, in eine konfessionelle oder in eine nichtkonfessionelle Privatschule geht. In dieser Perspektive würde sofort klar, dass der Staat auch die von Wolf so gehassten katholischen Schulen massiv diskriminiert (wenn auch die nichtkonfessionellen noch viel mehr).

Mit ähnlicher Tendenz haben die Kulturkämpfer des ORF in Sachen Missbrauch schon Hunderte Male über die Fälle aus dem katholischen Bereich, aber fast nie über die mindestens genauso zahlreichen Fälle in staatlichen Schulen und Heimen berichtet.

Unfassbar ist dabei aber vor allem, dass der aus dem katholischen Bereich nominierte ORF-Stiftungsrat seit Jahren immer die sicherste Stimme für die sozialistische ORF-Führung ist. Der ebenfalls die ORF-Führung unterstützende Niederösterreicher Erwin Pröll kauft sich wenigstens noch Gegenleistungen für sein Ja zu Wrabetz ein. Die Bischöfe lassen sich hingegen völlig widerstandslos verhöhnen. Und klatschen über ihren ORF-Kurator namens Küberl indirekt noch Beifall dazu.

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Die Infamien einer machtgierigen Clique

07. April 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Geht’s noch niederträchtiger? Norbert Darabos hat im Stile von Stasi und anderen totalitären Geheimpolizei-Apparaten monatelang gegen Generalstabschef Entacher schnüffeln lassen – und nun ein 90seitiges Konvolut abgeschickt, dass "Verfehlungen" wie ein zu spätes Erscheinen beim Dienst auflistet.

Der Skandal Darabos wird durch solche Schriftstücke immer ärger. Denn er zeigt wieder einmal – aber wohl noch schlimmer denn je –, zu welchen infamen und totalitären Methoden die SPÖ beim Kampf um den Machterhalt fähig ist. Offenbar will der burgenländische Apparatschik im Verteidigungsministerium beweisen, dass die SPÖ trotz der Strasser-Affäre weiterhin der weitaus verkommenste Verein in dieser Republik ist.

Natürlich hat es nur ein einziges Motiv für die Entlassung Entachers gegeben: nämlich dessen Bekenntnis zur Wehrpflicht. Mit anderen Worten: Einem österreichischen Spitzenbeamten soll das Bekenntnis zu Gesetz und Verfassung zum Strick gemacht werden – und zu einer Haltung, die noch bis in den letzten Oktober von Darabos auf sämtlichen vom Steuerzahler finanzierten Propagandakanälen getrommelt worden ist. Erst Kronenzeitung und Michael Häupl haben aus oberflächlichem Populismus beziehungsweise aus der Verzweiflung eines Wahlkampfes eine Änderung angeordnet, die Werner Faymann dann gehorsam via Darabos umgesetzt hat.

Es mag nostalgische Verklärung sein, aber alle Menschen mit einigen Lebensjahren werden übereinstimmen: Ein solcher Umgang mit Beamten wäre unter Bruno Kreisky absolut unmöglich gewesen. Ähnliche Aktionen gab es damals nicht gegenüber parteifremden und schon gar nicht gegenüber nahestehenden Mitarbeitern. Dazu hatte der einstige Diplomat auch einen viel zu hohen Respekt für das Beamtentum.

Wenn die Vernichtung Entachers ohne baldige Konsequenzen durchgehen sollte, dann ist jedem österreichischen Beamten das Rückgrat gebrochen, dann sind die eigentlich auf Verfassung und nicht irgendeinen Politiker vereidigten Staatsdiener zu willenlosen und mit einem Meinungsverbot versehenen Speichelleckern des Regimes geworden.

Genauso schlimm ist es, wenn die Angelegenheit in einem jahrelangen Rechtsstreit versickert, bis Entacher ohnedies das Vollpensionsalter erreicht. Das scheint die SPÖ zwar vorzuhaben. Aber von der Gewerkschaft des Öffentlichen Dienstes bis zum Verfassungsgerichtshof bis zum Parlament sind jetzt alle gefordert, diese Schweinerei sofort zu bekämpfen. Und bis hin zu den Menschenrechtsschützern, die sonst so lautstark die Medien beherrschen.

Das alles wird aber auch zu einem wachsenden Problem für die ÖVP. Nur ihretwegen können die Sozialdemokraten ihre Umtriebe ungehindert fortsetzen. Gewiss, die ÖVP steht selbst geschwächt da, sie ist bis unters Dach voll mit Schulden, der Parteiobmann ist viel schwerer krank als zugegeben (was jeder wissen musste, der schon mit Lungenembolie-Patienten zu tun hatte). Aber eines ist sicher: Wenn die Partei dem allen weitere zweieinhalb Jahre die Mauer macht, dann braucht sie zur nächsten Wahl gar nicht mehr anzutreten.

Auch im Strafgesetz ist der Mittäter und Beihelfer genauso schuldig wie der Haupttäter.

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Fußnote 185: Ein Anti-Gesamtschul-Hörerlebnis

07. April 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Schon wieder ein Ausflug in die Kultur – aber noch viel mehr einer in unser Schulsystem.

Der Anlass: Die Schüler des Wiener Musikgymnasium spielten und sangen im Musikverein die „Bilder einer Ausstellung“ und die „Carmina Burana“. Nicht nur Eltern, sondern auch ganz Un-Verwandte waren tief beeindruckt – wozu neben zwei attraktiven Stücken und einer sehr ordentlichen Einstudierung natürlich auch die übergroße Orchester- und Chorbesetzung beigetragen hat. Aber das ist nicht das eigentliche Thema. Es geht vielmehr erstens um die schlichte Tatsache, dass dieses kaum jemals in die Medien kommende Gymnasium ein weiteres ganz wichtiges Element der Kulturstadt Wien ist (und daher zu Recht als Nachwuchsschmiede auch von den Philharmonikern gesponsert wird). Und zweitens drängt sich die Erkenntnis auf, dass solche Schulen natürlich nicht mehr möglich wären, wenn die rot-grüne Gesamtschule käme. Denn klarerweise kann ein Musikgymnasium nur wirklich dann zu Spitzenleistungen führen, wenn die Kinder acht Jahre lang ihre Schulbildung um die Musik herum gruppieren. Dasselbe trifft etwa auch auf Schulen zu, in denen bis zum 14. Lebensjahr schon mehrere Sprachen auf gutem Niveau gelehrt werden. Ein ideales Schulsystem sollte in noch viel stärkerer Vielfalt die Kinder möglichst früh in wichtige, jedoch unterschiedliche  Richtungen vertiefen (etwa Naturwissenschaften). Denn je früher eine Vertiefung beginnt, umso leichter ist es für die Kinder. Allein die Parteiideologen gehen genau in die gegenteilige Richtung. Statt dass man allen Kindern gleiche Chancen für möglichst viele unterschiedliche Wege gibt, wollen sie alle Kinder gleich machen. Und nennen das noch Fortschritt . . .

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Verbund an die Leine der Parteien

07. April 2011 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Gabriele Payr statt Maximilian Eiselsberg: Wen kümmert es schon, wer im Verbund-Aufsichtsrat sitzt? Es sollte aber kümmern. Nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Steuerzahler.

Denn dieser Tausch ist mehr als signifikant. Frau Payr ist die Chefin der Wiener Stadtwerke, Herr Eiselsberg ist Rechtsanwalt. Und er galt bisher als der Vertreter der privaten Kleinaktionäre. Diese sind an dem großen österreichischen Stromkonzern durchaus in nennenswertem Umfang beteiligt, auch wenn der Bund laut Gesetz die Mehrheit halten muss und einige Landesgesellschaften den Privatanlegern Verbundaktien abgekauft haben.

Der Hinauswurf eines Kleinaktionärsvertreters ist natürlich kein Zufall, sondern ein Musterbeispiel großkoalitionärer Packelei. Er ist ein Gegengeschäft für die Zustimmung der Bundes-SPÖ zur Kapitalerhöhung der Verbundgesellschaft. Besonders bedrückend ist dabei nicht nur die Verabschiedung eines Privataktionärsvertreters. Das ist auch die Tatsache, dass da nicht nur eine brave Parteigenossin in den Aufsichtsrat kommt, sondern auch die Vertreterin einer jener wenigen Landesenergieversorger, die sich weiterhin zu hundert Prozent im öffentlichen Eigentum befinden. Und die dementsprechend unwirtschaftlich arbeiten.

Gewiss, ein Aufsichtsrat macht noch keinen Sommer. Aber gleichzeitig wurde auch bekannt, dass Herbert Kaufmann im gleichen Aufsichtsrat bleibt. Der Ex-Arbeiterkämmerer Kaufmann aber ist niemand anderer als der langjährige Vorstandsvorsitzende der Flughafen-Wien-Aktiengesellschaft und mitverantwortlich für das stümperhafte Versagen beim Bau eines Abfertigungs-Terminals.

Das sind sehr bedenkliche Signale – selbst wenn man dem Verbund ganz sicher ein bisher sehr erfolgreiches Wirtschaften und auch für die Zukunft eine exzellente Aufstellung attestieren muss.

Er profitiert ja gewaltig davon, dass er einer der größten Wasserkraftproduzenten Europas ist. Wasser ist zweifellos jene Quelle der Energieproduktion, die im Zeitalter der Global-Warming-Hysterie, der Atom-Hysterie und der enorm teuren Alternativ-Energien die besten Zukunftsaussichten hat.

Vielleicht werden ja jetzt sogar die regional enorm großen Widerstände gegen den Bau neuer Speicherkraftwerke überwunden. Haben doch ohne solche Speicher weder Solar- noch Windanlagen einen Sinn, weil sie den Strom nur selten dann liefern, wenn man ihn in größerer Menge braucht. Vorerst tischen grüne Vorfeldorganisation noch immer gegen jedes solche Kraftwerk irgendwelche obskuren Argumente auf. Wobei ihnen dieser Tage kein anderes Argument gegen ein Kraftwerk mehr eingefallen ist, als dass dadurch eine Höhle überflutet wird, in der unlängst Bären genächtigt haben dürften.

Offenbar glaubt die Regierung angesichts dieser strukturell guten Aussichten des Verbunds sich Maßnahmen leisten zu können, die das Vertrauen in den Standort Österreich nicht gerade erhöhen. Um es milde auszudrücken.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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SOS Justiz oder: Das Fundament zerbröselt

06. April 2011 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Österreichs Justiz befindet sich in einem schlechten Zustand. Dieser Eindruck wächst in der Öffentlichkeit von Tag zu Tag mehr. In einigen Bereichen ist dieser Eindruck durchaus zu Recht entstanden – es fehlt aber an einem starken Minister, der da mit ruhiger Hand für Ordnung sorgt. In anderen Bereichen ist dieser Eindruck durchaus zu Unrecht entstanden – es fehlt aber an einem starken Minister, der da mit fester Stimme die Unabhängigkeit der Justiz gegen die Anmaßungen von Politik und Medien verteidigt.

Claudia Bandion-Ortner erweckt vielmehr den Eindruck einer schweren Überforderung. Sie ist primär deshalb noch im Amt, weil die ÖVP keinen Nachfolger findet. Die ÖVP-Spitze hat zumindest erkannt, dass man Minister nicht in den Seitenblicken suchen soll, und dass man sie auch nicht auf Zuruf eines mächtigen Raiffeisen-Mannes nominieren soll.

Tatsache ist freilich auch, dass Bandion-Ortner  kaum Unterstützung aus der eigenen Partei erhält, die ja selbst seit längerem jede juristische Kompetenz an der Garderobe abgegeben hat. Es gibt keinerlei Sachkompetenz im ÖVP-Klub (wo man sogar einen Nichtjuristen zum Verfassungssprecher machen musste!). Es gibt keinerlei Sachkompetenz im ÖVP-Generalsekretariat. Bandion-Ortner hat auch keinen Pressesprecher, der sich mit eigener juristischer Autorität in den öffentlichen Kampf werfen könnte.

Am Eindruck einer Überforderung der Ministerin ändert auch der Umstand nichts, dass sie mit zwei Gesetzesvorlagen derzeit in die richtige Richtung unterwegs ist, nämlich bei der Gemeinsamen Obsorge und bei der Einrichtung eines Lobbyistenregisters. Freilich ist sie in Sachen Lobbying und Parteifinanzierung durch die Macht von Fraktionen und Parteizentralen nur sehr beschränkt handlungsfähig. Was man ihr aber nicht wirklich vorwerfen kann.

Ihre Probleme liegen jedoch verblüffenderweise im Bereich ihrer eigenen Spezialisierung, nämlich im Strafrecht. Dort zerschellt sie vor allem an der ihr unterstehenden Staatsanwaltschaft. Diese ist in vielfacher Hinsicht überfordert; sie ist von unzerreißbaren SPÖ-Netzwerken geprägt; sie agiert mit einem großen Macht- und Selbstbewusstsein und dünkt sich sogar zeitweise über die Gesetze erhaben. Dem ist eine schwache Ministerin nicht gewachsen.

Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, das Ganze einfach als einen Fall Bandion-Ortner darzustellen. Österreich bräuchte vielmehr dringend eine neue Debatte über die fundamentale Notwendigkeit einer besseren Rechtskultur.

Diese müsste bei der Wiener juridischen Fakultät mit ihrem ständig heftig links ideologisierenden Dekan beginnen. Sie müsste jene Abgeordneten erfassen, die Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft schon fast täglich als Propagandainstrument einsetzen, nur weil man solcherart leichter in die Medien kommt als mit einer bloßen Pressekonferenz. Und sie müsste auch die Medien erfassen, die sich mit Begeisterung selbst zu Richtern aufspielen.

Die Medien begreifen nicht , dass die ihnen von Staats- und Rechtsanwälten oft illegalerweise zugespielten Aktenteile eben immer nur gezielt ausgesuchte Teile sind; sie erkennen nicht, dass die Informanten aus dem Halbdunkel in der Öffentlichkeit einen ganz bestimmten Eindruck erwecken, aber nur selten der Wahrheit eine Bahn brechen wollen; oder sie haben sogar selbst die gleichen unlauteren Intentionen; sie wehren sich mit Erfolg gegen eine funktionierende richterliche Kontrolle von medialem Machtmissbrauch; und sie glauben, mit ständigen verächtlichen Vorverurteilungen von Politikern die eigenen Leser- und Seherzahlen vor einem weiteren Absturz retten zu können.

Teil dieser jämmerlichen Rechtskultur sind auch zwei neue Gesetzesentwürfe zum Kampf gegen die politische Korruption. Diese werden signifikanterweise beide im direkten Zugriff der Parteisekretariate getextet und nicht etwa im Justizministerium. Der eine Entwurf soll mehr Transparenz rund um die Parteispenden herstellen – wobei es aber weiter frei möglich bleibt, an den Parteien nahestehende Vereine im Dunkeln zu spenden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Grünen etwa brauchen sicher keinerlei direkten Parteispenden für ihre Öffentlichkeits- und Nachwuchsarbeit, weil ihnen da Vereine wie Global 2000 und Greenpeace ohnedies perfekt die Mühe abnehmen.

Der zweite Entwurf soll die skandalösen Bestechungsgelder für Medien in Form von Inseraten und Druckkostenbeiträgen regeln. Diese sollen aber nicht etwa abgeschafft werden. Diese sollen auch nicht durch einen Deckel wenigstens limitiert werden (haben sie sich doch zuletzt jährlich verdoppelt!). Deren Vergabe wird auch keinerlei Objektivierung unterzogen. Hingegen weiß jeder Geschäftsführer eines Markenartikelerzeugers, dass er genau etablierte und längst branchenübliche Prozeduren in Hinblick auf eine (für den Werbenden, nicht die Medien!) optimale Inseratenvergabe einhalten muss, will er nicht seinen Posten verlieren und wegen Untreue angezeigt werden. Die „Reform“ sieht lediglich die Veröffentlichung der Inseratenausgaben vor – jedoch erst lange im Nachhinein, und nur dann, wenn ALLE öffentlich-rechtlichen Institutionen die diesbezüglichen Zahlen eingemeldet haben. Wer nimmt die Wette an, dass ganz zufällig – so ein Pech! – irgendeine der SPÖ nahestehende Landesregierung eines blöden Computerabsturzes wegen nicht rechtzeitig vor einem heiklen Wahltag melden wird können? Sodass halt eben leider, leider gar nichts veröffentlicht wird.

In einer solchen geradezu mafiösen Atmosphäre tut sich die Justiz als vielleicht wichtigste Staatsgewalt natürlich schwer, nicht hineingezogen zu werden. Was aber keine Rechtfertigung sein kann für all das, was da in letzter Zeit in unterschiedlichster Form schiefgeht. Um nur einige der aktuellsten und wichtigsten Fälle zu nennen:

  1. Der aktuellste: Am Wochenende drohte der SPÖ-Geschäftsführer Günther Kräuter der Justiz mit einem Untersuchungsausschuss, wenn sie es wagen sollte, das Verfahren gegen Karl-Heinz Grasser einzustellen. Dabei ist bisher kein Sachverhalt bekannt, auf den sich eine Anklage gegen Grasser selbst stützen könnte. Obwohl bestimmte Staatsanwälte, bestimmte Medien, die Grünen und auch der Dekan der juridischen Fakultät bei der Grasser-Jagd das Amtsgeheimnis immer wieder sehr einseitig verletzen. Es sei denn, Grassers ganz offensichtlich schlechte Auswahl von Freunden wäre neuerdings ein Straftatbestand. (Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Zum Unterschied von Grasser sind bei den Herrn Meischberger, Plech und Hochegger solche Sachverhalte sehr wohl bekannt.)
    In einem anderen Land mit einer hohen Justizkultur wäre man jedenfalls von sehr vielen Seiten dem Herrn Kräuter ob solcher Einschüchterungsversuche gegenüber der Justiz massiv über den Mund gefahren. Aber nicht in Österreich und schon gar nicht diese Ministerin.
     
  2. Seit Jahr und Tag dringen aus der Staatsanwaltschaft in der Causa Grasser, aber auch in vielen anderen Verfahren immer wieder sehr selektiv Aktenteile an die Öffentlichkeit. Das ist ein Bruch des Amtsgeheimnisses, also ein strafbares, von Amtswegen zu verfolgendes Delikt, das natürlich bei einer für das Strafrecht zuständigen Behörde doppelt schlimm ist. Und das durch den starken parteipolitischen Bias der Aktenveröffentlichung nicht harmloser wird.
    Was aber tut die Ministerin angesichts dieser unfassbaren Zustände? Sie hat jedenfalls keine hochnotpeinliche Untersuchungskommission mit den diesbezüglichen Nachforschungen beauftragt, obwohl diese Aktenveröffentlichungen ja fast an organisierte Kriminalität im Justizressort grenzen. Statt dessen will Bandion-Ortner nun im Gegenteil selektiv das Amtsgeheimnis aufheben. Und sie berät sich darüber ausgerechnet mit jenen Journalisten, die sich als Transporteur solcher hinausgespielter Akten ihren Lebensunterhalt verdienen. Mit Richtern und (sauberen) Staatsanwälten berät sie hingegen nicht. Das ist ungefähr so wie eine Konferenz eines Architekten mit Voyeuren, wie groß denn die Löcher sein sollen, durch die diese in eine Damengarderobe blicken können.
     
  3. Da sind im Fall Kampusch in der Staatsanwaltschaft Wien unfassbare Fehler passiert (ich glaube ja in meinem Optimismus noch immer nicht ganz an den großen und einflussreichen Kinderschänderring, der da dahinterstehen könnte, sondern an typische Schlamperei, die man halt krampfhaft und mit zweifelhaften Methoden vertuschen will). Dabei steht sogar der Verdacht im Raum, dass ein Kriminalbeamter sogar in seiner Verzweiflung Selbstmord begangen hat, weil er unter heftigem Druck über Nacht seiner oft geäußerten Überzeugung abgeschworen hat (oder abschworen musste), dass es mindestens einen Zweittäter gegeben hat.
    Um nur ein unglaubliches Detail eines hier schon öfter abgehandelten Falles anzuführen: Der angebliche Einzeltäter Priklopil hat angeblich Selbstmord begangen. Sein Leichnam wird für der Einäscherung aber nicht obduziert, obwohl das auch bei jedem ganz unverdächtigen Selbstmord ganz normale Routine ist. Die Ministerin hat aber erst reagiert, als sie über (von hochrangigen Richtern alarmierte) Parlamentarier dazu gezwungen worden ist. Davor hat sie es zugelassen, dass einander parteipolitisch nahestehende Staatsanwälte wechselseitig Persilscheine ausgestellt haben. Erst unter dem Druck des Parlaments ist die Angelegenheit bei einem unabhängigen Untersuchungsrichter gelandet. Obwohl das von der Strafprozessordnung eigentlich von Anfang an für solche Fälle vorgesehen wäre. In Großbritannien würde längst eine "Royal Commission" aus unabhängigen und weisen Persönlichkeiten den ganzen Fall untersuchen, bei dem es ja nicht nur um direkte Delikte, sondern auch um ein Verhalten geht, welches das Ansehen der Justiz beeinträchtigt. So etwas könnte in Österreich aber eine Ministerin auch ganz alleine installieren. Ganz ohne Royals.
     
  4. Nächste unglaubliche Verwicklung: Als der Akt dann beim Untersuchungsrichter gelandet war, traten die nunmehr doch in ein schiefes Licht geratenen Staatsanwälte den Gang in die Öffentlichkeit an. Sie publizierten nicht-öffentliche Aktenteile, im wesentlichen freilich nur den von einem gleichgesinnten Kollegen vor Jahr und Tag ausgestellten Persilschein. Dass einige besonders naive (oder parteipolitisch befreundete) Journalisten, etwa im ORF, daraus gleich einen Unschuldsbeweis für die Wiener Staatsanwälte gezimmert haben, zählt zu den skurrilen, aber eher irrelevanten Randerscheinungen der Causa. Davon lässt sich glücklicherweise in aller Regel – zum Zorn der Medien – ein unabhängiger Richter nicht wirklich beeindrucken. Interessanter ist aber, was die Ministerin angesichts eines solchen mutmaßlichen Bruchs des Amtsgeheimnisses und einer einseitigen Desinformation der Öffentlichkeit durch ihre eigenen Untergebenen tut? Wieder lautete die Antwort: ganz offensichtlich nichts.
     
  5. Der nächste Mega-Missstand: Die Staatsanwaltschaft wird durch eine Fülle von Wirtschaftsverfahren erdrückt. Wofür sie nichts kann. Sie ist aber ganz offensichtlich überfordert. Manche Prozesse lassen ein Jahrzehnt lang auf sich warten. Dafür startet die ideologisch hochaufgeladene Wiener Staatsanwaltschaft begeistert Verfahren zur Einschränkung der (eigentlich von der Menschenrechtskonvention garantierten) Meinungsfreiheit von Islamkritikern.
    Diese Krise hat zwei Hauptursachen: Die eine ist die neue Strafprozessordnung, welche den Staatsanwälten massiv Kompetenzen zugeschoben hat. Diesen sind die Staatsanwälte aber derzeit weder quantitativ noch qualitativ gewachsen. Kriminalpolizei und Untersuchungsrichter sind hingegen weitestgehend entmachtet worden. Aber dennoch gibt es keinerlei Debatte, wie weit man denn die Strafprozessordnung wieder ins Lot bringen muss.
    Die zweite Ursache liegt an den Universitäten. Dort haben linke Jus-Professoren zwar mit großem Aufwand skurrile Gender-Lehrveranstaltungen in den Lehrplan hineingepusht; aber das Wirtschaftswissen der Juristen hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Zwar hat die Wirtschafts-Universität inzwischen ein Studium „Wirtschaft und Recht“ geschaffen – aber bis deren Absolventen die Expertise-Defizite in der Staatsanwaltschaft wirklich füllen können, wird es noch dauern.
     
  6. Nach wie vor ist der Bawag-Prozess die unglaublichste und bis heute nicht einmal halb aufgerollte Justiz-Groteske der letzten Jahre: Dabei geht es weniger darum, dass das Urteil der nunmehrigen Justizministerin ziemlich zerzaust worden ist. Das ist mehr als unschön, passiert aber Richtern des öfteren.
    Viel ärger ist die Tatsache, dass sich die Staatsanwaltschaft nie darum gekümmert hat, was der mit einem blauen Auge davongekommene Investmentbanker Flöttl mit den 300 Millionen der Bawag wirklich getan hat. Diese will er ja angeblich bis auf den letzten Cent verspekuliert haben. Ein österreichischer Staatsanwalt lässt sich mit der lachhaften Erklärung abspeisen, dass sämtliche Unterlagen über einen so riesigen Betrag bei einem Computerabsturz verloren gegangen sind; und dass man keine Ahnung mehr hat, was mit dem Geld passiert ist. Das erinnert an den Buben, der keine Hausübung hat, weil sie leider, leider der Hund aufgefressen hat.
    Der Staatsanwaltschaft ist auch nie aufgefallen, dass sich bis auf Herrn Elsner niemand aus dem Dreieck Bawag-SPÖ-ÖGB ernsthaft für den Verbleib jenes Geldes interessiert hat. Die Staatsanwaltschaft ist auch nie den Kisten voller Hinweise auf Parteifinanzierungen zwischen Bawag und SPÖ nachgegangen, welche Elsner aus der Haft an die Öffentlichkeit spielen hat lassen. Der Staatsanwaltschaft ist auch nie aufgefallen, dass sich ungefähr gleichzeitig mit den geheimnisvollen Verlusten der Bawag die SPÖ von einer gewaltigen Schuldenlast befreien konnte. Wobei bis heute niemand weiß, wie die plötzliche Schuldenfreiheit mit rechten Dingen zugegangen sein soll (die seit 2008 schwer verschuldete ÖVP würde das gerne wissen). Und am unglaublichsten: Die Staatsanwaltschaft hat es bis heute unterlassen, die Rolle von Fritz Verzetnitsch als oberstem Eigentümer-Vertreter der Bawag in den Skandaljahren von einem unabhängigen Richter untersuchen zu lassen. Haben sich da manche Mächtige auf ein Bauernopfer in Person des keineswegs unschuldigen und noch dazu immer sehr präpotenten Herrn Elsner geeinigt, während die wahren Drahtzieher geschützt im Dunkel blieben?
     
  7. Es ist jedenfalls völlig unverständlich, dass die Staatsanwälte bis heute keine Öffnung der Bankkonten des Hern Flöttl, aber sehr wohl der Konten von Strasser und Grasser beantragt haben. Sie haben es ebensowenig bei den Beziehern von dicken Geldern rund um den Kauf der Eurofighter getan. Obwohl hier zumindest die nicht ganz unlogische Vermutung zu prüfen wäre, dass über horrend gut bezahlte Aufträge an eine parteinahe Agentur Geld Richtung BZÖ geflossen sein könnte. Gewiss ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sich auf einem Kontoauszug dann plump eine Überweisung mit dem Vermerk "wg. EADS" finden könnte. Jedoch würde es allen Beteiligten, also auch allen zu Unrecht Beschuldigten nur dienen, wenn allen Indizien ordentlich nachgegangen würde. So aber kann ein Peter Pilz noch jahrelang mit seinen wilden Spekulationen herumrennen. Und die nun von der Staatsanwaltschaft kolportierte Vermutung, dass ein Richter die Kontenöffnung wahrscheinlich abgelehnt hätte, hätte trotzdem erst in der Realität überprüft werden müssen, um alle Verdächtigungen auszuräumen.
     
  8. Das Wort vom Bauernopfer, auf das sich die österreichischen Staatsanwälte mit Vorliebe stürzen, um nur ja keine großen Tiere zu belästigen, kommt einem wie bei Bawag-Elsner aber auch beim Thema Hypo-Alpen-Adria in den Sinn. Das heißt nicht, dass man über die Taten des ehemaligen HAA-Chefs Kulterer einen Schleier des Vergessens breiten sollte. Ganz im Gegenteil.  Aber der Mega-Flop der Staatsanwälte beim ersten großen HAA-Prozess bestätigt einem in der Gewissheit, dass man bei der Strafverfolgungsbehörde keine Ahnung hat, was da wirklich gelaufen ist.
    Denn der Hauptskandal ist zweifellos, dass das Land Kärnten ohne gesetzliche Basis und öffentliche Kommunikation einfach fast 20 Milliarden Euro Haftung für die risikofreudige Bank übernommen hat (was wieder laut Josef Pröll der Grund gewesen sei, warum später der Bund – leichtfertigerweise – die Bank übernommen hat; wobei Pröll damals noch von Haftungen über "bloß" 6 Milliarden ausgegangen ist). In jedem Unternehmen hätte das dem Vorstand mit Sicherheit eine Anklage wegen Untreue und Krida eingebracht. Die Kärntner Landesregierung ist hingegen völlig unbehelligt geblieben. Was ein Skandal bleibt, auch wenn sich der damalige Chef jener Landesregierung im Vollrausch inzwischen gleichsam selbst gerichtet hat. Ist der Föderalismus wirklich ein Leo für jede Art von Verbrechen?

Wer, bitte, kann mir noch einreden, dass ich Vertrauen in die Justiz haben soll? Dabei hätte ich es so gerne. Denn unter einem betagten Kaiser wurde der überaus weise Spruch an den Rand der Ringstraße geschrieben: Iustitia fundamentum regnorum. Wenn dieses Fundament zerbricht, dann geht mehr kaputt als nur die Justiz.

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Fußnote 184: Anna und Alex

06. April 2011 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Das war einer der ganz großen Opern- und Fernsehabende. Er hat gezeigt, was dieses Land noch immer kann. Oder meist: könnte. Es war hinreißend und perfekt. Woran auch der peinliche Auftritt eines kleinen Trittbrettfahrers nichts ändert.

Vieles wurde in diesen Tagen schon über diese neue Produktion der Staatsoper geschrieben. Über Bilder schön wie ein Renaissancegemälde. Über eine Ansammlung der besten Sänger der Welt. Über eine wunderschöne wie ergreifende Musik, die seltsamerweise noch nie in Wien zu hören war. Über eine kluge wie behutsame Regie.

Und diesen Tag hat Alexander Wrabetz genutzt, um seine Wiederkandidatur zu annoncieren. Geht’s noch vordergründiger? Seit Jahr und Tag regiert unter ihm die Mittelmäßigkeit bis Langeweile. Seit Jahr und Tag hat er den zwangsfinanzierten ORF zum Bettvorleger einer 26-Prozent-Partei gemacht. Und mit einem einzigen Abend glaubt er alles vergessen machen zu können

Gewiss, Wrabetz hat gute Chancen auf eine Wiederwahl – aber das ganz sicher nicht seiner Leistungen wegen. Sondern nur deshalb, weil sich die nichtlinke Mehrheit in diesem Land nicht organisiert und dieses ORF-Gesetz entsorgt. Weil dieses Gesetz den Bundeskanzler – ja, auch einen solchen, der wahrscheinlich nicht einmal weiß, wo die Staatsoper steht, – zum de-facto-Alleinbesitzer des ORF macht. Weil der niederösterreichische Onkel offenbar schon wieder seine schmutzigen Privatgeschäftchen mit dem ORF macht. Und weil sich am Ende das BZÖ, wie schon oft, aus dunklen Motiven auf der linken Seite in die Büsche schlägt.

Gewiss, aus all diesen Gründen wird Wrabetz wahrscheinlich wiedergewählt werden. Aber er soll doch bitte nicht so tun, als ob dieser Dienstagabend in irgendeiner Weise für den ORF unter seiner Leitung gestanden wäre.

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Der Geruch der Lobbyisten

05. April 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

„Ein Lobbyist hat einen besonderen Geruch“: So formulierte es Ernst Strasser in den heimlich mitgeschnittenen Anbahnungsgesprächen mit einem vorgeblichen Auftraggeber. Da kann man bloß sagen: Hätten Lobbyisten nur einen solchen Geruch! Dann bräuchte man lediglich einen Schnüffelhund anzusetzen und schon wüsste man, dass da einer lobbyiert.

Oder meinte der Lobbyist und Ex-EU-Abgeordnete damit gar, dass er den Lobbyisten-Gestank durch das feine Parfum eines gewählten EU-Mandatars zu übertünchen imstande sei? Dann hat er sich getäuscht. Oder zu wenig des Parfums angebracht.

Freilich: Je länger man über Lobbyismus debattiert und nachdenkt, umso unklarer wird die Grenze zwischen Gestank und Wohlgeruch. Denn ist nicht jeder EU-Abgeordneter ein Lobbyist, der nicht die Interessen von 500 Millionen EU-Bürgern oder zumindest 8 Millionen Österreichern gemeinsam im Auge hat, sondern nur bestimmte Gruppeninteressen vertritt?

Niemand kann objektiv zwischen guten und schlechten Interessen entscheiden. Wer es tut, der irrt – oder ist selbst ein Lobbyist. Denn absolut jedes Einzelinteresse droht auf Kosten eines Dritten zu gehen. Wenn sich etwa ein Abgeordneter vor allem für die Interessen von Bauern einsetzt – was ja manche ganz offen tun –, dann hat das in aller Regel negative Folgen für alle anderen Bürger. Sie müssen höhere Preise für Agrarprodukte zahlen. Sie müssen neuerdings für den von der EU nicht zuletzt auf Drängen der Bauern-Lobbyisten gepushten Biosprit mehr zahlen. Und sie müssen vor allem für all die Subventionen höhere Steuern zahlen, von denen Europas Bauern heute in viel höherem Ausmaß leben als vom Erlös ihrer Produkte.

Genauso schädlich für die Allgemeinheit und insbesondere die Zukunft eines Landes sind Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter als Gesetzgeber. Sie sind beispielsweise hauptschuld, dass unsere Pensionssysteme binnen weniger Jahre in die Unfinanzierbarkeit hineintreiben. Denn diese Arbeitnehmervertreter haben es bisher meist mit Erfolg verhindert, dass das Pensionsantrittsalter erhöht wird, obwohl die Lebenserwartung alljährlich um drei Monate ansteigt.

Das kann man durch alle Berufsgruppen durchdeklinieren. Wären dann etwa am Ende nur noch der Objektivität verpflichtete Wissenschaftler gute Abgeordnete? Nun, auch da habe ich so meine Zweifel.

Tatsache ist, dass auch bei diesen seltsame Verhaltensweisen auffallen. Sobald sie sich etwa zu Budgetfragen äußern, sind sie zwar (zu Recht) für Sparsamkeit und Schuldenreduktion. Nur wollen sie dabei immer mit Konsequenz einen Bereich ausgenommen sehen: die Wissenschaft. Wer aber profitiert von höheren Ausgaben für diese? Es sind natürlich die Wissenschaftler. In Wahrheit könnte man auch bei Wissenschaftsausgaben reihenweise nachdenken, ob sie überall sinnvoll sind. Was aber politisierende Wissenschaftler nie ansprechen. So sind beispielsweise praktisch alle politologischen und publizistischen Forschungsarbeiten (halt ein Bereich, wo ich mich ganz gut auskenne) keinen einzigen Steuer-Euro wert.

Und kaum besser ist es, wenn man sich sehr spezifischen lokalen Interessen verpflichtet. So ist es durchaus problematisch, wenn etwa ein gesamt-österreichischer Minister auffallend oft jemanden aus seinem Heimatbundesland und besonders oft jemanden aus einem Nachbardorf für wichtige Funktionen nominiert.

Auf diesen Hinweis „Eigentlich sind fast alle Lobbyisten“ werden nun manche entgegnen: Aber böse sei es jedenfalls, wenn Geld fließt. Das ist aber ebenfalls bei näherem Hinsehen eine sehr fließende Abgrenzung. Dann sind natürlich nicht nur die 100.000 Euro, die Strasser als Honorar verlangt, böse. Dann muss es auch jeder Gehalt sein, der einem Politiker aus seinem Hauptberuf zufließt. Das gilt dann ganz besonders, wenn der Politiker bei einer Institution tätig ist, welche die Interessenvertretung geradezu als Hauptzweck hat, etwa eine Kammer oder Gewerkschaft. Die haben ihn natürlich vor allem deshalb auf ihrer Gehaltsliste, damit er ihre Interessen und nicht die der restlichen Wähler vertritt.

Aber selbst, wenn kein Geld fließt, gibt es oft geldeswertige Abhängigkeiten. Diese bestehen am häufigsten in der Notwendigkeit, auch beim nächsten Mal an eine wählbare Stelle platziert zu werden. Wer aber nicht ordentlich Gewerkschafts- oder Bauern-Interessen vertreten hat, der wird halt nicht mehr an wählbare Stelle platziert werden.

Das führt uns zum Schluss: Den wirklich 100prozentig sauberen, vollkommen unabhängigen, nur dem jeweiligen Gesamtwohl verpflichteten Abgeordneten gibt es so gut wie nicht. Es gibt nur unterschiedliche Grade der Abhängigkeit. Das sollte man sich und allen Mitbürgern klarmachen, bevor man unerfüllbare Illusionen wachruft. Denn solche Illusionen sind die beste Grundlage dafür, dass die Bürger eines Tages der Demokratie abschwören und sich einem starken Mann, einer starken Einheitspartei ausliefern. Die dann freilich nur noch ihre ganz eigenen Interessen verfolgen und schon gar nicht die irgendwelcher Bürger.

Zumindest ein hilfreicher Schritt zur Reduktion solcher Abhängigkeiten könnte es sein, wenn diese in aller Transparenz stattfinden. Wenn also jeder Gehalt, jede s Honorar, ja sogar jede Vereinsmitgliedschaft eines Politikers bis hinunter zum Bürgermeister aufgelistet werden müssen. Dann weiß der Wähler wenigstens ungefähr, welche Netzwerke er da mitwählt.

Freilich: Die privaten Netzwerke und Freundschaften wird man nie wirklich erfahren können. Denn deren Offenlegung wäre zweifellos absolut unzumutbar. Auch ein Politiker muss das Recht haben, sich zum Kartenspiel oder auch für nächtliche Vergnügungen mit wem auch immer zu treffen, ohne dass er das öffentlich kommunizieren muss. Aber keine Frage: Dabei wird zweifellos nicht immer nur über private Dinge gesprochen werden. Irgendwo bleibt immer ein Bereich, wo es auf den persönlichen Charakter ankommt. Wo man ungebührliche Dinge vermeiden sollte, auch wenn die Dinge noch nicht öffentlich zum Skandal geworden sind. Etwa wenn eine Ministerin einen satten sechsstelligen Auftrag an eine ihr privat sehr, sehr nahestehende Unternehmerin vergibt.

Und noch in einem zweiten Bereich ist eine solche Transparenz unmöglich: nämlich bei allen Berufen mit einem Berufsgeheimnis. Dazu zählen etwa die Rechtsanwälte, Steuerberater oder Ärzte. Diese dürfen nicht einmal den Namen ihres Mandanten oder Klienten öffentlich kommunizieren, geschweige denn die Geschäfte, die sie mit ihnen machen. Dabei waren aber solche Freiberufler geradezu die typischen Berufe von Abgeordneten in den ersten Jahrzehnten der Demokratie.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Jean Ziegler und die Wahrheit

04. April 2011 16:51 | Autor: Andreas Unterberger

Und wieder hat die grün-linke Kulturschickeria samt ihren journalistischen Hofnarren eine Märtyrerstory erfunden. Und wie fast immer stimmt fast nichts daran. Was jenen Kreis nicht hindert, die Geschichte mit großer Begeisterung weiterzuerzählen. Hautdarsteller ist der linksradikale Schweizer Soziologe Jean Ziegler, der behauptet, von den Salzburger Festspielen auf Druck einer düsteren Verschwörung als schon eingeladener Referent wieder ausgeladen worden zu sein.

Der wortmächtige Ziegler hat die Chance erkannt, sich wieder einmal in den Vordergrund zu reden. Er porträtiert sich seit einigen Tagen als doppeltes Opfer: einerseits einer kapitalistischen, andererseits einer jüdischen Verschwörung. (Hatten wir das nicht schon einmal?)

Ziegler bezeichnet sich einerseits als unschuldiges Opfer von „UN-Watch“, einer Organisation des American Jewish Committee, die ihn in der Tat schon mehrfach für seine antidemokratischen Positionen kritisiert hat. Von einer jüdischen Gruppe kritisiert zu werden, macht ihn in vielen linken Kreisen automatisch zum Heiligen.

Der Schweizer verbreitet zugleich – wie bei ihm üblich, ohne irgendeinen Beweis vorzulegen, – die Behauptung, dass Sponsoren der Salzburger Festspiele wie der Lebensmittelkonzern Nestle seine Ausladung betrieben hätten. Ziegler hatte nämlich in den vergangenen Jahren in seinem blinden – längst auch für die Schweizer Sozialdemokraten nicht mehr tragbar gewesenen – Hass auf die Marktwirtschaft auch Nestle mehrfach heftig attackiert. Und Nestle ist seit Jahren ein Sponsor der Festspiele.

Es gibt aber absolut keine Beweise, dass die Sponsoren der Festspiele überhaupt davon gewusst haben, dass Ziegler für diese Rede auserkoren war. Die ersten Meldungen über Ziegler und Salzburg sind erst in Zusammenhang mit Zieglers Ausladung aufgetaucht. Auch die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, die für die Auswahl der Eröffnungsfestredner zuständig ist, und die Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler betonen, dass sie nie mit einem Sponsor über das  Redeprojekt Ziegler gesprochen haben. Und dass die Ausladung einzig eine Entscheidung Burgstallers gewesen ist, die darin von Rabl-Stadler unterstützt wird. Der Grund der Ausladung: Zieglers Nähe zu Muammar Gaddafi, die in Zeiten wie diesen irgendwie blöd ausschauen würde.

Ziegler dementiert jedoch heftig eine solche Nähe. Er sondert zur Unterstreichung dieses Dementis sogar heftige Kritik an Gaddafi ab, nennt diesen „völlig verrückt“ und unterstützt verbal die Aufständischen. Das genügt den üblichen Verdächtigen – also den politisch in aller Regel völlig ahnungslosen Kulturjournalisten und einigen Linksaußen-Autoren wie Elfriede Jelinek oder Peter Turrini – um flammende Solidarität für Ziegler zu äußern. Das Recherchieren von Fakten ist bei dieser Gruppe ja noch nie Mode gewesen. Ihnen ist die tatsachenfreie Erregung viel wichtiger, ist sie doch einfacher und zeitgeistiger.

Denn sonst hätten die Journalisten nur in ihr Archiv gehen müssen und dort etwa schon am 25. April 1989 die erste Meldung gefunden: „Der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi hat einen mit 250.000 Dollar (rund 3,2 Millionen Schilling) dotierten "Menschenrechtspreis" gestiftet. Das teilte der sozialdemokratische Schweizer Parlamentsabgeordnete und Genfer Soziologieprofessor Jean Ziegler am Sonntag mit.“ Und weiter: „Die Preisträger werden von einem Komitee bestimmt, dem außer Ziegler der Chef der namibischen Befreiungsbewegung SWAPO, Sam Nujoma, der französische Jurist Robert Charvin, der sudanesische Rechtsprofessor Nasser Cid und der Gründer des Weltbundes der Partnerstädte, Jean-Marie Bressand, angehören.“

Mit anderen Worten: Ziegler wurde damals einer der wichtigsten Propaganda-Träger des libyschen Diktators. Er hat sich dabei an der besonders zynischen Operation eines Gaddafi-„Menschenrechtspreises“ beteiligt. Ein solcher Preis eines terroristischen Staatschefs, der ganze Flugzeuge in die Luft jagt, muss einem in seiner Verlogenheit erst einfallen. Ziegler war dabei aber nicht nur als Mitglied des Komitees, das die Preisträger auswählt, aktiv, sondern sogar als dessen Sprecher. Da kann man mit extrem großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er das nicht nur für Gotteslohn, pardon Allahs Lohn gemacht hat. Die für diesen Preis reservierten zehn Millionen Dollar wurden – ausgerechnet – von einer Stiftung nach Schweizer Recht verwaltet.

Und noch 2009 ist Ziegler erklärtermaßen nur deshalb nicht als eingeladener Ehrengast zu den libyschen Revolutionsfeiern angereist, weil Gaddafi gerade zwei Schweizer Geschäftsleute als Geiseln genommen hatte – deren Freilassung Ziegler übrigens immer wieder, wenn auch zu Unrecht ankündigte. Ohne diesen Zwischenfall wäre er auch 2009 noch gerne nach Libyen geflogen.

Distanzierungen Zieglers von Gaddafi sind hingegen erst zu finden, seit dessen Sturz unmittelbar bevorzustehen scheint. Dennoch beten die diversen Feuilletons jetzt die neuentdeckte Aversion Zieglers gegen Gaddafi brav und kritiklos herunter.

Gabi Burgstaller ist daher ein ehrliches Kompliment für die Ausladung Zieglers zu zollen. Die Salzburger Landeschefin hat sich ja schon mehrfach als mutige Selbstdenkerin profilieren können. Was in der Politik eine eher seltene Erscheinung ist.

Freilich hätte sie auch schon vor der ersten Einladung an Ziegler mehr denken lassen können. Denn die Positionen des linksradikalen Hasspredigers sind seit langem bekannt – und werden etwa in Ö1 fast wöchentlich voller Andacht verbreitet. Es ist auch mehr als diskutabel, ob der Stargast der Wiener Audimax-Randalierer als Festspiel-Redner von irgendjemandem ernstgenommen worden wäre.

Wir lernen daraus wieder einmal so manches: Erstens, gewinnbringende Stiftungen nach Schweizer Recht sind nur einem Ziegler und einem Gaddafi, aber niemandem anderen erlaubt. Denn sonst wird die Stiftung von Ziegler verdammt.

Und zweitens: Immer dann, wenn der verlogene Zynismus am größten ist, sind die Grünen am nächsten. Denn sie machen mit diesem Herrn Ziegler eine Gegenveranstaltung zu den Festspielen in Salzburg.

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Guido Westerwelle - der Abschied kam recht schnelle

04. April 2011 02:11 | Autor: Andreas Unterberger

Der – teilweise – Abschied Guido Westerwelles von der Führung der FDP löst keines der Probleme der deutschen Freidemokraten. Ihr noch viel größeres Problem als die Person des sich in der politischen Verantwortung als eher leichtgewichtig erweisenden Westerwelle ist nämlich die unbeantwortete Frage: Wofür steht die FDP eigentlich?

Im Grund geht es um den uralten Konflikt zwischen rechtsliberal und linksliberal, samt allen unklaren Schattierungen dazwischen. Die Partei ist im Inhaltlichen als Ganzes an die Wand gefahren. Daran sind der Chefpilot und seine strategischen Defizite sicher nicht unschuldig. Das löst aber das Dilemma keineswegs.

Die FDP hat ihren großen Erfolg bei den letzten Bundestagswahlen am Höhepunkt der Finanzkrise – fast 15 Prozent – einem klar wirtschaftsliberalen Kurs zu verdanken. In der Regierungspraxis hat sie aber weder die versprochenen Steuersenkungen verwirklichen noch sonstige liberale Reformen durchsetzen können.

Sie hat viele Wähler verärgert, weil sie mitten in der Krise trotz großer Finanzprobleme ausgerechnet und einzig für Hoteliers finanzielle Vorteile herausgeholt hat. Westerwelles FDP hat regelmäßig den gewaltigen Finanzpaketen für Europas Schuldnerstaaten zugestimmt, die gerade bei Wirtschaftsliberalen überaus verhasst sind. Westerwelle selbst gilt als hauptverantwortlich dafür, dass Deutschland bei der Libyen-Abstimmung im UN-Sicherheitsrat an der Seite Chinas und Russlands und nicht jener der USA, Frankreichs und Großbritanniens gestanden ist. Seine Partei ist – so wie die CDU – in Sachen Atomkraftwerke in den letzten Wochen einen wirren, unglaubwürdigen und offensichtlich populistischen Zickzack-Kurs gefahren.

Westerwelle war aber vor allem nicht imstande, seine Partei strategisch zu führen und relevante Wählerpotentiale zu erkennen. Er hat nicht die rasch wachsende Gruppe der Wutbürger an die FDP zu binden versucht, die über Überregulierung und Steuerlast empört sind. Er hat auch nicht die große Welle der Islam- und Türkenskepsis erkannt und genutzt, die sich in Deutschland breitgemacht hat, wie die Reaktionen auf Thilo Sarrazin gezeigt haben.

Er war zwar schon durch sein Wir-Koalieren-Einzig-Mit-Der-CDU eigentlich ein Exponent eines rechten FDP-Kurses, nahm aber mit der aus dem deutlich linken FDP-Eck kommenden Justizministerin einen eigentlich nur in eine Linkskoalition passenden Gegenakzent in seine Mannschaft, der ihm weitere Glaubwürdigkeit kostete. Auch war Westerwelle durch seine demonstrative Homosexualität persönlich eher ein Signal nach links. Dort aber tummeln sich mit zum Teil derzeit großem Erfolg schon drei andere Parteien. Was der FDP kaum Spielraum lässt. Daher kann die FDP derzeit nur noch mit Leihstimmen der CDU überleben, die aber auch nicht gerade viel zu verschenken hat.

Das Schicksal der Liberalen: Da sie per definitionem keine Kaderpartei, sondern eigentlich eine Partei der Ordnungspolitik sind, schafft es offenbar keine liberale Partei, sich dauerhaft zu etablieren. Ohne Organisation, ohne Kader keine Dauerhaftigkeit. Gleichzeitig leidet die FDP in Deutschland darunter, dass es auch in der CDU einen interessanten liberalen Flügel gibt.

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Abschiedssymphonie für Politiker - oder gar die ganze Demokratie?

03. April 2011 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt geht es wirklich Schlag auf Schlag. Nun kündigt auch der spanische Ministerpräsident seinen Abgang an. Nach seinen Kollegen in Portugal und Irland fordert nun die Krise damit schon wieder das nächste Opfer. Aber die Krise reicht wohl nicht als Erklärung.

Denn in Wahrheit ist allerorten eine wachsende Unzufriedenheit mit der Politik insgesamt zu verspüren. Überall bekommen nun die Parteien die Rechnung dafür präsentiert, dass sie praktisch alle jahrelang das Blaue vom Himmel versprochen haben, dass sie ihre Versprechungen aber nie und nimmer auch verwirklichen konnten. Überall merken die Menschen, dass sie ständig angelogen und hineingelegt worden sind. Überall steigt der Unmut über die ständig wachsende Immigration. Das trifft nicht nur Sozialdemokraten – die zweifellos der Weltmeister im ständigen Versprechen des Schlaraffenlandes mit immer noch mehr leistungsfreier Wohlfahrt gewesen sind –, sondern auch Parteien der einst rechten Mitte wie etwa in Deutschland und Österreich. Auch wenn CDU- und ÖVP-Führung noch keineswegs abtreten müssen.

Interessant ist aber jedenfalls eines: Gerade jene Politiker, die von den linkslastigen Mainstream-Medien am schärfsten attackiert werden, haben noch immer relativ großes Vertrauen in der Bevölkerung. Das reicht von Ungarns Viktor Orban bis zu Italiens Silvio Berlusconi. Woraus man schließen kann, dass die Medien noch deutlich weniger Glaubwürdigkeit haben als die Politiker. Und das gerade führungsstarke Politikerfiguren im Zug der Zeit liegen. Wogegen nichts zu sagen ist, solange man sie auch frei wieder abwählen kann. Und solange sie sich nicht alle einst freien Medien kaufen.

PS: Wer an diesem Wochenende noch nicht gelacht hat, der sollte sich wieder einmal das steuerfinanzierte SPÖ-Propagandablatt „Österreich“ zu Gemüte führen. Dieses hatte eine Umfrage in Auftrag gegeben, die zum Unterschied von anderen Umfragen die FPÖ erst auf Platz 2 und nicht schon auf Platz 1 zeigt. Nun gut, mag sein. Aber skurril wird es, wenn das (immer dünner werdende) Blättchen das so verkauft: „ÖVP stürzt ab“. Während das Ergebnis der SPÖ total verharmlost wird. Dabei hat die SPÖ selbst laut dieser Umfrage gegenüber der letzten Wahl ein Minus von 2,3 Prozent und die ÖVP eines von 3,0. Jeder normale Mensch würde das als einen Abstieg Hand in Hand bezeichnen. Aber die inseratenbringende SPÖ wird in jenem Blatt ja nie abstürzen dürfen. Gleichzeitig werden die Grünen zu den „Großen Profiteuren“ – obwohl die Freiheitlichen 2,9 Prozent mehr dazugewinnen als die Grünen. Dies immer im Vergleich zur einzig seriösen Basis, der letzten Wahl. Der Trick des Fellner-Blattes: Es vergleicht einfach mit irgendeiner Umfrage. Kleiner Gratis-Tipp von mir für den nächsten Trick: Die Fellner-Schreiber sollten doch am besten mit den in den letzten Tagen von anderen Medien veröffentlichten Umfragen vergleichen. Hatten diese doch die FPÖ schon deutlich auf Platz 1 – da könnte man die hauseigene Umfrage doch glatt als „Absturz der FPÖ“ darstellen. Das bringt sicher wieder neue Inserate.

PPS: Wer sich das Lesen von „Österreich“ nicht antun will, hier die dortigen Zahlen: SPÖ 27, FPÖ 26, ÖVP 23, Grüne 16, BZÖ 4 Prozent.
PPPS: Eine gleichzeitige ATV-Umfrage durch den Meinungsforscher Peter Hajek zeigt: FPÖ 29, SPÖ 26, ÖVP 25, Grüne 14, BZÖ 4 Prozent.

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Zwischen Verursacherprinzip und Schnatterpolitik

03. April 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Ein interessanter Vorstoß: Der US-Bundesstaat Arizona will künftig schwer Übergewichtige, Raucher und alle anderen, die sich nachweislich nicht an ärztliche Ratschläge halten, mit finanziellen Bußen belegen. Nachahmenswert.

Logischerweise gilt das geplante Bußensystem nur für jene, die sich auf Kosten der staatlichen Gesundheitsbetreuung behandeln lassen. Was ja in Amerika keineswegs alle sind. Überdies haben die Gesetzgeber des Wüstenstaates alle jene ausgenommen, die für Kinder zu sorgen haben. Zwar wird Präsident Obama trotz der Schuldenlast über Land und Staat in seinem linken Populismus das Gesetz mit Veto belegen. Aber dennoch fällt mir keinerlei Grund ein, warum das nicht ein logisches und angesichts explodierender Gesundheitskosten geradezu zwingendes System sein sollte.

Es gilt ja etwa auch bei unseren Autoversicherungen: Unfallfreudige Risikofahrer zahlen höhere Prämien. Warum soll dann nicht auch bei Trittbrettfahrern des Gesundheitssystems das gleiche gelten?

Da fällt mir eine kleine Begebenheit ein, als ich mich bei meiner letzten Durchuntersuchung am Schalter angemeldet habe. Da in einem Wiener Gemeindespital kein sonderlicher Wert auf Diskretion gelegt wird, konnte ich jedes Wort der am Nachbarschalter betreuten Frau hören: „Frau X., Sie sind ja schon wieder da!“ – „Ja, mir geht’s nicht gut.“ – „Haben Sie die Tabletten genommen?“ – „Nein.“ – „Haben Sie abgenommen?“ – „Nein.“ – „Waren Sie beim Hausarzt?“ – Nein.“ Keines dieser Nein hatte einen Hauch von Schuld-, sondern strotzte vor Selbstbewusstsein. Der Unterton war klar: Ich bin doch nicht blöd, mich da zu quälen. Und ich ergänzte insgeheim: Zahlen tut’s ja eh die Allgemeinheit.

Ob nicht auf dieser Ebene viel mehr Handlungsbedarf bei unserem Gesundheitssystem besteht als bei den großen Reformplänen und Kompetenzstreitigkeiten, die da wieder einmal unter viel Gerede von der hohen Politik verhandelt werden? Aber in Wahrheit wäre es die allergrößte und wichtigste Reform, wenn sich am Ende die Menschen wieder deutlich stärker für ihr eigenes Leben und ihre eigene Gesundheit verantwortlich fühlen würden. Denn kaum spricht man diesen an sich total logischen Zusammenhang an, wird von sozialer Ungerechtigkeit und dergleichen geschnattert. Bloß: Schnattern und reden wird man nur noch so lange können, bis das System gegen die Wand gefahren ist.

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Zurück ins Jahr 2006: Fortschritt nach SPÖ-Art

02. April 2011 01:33 | Autor: Andreas Unterberger

Durchbruch in der Ortstafelfrage! Der Jubel und das Eigenlob der Unterhändler sind groß. Der Skeptiker weiß freilich: In dieser Frage hat es schon oft Jubel gegeben. Und der war bisher immer unberechtigt.

Festzuhalten ist erstens: Die nunmehrige Einigung ist für die Kärntner Slowenen deutlich schlechter als das, was der Verfassungsgerichtshof seit Jahren durchdrücken will. Der vereinbarte Prozentsatz von mindestens 17,5 Prozent Slowenenanteil in Ortschaften als Voraussetzung für die Aufstellung von Ortstafeln ist ja weit höher als die bloß 10 Prozent, die der Verfassungsgerichtshof als ausreichende Schwelle ansieht. Daher muss das Parlament das neue Ortstafelgesetz nun mit Zweidrittelmehrheit beschließen (wohl mit den Stimmen der FPÖ, die ja de facto die mitverhandelnde Kärntner Landeshauptmann-Partei ist). Ohne Verfassungsgesetz könnte nämlich wieder ein radikaler Slowene die Causa zum ixten Mal vor das Oberstgericht bringen. Andererseits sind diese 17,5 Prozent mehr als die 25 Prozent Slowenenanteil, die Bruno Kreisky einst in einem – bloß einfachen – Gesetz als Ortstafelvoraussetzung festgelegt hatte.

Festzuhalten ist zweitens: Nun kommt endlich doch das vom österreichischen Verfassungspapst Günther Winkler immer als rechtlich notwendig verlangte Verfassungsgesetz. Die linken Verfassungsrechtler der Wiener Universität hatten den Staatsvertrag hingegen immer als direkt umsetzbar dargestellt. Sie hatten es auch als unbedenklich hingestellt, dass sich der Gerichtshof in der Causa illegitimerweise selbst zum Gesetzgeber aufzuschwingen versucht hatte, während er ja in Wahrheit nur einzelnen Bestimmungen aufheben, aber eben keine neuen erlassen kann. Deshalb ist auch zu Recht nie jemand verurteilt worden, der die „Gesetze“ des Verfassungsgerichtshof gebrochen hat.

Festzuhalten ist drittens, dass die Verhandlungen mit fünf Jahren Verspätung wieder fast haargenau bei jener Zahl von Ortschaften gelandet sind, bei der Wolfgang Schüssel und Jörg Haider nach der Vermittlung des Grazer Historikers Stefan Karner einst gestanden sind. 2006 hatten sich die Drei mit fast allen involvierten Gruppen auf eine präzise Liste von 158 Ortschaften geeinigt.

Und jetzt? Jetzt werden es statt 158 laut dem SPÖ-Unterhändler Josef Ostermayer „150 bis 160 Ortschaften“ sein. Also möglicherweise sogar weniger! Das wird die SPÖ-Medien wie den ORF und die Boulevardzeitungen aber wohl nicht hindern, die Einigung als großen Erfolg der SPÖ zu verkünden. Und sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen auch verschweigen, dass damals Alfred Gusenbauer aus rein parteipolitischen Motiven ein solches Verfassungsgesetz verhindert hat.

Dennoch würde ich nicht allzu viel Geld verwetten, dass das in wenigen Monaten endlich auch wirklich so im Bundesgesetzblatt stehen wird. Viel Kleingedrucktes harrt nämlich vorher noch der Präzisierung. Schon die Tatsache, dass Ostermayer eine Von-Bis-Zahl genannt hat, ist ein Indiz, dass da noch viel Sprengstoff lauert. Und auf beiden Seiten gibt es bei etlichen Akteuren Motive, den Konflikt wieder anzuheizen – der in Wahrheit für die Menschen in Kärnten freilich nur mehr ein Konflikterle einiger Funktionäre ist.

Unterzünd-Material für eine weitere Konflikt-Etappe liegt auch jenseits von Ostermayers seltsam ungenauer Zahlenangabe immer noch genug herum: Immerhin müssen sich die Slowenen halt doch mit einer viel kleineren Zahl von Orten als erträumt abfinden, auf denen künftig ihre Sprache zu lesen sein wird. Das wird so manchen nicht passen. Insbesondere im Slowenen-Verein des Valentin Inzko wird man daher am Ende wohl wieder Nein sagen.

Und umgekehrt haben auch die Kärntner Freiheitlichen etliche Scharfmacher- Forderungen nicht durchgesetzt. So hatten sie verlangt, dass im Gegenzug die (heute nur noch winzige) deutsche Minderheit in Slowenien einen Minderheitenschutz bekommen müsse. So hatten sie eine echte Minderheitenzählung verlangt. Eine Festsetzung der Zahl der Slowenen bloß auf Grund der Sprachangaben bei der Volkszählung haben sie hingegen abgelehnt. Das alles kommt nun nicht.

Was man aber jedenfalls mit Interesse verfolgen sollte: Wie werden Bundespräsident und unsere linken Journalisten das Verhandlungsergebnis kommentieren? Immerhin haben sie ja in den letzten Jahren jeden, der die Linie des Verfassungsgerichtshofes – also die Zehn-Prozent-Voraussetzung – nicht als Evangelium betrachtet und nicht umgesetzt hat, als rechtsradikal, wenn nicht gar Verbrecher dargestellt.

Werden sie das jetzt auch in Hinblick auf alle jene Politiker machen, die sich jetzt für die 17,5-Prozent-Hürde aussprechen? Oder ist es ihnen nur um die übliche billige Polemik gegen alles gegangen, was mit Schwarz-Blau zusammenhängt? Weil sie es halt nicht aushalten, dass ausgerechnet jene Regierung, in der die SPÖ nicht saß, die erfolgreichste der letzten Jahrzehnte war.

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Was die neue Media-Analyse so wirklich alles bedeutet

01. April 2011 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist schon ein historischer Zeitpunkt: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist die Reichweite der Kronenzeitung unter 40 Prozent gesunken. Das macht für dieses Land wieder irgendwie Hoffnung.

Dies vor allem deshalb, weil der steilste Absturz der Kronenzeitung (von 40,4 auf 38,9 Prozent) nach einem schon jahrelang zu beobachtenden langsamen Gleitflug von einst stolzen 44 Prozent hinunter genau zu dem Zeitpunkt passiert, da die Zeitung von unberechenbar zu einer sehr berechenbaren SPÖ-Parteizeitung degeneriert ist.

An dieser – erfreulichen – Reaktion der Leser ändert natürlich auch die Tatsache nichts, dass vor allem „Heute“ (12,0), aber auch „Österreich“ (9,6) von den Auflagezahlen her erfolgreich unterwegs sind. Diese sind ja auch alles andere als SPÖ-feindlich, werden sie doch von SPÖ-Politikern aus Steuergeldern besonders kräftig angefüttert. Die Leserzahlen von Gratiszeitungen zeigen jedenfalls keinerlei innere Bindung an ein Blatt an. Genausowenig wie die "Auflage" eines Spar-, eines Hofer- oder eines Billa-Prospektes irgendeine Aussagekraft hat.

Was in anderen Ländern längst passiert ist, wird nun auch in Österreich verbucht: Der Anteil der Zeitungsleser geht spürbar zurück. Und es bedarf keiner großen Prophetengabe, dass der nun auf 73,7 Prozent gesunkene Anteil jener Menschen, die irgendeine Tageszeitung lesen, noch weiter stark abnehmen wird. Ich halte langfristig sogar eine Halbierung dieses Wertes für durchaus möglich.

Traurig ist aber jedenfalls, dass die beiden Wiener Qualitätszeitungen „Standard“ (5,3) und „Presse“ (3,8) meilenweit von ihren noch vor einem Jahrzehnt errungen Leseranteilen entfernt sind, der damals etwa bei der „Presse“ jahrelang deutlich über 5 Prozent gelegen ist. Rätseln kann man über das Warum. Haben doch international eigentlich gerade Qualitätszeitungen die stabilsten Leserzahlen, während der Boulevard stark und die Regionalblätter leicht verlieren.

Beim „Kurier“ (8,1) muss man über gar nichts mehr rätseln. Dieser ist in der Langfristperspektive der weitaus kontinuierlichste und größte Verlierer. Eine Zeitung, die allen alles sein will, ist am Schluss niemandem irgendetwas.

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SN-Kontroverse: Grüne Erfolge

01. April 2011 00:48 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Ist den heimischen Grünen ein Erfolg wie in Deutschland zuzutrauen?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Grüne Regierung - warum nicht?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Klar. Österreich ist nicht Baden-Württemberg und die Voraussetzungen für einen grünen Wahlsieg nach schwäbischem Muster sind auch nicht immer so ideal, wie sie am vergangenen Sonntag waren. Aber warum sollten Österreichs Grünen nicht in der Lage sein, bei Wahlen an die 25-Prozent- Marke zu kommen?

Sie hätten das Potenzial dazu und die Zeit arbeitet für sie. Nicht nur die Folgewirkungen der Atomkatastrophe in Fukushima werden noch lange die politischen Debatten bestimmen. Vielmehr stellen sich die Fragen des Umgangs mit den Ressourcen dieser Erde in diesem Jahrhundert noch drängender, als dies bis jetzt der Fall war. Hier haben die Grünen wie keine andere Partei die Formulierungshoheit. Egal ob es um die Entwicklung und den Ausbau der erneuerbaren Energie, um ökologische Mobilitätskonzepte, um umweltschonende Urbanität oder überhaupt um alternative Lebenskonzepte geht.

Wobei die Grünen einen langen Weg in Richtung konsensfähiger Mittelpartei zurückgelegt haben. Die Zeiten, in denen die Basis mit dem Bauch den Kurs bestimmte, sind lange vorbei. In den Reihen der Grünen finden sich überaus kundige Politikerinnen und Politiker, die nicht nur das Handwerk der Opposition beherrschen. Seit vielen Jahren zeigen die Grünen in Salzburg, was sie können.

Das schwarz-grüne Bündnis in Oberösterreich hat sich bewährt und Rot-Grün in Wien macht gute Figur. Angst vor einer grünen Regierungsbeteiligung braucht niemand mehr zu haben. Die Grünen sind zu einer verlässlichen Kraft geworden. Ihnen kommt die Lähmung der einstigen Großparteien zugute und dass das schwarz-blaue Regierungsexperiment nicht wirklich erfolgreich war, hat sich auch herumgesprochen. Warum nicht auch grüne Ministerinnen und Minister hierzulande?


Österreich ist nicht Deutschland

Andreas Unterberger

Aus mehreren Gründen haben Österreichs Grüne nicht so bald Chancen auf einen Erdrutschsieg nach deutschem Muster: 1. Ihnen fehlt es an personeller Attraktivität, seit Alexander van der Bellen abgedrängt worden ist. 2. Ihnen wird wohl nicht so wie ihren deutschen Schwestern erneut das – in Deutschland offen bejubelte! – „Glück" zuteil, dass knapp vor einer Wahl ein Atomunfall passiert.


Dieser ermöglichte es den Grünen und den vielen ihnen nahen Journalisten zwischen Hamburg und Wien, mehr Panik als in allen anderen Ländern zu erzeugen. Bis in Österreich das nächste Mal gewählt wird, werden aber wieder die Finanzprobleme alles dominieren. Droht doch angesichts der Schuldenpolitik der Regierung und der neuerdings noch übleren der EU-Regierungschefs eine weitere schwere Finanzkrise. In Geld- und Wirtschaftsdingen traut aber niemand den Grünen Kompetenz zu.

3. In Österreich gibt es keine Atomkraftwerke, daher könnten die Grünen nicht einmal von einem neuerlichen Unfall profitieren. – Langfristig aber sind die Perspektiven für Grün und erst recht für Blau gut, jedenfalls besser als für Rot und Schwarz. Denn die Regierungsparteien wirken ausgelaugt, sie haben Identität und Gestaltungswillen verloren. Der linke SPÖ-Flügel verärgert die Arbeiter durch seine Pro-Immigrantenlinie, der rechte durch allzu dumpfen „Kronenzeitung"-Populismus.

Die ÖVP-Wähler sind für Leistungs-, Familien- und Heimatorientierung sowie Sparsamkeit der Politik, sehen aber eine Partei, die ständig genau das Gegenteil (mit)beschließt. Da müssen zwangsläufig jene dazugewinnen, die ein klareres Profil haben. Trotz der oft simplen Eindimensionalität von Blau wie Grün. 

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Sie lügen und betrügen auch bei der Schuldenstatistik

31. März 2011 16:10 | Autor: Andreas Unterberger

„De facto kein Cent mehr an Schulden“; es gebe nur eine „Verschiebung der Zurechnung“: Mit dieser miesen Argumentation will Doris Bures darüber hinwegschwindeln, dass die Republik – und vor allem die von Bures und davor Werner Faymann zu verantwortenden ÖBB – schon wieder beim Lügen und Betrügen erwischt worden sind. Was nun EU-amtlich ist.

Die Politik arbeitet immer mit dem gleichen Schmäh: Wochenlang wurden alle einschlägigen Informationen zuerst mit dem Argument dementiert, dass noch gar nichts fix sei. Also dass noch gar nicht klar sei, ob die EU-Statistiker den Schuldenstand der Republik viel höher berechnen, als diese selber es getan hat. Dass also Österreich keineswegs mit den Betrügern aus Griechenland zu vergleichen sei.

Nun ist es doch passiert. Nun hat sich – Überraschung, Überraschung – doch herausgestellt, dass es am Schluss niemand anderer als der Steuerzahler ist, der die vor allem von der Gewerkschaft verschuldeten ÖBB-Schulden zu zahlen haben wird. Dabei waren wir doch so überzeugt, dass es der Weihnachtsmann sein wird.

Der Gesamt-Schuldenstand von Bund und Ländern am Jahresende wird nunmehr von der EU nicht mehr mit 68,9, sondern plötzlich mit 72,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angegeben. Und das Budget des Vorjahres hat nicht mehr 3,6, sondern 4,6 Prozent Defizit ergeben. Gleichzeitig weiß die ganze EU, nur nicht die österreichische Regierung, dass in den nächsten Jahren weitere Neuberechnungen noch weitere dramatische Verschlechterungen des Schuldenstandes ergeben werden. In den – weniger politisch beeinflussbaren – Daten der OECD finden sich diese schon längst. Dazu kommt noch die noch gar nicht einberechnete Kleinigkeit von zehn Milliarden Euro an Haftungen für die einst von einer Claudia Schmied geleitete Kommunalkredit.

Diese Zahlen müssten Österreich längst schon in den Schuldturm bringen, gäbe es nicht einige Länder, die es noch wilder getrieben haben. Womit nicht nur die schon am Finanztropf der deutschen und österreichischen Steuerzahler hängenden Länder gemeint sind. Bezeichnend ist etwa auch das sich selbst noch für stabil haltende Frankreich: Dort jubelt man sogar, weil das staatliche Defizit im Vorjahr „nur“ bei 7 Prozent gelegen ist. Da kann man sich offenbar schon rasch wieder einen neuen kleinen Krieg leisten.

In Österreich sind es die ÖBB, die nicht weniger als die Hälfte der neu „zugerechneten“ Schulden der Republik zu verantworten haben. Bei der Bahn werden Schulden gemacht, als würden alte Dampflokomotiven mit neuen Euro-Noten angeheizt werden. Dabei würden die vielen Redemanuskripte der diversen ÖBB-Manager reichen, in denen immer wieder Besserung versprochen worden ist.

Die neuen Zahlen sind alles andere als Kleinigkeiten und sollten eigentlich eine Schockwelle durchs Land schicken. Dennoch beharrt die Regierung auf dem Bau von Koralm- und Brennertunnel. Dennoch weigert sich die SPÖ, die Hacklerregelung abzuschaffen oder die Studiengebühren wiedereinzuführen. Dennoch leisten wir uns neun Landeshauptleute, die zum Teil Hof halten, als wäre hierzulande gerade der Goldrausch ausgebrochen. Die unsinnige Dinge wie überdimensionierte Straßen, wie die Luxusgehälter der Wiener Rathaus-Beamten, wie die Flut niederösterreichischer Sommerfestivals, wie überflüssige Spitäler finanzieren. Natürlich finanzieren sie das nicht selber, sondern sie tun es mit unserem Geld, aber ohne uns zu fragen.

 

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Die drei Regeln der Korruption

31. März 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Bei Korruption geht es nicht nur um Moral und Charakter, um Anständigkeit und Strafgesetz. Korruption, Sauberkeit und Transparenz haben vielmehr auch eine gewaltige wirtschaftliche Bedeutung. Denn Korruptions-Regel Nummer eins sagt: Je schlimmer die Korruption, umso geringer das Wachstum, umso schlechter sieht es auch für die  Finanz- und Börsenwelt aus. Daher sollten sich anstelle von vordergründigen Moralisten vor allem Menschen der Wirtschaft sorgen, welche Abgründe uns der Fall Ernst Strasser zeigt.

Gewiss: Die Falle, die Strasser gestellt wurde, war als Vorstoß eines namentlich nie genannten Finanzkonzerns getarnt, der angeblich eine investorenfeindliche Gesetzgebung bekämpfen wollte. Gewiss: In diversen Parlamenten macht sich ein unheilvoller Drang zur Überregulierung breit, der am Ende des Tages genauso schädlich für uns alle ist wie Korruption. Gewiss: In vielen Ländern der Dritten Welt hält an allen Ecken jemand die Hand auf, wenn ein westlicher Exporteur Waren oder Dienstleistungen anbietet. Gewiss: Selbst in den EU-Ländern Rumänien oder Bulgarien kann man sich nach wie vor Schulzeugnisse, Gerichtsurteile, Operationen, Bescheide durch Bestechungsgelder zu kaufen. Gewiss: Es ist für Politiker provozierend, wenn Lobbying-Agenturen – ganz legal! – Tausende Euros lediglich dafür kassieren, dass sie einem Industriellen einen Termin bei einem Ministersekretär verschaffen (obwohl dieser Sekretär den Industriellen auch ganz ohne den Anruf der Agentur empfangen hätte).

Die Überwindung solcher Hürden gelingt Einzelnen immer wieder mit Geld. Aber es ist letztlich stets verschwendetes Geld, das anderswo viel produktiver eingesetzt wäre.

Regel Nummer 2: Je mehr Bürokratie, je mehr Regeln, umso ärger die Korruption. Ein positives Beispiel ist da das kleine Land Georgien. Dort hat man 800 von rund 1000 bei diversen wirtschaftlichen Aktivitäten notwendigen Genehmigungen für überflüssig erklärt. Binnen kurzem hat Georgien im Antikorruptionsindex einen weiten Sprung nach vorne (von Platz 131 auf Platz 68) gemacht. Und einen noch weiteren bei den diversen Rankings als Investitions- und Wirtschaftsstandort.

Deregulierung und Privatisierung reduzieren die Möglichkeiten für Korruption also gewaltig. Aber auch im Idealfall bleibt immer ein Rest an staatlichen Aktivitäten und Regulierungen, bei denen immer Korruption möglich ist. Daher ist auch die Regel Nummer 3 sehr wichtig: Ein funktionierender Rechtsstaat und die Unbestechlichkeit von Richtern, Beamten und Gesetzgebern bilden die wichtigste Basis einer funktionierenden Wirtschaft. Dabei geht es immer auch um Charakter und Gewissen, um gesellschaftliche Kultur, um den nationalen Konsens tief in den Köpfen aller Akteure, dass man bestimmte Dinge einfach nicht tut. Zumindest dann, wenn man sich ohne Ekelgefühle in den Spiegel schauen will. Dieser Konsens scheint aber zunehmend verloren zu gehen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Ortstafeln und wirkliche Ungerechtigkeiten

30. März 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Der Verfassungsgerichtshof hat sich wieder einmal zu den Kärntner Ortstafeln geäußert. Und wieder einmal ist ganz Österreich empört über die jahrelange Nichtumsetzung der wiederholt geäußerten Wünsche des Oberstgerichts. Der Verfassungsgerichtshof hat sich auch wieder einmal zum Thema Grundsteuer geäußert. Und wieder einmal ist kein Mensch empört über die jahrelange Nichtumsetzung der wiederholt geäußerten Wünsche des Oberstgerichts. Dabei wäre juristisch, ökonomisch und vom Gleichheitsprinzip her die Empörung viel mehr im zweiten als im ersten Fall am Platz.

Denn bei den Ortstafeln ist gar nicht die ständig gescholtene Kärntner Landesverwaltung im Verzug, sondern in Wahrheit der Bundesgesetzgeber, damit primär die Koalition, die aber so tut, als ginge sie das gar nichts an. Das Parlament müsste eigentlich seit langem ein Durchführungsgesetz zum Artikel 7 des Staatsvertrags erlassen. Das weist Günther Winkler, der große alte Mann des österreichischen Verfassungsrechts, immer wieder mit Vehemenz nach. Während die jüngere ideologiegeprägte Verfassungsrechts-Generation, die derzeit vor allem die Wiener Fakultät besetzt hält, eher an ein anderes oberstes Verfassungsprinzip glaubt: Im Zweifel sind immer die Kärntner zu verurteilen.

Der Bundesgesetzgeber zögert seit Jahr und Tag, weil nie ein Konsens erzielbar war. Und überdies will man die heikle Materie mit Zweidrittelmehrheit gegen alle schnellfahrenden Provokateure und übereifrigen Richter absichern. Der VfGH hat ja die Bestrafung eines solchen Schnellfahrers in einem durch bloß einsprachige Tafeln gekennzeichneten Ortsgebiet als Verfassungsverletzung aufgegriffen, weil der Staatsvertrag dadurch verletzt worden sei. Das wird er freilich nicht so leicht einem Normalbürger klarmachen können, der noch an Gesetze und Gerichte glauben soll.

Und warum gibt es dieses Gesetz nicht? Meistens waren es die (diversen) Kärntner Freiheitlichen, die sich quergelegt hatten, und ohne deren Zustimmung keine Bundesregierung bisher das Gesetz einzubringen gewagt hat. Der Grund des Zögerns in Wien liegt natürlich in der Angst vor einem neuen Ortstafelsturm. Denn rein juristisch haben die Kärntner ja gar kein Vetorecht gegen ein solches Gesetz. Sie sind also nur politisch, nicht rechtlich schuld am Fehlen der letzten Ortstafeln.

Ein einziges Mal hat es jedoch auch schon einen Konsens zwischen der Kärntner und der Bundesregierung sowie den deutsch- wie den meisten slowenischkärntner Heimatverbänden gegeben. Jener Konsens war im Jahr 2006 nach Vorarbeiten einer Historikergruppe unter dem Grazer Karner zwischen Wolfgang Schüssel und Jörg Haider ausgehandelt gewesen. Damals war es wiederum die SPÖ Alfred Gusenbauers, der es in seiner Totalopposition nicht zulassen wollte, dass die beiden Erzsatane seines leicht manichäischen Weltbildes einen solchen politischen Erfolg verbuchen.

Die Faymann-SPÖ ist hingegen jetzt wieder zu fast jeder Lösung bereit, um selbst den Erfolg einzufahren. Jetzt aber haben wiederum die Kärntner Machthaber keinerlei politisches Interesse, Faymann zu einem Erfolg zu verhelfen. Und sie erfinden ständig neue Bedingungen. Wohl auch aus Rache dafür, weil der jetzige SPÖ-Chef besonders darauf bedacht ist, die FPÖ nach alter Vranitzky-Art auszugrenzen.

So widerlich dieses Parteien-Hickhack auch ist und so juristisch problematisch die Judikatur des VfGH auch ist, so klar ist das, was der Verfassungsgerichtshof in Sachen Grundsteuern will. Und was seit Jahrzehnten alle Bundesregierungen nicht wollen: Der VfGH steht mit großer Logik auf dem Standpunkt, dass es eine grobe Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes ist, wenn Vermögen in Form von Bargeld, Aktien oder Sachwerten anders behandelt wird als Vermögen in Form von Grundstücken. Grundstücke sind nämlich durch den sogenannten Einheitswert massiv begünstigt.

An dieser Ungleichbehandlung ist schon die Erbschaftssteuer zerschellt, die vom VfGH aufgehoben und die dann nie wieder eingeführt worden ist. Dies erstens deshalb, weil die ÖVP sich freut, dass die Steuer abgeschafft ist, und zweitens weil alle Parteien an dieser Bevorzugung von Grundstücken festhalten wollen. Sie wissen zwar, dass das ungerecht ist, sie wollen es sich aber weder mit den Bauern noch mit den vielen Häuslbauern dieses Landes verscherzen, die davon profitieren.

Sie halten daher an diesem Steuerprivileg für Immobilien fest, obwohl es ebenso überholt und ungerecht ist wie beispielsweise das sogenannte Jahressechstel, also die geringe Besteuerung des 13. und 14. Monatslohns von Arbeitnehmern. Während das letztgenannte Gruppenprivileg von den Gewerkschaften wie der Heilige Gral verteidigt wird, steht bei der Grundsteuer natürlich der Bauernbund in vorderster Abwehrfront. Aber es gibt ohnedies keine einzige Partei, welche sich gegen die genannten Ungerechtigkeiten in diesen beiden Fragen engagieren will.

Sie stecken vielmehr alle den Kopf in den Sand – oder glauben gar, dass der VfGH gefügiger wird, wenn der Steuerspezialist des Gerichtshofs in absehbarer Zeit altersbedingt abtreten dürfte.

Bei der Privilegierung der Grundsteuer ist ein Aspekt besonders pikant: Der VfGH hat nun ihretwegen auch die gesamte Stiftungseingangssteuer für verfassungswidrig erklärt. Das bedeutet: Wenn sich die Parteien auch diesmal nicht auf eine gerechte Besteuerung von Grundstücken einigen sollten, fällt diese Steuer ab 2012 weg, was angesichts des hochgepeitschten Hasses der SPÖ auf Stiftungen (sofern sie nicht der Partei selber gehören) besonders skurril wäre.

Dabei ist eine stärkere – also im Sinne des VfGH gerechtere – Besteuerung von Grundstücken auch ökonomisch und steuerpsychologisch die sinnvollste aller Steuern: Denn einer Grund-Besteuerung kann niemand ausweichen, indem er Vermögen ins Ausland verschiebt. Was ja bei allen anderen Anlageformen durchaus sinnvoll sein kann, wenn Österreich zu hoch besteuert. Überdies könnte man mit Grundsteuern auch sehr effektvoll ökologisch steuern: Alles, was Grünland ist, wird gering besteuert; alles, wo der Boden betoniert oder sonstwie versiegelt wird, wird hoch besteuert.

Das wäre eine perfekte Lösung, mit der man auch andere, schädlichere Steuern etwa auf Arbeitslohn reduzieren könnte. Das wäre es – würden nicht die Häuslbauer in jedem Bundesland die Wahl entscheiden.

 

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Verlustmeldungen eines turbulenten Tages

29. März 2011 16:43 | Autor: Andreas Unterberger

An manchen Tagen gleicht die Republik einem Lost&Found-Schalter, bei dem ständig alle möglichen Verluste gemeldet werden. Wobei es aber keine Chance auf ein Wiederfinden  des Verlorenen gibt.

Da geht der ÖVP nun schon der zweite Europa-Abgeordnete binnen weniger Tage verloren. Und wieder steigt bedenklicher Geruch auf, weil ein Abgeordneter nicht scharf zwischen privaten Interessen und politischer Aufgabe getrennt hat. Das intensiviert noch mehr die schon seit einiger Zeit rumorende Frage, mit welcher Unprofessionalität diese Partei eigentlich derzeit geführt wird. Weiß man nicht, dass es zur obersten Pflicht eines Parteisekretariats gehört, sich die eigenen Kandidaten genau anzuschauen, sowohl bei der Bestellung wie auch nachher? Warum erfolgen die Rücktritte immer erst nach Tagen des Trommelfeuers von außen? Hängt das vielleicht damit zusammen, dass Josef Pröll nicht nur an der Parteispitze, im Klub und in der Akademie, sondern auch im Sekretariat zum Teil bis auf die dritte Ebene das Personal ausgewechselt und sich damit blutiges Anfängertum eingehandelt hat – mit der hochmütigen Begründung, dass das System Schüssel-Molterer halt abgewählt worden sei (obwohl Pröll deren Stimmanteile nicht einmal mehr annähernd erreichen kann)?

Da geht der AUA der neue Chef verloren – nicht einmal drei Tage, bevor dieser sein Amt antritt. Die Begründung ist so fadenscheinig, dass man daraus nur auf tiefe, wenn auch geheimgehaltene Konflikte schließen kann. Das zeigt freilich, dass auch die Privatwirtschaft nicht ganz vor jenen Peinlichkeiten gefeit ist, die man sonst dem öffentlich-rechtlichen Bereich und der Politik zuordnet.

Da geht der Politik der Sündenbock für den Absturz der Hypo Alpen-Adria verloren. Denn deren früherer Chef wurde vom Gericht freigesprochen. Dabei war das Verfahren gegen den Herrn Kulterer ohnedies skurril: Es wurden leichtfertige Kredite in der Höhe von zwei Millionen angeklagt – hingegen die Tatsache, dass das Land Kärnten noch viel leichtfertigere Haftungen in der Höhe von fast 20 Milliarden eingegangen ist, scheint niemanden zu stören. Dabei ist das zehntausendmal so viel. Aber wie im Fall Bawag geht es offenbar immer nur darum, einen Sündenbock für Verbrechen der Politik festzunageln. Und die Staatsanwälte sind froh, sich nicht mit der Politik anzulegen.

Und da geht den Medien und den Grünen (was ja meist dasselbe ist) plötzlich der angebliche Beweis für Bestechung rund um die Eurofighter-Beschaffung verloren, der von ihnen monatelang als Megaskandal betrommelt worden ist. Denn die Staatsanwaltschaft hat mangels Kausalität alle Verfahren eingestellt. Was freilich schon einen üblen Beigeschmack hinterlässt. Gewiss: Dass die Eurofighter-Firma mit großer Freigiebigkeit vor allem Richtung heeresnahen und FPÖ-nahen Partnern durchs Land gezogen ist, ist alles andere als ein Beweis, dass die Eurofighter-Anschaffung geschoben war. Aber dennoch ist man ziemlich erstaunt, wenn etwa ein Spitzenoffizier vom größten Auftragnehmer des Heeres für ein privates Projekt und aus angeblicher alter persönlicher Freundschaft Geld annehmen kann und das nicht strafbar ist. Ich weiß jedenfalls eines: Es gab zumindest früher sehr viele Spitzenbeamte, die nicht im Schlaf bereit gewesen wären, auf noch so vielen Umwegen Geld eines Lieferanten der Republik oder auch sonst einer Firma entgegenzunehmen. Freilich gab es immer auch andere. Und nach dieser Entscheidung der Staatsanwaltschaft Wien – die ja allem Anschein nach lieber Meinungsdelikte von Islamkritikern verfolgt – wird es halt noch viel mehr von diesen „anderen“ geben. Aber öffentlich wird debattiert, ob die Einladung zu einem Essen oder einem Konzertbesuch an sich schon ein Verbrechen darstellt . . .

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Der Club Berlakovich und die Apokalypse

29. März 2011 10:21 | Autor: Andreas Unterberger

In der gegenwärtigen Atomaufregung gibt es trotz allem bisweilen Grund zu einem erheiterten Auflachen. Zumindest in Österreich.

Da sagt der Wirtschaftsminister (zu Recht und erstaunlich unpopulistisch), dass das Land sich in der Atompolitik nicht allzusehr „die Schuhe aufblasen“ solle. Dieser offenbar im Mühlviertel übliche Spruch bedeutet die realistische Erkenntnis, dass sich der allergrößte Teil der EU-Länder nicht gerade von Österreich seine Energiepolitik vorschreiben lassen wird. Das hindert freilich den Landwirtschaftsminister nicht, wenige Tage später zu einem großen Bündnis der europäischen Atomgegnerstaaten zu blasen.

Die Liste jener fünf Staaten, die er dabei hoffnungsvoll als künftige Waffenbrüder aufzählt, ist ja nun wirklich eindrucksvoll: Zwei davon sind Zypern und Malta, also völlig bedeutungslose, aber kräftig EU-Hilfe kassierende Mittelmeerinseln. Und die anderen drei sind: Griechenland, Irland und Portugal. Diese drei Länder haben wir doch in ganz anderem Zusammenhang zuletzt ständig gehört und gelesen? Ob das auch einem Berlakovich auffällt?

Diese Armada der Bankrotteure und Inselzwerge ist ungefähr so eindrucksvoll, wie wenn die Freiwilligen Feuerwehren aus Berlakovichs Burgenland jetzt der Nato den Krieg erklären würden. Aber wahrscheinlich bin ich ein bezahlter Atomlobbyist, wenn mich dieser „Club Berlakovich“ nicht ganz davon überzeugen kann, dass AKW-losigkeit wirtschaftlich für Europa eine sehr sinnvolle Strategie ist. Übrigens auch für Österreich nicht, konsumiert das Land doch mindestens sechs Prozent seines Stroms aus Atomkraftwerken. Der nun übrigens sehr knapp werden wird, weil auch Deutschland den Strom aus seinen plötzlich stillgelegten Kraftwerken durch Import von französischem Atomstrom ersetzen muss.

Einen atomkraftwerksfreien Staat eines anderen Typus hat der wackere Minister hingegen bei seiner Aufzählung vergessen: nämlich Dänemark. Das wäre ja auch ein aufschlussreiches Beispiel für ein entwickeltes Land ohne Nuklearenergie: Denn in Dänemark zahlen die Haushalte um ein volles Drittel mehr für die Kilowattstunde als die Österreicher. Obwohl diese jetzt schon laut Eurostat den sechsthöchsten Strompreis unter den 27 EU-Staaten haben.

Daher sollte man bei aller täglichen Panikmache aus den Medien, die etwa in der vom ORF und der Fellner-Zeitung (jedoch keinem einzigen Wissenschaftler) über Österreich gesichteten Atomwolke gegipfelt ist, doch auch ein bisschen davon reden, welche Alternativen für die anderen EU-Staaten ein konsequenter Anti-Atom-Kurs bedeutet. Entweder den raschen griechischen Weg in den Bankrott oder den arbeitsplatzvernichtenden Weg eines exorbitant hohen Strompreises.

Wobei die Dänen freilich durch andere wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen ihre Stabilität trotzdem absichern können. Nur bestehen diese in einem so kapitalistischen und rechten Kurs, dass er Grün&Co (also allen fünf österreichischen Parteien) wohl auch nicht so recht gefallen wird: In Dänemark können beispielsweise Arbeitgeber jederzeit und ohne Beschränkungen kündigen; Dänemark hat auch die höchsten Hürden gegen Zuwanderung aufgebaut. Das entlastet den dänischen Sozialstaat im Vergleich zu Deutschland oder Österreich massiv, da ja Zuwanderer in viel höherem Ausmaß die Wohlfahrtskassen belasten als Inländer.

Fast so skurril wie jener „Club Berlakovich“ ist aber auch das, was sich in den vergangenen Wochen in Österreich abgespielt hat: Da waren binnen kurzem sowohl Geigerzähler wie auch die (keineswegs ungefährlichen) Jodtabletten ausverkauft. Das war natürlich eine Folge der Rund-um-die Uhr-Panik der Medien.

Dieser Panik sind fast nirgendwo die relativierenden Fakten gegenübergestellt worden. Dazu hätte etwa die Tatsache gehört, dass nach dem Unfall im viel näher gelegenen Tschernobyl bis heute kein einziger gesundheitlicher Schadensfall in Österreich nachweisbar ist. Obwohl damals die Aufregung ebenso groß war, obwohl damals ein Gesundheitsminister wegen angeblicher Sorglosigkeit zurücktreten musste, obwohl damals ein (mir persönlich gut bekannter) SPÖ-Spitzenpolitiker seine Wohnung zwei Jahre lang nur noch in Socken betreten hat, um nur ja keinen verstrahlten Staub hineinzutragen, und seinen Milchbedarf nur mit kanadischem Trockenmilchpulver gedeckt hat.

Man hätte auch an andere Panikfälle erinnern können, die uns wochen- oder monatelang beschäftigt hatten, die heute aber wieder völlig vergessen sind: Etwa an die Vogelgrippen-Panik mit der höchsten Alarmstufe oder an die BSE-Krise. Während dieser hat ein Jahr lang fast niemand mehr Rindfleisch gekauft; während dieser sind in Deutschland sowie Österreich Zehntausende Rinder abgeschlachtet worden. Das alles wegen des vagen Verdachts, dass in Großbritannien einige Menschen an einer von Rindern übertragenen Krankheit verstorben sind.

Ich ließe mir ja all diese Paniken, Ängste und Vorsichtsmaßnahmen einreden, wenn die gleichen Menschen mit gleicher Intensität auf das Rauchen und Autofahren verzichten und ihr Übergewicht bekämpfen würden. Immerhin sterben daran alljährlich Millionen Menschen, also mehr als in den kühnsten Greenpeace-Phantasien an Atomunfällen sterben könnten. Aber diese Gefahren sind viel zu groß, viel zu offensichtlich und viel zu wenig unheimlich, als dass wir uns vor ihnen fürchten würden, und als die quoten- und auflagengeilen Medien für die tägliche Apokalypse nutzen könnten.

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30 Mal das japanische Erdbeben

29. März 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels haben sich zwar schon seit Tagen und Wochen abgezeichnet. Sie sind aber dennoch bedrückend. Denn sie bedeuten, auf den Punkt gebracht: Wenn all die Haftungen schlagend werden, welche die noch stabilen Länder Europas nun eingehen, wenn auch von dem nunmehr bar aufzubringenden Geld nichts zurückfließt, was viele Experten prophezeien, dann wird das Österreich und Deutschland in eine ganz schwere Wirtschaftskrise stürzen. Gegen die dann ausbrechende Krise wird sich die letzte der Jahre 2008/09 geradezu harmlos ausnehmen.

Um nur die Zahlen für Österreich zu nennen: Das Land muss nicht weniger als 17,3 Milliarden an Haftungen für den sogenannten Euro-Stabilisierungsfonds übernehmen. Dazu kommen weitere 2,2 Milliarden Euro an Bargeld. Denn offenbar halten die Finanzmärkte nicht einmal mehr die gemeinsame Haftung selbst der stärksten europäischen Länder für glaubwürdig, sie wollen statt dessen lieber zunehmend Bares sehen. Die Geldgeber wissen nämlich, auch diese „stärksten“ Europäer sind alle selbst nur im Vergleich zu den meistverschuldeten Staaten stark. Unter objektiven Gesichtspunkten müssten auch sie als schwer krank gelten.

Insgesamt geht es um einen 700-Milliarden-Euro-Fonds. Zum Vergleich der Größenordnungen: Die Folgen des japanischen Erdbebens und Tsunamis für alle Versicherungen werden derzeit auf 20 bis 25 Milliarden geschätzt. Mit anderen Worten: Europa geht Risiken für rund 30 Mega-Katastrophen ein.

Skurrilerweise hat die EU zugleich beschlossen, dass die zur Finanzierung (zumindest) des Bargelds notwendigen neuen Schulden nicht auf die Schuldenquote der einzelnen Länder angerechnet werden. Das wird die Glaubwürdigkeit der diversen europäischen Statistiken wieder einmal ungemein erhöhen – so wie das ja schon die Betrügereien Griechenlands geschafft haben. Die Märkte – das sind alle jene, die den EU-Staaten weiteres Geld borgen sollen, – werden offenbar für eine Ansammlung von Dummköpfen gehalten. Was sie aber nicht sind.

Daher werden die Österreicher, die Deutschen und alle anderen künftig für die Finanzierung ihrer Staatsdefizite deutlich höhere Zinsen zahlen müssen. Denn sie liegen ja in Sachen Schuldenmacherei nur um wenige Jahre hinter den Griechen. Die Kosten dieser höheren Zinsen kommen jedenfalls noch zu den Kosten der Haftungen und Kreditaufnahmen hinzu.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen gehen alle internationalen Analysen davon aus, dass Griechen und Iren (und in Zukunft auch die Portugiesen und Spanier) niemals die Kredite zurückzahlen werden, die sie jetzt auf Grund der Haftung der Miteuropäer jetzt wieder aufnehmen können.

In den Stunden seit dem Gipfel werden wir mit einer Flut von Propaganda eingedeckt, dass es parallel zu diesen unpopulären Haftungen und Krediten ja auch positive Beschlüsse gäbe. So drohen den Defizitsündern künftig harte Strafen. So werde die Sozial-, Wirtschafts- und Haushaltspolitik viel enger abgestimmt werden.

Beides kostet den gelernten Europäer aber nur einen Lacher. Diese politische Abstimmung ist eine fromme Absichtserklärung ohne jede Konsequenz, wenn sie nicht stattfindet. So hat der österreichische Bundeskanzler typischerweise sofort die Forderung von Angela Merkel abgelehnt, dass das Pensionsalter (die Schuldenlasten durch das Pensionssystem wachsen ja am raschesten) automatisch angehoben werden muss, oder dass zu hohe Lohnsteigerungen (die für den Standort Europa schädlich sind) verboten werden. Mit dem Njet Werner Faymanns und einiger anderer ist bereits klar bewiesen, was von diesen Absichtserklärungen zu halten ist.

Noch unglaubwürdiger sind die angekündigten Strafen für Defizitsünder. Denn so wie bisher werden die Strafen erst fällig, wenn die Minister der Mitgliedsländer zugestimmt haben. Und diese Minister haben schon in der Vergangenheit immer gegen Strafen gestimmt. Eine Schulden-Krähe kratzt bekanntlich der anderen kein Auge aus. Sonst hätten ja schon fast alle EU-Länder längst Strafen zahlen müssen und in Zukunft müssten sie erst recht alle zahlen. Sind doch die Kriterien gleich streng geblieben, aber inzwischen noch viel realitätsferner geworden: drei Prozent maximale Neuverschuldung, 60 Prozent maximale Gesamtverschuldung.

Außerdem: Wenn es einem Land finanziell schlecht geht, dann erhöht eine Geldstrafe ja nur die Finanzprobleme dieses Staates. Sie ist daher nicht wirklich sehr logisch. Vor allem aber ist es unlogisch, wenn man durch Haftungen und Kredite diesem Schuldenland Geld zuschiebt, das man ihm gleichzeitig über solche Strafen wieder abzunehmen droht. Irgendwer muss da die Menschen für sehr dumm halten. Nein, nicht irgendwer, sondern die europäischen Regierungschefs sind es, die vor uns diese Luftburg aufgebaut haben. Die sie aber als eine funktionierende europäische Architektur bezeichnen.

Wie ernst es den Schuldenländern mit dem Sparen ist, sieht man nach dem Scheitern des portugiesischen Sparpakets etwa auch ganz aktuell an Spanien: Dort haben die Mitarbeiter der Flughäfen in den vergangenen Stunden mit Streik gedroht, und prompt haben sie von der Regierung eine Garantie bekommen, dass ihre Tarifverträge nicht angetastet werden, und dass es auch keine Entlassungen gibt, selbst wenn die Flughäfen aus Geldnot verkauft werden sollten. Was die spanische Politik offenbar nicht begreift: Erstens, wer sich einmal erpressen lässt, wird noch viel öfter erpresst. Zweitens, Spanien wird natürlich nun bei einem Verkauf der Flughäfen deutlich weniger Geld bekommen. Denn jeder Käufer zieht diese teuren Garantien vom Kaufpreis ab. Das ist nur ein kleines von vielen Beispielen, dass die politische Klasse Europas noch immer nichts verstanden hat.

Hätten die Regierungschefs die angekündigten Strafen für die Defizitsünder ernst genommen, dann hätten sie diese ja auch gleich der natürlichen Strafe überlassen können. Dann ist es auch absolut unverständlich, warum die Regierungschefs solche gewaltigen Risiken eingehen, nur um die Sünderländer vor der gleichsam automatischen Strafe bewahren. Denn die Marktwirtschaft hat ja längst klare Konsequenzen entwickelt, wenn jemand seine Schulden nicht mehr bezahlen kann: nämlich Konkurs, Ausgleich, Umschuldung.

Das sind gewiss auch für deren Gläubiger unangenehme  Konsequenzen. Sie sind aber tausend Mal klüger und besser als der nun in Europa angesagte Schrecken ohne Ende, der noch viel mehr Opfer fordern wird als eine solche Umschuldung.

Was würde denn bei einer so gefürchteten Umschuldung, einem „Haircut“ eines Landes nun wirklich passieren? Dem Euro würde trotz aller Schreckensmeldungen nichts passieren; das Land müsste sich mit den Gläubigern an einen Tisch setzen und einen genauen Plan einer Umschuldung aushandeln, der meist in Fristerstreckungen und einem teilweisen Forderungsverzicht besteht; das wiederum würde etliche Banken und Fonds in den Gläubigerländern treffen – aber die haben in den letzten Jahren ohnedies schon durch hohe Zinsen viel von dem verborgten Geld zurückbekommen; außerdem wäre selbst eine eventuelle neue Bankenhilfe weit billiger als der 700-Milliarden-Fonds; die Regierungen der Schuldnerländer bekämen eine sehr gute Argumentationsbasis gegenüber den Gewerkschaften, und könnten all die angeblich wohlerworbenen Rechte und Privilegien in Frage stellen, die unsere Zukunft bedrohen.

Das wichtigste an einem solchen Staatsbankrott (oder mehreren) wäre die Vorwirkung auf andere Staaten. Denn dann müssten alle sofort viel sparsamer agieren. Dann würde sich jeder Gläubiger seine Kreditnehmer viel genauer anschauen. Dann müssten Banken auch Kredite an Staaten als Risikopapiere behandeln und zum Unterschied von heute so wie jeden anderen Kredit mit Eigenkapital unterlegen. Dann würden auch die Menschen spüren, dass die Lage weiterhin, trotz Zwischenkonjunktur, eine ernste ist.

Aber die europäischen Regierungschefs haben diesen konsequenten Weg vermieden. Sie gleichen einem an Lungenkrebs Erkrankten, der weiter raucht – oder an die Heilung durch eine Diät glaubt, aber auf die (vielleicht) lebensrettende Operation oder Chemotherapie verzichtet. Sie sind damit kurzfristig Unangenehmem ausgewichen, haben aber langfristig ein umso größeres Risiko eingegangen.

Freilich: Noch ist der Beschluss der Regierungschefs rechtlich nicht Realität. Vorher muss es noch eine – scheinbar kleine – Änderung der EU-Verträge geben. Denn bisher ist ja ein Bailout, also die Übernahme der Schulden eines anderen EU-Landes, europarechtlich verboten. Das dürfte auch der deutsche Bundesgerichtshof in Karlsruhe vermutlich bald der Berliner Regierung klarmachen.

Diese Vertragsänderung muss daher noch durch die Parlamente. Sie braucht etwa in Österreich sogar eine Zweidrittelmehrheit. Daher darf man gespannt sein, ob diese Änderung in allen EU-Ländern wirklich zustandekommt. Welche Oppositionspartei wird in Österreich die Hand zum 30fachen Erdbeben reichen? Am ehesten stehen die Grünen im Verdachtsverhältnis. Aber auch sie werden sich die Zustimmung teuer abkaufen lassen.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Angela - Home alone

28. März 2011 09:36 | Autor: Andreas Unterberger

Wie kann die deutsche Regierung nach diesem vernichtenden Ergebnis bei zwei Landtags- und etlichen Kommunalwahlen noch weiterarbeiten? Wenn CDU/CSU und FDP trotz heftigen Gegenwinds das noch wollen, wird es sicher nicht helfen, die Schuld auf die regionalen Häuptlinge zu schieben oder gar sich zu freuen, dass „nur“ die Grünen“ – diese jedoch erdrutschartig –, nicht jedoch die SPD gewonnen haben. Das wird wohl nur dann gehen, wenn man sowohl bei der CDU wie bei der FPD plötzlich wieder klar erkennen kann, wofür diese Parteien stehen. Ja, dass sie überhaupt noch für etwas stehen. Dass die Regierung an der Spitze des größten europäischen Landes doch noch Führungskraft hat.

Und das hat die Regierung Angela Merkels bisher in keiner Weise geschafft. Gewiss können Deutschlands Schwarze und Gelbe klagen, dass binnen wenigen Wochen zwei GAUs passiert sind, die nicht wirklich beeinflussbar waren. Weder der japanische Atomunfall noch die (wenn auch unter kräftiger Mitwirkung linker Uni-Netzwerke erfolgte) Demontage des Ministers Guttenberg waren von den Parteiführungen ausgelöst worden. Aber schlecht reagiert haben sie in jedem Fall. Das trifft auch auf die Migrations-, Finanz- und Nahostkrise zu.

Merkel und ihr Partner Westerwelle erwecken in keinem Deutschen mehr den Eindruck, klar für einen Kurs zu stehen. Sie strahlen Unsicherheit aus, man merkt bei jeder Maßnahme, dass sie nur auf die Umfragen schielen und nicht von irgendwelchen klaren liberal oder konservativ geprägten Überzeugungen ausgehen. Das kann man Thema für Thema durchdeklinieren.

  1. Atomunfall: Die Regierung ließ sich von der Panikwelle mitreißen und signalisierte mit ihrem über Nacht verhängten Moratorium eigenhändig einer durch die Medien ohnedies schwer verunsicherten Bevölkerung, dass CDU und FDP mit ihrem vor wenigen Monaten erneuertem Bekenntnis zur Atomkraft einen Fehler begangen hätten. Sie gewannen dadurch jedoch keinen der Verängstigten zurück – dies umso weniger, als der FDP-Wirtschaftsminister in einer die letzte Glaubwürdigkeit zertrümmernden Rede das Moratorium als bloße Wahlkampftaktik geoutet hat. Was ohnedies die meisten vermutet hatten. Gleichzeitig hat die Regierung dem weniger verängstigten Teil Deutschlands aber auch keine Antwort gegeben, wie das Land seine Energiezukunft lösen wird, ohne den Standort zusätzlich massiv zu belasten. Denn acht Atomkraftwerke zusperren und dafür halt jede Menge französischen Atomstroms importieren, ist noch keine wirklich überzeugende Ansage.
  2. Guttenberg-Rücktritt: Das Video, das Merkels triumphierendes Lächeln zeigt, als sie auf ihrem Handy die Nachricht vom Rücktritt des plagiierenden, aber ungemein beliebten CSU-Ministers erhielt, war für viele schockierend. Hatte sie doch stets ihre Loyalität zu Guttenberg beschworen.
  3. Libyen-Krise: Es haben zwar viele verstanden, dass die Regierung keine deutschen Flugzeuge nach Libyen entsendet, aber dass sich die deutsche Diplomatie im Sicherheitsrat den Russen und Chinesen statt den Franzosen, Briten und Amerikanern anschloss, ließ in vielen Deutschen die Frage hochkommen: Wozu eine rechte Regierung wählen, wenn sie dann ohnedies eine linke, neutralistische Politik verfolgt?
  4. Noch viel vernichtender war der EU-Gipfel unmittelbar vor den deutschen Landtagswahlen. Merkel ist – wie zu erwarten war – mit dem groß angekündigten Versuch gescheitert, den schuldenlustigen Südeuropäern ein wirksames Korsett anzulegen. Sie hat aber dennoch zugestimmt, dass Deutschland mit der größten zusätzlichen Schuldenlast beschwert wird, die je eine Regierung zu verantworten hatte. Alle Deutschen, die nur einigermaßen Verständnis von finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenhängen haben, konnten und können darüber nur entsetzt sein. Der Eindruck ist umso verheerender, als vom EU-Gipfel knapp vor der Wahl doch noch ein „Erfolg“ Merkels gemeldet worden war: Deutschland muss seine Zahlungen in den europäischen „Stabilisierungs“-Fonds nicht zur Gänze im Wahljahr für den nächsten Bundestag, sondern kann sie auf Raten zahlen. Sodass sich schnell noch vor der Wahl eine Steuersenkung ausgeht. Mit anderen Worten: Merkel hat dort nicht für die Interessen Deutschlands, sondern in erkennbarer Weise für jene ihrer Parteitaktik gekämpft.
  5. Und auch beim letzten Punkt, weshalb Menschen normalerweise eher eine Partei rechts der Mitte als eine linke wählen, haben CDU und FDP versagt (lediglich die CSU hat die Hand noch ein wenig am Puls der Wähler): Nämlich bei der wachsenden Sorge vor Überfremdung und einer rapide zunehmenden islamischen Bevölkerung. Merkel hat die kluge und seriöse, aber auch schmerzhaft ehrliche Analyse des SPD-Dissidenten Thilo Sarrazin scharf verurteilt (ohne sie gelesen zu haben). Der CDU-Bundespräsident hat den Islam als Teil Deutschlands bezeichnet. Und die FDP-Justizministerin versucht in diesen Fragen überhaupt die SPD links zu überholen.

In allen fünf Punkten bleibt die Antwort offen: Warum soll man dann noch eine dieser beiden Parteien wählen? Da man keine Antwort mehr auf diese Fragen bekommt, geht man lieber gleich zu den Grünen, die wenigstens den Eindruck vermitteln, Überzeugungen zu haben. Was umso alternativloser war, da es zum Unterschied von anderen Ländern rechts von den deutschen Regierungsparteien keine brauchbaren Alternativen gibt.

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Die Geheimwissenschaftler

28. März 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

In Diktaturen gibt es eine Geheimpolizei, in Österreich Geheimwissenschaftler. Deren bekanntester Vertreter ist das „Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens“. Dieses „bifie“ ist nicht nur vom Namen her ein Monster.

Es macht an unseren Schulen alle möglichen Studien und Untersuchungen – veröffentlicht diese aber nur selektiv und manipulativ. Es verweigert auch anderen Wissenschaftlern die Herausgabe von Daten – obwohl das ein eherner Grundsatz jeder seriösen Wissenschaft ist: Daten und Studien müssen in jeder Hinsicht nachprüfbar sein, so wie es etwa auch bei dubiosen Wahlausgängen eine Nachzählung der Stimmzettel gibt. Nicht so bei diesem bifie.

Und im Unterrichtsministerium bekennt man sich – wenn auch in privaten Gesprächen – ganz offen dazu: „Wir zahlen dafür, also bestimmen wir, was von den Ergebnissen veröffentlicht wird.“ Dass natürlich nicht das Unterrichtsministerium, sondern der Steuerzahler zahlt, wird dabei in zynischer Art unter den Teppich gekehrt.

Dabei geht es keineswegs nur um die Pisa-Studie (deren Ergebnisse ja nicht zuletzt wegen des Boykotts vieler Schüler und Lehrer nur sehr begrenzte Glaubwürdigkeit haben); aber auch da ist es ein wirklich absurder Skandal, wenn man viele Daten über Österreich nur auf dem Umweg über ausländische Computer erfährt.

Es geht aber beispielsweise auch um jene Studien, bei denen in Schulklassen die Qualität des Mathematik-Unterrichts gemessen wird. Aus diesem Schulklassen-Vergleich hat ja kürzlich das Tagebuch eine mehr als aufschlussreiche Graphik veröffentlicht. Diese besteht aus Daten, die eine Schule zur Bewertung des bei ihr durchgeführten Testes bekommen hat. Dabei wurden auch die durchschnittlichen Ergebnisse von Klassen aus anderen Schultypen gezeigt. Diese Ergebnisse machen katastrophal schlechte Ergebnisse der diversen Formen der Gesamtschule offenbar. Diese schneiden sogar schlechter ab als der zweite Klassenzug von Hauptschulen. Offensichtlich aus diesem Grund wurde nach einigen Tagen der elektronische Zugang zur Graphik gesperrt. Diese aber war zum Pech des bifie von einem Lehrer schon herunterkopiert.

Bei der Veröffentlichung haben wir aus nachvollziehbaren Gründen die Ergebnisse der getesteten Klasse aus der Graphik herausgenommen: Denn sonst könnte die Schule identifiziert und der Lehrer bestraft werden, weil er diese aufschlussreichen Daten weitergegeben hat.

Was aber macht das bifie, als es von Lesern wegen der Graphik angeschrieben worden ist? Es schreibt frech von einer „Hetze“ durch mich, die „skandalös“ sei und behauptet einfach: „Die Graphik ist falsch“.

Da gibt es doch einen einfachen Weg, liebes bifie: Veröffentlicht doch einfach die Eurer Meinung nach richtige Graphik. Was ja eben auch seit langem viele unabhängige Wissenschaftler zu allen bifie-Daten verlangen. Überdies zeigt mich doch beim Staatsanwalt wegen „Hetze“ an. Dann müsst ihr samt eurer wackeren Manipulationsauftrag-Geberin aus dem Unterrichtsministerium halt in einem Prozess unter Wahrheitspflicht als Zeugen aussagen . . .

Aber beendet endlich Eure an Metternich gemahnende Geheimtuerei. Inzwischen ist nämlich in Österreich die Demokratie ausgebrochen. Auch wenn das Claudia Schmied und das bifie noch nicht ganz mitgekriegt haben.

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Das Ende der Anmaßung

27. März 2011 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Sollten Österreichs Regierung wie Medien doch lernfähig sein, dann könnten sie in diesen Tagen viel lernen: zum Beispiel, was sie von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich zu halten haben. Nämlich sehr wenig.

Diese Glaubensgemeinschaft hat sich bis zuletzt immer gebrüstet, 500.000 Menschen zu vertreten. Nun aber ist sie von der Regierung lobenswerter dazu gezwungen worden, dass sich jedes Mitglied dieser IGGiÖ registrieren lassen muss. Und siehe da, plötzlich sind es nur noch 100.000 – und das nur mit viel Mühe und Druck. Das reduziert die Glaubwürdigkeit dieser IGGiÖ, der insbesondere Rot und Grün, aber auch der schwarze Andreas Khol immer zu Füßen gelegen sind, auf genau ein Fünftel.

Was Kritiker immer gesagt haben, ist nun Schwarz auf Weiß bestätigt: Der Islam zerfällt in viele Glaubensrichtungen, die miteinander überhaupt nichts zu tun haben wollen. Alewiten, Schiiten, Sunniten oder Wahabbiten sind voneinander mindestens so weit entfernt wie Katholiken, Zeugen Jehovas, Russisch-Orthodoxe oder Anglikaner. Eine Republik, die alle Gruppen, die irgendwie den Namen Mohammed kennen, immer in dieselbe Schublade gesteckt hat, hat damit die Gewissensfreiheit der Betroffenen vergewaltigt. Und sie hat damit lange eine problematische Organisation mit nachweislichen Beziehungen zu Moslembrüdern und Hamas unnötig aufgewertet.

Daher wird die Zahl von 500.000 in Österreich lebenden Moslems schon stimmen. Auch wenn es 1964 nur rund 8000 gewesen sind. Diese 500.000 zerfallen aber eben in total unterschiedliche Schichten, die man auch im eigenen Interesse unterschiedlich behandeln sollte. Denn nur so besteht die Chance, die erfreulich weltoffenen und integrationswilligen Moslems von den dumpfen, im Mittelalter steckengebliebenen und damit gewaltanfälligen Scharfmachern zu separieren.

Mehr als seltsam ist, dass in der IGGiÖ auch von diesen 100.000 nur ein Bruchteil wahlberechtigt ist, nämlich nur jene, die mindestens 40 Euro Kultusumlage bezahlt haben. Das ist etwas ganz anderes als die Beitragspflicht anderer Glaubensgemeinschaften. Wenn etwa ein Katholik seinen Beitrag nicht bezahlt, kann er zwar von staatlichen Gerichten dazu gezwungen werden. Er behält aber alle Rechte etwa auch auf die Wahl eines Pfarrgemeinderates.

Freilich können manche dem Beispiel der islamischen Glaubensgemeinschaft auch etwas Interessantes abgewinnen. Nämlich jene, die sich nach dem das Zensuswahlrecht der Monarchie zurücksehnt: Damals durfte auch nur wählen, wer Steuern bezahlt. Manche Österreicher sind inzwischen überzeugt, dass dieser Verschwendungsstaat nur noch dann gerettet werden kann, wenn man wieder zu einem solchen System zurückkehrt, wo nur der anschaffen kann, wer auch für die Staatsausgaben zahlt.

Diese Umlagen-Pflicht hat natürlich noch eine merkwürdige Konsequenz: Sie führt mit Sicherheit dazu, dass in der IGGiÖ auch künftig fast nur Männer wahlberechtigt sein werden. Auch wenn die Glaubensgemeinschaft bisher wohlweislich keine Aufstellung der Wahlberechtigten nach Geschlechtern veröffentlicht hat.

 

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Wie man einen Krieg unnötig verlängert

26. März 2011 02:07 | Autor: Andreas Unterberger

Die Kluft zwischen Gut gemeint und Gut geglückt ist wohl nirgends so groß wie bei Menschen- und Völkerrecht. Gerade dort glauben jedoch viele Gutmenschen, gut und richtig zu handeln. Sie ignorieren aber, dass sie allzu oft genau das Gegenteil erreichen. Die Causa Libyen bietet jedoch neue Beweise für diese ernüchternde Dialektik der Weltgeschichte.

Denn es ist gerade eine der gut gemeinten Regelungen dieses Völkerrechts, die es erschwert, dass Muamar Gaddafi freiwillig abtritt und seinem Land ein weiteres Blutvergießen erspart. Die vor einigen Jahren von Juristen, Diplomaten und Politikern als Menschheitsfortschritt gefeierte Einrichtung des Internationalen Strafgerichtshofs lässt Gaddafi nur noch eine einzige Alternative: Entweder zu siegen oder bis zum letzten zu kämpfen.

Die einst übliche dritte Möglichkeit gibt es für ihn nicht mehr – sich so wie frühere Diktatoren entmachtet, aber unbehelligt in eine gemütlich-diskrete Villa an der Riviera zurückzuziehen. Gäbe es noch diesen Ausweg, dann hätte ihn Gaddafi wohl schon gesucht. Weil es diesen Ausweg nicht mehr gibt, müssen nun noch viel mehr Menschen sterben.

Absurderweise wird aber nun offenbar hinter den Kulissen sehr wohl über eine Garantie für Gaddafi verhandelt, nicht vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt zu werden. Offenbar beginnt die Staatenwelt langsam zu erkennen, was sie da unter den Einflüsterungen wichtigmacherischer Völker- und Menschenrechtler angerichtet hat.

Der nunmehr versuchte Rückzieher im Fall Gaddafi wird natürlich anderswo genau beobachtet. Sollte er wirklich realisiert werden, werden viele Serben (und auch Kroaten) zu Recht sagen: da misst die Welt in provozierender Weise mit zweierlei Maß, sind doch viele Akteure der Balkankriege von diesem Gerichtshof verurteilt worden. Und Belgrad wird sogar bis heute die Annäherung an die EU verwehrt, weil der Srebrenica-General Mladic noch immer flüchtig ist.

Eine nüchterne Analyse müsste längst offen zugeben: Die Drohung durch diesen Strafgerichtshof wird nur dazu führen, dass in Zukunft viele Konflikte noch länger dauern und blutiger sein werden. Denn die Diktatoren und Kriegsherren haben ja nichts mehr zu gewinnen, wenn sie nicht bis zur letzten Patrone kämpfen (lassen).

Noch eine zweite Säule der Völkerrechtsordnung nach dem Weltkrieg erweist sich im Libyen-Konflikt – wieder einmal – als problematisch: Das ist der UNO-Sicherheitsrat. Er kann seit 1945 als einzige Institution der Welt Kriegshandlungen (die über Selbstverteidigung hinausgehen) rechtlich legitimieren. Solange im Sicherheitsrat aber Unrechts-Regierungen wie vor allem China ein Vetorecht haben und solange auch Russland rein machtpolitisch und nicht menschenrechtlich denkt, können beim Sicherheitsrat nur ganz faule Kompromisse herauskommen.

Das spüren zumindest jene Staaten als lähmend, die sich an Sicherheitsrats-Beschlüsse zu halten versuchen, wie es die derzeitige Anti-Gaddafi-Koalition offensichtlich tut. Diese Koalition kann gleichsam nur mit einer auf den Rücken gebundenen Hand agieren. Es kann ja zum Beispiel gar kein Zweifel bestehen, dass eine gezielte Tötung Gaddafis viele andere Menschenleben retten würde. Aber die ist eben durch den Sicherheitsrat nicht erlaubt worden, sonst hätten Moskau und Peking nicht zugestimmt.

Irgendwie heißt der Auftrag des Sicherheitsrats ja auch: Keine der beiden Kriegsparteien darf unterliegen. Was das perfekte Rezept für einen unendlich langen und blutigen Krieg ist.

PS: Noch einmal sei es gesagt: Diese Kritik ändert nichts daran, dass die westliche Einmischung in Libyen, dass die klare Parteinahme für die Opposition sehr kurzsichtig gewesen ist. Aber seit man schon eingegriffen hat, ist es besonders blöd, wenn dann nur mit halben Mitteln um halbe und unklare Ziele gekämpft wird.

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Das Christentum als Mannerschnitten

25. März 2011 12:26 | Autor: Andreas Unterberger

Was die Österreicher so glauben, hat mit den Lehren einer Religion meist nichts mehr zu tun. Gleichzeitig wird die Gruppe der Kirchenhasser zunehmend aggressiver. Jedoch: Eine erstaunlich große Mehrheit der Österreicher ist ganz eindeutig dafür, dass Österreich ein christliches  Land bleiben soll. Was interessante Erkenntnisse zulässt.

Die vor allem aus dem radikal linken Eck kommenden Kirchenhasser lassen sich auch durch zwei fast gleichlautende Erkenntnisse von Verfassungsgerichtshof und Menschenrechtsgerichtshof nicht entmutigen. Beide Höchstgerichte haben zeitgleich bestätigt, dass es Kreuze in Schulklassen und Kindergärten geben kann. Dennoch bringen die Kirchengegner unverdrossen weitere Gerichtsanträge gegen die öffentliche Präsenz des Christentums ein.

In Tirol wiederum verbietet ein Gymnasiallehrer seinen Schülern das „Grüßgott“, weil dabei ein „Fabelwesen“ genannt werde. Der Tiroler Landesschulrat glaubt, man könne dem Lehrer in einem Gespräch“ zur Mäßigung bringen, obwohl seinetwegen schon Eltern ihre Kinder aus der Schule genommen haben. Freilich: Auf Grund des starken Kündigungsschutzes für Beamte und Vertragsbedienstete kann man ihm offenbar auch gar nicht wirklich an. Gefeuert wird in Österreich nämlich kein radikaler Agitator als Lehrer, jedoch eine Kindergartenleiterin, weil sie einmal (einmal!) einem offenbar unerträglich aufsässigen Kind eine Ohrfeige gegeben hat.

Eine neue Imas-Umfrage zeigt aber, dass die große Mehrheit der Österreicher für die christlichen Symbole eintreten. Ihnen war folgender Satz vorgelegt worden: „Das Kreuz und andere christliche Symbole haben in den Schulen eigentlich nichts mehr zu suchen.“ Diesem Satz stimmten nur 19 Prozent zu, 70 Prozent lehnten ihn ab.

Noch deutlicher waren die Haltungen zu der Aussage „Österreich ist ein christliches Land und sollte es auch bleiben.“ Hier sind gar nur 13 Prozent dagegen und 80 Prozent dafür. Aufschlussreich sind bei beiden Fragen die Unterschiede zwischen den einzelnen Parteisympathisanten: Die stärkste Aversion gegen das Christentum findet sich bei den Grünen (aber auch dort nur bei einem Drittel), das stärkste pro-christliche Bekenntnis zeigen schwarze und blau-orange Wähler.

Das zeigt, dass die Unterwanderung des Caritas- und Laien-Apparates der Kirche durch Grüne und andere Linksradikale im totalen Widerspruch zur Haltung der normalen Gläubigen steht. Das zeigt aber auch, dass in den letzten Jahren bei den Freiheitlichen ein ganz starker Wandel zu einem positiven Verständnis vom Christentum eingesetzt hat.

So hat sich die FPÖ zuletzt – auch bei Veranstaltungen – viel stärker für den Lebensschutz engagiert, als es sich die ÖVP seit langem traut. Womit es den Blauen offensichtlich gelingt, gerade bei konservativen Christen zu punkten. Die einstige antichristliche Haltung des dritten Lagers scheint damit der Vergangenheit anzugehören. Und die FPÖ beginnt sich eine weitere durchaus wählerwirksame Gruppe zu erobern, während die ÖVP mit der Schwulenehe dort viele verprellt hat, während die deklariert christlichen Parteien nicht wirklich vom Fleck kommen.

Das Ergebnis der Imas-Umfrage steht in seltsamem Widerspruch zur deutlich kleineren Zahl der Mitglieder der diversen christlichen Kirchen. Das kann zweifach erklärt werden: Einerseits scheint es Menschen zu geben, die etwa des Kirchenbeitrags wegen austreten, aber sich weiter als Christen fühlen. Andererseits gibt es eine zunehmende Zahl von kirchenfernen Menschen, die das Christliche so wie die Berge, den Wein, die Mannerschnitten oder die Musik zunehmend als wichtigen und unverzichtbaren Teil ihrer Kultur, ihrer Tradition, ihres Heimatgefühls verspüren.

Die Renaissance des Christlichen hängt zweifellos mit dem auch optisch erkennbaren raschen Vordringen der türkischen und arabischen Moslems zusammen, das von vielen als zunehmend bedrohlich empfunden wird. Wobei man freilich objektiv hinzufügen muss: Der Kampf gegen die christlichen Kirchen geht in keiner Weise von den hiesigen Moslems aus, sondern fast durch die Bank von linken Aktivisten. Wobei aber die massiven Christenverfolgungen in vielen islamischen Ländern ein Faktum bleiben.

Festhalten muss man aber auch: Dieses Sich-wieder-verstärkt-christlich-Fühlen ist etwas sehr oberflächliches. Der Kirchenbesuch zählt da ebensowenig dazu wie der Glaube an die zentralen Lehren des Christentums. Lediglich bei Geburt, Ehe und Tod will man sich halt mit Hilfe der Amtskirchen irgendwie im Jenseits absichern.

 

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Die Täter sind bekannt - und auch noch stolz auf ihre Tat

25. März 2011 01:14 | Autor: Andreas Unterberger

Sie haben zwar wohlweislich bis nach Mitternacht gewartet, bis sie den blamablen Beschluss veröffentlicht haben. Aber dennoch werden die Beschlüsse dieses EU-Gipfels nicht untergehen. Man sollte man sich die Namen der Täter gut merken. Denn es kommt nach diesen Beschlüssen mit absoluter Sicherheit der Tag, an dem ganz Europa im Schuldenstrudel ertrinken wird.

Man weiß nur das Datum noch nicht genau. Und man weiß nicht, ob an dem Tag, da ganz Europa zahlungsunfähig geworden sein wird, einfach wieder ein – diesmal freilich völlig ungedeckter – Papier-Schilling gedruckt wird; oder ob Anleihen und andere Schuldscheine halt für wertlos erklärt werden; und in welchem Ausmaß das Ganze von massenweisem Vermögens- und Arbeitsplatzverlust begleitet sein wird. Wodurch in aller Regel auch Demonstrationen, Unruhen und manchmal auch Kriege ausgelöst werden.

Die nächtens verkündeten EU-Beschlüsse heißen: 17 Euroländer stellen 700 Milliarden zur Verfügung, um Griechen, Iren, (höchstwahrscheinlich) Portugiesen und wohl noch ein paar andere Schuldenländer ein paar Monate vor dem Konkurs zu retten. Davon müssen – erstmals! – sogar 80 Milliarden in bar fließen. Der Rest sind „nur“ Garantien, von denen man so tut, als müsste man sie nicht ernst nehmen. Mit anderen Worten: Im Glauben, die Passagiere eines sinkenden Bootes dadurch zu retten, steigen Österreich, Deutsche und andere auch noch in das gleiche Boot.

Dabei sind sie ja selbst alles andere als sicher unterwegs. Sie haben sich die jüngste Konjunkturkrise viel Geld kosten lassen. Sie verletzen hinten und vorne alle selbst definierten Stabilitätsziele. Und sie haben alle paar Wochen neue – angeblich völlig unabdingbare – Gründe, um noch mehr Geld auszugeben.

Da lassen sie sich vom Boulevard in eine lachhafte Atompanik hineintreiben (die Fellner-Zeitung titelte jetzt sogar schon „Atomwolke über Österreich“), von der vor allem Windmühlbauer profitieren. Das wird etwa die deutschen Steuerzahler weitere Milliarden kosten, sollten wirklich acht Atomkraftwerke endgültig vom Netz genommen werden.

Wenige Tage später wird ein Krieg gegen Libyen begonnen, der Europa wirtschaftlich viel kostet, und die unmittelbar kriegführenden Länder noch viel mehr. Der Krieg wird begonnen, obwohl es kein klares Kriegsziel gibt, obwohl die libyschen Aufständischen (denen man helfen will) ein völlig chaotisches Häuflein sind, das offenbar nur mit Gewehren in die Luft ballern und „Allah akbar“ rufen kann. Diese Aufständischen stellen aber ganz offensichtlich keinerlei militärische Bedrohung für Muamar Gaddafi dar. Aber die naiven Europäer glauben, dass mit diesem Haufen in Libyen Rechtsstaat und Demokratie ausbrechen werden. Und bei uns wahrscheinlich Freibier für alle . . .

Der Name, den sich die Österreicher jedenfalls gut merken sollten, heißt natürlich Werner Faymann. Er trägt in österreichischer Perspektive die Hauptverantwortung für diese absurden Beschlüsse, auch wenn die seit vielen Monaten ohne geistige Führung dahintorkelnde ÖVP nicht aus der Mitschuld entlassen werden kann.

Faymann hat nicht einmal versucht, sich auch nur eine Sekunde dem Wahnsinn entgegenzustellen. Statt dessen hat er in den letzten Tagen wie ein Sancho Pansa zum Kampf gegen Atomkraftwerke gerufen. Ja, Faymann hat sich sogar gegen den verzweifelten Versuch Angela Merkels quergelegt, den Europäern zwingende Disziplin bei Lohn- und anderen teuren Forderungen aufzuerlegen. Das wäre aber die letzte Chance gewesen, den geschlossenen Gang des Kontinents zum Konkursrichter noch abzuwenden.

Faymann hat in einer einzigen Nacht - ähnlich wie an dem unrühmlichen 24. September 2008 - mehr als zwei Milliarden Bares beim Fenster hinausgeworfen. Von den noch viel größeren Haftungen gar nicht zu reden. Aber Faymann redet vom Atom.

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SN-Kontroverse: ÖVP und Sauberkeit

25. März 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat die ÖVP ein Problem mit der Sauberkeit?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schwarz-blaue Schmuddelkinder

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Korruptionsaffäre Ernst Strasser ist nur der vorläufige und jüngste Höhepunkt einer langen Reihe von Skandalen, die seit der Wende in Österreich gang und gäbe sind. Damals, als der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und nunmehrige Atomlobbyist mit Abgeordnetenmandat das schwarz-blaue Regierungsexperiment ins Leben rief, begann sich im öffentlichen Leben der Alpenrepublik Elitekorruption in großem Stil zu etablieren. Moralische und ethische Standards wurden über Bord geworfen.

Es zählte nur der schöne Schein. Ungeniert wurde unter dem Motto „Mehr privat, weniger Staat" in die öffentlichen Kassen gegriffen und der Staat zum Selbstbedienungsladen. Enrichez vouz! ist das Motto der dubiosen Ära Schüssel-Grasser-Haider.

Die Liste der Skandale ist lang: Homepage-Affäre, Skandal um den Verkauf der Bundeswohnungen, Eurofighter, Hypo-Alpe-Adria, Immofinanz und Meinl European Land, Steuerhinterziehung und Amtsmissbrauch sind nur ein paar Stichworte für das propagierte „neu regieren" unter Schwarz-Blau.

An diesem Erbe trägt die derzeitige Führung der Volkspartei schwer, wie sich an der blöd gelaufenen Krisenkommunikation im Fall des Ernst Strasser zeigt. Anfänglich wurde gemauert, dann der Korruptionsskandal zu einem „Zickenkrieg" zwischen Strasser und Othmar Karas verharmlost.

Gehandelt und den Rücktritt des EU-Parlamentariers verlangt hat Parteiobmann Josef Pröll erst, als auf YouTube die Videos den Ex-Innminister zeigten, wie er zur Bestechung einlud. Wobei sich der Parteichef die Frage gefallen lassen muss, warum er trotz Warnungen Strasser zum Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl gemacht und ihn als Delegationsleiter durchgedrückt hat. Es ist klar, dass die Volkspartei ein spezielles Sauberkeitsproblem mit schwarz-blauen Schmuddelkindern hat.


Unsauber, unsauberer, ÖVP, SPÖ

Andreas Unterberger

Das Verhalten Ernst Strassers ist übel und widerlich. Und die ÖVP-Spitze hat bewusst weggeschaut. Es ist gut, wenn es bald auch vom Strafrichter geprüft wird. Freilich hat noch niemand die Grenze zum Lobbyismus anderer Abgeordneter definiert.

Ist es moralisch besser, wenn andere gegen Geld die Interessen von Gewerkschaft, Raiffeisen, AUA, Arbeiter- oder Wirtschaftskammer in der Gesetzgebung durchdrücken? Das hat sich etwa in dem Betrug niedergeschlagen, dass vom Beitrag der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung heimlich ein fettes Stück zugunsten der Arbeiterkämmerer abgezweigt wird, ohne dass es auf der Gehaltsabrechnung steht.

Die Causa Grasser schaut anders aus: Nichts von dem, was derzeit bekannt ist, kann zu einer Verurteilung führen. Was man Grasser gut belegt vorwerfen kann, ist eine katastrophale Auswahl seiner (blauen) Freunde. Das aber beweist vorerst nur Dummheit und Menschen-Unkenntnis, nicht aber Unsauberkeit der ÖVP - der Grasser übrigens nie angehört hat. Wer nun nach einem „speziellen Problem" mit Sauberkeit fragt, der muss die SPÖ an die Spitze setzen. Keine andere Partei hat so viele verurteilte Regierungsmitglieder gestellt.

Die SPÖ hält eine Claudia Schmied, gegen die Vorerhebungen wegen des Milliardendebakels der Kommunalkredit laufen. Die SPÖ ist für den mutmaßlichen Amtsmissbrauch des Ministers Darabos verantwortlich, der Offiziere feuert, nur weil sie sich für die Verfassung (und die bisherige Meinung des Ministers) einsetzen. Die SPÖ ist für die seit Regierungseintritt Faymanns steil ansteigenden Summen hauptverantwortlich, mit denen die Boulevardzeitungen zu einer SPÖ-freundlichen Berichterstattung bewogen werden.

Wofür sich in jedem anderen EU-Land die Justiz interessieren würde. Das alles ist viel mehr als nur ein „spezielles Problem".

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Vorsicht Europa! - Rette sich wer kann

24. März 2011 01:15 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist ein mehr als ironischer Kommentar der Weltgeschichte zum EU-Gipfel. Während die europäischen Regierungschefs mit einem Federstrich eine weitere schwere Verschuldung Europas in Rekorddimensionen beschließen, tritt in Portugal die Regierung zurück. Denn sie hat im Parlament keine Mehrheit für das vorgeschlagene – und in Wahrheit noch immer unzureichende – Sparpaket gefunden. Was mit Sicherheit heißt: In Kürze wird sich auch Portugal unter den von den anderen Europäern aufgespannten Rettungsschirm flüchten.

Damit findet eine weitere unheilvolle Fortsetzung des im vergangenen Jahr eingeschlagenen unheilvollen Weges statt: Die – relativ – sparsamen Völker Europas müssen für die üppige Ausgabenfreudigkeit ihrer schuldenlüsternen Unions-Genossen an den Ufern des Mittelmeers und Atlantik so heftig und so lange blechen, bis auch sie konkursreif sind.

Man kann natürlich sagen: Aus dem Fehler der Milliardenhilfen für Griechen und Iren folgen zwangsläufig die Hilfen für die Portugiesen, und wohl bald auch der Spanier und möglicherweise auch der Italiener (deren Kreditwürdigkeit mit Sicherheit dann kollabieren wird, wenn die Linke den Sturz von Silvio Berlusconi geschafft hat).

Nur: Niemand kann erklären, worin der Zwang wirklich besteht. Wir hören nur ständig unrichtige Pseudo-Argumente.

Einmal heißt es: Würden die Schulden-Länder nicht „gerettet“, dann würde das dem Euro schaden. Ein reiner Schwachsinn. Denn das Schlimmste, was dem Euro passieren könnte, wäre ein Sinken seines Kurses gegenüber dem Dollar. Worüber sich Europas Exporteure aber nur freuen könnten. Dann wieder wird irgendwelchen düsteren Spekulanten die Schuld gegeben, deretwegen sich die Regierungen leider, leider so schwer verschulden müssen. Auch das ist absoluter Unsinn. Die Schulden sind wegen der hemmungslosen Ausgabenlust der Politik vor und erst recht in der Krise entstanden, weil sich kein Politiker traut, mit den Menschen Klartext zu reden. Das Geld, das weltweit den Banken geborgt worden ist (was ja auch recht fragwürdig war), ist hingegen großteils schon wieder zurückgeflossen. Lediglich staatsnahe Banken sind längerfristig ein Problem: in Deutschland die Landesbanken, in Österreich die Hypo Alpen-Adria oder die Kommunalkredit (mit den prominenten Hauptdarstellern Jörg Haider und Claudia Schmied).

Dann wieder heißt es: Ohne eine solche „Rettung“ der Big-Spender-Nationen wären die Banken in anderen Ländern gefährdet. Jedoch: Durch diese „Rettung“ werden die Banken geradezu verleitet, auch weiterhin schlechten Schuldnern Kredite zu geben. Damit wird eines der wichtigsten Grundprinzipien einer Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt, nämlich: Jeder muss seine eigenen Risiken tragen. Und für normale Spareinlagen haftet sowieso jeder Staat, wenn Banken wirklich kollabieren sollten.

Von den verlogenen moralistischen Argumenten, man müsse doch in einem gemeinsamen Europa solidarisch sein, wollen wir gar nicht reden. Denn die Schuldner-Staaten wurden nicht schuldlos wie Japan von einem Erdbeben und einem Tsunami heimgesucht (das jede Solidarität verdienen würde), sondern sie haben wie Raimunds Verschwender jahre-, jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt. Den Portugiesen sind die von der eigenen Regierung vorgeschlagenen Sparmaßnahmen zu tiefgreifend – und zwangsläufig müssen Österreicher und andere Europäer tief in die eigeneTasche greifen.  

Um nur eine anschauliche Zahl zu nennen: In Irland sind die Gehälter in den letzten zehn Jahren um 110 Prozent gestiegen, in Österreich im gleichen Zeitraum nur um 30 Prozent. Die irischen Arbeitnehmer beziehen heute noch im wesentlichen ihre Gehälter weiter – und die österreichischen haften mit gewaltigen Summen dafür.

Was aber tut der österreichische Bundeskanzler an diesem Tag? Er reist vorzeitig vor dem EU-Gipfel zum EU-Kommissionspräsident und macht Druck, dass – die europäischen Staaten auf die Kernkraft verzichten. Was sie niemals tun werden, sind doch die größten Staaten Europas zu 23 bis 70 Prozent von der Atomenergie abhängig. Wovon sie sich weder von einem Faymann noch von manipulativen Greenpeace-Hetzfilmen im ORF abhalten lassen.

Wen wundert es da eigentlich, dass Europa immer unpopulärer wird, dass quer durch den Kontinent eine Welle der Demokratiemüdigkeit rast, und dass die Menschen ihr Geld lieber heute als morgen in Gold und Eigentumswohnungen verwandeln? Es rettet sich halt jeder wie er kann.

 

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Der Anti-Lügen-Pakt

24. März 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Die Regierung scheint taktisch nicht gut beraten. Sonst hätte sie die überraschende Einigung mit den Bundesländer über die heikle Pflegefinanzierung und den Stabilitätspakt nicht ausgerechnet am Höhepunkt der Japan-Aufregung bekanntgegeben. Immerhin klingt das ja nach einem Erfolg einer nicht gerade Erfolg-reichen Regierung. Und den verkünden Politiker in der Regel dann, wenn sie das erreichen können, was ihnen am wichtigsten ist: Publicity.

Freilich müssen auch Bund und Ländern zugeben, dass es ihnen nur zur Hälfte gelungen ist, das Glas der Notwendigkeiten und Erwartungen zu füllen. Manche mäkeln auch, dass der Finanzausgleich um ein Jahr bis 2014 verlängert worden ist, also jener Pakt über die Verteilung des Steuergeldes auf Bund und Länder, auf dem viele Reformhoffnungen ruhen. Andererseits: 2013 sind Parlamentswahlen fällig. Und in deren Sog wäre auch eine stärkere Regierung nicht imstande, mit den Ländern Klartext zu reden. Also ist die Verschiebung gar nicht so blöd.

Ignorieren kann man auch die Klagen von Caritas & Co, dass das zusätzliche Geld für Pflege noch immer zuwenig sei. Denn ich habe noch nie gehört, dass man dort einmal sagt: Danke lieber Steuerzahler, das ist reichlich und genug.

Das Spannendste ist jedoch der Stabilitätspakt, der sich als ein Antilügenpakt erweist. Er soll die Bundesländer endlich zur Disziplin anhalten. Bei seiner Lektüre kommt der Staatsbürger freilich ordentlich ins Staunen. Denn darin werden – als große Errungenschaft! – Dinge untersagt, die man bisher nur für griechische Nationalbräuche gehalten hatte:

Vielleicht also hat sich die Politik mit ihrer Diskretion doch etwas Gutes getan.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Österreich belehrt und beschert die Welt

23. März 2011 02:14 | Autor: Andreas Unterberger

Die Welt erzittert, sie wird zweifellos nach dieser strengen Ermahnung in sich gehen und tätige Reue üben. Davon gehen offenbar alle fünf Parlamentsparteien des Landes aus, seit sie in einer eigenen Parlamentssondersitzung und mit einem großspurigen Regierungsbeschluss der Welt klargemacht haben, dass Atomenergie des Teufels ist. Man kann sich lebhaft ausmalen, wie jetzt in allen Staatskanzleien die Minister mit hochrotem Kopf beieinander sitzen und ergriffen die verdammenden Worte der Viererbande Faymann, Berlakovich, Glawischnig und Strache studieren.

Bald werden in Wien Jubeltelegramme eintrudeln, die den weisen Österreichern ob ihrer klugen Ratschläge Dankeshymnen singen. Endlich, endlich wurde der Welt klargemacht, dass es völlig gleichgültig ist, wenn weit mehr als Zehntausend Menschen in einstürzenden Häusern und Flutwellen elendiglich verrecken, dass aber der hoffentlich und (angesichts der Panikmache) endlich bald zu vermeldende erste Strahlungstote ein historisches Verbrechen gegen die Menschheit verkörpert.

Würden ihnen nämlich die wirklichen japanischen Opfer irgendetwas bedeuten, dann hätten die weisen österreichischen Politiker ja zweifellos auch weitere Beschlüsse gefasst, die künftig das Auftreten von Erdbeben und Tsunamis verbieten.

Natürlich ist es reiner Zufall, dass die Boulevard-Politik dieses Landes nur noch in jenen geistigen Regionen unterwegs ist, in denen sich die Boulevard-Medien dieses Landes bewegen. Und diese haben ja seit zwei Wochen in ständig schriller werdenden Tönen – gleichgültig ob auf den ORF-Bildschirmen oder in gedruckter Form – den Österreichern die totale Atompanik eingejagt.

Da kann natürlich die Politik nicht zurücktreten, sondern macht nun ihrerseits noch heftiger Panik. Da ist natürlich unter 183 Abgeordneten kein einziger, der noch selbst nachzudenken vermag oder wagt. Denn dann hätte er wohl entdeckt, dass sämtliche 54 japanischen Atomkraftwerke Japans das schwerste Erdbeben der jüngeren Geschichte überstanden haben. Und dass nur die gewaltige Flutwelle eines Tsunami eine Serie schlimmer Pannen und Schäden angerichtet hat. Und dass in den Kraftwerken rund um Österreich die Zahl der Tsunamis nicht einmal in Schaltjahren sonderlich zunimmt.

Aber welcher Politiker will den Menschen schon etwas sagen, was sie beruhigen würde? Wer wagt schon Aussagen, die einem in den Fellner-Dichand-Wrabetz-Medien den Vorwurf einbringen würden, ein Atomlobbyist zu sein.

Es ist ja auch nicht so, dass Österreich keine größeren Sorgen hätte. In Wahrheit ist die Regierung durchaus froh, dass von den wirklichen Herausforderungen nicht geredet wird, sondern nur von Vorgängen, deretwegen heftig, aber folgenlos gegen das böse Ausland gehetzt werden kann. Die Opposition ihrerseits hetzt sowieso immer gerne – und ist wohl auch zu blöd, um den wirklichen Skandal dieser Tage zu erkennen.

Der besteht nämlich darin, dass sich die Regierung in dieser Woche verpflichten wird, nicht weniger als 2,2 Milliarden an neuen Schulden zugunsten eine noch größeren Rettungsschirmes für Griechenland, Portugal & Co aufzunehmen. Dabei geht es erstmals um echtes Bargeld, das Österreich abliefern muss.  Ein ansehnlicher Betrag. Nur zum Vergleich: Für all seine Universitäten gibt Österreich 3,3 Milliarden aus.

Diese 2,2 Milliarden sind aber noch lange nicht alles. Dazu kommt noch die überhaupt unvorstellbare Summe von 25 weiteren Milliarden an Haftungen der Republik für die europäischen Krisenländer. Haftungen sind zwar nach der von dieser Regierung erfundenen neuen Finanzmathematik irrelevant – aber es gibt böse Gläubiger, die das anders sehen und sehr wohl in der Stunde der Fälligkeit auf Zahlung bestehen. Die nehmen es dann sogar in Kauf, dass sie von Laura Rudas als gierig beschimpft werden, sobald sie eine Rückzahlung verlangen.

Rechnet man diese Beträge ehrlich um, dann hat die Bundesregierung durch ihre – völlig kritik- und nachdenkenlose – Zustimmung zu den diversen europäischen Rettungsschirmen binnen weniger als einem Jahr jeden Österreicher mit rund 3400 Euro belastet. Einschließlich der Babys, der Sozialhilfeempfänger und der Pflegefälle.

Die europäischen Schuldenmacher sind geradezu genial in ihrem betrügerischen Agieren: Sie haben einfach beschlossen, dass die Haftungen und Kredite, die Österreich nun selber aufnehmen muss, um dem Griechenklub zu helfen, nicht auf die Staatsschuld anzurechnen sind.

Das ist ein geniales Modell: Man verschuldet sich wie ein Stabsoffizier und dekretiert dann, dass niemand die Schulden Schulden nennen darf. Allen Kreditnehmer dieses Landes sei dieses einträgliche Beispiel empfohlen (wer dann vor dem Strafrichter landet, möge aber bitte nicht mich als Anstifter verraten).

Aber gibt’s da nicht wieder die bösen Gläubiger und die Ratingagenturen (deren Gutachten die Gebebereitschaft der Gläubiger stark beeinflusst), die bei den Spielen der EU-Finanzjongleure nicht mittun? Auch da haben sich die genialen Europäer etwas einfallen lassen: Sie erklären den Ratingagenturen den Krieg, wollen sie unter Kontrolle stellen und gar eine eigene EU-Ratingagentur gründen. Das ist zwar ungefähr so, wie wenn die Drogenmafia künftig selbst die Drogenpolizei stellen darf. Die grandiosen europäischen Finanzstrategen glauben aber offenbar wirklich, dass die Gläubiger bei der Vergabe von Krediten an EU-Länder künftig nicht mehr den großen internationalen Agenturen vertrauen werden, sondern einer EU-eigenen Ratingagentur.

Es ist alles nur noch Schimäre. Und keineswegs unterhaltend.

 

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Fußnote 183: Das gibt's nur in Israel

23. März 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Israel ist ein eindrucksvolles Vorbild geworden – sowohl für all seine näheren und ferneren Nachbarn wie auch für andere Kontinente.

Denn dass ein Staatspräsident wegen sexueller Belästigung beziehungsweise Vergewaltigung mehrerer Frauen zu sieben Jahren Haft verurteilt wird, ist mehr als erstaunlich. Und wohl noch nirgendwo dagewesen. Anderswo werden solche Angelegenheiten diskret unter den Teppich gekehrt – es sei denn nach einem Wechsel des politischen Windes suchen die neuen Machthaber nach Untaten, die sie dem vorigen Regime anhängen können. Davon kann aber im Fall von Moshe Katzav keine Rede sein. Hier hat allem Anschein nach der Rechtsstaat bewiesen, dass er völlig ohne Ansehen der Person funktioniert. Was ja eigentlich in allen Ländern durch die Augenbinde der Iustitia symbolisiert wird. Von dieser Rechtskultur können sich aber nicht nur die angeblich jetzt zu Demokratien mutierenden Araber ein gewaltiges Stück abschneiden, sondern auch Europäer und Amerikaner. Denn von François Mitterrand bis John F. Kennedy gab es da Staatspräsidenten, die vorsichtig ausgedrückt sexuell sehr bunt gemischt aktiv gewesen sind – es wäre aber mit Sicherheit für keine Frau ratsam gewesen zu behaupten, dass sie sich sexuell belästigt gefühlt habe. Im Gegenteil: Der Staatsapparat hat jeweils gewaltige Energien aufgewendet, die präsidentiellen Eskapaden geheimzuhalten. Und bei uns in Österreich fällt einem da der Lebensgefährte der früheren Justizministerin ein, gegen den die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren von sich aus eingestellt hat, obwohl sowohl ein unabhängiger Gutachter wie auch eine von Amtswegen aktiv gewordene Richterin ein eindeutig strafwürdiges Verfahren gesehen haben. Diese Ministerin ist trotz dieses Skandals völlig unbehelligt geblieben – und sitzt heute im höchsten europäischen Richterkollegium. Es lebe der kleine Unterschied zu Israel.

 

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In eigener Sache II

23. März 2011 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

Vor wenigen Tagen war im Tagebuch der eintausendste Eintrag zu lesen. Das ist Anlass, den vielen Abonnenten (Partnern) dafür zu danken, dass sie das Überleben und Wachstum des Tagebuchs ermöglicht haben. Gleichzeitig ist aber auch vor wenigen Tagen bei einer Reihe von Partnern das eingezahlte Guthaben gleichsam abgelaufen. Denn vor einem Jahr wurde zum ersten Mal um eine finanzielle Unterstützung des Tagebuchs gebeten, was viele in Form eines Jahresbeitrags gemacht haben. Der nun zu erneuern ist. Seit wenigen Tagen gibt es aber auch ein kleines Dankeschön für alle Abonnenten: und zwar in Form von Gratistickets für die Wiener Hofmusikkapelle.

Das Abonnement kann wie bisher durch eine einfache Überweisung verlängert werden. Zur Erinnerung die Kontonummer:
20877623601
Bankleitzahl: 20111 (Erste Bank)
BIC: GIBAATWWXXX
IBAN: AT632011120877623601

Zur Verlängerung des Abonnements und aller damit verbundenen Rechte genügt die Überweisung von 10€ pro Monat beziehungsweise 120 Euro pro Jahr. Wer mehr überweist, macht es möglich, dass auch interessierten Studenten Gratis-Abos eingeräumt werden können.

Abonnenten haben viele exklusive Rechte:

Gratiskarten für die Hofmusikkapelle

Gleichzeitig kann ich den Abonnenten und Partnern auch ein kleines Dankeschön anbieten: Eine Gratiskarte für den Sonntagsgottesdienst der Hofmusikkapelle. Dort finden jeden Sonntag um 9,15 Uhr katholische Messen in der künstlerisch anspruchvollsten Form statt – und zwar genau so, wie sie schon seit Jahrhunderten für die kaiserliche Familie aufgeführt worden sind. Allwöchentlich treten dort die Sängerknaben, Philharmoniker, Mitglieder des Staatsopernchors und die Choralschola (die den Gregorianischen Choral am professionellsten beherrscht) unter der Leitung prominenter Dirigenten auf. Was der Hofmusikkapelle einen weltweit einmaligen Rang beschert. Auf dem Programm stehen die schönsten Werke der Kirchenmusik. Von Mozart über Schubert bis Bruckner.

Dementsprechend sind Eintrittskarten für die Aufführungen in der Kapelle sehr gesucht. Für Abonnenten des Tagebuchs ist künftig hingegen jeden Sonntag ein kleines Kontingent reserviert (im Sommer macht die Kapelle Pause).

Alles, was Sie tun müssen, um an eine dieser Gratiskarten heranzukommen:

-         Senden Sie unter „Kontakt“ mindestens 17 Tage vor dem Sonntag, an dem Sie den Gottesdienst besuchen wollen, ein Mail mit dem gewünschten Sonntag.

-         Sie werden spätestens 10 Tage vor dem Datum via Mail informiert, ob Sie eine Karte bekommen. Wenn nicht, werden Ihnen alternative Daten angeboten (wobei das Angebot aber erst mit der entsprechenden Information zehn Tage vor dem betreffenden Datum definitiv wird).

-         Sie holen die Gratiskarte am Freitag (vor dem betreffenden Sonntag) von 11.00 – 13.00 beziehungsweise 15.00 - 17.00 Uhr, und am Tag der Messe selbst zwischen 8.15 – 8.45 Uhr unter Ihrem Namen im Vorraum der Hofburgkapelle (im Schweizer Hof über der Schatzkammer) ab.

-         Sie genießen einen besinnlichen und künstlerisch anspruchsvollen Sonntagvormittag. 

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Die Pröll-Debatte wird unvermeidlich

22. März 2011 01:46 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist gewiss nicht die feine Art, eine parteiinterne Revolution zu starten und an die Öffentlichkeit zu tragen, wenn der Parteiobmann mit Lungenembolie darniederliegt. Es ist auch nicht sonderlich intelligent, wenn der Raiffeisen-Mann Ferdinand Maier im VP-Klub die Revolution fast mit den gleichen Worten ausruft, mit denen er schon einmal gegen Molterer und Schüssel geblasen hatte. In der ÖVP hat sich aber viel zu viel Druck angesammelt, als dass dort noch irgendetwas steuerbar wäre. All die Fehler, Unzukömmlichkeiten und Sünden, die das Tagebuch seit Jahr und Tag auflistet, mussten einmal zur Explosion führen.

Und natürlich geht es nicht nur um Klubobmann Heinz Kopf, wenn immer mehr schwarze Abgeordnete die Faust in der Tasche ballen, wenn sie Führungsdefizite und eine „Elfenbeinpolitik“ anprangern. Sondern es geht auch um Josef Pröll und seinen Generalsekretär Kaltenegger.

Die Partei ist unter der gegenwärtigen Führung in vielerlei Hinsicht schlecht unterwegs. Wenn nun die lauteste Kritik ausgerechnet aus dem Raiffeisen-Eck kommt, welches ja einst Pröll gegen Molterer durchgeboxt hat, dann bedeutet das höchste Sturmwarnung.

Die medial auffälligsten Defizite sind zwei schwere Fehlgriffe in Personalfragen, die Pröll beide selbst zu verantworten hat. Der eine heißt Christine Marek, von der jeder außer Pröll von Anfang an wusste, dass mit ihr kein Blumentopf zu gewinnen ist. Der andere Ernst Strasser, der mit großer Wahrscheinlichkeit bald auf der Anklagebank sitzen dürfte, was noch sehr lustig sein wird (vor allem weil es die Staatsanwaltschaft wohl schaffen wird, den Prozess bis knapp vor die nächsten Wahlen zu schleppen). Marek wie Strasser sind jedenfalls beide von Pröll persönlich gegen massiven Widerstand innerhalb und außerhalb der Partei in ihre Führungsfunktionen gehievt worden.

Dass die Parteiführung auch sonst keinerlei Talent in Personalfragen hat, zeigt auch das gesamte Ministerteam, in dem als einzige Maria Fekter Gestaltungskraft zeigt; die meisten anderen von Mitterlehner bis Berlakovich sind so schwach, dass es nicht einmal einen der politischen Gegner die Mühe lohnt, sie zu attackieren. Und Claudia Bandion-Ortner steht überhaupt schon unter Artenschutz (vor allem, weil sie eine Staatsanwaltschaft nach der anderen rot besetzt).

Gewiss kann man jetzt räsonieren, dass es weit und breit keine politischen Talente mehr gibt, die auch in die Politik zu gehen bereit wären und dass auch Rot, Blau und Orange in den letzten Jahren alles andere als Strahlemänner oder -frauen in die Regierungen geschickt haben. Marek und Strasser sind aber eben nur Pröll passiert, und er kann absolut niemanden vorweisen, mit dem er von den beiden ablenken könnte.

Prölls zweiter schwerer Fehler ist seine politische Generallinie, sich mit seiner ganzen politischen Körpersprache von seinen parteiinternen Vorgängern zu distanzieren. Das zeigt, dass er nichts von politischer Psychologie versteht: Wenn die eigene Führung die bisherige Politik der Partei zum Fehler stempelt, dann lehrt das die Wähler nur eines: Das ist eine problematische Partei, die selbst zugeben muss, dass sie Fehler macht.

Das würde den Sozialdemokraten nie passieren: Die erheben als oberste strategische Linie die gesamte eigene Parteigeschichte ständig zur Ehre der Altäre. Die kämpfen heute noch um die Geschichtsschreibung sogar der Zwischenkriegszeit, in der sie mit Eleganz von ihren eigenen undemokratischen Bestrebungen ablenken; denn ein Kampf für die „Diktatur des Proletariats“ wenige Jahre nach der sowjetischen Revolution wäre ja eigentlich Anlass für reuige Selbstbeknirschung. Geradezu sensationell war auch, wie die SPÖ mit Hilfe von ORF und vielen Medien die schweren Fehler Kreiskys bei dessen Geburtstags-Zelebrationen mit großem Erfolg unter den Tisch gekehrt hat: sein Techtelmechtel mit dem Mörder Udo Proksch, die von ihm ausgelöste Spirale der Staatsverschuldung, Kreiskys antisemitischen Töne gegen Israel und Simon Wiesenthal, seine Unterwürfigkeit gegen Moskau, seine Vorliebe für Exnazis als Minister oder die Misswirtschaft in der verstaatlichten Industrie.

Die Pröll-ÖVP betont hingegen mit keinem Wort  die Erfolge etwa der Schüssel-Ära, in der – als einzige Epoche seit 1970! – die Zunahme der Staatsverschuldung gestoppt werden konnte; in der zumindest der Versuch einer Sanierung des Pensionssystems gemacht wurde, in der viele Betriebe mit Erfolg privatisiert wurden, in der die Unis dem direkten Zugriff der Politik entzogen wurden, an deren Ende Österreich von vielen internationalen Zeitungen als Musterland gelobt worden ist.

Die kalte Distanzierung von Schüssel nützt Pröll freilich genauso wenig wie der britischen Labour-Partei die Distanzierung von ihrem einstigen Strahlemann Tony Blair genutzt hat. Sie ist letztlich nur dumm – was man auch daran ablesen kann, dass die ersten offenen Attacken auf Pröll eben aus seinem eigenen, dem Raiffeisen-Eck gekommen sind und nicht von der verfemten Viererbande.

Der schlimmste Fehler des ÖVP-Obmannes aber ist seine inhaltliche Führungsschwäche. Gerade ein strukturell so heterogener Haufen wie eine bürgerliche Partei braucht in den Grundsatzfragen eine klare Orientierung durch den Leitwolf. Der aber hatte fast zwei Jahre gebraucht, um sich auch nur in der simplen Frage der Gesamtschule festzulegen.

Der Parteiobmann gibt zu vielen anderen Fragen überhaupt nichts vor. Ob das nun Kultur oder Außenpolitik ist, ob das nun Medien- oder Gesundheitsthemen, ob es Landesverteidigung, Familien- oder Justizpolitik, ob das nun Zeitgeschichte oder Ideologie sind: Pröll hat erkennbar keinen inhaltlichen Bezug zu all diesen Fragen (außer seinem Engagement für die Schwulenehe) – ganz im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern Busek, Schüssel und Molterer. Pröll hat aber bis auf die Außenpolitik auch nirgendwo Mitstreiter gefunden, die für die ÖVP zumindest ein Mindestmaß an geistiger Präsenz in diesen Themen aufrechterhalten könnten.

Und er ist auch selbst kein großer Finanzminister. Ein zu großes Defizit im laufenden Jahr, schädliche Steuererhöhungen, die überflüssige Rettung der Hypo Alpen-Adria – und vor allem der absurde Monstertunnel zwischen Graz und Klagenfurt, der mehr kostet, als all die kleinen Schikanen des jüngsten Sparpakets einbringen.

Unter den Funktionären wie auch bei den Wählern wird Pröll aber eines noch mehr angekreidet: dass er ständig völlig überflüssige Konzessionen an seinen Koalitionspartner Faymann macht. Statt einfach beim (richtigen) Nein zu bleiben, stimmt Pröll schließlich Steuerhöhungen und sinnlosen Schikanen für Anleger und Banken zu. Statt einfach Nein zu sagen, stimmt er der im Widerspruch zum Koalitionspakt stehenden Abhaltung einer Volksbefragung über die Wehrpflicht zu. Statt einfach Nein zu sagen, stimmt er einer Verlängerung der absurden Hacklerregelung zu.

Aber er hat sich nirgends eine Gegenleistung der SPÖ bei jenen Dingen einhandeln können, die für Österreich wichtig wären, von sinnvollen Zugangsregeln für die Unis über eine Entpolitisierung und Leistungsorientierung der Schulen, über eine Entpolitisierung der ÖBB bis zu einer Erhöhung des Pensionsalters und zu einer heftigen Redimensionierung des Staates.

Gewiss: Hätte Pröll die Kraft zum Nein und hätte er für diese und ähnliche Ziele gekämpft, hätten Zeitungen geschrieben, die Koalition streite. Aber dann hätten die liberalen, konservativen, christlichen, verantwortungsorientierten Wähler in diesem Land wenigstens noch gewusst, warum sie einst die ÖVP gewählt haben.

Pröll hat in den nächsten Wochen nach seiner Genesung eine letzte Chance, durch einen großangelegten Personalwechsel und durch eine Besinnung auf eine klar wertorientierte und liberalkonservative Reformpolitik Führungskraft zu zeigen. Freilich fehlt einem der Glaube, dass er wirklich noch die Kraft dazu aufbringen kann. Nicht nur seiner Krankheit wegen.

Aber vielleicht ist die ÖVP auch längst nicht mehr zu retten, wird sie doch durch Bleigewichte wie Christoph Leitl und Erwin Pröll (die sich beide auf Kosten von Republik und Partei als egoistische Oberzwerge in ihren Schrebergärten eingraben) ständig noch tiefer in den Untergang gezogen.

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Über Nacht ein neuer Krieg

22. März 2011 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

Die EU ist über Nacht in einen neuen Krieg geraten. Sie hat diesen aber weder ausgerufen noch geplant noch wurde er ihr erklärt. Und dennoch kann die neueste Intervention in Libyen bald zum großen Problem Europas werden. Zunehmend wird es fraglich, ob überhaupt noch jemand den Überblick hat, wo überall europäische Soldaten in mehr oder weniger gefährlichen Konflikten engagiert sind. Kosovo, Bosnien, Afghanistan, Golan-Höhen, Zypern, Libyen, Piratenjagd vor Somalia: Das ist ganz schön viel für eine Union, die massiv abgerüstet und geglaubt hat, nach Ende des Ost-West-Konflikts eine dicke Friedensdividende kassieren zu können.

Gewiss: Die in den letzten Tagen begonnene Luft-Intervention in Libyen könnte binnen weniger Tage erfolgreich beendet sein. Denn die Luftschläge gegen die Flugzeuge, Panzer und Militäranlagen Muamar Gaddafis könnten der Revolution trotz deren schlechter Rüstung nun wieder die Oberhand verschaffen.

„Könnte“ heißt freilich, dass auch eine ganz andere Entwicklung möglich ist. Dass die europäischen Staaten – und die in ihrem Kielwasser kämpfenden Einheiten aus den USA, Kanada und einigen wenigen arabischen Staaten – möglicherweise in ein langes und übles Kuddelmuddel mit völlig unklarem Ausgang hineingezogen werden könnten.

Ist Libyen das wert? Sicher nicht. Die Intervention einiger europäischer Staaten in Libyen ist ja ursprünglich auch alles andere als zwingend gewesen.

Europas Regierungen, aber auch Bürger haben sich keineswegs nach militärischen Abenteuern am Südufer des Mittelmeers gesehnt. Nur krankhafte Verschwörungstheoretiker können solches ernsthaft behaupten. Die europäischen Regierungen hatten sich mit den arabischen Diktatoren irgendwie arrangiert; vor allem die Sozialdemokraten, aber auch Silvio Berlusconi hatten sich zum Teil mit ihnen sogar befreundet. Diese Diktatoren hatten einem labilen Raum in der Tat ein Stück Stabilität gebracht. Sie waren Verbündete gegen den Terrorismus, sie verhinderten eine Massenemigration von Schwarzafrikanern nach Europa und ließen islamistischen Radikalen keinen Spielraum.

Das in Amateur-Analysen vielzitierte Öl spielt in Wahrheit überhaupt keine Rolle. Das muss nämlich jede libysche Regierung an den Westen verkaufen, weil sie das Geld braucht. Egal wie sehr sie den Westen hassen mag.

Heute jedoch ist alles anders. Heute ist die Intervention in der Tat unvermeidlich geworden. Wie das?

Plötzlich waren in einer Art Kettenreaktion aus primär ökonomischen Anlässen in zahlreichen arabischen Ländern Unruhen und Revolutionen ausgebrochen. Während Regierungen und Bürger Europas die Dinge aus der Distanz und voll skeptischer Unsicherheit betrachteten, übernahm in der EU eine andere Macht das Ruder: die Medien. Diese wurden von einem Fieber der Revolutionsgeilheit gepackt; sie  glaubten, die Massen auf den Straßen brächten nun Tunesien, Ägypten und Libyen über Nacht einen Rechtsstaat und die Demokratie.

Die Medien dürften sich damit wahrscheinlich genauso getäuscht haben wie einst bei ihrem Jubel über die Revolutionen in Kuba oder in Iran. Was die meisten Journalisten in ihrem Wunschträumen einfach nicht begreifen: Rechtsstaat und Demokratie können nicht durch die Straße allein begründet werden, sie brauchen zusätzlich tiefe bürgergesellschaftliche, zivilisatorische, kulturelle und ökonomische Wurzeln. Nur blinde Optimisten können solche tragfähige Wurzeln in den arabischen Ländern sehen.

Das hinderte die Medien nicht, die europäische Politik immer mehr zur Parteinahme für die diversen Revolutionäre zu zwingen. Sie hatten dabei großen Erfolg – und niemand erinnerte sich daran, wie sehr die selben Medien einst auch die amerikanische Intervention im Irak zuerst gefordert, dann bejubelt und schließlich verdammt hatten.

Die europäischen Regierungen setzten mit ihrem Einstellungswechsel in Tunesien und Ägypten auf das richtige Pferd. Sie brachen auch alle Brücken und Kontakte zu Gaddafi ab. Sie taten dies unter dem Druck der heimischen Medien – noch bevor diese von der Revolutionshysterie zur Atomhysterie gewechselt waren – und im Glauben, dass auch die libysche Opposition knapp vor dem Sieg stehe.

Das aber war ein Irrglaube: Gaddafi heuerte Söldner an und motivierte den verbliebenen Kern seiner Armee. Die daraufhin einen Siegeszug durch die schon befreiten Städte begann.

Nun war Europa total im Dilemma. Die alte Politik einer friedlichen Koexistenz mit dem manischen Selbstdarsteller Gaddafi war nicht mehr möglich. Gleichzeitig hat man sich selbst zum Hauptfeind das exaltierten Libyers gemacht. Das verheißt für die Zukunft nichts Gutes. Hat doch Gaddafi schon einmal eine Periode terroristischer Aktivität hinter sich. Hat er doch schon einmal schwarzafrikanische Migranten massenweise nach Europa durchgeschleust, wo man sie nur zum Teil wieder loswurde.

Während sogar die USA zögerten, und alle anderen Mächte von China bis Russland – wo ja Moral sowieso keine politische Kategorie ist – überhaupt taktierten, musste Europa nunmehr handeln. Die Südgrenzen der Union sind einfach zu exponiert, als dass man dieses Risiko einer Rache Gaddafis eingehen hätte können. Dieser Meinung war man zumindest in London und Paris, wo eine Renaissance alter Großmachtpolitik stattzufinden scheint. Frankreichs Sarkozy glaubt überdies angesichts schlechter Umfragewerte und einer nahenden Wahl sein einstiges Image als starker Mann wiederbeleben zu müssen. Er machte zum ersten Mal seit langem Frankreich wieder zu einem relevanten weltpolitischen Akteur. Und auch die Opposition wagt es vorerst nicht, ihn dabei zu kritisieren.

Freilich: Das größte Land Europas zog nicht mit. Denn in Deutschland glaubt eine Rechtsregierung, dass eine Intervention in Libyen zu gefährlich sei. Und außerdem bei den eigenen Wählern unpopulär, die gerade  jetzt in etlichen Bundesländern wählen müssen.

Damit ist Angela Merkel endgültig in die Kategorie der ewigen Zauderer abgestiegen. Sie hat die anderen konservativ-christdemokratisch geführten Länder Europas im Stich gelassen. Und sie hat der EU einen schweren Schaden zugefügt. Denn die Union konnte sich in Sachen Libyen nicht einigen. Womit sie außenpolitisch so wenig existent ist wie in den letzten 50 Jahren – einer neuen Verfassung zum Trotz.

Merkel hat zwar begriffen, dass es ursprünglich ein Fehler war, sich allzu sehr in den libyschen Konflikt einzumischen. Sie hat aber nicht mehr begriffen, dass es nun - nachdem man sich eingemischt hatte - ein noch größerer Fehler wäre, den von Revanchegelüsten vollen Gaddafi weiter an der Macht zu lassen. Und sie hat ebensowenig begriffen, dass Gaddafis Rache alle Länder Europas treffen würde. Dass also jetzt seine Beseitigung ein europäisches Überlebensinteresse geworden ist. Egal wie falsch es ursprünglich gewesen sein mag, sich in die inneren Angelegenheiten Libyens einzumischen.

Aber auch die französische Kalkulation enthält einen Denkfehler: Denn so unbeliebt Gaddafi im arabischen Raum ist, so wahrscheinlich ist es doch, dass am Schluss wieder die Europäer als die Bösen dastehen. Das sieht man schon an der Reaktion der Arabischen Liga: Zuerst verlangte sie das militärische Eingreifen der Europäer. Kaum gab es die ersten Toten, wird schon wieder Kritik an den Europäern geübt.

Auf solche Bundesgenossen sollte man besser nicht bauen . . .

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

 

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Verwaltungsreform: Die Regierung hat es geschafft

21. März 2011 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Die Regierung vereinfacht die Verwaltung – und schaltet dabei aber vor allem das Hirn aus. Sie hat zwar jetzt mit großem Stolz ein Paket von 44 Verwaltungsreform-Maßnahmen verkündet. Diese sind freilich bei näherem Hinsehen nicht den Eigenbeifall der Minister wert. Für dieses Urteil genügt es, sich die am lautesten bejubelte „Reform“ anzusehen.

Bei Eheschließungen soll es künftig nämlich eine pauschale Gebühr geben. Das ist freilich das Gegenteil von dem, was jeder sparsam wirtschaftende Unternehmer unter Kostenwahrheit versteht. Denn eine pauschale Gebühr für sehr unterschiedlich komplizierte Vorgänge ist ungefähr so, wie wenn jeder Supermarkt-Kunde bei der Kassa den gleichen pauschalen Betrag zahlen muss. Wer glaubt ernstlich, dass sich der Supermarkt durch Wegfall der Kassiererinnen trotzdem etwas erspart?

Zugleich ist der pauschale Ehetarif eine Quersubvention erstens von Inländern für Ausländer, die vor ein hiesiges Standesamt treten wollen; diese mussten nämlich bisher für jede vorgelegte ausländische Urkunde und Übersetzung etwas zahlen, weil deren Kontrolle ja auch mehr Arbeit macht. Und zweitens ist die Pauschalierung eine Subvention für alle jene Ehepaare, die sich extravagante Termine oder Orte außerhalb von Amtszeit und Amtsstuben für die Eheschließung aussuchen.

Das alles wird jetzt offenbar pauschaliert. Das ist wirklich eine „Reform“, die der Qualität dieser Regierung entspricht. Eine echte Verwaltungsvereinfachung würde natürlich auch bei der Eheschließung etwas anderes vereinfachen: Dass man die Trauungsgebühren oft noch in bar an einem Schalter einzahlen muss – so wie in Zeiten, da man den Lohn noch im Papiersäckchen bekommen hat. Oder dass man Unterlagen und Dokumente extra beantragen und vorlegen muss, die ohnedies im Computer einer anderen österreichischen Behörde vorhanden sind, auf die es jedoch keinen Zugriff gibt, weil irgendwelche Ideologie-geladenen Datenschützer gegen eine Vernetzung dieser Computer agitieren.

Die wirklichen Verwaltungsreformen wurden aber natürlich – natürlich? – auch diesmal nicht angegangen. Wie etwa die Abschaffung der Landesschulräte, der Landes-Sicherheitsbehörden, der Agrarbezirksbehörden, oder gar der Gesetzgebungsfunktion der Landtage. Dafür hat man in einem einzigen Jahr das Bankwesengesetz gezählte zehn Mal novelliert – bis sich kein Mensch mehr auskennt (aber trotzdem glauben manche, dass die Banken zu wenig reguliert seien).

Verwaltungsreform ist wie der Kampf gegen Übergewicht: Jeder weiß, dass er notwendig ist. Aber kaum einer nimmt ihn ernstlich auf. Beim Abnehmen muss man dabei „nur“ den inneren Schweinehund überwinden, bei einer echten Verwaltungsreform hingegen den Widerstand all jener, die sich für absolut unersetzlich halten. Und jedenfalls sind dafür nicht nur Ankündigungen und Pseudomaßnahmen notwendig, sondern Konsequenz und Willensstärke.

Aber immerhin: In der Vorwoche hat nach längerer Zeit wieder die regierungsoffizielle Arbeitsgruppe zur Verwaltungsreform getagt. Und sie nimmt‘s jetzt offensichtlich wirklich ernst: Denn schon im Mai will sie wieder tagen. Sofern es sich halt ausgeht.

 

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Antreten zur Generalwäsche

20. März 2011 17:18 | Autor: Andreas Unterberger

Spät, aber doch hat die ÖVP-Führung erkannt, dass die Funktion eines Lobbyisten mit der eines Abgeordneten unvereinbar ist. Das ist freilich auch dann der Fall, wenn ein Lobbyist nicht so plump in eine Falle torkelt wie der EU-Gruppenchef der ÖVP, Ernst Strasser. Wir sollten aber darüber hinaus über Korruption in der Politik sehr grundsätzlich diskutieren. Denn wenn wir die Demokratie noch retten wollen, dann braucht es eine Generalwäsche, die wieder ein Stück mehr Sauberkeit herstellt.

Es ist ja schon diskutierenswert, weshalb ein Mann, der nicht nur einfacher Abgeordneter, sondern auch Delegationsleiter seiner Partei im EU-Parlament ist, überhaupt einen Nebenberuf braucht (der von den nun bekanntgewordenen Umsätzen her sogar der eigentliche Hauptberuf Strassers gewesen sein dürfte).

Jedoch: Bei einem generellen Berufsverbot für Abgeordnete (europäische wie nationale) entsteht sofort die Frage, wer dann überhaupt noch in die Politik geht. Niemand kann es nämlich wünschen, dass dann – neben ganz reichen Menschen – fast nur noch Beamte Politiker werden, weil diese als einzige Gruppe ein garantiertes Rückkehrrecht in ihren Beruf haben (oder sogar schon während der Mandatszeit pro forma als Teilzeit-Beamte weiterarbeiten und kassieren). Das würde die Weltfremdheit der Gesetzesbeschlüsse und die unerträgliche Überreglementierung des produktiven Teils der Menschheit durch eine präpotente Klasse an privilegierten Mandarinen nur noch mehr erhöhen.

Im Prinzip wäre eine proportionale Vertretung aller Interessen im Parlament ein durchaus spannendes Ideal. Nur gibt es leider kaum Mechanismen, diese herzustellen. Denn selbst die zuletzt vielzitierte Frauenquote brächte nicht mehr Gerechtigkeit, sondern in Wahrheit nur noch mehr Verzerrung zugunsten einer sehr spezifischen Minderheit unter den Frauen. Ist doch die politisch-feministische Aktivistinnenklasse alles andere als repräsentativ für ihr Geschlecht. Die primär für die eigenen Interessen (siehe Aufsichtsratsposten, siehe Förderungen für feministisch-politische Vereinchen usw.) kämpfenden Politikerinnen sind zum Beispiel viel öfter kinderlos, als es Frauen im Durchschnitt sind. Was aber die Perspektiven total ändert.

Aber auch jenseits der Geschlechterfrage sind die repräsentativen Parlamente keineswegs repräsentativ. In diesen sind nämlich neben den Beamten vor allem Kammermitarbeiter und -funktionäre massiv übervertreten. Es gibt weit mehr Bauernfunktionäre und Gewerkschafter in den diversen Parlamenten als normale Angestellte und kleine Unternehmer. Daher hat im Parlament auch nie eine Initiative eine Chance, bei der die Privilegien von Kammern und Gewerkschaften angegriffen würden. Etwa die Pflichtmitgliedschaften, etwa die skandalöse Geheimhaltung des Abzugs der mehr als saftigen Arbeiterkammer-Pflichtbeiträge von jedem Lohn (nur damit die Menschen glauben, die Leistungen der fürstlich bezahlten Arbeiterkämmerer wären gratis).

Milizparlament als Lösung?

Im Grund gibt es nur zwei Modelle, die diesen strukturellen Missstand der repräsentativen Systeme beheben oder zumindest mildern. Das eine ist die direkte Demokratie, mit der die Bürger die Macht wieder an sich reißen. Das andere wären nicht gewählte, sondern durch einen Zufallsgenerator bestellte Milizparlamente.

Das zweite Modell wäre zwar hoch repräsentativ – ist aber nirgendwo ausgeprobt worden. Wohl nicht grundlos.

Denn es öffnet viele unbeantwortete Fragen: Was ist, wenn ein solcherart durch Los bestellter Abgeordneter um keinen Preis die Aufgabe übernehmen will? Wie kann man sicherstellen, dass sich da nicht erst recht viele kleine Leute als korrumpierbar erweisen, wenn sie plötzlich die Macht eines Gesetzgebers haben? Wo findet dann die politische Diskussion im Vorfeld statt, die derzeit von vielen Vereinen und Organisationen geleistet wird? Wird dann etwa die Willensbildung noch mehr durch die extrem einseitigen Hetzkampagnen in Kronenzeitung und ORF beeinflusst werden?

Das heißt: Wenn wir uns nicht einem in der Regel erst recht raffgierigen Diktator samt seiner Entourage ausliefern wollen, wird es wohl niemals eine ganz korruptionsfreie Politik geben.

Dennoch ist der Kampf gegen die Korruption keineswegs sinnlos. Denn es gibt ja Länder mit einem sehr schlimmen Ausmaß an Korruption (etwa im Südosten Europas) und solche mit einem sehr geringen Ausmaß (etwa jene im Norden). Also muss schon der Unterschied das Engagement wert sein.

Österreich befindet sich aber sicher auf einem absteigenden Pfad. Das beweist nicht nur der Fall Ernst Strasser, das beweist nicht nur die skandalöse Verankerung der Sozialpartner in der Bundesverfassung, sondern auch die seit dem Wechsel Werner Faymanns in die Regierung unglaublich angewachsene Bestechung von Zeitungen aus Steuergeldern. Mit diesem Modell liegt Österreich ja weltweit in einem negativen Spitzenfeld. Und die Behebung dieser Korruptionsmühle durch eine gerade geplante Gesetzesnovelle ist ja nur ein Scherz, um nicht zu sagen, eine Einbetonierung dieser Korrumpierungsmethode.

Österreich sollte auch noch etwas weiteres ernsthaft diskutieren: nämlich die Berufsperspektiven von Abgeordneten nach der Mandatszeit. Denn da gibt es für Nicht-Beamte kaum andere interessante Möglichkeiten als die Tätigkeit eines Lobbyisten, wie sie nicht nur Strasser nach seiner Ministerzeit (und dann durch das Versagen der ÖVP-Führung auch während seiner Abgeordnetenzeit) ausgeübt hat, sondern etwa auch die ehemaligen sozialdemokratischen Regierungschefs Gusenbauer und Schröder. Die ziehen dann heftig hinter den Kulissen die Drähte.

Das Drängen der Ex-Politiker in die Berater/Lobbyisten-Karriere hängt freilich auch damit zusammen, dass sich zwei wichtige Bereiche, in denen sie eine große Bereicherung wären, durch formalistische, aber inhaltliche bedeutungslose Qualifikationshürden komplett abgemauert und in geschützte Werkstätten verwandelt haben: die Diplomatie und die Wissenschaft. Es gibt keinen Zweifel, dass die meisten Ex-Abgeordneten bessere Botschafter und bessere Professoren wären als das dort heute überwiegend dominierende graue Mittelmaß.

Um etwa im Bereich der Linken zu bleiben: Um wieviel mehr könnte ein Alfred Gusenbauer jungen Politologiestudenten beibringen als eine Eva Kreisky, deren einzige auffallende Leistung vor ein paar Jahrzehnten die Eheschließung mit dem Sohn eines damals amtierenden Bundeskanzlers gewesen ist!

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Oh Schreck, wie unkorrekt

19. März 2011 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist immer wieder erfrischend, dass es noch ausländische Qualitätszeitungen gibt. Denn im linksliberalen Einheitsjournalismus österreichischer Prägung würde man ja nie auf so manches total Unkorrekte, aber Wahre  stoßen.

Da wagt es die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ganz normal von „Zigeunern“ zu reden. Sie tat das in einem Artikel, der sehr ernsthaft europäische Initiativen zur Besserstellung der Zigeuner analysiert. Wahrscheinlich weiß man bei der FAZ, was unsere krampfhaft Politisch Korrekten nicht wissen: dass sich viele Angehörige der über Europa verstreuten Volksgruppe zwar als Zigeuner, aber keineswegs als Roma fühlen. Aber Political Correctness hat ja noch nie mit Wissen zu tun gehabt, sondern nur mit Herdentrott.

Da wagt es die „Neue Zürcher Zeitung“ zu schreiben, dass in der Schweiz die Väter im Schnitt zwei Stunden pro Woche länger arbeiten als die Mütter, wenn man Erwerbs- und Hausarbeit zusammenzählt. Ich kenne nicht den kleinsten Grund, weshalb es in Österreich anders sein könnte. Aber solche Statistiken werden hierzulande ja sowieso nie veröffentlicht – wahrscheinlich auch von einer bis in die Unterwäsche politisch korrekten Wissenschaft gar nicht erstellt. Die zählt lieber die weiblichen Aufsichtsrätinnen.

Da findet man in der FAZ Inserate, für die sich wohl in ganz Österreich kein Auftraggeber fände. Im gleichen fetten Layout wie die knalligen Warnungen auf Zigarettenpackungen liest man da: "Subventionen machen abhängig: Fangen Sie gar nicht erst an!" Und im Kleingedruckten steht dann: "Subventionen sind verführerisch. Die Politik verteilt sie gern als Gefälligkeit an Einzelne. Dafür zahlen müssen aber alle. Deshalb jetzt mit konsequenter Entwöhnung beginnen." Ein anderer Inseratentext lautet: "Subventionen schaden Ihren Kindern". Offenbar gibt es in Deutschland noch einige Menschen, die sich Gemeinsinn auch etwas kosten lassen, die nicht nur davon reden. Bei uns hingegen – da gibt es die Sozialpartner, die selbst die ärgsten Abkassierer und Subventionsforderer sind. Aber eigentlich sind wir selber schuld: Noch immer sagt eine Mehrheit der Österreicher bei Umfragen, dass sie in diese Sozialpartner Vertrauen hätte.

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Italien oder: Was gibt's da zu feiern?

18. März 2011 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Italien hat seinen 150. Geburtstag begangen. Das ist ein willkürliches, um nicht zu sagen seltsames Datum. Noch seltsamer aber ist, dass sich etliche italienische Politiker darüber erregen, dass die Südtiroler dabei nicht mitfeiern.

Ist man in Italien wirklich noch immer nicht imstande, die Fakten der Geschichte zu begreifen? Das stellt dem Land ein ziemlich schlechtes Zeugnis aus. Denn es kann ja niemand bestreiten, dass die Südtiroler nur als Kriegsbeute des ersten Weltkriegs und gegen ihren Willen zwangsweise Italien angeschlossen worden waren, obwohl damals kaum Italiener in Südtirol gelebt haben. Tatsache ist, dass Mussolini mit Hitler als zynischem Helfershelfer die Südtiroler schwer drangsaliert hat, und dass auch das christdemokratische Nachkriegsitalien nachher mit massenweisem Import von Süditalienern versucht hat, Südtirol ethnisch umzupolen. Dies geschah solange, bis sich die Südtiroler mit Bombenanschlägen zu wehren begonnen haben.

Umgekehrt muss man freilich den Italienern auch durchaus und ehrlich zugute halten, dass sie mit der deutsch-österreichischen Minderheit trotz allem weit humaner umgegangen sind als das etwa Tschechen, Polen und Russen getan haben. Und dass sie mit dem Südtirolpaket nach hartem Ringen schließlich einen sehr weitgehenden Minderheitenschutz akzeptiert und bis heute weitgehend eingehalten haben.

Dennoch ist allen Südtirolern bewusst, dass ihnen das auch von Österreich stets geforderte Selbstbestimmungsrecht bis heute verweigert wird. Das macht es daher zu einer Zumutung, diese auf Gewalt beruhende Einheit Italiens feiern zu sollen.

Ganz abgesehen davon ist auch der eigentliche Geburtstag köstlich. Denn der gefeierte Akt besteht darin, dass sich jemand vor 150 Jahren in Turin zum „König von Italien“ ausgerufen hat, einem Italien, dass dann erst Schritt für Schritt, Krieg für Krieg zusammenerobert werden musste. Mit anderen Worten: Eine Republik feiert die Ausrufung einer Monarchie.

Und ebenso auffallend ist, dass im Norden Italiens große Teile der Bevölkerung jedes Interesse an der Einheit dieses Landes verloren haben. Sie haben die Nase voll von korrupten Politikern, von einem als ewigem Almosenempfänger Geld verschlingenden Süditalien, von politisierenden Richtern und Staatsanwälten, von in Jahrzehnten angehäuften Schulden. Und wohl auch von einem sexbesessenen alten Mann als Premier – von dem sie aber zugleich wissen, dass seine Regierung immerhin mit dem Sparen und Eindämmung des alten Sumpfes wenigstens so erfolgreich war, dass Italien als einziger der PIIGS-Staaten in den letzten Jahren keine Verschlechterung seiner Ratings hinnehmen musste. Und dass die linke Alternative zu Berlusconi dem Land binnen kurzem eine schwere Finanzkrise bescheren würde. Und dass Berlusconi die ursprünglich geplanten Ausgaben zum 150. Geburtstag auf weniger als ein Zwanzigstel reduziert hat.

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Und sie bewegt sich doch noch

18. März 2011 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Das hätte kaum noch jemand erwartet: Wenige Stunden, bevor Muamar Gaddafi den letzten Widerstand ausrottet, hat sich der UNO-Sicherheitsrat zu einer starken Resolution durchgerungen.

Diese Resolution ist nach dem Völkerrecht eine Licence to shoot. Jetzt fehlen nur noch die Länder, die diese Lizenz auch nutzen – was keineswegs ohne Risiko für sie sein wird. Denn der schon fast ausgezählte Gaddafi hat sich in den letzten Wochen wieder stärken und vor allem internationale Verbündete anheuern können. Daher besteht nun durchaus die Gefahr ernsthafter Kampfhandlungen über dem Mittelmeer.

Ich habe es an diesem Ort ja mehrfach für leichtfertig gehalten, wie sich die Europäer, ohne eine echte Strategie zu haben, verbal an die Seite der Aufständischen gestellt haben. Mehr als jeder andere größere Akteur im globalen Mächtespiel hat sich die EU da von den Medien unter Druck setzen lassen.

Inzwischen hat aber Frankreichs Sarkozy richtig erkannt: Wenn sich Gaddafi nun doch durchsetzen sollte, dann wird es für die EU extrem ungemütlich. Dann droht eine neue Terrorwelle (wie schon zu den Zeiten, da Bruno Kreisky den Libyer hofiert hatte) und die gezielte Verschiffung von Millionen illegalen schwarzafrikanischen Einwanderern nach Europa. Und der ganze Kontinent wird als Lachnummer und Papiertiger verhöhnt.

Daher hatte Sarkozy mit seinem Drängen auf eine solche Resolution recht: Wenn Europa schon den ersten Schritt getan hat, dann muss es nun auch den zweiten tun. Auch wenn die libyschen Revolutionäre nur einen sehr chaotischen Eindruck erwecken. Die deutsche Bundeskanzlerin als Chefin des größten europäischen Landes zeigte hingegen keine wirkliche Führungskraft.

Nun ist inständig zu hoffen, dass sich auch noch andere Nationen finden, die ihre Abfangjäger nach Libyen entsenden (aber sicher nicht Israel). Denn sonst kann Gaddafi die Aktion noch als imperialistisch denunzieren. Was tut das führungslose Ägypten? Was tut Saudiarabien? Glauben sie der Gaddafi-Propaganda, dass er gegen die Al-Kaida kämpft?

Die Europer sollten in den nächsten Tagen jedenfalls viel mehr übers nahe Mittelmeer blicken, als sich vor radioaktiven Wolken aus Japan zu fürchten.

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SN-Kontroverse: Kernenergie unethisch?

18. März 2011 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Nutzung der Kernenergie ethisch vertretbar?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Millionenfacher Wahnsinn

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Nein, Nein und noch einmal Nein. Die Nutzung der Kernenergie ist nach allem, was in den Kernkraftwerken dieser Welt passierte - beginnenden bei Mayak, über Windscale, Three Mile Island, über Tschernobyl und Tokaimura bis zur Katastrophe in Fukushima - weder aus Vernunftgründen, noch wegen finanzieller oder ökonomischer Überlegungen und schon gar nicht aus ethischen Gründen vertretbar.

Atomkraftwerke sind nicht beherrschbar und von ihnen geht eine ständige Bedrohung für Millionen Menschen über unzählige Generationen aus.

Um einen GAU auszulösen, braucht es keine Tsunamis. Es genügen kleine Fehler, wie menschliches Versagen wie z. B. in Tschernobyl, wo ein Testlauf nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden konnte. Oder ein winziger Materialverschleiß, der nicht behoben werden kann. Atomenergie ist extrem teuer. Die Betreiber übernehmen nur einen Bruchteil der Kosten. Dem Staat - also den Bürgerinnen und Bürgern - bleiben die hohen Kosten für die Entwicklung und den Bau neuer sowie für das Abwracken alter Anlagen.

Nicht einkalkuliert sind Schäden aus Atomkraftwerken. Keine Versicherung der Welt übernimmt die Haftung, wenn etwas passiert. Die Energieversorger selbst können natürlich die Folgen eines Unfalls nicht finanzieren. Ungelöst ist die Frage, was mit dem Atommüll passieren soll. Wer ein Endlager baut, braucht Sicherheit für 250.000 Jahre oder 12.000 Generationen.

Weltweit gibt es daher kein einziges brauchbares Endlager, in den meisten Fällen wird der hoch radioaktive Müll irgendwo am Kraftwerksgelände „zwischengelagert". Diese sind bei weitem nicht sicher. Das deutsche Lager Asse etwa ist bereits nach 40 Jahren (also zwei Generationen) vom Einsturz bedroht. Atomkraftwerke zu bauen und betreiben ist millionenfacher Wahnsinn, der in die fernste Zukunft wirkt.


Was alles unethisch ist

Andreas Unterberger

Man kann mit guten Argumenten die Kernenergie verdammen. Besonders leicht kann man das in einem mit Wasserkraft gesegneten Land wie Österreich. Aber ethisch anständig wäre das nur, wenn man dann auch alles, was noch riskanter ist, ebenfalls für unvertretbar erklärt.

Zu verbieten wären dann: der Straßenverkehr, der allein in Österreich bisher weitaus mehr Todesopfer gefordert hat als die Atomkraft weltweit (einschließlich Tschernobyl) - wobei die CO2-Emissionen des Verkehrs noch gar nicht berücksichtigt sind; Hausbrand und Industrie, fordert doch Feinstaub Ärzten zufolge allein in Österreich jährlich 2500 Todesopfer; Rauchen, Alkohol und Medikamente sowieso; Staudämme, weil von diesen bei Erdbeben der Stärke 9 viele mit mörderischen Folgen geborsten wären; Windmühlen, die bei einem solchen Beben zu Tausenden umstürzen würden; Solaranlagen, weil viele in diesem Fall durch Kurzschlüsse Häuser in Brand stecken würden. Und so weiter.

Merkwürdig ist freilich: Technik und Wissenschaft, vor deren Produkten sich viele immer mehr fürchten, haben dazu geführt, dass wir im Schnitt doppelt so lang und viel gesünder leben als unsere Vorfahren ohne Technik.

Sind nicht eher die deutschen Grünen unethisch, die mit La-Ola-Wellen begeistert die japanische Katastrophe feiern? Oder jene Medien, die sich fast nur um die Atomangst, aber nicht um die vielen Opfer von Beben und Tsunami scheren? Oder unsere Atompanik-Parteien, die ignorieren, dass Österreich fast sieben Prozent des Stroms aus AKW bezieht? Oder jene Gruppen, die Strom- statt Benzinautos verlangen, aber jedes Kraftwerk und bekämpfen? Oder die Alternativ-Lobby, die verschweigt, dass ein rascher Atomausstieg eine Katastrophe für Lebensmittelversorgung, Natur und Arbeitsplätze wäre? Oder die EU, die nun erleichtert das libysche Drama ignorieren kann?

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No Leadership

17. März 2011 12:21 | Autor: Andreas Unterberger

Selten hat sich Josef Pröll so für eine Personalbesetzung exponiert wie einst für den Transfer von Ernst Strasser an die Spitze der ÖVP-Europaparlamentsgruppe. Das fällt ihm nun schwer auf den Kopf.

Zum einen werfen ihm viele ÖVP-Wähler vor, dass er nach der EU-Wahl das massive Vorzugsstimmenvotum für Othmar Karas einfach ignoriert hat. Das lastet so mancher Pröll bis heute als zynische Missachtung des Wählerwillens an. Dabei kann man die Aversion des ÖVP-Obmanns gegen Karas ja noch irgendwie nachvollziehen, da sich dieser immer wieder als für den Parteichef unlenkbares Geschoß erweist und viel stärker europäisch als österreichisch denkt.

Was man manchmal loben kann: Wie etwa die Karas-Kritik an der „oberflächlichen“ neuen Sicherheitsdoktrin. Wie etwa sein mutiges Wort von der „Neutralitätslüge“. Wie etwa seine Kritik an der Bankensteuer und den unehrlichen Regierungsbehauptungen, dass diese nicht die Konsumenten träfe.

Vieles kann man an Karas aber auch oft gar nicht nachvollziehen: Etwa seine Unterstützung für Eurobonds, also die gemeinsame Haftung aller Euro-Länder auch für griechische und andere Wackel-Anleihen. Etwa seinen Kampf gegen eine Begrenzung des EU-Budgets. Etwa seinen Einsatz für eigene EU-Steuern. Etwa seine Befürwortung eines neuen Integrations-Staatssekretariats.

Noch viel schwerer nachzuvollziehen war und ist aber Prölls Einsatz für Ernst Strasser. Denn dieser ist zwar unter Pröll parteiloyal (was er unter Schüssel nicht war). Aber Strasser hatte und hat einen extrem problematischen Hauptberuf, den er auch bei der Rückkehr in die Politik nicht aufzugeben gewillt war. Wer als Berater für meist nicht bekanntgegebene große kommerzielle und politische Klienten arbeitet, sollte in keiner Weise als Gesetzgeber arbeiten dürfen. Denn die Grenze zum verbotenen Lobbyismus ist dann überhaupt nicht mehr erkennbar.

Die Nominierung Strassers war daher eine politische Zeitbombe. Die nun vorzeitig explodiert ist. Gewiss mag man es als Pech ansehen, wenn ein Abgeordneter von getarnten journalistischen Provokateuren angebohrt wird. Aber wer sich in seinem Beruf Geld anbieten lässt, um eine Gesetzesnovelle im Parlament einzubringen, und wer den gewünschten Text auch noch an Parteifreunde weiterreicht, statt sofort Behörden und Polizei zu verständigen, der ist nicht mehr tragbar. Und sollte sofort zurücktreten. Dies umso mehr, als der sonst so eloquente Strasser nicht einmal eine halbwegs glaubwürdige Begründung für sein Verhalten formulieren kann.

Damit steht natürlich auch wieder die Frage von verbotener Einflussnahme auf die Politik im Zentrum. Sind die Mittel, die auf vielfältigen Wegen aus Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund zum Nutzen der SPÖ fließen, nicht genauso unkorrekt? Sind es nicht genauso alle Hilfen etwa der Industriellenvereinigung zugunsten der ÖVP? Sind nicht die vielen Gewerkschafter, Interessenvertreter und Kammerfunktionäre im Parlament in der gleichen Rolle wie Lobbyist Strasser? Was ist mit den Mitteln, die offensichtlich die Kärntner Freiheitlichen über diverse Werbeagenturen lukriert haben? Was ist mit den zahlreichen Grünen, die nun in der Gemeinde Wien versorgt werden und deretwegen etwa im Krankenanstaltenverbund 55-jährige Familienväter einfach auf die Straße gesetzt werden? Was ist mit dem tiefen Griff der Regierungsparteien, vor allem der SPÖ, in die Steuerkasse, um sich Medien wohlgesonnen zu erhalten (und der auch durch eine nun beschlossene Scheinreform nicht gestoppt wird!)?

Dass ähnliche Probleme fast jedes andere Land der Welt plagen, mögen die einen als Trost, die anderen als doppelten Grund zur Depression ansehen. Am ehesten sauber scheinen da noch die Schweiz (wo die direkte Demokratie die Parteien weitgehend entmachtet) und Skandinavien (wo die Verfassungen eine viel höhere Transparenz jedes staatlichen Handelns erzwingen).

Für Josef Pröll kann das aber sicher kein Trost sein. Denn er hat es in jedem Fall höchstpersönlich zu verantworten, dass er einen in jedem Fall einschlägig besonders riskanten Mann an die Spitze der EU-Liste transferiert hat. „Culpa in eligendo“ würden das Juristen und Lateiner nennen. „No Leadership“ heißt das in der Sprache der Briten und Managementexperten.

 

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Das Kreuz darf bleiben

17. März 2011 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

Vor einigen Jahren wäre dieses Urteil als Selbstverständlichkeit nicht einmal einer Erwähnung wert gewesen. Inzwischen ist es angesichts eines immer aggressiver werdenden laizistischen Kampfes von Linksaußen gegen das Christentum schon geradezu ein Akt des Mutes.

Gleichzeitig löst die Aggression der Laizisten (und einiger seltsamer innerkirchlicher Kreise) gegen Kirchen und Christentum wieder einmal Kopfschütteln aus. Als ob im heutigen Österreich die Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit durch das Vorhandensein von Kirchen und Kreuzen bedroht wäre und nicht durch das Vordringen einer anderen Religion, die in mehr als 50 Ländern die Meinungs- und Religionsfreiheit in einer in Westeuropa seit Generationen unbekannten Intensität beschneidet.

In dem Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofs wurde jedenfalls der Antrag eines Niederösterreichers zurückgewiesen, der behauptet hatte, dass religiöse Feiern wie das Nikolofest gegen die Verfassung verstoßen. Da die Teilnahme an solchen Festen nicht verpflichtend ist, fehle der behauptete unmittelbare Eingriff in die Grundrechte, urteilte das Gericht.

Damit darf weiter jener Paragraph bestehen bleiben, der die Aufgaben eines Kindergartens auch darin sieht, einen „grundlegender Beitrag zu einer religiösen und ethischen Bildung“ zu leisten.

Ein weiterer Teil der Beschwerde hatte sich gegen das Aufhängen von Kreuzen in den Kindergärten gerichtet. Dieses ist in allen Gruppen vorgesehen, „in denen die Mehrzahl der Kindergartenkinder einem christlichen Religionsbekenntnis angehören“.  

Im Antrag hat der atheistische Vater vor allem die katholische Kirche angegriffen, wenngleich das Kreuz natürlich ein Symbol  für alle Christen ist.

Der VfGH urteilte, dass Kreuze im Kindergarten so eine geringe Eingriffsintensität haben, dass die Grenze zur Grundrechtserheblichkeit nicht überschritten wird. Kinder und Schüler würden nicht gezwungen, dem Kreuz gegenüber besondere Ehrerbietung auszuüben. Es gibt eben kein verfassungsmäßig gewährleistetes Recht, im öffentlichen Raum nicht auf andere Religionen zu treffen.

Besonders interessant ist auch, dass der VfGH im Erkenntnis das Kreuz als „Symbol der abendländischen Geistesgeschichte“ bezeichnet. Die Deutungshoheit über das Kreuz liege beim einzelnen Kind und dessen Eltern; sie werde nicht vom Staat vorgegeben.

Damit hat das höchste Gericht Österreichs im Grunde aber auch klipp und klar gesagt: Das Christentum ist ein Teil Europas, es ist Teil der europäischen Kultur, auch wenn sich heute viele Europäer als nicht (mehr) religiös ansehen.

Besonders erfreulich: Auch die Nicht-ÖVP-Bundesländer haben in Stellungnahmen an den VfGH das Kreuz verteidigt. Das ist überaus lobenswert, nachdem einige Wiener Gemeindekindergärten schon auf  Martins-, Nikolo- und Weihnachts-Feste verzichtet hatten. Aber offenbar ist das Rathaus durch den massiven Protest einiger Eltern wieder klüger geworden. Was auch wieder zeigt, dass Bürgerprotest durchaus seine Wirkungen hat. 

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Erdbeben, Glück und das BIP

17. März 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

 Dutzende Male habe ich es von Gegnern der Marktwirtschaft gehört: Diese sei ein verrücktes System, weil jede Auto-Reparatur nach einem Unfall das BIP erhöht. Weshalb manche gleich den Kapitalismus als erledigt abhaken wollen.

Der Vorwurf ist aus vielen Gründen blanker Unsinn: Auch wenn es richtig ist, dass die Umsätze einer Werkstätte in das Bruttoinlandsprodukt einfließen, so bedeutet ein Verkehrsunfall doch fast immer einen viel größeren Schaden für das BIP: Da gibt es etwa den Verdienstausfall der Beteiligten, der von Krankenständen bis zur Unfähigkeit reichen kann, ohne Auto seinem Erwerb nachzugehen. Da stehen wegen eines Unfalls bisweilen Tausende Autos im Stau, was ebenfalls ein Minus am BIP bedeutet, weil sie ja in dieser Zeit nicht arbeiten. Und da vermindert jeder Unfall natürlich den Gewinn der Versicherung oder das für andere Zwecke verfügbare Einkommen.

Dass Unfälle und Katastrophen durchaus ein schwerer Schaden für das BIP sind – dass also die Marktwirtschaft nicht so pervers ist, wie sie gerne dargestellt wird –, kann man in diesen Tagen weltweit sehen: Die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe hat weltweit die Wachstumserwartungen stark reduziert. Und die Börsenkurse sinken lassen. Hätten die Marktwirtschaftsgegner recht, müsste die Weltwirtschaft hingegen jubeln. Was sie bei Gott nicht tut – auch wenn es neben den vielen Verlierern mittelfristig einige Branchen geben wird, die an der Beseitigung der Katastrophenfolgen ganz gut verdienen werden.

Vor allem aber ist das BIP bloß eine von vielen Messgrößen. Kaum jemand behauptet, Wachstum und BIP wären die wichtigsten oder gar einzigen Parameter für menschliches Glück. Nur ganz wenige Ökonomen wie Gary S. Becker haben versucht, auch zwischenmenschliche Beziehungen wie Liebe und Geborgenheit mit Geld zu bewerten. Was ein Irrweg ist, auch wenn es natürlich das Phänomen der käuflichen Liebe gibt, auch wenn reiche Männer viel leichter eine Partnerin finden als arme.

Faktum ist aber auch: Das Streben nach Wohlstand ist eine der stärksten menschlichen Antriebskräfte. In Not, hungrig, mit geringer Lebenserwartung und erhöhtem Krankheitsrisiko sein Leben zu fristen, empfinden nur wenige als besonderes Glück. Freilich gibt es in der modernen Glücksforschung auch viele Indizien, dass eine weitere Reichtumsvermehrung ab einer gewissen Schwelle keine zusätzliche Glücksvermehrung mehr bringt. Vor allem dann nicht, wenn sie durch Erbschaft oder einen Lotto-Gewinn zustandekommt, wenn sie also nicht das Produkt eigener Anstrengung ist, auf die man stolz sein kann.

Dabei kommt es aber immer auch auf die Dynamik der Wohlstandsvermehrung an, nicht nur die absolute Höhe. Sonst wäre es nicht erklärbar, wie sehr sich fast alle Medien zuletzt über einen steilen Zuwachs der Exporte im Jahr 2010 gefreut haben. Niemand scheint also noch zu wissen, dass 2007 und 2008 noch viel mehr exportiert worden ist als im bejubelten 2010. So ist halt alles relativ.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

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Die Inflation ist wieder da

16. März 2011 11:21 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein paar Dutzend anderer Panikwellen her (deren Liste vom Ende des Flugverkehrs durch die Aschenwolke, über die globale Erwärmungskatastrophe, über die furchtbare Diskriminierung der Frauen in Aufsichtsräten, bis zum jüngsten Sturm vieler Österreicher auf Jodtabletten reicht). Aber es ist trotzdem nur einige Monate her: Da haben uns zahlreiche Politiker vor einer tödlichen Deflationsgefahr gewarnt und diese zum Vorwand genommen, die Wirtschaft vieler Länder mit frischem Schulden-Geld zu überschwemmen. Jetzt ist genau das passiert, wovor die damals belächelten Skeptiker gewarnt haben.

Die Inflation steigt raketenartig an. Und zwar binnen weniger Wochen von zwei auf drei Prozent. Man kann keineswegs die ganze Schuld an der raschen Preissteigerung darauf schieben, dass der Erdölexport aus Libyen derzeit weitgehend unterbrochen ist. Oder dass allzu viele Anbauflächen jetzt der Energieproduktion statt dem Anbau von Lebensmitteln gewidmet worden sind. So problematisch das auch ist. Sondern die Hauptschuld liegt am heftigen Gelddrucken von Europa bis Amerika.

Die drei Prozent Inflation wären an sich noch keine Katastrophe, wenn nüchterne Politik von Regierungen und Notenbanken nun umgehend das macht, was im Grund schon seit Monaten fällig ist: Geld zu verknappen, Zinsen hinaufzusetzen, Defizite herunterzufahren. Wenn das nicht geschieht, steigt die Inflationsspirale weiter an.

Nüchterne Politik wüsste also zweifellos, was zu tun ist. Die Österreicher sollten freilich nicht unbedingt damit rechnen, dass sie das auch hierzulande weiß. Hat die heimische Politik doch im September 2008, als die Inflation zuletzt so hoch war wie jetzt, genau das Gegenteil, genau das Falsche gemacht. Sie hat versucht, die Menschen ob der Preissteigerungen durch eine Geldgießkanne zu beruhigen. Sie hat zusätzliche Schulden gemacht. An diesen Schulden und zusätzlichen Ausgaben (von der Hacklerregelung bis zur Abschaffung der Studiengebühren) würgt Österreich heute noch. Unabhängig davon, dass das Land dann in den folgenden eineinhalb Jahren wegen das Absinkens der Steuereinnahmen und (ebenfalls problematischen) Konjunkturmaßnahmen weitere Schulden angehäuft hat.

An den Fehlern des September 2008 trägt Werner Faymann mit seiner Kronenzeitungs-Politik die Hauptschuld. Aber auch Blau und Schwarz haben bei den Abstimmungen großteils mitgezogen. Zwar kann sich die ÖVP zugute halten, dass sie das sehr widerstrebend getan hat. So wie sie halt auch jetzt offensichtlich widerstrebend, aber letztlich immer doch jeden SPÖ-Blödsinn zumindest teilweise mitträgt. Von der Verlängerung der teuren Hacklerregelung, über die Ersetzung der Hauptschule durch die teure und leistungsverschlechternde Gesamtschule bis zur weiteren Verschlechterung der Aufsichtsräte in staatsnahen Betrieben durch einen Quotenzwang als jüngste Fehlleistung der Regierung.

Diese Erfahrungen machen den Österreicher ziemlich unruhig. Denn wie das Amen im Gebet wird in den nächsten Wochen zum Kampf gegen die Inflation geblasen werden. Gewerkschaft und Arbeiterkammer werden unter Beifall des Boulevards die Regierung und die Wirtschaft mit Forderungen zuschütten. Und am Schluss werden sie wohl wieder einen Teil erfüllt bekommen.

Denn Politik und Sozialpartner scheinen nicht zu begreifen, dass steigende Preise vor allem anderen eine zentrale Information transportieren: Die teurer werdenden Güter sind knapper geworden (oder stehen kurz vor einer solchen Verknappung); wenn man mit zusätzlichem Geld die Nachfrage nach diesen Gütern weiter erhöht, werden deren Preise nur noch mehr und rascher steigen – und die aller anderen Güter auch, die zuerst eigentlich nicht knapp gewesen waren. Und diese zusätzlichen Gelder werden überdies vor allem ins Ausland fließen, aus dem wir ja einen Großteil unserer Güter beziehen.

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Die nächste Völkerwanderung hat begonnen

16. März 2011 00:02 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich hat den Flüchtlingsmassen nach dem zweiten Weltkrieg hervorragend geholfen: den aus Osteuropa vergraulten Juden nach 1945 (obwohl Österreich damals das ärmste Land Europas war), den Ungarn 1956, den Tschechen 1968. Und auch den Bosniern während des dortigen Krieges. Wäre das nicht ein gutes Vorbild, wie man jetzt den Afrikanern und Nordafrikanern helfen könnte? Das meinen jetzt relativ viele Stimmen in den Medien (weniger in der Bevölkerung).

Oder soll man sich am Beispiel des Jahres 1980 orientieren, als die SPÖ über Nacht eine Visumpflicht für Polen eingeführt hat? Die waren ihr nämlich unsympathisch, weil sie eine unabhängige Gewerkschaft gegen die mit dem ÖGB bestens verbandelte polnische Gewerkschaft gebildet hatten. Was eine der vielen unerwähnten negativen Episoden in der heuer von vielen „Historikern“ so bejubelten Kreisky-Epoche gewesen war.

Nun: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Beide Analogien passen nicht zum Jahr 2011. Die Flüchtlinge jener Jahre, ob Ungarn oder Polen, flohen vor Verfolgung und Unterdrückung. Die durch den Kommunismus ebenfalls ausgelöste Armut hätten sie hingegen ohne Flucht in Kauf genommen. Was man schon daran ablesen kann, dass etwa die Ungarn-Flüchtlinge des Jahres 1956 erst in jenen dramatischen Stunden geflüchtet sind, da die kommunistischen Panzer ihre Freiheitsbewegung niedergerollt haben. In den Wochen vorher, als die Regierung Nagy den Eisernen Vorhang geöffnet hatte und man problemlos ausreisen hätte können, gab es fast keine Flüchtlinge aus Ungarn. Es herrschte ja auch Aufbruchsstimmung, so wie etwa jetzt in Tunesien.

Die bisher aus Afrika übers Mittelmeer gekommenen Menschen, das sind vorerst vor allem Tunesier, geben hingegen in zahlreichen Interviews selbst zu, dass sie in Europa nur eines suchen: Arbeit. Was kein Wunder ist: Sind doch in jenen Ländern mancherorts fast 50 Prozent der Jugendlichen arbeitslos, fehlen im Nahen Osten mehr als 50 Millionen Arbeitsplätze, sind die islamischen Länder der dort nach wie vor stattfindenden Bevölkerungsexplosion in keiner Weise gewachsen (interessante Ausnahme einer negativen Geburtenrate ist übrigens der Iran trotz seines Steinzeitislamismus). Es wäre freilich auch absurd, wenn sich etwa Tunesier nach dem Sturz eines Diktators als politisch Verfolgte ausgeben würden.

Hinter den islamischen Länder des Mittelmeers warten aber noch größere schwarzafrikanische Massen, die jede Chance nützen würden, nach Europa zu kommen. Um dort, wie auch immer, harte Euros zu verdienen.

Die Dinge in Afrika sind also nicht vergleichbar mit den europäischen Fluchtwellen der letzten zwei Menschengenerationen. Nur in einigen Städten Libyens gibt es einen Bürgerkrieg, wobei aber selbst nach der derzeit sehr großzügigen Interpretation der Flüchtlingskonvention Bürgerkriege keinen Asylgrund darstellen. Allerdings ist es frappierend, dass ausgerechnet Exponenten der alten kommunistischen Welt große Unterstützung für Herrn Gaddafi zeigen. Das kann man in der deutschen kommunistisch-grünen Zeitung „Junge Welt“ ebenso lesen wie im russischen Auslandssender „Russia Today“ hören: Die Bericht über Libyen und Luftangriffe seien Kriegspropaganda; Gaddafi werde zu Unrecht als „Monster und Diktator“ abgestempelt; stattdessen werden von den Neoaltkommunisten die westlichen Journalisten als Übeltäter entlarvt.

Aber das sagt letztlich nur etwas über die Kommunisten aus, die schon immer gelogen haben, nicht über die Realität in Afrika.

Fast humoristisch mutet auch die Tatsache an, dass es nun die versammelte Politschickeria ist, die im Falle Libyens eine ohne UN-Sicherheitsratsbeschluss rechtswidrige Flugverbotszone fordert, während man über George W. Bush und die neokonservative Doktrin Hasstiraden spuckte, deren Engagement im Irak ebenfalls mit einer Flugverbotszone begonnen hatte. Zur Erinnerung: es waren die Neokonservativen, die meinten, man könne die Demokratie im Nahen und Mittleren Osten quasi über Nacht einführen, denn das Volk dürste danach. Das wurde damals als Neoimperialismus gebrandmarkt.

Kehren wir zurück zum Thema Flüchtlinge/Migration. Es gibt in österreichischer Perspektive noch einen prinzipiellen Unterschied in der Bewertung zwischen dem Nahen Osten und den einst flüchtenden Tschechen und Ungarn und (Ex-Jugoslawen): Damals ist Österreich seinen unmittelbaren oder nur wenig entfernten Nachbarn beigesprungen. Heute geht es hingegen um Vorgänge auf einem anderen Kontinent.

Da ist es auch für Christen legitim, einen Unterschied zu machen. In der christlichen Botschaft findet sich der Auftrag, seinen Nächsten zu lieben. Vom Fernsten ist nicht die Rede. Denn wer seinen Fernsten genauso liebt wie den Nächsten, der liebt gar niemanden, weil dann alles relativ wird.

Wer jedoch sagt, dass sich Europa gegen diesen drohenden Zustrom von Millionen weiterer Moslems und Schwarzafrikanern abschotten soll, wird dennoch von selbsternannten Tugendwächtern sofort mit den bösen Schweizern („Das Boot ist voll“) und Amerikanern verglichen, die flüchtende Juden während der Nazizeit nur sehr selektiv aufgenommen haben. Das ist zwar ein absolut polemischer und unrichtiger Vergleich (man kann zumindest für die Schweiz recht gut verstehen, dass sie Angst hatte, Hitler einen Grund zu einem Angriff zu geben). Das hat aber psychologisch doch etliche Wirksamkeit.

Der viel richtigere historische Vergleich des sich am Mittelmeer anbahnenden Exodus ist jener mit der Völkerwanderung, die das Ende des römischen Reiches ausgelöst hat. Die Römer waren nach vielen stolzen Jahrhunderten der Macht reich, fett und selbstzufrieden geworden, während im Norden und Osten ein aggressiver Stamm nach dem anderen von den vollen Fleischtöpfen und dem attraktiven Lebensstandard Roms angezogen worden ist. Dieses hat zugleich seine militärische Stärke verkümmern lassen, hat zum Teil geglaubt, sich mit einzelnen jener Stämme gegen die anderen verbünden zu können. Rom ging darauf zwangasläufig unter, verarmte und spielte die nächsten 1600 Jahre – also bis heute – nur noch eine untergeordnete Rolle.

Das ist genau das Schicksal, das nun auch ganz Europa bevorsteht. Wahrscheinlich kann es heute nur noch hinausgezögert werden. Aber nicht einmal das wollen jene progressiven Masochisten, die über die „Festung Europa“ schimpfen und mit moralistischem Gehabe rufen: Macht die Grenzen auf. Sie tun das aus Naivität, sie tun das aber auch aus Hass auf den Westen, weil er doch ein Produkt der bösen Marktwirtschaft ist, weil er doch in hohem Maße ein Produkt des verhassten Christentums ist. Da diese Moralisten aber in keiner Weise die Mehrheit der Bürger hinter sich haben, versuchen sie diese und deren Widerstand gegen eine weitere Massenimmigration als faschistisch zu denunzieren und zum Schweigen zu zwingen.

Aber warum eigentlich soll jetzt plötzlich ein riesiger Migrationsstrom übers Mittelmeer kommen, warum scheint jedes Signal so gefährlich, dass es nun leichte Wege nach Europa gibt? Nun, der Drang übers Mittelmeer nach Norden ist nichts Neues. Er konnte nur bisher (teilweise) durch große, oft diskret ablaufende Abschottungsmanöver eingedämmt werden.

Brechen nun hingegen in einigen nordafrikanischen Ländern die staatlichen Strukturen dauerhaft zusammen, was eine recht große Wahrscheinlichkeit hat, oder kann sich doch wieder Gaddafi mit seinem inzwischen wiederbelebten Hass auf Europa durchsetzen, dann haben die Schlepperbanden (die sich oft als Gutmenschen tarnen) freie Hand. Europa war, so skurril es klingt, durch Abkommen vor allem Italiens mit Libyen und mit Tunesien halbwegs geschützt. Diese Abkommen hatten die Diktatoren veranlasst, ihrerseits die Südgrenzen für nordwärts strebende Schwarzafrikaner zu stoppen, die dann übers Meer nach Europa wollten.

Zurück zur Haltung der Europäer: Besonders skurril ist es, wenn die Immigrationslobby auch von einem Teil der Wirtschaft Unterstützung erhält. Diese hofft nämlich, durch die Immigration billige Arbeitskräfte zu erhalten. Sie erhält aber statt dessen vor allem schlecht ausgebildete Arbeitskräfte und in großer Zahl Menschen, die eigentlich gar nicht so gerne arbeiten, sondern lieber den europäischen Sozial- und Wohlfahrtsstaat konsumieren wollen.

Das zeigt sich etwa an den Türken in Österreich. Diese sind auf Verlangen der Wirtschaft einzig und allein als Arbeitskräfte geholt worden. Das hätte eigentlich bedeutet, dass man die Zuwanderung viel stärker von den Qualifikationen abhängig machen kann als bei den jetzt übers Mittelmeer drängenden Afrikanern. Was aber nicht geglückt ist: Bei den immigrierten Türken arbeitet nämlich nur ein signifikant kleinerer Teil: Sind von den 15- bis 64-jährigen männlichen Österreichern 79 Prozent erwerbstätig, sind es bei den Türken nur 71 Prozent. Und bei den Frauen betragen die gleichen Werte sogar 66 versus 40 Prozent.

Mit anderen Worten: Jeder, der davon spricht, dass wir diese Zuwanderer angesichts der eigenen Kinderfaulheit brauchen, lügt oder ist unfähig, sich die grundlegenden Fakten anzuschauen. Und bei den Nordafrikaner ist es zweifellos noch schlimmer als bei den Türken, wenn man sich die Zahlen aus Deutschland anschaut (aus Österreich habe ich keine so detaillierten gefunden): Dort leben 8 Prozent der Deutschen von der Sozialhilfe (Hartz IV), bei den in Deutschland lebenden Tunesiern sind es hingegen 28 Prozent, bei den Marokkanern 34, bei den Algeriern 38, bei den Irakern 65 und bei den Libanesen sogar 90 Prozent!

Ein Markt, in dem sich Zuwanderer und Kriminaltouristen hingegen in Österreich nachweislich sehr aktiv betätigen, ist die Kriminalität: Von den wegen eines Verbrechens (also nicht bloßer Verkehrsunfälle) ermittelten 32.000 Tatverdächtigen waren fast 15.000 Nichtösterreicher.

Gerade Österreich braucht sich nicht vorhalten zu lassen, unfreundlich gegenüber Asylwerbern zu sein. Sonst käme nicht eine so große Zahl von ihnen ausgerechnet in die Alpenrepublik, obwohl diese ja längst nur noch von EU-Partnern (und Schweiz/Liechtenstein) umgeben ist. Die 15.830 Asylwerber in Österreich des Jahres 2009 sind ungefähr gleich viel wie in deutlich exponierteren und meist größeren Staaten an den EU-Außengrenzen (zB Griechenland, Italien und Niederlande). Und sie sind sogar mehr als halb so viel wie im zehnmal so großen Deutschland. Was zweifellos ein Kompliment für die oft kritisierte Humanität der Alpenrepublik ist.

Irgendwann wird aber auch die Debatte ernster werden müssen, wie viel Zuwanderung (durch Asyl oder andere Wege) Österreich verträgt, wenn es seine eigene Stabilität sichern will: Denn von den 8,3 Millionen in Österreich lebenden Menschen sind heute schon 1,4 Millionen (17 Prozent) fremder Herkunft, haben also entweder einen anderen Pass oder sind zumindest selbst noch im Ausland geboren. Deren Kinder und Enkel sind da noch gar nicht miteingerechnet.

Ab wann kippt die gesellschaftliche Stabilität des Landes irreversibel, ab wann gibt es auch bei uns so wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland ganze Stadtteile, in denen sich nur noch bestimmte ethnische Gruppen ungefährdet bewegen können, ab wann gibt es gewalttätige Auseinandersetzungen mit oder zwischen solchen Gruppen? Man denke auch an ein anderes erschreckendes Beispiel: Der heute zu 90 Prozent albanisch bewohnte und regierte Kosovo war einst rein serbisch; er wurde durch ständige Zuwanderung und unterschiedliches Geburtenwachstum ethnisch einfach umgepolt. Alles spricht dafür, dass das auch in Europa so passieren wird.

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Europa zwischen allen Stühlen

15. März 2011 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Die EU hat sich blamiert. Denn es hätte ganz sicher keinen eigenen europäischen Sondergipfel gebraucht, nur um mitzuteilen, dass Muammar Gaddafi nicht mehr der Ansprechpartner der EU ist. Das war er nämlich schon seit Wochen für kein einziges EU-Land mehr.

Die Staats- und Regierungschefs wollten am Wochenende mit solchen bedeutungslosen „Beschlüssen“ nur übertünchen, dass sich die EU nicht über eventuelle militärische Interventionen einigen kann. Und dass Europa auch sonst nach wie vor keine eigene Außenpolitik hat, sondern dass es 27 verschiedene Außenpolitiken gibt, die nur in banalen Selbstverständlichkeiten deckungsgleich sind. Gleichzeitig haben aber alle Bürger Europas noch die Sprüche im Ohr, dass es durch den Lissabonner Vertrag nun endlich zu einer solchen, lange vermissten Außenpolitik kommen werde.

Gewiss: Auch kein anderes Land der Welt hat in diesen Stunden eine klare Linie zu Libyen. Das hat ja nicht einmal das kleine EU-Land Österreich intern: Einmal spricht sich der Außenminister öffentlich für eine Intervention unter Beteiligung von 200 österreichischen Soldaten aus – wenn auch unter der eher unrealistischen Voraussetzung, dass UNO, Arabische Liga und Afrikanische Union dem zuvor zustimmen. Tags darauf lehnt hingegen der Bundeskanzler jede militärische Reaktion auf Libyen ab. Österreich also als ein Europa im Kleinen.

Die Briten und die Franzosen sind nämlich für die Verhängung einer Flugverbotszone; die Deutschen und die Mehrheit der kleineren Länder sind hingegen strikt dagegen.

In Wahrheit fehlt der EU in der Frage Libyen zweierlei: Erstens eine klare Führung, die ohne auf einen Konsens von 27 jeweils auf die eigene Heimat schielenden Politikern warten zu müssen, Entscheidungen treffen könnte. Zweitens eine andere auch nicht ganz unwichtige Kleinigkeit: Die EU-Spitzen würden gerne wissen, wie das Ringen im Libyen am Ende ausgeht. Dann könnte man sich jetzt schon richtig verhalten und sich an die Seite des Siegers stellen. Aber Prophezeiungen sind halt schwer, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.

Die man aber ärgerlicherweise nicht kennt. Immerhin prophezeit der CIA-Chef, dass Gaddafi den Bürgerkrieg gewinnen wird – während das Weiße Haus in Washington dem eigenen Geheimdienst widerspricht. Immerhin halten sich außerhalb der EU die meisten Länder – Russland, China, Araber und Afrikaner – auffallend bedeckt. Denn sie wissen das ja auch nicht.

Die europäischen Politiker haben sich – ohne Vorstellungen zu haben, wie es weitergehen soll – unter dem Druck ihrer Öffentlichkeit jedenfalls schon am weitesten vorgewagt. Was Europa im Falle eines Gaddafi-Sieges wohl teuer bezahlen wird müssen. Deswegen hätte die harte Linie der Briten und Franzosen eine gewisse Logik, jetzt um jeden Preis einen Verbleib Gaddafis zu verhindern. Wenn schon, denn schon.

Nur: Dazu müssten die beiden auch militärisch den Alleingang wagen, denn UNO und Co werden einer Intervention wohl nie zustimmen. Und auch nur so etwas harmlos klingendes wie eine Flugverbotszone ist ohne heftige Kampfaktionen nicht durchsetzbar.Das werden aber auch Briten und Franzosen nie wagen. Dazu sind sie wohl auch militärisch nicht in der Lage. 

Wenn nun die Aufständischen ohne ausländische Unterstützung unterliegen sollten, dann steht die EU mehrfach blamiert da. Ihre gemeinsame Außenpolitik ist als lächerlicher Papiertiger entlarvt. Sie hat ganz überflüssigerweise durch den Sondergipfel die weltweite Aufmerksamkeit auf sich und ihr Nichthandeln gezogen. Sie wird daher nicht einmal bei einem Sieg der Rebellion sonderliches Gewicht als Partner haben können.

Und wenn Gaddafi siegen sollte, dann werden erst recht alle Aggressionen Libyens auf Europa gerichtet sein. Dann wird er seinerseits Europa nicht mehr als Ansprechpartner ansehen. Dann wird er mit großer Lust Heerscharen von schwarzafrikanischen Migranten ins Land lassen, um sie dann auf Booten nach Norden zu senden, was die EU zusätzlich destabilisieren wird.

Man sollte Konfrontationen halt nur dann beginnen, wenn man auch halbwegs sicher sein kann, sie am Ende auch zu gewinnen.

 

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Zurück zur Natur und weg mit der Atomkraft!

14. März 2011 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

10.000 Todesopfer hat die japanische Erdbeben/Tsunami-Katastrophe bereits gefordert. Aber viele Medien und Politiker interessieren sich fast nur für die Schäden an Atomreaktoren, die bisher jedoch zum Glück zu überschaubaren Folgen geführt haben. Man merkt die Absicht. Und muss um Objektivität kämpfen.

Dabei lassen wir die eher lachhaften Auftritte heimischer Politiker einmal beiseite (Nikolaus Berlakovich: „Österreich ist sicher.“). Es sei vielmehr versucht aufzulisten, was man heute schon mit gewisser Sicherheit als Erkenntnis aus Japan ziehen kann:

Erstens: Die Frage, ob die Zerstörungen an dem japanischen AKW wirklich zur Infragestellung dieser Technologie veranlassen, wird erst in ein paar Monaten seriös zu beantworten sein.

Zweitens: Nach allem, was man derzeit weiß, hat das Erdbeben selber trotz seiner historischen Zerstörungskraft keine Schäden an den AKW angerichtet. Das waren vielmehr zum ersten der Stromausfall und zum zweiten der Tsunami, die Flutwelle, die meeresnahe Kraftwerke überspülte. Die Erdbebensicherheit war also auch bei einem 40 Jahre alten Kraftwerk, das knapp vor der Einmottung stand, gegeben. Daher ist für Europa jede diesbezügliche Panik nicht legitim.

Drittens: Japan hat mit seiner dichten Besiedlung, seiner hochentwickelten Industrie und ohne jedes Erdöl oder Erdgas absolut keine Alternative zur Atomkraft.

Viertens: Es ist recht bezeichnend, dass zeitgleich mit der Katastrophe von Japan eine regionale Volksabstimmung in Tirol ein 85-prozentiges Nein zum Bau einer neuen Wasserkraftanlage gebracht hat. Auch die zum „Aufheben“ von Wind- und Solarstrom notwendigen Speicherkraftwerke stoßen fast überall auf Widerstand gemäß dem Floriani-Prinzip. Also sind auch bei uns die Alternativen rar, obwohl auch Österreich längst in hohem Umfang (ausländischen) Atomstrom produziert.

Fünftens: Vieles spricht dafür, dass der nun – wegen der Zerstörung von Leitungen und dem Hinunterfahren von Atomkraftwerken – offenbar längere Zeit bevorstehende Strommangel Japan noch ein weiteres erkleckliches Maß nicht nur an Verarmung, sondern auch an Todesfällen bescheren wird (Ausfall von Gesundheits- und Sicherheits-Einrichtungen, von Telefonen, Panik in steckenbleibenden Liften usw).

Sechstens: Natürlich ist jedes Todesopfer rund um ein AKW zu viel. Aber jede andere Form der Energiegewinnung fordert ebenfalls Todesopfer (beim Bau von Staumauern, beim Bruch von Staumauern, bei Katastrophen aus Öl- und Gasfeldern usw.). Vieles deutet darauf hin, dass umgerechnet auf die Kilowattstunde der Strom aus AKW der sicherste sein dürfte. Die Unsicherheit stammt aus Tschernobyl: Nach der dortigen Katastrophe haben die Regierungen von Belarus und der Ukraine vielen Anzeichen zufolge zeitweise die Folgen heftig übertrieben, um die internationale Hilfe zu vermehren. Nach den Studien internationaler Organisationen hat Tschernobyl deutlich weniger Todesopfer gefordert als der österreichische Straßenverkehr – in einem Jahr. Trotz einer starken Reduktion als Folge der stark verbesserten Sicherheitstechnik und Medizin.

Siebentens: Was ist mit den derzeit von manchen heftig herbeiverlangten und in Europa sich auch rasch ausbreitenden Windrädern und Solaranlagen? Abgesehen davon, dass sie bei weitem nicht imstande sind, den Strombedarf zu decken, sollte man sich eine ähnliche Katastrophe wie die japanische in einem mit solchen Anlagen vollgepflasterten Land vorstellen: Tausende Windräder würden umstürzen (und mancherorts jemanden erschlagen); Solaranlagen würden vom Dach donnern; und das ist noch das geringere Problem im Vergleich zu Bränden infolge von massenweisen Kurzschlüssen in solchen Anlagen.

Achtens: Eine Konsequenz aus den japanischen AKW-Schäden ist aber sicher zu ziehen: Entweder man umgibt alle Kraftwerke mit 15 Meter hohen wasserdichten Mauern oder man siedelt sie in den Tsunami-gefährdeten Gebieten vom Meer ab, damit die Notstromaggregate nicht von einer Flutwelle ausgeschaltet werden können.

Neuntens: Den Japanern ist höchstes Lob zu zollen, wie sehr sie imstande waren, ihre Gebäude wirklich extrem erdbebensicher zu gestalten. In anderen dichtbesiedelten Gebieten hätte ein so starkes Beben zweifellos in die Hunderttausende gehende Opferzahlen gefordert. Gegen einen Tsunami dieser Wucht ist freilich außer Frühwarnsystemen bisher kein Mittel gewachsen.

Zehntens: Die gefährlichsten Scharlatane sind jene, die jetzt wieder einmal von einem Zurück zur Natur faseln. Dazu müssten sie zuerst die Erdbevölkerung um ein paar Milliarden reduzieren und den verbleibenden Rest zu einem Leben voller Einschränkungen zwingen.

Respekt nötigt mir jedenfalls Angela Merkel ab. Sie wagte es am Sonntagabend zu sagen (obwohl man damit derzeit wahrlich keine Populismus-Punkte sammeln kann): „Unser Kernkraftwerke sind nach Maßgabe dessen, was wir wissen, sicher." Hingegen werden sich die österreichischen Politiker wohl in den nächsten Tagen vom Boulevard in immer aggressivere Töne gegen die tschechischen, deutschen oder slowakischen Kraftwerke peitschen lassen. Bis dann nur noch eine Kriegserklärung als nächste Eskalationsstufe möglich sein wird.

PS.: Überhaupt keinen Respekt nötigt hingegen die AUA ab: Die lässt - aus Rücksicht auf die Crew! - den Flug nach Japan einfach ausfallen. Obwohl andere Fluglinien dorthin fliegen. Offenbar lesen die AUA-Mitarbeiter allzuviele Schreckensgeschichten im heimischen Boulevard und fürchten sich nun zu Tode. Eine seltsame Truppe.

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Der Kardinal und die Politik

13. März 2011 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn uns Christoph Schönborn die Welt erklärt, dann hört man so manches Seltsame zu Politik und Wirtschaft. Wodurch er seine sonstigen Worte in ein überflüssig schiefes Licht rückt.

So bejubelte er dieser Tage in einem Serieninterview mit mehreren Zeitungen völlig ungebremst die "positiven Entwicklungen" in Ägypten und Umgebung: "Wir erleben zur Zeit einen Aufbruch einer jungen Generation in den südlichen Mittelmeerstaaten." Ob das auch die dort seit 2000 Jahren wohnenden Christen so sehen? Ob es ihnen sehr gefällt, dass jetzt Kirchen brennen und Christen erschlagen werden? Ob sie sich schon sehr auf die künftige Verfassung freuen, die gerade von einer Kommission unter Führung eines Moslembruders ohne einen einzigen Christen vorbereitet wird? Ob all jene Kopten Wahnvorstellungen haben, wenn sie davon reden, dass es ihnen unter dem Diktator Mubarak viel besser gegangen ist, als es ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit nach der Revolution gehen wird? Ob er schon mit jenen irakischen Christen gesprochen hat, die Schönborn lobenswerterweise nun bei sich aufgenommen hat, die unter dem Diktator Saddam Hussein noch halbwegs geschützt waren, die jetzt aber mit gezielter Brutalität vom "Aufbruch der jungen Generation" im Irak vertrieben werden, weil merkwürdigerweise die junge islamische Generation gar nichts von Toleranz hält?

Sehr seltsam klingt es auch, wenn Schönborn Mut von der Politik einfordert ("Es fehlt mitunter an Mut im Bereich der Politik..."), wo er selbst doch ein ganz Großer im Schweigen ist, man denke nur an die Islamdebatte.

Der Wiener Kardinal erklärt uns auch, was die Republik in Schulden gestürzt hat und was beispielsweise die Kürzung von Familienförderungen ausgelöst hat: "Die Milliarden, die man für Misswirtschaft im Finanzbereich aufbringen muss, die fehlen." Warum gibt es in seiner Umgebung niemanden, der ihm sagt, dass nicht alles, was die Herrn Landau und Küberl so von sich geben, etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben muss? Warum weiß er nicht, dass die Republik zumindest bisher an der Bankenhilfe sogar gut verdient hat (auch wenn das in Sachen Hypo Alpen-Adria und Kommunalkredit nicht so bleiben dürfte)? Warum weiß er nicht, dass die Schulden im Wesentlichen ganz eindeutig auf ein populistisches Pensionssystem, auf das Riesenloch ÖBB und auf die Kosten des aufgeblähten Wohlfahrtsstaates sowie der ebenso aufgeblähten Bürokratie in Ländern, Bund und Gemeinden zurückgehen? Oder glaubt er an den billigen Schmäh, dass der steile Aufstieg der letzten sechs Jahrzehnte den Gewerkschaften zu verdanken, jede Rezession aber Folge der Marktwirtschaft sei?

Gewiss, ein Bischof muss nicht unbedingt etwas von Politik und Wirtschaft verstehen. Wenn er sich aber dazu äußert, sollte er sich doch vielleicht besser informieren und nicht jeden linken Unsinn nachplappern. Womit er bei seinen Gläubigen mehr an Reputation verliert, als er bei den einschlägigen Medien gewinnen kann. 

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Fußnote 181: Warum ist mir das nicht eingefallen?

12. März 2011 02:47 | Autor: Andreas Unterberger

Einer meiner vielen Fehler ist: Ich bin bisweilen abgrundtief neidig. Neidig etwa auf brillante Texte anderer Journalisten, die ich selbst gerne so gut geschrieben hätte. Und doch nicht habe.

Daher hier zur Abreaktion meines Neids ein schlichter Link auf einen Text von Alexander Purger aus den "Sazburger Nachrichten". Man sollte ihn sich einfach zum guten Nachmittagskaffee gönnen, weil man sich ja schon sonst nichts gönnt. Und Purger ist noch dazu kalorienmäßig viel gesünder als das sonst zu diesem Zeitpunkt vielleicht übliche Stück Torte. Viel Spaß – auch wenn es nicht wirklich ein echter Spaß ist, worüber Purger hier schreibt.

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Die Lehren einer Katastrophe

12. März 2011 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird Tage dauern, bis die ganze Dimension der Erdbeben-Tsunami-Katastrophe in Japan und rund um den Pazifik klar sein wird. Aber zumindest einige Erkenntnisse kann und sollte man jetzt schon ziehen.

Die erste lautet: Die wirklichen Katastrophen sind fast nie jene, vor denen eine ganze Aufregungs-Industrie – mit den Medien an der Spitze – warnt. Gewiss hat man gewusst, dass Japan erdbebengefährdet ist; das Land hat ja auch gewaltige Investitionen in den Erdbebenschutz getätigt. Aber die Sintflut dieses Tsunami (war vielleicht auch die biblische ein solcher?) hat mit einer solchen Kraft zugeschlagen, dass sie die üblichen Ängste der Medien und Buchindustrie völlig lächerlich macht.

Diese Industrie lässt uns vor einer imaginären Globalen Erwärmung zittern, vor BSE und Schweinegrippe, vor Amalgam und Bombenanschlägen: Aber in all diesen Fällen ist in Wahrheit das Risiko so gering, dass die jeweils einige Wochen lang aufgeblasene Berichterstattung ganz andere Ursachen hat: Erstens die quotengetriebene Geilheit der Medien, immer noch wildere Gespenster in die Geisterbahn unseres Lebens zu transferieren, weil wir uns auf der bequemen Couch vor dem Fernseher halt so viel gerne fürchten; und zweitens die vielfältigen Interessen vorgeblicher Ghost Buster.

So verdienen solche Geisterjäger mit der Global-Warming-Panik unfassbar viel. Besonders raffiniert ist da neuerdings die Landwirtschaft (die man bei uns sinnigerweise gleich im selben Ressort betreut wie die Umwelt): Das zeigt etwa derzeit gerade das E-10-Benzin in Deutschland, das weder technisch noch ökologisch noch ökonomisch einen Sinn macht. Das offenbar Autos ruiniert. An dem aber die Landwirtschaft blendend verdient. Und das die Lebensmittelpreise steil in die Höhe treibt. Um das zu kompensieren, wird dann wahrscheinlich wieder ein Oberpopulist wie schon einmal Werner Faymann auf Verlangen des Boulevards neue Schulden machen und sie an seine Wähler ausschütten.

Viel weniger Aufmerksamkeit widmen wir, widmen die Medien, hingegen den großen Bedrohungen, an denen täglich Menschen massenweise sterben. Obwohl man dagegen viel eher etwas tun kann als gegen eine globale Erwärmung, die sich ja in der Erdgeschichte immer schon mit Eiszeiten abgewechselt hat.

Zu unseren wirklichen Gefahren zählen: Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, Drogen in jedweder Form – und unser lieber Straßenverkehr. Dazu zählen mittel- bis langfristig die Zuwanderung völlig fremder Kulturen, das Ausbleiben eigener Kinder und die wahnsinnige Schuldenpolitik unserer Regierungen.

Eine zweite Erkenntnis aus Japan&Co: Wer wirklich mutwillig das Bundesheer demontiert, der nimmt Österreich jede einsetzbare Masse an kräftigen jungen Männern, die bei solchen Katastrophen zur Verfügung stehen könnten. Und die können ja nicht nur in Form eines Tsunami passieren. Dass diese Gefahr aber eine sehr ernste ist, weiß man, seit man am Donnerstagabend den überaus seltsam herumredenden Außenminister im Fernsehen gesehen hat. Offenbar ist auch die ÖVP willens, mit der SPÖ den Weg in die Selbstkastration zu gehen.

Wer das Heer zerstört, hat auch keine Lektion aus den blutigen Unruhen gezogen, die nur wenige Kilometer von der Südspitze der EU entfernt ausgebrochen sind.

Drittens: Ich warte jetzt nur noch darauf, bis einige Kommentatoren die Frage nach der Schuld an Tsunami und Erdbeben erheben. Statt aus der Geschichte Demut angesichts der Gewalten der Natur zu lernen, glauben ja zumindest unsere Medien, alles wäre machbar. Und wenn doch was passiert, muss man halt einen Schuldigen ans Kreuz nageln.

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Fußnote 180: Die EU wird zur Fußnote der Geschichte

12. März 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt gibts den "Pakt für den Euro". Die Märkte erzittern beeindruckt und werden, sobald sie den Pakt durchgelesen haben, das Geld kübelweise zu den alten Niedrigzinsen nach Griechenland, Spanien, Portugal und Irland tragen.

Nach einem Nullpapier zu Libyen machen sich die  europäischen Regierungschefs mit diesem Pakt endgültig lächerlich. Denn er erreicht das Gegenteil von der beabsichtigten Stärkung der Glaubwürdigkeit der eigenen Währung. Europa ist nur noch bei Frauenquoten, Rauchverboten, Windmühlen, Abtreibungsförderung und Schwulenehen präsent. Hingegen hat der Gipfel alles, was die EU-Mitglieder wirklich zu Sparsamkeit und Verantwortungsbewusstsein zwingen würde, in Unverbindlichkeit verschwinden lassen. Da unterschreibt ein Herrn Faymann folgenden Satz: "Die Euro-Länder sollen das Pensionseintrittsalter an die demografische Entwicklung anpassen." Dabei hat seine Partei schon eine ganze Regierung daran scheitern lassen, weil sie nicht daran denkt, das zu tun. Da könnte ja die den Kern der SPÖ bildende Abcashgeneration und deren Zentralorgan, die Krone, unzufrieden sein. Daher wird Faymann mit Garantie alles verhindern, was dem von ihm selbst unterschriebenen "sollen" entsprechen würde. Ignoriert er doch auch alle Experten, die dasselbe sagen. Ähnliches gilt auch für die restlichen Punkte dieses Pakts. Nirgendwo haben sich die Euro-Länder über das Wünschen und Sollen hinaus zu irgendetwas wirklich Greifbarem verpflichtet. Angela Merkel, die mehr als ein zahnloses Gebrabbel wollte, ist an der Mehrheit der Big Spender gescheitert und wird daher bei den nächsten deutschen Regionalwahlen wohl die Zeche zahlen müssen. Denn die Deutschen spüren: Sie müssen also jetzt weiter in ein Fass ohne Boden hinein zahlen. Europa ist wirklich nur noch eine Fußnote wert (auch wenn ich mich in den nächsten Tagen noch einmal mit dem ganzen Scheitern in Sachen Libyen befassen möchte).

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Josef Pröll, Schon wieder Umfallkaiser

11. März 2011 18:14 | Autor: Andreas Unterberger

Und neuerlich ist die ÖVP ein weiteres Stück umgefallen: Jetzt vergisst sie auch wieder auf die „Mittlere Reife“, die sie erst vor wenigen Wochen von allen 14-Jährigen verlangen wollte. Und wieder begründet Umfallkaiser Josef Pröll sein Verhalten damit, dass er auf den Koalitionspartner zugehen wollte. In den Annalen ist hingegen seit langem nichts verzeichnet, wo im Gegenzug die SPÖ auf die ÖVP, auf eine konservative, auf eine wirtschaftsliberale oder auf eine christliche Position zugegangen wäre

Die Vermutungen werden immer dichter, dass es Prölls emotionales Gleichgewicht und Konsensbedürfnis stört, wenn er im Konflikt mit der SPÖ liegt. Denn wenn die ÖVP-Wähler ständig noch näher auf die SPÖ zugehen wollten, dann hätten sie wohl gleich diese gewählt. Dieses ständige Zugehen mag vielleicht die Weltsicht von Prölls Paten Christian Konrad und seinen Medien sein, es ist aber ganz sicher nicht der Grund, warum bei der letzten Wahl (noch) 26 Prozent die ÖVP gewählt haben.  Oder warum einst jahrzehntelang deutlich über 40 Prozent hinter der großen konservativ-christlich-liberalen Sammelpartei gestanden sind.

Das neuerliche Nachgeben in Sachen Schule – nach der Sprengung der Hauptschule, obwohl diese erfolgreicher ist als alle Gesamtschulen, – ist dadurch doppelt bestürzend, dass die ÖVP gleichzeitig auch beim Thema Bundesheer die eigenen Positionen räumt, wo es nur noch der Klubobmann wagt, den SPÖ-Vorgaben zu widersprechen. Und dass sie nun auch beim Thema Frauenquote in die Knie geht.

Gewiss: Die nun zu einer freiwillig-unverbindlichen Übung degradierte Mittlere Reife war bisher eine eher unausgegorene Idee. Vor allem bestand die Gefahr, dass das dabei verlangte Niveau unter jenem liegen wird, das einst von 10-Jährigen vor der Aufnahme in eine AHS verlangt worden war. Dass die Leistung der Unterstufe auf drei Gegenstände reduziert wird, dass der Rest uninteressant wird, dass auch in diesen drei Gegenständen die Latte extrem tief gelegt wird.

Der Verdacht ist wohl begründet: Denn das Unterrichtsministerium und seine Helfershelfer – die ja diese Mittlere Reife definieren hätten müssen – sind seit vielen Jahren heftig bemüht, die Anspruchs- und Leistungsniveaus zu senken. Das hat nicht erst unter Claudia Schmied begonnen.

Aber trotz dieser Sorge klang das Konzept der obligatorischen Mittleren Reife noch irgendwie nach einer Leistungsmessung. Nun aber ist die Partei wieder dem Konzept der Frau Karl nähergerückt: Matura für alle.

Nur Sadisten kann es freuen, einer einst für Österreich so wichtigen Partei beim Selbstmord mit Anlauf zusehen zu müssen.

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Ein Hoch auf die steirischen Bräuch

11. März 2011 01:33 | Autor: Andreas Unterberger

Es geht ja doch. Man muss nur wollen. Und es geht sogar in einer großen, rot geführten Koalition. Das zeigt uns die Steiermark mit ihrem neuen Budget.

Anlass der neuen steirischen Sparsamkeit ist natürlich, dass dem Land finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Was theoretisch auch in Kärnten, Wien und Niederösterreich der Fall ist, ohne dass dort steirische Bräuche einkehren. Bei den Burgenländern weiß man es allerdings nicht so genau, wie hoch ihnen das Wasser steht; da wird offenbar mit den Zahlen so getrickst, wie wenn Griechisch die landesübliche Sprache geworden wäre.

In den anderen Not-Bundesländern ist man jedenfalls nicht zu dem imstande, was die Steirer jetzt geschafft haben: Nämlich zu einem Budget, das wirklich die Bezeichnung Sanierungsbudget verdient. Und der Bund wird so etwas schon gar nicht schaffen. Denn dieser Bundeskanzler denkt ja schon beim Aufstehen einzig daran, ob er heute eher Demagoge oder Populist sein will. Und der Vizekanzler bangt den ganzen Tag über, wie er sich verhalten muss, dass dieser Bundeskanzler nur ja nicht böse wird auf ihn.

In der Steiermark jedenfalls haben die Herrn Voves und Schützenhöfer etwas geschafft, was ich ihnen von außen nicht zugetraut hätte. Sie kürzen das Landesbudget um deutlich mehr als zehn Prozent. Sie bauen 700 Landesjobs ab. Sie verordnen ihren Beamten eine Nulllohnrunde. Sie verlangen als einziges Bundesland für die Pflege alter Angehöriger einen finanziellen Regress der Familie (was nicht nur direkt Geld in die leeren Kassen bringt, sondern auch viele Familien nachdenken lässt, ob sie sich nicht doch selber um ihre alten Angehörigen kümmern sollten). Und sie haben Hand an eine Reihe angeblich irreversibler Wohlfahrtsprogramme gelegt.

Natürlich wird es die üblichen Proteste geben. Das müssen Politiker schon aushalten. Aber am Ende des Tages werden die steirischen Roten und Schwarzen mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Anerkennung als vorher finden, weil sie Führungskraft gezeigt haben.

Natürlich setzen die Steirer die unpopulären Maßnahmen nach der Wahl und nicht vorher. Nur: Das hätten zum Beispiel die Bundesregierung und das Land Wien spätestens seit dem letzten Oktober auch können. Vor beiden liegen ja nun mehrere Jahre ohne Wahltag. Das ist die ideale Zeit für Sanierungsreformen, bei denen halt kurzfristig irgendwelche Subventionsjunkies aufheulen, die aber langfristig (auch politisch) dicke Dividende bringen.

Daher Hut ab vor den Steirern und bitte vor den Vorhang. Die Steiermark wird ob dieses Staatshaushalts mit Sicherheit nicht untergehen. Sie hat vielmehr ihre Zukunftschancen deutlich verbessert.

 

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SN-Kontroverse: Wer ruiniert den Ruf der Regierung?

11. März 2011 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sind die Medien schuld am schlechten Ruf der Bundesregierung?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Maßstäbe stimmen nicht mehr

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

Sie sind Falotten, Minderleister, die geballte Ansammlung der Inkompetenz, sie haben keine „ordentlichen" Berufe, in der Privatwirtschaft würden sie sowieso jämmerlich scheitern, sie sind nicht fähig vernünftige Strategien zu entwickeln und sie umzusetzen, sie schließen faule Kompromisse, halten stets das Handerl auf, und wenn es um die eigene Haut geht, picken sie sich die Rosinen heraus.

 

So - wenn nicht gar schlimmer - ist der derzeitige Zustand der österreichischen Bundesregierung, wenn man den gesammelten Werken der heimischen Medienlandschaft uneingeschränkten Glauben schenken würde. Vor allem der Boulevard bläst kräftig in dieses Horn, weil der tägliche „Aufreger" über „die da oben" gut für die Quote/die Auflage ist und dies sich wiederum fein auf das Inseratengeschäft auswirkt.

Das „Niederschreiben" der Regierung ist zur Mode geworden. Statt differenzierter Kritik wird lieber Pauschalverdammnis geübt. Nur selten ist - wie kürzlich in Kollers Klartext am Beispiel von Gesundheitsminister Alois Stöger - nachzulesen, dass die Mediendemokratie ihren eigenen Gesetzen folgt und Politiker mitunter zu Unrecht niedergemacht werden.

Im täglichen Run um die griffigere Schlagzeile zählen oft nicht Argumenten und es ist zu wenig Zeit, um längerfristige Entwicklungen - und das sind nun einmal die Auswirkungen politischer Entscheidungen - zu beobachten und in der Folge fair zu bewerten. Umgekehrt versäumen es politisch Tätige oder ehemalige politisch Tätige in der Alpenrepublik klare Konsequenzen bei Verfehlungen zu ziehen.

Der Rücktritt eines Ministers wegen Plagiatsvorwürfen bei der Dissertation wie im Fall Karl Theodor zu Guttenberg kommt hierzulande nicht vor. Offenkundig stimmen die Maßstäbe in Österreichs öffentlichem Leben nicht mehr.


Die alte Selbsttäuschung

Andreas Unterberger

Es ist eine der häufigsten Selbsttäuschungs-Mechanismen von Politikern: Die Medien seien an ihren Problemen schuld. Gewiss berichten die Medien oft unsachlich, betreibt der Boulevard wilde Kampagnen, vermanschen manche Nachricht und Kommentar.

Nur: Die Medien sind längst selbst nicht mehr so glaubwürdig, dass sie eine verantwortungsbewusste Regierung destabilisieren könnten. Je nach Umfrage vertrauen ihnen nur noch 20 bis 25 Prozent der Österreicher. Diese Regierung hat überdies die Boulevard-Medien in einem Ausmaß bestochen, dass dort praktisch keine Kritik der Regierungsparteien mehr zu finden ist - vor allem nicht an der besonders heftig auf Staatskosten inserierenden SPÖ. Und über den ORF kann die SPÖ schon gar nicht klagen.

Also liegt ihr Ruf nur an den beiden Regierungsparteien selbst. Er liegt am schlichten personellen Angebot. Und er kulminiert in den vielen politischen Fehlern: Das Budget macht gewaltige Defizite, obwohl im derzeitigen Boom eigentlich Überschüsse erzielt werden müssten. Das Bundesheer wird auf Befehl der Kronenzeitung demoliert, ohne dass es eine Antwort auf das „Wie weiter?" gäbe.

Die Leistungsdefizite des Bildungssystems will die SPÖ mit der jedem Leistungs- und Bildungsanspruch widersprechenden Gesamtschule bekämpfen, die ÖVP mit einem wilden Zickzackkurs. Die höchsten Schulen des Landes dürfen zum Unterschied von allen anderen Schulen die Studentenzahlen nicht entsprechend ihren Kapazitäten limitieren, nur weil der SPÖ-Vorsitzende das nicht will.

Die Kosten des Pensionssystems jagen parallel zur Lebenserwartung in die Höhe, aber der Sozialminister will am gesetzlichen Pensionsalter nicht rühren. Der Umweltminister träumt von unrealistischer aber geldverschlingender Energieautarkie. Und so weiter. Sind an all dem wirklich die Medien schuld?

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Missbrauch: Und wann entschuldigt sich Faymann?

10. März 2011 03:05 | Autor: Andreas Unterberger

Sogar der Umstand, dass er vor einem Jahr über einen Schülermissbrauchsfall in einer kirchlichen Einrichtung berichtet hat, war dem ORF von der Früh bis am Abend einen eigenen Beitrag wert. Wenn man keine Aktualitäten hat, dann wiederholt man halt seine eigenen Kampagnen. Die zweifellos in der Dimension zumindest vergleichbaren Fälle in staatlichen Einrichtungen werden hingegen konsequent zu Tod geschwiegen.

Ganz offenbar deshalb, weil Länder, Bund und Gemeinden das selbst geschickt unter den Teppich kehren, während die medienpolitisch völlig hilflosen Kirchenleute das Gegenteil tun. Die Angehörigen der im Kirchenbereich amtierenden Klasnic-Kommission legen geradezu einen exhibitionistischen Trieb an den Tag, sobald ihnen ein Mikrophon vor die Nase gehalten wird. Und der Wiener Kardinal erklärt sowieso die Kirche selbst zum Täter. Nur um in den antikirchlichen Medien nicht anzuecken.

Aber keine Institution, kein Medium geht den Fällen in staatlichen Schulen mit der gleichen Intensität und Kosequenz nach. Kennzeichnend für viele andere ist etwa der Bericht eines Mannes, der in den 60er Jahren in einem staatlichen Bundeskonvikt war: Er ist der höchst renommierte Mittelosteuropa-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dr. Karl-Peter Schwarz, ein Österreicher.

„Ich war zwischen 1962 und 1966 in Lienz in einem Bundeskonvikt. Wir sind regelmäßig von den Erziehern geschlagen worden, von denen fast alle auch unsere Gymnasiallehrer waren. Die Eltern wussten davon, wagten aber meist nicht, dagegen aufzutreten, weil die Erzieher auch unsere Gymnasiallehrer waren. Geschlagen wurde mit gummibesohlten Turnschuhen auf den nackten Hintern, zumeist aber mit einem Holzstab von oben auf die ausgestreckten Finger, denn  das tat zwar höllisch weh, hinterließ aber keine Spuren. Eine weitere Methode bestand darin, uns bis zum Zusammenbrechen Liegestützen machen zu lassen oder uns der Reihe nach so mit dem Rücken an der Wand aufzustellen, dass Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel bildeten und die Arme gerade ausgestreckt waren. Auf die Arme wurde dann ein Kopfpolster gelegt. Wenn es runterfiel, gab es die gefürchtete „Nuss“.

Diese Strafen wurden verhängt, wenn nach der Nachtruhe (20 Uhr) im Schlafsaal noch gesprochen wurde, und zwar als Individualstrafe, wenn sich die „Täter“ meldeten, und als Kollektivstrafe, wenn sie es nicht taten. Denunziationen wurden von den Erziehern immer gerne entgegengenommen.

Ich habe keine irreparablen Schäden davongetragen, ich will um Gottes willen auch keine aus Steuermitteln bezahlte Psychotherapie und auch keine finanzielle Entschädigung. Ich möchte nur, dass diese Heuchelei und antikatholische Hetze in den Medien endlich einmal aufhört.

Internatserziehung ist strukturelle Gewalt, gleich, vom wem sie betrieben wird. Wenn von den Vertretern der Kirche schon unentwegt Entschuldigungen verlangt werden, vom Kaplan aufwärts bis zum Heiligen Vater, dann würde ich schon gerne auch einmal wissen, wann und wo denn die Entschuldigungen der österreichischen Regierung und des österreichischen Bundespräsidenten deponiert wurden.“

Bei den Inseratenausgaben von Faymann & Co wäre es eine Lappalie, ein Inserat mit einer solchen Entschuldigung abzudrucken. Das Tagebuch würde es sogar gratis tun.

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Wie buchstabiert man Privatisierung?

10. März 2011 00:06 | Autor: Andreas Unterberger

Soll die ÖIAG künftig alle Staatsbeteiligungen der Republik halten? Über dieser Frage liegt sich die Koalition in den Haaren. Der gelernte Österreicher weiß: Da geht es letztlich nur um parteipolitische Machtfragen. Die ÖIAG ist zwar per Gesetz vom Eigentümervertreter, also dem Finanzminister, unabhängig, und der Aufsichtsrat erneuert sich aus sich selber heraus – hat aber eine klare Schlagseite zur Industriellenvereinigung. Der Verbund untersteht hingegen dem ÖVP-Wirtschaftsminister – dort gibt es noch wenigstens private Miteigentümer, die dem totalen Machtdurchgriff im Wege stehen. Die ÖBB und die Asfinag gehören überhaupt ungeschützt dem SPÖ-Verkehrsminister.

Angesichts dieser Machtinteressen droht nun eine ÖIAG-neu. Diese wird in schlechtem altem Proporz die Unternehmen wieder schön nach Parteifarben aufteilen. Die Parteien werden wieder die Posten vergeben. Und die Marketingbudgets werden jeweils ganz nach parteipolitischen Interessen missbraucht werden.

Ein besonders übles Beispiel einer Renaissance des politischen Missbrauchs von Staatsbetrieben ist die aktuelle Quotendebatte, also ein verordneter Anteil von Frauen in Aufsichtsräten. Da es schon ohne Quote schwierig genug ist, halbwegs qualifizierte Aufsichtsräte zu finden, will man der Privatwirtschaft vorerst keinen Quotenzwang antun (es sei denn, eine radikalfeministische EU-Kommissarin setzt sich diesbezüglich noch durch). Aber die in gesellschaftspolitischen Fragen besonders feige Politik will halt doch irgendwie irgendwas in Sachen Quote tun: Und beschließt daher eine solche für staatsnahe Betriebe.

Dort ist die Qualifikation offenbar wurscht. Dort kommt primär die Partei, sekundär künftig das Geschlecht, tertiär der Betriebsrat und bestenfalls quartär die Fähigkeit einer Person. Aber meistens nimmt diese letzte Stelle in der Hackordnung sowieso schon der Steuerzahler ein. Quasi als Quartalszahler.

Über das, was viel wichtiger ist als Quoten und Parteien, wird überhaupt nicht debattiert: nämlich über die Notwendigkeit von Privatisierungen. Zwar zeigen Wirtschaftsexperten wie Wifo-Chef Aiginger, IHS-Chef Felderer oder Claus Raidl beharrlich deren Notwendigkeit auf. Aber die Politik weiß nicht einmal, wie man Privatisierung buchstabiert.

Dabei wären sie in vielfacher Hinsicht (außer für die Macht von Politikern und Gewerkschaftern) eine Win-Win-Situation: In 90 Prozent der Fälle agieren privatisierte Unternehmen nachher erfolgreicher, machen mehr Gewinne und sichern die Arbeitsplätze besser. Gleichzeitig könnten Bund und Länder mit den Privatisierungserlösen ihre Schulden reduzieren und sich für die nächste Krise wappnen. Das täte insbesondere auch den Bundesländern gut, die dauernd über zu wenig Geld jammern, aber wie etwa die Gemeinde Wien statt zu privatisieren sogar Unternehmungen aufkaufen.

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Wozu gehen die alle auf die Universitäten?

09. März 2011 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist nur eine trockene Statistik. Aber sie sagt doch sehr viel über das österreichische Bildungssystem aus. Wir haben ein katastrophales Problem an den Universitäten; wir geben aber keineswegs zu wenig Geld für unser Bildungssystem aus; wir haben ein gewaltiges Problem mit Zuwandererkindern; die Männer dominieren noch immer bei den Doktoratsabschlüssen – und auch die Statistik Austria hält so wie die vom Unterrichtsministerium bezahlten Vereine die Daten über die „Erfolge“ der bisherigen Gesamtschulen geheim.

Im Detail die spannendsten Ergebnisse des neues Bildungsberichts der Statistik Austria („Bildung in Zahlen 2009/10“):

1.     Von den Studenten haben zehn(!) Jahre nach Studienbeginn erst 44 Prozent einen Studienabschluss. Alle anderen haben ein solchen in diesem Zeitraum noch immer nicht geschafft, haben meist längst abgebrochen. Während die aus anderen Quellen bekannten Erfahrungen mit jenen Studienrichtungen, die eine strenge Aufnahmsprüfung haben, dramatisch bessere Ergebnisse zeigen (sie werden freilich von der republikseigenen Statistik Austria nicht gezeigt): etwa bei den Medizinstudenten der letzten Jahre oder den Fachhochschulen.

2.     Österreich stellt für seine Volksschulen mehr Lehrer zur Verfügung als der europäische Schnitt: In Österreich kommen auf einen Lehrer 13 Schüler, im EU Schnitt hingegen 15. Also: An der Lehrerzahl kann es nicht liegen, wenn viele unserer Volksschüler nicht Lesen und Rechnen können.

3.     Auch insgesamt liegen die Bildungsausgaben im europäischen Schnitt: In Österreich sind es 5,4 Prozent des BIP und in der EU 5,3 Prozent: Die Forderungen der Unterrichtsministerin nach ständig mehr Geld haben also keine Berechtigung; und auch das Nachgeben des Finanzministers, für den (höchstwahrscheinlich völlig sinnlosen) Ersatz der Hauptschulen durch die Neue Mittelschule deutlich mehr Geld auszugeben, findet keine Legitimation.

4.     Österreich liegt bei einem Wert sogar absolut an der Spitze: 77 Prozent jener, die zwischen 14 und 18 eine Schule besuchen, tun das in berufsbildenden und berufsvorbereiteten Schulen. Der europäische Vergleichswert liegt bei 53 Prozent. Ideologen mögen das für schlecht halten. Ich erlaube mir, es für gut zu halten, denn das zeigt eine gesunde Praxisorientierung der Österreicher. Ihre Kinder haben zum guten Teil schon mit 18 eine Ausbildung für einen Beruf hinter sich. Und die österreichischen Facharbeiter und Techniker sind eine ganz entscheidende Stütze unseres Wohlstandes und unserer Zukunft. Wohl kann man nachdenken, ob da die Allgemeinbildung zu kurz kommt – aber die ist ja ohnedies nicht einmal mehr bei Uni-Absolventen anzutreffen.

5.     Zurück liegt Österreich dementsprechend bei den tertiären Abschlüssen, wo die Statistik vom Uni-Abschluss bis zum Meisterabschluss alles einrechnet. Hier liegt der EU-Schnitt bei 25, der österreichische bei 18 Prozent. Es gibt aber keinerlei Beweise, dass die Kindergärtnerinnen oder medizinisch-technischen Fachkräfte des Auslands deshalb besser wären, weil man sie dort durch einen formalen Uni-Abschluss geschleust hat.

6.     Eine weitere große Katastrophe des Bildungswesens ist die auf dem Kopf stehende Alterspyramide der Lehrer: Nicht weniger als 42 Prozent werden in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen. Es sei denn, Bund und Länder machen ihnen ein besonders großzügiges Angebot, weiterzuarbeiten (aber ach: Die Dienstrechtsverhandlungen wurden eingestellt; die zuständige Ministerin muss offenbar ganzjährig den Frauentag feiern).

7.     Auch die Statistik Austria, die dem politisch unerwünschten Migrantenthema gerne aus dem weg geht, kann nicht verheimlichen, dass es ein Riesengefälle zwischen den Kindern mit deutscher Umgangssprache und allen anderen gibt: Bei der ersten Gruppe haben nur 6 Prozent keine weitere Ausbildung nach der Schulpflicht, bei der zweiten sind es 15 Prozent (wovon ein Drittel nicht einmal den Hauptschulabschluss geschafft hat).

8.     Die Statistik sagt auch Interessantes über das Durchfallen aus. An der AHS-Oberstufe wurden die Abbrecher bis zum Schulende analysiert: Bei denen, die in einer AHS-Unterstufe waren, schaffen 15 Prozent den Weg von der 5. in die 8. Klasse nicht, bei denen mit Hauptschule und Gesamtschule sind es 26 Prozent, bei denen, die zumindest einmal eine Klasse wiederholen mussten, sind es hingegen 66 Prozent: Also mit anderen Worten: Zum Wiederholen einer Klasse werden in der Regel jene gezwungen, die auch wirklich schlechte Aussichten haben, bis zur Matura zu kommen. Durchfallen lassen ist also keineswegs ein Willkürakt, wie oft dargestellt wird, sondern trifft meistens die Richtigen.

9.     Hochinteressant sind die Unterschiede nach Geschlechtern: Bei männlichen Schülern machen 33 Prozent die Matura (Burschen dominieren dafür die Pflichtschulen und die Gruppe der Dropouts), bei weiblichen sind es 46 Prozent. Auch bei den Universitätsabschlüssen liegen die Frauen voran, während jedoch bei den 2284 Studenten, die im letzten Studienjahr den Doktor gemacht haben, die Männer mit 57 Prozent klar dominieren. Was immer wieder verschwiegen wird, wenn behauptet wird, Frauen würden diskriminiert, wenn es um Professorenstellen geht.

10.                      Das große Ärgernis an dieser umfangreichen Studie „Bildung in Zahlen“ ist aber, dass es keinerlei Zahlen über die Erfolge der diversen Formen der Gesamtschule gibt. Obwohl es diese etwa in Form der Kooperativen Mittelschule und anderer schon lange genug gibt, um sich statistisch niederschlagen zu können.
Aber niemand kann beweisen, dass es Absicht war, dass man darauf vergessen hat . . .

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Und noch die Graphik zum Bifie-Skandal

09. März 2011 00:03 | Autor: Andreas Unterberger

Der Bericht im Tagebuch über das katastrophale Abschneiden der Gesamtschulen gegenüber den AHS, aber auch gegenüber den Hauptschulen erster und sogar zweiter Zug hat viel Aufsehen erregt. Insbesondere die Tatsache, dass versucht wird, diese Fakten geheimzuhalten. Hier jetzt auch die Graphik dazu und einige neue Unglaublichkeiten aus dem sozialistischen Schulwesen.

Hier die durch eine Panne bekanntgewordene Graphik:

Vergleich mit allen Schultypen

Zur Erläuterung: KMS ist die schon lange in Wien die Hauptschulen ersetzende Form der Gesamtschule namens Kooperative Mittelschule; NMS ist die seit einigen Jahren von der SPÖ als Modell einer verpflichtenden Gesamtschule und neuerdings von der ÖVP als Ersatz der Hauptschule verfochtene "Neue Mittelschule". HS heißt Hauptschule und LG Leistungsgruppe.

Die Unterschiede zwischen AHS sowie dem ersten Hauptschul-Zug sind das, was Statistiker als massiv signifikant bezeichnen. Und daher werden sie auch geheim gehalten.

Neues gibt es zum Burgenlandskandal, wo das Tagebuch aufgedeckt hat, wie der burgenländische SPÖ-Apparat eine Elternvertreterin erpresserisch unter Druck setzt, auf ihre Kritik an der Gesamtschule zu verzichten. Der burgenländische Landesschulratspräsident setzt der Erpressung noch eines drauf und kündigt über Medien an, zu überprüfen, wie "repräsentativ" die gewählte Landeselternvertreterin ist. Man merkt halt, wie nahe der burgenländische Machtapparat am real existierenden Stalinismus war und ist. (Die Korruptionsstaatsanwaltschaft schläft wie immer).

Von den Pädagogischen Hochschulen, die nach den Plänen der Unterrichtsministerin den künftigen Hauptanteil der Lehrerausbildung für alle Schulen übernehmen sollen, berichten betroffene Professoren, dass sie massiv unter Druck gesetzt werden, auch solchen Studenten positive Noten zu geben, deren Deutschkenntnisse sehr mangelhaft sind. Einerseits will man solcherart den durch Planungsfehler schon im heurigen Schuljahr eingetretenen Lehrermangel ausgleichen; andererseits sollen dadurch mehr Migranten in den Schuldienst geschleust werden. Wobei die Volksschule (wo also die Absolventen jener Pädagogischen Hochschulen unterrichten) jetzt schon das größte Problem im Bildungssektor darstellen. Sollte doch genau dort jene die bei Tests bei vielen Kindern vermisste Fähigkeit in Lesen und Rechnen vermittelt werden.

Noch ein Schmankerl aus dem Burgenland: Dort werden fertig ausgebildete Bewerber für einen Posten als AHS-Lehrer erpresst, sich bereit zu erklären, auch in einer NMS zu unterrichten. Die Folge: Es melden sich kaum noch angehende AHS-Lehrer im Burgenland an.

Den AHS werden im Burgenland fast alle Freigegenstände gestrichen. Im Gegensatz zum Gesetz, das eine Höchstgrenze von 25 Schülern vorsieht, sind dort in der AHS-Unterstufe 27 bis 30 Kinder die Regel. Man will ganz offensichtlich den Schultyp zu Tode schikanieren (im erbarmungslosen Kampf gegen die eigenen Bürger, so wie es auch der langjährige Freund der SPÖ in Libyen macht).

In anderen Bundesländern greift man wieder zu einem anderen Trick, um die in den NMS vorgesehenen AHS-Lehrer unterrichten zu lassen: Absolventen der Pädagogischen Akademie (die also nur für den Unterricht in Pflichtschulen ausgebildet sind) werden pro forma als AHS-Lehrer angemeldet, um dann als "AHS-Lehrer" in den Neuen Mittelschulen das dort vorgesehene Quantum an AHS-Lehrern aufzufüllen.

In Wien wird zwar über eine Million Euro zur Bewerbung der roten Schulpolitik und des Stadtrats Oxonitsch (jenes Mannes, der glaubt, die Nazis wären schon 1934 in Wien einmarschiert) ausgegeben. Aber in allen Schulen, auch den Pflichtschulen, werden gleichzeitig über Nacht sämtliche Gelder für Übungen und Freifächer gestrichen, weil man sich bei den Planungen am Schulbeginn nicht an die gesetzlichen Vorgaben gehalten hat.

Noch grotesker: In Wiener Pflichtschulen werden neuerdings stundenweise fremde Lehrer auf die Kinder losgelassen, nur damit man deren Kontingent an gratis abzuleistenden Suplierstunden besser ausnutzen kann.

Sie lügen und betrügen an allen Ecken und Enden. Und vor allem dort, wo unseren Kindern Wertvorstellungen vermittelt werden sollten …

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Der Fasching geht weiter

08. März 2011 06:25 | Autor: Andreas Unterberger

Sooft man die täglichen Bemerkungen aus der Spitze von Politik oder Wissenschaft hört, stellt sich die immer gleiche Frage: Haben sie ein intellektuelles oder ein charakterliches Problem? Also: Sind sie primär feig oder dumm? Oder glauben sie an den ewigen Fasching?

Da wagt es Sozialminister Hundstorfer doch tatsächlich zu sagen: Eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters über 65 Jahre hinaus sei „der falsche Zugang“. Zwar erhöht ein europäischer Staat nach dem anderen das Pensionsalter, aber Hundstorfer weiß es halt besser. Und er begründet diese Behauptung, wie wenn er von einem anderen Stern käme, mit der Arbeitslosigkeit. Als ob nicht in vielen Fällen ganz gezielt die Arbeitslosigkeit als Vorstufe für einen frühen Pensionsantritt gewählt wird. Als ob nicht von den Lehrern angefangen längst schon in vielen qualifizierten Bereichen ein wachsender Mangel eingesetzt hätte. Als ob sich in den Arbeitslosenzahlen nicht in hohem Ausmaß Arbeitsunwillige oder Arbeitsunfähige verbergen. Als ob es heute noch in irgendeiner Weise verantwortungsvoll wäre, Politik auf Zuruf der Gewerkschaft zu machen. Als ob nicht Österreichs sogar um weitere fünf Jahre niedriges Frauenpensionsalter heute schon ein unternationales Unikum wäre (auch wenn darüber nie und in der unfassbaren Gehirnwäsche eines Weltfrauentages schon gar nicht geredet wird).

Ähnlich ist offenbar der neue Rektor der Universität Wien willens, Politik auf Zuruf der Hochschülerschaft zu machen. Wagt er es doch glatt zu sagen: „Wir haben nicht zu viele Studenten.“ Solchen Schwachsinn hat man zuletzt nur noch von der ÖH gehört. Statt sich dieser Frage zu stellen, fordert Heinz Engl gleich eine Vervierfachung der Budgetzuschüsse – ausgerechnet – für jeden Publizistik-Studenten von 2000 auf 7000 bis 8000 Euro. Die Universität Wien wird nun wohl endgültig abzuschreiben sein, glaubte man doch, dass schon mit seinem Vorgänger, der die Audimax-Besetzern in ihrem Rechtsbruch noch mit privaten Spenden bestärkt hat, der absolute Tiefpunkt erreicht war.

Aber auch die Lehrergewerkschaft an den berufsbildenden Schulen lässt die gleiche Frage aufkommen. Fordert sie doch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Was naturgemäß nur noch als Provokation empfunden werden kann. Woran auch die gegenläufigen Provokationen der zuständigen Ministerin nichts ändern. Woran auch der Umstand nichts ändert, dass Ministerium und Stadt- bzw. Landesschulräte die Lehrer ständig durch bürokratische Dummheiten und überflüssige Gutmenschaktionen mit zusätzlicher Arbeit eindecken.

Zusätzliche Arbeit für uns alle denkt sich auch gerade der EU-Energiekommissar Günther Oettinger aus: Er will, dass die Energieversorger den Strom nicht mehr einmal pro Jahr, sondern monatlich abrechnen. Wie auch immer das organisiert werden soll: Es schafft sinnlose Bürokratie. Aber wieder wird ein EU-Mensch behaupten, dass er etwas für die Konsumenten getan habe. Was auch immer die davon haben sollen, außer überflüssige Arbeit.

Wer glaubt, dass die Dummheit mit dem Faschingsende ein Ende findet, dürfte sich also gewaltig täuschen.

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Ein weltfremder Gerichtshof

08. März 2011 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Solche Entscheidungen wie die jüngste des Europäischen Gerichtshof tragen massiv dazu bei, das Ansehen der EU zu zerstören. Man darf dabei sogar vermuten, dass der EuGH bei seinem Urteil durchaus populistisch sein wollte: Er hat nämlich verboten, dass Versicherungen für Männer und Frauen unterschiedliche Tarife haben.

Das klingt nicht nur populär, sondern auch gerecht. Warum sollen Frauen denn für private Rentenversicherungen deutlich höhere Beiträge zahlen als Männer, für Ablebensversicherungen oder Kfz-Schadensversicherungen hingegen viel niedrigere? In Wahrheit aber ist nur und genau diese Unterscheidung gerecht. Denn Frauen haben deutlich niedrigere Unfallzahlen und eine deutlich höhere Lebenserwartung. Diese Unterschiede in den Versicherungsprämien abzubilden ist genauso gerecht wie die höheren Versicherungstarife für unfallfreudige Fahrer (beiderlei Geschlechts).

Jede Versicherungsmathematik muss nämlich alle signifikanten Fakten einberechnen: Wenn man einer Frau beispielsweise eine lebenslange Rente ab ihrem 60. Geburtstag verkauft, dann wird sie diese im Schnitt mehr als fünf Jahre länger konsumieren als ein Mann, dem dieselbe Rente versprochen wird. Versicherungen müssen aber darauf aufpassen, nicht bankrott zu gehen. Daher haben sie logischerweise für die Frauen deutlich höhere Beiträge zu dieser Rentenversicherung verlangt als für Männer.

Die staatliche Pensionsversicherung muss sich hingegen nicht vor dem Bankrott fürchten. Sie verlangt daher gleichviel von Männern und Frauen, sie lässt Frauen sogar früher als die Männer in Pension gehen. Nur von einem verlangt sie angesichts solcher Absurditäten nicht gleich viel: nämlich vom Steuerzahler, dem sie alljährlich immer noch tiefer in die Tasche greift.

Jetzt haben offenbar naive Richter geglaubt, man könne auch bei den privaten Renten-Versicherungen dasselbe tun. Irgendwer werde es auch dort schon zahlen. In der Tat gibt es diesen Irgendwer: Mehr zahlen müssen bei Rentenversicherungen künftig die Männer, bei Ablebens- und Kfz-Versicherungen die Frauen.

Wer ans Gegenteil geglaubt hat, also dass durch dieses Urteil Versicherungen billiger würden, versteht nichts von Logik und Mathematik. Denn: Versicherungen müssen tendenziell immer das schlimmste Risiko einkalkulieren. Und mit Sicherheit werden künftig viele Männer ihren Lebensabend über andere Wege abzusichern versuchen als über Lebensversicherungen (die ja ohnedies seit Wegfall der Steuerbegünstigung nicht mehr sehr attraktiv sind und in Zeiten wachsender Inflationsängste schon gar nicht). Noch herrscht ja zumindest in diesem Bereich Vertragsfreiheit. Also müssen die Versicherungen mit einem wachsenden Anteil an langlebigen Frauen rechnen.

Wie kommen solche realitätsfremden Urteile zustande? Nun das hängt nicht zuletzt mit der Zusammensetzung des Gerichtshofs zusammen. Dieser wird nämlich von den Regierungen (Parteien) besetzt und nicht etwa von unabhängigen (richterlichen) Personalkommissionen wie bei den meisten normalen Gerichten. Dabei ist der in Luxemburg residierende EuGH viel wichtiger als jeder österreichische Gerichtshof.

Viele Europaexperten sehen den EuGH sogar im Vergleich zur Europäische Kommission als bedeutender an, auch wenn seine Mitglieder keine Pressekonferenzen oder Vorträge geben oder im EU-Parlament auftreten. Vielleicht hat er sich gerade deshalb als Machtzentrum entwickeln können. Der EuGH hat ja etwa im Gegensatz zu den EU-Verträgen die österreichischen Universitäten gezwungen, in Massen deutsche  Studenten aufzunehmen, obwohl diese daheim nicht für ein Studium qualifiziert waren.

Nur die Politik hat die Bedeutung des EuGH noch nicht begriffen. Unter den Politikern gibt es regelmäßig einen viel intensiveren Wettlauf um den Posten eines EU-Kommissars als um den eines europäischen Richters.

Daher ist es auch bezeichnend, dass die Regierung den österreichischen Sitz beim EuGH mit einer Frau besetzt hat, die davor keinen einzigen Tag ihres Lebens als Richterin gearbeitet hat. Dasselbe gilt übrigens auch für das zweite wichtige internationale Gericht, nämlich den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg (der trotz des Namens nichts mit der EU zu tun hat, sondern dem Europarat untersteht).

Die Politik begreift nicht, dass ihr längst die diversen Oberstgerichte das Handeln abgenommen haben, weil Regierungen und Parlamente immer entscheidungsunfähiger werden. Und die EU begreift nicht, wie sehr ein wenig durchdachter Populismus von Gerichtshof  oder (was noch häufiger ist) Kommission am Ende des Tages die Wertschätzung der Europäer für die EU ruiniert. Und dazu wird nun auch dieses neue Urteil massiv beitragen – spätestens dann, wenn die Versicherungen ihre Kunden über die höheren Prämien informieren. Und über deren Ursachen.

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Fußnote 178: Die RathauspropagandistInnen und die Nazis

07. März 2011 12:57 | Autor: Andreas Unterberger

Der Schwachsinn, für den die Steuerzahler linke Propagandisten zahlen müssen, wird immer hanebüchener. Im Wiener Rathaus ist er aus Tradition besonders schlimm.

Da schreibt doch eine Edith Rudy, die als Mediensprecherin eines Stadtrats Christian Oxonitsch bezeichnet wird, zusammen mit einer Herta Staffa von der "Öffentlichkeitsarbeit der MAG ELF" eine Presseaussendung. Aus der kann man nicht nur ablesen, dass es für jeden Unsinn im Rathaus offenbar gleich zwei Urheber braucht. (Jeder Bezug auf das Geschlecht der Autorinnen und zu den seit Wochen von allen linken Medien geforderten Quoten wäre hier allzu billig). Man entdeckt auch, dass wir im Rathaus sogar den zahllosen Magistratsabteilungen eine eigene Öffentlichkeitsarbeit bezahlen müssen. Es geht an sich um eine Bejubelung jener Marketing-Geschenke diverser Firmen, welche die Gemeinde Wien an neugeborene Kinder verteilt. Aber die beiden Damen bemühen dazu sogar einen historischen Rückblick auf frühere Säuglingspakete. In dem kann man wörtlich lesen: "1934 wurde das kostenlose Säuglingswäschepaket von den Nationalsozialisten abgeschafft." Wieder was Neues gelernt, wie früh die Nazis schon in Wien regiert haben. (Hätten die zwei DummköpfInnen wenigsten plagiiert wie Herr zu Guttenberg, wäre es noch besser gewesen). Aber eigentlich ist der Satz nur eine Umformulierung der einzigen Botschaft des Geschichtsunterrichts, wie er von linken Geschichtslehrern in Wien rund um die Uhr verbreitet wird. Der da lautet: Alles Gute kommt von den Roten und alle anderen sind Nationalsozialisten. Mehr muss ein aufrechter Antifaschist nicht wissen. Hier auch gerne der O-Ton der ganzen Aussendung.

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Drei Volksverdummungs-Begehren

07. März 2011 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Instrument der halb-direkten Demokratie wird endgültig kaputt gemacht. Gleich dreimal zeigen Volksbegehren, dass dieser Weg, sich zu artikulieren, nur noch von rechtlich Ahnungslosen, radikalen Außenseitern und politischen Rattenfängern benutzt wird. Das gilt für das Anti-Euratom-Begehren genauso wie für die Anti-Kirchen oder Pro-Einheitsschul-Initiative.

Von Bürger- und Verantwortungssinn getragene Begehren sind hingegen ausgestorben. Wie es etwa einst jenes zur Reform von Rundfunk und Fernsehens gewesen ist, wo in den 60er Jahren ein totaler Zugriff der Parteien zu einer unerträglich miesen Programmqualität geführt hatte (diese war abgesehen von technischen Unterschieden ungefähr so schlecht, wie sie heute wieder ist).

Hauptschuld am Verfall des Instruments Volksbegehren sind die Parteien, die mit Ausnahme des Rundfunk-Begehrens alle anderen Initiativen entweder ignoriert oder als bloßes Instrument eigener parteipolitischer Agitation benutzt haben. Jörg Haider hat als Oppositions-Führer regelmäßig Volksbegehren zum Start von Zwischenwahlkämpfen gestartet. Die SPÖ macht das jetzt sogar als Regierungspartei durch das Androsch-Begehren. Solche Parteibegehren sind rechtlich eine Absurdität: Denn um einen Antrag im Parlament einzubringen – und mehr bedeutet ja ein Volksbegehren nicht – braucht es lediglich die Unterschrift von ein paar Abgeordneten. Parlamentsparteien können also ohne große Kosten für die Verwaltung rechtlich haargenau Dasselbe erreichen wie ein Volksbegehren.

Das Instrument Volksbegehren ist nur noch dann zu retten, wenn der Verfassungsgesetzgeber (also mindestens drei Parteien) endlich auch den zweiten Schritt setzen: Jedes Volksbegehren, das bestimmte rechtliche Qualifikationen erfüllt, müsste ab einer bestimmten Unterschriftenzahl zwingend einer bindenden Volksabstimmung unterzogen werden. Sonst ist das Instrument endgültig tot. Das zeigt auch der inhaltliche Blick auf jede einzelne der aktuellen Initiativen.

Raus aus Euratom

Dieses Begehren verlangt einen Austritt aus dem Euratom-Vertrag. Über diesen Vertrag reguliert und kontrolliert Europa die friedliche Nutzung der Kernenergie, insbesondere in Hinblick auf die Sicherheitsstandards und Forschung. Ohne diesen Vertrag könnte jedes Land tun und lassen, was es will. Aber nicht nur deshalb wäre ein Austritt aus Euratom auch für Österreich selbstbeschädigend. Denn dieser Vertrag ist längst so sehr mit der gesamten Union verschmolzen, dass ein Austritt aus Euratom zwingend einen Austritt aus der gesamten EU zur Folge hätte.

Offen ist nur, ob die Initiatoren das nicht begreifen, oder ob sie es wissen und bewusst verschweigen. Ein bewusstes Verschweigen wäre dann logisch, wenn der Austritt aus der EU ohnedies das wahre Ziel der Volksbegehrer ist. Ein solches Ziel müssen sie aber verschweigen, weil ein Austritt aus der EU – bei aller mehr als legitimen Kritik an bestimmten Entwicklungen – in Österreich noch nie eine Mehrheit hinter sich gehabt hat. Denn selbst emotional geprägte EU-Kritiker spüren irgendwie, dass das katastrophale Folgen für Arbeitsplätze, Ersparnisse und die dann notgedrungen wieder eigene Landeswährung hätte.

Beim Thema Atom kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Österreich hat ein Atomsperrgesetz, das den Bau von Atomkraftwerken verbietet. Es importiert aber schon seit Jahren regelmäßig Atomstrom aus dem Ausland, weil der heimische Energiebedarf gar nicht anders zu decken wäre. Daher ist der Anti-Atom-Aktionismus im Grund reine Demagogie.

Dazu kommt, dass der (bis auf Zeiten der schweren Rezession) stetig wachsende Strombedarf in Zukunft noch mehr nuklear erzeugte Energie brauchen wird. Denn das Gerede von Alternativenergien wird mit Sicherheit nicht den künftigen Bedarf decken können. Ist doch dessen Deckung ohnedies schon durch die politischen Unsicherheiten der Öl- und Gas-Versorgung bedroht. Ganz abgesehen davon, dass Solar- und Wind-Energie noch auf absehbare Zeit sehr teuer sein werden und gewaltige Zuschüsse von Stromkonsumenten und Steuerzahlern verschlingen.

Das müssten eigentlich auch die Grünen als Haupt-Unterstützer des Begehrens genau wissen. Aber die Grünen wollen offenbar auch in Zukunft immer dabei sein, wenn es Unsinn anzurichten gibt. Allerdings hat sich auch eine Reihe von Landtagen dem Euratom-Begehren angeschlossen – was zeigt, dass die Provinz-Populisten weder von den rechtlichen Rahmenbedingungen noch von der wirklichen Meinung der Bürger eine Ahnung haben. Denn nach allen bekannten Daten findet diese Initiative besonders wenig Unterstützung.

Das Androsch-Volksbegehren

Die von allen linken Medien am stärksten betrommelte Initiative ist jene von Hannes Androsch. Ihr Text ist freilich nur eine langatmige Ansammlung der folgenden drei Elemente, die hier schon ausführlich analysiert worden sind:

Das Wesen des Androsch-Begehrens als reine SPÖ-Gesamtschulinitiative wird auch längst rundum durchschaut, weshalb Androsch auch keinerlei angesehene Unterstützer gefunden hat. Nur eine Organisation scheint das nicht zu durchschauen: die Industriellenvereinigung (IV). Sie unterstützt das Begehren mit der bemerkenswerten Begründung, dass im Text nicht das Wort Gesamtschule vorkomme.

Natürlich sind die Damen und Herrn am Schwarzenbergplatz nicht so blöd, wie man auf Grund solcher Aussagen glauben müsste. Aber sie haben die Crux aller Organisationen mit freiwilliger Mitgliedschaft: Die Industriellenvereinigung ist erpressbar. Einige SPÖ-geleitete Betriebe (sowie etwa ein Wiener Elektronikunternehmer, der ausgerechnet auf das Heide-Schmidt-LIF gesetzt hat) drohten dem IV-internen Vernehmen nach mit Austritt, falls Androsch nicht unterstützt würde. Die IV-Führung und die bürgerlich orientierten Firmen waren hingegen zu lendenlahm, um dieser Erpressung einen Gegendruck entgegenzusetzen. Etwa indem sie ihrerseits austreten, weil die IV Gesamtschul-Initiativen finanziert, während sie kein Geld für bürgerliche Initiativen hat.

Antikirchenvolksbegehren

In mehr als einem Dutzend Punkten glaubten die Initiatoren des Antikirchenvolksbegehrens, Privilegien der Kirche entdeckt zu haben. In Wahrheit kulminiert in ihrem Text ohne jedes Fachwissen der blanke Hass auf die Kirche. Um nur einige Beispiele zu nennen:

Vor allem aber: Der geistige, kulturelle, zivilisatorische Beitrag der Kirche zum gegenwärtigen Österreich und Europa ist – trotz aller Verfehlungen von Kirchenexponenten – hundert Mal bedeutender und positiver als der aller Freidenkervereine und erpresserischer Opferverbände zusammen.

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Sie lügen und betrügen - nur um zu verheimlichen, wie schlecht die Gesamtschule ist

06. März 2011 17:04 | Autor: Andreas Unterberger

In Deutschland ist ein Minister zurückgetreten, weil er höchstwahrscheinlich bei seiner Dissertation gelogen und betrogen hat. In Österreich hingegen denkt eine Ministerin nicht daran zurückzutreten, obwohl in ihrem Bereich noch viel schlimmere Dinge passieren. Dabei geht es da um die Bildungszukunft unserer Kinder. Diese ist für viele Österreicher ein ganz zentrales Thema - während sie an dem erschummelten Titel eines deutschen Ministers nur marginal interessiert sind.

Aber gerade bei den Debatten um die Schulauskunft wird in Österreich manipuliert und geschwindelt, gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Und das Alles nur, weil einige linke Politiker in manischem Gleichheitswahn verhindern wollen, dass leistungswillige und bildungsorientierte Kinder in ihrer Schulbildung rascher vorankommen dürfen als die ihrer eigenen Wählerschaft.

Dazu als weiteren Beleg zwei neue Skandale der roten Schulpolitik. Diese Beispiele sind übrigens bisher noch nie veröffentlicht worden (wofür das Tagebuch halt auf Inserate der Unterrichtsministerin verzichten muss, was es aber angesichts der Unterstützung durch seine vielen Abonnenten gerne in Kauf nimmt).

Schmied-Institut unterdrückt Beweise gegen die Neue Mittelschule

Der erste Skandal beginnt damit, dass Schulen beim Bifie-Institut freiwillig die Mathematik-Fähigkeiten ihrer Schüler testen lassen können. Das Bifie ist jenes ominöse Bildungsforschungsinstitut, das von der Unterrichtsministerin mit viel Steuergeld subventioniert wird und das die umstrittenen Pisa-Tests durchführt. Vor allem aber ist das Bifie ein Institut, das seine Daten nur sehr selektiv veröffentlicht.

Eine österreichische Schule hat ihre Schüler der siebenten Schulstufe diesem angebotenen Test unterzogen. Es bekam auch via Internet ein genaues Testergebnis. Dieses war mehr als überraschend. Weniger wegen des Abschneidens der eigenen Klasse, sondern weil dort zusätzlich auch etwas zu lesen war, was das Bifie sonst streng geheimhält: nämlich ein ganz penibler Vergleich der Ergebnisse aller Schultypen in der gleichen Altersstufe.

Und der auf diesem Umweg bekanntgewordene Erfolg beziehungsweise Misserfolg der einzelnen Typen ist mehr als eindeutig und klar:

An der Spitze liegen die AHS, wo im Schnitt 53 bis 54 Prozent der vom Bifie gestellten Aufgaben gelöst wurden.

Relativ knapp dahinter die erste Leistungsgruppe der Hauptschulen, wo das bei fast 49 Prozent der Beispiele gelang.

Dann klafft ein großes Loch bis zur zweiten Hauptschul-Leistungsgruppe. Dort waren nur noch rund 33 Prozent richtig.

Und erst dann kommen die diversen Arten der Gesamtschule, wo bloß zwischen 25 und 29 Prozent der Aufgaben gelöst wurde.

Dahinter liegt dann lediglich noch die dritte Leistungsgruppe der Hauptschule mit 22 bis 23 Prozent.

Das ist ein für die Gesamtschulen absolut katastrophales Ergebnis, das für Statistiker massiv signifikant ist.

Dieses Ergebnis macht freilich auch die ÖVP-Politik ein wenig fragwürdig, die zwar lobenswerterweise die AHS retten will (was alleine auf Grund dieser nun bekannten Zahlen auch mehr als gerechtfertigt ist), die aber die gute und ebenfalls rettenswerte Hauptschule durch die nachweislich schlechtere „Neue Mittelschule“ ersetzen will. Die noch dazu viel mehr kostet.

Das Ergebnis ist so massiv signifikant, dass es psychologisch auch mehr als nachvollziehbar ist, warum die gesamtschulfanatische Unterrichtsministerin es mit allen Mitteln geheim halten will. Der damit bewiesene Unterschied der Ergebnisse zwischen den einzelnen Schultypen soll auf keinen Fall bekannt werden. Claudia Schmieds Helfershelfer im Bifie verwenden daher normalerweise die absurdesten Ausreden, weshalb sie die Pisa-Ergebnisse nicht heruntergebrochen auf die einzelnen Schultypen veröffentlichen. Aber irgendwann bricht die Wahrheit doch durch, und sei es nur durch eine offensichtliche Panne.

Dass es ein unbeabsichtigte Panne war, ist eindeutig. Denn zu diesem die gesamte SPÖ-Argumentation über den Haufen werfenden Ergebnis gibt es noch einen Folgeskandal: Wenige Wochen nach dem Test waren die Daten für die einzelnen Schulen plötzlich aus jenem Link verschwunden, den die getestete Schule zuerst vom Bifie bekommen hatte.

Pech der Manipulatoren: Die Lehrer hatten schon vorher eine Kopie der Bifie-Daten heruntergeladen, die dem Tagebuch vorliegt.

Da bleibt nur noch eine Frage offen: Wenn schon der Vergleich mit Guttenberg Frau Schmied oder zumindest die Leitung des Bifie nicht zum Rücktritt veranlasst, dann sollte es zumindest die noch viel engere Parallele zu Griechenland tun: Auch dort hat man jahrelang mit falschen Statistiken die Öffentlichkeit angelogen, bis dann das ganze System implodiert ist.

Freilich: Vorerst rennen noch immer rote und grüne Propagandisten herum (und skurrilerweise auch orange), die behaupten, dass die AHS und Hauptschulen bei Pisa nicht signifikant besser abschneiden würden als die Gesamtschule. Ohne irgendeinen Beweis in der Hand zu haben. Den es, wie wir nun wissen, auch gar nicht gibt.

Erpressung auf burgenländisch

Ein weiterer Skandal rund um die „Neue Mittelschule“ spielt sich im Burgenland ab. Dort gibt es eine sehr engagierte Vertreterin aller burgenländischen Eltern von der Volksschule bis zur AHS namens Dr. Susanne Schmid. Sie hat zum Unterschied von den Landeselternvertretern anderer Bundesländer weder einen Schreibtisch noch einen Kopierer oder eine sonstige Infrastruktur zur Verfügung – obwohl ihre Funktion sogar im Gesetz verankert ist.

Das könnte man aber noch als eine etwas kleinliche Form der Sparsamkeit eines kleinen Landes ad acta legen. Die dynamische Frau Schmid – wohlgemerkt ohne „ie“ – hat aber dennoch reihum Briefe geschrieben und um bessere Arbeitsinstrumente als lediglich ihr privates Handy ersucht. Schließlich bekam sie von einem Mitarbeiter des Landeshauptmannes eine unglaublich skandalöse Antwort. Diese ist nur noch als Erpressung und Amtsmissbrauch auf burgenländisch zu qualifizieren. Ich würde mich übrigens freuen, wenn mich der Herr Horvath für diese Qualifizierung klagen sollte. Wobei er wenigstens den Restanstand haben sollte, die Anwaltskosten nicht vom Steuerzahler tragen zu lassen.

Am besten gebe ich seinen Brief an die Elternvertreterin Schmid einfach im Wortlaut wieder, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, wie im Burgenland mit Bürgern umgesprungen wird:

„ . . . Seit unserem Gespräch am 12. Jänner 2011 haben wir selbstverständlich Überlegungen angestellt, wie wir eine hilfreiche Unterstützung dem Landesverband der Elternvereine zukommen lassen können. Das setzt jedoch voraus, dass es wirklich zu einer unmissverständlichen Zusammenarbeit zwischen Land, Landesschulrat, Schulvertretern und Elternvertretern kommen kann.

Mit Bedauern musste seitens des Landesschulrates festgestellt werden, dass diese Kooperation leider nicht in optimaler Weise gewährleistet ist. In Hinblick auf die strategische Ausrichtung der Schule (Umsetzung einer flächendeckenden Mittelschule im Burgenland) ist unsererseits nicht nachvollziehbar, welche Position dabei der Landesverband der Elternvereine einnimmt. Das Ministerium für Unterricht und Kunst - unter Einbezug vieler Experten, Pädagogen, Schulvertreter und Elternvertreter haben eindeutig die überwiegenden Vorteile einer Mittelschule dargestellt. Das Burgenland ist auch Musterbundesland bei der Umsetzung dieser neuen Schulausbildung. Der demokratische Dialog in unserem Land lässt natürlich eine sehr fachliche und sachliche Diskussion zu. Dieser wurde auch mit Sicherheit geführt bzw. wurden alle Vor- und Nachteile einer Mittelschule beleuchtet. Auf Grund dieser Diskussion hat sich dennoch herausgestellt, dass der neue Schultyp einer Mittelschule in die richtige Entwicklung geht.

Beim „Herzstück“ der Bildungsreform, der Umsetzung der Neuen Mittelschule, gibt es weitere wichtige Entwicklungen. Die nötigen Abstimmungen unter Eltern und Lehrern sind in jenen acht Hauptschulen, die seit dem Vorjahr auf der Warteliste stehen, durchwegs positiv ausgegangen. Konkret betrifft das die Hauptschulen: St. Michael, Stegersbach, Pinkafeld, Kohfidisch, Großpetersdorf, Rust, Neusiedl/See, Theresianum Eisenstadt. Dieses Ergebnis zeige, wie groß die Akzeptanz für dieses neue Schulmodell mittlerweile ist. Deswegen wäre es auch mittlerweile angebracht, dass sich auch die burgenländischen Vertreter des Landesverbandes der Elternvereine auf diese Entwicklungen einstellen. Zu meinem Bedauern ist dies beim Landesverband im Burgenland noch nicht erfolgt. Ich finde es daher weder passend noch die Meinung der Experten, Lehrer und Eltern vertretend, wenn der Landesverband in ihrer Person diese Entwicklung öffentlichkeitswirksam ablehnt.  
Bevor wir in eine gute Kooperation eintreten
, würde es mich freuen, wenn sie sich auch mit den genannten Anregungen auseinandersetzen. Ich glaube, dass nicht nur eine optimale Elternvertretung im Burgenland wichtig ist, sondern dass als Basis eine einheitliche Bildungsstrategie vorherrschen sollte.
Mit besten Grüßen
Harald Horvath“
(Unterstreichungen und Fettungen durch das Tagebuch)

Hier sei gar nicht auf den nur selten siegreichen Kampf mit der deutschen Sprache eingegangen, der im Vorzimmers des burgenländischen Landeshauptmanns tobt (und in dem auch der dort für Bildung(!) zuständige Mann heillos untergeht). Der viel größere Skandal ist das unglaubliche Verständnis von Demokratie, das bei SPÖ und im Burgenland herrscht. Die Botschaft dieses Briefes ist ja über jeden Zweifel erhaben und sonnenklar: Der gesetzliche Landesverband bekommt erst dann die übliche Infrastruktur, wenn er die Meinung der Partei vertritt, die ja bisher (zum Glück) keineswegs die Meinung des Gesetzgebers geworden ist. Bisher dachte ich, dass es so einen Druck nur in totalitären Systemen geben kann. So kann man sich täuschen.

In einer wirklichen Demokratie müsste es allein auf Grund der beiden hier aufgezeigten Skandale Rücktritte geben. Freilich, bei uns in Österreich . . .

PS:  Einen halben, aber dennoch erfreulichen Rücktritt gibt es wenigstens in der ÖVP. Dort wurde die nervlich wie intellektuell schwer überforderte Wissenschaftsministerin Karl ihrer Kompetenzen in Sachen Schule entbunden. Nur ein kleines Beispiel ihrer Überforderung: Sie wusste im Vorjahr bei einer Diskussion ihre Unterstützung für die Gesamtschule nur damit zu begründen, dass sie ja auch selbst in eine Hauptschule gegangen sei. Was zeigt, dass sie den Unterschied zwischen der wirklich differenzierenden Hauptschule (die noch dazu am Land exzellent ist) und der Realität der überhaupt nicht differenzierenden Gesamtschule in keiner Weise begriffen hat. Oder dass sie den Unwahrheiten der Claudia Schmied in allzu steirisch-naiver Art geglaubt hat. Noch erfreulicher ist, dass Karls Nachfolger als Schulsprecher jemand ist, der es sogar gewagt hat, sich für die Wiedereinführung der Aufnahmsprüfung einzusetzen.
Im Sinne einer Klärung der Positionen wäre es jetzt übrigens auch empfehlenswert, wenn die Herren Leitl, Schilcher und Salcher ganz offiziell um ein rotes oder grünes Parteibuch ansuchen (ein oranges wäre vielleicht nicht langlebig genug). Das würde der ÖVP wieder viele Wähler zuführen.

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Der Tag, an dem die Regierung zu regieren aufhörte

06. März 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist wohl der bezeichnendste Tag im Leben dieser Bundesregierung. Ganz versteckt am Faschings-Wochenende, an dem die Menschen nicht sehr intensiv an die Politik denken, ist er plötzlich da. Gezielt sang- und klanglos.

Es ist nämlich der Tag gekommen, an dem die Bemühungen um ein neues Beamtendienstrecht  regierungsoffiziell beendet worden sind. Man tut nicht einmal mehr so, als ob man sich um eine Reform bemühen würde. Wir haben also nicht einmal mehr theoretisch die Chance auf einen frischen Wind, auf ein stärkere Berücksichtigung von Leistung im öffentlichen Dienst, auf eine Erleichterung der Möglichkeiten für Bund und Länder, sich so so wie private Arbeitgeber von faulen, unfähigen, korrupten oder subversiven Mitarbeitern zu trennen, auf eine Neuregelung, durch die man Beamte und Vertragsbedienstete, die man im Bereich A absolut nicht mehr braucht, ohne Probleme künftig in einem zumutbaren Bereich B einsetzen kann.

Diese Dienstrechtsreform wäre zum Unterschied von der zumindest von der SPÖ betriebenen endgültigen Zerstörung des Bildungssystems und des Bundesheeres wichtig und notwendig gewesen.

Das ist absolut deprimierend. Aber fast noch schlimmer ist: Keine einzige unserer Parteien – ob in Regierung oder Opposition – hat ein genaues Konzept, wie man diesen Mühlstein Öffentlicher Dienst auf die Dimensionen des 21. Jahrhunderts redimensioniert. Dabei wird in der Stunde Griechenland – also wenn es bei uns so weit ist – über Nacht ein solches Konzept dringend notwendig sein.

Österreich braucht gute und motivierte Beamte. Aber es braucht keine Mandarinenklasse, die sich über das gewöhnliche Volk erhaben dünkt, die überwiegend nur an sich denkt.

Mit wachsender Nostalgie muss man da an die schwarz-blauen Zeiten zurückdenken, als noch mit Zähigkeit und Energie wider alle Widerstände auch in den eigenen Reihen um Reformen gekämpft worden ist, von denen letztlich sehr viele dann doch umgesetzt worden sind – wenn auch noch immer viel zu wenige und manches nur mit faulen Kompromissen. Mit Reformen sind natürlich nicht Beschlüsse jener Art gemeint, die sich die jetzige Regierung als einziges an den Hut heften kann, nämlich Beschlüsse, durch die noch mehr des nicht vorhandenen Geldes ausgegeben wird.

Aber Schwarz-Blau/Orange war für die sogenannten Intellektuellen des Landes ja sowieso abgrundtief schlecht, was für diese die Medien beherrschenden Menschen schon dadurch endgültig bewiesen ist, dass Karl-Heinz Grasser 18.000 Euro zu wenig Steuern bezahlt hat. Das sind übrigens die gleichen "Intellektuellen" unter Führung eines Robert Menasse, die derzeit reihum Unterschriften für den Museumsdirektor Noever sammeln, den man doch nicht gleich feuern solle, nur weil er ein bisschen in die Kassa gegriffen hat. Dass bei Noever die Schadenssummen eine Null mehr als der von Grasser zurückgezahlte Betrag haben, tut doch nichts zur Sache. War Noever doch einer der tapfersten Vorkämpfer gegen Schwarz-Blau.

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Die Korruption geht munter weiter

05. März 2011 01:51 | Autor: Andreas Unterberger

Die halbe Wahrheit ist schlimm genug: Die neuen Zahlen über die Bestechungsinserate der Politik sind aussagekräftig – und sagen doch noch lange nicht alles.

Im Schnitt haben die untersuchten österreichischen Tageszeitungen zuletzt schon zwölf Prozent ihres Anzeigenumsatzes mit öffentlichen Institutionen, staatsnahen Firmen und Parteien gemacht. Das hat der VÖZ, der Verband Österreichischer Zeitungen, nun interessanterweise selber veröffentlicht. Das ist schon an sich ein schlimmer Wert: Denn jeder, der sich nur halbwegs im Verlagsgeschäft auskennt, weiß, welche Abhängigkeiten bei einer solchen Dominanz einer einzigen Inserentengruppe entstehen.

Noch schlimmer ist, wenn man sich die einzelnen Zeitungen ansieht: Bei der Kronenzeitung ist dieser Wert 13, bei „Österreich“ sogar 19 Prozent und bei „Heute“ unfassbare 28 Prozent. Mit anderen Worten: Alle Österreicher und vor allem Wiener, die glauben, ihnen werde da etwas geschenkt, haben sich ihren U-Bahn-Begleiter über ihre Steuern, Fahrscheine, Stromgebühren usw. in einem hohen Ausmaß selbst finanziert.

Daher ist es auch kein Wunder, dass der plötzliche unfreiwillige Abgang des „Heute“-Chefredakteurs zu – natürlich nicht beweisbaren – Spekulationen über einen politischen Grund geführt haben. Waren doch in dem stark verbreiteten Blatt in den letzten Monaten einige dort ungewöhnliche Beiträge zu lesen gewesen. Dort wurde insbesondere der Selbstverteidigungsminister Darabos heftig attackiert. Es wurden auch einige Subventionsmissbrauchs-Skandale aus dem Dunstkreis des Wiener Rathauses enthüllt. Auch wenn offiziell ganz andere, nichtssagende Gründe für seinen Hinauswurf genannt werden, so wäre es doch zumindest naheliegend, dass Rathausgewaltige den (sich hinter einem Treuhänder versteckenden) Blatteigentümern signalisiert haben, dass bei einer solchen Berichterstattung der Inseratenstrom aufhören könnte. Jedenfalls war der Chefredakteur nach diesen Ansätzen einer unabhängigen Berichterstattung seinen Job los. Obwohl er ja früher durchaus brave SPÖ-Nähe gezeigt hat.

Aber zurück zu den vom VÖZ veröffentlichen Inseraten-Aufstellungen. Da keine Zeitung ihre wahren Umsätze verrät, wurden bei dieser Messung einfach die „Brutto-Werte“, also schlicht die Inseraten-Tarife multipliziert mit der Inseraten-Fläche verwendet. Jedoch wird in der ganzen Inseraten-Branche wie wild geschleudert. Wer nur 20 oder 30 Prozent Rabatt bekommt, hat schlecht verhandelt.

Lediglich eine Gruppe von Inserenten handelt so gut wie gar nicht: nämlich die öffentliche Hand. Sie tut dies vor allem dann nicht, wenn der Zweck des Inserats gar nicht primär die Werbung für ein Ministerium, einen ÖBB-Bahnhof oder einen Wiener Infrastrukturmonopolisten ist, sondern die Beeinflussung der – scheinbar unabhängigen – restlichen Berichterstattung der Zeitung. Daher wird von politischen Auftraggebern in der Regel mehr oder weniger der volle Tarif bezahlt.

Das heißt aber mit anderen Worten, dass der 12-prozentige Anteil der öffentlichen Hand sich nur auf die reine Inseratenfläche bezieht. In Hinblick auf die wahren Umsätze ist er naturgemäß viel größer. Denn die inserierenden Banken oder Handelsunternehmen feilschen natürlich mit großer Professionalität.

Aber auch das ist noch nicht die ganze Wahrheit: Denn die sogenannten Druckkostenbeiträge sind – aus welchen Gründen immer – vom Zeitungsverband in diese Aufstellung gar nicht aufgenommen worden. Und in diesem Bereich haben die öffentlichen Zahler mit Sicherheit einen noch viel höheren Anteil.

Dabei sind diese Druckkostenbeiträge vom journalistischen Ethos noch viel problematischer als Anzeigen (sofern diese als solche erkennbar sind): Denn da kauft sich ein Ministerium ganz direkt einen bestimmten Inhalt; dieser tritt dem Leser aber als scheinbar ganz unabhängige redaktionelle Berichterstattung gegenüber. Und nur wirkliche Profis finden dann auf einer einzigen Seite beispielsweise einer umfangreichen Forschungsbeilage (um nur einen Typus solcher "Kooperationen" zu nennen) den versteckten Hinweis, dass da ein Ministerium einen Druckkostenbeitrag gezahlt hat. Oder dass die Beilage in Zusammenarbeit mit diesem Ministerium entstanden ist.

In anderen Ländern weiter westlich wäre das alles längst als massive Untreue und Offizialdelikt vom Korruptionsstaatsanwalt aufgegriffen worden; und wegen der Verletzung des Mediengesetzes, das auch bei solchen „Kooperationen“ eine saubere und umfassende Kennzeichnung verlangt, vor dem Medienrichter.

Jetzt aber kommt ein Gesetz, das zur halbjährlichen Veröffentlichung der diesbezüglichen Ausgaben von Bundes- und Landes-Regierungen sowie von öffentlichen Betrieben zwingt. Klingt gut oder?

Leider nicht wirklich. Dieses Gesetz sieht nämlich weiterhin keine Begrenzung der politischen Werbeumsätze vor. Diese aber haben sich auf Bundesebene (samt ÖBB!) seit dem Eintritt von Werner Faymann in die Bundesregierung vervielfacht. Auch das „Spar“-Budget erzwingt keine Kürzung. Mit anderen Worten: Nachdem ja schon die bisherigen Inserate und Druckkostenbeilagen in aller Öffentlichkeit stattgefunden haben, wird man sich nur wenig genieren, wenn halt irgendwo auf einer Homepage dann auch der bezahlte Betrag steht. Da werden höchstens die Familie Fellner und die Familie Dichand genau schauen, dass der jeweils andere Clan nicht mehr bekommt als sie selber.

Das Gesetz sieht auch weiterhin keinen Zwang zur inhaltlichen Überprüfung der Notwendigkeit einer Information der Bürger durch die öffentliche Hand vor. Das könnten sehr leicht halbwegs unabhängige Gremien wie etwa der PR- oder Werberat machen. Wenn man schon annimmt, dass in bestimmten Fällen die Notwendigkeit einer Information durch die Politik gegeben sein könnte.

Auch sieht der Regierungsentwurf keine Ausschreibung der regierungsnahen Schaltungs- und Werbearbeit vor, die ansonsten bei jedem größeren öffentlichen Auftrag vorgeschrieben ist. Wenngleich man darauf hinweisen muss, dass die Regierung Faymann-Pröll skandalöserweise die Schwelle deutlich angehoben hat, ab der öffentliche Aufträge ausgeschrieben hat. Was die Steuerzahler teuer kommt, aber niemanden wirklich interessiert. Für jede Markenartikelfirma ist es jedenfalls eine selbstverständliche Routine, nur professionelle Schaltagenturen mit der Aufgabe zu betrauen, einen möglichst hohen Werbewert in der gewünschten Zielgruppe zu einem möglichst niedrigen Preis zu erzielen.

Aber nicht doch die Regierung. Trotz allem werden sich alle Beteiligten rühmen, wie hart sie gegen die eigene Korruption vorgingen. Diese aber wird in kaum veränderter Form munter weitergehen.

Erzählt man das Alles ausländischen Politikern oder Branchenexperten, dann schütteln sie den Kopf und höhnen: „Jetzt wissen wir, warum der Balkan schon in Wien beginnt.“

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Fußnote 176: Ein Plagiat zum Thema Plagiate

04. März 2011 14:59 | Autor: Andreas Unterberger

Ein doppeltes Plagiat zum Thema Plagiate.

Alle reden derzeit über das Phänomen Plagiate. Jedoch musste ich entdecken: Alles was es zum Thema Plagiate zu sagen gibt, hat Egon Friedell in der „Kulturgeschichte der Neuzeit“ bereits gesagt. Daher sei sein diesbezüglicher Text hier frech plagiiert. Da ich mich nunmehr des Plagiats schuldig gemacht habe, verzichte ich bis auf weiteres auf die Führung des Titels Doktor.

Entschuldigen muss ich mich, dass der Leser dieses zum Abschreiben allzu ausführliche Zitat nur in Form eines Links lesen kann. Aber köstlicher kann man sich über die große Aufregung rund um das Thema Plagiate gar nicht lustig machen. Besteht doch auch die von aufgeregten Wissenschaftlern ständig behauptete immer raschere Vermehrung des menschlichen Wissens in einem immer leichter Werden des Kopierens in all seinen technischen Formen. Und je schärfer und aufgeregt die Wissenschaft sich über den - wohl allzu eitlen - Freiherrn zu Guttenberg errgegt, umso schärfer wird der Blick darauf, was denn akademische Schreibarbeiten eigentlich wirklich wert sind. Denn sooft ich eine Dissertation oder Diplomarbeit in Händen hatte, habe ich sie entweder nicht verstanden (etwa weil Naturwissenschaftler halt in einer nicht mehr allgemein verständlichen Fachsprache kommunizieren) oder sie waren oft langweilig, unoriginell und eine jede Festlegung meidende Aneinanderreihung von Zitaten. Noch nie habe ich sie jemandem mit den Worten weitergegeben "Lies das". Und ich habe sie auch noch nie mit solchen Worten in die Hände bekommen.

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SN-Kontroverse: Ist Frauentag notwendig?

04. März 2011 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Zum 8. März: Ist der internationale Frauentag (noch) notwendig?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

So lange wie nötig

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 

So lange sexuelle Übergriffe in bewaffneten Konflikten von der UNO als „Privatangelegenheit" und nicht als Menschenrechtsverletzungen behandelt und als „außergewöhnliche Vorkommnisse" an die nationale Gerichtsbarkeit delegiert werden.

So lange Zwangsprostitution nicht als Sklaverei geächtet und häusliche Gewalt nicht als Folter gewertet wird. So lange Zwangsheirat, Ehrenmorde, gezielte Abtreibungen an weiblichen Föten, Infantizid an weiblichen Säuglingen, weibliche Genitalverstümmelung in vielen Ländern der Welt selbstverständliche Praxis sind. So lange Mädchen das Recht auf Schulbildung verweigert wird. So lange Arbeit und Armut weiblich sind. So lange in Österreich Frauen ein Viertel weniger verdienen als Männer - bei gleichwertiger Qualifikation und gleichwertiger Arbeit.

So lange in einem der reichsten Länder der Welt das Verarmungsrisiko für Frauen um ein Viertel höher ist als bei Männern. So lange Frauen in atypische und prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrängt werden. So lange vier von zehn unselbstständig erwerbstätigen Frauen in Teilzeitjobs tätig sind. So lange Frauen ein Drittel der unentgeltlichen Arbeit leisten. Solange die Pflegearbeit zu 80 Prozent von Frauen erledigt wird. So lange Frauen aufgrund ihres Geschlechts lukrative Posten vorenthalten werden.
 
So lange in den heimischen Unternehmen kaum Frauen an der Spitze zu finden sind. So lange Frauen als Geschäftskundinnen bei Banken schlechtere Chancen auf einen Kredit haben und oft nachteiligere Konditionen bekommen. So lange im Nationalrat nur 27,9 Prozent der Abgeordneten weiblich sind und Österreich bei der Geschlechtergerechtigkeit abrutscht statt aufzuholen: Ja - so lange ist der internationale Frauentag nötig, um auf Benachteiligungen und schreibendes Unrecht hinzuweisen.


Diskriminiert sind die Männer

Andreas Unterberger

Tag der Zöllner, Tag der Muttersprache: Von allen PR-Tagen ist der Weltfrauentag der erfolgreichste. Überflüssig sind sie wohl alle.

Die Weltfrauentag-Ideologen fingieren noch immer eine Diskriminierung der Frauen. Was in Österreich absurd ist. Auch bei den neuerdings viel zitierten Aufsichtsräten hat jede der wenigen Frauen, die sich dafür interessieren und anstrengen, im Schnitt viel bessere Chancen als einer der vielen Männer, die sich interessieren und anstrengen.

Die ebenfalls ständig kolportierten höheren Einkommen von Männern sind Folge von Überstunden, von Karriere-Ehrgeiz und der Tatsache, dass Frauen Ausbildung und Job weniger nach Verdienstchance als nach der Freude am Beruf aussuchen. Was nachvollziehbar ist, aber nicht bejammert werden sollte

Ansonsten trifft man reihum nur auf gravierende Nachteile der Männer: Sie sterben im Schnitt um fünfeinhalb Jahre früher als Frauen, haben aber absurderweise laut Gesetz ein um fünf Jahre späteres Pensionsantrittsdatum. Sie verlieren den Großteil der Prozesse um Kinderobsorge. Sie müssen zum Bundesheer oder Zivildienst, Frauen nicht. Männer sind viel öfter arbeits- und/oder obdachlos. Sie leiden mehr als Frauen an Alkohol- und vielen anderen Krankheiten. Sie haben die schwerere Arbeit und mehr Berufsunfälle. Junge Burschen sind angesichts des im Bildungssystem dominierenden Feminismus desorientiert und haben wachsende Drop-Out-Raten

Zunehmend tut sich auch die EU kräftig bei der Männerdiskriminierung hervor: Sie verbietet jetzt, dass Männer für Lebensversicherungen weniger zahlen als Frauen (versicherungsmathematisch eine logische Folge der geringeren Lebenserwartung). Künftig müssen sie so viel wie die Frauen zahlen, aber kein Institut kann die Versicherungsbeiträge reduzieren: Denn sonst ginge es bankrott, falls mehr Frauen bei ihm Verträge abschließen.
Hoch die EU, Hoch der Weltfrauentag, Hoch die Dummheit.

 

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Grob fahrlässiger Keynes-Missbrauch

03. März 2011 01:03 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich und viele andere Länder erfreuen sich fast einem Jahr einer Hochkonjunktur. Das gilt für jene Staaten nicht, die zu viele Schulden haben. Was auch die Boomstaaten zur Vorsicht mahnen sollte.

Für kräftigeres Sparen eintreten sollten aber auch alle (Neo-)Keynesianer, die in der jüngsten Krise besonders laut zusätzliche Staatsverschuldung verlangt haben. Dabei bleibe einmal ausgeklammert, ob dieses Rezept von John Maynard Keynes überhaupt richtig ist, was ja eine wachsende Gruppe von Ökonomen bezweifelt; deren Studien zeigen nämlich, dass „keynesianische“ Staatsverschuldung keine zusätzliche Ankurbelungskraft mehr ausübt; dass die Konjunktur von ganz anderen Faktoren abhängt; dass es also ein Fehler ist, wenn sich die Staaten in Krisenzeiten über die Wirkung der „automatischen Stabilisatoren“ hinaus verschulden (darunter versteht man das Entstehen von Defiziten durch krisenbedingt automatisch geringere Steuereinnahmen und höhere Arbeitslosengelder).

Aber selbst wenn Keynes recht hätte, fällt auf, dass seit einigen Monaten niemand mehr von seinen Rezepten redet. Die schuldensüchtige Politik beruft sich nämlich immer nur in Krisenzeiten auf ihn, ignoriert aber, dass Keynes für Boomzeiten Budget-Überschüsse verlangt, damit man dann in der Krise nach seinen Rezepten Defizite machen kann.

Die Gegenspieler von Keynes – von Friedman bis Hayek bis Mises – sehen Defizite noch viel kritischer als er. Das heißt aber: Welcher Theorie man auch immer glaubt, spätestens in den Budgets 2011 hätten Bund wie Länder wie Gemeinden Überschüsse planen müssen. Also echte Überschüsse und nicht nur das sogenannte Maastricht-Ziel eines „bloß“ dreiprozentigen Defizits.

Nur ein echter Abbau von Schulden hält das Vertrauen der Anleger in Staat und Anleihen aufrecht. Nur ein solcher Schuldenabbau garantiert, dass Österreich nicht in der nächsten Krise, wie etwa zuletzt Griechenland, im absolut dümmsten Zeitpunkt Steuern erhöhen und Ausgaben streichen muss. Die nächste große Krise kommt jedoch bestimmt.

Die Politik behauptet jedoch: Österreich leide noch unter den Folgen der Krise; und es genüge ja, wenn der Staatshaushalt über den Konjunkturzyklus ausgeglichen sei. Beide Argumente sind falsch, ja bewusste Lügen. Denn die Arbeitslosigkeit sinkt schon seit einem Jahr. Konsum und Exporte boomen in unerwarteter Heftigkeit. Und diese „Konjunkturzyklus“-Theorie hat noch nie funktioniert: Sie hat immer nur – wie etwa in den Boomjahren vor 2008 – dazu geführt, dass der Defizitabbau stets noch weiter hinausgeschoben wird.

Es gibt keine einzige Konjunkturprognose, die Österreich für die nächsten fünf Jahre ein höheres Wachstum als das von 2010 oder 2011 prophezeit. Dennoch hat Österreichs Politik auch für 2011 ein sattes Defizit geplant und klopft sich sogar auf die Schulter, nur weil es nicht noch höher ist. Dabei ist sie grob fahrlässig.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Huren, Heuchler, Harfenspieler

02. März 2011 01:34 | Autor: Andreas Unterberger

Alle geben sich reihum empört: Ein Wiener Baumeister lädt eine europaweit bekannte italienische Prostituierte als Begleitung zum Opernball. Über den Herrn Baumeister braucht man nicht viele Worte zu verlieren, über die Empörten schon, weil sie jedes Mikrophon zum Transport ihrer Entrüstung benutzen.

Da ist etwa der ORF, der öffentlich die Nase rümpft. Es ist ja schön und gut, wenn sich der ORF plötzlich wieder als öffentlich-rechtliche Anstalt und nicht mehr nur als SPÖ-Außenstelle empfinden sollte. Nur: Weshalb hat derselbe ORF in den vergangenen Jahren regelmäßig breit über die oft kaum weniger halbseidenen früheren Gäste jenes Vorstadtbaumeisters berichtet und ihm damit mehr Gratis-PR gemacht, als er jemals bezahlen könnte? Und wenn der ORF neuerdings auf Geschmacklosigkeiten verzichten will, warum spielt der Staatsfunk dann selbst mit dem empört-neugierigen Schlüsselloch-Voyeurismus der Menschen und brüstet sich eines Mann-Mann-Tanzpaares (das zugleich auch noch eine politische Schwulenpropaganda abzieht)? Da ist dann plötzlich von Anstand und Noblesse keine Spur zu finden.

Eine ziemlich widerliche Heuchelei.

Kaum sympathischer sind die Veranstalter des Balles selbst, die sich fast alljährlich über den Baumeister erregen. Die ihm aber doch regelmäßig – wenn auch mit angeblichem Widerwillen – eine Loge vermieten, obwohl sie schon mehrfach angedroht haben „Nie wieder“.

Das ist eine reine Schmierenkomödie. Die Ballveranstalter wissen, dass mit den Tratschspalten-Promis des Baumeisters die Printmedien viel Stoff zur Berichterstattung haben, ohne welche die Veranstalter nicht auszukommen glauben.

Wie? Die Opernballmacher wollen diese Berichterstattung gar nicht? Sie wollen einen noblen Ball der Künstler, der Politik, der Wirtschaft, der reinen Prominenz?

Dann bräuchten sie nur das zu machen, was etwa das Techniker-Cercle im Musikverein macht: keine Pressekarten, kein Fernsehkameras, keine Medienphotographen. Kein Wunder, das das Techniker Cercle als wirklich vornehmer Ball gilt. Etwas, von dem der Opernball längst nur noch träumen kann.

PS: Ich war noch nie am Opernball, obwohl ich kein Ballgegner bin, sondern seit meiner Studentenzeit jedes Jahr einige besuche. Und ich freue mich immer darüber, wenn sich junge (und ältere) Menschen schön machen, elegant tanzen und sich gut benehmen können. Was auf dem Opernball offenbar eine Seltenheit geworden ist. Und was es in dieser Eleganz außerhalb Wiens überhaupt nirgendwo gibt.

PPS: Anstelle einer Abhandlung über Prostitution die nachdenkliche Frage: Sind die restlichen Besucher des Balles (welchen Geschlechts auch immer) moralisch durchwegs so viel höherstehend als die Ex-Gespielin von Silvio Berlusconi? Die macht wenigstens kein Geheimnis daraus, wie sie ihr Geld verdient.

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Guttenbergs Abtritt

01. März 2011 11:00 | Autor: Andreas Unterberger

Letztlich ist der nunmehriger Rücktritt des deutschen Verteidigungsministers zu gleich überraschend wie unvermeidlich gewesen: Wieder muss ein Strahlemann der Politik gehen. Er war zu ehrgeizig, hat an der Universität massiv geschwindelt und ist jetzt im Nachhinein erwischt worden.

Der Rücktritt ist für ihn sicher eine Befreiung, wohl auch für die deutsche Regierung. Denn die Vorwürfe wären immer heftiger geworden. Von Tag zu Tag haben emsige Ameisen immer mehr Stellen zusammengetragen, die zeigen, dass Karl-Theodors zu Guttenbergs Dissertation eine unglaubliche Summe von Abschreibarbeiten ist.Was ihm wohl selber am Anfang gar nicht bewusst gewesen ist, denn - so muss man heute wohl überzeugt sein - der wackere Freiherr hat die Dissertation von Anfang bis Ende fremdarbeiten lassen. Und er hat sich dabei so schlampiger Helfer bemüht, die unzählige Passagen abgeschrieben haben, ohne eine Quelle zu nennen und ohne sich die Mühe zu machen, gestohlene Gedanken wenigstens durch eigene Formulierungen zu tarnen. Wäre das Ganze nicht ein Betrug mit ihm als Haupttäter, könnte Guttenberg wohl jetzt das Honorar zurückfordern, dass er seinen Helfern gezahlt hat.

Vom moralischen Standpunkt aus ist es zweifellos richtig, dass er zurücktritt. Für die schwarz-gelbe Regierung ist es jedoch - trotz der anhaltenden Unterstützung für Guttenberg durch die "Bild"-Zeitung - eine Katastrophe. Begann sie sich doch endlich von den Rückschlägen zu erholen, die sie erlitten hat, als Angela Merkel im vorigen Mai allzu leichtfertig den deutschen Steuerzahler für die griechische Schuldenwirtschaft und dann auch noch für jene anderer Länder in die Pflicht genommen hat. Dazu kommt, dass beim nächsten EU-Gipfel bald der nächste Image-Verlust für Merkel droht, weil die Deutschen (wie die Österreicher, denen das aber offenbar wurscht ist) noch mehr Geld für Rettungsschirme und ähnliche Dummheiten zahlen müssen.

Das ist in Wahrheit viel problematischer als die Frage, wieweit ein Minister auf der Uni oder in der Schule geschwindelt hat. Denn das haben schon Tausende in ähnlicher Weise getan. Man studiere nur die Anzeigen, mit denen "Hilfe" beim Erarbeiten einer Diplomarbeit angeboten wird.

Wenn CDU/CSU und FDP nicht ganz unprofessionell sind, dann werden sie jetzt mit großer Energie auch die Lebensläufe und Dissertationen von roten und grünen Politikern unter die Lupe nehmen. Denn die Recherche-Attacke auf Guttenberg kam von einem in der SPD aktiven Sozialdemokraten auf einem Lehrstuhl, sie war also alles andere als ein Zufall.

Das Ergebnis? Wir werden nur noch graue Mäuse in der Politik haben. Denn der perfekte Mensch, der noch nie gesündigt hat, der nie geschwindelt hat, der nie sein Kind geohrfeigt hat, der seiner Frau immer treu war, der noch nie einen Schwarzarbeiter oder eine solche Putzfrau beschäftigt hat, der aber gleichzeitig zu Führungsaufgaben imstande wäre: Ein solcher Mensch ist noch nicht geboren.

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Herr Erdogan plant Deutschlands (und Österreichs) Zukunft

01. März 2011 02:45 | Autor: Andreas Unterberger

Seit Jahrhunderten haben Menschen aus vielerlei Gründen ihre Heimat verlassen – müssen oder wollen. Und fast alle haben eines angestrebt: sich möglichst rasch in die Kultur und die Sprache der aufnehmenden Länder einzugewöhnen. Das hat insbesondere bedeutet, dass die nächste oder spätestens übernächste Generation nur noch die Sprache des Aufnahmelandes beherrscht hat.

Die nach Deutschland (und Österreich) eingewanderten Türken sehen das total anders. Sie haben jetzt wieder ihren regelmäßig nach Deutschland kommenden Ministerpräsident Erdogan in einer Massenveranstaltung wie einen Popstar gefeiert. Und neuerlich war Erdogan imstande zu provozieren: Diesmal verlangte er von den Türken, ihre Kinder auch in Zukunft zuerst die türkische und dann erst die deutsche Sprache zu lehren.

Damit ist aber klar: Die Türken wollen sich nicht integrieren. Sie wollen primär Türken bleiben. Denn jeder, der seinen Kindern erst als zweites (wenn überhaupt) die Landessprache lehrt, reduziert dadurch dramatisch die Chancen, dass diese Kinder in dem Aufnahmeland in Schule und Beruf erfolgreich sind. Dass das dann noch von den üblichen linken Ideologen und angeblichen Wissenschaftern als Beweis für die Diskriminierung der Türken in Schule und Berufsleben und nicht etwa als Versagen der Türken selbst gewertet wird, ist die übliche Zusatzabsurdität am Rande. Die Triumphe der Ostasiaten im Gegensatz zu Türken und Arabern in europäischen wie amerikanischen Schulen und Universitäten zeigen jedenfalls, dass integrationswilligen Zuwanderern alle Chancen offenstehen.

Dennoch erregen sich die üblichen linken Dummköpfe und damit fast alle Medien darüber, dass nun die Innenministerin endlich ein neues Fremdengesetz durch den Ministerrat gebracht hat. Dieses verlangt – gleichsam im Gegenzug zu  etlichen Erleichterungen auch für unqualifizierte ausländische Arbeitnehmer –, dass bei dem (aus rätselhaften Gründen nie enden wollenden) Prozess der Familienzusammenführung nun endlich auch deutsche Sprachkenntnisse im Zeitpunkt der Zuwanderung verlangt werden.

Ähnlich wie die dümmliche Kritik an dieser viel zu spät kommenden Regelung löst auch das wieder rot-grün gewordene Nordrhein-Westfalen Kopfschütteln aus: Dort wurde die Eidesformel „Zum Wohl des deutschen Volkes“ einfach abgeschafft. Was ein ziemlich deutliches Signal dafür ist, wie ein Land innerlich zusammenbricht.

Bezeichnend sind auch die Aussagen des Fußballers Ilkay Gündogan: Der junge Mann hat es gewagt, sich für die deutsche U-21-Nationalmannschaft zu entscheiden. Seither, so berichtet er in einem Interview, ist sei er wilden Anfeindungen, Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt.

Herr Erdogan hat erkannt, dass er die Verwandlung Deutschlands (und dann sicher auch Österreichs) in ein Territorium mit zwei Nationen dann am besten und schnellsten erreicht, wenn er den Türken den Wechsel in die deutsche Staatsbürgerschaft leicht macht. Bisher hatten sie ja bei einem solchen Wechsel etwa erbrechtliche Nachteile in der alten Heimat riskiert. Nun gibt Erdogan allen Auslandstürken weiterhin auch dann volle Rechte, wenn sie den Pass wechseln.

Das wird natürlich die unter Türken recht verbreitete Mentalität noch weiter einzementieren: Deutschland und Österreich sind die Länder, wo man oft auch ohne zu arbeiten dicke Wohlfahrts- und Familienleistungen abholen kann. Die Türkei bleibt hingegen das Land der Liebe und Loyalität. Was sich keineswegs nur bei Fußball-Länderspielen niederschlägt.

Von den Mainstream-Medien werden diese Sorgen natürlich als Hirngespinste abgetan. Als Gegenargument wird darauf verwiesen, dass einst – vom 19. Jahrhundert bis in die Fünfziger Jahre – auch Hunderttausende Österreicher auf Flucht vor der hiesigen Armut ausgewandert sind. Das ist richtig. Aber all diese Familien sind schon nach wenigen Jahren in die Sprache des Aufnahmelandes (also Englisch) gewechselt. Und kein ausgewanderter Österreicher wäre zu einem Auftritt eines nach Kanada, Australien oder  in die USA kommenden Bundeskanzler mit Wallfahrten durchs ganze Land angereist. Und keiner hätte den Gast aus Wien wie einen endlich zurückgekehrten Propheten gefeiert.

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Kino kann Freude machen

01. März 2011 01:35 | Autor: Andreas Unterberger

Hollywood ist in mancherlei Hinsicht nicht mein Fall – und doch wage ich das Bekenntnis: Die Oscar-Verleihungen sind (neben Empfehlungen guter Freunde) für mich die hilfreichste Empfehlung, welche Filme sehenswert sind.

Was sich auch heuer wieder gezeigt hat. Beim Oscar werden Filme noch belohnt, wenn sie dem Publikum gefallen könnten; bei fast allen anderen Festivals belohnt sich hingegen eine Insider-Szene gegenseitig. Und sie liebt besonders jene Filme, die gegen das Publikum gemacht, aber dafür mit politisch korrekten Botschaften angestopft sind. In ähnlicher Weise habe ich jahrelang auch die Tipps eines prominenten Wiener Film-Rezensenten etwas zweckentfremdet eingesetzt: Ich sah mir prinzipiell nur die von ihm verrissenen Filme an (soweit ich halt Zeit hatte) und fuhr fast immer gut damit.

Die beiden heuer meistgekrönten Filme „The King’s Speech“ und „The Social Network“ sind nicht nur exzellente Unterhaltung ganz ohne Gewalt und ganz ohne Sex; sie haben noch etwas gemeinsam: Sie zeigen, dass das wirkliche Leben die weit besseren Film-Plots ergibt als die Hirne der Drehbuchschreiber. Wobei ich gar nicht auf die schmerzhafte Demonstration von hölzerner Untalentiertheit der vom ORF beschäftigten Autoren eingehen will (Manche meinen, dass sei der Fall, seit die jüdischen Drehbuchschreiber und jene, die noch von ihnen lernen konnten, vertrieben worden sind).

Der Kampf des nach dem Simpson-Skandal plötzlich auf den englischen Königsthron gestoßenen Stotterers mit seiner Behinderung und dem Hofzeremoniell ist für mich überhaupt das Beste, was ich seit Jahren im Kino gesehen habe. Auch wenn für die Briten der Kampf gegen Hitler zweifellos deutlich schwieriger war als jener ihrer Königs mit seinen Sprechwerkzeugen bei den Durchhalte-Reden, die er Hitlers Demagogie entgegenstellte. Ich möchte den Film jedenfalls als Empfehlung für alle jene deponieren, welche die Lektüre des Tagebuchs und aller Kommentatoren schon hinter sich haben . . .

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Gaddafi und Europa: Solidarität und Vernunft

01. März 2011 00:36 | Autor: Andreas Unterberger

Keine Zeitung ist in den vergangenen Wochen ausgekommen, ohne die EU oder den Westen als solchen zum Mitschuldigen an den verbrecherischen Vorgängen in Libyen oder zuvor Ägypten zu stempeln. Diese Vorwürfe sind aber dumm und kurzsichtig.

Hätte Europa viel lautere Kritik an den arabischen Diktaturen geübt, hätte das vielleicht einen Tag lang geholfen, den eigenen Zorn- und Adrenalin-Pegel abzubauen. Geändert hätte das mit Gewissheit nichts. So wie ja auch in der Vergangenheit Kritik an brutalen und unmenschlichen Regimen wirkungslos geblieben ist. Gewirkt hat nur militärisches Eingreifen, wie etwa zur Beendigung des Kosovo-Krieges. Aber auch dieses Rezept hat nicht immer funktioniert: Trotz großer Opfer und Kosten ihres militärischen Eingreifen konnten Amerika & Co die Problemländer Afghanistan und Irak (oder einst auch Somalia, Libanon und Vietnam) nicht befrieden.

Allzu laute europäische Kritik wäre aber nicht nur unwirksam, sondern auch sehr gefährlich gewesen. Denn insbesondere Libyens unberechenbarer Gewaltherrscher Gaddafi hat eine lange Tradition in Geiselnahmen. Was hätte etwa Europa getan, wenn sich Gaddafi ein paar Dutzend oder mehr Europäer als Revanche für allzu aggressive Kritik geschnappt hätte? So wie er das schon einmal bei zwei Schweizern aus Rache dafür getan hat, dass die Schweizer Polizei einen seiner Söhne – völlig zu Recht – kurzfristig festgenommen hatte (wegen schwerer Misshandlung seiner Diener in einem Schweizer Hotel). Damals wusste kein einziger der nun so schlauen Leitartikler ein Rezept zur Befreiung der beiden. Geholfen haben letztlich nur die von der Schweiz schließlich in Serie gesetzten Demutsgesten vor Gaddafi. Ähnliches ist auch der einzige Ausweg der EU gewesen, nachdem der – wahrscheinlich geisteskranke – Gaddafi bulgarische Krankenschwestern unter abstrusen Vorwürfen eingesperrt hatte.

Es ist also oft ziemlich gut, dass an der außenpolitischen Front nicht heißblütige und oberflächliche Journalisten, sondern (hinter den oft ebenfalls populistisch denkenden Ministern) auch bedächtige und erfahrene Diplomaten agieren. Dass also – im Gegensatz zu den Forderungen der Medien – die Tonlage der EU-Politik erst dann schärfer geworden ist, als die meisten EU-Bürger außer Landes waren. Und dass dabei sofort die Verantwortung wieder auf den UNO-Sicherheitsrat abgeschoben wurde.

Aber auch selbst wenn keinerlei Gefahr einer Geiselnahme oder eines Terrorschlages (wie die auf Gaddafis Befehl ausgelöste Explosion eines vollbesetzten Passagier-Flugzeugs über Lockerbie) droht, sollte in aller Ruhe überlegt werden, ob es wirklich sinnvoll ist, gegen eine Diktatur Sanktionen zu ergreifen.  Es sei denn, eine Diktatur steht so knapp vor ihrem Ende wie seit einigen Tagen Gaddafi nach verbreiteter Überzeugung (freilich wäre ich angesichts der hemmungslosen Entschlossenheit des Gaddafi-Clans und der chaotischen Strukturen der Opposition auch darin noch ein wenig vorsichtig).

Sanktionen dienen primär als psychologisches Dampfventil angesichts unerträglicher Berichte über einen Gewaltherrscher. Das ist in mediengesteuerten Demokratien immer ein wichtiger Aspekt. Die nun vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen sind genau ein solches Dampfventil – mit dessen Öffnung so lange zugewartet worden ist, bis fast alle Ausländer, zumindest sofern sie das wollten, Libyen verlassen haben. Entscheidende Bedeutung im Ringen um die Macht hat es hingegen nicht, wenn Gaddafi keine Waffen (mehr!) bekommt, wenn er und seine Familie nicht ins Ausland reisen dürfen und wenn deren Konten gesperrt werden. Man kann sicher sein: Sollte es Gaddafi wider Erwarten gelingen, sich wieder zu konsolidieren, werden diese Sanktionen sehr rasch wieder verschwinden. Wäre es anders, hätte man ihn ja schon seit Jahrzehnten bestrafen müssen.

Sanktionen haben nämlich noch nie ein Regime gestürzt. Nicht einmal der Sturz der weißen Minderheitsregierung in Rhodesien, das dann zu Robert Mugabes Terrorstaat Zimbabwe geworden ist, ist primär auf die internationalen Sanktionen zurückzuführen. Obwohl das kleine und unbedeutende Rhodesien eines der wenigen Beispiele für sehr weitgehende und spürbare Wirtschaftssanktionen war. Aber in fast jedem Fall haben Sanktionen nur zu einer Erhöhung der Profite für Schmuggler und Sanktionenbrecher geführt.

Außerdem gibt es keinerlei funktionierenden Maßstab dafür, wann man überhaupt Sanktionen verhängt. Ab wie vielen politischen Gefangenen, ab wie vielen getöteten Demonstranten, ab wie vielen hingerichteten Regimegegnern, ab welcher Einschränkung der Meinungsfreiheit sind sie notwendig und legitim? Oder hängt die Entscheidung nur davon ab, ob Medien, NGOs und Oppositionsgruppen (oder auch PR-Agenturen) laut genug über ein Land berichten, ob im Ausland die emotionale Empörung hoch genug steigt?

Versucht man nämlich, gerechte Maßstäbe anzuwenden, also Gleiches gleich zu behandeln, dann müsste leider ein Gutteil der Länder auf diesem Globus mit Sanktionen belegt werden. Um nur einige bewusst sehr unterschiedliche Beispiele zu nennen:

Die Liste ließe sich von Nordkorea über etliche Staaten Mittelasiens oder der Karibik bis Sri Lanka oder Burma fortsetzen. Konsequenterweise müssten wir mit all diesen Staaten die Wirtschaftsbeziehungen abbrechen, wenn die – emotional und moralisch durchaus verständlichen – Forderungen richtig sein sollten, dass man Libyen, Tunesien oder Ägypten seit langem wirtschaftlich unter Druck setzen hätte müssen. Und selbst wenn man sich mit welchen Argumenten immer auf diese drei Länder beschränkt hätte, hätte man noch ein paar weitere Kleinigkeiten klären müssen, wie etwa:

Je mehr man nachdenkt, umso klarer wird: Europa, wie auch die restliche Welt, sollte sich nur dann in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen, wenn man sicher sein kann, dass die Einmischung am Ende des Tages auch erfolgreich ist, wenn sie also notfalls auch militärisch erfolgt. Oder wenn die Revolutionäre schon gewonnen haben. Sei es auch noch so furchtbar, was in anderen Ländern passiert.

Denn offen sei eine sehr persönliche Lehre eingestanden: Ich habe mich – wie viele – sehr über den Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein gefreut und mich in vielen Kommentaren auch dafür eingesetzt. Das Chaos, das dort nachher herrschte, war aber wohl in vielerlei Hinsicht schlimmer für die Iraker als die Zeit vorher. Selbst wenn man in Betracht zieht, dass Saddam Husseins rak zwei Angriffskriege ausgelöst hat.

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Fußnote 175: Straches Fettnapf

01. März 2011 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

H.C.Strache spricht davon, dass bald auch in Österreich Zustände wie in Ägypten&Co herrschen könnten.

Damit hat der Oberfreiheitliche aber arg daneben gegriffen. Denn noch immer ist Österreich unbestreitbar eine Demokratie. Gewiss gibt es einige üble Fehlentwicklungen: wie etwa Gesetze, die die Meinungsfreiheit knebeln, oder mit Steuergeldern bestochene Medien oder eine Justiz mit sehr einseitigem Jagdeifer auf die rechte Opposition oder die widerliche geistige und sprachliche Einengung durch die Politischen Korrektheit. All das ist auch in diesem Tagebuch scharf angeprangert worden. Aber niemand kann bezweifeln, dass die Regierung dieses Landes von einer Mehrheit gewählt worden ist, und dass Strache – oder welche Partei immer – die Chance hat, einen demokratischen Machtwechsel herbeizuführen, ganz ohne Straßenschlachten und Blutbad. Daher sind solche Äußerungen geschmacklos und relativieren nur das grundsätzliche Böse einer Diktatur.

 

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Vor den Vorhang: Universität Klagenfurt

28. Februar 2011 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Alle anderen Universitäten, Rektoren, Dekane, Uni-Räte bekommen schon beim bloßen Gedanken daran das Zähneklappern. In Klagenfurt hingegen tut man es sogar. Und ignoriert (bisher) den auf Knopfdruck bestellten internationalen Proteststurm.

Klagenfurt will nämlich das Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft schließen. Und das war „noch nie“ da, wie die Protestierenden schäumend verkünden. Die – zumindest vorerst – mutige Uni-Leitung hatte hingegen mit zehn gegen eine Stimme ein Strategiepapier beschlossen, das die Schließung von Medien- und auch Musikwissenschaft empfiehlt. Da das vom Staat zur Verfügung gestellte Budget nicht wachse, müsse sich die Universität Schwerpunkte suchen und schlanker werden.

Gewiss ist es noch keineswegs sicher, ob nicht der Universitätsrat oder sonst jemand umfällt oder ob sich gar die Wissenschaftsministerin unter Druck setzen lässt. Sollte es aber bei dem Beschluss bleiben, dann ist den Klagenfurtern nur zu ihrem Mut zu gratulieren.

Erstens einmal müssen Universitäten künftig Schwerpunkte zeigen und können nicht alles und jedes anbieten. Zweitens werden ähnliche Dinge wie an der Klagenfurter Publizistik nicht nur in Klagenfurt, sondern auch in Wien, Salzburg und Graz sowie an zahllosen Fachhochschulen angeboten. In Wien gleich mehrmals, aber auch in St. Pölten, Krems oder Eisenstadt, um nur die mir ohne Nachzuschlagen bekannten Publizistik-Baumschulen anzuführen. Und die Gemeinde Wien gründet gerade eine weitere (seit dort Rot und Grün gemeinsam regieren, spielt ja in Wien Geld überhaupt keine Rolle mehr).  Die nun mit Sicherheit einlangenden Hinweise, dass all diese Publizistenschulen ganz einmalige Schwerpunkte haben, dürfen als reine Semantik und Rosstäuscherei ignoriert werden.

Die Publizistik-Ausbildungen nennen sich zwar fast überall anders, auch ist das akademische Profil unterschiedlich. Auch sind manche nur schlecht (wie etwa seit Jahrzehnten jene an der Wiener Uni), manche weniger. Gut und von internationalem Rang ist jedoch keine einzige.

Eine bezeichnende Anekdote am Rande: Am Wiener Gürtel wurde vor einigen Jahren eine Wirtschaftskammer-nahe Publizistik-FH geschaffen, vor deren Gründung ich zu einer ausführlichen Stellungnahme eingeladen worden war. Monate später bekam ich dann noch einen Dankesbrief, dass nicht zuletzt auf Grund meiner Empfehlungen nun die Fachhochschule endgültig gegründet werde. Muss ich extra betonen, dass ich in Wahrheit vehement vor einer weiteren solchen Journalisten-Ausbildung als Geldverschwendung gewarnt hatte?

Aber das Spiel ist immer dasselbe (und läuft in anderen Studienrichtungen, von der Politologie über die Geschichte und Germanistik bis zur Pädagogik genauso): Da viel zu viele Publizisten ausgebildet werden, gibt es viele Absolventen, die sich zumindest in neuen akademischen Arbeitsplätzen einen Job als Professor erhoffen. Worauf sie so lange lobbyieren, bis ein ahnungsloser Politiker eine solche Ausbildungsstätte genehmigt. Dort werden dann wieder noch mehr Publizisten ausgebildet. Und um ja mit großen Zahlen protzen zu können, wird das Studium extrem leicht gestaltet. So leicht, dass dort nicht einmal ein Herr von und zu Guttenberg seine Dissertation fremdarbeiten lassen müsste. Eine prominente Absolventin der Wiener Publizistik hat mir einmal gestanden, dass sie nie länger als zwei Tage für irgendeine Prüfung gelernt hat.

Die Publizistik-Ausbildung ist inhaltlich so schlecht, dass vor einigen Jahren bei einer Zusammenkunft mehrerer Chefredakteure alle einig waren, dass ihnen für den Redaktionsnachwuchs alles lieber ist als Publizistik-Absolventen. Aber öffentlich äußern die meisten ihre Kritik eher nicht, weil so manche durch Lehraufträge an irgendwelchen Publizistik-Instituten ihr kärgliches Salär aufbessern.

Woran auch die Tatsache nichts ändert, dass sich die Klagenfurter Publizisten nun bei ihren Kollegen im ganzen deutschen Sprachraum Atteste bestellt haben, wie toll, einzigartig und unersetzlich sie wären.

Aber zugegeben: Wem es nur darum geht, leicht und schnell zum Magister zu werden, der ist bei den Publizisten noch immer am richtigen Platz. Etwa wenn er über einige Parteizwischenstationen ÖBB-Generaldirektor werden will.

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Wie hilft man Sozialhilfe-Empfängern wirklich?

27. Februar 2011 00:14 | Autor: Andreas Unterberger

„Weltfremd“ sei es, so der oberösterreichische Sozialdemokrat Josef Ackerl, wenn der Rechnungshof „ausgabendämpfende Maßnahmen“ im Bereich Mindestsicherung und Sozialhilfe verlangt. Für seine Welt hat Ackerl zweifellos recht, wenn er diese Forderung für Welt-fremd erklärt. In anderen Welten ist man hingegen mit solchen Maßnahmen sehr erfolgreich.

In Ackerls Welt gibt es immer nur eines: ständig mehr Sozialausgaben, ständig mehr Schulden. Und viele Experten prophezeien ja auch schon, wenn auch noch hinter vorgehaltener Hand, dass am Ende des Jahres die Ausgaben für die neueingeführte Mindestsicherung alle Schätzungen weit übertroffen haben werden.

Von der Schweiz bis Amerika gibt es hingegen Beispiele, wie man die explodierenden Wohlfahrtskosten sehr wohl und auf eine sehr humane Weise wieder in den Griff bekommt. Dazu muss man freilich erst den Mut haben, ein paar Wahrheiten einzugestehen. Wider das in steinerne Hirne gemeißelte linke Weltbild.

So fällt es linken Sozialdemokraten wie Ackerl unsagbar schwer zuzugeben, dass allzu großzügige Sozialsysteme immer zu allzu intensivem Missbrauch verleiten. Gleichzeitig zeigt sich: Wenn man den Menschen allzu leicht den Aufenthalt in einer sozialem Hängematte ermöglicht,  dann verlernen sie es, sich außerhalb solcher „Sicherungssysteme“ zu bewegen. Wer jahrelang von Sozialhilfe lebt, der ist nachher weniger denn am Beginn imstande, in der Früh aufzustehen, um sich rechtzeitig an seinem Arbeitsplatz einzufinden. Er verlernt es, übernommene (und an sich durchaus zumutbare) Aufgaben auch zu erfüllen. Auch Tugenden wie Grüßen, Kundenfreundlichkeit und Höflichkeit gehen vielfach verloren, unabhängig davon, wie weit sie einst vorhanden waren. Das Schlimmste aber: Die Menschen verlieren den Respekt vor sich selbst.

Längst haben auch die Sozialtechnokraten solches entdeckt – und sich einen riesigen Markt entwickelt, in dem sie in staatlich bezahlten Kursen Sozialhilfeempfängern solche Tugenden wieder beizubringen versuchen. Ihre Erfolge halten sich aber in engen Grenzen (außer dass es halt wieder jede Menge Arbeitsplätze für Absolventen progressiver Studienrichtungen gibt).

Denn solche Tugenden erwirbt man sich nur in der realen Welt, weil manches halt nur unter Zwang und Druck gelernt wird. Dieses Wissen ist in vielen Familien verloren gegangen. Gleichzeitig hat man aber auch den Lehrern fast alle Möglichkeiten genommen, Kindern Disziplin zu vermitteln; und wer es dennoch versucht, bekommt oft Probleme mit seinen Vorgesetzten, mit ideologietrunkenen linken Direktoren, mit Stadt- und Landesschulräten sowie den diversen Schul-Inspektoren.

Die USA haben daher noch im vorigen Jahrhundert mit großem Erfolg beschlossen, dass niemand mehr (außer nachweislich körperlich Behinderte) länger als fünf Jahre von der Wohlfahrt leben darf. Der allergrößte Erfolg zeigt sich bei den Betroffenen selbst: Die alleinerziehenden schwarzen Mütter – eine der größten Gruppen unter den Wohlfahrtsempfängern – zeigen einen ungeahnten Zuwachs an Selbstbewusstsein, seit sie nun an Supermarktkassen oder sonstwo ihr eigenes Geld verdienen (müssen), statt lebenslang von Wohlfahrtsschecks leben zu können. Und fast keine klagte in der Manier unserer Linken über einen menschenunwürdigen Arbeitszwang.

Ähnliches hat vor rund zehn Jahren die Schweizer Stadt Winterthur eingeführt. Alle Sozialhilfeempfänger wurden zu einem Arbeitseinsatz verpflichtet; es sei denn, sie sind krank oder müssen nachweislich ihre Kinder betreuen. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll: Von 300 Antragstellern landeten am Ende nur 131 beim Sozialhilfebezug. Vom Rest fanden manche auf diesem Weg rasch wieder einen normalen Job; über Fünfzig der ursprüngliche Antragsteller kamen aber gar nicht zum Arbeitseinsatz und verzichteten solcherart auf die Unterstützung.

Und deren Verhalten hängt wohl in hohem Ausmaß mit einer anderem Folge des Arbeitseinsatzes zusammen. Er verhindert jedenfalls eine nicht ganz so seltene Form des Missbrauchs: die Verbindung von Sozialhilfe und ertragreicher Schwarzarbeit. Daher wurde auch in etlichen anderen Schweizer Städten ein ähnliches Modell eingeführt. Was übrigens auch die großen Vorteile des Föderalismus zeigt: Man kann sich immer anschauen, welches Muster funktioniert, und dieses dann nachmachen. Geht aber einmal eine Reform schief, dann ist nicht gleich das ganze Land auf eine schiefe Bahn geraten. Aber das ist heute ein anderes Thema.

Zurück zur Arbeitspflicht: Abgesehen davon, dass diese Modelle von der Linken gefürchtet werden wie die Meinungsfreiheit von Gaddafi, sollten Arbeitspflicht-Modelle auch in Österreich intensiv erprobt werden. Anstelle immer breiter und unkontrollierter die soziale Gießkanne einzusetzen. Das Arbeitspflicht-Modell ist angesichts schuldenschwerer Staatsbudgets sparsamer, es ist aber vor allem menschenwürdiger. Denn allen Bürgern wird gezeigt, dass sie von der Gesellschaft gebraucht werden, dass sie nicht Almosen-Empänger sein müssen, sondern einen bezahlten Beitrag für das Allgemeinwohl leisten können. Ob der nun im Rasenmähen, im Betreuen alter Menschen, im Waldsäubern oder im Renovieren der desolaten Wiener Spitäler besteht.

 

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Islamische Republik Österreich

26. Februar 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Das österreichische Jugendrotkreuz möchte „Freude mit Glückwunschkarten“ schenken und begreift nicht, dass es Vielen damit gar keine Freude macht. Aber das ist nur ein winziges Element in der rapiden und beängstigenden Islamisierung dieses Landes. Pardon: Diese ist nicht für alle beängstigend, jedenfalls weder für unsere Bischöfe noch unsere Regierung.

Zum Jugendrotkreuz: Es bietet neben Karten mit Hunden, Katzen und Blumen auch einen Ramadankalender an – irgendetwas mit einem christlichen Zusammenhang wird hingegen nicht offeriert. Dafür findet sich auf dem Ramadankalender ein Gemälde einer sehr europäisch anmutenden Stadt, wo auch viele Bauwerke an Kirchtürme erinnern – nur trägt kein einziger mehr ein Kreuz. Offenbar ist das Rote Kreuz seiner Zeit ein paar Jahrzehnte voraus. Was vorerst die Spendenfreudigkeit nicht wirklich erhöhen dürfte.

In mehreren katholischen Schulen sind die Kapellen bereits vor lauter Eilfertigkeit in einen religionsneutralen Andachtsraum umgewandelt worden. Und auf der Homepage einer einst katholischen AHS (in der Friesgasse) kann man sich in verbalen und optischen Signalen der Multikulturalität gar nicht genug tun. Und das bisschen, was dort noch auf deutsch steht, enthält bezeichnenderweise gleich einen schweren Fallfehler. Fremdsprachen sind halt schwer. Wundert es da jemanden, dass ausgerechnet die Friesgasse – trotz des sonstigen Ansturmes auf katholische und andere Privatschulen – unter Schülermangel leidet?

Eine besondere Fundgrube an akkumulierter, freilich von uns allen zwangsweise finanzierter, Infamie ist auch immer die „Anwaltschaft für Gleichbehandlung“ (die bekanntlich mit wirklichen Rechtsanwälten ungefähr so viel zu tun hat wie ein Linsengericht mit einem Strafgericht): Hat sie doch die „Diskriminierung von Musliminnen“ entdeckt. Was ja in der Tat ein Riesenproblem ist – Pardon: wäre. Denn diese Institution kümmert sich weniger um Handgreiflichkeiten in muslimischen Familien gegen Frauen, um zwangsverheiratete Mädchen, um Mädchen, die nicht auf Skikurse mitfahren dürfen und viele andere Missstände wie etwa das von muslimischen Vätern, Brüdern oder Imamen Frauen oft aufgezwungene Kopftuch. Nein, ganz im Gegenteil: Sie empört sich intensiv über Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiterinnen auffordern, das Kopftuch abzulegen. Die knallinke „Anwaltschaft“ behauptet sogar, dass das eine gesetzlich verbotene „Diskriminierung von Musliminnen“ wäre, die auch durch „wirtschaftliche Bedenken“, wie etwa das Ausbleiben von Kunden in Geschäften mit Kopftuchträgerinnen, nicht gerechtfertigt ist. Kümmert es die von Zwangssteuern lebenden Linksaußen-Feministinnen, wenn ein Laden deswegen schließen muss? Sicher nicht – aber auch von der schon weitgehend zur SPÖ-Vorfeldorganisation degenerierten Wirtschaftskammer habe zumindest ich kein Wort des Protestes gegen diese Hatz gehört (sie unterstützt lieber die Gesamtschulpropaganda der SPÖ, damit unsere Schulen endgültig kaputt werden). Und natürlich auch kein Wort von Werner Faymanns Vorzeige-Intellektuellin Laura Rudas, obwohl diese vor einem Jahr sogar ein allgemeines Verbot von Gesichtsschleiern verlangt hatte.

Spannend ist es schließlich auch, was auf der Webseite eines – natürlich vom Falter empfohlenen – Halal-Restaurants auf der Wiener Alserstraße zu lesen war. Dort wurde ein „Rechtsgutachten für muslimische Minderheiten“ präsentiert, das unter anderem folgende gute Ratschläge gibt: „Es ist daher nicht erlaubt, die Bibel zu kaufen, anzuschaffen oder zu verkaufen, und wer etwas von ihr bei sich zu Hause findet, der verbrenne es!“ Oder: „Was nun die Betrauung westlicher Gerichte betrifft, so sollte man versuchen, sofern dies möglich ist, ohne sie zu seinem Recht zu kommen – das ist die Pflicht. Wenn dies nicht möglich ist, dann soll man sich ihrer bedienen, und wenn man ungerecht abgeurteilt wird, das Urteil nicht akzeptieren.“ Oder über das Lernen von Sprachen: „Selbst Omar (r.a.) pflegte das Erlernen von Fremdsprachen ohne besonderen Zweck zu verbieten und bestraft es vielleicht sogar.“

Bleibt nur noch die Frage, wie viele parlamentarische Sondersitzungen die GrünInnen veranstaltet hätten, welchen Schaum der SPÖ-finanzierte Boulevard vor dem Mund hätte, wäre so etwas Ähnliches auf irgendeiner katholischen Internet-Seite zu finden.

Trotz allem (noch) einen schönen Sonntag.

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SN-Kontroverse: Islamische Demokratie?

25. Februar 2011 01:25 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der arabische Islam mit der Demokratie vereinbar?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Sehnsüchte sind unausrottbar

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, wonach die Frauen und Männer, die von Tunesien ausgehend die Jasmin-Revolution in den arabischen Ländern vorantreiben fehlgeleitete Anhänger der Moslembrüder oder fundamentalistischer Fanatiker sind. Aber Tatsache ist, dass die Revolution von der „Generation Facebook" ausgeht. Diese lässt sich nicht einmal, wie jetzt in Libyen zu sehen ist, von einem offenkundig psychopathischen Diktator, der das eigene Volk mit Kampfflugzeugen niedermetzeln lässt, von ihrem Drang nach Freiheit und der Sehnsucht nach einem besseren Leben abhalten.

 Dies allein sollte reichen, um Hochachtung vor den Menschen auf den Straßen von Tripolis, in Kairo, in Sanaa oder Marokko zu haben. Die Generation 2011 läutet das Ende des „arabischen Systems" ein. Es ist entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Hauptinstitution ist die Arabische Liga, die im Rahmen der Dekolonialisierung geschaffen wurde durch Revolutionäre der Befreiungsbewegungen, putschende Militärs, von Königen und Stammesfürsten. Sie beherrschten unter dem Schutz der alten Kolonialmächte die nach 1945 entstandenen neuen unabhängigen Staaten. Die 2011er wollen dieses „arabische System" nicht mehr länger ertragen. Es hat den meisten kein besseres Leben gebracht, sondern Unterdrückung, Armut, wenige Chancen auf Bildung und keine demokratischen Standards. Statt funktionierender Rechtssysteme gab es Elitekorruption auf höchstem Niveau. Alles zusammengenommen ein guter Nährboden für religiöse, nationalistische und andere Fundamentalisten. Wenn die diktatorischen Kleptokratien in der arabischen Welt keinen Nährboden mehr haben, werden auch hier Demokratien entstehen können. Es kann dauern, doch sie ist möglich. Weil die Sehnsüchte der Menschen sind unausrottbar.


Revolutionsgeiles Wunschdenken

Andreas Unterberger

Lebhafte Zweifel und ein wenig Trotz-Allem-Hoffen löst die gestellte Frage bei mir aus. Amüsant ist aber jedenfalls die plötzliche Revolutionsgeilheit der europäischen Linken. Hat sie doch jahrzehntelang die dortigen Diktaturen für voll vereinbar mit dem Sozialismus gehalten. Waren doch Tunesiens wie Ägyptens Staatspartei Teil der Sozialistischen Internationale. Hat sich doch Bruno Kreisky mit keinem anderen arabischen Potentaten neben Jassir Arafat so innig und händchenhaltend gezeigt wie mit dem libyschen Schlächter, Terrorist und Erpresser Muammar al-Gadafi. Haben doch noch vor ganz wenigen Wochen der ORF und andere Kreisky-Fans dessen nahostpolitische Weitsicht wieder einmal unkritisch bejubelt. Ähnlich blamiert haben sich in Sachen Libyen freilich auch Jörg Haider und seine blau-orangen Freunde.

Auffällig ist, dass mit Ägypten und Tunesien die mildesten arabischen Diktaturen als erste gefallen sind. Dient das nun anderen Diktatoren als Lehre, das man noch viel brutaler sein muss? Von China über Kuba, Iran, Burma, Simbabwe bis Libyen sind ja Herrscher mit einer solchen Strategie tatsächlich „erfolgreich". Gleichgültig, ob nun Kommunismus, Sozialismus oder Islamismus ihre Ideologie ist.

Viele europäische „Experten" sehen nach den Umstürzen eine rechtsstaatliche Demokratie ausbrechen. So wie sie das ja etwa auch nach dem Sturz des Schah getan haben. Wie wir heute wissen, wurde im Iran aber alles nur viel, viel schlimmer. Ganz grundlos ist jedenfalls auch die große Zukunftsangst der ägyptischen Christen nicht, ebenso sind die irakischen erst unter der Demokratie vertrieben worden. Und wenn in Kairo derzeit ein radikaler Prediger aus Katar am meisten bejubelt wird, der „bis zum Allerletzten" zur Tötung der Israelis aufruft, dann ist das vor allem eines: beklemmend. Es wird aber vom revolutionsgeilen europäischen Wunschdenken ignoriert. 

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Reichtum durch mehr Bildung – aber welche?

24. Februar 2011 00:06 | Autor: Andreas Unterberger

Lange haben sich Österreichs Universitäten vehement dagegen verwehrt, dass die höheren Ausbildungen in Hinblick auf ihren wirtschaftlichen Nutzen überprüft werden. Heute hat sich ihre Argumentation ins Gegenteil verkehrt. Heute wird vor allem mit dem wirtschaftlichen Nutzen argumentiert, um mehr Geld für die Unis zu fordern. Und nicht mehr mit einem angeblichen Grundrecht. Je höher die Akademikerquote, umso höher das Wirtschaftswachstum, lautet die Botschaft.

Stimmt dieser Zusammenhang – der ja nicht ganz zufällig vor allem von (Uni-)Professoren betont wird –  wirklich so? Ist nicht eine funktionierende Infrastruktur, ist nicht eine bessere qualitative Auswahl der Zuwanderer, ist nicht Deregulierung, ist nicht die Flexibilität des Arbeitsmarktes, sind nicht gute Facharbeiter, sind nicht forschungs- und standortfreundliche Steuern, sind nicht viele Patente, sind nicht ausgeglichene Budgets viel wichtiger und relevanter dafür, ob Österreich seinen Wohlstandsvorsprung halten kann?

Dennoch ist auch bessere Bildung wichtig. Nur ist die Akademikerquote da wirklich nicht der Maßstab. Es gibt beispielsweise keinerlei Beweis oder auch nur Indiz, dass etwa die Kinderbetreuung besser würde, wenn Kindergärtnerinnen statt einer Berufsbildenden Höheren Schule ein langes und teures Studium absolvieren müssen. Im Gegenteil: Dann werden Menschen voller wirklichkeitsfremder Theorien, aber mit deutlich weniger Empathie auf unsere Kleinsten losgelassen werden.

Meine Zweifel am Sinn einer Akademikerquote stiegen noch mehr, als ich dreimal hintereinander Magister diverser geisteswissenschaftlicher Studien auf Sekretariatsposten engagierte. Sie hatten alle eine längere Phase prekärer Beschäftigung bei Projekten hinter sich und waren froh, eine fixe Anstellung zu erhalten, auch wenn dort eine Handelsschülerin ihre Chefin war (die trotzdem in jeder Hinsicht tüchtiger war). Noch mehr stiegen meine Zweifel am volkswirtschaftlichen Sinn eines Akademikerbooms, als ich in Gesprächen mit drei verschiedenen Historikern – durchwegs Magister! – daraufkam, dass sie weder mit den österreichischen Jahreszahlen 1927 oder 1934 noch mit den deutschen Kaisern irgendetwas anfangen konnten.

Was wir im Bildungssystem wirklich brauchen – das hat dieser Tage auch Voestalpine-Chef Wolfgang Eder zu Recht betont –, wären Schulen, die einmal allen Kindern Grunddisziplinen wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Pünktlichkeit und Grüßen beibringen. Das wären funktionierende Volksschulen, sodass nicht mehr wie heute sogar schon an AHS(!) rund 30 Prozent der Erstklassler funktionelle Analphabeten sind. Das wären deutlich mehr Techniker und Naturwissenschaftler mit internationalem Spitzenniveau. Das wäre Qualität statt Quantität an den Universitäten.

Aber nur zu rufen „Mehr Geld für die Unis“,heißt lediglich, nur noch mehr von dem nicht vorhandenen Geld in den Bach schütten zu wollen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Fußnote 174: Reisen sollte bilden

23. Februar 2011 12:11 | Autor: Andreas Unterberger

Das Trio infernale Fischer, Karl, Leitl war in Singapur. Was sie dort wirklich lernen hätten können.

Singapur ist nicht nur eines der erfolgreichsten Länder der Welt, sondern hat auch eines der (unter anderem bei den Pisa-Tests) erfolgreichsten Schulsysteme. Dieses hätten sich die Drei sehr genau anschauen sollen, sind sie doch alle Anhänger der Gesamtschule. Singapur wird zwar formal als Beispiel eines Gesamtschul-Landes angeführt, weil es kein zweigliedriges Schulsystem (Gymnasium und Hauptschule bzw. Neue Mittelschule) hat. Es hat aber in Wahrheit kein zweigliedriges, sondern ein vielgliedriges Schulsystem, bei dem ein enormer Wettbewerb zwischen den einzelnen Schulen stattfindet, und ein noch größerer zwischen den Kindern beziehungsweise Eltern, in möglichst gute Schulen zu kommen. Dort setzt die berühmte "Selektion" noch viel früher ein. Die guten Schulen haben beinharte Aufnahmetests und setzen die aufgenommenen Kinder auch danach ständig großem Leistungsdruck aus. Während man bei uns die Aufnahmsprüfungen abgeschafft hat, während unsere Gesamtschulfanatiker alle Kinder acht Jahre lang in gleichwertige Schulen hinunternivellieren wollen, während nun bei uns das Durchfallen endgültig abgeschafft werden soll (also jede Anstrengung völlig überflüssig wird), während bei uns Schulstunden und Schulwochen ständig reduziert wurden, während die Gesamtschulfanatiker alle Nebengegenstände völlig irrelevant machen wollen, während bei uns Schulschwänzen und Nichtbringen von Hausübungen keine Konsequenzen mehr hat. Aber ich fürchte: Die drei sind lernunfähig, so wie sie ja auch unsere Kinder durch die Gesamtschule lernunfähig machen wollen. Herr Leitl ist ja überhaupt berühmt dafür, von seinen Reisen noch dümmer zurückzukommen. So hat die „Presse“ dieser Tage mit köstlicher Süffisanz daran erinnert, wie dieser Alt-68er Leitl bei einem Libyen-Besuch Herrn Gadhafi und sein System begeistert angestrudelt hat . . .

PS: Zur Erinnerung: Das Schulsystem Singapurs hat ein in jenem Stadtstaat arbeitender Österreicher in einem Gastkommentar auf diesem Tagebuch präzise und objektiv präsentiert.

 

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Es führt ein Tunnel nach nirgendwo

23. Februar 2011 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein Musterbeispiel, wie sich die Politik zunehmend um ihre Glaubwürdigkeit bringt. Früher sind bei Monsterprojekten der Dimension Brenner-Basistunnel oder Koralm-Tunnel die privaten Investoren meist bankrott gegangen. Bei den Tunnel-Projekten droht das der Politik – oder zumindest ihrer Glaubwürdigkeit.

In dieser Frage sind es ausgerechnet die Grünen, die man auf der Seite der Vernunft findet. Dafür ist ihnen Anerkennung zu zollen – obwohl sie für den Beginn des Brenner-Projekts sehr wohl kausal waren. Denn die seit längerem schwelenden Klagen der Gemeinden im Tiroler Wipptal über die – einst von Tirol mit Stolz beworbene! – Autobahn bekamen erst nach einem Wahlerfolg der Grünen in Tirol politisches Gewicht und die Forderung nach einem Bahntunnel zur Entlastung der Autobahn wurde bald von allen Parteien zum zentralen Programm verwandelt.

Plötzlich wurde der Brenner-Tunnel zur obersten Tiroler Fahnenfrage, wichtiger als Skisiege und Südtirols Selbstbestimmungsrecht zusammen. Ähnlich wurde der Koralm-Tunnel zwischen Graz und Klagenfurt zuerst – unter Jörg Haider – für die Kärntner und dann auch für die Steirer zum zentralen Anliegen, das beiden vorher gar nicht bewusst gewesen war.

Eine wirkliche wirtschaftliche Betrachtungsweise findet da wie dort bis heute nicht statt. Sonst hätte man ja auch private Investoren finden können, die die Tunnels finanzieren, und die dann über die Benützungsgebühren Risiko wie auch Gewinnchancen tragen. Da das EU-Recht es unmöglich macht, Frächter von der Straße auf die Schiene zu zwingen, muss der Brennertunnel eine gewaltige Fehlinvestition werden. Dies auch deshalb, weil Deutschland völlig desinteressiert ist, die Brennerbahn Richtung Norden (etwa durch einen anschließenden zweiten Monstertunnel unter der Innsbrucker Nordkette) auszubauen. Aber natürlich macht die Strecke nur in Hinblick auf Deutschland wirklich Sinn.

Ähnliches gilt für die andere Großbaustelle. Der Personen-Verkehr zwischen Graz und Klagenfurt wird derzeit mit einem gelegentlichen ÖBB-Bus voll abgedeckt, der die Strecke in zwei Stunden bewältigt (der Bahn-Umweg über Leoben dauert 2,30 Stunden). Güterverkehr von Graz in das industriell völlig unbedeutende Klagenfurt ist sowieso keiner zu erwarten. Nicht einmal die – auch wegen der dazwischen liegenden Orte industriell viel wichtigere – Verbindung Graz-Linz ist künftig den ÖBB einen direkten Personenzug wert. Die Kärntner Industriefurche (St. Veit bis Villach samt Anschluss nach Italien) ist sowieso durch die alte Südbahn gut erschlossen. Diese bräuchte nur dringend den von Erwin Pröll aus populistischen Gründen so lange verhinderten Semmering-Tunnel, um noch höhere Kapazitäten zu haben. Bis der mächtige Niederösterreicher zum Glück endlich umschwenkte, ist ausgerechnet das einzige unter den drei Tunnelprojekten, dessen ökonomischer Sinn völlig unbestritten ist, ein Jahrzehnt lang verhindert worden.

Bei allen übrigen Projekten hat die Politik, insbesondere die Landespolitik, seit Jahr und Tag ihre Hauptaufgabe darin gesehen, den Menschen ökonomisch völlig sinnlose Projekte zu versprechen. Obwohl hinten und vorne kein Geld dafür da war. Ähnlich setzen sich ja fast alle Landeshauptleute ständig für Nebenbahnen ein, auf denen nur gelegentlich menschenleere Geisterzüge fahren.

Und niemand, weder Bund noch Länder, hat sich getraut, mit den Menschen Klartext zu reden. Daher wurden seit Jahr und Tag Formalbeschlüsse für den Bau der Tunnels getroffen, ohne dass die Finanzierung geklärt wäre. Ganz abgesehen davon, dass kein Mensch glaubt, dass der Brennertunnel wirklich nur die – ohnedies gewaltigen – 9,7 Milliarden Euro kosten wird, die jetzt dafür veranschlagt werden. Schlauerweise wurde aber dennoch an mehreren Stellen mit Probebohrungen begonnen. Gleichsam um den Steuerzahler vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Irgendwie verständlich, dass sich die ÖBB neuerdings dagegen wehren, dass die Regierung Projekte beschließt, deren Finanzierung aber dann den ÖBB umgehängt wird. Viel weniger verständlich ist, dass sich die ÖBB nun zwar gegen den Brenner, aber für den Koralm-Tunnel positionieren. Das versteht man wohl erst, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass bei den tunnelbegeisterten Tirolern, denen im Norden wie jenen im Süden, die seit 90 Jahren mit den ÖBB innig verbundene Sozialdemokratie völlig bedeutungslos ist. In der Steiermark stellt die SPÖ hingegen seit einigen Jahren den Landeshauptmann und in Kärnten kann sie zumindest auf ein Comeback hoffen.

Die Haltung der ÖBB zu den einzelnen Projekten ist ungefähr so schizophren wie die Haltung der ÖVP. Diese ist in Tirol, der Steiermark und Kärnten für die großen Löcher, auf Bundesebene aber für Sparsamkeit – und dazwischen für das parteiübliche Kommunikations-Vakuum.

Wie geht es weiter? Meine Schätzung: Beide Tunnels werden in den nächsten Jahrzehnten unter dem kombinierten Druck der Bau- und der Regional-Lobby  zeitweise weiter vorangetrieben werden, unter dem Druck der Realitäten aber auch zeitweise wieder eingefroren werden. Und wenn sie dann irgendwann einmal doch fertig sein sollten, werden Zeitungen und Politik das Finanzdebakel bejammern. So als ob sie nie die Tunnels verlangt hätten. Und ganz besonders wird die Wirtschaftskammer darüber klagen, die jetzt besonders laut für die zwei Verschwendungsbauten agitiert.

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Die ÖVP hat ein Führungsproblem

22. Februar 2011 02:51 | Autor: Andreas Unterberger

Die ÖVP hat ein Führungsproblem. Und zwar ein gewaltiges. Dabei geht es längst nicht nur um die Frage: Wer könnte es besser machen als Josef Pröll? Bietet sich doch hinten und vorne keine Alternative an, von der man sich eine Besserung erwarten könnte. In Wahrheit treibt das Parteischiff als Ganzes ungesteuert dahin. Das zeigt sich an der Unprofessionalität ihres gesamten Apparats wie auch an einer tiefgehenden Identitätskrise – Wer bin ich? Was will ich? Wofür steh ich?

Auf der Kommandobrücke ist genauso wie beim letzten Matrosen blutige Amateurhaftigkeit eingekehrt. Ein scheinbar kleines, aber überaus anschauliches Beispiel für die Unprofessionalität der Partei aus den letzten Tagen: Nach dem Tode des beliebtesten Künstlers des Landes am vergangenen Wochenende sind im Stundentakt die „tief betroffenen“ Aussendungen der Herrn Faymann, Häupl, Ostermayer, Mailath-Pokorny und der Frau Schmied hinausgegangen. Von ÖVP-Seite findet sich hingegen lediglich goldene Worte der Burgenländerin Silvia Fuhrmann, die auf Grund ihrer Unbekanntheit von kaum jemandem wahrgenommen worden ist.

Dabei wäre für Pröll & Co nichts leichter als eine solche Gelegenheit, um mit ein paar schönen Sätzen auch bei jenen vielen Österreichern zu punkten, die sich nicht für die hohe Politik interessieren. Niemand möge jetzt einwenden, dass halt am Wochenende (nach der Ferienwoche) alle ÖVP-Granden irgendwo auf Pisten oder Straßen unterwegs gewesen wären. Denn in professionell organisierten Parteien geben längst routinemäßig die diensthabenden Mitarbeiter im Parteisekretariat und im Ministerkabinett solche wenig heiklen Erklärungen heraus, ohne lang beim zitierten Politiker nachzufragen. So wie auch viele Ministerbriefe nie vom Minister selbst stammen. Es ist ja auch so gut wie sicher, dass ein guter Teil der über den Tod Peter Alexander ergriffenen Sozialdemokraten den Text „ihrer“ Beileids-Erklärung erst im nachhinein erfahren haben. Was aber nur zeigt: Die Sozialdemokratie mag zwar inhaltlich eine noch viel ärgere Identitätskrise haben als die ÖVP – ihr Apparat funktioniert aber noch immer exzellent.

Dabei stand in den letzten Jahrzehnten kein österreichischer Künstler so sehr für einen „konservativen“, betont österreichischen Kulturbegriff wie Peter Alexander, auch wenn er natürlich nie Parteipräferenzen geäußert hat. Dementsprechend haben sich die üblichen Altlinken dieser Tage im Fernsehen auch furchtbar über ihn erregt. Das, wofür der Entertainer gestanden ist – nämlich für den schlichten Anspruch der Menschen, sich gut unterhalten zu wollen –, war ja das genaue Gegenteil jener Kultur, für die etwa ein Mailath-Pokorny in Wien unser Steuergeld hinauswirft.

Bürgerliche Hilflosigkeit bei Dirty Campaigning

Der ÖVP hat aber auch von den brutaleren Methoden politischer Taktik absolut keine Ahnung, in denen Europas Sozialdemokraten nach wie vor perfekt sind. Dass bürgerliche Parteien wie die ÖVP auch in Sachen Schmutzkübel den linken Strategien recht hilflos gegenüberstehen, macht sie zwar wieder sympathisch, aber auch zum wehrlosen Opfer: Die Beispiele reichen von der Denunziation Kurt Waldheims durch Abgesandte der SPÖ beim Jüdischen Weltkongress über die erfundene Pflegerin in Wolfgang Schüssels Familie bis zu den seit Jahr und Tag von linken Staatsanwälten gezielt hinausgeleakten Halbfakten über Karl-Heinz Grasser. Dies geschieht mit großer Wahrscheinlichkeit vor allem deshalb, weil Grasser seit Haiders Tod und Schüssels Ausgedinge als einziger Politiker rechts der Mitte eine starke Wählerwirkung hat.

Was zwar nicht heißt, dass Grasser unschuldig wäre. Aber Tatsache ist jedenfalls, dass nach dem Tod Jörg Haiders bei keinem anderen heimischen Politiker seit Jahr und Tag mit so unglaublicher Aggressivität jede Kleinigkeit durchforscht wird. Kein Mensch würde sich für die Biographie oder das Privatleben der Herrn Mitterlehner oder Berlakovich interessieren. Sie sind politisch viel zu ungefährlich.

Ist aber ein Politiker, der rechts von der Mitte steht, erfolgreich, dann gerät er sofort in professionell konzertierter Aktion ins Fadenkreuz. Diese Aktionen sind auch international koordiniert. Jedes kleinste Detail seines Lebens, Studiums und Privatlebens wird durchsucht und sofort auch über parteitreue Staatsanwälte an die Linksmedien hinausgespielt. Ob der Mann nun Sarkozy oder Berlusconi, ob er Orban oder Guttenberg heißt.

Das bedeutet nun nicht, dass ich die Geschäftsmethoden oder den Sex-Tick von Berlusconi gutheißen würde. Ich beobachte nur, dass sich kein Mensch jemals für den Lebenslauf, das Studium oder das Privatleben - beispielsweise - eines Werner Faymann interessiert hätte. Sind dessen Studentenjahre weniger belastend als die eines von und zu Guttenberg? Und der Sturm der vereinigten Linken Europas wegen des ungarischen Mediengesetzes steht in seltsamen Kontrast zum völligen Desinteresse für den totalen parteipolitischen Durchgriff der Linken etwa im ORF oder für das gigantische Korruptionsmodell zur Bestechung der österreichischen Boulevard-Zeitungen. Was alles viel schlimmere Fakten sind als die wenigen Fehler, welche die EU-Kommission beim ungarischen Gesetz gefunden hat.

Wie sehr die SPÖ bis in die untersten Gliederungen auf Schmutzarbeit ausgerichtet ist, zeigt auch ein Brief der SPÖ-Bezirksorganisation St. Pölten, der mir ins Haus geflattert ist. Darin werden die "Lieben Genossen" von einem "STR Robert Laimer" unter dem Betreff "Gegnerbeobachtung" aufgefordert, nicht nur die Namen sämtlicher ÖVP-Funktionäre bis auf Gemeindeebene zu erheben, sondern auch deren Privatadressen, Mail- und Handy-Nummern. Diese privaten Daten braucht man aber wohl nur, wenn man politische Gegner einschüchtern, beschimpfen oder bedrohen will, oder wenn man gegen sie einen Überwachungsapparat einsetzen kann. Blumen zum Valentinstag will man ihnen ja wohl nicht schicken.

Inhaltliches und personelles Vakuum

Die Unprofessionalität der ÖVP zeigt sich aber nicht nur in der Hilflosigkeit gegenüber schmutzigen Kampagnen, sondern auch in den riesigen schwarzen Löchern im Inhaltlichen. An der Parteiakademie etwa findet nicht einmal mehr der Hauch einer Grundlagenarbeit statt, wie sie die SPÖ auf mehreren Ebenen betreibt. Es ist auch geradezu eine skurrile Vorstellung, dass irgendwer aus der gegenwärtigen ÖVP-Führung ein kluges Buch schreibt, wie es viele in der CDU zusammengebracht haben; gar nicht zu reden etwa von einem Thilo Sarrazin. Man trifft nur noch auf tiefe geistige Provinz.

Medienpolitik, Kultur, Landesverteidigung, Justiz, Bildung – in allen ideologisch relevanten Bereichen gibt es derzeit bei der ÖVP nur ein Vakuum und Orientierungslosigkeit. Oder die blanke Peinlichkeit, wie sie sich etwa in den Ministerinnen Karl und Bandion-Ortner zeigt. Die Chaos-Politik der beiden ist ja hier schon des öfteren behandelt worden. Sie macht aber trotzdem immer wieder sprachlos: Etwa wie Frau Karl in selbstbeschädigender Dummheit die von der Mehrheit der Österreicher und fast allen ÖVP-Wählern (in Zeiten der Massenimmigration mehr denn je) abgelehnte Gesamtschule durch die Hintertür doch wieder Schritt für Schritt einzuschleusen versucht. Was zwar der recht weltfremde Parteiobmann nicht merkt, aber sehr wohl die Wähler.

Nicht nur diese beiden Frauen sind Beweis für die schlechte Personalauswahl – oder die total ausgetrockneten Humanressourcen der ÖVP. Die ebenfalls von Pröll selbst zu verantwortende Zumutung, den Wiener Bürgerlichen allen Ernstes eine Christine Marek vorzusetzen, ist ja schon von den Wählern heftig bestraft worden. Bis auf Fekter, Lopatka und mit aktuellen Abstrichen Spindelegger löst die gesamte ÖVP-Mannschaft nur noch Kopfschütteln aus.

Ein weiteres signifikantes Detail dieser Situation: In der Spitze der ÖVP – vom Parteiobmann über den Klubobmann bis zum Generalsekretär – gibt es zum erstenmal seit ihrer Gründung keinen Juristen. Es findet sich auch kein Diplomat oder Ökonom, also jemanden, der sich in den noch immer staatspolitisch wichtigsten Disziplinen fundiert auskennen würde. Die einzigen Studien, die man in den dortigen Lebensläufen überhaupt findet, sind jene der Landwirtschaft. Was bei einem Bauernanteil von drei Prozent ein wenig überdimensioniert sein dürfte.

Die Programm-Groteske

Erstaunlich ist auch die Unprofessionalität bei den wenigen von der ÖVP-Spitze offensiv betriebenen Prozessen. Da  hat der Parteiobmann im Herbst 2009 eine großangelegte Erarbeitung eines neuen Parteiprogrammes angekündigt – die aktuellste Meldung auf der ÖVP-Homepage dazu stammt jedoch aus dem November 2009. Seither total tote Hose. Es finden sich auch sonst nirgendwo Meldungen dazu.

Aber es ist kein Wunder, dass da niemand mehr mittun will: Denn kaum glaubt man, dass die ÖVP für irgendetwas steht (etwa gegen Steuererhöhungen und für eine Absage an die Neutralität), steht sie kurz darauf schon wo ganz wo anders. Spätestens immer dann, wenn Pröll sich von seinem Freund im Bundeskanzleramt und den fast durchgängig weit links der Mitte stehenden Raiffeisen-Medien auf den Kurs „Nur nicht streiten und lieber SPÖ-Positionen übernehmen“ zwingen hat lassen.

Das Desinteresse der – verbliebenen – Parteimitglieder an einem neuen Programm hängt natürlich auch damit zusammen, dass Pröll selbst 2007 bis 2008 einen großen programmähnlichen Vorgang geleitet hat, der in der Basisarbeit ganz klare Ergebnisse für die Perspektiven der ÖVP gebracht hat, wie etwa die Absage an die Schwulenehe. Im groß verkündeten Schlusspapier hat Pröll dann daraus ohne weitere Rücksprache das Gegenteil, nämlich ein fast vollständiges Ja zur Schwulenehe gemacht. Offenbar war ihm der Beifall bei den überwiegend linken Journalisten wichtiger als jener bei den Wählern.

Ähnliches ist gerade jetzt bei anderen Themen in Gang, wo man der ÖVP beim Umfallen geradezu zuschauen kann: von den Frauenquoten bis eben zur Gesamtschule. Und in Sachen Islam und Türkei nimmt der ÖVP-Pensionistenchef Andreas Khol überhaupt jedem kritischen Ansatz anderer Schwarzer sämtliche Glaubwürdigkeit. Tritt er doch ständig als begeisterter Lobpreiser der türkischen Immigranten auf. Er fordert ein türkisches ORF-Programm und brandmarkt Thilo Sarrazin als Vertreter "widerlicher" Thesen (während die CDU längst begriffen hat, dass ihre anfängliche Sarrazin-Schelte einer ihrer schwersten Fehler war).

Kein Gespür für Taktik

Völlig absurd ist aber auch die ÖVP-Haltung in Sachen Landesverteidigung. Nachdem die Partei jahrelang erfolglos für eine Aufgabe der völlig überholten Neutralität eingetreten war, wirft sie nun der SPÖ Neutralitätsverrat vor, weil einige SPÖ-Politiker ein wenig offener (was eh noch lange nicht offen bedeutet) über die Neutralität nachgedacht haben. Glaubt da jemand wirklich, mit einem so unglaubwürdigen Zickzack punkten zu können?

Ähnlich die Haltung zur Wehrpflicht. Da  sprechen sich nun nach der Reihe ÖVP-Politiker dafür aus, eine Volksbefragung darüber zu veranstalten. Warum bitte? Nur weil die SPÖ auf Befehl der Kronenzeitung plötzlich im Gegensatz zu ihrer bisherigen Politik eine solche Befragung - zum Zwecke eines Zwischenwahlkampfs statt echter Reformen - machen will? Warum verpflichtet sich die ÖVP zu einer Befragung, wenn sie selbst nicht weiß, wofür sie eigentlich ist? Steht davon etwas im Regierungsprogramm?

Sie sagt aber auch nicht: Wenn schon Volksbefragungen über die Dinge, wo wir uns uneinig sind, dann bitte doch auch über einige andere Fragen, wo sich die Koalition schon viel länger uneinig ist: über Studiengebühren; über die Gesamtschule; über die Nichtaufnahme von Kindern in den Regelunterricht, die noch nicht ordentlich Deutsch können; über Aufnahmsprüfungen für Unis und AHS; über einen Stopp der Flut von Regierungs- und ÖBB- (usw) Inseraten; über die Hacklerregelung; über das Grundeinkommen; über die Luxusgehälter der Wiener Rathausbeamten (und einiger anderer); über eine wirksame verfassungsrechtliche Schuldenbremse (nach der Österreich in einem Konjunkturjahr wie 2011 eindeutig einen Überschuss erzielen müsste).

All das macht den katastrophalen Zustand der in den letzten Jahren schon halbierten bürgerlichen Partei besonders auffällig.

Gratisprofit für die FPÖ

Längst geht es nicht mehr um „Pröll oder wer sonst?“ sondern darum, dass die große liberalkonservative Partei Österreichs Selbstmord auf offener Bühne betreibt. Die Freiheitlichen müssen da nur noch das tun, womit schon Jörg Haider in seinem letzten Wahlkampf das eigentlich tote BZÖ noch einmal wiederbelebt hat: eine aufgegebene ÖVP-Position nach der anderen aufgreifen und übernehmen. Und schon strömen ihnen die Wähler in Massen zu.

Vielleicht sollte die ÖVP einmal einen Kurs bei der eigenen Parteiakademie belegen, damit sie nach der ersten Hälfte ihrer Wähler - die sie vor allem in Zeiten des Busek-Riegler-Linkskuses angebaut hat - nicht auch noch die zweite Häfte verliert. Die ÖVP-Akademie bietet nämlich gerade an: „Wir bringen Ihre Persönlichkeit auf den Punkt!“

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Vaclav Klaus und seine europäischen Wahrheiten

22. Februar 2011 01:59 | Autor: Andreas Unterberger

Vaclav Klaus hat dieser Tage fundamentale Kritik an der EU geübt. Diese ist jedenfalls ernstzunehmen, ist der tschechische Präsident doch einer der ganz wenigen europäischen Spitzenpolitiker mit einer fundierten ökonomischen Bildung – und gleichzeitig mit dem Mut, seine Meinung ohne die sonst üblichen Rücksichten und diplomatischen Floskeln brutal und pointiert zu formulieren. Davon können wir alle nur profitieren, selbst wenn wir dem Mann auf dem Hradschin nicht in Allem zustimmen sollten.

Was hat er nun gesagt? Erstens hat er darauf verwiesen, dass es ein grober Fehler sei, die EU und Europa gleichzusetzen. Damit hat er zweifellos recht. Haben doch auch wir Österreicher bis 1995 sehr unter dieser Gleichsetzung gelitten, als wir eben noch nicht Teil der EG beziehungsweise EWG waren, wie die EU früher hieß.

Europa ist nicht nur größer, sondern auch viel älter als die EU. Und es wird auch wohl dann weiterbestehen, wenn die EU einmal als Folge von allzuvielen Fehlern ihrer Akteure zerbrechen sollte. Auch wenn wir uns das nicht wünschen, so ist es doch sicher gut, sich der potenziellen Endlichkeit der Union endlich wieder bewusst zu werden. Dieses Bewusstsein ist ja auch eine Warnung, allzu leichtfertig die EU zu missbrauchen.

Zweitens macht Klaus ein strengen Unterschied zwischen Integration und „Unifikation“. Er bekennt sich voll zur Integration, womit er die Liberalisierung des Lebens und der Wirtschaft sowie insbesondere die Beseitigung der Barrieren zwischen den einzelnen Ländern und ehemaligen Blöcken meint. Dieses Lob von Klaus wird wohl von fast allen Europäern geteilt. Die Integration hat uns alle wohlhabender, freier, mobiler gemacht.

Unter Unifikation versteht Klaus hingegen den Versuch, Europa künstlich in eine harmonisierte und zentralisierte Nation zu verwandeln. Diesen Versuch lehnt er ab; und prophezeit ihm ein Scheitern.

Der Tscheche hat damit den wunden Punkt Europas angesprochen: Wollen die Menschen das überhaupt? Hat das unausgesprochen von vielen europäischen Akteuren angestrebte Ziel, die EU zu Vereinigten Staaten von Europa weiterzuentwickeln, eine demokratische Legitimation? Man darf zweifeln. Schon die großen sprachlichen Unterschiede, aber auch die völlig unterschiedliche historische und kulturelle Identität machen eine Überwindung des nationalen Denkens und Handelns so gut wie unmöglich.

Man sehe sich nur an, mit welch großer Intensität die Österreicher nach wie vor das Handeln ihrer Bundesregierung und ihres Parlaments diskutieren, wie wenig emotionale Aufmerksamkeit hingegen das europäische Parlament oder die diversen EU-Ministerräte beziehungsweise Kommissions-Sitzungen hierzulande erregen.

Es gibt nicht einmal funktionierende gesamteuropäische Medien. Lediglich das Eliteblatt „Financial Times“ widmet Europa mehr Raum und Gewicht als nationalen Vorgängen. Das ist natürlich schade, aber doch ein Faktum, das ich selber bei meinen eigenen Vorträgen beobachten kann: bei österreichischen oder weltanschaulichen Themen ist der Saal meist recht gut besucht, Europa-Themen leeren ihn hingegen.

Diese Unifikation ist in Wahrheit ein reines Projekt der Brüsseler Eliten, aus welchem Land immer sie kommen mögen. Medien, Politiker, EU-Beamte, Lobbyisten denken europäisch, der Rest des Kontinents tut das nicht. Deshalb wird den Europäern auch regelmäßig mehr Subsidiarität versprochen – also dass die einzelnen Nationen wieder mehr Rechte und Macht bekommen. Geschehen tut aber leider oft das Gegenteil.

Freilich sollte man dafür nicht allzusehr die anonyme Institution EU geißeln. Denn im Rat, dem noch immer mächtigsten Gremium Europas, sitzen lauter nationale Minister oder Regierungschefs. Ohne ihre Beschlüsse könnte das Subsidiaritätsprinzip auch nie verletzt werden. Aber in Wahrheit tun die versammelten Minister das sehr gerne. Denn in einer Ratssitzung kann man unter lauter meist gleichgesinnten Kollegen viele Dinge durchbringen, mit denen man daheim im Ministerrat, am Finanzminister, im Parlament oder in der Öffentlichkeit scheitern würde. Und das Ergebnis kann man dann scheinheilig wieder der EU in die Schuhe schieben.

In den einzelnen Fachministerräten beschließen die versammelten Umwelt- oder Frauen- oder Landwirtschaftsminister in nichtöffentlichen Sitzungen Vieles, was nur im ganz spezifischen Interesse einer Lobby liegt. Die Gesamtsicht, für die etwa in Österreich die Einstimmigkeitspflicht im Ministerrat sorgt, geht dabei hingegen verloren. Das ist aber ein gravierender Fehler.

Problematisch wird Klaus freilich in einem weiteren Punkt, nämlich wenn er die „Soziale Marktwirtschaft“ weitgehend mit dem Kommunismus gleichsetzt. Da wird seine pointierte Vereinfachung allzu holzschnittartig und damit falsch. Da ja in der EU keineswegs die Wirkung der Marktmechanismen abgeschafft ist.

Und vor allem vergisst Klaus eines: Noch immer gibt es neben den schädlichen Unifizierern in der EU-Kommission auch viele erfolgreiche Kämpfer für den Markt, gegen Monopole und Kartelle. Ohne sie stünden wir, stünden vor allem die Konsumenten viel schlechter da.

Aber dennoch ist es sehr schade, dass die interessanteste Rede eines europäischen Politikers seit Jahren so wenig diskutiert wird.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 173: Der Herr Madoff und die Österreicher

22. Februar 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Wir sorgen uns über alles Mögliche. Zu Recht und zu Unrecht. Vor allem aber sollte sich Österreich derzeit um die Bank Austria sorgen.

Die größte Bank des Landes ist von einer 19 Milliarden-Forderung bedroht, weil ihr vorgeworfen wird, die Betrügereien des Amerikaners Madoff unterstützt zu haben. Dabei geht um den größten Betrugsfall der Geschichte. Um sich die Dimension dieser Forderung vorzustellen: Das ist zweieinhalb Mal das gesamte Defizit der Republik Österreich. Dieser Betrag könnte nie und nimmer von der Bank selbst aufgebracht werden. Muss eines Tages wieder der österreichische Steuerzahler einspringen? Immerhin ist die Bank Austria zum Unterschied von der Hypo Alpe-Adria eindeutig eine Systembank, und zweifellos an sich auch rettenswert, besonders seit sie sich aus den Fängen der Parteipolitik befreit hat. Andererseits gehört sie heute einer italienischen Mutter. Wird Österreich sagen können: Die Mutter soll sich kümmern? Wird umgekehrt die Mutter eine Kindesweglegung betreiben? In jedem Fall ist das, was da auf Österreich zukommt, um ein Vielfaches dramatischer als die Bawag-Affäre und als die Krise der letzten beiden Jahre. Es ist so dramatisch, dass wir es am liebsten nach altösterreichischer Sitte verdrängen. Nur: Wenn einmal die amerikanische Justiz ins Rollen kommt, dann sind die Chancen europäischer Banken nicht mehr sehr groß, etwas auch mit Erfolg zu verdrängen.

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Der richtige Platz der Sozialdemokraten

21. Februar 2011 12:00 | Autor: Andreas Unterberger

Die Rückeroberung Hamburgs durch die deutschen Sozialdemokraten bestätigt zwar nur die Erwartungen. Sie fiel aber in ihren Dimensionen gewaltig aus. Und bringt eine Menge politischer Lehren:

Die Erholung der Sozialdemokraten von ihrem historischen Tief begann nämlich keineswegs zufällig dort, wo sie sich wieder auf einen wirtschaftsfreundlichen Kurs begeben hat, der gerade in der Hansestadt eine lange Tradition hat. Die Hamburger SPD ist wieder die alte Partei Helmut Schmidts, Wolfgang Clements oder Franz Münteferings. Das scheint von den Sozialdemokraten auch auf Bundesebene verstanden zu werden: Denn schon am Montag vormittag hat sich die SPD mit der Regierung in Sachen Hartz IV geeinigt – und den radikal utopistischen Forderungen der Grünen und Linken eine Absage erteilt.

Wenn die Sozialdemokraten eines Tages auch noch erkennen, wie wichtig ein Thilo Sarrazin für sie wäre, denn wären sie praktisch unbesiegbar.

Mindestens ebenso aufschlussreich ist das Ergebnis der Grünen. Sie haben sich – wie auch schon oft in Österreich – einige Monate als Umfragesieger fühlen können, in der Wahlzelle bleiben sie aber stets der alte Außenseiter. An ihrem Abschneiden ist besonders signifikant, dass ihre kleinen Zugewinne sogar geringer sind als jene der zuletzt schon von fast allen Kommentatoren totgesagten FDP.

Die CDU versucht sich damit zu trösten, dass ihre Umfragen in anderen Bundesländern in diesem Superwahljahr wieder zunehmend besser werden. Sie hat aber eine bittere Lektion lernen müssen: Wenn die CDU mit den Grünen koaliert und diese – etwa im Gegensatz zu Oberösterreich – tatsächlich den Kurs mitbestimmen können, dann wird es sinnlos, eine bürgerliche Partei zu wählen, dann kann man gleich die in Hamburg auch personell besser aufgestellten Sozialdemokraten wählen. Wenn die CDU für die Gesamtschule eintritt, dann verliert sie nicht nur eine diesbezügliche Volksabstimmung, sondern auch ihre Existenzberechtigung.

 

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Sozialdemokratische Heuchelei

21. Februar 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Eine der übelsten Verlogenheiten der europäischen Sozialdemokraten sind ihre Vorwürfe gegen die USA, weil sie die tunesischen und ägyptischen Diktatoren gestützt haben. Was den Amerikanern sofort den linken Vorwurf übler Geschäftemacherei eingebracht hat.

Sozialdemokraten wie der diesbezüglich besonders laute Hannes Swoboda verschweigen dabei aber geflissentlich, dass auch sie diese Regime gestützt haben, dass sie die Staatsparteien sogar in die Sozialistische Internationale aufgenommen haben. Sie verschweigen, dass die nun Gestürzten immerhin in einer sensiblen Region eine ganze Generation lang für Frieden gesorgt haben.Was mehr ist, als dort jemals der Fall war.

Und sie verschweigen vor allem die Peinlichkeit, dass ihr Parteifreund Alfred Gusenbauer auch heute noch den kasachischen Diktator gegen fette Geldsummen berät. Oder dass ihr Parteifreund Gerhard Schröder dem ebenfalls nicht gerade als Rechtsstaat einzustufenden Russland gegen ebenfalls fette Summen in seinen Ölinteressen hilft. All das hindert die Sozialdemokraten aber nicht, sich ohne irgendeinen Hauch von Reue weiterhin als Moralapostel aufzuspielen und beispielsweise aus den (absichtlich oder nicht absichtlich) vergessenen Fußnoten von Herrn Guttenberg eine moralische Staatsaffäre zu machen.

Ich bin durchaus realistisch und nüchtern der Meinung, dass man auch mit Russland und Kasachstan Geschäfte machen kann und vielleicht sogar muss, und dass man die dortigen Regimes von außen nicht stürzen kann. Aber ab einer gewissen Schwelle löst bei mir allzuviel Heuchelei nur noch Brechreiz aus.

Zum Glück gibt es Länder wie Estland, die an den von Russland in mehreren jedem Rechtsstaat spottenden Skandalprozessen verurteilten Ex-Unternehmer Chodorkowski mit einer, wenn auch privaten Sondermarke erinnern. Sonst müsste man bisweilen ganz an diesem Europa verzweifeln.

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Grüner Anschlag auf Bettler-Gesundheit

20. Februar 2011 00:37 | Autor: Andreas Unterberger

Graz war zuletzt doppelt in den Schlagzeilen. Diese hatten freilich leichte innere Widersprüche, auch wenn beide Anlässe grün inspiriert waren.

Zuletzt erregten sich die Grünen (und Teile der Kirche) lautstark über das Bettelverbot durch den steirischen Landtag, das dort von Rot, Schwarz und Blau beschlossen worden war. Graz wird ja so wie andere österreichische Städte von Heerscharen ostslowakischer Roma heimgesucht, die mit oder ohne den Vorwand, irgendeine verschmuddelte Zeitung zu verkaufen, vor jedem Supermarkt in wegelagerischer Manier betteln. Gleichzeitig aber schlagen die Grünen lautstark Alarm über die Feinstaubbelastung in Graz. Jetzt verstehe ich nur eines nicht: Wie können es die Grünen verantworten, die armen Gäste aus der Slowakei dieser gewaltigen Gesundheitsgefährdung auszusetzen?

PS: Es ist übrigens rechtlich noch gar nicht ausgestanden, ob das Bettelverbot auch dann gilt, wenn ein Bettler pro forma so tut, als ob er Zeitungen verkauft. Denn Hans Dichand hat vor rund 15 Jahren eine Befreiung der Zeitungs-Kolporteure und -Verteiler von allen Regelungen wie Beschäftigungsbewilligungen durchgesetzt. Wie so oft haben ihm auch damals die Parteien auf Pfiff gehorcht. Diese im Grund skandalöse Regelung könnten nun gefinkelte Juristen durchaus zugunsten der bettelnden Roma einmahnen. Und solche Juristen haben die Grünen ja durchaus in stolzer Zahl. Warum übrigens keine einzige Zeitung diesen Zusammenhang anspricht, ist ziemlich klar: Profitieren sie doch alle von diesen Billigverteilern.

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Hoch Fischer! Hoch die FPÖ! Hoch die Österreicher und noch ein paar!

20. Februar 2011 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

Und wieder ist der Tag gekommen, wo sich die Leser (und vor allem der Autor) des Tagebuchs nicht ärgern müssen, sondern wirklich freuen sollten. Über die Weisheit der Österreicher, über den Mut einer Bank, über einen eindrucksvollen britischen Premier, über Heinz Fischer, über die Kinderfreunde, über die Grazer Uni und über den Parlamentsklub der FPÖ. Sie alle gehören vor den Vorhang!

Die Österreicher sind weise. Das merkt man am mageren Zuspruch des Androsch-Volksbegehren. Der Mann muss das offenbar selber spüren und hat es nun vorsorglich auf den Herbst verschoben (unter der peinlichen Ausrede, dass er jetzt erst daraufgekommen ist, dass im Frühjahr  Feiertage sind). Er muss aber ganz offensichtlich selbst den peinlich mageren Zuspruch zu seiner Initiative bemerkt haben: Er hat trotz eines unglaublichen Propagandasturms fast aller Medien, trotz fast täglicher Auftritte in ORF, „News“, „Falter“ und dem sonstigen SPÖ-Vorfeld auf seiner Homepage für seine Gesamtschul-Initiative (die verlogen so tut, als würde sie keine Gesamtschule fordern) ganze 3955 Unterschriften gesammelt. Dem steht die von keinem einzigen Medium - bis auf das Tagebuch - unterstützte Initiative www.verwaltungsreform-jetzt.at  gegenüber, die es auf 3285 Unterschriften gebracht hat. Aber auch das ganz junge Schülerbegehren hat schon immerhin 1453 Unterschriften. Da kann ich nur vor den Menschen in diesem Land den Hut ziehen, dass es noch ein erstaunliches (und hoffentlich noch wachsendes) Ausmaß an Bürgermut gibt. Und dass eine totalitäre Medienwalze gar nicht so viel bewegen kann.

Banken entdecken die Kunden. Die Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich-Wien öffnet ab März auch an Samstagen ihre Schalter. Natürlich unter Gemurre des Betriebsrats. Bleibt nur zu hoffen, dass das Experiment nicht nach drei Monaten schon wieder abgebrochen wird. Denn Kunden brauchen erfahrungsgemäß rund ein Jahr lang Zeit, um sich an neue Öffnungszeiten zu gewöhnen.

Ein Regierungschef redet Klartext. Der neue englische Premier traut sich, mit dem Filz an islamischen Abkassier-Vereinen aufzuräumen. „Manche Organisationen, die danach streben, sich als Portal für die moslemische Gemeinschaft zu präsentieren, werden mit öffentlichen Geldern zugeschüttet, während sie wenig dazu beitragen, Extremismus zu bekämpfen.“ Wann kandidiert David Cameron für das Wiener Ratshaus? Dann wüsste ich wenigstens, wen ich in Wien wählen kann.

Weitere Cameron-Zitate in Hinblick auf den europäischen Islam: „Europa soll sich schleunig dessen bewusst werden, was gerade in unseren eigenen Ländern passiert. Wir sollten uns absolut klar darüber sein, wo die Ursprünge dieser Terrorangriffe liegen. Und das ist die Existenz einer Ideologie, eies islamistischen Extremismus.“ Und: „Wir brauchen viel weniger von der passiven Toleranz der letzten Jahre und viel mehr aktiven und Muskel zeigenden Liberalismus.“ Und: „Wenn man sich die ganze Bandbreite anschaut, dann findet man Leute, die vielleicht Gewalt ablehnen, aber die mehrere Teile der extremistischen Weltsicht inklusive Feindschaft zur westlichen Demokratie und liberalen Werten akzeptieren.“ Und: „Beurteilen wir diese Organisationen genau: Glauben sie an die universellen Menschenrechte – also auch für Frauen und Anhänger anderer Religionen?“

Ähnlich klar ist auch das in den letzten Wochen formulierte „Der Mulitkulturalismus ist tot“ von Merkel und Sarkozy. Noch nie habe ich so klare Worte, aber ohne billige Polemik von einem österreichischen Politiker gehört.

Der FPÖ-Klub verweigert sich der feministischen Sprachverwirrung: Die Freiheitlichen unterschrieben im Parlament keine gegenderten Schriftstücke, also Texte, in denen das skurrile Binnen-I oder ebenso unsinnige Schrägstriche vorkommen. Da aber für manche Rundläufe (Schriftstücke über Tagesordnungen und ähnliches) auch die FPÖ-Unterschrift notwendig ist, müssen auch Schreiben von Rot und Grün zuerst entgendert werden. Köstlich und nachahmenswert.

Die Schweizer Freisinnigen folgen den Wählern: Zweifellos unter dem Eindruck des Wählerverhaltens hat nun auch die Schweizer FDP (eine klassische liberale Partei) einen Schwenk in Sachen Ausländerpolitik beschlossen und sich der SVP des lange angefeindeten Christoph Blocher angenähert: Die FDP will den Familiennachzug für Nicht-EU-Bürger erschweren. In der Tat ist ja diese so human klingende Institution das größte Einfallstor, durch das unqualifizierte Zuwanderer am Arbeitsmarkt vorbei in die europäische Wohlfahrtshängematte strömen.

Die Kinderfreunde denken menschlich: Im Gegensatz zu den harten Feministinnen ihrer Partei haben sich nun die SPÖ-Kinderfreunde dafür ausgesprochen, dass künftig die gemeinsame Obsorge für Kinder zur Regel wird, von der nur in begründeten Einzelfällen abzuweichen ist. Das ist vernünftig und human – und entlastet auch die Gerichte. Jetzt wird es spannend, wer sich da in der SPÖ durchsetzt: die lange schweigsam gewesenen Kinderfreunde oder die – ohnedies meist kinderlosen – Feministinnen?

Heinz Fischer verlässt die sozialdemokratische Denkwelt. Auch der Bundespräsident gehört einmal gelobt, wenn er Wichtiges und Richtiges ausspricht. Offenbar ist er mutiger geworden, seit er die Partei nicht mehr für eine Wiederwahl braucht. Er redet nicht nur zum Bundesheer Klartext – dass ein Berufsheer teurer kommen werde –, sondern verlässt zumindest in einem Interview den de facto obersten Grundsatz aller sozialdemokratischen Politik: Er sagte nämlich, "dass der Gedanke, dass wir als Staatsbürger Rechte, aber auch Pflichten haben, wichtig ist. Wenn man die Frage stellt, ob es nicht bequemer wäre ohne Wehrpflicht, könnte man auch fragen, ob es nicht auch bequemer wäre ohne Steuerpflicht und ohne andere Pflichten. Wenn wir alle Pflichten ablehnen und alle Rechte haben wollen, werden wir längerfristig nicht in der besten aller Welten leben." Fischer.

Die Aufnahmetests an der Grazer Medizin-Uni: Diese haben sich als voller Erfolg erwiesen. Seit ihrer Einführung haben sich die Drop-Out-Zahlen dramatisch reduziert und die Studienfortschritte beschleunigt. Damit sind auch alle Proteste ad absurdum geführt, ob sie nun von der (sowieso immer protestierenden) ÖH oder (ob der schlechten Ergebnisse von weiblichen Aufnahmewerberinnen empörten) Feministinnen gekommen ist. Denn diese Tests haben sich jedenfalls für die Studenten als ein Segen erwiesen. Sie verlieren viel weniger Lebenszeit, weil sie sich mit Jahren Verspätung als letztlich fürs Studium ungeeignet erweisen oder weil die Unis überlaufen sind. Ob das den doktrinären Aufnahmetests-Verweigerern in der SPÖ (aber auch FPÖ) endlich beizubringen sein wird? Oder wollen sie wie die Gralshüter der alten Lehre im einstigen Kreml untergehen?

Hans Niessl hat Grund stolz zu sein. Der Anlass diese Erwähnung ist schon ein paar Tage her – und kein ganz ehrliches Lob, sondern wird nur angeführt, damit man etwas zu schmunzeln hat. Denn das ist wohl nur im Burgenland möglich, dass ein Landeshauptmann eine Pressekonferenz mit dem Titel gibt: „Wir sind stolz, BurgenländerInnen zu sein.“ Ganz abgesehen von der Geschlechtsumwandlung Niessl, würde er wohl in jedem anderen Bundesland jedenfalls ob solch peinlichem Chauvinismus ausgelacht werden.

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Staatssportler, Privatkapellen und Sklavenkellner

19. Februar 2011 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Es braucht keine Abschaffung der Wehrpflicht, keine Volksbefragung, um die ärgsten Skandale im Bundesheer abzuschaffen. Es würden einfache Weisungen von Norbert Darabos genügen – und den Mut des Burgenländers, das Aufheulen von Landeshauptleuten, Sportfunktionären, Offizieren und Unteroffizieren total zu ignorieren.

Denn 2100 von 24.000 Rekruten werden als Gratis-Kellner in Offiziers- und Unteroffiziers-Casinos verwendet. Was den Herren (und neuerdings auch einigen Damen) in Uniform den Aufenthalt in ihren exklusiven Aufenthaltsräumen viel angenehmer und billiger macht. Eine unglaublich große Zahl von Privatdienern, die sofort auf Null reduziert gehört.

Denn für persönliche Dienstleistungen ist die Wehrpflicht nicht mehr zu rechtfertigen – auch wenn solche Ordonnanz-Dienste in vielen Armeen eine lange Tradition bis tief in feudale Zeiten zurück haben. Übrigens nicht in jeder: als ich einmal in einer israelischen Kaserne war, saßen dort die Offiziere im gleichen Speisesaal wie die Mannschaft – dort natürlich auch sehr viel junge Frauschaft. Und alle mussten sich um ihr Essen anstellen. Ich will jetzt nicht lange analysieren müssen, ob die israelische oder die österreichische Armee effizienter ist.

Aber es geht nicht nur um die persönlichen Kellner der Herrn mit goldenen und silbernen Sternen am Kragen. Fraglich ist auch, weshalb allein im Vorjahr 307 Präsenzdiener als Militärmusiker gearbeitet haben (sowie eine Anzahl von Berufssoldaten). Gewiss: Militärmusik gehört etwa bei Staatsbesuchen zum Pflichtelement. Sie ist auch eine kulturell wertvolle Tradition. Aber es ist absolut nicht einzusehen, dass jeder Landeshauptmann auf Bundeskosten quasi eine private Militärmusik hat. Nur um seine provinzielle Repräsentation imposant gestalten zu können.

Aber nicht nur die Landeshauptleute werden via Bundesheer subventioniert. Das gilt auch für den Spitzensport. Denn zahlreiche österreichische Sportler sind beim Bundesheer fest angestellt, aber fast das ganze Jahr über als Profis bei Training oder Wettkämpfen unterwegs. Das Staatssportlertum war schon im Kommunismus eine der übelsten Erscheinungen. Und angesichts der Gesundheitsschäden bei vielen Spitzensportlern gibt es schon längst kein Argument mehr, diesen irgendwie zu fördern – was Darabos dennoch nicht nur über die Anstellung beim Bundesheer, sondern auch in sehr direkter Form über zahllose Förderungen macht. So wie all seine Vorgänger als Sportminister.

Diese Sportförderungen sind zumindest moralisch nicht mehr zu rechtfertigen. Nicht nur dann nicht, wenn man einen Oppositionspolitiker wegen deren Verwendung vor Gericht bringen will.

 

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Missbrauch: Die Wahrheit, die Psychiater und die Justiz

19. Februar 2011 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Ein psychisch angeschlagenes Mädchen hat einen Gutteil der Familie eines schweren jahrelangen Missbrauchs beschuldigt. Das hat diese Angehörigen sofort auf Wochen hinter Gitter gebracht. Motto offenbar: Einsperren hilft, um ein Geständnis zu erlangen, wenn man schon keine Beweise hat. Jetzt hat ein Gutachten die Angehörigen entlastet. Die Fragen rund um solche Missbrauchsvorwürfe sind aber heikler denn je.

Wie viele Menschen sind durch den Zufall ganz anders ausgehender Psychiater-Gutachten schon auf Jahre im Gefängnis gelandet? Wer untersucht eigentlich einmal kritisch all die Psychiater, die als Erben Sigmund Freuds ganz darauf fixiert sind, für jedes psychische Problem einen Missbrauch als Ursache zu entdecken? Die diesen Missbrauch aber auf Grund ihrer Fixation oft genug den Patienten solange einreden, bis diese selbst davon überzeugt sind.

Warum gilt eigentlich bei solchen Vorwürfen nicht das Prinzip: Im Zweifel für den Angeklagten, solange es über die Aussage eines labilen Menschen und über immer sehr dubiode psychiatrische Gutachten hinaus keine Beweise gibt? Man erinnere sich nur an den prominenten Kinderpsychiater, der sich für ein Gutachten nur 15 Minuten Gesprächszeit genommen hat. Es geben ja auch die - ehrlichen - Psychiater selbst zu, letztlich nicht die volle Wahrheit herausfinden zu können. Wann wird auch in der Justiz die philosophische Erkenntnis Platz greifen, dass wir allzu oft an die Wahrheit nie ganz herankommen?

Was geht in den Hirnen mancher Schuldirektoren vor, die ständig glauben, die einzige Gefahr für unsere Kinder sei sexueller Missbrauch, vor dem sie tagtäglich zu warnen haben, wie mir entsetzte Eltern über eine Wiener Volksschule berichtet haben?

Und warum werden im Gegensatz zu dem eingangs angesprochenen Fall alle Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Priester sofort als bare Münze (in mehrfacher Bedeutung) eingestuft, ohne dass da wenigstens versucht wird, einen Psychiater einzuschalten? Experten für Scheidungsprozesse wissen jedenfalls, wie leichtfertig manche Menschen solche Anschuldigungen aussprechen, von denen man sich dann nur extrem schwer frei-beweisen kann? Die Anwürfe gegen kirchliche Einrichtungen sind vor allem vom ORF, aber auch anderen Medien immer sofort als bewiesene Fakten berichtet worden. Ohne dass ein Bischof die Kirche in Schutz genommen hätte. Oder dass jemand gesagt hätte: Im Zweifel für den - oft schon lange toten - Beschuldigten.

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Fußnote 172: Nicht-Doktor Karl-Theodor

18. Februar 2011 12:15 | Autor: Andreas Unterberger

Der deutsche Verteidigungsminister führt also seinen Doktortitel nicht mehr. Vorläufig wie er sagt.

Damit lässt er die Angriffe gegen seine Person ins Leere laufen. Damit bliebt aber die eigentlich weit über Guttenberg hinausreichende zentrale Frage offen, ob diese Dissertation nicht angenommen worden wäre, wenn er alle Fußnoten gesetzt hätte. Meinen Erfahrungen nach hätte das am Ergebnis absolut nichts geändert. Denn vor allem geisteswissenschaftliche oder juristische Dissertationen sind in aller Regel eine Ansammlung von gewaltigen Massen fremder Texte, die nun durch einen Fleischwolf eines Autors gedreht worden sind, der sich unter vielen kursierenden Meinungen halt für eine bestimmte entscheidet. Viele Dissertationen, die ich durchgeblättert habe, sind überhaupt völlig frei von einer eigenen Interpretation. Sie sind langweilig, unergiebig und unoriginell. Und wichtig ist nur die große Quanität an Fußnoten. Die Guttenberg aber ohnedies hatte. Dabei möchte ich aber gleich meinen Respekt vor anderen, etwa naturwissenschaftlichen Arbeiten betonen. Davon verstehe ich nur wenig, aber sie erwecken den Eindruck einer ganz anderen Arbeits-Intensität.

PS.: Ich habe keine einzige Fußnote gesetzt und man kann mir dennoch den Doktortitel nicht aberkennen. Denn Juristen haben das zu meiner Zeit nicht müssen. Daher habe ich mich auch immer geniert, wenn Amerikaner die beiden Buchstaben Dr auf meiner Visitenkarte für eine sonderliche Qualifikation gehalten haben. Daher bin ich auch ganz der Meinung, dass Titel nur sehr wenig über den Wert und das Können eines Menschen aussagen.

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Die Revolution steht rechts, die Bewahrer links

18. Februar 2011 01:21 | Autor: Andreas Unterberger

Wer sind die Roten, die Schwarzen, die Blauen? Was denken die Wähler der einzelnen Parteien? Eine neue Imas-Studie zeigt ein überaus markantes und noch mehr überraschendes Bild von den Unterschieden zwischen den Wählergruppen. Wer hätte etwa gedacht, dass man ausgerechnet bei Grün und Blau überdurchschnittlich viele unpolitische Freizeitmenschen findet, oder dass sich Rote und Grüne am konservativsten positionieren?

Am wenigsten Überraschung bieten die ÖVP-Wähler. Ihnen sind Familie und Heimat deutlich wichtiger als allen anderen. Auch sorgen sie sich signifikant mehr um ihr Leben im Alter als die Wähler anderer Parteien.

Hingegen überrascht es doch, dass die ÖVP-Wähler bei der Aussage „Ich fühle mich mehr und mehr als Europäer“ mit 30 Prozent Zustimmung deutlich hinter den Grünen (49) liegen. Obwohl die Grünen bei der Volksabstimmung 1994 noch vehement gegen den Beitritt gekämpft haben. Rot- und Blau-Wähler decken sich mit nur 16 bzw. 17 Prozent europäisch Fühlender hingegen vollkommen in ihrer antieuropäischen Sicht.

Am frappantesten sind die vielen Ähnlichkeiten zwischen den Blauen und den Grünen, die ja eigentlich an sehr unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums daheim sind. Etwa ist ihnen beiden „wichtig, dass Freizeit und Unterhaltung nicht zu kurz kommen“: Bei der FPÖ sind das 68 Prozent, bei den Grünen 60. Die SPÖ mit 47 und die ÖVP mit 54 Prozent haben hingegen eine relativ sauertöpfische Anhängerschaft.

Blau und Grün sind aber auch sehr unpolitisch: „Ich verfolge Politik nur recht beiläufig und interessiere mich nicht für Details“ wird bei Blau von 44 Prozent und bei Grün von 40 Prozent gesagt, bei Rot nur von 36 und bei Schwarz nur von 33 Prozent.

Bei einer anderen Aussage sind sich hingegen Rote und Grüne einig und zeigen klaren Strukturkonservativismus: „Mich stört viel an unserem politischen System, ich möchte Vieles verändern“ meinen nur 31 Prozent der roten und 32 der grünen Wähler. Bei den schwarzen sind es hingegen 37 und bei den blauen gar 52 Prozent. Mit anderen Worten: Das revolutionäre Potenzial steht heute rechts, nicht links.

Verändert man die Fragestellung ein wenig, dann scheint sich das Bild ein wenig zu ändern, zumindest bei den Grünen. Imas hat nämlich auch folgenden Satz abgefragt: „Im Grunde bin ich mehr für Stabilität als für Veränderungen.“ Da zeigen zwar die Rot-Wähler neuerlich mit 57 Prozent den größten Strukturkonservativismus, die Grünen mit 38 Prozent jedoch den kleinsten, während Schwarz und Blau im Mittelfeld liegen.

Woraus man schließen kann: Rote sind gegen jede Änderung, die einstigen Proletarier sind längst zu bewahrenden Kleinbürgern geworden. Während die Grüne zwar schon Änderungen, aber keine des politischen Systems wollen. Das zeigt zweifellos einen gewissen inneren Widerspruch bei den Grünen – unterstützen Grünpolitiker doch regelmäßig die allerradikalsten linksrevolutionären Gruppen –, der ebenso auffällt wie die totale Wandlung der grünen Wähler in Sachen Europa. Diese Inkonsistenz hängt wohl auch mit der zuvor wiedergegebenen Tendenz der grünen Wähler zusammen, sich nicht allzusehr für politische Details zu interessieren.

Bei den Blauen hat man das ja eh nie angenommen.

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SN-Kontroverse: Asylrecht

18. Februar 2011 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Ansturm auf Europa: Sind wir beim Asylrecht zu tolerant?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Im eigenen Interesse

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Den Ruf nach Freiheit darf niemand überhören. Nicht in Ägypten und nirgendwo sonst." In einem berührenden Interview mit der Süddeutschen Zeitung schildert der frühere deutsche Außenminister Hans Dietrich Genscher, heute 83 Jahre alt, sein Verhältnis zu dem eben von der 2011er Generation ins Ausgedinge geschickten ägyptischen Diktator Hosni Mubarak.

Genscher lernte ihn 1981 unmittelbar nach der Ermordung des großen ägyptischen Staatsmanns und Friedensnobelpreisträgers Anwar el Sadat kennen. Beide arbeiteten in der Folge pragmatisch für den Erhalt des Friedens in dieser für die Welt so sensibel Region des Nahen Ostens. Wobei es nicht nur um den Frieden vor der europäischen Haustür geht, wie die Ereignisse in den anderen Ländern der arabischen Welt zeigen. Der ist - und vielleicht lernen die reichen Länder der EU dies endlich zu akzeptieren - nicht zum Nulltarif zu bekommen.

Eine noch offene Rechnung ist die faire Verteilung der ökonomischen Lasten in der globalisierten Welt. Denn der reiche Norden sollte nicht verdrängen, dass der zündenden Funke für die Umstürze in Tunesien und Ägypten die hohen Lebensmittelpreise waren. Keine noch so gut gesicherte Festung namens EU mit Frontex und anderen Überwachungssystemen wird Hungernde davon abhalten können, diese zu stürmen. Womit wir bei der anderen und ebenso schwierig zu lösenden Verpflichtung des reichen Nordens wären. Es geht um das Festhalten an den eigenen Grundwerten und somit an einem Asylrecht, das seinem Namen gerecht wird. Hier haben die Europäer eine Bringschuld im eigenen Interesse. Klar ist, dass nicht alle aufgenommen werden können. Aber für politische Verfolgte muss und wird es Platz in den 27 Ländern geben. Damit sich die Katastrophen des 20. Jahrhunderts auf europäischem Boden nicht wiederholen.


Handeln täte dringend not

Andreas Unterberger

In jüngster Zeit hat Österreich das Asylrecht gegen einige Missbrauchs-Taktiken abgesichert. Dennoch zeigen sich noch immer große Lücken, ganz abgesehen von den unendlich langen (Alt-)Verfahren beim VwGH - dessen Präsident dennoch heftig protestierte, als dem Gericht schließlich die Asylkompetenz genommen wurde.

Fragwürdig ist etwa das neu eingeführte „Bleiberecht", das schon Tausenden rechtskräftig abgewiesenen Asylwerbern doch noch den Verbleib in Österreich ermöglicht. Noch problematischer ist die Nichtabschiebung einer noch größeren Zahl abgewiesener Asylwerber, weil man ihre (meist geheim gehaltene) Heimat nicht eruieren kann oder weil man in viele Länder nicht abschiebt. Das schützt auch in Österreich verurteilte Drogendealer, etwa wenn ihnen deshalb daheim die Todesstrafe droht. Sie bleiben hier - samt Anspruch auf Mindestsicherung.

Noch Schlimmeres tut sich an den EU-Außengrenzen. Seit dem Umsturz in Tunesien sind über 5000 Möchtegern-Immigranten auf Lampedusa gelandet; noch größer ist der Andrang auf Griechenland.

Verantwortungsbewusste Politik müsste daher europaweit das Asylrecht durchleuchten. Was einst angesichts des Schocks über scheiternde Versuche, vor der Mordmaschine der Nazis zu fliehen, ausgebaut worden ist, was sich dann bei den Opfern des Kommunismus als gut und wichtig erwiesen hat, hat heute eine total andere Funktion: Heute ist das Asylrecht bis auf wenige Ausnahmen die Eintrittskarte für Arme der Dritten Welt ins Wohlfahrtsparadies.

Dadurch können sie eine Zeitlang legal hier bleiben und sich die Chance auf Eheschließung bzw. Vaterschaft - oder Untertauchen eröffnen. Manchen gelingt mit cleveren Helfern die Konstruktion wasserdichter Lebensläufe, die ihnen tatsächlich Asyl verschaffen. Handeln täte dringend not.

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Fußnote 171: Preisregelung kommt uns teuer, vor allem nachmittags

17. Februar 2011 11:21 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eine wunderschöne Lektion darüber, was passiert, wenn ahnungslose Politiker in den Markt eingreifen.

Viele Politiker, fast alle Medien, viele Stammtische und jedenfalls alle Autofahrerklubs haben sich im Laufe der Zeit über Benzinpreise erregt und nach staatlichem Eingreifen geschrien. Wenn man dezent darauf hinwies, dass die Spannen in Österreich im Schnitt niedriger sind als im Ausland, war man sofort als Speichellecker eines Ölmultis entlarvt. Und wenn man daran erinnerte, dass Preisregelungen am Ende immer den Konsumenten am meisten geschadet haben (weshalb sie ja in den letzten 60 Jahren weitgehend aufgehoben wurden), war man ein neoliberaler Steinzeitkapitalist. Das hat alles unseren nach Popularität lechzenden Wirtschaftsminister (der bekanntlich aus der Planwirtschaftskammer WKO kommt) nicht gehindert, eine Preisregelung in der Form zu verordnen, dass Benzin nur noch einmal im Tag, nämlich zur Mittagsstunde teurer werden darf.  Jetzt aber hat der ÖAMTC selber eine Studie veröffentlicht, was die Folge war und ist: An den Tankstellen wird um 12 Uhr das Benzin signifikant teurer. Und dann schaut man erst, ob der Wettbewerb dazu zwingt, die Preise zu senken. Daher wird in Ballungsräumen – also dort, wo es viel Wettbewerb gibt, – seit der Preisregelung Benzin zu Mittag um durchschnittlich 6 Cent teurer, und dann in vielen Stufen wieder verbilligt. Sofern der Wettbewerb dazu zwingt. Am Land sind es hingegen nur 3 Cent. Mit anderen Worten: Nur wegen der Preisregelung wird der Preis gleichsam sicherheitshalber um viel mehr hinaufgeschnalzt als notwendig. Eine Erkenntnis, die in alle Lehrbücher der Ökonomie einfließen und künftigen Wirtschaftsministern als Pflichtlektüre dienen sollte.

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Alternativenergie: Forschen statt fördern

17. Februar 2011 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Geldanleger werden nicht gerade erfreut sein. Waren doch Investitionen in Alternativenergien in den letzten Jahren eine der gewinnträchtigsten und zugleich sichersten Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Daher haben diese Anlagen auch sehr geboomt. Den Steuerzahler und jeden an die Zukunft Denkenden muss es jedoch freuen: Von Österreich bis Spanien bremsen seit der Krise immer mehr zum Sparen gezwungene Regierungen den alternativen Geldsegen wieder drastisch ein.

Wobei der Einschnitt bei den Spaniern besonders tief geht, waren sie ja bis vor kurzem die freigiebigsten Verteiler alternativer Subventionen. Das hat ihnen aber – zusammen mit einigen anderen Ursachen – die weitaus höchste Arbeitslosenrate Europas eingebracht hat. Denn die Propaganda von den vielen grünen Jobs ist eine Mär. Für jeden neuen Job im Bereich der Alternativenergien sind in Spanien mehr als doppelt so viele Jobs in jenen Industrien verloren gegangen, welche die zur Finanzierung der Alternativen hohen Strompreise zahlen müssen.

Am dramatischsten ist der Einschnitt in den Niederlanden. Der neue Ministerpräsident Rutte hat die einschlägigen Förderungen von 4 auf 1,5 Milliarden zurückgefahren und das pointiert so begründet: „Die Subventionen drehen die Windmühlen.“ Seine Regierung hat die Gelder für Strom aus Offshore-Windkraft, für Solarenergie und für große Biomassen-Anlagen sogar zur Gänze gekappt. Nur noch preisgünstige Alternativenergien werden gefördert. Und nicht mehr die Geldfresser. So hat jede einzelne Kilowattstunde, die von den großen Windanlagen vor der holländischen Küste erzeugt worden ist, über 9 Cent Förderung bekommen, eine aus Solaranlagen sogar 43 Cent.

Aber ist das nicht kurzsichtig? Selbst wenn die These von der durch CO2 ausgelösten globalen Erwärmung falsch ist, wird ja doch eines Tages die Energie knapp werden. Das stimmt, auch wenn Öl, Gas und Kohle noch viel länger reichen als einst angenommen. Es  macht aber wenig Sinn, die europäische Wirtschaft durch enorme Förderungen für Alternativenergien zu belasten, während ringsum Öl und Gas ungehindert verbrannt werden.

Auch unabhängig davon ist die Förderung des Alternativenergie-Stroms die falsche Vorbereitung auf den Tag des Öl-Endes (der natürlich kein Tag, sondern eine längere Übergangsperiode sein wird). Denn wenn man Strom aus unproduktiven Anlagen fördert, geht der Anreiz verloren, in die Erforschung effizienterer Formen der Stromgewinnung zu investieren. Daher fördern die schlauen Holländer zwar weiterhin Solar&Co – aber ausschließlich die Forschung und nicht die Stromerzeugung. Nur durch Entwicklung ganz neuer Technologien kann die Alternativenergie irgendwann wettbewerbsfähig werden.

Das ist wohl die richtige Strategie – auch wenn es für manche schmerzhaft ist, die es sich schon unter der warmen Förderdusche bequem gemacht haben.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Hie Mohammed, da Christus - Hie Richter, da das gemeine Volk

16. Februar 2011 02:57 | Autor: Andreas Unterberger

Verhöhnungen, Beschimpfungen, Verächtlichmachung christlicher Symbole oder von Jesus Christus selbst sind in den letzten Jahrzehnten von der österreichischen Justiz konsequenzenlos abgetan worden. Total anders behandelt sie einen kritischen Umgang mit dem Gründer des Islams. Hier wird selbst die Erwähnung von Fakten bestraft. Dieser Skandal reiht sich nahtlos in eine ganze Reihe aktueller Skandale der österreichische Justiz. Diese Skandale zeigen nach der Staatsanwaltschaft nun auch die Richterschaft in einer tiefen moralischen Krise.

Denn fast noch skandalöser als das jüngste Urteil gegen kritische Analysen von Mohammed ist eine Aussage des Präsidenten der Richtervereinigung namens Werner Zinkl. Denn dieser oberste Richter definierte in einem Gespräch mit der APA in einer anmaßenden Weise die Grenzen der Meinungsfreiheit: „Sie sind in jedem Fall dort, wo die Unparteilichkeit und das Ansehen der Justiz gefährdet ist.“

Aus diesem Satz spricht eine unglaubliche Überheblichkeit. Während die Richter die Meinungsfreiheit extrem weit gespannt haben, wenn Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens attackiert werden, stellen sie sich selber unter einen Glassturz als unangreifbare Obermenschen. Denn wenn man die „Justiz“ sakrosankt stellt, schützt das ausschließlich Richter und Staatsanwälte persönlich. Denn nur sie können mit Kritik gemeint sein und natürlich nicht der rein abstrakte Begriff „Justiz“.

Die Unparteilichkeit der Justiz kann in Wahrheit nur durch parteiliches Verhalten eines Richters selbst beeinträchtigt werden. Und niemals durch einen noch so scharfen Kritiker.

Im konkreten Fall hat sich der oberste Richtervertreter gegen die Kritik einer weiter nicht bekannten Linzer Strafrechtsprofessorin an dem sich unendlich hinziehenden Wiener Neustädter Tierschützerprozess gewandt. Diese Kritik teile ich überhaupt nicht – aber sie muss um Himmels Willen in einem ordentlichen Rechtsstaat möglich sein, ohne dass man von der Richterschaft verfolgt wird.

Die Kritik der Professorin ist offensichtlich Teil der linken Generaloffensive gegen diesen Prozess, in der alle Waffen (sympathisierende Medien, Politiker, Professoren) aufgeboten werden, um diese Gruppe freizukämpfen, die unter dem Verdacht organisierter krimineller Aktionen gegen Pelzgeschäfte steht. Ich habe sogar schon zweimal die Wiener Neustädter Richterin gegen Vorwürfe und gegen die ideologisch aufgeladene Kampagne der Verteidiger der Aktivisten verteidigt.

Nur werde ich – und das muss jeder anständige Liberale tun – immer das Recht auf Kritik an Richtern verteidigen. Dass die Linken sich umgekehrt noch nie für die Meinungsfreiheit eines Nichtlinken eingesetzt haben, darf beim Kampf für Meinungsfreiheit und für das Recht auf Urteilsschelte trotzdem nicht beirren.

Natürlich habe ich daher auch keine Kritik von linker Seite an der unfassbaren Verurteilung der Islam-Expertin Elisabeth Sabaditsch-Wolff gehört. Sie ist zu einer – wenn auch eher geringen – Geldstrafe wegen Herabwürdigung religiöser Lehren verurteilt worden. Ihr wurde zum Vorwurf gemacht, dass sie Mohammed, dem Gründer des Islams, einen „relativ großen Frauenverschleiß“ unterstellt und durchklingen habe lassen, Mohammed habe „gern mit Kindern ein bisschen was“ gehabt.

Für die Richterin Bettina Neubauer wurde Mohammed damit „der sachlich völlig ungerechtfertigte Vorwurf der Pädophilie“ gemacht. Was religiöse Lehren herabwürdige.

Ich gebe ja zu, nicht so allwissend wie Frau Neubauer zu sein und habe mich daher in Brockhaus und Wikipedia über Mohammeds Frauenbeziehungen kundig gemacht. Und fand nicht weniger als zehn Frauen Mohammeds mit Namen aufgezählt, sowie den Zusatz: „Nach anderen Angaben seien es 12 oder 14 gewesen“. Damit bin ich in meinem kleinbürgerlichen Spießerdenken wieder einmal ordentlich blamiert. Das ist  noch keineswegs ein relativ großer Frauenverschleiß. Frau Neubauer weiß da sicher besser Bescheid als ich.

Und auch das, was Wikipedia zu einer dieser Frauen schreibt, kommt bei einem Dummkopf wie mir offensichtlich ganz anders an als bei Frau Neubauer: „Nach al-Buchari und Muslim war sie sechs (oder sieben), als Mohammed sie heiratete, und neun, als er die Ehe mit ihr vollzog. Diese Angabe ist umstritten.“ Mit neun ist man also keineswegs mehr ein Kind. Wer dieser Meinung ist und sie ausdrückt, erhebt daher einen völlig ungerechtfertigten Vorwurf der Pädophilie. Oder darf man ein historisches Faktum trotz zweier konkreter historischer Quellen nicht ansprechen, nur weil (nicht genannte) Andere es für umstritten erklären?

Gewiss: Mein noch immer nicht ausgerotteter Glaube an Anständigkeit und Menschenverstand impft mir die Überzeugung ein, dass ein solches Urteil in den kommenden Instanzen nicht halten kann. Freilich weiß ich auch, dass die große Weisheit unserer Politiker und Diplomaten die Richterbänke des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte mit einer ganzen Reihe von Juristen aus islamischen Ländern gefüllt hat. Deren Qualifikationen ich nicht näher diskutieren will.

Völlig schleierhaft scheint es aber auch, weshalb die Staatsanwaltschaft überhaupt so etwas verfolgt hat. Das wird erst dann klarer, wenn man weiß, dass sowohl die Wiener Staatsanwaltschaft wie auch die Oberstaatsanwaltschaft von knallroten Juristen geleitet werden, und dass die Äußerungen von Sabaditsch-Wolff bei einem FPÖ-Seminar gefallen sind. Zu welchem Schluss muss man da kommen, wenn man eins und eins zusammenzählt?

Diese Anklage wird noch unverständlicher, wenn man weiß, wie die Staatsanwaltschaft in Arbeit untergeht, wie viele Jahre manche Verfahren bis zur Anklage brauchen.

Noch einige andere Indizien sprechen dafür, dass in der Staatsanwaltschaft eine heftige politische Schlagseite bestehen dürfte: So werden ständig aus Akten der Staatsanwaltschaft sehr gezielte Aktenteile in die Öffentlichkeit gespielt – entweder über die Grünen oder den Falter, was freilich keinen großen Unterschied macht, – die immer nur politische Gegner der SPÖ in ein schiefes Licht rücken. So ist keine einzige Aktivität der Staatsanwaltschaft bekannt, die ernsthaft dem Amtsmissbrauch nachginge, durch den allein diese Aktenteile (übrigens nie der ganze Akt, aus dem vielleicht ein viel ausgewogeneres Bild entstehen könnte) in die Öffentlichkeit gelangt sein konnten. So hat dieselbe Wiener Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen den Lebensgefährten der früheren SPÖ-Justizministerin Berger wegen Verdachts der Dokumenten(ver)fälschung, eingestellt, obwohl er von einer unabhängigen Richterin samt unabhängigem Gutachten erhoben worden ist. So gibt es keine einzige Aktivität der Staatsanwaltschaft zur Untersuchung der korrupten Praktiken von Regierung über ÖBB bis zur Gemeinde Wien, die alljährlich rund 95 Millionen Euro aufwenden, um Medien für sich wohlwollend zu stimmen.

Hingegen wird mit großer Öffentlichkeit und Intensität jener Subventionsmillion nachgegangen, die im Fußballbund offenbar nicht dem Bestimmungszweck gemäß verwendet worden ist. Was zwar sicher ebenfalls genau zu prüfen ist, aber angesichts der unterschiedlichen Größenordnungen schon den Verdacht wachruft, dass man halt lieber dann groß vorgeht, wenn man nicht-linken Politikern etwas anhängen kann, als dem ganz offensichtlichen und sich noch dazu alljährlich wiederholenden Missbrauch von Steuergeldern durch vor allem rote Politiker nachzugehen.

PS: Eine unerträgliche Präpotenz mancher Richter kann man derzeit auch in Frankreich beobachten. Dort streiken die Richter, weil es Präsident Sarkozy gewagt hat, sie heftig zu kritisieren. Anlass war der Mord an einer jungen Frau, den ein mehrfach Vorbestrafter begangen haben soll. Er war vor einem Jahr aufgrund einer Entscheidung eines Gerichts in Nantes auf Bewährung freigelassen worden. Sarkozy hatte daraufhin von "Funktionsstörungen" der Justiz gesprochen und Strafen angedroht. Mehr haben er und Frankreich nicht gebraucht: Die Richter protestierten in zahlreichen Versammlungen und streikten tagelang. Von Frankreich bis Österreich gilt offenbar: Früher durfte man die Monarchen nicht kritisieren, heute ist das bei Richtern verboten.

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Fußnote 170: Claudia Schmied und das Rechnen

15. Februar 2011 17:41 | Autor: Andreas Unterberger

Die Unterrichtsministerin hat wunderschön gezeigt, weshalb in ihrer Politik ein so tolles Chaos herrscht (und gleichzeitig auch, welche Rechenkünstler, die außer dem Binnen-I nicht viel im Kopf haben, einst die ominöse Kommunalkredit geführt haben). Mit nachträglichem PS.

Claudia Schmied hat der "Wiener Zeitung" in einem Interview erklärt, dass eine Klasse an einer Gesamtschule (die sie "Neue Mittelschule" nennen lässt) 19.300 Euro pro Jahr mehr kostet. Wie auch immer sie auf diese recht niedrige Zahl gekommen sein mag. Immerhin stehen ja in diesen Gesamtschulklassen doppelt so viel Lehrer wie an anderen Schulen. Aber noch viel besser ist das, was folgt. Denn man liest: "Für die 1130 neuen NMS-Klassen ab September ,bräuchte ich ein Zusatzbudget von 3,2 Millionen Euro‘, sagte die Ministerin." Na dann! Den Bettel werden wir uns doch noch leisten können! Jetzt ist freilich auch klar, weshalb die fanatische Frau alle Österreicher acht Jahre auf die intellektuelle Sparflamme einer Gesamtschule reduzieren will. Denn dann wird niemandem mehr klar, welche Rechenfähigkeiten die stets kampflächelnde Frau im Kopf hat. Für jene Leser, die schon in der Gesamtschule waren, daher die Information: Diese Rechnung ergibt 21,8 Millionen Euro, also fast sieben Mal so viel.

Von der Pressesprecherin der Ministerin bekam ich inzwischen folgenden Aufklärungsversuch mit wieder komplett anderen Zahlen:
"leider hat sich in den Zahlen im Artikel der Wiener Zeitung vom 15. Februar 2011 ein Fehler eingeschlichen (die Zitate wurden vor Veröffentlichung nicht mehr gegengecheckt). Die 117 neuen NMS-Standorte werden mit 300 neuen NMS-Klassen beginnen. Pro Klasse sind zusätzliche Ressourcen in Höhe von 20.634 Euro zu veranschlagen. Das macht für 4 Monate im Jahr 2011 rd. 2,1 Mio Euro. Weitere 1,1 Mio betreffen Indexanpassungen bei den bestehenden NMS-Standorten."

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Die Krise ist vorbei – sind es unsere Sorgen auch?

15. Februar 2011 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Niemand hat vor einem Jahr zu hoffen gewagt, dass es uns heute wieder so gut gehen würde. Und am Höhepunkt der großen Krise, im März 2009, schon gar niemand.

Damals hatten alle Ökonomen, Politiker und Medien Vergleiche mit der großen Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre gezogen, die dem Nationalsozialismus und dem zweiten Weltkrieg den Weg bereitet und katastrophale Folgen für eine ganze Generation von Europäern hatte.

Was waren nur in diesen zwei Jahren alles für Weltuntergangsprognosen an die Wand gemalt worden! Von der Deflation bis zur Massenarbeitslosigkeit bis zum Zerfallen des Euro. Nichts davon ist offensichtlich eingetreten. Das Wirtschaftswachstum hat inzwischen wieder in den meisten Ländern der Union die Delle ausgebügelt, welche die amerikanische Subprimekrise, der Zusammenbruch der Lehman-Bank und der dann wie eine Schockwelle eingetretene globale Vertrauensverlust ausgelöst hatten.

Wobei das großteils ja nur die Auslöser waren. Die Ursachen lagen tiefer und waren fast immer Fehler der Währungspolitik, der Budgetpolitik und staatlicher Interventionen in die Wirtschaft wie etwa in den amerikanischen Wohnungsmarkt. Ganz abgesehen davon, dass irrationaler psychologischer Überschwang und Unterschwang, wenn es dieses Wort gäbe, immer die Wirtschaft begleiten werden. Wer behauptet, Rezepte gegen jede Art von Krise zu haben, ist ein gefährlicher Scharlatan.

Aber zurück zur jüngsten Krise: Wir sind anscheinend ganz überflüssigerweise in Panik verfallen. Es war halt nur einer der vielen Fehlalarme als Folge unseres Hangs zu regelmäßiger Angst. Ähnliche Paniken gab es ja schon viele: etwa die höchste Alarmstufe der Weltgesundheitsorganisation wegen der letztlich total harmlosen Schweine- und Vogelgrippen; oder das angebliche Wäldersterben; oder das von zahlreichen Wissenschaftlern schon für Ende des vergangenen Jahrtausends prophezeite Versiegen des Erdöls; oder die katastrophalen Folgen einer angeblich vom Menschen gemachten Globalen Erwärmung.

Es ist also alles wieder gut. Oder? Stimmt vielleicht eher die Metapher vom Hirtenbub, der zu oft „Wolf!“ geschrien hat, bis ihm niemand mehr glaubte, als dann wirklich der Wolf kam? Stimmt vielleicht eher der Vergleich mit dem britischen Premierminister Chamberlain, der zwölf Monate vor Ausbruch des Weltkriegs freudestrahlend „Peace in our time!“ verkündet hat? Gleichen wir vielleicht gar dem aus dem 100. Stock gesprungenen Mann, der noch 99 Stockwerke tiefer glaubt: „Lustig ists!“

Letztlich gilt: Wir wissen es nicht. Denn es gibt zum Glück keine Vorherbestimmung der Geschichte. Deren künftige Entwicklung liegt immer in den Händen der Menschen. Und auch in der Wirtschaft spielen mehr Psychologie und damit Irrationalität mit, als viele meinen. Deswegen machen sich regelmäßig ja all jene Experten lächerlich, die Wachstums- und Inflationsentwicklungen sogar aufs Komma genau vorhersagen. Über künftige Entwicklungen kann man immer nur Wahrscheinlichkeiten bewerten. Diese sind freilich umso verlässlicher, je mehr bestimmende Faktoren jetzt schon feststehen.

Nähert man sich der Frage nach der weiteren Entwicklung aber mit diesem nüchternen Realismus, dann kann man durchaus Etliches über die Zukunft sagen. Viele Determinanten stehen ja heute schon fest. Wie etwa die Zahlen der Staatsverschuldung oder die demographischen Daten. Andere sind hingegen offen, wie etwa psychologische Stimmungen oder politische Entscheidungen oder gar Naturkatastrophen und Kriege.

Auf dieser Basis seien nun einige der am meisten diskutierten Szenarien näher untersucht, wobei auch jedesmal eine Wahrscheinlichkeitsbewertung gewagt wird:

1.     Zerfall des Euro: 15 Prozent Wahrscheinlichkeit.
Heute sind viele Experten überzeugt, dass der Euro zumindest so lange überleben wird, wie auch die EU hält, das heißt de facto, solange es keinen europäischen Bürgerkrieg gibt. Denn heute sieht man klarer als im vergangenen Sommer: Ein Ausscheiden der schuldenfreudigen Länder des Südens würde diesen erst recht eine Katastrophe bescheren. Lauten doch im Gegensatz zur Vor-Euro-Zeit all ihre Schulden auf Euro. Und die bei einem Ausscheren aus dem Euro unvermeidliche Abwertung der Süd-Währungen würde deren Rückzahlung noch zusätzlich dramatisch verteuern. Daher denken die Südländer nicht an ein Ausscheren.
Umgekehrt wird es Deutschland wohl nie wagen, von sich aus auszuscheren. Das wäre trotz des Drucks der Bevölkerungsmehrheit eine außenpolitische Katastrophe, die keine Regierung wagen wird, auch wenn jedenfalls Österreich und die Niederlande folgen würden, die ja immer brav den Deutschen nachtrotten. Aber Deutschland wird nicht nur aus Gründen der politischen Sensibilität auf einen Euro-Austritt verzichten. Es weiß auch: Letztlich würde es allen exportorientierten Ländern sehr schaden, wenn sie plötzlich wieder mit gewaltigen Währungsunsicherheiten sowie Transaktionskosten in ihren Hauptabsatzgebieten rechnen müssten. Die dann sicheren Abwertungen in Griechenland & Co würden viele Exporteure aus dem Markt werfen.
Mit anderen Worten: Auch wenn der Euro viel von seinem Glanz verloren hat, wird es ihn wohl erst dann zerreißen, wenn es die EU zerreißt. Dennoch darf man nicht verschweigen, dass rund um die Währung katastrophale Fehler begangen worden sind. Der Euro war letztlich eine unnatürliche Hybrid-Konstruktion. Für seine Einführung hätte es in der ökonomischen Logik zwei Möglichkeiten gegeben:

a.      Der Euro ist die Währung der Vereinigten Staaten von Europa, die nicht nur eine gemeinsame Währung, sondern auch eine gemeinsame Budget- und Wirtschaftspolitik haben. Eine so enge Gemeinsamkeit wollte und will aber der Großteil der EU-Staaten nicht.

b.     Man hat sich für die andere Möglichkeit entschieden, die sogenannte No-Bailout-Regel, die es eigentlich verboten hätte, dass andere Staaten oder die Europäischen Zentralbank oder die Kommission einem überschuldeten Euro-Land mit Krediten, mit Rettungsschirmen usw. zur Hilfe kommen. Die klare Intention war: Wenn ein Land undiszipliniert lebt und das Vertrauen der Kreditgeber verliert, dann soll es eben Pleite gehen. Es soll wie auch jedes Unternehmen ein Insolvenz-Verfahren auf sich nehmen müssen.
An diese Regel hat man sich aber in der Stunde des Ernstes nicht gehalten. Die meisten anderen Euro-Länder – mit der interessanten Ausnahme der Slowakei – sowie die EU-Kommission, die EZB und der Internationale Währungsfonds haben vielmehr begonnen, mit einer Vielzahl kompliziert klingender Instrumente den überschuldeten Ländern beizustehen. Durch Haftungen, durch Kauf von Anleihen jener Länder. Jetzt wird insbesondere von Luxemburg die Ausgabe von Eurobonds empfohlen, die natürlich den selben Effekt haben: Deutschland & Co haften für die Schulden von Griechenland & Co.
Das wurde immer mit der Notwendigkeit begründet, dass sonst der Euro gefährdet wäre. Was aber sicher falsch ist. Im Gegenteil hätte gerade eine Nichtintervention die Glaubwürdigkeit des Euro massiv gestärkt.
Da man aber interveniert hat, noch dazu mit großen Geldsummen, die vielleicht noch wachsen, hat eine Reihe anderer Gefahren an Wahrscheinlichkeit gewonnen.

2.     Inflation: Eine Geldentwertung im einstelligen Bereich hat 65 Prozent Wahrscheinlichkeit; eine im zweistelligen Bereich 20 Prozent.
Die Frage nach der Größe der Inflationsgefahr ist heute unter Ökonomen die am heftigsten umstrittene. Viele verweisen darauf, dass die umlaufende Geldmenge im Grund nicht gestiegen ist. Denn trotz der zum Teil gewaltigen Defizite und der Geldschöpfung durch die Notenbanken ist die Kreditfreudigkeit noch recht gering. Überdies sparen die Menschen vermehrt. Das Geld rotiert langsamer.
Andere Ökonomen sehen hingegen deutlich mehr Gefahren. Immerhin steht die gemessene Inflationsrate schon wieder bei den zwei Prozent, bei denen die EZB nach ihren eigenen Regeln eigentlich schon bremsend eingreifen müsste. Vor allem die Rohstoffpreise sind deutlich im Steigen, die sich mit Verzögerungen auch regelmäßig auf die Verbraucherpreise niederschlagen. Die Rohstoffpreise steigen gar nicht so sehr wegen der heftigen Geldvermehrung insbesondere in den USA, sondern vielmehr wegen der rapide steigenden Nachfrage der Asiaten, die Knappheiten ausgelöst hat. Überdies wird die Destabilisierung im Nahen Osten die Preise weiter in die Höhe treiben.
Dennoch sprechen einige Faktoren gegen die verbreitete Befürchtung, dass die europäischen Länder ihre gewaltigen Schulden allzu einfach via Inflation entsorgen können. Ein stabilisierender Faktor dürfte trotz ihrer enttäuschenden Haltung im Jahr 2010 die EZB sein, die sich nun verstärkt wieder der Stabilität zu besinnen beginnt. Ein anderer Faktor ist der Umstand, dass die Staaten sehr rasch selbst unter einer bewusst herbeigeführten Inflation leiden würden, da sie jedes Jahr einen spürbaren Teil ihrer Schulden refinanzieren müssen.

3.     Double Dip: 30 Prozent Wahrscheinlichkeit.
Der im Vorjahr von vielen prophezeite Double Dip ist etwas unwahrscheinlicher geworden. Darunter versteht man einen raschen zweiten Absturz der Wirtschaft. Denn, so die Befürchtung, nach Auslaufen der teuren staatlichen Konjunkturimpulse werde die Krise bald wieder zurückkommen. Außerdem bilden sich jetzt schon wieder gefährliche Blasen außerhalb der offiziellen Inflationsrate. Dazu zählen neben den Rohstoffpreisen die Flucht in die Edelmetalle und der steile Anstieg der Preise für Eigentumswohnungen.
Dagegen spricht aber, dass die Menschen in den letzten zwei Jahren so viele schlechte Nachrichten gehört haben, dass sie sich schon daran gewöhnt haben. Daher würde wohl ein neuerlicher Fall Lehman Brothers heute nicht mehr den damaligen Schock eines globalen Vertrauensverlustes auslösen. Außerdem hat sich inzwischen Asien als starke Konjunkturlokomotive erwiesen, von der vor allem die exportorientierten Industriestaaten profitieren.
Dennoch ist die Gefahr eines Double Dips keineswegs vorbei. Aus mehreren Gründen:
- Die Staaten haben absolut keinen Spielraum mehr, um noch einmal so üppig durchzustarten;
- Viele Banken sind noch keineswegs so kräftig saniert, dass sie heute prinzipiell anders dastünden als 2008;
- Die kraftvollen Geldinjektionen haben den Gesundungs- und Erneuerungseffekt verhindert, den jede Krise normalerweise trotz oder gerade wegen ihrer Schmerzhaftigkeit hat: Es gab kaum Konkurse und auch am Arbeitsmarkt gab es nicht die in solchen Phasen eigentlich übliche Mobilität;
- Vor allem aber gehen selbst die optimistischen internationalen Prognosen, die keinen zweiten Absturz erwarten, für Europa von mageren Wachstumsraten aus. Dem Euro-Raum wird für die nächsten fünf Jahre mit durchschnittlich zwei Prozent das weltweit weitaus niedrigste Wachstum aller Regionen prophezeit. Selbst Schwarzafrika darf mit mehr als doppelt so viel rechnen. Und China oder Indien werden gar an die zweistelligen Wachstumsraten streifen.

4.     Staatsbankrotte: 65 Prozent.
Jahrelang haben viele Politiker und Medien über die bösen Maastricht-Ziele geschimpft, so als ob uns die EU wie eine Besatzungmacht verbietet, Schulden zu machen, so als ob Schulden sonst völlig problemlos wären. Inzwischen – und das ist der wahre Schock des Jahres 2010 – hat man erkannt, dass es noch jemand anderen gibt, der zur Mäßigung bei der Schuldenaufnahme zwingt: Jene Menschen und Institutionen, bei denen Staaten Schulden aufnehmen können. Diese haben 2010 zum erstenmal massive Skepsis über die Kreditwürdigkeit einiger EU-Staaten geäußert und ihnen nur noch zu sehr hohen Zinssätzen Kredite gewährt. Diese Zinssätze drohen die nationalen Finanzen jener Staaten endgültig zu devastieren.
Die Wahrscheinlichkeit ist daher groß, dass es in einem oder in mehreren europäischen Ländern zu einem Bankrott kommt. Eine wachsende Zahl von Experten empfiehlt das geradezu. Man sollte in der Tat die Worte Bankrott oder Pleite vom düsteren Klang des 19. Jahrhunderts befreien, als sich zahlreiche Unternehmer und Bankiers aus Scham das Leben genommen haben.
In der Nachkriegszeit hat es sogar dutzende Fälle von Staatspleiten gegeben, freilich meist in Entwicklungsländern, aber auch etwa in Polen. Bei Staaten heißt es nur nicht Konkurs, sondern etwas freundlicher Umschuldung. Würde etwa Griechenland diesen Weg gehen (müssen), dann wird mit einer Quote von 60 bis 90 Prozent gerechnet oder gar nur mit einer Verlängerung des Zahlungsziels. Das ist in den hohen Zinsen, die Griechenland seit einiger Zeit zahlen muss, schon weitgehend eingepreist. Daher empfehlen durchaus auch schon manche Banker einen solchen Haircut, bei dem eben die Investoren, die Halter griechischer Anleihen, die Banken, die Pensionsfonds und die Sparer Haare lassen müssen.
Dennoch sprechen nicht nur das Interesse dieser Gläubiger und der nationale Stolz der Griechen gegen einen Haircut. Denn primär muss es um die Frage gehen, in welcher Variante die nötigen Reformen schneller zustandekommen. Manche fürchten, dass die gegenwärtigen signifikanten Anstrengungen der diversen PIIGS-Regierungen wieder erlahmen werden, sobald eine Umschuldung den Druck wegnimmt.
Umgekehrt fürchten auch viele heute scheinbar stabil dastehende europäische Länder, dass auch sie höhere Zinsen zahlen werden müssen, wenn einmal ein EU-Land in Konkurs gegangen ist. Dann wird etwa auch die Unsitte ein Ende haben müssen, dass Banken jeden noch so gut abgesicherten Kredit an ein Unternehmen mit teurem Eigenkapital unterlegen müssen, Kredite an Staaten, also etwa Anleihen müssen hingegen nicht unterlegt werden.
Daher schien es vielen europäischen Regierungen im Vorjahr noch immer richtiger und billiger, entgegen allen auch rechtlichen Regeln, Griechenland und Irland beizuspringen.
Zumindest in Deutschland wird das heute mehrheitlich als Fehler gesehen. Dazu hat nicht zuletzt eine empörte Öffentlichkeit beigetragen, die argumentiert hat: „Wir fleißigen Deutschen müssen für die faulen Griechen brennen.“ In Österreich hat lediglich der Philosoph Rudolf Burger kräftige, allzu kräftige Worte gewagt und die über Nacht beschlossenen Rettungspakete mit dem NS-Ermächtigungsgesetz des Jahres 1933 verglichen, mit dem Hitler das Parlament ausgeschaltet hat.
Eine durchaus relevante Wahrscheinlichkeit gibt es aber auch, dass das deutsche Höchstgericht der Berliner Regierung die weitere Finanzierung von pleitegefährdeten Staaten untersagen wird.

5.     Wirtschaftsregierung: Eine nominelle Wirtschaftsregierung hat 50 Prozent Wahrscheinlichkeit zustandezukommen, effizient wird die aber nur mit 5 Prozent Wahrscheinlichkeit.
Zwischen der deutschen und französischen Regierung wurde in den vergangenen Wochen das Wort Wirtschaftsregierung als neue Zauberformel ins Spiel gebracht. Der Druck der beiden europäischen Vordenker ist so groß, dass die Idee wahrscheinlich zu irgendeinem gesichtswahrenden Ergebnis führen dürfte. Wirklich relevant dürfte das Ergebnis aber kaum werden. Denn jede Form einer Wirtschaftsregierung kann nur einstimmig beschlossen werden.
Vor allem fehlt wie bei den bisherigen Stabilitätskriterien auch hier die klare Idee, wie man einen Staat wirklich effizient zwingen könnte, die Vorgaben einzuhalten und nicht etwa mit Statistiken nach griechischer Art zu manipulieren. Es hat ja etwa auch Österreich schon bei den Stabilitätskriterien kräftig geschummelt und ÖBB-, Gesundheitssystem- sowie Asfinag- Schulden, aber auch die Bankenkredite bisher nicht einberechnet, was die Staatsschuld auf Grund einer Neuberechnung der EU von knapp unter 70 auf knapp unter 80 Prozent erhöhen wird. Überdies rechnet sich kein EU-Staat die gigantischen Verpflichtungen der zahlreichen Pensionszusagen als Staatsschuld an – ob wohl das jede private Firma sehr wohl rückstellen muss.
Die EU oder die EZB sind gegen die sündigen Länder so ohnmächtig wie die österreichische Bundesregierung gegen die Bundesländer. Sie hat Null Machtmittel, die Länder an einer über die Vereinbarungen hinausgehenden Verschuldung zu hindern. Obwohl die Länder- und Gemeindeschulden genauso in die österreichischen Stabilitätskriterien eingehen wie jene des Bundes.
Jedenfalls ist jetzt schon die Begeisterung der einzelnen EU-Staaten, eine Wirtschaftsregierung zu beschließen, sehr begrenzt. Aus den unterschiedlichsten Motiven.
Die einen wollen sich nicht eine zwingende Budgetdefizitgrenze vorschreiben lassen – obwohl eine solche nun sogar schon von Sozialdemokraten wie Ewald Nowotny vorgeschlagen wird; die anderen fürchten einen Eingriff in die Tarifautonomie der Sozialpartner; die dritten eine Beschneidung der sogenannten sozialen Errungenschaften des Wohlfahrtsstaates; und die vierten – insbesondere viele Deutsche – bangen davor, dass ihre gegenwärtigen wirtschaftlichen Erfolge eingebremst werden sollen, damit sie den anderen Staaten nicht zu weit davonziehen.

6.     Langanhaltende Stagnation Europas: 75 Prozent Wahrscheinlichkeit.
Am wahrscheinlichsten von allen Szenarien erscheint es, dass EU-Europa im internationalen Wettbewerb langsam, aber stetig zurückfallen wird. Vor allem Asien, aber auch Lateinamerika und Afrika dürften immer mehr aufholen und das EU-Europa zum Teil überholen. Von dem vor zehn Jahren geträumten Traum, dass die EU die wettbewerbsfähigste Region der Welt werde, von diesem sogenannten Lissabon-Ziel wagt man nicht einmal mehr zu träumen. In der einstigen Dritten Welt hat sich hingegen überall Dynamik breit gemacht, seit sich die dortigen Länder großteils von den kommunistischen und sozialistischen Modellen der 70er Jahre befreit haben.
Das heißt nun nicht, dass die EU ein Fehler wäre; ohne EU stünden die einzelnen Länder sicher noch schwächer da. Aber im Grund leiden alle EU-Länder gemeinsam an ähnlichen Problemen:
eine massive Überalterung der Bevölkerung;
dazu kommt ein langfristig zum Crash verurteiltes Pensionssystem.
keine positive Auslese bei der Zuwanderung;
ein viel zu aufgeblasener Sozial- und Wohlfahrtsstaat;
ungesunde Subventionsstrukturen;
eine gewaltige Überregulierung auf fast allen Gebieten – allein beim Umweltschutz belasten EU und Europas Regierungen die eigenen Arbeitsplätze mit dem Vielfachen der internationalen Konkurrenz;
eine viel zu hohe Steuerlast;
gleichzeitig geht der Vorsprung im Bildungswesen langsam verloren: Leistung und Anstrengung wurden und werden zunehmend durch Nivellierung, Kuschelecken und Leistungsunwillen ersetzt. Was sich in vielen Familien und in vielen Schulen zeigt. Die Gesamtschule soll nun dieses Prinzip sogar verallgemeinern.

7.     Externe Schocks: 30 Prozent Wahrscheinlichkeit.
All diese Prognosen gehen natürlich davon aus, dass es nicht zu Schocks aus nichtökonomischen Ursachen kommen wird. Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten haben solche Schocks aber – vorsichtig ausgedrückt – durchaus nicht unwahrscheinlicher gemacht.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Dreimal Zwangs-ismus: Marx, Hitler und Gender

14. Februar 2011 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

In kommunistischen Universitäten mussten alle Studenten Vorlesungen voller Phrasengeschwülste über Marxismus-Leninismus absolvieren. In der Nazi-Zeit musste jede Dissertation irgendein Zitat aus wirren nationalsozialistischen Schriften enthalten. Und im Österreich des 21. Jahrhunderts müssen alle Studenten eine Zeitschrift voll abstrusem Genderismus beziehen (und bezahlen).

Der Unsinn in dem Blatt namens „Unique“ ist so hanebüchen, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung wohl nicht notwendig ist. Es genügt wohl, ihn an ein, zwei oder drei Stellen anzulesen, auch wenn man kein regelmäßiger Leser des Produkts ist. Was viel ernster ist: Die Hochschülerschaft, die das herausgibt und die dafür Mitgliedsbeiträge kassiert, ist ein Zwangsverein (so wie die Wirtschaftskammer, die auch gerade Zwangsbeiträge für aufgeblasene Transgender-Initiativen ausgibt). Aber selbst die schwarz-blaue Regierung hat nicht gewagt, an diesem Zwang zu rühren.

Diese Mitgliedschaftszwänge lassen sich jedoch viel schlechter begründen als der neuerdings allgemein als unzumutbar hingestellte Zwang für junge Männer, eine Zeit ihres Lebens für allgemein nützliche und notwendige Zwecke wie Landesverteidigung, Katastrophenschutz oder humanitären Dienst opfern zu müssen.

Würde in diesem Land irgendwer noch liberal denken, dann würde derzeit jedenfalls die ÖH-Mitgliedschaft als erstes zur Debatte stehen. Diese Hochschülerschaft kassiert zwar ohne mit der Wimper zu zucken ihre Zwangsbeiträge von den Studenten, plustert sich aber mächtig dagegen auf, dass die selben Studenten etwas für die Finanzierung (und Verbesserung) ihres Studiums zu zahlen haben. Obwohl man zumindest vermuten darf, dass Studenten eher wegen des Studiums auf die Unis gehen als wegen der Ehre des Zwangs, gleichzeitig der ÖH beitreten zu müssen.

Ein anschauliches Beispiel, wie der reichste unter all diesen zwangsfinanzierten Vereinen mit den Geldern umgeht, liefert die Arbeiterkammer. Diese kassiert ja von jedem ausbezahlten Lohn stillschweigend 0,5 Prozent (und ein paar naive Menschen zahlen noch einmal so viel für die freiwillige Gewerkschaftsmitgliedschaft); die AK hat aber immer verhindert, dass die Zahlenden davon überhaupt informiert werden – vielmehr werden diese von ihrem Gehaltszettel in den Glauben versetzt, so viel für die Sozialversicherung zahlen zu müssen.

Und wofür gibt diese AK all das Geld aus? Gehen wir zum Beispiel in die schöne Grenzstadt Braunau. Dort musste der SPÖ-Bürgermeister nach etlichen merkwürdigen Vorgängen abdanken. Zum Glück aber ist die AK so sozial und gibt dem Mann umgehend einen Job. Sein Alter: 63 Jahre. Freilich dürften nicht alle 63-Jährigen dieses Privileg genießen: Sie müssen nämlich zwischen Arbeitsamt und Frühpension irgendwie ihr Drauskommen finden.

Aber zum Glück nimmt der Ex-Bürgermeister ohnedies keinem anderen AK-Genossen die Arbeit weg: Denn er hat sich umgehend zu einem ausgedehnten Dauer-Krankenstand entschlossen. Gute Besserung – spätestens in zwei Jahren.

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Katastrophe durch globale Erwärmung

13. Februar 2011 01:11 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt müssen aber wohl auch die letzten Zweifler überzeugt sein: "Der Atlantik erwärmt sich, die Eisberge werden selten und mancherorts finden die Seehunde das Wasser schon zu warm.” Die Quelle des Berichts ist absolut seriös, es ist das amerikanische Außenministerium.

Der Bericht stützt sich auf übereinstimmende Berichte norwegischer Fischer, Robbenjäger und Forscher. “Alle zeigen einen radikalen Wechsel der Klimabedingungen und bisher unbekannte Temperaturen in der Arktis.” Selbst in 3100 Meter Tiefe könne man noch die Wärme des Golfstroms messen. “Wo es große Eismassen gab, finden sich nun Erd- und Steinmoränen.” Mancherorts sind bekannte Gletscher ganz verschwunden.

Wo man einst Robben fand, gibt es jetzt Heringe. “Es wird vorausgesagt, dass binnen weniger Jahre wegen der Eisschmelze der Meeresspiegel steigen und die meisten Küstenstädte unbewohnbar machen wird.”

Das ist schockierend.

Schockierend ist aber auch, wenn man entdeckt, dass diese Meldung – aus dem November 1922 stammt, also mehr als 88 Jahre alt ist. Sie wurde damals von AP und “Washington Post” gebracht und stützte sich auf eine wissenschaftliche Zeitschrift, den “Monthly Weather Report”.

An was erinnert dieser Archivfund nur? Etwa daran, dass jenen, die aus ständigem Alarmschlagen dicke Profite, Schutzgelder und Forschungsaufträge erzielen, schon lange nichts Neues mehr einfällt?

Was nicht ganz stimmt: Immerhin haben in den 70er Jahren russische Wissenschaftler den Beginn einer neuen Eiszeit verkündet. Wann wird zur Abwechslung diese Panik ihre Wiederbelebung erfahren, damit dann wieder andere Gruppen profitieren können?

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Nicht Ägypten, sondern der Sudan macht die Welt besser

12. Februar 2011 00:33 | Autor: Andreas Unterberger

Es mag ungewöhnlich klingen, am Tag nach dem Rücktritt von Hosni Mubarak über den Sudan zu schreiben. Aber im Nachbarland Ägyptens passiert etwas, was wohl noch fundamentalere Bedeutung haben könnte als der Abgang des Diktators im mächtigsten Land der arabischen Welt. Auch wenn nach Mubarak nun weitere Diktatoren bangen müssen. Auch wenn in vielen islamischen Ländern nun Chaos und ein Machtzuwachs der Fundamentalisten drohen.

Denn zum ersten Mal seit langen Zeiten geht nun im Sudan die Teilung eines afrikanischen beziehungsweise islamischen Landes über die Bühne. Und das ist in jeder Hinsicht eine gute Nachricht, an deren Zustandekommen pikanterweise auch Mubarak ein wenig mitgewirkt hat. Steter internationaler Druck hat einen unendlichen Bürgerkrieg mit Millionen Toten beendet. Die Sezession beendet nun überdies die Vorherrschaft einer islamischen Diktatur über einen bedeutenden christlichen Landesteil.

Und das könnte – und sollte – nun in der Tat zum Vorbild für viele andere Länder werden. Vielleicht kann es dort dann auch ohne Millionen Tote passieren? Von Jugoslawien bis zur Tschechoslowakei zeigt sich, dass nach der Zustimmung aller Beteiligten zur Trennung die Dinge einen viel friedlicheren Verlauf nehmen können. Vor allem Tschechen und Slowaken sind heute wieder die besten Freunde – vor allem schon deshalb, weil sie sich ohne Blutvergießen getrennt haben. Auch der Nordirland-Konflikt wurde erst entschärft, als London den Nordiren die Selbstbestimmung garantierte (wobei es dort ja für eine Sezession – noch – keine Mehrheit gibt).

Würde der Sudan Schule machen, dann würde das Wort Selbstbestimmungsrecht von der hohlen Phrase zu einer neuen Realität werden, die einen fundamentalen Fortschritt der Menschheit bedeuten könnte. Ein  wirkliches globales Selbstbestimmungsrecht ist – zusammen mit einem international ausgebauten Minderheitenschutz –  für eine gute Weltordnung mindestens so wichtig wie die Herrschaft von Recht und Demokratie.

Und alle würden profitieren davon. Warum sollte es etwa den Spaniern schlechter gehen, wenn sie die Basken in die Unabhängigkeit entlassen? Wären die Italiener ärmer oder weniger angesehen, würden sie den Südtirolern die Freiheit geben?

Was für ein Fortschritt wäre es für die Türkei, wenn sie die aufsässigen und unterentwickelten Kurden los wäre! Wie viel Blutvergießen würden sich Nigeria oder die Elfenbeinküste ersparen, wenn die Länder (wahrscheinlich nach religiösen Linien) getrennt würden! Was kostet es China, die Tibetaner und Uiguren ständig zu unterdrücken! Welch Vorbild wäre Indien, würde es den Kaschmiri die Selbstbestimmung erlauben! Wie viel weniger Leid gäbe es in Burma, würde es den rebellischen Stämmen im Osten die Sezession erlauben!

Letztlich ist es lediglich uraltes nationalistisches Machtdenken, dass all das verhindert. Dabei gibt es weltweit viele Beispiele von Singapur bis Botswana und Luxemburg, dass gerade kleine oder bevölkerungsarme Länder oft extrem erfolgreich sind. Das häufig gebrauchte Gegenargument „Kleinstaaterei“ hat keinerlei Gewicht für sich. Nur Dinosaurier mögen Größe für einen Wert an sich halten.

Ich weiß natürlich auch, dass der Traum von der globalen Selbstbestimmung auch weiterhin nicht sehr realistisch ist. Aber der Sudan, die zähneknirschende Zustimmung Khartums zur Sezession des Südens ist ein erster wichtiger Spalt im globalen Beton der Fremdherrschaft.

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1789, 1848, 1917, 2011

11. Februar 2011 00:16 | Autor: Andreas Unterberger

Die spontanen, von niemandem gelenkten und wohl auch nicht lenkbaren Aktionen und Reaktionen emotionalisierter Massen im ägyptischen Drama sind ein historisches Exempel und extrem spannend. Nichts ist in der Geschichte aufregender als die Paarung "Macht und Masse". Vorerst scheint dabei nur eines sicher, nämlich was die wirre nächtliche Rede von Hosni Mubarak für die ägyptischen Massen bedeutet. (Mit aktuellem PS)

Sie war das absolut falsche Mittel, um die Lage in irgendeiner Weise zu beruhigen. Mubarak lügt allzu offensichtlich, wenn er neben pathetischem Selbstmitleid und düsteren Anschuldigungen gegen das Ausland plötzliche Krokodilstränen des Mitleids und der Solidarität für die Demonstranten zu zeigen versucht, die seine Anhänger gerade noch brutal niederzukämpfen versucht haben.

Vor allem aber signalisiert sein Zickzack-Kurs Unsicherheit. Was erst recht wieder die Volksmassen zu neuen Eskalationsstufen anstacheln wird, die schon erste Ermattungserscheinungen gezeigt haben. Er wirkt wie ein angeschossenes Wild, dessen Blutspur die Jagdgesellschaft so richtig scharf macht.

Kein Mensch kann rational erklären, weshalb den ganzen Tag über von ägyptischen Offiziellen angedeutet wurde, Mubarak werde zurücktreten, wenn er dann lediglich bürokratisch von Kommissionen und der Änderung einzelner Verfassungsartikel spricht. Wenn er vage von irgendwelchen Kompetenzverschiebungen zugunsten des Vizepräsidenten spricht. Selbst wenn sich dieser Machttransfer an den Vize als inhaltlich substantiell erweisen sollte, erfüllt er weder die Forderungen der Straße noch ist er ein Zeichen der Stärke, das die Demonstranten noch einschüchtern und entmutigen könnte. Dazu ist auch Omar Suleiman viel zu unbeliebt.

Mubarak hat endgültig seine kleine Chance verspielt, die Demonstranten ins Leere laufen zu lassen, indem er sie zu ignorieren versucht. Statt dessen biedert er sich an – und ignoriert doch zugleich die zentrale Forderung der Massen nach seinem Rücktritt. Sein Verhalten wird daher in Lehrbücher der Macht eingehen im Kapitel „Wie mache ich am Ende meiner Karriere alles falsch.“

Freilich: Die Fassungslosigkeit ob Mubaraks Verhalten wird gepaart von der anhaltenden Sorge, weil sich die protestierenden Massen im Grund nur auf Eines einigen können: auf das „Weg mit Mubarak.“ Eine ermutigende Antwort, wie es in Ägypten weitergeht, haben sie hingegen auch in den vergangenen Wochen nicht zustandegebracht. Sie haben keine Führungspersönlichkeiten und klaren Zukunftskonzepte. Außer den islamistischen Organisationen gibt es keine Strukturen, die das Machtvakuum füllen können.

Also bleibt es bei dem hier schon am ägyptischen Anfang geäußerten Argwohn, dass diese Revolution so wie viele große Umstürze der Weltgeschichte, etwa 1789, 1848, 1917, zwar noch etliche Etappen und dramatische Wendungen haben wird. Dass in den vergangenen Wochen die Hoffnung aber in keiner Weise gewachsen ist, dass der Aufruhr zu einem guten Ende führen wird. Dass in Ägypten ein halbwegs demokratischer Rechtsstaat entsteht, vor dem sich weder die christliche Minderheit (die in Ägypten länger daheim ist als die Moslems!) noch die Israelis fürchten müssen. Im Gegenteil: Die Israelis sind schon Hals über Kopf abgereist und die Kirchen brennen. Was die revolutionsgeilen Journalisten natürlich kaum zur Kenntnis nehmen.

Die Wellen des arabischen Tsunamis erreichen bereits die Küsten Europas: Schon sind wieder die Flüchtlingsboote mit schwarzafrikanischen Migranten massenweise über das Mittelmeer unterwegs, die in den letzten Jahren durch diverse transmediterrane Arrangements etwa des - zufällig ebenfalls gleichzeitig vor dem Abschuss stehenden - Silvio Berlusconi gestoppt worden waren. Ja gewiss, das waren Abkommen mit autoritären und diktatorischen Machthabern. Mit dem, was nachkommt, werden aber wohl für Europa gar keine Abkommen mehr möglich sein. Weder gute noch üble.

PS: Nachtrag am Freitagabend: Der nun doch erklärte Rücktritt Mubaraks bestätigt nur das in der vergangenen Nacht skizzierte Szenario. Nur sehr naive Menschen können jetzt meinen, dass die Unruhe zu Ende wäre und dass in Ägypten neue Stabilität einkehren wird.

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SN-Kontroverse: Frauenquoten?

11. Februar 2011 00:01 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll es auch in der Wirtschaft verpflichtende Frauenquoten geben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Dohnals Enkelinnen geschuldet

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

So manche Errungenschaften brauchen eine Weile, bis sie sich über Berg und Tal in der Alpenrepublik als vernünftig und effizient herumsprechen. Doch mitunter gibt es Anlass zur Freude, selbst für die Enkelinnen der einst so heftig diffamierten und zur heutigen Ikone des Feminismus gewordenen ersten österreichischen Frauenministerin Johanna Dohnal, die vor einem Jahr gestorben ist.

Die Sozialdemokratin sorgte seinerzeit für gehörigen Wirbel, als sie eine verpflichtende Frauenquote bei der parteiinternen Vergabe der Mandate verlangte und wurde oft wegen ihres mit ungewöhnlichen sowie überraschenden Mitteln geführten Kampfs für die Würde und Autonomie der Frauen verspottet. Bei einem legendären Parteitag in Linz musste sie deswegen herbe Streichungen hinnehmen.

Dohnal gab nie auf, kämpfte hart für ihre Anliegen. Mit vielen Gleichgesinnten, intelligent, mit Witz und Schmäh, mit Hausverstand und wenn es sein musste mit Drohungen bis hin zum Veto im Ministerrat. Sie schmiedete Allianzen über alle Parteigrenzen hinweg. Jetzt kämpfen die Frauen wieder einmal - oder noch immer - um Gerechtigkeit. Wie stets geht es darum, Lasten und Pflichten fair zu verteilen, damit jeder einen gerechten Anteil am Kuchen bekommen kann.

Der „Kuchen" heißt diesmal die Besetzung der Führungsgremien in der Wirtschaft. Die deutsche Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat nun eine gesetzliche Quotenregelung in den Führungsgremien deutscher Unternehmen angekündigt. Freiwillige Appelle und Selbstverpflichtungsregelungen haben nämlich bis dato nichts genützt. Aufsichtsräte, die die Quote nicht erfüllen, sollen kein Sitzungsgeld erhalten. Zudem könnten deren Beschlüsse zwar gelten, aber die Wahl des Gremiums für ungültig erklärt werden. Also her mit der Quote - aber rasch!


Quoten für Mütter und Migranten

Andreas Unterberger

Schmäh oder Flop: Als das hat sich die Frauenquote bisher in der Realität erwiesen. In den Niederlanden muss man das Nichteinhalten der Quote bloß vermerken. In Norwegen - dessen Ölreichtum fast jeden Unsinn erlaubt - hat der Quotenzwang für alle Aufsichtsräte börsenotierter Firmen Schaden angerichtet: Dort ist die Zahl der an der Börse notierten Aktiengesellschaften seit Quotenstart von 554 auf 362 gesunken; viele Firmen nannten offen die Quote als Fluchtgrund. Dennoch fanden sich auch beim Rest kaum Kandidatinnen: Gleich 70 Frauen besetzen rund 300 Aufsichtsratsposten. Und Kennzahlen zeigen ein Zurückbleiben des Kurses norwegischer Quotenfirmen.

Die Liste der Kritikpunkte an Quotenzwängen ist lang: Sollen wirklich die tüchtigen Frauen in Spitzenjobs ins Zwielicht einer Quotenfrau gerückt werden? Was ist eigentlich mit der Frauenquote auf Baustellen oder in Bergwerken? Oder geht's nur um (scheinbare)
Rosinenjobs? Hat sich die Politik der EU-Kommission verbessert, seit dort mehr als 50 Prozent Frauen sind? Sind die Quotenfrauen Bures, Bandion-Ortner, Schmied, Karl oder Marek eine Erfolgsstory? Warum keine Männerquoten bei Gleichbehandlungsstellen oder Volksschullehrern?

Sind unsere Schulen durch die fast totale Verweiblichung besser geworden? Warum boomen eigentlich die männerdominierten Freiheitlichen bei allen Wahlen und nicht die quotenfixierten Grünen? Und warum nur eine Frauenquote und nicht eine spezifische für Mütter (die sind ja oft wirklich benachteiligt)? Warum nicht für Migranten? Für Behinderte? Für sexuell anders Orientierte?

Im Gegensatz zu Politik und Bürokratie haben es die Unternehmen bisher ganz gut geschafft, sich die jeweils besten Mitarbeiter auszusuchen. Auch im Interesse von Jobs und Steuereinnahmen sollte man sie nicht durch immer noch mehr Zwänge lähmen.

 

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Die Kultur steckt bis zum Hals im Fördersumpf

10. Februar 2011 12:08 | Autor: Andreas Unterberger

Warum fördert der österreichische Steuerzahler die Filmindustrie? Niemand weiß es. Denn bei fast keiner fördernden Stelle gibt es irgendwelche nachvollziehbare Förderrichtlinien. Dennoch sind die Förderungen allein von 2006 auf 2008 um 25 Prozent auf stolze 58 Millionen gestiegen. Der wahre Grund der Förderungen ist jedoch ziemlich klar.

Der liegt darin, dass die Filmindustrie zusammen mit den Kulturjournalisten eine besonders starke Lobby bildet, der niemand entgegenzutreten wagt. Überdies trifft es sich gut, dass die meisten österreichischen Filme auch ideologisch richtig positioniert sind. Ob die geförderten Filme dann am Ende auch ein Publikum finden, oder ob sie in irgendeiner Weise für Österreich – etwa als Tourismusland – Werbung machen, ist ganz offensichtlich völlig uninteressant.

Der neueste Rechnungshofbericht enthält jedenfalls viele Schmankerln zur Illustration des Steuerzahler-Frustes. Da fördern etwa in der Stadt Wien gleich mehrere Stellen die Filmwirtschaft – koordiniert wird da aber nichts. In der Steiermark sind es sogar fünf Institutionen. 65 Prozent der Filme werden mehrfach gefördert. Mancherorts entscheiden Menschen über die Fördervergabe, die dann am Film praktischerweise gleich mitverdienen. Der ORF fördert Filme, ohne aber bei – eventuell – erfolgreichen Produktionen an Einspielergebnissen des Filmes beteiligt zu sein. Die Einhaltung der an sich oft komplizierten Förderungsbedingungen wird oft nicht kontrolliert. Im Burgenland und der Steiermark werden absurderweise sogar bereits fertiggestellte Produkte gefördert.

Das alles erreicht jedenfalls ein Ziel sehr klar: Ich werde meine nächste Steuerüberweisung wieder mit ganz besonderer Freude abfertigen.

PS: Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin natürlich auch nicht für eine Förderung von Internetblogs , obwohl etwa dieses Tagebuch weit mehr Besucher hat als die meisten geförderten österreichischen Filme . . .

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Hoffentlich geht Ruttenstorfer endgültig frei

10. Februar 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer wartet nun auf sein Urteil in zweiter Instanz. Zwar meinen viele Juristen, dass der ehemalige SPÖ-Staatssekretär auch dort vom Vorwurf des Insiderhandels freigesprochen wird. Aber vor Gericht ist halt jeder in Gottes Hand – und man weiß nie, ob in der rechten oder linken.

Sollte Ruttenstorfer jedoch letztlich rechtskräftig freigehen, dann ist das nicht nur für ihn, sondern auch für Anleger eine gute Nachricht. Wie das? Sind nicht die gewöhnlichen Anleger, die ihre Ersparnisse ohne geheime Informationen in Aktien investieren, die Geschädigten, wenn Insider Vorteile aus ihrem Wissen ziehen? Richtig. Daher ist es an sich gut, wenn nun auch in Österreich strenger gegen Insiderei vorgegangen wird.

Jedoch haben Aktionäre noch ein weiteres Interesse: nämlich, dass sich die Vorstände wirklich ganz mit ihnen identifizieren. Und das tun sie nur dann überzeugend, wenn sie auch in Hinblick auf ihr persönliches Vermögen die gleichen Interessen haben. Wenn ihre Honorierung also zu einem guten Teil in Aktien erfolgt.

Dabei ist freilich eine Reihe Zusatzbedingungen wichtig, die man erst langsam so richtig in ihrer Bedeutung erkennt . Es darf keineswegs nur auf den Kurs zu einem bestimmten Stichtag ankommen – der ja relativ leicht manipulierbar ist, wie man bei der Telekom gesehen hat. Noch wichtiger ist, dass Vorstände ihre Aktien auf Jahre hinaus nicht verkaufen dürfen – am besten erst nach ihrer Vertragszeit. Empfehlenswert wäre auch, dass die Ausübung einer Kaufoption automatisch erfolgt, sodass auch dabei kein Einfluss möglich ist. Denn in Wahrheit hat jeder Vorstand – sofern er nicht nur der Frühstücksdirektor zum Empfang ausländischer Delegationen ist – zu jedem Zeitpunkt ein Insiderwissen. Wer sonst sollte als erster Bescheid wissen über geplante und geplatzte Geschäfte, über die Probleme von Lieferanten und Kunden, über die globale Marktentwicklung?

Bei Ruttenstorfer treffen die genannten Bedingungen mehrheitlich zu. Daher ist es durchaus richtig, dass er freigesprochen wird. Was aber Aufsichtsräte und Gesetzgeber nicht hindern sollte, die Regeln für Aktienkäufe von Vorständen im skizzierten Sinn weiter nachzuschärfen.

Würde der OMV-Chef hingegen doch verurteilt, würden sich viele Vorstände künftig im logischen Eigeninteresse weigern, Aktien der eigenen Gesellschaft auch nur anzugreifen. Sie würden höhere Bar-Bezüge verlangen. Sie würden die Interessen der Aktionäre ein wenig aus dem Auge verlieren. Sie würden halt die eigene Eitelkeit statt das eigene Depot bedienen. Daher würden sich die einen um die eigene Positionierung  in Öffentlichkeit und Gesellschaft kümmern und die anderen um Gutmenschprojekte und Profilierung als Mäzen auf Kosten der Aktionäre. Daran, dass manche vielleicht gar durch Aktientipps an Dritte ihren Sold aufbessern könnten, wollen wir gar nicht denken.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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Parlamentarier ohne Macht

09. Februar 2011 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Eine neue deutsche Studie bringt spannende Ergebnisse – die wohl für Österreich genauso zutreffen. Und welche erneut die Frage aufwerfen: Ist die repräsentative Demokratie am Ende?

Die deutschen Parlamentarier fühlen sich nach einer von zwei Wissenschaftlern durchgeführten Umfrage erstaunlich bedeutungs- und einflusslos. Sie sehen heute nur noch in den Bürgern selber die wirklichen Motoren gesellschaftlicher Veränderungen. Die Autoren (von der Stiftung Change Centre und von der Heine-Universität in Düsseldorf) fassen die Ergebnisse so zusammen: Die Abgeordneten sehen ihre Rolle heute primär reaktiv, nicht mehr offensiv und aktiv. „Sie verstecken sich fast vor den Bürgern.“ Je nach Thema sehen sich zwischen 65 und 88 Prozent der deutschen Abgeordneten aus Bund, Land und Gemeinden als weitgehend machtlos, was gesellschaftliche Veränderungen betrifft.

Dieses von der Studie erhobene Ohnmachtsgefühl der Politiker korrespondiert seltsamerweise mit einem frustrierten Ohnmachtsgefühl der Bürger, dessen Wachsen man mit freiem Auge tagtäglich sehen kann. Meine Vermutung: Die Ohnmachtsgefühle der Bürger spiegelt primär jene der von ihnen eigentlich meist aus einer sehr konkreten Erwartungshaltung heraus gewählten Politiker wider, die sie ja täglich via Medien erleben.

Zugleich eröffnet dieses nur noch reaktive Handeln der Politik aber den Bürgern neue Chancen. Auf der linken Seite versuchen das seit einiger Zeit auch mit etlichem Erfolg die sogenannten Nichtregierungsorganisationen (NGO). Diese haben aber freilich keinerlei demokratische Legitimation und meist auch keine Massenunterstützung. Die NGO-Manie ist in Wahrheit nur eine geschickte neue Strategie der linken Machtmonopolisierung, seit die Bedeutung der Arbeiterklasse und Gewerkschaften stark abgenommen haben. Dass ausgerechnet der bürgerliche Finanzminister Josef Pröll jetzt Spenden an Greenpeace & Co steuerlich absetzbar machen will – jene für Lebensschutz-Organisationen aber nicht –, ist in Zeiten einer Schuldenkrise ein besonderes Rätsel am Rande, aber heute nicht das Thema.

Dieser NGO-Strategie haben bürgerliche Menschen bisher beklemmend wenig entgegenzusetzen gehabt. Sie merken nur, dass ihre demokratische Stimmabgabe alle vier oder fünf Jahre rasch an Bedeutung verloren hat, beschränken sich aber sonst meist auf das frustrierte Schimpfen. Da bürgerliche Menschen im Schnitt viel stärker beruflich oder familiär engagiert sind als linke, bringen sie es oft nicht zustande, sich in gleicher Form zu organisieren. Ihre alten Plattformen – von der Kirche über das traditionelle Vereinswesen bis zum ÖAMTC – haben zugleich signifikant an Bedeutung verloren.

Führt die offensichtliche Ohnmacht der Abgeordneten auch zum Ende der ganzen Demokratie? Das ist nicht auszuschließen. Aus dem Ohnmachts-Phänomen könnte jedoch auch ein neuer Impetus in Richtung auf eine echte direkte Demokratie entstehen. Dann wäre diese Krise der repräsentativen Demokratie eine sehr positive Sache.

Direkte Demokratie heißt, dass die Bürger selber bestimmen, ob und worüber sie abstimmen. Dass also eine Abstimmung stattfinden muss, wenn eine Gruppe genügend Unterschriften gesammelt hat.

Hingegen sind Volksbefragungen als beliebig von oben gesteuerte Vor- und Zwischenwahlkämpfe, wie sie etwa SPÖ neuerdings in ihrem Instrumentarium hat, natürlich keine direkte Demokratie: Siehe die skurrilen fünf Wiener Fragen vor der letzten Gemeinderatswahl; siehe den nunmehrigen Versuch, aus heiterem Himmel eine Volksbefragung zur Wehrpflicht zu veranstalten (offenbar will die SPÖ in einem wahlfreien Jahr dadurch parteipolitisches Tempo behalten und von viel drängenderen Fragen ablenken); siehe das geschickt getarnte Parteivolksbegehren des Hannes Androsch.

Solche Aktionen einer Scheindemokratie beschleunigen nur das Ende der repräsentativen Demokratie.

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Fußnote 169: Frischluft für die Schulen

09. Februar 2011 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Das Rätsel um die mageren Pisa-Ergebnisse Österreichs ist gelüftet.

Der ORF hat im Internet die Ursache enthüllt. Daher sei ihm Lob und Dank. Weder sind die leistungsfeindlichen Reformen der Schulpolitik der letzten Jahre die Ursache noch das Fehlen der flächendeckenden Einheitsschule noch die Eltern noch die Lehrer. Das Problem kann überdies kostengünstigst behoben werden.

Der ORF erklärt es uns wie immer unter Berufung auf die berühmten "Experten", die freilich wie meist nicht genannt werden. Solcherart kann ja noch jede noch so idiotische Meinung durch ebensolche Journalisten unters Volk gebracht werden. Daher nur unkommentiert der ORF-Originaltext:

"Lüften in Klasse hebt PISA-Werte.
Schlechte Luft und hohe Feinstaubwerte im Klassenzimmer machen das Lernen schwierig. Die Konzentration lässt nach. Regelmäßiges Lüften hilft. Experten meinen, dass Schüler dann auch beim PISA-Test besser abschneiden würden."

Sagt das jemand bitte auch den furchtbaren Zwillingen Schmied und Karl, die ja gerade dabei sind, mit Hilfe von Hannes Androsch noch mehr Schaden anzurichten?

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Oberschummler Darabos

08. Februar 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Dem Darabos-Modell für die Demolierung des Bundesheeres sind schon eine Reihe fundamentaler Fehler nachgewiesen worden, die alle dazu dienen sollten, die teure Umstellung auf ein Berufsheer schönzurechnen. Die allergrößte Manipulation blieb aber bisher unentdeckt.

Diese bezieht sich nämlich auf die Liegenschaftsverkäufe zur Finanzierung seiner "Reform".. Dabei hat Darabos so absurde Verkaufszahlen eingesetzt, dass das Wort Schönrechnen dafür schon ein gewaltiger Euphemismus ist, nur um keine Vokabel aus dem Strafrecht zu verwenden.

Der beste Vergleich sind jene Erlöse, die in den letzten Jahren für den Verkauf von Heeresliegenschaften erzielt worden sind. Denn Darabos ist ja nicht der erste Minister, der durch Grundstücksverkäufe das Heeresbudget retten wollte.

Für 98 Liegenschaften wurden bisher 140 Millionen Euro erzielt: Das sind im Schnitt 1,43 Millionen.

Für die Darabos-Variante 1 (Beibehaltung der Wehrpflicht) würden 7 Liegenschaften zum Verkauf kommen, für die sind 39 Millionen Euro angesetzt. Das sind im Schnitt schon 5,57 Millionen.

Für die von Darabos gepushte Lieblings-Variante 3 (Abschaffung der Wehrpflicht) sollen hingegen 29 Liegenschaften verkauft werden. Als Erlös wurden plötzlich 328 Millionen eingesetzt. Das sind im Schnitt 11,31 Millionen.

Das ist eine Verachtfachung. Das nennt man die wunderbare Grundstückspreis-Vermehrung. Von solchen Tricks können auch die Herrn Meischberger & Co noch jede Menge lernen. Es fehlt natürlich jede Begründung, weshalb plötzlich eine durchschnittliche Kaserne so viel mehr wert sein sollte (die fehlt freilich auch schon deshalb, um vor den Landeshauptleuten und Bürgermeistern noch möglichst lange geheim zu halten, was da eigentlich verkauft werden soll).

Aber niemand kann uns einreden, dass das Bundesheer zuerst die aller wertlosesten Grundstücke verkauft hat, um sich die wirklichen Gustostückerln für die Stunde des Generalangriffs gegen das Wehrpflichtigen-Heer aufzuheben.

Selbst wenn Darabos mit dem Verkauf der großräumigen Maria-Theresien-Kaserne unmittelbar hinter Schönbrunn und Gloriette spekuliert haben sollte, wäre auch dort nur dann der große Gewinn zu erzielen, wenn das Wiener Rathaus die Umwidmung des Geländes in der Villen- und Garten-Umgebung in teure Hochhäuser erlauben sollte. Der Rathaus-Partie ist zwar fast alles zuzutrauen, aber das dann hoffentlich doch nicht.

Damit ist Darabos wirklich als das entlarvt, für was man ihn schon seit der Eurofighter-Blamage halten musste: als elender Schummler, der auf Befehl der Partei wirklich zu allem bereit ist.

Im Vergleich zu dieser bisher unbemerkt gebliebenen Schummelei ist die mancherorts auflodernde Aufregung über die Einstellung des Militärkommanden in allen Bundesländern geradezu lächerlich. Denn diese Kommanden einzusparen, wäre in Wahrheit bei jeder Heeresreform sinnvoll. 

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Wirtschaftsregierung? Nein danke

08. Februar 2011 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

Europa ist reich. Es ist zumindest reich an Ideen, wie die Europäische Union weiterentwickelt werden soll. Die allermeisten Ideen sind jedoch im Lauf der Monate, Jahre, Jahrzehnte wieder in den Schubladen verschwunden. Dasselbe wird zwangsläufig mit dem gerade modischen Projekt einer „europäischen Wirtschaftsregierung“ passieren.

Dieses Projekt konnte überhaupt nur deshalb so an Prominenz gewinnen, weil die Politik beim EU-Gipfel irgendetwas nach Substanz Klingendes diskutieren wollte. Und weil sich der französische Staatspräsident in absehbarer Zeit den Wählern stellen muss. Aber auch weil die EU davon ablenken wollte, dass Europa in Sachen Ägypten keinen klaren Kurs gezeigt hat. Dafür ist sie ja heftig kritisiert worden.

In Wahrheit aber kann man in Sachen Ägypten der EU ihre relativ zurückhaltenden Stellungnahmen gar nicht vorwerfen. Denn Ägypten ist ein unabhängiger und trotz Armut selbstbewusster Staat. Auch die USA haben keine klare Linie zu Ägypten gefunden. Überdies ist es gefährlich, Partei zu ergreifen, wenn man den Ausgang eines Konflikts nicht vorhersagen kann. Ganz abgesehen davon ist es ziemlich fraglich, welcher Ausgang des ägyptischen Bürgerkriegs eigentlich im Interesse Europas wäre. Es kann sich nicht wünschen, dass dort antiwestliche Islamisten die Macht übernehmen, noch aber kann die EU in irgendeiner Weise die Seite eines von der Mehrheit seines Volkes offensichtlich abgelehnten Diktators ergreifen.

Zurück zum Projekt Wirtschaftsregierung. Wer die europäischen Verträge kennt, wer auch nur halbwegs eine Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen hat, der weiß, dass die Idee nie abheben wird können. Was auch besser ist.

Denn laut den EU-Verträgen hat die Union gar keine Kompetenzen, das zu machen, was sich die Verfechter einer EU-Wirtschaftsregierung so als neue Gemeinsamkeiten ausgedacht haben: eine zwingende Schuldenbremse, eine Harmonisierung von Steuern, Lohn- und Sozialpolitik oder eine Angleichung des Pensionsantrittsalters. Das könnte nur freiwillig oder über eine massive Änderung der Verträge passieren – die jedoch absolut aussichtslos ist. Das haben schon die Begleitumstände der letzten Vertragsänderungen gezeigt. Der Widerstand gegen den Transfer weiterer Kompetenzen nach Brüssel ist in vielen Ländern so groß, dass keinerlei Aussicht auf Annahme einer solchen Änderung besteht. Ganz abgesehen davon, dass der Kampf darum die Union mindestens fünf Jahre lang lähmen würde.

Eine Wirtschaftsregierung würde den innereuropäischen Wettbewerb ausschalten, dafür Europa als Ganzes im internationalen Wettbewerb noch weiter zurückfallen lassen. Denn in der Realpolitik würden sich in dieser Wirtschaftsregierung meist jene durchsetzen, welche die Steuern und Sozialleistungen hochtreiben wollen, die Hochleister jedoch bremsen. Das konnte man schon am geradezu unglaublichen Vorschlag einiger EU-Beamter ablesen, welche die deutschen Exporterfolge einbremsen wollen.

Aber ist eine solche Wirtschaftsregierung nicht absolut unverzichtbar, um den Euro zu retten? Nein, ganz sicher nicht. Europa hat und hatte nämlich gar keine Eurokrise – sondern eine Verschuldenskrise, eine Bankrottgefahr einiger Mitgliedsländer. Es redet ja auch niemand von einer Dollarkrise, wenn Kalifornien, also der weitaus wichtigste amerikanische Bundesstaat, sowie einige kleinere US-Staaten von Zahlungsunfähigkeit bedroht sind. In Europa sind hingegen bisher nur einige kleinere Staaten ins Schleudern geraten; und Deutschland, also Europas Kalifornien, steht zumindest im Vergleich blendend da.

Der Euro ist nach wie vor eine der sichersten Währungen der Welt. Freilich hat ihm eines schwer geschadet: Das war nicht die Krise in Griechenland oder Irland, sondern die falsche Reaktion darauf. Man hat 2010 darauf verzichtet, in diesen Ländern das im Falle von Überschuldung übliche Szenario einzuleiten, nämlich eine Umschuldung. Bei einer solchen verlieren die Gläubiger 20, 30 oder 40 Prozent oder müssen zumindest viel länger auf die Rückzahlung warten. Eine Umschuldung ist etwa mit den Schulden Polens aus kommunistischer Zeit passiert – und hat die Grundlage für den nachfolgenden steilen Aufstieg des großen slawischen Landes gelegt.

Inzwischen ist in der Finanzwelt die Überzeugung stark gewachsen, dass nur eine neuerdings gerne „Haircut“ genannte Umschuldung die Lösung sein kann. Und weder eine Wirtschaftsregierung bringt eine Lösung noch die vielen gefährlichen Konstruktionen, die in den letzten Monaten diskutiert worden sind, wie etwa die Aufnahme gemeinsamer Eurobonds durch die Euro-Länder. Denn dabei würden wieder die disziplinierten Länder zugunsten der Sünder draufzahlen – solange bis am Schluss alle marod sind. Dasselbe würde die Ausweitung des „Rettungsschirmes“ bedeuten, den die Länder im Vorjahr für die Krisenintervention geschaffen haben. Und der schon damals ein Fehler war.

Eine Wirtschaftsregierung kann nur dann funktionieren, wenn eine zentrale Stelle das Recht zum Eingriff in die nationalen Gesetze und Budgets hat. Also wenn die teilnehmenden Länder auf den Status von Provinzen degradiert werden. Gibt es dieses Recht nicht, dann sollte man endlich wieder das gelten lassen, was die Marktwirtschaft, aber auch die Rechtsordnungen sämtlicher Industrieländer seit langem lehren: Wer insolvent ist, der soll in Insolvenz gehen (die heißt halt bei Ländern „Umschuldung“). Alles andere würde jede finanzielle Disziplin ad absurdum führen.

Gewiss ist eine Insolvenz für die handelnden Politiker unangenehm, weil sie in der Regel ihren Posten verlieren – wie es halt auch dem Management insolventer Firmen passiert. Diese Insolvenzgefahr würde sie daher zwingen, schon vorbeugend ordentlich zu wirtschaften.

Es würde übrigens auch Österreich gut anstehen, dieses Prinzip wieder anzuwenden. Die extrem teure Rettung der Hypo Alpe-Adria ist ja nur deshalb erfolgt, weil sich die Republik nicht getraut hat, Kärnten in Konkurs gehen zu lassen, das leichtfertig Haftungen in der gigantischen Höhe von fast 20 Milliarden für diese Bank eingegangen ist.

Eine Wirtschaftsregierung ist letztlich so zahnlos und überflüssig wie der Stabilitätspakt, der von Anfang an von fast keinem Land eingehalten worden ist. Dafür hat man 2010 die wichtigste Regel bei der Einführung des Euro skandalös gebrochen, nämlich das „No Bail-out“. Trotz ausdrücklichem vertraglichem Verbot haben Mitgliedsländer, Kommission und EZB den Sünderländern Geld zugeschoben, also ein Bail-out vorgenommen.

Auch aus diesem Grund sollte man nicht lange über europäische Wirtschaftsregierungen diskutieren, deren Beschlüsse ja noch weniger Verbindlichkeit hätten als das Bail-out-Verbot. Sondern jedes Land muss selber wissen, dass leichtsinnige und verschwenderische Politik immer schmerzliche Folgen hat.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Die Abtreibungsklinik, ein Zuhälter und die 13-Jährigen

07. Februar 2011 12:36 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind oft kleine Nachrichten und scheinbare Einzelfälle, die ganze Ideologien zum Einsturz bringen können. Das dürfte jetzt in Sachen Abtreibung eine im Internet kursierende Videodokumentation zum Thema Abtreibung sein.

Auf dem zuerst in YouTube und dann auf katholischen Homepages kursierenden Video sah man ein Pärchen, das bei der amerikanischen Abtreibungsorganisation Planned Parenthood vorsprach, und dessen Gespräch heimlich mitgefilmt worden ist. Das Pärchen gab vor, als Zuhälter 13- bis 14-jährige Prostituierte zu betreuen. Sofort wurden ihnen jede Hilfe in Sachen Kontrazeptiva und Abtreibungen angeboten. Die Mädchen sollten über ihr Alter lügen und bräuchten auch keine Personalausweise. Auf die Frage, wann die Mädchen danach wieder „arbeiten“ könnten, wurde eine Frist von 14 Tagen angegeben.

Das Video hat einen Entrüstungssturm ausgelöst, obwohl die Beraterin entlassen wurde, nachdem ein Staatsanwalt zu recherchieren begonnen hat. Nach Angaben von Abtreibungsgegnern wird „Planned Parenthood“ mit 360 Millionen Dollar aus amerikanischen Steuermitteln finanziert.

Diese Gelder werden nun gewaltig wackeln. Und die amerikanischen Meinungsumfragen, die schon seit einiger Zeit erstmals seit Jahrzehnten wieder eine Mehrheit für ein Abtreibungsverbot zeigen, werden sich wohl noch weiter drehen.

Da diese Debatte mit Sicherheit auch nach Österreich herüberkommen wird, wird es recht spannend, wie sich ÖVP und Kirche verhalten werden, die in den 70er Jahren noch vehement gegen die Fristenlösung und das unbefristete Recht der Abtreibung behinderter Kinder gekämpft hatten. Beide sind jedoch inzwischen dem Thema in einem kilometerweiten Bogen ausgewichen. Oder werden sie insgeheim mit einer Stellungnahme warten, bis in ein paar Jahrzehnten eine moslemische Mehrheit das Thema lösen wird?

 

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Darabos: Es wird immer peinlicher

07. Februar 2011 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Man kann sich eigentlich alle Argumente sparen, die gegen die Darabos-Heeresreform sprechen. Hat er sie doch selbst zusammenstellen und veröffentlichen lassen – wie etwa auch die Tatsache, dass eine Berufsarmee doppelt so teuer ist.

Das ging aus der amtlichen Homepage des Bundesheers hervor, die vor einigen Tagen blitzschnell gelöscht worden ist. So wie vielleicht aus den Parlamentsprotokollen bald auch der peinliche Lapsus eliminiert werden wird, dass Darabos dort am Freitag das Königreich Schweden in eine „Republik“ verwandelt hat. Ungefähr so verlässlich und wissensreich über die Entwicklungen im Ausland ist auch all das, was Darabos sonst zum Besten gibt.

Zu seinem Pech hat ein böser Mensch sämtliche relevanten Seiten der Heeres-Homepage herunterkopiert und ins Netz gestellt. Ich wünsche viel Freude bei der Lektüre – und frage mich nur: Werden jetzt auch all die Spitzenoffiziere und Kommandanten, die darin für die Wehrpflicht plädieren, ihres Amtes enthoben? Und findet Darabos noch genügend Speichellecker, die so biegsam und charakterlos sind, heute das absolute Gegenteil von dem zu sagen, was sie gestern verkündet haben?

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Die Bürger wehren sich – endlich

06. Februar 2011 01:38 | Autor: Andreas Unterberger

Von der Schuldenpolitik bis zur Schulpolitik: Dieses Land kommt immer mehr auf die schiefe Bahn. Und es wird von ahnungslosen oder böswilligen Politikern und Altpolitikern wie Hannes Androsch immer tiefer hinuntergestoßen. Das ist hier schon oft genug getadelt worden. Heute darf ich als Kontrast einmal zwei lobenswerte wie mutige Initiativen vor den Vorhang holen.

Ich möchte auch gleichzeitig die Leser des Blogs zur Unterstützung einladen, sofern sie ähnlicher Meinung sind. Immer mehr Bürger zeigen nämlich solcherart, dass sie beginnen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dass sie die getarnten Parteiaktionen wie ein Androsch-Volksbegehren durchschauen und verachten. Das alles ist gut so, und längst fällig.

Um mit dem Schulthema zu beginnen: Die Notwendigkeit solcher Initiativen ist gerade in den letzten Tagen nicht nur durch Androsch, sondern auch durch das skurrile Papier der Sozialpartner zur Bildungspolitik bewiesen worden. Und noch mehr durch die jämmerliche Vorstellung eines Wirtschaftskammerchefs Leitl, der in dieser Frage wie in vielen anderen der SPÖ die Räuberleiter macht. Er hat ja ganz im Sinn der SPÖ ein gemeinsames „Bildungs“-Papier mit der Gewerkschaft und den beiden furchtbaren Bildungsministerinnen produziert, in dem weder von Studiengebühren noch von einer Zugangsbeschränkung die Rede ist, dafür aber von einer „gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen“.

Es bleibt rätselhaft, warum auch nur ein einziger Wirtschaftstreibender, der endlich wieder gut ausgebildete Mitarbeiter braucht, der auch für seine eigenen Kinder eine gute Schule haben will, einen Mann als seinen Interessenvertreter wählen soll, der Österreichs Schulsystem noch mehr kaputt machen will. Der vor lauter Krampflächeln längst jeden Bezug zur Realität verloren hat – oder diese im ständigen Anbiedern ausgerechnet an die Gewerkschaft wiederzufinden sucht. Zum Glück wagt wenigstens noch die Industriellenvereinigung da gegenzusteuern. Zum Glück tut dies neuerdings auch der voestalpine-Chef Wolfgang Eder, der dieser Tage in einem brillanten Auftritt vehement gegen die Schulnivellierung nach Leitl-Androsch-Art Stellung bezogen hat.

Aber ein noch größeres Glück ist, dass sich jetzt die Jugendlichen selbst zu organisieren beginnen. Sie erkennen, dass auf die Parteien oder gar Verbände mit ihren miesen Tauschgeschäften längst kein Verlass mehr ist. Dass auch keine Oppositionspartei eine glaubwürdige Alternative darstellt. Weder in Sachen Schuldenabbau – da fällt auch Blau-Orange-Grün ständig nur ein, wo man noch mehr ausgeben soll, – noch in Sachen Schule, wo selbst die FPÖ außerstande war, eine rasche und klare Antwort auf die teure wie leistungsfeindliche Parteiaktion Androschs zu geben.

Da freut es ganz besonders, dass sich die Betroffenen selbst zu organisieren beginnen. In einem Fall sind das die Bürger und Steuerzahler, im anderen die Schüler (die Lehrer trauen sich ja kaum mehr öffentlich aufzutreten).

Eine Gruppe junger Österreicher tut das mit einem schülerbegehren.at, das insbesondere der von Androsch, Leitl und Rot-Grün gewünschten Gesamtschule voller Begeisterung den Kampf ansagt. Die Jugendlichen haben binnen weniger Tage viel rascher Zulauf bekommen, als das von allen Linksmedien und dem ORF an der Spitze so vehement unterstützte Altersbegehren des von jeder Schulahnung freien Steuerhinterziehers Hannes Androsch nach einer ähnlichen Zeitspanne hatte.

Besucht man ihre Webseite, dann zeigt sich dort nicht nur hohe Web-Professionalität, sondern auch viel Wissen rund um alle Schulprobleme. Empfehlenswert ist etwa ein brillanter Artikel über das von vielen Gesamtschulfanatikern zitierte Beispiel Finnland und die wahren Ursachen, warum jenes Land bei den Pisa-Tests so gut abschneidet. Einer der Initiatoren begründet auch mit eigenen Erfahrungen, warum er gegen die Gesamtschule ist. Er hat eine solche selbst fünf Jahre lang in Spanien als absolutes Negativbeispiel erlebt.

Meine Empfehlung: Anschauen und bei Zustimmung den jungen Leuten bei ihrem Notruf gegen die Funktionärsklasse helfen (sie nehmen auch gerne die Hilfe von Älteren an).

Die gleiche Empfehlung gilt für eine Bürgergruppe, die elektronisch den mindestens ebenso wichtigen Kampf um eine Verwaltungsreform aufgenommen hat. Auch ihre Initiative www.verwaltungsreform-jetzt.at ist mehr als unterstützenswert: www-verwaltungsreform-jetzt.at ist überdies eine Initiative, die geradezu unmittelbar den Debatten auf diesem Blog entsprungen ist (und wohl auch ein wenig den Tagebucheinträgen).

Die Initiatoren wollen einen verbindlichen Fünfjahresplan zum Abbau von Defizit und Schulden. Sie rufen nach Privilegienabbau, Einsparungen und Verwaltungsreform. Sie fordern, dass die Politik endlich das Notwendige beschließt und umsetzt. Und nichts wäre dringender als das.

Manche mögen blasiert über diese Initiativen und Aufrufe lächeln. Aber es kann kein Zweifel sein, dass sich auch in Österreich zunehmend tiefer Hass gegen die von Politik und Verbänden gesteuerte Politik aufbaut – insbesondere da auch die meisten Medien in die falsche Richtung zerren. Da hilft es auch längst nicht mehr, wenn sich die SPÖ jetzt bei einem Androsch (der in vielerlei Hinsicht moralisch viel bedenklicher ist als ein Karl-Heinz Grasser) ein von der Partei scheinunabhängiges Volksbegehren bestellt hat. Die Zeit für Tarnen und Täuschen ist abgelaufen.

Noch ist alles gewiss im Anfangsstadium. aber vielleicht haben die beiden hier genannten Initiativen das Potential, die Politik eines Landes so zu beeinflussen, wie es – bei anderen Rahmenbedingungen – etwa die amerikanischen Tea Parties geschafft haben. Diese sind ja auch nur von einer einzelnen Studentin gestartet worden. Und sie sind von Medien und Mächtigen lange belächelt oder heruntergemacht worden. Aber sie sind längst zur treibenden Kraft der amerikanischen Politik geworden und zwingen die Regierung nun zu kräftigen Einsparungen. Und kümmern sich nicht mehr um die Schmutzkampagnen vieler Medien.

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So viele kluge und anständige Menschen! (Ohne Ironie)

05. Februar 2011 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Leser vermissen hier bisweilen das Positive. Bitte schön: Hier und heute finden Sie es, und noch dazu im Übermaß. Besonders erfreulich ist, wie viel Kluges, Mutiges und Gutes passiert ist – gleichgültig, ob hier nun primär persönliches Verdienst oder eher glückliche Fügung zu loben ist. Weniger erfreulich ist, dass das Lob meist den Nachbarn Österreich gelten muss, weniger der Republik selber.

Zur österreichischen Regierung selbst habe ich beim besten Willen nur sehr, sehr wenig Positives gefunden. Ehrlich: Ich habe intensiv gesucht. Ich fürchte aber, nicht einmal die vielen hier aufgezählten ausländischen Exempel werden von unserer Regierung als Vorbild genutzt werden, sodass wir endlich auch sie loben könnten. Dazu müsste ja beispielsweise ein Werner Faymann einmal mehr lesen als nur Kronenzeitung und Österreich, um überhaupt zu wissen, was in der Welt so los ist.

Aber nun zum schönen Strauß erfreulicher Dinge aus den letzten Tagen. Und beginnen wir zumindest mit Österreich.

Offiziersnachwuchs: Die Studentenvertreter der Militärakademie haben sich öffentlich dazu bekannt, nur in einem Bundesheer dienen zu wollen, in dem „Meinungsfreiheit ein integraler Bestandteil ist“. Denn: „Blinder Gehorsam war gestern.“ Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit – ist es aber keineswegs, seit Norbert Darabos freie Meinungsäußerung mit einem Hinauswurf beantwortet. Es ist aber in jedem Fall gut, solches insbesondere von künftigen Offizieren zu hören. Denn wir wollen es nie mehr wieder erleben, dass sich Offiziere durch einen Eid zu völliger moralischer Blindheit verpflichtet fühlen. Wie etwa fast alle höheren Uniformträger in der deutschen Wehrmacht bis zum Juli 1944. Oder die kommunistischen Streitkräfte mit der Erfüllung des Befehls, auf alle „Republikflüchtlinge“ zu schießen.

Südtirol: Die Turbulenzen Silvio Berlusconis haben den geschickt agierenden Südtirolern ein historisches Fenster geöffnet. Das hoffentlich auch nicht mehr geschlossen werden kann (in Italien weiß man freilich nie). Die Südtiroler haben sich im Gegenzug für die parlamentarische Unterstützung des bekanntesten Verehrers junger Mädchen eine für sie historische Zusage geholt: In der Provinz sollen sämtliche Abbilder und Reliefs aus dem Faschismus von öffentlichen Gebäuden entfernt werden. Diese Aufschriften sind für die Südtiroler wirklich provozierend oder gar demütigend und denunzieren sie beispielsweise als kulturloses Volk. Dennoch sind sie bisher von allen Parteien Italiens, insbesondere von den lange regierenden christlichen und sozialistischen, verteidigt worden. Weniger Lorbeeren als die geschickte Südtiroler Führung hat sich die seit ihrem Abfall von Berlusconi rundum gelobte Fini-Partei geholt. Denn sie will diese Denkmal-Demokratisierung noch verhindern.

Sozialversicherung: Die Sozialversicherung baut zehn Prozent ihrer Mitarbeiter ab, das sind immerhin 600 Posten – doch Hoppla: Das ist nicht die österreichische Sozialversicherung, sondern die der Slowakei (die österreichische hätte ja auch viel mehr Mitarbeiter als 6000). Es ist nur wenige Kilometer von Wien entfernt, aber es klingt doch wie von einem anderen Planeten, was der Chef der Anstalt dazu sagt: „Wir senken die Mitarbeiterzahl nicht, weil das im Budget steht oder weil es uns jemand befahl oder weil die Krise herrscht. Es ist richtig und man muss es der guten Funktion der Institution halber machen." Bei uns würde man für solche Aussagen psychiatriert oder jedenfalls auf Verlangen der Sozialpartner gefeuert. Wo käme man dann da hin!

Schweiz: Die Schweiz hat sich gegen die Errichtung von Umweltzonen im Straßenverkehr entschieden. Das ist das Ergebnis von 3700 Stellungnahmen zu einem Gesetzesentwurf. Die Kritiker haben sich mit dem Argument durchgesetzt, dass zwischen dem Aufwand und der beschränkten Wirksamkeit solcher Umweltzonen ein krasses Missverhältnis bestünde. Bei uns hingegen würde die Regierung, wenn sie sich wie schon oft von den Grünen in solche Dummheiten hineinhetzen lässt, solche Stellungnahmen nicht einmal lesen. Es ist aber auch zu fürchten, dass sich nur wenige Österreicher überhaupt die Mühe einer ohnedies als sinnlos eingeschätzten Stellungnahme machen würden.

Nochmals Schweiz: Ein Schweizer Chefredakteur ist in zwei Instanzen von Strafrichtern zu 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit auf Bewährung verurteilt worden. Der Grund: Er hat einen ursprünglich aus Österreich stammenden SVP-Nationalrat auf einer Bildmontage neben Adolf Hitler abgebildet. Darunter stand: „Österreicher: wir haben schon genug gelitten.“ Es ist ziemlich erfreulich, dass sich zumindest in der Schweiz Richter noch trauen, „Halt!“ zu rufen, wenn Medien hemmungslos Jauche über die immerhin demokratisch gewählten Volksvertreter gießen. Und einen Österreicher freut das in diesem Fall natürlich speziell. Apropos: Zum Glück war das kein ungarischer Richter. Da würde die EU gleich den Himmel wegen Einschränkung der Meinungsfreiheit einstürzen sehen.

Von Tschechien bis Spanien beschließen immer mehr Länder eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters. In Tschechien wird es nun alljährlich um zwei Monate hinaufgesetzt. In Spanien gelang es der Regierung, für eine Erhöhung von 65 auf 67 sogar die Zustimmung der Gewerkschaft zu bekommen (wohl weil sie eine sozialistische Regierung ist, bei der Gewerkschaften meist über Nacht total handzahm werden). Dabei könnte man gerade in Spanien die jedem SPÖ-Propagandisten geläufige Argumentation einsetzen, die da lautet: „Wir können das Pensionsantrittsalter leider nicht erhöhen, weil dadurch ja die Arbeitslosigkeit noch größer würde. Außerdem würde das den Vertrauensschutz verletzen, auf den sich die Österreicher doch lebenslang verlassen müssen.“ Dabei hat Spanien die weitaus höchste Arbeitslosigkeit Europas, wo der Spruch weit mehr Legitimität hätte als in Österreich. Und doch geht dort, was bei unseren Steinzeitsozialisten unmöglich ist.

Italien: In Turin hat vor ein paar Tagen die Belegschaft im Fiat-Stammwerk trotz heftiger Agitation der linken Gewerkschaften einem neuen Arbeitsvertrag zugestimmt. Dieser ermöglicht künftig eine weit größere Flexibilität in Sachen Arbeitszeit und Überstunden. eben je nach Auftragslage. Die Turiner Arbeiter haben nämlich begriffen, dass sonst der ganze Arbeitsplatz bald weg wäre. Die österreichischen Arbeiter begreifen das übrigens auch, aber da verhindert die Gewerkschaft, dass man in den Betrieben überhaupt fragt.

Baden-Württemberg: Neuerdings spricht sich eine klare Mehrheit der Einwohner Baden-Württembergs für das lange umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 aus. Bahn und Politik haben in einem mühsamen Lernprozess das nachgeholt, was sie ursprünglich vernachlässigt hatten: nämlich den Bürgern zu erklären, wozu dieses Projekt überhaupt gut ist. Die nüchternen Schwaben haben sich daraufhin von der grünen Totalopposition abgewandt und gezeigt, dass sie letztlich durchaus rational entscheiden können. Was zeigt, wie wichtig ein ernsthafter Dialog mit den Bürgern ist – und eine Regierung, die eine klare Linie hat. (Heimhörerfrage: An welches Land mag ich da nur als Gegenbeispiel gedacht haben?)

Deutschland: CDU/CSU wollen künftig primär junge Südeuropäer zum Arbeiten nach Deutschland holen. Was ja an sich völlig logisch ist, da etwa in Spanien unvorstellbare 40 Prozent der Jungen arbeitslos sind. Und da gleichzeitig gewaltige Geldsummen aus Deutschland in die südeuropäischen Länder für die Finanzierung von Krise und Arbeitslosigkeit fließen. Das ist aber auch deshalb logisch, weil ein junger Südeuropäer zehnmal leichter zu integrieren ist als ein Türke oder Schwarzafrikaner. Und weil er nach einem Verlust des Jobs auch gerne in seine Heimat zurückkehrt und sich nicht mit allen Mitteln an die hohen deutschen Sozialleistungen klammert, wie es naturgemäß ein Türke oder Afrikaner tut. (Man vergleiche den CDU/CSU-Plan mit der skurrilen Rot-Weiß-Rot-Card zum Import auch ungelernter Menschen von außerhalb der EU.)

Nochmals Deutschland: Eine GfK-Umfrage zeigt, dass die Deutschen durch die Krise weiser geworden sind. Werte wie „Leistung“ oder „Wettbewerb“ haben massiv an Bedeutung gewonnen und nun immerhin für 63 beziehungsweise 49 Prozent der Deutschen einen wichtigen Stellenwert. Dort gibt es freilich noch etliche Medien und Parteien, die das auch zu sagen wagen. Bei uns glaubt hingegen sogar die ÖVP nur noch an die Fördergießkanne und nicht an die heilsame Kraft des Wettbewerbs. Das zeigen ihre bürokratischen Micky-Maus-Aktionen wie der bei der jüngsten ÖVP-Klausur angekündigte „Kreativscheck“ über 5000 Euro oder der „Technologiescheck“ über 1000 Euro. Glaubt die Partei ernsthaft, dass solche Dummheiten irgendetwas in diesem Land bewirken – außer noch mehr Bürokratie und noch mehr Defizit?

Ein drittes Mal Deutschland: Die Berliner Regierung will die Grenzen für den ohne Pensionskürzung erlaubten Zuverdienst von Pensionisten vor dem 65. Geburtstag deutlich anheben (nachher darf man ja in Deutschland wie Österreich absurderweise ohnedies wieder so viel verdienen, wie man will und kann). Der Konjunktur sei Dank, dass nun zunehmend der Wert älterer Arbeitskräfte erkannt wird. Bei uns würde freilich der ÖGB wohl weiterhin zur Verteidigung dieses euphemistisch „Ruhensbestimmung“ genannten Arbeitsverbots für arbeitsfähige Menschen auf die Barrikaden gehen. Er hält das nämlich wie viele andere Unsinnigkeiten für eine unverzichtbare soziale Errungenschaft.

Steiermark: Die Steirer verlangen bei der Mindestsicherung etwas, was Bund und Länder in einem feierlichen Vertrag eigentlich abzuschaffen gelobt haben: Nämlich den Regress gegen Angehörige. Das heißt, zumindest in der Steiermark besteht weiterhin die Pflicht der Nachkommen, für ihre verarmten Eltern einzuspringen. Und sie können diese nicht wie in den anderen Bundesländern einfach von der Allgemeinheit durchfüttern lassen. Schließlich sind ja auch Eltern verpflichet, für ihre Kinder Unterhalt zu zahlen, und Ehepartner füreinander. Daher ist die steirische Regelung vernünftig und anständig. Offenbar steht nur den Steirern das Wasser so weit bis zum Hals, dass dort diese Eigenschaften wieder Platz greifen dürfen. Dabei sind in Kärnten, Niederösterreich und Wien die Schulden noch schlimmer.

Eine in Österreich lebende Ägypterin, von einem "Verein für ägyptische Familien", zitiert in erfrischender Ehrlichkeit die Denkweise vieler ihrer hier lebenden Landsleute: „Ich lebe hier, in einem reichen Land, also stehen mir alle Sozialleistungen zu, brauche ich nicht zu arbeiten.“ So wird sie zumindest von der „Presse“ zitiert. Und dann weiter: „Klar ist, dass das Leben hier für einen Migranten schwer ist, aber manche Menschen wollen es sich einfach machen.“ Zum Glück für alle Politisch Korrekten verlangt einen weiteren Satz später eine offensichtlich eingeborene Renate Schnee von einem „Bassena-Stadtteilzentrum“ gleich wieder „mehr Förderung“. Womit das linke Weltbild rasch wieder in Ordnung war.

Finanzministerium und ÖBB: Zu guter Letzt doch noch eine kleine positive Nachricht aus den Regierungsbüros. Das Finanzministerium hat nach einem Monat einen neuen Erlass zurückgenommen, der im Supermarkt jeden Käufer von drei oder mehr Kisten Bier gezwungen hat, Name und Adresse anzugeben. Der Grund des Erlasses: Kein Wirt soll sich auf diese Weise steuerschonend Nachschub besorgen können. Die Wiederabschaffung solcher bürokratischen Blüten freut den Bürger. Freilich würde er gerne jene Hirne kennenlernen, die solches überhaupt ausbrüten. Die Finanz bildet damit übrigens eine totale Parallele zu den ÖBB, die jetzt ihre schikanöse Ticketpolitik ebenfalls nach wenigen Wochen wieder zurücknehmen mussten. Beides kann man nun als positive Nachricht aus den hiesigen Machtzentren verkaufen. Wenn man sich anstrengt.

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Fußnote 168: Der Staatsbankrott naht

04. Februar 2011 14:17 | Autor: Andreas Unterberger

Lange wurde beschwichtigt, wenn man die ausgabenfreudigen Politiker davor gewarnt hat. Jetzt ist er offiziell Thema – zumindest in den USA: der Staatsbankrott.

Es muss um die USA viel schlimmer bestellt sein, als wir gemeinhin glauben, wenn es nun sogar der Chef der Notenbank Fed selbst ist, der das Wort in den Mund nimmt. Wobei doch stets jede Äußerung eines Notenbankchefs extrem vorsichtig und im Wissen um die Folgen jeder Aussage formuliert wird. Ben Bernanke verlangt einen straffen Sparkurs, denn: „Ab einem gewissen Punkt wären die Vereinigten Staaten in einer Position, in der sie nur noch den Staatsbankrott erklären könnten.“ Denn irgendwann werde niemand mehr den USA Geld borgen. Die Folgen wären „katastrophal“. Es wäre schön gewesen, wenn sich auch der österreichische Finanzminister getraut hätte, seine Worte aus dem vergangenen Frühjahr des öfteren zu wiederholen, in denen er davon gewarnt hat, dass Österreich auf den griechischen Weg zu kommen drohe. Denn man sollte nicht vergessen, dass Österreichs Schuldenquote noch vor drei Jahren höher als die amerikanische war. Es geht schneller als man denkt.

 

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SN-Kontroverse: Neutralität

04. Februar 2011 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll im Zuge der Heeresreform die Neutralität über Bord geworfen werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Doktrinen, Reformen und Steinmetzger

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Manchmal wird so getan, als wären die Gesetze auf Jesus und Maria, Mohammed ib Ab Allah und seine Frauen, die Alt-68er oder die Hainburg-Veteranen zurückzuführen und müssten in alle Unendlichkeit gelten. Da dies untaugliche Ansätze zur Bewältigung der Gegenwart sind, gibt es eine Debatte um die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht und es wurden vom derzeit verantwortungstragenden Minister Norbert Darabos Modelle vorgelegt. Nun gilt es diese zu prüfen, und man/frau sollte das genau tun, weil letztendlich wird das Volk befragt. Vielleicht in einer Volksabstimmung, der sich der Salzburger ÖVP-Chef Wilfried Haslauer nicht verschließen will. Er ist hochkarätiger Jurist und weiß, dass es zu einer Abstimmung kommen muss, wenn die neue Sicherheitsdoktrin Österreichs eine Gesamtänderung der Bundesverfassung bedeutet.

Dies wäre der Fall, wenn mit der Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht die Neutralität ganz entsorgt wird und Österreich sich
1. einem Militärbündnis anschließt
2. es zulässt, dass fremde Truppen auf seinem Gebiet stationiert werden und
3. sich Österreich an Kriegen beteiligt.

Eine neue Sicherheitsdoktrin mit Aussetzung der Wehrpflicht MUSS aber nicht die Neutralität entsorgen. Schließlich beteiligt sich Österreich seit 1995 an der Partnerschaft für den Frieden an Operationen der NATO und nimmt die Petersberger Aufgaben wahr, was von der schwarz-blauen Regierung beschlossen wurde. Oder wie sie der Lissabonner Vertrag vorsieht, den der rote Kanzler Alfred Gusenbauer unterzeichnet hat. Wenig hilfreich sind süffisante Bemerkungen wie jene einer Salzburger Politikerin, die in Richtung ihres burgenländischen Parteikameraden meinte, die Abschaffung der Wehrpflicht sei nicht in Stein gemeißelt.


Es gibt Besseres für Österreich

Andreas Unterberger

 Es gibt drei Gründe, die Neutralität aufzugeben. Zwei davon sind längst Realität. Und einen dritten Grund versucht nun das Dreieck „Kronen Zeitung"-Faymann-Darabos herzustellen, nämlich die von ihnen verlangte Demontage des Bundesheers, die sie euphemistisch Heeresreform nennen.

Erstens: Die Neutralität sollte man aufgeben, wenn Alternativen den Österreichern deutlich mehr Sicherheit bringen. Mehr Sicherheit gibt es dann, wenn nicht nur auf österreichischem Staatsgebiet, sondern in ganz Europa und in dessen Umgebung Friede und Stabilität herrschen. Nur naive Menschen können glauben, dass Österreichs Sicherheit nichts mit dem zu tun hat, was sich außerhalb seiner Landesgrenzen abspielt. Terrorismus, Fanatismus, Flüchtlingswellen, organisierte Kriminalität, Bedrohungen von Versorgungsleitungen, ein Übergreifen nahöstlicher, afrikanischer oder mittelasiatischer Konflikte: All das bedroht Österreich unmittelbar und kann längst nur noch im europäischen und im atlantischen Verbund abgewehrt werden. Diese Sicherheit wird von den meisten Ländern Europas über die NATO hergestellt. Davon profitiert die Alpenrepublik als unmoralischer Schwarzfahrer, der deutlich weniger für die gemeinsame Sicherheit zahlt als irgendein anderes Land. Das demotiviert aber langfristig auch die anderen Länder, sich zu engagieren. Zweitens: Zu entsorgen ist die Neutralität auch deshalb, weil sie spätestens seit dem EU-Beitritt zur bedeutungslosen Worthülse degeneriert ist. Diese Degeneration diagnostizieren fast alle Völker- und Verfassungsrechtler.

Drittens: Endgültig tot ist die Neutralität dann, wenn die Wehrpflicht abgeschafft wird. Denn dann wird durch einen bewussten Willensakt die Verfassungspflicht Österreichs verletzt, die Neutralität „mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln" aufrechtzuerhalten und zu verteidigen. 

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Die knallroten Fäden in Androschs Phrasensumpf

03. Februar 2011 14:16 | Autor: Andreas Unterberger

Das, was Hannes Androsch nun als Text seines „Volks“-Begehrens präsentiert hat, ist noch schlimmer als erwartet. Es ist ein reines Partei-Begehren geworden, oder genauer gesagt: eines für den ganz linken Schmied-Flügel. Darin findet sich nicht einmal eine Andeutung der mutigen und klugen Ansätze, die einige SPÖ-Landeshauptleute vorgeschlagen haben.

Das wird natürlich die von unseren Zwangsbeiträgen und korruptionär verschobenen Steuergeldern lebenden SPÖ-Medien nicht hindern, wie verrückt die Trommel dafür zu schlagen. Wie immer, wenn die Partei pfeift, marschiert das Zentralorgan ORF an der Spitze. Der ORF hat ja schon, bevor die Malaise schriftlich vorgelegen ist, für Androsch mehr Propaganda gemacht als jemals bisher für ein anderes Volksbegehren während dessen gesamter Laufzeit. Öffentlich-rechtlich ist halt wie im Ostblock immer das, was der Partei nutzt. Genauso laut werden aber zweifellos auch alle Freimaurer-Freunde Androsch Beifall klatschen.

Aber gehen wir in die Details seines Papiers. Der dickste Rote Faden, der es von Anfang bis Ende durchzieht, ist die Forderung nach unglaublich viel mehr Geld für zahllose Dinge. Damit will man offenbar in bekannter sozialistischer Manier viele Gruppen bestechen, dem Papier zuzustimmen. Dabei würde eine Erfüllung all seiner Forderungen Österreich noch teurer kommen als das gesamte ÖBB-Defizit. Daher würde auch eine rein rot-grüne Regierung nicht einmal einen Bruchteil davon verwirklichen können. Denn dann würde längst niemand mehr Österreich Geld borgen.

Was Androsch natürlich verschweigt: Im internationalen Vergleich gibt Österreich ja durchaus respektable Summen für das Bildungssystem aus. Interessant und mutig wäre es etwa aufzuzeigen, wo das Geld sinnlos und verschwenderisch ausgegeben wird (etwa im Wiener Schulsystem, wo nur die Hälfte der Lehrer auch wirklich in Klassen steht). Daher kommen solche Hinweise natürlich bei Androsch nicht vor.

Die Forderung nach noch mehr Geld ist aber auch für jenen Ex-Finanzminister mehr als kühn, unter dem einst – nach den stabilen 50er und 60er Jahren – die Spirale der ständig steigenden Staatsverschuldung mit voller Kraft eingesetzt hatte. Diese nimmt heute Österreich jeden finanziellen Bewegungsspielraum. Noch kühner ist es, dass ausgerechnet ein Mann nach mehr Steuermilliarden ruft, der massenweise Arbeitsplätze und damit Steuereinnahmen nach China exportiert hat, und der höchstpersönlich als Steuerhinterzieher verurteilt worden ist. Der Kern des Androsch-Konzepts: Der blöde Mittelstand soll noch mehr zugunsten der linken Träume bluten – sowie alle jene, die so blöd sind, der Republik auch künftig langfristigen Kredit einzuräumen.

Der zweite Rote Faden ist eine inhaltsarme Phrasendrescherei, die jedes Parteiprogramm und auch die meisten Wahlkampagnen übertrifft. Da wimmelt es nur so von schwammigen Formulierungen wie: „Wir fordern ein modernes, unbürokratisches und weitgehend autonomes Schulsystem“ (was heißt „weitgehend“?), „ohne parteipolitische Einflussnahme“ (in Wahrheit will Androsch die Macht seiner Parteifreundin Schmied gewaltig aufwerten, der er sogar die Kindergärten unterstellen will!), „Wir fordern ein sozial faires, inklusives Bildungssystem“, „Jedes Kind in Österreich hat Anspruch auf alle gebotenen Chancen“, „Wir fordern die Aufwertung des Lehrerberufs“ (dass sich ein „Bildungs“-Volksbegehren nicht an den Duden hält, fällt in dem Phrasensumpf kaum noch auf), „Wir fordern ein weltoffenes Bildungssystem“ und immer wieder  „faire Bildungs- und Berufschancen“.

Der dritte Rote Faden ist die absolute Leistungsfeindlichkeit des Androsch-Konzepts. Begabtenförderung kennt es nicht. Es will vor allem das Durchfallen verbieten. Dass Lernen auch mit Anstrengung zu tun hat, wird in der linken Traumwelt natürlich absolut verschwiegen. Lernen kommt höchstens mit einer weiteren Leer-Phrase vor, als „kreatives Lernen“ vor.

In Parteipropagandisten-Lyrik wird statt Leistung postuliert: „Die Schule muss eine faszinierende Welt werden“. Theaterspielen, Sport, soziale Fertigkeit, Freizeit, soziale Inklusion sind die Lieblingsvokabel der Konzeptschreiber. Sie erheben an vielen Stellen die Forderung, dass sozial Benachteiligte, „Kinder mit besonderen Bedürfnissen“ (also offensichtlich auch geistig Behinderte, aber das ist in der Androsch-Schule auch schon wurscht), und Migranten „bis zum Hochschulabschluss dieselben Bildungs- und Berufschancen haben wie alle“.

Das heißt natürlich, dass man nie irgendwelche Konsequenzen daraus ziehen darf, ob ein Schüler, ein Student auch etwas kann, etwas leistet. Weder mit 10, noch mit 14, noch mit 18, noch mit 27 Jahren. Sonst hätten sie ja nicht mehr alle dieselben Berufschancen. Denn bei jeder noch so milden Auslese würden ja die sozial Benachteiligten automatisch wieder ins Hintertreffen geraten. Daher müssen zwangsläufig alle Selektionen unterbleiben. Was sich ja auch an weiteren Androsch-Phrasen zeigt wie: „Es darf kein Kind zurückgelassen werden.“

Völlig inhaltsleer ist auch der Satz: „Die Schnittstelle zwischen Kindergarten und Volksschule muss optimiert werden.“ Kein Wort findet sich jedoch davon, dass ein Kind wenigstens Deutsch können muss, bevor es in die Schule gehen darf.

Dementsprechend fehlt auch jeder Hinweis auf Zugangstests und Ähnliches für die Hochschulen. Von Studiengebühren ist natürlich schon gar keine Rede.

Der vierte Rote Faden ist die Forderung nach umfassender Verstaatlichung der Kinder. Für die Eltern und Familien gibt es bei Androsch natürlich überhaupt keine Rolle (schließlich hat er zwei, also in Wahrheit gar keine); statt dessen will er das Land mit „Krabbelstuben“ überziehen; auch will er die Ganztagsschule zur Regelschule machen (also für alle verpflichtend).

Das Papier scheut auch nicht vor offener Lüge zurück: „In anderen Pisa-Ländern kennt man Nachhilfe so gut wie nicht.“ Vielleicht setzen sich die Autoren einmal in ein Flugzeug ins aufstrebende Asien, um (neben den von Androsch exportierten Arbeitsplätzen) zu sehen, wie in den dortigen – extrem erfolgreichen – Pisa-Ländern die Eltern noch so teure Zusatz-Lernangebote wahrnehmen, damit ihre Kinder in die besten Schulen kommen.

Natürlich wird auch die Gesamtschule gefordert. Aber auch dies geschieht mit einem unwahren und (noch dazu grammatikalisch wie vieles an dem „Bildungs“-Papier total verunglückten) Satz. Nämlich „dass man erst mit 14 oder 15 Jahren die eigentlichen beruflichen Begabungen und Interessen eines jungen Menschen erkennen kann“. Auch das, was Androsch vermutlich gemeint hat, also dass man bei 14-Jährigen „berufliche Begabungen“ erkennt, ist schlicht gelogen. Viele Begabungen erkennt man viel früher, viele andere deutlich später. Gerade Jugendliche wechseln oft auch alljährlich ihre Interessen. Und sie sind vor allem mit 14/15 in einem extrem schwierigen Entwicklungsalter. „Berufliche“ Begabungen erkennt man leider überhaupt erst am Arbeitsplatz.

Wahr ist also, dass jedes Jahr vor dem 14. Lebensjahr, in dem man Kinder dem SPÖ-Konzept zufolge nicht ihren Begabungen entsprechend schulisch fordert, sondern in Einheitsschulen verkümmern lässt, ein verlorenes, ein gestohlenes Jahr ist. Und ebenso wäre es ein Verbrechen, wenn man Kindern nicht auch nach der von der Linken so hochstilisierten Entscheidung mit 14 die Möglichkeit gibt, die Ausbildungsrichtung zu ändern.

Androsch hat trotz der Macht seiner Netzwerke und Parteiverbindungen erstaunlich wenig qualifizierte Unterstützer für seine Initiative gefunden. Diesbezüglich aufgefallen sind lediglich die Herren Taschner und Liessmann. Werden Sie ihre guten Namen weiter für so ein Machwerk hergeben? Nur um sich in den Strahlen der Mächtigen zu sonnen?

Eine Realisierung des Konzepts würde die Staatskassen ruinieren und einen gewaltigen Run auf die Privatschulen auslösen. Dorthin werden viele jener Eltern vor der Schulnivellierung flüchten, die ihren Kindern noch eine ambitionierte und disziplinierte Ausbildung verschaffen wollen. Während die Superreichen (wie Androsch selbst!!!) ihre Kinder längst in Privatschulen haben, wird diese „Reform“ vor allem den Mittelstand treffen, der bisher noch staatliche AHS benutzen konnte. Im Grunde geht es nämlich um nichts anderes als einen Klassenkampf gegen den den linken Apparatschiks so verhassten Mittelstand.

Wird die ÖVP diesmal klug genug sein, zu erkennen, dass ihr jeder Millimeter Konzession an Androsch und den roten Zwischenwahlkampf noch weitere Wähler kosten wird? Strache waits for them.

PS: Einen positiven Punkt des Konzepts habe ich schließlich doch gefunden: die Forderung nach mehr Personalautonomie für die Schulen. Freilich auch das ohne nähere Definition. Aber immerhin geht wenigstens ein Punkt in die richtige Richtung.

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Was macht einen Finanzminister gut?

03. Februar 2011 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Das Vertrauen in den Staat, die Bereitschaft, ihm Geld zu borgen, ist neuerdings nicht mehr selbstverständlich. Dieses Vertrauen hängt von vielen (im Gegensatz zu Griechenland anderswo hoffentlich) harten Zahlen wie Schulden, Defizit, Wachstum, Arbeitslosigkeit, Handelsbilanz ab. Es spielen aber auch in hohem Ausmaß weiche, psychologische Faktoren mit.

Unter diesen ist das Vertrauen in den Finanzminister der wichtigste. Geht er mit dem Geld der Steuerzahler und der Gläubiger so sorgfältig und korrekt wie möglich um? Deses Vertrauen gewinnt ein Minister primär dadurch, dass er den ununterbrochenen Forderungen diverser Gruppen ständig und klar Nein sagt. In der österreichischen Nachkriegsgeschichte hat eine ganze Reihe von Ministern dieses Vertrauen erworben: Kamitz, Klaus, Koren, Lacina und Grasser. Auf der Negativseite finden sich insbesondere die Herren Androsch und Staribacher. Der Rest hat zumindest deutliche Schattenseiten in der Bilanz.

Eines Finanzministers Glaubwürdigkeit kann auch noch im Nachhinein zerstört werden. Wie das bei Grasser und Androsch der Fall ist. Beide haben Steuern hinterzogen, Grasser hat das noch durch eine Selbstanzeige auszuradieren versucht; Androsch wurde sogar vom Strafrichter verurteilt. Viele Bürger sagen sich heute: Warum soll ich besonders penibel sein, wenn sogar Finanzminister aufs Steuerzahlen „vergessen“?

Und wie sieht es mit dem gegenwärtigen Minister aus? Fast niemand traut Josef Pröll auch nur die geringste Unkorrektheit zu. Überdies betreibt er keinerlei gewerbliche Tätigkeit. Ganz anders sieht es freilich mit dem zweiten Teil der Glaubwürdigkeit aus: Pröll erweckt in keiner Weise den Eindruck, so wie jene genannten Vorgänger im Interesse von Steuer- und Anleihezahlern hart und konsequent Nein sagen zu können. Ihm war immer der koalitionäre Friede mit der nicht gerade von Sparsamkeit geplagten Faymann-SPÖ wichtiger. Aber auch gegenüber wichtigen parteiinternen Gruppen hat Pröll allzu schnell nachgegeben. Ob das nun die Bauern oder die Bundesländer sind.

Jetzt begeht er einen weiteren Fehler: Er räumt einer weiteren Gruppe das Privileg ein, dass Spenden an sie steuerbegünstigt sind. Nämlich den Umweltschutzorganisationen. Das findet sogar die sonst recht ausgabenfreudige SPÖ für überflüssig. Davon hat die ÖVP nicht einmal einen parteipolitischen Nutzen. Und das fördert zum Gutteil Vereine, die mit zum Teil problematischen Methoden gegen die österreichische Wirtschaft kämpfen, von der dieser Finanzminister lebt.

Niemand versteht das Warum, auch wenn es im Budget nur einen kleinen Posten bedeutet. Ist der nette Mensch Pröll einfach nicht imstande, dauerhaft Nein zu sagen, wenn jemand ständig fordert und raunzt? Dann ist er zwar sicher ein perfekter Ehemann, aber er wird nie ein guter Finanzminister sein können.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Wir werden dem Diktator Mubarak noch nachweinen

02. Februar 2011 00:16 | Autor: Andreas Unterberger

Die Chancen des ägyptischen Präsidenten, politisch noch irgendwie zu überleben oder zumindest ehrenvoll abzutreten, sind geringer als die auf einen Lotteriegewinn. Noch kleiner sind aber die der Ägypter, ihrer Nachbarn und der Europäer, dass sie sich nach dem Ende der Umbruchsperiode zumindest mehrheitlich als Gewinner fühlen werden.

Das bevorstehende Ende Mubaraks merkte ich vor 14 Tagen – also noch vor den ersten Demonstrationen – bei einem längeren Gespräch mit einem höherrangigen ägyptischen Diplomaten. Dieser sprach zu meiner Überraschung schon damals von der Ära Mubarak nur noch in der Vergangenheit und schloss schon damals aus, dass Hosni Mubarak von seinem Sohn beerbt werden könnte.

So wie in einer Demokratie eine noch so erfolgreiche Partei irgendwann abgewählt wird, ist es auch bei Diktatoren: Jede politische Uhr läuft einmal ab. Auch wenn Mubarak „nur“ ein autoritärer Diktator war, der lediglich das Machtmonopol verteidigt hat, nicht jedoch wie ein totalitäres Regime auch das Denken, das Privatleben, das Wirtschaftsleben seiner Untertanen komplett zu kontrollieren versuchte.

Die drei Jahrzehnte Mubaraks sind Geschichte. Sie sind aber keineswegs nur negative Geschichte. Denn sie haben für die Ägypter auch eine lange Periode des Friedens bedeutet. Das war nach den davorliegenden ständigen Nahostkriegen ein gewaltiger Wechsel – ein Wechsel freilich, dessen sich der Großteil der heutigen Ägypter auf Grund ihres Alters heute gar nicht mehr bewusst ist. Diese Generation fühlt sich daher dem Diktator gegenüber logischerweise zu keinerlei Dank verpflichtet. Ganz im Gegenteil: Sie macht ihm – neben vielem anderem – das gute Verhältnis zu Israel und den USA zum Vorwurf.

Dennoch war es eine große Leistung Mubaraks, sich weder vom arabischen Nationalismus noch vom islamischen Fanatismus in einen weiteren Krieg gegen Israel schicken zu lassen. Obwohl es für bedrängte Herrscher immer eine bewährte Strategie ist, sich bei inneren Schwierigkeiten gegen einen äußeren Feind zu wenden.

Vieles andere steht aber auf der Negativliste Mubaraks. Letztlich stürzt er über eine Revolte gegen Armut und Arbeitslosigkeit. Wirtschaftlich hat das Land überhaupt nur dank der immensen Geldflüsse aus den USA überleben können. Kairo war nach Israel der zweitgrößte Empfänger amerikanischer Hilfe. Dennoch machten sich immer stärker die negativen sozialen Faktoren bemerkbar:

Alle vier Faktoren wird es aber auch nach Mubarak geben. So wie es sie in ganz ähnlicher Weise auch in Tunesien nach dem Abgang des dortigen Diktators gibt. Wer glaubt, dass der Sturz eines Potentaten daran etwas ändert, der täuscht sich.

Denn am Ende einer Revolution werden zusätzlich die Kosten des Umsturzes als weitere Last dazukommen: die Zerstörungen der Revolutionszeit; das Ausbleiben der Touristen; das Zögern der Investoren; die offene Frage, ob die USA weiterhin alljährlich so tief in die Geldtasche greifen werden (auf republikanischer Seite gibt es ja viel Kritik an der Auslandshilfe); und die vermutliche Vertreibung eines Großteils auch der mittleren Führungsschicht, welche erst nach einer längeren Übergangsfrist durch eine neue ersetzt werden wird.

Natürlich gibt es in Ägyptens Städten eine Mittelschicht. Diese träumt nun von einer rechtsstaatlichen Demokratie nach europäischem Muster. Eine solche würden wir den Ägyptern auch heftig wünschen. Doch fehlen dem Land und insbesondere den islamischen Zivilisationen ein von den armen und überwiegend ländlichen Massen mitgetragener kultureller Wurzelgrund und eine ökonomische Basis. Nur darauf aber kann sich in aller Regel eine stabile Demokratie entwickeln. Demokratie kann man einer Kultur nur schwer aufpfropfen, wenn sie noch nicht reif dafür ist.

Daher sind drei andere Szenarien für die Zukunft Ägyptens viel wahrscheinlicher.

  1. Die erste Variante: Nach Wochen und Monaten der Turbulenzen, nach ein oder zwei schwachen Übergangsregierungen, wohl auch nach einem chaotischen Wahlgang wird sich ein neuer Diktator an die Spitze setzen, etwa ein starker Mann aus der Armee. Und zumindest anfangs wird er sogar Zustimmung finden, weil sich die Ägypter dann schon längst wieder nach Ruhe und Ordnung sehnen werden, weil sie gemerkt haben werden, dass eine Revolution die Töpfe des Landes nicht gefüllt, sondern noch leerer gemacht hat. Sollte sich der neue starke Mann auch weiterhin an den Friedensvertrag mit Israel halten, sollte er etwas von Wirtschaft verstehen und weniger korrupt sein als die Vorgänger, würde das der Region wieder auf etliche Zeit Stabilität schenken.
     
  2. Die zweite Variante ist wahrscheinlicher: nämlich, dass sich bei Wahlen unter den ungebildeten Massen islamistische Parteien durchsetzen werden. Dabei sollte man weniger an den Iran als Modell denken, sondern an die Schreckensherrschaft der Hamas im Gaza-Streifen, die ja zunehmend totalitäre Züge annimmt. Man sollte nicht vergessen: Die Hamas ist ursprünglich durchaus demokratisch an die Macht gekommen, weil sie weniger korrupt schien als alle anderen Alternativen. Eine solche islamistische Herrschaft würde zweifellos gegenüber Israel und dem Westen viel aggressiver werden; sie würde die vom bisherigen Regime noch tolerierte koptische Minderheit zu Menschen zweiter Klasse degradieren; sie würde die Wirtschaft des Landes noch mehr lähmen; und sie würde auch wohl keine weiteren Wahlen zulassen, bei denen sie wieder abgewählt werden könnte – zumindest keine freien.
     
  3. Es gibt aber eine noch schlimmere dritte Variante: Dass keine politische, religiöse oder militärische Kraft die Kontrolle über Ägypten in die Hände bekommt, dass vielmehr jahrzehntelang bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, dass jede Ordnung zusammenbricht, dass immer wieder ausländische Armeen intervenieren, wenn auch erfolglos. Beispiele für diesen Weg sind etwa Afghanistan oder Somalia.

Europa sollte sich jedenfalls gut anschnallen angesichts dessen, was da auf den Kontinent zuzukommen droht. Dabei haben wir noch gar nicht davon gesprochen, dass Symptome der tunesisch-ägyptischen Krankheit noch in einem Dutzend weiterer arabischer Staaten zu beobachten sind.

PS: Nichts ist so dramatisch, dass es nicht auch Grund zum Lachen gäbe. Den gibt das Verhalten der europäischen Sozialdemokraten: Sie sind seit einigen Tagen die lautesten, wenn es darum geht, die USA als Hauptschuldige an den ägyptischen Zuständen zu beschimpfen, und darum, einen rascheren Umsturz in Ägypten zu verlangen. Dabei verdrängen sie voller Chuzpe die peinliche Tatsache, dass die Staatspartei des Diktators Mubarak bis heute Vollmitglied in der Sozialistischen Internationale ist. Auch jene aus Tunesien war das – bis man sie nach dem Umsturz blitzschnell hinausgeworfen hat. Diese sozialistische Komplizenschaft gegenüber der Mubarak-Diktatur kontrastiert mit der lautstarken Denunziation Ungarns als „auf dem Weg zur Diktatur“ befindlich. Aber sich für irgendetwas noch zu schämen ist ja schon lange keine politische Kategorie mehr.

PPS: Die Sozialistische Internationale hat übrigens auch keinerlei Probleme damit, dass ihr Präsident Giorgos Papandreou heißt, der im Nebenberuf griechischer Ministerpräsident ist. Und uns allen als solcher sehr teuer ist.

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Warum das Ende der Wehrpflicht falsch wäre

01. Februar 2011 02:56 | Autor: Andreas Unterberger

Norbert Darabos hat in den letzten Monaten so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Inhaltlich, strategisch, taktisch. Schon aus diesem Grund brächte nicht einmal der konsensversessene Josef Pröll in seiner Partei eine Bundesheer-Reform durch, die auch nur annähernd an Darabos erinnern würde. Aber man sollte sich doch auch jenseits aller Parteipolitik mit dem Thema Berufsheer befassen, und mit den gewichtigen Argumenten für eine Wehrpflicht.

Die Berufsheer-Idee ist nicht deshalb falsch, weil sie von Darabos kommt. Oder weil sie durch sein Vorgehen schwer beschädigt worden ist. Vielmehr lassen diese Pläne wie auch viele Diskussionsbeiträge durchaus seriöser Persönlichkeiten grundlegende Probleme außer Acht.

Das zentrale Argument der Heeresabschaffer lautet: Österreich drohe seit einiger Zeit ohnedies kein Krieg. Deshalb könne man bis auf ein paar Einheiten für internationale friedensherstellende Operationen auf alle militärischen Vorbereitungen verzichten (und müsse nur einen Ersatz für die wegfallenden Zivildiener suchen). Das ist viel zu kurz gedacht. Aus vielerlei Gründen.

  1. Niemand weiß, ob sich nicht doch eines Tages im mitteleuropäischen Raum wieder eine Kriegsgefahr entwickelt. Der Verlauf der Geschichte hat sich seit Jahrhunderten als unberechenbar erwiesen. Wer „Peace in our time“ verkündet, hat aus der Weltgeschichte nichts gelernt. Und wenn das auf Zuruf der Kronenzeitung geschieht, die seit Jahren insbesondere gegen die tschechischen und slowakischen Nachbarn schürt, ist das besonders absurd.
    Daher sollte man sich immer bewusst sein, dass sich auch in Zukunft wieder neue Konflikte bilden können und werden. Auch wenn diese natürlich ganz andere, nur schwer vorhersehbare Auslöser haben. Jedoch: Wird das Bundesheer auf Grund der momentan tatsächlich sehr stabil scheinenden regionalen Lage auf das diskutierte Minimum zurückgefahren, dann kann es nicht mehr hochgefahren werden. Jedenfalls geht das nicht einmal annähernd so schnell, wie sich eine neue Konfliktgefahr entwickeln kann.
    Für die Wiederherstellung einer vollen Landesverteidigung würde es nach Expertenansicht mindestens drei bis fünf Jahre dauern. Wenn ganze Truppengattungen zugesperrt werden, noch länger. Es fehlen ja nicht nur die Köpfe, sondern auch das spezifische Knowhow in diesen Köpfen.
    Überdies würde jede Regierung zögern, mitten in einem neuen Konflikt die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu verkünden. Denn das könnte als ein besonders riskantes und provozierendes Signal interpretiert werden, das einen potentiellen Unruhestifter erst recht zu beschleunigtem Losschlagen veranlasst, bevor sich eine solche Wiedereinführung der Wehrpflicht auswirkt. Das löst sehr riskante Erinnerungen an die Mobilisierungs-Spirale vor den Weltkriegen aus.
  2. Schon in den letzten Jahren gab es immer wieder Aufgaben, die nur mit einem Heer in Wehrpflicht-Dimension bewältigt werden können. Man denke etwa an den Grenzschutz-„Assistenzeinsatz“. Dieser war angeordnet worden, weil die Exekutive außerstande war, den illegalen Immigrantenstrom ohne Heereshilfe zu bewältigen. Dass dieser Einsatz inzwischen längst obsolet ist, aber trotzdem aus parteipolitischem Opportunismus weitergeführt wird, ändert nichts an der Beweiskraft dieses Beispiels.
  3. Andere Bedrohungen, die jederzeit aktuell werden können, sind noch viel ernsthafter und brauchen noch viel mehr Mann. Da geht es weniger um klassische Landesverteidigung, sondern um militärische Aufgaben im Inneren der Republik, insbesondere um den Schutz gegen Terrorismus.  Das Innenministerium hat eine Liste von rund 1000 Objekten erstellt, die im Fall terroristischer Umtriebe unter Schutz zu stellen sind. Dabei geht es nicht nur um Regierungsgebäude, sondern auch um die wichtigsten Bahnhöfe und Flughäfen, und insbesondere um Pipelines, die großen Stromleitungen und die Wasserleitungen der großen Städte, die gegenüber chemischen, biologischen oder schmutzig-nuklearen Vergiftungen besonders exponiert sind. Experten wissen, dass schon jetzt nur noch ein Teil dieser Anlagen effektiv zu schützen ist, künftig aber wird gar nichts mehr schützbar sein. Obwohl terroristische Bedrohungen zwischen Moskau, London und Madrid fast schon europäischer Alltag geworden sind. Obwohl schmutzige (also keine besondere Technik erfordernde) Atombomben zum Alptraum vieler Sicherheitsexperten geworden sind. Obwohl die gegenwärtige rapide Destabilisierung der gesamten islamischen Welt zu besonderer Vorsicht mahnen sollte.
  4. Eine der Allgemeinheit viel mehr bewusste Aufgabe des Bundesheeres ist der Katastrophenschutz.  Dazu braucht es einen funktionierenden Apparat mit vielen Spezialisten und eingeübter Logistik. Selbst wenn man überoptimistisch davon ausgeht, dass sich im Ernstfall genug Freiwillige für Katastropheneinsätze melden werden, übersieht man das hohe Ausmaß an dabei notwendiger Professionalität. Dabei geht es nicht nur um Lawinen, Waldbrände, Chemieunfälle oder Hochwasser, sondern etwa auch um den Fall einer atomaren Katastrophe in der Nachbarschaft. Nur ein Wehrpflichtigen-Heer hätte beispielsweise eine nennenswerte Anzahl von Milizärzten auf Abruf bereit.
  5. Nur ein Bundesheer mit einer Luftwaffe kann das Land gegen Terrorflieger schützen, sonst könnten in Österreich, aber auch im angrenzenden Mitteleuropa keine Großveranstaltungen wie das Weltwirtschaftsforum stattfinden (bei dem sich erst dieser Tage die Herren Faymann und Spindelegger als Advokaten der mittelasiatischen Diktaturen versucht haben).
  6. Worüber niemand spricht, woran vielleicht auch niemand denkt, weil Tabu-Themen hierzulande sowieso verdrängt werden: Was tut Österreich bei revolutionsähnlichen Umtrieben der Hunderttausenden jungen Migranten, die oder deren Eltern in den letzten Jahren ins Land gekommen sind, wenn diese eines Tages von halbgebildeten Imamen zu einem Aktionismus nach tunesisch-ägyptischer Art aufgepeitscht werden? Wie reagiert da die Republik, sobald es kein Bundesheer mehr gibt?
  7. Worüber ebenfalls ungern gesprochen wird: Auch in sonstigen Krisenfällen ist für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Inneren der künftige Bedarf an einer Armee möglich. Man denke nur an das Risiko großflächiger Plünderungen im Gefolge von Großdemonstrationen oder nach einem mehrtägigen Zusammenbruch der Versorgung.
  8. Tatsache ist auch, dass bisher alle Pläne gescheitert sind, die davon ausgehen, dass sich genug Freiwillige für wichtige Aufgaben melden.
    a.      In den 70er Jahren war bei der umstrittenen Kreisky-Reform eine professionelle 15.000-Mann-Bereitschaftstruppe beschlossen worden. Diese 15.000 haben sich aber nur maximal zur Hälfte eingefunden. Der Rest musste wieder mit Wehrpflichtigen angefüllt werden, um den Anschein einer Bereitschaftstruppe aufrechtzuerhalten. Bis diese dann unter Platter ganz verschwunden ist.
    b.     Es haben sich auch für die Miliz nie genügend Freiwillige gefunden, die als Gruppenkommandanten die untere Führungsebene bilden könnten. An freiwilligen Milizübungen haben sich nur fünf Prozent der geplanten Zahl beteiligt
    c.      Auch die jetzigen Auslandseinsätze sind – im Gegensatz zu großspurigen früheren Ankündigungen – nur zur Hälfte mit Berufssoldaten bestreitbar. Der Rest kommt aus der Miliz.
    d.     Zählt man jene Österreicher zusammen, die sich derzeit freiwillig dem Bundesheer für eine berufliche Soldatenkarriere auf irgendeiner Hierarchieebene zur Verfügung stellen, dann sind das jährlich weniger als 1000. Das ist nicht einmal die Hälfte der Darabos-Wunschziffer.
  9. In Deutschland, wo man den Schritt zum Berufsheer bereits gesetzt hat, hat man erst dieser Tage zugeben müssen, dass das 1,2 Milliarden Euro mehr kostet als geschätzt. Damit wird eine Maßnahme, die eigentlich aus Gründen der Budgeteinsparung beschlossen worden ist, zumindest vorerst zum gegenteiligen Effekt führen. In vielen Ländern haben sich bei weitem nicht die geplanten Menschenmengen für den Soldatenberuf gemeldet. Das wird sich auf Grund der Demographie auch nicht bessern. Mäßige Bezahlung, niedriges Sozialprestige führen außerdem überall zu einer negativen sozialen Auslese, wie wir sie etwa in der britischen Berufsarmee schon lange kennen.
  10.  Aber selbst wenn alles an dem Darabos-Modell so wie vorgesehen funktionieren sollte, selbst wenn sich wirklich – trotz der vom Minister aus taktischen Motiven deutlich reduzierten Soldzahlungen – alljährlich 2000 Freiwillige als Milizsoldaten finden sollten, hat das Modell eine katastrophale und bisher kaum diskutierte Lücke: Es würde 20 bis 30 Jahre dauern, bis aus diesen freiwillig einrückenden Soldaten dann die vorgesehene Miliz gebildet ist, um die versprochene Mobilmachungsstärke von 55.000 Mann zu erreichen (die wir derzeit haben). Denn von den jetzigen Wehrpflichtigen steht ja bei Abschaffung der Pflicht über Nacht kein einziger mehr zur Verfügung. Und die Miliz würde dem Darabos-Plan zufolge nur aus jenen Männern und Frauen gebildet, die freiwillig sechs Monate bis sechs Jahre gedient haben, und die dann 15 bis 30 Jahre zu Übungen und Einsätzen bereitstehen müssten. Und natürlich kann auch keiner der 1,8 Millionen Wehrpflichtigen mehr einberufen werden, die jetzt noch für den allerernstesten Ernstfall theoretisch zur Verfügung stehen.

Das heißt: Wir haben in der Tat einen Verteidigungsminister, der auf Jahrzehnte die Erfüllung der Aufgaben des Heeres zu unterbrechen beabsichtigt.

Übrigens, bei all diesen Überlegungen ist noch keine Zeile die Rede von Auslandseinsätzen oder der vielbeschworenen europäischen Solidarität gewesen. Obwohl derzeit rund um Europa alle Pfeiler der Stabilität zusammenzubrechen drohen. Bei all diesen Überlegungen ist auch noch keine Zeile die Rede vom dann natürlich ebenfalls wegbrechenden Zivildienst gewesen. Obwohl das Rote Kreuz katastrophale Konsequenzen befürchtet.

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Die Rückkehr eines Gespensts

01. Februar 2011 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Vor drei Jahren war das Gespenst aufgetaucht, über Nacht ist es verschwunden und mit Beginn dieses Jahres ist es schlagartig wieder da: Es sind die europaweit geradezu explosionsartig steigenden Nahrungsmittelpreise. Plötzlich geht wieder die Angst vor einer rapide zunehmenden Inflation in der EU um – und vor Hunger, ja Hungerrevolten in der Dritten Welt.

Natürlich wird wieder viel, wenn auch ohne konkrete Beweise von dubiosen Spekulanten als Schuldigen die Rede sein. Denn ebenso natürlich ist die Hauptursache wie immer ein Auseinanderklaffen von globalem Angebot und der Nachfrage. Was natürlich alle Akteure im Lebensmittel-Zyklus zu Reaktionen veranlasst, die man als Spekulation bezeichnen könnte.

Die EU könnte es sich gewiss zumindest kurzfristig so leicht machen wie die Amerikaner. Die messen halt in ihrem Inflationsindex einfach die Nahrungsmittel- und Ölpreise nicht. Das wäre aber fatal: Gaukelten sich doch die USA deswegen bis 2008 Preisstabilität vor, übersah doch deswegen die amerikanische Notenbank die Bildung gefährlicher Blasen. Das wurde dann ja zum Auslöser der Weltwirtschaftskrise. Die zum Glück, wenn auch nur scheinbar, rasch übertaucht worden ist.

Die Menschen in den meisten EU-Ländern haben seit dem Herbst wieder Zuversicht und in Übermaß das von den Notenbanken weiterhin viel zu freigiebig gedruckte Geld. Das treibt natürlich die Nachfrage und damit Preise vor allem jener Produkte in die Höhe, die nicht binnen weniger Monate beliebig vermehrt werden können.

Gleichzeitig nimmt bei den beiden Milliardenstaaten China und Indien als Folge von Fleiß und der dort relativ neuen Marktwirtschaft der Wohlstand rapide zu. Menschen, die noch vor wenigen Jahrzehnten von Hungersnöten bedroht waren, die jedenfalls in der Regel nur eine Mahlzeit pro Tag hatten, essen sich plötzlich zwei- bis dreimal täglich satt. Das lässt die Nachfrage zusätzlich hochschnellen.

Was aber tun? Man kann ja weder die Chinesen oder Inder wieder in die alte kommunistisch-sozialistische Not zurückstoßen noch den Europäern sagen, dass sie jetzt den Gürtel enger schnallen müssen (außer aus gesundheitlichen Gründen). Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy glaubt nun, das Rezept gefunden zu haben: Die Rohstoffmärkte müssen besser kontrolliert werden.

Solche Vorstellungen sind populär – sie funktionieren aber nie. Man stelle sich nur vor, was passiert, wenn der Preis für Reis (um nur ein global wichtiges Produkt zu nennen) gedeckelt werden sollte. Während die EU-Länder sich so wie bei der CO2-Reduktion halbwegs daran zu halten versuchen, kostet das Preislimit die Chinesen nur ein freundliches Lächeln. Sie werden ganz locker in ihre übervollen Kassen greifen und weltweit zu erhöhten Preisen die Produktion der Reisbauern aufkaufen, um ihre Massen weiter satt – und ruhig zu halten. Und kein einziger Reisbauer, kein Reishändler wird seine Ernte statt dessen den Europäern zum festgelegten niedrigeren Preis verkaufen. Überdies haben sich die Chinesen mit ihren Devisen-Billionen vor allem in Afrika schon riesige Ländereien aufgekauft, die ihre Versorgung sichern sollen.

Nehmen wir aber den unwahrscheinlichen Fall an, auch die Chinesen und Inder würden sich an ein Preislimit halten. Dann würden viele Reisbauern im nächsten Jahr halt etwas anderes anbauen, wo es noch Geld zu verdienen gibt. Und man müsste sich bald auch in Europa frühmorgens um ein halbes Kilo Reis so anstellen wie einst im Ostblock, wo die Planwirtschaft auch glaubte, die Preise festsetzen zu können. Gleichzeitig würde sich sehr rasch ein Schwarzmarkt mit höheren Preisen bilden, wo man aber die gewünschte Ware wenigstens auch bekommt.

Was bedeutet aber die Lebensmittelknappheit jenseits der Debatten über untaugliche Instrumente wie Preisregelungen? Müssen wir wirklich hungern, verhungern oder Kriege um die knappen Nahrungsmittel führen? Bekommt Thomas Malthus nach mehr als 200 Jahren mit seinen Katastrophenprophezeiungen doch noch recht, da sich die Weltbevölkerung inzwischen rund versiebenfacht hat und noch weiter auf das Zehnfache wachsen dürfte?

Kurzfristig können sicher Ernteausfälle und eine zu träge Reaktion der Produktion auf gesteigerte Nachfrage zu Engpässen und damit höheren Preisen und damit auch gefährlichen politischen Protesten führen.

Langfristig muss man sich aber nicht fürchten – zumindest wenn die Politik vernünftig ist. Denn die moderne Wissenschaft hat so wie in den letzten Jahrzehnten noch gewaltiges Potential, die Lebensmittelproduktion zu steigern. Freilich darf sich die Menschheit dabei nicht vor lauter Ängsten selbst die Möglichkeiten einer Produktionssteigerung verbauen.

Das aber tun einige EU-Staaten wie etwa Österreich – im Gegensatz zur Brüsseler Kommission – gerne. Etwa im besonders vielversprechenden Bereich der genveränderten Pflanzen, mit denen weit höhere Ernteerträge erzielt werden können. Solange es keinen einzigen echten Beweis für die Schädlichkeit genveränderter Pflanzen gibt – und den gibt es allen Panikmachern zum Trotz noch immer nicht –, ist es absolut unsinnig, sie total zu verbieten. Schließlich hat ja die Landwirtschaft seit Generationen durch Zuchtvorgänge das genetische Material massiv verändert. Und niemand hatte Probleme damit. Und wenn es welche gegeben hätte, hätte man sofort die Produktion umgestellt.

Noch zwei andere Faktoren machen zumindest indirekt optimistisch. Erstens: Sollten die Lebensmittelpreise wirklich dauerhaft steigen, dann wäre die EU wenigstens auch ihr größtes Finanzproblem los, nämlich die gemeinsame Agrarpolitik. Wenn die Weltmarktpreise steigen, dann können die europäischen Bauern ja ihr Geld wieder durch ihre Produkte verdienen und sind nicht mehr beim Großteil ihres Einkommens von europäischen und nationalen Subventionen abhängig. Was den Finanzministern wieder die Möglichkeit gäbe, die Steuern zu senken, um die Bürger beim Einkauf der Lebensmittel zu entlasten.

Zweitens: Auch die von vielen vermutete globale Erwärmung wäre ein positiver Faktor. Sollte sie nämlich eines Tages wirklich eintreten, dann gäbe es neben den befürchteten Gefahren für einige Küstenregionen auch einen großen Vorteil: Im bisher zu kalten Norden könnte künftig Landwirtschaft betrieben werden. Und immerhin liegen im Norden, von Kanada bis Sibirien, die größten Landmassen der Erde, die bisher weitgehend menschen- wie auch landwirtschaftsfrei sind.

Es gibt also durchaus Zusammenhänge, die lehren, die gegenwärtige Lebensmittelpanik gelassener zu sehen. Freilich: Wir und vor allem unsere Medien sowie viele unserer Politiker lieben die Panik. Bei aller in anderen Bereichen berechtigten Kritik an der EU tut es gut, dass dort zumindest in diesen Fragen noch viel stärker als hierzulande die wissenschaftliche Rationalität regiert. Hoffentlich dauerhaft.

Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.

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Fußnote 167: Moralisch schuldig

31. Januar 2011 01:15 | Autor: Andreas Unterberger

Karl-Heinz Grasser ist noch immer ein Straßenfeger.

So auch beim sonntägigen „Im Zentrum“, wo er wieder einmal in verblüffender Weise brillieren konnte. Freilich saßen ihm lauter jammervolle schwache Gegner gegenüber. Von diesem Urteil ist nur der souveräne Staatsanwalts-Präsident auszunehmen, der aber naturgemäß zum konkreten Fall nichts sagen durfte (sucht die Republik nicht dringend einen Justizminister?). Ansonsten aber gab es ringsum Peinlichkeit: Diese verkörperte etwa der PR-Geschäftemacher Rosam (der bekanntlich eine offene Rechnung mit schwarz-blau offen hat, seit Wolfgang Schüssel Rosams Eigenpropagandaschmäh, er wäre Berater des schwarz-blauen Bundeskanzlers, öffentlich dementiert hat): Er hatte zwar kein einziges – neues oder altes – Faktum vorzubringen, erklärte aber a priori das „System Grasser“ für moralisch schuldig. Das war natürlich auch die wie immer Hilflosigkeit ausstrahlende Ingrid Thurnher, die offenbar glaubt, sie würde zu einer guten Diskussionsmoderatorin, wenn sie den seit Jahren praktizierten Schlusssatz einer brillanten deutschen Kollegin übernimmt und wenn sie ansonsten Grasser bei jedem Satz zu unterbrechen versucht (was sie immer nur bei dem einen jeden Sonntagabend als Bösewicht besetzten nicht-linken Diskussionsteilnehmer tut). Und da war zu schlechter Letzt der ständig SPÖ-Propaganda verbreitende Publizistik-Professor, der vor Hunderttausenden Zusehern sogar de facto offen zum Amtsmissbrauch anstiftete.

Zum Glück wird man in Österreich noch von unabhängigen Gerichten und nicht von solchen ORF-geschnitzten Tribunalen verurteilt. Dabei hätte es jede Menge sehr unangenehme Fragen an Grasser gegeben, von denen Thurnher zwar ein paar versuchte, aber mangels rechtlicher Kenntnisse keine wirklich drüberbrachte.

(Nachträgliche Ergänzung. Nun in Zahlen der Beleg für die Gassenfeger-Eigenschaft Grassers: Bei ihm haben 660.000 zugesehen, die Woche davor waren es 473.000!)

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Fußnote 166: Die letzte Chance der Wiener Uni

31. Januar 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiener Uni steckt wie die meisten Universitäten des Landes in einer tiefen Lähmung. Die bevorstehende Rektorswahl wäre eine letzte Gelegenheit, sie herauszuholen.

Freilich: Glaubt jemand noch ernsthaft an diese Chance? Aber warten wir halt die Wahl ab. Dabei stehen einige sicher sehr honorige Kandidaten zur Wahl, ein bisheriger Vizerektor sowie ehemalige Grazer Rektoren mit durchaus ordentlichem Leumund. Aber eben alles "More of the same". Rätselhafterweise hat es aber auch ein Brite mit einer mehr als eindrucksvollen Vita geschafft, in den Wahlvorschlag zu kommen. Dieser war bisher in Leitungsfunktionen am University College London tätig, das in weltweiten Rankings auf Platz 9 liegt. Er hat auch selbst eine sehr lange Liste an Forschungserfolgen, nicht nur in der Ökonomie, sondern auch als Querdenker in etlichen anderen Disziplinen. Er wagt es sogar, die ökonomischen Erfolge seiner Uni und seines Departments zu erwähnen, was ja hierzulande ein absolut unsittliches Denken beweist. Gegen seine Intelligenz spricht nur, dass er glaubt, in Wien wirklich eine Chance zu haben. Das haben ja wahrscheinlich nicht einmal die immerhin schon rektoratserfahrenen Grazer. Man will doch lieber weiterhin unter sich bleiben und in seiner Beschaulichkeit nicht gestört werden. Und wenn es Probleme, etwa katastrophal schlechte oder überflüssige Studienrichtungen mit minderwertiger Absolventenqualität gibt, dann werden diese primär ignoriert oder dem geizigen Steuerzahler angekreidet. Niemals würde man auf die eigene Unfähigkeit kommen. Niemals würde man sich gar durch einen ganz offensichtlich dynamischen Ausländer aufwecken lassen.

Zur Illustration des Istzustandes ein kleines Beispiel: Der prominente Theologe Adolf Holl hat von einem Sponsor das Geld für die Einrichtung eines Adolf-Holl-Lehrstuhls bekommen (den natürlich, schon seines Alters wegen, nicht mehr Holl selber einnehmen würde). Das ist eine international übliche Vorgangsweise, eine Uni zu sponsern und einen interessanten Mann zu ehren. Holl bot in einem Brief dem amtierenden Wiener Rektor den Lehrstuhl an. Er bekam zwei Monate lang gar keine Antwort, dann gab es ein nettes, aber völlig unverbindliches Gespräch nach Wiener Art. Worauf sich Holl entschloss, den ausfinanzierten Lehrstuhl der privaten Wiener Sigmund-Freud-Universität anzubieten. Mit der war er nach einer Woche handelseins. Was das heißt? In Wahrheit sollte man die Wiener Uni zusperren und dem Dekan der juristischen Fakultät, Heinz Mayer, als Kabarett oder Obdachlosenasyl überantworten. Und statt dessen sollte man viele funktionierende und ernsthafte neue Hochschulen fördern. Wer jedoch noch an die Reformierbarkeit der Mega-Universität glaubt, mag die Rektorswahl abwarten. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt.

Sollte die Wahl anders ausgehen als prophezeit, bin ich gerne zur Abbitte bereit.

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Warum Österreich nicht gelobt werden darf

30. Januar 2011 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Noch nie hat ein ehemaliges amerikanisches Regierungsmitglied so begeistert und so positiv über Österreich gesprochen. Und noch nie wurde eine so hochrangige Rede eines wichtigen Amerikaners über Österreich von praktisch allen österreichischen Medien so geschlossen boykottiert. Vom ORF auf- und abwärts. Der Grund: Das Lob galt hauptsächlich der schwarz-blauen Regierung Schüssel.

Solches Lob darf aber prinzipiell nicht sein. Hat man doch jetzt überdies mit der Selbstanzeige Karl-Heinz Grassers, 18.000 Euro Steuern hinterzogen zu haben, endlich den endgültigen und daher tagelang zu trommelnden Beweis, dass Schwarz-Blau sieben Jahre der absoluten Schande waren. (Wer kann da noch von der Kleinigkeit der 95 Millionen an Korruptionsgeldern aus Steuermitteln reden, die seit dem Amtsantritt von Werner Faymann zur Beeinflussung von Medien ausgegeben werden? Alljährlich. Und zwar vorsätzlich, nicht etwa nur fahrlässig). Außerdem hat es Eizenstat (ehemaliger US-Botschafter bei der EU und Staatssekretär im Finanzministerium) gewagt, ausgerechnet während der wochenlangen Kreisky-Weihespiele über jemand anderen zu reden.

Wer der englischen Sprache halbwegs mächtig ist und sich unabhängig von den erstaunlich geschlossen manche Dinge totschweigenden Medien ein Bild machen will, sollte sich den Text der Rede des langjährigen US-Staatssekretärs Stuart Eizenstat vom 19. Jänner direkt gönnen. Er sagt darin nämlich unter anderem über Österreich wörtlich, „dass in den letzten Jahren kein anderes Land seine moralische Verantwortung so weitgehend und so schnell anerkannt hat, indem es konkrete Schritte in Hinblick auf seine Rolle während des zweiten Weltkriegs gesetzt hat.“

Eizenstat sprach über die mittlerweile zehn Jahre alten Regelungen über die Restitution und Kompensation für Opfer des Nationalsozialismus. Österreich sei dadurch „wenn auch verspätet, ein leuchtendes Beispiel und weltweit führend bei der Suche nach Gerechtigkeit für Opfer der Shoah und anderer Nazi-Opfer geworden“.

Warum diese sensationelle Rede fast überall totgeschwiegen wird? Der Grund ist ziemlich klar: Rot wie Grün klammern sich verzweifelt an die Fiktion, dass sie ein Bollwerk gegen Nationalsozialismus und Faschismus wären. Sie haben ja nach dem Kollaps aller sozialistischen Gesellschaftsmodelle nichts anderes mehr, womit sie zumindest sich selbst noch eine moralische Überlegenheit vorspiegeln können. Dazu haben sie ja – zusammen mit ihren medialen Helfershelfern – bei den Kreiskys-Weihespielen dessen grauslichen Antisemitismus („Wenn die Juden ein Volk sind, dann ein mieses“) und dessen Hang zu Altnazis als Minister elegant durch ein retuschiertes Bild zu ersetzen verstanden. Außerdem geben sie zahllose Steuergelder für propagandistische Vorfeldorganisationen aus, die sich als antifaschistisch oder als „Dokumentationszentren“ tarnen.

Sogar die gewalttätige Vandalen-Horde, die mit rot-grüner Unterstützung alljährlich mindestens einmal der Polizei Gewaltszenen liefert, wie auch in den vergangenen Stunden, rechtfertigt ihre Aggressivität mit irgendwelchen „antifaschistischen“ Parolen. Obwohl sie selbst ein absolutes Musterbeispiel für Faschismus ist.

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Wie viel Dummheit und Bösartigkeit hält das Land aus?

29. Januar 2011 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Und was ist alles sonst noch diese Woche an Dummheiten oder Bösartigkeiten passiert oder bekannt geworden? Bedrückend viel – wenn auch mit sehr unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, die von einer ganzen Reihe Medien über die ÖH, den Verwaltungsgerichtshof und die Gemeinde Wien bis zu den Ministern Berlakovich, Schmied, Heinisch-Hosek und Bandion-Ortner reichen.

Medien: In diversen Medien konnte man versteckt die Korrektur einer im Grund ungeheuerlichen Falschmeldung lesen: Elisabeth Sabaditsch-Wolff habe in ihrem Prozess nicht gesagt „Der Euro-Islam ist einfach nur Scheiße“, sondern der Euroislam sei „Wunschdenken“. Da kann man nur sagen: Es lebe der kleine Unterschied. Während die erste Variante erstmals zumindest gewisses Verständnis dafür wecken hätte können, weshalb die Staatsanwaltschaft mit voller Artillerie gegen die Islamwissenschaftlerin ausrückt, ist der nun offenbar richtig zitierte Satz die reinste Wahrheit.

Der Blogger ist ziemlich verzweifelt: Man kann ja nicht zu jedem Prozess, zu jeder Pressekonferenz gehen, um an ein halbwegs korrektes Tatsachensubstrat heranzukommen. Und wenn offenbar eine Agentur einen grenzintelligenten Schwerhörigen zu dem Prozess entsendet, dessen Bericht dann an vielen Orten zu lesen ist, vervielfacht sich der Schaden. Es hat ja offensichtlich nicht einmal der mit Tausenden Menschen besetzte ORF selbst den Prozess verfolgen können, sonst hätte nicht auch er die Richtigstellung bringen müssen.

ÖH und Grüne: Die von Zwangsbeiträgen lebende grünrote Hochschülerschaft verbreitete unter den Studenten einen Aufruf zu einer (regelmäßig gewalttätig werdenden) Demonstration von linksextremistischen Gruppen gegen einen Ball schlagender Verbindungen. Dieser Aufruf gipfelte in dem wörtlichen Satz: „Gegen Österreich und seine Fans!“ Trotz solcher Ungeheuerlichkeiten bleiben die Studenten weiter verpflichtet, Zwangsbeiträge an jene Vereinigung zu zahlen (woran sie freilich auch selbst mitschuld sind, weil sie nicht zur ÖH-Wahl gehen und damit den allerradikalsten Elementen den Weg freigeben).

Braucht es noch eine extra Erwähnung, dass sich die Grünen und der übliche SPÖ-Linksaußen Jarolim wieder einmal massiv hinter jene Chaoten-Demonstration gestellt haben. Sie kritisieren lautstark die Polizei, weil diese der Demonstration nicht den gewünschten Demonstrationsplatz vor dem Ballsaal erlaubt hat. Aber noch immer gibt es Menschen, die diese Grünen für eine anständige Partei halten und die Jarolim mit dem Wort "Recht" in Verbindung bringen.

Demokratie in Österreich: Eine Studie der Universität Zürich und des Wissenschaftszentrums Berlin hat die Demokratiequalität von 30 Ländern geprüft: Österreich landete dabei am absolut blamablen 20. Platz. Die Forscher führten das schlechte Abschneiden Österreichs insbesondere auf „eine unterdurchschnittliche Erfüllung des Prinzips Freiheit“ und die „vergleichsweise wenig ausgebaute Presselandschaft“ zurück. Zwar gab es im untersuchten Zeitraum 1995-2005 eine leichte Besserung – aber ganz sicher, so darf man hinzufügen, seither keine mehr: Man denke nur an Verhetzungsparagraphen und Ähnliches.

Der SPÖ-Abgeordnete Leichtfried: Besonders pikant ist, dass in der gerade erwähnten Untersuchung Ungarn besser als Österreich abschneidet. Ausgerechnet über Ungarn hat jedoch vor wenigen Tagen der offensichtlich von jedem Anstand verlassene SPÖ-Europaabgeordnete Leichtfried behauptet, dass es auf dem Weg in die Diktatur wäre. Er glaubte dies aus dem neuen ungarischen Mediengesetz ableiten zu können, obwohl das Gesetz von der sehr fairen EU-Kommission nur in drei recht marginalen (aber berechtigt erscheinenden) Punkten kritisiert worden ist. So wie ja auch schon Österreich wegen Dutzender Gesetze von der Kommission kritisiert und ermahnt worden ist. Solche Abgeordnete wie der Herr Leichtfried sind der beste Beitrag, dass sich bald wieder neue Feindschaften zwischen Nachbarstaaten entwickeln. Aber auch daran werden natürlich wieder die falschen schuld sein.

Der ÖVP-Minister Berlakovich: Er träumt wieder einmal von der Energieautarkie Österreichs. Und glaubt damit, billiges Lob vom grünen Eck  holen zu können. Jeder, der von Energie und Wirtschaft auch nur eine leichte Ahnung hat, greift sich freilich an den Kopf. Mit Hilfe solcher Autarkieträume würden sich zwar Windmühl-, Biogas- und Solarpanel-Erzeuger eine goldene Nase verdienen. Dennoch hätte Österreich keine Chance, wirklich autark zu werden, selbst wenn jeder noch freie Hügel dieses Landes mit Windenergieanlagen zubetoniert würde. Gleichzeitig würden die Konsumenten ob der damit verbundenen Strom- und Treibstoffrechnungen verarmen und es würde eine weiterer guter Teil der industriellen Arbeitsplätze aus Österreich vertrieben werden.

Die SPÖ-Ministerinnen Schmied und Heinisch-Hosek: Sie wollen nun den Quadratmeteranspruch jedes Lehrers festschreiben. Was nach einer Humanisierung klingt, ist in Wahrheit eine unglaubliche Frechheit: Jeder Lehrer soll nämlich Anspruch auf ganze zwei Quadratmeter bekommen. Nur zum Vergleich: Privatfirmen werden seit Jahren genau geprüft, ob jeder Mitarbeiter mindestens acht Quadratmeter hat. Und ich habe selbst erlebt, dass einer dieser wie der Großinquisitor in die Redaktion gekommene Überwacher solcher Vorschriften meinen Mitarbeitern überdies auch noch vorschreiben wollte, wo im Raum sie ihre Schreibtische aufzustellen haben. Worauf ihn diese jedoch brüllend hinausgeworfen haben. Das hat mich zugegebenermaßen sehr erheitert und stolz auf meine Mitarbeiter gemacht. Der sich mit Hilfe solcher Minister ständig noch mehr aufplusternde Staat macht ja auch sonst viele Vorschriften, die nur für die steuerzahlende Privatwirtschaft, nicht jedoch für ihn selber gelten. Was die Loyalität der Staatsbürger ihm gegenüber ungemein erhöht.

Aber noch einmal zurück zur Antilehrer-Ministerin Schmied und ihrer frechen Begründung für diese zwei Quadratmeter-Regel. Obwohl sie ständig davon redet, dass die Lehrer künftig ganztägig in den Schulen sein sollen, findet sie diese zwei Quadratmeter total in Ordnung: Man dürfe nicht vergessen, dass den Lehrern nicht nur das Konferenzzimmer zur Verfügung stehe – an Schulen gebe es viele Räume. In der Tat, das habe ich ganz vergessen. Bitte um Entschuldigung. Die meisten Schulen haben ja auch Klos (oft sogar schon mit einer neumodischen Wasserspülung) und Stiegenhäuser, bisweilen sogar Gehsteige vor der Schule. Also: Lehrer, gehabt euch nicht so.

Nochmals Schmied: Die sich immer mehr in radikale Gefilde versteigende Ministerin hat einen Gesetzesentwurf des Innenministeriums, demzufolge die Anforderungen an Zuwanderer, Deutsch zu lernen, etwas verschärft werden, mit folgender Argumentation abgelehnt: "Zu starker Zwang und Sanktionen sind jedem Lernen abträglich." Wie ja offenbar die von Schmied wahrgenommene Realität beweist: Die türkischen Zuwanderer - etwa die mit 15 nach Österreich "vermittelten" Ehefrauen - haben früher bekanntlich mit großem Erfolg Deutsch gelernt, da bisher jeder Zwang, jede Sanktion gefehlt hat. Oder was? Langsam wird es Zeit, die Ministerin, die sich mit einer solchen Einstellung an der Bildung unserer Kinder vergreifen darf, selbst einmal einem Intelligenztest auszusetzen. Blöder gehts nämlich wirklich nicht.

Gemeinde Wien: 250.000 Euro bekommt der „Verein Kulturzentrum Spittelberg“. Alljährlich. Und was hat die grünnahe Basisorganisation laut einem undementierten Bericht der Gratiszeitung „heute“ damit gemacht, außer halt zu existieren und 40.000 Euro bei Spekulationen zu verlieren? Sie hat anatolische „Langhalslaute“ und eine Sadomaso-Initiative gefördert. Also: Steuerzahler seid froh, dass mit Eurem Geld einmal etwas Gescheites passiert und es nicht für solche Unsinnigkeiten wie Familienförderung, Bildung oder Schuldenrückzahlung verwendet wird. Und lernen könnt ihr auch etwas: Wenn sich die grüne Basis verspekuliert, dann ist das nicht ein Skandal, sondern Kultur nach Wiener Art.

Jungtürkische Banden: Im Herbst haben vor einer Diskothek in St. Johann vier junge Türken einen Mann so schwer verprügelt und dann von einer drei Meter hohen Mauer geworfen, dass er tagelang in Lebensgefahr schwebte und lebenslang blind und behindert bleiben wird. Die Staatsanwaltschaft nahm die Wochen später ausgeforschten Täter nicht einmal in Untersuchungshaft: Schließlich sei das Opfer noch am Leben . . .

Diese Informationen entnehme ich aus der Salzburger „Kronenzeitung“, die ja exzellente Kontakte zur lokalen Polizei hat. Diese hat der Zeitung auch zugeflüstert: „Der Druck der Politik, nur ja keine unangenehmen Vorfälle ans Tageslicht zu bringen, ist enorm“. Dementsprechend war in den offiziellen Polizeiberichten nur von „einheimischen“ Tätern die Rede. Ach ja, die vier wohnen doch tatsächlich in Bischofshofen. Und überdies: Wer im Land Salzburg in eine Discothek geht, ist sicher selber schuld.

Verwaltungsgerichtshof: Zwar wurde dem VwGH schon vor drei Jahren die Kompetenz in Asylfragen entzogen (was damals die üblichen Gutmenschen und Medien fürchterlich erregt hat), aber bis heute hat er nicht einmal noch die bis dahin angefallenen Asyl-Causen erledigt! Das erregt die Innenministerin zu Recht.

Was das in jedem Einzelfall bedeutet, ist ziemlich klar: Wenn dann endlich eine Entscheidung da ist, dass der Asylwerber beim besten Willen keinen Asylgrund hat, starten ORF, Teile der SPÖ und der Grünen samt der sonstigen Asyl-Industrie die nächste Kampagne, nämlich dass man ihn trotzdem da lassen solle. Grund: Er ist ja nun schon so viele Jahre da. Dass der Präsident des Verwaltungsgerichtshofs knallrot ist, hängt mit all dem natürlich überhaupt nicht zusammen. Bei Gerichten gilt ja erst recht die Unschuldsvermutung.

Unsere liebe Justizministerin: Frau Bandion-Ortner reagiert patzig, weil sich Karl-Heinz Grasser über die Länge der Untersuchungen gegen ihn erregt. Es gebe keine Verdächtigen ersten und zweiter Klasse, erklärt die Ministerin. Da ist ihr voll zuzustimmen.

Nicht zuzustimmen ist ihr freilich, dass es ihr ganz offensichtlich gleichgültig ist, wie lange Verdächtige erster UND zweiter Klasse auf eine Anklage-Entscheidung warten müssen. Die Staatsanwaltschaft braucht in großen Wirtschafts-Causen unfassbare zehn Jahre, bis es zur ersten Verhandlung kommt. Auf diese folgen dann meist noch viele weitere Jahre, bis irgendein Urteil rechtskräftig ist, oder bis sich kein einziger Zeuge mehr erinnern kann. Der Vergleich mit der nach einem halben Jahr erfolgten Verurteilung des US-Betrügers Madoff macht einen sicher, dass diese Langsamkeit absolut nicht notwendig wäre. Wenn etwa der Ruttenstorfer-Prozess nicht jetzt auch noch überflüssigerweise in die zweite Instanz gezogen würde, wenn skandalöse Prozesse wie gegen Sabaditsch-Wolff von vornherein unterblieben, hätte man die Staatsanwaltschaft schon wieder entlastet und sie könnte den wirklich wichtigen Causen mehr Zeit widmen (Noch mehr geschähe dies, wenn die völlig missglückte Strafrechtsreform der Ära Böhmdorfer einfach rückgängig gemacht würde).

Und überhaupt nicht recht hat Bandion-Ortner mit ihrer Reaktion auf den zweiten Teil der Grasser-Beschwerde: Der Exminister hat sich zu Recht beklagt, dass ganz offensichtlich Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft seit Wochen scheibchenweise irgendwelche Medien mit Details der Grasser-Untersuchung versorgen. In grober Verletzung der Amtsverschwiegenheit. So wie sie das schon in vielen anderen Fällen getan haben. Diese Aktionen haben ganz offensichtlich immer denselben Zweck: Den Ex-Minister in ein schiefes Licht zu rücken, obwohl nach wie vor keine strafrechtlich relevante Handlung Grassers bekannt ist.

Schnippisch (kein Wunder, dass die Ministerin von ihrer Pressebetreuerin verlassen worden ist) teilte sie als einzige Reaktion auf die Beschwerde mit, wenn jemand diesbezüglich Anzeige erstatte, würde sie die eh an die Korruptionsstaatsanwaltschaft weiterleiten. Der Rest ist ihr offensichtlich total wurscht. Hat die gute Frau noch nie etwas davon gehört, dass sie eigentlich eine Aufsichtspflicht über die ihr unterstehende Staatsanwaltschaft hat? Dass diese Pflicht gilt, auch wenn niemand eine formelle Anzeige erstattet. Dass sie im Interesse des Ansehens des Rechtsstaates von sich aus alles unternehmen müsste, um die Täter ausfindig zu machen. Dass ihre Wurstigkeit dem ohnedies angeschlagenen Ansehen der Justiz noch weiter schadet.

Aber offenbar dauert die Suche der ÖVP nach einem Nachfolger für die Fehlbesetzung noch immer an. Und jetzt wird sie aus taktischen Gründen erst recht nicht abgelöst, weil das ja sonst von der zugegebenermaßen noch viel ärgeren Causa Darabos ablenken würde.

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SN-Kontroverse: SPÖ-Wehrpflichtdebatte

28. Januar 2011 01:24 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die SPÖ in der Wehrpflichtdebatte auf dem richtigen Kurs?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

 

Gut, dass diskutiert wird

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit dem Fall der Berliner Mauer, dem Ende des Kalten Kriegs und dem Beitritt zur EU befindet sich Österreich in einer vollkommen anderen sicherheitspolitischen Situation als nach 1945. Die Bedrohungsszenarien und die Anforderungen bei der Bewältigung der militärischen Kernkompetenzen sind anders. Niemand würde heute glauben, dass Russland in Österreich durchmarschiert, um mit der NATO einen Krieg zu führen. Diese Annahme war in den 1960er-Jahren realistisch und hat folglich zur Entwicklung des Raumverteidigungskonzepts, der Spannocci-Doktrin geführt.

Jetzt ist es die allgemeine Wehrpflicht, die der Überprüfung durch die Realität nicht mehr standhält. Denn wie rechtfertigt es ein Staat, dass er jährlich Abertausende junge Männer zu einem mehrmonatigen Zwangsdienst verpflichtet, der weitgehend sinnentleert ist? Österreich ist von befreundeten Staaten umgeben, die keine kriegerischen Absichten hegen. Die Verteidigung des Vaterlandes als Grund für die Aufrechterhaltung der Wehrpflicht fällt somit weg. Und gerade im Kriegsfall wäre die heutige Form der Ausbildung völlig ungeeignet. Kriegsgerät und Kriegsführung setzen hoch spezialisiertes Expertentum voraus. Aus den Knarren in der Hand des Infanteristen sind längst technisch hochkomplexe Waffensysteme geworden, die nur von geschulten Profis bedient werden können.

Auch das Argument, dass mit der Aufhebung der Wehrpflicht das Sozial- und Gesundheitssystem mit einem Schlag billige Arbeitskräfte verliert, zieht nicht. Es gibt zahllose Möglichkeiten, um jungen Leuten den freiwilligen Sozialdienst schmackhaft zu machen. Und da es Aufgabe der Politik ist, auf geänderte Situationen neue Antworten zu finden, ist es gut, dass nun eine Debatte über die Aussetzung des militärischen Zwangsdienstes entfacht wurde. 


Welche Debatte? Welcher Kurs?

Andreas Unterberger

Heute tue ich mir schwer mit der gestellten Frage. Denn ich kann weder eine Debatte erkennen noch einen Kurs der SPÖ (oder einen der ÖVP).

Geht es um den Kurs der „Kronen Zeitung", den Michael Häupl in der eitlen Hoffnung, solcherart seine Schlappe bei den Wien-Wahlen abzuwenden, im letzten Moment apportiert hat? Geht es um den Kurs des Verteidigungsministers, der alle paar Monate das Gegenteil als „in Stein gemeißelt" erklärt? Geht es um die hohlen, aber neuerdings heftig trainierten Töne des SPÖ-Bundeskanzlers? Geht es um den Kurs des SPÖ-Wehrsprechers, des SPÖ-Verfassungssprechers, des SPÖ-Bundespräsidenten, die alle für die Wehrpflicht sind?

Ich kann aber auch keine Debatte erkennen. Soll diese im brutalen Hinauswurf des obersten Offiziers bestehen, nur weil der eine solche zu führen versucht hat? Soll das vom Minister auf den Tisch des - in mehrfacher Hinsicht sprachlosen - Koalitionspartners geknallte Papierchen eine Debatte darstellen? Sollen es die darin enthaltenen Zahlen sein, die entgegen den ursprünglichen Expertenberechnungen auf seine Anordnung so lang manipuliert wurden, bis dann doch irgendwie eine Berufsarmee als finanzierbar dargestellt werden konnte? Sollen das die Lügen sein, dass es in Schweden, Belgien oder Deutschland positive Erfahrungswerte mit einer Berufsarmee gäbe? Soll die Debatte im Fehlen jeder Analyse bestehen, auf welche neuen Aufgaben und Gefahren Österreich und Europa sich eigentlich vorbereiten müssten? Oder in der panischen Angst vor jeder Neutralitätsdebatte? Oder im totalen Ignorieren der ernsthaften Sorgen, dass sich die künftige Armee überwiegend aus Rechtsradikalen, aus Arbeitslosen sowie aus Zuwanderern ohne emotionale Bindung an Österreich rekrutieren dürfte?

Eine ernsthafte Debatte wird es erst geben, wenn die SPÖ einen ernsthaften Minister präsentiert. Also einen anderen.

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Die Justiz in allen Gassen

28. Januar 2011 01:18 | Autor: Andreas Unterberger

Karl-Heinz Grasser ist nun erstmals wirklich angepatzt. Wolfgang Ruttenstorfer ist hingegen entpatzt. Und auch die sich sonst so sehr im angeblichen oder wirklichen Schmutz Anderer suhlenden Fellner-Brüder sollten sich eine gute Putzerei suchen.

Grasser hat während seiner Ministerzeit die Versteuerung von Aktiengewinnen vergessen. Wohl ist er mittels Selbstanzeige und der sofortigen Bezahlung der Steuer jedem Strafverfahren entgangen. Auf Ahnungslosigkeit oder Vergessen kann sich ein Finanzminister aber nicht ernsthaft berufen. Auch wenn sich der "vergessene" Betrug angesichts der jahrelangen Anschuldigungen einer ganzen Anti-Grasser-Industrie gegen ihn eher wie Peanuts ausnimmt.

Der Beinahe-ÖVP-Obmann ist damit wohl politisch für den Rest seines Lebens verbrannt. Oder doch nicht? Immerhin gibt es einen anderen ehemaligen Finanzminister, der sich in Steuersachen viel schwerer schuldig gemacht hat. Der deshalb zum Unterschied von Grasser auch vorbestraft ist. Dieser Ex-Finanzminister wird nun jedoch von der SPÖ und von den durch die SPÖ aus unseren Steuern und Abgaben bestochenen Zeitungen und Fernsehanstalten als Retter des Bildungssystems herumgereicht. Trotz erwiesener Ahnungslosigkeit in diesen Fragen. Freilich: Ein Linker steht bekanntlich moralisch immer auf einem viel höheren Grund als ein rechter Politiker.

Erfreulich und berechtigt ist hingegen der Freispruch eines anderen Expolitikers der SPÖ, des OMV-Chefs Ruttenstorfer (auch wenn es recht seltsam ist, dass von den Medien der genannten Kategorie in Zusammenhang mit dem Prozess nie auf die SPÖ-Vergangenheit Ruttenstorfers hingewiesen wurde).

Der Freispruch – sofern er auch in der Instanz hält – befreit jedenfalls sämtliche Vorstände von Aktiengesellschaften aus einer sonst tödlichen Doppelmühle: Auf der einen Seite legen alle Aktionäre großen Wert darauf, dass auch die Topmanager ihr Geld in Aktien der Gesellschaft anlegen und ihr Gehalt zum Teil in Aktien bekommen. Die Aktionäre wollen dadurch erreichen, dass die Manager immer auch an sie denken. Was leider nicht ganz selbstverständlich ist. Auf der anderen Seite aber geraten die Vorstände stets in den Verdacht der Insiderei, sobald sie diese Optionen realisieren, sobald sie die Aktien erwerben: Denn es gibt wohl keine einzige Stunde in der Amtszeit eines Vorstandes, es sei denn er ist völlig inaktiv, in der dieser nicht Insiderwissen hätte, in der dieser nicht mehr wüsste als alle anderen Aktionäre. Was ihn aber im Zeitpunkt eines Aktienkaufs sofort zum Verbrecher zu machen droht.

Im Fall des OMV-Chef hat man eine gute Lösung gefunden: Da Ruttenstorfer die erworbenen Aktien erst nach Jahren verkaufen darf, kann niemand ernsthaft an eine Bereicherung durch den momentanen Wissensvorsprung glauben. Vielleicht sollte endlich auch der Gesetzgeber das klarstellen. Damit die Chefs der großen Firmen wieder mehr ans Geschäft als an die Angst vor dem Staatsanwalt denken.

Noch einmal Justiz: Erstaunlich, dass sich diese traut, bei den mächtigen Medienbrüdern Fellner Hausdurchsuchungen zu machen. Anlass ist ein sehr dubioses Immobiliengeschäft. Freilich wird es noch sehr spannend, ob die Justiz am Ende auch wirklich gute Karten gegen die Fellners in der Hand hat. Denn sonst wird deren Geschrei „Justiz-Skandal“ ohrenbetäubend werden. Noch spannender wäre es allerdings, wenn die Korruptionsstaatsanwaltschaft endlich auch den Zusammenhang zwischen den aus Steuermitteln fließenden Inseraten und der parteipolitischen Schlagseite der Fellner-Zeitung untersuchen würde. Da liegt nämlich wirklich ein Skandal begraben.

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Fußnote 165: Wie Spindelegger Österreich vertritt

27. Januar 2011 06:24 | Autor: Andreas Unterberger

Der UN-Menschenrechtsrat hat die Menschenrechte in Österreich diskutiert. Da konnte man seine blauen Wunder erleben.

Ziemlich verblüffend, welche Länder sich da besonders besorgt über angebliche Menschenrechtsverletzungen in Österreich gezeigt haben: Russland verlangte Aufklärung bezüglich ausländerfeindliche Aussagen in Massenmedien – ausgerechnet jenes Land, in dem von Medien wie von Schlägerbanden wirklicher Hass gegen fremdländisch aussehende Menschen exekutiert wird. Der Iran wiederum sprach von „Hassreden von Politikern“ – ausgerechnet jene Regierung, welche die weltweit wohl wildesten staatsoffiziellen antisemitischen Hasskampagnen zu verantworten hat. Und Marokko wollte wissen, inwieweit die Identität von Migranten erhalten bleibt – wo jene Regierung doch nur eine vernünftige Rechtsstaats- und Wirtschaftspolitik betreiben müsste, damit jeder seiner Bürger im eigenen Land seinen Job und auch seine volle Identität beibehalten kann. So weit so gewohnt lächerlich wie vieles in der internationalen Diplomatie. Geradezu sprachlos machten jedoch die unterwürfig-rückgratlosen Reaktionen von Außenminister Spindelegger: Sagte er doch den Russen tatsächlich zu, dass die Finanzierung von Parteien, die (angebliche) rechtsradikale Äußerungen machten, nochmals genauer geprüft werde. Und den Iranern versicherte er, dass auf die (angeblichen) Hassreden „selbstverständlich“ reagiert werde. Hat der Mann irgendeine Ahnung, welchen Ländern gegenüber er sich so in den Staub geworfen hat? Und war er – falls er sich inzwischen irgendwann aus dem Staub zu erheben gewagt hatte – noch imstande, sich in den Spiegel zu schauen?

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Der Eintages(mutige)-Flieger

27. Januar 2011 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

Einen Tag lang war Niki Lauda der einzig Mutige in diesem Land. Aber eben nur einen Tag lang. Und jetzt fürchtet er sich schon wieder vor der Schwulen-Lobby. Und alle anderen auch.

Der Autofahrer und Flugzeugbetreiber hatte es gewagt, sich öffentlich darüber  zu empören, dass der ORF „aus reiner Quotengeilheit“ schwules Tanzen propagiert (in geplanten Auftritten des Schwulen-Aktivisten Alfons Haider). Lauda forderte ORF-Stiftungsrat und Politik auf, ein klares Wort zu sprechen. Er wolle nicht, dass Kindern und jungen Leuten ein völlig falsches Rollenbild beim Tanzen vermittelt wird. „Bald kommt die Zeit, da werden wir uns alle öffentlich dafür entschuldigen, dass wir heterosexuell sind.“

Wie recht er hatte: Denn schon einen Tag später entschuldigte sich Lauda selbst für seine Äußerungen. Womit er weiterhin im ORF als Experte für alles und jedes auftreten darf. Und womit der ORF weiterhin alles Erdenkliche an Geschmacklosigkeiten versuchen wird, um seine im freien Fall befindlichen Quoten aufzufangen. Alexander Wrabetz ist ja der Meinung, dass zwei miteinander tanzende Männer „ein interessantes Element einer Unterhaltungssendung“ seien.

Wie konnte der sonst so schlaue Lauda nur die wahren Machtverhältnisse in diesem Land so falsch einschätzen? Oder gar zu glauben, irgendwo gäbe es noch mutige Politiker mit einer eigenen Meinung?

Oder gar einen Bischof. Bezeichnenderweise ist Lauda ja nicht einmal auf die Idee gekommen, auch von irgendeinem Vertreter irgendeiner Kirche irgendein klares Wort hören zu wollen. Weil die sich längst alle nur noch zu Tode fürchten. Oder Haiders Auftritt sowieso für super halten.

Klare Worte wird man in den nächsten Monaten jedoch von Dutzenden Predigern in österreichischen Moscheen hören können, die ihren Zuhörern wieder einmal mit einem aktuellen Beispiel in Erinnerung rufen können, in welch dekadent-verachtenswerter Gesellschaft sie hier leben. Die sie aber erst in einigen Jahren ändern werden können, wenn die Moslems hier die Mehrheit bilden. Worauf ein Wrabetz-Nachnachfolger dann halt wieder das Gegenteil für ein „interessantes Element“ halten wird. Etwa vollverschleierte Sprecherinnen . . .

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Hütet euch vor falschen Propheten

27. Januar 2011 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

„This expansion will run forever.“ So prophezeite der prominente amerikanische Ökonom Rüdiger Dornbusch im Jahr 1998. Wir wissen es heute besser: Seither haben fast alle Länder zwei schwere Konjunkturabstürze hinnehmen müssen. Die Lektion daraus ist klar: Seien wir skeptisch bei allen Prophezeiungen von Ökonomen. Zumindest dann, wenn sie die Zukunft betreffen. Und jene, die in Hinblick auf die Vergangenheit recht gehabt haben wollen, weil sie irgendeine Entwicklung vorhergesagt haben, sollte man erst recht nicht ernst nehmen. Denn irgendwann hat jeder einmal mit irgendeiner Prognose recht gehabt – und an seine falschen Prognosen erinnert man sich oft selber nicht.

Dornbusch hatte wirklich geglaubt, dass die Ökonomie so viel gelernt hat und dass sie heute so perfekte Steuerungsinstrumente in der Hand hat, um jede Krise wegsteuern zu können. Wahr ist das Gegenteil: Die Steuerungsinstrumente, wie etwa die keynesianische Ankurbelung durch Defizite, funktionieren immer schlechter. Die Verschuldung der Staaten ist überdies an eine bisher nie beachtete Grenze gestoßen, nämlich die eigene Kreditwürdigkeit der Staaten.

Völlig falsch lag die Mehrzahl der Propheten auch mit ihren Prognosen am Beginn des Jahres 2010. Diese kommen uns heute schon wie aus einer anderen Welt vor. So warnten vor einem Jahr viele vor einer Deflation. Jedoch: Seither entwickelten sich statt dessen durch die massiven Geldschöpfungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken inflationäre Tendenzen. Die Inflation erreicht in Europa wieder die Zwei-Prozent-Grenze, bei der nach ihren eigenen Regeln die EZB schon Zinsen erhöhen müsste. Und der weltweite Anstieg bei Rohstoffen und Nahrungsmittelpreisen macht eine weitere, noch viel deutlichere Zunahme der Verbraucherpreise wahrscheinlich.

Vor einem Jahr haben viele Experten Österreich eine starke Zunahme der Arbeitslosigkeit prophezeit, sobald die Fristen der Kurzarbeit ausgelaufen seien. Auch hier ist das Gegenteil eingetreten.

Daher sollte man auch bei den heutigen Prognosen sehr vorsichtig sein. Internationale Institutionen rechnen nämlich nunmehr mit einem fast traumhaften Wachstums der Weltwirtschaft. Die meisten Regionen würden  im Schnitt der nächsten Jahre 4 bis 5 Prozent wachsen, China und Indien sogar 8 bis 9. Lediglich der EU werden nur 2 Prozent gegeben (kein Wunder angesichts von Überregulierung und Schuldenlast). Kein Mensch redet mehr von der Gefahr eines Double Dip, einer baldigen neuerlichen Rezession, obwohl diese noch vor einem Jahr alle Prognosen geprägt hat.

Diese Gefahr ist aber nicht durch ein Wunder verschwunden, sondern wir und fast alle Experten sind ganz ohne Wunder naive Herdenmenschen geblieben: Wenn die Signale positiv sind, glauben wir, dass alles ewig gut geht. Genauso reagieren wir auf negative Signale. Aber für solche eher archaischen Reaktionen brauchen wir eigentlich keine Experten.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

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Ende für Darabos – oder die Koalition?

26. Januar 2011 01:26 | Autor: Andreas Unterberger

Norbert Darabos hat in dieser Republik nur noch eine einzige Aufgabe: seinen Rücktritt zu erklären. Nicht weil er einen Generalstabschef abgesetzt hat, der einer anderen Meinung war. Sondern weil er dies ohne Rücksprache mit dem verfassungsrechtlichen Oberbefehlshaber des Bundesheeres getan hat, weil er fast ständig die Unwahrheit spricht, weil er in der zentralsten Frage seines Ressorts jede Glaubwürdigkeit verloren hat, weil er sich binnen weniger Monate diametral widerspricht, weil er keine einzige Sekunde den Eindruck erweckt, dass ihm entgegen seinem Verfassungsauftrag die Sicherheit des Landes am Herzen läge.

Tritt Darabos aber nicht zurück, wird auch der knieweichen Führung der ÖVP eine intensive Diskussion nicht erspart bleiben, was sie noch in dieser Regierung verloren hat. Denn eine Kanzlerpartei, die nur noch ausführendes Organ einer Boulevardzeitung ist, die aus purem Populismus gleichzeitig Schulen, Universitäten, Staatsfinanzen und Landesverteidigung ruinieren will, eine solche Partei kann für eine bürgerliche Partei als Partner nicht akzeptabel sein. Denn der Regierungsstil der Faymann-SPÖ ist für das regierte Land viel gefährlicher und mieser als etwa die skurrilen Bettgeschichten eines Silvio Berlusconi, die viele Medien so erregen.

Und Josef Pröll wird keinem seiner Wähler noch erklären können, warum H.C. Strache so viel schlimmer sein soll als ein Werner Faymann. In Sachen Populismus hat jedenfalls der rote Parteichef die Nase vor dem blauen. Denn es war ja zweifelsfrei niemand anderer als Faymann, der dem verfassungsrechtlich eigentlich weisungsfreien Verteidigungsminister den „Wunsch“ des Wiener SPÖ-Chefs mitgeteilt hat, sich entgegen allen früheren Eiden plötzlich für die Abschaffung der Wehrpflicht auszusprechen.

Der erst mit Verspätung klar gewordene Überdrüber-Skandal ist, dass Darabos vor dem Hinauswurf des Generalstabschefs den Oberbefehlshaber des Bundesheeres nicht einmal konsultiert hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Dieser verkommenen SPÖ ist ein Befehl der Kronenzeitung wichtiger als das von den Bürgern gewählte Staatsoberhaupt. Das ist ungeheuerlich (wobei an diesem Urteil die Tatsache nichts ändert, dass der Tagebuchautor Fischer nicht gewählt hat).

Darabos hat diesen Oberbefehlshaber auch nicht einbezogen, als er plötzlich die Abschaffung der Wehrpflicht angekündigt hat. Er hat auch keinerlei Konsultationen mit dem Koalitionspartner der SPÖ, geschweige denn den Oppositionsparteien geführt. Die Entscheidung, welche die Grundfesten unserer Verfassung ändert, fiel mit einer Beiläufigkeit wie die Anschaffung neuer Brillen für den Burgenländer.

An diesem Skandal ändert auch die Lüge nichts, dass sein Rapport beim Bundespräsidenten wenige Stunden nach Enthebung des Oberbefehlshabers ein „schon länger vereinbartes routinemäßiges Gespräch“ gewesen sei. Fischer ist zugute zu halten, dass er dieses Spiel nicht mitmachte. Er lobte vielmehr demonstrativ den gefeuerten Edmund Entacher und bezweifelte in aller Öffentlichkeit ziemlich deutlich die Rechtmäßigkeit der Entlassung (an der nach der Meinung des Tagebuchautors juristisch jedoch nicht zu rütteln sein dürfte).

Verlogen ist auch die Behauptung, dass in Schweden oder einem anderen Land die Umstellung auf ein Berufsheer klaglos funktioniert hätte. Verlogen ist ferner die Behauptung, dass der mit der Wehrpflicht verbundene Zivildienst keinen Schaden erleiden wird (auch wenn die SPÖ-hörigen Caritas-Bosse solches behaupten). Verlogen ist es auch, die Besorgnisse zu ignorieren, dass bei einem Berufsheer nur noch unerquickliche Außenseiter, Arbeitslose, bindungslose Zuwanderer und Rechtsradikale die Waffen des Landes in die Hand bekommen. Und verlogen ist es schließlich auch, nun so zu tun, als ob Entacher zuerst dem Darabos-Vorhaben zugestimmt hätte und dann rätselhafterweise umgefallen wäre.

Was sich ganz einfach beweisen ließe: Entacher müsste nur die volle Garantie bekommen, dass ihm keine dienstrechtlichen Konsequenzen drohen, wenn er in der Öffentlichkeit oder zumindest im Landesverteidigungsausschuss oder im Parlament die Causa darlegen dürfte. Aber allein die Tatsache, dass ihm Darabos einen offenbar totalen Maulkorb umgehängt hat, zeigt ja, wo die Wahrheit zu finden ist.

Wie lange soll diese grausliche Gruppierung das Land noch regieren? Steht Österreich bald am Rande tunesischer Verhältnisse, wo die politische Klasse schlussendlich von den Massen davongejagt wird?

Die ÖVP-Spitze hat – in Wahrheit zu ihrem Leidwesen – den Schlüssel in der Hand. Selbst wenn sie keine Neuwahlen riskieren will (was angesichts der Umfragen nachvollziehbar ist), muss sie nun im eigenen Überlebens-Interesse ihren kompromisslerischen Kurs umgehend aufgeben. Sollte sie auch nur einen Schritt auf die Darabos-Vorstellungen zugehen, dann ist sie endgültig verloren. Die Frage ist nur, ob das der konsenssüchtige Josef Pröll endlich begreift. Hat er doch bisher am Schluss dem hemmungslosen Machtspiel Faymanns immer nachgegeben.

 

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Darf er das? Dürfen die das?

25. Januar 2011 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Dürfen Beamte den eigenen Minister kritisieren? Darf der Verteidigungsminister den Generalstabschef wegen offen kommunizierter Meinungsverschiedenheiten seiner Funktion entheben? Seit Norbert Darabos ohne irgendwelche Argumente nicht nur über seinen eigenen, vor wenigen Monaten noch in Stein gemeißelten Standpunkt, sondern auch über die Bedenken praktisch aller Offiziere drübergefahren ist, steht neben dem unglückseligen Burgenländer, dem genauso armseligen Bundesheer auch das Beamten-Dienstrecht im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die Debatte zeigt, wie sehr diese billige Willfährigkeit des Ministers gegenüber der Kronenzeitung und dem Wiener Bürgermeister die Offiziere, aber auch eine ganze Reihe von SPÖ-Abgeordneten empört. Die Kontroverse um die Abschaffung der Wehrpflicht ist doch einzig deshalb ausgebrochen, weil Michael Häupl im Wahlkampf das Wasser bis zum Hals gestanden ist und er geglaubt hat, mit einer Demutsgeste gegenüber der wehrdienstfeindlichen Kronenzeitung noch die absolute Mehrheit retten zu können. Womit er freilich die Bedeutung des im langsamen Abstieg befindlichen Blattes überschätzt und er den rückgratlosen Darabos in extreme Peinlichkeit gebracht hatte.

Der Widerstand ehrt in jedem Fall die Offiziere und Unteroffiziere. Sie haben immerhin einen Eid darauf abgelegt, zusammen mit ihren Soldaten die Republik auch unter Einsatz des eigenen Lebens zu verteidigen. Das passt so gar nicht mit dem billigen parteipolitischen Opportunismus der SPÖ-Führung zusammen.

Der Widerstand ehrt aber auch die – wenigen – mutigen SPÖ-Abgeordneten. Immerhin zeigt sich, dass auch in dieser Partei einige sitzen, denen Grundsätze wichtiger sind als populistischer Opportunismus. Warum sie dann nicht schon längst einem Werner Faymann die Treue aufgekündigt haben, bleibt freilich offen. Weiß doch schon seit Jahr und Tag jeder bis auf Josef Pröll, dass der Mann mit der Visitenkarte „Bundeskanzler“ seine Großmutter und als Zugabe auch noch Österreich zu verkaufen bereit wäre, nur um sich an der Macht halten zu können. Und dass er natürlich auch parteiabhängige Schwächlinge wie einen Darabos zu Ähnlichem zwingen kann.

Norbert Darabos hat freilich dennoch juristisch und politisch das Recht, einen Generalstabschef abzuberufen, der mit ihm nicht einer Meinung ist. Denn ohne den in der Verfassung festgehaltenen Primat der Politik kann kein Land funktionieren.

Gleichzeitig weiß Darabos, dass er mit einem Disziplinarverfahren gegen den abberufenen General Entacher keine Chance hätte. Es kann kein Disziplinarverfahren gegenüber Staatsbürgern geben, die ihre verfassungsmäßigen Rechte in Anspruch nehmen. Und dazu zählt nun mal die Meinungsfreiheit.

Der Minister kann Soldaten lediglich den Befehl beziehungsweise die Weisung geben, in dienstlicher Funktion keine öffentlichen Aussagen zu machen und in privater Funktion kein dienstliches Wissen preiszugeben. Aber mit den Argumenten des gesunden Menschenverstandes darf sich zweifellos auch künftig ein General genauso wie ein Gefreiter zu Wort melden. Ein Soldat kann also jedenfalls den Rücktritt auch des eigenen Ministers verlangen. Schwerer tut er sich hingegen, wenn er taktisch-strategische Analysen, die notgedrungen auf seinem Dienstwissen aufbauen, in die Rücktrittsforderung einbaut.

Ein Minister kann sich gegenüber anders denkenden Beamten nur auf eine Weise rächen: bei Beförderungen beziehungsweise Funktionseinteilungen. Wer Charakter und Gewissen hat, der wird das aushalten. Vor allem ein Generalstabschef tut sich da leicht, der nichts mehr werden kann und an dessen Bezügen sich durch die Abberufung nichts ändern kann.

Wäre es anders, wären wir wieder in die Zeit der Monarchie zurückgesunken: Damals durften Offiziere nicht einmal vom Wahlrecht Gebrauch machen. Weder aktiv noch passiv. Sie hatten willenlose Instrumente des Kaisers zu sein. Will uns jetzt ausgerechnet die Sozialdemokratie wieder in jene Zeiten zurückführen? Das wäre nun doch ein Treppenwitz der Geschichte, ist der jetzigen SPÖ-Führung aber durchaus zuzutrauen. Hat doch beispielsweise auch der Bundeskanzler den mit der Erstellung unabhängiger Rechtsgutachten beauftragten Chef des Verfassungsdienstes brutal gefeuert, der im Gegensatz zu Entacher öffentliche Kritik geäußert hat – während Vorvorgänger Schüssel übrigens noch alle roten Sektionschefs verlängert hat.

Dass weisungsunterworfene Beamte volle Meinungsfreiheit haben, zeigt sich auch daran, dass es in der Republik schon Hunderte Beamte als Abgeordnete gegeben hat – auch Abgeordnete einer anderen Partei als jener des Ministers.

Das einzige, woran Beamte gebunden sind, sind Weisungen, Amtsgeheimnisse  und Gesetze. Aber von einem Gesetz über das Ende der Wehrpflicht sind die krausen und völlig unkonkreten Vorstellungen des Herrn Darabos noch Kilometer entfernt. Es gibt nicht einmal Regierungsbeschlüsse dazu. Und die ÖVP scheint langsam zu erkennen, dass sie bei einer auch nur annähernden Zustimmung zu den Darabos-Plänen weitere Mandate an die Strache-FPÖ verlieren würde. So wie schon bei jedem bisherigen Nachgeben vom Grundeinkommen bis zur Schwulenehe bis zur Verlängerung der Hacklerregelung bis zur Verschiebung des Budgets nach die Wiener Wahlen.

Die Berufssoldaten waren bisher eine schwarze Festung. Die würden wohl geschlossen zu den Blauen wechseln, während die SPÖ mit ihrer anti-Wehrdienst-Linie höchstens bei den 16- bis 18-jährigen Burschen punkten kann.

Wenn sich nicht wieder die schlechten Ratgeber und der konfliktscheue Charakter des ÖVP-Obmanns durchsetzen, die ihm in den letzten zwei Jahren immer wieder zu selbstbeschädigendem Nachgeben geraten haben, dann bleibt Darabos der Blamierte. Und die Herrn Edmund Entacher, Peter Wittmann und Heinz Fischer werden über Nacht zu lobenswerten Charakteren.

Sie haben wenigstens eine Linie, zu der sie stehen. Was übrigens nichts daran ändert, dass eine ernsthafte Debatte über Bedrohungsbilder und die besten Abwehrstrategien mit offenem Ergebnis geführt werden sollte. An deren Ende alles stehen könnte: von einer allgemeinen Dienstpflicht für Burschen und Mädchen bis zu einer hochprofessionellen Berufsarmee. Aber eben nach einer ernsthaften Debatte und nicht nach dem Modell Krone-Häupl-Darabos.

PS: Massiv drängen sich übrigens die Ähnlichkeiten zwischen dem Vorgehen von Norbert Darabos und jenem von Ernst Strasser im Jahr 2000 auf. Innenminister Strasser hat damals einige offen Widerstand leistende SPÖ-Polizeikommandanten ihrer Funktionen enthoben. Der Widerstand äußerte sich etwa auch in der Teilnahme an aggressiven Antiregierungs-Demonstrationen. Man kann nun gespannt sein, wie sehr sich linke Journalisten zwischen Falter, Profil und Standard ihrer damaligen Kommentare erinnern werden, als sie wegen der Strasser-Maßnahmen noch Jahre nachher den Ausbruch des Faschismus an die Wand gemalt haben.

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Fußnote 164: Kreiskyismus

24. Januar 2011 12:03 | Autor: Andreas Unterberger

Es passiert also doch noch etwas anderes in der Welt als Geburtstage längst Verstorbener.

Oh Wunder, man kann wieder Zeitungen aufmachen, ohne sich durch unzählige Seiten voller Weihrauch für den einstigen Bundeskanzler Bruno Kreisky durchkämpfen zu müssen. Noch nie haben die Medien eines Landes so geschlossen so flächendeckend über einen bloßen Jahrestag berichtet, also über eine absolute Nicht-Neuigkeit, die man schon seit Jahrzehnten, im Grunde seit einem Jahrhundert wusste. Oder wurde da gar der Kreiskyismus als neue Leitideologie ausgerufen? Abgesehen von der lemmingartigen Selbstbeschädigung der Medien, die ob ihrer ideologischen Ekstase ihre wichtigsten Aufgaben vernachlässigen, kann man aus dieser Nostalgie auch auf eine gewisse Verzweiflung schließen: Was soll man schon aus einem Land, an dessen Spitze Heinz Fischer, Werner Faymann und Josef Pröll stehen, auch Interessantes berichten? Kreisky hat wenigstens jeden Tag etwas Spannendes gesagt – auch wenn er sich  tags darauf total selbst widersprochen hat, auch wenn er wirtschaftlich Österreich in die Schuldenspirale geführt hat, auch wenn er so arg Antisemitisches von sich gegeben hat, dass ihn heute der Staatsanwalt wegen Verhetzung anklagen müsste (zumindest, wenn gleiches Recht für Alle gälte).

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Wer schützt die Menschen vor den Menschenrechtsschützern?

24. Januar 2011 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat das Tor für nach Europa strömende Asylanten – also in den meisten Fällen: arbeitssuchende Einwanderer – weit geöffnet. Und niemand weiß, wie es wieder zu schließen ist. Das ist der Kern des Urteils, dass Resteuropa keinen illegal weiterwandernden Asylwerber zurück nach Griechenland abschieben darf, weil dort die Asylverfahren nicht nach dem im Rest der EU üblichen Standard ablaufen.

Das kann den Griechen angesichts des Massenansturms auch gar nicht wirklich vorgeworfen werden. Sind sie doch das Haupteinfallstor in die EU geworden, nachdem Spanien und Italien die Überfuhr einwanderungswilliger Schwarzafrikaner durch – sehr teure – Abkommen mit den Ländern auf der anderen Seite des Meeres abgebremst hatten. Das ärgert freilich dennoch sehr, da die Griechen gerade von den Resteuropäern um viel Geld vor dem Staatsbankrott gerettet worden sind und weiter gerettet werden müssen. Aber das nur am Rande.

Mit diesem Straßburger Urteil ist ein weiterer Schritt gesetzt, die nach dem Krieg entwickelte Humanisierung des internationalen Rechts in sein Gegenteil zu verkehren. Denn sowohl das Asylrecht wie der Menschenrechtsgerichtshof haben keine Bremse gegen Missbrauch eingebaut. Was dazu führt, dass der Missbrauch ständig stärker wird.

Das humanitäre Nachkriegssystem ist ganz stark unter dem Eindruck der NS-Verbrechen entstanden, nachdem zuvor Hitler nur wegen seines Angriffskrieges, aber nie wegen seiner Vernichtungskampagne gegen politische Gegner, Juden und andere Gruppen bekämpft worden war. Nachdem Staaten wie die USA sogar ihre Häfen vor den Flüchtenden verschlossen hatten.

Fast jeder human gesinnte Europäer hat daher die Entwicklung der Menschenrechte in den Nachkriegsjahren begrüßt. Inzwischen ist diese Zustimmung jedoch rapide gekippt. Denn heute hat sich die praktische Bedeutung der Menschenrechte total gewandelt. Heute sind zahllose einzelne Rechte wie das Recht auf Asyl oder auf Familie zu einem immer breiteren Anspruch auf Einwanderung nach Europa mutiert. Dieser Anspruch gewinnt für die Einwohner der armen Länder Afrikas und der islamischen Welt zunehmend an Interesse – insbesondere seit sich herumgesprochen hat, dass die sozialistischen Wohlfahrtssysteme in Europa ein sorgen- wie anstrengungsfreies Leben garantieren.

Was also tun, um den wahren Kern der Menschenrechte zu retten, und um die Intentionen der Menschen Europas wieder halbwegs mit dem Handeln der Staaten in Gleichklang zu bringen?

Der erste Schritt wäre jedenfalls einmal der Mut, das Problem beim Namen zu nennen. Also zu erkennen: Auch Flüchtlingskonvention und Menschenrechtsgerichtshof sind nicht tabu, müssen ständig hinterfragt und bei Exzessen wieder redimensioniert werden. Keine der jetzt so intensiv missbrauchten Regelungen war bei Beschluss der Konventionen auch nur annähernd so intendiert gewesen, wie sie heute praktiziert werden. Da hat der eitle, vielleicht auch gutmenschliche Selbstverwirklichungstrieb vieler Juristen ein schlechtes Stück beigetragen.

Aber auch die Zusammensetzung der europäischen Gerichtshöfe sollte sehr intensiv angeschaut werden. Warum hat Österreich sowohl nach Straßburg wie nach Luxemburg extrem weit links stehende Richterinnen entsandt, die beide Null Vorerfahrung im Richterberuf hatten? Daran ist in dem einen Fall die schwarz-blaue und im anderen die schwarz-rote Regierung schuld.

Noch schlimmer aber ist, dass beim Straßburger Menschenrechtsgericht eine Reihe von Richtern aus exkommunistischen Staaten urteilen, die keinerlei rechtsstaatliche Tradition haben, und die sich auch oft nicht um eine solche bemühen. Diese „Richter“ sind überdies in vielen Fällen politische Protektionskinder ohne jede persönliche Qualifikation.

Glaubt jemand ernstlich, dass Richter aus Armenien oder Georgien, aus Serbien oder Moldawien, aus der Ukraine, aus Montenegro oder Aserbaidschan ein Garant für den Schutz der Menschenrechte bei uns sein können? Ans Lächerliche grenzt auch, dass dort San Marino und Andorra jeweils genauso einen Richter haben wie Deutschland oder Frankreich.

Solche Richter haben natürlich nicht nur Interesse, sondern oft auch Freude daran, Staaten wie Deutschland oder Österreich wegen irgendwelcher Lappalien vorführen zu können, schon um zu bemänteln, dass viele von ihnen zumindest noch Halbdiktaturen sind, und jedenfalls ganz sicher keine Rechtsstaaten auf dem Niveau Westeuropas. Viele dieser Länder haben sogar ein direktes Interesse, dass die Immigrationstore nach Westeuropa immer weiter geöffnet werden.

Aber in diesem Westeuropa traut sich kein einziger Politiker, auch nur eine ernsthafte Debatte über diese Degeneration des Menschenrechtsschutzes zu führen. Man würde ja sofort als Feind der Menschenrechte denunziert.

PS.: Dass auch Österreichs einst recht mutige Innenministerin – unter Druck ihres Parteiobmannes? – resigniert hat, sieht man an der Zusammensetzung eines von ihr ins Leben gerufenen Expertenrates für Integrationsfragen: Da wimmelt es von linksliberalen bis linken Namen  wie Ruth Wodak, Heinz Fassmann, Rainer Münz oder Kenan Güngör. Was diese Gruppe alles empfehlen wird, weiß ich jetzt schon. Es läuft – ganz unabhängig vom Asylthema – auf eines hinaus: das Tor noch weiter aufmachen, und nur ja keine harten Forderungen an die schon im Land befindlichen Zuwanderer zu stellen.

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Die Demokratie reparieren - aber wie?

23. Januar 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich leidet an wachsender Unzufriedenheit mit der Demokratie. Das führt zu einer erfreulichen Intensivierung der Debatte über Verbesserungen der demokratischen Mechanismen und zu vielen Vorschlägen in Richtung Mehrheitswahlrecht. Wirklich durchdacht ist da aber vieles noch nicht.

Zuvor ein kleiner Rückblick: Als ich mich in den neunziger Jahren erstmals in Kommentaren für das Mehrheitswahlrecht aussprach, wurde mir von Spitzenvertretern der großen Koalition entgegengehalten, dass es dann im Parlament keine roten Abgeordneten aus Tirol und keine schwarzen aus Wien geben würde.

Dieses Argument ist in keiner Weise überzeugend. Bedeutet es doch eine Bestätigung der Inbesitznahme des Staates durch die Parteien. Wenn der Souverän, der Wähler, etwa in Tirol keinen Sozialdemokraten wählt, dann ist das sein gutes Recht, und ein Anspruch der SPÖ auf einen Abgeordneten aus Tirol ist ein völlig grundloser. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung, dass die Wähler irgendwann immer für einen Wechsel stimmen – zumindest dort, wo es um wichtige Gremien wie das Parlament geht.

Heute sprechen sich sowohl der rote wie der schwarze Parteichef viel positiver über das Mehrheitswahlrecht aus. Sie tun das freilich viel zu spät. Denn die Chance der beiden inzwischen halbierten Großparteien, die für eine solche gravierende Änderung notwendige Zweidrittelmehrheit zu erringen, ist wohl unwiederbringlich dahin. Sie müssen in ihrem derzeitigen Zustand ja froh sein, wenn sie zusammen die 50-Prozent-Grenze schaffen.

Was die beiden Parteien viel zu spät begriffen haben: Demokratie bedeutet vor allem anderen die Möglichkeit der Bürger, in Abständen Regierungen abzuwählen. Wenn aber die rot-schwarze Koalition gleichsam das ewige Regierungssystem Österreichs zu sein scheint, werden die Wähler die beiden Parteien als Einheit ansehen und bei Unzufriedenheit nicht zwischen Rot und Schwarz wechseln wie etwa in Amerika zwischen Republikanern und Demokraten. Sie werden vielmehr zur stärksten Alternative wechseln, also in Österreich zur FPÖ. Was viele tun – und zwar nicht wegen toller FPÖ-Programme, sondern weil das die einzige Möglichkeit ist, der Regierung zu sagen: „Wir haben genug von Euch!“

Mit der rechtzeitigen Einführung des Mehrheitswahlrechtes hätten Rot und Schwarz wohl das fast ewige Monopol gehabt, sich an der Macht abzuwechseln. Mit ihrem Nein zum Mehrheitswahlrecht hingegen haben sie sich selbst beschädigt.

Aber unabhängig von diesem historischen Exkurs: Welche Konsequenzen hätte ein Mehrheitswahlrecht?

1.     Es erhöht die Chance auf regierungsfähige Mehrheiten. Die Regierungsfähigkeit ist dann am größten, wenn nur eine einzige Partei regiert. Diese Partei hat dann einige Jahre die Chance, die Republik zu gestalten, ohne dass es die Lähmungen, faulen Kompromisse und Blockaden gäbe, die für eine Koalition umso prägender sind, je ähnlicher die Stärke der Regierungsparteien ist. Gegen einen Machtmissbrauch schützen dabei die Verfassung, die Unabhängigkeit der Gerichte, die Angst der Regierenden vor dem nächsten Wahltag und zunehmend die Einengung der nationalen Souveränität durch die Institutionen der EU und den Menschenrechtsgerichtshof.

2.     Ein Mehrheitswahlrecht erhöht die Chance auf eine größere Effizienz der Regierung. Das ist sein allergrößter Vorteil. Denn an nichts leiden die demokratischen Systeme mehr als an Phasen der Lähmung.

3.     In den meisten Varianten eines Mehrheitswahlrechts, wie insbesondere dem von Einerwahlkreisen, kann es aber auch zu einer Personalisierung des Parlaments kommen. Jeder Abgeordnete muss sich dann viel stärker für seinen Wahlkreis positionieren und wird dadurch primär zu dessen Lobbyisten. Dieser Aspekt ist in den letzten Tagen insbesondere von der Gruppe um den Ex-Minister Heinrich Neisser als sehr positiv herausgehoben worden. Die Idee einer Personalisierung erfreut sich auch darüber hinaus großer Popularität. Wird sie doch als Entmachtung der unpopulär gewordenen Parteien verstanden.

Was die meisten dabei jedoch übersehen: Zwischen dem letztgenannten Ziel und den ersten beiden gibt es gewaltige Differenzen. Denn je stärker sich die Abgeordneten als Lobbyisten ihres Wahlkreises, also als Vertreter von Partikularinteressen sehen und dementsprechend handeln, umso geringer wird die Regierungsfähigkeit und Effizienz der Staatsführung.

Der amerikanische Kongress bietet zahllose Beispiele für diese Fehlentwicklung. Da müssen die Präsidenten bei jedem wichtigeren Gesetz, bei jedem Budget mit einzelnen Abgeordneten feilschen. Diese bemühen sich dann, mit erpresserischen Methoden für ihren Wahlkreis das Beste herauszuholen. Da wird dann in völlig falschen Zusammenhängen der Bau eines großen Bauwerkes herausgepresst, die Schließung einer Rüstungsfabrik verhindert, Subventionen für ein großes Autowerk erzwungen, Sozialprogramme für in bestimmten Wahlkreisen wichtige Minderheiten herausgeholt und so weiter.

Der Blick auf das Staatsganze, die Umsetzung einer verantwortungsbewussten und gerechten Ordnungspolitik wird dadurch hingegen massiv erschwert. Diese Regionalisierung durch Wahlkreis-Kaiser ist ja auch nicht das, was die Wähler bei der Wahl eines Parlamentes im Auge haben: Sie wollen primär darüber bestimmen, wer künftig Regierungschef, also der Mächtigste im Lande wird.

Gewiss sind auch im jetzigen österreichischen System solche Erpressungen häufig. Sie erfolgen durch Bundesländer, durch Gewerkschaften und Kammern, durch lautstarke Aktivisten etwa mit feministischem oder schwulem Anstrich. Dabei sind die wirklichen Nutznießer der Erpressung sehr häufig nur die jeweiligen Funktionsträger und ihre unmittelbare Umgebung.

Weder das eine noch das andere ist gut für Land und Menschen.

In der Summe überwiegen dennoch die Vorteile des Mehrheitswahlrechtes. Aber eben deshalb, weil es die Chance auf effizientes Regieren erhöht. Was sich auch an der österreichischen Zeitgeschichte zeigen lässt. Die weitaus wichtigsten und erfolgreichsten Bundeskanzler waren jene, die mit absoluter Mehrheit oder zumindest ohne große Koalition agieren konnten: Figl, Klaus, Kreisky, Schüssel. Gewiss hat auch von ihnen jeder am Ende nach einem Misserfolg gehen müssen. Aber alle Vier haben zumindest sehr effiziente Perioden lang regieren und gestalten können.

Reformen hingegen, die nur das Persönlichkeitselement stärken, aber nicht die Chancen auf größere Effizienz des Regierens, werden Österreich nicht weiterbringen. Sie bedeuten entweder die skizzierte Gefahr einer Lizitations-Eskalation durch Lokalkaiser – oder sie sind ohnedies völlig bedeutungslos. Man denke nur, dass etwa ein Josef Cap einst mit Hilfe persönlicher Vorzugsstimmen unter großem Aufsehen ins Parlament gekommen ist, dann jedoch kein einziges Mal gegen seine Partei gestimmt hat. Man denke an Niederösterreich, wo die ÖVP ein scheinbar starkes Persönlichkeitselement praktiziert (wer mehr Vorzugsstimmen hat, kommt in den Landtag) – und doch ist fast keine Landespartei so autoritär geführt wie die niederösterreichische ÖVP.

Mir erscheint ein ganz anderer Reformmechanismus viel wichtiger und sinnvoller: nämlich die direkte Demokratie. Nur diese kann die Blockaden überwinden und das Staatsganze über Einzelinteressen stellen. Was übrigens die Grünen am deutlichsten sehen. Wofür sie zu loben sind, auch wenn sie dabei vielleicht dem Irrtum unterliegen, dass die breite Unterstützung für ihre Thesen in den meisten Medien auch von der Bevölkerungsmehrheit geteilt würde.

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Wie unmoralisch ist es, die Steuer zu hinterziehen?

22. Januar 2011 00:12 | Autor: Andreas Unterberger

Muss man moralisch ein schlechtes Gewissen haben, wenn man Steuern hinterzieht? Das fragte mich dieser Tage ein Steuerzahler und Gewissensträger. Aufs erste gibt man da die Antwort, die wohl auch sämtliche Religionen lehren: Ja, es ist eine klare ethische Pflicht: Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist. Bei längerem Nachdenken bekam ich freilich ob dieser Antwort Zweifel, um nicht zu sagen Gewissensbisse.

Denn die meisten Religionen sagen ja auch, dass es ein Widerstandsrecht gegen ein Unrechtsregime gibt. Und sogar der Tyrannenmord wird von der Ethik bis zur Literatur vielfach positiv gesehen.

Nun kann man Österreich sicher nicht als Tyrannei oder Diktatur bezeichnen. Denn trotz aller wachsenden Einschränkungen der Grundrechte – etwa der Meinungsfreiheit oder des Eigentumsrechts – gibt es noch immer die Möglichkeit, an Wahltagen ein Votum abzugeben. Und wer nicht hingeht – was ja im internationalen Trend immer mehr tun – der delegiert sein Recht eben freiwillig an die anderen. So winzig dieses Recht gegenüber der großen Masse auch ist, aber es besteht.

Das kann jedoch nicht heißen, dass man im Übrigen alles einfach hinnehmen muss, was die Staatsmacht tut. Etwa, wenn sie sich zu einer gewaltigen Diebstahl- und Verschwendungsmaschinerie entwickelt hat, die sich immer mehr als Selbstzweck im Dienste von Parteien und Beamten, jedoch immer weniger als Dienstleister gegenüber den Bürgern versteht.

Kann man da einem Bürger wirklich raten, auch dann jede Abgabe skrupulös zu entrichten, wenn er nicht die geringste Sorge haben muss, erwischt zu werden? Einfach nur, um sich ethisch richtig zu verhalten, um als religiöser Mensch ein göttliches Gebot einzuhalten, um sich als nichtreligiöser Mensch in den Spiegel schauen zu können?

Die Zweifel wachsen jedenfalls rapide. Und für viele Österreicher sind es gar nicht die oft nur schwer nachvollziehbaren großen Beträge, die sie zweifeln lassen, sondern die ganz konkreten kleinen Exempel. Dieses Tagebuch hat ja schon Hunderte davon aufgezählt.

Und wieder bin ich über schwer verständliche Beispiele gestolpert, wie mit der Staatsmacht umgegangen wird. Etwa beim Studium jener Vereine, bei denen die Republik Zivildiener arbeiten lässt. Deren Liste reicht von WWF  bis zu Zara. Das ist eigentlich ungeheuerlich: Beides sind private Vereine, die einen guten Teil ihrer Arbeit mit Kritik an der gleichen Republik verbringen, die junge Menschen zwingt, für sie zu arbeiten. Und der Zivildienst ist unbestreitbar Zwangsarbeit, ebenso wie Steuern Zwangsbeiträge sind.

Zara ist jene Organisation, die regelmäßig Meldungen veröffentlicht, wie rassistisch dieses Land sei. Zara wird aber auch von der Gemeinde Wien finanziell unterstützt – ganz offensichtlich im Glauben, dass die Menschen wieder brav rot oder grün wählen werden, wenn man sie nur ordentlich als Rassisten beschimpft. (Gegen die Österreicher als Ganzes darf man ja auf Grund unseres merkwürdigen Verhetzungsparagrafen hetzen, gegen einzelne noch so problematische Religionen hingegen nicht).

Die Verschwendung auf dem Umweg über die Subventionen ist ein fast unendliches Kapitel. Ein Leser machte mich heute etwa auf eine von den „RosaLila Pantherinnen, Schwul-lesbische ARGE Steiermark“ betriebene Webseite aufmerksam, wo man lesen kann: „Diese Webseite wird unterstützt vom Bundeskanzleramt Österreich“.

Dass auf dieser Webseite neben Werbung für „gayboy“ und Ähnliches auch über das Partnerschaftsgesetz informiert wird, macht die Sache um keinen Deut besser. Denn erstens ist das Kanzleramt für dieses Gesetz gar nicht ressortzuständig und zweitens gibt es beim Kanzleramt ja auch sonst kein Geld für irgendwelche Vereine, die über irgendein Gesetz informieren und dagegen polemisieren wollen. Ganz abgesehen davon, dass der entgegen aller Propaganda (wie auch das weitgehend ungenutzt bleibende Partnerschaftsgesetz zeigt) sehr kleine Teil schwuler Österreicher die bestverdienende Gruppe im Lande ist.

Es geht also in Wahrheit auch hier nur um die Förderung aus rein parteipolitischen Motiven; nämlich um den Wettkampf zwischen Rot und Grün um schwule Stimmen. All diese unzähligen Vereinsförderungen müssten eigentlich den im internationalen Vergleich ohnedies schon gewaltigen Parteiförderungen zugerechnet werden. Und geraten damit in die Nähe von organisiertem Bandendiebstahl.

Die Opposition ärgert sich auch über den großen gemeinsamen Neujahrsempfang von Bundes- und Vizekanzler. So etwas kann man aber noch durchaus für legitim halten - trotz aller Hohlheit der dabei verlesenen Reden. Aber natürlich kann eine Regierung auch Veranstaltungen mit gesellschaftlichem Rahmen durchführen.

Ein wirklicher Skandal ist aber, dass der SPÖ-Bundeskanzler schon wenige Tage danach auf Staatskosten einen Riesenempfang zum 100. Geburtstag von Bruno Kreisky gibt. Bisher hat noch kein einziger Geburtstag eines einstigen Bundeskanzlers die Republik veranlasst,  in die Tasche zu greifen. Geschweige dann so tief. Das zeigt wieder einmal, wie hemmungslos Werner Faymann beim Griff in die Staatskasse zur Bedienung seines Parteiclans ist. Das fällt gerade in Zeiten auf, da in Tunesien ein ganzer Clan wegen gar nicht so unähnlicher Selbstbedienungsmentalität aus dem Amt gejagt wird.

Die Gesetze zwingen uns auch, ORF-Gebühren für einen empfangsbereiten Fernsehapparat zu zahlen – und finanziert damit ein mittlerweile geradezu totalitäres SPÖ-Propaganda-Instrument, wie dieser Tage wieder einmal ein Beispiel gezeigt hat: Der ORF ließ da in einer Diskussion um das parteipolitisch heiß umstrittene Thema Wehrpflicht einen Ex-Präsenzdiener auftreten und verschwieg, dass der Mann ein SPÖ-Funktionär ist. Was der ORF auch genau gewusst hat. Und als der für die Sendung Verantwortliche nachher darauf angesprochen wurde, zeigte er nicht einen Deka Schuldbewusstsein.

Braucht ein Bürger aber einmal Unterstützung durch den Moloch Parteienstaat, dann gibt es Tausend Hindernisse. Eines der am häufigsten verwendeten ist der Datenschutz. Da hat jetzt ein Beamter der Gemeinde Wien einem Autobesitzer die Auskunft verweigert, wo dessen gestohlenes Auto steht – während die gleiche Gemeinde dem Mann schon 20 Anzeigen für Parkvergehen an jenen Orten zugestellt hat, wo der Dieb ein paar Wochen vorher geparkt hatte. Aber die Gemeinde weigert sich, einen aktuellen Parkplatz mitzuteilen, obwohl ihre Organe ja jedes Kennzeichen erst elektronisch abfragen müssen, bevor sie ein Strafmandat ausstellen. Was das Auffinden des Autos leicht machen würde.

Man versuche einmal, diesen Mann von den „moralischen Pflichten eines Staatsbürgers“ gegenüber dem Staat aufzuklären.

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Bundeskanzler H.C.

21. Januar 2011 12:36 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist fast rührend, wie sich Rot und Schwarz neuerdings wieder aneinanderklammern, wie Werner Faymann mit Hilfe von heftigem Videotraining den Staatsmann zu mimen versucht, wie der knieweiche Kompromiss in Sachen Uni-Zugang oder die Karikatur einer Verteidigungsdiskussion als notwendige Reformen verkauft werden. Die neuesten Meinungsumfragen zeigen freilich, dass sich die beiden Parteien damit erst recht in den Untergang treiben.

Die SPÖ hat ganz offensichtlich wie alle anderen Sozialdemokraten Europas mit ihrem zentralen Konzept keine Chance mehr auf einen Wiederaufstieg: Wem nur einfällt, die Gymnasien zu zertrümmern und ansonsten ständig neue Schulden zu machen, um Wählergruppen zu bestechen, um alles Unangenehme auf die Zukunft zu übertragen, der kann nicht reüssieren. Zumindest nicht in Zeiten, wo ganz Europa vor dem Verlust der Kreditwürdigkeit bangt, wo alle wissen, dass gute Schulen das Match um die Zukunft entscheiden. Eine solche Partei wird nur noch von den absoluten Unterschichten gewählt.

Auch die ÖVP hat in fast allen politischen Bereichen bis auf die Finanzen ihre inhaltliche Kompetenz verloren. Und in sämtlichen Bereichen gilt: Kuscheln mit einem reformunfähigen Partner und immer noch weiteres Nachgeben gegenüber sozialistischen Ideen (Grundeinkommen, Neue Mittelschule, Steuererhöhungen, Hacklerregelung-Verlängerung, Gleichbehandlungsgesetz usw.) sind genau das Gegenteil jenes Kurses, den bürgerliche Wähler von einer bürgerlichen Partei verlangen.

Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die SPÖ in allen Fällen ursprünglich noch viel Schlimmeres verlangt hat. Denn es wäre in jedem Fall besser gewesen, gar kein Gesetz zu machen als lauter halbsozialistische. Für Österreich und für das Überleben der Volkspartei. Dies ist vor allem deshalb schmerzhaft, weil die ÖVP im Gegenzug keine einzige sinnvolle Reform durchgebracht hat.

Daher sind Schwarz und Rot heute bei der jüngsten IMAS-Umfrage exakt halb so groß wie in ihren besten Zeiten: Die SPÖ mit 26 und die ÖVP mit 25 Prozent. Daher boomt die Opposition. Dies tun vor allem die Freiheitlichen, die nun ebenfalls schon 25 Prozent haben. Und wenn man davon ausgeht, dass auch in Zukunft die FPÖ am Wahltag immer besser abschneidet als bei den Umfragen (wo die Menschen nicht immer ehrlich antworten, was besonders eine öffentlich ständig so heruntergemachte Partei wie die FPÖ trifft), dann kann H.C.Strache mit guter Wahrscheinlichkeit demnächst den Anspruch auf den Bundeskanzler-Sessel erheben. Ganz unabhängig davon, ob er diesem wirklich besser gewachsen ist als seine Vorgänger; ob er erstens durchdachte Ideen und zweitens die nötige Gestaltungskraft hat.

Die Grünen liegen mit 13 Prozent in der üblichen Umfragegunst (womit die Linke, die praktisch alle Medien beherrscht, nur noch 39 Prozent hat!). Erstaunlich ist das BZÖ, das sich bei stolzen 8 Prozent hält.

Noch erstaunlicher sind die soziologischen Detaildaten: Die SPÖ ist die absolute Unterschichtpartei: Sie hat ihre besten Prozentsätze bei den ungelernten Arbeitern, bei jenen, die nie über einen Hauptschulabschluss hinausgedrungen sind, und bei der ältesten Altersgruppe. Die FPÖ punktet vor allem bei den Facharbeitern: Dort hat sie 35 Prozent, während die SPÖ in ihrem einstigen Kernbereich nur noch 29 hat. Damit ist eindeutig die SPÖ die Partei des absteigenden Subproletariats und nicht, wie von vielen Linksmedien behauptet, die FPÖ.

Die FPÖ punktet vor allem bei einer Gruppe: Bei den Unter-30-Jährigen. Dort hat sie unvorstellbare 42 Prozent (einen höheren Prozentsatz hat keine Partei bei irgendeiner anderen Untergruppe außer die ÖVP bei den Bauern). Bei den Jungen geht es hingegen der ÖVP mit 12 Prozent besonders schlecht, aber auch die SPÖ hat dort nur 20 von hundert. Die jungen Österreicher sind eben die ersten Opfer von jungtürkischen Macho-Banden in allen Bereichen zwischen Schule und Diskothek. Die Jungen erleben das fast täglich oder hören es zumindest von anderen, auch wenn Politik und Medien das verzweifelt herunterzuspielen versuchen.

Interessant sind auch die Geschlechter-Unterschiede: Die FPÖ hat ein massives Männer-Übergewicht und die Grünen eines bei den Frauen (während sich Männer und Frauen bei den anderen drei Parteien gleich verhalten). Dennoch schlägt die Männerpartei FPÖ auch bei den Frauen die Grünen mit 20 zu 15. Was zeigt, dass der von allen anderen Parteien praktizierte Feminismus am Ende der politischen Bilanz nichts bringt.

Schwarz und mit deutlichem Abstand dahinter Grün sind die klassischen Oberschichtparteien: Sie werden vor allem dann gewählt, wenn mindestens eines der folgenden Merkmale zutrifft: Matura, Uni, Selbständigkeit, leitende Funktionen.

Dem - auch von mir - schon totgesagten BZÖ verhelfen Bauern, Leitende Angestellte und Facharbeiter zum Überleben, zumindest bei der Umfrage (bei Wahlen war das ja seit Haiders Tod immer ganz anders). In der Gruppe "Selbständige/Freie Berufe" hat das BZÖ hingegen Null Anhänger. Was bei einer Gruppe doch erstaunlich ist, die behauptet wirtschaftsliberal zu sein.

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SN-Kontroverse: War Kreisky der Beste?

21. Januar 2011 04:01 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

War Bruno Kreisky tatsächlich der beste Bundeskanzler der zweiten Republik?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Bis jetzt unerreicht

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

"Was ich gern hätte, wäre, wenn einmal die Periode, in der ich die politischen Verhältnisse in Österreich beeinflussen konnte, als eine Periode der Einleitung großer Reformen betrachtet würde, die ihre gesellschaftlichen Spuren hinterlassen und eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse gebracht haben. Nichts wäre grauslicher als der Gedanke, nur administriert zu haben." Nun, der Wunsch Bruno Kreiskys ist in Erfüllung gegangen.

In seiner Zeit als Kanzler wurde Österreich modern. Kreisky war ein Jahrhundertpolitiker, der den politischen Gestaltungsauftrag bis zur Neige und mit großer Leidenschaft ausgeschöpft hat. In seiner Zeit als Regierungschef kam es zu einer Erneuerung des Familien- und Strafrechts, zu einer Bildungsoffensive, die Universitäten wurden demokratisiert, Studiengebühren abgeschafft, ein Wissenschaftsministerium geschaffen, der Sozialstaat ausgebaut, die 40-Stunden-Woche beschlossen, Kunst und Kultur bekamen einen neuen Stellenwert und die Gleichberechtigung der Frauen wurde gesetzlich verankert.

International wurde Österreich zur Drehscheibe neutraler Vermittlungspolitik vor allem im Zusammenhang mit Kreiskys Engagement in der Nahostfrage. Und in Zeiten der Finanzkrise ist sein viel kritisierter Spruch, wonach ihm ein paar Milliarden (Schilling!) Schulden weniger schlaflose Nächte bereiteten als ein paar hunderttausend Arbeitslose, wieder sehr gut nachvollziehbar. Klar, Kreisky unterliefen etliche Fehler und Irrtümer, wie z.B. in der Auseinandersetzung mit Simon Wiesenthal und dem Streit um die Nutzung der Atomenergie. Aber nehmt alles in allem: Als Bundeskanzler konnte ihm weder einer seiner Vorgänger noch einer seiner Nachfolger bis jetzt das Wasser reichen.


Viel Schatten, einiges Licht

Andreas Unterberger

Bruno Kreisky war in vieler Hinsicht ein hervorragender Bundeskanzler, in etlicher anderer ein ganz schlechter. Er war der weitaus beste Kommunikator in diesem Job; er war international der bekannteste Chef am Ballhausplatz; er hat dort am längsten gedient; er war bei Wahlen der erfolgreichste; er war zusammen mit Wolfgang Schüssel der kulturell gebildetste.

Manche schreiben es ihm auch auf die Plusseite, dass er das deutschnationale Lager wieder salonfähig gemacht hat - wenngleich es unverzeihlich bleiben muss, dass er mehr schwer belastete Ex-Nazis zu Ministern berufen hat als irgendein anderer Kanzler. Er hat, wenn auch spät, die schwere moralische Last durch den später wegen Steuerhinterziehung verurteilten Hannes Androsch erkannt. Und das wieder von anderen gerühmte neue Strafrecht war - bis auf die Abtreibung - schon vor Kreisky fertig gewesen.

Kreisky war begeisterter Außenpolitiker. Er hat jedoch nichts erreicht. Er konnte in keinem einzigen Konflikt vermitteln; er konnte für Österreich keinerlei Nutzen erreichen. Sowohl Staatsvertrag wie auch EU-Beitritt sind anderen Kanzlern und Ministern zu verdanken. Kreisky ist vor allem ein viel zu unkritisches Verhältnis zu Diktatoren anzukreiden; er ließ den kommunistischen Staaten ein Übermaß an Krediten zukommen.

Am schlimmsten ist aber Kreiskys Bilanz bei Finanzen und Wirtschaft: Unter ihm begann der Abstieg der Verstaatlichten Industrie; unter ihm und Androsch wurde eine Schuldenspirale in Gang gesetzt, von der sich Österreich nie mehr erholte: 1970 betrugen die Staatsschulden nur 12 BIP-Prozent; nach 13 Jahren Kreisky waren es 44! Das war der steilste Anstieg der Geschichte.

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Fußnote 163: Die billige Straßenbahn

20. Januar 2011 12:32 | Autor: Andreas Unterberger

Der Verfassungsgerichtshof hat die ungleichen Altersgrenzen für Frauen und Männer bei Verkehrs-Fahrkarten aufgehoben. Was sehr spannende Folgen haben wird.

Denn von der Gemeinde Wien bis zu den ÖBB und damit zum Kern der SPÖ besteht nun dringender Handlungsbedarf. In früheren Jahren haben sich Rot und Schwarz noch mit einer skandalösen Methode vor der Herstellung der Gleichheit gedrückt, als das Höchstgericht auch die ungleichen Altersgrenzen beim Pensionierungsalter als verfassungswidrig bezeichnet hatte. Damals setzten die Feministinnen einfach eine verfassungsrechtliche Ausnahmebestimmung durch. Diese wurde aber seither zu einer der gravierenden Ursachen für die Finanzierungslücke des Pensionssystems. Das niedrigere Pensionsantrittsalter wird auch für immer mehr Frauen in interessanten Berufen zum Ärgernis, weil sie oft gegen ihren Willen mit 60 in die Pension gedrängt werden. Man wird auch im Interesse des Rechtsstaats sehr genau aufpassen müssen, ob sich dieser Skandal einer Verfassungsmanipulation wiederholt. Wenn aber nicht, wird’s erst recht heikel: Dürfen dann die Männer schon mit 60 billiger fahren? Das würde die notleidenden Verkehrsträger in noch mehr Geldnöte stürzen. Oder dürfen alle erst mit 65 billiger fahren? Dann muss die für den Verkehr hauptverantwortliche SPÖ einen Eckstein dessen zurücknehmen, was sie immer als große und irreversible soziale Errungenschaft gepriesen hat.

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Schmerzhafte Budgetüberraschungen

20. Januar 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Will man Wirtschaftspolitik wirklich seriös bewerten, dann braucht man eine längerfristige Sicht und eine intensivere Recherche als die bloße Meldung vom Tag. Dies gilt ganz besonders für den Staatshaushalt.

Vor einem Jahr wurde uns noch ringsum versprochen, dass es keine Steuererhöhungen geben werde. Im Frühjahr ist man dann auf Verlangen der SPÖ plötzlich auf die Formel 60 zu 40 gewechselt: Nur noch 60 Prozent der Defizitreduktion sollen durch Einsparungen und 40 Prozent durch Mehreinnahmen erfolgen.

Aber noch niemand ist sich der wahren Realität des im Herbst beschlossenen Budgets wirklich bewusst. Eine interne Studie der Industriellenvereinigung zeigt nun, dass bei den Ausgaben überhaupt nur 11 Prozent eingespart werden. Der Sanierungsbeitrag durch Mehreinnahmen beträgt hingegen 89 Prozent. Dazu gehören Steuererhöhungen, die stille Progression sowie die Auflösung von Rücklagen und Rückstellungen.

Gewiss: Die eine oder andere Sparmaßnahme mag erst ab 2012 voll budgetwirksam werden. Aber prinzipiell wird sich an dem beklemmenden Missverhältnis zwischen Sparen und Schröpfen durch die jüngsten Maßnahmen nicht mehr viel ändern.

Im Gegenteil. Während Verwaltungsreform oder Eindämmung des Sozialmissbrauches gar nicht mehr oder höchstens als routiniertes Lippenbekenntnis angepeilt werden, verlangt die SPÖ schon weitere Steuererhöhungen. Wie immer wird das mit der Phrase von mehr „sozialer Gerechtigkeit“ begründet – obwohl Österreich einen der europaweit höchsten Steuer- wie auch Grenzsteuersätze hat.

Noch bedrückender für unser aller Zukunft ist die Entwicklung der Ausgabenseite: Während Österreich von dem in der gegenwärtigen (Zwischen-)Konjunktur eigentlich unabdingbaren Budgetüberschuss meilenweit entfernt ist, plant die Koalition schon wieder neue drastische Ausgabenerhöhungen. Wer nach der Finanzierung frägt, bekommt vom Finanzminister den lapidaren Hinweis auf künftige Mehreinnahmen als Folge des (erhofften) Wachstums. Dieses noch gar nicht sichere Zusatzgeld will man jetzt schon munter ausgeben, ohne es wenigstens zum Teil für die Schuldenreduktion zu reservieren.

Beispiel 1: Der neuerdings Konsens darstellende Ausbau der „Neuen Mittelschule“, also der bisherigen Hauptschule, kostet zusätzlich mindestens 130 Millionen (ÖVP-Angaben) oder gar 200 bis 300 Millionen (SPÖ-Unterrichtsministerium). Dabei gehören unsere Bildungsausgaben jetzt schon zu den weltweit höchsten.

Beispiel 2: Der von der SPÖ verlangte Abbau der Wehrpflicht kostet mit Garantie weitere hunderte Millionen Euro. Denn die bisher durch Zivildiener in Sozialorganisationen und durch Soldaten bei Friedenssicherung und Katastrophenschutz erfüllten Aufgaben müssen ja künftig von marktmäßig bezahlten Kräften erledigt werden. Was allen Milchmädchenrechnungen zum Trotz teurer sein muss.

Da kann man nur noch einen alten Spruch abwandeln: Alle Wege führen nach Griechenland.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Fußnote 162: Wo kein Geld, da eine Bank

19. Januar 2011 16:45 | Autor: Andreas Unterberger

Kommen Österreichs Banken wieder ins Gerede?

Die international nach wie vor sehr mächtige Ratingagentur Standard & Poor’s hat einen Vergleich von über hundert großen internationalen Banken erstellt. Und sie hat herausgefunden, dass die heimischen Großinstitute zu den am schlechtesten mit Eigenkapital ausgestatteten Instituten zählen. Und überdies noch ein großes Klumpenrisiko in Mittelosteuropa tragen. Das ist besorgniserregend. Das wird wieder den internationalen Druck erhöhen. Das muss der Regierung und der Nationalbank mit ihren riesigen Beamtenapparaten auch längst bekannt sein. Und was tut unsere wackere Regierung? Sie holt sich über eine neue Bankensteuer weiteres Geld von diesen Banken (und verzichtet aufs Sparen). Zumindest die SPÖ und ihre Vorfeldorganisationen wie die Arbeiterkammer wollen verhindern, dass das auf die Kunden abgewälzt wird. Irgendwann wird das Alles als grob fahrlässig, wenn nicht vorsätzlich gebrandmarkt werden. Aber dann sind die Täter schon wieder längst über alle Berge.

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Die unpädagogischen Umwege um das Prinzip Selektion

19. Januar 2011 00:37 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist halt ein Kompromiss, wie er so typisch ist für diese Koalition. Und wieder einmal kann sich die Opposition freuen, ohne auch nur einen einzigen besseren Vorschlag präsentiert zu haben.

Die SPÖ hat ihr aberwitziges Dogma durchgesetzt, dass es auch künftig bis auf die wenigen schon derzeit geltenden Ausnahmen keine quantitativen Limitierungen für Hochschulstudien geben darf. Damit bleibt die durch viele formale Kriterien entwertete Matura die einzige Zugangshürde.

Dabei wird mit dem skurrilen Argument gearbeitet, dass alles andere eine soziale Diskriminierung bildungsferner Schichten wäre. Dieses Argument wird zwar auch von vielen Journalisten nachgebetet, es führt aber in eine Sackgasse: Irgendwann gibt es im Leben immer eine Selektion. Auch wenn dieses Wort von Berufslinken bewusst mit dem Unterton verwendet wird, als ob jede Selektion eine Ähnlichkeit mit der tödlichen Selektion in NS-Vernichtungslagern hätte.

Selektion ist nicht nur unvermeidlich, sondern auch gut und legitim. Zumindest solange nicht alle bildungsfernen Österreicher Bundeskanzler werden können (derzeit kann das ja nur einer), oder Universitätsprofessor, oder Nobelpreisträger. Je länger man aber jungen Menschen die Illusion einer selektionsfreien und damit anstrengungsfreien Karriere gibt, umso härter wird sie dann die Realität des Lebens treffen, umso mehr Lebenszeit stiehlt man ihnen.

Die beiden wackeren Bildungsministerinnen haben einen anderen Weg versucht: Sie reduzieren statt einer ehrlich deklarierten Selektion die Prüfungswiederholungen am Studieneingang. Künftig sollen die in dieser Phase angesetzten Prüfungen nur einmal (bei Zustimmung der jeweiligen Uni zweimal) wiederholt werden dürfen.

Außerdem soll man sich lange vor Semesterbeginn für ein Studium anmelden müssen. Was offenbar viele Deutsche fernhalten soll. Mit diesen beiden kleinen Hürden hat sich wiederum die ÖVP ein wenig durchgesetzt.

Der Kompromiss ist zweifellos besser als der Istzustand, in dem manche Studienrichtungen zu einer unauffälligen Warte- und Wärmestube für die Absolventen der oft zum Billigsttarif absolvierbaren AHS geworden sind. Damit sind aber diese Studienrichtungen zu Massenbetrieben und in zwingender Folge völlig kaputt gemacht worden. Tatkräftig haben an diesem Ergebnis aber auch viele linke Professoren mitgewirkt, die alle Studenten positiv benotet haben, damit nur ja niemand sozial diskriminiert werde. Daher sind heute beispielsweise Publizistik-, Politologie- oder Geschichts-Abschlüsse völlig wertlos geworden.

Diese Regierung hat zwar schon üblere Kompromisse geliefert – siehe Budgetdefizit, Steuererhöhungen und Vermeidung aller Einsparungen –, aber gut ist dieser Kompromiss deswegen noch keineswegs. Er ist viel zu bürokratisch strukturiert, gibt den Unis nicht die notwendige Freiheit und schafft andererseits keine wirklich sinnvolle Steuerung der knappen Ressourcen. Das Thema Studienzugang wird daher mit Sicherheit auf der Tagesordnung bleiben.

Solange die Politik sich nicht Entscheidendes zu sagen traut, wird der chaotische Massenbetrieb weitergehen. Wie aber sollte eine solche Aussage der Politik aussehen? Sie müsste etwa aus folgenden Elementen bestehen:

Sollte eine Reform in diese Richtung nicht möglich sein, wird in spätestens 20 Jahren ein sehr unsoziales Ergebnis eintreten: Junge Österreicher werden nur noch im Ausland oder an privaten Unis ein gutes Studium absolvieren können.

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Pannen, Pech und Peinlichkeiten allüberall

18. Januar 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Pannen können jedem passieren – und sind doch meist überaus verräterisch. Ob sie nun zuletzt etwa der Europäischen Union, der Volkspartei oder der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung oder Alfred Gusenbauer passiert sind.

Europa: Die spektakulärste Panne der letzten Tage war zweifellos der Kalender der EU-Kommission, der mit 3,2 Millionen Exemplaren an europäischen Schulen verteilt worden ist. Der Kalender soll den Europagedanken fördern. Wobei freilich das Gegenteil erreicht worden ist. Denn in dem Kalender sind die Feiertage aller möglichen Religionen verzeichnet – nur die christlichen nicht.

Anfangs dachte ich, peinliche Fehler sind schon jedem passiert, das kann ja nicht Absicht gewesen sein. Aber die seltsame Reaktion der europäischen Kommission lässt mich meine eigene Reaktion als zu milde erkennen. Denn der Kalender wurde bis heute weder eingestampft noch zurückgezogen. Auch die Österreicher Hundstorfer und Hahn, die da im Vorwort zu finden sind, haben das nicht verlangt.

Man stelle sich vor, was passiert wäre, wäre ein ähnlicher Affront gegenüber einer anderen Religion passiert. Etwa durch den Abdruck einer Karikatur. Dann wäre es zu viel dramatischeren Reaktionen gekommen. In Österreich und Deutschland wären die Schuldigen unter dem hier besonders schlimmen Diktat der Political correctness vielleicht sogar vor dem Strafrichter gelandet. Aber Europas Christen ärgern sich nur und machen keine gewalttätigen Demonstrationen wie andere, angeblich friedfertige Religionen.

Die EU-Kommission hat bisher lediglich einen gewundenen Brief an die europäische Bischofskonferenz zustandegebracht. Aber weder ist der zuständige Kommissar zurückgetreten noch sind die ob Unfähigkeit oder Subversivität schuldigen Beamten gefeuert worden. Auch das sonst bei linken Themen so wortgewaltige Parlament schweigt desinteressiert.

ÖVP: Die ÖVP hat vor einigen Tagen ein neues Bildungskonzept präsentiert. Das wurde aber offenbar so rasch aus dem Ärmel geschüttelt, dass es nicht einmal der eigene Pressedienst verstanden hat. Wie eine Aussendung unter „ÖVPStandpunkt“ klarmacht. Nachdem darin von der zur Neuen Mittelschule mutierten Hauptschule und von der Rettung der Gymnasien die Rede war, heißt es wörtlich: „Am Ende beider (sic) Schulformen soll eine neue Mittlere Reife mehr Durchlässigkeit zwischen den Schulformen ermöglichen.“

Also jetzt wissen wir endlich, was am Ende des geretteten Gymnasiums steht: die Mittlere Reife. Was diese eigentlich ist, wird auch nach dieser seltsamen Passage noch weiter verschwurbelt: Sie sei keine „Momentaufnahme in Form einer Prüfung“, sondern eine „Standortbestimmung als Empfehlung für den weiteren Bildungsweg“. Jetzt ist wohl endgültig alles klar oder?

Aber vermutlich haben die schwarzen Parteijournalisten Frau Karl um Auskunft gefragt, die bekanntlich schon jeden Standpunkt in totaler Unklarheit vertreten hat.

Industriellenvereinigung: Auch deren Bildungssprecher hat schon mehrfach seinen Standpunkt geändert. Denn nun schreibt er namens der Vereinigung: „Dass die Gymnasien jedenfalls erhalten bleiben sollen, ist positiv.“ Das ist in der Tat positiv, das gilt auch für diese Haltung der Industriellenvereinigung. Nur bleibt die Frage offen: Welche bösen Doppelgänger haben mehr als ein Jahr lang namens der Vereinigung und ihres Bildungssprechers das genaue Gegenteil verkündet? Was naturgemäß ja auch die SPÖ mehrfach genussvoll zitiert hat.

Oder stimmt gar das Gerücht, dass sich die Vereinigung, die einst der letzte Hort von Leistungsorientierung und Ordoliberalismus in diesem Land gewesen war, einfach ein Jahr lang von einer Villacher SPÖ-Gemeinderätin umdrehen hat lassen? Nur weil sich SPÖ-nahe Betriebe am Schwarzenbergplatz eingekauft haben?

Wirtschaftskammer: Diese wackere Institution lädt gerade zu einem „Forum Tunesien“. Und sie preist dieses Land als „ein verlässlicher Partner Europas in Nordafrika“ an. Irgendwie hat die Leitl-Truppe damit ja recht: Tunesien ist so verlässlich, dass es jetzt sogar von seinem Staatsoberhaupt fluchtartig verlassen worden ist.

Tunesien ist aber auch sonst eine Peinlichkeit der österreichischen Außenhandelspolitik, wie ein interessanter Internet-Fund dokumerntiert: Hat Österreich doch vor einem Jahr mit dem Land ein weiteres „Soft Loan“-Abkommen unterzeichnet. Das heißt auf Deutsch: Österreich hat der Diktatur neuerlich einen Kredit eingeräumt, der einen mindestens 35 prozentigen Schenkungsanteil hat. Wir habens ja. Und außerdem werden uns gleich ein paar Gutmenschen erklären, dass damit ein paar Tausend Menschen vor dem Verhungern gerettet worden sind.

Freilich müssen sich auch wegen der 65 restlichen Prozent weder das alte Regime noch die künftigen Machthaber Sorgen machen: Denn Österreich  hat gleich von vornherein auf Einklagbarkeit des Kredits verzichtet. Man will ja einem Diktator gegenüber nicht unfreundlich erscheinen.

Das Ganze erinnert übrigens sehr an die von der Partei viel bejubelten Exporterfolge der Kreisky- und Sinowatz-Jahre Richtung Osteuropa. In dieser Zeit hat die total parteipolitisch geführte und daher zunehmend marode verstaatlichte Industrie heftig nach Osteuropa exportiert – aber alles war durch später fast zur Gänze uneinbringliche Kredite Österreichs an die jeweiligen Oststaaten finanziert.

Apropos Kommunisten: Die deutsche „Linke“, die neuerdings in ehrlichen Momenten offen zugibt, die Wiedereinführung des massenmörderischen Kommunismus anzustreben, hat einen Parteichef (er ist eigentlich einer von gleich zweien) namens Klaus Ernst. Der Gute hat sich schon jetzt einen Lebensstil zugelegt, wie ihn einst im Osten nur die Nomenklatura-Funktionäre hatten: Er hat ein luxuriöses Feriendomizil und fährt einen Porsche.

Aber eigentlich gehört der Herr Ernst gar nicht in unsere Pannen-Aufzählung. Denn sein Lebensstil ist keine Panne, sondern durchaus beabsichtigt: „Es macht mir Spaß, Porsche zu fahren“; und ein „Entbehrungssozialismus“ sei mit ihm nicht zu machen. Zumindest nicht ein solcher für Parteifunktionäre, darf man auf Grund der historischen Erfahrungen ergänzen.

Alfred Gusenbauer: Auch ihm ist eigentlich eine durchaus beabsichtigte Panne passiert: Der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler dient nämlich künftig ganz freiwillig dem kasachischen Staatschef Nursultan Nasarbajew als Berater. Es ist nur unklar, worin ihn Gusenbauer eigentlich beraten wird. Etwa, wie man die in Kasachstan grassierende Korruption und die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen noch besser organisiert?

Was gleich noch ein paar Fragen aufwirft: Erinnert sich Gusenbauer noch an seinen pathetischen Moralismus beim Antritt der schwarzblauen Regierung, als er sich zum obersten Vorkämpfer des Guten und Anständigen machte? Erinnert er sich vielleicht auch noch der üblen Methoden, mit denen Nasarbajew seines Ex-Schwiegersohns und Ex-Botschafters zu Wien habhaft werden wollte? Sind die guten Rotweine wirklich schon so teuer geworden, dass Gusenbauer buchstäblich jeden noch so schmutzigen Klienten nehmen muss? Oder hält er es für schuldmildernd, dass noch weitere Linkspolitiker wie Schröder, Prodi und Kwasniewski den Kasachen beraten?

PS: Was hätten eigentlich die Linksaußen-Medien von „Falter“ bis ORF aufgeführt, wenn sich ein blauer oder schwarzer Politiker einem solchen Diktator an den Hals geworfen hätte? Eine Spitzenmeldung in der Zeit im Bild und ein Trauerrand im "Profil" wären das Mindeste gewesen. Bei Gusenbauer aber schweigt der ORF natürlich betreten. Und alle Linksmedien hetzen gegen ein ungarisches Gesetz, das sie bisher nicht gelesen haben.

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Fußnote 161: Der Weihnachtsmann Erwin

17. Januar 2011 16:26 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn eine einzige Mini-Meldung zum Paradigma all unserer Probleme wird.

Acht niederösterreichischen Ski-Gebieten geht es wirtschaftlich schlecht. Und prompt verhandelt das Land Niederösterreich über einen Ankauf. Natürlich gibt es solche Beispiele österreichweit hundert-, ja tausendfach. Aber jedes einzelne zeigt dasselbe: Solange sich Politiker - und insbesondere die Landeshauptleute - als Weihnachtsmänner gerieren, die jeden pleitegefährdeten Arbeitsplatz auffangen wollen, jeden Skilift, jede Nebenbahn, jedes Sommertheater, solange wird die Schuldenlast unweigerlich immer größer werden, die auf jedem einzelnen Österreicher lastet. Und wenn dann das Pyramidenspiel einmal kollabiert, werden halt wieder einmal irgendwelche düsteren, nie genannten Spekulanten schuld gewesen sein. Aber nie die Politiker. Die haben nämlich nur eines gelernt: Anderen die Schuld zuschieben. Sonst aber haben sie rein gar nichts begriffen, und die Wirtschaft erst recht nicht.
PS: Niederösterreich zählt mit Kärnten und Wien zu den meistverschuldeten Bundesländern.

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Das Heer wieder mal als Wahlkampfschlager

17. Januar 2011 07:12 | Autor: Andreas Unterberger

Die Abschaffung der Wehrpflicht soll also das nächste Wahlkampfthema werden. Nachdem sich Hannes Androschs Bildungsvolksbegehren ohne Inhalt schon zunehmend als Rohrkrepierer zu erweisen beginnt, wird nun Norbert Darabos an die Front geschickt.

Er hat sich ja schon einmal als Architekt eines Wahlkampfschlagers profiliert: nämlich im Kampf gegen die Abfangjäger. Für die damaligen Wahlen war das Abfangjäger-Thema – mit Hilfe der üblichen Verbündeten in den Medien von Dichand bis Fellner – ja auch durchaus geeignet. Für die Interessen Österreichs weniger.

Auch unter Darabos wurden nach langwierigen Neuverhandlungen Abfangjäger angeschafft. Aber halt ein paar weniger als ursprünglich geplant, dafür zu einem deutlich höheren Stückpreis und technisch deutlich schwächer ausgestattet. Auf dem gleichen Intelligenz-Niveau scheint nun die Wehrdienstdebatte abzulaufen.

Niemand soll sich wundern, wenn die SPÖ und ihre geschlossene (und von uns finanzierte) Medienarmada nun schon das zweite Wahlkampfthema vorbereiten: Denn außer populistisch wahlkämpfen kann ein Werner Faymann in Wahrheit absolut nichts. Was daher auch ein volles Auslaufen der Legislaturperiode eher unwahrscheinlich macht. Es sei denn, die Pröll-ÖVP nickt weiterhin alles kritiklos ab.

Natürlich ist der Präsenzdienst mehr als fragwürdig. Das Bundesheer hat es ja noch unter keinem Minister verstanden, den Wehrdienst zu einer sinnvollen Periode für die Mehrheit der Betroffenen zu machen. Geldmangel und schlecht motivierte, großteils unkündbare, daher besonders desinteressierte beziehungsweise unfähige Offiziere und Unteroffiziere haben viele junge Österreicher in Kritiker des Heeres und damit auch der Heimat verwandelt.

Auch international geht der Trend zweifellos zu Berufsarmeen. Mit hochprofessionellen Soldaten, die sich jedem befohlenen Einsatz ohne Rücksicht auf Berichte von Boulevardzeitungen zu stellen haben.

Denn die Zeit der Infanterieschlachten mit Zehn-, ja Hunderttausenden Kämpfenden ist endgültig vorbei. Das heißt freilich nicht, dass die Gefahren für die Sicherheit Österreichs eliminiert wären. Sie haben nur andere Formen angenommen. Dazu gehören beispielsweise Terrorismus, organisierte Kriminalität und das Überschwappen von Konflikten im weiteren Umfeld.

Weder ist der Balkan dauerhaft befriedet noch der Raum der ehemaligen Sowjetunion. Dazu kommen die immer explosiver werdenden Gefahren aus dem Nahen Osten. Die Reichweite der iranischen Raketen wird immer größer, um nur einen Aspekt zu nennen. Schon unabhängig davon ist der Islamismus eine wachsende Bedrohung.

Gleichzeitig haben fast alle Völker dieser Konfliktzonen Zehntausende Landsleute in Österreich, die jeweils voller Emotion und Aggressionsbereitschaft zu Parteigängern ihrer alten Heimat werden könnten. Wer alleine diesen Aspekt in einem Gefahrenszenario ignoriert, der lügt Land und Leute an.

Noch seitenweise könnte man zukünftige Sicherheitsbedrohungen aufzählen. Keine davon ist derzeit überragend groß, aber keine kann ganz ausgeschlossen werden. Und fast jede ist größer als etwa die Gefahren der angeblichen globalen Erwärmung, die uns schon Milliarden gekostet haben.

Landesverteidigung heißt daher, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Gleichzeitig sollte man sich auch bewusst machen, dass die Grenzen der Einsatznotwendigkeiten von Polizei und Armee immer mehr verschwimmen und sich überlappen.

Aber all das setzt erstens eine klare Sicherheitsanalyse voraus. Die im Verteidigungsministerium nicht vorgenommen worden ist. Aber auch im Außenministerium nicht. Was die ganze gegenwärtige Diskussion schon zu einer scheinheilig getarnten Vorbereitung auf den nächsten, eigentlich weit entfernten Wahlkampf macht.

Und zweitens sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein Berufsheer deutlich mehr kostet als eine Armee mit Wehrpflichtigen. Zumindest wenn es auch nur halbwegs seinen Aufgaben gewachsen sein soll. Die von der SPÖ als Beispiel genannten Schweden geben jedenfalls absolut und relativ weit mehr für ihre Verteidigung aus.

Daher hat auch Darabos selbst die Wehrpflicht noch vor einem Jahr als in Stein gemeißelt bezeichnet. Und nun, so die Sprachregelung, sei er durch Beobachtung anderer Länder plötzlich zu einer anderen Meinung gekommen. Komisch nur, dass diese Meinung genau jener entspricht, zu der Michael Häupl in der Endphase eines schlecht laufenden Wahlkampfes gekommen ist, und dass dieser wieder genau die Meinung der auflagenstärksten Zeitung übernommen hat.

Warum lügt man uns nur immer so widerlich an?

Dazu kommt der Zivildienst, der bisher mit heeresflüchtigen Wehrpflichtigen zu einer Stütze des Sozialsystems geworden ist. Der soll nun durch halb so viele Freiwillige ersetzt werden. Was eben nur halb so viel ist wie derzeit. Und niemand weiß, ob zu dem vom Sozialminister festgesetzten Lohn wenigstens diese Hälfte wirklich zustandekommt. Gewiss: Die SPÖ-Agenten Landau und Küberl machen Propaganda für den SPÖ-Standpunkt. Aber die ehrlichen Chefs humanitärer Organisationen, wie jene des Roten Kreuzes, sehen das anders.

Bevor einem so viel Unehrlichkeit ganz den Magen verdirbt, noch der eigene Vorschlag: Ein Jahr der Dienstpflicht für Männer und Frauen (die feministischen Probleme, welche die üblichen Juristen machen, sind überwindbar), aus dem man sich durch eine freiwillige Meldung für ein Soldaten-Dasein samt Bereitschaft zu Auslandseinsätzen herausoptieren kann. Ebenso wie durch die Verpflichtung, die nächsten 20 Jahre als eine Art Nationalgarde für Katastropheneinsätze, freiwillige Feuerwehr und Ähnliches auf Abruf zur Verfügung zu stehen.

Und wenn dann die Hochschülerschaft ein bisschen dagegen demonstriert hat, kann man aus dem Jahr noch immer 6 bis 9 Monate machen.

PS: Das Interessanteste an dem Darabos-Plan ist, dass sich nicht nur der oberste Heeresoffizier, ein Parteifreund, gegen die Abschaffung der Wehpflicht zu stellen wagt, sondern auch der Bundespräsident, ein weiterer Parteifreund. Zumindest vorerst. Sollte Heinz Fischer aber wirklich dauerhaft bei seiner Meinung bleiben – was mich ehrlich gesagt überraschen würde –, dann müsste man das aber auch wirklich als mutig wie ungewöhnlich anerkennen. Und ihm für vielerlei Kritik Abbitte leisten. Aber warten wirs einmal ab.

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Der invalide Gewalttäter

17. Januar 2011 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Der Ärger über unser Sozialsystem hat sich in den vergangenen Tagen an einem ganz konkreten Beispiel dramatisch entzündet. Und vielleicht öffnet dieses „Einzelbeispiel“ all jenen die Augen, die mit den großen Zahlen nichts anfangen können oder wollen.

Der 25-jährige Serbe, der in Vorarlberg ein Kleinkind zu Tode malträtiert hat, ist nämlich ein österreichischer Frühpensionist (was die meisten politisch korrekten Medien schön übergangen oder nur am Rande erwähnt haben). Das ist absolut unfassbar. Denn nichts deutet daraufhin, dass das wirklich nur ein Einzelfall wäre. Nur haben halt die vielen anderen Einzelfälle nicht auch ein Kind umgebracht.

Das wird in Summe dieser Einzelfälle auch sehr bald diese Republik zu Tode malträtieren. Welche Leiden auch immer der Täter gehabt haben soll (das steht natürlich alles unter strengem Datenschutz, was immer der Fall ist, wenn Organe dieser Republik Skandalöses tun): Er konnte tagelang mit dem Auto herumfahren und war kräftig genug, zwei Kinder monatelang zu quälen. Warum kann da einem 25-Jährigen nicht zugemutet werden, auch entgeltlich zu arbeiten, wenn auch unter Berücksichtigung seiner angeblichen oder wirklichen Leiden?

Ich warte auf die sofortigen Vorschläge des verantwortlichen Sozialministers zu Gesetzesnovellen. Die nicht kommen werden.

Mir ist jetzt schon übel, wenn sich Gewerkschaft und SPÖ wieder dagegen aussprechen werden, dass an den Invaliditätspensionen – oder an den viel zu frühen sonstigen Pensionen – Dramatisches geändert wird, weil das ja „sozial ungerecht“ wäre. Sozial ungerecht ist aber nur eines: Von allen anderen hart arbeitenden Menschen zu verlangen, hunderttausende Arbeitsfähige durchzufüttern.

Was übrigens etwa auch die viele Firmen, wie insbesondere die Banken betrifft: Die zahlen tausenden ehemaligen Mitarbeitern, die sie knapp nach dem 50er nicht mehr gebraucht haben, fette Pensionen. Sie müssen aber dann im Krisenfall die Hilfe der Republik anrufen, weil sie einen zu dünnen Eigenkapitalpolster haben.

Und auch wenn diese Anmerkung an einem üblen Gewalttäter angeknüpft ist, richtet sich die Kritik nicht gegen die Nutznießer, sondern die Gesetzgeber, die diese Geldverschwendung verantworten müssen. Und die sich dabei noch als „sozial“ besonders gut vorgekommen sind. Verantwortlich sind aber auch Beamte und Ärzte, die diese Gesetze noch zusätzlich akzentuiert "sozial" umsetzen. Weil man solcherart ja viel weniger Scherereien hat.

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Es gibt doch noch vernünftige Entwicklungen in diesem Land

16. Januar 2011 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Bisweilen setzen sich in diesem Land doch noch Vernunft, Freiheit und Anstand durch. Das gibt endlich wieder einmal Anlass zur Freude.

Diesen bietet der erfreuliche Meinungsschwenk der Volkspartei, die im Parlament zumindest in wichtigen Teilen vom Entwurf eines „Antidiskriminierungs“-Gesetzes Abstand genommen hat, der schon knapp vor der Gesetzeswerdung gestanden war. Dadurch wären Wohnungsvermieter, Diskotheken-Eigentümer, Arbeitgeber und viele andere plötzlich unter eine peinliche Beweispflicht geraten: Sie hätten nämlich nachweisen müssen, dass sie ein schwules Pärchen nicht wegen seiner offen gezeigten Veranlagung als Gäste abgelehnt haben. Oder eine moslemische Frau wegen ihrer Religion nicht als Mitarbeiterin genommen haben (Schwarzafrikaner darf man hingegen auch weiterhin nicht ablehnen, außer man hat einen guten Grund).

Dagegen haben sich etwa auch das Tagebuch und das Hayek-Institut vehement ausgesprochen. Ich freue mich aber jetzt weniger ob eines Erfolgs, zu dem auch das Tagebuch wieder einmal ein kleines Scherflein beitragen konnte, sondern weil sich jetzt doch in der ÖVP wieder etwas öfter ein klares Bekenntnis zur Freiheit und ein Nein zu den totalitären Dummheiten der Political Correctness durchsetzt. Und weil sie sich im Interesse der Mehrheit der Bürger und gegen die Hetze des ORF und einiger einschlägiger rot-grüner Vereine traut, Nein zu einer unsinnigen und überflüssigen Einschränkung der Freiheit zu sagen.

Diese wäre nämlich auch schon deshalb überflüssig und provozierend, weil es in Österreich jede Menge Einrichtungen gibt, die nur für Schwule oder nur für Moslems oder nur für Frauen konzipiert sind. Was deren gutes Recht ist und bleiben soll. Es wäre ja auch den Schwulen nicht wirklich gedient, wenn eine antischwule Stänkerer-Gruppe das durchsetzbare Recht auf Zutritt zu „sexuell anders orientierten“ Lokalen bekommt. Solche Gruppen gibt es nämlich insbesondere unter moslemischen Migranten immer öfter.

Jeder soll sich in einer freien Gesellschaft organisieren können, wie er will. Am Rande sei vermerkt, dass dieser Gesetzesentwurf wieder einmal von der unglückseligen Leitl-Wirtschaftskammer im Namen der vielen ahnungslosen Zwangsmitglieder verhandelt worden war. Jetzt aber haben sich eben zum Glück in der ÖVP doch die Vernünftigen durchgesetzt, die mehr von Liberalität verstehen als der schwarze Sozialdemokrat Leitl.

Daher: Hut ab – selbst wenn das nur aus der wachsenden Angst vor der stärker werdenden FPÖ passiert sein sollte, der die ÖVP ja in letzter Zeit erlaubt hat, eine konservative Position nach der anderen zu erobern.

PS: Apropos ORF-Hetze. Ein Leser macht mich auf einen Skandal im ORF-Report dieser Woche aufmerksam. Das ist freilich eine Sendung, die ich im Interesse meines Seelenfriedens und meines Zeitbudgets seit etlicher Zeit überhaupt nicht mehr schaue. Daher verlasse ich mich hier ausnahmsweise ganz auf die Information des (bekannten) Lesers: In einem der vielen derzeit ORF-weit dominierenden Lobhudelei-Beiträgen zu Bruno Kreiskys 100er wurde einer der Kreisky-Anbeter gefragt, was denn der einstige Kanzler (wohl aus dem Agnostiker-Himmel) seinem heutigen Nachfolger Faymann raten würde. Worauf der Befragte gar nicht übel antwortete: „Gestalten, gestalten, gestalten.“ Was der ORF-Redakteur mit dem unglaublichen Schlusssatz beendete: „Jetzt muss Faymann nur mehr seinen schwarzen Vizekanzler davon überzeugen.“ Als ob bis auf die allerengsten Partei-Apparatschiks in Löwelstraße und ORF nicht ganz Österreich wüsste, dass Faymann zweifellos jener Kanzler ist, der sich mehr als jeder seiner Vorgänger noch um jede Gestaltung (bis auf das Abfassen von unwahren Briefen an die Kronenzeitung) gedrückt hat. Der von der Verwaltungs- über die Pensions- bis zur Gesundheits- und Universitätsreform alles für das Land Notwendige verhindert hat oder zumindest desinteressiert liegenlässt.

Freilich ist die ÖVP selber schuld an der ORF-Hetze. Hat sie doch dem Wrabetz-Verein 160 Millionen aus den leeren Budgetkassen zugeschoben, statt ihn dem notwendigen Konkurs zutreiben zu lassen. Jetzt hat sie zum (budgetären) Schaden halt auch noch den (bei dieser gleichgeschalteten Redaktion erwartbar gewesenen) Spott.

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Die vielen kleinen Ärgernisse

15. Januar 2011 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind oft die kleinen Dinge, welche die Bürger empören. Aber sie summieren sich im Lauf der Zeit zu großem Ärger. Zu größerem Ärger, als ihn die wirklich großen Sünden auslösen.

Ein Ärgernis ist etwa die Kurzparkzone im 20. Bezirk. Denn von dieser gibt es eine geheimgehaltene Ausnahme, obwohl öffentlich immer von einer flächendeckenden Zone die Rede ist: Ganz im Nordwesten des Bezirks findet sich ein verstecktes Eck, in dem die Zone nicht gilt. So weit so scheinbar unbedeutend – nur führt von diesem Eck ein Fußgängersteg in den 19. Bezirk. Und genau gegenüber, in der Muthgasse, befindet sich ein großes Amtsgebäude der Stadt Wien, zu dem viele Beamte mit dem Auto anreisen, das dann ganztägig geparkt wird. Ein eigenartiger Zufall …

Oder der Wirtschaftsminister: Er hat einen neuen Chef der Burghauptmannschaft bestellt, also jenes wichtigen Amtes, das von der Hofburg bis zum Belvedere 74 historisch besonders wertvolle Gebäude der Republik verwaltet (also solche, die nicht der BIG zur kommerziellen Nutzung übertragen worden sind). Zum neuen Chef der Burghauptmannschaft wurde aber nicht der bestbewertete Kandidat genommen, sondern ein anderer. Was schon merkwürdig genug ist. Und ganz zufällig kommt der neue Mann so wie Minister Mitterlehner aus Oberösterreich. Ein doppelt merkwürdiger Zufall. Noch merkwürdiger aber ist, dass dieser neue Burghauptmann angekündigt hat, er würde künftig primär von Oberösterreich aus amtieren. Obwohl sein Amt in jenem Bundesland nur vier – noch dazu recht unbedeutende – Objekte hat. Das ist Provinzialismus zum Quadrat.

Oder die Wissenschaftsministerin: Sie will nun Studienberatung für angehende Studenten obligatorisch machen. Was schon reichlich naiv klingt. Denn Maturanten, die sich nicht selbst ein Bild von dem Studienangebot zu verschaffen versuchen, sollten eigentlich einen Bogen um alle Universitäten machen. Noch viel naiver ist aber, dass diese Studienberatung primär durch die Hochschülerschaft erfolgen soll. Als ob der wirre Haufen namens ÖH, der sehr stark von brotlosen Politologen und Publizisten mit dem großen Binnen-I geprägt wird, imstande wäre, auch nur einem einzigen jungen Menschen hilfreich zur Seite zu stehen. Als ob bei der ÖH auch nur irgendwer eine Ahnung von den Bedürfnissen und Anforderungen des Arbeitsmarktes hätte. Wenn man den jungen Menschen wirklich helfen und die Realitäten des künftigen Berufslebens vermitteln will, sollte man ihnen Personalchefs als Gesprächspartner vorsetzen – oder ehemalige Manager, die sich schon in etlichen Vereinen organisiert haben, um der Gesellschaft auch nach dem Rückzug ihr Können und Wissen anzubieten. Aber was erwartet man sich von einer Ministerin, die ja selbst bis zum Wechsel in die Politik nie aus der eigenen Uni hinausgekommen ist und die weder im Ausland noch in der Privatwirtschaft Karriere machen konnte? Aber manche bezeichnen halt schon den Aufstieg in den akademischen Mittelbau als Karriere.

Oder der Nationalrat: Fast schon in jeder Sitzung stören irgendwelche Studentengruppen von der Galerie aus – oder halten Abgeordnete dümmliche Sprüche in die Höhe. Weil halt die Medien immer geil nach Action-Bildern sind, werden sie bedient. Der Würde des Gesetzgebers und dem Respekt vor ihm dient das aber nicht. In anderen Ländern werden Störer auf den Galeriebänken zumindest mit einer saftigen Geldstrafe belegt. Abgeordnete, die Transparente halten, bekommen anderswo meist Ordnungsrufe oder werden mancherorts sogar ausgeschlossen. In Parlamenten zumindest, die halt noch auf ihr eigenes Ansehen und damit jenes der Demokratie Wert legen.

Oder die Datenschützer: Das jüngste Beispiel über deren fast schon kriminelles Treiben kommt aus Stockholm. Dort hat eine private Überwachungskamera den Täter des vorweihnachtlichen Terroranschlags filmisch festgehalten. Die Konsequenz? Die Kamera muss entfernt werden, weil sie nicht ordnungsgemäß genehmigt war. Blöder geht es wohl nimmer. Auch wenn es immerhin trostreich ist, dass die Politik anderer Länder zumindest genauso blöd ist wie die heimische.

Oder die Kultur: Da erfährt man vom Rechnungshof, dass das Volkstheater entgegen den ständigen Unwahrheiten des Direktors (die schlichte Kulturjournalisten immer gerne nachschreiben) eine Auslastung von bloß 60 Prozent hat. Während die anderen beiden großen Häuser (Burg und Josefstadt) fast zu 90 Prozent und die Staatsoper gar fast zu 100 Prozent ausgebucht sind. Das nie sehr volle Volkstheater hat sich unter dem jetzigen Direktor rapide geleert und leert sich ständig weiter. Der Direktor hat ja schon durch die Montage des roten Sterns der Kommunisten auf dem Theater gezeigt (also von dem Symbol, das dem Hakenkreuz der ebenso verbrecherischen Nazis entspricht), welch Ungeistes Kind er ist. Solche Typen sind natürlich für die in Bund und Stadt zuständige SPÖ absolut unantastbar. Daher wird der Herr Schottenberg weiterhin alljährlich zehn Millionen an Subventionen aus Steuergeld bekommen und 59(!) Vereine - über deren politische Orientierung man nicht lange rätseln sollte - mit billigen Karten versorgen, damit nicht die armen Schauspieler zahlreicher sind als die wenigen Zuschauer auf den Plätzen. Wie lange werden wir es uns eigentlich angesichts der erdrückenden Schuldenlast noch leisten können, gänzlich auf die Möglichkeit zu verzichten, ein erfolgloses Theater zuzusperren?

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Fußnote 160: Faymann reist, das kann nur lehrreich sein

14. Januar 2011 19:04 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er etwas lernen. Wenn er lernen kann.

Werner Faymann hat sich – selten genug – wieder einmal ins Ausland gewagt. Das ist durchaus lobenswert. Die "Krone" kann er sich ja nachschicken lassen. Und Dolmetscher für Sprachenunkundige gibt es ja zweifellos überall, auch in dem fast bankrotten Portugal. Entscheidend ist, ob diese Dolmetscher ihm auch wirklich langsam und deutlich genug übersetzt haben, was mit einem Land passiert, welches die sozialistische Schuldenpolitik konsequent umgesetzt hat: Portugal muss gerade die öffentlichen Gehälter um fünf Prozent kürzen, die Pensionen einfrieren, die Mehrwertsteuer von 21 auf 23 Prozent erhöhen und zahllose Sozialleistungen kürzen. Faymann hingegen steht einer Regierung vor, die auch in der Krise zahlreiche weitere Sozialausgaben beschlossen hat, und die schon wieder über neue Ausgaben für den roten Liebling Neue Mittelschule und für die Einführung von Berufsheer und -sozialdienst diskutiert. Wer jetzt sagt, Österreich stünde doch viel besser da als Portugal, sollte sich die Staatsverschuldung anschauen. Die lag 2009 (im letzten fertig abgerechneten Jahr) in Portugal bei 76 Prozent und in Österreich bei 67 Prozent des Inlandseinkommens. Ein solcher Unterschied ist mit der Politik der Regierung Faymann rasch übertroffen.

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SN-Kontroverse: Elternverantwortung

14. Januar 2011 02:02 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Sind Eltern für den Schulerfolg der Kinder verantwortlich?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Bildung ohne Sippenhaftung

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Kinder haften nicht für ihre Eltern. Das verzopfte, ungerechte und teure österreichische Schulsystem hingegen schreibt genau diesen Grundsatz fest. Kinder, die das Glück haben, in ein finanziell gut gestelltes und bildungszugeneigtes Elternhaus hineingeboren zu werden, haben meist eine glänzende Schul- und später Universitätskarriere, die schlussendlich in ein feines und einkommensträchtiges Berufsleben mündet.

Kinder, die das Pech haben, in nicht ganz so superfeinen Verhältnissen aufzuwachsen - nebenbei bemerkt der Großteil der Kinder - finden viele Felsbrocken auf ihrem Bildungsweg. Einer der größten ist die Fähigkeit und die Bereitschaft ihrer Eltern, mit ihnen zu lernen. Denn das heimische Schulwesen ist so organisiert, dass Mütter und Väter nachmittags oder abends mit ihren Sprösslingen deren „Hausaufgaben" erledigen müssen. Oft sind es die Mamis oder Papis, die dann schlechte Noten kassieren. Dass dieses System ein dreifach unterstrichenes Nichtgenügend verdient, zeigt auch die heimische Nachhilfeindustrie. Österreichs Eltern geben rund 150 Millionen Euro jährlich dafür aus, damit ihre Kinder gute Noten schreiben. Bereits in der Volksschule bekommt jedes sechste Kind Nachhilfeunterricht; an den allgemeinbildenden höheren Schulen ist es fast die Hälfte!

Allein diese Fakten zeigen, dass das österreichische Uraltmodell der Halbtagsschule den modernen Leistungsanforderungen nicht gerecht werden kann. Dringend nötig sind Ganztagsschulen, in denen die Kinder bestens unterrichtet und betreut werden. Denn genau dafür ist die Schule nämlich gedacht. Am Abend sollte das Thema dann im Elternhaus erledigt sein. Das derzeitige Bildungssystem mit integrierter Sippenhaftung ist sicher nicht geeignet, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bewältigen.


Was Kinder erfolgreich macht

Andreas Unterberger

Der Schulerfolg von Kindern hängt immer auch stark von den Eltern ab. Wer das leugnet, lebt in einer sozialistischen Traumwelt. So zeigt etwa die detaillierte Auswertung der PISA-Tests, dass die Ergebnisse bei Schülern umso besser sind, je mehr Bücher in der Wohnung der Eltern stehen.

Andere Untersuchungen zeigen, dass in manchen Familien Kinder bis zum Schuleintritt drei Mal so viele Wörter gehört haben wie jene aus anderen Familien. Das verschafft ihnen einen Vorsprung, der bei einem Großteil der Kinder nie mehr aufholbar ist. Elternhäuser, in denen Zeitungen gelesen werden, in denen halbwegs Hochsprache geredet wird, in denen nicht der Fernseher als Babysitter eingesetzt wird, in denen sich Mütter und/oder Väter gern mit den Kindern beschäftigen, in denen Alkohol in Maßen konsumiert wird, in denen es Regeln gibt, bieten den Kindern einen unaufholbaren Startvorteil ins Leben. Auch wenn das verbissenen linken Ideologen noch so unrecht ist und sie das als „sozial ungerecht" denunzieren. Was übrigens eine glatte Fehlinterpretation von Kausalitäten ist. Eltern, die sich wie skizziert verhalten, sind in der Regel deswegen beruflich und finanziell erfolgreicher. Und nicht umgekehrt.

Um diese Verantwortung wissen im Gegensatz zu Ideologen die meisten Österreicher Bescheid. Laut OGM sind 71 Prozent sogar dafür, dass die Lehrer die Eltern stärker in die Pflicht nehmen, den Lernerfolg der Kinder zu kontrollieren.

Alle jene hingegen, die Eltern einreden, dass alle Verantwortung auf Schulen übertragbar wäre, begehen in Wahrheit ein Verbrechen an den Kindern. Weil sich dann so manche Eltern nicht mehr selbst verantwortlich fühlen. Genauso wie jene, die sagen, in den Schulen dürfe es keinen Leistungsdruck und Prüfungen mit Konsequenzen geben, weil dies eine „Selektion" und „sozial ungerecht" wäre.

 

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Spieglein an der Wand: Ich schau Dich nicht mehr an

13. Januar 2011 02:58 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie ist das Ausland ziemlich böse. Kann man sich doch dort nicht die hierzulande in Massenblättern übliche freundliche Berichterstattung für Werner Faymann einfach kaufen. Oder eine solche – noch einfacher – anordnen (lassen), worauf in dieser Woche beispielsweise ein handzahmes Interview des sonst so bösen Armin Wolf mit dem SPÖ-Vorsitzenden schließen ließ. Aber in solchen Lagen hat ein echter Faymann immer einen Ausweg.

Er hat einfach die Auslandspresseschau, die der Bundespressedienst seit vielen Jahrzehnten erstellt hatte, über Nacht einstellen lassen.Die bisher weltweit jeder über Internet anschauen oder über Mail beziehen konnte.

Bin ich nicht schön genug, dann zerschlage ich halt den Spiegel. Ähnliches tun ja auch Diktatoren, in deren Ländern nur noch die regimetreuen Zeitungen verbreitet werden dürfen.

Daher ist es auch recht bezeichnend: Meinem Überblick nach hat keine einzige österreichische Zeitung darüber berichtet.

Lakonischer, als es der Bundespressedienst, die zuständige Sektion des Bundeskanzleramtes, den Beziehern der Auslandspresseschau mitgeteilt hat, geht es kaum mehr: „Auf Grund von Umstrukturierungen im Bundespressedienst wird die Auslandspresseschau mit Ende des Jahres in der vorliegenden Form eingestellt.“ Wie fast zu erwarten war, „liegt“ dieser Pressespiegel seither auch in keiner anderen Form „vor“.

Faymann hat ganz offensichtlich keine Lust mehr, die zunehmend höhnischer werdenden Kommentare von Auslandsjournalisten zu lesen oder gar verbreiten zu lassen. Auch wenn „Süddeutsche“, „Zeit“ und leider sogar die „Zürcher Zeitung“ (in ihrem politischen Teil) parteifromme Korrespondenten in Wien haben, hat sich Faymanns internationales Medienecho zunehmend verschlechtert. Von den Jubelartikeln, mit denen 2006 die Wirtschaftspolitik Schüssels und Grassers begleitet worden ist (übrigens auch von jenen Zeitungen, die 2000 noch den Ausbruch des Faschismus prophezeit haben), oder von den intensiven außenpolitischen Reflexionen über Österreich unter Bruno Kreisky kann die heutige Regierung überhaupt nur noch träumen.

Vor Jahren hat mir einmal ein Sektionschef, der diesen „Dienst“ leitete, gesagt: Man könne aus dem Stand ein Drittel der Mitarbeiter abbauen und es würde überhaupt niemand merken. Der Mann hat dabei die Relevanz der anderen zwei Drittel einschließlich seiner eigenen Person noch maßlos übertrieben. Mir taten die dort tätigen Beamten ja oft geradezu leid: Außer Heurigen-Besuchen und dem Ausstellen von Akkreditierungen für Korrespondenten habe ich nie ein Aktivitätssignal dieser Sektion entdecken können. Da muss man ja eine existenzielle Sinnkrise bekommen.

Wolfgang Schüssel hat in seiner Zeit daher prompt die Sektion aufgelöst (für die paar Tätigkeiten wie eben eine Auslandspresseschau braucht es ja wirklich keine eigene Sektion). Sie wurde jedoch von Alfred Gusenbauer sofort wieder eröffnet. Und ein überaus parteinaher Journalist wurde als Sektionsleiter installiert, der seither sogar hie und da im Büro vorbeischaut.

Bilanz: Jetzt haben (und zahlen) wir also wieder eine volle Sektion – aber diese leistet nicht einmal mehr die einstigen Restbestände an Arbeit. Denn auch die Besuche von Auslandsjournalisten in der Republik sind sehr, sehr selten geworden. Was sollen sie auch hier in der tiefsten Gemeindebauprovinz, in der alkoholschwere Altpolitiker noch als politische Schwergewichte firmieren können?

Aber Faymann wird sich weiter mit allem Selbstbewusstsein kleiner Männer vor die Mikrophone stellen und behaupten: Man kann doch nicht Zehntausende Staatsbedienstete abbauen.

Was freilich gerade in noch viel, viel größerem Ausmaß andere Regierungen von Kuba bis Großbritannien können.

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Rettet China die Europäer?

13. Januar 2011 01:34 | Autor: Andreas Unterberger

Anleger sehen Wirtschaft gerne als rein rationales Handeln fernab der Politik. Und kommen doch ständig und rundum mit deren Ansprüchen in Kontakt oder Konflikt. Dies gilt für den nationalen wie europäischen Gesetzgeber genauso wie für die große Weltpolitik.

Das gilt insbesondere für die neue Rolle Chinas in Europa, die sich in den letzten Wochen dramatisch gewandelt hat. Das Land, das bisher nur für Billigproduktionen von Massenwaren und als Absatzmarkt für Qualitätsprodukte gesehen wurde, entwickelt sich zum zentralen Spieler in der Schuldenkrise einiger europäischer Länder, die ja auch die anderen Euro-Staaten bedroht.

Griechenland wie Portugal und mit besonderem Erfolg Spanien haben den asiatischen Riesen um Hilfe angefleht. Sitzen doch die Chinesen auf fast drei Billionen(!) Devisenreserven, die das Land in den letzten Jahren netto verdient hat. China will mit diesem Geld derzeit mehrere Aufgaben bewältigen: Einerseits muss es die Dominanz von Dollar-Noten in seinen Tresoren reduzieren, weil es dadurch allzusehr vom amerikanischen Schuldner abhängig ist; andererseits muss es aber auch darauf  achten, dass weder Dollar noch Euro noch Yen rapide an Wert verlieren. Denn dann wäre ja Chinas Staatsschatz besonders arg getroffen.

Das sollte China verantwortungsbewusst handeln lassen. Freilich täuscht sich jeder, der glaubt, dass die Chinesen so blöd wären, blindlings Ramsch-Anleihen der PIGS-Staaten zu kaufen. Das tun sie nur, wenn sie Zug um Zug auch substanzielle Beteiligungen in der Realwirtschaft kaufen können. Das aber ist keineswegs unproblematisch. Vor wenigen Jahren noch hat sich Europa vehement gegen Einkaufspläne chinesischer (und russischer) Staatsfonds gewandt. Man wollte nicht, dass privatisierte Schlüsselbranchen dadurch wieder verstaatlicht werden – und schon gar nicht durch einen Staat, der noch immer eine nationalistisch geprägte Funktionärsdiktatur ohne unabhängige Justiz ist.

Inzwischen ist den Europäern aber weitgehend der Stolz vergangen. Das wird sich auch politisch zeigen: Die Waffenembargos gegen China werden in Vergessenheit geraten, der Dalai Lama wird kaum noch Termine bei europäischen Ministern bekommen, die Freiheit Taiwans oder die Menschenrechte der Tibetaner, Uiguren und Dissidenten werden nicht mehr thematisiert werden. Alles läuft wie bei Dürrenmatts Besuch der alten Dame.

Schuldner, die jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben, müssen es am Schluss halt sehr, sehr billig geben.

Eines bleibt dabei ziemlich ärgerlich: Aus Spanien, dem derzeit trotz jahrzehntelanger Milliardenhilfe der EU größten Sorgenkind, schwärmen weiterhin Bauunternehmen und Banken aus, um sich mit dicker Brieftasche anderswo einzukaufen – freundlich oder auch feindlich. Warum öffnen die ihre Brieftasche eigentlich nicht im eigenen Land?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

 

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Fußnote 159: Die Operetten-Armee

12. Januar 2011 17:15 | Autor: Andreas Unterberger

Der SPÖ-„Mehrheits“-Beschluss zur Abschaffung der Wehrpflicht ist vage und lässt mehr Fragen offen, als er beantwortet. Das einzige, was eindeutig ist, ist die Reaktion der Caritas.

Deren Präsident hat nämlich sofort in einer Erklärung – wie wenn er mit in den Parteigremien gesessen wäre – den SPÖ-Vorschlag begrüßt, obwohl dieser die Zahl der Zivildiener (das sollen künftig Ableistende eines sozialen Jahres sein) halbiert. Während sich das Rote Kreuz zu Recht mehr als skeptisch zeigt, beweist sich die Caritas – natürlich nur deren führende Politruks – neuerlich als Vorfeldorganisation der SPÖ. Noch köstlicher sind aber einige SPÖ-Landeshauptleute. Für sie ist überhaupt das Unwichtigste am Bundesheer das Wichtigste: Die Beibehaltung der Landes-Militärkommanden und der jeweiligen Militärmusik. Überdies dürfe es keine Schließung von Kasernen in den jeweils eigenen Bundesländern geben. Wir werden also noch viel lachen können. Aber das Militär hat man hierzulande ja immer schon am besten zu Operetten verwursten können. Nähme man das alles ernst, dann müsste man nämlich überhaupt verzweifeln.

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Notwehr gegen das Mittelalter

12. Januar 2011 02:27 | Autor: Andreas Unterberger

Eine wissenschaftliche Kommission im Auftrag des türkischen Parlaments hat Beklemmendes zutage gefördert. Was jedenfalls einmal sehr mutig ist. Ob jemals auch das österreichische Parlament, das Innen-, das Justiz-, das Frauen- oder das Familienministerium oder die eigentlich zuständigen Bundesländer ähnlich mutige Studien beauftragen werden? Bei uns schaut man vermutlich aus Prinzip weg, wenn etwas beunruhigend sein könnte.

Dabei gelten die beklemmenden Daten und Prozentsätze über das Sozialverhalten der Türken mit großer Wahrscheinlichkeit auch für Österreich. Die hierher migrierten Türken stammen nur ganz selten aus der türkischen Oberschicht, die sich von den in der Untersuchung nachgewiesenen archaiischen und religiösen Steinzeit-Usancen schon voll emanzipiert hat. Wofür auch der Mut dieser Studie spricht.

Was fanden die Wissenschaftler nun für die Türkei heraus? 5,5 Millionen Mädchen haben vor dem 18. Geburtstag geheiratet. Jede fünfte Ehe ist von den Eltern arrangiert worden. Bei 2,1 Millionen wurde ein Brautgeld ausgehandelt. 1,7 Millionen Ehen wurden zwischen engen Verwandten geschlossen – meist Cousins –, was nach vielen Statistiken alles andere als gesund ist. Eine halbe Million Türkinnen sind nur nach islamischem Ritus verheiratet, was ihnen alle Rechte nimmt. 187.000 davon sind überhaupt nur Zweitfrauen – was auch nach türkischem Recht verboten ist.

Das alles ist auch unter der Viertelmillion Menschen türkischer Abstammung, die in Österreich leben, verbreitet. Und es hat absolut nichts mit Respekt vor einer Religion oder fremden Kultur zu tun, wenn die Republik da tatenlos zusieht oder besser gesagt wegsieht. Aus Wurschtigkeit oder Verdrängung.

Es braucht strengere Ehegesetze und strengere Kontrollen. Im Interesse der Frauen. Im Interesse der unabdingbaren Grundsätze von Freiheit und Selbstbestimmung. Im Interesse der österreichischen Gesellschaft, damit sie nicht von mittelalterlichen Gebräuchen überrollt wird, die dem Land in der Summe mehr Schaden zufügen als es die gesamte Bildungsdebatte kann (und die ist schlimm genug).

Plakate gegen Zwangsheiraten in Wiener Standesämtern sind hingegen zu wenig. Wenn auch ein zarter erster Anfang eines Problembewusstseins.

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Fußnote 158: Der Mitgliederschwund

11. Januar 2011 16:31 | Autor: Andreas Unterberger

Kirche, Gewerkschaft, ORF, Parteien: Vier Ecksteine des Nachkriegs-Österreich leiden unter massivem Mitgliederverlust.

Über die Ursachen kann man jeweils ganze Bücher schreiben – oder genauer gesagt: spekulieren. Will man sie auf einen Nenner bringen, dann sind wohl alle Vier in unterschiedlicher Form sich selbst, ihrem Auftrag und ihrer Funktion untreu geworden. Sie haben nicht dort erneuert, wo es notwendig gewesen wäre, sondern in unheilvollem Modernismus dort, wo ein Bewahren notwendig gewesen wäre. Das Schlimme aber ist, dass es keine Nachfolge-Strukturen gibt, die das Fundament dieser moribunden Gesellschaft ersatzweise zumindest noch eine Zeitlang abstützen könnten. Das Skurrile in diesen Stunden ist hingegen, wie sehr und wie breit sich insbesondere der ORF über Kirchenaustritte erregt, die eigenen Verluste und die der anderen Stützen der Gesellschaft aber total ignoriert.

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Alltagsgeschichten aus einem verkommenden Land

11. Januar 2011 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Wie das Leben halt in diesem Land so spielt: Anmerkungen zur Objektivität des ORF, zur Verlässlichkeit der Kirche, zu Autobahnen nach Nirgendwo und zur Ahnungslosigkeit hoher Richterinnen.

Wie das Leben so spielt I: Kaum habe ich im Tagebuch die Frage aufgeworfen, ob nicht die Zustände im österreichischen Medienwesen noch schlimmer sind als im ungarischen, hat mir schon das Ö1-Journal den nächsten Beweis für meine Skepsis geliefert.

Denn die Art und Weise, wie zuerst die VP-Ministerin Karl zum Schulthema niedergemacht wurde, und wie aber dann die SP-Ministerin Schmied untertänig behandelt wurde, das hatte schon was von Reichsrundfunk. Korrekterweise muss man freilich festhalten, dass es auch ein Armutszeugnis für die ÖVP ist, wenn wirklich die von Woche zu Woche schwächer werdende Frau Karl die schwarze Wortführerin in Sachen Schule ist. Was aber noch lange keine Rechtfertigung für die Devotheit des ORF gegenüber der Phrasendrescherin Schmied ist, die dann sogar die ÖVP gegen die Einseitigkeit des ORF in Schutz nehmen muss. Und schon gar nicht dafür, wie sehr der ORF das Volksbegehren des meist nicht sehr luziden Hannes Androsch schon lange mehr betrommelt als jedes andere bisherige Begehren, bevor auch nur eine einzige Zeile bekannt wäre, was denn der Steuerhinterzieher a.D eigentlich will – außer in seiner seit Jahrzehnten bekannten Art, auf unser aller Kosten immer noch mehr Schulden zu wollen.

PS.: Der Propagandapostille „Österreich“ kann man entnehmen, dass Androsch deshalb für die Gesamtschule sei, weil sein nicht ganz ehelicher Sohn gerade ins Gymnasium geht. Na dann. Aber bei der Gesamtverfassung des Hannes A. kann halt schon einiges an Logik durcheinanderkommen. Und bei "Österreich" erwartet die eh niemand.

Wie das Leben so spielt II: Jahrelang haben zahlreiche kirchliche Gruppierungen und Bischöfe laut protestiert, weil ein Oberstgericht die Geburt eines behinderten Kindes als „Schaden“ bezeichnet hat. Nun legt die Justizministerin eine diesbezügliche Gesetzesänderung vor (die aus dem Schadensfall einen Sozialfall macht) – und wird daraufhin von SPÖ & Co in der Luft zerfetzt. Was aber tut die Kirche? Sie schweigt, obwohl Bandion-Ortner ein Hauptanliegen der Kirche aufgegriffen hat, obwohl die Kirche sonst ständig alles zu Sozialfällen macht, zumindest wenn Rot und Grün das auch so sehen.

Was wieder einmal klarmacht, dass die Kirche alles andere als ein verlässlicher Bündnispartner ist, zumindest nicht für bürgerliche Politiker. Korrekterweise muss man freilich sagen, dass der Vorschlag der Justizministerin nicht wirklich nach langem Nachdenken aussieht, und dass etwa die – unpolemische, aber substanzielle – Kritik des österreichischen Zivilrechtspapstes Helmut Koziol an dem Entwurf viel für sich hat. Was aber das plötzliche Schweigen der Kirche zu einem ihrer Zentralthemen noch nicht erklärt.

Wie das Leben so spielt III: Zuerst wird die für die Oberösterreicher ziemlich wichtige und seit Jahrzehnten geplante Linzer Westspangen-Autobahn aus Einsparungsgründen zu einer normalen Straße reduziert. Dann protestiert die oberösterreichische Politik – und schon hat die Verkehrsministerin wieder das nötige Geld. Woher, verrät sie uns freilich nicht, denn von Einsparungen bei anderen Projekten sagt sie nichts, wahrscheinlich schon deshalb nicht, weil dann ja wieder wer protestierten könnte. Etwa die Tunnelbau-Industrie.

Also wird das Projekt halt wieder auf Schulden gehen. Woran auch die seltsame Teileinsparung nichts ändern kann, dass man den Anschluss an diese Autobahn im Norden nicht baut. Das finde ich ziemlich super: Jetzt wird eine Autobahn gebaut, aber halt nach Nirgendwo. Wiener kennen das schon: Hier führt die Brigittenauer Brücke in Wien schon seit Jahrzehnten nirgendwohin. Und ist dafür immer fast verkehrsfrei.

Wie das Leben so spielt IV: Da hält der Bundespräsident wieder einmal die Ernennung einer neuen Gerichtspräsidentin zurück, ohne uns irgendeinen Grund zu nennen (Hat da am Ende eine Parteisektion Interesse an dem Posten angemeldet?). Aber die Richterin amtiert schon ungeniert in der neuen Funktion – und wirkt an Urteilen mit, die nun vermutlich ziemlich nichtig sind. Denn sie hat sich darauf verlassen, dass sie auf Grund des diesbezüglichen Anrufs der Justizministerin schon in Amt und Würden ist. Woher soll eine arme kleine (Quoten?-) Gerichtspräsidentin auch wissen, dass man erst dann gesetzlich Richter ist, wenn man mit Brief und Siegel installiert ist? Und solche Menschen sprechen ungeniert Recht über andere Bürger.

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Liebe EU, mach doch bitte Ungarn den Prozess!

10. Januar 2011 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie erinnert man sich elf Jahre zurückversetzt. Auch damals haben unter Anstiftung der europäischen Sozialdemokraten und unter tumber Mitwirkung der bürgerlichen Parteien alle anderen EU-Länder eine beispiellose Hetze gegen ein Mitgliedsland ausgelöst. Was damals Österreich war, ist heute Ungarn.

Dieser Vergleich heißt nun nicht, dass alles, was heute Ungarn vorgeworfen wird, substanzlos und an den Haaren herbeigezogen ist. Jedoch wird in jedem einzelnen Punkt der Vorwürfe maßlos übertrieben.

Dadurch wird aber ein Verdacht täglich größer: nämlich dass das eigentliche Delikt der Ungarn darin besteht, dass sie mit mehr als zwei Drittel der Stimmen eine Partei der Rechten an die Macht gebracht haben, und dass die nennenswerteste Opposition überdies eine noch weiter rechts stehende Gruppierung ist, während die Ungarn die Sozialisten mit Schimpf und Schande davongejagt haben, nachdem diese das Land wirtschaftlich ungebremst gegen die Wand gefahren haben.

Aber Europas oberstes Gebot lautet: Wähle keine Sozialisten ab, wenn es dir wohlergehen solle auf Erden. Genauso wenig hätten sich vor elf Jahren Blau-Schwarz in Österreich erdreisten sollen, eine Regierung zu bilden. Europa hat links regiert zu werden – selbst wenn die Wähler noch so sehr für rechte Parteien stimmen. Dementsprechend haben auch diesmal die konservativen, liberalen und christdemokratischen Parteien lauthals wie ungeprüft die sozialistischen Denunziationen nachgebetet. Und wieder einmal tun dies die Luxemburger Christdemokraten an vorderster Stelle.

Dabei kann man jede Wette eingehen: Keiner der Ungarn-Basher hat das neue ungarische Mediengesetz bisher auch nur gelesen, das ja den Stein des Anstoßes bildet. Bis vor kurzem lag es nämlich nur auf Ungarisch vor und erst seit kurzem in einer fast 200 Seiten langen Teilübersetzung auch auf Englisch. Das Tempo und die Geschlossenheit der internationalen Reaktionen auf ein vorerst unbekanntes Gesetz müssen daher mehr als stutzig machen.

Im Hauptpunkt der Kritik geht es darum, dass dieses neue Mediengesetz den Medien eine ausgewogene Berichterstattung vorschreibt. Die ungarische Regierung behauptet nun, dass es keinerlei Sanktionen für eine nicht ausgewogene Berichterstattung gibt. Die Opposition, die sich – mangels Erfolgen bei den Wahlen – derzeit vor allem über die Medien und das Ausland artikuliert, behauptet das Gegenteil.

Vorerst gibt es also für Nicht-Ungarischsprechende absolut keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt des Vorwurfes zu überprüfen. Wobei auch festzuhalten ist, dass bisher niemand in Ungarn wegen unausgewogener Berichterstattung belangt worden ist, obwohl das Land sehr viele linke wie kritische Medien hat; die ersten anhängig gemachten Fälle beziehen sich vielmehr nur auf das, was man bei uns einst Jugendschutz genannt hatte.

Andererseits sollte freilich unmissverständlich klar sein: Sollte unausgewogene Berichterstattung in Ungarn tatsächlich bestraft werden, dann wäre das absolut nicht zu akzeptieren, dann müsste der europäischen Menschenrechtsgerichtshof (der übrigens nichts mit der EU zu tun hat!) jedes derartige Urteil zurückweisen. Aber eben erst dann, wenn solches wirklich passiert, und nicht schon wenn es die internationalen Sozialisten behaupten!

Merkwürdig ist aber auch, dass sich die EU-Kommission überhaupt für das ungarische Mediengesetz für zuständig fühlt. Wo steht davon eigentlich etwas im EU-Vertrag? Und wenn die EU wirklich für Medienfreiheit zuständig wäre (was man durchaus begrüßen könnte), warum hat sie nichts unternommen, als sich europäische Justizminister – außerhalb der EU-Gesetzgebung – darauf geeinigt hatten, Meinungsdelikte mit zwei Jahren Haft zu bestrafen? Das ist wohl ein mindestens so schlimmer Eingriff in die Meinungsfreiheit, als es eine Pflicht zur Ausgewogenheit wäre. So sehr auch die mit der Meinungsfreiheit im Widerspruch steht. Denn selbstverständlich muss jede Zeitung ganz frei ihre eigene Sicht der Dinge berichten können, ohne dass Regierungen das nachprüfen dürfen.

Der zweite Kritikpunkt des Auslands in Sachen ungarisches Mediengesetz ist, dass die Medienbehörde komplett von der Regierungspartei nominiert wird. Nun: Wenn die Wähler diese Partei mit mehr als zwei Dritteln legitimiert haben, ist das durchaus rechtens. Wäre es anders, dann müssten beispielsweise fast sämtliche Postenbesetzungen der österreichischen Regierung komplett EU-widrig sein.

Eine einseitige Besetzung von angeblich objektiven Organen durch die Regierung trifft hierzulande nämlich nicht nur auf die Medienbehörden zu, sondern auf noch viel wichtigere Gremien: insbesondere auf den österreichischen Verfassungsgerichtshof. Der wird nämlich von oben bis unten rot-schwarz besetzt. Von der Opposition oder unabhängigen Juristen keine Spur. Ebenso hat die Wiener Regierung vor kurzem eine stramme Parteisoldatin als österreichischen Richter ins oberste EU-Gericht entsandt, die absolut keine richterliche Erfahrung hat. Was also ebenfalls viel skandalöser und wichtiger ist als die Besetzung der ungarischen Medienbehörde. Dabei haben die beiden österreichischen Regierungsparteien zusammen weniger Stimmenanteile erhalten als die ungarische Regierungspartei (und würden bei künftigen Wahlen kaum mehr die Hälfte der Stimmen bekommen).

Man darf also durchaus gespannt sein, wie es in Sachen EU vs. Ungarn weitergeht. Denn alles, was nun den Ungarn angehängt wird, kann auch anderen Ländern wie Österreich angehängt werden, obwohl die SPÖ ganz besonders laut gegen Budapest hetzt.

Vor allem aber ist es in einigen anderen Punkten um Österreichs Medienlandschaft noch viel schlimmer bestellt als um die ungarische: Wird doch hier der ORF-Generaldirektor wie die Leitung eines SPÖ-Sekretariats vergeben. Und vor allem: In keinem europäischen Land ist es erlaubt oder überhaupt denkbar, dass die Regierung – insbesondere die Kanzlerpartei – hemmungslos in den Steuertopf oder auch in die Kassa der Bundesbahn greift, um parteipolitisch freundliche Zeitungen zu belohnen. Das ist in Wahrheit Korruption in Reinkultur.

Also, liebe EU, nur zu: Mache doch den Ungarn einen Prozess – dann aber auch allen anderen, die genauso schuldig sind! Und zücke ja nicht zurück, wenn du draufkommst, dass dich wieder einmal linksintrigante Hysterie und rechte Dummheit auf gefährliches Glatteis geführt haben.

Spannend sind gewiss auch die anderen Vorwürfe gegen Ungarn. Etwa die neuen Steuergesetze, die bewusst so gestaltet sind, dass sie vor allem ausländische Firmen treffen. Solcher Protektionismus verstößt ganz sicher gegen den europäischen Geist und die Binnenmarkt-Prinzipien. Nur: Wie will die Union das verfolgen, wenn sie bisher beim noch viel ärgeren französischen Protektionismus geradezu demonstrativ weggeschaut hat? Quod licet Iovi?

Am wenigsten wird aber im Ausland vom jedenfalls schlimmsten Sündenfall der Ungarn geredet: Um die katastrophalen Budgetlöcher ein wenig zu stopfen, greift die Regierung einfach auf die private Pensionsvorsorge. Das ist nun wirklich eine schwere Verletzung des Grundrechts auf Eigentum. Das Schweigen der anderen Länder bedeutet Übles: Offenbar wird dort schon in etlichen Finanzministerien über ähnliches nachgedacht.

Was uns allen nahelegen sollte, unsere Ersparnisse ins Ausland zu tragen. Singapur soll noch ein recht solides Finanzsystem haben . . .

 

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Die Sonne macht reich - manche zumindest

09. Januar 2011 01:54 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist leider eine unerfreuliche Premiere im Tagebuch: Der unter diesem Titel erschienene Beitrag muss leider komplett zurückgezogen werden. Der Grund: Ich bin einem Kommafehler des eigentlich renommiertesten Wirtschafts-Datendienstes der Welt aufgesessen: Die getadelten Bezüge sind (zum Glück) nur ein Prozent der im ursprünglichen Bericht genannten. Ich bedaure - auch wenn der Fehler nicht in meinem Bereich gelegen ist. Aber da das Tagebuch immer um Korrektheit bemüht ist, habe ich sofort bei Bekanntwerden des Fehlers reagiert.

PS: Nachträgliche Ergänzung (da das manche Kommentatoren urgiert haben): Der Datendienst heißt Bloomberg.

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SN-Kontroverse: Aufnahmsprüfungen?

08. Januar 2011 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Sollen Aufnahmsprüfungen für das Gymnasium eingeführt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Vorschlag aus der Mottenkiste

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Das neue Jahr beginnt so, wie das alte geendet hat: mit Streit um das Bildungssystem. Es ist ineffizient, teuer und sozial unfair. In höhere Schulen und an die Universität kommt fast nur, wer auch aus „gutem Hause" stammt: Der familiäre Hintergrund und ein Migrationshintergrund fallen für Kinder und Jugendliche in Österreich viel stärker ins Gewicht als in anderen Ländern. Sozial am fairsten beim Zugang zur Bildung sind Island, Finnland und Dänemark. Hinter Österreich, das beim gerechten Zugang zur Bildung unter 31 OECD-Staaten lediglich auf Platz 24 liegt, befinden sich nur noch Länder wie die Slowakei oder die Türkei.

 Verantwortlich dafür ist der Zwang zur frühen Festlegung des Bildungswegs. In Österreich muss die erste Schulwahlentscheidung für das Kind mit zehn Jahren gefällt werden. Diese ist wesentlich vom familiären Hintergrund geprägt. Die Schulleistung der Kinder fällt weniger ins Gewicht als der Bildungshorizont der Eltern  und ihre finanziellen Möglichkeiten.
 
Mit dem Retrovorschlag, Aufnahmsprüfungen in Gymnasien einzuführen, würde die Bildungsungerechtigkeit noch verstärkt. Jede Bestrebung nach einer modernen Bildungspolitik würde zunichtegemacht. Statt früher Selektion sollte das Bildungssystem bessere Integration und Förderung von Talenten durch Einführung der differenzierten Gesamtschule bieten. Kein Witz, sondern bezeichnend ist, dass der Vorstoß von Fritz Neugebauer kommt, der als Chef der Beamtengewerkschaft etliche Bildungsreformen verhinderte und  jetzt gegen ein Gesetz Verfassungsklage einbringen will, das er selbst mitbeschlossen hat. So weit, so schlecht. Aber  Leute mit Ideen aus der Mottenkiste des frühen 20. Jahrhunderts sollten nicht über die Zukunft der Kinder im 21. Jahrhundert bestimmen. 


Leistungsdruck ist sozial

Andreas Unterberger

Die Abschaffung der Aufnahmsprüfungen war einer der vielen populistischen Fehler, die das Niveau unserer Schulen nachhaltig gesenkt haben. Ihre Wiedereinführung ist genauso sinnvoll wie eine anspruchsvolle (Teil-)Zentralmatura, wie universitäre Zugangsregeln, wie regelmäßig extern überprüfte und notenrelevante Leistungsstandards.

Die ständige Reduktion der Anforderungen und die Umwandlung vieler (zum Glück nicht aller) Schulen in Kuschelstuben hat jungen Menschen vorgetäuscht, automatischen Anspruch auf Schul-„Erfolge" zu haben. Ohne Anstrengungen und objektiv von Dritten überprüfte Leistungen. Beim Berufseintritt waren dann manche überrascht - und die Arbeitgeber enttäuscht -, dass freigiebig verteilte Zeugnisse und Diplome nicht viel wert waren. Auch international nicht: Siehe Uni-Rankings, PISA- und TIMSS-Tests.

Solange Lehrer ausschließlich selbst den Erfolg ihrer Bemühung benoten, sind sie versucht, zu gut zu bewerten. Auch viele Schulbehörden und Direktoren üben Druck aus, gut zu benoten. Der Abbau von Leistungshürden ist vor allem für bildungsfern aufgewachsene Kinder unsozial, weil sie dann auch in der Schule nicht gezwungen werden, das zu lernen, was die Eltern versäumt haben. Als krasse Folge gehen etwa in der Wiener Brigittenau (ein Bezirk mit hohem Migrantenanteil) fast alle Volksschüler mit lauter Einsern ab. Obwohl viele weder Lesen noch Rechnen beherrschen.

Sobald jedoch am Ende jeder Schule wie in vielen Ländern ein extern bewerteter Test steht, müssen sich Lehrer wie Schüler angesichts einer von ihnen selbst nicht zu beeinflussenden Hürde gemeinsam anstrengen.  Mit einer objektiven Aufnahmsprüfung würde auch die Polemik ad absurdum geführt, dass Zehnjährige sozial „selektiert" würden. 

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Josef Konsenspröll und die Schule

07. Januar 2011 12:59 | Autor: Andreas Unterberger

Der ÖVP ist auf den ersten Blick zu ihrem nach langen Geburtswehen entstanden Bildungskonzept einmal zu gratulieren – oder genauer den davon (hoffentlich) profitierenden Schülern und Eltern. Vier sehr kritische Fragen können ihr aber nicht erspart werden, die den Wert der Gratulation wieder stark vermindern.

Zu loben ist einmal, dass die ÖVP dem Schwachsinn einer Einheitsschule nicht nachgegeben hat, auch wenn das flächendeckende rot-grüne Bombardement samt deren „intellektuellen“ Vorfeld-Partisanen wie „Österreich“, Androsch&Freimaurerfriends sowie ORF schon manche Schwarze zeitweise eingeschüchtert hat. Vom BZÖ, das ebenfalls den Gesamtschul-Schwachsinn trompetet, das aber ohnedies immer mehr zu einer Heide-Schmidt-Reproduktion wird, wollen wir wegen seiner Bedeutungslosigkeit gar nicht reden.

Zu loben ist, dass die Beherrschung der deutschen Sprache zur Vorbedingung für den normalen Schulunterricht wird. Ebenso positiv ist, dass sich künftig die Direktoren die Lehrer selbst aussuchen sollen (Was ist mit dem Kündigen?).

Auch die Idee, dass man nur noch "modular" jene Fächer nachholen soll, in denen man negativ abschneidet, ist im Prinzip gut - die organisatiorische Durchführung wird aber noch sehr spannend und schwierig. Denn mit Schulklassen lässt sich das nicht mehr gut verbinden. Eine richtige Idee ist auch, die Pflichten der Eltern stärker zu betonen - nur traut sich die ÖVP noch nicht wirklich, das auch mit Konsequenzen zu verbinden, etwa einer Reduktion der Familienbeihilfe bei Schulschwänzen oder Aufgabenverweigerung.

Auch das Projekt einer „mittleren Reife“ für alle 14-Jährigen ist im Prinzip gut – selbst wenn es auf den ersten Blick gegenüber der bisher schlicht „Hauptschulabschluss“ genannten Qualifikation nicht wirklich etwas Neues zu bedeuten scheint. Dennoch könnte die mittlere Reife ein Element werden, das alle Schulen wieder ein Stück stärker ergebnis- und leistungsorientiert macht (auch den Gymnasien täte so etwas allemal gut).

Es kommt dabei nur ganz auf das Wie der Durchführung an. So wie ja jetzt schon das Wie der von Claudia Schmied gerade vorbereiteten Zentralmatura und Bildungsstandards die meisten Hoffnungen wieder zerstört, die man an diese Instrumente geknüpft hat. Denn wenn diese mittlere Reife nur bestätigen sollte, dass man halt acht Jahre mehr oder weniger eifrig zur Schule gegangen ist, dann ist sie das Papier nicht wert und das Wort „Reife“ schon gar nicht.

Jedoch kann man gleichzeitig der ÖVP vier kritische Fragen nicht ersparen:

  1. Wie will sie glaubhaft Sparsamkeit verkörpern, wenn man schon wieder 130 Millionen Euro (jährlich!) für ein stark nach Zeitgeist klingendes Projekt auszugeben gewillt ist? Immerhin bringt es diese Regierung – und damit an führender Stelle dieser Finanzminister – selbst in der gegenwärtigen (Zwischen-)Konjunktur nicht zustande, auch nur in die Nähe eines ausgeglichenen Budgets zu kommen.
    Gleichzeitig haben ja bisher alle Analysen gezeigt, dass die ländlichen Hauptschulen nach wie vor exzellent sind. Das heißt, dort wäre ja gar kein dringender Handlungsbedarf gegeben. Und bei Pisa gibt es nur einen einzigen Ort mit wirklich katastrophalen Ergebnissen, nämlich Wien (trotz einer Fülle von Neuen Mittelschulen und ähnlichem). Statt dass dort die Frau Brandsteidl und ihre Genossinnen hinausgeschmissen werden, was eine ziemlich billige Investition wäre, geben wir wieder (in altem Geld) fast zwei Milliarden mehr aus. Obwohl Österreichs Bildungsausgaben in allen Vergleichsstatistiken jetzt schon im absoluten Spitzenfeld liegen.
  2. Aber gehen wir einmal davon aus, dass Geld offenbar wieder grenzenlos vorhanden ist. Und nehmen wir überdies einmal an, dass die teure Methode „Neue Mittelschule“ – die primär darin besteht, deutlich mehr Lehrer in die Klassen zu stellen – wirklich pädagogisch etwas bringt. Dann stellt sich die zentrale Frage: Warum bekommen nicht auch die Gymnasien eine so heftige Vermehrung der Lehrkräfte? Ist der ÖVP die Qualität der Ausbildung unserer künftigen Elite wurscht, also jener relativ wenigen Menschen, die einmal als Wissenschaftler, Manager, Freiberufler, Forscher, Ingenieure usw. den Wohlstand für die wachsende Gruppe von Wohlfahrtsabhängigen erwirtschaften sollen? Verbirgt sich hinter dem Modell nicht doch ein gewaltiger Schritt hin zu mehr Gleichmacherei? Will man die Fleißigeren, Begabteren, stärker Bildungsorientierten bewusst bremsen? Gleichsam als Strafe dafür, weil sie überdurchschnittlich oft aus sozial arrivierten Familien kommen (die ja in der großen Mehrzahl deshalb arriviert sind, weil sie und damit im Schnitt auch ihre Kinder stärker bildungsorientiert und fleißiger sind)? Ist auch die ÖVP letztlich doch vom Virus der totalen Gleichmacherei befallen, der früher Kommunismus, jetzt aber „Soziale Gerechtigkeit“ heißt, die aber mit Gerechtigkeit absolut nichts zu tun hat, sondern nur mit Gleichmacherei?
  3. Warum kämpft die ÖVP nicht gleichzeitig für die vielen Qualitäts- und leistungsorientierten Schulversuchs-Ideen, wie sie etwa einst Bernhard Görgs Karl-Popper-Schule gewesen ist, die sensationelle Ergebnisse erzielt? Was bedeutet der gleiche Fächerkanon zwischen Mittelschule und Gymnasien? Wird den Gymnasien die zweite Fremdsprache (etwa Latein in den anspruchsvollsten Schulen) verboten, weil viele Mittelschüler ja schon mit Hochdeutsch Probleme haben?
  4. Und last not least: Warum will nicht einmal die ÖVP in den Gymnasien wieder die Aufnahmsprüfung einführen, damit endlich die Volksschulen (das wahre Problemfeld!) unter Leistungsdruck kommen? Und damit nur die wirklich Leistungsbereiten in die AHS kommen?

Letztlich ist das wieder eine typische Josef-Pröll-Entscheidung, wie bei der Schwulenehe, wie beim Budget: Gute Absichten werden aus lauter Konsens-Sucht wieder weitestgehend zunichte gemacht. Und nützen wird das Pröll erst recht nichts. Die Linken werden das ÖVP-Bildungspapier als Teilsieg verbuchen und sofort weiter um den Endsieg kämpfen. Auch wenn dieser eine totale Niederlage für Österreichs künftige Schüler bedeuten wird. So wie sie beim Budget trotz der Pröllschen Nachgiebigkeit schon wieder neue Steuererhöhungen verlangen, so wie sie bei der Schwulenehe nicht aufgeben, bis auch die letzten Mini-Differenzierungen weggefallen sind.

Was Pröll einfach nicht begreift: Die Menschen respektieren nur Politiker, die auch in Konfliktzeiten zu ihren Überzeugungen und denen ihrer Wähler stehen. Er begreift auch nicht, dass die überwiegend linksgestrickten Medien die ÖVP erst dann loben werden, wenn sie das grünrote Programm wirklich ganz übernommen hat. Also wenn es die ÖVP nicht mehr gibt.

 

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Multikulturell oder: Wer beim Heer die Klos zu putzen hat

07. Januar 2011 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

„Clash of Civilizations" (auf deutsch: "Kampf der Kulturen") nannte der große Politologe Samuel Huntington Ende der neunziger Jahre sein prophetisches Werk. Heute wissen wir: Dieser Kampf der Kulturen muss nicht immer Krieg bedeuten, aber er findet als Folge der Massenmigration in ständig wachsender Dimension auch hierzulande statt. An Tausenden unblutigen Schauplätzen des Alltags rings um uns, etwa auch in einer Bundesheerkaserne.

Diese Kämpfe werden nur von Politik und Medien gerne ignoriert, deren Akteure selber großteils in isolierten Wohlstandsghettos leben, die uns noch immer eine idyllische Scheinwelt von der angeblichen Bereicherung durch die Zuwanderung vortäuschen, und die hartnäckig den eingeborenen Österreichern Rassismus vorwerfen. Neben den großen volkswirtschaftlichen und bildungspolitischen Veränderungen, die etwa ein Thilo Sarrazin mit Hunderten Daten und Statistiken in offensichtlich unwiderlegbarer Weise dargelegt hat, sind die kleinen Erschütterungen für die sich in Wahrheit abspielenden Prozesse oft viel mehr anschaulich und emotionalisierend.

Eine solche schildert mir der freundliche Unternehmer aus dem Burgenland, dessen Sohn David M. vor wenigen Tagen seinen Präsenzdienst  in Bruckneudorf beendet hat. David war durch die abgrundtiefe Weisheit unserer Militärstrategen in eine Einheit gekommen, die sich aus 45 türkischstämmigen und 5 anderen – fast hätte ich gesagt: österreichstämmigen – Wehrpflichtigen zusammengesetzt hat.

Automatisch haben die 45 untereinander ständig nur türkisch geredet, obwohl das theoretisch verboten war. Aber die Vorgesetzten, insbesondere die Offiziere, haben sehr weit von der Mannschaft ihre artifizielle Casino-Realität gelebt und sich um nichts gekümmert. Die 45 haben wie selbstverständlich trotz theoretischer Verbote auch anatolische Lebensgewohnheiten wie nächtliche Geselligkeit und Rauchen in den Unterkünften beibehalten.

So weit so vorhersehbar. Die Moslems sind natürlich auch kulinarisch von unserem Heer auf Händen getragen worden: So stand etwa für die Eingeborenen Linsen mit Speck (der bekanntlich Schweinefleisch ist) auf dem Speisezettel, die anderen bekamen saftige Rindersteaks. Natürlich ohne dass für die Nichtmoslems eine Wahlmöglichkeit bestanden hätte.

Ihnen wurde vielmehr sogar einmal auf Befehl die eigene Marschverpflegung abgenommen und zwangsgetauscht: Weil diese aus je einer Dose Puten- und Schweineaufstrich bestand, mussten die Nichtmoslems all ihre Puten hergeben (was für mich zwar kein Verlust wäre, aber Geschmäcker sind halt verschieden, und vor allem will man gerne gefragt werden). Trotz dieser Vorzugsbehandlung konnte die österreichische Minderheit dann schon bisweilen verächtliche Bemerkungen übers österreichische Heer aufschnappen, und dass man eigentlich viel lieber in der türkischen Armee, also einer richtigen dienen würde.

Ein weiterer multikultureller Aspekt brachte sogar dem netten und gelassen wirkenden Vater das böse Wort von der „Herrenrasse“ auf die Lippen: Die fünf Österreicher mussten nämlich täglich die Klos putzen, weil sich die Türken einfach geweigert haben. Begründung: „Das ist bei uns Frauenarbeit.“ Da platzte dann David M. der Kragen. Er meldete sich beim „Beschwerderapport“, wie beim Bundesheer das Salzamt heißt.

Was ihm zweierlei einbrachte: Eine flapsige Offiziersbemerkung: „Da mischen wir uns nicht ein; machts Euch das selber aus, wer die Klos putzt.“ Und eine handfeste Bedrohung vor dem Kasernentor. Die David M. aber als ausgebildeter Boxer gut überstand.

Wobei der Unternehmer alles andere als fremdenfeindlich ist – stammt er doch aus einer 1956 geflohenen ungarischen Familie und hat sich in seiner Jugend etliche Stänkereien ob der von seiner Familie verwendeten Sprache anhören müssen. Nach der Analyse seines Sohnes stand die türkische Gruppe, „von der viele auch sehr nett waren“, ganz unter dem Kommando eines halben Dutzends Capos, die sehr nationalistische wie religions-chauvinistische Töne vorgaben.

Erst nachdem die Familie auch auf politischem Weg sich beschwert haben, traten in den letzten Wochen des Präsenzdienstes plötzlich Änderungen ein und die Offiziere aus dem Casino heraus: Plötzlich war es doch möglich, dass man sich ins Kloputzen einmischte und dass mit Namenslisten festgelegt wurde, wer putzt. Hoffentlich haben die hohen Herren angesichts ihrer gewaltigen Belastung nicht Überstunden dafür verlangt.

Und uns bleibt eine Ahnung von den vielen Konflikten, die der Zusammenprall zweier so unterschiedlicher Kulturen im Alltagsleben mit sich bringt. Und von einer Zukunft, in der die Moslems nicht nur in einer burgenländischen Heereseinheit, sondern zuerst in Wien und dann im ganzen Land die Mehrheit bilden werden. Dann aber wird von den linken Gutmenschen, wirklichkeitsfremden Juristen und Unternehmern niemand schuld gewesen sein wollen, die gewaltigen Folgen des Imports von Arbeitskräften aus fremden Kulturen völlig ignoriert zu haben.

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Kreisky: Der Schein und das Sein

06. Januar 2011 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Im vergangenen August wäre Josef Klaus hundert Jahre alt geworden. Kaum jemand hat davon Kenntnis genommen. Bruno Kreisky würde am 22. Jänner hundert Jahre alt. Und schon jetzt erbeben die Medien wie auch die Spielplanmacher diverser Bühnen vor Aufregung ob dieses Datums, schon sind die Buchauslagen voll von Kreisky-Büchern und bereitet der ORF eine intensive Heiligenverehrung vor.

Nichts zeigt deutlicher, wer heute die Kultur- und Medienlandschaft kontrolliert, wer in den Buchverlagen diktiert. Nichts zeigt aber auch deutlicher, dass die SPÖ die nun anhebenden Kreisky-Festspiele angesichts ihrer totalen Sinnleere und Faymannisierung wie ein Stück Brot braucht, um noch irgendeine Identität zu haben. Und die braucht jede Partei als inneren Zusammenhalt.

Ebenso keine Frage ist freilich auch, dass die Pröll-ÖVP jeden Sinn für historische Dimensionen verloren hat, sonst hätte sie nicht selbst auf Klaus vergessen. Sie hat ja im Vorjahr beispielsweise auch den zehnjährigen Jahrestag des Amtsantritts des letzten ÖVP-Bundeskanzlers ignoriert. Wer die Geschichtsschreibung kontrolliert, der bestimmt auch, was in der Geschichte wichtig war. Die Fakten sind da viel weniger wichtig. Und wer die Geschichtsschreibung vernachlässigt, der zählt auch zu den Verlierern der Geschichte. Wer aber die Geschichte gewonnen hat, der hat auch für die Gegenwart eine viel schlechtere Ausgangsposition.

Um nur beim ORF zu bleiben: Während Klaus das Rundfunkvolksbegehren ernst nahm und den ORF unter Gerd Bacher in eine vorher ungeahnte Freiheit entließ, verkürzte Nachfolger Kreisky sehr rasch wieder die Zügel des Rundfunks auf ein parteigenehmes Maß. Dass dennoch Bacher dann später noch einmal an die ORF-Spitze kam, hing nicht mit einem Erwachen sozialistischer Liberalität zusammen, sondern mit dem Machtkampf Kreiskys gegen seinen Finanzminister Androsch, dessen Parteigänger im ORF-Kuratorium gegen die Parteilinie stimmten.

Kreisky wie Androsch sind aber gemeinsam für die wohl schwerste Last verantwortlich, die sie der Republik aufgeladen haben: Übernahmen sie die Republik 1970 mit einer traumhaft niedrigen Schuldenquote von 12 Prozent, so betrug diese 1983 bei Kreisky Abtritt 44 Prozent! In absoluten Zahlen war das sogar eine Versechsfachung der Schulden in 13 Jahren. Eine stolze Leistung.

Gewiss wuchs die Staatsschuld auch nach Kreisky weiterhin an. Unter rot-blauen ebenso wie unter rot-schwarzen Regierungen. Erst Wolfgang Schüssel konnte deren Wachstum brechen. Das gelang ihm 1995 durch vorzeitige Neuwahlen (die seiner Partei freilich ziemlich schadeten), die er aus Widerstand gegen einen Budgetentwurf des SPÖ-Finanzministers Staribacher provozierte, und nach 2000 durch eine konsequente und auch in der eigenen Partei unpopuläre Sparpolitik.

Unpopuläre Sparmaßnahmen kamen Kreisky erst ganz am Ende seiner Amtszeit und mit einem neuen Finanzminister in den Sinn. Sonst war seine Finanz- und Wirtschaftspolitik von populistischen Geldverteilungsmaßnahmen nur so geprägt. Diese reichten von Heiratsprämien bis zum Gratisschulbuch. Die Republik verschuldete sich auch deshalb, um Osteuropa (am Ende uneinbringliche) Kredite zu geben, mit denen die kommunistischen Länder wiederum Produkte der marode gewordenen Verstaatlichten Industrie kaufen konnten. Dass er dazwischen auch bisweilen vom Sparen redete und den Beamten Taxifahrten statt Dienstautos verordnete, waren substanz- und wirkungslose Scheinaktionen fürs Schaufenster.

Man kann Kreisky freilich zugutehalten, dass er auf Grund seiner Biographie alles tun wollte, um eine Wiederholung der Arbeitslosigkeit der Dreißiger Jahre samt ihren katastrophalen Folgen (die freilich nur zum Teil mit der Arbeitslosigkeit zusammenhingen) zu verhindern. Er hat nur eines nicht begriffen – und der junge Androsch als Sunny Boy erst recht nicht, der als Aufsteiger die Wünsche jeder wichtigen Parteigruppe erfüllen wollte: Die Schulden der Siebziger Jahre wurden die Hauptursache der Stagnation und Arbeitslosigkeit der Achtziger Jahre; und sie lasten mit den auch nicht ganz geringen Neuverschuldungen der Zeit bis 1995 heute wie ein riesiger Felsbrocken auf den Österreichern.

Kreisky hat sich aber solcherart viel Popularität erkauft. Zugleich kam ihm zugute, dass die SPÖ im Zuge der 68er Bewegung ganz im linken Zeitgeist lag – was Kreisky nicht hinderte, mit seinem teilweise sehr konservativen Auftreten und Lebensstil tief in bürgerliche Schichten hinein Anziehung auszuüben. Er konnte das unbesorgt tun, weil damals der SPÖ die Bedrohung durch eine linke Konkurrenz fehlte, wie sie dann die Grünen wurden, die später viele der linksradikalen Strömungen der 68er auffingen.

Kreisky war auch imstande, Niederlagen wegzustecken, wie etwa das erfolgreichste Volksbegehren der Geschichte, nämlich gegen das Konferenzzentrum an der Donau, das er neben die schon von seinem Vorgänger initiierte UNO-City bauen ließ. Das Konferenzzentrum ist zwar bis heute kein sehr attraktiver Veranstaltungsort – aber dennoch hat Kreiskys Hartnäckigkeit in dieser wie in anderen Fragen auch seinen Gegnern imponiert. Er ließ sich auch durch scharfen Gegenwind nicht von seinem Kurs und seinen Ideen abbringen. Was ihn sehr von vielen anderen Politikern unterschied, die Österreich seither hatte.

Eine noch größere Niederlage war die Volksabstimmung zum Atomkraftwerk Zwentendorf, für das er bis zuletzt gekämpft hatte. Aber gerade seine – dann nicht eingehaltene – Ankündigung eines Rücktritts bei einem Nein zu Zwentendorf hat diese Niederlage erst recht ausgelöst: Denn viele Kreisky-Gegner, die eigentlich nichts gegen Zwentendorf hatten, entschlossen sich daraufhin zu einem Nein bei der Abstimmung. Dennoch war diese Abstimmung für Kreisky hilfreich: Er blieb, und die Abstimmung hat viel von der kritischen Stimmung gegen seine Regierung verdampfen lassen.

Von vielen Kreisky-Biographen wird aus seiner Ära besonders das neue Strafgesetzbuch als Beweis seiner Liberalität angeführt. Darin werden tatsächlich viele alte Zöpfe abgeschnitten. Freilich war dieses Strafgesetzbuch schon von den ÖVP-Justizministern fertig ausgearbeitet, jedoch aus Rücksicht auf die Widerstände der Bischofskonferenz nicht umgesetzt worden. Kreiskys Mehrheit drückte es dann samt der Freigabe der Abtreibung durch, was bis heute eine tiefe Kluft zwischen die SPÖ und die Gläubigen treibt.

Sehr gezielt wurde in den siebziger Jahren personalpolitisch umgefärbt. Dabei waren der SPÖ – was für ihre strategische Intelligenz spricht – die Universitäten wichtiger als die Beamten. Und bei den Unis, vor allem der Wiener Hauptuniversität, konzentrierte sie sich wieder ganz auf die ideologisch relevanten Fächer wie Zeitgeschichte, Verfassungsrecht, Publizistik oder Politikwissenschaft, wo ein totaler Paradigmenwechsel erzwungen wurde.

Am wichtigsten für Kreiskys Erfolg waren aber seine guten Kontakte zu bürgerlichen Journalisten (die es damals noch in relevanter Zahl gab). Er vermittelte ihnen das Gefühl der Wertschätzung. Er war selbst für junge Redaktionsaspiranten am Telefon zu langen Gesprächen erreichbar – was vorher wie nachher völlig undenkbar war, was es auch im Ausland nirgendwo gab oder gibt.

Am liebsten verbreitete sich Kreisky bei Telefonaten, bei Hintergrundrunden, aber auch bei SPÖ-Parteitagen über die Weltpolitik. Da konnte er stundenlang und mit viel Wissen monologisieren. Was vielen Österreichern sehr imponierte. War es doch bis dahin völlig unüblich, dass ein österreichischer Regierungschef zu Dingen Stellung nahm, die mit dem Land selber überhaupt nichts zu tun hatten.

Kreisky war dadurch auch international bald sehr bekannt. Zusammen mit Willy Brandt und Olof Palme hat er dabei – als einer der letzten in der Geschichte – noch an ein sozialistisches Gesellschaftsmodell geglaubt, über das die drei viel publizierten.

Vor allem aber ging Kreisky in Konfrontation mit den USA und noch mehr mit Israel. Für deutschsprachige Politiker war damals jedoch noch jede Kritik an Israel absolutes Tabu. Auf Grund seiner jüdischen Abstammung konnte ihm das aber nur schwer als Antisemitismus ausgelegt werden – obwohl er eindeutig antisemitische Äußerungen machte.

Kreisky hat sich und Österreich dadurch viele Feinde gemacht – aber auch zweifellos viel persönliche Bewunderung errungen. Er hat engste Kontakte mit arabischen Machthabern gepflegt, er hat sich händehaltend mit Libyens Diktator Gadhafi gezeigt, er hat immer wieder den Standpunkt der Palästinenser verteidigt, trotz des von diesen damals praktizierten Terrorismus.

Aber eines hat Kreisky dabei nicht geschafft, obwohl viele seiner Hagiographen das jetzt verbreiten: Er war nie ein Vermittler. Er wurde von Israel und den USA nie als solcher akzeptiert, galt er doch als viel zu araberfreundlich.

Während die SPÖ noch 1955 rund um die Staatsvertragsverhandlungen proamerikanischer als die ÖVP gewesen ist, hat sich auch das unter Kreisky völlig gewandelt. Er setzte ganz auf die parallel in Deutschland von Brandt betriebene Entspannungspolitik und Annäherung an den Ostblock – wobei er freilich einen Kurs fortsetzte, der zum Teil schon unter Klaus und dessen Außenminister Waldheim begonnen hatte, wenn auch damals mit klarer Beschränkung auf einen bilateralen Akzent.

In der Summe hat Kreiskys Außenpolitik den Österreichern sicher viel Befriedigung verschafft, weil sie erstmals wirklich einen Politiker mit Weltgeltung hatten. Einen konkreten Nutzen für die Republik oder ihre Einwohner konnte er aber damit nicht wirklich schaffen. Denn die Sicherheit Österreichs war auch weiterhin durch die konkludenten Garantien der Nato gewährleistet. Und auch wirtschaftlich brachten die Ostkontakte keinen Gewinn. Gleichzeitig hat er zum Schaden für die österreichische Wirtschaft auf die Totgeburt der Efta statt auf die EWG, die Vorläuferin der EU, gesetzt, die seiner Partei damals noch zutiefst suspekt gewesen ist.

Jedenfalls war Kreisky aber eine starke Persönlichkeit mit großer Bildung in Geschichte wie Literatur. Die in den letzten Jahren von der SPÖ zunehmend aufgebaute Heiligsprechung Kreiskys hat aber nur für die Partei, nicht für das Land eine über das für jeden langjährigen Regierungschef angebrachte Ausmaß Berechtigung.

Dennoch zeigen die jahrelangen Bemühungen um die Kreisky-Verehrung offensichtliche Wirkung. Sonst würde nicht sogar ein H.C. Strache wiederholt versuchen, sich irgendwie als Erbe Kreiskys zu profilieren. Was irgendwie schon recht seltsam ist.

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Aber schuld werden die Spekulanten sein

05. Januar 2011 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

Der Bundespräsident hat zum Jahresbeginn noch behauptet, Österreich habe die Finanzkrise gut übertaucht. Nun, dass Heinz Fischer von Wirtschaft nichts versteht – und dass diese ihn auch nicht interessiert –, ist bekannt. Aber das, was potentielle Geldverleiher über Österreich und seine Finanzen denken, sollte doch auch Fischer, Faymann & Co zu denken geben.

Denn die Republik hat knapp nach Jahresbeginn eine für kommenden Dienstag geplante Bundesanleihe heimlich, still und leise abgesagt. Grund wurde keiner genannt. Allzu große Nachfrage, derentwegen sich die Republik nicht entscheiden hätte können, bei welchem der vielen Möchtegern-Kreditoren sie das Geld borgt, dürfte es aber wohl nicht gewesen sein.

Was feststeht, ist, dass österreichische Anleihen derzeit rapide an Wert verlieren. Konnte man im September noch eine (alte) Anleihe auf dem sogenannten Sekundärmarkt um einen so hohen Preis verkaufen, dass der Käufer eine Verzinsung von 2,63 Prozent erhielt, so müssen Verkäufer die Papiere heute schon deutlich billiger abgeben: Käufer kaufen österreichische Anleihen nur noch, wenn der gesenkte Preis eine Rendite von 3,37 Prozent ergibt.

Das heißt natürlich auch, dass die Republik bei Begebung von neuen Anleihen künftig deutlich höhere Zinsen anbieten muss. Zumindest, wenn sie auch Käufer finden will. Und das in einem Land, das jetzt schon an die neun Milliarden für die Zinsen (damit ist noch kein Cent rückbezahlt!) der alten Schulden zahlen muss.

Der rasch gestiegene Zinssatz für österreichische Papiere – der die Republik so überhaupt nicht zu interessieren scheint – zeigt, dass niemand den Jubeltönen der Regierungsparteien über die seit September erfolgte Budgeterstellung Glauben schenkt. Nichts wurde saniert, die Hacklerregelung wurde ad infinitum verlängert, im Gesundheitssystem gibt weiter jeder gegen jeden Geld aus, die Bundesländer verbrennen weiter Steuergeld bei Feuerwerken, Donauinselfesten und Kreisverkehr-Eröffnungen.

Ja, ganz im Gegenteil: Die Wünsche diverser Lobbies – die sich alle ihre Politiker halten – nach neuen Ausgaben ist unendlich lang. Ständig werden neue verarmte Massen entdeckt, die unbedingt noch mehr Unterstützung und Umverteilung brauchen; ständig wird nach extrem teuren (Gesamtschul- und anderen) Bildungsreformen gerufen; ständig rufen Bundesländer und Gemeinden nach weiterem Geld; ständig ist die Republik bereit, weitere von Zahlungsunfähigkeit bedrohte Euro-Länder zu retten.

Gewiss, Österreich hat sein Triple-A behalten. Aber immer deutlicher muss man dieser Aussage ein „noch“ und ein „vorerst“ hinzusetzen. Denn eigentlich müsste Österreich auf Grund der derzeit überraschend aufgeblühten (Zwischen-?)Konjunktur für 2010 mit Budgetüberschüssen operieren, um sich für die nächste Krise wappnen zu können. Aber wer solches in die Diskussion wirft, sollte davor bangen, nicht zwangspsychiatriert zu werden.

Und wenn dann die Zinsen noch weiter steigen – was sie mit absoluter Gewissheit tun werden –, dann wird die Politik wieder einig sein: Schuld sind nicht die Schulden, sondern die bösen Spekulanten. Also jene Geldverleiher, die Österreich als zunehmend unsicheren Schuldner ansehen. So wie an Griechenlands Pleite nicht die Schuldenwirtschaft, sondern die Spekulanten schuld waren. Nachzulesen in zahllosen Politikeraussagen und Zeitungskommentaren von regierungsfinanzierten Medien.

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Grenzzäune oder was sonst?

04. Januar 2011 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Amerika versucht seit Jahren, sich mit Grenzsperren gegen den illegalen Zustrom weiterer Millionen Südamerikaner zu schützen. Dasselbe tut Spanien rund um seine zwei nordafrikanischen Enklaven. Nun beginnt Griechenland dasselbe in Hinblick auf seine 200 Kilometer Grenze mit der Türkei.

Aber schon schreien die üblichen Vereine und Medien: „Pfui! Menschenrechtswidrig!“ Das Warum bleiben sie bei ihren Vorwürfen wie immer schuldig. Denn Griechenland hat keine andere Wahl. Findet doch der Großteil der illegalen Grenzübertritte in die ganze EU derzeit über die griechisch-türkische Grenze statt. Nachdem Italien mit einem vielleicht anrüchigen, sicher teuren und ganz sicher effektiven Pakt Libyen dazu gebracht hat, den Strom von Booten illegaler Migranten über das Mittelmeer zu stoppen, ist nun Griechenland das offene Tor nach Europa.

Statt dass man der ohnedies durch Schulden und Zinsenlast gebeutelten griechischen Regierung beisteht, dieses Problem durch das derzeit einzig bekannte Mittel zu reduzieren – eben einen Grenzzaun –, wird es ringsum getadelt. Manches Mal wird einem richtig übel angesichts der Gutmenschen, die immer zu Lasten Dritter gut sind. Die aber noch nie Lösungen für schwierige Probleme angeboten haben.

Gewiss sind Grenzzäune nicht immer effektiv. Das müssen nicht nur die USA, sondern auch Israel in Hinblick auf den Gazastreifen zugeben. Da kann man an manchen Abschnitten einen Zaun aufschneiden, dort kann man drüberklettern, und an anderen Orten werden wieder komplizierte Tunnelsysteme unter den Zäunen gegraben. Aber dennoch haben in allen bekannten Fällen die Grenzbefestigungen den Strom unerwünschter Grenzübertritte signifikant reduzieren können.

Welche Strategien wären sonst möglich? Einerseits könnte man die Grenzen prinzipiell öffnen, wie es die Grünen und ein Teil der Roten wollen. Die Konsequenz wäre klar: Dann ginge nach kurzer Zeit der Zustrom nach Europa in die Dutzenden, wenn nicht Hunderten Millionen. Denn vor allem die Wohlfahrtsleistungen, aber auch die Lohndifferenz machen für eine große Zahl der Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika Europa trotz des Trennungsschmerzes von der alten Heimat zu einem Traumziel.

Eine zweite Möglichkeit wäre, den Lebensstandard in Europa so weit zu senken, dass es nicht mehr attraktiv wäre, nach Europa zuzuwandern; dafür könnte ohnedies die Schuldenpolitik der europäischen Regierungen mittelfristig sorgen. Und die dritte Möglichkeit wäre, jeden illegal im Land befindlichen Ausländer sofort vor die Alternative zu stellen: Ausreise oder dauernde Internierung. Das würde aber erst recht die Gutmenschen auf den Plan rufen, die ja praktisch all unsere Medien und Universitäten beherrschen.

Wer an weitere Möglichkeiten glaubt, macht sich einer naiven Verdrängung der Realitäten schuldig. Freilich ist genau das das zentrale Regierungsprinzip in der EU wie auch in den meisten europäischen Staaten.

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Das verschwiegene Ende der grünen Tabus

03. Januar 2011 14:14 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt Nachrichten, die werden von den meisten linkshomogenisierten Medien in der Regel nicht transportiert. Und sind doch besonders spannend, weil sie herkömmliche Denkstrukturen auf den Kopf stellen. Was zuletzt vor allem die grünen Denkstrukturen trifft.

Alle hier aufgezählten Lehr-Beispiele stammen aus Deutschland. Sie sind aber für andere mitteleuropäische Länder genauso lehrreich, weil sich alle Probleme hier mit Sicherheit ähnlich abspielen.

Grüner Strom braucht böse Leitungen

Erstes Beispiel: Wie schön klingt doch die Zukunft, in welcher der ganze Strom von Sonne und Wind kommt. Die grünen Lobbyisten der von diesem Traum profitierenden Industrie haben schon fast die gesamte Politik überzeugt, dass das die Zukunft ist. Jetzt stellt sich jedoch heraus, dass der geplante große Ausbau die deutschen Stromnetze zum totalen Zusammenbruch bringen würde.

Denn wenn in einer Region zur Mittagsstunde kräftig die Sonne scheint, würde diese bei einem weiteren Ausbau der Solaranergie zwar endlich den erhofften Strom erzeugen. Aber gleichzeitig muss dafür ein riesiges neues Netz von Hochspannungsnetzen gebaut werden muss, um diesen Strom auch zu den Verbrauchern zu transportieren. Dasselbe trifft zu, wenn an der Nordsee kräftiger Wind die Turbinen ins Brummen bringt. Dann braucht es wieder andere große neue Leitungen. Denn die meisten Verbraucher wohnen blöderweise weit weg von der Nordsee.

Welche Partei aber wehrt sich am meisten gegen den Bau von Stromleitungen? Die Antwort auf dieses Rätsel ist zugegebenermaßen ziemlich leicht. Es sind natürlich die Grünen. Umso schwerer ist die Frage, wo der Strom in dieser grünen Zukunft herkommen soll, wenn im Winternebel wochenlang weder Sonne noch Wind zu spüren sind. Oder wollen die Grünen alle Alpentäler mit riesigen Speicherkraftwerken vollbetonieren?

Wassersparen schadet der Umwelt

Zweites Beispiel: In Deutschland ist der Wasserverbrauch in zwanzig Jahren um fast  zwanzig Prozent zurückgegangen. Die Industrie wird unter dem Druck von Umweltauflagen sparsamer, ähnliches bewirkt die ständige grüne Gehirnwäsche bei den Verbrauchern (sparsame - aber teure - Waschmaschinen, Spartasten am Klo, Dusche statt Badewanne, Regenwasserzisternen im Garten). Und vor allem die EU übt heftigen Druck aus, noch mehr zu sparen - etwa beim Duschen!

Was soll an all dem schlecht sein? Nun, Wassersparen ist jedenfalls nördlich von Spanien absolut überflüssig. Dort gibt es mehr Wasser denn je. Wie an allem ist auch an dem Wassersegen sicher die Klimaerwärmung irgendwie schuld - weil die ja an allem schuld ist, von einer Dürre bis zum Regen, selbst wenn sie noch gar nicht stattgefunden hat.

Der Rückgang im Wasserverbrauch führt jedoch zu zunehmenden Schäden im Kanalsystem: Fett und Essensreste pappen fest, immer öfter stinkt es aus den Kanälen. Auch in den Frischwasserleitungen fließt das Wasser so langsam, dass es ungenießbar werden könnte. Womit wieder einmal nicht nur die Dummheit der Grünen, sondern auch jene der EU erwiesen wäre, die ganz Europa Maßnahmen aufdrängen will, auch wenn sie nur für Spanien und Portugal einen Sinn haben.

Nicht einmal die Grünen glauben an die Erneuerbaren

Noch überraschender ist eine weitere weitgehend ignorierte Nachricht aus Deutschland: Dort sagen 70 Prozent, dass sie nicht glauben, dass der Energiebedarf in absehbarer Zeit durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Auch bei den Grünen sind 57 Prozent dieser Ansicht. Und sogar fast 80 Prozent können mit der Kernkraft leben (solange sie nicht in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gebaut wird). Dabei glaubt die ganze Politik auch in Deutschland, dass es total unpopulär ist, wenn sie einmal das Wort Atom ohne verächtlichen Ton in den Mund nimmt.

Datenschutz ist wichtiger als ein Menschenleben

Letztes, besonders tragisches Beispiel: Der Selbstmord eines 18-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen im letzten Februar wäre ebenfalls imstande, ein weiteres grünes Tabu zu erschüttern. Und wird wohl deshalb weitgehend ignoriert.

Der junge Mann hatte eine heftige Dosis an Tabletten geschluckt und gleichzeitig via Internet Abschied von der Welt genommen. Dieses Abschieds-Posting wird – theoretisch – rechtzeitig gelesen. Jedoch verweigert die Deutsche Telekom der Polizei die sofortige Information über den Wohnort des Absenders. Es fehle die nötige Rechtsgrundlage, wird mit deutscher Sturheit erklärt. Daher kommt der Notarzt erst viele Stunden zu spät.

Die Rechtsgrundlagen fehlen tatsächlich. Denn das grün-linke Dogma „Datenschutz“ war weit wirksamer als die Vernunft. Wie es bei allen grünen Dogmen der Fall ist.

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Sinn und Unsinn in der Agrarförderung

02. Januar 2011 01:31 | Autor: Andreas Unterberger

Verdienen die Bauern zu viel oder zu wenig? Regelmäßig taucht das Thema auf – am liebsten in Wahlzeiten und wenn größere Verteilungskämpfe stattfinden. In eine besonders tiefe Schublade hat ein Buchautor gegriffen, der schon einmal eine erfundene Pflegerin in der Familie Wolfgang Schüssels präsentiert hat. Dennoch ist die Agrarförderung diskutabel, mehr als diskutabel.

Denn warum wird überhaupt landwirtschaftliche Produktion in Österreich, in der ganzen EU so heftig gefördert, dass für den Großteil die Hauptquelle der Einkünfte in Förderungen besteht? Industrie und Gewerbe werden ja auch nicht gefördert, höchstens in Ausnahmesituationen.

Manche, vor allem Sozialdemokraten, tun nun so, als ob Bauern nur aus sozialen Gründen gefördert werden dürfen. Ein absurder Gedanke. Denn es wäre weit billiger, wenn die Bauern einfach das neue Grundeinkommen bekommen, aber nicht über den teuren Umweg ihrer Produktion gefördert würden. Noch viel sinnvoller wäre es, würden sie ihren Beruf ganz wechseln.

Es ist aber auch ein absoluter Unsinn, die Landwirtschaft deshalb für förderungswürdig zu halten, damit der Strukturwandel abgebremst wird, damit Kleinbauern überleben können, wie es von schwarzer Seite oft zu hören ist. Denn warum sollte man das tun? Hätten wir schon in den letzten 150 Jahren den Strukturwandel verhindert, dann hätten wir heute noch 80 Prozent Bauern. Dann gäbe es noch zigtausende Greißler und Schuster, die alle von Förderungen lebten. Das kann kein Staat, keine EU finanzieren, das würde unseren Lebensstandard atomisieren.

Daher sind auch alle Neidargumentationen falsch, die lustvoll die Förderungen für Großbauern oder für Prominente auflisten. Kleinheit soll und darf kein Förderungsgrund mehr sein. Sonst müsste man ja auch den großen ÖBB, dem weitaus meistgeförderten Betrieb Österreichs, alle Gelder streichen und nur ein paar kleine Privatbahnen subventionieren.

Ökonomisch wäre es viel sinnvoller, wenn wir viel weniger, dafür große, schlagkräftige und unternehmerisch geführte Betriebe hätten.

Was wirklich förderwürdig ist, hängt nicht mit der Größe zusammen. Und hier sind ausnahmsweise einmal die Motive der Grünen berechtigt. Legitim sind umweltbezogenen Fördermotive: der Verzicht auf besonders wasserverschmutzenden Dünger oder der gesunde Mischwald anstelle von Monokulturen. Logischerweise dient es der Umwelt nicht, wenn das nur bei Kleinen gefördert würde.

Dasselbe gilt für die touristischen Fördermotive: Die Landschaft ist attraktiver, wenn auch entlegene Bauernhöfe bewohnt sind, wenn in den alpinen Regionen weiterhin Wiesen und Felder kultiviert werden und nicht alles dem sich ohnedies ständig ausbreitenden Wald geopfert wird.

Alles andere an der Agrarförderung ist unsinnig, belastet nur schwer die europäischen Budgets, verhindert Strukturwandel und schädigt die Dritte Welt, die gegen die künstlich verbilligten europäischen Lebensmittel nicht konkurrenzfähig ist.

Ob sich diese Erkenntnis gegen Europas – vor allem Frankreichs – mächtige Bauernverbände jemals durchsetzen wird? Klassenkämpferische Neidargumente unseriöser Autoren helfen da aber sicher nicht weiter.

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Heinz Fischer: ganz unappetitlich

01. Januar 2011 18:43 | Autor: Andreas Unterberger

Heinz Fischer sorgt sich über „unappetitliche Provisionsgeschichten“. Da hat er völlig recht, auch wenn er die Namen Meischberger, Plech und Pöchhacker nicht in den Mund nimmt. Aber seine neujährliche Erregung – die vom ORF in Lukaschenko-Manier auf beiden Kanälen durchgeschaltet wird – ist ebenso unappetitlich.

Denn Fischer verliert kein Wort über die unappetitlichen Bestechungsinserate vor allem in den drei Boulevard-Zeitungen, die seit Einzug von Werner Faymann in die Bundesregierung zur ständigen Praxis vor allem roter Minister geworden ist. Er hat nie ein Fragezeichen zu der seltsamen Schnelligkeit verloren, mit denen die SPÖ binnen eines Jahres ihre gesamten Schulden aus der Klima-Zeit entsorgt hat. Er hat nie ein Wort über die Schachteln voller Belege verloren, die einen massiven Finanzierungsstrom aus der einstigen Bawag in die SPÖ zeigen. Er hat nie ein Wort über Staatsanwälte verloren, die geheime Aktenteile gezielt an Medien spielen. Und er hat nie etwas zu einer Abgeordneten gesagt, die das Verbot der Veröffentlichung von Abhörprotokollen durch deren Aufnahme in parlamentarische Anfragen in frecher Art aushebelt.

Das alles ist höchst unappetitlich. Und wer sich als höchste moralische Autorität ausgeben will, wird selbst höchst unappetitlich, wenn er zu all dem schweigt. Unappetitlich ist aber auch, wenn Fischer in einem Land nach noch mehr Umverteilung ruft, das ohnedies schon den wenigen Leistungsträgern mehr Geld abnimmt als fast jede andere Regierung der Welt.

Übrigens: Dem Bundespräsidenten, der sich in den letzten Tagen den Untertanen gemeinsam mit einem Potentaten eines islamischen Landes gezeigt hat, wäre es gut angestanden, den Christen in aller Welt zu dem neuerlichen blutigen Anschlag auf Kirchgänger Beileid zu wünschen, der mit der Serie ähnlicher Anschläge davor eine glatte Kriegserklärung geworden ist.

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Das fängt ja wirklich gut an

01. Januar 2011 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Beginnen wir das neue Jahr doch mit einigem Erfreulichen:

Da setzt sich neuerdings in der Volkspartei die Erkenntnis durch, dass die von Bruno Kreisky abgeschafften Aufnahmsprüfungen vor der Aufnahme in eine AHS  wieder eingeführt werden sollen. Nur so können nämlich die Volksschulen als schulische Schwachzone Nummer eins wieder zu besseren Ergebnissen motiviert werden. Haben doch viele Volksschulen gerade in Wiener Problembezirken in typischer Gesamtschul-Denkweise geglaubt, den Kindern zu helfen, wenn man jeden Viertklassler mit lauter Einsern auf die Reise in die weitere (Un-)Bildung schickt.

Da traut sich die Schweiz seit Jahresbeginn, das Eherecht für Ausländer zu verschärfen: Es darf nur noch heiraten, wer im Land ein legales Bleiberecht hat. Nur so kann man nämlich den Kampf gegen die Seuche der Scheinehen gewinnen, die in großer Zahl lediglich zum Zweck des Erwerbs einer Staatsbürgerschaft oder eines Aufenthaltsrechts geschlossen werden: Allein in Zürich war jede siebente Ehe eine Scheinehe! Diese Regelung gibt es auch schon in vier anderen europäischen Ländern. In Österreich wäre – trotz der erwartbaren Querschüsse von Heinz Mayer, Falter, Standard und ORF – eine ähnliche Debatte dringend notwendig.

Da zeigt sich die rot-schwarze Regierung der Steiermark überraschend mutig: Sie will auch künftig Eltern und Kinder von Sozialhilfebeziehern zu deren Unterstützung mit heranziehen. Eine Pflicht, die österreichweit unter Druck der Bundesregierung gerade abgeschafft werden soll. Natürlich ist die verzweifelte Finanzlage der Steirer die Ursache der Maßnahme. Aber sie geht dennoch in die richtige Richtung: Es dürfen nicht alle sozialen Lasten auf den scheinbar anonymen Staat abgeschoben werden, sondern es gibt auch dauerhafte menschliche Pflichten unter Angehörigen, etwa von Kindern gegenüber den betagten Eltern.

Da hat in Belgien ein Gericht einen Skandal in der Staatsanwaltschaft beendet, der die Dimension einer mittleren Christenverfolgung annehmen hätte können: Die Staatsanwälte hatten die Zeugenaussagen von bewusst die Vertraulichkeit einer kirchlichen Institution suchenden Missbrauchsopfern beschlagnahmt. Hätten diese die Justiz einschalten wollen, hätten sie das ja jederzeit tun können. Ein Bruch des Beichtgeheimnisses und ähnlicher vertraulicher Gespräche würde jedoch einen heftigen Kulturkampf ausbrechen lassen.

Da muss man neuerdings sogar Christine Marek loben: Sie hat zugegeben, dass ihre Festlegung auf eine Koalition mit der Häupl-SPÖ ein schwerer Fehler gewesen ist. Mareks Landesparteisekretär wagte sogar zu sagen, dass Schwarz und Blau einander näherstünden als anderen Parteien. Das sind ganz neue Wiener Schwarz-Töne. Sollte Marek jetzt noch draufkommen, dass die Vernachlässigung der gläubigen Wähler oder die Brüskierung des Wiener Akademikerbundes ebenfalls bürgerliche Wählergruppen verärgert haben, dann könnte sie sogar das Überleben der Wiener Schwarzen schaffen.

 

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Was war wirklich wichtig?

31. Dezember 2010 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Die Bilanz eines Jahres wird von vielen Medien durch ein Flächenbombardement mit Daten gezogen. Viel spannender aber ist es, sich aus einer gewissen Distanz mit der Frage zu befassen, was über Todestage, Skandale und Wahlergebnisse, über Sportresultate, Katastrophen und Politikererklärungen hinaus wirklich wichtig dauerhaft bedeutend war, und wo der Lauf der Geschichte eine neue Richtung genommen hat.

2010 war – insbesondere, aber keineswegs nur – für Österreich so wie das Jahr davor ganz von den Herausforderungen durch Finanzen und Wirtschaft dominiert. Auf der Positivseite steht ganz eindeutig der am Jahresbeginn von niemandem in diesem Ausmaß erwartete Wirtschaftsaufschwung, der vor allem Schweden, Deutschland und auch Österreich erfasst hat. Zwölf Monate davor hatten viele Ökonomen und Politiker ja noch düster von Deflationsgefahren phantasiert, derentwegen es legitim und sogar notwendig wäre, hemmungslos weitere Schulden zu machen. Seither hat sich von Monat zu Monat die Stimmung verbessert.

Hauptursache der Aufhellung war der Aufschwung in Asien, wo man nach einem unerwartet kurzen Konjunkturknick wieder zu eindrucksvollen Wachstumszahlen zurückgekehrt ist. Davon konnten und können jene Länder wie die Genannten kräftig profitieren, die – noch – eine lebendige und qualitätsbewusste Exportindustrie haben. Asien füllte die Auftragsbücher und reduzierte die Arbeitslosenzahlen.

Manche Experten zeigen sind überdies auch überzeugt, dass das Schuldenmachen der Regierungen und die leichte Hand der Europäischen Zentralbank beim Drucken neuer Euro-Noten den Aufschwung mitbewirkt haben. Freilich: Selbst wenn das der Fall wäre, was ja etliche andere Ökonomen mit Hilfe von gutem Zahlenmaterial bezweifeln, sollte jedem klar sein: Auch nützliche Schulden bedeuten morgen Arbeitslosigkeit und Steuererhöhungen, die wieder weitere Arbeitslosigkeit auslösen; unmäßige Geldproduktion wie derzeit fördert eher die Bildung von Blasen als industrielle Investitionen.

Diese Blasengefahr sollte neben dem wachsenden Schuldenberg wohl die meisten Sorgen machen: Die Preise von Gold, vielen anderen Rohstoffen, Eigentumswohnungen, aber auch Aktien sind im Gegensatz zu den Investitionen unverhältnismäßig steil angestiegen. Die Ursache war die steigende Inflationsangst der Menschen. Sie sehen mit wachsendem Unbehagen, wie Europas Regierungen (und die amerikanische noch viel mehr) die Milliarden in satten dreistelligen Mengen aus dem Nichts zu zaubern versuchten.

Da haben die Menschen lieber etwas Reales in der Hand (auch eine Aktie ist immerhin ein Miteigentum an einem real existierenden Unternehmen). Die Menschen haben – zu Recht – schon zuvor dem Deflationsgerede nicht geglaubt. Und sie glauben erst recht nicht den Beteuerungen von EZB und Regierungen, dass all diese künstlich geschaffenen Milliarden auf sichere Weise finanzierbar wären.

Die Menschen fürchten  zunehmend, dass die europäischen Regierungen – neben exorbitanten Steuererhöhungen – vor allem zum Instrument der bewussten Inflationierung des Geldes greifen müssen, um die Schulden loszuwerden. Auch wenn die Politik das natürlich nie zugeben, sondern in bekannter Art  Handel, Banken oder Industrie beschimpfen wird. Wenn man wie in den 20er Jahren für eine Milliarde nicht einmal den Supermarkteinkauf decken kann, dann können Regierungen ihre Schulden problemlos zurückzahlen.

Damit sind wir auch schon beim großen europäischen Minus des ablaufenden Jahres angekommen: Beim schweren Fehler, europäische Staaten, die sich durch leichtfertiges Schuldenmachen oder durch die Rettung maroder Banken übernommen haben, mittels kollektiver Haftungen und Kredite (kurzfristig!) zu retten.

Dieser Fehler lässt sich trotz aller nunmehrigen Versuche der EU-Regierungen nicht mehr aus der Welt schaffen. Auch wenn wir nicht die vielen vertraulichen Telephonate und Gespräche kennen – seit Wikileaks erstellen kluge Politiker kaum noch schriftliche Aktenvermerke –, so ist doch klar: Vor allem Frankreich hat die deutsche Bundeskanzlerin so unter Druck gesetzt, dass diese in Verletzung der europäischen und deutschen Verfassungen nach einigen Wochen des Zögerns umgefallen ist und diesen Haftungen zugestimmt hat.

Dass infolge der Schuldenmacherei der Wechselkurs des Euro schwächer wird, ist zwar ziemlich irrelevant – obwohl viele Medien ständig davon schreiben. Die viel wichtigeren Fragen sind: Wie viele europäische Länder werden noch ihre Kreditfähigkeit verlieren? Und werden nicht die kranken Länder die gesunden mit in den Strudel reißen?

Und Österreich?

Wechseln wir zu einem unbedeutenden EU-Land: zuÖsterreich. Aus Wien war in all diesen Monaten kein einziger eigenständiger finanzstrategischer Gedanke zu Euro und EU zu hören. Und schon gar kein Gegendruck gegen den halsbrecherischen Kurs der Euroländer. Österreich selbst war auf der europäischen Bühne auch sonst weitestgehend absent. Was man aber relativ wertfrei festhalten kann. Denn dass derzeit ausgerechnet Luxemburger Politiker den restlichen Kontinent ständig zu belehren versuchen, grenzt ja schon ans Lächerliche.

Die Regierung in Wien war aber nicht nur europapolitisch weggetreten. Ähnliches geschah auch rund ums eigene Budget. Und das kann man keineswegs emotionslos kommentieren.

Da empören sich Juristen zu Recht über den eklatanten Verfassungsbruch bei der Einbringung des Budgets. Da empören sich Ökonomen zu Recht darüber, dass die Regierung trotz der dadurch eigentlich ermöglichten langen Diskussionsphase und der vor uns liegenden wahlfreien Zeit keine substanziellen Reform- und Sanierungspläne zustandegebracht hat. Statt dessen wurde absurderweise die Steuerlast noch weiter erhöht – obwohl gleichzeitig zwei der bloß drei EU-Länder, die eine noch höhere Steuerlast als Österreich haben, diese signifikant zurückgeschraubt haben. Obwohl dadurch beispielsweise Österreichs Tourismus (via Ticketsteuer) oder sein Finanzplatz (Wertpapiersteuer) nachhaltig geschädigt werden.

Ja, noch schlimmer: Die SPÖ denkt sogar laut über weitere Steuererhöhungen nach, Was noch mehr Menschen abhalten wird, so wie im letzten Jahrzehnt auch künftig in Österreich zu investieren. Die SPÖ aber ist heute vor die stärkste Partei des Landes.

Alles in allem bietet die Finanzlage trotz der gegenwärtig wieder recht guten Stimmung mittelfristig keinerlei Grund zum Optimismus.

Migration

Neben der Wirtschaft waren die Folgen der Massenzuwanderung vor allem aus islamischen Ländern das dominierende Thema. In Deutschland haben ein Buch von Thilo Sarrazin und die völlig falsche Reaktion der Parteien darauf die Debatte völlig umgedreht: Immer mehr CDU/-CSU Politiker folgen nach dem schweren Anti-Sarrazin-Patzer von Angela Merkel den Grunderkenntnissen Sarrazins: Die Zuwanderung aus islamischen Kulturen ist für die Zukunft Deutschlands schädlich. Statt der erhofften Blutauffrischung durch Leistungsträger erfolgte eine massive Zuwanderung in das üppige deutsche Wohlfahrtssystem. Überdies haben sich die Kinder der islamischen Zuwanderer sehr desinteressiert an Bildungsanstrengungen gezeigt. Beides ist für Deutschland wahrscheinlich bedrohlicher als der direkte Terrorismus extremer Gruppen – obwohl auch da die besorgniserregenden Aktivitäten signifikant zugenommen haben.

Das alles gilt für Österreich genauso. Nur wird das Thema hier viel weniger diskutiert. Was schade ist. Gleichzeitig hat in Österreich der Kampf gegen den Asylmissbrauch nachgelassen. Die Innenministerin musste auf Geheiß ihres Parteichefs – und damit indirekt unter Druck der fast geschlossen migrationsfreundlichen Medienlandschaft – in mehreren Fällen schon angeordneter Abschiebungen nachgeben. Was naturgemäß Österreich wieder für Schlepper und deren Kunden interessanter als Zielland macht.

Also haben wir: Migrantenimporte statt Kapitalimporte.

Parteien

In der Parteienlandschaft hat die SPÖ 2010 überraschend souverän den Angriff der ÖVP auf die Position der Nummer eins abgewehrt. Hat vor einem Jahr Josef Pröll als Strahlemann Werner Faymann bei vielen Umfragen überholt, so steht der ÖVP-Chef heute wie der Kaiser ohne Kleider da. Niemand sieht in Pröll noch eine Führungsfigur; er lässt sich von recht problematischen PR-Agenten  wie Wolfgang Rosam beraten, der einst von Wolfgang Schüssel in hohem Bogen hinausgeworfen worden war; und er hat sich im Budget/Verfassungsbruch/Steuererhöhungs-Thema wie in einem Irrgarten verirrt.

Gleichzeitig ist seine Partei in Wien, dem größten Bundesland der Republik, durch schwache Politikerpersönlichkeiten fast völlig ruiniert worden. Grabenkämpfe, die bis in die Zeit Erhard Buseks zurückgehen (und die auch bis heute gutteils von Busek selbst ausgelöst worden sind), haben die Wiener ÖVP in die politische Wüste geschickt. Was die Reihe der völligen Aussetzer der großen bürgerlichen Partei in den letzten beiden Jahren weiter verlängert: die ÖVP ist kultur-, medien-, justiz- wie bildungspolitisch völlig weggetreten (Lediglich in der Schuldebatte findet sie langsam wieder Boden unter den Füßen).

Am meisten aber schadet der ÖVP, dass sie sich unter Pröll alternativlos an die SPÖ gebunden hat. Diese kann dadurch alle Forderungen der ÖVP problemlos abschmettern. Weshalb Pröll immer öfter wie ein begossener Pudel dasteht, der nicht mehr weiß wohin. Obwohl er im Herbst 2009 noch sehr große Töne gespuckt hat.

Die SPÖ kann neuerdings ihre eigene Schwindsucht durch den hemmungslosen Populismus Faymanns bremsen (aber keineswegs stoppen!). Der SP-Chef hat in seiner ganzen Karriere noch nie ein Ziel verfolgt, dass über den reinen Machterhalt hinausginge.

Daher setzt sie den Kurs des Panem et Circenses fort. Sanierung, Reform, Verantwortung, Verfassungskonvent, Zukunftsorientierung sind für Faymann absolute Fremdworte. Bestechung von Medien mit fremdem (Steuer-)Geld, beinharte Personalpolitik und substanzloses Schönreden bestimmen hingegen die Faymann-Politik.

In einem einzigen Punkt hat Faymann ohne viel Aufsehen den SPÖ-Kurs signifikant geändert: Die Partei hat sich zu guten Teilen von linken Gutmenschen verabschiedet. Dennoch können die Grünen nichts dazugewinnen – mit ihrem heutigen Führungs-Personal werden sie aber auch weiterhin nicht wachsen können.

Arge Schwindsucht beutelt das BZÖ – auch wenn die Partei mit Umfragen herumwachelt, die BZÖ-Zuwächse behaupten. Das BZÖ ist in vielen Fragen wie der Gesamtschule auf Linkskurs gegangen, was ihr das Heide-Schmidt-Schicksal garantiert.

Der große Gewinner der meisten Wahlen und Umfragen ist die FPÖ. Sie profitiert interessanterweise als einzige von der Schwäche der Regierung. Sie hat eine schlichte, aber klare Botschaft – und nicht so wie Grün und Orange täglich eine neue. Dennoch wissen auch die FPÖ-Wähler, dass diese Partei – derzeit? – nicht regierungsfähig ist. Vor allem im Bereich Wirtschaft und Finanzen findet sich bei der FPÖ-Spitze absolut nichts Greifbares.

Die FPÖ profitiert vor allem deshalb, weil die zwei Linksparteien, aber auch fast alle Medien immer wieder heftig eine braune Gefahr in Form der FPÖ an die Wand malen. Das aber ist längst so unglaubwürdig, dass die gegenteilige Wirkung erzielt wird: Da die FPÖ so heftig attackiert wird, wird sie im Gefühl der Wähler zur einzig vorhandenen Alternative. Und nach der suchen die Menschen vor allem dann mit Inbrunst, wenn die amtierende Regierung Blässe und Perspektivlosigkeit ausstrahlt.

Und sonst hat . . .

in England eine vorerst eindrucksvoll tatkräftige liberal-konservative Regierung die Macht übernommen;

in Brasilien eine verbal linke Regierung mit den klar marktwirtschaftlichen Rezepten des vorletzten Präsidenten sensationelle Wirtschaftserfolge erzielt;

in den USA die Wähler allen linken Träumen Barack Obamas ein Ende bereitet, die er mit der teuren Gesundheitsreform begonnen hat;

in Russland jede Hoffnung auf Rechtsstaatlichkeit ein Ende gefunden – und die dringend notwendige Diversifizierung der Wirtschaft weg vom reinen Rohstoffexport hat auch 2010 keinen Anfang gefunden;

in China das Regime in Sachen Rechtsstaat ebenfalls brutal agiert, aber gleichzeitig hat es die Wirtschaft wieder heftig wachsen lassen und das Land zum weltweit größten Exporteur entwickelt – jedoch keinen Anfang für einen Ausstieg aus der alles lähmenden Korruption gefunden;

noch in vielen anderen Ländern die Hoffnung auf Recht und Demokratie einen Rückschlag erlitten: in Belarus und Thailand; in Venezuela und Iran; in Nordkorea und Palästina. Mit anderen Worten: Die zwei schönen Jahrzehnte sanfter, aber erfolgreicher Revolutionen sind endgültig zu Ende;

und zum guten Ende das Tagebuch das Jahr 2010 dank vieler treuer Partner gut überleben können. Weshalb diesen besonders zu danken ist. Möge das neue Jahr für Partner, Leser und Tagebuch ohne allzu schlechte Nachrichten ablaufen.

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Bitte um neue Kleider für den Kaiser Europa

30. Dezember 2010 01:46 | Autor: Andreas Unterberger

Seit sich sogar Österreichs einst begeistertster Europäer sehr kritisch über die Entwicklung der EU äußert, können die Alarmsignale vom Zustand der EU nicht mehr ignoriert werden. Dasselbe gilt für Aussagen des weltgrößten Anleihe-Investors, der nun schon öffentlich vor einem Zusammenbruch der Währungsunion und des Euro warnt. Was die Finanzwelt bisher eher nur den Kommentatoren überlassen hatte.

Jene, die sich über den traurigen Zustand der Union freuen, unterliegen freilich einem katastrophalen Irrtum. Österreich wird deutlich schlechter dastehen, müsste es wieder zu einer nationalen Insel-Währung wie dem Schilling zurückkehren. Dieser wäre allen Spekulationen hilflos ausgeliefert; dafür genügt schon der kleinste Anlass, wie es etwa ein Budget ohne irgendwelche strukturelle Spar- oder gar Sanierungsmaßnahme einer ist. Dennoch ist ein Zerfall der Währung eine zunehmend wahrscheinlicher werdende Perspektive. Deutschland und Griechenland passen nicht unter denselben Währungshut.

Noch schlimmer wäre der Zusammenbruch des Binnenmarktes: Hunderttausende exportorientierte Arbeitsplätze würden in Österreich relativ rasch verlorengehen. Denn wer würde noch in einem kleinen Land investieren, das keinen großen und gesicherten Absatzmarkt mehr hat?

Die Träume von einer guten alten Zeit vor EU und Euro sind eine romantische Verklärung der Vergangenheit. Vor allem übersehen solche Träumer, dass sich die Welt seither weitergedreht hat. Osteuropa ist einen steinigen, aber tapferen Weg nach oben gegangen, lediglich Ungarn und der Balkan sind dabei ins Straucheln gekommen. Und noch wichtiger: China, Indien, Brasilien, Vietnam, Thailand, Indonesien und etliche andere sind enorm wettbewerbsfähig geworden und überholen Europa heute links und rechts.

Zur Jahrtausendwende hatte Europa noch von den sogenannten Lissabon-Zielen zu träumen versucht, welche die Union zur wettbewerbsfähigsten Region der Welt machen sollten. Heute kämpft Europa mit den USA um die Rote Laterne. Und niemand redet noch von jenen Lissabon-Zielen.

Die Ursachen sind bekannt: Unzählige Milliarden wurden jahrzehntelang verschwendet, um die Südeuropäer wie Sozialhilfe-Empfänger ohne Gegenleistung durchzufüttern. Man hat versäumt, diesen Ländern klarzumachen, dass sie – so wie die Osteuropäer – nur mit Leistung und Disziplin eine Chance haben. Aber auch in Mitteleuropa ist bis auf wenige Ausnahmen das Wohlfahrtssystem mit Grundeinkommen und anderen Verirrungen noch weiter ausgebaut worden, statt dass man sich der asiatischen Konkurrenz gestellt und auf die Folgen der demographischen Katastrophe vorbereitet hätte.

Selbst Deutschland steht nur im Vergleich zu den anderen Europäern derzeit glänzend da – und vor dem Hintergrund einer 20-jährigen Krise nach der wirtschaftlich völlig falsch angegangenen Wiedervereinigung. Aber auch auf Deutschland sollte man langfristig nicht allzuviel setzen: Denn es hat sich mit vielen Millionen Zuwanderern aus der Türkei und arabischen Ländern einem mittelgroßen Drittwelt-Staat in die Bundesrepublik geholt, dessen Einwohner sich auf dem weltweit höchsten Niveau von den gleichzeitig rasch aussterbenden Deutschen bequem durchfüttern lassen.

Fast ebenso gefährlich ist die mittelfristige Perspektive: In Deutschland wollen die drei Linksparteien (die bei den Umfragen nach etlichen Patzern der Koalition derzeit eine große Mehrheit haben, also wahrscheinlich Schwarz-Gelb ablösen werden) die schuldenfinanzierten Wohlfahrtsleistungen noch deutlich erhöhen.

Mit anderen Worten: Auch in jenem Land, das durch den neuerdings boomenden Export derzeit am stärksten dazustehen scheint, ist innerlich vieles vermorscht.

Ganz arg steht es um die Fast-Pleite-Staaten. Pimco, der weltgrößte Anleihen-Investor, hält daher ein Ausscheiden von Griechenland, Irland und Portugal aus der Währungsunion für notwendig. Diesen Ländern könne es nicht gelingen, sich innerhalb eines festen Wechselkursmechanismus zu erholen.

Andere Experten meinen wieder, dass solche Krisenländer nur dann überleben können, wenn sie ihre Löhne um ein Viertel reduzieren: Jedoch bringt nicht einmal ein Diktator einen solchen Gewaltakt durch, geschweige denn demokratisch gewählte Parlamente. Mit anderen Worten: Diese Länder werden erst nach einer jahrelangen katastrophalen Krise genesen können. Erst dann werden ihre Bürger einsehen, dass sie kollektiv über die Verhältnisse gelebt haben, und dass ausgabenfreudige Politiker und forderungsfreudige Gewerkschafter die Hauptschuldigen an dieser Katastrophe gewesen sind.

Jedoch laufen auch jetzt noch – natürlich universitäre, also weit weg jeder Realität lebende – Ökonomen herum, die meinen, Deutschland müsse einfach drastisch mehr Schulden machen und die Löhne erhöhen, dann würden sich die Ungleichgewichte im Euroland ausbügeln. Das stimmt schon – nur übersehen sie, dass dann auch Deutschland auf das Niveau der Mittelmeerländer absinken wird. Aber das war immer schon das Ziel sozialistischer Vor-„Denker“: Hauptsache, es geht niemandem besser, da ist es uns viel lieber, es geht allen schlechter, solange das nur gleichmäßig der Fall ist. Das ist so, wie wenn man mit einem Blinden dadurch solidarisch sein will,  dass man sich selbst die Augen aussticht.

Überraschend wie ernüchternd ist auch das kritische Urteil Wolfgang Schüssels über die EU. War er doch lange einer der flammendsten Europäer. Er sprach nun in einem Interview mit dem „Trend“ eine andere böse Fehlentwicklung der Union an: „Die EU regiert zu zentralistisch in die einzelnen Länder hinein.“

Schüssel ist zu Recht empört, dass sich die Kommission mit Tempo 30 in den Städten befasst, mit Rauchverboten und Glühbirnenverboten oder „Natura-2000“-Regeln, also irreversiblen Naturschutz-Großzonen. „Ich meine, man sollte viele Dinge auf der nationalen Ebene belassen oder sogar zurückgeben.“ Manche europäische Länder haben, so Schüssel, derzeit keine Führung, nehmen sich stark zurück und agieren oft nur innenpolitisch.

Komischerweise fällt einem bei diesen Worten vor allem Österreich ein – obwohl Schüssel sich doch seit seinem Rückzug auf parlamentarische Hinterbänke jeder öffentlichen Kritik an der heimischen Regierung penibelst enthält. Und sich nur mit dem Ausland befasst. Scheinbar.

Man kann Schüssel nun zu Recht vorhalten, dass er mit seiner Kritik an den Fehlentwicklungen in der EU spät kommt, und dass manche falschen Weichenstellungen auch schon in seinen Amtszeiten begonnen haben. Aber immerhin ist er immer noch der erste in den beiden Regierungsparteien, der sich traut, die Dinge beim Namen zu nennen. Der es wagt, die Kleiderlosigkeit des Kaisers Europa auszusprechen.

Unsere gegenwärtige Regierungsspitze hat diese Kleiderlosigkeit hingegen noch gar nicht gemerkt, geschweige denn auszusprechen gewagt.

Freilich kann die Erkenntnis seiner Kleiderlosigkeit nicht bedeuten, dass man den Kaiser  tötet, sondern man sollte ihm endlich wieder passende Kleider verpassen. Das würde insbesondere bedeuten, die EU wieder auf ihren Kern zurückzuführen, nämlich erstens auf einen funktionierenden Binnenmarkt. Und zweitens die gemeinsame Währung entweder auf weniger Länder zu reduzieren oder noch besser: jeden Schuldner seinem verdienten Schicksal zu überlassen, wenn er nicht mehr kreditwürdig ist.

 

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Die Ideenwelt der Frau Prammer

29. Dezember 2010 01:36 | Autor: Andreas Unterberger

Natürlich kann man mit Fug und Recht fragen: Wer ist schon Barbara Prammer? Natürlich kann man mit Fug und Recht prophezeien: Die Debatte um den jüngsten Vorschlag der Parlamentspräsidentin wird schlagartig mit Ende der politischen Weihnachtspause zu Ende sein.

Dennoch ist es immer wieder bezeichnend, wie Angehörige der politischen Kaste denken. Dieses Denken zeigt jedenfalls Prammers Vorschlag sehr deutlich, die Möglichkeit vorgezogener Neuwahlen abzuschaffen: „Denn zu viele Wahltermine behindern die politische Arbeit“ wagt sie zu sagen.

Das Signal ist unüberhörbar und leicht zu interpretieren: Am liebsten würden viele Politiker das behindernde Volk überhaupt abschaffen – natürlich nur als (mit)bestimmendes Element der Demokratie, nicht als steuerzahlende Basis der politischen Klasse.

Beispiele gefällig? Da wurde die Legislaturperiode einfach um ein Jahr verlängert; da wurden die zarten Möglichkeiten eines Persönlichkeitswahlrechts reduziert; da wird den Briefwählern nicht einmal mehr die Namensliste der Kandidaten zugeschickt; da wird immer wieder verlangt, die Geschworenengerichtsbarkeit abzuschaffen; da wird jeder Vorstoß für bindende direktdemokratische Abstimmungen unterbunden.

Das Volk stört ja nur.

Dabei sind es die Parteien selbst, die penibel dafür gesorgt haben, dass die Wahltage in einzelnen Bundesländern nicht zusammenfallen und schon gar nicht mit jenen im Bund – selbst wenn es nur um ein paar Wochen Unterschied geht. Dabei sind die gegenwärtigen Regierungsparteien jämmerlich daran gescheitert, die historisch einmalige Chance zu nutzen, dass in den nächsten drei Jahren ohnedies keine Wahlen anstehen. Nicht einmal angesichts dieser volksfreien Perspektive bringen sie gegen den Widerstand einzelner Lobbies eine einzige Strukturreform zusammen; stattdessen erhöhen sie in dem Land mit der vierthöchsten Steuerquote die Steuern noch weiter.

Und selbst wenn Prammer mit ihrer frechen Bemerkung recht hätte, dass Wahlen nur stören, dann müsste es trotzdem Lösungen geben, falls eine Regierung scheitert und auch keine Alternativkoalition zustande kommt. Soll dann jahrelang regiert werden können beziehungsweise müssen, ohne dass es eine Mehrheit oder ein Budget gibt?

Oder versteckt sich hinter Prammers Vorstoß gar der heimliche Wunsch der Linken, dass die Verfassung dahingehend geändert wird, dass künftig nur noch Rot und Grün regieren dürfen? Und dass die Schwarzen – so wie in den vergangenen beiden Jahren – verpflichtet würden, die von den bösen Wählern seit einem Vierteljahrhundert nie mit Mehrheit versehene Linke an der Macht zu halten? Sei es per Verfassung, sei es per Raiffeisen-Macht, sei es per Druck der bestochenen Boulevard-Medien . . .

PS: Grüne und BZÖ haben den Prammer-Vorschlag bereits unterstützt. Aus jeweils leicht durchschaubaren Gründen: Müssen sich doch beide nach den Wahlergebnissen der letzten Jahre vor den Wählern noch mehr fürchten als die SPÖ.

 

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Fußnote 157: Chodorkowski - aber was tun?

29. Dezember 2010 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Alle Welt empört sich über den politischen Schauprozess gegen Michail Chodorkowski, aber niemand tut etwas. Dabei wäre die Reaktion ganz logisch.

Natürlich wäre es selbstmörderisch, gegen eine Atommacht wie Russland, das noch dazu im UN-Sicherheitsrat ein Vetorecht hat, Drohungen auszustoßen oder gar Sanktionen zu verhängen. Jedoch müsste jeder Geldanleger, jeder Aktienbesitzer, jeder Richter klare Konsequenzen ziehen, ohne dass es großer neuer Gesetze bedürfte: Sie müssten nur erkennen und durchsetzen, dass Firmen oder Investmentfonds, die Gelder in Russland anlegen, grob fahrlässig handeln. Was deren Manager in arge Haftungen brächte. Was ja auch ziemlich logisch ist, wenn in Russland Eigentümer unter extrem fadenscheinigen Vorwänden und nur weil sie eine eigene Meinung haben, enteignet und auf viele Jahre ins Gefängnis geworfen werden. Das kann ganz offensichtlich jeder westlichen Investition in Russland passieren, das mit einem Rechtsstaat keine Ähnlichkeit mehr hat (die es unter Jelzin wenigstens in Ansätzen gegeben hatte). Es genügt, dass einer der Freunde Putins oder gar er selber sich daran bereichern will. Auch heimische Banken und Baufirmen laufen in Russland dasselbe Risiko, was deren Aktionäre auch ganz klar artikulieren sollten. Zumindest aus Eigeninteresse. Aber wieder einmal sieht niemand hin. So wie niemand hingesehen hat, als Banker Anlegergelder in Griechenland, Irland und in andere Staatsanleihen investiert haben.

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Außen Grün, innen Altrot

28. Dezember 2010 00:39 | Autor: Andreas Unterberger

Eines muss man den Grünen zugutehalten: Fad wird einem mit ihnen nie. Dafür sorgen selbst in den ruhigen Nachweihnachtstagen ihre diversen Wortspenden.

Eine stammte etwa vom Bildungssprecher Walser: Schlug der doch tatsächlich als Reaktion auf die Pisa-Studie vor, dass die Schulen alljährlich die Lesekenntnisse der Schüler überprüfen sollten. Da fragt man sich nun wirklich: Was haben die Schulen denn bisher so getan? Jahrelang nicht mitgekriegt, dass da des Lesens Unkundige sitzen?

Lustig wird die Sache vor allem dadurch, wenn man sich den Hauptberuf (Nebenberuf?) des Herrn Abgeordneten Walser in Erinnerung ruft. Er ist nämlich selbst gut bezahlter Schuldirektor im schönen Vorarlberg.

Wie mag es in von Grünen geleiteten Schulen zugehen, wenn ein grüner Schuldirektor mit solchen Ideen daherkommt? Aber vielleicht tue ich Walser unrecht: Vielleicht bedeutet sogar dieser lächerliche Vorschlag für so manche grüne Ohren ein Zuviel der Repression. Denn wie kommen die armen Kinder dazu, dass sie der Lehrer einmal im Jahr fragt, ob sich freundlicherweise einer der Damen und Herrn Schüler (natürlich mit dem riesigen grünen Binnen-I) im letzten Jahr die Mühe angetan habe, irgendeinen Text zu lesen? Das ist ja fast schon so autoritär wie jene komischen Lehrer, die noch gerne verlangen möchten, dass Schüler bisweilen die Schule besuchen. Was ja dank grüner und anderer progressiver Pädagogen und Politiker zum Glück nur noch Theorie in vielen Schulen ist.

Noch gefährlichen zeigen sich die Grünen durch den jüngsten Vorschlag ihrer Parteichefin Eva Glawischnig (die der schwarze Pensionistenhäuptling Andreas Khol in einer altersbedingten Sehschwäche einmal für „wunderschön“ erklärt hatte). Sie will nicht weniger, als „dass man allen zusichert, Ihr habt eine Pension, egal wie Eure Erwerbsläufe waren.“

Mit anderen Worten: Niemand soll mehr unter Druck gesetzt werden, auch vor dem Pensionsalter brav und vor allem legal zu arbeiten, damit er im Alter eine halbwegs ordentliche Pension bekommt. Das passt nahtlos zu den grünen Schulvorstellungen. Sie sind immer von der krausen Vorstellungswelt der einstigen 68er Generation geprägt: Nirgendwo soll Leistung verlangt werden; niemand soll selbst für sein Leben oder seine Befindlichkeit im Alter verantwortlich sein; dafür erfindet man ständig noch weitere neue Ansprüche an den Staat (oder die Bundesländer, wie es die Wiener Grünen gerade tun).

Dass Glawischnig wirklich eine lupenreine Kommunistin ist, beweist sie mit einem weiteren Satz: „Das Zocken am Aktienmarkt“ habe sich der Finanzmarktkrise wegen erledigt. Daher weg mit der Zukunftsvorsorge, daher Gratis-Pension für alle!

Kleinigkeiten, wie etwa diese Pensionen finanziert werden, lässt die grüne Parteichefin natürlich unter den Tisch fallen. Noch ein paar Milliarden mehr Schulden sollten uns grüne Träume doch wohl wert sein, ist das zentrale Wirtschaftskonzept der Partei.

Ebenso ignoriert Glawischnig die Frage,wer die Wirtschaft denn finanzieren soll, wenn niemand mehr Aktien kauft, pardon: zockt. Wahrscheinlich soll das dann alles über einen Fünfjahresplan geregelt werden. Mit bekanntem Erfolg.

So sehr man sich über die Blödheit und Lernunfähigkeit der heimischen Grünen fast ständig ärgern muss, so sehr musste man in den vergangenen Stunden über die deutschen Grünen jubeln: Sie haben eine Abgeordnete als Beobachterin zum russischen Schauprozess gegen Michail Chodorkowski entsandt, die penibel und nüchtern über alle Ungeheuerlichkeiten in jenem Prozess berichtet. Das ist wirklich ein voller Einsatz für das zentrale Grundrechte der Meinungsfreiheit – während bei vielen anderen Politikern die Kritik an der Verurteilung eher den Eindruck einer Pflichtübung hatte.

Allein: Auch die deutschen Grünen verspielen postwendend den Lorbeer. Rufen sie doch zeitgleich schon wieder zu einer Einschüchterungs-Demonstration gegen einen Auftritt Thilo Sarrazins auf. Was ihnen zwar nichts nutzen wird, denn die Zahl der Menschen, die Sarrazin zujubeln und die vor allem sein Buch kaufen und lesen, wird ständig größer (obwohl dieses sich mit seiner Fülle von Daten streckenweise eher wie ein wissenschaftliches Werk liest).

Dennoch sind diese regelmäßigen Demonstrationen mehr als demaskierend für die Grünen: Sie zeigen, dass die Grünen weiterhin totalitär sind, dass sie fremde Meinungen nur dann zulassen wollen, wenn diese ihnen ins Konzept passen. Weshalb man auch den Verdacht nicht los wird, dass sie Chodorkowski nur deshalb verteidigen, weil sie gar nicht mitgekriegt haben, dass er ein klassisch liberaler Marktwirtschaftler ist.

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Ärgern oder wundern?

27. Dezember 2010 00:27 | Autor: Andreas Unterberger

Manchmal bleibt einem nur noch die Alternative: Ärgern oder wundern? Das gilt für das Verhalten des AUA-Bodenpersonals genauso wie für die Art, wie ÖBB, Finanzminister und die diversen Kammern mit ihren Zwangsmitgliedern und Kunden umgehen.

Und jedes Mal geht es um – scheinbar oder wirklich – monopolartige Zustände.

AUA

Nehmen wir die AUA: Dort bereitet das Bodenpersonal – das sind zu 40 Prozent Techniker – einen Streik vor, weil es für viele von ihnen im nächsten keine jährliche Gehaltserhöhung geben soll (über die fünf Prozent hinaus, die dort alle zwei Jahre sowieso üblich sind). Die AUA-Techniker haben noch nicht mitgekriegt, dass europaweit solche Nulllohnrunden die Regel geworden sind, wenn ein Unternehmen Defizite schreibt. Und sie haben noch etwas nicht mitbekommen: Die AUA-Mutter Lufthansa kann mit einem Federstrich die gesamte Technik und Wartung aus Wien nach Deutschland abziehen. Wo in vielen Bereichen die Löhne schon unter den österreichischen liegen.

Und dabei hat man in den letzten Monaten glauben können, dass die AUA-Betriebsräte aus dem von ihnen (und der Politik) verursachten Crash der Fluglinie klüger geworden seien. Das war aber offenbar nur ein sehr kurzfristiger Lernerfolg.

ÖBB

Die ÖBB sparen. Das ist an sich lobenswert. Sie sparen aber nicht bei den hunderten Inseraten, die nur den Zweck haben, Zeitungen SPÖ-freundlich zu stimmen. Sie sparen vielmehr an der eigenen Existenzgrundlage. Sie erschweren den Ticketverkauf und verweisen die Passagiere auf Automaten, die so kompliziert sind, dass Normalsterbliche daran scheitern müssen, welche nicht die weltfremde Sprache der Eisenbahn verstehen (die Online-Bestellung eines Flugtickets ist zehnmal einfacher).

Die ÖBB machen aber auch den Transport deutlich teurer. Das ist die erste Maßnahme, mit der Ober-Bahner Christian Kern, der nun auch den Frachtbereich übernommen hat, außer mit dem Hinauswurf der letzten Nichtsozialisten Profil zeigt. Das scheint angesichts des Bahndefizits auch durchaus logisch. Unlogisch wird es dann, wenn man dadurch deutlich teurer wird als die Konkurrenz. Denn auch die Bahn hat Konkurrenz: nämlich die auf den Straßen fahrenden Lkw-Frächter.

Selbst die Bahn hat daher die Preiserhöhung sofort mit der Prophezeiung verbinden müssen, dass der Anteil der Lkw am Transport größer, jener der Bahn (noch) kleiner wird. Ehrlich, aber ernüchternd.

Hat dazu übrigens jemand ein Wort unseres Umweltministers gehört? Leider nein. Denn der hat sich lieber in Cancun bei einer der vielen unnötigen Umweltkonferenzen herumgetrieben (und auf Flughäfen gelernt, dass burgenländische Minister halt doch nicht so wichtig sind, wie sie glauben). Obwohl zum Unterschied von der krausen Global-Warming-Theorie die Umweltschädlichkeit des Lkw außer Streit steht.

Arbeiterkammer

Die Höchstbeitragsgrundlage zur Sozialversicherung wird zum Jahreswechsel wieder einmal um 90 Euro angehoben, auf künftig 4200 Euro. Was vordergründig für unser Gesundheits- und Pensionssystem notwendig erscheint. Was jedenfalls bei vielen Arbeitnehmern wieder einmal das Einkommen schmälert.

Hat dazu jemand ein Wort von der Arbeiterkammer gehört, die sich sonst sogar darüber aufregt, dass Damenfrisuren teurer sind als die eines Mannes? Man wird dazu jedoch sicher nichts hören: Denn die Arbeiterkammer profitiert mit 0,5 Prozent von jeder Anhebung dieser Höchstbeitragsgrundlage.

Nur hat es die AK immer verhindern können, dass das die Zahlenden auch erfahren. Denn die Abzüge für die AK-Beiträge dürfen auf keinen Gehaltszettel geschrieben werden, sondern sie laufen verschämt unter „Sozialversicherung“. Was der Arbeiterkammer weiterhin ermöglicht, heftig parteipolitische Vorfeldpropaganda für die SPÖ zu betreiben.

Wirtschaftskammer

Normal müsste man glauben, eine Wirtschaftskammer würde Tag und Nacht für weniger Steuern kämpfen. Weit gefehlt, zumindest in Österreich. Denn Christoph Leitl, der stets lächelnde Chef dieser Kammer, verlangt europaweit geltende Mindeststeuersätze. Damit ja kein Land die Steuern unter diese Grenze senken darf. Damit es nur ja keinen Steuerwettbewerb mehr zwischen den Ländern gibt. Damit die Länder nur ja nicht unter Druck kommen, sparsamer sein zu müssen.

Wär ja noch schöner, wenn ein Wirtschaftskämmerer für Wettbewerb wäre.

Finanzminister

Dass die Bankensteuer ein Unsinn ist, ist hier schon des öfteren dargestellt worden. Die Steuer belastet natürlich primär die Kunden und sie verhindert, dass die Banken ihre mageren Eigenkapitalbestände auffetten, um jeder möglichen Krise besser gewachsen zu sein. Und sie wird sich in einigen Jahren - sofern nicht abgeschafft - als entscheidender Schritt bei der Vertreibung von Banken aus Österreich erwiesen haben.

Eigenartig ist aber nun auch die Art, wie die Last der Bankensteuer auf die einzelnen Institute aufgeteilt wird. Denn da deutet vieles darauf hin, dass der Finanzminister ganz gezielt ein raffiniertes Raiffeisen-Schonungsgesetz ausformuliert hat, während etwa die Sparkassen und die Erste Bank voll drankommen. Die aber sind bürgerlich und Raiffeisen ist bäuerlich. Könnte das etwa gar damit zusammenhängen, dass Raiffeisen und der Bauernbund das wichtigste politische Netzwerk von Josef Pröll darstellen? Oder hängt das damit zusammen, dass der Erste-Bank-Chef Andreas Treichl anfangs seltsam positiv über die Bankensteuer geredet hat? Worauf sich jeder denken musste: Na, der hats ja.

Bundespräsident

Heinz Fischer ist auch in seiner zweiten Amtsperiode genau das, was er in der ersten war: Pressesprecher der SPÖ. Er verlangt höhere Steuern, als ob Österreich nicht zu den vier Ländern mit der höchsten Steuerquote zählen würde, die zunehmend mehr Leistungsträger ins Ausland vertreibt. Er beklagt sich über mangelnde Verteilungsgerechtigkeit und soziale Verantwortung, als ob Österreich nicht bei fast allen Sozialleistungen und Umverteilungs-Statistiken in der absoluten Weltspitze läge. Wirklicher Druck in Richtung auf echte Verwaltungsreformen, Abbau unnützer Gesetze, Herstellung klarer Verantwortlichkeiten, Eliminierung von Doppelkompetenzen: All das zählt hingegen nicht zu Fischers Wortschatz.

Als ob dieses Land nicht schon mit einem Faymann genug zu leiden hätte.

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ORF: Im Seichten ertrinken

26. Dezember 2010 01:17 | Autor: Andreas Unterberger

Der große Denkfehler des ORF-Fernsehens: Seine Bosse glauben, in seichten Gewässern endlich wieder Boden unter den Füßen zu finden. Und gehen dort doch erst recht unter. Weil sich der ORF ununterscheidbar gemacht hat und öffentlich-rechtliches Fernsehen praktisch nur noch auf deutschen Kanälen zu sehen ist. Umso lobenswerter ist, dass es mit Ö1 neuerdings wenigstens für Radiohörer eine leichte Schmerzmilderung gibt.

Dass der ORF im normalen Film-Programm schon oft hinter ATV herhinkt, ist seit Jahren bekannt. Aber in seiner abgrundtiefen Verblendung hat er auch seine einstigen Flaggschiffe wie die Diskussionen und ZiB-Sendungen demoliert. Die ununterbrochen und ständig an Zusehern verlieren. Längst bietet Servus TV bessere Diskussionen als der ORF.

Die Diskussionen sind katastrophal geleitet - was man umso deutlicher merkt, je öfter man die souveräne Professionalität deutscher Moderatorinnen beobachten kann. Und das eingeladene Diskussions-Personal ist so einseitig und aus einem so engen Reservoir ausgewählt, dass es Österreichs intellektuelles Potential noch viel schlechter ausschauen lässt, als dieses ohnedies ist.

Zwei Beispiele aus unzählig vielen während der letzten Tage: Da fand am Abend ein EU-Gipfel statt, der sich zum ersten Mal seit Jahren wieder auf eine – schwer zu durchschauende – Vertragsänderung einigte. Und was ist die Spitzenmeldung der Zeit im Bild am nächsten Morgen? Ein Zugsunglück mit zwei Toten. Während Autounfälle mit zwei Toten in der Regel selbst von Boulevardzeitungen nur am Wochenende vermerkt werden, ist das für den öffentlich-rechtlichen Sender trotz wichtiger Alternativen die Spitzenmeldung.

Ein anderes Beispiel: Da wird von einem Pärchen die neuerdings nächtens fahrende Wiener U-Bahn mit einem Stundenhotel verwechselt. Das wird von Passagieren gefilmt – und ist der Zeit im Bild einen ausführlichen Beitrag wert.

Fast bei jeder Sendung stellt man sich den alten Bacher vor, wie er daraufhin zum Telefon greift und die Sendungsmacher auf die Höhe eines Fußballrasens hinunterrasiert. Aber der alte Bacher ist in Pension und im ORF regiert eine Funktionärs- und Bubi-Partie von Gnaden einer Rudas und eines Pelinka (genauer: von den jeweils Allerjüngsten aus diesen Familien von altem Parteiadel).

Der Denkfehler (falls noch irgendwer bei all dem überhaupt sich irgendetwas denken sollte): Boulevard bringt nur scheinbar hohe Quoten. Ein Gebührenfernsehen müsste immer auf Qualität setzen, wenn es überleben will. Wenn im ORF nur noch Boulevard stattfindet, dann macht er sich selbst überflüssig. Dann kommen die Menschen auch dann nicht mehr zum ORF zurück, wenn sie nach den Phasen televisionärer Verblödung wieder einmal Sehnsucht haben, Tiefgründigeres zur Lage des Euro und der Staatsfinanzen, zu den Problemen der Migration und der Demographie, zur amerikanischen, russischen, chinesischen oder nahöstlichen Politik zu hören und sehen. Denn niemand erwartet mehr, vom ORF diesbezüglich bedient zu werden.

Auch das als angebliche Qualitätsalternative dargestellte TW1 des ORF ist nur Spielfläche zum offensichtlich bezahlten Abspielen touristischer Werbefilme ohne jeden journalistischen Anspruch und zur Übertragung drittklassiger Sportveranstaltungen. Dies wird nur bisweilen unterbrochen von Diskussionen unter Leitung eines schwer neurotisch wirkenden „News“-Redakteurs (wobei ja auch schon die Kooperation mit "News" eine bewusste Demonstration der Qualitätsfreiheit ist).

Langfristig werden daher auch die Landeshauptleute, die am Weitergehen ihrer täglich 20 Minuten Hofberichterstattung zur besten Sendezeit interessiert sind, nicht verhindern können, dass der ORF-Qualitätsverfall in einen Gebührenstopp mündet.

So wenig das Fernsehen auch nur eine Sekunde einen Lichtblick gibt, so kann man aber in Hinblick auf das Radio Ö1 Positives vermelden: Der Sender stellt die unsägliche Sendung „Welt Ahoi“ ein, mit der die gegenwärtige dauerpubertäre Kabarettisten-Generation ihren endgültigen Offenbarungseid in Sachen Nichtkönnen, Primitivität und Peinlichkeit abgelegt hat. Nachdem man davor etwas voreilig den Guglhupf gekillt hatte, ist es allemal noch besser, vorerst auf neue „Erfindungen“ zu verzichten, statt wieder einen neuen Krampf in die Welt zu setzen.

In Ö1 durfte jetzt sogar ein echter katholischer Bischof morgendliche Gedanken äußern, das Kulturjournal um 17 Uhr macht normale Kultur und nicht Neomarxismus und sogar im Journal-Panorama gibt es wenigstens hie und da Beiträge zu hören, die nicht die Revolutionen irgendwelcher südamerikanischer Basisbewegungen bejubeln. Daher kann man den Sender neuerdings sogar nach Ende der Nachrichten eingeschaltet lassen. Wenn nicht gerade das Radiokolleg ertönt, wo noch immer Hetzsendungen alten kommunistischen Zuschnitts auf dem Programm stehen.

 

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Wir haben ganz schön viel ganz schön gut gemacht. Wirklich

25. Dezember 2010 05:01 | Autor: Andreas Unterberger

Es gehört insbesondere rund um Weihnachten zum Stehsatz jedes Journalisten bis hin zum letzten Provinzschreiber, wortgewaltig die Zustände in der weiten Welt, insbesondere soziale Kälte und Kriegstreiberei zu beklagen. Meist wird dann noch gewohnheitsmäßig auf die Amerikaner und die Marktwirtschaft hingehaut. Wie wäre es heuer zur Abwechslung einmal mit der Wahrheit?

Die sieht nämlich ganz anders aus als die routinemäßig abgerufenen Schreckensbilder. Trotz aller Probleme und Fehlentwicklungen vor allem rund um die tatsächlich explosiven Gefahren Staatsverschuldung, Islamisierung, Altersmüdigkeit der europäischen Demokratien und Massenmigration sieht es in der Welt in vielen anderen wichtigen Dimensionen eigentlich gar nicht so übel aus.

Entgegen allen vor allem auch bei christlichen Predigern beliebten Schwarzmalereien können die heute schon fast sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten in einem höheren Ausmaß gut ernährt werden denn je zuvor. Entgegen allen Schwarzmalereien ist die Lebenserwartung dank der Medizin und verbesserten Hygiene weltweit heute so hoch wie vor wenigen Jahrzehnten nur bei uns in den Industrieländern. Auch ist ein größerer Prozentsatz der Menschheit denn je des Lesens und Schreibens kundig.

Noch überraschender ist die Tatsache, dass in den Jahren 2008 und 2009 weniger Menschen in und an Kriegen gestorben sind als in den hundert Jahren davor. 2008 war übrigens das letzte Jahr von George W. Bush, und 2009 das erste von Barack Obama – also sind auch alle Schwarzweißmalereien in Hinblick auf einzelne Politiker hinfällig. Der Erfolg in Sachen Frieden hat tiefere Wurzeln.

Auch die Weltwirtschaft und die Ökonomie von einem guten halben Dutzend EU-Länder stehen so gut da, wie es noch vor einem Jahr kein einziger Experte zu prophezeien gewagt hatte. Was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass die Umsätze mit den Weihnachtsgeschenken heuer ein klares Signal eines Krisenendes ausstrahlen.

Warum können wir nicht auch einmal sagen: Eigentlich hat die Menschheit ein paar Dinge ganz gut hingekriegt? Und warum sagen religiöse Menschen nicht: Eigentlich hat uns Gott eine wunderschöne Periode der Geschichte geschenkt?

Natürlich kann man alles auch ein wenig konkreter analysieren: So ist sicher das Ende des Kommunismus eine Hauptursache dafür, dass seither Kriege und Kriegsgefahren weniger und harmloser geworden sind. Kein Drittwelt-Potentat kann mehr Ost gegen West ausspielen. In etlichen regionalen Konflikten und Rivalitäten hat es sogar die Außenwelt geschafft, friedensstiftend einzugreifen (was auch Menschen wie der Tagebuchautor zugeben müssen, die da anfangs sehr skeptisch waren).

Dies kann man vom Sudan bis zur Elfenbeinküste mit zumindest teilweisen Erfolgen beobachten. Indien und Pakistan, Indien und China, China und Taiwan geraten einander nicht mehr ständig in die Haare: Seit diese Länder großteils Atombomben haben, weiß jede Seite, dass man sich verantwortungsbewusster benehmen muss als früher. Selbst in Afghanistan haben es die Radikalmoslems entgegen allen beängstigenden Prophezeiungen nicht einmal annähernd geschafft, vom Terrorismus und dem Legen von Hinterhalten zu einer echten Kriegsführung zu wechseln. In Südafrika haben große Staatsmänner nach einem blutigen Krieg mit eindrucksvollem Erfolg auf Versöhnung statt Rache gesetzt.

In Europa wissen nur noch Menschen mit einer längeren Lebenserfahrung (wie sie der Tagebuchschreiber notgedrungen hat), dass einst jahrzehntelang die Sorge vor einem großen Krieg das alles andere überschattende Thema gewesen ist. Heute ist Friede in Europa eine nicht einmal mehr erwähnte Selbstverständlichkeit. Und es sind die damals aus Sorge um den Frieden entstandenen Großkonstrukte, wie es eine Europäische Sicherheitskonferenz (oder Organisation) war, der reinste Anachronismus.

Auch die immer wieder getrommelte weltweite Knappheit von Rohstoffen, von Erdöl und Gas ist nicht wirklich eingetreten – im Gegenteil: Die bekannten Vorräte reichen dank neuer Funde und Technologien viel länger denn je zuvor.

Natürlich kann man von Belarus bis Nordkorea, von Zimbabwe bis Venezuela etliche Sorgenkinder ausmachen. Und auch die Hoffnung auf eine Einkehr der Vernunft in Iran und Nordkorea scheint maßlos verfrüht. Aber auch dort ist sie nicht ganz tot und hat in den letzten Tagen zarte Lebenszeichen ausgesandt.

Was sind da wirklich die Ursachen neben der friedensstiftenden Wirkung der eigentlich so üblen Atomwaffen? Erstens funktionieren die Ansätze einer Weltpolizei durch UNO, Nato, EU oder Afrikanische Union an etlichen Orten. Zweitens versuchen auch üble Diktatoren heute, sich ein besseres Image zu erwerben. Drittens hat fast überall die Marktwirtschaft die Menschen wohlhabender und damit weniger anfällig für Kriegstreiber gemacht. Und viertens hat die Globalisierung den Menschen zunehmend gezeigt, dass auf der anderen Seite der jeweiligen Grenzen ebenfalls ganz normale Menschen leben.

Gewiss entspricht es in keiner Weise einem verbreiteten, vermeintlich 'christlichen' Verhaltenskodex zu sagen: „Freunde, wir haben ganz schön viel ganz schön gut gemacht.“ Und es entspricht auch nicht dem allgemeinen menschlichen Temperament, sich den künftigen Bedrohungen und Gefahren aktiv zuzuwenden, wenn wir uns doch so sehr ans Jammern über die immer gleichen alten Probleme gewöhnt haben. Sodass wir gar nicht merken, dass viele dieser alten Probleme weitgehend gelöst sind.

Freilich sind auch die neuen Herausforderungen bitterernst zu nehmen. Freilich kann sich Hunger durchaus wieder ausbreiten, wenn wir uns von der modernen Agrar-Wissenschaft samt Gen- und Hormontechnik abwenden sollten. Freilich vergessen die Menschen zunehmend den Wert der Demokratie. Freilich ist die Politikerkaste immer weniger Resultat einer positiven Auslese. Freilich droht die sozialtechnokratische Regelwut den Rechtsstaat gegen die Wand zu fahren. Freilich wissen wir nicht, wie wir es noch verhindern, dass Österreich am Ende dieses Jahrhunderts eine islamische Mehrheit hat (statt das auch nur zu versuchen, will der Staat Warner vor dieser Gefahr einsperren).

Gewiss, das Alles und noch vieles andere verdient es, aufgezeigt und bekämpft zu werden. Aber wir werden nur dann die Energien für diese Kämpfe haben, wenn wir uns selbst bewusst machen, dass wir auch viele Erfolge erzielt haben. Und christliche Menschen können da auch noch ihr Gottvertrauen beisteuern.

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Christentum dringender denn je gebraucht - nur wo ist es?

24. Dezember 2010 01:17 | Autor: Andreas Unterberger

Zu Weihnachten sind die Kirchen voller denn je. Das heißt freilich noch nicht viel, werden sie doch von Jahr zu Jahr leerer. Dennoch haben die christlichen Kirchen mehr Chancen denn je, dass sich die Kirchen wieder füllen. Aus einer ganzen Reihe von Gründen werden die Menschen empfänglicher für die christliche Botschaft. Aus anderen, recht rätselhaften Gründen nutzen die Kirchen diese Chance aber nicht wirklich.

Die Krise der Kirchen – der katholischen wie der protestantischen – hängt vor allem mit einer inneren Unsicherheit zusammen. Mit einer Unsicherheit gegenüber allen Herausforderungen. Mit Unsicherheit über die eigene Identität.

Hat das Christentum jahrzehntelang in und aus der Konfrontation mit Marxismus und Kommunismus sowie früher Nationalsozialismus Kraft und Stärke gewonnen, so finden sich heute in kirchlich finanzierten Institutionen die letzten Vertreter eines marxistischen Weltbildes. Das reicht von der Sozialakademie über die Spitze der Caritas und der Diakonie (was nichts daran ändert, dass an der Basis der letzten beiden Organisationen ganz ideologiefrei sehr viel Wertvolles gemacht wird).

Das christliche (und wohl auch naturrechtliche) Gebot der Nächstenliebe sieht freilich anders aus: Das ist eine sehr persönliche Aufgabe, die überhaupt nichts mit ständigen Forderungen an den Staat und an ein nur noch mit Schulden finanzierbares Wohlfahrtssystem mit Weltrekorddimensionen zu tun hat.

Solche Exponenten verunsichern und vertreiben viele Christen. Dasselbe tut der beinahe masochistische Hang der Katholiken zur ständigen Selbstbezichtigung. War die Kirche der Gegenreformation eine barock-triumphalistische, so ist die nachkonziliare Kirche eine der ständigen Selbstbeknirschung, die sich nicht mehr gegen Attacken und Untergriffe zu wehren wagt.

Wo wagt es etwa heute noch ein Christ, dem ständigen „Aber die Kreuzzüge!“ entgegenzutreten? Diese werden vielfach als unprovozierte Angriffskriege gegen einen überaus menschenfreundlichen Islam dargestellt. Mindestens genauso legitim ist es aber auch, die Kreuzzüge als eine defensive Antwort auf das davor erfolgte Vordringen des Islam in die bis dahin fast rein christlichen Regionen des Nahen Ostens zu sehen. Wo wird davon gesprochen, dass der Islam davor auch schon den ganzen Süden Europas erobert und bedroht hatte? Nicht durch Mission und Überzeugung, sondern durch blutige Angriffskriege! Wo ist die Rede davon, dass Süditalien generationenlang von islamischen Sklavenjägern als freies Beutefeld missbraucht worden ist?

Gewiss: Besonders fromme Menschen, die sich lieber töten oder versklaven lassen, als sich zu wehren und zurückzuschlagen, haben das Recht, die Kreuzzüge zu verdammen. Alle anderen aber nicht.

Genauso wenig wagt es die Kirche, festzuhalten, dass Hexenverbrennungen und Inquisition zwar zum Teil Exponenten der Kirche anzulasten sind, dass aber der überwiegende Teil dieser Untaten von weltlichen Herrschern gegen den erklärten Willen des Papstes praktiziert worden ist. Das wird zwar von etlichen neuen Forschungen klar gezeigt, wird aber von der Kirche in ihrem Drang zur Selbstbezichtigung nie angesprochen.

Fast dasselbe spielte sich im abgelaufenen Jahr rund um die Missbrauchsfälle in der Kirche ab. Erstens sind durch diese plötzlichen Massenanschuldigungen viele dubiose Menschen aktiv geworden, die einfach die Chance auf leichtes Geld gesehen haben. Zweitens sind manche der Vorwürfe mehr als problematisch: War wirklich Missbrauch dahinter, wenn vier Jahrzehnte später ein Mann über – angebliche – lebenslange Traumatisierung klagt, weil ein Pater einem Buben beim Duschen zugeschaut hat? Sehen nicht pubertierende Jugendliche hinter Vielem eine oft gar nicht vorhandene sexuelle Dimension, weil sie eben selbst mit ihren Hormonstürmen nicht fertig werden?

Wie auch immer: Etliche Angehörige der Klasnic-Kommission zur Untersuchung der Missbrauchsvorwürfe, die sich in privaten Gesprächen über so manche Anschuldigungen (und Geldforderungen) wundern, bleiben öffentlich stumm. Denn die vorgegebene Linie ist, nur ja großzügig zu erscheinen und keinen Versuch eines kritischen Hinterfragens zu unternehmen.

Das heißt nun gewiss nicht, dass es nicht auch ganz schlimme Dinge gegeben hat, mit denen Kirchenmänner schwere Schuld auf sich geladen haben. Das heißt aber sehr wohl, dass es nach allen vorliegenden Fakten in kirchlichen Erziehungsanstalten keineswegs schlimmer zugegangen ist als in staatlichen Heimen. Die dafür verantwortlichen Bundesländer sind aber zum Unterschied von der Kirche nie monatelang ans Kreuz einer geilen Medienmeute genagelt worden.

Aber auch hier wieder tragen die Amtsträger kräftig Mitschuld. So wie viele von ihnen einst auf Grund des kirchlichen Sündenverständnisses den Fehler gemacht haben, sexuelle Triebtäter nach Schuldeingeständnis und Besserungsversprechen für geheilt gehalten und wieder auf Jugendliche losgelassen zu haben, so haben sie jetzt insbesondere in Österreich den umgekehrten Fehler begangen: Wenn der Kardinal ständig die Kirche als Täterin hinstellt, dann verwechselt er sich und seine Kollegen mit der Institution, die zumindest nach christlicher Auffassung von Gott gegründet worden ist. Und die noch nie in ihrer Lehre gesagt hat, dass man Kinder missbrauchen soll oder darf.

Die Eltern selber sehen das offensichtlich viel gelassener. Denn der Ansturm auf katholische Schulen hält völlig ungebremst an (woran natürlich der Verfall der öffentlichen Schulen durch zahlreiche leistungsfeindliche Reformen schuld ist und nicht ein religiöses Erwachen in der Bevölkerung).

Zu dieser inneren Unsicherheit zählt schließlich auch die oft recht eitle Anbiederung so mancher kirchlicher Würdenträger an die Politik. Die nicht einmal dadurch zu rechtfertigen ist, dass man in großen Geldnöten für alles Mögliche wie Kirchenrenovierungen Subventionen braucht.

All diese innere Verunsicherung lässt das Christentum die Chancen übersehen, welche sich ihm heute bieten.

Gerade in Zeiten eines moralischen Verfalls, einer zunehmend unglaubwürdigen Politik könnte eine selbstbewusst ihren Weg gehende Kirche an Attraktivität gewinnen. Wer innerlich sicher ist, Wahrheiten zu verkünden, der wird zum Gegenpol für den hohlen Zeitgeist. Wer auf geistige Werte setzt, der wird nach dem Zusammenbruch des marxistischen Materialismus, aber auch angesichts der unvermeidlichen Krisenanfälligkeit jedes anderen, etwa auch eines marktwirtschaftlichen Materialismus für die Menschen zunehmend anziehend.

Die größte Chance für ein neues Weihnachten der europäischen Christen ist aber absurderweise das neuerliche Vordringen des Islam. Denn das Christentum ist die Wurzel von fast allem, was heute den Wert der europäischen Kultur und Identität ausmacht. Auch die – wenigen – bekennenden Atheisten leben von diesen Wurzeln.

Christentum ist für die Europäer Heimat. Und die Angst vor einem Verlust von Heimat wird für die Europäer wohl bald die stärkste Motivation werden, da alle Analysen zeigen, dass noch in diesem Jahrhundert der Islam in weiten Teilen Europas die Mehrheit bilden wird.

Nur ganz naive Menschen können annehmen, dass das ohne tiefgreifende gesellschaftliche, rechtliche, politische, wirtschaftliche Folgen ablaufen könnte – wie in allen islamisierten Ländern der Erde. Insbesondere für die Nicht-Moslems. Aber von vielen Christen, Juden, Agnostikern und Atheisten Europas wird die Gefahr bewusst ignoriert. Die einen glauben, weil Abraham und Maria im Koran vorkommen, sei der Islam eine durchaus nette Religion. Die anderen sehen immer noch in den einstigen, aber längst entschwundenen Machtansprüchen der Kirchen die Hauptgefahr.

In Grobritannien plakatieren schon islamische Gruppen Hetzplakate gegen Weihnachten: "Die Übel von Weihnachten: Am ersten Tage von Weihnachten hat mich mein Liebhaber mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt." beginnt das Pamphlet, das den Christen sogar häusliche Gewalt (ausgerechnet die Moslems!), Heidentum, Heimatlosigkeit und die Behauptung, Gott hätte einen Sohn vorhält. Für Moslems sei es eine Pflicht, gegen Weihnachten zu kämpfen.

Ohne Rückbesinnung auf seine christlichen Wurzeln ist Europa aber sicher bald tot. Für diese Erkenntnis braucht man nicht einmal an Christus zu glauben. Denn sogar die Aufklärung hat ebenso wie alle wissenschaftlichen Revolutionen der letzten Jahrhunderte in christlich geprägten Ländern stattgefunden.

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Justizskandale am Laufband

23. Dezember 2010 14:54 | Autor: Andreas Unterberger

Die Republik wurde in den Gerichtssaal verlegt. Eine Reihe strafrechtlicher Vorgänge hat Österreich ganz in seinen Bann gezogen. Und leider werden nicht die richtigen Erkenntnisse daraus gezogen. Denn wir sind mit einer ganzen Reihe von Skandalen konfrontiert – aber großteils anderen, als viele Medien behaupten.

Es ist ziemlich absurd und zeugt von absoluter juristischer Ahnungslosigkeit, wegen der teilweisen Aufhebung der Bawag-Urteile einen Rücktritt der Justizministerin zu fordern, wie es Opposition und Medien seit Tagen tun. Das ist normaler Teil des Richterberufes, dass Urteile abgeändert werden. Ein Justizskandal wäre das Gegenteil: nämlich wenn irgendwelche Oberstrichter aus Angst vor der Justizministerin deren Urteile aus früherer Richterzeit nicht anzutasten wagen. Und das haben sie bei Gott nicht getan.

Das heißt nun nicht, dass Claudia Bandion-Ortner eine gute Ministerin, Juristin oder Richterin wäre. Im Gegenteil. Ich habe ihre Bestellung schon von Anfang an als schweren Fehler kritisiert. Sie hatte bestenfalls einen Seitenblicke- und Quotenfrau-Bonus. Alles andere spricht gegen sie und zeigt, wie schlecht die ÖVP justizpolitisch derzeit aufgestellt ist. Sie hätte schon wegen ihrer Rolle im Bawag-Prozess niemals Ministerin werden dürfen. Dadurch wurde der größte Wirtschaftsprozess der Republik mit enormen politischen Implikationen nachträglich in ein parteipolitisches Licht gerückt. Ein noch größerer Fehler war, dass der Staatsanwalt des gleichen Bawag-Prozesses dann ihr Kabinettschef wurde. Das wirft ein seltsames Licht auf die Rollentrennung zwischen den beiden in jenem Monsterprozess.

Nur: Das alles war schon am ersten Tag der Ministerschaft gültig. Und da haben sich viele Medien noch von ein bisschen Glamour, Lächeln und Brillen blenden lassen. Die heutige OGH-Entscheidung hat dem absolut nichts hinzugefügt.

Umso mehr müssten eigentlich Bundes- und Vizekanzler, die für Bandion-Ortners Ernennung zuständig sind, nun massiv zu ihrer Verteidigung ausrücken. Aber die beiden sind ja in Wahrheit über jeden Tag froh, da sie einmal nicht selber unter Beschuss stehen.

Vieles an dem OGH-Urteil selbst betritt rechtliches Neuland, was noch vielen Juristen zu diskutieren geben wird. (Wie wohltuend und hochstehend, dass das ORF-Mittagsjournal statt dem unsäglichen Phrasendrescher Heinz Mayer nun endlich einmal einen wirklichen Fachjuristen zu Wort kommen hat lassen!)

Helmut Elsner ist mit vollem Recht zur Höchststrafe verurteilt worden. Woran auch die berechtigte Kritik an der überlangen Untersuchungshaft nichts ändert. Woran auch das merkwürdige Desinteresse der Staatsanwaltschaft am Verbleib der von Wolfgang Flöttl spurlos verjuxten Millionen nichts ändert.

Es scheint auch richtig, dass die Verurteilung der Randfiguren aus Elsners Imperium aufgehoben worden ist. Deren Schuld war immer recht marginal und zweifelhaft; sie sind wohl eher im Sinne einer Kollektivhaftung für die Taten ihres meist sehr alleingängerischen und diktatorischen Chefs verknackt worden.

Wie geht es jetzt weiter? Jetzt wird sich erstens die Staatsanwaltschaft entscheiden müssen, ob sie diese Randfiguren noch einmal anklagt. Wovon ihr dringend abzuraten ist. Sie wird sich zweitens auch entscheiden müssen, ob sie den netten Herrn Flöttl endlich wegen seiner Haupttaten, nämlich der – möglichen – Entwendung des angeblich spurlos investierten Kapitals anklagt. Was dringend notwendig wäre.

Vor allem aber sollte sie sich den eigentlichen politischen Skandalen rund um den Prozess zuwenden – die in der von linken und ahnungslosen Journalisten geprägten öffentlichen Debatte total untergehen:

Erstens muss es dabei um das Stichwort Parteifinanzierung gehen. Die während des Prozesses aufgetauchten interessanten Unterlagen, die massive Geldströme von Bawag zu SPÖ-Adressen belegen, haben die Staatsanwaltschaft nie interessiert. Sie ließ sich so wie bei Flöttls blöden Ausreden (alle Unterlagen seien bei einem Computerabsturz verloren gegangen) von dem merkwürdigen Umstand blenden, dass die Unterlagen genau dann enden, wo auch die Verjährung geendet hätte. Es gibt bis heute keine Spur von investigativen Bemühungen der Staatsanwaltschaft, die Fortsetzung jener Praktiken zu erforschen.

Und noch mehr auf der Hand läge es, endlich Fritz Verzetnitsch einem ordentlichen Prozess zuzuführen (der ihm unter der früheren Justizministerin aus bis heute nicht geklärten Gründen verweigert worden ist). War es doch er, der von allen Aktionen Elsners am meisten gewusst hat. Hat doch er in all jenen Jahren den Haupteigentümer vertreten.

Und in der öffentlichen Debatte sollten sich zumindest die um Wahrheit bemühten Menschen um eine weitere Klarstellung bemühen: Da ist nicht eine Bank deshalb ins Schleudern gekommen, weil sich jemand geirrt, weil man Risken falsch eingeschätzt hat. Sondern hier hat jemand seine Verfügungsmacht über fremdes Geld grob missbraucht, um seine schlechte Geschäftsführung zu camouflieren. Daher sind alle Vergleiche mit der Finanzkrise reinste Polemik. Nicht jede Bank, die in Geldnöten war, hat einen Elsner oder Madoff.

Die Bawag ist aber nicht das einzige Thema, mit dem die Justiz vorweihnachtliche Wellen schlägt. Dazu tragen auch die merkwürdigen Geschäfte des Ivo Sanader bei, über die wir in den nächsten Monaten hoffentlich noch viel erfahren werden.

Besonders dringend aufzuarbeiten ist auch der Justizskandal um die grüne Abgeordnete Gabriela Moser. Sie hat erstens das Veröffentlichungsverbot für Abhöraktionen durch Missbrauch ihrer Immunität frech gebrochen. Und sie hat zweitens den unglaublichen Versuch gemacht, Druck auf die Justiz auszuüben, und von der Justizministerin die Verhängung der U-Haft gegen einen politischen Gegner verlangt (ohne dass es den geringsten Hinweis gegeben hätte, dass sich die Ministerin bisher in dieses Verfahren eingemischt hätte).

Solche Skandale passieren eigentlich nur in Belarus oder Iran. Aber bei uns schweigt eine grün-blinde Medienlandschaft komplett dazu. Statt dessen will sie Karl-Heinz Grasser an den Galgen bringen – obwohl die veröffentlichten Protokolle den SPÖ-Manager Horst Pöchhacker, der nach wie vor höchste Funktionen bekleidet, viel mehr belasten als Grasser.

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Haufenweise wirklich gute Nachrichten

23. Dezember 2010 01:58 | Autor: Andreas Unterberger

Freuen wir uns. Irgendwann und nicht immer, oft verspätet, aber dann doch setzen sich Vernunft und gesunder Menschenverstand durch. Irgendwann gibt es trotz aller Pannen auch eindeutige Erfolge. Große und kleine. Und es stört auch sicher nicht, wenn das ausgerechnet zu Weihnachten passiert.

Dabei geht es heute um ganz unterschiedliche Themen: um den Fall Kampusch-Adamovich, um die auch für Österreich relevanten Erkenntnisse aus dem Krisenfall Portugal, um den ORF, um die Reaktion der EU auf protektionistische Ideen aus Italien, aber auch um wirtschaftliche Erfolge für Österreich.

Fall Kampusch: Da ist nun Ludwig Adamovich in zweiter Instanz und damit rechtskräftig nach einer Privatanklage der Mutter von Natascha Kampusch freigesprochen worden. Er hatte einst gesagt, für Kampusch wäre ihre Gefangenschaft womöglich „allemal besser“ gewesen als all das, „was sie vorher erlebt hat“. 

Mit dem Freispruch ist ein recht seltsames Urteil vom vorigen Heiligen Abend gekübelt, in dem eine Richterin Adamovich verurteilt hatte, die sich nach allen Regeln des „Gehört sich“ eigentlich als befangen entschlagen hätte müssen. Ist die Richterin doch die Tochter des früheren Chefs der Staatsanwaltschaft Wien, und diese ist  von Adamovich und anderen honorigen Persönlichkeiten wegen ihrer Untätigkeit im Fall Kampusch schwer kritisiert worden.

Freilich hat sich Adamovichs Anwalt nicht getraut, die Erstinstanz-Richterin deswegen direkt zu attackieren, sondern er hat sich auf die – für Adamovich ja ebenfalls wirklich zutreffende, wenn auch etewas riskante – Verteidigungslinie zurückgezogen, dass sich der ehemalige Verfassungsgerichtshofpräsident nicht konkret genug ausgedrückt habe. Das haben aber nun auch die Instanzrichter so gesehen.

Im Hintergrund spielt aber auch die sich seit einigen Monaten nicht zuletzt dank des neuerdings überraschend mutigen Adamovichs verbreitende Vermutung mit, dass Kampusch nicht die ganze Wahrheit über ihre Gefangenschaft und über eventuelle Mittäter sagt. Was sie freilich bisher auch nicht musste, weil es ihr die Wiener Staatsanwälte merkwürdigerweise immer erspart haben, als Zeugin und damit unter Wahrheitspflicht auszusagen.

Die Dinge sind mit dem Adamovich-Freispruch wieder einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gegangen, nämlich näher zur Wahrheit. Das freut.

Portugal und Österreich: So unerfreulich die Lage Portugals ist, so erfreulich ist der Konsens zu diesem Land nicht nur zwischen der EU-Kommission und dem Währungsfonds, sondern auch der Europäischen Zentralbank. Sie sind nicht nur in der Diagnose einig, sondern auch über die Rezepte zu einer Sanierung des schwer verschuldeten Landes, das derzeit allerorten ständig an Kreditwürdigkeit verliert. Und das mit Sicherheit bald von den Miteuropäern aus dem Schuldturm freigekauft werden muss.

Bei den diagnostizierten Ursachen der portugiesischen Krise stehen die hohen Schulden an erster Stelle, dahinter folgt der Mangel an Investitionslust. Und bei den von den internationalen Institutionen empfohlenen Therapien steht eine Reform des Arbeitsmarktes im Zentrum: Die Unternehmen sollen leichter kündigen können, die Arbeitszeit soll bei Bedarf ausgedehnt werden, und das Lohnniveau soll gesenkt werden.

Kein Wort mehr von dem dummen Gewäsch mancher linker Ökonomen, egoistischer Gewerkschafter und frommer Wunschdenker, dass „Gier“ und Derivate, Unternehmer und Banken schuld seien, und dass man merkwürdigerweise zuerst noch viel mehr Schulden machen müsse, bevor vielleicht etwas besser werde. Und vor allem, dass die Gewerkschaften keinerlei Mitschuld am Zustand eines Landes hätten.

Was hat das mit Österreich zu tun? Immerhin sitzen in der EZB zwei Österreicher an führender Stelle: Sowohl Gertrude Tumpel-Gugerell wie auch Ewald Nowotny stammen aus dem Herzen der Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung. Dort aber werden in Österreich noch weitgehend die zuvor als „Gewäsch“ abqualifizierten Thesen verzapft. Die Tatsache, dass Tumpel und Nowotny der EZB-Analyse nunmehr widerspruchlos zustimmen, lässt zumindest hoffen, dass deren neue Weisheit irgendwann auch die heimische SPÖ-Politik erreichen wird.

EU-Kommission: Nach einer allzu langen Schweigepause wagt es nun die EU-Kommission, „ernste Bedenken“ gegen die italienischen Pläne  zu äußern, deutschen und österreichischen Zügen einen Stopp an sämtlichen Zwischenstationen zu verbieten. Ein solches Verbot wäre nämlich ein ganz klassischer Verstoß gegen die Regeln des Binnenmarktes, der ja den zeitweise zugunsten modischer Themen vernachlässigten Kern der Integration gebildet hat.

Gleichzeitig lässt sich die EU-Kommission nicht in eine populistische Kampagne gegen das neue ungarische Medienrecht hineinhetzen. Dieses ist zwar menschenrechtlich bedenklich und verstößt gegen demokratische Grundregeln. Aber es ist durchaus zweifelhaft, ob das ungarische Medienrecht überhaupt in die Kompetenz der EU fällt.

Schon im Falle Österreich 2000 hatte es die Kommission abgelehnt, sich in internationale Kampagnen gegen ein Mitgliedsland einspannen zu lassen. Diese werden bekanntlich von der vereinigten europäischen Linken jeweils gegen Länder mit Rechtsregierungen gefahren. Damals war es Österreich, heute sind es Ungarn, Italien und die Schweiz, wo die Linksparteien jeweils total abgewirtschaftet hatten. Als nächstes drohen auch die Niederlande und Dänemark ins Visier zu kommen. Auch wenn es überall viel zu kritisieren gibt: Die Kommission tut gut daran, sich von der Rolle als Oberlehrer aller Mitgliedsländer zu distanzieren.

OMV: Die OMV hat durch Zukäufe einen entscheidenden Schritt Richtung Türkei getan und ist nun im dortigen Ölmarkt endgültig ein wichtiger Spieler. Es tut gut – und ist dringend notwendig –, wenn immer wieder auch österreichische Konzerne im internationalen Spiel der multinationalen Konzerne erfolgreich mithalten können. Die OMV wird aber zweifellos auch der Türkei guttun – ohne dass diese deswegen gleich ein EU-Vollmitglied werden muss.

Triple A: Ebenso gut tut, dass die internationalen Rating-Agenturen Österreich auch weiterhin ein Triple-A geben. Damit kann sich die Republik weiterhin relativ(!) günstig refinanzieren. Das hilft aber auch allen anderen österreichischen Kreditnehmern.

Heathrow: Der Londoner Flughafen hat es tagelang nicht geschafft, der – für die Inseln unüblichen – Schneefälle Herr zu werden. Man war einfach schlecht vorbereitet. Das ist zwar extrem peinlich. Aber nun verzichtet der Vorstandschef des größten Flughafens Europas auf seine Jahresprämie. Er zeigt damit, dass mancherorts ein Wort noch wirklich ernst genommen wird: Verantwortung. Man stelle sich Ähnliches vor, würde es auch für den ORF oder das österreichische Schulsystem gelten.

 

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In der Jauchengrube und an deren Rand

22. Dezember 2010 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Es stinkt gewaltig. Die nun veröffentlichten Überwachungsprotokolle der Telefonate von Walter Meischberger zeigen eine ganze Reihe von politischen und wirtschaftlichen Akteuren dieses Landes, besonders aus dem Umkreis der (früheren) FPÖ, tief in der Jauchegrube. Daneben gehen aber auch Rot und Grün alles andere als geruchsfrei aus diesen Veröffentlichungen heraus.

Die Kenntnis der Gesprächsprotokolle der Herren Meischberger, Grasser und Plech darf als bekannt vorausgesetzt werden. Auszüge daraus finden sich jedenfalls in einer grünen Anfrage auch auf der Parlaments-Homepage. Hier sei statt dessen eine analytische Bewertung der handelnden Personen unternommen.

Walter Meischberger: Er hat sich mit jenen Telefonaten wohl endgültig um Kopf und Kragen geredet. Ein Lobbyist, der sechsstellige Summen kassiert, sich aber in Hinblick auf das „Wofür eigentlich? “, „supernackt“ zeigt, der spricht sich selbst schuldig. Wenn das nicht Korruption ist, dann sind wahrscheinlich auch die Regierungsinserate in bestimmten Boulevard-Zeitungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden. Überdies hat sich Meischberger endgültig auch höchstpersönlich der wirtschaftlichen und rechtlichen Ahnungslosigkeit wie auch der abgrundtiefen Dummheit überführt. Das wirft wieder ein mehr als düsteres Licht auf all jene, die ihn politisch oder auch privat gefördert haben, von Jörg Haider bis Karl-Heinz Grasser. Und natürlich auf alle jene, die mit ihm Geschäfte welcher Art immer gemacht haben.

Ernst Karl Plech: Er hat fast immer dann die Hände im Spiel gehabt, wenn FPÖ-Minister – insbesondere aus dem Justiz- und Finanzressort – völlig überflüssige und teure Übersiedlungen von Ämtern in neue Gebäude angeordnet haben. Diese Übersiedlungen haben schon vor zehn Jahren heftig nach Korruption gerochen.

Horst Pöchhacker: Er ist zweifellos der durch die Protokolle am drittmeisten Belastete, auch wenn er nun auf Tauchstation zu gehen versucht, und auch wenn viele SPÖ-nahe Medien seinen Namen nicht erwähnen. Denn Meischberger müsste ja nicht krampfhaft darüber nachdenken, wofür er eigentlich von der Baugesellschaft Porr Geld bekommen hat, hätte es da nicht dubiose Zahlungen der Porr mit unsauberen Zusammenhängen geben. Pöchhacker ist deshalb besonders pikant, weil er als einziger noch in sehr hohen Würden für die Republik steht. Denn nach der 25 Jahre dauernden Leitung der ziemlich roten Baufirma Porr leitet er nun den Aufsichtsrat der knallroten ÖBB – und hat dort im Aufsichtsrat Äußerungen in Hinblick auf Schmiergelder gemacht, die ebenfalls so skandalös sind wie die Meischberger-Telefonate. Die aber in den SPÖ-nahen und ÖBB-finanzierten Medien im Gegensatz zu den Meischberger-Äußerungen total hinuntergespielt werden.

Gabriele Moser: Die grüne Abgeordnete – durch ihre Verkehrskompetenz eigentlich eine der wenigen sachseriösen Grünen – hat durch die Veröffentlichung des Abhörprotokolls einen schamlosen Missbrauch der Abgeordneten-Privilegien begangen. Denn wenn das Parlament mit gutem Grund die Veröffentlichung von Abhörprotokollen gesetzlich verboten hat, ist es eigentlich unfassbar, dass ein Abgeordneter desselben Parlaments seine Immunität ganz gezielt benutzt, um solche Protokolle dann sehr wohl zu veröffentlichen. Nach dem provozierenden OGH-Urteil, das sogar einen Journalisten, der einer Straftat verdächtig ist, die Unterdrückung von Beweismaterial erlaubt, zeigt damit eine zweite Bevölkerungsgruppe dem Rest der Menschheit voll Hohn, dass sie viel gleicher als alle anderen ist. Niemand solle sagen, dass das Delikt der Frau Moser notwendig war, um die unfassbaren Dialoge Meischbergers vor die Justiz zu bringen: Denn dort waren sie längst. Und nur dort gehören sie hin. Es ist auch nicht Aufgabe des Parlaments mitzubestimmen, ob jemand in U-Haft kommt oder nicht. Noch gilt in Österreich die verfassungsrechtliche Gewaltentrennung.

Karl-Heinz Grasser: Für den Ex-Minister gilt nach diesen Dialogen der Satz „Es stinkt“ ganz besonders. Das für viele seiner Feinde – und derer hat er sich mit seiner überheblichen Art wie auch mit seinen politischen Erfolgen viele gemacht – besonders Ärgerliche dabei ist jedoch: Nach allem, was bekannt ist, ist Grasser auch diesmal offenbar noch nicht selbst so tief in die Jauche gefallen, dass eine Anklage oder Verurteilung wahrscheinlich wäre. Er ist ihr nur so nahe gekommen, dass er den Gestank wohl nie mehr loswerden wird.

Claudia Bandion-Ortner: Eine guter Justizminister müsste jetzt ganz anders agieren. Aber die amtierende Ministerin hängt selbst schwer angeschlagen in den Seilen – und zwar weil sie vom ersten Tag an aus vielen Gründen eine peinliche Fehlbesetzung war, nicht aber weil ihr Elsner-Urteil teilweise revidiert wird; letzteres ist ein ganz normaler Vorgang, auch wenn nun reihum juristisch ahnungslose Journalisten (die sie anfange bejubelt haben) aus dem Elsner-Prozess einen gegen Bandion-Ortner zu machen versuchen. Ein starker Justizminister würde jetzt jedenfalls zum Kampf gegen diese parlamentarischen Tricks zur Umgehung der rechtlich zwingenden Vertraulichkeit antreten – und sei es durch den Vorschlag einer Gesetzesnovelle –, er würde auch energische Maßnahmen gegen das ständige Hinausdringen vertraulicher Akteninhalte aus der Staatsanwaltschaft setzen. Und er würde die dortigen Missstände nicht jeweils so lange ignorieren, bis ein früherer Gerichtspräsident das Parlament auf die zahllosen dortigen Missstände aufmerksam macht.

ORF: Der hat sich zwar nicht schuldig gemacht, aber es ist geradezu unfassbar, wie dort praktisch täglich derselbe grünlastige Kampfjurist interviewt wird. Offenbar hat im ganzen ORF niemand so viel juristisches Grundwissen, um zu begreifen, dass ein (noch dazu mittelmäßiger, wenn auch fescher) Verfassungsjurist mit dem Strafrecht ungefähr so viel zu tun hat wie ein Schickeria-Zahnarzt mit dem Herzinfarkt.

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Das Budget: ein allseitiger Offenbarungseid

21. Dezember 2010 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

An diesem Budget gibt es zweifellos viel zu kritisieren. Es fehlen mutige Reform- und Sanierungsprogramme; Hacklerregelung, Studiengebührenbefreiung und sinnlose Doppelgleisigkeiten im Gesundheitssystem bleiben bestehen; statt Investitionen in Forschung kommt die leistungsfeindliche Mindestsicherung; das Budget ist auch verfassungswidrig spät eingebracht worden. Das gilt es alles ernsthaft zu thematisieren. Der dumme Aktionismus der Grünen ist aber das Gegenteil einer ernsthaften Debatte.

Marathonreden mögen gut fürs Buch der Rekorde sein. Antragsfluten, um Sitzungen unendlich zu verlängern, gehören ins italienische, nicht ins österreichische Parlament. Und die Behauptung, dass angeblich wegen der Kürzungen im Entwicklungshilfebudget 3000 Kinder sterben, ist überhaupt letztklassig. Und falsch, weil ja zunehmend klar wird, dass die Entwicklungshilfe selbst die Entwicklung der zurückgebliebenen Länder verhindert.

In einer Demokratie ist es die Rolle der Opposition zu zeigen, was schlecht läuft und wie sie es besser machen würden, damit sie beim nächsten Mal an die Macht kommen kann. Mit ihrem Aktionismus überzeugen die Grünen mit Gewissheit niemandem und entfernen sich nur noch weiter von dem Ziel einer Machtübernahme (was sie freilich ohnedies schon mit ihrer Wasserträger-Rolle im Wiener Rathaus tun).

Zugleich versuchen sich ausgerechnet die Freiheitlichen in den letzten Monaten zunehmend staatstragend zu zeigen. Freilich fehlt auch ihnen jede Persönlichkeit, die zeigen würde, dass sie von Wirtschaft und Finanzen mehr versteht als die Machthaber. Und das wäre nun wirklich nicht so schwer.

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Constantia: Gutes Ende eines panischen Anfangs

20. Dezember 2010 19:27 | Autor: Andreas Unterberger

Die kleine gute Nachricht rechtzeitig vor Weihnachten.

Die Constantia Privatbank AG, beziehungsweise ihre Nachfolgerin gibt es nicht mehr; eine der aufsehenerregendsten Pleiten der letzten Jahre ist ohne einen Cent Verlust für die Staatskassa abgewickelt worden. Obwohl die Republik anfangs mit beängstigenden 400 Millionen Euro für die Constantia gehaftet hat. Die Lehre daraus: Bei Banken schaut vieles nach einem Wertverlust aus, was Jahre später dann doch durchaus verwertet werden kann. Vor allem dann, wenn man die Forderungen und Investitionen nicht am Höhepunkt der Krise bewertet, sondern erst nachher. Schrottpapiere sind eben nicht immer wirklicher Schrott. Noch erfreulicher: Die Steuerzahler bekommen von der nun abgewickelten „Bad Bank“ sogar eine kleine Haftungsprämie. Der Unterschied zu staatlichen Schulden: Dort bleiben Schulden immer Schulden. Und sie können sich nie mehr in Gold zurückverwandeln. Ägerlich ist, dass die gute Nachricht am Ende allerorten kaum zur Kenntnis genommen wird – während die schlechte am Anfang für große Schlagzeilen gesorgt hat.

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Tagebuch als Weihnachtsgeschenk

20. Dezember 2010 06:28 | Autor: Andreas Unterberger

Das Tagebuch entwickelt sich kräftig und lebensfroh. Deshalb möchte ich allen, die sein Weiterleben auch finanziell ermöglicht haben, etwas zurückgeben.

Nämlich durch die Möglichkeit, ein Tagebuch-Jahresabonnement zum halben Preis als Weihnachtsgeschenk zu erwerben. Oder ein Halbjahresabonnement ebenfalls zum halben Preis.

Vielleicht suchen Sie ja noch ein passendes Präsent für anspruchsvolle Menschen, die eigentlich schon alles haben, außer einem Tagebuch-Abonnement. Und die dann mit dem Tagebuch rund 600 Mal im Jahr einen Teil Ihres Geschenkes mit jeweils ganz neuen Inhalten bekommen können, aus meiner Feder, aus der von mehr als 2000 Kommentatoren und 30 Gastautoren. Ob die Beschenkten nun alles als bereichernd oder manches als provozierend ansehen – kalt lässt das Tagebuch jedenfalls kaum jemanden.

Dieses Angebot gilt für alle Abonnenten/Partner, die bis zum 1. Dezember einen ausreichenden finanziellen Beitrag geleistet haben. Alles, was Sie für dieses Weihnachtsgeschenk tun müssen:

1) 60 Euro (beziehungsweise 30 Euro für Halbjahresabos) unter „Geschenk“ überweisen an:
Dr. Andreas Unterberger
Erste Bank (BLZ 20111)
20877623601

2) Ein E-Mail an kontakt@andreas-unterberger.at mit den Angaben,

Das bedeutet dann für den Beschenkten rund ums Jahr eine 600 Mal erneuerte Erinnerung an Ihr Weihnachtsgeschenk. Mit exklusiven Analysen, Kommentaren und Informationen auf Österreichs größtem unabhängigen Internet-Blog. Dazu kommen weit über 80.000 Kommentare mit teilweise überragender Qualität, der Zugang zu vielen Tipps anderer Abonnenten und zu exklusiven Veranstaltungen.

PS: Selbstverständlich bekommen Sie auch als Leider-noch-nicht-Partner den schön gestalteten Gutschein, wenn Sie ein cleveres Geschenk suchen. Dann allerdings nur zum vollen Preis.

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Autos, Parken und die schwarz-blauen Irrtümer

20. Dezember 2010 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt wenig, wo Rot und Grün in Wien absolut richtig, Schwarz und Blau jedoch eindeutig falsch liegen. Aber in einem Punkt zumindest ist das sicher der Fall.

Nämlich beim blau-schwarzen Widerstand gegen flächendeckende Kurzparkzonen beziehungsweise deren Ausdehnung. Gewiss ist es unangenehm, dass die Bewohner für ein Bezirkspickerl alljährlich einen spürbaren Betrag zahlen müssen. Aber dafür erhöht sich ihre Chance kräftig, auch einen Parkplatz zu bekommen, wenngleich das Pickerl noch keine Garantie ist.

Umgekehrt leiden jene Bezirke, die außerhalb der Kurzparkgebiete liegen, zunehmend und schwer: Sie werden immer mehr von Autos zugeparkt, die dort tage- oder auch wochenweise abgestellt sind, ohne dass deren Besitzer irgendetwas in der Nähe des Parkplatzes zu tun hätten.

Die lieben Freunde aus ganz Österreich – in hohem Ausmaß offensichtlich Studenten –, aber auch aus ganz Mittel- und Südosteuropa lassen ihr Auto gratis stehen, während sie ganz wo anders wohnen, arbeiten oder studieren.

Das schafft dringenden Handlungsbedarf, den Blau und Schwarz aber offenbar nicht begreifen. Statt gegen das Pickerl zu kämpfen, sollten sie lieber die Grünen attackieren, die gegen fast jede neue Parkgarage nach dem Floriani-Prinzip in die Schlacht gehen. Obwohl jede neue Garage – nach einer unangenehmen Bauzeit – die Umgebung aufwertet. Freilich haben da auch die anderen Parteien in dieser Frage schwarze Flecken auf ihrer Weste: etwa die schwarze Vorsteherin des ersten Bezirks, welche die dringend notwendige Garage am Neuen Markt verhindert hat.

 

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Seltsames von Ortner, Faymann und Niessl

19. Dezember 2010 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

Was sonst noch diese Woche passierte: Seltsames von Claudia Bandion-Ortner, Werner Faymann und Hans Niessl, Weises von einem erfahrenen Lehrer und Enthüllendes über Felix Mitterer.

Der von mir an sich durchaus geschätzte Autor Felix Mitterer ist nach 15 Jahren in Irland wieder nach Österreich übersiedelt. Aber er entblödet sich nicht, als Grund „Regen und Nässe“ in Irland zu nennen, was auch brav von all den blauäugigen Kulturjournalistinnen nachgebetet wird. Dass Mitterer Regen und Nässe nach 15 Jahren ausgerechnet genau zu dem Zeitpunkt entdeckt, seit es Irland rapide schlechter geht und seit dort alle Menschen in vielfältigsten Formen den Gürtel enger schnallen müssen, wurde natürlich nirgendwo erwähnt. Von ihm schon gar nicht. Ebenso die Tatsache, dass man in den letzten Jahren in Irland steuerlich sehr milde behandelt worden ist, während progressive Schriftsteller hierzulande öffentlich immer für noch mehr Staatsausgaben eintreten. Daher bleibt es unseren Gedanken überlassen, was wir von Mitterer und vom hiesigen Kulturjournalismus halten.

„Es steht keineswegs die Kompetenzfrage im Fordergrund“, so der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl mit einem leibhaftigen „F“ in einem Brief an alle Gemeinden. Fielleicht hätte man den Vauxpas als lässlichen Vehler übersehen können, wäre nicht das Thema von Niessls Brief ausgerechnet Pisa und die burgenländischen Schulen. Fielleicht.

Den weisesten Spruch zu Pisa hörte ich dieser Tage von einem erfahrenen Lehrer: „Dürften die Lehrer so unterrichten wie noch vor 20 Jahren, dann wäre Pisa mit Sicherheit viel erfolgreicher abgelaufen.“ Er begründete das mit vielen Beispielen, wie politische und pädagogische Reformen die Schulen immer leichter, immer leistungsfreier, immer kaputter gemacht haben. Der Pisa-Test hingegen erfordert zwei Stunden ununterbrochene Konzentration. Würde das ein Lehrer bei einem Test von 15-Jährigen verlangen, bekäme er sofort disziplinäre Schwierigkeiten.

Sehr verwunderlich agiert wieder einmal die Justizministerin. Kaum ist es der grün-radikalen Lobby der in Wiener Neustadt vor Gericht stehenden Tierfanatiker gelungen, wieder einen extrem einseitigen Bericht im ORF zu platzieren, reagierte Claudia Bandion-Ortner. Sie forderte umgehend einen Bericht der Staatsanwaltschaft zu diesem Verfahren. Was mitten in einem laufenden Prozess gelinde gesagt mehr als ungewöhnlich ist.

Und schließlich hat Werner Faymann für die Gesamtschule geworben. Was sein gutes Recht ist. Dass er das in einer Schule und einer Klasse getan hat, ist aber nicht mehr sein gutes Recht. Und schon gar nicht, dass er sich dazu Journalisten mitnimmt. Denn zu Recht werden Schulen seit jeher von solchen Politikerbesuchen freigehalten. Das gilt aber offenbar unter dieser roten Ministerin und im roten Wien nicht mehr. Freilich schadete das im konkreten Fall den Schülern nicht. Denn Faymann hat ausgerechnet die Kandlgasse besucht, die seit vielen Jahren den Ruf als schlechteste AHS Wiens hatte und die daher als einzige AHS bereit war, sich in eine Gesamtschule zu verwandeln, um die eigene Weiterexistenz zu retten. Und, oh Wunder, alle den Journalisten vorgeführten Lehrer waren begeisterte Gesamtschulanhänger, weil sie nicht mehr „selektieren“ müssen. Was bekanntlich sehr angenehm für die Schüler ist, die dann nur noch „Rudolph, das Rentier“ auszuschneiden hatten. Damit man gleich erfährt, was in Gesamtschulen auf Kindergarten-Niveau alles gelehrt wird, und damit ein Faymann-Besuch niveaumäßig nicht abfällt.

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Eine Black Box zu Weihnachten

18. Dezember 2010 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist im Grund atemberaubend, welchen Gummiparagraphen die EU-Regierungschefs da knapp vor Weihnachten beschlossen haben. Huschpfusch wird da die erste Änderung des Lissabon-Vertrags durchgezogen, ohne dass irgendjemand klar sagen könnte, was diese zwei Sätze bedeuten, was in der Black Box dieser Vertragsänderung wirklich drinnensteckt.

Sie kann nämlich Alles oder Nichts enthalten – und auch alles, was zwischen Alles und Nichts liegt liegt. Uns will man vorerst irgendwie einreden, dass die Vertragsänderungen zwar im Grund überhaupt nichts bedeuten, aber dennoch ein Allheilmittel zur Behebung der europäischen Finanzkrisen seien.

Reichlich widersprüchlich? Nicht doch für die wie immer lammfrommen EU-Berichterstatter.

Würde man Klartext reden, bestünde freilich Gefahr, dass nicht alle 27 Parlamente zustimmen. Dass Irland etwa eine Volksabstimmung durchführen müsste (was freilich in einem bankrotten Land, das zusammen mit anderen diese Vertragsänderung überhaupt erst ausgelöst hat, doch reichlich skurril wäre). Und dass die Kronenzeitung ihren Lieblingsbriefpartner im Bundeskanzleramt an sein Versprechen erinnern könnte, eine Volksabstimmung über eine solche Vertragsänderung durchzuführen. Freilich: Wer schon die Verfassung eiskalt gebrochen hat, wird doch wohl imstande sein, ein Wahlkampfversprechen ohne sonderliche Gewissensbisse zu brechen. Aber zu Faymanns Glück (und zum Schaden für deren Auflage) ist die Krone jetzt ohnedies schon fast total auf Parteilinie eingeschwenkt.

Wer uns einreden will, dass die Vertragsänderung notwendig ist, damit man künftig auch die Gläubiger eines überschuldeten Landes an den Sanierungskosten beteiligt, der lügt. Selbstverständlich wäre das, also ein teilweiser Forderungsverzicht der Gläubiger, immer schon möglich gewesen –  im Fall Griechenland genauso wie im Fall Irland.

Wer uns einreden will, dass die Vertragsänderung notwendig ist, damit die EU-Länder einander Geld borgen oder füreinander haften dürfen, der hat Recht: Er gibt damit aber gleichzeitig zu, dass die Aktionen Griechenland und Irland sowie die Schaffung eines Rettungsschirmes ein glatter Vertragsbruch waren.

Wer uns einreden will, dass durch die Vertragsänderung eine europäische Wirtschaftsregierung geschaffen wird, sollte das ehrlich und viel deutlicher sagen. Denn das wäre eine Katastrophe, auch wenn sich nun sogar auch Deutschland dafür ausspricht. Denn eine solche Wirtschaftsregierung hat mit Sicherheit nur einen Effekt: Sie wird Europas Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Asien und anderen Regionen noch weiter reduzieren. Dabei hat gerade die jüngste Prognose des Wifo klar gesagt: Europas Wachstum wird in den nächsten Jahren mit 1,5 Prozent das weltweit niedrigste sein, während die Weltwirtschaft im Schnitt mit über 4 Prozent wächst. Die Sozialdemokraten und Gewerkschaften haben dennoch immer schon eine EU-Wirtschaftsregierung verlangt, mit der sie in den 27 Ländern eine Anhebung von Steuern und Sozialleistungen auf das jeweils höchste Niveau durchsetzen wollen. So als ob sie von China und den USA bestochen wären.

Wer uns einreden will, dass durch diese Vertragsänderung nun den Sünderländer harte und konkrete Bedingungen gestellt werden können, der lügt: Denn solche Bedingungen hätten Geldgeber schon immer verlangen können. Es gibt jedoch auch nach der Vertragsänderung keine effektiven Instrumente, falls sich die Sünder nicht an die Bedingungen halten, oder halt nur ein bisschen. Letztlich müssten solche Instrumente ähnlich wie bei österreichischen Gemeinden oder bei einem normalen Konkurs aussehen, die bankrotten Staaten müssten einen Zwangsverwalter mit Gesetzgebungskompetenz an die Kassa gesetzt bekommen.

Wer uns einreden will, mit dieser Vertragsänderung sei die Idee von Euro-Anleihen vom Tisch, der lügt. Die sind weiterhin möglich und bleiben eine reale Gefahr. Genauso wie weitere teure und riskante Schutzschirme für die Sünderländer.

Wer uns einreden will, als Folge der Vertragsänderung werden sich Parlamente, Regierungen, Subventionsjäger und nicht zuletzt die hetzerischen Gewerkschaften vieler Länder zu fürchten beginnen und rechtzeitig Maß halten, der sollte sich besser als Kabarettist verdingen.

Man darf angesichts all dieser Ambiguitäten wirklich gespannt sein, ob 27 nationale Parlamente eine solche Black Box mit unbekanntem Inhalt ankaufen werden.

Für alle, die in der Leere des EU-Textes zwischen den dürren Zeilen Genaueres entdecken können als ich, hier der ganze Wortlaut, mit dem der Lissabon-Vertrag ergänzt wird: "Die Mitgliedstaaten, die der Eurozone angehören, können einen Stabilitätsmechanismus aktivieren, um im Notfall die Stabilität der Eurozone als Ganzes zu sichern. Die Garantie für die erforderliche Finanzunterstützung wird strikten Bedingungen unterworfen".

Aha.

PS.: Herr Faymann, der bei EU-Gipfeln bisher immer nur jene Meinung zu haben versuchte, die sich dann durchsetzte, muss sich nun erstmals in einer wichtigen Frage entscheiden: Die anderen Nettozahlerländer wollen die EU-Ausgaben einfrieren, die europäischen Sozialdemokraten sind – wie immer – gegen jeden solchen Zwang zur Sparsamkeit. Was werden Androsch und Tumpel dem Kronenzeitungsleser am Ballhausplatz jetzt raten, der wahrscheinlich nicht einmal weiß, was Nettozahler bedeutet?

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Fußnote 156: Hier Elsner, dort Assange

17. Dezember 2010 02:00 | Autor: Andreas Unterberger

Julian Assange wird in Großbritannien gegen Kaution und die Verpflichtung, eine Fußfessel zu tragen, freigelassen. Vorerst. Denn der Wikileaks-Gründer wird sich noch vielen Verfahrensstufen stellen müssen, bis er rechtskräftig freigesprochen oder verurteilt ist.

So weit so nachvollziehbar. In Österreich wird dem Unsympathler Helmut Elsner hingegen Dasselbe verweigert. Obwohl auch er noch keineswegs rechtskräftig verurteilt ist. So weit so wenig nachvollziehbar. Vielleicht sollte Frau Elsner auch ein paar Demonstranten auf die Straße schicken und ihrem Mann einen Fernkurs in zeitgeistigem Verhalten schicken. Denn man bekommt immer mehr das Gefühl, dass sich auch große Teile der Justiz populistischen Strömungen beugen. Die Medien beeinflussen nicht nur die Politiker, sondern zunehmend auch die Justiz, die nur theoretisch blind ist. Lediglich eine Richterin in Wiener Neustadt wagt es trotz heftigen medialen Drucks – noch –, den Tierfanatikern einen strengen Prozess zu machen, die pelzverkaufende Firmen terrorisiert haben.

PS.: Mein Verdacht wird auch die durch die Tatsache nicht geschmälert, dass natürlich prinzipiell jedes Land ein anderes Rechtssystem hat. Diese Unterschiede werden jedoch derzeit rapide eingeebnet. Was auch gut ist: So darf in Deutschland vor dem Prozess nicht aus Gerichtsakten zitiert werden, in Österreich hingegen schon, was praktisch immer zu extrem einseitigen Vorverurteilungen durch ein Medium auf Kosten des Rechtsstaates führt, daher längst abgeschafft gehört.

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SN-Kontroverse: Spaltung des Euro?

17. Dezember 2010 00:37 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Währungsunion in einen Nord- und Südeuro geteilt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Spaltung löst keine Probleme

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Wenn es um den Euro geht, ist jeder Griff in die  politische Mottenkiste des 20. Jahrhunderts erlaubt, als die Nationalstaaterei zwei Weltkriege auslöste, die Millionen Tote und einen verelendeten und geteilten Kontinent hinterlassen haben. Da sind „die Griechen" faul und lügnerisch, „die Polen" stehlen, „die Bulgaren" ein Volk der organisierten Bettelei, „die Italiener" korrupt, „die Franzosen" sexbesessene Lebemänner, „die Deutschen" geschüttelt von „the German Angst" und „die Österreicher" Falotten. 


Auf dem Klavier des ökonomischen Nationalismus spielen nun wieder jene, die eine Trennung des Euro in einen „weichen" Südeuro und einen „harten" Nordeuro wollen. Dies unter der so leicht unter das Volk zu bringenden Parole, dass es wirklich, aber wirklich empörend sei,  dass „die fleißigen und anständigen Österreicher" wieder einmal für „die" Griechen, „die" Iren, „die" Portugiesen und vielleicht „die" Spanier, „die" Italiener und im Grund eigentlich sozusagen für alle den finanziellen Retter in der Not zu spielen hätten.

Nun ja - es wäre angebracht, das Köpfchen einzuschalten, als die Eurozone weiter mit Spaltungsfantasien zu verunsichern. Denn was passiert, wenn es einen billigen Süd- und einen teuren Nordeuro gibt? Erraten: Auch die Hartwährungsländer schlittern in ein ökonomisches Desaster. Ihre Waren werden so teuer, dass sie nicht oder nur mehr schwer exportiert werden können. Den Ländern der weichen Eurozone wäre auch nicht geholfen. Die Spekulation gegen die Euroländer würde munter weitergehen und soziale Verwerfungen im Norden und Süden wären die Folge.  Und eines sollten die Prediger der Destabilisierung nie vergessen: Steuerdumping und die Gier der Finanzindustrie haben die derzeitige Krise ausgelöst und nicht die  europäischen Normalbürger. 


Zwei katastrophale Fehler

Andreas Unterberger

Der Euro war eine der besten Erfindungen seit 1945. Er wurde aber durch zwei schwere Fehler ruiniert. Der erste passierte schon bei der Einführung: Es wurden keine klaren (und automatischen!) Konsequenzen beschlossen, wenn eines der Euroländer gegen die Regeln sündigt, wenn es exorbitante Lohnerhöhungen toleriert, wenn es hohe Staatsdefizite produziert, wenn es sich zunehmend verschuldet. Es wurden sogar Länder aufgenommen, die schon beim Start die Kriterien verfehlten.

Kein Wunder, dass diese Länder weiter in sozialistisch-keynesianischer Art in den Tag hineinlebten (was durchaus auch etliche rechte Regierungen taten).  Sie kassierten gleichzeitig Milliarden an Struktur- und Kohäsionshilfen, was die EU für sie zum perfekten Schlaraffenland machte. Sie vergaßen nur eines: Früher wurden durch Abwertungen diese Sünden wieder ausradiert. Das war nun unmöglich. Der zweite historische Fehler passierte heuer im Mai, als Europa 750 Milliarden bereitstellte, um die Sünder aus dem Schuldturm  zu befreien, statt sie den eigentlich zwingenden Folgen ihrer Schuldenmacherei preiszugeben. Angela Merkel leistete zwar lang Widerstand, ging aber letztlich in die Knie; vom Bundeskanzler der Republik Österreich, die ebenfalls heftig haftet, gab es natürlich auch dazu keinen geraden wirtschaftlichen Satz zu hören.

Schon ist allen Experten klar, dass dieses Geld nicht reichen wird. Und schon beginnen Geldgeber auch an der Kreditwürdigkeit Deutschlands und noch mehr Österreichs  zu zweifeln. Weshalb auch sie neuerdings höhere Zinsen zahlen müssen. Woraus wir lernen: Die Fehler rund um den Euro ruinieren uns. Da man aber Griechenland & Co. nicht zum Austritt aus dem Euro zwingen kann, haben Deutschland & Co. nur eine Wahl: entweder selbst dem Bankrott zuzutreiben oder in einer schmerzhaften Aktion einen Nordeuro als Notanker zu schaffen.

 

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Fußnote 155: Zweiklassenjustiz

16. Dezember 2010 11:47 | Autor: Andreas Unterberger

Der OGH hat sich auf die populäre Seite gestellt und bei allen Medien beliebt gemacht: Der ORF muss nichts von dem Video-Material herausgeben, das er rund um die umstrittene Skinheads-Reportage angefertigt hat.

Der OGH-Spruch ist dennoch extrem bedenklich. Hier geht es ja nicht darum, dass jemand dem ORF vertrauliches Material zugespielt hat, welches zu Recht durch das Redaktionsgeheimnis geschützt ist. Hier geht es vielmehr darum, dass Zeugenaussagen einen ORF-Mitarbeiter belasten, selbst Strafbares getan zu haben (nämlich Andere zum Ausrufen verbotener Nazi-Sprüche zu animieren). Und der endgültige Beweis dafür dürfte/könnte sich auf dem Video befinden. Womit wieder einmal bestätigt ist, Journalisten und Linke (was beim ORF bekanntlich synonym ist) dürfen in Sachen Nazi-Verbot alle möglichen Spielereien straflos betreiben, pubertäre Jugendliche bekommen hingegen eine saftige Strafe dafür. Das macht den OGH bei den Journalisten beliebt; das macht die Journalisten bei den Bürgern freilich noch unbeliebter. Denn die haben keinerlei Sympathie für Zweiklassen-Justiz. Und ganz sicher auch nicht für Nazi-Sprüche.

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Wenn der Exekutor dreimal klingelt

16. Dezember 2010 00:55 | Autor: Andreas Unterberger

Linke „Intellektuelle“ können zwar nicht definieren, was „neoliberal“ ist, aber sie können dieses Wort rund um die Uhr voll Verachtung aussprechen. Und wenn sie es doch irgendwie beschreiben müssen, dann zählen sie einfach die Beschlüsse der schwarz-blauen Ära auf. Für junge Leser: Das war jene ferne Zeit, als in Österreich noch regiert wurde.

Jetzt können sich jene Antineoliberalen endlich wieder über neue Munition freuen: Sie können ihren Katalog angeblich neoliberaler Sünden deutlich erweitern.

Denn die spanische Regierung hat nun eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen, gegen welche sich die von Rot und Grün in Österreich so hasserfüllt bekämpften Maßnahmen unter Wolfgang Schüssel wie ein kuscheliges Wohlfahrts-Programm ausnehmen.

Freilich haben die Antineoliberalen ein Problem: In Spanien regiert eine stramm sozialistische Regierung. Dennoch können nur Optimisten glauben, dass das jene „Intellektuellen“ endlich zur Vernunft bringen wird und zur Einsicht, dass das, was sie als neoliberal denunzieren, in Wahrheit nur zwingende Folgen der Grundrechnungsarten sind. Die skandalöser Weise auch für Sozialisten gelten.

Auf die Unbelehrbarkeit der Linken deuten Veranstaltungen in Renner- und Kreisky-Institut hin, die noch immer „neokeynesianisch“ von noch mehr Schulden und noch mehr Wohlfahrtsausgaben träumen. Darauf deutet auch die brüsk negative Reaktion Werner Faymanns auf die überraschend mutigen Vorstöße einiger SPÖ-Politiker in Sachen Studiengebühren hin. Und darauf deutet letztlich auch die spanische Politik hin: Sozialisten sind immer erst dann zu Sparsamkeit bereit, wenn der Exekutor schon sein Auto verlassen hat und am Haustor der jeweiligen Regierung klingelt. Und wenn auf dieser Straße Unmengen Jugendliche herumlungern, weil wie in Spanien unvorstellbare 40 Prozent der jungen Menschen arbeitslos sind.

Man sollte sich jedenfalls im Detail auf der Zunge zergehen lassen, was eine sozialistische Regierung so alles für die Spanier beschlossen hat (und diese Beschlüsse mit Österreich vergleichen):

Die Beamtengehälter werden um fünf Prozent gesenkt (eher akzeptiert Israel einen Palästinenserstaat als der ÖGB solche Gehaltskürzungen);

alle Pensionen werden eingefroren (in Österreich passiert das nur jenen, die brav und viel ins Pensionssystem einbezahlt haben);

die Umsatzsteuer wird von 16 auf 18 Prozent angehoben (hierzulande wird jede Veränderung der Umsatzsteuer als extremistischer Ausbund sozialer Kälte verurteilt, obwohl sie neben der Grundsteuer die einzige Steuer ist, die man ohne schwere Nebenwirkungen erhöhen könnte);

das Pensionsantrittsalter wird von 65 auf 67 erhöht (als die ÖVP in der Ära Gusenbauer eine – automatische – Anpassung des Pensionsalters an die Lebenserwartung um wenige Monate verlangte, revoltierte die SPÖ und putschte unter Faymanns Regie gegen Gusenbauer);

die Durchrechnungszeiträume für die Pensionserhöhung werden erhöht (in Österreich gab es monatelange Gewerkschaftsproteste, als Schwarz-Blau dasselbe taten);

die Kapitalertragssteuer wird von 18 auf 21 Prozent erhöht (sie beträgt in Österreich schon 25 Prozent);

die Abfertigungen werden reduziert (das hat in Österreich noch niemand auch nur zu denken gewagt);

Beamte müssen in die allgemeine Sozialversicherung wechseln (fast die einzige Maßnahmen, die Schüssel der Beamtengewerkschaft problemlos aufzwingen konnte);

und Lotterien und Flughäfen werden teilprivatisiert (wieder so eine verbrecherische Grasser-Idee).

Werden Österreichs Sozialdemokraten jemals so ehrlich sein zuzugeben, dass Schüssels Maßnahmen Österreich zwar nicht saniert haben, es aber doch bis heute deutlich besser dastehen lassen als Spanien&Co, auf das Europas Linke vor kurzem noch so stolz waren?

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Zwischenlandung auf dem Flughafen

16. Dezember 2010 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Das war längst notwendig, ist aber aber alles andere als eine endgültige Lösung. Dass am Flughafen der alte Arbeiterkammer-Apparatschik Kaufmann gefeuert wird, war längst fällig.

Die Unfähigkeit der Flughafen-Führung hat sich ja nicht nur beim völlig aus dem Ruder gelaufenen Großbau-Projekt Skylink gezeigt; sie hat auch durch überhöhte Tarife die AUA und zugleich die volkswirtschaftlich einträgliche und auch für den Tourismus enorm wichtige Rolle Wiens als Drehkreuz gefährdet; sie war aber bis heute vor allem ein bequemes Instrument in den Händen der Landesfürsten aus Wien und Niederösterreich, die sich dort immer wieder bedient haben.

Dass aber nun der Aufsichtsratsvorsitzende Herbst die operative Führung übernimmt, kann und darf nur eine Übergangslösung sein. Und ein Jahr ist dafür viel zu lang. Denn ein Rechtsanwalt ist kaum besser geeignet als ein Arbeiterkämmerer, ein so schwieriges Unternehmen zu führen.

Ab sofort muss daher mit Volldampf ein neuer Chef gesucht werden, der ganz seltene Tugenden in sich kombiniert: Organisationstalent, die Fähigkeit ein verfahrenes Bauprojekt noch halbwegs zu retten, Härte gegenüber der Belegschaft und vor allem gegenüber allen Begehrlichkeiten diverser Eigentümer. Das wird schwer genug.

Ansonsten könnten Wien und Niederösterreich dem Flughafen nur noch ein Gutes tun: Sich endlich und rasch von den Flughafen-Aktien zu trennen, damit dort endlich Professionalität einkehren kann. Wie etwa bei der AUA.

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Euro-Anleihen: Trau Schau Wem?

16. Dezember 2010 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

David gegen Goliath. Luxemburg gegen Deutschland. Der Kleinste gegen den Größten der EU – da hat normal der Kleine immer viele Sympathien auf seiner Seite. Vor allem, wenn er so verbissen kämpft wie Luxemburgs Premier Juncker für die Einführung von Euro-Bonds. Also für Anleihen, für die alle EU-Staaten haften.

Diese Anleihen würden den am heftigsten verschuldeten Ländern Europas helfen, gegen niedrigere Zinsen als zuletzt an neues Geld heranzukommen. Die relativ disziplinierten Länder würden freilich deutlich mehr zahlen müssen als heute. Wirklich disziplinierte Länder gibt es in der EU zwar ohnedies keine – denn die wären so solide wie die Schweiz oder hätten überhaupt keine Schulden. Was ja angesichts der niedrigen Kinderquote aller europäischen Länder durchaus zwingend wäre. Und nicht so blauäugig, wie es klingen mag.

Aber zurück zu den „relativ disziplinierten“ Europäern wie den Deutschen, den Niederländern und Österreichern. Die zeigen kein Interesse an diesen Euro-Bonds und der Haftung für die Schulden aller anderen, auch wenn Herr Juncker es ihnen mit viel Seelenmassage zu verkaufen versucht.

Sie haben damit im Prinzip recht. Denn die Euro-Bonds würden als Signal aufgefasst, dass sich Deutschland & Co überhoben haben und langfristig nicht mehr stabil sind. Umgekehrt würden die ausgabenfreudigen Südeuropäer glauben, dass sie weiterhin über ihre Verhältnisse leben können; dass sie nicht bankrottgehen, auch wenn ihre Regierungen ständig den oft unverschämten Forderungen der Gewerkschaften oder den utopischen Vorstellungen der Sozial- und Interessenpolitiker nachgeben.

Doch halt: In Wahrheit unterscheiden sich die Euro-Bonds kaum von dem 750 Milliarden teuren Rettungsschirm, den alle Europäer im vergangenen Mai gemeinsam aufgespannt haben. Dieser hat Griechenland und Irland vor dem Bankrott gerettet. Er wird wohl auch noch für den nächsten auf der Liste reichen, also Portugal. Für Spanien freilich kaum mehr, und ganz sicher nicht für die übernächsten Pleitekandidaten Italien, Belgien, Ungarn und auch Frankreich, die allesamt Probleme haben, ihre Schulden und Defizite in den Griff zu bekommen. Daher wird ja auch schon von einer Verdoppelung des Schirms geredet.

Bringt das aber nicht haargenau die gleichen Gefahren, die man in Berlin und Den Haag als Folge der Euro-Bonds fürchtet (in Wien denkt man da ja nicht so viel nach)? In der Tat, der Unterschied ist klein. Dementsprechend ziehen die Zinsen neuerdings ja auch schon für Musterschüler Deutschland kräftig an.

Der schwere Fehler vom vergangenen Mai rächt sich nun fürchterlich. Und lässt sich auch kaum noch rückgängig machen. Denn wie erklärt man es Rom oder Madrid – sobald es auch dort soweit ist –, dass es Geld für die griechischen Obersünder gegeben hat, dass aber nichts mehr da ist, wenn die relativ harmloseren Sünder die Hand aufhalten?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.  

 

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Die Geschlecht, die Politik und die Demokratie

15. Dezember 2010 16:46 | Autor: Andreas Unterberger

Eine SPÖ-Politikerin türkischer Abstammung beschert uns mit der neuesten Sprachpeinlichkeit. Wobei nur offen ist, ob ihr Geschlecht, ihre Parteizugehörigkeit, ihre türkische Herkunft oder die Wiener Kuschelschulen, wo alles außer Lernen und Disziplin auf der Tagesordnung stehen, die Ursache sind.

Frau Gemeinderat Nurten Yilmaz dekretiert nämlich in einer Aussendung: „Menschen brauchen Wien als starke Partnerin.“ Ist da etwa der Fluss „die Wien“ gemeint? Wohl eher nicht. Die Stadt Wien hat jedoch bekanntlich (bekanntlich?) als einziges mögliches Geschlecht das sächliche. Nach der alten deutschen Sprache. Zugegeben, schon wieder ein erzkonservatives Argument.

Letztlich bleibt es gleichgültig, welche der vier genannten Gründe die Weiblich-Erklärung der Stadt Wien hat. Peinlich ist jede der vier Möglichkeiten. Ebenso wie der sonstige Inhalt der Yilmaz-Aussendung, in der sie heftig und mit einem drohend-verächtlichen Unterton gegen die letzten „zuwanderungsfreien Inseln in dieser Stadt“ polemisiert.

Fast gleichzeitig mit dieser Aussendung flattert ganz zufällig und ohne vordergründigen Zusammenhang eine neue – zutiefst erschreckende – Umfrage auf unseren Tisch: Peter Hajek hat erhoben, dass 60 Prozent der Österreicher die Art und Weise, wie die Demokratie in Österreich funktioniert, negativ bewerten.

Das ist aber historisch gesehen genau der Stoff, aus dem immer wieder neue Hitlers und Stalins mit allen katastrophalen Folgen entstehen konnten. Das hat zwar zweifellos primär mit der Politik der Bundesregierung zu tun, aber keineswegs ausschließlich. Denn solche Schwachköpfinnen wie die Frau Yilmaz tragen mit der Summe ihrer provokativen Blödheit ein ordentliches Stück zur Demokratiemüdigkeit bei.

 

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Fußnote: Ehre, wem Ehre wirklich gebührt

15. Dezember 2010 01:29 | Autor: Andreas Unterberger

Für jene, die dem Irrtum unterliegen, man könne Qualität oder Leistung aus öffentlichen Ehrungen ableiten, der kleine Hinweis: Eine Jury der Zeitschrift „Journalist“ hat mich zum Online-Blogger des Jahres gekürt.

Das freut aber dennoch. Vor allem jedoch überrascht es, da ich ja nun wirklich nicht zum Kartell der sich gegenseitig ständig im Kreis ehrenden Journalisten zähle. Denn mir ist der fast täglich wachsende Zuspruch von Abonnenten und Partnern, aber auch Nichtpartnern (die ja auch bald Abonnenten werden könnten) viel wichtiger, der normalerweise negativ zur Zahl der Ehrungen korreliert. Um diesen Zuspruch und natürlich auch Widerspruch kämpfe ich jedenfalls täglich. Und freue mich besonders, dass so viele die Anregung aufgreifen, ein Tagebuch-Abo zu Weihnachten zu schenken. Daher wäre die Wahl der „Partner des Jahres“ viel eher am Platz. Die das alles möglich gemacht haben.

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Fußnote 154: Der ORF und die Mächtigen

15. Dezember 2010 00:16 | Autor: Andreas Unterberger

Zuerst wollte ich es nicht glauben, aber nun wird es einem nicht nur aus diplomatischen Kreisen, sondern auch aus dem ORF bestätigt: Der Staatsrundfunk interviewt den chinesischen Botschafter – und entblödet sich nicht, vorher ganz offiziell anzufragen, was er fragen darf.

Das ist nun eine wirklich unglaubliche wie überflüssige Selbstdemütigung, die nicht nur den ORF trifft, sondern auch das ganze Land. Gewiss sind hierzulande auch Vertreter von Diktaturen höflich zu behandeln. Und man soll sie auch zu Wort kommen lassen. Das ist aber etwas ganz anderes als unterwürfiger Byzantinismus nach ORF-Art. Ein Journalismus, der sich selbst ins Gesicht schauen kann, würde sich nie dadurch einengen lassen, was einem ein Gesprächspartner vorschreiben will. Auch wenn das viele gerne versuchen. Aber beim ORF in seinem heutigen ungesteuert dahintreibenden Zustand sollte es nicht wundern, dass da keine journalistischen Grundbegriffe mehr beherrscht werden. Zumindest wenn es um linke Machthaber geht.

Nachträgliches PS: Andreas Pfeifer, der ORF-Journalist, der jenes Interview geführt hat, betont in einer Reaktion auf den Tagebuch-Eintrag, dass es "keinerlei Vorgaben" gegeben habe.

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Warum Berlusconis Sieg gut ist

14. Dezember 2010 14:23 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn man ausländische Medien verfolgt, dann kann man überhaupt nicht begreifen, warum Silvio Berlusconi nicht nur bei Wahlen, sondern auch bei Misstrauensabstimmungen alle Leichenreden putzmunter überlebt hat, ohne dass in Italien eine kollektive Geisteskrankheit ausgebrochen wäre. So triumphierte er auch am Dienstag zu Recht und wider alle medialen Hoffnungen. Denn diese Medien verschweigen die zwei Hauptgründe seiner Erfolge.

Dabei stimmt im Wesentlichen alles, was gegen Berlusconi vorgebracht wird. Und es mag auch stimmen, dass er sich einige Oppositionsabgeordnete gekauft hat, damit er in beiden Kammern des italienischen Parlaments wieder einmal überleben konnte, wenn auch in der zweiten Kammer nur mit drei Stimmen Vorsprung. Freilich könnten auch einige für ihn gestimmt haben, die spüren, dass sie auf der Liste seines neuen Opponenten Fini rasche Neuwahlen nicht überleben werden.

Es stimmt sicher auch, dass Berlusconi trotz seiner 74 Jahre vor allem deshalb so sehr an seinem Amt klammert, weil er sonst noch mehr Prozesse wegen unsauberer Geschäfte in seiner Vergangenheit am Hals hätte. Berlusconi ist auch alles andere als ein Anhänger der innerparteilichen Demokratie. Und seine diversen privaten Affären sind zwar privat, aber dennoch vor allem unappetitlich.

Es wäre nun falsch zu sagen, dass den Italienern das gleichgültig ist. Auch wenn sie ein viel unverkrampfteres persönliches Verhältnis zur Korruption haben, ärgern sie sich über die Korruption an der Staatsspitze.

Mehr Verständnis haben sie schon für Berlusconis Attacken auf die Justiz. Denn diese ist in Italien noch viel mehr politisiert als etwa in Österreich. Manche der Verfahren gegen Berlusconi scheinen mehr von parteipolitischem Eifer vorangetrieben als von objektiven Bestrebungen um Gerechtigkeit. Manche, wenn auch nicht alle.

Mehr Verständnis als ausländische Medien haben die Italiener zweifellos auch für Berlusconis lockere bis geschmacklose Scherzleins. Gerade die unpolitische Hälfte des Landes empfindet tiefe Sympathie dafür, dass da einer relativ normal kommuniziert und nicht in der ganzen juristisch-eitlen Gespreiztheit der sonstigen Führungsschicht Italiens, die bei jedem Auftritt Cicero zum rhetorischen Analphabeten stempeln will. Und schon gar nicht in der Verkrampftheit der politischen oder frömmelnden Korrektheit.

Entscheidend für Berlusconis Dauererfolg sind jedoch zwei ganz andere Faktoren. Der eine sind die Oppositionsparteien. Sie verkörpern weiterhin das alte Italien der in Dutzende Einzelmeinungen zerstrittenen politischen Klasse. Die oppositionellen Linksparteien haben zum Teil so radikale Ideen, dass mit ihnen ein verantwortungsbewusstes Regieren nicht möglich ist, wie sich in den Phasen zwischen Berlusconis Regierungszeiten immer wieder gezeigt hat. Sie haben weder klare Führungspersönlichkeiten noch ein gemeinsames, geschweige denn überzeugendes Programm.

Und der zweite Grund liegt darin, dass Berlusconi sehr wohl einen vernünftigen wirtschaftspolitischen Kurs gefahren ist. Auch wenn das viele Medien verschweigen, die jeweils nur über die aufgeregten Gewerkschaftsproteste dagegen geschrieben haben.

Berlusconi hat den überbordenden italienischen Wohlfahrtsstaat ein wenig beschneiden können, sodass das Budgetdefizit in den letzten Jahren sehr kontrolliert blieb. Während der letzten vier Jahre einschließlich des Krisenjahres 2009 betrug es: 3,4; 1,5; 2,7; und 5,3 Prozent – im Vergleich zu den anderen Krisenländern ist das durchaus harmlos. Und bisher sind keine statistischen Manipulationen nach griechischer Art bekannt geworden.

Wohl ist die Staatsverschuldung mit 116 Prozent (Ende 2009, am Tiefpunkt der Krise) exorbitant; sie betrug aber Ende 1999 (also am Gipfel einer Hochkonjunktur!)  auch schon 114 Prozent. Die Verbrechen an der italienischen Wirtschaft und Zukunft sind also schon lange vorher begangen worden.

Es ist traurig, aber wahr: Berlusconi ist eine zutiefst unsympathische Figur. Ohne ihn und seine cäsarischen Attitüden, aber auch ohne seine mutige Gestaltungskraft stünde jedoch das Land noch viel schlechter da. Und das sollte man auch im Ausland begreifen und nicht nur blind hetzen. Denn Linkschaoten und gutmenschliche Romantiker haben in Italien bis heute keinerlei Alternative geboten.

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Banker, Gauner, fremde Gelder

14. Dezember 2010 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Die 19-Milliarden Klage gegen die Bank Austria und ihre Mittelsfrau Sonja Kohn wegen angeblicher Mittäterschaft im Milliardenbetrug Madoff könnte bei einem Erfolg dem österreichischen Bankwesen einen schwereren Schaden zufügen, als es ein Crash der Hypo Alpe Adria getan hätte. Dennoch ist sie eine sehr lobenswerte Angelegenheit.

Diese für manche vielleicht überraschende positive Beurteilung hängt gewiss nicht mit einer Hoffnung zusammen, dass die Bank Austria crasht. Das wäre ganz schlimm – denn hier müsste ja mit noch viel größerer Unvermeidlichkeit der Steuerzahler rettend einspringen als bei der HAA. Aber noch wichtiger als diese Gefahr ist die Notwendigkeit, jeden Verdacht auszuräumen.

Wer mit großen Summen fremden Geldes umgeht, muss bis ins letzte Detail penibel und korrekt sein. Und das kann sich ja nicht darin erschöpfen, dass Banker auch heute noch mit Krawatte herumlaufen müssen. Während ja schon in fast allen Berufen, die weniger penibel und korrekt auftreten müssen, eher schon der Peter-Pilz-Badewaschl-Look demonstriert wird.

So wie ein Supermarkt sofort das entsprechende Regal räumen muss, wenn irgendwo ein Stück Fäulnis zu sehen ist, müssen alle Anleger auch bei seriösen Finanzinstituten sicher sein, dass sie korrekt bedient werden. Damit dort nicht die Devise herrscht, Hauptsache die Provision ist sicher, der Rest steht im Prospekt.

Denn gerade wenn man – wie der Tagebuchschreiber – immer für die Freiheit auch der Finanzwirtschaft eintritt, muss man jedem konkreten Verdacht auf Unkorrektheiten genauest nachgehen. Denn sonst geraten im Gegenschag die Banken wieder ganz in den Zugriff von Beamten und Parteifunktionären, was immer ganz schlecht für das angelegte Geld ist. Gauner haben es im öffentlichen Bereich nämlich noch viel leichter, weil sie dort die Macht des Staates, das Fehlen eines im Eigeninteresse kontrollierenden Privateigentümers und das Amtsgeheimnis für sich nutzen können.

Das beweist nicht nur die erschreckende Umfrage, dass allein im letzten Jahr jeder elfte Österreicher zumindest einmal jemanden geschmiert hat beziehungsweise schmieren musste (was sich naturgemäß vor allem im staatlichen Bereich abspielt). Das beweist auch der Blick in die benachbarten Sümpfe von Kroatien bis Italien. Und selbst in Deutschland sind in den letzten beiden Jahren vor allem Staatsbanken durch Leichtfertigkeit abgestürzt, und viel weniger die privatwirtschaftlich organisierten.

Aber gerade weil eine private Finanzwirtschaft für eine moderne Industriegesellschaft völlig unverzichtbar ist, muss umso strenger gegen jeden Verdacht einer Gaunerei vorgegangen werden. Und dazu ist der Staat, genauer seine Justiz sehr wohl berufen.

Natürlich kann das aber auch nicht heißen, dass eine Bank prinzipiell bluten muss, wenn Anleger ihr Geld verlieren. Wer hohe Zinsen erhofft, muss immer auch einen Totalverlust einkalkulieren. Das ist eine ökonomische Grundregel. In Österreich wird sie zwar leider nicht in den Schulen gelehrt; dort wird höchstens von allzuvielen linken Lehrern gegen jeden gehetzt, der Gewinne erzielt, vom Risiko ist hingegen nie die Rede.

Aber umso mehr müssen, müssten Banken jeden Anleger glasklar über alle Risken aufklären. Wenn sie das nicht tun, sind sie fällig. Und ebenso dann, wenn sie irgendwelche Indizien kennen, dass etwas stinkt an verkauften Anlageprodukten, und wenn sie diesen Verdacht dem Kunden gegenüber nicht in aller Breite offenlegen. Banken und Banker müssen keine Hellseher sein, aber sie sollten immer und ausschließlich auf der Seite des Kunden stehen. Und das haben leider in den letzten Jahren viele verlernt, weil sie gleichzeitig auch Provisionen kassiert haben. Da ist etwas faul in der Finanzwelt.

Dass Anwälte im amerikanischen Justizsystem gleich mit Atombomben drohen, auch wenn sie wenige Beweise haben, sollte freilich noch niemanden schockieren. Das gehört dort zum (oft erpresserischen) Spiel. Das ist aber andererseits noch keinesfalls ein Beweis der Unschuld. Und jedenfalls können es sich Bank Austria beziehungsweise Unicredit nicht leisten, die US-Justiz zu ignorieren.

Dennoch ist für uns viel relevanter, ob auch die österreichische Justiz von sich aus ordentlich agiert und die auffallend unkritische Haltung einiger Banker (und in diesem Fall besonders zu betonen: Bankerinnen) mit Nahebeziehung zu Madoff sehr kritisch durchleuchtet. Das sollten wir in den nächsten Monaten genau beobachten. Schon deshalb, damit nicht alle Welt glaubt, sie muss in den USA klagen, um in Österreich zum Ziel zu kommen.

PS.: Apropos österreichische Justiz, wenn auch in ganz anderem Zusammenhang. Die Ministerin Bandion-Ortner ist hier oft gescholten worden. Jetzt aber hat sie sich erstmals wirklich Beifall als sich unabhängig profilierende Ministerin verdient: Denn sie wagte es, eine Initiative gegen die – bekanntermaßen von schwerer Korruption geprägte – Vergabe von Regierungsinseraten anzukündigen. Natürlich gilt auch hier, dass man weniger die Ankündigungen als die Taten loben soll. Aber immerhin macht sie sich bei Schwarz und vor allem Rot damit sehr unbeliebt (Dass ausgerechnet die Grünen nun Bandion dafür loben, ist freilich mehr als amüsant: Unternehmen doch die Grünen absolut nichts gegen die in Wien besonders schlimme Inseratenkorruption, obwohl sie diese als neuer Koalitionspartner nunmehr blockieren könnten.)

 

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Vorweihnachtliche Bildungswunder

13. Dezember 2010 15:12 | Autor: Andreas Unterberger

Positiv Denken hilft. Plötzlich wird uns gezeigt, dass der Föderalstaat vielleicht doch nicht so schlecht ist, wie wir gedacht haben. Aus den Bundesländern kann man nämlich neuerdings durchaus Erfreuliches hören. Dort nutzt man offenbar die wahlfreie Periode wirklich, um alte Schwachsinnigkeiten zu entsorgen. Jetzt wäre es schön, wenngleich utopisch, könnte auch in der Bundesregierung das Denken einsetzen.

Gleich alle vier SPÖ-Landeshauptleute haben in den letzten Tagen das Parteitabu gebrochen: Studiengebühren seien durchaus denkbar, heißt es plötzlich; sie sollten nur durch Stipendien sozial abgefedert werden (was nie bestritten war). Dass alle drei in den Wahlkämpfen des ablaufenden Jahres ziemlich genau das Gegenteil gesagt haben, war wahrscheinlich nur ein Alptraum.

Heute freuen wir uns einfach, dass Fortschritt in die richtige Richtung (nicht nur um seiner selbst willen) doch immer noch möglich ist. Freilich fällt es schwer, die letzten zehn Jahre ganz zu vergessen, in denen die SPÖ eine aberwitzige Kampagne gegen die – noch dazu im ganzen Land mit Ausnahme der Studenten durchaus populären – Studiengebühren geführt hat. Denn der Schaden an den hohen Schulen dieses Landes ist gewaltig, der inzwischen durch deren Degradierung zur unentgeltlichen Wärmestube eingetreten ist.

Freuen können wir uns aber auch, dass zur gleichen Zeit bei der ÖVP-Steiermark die Vernunft ausgebrochen ist. Denn die schwarzen Steirer haben in den letzten Jahren wie Geisterfahren für die unpopuläre, teure und elitenfeindliche Gesamtschule gekämpft. Nun verkündet der schwarze Obersteirer Schützenhöfer einen deutlichen Richtungswechsel und nimmt Abschied vom Gesamtschul-Fimmel. Offenbar hat er die Pisa-Studie gebraucht, um zu erkennen, dass man nicht deshalb die Gymnasien verbieten muss, weil Eltern, Volksschule und sonstige Schulen nicht imstande gewesen sind, 15-Jährigen das sinnerfassende Lesen beizubringen.

Das alles stimmt richtig vorweihnachtlich fröhlich. Jetzt warten wir nur noch auf Erwin Pröll, dass er ebenfalls zur Vernunft findet und verkündet, dass er sich in Sachen Lehrerkompetenz geirrt hat: Denn das durch die Personalpolitik eines verparteipolitisierten Unterrichtsministeriums verursachte Problem wird nicht durch die die Übertragung der Oberhoheit über die Lehrer an die verparteipolitisierten Bundesländer gelöst. Pröll sollte vielmehr das sagen, was immer mehr Menschen in diesem Land sagen: Gebt den Schulen, den Direktoren und Eltern die Kompetenzen, um die sich Bund und Länder streiten. Sie sind am nächsten an der Schulfront und an den Kindern. Und am weitesten von der Parteipolitik. Der Bund hingegen soll den Schulen nur noch – ambitionierte – Ziele vorgeben, was die Kinder zu lernen haben, und deren Erreichung in regelmäßigen Abständen messen und belohnen.

Erwin P., Österreich wartet auf Sie! Nehmen Sie sich an Ihren Kollegen ein Beispiel und widerlegen Sie das Vorurteil, dass Sie ein cholerischer und altgewordener Dickschädel sind, der keinen Argumenten zuhört! Fassen Sie es als Kompliment auf, dass man Ihnen das noch zutraut. Denn die Bundesregierung selbst hat ja längst das Denken eingestellt. Der traut man gar nichts mehr zu . . .

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In Zürich müsste man leben

13. Dezember 2010 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

In Zürich müsste man leben: Dort lehnte der Gemeinderat das vom Stadtrat vorgelegte Budget einfach ab. Die Mehrheit von Mitte Rechts-Parteien teilte der rot-grünen Stadtverwaltung mit, dass nur ein ausgeglichenes Budget akzeptiert werde. Ich lebe freilich in Wien. Und Wien ist bekanntlich anders.

In Wien kann man zwar in Propagandabroschüren des rot-grünen Rathauses lesen, dass die Stadtregierung „das Ziel eines stabilen Budget-Haushaltes“ verfolgt. Und dass man in Krisenzeiten halt in Zukunftsbranchen investiere. Worunter Rot-Grün interessanterweise auch „Medien“ rechnet. Offenbar sollen die Inseratenfluten für „News“, „Heute“ und „Österreich“ die Zukunft der beiden Linksparteien retten. Sonst haben die nämlich mit Zukunft gar nichts zu tun.

In Wahrheit produziert Wien mit seiner Wirtschaftspolitik die höchste Arbeitslosigkeit Österreichs und das zweithöchste Defizit eines Bundeslandes. Nicht zufällig: Kann man doch  im gleichen Aufsatz eines Rathauspropagandisten an anderer Stelle lesen, dass Wien die – ohnedies problematische – Mindestsicherung noch weiter erhöht. Die alles andere als eine Zukunftsinvestition ist. Also von der behaupteten stabilen Finanzpolitik keine Rede.

In Zürich werden hingegen jetzt wohl ein paar teure Prestigeobjekte platzen, wie ein neues Kongresshaus oder ein Fußballstadion. Die Züricher werden es aushalten.

 

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Rot-Weiß-Rot-Card: Macht auf die Türen!

12. Dezember 2010 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich führt die Rot-Weiß-Rot-Card ein. Damit, so wird uns versprochen, sollen künftig ausländische Spitzenkräfte und Mangelberufe leichter ins Land kommen können. Der Effekt wird aber ein ganz anderer sein. Auch wenn die Wirtschaft jubelt.

Keinen Zweifel kann es geben, dass es wichtig und richtig ist, besonders qualifizierte Forscher, Spezialisten, Manager ohne große bürokratische Hindernisse ins Land holen zu können. Diese werden aber auch in Zukunft nur in sehr geringer Zahl nach Österreich kommen. Denn im Wettlauf um die besten Köpfe (die auch Österreich dringen bräuchte) werden die allermeisten ganz andere Länder vorziehen. Und das dortige Nationalprodukt erhöhen.

Aus zwei Gründen: Erstens können die meisten Spezialisten aus den Auswanderungsländern nicht deutsch und gehen daher viel lieber in englischsprachige Nationen. Schließlich ist Englisch auch die Sprache der Forschung. Zweitens -und noch wichtiger: Fast alle Länder, die diese Köpfe ins Land holen wollen, haben niedrigere Steuersätze als Österreich. Warum sollen die Genies aus Indien oder China lieber bei uns deutlich mehr von ihrem Einkommen abliefern als in den USA, Kanada, Australien oder der Schweiz? Was kümmern sie die teuren Exzesse des hiesigen Wohlfahrtsstaates, von der Hacklerpensionen bis zu den verpflichtenden Kammerbeiträgen,  von der Grundsicherung bis zum Föderalismus? Daher werden nicht nur Wissenschaftler, sondern auch für gesuchte Fachkräfte wie Schweißer eher einen Bogen um Österreich machen.

Es ist also eine naive Illusion zu glauben, dass massenweise kluge Köpfe aus anderen Ländern die Zukunft der Österreicher retten werden, die bequemerweise auf die Produktion von Kindern verzichtet haben. Dafür werden sich an der verschämt „sonstige Schlüsselkräfte“ getauften dritten Einwanderungspforte die Massen stauen. Dort darf dann praktisch jeder ohne weitere Voraussetzungen hereingeholt werden, wenn ein Arbeitsplatzangebot vorliegt, wenn der Mindestverdienst nicht unterschritten wird und wenn ein dubioses „Ersatzkraftverfahren“ durchgeführt wird.

Auf diesem Weg können dann Hausmeister, Dienstmädchen, Putzfrauen und wer sonst noch nach Österreichs vollen Sozialtöpfen giert, ins Land kommen. Die nur kaum die Zukunft des Landes sichern werden. So wie einst die Fabrik- und Bauarbeiter, deren Söhne heute von den Schulen bis zur Arbeitslosigkeit das größte soziale Problem im Land darstellen.

Gewiss gibt es in diesen Berufen bisweilen einen Mangel an Arbeitswilligen – der freilich kein Wunder ist, wenn man sich die Höhe der Grundsicherung anschaut, die man neuerdings in Österreich kassieren kann. Warum denn arbeiten, wenn es so auch geht?

Und was dann wirklich absolut unverständlich ist: Auch die Putzfrauen und all die anderen, die durch diese dritte Pforte kommen, haben vom ersten Tag an das Recht auf Familiennachzug. Womit die nächste Welle an Grundsicherungsbeziehern schon vorbereit ist. Statt dass man sie beispielsweise die ersten fünf Jahre nur ohne Familie arbeiten lässt und erst dann über die ganze Familie entscheidet.

Mit anderen Worten: Österreich hat aus der Immigrationsdebatte der letzten Zeit absolut nichts gelernt. Die Wirtschaft glaubt wieder einmal ein günstiges Arbeitskräftereservoir angezapft zu haben. Die Linksparteien glauben wieder einmal, dass da ihre Wählermassen der Zukunft hereinkommen. Und wir wissen, dass wir die Zeche zahlen.

 

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Fußnote 153: Fernsehen macht blöd

11. Dezember 2010 01:46 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist wohl die spannendste und hilfreichste Erkenntnis aus den Pisa-Tests: Fernsehen macht unsere Kinder blöd. Mütter, die nachmittags daheim sind, machen sie hingegen gescheiter.

Denn jene Kinder, in deren Heim kein einziger TV-Apparat steht, schnitten am besten ab; bei den schlechtesten Test-Kindern gab es hingegen sogar drei Fernseher. Ob sich der ORF mit diesem wichtigen Aspekt ausführlich auseinandersetzen wird, der uns im Auftrag der SPÖ ständig einzureden versucht, dass die Gesamtschule die Schulergebnisse verbessern würde (was Pisa in keiner Weise beweist)? Ist das eigentlich der öffentlich-rechtliche Auftrag, für den wir Gebühren zahlen müssen, dass unsere Kinder immer blöder werden? Wohlgemerkt: Jene Familien, bei denen es keinen Fernseher gibt, verzichten aus Klugheit, nicht aus Armut auf den Fernseher. Die österreichischen Pisa-Sieger haben nämlich im Schnitt akademisch gebildete Eltern, zwei Autos und sehr viele Bücher daheim. Und was noch peinlicher für alle linken Gesellschaftsveränder ist: Die Mütter der erfolgreichsten Kinder arbeiten nur Teilzeit, obwohl die getesteten Kinder schon 15 Jahre alt sind. Viel schöner kann man das gute alte konservativ-bürgerliche Familienbild gar nicht preisen, als es Pisa tut: Lieber Bücher und eine zumindest halbtags verfügbare Mutter als eine Flimmerkiste. Wenn irgend ein Politiker aus Pisa also wirklich lernen wollte, müsste er erstens eine Kampagne gegen das Fernsehen lancieren und es zweitens Müttern auch bis zum 15. Lebensjahr erleichtern, Teilzeit zu arbeiten. Aber Schmied und Co machen ja nur auf dem Rücken der Kinder Politik, nicht für die Kinder.

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Fußnote 152: Die Universität und die Mörder

11. Dezember 2010 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

 Österreichs Universitäten sind wirklich ein Ort, wo man Humanität und Anständigkeit lernen kann. Das hat nun auch die Universität Graz gezeigt.

Denn sie benennt künftig den Hörsaal A der sogenannten Vorklinik nach dem langjährigen Parteichef der steirischen Kommunisten. Eine unglaubliche Geschmacklosigkeit, die auch durch die Tatsache nicht gemildert wird, dass der solcherart geehrte Kommunist Willi Gaisch einst gegen die Nationalsozialisten Widerstand geleistet hatte. Das kann man ja nicht ernsthaft als Rechtfertigung für die Dummheit oder Charakterlosigkeit eines Menschen nehmen, der sich noch Jahrzehnte danach bis zu seinem Tod zu einer Ideologie bekannte, vor der Millionen nach Österreich geflüchtet sind und die für 80 Millionen Morde verantwortlich ist. Darunter auch etliche Tausende an Österreichern. Und das alles nur, weil die Uniführung diese Umbenennung im Vorjahr den Hörsaalbesetzern zugesagt hat. Als ob man verpflichtet wäre, einen Deal mit Erpressern einzuhalten. Irgendwie bekommt man das Gefühl, dass unsere Universitäten eigentlich noch viel zu viel Geld bekommen.

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China - eine Demaskierung

10. Dezember 2010 16:26 | Autor: Andreas Unterberger

China, eines der ältesten Kulturländer, ist auf vielen Ebenen dabei, weltweite Nummer eins zu werden. Nach der Zahl der Köpfe und ihren industriellen Exporterfolgen und der Anhäufung der weltgrößten Devisenreserven sind sie es schon. Nun setzen sich die Chinesen auch bei den CO2-Emissionen an die Spitze. Alle Hoffnungen, dass China auch eine verantwortungsbewusste Nummer eins wird, haben sich aber in den letzten Tagen zerschlagen.

Denn das von seiner Arbeits-Einstellung – und vielleicht auch Genen – tüchtigste Volk der Erde, wird noch immer von einem hermetischen Klub rückständiger Diktatoren beherrscht, die keine weltweite Verantwortung zu tragen bereit und imstande sind. Das zeigte sich daran, dass China den nordkoreanischen Amokläufern nicht das Handwerk legt, die ständig mehr provozieren und eskalieren. Obwohl Nordkorea gegen den Willen Pekings nicht eine Woche überleben könnte.

Das zeigt sich aber auch an der dümmlichen und peinlichen Reaktion Chinas auf die Nobelpreis-Verleihung an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo. Alle internationalen Fernsehstationen, zahllose Internet-Verbindungen wurden gestört, nur damit die Chinesen nicht die Ehrung Lius erfahren. Ein kindischer Versuch. Denn dadurch erregen die Chinesen nur noch mehr Aufsehen für den Dissidenten – und sie müssen sich nahtlos mit den deutschen Nazis vergleichen lassen, die in ähnlicher Weise auf einen Nobelpreis für einen Regimekritiker reagiert haben.

So wurde jedenfalls alle Welt – und mit Sicherheit auch viele Chinesen – auf Liu überhaupt erst aufmerksam, nachdem der Nobelpreis etwa mit der skurrilen Auszeichnung für Barack Obama in dessen erstem Dienstjahr fast schon tot gewesen war. Nun wissen wir, was für ein herausragender Mensch Liu ist, der sich auch durch jahrelange Repressionen nicht unterkriegen lässt und menschlich wie unbeirrbar bleibt. Das sieht man etwa auch an einer – alten – Rede Lius, die bei der Überreichung verlesen wurde. Einige Ausschnitte:

„Ich möchte diesem System, das mich meiner Freiheit beraubt, noch sagen, dass ich zu meinen Überzeugungen stehe, die ich schon vor zwei Jahrzehnten in meiner "Erklärung vom 2. Juni zum Hungerstreik" (Anmerkung: während der Demokratiebewegung 1989) geäußert habe: Ich habe keine Feinde und keinen Hass. Keiner der Polizisten, die mich beobachtet, verhaftet und verhört haben, keiner der Staatsanwälte, die mich angeklagt haben, und keiner der Richter, die mich verurteilt haben, sind meine Feinde.“

„Eine Feindmentalität vergiftet den Geist einer Nation, zettelt einen brutalen moralischen Kampf an, zerstört die Toleranz einer Gesellschaft und die Mitmenschlichkeit und behindert den Fortschritt einer Nation in Richtung Frieden und Demokratie. Deswegen hoffe ich, über meine persönlichen Erfahrungen hinauszugehen, während ich auf die Entwicklung unserer Nation und den sozialen Wandel schaue, um der Feindseligkeit des Regimes mit äußerst gutem Willen zu begegnen und Hass mit Liebe zu zerstreuen.“

„Es gibt keine Macht, die das Streben der Menschen nach Freiheit stoppen kann, und China wird letztendlich eine Nation werden, wo das Recht herrscht, wo Menschenrechte an höchster Stelle herrschen.“

„Die glücklichste Erfahrung in den vergangenen 20 Jahren war die selbstlose Liebe meiner Frau Liu Xia. Ich sitze meine Strafe in einem konkreten Gefängnis ab, während du in dem unfassbaren Gefängnis des Herzens wartest. Deine Liebe ist das Sonnenlicht, das über hohe Mauern springt und die Gitterstäbe meines Gefängnisfensters durchdringt, jeden Zentimeter meiner Haut streichelt, jede Zelle meines Körpers wärmt und mir erlaubt, immer Frieden, Offenheit und Helligkeit in meinem Herzen zu bewahren, und jede Minute meiner Zeit in Haft mit Bedeutung erfüllt.“

„Ich sehe dem Tag entgegen, an dem meine Nation ein Land ist mit Meinungsfreiheit, wo die Äußerungen eines jeden Bürgers gleich behandelt werden, wo verschiedene Werte, Ideen, Glaubensrichtungen und politische Ideen sowohl miteinander im Wettbewerb stehen als auch friedlich koexistieren können, wo sowohl die Ansichten der Mehrheit als auch der Minderheit gleich garantiert werden, und wo insbesondere die politischen Ansichten, die sich von denen gegenwärtig an der Macht unterscheiden, umfassend respektiert und geschützt werden, wo alle politischen Ansichten unter der Sonne ausgebreitet werden, damit die Leute wählen, wo jeder Bürger seine Meinungen ohne Angst äußern kann, und wo niemand unter keinerlei Umständen politische Verfolgung erleidet, weil er abweichende politische Ansichten geäußert hat.“

„Ich hoffe, dass ich das letzte Opfer der endlosen geistigen Inquisition Chinas sein werde und dass von jetzt an niemand mehr wegen seiner Äußerungen beschuldigt wird. Meinungsfreiheit ist die Grundlage der Menschenrechte, die Quelle der Menschlichkeit und die Mutter der Wahrheit. Die Meinungsfreiheit zu strangulieren, tritt die Menschenrechte mit Füßen, erdrosselt die Menschlichkeit und unterdrückt die Wahrheit.“

Ein bewegender Text.

 

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Sie regulieren uns zu Tod - als ob es keine Krise gäbe

10. Dezember 2010 01:56 | Autor: Andreas Unterberger

Schon wieder bastelt die Koalition an einer neuen Beschneidung der Freiheit der Bürger. Und schon wieder bringt ein neues Gesetz Lasten für die Wirtschaft und zusätzliche Verwaltungsausgaben – kaum dass der berühmte Ökonom Werner Faymann Verwaltungsreformen als „Unsinn und Illusion“ dargestellt hat. Eine öffentlich zugängliche Podiumsdiskussion des Hayek-Instituts wird sich am Montag mit dem neuesten Anschlag auf unsere Freiheit befassen, nämlich dem neuen Gleichbehandlungsgesetz.

Die Veranstaltung beginnt um 15,30 Uhr im Hayek-Saal in der Wiener Grünangergasse 1 und trägt den Titel „Gleichbehandlungsgesetz: Unzumutbarer Eingriff in die Freiheit der Bürger oder angemessener Schutz?“

Diese Gesetzesnovelle wird trotz vieler problematischer Bestimmungen wahrscheinlich vom Parlament angenommen werden, weil sie schon von der Geheimregierung der Sozialpartner abgesegnet worden ist. Und gegen die Sozialpartner hat noch kein Parlament zu entscheiden gewagt.

Daher werden wohl auch die kritischen Stimmen der Begutachtungsphase ungehört bleiben. Diese stammen interessanterweise vor allem aus dem Wiener Rathaus und dem Finanzministerium, einer eher ungewöhnlichen Paarung. Während sich viele andere Länder, Institutionen und Ministerien offensichtlich keine große Mühe gemacht haben, das 14-seitige Gesetzesmonster auch nur ordentlich durchzulesen.

Skurril ist hingegen die Stellungnahme der WKO. Sie führt auf sieben Seiten mehr Gründe als jeder andere Begutachter gegen das Gesetz und seine „unzumutbaren Belastungen“ an – um es dann am Schluss plötzlich als „gerade noch“ vertretbar zu bezeichnen. Angesichts der vielen Kosten, der bürokratischen Auflagen und der die Freiheit nicht nur der Unternehmen einschränkenden Regelungswut ist das eine erstaunliche Haltung. Jedoch unter einem Christoph Leitl sollten die heimischen Unternehmen absolut nichts an wirtschaftsfeindlichen Aktionen der WKO überraschen.

Die größte Frechheit sind die Erläuterungen zu dem Gesetz: „Dem Bund erwachsen unmittelbar keine Kosten, da Arbeitsverhältnisse zum Bund vom Geltungsbereich des Gleichbehandlungsgesetzes ausgenommen sind.“ Die blöde Wirtschaft soll nur blechen und unter der Bürokratie stöhnen, der Staat selbst braucht sich um all die angeblich so furchtbaren Ungleichbehandlungen nicht zu scheren.

Diese Frechheit wird aber noch durch die Dummheit der gleichen Erläuterungen übertroffen: Da wird einfach dialektisch das Gegenteil von dem behauptet, was wahr ist. Dieses Gesetz komme „dem Wirtschaftsraum unmittelbar zugute“, es führe zu einer „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“ und einem „höheren Beschäftigungsniveau“.

Man fasst es nicht: Wenn man Unternehmen noch und noch Bürokratie und Kosten aufladet, wenn man ihnen die Vertragsfreiheit einschränkt, sich die besten Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt auszusuchen, oder sich jene Mieter und Kunden auszusuchen, mit denen man am besten zu harmonieren glaubt, dann nützt das den Unternehmen!

Alleine diese Absurdität sollte für jeden Abgeordneten mit Hirn und Charakter Grund genug sein, gegen das Gesetz zu stimmen. Ein weiterer Grund wäre der Blick nach Deutschland: Dort hat man gerade fixiert, wie man die Unternehmen durch Bürokratieabbau um vier Milliarden weniger belastet. Hingegen bei uns in Österreich . . .

Die einzige Hoffnung, dass das Gesetz wenigstens nicht gleich Wirklichkeit wird, bietet das ja in der ÖVP nicht ganz unwichtige Finanzministerium. Dieses empfiehlt zu warten, bis eine EU-Richtlinie zum gleichen Bereich, die in Brüssel debattiert wird, fixiert ist. Denn diesmal ist Brüssel (noch) nicht schuld. Unsere regulierungswütigen Sozialtechnokraten schlagen schon vorher im Alleingang zu.

Die Sozialtechnokraten aus Sozialministerium (welches das für Durchschnittsleser unleserliche Konvolut ausgearbeitet hat) und Gewerkschaft werden wohl nicht mehr nachgeben, nur weil das Finanzministerium es sagt, wenn sie schon die Kammer über den Tisch gezogen haben.

Die wichtigsten Regelungen der geplanten Novelle:

Unternehmen müssen künftig ab einer bestimmten Größe alljährlich einen detaillierten Einkommensbericht für den Betriebsrat erstellen, der bis zu den kleinsten Untergruppen – die nur drei Kopf groß sein müssen! – die durchschnittlichen oder(!) Medianeinkommen von Männern und Frauen aufsplittert. Das kostet jedes Unternehmen nach den Schätzungen des Sozialressorts 264 Euro im Jahr. Abgesehen davon, dass das in der Realität angesichts eines sehr komplizierten Gesetzes wohl weit mehr sein wird: Wo bleibt da das Verwaltungsabbau-Gerede des Herrn Leitl, das er in jedem Interview bis zum Erbrechen wiederholt? Gewiss: Mit einem Faymann ist eine Verwaltungsreform nicht machbar. Aber was zwingt Leitl und die ÖVP, einer weiteren bürokratischen Last zuzustimmen?

Immerhin hat ja jetzt schon jeder Betriebsrat Einblick in die Gehaltslisten. Und das ständige Gerede von Frauendiskriminierung bei der Gehaltshöhe hat sich noch nie konkret beweisen lassen. Die statistischen Gehaltsunterschiede sind nämlich nicht Folge von Diskriminierung, sondern des früheren Pensionsantritts der Frauen – verdient man doch zum Schluss der Karriere am meisten –, ihrer einseitigen Berufswahl, der viel geringeren Bereitschaft zu Überstunden und den oft krankhaft wirkenden Ehrgeiz- und Leistungs-Genen der Männer. Frauen haben einfach mehr und andere Prioritäten im Leben, was sich naturgemäß im Durchschnittsverdienst niederschlägt.

Statt dass man den Feministinnen mutig mit der Wahrheit entgegentritt, belasten unsere Wirtschafts-Politiker lieber die Unternehmen mit einer neuen Last.

Daneben entstehen aber auch in der staatlichen Bürokratie spürbare Neukosten. Auch diese werden von den Legisten viel zu gering geschätzt. Oder überhaupt ignoriert: So muss jedes Bundesland eine unabhängige Gleichbehandlungsstelle schaffen oder benennen. So warnt das Justizministerium, dass die ohnedies schon überlasteten Gerichte durch das Gesetzeswerk zusätzliche Bürden auferlegt bekommen.

Teuer wird es auch, wenn man in jedem Stellenangebot nun auch das Gehalt angeben muss, weil Frauen es sonst angeblich billiger geben. Dabei ist völlig unklar, wieweit da auch eventuelle variable Leistungs- und Überstundenzulagen genannt werden müssen. Daran werden nur die Inseratenabteilungen der Zeitungen verdienen.

Fast selbstverständlich ist da schon, dass auch alle möglichen Strafen deutlich hinaufgesetzt werden. So wird – wie die WKO bemängelt – ein Blondinenwitz mit 1000 Euro Mindeststrafe verfolgt.

Aber es geht längst nicht mehr nur um den feministischen Furor einiger Funktionärinnen, der da teuer befriedigt wird. Auch alle möglichen Formen von angeblicher oder wirklicher Diskriminierung etwa aus Gründen des Alters, der Religion, der Weltanschauung oder – natürlich – der sexuellen Orientierung werden künftig streng verfolgt.

Und zwar nicht im öffentlichen, sondern vor allem im privaten Bereich: etwa bei der Vermietung von Wohnungen oder beim Restaurantbesuch.  Das wird einen unglaublichen Rattenschwanz von Prozessen nach sich ziehen: Schwule Vereine, die gegen den Papst hetzen, werden klagen, wenn ihnen eine kirchliche Stelle nicht die gewünschte Wohnung vermietet. Ein Wohnungsvermieter wird einen kahlköpfigen Russen, der kilometerweit nach Mafia riecht, nicht abweisen können, auch wenn die anderen Hausparteien sich darob empören. Ein Schwulenlokal wird einen Trupp junger Türken nicht mehr abweisen können, die dort wahrscheinlich Stunk machen werden.

Was das Ganze noch schlimmer macht: Es gibt eine weitgehende Umkehr der Beweislast! Also der Vermieter, der Restaurant-Geschäftsführer muss beweisen, dass er aus ganz anderen Gründen die Wohnung anderwärtig vergeben, jemanden nicht ins Lokal lässt. Das wird natürlich zu jeder Art von Lügen und Schmähs führen: Wohnungen werden prinzipiell schon beim Anruf nur noch via Warteliste angeschaut werden können, weil sie eigentlich schon vergeben sind. In Lokalen werden prinzipiell alle Tische schon vergeben sein und es wird wie in Amerika heißen: „Please wait to be seated“.

Eine exzellente Stellungnahme zum Werk Rudolf Hundstorfers kommt überraschenderweise aus dem Rathaus. Dort ärgert man sich über sehr vieles, zu Recht auch darüber, dass der Bund den Ländern schon wieder Kosten verursacht, ohne die Länder zu fragen. Die Rathausjuristen haben noch eine weitere besondere Feinheit des Gesetzesentwurfs entdeckt: Es sind nämlich auch Personen geschützt, die in einem Naheverhältnis – was auch immer das sein mag – zu einer Person mit einem geschützten Merkmal (also schwul usw.) stehen. „Diesbezüglich erscheint es fraglich, ob es sachlich gerechtfertigt ist, dass für eine Diskriminierung beispielsweise 30mal Schadenersatz zu zahlen ist.“

Weniger exzellent ist die Stellungnahme des Rechtsanwaltskammertages: Dieser stößt sich einzig an der Tatsache, dass in dem ansonsten penibel doppelgeschlechtlich durchformulierten – und dementsprechend schwer verständlichen – Gesetzestext zweimal nur das Wort „Anwältin“ steht.

Und auch die niederösterreichische Landesregierung hat einen Superjuristen eingesetzt, der lediglich tadelnswert fand, dass das Gesetz von der Möglichkeit einer „Verwarnung“ spricht, die im Gegensatz zu „Ermahnungen“ dem Verwaltungsrecht bisher fremd gewesen sind.

Wenn das nur die größten Probleme an diesem Machwerk wären . . .

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SN-Kontroverse: Bildungsvolksbegehren?

10. Dezember 2010 00:11 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht Österreich ein Bildungsvolksbegehren?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wenn nötig sogar eine Abstimmung

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Über die Ergebnisse des Programms zur internationalen Schülerbewertung (PISA-Test) der OECD kursiert bereits eine sarkastische Anmerkung. Falls die Leseschwäche der jungen Österreicher weiter sinke, so hätte dies wenigsten eine gute Seite: Die Aufregung über die Bildungsschwäche der Jugendlichen in der Alpenrepublik würde sich legen, denn die Österreicher könnten die Ergebnisse der PISA-Studie bald ohnedies nicht mehr lesen. Hmmm.

Die Studie hat einmal mehr gezeigt, dass Österreichs Bildungssystem am Ende ist und einer grundlegenden Reform bedarf. Österreich ist auf Platz 31 (!) von 34 OECD-Ländern abgestürzt. Wenn 28 Prozent der 15- und 16-jährigen Österreicher nicht sinnerfassend lesen können (unter den Burschen sind es sogar 35 Prozent), müssen alle Alarmglocken schrillen.
Bei der Mathematik und den Naturwissenschaften sieht es etwas besser aus, aber auch hier liegt Österreich bestenfalls im internationalen Mittelfeld.

Die Ursachen liegen auf der Hand: In Österreichs Schulen wird zu viel administriert, die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung ist mangelhaft, die Gewerkschaften (rote und schwarze!) blockieren seit Jahrzehnten vernünftige Reformen, das Bildungssystem selektiert, statt Talente zu fördern, soziale Ungleichheiten werden nicht ausgeglichen, Integration wird nicht gelebt usf.

Die Rezepte gegen den Bildungsnotstand sind bekannt. Bildungsministerin Claudia Schmied hat sie in einem Zehn-Punkte-Programm zusammengefasst. Es ist zu hoffen, dass sie nicht wieder am Widerstand der organisierten Blockierer scheitert. Nicht zuletzt deshalb ist das angekündigte Bildungsvolksbegehren nötig. Und falls dieses schubladisiert wird, ist sogar eine Volksabstimmung über die Bildungsreform einzuleiten. Denn Bildung ist DER Schüssel für die Zukunft des Landes.


Fragen wir die Österreicher doch!

Andreas Unterberger

Um Österreichs Bildungssystem ist es schlecht bestellt. Von den Volksschulen bis zu den Universitäten. Ein Gesamtschul-Volksbegehren eines Altpolitikers, der als Steuerhinterzieher überführt ist, der als Erster die Staatsschulden explodieren hat lassen, und der nun der versagenden Parteifreundin im Unterrichtsministerium helfen will, schadet da jedoch nur noch mehr.

Auch wenn er dank einiger nahestehender Medien ein paar Hunderttausend Unterschriften bekommen sollte. Aber jene Millionen Österreicher, die keine gleichmacherische, sondern eine gute Schule für jeden nach seinen Fähigkeiten wollen, würden überfahren. Mehr Klarheit brächte eine direkte und bindende Volksbefragung zu folgenden Themen:

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Die neue grüne Zielgruppe: Vergewaltiger

09. Dezember 2010 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

Da steht die Welt wohl nimmer lang: Ausgerechnet die Grünen exponieren sich intensivst für einen Mann, der unter dem Verdacht einer Vergewaltigung steht. Dabei erwecken sie ja sonst eher den Eindruck, jeden Mann einmal prinzipiell als Verbrecher wegsperren zu wollen, sofern er nicht schwul ist.

Woher dieses plötzliche Umdenken? Warum verlangt ein Peter Pilz sogar politisches Asyl für Julian Assange, den Chef der umstrittenen Geheimnis-Verrats-Homepage Wikileaks?

Der Grund ist klar: Assange hat den USA einen schwereren Schaden zugefügt, als dies irgendeinem anderen der Gegner Amerikas in den letzten Jahren gelungen ist. Und der Hass der Grünen der diversesten Geschlechter auf alles, was mit Amerika zu tun hat, ist offensichtlich noch größer als jener auf das Männergeschlecht.

Erstaunlich aber wahr.

Oder geht es Pilz nur noch darum, irgendwie in die Zeitungen zu kommen? Und sei es mit seiner skurrilen Asyl-Forderung – die allerdings irgendwie zur zweiten grünen Grundlinie neben dem Männerhass passt, die sich auf „Asyl für alle!“ verkürzen lässt.

Wie böse ist nun Wikileaks? Kein Zweifel besteht jedenfalls, dass wir alle mit großer Neugier jede halbwegs interessante Depesche lesen. Und die sind ja schon deshalb doppelt interessant, weil sie eben geheim sind.

Dennoch sollten wir so ehrlich sein zuzugeben, dass durch die Veröffentlichung schwerer Schaden entsteht. Für uns alle. Und dass sie daher besser unterblieben wäre.

Denn es ist eine Beihilfe zum Terrorismus, wenn man eine Liste mit besonders sensiblen Zielen (beispielsweise chemische Anlagen) wie ein Menü zur Zielauswahl ins Internet stellt. Wikileaks schadet jeder Bemühung um Frieden, wenn sich künftig niemand mehr bei Kontakten mit Vertretern eines anderen Landes offen und ehrlich zu reden traut. Wikileaks blamiert jene Weltmacht bis auf die Knochen, die im letzten halben Jahrhundert am ehesten die Rolle eines Weltpolizisten erfüllt hat, während die Europäer meist nur vom Zuschauerraum aus gute Ezzes gegeben haben. Was natürlich nicht heißt, dass die Amerikaner dabei nicht fürchterliche Fehler begangen haben. Aber nur wer nichts tut, begeht keine Fehler. Ohne die Amerikaner würde die Welt zweifellos viel übler aussehen. Ohne sie würde beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit auch heute noch am Balkan ein Bürgerkrieg köcheln.

Es kann aber ganz gewiss nicht jede Veröffentlichung strafbar sein, die einen Staat, einen Politiker stört. Es müssen schon ganz konkrete Gesetze verletzt werden. Darüber sollten in aller Ruhe Gerichte – keinesfalls US-amerikanische – entscheiden können.

Freilich wird Assange (vorerst) nicht wegen Wikileaks-Veröffentlichungen, sondern wegen Vergewaltigung gesucht. Diese ist zweifellos an sich ein schweres Verbrechen – auch wenn einen die ständige Vorverurteilung jedes beschuldigten Mannes durch Grün und meist auch Rot zutiefst empören muss.

Die Begleitumstände der von Schweden erhobenen Vorwürfe sind freilich äußerst bedenklich. Dort haben die Feministinnen nämlich durchgesetzt, dass ungeschützter Sex eine Vergewaltigung darstellt. Selbst wenn das Zusammensein einverständlich erfolgt. Und auch wenn das „Opfer“ nachher noch eine Party für den „Vergewaltiger“ organisiert und sich in Tweets seiner Eroberung berühmt. Wie in diesem Fall.

Da kommt es einem schon sehr merkwürdig vor, wenn dann plötzlich Wochen nachher ein Vergewaltigungsvorwurf entsteht. Wobei es sowohl Hinweise auf Männerhass des Opfers, einer bekennenden Feministin, als Motiv gibt wie auch auf Rache, weil Assange bald wieder ein Bäumchen weiter war. Und klarerweise gibt es jede Menge Spekulationen, dass das Ganze eine Falle der CIA war. In einer Hinsicht ist Assange aber jedenfalls schuld: Wer sich mit Feministinnen einlässt, sollte sich über gar nichts wundern . . .

Man kann jedenfalls sehr froh sein, dass es nun die britische Justiz ist, die diese Vorwürfe aus Schweden zu prüfen hat. Immerhin verkörpert sie die älteste kontinuierliche Grundrechtstradition auf diesem Erdball.

Und man darf jedenfalls herzlich lachen, wenn ausgerechnet die Grünen einen potentiellen Vergewaltiger gegen feministische Vorwürfe in Schutz nehmen.

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Wäre nicht eine Zinsanhebung fällig?

09. Dezember 2010 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins wieder einmal auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent belassen. Sie ließ sogar durchsickern, dass bis Ende 2011 nicht an der Zinsschraube gedreht wird.

Das hat erstaunlicherweise keine Diskussionen ausgelöst. Obwohl schon die lange Frist der Prophezeiung seltsam ist. Hatten doch viele finanzpolitische Prophezeiungen in den letzten zwölf Monaten nur eine Halbwertszeit von wenigen Tagen.

Darüber hinaus sollten zumindest Finanzexperten auch heftig über die Höhe – besser: die Tiefe – der heutigen Zinsen diskutieren. Außer sie glauben keiner der Prognosen. Denn derzeit werden die Wachstumsprognosen für den Euroraum ständig erhöht, zuletzt auf 1,5 bis 1,7 Prozent für die nächsten beiden Jahre. Ähnlich positive Nachrichten kommen nun sogar aus den USA. Ebenso nehmen die Inflationsraten langsam zu; sie werden für die nächsten beiden Jahre auf 1,5 bis 1,6 Prozent geschätzt. Überdies legen die Börsekurse kontinuierlich, wenn auch bisweilen mit heftigen volatilen Zacken zu. Die Situation ist also eine ganz andere denn im Winter 2008/09, als alle Kurven steil nach unten stürzten. Als die EZB die Zinssätze auf das niedrigste Niveau ihrer Geschichte senkte.

Eine Normalisierung der Zinssätze sollte auch deshalb ernsthafter diskutiert werden, weil die Rohstoffpreise und insbesondere jener des Golds signalisieren, dass schon sehr viel Geld nach Landeplätzen sucht.

Der Diskussionsbedarf besteht vor allem in Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Denn diese drei Länder haben deutlich bessere Wachstums-, aber auch höhere Inflationserwartungen als das restliche Euroland. In Deutschland ermutigt die Regierung die Gewerkschaft sogar zu höheren Lohnforderungen; was noch nie da war, geschweige denn bei einer schwarz-gelben Regierung. Und in Österreich boomt der Arbeitsmarkt (zumindest wenn man die versteckte Arbeitslosigkeit in Form des besonders niedrigen Pensionsantrittsalters und der langen Studiendauer außer Acht lässt).

Stünden diese drei Länder wieder alleine, dann würden ihre Notenbanken den Zinsen heute mit Sicherheit das eine oder andere Viertelprozent hinzufügen. Denn falls die Finanzverantwortlichen etwas aus der Krise gelernt haben, dann sollte es zweifellos das Wissen sein, dass die zu spät erfolgte Zinsanhebung nach der Dot.com-Krise 2001/02 die Mutter der jüngsten Weltwirtschaftskrise war. Zu viel im Markt herumschwappendes Geld führt zu Blasen, die dann platzen und die ganze Wirtschaft vergiften. Auch wenn der Verbraucherpreisindex vorher nur eine geringe Inflation gezeigt hat.

Doch die Drei leben in Gemeinschaft mit Fußmaroden, mit schrumpfenden Wirtschaften, mit Ländern, die nur dank hunderter Hilfsmilliarden der Zahlungsunfähigkeit entgehen. Für diese wäre jede Zinserhöhung fatal.

Da scheint guter Rat teuer. Zumindest solange die Erfolgsländer an der gemeinsamen Währung mit Griechenland, Portugal & Co festhalten.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

 

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Fußnote 151: Niki allein in Paris

08. Dezember 2010 01:38 | Autor: Andreas Unterberger

Gerade habe ich über eine Unterrichtsministerin geschrieben, die sich über alle für das gemeine Volk geltenden Gesetze erhaben dünkt, da fällt auch der Umweltminister wegen desselben Verhaltens auf.

Er hatte beim Flug zur 999. Klimakonferenz in Cancun den Anschlussflug versäumt. Ursache war schlechtes Wetter. Wem ist solches noch nie passiert? Ärgerlich, aber unvermeidbar. Aber der sich Niki nennende Berlakovich hält jede Stunde seines Auchdabeiseins in Cancun für so wichtig, dass er wirklich geglaubt hat, die österreichische Botschaft in Paris könne für ihn die Anschlussmaschine aufhalten. Was vielleicht im Burgenland – wo die Partei Berlakovichs ja auch Wahlkarten zu manipulieren pflegt – und noch in ein paar anderen Entwicklungsländern vorstellbar ist, im modernen Flugverkehr, wo jeder „Slot“ Goldes wert ist, aber völlig undenkbar ist. Dennoch hat Berlakovich von unterwegs die Botschaft in Paris alarmiert und verlangt, dass ihn die Diplomaten abholen und zum zuvor aufgehaltenen Anschlussflug geleiten. Jedoch am Flughafen fand sich kein Diplomat, um den wackeren Umweltretter zu retten. Aber das ist noch lange nicht alles: Berlakovich entblödet sich nicht, das alles empört mehreren Zeitungen zu erzählen, die ihn etwa mit den Worten zitierten: „Mir graut davor, was einem Normalbürger auf Reisen passieren kann, wenn unsere Diplomaten schon Ministern so wenig helfen. Das muss Konsequenzen haben.“ Und er ließ im gleichen Atemzug auch die in Paris tätige Agrardiplomatin nach Wien einberufen. Noch irgendwelche Fragen? Höchstens die eine an Josef Pröll: Wie lange will sich seine Partei noch diesen Minister leisten? Und die andere an Michael Spindelegger: Wann teilt er einmal seinen Ministerkollegen mit, dass unsere Botschaften keine Reisebüros sind, – oder sagt uns, dass er diese teuren Reisebüros umgehend schließt?

 

 

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Fußnote 150: Was ist der Unterschied zu Nordkorea?

08. Dezember 2010 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Und da soll noch jemand Respekt vor dieser Republik haben. Denn in Österreich werden Privatpersonen heftigst bestraft, wenn sie genau dasselbe tun, was Politiker – noch dazu mit anderer Leute Steuergeldern – tun.

In beiden Fällen geht es um Geschäfte mit Nordkorea. Ein Wiener Geschäftsmann ist mit neun Monaten bedingt bestraft worden, weil er den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il beliefert hat beziehungsweise beliefern wollte: mit acht Mercedes der S-Klasse und zwei Luxusjachten. Überdies wurde dem Kaufmann der Kaufpreis von 3,3 Millionen Euro abgenommen. Gleichzeitig hat jedoch dieselbe Republik – in Verantwortung einer linksradikalen Unterrichtsministerin – mit Steuergeldern eine Propagandaausstellung des gleichen Regimes in Wien gefördert. Warum sollen dem Regime eigentlich die Autos mehr nützen als eine große Propagandshow im Westen? Warum landen nicht auch die Ministerin und der zuständige Museumsdirektor vor dem Strafrichter? Wundert sich da noch jemand, dass unter den Menschen täglich der Hass auf eine privilegierte Bonzen-Klasse weiter steigt, die genau das tut, was sie den normalen Menschen verbietet? Worin unterscheidet sich da Österreich eigentlich noch von Nordkorea, wo sich der Diktator teuersten Luxus gönnt, während die Menschen katastrophal darben?

 

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"Österreich" im Koma

07. Dezember 2010 11:36 | Autor: Andreas Unterberger

Es war eine furchtbare Stunde für das quotengeile Unterhaltungsfernsehen, als bei „Wetten, dass . . .?“ ein Stuntman so schwer gestürzt ist, dass er tagelang ins Koma versetzt werden musste und möglicherweise lebenslänglich gelähmt ist. Für jene Gratiszeitung, die den Namen „Österreich“ tragen darf, war es freilich eine ebenso furchtbare Demaskierung.

Denn das Blatt berichtete über die Sendung, als ob diese wie geplant stattgefunden hätte. Vom Sendungsabbruch keine Zeile. Und die Zeitung fand dazu wieder einmal eine nicht nur erlogene, sondern auch besonders geschmacklose Schlagzeile: „Gottschalk: Robbie holt Show aus dem Koma“.

Für jene, die die Sendung nicht gesehen haben: Zu dem Auftritt von Robbie Williams ist es nie gekommen, weil schon vorher das Unglück passiert ist. Auch sonst standen in dem Artikel viele nur geplant gewesene, aber nie realisierte Details so, wie wenn sie wirklich stattgefunden hätten.

Gewiss, wer jenes Blatt liest, ist selber schuld. Denn es war keineswegs das erste Mal, dass dieses Blatt alle Grenzen des ohnedies schon in Verruf geratenen journalistischen Berufes überschritten hat: So gab es dort immer wieder Interviews mit Leuten zu reden, die nie mit „Österreich“ geredet hatten. So traute sich dieses Blatt tatsächlich, den SPÖ-Vorsitzenden als Obama Österreichs zu bezeichnen.

Tiefer geht’s nimmer. Oder doch? Denn das Blatt hätte ohne die zahllosen Anzeigen aus dem Machtimperium der Gemeinde Wien und roter Minister längst zusperren müssen. Aber bei uns in Österreich . . .

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Leistung, Disziplin und Autonomie gehören auf den Lehrplan

07. Dezember 2010 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

In Sachen Lesen Platz 31 unter 34 Teilnehmern: Die Pisa-Studie bringt für Österreich deprimierende Ergebnisse – zumindest, wenn man diese Studie als eine Art Skirennen ansieht. Bei den Naturwissenschaften Platz 30 und bei Mathematik Platz 24.

Wäre das einem schwarz-blauen Unterrichtsminister passiert, dann hätten wir jedenfalls morgen eine Parlamentssondersitzung mit aggressiven Rücktrittsdrohungen. Alleine die seltsame Claudia Schmied, die im Dienste der Partei schon eine große Bank Richtung Abgrund manövrieren hat dürfen, bleibt ohne Genierer weiter im Amt. Und darf sogar mit Hilfe eines Hannes Androsch – dessen Reputation bei den Linken offenbar auch unter strafgerichtlichen Urteilen nicht gelitten hat – ihre Gesamtschulpropaganda fortsetzen, die dieses Land noch weiter in den schulischen Abgrund führen würde.

Gesamtschule heißt freilich nichts anderes, als dass alle Österreicher acht (oder neun?) Jahre lang  auf das Niveau städtischer Hauptschulen heruntergezwungen würden, die bei allen diesen Tests die schlechtesten Ergebnisse bringen. Denn wäre das Gerede von der „differenzierten“ Gesamtschule ernst gemeint, dann wäre es ja keine Gesamtschule, sondern die Kinder würden nach Eintritt durch das gleiche Schultor täglich auf völlig verschiedene Kurse und Fortbildungsniveaus aufgeteilt.

Das Gerede von der differenzierten Gesamtschule ist daher nur ein Propagandaschmäh, um besorgten Eltern Sand ins Auge zu streuen. Die Grünen in ihren Fanatismus sind wenigstens so ehrlich zuzugeben, dass sie gegen Differenzierung sind und auch gegen die Möglichkeit, dass Menschen vor der Gesamtschule in Privatschulen flüchten dürfen. Bei Stalin hat es so etwas ja auch nicht gegeben.

Nun soll man Pisa nicht überbewerten. Insbesondere die Boykottaktionen von Schülern und Lehrer gegen den Test haben vieles zusätzlich verfälscht. Aber auch viele andere Tests zeigen ähnlich magere Ergebnisse. Und vor allem weiß jeder Arbeitgeber, dass Hauptschüler oft nicht die einfachste Subtraktion beherrschen, dass Maturanten und Akademiker nicht zur Abfassung eines halbwegs fehlerfreien und verständlichen Textes imstande sind.

Wäre die Gesamtschule auch nur ein winziger Teil der notwendigen Antwort, abgesehen vom alten Streben der Linken (die immer ein paar bürgerliche Idioten finden) alles aufs niedrigste Niveau gleichzuschalten, müssten ja bei den Tests für die Zehnjährigen die österreichischen Ergebnisse Spitze sein. Denn die Volksschule ist ja als Gesamtschule organisiert.

An den Missständen sind vor allem die scheinprogressiven Reformen schuld, die von schwarzen wie roten Ministern den Schulen aufgezwungen worden sind. Und die total lebensfremden Pädagogen. Von denen uns der ORF sofort ein ganz besonders dummes Exemplar aufgetischt hat. Die in zwei Minuten die Pisa-Ergebnisse als unbedeutend hinstellen und gleichzeitig daraus die zwingende – wenn auch mit keiner Silbe begründete – Notwendigkeit ableiten konnte,  jetzt endlich die Gesamtschule einzuführen. Dass die Dame auch ständig nur noch von „Schülerinnen“ in unseren Schulen gesprochen hat, passt perfekt ins Bild.

Die richtigen Therapien müssten also aus folgendem Katalog zusammengestellt werden:
 Jeder Direktor und sonstige Schulfunktionär, der Druck auf Lehrer ausübt, bessere Noten zu geben, wird sofort suspendiert;
alle vier Jahre müssen sich alle Schulen bundeseinheitlichen Leistungstests in allen wichtigen Fächern stellen;
die Testergebnisse werden einheitlich veröffentlicht;
jede Schule kann sich frei zusätzliche Schwerpunkt-Profile geben;
jeder Direktor hat volle Arbeitgeber-Rechte (von der Aufnahme bis zur Kündigung) gegenüber Lehrern und anderen Schulmitarbeitern;
neben Staat, Ländern und Gemeinden erhalten alle privaten Schulträger die gleichen finanziellen Mittel pro Schüler und werden auch sonst in keiner Weise benachteiligt (zeigen doch Studien, dass Privatschulen die Pisa-Ergebnisse deutlich verbessern);
die Lehrer erhalten wieder das Recht renitente Schüler zu bestrafen;
Eltern, deren Kinder wiederholt schulschwänzen, werden durch Reduktion der Familienbeihilfe bestraft;
ein neuer Direktor wird von Eltern und Lehrern gewählt und kann von diesen auch mit Zweidrittelmehrheit abgewählt werden;
Kinder, die nicht gut deutsch können, werden solange zurückgereiht, bis sie es können, aber auch mit Speziallehrern intensiv gefördert;
Schulen, die mit einem hohen Ausländeranteil ihr Test-Ranking verbessern können, bekommen Prämien;
Religionslehrer von demokratiefeindlichen Religionen werden intensiv kontrolliert;
in AHS darf man nur mit Aufnahmsprüfungen wechseln (egal in welcher Klasse);
es gibt keine Einsprüche mehr gegen Zeugnisse;
Eltern entscheiden über alle ideologische Fragen, etwa ob in der Schule der Feminismus-Terror ausgeübt werden darf;
Eliteschulen werden besonders gefördert, die sich auch ihre Schüler selber aussuchen dürfen;
jede Schule, die bei den Vergleichstests besonders gut abschneidet, bekommt eine Prämie.

Wetten, von all diesen Dingen wird niemand reden? Wir werden vielmehr in den nächsten Tagen wieder eine schwachsinnige Gesamtschul-Diskussion aus allen linken Kanälen bekommen.

Wenn wirklich nur Pisa das Problem wäre, dann braucht der (hoffentlich bald antretende) nächste Unterrichtsminister für den nächsten Pisa-Test nur eines zu tun: Allen teilnehmenden Schulen zwei freie Tage versprechen, wenn sich Österreichs Ergebnis signifikant verbessert. Wetten, das hilft!

Vorerst kann man sich freuen, dass sich der ÖVP-Obmann zumindest in diesem Punkt bisher vehement dem Wahnsinn entgegenstellt. Jedoch ist Vorsicht am Platz: Er hat nicht nur eine Gesamtschulbefürworterin zur Wissenschaftsministerin gemacht (eine kinderlose Frau aus dem akademischen Mittelbau, die bisher ungefähr so viel mit Schulen zu tun hat wie die logischerweise ebenfalls kinderlose Unterrichtsministerin mit einer peinlichen Bankkarriere); und einen noch radikaleren ebenfalls steirischen Gesamtschul-Fanatiker zum Leiter einer diesbezüglichen Parteikommission. Und er hat statt der – katastrophalen – Zuständigkeit der Unterrichtsministerin die ebenso katastrophale Zuständigkeit der Landeshauptmänner für die Lehrer vorgeschlagen. Statt einer echten Schulautonomie. Und auch er hat noch kein Paket zur echten Leistungssteigerung auf den Tisch gelegt.

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Die kleine Chuzpe einer langen Geheimdepesche

06. Dezember 2010 12:06 | Autor: Andreas Unterberger

Es war einmal ein kleiner österreichischer Chefredakteur, in dessen Büro eine ganz hochrangige amerikanische Botschaftsdelegation einmarschierte. Sie war durchaus höflich und freundlich – tat aber genau das, worüber sie später bittere Beschwerde-Depeschen verfasste (die jetzt an die Öffentlichkeit gelangten), wenn Österreich dasselbe macht: Es ging bei diesem Besuch nämlich um diplomatisches Engagement für handfeste Wirtschaftsinteressen.

Der Anlass war der Versuch, Österreich zum Kauf von amerikanischen F-16-Flugzeugen zu veranlassen. Dabei kann man den Amerikanern durchaus zubilligen, dass ihre Flugzeuge weit billiger als die Eurofighter gewesen wären. Allerdings waren sie gebrauchte und generalüberholte Maschinen, hatten daher eine deutlich kürzere Lebenserwartung als die Eurofighter.

Dass die amerikanischen Maschinen auch technisch nicht so viel konnten wie die europäische Konkurrenz, ist inzwischen freilich irrelevant. Hat doch der unheilvolle Norbert Darabos bei der teuren Neuverhandlung des Kaufvertrages sich hinten und vorne über den Tisch ziehen lassen – und daraufhin viel schlechtere Flugzeuge bekommen, die am besten mit dem Adjektiv „kastriert“ zu qualifizieren sind.

Daher ist es aber jedenfalls eine Chuzpe, wenn sich die Amerikaner in der vor wenigen Stunden über Wikileaks veröffentlichten Depesche aus dem August 2009 über diesen Aspekt der Wiener Politik beklagen. Lateiner würden sagen: Quod licet Iovi . . .

Dennoch ist das Dokument überaus aufschlussreich und ein präzises Porträt der gegenwärtigen politischen Akteure in Wien. Es deckt sich weitestgehend mit dem, was die (recht wenigen) unabhängigen Journalisten über Faymann&Co geschrieben haben. Aber als Bericht einer großen Botschaft, die auch mit nicht ganz offiziellen Informationsmethoden arbeitet, bekommt das Urteil doch zusätzliches  Gewicht. Daher nun die wichtigsten Passagen in (eigener) Übersetzung:

„Aus vielen Gründen hat die gegenwärtige österreichische Regierung seit ihrer Bildung im Dezember 2008 die Außenpolitik weitestgehend ignoriert. Einige der Gründe – Wirtschaftskrise, Budgetkürzungen, Desinteresse der Minister – sind für die neue Regierung spezifisch. Andere Gründe haben hingegen viel tiefere Wurzeln – das Fehlen langfristiger Ziele und ein populärer Isolationismus.“

„Weder Kanzler Faymann (SPÖ) noch Außenminister Spindelegger (ÖVP) hatten eine signifikante außenpolitische Erfahrung. Seither ist auch klar geworden, dass Faymann kein persönliches Interesse für internationale Angelegenheiten hat – wir hörten dies von xxxxxx (Anmerkung: Während das Dokument sonst viele Informanten mit Namen nennt, gibt es offenbar eine besonders schützenswerte Quelle in der heimischen Politikszene, deren Name entweder von Wikileaks oder von den Autoren dieser – scheinbar – internen Depesche geheimgehalten wird) und von höheren Mitarbeitern in der Präsidentschaftskanzlei und im Außenministerium. Bei Außenminister Spindelegger, dem weithin gute Absichten zugebilligt werden, gilt als unsicher, in welche Richtung er das Ministerium führen möchte.“

„Der dritte potenzielle außenpolitische Mitspieler auf Ministerebene, Verteidigungsminister Darabos, gilt ebenfalls als uninteressiert in Fragen der Außenpolitik und internationalen Sicherheit; er zeigt sich offen feindlich zur Entsendung österreichischer Truppen in gefährliche Missionen (wie etwa nach Afghanistan). Wenn andere Ministerien, beispielsweise das Innen- und das Justizressort, um Unterstützung für internationale Programme gebeten worden sind (wie polizeiliches und richterliches Training in Afghanistan), haben diese die Idee sofort abgelehnt, und zwar wegen Budgetknappheit, der Zunahme von innerösterreichischen Aufgaben und der damit verbundenen Gefahr.“

„Wenn man das Führungsproblem zusammenfasst, dann hat die politische Führung wegen der Wirtschaftskrise wenig Zeit gehabt, sich der Außenpolitik zu widmen, außer diese hat direkte innenpolitische Bedeutung (wie die Aufrechterhaltung des österreichischen Banns gegen genveränderte Landwirtschaft oder EU-Fragen wie die vorgeschlagene gemeinsame Asylpolitik).“

„Die Österreicher möchten aber auch dann in Sachen Außenpolitik ambivalent bleiben, wenn die genannten Probleme gelöst sind. Seit dem Ende des Kalten Krieges 1990/91 und seit dem EU-Beitritt 1995 habe Österreich laut Politologen wie Erich Froeschl vom SPÖ-Renner-Institut kein zentrales außenpolitisches Ziel mehr. Die Bevölkerung spürt keine Bedrohungen von außen, und der internationale Status ist sicher. In Auseinandersetzung mit politischen Initiativen aus Brüssel, die den Eindruck erwecken, lokale Interessen zu verletzen (wie beim Gen-Verbot) und der verspürten kulturellen Bedrohung und Kriminalitäts-Steigerung durch die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern und der Türkei, sei Österreich seit 1995 isolationistischer geworden. Diese Analyse wird durch den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien bestätigt. Österreichs größte und einflussreichste Zeitung, die Kronenzeitung (mit einer täglichen Leserschaft zwischen einem Drittel und der Hälfte der Bevölkerung), vertritt regelmäßig und polemisch isolationistische, Anti-EU- und antiamerikanische Positionen. Sie hat sich jedoch zu Präsident Obama gemäßigt und positiv gezeigt.“

„Die Entwicklung des Neutralitäts-Verständnisses der Österreicher hat die isolationistischen Gefühle verstärkt. Die Neutralität war dem Land 1955 als Bedingung für die Wiedererlangung der Souveränität auferlegt worden; in den 60er Jahren begann man, sie als Tugend zu sehen, die Österreich ermöglichte, Dinge zu tun, die Mitglieder der Nato oder des Warschauer Paktes nicht konnten. Dazu gehört ein netter Vorteil als Gastgeber vieler internationaler Organisationen oder eine Vermittlungsrolle in Nahost. Am Ende des Kalten Krieges versuchten die Konservativen, einen Nato-Beitritt zu betreiben, aber sie konnten nicht die Anhänglichkeit der Öffentlichkeit an die „immerwährende Neutralität“ überwinden. Und seither ist jede Infragestellung der Neutralität beinahe ein Tabu. Dennoch hat sich deren Konzept weiterentwickelt, und sie wird nun von Gegnern jedes auswärtigen Engagements benutzt. Sobald die Neutralität angerufen wird, ist jede weitere Debatte fast unmöglich.“

Vieles andere in der Depesche berührt zum Teil schon überholte Fragen; dort findet sich dann im Gegensatz zur generellen Kritik aber auch manches Lob für Österreichs Kooperation bei kleineren diplomatischen Initiativen.

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Privatisierungen: Das vergessene Zauberrezept

06. Dezember 2010 00:03 | Autor: Andreas Unterberger

Man wird sich dessen erst bewusst, wenn man darauf hingewiesen wird: Seit Monaten kommt die AUA in den Medien kaum noch vor – ganz im Gegensatz zu früheren Jahren.

Dabei gäbe es viel Interessantes zu melden: Jeden Monat steigt dort die Zahl der Passagiere um zweistellige Prozentgrößen. Das AUA-Personal schrumpft trotzdem gerade von 8000 auf 5000. Das gesamte mittlere und höhere Personal muss sich nun neu um seine künftigen Aufgaben bewerben. Die AUA hat einen spürbaren Preisnachlass des Wiener Flughafens erkämpft. Alle AUA-Piloten und Flugbegleiter müssen bei gleichem Gehalt mehr fliegen. Der Swiss-Chef gibt Interviews, in denen er eine Abwanderung von Luftverkehr von Zürich nach Wien befürchtet („Zürich verkommt zum Provinzflughafen“). Die AUA steht unmittelbar an der Schwelle zu schwarzen Zahlen.

Kurz gesagt: Bei der AUA findet eine positive Revolution statt, die das schon totgesagte Unternehmen überlebensfähig macht.

Was für Kriege waren das doch früher rund um die AUA! Ganz Österreich stand regelmäßig im Bann der dortigen Arbeitskonflikte. Jede kleinste Einschränkung der Belegschafts-Privilegien ließ die Betriebsräte zur öffentlichen Mobilmachung blasen. Der Chef der Wirtschaftskammer verteidigte aus Angst, die AUA könnte streiken, die Privilegien der Piloten. Die Politiker hatten einst die AUA sogar gezwungen, die marode „Lauda Air“ zu schlucken – und sich daran zu verschlucken.

Der Unterschied zwischen vorher und nachher liegt in einem kurzen Satz: Die AUA wurde privatisiert.

Die Privatisierung nahm den Politikern den Einfluss auf das Unternehmen. Sie nahm den Betriebsräten das vorher durchaus zutreffende Gefühl, im Kampf mit der Geschäftsführung immer am längeren Hebel zu sitzen. Früher brauchten sie sich ja nur an die Öffentlichkeit zu wenden und schon entstand Druck, dem der AUA-Vorstand am Ende immer nachzugeben hatte, weil die politischen Eigentümervertreter einen Wirbel in der Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser fürchten. Daher hat die Politik (aller Parteien) überdies die für Experten längst unvermeidliche Privatisierung viel zu lange hinausgezögert, was die Steuerzahler um die ganze AUA und zusätzlich eine halbe Milliarde Euro gebracht hat. Jetzt hingegen wissen die Betriebsräte, dass politische Interventionen bei den neuen Eigentümern kontraproduktiv sind. Seither sind sie lammfromm und konstruktiv.

Ähnliche Erfolgsgeschichten wie die der AUA lassen sich über fast alle privatisierten Unternehmen schreiben. Etwa über die Voest, wo früher von SPÖ-Parteisekretariaten direkt Posten vergeben worden sind. Diese sind heute ein politikfreies Vorzeige-Unternehmen geworden, nachdem sie in den 80er Jahren mit ihren Verlusten noch eine schwere Staatskrise ausgelöst hatten. Auch hier wieder gab es bis zur Privatisierung – und erst recht rund um diese – unglaublich viel schädliche wie sinnlose Aufregung, Panik und Interventionen.

Fast jedes Mal gelingt es den Profiteuren der Verstaatlichung, also Politikern und Betriebsräten, den Menschen einzureden, eine Privatisierung wäre schädlich. Denn die große Mehrheit der Journalisten in diesem Land steht weit links und ist daher begeisterter Transporteur solcher Botschaften.

Daher finden auch die längst fälligen weiteren Privatisierungen nicht statt. Die wären etwa dringend fällig:

-         Beim Wiener Flughafen, bei dem gerade wieder hunderte Millionen wegen der Unfähigkeit des parteipolitisch besetzten Vorstandes verschwendet werden, in dem die Bundesländer Wien und Niederösterreich ihre Pfründe heftig verteidigen;

-         Bei allen Energieversorgungsunternehmen, die eine unglaublich große Selbstbedienungskasse für alle Landesfürsten darstellen, bei denen zahllose politische Günstlinge versorgt werden, bei denen maßlos überhöhte Gehälter gezahlt werden, wo bis heute mit großem Erfolg echter Wettbewerb verhindert wird, obwohl dieser für die Konsumenten, aber auch für die Wirtschaft (und damit die Arbeitsplätze) überaus hilfreich wäre;

-         Bei den Banken, wo es staatsnahe Unternehmen wie die Hypo Alpe-Adria und nicht die privaten Institute waren, die in der Krise den großen Schaden verursacht haben. Das zeigt sich noch deutlicher in Deutschland, wo die großen Katastrophen bei den diversen Landesbanken passiert sind, während die private Deutsche Bank zwar von allen Linken ständig als Inbegriff des bösen Kapitalismus gegeißelt wird, aber die Krise ohne Staatshilfe überstanden hat.

-         Bei den ÖBB, dem mehrfachen österreichweiten Rekordhalter: an verschwendeten Steuermilliarden, an schlechtem Service und an Parteipolitisierung eines Unternehmens;

-         Bei der Post, wo zwar eine Teilprivatisierung schon erste Erfolge gebracht hat, wo aber der in Kürze geltende europaweite Wettbewerb bis hin zum einfachen Brief noch für viel Erschütterung sorgen wird, wo noch immer Ministerinnen glauben, ganze Postämter am Leben halten zu müssen, auf denen nur wenige Hundert Euro pro Tag umgesetzt (keineswegs verdient) werden;

-         Beim Bus, wo die diversen staatlichen Kollektivverträge für die Chauffeure viel teurer sind als die privaten Firmen – was ebenfalls das Defizit in der Staatskasse erhöht;

-         Bei der Telekom Austria, die trotz ihrer großen strukturellen Startvorteile bis heute im Wettbewerb nicht so flexibel agiert wie die Privaten.

-         Und last but not least beim Privilegienstadel ORF. Dieser verschafft zahllosen linken Altachtundsechzigern an der Leine von Rot und Grün eine bequeme Wärmestube.  Er lässt sich auch durch rapide zurückgehende Seher- und Hörerzahlen auf dem Kurs des Terrors der Political Correctness gegen alle Andersdenkenden nicht irritieren.

Privatisierungen bringen immer eine Fülle von Vorteilen:

1.     Privatisierte Betriebe sind im internationalen Schnitt jedenfalls um 10 bis 15 Prozent billiger – selbst wenn man den Gewinn einberechnet, den private Unternehmer natürlich immer erzielen wollen. Denn in privatisierten Unternehmen wird bei jedem einzelnen Ablauf viel stärker auf die Kosten geschaut. Dort hat man auch den Mut, sich von unfähigen Mitarbeitern zu trennen. Dort  gibt es am Erfolg interessierte Unternehmer und keine Politiker, die sich beispielsweise vor notwendigen Kündigungen fürchten, weil ja alle Gekündigten auch Wähler sind.

2.     Privatisierte Betriebe sind auch umweltfreundlicher: Die größte Umweltverschmutzung in Europa gab es immer rund um die osteuropäischen Staatsbetriebe. Typischerweise ist die große ungarische Umweltkatastrophe in einem sehr schmutzig scheinprivatisierten Aluminiumwerk passiert: Anstelle des Staates übernahmen Angehörige der sozialistischen Nomenklatura das Eigentum und die konnten auf Grund ihrer Staatsnähe mit Erfolg alle Umweltauflagen abwenden.

3.     Sie sind dann noch viel effizienter, wenn es auf dem jeweiligen Markt einen funktionierenden Wettbewerb gibt (wie etwa bei der Mobiltelephonie).

4.     In privatisierten Betrieben hat die Parteipolitik intern nichts mehr mitzureden, die immer nur Schaden angerichtet hat. Privatisierte Betriebe werden in der Tagespolitik auch nicht mehr als Spielbälle verwendet, was extern den staatlichen oft sehr schadet.

5.     In privatisierten Betrieben tragen in der Regel die Eigentümer den Schaden, wenn es zu einer Pleite kommt, nicht der Steuerzahler (mit der großen wie problematischen Ausnahme des Finanzbereichs und jener Firmen, die – leider – unter den Druck der Medien Staatshilfe bekommen haben).

6.     Und: Gerade in der gegenwärtigen Schuldenkrise würden zumindest teilweise Privatisierungen enorm helfen: Sie könnten, so schätzt das Wifo, der Republik Österreich zwischen 8 und 25 Milliarden Euro bringen. Das wären zwar „nur“ Einmaleffekte – aber wenn man damit Schulden zurückzahlt, wäre das Budget alljährlich um mindestens 300 Millionen dauerhaft entlastet.

Das alles heißt nun nicht, dass Privatisierungen immer problemlos abliefen. Wenn man nicht über die Börse privatisiert, sondern auf anderen Wegen, wird es wohl immer Diskussionen über den Preis geben.

Auch sorgen einige aktuelle Fälle mutmaßlicher Bestechungen und Durchstechereien für Debatten. Aber diese Delikte hängen ja fast immer damit zusammen, dass bis zum Abschluss der Privatisierung noch die Politik mitzureden hat. Sie sind also in Wahrheit nur ein Beweis dafür, dass man möglichst rasch privatisieren muss, damit es keine Möglichkeiten mehr für Verbrechen zum Schaden der Allgemeinheit gibt.

Manche werden sich auch sorgen, dass nach einer Privatisierung des ORF österreichische und Qualitätsinhalte in Fernsehen und Radio zu kurz kämen. Abgesehen von der Frage, wo man die im ORF noch sieht und hört, könnten solche Inhalte  künftig sogar viel gezielter und besser forciert werden: Indem eine unabhängige Medienbehörde die Gebühren an alle jene in Österreich aktiven Sender verteilt, die nachprüfbar Qualität, Ausgewogenheit, Seriosität und österreichische Inhalte bringen – und sei es zumindest zu einem Teil der Sendezeit.

Schwieriger sind Privatisierungen dort, wo aus technischen Gründen Konkurrenz nicht leicht hergestellt werden kann. Dabei geht es etwa um die berühmten letzten Meilen von Strom-, Telefon- oder Gasleitungen zu den Konsumenten, dabei geht es um Eisenbahnschienen. Es wäre ja wenig sinnvoll, einen zweiten Tunnel durch den Semmering zu bohren (gar nicht zu reden davon, dass schon der erste von kurzsichtigen Politikern so sehr behindert worden ist).

Hier war zweifellos die Einrichtung von Regulatoren eine gute wie notwendige Idee. Diese setzen nach objektiven Kriterien die Tarife für die Durchleitung und Benutzung fest. Insbesondere der Energieregulator Boltz war dabei als Verbündeter von Konsumenten und Wirtschaft so erfolgreich, dass ihn die staatlichen Monopolisten nun wieder zu entmachten versuchen.

Auch sonst ist der Partisanenkampf einiger Ewiggestriger gegen die Privatisierung dort sehr erfolgreich, wo es technische Monopole gibt. Hier ist man daher auf halbem Weg steckengeblieben. Denn eine zwingende Voraussetzung des Funktionierens der Marktwirtschaft wurde ignoriert, die da lautet: Ein Monopolist, der die Eisenbahnschienen besitzt, der die Strom- und Gasleitungen zu den Haushalten kontrolliert, sollte keinerlei Verbindung zu den Betreibern der Züge, den Erzeugern von Strom oder den Verteilern von Gas haben. Nur dann steht er im Interesse der Kunden – die ihn ja bezahlen! – allen Lieferanten gleichmäßig gegenüber. Solange aber beispielsweise die ÖBB nicht nur Eigentümer von Bahnhöfen und Schienen sind, sondern auch der größte Betreiber von Zügen, werden sich alle Privaten sehr schwer tun, die künftig mit bequemeren und/oder billigeren Zügen den ÖBB Konkurrenz machen  wollen. Denn die schwer subventionierten Bundesbahnen werden immer Wege finden, Quersubventionen vom Infrastruktur-Bereich zum eigenen rollenden Betrieb fließen zu lassen, um die Konkurrenz niederzumachen.

So kann der Wettbewerb nicht funktionieren. Das wissen natürlich alle.  Dennoch haben sich bisher die Eigeninteressen von Gewerkschaften, Betriebsräten und Parteipolitik immer gegen die Vernunft durchgesetzt. So fehlt im jetzigen Regierungsprogramm im Gegensatz zu früheren bezeichnenderweise jeder Hinweis auf weitere Privatisierungen.

Daher wird eine sinnvolle Reform bei Bahn, Post und Energie wohl erst dann stattfinden, wenn es einen ähnlichen Crash wie bei der AUA gibt. Und nachher werden alle Verantwortlichen ganz unschuldig tun und fragen: Wieso hat uns niemand gesagt, dass die Marktwirtschaft so viel besser funktioniert, und dass wir völlig überflüssigerweise so viel Geld verschleudert haben, das uns nun bitter fehlt?

(Dieser Text erscheint gleichzeitig in der Zeitschrift „Academia“. Probeexemplare bitte unter academia@oecv.at zu bestellen)

 

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Wie man Herrn Hundstorfer künftig einzuladen hat

05. Dezember 2010 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

Der Sozialminister kürzt Ehepaaren die Pensionen und reduziert den Zugang zum Pflegegeld. Er schmeißt aber gleichzeitig das Geld für ärgerliche Broschüren hinaus. Die man nur sofort ins Altpapier werfen kann. Würde man sie nämlich ernst nehmen, dann würde ihr Inhalt eine wohl noch schlimmere Einengung der Rede- und Ausdrucksfreiheit bedeuten, als sie unter totalitären Regimen der Fall war.

Herr Hundstorfer mag es ja als sozial empfinden, linksradikale Feministinnen („Sozialwissenschaftlerinnen“) mit fetten Aufträgen zu bedienen. Schließlich ist dieser Output unserer heftig subventionierten Universitäten auf dem Arbeitsmarkt nicht nachgefragt. In Zeiten heftiger Einschnitte in das Pflege- und Pensionssystem sind solche Aufträge aber dennoch eine skandalöse Provokation, wenn jemand für eine an George Orwell erinnernde Ansammlung von Sprech- und Schreibverboten hoch subventioniert wird.

Das neueste Produkt aus der linken Subventionsproduktion heißt „Leitfaden für diskriminierungsfreie Sprache, Handlungen, Bilddarstellungen“. Der teuer gestaltete Leitfaden für das neueste Diktat der politischen Korrektheit ist nicht weniger als 94 Seiten lang. Er ist komplett vom Hundstorfer-Ministerium finanziert worden. Und er kommt fast gleichzeitig mit einem ähnlichen Mist aus dem Hause der Unterrichtsministerin heraus, mit dem sich das Tagebuch vor kurzem befasst hatte.

Zunehmend wächst damit aber auch der ÖVP die Mitverantwortung als Koalitionspartnerin zu, wenn sie weiterhin mit dieser SPÖ regiert (oder besser: zu regieren versucht). Da macht uns der Finanzminister – zu Recht – in dramatischen Worten klar, wie schlecht es um die Staatsfinanzen steht, und wie sehr gespart werden muss. Und dann werfen die SPÖ-Minister das Geld für solche Indoktrinierungsbroschüren heraus. Was zunehmend zeigt: Die ÖVP sollte dieses Bündnis schon aus Selbsterhaltungstrieb heraus dringend überdenken.

Zu den unglaublichen Details, welche Formulierungen man alle gemäß der Broschüre des Sozialministers  künftig nicht mehr sagen und schreiben (und denken?) darf: „muslimische Attentäter“, „Familientragödie“, „Muslime werden ausgewiesen wegen Terrorverdacht“, „Ost-Mädchen“, „Fußballerfrauen“, „Sekte“, „Schwulenehe“, „Gewalt in der Familie“, „Ausländer haben eine andere Kultur“, „schwarze Drogendealer“, „an einer Behinderung leiden“, „Überalterung“, „an den Rollstuhl gefesselt“ und und und.

Die Begründung für all diese Verbote läuft immer auf dieselbe linke Denke hinaus: Wenn man ein Problem nicht mehr beim Namen nennen darf, dann ist es auch nicht mehr vorhanden. So versuchen ja auch kleine Kinder mit der Realität umzugehen.

Daher sollen Zeitungen auch keine Photos von muslimischen Frauen mit Kopftüchern bringen. Daher soll man nicht mehr „Einladungen an den Gatten beziehungsweise die Gattin ergehen“ lassen, weil dadurch „gleichgeschlechtliche Lebenszusammenhänge in vielen Lebenslagen ignoriert werden“. (Dass das Wort "Gatte" überhaupt nur noch im Hausmeister-Sprachgebrauch üblich ist, wollen wir nicht weiter thematisieren, sonst bekomme ich ja noch eine Strafverfahren wegen Verhetzung gegen Hausmeister).

Daher also: Wer Herrn Hundstorfer einladen will, darf künftig nur noch folgende Formulierung verwenden: „Rudolf Hundstorfer mit Gattin beziehungsweise Freundin beziehungsweise schwulem Lebensgefährten beziehungsweise sonstiger Begleitperson welcher Orientierung immer“. Sonst beleidigen Sie ihn. Und er gibt gleich noch eine weitere Broschüre um unser Geld in Auftrag, um die extremistische Gehirnwäsche zu intensivieren.

 

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Die Klima-Touristen

04. Dezember 2010 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

Wollen Sie gerne regelmäßig schöne Orte in Luxushotels besuchen, ohne dafür irgendetwas zu zahlen? Wie gefallen Ihnen beispielsweise Bali, Rio de Janeiro, Genf, New Delhi, Marrakesch, Kopenhagen, Kyoto, Cancun und Buenos Aires? Sie müssen sich dabei nicht für eines der Ziele entscheiden, sondern Sie können diese im Lauf der Zeit alle besuchen. Und Sie müssen auch nicht vor Antritt der Reise einen Lottogewinn erzielen, sondern nur drei leicht erfüllbaren Bedingungen genügen.

Erstens dürfen Sie natürlich keine Bedenken hinsichtlich der Umweltbelastung durch Fernreisen haben. Und schon gar nicht dürfen Sie die Geschichten von der globalen Erwärmung ernst nehmen, deren angeblich schädliche Folgen behaupteterweise etwa durch Treibhausgas-Emissionen der Flugzeuge verstärkt werden.

Zweitens müssen Sie sich als Experte bezeichnen. Wofür Sie Experte sind, ist eigentlich egal. Es sollte nur irgendwie gut, also grün klingen.

Und drittens müssen Sie beschwören, dass Sie immer Ihren Glauben an die globale Erwärmung bekennen werden, dass Sie jeden unabhängigen und andersgläubigen Wissenschaftler denunzieren und von Forschungsgeldern fernhalten wollen, und dass Sie alle diesem Glauben widersprechende Indizien ignorieren werden. Ob Sie es wirklich glauben, ist hingegen egal.

Sie haben zwischen den einzelnen Bedingungen einen gewissen Widerspruch erkannt? Gehaben Sie sich doch nicht so! Politisch korrekte Wissenschaft muss schon ein paar unbedeutende Opfer bringen und mit Widersprüchen zu leben lernen. Denken Sie einfach an die schönen Reiseziele des Umwelttourismus. Und daran, dass Sie künftig ständig von den politisch korrekten Fernsehstationen dieser Welt interviewt werden, was Ihren Stellenwert bei den Nachbarn erhöht.

Am gegenwärtigen Umweltgipfel in Cancun nehmen zwar deutlich weniger Menschen als beim letzten in Kopenhagen teil; denn einige Wissenschaftler haben nach Aufdecken vieler Betrügereien rund um die Erwärmungs-Theorie so etwas wie Gewissen gezeigt, und einige Regierungen scheinen zum Unterschied von Österreich sogar das Sparen ernst zu nehmen. Dennoch sind immer noch 10.000 Erwärmungs-Anhänger auf Kosten der diversen Steuerzahler nach Cancun gereist. Was rund 40.000 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre entweichen lässt.

Worüber man sich freilich durchaus freuen kann: Denn CO2 ist ja sehr hilfreich für das Wachstum von Pflanzen, Obst und Gemüse.

Neben CO2 wird in Cancun auch viel heiße Luft produziert. Aber auch die ist im Vergleich zu früheren Gipfeln deutlich weniger geworden. Denn weltweit häufen sich die Signale, dass die Klimahysterie im Abflauen ist. Weltweit? Na ja, in einem kleinen Retro-Land im Herzen Europas noch nicht gerade. Aber lassen wir das.

Beispielsweise in den USA wird die Chicago Climate Exchange zugesperrt. Denn der Handel mit CO2-Emissionsrechten ist total kollabiert. Was man von Anfang an vermuten musste, ist in zahllosen Ländern passiert: Diese Bürokraten-Idee des Emissionshandels zur Regulierung der angeblich schädlichen Treibhausgase hat sich als gigantische Betrugsquelle erwiesen. Wie es ja immer der Fall ist, wenn Planwirtschaft praktiziert wird.

Der österreichische Energieexperte Dieter Friedl (er ist nicht in Cancun) hat nachgewiesen, dass fünf deutsche Stromversorger durch die Einpreisung von kostenlos erhaltenen CO2-Zertifikaten in den Strompreis 39 Milliarden Euro zusätzlich verdient haben. Friedl: „Es wird betrogen, was das Zeug hält.“

In China hatte man besonders viele gute Ideen beim Betrügen: Theoretisch darf es nur Geld für solche Projekte geben, die ohne Emissionsgutschriften nicht lebensfähig wären. Was haben die schlauen Chinesen daraufhin gemacht? Sie haben einfach die Einspeistarife für Windkraftstrom gesenkt, sodass die Anlagen nur noch mit Emissionsgutschriften rentabel sind und Förderungsanspruch haben. Ebenfalls in China wird die Produktion von Kühlmitteln, die das angeblich klimaschädliche Treibhausgas HFC-23 emittieren, überhaupt nur deshalb ausgeweitet, um für die Vernichtung dieses Gases Gutschriften zu kassieren.

Dieser Flop der Emissionsrechte-Idee reiht sich in die lange Liste der Kopfschwangerschaften von Experten zum Thema Energie ein, die aber leider nie zu einer Geburt von etwas Brauchbaren geführt haben: Im Bereich Photovoltaik beispielsweise gibt es zwar gigantische Förderungen zur Freude einer neuen Industriebranche, aber nur sehr wenig Forschung zur Verbesserung der Effizienz oder Reduktion der Kosten.

Ebenfalls nach wie vor ergebnislos ist die seit Jahrzehnten als Wundermittel angekündigte Kernfusion oder die sogenannte Wasserstoff-Technologie. Auch das Stromauto hat eine sehr problematische Zukunft, obwohl in seine Entwicklung Milliarden gepulvert werden. Die benötigten Batterien sind nach wie vor riesig, schwer und wenig effizient; zugleich ist auch die Frage ungelöst, woher die benötigten Strommengen überhaupt kommen sollen.

Aber zum Glück für die Menschheit reichen die heute bekannten Gas- und Ölreserven für einen weit längeren Zeitraum, als jemals in früheren Jahrzehnten prophezeit worden war. Gewiss: Sie liegen in weiterer Entfernung und größeren Tiefen als einst, was teurer und riskanter ist.

Gleichwohl fällt auf, dass im Golf von Mexiko von der viel diskutierten Megakatastrophe des heurigen Jahres mit ihren Unmengen ausgetretenen Öls entgegen den ursprünglichen Prophezeiungen jahrzehntelanger Folgen kaum noch Spuren zu finden sind.  Daher wird von den die Panik, aber niemals die positiven Meldungen liebenden Zeitungen und NGOs auch nicht mehr darüber berichtet.

 

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Die veruntreute Glaubwürdigkeit der Medien

03. Dezember 2010 10:41 | Autor: Andreas Unterberger

Medien erregen sich gerne über die Politik und den Glaubwürdigkeitsverlust der dort handelnden Personen. Zu Recht. Worüber sie aber gar nicht gerne reden, das ist der eigene Glaubwürdigkeitsverlust. Und der ist genauso problematisch.

Eine soeben veröffentliche repräsentative Imas-Umfrage zeigt, dass nur noch 25 Prozent der Österreicher glauben, „dass die österreichischen Zeitungen im allgemeinen korrekt und vollständig über die politischen Vorgänge berichten“. Ein absolut erschütternder Wert. Denn im Grund ist Glaubwürdigkeit das einzige Produkt, das Zeitungen ihren Lesern verkaufen. Sie haben aber – um ein Wortspiel zu wagen – ihre Glaubwürdigkeit schon längst verkauft. Wie vor allem die jüngeren Österreicher konstatieren.

Denn 50 Prozent (der Rest ist unentschieden) haben, so die Formulierung der Imas-Frage, „den Eindruck, dass vieles verzerrt und unvollständig dargestellt wird“.

Die Liste der überdurchschnittlich oft (zwischen 34 und 50 Prozent) genannten Mediensünden: Unbegründete Panikmache, einseitige Darstellung, Unterdrückung von Informationen, Verletzung der Privatsphäre prominenter Menschen, unzureichende Korrektur von Berichten über zu Unrecht angegriffenen Menschen, Vorverurteilung von Beschuldigten.

In dem den Befragten von Imas vorgelegten Sündenkatalog fehlen dabei wahrscheinlich noch schlimmere Verfehlungen: Zeitungen lassen sich durch Inserate, Kooperationen und Ähnliches von Politikern (um Steuergeld) kaufen und schreiben aus diesem Grund ganz bewusst einseitig. Ja, manche Verlage erpressen sogar die Politik ganz offensiv: Wenn kein Geld fließt, schreiben wir schlecht oder gar nicht über Euch.

Ähnliches gilt in weiten Bereichen von der kommerziellen Werbung. Wobei heute die Beeinflussung des scheinbar objektiven redaktionellen Inhalts durch Inserate längst über die traditionellen Grauzonen von Motor- und Reise-Berichterstattung hinausgewuchert ist.

Das Motiv der Medien-Korrumpierung ist letztlich gleichgültig: Die einen tun es aus nackter Gier, die anderen im Überlebenskampf. Schließlich mussten in anderen Ländern in den letzten Jahren Hunderte Zeitungen zusperren, und Zehntausende Journalisten ihre Kündigung hinnehmen. Da ist es zwar moralisch nicht akzeptabel, aber doch nachvollziehbar, dass bestimmte Medien die Prostitution vorziehen. Die nur leider, leider (oder: Gott sei Dank) kein langfristig funktionierendes Geschäftsmodell ist.

PS.: Zum Glück für den ORF hat Imas sich in dieser Umfrage nur mit den Zeitungen befasst. Freilich muss sich das gebührenfinanzierte Fernsehen ohnedies jeden Monat die deprimierend schrumpfenden Seher-Zahlen anhören.

PPS.: Die diversen Publizistik-Studien in Österreich sind ja eigentlich nicht einmal eine Fußnote wert. Unterrichten doch dort durchwegs Professoren, die als Journalist keine Chance hatten oder hätten. Dennoch ist man fassungslos, dass diese Publizisten keine einzige quantitative Studie über mediale Korruption zustandegebracht haben. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, die politisch gesteuerten Inserate aufzulisten und mit dem Inseratentarif zu multiplizieren. Aber solche „Wissenschaftler“ fordern dauernd mehr Geld . . .

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Rate mal, was das Rating ist

03. Dezember 2010 01:31 | Autor: Andreas Unterberger

 Bisher waren es nur einige Warner wie das Tagebuch. Jetzt ist es erstmals auch einer der ganz Wichtigen der österreichischen Wirtschaft, der es ebenfalls offen ausspricht. Was uns zum Anschnallen aller verfügbaren Sicherheitsgurte veranlassen sollte.

Das Triple-A-Rating der heimischen Wirtschaft wackelt, wenn die Regierung auch in den nächsten Monaten nichts zustandebringt: Der das in einem Kurier-Interview sagt, heißt immerhin Andreas Treichl und ist Chef der Erste Bank.  

Man wird ihm zwar nicht zustimmen, wenn er von noch höheren Steuern als Therapie spricht, hat doch Österreich jetzt schon die vierthöchste Abgabenquote in Europa. Noch mehr Steuern können nicht gut sein für den Investitionsstandort Österreich. Stattdessen gibt es ja viel klügere Maßnahmen auf der Einsparungsseite, die auch langfristig das Pensions- und Gesundheitssystem sanieren würden.

Aber selbst wenn es höhere Steuern sind, wären diese noch immer besser, als wenn uns Faymann/Pröll in den Abgrund einer reduzierten Kreditwürdigkeit lenken würden. Denn die dann zu bezahlenden Zinsen werden für uns alle zur gewaltigen Last.

Pröll hat im Gegensatz zu seinem Koalitionspartner im letzten Jahr verbal oft den Eindruck erweckt, er wüsste um die Gefahren für das Land. Aber offenbar ist er ein viel zu sehr konsensorientierter Mensch, als dass er sich gegen den mit allen Wiener Vorstadtschmähs gewaschenen Machtmenschen Faymann durchsetzen könnte. Und Faymann selbst hat leider absolut keine Ahnung von Wirtschaftspolitik (oder er verwechselt diese mit der Vergabe von Bestechungsinseraten und der Besetzung aller wichtigen Positionen mit seinen Gefolgsleuten meist minderer Qualität).

Es ist vielmehr zu befürchten, dass Faymann nicht einmal begreift, was das Triple-A-Rating bedeutet. Nicht nur weil das ein englischer Ausdruck ist. Daher wird auch der Mut Treichls wahrscheinlich bei jenem Mann, den dieses Land als Bundeskanzler hat, wirkungslos bleiben. Er wird auch am Egoismus der Bundesländer scheitern. Und er wird aus dem netten Josef Pröll auch keinen Kämpfer machen. Nur: Weder in den beiden Regierungsparteien noch in der Opposition gibt es Menschen, die einem als Alternative viel Hoffnung machen.

Jetzt wird zwar Treichl wohl viel gescholten werden, weil er es wagte zu sagen, dass der Kaiser bald ohne Kleider dastehen wird. Aber nutzen wird es nichts. Und die Ratingagenturen werden viel gescholten werden, wenn sie unser (aller!) Rating hinuntersetzen und damit die Zinsen für unsere Staatsschuld hinauf. Die Schelte wird sie aber einen feuchten Dreck scheren. Denn jeder Geldgeber vertraut ihnen tausend Mal mehr als der heimischen Regierungspropaganda.

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SN-Kontroverse: Direkte Demokratie?

03. Dezember 2010 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel: 

Braucht Österreich mehr direkte Demokratie?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Der Phantasie keine Grenzen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich verfügt über gute Instrumente der direkten Demokratie. Wobei die politische Ordnung vernünftigerweise eine abgestufte Vorgangsweise vorsieht. Volksabstimmung, Volksbegehren und Volksbefragung haben unterschiedliche Voraussetzungen und Hürden. Das ist gut so. Denn inhaltlich gibt es für die Instrumente der direkten Demokratie fast keinerlei Beschränkungen.

Es könnte etwa die Todesstrafe wieder eingeführt, der Abfangjägerkauf rückabgewickelt, die Fristenlösung abgeschafft, die Höhe der Minarette und Kirchtürme oder eine bestimmte Kleiderordnung im öffentlichen Raum vorgeschrieben, die Neutralität entsorgt oder Studiengebühren wieder eingeführt werden usf. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Möglich macht dies das Instrument der Volksabstimmung.

Eine Volksabstimmung MUSS sogar durchgeführt werden, wenn ein politisches Vorhaben zu einer Gesamtänderung des Bundesverfassung führt. So geschehen bei der Volksabstimmung über den Beitritt zur EU. Wenn die Österreicherinnen und Österreich aus der EU austreten wollen, könnten sie dies nach den Regeln des viel geschmähten Lissabon-Vertrags wiederum mittels Volksabstimmung tun. Die Volksabstimmung bindet jedenfalls den Gesetzgeber. Das war bei der Abstimmung über die Inbetriebnahme des fertig gebauten Kernkraftwerks Zwentendorf der Fall.

Volksbegehren können so erfolgreich sein (Stichwort Rundfunk-Volksbegehren), dass sich der Nationalrat de facto nicht darüber hinweg setzen kann. Das gilt auch für Volksbefragungen (Volksbefragung in Oberösterreich zum Bau des Musiktheaters).

Sie können aber auch floppen (Volksbegehren Pro Motorrad). Und wie in einer Demokratie üblich geht es stets darum, Mehrheiten zu organisieren. Mit guten oder - je nach Standpunkt - schlechten Argumenten. 


 Die Politikerklasse braucht Hilfe

Andreas Unterberger

Die „Salzburger Nachrichten" haben einen verdienstvollen Kampf um die Erneuerung der Republik aufgenommen. Die geistige Erstarrung aller (!) Parteien ist zu weit vorangeschritten, als dass diese noch selbst die Kraft zu sinnvollen Reformen hätten. Die wohl zum letzten Mal wiederbelebte große Koalition treibt durch ihre Feigheit die Staatsverschuldung in die Höhe, das Gesundheits- und Pensionssystem in die Konkursreife - und die Jugend in eine No-Future-Depression.

Rot und Grün sind noch immer tief dem Marxismus und der Gewerkschafts-Ideologie verhaftet, die noch jedes Land ruiniert haben, und die lediglich durch einige modische Verirrungen aufgemotzt worden sind wie Leistungsfeindlichkeit, Genderismus und Migrantismus. Die ÖVP ist bloß noch Interessenvertretung ihrer schrumpfenden Stammwähler-Klientel aus Bauern, Kleingewerbetreibenden, Regionalkaisern und Beamten.

Und die FPÖ sammelt mit einem ökonomischen Verständnis, das Rot-Grün links überholt, alle Unzufriedenen ein, hat aber null Gestaltungskraft. Der Rest ist Schweigen.
In dieser Lage müssen die Bürger, statt sich abzuwenden, die Zukunft des Landes - also ihre eigene - in die Hände nehmen. Und das geht nur über eine direkte Demokratie nach Schweizer oder neuerdings Hamburger Muster.

Nur die Bürger denken jenseits aller Gruppenegoismen langfristig, da sie selbst die Folgen jeder Fehlentscheidung zu tragen haben. Politiker hingegen denken nur an die nächste Wahl. Wichtigmacher à la Hannes Androsch denken nur an die eigene Medienpräsenz. Die Profiteure des Istzustandes in Tausenden hochsubventionierten Vereinen, Kammern, Boulevardmedien und leider auch Teilen der Wissenschaft denken nur an die eigene Kassa. Und an die Megakastrophe starker Männer oder einer Revolution wollen wir lieber gar nicht denken.

 

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Diktatoren, Diplomaten, Profiteure

02. Dezember 2010 02:23 | Autor: Andreas Unterberger

OSZE-Gipfel in Kasachstan: Bevor der werte Leser sofort vor Langeweile gähnt, sollte er sich bewusst machen, dass dort ein historischer Beschluss auf der Tagesordnung steht. Der den Gipfel zum wichtigsten in der Geschichte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit machen sollte.

Allerdings ist das nur eine fiktive Tagesordnung. Denn der leider nur vom Tagebuchschreiber erwünschte Tagesordnungspunkt lautet: Die OSZE löst sich auf. Und empfiehlt gleichzeitig die Auflösung von Europarat, Zentraleuropäischer Initiative und noch einem Dutzend andere internationaler Organisationen, die allesamt ihren Lebenszweck längst überlebt hatten. Wenn sie je einen hatten.

Bei der OSZE – früher KSZE – mag man ja darüber streiten, wieweit die in deren (unverbindlichen) Dokumenten festgehaltenen Versprechungen humanitärer Art zum Zusammenbruch des Ostblocks und damit zum Ende der großen Kriegsgefahr im Herzen Europas geführt haben. Das glauben nämlich einige der bei dieser Organisation aktiven Diplomaten. Das mag historisch auch in der Tat eine kleine Rolle gespielt haben, was zumindest retrospektiv eine Lebensberechtigung der KSZE bestätigen würde.

Freilich waren beim Kollaps des Kommunismus ganz andere Aspekte tausendmal wichtiger: Der wichtigste war zweifellos das innere Scheitern eines planwirtschaftlichen Systems, das vier Jahrzehnte nach der totalen und totalitären Machtergreifung dem marktwirtschaftlichen Westen in jeder Hinsicht unterlegen war. Er war – trotz oder wegen? – 80 Millionen Morden, Folterungen und hunderter Konzentrationslager nicht imstande, auch nur die grundlegenden Bedürfnisse seiner Bürger zu erfüllen. Was diese trotz totaler Einschränkung der Meinungs- und Reisefreiheit nicht mehr hinzunehmen gewillt waren.

Dazu kam dann das historische Glück des schweren Irrtums von Michail Gorbatschow, der ja wirklich geglaubt hatte, dass sich der Sozialismus in einem freien und demokratischen Land halten kann. Sonst hätte wohl auch er nie die Demokratisierung erlaubt. Ohne Gorbatschows Irrtum hätte dieses große Scheitern des Kommunismus auch sehr leicht in einem gewaltigen Weltkrieg enden können.

Zurück zur OSZE: Dass die Organisation nun ausgerechnet in Kasachstan zu einem Gipfeltreffen zusammenkommt, ist mehr als signifikant. Nur noch Nachfolgediktaturen des Kommunismus sind an der OSZE interessiert, weil sie sich durch den Gipfel und viel PR-Geld einen Propagandaerfolg erkaufen wollen. Gerade in Österreich muss das makaber anmuten, haben wir in den letzten Jahren doch das widerliche Schauspiel verfolgen können, wie Kasachstans Diktator mit einigen anrüchigen, aber gut bezahlten Helfern Jagd auf einen Ex-Schwiegersohn des Diktators gemacht hat und macht, der in Österreich früher Botschafter gewesen war, sich dann aber vom Machthaber emanzipiert hatte (und zweifellos auch selbst kein Guter ist).

Früher hat die KSZE wenigstens noch einigen Druck auf solche Regime ausgeübt, sich doch ein bisschen besser zu benehmen. Heute ist die Nachfolgeorganisation OSZE nur noch eine Propagandabühne für solche Typen. Also weg damit – auch wenn die OSZE ihre Büros in Wien hat. Diese Wochen wären auch der ideale Zeitpunkt, da doch die Republik wie alle Welt heftig sparen muss. Und man doch beim Sparen dort anfangen soll, wo es am leichtesten geht und absolut kein Schaden eintreten kann.

Doch halt! Der Vertreter Österreichs bei dieser Konferenz – es ist ganz zufällig Heinz Fischer mit seiner traditionellen Vorliebe für linksgewickelte Diktatoren – hat eine neue Aufgabe für die OSZE entdeckt: Sie solle sich künftig des Klimawandels annehmen. Damit wäre die Klimawandel-Panikmache endlich nicht nur gut für die subventionierten Erzeuger von Windmühlen und Solaranlagen, sondern auch für Diktatoren und Diplomaten. Genial.

 

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Vorsicht, Ansteckungsgefahr!

02. Dezember 2010 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Das Spannendste an der Irland-Krise findet nicht in Dublin statt, sondern in Berlin. Dass die Iren eine Regierung empört hinwegfegen, die ein Desaster ausgelöst hat, gehört hingegen zu den Normalitäten einer Demokratie. Auch wenn Irland nur wenige Fehler gemacht hat.

Der eine war das ungebremste Wachstum der Banken – zum Teil Folge zu niedriger EZB-Zinsen; der viel größere die Staatshaftung für alle maroden Banken. Dadurch verlor Irland seine Kreditwürdigkeit – auch wenn irgendwann einmal so manche faulen Kredite seiner Banken wieder „fleißig“ werden dürften.

Damit wurde der Erfolg des irischen Modells weitgehend vernichtet. Die Iren hatten durch niedrige Steuern viele Investoren ins Land holen können und trotzdem eine geringe Staatsverschuldung. Ähnlich versuchen übrigens auch viele der neuen EU-Mitglieder im Osten Europas zu agieren. Das ist da wie dort vernünftig. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass es in jedem System immer wieder Krisen geben wird. Irland hat sein Rekorddefizit von über 30 Prozent (die freilich erschreckend genug sind) nur ein einziges Mal in der Bilanz; die Disziplinlosigkeit der Griechen und Portugiesen erzeugt hingegen ständig strukturelle Defizite.

Das alles löst in Berlin logischerweise Panik aus. Denn nach Griechenland und Irland wird Portugal eine zig-Milliarden-Spritze brauchen. Auch das wäre noch erträglich. Sollten sich aber überdies die Gewitterwolken über Italien und Spanien mit ihren wackeligen Regierungen entladen, dann wird die Situation explosiv. Für Deutschland, die Niederlande – und das in seine Nabelbeschau versunkene Österreich.

Vor allem in Italien droht eine längere Krise: Silvio Berlusconi hatte zwar die früher üblichen Defizite durch seine – von einer feindlichen Medienlandschaft nie gewürdigte – Reformpolitik drücken können; er hat sich aber durch skandalöse private Eskapaden seinen politischen Gegnern selbst ans Messer geliefert – ohne dass diese aber bessere ökonomische Rezepte oder einen politischen Konsens hätten.

An den absoluten GAU wollen wir gar nicht denken, dass danach die hässlichen Finanz-Zahlen Belgiens (das ethnisch gespaltene Land hat seit sechs Monaten keine Regierung), Ungarns und Frankreichs(!) auch deren Kreditwürdigkeit demolieren.

In dieser Stunde beginnt nun die deutsche Regierung immer stärker an ein Prinzip zu denken, das sie schon im Frühjahr hätte realisieren sollen: Wenn ein Staat zahlungsunfähig ist, dann sollte das ein Problem seiner Gläubiger sein. Und nicht jener Staaten, die viel sparsamer gewirtschaftet haben. Berlin hat im Frühjahr jedoch unter großem Druck vor allem aus Paris dem 750 Milliarden schweren Hilfspaket für die griechischen Bankrotteure zugestimmt.

Seither hat sich für die noch relativ gesunden Länder die Gefahr signifikant erhöht, ebenfalls die griechisch-irische Krankheit zu bekommen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. 

 

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Der trickreiche Wunderrahmen des Finanzministers

01. Dezember 2010 00:06 | Autor: Andreas Unterberger

Das ganze Jahr 2010 über hat sich die Regierung berühmt und hat uns beruhigt: Da es schon seit dem letzten Winter einen fix beschlossenen Finanzrahmen gibt, war in Beton gegossen, dass die einzelnen Minister im kommenden Jahr nicht mehr ausgeben können, als schon am Jahresbeginn geplant. Wenn’s nur wahr wäre!

Denn die Regierung gibt nun gut eine Milliarde mehr aus, als sie in diesem angeblich fixen Finanzrahmen festgehalten hatte. Und, welch Wunder, der Finanzrahmen musste dennoch nicht geändert werden. Das alles erfuhr man aus der Budgetrede des Finanzministers. Dieser Wunderrahmen gleicht offenbar einem Kleidungsstück, das immer passt, egal ob man Gewicht zugelegt oder verloren hat. So etwas sollte sich unsere glorreiche Regierung unbedingt patentieren lassen.

Der Trick dahinter: Der Rahmen hat einen doppelten Boden. Für die rapide explodierten Pensionsausgaben gilt er nämlich gar nicht, wie wir jetzt so en passant erfahren. Daher konnte der Sozialminister bei der Erstellung des Budgets unbesorgt die Hände untätig im Schoß liegen lassen – statt gerade dort, wo es am dringendsten wäre, endlich handeln zu müssen, nämlich bei den (Hackler- und Invaliditäts- und Witwen/Witwer-)Pensionen.

Die Lehre daraus ist klar. Zumindest die Sozialminister dürfen sich also weiterhin binnen einiger Monate krass verschätzen – sowohl in Hinblick auf die Menge wie auch die Höhe der Pensionsanträge! – und es gibt dennoch keinen Handlungsbedarf.

Daneben gibt die Regierung aber auch noch mehr als 300 Millionen Euro fürs Kantenabschleifen im letzten Moment aus – auch das löst keine Einsparungsnotwendigkeiten an anderer Stelle aus. Und dennoch passt auch hier der Rahmen.

Und schließlich hat auch die Zusage nicht gehalten, dass die (ohnedies nach wie vor zu groß gebliebene) Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu 60 Prozent durch Einsparungen gedeckt werden soll (was ohnedies um 40 Prozent zu wenig sind). Am Ende sind es jetzt doch nur 54 Prozent. Und der Rest kommt durch Steuererhöhungen herein.

Rahmen, Rahmen an der Wand, wer kennt die Tricks in diesem Land?

Ob die Regierung wirklich glaubt, dass sie und Österreich mit solchen Mätzchen straflos durchkommen? Oder gibt es vielleicht gar einen Zusammenhang zwischen dieser missglückten Budgeterstellung und der Tatsache, dass sowohl der Verbund-Konzern als auch die großen Banken sowie die Wiener Städtische mit ihren Plänen gescheitert sind, sich über die Börsen frisches Geld zu holen? Obwohl doch die Wirtschaft boomt und obwohl doch an den europäischen Märkten viel Kapital nach Anlagemöglichkeiten sucht. Ist das vielleicht gar schon ein Vorzeichen, dass Österreich bald nicht mehr als erste Adresse für Geldanleger gelten wird? Um es harmlos zu formulieren. 

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Rettet die Kinder: Claudia Schmied reitet wieder

30. November 2010 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich steht in den nächsten Tagen ein besonders katastrophales Ergebnis der internationalen Pisa-Vergleichstests über die Lese- und Rechen-Fähigkeiten der Jugendlichen ins Haus. Und was tut da die seit Ende 2006 zuständige Unterrichtsministerin? Claudia Schmied überzeugt uns nicht nur, dass alle anderen schuld sind außer ihr. Sie hat in der vergangenen Woche auch schon kräftig gegengesteuert – freilich mit dem überflüssigsten wie dümmsten Erlass ihrer ganzen Dienstzeit.

Während also eine Diskussion dringend nötig wäre, wie wir wieder mehr Leistung und Disziplin in all unsere Schulen bringen, wie wir den Lehrern wieder mehr Rechte geben, wie wir den Direktoren mehr Rechte bei der Lehreraus- und abwahl geben, wie wir die immer zahlreicher werdenden Zuwanderer aus Südosten zum Lesen und zum Schreiben der deutschen Sprache veranlassen können, in dieser Stunde wagt es Schmied, die Schulen mit einem seitenweisen Gewäsch über den „Geschlechtergerechten Sprachgebrauch in Texten“ zu belästigen.

Das kann man nicht einmal mehr damit rechtfertigen, dass Frau Schmied halt von Natur aus nur Frauen im Sinn hat. Das ist einfach ein Skandal. Und in vieler Hinsicht überdies noch inhaltlich falsch beziehungsweise duden-widrig.

Aber wahrscheinlich liegt genau darin ein Hauptproblem unserer Schulen: Statt dass dort unsere Kinder auf die Herausforderungen der „Hochleistungsgesellschaft“ (© Alfred Gusenbauer - Ehre wem Ehre gebührt) vorbereitet werden, werden sie von dieser knalllinken Unterrichtsministerin mit immer mehr ideologischem Müll zugeschüttet. Wie etwa dem Global-Warming-Propagandafilm Al Gores, der mehr faktische Fehler enthält als Walt Disney Produkte, oder wie das Klassenkampf-Pamphlet „Let‘s make money“. In beide Unsinns-Filme wurden auf Schmieds Anordnung die Schüler geschickt.

Die von ihr so forcierte „Geschlechtergerechte Sprache“ verschwendet nicht nur wertvolle Unterrichtszeit, sondern sie macht naturgemäß jeden Text viel schlechter lesbar. So wie es ja einst auch schon der Wegfall vieler Beistriche durch die ähnlich schwachsinnige Rechtschreibreform bewirkt hat (die Elisabeth Gehrer zu verantworten hatte).  Lesen hat nämlich primär den Zweck, einen Sinn zu erfassen. Und wenn kein Beistrich mehr Orientierung über Satzstrukturen wie etwa eine Infinitivgruppe gibt, dann liest man halt mit mehr Problemen. Denselben Effekt haben Texte, die gespickt sind mit lauter der/die, –er/innen, Lernende, „Schüler und Schülerinnen“ oder MitgliederInnen (auch die letzteren wurden schon gesichtet).

Genau die schlechten Lesefähigkeiten stehen aber im Zentrum des Pisa-Debakels, und daher trägt die Genderei kräftig Mitschuld daran (auch wenn die Pisa-Ergebnisse natürlich noch viele andere Ursachen haben, über die wir uns in den nächsten Tagen unterhalten sollten).

Seit nicht mehr eindeutig klar ist – wie es das bis zum Beginn der feministischen Sprachzerstörung vor rund 20 Jahren noch war –, ob mit „Schülern“ alle oder nur die Hälfte der „Lernenden“ gemeint ist, seit nun gar einige Radikallinke (und ein paar besonders dumme Bürgerliche) von „Schülerinnen“ reden, obwohl sie eigentlich alle Schüler meinen, seit das grammatikalische Geschlecht mit dem biologischen verwechselt wird (also ob "das Genie" eine Sache wäre) , kommt es „immer wieder zu unstimmigen Aussagen und logischen Widersprüchen“. Wie das Schmied-Papier selbst  zugibt. Freilich will die Ministerin in ihrer eigenen Logik diese Widersprüche mit noch mehr Sprachzerstörung bekämpfen. Was irgendwie dem alten sozialistischen Rezept gleicht, eine Schuldenkrise mit noch mehr Schulden zu bekämpfen.

Aber zurück zur Schmied-Groteske und einigen Kostenproben aus dem, was diese Frau allen Ernstes unseren Kindern eintrichtern lassen will.

So sollen Lehrer künftig kranke Kinder in folgender Form wegschicken: „Geh zur Schulärztin oder zum Schularzt!“

Lehrer sollte man nach Schmieds Wünschen zu „Lehrenden“ machen.

Ein weiteres Schmankerl: „Ein Schulteam besteht aus 12 SchülerInnen und einer BegleitlererIn.“ Anmerkung: Das „h“ habe nicht ich gestohlen, aber vor lauter feministischer Artistik kann das hohe (oder hoe?) Ministerium halt nicht auf jede Kleinigkeit Rücksicht nehmen.

Oder „LehrerInnen für den pflegerischen Fachunterricht“. Wenn schon Genderwahn, dann bitte konsequent, dann müsste es ja auch „pflegerInisch“ heißen.

An anderer Stelle empfiehlt die Unglücksministerin, weil sie dann irgendwie doch spürt, dass der ganze Schrägstrich- und Binnen-I-Krampf „problematisch“ ist, Menschen einfach als Institution anzusprechen. Also: „Rektorat statt Rektor/in“. Das ist aber nicht nur juristisch ein heilloser Schwachsinn, denn der Organträger ist etwas ganz anderes als das Organ, die Institution. Das ist auch entwürdigend, wenn der Mensch nicht mehr vorkommen darf.

Absurd ist auch, dass Schmied für die Sekundarstufe I (also Hauptschulen und Unterstufen) und die Sekundarstufe II unterschiedliche Geschlechtergerechtigkeitsregeln vorschreibt. Die einen sollen keine Sparschreibungen verwenden, bei den anderen sollen sie hingegen thematisiert werden. Und in anderen Fächern ist dann überhaupt alles erlaubt; dort können „die in der Öffentlichkeit üblichen Formen der geschlechtergerechten Schreibweise verwendet werden“.

Statt Lesen soll den Kindern und Kinderinnen damit Chaos pur beigebracht, ihnen die Sprache bis zum Brechreiz verleidet werden. Nur weil man noch immer nicht bereit ist zuzugeben, dass die "Geschlechtergerechte Sprache" der größte Flop seit Esperanto ist.

Wenn man das alles so liest, dann kann man eigentlich nur zu einem einzigen Schluss kommen: Jede andere Organisationsform, auch die einer Verländerung der Schule, wäre besser für unsere Kinder, als eine, in der diese Frau weiter ihren Unfug treiben darf. Selbst wenn es die Länder nicht, wie sie behaupten, billiger machen sollten.

Freilich werde ich im nächsten Augenblick schon wieder skeptisch: Der dümmliche Neusprech wird nämlich von sprachunkundigen Bürokraten auch schon in so manchen anderen Bundesländern verbreitet.

PS.: siehe dazu auch einen hochinteressanten und gleichzeitig erscheinenden Gastkommentar über das Schulsystem eines Landes, das sowohl bei Pisa wie auch beim Wirtschaftswachstum Österreich weit übertrifft.

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Das größte Loch der Weltgeschichte

29. November 2010 17:57 | Autor: Andreas Unterberger

Derzeit wird in aller Welt heftig gelesen: Was steht sonst noch in den Wikileaks-Veröffentlichungen von Hunderttausenden Seiten amerikanischer Geheimdepeschen? Was hat wer über wen gesagt? Und was kann man alles aus diesen Veröffentlichungen schließen? Aber schon nach den ersten Stunden kann man viele spannende Schlussfolgerungen ziehen, denn Wikileaks verändert die gesamten internationalen Beziehungen grundlegend.

Was auch immer jetzt an Verurteilungen der – großteils noch unbekannten – Verräter zu hören ist, so steht doch fest: Alle Welt verachtet Verräter, aber man liebt den Verrat. Vor allem, wenn sein Inhalt hinten und vorne so heftig menschelt.

Das Loch im amerikanischen Außenministerium ist die größte Blamage der US-Politik seit Jahrzehnten. Wer kann jemals noch Vertrauen ins Funktionieren des noch immer mächtigsten Landes der Erde haben, wenn dieses nicht einmal imstande ist, die eigenen Geheimdokumente auch wirklich geheim zu halten?

Wie soll – so die noch viel heiklere Frage – die Sicherheit von Atom- und anderen Massenvernichtungswaffen gewährleistet werden, wenn nicht einmal der technisch am weitesten fortgeschritten Staat die Geheimhaltung von Staatspapieren schafft, sondern deren Veröffentlichung in Großhandelsdimensionen hinnehmen muss?

Doppelt peinlich wäre es, wenn die Veröffentlichungen wirklich das Werk eines einzigen radikalen Schwulenaktivisten gewesen sind, der lediglich den Rang eines Obergefreiten in den amerikanischen Streitkräfiten hat, und der jetzt auf Jahrzehnte hinter Gitter wandern dürfte. Darauf deuten jedenfalls die Informationen aus den USA hin. Was ist das für ein Land, das sich von einem einzigen Obergefreiten lahmlegen lässt? Irgendwie erinnert das an einen Gefreiten, der einen Weltkrieg ausgelöst hatte. Lehre: Passt auf die Gefreiten auf!

Wikileaks ist auch eine Katastrophe für Verlage: Wer soll noch jemals die Memoiren eines Politikers kaufen, wenn er viel ungeschminktere Wahrheiten via Internet lesen kann, bevor ein Politiker Jahrzehnte danach auspackt, was er auspacken will? Was nie die ganze Wahrheit ist. Denn auch bei Memoiren wird meist diplomatisch schöngefärbt und Peinliches übergangen.

Jeder Kontakt zwischen Diplomaten, zwischen Politikern und Diplomaten wird künftig noch viel weniger substanziell ablaufen als bisher. Denn jeder Teilnehmer wird immer daran denken müssen, dass eine offene und ehrliche Formulierung bald irgendwo veröffentlicht werden könnte. Es wird daher vieles rein floskelhaft bleiben müssen, wo dringend zur Sache geredet werden sollte.

Zugleich erinnern die Dokumente intensiv an einen lockeren Spruch des einstigen Außenministers Willibald Pahr. Dieser hatte die Bedeutung diplomatischer Berichte österreichischer Botschafter – deren oberster Adressat er immerhin war – massiv hinuntergespielt: „Wenn ich täglich die Neue Zürcher Zeitung lese, bin ich rascher und besser informiert.“ Wobei damals die NZZ etwa in Wien noch viel bessere Korrespondenten hatte.

Denn zu 95 Prozent sind die Inhalte, soweit man sie bis jetzt überblicken kann, eine Bestätigung oder Wiederholung von Bewertungen, die man auch in guten Wochen- oder Tageszeitungen (oder Internet-Blogs) lesen kann. Der ganze teure Apparat kocht also nur mit Wasser. Was der Tagebuch-Autor vor Jahren mit dem Satz: „Die Diplomatie ist nur das teuerste Reisebüro der Welt“ auf den Punkt zu bringen versucht hatte.

Jeder Politikexperte weiß auch, dass in amerikanischen Botschaften die Trennlinie zwischen „reinen“ Diplomaten und Geheimdienstagenten eine sehr fließende ist (und dass diese Trennlinie beispielsweise bei Russen überhaupt nicht existiert). In Journalistenkreisen kursieren etwa seit Jahrzehnten regelmäßig Hinweise, welcher US-Diplomat der jeweilige CIA-Chef für Österreich ist. Aber auch bei den österreichischen Diplomaten gibt es da durchaus einschlägige Tarnungen. So berichten natürlich alle Militärattachés primär ans Heeresnachrichtenamt (übrigens die einzige Stelle in Österreich, die jenseits aller journalistischer James-Bond-Phantasien wirklich gute Analysen zu  den wichtigsten Krisenregionen hat).

Trotzdem ist es schon ziemlich peinlich, um nicht zu sagen lächerlich, wenn offenbar auch „echte“ Diplomaten angehalten werden, Vielfliegernummern ausländischer Kollegen auszuspähen.

Und dort, wo die größte Diplomatie der Welt sich über Schmähungen hinaus auf Prophezeiungen eingelassen hat, haut sie kräftig daneben: etwa bei der letzten Papstwahl.

Es ist fast erstaunlich, dass bisher keine wirklich großen Schweinereien bekanntgeworden sind. Denn verächtliche Bezeichnungen über die Politiker anderer Länder kann man bestenfalls in die Kategorie kleiner Schweinereien einordnen. Werden doch die meisten dieser Einschätzungen auch noch von den meisten anderen Menschen geteilt.

Wer soll etwa widersprechen, wenn Russlands Putin als „Alpha-Rüde“ bezeichnet wird, Frankreichs Sarkozy als „empfindlich und autoritär“, Afghanistans Karzai als „schwache Persönlichkeit“, der türkische Machthaber Erdogan als Mensch mit islamistischen Tendenzen oder Deutschlands Merkel als „selten kreativ“?

Trotzdem wird man in den nächsten Wochen und Monaten bangen müssen, ob nicht die gesamthafte Veröffentlichung von Dokumenten manche Sympathisanten und Helfer der Amerikaner – gleichgültig, ob sie gegen Geld oder aus Sympathie für die freie Welt gehandelt haben – ins Gefängnis oder an den Galgen bringen wird.

Soweit man das Konvolut bisher überblickt, sind ansonsten zwei inhaltliche Informationen sehr ernst zu nehmen:

A. Das gilt vor allem für die Kriegsgefahr rund um den heftig an Atombomben bastelnden Iran. Dieser ist den Berichten zufolge von Nordkorea mit Raketen beliefert worden, die auch bis Wien reichen könnten. Gleichzeitig erfährt man, dass eine ganze Reihe arabischer Staatschefs ebenfalls einen Krieg mit Iran für unvermeidlich halten und sogar wünschen. (Dasselbe gilt natürlich für das primär bedrohte Israel; die aktuellen Anschläge auf iranische Atomwissenschaftler sprechen dazu schon Bände.) Da kommt in den nächsten Jahren Dramatisches auf uns zu.

B. Überraschend ist, wie kritisch auch die USA die gegenwärtigen Machthaber der Türkei sehen. Bisher musste man ja glauben, dass die USA die Türkei nach wie vor hochschätzen. Wenn aber in jenem Land neoosmanische Tendenzen – also große Lust an einer Erweiterung der Macht- und Einflusssphäre mit welchen Mitteln immer – geortet werden, könnten nun auch die Europäer den Mut haben, die türkische Beitrittsgespräche endgültig zu beenden.

Und jetzt schon kann man praktisch für alle Weltkonflikte sagen: Die Menge an Vertrauen in den zwischenstaatlichen Beziehungen ist rundum deutlich geringer geworden. Obwohl Vertrauen der wichtigste Dünger ist, durch den die Hoffnungen auf eine friedliche Welt blühen können. Das sollte man bei aller voyeuristischen Lust am Blick hinter die Kulissen der Weltpolitik – wer hätte die nicht! – im Bewusstsein behalten.

PS: Sind die Herrn Faymann und Pröll den amerikanischen Diplomaten wirklich nicht einmal eine Fußnote wert gewesen?

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Heute die Schweiz, in fünf Jahren die EU

29. November 2010 01:48 | Autor: Andreas Unterberger

Gleich zwei bemerkenswerte Ereignisse an einem einzigen Sonntag: Das Schweizer Ausschaffungsreferendum und das Ende von Schwarz-Grün in Hamburg.

Beide Male zeigt sich, wie sehr die vor allem in den Medien herrschenden Klassen mit ihrer Haltung regelmäßig danebenliegen: Schwarz-Grün ist nach Rot-Grün ihre liebste Farbkombination – nur passt das so schlecht zusammen wie Feuer und Wasser.

Während sich die Grünen in Wien wie ein Schoßhündchen des roten Bürgermeisters verhalten, sprengen die Grünen in Hamburg bei der erstbesten Gelegenheit ohne echten Anlass die Koalition mit den dortigen Schwarzen. Das einzige Motiv sind die derzeit guten Umfragewerte der deutschen Grünen (der wiederum eine Folge des Richtungsstreits bei den Sozialdemokraten ist).

Die Implosion von Schwarz-Grün in Hamburg erinnert auch an einen schweren strategischen Fehler Wolfgang Schüssels hierzulande: Er hat 2002 ernsthaft den Eindruck erweckt, eigentlich am liebsten mit den Grünen koalieren zu wollen, was nur leider an deren aggressiver Basis in Wien gescheitert sei. Schüssel hat dadurch die Grünen in manchen bürgerlichen Kreisen salonfähig gemacht, trotz der Gewaltspuren in etlichen grünen Politiker-Lebensläufen, trotz der völlig realitätsfremden Vorstellungen von Sozial- und Wirtschaftspolitik, trotz der geradezu totalitären Haltungen in den Bereichen zwischen Meinungsfreiheit und Genderismus.

Aber in den Medien haben dennoch fast alle nach Schwarz-Grün gerufen. Ähnlich daneben lagen die Medien mit ihrer Haltung zur Schweizer Ausschaffungsinitiative.

Vor dem Referendum versuchten sie den Schweizern einzureden, dass im Falle eines Jas zur automatischen Abschiebung krimineller Nichtschweizer die EU mit Feuer und Schwert dreinfahren werde. Dabei hat die erstens derzeit ganz andere Sorgen, nämlich mit immer mehr nicht vorhandenem Geld immer mehr Löcher stopfen zu müssen. Und zweitens ist es völlig legitim, wenn die Schweizer straffällige Ausländer sofort abschieben. Wetten, dass das in wenigen Jahren auch in etlichen EU-Ländern in Hinblick auf Nicht-EU-Ausländer die Regel sein wird?

Woher nur der Masochismus so vieler Medien kommt, sich immer weiter von ihren Sehern, Hörern und Lesern zu entfernen?

PS.: Diese Frage löste am Wochenende beispielsweise auch ein deutsches öffentlich-rechtliches Programm aus, das sich darüber lustig zu machen versuchte, dass manchen Besuchern eines Weihnachtsmarktes ein (verkleideter) Taliban unheimlich war. Und dass Polizisten Mistkübel auf versteckte Bomben durchsuchten. Ha, ha, wie lächerlich.

 

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Da sind sie endlich: Die guten und (überwiegend) heiteren Nachrichten

29. November 2010 00:32 | Autor: Andreas Unterberger

In kalten Wintertagen will man nicht immer nur von bösen Menschen hören oder lesen. Heute haben sich die Leser wirklich einmal etwas Erfreuliches oder zumindest Heiteres verdient. Man gönnt sich ja sonst nichts. Der Leser Wunsch ist mir wie fast immer Befehl.

Uneingeschränktes Lob verdient die Koalition dafür, dass sie  endgültig auf die Verschärfung des Verhetzungsparagraphen verzichtet hat. Vom großen Entwurf des Antiterrorismusgesetzes blieb nur eine – notwendige und richtige – Innovation: Nämlich die Strafbarkeit der Teilnahme an Terrorcamps. Da hat im Parlament die Vernunft über einige zum Totalitarismus neigende Juristen aus dem Justizministerium gesiegt. Die klugen Abgeordneten bitte vor den Vorhang!

Zugleich wünschen wir jenen Gesetzesbastlern hinter dem Vorhang des Justizministeriums – der Ministerin selbst traut man ja eh nicht zu, selbst für irgendetwas verantwortlich zu sein –, dass sie nun rasch ins Bezirksgericht Oberwart-Ost versetzt werden. Und diesem Land wünschen wir, dass auch der bestehende Verhetzungsparagraph abgeschafft wird, der schon bisher provozierend genug war. Damit es in Österreich nie wieder zu einem so skandalösen Verfahren wie der Causa Sabaditsch-Wolf kommen kann, die wegen Islam-Kritik nach wie vor mit drei Jahren Haft bedroht wird. Damit hier wieder die Grund- und Bürgerrechte einschließlich der Meinungsfreiheit voll gelten. Damit die Justiz und die dort als Beschäftigungstherapie tätigen Psycho-"Experten" sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben zuwenden können, etwa die Menschen vor Freigängern zu schützen, die nichts anderes im Kopf haben, als jemanden umzubringen.

Für jene Leser, die ob der Wermutstropfen in dieser guten Nachricht noch nicht in weihnachtliche Fröhlichkeit ausgebrochen sind, könnten wir vielleicht über die Bestattung Wien und deren neue Büros berichten: Die Chefs des Nach-wie-vor-Monopols verkünden voll Stolz die Nutzung einer neuen Sparmöglichkeit: Künftig wird kostenlos geheizt – nämlich ausgerechnet mit der Abwärme des Krematoriums.

Solchene Sachen kann es wirklich nur in Wien, der Stadt am Zentralfriedhof, geben. Das traut sich kein Kabarettist zu erfinden. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass sich möglichst viele Wiener (nach ihrem Tod) verbrennen lassen, damit es den Bestattern auch so richtig wohlig warm wird.

Den Scherzbolden von der Bestattung macht allerdings mein liebster Burgenländer heftig Konkurrenz. Nikolaus Berlakovich erheitert uns gerade wieder einmal ordentlich, indem er in zahlreichen Inseraten – die freilich ich und acht Millionen andere Sponsoren bezahlen dürfen – nicht weniger als „die völlige Energieautarkie Österreichs“ verkündet.

Was der gute Nikolaus freilich vergisst: Die hatten wir ja schon einmal weitgehend erreicht. Nämlich 1945, bevor der erste vielbejubelte Kohlenzug in Wien eintraf, war Österreich auch schon völlig energieautark. Also zurück in diese schöne Vergangenheit!

Was kümmert es den wackeren Burgenländer, dass die OMV mit Unterstützung anderer Minister an der strategischen Gas-Pipeline Nabucco aus Mittelasien bastelt, die ja Gas nach Österreich bringen soll, obwohl dieses nach Ausbruch der Autarkie dann gar nicht mehr gebraucht wird. Was kümmert es ihn, dass das wasserreiche Österreich vom großen Stromexporteur der 60er Jahre zum Importeur geworden ist, weil Grün&Kronenzeitung praktisch jedes Wasserkraftwerk verhindert haben. Was kümmert es ihn, dass gerade weltweit an der Entwicklung von Stromautos gebastelt wird, die naturgemäß noch viel mehr Strom brauchen werden als jetzt schon aus Österreichs Steckdosen fließt. Was kümmert es ihn, dass die – von uns allen sauteuer geförderten – Windmühlen und Solaranlagen den Strom leider immer dann liefern, wenn ihn kaum jemand braucht. Was kümmert es ihn, dass kein Tourist nach Österreich kommen wird, wenn einmal das letzte alpine Hausdach und die letzte Wiese Österreichs durch solche Anlagen entstellt worden sind.

Heiter ist auch, dass Niki B. damit nicht einmal jenen Effekt erzielt, den die SPÖ mit den steuerfinanzierten Inseraten ihrer Minister erreicht: „Kronenzeitung“ wie „News“ zählen nämlich trotz der Berlakovich-Inserate weiter zu den festesten Stützen des Systems Faymann.

Wer über Niki II nicht lachen kann, der wird leider auch über Niki I nicht mehr lachen können. Denn der wird uns nach dem - vier Jahre zu spät erfolgten - Abgang des Herrn Oberhauser wohl nicht mehr so oft mit seinen Dummheiten amüsieren dürfen wie in den letzten Jahren.

Heiter ist auch noch eine andere Burgenland-Geschichte: Da hat der Landesrechnungshof eine 5000-Euro-Förderung für die Ortsfeuerwehr Heiligenbrunn  geprüft. Grund der Förderung: Behebung eines Schadens an einem Einsatzfahrzeug. Und das obwohl, so der Rechnungshof, „eine finanzielle Leistung der FFW Heiligenbrunn zur Schadensbehebung von dieser nicht zugesagt wurde“. Denn den Schaden hat der Schadensverursacher längst gedeckt. Ein Sohn eines SPÖ-Politikers hatte unter nicht genau definierten burgenländischen Begleitumständen das Fahrzeug demoliert. Und jetzt soll der Arme halt für den von ihm verschuldeten Schaden entschädigt werden. Der Papa hats schon gerichtet. Der böse Landesrechnungshof meint nun, das Land soll das Geld zurückfordern. Die Landesregierung schweigt aber. Man wird doch nicht so sein.

Dafür werden in Tirol wiederum Bürgermeister vom Land dafür subventioniert, dass sie Demonstrationen veranstalten. Auch nicht unlustig.

In Wien präsentieren sich die Grünen mittlerweile als Rekordumfaller: Vor der Wahl haben sie noch feierlich mit den anderen Oppositionsparteien einen Notariatsakt unterschrieben, dass sie in der ersten Sitzung nach der Wahl gemeinsam das SPÖ-freundliche Wahlrecht ändern werden. Nicht schwer zu erraten, wer da nicht mitgestimmt hat, als die anderen beiden Oppositionsparteien einen genau jenem Notariatsakt entsprechenden Antrag vorgelegt haben.

Aber wir sollten doch nicht so pingeling sein, irgendeine Politiker-Unterschrift ernstzunehmen. Dafür können wir uns immerhin so richtig freuen, wie sich Frau Vassilakou seit Wochen so richtig freut. Sie strahlt über ihre neue Würde so heftig, als ob sie mit dem ganzen griechischen Defizit in der Tasche durchgebrannt wäre.

Wer ob all dieser österreichischen Gschichteln nicht schmunzeln kann, der wird wenigstens verzweifelt auflachen können – beziehungsweise müssen, wenn er alle Nachrichten von Flughafen und ÖBB liest. Und wenn er täglich von neuem erfährt, wie dort die Parteipolitik gepaart mit Unfähigkeit fuhrwerkt und gigantische Schäden anrichtet.  Das können selbst die mit dicken ÖBB-Inseraten bestochenen Medien nicht mehr ganz verheimlichen. Auch wenn sie sich heftig bemühen, den Herrn Kern als Bahn-Sanierer darzustellen, obwohl er in Wahrheit nichts anderes tut, als erstens die letzten Nichtsozialisten hinauszuwerfen, zweitens wie jeder ÖBB-Generaldirektor seit Jahrzehnten auf den „natürlichen Abgang“ zu warten und drittens vor allem wieder neues Steuergeld zu verlangen . . .

PS.: Aber jetzt hätte ich noch einen Brüller der Woche: Ein Herr Faymann hat ein Ende einer Debatte verordnet, die er noch gar nicht geführt hat. Da schweige ich aber jetzt wirklich ergriffen. Wenn ein solcher stadtbekannter Bildungsexperte das sagt, dann wiegt das natürlich mehr als bei einer Ministerin, die vorher eine Bank gegen die Wand gesteuert hat . . .

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Freche Dummheit demonstriert gegen unverfrorene Dummheit

28. November 2010 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

Was für ein Wochenende der Peinlichkeit war das nur wieder! Sowohl die Regierung wie auch jene, die gegen sie demonstriert haben, zeigen, dass sie absolut nichts begriffen haben.

Die linken Demonstranten und ein paar Helfer von anderswo haben europaweit bewiesen, dass sie erstens keine wirklichen Massen bewegen, und dass sie zweitens nur zu demonstrieren und protestieren, aber nicht zum Aufzeigen von Alternativen imstande sind.

Nur ringsum „Geld her!“ zu rufen, hat längst jede Glaubwürdigkeit verloren. Auch wenn in vielen Details die Kritik am Sparpaket richtig ist, so sollten sich die Demonstranten doch wie die meisten anderen bewusst werden: Auch auf Österreich werden in den nächsten Jahren noch viel unerquicklichere Dinge zukommen, welche die jetzigen Maßnahmen als unbedeutende Randnoten erscheinen lassen. Und dann wird es beinhart und schmerzhaft ehrlich um die wenigen echten Prioritäten gehen müssen, auf die Österreich nicht ganz verzichten wird müssen.

Und nun zur Kanten abschleifenden Regierung. Da wagt es ein Herr Faymann tatsächlich davon zu reden, dass 120.000 Menschen von der Entfernung irgendwelcher Kanten „profitieren“ würden. Mit solchem blöden Herumgeschwafel nimmt man naturgemäß den Österreichern jede Motivation, das Sparen zu begreifen. Wenn sich Politiker immer nur als Weihnachtsmänner präsentieren wollen, dann sind sie einfach in Zeiten wie diesen am falschen Platz.

Der Finanzminister wiederum hat sich in die Kategorie der Taschenspieler eingeordnet. Er finanziert die Kantenabschleifungen wieder einmal durch die berühmten „Umschichtungen“. Was schlicht eine Lüge ist: Vielmehr wird nur anderswo ein Loch aufgerissen. Konkreter: Das allergrößte Loch in diesem Land, nämlich jenes bei der Finanzierung der Pensionen, wird noch mehr vergrößert.

Pröll zahlt einfach weniger Geld von den Familien- in die Pensionskassen. Und tut so, als ob das eine Lösung wäre. Der Familienfonds hat bisher zum Teil die Leistungen der Pensionskassa für Familien, etwa die Anrechnung von Kindererziehungszeiten, kompensiert. Ohnedies versicherungsmathematisch nie auch nur annähernd ausreichend. Dieser Anteil wird nun reduziert und schon gibt es mehr Geld für die Familien.

Was Pröll verschweigt: Die Pensionsversicherung kann heute schon die Pensionen nur noch zu drei Vierteln aus den Beiträgen und Kompensationen finanzieren. Der Rest kommt aus – dem Budget.  So etwas als Umschichtung zu bezeichnen ist ziemlich mies.

Das alles aber wird übertroffen durch die Unverfrorenheit des Sozialministers. Er teilt uns eiskalt mit, dass die Hacklerregelung überhaupt nie auslaufen wird, also keineswegs im Jahre 2013, wie man wenigstens bis zu diesem Wochenende hoffen hat können. Denn bis dahin war sie vom Faymannschen Wählerbestechungspaket des Jahres 2008 verlängert worden.  

Und das Ganze nennt sich Sparpaket. Diese Regierung ist nichts anderes als ein Pleitier, der am Vorabend vor der Konkursanmeldung sich noch einmal im Casino und Bordell vergnügt. Und überdies auch noch großzügig andere Pleitiers griechischer und irischer Nationalität zu retten verspricht. Was ihm sogar manche glauben, weil der wahre Zustand seiner Finanzen erst nach dem Gang zum Handelsgericht bekannt sein wird.

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Unis: Wir zahlen für Pferde und Japaner, nicht für unsere Zukunft

27. November 2010 01:26 | Autor: Andreas Unterberger

Unsere Unis haben zu wenig Geld. Dieser Satz wird nicht nur von studentischen Demonstranten, sondern auch von links bis rechts als eherner Stehsatz verwendet. bloß nennt jede Seite andere Gründe und Therapien. Ob der Satz aber überhaupt so generell stimmt, wird nie hinterfragt.

Ich mache mich seit einiger Zeit in Gesprächsrunden mit der Frage wichtig, ob jemand erraten kann, welche Universität pro Student beziehungsweise Absolvent am meisten Geld bekommt. Zugegeben, auf diese Statistik bin ich nicht selber gekommen, sondern ein ehemaliger Rektor – der zum Schutz seines Lebens natürlich nicht genannt sein will – hat mich darauf aufmerksam gemacht.

Unter fast Hundert Befragten hat jedenfalls nur ein einziger richtig geantwortet. Denn die richtige Antwort lautet: die veterinärmedizinische Universität. Dort kostet uns jeder Absolvent 287.000 Euro, an den für Österreichs wirtschaftliche Zukunft ungefähr zehnmal so wichtigen Technischen Universitäten ist es nicht einmal halb so viel (Graz: 104.000, Wien 96.000 Euro).

Da fragt man sich schon: Nach welchen Regeln verteilen die diversen Wissenschaftsminister eigentlich das Geld auf die Unis? Gibt es da irgendeine Rangordnung nach nationalen und rationalen Bedürfnissen? Oder geht es nur darum, wer die beste Lobby hat? Worin besteht die große Zukunftsbedeutung der Tierärzte? Warum bekommen etwa die humanmedizinischen Universitäten deutlich weniger, nämlich zwischen 211.000 (Graz wie Innsbruck) und 250.000 Euro (Wien, worin sich wohl im Vergleich zu der mehr als ebenbürtigen Innsbrucker Medizin schon eine Subvention an die Gemeinde Wien versteckt)?

Dieser Republik sind die Menschen weniger wert als die Tiere. Ein trauriges Land.

Das mag damit zusammenhängen, dass in Österreich die Grünen und die Kronenzeitung die meinungsbildenden Kräfte sind, das hier entlaufene Hunde oder entflogene Kanarienvögel echte Dramen auslösen, während sie in anderen Kontinenten verspeist werden. Vielleicht ist es auch noch immer der Einfluss des Bauernbundes mit seinem Interesse an milchfreudigen Kühen. Ein wirklicher Kenner der heimischen Forschungsszene meint hingegen: „Das ist vor allem eine Subvention an die Reiterlobby in allen Parteien, gehen doch Frauen und Töchter jedes zweiten Politikers und Firmenchefs reiten.“

Was auch immer die Ursache ist: Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Damen und Herren Reiter mögen die Kosten für die Heilung ihres Tieres künftig gefälligst selber tragen. Ebenso die Hundehalter und die hochsubventionierten Rinderbauern.

Ähnliches kommt einem in den Sinn, wenn man sich die zweitteuerste Universität anschaut, nämlich die für Musik und darstellende Kunst, wo jeder Absolvent 215.000 Euro kostet, während die schlechtest finanzierte Uni, nämlich die Wirtschaftsuniversität, nur 42.000 bekommt (aber sich trotzdem heimlich, still und leise ein paar Millionen zur Seite legen konnte).

Gewiss sind die Musik und damit auch die dazugehörige Uni für Wien sehr wichtig und sollen es auch bleiben. Das gilt aber auch für Salzburg – wo ein Mozarteum-Absolvent jedoch nur 140.000 Euro kostet. Nicht nur dieser Unterschied ist dringend erklärungsbedürftig. An keiner anderen Universität ist auch der Ausländeranteil so hoch, vor allem der an Söhnen und Töchtern wohlbetuchter Ostasiaten. Diese stellen in manchen Musik-Fächern 90 Prozent. Warum bitte müssen die nicht einen annähernd kostendeckenden Beitrag zahlen, wenn sie in der Welthauptstadt der Musik studieren wollen? So wie sie es ja auch in Harvard für das weltbeste Wirtschaftsstudium tun müssen. Was hat das Studiengebühren verteufelnde Sozialgewäsch von Rot/Grün mit der Tatsache zu tun, dass Österreichs Steuerzahler hier Wohlstandskinder aus Japan und Korea teuerst subventionieren?

Vielleicht sollte man all das ernsthafter diskutieren statt ständig nur zu jammern. Immerhin liegt Österreich mit seinen Ausgaben für Unis&Co („Tertiärbereich“) laut einer weiteren Statistik des Wissenschaftsministeriums an vierter Stelle unter den EU-Ländern. Immerhin liegen diese Ausgaben auch in BIP-Prozenten sowohl über dem Schnitt der EU wie jenem der OECD.

Hier wird also auf recht hohem Niveau gejammert. Und von schwachen Ministern verschwendet.

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Pensionisten werden lernfähig

27. November 2010 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Im Tagebuch sind die Pensionistenverbände oft als hemmungslos egoistisch gegeißelt worden, weil sie ständig auf Kosten der Jugend verantwortungslose Forderungen stellen, die langfristig nur in einer Zahlungsunfähigkeit der Republik enden können. Und die überdies eine durch keinerlei Leistungsgerechtigkeit legitimierte Umverteilung zu jenen Pensionisten forcieren, die fast nie Beiträge einbezahlt haben. Nun muss man das Urteil revidieren. Zumindest im ersten Punkt, und zumindest für einen der Verbände.

Denn beim schwarzen Seniorenbund scheint in letzter Zeit wieder Vernunft eingekehrt zu sein, zumindest in wichtigen Teilbereichen. Offenbar hat man dort erkannt, dass hemmungslose Leistungslizitation nicht unbedingt das ist, was – gerade auch ältere Menschen – unter bürgerlich verstehen.

Der Bund hat sich in den letzten Tagen immerhin in drei wichtigen Punkten überraschend mutig und deutlicher denn je neupositioniert:

Erstens verlangt er laut ein rasches Ende des Frauenprivilegs, schon mit 60 Jahren in Vollpension gehen zu können. Dabei übergeht man freilich elegant, dass dieses Privileg 1991 auch mit der Stimme des heutigen Seniorenbund-Obmannes Andreas Khol per Verfassungssondergesetz eingeführt worden ist, weil es ja eigentlich der Gleichheitsregel der Bundesverfassung massiv widerspricht.

Zweitens ist der Seniorenbund nun auch deutlich gegen die Hacklerregelung, die ja durchaus arbeitsfähige Menschen in eine gut dotierte Frühpension lockt. Nicht zuletzt infolge solcher Frühpensionsmöglichkeiten hat sich seit 1970 die durchschnittliche Pensionsbezugszeit der Männer von 14 auf 22 Jahre erhöht (bei Frauen ist sie noch länger), während sich das durchschnittliche Arbeitsleben von 42 auf 35 Jahre reduziert hat.

Und drittens wenden sich die schwarzen Pensionisten gegen die roten Pläne, das Institut der Altersteilzeit noch mehr zu erleichtern, die ja ebenfalls eine versteckte Frühpension ist. Und die vor allem im öffentlichen Bereich konsumiert wird.

Würde solche Vernunft endlich auch bei den roten Pensionisten-Politruks einkehren, dann könnte man ja viel mehr Verständnis für die Wünsche der Pensionisten haben. So lange dort ein Karl Blecha mit seinem autoritären Auftreten agiert, ist freilich jede Hoffnung vergebens. Obwohl Blecha letztlich den Pensionisten sehr schadet.

Wären alle Pensionistenverbände vernünftiger, würde nämlich ihr Verlangen nach einer Inflationssicherung der Pensionen (die umso wichtiger ist, je intensiver Europa und Österreich durch Schulden und Gelddrucken eine heftige Inflation vorbereiten) auf viel mehr Verständnis treffen; Pensionisten stehen einer Inflation ja besonders hilflos gegenüber. Ebenso wäre der Seniorenkampf gegen die Streichung des Alleinverdienerfreibetrags auch bei jenen Ehepaaren, die mehrere Kinder großgezogen haben – und wo die Frauen daher nicht lange genug arbeiten konnten –, dann viel verständlicher.

Aber es ist nicht nur der rote Pensionistenverband, der sich mit einer an die 70er Jahre gemahnenden Lizitationsmentalität der bei der Konkurrenz langsam einkehrenden Vernunft in den Weg stellt. Auch der eigene Parteiobmann der ÖVP hat sich ja ausweglos und anscheinend völlig unkritisch an einen Werner Faymann gebunden, obwohl dieser immer stärker und beinahe krankhaft totale Realitätsverweigerung betreibt.

Bei allem Lob: In einem Punkt fehlt bei den schwarzen Pensionisten auch weiterhin jedes Gefühl für Gerechtigkeit: Sie haben kein Problem damit, dass im letzten Jahrzehnt – also auch während der schwarz-blauen Zeit – unter den Pensionisten immer jene benachteiligt wurden, die ihre Pensionen zum weitaus höchsten Prozentsatz selbst durch Beiträge finanziert haben.

Statt dessen fallen auch die schwarzen Pensionistenvertreter nach wie vor auf den alten Sozialschmäh hinein, mit dem die Bevorzugung von Kleinpensionisten und Ausgleichszulagenbeziehern verteidigt wird. Aber in Wahrheit sind Kleinpensionen in hohem Ausmaß Zweit- und Drittpensionen, also keineswegs Bezüge besonders armer Menschen. Und Ausgleichszulagen wiederum werden besonders häufig von jenen kassiert, die ihr zum Teil stolzes Lebenseinkommen an der Sozialversicherung vorbei finanziert haben, etwa durch Pfusch. Warum die alljährlich privilegiert behandelt werden, hat mir noch kein Pensionistenpolitiker erklären können.

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Die ÖH übt das Schreiben – auf Kosten der Studenten

26. November 2010 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Die Hochschülerschaft geniert sich nicht, die Zwangsbeiträge aller Studenten für teure Inserate in linken Zeitungen auszugeben. Die Studierenden (wie sie sich im linken Neusprech nennen) können sich‘s ja offensichtlich leisten, will uns die ÖH damit wohl signalisieren.

Damit erreicht zugleich auch die Belohnung politisch wohlwollender Zeitungen durch die grün-rote ÖH eine neue Qualität. So wie in Wien die nun rot-grüne Stadtverwaltung ebenfalls nicht mit den Korruptionsinseraten aufzuhören gedenkt.

Auch der Inhalt der Inserate ist eine Fundgrube: Da wird etwa in krauser Logik mit großen Lettern geknallt: „Die Regierung ist verdammt feig“. Der Grund: Sie habe ein „Sparbudget“ vorlegt. Ach hätte sie doch nur!

Statt eines Sparbudgets wünscht sich die ÖH ein „sozial gerechtes Zukunftsbudget, das diesen Namen auch verdient“. Ab wie vielen Milliarden zusätzlicher Schulden es diesen Namen verdient, wird uns allerdings nicht mitgeteilt. Ebensowenig, wie sehr sich die angeblich von der ÖH vertreten Studenten freuen, in Zukunft neben den von der Regierung verursachten Schulden auch noch jene dieses Zukunftsbudgets einmal zurückzahlen zu müssen.

Natürlich wird in dem ÖH-Aufsatz doppelgeschlechtlich formuliert. Zu tadeln ist allerdings, dass die ÖH-Kernzielgruppe der Transgender-Massen diesmal sträflich missachtet werden (die ja durch besonders skurrile Schreibweisen politisch korrekt zu ehren sind). Noch mehr fällt der durchgängig holprige Stil auf – ungefähr auf dem Niveau eines der in allen Zeitungsredaktionen Österreichs zu Recht geringgeschätzten Publizistik-Absolventen. Da kann man über Sätze staunen wie: „Sie trifft möglicherweise auch Sie persönlich.“ Aha. Oder: Da „wird ideenlos an Einzelmaßnahmen herumgedoktert . . .“ Tut den Einzelmaßnahmen hoffentlich nicht weh.

Oder: „Als ob die Auseinandersetzungen mit politischen GegnerInnen nicht Reibeflächen genug bieten würden, dominieren wider jegliche Expertise Machtgelüste von Provinzkaisern den politischen Diskurs.“ Was les ich da in diesem Quatschsatz? Die „Provinzkaiser“ werden nicht gegendert!

Verliert deswegen ein_e Student_In den/die Job_In in der/die ÖH? Oder ist die Frau Burgstaller unbemerkt zum Mann mutiert? Oder sind vielleicht gar nicht die Landeshauptleute gemeint und gibts dort wirklich Kaiser? Und ist „Provinz“ nicht eigentlich recht despektierlich (was eigentlich den ständig krampfhaft Unkorrektheiten suchenden ÖH-Funktionärinnen besonders auffallen hätte müssen, die ja fast alle hörbar aus jener kommen)? Und warum werden die GegnerInnen – worunter wir uns wohl die FPÖ vorzustellen haben – sehr wohl gegendert?

Die Einschaltungen in den einzelnen Blättern unterscheiden sich im übrigen durch einen subtilen kleinen Unterschied. Während die Standard-Leser als „LeserIn einer Qualitätszeitung“ angesprochen werden, wird den „Österreich“-Lesern jeder Bezug zu Qualität vorenthalten. Ihnen wird an gleicher Stelle nur schnippisch gesagt: „Sie kennen das sicher alles.“ Aus einer Nichtqualitätszeitung? Na klar, aus Fellner-Kommentaren weiß man vermutlich längst alles, was die ÖH will; ist der Blattmacher ja qualitativ noch nie über seine Anfänge als Schülerzeitungsmacher hinausgekommen.

Sein Blatt wird übrigens von den Jung-Goethes und Goethinnen der ÖH interessanterweise ohne Anführungszeichen geschrieben. Also: „Lieber Leserin, lieber Leser von Österreich“. Was freilich Anlass zu weiteren Rätseln gibt. Was meint dann der Satz: „In Österreich herrscht „die Blockade“.“? Wird am Ende das Fellnersche Edelprodukt von der bösen Regierung blockiert, der ja wirklich alles zuzutrauen ist? Und warum steht ausgerechnet „die Blockade“ in Anführungszeichen? Ist es gar nicht so gemeint? Oder sind jetzt die Feigen plötzlich zu Blockierern geworden?

Wer freilich glauben sollte, dass die – von einer kleinen Minderheit gewählte – ÖH-Führung auch nur einen einzigen Alternativvorschlag macht, wo eventuell sonst gespart werden könnte, der irrt. Hacklerregelung, ÖBB, Zeitungsinserate (ich meine jene der diversen Minister) oder Doppelkompetenzen in Schule, Pflege und Gesundheitssystem: Nichts davon kommt der ÖH auch nur andeutungsweise über die Lippen.

Daher sollte das Inserat auch besser so beginnen: „Die ÖH ist noch feiger als die Regierung. Und das ist verdammt schwer.“ Und als Fußnote würde sich eignen: „Wer mit dieser ÖH gemeinsam agitiert, schadet seinem eigenen Anliegen. Und ist ein verdammt nützlicher Idiot.“

 

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SN-Kontroverse: Irland-Krise

26. November 2010 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist die Krise in Irland eine Folge der neoliberalen Politik?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Stoppt die Zocker!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Zockerkapitalismus bedroht Staaten und Kontinente. Die Zeche zahlen wie stets die „kleinen Leute". Ihnen werden die Sozialleistungen gekürzt, gespart wird bei den Ausgaben für Bildung sowie Gesundheit und Pensionskürzungen drohen. Dies alles, weil eine Hand-voll Banker den Hals nicht vollkriegen kann und fahrlässig agierende Regierungen keine vernünftigen Maßstäbe für wirtschaftliches Handeln setzen.

Jüngstes Beispiel ist Irland, wo die Krise durch einen ungehemmt agierenden Bankensektor ausgelöst wurde. Die Bankenkrise ist Folge eines halsbrecherischen Immobilienbooms. Dessen Ursprung liegt Jahre zurück. Seit der Einführung des Euro gilt in der EU ein einheitlicher Leitzins. Dieser orientierte sich zu Anfang des Jahrzehnts an der vergleichsweise niedrigen Inflationsrate in Kontinentaleuropa. Aus irischer Sicht war dieser Leitzins viel zu niedrig, denn auf der Insel war die Teuerung hoch. Ein niedriger Nominalzins und eine hohe Inflation führen jedoch zu einem extrem niedrigen Realzins. Die irische Regierung hätte darauf reagieren müssen - doch sie ignorierte alle Warnungen und heizte Konsum und Konjunktur durch immer neue Steuererleichterungen an. Das irische Steuerdumpingmodell wurde von den Neoliberalen als Wirtschaftswunder gefeiert. Man faselte vom „keltischen Tiger" und scheffelte enorme Gewinne. Irland wurde zum Spielcasino Europas.Vieles, was anderswo von Gesetz oder Bankenaufsicht verboten war, ging in Irland.

Ausländische Banken, vor allem britische und deutsche, gaben den irischen Kollegen Kredite in dreistelliger Milliardenhöhe. Und jetzt musste die EU wieder einen teuren Rettungsschirm aufspannen. So kann es nicht weiter gehen. Falls der Zockerkapitalismus ungezügelt bleibt, sind bald alle Rettungsschirme der Welt vergeblich. 


Zwei Todsünden wider liberale Prinzipien

Andreas Unterberger

Neoliberal" ist das neue Schimpfwort vieler Linker - ohne dass sie auch nur ahnten, was es bedeutet. Das Wort „neoliberal" ist als Bezeichnung für die Schule der sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards entstanden, des Schöpfers des deutschen Wirtschaftswunders. Das ist die erfolgreichste Wirtschaftspolitik der Geschichte.
Auch Europas einstiges Armenhaus Irland hat durch liberale Politik eine unglaubliche Erfolgsgeschichte hinter sich. Durch niedrige Steuern boomte das Land und hatte dennoch bis 2007 nur halb so viel Schulden wie Österreich. In der globalen Finanzkrise beging es aber einen schweren Fehler: Der Staat übernahm die Haftung für die ins Schleudern gekommenen irischen Banken.

Solche Staatsinterventionen sind das genaue Gegenteil dessen, was jeder Neo-, Alt- und sonstige Liberale empfiehlt. Wenn ein Unternehmen in eine Krise gerät, dann gibt es in der liberalen Marktwirtschaft nur zwei Konsequenzen: Entweder es findet einen Käufer oder geht in die Insolvenz - mit allen schmerzhaften Folgen für die Gläubiger, etwa die internationalen Banken. Höchstens der Konten der kleinen Sparer dürfte sich eine liberale Politik annehmen.
Die zweite Todsünde gegen das liberale Grundprinzip der Eigenverantwortung beging Angela Merkel. Sie zwang die deutschen Steuerzahler, zuerst den Griechen und nun den Iren mit großen Summen zu helfen. Die Wiener Regierung torkelte hinterher, sie begriff nicht einmal, was da passiert.

Faszinierend ist, dass die deutsche Regierung plötzlich wieder zu den liberalen Prinzipien zurückkehren und die Gläubiger statt der Steuerzahler in die Pflicht nehmen will. Nach dem doppelten Sündenfall tut man sich aber furchtbar schwer, aus der sozialistischen Falle herauszukommen, dass die „Reichen" -  also die Sparsamen wie Deutschland, Österreich & Co. - für die Fehler der Leichtsinnigen zu zahlen haben.

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Gibt es ein Grundrecht auf Geldverschwendung?

25. November 2010 00:19 | Autor: Andreas Unterberger

 Es war der härteste Streitpunkt der Sparklausur in Loipersdorf. Und es ist jener Punkt, wo die Regierung letztlich am wenigsten ändert: die Hacklerpension.

Sie ist in Zeiten, da anderswo das Pensionsalter auf 67 Jahre angehoben worden ist, da viele Experten eine weitere Erhöhung auf 70, ja 75 Jahre für unausweichlich halten, ein museumsreifer Anachronismus. Die Hacklerregelung ist noch dazu ein Privileg für Beamte und Angestellte, nicht für wirkliche Hackler.

Sie ist zusammen mit der freigiebig gewährten Invalidenpension verantwortlich dafür, dass die Österreicher im Schnitt schon vor dem 59. Geburtstag den gar nicht wohlverdienten Ruhestand antreten. Sie ist zusammen mit der gestiegenen Lebenserwartung verantwortlich dafür, dass Männer derzeit 22 Jahre lang ihre Pension genießen können (Frauen noch länger), während es 1970 bloß 14 Jahre waren (und 1955 überhaupt nur 20 Prozent das Pensionsalter erreichten!). Sie ist verantwortlich dafür, dass schon ein Viertel der Pensionen nicht mehr durch Beiträge, sondern aus dem Budget bezahlt wird. Der Staat musste 2009 schon 8,5 Milliarden Euro zuzahlen, in fünf Jahren werden es gar 12,5 Milliarden sein.

Die SPÖ wollte dennoch lieber Neuwahlen in Kauf nehmen, als auf die Hacklerpension verzichten. Die ÖVP hat zwei Tage lang gekämpft – und sich dann vor Neuwahlen gefürchtet.

Man könnte seitenweise aufzählen, was uns anderswo erspart geblieben wäre, hätte die Regierung hier endlich Mut gezeigt – wozu auch eine gleitende Erhöhung des Regelpensionsalters und strengere Kontrollen der vielen Invaliden (die dann munter Tennis spielen) gehören müssten.

Österreich könnte dann mehr für die Forschung und damit für die Zukunft des Landes tun. Es könnte die Familien besser – oder zumindest so wie bisher – unterstützen, die sich um die wichtigste Investition, die Kinder, annehmen. Es könnte das Linzer Verkehrschaos durch die versprochene Westumfahrung lindern und das Wiener  durch die Nordostumfahrung. Es könnte die Schikanen im Justizsystem mildern. Die Regierung könnte sich mit Wichtigerem befassen als lächerlichen Pseudo-Themen wie dem Einfluss des Verpackungspapiers auf den Wurstpreis.

Im wirklichen Leben dieser Republik aber macht der Sozialminister klar, dass die Hacklerregelung ab 2014 sogar dauerhaft einzementiert werden soll, und zwar mit dem 62. Lebensjahr. Gleichzeitig will er den maximalen Abschlag auf Invaliditätspensionen von 15 auf 12,6 Prozent reduzieren.

Da ist mit Rudolf Hundstorfer offenbar der alte Gewerkschafter voll durchgegangen. Der sich selbst dann, wenn er einen kleinen Schritt zurückmachen muss, zahllose andere Vorteile erhandelt, die diese Konzession mehr als kompensieren.

Ob ihm einmal jemand sagt, in welchen Zeiten wir leben, dass in Europa reihenweise Staaten durch ähnliche Dummheiten bankrottgehen?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.  

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Fußnote 149: Wien gibt aus, aber zahlen müssen alle

25. November 2010 00:06 | Autor: Andreas Unterberger

Rot-Grün in Wien kommt schon im ersten Jahr teuer, und zwar alle Österreicher.

Das erfuhr man am Rand der Landeshauptleutekonferenz so quasi im Vorbeigehen. Während nach außen lautstark der Streit tobte, ob nun der Bund oder die Länder die Lehrer anstellen, musste der Wiener Bürgermeister in einer viel wichtigeren Frage zugeben, dass Wien im kommenden Jahr die nach den Maastricht-Kriterien einzuhaltende Defizit-Quote überschreiten wird. Wien plant nach der Steiermark das größte Defizit aller Bundesländer. Kann der Bund die Ausgabenfreude von Häupl, Voves & Co bremsen (denen als positive Gegenbeispiele immerhin Oberösterreich und Vorarlberg gegenüberstehen)? In keiner Weise. Österreich kann hingegen von der EU wegen Verletzung der Maastricht-Kriterien bestraft werden. Was zwar vorerst eher Theorie ist. Umso brutaler ist die Strafe der Märkte für Staaten, die ihre Ziele nicht einhalten: Diese müssen höhere Zinsen zahlen, wenn sie sich Geld ausborgen wollen. Die der gesamtösterreichische Steuerzahler zu blechen hat. Auch wenn er absolut nichts für die giftige Wiener Mischung kann: Wo die Grünen die zum Teil Korruption darstellenden rote Verschwendung nicht einbremsen wollen; und wo die Roten den Grünen Geldverschwendung für Radfahrer & Co genehmigen. Für die Märkte gibt es bei der Einschätzung der Kreditwürdigkeit nämlich nur ein Österreich. Und das zu Recht, seit der Bund Kärnten aus der Hypo-Alpen-Adria-Pleite gerettet hat. Da wird er gegebenfalls auch die Steiermark oder Wien retten müssen.

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Die kleine Wählertäuschung des großen Mailath-Pokorny

24. November 2010 00:28 | Autor: Andreas Unterberger

Vor der Wahl las man das noch ganz anders. Aber der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hatte ja vor der Wahl die plötzlich migrationsskeptische Propagandalinie der Wiener SPÖ nicht stören dürfen, also die zeitweilige Simulation eines Richtungswechsels der Partei in die politische Mitte, der von Zuwanderern kurzfristig die Einhaltung einer freilich total diffusen "Hausordnung“ verlangt hatte. Jetzt hat der Mann endlich wieder freie Bahn für seine linken Ideen.

Denn – der wohl nur körperlich große – Mailath will nun plötzlich eine Art Migrantenquote bei der Kulturförderung einführen. Hat schon in den letzten Jahren die Durchsetzung der Frauenquote in manchen Gremien zu einem gewaltigen Qualitätsverlust und einem gefährlichen Sinken des Niveaus geführt – wofür die Wiener Stadtregierung, aber auch die Bundesregierung besonders gute Beispiele bieten, was aber Justiz und Universitäten mit ihrer geradezu militanten Förderung von Quotenfrauen ebenso tun –, so wird jetzt dasselbe offenbar auch zu Gunsten der Zuwanderer eingeführt, um die „Repräsentation von Migranten in politischen Leitungsfunktionen“ des Wiener Kulturbetriebes zu erhöhen.

Mailath tut das aber, ohne dass das irgendeinem Wähler ein paar Wochen vorher im Wahlkampf auch nur mit einem Wörtchen gesagt worden wäre.

Es wird jedenfalls künftig von jedem, der von ihm – in Wahrheit natürlich aus unseren Steuergeldern – Fördergelder erbittet, neben all den sonstigen Demütigungen und dem Papierkram, die ein Subventionswerber schon bisher auf sich nehmen musste, nun auch noch ein Migrantenförderungs-Nachweis verlangt. Die Kulturinstitution muss darlegen, wie sie künftig einen verstärkten Akzent auf die Förderung von Migranten legen wird. Damit hat sich Rot-Grün einen neuen Trick konstruiert, wie man die Steuergelder aller Österreicher künftig nur noch politisch genehmen Vorfeldorganisationen zufließen lässt. Nach dem Antifaschismus und Feminismus nun eben auch noch der Migrantismus.

Wer also Geld will, sollte sich wohl am besten „Antifaschistisches türkisch-proletarisches Lesbentheater“ nennen. Dann ist man gleich mehrfach förderungswürdig. Dann werden logischerweise die Förderungen nur so explodieren. Qualität und Besucherzahlen sind hingegen völlig wurscht.

In Wahrheit gibt es im österreichischen Kulturleben längst hervorragende Chancen für Zuwanderer. Nur waren die bisher auf Leistung aufgebaut und nicht auf parteipolitische Schiebung und Protektion oder auf bürokratische „Nachweise“ von Migrantenförderung. Man denke nur an die große Zahl von Nichtösterreichern auf den Bühnen der Opernhäuser und in den heimischen Orchestern sowie an den Kunstuniversitäten, aber auch an die vielen Deutschen oder Schweizer in den Sprechtheatern (Österreicher etwa in der Leitung des Burgtheaters sind schon seit sehr langem ganz seltene Ausnahmen). Das alles geschah ganz ohne einen Mailath-Pokorny und seinen neuen krampfhaften Migrantismus.

Damit ist wohl auch die letzte Hürde für arme Migranten beiseite geräumt, nämlich dass man bisher noch halbwegs hochdeutsch artikulieren können musste, wenn man auf Sprechtheatern auftritt. Als nächsten Schritt muss dann im rot-grünen Wien bald jede Organisation und Firma einen „Ausländer-Förderungs-Beauftragten“ anstellen . . .

Wählerbetrug ist das Mildeste, wie man das nennen kann.

 

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Und jetzt noch den Papst auf die Anklagebank

23. November 2010 16:31 | Autor: Andreas Unterberger

Als nächstes setzt die außer Rand und Band geratene Wiener Staatsanwaltschaft wohl auch den Papst auf die Anklagebank. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man jene Fragen, die da am Dienstag eine österreichische Staatsbürgerin hochnotpeinlich vor einem Strafgericht beantworten musste, mit dem vergleicht, was der Papst in dem zur gleichen Stunde in Rom präsentierten und weltweit Aufsehen erregenden Interviewbuch sagt.

Aber wahrscheinlich warten die Staatsanwälte dort noch, bis das von Steuergeld-finanzierten Inseraten unzähliger SPÖ-Politiker lebende „News“ die übliche Anzeige erstattet. So wie eben gegen nun angeklagte Elisabeth Sabaditsch-Wolff. Der Prozess wurde vertagt.

Sabaditsch musste sich vor Gericht jedenfalls gegen den Vorwurf rechtfertigen, warum sie den Islam selbst als das Problem bezeichnet – und nicht wie es offenbar die politisch überkorrekte Richterin meint, bloß ein paar wenige isolierte Islamisten. Diese von grenzenloser Ahnungslosigkeit zeugende Frage fiel zeitlich fast auf die Stunde mit der Präsentation des neuen Papstbuches zusammen, in dem Benedikt XVI zu sagen wagt: „Es wurde deutlich, dass der Islam im öffentlichen Dialog zwei Fragen klären muss, nämlich die Fragen seines Verhältnisses zur Gewalt und zur Vernunft.“

Also „der Islam“, nicht nur ein paar Radikalinskis. Denn schon Tausende Male ist absolut zu Recht der Vorwurf an den ganzen Islam gerichtet worden, dass im Koran eine ganze Reihe von Rechtfertigungen von Gewalt gegen Nichtmuslime zu finden ist, und dass die Mehrzahl der Islam-Gelehrten eine Vernunft-orientierte Interpretation des Koran-Wortlauts ablehnt.

Aber zum Glück werden wohl „News“ und die roten Chefs der Wiener Staatsanwaltschaft die Welt in Kürze davor bewahren, dass der Papst solches noch jemals wieder ungestraft sagen darf. Zumindest sollten sie sein neues Buch bald beschlagnahmen lassen, da dieses sonst zusammen mit Thilo Sarrazin zum weitaus meistgekauften des Jahres werden wird, allen anderslaufenden Bemühungen der linken Medien zum Trotz.

Apropos Staatsanwalt. Der Ankläger Hans-Peter Kronawetter musste in der Verhandlung zugeben, dass er den Tonband-Mitschnitt vom inkriminierten Referat Sabaditsch-Wolffs nur „auszugsweise angehört“ hat. Es ist eigentlich nicht zu fassen: Da bedroht ein hochbezahlter Exponent der Justiz jemanden mit drei Jahren Haft und macht sich nicht die Mühe, das angeblich belastende Tonband auch nur einmal ganz anzuhören.

Für jene, die es inzwischen schon wieder vergessen haben: Dass ist derselbe Herr Kronawetter, der verfassungswidrig gegen einen (natürlich nicht-linken) Abgeordneten strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen hat, ohne sich um dessen parlamentarische Immunität zu kümmern. Und natürlich, ohne deren Aufhebung zu beantragen.

Die diesmal ganz leichte Heimhörerfrage: Was würde in einem unabhängigen Privatunternehmen passieren, wenn ein Mitarbeiter dauernd solche Schnitzer begeht? Aber in der Wiener Staatsanwaltschaft passiert ihm gar nichts, weil er ja seine Aktionen immer nur im Kampf gegen die politische Rechte setzt. Und das setzt ja den Rechtsstaat bekanntlich neuerdings außer Kraft.

PS: Am gleichen Tag gibt es noch eine Dritte erschütternde Nachricht zu lesen: Eine pakistanische Christin ist nur mit Mühe der Todesstrafe entkommen, zu der sie schon verurteilt war, und jetzt durch einen "Gnadenakt" des Präsidenten freigelassen worden, weil sie zu moslemischen Frauen, die sie unbedingt bekehren wollten, gesagt hat: "Jesus lebt, aber Mohammed ist tot." Wegen so etwas wird man von einem Gericht in einem islamischen Land auf Grund des Islam zum Tod verurteilt. Und in Wien muss man sich auf Grund einer anzeige von "News" rechtfertigen, weil man den Islam als Ganzes kritisiert.

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Fußnote 148: Die Tore sind weit offen

23. November 2010 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

 Die Zogajs sind zurückgekehrt. Womit alles klar ist.

Unter großem Kraftaufwand hat die Innenministerin den Missbrauch des Asylrechts durch die Familie Zogaj ausgebügelt. Und die Folgen der unendlich langen Prozeduren infolge zahlloser Anträge und Eingaben der von wem auch immer bezahlten Zogaj-Anwälte sowie infolge der massiven Überforderung des Verwaltungsgerichtshofes. Jetzt aber durfte ein Großteil der Familie auf ganz normalem Weg einwandern. Und jetzt weiß man auch, was man von Rot-Weiß-Rot-Card und all den Beteuerungen der Politik zu halten hat: Dass nämlich abgesehen vom Weg des Asyls künftig nur noch jene nach Österreich einwandern dürfen, die sich durch ganz besondere Qualifikationen und einen besonderen Bedarf auszeichnen. Nichts davon trifft im Fall Zogaj zu. Nicht einmal in ihrem Heimatort sieht die große Mehrheit auf Grund der Erfahrungen der Vergangenheit eine Bereicherung durch die Familie, wie sogar der „Kurier“ zugeben musste. Obwohl uns bestimmte Medien – der ORF, „News“ und „Österreich“ an der Spitze – seit Jahr und Tag eine Zogaj-Begeisterung der Frankenburger suggerieren wollten.

 

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Der Unsinn der Irlandhilfe

23. November 2010 00:11 | Autor: Andreas Unterberger

Was bewirkt die europäische Hilfe für Irland? Wenig Gutes, viel Übles. Wer aber ist schuld daran, dass es so weit gekommen ist?

Was die Haftung der EU-Länder für Irland bewirkt, ist klar: Irland bekommt nun leichter Geld – also nicht nur zu unerschwinglich hohen Zinsen –, um die Hilfe für seine maroden Banken zu finanzieren. Im Gegenzug werden aber Deutschland, Österreich, die Niederlande und die Skandinavier – derzeit noch die Lokomotiven des europäischen Hilfszugs – zunehmend höhere Zinsen zahlen müssen.

Denn kein Geldgeber, kein Anleihezeichner wird übersehen, dass Deutschland & Co immer mehr Schulden und Haftungen auf sich laden. Schon seit einigen Monaten muss ja sogar Spitzenreiter Deutschland bei der Kreditaufnahme höhere Zinsen zahlen als solide Industriekonzerne. Das hat es in der Geschichte noch nie gegeben. Da hatte insbesondere Deutschland seit 1950 als unsinkbares Schiff gegolten.

Warum steht Irland so schlecht da? Eigentlich steht es lange nicht so schlecht da wie Griechenland. Es hatte bis vor zwei Jahren sogar nur eine halb so hohe Staatsverschuldung wie etwa Österreich und eine blühende Wirtschaft mit schönen Wachstumsraten. Und es wird auch nach der Übernahme der Bankschulden eine Schuldenquote haben, die jener Belgiens oder Italiens gleicht, also von Staaten die durchaus noch Kredite bekommen. Die Iren haben nur das Problem, dass bei ihnen die Schuldenexplosion mit einem Schlag passiert ist, während die Schulden der anderen über Jahre akkumuliert worden sind.

Was schlimm genug ist. Aber Irland hat im Vergleich zu fast allen anderen EU-Ländern einen strukturellen Vorteil: Es hat kein strukturelles Defizit, sondern es wird nach Übernahme der Bankschulden wieder relativ akzeptabel budgetieren. Es hat den Sozialstaat lange nicht so aufgebläht wie Griechenland, Italien oder Belgien. Es ist daher im Grunde viel sinnvoller, Irland zu helfen, als es bei den in den Tag hineinlebenden Griechen war.

Irland hat freilich zwei schwere Fehler gemacht: Es hat wie alle Länder zugeschaut, wie die Banken des Landes durch zu riskante Geschäfte eine in keiner Weise erträgliche Größe erreicht haben. Und es hat zweitens dann die Haftung für die krachenden Banken übernommen, als diese die Finanzkrise nicht überstehen konnten. Statt die Gläubiger der Banken bluten zu lassen – darunter auch viele Banken auf dem Kontinent.

Was wäre passiert, hätte Irland die Bankenschulden nicht übernommen? Nun, dann wären viele andere Banken ebenfalls in Schwierigkeiten gekommen. Das ist aber allemal weniger riskant, als wenn nun Schritt für Schritt alle europäischen Staaten finanziell destabilisiert werden.

Die Haftungsübernahme durch die anderen Europäer ist aber auch für die Iren deprimierend. Denn sie sind nun wie die Griechen in Sachen Geld auf einen halbkolonialen Status degradiert, in dem sie nur noch auf Befehl von außen handeln dürfen. Sie werden wohl von den anderen gezwungen werden, die niedrigen Steuern für Unternehmen zu erhöhen, die aber der Grundstein für den irischen Aufschwung in den letzten beiden Jahrzehnten waren. Die daher – im Gegensatz zur hiesigen Neidgenossenschaft, wie sie gerade wieder einmal der ÖGB-Präsident in der Pressestunde so ungeschminkt verkörpert hat, – auch beim Iren von der Straße sehr beliebt sind.

Wo aber sind die Fehler passiert, dass es soweit kommen konnte? Nun sie lassen sich alle darauf zurückführen, dass die europäischen Politiker trotz intensiver Warnungen immer wieder populistisch den Weg des geringsten Widerstandes gegangen sind, dass der Euro – bei aller wirtschaftlichen Bedeutung – primär ein politisches Projekt gewesen ist.

1.     Die seit Jahrzehnten laufenden teuren Transferleistungen an Länder wie Griechenland, Portugal, Spanien oder Irland (unter für die Bürger unverständlichen Tarnnamen wie „Kohäsion“) haben sich als fatal erwiesen. Diese Länder haben dadurch jede Selbstverantwortung verlernt. Gratisgeld von außen bringt ein Land nämlich nie in die Höhe – das sieht man ja auch bei der Entwicklungshilfe. Nur wer selber weiß, dass sich jetzt jeder Spaß aufhört, der lernt Verantwortungsbewusstsein und Selbstbeschränkung.

2.     Bei der Einführung  des Euro sind keine effizienten Sanktionen für Defizitsünder beschlossen worden. Jetzt im Nachhinein gibt es keine Chance auf einen Konsens über wirksame und vor allem automatische Straf-Maßnahmen ohne jedes Mehrheitserfordernis unter den Mitgliedsländern. Wie es etwa ein Ausschluss aus dem Euro gewesen wäre. Oder die automatische Kürzung aller staatlichen Ausgaben – Beamte, Pensionen, Subventionen – schon bei Überschreiten einer der drei Maastricht-Grenzen für Defizit, Schulden und Inflation.

3.     Stattdessen hat man Länder in den Euro genommen, die von Anfang an diese Grenzen verletzt haben.

4.     Immer klarer wird, dass weltweit die Rettung aller großen Banken (bis auf Lehman) ein schwerer Fehler war. Wenn man einmal das Prinzip aufgibt, wer pleite ist, muss in Insolvenz gehen, dann nimmt man jedes Risikobewusstsein aus dem Wirtschaftsleben. Und fördert so eine Eskalation des Risikos. Wenn sich Gläubiger nicht mehr anschauen müssen, wem sie Geld borgen, dann kann die strengste (und teuerste) Bankaufsicht nichts mehr helfen.

5.     Ein noch größerer Fehler war dann im Frühjahr die Rettung Griechenlands. Wenn man jenem Land hilft, das sogar nachgewiesenermaßen bei der Schuldenaufnahme kriminell gehandelt hat (durch Fälschung der Statistiken), dann kann man bei keinem anderen Land mehr Nein sagen.

6.     Die Iren jetzt zu zwingen, neben den notwendigen Sparmaßnahmen auch die Unternehmenssteuern zu erhöhen – wie es auch Österreich verlangt –, öffnet in den anderen EU-Ländern neue Türen für neue Begehrlichkeiten. Die Nutznießer der staatlichen Ausgaben und insbesondere die Gewerkschaften sowie ein Teil der europäischen Sozialdemokraten glauben ja immer noch, dass Sparen, dass eine Beschneidung des üppigen Wohlfahrtsstaates überflüssig ist und dass alle Probleme durch immer höhere Steuern gelöst werden können. Was aber in Wahrheit nur die Konkurrenzfähigkeit Europas verschlechtert, was schlecht für Investitionen, Arbeitsplätze und die Steuereinnahmen der Zukunft sind. Und was vor allem und einzig der asiatischen Konkurrenz hilft.

Dass man mit der Irland-Hilfe auch noch die EU-Verträge brutal bricht, die verbieten, einem verschuldeten Mitgliedsland zu helfen, – das ist seit Griechenland ja schon geradezu europäischer Brauch. Und macht es illusorisch, auf bessere Regeln zu hoffen. Die dann eh wieder gebrochen werden.

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Die Hintertüren der EU

22. November 2010 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die linken Gesellschaftsveränderer tarnen können. Wer würde hinter folgendem Satz in einer nun zur Abstimmung anstehenden Entschließung des Europaparlaments auch etwas Besonderes vermuten? Die Entschließung „betont die Notwendigkeit der gegenseitigen Anerkennung offizieller Dokumente der nationalen Verwaltungen“.

Das klingt herrlich harmlos, was da ein italienischer Exkommunist vorgelegt hat. Und es hat gute Chancen auf eine Mehrheit. Es bedeutet aber, dass – bei einer Realisierung – ganz Europa die volle Schwulenehe anerkennen müsste. Also auch jene Länder wie Österreich, die geglaubt haben, mit einer „Eingetragenen Partnerschaft“ ein Zwischending geschaffen zu haben, das etwas ganz anderes als eine Ehe sei (wie zumindest die ÖVP-Spitze ihren Wählern einreden wollte). Und es betrifft natürlich auch jene Länder, die davon gar nichts halten.

Das Spiel läuft dann so: Mann heiratet Mann etwa in Spanien, das unter seiner sozialistischen Regierung neben vielen Schulden auch die volle Schwulenehe eingeführt hat. Und das muss dann postwendend auch in Österreich voll anerkannt werden.

Damit würde sich die EU durch die Hintertür auch eine weitere Kompetenz aneignen, die sie laut den EU-Verträgen eigentlich nicht hat. Denn dann wäre es ziemlich gleichgültig, was jedes Land in Sachen Personenstand regelt. Man geht mit seinen Wünschen halt immer in jenes Land, das diesen am weitesten entgegenkommt. Und diese Wünsche müssen dann überall erfüllt werden.

Dass dahinter auch wieder einmal die schon europaweit sattsam bekannte Viviane Reding aus Luxemburg steckt, die nun ihre Strategien übers Parlament spielt, ist eine zusätzliche Pointe. Dass sie eigentlich theoretisch eine Christdemokratin ist, eine weitere. Obwohl an ihrer Politik weder Christliches noch Demokratisches zu sehen ist.

Noch teurer als die schwulen Wünsche der Frau Reding ist eine weitere Passage der gleichen Entschließung:  Sie fordert „weitere Anstrengungen zur Beseitigung von Hemmnissen für Bürger bei der Ausübung ihres Rechts auf Freizügigkeit, insbesondere im Hinblick auf ihre Ansprüche auf Sozialleistungen  und ihr Wahlrecht bei Gemeindewahlen.“

Damit würden die Versuche der österreichischen Regierung sofort wieder unterlaufen, dem drohenden Ausgleichszulagen-Shopping einen Riegel vorzuschieben. Das besteht darin, dass Osteuropäer mit einer niedrigen Pension diese durch Übersiedlung nach Österreich auf die fette Ausgleichszulage aufbessern. Also vervielfachen.

Und dann müssen wir wieder viel Steuergeld für Kampagnen ausgeben, die das Image der EU verbessern sollen . . .

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Die Freiheit auf der Anklagebank

22. November 2010 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich ist auf dem Weg, ein totalitärer Staat zu werden. Das wird sich am morgigen Dienstag deutlicher denn je zeigen. Denn die Justiz macht nun tatsächlich einer Frau den Strafprozess, weil sie kritische Aussagen über den Islam gemacht hat.

Die Seminarleiterin Elisabeth Sabaditsch-Wolff, in den 90er-Jahren im Kabinett von Wolfgang Schüssel und später an mehreren Botschaften im arabischen Raum tätig, wird wegen islamkritischer Aussagen angeklagt, während in Österreich seit Jahr und Tag beispielsweise jede Hetze gegen die katholische Kirche straflos geblieben ist.

Hinter dem Sabaditsch-Prozess – selbst wenn er am Ende des Tages in der allerletzten Instanz mit einem Freispruch enden sollte – steckt natürlich dümmliches parteipolitisches Kalkül: Da die Äußerungen bei einer freiheitlichen Veranstaltung gefallen sind, glaubt man offenbar bei den anderen Parteien, den Aufstieg der FPÖ auf diese Weise bekämpfen zu können. Denn als Folge des Schauprozesses können ja dann als nächste Stufe der FPÖ Gelder für ihre Bildungsakademie gestrichen werden, wie die Regierungsparteien inzwischen unter dem Jubel der Grünen beschlossen haben.

Das Alles zeigt ein unglaubliches Sittenbild einer Regierung, die praktisch zur gleichen Zeit offen die Verfassung bricht, angeblich weil sie für das Budget (ohne jede Strukturreform) nicht Zeit genug hatte. Das zeigt auch die rein parteipolitische Instrumentalisierung der Staatsanwaltschaft – die ja in praktisch allen führenden Positionen von SPÖ-Sympathisanten besetzt worden ist (pikanterweise sind dafür primär blaue und schwarze Minister verantwortlich).

Fast gleichzeitig mit der Anklage-Erhebung gegen Sabaditsch-Wolff ist das wohl bedrückendste Dokument der österreichischen Nachkriegs-Justizgeschichte bekanntgeworden: Eine präzise Dokumentation des langjährigen Präsidenten des Obersten Gerichtshof, Johann Rzeszut, die zeigt, wie sehr die Staatsanwaltschaft die Verfolgung des Mittäters bei der Entführung der Natascha Kampusch hintertrieben hat. Eine Kopie seines Schreibens an alle Parlamentsklubs ist nun in voller Länge auch im Internet zu finden.

Dass Rot und Grün die demokratische Auseinandersetzung angesichts ständiger Wählerverluste immer stärker von der Wahlurne weg in den Gerichtssaal transferieren wollen, ist ja nicht gerade neu. Ähnlich ist in den Staaten Osteuropas nach 1945 jeder andersdenkende Politiker von den Kommunisten mit Schauprozessen verfolgt worden (woran sich die neben vielen anderen davon betroffenen demokratischen Sozialdemokraten eigentlich noch erinnern sollten). Ähnlich haben auch die Nazis Andersdenkende zu Tausenden mit politischen Prozessen kriminalisiert.

Bestürzend ist nur, dass da auch eine ÖVP-Ministerin die Erlaubnis für einen solchen Meinungsprozess gegeben hat. Was freilich die bisherigen Urteile über die Intelligenz und Weitsicht dieser Ministerin nur bestätigt. Noch bestürzender ist, dass in der ganzen ÖVP offenbar niemand mehr aufsteht und für die Meinungsfreiheit eintritt. Immerhin war die ÖVP lange jene Partei, die unter dem diesbezüglich sehr mageren österreichischen Angebot die Werte und Überzeugungen des klassischen Liberalismus noch am ehesten vertreten hat.

Bei der SPÖ ist ja schon mit dem Abgang Bruno Kreiskys jede diesbezügliche Tradition zu Ende gegangen. Man erinnere sich nur voller Wehmut, wie geduldig er sich einst mit den demokratiefeindlichen und gewalttätigen Dummheiten seiner eigenen Parteijugend auseinandergesetzt hat (deren Exponenten dann in großer Zahl bei den Grünen gelandet sind).

Selbst wenn jede Aussage Sabaditsch-Wolffs ein Unsinn wäre, dürfte das in einer rechtsstaatlichen Demokratie niemals ein Anlass sein, sie vor den Strafrichter zu stellen. Denn auch in anderen Akademien wird oft blühender Unsinn verzapft, werden hasserfüllte Klassenkampf-Thesen geklopft und ähnliches mehr.

Der Zustand der Justiz wird auch dadurch symbolisiert, dass die Anzeige gegen Sabaditsch-Wolff ausgerechnet von einer „News“-Journalistin stammt, also von einem Blatt, das so ziemlich alle negativen Erscheinungen in der heimischen Publizistik verkörpert (und das erfreulicherweise unter anhaltendem Leserschwund leidet).

Natürlich muss es nicht nur erlaubt sein, sich pointiert und kritisch mit dem Islam auseinanderzusetzen, sondern ist sogar dringend notwendig. Immerhin bezeichnen die heiligen Bücher des Islam die Ungläubigen, also alle anderen, als „schlimmer als das Vieh“.

Sabaditsch-Wolff hat verdienstvollerweise viele durch das Vordringen des Islam entstandene Missstände aufgezeigt: öffentliche Bäder, die für nichtmuslimische Frauen gesperrt werden; Kindergärten, die kein Schweinefleisch mehr servieren; Mädchen, die nicht auf Skikurse fahren dürfen. Und jeder, dem an der Zukunft Europas liegt, muss sich sogar damit auseinandersetzen, dass die allermeisten Terroristen auf dieser Erde eine islamische Motivation haben, dass der Islam in allen Ländern, wo er die Mehrheit bildet, eine Einschränkung der Menschenrechte bedeutet, dass Islam-Kritiker jahrelang weltweiten Bedrohungen und konkreter Lebensgefahr ausgesetzt sind, dass Moslems von Pakistan bis Ägypten blutige Christenverfolgungen praktizieren.

Die österreichische Justiz wandelt in den Spuren der niederländischen, die sich ebenfalls von Linksradikalen in Strafprozesse gegen Islamkritiker hineinhetzen hat lassen. Das prominenteste Beispiel ist der Wahlsieger Geert Wilders. Im Prozess gegen Wilders hat ein Richter sogar einen Sachverständigen heimlich gegen den Angeklagten zu beeinflussen versucht. Freilich gibt es in den Niederlanden noch unabhängige Instanzen, die darauf den Richter für befangen erklärt und den Prozess neu ausgeschrieben haben. Besonders skurril am Wilders-Prozess ist, dass sogar die Staatsanwaltschaft längst einen Freispruch für Wilders beantragt (Wilders hatte den Koran mit Hitlers „Mein Kampf“ verglichen).

Bei uns jedoch wüten die roten Staatsanwälte der ahnungslosen Claudia Bandion-Ortner.

Eine schockierende Umfrage eines (SPÖ-nahen) Instituts für Jugendkulturforschung unter in Wien lebenden arabischen und türkischen Jugendlichen wird hingegen sofort schubladisiert: 45 Prozent sind der Meinung, die Juden hätten zu viel Einfluss auf die Weltwirtschaft und 37,9 Prozent glauben, dass Hitler auch „sehr viel Gutes für die Menschen“ getan hätte. Das wird ignoriert, während Islam-Kritik mit Haft bestraft wird. Freilich: Die jungen Moslems wählen ja in ihrer großen Mehrheit „richtig“.

In Deutschland gibt es hingegen noch durchaus mutige Politiker, welche die mit dem Islam verbundenen Probleme aufzeigen. So hat Wolfgang Bosbach (CDU), der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, darauf hingewiesen, dass Religionen Motive für Gewalt liefern können, und das sei eher im Islam als im Christentum der Fall. Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder konstatiert – ebenso wie der deutsche Philologenverband – eine wachsende „Deutschenfeindlichkeit“ unter muslimischen Jugendlichen; sie spricht sich für harte Strafen bis hin zur Ausweisung von kriminellen und integrationsunwilligen Jugendlichen aus; und sie wagt zu sagen: „Es gibt Moscheen, in denen Werte vermittelt werden, die eindeutig nicht auf dem Boden unserer Verfassung stehen.“

Eigentlich sollten auch die österreichischen Medien rasch begreifen, dass die ständige Einengung der Meinungsfreiheit am Ende des Tages vor allem die Medien trifft. Sie könnten an einem eindrucksvollen Beispiel ausgerechnet aus Bolivien lernen. Aus Protest gegen ein neues Antirassismusgesetz sind dort viele große Zeitungen einen Tag lang mit einer fast leeren ersten Seite erschienen. "Es gibt keine Demokratie ohne die Freiheit der Meinungsäußerung" war der einzige Text darauf. Die Zeitungen befürchten, dass das Gesetz als Vorwand benutzt werden könnte, Blätter wegen der Verbreitung oder der Rechtfertigung von Rassismus zu schließen.

Bolivianische Journalisten sind offenbar klüger als die unsrigen. Und mutiger.

Letztlich geht es eben auch bei uns nicht nur um Sabaditsch, sondern um eine Rückbesinnung auf unsere zentralsten Grundwerte. Es geht um eine zentrale Forderung: Hände weg von der Meinungsfreiheit!

Sonst muss bald, wie schon in etlichen anderen Ländern, jeder Türke vor Gericht kommen, der den Völkermord an den Armeniern leugnet. Jeder US-Bürger, der den Völkermord an den Indianern leugnet. Jeder Moslem, der Homosexuelle als minderwertig behandelt. Jeder Franzose, der den Angriffskrieger Napoleon verherrlicht. Jeder Protestant, der die katholische Kirche verächtlich macht. Jeder katholische Priester, der wie zuletzt ein belgischer Bischof Aids als „immanente Gerechtigkeit“ bezeichnet. Oder jeder linke Demonstrant gegen Lebensschützer, der Schilder trägt wie „Hätte Maria abgetrieben, wärt Ihr uns erspart geblieben.“

Sie alle begreifen nicht, dass mit Sabaditsch-Wolff auch ihre eigene Meinungsfreiheit bedroht ist. Gewiss kann man sich in jeder dieser Fragen sehr intensiv und engagiert äußern. Eine rechtsstaatliche Demokratie kann jedoch nur dann funktionieren, wenn jeder in voller Freiheit jede dieser Fragen debattieren darf. Mit noch so dummen und widerwärtigen, wie mit noch so klugen Stellungnahmen. Wird aber diese Meinungsfreiheit genommen, dann ist der Weg in den Totalitarismus nicht mehr aufhaltbar.

Sollte es jedoch so sein, dass auch künftig nur Äußerungen aus einer bestimmten politischen Ecke bestraft werden, dann sind wir nicht mehr unterwegs in Richtung Totalitarismus, dann sind wir längst schon dort angekommen.

 

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Die Lüge vom Zuwanderungsbedarf

21. November 2010 01:24 | Autor: Andreas Unterberger

Jeder politisch korrekte Politiker in Österreich wie Deutschland plappert es nach. Wirtschaftskammer und die vom Staat bezahlten Wirtschaftsforscher sagen es dauernd vor: nämlich dass wir dringend eine massive Zuwanderung von Fachkräften bräuchten, wenn unsere Industrie – das Herz jeder Wirtschaft – nicht große Probleme bekommen soll.

Deswegen wird in Österreich intensiv an einer Zuwanderungsförderung etwa in Form einer Rot-Weiß-Rot-Card geredet.

Und nun kommt das (größte) deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut, das DIW. Es hat das alles zumindest für Deutschland erstmals nachgeprüft – und als Unsinn entlarvt. Während die Arbeitgeberverbände davon reden, dass Deutschland jetzt schon mindestens 60.000 Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker (MINT) zu wenig habe, die nur durch Zuwanderung zu finden seien, hält das DIW diese Forderung der Wirtschaft für total unbegründet.

Die DIW-Experten haben die Zahlen der Beschäftigten in der Industrie vor und nach der Krise verglichen – und sehen dort noch immer 30.000 weniger beschäftigt. Vor allem zeige die Entwicklung der Gehälter, dass offensichtlich kein signifikanter Mangel an MINT-Experten bestehe. Denn gäbe es diesen, müssten deren Gehälter deutlich und rascher als alle anderen anziehen. Aber da gibt es überhaupt nichts zu sehen. Bei Investitionsgüterproduzenten mussten im zweiten Quartal leitende Mitarbeiter sogar Reallohneinbußen hinnehmen.

Die Studie habe sich auch die Absolventen der deutschen Unis angesehen: Dort wurden im Vorjahr mehr als 23.000 Maschinenbauer fertig – gleichzeitig sind aber nur 9000 mit dieser Qualifikation in Pension gegangen.

In Österreich wird so etwas sicherheitshalber gar nicht nachgerechnet. Es könnten ja politisch unerwünschte Ergebnisse herauskommen. War es doch schon peinlich genug, dass bei der Präsentation der Rot-Weiß-Rot-Card ausgerechnet Zimmermädchen als fehlende Fachkräfte genannt wurden.

Freilich sind Zimmermädchen und ähnlich schlecht qualifizierten Berufe wahrscheinlich ohnedies die einzigen Fachkräfte, die bereit sind zuzuwandern. Denn – ganz unabhängig von der Frage, wie groß der Bedarf nun wirklich ist – sind Naturwissenschafter und Ingenieure weltweit eine gesuchte Kategorie. Die kaum auswandern müssen – und wenn, dann tun sie es Richtung USA und Großbritannien. Wo sie die Sprache beherrschen, wo die Steuern viel niedriger sind, und wo ihnen die weltbesten Unis (also solche, die sich ihre Studenten aussuchen können und denen noch viel Geld abverlangen) tolle Forschungsmöglichkeiten bieten. Das haben Deutschland und Österreich ja schon in den Jahren bis 2001 erlebt, als Programmierer wirklich Mangelware waren, aber fast keiner der berühmten Inder trotz aller Werbungen nach Mitteleuropa gekommen ist.

Die einzige Basis für die Behauptung eines Fachkräftemangels sind Umfragen unter Unternehmen. Arbeitgeber haben aber natürlich immer ein großes Interesse an einem möglichst großen Reservoir an möglichen Mitarbeitern, sie werden daher bei Umfragen nie die volle Wahrheit sagen. Gibt es mehr Angebot an Mitarbeitern, hat man eine größere qualitative Auswahl. Und man muss keine höheren Löhne zahlen.

Das sind zwar legitime Ziele. Aber gleichzeitig müsste von der Politik bei der Zuwanderung auch der Wirtschaft gegenüber Kostenwahrheit eingefordert werden. Denn inzwischen ist längst klar, dass Zuwanderung erhöhte Kosten für die Allgemeinheit auslöst, die aber nicht von den jeweiligen Arbeitgebern bezahlt werden. Die problematischen Folgen einer Ghettobildung oder die zusätzlichen Kosten durch Sprach- und andere Probleme in Schulen, Kindergärten und Sozialdiensten fallen immer den Steuerzahlern auf den Kopf.

Wetten dass die Arbeitgeberumfragen ganz anders aussehen würden, wenn die Arbeitgeber jeweils für ihre Immigranten einen Anteil der Gemeinkosten tragen müssten?

 

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Und jetzt auch noch Paul Lendvai?

20. November 2010 01:44 | Autor: Andreas Unterberger

Nach den vielen ORF-Affären der vergangenen Jahre ist nun auch noch Paul Landvai, der prominente Ungarn-Experte des ORF in ein schiefes Licht gekommen. In ungarischen Medien werden belastende Dokumente aus ungarischen Geheimdienst-Archiven veröffentlicht, die auf eine überraschend gute Kooperation Lendvais mit den kommunistischen Behörden Ungarns hindeuten.

Diese Berichte erregen unter den in Österreich lebenden Ungarn derzeit großes Aufsehen.

Der in den 50er Jahren aus Ungarn emigrierte Lendvai  hatte mehrfach selbst zugegeben, dass er in seiner Jugend an den ungarischen Sozialismus geglaubt hat. Nach seiner Emigration und als erfolgreicher Journalist für mehrere Print- und elektronische Medien hat er hingegen öffentlich keine Sympathien dieser Art mehr geäußert. Lendvai moderiert heute noch im ORF Sendungen – weit über alle Altersgrenzen hinaus, die der ORF normalerweise seinen eigenen Redaktionsmitgliedern setzt.

Während er die nunmehrigen Vorwürfe als „lächerlich“ bezeichnet, deuten die Dokumente doch auf ein sehr kooperatives Verhältnis Lendvais zu den ungarischen Kommunisten hin, das seinem Auftreten in Österreich deutlich widerspricht. Im Gegensatz zum Fall Zilk gibt es jedoch keinerlei Hinweise auf Geldflüsse oder eine formalisierte Agententätigkeit.

Vermutlich hat Lendvai etwas ganz anderes zu seiner kooperativen Haltung verleitet: Er hatte sich als Osteuropa-Spezialist einen Namen zu machen versucht und musste immer fürchten, dass ihm in Osteuropa die Dreh- und Reise-Genehmigungen entzogen werden. So hat etwa auch der Tagebuch-Autor rund zwei Jahrzehnte kein Einreisevisum in die Tschechoslowakei erhalten.

Besonders unerquicklich an den nunmehrigen Veröffentlichungen über Lendvai ist ein Bericht, dass dieser die ungarischen Behörden über ein Treffen ungarischer Oppositioneller mit westlichen Intellektuellen detailliert informiert habe, und zwar unter Einschluss der Teilnehmernamen. Lendvai habe auch – unter ausdrücklicher Bitte um Diskretion – ungarische Diplomaten mehrere Male über bevorstehende Berichte im ORF informiert.

Lendvai war eine Zeitlang von der Regierung Gusenbauer als parteipolitisch „Neutraler“ in den ORF-Stiftungsrat entsandt worden, das weitaus wichtigste ORF-Gremium. In jüngster Zeit hat sich Lendvai – der sich normalerweise mit politischen Meinungen sehr bedeckt hält – äußerst kritisch über die gegenwärtige konservative Regierung Ungarns ausgelassen. Vermutlich stehen die Veröffentlichungen von Dokumenten aus ungarischen Geheimdienst-Archiven nun damit in Zusammenhang.

Welches Gewicht man auch immer diesen Vorwürfen zumessen mag: Sie stellen eine weitere Belastung für die ohnedies in einer schweren Krise steckende ORF-Führung dar.

 

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Von der CDU kann man neuerdings was lernen

20. November 2010 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Vielleicht kommt in der ÖVP bisweilen jemand dazu, ausländische Zeitungen zu lesen. Dann hätte bei den Berichten über den CDU-Parteitag zumindest dieser Jemand vielleicht nachzudenken begonnen.

Denn die CDU hat nach ihrem tiefen Absturz bei den Meinungsumfragen eine massive Rückkehr zu ihrem traditionellen liberalkonservativen Kurs vorgenommen. Und das noch dazu in großer Einmütigkeit.

Sie geht – ohne den Namen zu nennen – in vielen Punkten auf die von Thilo Sarrazin aufgezeigten Gefahren durch den Islam ein. Sie sagt Integrationsverweigerern und Parallelgesellschaften den Kampf an. Sie will die moslemischen Verbände mehr in die Pflicht nehmen. Sie bekennt sich auch wieder viel stärker zu wirtschaftlicher Verantwortung statt zu Sozialutopismus. Sie bekennt sich zur Familie. Sie bekennt sich zur christlich-jüdischen Leitkultur. Sie will konsequenter gegen Schulschwänzer vorgehen. Sie geht wieder viel deutlicher auf einen marktwirtschaftlichen Kurs. Und sie stellt sich geschlossen und energisch gegen die grünpopulistischen Proteste zur Verhinderung des Bahnbeschleunigungs-Projektes Stuttgart 21.

Gewiss, Parteitagsbeschlüsse sind noch lange keine politische Wirklichkeit. Aber immerhin sind sie eine Neuorientierung, eine Rückbesinnung.

Und die täte auch der ÖVP dringend not. Etwa in Hinblick auf die Behauptung des Wirtschaftsministers, dass die Familienförderung „gescheitert“ sei. Obwohl die Familienförderung ja vor allem anderen eine sogar vom Verfassungsgerichtshof verlangte Frage der Gerechtigkeit ist. Und obwohl das eigentliche Scheitern darin liegt, dass die Familienförderung für in Österreich geborene Frauen – insbesondere Akademikerinnen – noch immer einen sozialen Absturz bei Geburt eines Kindes bedeutet, für Frauen aus Anatolien hingegen eine gewaltige Verbesserung. Was zu recht kontraproduktiven Ergebnissen führt.

Die ÖVP hat auf Bundesebene bis auf die parteiintern gerne im Regen stehen gelassene Innenministerin in Hinblick auf die Sicherheitspolitik keinen einzigen Politiker, der für konservative Werte stünde.

Der Landwirtschaftsminister nimmt sich wie ein radikaler Grüner aus. Der Wirtschaftsminister und sein Mastermind Leitl agieren wie das PR-Büro der gewerkschaftlich dominierten Sozialpartnerschaft (dem Wirtschaftsminister fällt überdies zur Verteidigung seiner neuen Staatssekretärin ausgerechnet der peinliche Satz ein: „Jeder verdient eine Chance“ – was ja nun wirklich auf acht Millionen Österreicher zutrifft). Die Justizministerin hat nicht einmal noch begriffen, dass ihr von ihren Beamten dauern linksliberale Gesetzentwürfe unterjubelt werden (und im ÖVP-Klub gibt es neimanden, der sie kritisch zu begleiten imstande wäre). Fast alle ÖVP-Funktionäre tun nun so, als ob Frau Marek wegen eines angeblichen Rechtskurses in Wien verloren hätte (Und ignorieren die Fragen: Wer hat denn außerhalb von Standard&Co den angeblichen Rechtskurs Mareks überhaupt registriert? Und wo waren denn die tollen Umfragen Mareks, als sie nach dieser merkwürdigen Theorie angeblich noch „liberal“ gewesen war?).

Und der Parteiobmann hat sich durch seine persönliche Identifikation mit der Schwulenehe (die nur ein bisschen anders heißt) und seiner bedingungslosen Bindung an eine Faymann-SPÖ besonders unglücklich positioniert.

Irgendwie glaubt man fast, dass die alle von einem H.C.Strache bestochen worden sind, damit der demnächst Nummer Eins werden kann. Denn es sind nicht die Wähler nach rechts gegangen, sondern die ÖVP deutlich nach links. So wie eben auch die CDU bis vor wenigen Tagen. Aber die war wenigstens zur geistigen Umkehr imstande.

 

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Fußnote 147: Der Schönwetterminister

19. November 2010 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Außenminister Spindelegger ist der Meinung, der türkische Botschafter in Österreich kann ruhig weiterarbeiten.

Schließlich, so der Minister, habe der Botschafter bei seinem – bis auf die Grünen das ganze Land provozierenden – Interview ja nur seine Privatmeinung gesagt. Das habe ihm ja auch der türkische Außenminister bestätigt. Na Bravo: Also Österreich stört es nicht, wenn Botschafter gar nicht die Meinung des von ihnen vertretenen Landes vertreten, sondern irgendeine andere. Und sich nicht einmal dafür entschuldigen. Wozu bitte braucht man sie dann eigentlich? Und, hochverehrter Herr Außenminister: So nett es zweifellos ist, gleich mehrere Termine bei der amerikanischen Außenministerin zu haben (an die manche Vorgänger nicht herangekommen sind), so sehr sehen die Steuerzahler den Existenzgrund des diplomatischen Apparates doch auch in etwas unangenehmeren, aber notwendigen Schritten. Schönwetterminister alleine brauchen wir nicht.

 

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SN-Kontroverse: Rücktritt der ORF-Führung?

19. November 2010 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die ORF-Führung zurücktreten?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

 

Nachtigall, ich hör dir trapsen!

 

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Politik hat ihn fest im (Würge-)Griff. Österreichs öffentlich-rechtlicher Rundfunk kämpft seit vielen Jahren vergeblich um seine Unabhängigkeit. Es gab zahllose Initiativen, um ihn aus der Geiselhaft der Parteien zu befreien. Nun geht es in der Anstalt wieder einmal drunter und drüber.

Nach der Abwahl von Informationsdirektor Elmar Oberhauser ist unter der übrigen Führungsriege ein Hauen und Stechen im Gange, das seinesgleichen sucht. Jeder misstraut jedem. Höhepunkt ist die „Bespitzelung" von ORF-Direktoren im Auftrag des  ORF-Kommunikationschefs. So weit, so schlecht.

Prompt wird nun nach einem Rücktritt der gesamten ORF-Führungsriege gerufen.  Naturgemäß am vehementesten von der Gruppierung rund um Finanzchef Richard Grasl, der von der ÖVP Niederösterreich auf den Direktorenposten gehievt wurde und sich jetzt die besten Chancen für die Nachfolge von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ausrechnet.
Nachtigall, ich hör' dir trapsen -  zumal eine Neuwahl nichts an den derzeitigen Verhältnissen im ORF ändern würde. Lediglich die Farbenlehre an der Spitze des Unternehmens wäre anders. Der strukturelle Missstand im ORF bliebe gleich.

Das erst vor einem Jahr beschlossene ORF-Gesetz hat den  öffentlich-rechtlichen Mehrwert des ORF nicht gestärkt. Der Programmauftrag ist unpräzise und unzeitgemäß. Um die EU-Kommission zufriedenzustellen, wurden lediglich „besondere Aufträge" für Spartenprogramme und das Onlineangebot ergänzt. Außerdem bleiben im neuen ORF-Gesetz die Gremien unangetastet.

Der Stiftungsrat ist das was er immer war. Ein Bazar der ungenierten Freunderlwirtschaft. Nicht der Rücktritt der Führungsriege, sondern die Änderung der Strukturen bringt daher mehr Unabhängigkeit für den ORF und seine Mitarbeiter und hoffentlich bessere Programme. 


 

Radikallösung oder Konkurs

 

Andreas Unterberger

Längst ist der Wrabetz-ORF so kaputt, dass nichts zu retten ist.Da ordnet etwa die SPÖ-Handlangerin Laura Rudas ungeniert an, wer Chefredakteur wird. Da zeigt der Grüne Pius Strobl als übermächtig-präpotenter ORF-Sprecher, zu welchen Stasi-Methoden Grüne greifen, wenn sie einmal einen Teil der Macht erobert haben.

Da hat die gesamte ORF-Information eine so schwere linke Schlagseite, dass man oft eine televisionäre Wiederauferstehung der alten Volksstimme vor sich zu haben glaubt. Da wird so intensiv an den Sehern vorbei Programm gemacht, dass diese im Eilschritt vom ORF weggehen, wie die steil fallenden Quoten beweisen.

Da werden aus dem Budget auf Kosten von Mehrkinderfamilien, Universitäten oder des freien Zugangs zum Recht dem an pragmatisierte Mitarbeiter fette Gehälter zahlenden ORF 160 Millionen zugeschoben.

Da wird in fast jedem Bundesland (besonders jenen im Osten) auf unsere Kosten pures PR-Fernsehen für den örtlichen Landeshauptmann gemacht. Da agiert die Belegschaft so, als ob der ORF ihnen gehörte.

Freilich: Ein bloßer Austausch von Alexander Wrabetz durch einen anderen Partei-Apparatschik nutzt gar nichts. Denn die Abhängigkeit von den Parteien - derzeit von einer allen Wahlergebnissen widersprechenden absoluten Rot-Grün-Mehrheit - kann nur den gleichen Mist produzieren. Sinnvoll sind nur noch radikale Lösungen: Eine wäre die proportionale Publikumswahl aller Stiftungsräte (ohne Beteiligung der Politik). Eine andere wäre die Privatisierung. Eine dritte wäre die Aufteilung der Hörer- und Seher-Gebühren unter allen österreichischen Sendern durch eine wirklich unabhängige Institution je nach Qualität und Ausgewogenheit.

Gelingt nichts davon, bliebe nur noch der Konkurs. Der ja oft der beste Neuanfang ist.

 

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Der Pilz als Faschist

18. November 2010 04:54 | Autor: Andreas Unterberger

Was dem Jupiter erlaubt ist, das ist bei allen anderen allemal ein schweres Verbrechen. Was ein Peter Pilz fordert, grenzt bei allen anderen an Verhetzung oder vielleicht gar Wiederbetätigung – zumindest in der Stehsatz-Diktion der Grünen und anderen sich selbst für politisch korrekt haltender und ständig empörter Menschen.

Dabei hat Pilz mit einer dieser Tage groß erhobenen Forderung (über die der ORF wieder einmal eilfertig und unkritisch berichtet hat, der sich sonst einen feuchten Dreck um das Tun einfacher Abgeordneter kümmert) durchaus recht. Er forderte nämlich „die Ausweisung sämtlicher in Österreich tätiger Kadyrow-Agenten, seiner Meinung nach rund 500“.

Da kann man im Prinzip nur dafür sein. Jedoch: Pilz tut damit genau das, was Grüne und Linke bei anderen zum Megaverbrechen stempeln. Denn „Agenten“ des tschetschenischen Oberbanditen laufen leider nicht mit einem sie als solche entlarvenden Schild um den Hals herum. Sie melden sich auch nicht vor Aufnahme ihrer Agententätigkeit ordnungsgemäß bei der Gewerbebehörde oder dem Verfassungsschutz an. Und die diesbezüglichen Behauptungen tschetschenischer Oppositioneller werden leider kaum mit Beweisen unterlegt.

Man könnte die „rund 500“ daher nur pauschal und auf Grund vager Indizien oder Denunziationen identifizieren und ausweisen.

Genau das hat aber etwa auch der französische Präsident Sarkozy gemacht, als er einige Tausend Roma (wie Pilz & Co sie nennen) beziehungsweise Zigeuner (wie sich viele von ihnen selber nennen) einfach abschieben hat lassen, weil sie sich monatelang ohne Wohnsitz und legales Einkommen in Frankreich aufgehalten haben. Da ertönte in linken Medien wochenlang der empörte Ruf, dass das faschistische oder noch schlimmere Methoden seien.

Nach der Pilz-Methode könnte und sollte auch die Innenministerin sofort ein summarisches Verfahren gegen alle Nigerianer anwenden, weil sich unter ihnen mit einem sehr hohen Prozentsatz statt armer Politisch Verfolgter künftige Drogendealer befinden. Maria Fekter würde dabei sogar höchstwahrscheinlich einen höheren Anteil an Kriminellen erwischen als Pilz unter seinen „rund 500“ Agenten.

Eine ziemlich verlogene Geschichte. Grün eben.

Aber vielleicht kann sich unsere Gesellschaft wirklich nur noch durch solche Methoden gegen eine Überschwemmung durch unerwünschte und gefährliche Elemente wehren. Was nüchtern zu diskutieren ist, auch wenn die üblichen Juristen dann sehr intensiv den Kopf schütteln werden, dass man doch niemanden so pauschal hinauswerfen dürfe, solange er nicht von minestens drei Augenzeugen bei einer konkreten Tat überführt worden ist. Sie werden das natürlich nicht kritisieren, wenn der Vorschlag von Pilz kommt, sondern nur, wenn er von Fekter oder anderen stammt. 

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Die G20 und die Tektonik der Weltwirtschaft

18. November 2010 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Die Großen 20 dieser Welt wollten einen Gipfel erklimmen – sie überwanden im Rückblick freilich nur einen kleinen Sandhaufen. Die bösen Worte beim Gipfelanstieg sind nachher dennoch diplomatischen Freundlichkeiten gewichen, als ob man sich in Seoul in irgendeinem wichtigen Punkt einig gewesen wäre.

Die Weltwirtschaft wird freilich ohnedies nicht durch inszenierte Gipfeltreffen verändert, sondern nur durch die realen wirtschaftlichen Verhältnisse. Das ist ärgerlich für die großen Staatsmänner, die sich gerne als Gestalter der Welt präsentieren. Es ist vor allem mühsam für sie: Sie wurden alle zurückverwiesen auf ihre Hausaufgaben.

Die globalen wirtschaftlichen Verhältnisse verändern sich wie tektonische Platten. Sie scheinen lange ruhig und stabil. Bis es dann zu einer Erdbebenwelle kommt, die die Erdoberfläche deutlich verändert. Genau das ist in der Wirtschaftskrise 2008/09 passiert. Seither ist China wichtiger, sind die USA und Europa unwichtiger geworden. Was sich nun auch im Währungsfonds zeigt.

Niemand weiß, wie lange diesmal die nach der Bebenserie eingetretene Beruhigung anhalten wird. Denn: So wenig sich tektonische Platten durch Eingriffe der Großtechnik zähmen lassen, so wenig lassen sich die wirtschaftlichen Kräfte durch Beschlüsse der Großen dieser Welt ändern.

Barack Obama hatte dazu einen besonders skurrilen Vorschlag präsentiert: Er verlangte Grenzwerte für Leistungsungleichgewichte. Das heißt übersetzt: Erfolgreiche Exportnationen wie China, Südkorea , andere Süd- und Ostasiaten, noch immer Deutschland, aber seit etlichen Jahren auch Brasilien sollen weniger exportieren dürfen.

Das wurde von Peking & Co natürlich eiskalt abgeschmettert.  Was die Zwickmühle für Obama vergrößert: Denn er hatte sich in seinen – recht stark sozialistisch-planwirtschaftlich geprägten – Ideen vorgestellt, dass er einerseits durch den neuerlichen Druck weiterer 600 Milliarden Dollar (Motto: Es werde Geld) die US-Konjunktur anheizen, andererseits aber gleichzeitig verhindern kann, dass das neue Geld primär in die Exportnationen fließt.

Diese aber könnten es sich gar nicht leisten, auf Exporte freiwillig zu verzichten. Peking etwa fürchtet eine politische Explosion, wenn es nicht ständig durch aggressives Exportwachstum mehr Jobs schafft. Zur Erleichterung der Exporte hält es seine Währung daher künstlich niedrig.

Dennoch sollte Peking eine Gefahr zunehmend ernst nehmen: Dass der Dollar rapide an Wert verliert – und damit auch der wichtigste Schatz in Chinas Tresoren.

Für die USA hingegen rächen sich nun die Jahre heftigen Konsumierens und ebenso heftigen Entsparens sowie eines Schrumpfens der industriellen Basis des Landes.

Was neue ökonomische Erdbeben sicher macht: Die zwei wichtigsten ökotektonischen Platten der Erde bewegen sich auf einen neuen schweren Zusammenstoß zu. Bei dem alle Schaden erleiden werden.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

 

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Die Innenseite der Insiderei

17. November 2010 18:29 | Autor: Andreas Unterberger

Wolfgang Ruttenstorfer, der Chef der OMV, muss vor den Strafrichter. Das schafft ein gewaltiges Dilemma, bei dem es keine guten Lösungen gibt, bei dem aber rasche Antworten dringend notwendig sind. Und wo es nur eine Antwort gibt – die freilich lediglich das geringste Übel verkörpert. Das noch immer groß genug ist.

Auf der einen Seite steht der Rechtsstaat: Ruttenstorfer hat knapp vor einer für den Kurs der OMV-Aktie positiven Entwicklung ein sattes Aktienpaket der von ihm geleiteten Firma erworben. Was ihn zumindest auf dem Papier deutlich reicher gemacht hat. Daher steht ein massiver Vorwurf des Insiderhandels im Raum. Insiderhandel ist in Österreich bisher ja viel zu wenig geahndet oder durch Diversion im Hinterzimmer erledigt worden, obwohl hier die normalen Kleinaktionäre von Managern mit ihrem Wissensvorteil über den Tisch gezogen worden sind.

Auf der anderen Seite steht mindestens ebenso viel: Ruttenstorfer hat die Aktien im Zuge seines Vertrages als normalen Bonus erworben. Er muss sie jedenfalls drei Jahre behalten, konnte sie also nicht gleich wieder verkaufen, als die ihm – möglicherweise – exklusiv zugängliche gute Nachricht dann allgemein bekannt wurde.

Ruttenstorfer ist darüber hinaus einer der besten Manager Österreichs. Er hat die OMV zum Vorteil der Mitarbeiter und(!) Aktionäre auf sehr guten Kurs geführt. Er ist auch innerhalb der Sozialdemokratie (die ihn unter Klima zum Staatssekretär gemacht hatte) eine der ganz wenigen Stimmen der wirtschaftlichen Vernunft – viel vernünftiger als der Tag und Nacht mediengeile Hannes Androsch.

Jedoch: Ein Strafverfahren gegen den Chef eines so wichtigen Unternehmens legt diesen jahrelang lahm. Da scheint es bei aller Diskussionswürdigkeit der Anklage doch im Interesse von Mitarbeitern und Aktionären zu liegen, wenn Ruttenstorfer bis zur Rechtskraft eines hoffentlichen Freispruchs ins zweite Glied zurücktritt.

Unter einer einzigen Voraussetzung wäre ein Verbleib denkbar: Wenn der Zeitpunkt des Aktienerwerbs gar nicht von Ruttenstorfer, sondern von den Klauseln seines Vertrags bestimmt worden wäre. Dann wäre die Anklage nur noch ins Kapitel des Absurden einzureihen.

Ansonsten sollte jeder Vorstand einer Aktiengesellschaft zehnmal nachdenken, ob er künftig im Umgang mit Aktien der eigenen Firma noch irgendeine Entscheidung selbst treffen will, oder ob das nicht alles an einen völlig unabhängig und ohne jeden Kontakt agierenden Vermögensverwalter delegiert werden soll. Sonst haben wir es bald so wie in der Politik: Dass nur noch eine negative Auswahl bereit ist, sich solchen Risken auszusetzen.

 

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Sparen sollen die anderen, die Regierung tut das Gegenteil

17. November 2010 00:49 | Autor: Andreas Unterberger

Es war für die Medien die unbedeutendste Meldung dieser Woche und wurde daher meist ignoriert. Sie zeigt aber in Wahrheit deutlicher als alles andere, wie wenig diese Regierung von Wirtschaft versteht, wie sehr sie – Hand in Hand mit seltsam willkürlichen Sparmaßnahmen – das Geld in hohem Bogen beim Fenster hinauswirft. Und wie nahe sie der Korruption steht.

Neben den vielen schon hier aufgezählten Verschwendungsaktionen geht es heute um „Höhere Schwellen bei Vergaben“.

Bitte trotzdem weiterlesen, es klingt nur fad, ist aber durchaus aufregend. Es ist ein Paradebeispiel, wie nahe Werner Faymann und seine Regierung und die Bundesländer und die Wirtschaftskammer an der Korruption gebaut sind.

Es geht dabei um die Einkäufe und Aufträge der öffentlichen Hand. Mit gutem Grund – und mit für den Steuerzahler erfreulichen Ergebnissen – hat die Regierung Schüssel jeden Einkauf über 40.000 Euro aus öffentlichen Kassen an ein Vergabeverfahren gebunden. Gleichzeitig wurden alle Bundesstellen verpflichtet, die Einkäufe über eine gemeinsame Beschaffungsgesellschaft zu poolen.

Das hat satte Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich gebracht. Denn wie jeder Mitarbeiter von Billa oder Spar weiß, kann man durch gepoolten Großeinkauf viel, viel billiger einkaufen, als wenn jede Filiale einzeln beim Großhandel vorsprechen müsste. Darüber hinaus ist es manchen Lieferanten – etwa jenen von Repräsentationsautos – auch aus Prestigegründen viel wert, wenn Regierungsmitglieder mit ihren Produkten photographiert werden. Und stellen diese daher extrem günstig zur Verfügung.

Der Steuerzahler ersparte sich noch aus einem weiteren Grund viel Geld: Denn es gibt seit der professionellen Zusammenfassung und der strengen Ausschreibungspflicht für staatliche Einkäufe keinen Grund mehr für Lieferanten, sich den Einkaufsabteilungen der diversen Bundesstellen besonders erkenntlich zu zeigen. Was ja früher viele arme Beamte – natürlich ganz zu Unrecht – in Korruptionsverdacht gebracht hatte. Und was natürlich immer den Preis erhöht hat.

Allein: Im Mai 2009, am Höhepunkt der Krise, hat die Regierung verordnet, dass öffentliche Aufträge erst ab 100.000 Euro ausgeschrieben werden müssen, Bauaufträge gar ab einer Million. Das mag damals kurzfristig auch Sinn gehabt haben, denn dadurch konnten einige Aufträge rascher in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden.

Das österreichische Vergaberecht hat nämlich einen Nachteil: Es verhindert zwar sehr effizient Durchstechereien, es ist aber zu einem kasuistischen und nur für Spezialisten durchschaubaren Moloch mit 350 Paragraphen angewachsen. Es ist mit bisweilen langwierigen Verfahren und Anfechtungsmöglichkeiten verbunden. So kann wirklich das Fehlen der dritten Kopie eines Schriftstücks in einem Angebotsakt dazu führen, dass ein Anbieter komplett aus dem Rennen um einen Auftrag geworfen wird. Was dem Steuerzahler nichts nutzt, im Gegenteil:  Dadurch wird oft der billigste ausgebootet.

Das ist nur gut für Rechtsanwälte, aber mühsam für die Abwicklung. Es wäre daher durchaus sinnvoll, wenn man die bürokratisch-juristischen Mühseligkeiten des Vergabrechts zu straffen beginnt. Das würde auch deutliche Personal-Einsparungen in Bundesvergabeamt und sonstigen Körperschaften ermöglichen.

Aber zurück zur unsinnigen Erleichterung der Vergabe von Staatsaufträgen. Diese hat nur kurzfristig und nur am Höhepunkt der Krise einen Sinn. Hingegen in Zeiten, wo hinten und vorne gespart wird, wo die Regierung alle Einkaufsbudgets drastisch zurückfährt, ist das absolut sinnlos. Das gesamte Auftragsvolumen wird ja nicht größer, sondern kleiner. Und wenn Aufträge wirklich rascher vergeben werden sollten, wird es in der zweiten Jahreshälfte umso weniger Geld für weitere Aufträge geben.

Auch sonst überwiegen längst die Nachteile zu Kosten des Steuerzahlers, wie vor allem die breit gestreuten Korruptionsmöglichkeiten und die viel höheren Preise, wenn jeder wieder einzeln einkauft.

Das hat aber Bundeskanzler Faymann nicht gehindert, diese Woche die Erhöhung der Schwellenwerte, ab denen etwas ausgeschrieben werden muss, auch noch für das ganze Jahr 2011 zu verlängern. Das bringt kein zusätzliches Geld in die Wirtschaft, sondern bereichert nur jene, die gute Beziehungen zum auftraggebenden Politiker haben. Und seiner Partei.

Faymann muss jetzt noch die Zustimmung der Bundesländer einholen, bevor diese Verlängerung in Kraft tritt. Wetten, dass man auch dort die politischen Vorteile der – in jeder Hinsicht – freien Hand erkennt und keinen Einspruch erhebt?

Genauso sicher ist die Wette, dass auch die Wirtschaftskammer keinen Einspruch erheben wird. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass deren Chef in Sonntagsreden immer von der Bedeutung des Wettbewerbs lächelt. Und von der Notwendigkeit, endlich mit dem Sparen zu beginnen. Aber wenn es wirklich darum gehen sollte, jene Firmen zu vertreten, die durch Leistung und Preis (und nicht durch Beziehungen) am besten sind, vergisst Herr Leitl am Montag sofort das, was er am Sonntag gelächelt hat.

Und auch die Bundesregierung vergisst sofort ihre treuherzigen Beschwörungen, dass doch alle sparen müssten, wenn es darum geht, dass sie selbst ganz leicht wo sparen könnte. Da spart es sich doch allemal besser bei den kinderreichen Familien. Oder den Universitäten. Oder den Linzer Autofahrern.

 

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Der grüne Schein und das grausliche Sein

16. November 2010 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Die Grünen sind zweifellos jene Partei, die in der Summe die weitaus höchste Unterstützung unter Österreichs Journalisten genießt. Während sich die SPÖ diese Unterstützung erst mühsam mit unserem Steuergeld und dem direkten Einfluss im ORF erzwingen muss, geht das bei den Grünen von ganz allein.

Daher werden Dinge, die bei anders gesinnten Menschen zum demokratiegefährdenden Skandal werden, bei den Grünen medial huldvoll heruntergespielt. Dies trifft etwa auf Pius Strobl zu, den grünen Mastermind und Chefintriganten im ORF. Dieser hat es bei den Turbulenzen der Vorwoche tatsächlich gewagt, eine Spionin mit Tonband private Hintergrundgespräche mitschneiden zu lassen, die Angehörige der ORF-Führung in der Vorwoche mit Journalisten geführt haben.

Die Aufregung darob ist erstaunlich klein. Und der Generaldirektor ignoriert sie überhaupt gänzlich. Ist doch Strobl der höchstrangige (deklarierte) Grüne im linken ORF-Imperium. Und die SPÖ braucht im ORF-Kuratorium jedenfalls auch die Grünen, um über die anderen Parteien, die ja „nur“ bei den demokratischen Wahlen regelmäßig die Mehrheit erringen, drüberfahren zu können.

Eine ganz andere, aber ebenso bezeichnende grüne Geschichte kann man jetzt etwa in Hamburg beobachten. Und sie gibt einen klaren Vorgeschmack auf das, was Wien unter der künftigen Regierungsteilhabe der Grünen erwartet. In Hamburg werden nämlich mit offizieller Unterstützung der auch dort mitregierenden Grünen am Stadtrand 162 alte Buchen für eine große Sozialbau-Wohnanlage gefällt. Was den Nachbarn absolut nicht gefällt. Und den Grünen gefällt wieder nicht, dass das den Nachbarn nicht gefällt. Die FAZ zitiert dazu eine grüne Politikerin Hamburgs: „Man baut hier 66 Wohnungen, und das Abendland geht unter.“

Die für Grünpolitiker offenbar so lächerliche Ablehnung des Projekts durch eine Bürgerinitiative erhielt im betreffenden Bezirk Hamburgs immerhin 85 Prozent Zustimmung. Was die Grünen dennoch ignorieren wollen. Ebenso wie zuletzt die deutliche Ablehnung des Ideologieprojekts Gesamtschule durch die Hamburger.

Umso heftiger sind sie anderswo in Deutschland, wo sie also nicht an der Macht sind, gegen ökologisch viel sinnvollere Projekte: Etwa gegen „Stuttgart 21“, also gegen die Tieferlegung und Beschleunigung der umweltfreundlichen und von den Grünen – theoretisch – immer geliebten Eisenbahn, obwohl durch diese Tieferlegung im Zentrum Stuttgarts große begrünbare und in anderen Formen nutzbare Flächen entstehen. Oder gegen ein neues Speicherkraftwerk, das absolut notwendig ist, um den immer zur völlig falschen Zeit erzeugten (und noch dazu sauteuren) Strom aus den grünen Solar- oder Windkraftwerken so lange speichern zu können, bis ihn die Konsumenten auch benötigen.

Aus beidem kann man eine zentrale Lektion für naive Bürgerliche ableiten, die bisweilen gerne auf die Grünen hereinfallen: Die Grünen sind nach wie vor eine linksextreme Gruppe, die sich nur in der Oppositionsrolle als umweltbewusst, Bürgerinitiativen-freundlich und liberal-grundrechtsorientiert tarnt. Aber kaum haben sie irgendwo ein Zipfelchen der Macht, dann missbrauchen sie diese weit brutaler und zynischer, als klassische Sozialdemokraten oder Konservative das meist tun.

Fast fühlt man sich an die brutale Differenz zwischen der Rhetorik beziehungsweise den vielleicht(!) wirklich edel gemeinten Zielen der Oktoberrevolution und der dann folgenden Realität erinnert. Oder auch an die Französische Revolution, die mit der wunderschönen obersten Forderung nach „Freiheit“ angetreten ist. Beide Male brachte das nach Erringung der Macht nur den Henkern die Freiheit zum Massenmord.

Nun soll nicht angedeutet werden, dass die Grünen ebenfalls zu Massenmördern werden, wenn sie nur einmal die ganze Macht haben. Aber allein der Fanatismus, mit dem sie allerorten die (Meinungs-)Freiheit für - immer blitzschnell zu Faschisten gestempelte - Andersdenkende bekämpfen, macht ebenso angst und bange wie der grüne Zynismus.

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Jeder gegen jeden: Ein Staat oder viele Staaten?

15. November 2010 00:05 | Autor: Andreas Unterberger

Eines der großen Probleme dieser Republik besteht darin, dass viele staatliche Behörden ihren Lebenszweck vor allem darin sehen, gegen andere Behörden zu arbeiten. Wir aber müssen sie alle finanzieren.

Ein besonders schlimmes Beispiel ist der Gesundheitssektor. Da arbeiten die Sozialversicherungen vehement daran, den vor allem von Ländern und Gemeinden finanzierten Spitälern Kosten zuzuschieben, und die Spitalsbetreiber arbeiten daran, Kosten zu den von der Sozialversicherung finanzierten Strukturen nach außen zu verlagern. Das ist weder Konkurrenz im Sinne der Marktwirtschaft noch eine planwirtschaftliche Regelung (die ja noch immer erstaunlich viele für eine funktionsfähige Alternative halten). Das ist nur unsinnige Verbrennung jener Gelder, die uns der Gesetzgeber abnimmt.

Ein anderes Beispiel sind die vielen aus Steuergeldern bezahlten Frauenbeauftragten etwa an den Universitäten, die Tag und Nacht nachdenken, wie sie zusätzlich Sand ins Getriebe unserer ohnedies knapp vor dem Totalschaden stehenden Hohen Schulen werfen können. Nicht besonders erwähnt werden muss wohl, dass auch die Unis  natürlich ebenfalls von Steuergeldern leben. So sind die Frauenbeauftragten etwa dafür verantwortlich, dass dringend notwendige Ausschreibungen von Professuren wiederholt werden müssen, weil sich keine Frau beworben hat. Was Kosten verursacht, was den Lehr- und Forschungsbetrieb oft auf ein Jahr lähmen kann.

Ein ganz aktuelles Beispiel ist die neue Würde eines „Bachelor“: Mit gewaltigem Kraftaufwand wurden die meisten Studienrichtungen auf Grund der recht realitätsfernen Vorgaben des europäischen Bologna-Prozesses gezwungen, diesen Titel samt eigenem Ausbildungsweg einzuführen. Damit werden Studien, die früher in acht oder zehn Semestern zu absolvieren waren, nun schon dreigeteilt und damit deutlich länger. Zuerst hat man – fast überall – das Magisterium vom Doktoratsstudium getrennt. Und nun wird diesen beiden Studien noch ein sechs- bis acht-semestriges Bakkalaureats-Studium vorgeschaltet. Ebenfalls schon fast überall

Das widerspricht zum einen dem demographisch, steuerpolitisch und fürs Pensionssystem wichtigen Ziel des gleichen Staates, die jungen Menschen ein wenig früher ins Wirtschaftsleben einzugliedern. Das widerspricht zum zweiten der Logik der soeben beschlossenen Verkürzung der Zeitspanne, in der man Familienbeihilfe beziehen kann.

Und das widerspricht drittens dem Beamtendienstrecht. Denn die Bachelor werden vom Staat nicht als A-Beamte anerkannt beziehungsweise bezahlt. Die Beamtenministerin Heinisch-Hosek weigert sich aus Geldmangel auch bei den gerade laufenden Verhandlungen über ein neues Beamtendienstrecht, die Bachelor als Akademiker zu behandeln. Eine andere Abteilung der gleichen Republik, nämlich das Wissenschaftsministerium, kämpft hingegen vehement dafür, dass die Bachelor als Vollakademiker angesehen werden. Aber dieser Staat war eben nicht imstande, sich mit allen Konsequenzen festzulegen, ob er nun dieses Studium will oder nicht. Was den Opfern nur noch als Schikane oder totale Unfähigkeit erscheinen muss.

In diesem Land kämpft die Linke gegen die Rechte der Republik und die Rechte gegen die Linke – ausnahmsweise ist das nicht ideologisch gemeint –, beide tun das aber frischfröhlich auf Kosten des gleichen zwangsverpflichteten Geldgebers.

Allein die hier aufgezählten Unsinnigkeiten sind damit ein gutes Argument für ein Mehrheitswahlrecht, bei dem man zumindest auf einen einheitlichen Willen des Gesetzgebers hoffen kann, der sich nicht ständig selber widerspricht. Und dabei haben wir hier nur Beispiele aufgezählt, die weder mit den teuren Kosten der im gleichen Staatsgebilde gegeneinander agierenden Ideologien noch jenen des eitelkeitsgetriebenen Kampfes Bund versus Länder zu tun haben.

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Positives und Heiteres

14. November 2010 01:14 | Autor: Andreas Unterberger

Wo bleibt das Positive? Die von vielen Lesern verlangte Suche nach selbigem war wieder einmal überaus erfolgreich. Das gilt vor allem dann, wenn man auch die (unfreiwillig) komischen Dinge ins Positive einbezieht, aus fröhlicher Dankbarkeit, dass sie einen zumindest laut auflachen lassen.

Aber beginnen wir mit dem echt Erfreulichen:

Da hat ein kritischer Beitrag im Tagebuch einige Wochen später tatsächlich den Plan für eine Gesetzesnovelle ausgelöst. Diese würde bei einer Annahme durch das Parlament das aufgezeigte Problem tatsächlich lösen. Es geht um die Möglichkeit, dass EU-Bürger in der Pension ungehindert nach Österreich übersiedeln und dort vollen Anspruch auf Ausgleichszulage haben. Da in manchen osteuropäischen Ländern Pensionen vielfach nur ein Zehntel unserer üppigen Ausgleichszulage (=Mindestpension) ausmachen, ist das natürlich eine großzügige Einladung zum Sozialtourismus. Selbst dem normalerweise sehr ausgabenfreudigen Sozialministerium kamen da nun Bedenken. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht am Ende wieder die juristischen Bedenkenträger („Darf man EU-Ausländer diskriminieren?“) die Oberhand behalten.

Lobenswert ist auch der Pensionistenbund, der es wagt, sich für ein rascheres Hinaufsetzen des Frauenpensionsalters einzusetzen.

Positiv klingt noch etwas in all dem Ärger über die vielen Steuer- und Gebührenerhöhungen. Nämlich die Wissenschaftsministerin will 50 außeruniversitären Forschungsinstitutionen die Subvention streichen. Dieses Lob heißt nun nicht, dass die universitäre Forschung hierzulande so toll unterwegs wäre, oder dass es nicht noch viel ärgere Subventions-Sümpfe gäbe. Aber immerhin, ein wichtriger Anfang ist gemacht. Viele der nun beschnittenen Institutionen leben nämlich nur noch von der eigenen Vergangenheit vulgo den einstigen Beziehungen zu längst abgetretenen Politikern. Das trifft vor allem bei den nicht-naturwissenschaftlichen Institutionen zu, die – wenn sie es überhaupt jemals taten – schon lange keinen positiven Beitrag zur Gesellschaft geleistet haben (außer ein paar Politologen, Philosophen, Soziologen einen Job verschafft zu haben). Ob das nun die Kreisky-Erfindung des Österreichischen Instituts für Internationale Politik ist, ob das die Busek-Gratz-Erfindung des Instituts für die Wissenschaft vom Menschen ist; ob das die Busek-Erfindung des „Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften“ ist; ob das die diversen Kreisky-Gedenkvereine sind (um die nun ausgerechnet ein H.C.Strache Krokodilstränen vergießt!). Freilich: Diesen Mut hat nur das Wissenschaftsministerium. Subventions-Institute, die am Tropf der Gemeinde Wien oder anderer Ministerien hängen, können munter weiter unser Geld verprassen.

Erfreuliches hört man auch aus anderen Weltgegenden. Da mussten die spanischen Sozialisten ein geplantes neues Kampfgesetz gegen die Kirche wieder zurückziehen, weil ihre Partner von diversen Regionalparteien nicht mehr mitziehen wollen. Die Sozialisten wollten im katholischen Spanien alle Kreuze aus öffentlichen Institutionen (einschließlich der Spitäler) eliminieren; sie wollten bei Staatsbegräbnissen religiöse Zeremonien verbieten; sie wollten Funktionsträger, die an einer katholischen Zeremonie teilnehmen, zwingen, im gleichen Maße auch andere Religionen wie etwa den Islam zu beehren. Und vieles andere mehr. Auch das zeigt, dass Widerstand gegen die islamophile und christophobe radikale Linke durchaus erfolgreich sein kann.

Weil auch Lachen – selbst verzweifeltes – zu den guten Dingen im Leben zählt, darf ich auch dazu ein wenig in der Fundkiste kramen.

Da kündigt der neue Chef des staatlichen türkischen Religionsamtes mit seinen rund 70.000 Mitarbeitern – also des Amtes eines Staates, der vorgibt, laizistisch zu sein! – an, dass er künftig für „Muslime in der ganzen Welt“ zuständig sein werde. Das heißt natürlich auch für Österreich. Da kündigen sich wirklich lustige Fortsetzungen der Interviews des türkischen Botschafters zu Wien an, in denen den Österreichern beigebracht wird, wo Allah wohnt.

Da suchte die ÖVP einen Nachfolger für die Absteigerin des Jahres Christine Marek, und zwar wochenlang in aller Öffentlichkeit. Statt dass die beste Frau oder der beste Mann gesucht würden, wurde zuerst festgelegt, welches Geschlecht, dann welcher Bund, und dann welches Bundesland zum Zug kommen werden. Womit erstens die nunmehr gefundene Nachfolgerin automatisch im Geruch einer schlichten Quotenlösung steht. Womit zweitens von vornherein mit Sicherheit verhindert wird, dass der Beste zum Zug kommt. Ein schönes Kapitel aus dem heiteren Lehrbuch: Wie vermurkse ich jede noch so unbedeutende Personalentscheidung.

Da kann man über die brillant inszenierte Heuchelei der diversen Bankgeneraldirektoren herzlich lachen, die nun so tun, als ob die Kosten von Basel III und Finanzsteuer von irgendeinem Goldesel getragen würden. Und nicht von den Konsumenten, den Sparern, den Kontobesitzern und Kreditnehmern, wie das der Raiffeisen-Boss Rothensteiner zu Recht als einzig möglichen logischen Schluss angekündigt hat. Noch heiterer ist freilich, dass Werner Faymann – wohl weil er sich selbst vor den Grundrechnungsarten fürchtet – ausgerechnet Laura Rudas zur Beschimpfung der Banken ausgesandt hat. Am heitersten ist aber, dass ihr dann ausgerechnet der Arbeiterkammer-Tumpel – einer der Hauptverantwortlichen an der Bawag-Krise! – beispringt und den Bankern erklärt, was sie zu tun hätten.

Nur noch ein Lachen der Verzweiflung ist es auch, wenn sogar in Zeiten wie diesen, wo zum Teil bei wesentlichen Aufgaben des Staates das Geld drastisch gekürzt wird, die Beamtenministerin ein kostenaufwendiges Ideologieprojekt umsetzen will. Es geht um den sogenannten „Papa-Monat“, also um zusätzliche vier freie Wochen für Väter nach der Geburt. Noch skurriler: Wieder einmal soll eine Sozialregelung nur für die Beamten gelten. Die ja ohnedies jede einzelne soziale Wohltat viel intensiver konsumieren als die Menschen in der echten Wirtschaft.

Etwas älter, aber trotzdem ein Juwel ist auch das Zitat von Erwin Pröll, der einen Plan Frank Stronachs (welcher schon wieder einmal ein Stadion bauen will) auf folgende Weise unterstützen will: „Wir sind bereit für eine Haftung, nur darf sie nicht schlagend werden.“ Was es in Niederösterreich nicht alles gibt: Haftungen, die nicht schlagend werden können! Wenn das so ist, dann hafte natürlich auch ich gerne für Stronachs neueste Idee.

Den lautesten Lacher hat sich aber wieder einmal eine Aktion unserer deutschen Nachbarn verdient: Dort findet doch tatsächlich eine Tagung unter dem absurden Motto „Klimaschutz braucht Geschlechtergerechtigkeit“ statt. Irgendwie ist es unfair, wenn die abgrundtief dumme politische Korrektheit alle Satiriker und Kabarettisten (und dem feministischen Neusprech gemäß wohlgemerkt auch alle Satirikerinnen und Kabarettistinnen) arbeitslos macht. Wenn also jetzt das gute weibliche CO2 gegen das böse männliche CO2 antritt, dann ist das Realsatire in Reinkultur. Was den ernsten Nachsatz verdient: Auch in Deutschland wäre ein flächendeckender Subventions-Stopp sehr hilfreich für eine intellektuelle Regeneration. 

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Wirtschaftszentren? Klagenfurt, nicht Linz!

14. November 2010 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

 Keine Frage: Auch im Verkehrsbereich muss Österreich dringend sparen. Die bisher erträumte Wunschliste an neuen Projekten ist nie und nimmer realisierbar. Dennoch ist das, was die Verkehrsministerin und der ÖBB-Chef da nun präsentiert haben, an der Grenze des Absurden.

Denn die beiden Genossen wollen uns einreden, dass es ein wichtiges, notwendiges und zukunftsweisendes Projekt ist, die Städte Graz und Klagenfurt durch eine komplett neue Eisenbahn zu verbinden – einschließlich eines 33, in Worten: dreiunddreißig Kilometer langen Tunnels. Dass aber die Nordostumfahrung Wiens und die Westumfahrung von Linz nicht wichtig seien. Obwohl diese Straßenprojekte dringend notwendig und viel billiger sind.

Die verkehrspolitische Absurdität des Koralm-Tunnels wird auch dadurch unterstrichen, dass die ÖBB gleichzeitig die letzte direkte Zugsverbindung zwischen Graz und Linz streichen. Dabei sind diese beiden Städte größenmäßig Nummer zwei und Nummer drei in Österreich.

Und niemand kann auch nur eine Sekunde zweifeln dass Linz weit wichtiger ist als Klagenfurt. Hier die große Industriestadt, dort die große Universitäts-Stadt. Dennoch sind offenbar die beiden Städte nicht einmal für einen einzigen Zug auf einer längst vorhandenen Strecke(!) verkehrsbringend genug. Von den Verlängerungsmöglichkeiten nach Marburg, Zagreb und Belgrad im Süden sowie Prag und Berlin im Norden gar nicht zu reden, einer fast kerzengeraden kontinentalen Nord-Süd-Verbindung.

Aber Linz und Graz seien eben keine Wirtschaftszentren, erklärt uns der köstliche neue ÖBB-Chef; Graz und das kleine Beamtenzentrum Klagenfurt hingegen schon. Sollte man nicht endlich Intelligenztests für Vorstände einführen?

Graz und Klagenfurt bringen mit Sicherheit nicht einmal ein Viertel des direkten Verkehrs wie Linz und Graz zusammen. Alles, was westlich Klagenfurts liegt – Villach ff. – ist aber längst durch die alte Südbahn aufgeschlossen und östlich von Graz gibt’s nur noch Waldheimat. Daher ist das einzige Argument für den Bahnbau sehr knieweich, dass sich an der beschaulich-menschenleeren Graz-Klagenfurter Koralm-Route vielleicht einmal Industrie niederlassen wird.

Aber in Wahrheit geht es ja gar nicht um Argumente, sondern um ganz anderes: Um Subventionen der Tunnelbau-Industrie und um pure Parteipolitik. Denn in der Steiermark hat die SPÖ die Mehrheit (so wie bei den ersten Koralm-Entscheidungen ausschlaggebend war, dass in Kärnten Blau regiert), in Oberösterreich hingegen die ÖVP. Und die wird nun bestraft. Auf Kosten der Oberösterreicher.

Dass die Bundes-ÖVP diese ganz offensichtlich rein parteipolitisch gedeckte Verkehrspolitik mitträgt, bleibt eines der großen Rätsel dieser Wochen. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass der schwarze Oberösterreicher Mitterlehner im Wirtschaftsministerium zwar ein brutal provinzlerische Personalpolitik betreibt (Egal wie unqualifiziert, Hauptsache: unbedingt Oberösterreicher und wenn geht schwarz); dass er aber wirtschaftspolitisch ein Leichtgewicht ist.

Selbst eine angebliche Autonomie jedes Ministers in einer Koalitionsregierung kann da kein Argument sein. Blockiert doch die SPÖ mit großem Erfolg die dringend notwendigen Studiengebühren und Aufnahmsprüfungen der Unis, obwohl diese zum „schwarzen“ Wissenschaftsministerium zählen.

Fast folgerichtig ist auch der Brennertunnel im schwarzen Tirol auf der langen Bank gelandet. Denn er wurde an de facto unerfüllbare Bedingungen Richtung EU geknüpft. Freilich ist das abgesehen vom stinkenden parteipolitischen Aspekt verkehrspolitisch durchaus sinnvoll.

Die Verkehrspläne sind aber auch sonst eine Ansammlung an Absurditäten: Laut dem ÖBB-Chef stehen 720 Kilometer Nebenbahnen „auf dem Prüfstand“. Er vergisst nur zu erwähnen, dass sie dort schon seit Jahrzehnten stehen und eine enorme Standprämie verschlingen, ohne dass jemals Entscheidungen gegen den Widerstand von Bürgermeistern und Landeshauptleuten gefallen wären. Es wäre längst höchste Zeit gewesen zu handeln, statt zu prüfen. So wie die privatisierte AUA nun Provinzwünsche zu ignorieren beginnt.

Statt einer Einstellung jener 720 Kilometer wird mit der Koralmbahn nun eine neue Nebenbahn gebaut, die noch dazu die teuerste aller Zeiten ist. Dennoch wird sie nach Fertigstellung – und nachdem die Bauindustrie sich erkenntlich gezeigt hat – sehr bald ebenfalls auf dem Prüfstand als zu schließende Nebenbahn stehen.

Aber dann wird niemand mehr von der Verantwortung einer Frau Bures, eines Herrn Kern, eines Herrn Voves oder eines Herrn Dörflers reden. Wir werden jedoch noch immer die Rechnung zahlen. Und in Linz und Wien wird der Verkehr kollabieren.

 

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Haben die Wiener das wirklich verdient?

13. November 2010 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

Männer, Autofahrer, Fußgänger, Steuerzahler sowie bildungs-, und leistungswillige Menschen sollten sich künftig besser außerhalb Wiens ansiedeln. Für alle anderen bricht das absolute Paradies aus – besonders für Liebhaber inhaltsarmer Phrasen, für Baulöwen, Radfahrer, Radikalfeministinnen und Stadtbilddemolierer.

Das ist der dominierende Eindruck, den der rot-grüne Koalitionspakt auslöst. Beim näheren Hinschauen wird das Bild freilich widersprüchlich. Denn zum einen wirken viele der Phrasen wie aus dem Zettelkasten von zu Management-Beratern aufgestiegenen Alt-68ern. Also purer Klang und Null Ernsthaftigkeit. Zum anderen kann die Praxis der nächsten fünf Jahre aber wirklich die Zukunft Wiens ruinieren, sollte dieses Programm tatsächlich ernst gemeint sein.

Um Wien ist es ja heute schon sehr schlecht bestellt. Denn bei allem äußeren Talmi einer auf Hochglanz hergerichteten Kaiserstadt hat Wien schon jetzt die weitaus höchste Arbeitslosigkeit Österreichs, eine aggressiv unternehmerfeindliche und zunehmend korrupte Bürokratie, seit der Übernahme durch die kontaktfreudige Frau Brauner keinen einzigen Politiker mit Finanzverstand, eine auf absolute Verhässlichung ausgerichtete Baupolitik und einen nur noch an den subjektiv schönen Dingen eines Phäakenlebens interessierten Bürgermeister.

Die Eckpfeiler eines rotgrünen Programms

Antizyklische Investitionen in Krisenjahren“: Das heißt auf Deutsch: massive weitere Verschuldung ohne Rücksicht auf Euro-Kriterien oder jene Zukunft, in der diese Schulden fällig werden. Bekanntlich sind Linke immer extrem kreativ, selbst bei schönem Wachstum „Krisenjahre“ zu behaupten, weil ja immer irgendein Bereich als kritisch dargestellt werden kann.

Mindestsicherung für alle Wiener Kinder von monatlich 200 Euro. Liebe schwer arbeitende Eltern, bitte nicht zu früh freuen: Ihr dürft das nur zahlen, zugute kommt das natürlich im wirklichen Leben nur Unterschicht-Kindern, also vor allem jenen aus der Türkei und dem Balkan.

Mit jedem Zuwanderer wird künftig ein „Wiener Vertrag“ abgeschlossen: Zur „feierlichen Eingliederung in die Stadt“. Wetten, dass da keine einzige konkrete und - wie es sich bei einem Vertrag eigentlich gehören würde - einklagbare Pflicht bei den wirklich schmerzhaften wie notwendigen Punkten drinnen stehen wird? Außer höchstens jener, lebenslang Rot oder Grün zu unterstützen. Die Pro-Ausländerpolitik des rot-grünen Rathauses ist schon daran abzulesen, dass es kein Inserat für Zeitungen „mit fremdenfeindlichen Ideen“ geben wird. Womit also jede Zeitung, die von Schwarz, Blau oder Orange vorgeschlagene Ideen zur Lösung des Migrationsproblems unterstützt, ausgehungert werden soll. Was natürlich nicht auf die Kronenzeitung zutrifft – die aber seit dem Tod Hans Dichands ohnedies schon total auf SPÖ-Kurs gegangen ist.

„Kampf gegen sexistische Werbung“. Wahrscheinlich wird jetzt wieder mit dem Zentimeter-Maß gemessen, wie viel Prozent eines abgebildeten Körpers nackt und wie viel bedeckt sind. Hinter dieser Lächerlichkeit einer neuen Metternichschen Sittenpolizei verbirgt sich – zusammen mit dem Kampf gegen „fremdenfeindliche“ Ideen eine neue Eskalation der totalitären Einschränkung von Meinungsfreiheit durch die Linke.

„Sozialer Aufstieg für alle“. Damit ist nicht etwa gemeint, dass es uns künftig allen durch eigene Leistung, Wissen und Anstrengungen noch besser gehen soll – oder zumindest so gut wie 2007 – sondern der Aufstieg wird von der Obrigkeit einfach versprochen. Als ob diese dafür sorgen könnte, dass künftig alle mehr als das Median- (oder Durchschnitts-)Einkommen verdienen. Oder dass alle zu Bankvorständen oder Stadträten werden.

Alle AHS-Standorte werden eine „neue Mittelschule“. Auf Deutsch: verpflichtende Gesamtschule. Das ist einmal deshalb interessant, weil damit Rot-Grün genau das tun, was man der ÖVP vorwirft: nämlich ein bundeslandspezifisches Schulsystem aufbauen zu wollen. Das ist freilich für alle bildungswilligen und an ihren Kindern interessierten Eltern eine Katastrophe und ein weiterer Grund, in den Speckgürtel rund um Wien zu übersiedeln. Das eröffnet aber zumindest eine gute Investitions-Chance in dieser Stadt – nämlich für die Gründer von Privatschulen.

Kriminalität ist nach wie vor „Aufgabe der Bundespolizei“. Da schau her: Kümmert man sich bei den AHS-Schulen keineswegs um die Bundeskompetenz, so ist dort, wo die Wiener wirklich Probleme haben (nicht zuletzt auf Grund der Folgen der Wiener Ausländerpolitik) plötzlich der Bund zuständig. Und Wien ist nur für die „Soziale Sicherheit“ zuständig – wobei aber offensichtlich ebenfalls nicht die hohe Arbeitslosigkeit auf Grund der Wirtschaftsfeindlichkeit des Rathauses gemeint ist.

Der motorisierte Individualverkehr soll um rund ein Drittel reduziert werden. Das heißt für alle Autofahrer, sich ganz fest anzuschnallen. Falls dieses Ziel halbwegs ernst gemeint ist, bedeutet es eine Fülle von durch Radwege ersetzten Parkplätzen, von Fahrverboten, von Tempo-30-Zonen, von künstlich herbeigeführten Staus sowie einen Verzicht auf jeden weiteren Straßenbau (etwa durch eine Nordostumfahrung Wiens). Und was den Antiauto-Ideologen sonst noch alles einfallen wird.

Der Anteil der Radfahrer soll sich verdoppeln. Fußgänger sollten künftig lieber nur noch mit Sturzhelm und Ganzkörperschutz aus ihren Haustoren treten. Denn es ist gar nicht anders möglich, als dass sie neben den Autofahrer die Hauptopfer sein werden, wenn die aggressivsten Radfahrer Europas noch mehr Rechte bekommen.

„Geschlechtergerechtigkeit“ soll umgesetzt werden. Ganz offensichtlich ist das Gegenteil gemeint, da ja längst Frauen flächendeckend bevorzugt werden: In rot-grüner Perspektive sollen jedoch leistungswillige Männer noch mehr durch ideologiewillige Frauen verdrängt werden; die zahllosen Förderungen für (linke) Frauenvereine werden noch ausgebaut; und natürlich denken die rot-grünen Rathausmänner dabei nicht an die Abschaffung der Frauenprivilegien eines niedrigen Pensionsalters oder der Freiheit von Dienstpflichten, sondern an das Gegenteil.

„Förderung von Frauen als Unternehmerinnen“. Abgesehen davon, dass das einer von vielen gleichheitswidrigen Vorschlägen ist - männliche Unternehmer werden offensichtlich nicht gefördert, sondern nur geschröpft -, werden Frauen offenbar in jeder Hinsicht gefördert. Nur nicht dort, wo sie es wirklich schwer haben, nämlich in der Rolle als Mutter. Obwohl Mutter zu werden so ziemlich das einzige ist, was nach wie vor wirklich fast alle jungen Frauen wollen. Und was die Zukunft dieses Landes dringend bräuchte.

„Ein großes Photovoltaik-Kraftwerk“, ein „Biomasse-Heizwerk“, ein „Solarkraftwerk“. Das sind bekanntlich die teuersten Formen der Energiegewinnung, aber für die Linke ungefähr das, was für Katholiken die Peterskirche zu Rom ist. Die Stromkonsumenten werden wie einst beim Peterspfenning die Zeche zu bezahlen haben.

„Innere Stadterweiterung“, „Äußere Stadterweiterung“, „Erneuerung historischer Stadtgebiete“: Die gefährlichste Drohung hinter diesem Wunschkonzert für (spendenfreudige) Baukonzerne ist die geplante Attacke auf die historischen Stadtgebiete. Jedes alte Haus wird nun wohl einen hässlichen dreistöckigen Aufbau bekommen, so wie schon Hunderte andere in den letzten Jahren.

„Life Sciences“ sollen gefördert werden. Dabei wäre die beste und billigste Förderung für die Zukunftswissenschaften, wenn Rot und Grün nicht jedes Wort, jede Forschung, wo „Gen“, Hormon“ oder Atom“ vorkommen, so wie Michael Häupl ein Glas Mineralwasser fürchten würden.

„Mikrokredite“ für Kleinstunternehmen. Damit verraten Rot und Grün endgültig, wo sie künftig Wien einordnen, nämlich in der Dritten Welt. Denn Mikrokredite sind ein dort übliches – und nur unter sehr spezifischen Rahmenbedingungen funktionierendes – Instrument, etwa für arme Frauen, die sich mit einer Nähmaschine ihr Geld verdienen wollen.

Mehr „Schulsozialarbeiter“; mehr „Creative Industries“; mehr „Knowhow-Transfer“; „Aspern als Work-Life-Balance-City inklusive Technologie-Hub“; „IKT-Schwerpunkt mit Medienkonvergenz“ und und und: Längst ist der Rezensent der Phrasen überdrüssig. Und fragt sich nur noch, wie teuer uns all diese Phrasen kommen werden, wer da wohl davon jeweils profitieren wird. Oder ob das eh nicht ernst gemeint ist, sondern nur für die Beschlüsse in den Parteigremien und sonst für die Rundablage.

Dem steht keine Opposition gegenüber

Nichts findet sich natürlich über die bisher von den Grünen so kritisierte Megakorruption mit Wiener Inseratenlawinen in den Boulevard-Zeitungen, über eine Beschleunigung der Behördenwege, über einen Abbau der Beamtenprivilegien, über einen Kampf gegen die Wiener Korruption, über die Sanierung der Misswirtschaft in den Wiener Spitälern, über einen Beamtenabbau und über all das andere, was wirklich notwendig wäre für Wien.

Nur noch Fußnoten angesichts dieser programmatischen Irrwege bleiben da auch andere merkwürdige Tatsachen: Etwa dass der im Wahlkampf so groß herausgestellte Alexander Van der Bellen nun doch im Bund bleibt (was an den ÖVP-Skandal Karas-Strasser bei der EU-Wahl erinnert); oder die zur Schädigung der Opposition beschlossene maßgeschneiderte Änderung der Stadtratszahl.

Freilich wird die Opposition dieser verstörenden Wien-Perspektive wenig entgegenzusetzen haben: H.C.Strache zieht sich wie Van der Bellen ebenfalls wieder in den Bund zurück und überlässt einer unerfahrenen Mannschaft den Platz. Und die ÖVP tritt mit der schwächsten Führung seit 1945 an. Aber Christine Marek klammert sich trotz der vernichtenden Absage der Wähler an ihren Job als Klubobfrau, obwohl sie im ÖVP-Klub jetzt nur mit einer knappen Mehrheit gewählt wurde. Was bedeutet, dass die Stadtschwarzen nun Jahre der Intrigen vor sich haben, bis sie vielleicht doch eine Alternative zu Marek zusammenbringen.

Haben die Wiener das alles wirklich verdient?

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Oberhauser, das Unschuldslamm

12. November 2010 01:17 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist absurd, aber wahr: Die Abberufung Elmar Oberhausers als ORF-Informationsdirektor ist berechtigt und nachvollziehbar. Das ist aber schon wirklich das Einzige, was Alexander Wrabetz in den letzten Jahren richtig gemacht hat.

Warum halte ich die Oberhauser-Abberufung für legitim? Einfach deshalb, weil es in keinem Großbetrieb angehen kann, dass ein Vorstandsmitglied in (wenn auch angeblich nur betriebsinternen) Massenmails eine Entscheidung des Vorstandsvorsitzenden massiv kritisiert. Die Entscheidung mag noch so falsch sein, der Schaden fürs Unternehmen wird jedenfalls noch viel größer, wenn ein wichtiger Mitarbeiter seine Kritik de facto öffentlich publiziert. Das Schweigen nach außen zu internen Disputen wird ja auch durch fürstliche Gagen erkauft.

Das erinnert aber auch an einen ganz parallelen Fall vor vier Jahren: Damals hat Armin Wolf die damalige ORF-Führung massiv attackiert. Er tat das nicht nur in einem internen Massenmail, sondern sogar in einem öffentlichen Vortrag. Daher wäre damals in genau der gleichen Weise eine sofortige Suspendierung und Kündigung beziehungsweise Entlassung am Platz gewesen. Die damalige Generaldirektorin Monika Lindner war jedoch zu feige dazu; sie glaubte in ihrer Naivität, noch einmal ihre Funktion retten zu können. Werch Illtum, muss man da mit Ernst Jandl ausrufen. Ihre Untätigkeit gegenüber der groben Illoyalität Wolfs kam im Gegenteil als deutliches Schwächesignal an.

Freilich muss man Lindner eines zugutehalten: Hätte Sie Wolf gefeuert, wäre der Aufschrei der linken Mafia extrem laut gewesen. Vom Standard, über die Journalistengewerkschaft (eine sonst völlig unbedeutende rot-grüne Vorfeldorganisation) bis zum Falter hätten sich die üblichen Verdächtigen laut empört. Sie hätten wieder einmal den endgültigen Beweis für den Ausbruch des Faschismus geortet.

Es braucht wohl nicht extra betont zu werden, dass diesmal aus dieser Ecke nicht einmal der Hauch einer Empörung zu bemerken ist. Jetzt feuern ja Rot und Grün und nicht die schwarze Lindner.

Zurück zu Oberhauser: So sehr er mit seinen Vorwürfen an Wrabetz in der Sache recht hat, so sehr ist er aber selbst hauptverantwortlich für die totale Langweile, die gesetzwidrige, fast totalitäre linke Einseitigkeit und die oft nur noch polemische Agitation in der Fernseh-Information der letzten Jahre. Er hat sich meist ja auch gar nicht ums Programm (bis auf den Sport) gekümmert, er hat so wie die gesamte übrige Führung den Informationssendungen keinerlei journalistischen Ethos oder geistige Führung geben können.

Bezeichnend ist auch, wen Oberhauser, wie er bei seinem Abtritt bekanntgegeben hat, anstelle des Herrn Dittlbacher am liebsten als Chefredakteur gesehen hätte: ausgerechnet Herbert Lackner! Also einen ehemaligen Mann der Arbeiterzeitung und jetzigen Profil-Chefredakteur, der das Wochenmagazin auf bravem Linkskurs und zunehmend langweilig steuert. Dem einzig zugute zu halten ist, dass er vor der Wiener Wahl nicht die Veröffentlichung der krakenartigen Verstrickungen der Wiener SPÖ in zahlreichen Firmen verhindert hat.

Oberhauser hat uns zu seinem Abschied auch noch darüber informiert, dass er tatsächlich mit einer Laura Rudas über ganz konkrete Namen für die Chefredaktion verhandelt hat (Oberhauser skizziert selbst den beschämenden Ton des Gesprächs: „Andere von mir genannte Alternativen lehne sie kategorisch ab.“ Was ziemlich erstaunt, ist doch Rudas in keiner Weise Mitglied des Stiftungsrates). Also hinten und vorne kein Anlass, sich als unschuldiges Opfer der Linken zu präsentieren. Oberhauser ist bis zuletzt absolut kein Gegengewicht zum alles dominierenden SPÖ-Einfluss gewesen, er hat brav mitgespielt – er hat nur einen ganz persönlichen Machtkampf mit Wrabetz ausgefochten. Und verloren.

Beschämt stehen auch die Grünen da: Obwohl Armin Wolf – der von Oberhauser dann nach Lackner vorgeschlagen worden war – in seinen ideologischen Äußerungen am ehesten dem linken Rand der Grünen nahesteht, haben die Grünen als einzige andere Partei wie ein braver Zinnsoldat mit der SPÖ gestimmt. Aber Grün und Rot unterscheidet eh schon lange nichts mehr (was man gerade auch in Wien sehen kann, wo die Grünen jubeln, obwohl sie nur einen einzigen Stadtrat bekommen, und obwohl die SPÖ parallel zu den Regierungsverhandlungen im Alleingang das nächste Budget präsentiert hat).

Die allerjämmerlichste Figur macht aber zweifellos Wrabetz: Durch den Rundumschlag Oberhausers mit seinen vielen pikanten Details steht nun außer Zweifel, dass Wrabetz auf direkten Pfiff des Duos Ostermayer-Rudas gehandelt hat. Dass im ORF in generalstabsmäßigem Umfang die totale Kontrollübernahme durch die SPÖ stattgefunden hat. Eine Partei, hinter der nicht einmal mehr jeder vierte Österreicher steht.

 

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SN-Kontroverse: Rot-Grün ein Modell?

12. November 2010 00:08 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist Rot-Grün auch ein Modell für den Bund?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Rot-Grün als Hoffnungsschimmer

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Mut kann man nicht kaufen und zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Unter diesem Motto ist das erste rot-grüne Bündnis in Österreich zu sehen, das nun in Wien geschlossen wird. Wobei die Regierungsbeteiligung der Grünen nicht nur der Wiener Politik neuen Schwung verleihen dürfte, sondern auch ein brauchbares Modell für den Bund abgeben könnte. Denn zwischen Sozialdemokraten und Grünen gibt es viele Schnittstellen, die durch die Praxis der Zusammenarbeit sicher ausgebaut werden.

Sie reichen von den großen gesellschaftspolitischen Fragen - Stichwort Vorrang für Bildung und forcierte Integrationspolitik - bis zu handfesten Fragen der Verteilungspolitik, wo sich Rot und Grün näher sind als SPÖ und ÖVP. Dennoch brauchen sich Wirtschaftstreibende nicht vor der neuen Farbenlehre in Wien zu fürchten. Die Akzente verschieben sich zwar etwas in Richtung Klein- und Mittelbetriebe sowie Creative Industries, aber die ökonomischen Grundlagen werden nicht auf den Kopf gestellt. Wie pragmatisch Grüne in Wirtschaftsfragen sein können, beweisen sie in München oder Paris. Von der Umsetzung grüner Ideen gehen Unternehmensmodelle und Jobinitiativen aus, wie es sogar Arnold Schwarzenegger in Kalifornien erkannt hat. Ein Mann, der alles andere als ein „links-grüner Spinner" ist.

Rot-Grün in Wien könnte zudem auf Bundesebene neuen politischen Schwung bringen. Falls das rot-grüne Bündnis in der Bundeshauptstadt klug verwirklicht wird, könnte es das Beispiel für innovative Politik abgeben und in der Folge die große Koalition ablösen. Diese hat ihre Reformkraft verbraucht. SPÖ und ÖVP verzetteln sich in alltäglichen ideologischen Kleinkriegen, und die Folge ist ein erschreckender Politikstillstand - lediglich übertroffen vom politischen Pleiteprojekt Schwarz-Blau. Rot-Grün nach Wien auch im Bund ist daher ein neuer Hoffungsschimmer. 


 

Mehr Bedrohung als Modell

Andreas Unterberger

Rot wie Grün streben nichts inbrünstiger an als ein Wahlergebnis, das ihnen endlich eine Koalition auf Bundesebene möglich macht. Das hat ihnen die Weisheit der Wähler aber noch nie erlaubt - zum Glück für Österreich. Einige Gründe, warum das ein Glück ist:
Rot-Grün würde die wirtschaftliche Lage Österreichs durch ein weiteres Aufblähen des Wohlfahrtsstaats endgültig ruinieren; wenngleich Rot-Schwarz da schon viel Vorarbeit geleistet hat.

Rot-Grün würde bei der Zuwanderung ein „Macht die Türen noch viel weiter auf" bedeuten. Sowie einen Verzicht auf ernsthaften Druck, sich sprachlich und kulturell anzupassen. Als aktuellstes Indiz nehme man die provokanten Aussagen des türkischen Botschafters, der neben vielen anderen Frechheiten wegen der angeblichen Türkenfeindlichkeit der Einwohner den internationalen Organisationen einen Abzug aus Österreich empfohlen hat: Der Grüne Van der Bellen pries dessen Aussagen aber mit großer Begeisterung.

Rot-Grün würde die viel teurere Gesamtschule einführen, also den Zwang, Kinder acht Jahre lang in Schulen zu schicken, die in immer mehr Städten von türkischen Jugendlichen dominiert werden; dieser Zwang wird primär die Mittelschicht treffen, die sich keine Privatschulen leisten kann (zum Unterschied von Industriellen, die sich daher locker für das Ende der achtjährigen Gymnasien aussprechen).

Rot-Grün würde eine drastische Verteuerung der Benzin- und Stromrechnung zugunsten Solar- und Windenergie-Industriellen bedeuten. Es würde die Meinungsfreiheit in Österreich durch eine politisch korrekte Ausweitung der sogenannten Verhetzungsparagraphen noch mehr einengen. Wer dann jemanden beispielsweise wegen seines Alters oder Geschlechts „verächtlich macht", kann zwei Jahre eingesperrt werden.

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Die Pessimismus-Konjunktur

11. November 2010 07:41 | Autor: Andreas Unterberger

Der deutsche Arbeitsmarkt boomt so heftig, dass man glauben könnte, das Wirtschaftswunder der 50er Jahre ist zurück. Analysiert man die Ursachen näher, dann stößt der Österreicher auf viele lehrreiche Aspekte und Ähnlichkeiten, aber auch auf manche Warnsignale.

In Deutschland boomt nicht nur der Arbeitsmarkt, sondern auch die Konjunktur. Deren Motor ist erstens der Export, speziell jener nach China&Co (während Südeuropa und die USA noch keineswegs Anlass zu Freude geben). Zweitens boomt aber auch der inländische Konsum. Dafür gibt es einen klaren Grund: Niedrige Zinsen und hohe Inflationsängste.

Dass niedrige Zinsen die Menschen zum Konsum verführen, entspricht dem Lehrbuch. Viel stärker – und gefährlicher sind aber die Ängste, dass die heftige Geldproduktion in aller Welt und die verführerische Perspektive für die Staaten, sich via Inflation zu entschulden, den Geldwert schrumpfen lassen. Da kauft man doch lieber wieder einmal ein neues Auto, da renoviert man noch einmal Haus und Wohnung, da gönnt man sich auch sonst noch etwas, bevor man das Geld stapelt, bis es keinen Wert mehr hat. Das treibt kurzfristig Konjunktur wie Arbeitsmarkt an. Das ist freilich eine Pessimismus-Konjunktur, keine von Optimismus getriebene.

Das erklärt aber nur zum Teil, warum in Deutschland, wo unter Kohl mehr als vier und unter Schröder sogar mehr als fünf Millionen arbeitslos waren, heute nur noch drei Millionen ohne Job dastehen.

Die wichtigsten Gründe dafür sind der flache Anstieg der deutschen Löhne und die hohe technische Produktivität jedes deutschen Arbeitnehmers (trotz deren statistischen Rückgang in der Krise). Die Bundesrepublik liegt bei beiden Dimensionen europaweit an der Spitze, stellt auch Österreich weit in den Schatten. Deutsche Arbeitnehmer haben zwar seit langem kein echtes Reallohn-Plus gesehen – weswegen auch die „Linke“ zu Arbeitskämpfen hetzen will. Trotzdem war die Lohnflaute nicht unsozial, sondern sehr sozial. Weil die erhöhte Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zwei Millionen Menschen aus der Arbeitslosigkeit geführt hat. Die „Erfolge“ griechischer und anderer Gewerkschaften haben hingegen nationale Verarmung geschaffen.

Zusätzlich haben flexible Arbeitszeiten und Kurzarbeit viele deutsche Jobs über die Krise gerettet. Die Arbeitgeber haben in den Jahren davor gelernt, dass gute Facharbeiter und Techniker im Boom oft nicht mit Gold – und jedenfalls nicht in Anatolien – zu finden sind.

In den letzten Monaten hat sich aber auch der Anteil der fix und laut Gesetz unkündbar angestellten Deutschen immer stärker zugunsten der Zeit- und Leiharbeiter reduziert. Die Arbeitgeber scheuen weiterhin vor der Anstellung unkündbarer Mitarbeiter zurück, greifen aber gerne auf flexibel einsetzbare Arbeitskräfte. Solcherart entstand ein exzellentes Ventil zur Umgehung unsozialer Sozialgesetze. Und damit die wirksamste Waffe gegen die Arbeitslosigkeit.

 

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Rotzfrech, hasserfüllt und dumm

10. November 2010 14:05 | Autor: Andreas Unterberger

Hat Österreich deutlich genug auf den Eklat des türkischen Botschafters reagiert? Ein unfreundliches Gespräch da und dort, ein paar Politikerstatements für die Medienbühne: Kann das wirklich alles gewesen sein, was auf das provozierende Interview des Herrn Kadri Ecved Tezcan  in der „Presse“ folgt?

Gewiss wäre es falsch, an einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu denken, wie er in den ersten Stunden nach Erscheinen des Interviews schon da und dort gefordert worden ist. Die Tausenden konsularischen Probleme zwischen diesen Ländern brauchen auch in Zukunft direkte Beziehungen.

Aber es ist zumindest sehr zu hoffen, dass Außenminister Spindelegger seinem türkischen Kollegen bei seinem Telefonat am Mittwoch nicht nur sein Missfallen ausgedrückt hat, sondern auch eine klare Botschaft etwa folgenden Inhalts: Falls der Botschafter nicht binnen 14 Tagen unter welchem Vorwand immer Österreich verlässt, wird er offiziell dazu aufgefordert werden. Oder zumindest wird offiziell mitgeteilt, dass der Botschafter außer Portieren in seiner weiteren Amtszeit keinen Vertreter der Republik zu Gesicht bekommen wird.

So würde zumindest eine Republik reagieren, die etwas auf sich hält.  

Ein Fehler wäre es hingegen, wenn Österreich eine Blockade der türkischen EU-Verhandlungen androhte, wie auch schon von manchen angedroht. Denn dann bräuchte die Türkei den Botschafter nur abzuziehen und könnte sofort einen moralischen Anspruch auf ein Ja Österreichs zu einem türkischen Beitritt erheben.

Das schlimmste am Interview des Botschafters ist sein Tonfall: Er tritt mit einer Überheblichkeit auf wie die Hochkommissare der vier Besatzungsmächte in den Jahren zwischen 1945 und 1955. Er macht damit klar, mit welch imperialer Bevormundung Österreich (wie auch andere Länder) zu rechnen hat, wenn die Türkei eines Tages der EU beitritt – wo sie noch dazu mit einem Schlag das größte Mitgliedsland wäre. 

Er machte mit seinem Tonfall auch klar, wie sich die Lautstärke der gesamten türkischen Politik gegenüber Österreich entwickeln würde, wenn die österreichische Politik es zulassen sollte, dass auf dem Weg der „Familienzusammenführung“ weiterhin alljährlich neue Zuwanderer aus der Türkei ins Land kommen würden. Wenn die Familienförderung nicht kräftig umstrukturiert  wird – die für eine ostanatolische Frau das Gebären von Kindern in Österreich zum weit besseren Geschäft als jede Tätigkeit in ihrer alten Heimat macht; wenn es nicht kräftige finanzielle Abzüge gibt, falls Mädchen nicht an Turnunterricht, Schwimm- und Skikursen teilnehmen; wenn Schulen geschwänzt werden; wenn Kinder trotz jahrelangen Aufenthalts in Österreich nicht ordentlich Deutsch können; wenn die einschlägigen Angebote nicht genutzt werden. Also wenn nicht endlich das oft behauptete „Fordern und Fördern“ auch Realität wird.

Aber befassen wir uns nicht nur mit dem ebenso verräterischen wie undiplomatischen Tonfall, sondern auch mit den Inhalten des Botschafter-Interviews.

Da bleibt einem geradezu der Mund offen, wenn ausgerechnet ein Vertreter der Türkei Österreich erklären will, was „liberal“ sei. Immerhin ist die Türkei ein Land, das nach wie vor alle nichtislamischen Religionen schwer behindert, und zwar mit Regeln und Schikanen, gegen die das Schweizer Minarettverbot eine absolut vernachlässigbare Einschränkung ist. Die Türkei ist ein Land, wo brutal bestraft wird, wer an den türkischen Völkermord an den Armeniern auch nur erinnert. Wo gewählte Politiker im Gefängnis landen. Wo alleine die Forderung nach Autonomie für die Kurden in den Kerker führt, von dem – schon in der UN-Charta stehenden – Selbstbestimmungsrecht gar nicht zu reden. Und dieses Land ist so frech uns zu sagen, was „liberal“ ist.

Noch grotesker ist, wenn ein Ausländer der ÖVP und der CDU vorhält, dass Maria Fekter und Angela Merkel in der falschen Partei seien. Das würde weder ein deutscher noch ein österreichischer Diplomat in Hinblick auf die Türkei sagen; das würde nicht einmal ein – an viel weniger Regeln gebundener – Politiker aus diesen Ländern auch nur denken. Ganz abgesehen davon, dass Merkel wie Fekter zu den besten und wichtigsten Identifikationsfiguren ihrer Parteien zählen.

Als einzige Entschuldigung kann sich der Botschafter in diesem Punkt zugutehalten, dass er ähnlichen Unsinn auch in den linken Medien Österreichs und Deutschlands lesen kann, die ständig scheinheilig an den konservativen Parteien Kritik ähnlicher Natur üben. Die diesen Parteien ständig sagen: Erst wenn ihr werdet wie Grün und Rot, dann werden wir euch eure Existenz verzeihen.

Geradezu bizarr wird es, wenn der Botschafter noch „nie davon gehört“ haben will, dass hier in Mitteleuropa junge Macho-Türken Mitschüler terrorisieren.

Eine brutale Provokation ist es, wenn er UNO, OSZE und OPEC auffordert, Österreich zu verlassen, weil hier 30 Prozent „eine extrem rechte Partei“ wählen. Diese Frechheit geht sogar noch über das Kesseltreiben hinaus, das Europas Sozialisten 2000 gegen die Bildung der schwarz-blauen Regierung inszeniert haben. Was auch immer ein Land wie die Türkei als „extrem“ zu definieren versucht, ist irrelevant. Und einfach dumm ist es zu glauben, solche Drohungen würden die Österreicher türkenfreundlicher machen. Da ist einem Vertreter des türkischen Regimes einfach der blanke Hass auf sein Gastland durchgegangen.

Frei von Logik ist es auch, wenn der Mann behauptet, dass sich andere Zuwanderer viel besser als die Türken integrieren, weil sie als Christen zum Unterschied von den Türken willkommen seien. Mir war jedenfalls völlig unbekannt, dass beispielsweise die rund 30.000 Chinesen in Österreich in nennenswertem Umfang Christen wären oder dass sie wegen einer falschen Religion diskriminiert würden.

Den Gipfelpunkt an Absurdität erreicht der Mann aber, wenn er uns vorwirft, eine „christliche Gesellschaft“ sein zu wollen (was ja längst nur noch ein Minderheitenprogramm ist), ein paar Absätze später aber selbst ungeniert den Satz formuliert: „Unsere Philosophie im Islam lautet anders.“

Also: Wir sollen uns für das (wenige) Christliche in Europa genieren, die – angeblich laizistische – Türkei identifiziert sich hingegen wie selbstverständlich mit dem Islam.

Der Mann ist also nicht nur rotzfrech, sondern auch dumm.

Dumm ist es auch zu behaupten, es würde der Integration dienen, wenn die türkische Sprache vom Kindergarten bis zur Matura gelehrt wird. Das ist absolut falsch, auch wenn diese Behauptung hierzulande in ähnlicher Weise von den Gläubigen der Political correctness gelehrt wird.

Man schaue nur auf die Hunderttausenden Österreicher, die in den Armutsjahren der 50er Jahre nach Nordamerika und in andere Weltgegenden emigriert sind. Sie haben sich alle ganz ohne österreichische oder deutsche Schule perfekt integriert (und nebenbei fast durch die Bank einen tollen beruflichen Aufstieg geschafft). Und kein Österreicher brüllt wie der türkische Ministerpräsident „Assimilation ist ein Verbrechen“, weil diese Emigranten heute die Sprache ihrer Jugend nur noch holprig, fehlerhaft, vokabelarm und akzentreich sprechen. Oder weil in der zweiten und dritten Generation meist überhaupt keine Deutschkenntnisse oder kulturelle Bindungen an die Heimat der Eltern mehr anzutreffen sind.

Ja, das ist eben das Los von Auswanderern. Und wenn ein türkischer Botschafter das so frech ins Gegenteil umzukehren versucht, dann überzeugt er nur noch mehr Österreicher, dass die Türken eben zum Unterschied von vielen anderen europäischen und asiatischen Auswanderern ungeeignet sind, hier als Gäste aufgenommen zu werden. Und dass sie tatsächlich nur auf den Zeitpunkt warten, wo sie die Mehrheit bilden werden, zuerst in Wien (wo Rot-Grün symbolisch schon die Gebetsteppiche aufrollt) und einige Jahre später dann in ganz Österreich. Diesen Eindruck bestätigt auch der Jubel, der laut türkischen Internet-Portalen in der schon eine Viertelmillion starken Türken-Gemeinde in Österreich ob des Botschafter-Interviews ausgebrochen ist.

Umso unfassbarer ist es, dass die Republik gleichzeitig österreichischen Intellektuellen den Strafprozess macht, weil sie mit deutlichen Worten aufzuzeigen versuchen, was der Islam bedeutet. Während es in keinem islamischen Land auch nur ein sanftes Wort der offiziellen Distanzierung gibt, wenn gegen Christen und Christentum gehetzt wird. Wie weit machen wir uns noch selbst kaputt?

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Ganz ohne Ironie: Die Welt ist besser geworden

10. November 2010 02:13 | Autor: Andreas Unterberger

 Zu Recht weisen Leser bisweilen darauf hin, dass das Tagebuch ein oft sehr deprimierendes Bild der Wirklichkeit zeigt. Dem kann man nur entgegenhalten, dass es eben ein ehrlicher wie realistischer Blick auf die österreichische und europäische Wirklichkeit ist. Global ist der Blick auf die ganze Welt hingegen viel erfreulicher. 

Das ist nicht nur für viele überraschend, sondern endlich ein positives Thema. Das muss auch umso mehr betont werden, als es von der Entwicklungshilfsindustrie und leider auch vielen Medien verschwiegen wird. Für die ist jede gute Nachricht ja eminent geschäftsstörend. Für die einem primitiven Neo-Rousseauismus verhaftete Attac-Linke würde überhaupt ein Weltbild zusammenbrechen.

Daher wurde der vor wenigen Tagen publizierte neue Bericht der Weltentwicklungsorganisation UNDP vielerorts einfach verschwiegen. Diesem Schweigen seien einmal einige Zitate aus diesem Weltentwicklungsbericht entgegengestellt, der nun schon seit 20 Jahren alljährlich erstellt wird.

„Dieser Bericht zeigt, dass die meisten Länder in den meisten Bereichen signifikante Fortschritte erzielt haben, wobei die ärmsten Länder häufig die höchsten Gewinne aufweisen. Die starken Verbesserungen auf dem Gebiet der Gesundheit, der Bildung und (in geringerem Ausmaß) des Einkommens, die die meisten Länder mit niedrigem Einkommen heute verzeichnen, wurden vor 40 Jahren bei weitem nicht von allen erwartet.“

Der unter oberster Verantwortung eines Pakistani und eines Inders erstellte Bericht verschweigt aber auch nicht, dass manche Länder zurückgefallen sind. Wörtlich: „Diese Länder bieten eine Lektion für die verheerenden Auswirkungen von Konflikten, der Aids-Epidemie sowie wirtschaftlichem und politischem Missmanagement. Die meisten litten unter mehr als einem dieser Faktoren, wenn nicht sogar unter allen zusammen.“

Fast noch überraschender als die generell positive Stimmung des Weltentwicklungsberichts ist seine Botschaft: Menschliche Entwicklung bei den wichtigsten Faktoren kann auch ohne sonderliches Wirtschaftswachstum erzielt werden.

Aber Hallo! Wo bleiben da die Stehsätze, dass vor allem anderen wir Europäer schuld an der Not der Dritten Welt seien? Dass diese immer ärmer werde? Wo bleibt da die Phrase von den verheerenden Folgen des Neokolonialismus? Von der angeblich für die Dritte Welt so schädlichen Ausbeutung der Bodenschätze, für deren Nutzung sich die Europäer stündlich einmal schämen sollten? Wo ist da das Gewäsch von unseres Egoismus wegen fehlender Gleichheit und Gerechtigkeit, von dem eine ganze, ununterbrochen an Schuldgefühle appellierende Entwicklungshilfeindustrie und tausende sogenannter Politologen so perfekt lebt (die in Wahrheit zu einem erschreckend großen Teil aus Marketingabteilungen zum Selbstvermarkten im schönen Europa besteht)?

Würden sie diesen Bericht gelesen, müssten Kardinäle, Landpfarrer und Pastoren, Professoren, Journalisten und sonstige Stammgäste von Talkrunden jedenfalls ihr ständiges Da capo eliminieren. Denn das UNDP bezeichnet die Ergebnisse seiner Analysen „in einem entscheidenden Punkt“ als „zwingend und eindeutig“: „Die einzelnen Länder können sehr viel tun, um die Lebensqualität ihrer Menschen selbst unter widrigen Umständen zu verbessern. Zahlreiche Länder haben trotz bescheidener Einkommenszuwächse große Fortschritte im Gesundheits- und Bildungswesen erzielt, während es anderen trotz starker Wirtschaftsleistung über Jahrzehnte hinweg nicht gelang, ähnlich beeindruckende Fortschritte bei der Lebenserwartung, beim Schulbesuch und beim allgemeinen Lebensstandard zu erzielen.“ Die zentrale Botschaft des UNDP: Der wichtigste Faktor der Entwicklung ist die politische Führung jedes Landes.

Freilich wird vom UNDP Entwicklungshilfe nicht ganz als nutzlos abgeschrieben. Das tun zwar immer mehr Autoren. Dennoch bin ich ziemlich sicher, dass es einen Rest von Unterentwicklung gibt, wo die Hilfe von außen als befristete Not- und Starthilfe nützlich ist. Viel wichtiger wäre es aber jedenfalls, wenn Europa und die USA alle Exporte – auch von Nahrungsmitteln – aus der Dritten Welt aufnehmen würde, statt mit Exportsubventionen und anderen Agrarförderungen die Erzeuger aus der Dritten Welt aus dem Weltmarkt hinauszukonkurrieren.

Und jedenfalls negativ wirkt sich das Entwicklungshilfesystem dann aus, wenn es bei den Menschen und insbesondere Regierungen der Dritten Welt die Einstellung nährt, dass man nicht selbst für Entwicklung zuständig sei, sondern dass andere die Schuld daran tragen. Wenn Entwicklungshilfe-Gerede und schlechtes Gewissen in Europa zur billigen Ausrede für Drittwelt-Diktatoren oder korrupte Beamte werden, dann sind sie jedenfalls schädlich.

Zurück zum UNDP. Es erstellt alljährlich einen Index der menschlichen Entwicklung (HDI). Dieser misst viele Faktoren wie Bildung, Gesundheit, Lebenserwartung, Lebensstandard, geschlechtsspezifische Disparitäten und andere Faktoren, die den Entwicklungsstand einer Gesellschaft viel genauer zeigen, als es bloße „BIP pro Kopf“-Statistiken können. Von 135 Ländern, die solcherart seit 20 Jahren intersucht werden, haben heute nur drei einen niedrigeren HDI: die Demokratische Republik Kongo, Zambia und Zimbabwe.

In den meisten Ländern mit einer enttäuschenden Entwicklung haben – was das UNDP natürlich nicht so direkt ansprechen kann – korrupte Diktatoren mit sozialistischen Rezepten das Land gegen die Wand gefahren. In fast allen anderen haben sich hingegen nicht nur die Gesundheits-, Ernährungs-, Bildungsverhältnisse und die Lebenserwartung verbessert. Sie sind auch fast durchwegs alle einen Schritt Richtung mehr Freiheit, also Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft gegangen.

Das ist eine in jeder Hinsicht gute Nachricht, die wir jetzt nicht dadurch stören wollen, dass wir über die Entwicklung von Freiheit&Co in Österreich nachzudenken beginnen. Oder über die deprimierend klingende Tatsache, dass Österreich bei der menschlichen Entwicklung nur am 25. Platz liegt. Während Norwegen, Australien, Neuseeland, die USA und Irland die ersten Plätze einnehmen. Freilich muss man Österreichs letzten Platz relativieren: Denn die UNDP-Statistik straft Österreich für sein - an sich ausgezeichnetes und international anerkanntes - System der Lehrlingsausbildung, indem es die Lehrjahre nicht als Schuljahre rechnet. Was Ö beim Index weit zurückwirft.

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Grün ist wieder gleich Kriminell

09. November 2010 00:37 | Autor: Andreas Unterberger

Langsam war in den letzten Jahren die Gleichung Grün=Kriminell in den milden Schatten der Geschichte zurückgesunken. Die aggressiven Proteste – vor allem – der Grünen gegen die sogenannten Castor-Transporte machen zumindest in Deutschland diese Gleichung aber wieder brandaktuell.

Daran kann der Umstand nichts ändern, dass die deutschen Grünen zuletzt etliches dazugewonnen haben. Freilich, wie schon oft, nur bei Meinungsumfragen.

Wie immer man über Atomenergie und die dadurch regelmäßigen Atommüll-Transporte denkt: Tatsache ist, dass sie in Deutschland absolut rechtmäßig sind. Sogar in der Zeit der grünen Regierungsbeteiligung ging, da es keine Alternativen gibt, die Nutzung der Atomkraft ebenso weiter wie die regelmäßigen Castor-Transporte von radioaktivem Material.

Rot-Grün hat damals lediglich eine Laufzeiten-Beschränkung für die Atomkraftwerke beschlossen, die nun wieder verlängert werden soll. Freilich wäre die grün-rote Beschränkung erst zu einem Zeitpunkt lange nach dem Ende der Lebenserwartung von Rot-Grün in Kraft getreten. 2001 hatte der damalige grüne Minister Jürgen Trittin seine grüne Parteibasis sogar aufgefordert, nicht gegen die Castor-Transporte zu demonstrieren.

Jetzt hingegen stehen Trittin und die Grünen an der Spitze der Proteste. Und zugleich sind diese heuer besonders aggressiv geworden. Es gibt schon 1000 Verletzte. Der notwendig gewordene Sicherheitseinsatz kostet die deutschen Steuerzahler mindestens 25 Millionen Euro. Die Demonstranten versuchten nicht nur, sich an Schienen zu ketten, sondern auch Polizeifahrzeuge anzuzünden und den Schotter unter den Bahngeleisen zu entfernen.

Das hat nichts mehr mit friedlichem Demonstrieren zu tun. Das ist rein kriminell – auch wenn viele linksgrüne Medien wie immer so tun, als ob die Gewalt Schuld der Polizei wäre.

Freilich muss sich auch der deutsche Rechtsstaat fragen, ob er konsequent genug ist. Wer Schotter aus dem Bahngeleise entfernt, der hat normalerweise wegen Mordversuchs auf der Anklagebank zu landen. Auch wenn es möglicherweise Hunderte getan haben (von denen man aber nur einen Bruchteil erwischt). Aber es kann nicht sein, dass ein politisch motivierter Mordversuch plötzlich keiner mehr ist. Klar ist jedenfalls: Wer Schotter entfernt, nimmt das Entgleisen eines Zuges und den Tod von Menschen zumindest in Kauf.

Ein Rechtsstaat, der sich ernst nimmt, müsste aber auch klar zwischen dem Recht auf Demonstrationen – bei denen man so laut man will, seine Meinung sagen kann, – und einem nirgendwo festgehaltenen Recht auf Erpressung und Blockade fremder Menschen unterscheiden. Viele andere Staaten tun das auch sehr konsequent. Denn nirgendwo sonst wird das Demonstrationsrecht so überspitzt interpretiert wie in Deutschland und Österreich.

Wenn für alle anderen sogar die Meinungsfreiheit immer stärker erdrosselnd eingeengt wird, dann kann es doch nicht für die Grünen eine absolute Straflosigkeit von Gewalttaten geben. Das geht nur dann, wenn sich ein Staat selbst abschaffen will. Was freilich Thilo Sarrazin der Bundesrepublik bereits diagnostiziert hat.

Wenn die Grünen aber meinen, dass Deutschland ein Unrechtsstaat geworden sei, gegen den man mit Gewalt vorgehen dürfe, dann sollen sie das auch laut sagen. Weil das heißt dann nichts anderes als Bürgerkrieg. Dann haben aber auch die anderen das moralische und auch juristische Recht, selbst gegen die grünen Gewalttäter Gewalt anzuwenden. Etwa jene, denen dieser demokratische Rechtsstaat bei allen Fehlern noch tausende Male lieber ist als eine grüne Republik.

 

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Der ORF, Medienstrategen und keine Strategie

08. November 2010 00:56 | Autor: Andreas Unterberger

In vielen internationalen Analysen war dieser Tage zu lesen, dass die amerikanischen Republikaner ihren Wahlsieg nicht zuletzt dem betont konservativen – und sehr erfolgreichen – Fernsehsender Fox zu verdanken haben. Wie wichtig die Medien sind, das haben in Österreich die Masterminds von Werner Faymann schon lange erkannt. Josef Pröll und seine medienpolitischen Berater (falls es die geben sollte) hingegen nicht.

Wie brutal vor allem die SPÖ Steuergelder missbraucht, um Printmedien zu bestechen, ist hier schon oft beschrieben worden. Dennoch ist es weiterhin unverständlich, wie untätig und hilflos sowohl Finanzminister wie auch Korruptionsstaatsanwaltschaft wie auch Rechnungshof gegenüber diesem offensichtlichen Missbrauch von Steuergeldern sind. Offenbar will es sich dort keiner mit dem Boulevard anlegen.

Demokratiepolitisch bedenklich wird das aber, seit es der SPÖ gelingt, den ORF als Vorfeldorganisation einzusetzen. Wie man buchstäblich jeden Tag im Programm hören und sehen kann.

Sogar das vor langen Jahren noch hochzurühmende Ö1 ist zu einer rein rot-grünen Belangveranstaltung mit wachsender kommunistischer Beteiligung geworden. Auszunehmen sind nur noch die Musik, die meistens handwerklich sehr ordentlichen Berichte professioneller Journalisten in den Journalen und etliche naturwissenschaftliche Beiträge. Ansonsten reicht die Machtübernahme der Marxisten von den unsäglich dummen wie gefärbten Kommentaren praktisch aller Journal-Moderatoren über die Auswahl der Nachrichten bis zu den Magazin- und Panorama-Beiträgen.

Der ORF versucht nicht einmal bei internationalen Themen – die also die Macht von Rot und Grün eigentlich gar nicht beeinträchtigen – auch nur einen Millimeter von seiner linken Schlagseite abzugehen.

Da wurden etwa in der vergangenen Woche in allen von mir gesehenen Berichten und Diskussionen über die US-Wahlen mit ein oder zwei Ausnahmen praktisch nur heftige Sympathisanten der vernichtend geschlagenen Demokraten befragt oder geladen. Da wurde ein SPÖ-Politiker sogar als „US-Wirtschaftsexperte“ getarnt. Da scheute der – ja auch selbst bei ungehindert wuchernden betriebsinternen Familienbanden nicht gerade keusche – ORF keineswegs davor zurück, Schwiegermutter und Schwiegersohn in die gleiche Diskussions-Sendung einzuladen (wobei dem Schwiegersohn wenigstens noch zugute zu halten ist, dass er zu den wenigen selbstdenkenden Linken gehört).

Ganz genauso war schon vor Jahren etwa auch Sarkozys Wahltriumph praktisch nur von Parteigängern der Linken analysiert worden.

Josef Pröll hat den demokratiegefährdenden Skandal im Prinzip auch durchaus richtig erkannt: Und er wagt es nun endlich, auch offen von „Führungschaos“ im ORF (womit ganz offensichtlich nicht nur der linke Familienzwist Wrabetz-Oberhauser-Dittlbacher-Wolf gemeint ist), von „Krise“ und von einer „tragischen Schlagseite“ des ORF zu reden.

Nur was tut Pröll, was tut seine Partei dagegen? Nichts. Denn die ÖVP hat keine Medienpolitik.

Was sollte sie aber auch angesichts der linken Mehrheiten in den ORF-Gremien tun, werden manche fragen. Nun, man könnte ja ein wenig vom strategischen Machtdenken der SPÖ lernen, man könnte sich ja ein wenig bemühen, diese Mehrheitsverhältnisse zu ändern. Man könnte den Mut haben, sich außerhalb der SPÖ Verbündete zu suchen. Wechselt doch auch die SPÖ sofort hemmungslos zu grün, wenn es sich nur einmal ausgeht.

Während mittlerweile die gesamte ORF-Information wie einst Stalins Truppen im linken Gleichschritt marschiert, während dort die letzten Bürgerlichen bestenfalls noch als Marketenderinnen fungieren (und sich maximal mit den Spesenabrechnungen der Korrespondenten beschäftigen) dürfen, hat sich die ÖVP mit dem vielleicht betriebswirtschaftlich, aber sicher in keiner Weise informationspolitisch relevanten Kaufmännischen Direktor abspeisen lassen. Und sie schenkt dem ORF für seine Misswirtschaft noch einmal 160 Millionen Euro aus Steuergeldern. Dahinter steckt wieder einmal Onkel Pröll, der schon einmal mit Monika Lindner einen katastrophalen Kurs durchgesetzt hatte.

Ein strategisch denkender Finanzminister hätte auch angesichts der ständigen Forderungen der Kirche (etwa bezüglich der Absetzbarkeit von Kirchenbeiträgen) dieser die Bedingung entgegengestellt, dass die Kirchen einmal jemand anderen als einen radikalen Linksaußen in den Stiftungsrat entsenden. Stehen doch die Gläubigen deutlich rechts der Mitte. Das wäre zwar unfein, aber noch lange nicht so unfein wie die ständige ungenierte Unterstützung des Kirchenvertreters für die SPÖ.

Die ÖVP hätte aber auch nach der ja nur hauchdünn ausgegangenen Steiermark-Wahl um den steirischen Sitz im ORF-Stiftungsrat kämpfen können. Motto: Wenn ihr, obwohl kaum stärker als wir, sowohl den Landeshauptmann wie auch den Landtagspräsidenten (wie auch den ORF-Landesdirektor) besetzen wollt, dann bekommen wir wenigstens das Vorschlagsrecht für den steirischen Vertreter im ORF-Stiftungsrat. Man hätte sogar die rechtliche Möglichkeit gehabt, zusammen mit der FPÖ in der Landesregierung gegen den Willen der SPÖ einen Bürgerlichen in jenes entscheidende Machtgremium zu entsenden. Wozu die FPÖ nach verlässlichen Informationen bereit gewesen wäre. Das hätte die linke Mehrheit im ORF an den Rand des Kippens gebracht.

Aber die steirische ÖVP hat weder das eine noch das andere getan. Sie agiert weiterhin so lahm wie seit langem. Und die Bundes-ÖVP hat ganz offensichtlich nicht einmal daran gedacht, wie wichtig der steirische ORF-Sitz eigentlich wäre.

Bei Schiller hieß so etwas „Ein bürgerliches Trauerspiel“.

PS: Dafür lässt sich die Bundes-ÖVP von der Steiermark einen allerorten nur Kopfschütteln auslösenden Ex-Theologen und Gesamtschulfanatiker schicken, der den renommierten Franz Fiedler an der Spitze des gesamtösterreichischen Akademikerbundes ablösen durfte. Offenbar als Strafe, weil der zugelassen hat, dass im Akademikerbund offen, auch jenseits der intellektuellen Enge der Political correctness diskutiert wird.

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Schlagende und Verschlagene

07. November 2010 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Ich habe es nie verstanden, dass es Menschen gibt, die sich mit scharfen Waffen beim Fechten Kopf oder Oberkörper blutig schlagen lassen. Oder die Spass daran haben, dies bei anderen zu tun. Daher hat mich die Nachricht, dass fast der halbe FPÖ-Klub in Wien einer Burschenschaft angehört, doch ziemlich verstört.

Beim zweiten Nachdenken finde ich an dieser – von etlichen Medien wie ein Kriminalbericht transportierten – Nachricht noch viel mehr verstörend. Aber in ganz anderer Richtung.

Denn erstens ist nicht jeder Burschenschafter ein schlagender, was bei Verbreitung jener Meldungen elegant verwischt worden ist.

Zweitens sind alle jene (Ex-)Burschenschafter, denen ich bisher in meinem Leben begegnet bin, durch die Bank friedliche, aggressionsarme und wohlerzogene Menschen gewesen, ob nun mit oder ohne Schmiss (wenn man einmal den bisweilen heute noch zu verbalen und sonstigen Exzessen neigenden Ex-Schlagenden Michael Häupl außer Betracht lässt). Haben da vielleicht gar jene seltsamen Fechtrituale bei manchen dazu beigetragen, der Rauflust junger Burschen auf Dauer den gefährlichen Dampf abzulassen?

Drittens aber ist es eigentlich ziemlich auffällig, von wem diese Aufstellung an die Öffentlichkeit transportiert worden ist: nämlich vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Denn dieses wiederum wird via Gemeinde Wien mit Steuergeldern gefüttert, kann also insofern durchaus als sehr SPÖ-nahe bezeichnet werden (trotz zweier betagter „Schwarzer“, die dort seit urdenklichen Zeiten der Form halber in einem Gremium sitzen dürfen). Das heißt mit anderen Worten: Steuergelder werden ausgegeben, damit ein Privatverein Unterlagen gegen politische Gegner der Wiener Machthaber sammelt und nun veröffentlicht. So als ob es sehr gewichtig wäre, was jemand vor sechs Jahren in einer Bezirkszeitung über die Zunahme der Türken in Wien gesagt hat.

Diese geheimdienstartige Vorgangsweise erscheint mir nun demokratiepolitisch viel gefährlicher als idiotische Fechtrituale junger Burschen.

Immerhin war es einmal ein SPÖ-Innenminister gewesen, der sich recht großspurig ins Fernsehen gesetzt und vor der ganzen Nation darüber erregt hat, dass die Staatspolizei Materialien gegen unbescholtene Bürger sammelt. Welche jener Innenminister, es war Franz Olah, daraufhin verbrennen ließ. Wir wollen nun nicht annehmen, dass Olah dann ausgerechnet aus diesem Grund aus der SPÖ ausgeschlossen und wegen eines recht undurchsichtigen Sachverhalts zu Strafhaft verurteilt worden ist.

Halten wir lediglich fest: Das DÖW macht ziemlich genau das, was damals als Skandal aufgedeckt und angeblich eingestellt worden ist. Und zwar weiterhin mit Steuergeldern finanziert, die aus roten Händen  fließen.

Was das demokratiepolitische Bild aber noch viel mehr verzerrt: Weit und breit sammelt oder publiziert niemand und schon gar nicht mit Steuergeld bezahlt die Sünden von Rot und Grün. Ob diese Sünden nun in jungen oder nicht mehr so jungen Jahren begangen worden sind. Obwohl nur das ein wirklich umfassendes Bild über die seltsamen Biographien und Vorgeschichten unserer politischen Akteure ergeben würde.

Wer aller hat einmal an gewalttätigen Studenten-, Opernball oder sonstigen Demonstrationen teilgenommen? Wer hat sich etwa gar strafbar gemacht? Wer hat mit Hassaufrufen politische Gegner denunziert? Wer gehört geheimen Logen an, in denen – bei aller Geltung der Unschuldsvermutung – in bedenklicher Weise gemauschelt wird? Wie schaut es mit nepotistischen Ehe- und Verwandtschaftsbeziehungen unter führenden Genossen aus? Wer hat ohne jede einschlägige Ausbildung der Partei wegen einen gut bezahlten Job in einer großen Bank bekommen?

Und was derlei Fragen noch mehr wären. Deren Beantwortung wäre jedenfalls in einer rechtsstaatlichen Demokratie mindestens genauso wichtig wie die Frage, wer welcher Studentenverbindung angehört hat. In einer rechtsstaatlichen Demokratie eben, und nicht in einem halbtotalitären Denunziantenstaat.

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Crash-Pilot für die Zukunft Österreichs

06. November 2010 01:05 | Autor: Andreas Unterberger

Die Ideenwelt von Gewerkschaftsbund und Arbeiterkammer macht einem für die Zukunft Österreichs angst und bang. Hört doch die SPÖ unter einem Werner Faymann mehr denn je und fast ausschließlich auf diese beiden Arbeitnehmervertretungen. Und das auch wenn dort noch so absurde Forderungen gewälzt werden, die jeden Arbeitgeber künftig zu einem weiten Umweg um Österreich veranlassen müssen.

Alfred Gusenbauer hatte es noch gewußt: Mit dieser Gewerkschaft kann Österreich nicht mehr zukunftsfähig bleiben. Deswegen hat er insbesondere nach dem Bawag-Skandal (samt der bisher nie aufgeklärten Verantwortung der Herrn Hundstorfer und Verzetnitsch als oberste Eigentümer der Bawag!) den ÖGB aus der Partei hinauszudrängen versucht. Was ihm freilich nicht gut bekommen ist. Am Schluss war bekanntlich er draußen.

Ein Faymann hat hingegen nie versucht, den ÖGB zu mäßigen. Ganz im Gegenteil. Er lässt mangels eigener Kapazitäten sogar mit besonderer Vorliebe den Arbeiterkammer-Funktionär Werner Muhm für sich denken. Der übrigens in Sachen Bawag ebenfalls keineswegs unbelastet dasteht.

Daher muss man es viel ernster nehmen als in anderen Ländern, wo die Gewerkschaften meist nur noch Folklore bedeuten, was einer der mächtigsten ÖGB-Männer, nämlich der Privatangestellten-Boss Wolfgang Katzian, neuerdings fordert. Sobald Rot-Grün eines Tages doch einmal eine bundesweite Mehrheit zusammenbringt, besteht die große Gefahr, dass Katzians Vorstellungen gesetzliche Realität werden.

Zu diesen Vorstellungen gehört nicht nur die ständige Forderung nach noch mehr und höheren Steuern, sondern auch die seltsame Formel "40 - 40 - 40". Die er wie ein lebenslang auf der Linie 40 zwischen dem Wiener Schottentor und Gersthof pendelnder Schaffner repetiert. Das beweist zwar, dass sich Herr Katzian eine Zahl aus dem zweistelligen Zahlenraum merken kann. Wenn auch offenbar nur eine einzige.

Das beweist aber auch völlig Ahnungslosigkeit von wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen. Katzian meint damit nämlich: 40 Stunden Arbeit (in der Woche), 40 Wochen Arbeit (im Jahr) und 40 Jahre Arbeit (im Leben). Wüsste er er um die öknomischen Zusammenhänge, müsste er aber noch zwei weitere 40er anhängen: Denn wenn seine drei Mal 40 Wirklichkeit werden, gibt es nur noch eine Alternativen: Entweder wir nehmen als Endziel 40 Prozent Arbeitslosigkeit in Kauf oder ein Sinken des Reallohns auf 40 Prozent des heutigen Niveaus.

Schauen wir uns Katzians Forderungen im Detail an. Am harmlosesten klingen die 40 Stunden wöchentlich. Freilich sind auch die keineswegs problemlos: Denn die schikanöse Art, wie das Arbeitsinspektorat auch bei gut qualifizierten (und ebenso bezahlten) Arbeitsplätzen die Einhaltung der Arbeitszeit kontrolliert, zwingt schon jetzt viele Arbeitnehmer zu illegalen Konstruktionen. Nämlich alle jene, die Karriere machen wollen, die gut verdienen, die gerade an einem schwierigen Projekt arbeiten: Sie checken bei der Stechuhr aus und arbeiten dennoch weiter; und sie dunkeln sogar Außenfenster ab, weil manche Bürogebäude tatsächlich schon von den beamteten Spionen des knallroten Arbeitsinspektorats von außen beobachtet werden.

Das alles ist Folge einer Gesetzgebung, die jeden Arbeitnehmer für einen armen, zu schützenden Fließbandarbeiter hält. Und die nicht begreift, dass es vor allem jene fleißigen und ehrgeizigen Vielarbeiter sind, die Österreich im internationalen Wettbewerb noch eine kleine Restchance offen halten. Wenn man sie nicht total demotiviert. Diese Restchance wird aber zu jenem Zeitpunkt entscheidend sein, wenn in Österreich alle Fließbänder schon längst abmontiert sein werden.

Noch absurder ist die Forderung nach einem Arbeitsleben von nur 40 Jahren. Denn schon die gegenwärtige Hacklerregelung mit ihrem Pensionsanspruch nach 45 Jahren macht angesichts der rapide steigenden Lebenserwartung das Pensionssystem konkursreif. Dieses kann ja nur noch durch einen jährlich steil ansteigenden Beitrag aus dem Budget vor dem Kollaps bewahrt werden – was nichts anderes als Schulden zu Lasten der kaum noch vorhandenen Kinder und von anderthalb Millionen wenig produktiven Zuwanderern bedeutet. Derzeit kostet das den Steuerzahler nicht weniger als neun Milliarden Euro. Jährlich. Und die diesbezüglichen Kostenschätzungen müssen in halbjährlichen Abständen nach oben verändert werden.

Endgültig am Rande von Wahnvorstellungen bewegt sich Katzian im Bereich der 40 Jahreswochen Arbeit. Das heißt zwöf Wochen Urlaub sowie "Bildung und Gesundheit", wie er es nennt. Offenbar soll der bei ÖBB&Co herrschende Irrwitz zum Gesetz werden, dass jeder Mitarbeiter seinen jährlichen Krankenstand wie ein automatisches Pflichtpensum zu absolvieren hat. Und die Weiterbildung findet zwar in vielen Betrieben bei jenen Ehrgeizigen ohnedies längst statt, bei denen sie einen Sinn hat; sobald sie aber zum gewerkschaftlichen Anspruch wird, wird sie zur Perversion. Dann sitzt man halt die "Weiterbildung" ab und wartet in Wahrheit nur auf das Buffet nachher.

Trotz all seiner gemeingefährlichen Vorstellungen wird Katzian von niemandem aus SPÖ oder ÖGB unter Sachwalterschaft gestellt. Offenbar teilt man sie ja.

Nehmen wir einmal an, Katzian würde nicht mit der Zukunft der österreichischen Finanzen, sondern „nur“ mit denen einer Firma so umspringen, die das zweifelhafte Glück hat, ihn zu beschäftigen. Dann könnte nicht der allerlinkeste Arbeitsrichter seine fristlose Entlassung blockieren, und auch der allerlinkeste Strafrichter nicht eine Verurteilung wegen Untreue.

Aber mit Österreichs Zukunft darf man so umgehen. Straflos.

 

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Fußnote 146: Ein Hoch dem Kardinal

05. November 2010 18:56 | Autor: Andreas Unterberger

Manches Mal muss man den auch hier vielgescholtenen Christoph Schönborn doch wieder richtig liebhaben und schätzen.

Der Kardinal wagte es am Freitagabend immerhin, neben der nachvollziehbaren Forderung eines Bischofs nach Beibehaltung der gesamten Familienförderung und der Verteidigung der Entwicklungshilfe (Naja), ganz mutig für die Einführung von Studiengebühren einzutreten und gegen den Koralmtunnel zu protestieren. Da kann man jetzt sogar hoffen, dass er beim nächsten Mal auch den Mut haben wird, die skurrile Hacklerregelung zu kritisieren oder den Missbrauch von Steuergeldern zur Bestechung willfähriger Zeitungen. Oder das größte Verbrechen an der kommenden Generation in Form von nicht mehr bewältigbaren Schulden. Oder die teuren föderalistischen Spielchen. Kurzfristig muss man aber hoffen, dass Schönborn beim Heimfahren vom Termin mit der Regierung von seinem Caritas-Direktor Landau nicht allzusehr gescholten worden ist. Der ja bekanntlich der beste Öffentlichkeitsarbeiter der SPÖ (und vom Wiener Rathaus in vielerlei Hinsicht abhängig) ist.

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Sieben Milchmädchenrechnungen

05. November 2010 02:59 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt haben wir es den Reichen aber gezeigt! Endlich werden ihre horrenden Gewinne durch Anleihen- und Aktienspekulationen bestraft.

So ungefähr wird derzeit in den Köpfen vieler Politiker gedacht. Aktienbesitzer sind für sie (und etliche Medien) so ziemlich das Letzte. Und wenn es ums Schröpfen geht, die Ersten. Zugunsten der Milliarden für jugendfrische Hacklerpensionisten und verschwenderische Landeshauptleute.

Die Politik unterliegt freilich einer ganzen Reihe von Irrtümern.

Erstens waren Österreichs Aktien- und Anleihekäufer nicht Schuld an der Finanzkrise; das waren primär Notenbanken und Regierungen, vor allem jene der USA, die mit billigem Geld das Wohlwollen der Wähler erkaufen wollten.

Zweitens gibt es natürlich längst Steuern auf Dividenden und Zinsen, was aber gerne verschwiegen wird. Lediglich über einen längeren Zeitraum erzielte Kursgewinne waren steuerfrei.

Drittens haben frühere Regierungen noch gewusst, dass eine Veranlagung von Geldern in Aktien der Wiener Börse gesamtwirtschaftlich gut und nützlich ist, weil sich dadurch österreichische Firmen Eigenkapital beschaffen können – statt von Bank- oder gar Steuergeldern abhängig zu sein. Jetzt wird hingegen Schuldenmachen doppelt begünstigt (können Schuldner doch Kreditzinsen absetzen).

Viertens ist die Besteuerung von Kursgewinnen höchstwahrscheinlich verfassungswidrig, solange nicht auch der Gewinn durch die Wertsteigerung eines Grundstückes oder eines Kunstwerkes genauso besteuert wird.

Fünftens sind Investitionen in Aktien sozialer als etwa die in Gold, weil sie Arbeitsplätze schaffen.

Sechstens irrt die Regierung bei den erwarteten Einnahmenzuwächsen: Denn ab 2011 wird nach einem letzten Börsen-Strohfeuer die Zahl der privaten Investoren an der Wiener Börse zweifellos rapide abnehmen. Diese werden lieber und noch mehr als zuletzt Gold und Eigentumswohnungen kaufen. Was volkswirtschaftlich absolut unsinnig ist – und was zur Bildung neuer Blasen führt, aus denen künftige Crashes entstehen können (die der Propaganda-Apparat der Regierung dann wiederum dem Markt und nicht der eigenen Dummheit in die Schuhe schieben wird).

Und siebtens wird allen Leistungsträgern eine weitere Möglichkeit einer legalen Alters- und Familienvorsorge genommen. Und das noch dazu gleichzeitig mit Pensionserhöhungen, die nun schon das fünfte Jahr hintereinander Leistungsträger diskriminieren und bestrafen. Denn jene, die sich durch jahrzehntelange hohe Einzahlungen ins ASVG-System einen zumindest leicht gehobenen Alters-Wohlstand sichern wollten, werden heuer erneut betrogen: durch Einfrieren ihrer Pensionen. Irgendwann werden die Opfer einer so leistungsfeindlichen Regierung aber auch ihrerseits ihre Leistungen einschränken, zumindest die versteuerten. Worauf dann das ganze Wohlfahrtssystem kollabieren wird.

Denkt da noch irgendjemand?

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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SN-Kontroverse: Obamas Strafe

05. November 2010 01:58 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Wurde Barack Obama zurecht von den Wählern abgestraft?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ohne Gedächtnis und Geduld

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Dankbarkeit ist keine politische Kategorie. Dieser Satz ist allgemein gültig. Obwohl er zentrale Wahlversprechen eingelöst hat, musste US-Präsident Barack Obama bei den  Midterm-Elections eine Niederlage einstecken. Sie ist schlimm, aber nicht katastrophal. Der Sieg der Republikaner und der extremkonservativen Basisbewegung „Tea Party" war vorhersehbar. Die Republikaner haben nun zwar im Repräsentantenhaus die Mehrheit; doch die Wähler haben ihnen den totalen Erfolg verwehrt: Im Senat haben sie nicht genügend Sitze gewonnen, um auch dort das Ruder zu übernehmen. Bis zur Präsidentenwahl in zwei Jahren wird der Kongress weder in demokratischer noch in republikanischer Hand sein.
 
Ausschlaggebend für den Umschwung ist die schwierige Wirtschaftslage. Fast vier von zehn US-Bürgern sind der Meinung, ihnen gehe es finanziell schlechter als vor zwei Jahren, als Obama sein Amt antrat. Jeder zehnte Amerikaner ist arbeitslos, das Land hoch verschuldet. Wobei es den Demokraten wenig genützt hat, dass sie den schlechten Zustand der Wirtschaft von den Republikanern geerbt habe und Reparaturmaßnahme setzten mussten. So war es eine der schwierigsten Aufgabe für die Administration Obama, die Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Weder das milliardenschwere Gesetz zur Ankurbelung der Wirtschaft, das eine schwere Depression verhinderte, noch die strengeren Kontrollen der Finanzmärkte, die Obama mühsam durchbrachte, wurden belohnt. Selbst die gelungene Gesundheitsreform, ein Meilenstein in der US-Politik, hat dem Präsidenten nicht genützt. Die Republikaner verunglimpften sie als „sozialistisch", was in den USA einem Schimpfwort gleichkommt. Womit die US-Herbstwahlen eine weitere allgemein gültig Wahrheit zeigen: Wähler haben kein Gedächtnis und wenig Geduld. 


Obama = Bush2

Andreas Unterberger

George W. Bush und seine Partei wurde vor zwei Jahren von den Wählern abgestraft. Die Gründe: Bush hatte Amerika in nicht zu gewinnende Kriege verwickelt, das rechtlich fragwürdige Gefangenenlager Guantanamo erlaubt und wie verrückt Schulden gemacht. Barack Obama hat in all diesen Fragen den Kurs seines Vorgängers fortgesetzt oder gar verschärft: Es gibt Guantanamo entgegen allen Versprechen noch immer; in Afghanistan stehen mehr GIs denn je in einem Kampf gegen einen unsichtbaren Feind; und in der Wirtschaft boomen einzig die Hersteller von Gelddruckmaschinen angesichts der aberwitzig noch mehr intensivierten Dollar-Produktion. Wer da meint, Obamas Demokraten wurden von den Wählern zu Unrecht bestraft, muss auf beiden Augen blind sein. Noch lächerlicher ist das Argument, die Anti-Obama-Stimmung sei rassistisch - hat er doch vor zwei Jahren dieselbe Hautfarbe gehabt.

Obamas größter Fehler war, die Abwahl Bushs als Freibrief für linke Politik zu sehen, die er von der (teuren) Gesundheitsreform über die (noch teurere) Klimapolitik bis zu einer (in Zeiten der Arbeitslosigkeit doppelt unpopuläre) Immigrationsliberalisierung mit Vehemenz voranzutreiben versuchte. Gegen den Willen der Mehrheit der Amerikaner. Diese sind zu Recht verstört über Obamas hemmungslosen Hang zu exzessivem Schuldenmachen und inflationärer Geldproduktion - welche ja in ihrem Land schon einmal eine giftige Immobilienblase ausgelöst hat, deren Platzen 2008 die ganze Welt schwer erschüttert hat. Obama hat all die Dummheiten, die Bush populistisch begonnen hat, ohne den leisesten Versuch einer Korrektur geradezu quadriert. Das muss zu noch viel gefährlicheren Blasen und zu einer massiven Geldentwertung führen - auch wenn die Konsumentenpreise dank asiatischer Billigprodukte derzeit niedrig sind.

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Exklusiv für Partner: Diskussion mit Streissler

04. November 2010 14:58 | Autor: Andreas Unterberger

Österreichs angesehenster Wirtschaftswissenschafter, Erich Streissler, wird am 18. November um 19,30 Uhr den Partnern des Tagebuchs in einer exklusiven Veranstaltung zur Verfügung stehen. Streissler wird für sie und eine Studentengruppe über die Zukunft des Euro referieren und diskutieren. Anmeldungen für Partner unter "Kontakte": Die zur Verfügung stehenden Plätze sind zwar konstenlos, aber limitiert. Nähere Informationen in einem gleichzeitig erscheinenden Gastkommentar.

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Neue Wählergruppen entdeckt

04. November 2010 12:12 | Autor: Andreas Unterberger

 Da sage noch einer, diese Regierung wäre nicht zu wegweisenden Reformen fähig. Und ich will auch nie wieder hören, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nur noch zum Krenreiben gut sei.

Denn, höre und staune: Strafgefangene dürfen künftig wählen. Auf Verlangen jenes Gerichts. Die entsprechende Gesetzesnovelle hat nun das Innenministerium vorgeschlagen. Damit können wir uns wohl schon auf Wahlkämpfe in Gefängnissen freuen, mit Gratis-Kugelschreibern und bei kreativen Agenturen (jene der Frau Marek vielleicht?) auch mit einer Sonderration Rauschgift. Natürlich jeweils in eleganten Säckchen mit der jeweiligen Parteifarbe.

Werner Faymann – jener kleine Mann, der ständig allen alles verspricht – wird den Strafgefangenen aus „sozialer Gerechtigkeit“ wahrscheinlich eine Halbierung der Strafe versprechen („Es gibt Reiche, die ja auch nicht sitzen müssen.“). H.C.Strache wird mit Nachdruck eine Sonderbehandlung für alle österreichischen Gefangenen verlangen, und zwar mit Anrecht auf wöchentliche Paintball-Spiele. Die ÖVP wiederum wird sich dafür einsetzen, dass die Strafjustiz in die Hände der Bundesländer gelegt wird. Die Grünen werden gegen die Feinmetallbelastung in den Gefängnissen protestieren, die leider entstehen, wenn man mit Metallfeilen Gitterstäbe durchzusägen versucht.

Das alles haben wir dem Strassburger Menschenrechtsgerichtshof in seiner menschenfreundlichen Weisheit zu verdanken. Dieser Gerichtshof, der einst zum Schutz der Meinungs- und Religionsfreiheit oder gegen Folter und Willkür geschaffen worden ist, zeigt, dass selbst die edelste Intention am Ende in der Perversion enden kann. Er zeigt, dass jede Übertreibung dialektisch zum Gegenteil des ursprünglich Beabsichtigten führt. So wie Essensmangel den Hungertod und zu viel Essen den Herzinfarkt auslöst. Das, was eine gutmeinende Köchin anrichten kann, können auch gutmeinende Juristen.

Der Gerichtshof will das aber ohnedies durchaus differenziert sehen, werden nun manche einwenden. In der Tat: Wenn zwischen dem Verlust des Wahlrechts und den Umständen des Falles eine ausreichende Verbindung bestehe, sei ein solcher Verlust durchaus möglich, schwadroniert Strassburg. Auf deutsch: Ein burgenländischer Bürgermeister, der Wahlkarten fälscht, kann vom Wahlrecht ausgeschlossen werden, ein harmloser Raub-, Ehren- oder Sexualmörder hingegen nicht. Daher werden wir jetzt auch noch ein eigenes Amt mit ein paar Dienstposten sowie entsprechende Rekursmöglichkeiten brauchen, um über Zu- und Aberkennung des Wahlrechts gemäß der feinen Semantik des Gerichts zu entscheiden.

Gespannt bin ich jedenfalls auf das Wahlergebnis im Sprengel „Strafvollzugsanstalt Stein“.

PS.: Die immer seltsamer (und langsamer) werdenden Urteile aus Strassburg erinnern daran, dass dorthin immer mehr seltsame „Richter“ (also: gute Freunde der richtigen Leute) aus den Nachfolgediktaturen der einstigen Sowjetunion entsandt werden, die jetzt den Mittel- und Westeuropäern beibringen dürfen, was Recht ist. Irgendwie verstehe ich die Amerikaner, die nicht daran denken, sich einem solchen Gericht zu unterwerfen.

Aber auch in unseren unmittelbaren Nachbarstaaten im Osten gibt es ein seltsames Verständnis vom Richterberuf. In Slowenien wird gerade ein Höchstrichter ernannt, der unter den Kommunisten Todesurteile gefällt hat, der ein einflussreicher Parteisekretär gewesen ist, und der sich nach Aussagen eines Zeugen für eine Belohnung eines Soldaten ausgesprochen hat, der an der Grenze einen Flüchtling  genau in die Stirn geschossen hatte.

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Wikipedia: Die Meinungsmanipulatoren

04. November 2010 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Das angeblich durch gleichberechtigte pluralistische Beiträge von Millionen Usern entstandene Internet-Lexikon Wikipedia wird in Wahrheit von einer sehr linken Gruppe kontrolliert. Dies zeigt sich immer mehr in allen ideologisch relevanten Bereichen.

Ich habe selbst zweimal versucht, Fehler beziehungsweise massiv ideologisch gefärbte Formulierungen in Wikipedia zu korrigieren: Die Eintragungen wurden sofort wieder rückkorrigiert. Mir war die Sache dann keine weiteren Bemühungen mehr wert. Ich habe nur für mich selbst beschlossen, mich wieder mehr des Brockhaus-Lexikons zu bedienen, da mein Vertrauen in Wikipedia weitgehend geschwunden ist.

Jetzt aber gibt es massive Beweise, dass einer der privilegierten Wikipedia-Administratoren alle Beiträge in seinem Bereich einseitig manipuliert hat. Und zwar geht es dabei wieder einmal um die These, es gäbe eine globale Erwärmung, die schlecht für die Erde und vom Menschen verursacht sei. Einer aus dem Wikipedia-Olymp hat beispielsweise die Biographie jedes Wissenschafters massiv umgeschrieben, der sich kritisch mit der Global-Warming-These auseinandersetzt. Er konnte sein Unwesen jahrelang treiben, bis er jetzt aufgeflogen ist.

Inzwischen hat Wikipedia aber eine unglaubliche globale Macht erreicht, trotz der vielen Fehler, die dort nicht nur Manipulatoren, sondern auch Scherzbolde einfügen konnten. Es gibt tatsächlich schon Urteile österreichischer Strafrichterinnen, in denen Wikipedia als relevante Beweisquelle verwendet wird. Was ein bezeichnendes Urteil über die Qualität der heimischen Justiz darstellt. Warum eigentlich nächstens nicht auch einen Kommentar aus „Heute“ oder „Österreich“ als Beweis zitieren?

Verdächtig oft findet man in Wikipedia bei „liberal“ die pejorativ gemeinte Vorsilbe „neo-“ und vor „konservativ“ das ebenfalls abwertend gemeinte „erz-“ oder „rechts-“. Die überaus erfolgreiche amerikanische „Tea Party“ wird natürlich sofort als „rechtspopulistisch“ abgestempelt, und ihr wird in den ersten vier Zeilen der Definition gleich zweimal attestiert, dass sie sich gegen „Rettungs“-Unternehmungen der Regierung stelle; ihr grundlegender Kampf gegen Schulden und hemmungslosen Druck von Dollar-Noten wird hingegen nicht erwähnt. Die Texte über die schwarz-blaue Wende klingen überhaupt so, als wären sie in der Falter-Redaktion entstanden.

Womit sich wieder einmal ein altes wissenschaftliches, aber auch journalistisches Prinzip bestätigt, das vielerorten außer Mode gekommen ist: Jede Recherche sollte auch mindestens einen Gegencheck haben. Dieses Prinzip beruht auf dem Wissen: Jede Quelle kann irren, und wenn es monopolartige Quellen gibt, ist zusätzlich die Versuchung zu Manipulationen besonders groß. Es ist ja allzu faszinierend, sich die von aller Welt zitierte Wirklichkeit gemäß dem eigenen Wunschdenken zurechtbasteln zu können.

 

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Amerika feiert seine Party ohne Obama

03. November 2010 05:01 | Autor: Andreas Unterberger

Fast amüsant, mit welcher Betroffenheit die Außenwelt auf den Wahlerfolg der amerikanischen Republikaner und das Debakel der US-Demokraten reagiert. Den Medien ist es gelungen, diese in so negativem Licht darzustellen, dass in Europa überhaupt niemand begreifen kann, warum jemand republikanisch wählt.

Man erinnere sich nur: Was waren die Hauptvorwürfe gegen den vor zwei Jahren abgewählten George W. Bush? Das rechtlich umstrittene Gefangenenlager Guantanamo, zwei Kriege, die nicht zu gewinnen sind, und ein exorbitantes Budgetdefizit. Das waren durchaus gute Gründe, Bush abzuwählen.

Das sind aber auch gute Gründe, gegen seinen Nachfolger Obama zu stimmen. Denn Guantanamo ist noch immer ein rechtlich bedenkliches Gefangenenlager, obwohl Obama dessen Sperre binnen eines Jahres versprochen hat. Im Irak gibt es weiterhin grässliche Anschläge – die aber unsere Medien nicht sonderlich berühren, obwohl zuletzt  50 Christen von Moslems abgeschlachtet worden sind (völlig unvorstellbar, es wäre umgekehrt). In Afghanistan sind die Amerikaner tiefer denn je in eine vielleicht edle, aber jedenfalls aussichtsarme Kriegsführung involviert. Und das Budgetdefizit ist noch viel exorbitanter als unter Bush, es läuft völlig aus dem Ruder, sodass US-Dollar-Noten bald nur noch zum Tapezieren von Wänden gut sind.

Frappierend ist nur: In praktisch allen europäischen Medien wurden diese Dinge Bush zum Vorwurf gemacht, Obama werden sie aber nicht vorgehalten, obwohl sich vieles verschlimmert hat. Hängt das einfach damit zusammen, dass Obama der viel bessere Rhetoriker ist? Oder damit, dass er ein sehr linker Rhetoriker ist? Oder damit, dass in Europa so viele gute Menschen leben, für die ein Schwarzer automatisch gut und unkritisierbar ist?

Die europäischen Medien haben sich noch in etwas getäuscht: Sie haben prophezeit – genauer gesagt: gehofft –, dass die weitgehende Übernahme der Republikaner durch die basisrevolutionäre Tea-Party-Bewegung den Republikanern schaden würde. Die Tea Party sei zu radikal. In Wahrheit stimmt das Gegenteil: Nur durch diese teilweise feindliche Übernahme der Republikaner sind diese den wenig anziehenden Geruch der Bush-Ära losgeworden. Nur so konnten sie gewinnen, weil die Amerikaner verzweifelt nach neuen Antworten suchen.

Wer Amerika kennt, weiß, dass dort seit Ronald Reagan, dem erfolgreichsten Präsidenten der letzten Jahrzehnte, der Wind von rechts weht. Und Obamas Politik hat diesen Wind noch verstärkt, hatte er doch geglaubt, die Absage der Amerikaner an Bush würde auch eine linke Politik autorisieren. Mit unvorstellbaren Summen rettete die US-Regierung marode Autofabriken – halt bis zur nächsten Krise. Das gleiche galt für große Hypothekeninstitute. Und die dennoch ausbrechende depressive Stimmung wird nun mit ununterbrochenem Drucken neuer Dollars bekämpft. Freilich erfolglos.

Die Amerikaner haben vor allem deshalb die Regierung abgewählt. Der Durchschnittsbürger leidet unter der Krise, weiß zugleich um die Entwertung seiner Ersparnisse, und sieht unvorstellbare Summen zu den Großen fließen. Der wichtigste Ruf der Tea Party lautete daher: Small Government! Also sparen, nicht durch großzügige Rettungsaktionen die Zukunft zubetonieren, und nicht zuletzt: Weg mit der Gesundheitsreform, die weitere große Kosten verursacht.

Die Krankenversicherung für alle wollen die Alten nicht, weil die ohnedies zu hundert Prozent versichert sind und daher um die künftige finanzielle Basis ihrer eigenen Versicherung bangen. Und die gesunden Jungen wollen sie erst recht nicht, weil sie sich die Versicherungsbeiträge gerne erspart hätten.

 

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Fußnote 145: Zynische rote Chuzpe

02. November 2010 10:51 | Autor: Andreas Unterberger

Sie haben rein gar nichts verstanden. Das zeigt das Verhalten – vor allem – der SPÖ-Minister eine Woche nach der Blamage von Loipersdorf.

Während die Regierung mit ihren Maßnahmen den Wirtschaftsstandort Österreich schädigt und Mehrkinderfamilien straft, denken rote Minister weiterhin nicht daran zu sparen. Und zeigen das in frecher Ungeniertheit noch in aller Öffentlichkeit. Anders wäre es nicht denkbar, dass die Minister Stöger und Bures eine Woche nach Loipersdorf  in einer einzigen Nummer der Fellner-Zeitung drei Inseraten-Seiten zahlen. Die einerseits den Zweck haben, die Minister in Schönpose zu präsentieren, und andererseits das Blatt weiter extrem SPÖ-freundlich zu halten (dass in der Werbung der SPÖ-Minister auch noch der gerne vom ORF als unabhängig präsentierte Politologe Filzmaier in die Kamera blickt, ist da nur noch eine zusätzliche Pointe am Rande). Das ist aber noch nicht alles. Dazu kommen noch zwei Seiten ÖBB-Inserate, also ausgerechnet vom größten Defizit-Unternehmen Österreichs (in dessen Aufsichtsrat freilich ganz offen über die Notwendigkeit korrupter Methoden gesprochen wird). Wer ob all dieser zynischen Chuzpe keinen Blutstau vor Zorn bekommt, liegt wahrscheinlich schon selbst in der Intensivstation.

 

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Die Talfahrt der Wohlfahrt

02. November 2010 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Die meisten Bürger wissen: Die Republik wird nur zu retten sein, wenn sie kräftig Hand an den Wohlfahrtsstaat legt. Nur ist sich dessen noch immer keine Partei bewusst – oder traut es sich nicht laut zu sagen. Weil ja überall blauäugige Gutmenschen unterwegs sind.

Besonders explosiv wird dieser Wohlfahrtsstaat, wo er auch die direkte Einladung zur Sozialmigration nach Österreich darstellt. Wie im Tagebuch schon an mehreren Beispielen dargestellt worden ist.

Heute sei daher ein weiteres Exempel untersucht, obwohl diese lukrative Methode, das rot-weiß-rote Wohlfahrts-Schlaraffenland zu plündern, zum Glück bisher noch gar nicht wirklich in großer Zahl ausgenutzt worden ist. Aber warten wir nur, es wird schon werden.

Es geht dabei um die Kombination aus Niederlassungsfreiheit und dem hiesigen Ausgleichszulagensystem. In der EU kann sich jeder EU-Bürger niederlassen, wo er will. Dies gilt insbesondere auch für Pensionisten. So weit so harmlos.

Gefährlich wird die Sache nur in Verbindung mit dem zweiten Schritt: Laut europäischem Recht hat jeder Bürger nach der Niederlassung auch Anspruch auf sozialrechtliche Gleichbehandlung. Und zwar mit den Bürgern jenes Landes, wo er sein anderes europäisches Recht wahrnimmt, also sich niederzulassen, wo er will. Das bedeutet im österreichischen Pensionssystem einen Anspruch auf Ausgleichszulagen, also auf eine Zusatzzahlung zu seiner Pension, damit der zugewanderte Pensionist zumindest 788 Euro pro Monat bekommt – wenn er für Kinder oder Ehepartner zu sorgen hat, natürlich noch mehr.

Was die naiven EU-Gesetzgeber (und insbesondere die besonders spendierfreudigen EU-Abgeordneten) dabei rund um die EU-Erweiterungen der letzten Jahre ignoriert haben: In manchen der neuen Ländern ist das Rentensystem so gering dotiert, dass viele Menschen eine Pension von weniger als 100 Euro bekommen. Kann man es da den Menschen verübeln, wenn es sie bald in großer Zahl an die vollen Töpfe Österreichs ziehen wird, wo die Ausgleichszulage nach der bevorstehenden Pensionserhöhung wohl über der 800-Euro-Grenze liegen wird?

Bisher haben die Bezieher solcher ausländischen Teilpensionen nicht einmal den (ohnedies unzureichenden) Anteil von 5,1 Prozent für die Krankenversicherung zahlen, obwohl sie in Österreich – natürlich, wir haben´s ja – vollen Krankenversicherungsschutz haben. Das wird nun endlich geändert. Das viel gravierendere Pensionsproblem wird hingegen weiterhin nicht angetastet.

Alle österreichischen Parteien haben sich bisher immer für die armen Ausgleichszulagenbezieher engagiert, aber nie für jene, die ihre Pension mit Beiträgen zumindest weitgehend selbst erwirtschaftet haben. Und diese populistisch-soziale Ungerechtigkeit kommt eben auch allen EU-Pensionisten in Österreich zugute.

Angesichts dieser politisch-gutmenschlichen Dummheiten sollte man sich die nächste Frage gar nicht mehr stellen: Wer kann denn überhaupt kontrollieren, ob diese bulgarischen oder rumänischen Rentner überhaupt in Österreich leben (und dadurch wenigstens einen Teil des hier kassierten Geldes auch in Österreich ausgeben)? Im Grunde genügen ja ein Bankkonto und eine Meldeadresse bei einem wohlwollenden Freund, der einen von eventuellen, ohnedies so gut wie nie stattfindenden Kontrollen informiert. Es hat ja jeder Pensionist das Recht, gerade auf Mallorca oder sonstwo zu urlauben, wenn eines Tages doch ein Kontrollor vorbeikommen sollte.

Und warum greift niemand dieses Problem auf, das nur deshalb noch keine riesigen Größenordnungen angenommen hat, weil zum Unterschied vom Asylbereich noch keine kriminellen bis gutmenschlichen Schlepper die Ausnutzung dieser Regelungen organisieren?

Es wird aber auch deshalb nicht aufgegriffen, weil das Problem nur durch Eingriffe in bisher als tabu behandelte Bereiche lösbar ist. Weil dieser Missbrauch nur eingebremst werden kann, wenn man den Wohlfahrtsstaat kräftig redimensioniert, und wenn man die vielen gutgemeinten, aber total weltfremden Beschlüsse der EU neu aufrollt. Aber auch, weil man ja gleich von Grünen, ORF und Caritas der Verhetzung (darauf steht zwei Jahre Haft) oder zumindest der neoliberalen sozialen Kälte beschuldigt wird, wenn man diesen Missbrauch aufzeigt.

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Der Verfassungsbruch der Unterrichtsministerin

01. November 2010 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt in Österreich wohl keinen Bereich, wo die verfassungsrechtliche Pflicht, alle Bürger gleich zu behandeln, so unverfroren und in breiter Front gebrochen wird, wie rund um das Stichwort Gesamtschule. Aus rein ideologischen Gründen. Dagegen verblasst der Verfassungsbruch wegen der verspäteten Einbringung des Budgets fast zu einem Kavaliersdelikt. Denn das verspätete Datum der Budgetrede alleine schadet im Gegensatz zur Schule niemandem.

Dass neben der Verfassung rund um die Schule auch noch normale Gesetze gebrochen werden, kümmert die zuständige Ministerin Claudia Schmied natürlich noch viel weniger. Dafür schikanieren die Juristen ihrer exzessiven Schulbürokratie Lehrer umso intensiver, wenn es einer noch immer wagen sollte, einem Schüler einen Fünfer zu geben. Dort ist der Rechtsstaat also noch intakt.

Zurück zum Bruch des Gleichheitssatzes: Im Gesetz ist eine Klassenschülerhöchstzahl von 25 vorgeschrieben. Diese wird aber nur in rund der Hälfte aller Klassen eingehalten. Nun werden viele meinen, wenn es nicht das nötige Geld gibt, hilft die schönste gesetzliche Grundlage nichts.

Nur: Es gibt sehr wohl genügend Geld und Lehrer, um bestimmte, viel kleinere Klassen mit zwei und oft drei Lehrern auszustatten. Wie das? Das sind die Schulversuche zur Propagierung der Gesamtschule. Diese werden viel besser mit Geld und Personal ausgestattet als die anderen Schulen. Denn man will ja in ein paar Jahren „beweisen“ können, wie überlegen die Gesamtschule ist. Was freilich bisher nicht einmal die teilnehmenden Lehrer, Schüler und Eltern einhellig bestätigen.

Diese bewusste ungleiche Ausstattung unserer Schulen ist daher ein schlichter Verfassungsbruch, und kann daher nicht einmal mit den Budgetnöten und dem alten Juristenspruch "Ultra posse nemo tenetur" (frei übersetzt: "Wenn kein Geld da ist, hat der Kaiser sein Recht verloren."). Der Republik muss jedes Kind gleich wertvoll sein. Vor allem, wenn es über die Verfassung hinaus ein Gesetz genau definiert, was eigentlich der Mindestanspruch für jeden Schüler in diesem Land ist. Nämlich zum Beispiel in Klassen mit maximal 25 Mitschülern zu sitzen.

Die Republik kann ja auch nicht je nach ideologischer Vorliebe den einen mehr und den anderen weniger Familienbeihilfe zahlen. Sie kann, wenn das Geld zu knapp wird, die Behilife nur allen kürzen. Das kommunistische Prinzip, dass die einen gleicher wären als die anderen (etwa jene, die in politisch korrekte Gesamtschulen gehen), ist ja noch nicht Teil der Verfassung. auch wenn Rot und Grün heftig daran arbeiten.

Die Angelegenheit bleibt auch dann rechts- und verfassungswidrig, wenn die schwarze Wissenschaftsministerin den Rechtsbruch ebenfalls gutheißt. Der Tagebuchautor konnte die Frau Karl dieser Tage bei einer Schuldiskussion belauschen. Und war  schockiert: Die eine Hälfte ihrer Worte waren absolut sinnentleerte Hohlformeln, die andere Hälfte transportierte klassisch sozialdemokratisches Denken, das sich auch durch zwei brillante bürgerliche Bildungsexperten und den erfrischen klugen Bundesschulsprecher in keiner Weise beirren ließ.

Gewiss, die Dame hat sich kleine Verdienste erworben, als sie sich im Gegensatz zu ihrem Vorgänger wenigstens gegen den Rechtsbruch einer Hörsaalbesetzung zu stellen wagte (der meines Wissens keinen einzigen Sozialdemokraten störte). Dennoch ist es mehr als grob fahrlässig, dass die ÖVP auch die Schulpolitik an Frau Karl delegiert hat. Statt an jemanden, der sich erstens mit dem Thema wirklich befasst hat, und der zweitens auch noch eine letzte Ahnung hat, wo die ÖVP-Wähler stehen. Bevor sich diese ganz verlaufen.

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Mut und Hirn kann man nicht kaufen

31. Oktober 2010 01:29 | Autor: Andreas Unterberger

Sie haben gepatzt, geschludert, unsensibel agiert und gleichzeitig fast alle sinnvollen Einsparungsmaßnahmen auf der Straße liegen gelassen. Dieses Urteil lässt sich eine Woche nach den Budgetbeschlüssen der Regierungsmitglieder fällen – auch wenn jetzt noch immer täglich weitere Details bekannt werden. Die nur dazu führen, dass sie nun nach der Reihe in Einzelpunkten in die Knie gehen, was natürlich nur noch weitere Begehrlichkeiten weckt.

Bei aller Kritik muss ja eines klar sein: Das alleroberste Gebot für die Regierung hat ein drastischer Abbau des Defizits zu sein, denn sonst droht der Republik eine absolute Katastrophe. Daher sind auch alle jene nicht ernst zu nehmen, die nur jammern, aber nicht genau sagen, wo statt dessen gespart werden sollte, wie die Wirtschaftskammer. Oder die gar nach noch mehr Steuern rufen, wie Gewerk- oder Hochschülerschaft.

Die Katastrophe eines Rückgangs der österreichischen Kreditwürdigkeit ist wahrscheinlich ohnedies nicht aufzuhalten. Denn abgesehen vom trotz Sparpakets ohnedies einprogrammierten weiteren Anwachsen der offiziellen Staatsschuld wird die EU demnächst die seit den 90er Jahren durch Tricks ausgelagerten Schulden von ÖBB und Asfinag nun wohl doch dieser Staatsschuld zurechnen. Was diese vor den Augen der ganzen Welt schlagartig um 8 Prozent erhöhen dürfte.

Dabei scheut die EU ohnedies vor der Anrechnung auch aller Verpflichtungen, also Schulden, unseres üppigen Pensionssystems zurück – zum Glück für die Budgettrickser aller Länder. Die Kreditgeber tun das hingegen immer weniger, weil Schulden ja Schulden sind, egal welches Mascherl sie haben, egal wie gut sie versteckt sind. Daher muss Österreich jetzt schon höhere Zinsen als Deutschland zahlen. Und dieses muss wiederum schon höhere Zinsen als die Begeber seriöser Industrieanleihen bezahlen. Was es alles noch nie gegeben hat.

Wo man wirklich sparen hätte können

Damit wir hier ehrlicher sind, seien einige Punkte ausgelassener Sparmöglichkeiten aufgezählt (viele andere sind schon in den letzten Tagen und Wochen hier aufgezählt worden):

  1. Die Länder könnten auf ihre für Bürger wie Budget teure Gesetzgebungskompetenz ebenso wie auf den Bundesrat komplett verzichten – und dafür die gesamte Kompetenz über die Lehrer bekommen (mit einem präzisen Kopfgeld pro Kind, das nicht in eine Privatschule geht). Dadurch könnten die Landesfürsten ihr Gesicht voll bewahren, was für politische Lösungen immer wichtig ist.
  2. Besonders absurd und reif für den Mistkübel ist das bürokratieaufwendige Projekt „Gender budgeting“. In Nachplappern einer grotesken Modetorheit muss bei jedem einzelnen Budgetposten neuerdings erklärt werden, wie sich dieser Posten jeweils auf Männer und Frauen auswirkt. Was letztlich zu völlig abwegigen Fragen führen wird wie:
    - Wieviel Prozent der ÖBB- oder der Autobahnnutzung entfällt auf Frauen und wieviel auf Männer?
    - Dient die Landesverteidigung mehr den Männern, weil sie die Mehrzahl der Soldaten stellen, oder mehr den Frauen, weil sie die Mehrzahl der geschützten Gesamtbevölkerung stellen und überdies keine Präsenzdienstpflicht haben?
    - Sind Panzer oder Granatwerfer frauenfreundlicher?
    Am Rande sei vermerkt, dass der Gender-Budgeting-Schwachsinn das einzige(!) Ziel ist, dass nicht nur für den Bund, sondern auch für die Länder und Gemeinden gilt. Allein mit dem, was sich da einsparen ließe, könnte man alle Mehrkinderfamilien von den Kürzungen ausnehmen. Was auch viel frauenfreundlicher wäre als das blöde Gender budgeting.
  3. Das gilt natürlich auch für die Inflation an überflüssigen Gleichbehandlungsstellen, Frauenbeauftragten und wie die Konstruktionen und Kommissionen sonst noch heißen mögen, die nicht nur viel Geld für ihr Personal an kampfbereiten Feministinnen verschlingen, sondern auch massive indirekte Kosten verursachen. So kann beispielsweise ein Universitätsposten nicht vergeben werden, wenn sich dort keine Frau bewirbt und eine dieser Beauftragtinnen Einspruch erhebt.
  4. Schon mehrfach sind hier die Mega-Verschwendungsprojekte zur Befriedigung einiger Lokalpolitiker und der Bauwirtschaft im Bereich der ÖBB aufgezählt worden: Das reicht vom Koralm- und Brenner-Tunnel bis zum (neuerlichen) Totalneubau fast aller größeren Bahnhöfe des Landes, deretwegen aber kein einziger Mensch zusätzlich Bahn fahren wird.
  5. Ebenfalls aus lauter Angst vor den Landeshauptleuten hat die Regierung auf die Schließung Dutzender Bezirksgerichte und Polizeiwachstuben verzichtet.
  6. Auch im Gesundheitssystem ist keine einzige der möglichen Einsparungsreformen bekannt.
  7. Weder Länder noch Gemeinden noch ausgegliederte Gesellschaften wurden gezwungen, künftig ihre Einkäufe über die Bundesbeschaffungsgesellschaft zu poolen, obwohl das gewaltige Einsparungen brächte. Alleine bei den Spitälern wären das mehrere hundert Millionen (angefangen vom gerade aktuellen Reinigungsdienst des AKH, den das Wiener Rathaus wie alles in Wien im teuren Alleingang  vergeben hat). Aber bekanntlich sind Einkäufe der öffentlichen Hand der beste Weg der Partei- wie auch privaten Finanzierung . . .
  8. Die Regierung schenkt ungezwungen den Landeshauptleuten Anteile an den neuen Steuern – sie hat aber bisher keine einzige Sparmaßnahme der Länder erreicht. Dort wird also weiterhin fürstliche Hofhaltung herrschen. Was man etwa in diesen Stunden daran ablesen kann, wie in Wien ein teures rot-grünes Neuprojekt nach dem anderen bekanntgegeben wird. Wo also überhaupt nicht gespart wird, nur um einige sozialistische Weltveränderungsprojekte auf kosten der Zukunft durchziehen zu können.
  9. Nirgendwo hat man bisher auch etwas davon gelesen, dass die unter Faymann vervierfachten Summen für Bestechungs-Inserate in den Zeitungen – oder gar die diesbezüglichen Ausgaben der Länder – reduziert werden würden. Dafür kürzt man die legale und völlig korruptionsfreie Presseförderung um drei Millionen, was abgrundtief dumm ist – auch wenn ich bekanntlich als einer von ganz wenigen Journalisten Österreichs nicht davon profitiere.
  10. Und natürlich gehört in diese Liste der Versäumnisse schließlich auch die sofortige Abschaffung der Hacklerregelung – notfalls mit Verfassungsgesetz. Ebenso wie andere Maßnahmen zur Hinaufsetzung des realen Pensionsantrittsalters. Dabei könnte man im Gegenzug den Pensionisten eine Garantie geben, dass ihre Pensionen künftig auch wirklich wertgesichert bleiben – zumindest in dem Ausmaß, in dem die Pensionen versicherungsmathematisch durch Einzahlungen gedeckt sind.
    Das wäre für die ältere Generation zweifellos wichtiger als die Möglichkeit, allzu früh aus dem Berufsleben vertrieben zu werden. Heftige Maßnahmen gegen die Frühpensionen wären umso dringender, als der Bundeszuschuss zu den Pensionen 2011 voraussichtlich um 500 Millionen (und 2014 um 2000 Millionen) höher ausfallen dürfte, als „Experten“ noch im Frühjahr berechnet hatten! Da spielt nicht zuletzt der üble Trick der Gemeinde Wien mit, mit dem zahlreiche Wiener Beamtinnen durch Wechsel ins ASVG-System umgehend die Möglichkeit einer Hacklerpension erhalten haben.

Wo falsch gespart wird

Absolut schädlich sind dafür viele der nun bekannten Einsparungs-Details:

  1. So wird die Halbierung des sogenannten Gerichtsjahres die Ausbildung der österreichischen Juristen verschlechtern – und bei den Gerichten wohl zu noch langsameren Prozessen führen.
  2. So wird es eine massive Abwanderung österreichischer Flugreisender nach Zürich, Pressburg, Marburg und in andere Nachbarstädte geben. Was bei der privatisierten AUA weitere Jobs kosten wird. Und eine neue AUA-Krise, falls auch Transitreisende diese Steuer zahlen müssen.
  3. So wird der Asylgerichtshof um ein Viertel verkleinert. Offenbar weiß eine  hellseherische Regierung, dass es nie wieder neue „Flüchtlings“-Wellen geben wird, die dann neuerlich zu jahrelangen Verfahrens-Verzögerungen führen würden. Dabei bringen ohnedies Konjunkturerholung, seltsame Gerichtsurteile und politische Feigheit schon jetzt ein neues Anwachsen der „Asyl“-Zuwanderer.
  4. So wird der für die Schaffung von Eigenkapital wichtige heimische Kapitalmarkt schwer beschädigt.
  5. So werden die Banken veranlasst, nach vorzeitiger Zurückzahlung der Staatshilfe möglichst rasch möglichst viel Geschäft – oder gar die eigenen Unternehmens-Zentralen – in ein billigeres Ausland zu verlagern.
  6. So will sich die Regierung zwar die Familienbeihilfe zwischen dem 25. und dem 27. Geburtstag ersparen: Die Unterhaltspflicht (in den meisten Fällen) der Väter wird aber nicht parallel gekürzt. Was zeigt, dass die Regierung den Spruch: In dieser Zeit kann man ja locker fertigstudieren, selbst nicht ernst nimmt. Denn sie unternimmt ja auch nichts, um die effektive Studiendauer zu verkürzen (weil sich die SPÖ vor den linksradikalen Dummmädchen der Hochschülerschaft und deren Demonstranten fürchtet).

Andere Länder haben sehr wohl regierende Regierungen

Apropos Ausland: Dort finden sich etliche Regierungen, die nicht nur bei den Sparmaßnahmen großen Mut zeigen.

Eine traurige Bilanz

Die Bilanz ist deprimierend:
Wir haben die Regierung, die wir verdient haben.
Wir haben den feigsten Regierungschef Europas, der alles verludert, was Österreich unter Schüssel noch zum international anerkannten Vorbild gemacht hat.
Die ÖVP hat sich alternativlos auf einen solchen Partner eingelassen (Die Hauptschuldigen daran heißen Leitl, zweimal Pröll und einmal Konrad); sie hat zugleich ihre Familien-, Europa- und Wirtschaftskompetenz verspielt, lediglich die Bauernkompetenz bewahrt.
Und weit und breit gibt es kein Substitut.

Was zur philosophischen Erkenntnis führt: Mut kann man halt nicht kaufen, genauso wenig wie politische Intelligenz.

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Gut geschmiert

30. Oktober 2010 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

 Es ist nicht wirklich die feine Art, wenn jemand im ÖBB-Aufsichtsrat ein Tonband mitlaufen lässt und dessen Inhalt dann hinausspielt. Aber seit in den Aufsichtsräten Belegschaftsvertreter drinnen sitzen, könnte man ja in der österreichischen und deutschen Großindustrie diese Gremien auch gleich öffentlich tagen lassen.

Jenes Tonband zeigt jedenfalls verräterische Hinweise auf bewusst kriminelles Handeln. Es ging 2008 ganz offensichtlich darum, auf dem tarnenden Umweg über einen „Beratervertrag“ mit einem ungarischen Lobbyisten den Kauf der ungarischen Bahn-Cargo durch Bestechung zu ermöglichen. Vor allem die Äußerungen des Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker machen klar, dass der Zweck der sieben Millionen Euro Beraterhonorar ganz eindeutig war.

Wer mag durch Hinausspielen des Tonbands Pöchhacker ans Leiberl gewollt haben? Nun, aus dem Gewerkschafts-Eck ist schon einmal eine Affäre inszeniert und Pöchhacker attackiert worden, weil er einen Fahrschein als Spesenausgabe verrechnet hat (offenbar wäre eine Taxirechnung passender gewesen). Konkrete Beweise gibt es aber keine für eine neuerliche Wiederholung solcher Umgangsformen zwischen Parteifreunden.

Es ist aber wohl kein Zufall, dass nun knapp nach den Wiener Wahlen – und lange vor weiteren Urnengängen – plötzlich allerorten heftigst rote Schmutzwäsche gewaschen wird. So ist etwa gleichzeitig die mutmaßliche Millionenkorruption im ebenfalls knallroten AKH aufgedeckt worden, die ebenfalls schon etliche Zeit zurückliegt. So werden gerade neue Details über die Beziehungen von Alfred Gusenbauer zu den einst auch mit Karl Heinz Grasser engst kooperierenden Lobbyisten-Brüdern Hochegger in die Öffentlichkeit gespielt.

Bis zu den nächsten Wahlen ist da eh alles längst vergessen, dürften sich da derzeit manche denken. Und jetzt kann man sich missliebiger Genossen problemlos entledigen (ohne dass die Entlediger unbedingt sauberer sein müssten). Möglich ist natürlich auch, dass politische Gegner Pöchhackers die Sache aufgedeckt haben, um sich für den brutal parteipolitischen und defizitmachenden Kurs der ÖBB zu rächen. Was nur zu diesem Zeitpunkt parteipolitisch eine wenig effiziente Rache wäre.

Zur Veranschaulichung nur einige von Pöchhackers vermeintlich vertraulichen Sprüchen: „Wir können aber auch nicht protokollieren, dass wir Schweinereien erlauben . . . Wir können natürlich so naiv sein, dass wir kein Geschäft mehr machen . . . Die Frage nach der Leistung eines Lobbyisten ist naiv . . . Also, das ist jetzt eine Grundsatzfrage, wenn wir das in Zukunft alles ganz ernst nehmen, dann ist es gescheiter, man verabschiedet sich.“ Und so weiter.

Nun, Pöchhacker hat in der Sache und ökonomisch absolut Recht. Strafrechtlich hat er absolut Unrecht. Denn es wird seit einigen Jahren streng bestraft, auf welchem Umweg immer ausländische Entscheidungsträger zu bestechen. Auch wenn sich in vielen östlichen und südlichen Ländern Politiker immer nur bei der richtigen Schmierung zu Entscheidungen durchringen. Wofür man etwa auch einst bei einem Aufsehen erregenden Kauf einer südosteuropäischen Telekom-Firma durch Österreicher deutliche Indizien beobachten konnte.

Pikanterweise hatten in den Jahren davor heimische Firmen Bestechungsgelder für ausländische Entscheidungsträger noch von der Steuer absetzen können. Das hat sich nun ins Gegenteil gewandelt. Die Gebräuche in manchen – vor allem ärmeren – Ländern taten dies jedoch keineswegs.

Ein unlösbares Dilemma, da ein so exportabhängiges Land wie Österreich halt nicht nur in der Schweiz und Skandinavien Geschäfte machen kann? Liegt die Lösung etwa darin, wieder so ehrlich zu sein, und zuzugeben, dass man unehrlich ist? Das bereitet gewiss Bauchweh – ist aber realistischer als der Glaube, die Politiker in den fraglichen Ländern würden sich charakterlich eines Tages doch ändern.

Wirklich helfen würden nur rasche Privatisierung und Deregulierung: Denn zumindest danach haben Politiker einfach viel weniger Möglichkeiten, ihre Hände erpresserisch aufzuhalten. Noch strengere Strafen helfen hingegen nichts – denn man wird ja nur sehr selten erwischt. Da geht man schon manches Risiko ein, im Interesse von Unternehmen und Arbeitsplätzen.

Erwischt wird man höchstens, wenn man nicht alle Mitwissenden bedient. Wenn man neuerdings nicht mehr jeden Gewerkschaftswunsch erfüllt. Oder wenn man in Aufsichtsratssitzungen so offen redet wie Pöchhacker. Aber der kommt ja aus der Bauwirtschaft, wo man besonders wenig Erfahrung mit allzu viel Transparenz bei Auftragsvergaben hat.

Oder ist das alles nur Folge des oft sehr merkwürdigen Verständnisses roter Manager von wirtschaftlichen Zusammenhängen? Dieses Verständnis konnte man ja unlängst in einem der zahllosen ÖBB-Inserate aus Vorwahlzeiten ablesen (mit denen mutmaßlich Zeitungen so bestochen werden sollten wie ungarische Politiker - wobei wie immer in diesem Zusammenhäng natürlich die Unschuldsvermutung gilt): „Aus einem Euro, der für eine moderne Bahn ausgegeben wird, werden zwei Euro Wohlstand. Das ist kein Wunder, sondern ein Gesetz der Wirtschaft."

Also, wenn die Genossen mit ihren „Gesetzen" wirklich recht hätten, dann sollte die Republik doch noch ein paar hundert Milliarden mehr Schulden machen. Und dann sollte man ÖBB-Bahnhöfe nicht nur alle 21, sondern alle 5 Jahre neu bauen. Das Perpetuum mobile ist endlich erfunden. Und niemand gibt den ÖBB den Nobelpreis dafür - sondern setzt wahrscheinlich einige Manager hinter Gitter.

Ist diese Welt nicht ungerecht? 

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Fußnote 144: Wo das Sparen leicht wäre

29. Oktober 2010 12:50 | Autor: Andreas Unterberger

Sparen wäre nicht schwer. Dazu müsste die Regierung nur Rechnungshofberichte lesen. Und dazu hätte sie so wie alle anderen Länder im Frühjahr mit den Detailarbeiten beginnen müssen (ohne Rücksicht auf Herrn Häupl). Und nicht erst huschpfusch Ende Oktober.

Ein kleines, aber signifikantes Beispiel: Im jüngsten Rechnungshofbericht erfährt man, dass Wien 96 „Polizeiinspektionen“ hat (einst Wachzimmer oder Kommissariate). Die Stadt München hat hingegen nur 25; sie hat zwar rund 20 Prozent weniger Einwohner, aber eine doppelt so große Fläche wie Wien. Da von den 96 Wiener Inspektionen mehr als zwei Drittel sanierungsbedürftig sind (auch wegen des großzügigen Behindertengleichstellungsgesetzes), wird der Wiener Spaß in den nächsten Jahren besonders teuer. Noch teurer kommt der in diesen vielen Inspektionen notwendige hohe Anteil an „dienstführenden“ Vorgesetzten. Diese verdienen nicht nur mehr, sondern fehlen auch im Streifendienst: In München sind Polizisten nämlich zu 69 Prozent im Außendienst – also dort, wo die Bürger sie haben wollen – in Wien hingegen nur zu 43 Prozent. Es wäre also mehr Sicherheit und Einsparung möglich – wenn man sich nur über Bezirksvorsteher und Bürgermeister hinwegsetzen könnte, die in ihrem dumpfen Provinzialismus (den es auch in einer Millionenstadt geben kann) jedes Wachzimmer wie einen Goldschatz verteidigen. Auch wenn man dort am helllichten Tag minutenlang läuten kann, ohne dass irgendwer reagiert.

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Der Sieg der Gutmenschen

29. Oktober 2010 11:32 | Autor: Andreas Unterberger

Der österreichische Verfassungsgerichtshof, zuletzt wieder durch drei stramme Linke auf Linie gebracht, gibt Griechenland einen Intelligenztest auf: Wie schaffe ich es, möglichst viele der unerwünschten illegalen Immigranten aus Asien dauerhaft nach Österreich weiterzureichen?

Die Antwort ist einfach. Sie bräuchte gar nicht die ganz Schlitzohrigkeit der Griechen (mit der diese etwa durch ein paar statistische Fälschungen den Euro an den Rand des Kollapses gebracht haben).

Erstens muss Athen alle unerwünschten Zuwanderer sofort aus den Lagern freilassen (in denen diese festgehalten werden, weil ja in Griechenland offensichtlich eine ganz andere Europäische Menschenrechtskonvention als in Österreich gilt); zweitens muss Athen durch ein bisschen Mundpropaganda dafür sorgen, dass unter den illegalen Einwanderern Österreich als jenes Land bekannt wird, wo ihnen am meisten geholfen wird, sobald sie das Zauberwort „Asyl“ aussprechen; und drittens muss sich Athen taub stellen, wenn Österreich die Einwanderungswilligen dann wieder nach Griechenland zurückschieben will, das eigentlich für deren Asylansuchen zuständig wäre.

Vor allem werden die Griechen gar nicht verstehen – weder wollen noch können –, was der Wiener VfGH mit dem Verlangen einer „fallbezogenen individuellen Zusicherung“ künftiger Betreuung meint, das nach seiner neuen Rechtsansicht von Griechenland offenbar als Dank für die Rückschiebung in jedem einzelnen Fall formell auszustellen wäre. Im Gegenteil: Athen jubelt innerlich und wird einen Teufel unterschreiben. Denn endlich eröffnet  sich für die Griechen ein Weg, die unangenehme Rechtslage zu umgehen, dass Asylverfahren dort abzuwickeln sind, wo die Antragsteller erstmals europäischen Boden betreten haben. Und dass ist zum Leidwesen der Hellenen in vielen Fällen eben Griechenland, nachdem die Italiener durch ein teures Arrangement mit Libyen den Weg Hunderttausender Schwarzafrikaner übers Meer gestoppt haben.

Dass da wieder einmal Richter und nicht etwa die Parlamentarier neues Recht schaffen, wollen wir nur am Rande erwähnen. Obwohl in meinen Ausgaben der Bundesverfassung kein Wort davon steht. aber die ist wohl längst durch das gutmenschenrecht überholt worden.

Freilich muss man zugeben: Unsere Volksvertretung ist immer weniger imstande, die wirklich notwendigen Gesetze zu erlassen. So ist die Koalition daran gescheitert, das seit langem fällige, aber für Linke offenbar unmenschliche Gesetz zu beschließen, dass sich Asylbegehrende wenigstens fünf Tage lang zur Prüfung ihres Antrags in einem Lager aufhalten müssen. Obwohl man das der Bevölkerung noch vor kurzem versprochen hatte. Aber jetzt sind halt die Wiener Wahlen vorbei und die SPÖ kann wieder frisch und munter ihren Kurs fortsetzen, die Türen für Zuwanderer möglichst weit zu öffnen.

Aber zurück zum VfGH-Urteil: Wieder hat es die Zuwanderungsindustrie verstanden, durch Hochspielen eines Einzelfalls, in dem wie immer nur Frauen und Kinder im Blickpunkt stehen, ein riesiges Loch in das österreichische Fremdenrecht zu reißen. Dass die meisten „Asyl“-Zuwanderer eigentlich alleinstehende Männer sind, wird von der geschickten PR-Strategie dabei raffiniert ausgeblendet. Ideologisch geprägte (oder nur blauäugige?) Richter fallen darauf herein. Und die Medien sowieso, von denen es kein einziges meines Überblicks bisher gewagt hat, den VfGH in dieser Frage zu tadeln.

Nun, was soll aber wirklich an einem solchen Einzelfall so problematisch sein? Sind das nicht tatsächlich harte Schicksale?

In der Tat, das sind sie. Jeder, der aus der Armut islamischer und/oder postkommunistischer Länder nach Europa auswandern will, und wieder zurückgeschickt wird, erleidet ein hartes Schicksal. Nur: Wenn Europa, wenn Österreich (und dazu gehören auch die feinen Damen und Herren im Hermelin) nicht die Kraft zu dieser Härte hat, dann ist die Konsequenz unabwendbar. Dann spricht sich das sofort herum, und weitere Millionen Zuwanderer versuchen genau durch diese Lücke zu strömen. Wer daran zweifelt, hat keine Ahnung, wie es in der Welt wirklich zugeht. Dann hat Österreich sein souveränes Recht endgültig aufgegeben zu bestimmen, wer auf seinem Territorium lebt. Durch den Handstreich einiger Richter.

Die Wette ist leicht zu gewinnen: Österreich wird binnen kurzem nicht nur ein paar harmlose Frauen mit Kindern behalten müssen, wie uns Gericht und Medien suggerieren, sondern die angeblich nur ein paar Hundert  betroffenen Fälle werden sich rasch vervielfachen. Wobei die Herkunft der meisten Migranten aus den islamistisch und kriminell verseuchten Regionen Mittelasiens, die Probleme noch viel explosiver machen wird. Denn dort haben die Menschen seit Ewigkeiten nur Gewalt, Diktatoren und eine mittelalterliche Religion kennengelernt.

Das alles dank des Handstreichs einiger Richter. Aber auch dank einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Rechtskultur, die nicht begreift, dass jener Schutz, der bei den Flüchtlingen vor nationalsozialistischem oder kommunistischem Terror mehr als berechtigt war – beziehungsweise gewesen wäre –, und der auch nie missbraucht worden ist, heute unter total geänderten Rahmenbedingungen nicht mehr aufrecht erhaltbar ist, sondern in eine Katastrophe führt.

Wer wirklich ehrlich ist, müsste eine komplette Überarbeitung der Flüchtlingskonvention angehen. Aber vorher müssen die Dinge noch viel schlimmer werden, bevor die Politik den Mut dazu hat.

Auf österreichischer Ebene trägt die Hauptschuld an dieser Entwicklung natürlich die SPÖ, nicht nur, weil sie immer noch die größte, und wie die Budgettage gezeigt haben, mächtigste Partei im Lande ist. Sie hat darüber hinaus sowohl die ohnedies knappen fünf Tage Aufenthaltspflicht im Asyllager verhindert, wie auch den VfGH mit sehr ideologischen Richtern (samt dem neuen Präsidenten) besetzt. Was juristisch Culpa in eligendo heißt.

Und die ÖVP hat wieder einmal nichtsahnend zugeschaut. Die Volkspartei hat leider bis auf die zunehmend isolierte Innenministerin keinen einzigen Juristen mit Format  in Klub oder Regierung, um zu erkennen, welch massive gesellschaftszerstörende Kraft linke Juristen ausüben. Die Justizministerin mit ihrem Gesetzesentwurf einer totalen Einschränkung der Meinungs- und Redefreiheit wollen wir lieber gar nicht erwähnen.

Die ÖVP hat darüber hinaus erst vor wenigen Tagen davor die eigene Innenministerin gezwungen, durch neue Verfahrensschritte die Abschiebung abgewiesener Asylwerber deutlich zu verlängern. Und nun das Budget für das Bundesasylamt deutlich zu kürzen.

Was mit großer Wahrscheinlichkeit wieder für eine zusätzliche Verlängerung der Asylverfahren sorgen wird. Wer etwa wird all die Fälle bearbeiten, die nun der VfGH dem Land eingebrockt hat? Wir werden daher rasch wieder in jene Zeiten zurückfallen, als der ebenfalls stramm links geführte Verwaltungsgerichtshof Asylakten viele Jahre liegengelassen hat. Und der dann noch über seine diesbezügliche Entmachtung zu jammern gewagt hatte. Die zweifellos eine der letzten mutigen Taten der Politik gewesen ist.

 

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SN-Kontroverse: Kürzung der Familienbeihilfe

29. Oktober 2010 02:39 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist es gerecht, Studenten ab 24 die Familienbeihilfe zu streichen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Ungerecht und zukunftsgefährdend

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Streichung der Familienbeihilfe ab dem 24. Geburtstag ist weder sinnvoll noch gerecht. Die Sparmaßnahme der Regierung geht auf Kosten der Zukunftsfähigkeit des Landes. Zusätzlich trifft sie überproportional Jugendliche, die nicht aus einem vermögenden Elternhaus kommen. Der große Teil der Studierenden (60 Prozent) muss bereits jetzt nebenbei arbeiten, um sich den Besuch der Universität überhaupt leisten zu könne. Sie sind auf die Transferleistungen dringend angewiesen. Der nun geplante Einschnitt trifft sie empfindlich. Den Studierenden werden allein durch die Herabsetzung des Bezugsalters für die Familienbeihilfe auf 24 Jahre insgesamt 130 Millionen Euro gestrichen. 43.000 Studierende verlieren rund 2.690 Euro im Jahr; weitere 106.000 fallen um die Auszahlung der 13. Familienbeihilfe um.

Bei keiner anderen Bevölkerungsgruppe sind die Sparmaßnahmen der Regierung derart drastisch. Dies ist deshalb bedenklich, weil Österreich ohnedies ein massives Bildungs- und Jugendproblem hat. Zum einen ist die Akademikerquote nach wie vor sehr gering. Mit einem Hochschulabsolventenanteil von 20 Prozent je Jahrgang liegt Österreich weit hinter dem OECD-Mittel von 36 Prozent. Die unterdurchschnittlichen und wenig dynamischen Studienanfängerzahlen (37 Prozent eines Jahrgangs gegenüber 54 Prozent im OECD-Mittel) lassen auch für die Zukunft kaum eine Steigerung erwarten.

Da Österreich über keine nennenswerten Rohstoffe verfügt, ist die Qualifikation der Bevölkerung DAS wichtigste Kriterium für die Entwicklung des Landes in jeder Hinsicht. Mit ihrer Maßnahme verschärft die Regierung nicht nur die schwierige Lage der Studierenden, die mit den katastrophalen Zuständen der Universitäten genug zu kämpfen haben. Sie bringt auch den Standort Österreich in Gefahr.


Ein Ansporn, rascher zu studieren

Andreas Unterberger

Die Studenten sind jene Gruppe, die ihre Anliegen am lautesten vortragen. Deswegen müssen sie aber noch lange nicht recht haben. Was etwa schon im Vorjahr bei den teuren Uni-Besetzungen der Fall war. Das gilt auch für ihre Proteste gegen die geplante Limitierung der Familienbeihilfe mit dem 24. Lebensjahr (plus Präsenzdienst). Denn diese Maßnahme ist ja nur ein fast logischer Ersatz für die notwendigen und weltweit üblichen Studiengebühren, die aber von den Studentenvertretern und der SPÖ verhindert werden. Obwohl Gebühren im Gegensatz zur starren Altersgrenze mit einkommens- und leistungsabhängigen Stipendien kombinierbar wären.

Dieses Limit ist ein Ansporn, das Studium rasch zu absolvieren. Es ist freilich auch ein absurder Widerspruch zu den neuen Studieneingangsphasen. Denn wer an diesen scheitert, verliert oft mehrere Semester - während Numerus clausus oder Aufnahmsprüfung sofort Klarheit geben würden. Freilich gibt es noch viel klügere, leider nicht genutzte Einsparungsmethoden als die 24er-Grenze. Klüger wäre ein massiver Abbau des Föderalismus, der aber am Egoismus der Landesfürsten, vor allem in Wien und Sankt Pölten, scheitert. Klüger wäre ein sofortiges Ende der Hacklerregelung. Klüger wäre eine Gesundheitsreform, die durch Wettbewerb und Selbstbehalt die Kosten senkt. Klüger wären Deregulierung und Privatisierung. Klüger wäre auch ein Verzicht auf Koralm- und Brenner-Tunnel.

Zugleich ist der Regierung aber auch noch viel Dümmeres als die Altersgrenze in der Familienbeihilfe eingefallen: Dies gilt etwa für die sonstigen Kürzungen zu Lasten aller Familien, insbesondere der kinderreichen. Besonders dumm ist auch die Vertreibung von wichtigem Investitionskapital (durch Stiftungs-, Aktien-, Banken-Steuern), das Österreich künftig dringend brauchen würde. 

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Partner geben Partnern Tipps

28. Oktober 2010 16:55 | Autor: Andreas Unterberger

Das Tagebuch wird noch vielfältiger – und bietet noch mehr direkte Kommunikationsmöglichkeiten für Partner. Ab sofort können sie allen anderen Partnern in vielfältigen Bereichen Tipps und Hinweise geben: Ob es nun um gute Bücher oder interessante Veranstaltungen, um empfehlenswerte Restaurants oder spannende Links geht.

Sie müssen dazu nur in der Box rechts oben die rote Zeile „Tipps/Hinweise posten“ anklicken (das geht natürlich nur für die, die sich auch angemeldet haben). Dann wählt man aus einem Menü unter neun Punkten aus, in welcher Kategorie man einen Tipp veröffentlichen will. Darauf öffnet sich ein Fenster, in das man die entsprechenden Informationen einfüllt. Und schon können alle anderen Partner die Empfehlung lesen. Diese müssen dazu nur in der Zeile ganz oben „Tipps & Hinweise“ anklicken.

Selbstverständlich ist man völlig frei, was man empfiehlt – wenn die Sache aber nur ein müder Scherz ist, werde ich diesen in der Regel entfernen. Was aber bei der Seriosität der Partner nicht zu erwarten ist. Die Tipps und Hinweise sollen aber ansonsten die ganze Breite der Diskussion unter den Partnern abbilden. Sie bieten durchaus auch die Möglichkeit, eigene Kultur- oder Diskussions-Veranstaltungen zu bewerben. Das ist keineswegs unerwünscht – das sollte nur in jedem Fall auch ehrlich und klar ausgewiesen werden.

Die Eingabefelder sind platzmäßig limitiert, damit im Interesse der anderen Partner die Sache übersichtlich bleibt. Und bitte alle notwendigen Felder (also jene mit Sternchen) ausfüllen, weil sonst das System den Tipp nicht annimmt. Kommentare sind keine möglich, jedoch können zu jedem einzelnen Tipp nach dem üblichen System Bewertungen abgegeben werden.

 

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Herbst über Wien: Wie rasch aus Grün Rot werden kann

28. Oktober 2010 03:04 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich brauchen sich Wiens Grüne bei der SPÖ-Zentrale nur noch den Inhalt des Koalitionsabkommens abholen. Die sogenannten Koalitionsverhandlungen sind nur noch Verschwendung von Licht- und Heizungskosten. Eigenständige Inhalte, die der SPÖ wehtäten, werden von den Grünen abgesehen von ein bisschen Theaterdonner nicht mehr kommen. Das zeigen schon die letzten Tage.

Denn bis heute gibt es keine einzige konkrete Bedingung, mit welcher die Grünen den schwer korrupten und schuldenmachenden Kurs des Wiener Rathauses zu ändern verlangen würden, obwohl man zumindest in diesem Punkt vor der Wahl ein bisschen grünes Engagement erwartet hätte. Die Gier nach der Macht ist aber offensichtlich größer. Offen bleibt nur, was die Grünen unter Macht verstehen: Genügt ihnen wirklich das gut besoldete Sitzen an zwei Schreibtischen?

Dass wir in den nächsten Tagen mit einer weiteren Fülle an feministischen-schwulen-leistungsfeindlichen Geldverschwendungen konfrontiert werden, sollte niemand als grüne Handschrift missverstehen. Denn dazu waren die Roten auch schon ganz alleine imstande gewesen.

Besonders erstaunt aber, dass die Grünen auch ihren Kampf gegen die offensichtlichen Wahlmanipulationen in Wien völlig eingestellt haben. Sie haben nun sogar das amtliche Endergebnis ohne Einspruch hingenommen. Obwohl es gerade die Grünen waren, welche – zum Teil an Hand eigener Familienangehöriger – öffentlich die konkretesten Beweise dafür aufgezählt hatten, wie sehr insbesondere in den großen Wiener Pflege-Einrichtungen mit Wahlkarten manipuliert worden ist.

Und jetzt? Absolutes Schweigen im grünen Wald. Der sich herbstlich tiefrot gefärbt hat, weil da offensichtlich eh kein Unterschied besteht.

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Der Abwertungswettlauf

28. Oktober 2010 00:11 | Autor: Andreas Unterberger

Früher lief in vielen Ländern Europas das Spiel folgendermaßen: Regierungen und Arbeitgeber gaben regelmäßig auch exorbitanten Forderungen der Gewerkschaft nach; der Wert der erkämpften Gehaltserhöhungen und Sozialleistungen wurde aber ebenso regelmäßig durch Abwertungen der Währung entwertet. Dadurch wurden Einkäufe aus dem Ausland teurer, die eigenen Exporte billiger.

Mit dem Euro sind nationale Abwertungen aber unmöglich geworden. Das hat jedoch die Gewerkschaften zwischen Griechenland und Portugal nicht gemäßigt, die weiterhin Forderungen weit über der Inflationsrate durchgesetzt haben. Was sowohl Staatsfinanzen wie auch Wirtschaft  gewaltig ins Schleudern bringt. Die keynesianische Behauptung der Gewerkschafter, überhöhte Lohnforderungen würden die Nachfrage und damit die Wirtschaft ankurbeln, ist längst als Milchmädchenrechnung entlarvt, weil sie den Außenhandel ignoriert: Das überschüssige Geld fließt nämlich gutteils in Importe, kurbelt also primär das Ausland an; und die Exporte schrumpfen, weil die Löhne zu hoch sind.

Daher triumphieren jetzt in Europa vor allem die disziplinierten (und fleißigen) Deutschen. Und ein wenig auch Österreicher, Niederländer und Skandinavier.

Nun wiederholt sich der Abwertungswettlauf auf weltweitem Niveau. Die USA werfen so viele frische Dollar in den Markt, dass der Wert des Dollar rasch sinkt. Gleichzeitig hält aber auch Peking seine schwer unterbewertete Währung niedrig. Sein Kalkül: Dadurch fließt nicht allzu viel Geld in ausländische Luxuswaren; dadurch kann China weiterhin zu günstigen Preisen exportieren. Denn es glaubt, nur so sein exorbitantes Wirtschafts- und Arbeitsplatz-Wachstum halten zu können. Der asiatische Riese fürchtet trotz seiner repressiven Polizei nichts mehr als soziale Unruhen von Arbeitslosen. Das, was etwa in Frankreich Routine ist, könnte in China den Funken an ein gefährliches Benzinfass legen.

Aber auch Europa druckt heftig Euro. Was diesen normalerweise entwerten müsste – täten nicht alle dasselbe. In den Schwellenländern wiederum führt man steuerliche Schranken gegen das Hereinströmen ausländischen Kapitals ein, um die Währung niederzuhalten. Denn der von der Regierung Obama und der Fed rauschartig produzierte Dollarsegen sucht überall verzweifelt neue Anlaufhäfen. Sogar China stapelt heute lieber andere Währungen in den Tresor als noch mehr Dollar. Ein Teil des Dollar(un)segens hat zwar die Aktienkurse getrieben, ein Teil geht schon wieder in den Konsum, aber gerade ins erhoffte Wirtschaftswachstum Amerikas fließt relativ wenig. Und in Immobilien wie beim letzten Boom investiert schon gar niemand. Verständlicherweise.

Wir haben also ein doppeltes Problem: Einerseits führt die Dollarproduktion zu neuen (gutteils noch unbekannten) Blasen. Andererseits schadet der Abwertungswettlauf allen: Denn er ist ein klassischer Handelskrieg.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“, die hier wiedergegeben wird.

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Kabarett vom feinsten: Ministerauftritte im ORF

27. Oktober 2010 12:04 | Autor: Andreas Unterberger

Dass im ORF derzeit alles völlig desolat ist, zeigt fast jede einzelne Sendung. Offenbar wird dort so heftig gestritten wie intrigiert und es wird von der Parteizentrale so heftig hineinregiert, dass kein Mensch mehr dazukommt, sich zumindest auf Interviews halbwegs vorzubereiten.
Auf ein besonderes Gustostückerl hat mich ein Partner hingewiesen, nämlich auf die ZiB2 vom 25. Oktober. Die Peinlichkeit beginnt schon damit, dass man für eine minimal kurze Zeit gleich zwei Minister ins Studio gelassen hat. Da läuft wieder der herrlichste Proporz – statt dass man sich getraut hätte, einen einzigen Minister in die Mangel zu nehmen.
Freilich hätte das diese Moderatorin auch bei einem halben Minister nicht geschafft. Lou Lorenz-Dittlbacher ist lieb und nett, kann ein paar Fragen vorlesen, ist aber in keiner Materie so verankert, dass sie den billigsten Schmähs eines Politikers auch nur irgendwie gewachsen wäre. Da ihr im Familienbetrieb ORF das sicher niemand vorhalten wird, seien hier einige besonders köstliche Passagen zitiert, die für den Befragten wie die Interviewerin gleichermaßen demaskierend sind:
Wirtschaftsminister Mitterlehner: Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jetzt im Bereich einer Verwaltungsreform die große, in diesem nächsten Budget spürende Einsparung zu erzielen ist……. Ich weiß nicht, wo das Geld liegen soll.
LLD: In Stukturreformen.
M: Welche Strukturreformen meinen Sie?
LLD: ZB bei den Spitälern.
M: Welche Spitäler wollen Sie zusperren?
LLD: Ich will überhaupt keine Spitäler zusperren.
M: …. Ich wüsste gerne, wie das funktioniert.

LLD: egal welche Zeitungen Sie lesen….jeder sagt, es fehlen die grundsätzlichen Strukturreformen.
M: Ja sollen wir den Ländern jetzt das Geld wegnehmen in einer Nacht und Nebel-Aktion?
LLD: Sie sollen gar nix machen…
Der Partner des Tagebuchs kommentierte das ironisch mit „naturbelassene Interviewtechnik“. Und Herr Mitterlehner gab uns wieder einmal einen entwaffnenden Einblick, wie wir regiert werden.
Wenn schon die Zeit im Bild zum Kabarett wird, dann sollte man sich nicht wundern, dass die Kabarettisten Angst vor der Konkurrenz haben.

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Freiheit, Liberal, Liberalismus

27. Oktober 2010 01:57 | Autor: Andreas Unterberger

Liberales Denken ist unter den Österreichern weiter verbreitet, als Intellektuelle und vor allem Politiker annehmen. Das gilt zumindest, wenn man darunter nicht etwas Dogmatisches versteht, was aber eigentlich automatisch schon Illiberalität bedeutet.

Dazu einige zentrale Thesen:

1.    Als Beweis sei eine von Erich Reiter in Auftrag gegebene IMAS-Studie zitiert. Den Befragten wurde folgende Frage bestellt: „Zu welchen Gruppen würden Sie sich selbst zählen?“ Dabei wurden mehr als zwei Dutzend ideologische Gruppen vorgegeben. „Leute mit starker Linksorientierung“ landeten am letzten Platz, knapp davor kamen „Linksliberale“ auf vier Prozent, „Rechtsliberale“ auf fünf Prozent. Es scheint also recht mager bestellt zu sein um den Liberalismus, fast genauso schlecht wie um die Linken.
Jedoch: Schaut man aufs andere Ende der Skala, zum absoluten Spitzenwert jenseits des Mittelfelds von (jeweils selbstdeklarierten) Konservativen, Bürgerlichen, Angehörigen der Arbeiterklasse, Heimatverbundenen oder Ordnungsliebenden, kommen an zweiter Stelle mit 47 Prozent die „Weltoffenen“ und an der Spitze mit 63 Prozent die „Menschen, denen Freiheit und Unabhängigkeit viel bedeuten.“
Und das sind nun wirklich urliberale Positionen. Ein klareres Bekenntnis zu liberalem Denken kann es eigentlich nicht geben. Aber zugleich auch keine klarere Absage an Liberalismus.

2.    Liberalem Denken, liberalen Einstellungen muss a priori jeder -ismus, daher auch ein „Liberalismus“ wesenfremd sein. Politiker, die wie weiland eine Heide Schmidt aus einem Obersatz, aus einem Grundaxiom heraus die Antworten auf alle wichtigen politischen Fragen herunterzudeklinieren versuchen, sind Dogmatiker und nicht liberal.

3.    In Österreich wurde aber in der Politik der Liberalismus immer genauso verstanden und praktiziert. Im Grund haben seit Josef II. viele Möchtegern-Liberale in Wahrheit einen wohlfahrtsstaatlichen Sozialdemokratismus vertreten. Der aber die Freiheit, Unabhängigkeit und Weltoffenheit der Menschen stets eingeschränkt hat.

4.    Da liberales Denken nicht dogmatisch sein kann, kann auch kein liberaler Autor wie etwa ein Friedrich August Hayek eine Bibel sein, in der man nur nachzuschlagen braucht, um die Antworten auf alle heutigen Fragen zu finden. Auch wenn er in meinen Augen ziemlich der klügste Denker des 20. Jahrhunderts gewesen ist. (Freilich ist die Gefahr ohnedies nicht sehr groß, dass ein Angehöriger der österreichischen politischen oder journalistischen Szene bei Hayek nachzuschlagen beginnt.)

5.    In einer klugen liberalen Politik sollte es vielmehr immer nur um die recht pragmatische Suche nach den bestmöglichen Antworten gehen, wobei folgende Aspekte besonders wichtig sind:

6.    In diesem Sinn kann man als Liberaler durchaus argumentieren, dass die allgemeine Abgabe von Fingerabdrücken zur Abwehr einiger Krimineller und Terroristen gerechtfertigt ist. Nicht mehr akzeptabel ist es hingegen, wenn Meinungsdelikte wie das Verächtlichmachen anderer Weltanschauungen mit zwei Jahren Haft bestraft werden soll, wie es die österreichische Regierung und die europäischen Justizminister planen. Hier haben die abzuwehrende Gefahr und das eingesetzte Instrumentarium völlig die Proportionen verloren.
Dieses Vorhaben ist ein echter Lackmustest dafür gewesen, wer in diesem Land halbwegs liberal denkt und wer nicht. In der sogenannten politischen Elite waren das erschreckend wenige. Alle jene, die sich zwar furchtbar über Fingerabdruckdaten erregen – obwohl diese niemandem einen echten Nachteil zufügen –, jedoch keinen Ton gegen die Haftandrohung für Meinungsdelikte von sich geben, sind Linke, die sich als liberal bezeichnen, weil das heute halt viel besser klingt. Oder gar getarnte Helfershelfer von Terroristen. Oder zumindest dumme Trittbrettfahrer des Zeitgeistes.

7.    In einer politologischen Analyse lässt sich zeigen, dass es in jeder Partei dieses Landes gewisse liberale Elemente gibt. Politikgestaltend und prägend waren diese aber in den letzten hundert Jahren fast nie, mit Ausnahmen der Perioden Raab-Kamitz und Schüssel-Grasser-Riess-Bartenstein in wirtschaftspolitischer Hinsicht. Was unabhängig davon stimmt, ob Grasser sich nun in irgendeinem Zusammenhang vielleicht doch strafrechtlich schuldig gemacht hat oder nicht. Die ersten Kreisky-Jahre waren zumindest in einigen gesellschaftspolitischen Fragen liberal. Was festzuhalten ist, selbst wenn man in Sachen Abtreibung eher den kritischen Standpunkt der Konservativen und Christen teilen sollte.

8.    Auch in Deutschland war es seit den Neoliberalen um Ludwig Erhard und den Sozialliberalen um Schiller-Schmidt sehr ähnlich. Dort wurden in den letzten Jahren alle großen liberalen Persönlichkeiten an den Rand gespült, obwohl ihnen Umfragen plötzlich ein Wählerpotential von rund 20 Prozent für eine ordnungsliberal-konservative Politik einräumen. Und obwohl es dort eine Reihe spannender Exponenten gibt: Kirchhoff, Merz, Clement oder Gauck.

9.    FDP wie BZÖ haben hingegen dieses Potenzial in hohem Ausmaß verspielt. Sie missverstehen liberales Denken als Interessenvertretung. Für Hoteliers, für die Produzenten von Solaranlagen und andere Gruppen.

10.Die genannten Namen aus der historischen und gegenwärtigen Politik in Deutschland und Österreich zeigen natürlich auch die große Spannweite liberalen Denkens.

11.Fast einziges Modell eines verwirklichten liberalen Staats- und Wirtschaftsdenkens ist die Schweiz, die neben Wirtschaftsliberalismus auch eine Verknüpfung von Weltoffenheit mit der überzeugten Bewahrung nationaler und regionaler Identität verkörpert.

12.Für Österreich ist aktuell keine große Renaissance liberalen Denkens zu erwarten. Dazu ist schon das Wort Liberalismus durch die unheilvolle Tätigkeit von Heide Schmidt viel zu verbrannt und beschädigt. Dazu ist in den Parteien der Staatsinterventionismus viel zu sehr verankert.

13.Dazu gibt es auch viel zu wenige Medien mit liberaler Orientierung. Man denke beispielsweise an die Berichte mehrerer Zeitungen in den letzten Wochen, in denen ausgerechnet jene Minister als fleißig bezeichnet wurden, welche die meisten Gesetzesentwürfe eingebracht haben. Man denke nur an die eigentlich unglaubliche Tatsache, dass sich die österreichischen Regierungsparteien noch vor der ernsthaften Diskussion einer einzigen Sparmaßnahme in einem einzigen Punkt einig waren: Dass 40 Prozent der Budgetlücke über Steuererhöhungen und nicht über Einsparungen geschlossen werden sollen. Man denke nur daran, welch massive Unterstützung jede Lobby in der veröffentlichten Meinung erhält, die um neue Staatsausgaben für ein angeblich wichtiges soziales oder ökologisches Anliegen kämpft.

14.Ähnliches spielt sich auch weltweit ab: Man denke, wie leicht sich die Propaganda der Staaten und Parteien weltweit ausbreiten konnte, dass die Wirtschaftskrise der letzten beiden Jahre Schuld der Marktwirtschaft wäre. Obwohl eindeutig die wichtigsten Ursachen der Krise die Staatsverschuldung, die Politik des billigen Geldes, die von Politikern beschlossenen Rettungsaktionen für bankrotte Unternehmen auf Steuerzahlerkosten, und die skurrilen amerikanischen Gesetze waren, dass jeder Amerikaner ein Eigenheim haben müsse. Das waren alles staatliche Entscheidungen und Fehler. Ohne all diese staatlichen Fehler gäbe es natürlich weiterhin Konjunkturwellen und schlimme Bankrotte. Aber keinesfalls die verheerende Krise der letzten Jahre, die ja nur für sehr naive Analysten vorüber ist, deren zweiter Teil mit großer Wahrscheinlichkeit noch aussteht.

15.Die Bürger haben hingegen weltweit in hohem Ausmaß erkannt, dass jetzt nur noch liberale Rezepte helfen. Das scheinen zumindest die Wahlresultate von den Niederlanden bis zu den Tschechen und Slowaken zu zeigen. Aber da liberales Denken eben ein Widerspruch zur Bildung straff organisierter Parteien und zu jedem -ismus sind, werden sich letztlich wohl die staatsinterventionistischen Parteien und Bürokratien noch einmal durchsetzen.

16.Für die nächsten Jahrzehnte hat liberales Denken nur in Verbindung mit den Konservativen eine realistische Perspektive. Erstens weil es ohne Verbündete nicht geht. Zweitens weil die großen Bedrohungen der Freiheit seit einigen Jahrzehnten von links kommen: durch die illiberalen und teuren Illusionen des linken Wohlfahrtsstaats und Keynesianismus und nun durch die Einschränkung der Meinungsfreiheit im Zuge der Political correctness. Daher muss sich liberales Denken heute nach rechts verschieben. So wie es im 19. Jahrhundert angesichts von Feudalismus und überbordendem Einfluss der Kirche links gestanden ist und stehen musste.

(Dieser Text ist eine komplette Überarbeitung eines Referats vor dem Internationalen Institut für Liberale Politik).

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Was gibt’s da zu feiern?

26. Oktober 2010 01:26 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eine Frage, um die wir uns alle gerne drücken: Was ist es eigentlich, was Österreich  im Innersten zusammenhält? Auch der Nationalfeiertag gibt keine sehr befriedigende Antwort darauf. Trotzdem tut es gut, darüber an diesem Tag ein wenig ehrlicher als sonst nachzudenken.

Schon der historische Anlass des Nationalfeiertages ist nämlich längst hohl und nichtig: Das am 26. Oktober 1955 beschlossene Neutralitätsgesetz ist zu einem Stück Papier geschrumpft, das längst jeder Bedeutung beraubt worden ist. Zu Recht übrigens, da Neutralität in einem so intensiv zusammengewachsenen Europa jede Bedeutung verloren hat. Sie war lediglich in einem durch einen Eisernen Vorhang zweigeteilten Kontinent für ein kleines Land eine notwendige Überlebensstrategie.

Auch das, was an diesem Tag am meisten ins Auge springt, ist alles andere als aufregend: Das Bundesheer ist – in Relation zur Bevölkerungsgröße und zur Wirtschaftsstärke – die weitaus am schlechtesten dotierte Armee Europas. Es ist trotz aller Angelobungen und Waffenschauen ein recht erbärmlicher Haufen. Da braucht es gar nicht die dramatischen Sparmaßnahmen der aktuellen Budgetkrise. Da wäre schon das Desinteresse des zuständigen Ministers am Heer signifikant genug, der zehn Mal mehr Lust an seiner Zweitkompetenz Sport zeigt – obwohl auch dort die Erfolge Österreichs nicht gerade überwältigend sind, obwohl dort mehr Schiebungen und Doping zu beobachten sind als sonst etwas.

Natürlich sind auch die jüngsten Budgetbeschlüsse mehr deprimierend als patriotisch elektrisierend. Dabei machen vor allem die damit verbundenen konkreten Signale betrübt: Die Republik zeigt insbesondere Mehrkinderfamilien künftig die kalte Schulter; sie wird von einem veritablen und vor allem immens teuren Machtkampf zwischen Bund und Ländern erschüttert; sie hat sich mit langfristig verheerenden Folgen als wortbrüchig erwiesen, indem sie nun die Stiftungskonstruktion, mit der in den letzten Jahren viel Geld aus dem Ausland angelockt worden ist, zu einer Steuerfalle verwandelt hat; sie bestraft ausgerechnet jene Pensionisten, die den relativ größten Anteil ihrer Pension mit Beiträgen gedeckt haben, seit fünf Jahren durch ein Einfrieren ihrer Bezüge, was ein weiteres verheerendes Signal bedeutet, dass Leistung in Österreich unerwünscht ist; sie war mit keiner einzigen Geste imstande, den Leistungsträgern, den unternehmerischen Menschen und den Kapitalbesitzern (von denen die Zukunft des Landes abhängig ist, auch wenn man sie nicht gerade mag) zu signalisieren, dass sie hierzulande willkommen sind.

Also auch da findet man nicht viel Grund zum Feiern. Und noch weniger patriotisch stimmt die Tatsache, dass in kaum einem anderen Land außer Deutschland die Machtübernahme durch eine islamische Mehrheit noch in diesem Jahrhundert schon so sicher ist wie in Österreich. Während etwa Dänemark gerade energische Maßnahmen gegen die Massenzuwanderung auf dem Weg der sogenannten Familienzusammenführung und gegen jene Familien, die ihren Kindern nicht die Landessprache beibringen, beschließt, machen die österreichischen Medien und Möchtegern-Gutmenschen ständig Stimmung für noch mehr Zuwanderung – und haben gerade die Innenministerin gezwungen, die Möglichkeiten des sogenannten Bleiberechts noch stärker auszubauen.

Das alles steht natürlich in Zusammenhang mit der Tatsache, dass seit 1970 das praktizierte Bekenntnis der Österreicher zur eigenen Zukunft – also die Aufzucht einer ausreichenden Anzahl von eigenen Kindern – beendet worden ist. Stattdessen gibt sich das Land der Fata Morgana des Wohlfahrtsstaates hin, der angeblich auf Dauer unseren Wohlstand sichern würde. Diese Idee hat sich aber längst als Schimäre erwiesen, die nur noch durch immer mehr Schulden aufrechterhalten werden kann. Gleichzeitig wandern gerade die tüchtigsten Österreicher ins Ausland ab, wo sie mehr verdienen können und weniger Steuern zahlen müssen.

Bleibt nur die eine Frage offen: Warum fühlt sich trotz allem der Rest noch immer sehr wohl in Österreich? Viele glauben, dass das mit der schönen Landschaft zusammenhängt und mit den künstlerischen Leistungen früherer Epochen. Das sind sicher Dinge, derer man sich angesichts der sonstigen Trübsal zu Recht erfreut. Man kann auch auf die vielen fleißigen Menschen stolz sein, die trotz der Behinderung durch das politische und bürokratische System als Unternehmer oder Forscher, Arbeiter oder Freiberufler unglaublichen Fleiß und große Kreativität zeigen. Als aktuelles Beispiel könnte man jene Firmen und Arbeiter vor den Vorhang holen, die soeben bei der Rettung der Minenarbeiter in Chile gezeigt haben, dass in den Menschen dieses Landes noch immer viele Fähigkeiten stecken.

Ansonsten aber sollte man sich in aller Bescheidenheit zugeben: Das, was die meisten von uns innerlich an Österreich bindet, findet sich spiegelbildlich auch in fast allen anderen Ländern. Nämlich das große Bedürfnis jedes Menschen nach Heimat. Das bedeutet eine innere Bindung an die von Kindheit an gewohnten Sprachmelodien und Gebräuche, an die räumliche und kulturelle Umgebung, eine Vertrautheit mit einer noch so turbulenten politischen Geschichte. Das bedeutet Erinnerung, Familie, Freunde.

Mit anderen Worten: Bei aller Schönheit des kaiserlichen Wiens, der schneebedeckten Berge, der Seen des Salzkammerguts, der östlichen Ebenen, bei aller Bedeutung der Wiener musikalischen Klassik oder der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gibt es nichts, was Berechtigung zu einem Überlegenheitsgefühl gäbe. Aber der Österreicher hat das selbe Recht wie alle anderen, diese seine Heimat zu schätzen, sich mit ihr, ihrer Geschichte und ihren Menschen zu identifizieren, und dafür zu kämpfen, dass sie sich besser gegen eine eroberungswillige fremde Religion und Kultur, aber auch gegen die Regulierungswut fremder Herrscher in Brüssel wehrt. So wie das alle jene Kulturen der Geschichte getan haben, die nicht untergehen wollten.

Aber eine naturgesetzliche Garantie, dass dieses Land nicht untergeht, dass es gar das letzte auf dem Erdball sein werde (wie ein alter Habsburger-Spruch gemeint hat), die gibt es ganz gewiss nicht. Geschichte kann auch sehr erbarmungslos sein.

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Zeit für eine Party

25. Oktober 2010 00:12 | Autor: Andreas Unterberger

Die freiheitsliebenden Amerikaner haben den britischen Kolonialherren 1773 den Kampf angesagt. Sie haben sie insbesondere dadurch getan, dass sie den Briten gehörende Ladungen Tee ins Meer geschmissen haben. In Österreich ist es mittlerweile höchste Zeit für eine Koralm-Hackler-Party geworden, um nur zwei Dinge zu nennen, die dringend entsorgt gehören, die diese Regierung aber nicht zu entsorgen imstande ist.

Denn während das angebliche „Spar“-Paket dieser Koalition den schwachsinnigen Koralm-Tunnel mit einer Garantie versehen haben, während die mindestens ebenso schwachsinnige Hacklerpension gerettet worden ist, während die Bauern offenbar unantastbar sind, während die Gewerkschaft sogar eine Erhöhung des umweltschädlichen Pendlerpauschales durchdrucken konnten, werden rundum Steuern erhöht. Und es wird insbesondere den Familien und Sparern Geld weggenommen.

Obwohl Kinder erziehungswilliger Eltern (also nicht jene bloß abkassierwilliger Zuwanderer aus Ostanatolien)  die wichtigste Investition in die Zukunft sind – viel wichtiger als etwa die ständig verlangten Milliarden für die Forschungs- und Universitäts-Lobby. Damit ist natürlich nicht die Beendigung der Familienbeihilfe für Über-24-Jährige gemeint (das ärgert nur die Vertretung der nichtstudierenden Studenten namens ÖH), sondern die Kürzung der Unterstützung auch für alle anderen Kinder. Aber auch für die Vertreibung von Sparern und Banken aus Österreich tut diese Regierung viel.

 Dieses Land gibt seine Zukunft auf, wenn es stillschweigend das hinnimmt, was die Koalition da zusammengeschludert hat. Es ist weniger interessant, ob da die ÖVP oder die SPÖ mehr nachgegeben hat – auch wenn klar ist, dass rein parteitaktisch die ÖVP die Verliererin ist, und dass Pensionisten, die Eisenbahner, die Über-50-Jährigen und die Gewerkschaft die Sieger sind, und damit die SPÖ als deren Lobby. Viel wichtiger ist, was gut für Österreich wäre. Und da war nicht viel Gutes dabei.

In Amerika hat in den letzten zwei Jahren eine mächtige Basisbewegung vor allem junger Menschen, die sich in Anklang an das Jahr 1773 „Tea Party“ nennen, einen machtvollen Protest gegen die Schuldenpolitik und einen begeisterten Kampf für „Small government“ unternommen. Sie haben zuerst die schwach und knieweich gewordene republikanische Partei von außen völlig umgekrempelt. Und sie dürften nun in den nächsten Tagen auch die wichtigen Midterm-Wahlen gewinnen und damit auch den Kongress erobern. Die Amerikaner wollen nicht ständig noch mehr Steuern, noch mehr Staat, noch mehr Schulden.

Und dabei ist die teure amerikanische Gesundheitsreform, die ein zentraler Anlass der Proteste ist, noch der Inbegriff an Sinnhaftigkeit im Vergleich zu den Milliarden, die Österreich für ÖBB, Tunnels, das teuerste Pensionssystem der Welt, den unsinnigsten Föderalismus Europas, und eines der freigiebigsten Wohlfahrtssysteme verschwendet.

Da ist es – gerade zum Nationalfeiertag – Zeit, all jenen Mut zu machen, die zu so etwas wie einer Koralm-Hackler-Party rufen. Als Zeichen des Protestes gegen die Misswirtschaft dieser Regierung.

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Die Chattering class und die Wiener ÖVP

24. Oktober 2010 03:25 | Autor: Andreas Unterberger

Das Wiener ÖVP-Debakel, das nun sogar mit der demütigenden Verbannung auf den Oppositionsbänken endet, wird zwar von der Bundespartei weitgehend ignoriert. Aber es ist Faktum und hat  zwei Namen. Der eine heißt Christine Marek, wie hier schon dargelegt worden ist. Der zweite Name lautet: Vernachlässigung wichtiger Wählergruppen.

Diese Vernachlässigung begann schon, als Johannes Hahn die Partei führte. Während die Volkspartei unter Hahn wie Marek der Chattering class nachjagte, also der sich selbst für den Nabel der Welt haltenden Klasse von Journalisten, Politikberatern, Kulturmenschen, Berufsfeministinnen und aus Mangel an Welttauglichkeit in den Universitäten steckengebliebenen Theoretikern, zeigte sie den bürgerlichen Wählern zunehmend die kalte Schulter – zu denen in anderen Städten längst auch schon die gut ausgebildeten und die Wirtschaft tragenden Facharbeiter zählen.

Diese wurden genauso ignoriert wie die folgenden oft sogar verhöhnten Wählergruppen: Dazu zählen die vielen Wiener Eltern, die sich vor der Einführung der  Gesamtschule fürchten. Ebenso wie jene mindestens genauso große Zahl, die sich vor der rapiden Zunahme der islamischen Bevölkerung fürchten. Oder jene, ein rapides Schwinden der kulturellen Identität beklagen. Ebenso wie die Anhänger einer liberalen Ordnungspolitik (was ungefähr das Gegenteil ist von Kammer-Lobbyismus). Und last not least die christlich konservativen Wähler.

Was sich auch an Hand der Vorzugsstimmen in einem kleinen, aber anschaulichen Exempel zeigen lässt. Marek bekam nur 3533 persönliche Vorzugsstimmen, was weit weniger ist als bei allen anderen Spitzenkandidaten – einschließlich der grünen Vassilakou. Obwohl die Grünen an sich noch weniger Stimmen erzielten als die Schwarzen, obwohl bei den Grünen für den weit hinten platzierten Alexander van der Bellen ein konkurrierender Vorzugsstimmenwahlkampf lief, was es bei der ÖVP diesmal nicht im entferntesten gab.

Marek liegt damit fast in der gleichen Dimension wie bei den letzten Wahlen die christlich-konservative Kandidatin Gudrun Kugler. Diese hat weit hinten auf der ÖVP-Liste stehend 2413 Stimmen erzielt. Sie hatte dennoch – wie das ganze konservative Lager – im Marek-Wahlkampf nicht einmal eine Chance auf den allerletzten Listenplatz bekommen.

Zum Vergleich: Der medial groß hinausposaunte Schwimmer Jukic kam auf weniger als dreihundert Stimmen. Ein Spezialwahlkampf, der nur zum Baden gehen gut war.

Aber all das wird ganz offensichtlich auch nach der Wahl von der ÖVP ignoriert. Der – längst fällige – Hinauswurf des Parteisekretärs Walther, der schon unter Johannes Hahn für eingeschlafene Füße gesorgt hatte, kann ja wohl nicht alles gewesen sein, was den Wiener Bürgern ihre Volkspartei zurückbringt.

Man hat zwar den Eindruck, dass Josef Pröll Trotz seines recht spezifischen bäuerlichen Hintergrunds bisweilen sehr wohl spürt, dass seine Partei falsch positioniert ist. Aber er hat ganz offensichtlich viel zu wenig Zeit, um sich gegen den Rest des Parteiapparates durchzusetzen, gegen die Chattering class eben.

PS.: Ich suche noch immer nach zumindest einem ÖVP-Wähler, der wegen des angeblichen (freilich nur von jenen Journalisten aus der anfangs angesprochenen halbgebildeten plappernden Klasse bemerkten) Law-and-order-Wahlkampf der Christine Marek zu einer der Linksparteien übergelaufen ist, wie mit unverdrossener Hartnäckigkeit nun auch schon in der ÖVP selbst geglaubt wird. Ich kenne statt dessen nur ÖVP-Wähler, die nach rechts gewechselt sind, oder solche, die lauthals schwören: Wenn die so weitertun als verlängerter Fortsatz der SPÖ und unter Aufgabe aller bürgerlichen Werte, dann wähle auch ich beim nächsten Mal den Strache.

PPS.: Wird die Wiener ÖVP auch weiterhin nur schaumgebremste Opposition machen, weil in der Wiener Wirtschaftskammer ein paar Funktionäre um den Zuschuss der Gemeinde zur Weihnachtsbeleuchtung in irgendeiner Einkaufsstraße bangen? Und weil irgendein schwarzer Bezirksvorsteher um das notwendige Ja der Rathaus-Kamarilla zu einer neuen Verkehrsampel kämpft? Wenn Ja, dann sollte sich die Partei die Kosten für die nächste Kandidatur gleich ganz ersparen.

PPPS.: Ob die Grünen mehr sind als die 24. Bezirksorganisation der Wiener SPÖ wird man schon in Kürze sehen: Werden sie rechtzeitig die Wahlen wegen des gerade von den Grünen aufgedeckten Betrugs anfechten, wie sie angekündigt haben? Oder sind sie inzwischen schon so gekauft wie die die Wiener Boulevard-Medien? Wenn Ja, dann sollte sich die Partei die Kosten für die nächste Kandidatur gleich ganz ersparen.

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WWW: Wir wursteln weiter

23. Oktober 2010 18:57 | Autor: Andreas Unterberger

Und deswegen musste die Verfassung gebrochen werden, deswegen hat die Koalition zehn Monate gebrütet! Was das sogenannte Sanierungspaket der Regierung wert ist, ist am besten der Reaktion des ÖGB zu entnehmen: Er ist „nicht unzufrieden“. Damit sind die österreichischen Gewerkschaften die einzigen Europas, die mit einem in allen anderen Ländern längst schon beschlossenen Sparpaket glücklich sein können.

Denn in der Tat: Die Regierung hat länger gekreißt, als das sonst unter Menschen üblich ist, aber keine einzige echte strukturelle Reform zur Redimensionierung des explodierenden Wohlfahrtsstaat, zur Zurückstutzung der föderalistischen Geldverschwendungen zusammengebracht, sondern nur ein bunt zusammengewürfeltes Abkassierpaket.

Über dieses könnte man ja im Detail reden, wenn es irgendeinen Grund gegeben hätte, dass Bund, Länder und Gemeinden statt wirklich zu sparen ihre Einnahmen noch einmal erhöhen. Aber Österreich ist das Land mit der vierthöchsten Abgabenquote. Da muss man die Zukunft des Landes schon sehr hassen, wenn man so unbesorgt wie diese Regierung einen dicken Strauß neuer Belastungen verschnürt. Denn zumindest ein Teil davon wird dem Standort Österreich eindeutig schaden.

Aber selbst darüber hätte man reden können, wenn bei den Ausgaben auch nur eine einzige Sinnlosigkeit gestrichen worden wäre.

Die Regierung hat sogar dem aberwitzigen Koralm-Tunnel eine Finanzierungsgarantie gegeben. Sie hat auch die sogenannte Hacklerregelung bis auf kleine kosmetische Veränderungen völlig unberührt gelassen, ebenso die Invaliditätspension. Sie hat sich auch nicht an die Studiengebühren gewagt – und gibt dafür den Unis ungefähr die Hälfte dessen dazu, was die Gebühren bringen würden. Und sie ist schon vor dem Wochenende in Sachen Verwaltungsreform und Ausgabendisziplin der Länder an der geldverschwendenden Betonfront Michael Häupl/Erwin Pröll gescheitert.

Also hat sich wirklich all das Gerede, dass wir jetzt mehr als zwei Jahren keine Wahlen haben, und dass wir in dieser Frist unter dem Druck der Krisenbewältigung jetzt wirklich spürbare Struktur- und Verwaltungsreformen sehen würden, als Schall und Rauch entpuppt. Wie befürchtet. Aber recht gehabt zu haben, ist da wirklich kein Trost.

Angesichts all dessen kann der Gewerkschaftsbund, der ja noch nie zukunftsorientiert gedacht hat, tatsächlich durchaus zufrieden sein. Warum allerdings die ÖVP in dieser Regierung sitzt, kann niemand mehr beantworten.

Hinter dieser akkumulierten Katastrophe kann man natürlich auch zu der Ansicht kommen, dass winzige Details positiv sind: etwa die Kürzung der Auszahlung der Familienbeihilfe vom 27. auf das 24. Lebensjahr, die Langzeitstudenten treffen wird. Was also im Grund ein Versuch ist, die fehlenden Studiengebühren teilweise wieder zu kompensieren. Man kann es auch positiv finden, dass die Studieneingangsphase von zwei auf ein Semester verkürzt worden ist. Was aber allen jenen, die sie nicht überstehen, und auch der Volkswirtschaft noch immer wertvolle Lebenszeit stiehlt – nur weil man sich nicht auf eintägige Aufnahmetests oder eine Aufwertung der in den letzten Jahren zum Billigtarif verschleuderten Maturazeugnisse einigen konnte, was letztlich genauso gerecht oder ungerecht wäre wie jede Eingangsphasen-Prüfung, was dafür aber rasch klare Verhältnisse schafft.

Positiv klingt auch, dass es Geld für mehr Ganztagsschulen geben soll – nur wird das angesichts der Methoden dieser Unterrichtsministerin mit Sicherheit gutteils so umgelenkt werden, dass es primär den von ihr geliebten Gesamtschulen zugutekommen wird, die ja unbedingt als Erfolg dargestellt werden sollen.

Positiv könnte man auch noch einstufen, dass der Brennertunnel offenbar noch keine Baugarantie bekommen hat – freilich ist der noch um ein paar Prozentpunkte weniger sinnlos ist als das Koralm-Loch (aber es sitzen ja in dieser Regierung keine Minister aus Tirol).  Man kann sich auch freuen, dass die arbeitsplatzvernichtende Gruppenbesteuerung und die Vermögenssteuer nicht wieder eingeführt worden sind. Aber wenn das alles schon Grund zur Freude sein soll, dann freuen wir uns halt auch, dass Folter, Pranger und Todesstrafe noch nicht wieder eingeführt werden.

Bei fast allen anderen Details – und dabei können wir ja ohnedies nur von dem reden, was jetzt schon bekanntgegeben worden ist – überwiegen aber die Negativa. So werden sowohl Benzin-, wie auch Tabak-, wie auch Flugticket-Steuern (die man umwelt- und gesundheitspolitisch alle an sich durchaus begrüßen kann) zu einer massiven Abwanderung von Umsätzen ins Ausland führen. Die Aktiengewinnsteuer wird natürlich langfristig dem Börseplatz Wien schaden. Noch mehr wird der Bankenplatz Wien leiden, der mit seinen internationalen Geschäften Zehntausende Arbeitsplätze bindet (man denke nur an die bekannten Überlegungen der Bank-Austria-Mutter, das Ostgeschäft von Wien nach Mailand zu verlagern).

Statt dessen hat man aus populistischer Angst auf die einzige wirtschaftlich halbwegs sinnvolle Möglichkeit verzichtet, wo man noch Steuern erhöhen hätte können, nämlich auf eine Erhöhung der Einheitswerte. Aber weder Bauern noch Häuslbauer wagt man zu treffen, obwohl vor allem die Verhüttelung der österreichischen Täler längst ein Riesenproblem geworden ist.

Aber noch einmal: Entscheidend ist, dass auf der Ausgabenseite fast nichts Relevantes geschieht. So kann die Frauenministerin sogar jubeln, dass die teuren Exzesse an diversen (fast immer parteipolitisch kontrollierten) Frauenprojekten weitergehen, von denen 95 Prozent der Frauen natürlich nichts haben, sondern nur die Projekt-Mitarbeiterinnen. Ebenso können wieder einmal auch die Bauern zufrieden sein. Und auch die Pensionisten und Beamten werden im Gegensatz fast zum ganzen Rest Europas noch mehr vom nicht vorhandenen Steuergeld bekommen.

Das Urteil ist klar: Wir wursteln weiter. Und wir werden es noch viel schwerer haben, wenn uns dann in wenigen Jahren nichts anderes mehr als wirklich schmerzhafte Maßnahmen möglich sind, wie sie jetzt etwa die Griechen so erschüttern.

Dieses Land muss aber offenbar erst in die Katastrophe schlittern, bevor die Vernunft wieder eine Chance bekommt.

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Der Intrigenkrieg zweier Politkommissare

23. Oktober 2010 11:32 | Autor: Andreas Unterberger

Im Grund ist es ja ziemlich gleichgültig, wer neuer Fernseh-Chefredakteur im ORF-Fernsehen ist, ob der nun Fritz Dittlbacher heißt oder Armin Wolf. Und ob nun Alexander Wrabetz oder Elmar Oberhauser die Informations-Direktion leitet. Dennoch sind die ob dieser  Fragen entbrannten ORF-Machtkämpfe überaus lehrreich.

Dittlbacher wie Wolf stehen, wenn auch mit signifikanten Unterschieden, so weit links der politischen Mitte, dass man sich in keinem Fall Hoffnungen auf eine objektivere Berichterstattung machen konnte  – und schon gar nicht auf ein Austarieren der katastrophalen Linkslastigkeit fast der ganzen ORF-Informations-Mannschaft. Die nicht nur aus rechtlichen, sondern auch betriebswirtschaftlichen Gründen angesichts des dramatischen Seherschwindens freilich dringend am Platz wäre. Leben wir doch in einem Land, in dem sich die Menschen selbst im Schnitt als leicht rechts der Mitte deklarieren.

Dennoch zeigt das Ergebnis, also die Bestellung Dittlbachers, den totalen, um nicht zu sagen totalitären Durchgriff der SPÖ bei sämtlichen ORF-Bestellungen. Wolf steht zwar noch weiter links als die SPÖ und deren Fußvolk, die ja in Wahrheit alle nirgends mehr stehen, sondern nur noch auf die Macht stehen. Aber er ist wenigstens parteiunabhängig. Immerhin befragt Wolf bisweilen auch SPÖ-Politiker mit ein wenig Aggressivität – wenngleich immer mit Argumenten, die von noch weiter links kommen, also aus dem Attac- und Grün-Eck. Untergriffe durch Wolf gibt es nur gegen rechte Politiker.

Aus dem wirtschaftliberalen oder wertkonservativen Eck sind im ORF ja schon seit Menschengedenken keine Fragen gestellt worden. Das passiert höchstens in jedem zehnten Club 2, wenn die Politkommissare Oberhauser, Amon & Co einmal nicht genug darauf aufgepasst haben, dass dort die Linken unter sich bleiben können. Weil sie ja sonst argumentativ sofort untergehen würden.

Interessant ist jedenfalls die Beurlaubung des eigentlich für den Chefredakteur zuständigen, aber bei der Entscheidung übergangenen Intendanten Oberhauser gegen die Dittlbacher-Nominierung. Seine erste öffentliche Äußerung: Er habe zwar an Rücktritt gedacht, aber diesen dann doch bleiben lassen, wie Oberhauser im selben Atemzug mitteilt. Das nennt man Mut und Konsequenz.

Überraschende Konsequenz hat dann einen Tag später Wrabetz gezeigt und Oberhauser suspendiert. Man kann freilich wie immer bei Wrabetz sicher sein, dass das weniger persönlicher Mut war, sondern eine klare Anordnung aus der SPÖ.

Interessanter ist freilich die Frage nach dem Motiv für Oberhausers Rücktritts-Androhung samt sofortigem Verzicht auf den Rücktritt. Waren da gar die Privilegien und Remunerationen eines ORF-Direktors überzeugender als Oberhausers neuentdecktes Gewissen? Arbeitsrechtlich ist er ja zweifellos in einer weit besseren Position, wenn er nicht von sich aus aufgibt.

Vieles deutet aber auch auf ein raffiniertes Spiel hin. Oberhauser könnte nun vor der nächsten Wahl wieder ein paar orange-blauen Stiftungsräten einreden, er würde ihnen ja eigentlich nahestehen, er habe das nur nie öffentlich zeigen dürfen. Oder vielleicht sogar auch den schwarzen, von denen er offenbar hofft, dass sie in den letzten vier Jahren keinen Fernsehapparat besessen haben. Die grünen ORF-Räte hat er mit seinem Engagement für Wolf hingegen schon in der Tasche.

Für einen Kampf Oberhausers um die ganze Macht spricht die Tatsache, dass sich seltsamerweise ein Gerd Bacher für Oberhauser stark macht; dass die angeblich ÖVP-nahe Raiffeisengruppe gerade die bürgerliche Alternative Helmut Brandstätter als Kurier-Chefredakteur verbrennt (wo der Fernsehprofi, der aber keinen einzigen Tag Tageszeitungserfahrung hat, ja nur scheitern kann). Für die Alternative Oberhauser spricht auch die Tatsache, dass SPÖ-intern die ORF-Drahtzieher Rudas-Pelinka-Wrabetz außerhalb des Faymann-Büros meist nur noch Kopfschütteln auslösen.

Jedenfalls scheinen SPÖ und die Faymann-Partie die Gefahr durch Oberhausers Taktieren erkannt zu haben. Weshalb sie ihn nun kaltzustellen versuchen, damit er nicht das gleiche heimtückische Spiel spielen kann wie einst Wrabetz, der bis knapp vor der Generaldirektoren-Wahl der damaligen Generalin Lindner unverbrüchliche Treue geschworen hat.

Gegen Oberhauser spricht nur ein ganz unbedeutendes Detail: nämlich dass die Fernsehinformation in den letzten vier Jahren so einseitig grünlinks, qualitätsarm und oberflächlich geworden ist, wie noch nie in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Was ja auch eine dramatische Seher-Flucht ausgelöst hat. Aber das hat Intriganten noch nie interessiert.

Für Macchiavellisten wird der ORF-Kampf jedenfalls spannend. Für Seher und Hörer wird es hingegen eine einzige Qual.

PS.: ein wichtiger Hinweis für die linken Politkommissare von einer ganz anderen ORF-Front, wo dringender Handlungsbedarf besteht: Die Londoner Korrespondentin wagte es, noch dazu in klaren Worten, die Politik der britischen Gewerkschaften als destruktiv darzustellen. Also unbedingt bei erstbester Gelegenheit: Rübe ab! Die gute Frau hätte sich ja an der ORF-Berichterstattung über die französischen Streiks ein Vorbild nehmen können, wo in jedem Satz die große Sympathie anständiger linker Menschen für die Streikenden zu hören ist – im Radio übrigens noch viel mehr als im Fernsehen.

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Rot und Grün: Ein schwarzer Tag für Wien

22. Oktober 2010 12:19 | Autor: Andreas Unterberger

Rot und Grün werden also die nächste Wiener Regierung bilden. Das ist legal, weil die beiden eine demokratische Mehrheit bilden. Das ist aber eine Katastrophe für Wien, ein gefundenes Fressen für die Freiheitlichen und die ultimative Demütigung für den Kurs von Josef Pröll, der auf die absolut falschen Einflüsterer gesetzt hat.

Michael Häupl hat definitiv beschlossen, den einzigen Wahlsieger der letzten Wiener Wahl auszuschließen. Das war wenig überraschend, lebt die SPÖ doch davon, die FPÖ zum unberührbaren Feindbild zu stilisieren. Dass er sich aber gleich für die Grünen entscheidet (gewiss: noch nichts ist fix, und die Verhandlungen samt grünem Basis-Chaos werden uns noch viel Spaß machen), das überrascht zumindest die Medien und die ÖVP.

Dabei ist die künftige Wiener Koalition ziemlich logisch: Rot und Grün sind Äpfel vom gleichen Stamm. Die Unterschiede sind gering: Die Grünen haben halt ein ziemlich problematisches Verhältnis zu Gewalt und Rechtsstaat; die Roten ein noch problematischeres Verhältnis zu Sparsamkeit und Sauberkeit. Es musste immer klar sein: Sie werden überall dort zusammengehen, wo es sich rechnerisch ausgeht. Und daher war es auch ein schwerer Fehler Wolfgang Schüssels, 2002 ernsthaft mit den Grünen samt ihren verrückten Forderungen Koalitionsgespräche zu führen, was diese ja hoffähig gemacht hat.

Rot-Grün verheißt für Wien nichts Gutes, außer extremer Geldverschwendung für Schwulen/Migranten/Feministen/Radfahrer/Mindesteinkommenbezieher- und noch ein paar andere Lobbies. Und eine weitere dramatische Einschränkung der geistigen Freiheit in dieser Stadt. Familien, Autofahrer, Unternehmer, Sparer, Leistungswillige, selbständige Denker sollten sich jedenfalls warm anziehen.

Das bedeutet freilich auch einen nahezu sicheren Triumph für die Freiheitlichen beim nächsten Mal, sollten diese nicht noch ganz schwere Fehler begehen. Oder es den Linken gelingen, die FPÖ zu verbieten, was dort ja ganz schon viele am liebsten täten.

Aber nun zum traurigsten Kapitel dieser Groteske: der ÖVP. Eine ärgere Demütigung für die schwarzen Mastdarmakrobaten als die nunmehrige Entscheidung der Wiener SPÖ kann es wohl nicht geben. Hat doch der ganze ÖVP-Wahlkampf auf Anordnung der Bundesparteispitze vor allem darin bestanden, der SPÖ nicht wehzutun; hat man doch auf Weisung der Bundespartei die unbetamteste und harmloseste Kandidatin aufgestellt, die sich in den ÖVP-Ablagen gefunden hat; hat man doch ohne Grund sofort jede andere Koalitionsalternative als eine unter roter Führung definitiv ausgeschlossen; hat man doch keine einzige harte Forderung an die Rathausmehrheit gestellt, sondern nur gewinselt, mitregieren zu dürfen – bis hin zum plakatierten Schön-Porträt Häupls auf ÖVP-Kosten.

All das hat zu einer vernichtenden Niederlage am Wahltag geführt. All das hat man sehenden Auges in Kauf genommen, nur um mitregieren zu dürfen.

Die Drahtzieher hinter diesem selbstvernichtenden ÖVP-Kurs sind namentlich bekannt: Erwin Pröll, Christian Konrad und Christoph Leitl. Sie alle wollen lieber ihre kleinen und großen, sauberen und schmutzigen Geschäfte mit der SPÖ machen (Leitl steht überdies selbst gesellschaftspolitisch weit links) und opfern dafür die eigene Partei. Und das Land.

Josef Pröll hat sich von diesen finanzstarken Intrigen beeindrucken lassen und seine Wähler verraten, die mehrheitlich für ein Bündnis mit der FPÖ deutlich mehr Verständnis haben als für eine demütigende Anbiederung an die SPÖ.

Pröll hat wohl überdies geglaubt, wenn er Wien opfert (und dafür nebstbei noch die Verfassung bricht), dass er dann dafür von Faymann wie versprochen Reformen und Budgetsanierung bekommt. Aber auch dieser Glaube zerschellt fast gleichzeitig mit der Wiener Rot-Grün-Entscheidung am Beton der roten Schuldenfraktion.

Es ist eine dramatische Bilanz für einen Parteiobmann, der geglaubt hatte, es richtig zu machen, wenn er sich in möglichst vielen Punkten und Personen von der Politik eines Wolfgang Schüssels distanziert. Der 2008 zwar sicher recht hatte damit, dass mit dem Rechts-Sozialismus der Strache-FPÖ keine Regierung zu bilden ist, der aber damals aus politischer Naivität noch dazu zu überflüssigen Billigstkonditionen in eine Regierung mit Links-Sozialisten gegangen ist. Nicht zuletzt unter dem Druck der genannten Drahtzieher.

 

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SN-Kontroverse: Fremdenrecht

22. Oktober 2010 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist das österreichische Fremdenrecht zu restriktiv?

 In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Beschämende Gesetze

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Grundsätzliches ist faul im Staate Österreich: Wenn es möglich ist, dass zwei achtjährige Mädchen, die sechs Jahre ihres Lebens in Österreich verbracht haben, von Fremdenpolizisten, die das Kinderzimmer mit Maschinengewehr „sichern", in ihr Geburtsland Kosovo abgeschoben werden. Oder eine 14jährige aus der Klasse  abgeführt wird. Oder das Baby eines Österreichers samt Mutter außer Landes gebracht und im Nachbarland Tschechien in Schubhaft genommen wird.

Man nennt diese Vorgänge  im Fachjargon „Außerlandesbringung". Und sie alle sind, wie es so schön heißt „rechtskonform". Denn die Fremdengesetze decken die skandalösen Vorgänge. Hierzulande dürfen Kinder, die nichts anderes getan haben als sich innerhalb der Grenzen des Landes zu befinden, eingesperrt und oft unter traumatisierenden Verhältnissen abgeschoben werden. Familien dürfen auseinander gerissen und Menschen, die sich gut integriert haben und hier heimisch fühlen, nach jahrelangen Verfahren des Landes verwiesen werden.

Das alles ist das Ergebnis einer Mobilisierungspolitik gegen Ausländer, die zu immer restriktiveren Fremdengesetzen geführt hat. Beschlossen aus einer Phalanx von großkoalitionären Politikern, die sich von dumpf-rassistische blauen Populisten vor sich hertreiben ließen. In der Hoffnung, dass durch eine „scharfe" Ausländerpolitik den Freiheitlichen Einheit geboten werden könnte. Ein gleichermaßen dummes wie vergebliches Verhalten. Die geltenden Fremdengesetze sind eines zivilisierten Rechtsstaats unwürdig und verstoßen zudem gegen die UN-Kinderrechtskonvention, die Österreich 1992 ratifiziert hat. Sie verlangt eigentlich Selbstverständliches: Den Vorrang des Kindeswohls bei jeder Form staatlichen Handelns und den ganz besonderen Schutz von Kindern im Asyl- und Fremdenrecht.  


Österreichs offene Tore

Andreas Unterberger

Unser Fremdenrecht ist extrem großzügig. Das beweisen viele Statistiken, auch wenn hierzulande jene Daten, die Thilo Sarrazin in Hinblick auf Deutschland veröffentlicht hat, teilweise geheim sind. Die Ausländer- und Asylantenzahlen liegen weit über dem europäischen Schnitt. So hat Österreich mehr Tschetschenen aufgenommen als alle anderen Staaten.

Im Asylrecht hat die Innenministerin nach dem bedauerlichen Fall der Zwillinge aus Steyr schon wieder zusätzliche Verfahrensstufen verkündet. Obwohl die Asylverfahren eigentlich beschleunigt werden müssten. Damit werden eventuelle Abschiebungen länger auf sich warten lassen; daher wird es noch öfter heißen: „Die sind doch schon so lange da!"
Kaum bekannt sind viele andere skandalöse Lücken im System: So werden abgewiesene Asylwerber, die wegen Drogendealens verurteilt wurden, nicht abgeschoben, weil in ihrer Heimat Dealen streng bestraft wird. Diese Menschen haben nun sogar Anspruch auf die neue Mindestsicherung. Ähnlich profitieren etwa rumänische Kleinpensionisten, die oft nur 100€ Pension haben, vom Wohlfahrtsstaat. Sie dürfen nach Österreich übersiedeln und hier die Ausgleichszulage kassieren, die auf 784€ aufbessert.

Selbst unter den „normalen" Zuwanderern, auch den Männern, ist ein viel kleinerer Anteil im Arbeitsmarkt tätig als bei den Österreichern. Besonders selten tun das die Tausenden türkischen Bräute arrangierter Ehen. Wie ja die Familienzusammenführung überhaupt das größte Tor für ungebildete und nichtarbeitende Immigranten bildet. Dennoch können laut der neuen Rot-Weiß-Rot-Card der Sozialpartner Angehörige jedes „Mangelberufs", auch wenn sie nur Kollektivvertragsbezüge haben, nach drei Monaten die ganze Familie nachholen. In Ländern außerhalb Europas dürfen sie das nie.

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Marketing für die KathKirche

21. Oktober 2010 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Alle progressiven „Kirchenexperten“ behaupten, der katholischen Kirche würde es mit Frauenpriestern viel besser gehen. Die anglikanische Kirche macht diese Erfahrungen freilich nicht.

Ihr laufen nämlich in Scharen die Gläubigen, Priester und nun sogar drei Bischöfe weg, seit bei den Anglikanern auch Frauen geweiht werden. Ähnliches hat auch die Zulassung bekennender Homosexueller zum anglikanischen Priesteramt ausgelöst.

Und wo laufen die Menschen hin? Ausgerechnet zur katholischen Kirche, die ihre Tore weit für die Flüchtlinge aus der rasch schrumpfenden anglikanischen Kirche öffnet. Und die  auch verheiratete anglikanische Priester problemlos aufnimmt.

Selbst wenn man die intensiven theologischen Hinweise zugunsten des Männerpriestertums (das rein männliche Geschlecht der Apostel etwa) zu zerpflücken versteht, deutet wirklich nichts darauf hin, dass das Frauenpriestertum marketingmäßig eine kluge Strategie wäre. Verheiratete Priester – zumindest die schon im mittleren Lebensalter stehenden Viri probati – hingegen schon.

 

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Schulden machen ist nicht schwer

21. Oktober 2010 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt also wird es ernst. Die Regierung spart. Man weiß zwar noch immer nicht genau wie. Aber schon wird allerorten heftig protestiert: „Überall kann gespart werden, aber doch nicht in unserem Bereich.“ Und manche, wie etwa die Universitäten, wollen sogar viel mehr Geld, obwohl sie große Summen für unglaubliche Sinnlosigkeiten ausgeben. Freiwillig wie gezwungenermaßen.

In Wahrheit begreift noch immer niemand den Ernst der Situation.

Jene, die lieber Steuern erhöhen, als zu sparen, übersehen, dass Österreich heute in Europa mit über 43 Prozent (Anteil am Bruttoinlandseinkommen) schon die vierthöchste Abgabenquote hat, was aus jeder Steuererhöhung eine Selbstbeschädigung macht. Sie übersehen überdies, dass zwei jener drei Länder, die eine noch höhere Abgabenquote haben, diese gerade drastisch zurückführen. Schweden senkt sie von 2009 auf 2010 um 1,7 Prozentpunkte, und Dänemark gar um 2,3. Österreich hingegen nur um 0,6 Punkte. Die Dänen haben sogar die Spitzeneinkommensteuer reduziert. Lediglich in Belgien ist die Entwicklung noch übler – aber Belgien hat seit Juni keine Regierung und ist durch den Sprachenstreit tief gespalten, ja handlungsunfähig.

Die Anhänger von Steuererhöhungen ignorieren auch, dass die Steuerlast einer der wichtigsten Faktoren im Wettbewerb um Investitionen ist, die ja als einzige Arbeitsplätze sowie Gewinne und damit künftige Steuereinnahmen schaffen.

Vor allem aber ist sich kaum jemand bewusst, wie rapide die Staatsverschuldung gewachsen ist: Zwischen 2007 und 2010 ist sie von 59 auf 70 Prozent des Bruttoinlandseinkommens gestiegen. Und sie wird im kommenden Jahr noch weiter kräftig steigen, selbst wenn die bisher nur aus vagen Ankündigungen bestehende Defizitreduktions-Strategie greifen sollte.

Österreich ist aber verpflichtet, seine Staatsschuld auf 60 Prozent zurückzufahren: Die widrigenfalls drohenden Strafzahlungen mögen vielleicht  nur Theorie sein, aber die Strafe durch die Märkte wird sehr real und brutal werden: Wenn die Staatsschuld weiter steigt, wird Österreich in absehbarer Zeit genauso mit würgenden Zinsaufschlägen konfrontiert sein wie derzeit Griechenland. Wir würden es uns ja auch im Privatleben teuer bezahlen lassen, wenn wir einem notorischen Schuldenmacher weiteres Geld borgen.

Wie schmerzhaft der Schuldenabbau sein wird, zeigt eine kaum bekannte Studie des IHS. Angenommen das nominelle Wachstum beträgt im Schnitt 2 Prozent und der Staat macht ab sofort kein Defizit mehr, dann würde die Schuldenquote dennoch erst 2026 den vorgeschriebenen Wert erreichen. Macht der Staat – was im Vergleich zur Vergangenheit noch immer eine Leistung wäre – ein Defizit von 1 Prozent, dann würde es gar erst 2064 so weit sein! Ist das Defizit noch größer, dann erreichen wir das Ziel überhaupt nie.

 Dann gäbe es nur noch Pest oder Cholera: also Griechenland oder Entschuldung via Mega-Inflation.

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Fußnote 143: Das rasche Ende des Neo-Audimaxismus

20. Oktober 2010 11:33 | Autor: Andreas Unterberger

Ruckzuck und schon war das Audimax wieder geräumt.

Mit einem Jahr Verspätung hat Universitätsrektor Georg Winckler das getan, was er schon vor einem Jahr tun hätte müssen, hätte er immer seine Pflichten ernst genommen. Hätte er schon im Vorjahr sofort das Audimax von illegalen Besetzern und Sachbeschädigern räumen lassen, hätte er der – wie behauptet – unerträgliche Not leidenden Universität Millionen erspart. Statt dessen hat die Uni-Führung den Hörsaalbesetzern im Vorjahr erst so richtig geholfen, sich dort wohnlich einzurichten. Samt Küche und persönlicher Geldspende des Rektors, und ohne dass auch nur einer der Übeltäter auf Schadenersatz geklagt worden wäre. Abgesehen von der nie auszuschließenden Möglichkeit, dass sogar Uni-Professoren klüger werden können, dürfte der wirklich wesentliche Unterschied zum Vorjahr in der Person des Wissenschaftsministers liegen. Johannes Hahn hat damals mehrfache Unterwerfungs-Signale in Richtung der Rechtsbrecher ausgesandt, während Beatrix Karl trotz ihrer eher zarten Erscheinung deutlich mehr Rückgrat zeigt. Dazu kam 2009 die üble und aufhetzende Rolle vieler Zeitungen, vor allem der gratis verteilten, die geglaubt haben, rechtsbrechende Studenten wären die große Zukunftshoffnung der Medien.

 

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Die letzten Chancen sind verspielt

20. Oktober 2010 02:50 | Autor: Andreas Unterberger

Ein guter Rat für die Leser dieses Blogs: Tun Sie das, was seit einigen Monaten immer mehr Menschen tun. Bringen Sie Ihr Geld in Sicherheit. Die letzten Tage haben nämlich deutlich gezeigt, dass alle Versprechungen der Politik, jetzt endlich wieder an die Stabilität von Geld und Staatshaushalten zu denken, Schall und Rauch sind.

Und zwar hat sich das in einem signifikanten Zusammenfall binnen weniger Stunden sowohl auf österreichischer wie auch europäischer Ebene abgespielt: In Europa sind die Vorschläge der Kommission abgeschmettert worden, dass Defizit- und Schuldensünder künftig automatisch bestraft würden. Statt dessen wird es für solche Strafen auch in Zukunft eine Zweidrittelmehrheit geben müssen. Es wird also de facto wohl weiterhin nie Strafen oder Konsequenzen für undisziplinierte Länder geben. Hat sich doch nicht einmal für die betrügerischen Griechen eine strafende Mehrheit gefunden.

Also werden die vor allem am Mittelmeer und auf Inseln angesiedelten Defizitsünder weiterhin recht ungestraft (miss)wirtschaften können. Die Deutschen haben ja im Mai den unverzeihlichen Fehler gemacht, den Griechen mit verantwortungslosen Maßnahmen zu helfen, ohne dass Zug um Zug die verlangten konsequenten Strafen wenigstens für die Zukunft beschlossen worden wären. Damals hat man die Gefahr einer sofortigen Panik gefürchtet, der man damals mit langfristig jedoch für die Währung noch viel verderblicheren Folgen entgegengetreten  ist. 

Und jetzt ist Berlin wieder einmal vor Paris in die Knie gegangen. Wahrscheinlich muss es ja noch immer für die Untaten der Nazis büßen.

Praktisch gleichzeitig sind hierzulande Bundes- und Vizekanzler vor den Bundesländern in die Knie gegangen: Denn auch künftig wird es keinen echten Zwang für die österreichischen Bundesländer geben, sich an Verschuldens- oder Defizitgrenzen zu halten. Wenn Erwin Pröll und Michael Häupl (samt sieben anderen) etwas nicht wollen, haben weder die Vernunft noch Werner Faymann oder Josef Pröll eine Chance. Wobei man bei Faymann ohnedies nie wusste, ob er auch nur irgendein politisches Ziel hat, außer in der „Krone“ gut vorzukommen.

Beschämend ist nur, dass die Bundesregierung gleich bei der ersten Sitzung nachgegeben hat, während der viel unwichtigeren Frage, wer nun die Lehrer anstellt, noch weitere Termine gewidmet werden.

Daher werden die Bundesländer weiterhin das Geld mit vollen Händen beim Fenster hinauswerfen dürfen. Für Brot und ständige Spiele, zur Bestechung von Zeitungen und für überflüssige Kreisverkehre, für zu hohe Landesbeamtengehälter und für Subventionen an eine unüberschaubare Menge von Vereinen, die vor allem den Interessen der Parteien nahestehenden Vereinsfunktionäre dienen.

Realpolitisch war zwar von Anfang an klar, wie dieses beiden Kämpfe ausgehen. Der Glaubwürdigkeit des Euro und der EU-Staaten als Schuldner wird das aber alles andere als guttun. Daher wird sich ein Trend der letzten Krisenmonate wohl umgehend weiter verstärken: Gut geführte Industriekonzerne können sich auf den Finanzmärkten billiger finanzieren als die Staaten. Mit anderen Worten: Selbst die deutschen Steuerzahler müssen schon heute den Gläubigern höhere Zinsen für die Anleihen zahlen als solche Unternehmen. Und alle anderen Europäer noch viel mehr.  Weil man der Wirtschaft halt viel mehr vertraut, seit die Politik mit der Währung so leichtfertig umgeht. Freilich wird auch die europäische Wirtschaft einen Kollaps der Staaten nicht überstehen.

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Die Ministerin von der traurigen Gestalt

19. Oktober 2010 13:20 | Autor: Andreas Unterberger

 Wann ist es eigentlich so weit, dass Ministerinnen zurücktreten müssen? Claudia Bandion-Ortner wäre mehr als reif dafür. Die Tatsache, dass nun sogar die Generalprokuratur – also die Parallelinstitution zur Staatsanwaltschaft auf Ebene des Oberstgerichts – die Neuaustragung fast des gesamten Elsner-Prozesses fordert, ist da nur das letzte Nichtgenügend im Zeugnis für die Justizministerin.

Immerhin haben ja die mehr agrarisch als juristisch gebildeten ÖVP-Granden Frau Bandion-Ortner gerade wegen jenes publicityträchtigen Monsterprozesses zur Ministerin gemacht (dass es ihre Seitenblicke-Auftritte und ihre Brillensammlung waren, wollen wir ja doch nicht annehmen). Und nun wird gerade ihr Urteil in diesem Prozess in der Luft zerrissen. Auch wenn man korrekterweise sagen muss, dass der OGH selbst noch nicht geurteilt, aber immerhin schon eine exzeptionelle lange Verhandlung anberaumt hat. Also stehen Bandion noch ein paar Wochen Überlebensfrist zu, bis das vorliegt.

Es ist jedenfalls ungeheuerlich, was alles in diesem Prozess schiefgelaufen ist, wofür Bandion-Ortner als öffentlichkeitsorientierte Richterin, aber auch die Staatsanwaltschaft die Verantwortung tragen. Was auch mehr oder weniger alle Juristen rund um das Wiener Landesgericht – und selbst dessen inzwischen leider verstorbene Präsidentin – kritisiert haben.

Die Liste der Bawag-Justizskandale:

1.     Die Tatsache, dass die Richterin Wolfgang Flöttl die Behauptung abgenommen hat, er wüsste wegen eines Computerabsturzes leider nicht, was mit Hunderten namens der Bawag angelegten Millionen geschehen sei, ist geradezu kabarettreif. Allerdings hat in diesem Punkt auch die Generalprokuratur das Urteil der ersten Instanz unterstützt. Extrem seltsam.

2.     Bandion-Ortner ist auch nie der Tatsache nachgegangen, dass die Hinweise auf illegale Parteifinanzierung buchstäblich handgreiflich waren (nämlich im Keller von Flöttl).

3.     Für kaum jemanden nachvollziehbar war die überlange Untersuchungshaft für Elsner, selbst wenn eine strenge Strafe für Elsner auch nach allen Rechtszügen zu erwarten ist.

4.     Völlig unverständlich ist, dass die Staatsanwaltschaft nicht den ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch auf die Anklagebank gesetzt hat, der über den Aufsichtsrat hinweg zusammen mit Elsner die wichtigsten Bawag-Entscheidungen getragen hat.

5.     Umgekehrt ist die Bestrafung von relativ machtlosen Personen aus dem Bawag-Bereich ebenso merkwürdig.

Kann man nach einem solchen juristischen Mega-Pfusch noch Justizministerin bleiben? Wenn sich die ÖVP wirklich dazu entschließen sollte, dann ist das nicht nur ein weiteres Signal der Führungsschwäche und des Verlustes der einst bei den Schwarzen vorhandenen juristischen Kompetenz (von Graff bis Schüssel). Dann wird man auch ein weiteres Indiz haben, dass hinter dem Verlauf des Bawag-Prozesses und der Bestellung der Ministerin offenbar wirklich eine üble Mauschelei steckt. Deren Inhalt: Die einflussreiche (und bankenschwere) Großkoalitions-Lobby in der ÖVP habe diesem in Wien kursierenden Vorwurf zufolge geglaubt, sich die SPÖ verpflichten zu können, indem die ganze Schuld an der Bawag auf den Ungustl Elsner geschoben wird und sonst keine blöden Fragen gestellt werden. Die SPÖ hat ja bis heute nicht klargelegt, wie sie binnen kurzem den riesigen Schuldenberg abgebaut hat, den Viktor Klima zurückgelassen hat. Aber dass Dankbarkeit keine politische Kategorie ist – und bei der SPÖ schon gar nicht – wird in der ÖVP erst langsam begriffen.

Was spricht sonst noch gegen Bandion? Zur Erinnerung:

-         Sie ging nicht effizient gegen die extrem bedenkliche Vorgangsweise der Staatsanwaltschaft in Sachen Zweittäter im Falle Kampusch vor.

-         Sie brachte einen skandalösen Gesetzesentwurf („Antiterrorismus-Gesetz“) ein, der im Gegensatz zur Überschrift eine gravierende Einschränkung der Meinungsfreiheit für Gegner terroristischer Gruppen gebracht hätte.

-         Sie fährt in Sachen Neugestaltung der Korruptions-Staatsanwaltschaft einen wirren Zickzack-Kurs.

-         Sie hat außer Kinderpornographie noch keine einzige justizpolitische Vision erkennen lassen.

-         Sie hat es zumindest indirekt zu verantworten, wenn in Gerichten und Staatsanwaltschaft die aus blanker Ahnungslosigkeit begangenen Fehler zunehmen (Einvernahme von Journalisten auf deutschen Wunsch, obwohl der Vorwurf in Österreich gar nicht strafbar ist; vom Staatsanwalt vergessene Anzeigen gegen einen Minister; mehrere Urteile stehen vor der Aufhebung, weil Verwandte sowohl auf Seite  der Staatsanwaltschaft wie auch auf der Richterbank aktiv sind, usw.).

-         Sie schafft es nicht, den ständigen Bruch von Amtsgeheimnissen aus dem Bereich der Staatsanwaltschaft zu unterbinden.

-         Sie greift im Familienrecht zwar zu Recht die Frage der gemeinsamen Obsorge auf, übersieht aber die viel wichtigere Frage der beharrlichen Verweigerung eines Besuchsrechts.

Das alles ist in der Summe für die SPÖ (wegen der Bawag) genauso peinlich wie für die ÖVP, die Bandion-Ortner nominiert hat. Freilich sollte auch die FPÖ ein schlechtes Justiz-Gewissen haben: Den ihr einstiger Justizminister Böhmdorfer ist für die neue Strafprozessordnung verantwortlich, welche die schwer überforderte Staatsanwaltschaft so übermächtig gemacht hat. 

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Josef Prölls trauriges Erwachen

19. Oktober 2010 03:32 | Autor: Andreas Unterberger

Josef Pröll war 2008 fast der einzige, der geglaubt hat, mit einem Werner Faymann könne man einen Staat machen. Alles deutet mittlerweile darauf hin, dass er – und Österreich – in den nächsten Wochen  ziemlich ausweglos vor den Trümmern dieser Illusion stehen wird. Und zwar wegen des Scheiterns eines echten Sparbudgets.

Das Zustandebringen eines solchen Budgets wird derzeit von Tag zu Tag unwahrscheinlicher, obwohl Pröll naiver Weise geglaubt hatte, wenn er bis nach die Wiener Wahlen wartet, dass dann die SPÖ die Notwendigkeiten einsehen wird. Damit hat er sich lediglich selbst den Vorwurf eines Verfassungsbruchs eingehandelt.

Denn die letzten Stunden machen zunehmend deutlich, dass mit einem Faymann eine Sanierung des schwer verschuldeten Staatsschiffs prinzipiell unmöglich ist. Er versteht wie einst schon im Wiener Rathaus unter Politik nur populistische Demagogie auf Vorstadtniveau, auch wenn er manchmal charmant aufzutreten versucht. Auf diesen Schmäh ist der treuherzig-biedere Bauernsohn Pröll voll hereingefallen.

Die Faymann- Aussagen der letzten Stunden machen es jedenfalls deutlich, dass der sogenannte Bundeskanzler nicht nur in Wahlkämpfen völlig verantwortungslos ist. Wagt er es doch in dieser Situation Österreichs in aller Öffentlichkeit zu sagen: Bei den Jungen dürfe genauso wenig gespart werden wie bei den Alten.

Das heißt letztlich: Nirgendwo darf gespart werden. Denn selbst wenn man zwischen der Jugend und dem Alter noch von einer (ohnedies immer kürzer werdenden) Phase eines mittelalterlichen Erwerbslebens ausgeht, darf ja laut SPÖ dort erst recht nicht gespart werden: Schickt die Arbeiterkammer doch gerade allen Haushalten – natürlich auf deren Kosten – eine Broschüre in die Briefkästen, mit der knalligen Überschrift „Wir (gemeint sind die Arbeitnehmer) haben schon gezahlt“.

Was ja eine glatte Lüge ist: Die Einkommen und Konsumausgaben der Arbeitnehmer sind in der Krise als einzige nicht gesunken; die Einkommen jener Menschen, die im Lebensabend von ihrem Ersparten leben wollten, hingegen sehr. Dasselbe geschah mit den großen wie kleinen Unternehmereinkommen. Und die Schulden, die es jetzt mit absoluter Dringlichkeit abzubauen gilt, wurden nicht zuletzt zur Sicherung der Arbeitsplätze gemacht. Daher hat Österreich heute auch die niedrigste Arbeitslosenquote – aber als fast einziges Land noch keine einzige Sparmaßnahme unter Dach und Fach.

Daher kann auch gar kein Zweifel bestehen, dass Österreich kräftig und dringend sparen muss, will es nicht Griechenland werden. Und die Strafe durch die Märkte kann sogar viel früher als befürchtet erfolgen, wenn es kein Budget mit einer kräftigen Defizitreduktion gibt.

Aber gleichzeitig wird von Stunde zu Stunde klarer: Die SPÖ ist nicht sparwillig. Viele Teile der ÖVP übrigens auch nicht – aber diesen Widerstand kann Pröll wahrscheinlich überwinden. Den der SPÖ wohl nicht mehr.

Das bringt ihn in eine ziemlich aussichtslose Situation. An der Pröll aber selber schuld ist. Denn er hat ja 2008 ernsthaft geglaubt, mit einem unseriösen Typen wie einem Faymann eine tragfähige Koalition eingehen zu können. Gewiss haben ihn auch etliche Onkeln und Leitls in diese Richtung gedrängt. Aber letztlich war natürlich Pröll selbst der Mann, der blauäugig das entscheidende Ja zu einem Faymann gesagt hat.

Hätte er Alternativen gehabt? Ja, natürlich. Denn eben dieser Faymann hatte wenige Wochen vor Abschluss der neuen Koalition die alte mit einem Milliarden-Verschwendungs-Paket (nebst einer populistischen Kehrtwende in der österreichischen EU-Politik) brutal gebrochen. Eine seriöse und strategisch denkende ÖVP-Führung hätte daher nie und nimmer eine Koalition mit einem Faymann eingehen dürfen, ohne dass dieser einer Rücknahme der verheerenden Beschlüsse des 24. September 2008 zustimmt.

Das wäre nicht nur zur Gesichtswahrung nötig gewesen, sondern auch aus staats- (und finanz-)politischer Verantwortung. Wie man schon damals sehen konnte, und wie heute jeder Wirtschaftsforscher weiß.

Aber wäre Österreich dadurch nicht unregierbar geworden? Warum hätte das so sein sollen? Der Koalitionsbruch der SPÖ ist – wenn er nicht wieder zurückgenommen wird – ein logisches Kooperationsangebot an jene Parteien, die ihr damals beim Ausräumen der Staatskassen geholfen haben (wenngleich festzuhalten ist, dass die schwer desorientierte ÖVP nach Wochen des Widerstandes im letzten Augenblick selbst einem Teil der Maßnahmen zugestimmt hat). Es kann ja wohl nicht sein, dass Faymann die FPÖ als wichtigsten Helfershelfer beim Griff in die Kasse akzeptiert, aber dann nicht bereit ist, mit dieser auch die Verantwortung für die Konsequenzen zu teilen.

Jedoch: Pröll war damals nicht zu diesem logischen und zwingenden Schritt bereit. Ob er – trotz lebhafter Proteste der damals noch vorhandenen Parteibasis – wirklich so naiv war, einem schon einmal wortbrüchigen Faymann zu glauben, werden wir wohl nie wirklich erfahren. Oder ob ihn der Glanz der scheinbar halben Macht gelockt hat. Oder ob er wirklich geglaubt hat, die am Schluss weltweit geradezu bejubelte Schüssel-Politik sei total falsch gewesen, wie seine Umgebung streut. Oder ob er dem Druck der auf ihre Pfründe gierigen Landeshauptleute und Leitls nicht gewachsen gewesen ist.

Am Ergebnis ändert das nichts. Und an der Ausweglosigkeit der Lage Prölls auch nicht. Ein Mädel vom Land, das einmal auf halbseidene Schmähs vom  Wiener Gürtel hereingefallen ist, hat ja meist auch keine zweite Chance.

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Ein österreichisches Begräbnis

19. Oktober 2010 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Es war ein Begräbnis in aller Stille. Aber es hat sehr nachdenklich gemacht. Denn es zeigt, dass sich dieses Land immer weniger seiner Identität und internationalen Rolle bewusst ist – oder gar keine mehr hat.

Sanft verstorben ist die Österreich-Kooperation, eine Initiative, die nach Fall des Eisernen Vorhangs zahllose Projekte in Mittel- und Osteuropa befördert hat, mit denen Österreich dort geistige und wissenschaftliche Präsenz gezeigt hat. Die Kooperation hatte in 23 Staaten 51 Österreich-Bibliotheken gegründet, die Übersetzung von Büchern mit Österreich-Bezug in osteuropäische Sprachen ermöglicht, zahlreiche Lektoren und Professoren aus Österreich in diesen Raum entsandt, eine Unzahl von österreichbezogenen Veranstaltungen durchgeführt, Kurse zur Propagierung des österreichischen Deutsch organisiert und für viele Österreicher letztlich auch wirtschaftlich wichtige Kontakte in diesen Raum hergestellt.

Jetzt ist Schluss damit. Brauchen wir nicht. Österreich ist sich selbst gut genug. Im Außenministerium wird hingegen seit einiger Zeit das Schwarze Meer forciert, wo Österreich nur sehr wenige historische Anknüpfungspunkte hat, ohne dass jemand nachvollziehen könnte, was diese Akzentverschiebung eigentlich soll. Und im Wissenschafts- und Unterrichtsministerium hat man augenscheinlich längst überhaupt vergessen, dass es jenseits der Grenzen noch eine Welt gibt. Ganz zum Unterschied von den Zeiten einer Elisabeth Gehrer. Diese beiden Ministerien verschwenden lieber Geld für ideologische Dummheiten, für Gesamtschulexperimente und Europas einzige gebührenfreie Massenuniversitäten mit fast keinen Zugangsbarrieren.

Der Tod der Österreich-Kooperation ist bezeichnend für den Verlust an Visionen der österreichischen Außenpolitik. Im Vergleich zu den Zeiten eines Kreisky, Mock und Schüssel ist hierzulande tiefer Provinzialismus eingekehrt. Österreich spielt auch in der EU alles andere als eine besondere Rolle, was man schon an der Qualität der dorthin entsandten Politiker ablesen kann. Und weder Außen-, noch Wissenschafts-, noch Unterrichtsministerium zeigen auch nur einen Hauch von Gefühl für die Relevanz internationaler Beziehungen. Für die Wichtigkeit dessen, dass die Marke Österreich auch in Zukunft dort positiv besetzt ist.

Ein Land, das sich von der intellektuellen Dimension der Bundesregierung angefangen über den Verfall seiner Universitäten und Schulen bis zur explodierenden Verschuldung und Reformunfähigkeit selbst aufgibt, dessen Historiker ihre Arbeit in einer unendlichen Schleife auf die ununterbrochene Wiederholung der sieben Nazi-Jahre reduzieren, das braucht natürlich auch keine Außenpolitik. Wo die Identität und der große Horizont verlorengegangen sind, kann sie auch nicht mehr nach außen repräsentiert werden.

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Neuer Triumph der Immigrations-Lobby

18. Oktober 2010 03:45 | Autor: Andreas Unterberger

Die Anwesenheitspflicht für Asylwerber kommt nicht. Zumindest nicht wie geplant und versprochen am 1. Jänner, da die diesbezügliche Regelung auch diese Woche von der Tagesordnung des Ministerrates abgesetzt worden ist.

Der Grund der Verzögerung ist ein Gutachten des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt, also genau jener Institution, der von Werner Faymann heuer in einer brutalen Säuberungsaktion ein knalllinker Chef verpasst worden ist. Womit die politisch korrekt schwächelnde Koalition es offensichtlich als rechtens ansieht, dass man von Asylwerbern nicht einmal eine Woche lang das verlangen darf, was man von Präsenzdienern sehr wohl verlangt, nämlich ein Gelände nicht zu verlassen (was ja noch lange kein Festhalten in einer Zelle ist).

Und an die Möglichkeit, diese angebliche verfassungsrechtliche Unsicherheit mit Hilfe einer Oppositionspartei durch ein Verfassungsgesetz abzusichern, denkt man in der Koalition nicht einmal. Wieder einmal eine wirklich eindrucksvolle Vorstellung einer starken Regierung, die ihre einzige starke Ministerin ununterbrochen desavouiert.

Das verschafft wieder Tausenden die Möglichkeit, sich illegal in Österreich aufzuhalten. Denn Asylanträge laufen ja häufig in folgender Reihenfolge: Jemand arbeitet oder dealt illegal; er wird zufällig oder wegen eines Delikts doch einmal von der Polizei aufgegriffen; er  schreit darauf sofort "Asyl"; worauf ein aufwendiger Asylprüfungsakt beginnt; der muss aber bald unerledigt abgebrochen werden, weil der Jemand längst wieder untergetaucht ist. Bis er zufällig irgendwann wieder aufgegriffen wird oder auch nicht.

Genau das hätte ja die Aufenthaltspflicht verhindern sollen: Die eklatantesten Fälle von Asylmissbrauch hätten binnen einer Woche erledigt werden können. Nun aber, Faymanns parteipolitischem Verfassungsdienst sei Dank, kann das alte Spiel ungehindert weitergehen. Und die ÖVP glaubt in ihrer Grenzintelligenz, deshalb so stark an die FPÖ zu verlieren, weil sie zu hart mit Möchtegern-Asylanten ist. Fortsetzung folgt mit Sicherheit.

Nachtrag: Die Fortsetzung ist schneller erfolgt, als man sich vorstellen konnte: Die Montag früh erfolgte Aufhebung des Abschiebungsbescheids für die Zwillings-Familie aus Steyr, aber vor allem die nachträgliche Verantwortungsverschiebung zwischen Magistrat Steyr, der oberösterreichischen Sicherheitsverschiebung und dem Innenministerium wird nun dazu führen, das kaum noch eine Behörde den Mut haben wird, Abschiebungen anzuordnen, wenn Kinder involviert sind. Welcher Beamte wird das noch anzugreifen wagen, wenn er nachher von oben desavouiert wird? Was kurzfristig einen Sieg der Immigrationslobby, eine schwere Blamage für Fekter ohne irgendeinen Nutzen für den linken ÖVP-Flügel bedeutet, der die Partei dem Untergang nähertreibt. Langfristig ist damit eine Grundlage für weitere Erfolge der FPÖ gelegt. Und für die Zeugung vieler neuer Asylwerberkinder.

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Mehr privat macht alle Schulen besser

18. Oktober 2010 01:57 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist bezeichnend, dass diese Meldung von fast keiner österreichischen Zeitung übernommen worden ist. Obwohl sie in den Nachrichtenagenturen zu finden war. Sie lautet: Je mehr Privatschulen es in einem Land gibt, umso besser sind im internationalen Vergleich die Bildungsleistungen.

Das ist in der Tat verblüffend. Denn viele ideologische Propagandisten haben immer wieder einen ganz anderen Faktor als Verbesserung des Bildungssystems in den Vordergrund zu spielen versucht, nämlich die Gesamtschule. Beim Beweis für diese Behauptung sind sie aber regelmäßig gescheitert. Denn keine einzige Studie weist eine signifikante Korrelation zwischen Gesamtschule und besseren Schulergebnissen nach. Was auch die Autoren der Pisa-Studie ausdrücklich zugeben mussten.

In Deutschland hat die Gesamtschule in allen Vergleichen bisher sogar immer katastrophale Niederlagen erlitten. Der Nachbar ist aber gleichzeitig der ideale Boden, um den Erfolg dieses Projekts zu analysieren, gibt es doch dort innerhalb ein und desselben Staates, also bei ansonsten weitestgehend gleichen Rahmenbedingungen Bundesländer mit und ohne Gesamtschulen.

Und im vielzitierten Finnland, das trotz Gesamtschule bei den Tests sehr gut abschneidet, sind nach Aussage der dortigen Verantwortlichen weniger die Gesamtschulen für gute Bildungsergebnisse verantwortlich, sondern ganz andere Faktoren: erstens, dass dort offiziell noch „Disziplin“ als wichtigstes Prinzip hochgehalten wird; zweitens, dass sich dort die Schulen die Lehrer selbst aussuchen können; und drittens, dass das Land auf Grund seiner Sprache und seines Klimas relativ wenige Immigranten hat (was Finnland nicht nur in Sachen Gesamtschule, sondern auch beim heutigen Thema Privatschulanteil zum Ausreißer aus der Regel macht): In Finnland leben nur 100.000 Ausländer, das sind nicht einmal zwei Prozent der Bevölkerung. Und diese Ausländer sind vor allem Europäer aus der Nachbarschaft. Die guten Schulergebnisse in Finnland sind also sogar ein indirekter Beleg der Sarrazin-These, dass ein Land durch Zuwanderer aus islamischen Kulturen immer dümmer wird.

Aber zurück zur neuen Studie, die im „Economic Journal“ veröffentlicht worden ist: Sie wurde vom deutschen Bildungsökonomen Ludger Wößmann und vom amerikanischen Bildungswissenschaftler Martin West erstellt. Die beiden haben dafür die Pisa-Ergebnisse von 220.000 Fünfzehnjährigen untersucht.

Und ihre Erkenntnisse sind beeindruckend:

-         Je höher der Privatschulanteil eines Landes, umso höher die nationalen Bildungsleistungen (zehn Prozent mehr Privatschulen schaffen bei Mathematik im Schnitt sechs Monate Vorsprung, bei Naturwissenschaften und beim Lesen drei Monate);

-         Je höher der Privatschulanteil, umso geringer sind die Pro-Kopf-Kosten des Bildungssystems;

-         Mehr Privatschulen erhöhen auch den Konkurrenzdruck auf die staatlichen Schulen, die dadurch überraschenderweise auch selbst besser werden.

In Österreich beträgt der Privatschulanteil acht Prozent, in Belgien, Irland oder den Niederlanden liegt er über 60 Prozent. Wo aber sind die Unternehmer-Typen, die neue Schulen gründen, nachdem es kaum noch Orden gibt, die das tun könnten? Es wäre eine wichtige unternehmerische Leistung: Im Interesse der Kinder und des Landes.

Die Überlegenheit der Privatschulen ist auch den Eltern bekannt, die haben dafür gar keine Studien gebraucht. Denn selbst heuer, nach einem total überdimensionierten Trommelfeuer des ORF wegen Übergriffen in katholischen Bildungseinrichtungen (und weitgehendem Verschweigen der Übergriffe in anderen Institutionen) in den 60er Jahren hat der Zustrom zu den katholischen Schulen weiter zugenommen. Und das ganz gewiss nicht, weil die Österreicher die Religiosität wiederentdeckt hätten.

 

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Schon wieder umgefallen: Die ÖVP und das Asyl

17. Oktober 2010 01:31 | Autor: Andreas Unterberger

 

Die ÖVP entwickelt sich immer mehr zur Umfallerpartei. Kaum hat die Innenministerin mit guten Argumenten ihr Verhalten verteidigt, wird sie – offensichtlich von ihrem Parteichef – gezwungen, einen Rückzieher zu machen. Der Rückzieher bedeutet aber vor allem eines: Asylverfahren werden noch um einige Verfahrensstufen bereichert und dadurch noch länger. Denkt in der einem aufgeregten Hühnerstall gleichenden ÖVP überhaupt noch irgendwer an die Konsequenzen?

Man darf derzeit freilich die Denkfähigkeit der ÖVP grundsätzlich bezweifeln. Will sie doch tatsächlich den massiven Rechtsruck der Wählerschaft mit einem Linksruck beantworten.

Das mag man als eigenes Problem der ÖVP abtun, die ja derzeit bei Meinungsumfragen schon hinter der FPÖ liegt (die überdies bei Umfragen immer schlechter abschneidet als bei der geheimen Wahl). Kein parteieigenes Problem ist es aber, wenn Asylverfahren künftig noch länger dauern.

Denn alle Abschiebungen von Familien werden künftig auch nach einer ablehnenden Entscheidung von Verwaltungs- oder Asylgerichtshof noch einmal im Innenministerium geprüft, bevor sie durchgeführt werden dürfen. Überdies wird dabei auch der Menschenrechtsbeirat „vorgelagert“ beigezogen. Und das wird in jedem einzelnen Fall zweifellos zusätzliche Monate dauern. Obwohl sich – verbal – alle Parteien einig zeigen, dass vor allem anderen die Länge der Verfahren dringend verkürzt werden solle.

Eine Generalamnestie für all jene, die es mit Hilfe der Antiabschiebungs-Industrie, zahlloser Anträge und Verfahrensverschleppungen geschafft haben, einige Jahre im Land zu bleiben, lehnt Fekter zwar noch ab. Sie räumt zum Jubel von Grün, Caritas & Co aber schon ein, dass dies Thema in einem von ihr initiierten „breiten“ Asyl-Dialog werden könnte. Der ja an sich schon eine gefährliche Drohung ist, weil dabei sowohl die Stimme der Vernunft wie auch der Bevölkerungsmehrheit mit Sicherheit gegen den breiten Chor der Antiabschiebungs-Industrie untergehen werden.

Überdies soll eine Koordinierungs- und Ombudsstelle für Beschwerden im Zusammenhang mit Familienrückführungen geschaffen werden. Was wohl nur weitere Verzögerungen bedeuten kann.

Welch weltfremde Naivität steckt hinter all dem! Noch und noch mehr Instanzen und Verfahrensschleifen werden nur noch und noch mehr Problemfälle schaffen, bei denen dann argumentiert wird, wenn jemand schon so lange da ist, solle er doch gleich bleiben dürfen. Und die ÖVP wird von den Medien und der Antiabschiebungs-Industrie erst dann Lob bekommen, wenn wirklich jeder einwandern kann, der es will (oder zumindest ein Kind mitbringt beziehungsweise zeugt). Freilich wird sie dann wahrscheinlich kein Parlamentsmandat mehr erringen.

Besorgt macht aber auch noch ein zweites: Wie will eine so schwache und ständig umfallende ÖVP imstande sein, nach den vielen gefährlichen Vorleistungen an den Koalitionspartner wenigstens noch ein paar sinnvolle Reformen durchzubringen? Die ja zweifellos auch einen Gegenwind auslösen werden.

 

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Kampusch, die Wahrheit und die Justiz

16. Oktober 2010 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

 Die Indizien sind nicht neu. Sie sind hier auch schon mehrfach aufgelistet worden, aber dennoch überwältigend. Sie bedeuten: Im Fall Kampusch scheint ganz bewusst nicht die ganze Wahrheit gesucht worden zu sein. Neu und bewegend sind aber zwei andere Aspekte der gleichen Affäre.

Neu ist, dass ein ehemaliger Spitzenrichter den Mut hat, als normaler Staatsbürger mit dem ganzen Gewicht seiner Persönlichkeit alle Volksvertreter zu informieren, wie massiv die Hinweise sind, dass die Staatsanwaltschaft in Sachen Kampusch die ganze Aufklärung und die Anklage gegen einen mutmaßlichen Zweittäter unter den Tisch gekehrt hat. Neu ist aber auch der erschütternde Hinweis, dass ein gewissenhafter Kriminalbeamter deshalb Selbstmord begangen haben könnte, weil er offenbar nicht mehr ertragen hat, dass er unter Druck die Ermittlungen einstellen musste. Aber natürlich gilt die Unschuldsvermutung auch für die Staatsanwaltschaft selbst.

Die Entwicklung hat auch etwas Positives: Solange diese Republik noch einige so aufrechte und mutige Männer hat wie den ehemaligen OGH-Präsidenten Hans Rzeszut, ist mir noch nicht ganz bange um sie. Rzeszut könnte ja in Ruhe seine Pension genießen. Die Sorge, dass einem mutmaßlichen Schwerverbrecher in diesem Land das fällige Strafverfahren erspart bleiben könnte, ließ ihm jedoch keine Ruhe, sodass er, ganz auf dem Boden der Verfassung, als Bürger die Parlamentsklubs über diese massive Sorge informierte.  

So tragisch ein Selbstmord auch ist: Es macht auch irgendwie Mut, wenn einem österreichischen Beamten keineswegs alles wurscht ist, wenn er seine Aufgabe, für Recht und Ordnung zu sorgen, total ernst nimmt. Sogar bis zur letzten Konsequenz. Auch wenn man diese letzte Konsequenz nie für richtig halten wird.

Was aber können die Motive für das Verhalten der Staatsanwaltschaft sein?

War es etwa die Sorge, dass man mit den vorliegenden Indizien gegen den mutmaßlichen Zweittäter keine Verurteilung erreichen könnte? Nun: Die Staatsanwaltschaft hat schon bei viel schwächerer Beweislage Anklage erhoben.

Viel wahrscheinlicher ist ein anderes Motiv: Man wollte vermeiden, dass Natascha Kampusch in den Zeugenstand muss, wo sie erstmals unter voller Wahrheitspflicht aussagen hätte müssen. Und das will sie ganz sicher nicht. Da gibt es zu viele Widersprüche in ihren bisherigen Behauptungen. Da gibt es zu viele Hinweise auf gute Beziehungen Kampuschs mit dem Entführer Priklopil, aber auch mit dem mutmaßlichen Zweittäter.

Warum Kampusch sich da so verstrickt hat, muss vorerst offen bleiben. Hat sie nicht nur zu Priklopil, sondern auch zu dem mutmaßlichen Zweittäter eine so enge Freundschaft entwickelt, dass sie diesen schonen will? Oder steht sie für den Fall unter Druck, dass sie auspackt?

Für alle anderen Spekulationen, die derzeit durch Wien laufen, gibt es keine seriösen Beweise. Sie wären auch  so unglaublich, dass man sie nicht wirklich glauben will. Sie drehen sich um andere mögliche Motive der Wiener Staatsanwaltschaft und Oberstaatsanwaltschaft, warum sie seit Jahr und Tag eine volle Untersuchung samt einer Aussage Kampuschs verhindern.

Das trifft auf alle Hinweise bezüglich der auffälligen SPÖ-Nähe einiger Kampusch-Berater der ersten Stunde und der ebenfalls großen SPÖ-Nähe der jetzigen Chefs der beiden Wiener Staatsanwaltschaften und auch eines beigezogenen steirischen Sonder-Staatsanwalts zu. Das trifft noch viel mehr auf die Spekulationen zu, im Hintergrund sei ein Kreis von prominenten Kinderschändern involviert gewesen.

Es bleibt also die Rücksicht auf Kampusch das wahrscheinliche Motiv. Das ist nachvollziehbar. Kampusch war vor allem in den ersten Wochen nach der Flucht eine globale Opferfigur, der man aus einer natürlichen Scheu heraus keine kritischen Fragen stellt, deren Wünsche man respektiert. Und später blieb man dann bei dieser Linie, weil man sich ja sonst selbst blamiert hätte.

Aber ist es nicht richtig, auf Kampusch Rücksicht zu nehmen, werden manche fragen. Nun, die Strafverfolgung darf laut dem Gesetz bei schweren „Offizialdelikten“ gar nicht Rücksicht darauf nehmen, ob auch das Opfer einen Strafprozess will. Denn Opfer wären deswegen häufig heftigen Pressionen ausgesetzt. Außerdem könnten solche Täter ja oft auch weitere Taten begangen haben – oder künftig begehen, vor denen die Bevölkerung zu schützen ist.

Sehr merkwürdig ist im übrigen auch die Rolle einer Strafrichterin, die den ehemaligen Verfassungsgerichtspräsidenten Adamovich (geschmackvollerweise am Heiligen Abend) in einer Ehrenbeleidigungs-Causa verurteilt hat. Auch darin ging es im wesentlichen Kern um die von Adamovich ganz im Einklang mit Rzeszut geäußerten Zweifel an der Selbstdarstellung Kampuschs. Diese Richterin ist aber zufällig die Tochter des früheren Leiters der Wiener Staatsanwaltschaft, deren Vorgehen ja von Adamovich kritisiert worden ist. Die Richterin hat dennoch keinen Grund gesehen, sich zu entschlagen – während wir gerade im Verfahren rund um die Herausgabe von ORF-Tonbändern erfahren, dass eine solche Nahebeziehung zwischen Staatsanwalt und Richter sehr wohl zur Nichtigkeit führen muss. Und die Argumentation, das Privatanklageverfahren der Kampusch-Mutter wegen Adamovich-ASssagen über die Kindheit der jungen Frau hätte nichts mit der Causa Kampusch selbst zu tun, ist ja schon mehr als seltsam.

In unserer Justiz sind offenbar merkwürdige Kräfte am Werk, gegen die sich auch zwei der renommiertesten Gerichtspräsidenten nicht durchsetzen können. Und das macht dann doch mehr als angst und bange.

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Fußnote 142: Wilders und die Meinungsfreiheit

15. Oktober 2010 18:02 | Autor: Andreas Unterberger

In den Niederlanden fordert nun sogar die Staatsanwaltschaft einen Freispruch für den scharfen Islamkritiker und erfolgreichen Wahlkämpfer Geert Wilders.

Sie ist offenbar selbst zu dem Urteil gekommen, dass die von linken Ideologen und naiven Bürgerlichen beschlossenen „Verhetzungs“-Paragraphen weitgehend unanwendbar sein. Dass diese Paragraphen dem fundamentalen Grundrecht der Meinungsfreiheit widersprechen. Dass gefährliche Drohungen gegen konkrete Menschen hingegen immer schon strafbar waren. Jetzt bleibt nur noch die Frage offen: Wann entsorgt man solche unsinnigen Paragraphen, die ja doch immer für Ungewissheit und eine vorweggenommene Einschränkung der Rede- und Gedankenfreiheit sorgen, auch wenn sie fast nie angewendet werden? Oder macht es einen Sinn, wenn Europas Grüne und Islam-Vereine fast täglich Anzeigen wegen angeblicher Verhetzung erstatten?

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Die Gesetzesknackerbande

15. Oktober 2010 03:04 | Autor: Andreas Unterberger

Die Zähigkeit ist erstaunlich: Kaum hat die Republik mit großen Mühen ein Loch geschlossen, durch das Menschen gegen den Willen Österreichs einwandern können, bohrt eine Gesetzesknackerbande schon wieder an neuen Stellen Löcher. Und wieder geht es darum, in breiter Front Einwanderungswilligen den Weg nach Österreich zu öffnen – auch wenn immer wieder so getan wird, als ob es nur um Einzelfälle oder um irgendeinen spezifischen Aspekt einer einzigen Amtshandlung ginge.

Diesmal tut die dies die Antiabschiebungs-Industrie mit dem unschuldig und treuherzig klingenden Argument, man könne doch Kinder nicht außer Landes schaffen. Nur ist völlig klar: Wenn das nicht mehr möglich ist, dann kann bald niemand mehr abgeschoben werden, dann muss es Einwanderungswilligen nur schnell genug gelingen, Kinder zu haben.

Denn dann ist die illegal legale Zuwanderung wieder weit offen, weil ja auch gilt: Kinder dürfen nicht von ihren Familien getrennt werden. Was sofort schlagend wird, wenn schnell ein Familienangehöriger, meist die Mutter, in psychiatrische Behandlung gebracht wird, die angeblich einer Abschiebung im Wege steht.

Wobei natürlich kein Zweifel bestehen kann, dass eine Abschiebung nach Jahren des Kämpfens ums Hierbleiben tatsächlich belastend ist. Und dass weder im Kosovo noch in Armenien Milch und Honig fließen. Aber schuld an der Länge des Asylverfahrens sind praktisch immer die Funktionäre der Antianschiebungs-Industrie, die ihren Schützlingen mit ständig neuen Anträgen immer wieder Zeit verschafft und Hoffnungen gemacht haben. Und schon gar nicht kann gelten, dass Österreichs Tore für jeden Einwanderungswilligen aus armen Ländern offen stehen können. Dann das wären zumindest ein paar Hundert Millionen.  

Dann gibt es da noch das Argument, dass Österreich zu wenige Kinder hat (deswegen versucht die Gesetzesknackerbande ihre Vorstöße ja auch  immer mit Fällen, in die Kinder involviert sind). Nur: Wenn man in den hochgespielten Fällen mit sympathisch und problemarm wirkenden medialen Abschiebe-Opfern das Bleiberecht zugesteht, obwohl keine Asylgründe vorliegen, dann muss man es aus Gerechtigkeitserwägungen allen geben. Also auch vielen Menschen, die de facto direkt in den Sozialstaat Österreich immigrieren wollen und keinerlei Bereicherung für den hiesigen Arbeitsmarkt bilden.

Der psychologische Druck, der da immer wieder von ORF, einem Teil des Boulevards und der Antiabschiebungs-Lobby aufgebaut wird, ist gewaltig. Daher kann das Land froh sein, dass es in Maria Fekter eine mutige, intelligente wie standfeste Innenministerin hat. Was ja für kaum sonst ein Mitglied der Bundesregierung gilt. Auch wenn die anderen in vielen Medien mehr Sympathiepunkte bekommen.

Beim jüngsten Beispiel einer 14-jährigen unter- und wieder auftauchenden Armenierin fällt noch eine ganze Menge auf:

  1. Es ist fast immer die SPÖ-nahe Volkshilfe, welche an vorderster Front der Antiabschiebungs-Industrie agiert (Dahinter die üblichen Verdächtigen: Caritas, Diakonie, Amnesty International, aber neuerdings auch SOS-Kinderdorf, wo man sich früher politisch neutral verhalten hat).
  2. Erstaunlicherweise hat SPÖ-Klubobmann Cap diesmal nicht die Innenministerin attackiert, sondern zu Recht den von einem Parteifreund geleiteten(!) Verwaltungsgerichtshof, der das Verfahren drei Jahre verschlampen hat lassen. Die SPÖ scheint nun doch zu begreifen, dass ihre Wähler nur zum geringsten Teil dort stehen, wo Grüne, ORF und die Antiabschiebungs-Maschinerie stehen, nachdem die roten Krokodilstränen ob der Abschiebung zweier Zwillinge (samt Familie) bei den Wiener Wahlen ganz offensichtlich keine Wählerherzen bewegt haben.
  3. Wobei man hinzufügen muss, dass ausgerechnet dieser Verwaltungsgerichtshof im Vorjahr mit großem Trommelwirbel noch dagegen protestiert hat, dass ihm die Kompetenz für das Asylrecht genommen worden ist. Obwohl gerade seine Langsamkeit schuld daran war und in noch immer vielen Fällen ist, dass sich Asylfälle so beklemmend lange hinziehen. Daher muss man auch im Nachhinein die Entscheidung, diesen VwGH beim Asylrecht zu entmachten, als richtig unterstreichen.
  4. Es sind immer einnehmend aussehende Mädchen, die bei den vor allem mit Hilfe des ORF hochgespielten Fällen im Zentrum stehen. Das deutet auf eine ganz besonders geschickte Inszenierung der Antiabschiebungs-Industrie, weil ein Mädchen fast immer sympathischer wirkt als beispielsweise ein pubertierender 14-jähriger Jüngling.
  5. Bis heute ist es ein Geheimnis, wer die vielen Anwälte zahlt, die da hauptberuflich die Asyl- und Bleibe-Verfahren unendlich in die Länge ziehen, sodass aus rechtlich eindeutigen Fällen immer wieder unendlich lange Affären werden.
  6. Und schließlich muss man sich noch über einen Schuldirektor wundern, der sich täglich im Fernsehen empört, dass Polizisten in Vollziehung der Gesetze eine Schülerin abholen wollte: Was die Frage aufwirft, ob Österreichs Lehrer eigentlich dem Rechtsstaat oder seinen Gegnern verpflichtet sind.

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SN-Kontroverse: Schüssels FPÖ-Zähmung

15. Oktober 2010 01:20 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist der FPÖ-Zähmungsversuch Wolfgang Schüssels gescheitert?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Elitenkorruption und Unfähigkeit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Seit Sonntag ist diese Frage mit einem mehrfachen Ja zu beantworten. Der Erdrutschsieg der FPÖ bei der Wiener Wahl zeigt, dass die Rechtsaußenpartei unter Heinz Christian Strache genau so stark ist wie einst unter seinem politischen Ziehvater Jörg Haider. Ihr Potenzial auf Bundesebene dürfte ebenso wie 1999 an die 30 Prozent herankommen.

Damals glaubte ein gewisser Wolfgang Schüssel die FPÖ durch die Beteiligung an seinem Wendeprojekt „zähmen" zu können. Schüssel stilisierte sich frei nach Saint-Exupéry zum kleinen Prinzen, dem der „Fuchs" FPÖ sozusagen aus der Hand frisst und sich zivilisiert benimmt. Ein ziemlich großes Märchen, das ziemlich schlecht ausgegangen ist. Denn statt die Freiheitlichen in ihre Schranken zu weisen, ist die schwarz-blaue Koalition das Pleiteprojekt der österreichischen Zeitgeschichte. Schwarz-Blau steht für Elitenkorruption, politische Unfähigkeit in Fortsetzungen, Zerstören von demokratischen Strukturen und einer Herabsetzung der politischen Moral, die ihresgleichen sucht.

Beispiele gefällig? - Da gab es einen gewissen Finanzminister KHG, der sich schamlos von Interessensgruppen finanzieren ließ, einen Justizminister, der es für „überlegenswert" fand, Oppositionelle einzusperren, es wurde privatisiert auf Teufel komm raus, Staatsvermögen unter dem wahren Wert (Stichwort  Austria Tabak Werke) verscherbelt und die Freunderl wurden eifrig finanziell bedient (Stichwort Verkauf der Bundeswohnungen). Der Rechtsstaat (Stichwort Ortstafelerkenntnis) wurde mit Füßen getreten. Das alles wusste und deckte Schüssel und schwieg dazu im Interesse seines Machterhalts. Statt die FPÖ zu zähmen bleibt ihm das historische Verdienst eine Rechtsaußenpartei mit schlampigem Verhältnis zum Nationalsozialismus hoffähig gemacht zu haben. 


Gescheitert sind die Nachfolger

Andreas Unterberger

Die Fragestellung klingt, als ob die FPÖ eine gefährliche Bestie wäre, die den braven Bürgern an die Gurgel will. Als ob andere Parteien keine Probleme mit demokratischen Mindeststandards hätten. Als ob es nicht etwa auch bei der Wiener SPÖ aggressiv verhetzende Wahlkampf-Comics oder eine Homepage mit Videos gegeben hätte, auf der politische Gegner in den Tod gehetzt werden. Als ob Grüne nie Nähe zu gewalttätigen Demonstrationen gehabt hätten.

Mir ist nicht bekannt, dass Wolfgang Schüssel jemals eine Zähmung der FPÖ angekündigt hätte. Was er aber getan hat, war die FPÖ als eine normale Partei zu behandeln. Was segensreich für die Demokratie war. Nur dadurch konnte sich zeigen, dass die FPÖ in keiner Weise den Faschismus bringt, dass sie aber eine sehr geringe Regierungsfähigkeit hat und dass ihr politisches Personal quantitativ wie qualitativ noch viel magerer ist als das der anderen Parteien (soweit das überhaupt möglich ist). Ohne Schüssel wäre Haider mit großer Wahrscheinlichkeit bei der nächsten Wahl überhaupt zur Nummer eins geworden. Ohne ihn hätte freilich auch die SPÖ die absolute Garantie auf eine Regierungsteilnahme bekommen - bis die FPÖ eine absolute Mehrheit hat.

Gescheitert sind hingegen SPÖ und Schüssels Nachfolger in der Volkspartei, die wieder in die Ausgrenzungspolitik der 90er Jahre zurückgefallen sind. Das bringt die FPÖ heute wieder in eine extrem aussichtsreiche Perspektive für die nächste Nationalratswahl. Daran wird auch der Kampfsender ORF nichts ändern können, der etwa nach der Wiener Wahl gleich sieben Linke und keinen einzigen Sympathisanten von ÖVP oder FPÖ über das Ergebnis diskutieren lässt. Daran wird auch der Umstand nichts ändern, dass H.C. Strache lange nicht so intellektuell und brillant ist wie Jörg Haider - dafür aber auch viel weniger sprunghaft und exzessiv. 

 

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Hurra, es geht uns wieder gut

14. Oktober 2010 01:35 | Autor: Andreas Unterberger

 Österreich ist Spitze: Kein Land der EU hat sich so lange Zeit gelassen wie die Alpenrepublik, um konkrete Maßnahmen gegen das explodierende Budgetdefizit auch nur zu diskutieren. Offenbar geht es Österreich so gut. Und offenbar hat es wirklich weise Politiker, die den Vorteil des Nichtstuns erkannt haben, weil man doch nun die neuesten Konjunktur- und Budgetprognosen kennt. Nach dieser Logik wäre es freilich noch weiser, würden sie auch die nächste Prognose abwarten. Und dann die übernächste . . .

Jedenfalls wird derzeit prophezeit, dass die Wirtschaft wieder wächst. Freilich nur um durchschnittlich 1,6 Prozent im Jahr. Das ist in Wahrheit ein sehr magerer Wert, der deutlich unter der Dynamik Deutschlands liegt, von dem Österreich immer in hohem Ausmaß abhängig ist. Also ist der Grund zum Jubeln sehr klein, auch wenn heuer eineinhalb Milliarden Euro mehr als erwartet in die Staatskasse gespült worden sind.

Es ist abenteuerlich, mit welchem Tempo sofort manche Politiker diese eineinhalb Milliarden verteilen wollen. Obwohl sie nur eine kleine Reduktion des Defizits bedeuten, keineswegs einen Einnahmenüberschuss. Diese vor allem im Export erzielten Erfolge waren vor allem Folge des zeitweise recht niedrigen Euro-Kurses. Dieser ist aber inzwischen schon wieder deutlich gestiegen. Denn derzeit werden alle anderen großen Währungen der Welt nach unten manipuliert, was automatisch den Euro in die Höhe treibt und Europas Exporte schädigt.

Noch gefährlicher ist die Tatsache, dass in wenigen Monaten in vielen Ländern die Defizitreduktionsmaßnahmen zu greifen beginnen. Diese sind zwar unverzichtbar, wenn man nicht wie Griechenland enden will. Dennoch werden sie wohl die kleine gegenwärtige Zwischenkonjunktur Europas beenden. Das wird auch eine zunehmend wahrscheinliche Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank tun.

Einziger echter Lichtblick ist, dass diese kleine Zwischenkonjunktur in Europa von einer weltweiten Hochkonjunktur begleitet wird – die vor allem von den asiatischen Riesen getrieben wird.

Aber selbst wenn die Rezessionsjahre wirklich längerfristig vorbei sind, darf das kein grünes Licht für die jetzt rundum eskalierenden Wünsche bedeuten. Wünsche nach mehr Geld für die Schulen, die Unis, die Forschung, die Pflege, die Gemeinden, das Gesundheitssystem, die Alternativenergien, usw.

Denn unter Ökonomen ist heute völlig unbestritten: Konjunkturpolitisch sollte eine Phase der (wenn auch vielleicht nur kurzen) Erholung unbedingt zum Ansammeln neuer Reserven genutzt werden. Damit man in schlechten Zeiten widerstandsfähiger ist. Das Dumme ist nur: Fast kein Politiker – außer er hätte alemannische Gene – ist imstande, dann zu sparen, solange er noch irgendwo Geld bekommt. Daher werden wir mit einem noch größeren Schuldenberg in die nächste Krise gehen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Liebe Kultusgemeinde, vielen Dank

14. Oktober 2010 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Zum Glück gibt es in Wien noch einige Juden, die sich des Wertes ihrer Religion bewusst sind. Die dann indirekt ein wenig auch die Verteidigung des Christentums mit übernehmen.

Die Israelitische Kultusgemeinde hat jedenfalls Strafanzeige gegen eine islamistische Website erstellt, in der Davidstern und Kreuz als „Teufelssymbole“ denunziert wurden. Das besonders Pikante daran: Die Website gehört einem islamischen Aktivisten, der nachweisbar mit dem wiedergewählten SPÖ-Gemeinderat Al-Rawi in Beziehung steht.

Das Traurige daran: Die österreichische Kirche hat nichts Derartiges unternommen. Die Diözese Wien hatte sich hingegen im Wahlkampf sehr bemüht, zumindest indirekt die SPÖ zu unterstützen. Und uns ansonsten zu erklären, welch wertvolle Bereicherung der Islam doch darstelle.

Das Lob für die Kultusgemeinde ändert natürlich nichts daran, dass der Tagebuchautor überaus skeptisch gegenüber jeder Einschränkung der Meinungsfreiheit etwa durch den Gummiparagraphen der „Verhetzung“ ist. Nur: So lange es solche Paragraphen gibt, wäre es ja absurd, wenn sie einseitig zur privilegierten Kulturkampf-Waffe von Islamisten und Linksparteien degenerieren würden.

Die SPÖ kann erst dann anfangen, in Sachen Integration glaubwürdig zu werden, wenn sie den immer wieder durch Islamisten-Kontakte auffallenden Al-Rawi vor die Tür setzt, und wenn sie nicht die islamischen Wählerinnen ausgerechnet durch eine Kopftuchträgerin azusprechen versuchen sollte (wie es auch die ÖVP getan hat). Ist sie aus taktischen Interessen dazu nicht bereit, sollte sie uns nicht mit der Behauptung langweilen, sie hätte die Botschaft der Wähler auch nur irgendwie verstanden.

PS.: Auffällig an der Information der Kultusgemeinde über die Strafanzeige ist, dass immer dann, wenn es um wirkliche Interessen der Wiener Juden und nicht um simple Agitation im Interesse von Rot und Grün geht, plötzlich der Name des sonst so worteifrigen Präsidenten Muzicant fehlt.

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Die Geschichtsfälscher auf frischer Tat

13. Oktober 2010 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Der große österreichische Philosoph Rudolf Burger hat vor einigen Jahren eine brillante Schrift verfasst, in der er nachgewiesen hat, dass es nie darum geht, was historisch wirklich vorgefallen ist, sondern immer nur darum, wer die Geschichtsschreibung kontrolliert und in seinem Sinne lenkt. An diese Schrift hat man sich in den letzten Tagen vehement erinnert gefühlt.

Noch selten ist ein an sich ganz eindeutiges Wahlergebnis so brutal und zynisch uminterpretiert worden wie die Niederlage der Wiener Volkspartei. Denn neben den Sozialdemokraten behauptet nun eine ganze Reihe von Journalisten – allesamt der Partei viele Kilometer fernstehend –, Christine Marek habe die Wahl deshalb so dramatisch verloren, weil sie sich im Wahlkampffinale nicht „liberal“ genug gezeigt hätte. Aber auch der frühere schwarze Stadthäuptling Bernhard Görg bastelt seltsamerweise eifrig an dieser Dolchstoßlegende mit.

Gegen diese skurrile These spricht so ziemlich alles, was an Beweisen gefunden werden kann. Außer dem Wunschdenken und den Manipulationsversuchen jener Menschen, welche die Volkspartei in eine zweite Grünpartei verwandelt sehen wollen.

Die wichtigsten Indizien:

Tut alles nichts. Die Fekter ist schuld. Und nicht all die Fehler von Marek und Pröll.

PS: Überraschend viele bürgerliche Wähler haben sich auch an die eiskalte Reaktion der Bundes-VP erinnert, als diese ihre EU-Stimme für Otmar Karas ignoriert hatte.

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Diesmal ein Punktesieg im Kulturkampf

12. Oktober 2010 06:04 | Autor: Andreas Unterberger

Manches Mal gibt es durchaus Positives zu melden, das auch angesichts der Aufregungen der Wiener Wahl und der plötzlichen Budgeteile keinesfalls untergehen darf. Denn erstmals sind die bürgerlichen und rechten Abgeordneten im Europarat aufgewacht und haben einen skandalösen Vorschlag einer sozialistischen Abgeordneten niedergestimmt.

Das ist auch mit ein Erfolg dieses Tagebuchs und etlicher anderer Internet-Blogs sowie christlicher Menschenrechtsorganisationen, welche die vielen konservativen Abgeordneten heftig dafür kritisiert haben, dass sie jedes Mal geschwänzt haben, wenn im Europarat eine extremistische Resolution zur Abstimmung vorgelegen ist. Diesmal waren relativ viele bei der Abstimmung noch dabei. Relativ.

Das heißt zwar noch immer eine Beteiligung von nur 110 der 318 Abgeordneten des Europarates. Dabei stimmten aber jedenfalls 56 gegen die Vorlage und nur 51 dafür (wobei sich übrigens nach nicht weniger als 89 Abänderungsanträgen etliche gar nicht mehr ausgekannt haben, was jetzt eine Pro- und was eine Kontra-Stimme eigentlich bedeutet).

Jedenfalls aber ist damit – vorerst? – der sozialistische Antrag niedergestimmt. Sein unglaublicher Kern: Jeder Arzt, jedes Krankenhaus hätte zur Mitwirkung bei Abtreibungen verpflichtet werden sollen. Ohne Rücksicht auf ethische oder religiöse Bedenken. Das hätte – bei einer Übernahme in staatliches Recht – das Ende sämtlicher christlicher Spitäler bedeutet. Und liegt auf einer Ebene mit dem ebenfalls von den britischen Sozialisten durchgedrückten Gesetz, das christlichen Adoptionsvermittlungen den Garaus gemacht hatte, weil sie nicht bei der Vermittlung von Kindern an schwule Paare mitzumachen bereit waren.

Die Kirchen stecken mitten in einem Kulturkampf, der an den Kampf der Nationalsozialisten gegen die katholische Kirche erinnert. Aber in der Erzdiözese Wien lässt man sich immer noch im Wahlkampf von der SPÖ instrumentalisieren, obwohl deren Abgeordnete natürlich für den Abtreibungs-Zwang gestimmt haben . . .

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Eine blau-schwarz-grüne Agenda

12. Oktober 2010 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Sind Blau, Schwarz und Grün noch politikfähig oder durch Wahltriumph beziehungsweise Wahldebakel gleichermaßen gelähmt? Im ersten Fall gäbe es in Wien nun eine überraschend große gemeinsame Agenda – die rasch umzusetzen wäre, bevor eine der Parteien im roten Koalitionsbett auf Jahre hinaus jedes eigenen Willens beraubt wäre.

Die drei sind nämlich in vielen Punkten inhaltlich gleicher Meinung, weit über die geplante Neuordnung der Gemeinderatswahlordnung hinaus, auf die sie sich schon vor der Wahl festgelegt haben, um sie nun in gemeinsamer Aktion umzusetzen.

Vor allem müsste es dabei um ein Landesgesetz gehen, das die Vergabe von Inseraten und ähnlichen Geldflüssen an Medien unter welchem Titel immer einem ganz strengen Procedere unterwirft. Dieses Gesetz müsste auch für alle Betriebe und Unternehmungen gelten, an denen die Gemeinde mehrheitlich beteiligt ist.

Falls alle drei Partei-Zentralen wirklich zu gelähmt sein sollten, um selber nachzudenken, hier die notwendigen Eckpunkte eines solchen Gesetzes:

-         Jeder direkte wie indirekte Geldfluss an Medien muss über eine Schaltagentur laufen, die durch Ausschreibung nach dem Bundesvergabegesetz zu finden ist.

-         Jede Informationskampagne müsste inhaltlich durch eine unabhängige und nicht abberufbare Kommission (etwa aus pensionierten Richtern, Meinungsforschern, Kommunikationsprofis, Rechnungshofmitarbeitern) darauf geprüft werden, ob die Kampagne inhaltlich eine Information im allgemeinen Interesse ist oder ob textlich beziehungsweise graphisch ein parteipolitisches Interesse überwiegt.

-         Diese Kommission hat auch zu prüfen, ob die vorgeschlagene Zielgruppe sinnvoll ausgewählt ist.

-         Als nächsten Schritt erhält die Schaltagentur den Auftrag, die Kampagne gemäß dem vorgegebenen Budget und allen Rabatt-Möglichkeiten so zu schalten, dass die gewählte Zielgruppe möglichst kostengünstig bedient wird.

-         Die Aufstellung von Selbstbedienungs-Ständern für Zeitungen muss allen Medien in gleicher Weise möglich sein. Und sie darf nur dann erfolgen, wenn an einem Standort mindestens drei Medien nebeneinander angeboten werden.

Durch all diese Maßnahmen könnte ein wesentlicher Baustein des Wiener Korruptionssystems zerstört werden, das insbesondere die Boulevardzeitungen so gut bedient, dass sie de facto Teil der SPÖ-Wahlpropaganda geworden sind. Nur so kann zumindest fürs nächste Mal ein fairer Wahlgang gesichert werden.

Auch in weiteren wichtigen Feldern könnten die Drei nun Mumm zeigen:

Etwa durch ein Landesgesetz, das die Bezügereform des Bundes auch auf die Wiener Landesbediensteten anwendbar macht und so Hunderte Millionen einspart.

Etwa durch den Beschluss einer Untersuchungskommission, die prüft, ob wirklich Mitarbeiter der Gemeinde für Patienten, die nicht mehr zu einer Willensäußerung imstande waren, an deren Familienangehörigen beziehungsweise Sachwaltern vorbei Wahlkarten bestellt und eventuell auch ausgefüllt haben. Samt Weitergabe des erhobenen Sachverhalts an die Staatsanwaltschaft.

Etwa durch ein Landesgesetz, das künftig solches Verhalten jedenfalls unabhängig vom Strafgesetz mit schweren dienstrechtlichen Konsequenzen bedroht.

Aber nirgendwo merkt man, dass in den drei Parteien über derlei nachgedacht wird. Sie wollen alle drei ganz offensichtlich nur möglichst rasch ins rote Faulbett schlüpfen. Und da will man doch den so leicht grantigen Herrn Bürgermeister nicht verärgern. Daher wird es wahrscheinlich nicht einmal zur vereinbarten Wahlrechtsreform kommen. Alles ziemlich grauslich.

PS.: Der ORF lieferte seinen täglichen Manipulationsskandal: Er brachte es Montagabend zustande, die Wiener ÖVP mindestens dreimal mit dem Wort „Wahlbetrug“ in Zusammenhang zu bringen. Obwohl nichts am Verhalten der Partei rechtswidrig war. Sie hat lediglich in einem Inserat daran erinnert, dass man auch noch am Montag seine Wahlkarte aufgeben könne. Was absolut legal ist. Denn lediglich das Ausfüllen des in der Wahlkarte liegenden Stimmzettels soll nach dem Wortlaut des Gesetzes bis Wahlschluss erfolgen. Über die Absendung des Kuverts ist absolut nirgendwo etwas zu finden. Zuzugeben ist freilich, dass dem ORF seine Frontalattacke leicht gemacht worden ist: Hat doch die Wiener Unglücksschwarze Marek wieder einmal extrem ungeschickt auf die diesbezüglichen Vorwürfe reagiert.

PPS.: Kein Wort war im ORF hingegen über die massiven Vorwürfe gegen die SPÖ in Hinblick auf einen echten Wahlbetrug in Wiener Altersheimen zu hören – obwohl die sogar von einem grünen Abgeordneten konkret untermauert worden sind, und nicht nur von den schwarzen und blauen Aussätzigen.

 

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Fußnote 141: Die Summe der Bezirke

11. Oktober 2010 10:07 | Autor: Andreas Unterberger

Ein kleiner, aber bezeichnender  Nachtrag: Die Summe der Ergebnisse in den Bezirken.

Daraus lässt sich in Ziffern ablesen, dass Häupl seiner Partei 2,7 Prozent bei der Gemeinderatswahl mehr gebracht hat, als die SPÖ in der Summe der Bezirksergebnisse eingefahren hat. Auch die FPÖ schneidet in den Bezirken um 1,8 Prozent schlechter ab als auf Gemeindeebene, was in ähnlicher Weise einen eindeutigen Strache-Effekt zeigt.

Die ÖVP hingegen ist auf Bezirsebene um 1,6 Prozent besser als bei der Gemeinderatswahl, und die Grünen sind es sogar um 1,8 Prozent. Offensichtlich haben die beiden Parteien in den Bezirken attraktivere Kandidaten als in der Gemeinde (wobei man bei den Grünen noch 0,2 Prozent für einige dissidente Grün-Listen in den Bezirken dazurechnen müsste).

  SPÖ ÖVP FPÖ Grüne Sonstige
Bezirks-Stimmen 261.634 93.281 158.693 88.120 27.845
Bezirks-Prozente 41,56 14,82 25,21 14,00 4,42
Veränderung -6,12  -4,03 +11,36  -1,73  

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Der Marek- und der Häupl-Effekt

11. Oktober 2010 00:18 | Autor: Andreas Unterberger

Der negative Marek-Effekt: Die Bezirke liefen für die ÖVP deutlich besser, weil sie sich von Marek distanziert haben – Der Vergleich mit den Bezirksergebnissen zeigt: Häupl verhinderte schlimmeres Debakel – Die SPÖ wird bei den Koalitionsverhandlungen vieles hergeben: nur nicht die absolute Herrschaft über Personal und Geld – Schwarz und Grün halten an ihrem verfehlten Koalitionskurs fest.

Der Hochmut, die Korruption und die linksradikalen Experimente der Rathaus-SPÖ haben einen schweren Dämpfer bekommen. Jetzt aber hängt alles davon ab, was die anderen drei Parteien aus diesem Dämpfer machen. Doch nach den Erklärungen der Wahlnacht wollen sie gar nichts draus machen.

Vor allem Schwarz und Grün blieben auf ihrem Vorwahlkurs. Und sie denken nicht an intensive Gewissenserforschung, ob sie wirklich – so wie die Volkspartei schon vor mehr als einem Jahrzehnt mit sehr negativen Erfahrungen – als bequeme Mehrheitsbeschaffer der SPÖ zur Verfügung stehen sollen. Wofür sie beim nächsten Mal einen noch viel heftigeren Dämpfer erhalten werden, als sie ihn am Sonntag einstecken mussten. Die SPÖ wird ja zweifellos den Umstand geschickt zu nutzen versuchen, dass sich sowohl ÖVP wie auch die Grünen in demütiger Untertänigkeit als Mehrheitsbeschaffer herandrängeln. Woran auch die Gewissheit nicht ändern dürfte, dass Häupl nicht mehr sehr lange zur Verfügung stehen wird.

ÖVP und Grünen sollte vor allem eines zu denken geben: die gravierenden Unterschiede zwischen den Gemeinderats- und Bezirksergebnissen. Insbesondere bei der Volkspartei klafft eine tiefe Kluft zwischen den katastrophalen Landes- und den halbwegs erträglichen Bezirksergebnissen. Das ist ein negativer Marek-Effekt. In jeder professionell geführten Partei sind daraus umgehend Konsequenzen zu ziehen. Wenn er das nicht begreift, dann kann Josef Pröll nicht rechnen. Was bei einem Finanzminister ziemlich bedenklich wäre. Vorerst hält er aber an Marek innig fest. Zumindest nach außen.

Denn die SPÖ lag erstmals bei der Gemeinderatswahl in allen Bezirken voran. Die ÖVP konnte hingegen ihren Stand von fünf Bezirksvorstehern verteidigen: Sie verlor vorerst, also bis zum Vorliegen der Wahlkarten den vierten Bezirk – trotz einer überaus engagierten und tüchtigen Vorsteherin. Sie gewann aber den achten von den Grünen zurück. Gewiss half ihr in der Josefstadt, dass sich die Grünen dort selbst zerfleischt haben. Im Gegensatz zum siebenten Bezirk, wo die Grünen hinter einem überaus bürgerlich auftretenden Bezirksvorsteher reüssierten, hat im achten eine linksradikale Grüntruppe gegen den eigenen Vorsteher geputscht. Worauf beide verloren haben.

Aber vor allem hat man als Josefstädter gemerkt, dass dort die Schwarzen für eine neue herzerfrischende Spitzenkandidatin erstmals wieder gelaufen sind. Interessanterweise haben sie dabei in der Schlussphase ihrer Kampagne intensiv damit geworben, dass man ja im Bezirk anders wählen könne als in der Gemeinde.

Das Warum dieser Josefstädter Argumentation ist eine weitere schwierige Denksportaufgabe für die Bundesparteileitung. Und wenn sie zu deren Lösung nicht imstande ist, könnte man ja im Büro des Bundesparteiobmanns nachfragen, warum der Bezirk so heftig auf Distanz zu Marek gegangen ist. Denn die erfolgreich wahlkämpfende ÖVP-Spitzenfrau war bisher im Kabinett von Josef Pröll tätig. Wenn ihm auch seine Mitarbeiterin nicht beim Nachdenken über Mareks weiteres Schicksal weiterhilft, dann ist Pröll wirklich nicht zu helfen.

Tatsache ist jedenfalls, dass bei den Gemeinderatswahlergebnissen die ÖVP in keinem einzigen Wiener Bezirk mehr voran liegt. Und da verkündet Marek ungeniert: Weitermachen! Obwohl einzig ein bedingungsloser und sofortiger Rücktritt am Platze wäre. Bei einem Politiker mit Charakter, der nicht jede Menge Kontaktkleber auf seinem Sessel aufgebracht hat.

Ebenso wichtig scheint an dieser Wahl das Signal, dass der SPÖ auch der massive Machtmissbrauch nichts geholfen hat. Die riesigen Beträge zur Bestechung von Boulevard- und Wochen-Medien waren ebenso wirkungslos geblieben wie der parteipolitische Mitteleinsatz durch die diversen Gemeindebetriebe von Wienstrom bis zu den Entsorgungsbetrieben. Doch halt: Dieser Eindruck täuscht. Denn es gibt einige starke Indizien, dass ohne diese Gehirnwäsche die Niederlage der SPÖ noch viel drastischer ausgefallen wäre.

Dafür sprechen die Umfragen des vergangenen Winters. Dafür spricht vor allem die Tatsache, dass die SPÖ bei den Wahlen der Bezirksvertretungen viel schlechter abschnitt als bei der Gemeinderatswahl.

Die SPÖ weiß: Das einzige, was sie in Wahrheit noch zusammenhält, ist die Macht und das damit verbundene Geld. Ansonsten haben der linke Flügel von Feministinnen, Schwulen und ein paar Altmarxisten auf der einen Seite und die traditionell leistungsbewussten und strukturkonservativen Arbeiter auf der anderen sowie die gut rot organisierten Islam-Wähler auf der dritten absolut nichts miteinander gemein. Zwischen diesen grün- beziehungsweise blauanfälligen Flügeln steht der zahlenmäßig große administrative Apparat der Machtausübung, der schon längst jede inhaltliche Orientierung aufgegeben hat. Daher kann es für die SPÖ jetzt in Wahrheit nur eine Priorität geben: Sie wird einem Koalitionspartner vieles geben – solange sie nur die Kontrolle über Personal und die freie Zugriffsmöglichkeit in alle Kassen behält.

Die Freiheitlichen können voll triumphieren. Der Tagebuchautor ist in den letzten Tagen in etlichen Diskussionen ausgelacht worden, als er den Blauen ein Ergebnis näher beim 30er und den Schwarzen näher beim 10er prophezeit hatte. Wieder einmal sind die Meinungsforscher weit daneben gelegen. Der Erfolg hat vor allem einen Vater, der eigentlich schon vor dem Wahltag klar war: Eine blaue Stimme war die einzige Möglichkeit des Protestes gegen die rote de-facto-Diktatur in Wien.

Umso skurriler die Uminterpretation linker und scheinbürgerlicher Journalisten, die der vom politischen Tod bedrohten ÖVP nach einem so massiven Wahlerfolg der FPÖ und einer so schweren Niederlage der Linksparteien allen Ernstes einreden wollen, sie hätte nur deshalb so dramatisch verloren, weil sie in den letzten Wahltagen nicht links genug war. Weil sie angeblich plötzlich wieder – etwa durch die Abschiebung von Asylwerbern – für Recht und Ordnung eingetreten ist. Das ist wirklich linke Dialektik der allerdümmsten Schublade. So niedrig kann auch der Intelligenzquotient der ÖVP nicht sein, dass dort jemand auf diese abstruse und von jeder Logik freie Behauptung einsteigen würden. Oder doch?

PS.: Zum Abschluss noch eine Leichenrede: Das BZÖ sollte sich ihres politischen Endes bewusst werden und nichts schönzureden versuchen. So spannend ein ordnungsliberal-wertkonservatives Unterfangen auch wäre – mit den gewaltigen politischen Altlasten dieser Partei kann der Neustart nicht gelingen. Das Wertkonservative wird zunehmend von den Freiheitlichen attrahiert und das Ordnungsliberale bleibt in Österreich auch weiterhin ein Waisenkind, das höchstens der Finanzminister hie und da bei der Hand nimmt. Beim BZÖ hat jedenfalls fast keiner verstanden, was liberale Ordnungspolitik bedeutet. Die BZÖ-Überreste sollten daher im eigenen Interesse möglichst rasch Unterschlupf bei Schwarz oder Blau suchen.

PPS.: Von vielen offenbar längst als Selbstverständlichkeit hingenommene Ungeheuerlichkeit ist der Umstand, dass der ORF am Sonntagabend das Wahlergebnis von sieben Menschen links der Mitte diskutieren ließ: Grüne, Rote und vom Rathaus gekaufte Chamäleons. Weder Schwarz noch der blaue Wahlsieger waren irgendwie präsent. Dementsprechend realitätsfremd, skurril und von Wunschdenken geprägt waren die Wortmeldungen.

 

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Die Abrechnung für die Schwarzen

10. Oktober 2010 18:19 | Autor: Andreas Unterberger

 Die größte Sensation dieses Wahltages ist die Tatsache, dass die ÖVP mehr Prozentpunkte als die SPÖ verloren hat. In Bezug auf die eigene Wählerschaft beim ohnedies mageren letzten Ergebnis hat sie sogar ein volles Drittel verloren, während die Sozialdemokraten nur rund ein Zehntel ihrer Wählerschaft verloren haben.

Da grenzt die Ankündigung von Christine Marek, fünf weitere Jahre bleiben zu wollen, schon an mehr als eine gefährliche Drohung. Denn die Lage der ÖVP ist so ernst, dass die Entwicklung bis an den Rand der Selbstauslöschung gehen kann.

Die einst große bürgerliche Partei hatte in Wien bis zu den Zeiten Erhard Buseks immer über 30 Prozent der Stimmen erzielt und krebst jetzt bei 13 Prozent herum. Die von Busek ausgelösten innerparteilichen Konflikte, seine Stimmungsmache gegen die meisten Nachfolger und der gleichzeitige Aufstieg der Freiheitlichen haben die Partei substanziell geschwächt. Und jetzt ist erstmals eine Busek-Kandidatin angetreten. Mit desaströsem Ergebnis.

Dieser Sinkflug der Stadtschwarzen hat unter Christine Marek einen historischen Tiefpunkt erreicht – er kann freilich noch ungehemmt weitergehen. Die ÖVP sollte sich bewusst sein, dass es von Italien bis Spanien christdemokratische Parteien in der Luft zerrissen hat, weil sie sich im linkskatholischen Zeitgeist zu klerikalen Sozialdemokratien verwandelt hatten. Und dass sie von weit erfolgreicheren Parteien aus einem einst als un berührbahr rechts abgestempelten Milieu beerbt worden sind.

Auch in Deutschland droht der CDU mittelfristig durchaus ein ähnliches Schicksal. Auch wenn sich die Partei rund um die Positionen eines Thilo Sarrazin noch nicht gebildet hat. Lediglich die bayrische CSU erkennt dort zunehmend, dass man sich doch ein wenig dessen besinnen sollte, wo die eigenen Wähler stehen.

Natürlich kann sich auch die Bundes-ÖVP da nicht mehr abbeuteln. Ist sie doch etwa mit der Schwulenehe und der Mindestsicherung einen Weg gegangen, der zwar bei manchen Medien, aber nicht bei den konservativen Wählern gut ankommt. Vor allem aber hat die Bundes-ÖVP seit Jahr und Tag in keiner einzigen Frage Kampfbereitschaft und Wissen um die eigene Identität gezeigt.

Auch die Auswahl von Christine Marek als Spitzenkandidatin hat einzig und allein Josef Pröll zu verantworten. Hatte sich doch die Wiener Partei in der Person von Harald Himmer schon auf einen interessanten und dynamischen Kandidaten geeinigt, der sowohl Wirtschaftskompetenz wie auch Angriffslust gegen den roten Machtmissbrauch in sich vereinigt hätte. Aber die Bundespartei glaubte, es besser zu wissen (und wurde von Busek&Co schlecht beraten). Sie trägt daher Mitschuld, dass der im Vorjahr so positive schwarze Trend abrupt abgerissen ist.

Die Fehler der Christine Marek seither gehen auf keine Kuhhaut. Der schwerste: Sie gierte sofort nach einer Koalition mit der SPÖ und schloss eine Anti-SPÖ-Koalition aus. Sie brüskierte durch ihre Kampagne gegen den Wiener Akademikerbund die Liberalkonservativen. Sie hat kein einziges attraktives Gesicht für ihr Team gefunden, sondern die von Johannes Hahn angeheuerte Versagertruppe in allen Funktionen belassen. Sie hat kein einziges emotionales Thema besetzen können. Sie hat nicht einmal eine einzige harte Bedingung an die Rathaus-Roten gestellt – außer die nach einer Reform des Wahlrechts, das zwar mehr als diskutabel ist, das aber alle Wähler kalt lässt. Der Wahlkampf mit dem grotesken Häupl-Plakat war dann nur noch der Gipfelpunkt auf dem i.

Ein nettes Äußeres und Wesen sind halt ein wenig zu wenig für den Ernst der Politik.

PS.: All das ist der ÖVP hier schon seit Monaten ins Stammbuch geschrieben worden, also keineswegs eine Weisheit nach dem Motto: „Nachher sind alle gescheiter.

 

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Bonzendämmerung

10. Oktober 2010 17:00 | Autor: Andreas Unterberger

Genau wird man es erst in einer Woche wissen, wenn alle Wahlkarten ausgezählt sind. Aber schon jetzt sprechen die ersten Umfragen dafür, dass die SPÖ ihre absolute Mehrheit in Wien verloren hat.

Und der große und einzige Wahlsieger sind die Freiheitlichen, die nach diesen Umfragen auf 23 bis 26 Prozent kommen werden (statt 15). Während die SPÖ sich irgendwo zwischen 42 und 46 Prozent bewegt (statt 49).

Sowohl Schwarz wie Grün müssen ein Minus hinnehmen: Die ÖVP liegt bei 14 bis 16 Prozent (zuletzt 19), und die Grünen liegen bei 11 bis 13 (zuletzt 15).

Das BZÖ hat mit 1-3 Prozent so gut wie keine Chancen mehr auf einen Einzug.

Das Ergebnis ist die erwartete – und notwendige – schwere Niederlage für die SPÖ. Aber auch eine feste Ohrfeige für Schwarz und Grün, die beide mit einem katastrophalen Wahlkampf, schwachen Kandidatinnen und vor allem einer wählervertreibenden Koalitionsaussage zugunsten der SPÖ gegen die Interessen ihrer Wähler gehandelt haben.

Wenn sich die SPÖ aber bei den Wahlkarten noch verbessern sollte, dann hat es wirklich den schweren Betrug bei den Karten der Altersheime gegeben. Denn bei allen sonstigen Wahlen hat die SPÖ bei den Wahlkarten immer viel schlechter abgeschnitten als in der Wahlzelle.

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Das Tagebuch begeht den ersten Geburtstag

09. Oktober 2010 12:23 | Autor: Andreas Unterberger

Auf den Tag genau vor einem Jahr musste ich meinen Arbeitsplatz  in der Wiener Zeitung räumen. Und gleichzeitig startete das Tagebuch im Internet. Das ist doppelter Anlass, eine amüsierte wie dankbare Bilanz zu ziehen.

Das Datum meiner Abberufung war zweifellos kein Zufall: Ganz offensichtlich hatte die Partei die Weisung ausgegeben, dass ein Jahr vor der Wiener Wahl die Wiener Zeitung auf SPÖ-Linie gebracht werden müsse. Auch wenn niemand wagte, mir auch nur einen einzigen Grund meiner Ablöse zu nennen (für welche das republikseigene Blatt mir immerhin sieben Monate weiter meinen Bezug ohne Gegenleistung zahlen musste), kann kein Zweifel bestehen, dass das der Grund war.

Die in der Redaktion seither geltenden Vorgaben bestanden insbesondere darin, dass ab meinem Abgang kein Skandal aus dem Rathaus-Bereich mehr aufgedeckt oder veröffentlicht werden durfte. Der dadurch ausgelöste steile Sinkflug der Auflage der Zeitung stört zwar viele journalistisch orientierte Menschen in der verbliebenen Mannschaft, aber ganz offensichtlich niemanden bei den politischen Auftraggebern: Die Zeitung hat seither schon mehr an verkaufter Auflage verloren, als der Zuwachs in den davorliegenden viereinhalb Jahren unter meiner Führung betragen hatte. Ich hatte diesen Wert um acht Prozent steigern können.

Große Freude macht mir hingegen die seither eingetretene Entwicklung des Tagebuchs. Vor allem die treue Unterstützung der zahlenden Partner hat das Überleben dieser neuartigen Konstruktion eines Internet-Blogs unter vollprofessionellen Rahmenbedingungen ermöglicht. Dazu ein herzliches wie demütiges Dankeschön.

Der gleiche Dank gilt einem guten Dutzend – überwiegend unbezahlter – Helfer im Hintergrund, die mich administrativ unterstützen, die meine Texte auf Fehler lesen, die die ganze Maschinerie programmieren und technisch in Gang halten.

Das Echo zeigt die große Nachfrage an liberalkonservativen Stimmen in Österreich – vor allem an Stimmen, die total unabhängig von Parteien, Subventionen und Inserenten sind. Da mir diese Unabhängigkeit absolut entscheidend ist, habe ich vorerst auch das Print-Projekt nicht vorangetrieben, das mir anfangs durch den Kopf gegangen war. Denn offene Taschen für dieses – bei aller  Sparsamkeit millionenschwere – Unterfangen hätte es nur dort gegeben, wo auch ausgesprochen oder unausgesprochen inhaltliche Auflagen damit verbunden gewesen wären. Die ich aber noch nie in meinem Leben akzeptiert habe.

Umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt weit mehr gelesen werde als in den Jahren davor. Was sich auch statistisch gut untermauern lässt. In diesem ersten Jahr gab es:
263.000 Besucher,
1,1 Millionen Besuche,
3,1 Millionen Seitenaufrufe,
80.000 Kommentare,
670 Beiträge,
92 Links, die aufs Tagebuch verweisen (Das ist übrigens der einzige Wert, mit dem ich eher unzufrieden bin. Das sei auch als bescheidene Bitte angemerkt).

Besonders erfreulich ist, dass im Schnitt jeder Besucher pro Besuch 5,23 Minuten lang die Beiträge und Kommentare gelesen hat (wobei die Zahl in Wahrheit viel größer ist, denn es gibt eine relativ große Zahl von Besuchen, die nur wenige Sekunden gedauert haben – wo man also nur nachgeschaut hat, ob es etwas Neues gibt).

Verblüffend ist, dass die Besuche laut der Google-Statistik aus nicht weniger als 138 Ländern gekommen sind: 85.000 etwa aus Deutschland, 12.000 aus der Schweiz, und jeweils 5000 aus den USA und Großbritannien. Was wohl ein Zeichen für den Informationsbedarf vieler Auslandsösterreicher ist.

Unter jenen, die den Blog via Twitter verfolgen (wo ich also die Namen der Mitleser kenne) befinden sich neben vielen anderen bekannten Namen auch Vertreter aller relevanten politischen Kabinette. Wo offensichtlich Interesse an Feindbeobachtung besteht.

All diese Daten sollen nun nicht der Eitelkeit dienen, sondern die eigene Unsicherheit und jene mancher Partner widerlegen, dass nur Gedrucktes etwas Dauerhaftes wäre. Jedoch habe ich in diesem Jahr gelernt: Ein Tagebucheintrag bleibt auch am nächsten Tag prominent platziert (und sogar für Nichtzahlende zehn Tage lang); eine Zeitung landet – leider – in dieser Zeit schon oft beim Altpapier.

Daher kann ich den Freunden und Feinden des Tagebuchs versichern: Es geht weiter. Mit gleichem Schwung. Und vielen Ideen, deren Umsetzung bisher primär an meinem Zeitbudget gescheitert ist.

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Was aber sonst wählen?

09. Oktober 2010 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

In den letzten Tagen habe ich mich mit einigen Gründen befasst, warum bei der Wiener Wahl ein starkes Votum gegen die SPÖ im Interesse von Demokratie, Rechtsstaat und Wien extrem wichtig wäre. Viel schwieriger ist aber die Entscheidung, was man statt der SPÖ wählen soll. Noch nie ist mir diese Entscheidung so schwer gefallen.

Freilich: Noch selten war diese Entscheidung zugleich so notwendig. Denn klar ist nur eines: Eine Wahlenthaltung hilft vor allem der Rathaus-SPÖ bei der Perpetuierung ihrer Macht. Wer nicht hingeht oder ungültig wählt, der erleichtert es den eingeschworenen roten Wählerblöcken, auch mit deutlich weniger Stimmen die gleiche Anzahl an Mandaten zu erringen.

Denn alleine die Stimmen aller jener, die durch die Rathaus-SPÖ privilegierte Gehälter beziehen, sind gewaltig: Sie sitzen in der aufgeblähten Bürokratie Wiens (größer als jene der ganzen EU!), in den noch komplett politisch kontrollierten Gemeindebetrieben und Spitälern, von den roten Ministerien und Eisenbahnern gar nicht zu reden. Zusammen mit den fast geschlossen rot getrimmten Ex-Türken und den noch überwiegend SPÖ wählenden Pensionisten ist das ein kaum bezwingbarer Block, der für den Rest der Bevölkerung nur schwer bezwingbar ist.

Dazu kommen die Tausenden Stimmen, die in Gemeinde-Pflegeheimen und Spitälern im Namen von Patienten abgegeben werden, obwohl diese gar nicht mehr zu einer eigenständigen Willensäußerung imstande sind. Das ist zwar glatter Wahlbetrug, wenn nicht sogar Amtsmissbrauch durch das dortige straff organisierte Pflegepersonal. Das ist aber bisher ungeahndet geblieben.

Hoffnung diesbezüglich macht der Umstand, dass die Korruptionsstaatsanwaltschaft nun in einer burgenländischen (VP-)Gemeinde dem Verdacht auf Wahlkartenbetrug intensiv und mit Erfolg nachgegangen ist. Es wäre ein Riesenskandal, wenn die Staatsanwälte dem massiven Verdacht auf viel größer dimensionierte Wahlfälschungen in Wiener Einrichtungen nicht nachgingen.

Denn es kann kein Zweifel sein: Wenn ein Patient seit langem absolut kommunikationsunfähig ist, wenn er also niemandem mehr seine Wahlentscheidung mitteilen kann, dann ist es kriminell, wenn auch dann noch eine Stimme für ihn abgeben wird. Schon die Beantragung von Wahlkarten durch den Pflegeapparat hinter dem Rücken der Angehörigen ist zumindest als Vorbereitungshandlung zu einem Wahlbetrug zu werten. Ein grüner Gemeinderat hat einen solchen nun bei seiner eigenen Großmutter beobachten können. Und man kann nur hoffen, dass die versammelten Wahlzeugen der Opposition hier jeden einzelnen Vorgang genau protokollieren und anzeigen werden, damit endlich auch in Wien saubere Wahlen stattfinden.

Was aber selber tun?

Nun: Stärker denn je muss man sich als Wähler an diesem Sonntag damit abfinden, dass man immer nur das subjektiv und relativ geringere Übel aussuchen kann. Dass man es aber auch tun muss, um verantwortungsbewusst zu entscheiden. Denn alle Übel, die bei den anderen Parteien zu finden sind, sind um Potenzen geringer als die bei einer Fortsetzung des Ist-Zustandes.

Hier ein paar Stichworte zu den Alternativen, ganz bewusst in alphabetischer Reihenfolge – weil ich selbst für mich wohl noch bis unmittelbar zur Wahl die Größe der diversen Übel messen werde, um meine Entscheidung zu treffen:

Blau: Eine Stimme für die FPÖ bedeutet zweifellos die schärfste Kampfansage an das Rathaussystem. Die Freiheitlichen haben auch geschickt eine ganze Reihe wertkonservativer Positionen besetzt, welche von der ÖVP fahrlässig vernachlässigt worden sind. Zugleich aber erwecken die Blauen am wenigsten von allen Parteien den Eindruck, von Wirtschaft oder der Verwaltung einer Stadt etwas zu verstehen.

Grün: Das bringt die sicherste Verlängerung der gegenwärtigen Situation. Zeigen sich die Grünen doch schon vor der Wahl in peinlicher Weise geil, endlich im roten Koalitionsbett zu landen. Die Grünen werden zwar etliche Pfähle gegen die Korruption des Wiener Systems einzuschlagen versuchen. Sie bedeuten aber in vielerlei Hinsicht noch eine Verschärfung der geistigen Verengung der Stadt durch Political Correctness, Feminismus, Schwulismus, Gesamtschulismus, Radfahrismus und Subventionismus zugunsten linker Vereine aller Art.

Orange: Ein sympathischer und kompetenter Spitzenkandidat steht ohne irgendein Team recht alleine auf verlorenem Feld. Er hat sich in Sachen Gesamtschule im linken Lager positioniert, versteht aber von Wirtschaft mehr als die schwarze Spitzenkandidatin. Seine Wähler müssen jedoch fürchten, dass ihre Stimme verloren geht, weil die Orangen bei fast keiner Umfrage in die Nähe der Mandatsfähigkeit kommen: Umgekehrt: Wenn es gelingen soll, die absolute Mehrheit zu brechen, dann braucht es nach etlichen Berechnungen orange Mandate, denn ein bis zwei Prozent bekommt das BZÖ sicher, die nur durch zusätzliche Leihstimmen politisch relevant werden können.

Schwarz: Die Wiener ÖVP hat sich durch ihre völlig überflüssige Koalitionsansage für die SPÖ selbst schwer beschädigt. Die ÖVP würde allerdings den roten Monolith in eine etwas vernünftigere Richtung zerren als ein grüner Partner. Der Wahlkampf und die anfängliche inhaltliche Positionierung der Wien-Schwarzen werden wohl in Politiklehrbücher als negative Beispiele in das Kapital „How not to do“ eingehen. Im direkten Kontakt mit den Wählern hat die Spitzenkandidatin langsam erkannt, dass diese ganz woanders stehen als ein paar zeitgeistige Szene-Journalisten, von denen sie davor ihre politische Weisheit bezogen hatte.

PS: KPÖ und LIF brauchen wohl keiner sonderlichen Erörterung unterzogen werden.

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Fußnote 140: Burgenländerwitze

08. Oktober 2010 10:12 | Autor: Andreas Unterberger

Da bleibt einem der Mund offen: Das Burgenland ist offensichtlich wirklich so, wie es andere geringschätzen.

Ein burgenländischer Bürgermeister wird beim Manipulieren von Wahlkarten erwischt, muss ein volles Geständnis ablegen – und geht am nächsten Tag ins Amt, wie wenn nichts gewesen wäre. Ob er zurücktritt, will er von der Reaktion der Bürger seiner Minigemeinde abhängig machen. Der Mann ist wohl zu tief ins Weinfass gefallen. Schon heute müsste ihn erstens seine Partei, die ÖVP, ausschließen und zweitens die Gemeindeaufsicht des Landes suspendieren. Drittens müsste es demnächst eine exemplarische – generalpräventive – Strafe geben. Denn mit den Abläufen von Demokratie und Rechtsstaat darf nicht einmal im Burgenland gespielt werden – auch wenn die Bundesregierung in Sachen Budget ein ganz übles Vorbild abgibt. Was nicht dadurch besser wird, dass es dafür keine Strafsanktionen gibt und Bundespräsident wie Nationalrat untätig bleiben, die als einzige die Verfassung verteidigen können.

Nachtrag: Inzwischen  hat sich der Herr Bürgermeister zu der Erkenntnis durchgerungen, dass es sicher einen Rücktritt geben werde. Aber zurückgetreten ist er damit immer noch nicht . . .

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Fußnote 139: Die Bahn wird modern

08. Oktober 2010 09:55 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ja nur eine winzige Kleinigkeit. Aber sie zeigt exemplarisch die Unfähigkeit des milliardenverschlingenden Defizitunternehmens ÖBB, jemals zu einem kundenorientierten Dienstleistungsbetrieb zu werden. Weil es Hunderte solcher Kleinigkeiten gibt.

Angesichts häufiger Schlangenerlebnisse vor Bahnschaltern kauft der vorausblickende Bahnkunde sein Ticket via Internet. Nach einigen Mühen gelingt es ihm, sein Ticket zu buchen. Zuvor hat er gelernt, dass man ein paar Stufen im Vorgang zurückgehen muss, wenn man nicht rechtzeitig eingibt, dass man auch ein Retourticket will. Dann geht es ans Zahlen. Da verkündet der ÖBB-Computer stolz, dass man nun auch via Konto-Abbuchung zahlen könne. Also gibt der Kunde brav alle notwendigen Zahlen ein, schickt alles ab – und bekommt zur Antwort, dass Zahlungen über 30 Euro auf diesem Weg nicht möglich sind. Gefrozzelt sucht er nun den Knopf, wo es zur Kreditkarten-Zahlung geht. Nix da, gibt es nicht. Man muss den ganzen Prozess von vorne beginnen, also Schritt für Schritt wieder eintippen, wohin man will usw. In der wirklichen Wirtschaft würden Manager ob eines so gepfuschten Internet-Auftritts ihren Job verlieren. Aber bei der Bahn doch nicht. Es könnte ja sein, dass der Auftrag an jemanden vergeben wurde, der . . .

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Dritte Etappe: Nochmals 15 Punkte für Wien und gegen die SPÖ

07. Oktober 2010 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Um die Leser nicht ganz zu erschöpfen: Jetzt ist Schluss. Das sind zum dritten und letzten Mal 15 Punkte, warum die Wiener SPÖ am Wahltag abgestraft werden müsste. Inzwischen ließen sich jedoch allein aus den diversen Postings mindestens weitere 15 Punkte herausdestillieren.

  1. Einer der schlimmsten Aspekte der Wiener SPÖ ist das Fehlen jeder demokratischen Toleranz. Da ist die Präpotenz ihrer Abgeordneten im Gemeinderat/Landtag noch das Harmloseste (immerhin haben sie ja dort – noch? – die absolute Mehrheit). Viel demaskierender sind die aggressiven Störaktionen von roten und grünen Jugendlichen gegen Veranstaltungen anderer Parteien, derzeit vor allem der Freiheitlichen. Da wird ganz offensichtlich im auftrag von Parteien nicht nur mit Lautstärke eine angemeldete Versammlung zu torpedieren versucht. Da werden Teilnehmer beschimpft. Da fliegen immer wieder auch Wurfgeschoße auf die Redner. Und ausgerechnet die Parteien dieser gelebten Intoleranz erregen sich mit Hilfe der mit vielen Anzeigen versorgten Medien über einen (zweifellos geschmacklosen) Comic der FPÖ, in der ein gezeichneter Strache einen Buben zum Steinschleuder-Schießen gegen die türkischen Belagerer Wiens animiert. Aber die Tat ist allemal schlimmer als das Wort.
  2. Dass Wien alles andere als eine kinderfreundliche Stadt ist, zeigt sich nicht nur an der besonders niedrigen Geburtenrate. Das erlebt auch jeder, der in dieser Stadt einen Kinderwagen zwischen parkenden Autos und rasenden Radlern vorbeischieben will. Von den Problemen, einen guten Kindergartenplatz zu finden, gar nicht zu reden. Aber wer braucht schon Kinder? Türkische Zuwanderer sind viel praktischer: Sie wählen ja mit viel größerer Wahrscheinlichkeit rot als alle anderen Gruppen.
  3. Zur Weißglut bringt jeden nachdenkenden Bürger auch das von der Wiener Stadtverwaltung bei den alten Römern abgeschaute Prinzip „Brot und Spiele.“ Um die Menschen von den wirklichen Problemen abzulenken und sie den Mächtigen gnädig zu stimmen, werden die Wiener mit immer mehr durch Steuergeld – oder in Wahrheit: durch Schulden – finanzierten Festen und Veranstaltungen beglückt. Der Rathausplatz – wichtigster, aber längst nicht einziger Schauplatz – ist rund ums Jahr ein einziger Eventplatz geworden und dazwischen entweder für das Auf- oder Abbauen von Hütten und Tribünen gesperrt.  
  4. Die Wiener haben nach Berechnungen des Rechnungshofs 400 Millionen Euro zuviel an Gebühren für Wasser, Kanal und Abfall bezahlt, wenn es nach den Kosten dieser Dienstleistungen ginge. Das sind rund 500 Euro pro Haushalt. Davon, dass mit Sicherheit Private all das noch viel billiger anbieten können, wollen wir gar nicht reden.
  5. Wien liegt beim Standort-Ranking des Management-Clubs Austria an 8. Stelle unter neun Bundesländern (nur noch vor dem Burgenland). So dauern etwa Betriebsgenehmigungen in Wien 90 Tage, in Oberösterreich 35 Tage.
  6. Wie im tiefsten Kommunismus ist die SPÖ Wien als Partei Eigentümerin von rund zwei Dutzend Firmen. Um nur einige zu nennen: Sozialbau, Echo-Medienhaus, Freecard Medienservice, Vormagazin, Pro Event, Kultur: Plakat, Progress, VWZ Verlag, Gewista. Und die Firmen machen am liebsten mit einem Partner ihre Geschäfte: mit dem Rathaus und seinen diversen Töchtern. Auf Steuerzahlers Kosten.
  7. Man kann der Wiener SPÖ sicher nicht an allem die Schuld geben, was sich im Bund abspielt – obwohl sie in der größeren Regierungspartei die weitaus mächtigste Landesgruppe ist, obwohl in Wien ein Werner Faymann bis 2006 alles gelernt hat, was er heute zeigt. Aber sehr wohl trägt die Wiener SPÖ direkte Schuld daran, dass Österreich als einziges EU-Land noch keinerlei Beschlüsse über Einsparungen getroffen hat, obwohl diese schon im kommenden Jahr wirksam werden müssen, will Österreich nicht den griechischen Weg gehen. Die Wiener SPÖ hat nämlich ihre Exponenten in der Bundesregierung darauf festgelegt, dass es vor den Wahlen keinerlei unangenehme Beschlüsse geben darf. Deswegen muss jetzt die Regierung durch verspätete Vorlage eines Budgets die Verfassung brechen. Deswegen können alle Spargesetze nur noch im Husch-Pfusch-Verfahren umgesetzt werden. Um das zu vermeiden, hätte es genügt, wenn die Wiener Wahlen vorverlegt worden wären. Aber die SPÖ wollte ja auch den letzten Tag ihrer absoluten Mehrheit auskosten.
  8. Hatte sich Wien in seinen guten Tagen noch einer „Rathausmilliarde“ berühmt (wenn auch nur in Schilling), so steigt jetzt der Schuldenberg ständig: 2008 war er 1,46 Milliarden Euro, 2009 schon 1,87. Dazu kommen noch mehr weit mehr als zwei Milliarden Schulden von Wiener Wohnen. Und am Ende des heurigen Jahres werden die als Schulden zu verbuchenden Beträge noch viel größer geworden sein. Aber noch viel schlimmer ist, dass in Wien im Gegensatz zum Bund nicht einmal theoretisch von einer Sparnotwendigkeit die Rede ist.
  9. Auch wer nicht für die volle Strafbarkeit der Abtreibung ist, muss es als zutiefst geschmacklos und als ein Zeichen jeglichen Wertverlustes und Anstandes empfinden, dass die Wiener Stadtverwaltung einer Abtreibungsklinik auf Steuerkosten ein großes Jubiläumsfest ausrichtet.
  10. Erst am 5. Juni 2010 hat die Stadt Wien die Polizei ermächtigt, Drogenkonsumenten vom Karlsplatz wirksam wegzuweisen. Jahrzehntelang war man taub. Erst vor den Wahlen hat man auf die vielen Klagen reagiert.
  11. Die Schulen wie die geförderten Kulturinstitutionen werden immer wieder propagandistisch missbraucht. Das in jeder Hinsicht tiefste Beispiel stammt aus dem Wiener Stadtschulrat: Dieser hat mit ganz offensichtlich parteipolitischer Intention die Schulen aufgefordert, die Schüler Lippenstift aufzulegen und ein Plakat mit dem Slogan „Kiss Ausgrenzung Goodbye“ küssen zu lassen.
  12. Die politisch korrekte und daher in Wahrheit schon unfinanzierbare Bürokratie des Rathauses geht so weit, dass nun – mit allen damit verbundenem Aufwand – eine eigene Verordnung erlassen wird, mit der die neue Hundeführerscheinverordnung schon wieder geändert wird: Darin finden sich nur Sätze wie : „In § 5 Abs. 1 wird nach dem Wort „Hundehalter“ die Wortfolge „oder der Hundehalterin“ eingefügt. Und mit solchem Schwachsinn beschäftigt sich die Wiener Landesregierung!
  13. Eine Fundgrube an Geldverschwendungen ist das fast wöchentlich erscheinende Amtsblatt der Stadt Wien. Einige Mini-Auszüge aus der unendlich langen Subventionsliste:
    82.000€  Verein Orient Express Beratungs-, Bildung- und Kulturinitiative für Frauen;
    635.000€ Verein Station Wien (kümmert sich laut Internet um die Anliegen von Immigrantinnen);
    2,722.000€ Interface Wien GmbH Interface Wien (fördert laut Selbstdarstellung die gesamtgesellschaftliche Integration von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund);
    47.000€ LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung von Migrantinnen;
    20.000€ Beratungsgruppe.at – Verein für Informationsvermittlung;
    59.000€ Vereinigung für Frauenintegration Amerlinghaus;
    21.000€ Verein Schwarze Frauen Community für Selbsthilfe;
    361.000€ Verein Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen;
    40.000€ WUK – Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser;
    127.000€ Verein Miteinander Lernen – Birlikte Österreich renelim;
    112.000 Verein Peregrina – Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Immigrantinnen;
    64.000 Verein Piramidops (Anmerkung: Beim Googeln stellt sich das als ein „Frauentreff“ heraus);
    190.000€ Tierzeitung „Hund, Katz & Co“.
    Die Zahlen sind alle abgerundet, und Fortsetzungen dieses hier ganz zufällig aus einer einzigen Nummer herausgegriffenen Subventions-Schockers sind allwöchentlich im Wiener Amtsblatt zu finden.
  14. Allein in Wien gibt es neun Frauennotrufe – die allesamt subventioniert werden. Die Aussage einer mutigen Mitarbeiterin, dass bei einem der meistsubventionierten Notruf-Büros die Zahl der Anrufe wild nach oben manipuliert worden sind, wurde schubladisiert.
  15. Nur noch peinlich und Zeichen einer von Panik erfüllten Politik ist es, wenn der Wiener Bürgermeister fünf Tage vor einer Wahl plötzlich eine Volksabstimmung über die Abschaffung der Wehrpflicht verlangt. Denn nur wenige Tage vorher hat der parteieigene Verteidigungsminister noch das Festhalten an der Wehrpflicht als unverrückbar erklärt. Das ist aber jedenfalls eine Frage, die lange – etwa von der Kostenseite her – analysiert werden muss. Überdies ist es einfach skurril, wenn man das als Wahlkampfgag ohne jeden Zusammenhang mit der Neutralität zu diskutieren versucht. Beim nächsten Mal reden irgendwelche Wahlkampf-Strategen einem Politiker wahrscheinlich ein, nackt über die Ringstraße zu laufen, nur um noch irgendwie eine Schlagzeile zu bekommen.

 

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Das neue Donauinselfest: Der Verzicht auf Wehrpflicht

06. Oktober 2010 12:04 | Autor: Andreas Unterberger

 

Wird künftig jeder Wahltag die Steuerzahler Milliarden kosten? Das ist ganz offensichtlich die neue Strategie der SPÖ: In der letzten Woche vor einer wichtigen Wahl will man nun auch diesmal verheerende Meinungsumfragen durch eine – scheinbar – populäre Forderung ohne Rücksicht auf die Kosten umdrehen. Dadurch wurde im September 2008 das Pensionssystem (Verlängerung der Hacklerregelung) wie auch die Universitäten (Abschaffung der Studiengebühren) nachhaltig geschädigt. Und jetzt droht dassselbe der Landesverteidigung.

Nichts anderes ist nun die Entdeckung des politisch und auch sonst in den Seilen hängenden Michael Häupl fünf Tage vor der Wiener Wahl, dass man doch die Wehrpflicht abschaffen solle. Mit dem unausgesprochenen Zusatz „Bitte, bitte lieber Jungwähler, wählt doch mich und nicht den Strache, wie alle Umfragen sagen.“ Wenn schon nicht das schwer subventionierte Donauinselfest die Jugend noch rot überzeugen kann, dann soll es doch zumindest die Befreiung vom Präsenzdienst tun.

Bei ein paar Tausend junger Burschen, die naturgemäß nicht mit allzu großer Begeisterung dem Präsenzdienst entgegenblicken, könnte das durchaus einen Umschwung herbeiführen. Offen ist hingegen, ob das mit umgekehrter Wirkung auch ebenso vielen Erwachsenen die Augen öffnet, um zu erkennen, auf was für einen hemmungs- und verantwortungslosen Populismus die SPÖ reduziert worden ist.

Noch spannender aber wird die Frage, ob dieser Häupl-Auszucker endlich auch der Pröll-ÖVP die Augen öffnet, um zu erkennen, an was für einen Koalitionspartner sie sich da gebunden hat. Nachdem schon nicht der 24. September 2008 mit seinen Milliardenschäden für diese Erkenntnis ausgereicht hat.

Kann irgendjemand in der ÖVP noch ernsthaft sagen, der Populismus der FPÖ wäre größer als jener der SPÖ? Will sich Pröll weiterhin ständig und wehrlos von einem solchen Koalitionspartner vorführen lassen? Will er weiterhin der SPÖ die Möglichkeit geben, mit Zig Steuermillionen (und Versorgungsposten für Redakteurstöchter) Boulevard-Zeitungen zu bestechen, damit diese jeweils knapp vor der Wahl ihre scheinbare Äquidistanz zugunsten einer hemmungslosen Pro-SPÖ-Agitation aufgeben? Die nächsten Wochen mit den noch viel wichtigeren Debatten über das Mega-Sparpaket werden es zeigen.

Natürlich ist die Frage der Wehrpflicht ständig ernsthaft zu analysieren, und zwar ohne Tabus. Immerhin geht es um einen gewaltigen Eingriff in die Freiheit junger Staatsbürger. Einen viel größeren, als ihn die Aufenthaltspflicht für Asylwerber in einem Lagergelände darstellt (die ja etwas von Österreich wollen), welche die SPÖ aber maximal fünf Tage für zumutbar hält.

Aber eine Wehrpflicht-Debatte kann nicht durch einen Hüftschuss fünf Tage vor der Wahl erfolgen. Und schon gar nicht durch einen Politiker, dem die Landesverteidigung in seinem ganzen bisherigen Leben aber so etwas von egal war. Nicht, wenn da schon wieder Politik auf Zuruf der Kronenzeitung gemacht wird. Und schon gar nicht, wenn der aus der gleichen Partei kommende Verteidigungsminister noch zwei Wochen vorher das genaue Gegenteil dekretiert hat.

Zum Glück kann man der SPÖ zugutehalten, dass dort eine Reihe von Politikern eher schaumgebremst und nachdenklich auf Häupl reagiert hat. Immerhin war ja für die SPÖ die Wehrpflicht bisher absolut unverzichtbar; dies aus der historischen Erfahrung heraus, dass im Februar 1934 ein Berufsheer an der Seite der autoritären Regierung Dollfuss gegen den aufständischen sozialdemokratischen Schutzbund gekämpft hat. Daher glaubte man, eine Armee aus Wehrpflichtigen wäre ein Schutzwall gegen eine Wiederholung einer solchen Situation. Wie wahrscheinlich immer die sein mag.

Umso abstoßender ist im Vergleich zu diesen abwägenden Reaktionen der parteipolitische Kotau des Wiener Caritas-Chefs Landau, der Häupl sofort eilfertig zur Seite gesprungen ist. Was immerhin aufschlussreich für die Positionierung des Herrn Landau ist. Hatte man Landau und Küberl doch bisher in der Summe ihrer Aussagen eher der KPÖ als der SPÖ nahe gesehen. Irgendwann wird wohl auch der Wiener Kardinal nachdenken müssen, mit welchen Menschen er sich umgibt. Zumindest wenn er nicht eine neue tiefe Kluft in der Kirche aufreißen will.

Was aber spricht in der Sache für und gegen die Wehrpflicht? Nun, das 34er Jahr sollte da wohl kein rationales Argument mehr sein. Auch der Grenzeinsatz im Burgenland kann das nicht sein. Der ist in Wahrheit längst obsolet, obwohl er noch im Frühjahr für die SPÖ im burgenländischen Wahlkampf die entscheidende Fahnenfrage gewesen ist. Dass sich jetzt viele Burgenländer ob dieser total gewechselten Richtung des SPÖ-Populismus gepflanzt vorkommen müssen, ist eine andere Frage. Das konnte man jenen, die hören wollen, schon vorher sagen.

Viel wichtiger ist hingegen das Kostenargument: Zumindest das bisherige ohnedies sehr geringe Niveau an Landesverteidigungs-Kapazitäten durch ein Berufsheer aufrechtzuerhalten, dürfte wohl viel teurer werden. Denn angesichts zunehmend dünner werdender Jahrgänge wird der Wettlauf um gesunde junge Männer immer größer und daher teurer werden. Wenn man nicht nur denjenigen Migrantenkindern eine Waffe in die Hand drücken will, die nicht einmal den Hauptschulabschluss geschafft haben.

Noch klarer ist, dass eine Abschaffung der Wehrpflicht eine klare Verletzung der verfassungs- und völkerrechtlichen Neutralitätspflicht wäre. Da kann dann keine Rede mehr davon sein, dass Österreich seine Unabhängigkeit mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln verteidigt. Nun, gewiss kann man – und soll auch – die Neutralität zur Diskussion stellen. Nur ist es absolut schäbig, wenn man diese Seite der Medaille um eines Wahlkampfgags willen verschweigt.

Und selbstverständlich muss zugleich klar sein, dass ein Mitmachen Österreichs bei einer gesamteuropäischen oder atlantischen Verteidigungsstruktur und ein Profitieren von der dadurch großräumig erhofften Sicherheit nicht zum Nulltarif zu haben sind. All das muss man sicher gemeinsam mit der Wehrpflicht diskutieren. Seriös und sachlich, nicht huschpfusch.

Das dritte Argument für die Beibehaltung der Wehrpflicht ist hingegen in diesen Stunden weggefallen. Mit dem Jubel des Herrn Landau für Häupl werden sich die vielen von Gratis-Zivildienern profitierenden Organisationen nicht mehr gegen die Abschaffung des Zivildienstes sträuben können. Es geht ja auch so, vermittelt Landau.

Und wenn die Gesellschaft künftigen Bedarf an Pflege decken muss, wird sie sich neuer sachorientierter Strukturen bedienen. Und nicht mehr einer Organisation unter dem Kommando radikaler Politpriester. Die ja auch der Kirche schon einmal schwer geschadet haben.

 

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Die SPÖ und die Ortstafeln: Späte Vernunft durch die Hintertür

06. Oktober 2010 01:35 | Autor: Andreas Unterberger

Vieles deutet darauf hin, dass sich in der Kärntner Ortstafelfrage eine Lösung abzeichnet: Und zwar haargenau mit jener Formel, die einst Wolfgang Schüssel und Jörg Haider ausverhandelt haben – bis sie am Veto der SPÖ gescheitert sind.

Die Wende war ganz versteckt in einem Interview mit Faymanns Mann für alles, was nach Arbeit aussieht, zu finden. Josef Ostermayer ließ darin den jahrelang vorgeschobenen Stein des Anstoßes fallen, nämlich die SPÖ-Forderung nach einer sogenannten „Öffnungsklausel“.  Diese hätte bedeutet, dass die Ortstafelfrage jederzeit wieder neu aufgerollt werden könnte, wenn sich die Zahlenverhältnisse zugunsten der Slowenen verändern. Jetzt gibt Ostermayer zu, dass diese Klausel „wahrscheinlich nicht konsensfähig“ ist.

Auf dieser Klausel hatte damals neben der SPÖ nur noch der radikale Slowenen-Funktionär (und schnelle Autofahrer) Vouk bestanden, obwohl alle anderen Slowenen für die Lösung waren. Vouk ist aber inzwischen längst nach einem de-facto-Bankrott seines Vereins und auf Verlangen Sloweniens zurückgetreten.

Die SPÖ ist nunmehr auch bereit, die Ortstafellösung mit einem Verfassungsgesetz abzusegnen, wie es der große alte Mann des österreichischen Verfassungsrechts, Günther Winkler, immer als einzige mögliche Lösung verlangt hat (wenn auch im Widerspruch zum Verfassungsgerichtshof).

Na also! Und warum nicht gleich?

Nun, man sollte die SPÖ nicht dafür kritisieren, dass sie klüger geworden ist. Zu kritisieren ist aber sehr wohl der provozierend moralisierende Ton linker Politiker – besonders laut aus dem Munde Heinz Fischers –, der gegenüber den Kärntnern wegen der Nichtaufstellung der letzten noch fehlenden Tafeln angeschlagen worden ist.

Gleichzeitig ist auch der Kärntner Politik jede Lust am Streiten vergangen. Das Land steht wirtschaftlich so bedrängt da, dass es sich die ständige Imagebeschädigung nicht mehr leisten kann. Und auch die FPÖ wird wohl demnächst ihre Forderung nach einer Minderheitenzählung aufgeben. Obwohl diese durchaus internationalen Usancen entspricht. Auch dieser Widerstand wird zu überwinden sein, wenn nicht ausgerechnet am Ende ein Werner Faymann versucht, den Erfolg alleine auf seine Fahnen zu heften, obwohl er wahrlich am wenigsten dazu beigetragen hat. Dazu kommt, dass auch Laibach ganz andere Sorgen hat, als sich mit allen Nachbarländern Dauerkonflikte mit nationalen Themen zu liefern.

In Wahrheit will jeder in Kärnten derzeit ein konfliktfreies Klima. Das sollte genutzt werden.

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Warum Wien der SPÖ ein starkes Nein senden sollte: die nächsten 15 Gründe

05. Oktober 2010 01:39 | Autor: Andreas Unterberger

Würde ich nicht fürchten, meine Leser zu langweilen, fielen mir (und vielen Partnern) jetzt die ganze Woche täglich 15 neue Gründe ein, warum es wichtig ist, der Wiener SPÖ ein ganz starkes Nein-Signal zu geben. Und sie auch nicht etwa durch Grün- oder Weiß-Wählen indirekt neuerlich zu stärken oder gar noch weiter nach links zu treiben. 

  1. Die SPÖ hat für den Wahlkampf den netten Großvater-Typen Michael Häupl aus der Versenkung geholt, aus der er jahrelang dem Treiben zugeschaut hat. Das ist freilich eine ziemliche Wählertäuschung. Regiert und unser Geld verschleudert hat hingegen seit langem eine Truppe von Aggresivfeministinnen und Linksradikalen a la Oxonitsch, während Häupl sich schon längst auf die gemütlicheren Seiten des Lebens reduziert hat.
  2. Die Tradition der SPÖ, dass sie Wien – wenn auch teuer und rein parteibuchorientiert – halbwegs zu administrieren imstande war, ist mit dem Abgang des Finanzstadtrats Rieder (der noch die Tradition eines Hans Mayr fortgesetzt hat) und seiner Ablösung durch die ahnungslose Frau Brauner zu Grabe getragen worden.
  3. Die Wiener SPÖ hat bis wenige Wochen vor der Wahl, als sie plötzlich einen sehr vordergründigen rhetorischen Schwenk machte,  in all den vielen Konflikten, die sich in einer Millionenstadt ergeben, immer die Partei von radikalen, das Zusammenleben belastenden Minderheiten ergriffen. Sie ging aus diesem Grund weder effizient gegen Vandalismus noch das Drogenproblem vor, weder gegen den Terror meist ethnisch geprägter Jugendbanden noch gegen die Verwandlung vieler Wiener Parks in exterritoriale Gebiete. Während die Bürgermeister etwa amerikanischer Millionenstädte mit einer Zero-Tolerance-Politik auch bei scheinbaren Kleinigkeiten erfolgreich für Ordnung im Kleinen und Großen sorgten, beschönigt die Wiener SPÖ all diese Probleme und glaubt, sie mit Sprüchen statt Handeln lösen zu können.
  4. Bei der „Vertreibung“ der Drogenszene hat man dieser ein tolles neues Quartier angeboten: in unmittelbarer Nähe des künftigen Hauptbahnhofes – offenbar damit alle ankommenden Gäste gleich den richtigen Eindruck von Wien bekommen.
  5. Eine besondere Minderheit in Wien erhielt zum Ärger von Fußgängern und Autofahrern besondere Privilegien: die Radfahrer. Deren Privilegien reichen von den gefährlichen Radwegen auf Gehsteigen über Straßen, auf denen die Autospuren der Radfahrer wegen groteskerweise auf die halbe Breite reduziert worden sind, bis zum Fehlen jeglicher Sanktionen gegen die vielen Radfahrer, die nächtens ohne Licht fahren und die jede Rücksicht auf Fußgänger vermissen lassen. Sehr ärgerlich ist auch der Verlust vieler Parkplätze durch nie genutzte Metallbügel für Fahrräder.
  6. Wahrscheinlich schon deshalb, weil die Idee von einer Oppositionspartei kommt, hat Wien bis heute auf die Einführung einer Stadtwache verzichtet, die wie in vielen anderen Städten als gut geschulte Assistenz der Polizei die vielen kleineren Ordnungswidrigkeiten verfolgen könnte, die sehr oft die Vorstufe zu größeren Delikten bilden. Statt dessen hat Wien nun an die zehn verschiedene Trüppchen, von denen etliche erst schnell, schnell vor der Wahl gegründet worden sind, und die meist nur wenige Tage eingeschult worden sind. Ich habe jedenfalls noch keinen einzigen Wiener getroffen, der die diversen für Parkvergehen, für Kurzparkzonen, für Hundekot, für die „Wiener Linien“, für Zwischenfälle in den Gemeindebauten zuständigen Aufpasser auseinanderhalten könnte. Vor allem, weil die neuen Uniformträger oft selbst alles andere als vertrauenswürdig aussehen.
  7. Besonders widerlich war die vor wenigen Monaten durchgeführte Volksabstimmung, welche schon durch die manipulativen Fragestellungen ein wichtiges Instrument der Demokratie lächerlich gemacht und zum reinen Propaganda-Instrument abgewertet hat. Wobei beispielsweise in grober Wählertäuschung so getan worden ist, als ob beispielsweise ein Gesetz nötig wäre, um einen Hausmeister anzustellen.
  8. Die Stadt Wien verschwendet trotz Schulden und vieler ungelöster Aufgaben unglaublich viel Geld zur Förderung von parteinahen oder ideologisch nahen Vereinen. Dazu zählt etwa der Verein Zara, dessen Hauptaufgabe darin besteht, regelmäßig Pressekonferenzen zu geben, bei denen die Österreicher des Rassismus beschuldigt werden, oder das Dokumentationsarchiv des Widerstandes, das sich nicht um den Widerstand kümmert (weil da ja Sozialdemokraten nicht sehr aktiv waren), sondern nur darum, die heutigen Konkurrenten der SPÖ als Neofaschisten und ähnliches zu denunzieren. Keine Förderung gibt es in Wien – im Gegensatz zu anderen Ländern – hingegen beispielsweise für den Kinderschutzverein „Möwe“.
  9. Mitten im Wahlkampf hat die Gemeinde auch beschlossen, diverse Schwulen-„Projekte“ mit Steuergeld zu fördern – obwohl diese nach allen bekannten Statistiken die bestverdiene Schicht der Gesellschaft sind.
  10. Zur Verantwortung sollte die Wiener SPÖ auch für den Skandal um den Wiener Flughafen gezogen werden, wo Wien zwei von drei Vorständen nominiert hat. Wobei vor allem die Unfähigkeit zu professioneller Planung eines Großprojekts Hunderte Millionen an Zusatzkosten ausgelöst hat (Bereicherungen sind hingegen derzeit keine nachweisbar).
  11. Die ärgste, wenn auch schon einige Zeit zurückliegende wirtschaftliche Fehlleistungen war das Verspielen von Zentralsparkasse/Länderbank/Creditanstalt/Bank Austria an das Ausland – das noch dazu ein ganz schlechtes Geschäft gewesen ist.
  12. Wien hat bis heute nicht bei Gehaltshöhe und Pension seiner Beamten die Spar-Beschlüsse des Bundes nachvollzogen – was dazu führt, dass da um Hunderte Millionen Euro zu viel ausgegeben wird. Und der Wiener Bürgermeister rechtfertigt das mit der frechen Bemerkung gegenüber den Steuerzahlern, dass es niemanden etwas anginge, was Wien mit seinem Geld mache.
  13. Besonders ärgerlich ist die Politik der SPÖ für die Autofahrer, die außerhalb des Gürtels wohnen oder arbeiten. Ihre Chance auf Parkplätze reduziert sich durch die Zehntausenden Autos mit polnischen, tschechischen, niederösterreichischen, burgenländischen, ungarischen Kennzeichen gegen Null, die alle die Kostenpflicht innerhalb des Gürtels meiden und die den ganzen Tag oder oft auch wochenlang ihre Autos gratis auf Straßen außerhalb des Gürtels abstellen. Wobei vor allem alle Gebiete rund um öffentliche Verkehrsmittel betroffen sind.
  14. Wien hat in der Frage des Ausländerzuzugs eine katastrophale Politik verfolgt: Die SPÖ setzt ganz offensichtlich darauf, dass neben den gemeindeeigenen Bediensteten die Ausländer die verlässlichsten SPÖ-Wähler sind. Wien hat sehr lange auf administrativer Ebene von der Schnelligkeit der Einbürgerung angefangen alle Register gezogen, um den Zuzug zu fördern – statt angesichts der Zahlenverhältnisse und der aggressiven Situation in vielen Schulen den Zuzug von Menschen zu bremsen, die nach allen statistischen Zahlen nur zu einem sehr geringen Prozentsatz den Arbeitsmarkt beglücken.
  15. Die SPÖ spielt bis heute die gravierenden Probleme mit der Zuwanderung total herunter: Der Bürgermeister behauptet in aktuellen Interviews sogar, dass in Wien lediglich 500 bis 600 Personen „ein gewisses Problem“ darstellen. Und selbst für diese fällt ihm keine andere Strategie ein als „unsere Initiativen in den Wiener Parks“. Verdrängung ist ein Hilfswort für diese fahrlässige Reaktion. Die Wiener Stadtverwaltung hat beispielsweise noch keine einzige Initiative gegen radikale Religionslehrer in den Wiener Gemeindeschulen ergriffen. Ihre Standesbeamten sind auch noch nie aktiv geworden, wenn der Verdacht entsteht, dass eine Zwangsverheiratung stattfinden soll.

 

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Warum die SPÖ schlecht für Wien ist: die ersten 15 Gründe

04. Oktober 2010 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Wien wählt am Sonntag. Wozu? Die Antwort wird umso klarer, je intensiver man sich mit den Zuständen in der Stadt befasst: Es geht um ein möglichst deutliches Signal gegen die Wiener Monopolpartei, und zwar aus einer ganzen Vielzahl von Gründen.

Hier sind einmal die ersten fünfzehn davon aufgezählt, der Rest folgt im Lauf der Woche:

  1. Der wichtigste Grund ist einer der der demokratischen Hygiene: Seit 1945 regiert die SPÖ diese Stadt de facto im Alleingang. Das gab es in keiner anderen europäischen Metropole: Von Berlin bis London, von Paris bis Rom, von Madrid bis Frankfurt, München oder Hamburg: Überall haben die Bürger seit dem Krieg mindestens einmal einen Machtwechsel herbeigeführt. Schon deshalb, weil es demokratisch normal und notwendig ist.
  2. Selbst wenn die Wiener SPÖ am Beginn ihrer Machtausübung der integerste und lauterste Verein der Welt gewesen sein sollte: Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert total, und eine über Generationen hin ausgeübte totale Macht bedeutet  eine massive Bestätigung dieses hundertfach bewiesenen politischen Naturgesetzes.
  3. Die schlimmste Form der Korruption in Wien ist die Hemmungslosigkeit, mit der die SPÖ ununterbrochen in öffentliche (also durch Steuern und Gebühren gefüllte) Kassen greift, um sich mit einer Lawine von Inseraten, Sonderprojekten, Kooperationen (und wie die Tarnkonstruktionen der Geldverschiebung sonst noch heißen mögen) das Wohlwollen fast aller Medien zu erkaufen. Allein jene Beträge zur Bestechung der Zeitungen durch Steuergeld-Ausgeber im Machtbereich der Wiener SPÖ, welche die Opposition bisher in mühsamer Recherche auflisten konnte, ergeben täglich(!) sechsstellige Euro-Beträge.
  4. Dazu kommen noch üppig honorierte Umsätze für SPÖ-eigene Firmen, für zwei der Partei mehr als nahe stehende Verlagshäuser und für Sportvereine, an deren Spitze sich Wiener SPÖ-Politiker sonnen dürfen. Das wird halt einmal über das Rathaus, einmal über Wienstrom, einmal über die Wiener Linien oder eine der anderen SPÖ-kontrollierten Firmen fakturiert.
  5. Die Wiener SPÖ hat einen (wiederkandidierenden) Abgeordneten in ihren Reihen, der mit Gewaltvideos, die bis hin zum Selbstmordaufruf gegen Oppositionspolitiker gehen, auf seinem Internet-Blog mindestens in jenem Ausmaß der Verhetzung schuld ist, wie es die SPÖ unter großem Begleitgetöse vieler Medien anderen Politikern vorwirft, während in den Anzeigen-subventionierten Medien über diesen Abgeordneten nicht geschrieben wird.
  6. Die Wiener SPÖ hat einen (wiederkandidierenden) islamischen Abgeordneten in ihren Reihen, der im massiven Verdacht der Kooperation mit terrornahen Islamisten steht. Unter anderem auf dem Weg der Spendensammlung in Österreich für gewalttätige Gruppen.
  7. Eine Stimme gegen die Wiener SPÖ ist auch ein Protest gegen die massive parteipolitische Instrumentalisierung des ORF. Jüngstes unter hunderten Beispielen: Gleich zwei Tage hintereinander erregt sich die Zeit im Bild – ganz zufällig eine Woche vor der Wahl – über die monatealte Banalität, dass die Wiener ÖVP-Spitzenkandidatin in ihrer Eigenschaft als Staatssekretärin einen Text eines linken Wissenschaftlers in einem von ihr zu verantwortenden Bericht nicht abgedruckt hat. Zugleich verschweigt der ORF natürlich, dass im Dunstkreis der Wiener SPÖ-Diktatur noch nie ein SPÖ-ferner Wissenschaftler auch nur die kleinste Chance gehabt hätte, einen Text abzuliefern. Der gleiche ORF hat auch noch nie nur ein Wort der Kritik an den Säuberungen durch SPÖ-Politiker fallen gelassen: Hier sei etwa die skandalöse Ersetzung des Leiters des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt – eines Dienstes, der eigentlich objektive Rechtsgutachten erstellen sollte! – durch einen braven Parteigänger angeführt. (Beispiele aus dem Rathaus gibt es zum Thema Säuberungen allerdings nicht, weil da seit Ewigkeiten keine Nicht-Parteigänger zu Funktionen gekommen sind, aus denen man sie noch säubern könnte).
  8. Eine Stimme gegen die Wiener SPÖ ist auch eine des Protestes gegen die unerträglich gewordene Bürokratie in der Stadt. Diese ist, um nur zwei Beispiele zu nennen, auch eineinhalb Jahre nach Antragstellung nicht einmal imstande, eine Genehmigung zur Fällung eines die gesamte Nachbarschaft verdunkelnden Baumes zu geben; diese beharrt auf der Notwendigkeit von „Gehsteig-Überfahrgenehmigungen“ wenn man auf sein Grundstück einfahren will, selbst wenn es gar keine Gehsteige gibt. Beides sind nicht nur Vorschriften, bei denen Beamte offenbar erst auf Beilegung einer Banknote reagieren, beides sind auch schildbürgerartige Regelungen, die außerhalb Wiens völlig unbekannt sind. Wo man also auch ohne Genehmigung eigene Bäume fällen und ins eigene Grundstück einfahren darf.
  9. Wien ist auch die unternehmerfeindlichste Stadt Österreichs: Das äußert sich in zahllosen schikanösen wie zeitraubenden Vorschriften, Kontrollen und Behördenauflagen, die Unternehmer zunehmend dazu veranlassen, einen weiten Bogen um die Stadt zu machen. In Wien dauert wegen dieser wirtschaftsfeindlichen Bürokratie der Start einer neuen Firma viel länger als anderswo.
  10. Diese  Unternehmerfeindlichkeit hat dazu geführt, dass Wien das Bundesland mit der weitaus höchsten Arbeitslosigkeit in Österreich ist. (Groteskerweise sprechen ORF und andere SPÖ-Medien aber nur von dem – an sich richtigen, aber relativ belanglosen – Randaspekt, dass in der Krise die Arbeitslosigkeit in Wien nicht mehr so zugenommen hat wie anderswo: Was einzig damit zusammenhängt, dass es in Wien viel mehr Beamte und ähnliche Arbeitnehmer gibt, deren Jobs natürlich nicht von der Krise bedroht sind, während die gewerblichen und industriellen Arbeitsplätze schon lange vorher vertrieben worden sind.)
  11. Noch im Wahlkampf hat die Gemeinde – übrigens in trautem rot-grünen Einklang – eine neue Schikane für die Wirtschaft beschlossen: Öffentliche Aufträge gibt es nur für solche Firmen, die „frauenfördernde Maßnahmen“ setzen. Was auch immer das sein soll (muss jetzt eine Baufirma mehr Frauen auf die Gerüste hetzen?), es wird jedenfalls die Unternehmen wieder einmal Geld kosten. Es bestätigt, dass in Wien nicht der Preis und die Qualität entscheiden, um einen Auftrag zu bekommen, sondern dubiose ideologische Kriterien und Korruption. Das ergibt einen weiteren Grund für Firmen, der Stadt möglichst fern zu bleiben.
  12. Wien hat eine deutlich über dem Schnitt der anderen Länder liegende Verschuldung, trotzdem aber in den Wahlkampf-Wochen mit Geld um sich geworfen, als ob man dieses selber drucken könnte. Das wird in den kommenden Monaten nach der Wahl zu einem bitteren Erwachen führen.
  13. Ein besonders dicker Minuspunkt ist die Brutalität, mit der die jetzige Verwaltung Wiens das Stadtbild ständig hässlicher macht. Während gerade der Westbahnhof – immerhin eines der relativ schöneren Beispiele der Nachkriegsarchitektur – optisch demoliert wird, hat in der Ära Häupl vor allem eine ungeheure Zerstörung der Gründerzeit-Architektur stattgefunden: Hunderte prachtvolle Häuser aus jener lange Zeit stadtbildprägenden Epoche sind durch zwei-, ja auch dreistöckige Aufbauten in einem völlig anderen Stil zur Karikatur verkommen. Die Zeiten, als noch ein Jörg Mauthe – und selbst ein Helmut Zilk – mit gewissem Erfolg und jedenfalls löwenhaft für die Ästhetik dieser Stadt gekämpft haben, sind unter Häupl ins Gegenteil umgekippt.
  14. Eine Karikatur an Stadtplanung ist der neue Hauptbahnhof: Er wird so gebaut, dass er nicht mit der U-Bahn erreicht werden kann – obwohl gleichzeitig in der Nähe eine neue U-Bahn gebaut wird, bei deren Planung aber die Einbindung neuer Sozialbauten (und der dort erhofften Wähler) wichtiger ist als die des Bahnhofs.
  15. Jahrelang hat Wien die Sicherheitsbedürfnisse seiner Bürger ignoriert – und entdeckt nun plötzlich vor der Wahl, dass die U-Bahnstationen, speziell jene am Karlsplatz zu den beliebtesten Drogenzentren Mitteleuropas geworden sind. Was dazu geführt hat, dass Tausende Wiener nicht mehr jene Station benutzen. Jetzt wird plötzlich mit Verordnungen und skurrilen Sondertruppen in gelben,   blauen, grünen, roten Westen so getan, als ob man das ernst nähme, was die Wiener plagt. Wobei nur die Frage offen bleibt, ob diese Pappkameraden gleich am 11. Oktober abrüsten werden oder erst am 31.

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Fußnote 138: Partner treffen sich

03. Oktober 2010 12:15 | Autor: Andreas Unterberger

Eine Gruppe von Partnern will mich und alle anderen interessierten Partner am 30. Oktober ab 17 Uhr in gemütlicher Runde treffen. Ich bin dazu gerne bereit und leite ebenso gerne die Einladung an alle Partner des Blogs weiter: Alle Details dieses "Aufrufs" unter "Gastkommentare" (rechtzeitige Anmeldung ist jedenfalls erforderlich, aber auch dabei bleibt Ihre Anonymität gewahrt).

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43 zu 10: Der archimedische Sarrazin-Punkt

03. Oktober 2010 02:19 | Autor: Andreas Unterberger

Eine einzige Graphik genügt, um die schrecklichen wie wahren Erkenntnisse durch Thilo Sarrazin auf den Punkt zu bringen. Wenn auch leider nur für Deutschland, weil für Österreich die vergleichbaren Daten nicht öffentlich sind. Zufällig?

Die Graphik zeigt, in welch hohem Ausmaß Muslime in Deutschland statt von eigener Arbeit ihren Lebensunterhalt von der Wohlfahrt, von der Sozialhilfe respektive Grundsicherung beziehen (die dort Hartz IV heißt). Die Mischung aus exzedierendem Wohlfahrtsstaat und explodierender Einwanderung und Geburtenfreude von Menschen, die ganz offensichtlich unterdurchschnittlich arbeitswillig oder arbeitsfähig (oder betrügerisch schwarzarbeitend?) sind, birgt gewaltigen Sprengstoff.

Die Graphik macht aber auch klar, warum die politische Klasse so allergisch auf Sarrazin reagiert. Denn sie zeigt den archimedischen Punkt, der die derzeit herrschende Ideologie aushebeln wird, und zwar aller Parteien, wenn auch festzuhalten ist, dass man bei den beiden sonst gerne streitenden Koalitionsparteien FDP und CSU noch am ehesten Exponenten findet, die bereit sind, die Fakten zu akzeptieren.

Wie lange wird die zu 90 Prozent arbeitende Bevölkerung es hinnehmen, wenn andere Schichten in so hohem Ausmaß von den Früchten fremder Arbeit leben?

Besonders blamabel ist, dass Bundeskanzlerin Merkel mit einer persönlichen Vendetta auf Sarrazin reagiert hat und gleichzeitig zugeben muss, das Buch bis heute nicht gelesen zu haben. Blamabel ist diese Graphik aber auch für allen anderen, die sich daran festklammern, dass Sarrazin unter hunderten Quellen irgendwo auch einen politisch angreifbaren Autor zitiert hat. Oder dass Sarrazin – durchaus legitimerweise – der Frage nachgeht, ob dieses Missverhältnis mehr durch religiös-kuturelle Faktoren oder eher genetisch bedingt sein mag.

Immerhin sprechen fast alle führenden Genforscher davon, dass Intelligenz zu einem relativ hohen Ausmaß genetisch bedingt sei (Zugegeben, der weltberühmte Wissenschaftler Werner Faymann ist anderer Ansicht, der ja erklärt hat, alle Menschen kommen gleich intelligent zur Welt). Aber auch der Islam kann bei der Ursachenforschung alles andere als ausgeklammert werden. War er doch in den letzten Jahrhunderten nirgendwo imstande, eine auf Arbeit und Wissenschaft beruhende Wohlstandsgesellschaft aufzubauen. Dies gelang ihm nur – naturgemäß befristet – mancherorts mit Hilfe von Ölquellen.

Letztlich ist es im Ergebnis aber fast gleichgültig, ob das so signifikant unterschiedliche Ergebnis der Moslems in Hinblick auf Leistung oder Bildungsanstrengungen nun primär genetisch oder ethnisch-kulturell oder religiös determiniert ist.

Blamabel ist aber auch, dass man für Österreich nirgendwo an eine Statistik herankommt, die sich derselben Frage stellt. Wollen unsere Statistiker nicht oder dürfen sie nicht?

Umso erfreulicher ist, dass die Wahrheit nicht auf die Dauer aufzuhalten ist. Denn das Sarrazin-Buch wird am Ende dieses Jahres das meistgekaufte und (höchstens nach der Bibel) auch meistgelesene Buch im ganzen deutschen Sprachraum sein. Da mögen linke Medien und Politiker noch so sehr dagegen hetzen.

PS.: Brillant übrigens wie sich Sarrazin gegen einige Unterstellungen eines Zeitgeistes der FAZ zu wehren versteht.

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Die Krisenproteste: Schein und Wirklichkeit

02. Oktober 2010 01:42 | Autor: Andreas Unterberger

Fernsehzuschauer bekommen wie immer ein völlig falsches Bild. Ihnen werden derzeit fast täglich aus irgendeiner Stadt Europas ein paar aufgeregt mit Fahnen und Transparenten, Gebrüll und Lärmmaschinen demonstrierende Menschen gezeigt. Und Kommentatoren jenseits aller Objektivität zeigen ihre Begeisterung über die (endlich!) stattfindenden Generalstreiks und vermitteln den Eindruck, ganz Europa stehe still.

Die Wahrheit ist aber eine völlig andere: Sämtliche Proteste und Streiks in Europa haben im heurigen Jahr viel weniger Teilnehmer gehabt als von den Gewerkschaften erhofft. Ein paar Tausend aufgeregte Demonstranten bedeuten überhaupt nichts, die bringt selbst die bedeutungslose Österreichische Hochschülerschaft außerhalb von Ferienzeiten jederzeit zusammen.

Von Griechenland über Spanien bis Frankreich haben sich die Arbeitnehmer jedenfalls viel weiser gezeigt als die um ihre eigene Existenzberechtigung bangenden Gewerkschafts- und Parteifunktionäre. Sie sind überwiegend an ihren Arbeitsplätzen geblieben und haben die Funktionäre alleine demonstrieren lassen.

Natürlich sind die Arbeitnehmer nirgendwo begeistert über Lohnbremsen, erleichterte Kündigungsmöglichkeiten oder spätere Pensionierungs-Zeitpunkte. Nur erkennen sie zunehmend die Unvermeidbarkeit solcher Maßnahmen. Nur bangen sie vor allem anderen um ihren Job. Und sie erkennen immer mehr in den überspitzten (und häufig erfolgreichen) Forderungen der Gewerkschaften während der letzten Jahre eine Hauptursache der Krise, der Schuldenexplosion und der Arbeitsplatzgefährdung.

Daher gehen auch europaweit die Mitgliederzahlen in den Gewerkschaften zurück. Diese haben nur noch innerhalb der diversen sozialistischen Parteien einen relevanten Einfluss, wie sich etwa jetzt beim Machtwechsel in der britischen Labour-Partei gezeigt hat.

Solch gute Nachrichten enthält uns aber das Fernsehen vor.

 

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SN-Kontroverse: Für Bündnis SPÖ-FPÖ?

01. Oktober 2010 15:06 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll sich Franz Voves auf ein Bündnis mit der FPÖ einlassen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Frage der Prinzipien

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ihr Obmann ist Mitglied der Veteranenorganisation der Waffen-SS. Südtirol ist für den steirischen FPÖ-Chef Gerhard Kurzmann nicht Teil Italiens und Slowenien eine „Scheindemokratie" wegen der fehlende Entschuldigung für Verbrechen der Tito-Partisanen. Es war „nicht wirklich alles schlecht", meint der designierte FPÖ-Landtagsabgeordnete Gunter Hadwiger zum Nationalsozialismus. Seine Bewertung der NS-Zeit ist laut eigenen Angaben „neutral". Im Wahlkampf wurde das Internetspiel „Moschee Baba" kreiert, bei dem es darum geht, Minarette abzuschießen. Mobilisiert wird regelmäßig gegen „die Ausländer" und „die Sozialschmarotzer". So weit das Sittenbild einer Partei, die bei der Landtagswahl ihre Stimmen mit rund elf Prozent verdoppelt hat.
Mithilfe dieser Partei könnte sich Franz Voves wieder zum Landeshauptmann küren lassen. Zumindest hat sich der Sozialdemokrat bis dato diese Option offengehalten. Mag sein, dass dies in erster Linie eine taktische Ansage ist, um sich bei den Koalitionsverhandlungen der ÖVP nicht auszuliefern. Dennoch ist die rot-blaue Option in der Steiermark mehr als problematisch. Voves muss sich die Frage nach seiner Grundsatztreue stellen.
Es ist nicht egal, welches Verhältnis zum Nationalsozialismus ein künftiger Partner hat und ob er gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen mobilisiert. Wie sollte auf dieser Basis ein Arbeitsübereinkommen zustande kommen, ohne dass die Sozialdemokratie ihre Prinzipien verrät?
Zudem steht die rot-blaue Option auf wackeligen Beinen. Voves würde mit nur einem Mandat Überhang wieder zum Landeshauptmann gewählt. Jede kontroversielle Abstimmung würde zur Zitterpartie. Sowohl prinzipielle Gründe als auch jene des politischen Alltags sprechen daher gegen ein rot-blaues Bündnis in der Steiermark.


Wer ein Nazi ist . . .

Andreas Unterberger

Ich bin nicht der Berater des Herrn Voves. Aber selbstverständlich kann er mit der FPÖ ein Bündnis eingehen. Das könnte sogar gut sein für eine politische Entkrampfung in diesem Land.
Denn der von der SPÖ regelmäßig inszenierte antifaschistische Hexensabbat zählt - neben den Behauptungen, die Einwanderung wäre kein Problem und die Pensionen wären sicher -, zu den größten Heucheleien Österreichs. Hat doch die SPÖ jedes Mal, wenn Bedarf ist, ihre Berührungsängste sofort vergessen.
So war die FPÖ 1970 und 1983 willkommener Mehrheitsbeschaffer für SPÖ-geführte Regierungen. So hat Bruno Kreisky eine (rein sozialdemokratische!) Regierung präsentiert, die mehr Ex-Nazis in ihren Reihen hatte als jede andere seit 1945. So ist die jetzige katastrophale und nun auch rechtsbrechende ORF-Führung in gemeinsamer Aktion von Rot und Blau (und Grün) an die Macht gekommen, was den ORF bis zur Steirer-Wahl freilich nicht gehindert hat, gegen die Freiheitlichen zu hetzen. Und so hat der Wiener Bürgermeister, der sich als plötzlich allein dastehender FPÖ-Ausgrenzer in seinen Wahlnöten über das (ungustiöse) Minarett-Versenk-Spiel der steirischen Blauen alteriert, in seinem Team einen Abgeordneten, der auf seiner Homepage (noch viel ungustiösere) Rappervideos gezeigt hat, in denen ein freiheitlicher Politiker in den Tod getrieben wird. Und so steht den strafrechtlich extrem bedenklichen Aktionen der Freunde des Karl-Heinz Grasser der rechtlich noch viel bedenklichere Griff der Wiener SPÖ in öffentliche Kassen gegenüber, der Millionen über freundlichen Medien ausschüttet.
Und von Sparsamkeit in Zeiten der Krise (oder in sonstigen Zeiten) verstehen Rot und Blau gleich wenig. Also: Warum sollen die beiden nicht koalieren? Dem Koalitionspakt könnte man ja als Motto voranstellen: „Wer ein Nazi ist, bestimmt immer noch die SPÖ."

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Das schlechte Personal und die große Herausforderung

01. Oktober 2010 03:32 | Autor: Andreas Unterberger

Noch sollte man nicht alle Hoffnungen für dieses Land fahren lassen. Diese erfreuliche Perspektive eröffnet zumindest ein neues Buch. Es jammert nicht nur, sondern zeigt ganz konkrete Maßnahmen auf, wie Österreich wieder besser funktionieren könnte.

Diese Möglichkeiten zeigte Herwig Hösele, der aus der Steiermark stammende Politikberater, als Herausgeber schon bei der Präsentation (Herwig Hösele: „Was ist faul im Staate Österreich?“ Molden-Verlag). Auch wenn er durch den zungenbrecherischen Versuch, politisch korrekt das Binnen-I zu verwenden und auszusprechen, seine Glaubwürdigkeit stark reduzierte. Dennoch ist fast jeder seiner Vorschläge ernst zu nehmen – nicht nur, weil ihm weise alte Männer wie Gerd Bacher oder Heinrich Neisser sekundierten. Hier eine kleine, aber besonders relevant scheinende Auswahl an Reformnotwendigkeiten:

-         Mehrheitswahlrecht zur Erhöhung der Chance auf handlungsfähige Mehrheiten;

-         Einführung eines Supersonntages nach amerikanischem Muster, an den alle Wahlen zusammengelegt werden, um die lange Lähmung der Politik durch Wahlkämpfe zu reduzieren;

-         Mehr direkte Demokratie;

-         Volksbegehren auch via Internet;

-         Sanktionierung einer Schubladisierung von Volksbegehren;

-         Stärkung des öffentlich-rechtlichen Auftrags des ORF;

-         Ersetzung des teuren Bund-Länder-Wirrwarrs durch einen echten neuen Föderalismus;

-         Gesetzgebung weg von den Ländern, weil von dieser ohnedies nichts übrig geblieben ist;

-         Mitwirkung der Länder an den Zielvorgaben des Bundes;

-         Verfassungsrechtliche Defizit- und Schuldenbremse;

-         Zusammenlegung von Ausgaben und Aufgaben in eine Hand;

-         Abbau der Verschwendung im Sozial- und Gesundheitsbereich, wo am meisten Geld versickert;

-         Abschied von der Lebenslüge Neutralität und Ersetzung durch eine europäische Sicherheitspolitik;

-         Ein Konklave von Bundes- und Vizekanzler sowie der Landeshauptleute aus Wien und Niederösterreich über eine solche neue Verfassung, wobei die vier tagen müssten, bis sie sich auf einen großen Wurf geeinigt haben, der dann einer Volksabstimmung zu unterziehen ist.

Freilich macht gerade der letzte Punkt bange, eben der Blick auf jene Menschen, die all das in die Wege leiten müssten. Denn wie Bacher anmerkte: „Wir haben das schlechteste politische Personal seit langem. Und der Souverän, das Volk, lässt sich alles gefallen.“ Als besonders schlimmes Beispiel nannte Bacher die schlechte Vertretung Österreichs in der EU-Kommission, wo von den Namen Schüssel bis Gusenbauer, von Molterer bis Plassnik viele offenbar zu gut gewesen seien.

Den leichtfertigen Umgang mit der Verfassung zeigte Neisser etwa an den ständigen anlassbetonten Debatten auf: So sei etwa die – sekundäre – Frage der Art der Bundespräsidentenwahl wenige Tage nach der letzten Wahl wieder völlig eingeschlafen. Ähnliches sehe man beim Thema Grundrechte: „Das Land verweigert sich der Diskussion über Meinungsfreiheit und journalistische Freiheit.“

Wie wird es also weitergehen? Wird Höseles Veränderungs-Dynamik obsiegen? Oder der realistische Pessimismus von Bacher und Neisser? Der Tagebuchautor wäre gern ein Optimist, findet es aber wahrscheinlich, dass diese beiden recht behalten werden. Zumindest kurzfristig.

Denn irgendwann wird unweigerlich der große Crash kommen, etwa durch einen wirtschaftlichen Kollaps, wo plötzlich Vieles möglich wird, was jetzt noch unmöglich erscheint. Was dann freilich viel schmerzhafter sein wird, als wenn man Hösele schon jetzt folgte.

 

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Kommission impossible

30. September 2010 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Da hat wohl jemand eine Realsatire auf die österreichische Liebe zu den Kommissionen verfasst: Die einst mit viel Trommelwirbel gegründete 30köpfige Pensionskommission verschiebt ihre dringend erwarteten Empfehlungen einfach um ein Jahr. Heuer sagt sie einmal gar nichts. Deutlicher kann man gar nicht demonstrieren, wie überflüssig ein Gremium ist.

Dabei muss die Politik unmittelbar nach dem 10. Oktober schwierigste Entscheidungen treffen: Erhöht man die Pensionen? Und wann bereitet man endlich der unsäglichen Hacklerpension ein Ende?

Noch nie hätte die Regierung wahrscheinlich klare Empfehlungen dringender gebraucht als in dieser Lage. Aber die Kommission empfiehlt eben gar nichts. Nur nichts verantworten, nur an nichts schuld sein.

Dabei ist inzwischen sogar in der Sozialdemokratie zumindest jene Handvoll, die der Grundrechnungsarten fähig ist, zur Überzeugung gekommen, dass im Pensionssystem dringender Handlungsbedarf gegeben ist.

Fast könnte einem die Politik ob des Versagens leid tun, hätte sie nicht selbst diese Kommission eingesetzt (so wie hunderte andere). Die Demokratie kann aber in Wahrheit nur so funktionieren, dass die gewählten Volksvertreter und die für das Staatsganze Verantwortlichen Entscheidungen treffen und nicht sogenannte Experten, die in Wahrheit fast durchwegs simple Vertreter sehr spezifischer Interessen sind. Daher kann man sich weder von den seit Jahren auf allen Ebenen – außer jener der eigenen Machtabsicherung – versagenden Sozialpartnern und schon gar nicht von den diversen Pensionistenvereinigungen volkswirtschaftlich vernünftige Entscheidungen erwarten. Sie sind Lobbyisten und keine Minister.

Neben der Unfähigkeit solcher Experten spielt bei der Selbstkastration der Pensionskommission natürlich auch die Wiener Wahl eine große Rolle. Es darf nirgendwo etwas gesagt werden, was die Wahlchancen Michael Häupls noch weiter verschlechtern könnte. Obwohl jedermann weiß, dass nach dem 10. Oktober Heulen und Zähneknirschen ausbrechen wird.

Wenigstens, so kann man den Experten fast zugute halten, haben sie sich nicht zu der Lüge aufraffen können – oder zwingen lassen, dass bei den Pensionen ohnedies alles zum Besten bestellt wäre. Als überflüssig entpuppt hat sich die Kommission aber in jedem Fall. Bitte abschaffen.

Im Hintergrund war aber auch noch ein weiterer Effekt relevant: Die absurde Zersplitterung der Ministerkompetenzen. Für die Beamtenpensionen ist das Finanzministerium zuständig, für die normalen hingegen das Sozialministerium. Was natürlich sofort die üblichen Rangeleien ausgelöst hat.

Alles was ein Unsinn ist, kommt selten alleine.

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Die Rentenenten und die jungen Alten

30. September 2010 00:41 | Autor: Andreas Unterberger

Viele Menschen, die normalerweise wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen, fürchten eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters. Ihr Argument: Die Älteren finden keine Jobs mehr, sie werden oft aus dem Job gedrängt.

Daher lehnen sie Änderungen ab – obwohl das durchschnittliche Pensionsantrittsalter in Österreich volle vier Jahre unter dem EU-Schnitt oder dem schwedischen Niveau liegt. Was eigentlich den dringenden Handlungsbedarf klar machen müsste – leben doch die Österreicher überdies länger als die meisten anderen Europäer (und studieren auch viel länger). Das Pensionssystem ist am Kollabieren, weil nur noch drei Viertel der Pensionszahlungen durch hereinkommende Beiträge gedeckt sind.

Da in den nächsten Jahren die Babyboomer in Massen in Pension gehen, wird das Missverhältnis noch viel krasser werden. Gleichzeitig haben das Budgetdefizit und die Staatsverschuldung schon lebensgefährliche Ausmaße angenommen (trotz aller Vorwahl-Propaganda). Der Spruch von den sicheren Renten erweist sich als eine der größten Politikerenten.

Allerdings zeigen die Statistiken überdurchschnittlich viele Ältere ohne Arbeitsplatz. Das scheint ja zu beweisen, dass die Reform-Skeptiker in dieser Hinsicht doch recht haben.

Dieses Phänomen hat aber zwei ganz andere Ursachen: Die erste ist die Tatsache, dass ein früher Pensionsantritt  ja durchaus den Wünschen vieler Menschen entspricht. Erstaunlich viele über 50-Jährige wollen möglichst rasch zum alten Eisen zählen. Sie sind sich daher oft aus vollem Herzen mit den Arbeitgebern über eine baldige Pensionierung einig.

Zweitens setzen die von der Gewerkschaft erkämpften Kollektivverträge und Besoldungssysteme völlig falsche Anreize: Sie machen in vielen Branchen einen 60-Jährigen doppelt so teuer wie einen 30-Jährigen. Der eine hat zwar die Erfahrung, der andere aber die Dynamik und Bereitschaft zu Innovation – was für Arbeitgeber mindestens gleich wertvoll ist. Überdies wird der 30-Jährige, der sich eine Familie aufbaut, viel eher zu den oft notwendigen Überstunden bereit sein als der Ältere.

Zusätzlich ist es rechtlich viel schwieriger, ältere Mitarbeiter zu kündigen als jüngere.

All das veranlasst logischerweise jeden Arbeitgeber, primär jüngere Mitarbeiter zu suchen und älteren ein finanziell attraktives (psychologisch aber demotivierendes) Angebot zu machen zu gehen.

Diese Malaise würde sich automatisch und radikal ändern, wenn man nicht schon mit 52 (siehe ÖBB und einige andere öffentliche Bereiche) oder 58 Jahren in Pension gehen kann, sondern wirklich erst mit 65. Oder mit 67 oder 70, wie es anderswo zum Teil schon beschlossen ist.

Wenn man aber darauf wartet, dass sich die Verhältnisse ändern, bevor man die Rahmenbedingungen ändert, dann werden wir auch noch 2050 ein ungelöstes Pensionsproblem haben. Obwohl die Republik inzwischen schon zweimal bankrott war.

 

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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Das Problem des Michael Spindelegger

29. September 2010 12:26 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Spindelegger hat ein großes Problem: Gerade zu dem Zeitpunkt, da sich der österreichische Außenminister bei seiner USA-Reise mit Größen der internationalen Politik sonnt, wird ihm daheim der Teppich jeglicher Glaubwürdigkeit unter den Füßen weggezogen.

Denn nichts ist peinlicher für die Außenpolitik, als wenn auch die Inhalte vertraulichster Gespräche mit ausländischen Staaten eins zu eins in der Zeitung stehen. Dies geschah nun in Hinblick auf die amerikanischen Wünsche, mehr Daten aus der österreichischen Kartei zu bekommen, in der die eines Verbrechens verdächtigen Menschen aufgenommen worden sind. Prompt landeten alle Verhandlungsdetails in der Zeitung, samt den taktischen Zusagen der Amerikaner, den Österreichern trotz ihres Nachgebens „harte“ Verhandlungsführung zu bescheinigen.

Für Journalisten ist das eine schöne Recherche-Trophäe, für die Außenpolitik eines kleinen Landes, das ohnedies nur Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit in die eigene Wagschale werfen kann, ist das jedoch ein Desaster. Und zwar ganz gleichgültig, ob die undichte Stelle beim Koalitionspartner oder einem querschießenden Diplomaten in Spindeleggers Ressort liegt. Man darf erstens gespannt sein, ob der sanfte Minister nun einmal auch Kanten zeigt. zweitens, ob die österreichischen Diplomaten endlich lernen, dass man nicht jedes taktische Detail gleich in einem Aktenvermerk schriftlich festhalten muss.Und drittens, ob künftig noch irgend ein anderer Staat sich auf österreichische Vertraulichkeit verlassen wird.

Inhaltlich ist die verstärkte Kooperation bei der Verbrechensbekämpfung ja keiner Aufregung wert, sondern sicher etwas Positives. Eine bessere Regelung bräuchte nur die bisweilen denkbare Situation, dass jemandem auf Grund von DNA-Spuren oder Fingerabdrücken die Einreise in die USA verweigert wird, obwohl in Österreich  geklärt ist, dass er unschuldig ist. Daher müsste schon jetzt in einem Vertrag geklärt werden, wer das Opfer ohne lange Prozesse zu entschädigen hat.

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Datenschutz ist Verbrecherhilfe

29. September 2010 01:50 | Autor: Andreas Unterberger

 Der Eindruck verfestigt sich zusehends: Die scheinbar so menschenfreundlich auftretenden Datenschützer sind in Wahrheit die effizienteste Verbrecher-Hilfstruppe, die es gibt. Und die Zweifel, ob sie das vielleicht nur unabsichtlich tun, sind klein.

Sie zählen jedoch zu den Liebkindern der linken Political Correctness und werden daher vom ORF kräftig unterstützt. Jüngstes Beispiel für ihr einschlägiges Wirken: Die österreichischen Datenschützer kämpfen dagegen, dass die Polizei gestohlene Autos mit Hilfe der Überwachungskameras auf den Autobahnen abfangen darf.

Man könne doch nicht Millionen beobachten, um einige Diebe zu erwischen, lautet das Argument. Wenn diese Logik stimmen sollte, dann müsste man überhaupt alle Polizisten von den Straßen abziehen. Denn auch sie beobachten Millionen Menschen, um ein paar Übeltäter zu finden oder abzuschrecken.

Dasselbe gilt für alle möglichen anderen Kontrollen: Ob das die Krankenkassen-Kontrolleure sind, die gemeldeten Krankenstände überprüfen, ob das die Steuerprüfer sind oder die amtlichen Sucher nach Schwarzarbeit. Alle treffen zum Glück primär auf rechtskonform Agierende. Trotzdem sind Kontrollen notwendig und richtig. Schon zur Abschreckung.

Dümmer geht’s nimmer als dieser Hilfe für Autodiebe. Und dass es angeblich im Ausland irgendwelche Richter gibt, welche diese Argumentation teilen, ändert schon gar nichts am Ausmaß der Dummheit.

Eines ist jedenfalls sicher: Der Großteil der kontrollierten Autofahrer hat null Bedenken gegen die Überprüfung, wenn dadurch die Chance zumindest minimal steigt, dass auch ihr Auto gefunden wird, bevor es ein Unbefugter außer Landes bringt.

Genauso eine Beihilfe zum Betrug ist der Kampf von Datenschützern (und Ärzten) gegen die Identitäts-Kontrolle von Patienten (durch einen elektronischen Fingerabdruck), die mittels E-Card eine Behandlung in Anspruch nehmen. Obwohl jedermann um den Missbrauch der Karte weiß, die ein Sesam-öffne-Dich in unser hochentwickeltes, aber schwer defizitäres Gesundheitssystem ist. Wobei schon die Einführung einer bloßen Ausweispflicht in Spitälern die Zahl der Ambulanz-Gäste mancherorts um bis zu 40 Prozent reduziert hat.

Darüber hinaus dürfen auch viele medizinische Daten nicht auf der E-Card festgehalten werden. Das hat zweifellos schon dazu geführt, dass Menschen gestorben oder falsch behandelt worden sind. Aber zugegeben: Ein paar Kollateralschäden muss uns die Political Correctness schon wert sein.

Enge Verbündete haben die Datenschützer neben den Ärzten auch in vielen Beamten gefunden, die nun ein neues Zauberwort zur Tarnung von Faulheit, Indolenz und Korruption gefunden haben. Mit „Geht leider nicht, Sie wissen ja: Datenschutz!“ kann man ganz freundlich jede unangenehme Anfrage abschmettern. Und unangenehm ist vielen Staatsdienern ja jede Frage, die über „Was gibt es heute in der Kantine?“ hinausgeht.

Dafür fällt umso seltsamer das Desinteresse der sonst so lautstark auftretenden Datenschützer an dem Projekt „Google Street View“ auf, bei dem alle Straßen und Häuser mit einer Kamera abgefilmt werden. Das mag bei historischen Gebäuden ja noch einen Sinn haben, das ist aber in Hinblick auf Einfamilienhäuser und Geschäftslokale nichts anderes eine Speisekarte zur Planung von Einbruchsdiebstählen.

Einbrecher müssen das Objekt der Begierde nicht mehr mühevoll ausspähen, sondern können gemütlich in Patschen vor einem Bildschirm gustieren, wo es was zu holen geben könnte und wo man am leichtesten hineinkommt.

Steckt da gar Klassenkampf dahinter, der die „Reichen“ zum Abstieren freigeben will?

Der Gipfel der Groteske: Passanten, die bei Street View ungewollte ins Bild geraten sind, können sich nachträglich(!) hinausreklamieren. Inzwischen hat der gegnerische Scheidungsanwalt aber in der Regel längst eine entsprechende Kopie in Händen. Häuser oder Geschäfte können sich hingegen überhaupt nicht hinausreklamieren.

Dennoch hat das Google-Projekt nach einigem Hin und her genauso grünes Licht bekommen wie nun ein Nachfolgeprojekt von Nokia, das noch viel, viel detailliertere Bilder zeigen soll. Diese Projekte werden von einer Armada von Anwälten ermöglicht, während die Aufstellung von Überwachungskameras in Stiegenhäusern oft nicht genehmigt wird, selbst wenn alle Mieter dafür sein sollten.

Auch bei den Verteilern von Werbung gibt es seltsame Differenzierungen. Obwohl die im verschlossenen Briefkasten liegende Werbebroschüren nicht wirklich störend sind, gibt es hier genaue rechtliche Regelungen, wie man sich dagegen "schützen" kann. Völlig hilflos ist man jedoch gegen die illegalen Zettelverteiler, die einen Prospekt für irgendeinen Essens-Zustelldienst in die Tür klemmen. Mit Hilfe dieser Prospekte kann sehr genau kontrolliert werden, ob da etwa jemand auf Urlaub ist. Was wieder eine sehr hilfreiche Information für Einbrecher ist. Aber gegen diese illegalen Zettelverteiler könne man leider nichts machen, wird rundum beteuert. Gegen die haben ja die Datenschützer nichts. Sondern nur gegen korrekt werbende Firmen.

Wer schützt uns nur vor den Datenschützern?

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Dem Rechtsstaat ins Gesicht gespuckt

28. September 2010 03:43 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist wohl die frechste Herausforderung des Rechtsstaats, die in dieser Republik je von einer so gewichtigen Institution gesetzt worden ist: Der ORF ist rechtskräftig zur Herausgabe von Videobändern verurteilt worden, weigert sich aber, dem Richterspruch des Oberlandesgerichts nachzukommen.

Anfangs hatte sich der ORF-Generalintendant noch dem Beschluss beugen wollen. Inzwischen hat ihn aber die Angst befallen, dass die Inhalte jener Bänder für den Staatsfunk extrem peinlich sind.

Daher verweigert er nun plötzlich die Herausgabe der Bänder und beruft sich „im Sinne eines Moratoriums“ auf eine Wortmeldung des Staatssekretärs Ostermayer, also eines zweitklassigen Politikers. Der Burgenländer ist natürlich in keiner Weise für die Justiz zuständig – er ist eigentlich für gar nichts zuständig außer für all die schmutzigen Geschäfte, bei denen sich Werner Faymann nicht selbst die Finger beflecken will. Und Moratorien gibt es in der Justiz sowieso nicht.

Dieser Herr Ostermayer hat vage eine Änderung des Medienrechts vorgeschlagen, ohne bisher auch nur einen ausformulierten Satz eines neuen Paragraphen vorlegen zu können. Dieser Paragraph würde ja wahrscheinlich lauten müssen: Alle linken Journalisten und Medien dürfen alles und stehen über dem Recht, alle anderen sind wegen prinzipieller Verhetzung einzusperren oder zumindest zu kündigen.

Die Justizministerin hat sich – wie es in einer Koalition gehört – einmal prinzipiell gesprächsbereit gezeigt. Freilich weiß niemand, ob und was dabei herauskommen wird. Aber eines ganz sicher nicht: dass ein rechtskräftiger Beschluss von Richtern dadurch nachträglich außer Kraft gesetzt wird. Dazu bräuchte es schon eines verfassungsrechtlichen Sondergesetzes.

Würde die Logik des Herrn Wrabetz stimmen, dann könnte sich jedermann künftig einer Verurteilung oder der Zahlung seiner Steuern entziehen, indem er von einem Moratorium schwafelt. Man bräuchte höchstens irgendeinen Politiker, der eine Gesetzesänderung fordert. In Hinblick auf die ORF-Gebühr haben das ja auch schon mehrere getan: Daher wäre es fast zwingend, „im Sinne eines Moratoriums“ keine Beiträge mehr zu zahlen.

Aber geht es da nicht um das gesetzlich geschützte Redaktionsgeheimnis? Dieses Schutzes hat sich der ORF jedoch selbst begeben, indem einer seiner führenden Redakteure Strafanzeige gegen den FPÖ-Obmann erstattet hat. Bei dem Streit um die Videobänder geht es bekanntlich um jene ORF-Sendung, bei der die ORF-Redaktion zwei extrem auffällige und alkoholfreudige Skinheads zu einer Strache-Versammlung gekarrt hat, um den Politiker in das übliche schlechte Licht zu richten. Wobei der große medienpolitische Skandal natürlich der Wechsel des ORF von der Rolle eines Beobachters in die eines zwei Rechtsradikalen helfenden oder gar anstiftenden Akteurs ist.

Der rechtsstaatliche Skandal ist sogar ein doppelter. Erstens: Man zeigt jemanden an und hält dann die nötigen Beweismittel unter Verschluss. Und zweitens ignoriert man – als de facto staatseigenes Unternehmen! – Gerichtsbeschlüsse.

Das Verhalten des Alexander Wrabetz ist absolut ungeheuerlich. Woran die erstaunliche Unterstützung durch seine ideologischen oder taktischen Sympathisanten von Rot, Grün und Orange absolut nichts ändert. In den USA würde Wrabetz sofort auf längere Zeit wegen – besonders provozierender – Missachtung des Gerichts hinter Gittern landen. Und in Österreich?

Warten wir noch ein paar Tage ab. Noch nie war der Rechtsstaat so gefordert wie jetzt. Und die Justizministerin wäre nur in einem einzigen Fall rücktrittsreif (im Gegensatz zu den Forderungen von Grün und – erstaunlicherweise – auch Orange): Wenn sie jetzt den in Hunderten ähnlichen, aber viel weniger prominenten Fällen schon beschrittenen Gang des Rechts in irgendeiner Weise hemmen würde.

 

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Steirische Nachdenkübungen

28. September 2010 01:03 | Autor: Andreas Unterberger

Die steirische Politik täte gut, während der nächsten Tage in aller Ruhe die Wahlkarten-Ergebnisse abzuwarten. Gewiss, Ruhe ist in der heute üblichen politisch-journalistischen Hektik nicht sonderlich an der Tagesordnung. Aber das weite Auseinanderklaffen zwischen Wahltag und Bekanntwerden der Briefwahlergebnisse zwingt dennoch dazu.

Denn diese Wahlkarten könnten noch viel an den Konsequenzen ändern: Ein wackliges SPÖ-Mandat weniger und schon herrscht Gleichstand zwischen den beiden Mittelgroßparteien. Ein Linksmandat (SPÖ, KPÖ und Grüne) weniger und schon wäre das Patt zwischen der politischen Rechten und der Linken beendet. Ein paar Zehntelprozent weniger bei den Kommunisten und schon wären sie ganz draußen – ein paar Zehntel mehr und schon hätten sie ein drittes Mandat.

Daher sollte man sich derzeit auf jene Aussagen konzentrieren, die jetzt schon fix sind:

1.     Das Experiment BZÖ hat wenig Zukunft vor sich. In jedem Bundesland ein anderer politischer Kurs, keine strahlkräftige Persönlichkeiten, Verwechslung von ordoliberaler Politik mit Branchenlobbyismus: Das alles muss letztlich schiefgehen. Eine moderne liberalkonservative Bewegung zeigt sich da nicht.

2.     Der Jubel der SPÖ ist ziemlich peinlich. Auch wenn sie den Landeshauptmann wahrscheinlich verteidigt hat, ist sie doch die größte Wahlverliererin.

3.     Noch peinlicher ist es aber, wie für die meisten in der SPÖ plötzlich die Freiheitlichen wieder salonfähig werden. Die antifaschistische Moralismus-Heuchelei lässt sich offenbar auf Knopfdruck abdrehen, sobald man die Blauen brauchen kann. Was die SPÖ nicht hindert, die Blauen später sofort wieder in Gutmenschenart zu Reinkarnationen Adolf Hitlers zu degradieren, wenn man sie nicht braucht. Oder wenn man der ÖVP die schwarz-blaue Variante vermiesen will.

4.     Spannend wird, ob sich die ÖVP – die nach dem vorläufigen Stand keine Mehrheit mit den steirischen Blauen hat – von dieser Drohung eines Rot-Blau unter Druck setzen lässt. Oder ob sie – wie gestern im Tagebuch skizziert – auf Konsequenzen darauf beharrt, dass der steirische Landtag nach dem bisherigen Stand genau in eine rechte und eine linke Hälfte zerfällt. Und nicht mehr wie in der letzten Periode eine massive linke Mehrheit hat.

5. Besonders heiter wäre es, wenn am Schluss der ÖVP genau die Stimmen der kleinen Christen-Partei zur Pole-Position fehlen würden: Vielleicht sollte sich die Partei doch einmal mit den Exponenten der Kleinpartei zusammensetzen. So wie man vor Jahrzehnten den Nationalen bewusste Angebote gemacht hat (von Bartenstein bis Ermacora).

6. Genauso unverständlich ist, dass nicht ÖVP wie FPÖ längst intensiv um das BZÖ buhlen. Denn deren Stimmprozente fehlen der rechten Landeshälfte noch viel mehr als die Promille der Christen. Aber die großen Strategien fehlen sowohl den heutigen Schwarzen wie auch den Blauen.

7. An den vielen Analysen und Wählerstrom-Berechnungen (die ja regelmäßig bei unterschiedlichen Instituten zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen) ist nur ein einziger Aspekt vom Datenmaterial her wirklich solide und zugleich spannend: Frauen wählen überdurchschnittlich oft links, Männer stärker rechts.

Über die strategischen Konsequenzen aus diesem Umstand kann man nun heftig streiten. Wird eine rechte Partei, wie es bei der ÖVP teilweise der Fall ist, zunehmend feministisch, dann verliert sie wahrscheinlich rascher Männer an die FPÖ, als sie Frauen von den Grünen gewinnen kann. Andererseits könnte man dieses Links-Rechts-Gefälle auch in Relation zum politischen Interesse und zum Konsum von politischen und wirtschaftlichen Inhalten in den Medien setzen: Überspitzt ausgedrückt hieße das: Die Linke reüssiert nur noch bei den politisch eher desinteressierten Frauen.

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Fußnote 137: Der Unterschied zwischen Kosovo und Österreich

27. September 2010 13:59 | Autor: Andreas Unterberger

Der Präsident des Kosovo tritt zurück, weil er die Verfassung nicht eingehalten hat.

Dabei scheint sein Delikt von außen gesehen relativ marginal gewesen zu sein: Er hat bei Antritt des Präsidentenamtes den Vorsitz in seiner Partei ruhend gestellt und nicht ganz zurückgelegt. Über die Relevanz dieses Unterschieds berieten die Gerichte zwei Jahre, bis sie sich nun zu einer strengen Auslegung entschlossen haben. So weit, so wenig aufregend. Aufregend wird erst der Vergleich mit Österreich. Da plant die Regierung den von der Verfassung vorgeschriebenen Termin für eine Budgetvorlage nicht einzuhalten, tritt aber nicht zurück, und auch Bundespräsident oder Parlamentsmehrheit tun nichts, um dem Grundgesetz wieder zu seiner Gültigkeit zu verhelfen. Der Vergleich macht uns sicher: Der Kosovo ist heute ein Rechtsstaat, und Österreich ist heute – ?

 

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Die grüne Ichpartei

27. September 2010 03:11 | Autor: Andreas Unterberger

 „Wir müssen nichts und wollen alles!“ So schreibt eine Martina Wurzer in einer Wahlkampfzeitung der Wiener Grünen. Offener hätte man es gar nicht sagen können, wofür die Grünen stehen: für eiskalten Egoismus und sonst nichts.

Dieser Egoismus der grünen Kern-Identität tarnt sich nur mit einem verbal-moralistischen Mäntelchen, das man aber bisweilen in der Garderobe vergisst. Wie es etwa bei der Dame passiert ist, die immerhin an fünfter Stelle des Stadtvorschlags der Grünen steht.

Die grüne Strategie ist durchaus raffiniert: Sie wirft in einer Flucht nach vorne ihren politischen Gegnern genau diesen hemmungslosen Egoismus vor, den die Grünen selber praktizieren. Diese Gegner werden mit gebetsmühlenartig heruntergeratterten Schlagworten ständig in die Schlechtmensch-Ecke gerückt: Dazu zählen etwa die Phrasen vom „eiskalten Neoliberalismus“ (weil man dagegen ist, dass die nächsten Generationen unter der heute für ökosoziale Luxusausgaben angehäuften Schuldenlast ersticken) oder von der „menschenverachtenden Haltung“ (die man angeblich hat, wenn man die Sorge zu äußern wagt, dass die massenhafte Immigration das Niveau unserer Schulen senkt und den Sozialstaat kaputt macht).

In Wahrheit aber geht es der Egoistenpartie um nichts weniger als die ganze Macht. Da ist kein Hauch von liberaler Toleranz zu spüren. Wer nur ein wenig von der vorgeschriebenen Meinung abweicht, wird mit „Verhetzungs“-Klagen überhäuft. Und wenn man an einen der immer häufiger werdenden grünen Richter gerät, kann das neuerdings sogar zu Verurteilungen führen.

Aber auch das ist vielen Grünen noch nicht genug: So basteln manche von ihnen an Eingriffen in die Lebensqualität der Menschen, die lebhaft an den rumänischen Diktator Ceausescu erinnern. Dieser hatte einst verboten, dass in Rumänien jemand im Winter seine Wohnung auf 15 Grad oder mehr erwärmt. Gleichzeitig ließ sich Ceausescu aber selbst einen Palast bauen, der größer und prunkvoller konzipiert wurde, als es die Residenzen der einstigen österreichischen und deutschen Kaiser zusammen waren. Und selbstverständlich galten für die Ceausescu und andere rumänische Politruks keinerlei Wärmebeschränkungen.

Dieser Politiker kommt einem bei einem Bericht des (seit dem Hinauswurf des Herausgebers wieder ganz auf Linkskurs eingeschwenkten) „Spiegel“ in den Sinn, der sich begeistert über ein neues Konzept aus der grünen Ecke zeigt: Jedem Einzelnen sollen künftig nur noch 2000 Watt Strom zustehen. Wohlgemerkt nicht nur für Licht, Fernsehen und Computer, sondern auch für Kochen und Heizen, Staubsaugen und Verkehr. Dies ungeachtet der Tatsache, dass alleine neue Staubsauger bereits 2000 Watt verbrauchen. Und ebenso ungeachtet der Tatsache, dass leicht widersprüchlich gerade ein anderer grüner Gehirnwäscheversuch läuft, derzufolge sich jeder anständige Mensch künftig nur noch ein Elektroauto zulegen dürfe.

Tatsache ist jedenfalls, dass schon heute (also ohne Elektroautos) auf jeden einzelnen eine Strom-Leistung von 6000 Watt entfallen.

Aber ist es nicht unfair anzudeuten, dass die grünen Politiker von einer solchen Regel für sich selbst eine Ausnahme machen werden?

Nun, der Vorwurf mag vielleicht unfair klingen, aber er ist extrem realistisch. Denn nicht nur unter Ceausescu, sondern auch in jeder anderen Diktatur, hat die herrschende Klasse für sich selbst ganz andere Spielregeln entwickelt als für die breite Masse.

Dazu gehört auch der von den Grünen extrem betriebene Feminismus. Dieser setzt sich freilich nur in Form billiger Sprechblasen bei Interviews für belastete Mehrkinder-Mütter oder Unterschichtfrauen ein. Was Feministinnen hingegen wirklich am Herzen liegt, worauf sie derzeit ihre ganze Energie konzentrieren, sind eigenen Interessen, also die Interessen einiger Oberschichtfrauen, wie etwa gut honorierte Sitze im Aufsichtsrat. Was sie natürlich durch gesetzlichen Zwang für vorhandene Firmen erreichen wollen, und nicht etwa dadurch, dass sie selbst Aktiengesellschaften gründen und mit so vielen Frauen besetzen, wie sie wollen. Und selbstverständlich ist mehr als 90 Prozent der Frauen die ganze Aufsichtsrats-Diskussion völlig gleichgültig.

Ganz typisch ist auch das Beispiel des erfolgreichsten grünen Wanderpredigers, das Amerikaners Al Gore. Er hat mit einem manipulativen und von sachlichen Fehlern strotzenden Film viel Geld verdient und seine Zuseher dabei psychisch unter Druck gesetzt, nur ja an die globale Erwärmung zu glauben und sich daher drastisch mit jedem Energiekonsum einzuschränken. Tatsache ist aber, dass Al Gore selber in seinem Haus gleichzeitig zehn Mal so viel Strom wie ein amerikanischer Durchschnittshaushalts verbraucht. Der bekanntlich wieder weit über dem globalen Durchschnitt liegt.

Wer noch der lateinischen Sprache mächtig ist, kennt dieses sich in der Geschichte ständig wiederholende Verhaltensmuster schon aus dem alten Spruch: „Quod licet Iovi, non licet Bovi.“ Für die Rindviecher gelten halt andere Regeln als für die obersten Götter.

Überraschend ist nur, dass manche grüne Anfängerinnen neuerdings so naiv sind, die Wahrheit auch auszusprechen: „Wir müssen nichts und dürfen alles.“

 

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Fußnote 136: Du zahlen, wir schreiben

27. September 2010 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Wie der Wahlkampf und die Unabhängigkeit der Medien wirklich so laufen.

Ein Spitzenfunktionär einer Wiener Kleinpartei wollte mit den Medien in Kontakt kommen und Interviews anbieten. Bei manchen hat er damit auch Erfolg gehabt. Bei einer  Zeitung mit angeblich hoher Auflage bekam er hingegen eiskalt zu hören: „Wenn ihr nicht für mindestens 200.000 Euro bei uns inseriert, berichten wir überhaupt nicht über euch.“ Mit welchem moralischen Recht haben eigentlich solche Medien noch verfassungsrechtliche Privilegien wie etwa das Redaktionsgeheimnis?

 

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Steirische Lehren

26. September 2010 15:03 | Autor: Andreas Unterberger

Das war eine ziemlich weise Aktion der steirischen Wähler. Ein schwerer Dämpfer für den überheblichen Franz Voves, ein klares Signal an die ÖVP, dass man mit einem strahlungsfreien Spitzenkandidaten nichts gewinnen kann, aber auch für die Freiheitlichen trotz ihres heftigen Zugewinns keine volle Rückkehr zu früheren Triumphen.

Auf viele entscheidende Parameter werden wir noch bis nach Auszählung der Wahlkarten warten müssen. Insbesondere auf das Zieleinlaufphoto: Behält die SPÖ die Nasenspitze vorne?

Strategisch aber noch wichtiger wird die Frage: Wagt es die ÖVP erstmals in einem der vier großen Bundesländer, mit den Freiheitlichen die Mehrheit zu suchen und den Landeshauptmann zu stellen?

Das würde zwar das – ohnedies katastrophale – Koalitionsklima in Wien noch mehr verschlechtern, das wäre aber ein wichtiger strategischer Schachzug für die Schwarzen, um sich wieder eine Alternative zur Faymann-SPÖ aufzubauen: Längst kann ja niemand mehr sagen, ob Faymann oder ob Strache weniger regierungsfähig ist, weniger bereit zu nicht-populistischen, aber unbedingt notwendigen Maßnahmen.

Josef Pröll wird irgendwann auch gezwungen sein, intensiver nachzudenken, ob er aus dem selbstgebastelten Gefängnis noch einmal ausbrechen will, in die er sich durch die de facto alternativlose Bindung an Faymann begeben hat. Während Faymann immer hoffen kann, dass ihm die Wähler doch noch einmal die rot-grüne Karte schenken, mit der dann die totale linke Gehirnwäsche samt Megaverschuldung einsetzen kann. Oder ob der SPÖ zeigt, dass die ÖVP auch anders kann, wenn die SPÖ weiterhin total auf Big Spender and Small Saver macht.

Da wäre die Steiermark nun ein perfektes Signal. Und die schäumenden Kommentare in Profil, Standard, ORF und etlichen anderen Medien kann man wegen Irrelevanz spielend überblättern. Die sind von den Lesern fast noch weiter weg als die Regierungsparteien von den Wählern.

Pröll sollte aber auch intensiv über die Personalauswahl der diversen schwarzen Spitzenkandidaten nachdenken. Nach der Wiener Wahl wird diese Aufgabe endgültig unverzichtbar werden.

Wahrscheinlicher ist freilich, dass die ÖVP – sollte sie nach den Wahlkarten Nummer zwei bleiben – weiterhin in der großen Koalition bleibt. Das ist umso wahrscheinlicher, wenn Schützenhöfer in Graz an der Spitze bleibt. Dann hat die Partei freilich nur noch eine Rest-Chance, aus der Schlappe der Roten Gewinn zu ziehen: Indem sie bei den bundespolitischen Entscheidungen der SPÖ die entscheidenden Konzessionen abringt: also etwa den steirischen ORF-Kurator mit einem eigenen Mann besetzt. Ebenso müsste sie mit einer Entscheidung in Graz so lange zuwarten, bis sich zeigt, ob die SPÖ wenigstens nach den Wiener Wahlen bewegungsfähig geworden sein wird. Wie schwarze Politiker immer wieder als Begründung für die absolute Sanierungspause nennen.

Am bedenklichsten ist allerdings, dass die KPÖ auch ohne ihren einstigen Sympathieträger in der Steiermark gut abschneidet. Immerhin bekennt sich diese Partei viel intensiver zu einem der beiden großen und Millionen Menschen brutal vernichtenden Totalitarismen des 20. Jahrhunderts, als es selbst die historisch etwas zurückgebliebene steirische FPÖ tut.

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Eine Kulturschande

26. September 2010 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Ein ganz besonderes Kulturgut im Herzen Wiens ist dem Verfall preisgegeben. Was unter größter Anteilnahme der Wiener Bevölkerung am 2. Oktober 1960 feierlich von gleich zwei Kardinälen eingeweiht wurde, nämlich die Riesenorgel im Dom zu St. Stephan, verdreckt und verrottet, als hätte sie nie etwas gekostet oder bedeutet.

Doch das Gegenteil war der Fall: Die Riesenorgel leistete brav ihren Sonntagsdienst, bei kleinen Andachten ebenso wie großen Hochämtern. Vielen sind noch die wöchentlichen Konzerten am Mittwochabend in Erinnerung, an denen sich der nicht gerade kleine Dom oft bis auf den letzten Platz füllte.

Der Kölner Kardinal Josef Frings und sein Wiener Kollege Franz König hatten vor genau fünfzig Jahren die Orgel für die Kirche in Besitz genommen. Ihr Erbauer, Johann M. Kauffmann aus Wien, wäre heuer hundert Jahre geworden, starb aber schon fünf Jahre nach der Vollendung seines Lebenswerkes. Er hatte sich buchstäblich daran kaputtgearbeitet.

Doch dann kam das Jahr 1983. Auf den Thron eines "Dommusikdirektors"  kam ein Orgelspieler, der das Werk von Anfang an gehasst hatte. Er redete dem ehrwürdigen Domkapitel ein, die Orgel sei zu leise.

Dieser Mann schaffte es, nicht nur eine der beiden Kauffmann-Orgeln zu schleifen (sie hing als "Schwalbennest" neben dem Wiener Neustädter Altar), sondern auch das größte Musikinstrument Österreichs stillzulegen. Dafür setzte er sich selbst auf Kosten der Kirchensteuerzahler ein Denkmal in Form einer "Barockorgel" an der rechten Wand des Domes.

Das band natürlich viele Mittel der Kirche und verhinderte die Instandhaltung der Riesenorgel. Beinahe drei Jahrzehnte dämmert daher nun schon eine der größten und meistbeachteten Kirchenorgeln Europas ungenutzt vor sich hin. Zuletzt gab es sogar Gerüchte, die Orgel solle gänzlich abgebaut und eventuell nach Ungarn verscherbelt werden.

Was anderswo einen Sturm der Empörung auslösen würde, vollzog sich im Schoß der Kirche klammheimlich und unauffällig. Unter der Hand wurde kolportiert, dass die Orgel nicht mehr spielbar sei und sich eine Reparatur nicht mehr lohnen würde. Journalistenanfragen wurden nicht oder nur verschleiert beantwortet. Man wollte nicht zugeben, dass man ein großes österreichisches Kulturgut regelrecht verschlampen lässt.

Die Riesenorgel ist ein königliches Instrument. Der Freipfeifenprospekt ist einer der schönsten der Welt. Sie verfügt über vier Manuale (Klaviaturen), 155 Register (Klangfarben) und rund 10.000 Pfeifen mit modernster Spieltechnik, auf der sich die gesamte Orgelliteratur aufführen ließe. Das Bundesdenkmalamt und mehrere Gutachter treten vehement für den Erhalt des Werkes ein.

Bislang gab es von Seiten der Kirche nur Beschlüsse, keine konkreten Taten. Immerhin ist der Totalabriss seit einigen Monaten vorläufig weg vom Tisch. Man fürchtet aber, dass eine Wiederherstellung in den Originalzustand von 1960 "zu teuer" käme, obwohl sogar die rote Gemeinde Wien bereits ihre Hilfe angeboten hat.

 Hätte man die Riesenorgel zumindest regelmäßig gewartet und bespielt, wären die neue Orgel jedenfalls gar nicht nötig gewesen. Nun soll das eindrucksvollste Instrument in dieser Kirche nachträglich für frühere Fehlentscheidungen büßen.

Noch ist es nicht zu spät für die Rettung der Riesenorgel. Aber vieles deutet daraufhin, dass sich anstelle dieser kulturhistorisch notwendigen Rettung schon wieder jemand auf Kosten des Domes ein Denkmal setzen will – diesmal durch Unterkellerung des Platzes zwischen dem Dom und den Erzbischöflichen Palais. Von den noch absurderen Gerüchten, die derzeit durch Wien laufen, wollen wir ja gar nicht reden: nämlich dass es einflussreiche Kreise gibt, die ernsthaft über den Bau des zweiten Stephansturmes nachdenken.

Zum Glück ist der Wiener Kardinal, nach allem was man hört, in diesen Fragen erfreulich nüchtern und bodenständig. Die Kirchen Wiens, so hat er erkannt, brauchen keine Prestigeprojekte, sondern liebevolle Pflege der großartigen Substanz. Was teuer genug ist.

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Die unerträgliche Gier der Politik

25. September 2010 03:53 | Autor: Andreas Unterberger

Sie sind unverbesserliche Wiederholungstäter. Und niemand legt ihnen das Handwerk. Denn kaum haben sich die Prognosen der Wirtschaftsforscher ein wenig gebessert, bricht schon wieder ihre Gier aus. Der Speichel tritt ihnen aus dem Mund, weil sie wieder die Möglichkeit sehen, mit vollen Händen in die  Kassen zu greifen.

Die einen wollen ihre studentischen Zielgruppen bedienen (damit die weiterhin alles, was sie wollen, so gratis, wie sie wollen, studieren können), die anderen jene in der profitträchtigen Umweltindustrie.

Wohlgemerkt: Wir reden von einer Situation, in der sich das Rekorddefizit um ein paar Zehntelpunkte verringern könnte, keineswegs von einer Situation eines ausgeglichenen Haushalts oder gar von Überschüssen. Überdies stehen diese optimistischen Prognosen eines konjunkturellen Zwischenhochs auf mehr als wackeligen Beinen.

Was besonders frustrierend ist: Gleichzeitig mit der Wiederbelebung ihrer Spendierlust wollen die meisten dieser Abkassierer die Steuern weiterhin massiv erhöhen. Während in Wahrheit ein Abbau dringend am Platze wäre.

Federführend bei den Steuererhöhungsplänen sind natürlich die Sozialdemokraten. Wie in allen Ländern nur mit einem kleinen Unterschied: Während bei uns der höchste Einkommensteuersatz jetzt schon bei 50 Prozent liegt, wollen die deutschen Sozialdemokraten ihn auf 49 Prozent erhöhen, und die regierenden spanischen Sozialisten auf 45 bis 47 Prozent. Es lebe der kleine Unterschied!

 In Österreich will man aber auch auf die schon vorhandenen (und bereits beim Erwerb versteuerten) Vermögen zugreifen. Alleine die Gerüchte solcher Pläne haben einige große Stiftungen schon veranlasst, Gelder ins Ausland zu verschieben. Dazu zählen, wie mir ein schockierter Kulturmanager erzählt, auch solche Stiftungen, die von den Sängerknaben bis zum Theater in der Josefstadt schon viele Millionen für kulturelle Zwecke in Wien gespendet haben. Aber solche Gelder sind ja offenbar unerwünscht – denn dafür muss man ja keiner Partei dankbar sein.

Während die Nation über Fußfesseln für Helmut Elsner debattiert, sollte sie eher Handschellen für die politische Klasse und ihre zielgruppenorientierte Abkassiermentalität anschaffen.

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Übers Dealen zum Grundeinkommen

25. September 2010 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

 Manches Mal wird man auf so skandalöse Zustände in diesem Land hingewiesen, dass man nur noch fassungslos reagiert: Wegen des Wegschauens aller Verantwortlichen, und wegen des explosiven Zusammenspiels zwischen einer extrem naiv-gutmenschlichen Ausländerpolitik und einem zu hemmungsloser Selbstbedienung einladenden Sozialstaat.

Das Rezept: Man nehme

1.     Einen Asylwerber;

2.     Sein Asylantrag wird abgewiesen;

3.     Derweil wird der Mann auf frischer Tat als Drogendealer erwischt und verurteilt;

4.     Nach der Freilassung kann er nicht mehr abgeschoben werden, weil ihm in seiner Heimat (was für fast alle Herkunftsländer von Asylwerbern gilt) noch viel ärgere Sanktionen für Dealen drohen; und dieses Risiko ist in unserer allzu naiven Rechtsordnung jedenfalls ein absolutes Hindernis, um abgeschoben zu werden;

5.     Konsequenz: Der Mann bleibt in Österreich – und bekommt neuerdings die volle Mindestsicherung, die ja im Vergleich zum Lebensstandard in seiner Heimat das absolute Schlaraffenland darstellt. Selbst wenn er nicht einträglichen Nebenbeschäftigungen in den Abendstunden rund um U-Bahn-Stationen und Discotheken nachginge;

6.     Und wenn er alt geworden ist, dann bekommt er auch noch die Ausgleichszulagenrente (die nach Ansicht der Herren Blecha und Khol auch heuer wieder deutlich stärker angehoben werden soll als die Pensionen jener, die dafür auch Beiträge gezahlt haben).

Ein hochrangiger Sozialrechtsexperte bestätigt das alles. „Ja, da kann man leider nichts machen.“

Und der Tagebuchautor hat ein schlechtes Gewissen, wenn er das schreibt, weil das Internet ja auch in Nigeria und Umgebung gelesen werden kann, und weil dort manche imstande sein könnten, mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms das Rezept nachzukochen.

Kann man wirklich nichts tun? Natürlich kann man, könnte man:

1.     Abgewiesene Asylwerber in jedem Fall abschieben – oder dauerhaft in Schubhaft nehmen (und dabei die Proteste rotgrüner Juristen ignorieren);

2.     Drogendealer gar nicht verurteilen, sondern abschieben;

3.     Die Mindestsicherung wieder abschaffen (das erwähnte Beispiel ist ja nicht das einzige zum Missbrauch einladende Scheunentor) und durch ein öffentliches Arbeitsangebot in der Höhe der Mindestsicherung für jeden zu ersetzen. Anständige Politiker können ja auch zugeben, einen Fehler gemacht zu haben. 

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ORF mal drei: Das Ende jedes Anstands

24. September 2010 02:25 | Autor: Andreas Unterberger

 Wann immer man den ORF aufdreht, stößt man auf massive Verzerrung der Fakten und ein Zerrbild der Objektivitätsverpflichtung. Aber das stört ja offensichtlich niemanden mehr. Die ÖVP hat längst keine Medienpolitik mehr (nicht einmal eine professionelle ORF-Beobachtung); die FPÖ hatte nie eine; die Grünen profitieren so wie die SPÖ; und das BZÖ ist dadurch stillgelegt, dass seine Kandidaten nicht mehr auftreten dürften, würde das BZÖ nicht bei Personalbestellungen im Stiftungsrat zu allem Ja und Amen sagen.

Um zu diesem Urteil zu kommen, genügt schon eine einzige „Zeit im Bild“ mit dem Linksaußen Armin Wolf vor der Kamera.

Da engagiert sich der Sender massivst in eigener Sache und polemisiert dagegen, dass er laut Gericht alle Videobänder von dem umstrittenen Auftritt zweier auf ORF-Kosten zu einer Strache-Veranstaltung herangekarrten Skinheads herausgeben muss. Trotz des rechtlich garantierten Redaktionsgeheimnisses. Aber der Sender verschweigt total das entscheidende Faktum: Denn es war niemand anderer als ein führender ORF-Mitarbeiter, der Strache in diesem Zusammenhang angezeigt hat. Das ist schon eine ziemlich Chuzpe: jemanden anzuzeigen, aber das Beweismaterial geheimzuhalten.

Davon unabhängig deutet alles darauf hin, dass Strache wieder einmal in seiner Reaktion auf die ORF-Provokation massiv überreagiert hat. Aber statt dass sich beide Seiten kräftig schämen, wird nun wie wild prozessiert. Von der Verletzung des journalistischen Anstandes, demzufolge man auch die Gegenseite, also einen Sprecher von Gericht oder Staatsanwaltschaft, zu Wort kommen lassen müsste, wollen wir gar nicht reden. Diesen Anstand kennen die Politruks vom Küniglberg ja nicht einmal mehr vom Hörsensagen.

Nächste Szene der gleichen Sendung: Alice Schwarzer wird ob ihres Islam-kritischen Buches gestreichelt, der prominenteste aller Islam-Kritiker, nämlich Thilo Sarrazin, wird hingegen – wie immer ohne ein einziges Sachargument – gehöhnt. Was aufs erste ob der Absenz jeder kohärenten Logik staunen lässt, macht aufs zweite aber ein ORF-Gesetz klar: Eine linke Feministin darf alles, was sonst mit dem elektronischen Scheiterhaufen bestraft wird. Sie darf sich sogar mit dem Islam anlegen. Alle anderen werden hingegen prinzipiell mundtot gemacht.

Dritte Szene: Ein Bericht darüber, dass einige EU-Kommissare bis zu drei Jahre nach Amtsende einen saftigen Weiterbezug kassieren. Was zeigt man dazu? Ein Bild der letzten Kommission mit Benita Ferrero-Waldner im Zentrum. Alle anderen Menschen rund um sie sind den meisten Österreichern eher unbekannt. Und was verschweigt man? Dass Ferrero im Gegensatz zu 16 ihrer Kollegen auf den Bezug verzichtet hat. Das hat sogar der EU-Abgeordnete Ehrenhauser von der Martin-Partei, der die ganze Geschichte überhaupt erst publik gemacht hat, ausdrücklich lobend anerkannt. Aber der ORF verschweigt ja auch diesen Urheber der Geschichte total. Wohl weil er über eine Schwarze etwas Positives gesagt hat.

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SN-Kontroverse: Bezüge beschränken

24. September 2010 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen die Bezüge von Managern beschränkt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Grenzen für die Gier

Katharina Krawagna-Pfeiferwar Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Manche Verhältnisse sind unmoralisch und ruinös für alle. So die Gehälter der Manager, die in einem Jahr mehr als das gesamte Lebenseinkommen ihrer Mitarbeiter verdienen. Dieses Missverhältnis ist noch dazu leistungsunabhängig. Denn die Managergehälter erreichen selbst dann diese Höhen, wenn die Unternehmen keine Gewinne machen. So lag trotz Finanz- und Wirtschaftskrise, Gewinnrückgängen und Stellenabbau die durchschnittliche Gage der heimischen Topmanager in den Paradeunternehmen des ATX (das sind die Top 20 der börsennotierte Unternehmen) im Vorjahr mit rund einer Million Euro höher als das Lebenseinkommen eines durchschnittlichen Beschäftigten. Ein Vorstand verdiente im Schnitt rund 963.000 Euro und das, obwohl Bonuszahlungen und Aktienoptionen um knapp 47 % zurückgegangen sind. Dafür wurden eben die Grundgehälter kräftig erhöht! Für die Vorstände der von der Finanzkrise besonders betroffenen Raiffeisen International AG wurden die Grundgehälter am deutlichsten angehoben (+28,6 Prozent), bei der OMV AG  waren es stolze 19,8 Prozent und bei der  Post AG zwölf Prozent. Heuer dürfen sich die Manager doppelt freuen: Neben den höheren Grundgehältern winken satte Bonuszahlungen.

Statt einseitig nur auf den Aktienkurs zu setzen, müssen Unternehmensziele künftig an ökologische, soziale bzw. beschäftigungsrelevante Kriterien geknüpft sein und  begrenzt werden. Außerdem ist auf die  Entwicklung der Löhne im Unternehmen Rücksicht zu nehmen. Eine gesetzliche Begrenzung der Managerbezüge und der Abfertigungszahlungen ist nötig, damit die Aktienkurse von Unternehmen wieder an die Realwirtschaft anknüpfen. Die  „Gier der Oberen" muss Grenzen haben, damit die Allgemeinheit nicht wieder die Kosten der von ihnen verursachten Finanzkrise zahlen muss.


Wenn Politiker Gehälter festlegen

Andreas Unterberger

Keine Frage: Manche Manager erhalten für ihre Leistung viel zu viel Geld. Das trifft aber genauso auf manche Fußballer, Angestellte, Ärzte oder Arbeiter zu. Wer soll jedoch feststellen, ob ein Bezug nun gerechtfertigt ist oder nicht? Das kann in einem freien Rechtsstaat einzig und allein Aufgabe des Zahlenden (und das Kassierenden) sein. Das darf niemals Aufgabe des Staates, also der Politiker sein - ausgenommen dort, wo der Staat selbst als Eigentümer oder Gläubiger Zahlender ist. Was ja leider noch in vielen Unternehmen zum Leidwesen der Steuerzahler und Konsumenten der Fall ist.

Wie ungeeignet der Staat für die Feststellung von Gehaltshöhen ist, zeigen etwa die ÖBB. Dort zahlt der Staat selbst beim größten Defizitbringer von oben bis unten weit über allen Vergleichswerten liegende Gehälter und noch unverschämtere Pensionen. Auch die übrigen Geldverschwendungen durch die Politik füllen ganze Bücher. Einziges Motiv: Wählergruppen sollen bestochen werden.

Würde sich der Staat nun auch noch in privatwirtschaftliche Gehälter einmischen und diese - im Gegensatz zu seinem eigenen Bereich - senken, würde Österreich einen weiteren Schritt zur Vertreibung von Unternehmen aus dem Land setzen. Haben doch oft gerade die nun von linken Neidgenossen als Schröpfobjekte auserkorenen Manager das entscheidende Wort, ob ihr Unternehmen und damit „ihr" Finanzamt in Österreich liegen oder nicht.

Sinnvoll wäre es jedoch, wenn die Aktionäre mehr Rechte bekämen, über Vorstandsbezüge mitzuentscheiden. Denn nur sie können beurteilen, ob es ihnen das Geld wert ist, Topleute mit Topgehältern anzulocken. Das ist angesichts des Mangels an wirklichen Führungspersönlichkeiten in vielen Fällen durchaus sinnvoll. Und umgekehrt trifft es die Eigentümer, also die Aktionäre, am stärksten, wenn unfähige Typen zu hoch bezahlt werden.

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Das ist halt der steirische Rauch

23. September 2010 08:50 | Autor: Andreas Unterberger

Der steirische Landtagswahlkampf zeigt enorme Langeweile und Themenarmut. Viel Rauch, wenig Feuer. Das ist wohl ein weiteres Indiz, dass die Länder recht unwichtig geworden sind. Wichtige Entscheidungen fallen in den Gemeinden, im Bund und in Europa. Dennoch ist die Wahl des kommenden Sonntags alles andere als unwichtig – das gilt aber primär in bundespolitischer Hinsicht.

So ist die Steiermark enorm wichtig für die Mehrheit im ORF. Wenn es die ÖVP nicht schafft, wieder steirische Nummer eins zu werden, wenn also der steirische Stiftungsrat rot bleibt, dann gibt es wenig Aussichten auf eine Beendigung der rot-grün-rotroten Volksfront, die derzeit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in ein gleichgeschaltetes Agitationsforum wie einst im Ostblock verwandelt.

Eine Wiederwahl von Franz Voves wäre auch ein weiteres Signal, dass sich hemmungsloser und rüpelhafter Populismus auszahlt. Voves vertritt so wie die Landeshauptleute in Wien, Niederösterreich und Kärnten ein ebenso verantwortungsloses wie aggressives Niveau, das nicht nur regelmäßig Übelkeit auslöst, sondern auch – was noch viel schlimmer ist – leichtfertig mit den Finanzen umgeht.

Wichtig wäre auch ein Signal gegen die demagogische Voves-Forderung nach einem allgemeinen Mindesteinkommen von 1300 Euro. Ein Landeshauptmann ist zwar gar nicht zuständig für solche Fragen, aber eine politische Bestätigung des Eishockeyspielers würde selbst die kleinste Hoffnung zunichte machen, dass in der SPÖ wieder mehr ökonomische Vernunft einkehrt.

Was gerade in Zeiten wie diesen besonders schlimm ist. Denn selbst ökonomische ABC-Schützen wissen, dass als Folge eines so hohen Mindesteinkommens Zehntausende Menschen ihren Job verlieren, dass noch mehr Unternehmen Richtung Osteuropa oder Ostasien abwandern werden.

Freilich gleichen die Aussichten der ÖVP bestenfalls einer Zitterpartie. Obwohl Schwarz derzeit eigentlich im Trend liegt, sind ihre Perspektiven nur durchwachsen. Hauptgrund: Die Volkspartei hat in der grünen Mark einen biederen Funktionärstyp an der Spitze, dem die nötige Strahlkraft fehlt. Dabei hätten die steirischen Schwarzen durchaus einige attraktive Alternativen bei der Hand, die sie aber nicht zum Zug kommen haben lassen. Wobei insbesondere der Grazer Bürgermeister Nagl eines der – ganz wenigen – Talente ist, die noch irgendwo im Schrebergarten der österreichischen Politik nachwachsen.

Die Knappheit an Talenten zeigt sich auch an der eher jammervollen Aufstellung aller steirischen Oppositionsparteien, die trotz der bevorstehenden Belastungswelle keinen wirklichen Erdrutsch auszulösen imstande sind.

 

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Europas teuerste Züge

23. September 2010 00:15 | Autor: Andreas Unterberger

Die Züge der Bahn kommen – im Prinzip – täglich zur selben Zeit an. Mit noch größerer Regelmäßigkeit treten ständig neue ÖBB-Generaldirektoren wie jetzt Christian Kern an und versprechen jedes Mal, die Staatsbahn in ein „modernes effizientes Mobilitätsunternehmen“ zu verwandeln. Und noch regelmäßiger scheitern sie.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema ÖBB gewidmet.)

 Kern kündigte die Abstellung von „Absurditäten“ an – und wenige Tage darauf erschienen wie eh und je in den letzten drei Jahren inhaltsleere ÖBB-Inserate, die nur den Zweck haben, die Zeitungen gnädig zu stimmen. Für wen auch immer.

Gewiss: Mit Verzicht auf jene Inserate wären die ÖBB noch nicht saniert, aber es wäre ein Anfang mit kräftiger Symbolwirkung.

Und eine kräftige Sanierung brauchen die ÖBB alle Male: Österreich müsste auf etliche Jahre keine Debatte über das Pensionssystem führen, würden die ÖBB so wie andere Bahnen aktiv wirtschaften. Bei uns fließen jedoch alljährlich drei bis vier Milliarden Steuergeld an den Monopolbetrieb. Und dieser Betrag verdoppelt sich noch durch die Kredite, welche die Bahn mit Garantie der Republik aufnimmt.

Noch ein paar andere anschauliche Zahlen: Auf 42.000 Mitarbeiter kommen 72.000 ÖBB-Pensionisten, die vom Staat zu bezahlen sind (daneben fahren übrigens noch 123.000 Angehörige ebenfalls gratis Bahn). Dieses Missverhältnis zwischen Aktiven und Pensionisten ist wieder Folge der Tatsache, dass die Eisenbahner weiterhin mit skandalösen 52 Jahren in Pension gehen. Keiner Arbeit gehen auch mehr als hundert(!) Betriebsräte nach – die trotz der Freistellung im Expresstempo Karriere machen. Manche von ihnen sind freigestellt sogar Bahnhofsvorstand einer Landeshauptstadt geworden. Schwer kassierend, aber nicht arbeitend.

Das alles hat sich nicht geändert, wer auch immer Generaldirektor war, wer immer der zuständige Minister war, von welcher Partei immer der gekommen war (insgesamt waren es schon vier verschiedene Parteien).

Ein Bahnexperte diagnostiziert deprimiert: „Die Spitze kann nichts bewegen, denn die mittlere Ebene mauert. Insbesondere tut das die Gewerkschaft, damit auch die Partei. Das gilt aber auch für Landeshauptleute und Bürgermeister. Die ÖBB sind daher das ineffizienteste Unternehmen Österreichs.“

Anstelle parteipolitischer Polemik bräuchte es harte Maßnahmen: einen absoluten Aufnahmestopp, die Ausgliederung aller unwirtschaftlichen Nebenbahnen (die dann privatwirtschaftlich viel billiger betrieben werden können), strenge Kontrolle der exzessiven Krankenstände und Kuren sowie ein rigoroses Limit für Beförderungen: Fast alle ÖBB-Mitarbeiter erfreuen sich bei ohnedies in jedem Vergleich hohen Gehältern verwendungsmäßig einer Übereinstufung. So verdienen dem Verkehrsministerium zugeteilte ÖBBler um 50 Prozent mehr als echte Beamte gleicher Ebene.

Auf die Kilometerleistung gerechnet sind die ÖBB die weitaus teuerste Bahn Europas. Das kann sich dieses Land nicht mehr leisten.

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Die SPÖ und ihre Linksanwälte

22. September 2010 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Ganz seltsame Dinge spielen sich da im Graubereich zwischen der SPÖ und einigen Rechtsanwälten ab. Die aber gleichzeitig auch die schwere innere Krise der Sozialdemokraten beweisen. Der Vertrag des der SPÖ mehr als nahe stehenden Gabriel Lansky mit den der SPÖ sehr, sehr nahe stehenden Bundesbahnen übersteigt aber darüber hinaus alles bisher vorstellbar Gewesene.

Provozierend ist schon die Höhe der Umsätze: 4,5 Millionen Euro im Vorhinein als Einnahmen garantiert zu bekommen, wäre wohl für fast jeden anderen Rechtsanwalt Österreichs schon so schön wie das Zusammenfallen von Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag.

Noch viel provozierender, weil einzigartiger ist die Laufzeit: Der (unter einem ÖBB-Minister Werner Faymann geschlossene!) Vertrag ÖBB-Lansky geht über nicht weniger als zehn Jahre, wie man jetzt erfährt. Ganz offensichtlich sollen die Umsätze für Herrn Lansky auch dann gesichert bleiben, wenn einmal ein neuer Generaldirektor oder Minister bei den ÖBB endlich für Einkehr der wirtschaftlichen Vernunft und anderer dort völlig fremder Werte sorgt.

Ich habe mich umgehört: Verträge mit zehnjähriger Bindung sind in der Anwaltschaft völlig unbekannt. Kein Klient mit der seit den Neandertalern üblichen Minimalintelligenz bindet sich blind an einen Anwalt, ohne sich die Möglichkeit eines Wechsels offenzuhalten.

So lange Bindungsfristen werden in der gesamten Wirtschaft überhaupt nur dann abgeschlossen, wenn es um teure Investitionen geht, die sich ohne gesicherte Aufträge nicht rentieren würden. Beispiel: Eine neue Druckmaschine für eine Tageszeitung wird von einer Druckerei nur dann angeschafft, wenn sich eine Zeitung auf viele Jahre zu Druckaufträgen verpflichtet (solchee Riesenanlagen sind sehr teuer, unter anderem weil sie mehr Elektronik als ein ganzer Jumbo-Jet in ihren Eingeweiden haben). Die teuren, der ÖBB wegen getätigten Mega-Investitionen des Herrn Lansky sind der Öffentlichkeit jedoch noch nicht bekanntgeworden. Neue Computer und Handies können es wohl nicht wirklich sein.

Amüsant ist übrigens auch der Fall eines zweiten, sehr, sehr SPÖ-nahen Rechtsanwalts: Karl Newole tritt im ersten Bezirk plötzlich mit intensivem Trommelwirbel gegen Ursula Stenzel an. Er wird dabei jedoch als „unabhängiger“ oder gar bürgerlicher Kandidat verkauft. Eine Reihe von sich darob begeistert gebender Zeitungen weiß offenbar nicht (oder verschweigt bewusst), dass dieser Herr Newole einst der engste Mitarbeiter eines Innenministers Karl Blecha war, dass er die EU-Kommission mit Eingaben gegen den ganz zufällig auch von der SPÖ heftig bekämpften Eurofighter-Vertrag bombardiert hatte (die später in Brüssel kopfschüttelnd in der Rundablage entsorgt worden sind), dass er gegen Wolfgang Schüssel und einige seiner Minister Strafanzeigen erstattet hat (Endziel detto: Rundablage). Lauter Aktionen, die in den Augen mancher ahnungsloser Journalisten aber offenbar die Parteiferne und Bürgerlichkeit eines Kandidaten bestätigen.

Beides zeigt freilich noch etwas: Die Krise der SPÖ. Sie traut sich ganz offensichtlich nicht mehr zu, die umtriebige Innenstadtchefin Ursula Stenzel unter eigenem Namen und mit offenem Visier zu bekämpfen. Und sie rechnet offenbar schon selbst damit, bald von den Futtertrögen der Macht vertrieben zu werden. Denn sonst käme sie nicht auf die - übrigens neuerdings auch im Machtbereich des Wiener Rathauses zu beobachtende - Idee, die eigenen Günstlinge extrem langfristig abzusichern.

 

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Sarrazin machts möglich

21. September 2010 02:17 | Autor: Andreas Unterberger

Was Sarrazin und schwedische oder niederländische Wahlergebnisse nicht so alles bewirken können: Zwar hetzt der ORF in der "Zeit im Bild" unverschämter denn je und sagt schon ganz offen, dass er sich die Wahl bestimmter (auch österreichischer) Parteien nicht wünscht. Aber gleichzeitig setzt die Politik im Eilschritt zumindest einen Teil dessen um, was zuvor als menschenverachtend und rassistisch gebrandmarkt worden ist.

Da verlangt etwa der bayrische Innenminister, dass Imame in Deutschland deutsch können müssen. Da hat die Junge ÖVP vor kurzem Ähnliches vorgeschlagen. Da fordert die deutsche Integrationsbeauftragte härtere Maßnahmen gegen integrationsunwillige Ausländer und gibt selbst zu, dass Sarrazin in diesen Fragen ein „Tempobeschleuniger“ ist. Und da spricht der SPD-Chef Gabriel davon, dass Hassprediger und Menschen, die auf Dauer alle Integrationsangebote ablehnen, nicht in Deutschland bleiben können.

Man zweifelt zwar, ob das alles mehr als vertröstende Worte sind, die ohne ernstere Änderungsabsichten gesprochen werden, weil die politische Klasse zunehmend erkennt, wie weit sie sich von den Menschen entfernt hat. Aber immerhin: Bisher hat man nicht einmal solche Worte zu hören bekommen.

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Fußnote 135: Einmal hin, einmal her: immer neue ÖBB-Skandale

21. September 2010 01:06 | Autor: Andreas Unterberger

Die ÖBB bauen in Bregenz nach 21 Jahren schon wieder einen neuen Bahnhof. Aber das ist noch der kleinere Teil des Skandals.

Freilich ist auch der groß genug. Kann es doch nicht wirklich mit rechten Dingen zugehen, wenn der Bahnhof wieder dorthin(!) rückt, wo er vor 21 Jahren stand, und wenn die ÖBB fast alle Bahnhöfe gleichzeitig neu bauen (statt ihr Service zu verbessern). Versteht der Aufsichtsratspräsident, der ganz zufällig aus der Bauwirtschaft kommt, nur von Bauaufträgen etwas? Der noch größere Skandal ist aber, dass dabei in bester Bregenzer Lage auch 13.000 Quadratmeter verkauft werden (an eine Gruppe um die Rhomberg Bau GmbH), der Verkaufspreis aber einfach geheim gehalten wird. Beim Buwog-Verkauf hat man wenigstens noch erfahren, um wie viel Geld dort öffentliches Eigentum verkauft worden ist. Aber bei den ÖBB ...

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Zwei Ministerinnen und die Scheidung

21. September 2010 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

 Da hat die Frauenministerin sicher recht: Noch wichtiger als ein gemeinsames Sorgerecht für Scheidungskinder, wie es der Justizministerin am Herzen liegt, ist die Festlegung eines gesetzlichen Mindest-Besuchsrechts. Aber auch da werden wieder einmal nur halbe Maßnahmen zu halben Zielen diskutiert.

Hier soll gar nicht lange debattiert werden, ob die vorgeschlagenen vier Tage ausreichend sind. Viel spannender ist die nicht beantwortete Frage: Und was sind die Konsequenzen, wenn jemand (meistens die Mütter) das Besuchsrecht ständig hintertreibt? Bleibt das weiterhin so folgenlos wie bisher, wenn einmal das Kind angeblich krank ist, wenn ein andermal beim Abholtermin niemand zu Hause ist, und wenn ein drittes Mal ein ganz, ganz unaufschiebbarer anderer Termin wahrzunehmen ist? Solange sich die Ministerinnen nicht wirklich der Realität stellen, sind ihre Reformversuche nichts wert.

Und geradezu lachhaft ist es, wenn die beiden Damen nun streiten, ob man vom Gericht eine Entscheidung binnen eines Jahres verlangen kann oder nicht. Man würde es noch verstehen, wenn der Streit darum ginge, ob eine Entscheidung binnen eines Monats fallen muss. Aber ein Jahr ist ja schon als Zielvorgabe eine Schande. Immerhin geht es da um Kinder, die man nicht solcherart schikanieren darf. Zermürbte Eltern übrigens auch nicht.

Was Frau Heinisch-Hoseck und Frau Bandion-Ortner genauso wenig ansprechen, ist der Grund von Verfahrensverzögerungen: Das sind nämlich die überwiegend weiblichen Jungrichterinnen, die seltsamerweise meist beim Familienrecht ihre Karriere starte dürfen, und die überraschenderweise des öfteren schwanger werden. Was gut für den Kampf gegen die Demographie-Katastrophe, aber ganz schlecht für die Beilegung eines Rosenkrieges ist.

Wir wollen ja gar nicht davon reden, dass die Hälfte der Familienrichter Männer sein könnten, aber noch wichtiger wäre es, wenn nur lebenserfahrene Menschen (welchen Geschlechts immer) ans Familienrecht herandürfen, und sich die richterlichen Anfänger erst bei Miet-, Verkehrs- oder Konsumentenrecht austoben müssen. Wo menschliche Ahnungslosigkeit lange nicht so folgenschwer ist.

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Fußnote 134: Die Vereins-Kassiere

20. September 2010 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Ohne den Rechnungshofpräsidenten würden wir noch immer glauben, dass die Transparenzdatenbank in der vorgeschlagenen Form etwas Sinnvolles bedeutet.

Denn erst Josef Moser hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass Vereine bisher nicht von diesem – erhofften – Instrument gegen Abkassierer erfasst sind. Was ziemlich absurd ist. Denn gerade Vereine sind die Drehscheibe, über die ideologische Stimmungsmacher und parteipolitische Vorfeldorganisationen von den Steuerzahlern finanziert werden. Die ÖVP hat nun ziemlichen Erklärungsbedarf bei ihren Wählern, die sich fragen, wer eine so löchrige Sozialmissbrauchskontrolle noch ernstnehmen soll. Und warum die ÖVP für dieses Löcherwerk der Einführung der teuren Mindestsicherung zugestimmt hat, die sie nun selbst knapp nach Einführung wieder redimensionieren will. Das wird ihr angesichts ihres ausgabenwütigen und kontrollscheuen Koalitionspartners genauso wenig gelingen wie offensichtlich die Einführung einer wirklich funktionierenden Transparenzdatenbank.

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Die Sozialdemokraten verlieren ihren Vatikan

20. September 2010 00:20 | Autor: Andreas Unterberger

 Die schwedischen Parlamentswahlen bestätigen zwei klare europäische Trends der Wähler (freilich nicht der Medien): Erstens gewinnen in Europa in den letzten Jahren immer liberalkonservative oder islamkritische Parteien - in Schweden gewannen sogar beide. Und zweitens ist die Sozialdemokratie in der schwersten Krise seit 1945.

Die wenigen wirklich linken Wähler – hauptsächlich aus der politisch korrekten Medien-, Intellektuellen- und Kunstszene – wählen zunehmend Grün und andere linksradikale Gruppen. Die klassische Arbeiterschaft wendet sich hingegen von einer Sozialdemokratie ab, die nicht mehr die Interessen der arbeitenden Menschen, sondern die Ideen radikaler Gesellschaftsveränderer und blauäugiger Immigrationsbefürworter vertritt.

Gleichzeitig trägt die Sozialdemokratie fast überall das Kainsmal, Vorkämpferin hemmungsloser Schuldenmacherei zu sein (wobei es freilich auch lobenswerte Gegenbeispiele gibt, wie den einstigen Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin). Die lohnabhängigen Werktätigen erkennen Schuldenmacherei aber längst als viel schlimmere Bedrohung und sehen die von den Sozialdemokraten generationenlang bekämpften Unternehmer oft nicht mehr als Feinde.

Und wo wenden sich die enttäuschten Wähler hin? Entweder zu wirtschaftsliberal-konservativen Gruppierungen oder zu islam- und immigrationsfeindlichen Parteien. Das erstgenannte Ziel wird von Mittel- bis Oberschicht angesteuert, das zweitgenannte von Mittel- bis Unterschicht.

Dort wo diesen beiden Erfolgsgruppen die Kooperation in irgendeiner zumindest losen Form gelingt, hat die Linke zumindest bis auf weiteres überhaupt keine Chance. Wie etwa in Italien, wo die Linke trotz aller Berlusconi-Eskapaden hoffnungslos darniederliegt. Oder in Dänemark. Oder – wahrscheinlich – in den Niederlanden (wo allerdings die dezimierten Christdemokraten in ihrer Panik noch immer nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen). Oder - möglicherweise - jetzt in Schweden, wo ja die bürgerliche Mehrheit sehr knapp ist.

Wer die Geschichte der Sozialdemokratie kennt, der weiß, dass Schweden jahrzehntelang für sie das war, was für Katholiken der Vatikan ist. Und ausgerechnet dort schrumpft sie von Wahl zu Wahl im Eiltempo. In Österreich schrumpft sie zwar genauso, aber dort fällt es nicht so auf, weil erstens viele Medien im Gefolge der SPÖ-Spin-Doctoren die Niederlagen hinunterspielen, und weil zweitens die ÖVP bei den letzten beiden Wahlen noch viel schwerere Enttäuschungen erlitten hat.

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Die Freiheit und ihre Feinde oder: Die Macht der Eliten

19. September 2010 01:17 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn es ein oberstes gemeinsames Grundmotiv im Denken aller Exponenten der Österreichischen Schule gibt, dann ist es ein hoher, fast demütiger Respekt für die Freiheit jedes Einzelnen. Ohne Freiheit kann kein funktionierendes Wirtschaftssystem entstehen, so haben sie nachgewiesen. Ohne Freiheit kann auch – was mindestens ebenso wichtig ist – kein menschenwürdiges Gesellschaftssystem funktionieren, wie etwa Friedrich August Hayek in „Verfassung der Freiheit“ sehr überzeugend gezeigt hat.

Während sich manche andere Autoren der Österreichischen Schule primär mit theoretischen Fragen befassen, hat Hayek schon vor mehr als 50 Jahren geradezu hellseherisch die Vorzüge des Schweizer Systems der direkten Demokratie herausgearbeitet. Inzwischen hat die Schweiz nämlich besser als jeder andere europäische Staat die Wirtschaftskrise überlebt. Das hängt zweifellos damit zusammen, dass die Schweiz sowohl der direkten Demokratie wie auch einem den Ideen der „Austrians“ relativ nahen liberalen Wirtschaftssystem treu geblieben ist. Während man in den Nachkriegsjahren, in denen Hayek schrieb, die Schweiz noch als glücklichen Sonderfall abtun konnte, ist sie heute ein Beweis der Praktikabilität der „Österreichischen“ Ideen (mit denen die österreichische Politik selber bekanntlich recht wenig zu tun hat).

Inzwischen zeigt sich aber noch etwas viel deutlicher: Dass die Freiheits-Ideen der Österreichischen Schule in Kontrast zu einem konträren Leitmotiv fast der gesamten Geschichte stehen. Denn die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte ist in hohem Ausmaß vom ständigen Kampf von Eliten um mehr Macht auf Kosten jedes Einzelnen geprägt. An dieser Konstante ändert es nichts, ob diese Eliten nun in der jeweiligen Epoche durch Stand, Klassenzugehörigkeit, Beruf oder Ideologie definiert werden.

Dieses Muster machtgieriger Eliten findet sich sowohl bei den chinesischen Mandarinen wie auch bei der europäischen Aristokratie, sowohl bei den iranischen Imamen wie auch den kommunistischen Apparatschiks. Stets hat eine Schicht um die Macht gerungen und sie meistens auch errungen. Wobei man ihren Exponenten durchaus zubilligen muss: Sie hatten in der Anfangsphase meist sehr humanitäre Motive. Sie wollten ja nur das Beste für die ungebildeten Menschen gäbe es Ordnung anstelle von Chaos.

So ist der europäische Adel im frühen Mittelalter oft durch das explizite oder implizite Versprechen an die Macht gekommen, den Bauern Law and Order zu verschaffen; im Gegenzug bekämen sie das Recht zur Herrschaft über die Bauern. Recht und Ordnung waren nach den dunklen Jahren der Gesetzlosigkeit der Völkerwanderung besonders attraktive Angebote. Aber in Wahrheit zahlten die Bauern für ein oft nicht eingehaltenes Versprechen mit Jahrhunderten der Leibeigenschaft, in denen sie und ihre Arbeitsleistung durch Zehent und Fron, durch Münzprivilegien (samt dem damit verbundenen Betrug) und Unfreiheit ausgebeutet wurden.

Zugleich war das Ordnungs-Versprechen eine bedeutungslose Finte: Denn in jenen Regionen, wo die Bauern ihre Freiheit bewahren oder sehr früh zurückerobern konnten, wie etwa in Tirol und der Schweiz, herrschte alles andere als Unrecht, Chaos und Unordnung. Kultureller Gleichklang sorgte dort sogar für besonders vorbildliche Gemeinwesen. Ebenso blühten von Flandern bis Oberitalien jene Städte besonders stark auf und gewannen einen anderswo damals unbekannten Wohlstand, in denen sich das durch Handel und Gewerbe aktive Bürgertum feudalen Souveränitätsansprüchen weitgehend entziehen konnte.

Zwar muss man ehrlicherweise darauf hinweisen, dass dieser Zugewinn an Freiheit und Selbstbewusstsein, an Wohlstand und Mitsprache für Bauern und Bürger keineswegs automatisch auch das Los des Gesindes, der Mägde und Knechte verbessert hat. Jedoch gibt es keine Indizien, dass es dieser in der sozialen Hackordnung ärmsten Gruppe in Regionen mit einer starken Feudalherrschaft besser gegangen wäre. Sie gewann erst durch Aufklärung und liberale Revolutionen ihren Freiheitsanspruch. Dieser Anspruch konnte letztlich erst durch die Unabhängigkeit der Justiz und den technischen wie wirtschaftlichen Fortschritt des 19. und 20. Jahrhunderts auch für die Masse Wirklichkeit werden.

Ihre Freiheit errangen diese lange im Schatten stehenden Schichten übrigens nicht durch die Gewerkschaften. Denn auch diese stellen nach idealistischen Anfängen nur eine moderne Form elitären Machtanspruchs dar. Langfristig gibt es keinen Beweis, dass in Ländern mit starken Gewerkschaften ein größerer Anteil von Menschen einen guten Arbeitsplatz hätte als in anderen. Im Gegenteil: Wenn die Gewerkschaften erfolgreich sind, verschafft das zwar einem Teil der Arbeitenden attraktive Bedingungen, vergrößert aber die Zahl der Arbeitslosen und prekären Situationen für die Nicht-Besitzer eines Arbeitsplatzes, und führt volkswirtschaftlich zu Schulden und Inflation.

Das Scheitern der Versprechungen jedes elitären Machtanspruchs lässt sich in ähnlicher Weise in der ganzen Menschheitsgeschichte durchdeklinieren. Und sei er anfangs noch so gut gemeint gewesen. Ab dem Zeitpunkt der Machterringung wächst immer sofort die Versuchung zu zynischem Missbrauch der Macht. Ohne Mitsprache der ganzen Bevölkerung und ohne selbstverantwortete Freiheit jedes Einzelnen kann kein Gesellschaftsmodell funktionieren.

Besonders gefährlich ist das Scheitern derzeit im Fall der an Atombomben bastelnden iranischen Imame. Bei ihnen ist der einst wohl durchaus wohlgemeinte Anspruch, einen funktionierenden Gottesstaat mit breiter Unterstützung der Menschen errichten zu können, längst zu einem Folter- und Unterdrückungssystem degeneriert.

Besonders spektakulär war das Scheitern einer sich als Avantgarde der Bauern und Arbeiter ausgebenden Elite im Falle des Kommunismus. Der Glaube war geradezu absurd, mit einem von Bürokraten ausgearbeiteten Fünfjahresplan zu funktionierenden Ergebnissen einer ganzen Volkswirtschaft zu kommen. Und natürlich waren die Ergebnisse einer solchen Planwirtschaft für die Menschen viel unattraktiver, als es die Resultate einer freien Wirtschaft sind. In einer solchen entscheiden ja die Menschen selbst über ihre materiellen wie immateriellen Prioritäten. Sie können ihre Entscheidungen auf all ihrem individuellen Wissen und auf Aber-Millionen Erfahrungen aufbauen.

Kaum ist aber der Kommunismus in einer gigantischen Implosion untergegangen, so sind die Eliten schon wieder mit neuen Tricks und Strategien zum Kampf um die Macht angetreten. Während die freie Welt in der Polarisierung gegen den Kommunismus noch stolz auf ihre Freiheit war, wird seither von vielen elitären Machtkämpfern ununterbrochen, wenn auch ohne Beweise, behauptet, dass der Kapitalismus genauso gescheitert sei wie der Kommunismus. Wobei sie unter „Kapitalismus“ die Freiheit und die Marktwirtschaft verstehen, der Ludwig Erhard und seine Mitdenker – die Gründer des Neoliberalismus – einst das Adjektiv „sozial“ verliehen haben. Worunter Erhard&Co damals nicht eine Einschränkung der Marktfreiheit verstanden haben, sondern eine nähere Beschreibung der Ergebnisse des freien Wirkens der Marktkräfte.

Zu dieser heute um ihre Macht kämpfenden Elite zählen heute alle Parteien, die „Sozialisten in allen Parteien“, wie Hayek sie einst pointiert genannt hat. Fast überall wird heute diffus von einem Dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus geschwärmt, der nur in einem Punkt klar ist: in der wichtigen Rolle, die Eliten auf diesem Weg haben.

Es gibt in Europa keine ernsthafte Bewegung, die etwa wie Amerikas populäre Tea Parties für weniger Staatsmacht, für Small government kämpfen würde. Das Ausmaß der Regulierung und die Einschränkung der Bürger haben seit Hayeks Zeiten im Gegenteil ungeahnte Ausmaße angenommen. Das kann man an der kilometerlangen Länge der Gesetze und Verordnungen genauso ablesen wie an der tendenziell ständig steigenden Abgabenquote (dem Anteil der öffentlichen Hand an allem, was die Menschen erarbeiten), die in Österreich weit über 40 Prozent liegt, und an der Staatsquote (dem Anteil des Staates an allen Ausgaben), der dank sonstiger Staatseinkünfte und Schulden sogar mehr als 50 Prozent beträgt. All diese Werte sind in den westlichen Industrieländern fast jedes Jahr gestiegen.

Die Abgabenquote liegt heute weit über jedem Prozentsatz, den jemals eine Obrigkeit ihren Untertanen abgeknöpft hat. Man erinnere sich nur an die diversen historischen Konflikte um die Ablieferung eines Zehents, also von bloßen zehn Prozent. Man erinnere sich daran, dass noch vor hundert Jahren der Prozentsatz der höchsten Einkommensteuer überall nur eine einstellige Zahl betragen hat.

Trotz dieser unglaublichen Einkassier-Gier der neuen „demokratischen“ Herrscher machen sie höhere Schulden, als jemals von Staaten gemacht worden sind. Trotz dieser Gier erwecken die Propagandisten der herrschenden Elite den Eindruck, dass Hunger und Elend drohten, wenn nicht der Staatsanteil ständig noch weiter ausgedehnt wird. Und sie attackieren mit Effizienz den Kapitalismus, also Freiheit und Marktwirtschaft.

Diese Propaganda gelingt vor allem deshalb so gut, weil die Journalisten trotz mancher Scheinkritik selbst Teil der elitären Machtstruktur geworden sind, ohne aber elitär qualifiziert zu sein – was ja auch die Politiker nicht sind. Wenn in Österreich ein Berufsstand so heftig von den Staatsbudgets profitiert wie die Journalisten (über alljährlich hunderte Millionen an Inseraten, Kooperationen, Förderungen von Bund, Ländern und politisch kontrollierten Unternehmungen), dann hat er jedes Interesse daran, dass all diese verteilenden (bestechenden) Institutionen selbst gut wattiert bleiben.

Heute ist die repräsentative Demokratie ein Eckstein der elitären Strukturen geworden. Sie wird vor allem mit dem Argument gegen alle Ideen von mehr direkter Demokratie verteidigt, dass es ohne die Herrschaft einer repräsentativen Elite zu „falschen“ Entscheidungen kommen würde. Was ist aber richtig und falsch? Darüber entscheidet in dieser Argumentationskette natürlich wieder die Elite selbst. Diese bildet soziologisch einen politisch-medial-juristisch-bürokratisch-professoralen Komplex (während beispielsweise das einst wichtige Militär heute ebenso bedeutungslos geworden ist wie Aristokratie oder Bischöfe). Dieser Komplex wird trotz aller in Details ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten von einem grundlegenden Konsens getragen: Dass eben dem Volk keine zusätzlichen Kompetenzen übertragen werden dürfen.

Der aktuelle Anspruch der Eliten auf ständig noch mehr Macht lässt sich an vielen Beispielen nachweisen. Er beginnt mit dem zunehmend lauter werdenden Wunsch nach Abschaffung der – einst hart erkämpften – Geschwornen- und Schöffen-Judikatur.

Er zeigt sich im geldverschlingenden Gesundheitssystem. Wohl wird dieses rhetorisch mit den Interessen des Patienten gerechtfertigt. In Wahrheit aber geht es dort um eliten-interne Machtspiele von Ärzten, Bürgermeistern, Landeshauptleuten, um Führungsposten in den Pflicht-Versicherungen für Gewerkschafter und Kammer-Funktionäre. Die sich trotz ihrer Vielzahl vor jedem Wettbewerb fürchten und ihre Monopolbereiche heftig verteidigen.

Der Machtanspruch der Eliten setzt sich fort im Schulsystem. Er hat dort eine klare ideologische Tendenz: verpflichtende Einheitsschule, Reformen um ihrer selbst willen a la Rechtschreibreform, Ablehnung von familiärem Home Schooling, keine Mitbestimmungsrechte der Eltern bei der Direktorenbestellung, immer stärkere juristische Regulierung des Erziehungsprozesses und weitgehende Entmachtung der Lehrer und Direktoren zugunsten bürokratischer und juristischer Machtansprüche. Die dadurch (und einige andere Faktoren) verursachte Verschlechterung der Bildungsergebnisse wird nun sogar zynisch als Argument verwendet, die schulische Vielfalt, die Eltern- und Lehrerrechte noch mehr zu reduzieren.

Die gleiche Elitendiktatur zeigt sich auch rund um die rapide Zuwanderung der letzten Jahrzehnte. Die in einer utopischen Welt lebenden Juristen und Politiker haben ein Zuwanderungsmodell durchgesetzt, das jedem in einem fremden Land Beschäftigten im Gegensatz zu allen früheren Epochen das Recht gibt, seine ganze Familie mitziehen zu lassen. Die Zahl der arabischen und türkischen Immigranten  vermehrt sich zusätzlich durch eine weitere Zuwanderung aus der alten Heimat via arrangierter Eheschließungen. Die Konsequenzen dieser forcierten Zuwanderung müssen die Eliten in ihren Nobelghettos freilich am allerwenigsten selbst tragen. Übt dann ein mutiger Dissident aus der Elite wie Thilo Sarrazin fundierte, wenn auch pointierte Kritik, wird er sofort als Rassist denunziert und nach totalitärer Methode sogar um seinen Arbeitsplatz gebracht. In den deutschsprachigen Ländern wird man überdies durch willkürlich vergebenen Stempel wie etwa: „Rassist“ auch noch mitschuldig am Holocaust.

Kein Wunder, dass bei Umfragen schon über 50 Prozent der Österreicher sagen, dass sie in einem Land leben, in dem man nicht mehr frei seine Meinung sagen kann. Weil es der herrschende Elitenkonsens verbietet. Mit der Meinungsfreiheit ist eines der zentralsten Menschenrechte atomisiert worden. Dies ist ein erschütterndes Ergebnis nach einem Vierteljahrtausend der Aufklärung und der demokratisch-liberalen Verfassungen. Die Political Correctness hat nicht zu mehr Rücksichtnahme auf wirklich Benachteiligte geführt, sondern sie ist zu einem universalen Maulkorb der Eliten gegen jede aufmüpfige Meinung geworden.

Nun werden manche die ehrlich gemeinte Sorge äußern, dass mehr direkte Demokratie ja auch zu einer Diktatur der 51 Prozent über Minderheiten führen könnte. Jedoch gibt es kein einziges Land, indem das wirklich der Fall wäre. In der Schweiz etwa ist heute mit der direkten Demokratie und dem eine delikate Machtbalance herstellenden Föderalismus nach Epochen des Konflikts die Toleranz gegenüber den traditionellen sprachlichen und religiösen Minderheiten stärker und besser fundiert als in jedem anderen Land der Erde. Es sind ganz im Gegenteil oft repräsentativ gewählte oder gar autokratische Herrscher, die mit Schüren von Emotionen gegen Minderheiten ihren eigenen Machterhalt sichern.

Die repräsentative Demokratie hat noch ein weiteres Defizit. Sie ist meist mit dem Verhältniswahlrecht verbunden. Dieses produziert in den meisten Fälle Koalitionsregierungen, weil nur selten eine Partei eine ausreichende Mehrheit erzielt. Koalitionsregierungen aber sind die teuerste inner-elitäre Allianz: Denn die dabei notwendigen Kompromisse werden meist mit Steuergeld beziehungsweise Schulden erkauft.

Jede Partei versucht in einer Koalition, ihre eigenen Anhänger-Gruppen zu bedienen. Das läuft etwa so: Hier sinnlose Milliarden für die Bundesbahn; dort sinnlose Milliarden für die Bauern. Da werden sinnlose Monster-Tunnels in den Berg gebaut, weil irgendwann einmal ein Mini-Grüppchen gerade die Regierung erpressen konnte; dort bekommen schwarze Länder so viel Geld, weil auch die roten und blau-orangen Länder so viel kassieren und umgekehrt.

„Gibst Du mir, so geb ich Dir“ ist wohl die übelste Form, mit den Staatsfinanzen umzugehen. Daran ändert es auch nichts, dass die Profiteure dieses System propagandistisch als Konsensdemokratie rühmen.

Wir sollten uns aber im Klaren sein: Noch ist in den Menschen der meisten westlichen Länder das Bewusstsein nicht entscheidend gereift, dass das Gaukelbild einer totalen Wohlfahrt und soziale Rundum-Absicherung nicht funktionieren kann. Sie glauben noch mehrheitlich an die Schimäre der durch eine Obrigkeit hergestellten Sicherheit. Sie begreifen nicht, dass ohne eine entscheidende Rolle der Eigenverantwortung das Leben nicht funktionieren kann. Sie wollen nicht akzeptieren, dass der Staat nur in wirklichen Notfällen eine Antwort auf die Probleme unseres Lebens sein kann.

Das wissen die Schweizer, das weiß ein guter Teil der Amerikaner, und das haben die Osteuropäer in bitteren Lektionen gelernt. Uns stehen die noch bevor.

(Dieser Text wurde für den am 1. und 2. Oktober von "GoAhead " im Palais Niederösterreich veranstalteten „Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ und eine dazu erscheinende Publikation verfasst. Der kostenpflichtige Kongress umfasst eine lange Liste prominenter Redner vom US-Abgeordneten Ron Paul über den Vermögensforscher Thomas Druyen bis zum deutschen Abgeordneten Frank Schäffler.)

 

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Von Reichen und Armen. Und Statistiken

18. September 2010 00:12 | Autor: Andreas Unterberger

 In Tschechien und der Slowakei geht es den Menschen am besten. Dort gibt es am wenigsten Arme. Zu diesem Urteil muss man zumindest kommen, wenn man den von diversen linken Organisationen ständig zitierten Armutsstatistiken Glauben schenken würde.

Alle paar Wochen hetzen jedenfalls linke Medien (also der ORF an der Spitze) gegen die angebliche neoliberale und unsoziale Kälte in Österreich. Das Argument: Nicht weniger als erschreckende 12 Prozent seien armutsgefährdet. Dabei wird in bekannt linker Großzügigkeit  bei der Berichterstattung meist noch auf den Wortteil „gefährdet“ verwiesen. Und dann sind die zwölf Prozent „arm“. Obwohl sie über Auto, Wohnung, Fernseher, Computer und durchaus ausreichend Kleidung und Essen verfügen.

Das Gerede von ständig wachsender Armut ist für die Ideologen des linken Mainstreams aber ein guter Mechanismus, um bei den Bürgern schlechtes Gewissen auszulösen. Die Berichte werden dann regelmäßig zum Anlass genommen, um den Ruf nach Steuererhöhungen zu begründen. Natürlich nur  bei den „Reichen“. Wobei freilich viele Österreicher inzwischen erschreckt draufgekommen sind, dass sie möglicherweise selbst die Reichtumsgrenze überschritten haben.

Wenn man etwa eine ordentliche Eigentumswohnung, ein neues Auto, ein Wochenendhäuschen, etwas Schmuck und ein bisschen an Rücklagen fürs Alter hat, dann hat man höchstwahrscheinlich bereits die Vermögensgrenze von einer Million überschritten, bei der für etliche SPÖ-Politiker der zu konfiszierende Reichtum beginnt. Selbst die SPÖ hat nicht weniger als 70.000 von ihren Steuerplänen betroffene Österreicher (wozu noch deren Familien kommen) gezählt.

Wahrscheinlich sind es jetzt schon viel mehr als 70.000 – und mit Sicherheit wird die in Kürze erwartete Inflation die Zahl der Vermögenssteuerzahler noch weiter erhöhen. Ganz automatisch, ohne dass man weitere Gesetzesänderungen braucht. Diese Reichen hätten, so wird nun ohne jeden Beweis behauptet, ihren Reichtum allesamt durch Spekulation erworben. Was ja jedenfalls böse ist (unabhängig davon, was überhaupt Spekulation sein soll), während die Selbstbedienung der Wiener SPÖ durch Korruption – also den Griff in öffentliche Kassen – ja offenbar lobenswert ist.

Aber in Wahrheit sind diese Armutsgefährdungs-Angaben extrem unseriös und manipulativ. Erstens wird dabei nie angegeben, wie viel Prozent davon (Sozial-)Migranten sind. Denen die österreichische Armutsgefährdung tausendmal lieber ist als das, was sie daheim zurückgelassen haben.

Und zweitens: Schaut man die internationalen Statistiken an, dann sind ausgerechnet Tschechien und die Slowakei die Länder mit der geringsten Armutsgefährdungsquote.

Wer kann da diese dramatischen Angaben, mit denen etwa eine sogenannte Armutskonferenz ständig operiert, noch ernstnehmen? Weiß doch jeder Österreicher über die Lebensverhältnisse in den Reformländern – trotz des dortigen schönen Wirtschaftswachstums – Bescheid. Auch hier gilt (noch immer) mit Sicherheit: Lieber in Österreich armutsgefährdet als ein durchschnittliches Einkommen in jenen Ländern.

Aber selbst wenn man diese Diskrepanz außer Acht lässt, stößt man auf ein merkwürdiges Phänomen: Dass ausgerechnet in Ländern mit Flat tax die Armutsgefährdung geringer ist als in Österreich mit seiner gewaltigen Progression bei der Steuer (Zur Erinnerung: Flat tax bedeutet, dass von jedem Einkommen nach Abrechnung eines Freibetrags der gleiche Prozentsatz zu versteuern ist und nicht wie bei uns ein mit der Höhe des Einkommens steigender Prozentsatz).

Wären also die Armutsstatistiken ernst zu nehmen, dann müssten SPÖ&Co lieber heute als morgen für die Flat tax auf die Barrikaden steigen, statt gebetsmühlenartig zu behaupten, eine solche Flat tax würde die Unterschiede von Reich und Arm vergrößern.

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SN-Kontroverse: Arbeiten müssen?

17. September 2010 11:29 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen Bezieher der Mindestsicherung zu Arbeit verpflichtet werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Keule des Populismus

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hat seinerzeit Wahlkampfzeiten als Zeiten des fokussierten Unsinns bezeichnet. Einen solchen liefert die Wiener ÖVP-Spitzenkandidatin Familienstaatssekretärin Christine Marek mit ihrem Vorstoß für einen „Arbeitsdienst" für die Bezieher der bedarfsorientierten Mindestsicherung. Laut Marek sollen diese, wenn sie nach sechs Monaten keine Job gefunden haben, zum „Straßenkehren" oder „Rasenmähen" verpflichtet werden. Die Staatsekretärin will dies als „Keule gegen sozialen Missbrauch" verstanden wissen.

Die Mindestsicherung wurde im Juli vom Nationalrat auch mit den Stimmen der ÖVP beschlossen und ist erst seit 1. September vorerst nur in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Salzburg in Kraft. Sie soll die unterschiedlich geregelte Sozialhilfe ersetzten. Die Mindestsicherung, die derzeit bei 744 Euro liegt, für Paare 1116 Euro, ist eine der wesentlichen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung.
 
Der Vorstoß der Familienstaatssekretärin geht  ins Leere. Denn Marek übersieht geflissentlich, dass schon  jetzt Bezieher der Mindestsicherung, wenn sie arbeitsfähig sind, auch zur Aufnahme einer Arbeit bereit sein müssen.  Wird im Zuge einer Arbeitsvermittlung eine zumutbare Arbeit nicht angenommen, kann die bedarfsorientierte Mindestsicherung gestrichen werden. Lediglich Personen mit Betreuungspflichten für Kinder bis zu drei Jahren bzw. schwere Pflegefälle in der näheren Familie, Bezieher im Pensionsalter und Arbeitsunfähige sind von dieser Verpflichtung ausgenommen. Bei allen anderen Fällen kommt es zur Streichung bzw. Kürzung der Leistung, wenn es der Bezieher verweigert, eine Arbeit anzunehmen.
 
Die einzige Keule die Staatssekretärin Marek daher mit ihrem Arbeitsdienstdienstgefasel geschwungen hat, ist jene des billigen Populismus. 


Arbeiten statt fordern

Andreas Unterberger

"Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." Dieser provozierende Satz ist vielen unbekannt - und steht doch schon im weitaus meistgelesenen Buch der Menschheitsgeschichte, im Neuen Testament. Etliche Theologen ignorieren ihn oder interpretieren ihn um, wie etwa auch das ebenso „kapitalistische" Gleichnis von den Talenten.

Zu spät, aber doch entdeckt hingegen die ÖVP den wirtschaftlich wie moralisch bedenklichen Irrweg, der mit der Einführung der Grundsicherung beschritten wird. Die (unter anderem christdemokratische) Partei ignoriert nun zu Recht die Linkskatholiken, die das Gebot der Nächstenliebe umgewandelt haben zu: „Fordere ständig vom Staat noch mehr Geld für angeblich soziale Zwecke zu Lasten der nächsten Generation, auch wenn diese darunter zusammenbrechen wird, dann kannst du dich als einen guten Menschen ausgeben."

Es wird zwar behauptet, die Mindestsicherung wäre nur eine Vereinheitlichung der Sozialhilfe, dennoch wird zugegeben, dass sie mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag mehr kostet. Dass von den Beziehern im Prinzip jetzt schon Arbeitswilligkeit verlangt wird, ist sehr oft nur sanktionlose Theorie. Die „Ich-bin-doch-nicht-so-blöd-zu-arbeiten"-Österreicher, aber auch überdurchschnittlich viele Zuwanderer haben ein neues Signal bekommen, dass man es sich hierzulande auf Kosten der anderen bequem machen kann. Man denke an ein formal zwei verschiedene Adressen angebendes Pärchen, das in Summe nun mehr Geld bekommt als ein hart arbeitender Alleinverdiener. Man denke an die populäre Kombination Pfuschen plus Mindestsicherung. Man denke an die vielen eher unangenehmen Jobs, für die sich niemand findet.

Ein echter Zwang, nach mindestens sechs Monaten der Joblosigkeit wieder zu arbeiten, würde aber auch vielen verzagten Menschen helfen, sich wieder an die Kultur der Arbeitswelt zu gewöhnen.

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Die Europäische Heuchlerunion

17. September 2010 09:50 | Autor: Andreas Unterberger

 Das Wort von der „Brüsseler Diktatur“ war lange Zeit nur eine übertriebene Formulierung der EU-Skeptiker. In der letzten Zeit gewinnt es aber zunehmend an beklemmender Substanz.

So notwendig, gut und hilfreich die EU als Wirtschaftsgemeinschaft auch war und ist – sie hat jedem Österreich weit mehr Wohlstandsmehrung als den berühmten Ederer-Tausender gebracht – so sehr ist ihre Ausdehnung auf andere Bereiche wie Justiz oder Universitäten eine gefährliche Fehlentwicklung. Gerade auch Freunde des europäischen Gedankens sollten rechtzeitig die Gefahr sehen, dass die Union daran eines Tages zerbrechen könnte.

Typisch für diesen europäischen Neokolonialismus sind etwa die Ausreißer von Viviane Reding, die aber keine Einzelfälle sind, sondern signifikant für das Denken vieler in Brüssel und Strassburg. Denn ihre Attacke gegen Frankreich, in dem sie die Roma-Ausweisung als „Schande“ bezeichnet und mit den Nazis verglichen hat, ist keineswegs der einzige der herrischen Dame aus Luxemburg. So hat sie vor wenigen Tagen auch mit einer zweiten Aussage geglänzt: „Wir wollen keine Völker, die sich der gleichgeschlechtlichen Ehe widersetzen. Falls dies nicht verstanden wird, müssen wir eben eine härtere Gangart einlegen.“ Und im gleichen Atemzug kündigt sie an, auch alle sonstigen Partnerschaften der Ehe gleichzustellen.

Diese Drohungen gegen die Völker Europas haben bisher erstaunlicherweise nur auf etlichen (deutschen) Internet-Seiten einen Sturm ausgelöst. Die klassischen Medien haben das hingegen bisher ignoriert. Offenbar halten sie das erstens für inhaltlich richtig und zweitens für einen passablen Ton einer Kommissarin gegenüber den Mitgliedsländern.

Besonders erstaunlich ist aber, dass die Frau Reding eine Christdemokratin ist. Was freilich nur zeigt, dass sich die Christdemokraten in etlichen Ländern im gleichen Tempo nach links begeben haben, wie ihnen die Wähler zu rechtsliberalen und rechtspopulistischen Parteien davonlaufen. Gerade in Luxemburgs Benelux-Landschaft gibt es genug einschlägige Beispiele. (Freilich auch in Wien: hat doch mittlerweile die unglückliche ÖVP-Spitzenkandidatin Marek soeben bei einer Diskussion mehr Steuergeld für den im Tagebuch vor kurzem kritisierten „Queere Kleinprojektetopf“ zugunsten schwuler Initiativen verlangt!).

Aber kehren wir zurück zur EU-Roma-Problematik. Will uns die EU-Kommission wirklich einreden, dass wir in eine Union gelockt wurden, die jedem Europäer das Recht gibt, in jedem Staat Europas irgendwo auf jedem beliebigen Grund sein Quartier aufzuschlagen und von irgendwelchen jedenfalls nicht versteuerten Einkünften zu leben? Glaubt man wirklich, damit den Europagedanken zu fördern?

Die dabei offenkundig gewordene Heuchelei der Political Correctness ist manchmal unfassbar. Denn bei aller Aversion gegen vieles am politischen Stil des französischen Präsidenten hat er  mit der polemischen Aufforderung an Luxemburg (dessen Regierung ja sofort die „Schande“-Kommissarin unterstützt hat) durchaus recht, doch selbst die Roma-Campers in das Großherzogtum zu holen. Immerhin wird dort das höchste Durchschnittseinkommen der EU verdient. Und dennoch gibt es dort kein einziges Roma-Lager – weil sie von der Luxemburger Polizei viel rascher vertrieben werden als von den bisweilen laxen Behörden Frankreichs oder Italiens.

Interessant ist, dass der erste, der sich öffentlich an die Seite der Franzosen gestellt hat, Italiens Silvio Berlusconi gewesen ist (die einst engsten Alliierten Frankreichs, die Deutschen, taten das zwar auch, aber viel zurückhaltender). Der Mann weiß, wie man sich oft hemmungslos Freunde macht, um dann auch nationale Anliegen durchsetzen zu können. Siehe etwa auch das dicke Lob von Tony Blair für Berlusconi in seinem neuen Buch („Der redet nicht nur, der handelt auch und hält seine Versprechungen“). Siehe Berlusconis Erfolg, Libyen zur Rücknahme der illegalen Einwanderer aus Schwarzafrika zu bewegen (wenn auch um viel Geld für den erpresserischen Diktator, was aber noch immer weniger ist, als die Hunderttausenden „Asylwerber“ aus Afrika kosten).

Österreich hat sich – natürlich – an die Seite der Political Correctness gestellt, deren 27. Gebot ja lautet: Roma sind immer unschuldige Opfer. Was hätte sich nur die Außenpolitik des Landes bei den Franzosen alles an Dankbarkeit zugunsten Österreichischer Interessen einkaufen können, wenn Außenminister oder gar Bundeskanzler oder der gerade mit Belanglosigkeiten durch Brüssel gereiste Bundespräsident  den bedrängten Franzosen zu Hilfe gekommen wären!

Wobei wir die Frage gar nicht stellen wollen, was Österreich täte, wenn sich in seinen Orten Tausende Menschen aus anderen EU-Ländern einfach irgendwo illegal niederlassen. Und wenn dann halt die Alpenrepublik von den heuchlerischen Kritikern an den Pranger gestellt wird.

Und dann wird sich Österreich nicht einmal wie die Franzosen aufplustern können und sagen: So darf man mit einem großen Staat nicht umgehen. Mit einem kleinen bitte auch nicht, wenn Europa keine Diktatur sein will. Und wenn kleine Staaten wie Österreich eine geschickte Außenpolitik hätten.

Freilich: Hinter all dem steht die gern verdrängte Tatsache, dass durch die erfolgten und die vermutlich bevorstehenden EU-Erweiterungen Millionen Roma plötzlich EU-Bürger geworden sind. Das sind Menschen, die insbesondere in Rumänien, der Slowakei und Serbien unter oft drittweltartigen Bedingungen leben. Deren Integration in die Gesellschaft nie geglückt ist, weder unter den Kommunisten noch unter der Demokratie, weder unter linken noch unter konservativen Regierungen.

Was viele Ursachen hat, die sowohl bei den Roma wie auch bei der übrigen Bevölkerung liegen.

Daher sollte man dreierlei sicher nicht tun: Erstens, Rumänien und Co mit dem Problem ihrer Roma wieder wie in den letzten Jahren allein zu lassen; zweitens nach Political-Correctness-Art ständig mit blöden „Rassismus“- oder „Verhetzungs“-Sprüchen so zu provozieren, dass das noch mehr Spannungen schafft und gleichzeitig jeden Druck von den Roma nimmt, sich nicht immer nur ständig als Opfer zu porträtieren, sondern auch selbst tatkräftig an einer Änderung ihrer Lebensumstände mitzuwirken; drittens sollte man überall nach den vielen kleinen Beispielen suchen, wie die Roma-Integration noch am relativ erfolgreichsten erfolgen kann. Auch hier kann zweifellos nur eines gelten: nicht nur fördern, sondern auch fordern.

Blöde Sprüche schaden aber jedenfalls immer und allen: sowohl die „Schande“- und „Rassismus“-Sprüche linker Heuchler wie auch das „Zurück nach Indien“ rechter Scharfmacher.

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Die Wiener Wahl naht: Was tut man nur?

16. September 2010 05:01 | Autor: Andreas Unterberger

 Es ist ein interessanter Vorschlag eines Partners. Er hat eine Antwort auf die verzweifelte Frage viele Wiener Bürger konzipiert, die da lautet: Was tue ich nur am Wahltag? Der Vorschlag ist zwar formal nicht ganz legal, aber völlig ungefährlich und sicher.

Viele Bürgerliche Wiens stehen ja derzeit vor der Tatsache, dass ihnen derzeit auch die geringsten Übel – für die sich die Bürger seit jeher bei einer Wahl zu entscheiden haben – alles andere als gering erscheinen. Sie wollen primär nur eines: Der Arroganz, dem Machtmissbrauch, der Schuldenwirtschaft, der Wirtschafts- (und damit Arbeitsplatz-)Feindlichkeit, dem mit Steuergeldern finanzierten (feministischen, migrantistischen, schwulistischen und sonstwie politisch korrekten) Meinungsterror, sowie der Korruption der Wiener SPÖ und ihres seit Jahrzehnten als Parteieigentums geführten Rathauses einen kräftigen Denkzettel verpassen.

Daher wissen viele Bürgerliche derzeit nur eines mit Sicherheit: Eine Stimme für die SPÖ kommt ebenso wenig in Frage wie Nichtwählen oder eine ungültige Stimme. Denn all diese Varianten sind in gleicher Weise eine Garantie, dass die Demokratie in Wien auch weiterhin zugunsten einer roten Einparteiendiktatur unterdrückt wird.

Alle anderen Varianten erscheinen weniger schlimm, wenn auch alles andere als begeisternd: Grüne und ÖVP haben sich in absurder Speichelleckerei schon vor(!) dem Wahltag an diese SPÖ angebiedert. Sie lizitieren sich gegenseitig nach unten, wer es billiger gibt. Keine von beiden Parteien hat bisher auch nur eine einzige relevante, konkrete und harte Bedingung gestellt, die den roten Machtmissbrauch substanziell beenden würde. Derzeit signalisieren beide nur eines: nämlich, dass sie Herrn Häupl nicht verärgern wollen.

Dazu kommt bei den Grünen, dass sich Meinungsterror, Wirtschafts- und Arbeitsplatzfeindlichkeit sogar noch verschlimmern würden.

Die FPÖ wiederum hat personell und ideologisch ebenfalls sehr wenig Wirtschafts- und Verwaltungskompetenz und reduziert schon von der intellektuellen Tonalität her die von ihr angesprochenen Wiener auf Gemeindebaubewohner und Würstelstand-Dauergäste.

Bleibt das BZÖ, das bundesweit bisher nicht über die Skurrilität einer Chaostruppe hinausgewachsen ist, das nicht einmal eine vage Ahnung hat, was modernes liberalkonservatives Denken bedeutet. Das aber in Wien noch den relativ akzeptabelsten Spitzenkandidaten nominiert hat. Gegen das BZÖ spricht aber die große Wahrscheinlichkeit, dass es für kein Mandat reichen wird, dass also eine orange Stimme verloren ist.

Daher – so der Vorschlag eines Partners – könnte man ja die Lücke des Wahlrechts via Briefwahl ausnutzen: Man wartet mit seiner Entscheidung, bis das vorläufige Ergebnis vorliegt.

Also bis man weiß, ob beispielsweise eine Stimme für das BZÖ relevant wäre. Und bis man aus den Erklärungen am Wahlabend erfährt, ob die Wiener ÖVP ihre Anbiederung an die SPÖ spätestens zu diesem Zeitpunkt revidiert hat. Und bis man beurteilen kann, was eine Stimmabgabe für die FPÖ wirklich bedeutet (falls einen nicht die skandalösen linken Gewaltaktionen gegen FPÖ-Versammlungen nicht doch schon vorher zu einer FPÖ-Stimme bewogen haben sollten).

Jetzt ist natürlich ausdrücklich festzuhalten, dass das Gesetz auch für Briefwähler eine Stimmabgabe bis 17 Uhr vorschreibt. Aber dennoch darf auch das Faktum nicht verschwiegen werden, dass das eine Lex imperfecta ist, ein Gesetz ohne jede Konsequenzen. Wahlkarten, die erst am Montagmorgen angekreuzt und abgesandt werden, sind genauso gültig.

Eine spannende Debatte: Ich blicke diesmal mit besonderem Interesse den Kommentaren der geschätzten Poster entgegen.

PS.: Die vielen getarnten Propagandamails aus dem riesigen War-Room der Wiener SPÖ in der noblen Babenbergerstraße, die hier neuerdings wieder regelmäßig, wenn auch mit 24 Stunden Verspätung eintreffen, gelten jetzt schon als verlesen. Schade nur, dass diese „spontane“ Linkserregung nach dem Wahltag immer prompt einschläft. Sie wäre ja durchaus kreislaufbelebend und erheiternd.

PPS.: Bezeichnend ist übrigens auch, dass der Nickname eines einst in abstoßender Form antisemitischen Posters nun von einem regelmäßig sehr, sehr SPÖ-nahen Kommentator verwendet wird. Da fragt man sich unwillkürlich, wem eigentlich vor Asylantenheimen explodierende Bomben nutzen. Berühren sich da wieder einmal die Extreme? Oder will man da jemandem die Schuld zuschieben?

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Der Markt, die Makler, das Ministerium

16. September 2010 01:17 | Autor: Andreas Unterberger

Immobilienmakler dürfen künftig nur noch zwei statt drei Monatsmieten verrechnen. Das hat der Wirtschaftsminister soeben dekretiert.

Und das lässt ordentlich staunen. Gewiss: Der Beifall von den Rängen, von Parteien und vielen Medien ist groß, aber das beweist angesichts des dort herrschenden ökonomischen Bildungsniveaus einmal weniger als gar nichts. Es überrascht schon gewaltig, wenn ein angeblich der Marktwirtschaft verbundener Minister glaubt, mit Preisregelungen arbeiten zu müssen. Es überrascht noch mehr, wie milde die Unternehmervertretung Wirtschaftskammer auf diese neue Preisregelung reagiert.

Hätte die Maßnahme eine innere Logik, dann bitte her mit Preisregelungen für Milch, Brot, Benzin und was sonst noch lebenswichtig erscheint – oder populär. Verständnis hätte ich ja noch, wenn auf schlecht österreichisch diese Preisregelung als Gegenzug für Konzessionen der Arbeiterkammer auf anderen – vielleicht wichtiger erscheinenden – Gebieten zugestanden worden wäre. Aber für einen solchen in der Politik nicht unüblichen Deal gibt es keinerlei Indizien.

Wischen wir also alle Erkenntnisse der Wirtschaftsforschung zum Tisch, dass Preisregelungen langfristig noch nie etwas billiger gemacht haben. Was wird passieren? Entweder die Unternehmer setzen auf andere Weise ihre Preisvorstellungen durch (z.B.: sie lassen sich Spesen zahlen; sie lassen sich vom Vermieter zahlen). Oder sie reduzieren ihre Leistungen (Massentermine statt Einzelbesichtigungen von Wohnungen). Oder ihre Dienstleistung verschwindet vom Markt (dann müssen Wohnungssuchende halt direkt Rundrufe bei Hausverwaltungen machen). Oder die Makler wechseln vom teuren Zeitungsinserat auf die leider noch nicht ganz ausgegorenen Internet-Plattformen (was ein ironischer Kontrapunkt zum Jubel vieler Zeitungen über die Preisregelung wäre).

Denken Sie nur an die globalen Erfahrungen mit Regulierungen des Preises von Brot, einem der allerwichtigsten Lebensgüter. In vielen Ländern trat im Lauf der Zeit Brotmangel ein, oder es entstand ein Schwarzmarkt. Umgekehrt ist in Österreich eine Explosion der Zahl von unterschiedlichsten Brotsorten und Qualitäten entstanden, seit es keine Preisregelung mehr gibt. Kein Mensch will mehr zurück zu jener Zeit, als eine Semmel 45 Groschen gekostet hat und als eine Preiserhöhung um 5 Groschen nationales Krisenthema gewesen ist.

Aber sind nicht in Österreich die Maklerkosten im internationalen Vergleich zu hoch? Sollte das wirklich der Fall sein, dann könnte man ganz einfach das Funktionieren des Marktes verbessern. Durch mehr Wettbewerb und Transparenz; durch die Pflicht, bei jedem Inserat (ob in Zeitung oder Internet) die Maklerkosten dazuzuschreiben; durch ständige Rankings der qualitativen Leistungen von Maklern; durch eine Serviceseite des Ministeriums, auf der Kunden ihre Erfahrungen mit einzelnen Maklerbüros darstellen.

Man braucht die Marktwirtschaft nicht neu erfinden. Man muss sie nur wirken lassen.

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Die LesBiSchwulen-Subventionen

15. September 2010 15:53 | Autor: Andreas Unterberger

 Eines muss man der SPÖ lassen: Sie ist kreativ. Sie findet immer neue Wege der schuldenfinanzierten Wählerbestechung – und hat keinen Genierer, dabei auch die bestverdienenden Gruppen der Bevölkerung zu bedienen.

Es ist aber eigentlich ein unfassbarer Skandal. Dennoch brüstet sich die Wiener SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger sogar damit: Sie gibt für den „Queerer Kleinprojektetopf“ 20.000 Euro aus und kündigt an, dass es im kommenden Jahr dafür wieder Steuergeld geben wird.

Hinter diesem komischen Titel verbergen sich Subventionen für Projekte aus der „LesBiSchwulen-Szene“, wie das in der linken Kunstsprache heißt. Es geht also um Förderung für homosexuelle Aktionen, wie etwa ein „Aufklärungsprojekt für Jugendliche“. Man kann sich lebhaft vorstellen, mit welcher ideologischen Gehirnwäsche da die Jugendlichen auf Steuerzahlerkosten „aufgeklärt“ werden.

Was das besonders Provokante ist: Nach allen bekannten Untersuchungen sind Schwule die bestverdienende Gruppe der Bevölkerung. Was übrigens kein Wunder ist, haben sie doch eher selten für Kinder zu sorgen (die dann die Schulden für die Schulden der Frau Frauenberger zu zahlen haben) und sind sie doch besonders häufig in der gut verdienenden und hochsubventionierten Kulturszene beheimatet (übrigens auch in Jugendabteilungen bestimmter Medien, um auf eine besondere Pikanterie hinzuweisen).

Bruno Kreisky hat einst wenigstens noch verbal zum Sparen angehalten: „Da ein Tausender, dort ein Tausender.“ Das stimmt zwar nicht mit der unter ihm eingetretenen Schuldenexplosion überein, war aber immerhin noch ein Zeichen schlechtes Gewissens. Bei der Wiener SPÖ heißt es hingegen: Für jeden eine Viertelmillion (in altem Geld), wo auch immer die Chance gesehen wird, Wählergruppen zugunsten der SPÖ einzunehmen.Und man iststolz darauf.

Man denke nur an die provozierenden Rathaus-Veranstaltungen zur Bejubelung von profitablen Abtreibungskliniken oder an das Geld für den Life Ball, eine Veranstaltung zur Förderung der Promiskuität, oder an das Geld für das Dokumentationsarchiv des Widerstandes, das primär dadurch in Erscheinng tritt, dass es die Gegner der SPÖ denunziert (das hingegen total schweigsam geblieben ist zu den unfassbaren Enthüllungen über die einstige staatspolizeiliche Spionage gegen Simon Wiesenthal unter einem Minister Blecha).

Gleichzeitig gibt es in dieser Stadt jetzt schon zu wenig Geld für Kinderkrisen-Zentren, für ausreichende Kindergärten, für eine bessere Bezahlung von Pflegepersonal. Und so weiter.

Wenig Trost ist es, dass es nach dem 11. Oktober auch für viele andere essentielle Aufgaben dieser Stadt kein Geld geben mehr wird.

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Warum haben die Deutschen so kluge Sozialdemokraten?

15. September 2010 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Peer Steinbrück hat grundlegende Wahrheiten zur großen Wirtschaftskrise der letzten zwei Jahre ausgesprochen - die aber in manche Köpfe nicht hineinwollen. Weil die Köpfe zu klein sind. Oder weil sie vollgestopft mit ideologischer Propaganda sind. Aber vielleicht hilft es beim Lernen, wenn die Wahrheiten von einem Sozialdemokraten ausgesprochen werden. Im konkreten Fall vom früheren SPD-Finanzminister, der in einem "Spiegel"-Interview Tacheless geredet hat. Was daher wert ist, in Erinnerung behalten zu werden.

So fragten ihn die Redakteure in der typischen Journalisten-Art eines leider wieder ganz nach links abgleitenden Magazins, ob er auch der Meinung sei, dass die Euro-Krise von Spekulanten und deren "Casino-Spielen" verschuldet worden sei. Steinbrück hingegen: "Auf die Spekulanten zu schimpfen, bringt zwar immer öffentlichen Beifall, aber in diesem Fall ist es viel zu vordergründig. Die Griechenland-Krise haben die Regierungen zu verantworten."

Die erstaunten Journalisten: "Sie meinen, in diesem Fall waren die Politiker die Zocker?" Steinbrück: "So ist es. Die einen, weil sie sich zu hoch verschuldet und dabei auch noch geschummelt haben. Die anderen, weil sie bei den Tricksereien zu lange weggesehen haben. In die letzte Bemerkung schließe ich mich übrigens ausdrücklich ein."

Der Leser stellt sich da unwillkürlich neben Steinbrücks Sachkenntnis und Ehrlichkeit den Herrn Faymann vor. Und kommt auf den Gedanken, wer nun für die Krise zahlen muss, haben doch Faymann und seine kongenialen Parteisekretäre immer verkündet, die Schuldigen sollen zahlen. Und jetzt geben sogar die klügeren Sozialdemokraten zu, dass die Regierungen selbst die Schuldigen seien.

Aber zurück zu Steinbrück. Er praktizierrt auch in Sachen Pensionen nüchterne Ehrlichkeit. Und wagt es daher, das Abrücken seiner SPD vom Pensionsalter 67 als problematisch zu bezeichnen. "Es passt nicht zusammen, dass die Deutschen immer später ins Berufsleben einsteigen, immer früher in Rente gehen und gleichzeitig immer länger leben. Man muss kein Mathematiker sein, um zu sehen, dass sich die Politik nicht auf Dauer über die Gesetze der Arithmetik hinwegsetzen kann."

Und dabei  wurden in Österreich ganze Generationen nach der Devise indoktriniert, dass die Gesetze der Mathematik dann nicht gelten, wenn wir nur immer schön Gewerkschaftsbeiträge zahlen und SPÖ wählen. Und jetzt soll plötzlich die Mathematik gelten, die ohnedies niemand in der Schule gemocht hat?

Steinbrück warnt die SPD vor einem Fehler, "den sie schon häufiger gemacht hat: den der strukturellen Verspätung. Wenn die SPD nämlich dereinst in der Regierung sitzen sollte, muss sie ihren Wählern bruchartig erklären, dass die Versprechen aus Oppositionstagen leider nicht umgesetzt werden können." So habe Gerhard Schröder nach seinem Regierungsantritt den demographischen Rentenfaktor der Kohl-Regierung abgeschafft. "Wenig später musste er ihn unter anderem Namen wieder einführen. Das war eine traumatische Erfahrung."

Aber immerhin hat Schröder, so muss man ihn verteidigen, letztlich doch zu rechnen begonnen. Diese Gefahr besteht hingegen bei der SPÖ nicht.

Während die Deutschen Sozialdemokraten wie Steinbrück oder Clement oder Sarrazin oder Dohnanyi oder Schmidt haben, haben wir  Faymann, Rudas und Kräuter. Was noch viel schlimmer ist als der Vergleich der ÖBB, der Fußballnationalmannschaft oder der heimischen Medienlandschaft mit dem jeweiligen Gegenüber in Deutschland.

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Für Geld auch noch arbeiten müssen?

14. September 2010 12:55 | Autor: Andreas Unterberger

Die ÖVP hat recht mit ihrem Vorstoß für eine Arbeitspflicht für Grundeinkommensempfänger. Und die prompte Reaktion der SPÖ reduziert diese immer mehr auf die Zielgruppe der (in hohem Ausmaß zugewanderten) Empfänger von Sozialtransfers, welche häufig mit jenen Pflanzen und Tieren verglichen werden, die komplett auf Kosten anderer ein angenehmes Leben führen. Nur: Glaubwürdig ist die ÖVP nicht mit diesem Vorstoß.

Denn erstens hat die Volkspartei erst vor wenigen Monaten dem Grundeinkommen zugestimmt, ohne für dessen Bezug eine so klare Konsequenz zu verlangen, wie sie jetzt gefordert wird. Und zweitens wird der Vorstoß ausgerechnet von der im Wahlkampf verzweifelt schlecht liegenden Wiener Spitzenkandidatin gemacht, die nun offensichtlich Fünf vor Zwölf krampfhaft bei den bürgerlichen Wählern Profil zu gewinnen versucht, nachdem sie sich als Häupl-Plakatiererin ziemlich lächerlich gemacht hat.

Noch lachhafter ist jedoch der Hinweis der SPÖ (und natürlich der Grünen, welche ja stets die Sozialdemokraten als noch hemmungslosere Soziallizitierer zu übertreffen versuchen), dass es diese Arbeitspflicht ohnedies schon gäbe. Wäre dem wirklich so – und nicht nur auf einem geduldigen Stück Papier –, dann würden nicht allen Experten übereinstimmen, dass die Umwandlung von Sozialhilfe in Grundeinkommen einen dreistelligen Millionenbetrag teurer wird.

Ernster ist hingegen die Frage zu nehmen, ob durch eine solche Arbeitspflicht nicht jene Firmen samt den dazugehörigen Arbeitsplätzen leiden würden, die derzeit solche Arbeiten wie Parkpflege und Straßenreinigung vornehmen. Freilich: Die Lage der meisten Kommunen ist schon so schlecht, dass viele von ihnen in jedem Fall in diesem Bereich Kürzungen vornehmen werden. Dennoch sollte intensiv über Modelle nachgedacht werden, bei denen die Arbeitspflicht über jene bisher beauftragten Firmen organisiert wird, ohne dass diese Mitarbeiter abbauen dürften.

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Die Lehren aus Sarrazin

14. September 2010 06:00 | Autor: Andreas Unterberger

Europas Politiker kommen immer mehr ins Stottern. Sie sind von Panik erfasst, dass die von Thilo Sarrazin ausgelöste Lawine sie allesamt in den Graben ihrer Verdrängungen und Heucheleien stürzen wird. Womit ihnen aber recht geschähe, weil sie gegen ihn polemisieren, statt ernsthaft über konkrete und wirksame Konsequenzen aus den von Sarrazin aufgezeigten Entwicklungen zu ziehen.

Denn langsam wird der Politik klar, dass die Menschen durch Sarrazin – dessen Buch ja jetzt erst langsam überall gelesen wird – zunehmend begreifen, welche Katastrophe die Zuwanderungspolitik ausgelöst hat. Der wichtigste: In Deutschland entsteht im Expresstempo eine neue Unterschicht, die weder arbeiten will, noch angesichts ihrer fehlenden Qualifikationen überhaupt passende Arbeitsplätze vorfindet. Trotz des derzeitigen Booms.

Wenn in Berlin schon vier von zehn Kindern in Familien aufwachsen, die von Sozialhilfe leben, dann läuft etwas abgrundtief falsch. Dann sollte Deutschland – und natürlich auch Österreich, wo sich eine ähnliche Entwicklung zeigt – ernsthafter über das Modell der einst als unsozial gegeißelten Reformen in den USA nachdenken. Dort wurde nach fünf Jahren jedem Bezieher seine Sozialhilfe gestrichen. Und siehe da: Es brach keine Not aus, sondern die Menschen begannen sich wieder nach Arbeitsplätzen umzusehen und wurden dann auch bald stolze Bezieher eines eigenen Einkommens.

Amerika hat damit und mit einer konsequenten Anti-Kriminalitätspolitik seine schier unlösbaren sozialen Probleme der 70er und 80er Jahre gelöst. In Amerika traf diese Wende vor allem Schwarze; in Mitteleuropa sind es vor allem die türkischen Zuwanderer, die mit derselben Konsequenz behandelt werden müssten.

Die Linke muss sich dazu freilich von ihrem schädlichen wie unfinanzierbaren Wohlfahrtsfetischismus wie auch ihrer skrupulösen Immigrantenliebe lösen. Aber auch konservative Kreise müssen lernen und zugeben, dass großzügige finanzielle Förderung für Kinder und Familien am Ende des Tages nur ständig mehr Immigranten ins Land holt.

Jede Familienförderung muss zumindest ganz streng davon abhängig gemacht werden, ob Kinder die Schule besuchen, ob sie ihre Aufgaben machen, ob sie bei Bedarf auch schon den vorschulischen Sprachunterricht besuchen.

Familienzusammenführungen dürften nur vor dem 5. Geburtstag oder nach dem 25. Geburtstag stattfinden. Das würde Zwangsehen und den Kulturwechsel im sensibelsten Alter verhindern.

In den Schulen muss nicht nur jeder Islamismus verbreitende Religionslehrer sofort entfernt werden. Es muss dort auch intensiv Werbung für die Grundwerte unserer Demokratie gemacht werden: für Freiheit (insbesondere allumfassende Meinungs- und Religionsfreiheit), für die Trennung von Kirche und Staat (was durchaus Respekt für Religion in ihrem Bereich erlaubt), für die Gleichberechtigung der Frau (was keineswegs die krankhafte Gender-Propaganda einschließt), gegen Zwangsehen und Ehen unter Cousins, für Leistung und Disziplin, aber auch für die kulturellen Traditionen des Landes, in denen die Moslems nun leben wollen und dürfen.

All das müsste wieder Kernelement unserer Schulen werden. Auch wenn die „progressiven“ Reformen  der letzten Jahrzehnte diese Werte aus den Schulen vertrieben haben. Und völlig unabdingbar ist, dass es den Zuwanderern zuliebe oder aus ideologischer Verblendung keine Senkung der Leistungsschwellen geben darf. Das heißt etwa, dass künftig wieder Maturanten und Abiturienten (unter anderem auch) einen weitestgehend fehlerfreien Deutschaufsatz zu schreiben imstande sein müssen.

Zwangsehen müssten streng bestraft werden. Ehepartner sind vor Eheschließung beziehungsweise vor der Einreise diesbezüglich eingehend zu befragen. In Schulen müsste es Uniformen und ein Kopftuchverbot geben. In der Öffentlichkeit ein Verbot, sein Gesicht zu verstecken. Gleichzeitig müssten sich politische Parteien konsequent von allen islamischen Radikalinskis trennen. Die Behörden müssten jeden radikalen Prediger sofort suspendieren und ausweisen.

Zugleich aber müsste es für integrations- und lernwillige Türken großzügige Angebote insbesondere an zusätzlicher und weiterführender Bildung geben.

Wer sagt da, dass es keine Rezepte zum Umgang mit der Migration gibt? Bloßes Wegschauen, wie bei Schwarz beliebt, oder gar Beschönigen, wie von Rot und Grün mit Begeisterung praktiziert, helfen genausowenig wie die nackte Aggression von Seiten der Freiheitlichen. Und am allerwenigsten würde es helfen, wenn man auf den türkischen Premier hört, der gestänkert hat: „Assimilation ist ein Verbrechen.“ Nein, Herr Erdogan, ein Verbrechen ist es, die ausgewanderten eigenen Bürger als fünfte Kolonne zu behandeln, die in Parallelgesellschaften leben sollen.

 

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Der kubanische Verrat oder: nur noch Häupl kann uns retten

14. September 2010 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Bald drohen Nordkorea und die österreichischen Gewerkschaften wirklich ganz alleine dazustehen. Denn jetzt ist auch noch Kuba umgefallen!

Innerhalb von drei Monaten will die bisher von allen Gutmenschen so gerühmte kommunistische Regierung Kubas nämlich nicht weniger als 500.000 Beschäftigte aus Staatsbetrieben und Ministerien entlassen. „Unser Staat kann und darf Produktionseinheiten mit aufgeblähten Belegschaften und Verlusten, die die Wirtschaft belasten, nicht weiter aufrechterhalten,“ erklärt – ausgerechnet – die Zentrale Gewerkschaft Kubas. „Sie sind kontraproduktiv, erzeugen schlechte Gewohnheiten und deformieren das Verhalten der Arbeiter.“

Hierzulande würden ÖGB, ORF und SPÖ hingegen ob sozialer Kälte empört aufschreien, auch wenn es nicht 500.000, sondern nur 50.000 wären. Selbst wenn sie die Überpointe noch gar nicht mitbekommen haben: Denn laut Kubas Gewerkschaft sollen die Gefeuerten nun Jobs ausgerechnet in den neuerdings erlaubten privaten Kleinbetrieben bekommen. Also bei jenen Ausbeutern, für welche die österreichische Linke sich derzeit Tag und Nacht neue Steuern ausdenkt. Etwa weil Betrieb, Einfamilienhaus und Auto des Chefs mehr als eine Million Euro wert sind, will man sie ihm in alljährlichen Scheiben wegnehmen.

Jetzt darf man Wetten abschließen, welche der beiden verbliebenen Säulen des real existierenden Sozialismus als letzte vom wahren Weg der Verstaatlichung abkommen wird: Nordkorea oder das Wiener Rathaus als Inbegriff der letzten noch total verstaatlichten Stadt Europas.

 

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Zwei Drittel sehen Österreich schon halb totalitär

13. September 2010 00:59 | Autor: Andreas Unterberger

 

Noch nie in den letzten Jahrzehnten hatte eine Meinungsumfrage ein so beklemmendes Ergebnis gebracht: Sie sagt im Grund nämlich nichts anderes, als dass zwei Drittel der Österreicher ihr Land schon als ein halb totalitäres System sehen, in dem man nicht mehr ohne Scheu seine politische Meinung äußern kann. Drei Jahre davor war erst ein Drittel dieser Ansicht.

Das ist das Ergebnis einer bisher nicht veröffentlichten Meinungsumfrage des renommierten Linzer Imas-Instituts, die auch bei den Instituts-Angehörigen Bestürzung auslöst. Im Detail lautete die Frage: „Wie ist Ihr Eindruck: Kann man in Österreich eigentlich ganz ohne Scheu darüber reden, wie man über politische, geschichtliche oder kulturelle Dinge denkt, oder ist es besser, sich mit seiner Meinung zurückzuhalten, weil man sonst mit Nachteilen rechnen muss?“

Diese Frageformulierung trifft genau einen wesentlichen Kern dessen, was ein totalitäres System ausmacht: Zum Unterschied von bloß autoritär-undemokratischen Systemen, die sich auf die Machtausübung konzentrieren, wollen totalitäre Staaten auch die Meinungen der Untertanen kontrollieren. Wobei sie natürlich nicht die Gedanken kontrollieren können, aber sehr wohl die Meinungsäußerungen zu wichtigen politischen Fragen.

Auf diese zuvor zitierte Frage antworten jedenfalls nicht weniger als 65 Prozent der Österreicher, entweder mit: „besser, sich zurückzuhalten“ (25 Prozent) oder mit: „kommt darauf an, hängt vom Problem ab“ (40 Prozent). Während lediglich 31 Prozent noch sagen, man „kann ohne Scheu reden“.

Ein ziemlich erschütterndes Ergebnis, das bei allen freiheitsorientierten Menschen die Alarmsignale schrillen lassen muss. Diese Umfrage müsste eigentlich eine zwingende Konsequenz haben: Neben den Verfassungsreformen mit dem Ziel einer Verwaltungsvereinfachung braucht Österreich genauso dringend einen zweiten Verfassungskonvent mit der zentralen Aufgabe, die Meinungsfreiheit in diesem Land wieder herzustellen.

Denn wenn nun manche Juristen und Politiker zu argumentieren beginnen sollten, dass in Österreich durchaus Meinungsfreiheit herrsche, sprechen die mehr als signifikanten Zahlen der Umfrage eine ganz andere Sprache. Viel entscheidender, ob eines der allerwichtigsten Grundrechte auf dem Papier von irgendwelchen Menschenrechtskatalogen steht, ist die Wirklichkeit. Also ob die Menschen auch davon überzeugt sind, dass es Meinungsfreiheit gibt. Schließlich haben ja auch totalitäre Diktatoren immer wieder papierene Verfassungen präsentiert, denen zufolge alle Grundrechte gesichert schienen.

Wenn hingegen Politik und Jurisprudenz tatenlos bleiben sollten, dann ist dies der wohl stärkste Beweis, dass hier tatsächlich eine herrschende Klasse sich sehr bewusst ist, die Meinungsfreiheit der Bürger eingeschränkt zu haben. Denn wenn zwei Drittel keine volle Meinungsfreiheit mehr sehen, dann gibt es diese Freiheit nicht mehr.

Nun werden manche sagen: Dieses Umfrageergebnis sei ja nur ein Beweis, dass die Österreicher seit jeher Duckmäuser sein; in Wahrheit wären sie ja ohnedies frei. Andere schlichte Denker werden halt sagen: Die Umfrage beweise nur, dass die Österreicher unverbesserliche Nazis geblieben wären, denen man zu Recht das Maul stopfe. Gegen beide Interpretationen spricht  aber massiv der Trend: Denn die Werte verschlechtern sich von Umfrage zu Umfrage dramatisch!

Im Oktober 2007 haben nämlich noch 47 Prozent gemeint, man könne in Österreich ohne Scheu reden (im Februar 2010 waren es dann nur noch 37). Und nur 34 Prozent haben sich für „zurückhalten“ oder „kommt drauf an“ entschieden. Was nur rund halb so viel wie in diesem Sommer waren – wenn auch in Wahrheit auch schon damals viel zu viele. (Im Februar 2010 waren es dann schon 51 Prozent).

Über die Ursachen dieses bestürzenden und sich beschleunigenden Trends sagt die Umfrage natürlich nichts. Sie hängen aber zweifellos mit den Verbotsgesetz-Debatten in diesem Frühjahr ebenso zusammen wie mit den ständigen Versuchen des Justizministeriums, den ohnedies jetzt schon bedenklichen Verhetzungsparagraphen, der reine Meinungsdelikte mit Haft bestraft, noch weiter zu verschärfen. Ebenso spielt da die vor allem von Rot und Grün ständig intensiver vorangetragene Political Correctness eine unschöne Rolle oder die Groteske der Wiener ÖVP, welche die Spitze des Wiener Akademikerbund wegen unerwünschter Meinungsäußerungen einfach ausschloss.

Mit etlicher Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dass das Kesseltreiben gegen Thilo Sarrazin – obgleich das ein deutscher Fall ist – die Angst der Österreicher, ihre Meinung frei zu äußern, noch weiter verschlimmert hat. Jedenfalls ist auch da kein österreichischer Politiker dadurch aufgefallen, dass er sich für die Meinungsfreiheit eingesetzt hätte.

Da bleibt nur noch eine vage Hoffnung: Wann kommt ein neuer Schiller mit einem Da capo der einst schon für erfüllt geglaubten Forderung: „Geben Sie Gedankenfreiheit!“?

Derweil tut es zumindest gut, ein altes Lied hervorzukramen und vor sich hinzusummen, das schon seit Walther von der Vogelweide und in immer neuen Variationen immer das Gleiche gesagt hat:
„Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!“

 

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Tausche einen Voves gegen einen Häupl

12. September 2010 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

 Was führt diese Koalition eigentlich im Schilde? Zuerst war es nur eine dunkle Vermutung, die man als zu bösartig immer gleich beiseitegeschoben hat. Inzwischen aber werden die vertraulichen Informationen aus den Reihen der beiden Parteien immer dichter: Die Herrn W. Faymann und J. Pröll versuchen tatsächlich mit allen Mitteln, das Wahlergebnis der beiden nächsten Landtagswahl in die von ihnen gewünschte Richtung zu treiben.

Das zugrundeliegende Szenario geht weit über den Verfassungsbruch durch Nichtvorlage eines Budgets hinaus, weil ein unvermeidliches Sparbudget ganz offensichtlich Rot und Schwarz in ihren Landeswahlkämpfen gestört hätte.

Das Projekt der beiden Bundesparteispitzen ist aber ein noch viel Konkreteres: Sie wünschen sich gemeinsam, dass erstens in der Steiermark Franz Voves ausscheidet; und dass zweitens in Wien Michael Häupl die absolute Mehrheit behält. Sie können es nur niemals offen und gemeinsam zugeben.

Voves hat durch ständige Stänkereien zuerst gegen Gusenbauer, dann gegen Faymann die Rolle des schlimmsten Quertreibers gegen die SPÖ-Spitze übernommen. Sollte er bestätigt werden, dann dürfte er diesen Kurs noch mehr fortsetzen. Dann wird vor allem das Sparpaket auf noch viel härteren Widerstand auch in den eigenen Reihen stoßen.

Das Problem an dem Projekt ist nur: Voves tut sich trotz des Gegenwindes aus der Bundespolitik an den steirischen Wirthaustischen viel besser als Hermann Schützenhöfer, der Funktionärstyp. Voves weiß, dass nach Alkohol riechende Anti-Wien-Rülpser so wie in Krainer-Zeiten in der südlichen Mark immer noch auf Wohlgefallen stoßen. Er sieht, dass auch ein Erwin Pröll mit hemmungslosem Landespopulismus seit langem sehr gut fährt.

Ein weiteres Problem ist die Schwäche der steirischen Freiheitlichen. Deren Stimmen dürften aber wohl notwendig werden, um in Graz wieder einen schwarzen Landeshauptmann zu installieren. Drei Bürgermeister haben jetzt die FPÖ verlassen, das Minarett-Abschließen nimmt der Partei jede Chance bei gebildeteren Schichten – und gleichzeitig wirbt Voves eleganter um die Blauen, als es die heutige steirische ÖVP vermag.

Mindestens genauso kompliziert ist der Masterplan in Wien zu verwirklichen. Das Motiv ist klar: Wenn Häupl kraftvoll wiedergewählt wird, hat Faymann in der wichtigsten Landesgruppe den Rücken frei. Dann und nur dann könne die Regierung weiterbestehen.

Wird Häupl jedoch abgewählt, dann drohen Querschüsse, die noch viel ernster zu nehmen sind als jene aus der Steiermark. Für die SPÖ ist die Wiener Rathaus-Kasse ja die entscheidende strategische Geldquelle. Mit deren Mitteln können nicht nur Zeitungen bestochen oder überhaupt am Leben erhalten werden. Von dort werden auch unzählige De-facto-Vorfeldorganisationen vom DÖW bis zu ZARA finanziert, die immer bereitstehen, um Bürgerliche als Faschisten zu denunzieren.

Für Josef Pröll ist das Weiterfunktionieren der Regierung wichtiger als ein Erfolg seiner Partei in Wien. Oder gar eine Machtablöse eines im Laufe der Jahrzehnte fett und korrupt gewordenen roten Monopols. Deswegen hat er im letzten Moment eine sehr schwache Spitzenkandidatin an die Spitze gehievt, obwohl sich die Wiener Schwarzen schon auf einen anderen Kandidaten geeinigt hatten.

Aus dem gleichen Grund ist die bisher einzige beim Wähler angekommene Devise der schwarzen Wiener Kandidatin auch prompt diejenige, dass Frau Marek auf jeden Falls Häupl wiederwählen wird. Das ist zwar mit Gewissheit nicht das, was die bürgerlichen Wähler als primäres Wahlziel wünschen. Das festigt aber die Regierungskoalition.

So glaubt Pröll ganz offensichtlich.  Und nimmt dafür sogar in Kauf, dass die Freiheitlichen – die österreichweit ja eine ziemliche Schwächeperiode durchlaufen – in Wien wohl ein unerwartet gutes Ergebnis bei ehemaligen Schwarz-Wählern einfahren werden.

Dass mit einem Faymann höchstwahrscheinlich nie etwas anderes als eine populistische Schulden- und Steuererhöhungspolitik machbar sein wird, dass also Prölls Strategie wohl scheitern wird. ist hier schon des öfteren erörtert worden.

Heute geht es um die noch viel beklemmendere Erkenntnis, dass Rot und Schwarz wirklich glauben, sich mit allen manipulativen Mitteln das Land aufteilen zu können: Wien hat der SPÖ zu gehören; Niederösterreich und etliche andere Länder hingegen der ÖVP.

Selbst der ORF spielt da mit: Man zähle nur die positiv inszenierten Fernsehauftritte Häupls im Verhältnis zu denen eines Voves in bundesweiten Sendungen. Diese Zahl geht weit über das Verhältnis der in Wien gegenüber der Steiermark etwas größeren Zahl an Wahlberechtigten hinaus. Es war kein Zufall, dass ein Journalist aus dem engsten Rathaus-Dunstkreis in den letzten Jahren die Verantwortung für die Fernseh-Informationssendungen bekommen hatte, und nun mit einem Karriere-Avancement sogar belohnt worden ist.

Bleiben nur noch zwei Fragen: Lassen sich die Wähler alles gefallen, indem sie sich so manipulieren lassen? Begreifen sie nicht, dass Nicht- oder Weißwähler (die Sieger aller Wahlgänge) die besten Unterstützer dieses Proporzsystems sind?

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Bücherverbrenner, Dummköpfe und Heuchler

11. September 2010 02:11 | Autor: Andreas Unterberger

Die Aufregung um einen Pastor, der zum Jahrestag des 11. September einen Koran verbrennen wollte, ist verständlich. Oder doch nicht?

Verständlich ist jedenfalls einmal der Zorn deshalb, weil das Verbrennen von Büchern immer ein Akt der Barbarei ist. Dies nicht nur deshalb, weil schon mehrfach totalitäre Ideologien solche Akte gesetzt haben – wie etwa die Nazis, wie etwa Tausende Moslems mit den „Satanischen Versen“ und anderen Büchern“. Und weil auch der katholische Index verbotener Bücher ein schwerer Fehler war.

In die gleiche Kategorie gehört aber natürlich auch die Vernichtung der bürgerlichen Existenz des Thilo Sarrazin, der wegen eines Buches seinen Job verliert, aus seiner Partei und nun sogar seinem Golfklub ausgeschlossen werden soll. Das liefert zwar keine so schönen Fernsehbilder wie die Verbrennung eines Exemplars, ist aber in der Wirkung für den Autor wahrscheinlich noch schlimmer.

Mit Aussagen eines Buches setzt man sich intellektuell auseinander. Man kann es natürlich auch ignorieren (was wir ja mit den meisten Büchern schon aus Zeitgründen tun). Man kann es kritisieren, man kann bei Sachbüchern auch versuchen, es zu widerlegen.

Bei Sarrazin fällt letzteres übrigens sehr schwer, stimmen doch seine Aussagen in allen wesentlichen Punkten. Das haben nun wieder zwei renommierte deutsche Psychologen in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ausführlich und ausdrücklich bestätigt. Intelligenz hat auch eine genetische Dimension. Wer gegen ein Buch mit wirklichen oder symbolischen Verbrennungsakten anagitiert, setzt sich jedenfalls selber schwer ins Unrecht. Weil er statt zu Argumenten zu Gewalt greift.

Apropos Gewalt: Gerade deshalb ist der Koran sogar als Lektüre empfehlenswert, weil darin doch alle Illusionen naiver Gutmenschen widerlegt werden, dass der Islam eine großartige Friedensreligion wäre. Im Gegenteil: Keine große Weltreligion ist so sehr eine Kriegs- und Gewalt-Ideologie wie die Lehre Mohammeds, wie sich an vielen Koran-Stellen zeigt.

Die amerikanische Politik fürchtet sich aus einem weiteren verständlichen Grund sehr vor einer Koran-Verbrennung, weil dadurch die Risken für die westlichen Truppen in Afghanistan und Irak noch mehr erhöht werden, weil dadurch der Propaganda der Taliban bei der großteils nicht durch Bildung oder ein ausgefeiltes Verständnis für Meinungsfreiheit geplagten afghanischen Landbevölkerung eine neue Waffe geliefert wird. (Die wahlkampfbedingte Groteske, dass die USA gerade den Abzug aus dem Irak gefeiert haben, obwohl weitere 50.000 Mann dort bleiben, wollen wir ja gar nicht erwähnen.)

Dennoch ist den Amerikanern hoch anzurechnen, dass sie ganz klar gemacht haben, dass für sie jedenfalls das Gut der Meinungsfreiheit höher steht als all diese Argumente, selbst wenn man seine Meinung durch eine Bücherverbrennung kundtut. In Österreich würde ich ja eher auf eine gegenteilige Reaktion tippen.

Aus all den zuvor genannten Gründen kann und soll man gegen die Ideen einer Koran-Verbrennung sein. Gleichzeitig wird einem aber auch übel, wenn man die vielen heuchlerischen Kommentare in den linksliberalen Mainstream-Medien zu diesem Thema liest. Die wegen eines belämmerten Führers einer Minisekte gleich das ganze Christentum und die USA dazu verurteilen oder gar auf eine Stufe mit den Taliban stellen.

Denn keiner dieser Kommentatoren hat sich im letzten Jahr über die Christenverfolgungen in allen islamischen Ländern – einschließlich der Türkei! – geäußert, die im letzten Jahr Hunderte Todesopfer gefordert haben. Wenn wir den moralischen Konsens aufgeben, dass jedes einzelne Menschenleben mehr wiegt als ein Buch, dann fehlt mir endgültig der gemeinsame Boden mit diesem linken Mainstream.

Ja noch schlimmer: Viele dieser Medien haben es im Jahr 2007 sogar verteidigt, als in der deutschen ARD eine Bibel verbrannt worden ist. Diese Verbrennung sei nämlich eine „Kunst“-Aktion gewesen.

Die Kunst – auch wenn niemand objektiv definieren kann, was eigentlich Kunst wäre und was nicht –, die Freiheit einer solchen Kunst ist ihnen also wichtiger als die Freiheit der Religion, der Meinung und des Menschenlebens. Irgendwie eine Kunst, sich mit einem solchen Weltbild morgens noch in den Spiegel schauen zu können.

Dass uns die politische Klasse zwingt, mit unseren Steuergeldern auch noch solche Kunstaktionen zu unterstützen, ist da gleichsam der Punkt auf dem i.

 

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SN-Kontroverse: Lauter Landeslehrer?

10. September 2010 10:20 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen alle Lehrer den Ländern unterstellt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schule nicht den Landesfürsten

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreichs Schulwesen ist wenig effizient und an Bürokratie kaum zu überbieten. Die Schulverwaltung ist ein willkürliches Kompetenzgefüge. Das Ministerium ist die oberste Aufsichtsbehörde, ist aber auch für die neun Landesschulräte zuständig. Dazu gibt es Bezirksschulräte. Die Länder haben noch Schulabteilungen in den Ämtern der Landesregierungen und Schulreferenten im Bezirk. Für die Schulgebäude sind Bund wie Länder und Gemeinden zuständig. Welche Behörde welche Entscheidung für wen trifft ist eine Wissenschaft. Der Kompetenzdschungel ist sehr teuer. Regelmäßig kritisiert der Rechnungshof das System der Landeslehrerverwaltung, das über den Finanzausgleich erfolgt, und empfiehlt die gesamte Schulverwaltung durch den Bund.

Das derzeitige System lädt zu politischem Missbrauch ein. In kaum einem anderen Bereich tobt sich der parteipolitische Machtwahn mehr aus als bei der Bestellung von Lehrern und Schulleitern. Vor allem die Landeshauptleute greifen gern auf Postenschacherei zur Schaffung politischer Abhängigkeiten zurück. Dieses politische Deformationsystem zur Perfektion gebracht hat das schwarze Niederösterreich. Ausgerechnet von dort ertönt nun der Ruf nach Ausweitung des Deformationsmodells am lautesten. Selbst aus den Reihen der ÖVP wird das Vorhaben mit Kopfschütteln kommentiert. Bernd Schilcher, Leiter zahlreichen Schulexpertenkommissionen der ÖVP, sieht darin einen „Rückschritt ins 18. Jahrhundert". Die derzeitige Schulmisere werde nur noch verstärkt.

Österreich braucht ein Schulwesen das dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Das bedeutet mehr Schulautonomie und gleiche Qualitätsstanders für alle durch bundeseinheitliche Richtlinien. Denn Schule ist nicht zur Befriedung der Machtgelüste von Landesfürsten da.


Alle Macht nach unten

Andreas Unterberger

 

Mein Gott, was streiten sie jetzt wieder um Macht und Einfluss! Offenbar nur, um in der Debatte, ob Lehrer nun alle dem Bund oder alle den Bundesländern unterstellt werden, die zwei entscheidenden Fragen zu vermeiden.

 

Erstens: Was ist besser für unsere Kinder, was ist menschlicher, was führt zu besseren Bildungsergebnissen? Zweitens: Welche Variante ist billiger? Immerhin haben ja erst die Schuldenkatastrophe und die Tatsache, dass Österreich mehr Geld pro Kind ausgibt als andere Länder, die Debatte überhaupt auf die Tagesordnung gebracht.

Zur zweiten Frage sollte man von Frau Schmied ebenso wie von Herrn Pröll einmal die Vorlage genauer Modelle und Berechnungen verlangen. Sicher ist ja nur: Sparsamer als die Gegenwart, in der die Länder bestimmen und der Bund zahlt, sind beide Varianten.
Zur ersten Frage: Ein Schritt Richtung Länder zeigt in die richtige Richtung. Eine wirklich menschennahe Schule mit guten Bildungsergebnissen müsste aber noch zwei Schritte weiter „hinunter" gehen und alle entscheidenden Kompetenzen zu den Schulen verlagern. Warum gibt man nicht (so wie schon bei den Unis) den Direktoren die Kompetenz zur Lehreranstellung und Kündigung? Warum bekommen von Eltern und Lehrern gewählte Direktoren nicht die quasi unternehmerische Verantwortung, für welche Spezialisierung, welchen Typus (aus einer Vielzahl bundesweit möglicher Schulformen) sie in ihrer Region eine Nachfrage erwarten? Und warum wird dann nicht jede Schule streng nach der Zahl der Schüler und nach dem gemessenen Ausbildungserfolg finanziert?

Was etwa ausschließen würde, dass bestimmte, der Ministerin ideologisch sympathische „Schulversuche", also derzeit die Gesamtschule, skandalöserweise viel mehr Geld pro Kopf bekommen.

 

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Steuergeld für die Bauern - warum eigentlich?

09. September 2010 00:46 | Autor: Andreas Unterberger

Verdienen die Bauern zu viel oder zu wenig? Regelmäßig taucht das Thema auf – am liebsten in Wahlzeiten und wenn größere Verteilungskämpfe wie in diesem Herbst bevorstehen. In eine besonders tiefe Schublade hat nun ein Buchautor gegriffen, der schon einmal vor Gericht wegen Fälschung von Informationen eingegangen ist. Dennoch ist die Agrarförderung diskutabel, mehr als diskutabel.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema „Agrarförderung“ gewidmet.)

Denn warum wird überhaupt landwirtschaftliche Produktion in Österreich, in der ganzen EU so heftig gefördert, dass für den Großteil der Bauern die Hauptquelle der Einkünfte in Förderungen besteht? Industrie und Gewerbe werden ja auch nicht gefördert, höchstens in Ausnahmesituationen.

Manche tun so, als ob Bauern aus sozialen Gründen zu fördern sind. Ein absurder Gedanke. Denn es wäre weit billiger, wenn die Bauern einfach das neue Grundeinkommen bekommen, aber nicht über den teuren Umweg ihrer Produktion gefördert würden. Es wäre auch ein absoluter Unsinn, die Landwirtschaft deshalb zu fördern, damit der Strukturwandel abgebremst wird, damit Kleinbauern überleben können. Warum sollte man das tun? Hätten wir in den letzten 150 Jahren den Strukturwandel verhindert, dann hätten wir heute noch 80 Prozent Bauern. Dann gäbe es noch zigtausende Greißler und Schuster, die alle von Förderungen lebten. Das kann kein Staat, keine EU finanzieren, das würde unseren Lebensstandard atomisieren.

Daher sind auch alle Neidargumentationen falsch, die lustvoll die Förderungen für Großbauern oder für Prominente auflisten. Kleinheit soll und darf künftig kein Förderungsgrund mehr sein. Sonst müsste man ja auch den ÖBB, dem weitaus meistgeförderten Betrieb Österreichs, alle Gelder streichen und nur ein paar kleine Privatbahnen subventionieren.

Ökonomisch wäre es viel sinnvoller, wenn wir viel weniger, dafür große, schlagkräftige und unternehmerisch geführte Betriebe hätten.

Was wirklich förderwürdig ist, hängt nicht mit der Größe zusammen. Legitim sind etwa etliche umweltbezogenen Fördermotive: etwa der Verzicht auf besonders wasserverschmutzenden Dünger oder der gesunde Mischwald anstelle von Monokulturen. Logischerweise dient es der Umwelt nicht, wenn das nur bei Kleinen gefördert würde.

Dasselbe gilt für die touristischen Fördermotive: Die Landschaft ist attraktiver, wenn auch entlegene Bauernhöfe bewohnt sind, wenn in den alpinen Regionen weiterhin Wiesen und Felder kultiviert werden und nicht alles dem sich ohnedies ständig ausbreitenden Wald geopfert wird.

Alles andere an der Agrarförderung ist unsinnig, belastet nur schwer die europäischen Budgets, verhindert Strukturwandel und schädigt die Dritte Welt, die gegen die künstlich verbilligten europäischen Lebensmittel nicht konkurrenzfähig ist.

Ob sich diese Erkenntnis gegen Europas – vor allem Frankreichs – mächtige Bauernverbände jemals durchsetzen wird? Neidargumente unseriöser Autoren helfen da aber sicher nicht weiter.

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Die Juristen als Feinde des Rechtsstaats

08. September 2010 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Wozu gibt es eigentlich Juristen? Sind sie für Recht und Gerechtigkeit da? Oder hat hier eine Gruppe eine geniale Strategie entdeckt, wie man die eigene Wichtigkeit und Macht dadurch ständig erhöhen kann, indem man immer ausgefeiltere immer absurder verstiegene Normen und Rechtsansichten durchdrückt, denen sich der Rest der Menschheit unterzuordnen hat, einfach deshalb, weil es die herrschenden Juristen so sagen? Vieles spricht für die zweite Variante, wie man etwa auch an der Diskussion ums Asylrecht sehen kann.

Um es noch mehr auf den Punkt zu bringen: Zunehmend taucht die Sorge auf, dass das, was wir als Gerechtigkeit empfinden, von bestimmten Juristen längst gekidnappt worden ist. Fiat iustitia pereat mundus. Es geschehe das, was die herrschenden Rechtgelehrten als Iustitia darstellen (meine Finger sträuben sich, dass als Gerechtigkeit zu übersetzen) - selbst wenn die Welt darob untergeht. Jenen lateinischen Spruch soll Ferdinand I. im 16. Jahrhundert geprägt haben. Er ist wohl nicht ganz zufällig ein Mann, der große Mitschuld an den blutigen Religionskriegen in Europa trägt.

Aber zurück in die Gegenwart, und zu dem von der Regierung soeben neugeformten Asylrecht. Was eigentlich kaum eine Diskussion auslösen dürfte. Denn im Grund ist nichts unproblematischer, als dass Menschen, die vor furchtbarer Verfolgung fliehen, sich eine Woche lang auf einem großen Lager-Gelände aufhalten müssen. Damit ihr Asylverfahren zügig abgewickelt werden kann. Damit nicht illegale Immigranten sich allzu leicht mit dem Persilschein eines Asylwerbers tarnen können.

Keiner der Juden, die einst vor Hitlers Schergen geflohen sind, hätte sich über eine solche Regel beklagt oder darin gar eine unmenschliche und rechtswidrige Schikane entdeckt. Noch viel weniger hätten jene Juden geklagt, die nicht mehr aus Hitlers Fängen entfliehen konnten, wenn der Preis der Freiheit ein paar Wochen in einem solchen Lager gewesen wäre.

Und auch die Präsenzdiener werden selbstverständlich oft nicht nur eine Woche am Verlassen der Kadserne gehindert, ohne dass jemand deswegen "Verfassungwidrigkeit" oder "Menschenrechtsskandal" schreit. Wie es die angeblich führenden Verfassungsrechtler tun.

Gewiss, viel spricht dafür, dass sie das auch deshalb machen, um im gleichgeschalteten Reichsrundfunk und bei den Grünen gebührlich vorzukommen. Dennoch ist es Tatsache, dass sich bei den obersten Gerichtshöfen wie insbesondere beim Straßburger Menschenrechtsgerichtshof immer mehr Tendenzen zeigen, die Staaten unregierbar, die aber die Juristen unglaublich wichtig machen.

So droht jetzt ein Höchstgerichtsurteil gerade die Hochschulen lahmzulegen, weil spitzfindige Juristen Studenten Schadenersatz bei Studienverzögerung zusprechen wollen. So haben die Anzeigen gegen Sarrazin wegen angeblicher Verhetzung durchaus Chancen auf Erfolg, obwohl seine Thesen nicht nur weitestgehend richtig sind, sondern in jedem Fall auch vom wirklich fundamentalen Grundrecht der Meinungsfreiheit erfasst sind.

Die Juristen übersehen nur eines: Wenn eine so überspitzt agierende Jurisprudenz immer mehr eskaliert, dann wird ihr eines Tages der Gehorsam verweigert werden. Dann werden sich die Menschen insgesamt von der Justiz und wahrscheinlich auch gleich der Demokratie abwenden. Dann wird nach allen Gesetzen der Dialektik eine sehr unjuristische Antithese Wirklichkeit werden. Die niemand, der bei klarem Verstand ist, so recht wollen kann.

Daher sollten sich die Juristen bei aller Eitelkeit und bei aller linken Gehirnwäsche (welche die jetzt überall die Unis kontrollierenden Alt-68er durchgemacht haben) noch eines anderen und viel weiseren lateinischen Spruches besinnen. Falls sie noch Reste von Kenntnissen der alten Juristensprache haben: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem. Was auch immer du tust, denk an das, was am Ende daraus folgen wird.

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Deutscher und amerikanischer Mut - zu Klugem und Gefährlichem

07. September 2010 09:00 | Autor: Andreas Unterberger

Zwei wichtige Regierungen westlicher Länder haben Entscheidungen getroffen, die Mut und Tatkraft zeigen, die zeigen, dass dort noch regiert wird. Was man ja als Österreicher nicht von allen Ländern sagen kann.

Die deutsche Regierung hat die Laufzeit der Atomkraftwerke deutlich verlängert. Das ist nicht nur mutig, sondern trotz des Aufheulens von Grün und Rot (sowie des weltberühmten österreichischen Energieexperten Nikolaus Berlakovich) auch richtig.

Aus mehreren Gründen: Erstens gibt es noch auf Jahrzehnte keine funktionierende Antwort auf die Energieprobleme ohne Atomenergie. Intellgente Alternativen gibt es nicht, selbst wenn man ganz Europa durch Windmühlen so hässlich machen würde, wie es das Weinviertel binnen kurzem geworden ist.

Zweitens ist ein rechtzeitiger Ausstieg vom schon beschlossen gewesenen Ausstieg die weitaus bessere Antwort als das Verhalten anderer Länder, die den unvermeidlichen Ausstieg vom Ausstieg meist erst im letzten Augenblick beschließen.

Und drittens holt sich durch diesen frühen Ausstieg die deutsche Regierung als Gegenleistung 25 Milliarden Euro von den Energiekonzernen. Geld, das man derzeit besonders gut brauchen kann - wenn man es nicht gleich wieder in unwirtschaftliche Windmühlen investiert.

Mut und Gespür für das Richtige zeigt auch der deutsche Verteidigungsminister Guttenberg. Er wagt es  trotz des politisch korrekten Aufheulens der Medien zu sagen, dass Thilo Sarrazin die richtige Debatte angestoßen habe. Und dass es überrasche, wie wenige bereit seien, sich mit Sarrazins Inhalten auseinanderzusetzen. Es braucht oft nur weniger klarer Sätze im richtigen Zeitpunkt, und man ist der beliebteste Politiker des Landes. Warum ist das für die anderen nur so schwer?

Interessant ist auch das neue Wirtschaftspaket von US-Präsident Barack Obama: Er reduziert die Steuerlast für Unternehmen um 100 Milliarden Dollar; ein interessanter Akzent für einen doch sehr linken Präsidenten. Der auch einen deutlichen Kontrast etwa zu Österreichs Sozialdemokraten bildet, die ständig über Steuererhöhungen für die Wirtschaft nachdenken. Unter dem Motto aus Laura Rudas Buchstabierkasten: "Die an der Krise Schuldigen sollen zahlen." Was ja offenbar die Wirtschaft ist. Obwohl die im Gegensatz zu den österreichischen Arbeitnehmern im Vorjahr schwere Einbußen erlitten hat.

Freilich sei Obamas Wirtschaftsprogramm nur deshalb hier lobend aufgezählt, um zu zeigen, dass Entscheidungsfreude und ein Widerspruch zu linken Dogmen auch für einen linken Präsidenten durchaus möglich sind. Trotzdem überwiegt an seinem Wirtschaftskurs massiv die negative Seite: Amerika verschuldet sich durch sein neues Programm noch mehr als bisher und noch mehr, als jemals vorstellbar gewesen ist. Was trotz der großen Stärken Amerikas die Aussichten auf eine explosionsfreie Sanierung gegen Null schwinden lässt. Man druckt nicht ungestraft Hunderte Milliarden ungedecktes Geld, auch wenn die Konjunktur noch so schlapp ist.

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Der Skandalfall Wiesenthal

07. September 2010 04:21 | Autor: Andreas Unterberger

Dass Simon Wiesenthal von Israel für seine Jagd auf Nazi-Verbrecher Geld bekommen hat, kann niemanden erregen, der ihn jemals beobachtet oder mit ihm längere Gespräche geführt hat. Denn nur vom - fast - allseitigen Schulterklopfen hätte dieser ja wohl seine Arbeit nicht finanzieren können. Überraschend am neuen Wiesenthal-Buch ist etwas Anderes.

An den israelischen Zahlungen ist nämlich höchstens auffällig, wie wenig das war: 300 Dollar pro Monat können ja nicht wirklich ausgereicht haben.

Dennoch stürzen sich der ORF und viele Medien mit voller Wucht auf diese Aspekt. Und nur auf diesen. So als wollten sie den alten Widersacher der SPÖ noch posthum wegen Steuerhinterziehung vor Gericht stellen. Die im übrigen längst verjährt wäre.

Der eigentliche Skandal wird aber völlig unter den Tisch gekehrt: Der besteht darin, dass die gesamte Bundesregierung und insbesondere die Staatspolizei unter Bruno Kreisky den Nazi-Jäger ausspioniert haben. Womit sich alle Beteiligten immerhin des Verbrechens des Amtsmissbrauchs schuldig gemacht haben. Da aber einige Täter vom Bundespräsidenten bis zum Chef des SPÖ-Seniorenverbands noch recht wichtige Ämter bekleiden, da gerade ein neuer Anlauf begonnen hat, Kreisky - obwohl er der eigentlich Verantwortliche für die Wiesenthal-Hatz war - zur endgültigen Ehre der Altäre zu erheben, muss dieser Aspekt absolut totgeschwiegen werden.

Wenn ein Pfarrer in den 60er Jahren jemanden geohrfeigt hat, wird das hämisch formulierte Spitzenmeldung der Zeit im bild. Wenn die Regierung Kreisky unter den schweren Verdacht des Amtsmissbrauchs und wahrscheinlich auch der Erpressung gerät, verschweigt das der ORF. Der Grund ist offensichtlich: Wiesenthal hat sich der einzig noch verbotenen Form des Hochverrats schuldig gemacht, indem er aufgedeckt hat, dass ausgerechnet eine SPÖ-Alleinregierung mehr schwer belastete (Ex-)Nazis in ihren Reihen hat als jede andere vor ihr (und nach ihr). Und dass ausgerechnet der Mehrheitsbeschaffer der SPÖ, nämlich der Freiheitliche Friedrich Peter ein hochrangiger SS-Offizier gewesen ist.

Wiesenthal hat das oberste Gesetz des Antifaschismus nicht begriffen: Wer ein Nazi ist, darf einzig die SPÖ bestimmen. Und nicht irgendwelche blöden historischen Fakten. Schon gar nicht darf man fragen, ob der ganze Anti-Nazi-Zauber von Waldheim bis Strache im Vergleich zu Kreiskys "Team", das die Österreicher gefälligst arbeiten lassen sollen, nicht reinste und widerliche Heuchelei ist.

Und warum schweigt die Kultusgemeinde? Zur Beantwortung dieser Frage möge man sich die engen Beziehungen ihres Präsidenten zur Rathaus-SPÖ ansehen.

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Fußnote 132: Werners Offenbarungseid

07. September 2010 00:55 | Autor: Andreas Unterberger

Erfrischender ehrlich konnte Werner Faymann bei seinem Fernsehauftritt gar nicht sein: 

Denn keine Wortfolge verwendete er öfter als "Wir wollen nicht sparen . . ." Zugleich verkündete er dem staunenden Volk mehrfach, dass die SPÖ nicht weniger als acht Steuern erhöhen oder einführen will. Dazu wagte er es, mit großem Stolz das Ergebnis der Verwaltungsreformen von fast zwei Faymann-Jahren hinauszuposaunen: Irgendwelche Garagen wurden zusammengelegt. Deutlicher hätte er es gar nicht sagen können, was die SPÖ ist: eine Partei, die immer nur Steuern erhöhen und nie sparen will. Auch in Zeiten wie diesen. Danke, jetzt ists uns klar.

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Der Kulturkampf hat begonnen und der Verlierer steht schon fest

06. September 2010 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

In Europa tobt ein heftiger Kulturkampf. In dem jetzt schon das Ergebnis feststehen dürfte: eine schwere Niederlage der konservativ-christlichen Seite gegen die links-progressiv-islamische Seite. Denn die Lethargie der bürgerlichen Seite ist so lähmend, dass gar kein anderes Ergebnis mehr möglich ist.

Das sieht man in diesen Tagen in Deutschland, wo Thilo Sarrazin zwar die Mehrheit der Bürger hinter sich hat (nur mit großer Mühe gelingt es bisweilen, Umfragen so zu formulieren, dass man den Eindruck bekommt, die Menschen wären in einzelnen Punkten nicht mehrheitlich seiner Meinung). Wo sich aber bis auf einige ganz wenige CDU-Abgeordnete keiner traut zu sagen, dass Sarrazin im Großen und Ganzen recht hat, wenn er mit der notwendigen Deutlichkeit den Finger auf die durch die islamische Migration entstehende Wunde legt.

Das zeigen aber etwa auch Aussagen eines Erhard Busek (in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Conturen“). Der einst gern als katholischer Politiker aufgetretene Busek sagt dort unbekümmert: Europa wird vielleicht in 200 Jahren auf den Muezzin hören, aber er, Busek, könne die Tragik einer derartigen Entwicklung nicht erkennen. Derlei habe immer wieder stattgefunden, etwa auch im alten Griechenland oder im Imperium Romanum.

Der Vergleich stimmt, nur zeitlich hat sich Busek geirrt. Denn nach allen Regeln der Mathematik dürfte schon in diesem Jahrhundert der Muezzin das Sagen bekommen. Busek übersieht aber das Wichtigste. Nämlich, dass  für Griechen und Römer ihr Untergang eine Katastrophe historischen Ausmaßes gewesen ist, von der sich beide Völker Jahrhunderte, ja Jahrtausende nicht mehr erholt haben. Er vergisst die Unterjochung der Griechen durch die Osmanen, er vergisst, wie Süditalien lange Epochen ein beliebter Jagdgrund für moslemische Sklavenhändler gewesen ist. Aber wenn selbst ein an sich so gebildeter Mann wie Busek die Tragik einer Wiederholung dieser Entwicklungen nicht erkennen kann und will – wie soll man es da bei den anderen Bürgerlichen erwarten?

Gleichzeitig wird freilich auch eine kritische Bewusstseinsbildung über die Problematik durch das peinliche Muezzin-Abschießen auf einer steirischen FPÖ-Homepage verhindert, die dumm und geschmacklos ist.

Diese ist allerdings nun vom Staatsanwalt verboten worden. Was aber selbst wieder sehr problematisch ist. Zwar kann ein solches Verbot und ein Strafverfahren wegen Herabwürdigung religiöser Lehren bei extensiver Auslegung der Gesetze als durchaus möglich angesehen werden. Trotzdem ist es ziemlich einmalig, wenn Staatsanwälte direkt durch Verbote in Wahlkämpfe eingreifen, noch dazu auf Antrag einer anderen Partei, der Grünen. Das rüttelt an einer Grundfeste der Demokratie und Gewaltenteilung.

Vor allem aber  erbittert es, wenn parallel zu diesem Schutz für den Islam die katholische Kirche ungestraft und ständig zum Watschenmann gemacht werden kann. Die Justiz ist praktisch immer untätig geblieben, wenn das Christentum oder Kernelemente ihrer Religion in noch viel ärgerer Art geschmäht wurden. Etwa unter Berufung auf die Freiheit der Kunst. Die kann aber wohl nicht höher stehen als die Agitationsfreiheit  in einem demokratischen Wahlkampf.

Da werden etwa katholische Abtreibungsgegner vor einer Wiener Abtreibungsklinik tätlich angegriffen und verletzt – was auch filmisch festgehalten ist -, aber die stramm sozialistisch geführte Wiener Staatsanwaltschaft und Oberstaatsanwaltschaft sehen wieder einmal keinen Grund zum Eingreifen. Was ein Skandal ist – unabhängig davon, ob man nun Sympathien für solche Demonstrationen hat oder nicht. Denn, was den grünen Demonstrationen vor Pelzgeschäften erlaubt ist, kann Katholiken vor Abtreibungskliniken nicht verboten werden. Gälte noch gleiches Recht für alle.

Ein ebenso großer Skandal ist, dass die Gemeinde Wien zum erstenmal seit der Nazi-Zeit eine Kapelle (im Geriatriezentrum Baumgarten) gegen den Willen der Kirche abreißen will, obwohl dort noch regelmäßig die Messe gelesen wird. Und sich nicht geniert, das damit zu begründen, dass dann später einmal ohnedies ein Andachtsraum entstehen werde – für Christen wie Moslems! Außerdem, so verkündet einer der auftrumpfenden SPÖ-Bürokraten nach Berichten eines Augenzeugen, sollten sich die Christen nicht so gehaben, würden sie doch ohnedies bald in der Minderheit sein.

Das nächste Indiz ist, dass es natürlich auch keine erfolgreiche Fahndung gibt, wenn bei einer FPÖ-Veranstaltung, zu der die SPÖ eine Gegendemonstration angekündigt hat, ein Buttersäure-Anschlag stattfindet. Ebenso untätig bleibt die knalllinke Staatsanwaltschaft in Wien, wenn ein SPÖ-Gemeinderat für einen Rapper wirbt, dessen Hassvideos alle Geschmacklosigkeiten der steirischen Freiheitlichen noch weit übertreffen.

Freilich: Der Untergang einer schwächelnden christlich-abendländischen Kultur zeigt sich auch in anderen Ländern: In Großbritannien etwa muss die katholische Kirche eine sehr erfolgreiche Adoptionsvermittlungs-Stelle schließen, weil sie sich weigert, Kinder an schwule Paare zu vermitteln.

Da ist es fast eine Ironie der Geschichte, dass den Regeln der Mathematik zufolge, der Muezzin in Großbritannien noch früher als in Österreich das Sagen haben wird. Dessen Anhänger ganz anders auf solche Gesetze reagieren würden – wenn es sie dann noch überhaupt noch lange geben sollte.

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Es ist doch noch möglich: der ORF kann noch röter werden

05. September 2010 00:20 | Autor: Andreas Unterberger

Die Einparteiendiktatur im ORF wird immer brutaler. Das zeigen die jüngsten Personalentscheidungen, die schon gefallenen und die mit Sicherheit noch bevorstehenden.

Und man kann wetten: Bei der bevorstehenden Kür eines neuen Hörfunkdirektors wird mit Sicherheit jener Mann auch die (direkte oder indirekte) Hilfe des Kirchenvertreters im Stiftungsrat bekommen, der hauptverantwortlich für die Antikirchen-Kampagne des Fernsehens während der letzten Monate gewesen ist. Aber bei der knieweichen Kirchenführung in Österreich  wundert ohnedies schon lange nichts mehr.

Begonnen hat es damit, dass der Hörfunkdirektor Willi Mitsche schon fast eineinhalb Jahre krank war und nun endgültig aufgeben muss. Was für den netten Kärntner tragisch ist. Aber halt: Ganz aufgeben muss Mitsche nicht. Er bekommt einen Vertrag mit einem Gehalt in der Höhe eines Landesdirektors! Ohne dass damit irgendeine nennenswerte Aufgabe verbunden wäre. Ja, Mitsche soll nicht einmal eine Anwesenheitspflicht haben. In der politischen Zoologie nennt man das einen Weißen Elefanten.

Na, ist das nicht sozial? Für Mitsche schon, für die vielen anderen ORF-Mitarbeiter, die vorzeitig in Pension gedrängt werden, obwohl sie noch voll arbeitsfähig sind, kann sich das Unternehmen solche sozialen Gesten freilich nicht leisten.

Nun ist Mitsche nicht wirklich abgegangen: Der Kärntner hatte – schon auf Grund seines als BZÖ-nahe geltenden Hintergrunds – auch in seiner gesunden Zeit nicht viel zu reden. Während seiner Krankheit sind die Werbeeinnahmen des Hörfunks sogar gestiegen. Was auch die Überflüssigkeit des Postens zeigt. Dennoch wird er nachbesetzt.

Einer Nachbesetzung stünde nach allen Gesetzen der Logik auch die Tatsache entgegen, dass laut ORF-Gesetz bei der nächsten Direktion ohnedies zwei Posten eingespart werden müssen. Da wäre es ja geradezu zwingend, gleich mit dem von Mitsche anzufangen.

Aber für die Bestellung eines zukunftsträchtigen Genossen muss allemal noch Geld in den leeren Kassen sein, wie wir am kommenden Donnerstag erfahren werden. Insbesondere wenn der Nachfolger Karl Amon sich in extremem Ausmaß für die SPÖ verdient gemacht hat. Zuerst schon als Informationsverantwortlicher im Landesstudio Wien, das er in eine reine Außenstelle der Wiener SPÖ verwandelt hat, und dann als mächtiger Fernseh-Chefredakteur, der Zeit im Bild & Co zu reinen SPÖ-Belangsendungen (mit grünen Einsprengseln) gemacht hat, in der Schwarz, Blau und Orange nur mit kritischem Unterton, Rot und Grün hingegen fast immer nur positiv vorkommen. In der vor allem die Bewertung, das Agenda setting, von einer rein linken Perspektive geprägt ist. Von der einseitigen Zusammensetzung zahlreicher Diskussionsrunden wollen wir gar nicht reden . . .

Noch viel wichtiger ist aber, dass ein anderer Karrierist aus der Wiener SPÖ schon mehrfach geplant hat, den obersten ORF-Chef Alexander Wrabetz durch Amon zu ersetzen: nämlich Werner Faymann. Der hat das Projekt dann zwar abgebrochen, weil zu mühsam, es aber im Grunde wohl nur aufgeschoben.

Da bietet sich nun die perfekte Chance, Amon auf eine noch höhere Ebene zu heben, wo er dann umso leichter den Sprung auf den höchsten ORF-Sessel machen kann. Wrabetz selbst, der ja seit Amtsantritt Tag und Nacht um seine Wiederwahl zittert, hat ohnedies keine Alternative, als jeden Wunsch der Partei zu erfüllen, und er hat daher Amon nominiert. Vielleicht hofft Wrabetz in seiner naiven Art auch, solcherart einen gefährlichen Rivalen auf ein Abstellgeleise zu bringen.

Die Herrschaften agieren mittlerweile schon völlig ungeniert. Was sich daran zeigt, dass sie bereits in der abgelaufenen Woche eine weitere ORF-Schlüsselstelle ganz im Sinn der SPÖ besetzt haben: Stefan Ströbitzer, seit vielen Jahren treuer Adlatus Amons und als dessen Stellvertreter Mitschuldiger am Linksdrall und am schweren Seherverlust der ZiB wurde zum Hörfunk-Chefredakteur bestellt. Dabei hatte sich dort bei einer Abstimmung die Redaktion – Wunder über Wunder –  für einen bürgerlichen Kandidaten ausgesprochen, der noch dazu direkt aus den Hörfunkjournalen kommt. Und nicht wie Ströbitzer seine Hörfunkerfahrung ausgerechnet bei Ö3 gemacht hat. Was für die Nachrichtensendungen (das einzige, was in Ö1 gehört wird) eine deprimierende Perspektive ist.

Wetten, dass natürlich auch im Fernsehen die Nachbesetzung der beiden nun freiwerdenden Posten im Fernsehen zu stramm linken Ergebnissen führen wird? Das System kann durchaus noch etliche Jahre funktionieren, hat doch die geniale Medienpolitik der ÖVP vor kurzem dem ORF 160 Millionen zugeschoben. Offenbar nur damit die SPÖ dort ungeniert ihre Spielchen spielen kann.

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Die Rückkehr von Proporz und Misswirtschaft

04. September 2010 01:13 | Autor: Andreas Unterberger

Fast kann man es nicht glauben, wie ungeniert Proporz und parteipolitischer Machtanspruch in Österreich um sich greifen. Jetzt soll der heimische Energieregulator E-Control eine Doppelführung bekommen. Nach strengem Parteiproporz. So wie wir ihn seit Jahr und Tag beim Wiener Flughafen gesehen und unter anderem mit dem Untergang der leidtragenden AUA teuer bezahlt haben.

Und leider ebenso natürlich ist offenbar, dass der neue Mann aus dem Dunstkreis der Wiener SPÖ kommen wird. Und dass er künftig die Interessen der Landesenergieversorger in der E-Control wahrnehmen wird.

Das ist so, wie wenn man einen Mafiaboss zum Chef der Staatsanwaltschaft macht. Denn diese Landesenergieversorger sind genau jener Bereich, der von der E-Control zu kontrollieren ist. Sie sind mehrfach zu einer Senkung der exorbitanten Stromtarife gezwungen worden. Mit denen sich die Landeshauptleute trotzdem immer noch ein sattes Körberlgeld für ihre Landes- und Parteibudgets verdienen konnten.

Die Länder sollen überdies, so ein undementiert gebliebener Bericht des „Standard“, viel mehr Rechte gegen Festlegungen der Preise durch die E-Control bekommen. Was sie aber wohl nicht mehr brauchen werden, da sie ja künftig ohnedies schon von der Spitze her die E-Control Politik mitbestimmen können.

Hui, werden da die Zeitungen kritisch berichten – würden nicht blitzschnell einige Inserate von Wienstrom und EVN geschaltet, was bekanntlich heilsam gegen jede Kritik ist.

Die Schaffung der E-Control war zweifellos eine der besten und wichtigsten Reformen der letzten zehn Jahre. Endlich stand da eine Institution mit Biss auf der Seite der Konsumenten und nicht auf jener der Strombosse oder der Politik. Endlich hat jemand den Wettbewerb zu fördern versucht.

Eigentlich müssten die Österreicher dem bisherigen Chef Walter Boltz dicke Dankessträuße flechten. Aber der Dank des Hauses Österreich war schon immer eine Schimäre, und seit die Genossen – mit ein paar schwarzen Schleppenträgern wie dem völlig versagenden Energie- und Wirtschaftsminister Mitterlehner an der Seite – das Sagen haben, ist aus dieser Schimäre blanker Machtzynismus geworden

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SN-Kontroverse: Sarrazin für Österreich?

03. September 2010 09:54 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.
Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Fehlt in Österreich ein Thilo Sarrazin?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Gefährlicher Blödsinn

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Thesen dieses Mannes sind abenteuerlich, absurd und von derart übersteigerten Ängsten gesteuert, dass sie unter normalen Umständen als die Ergüsse eines nicht ganz Dichten eingestuft würden. Dennoch diskutiert die deutsche Öffentlichkeit seit Tagen die Ansichten von Thilo Sarrazin, die er in seinem Wälzer „Deutschland schafft sich ab" zusammengefasst hat. Immerhin ist der Mann Vorstandsmitglied der deutschen Bundesbank und war einst SPD-Finanzsenator in Berlin.  
In seinem Buch vertritt er die These, dass die deutsche Bevölkerung schrumpfe und verdumme, ihr Potenzial verloren gehe und sie deshalb untergehe. Hauptursache dafür seien bildungsferne Migranten, ausschließlich Moslems - denn die seien absolut nicht lern- und integrationsfähig.
In seiner Abschaffungspanik  tut der Mann so, als wäre Deutschlands muslimische Gemeinde eine Clique aus Ehrenmördern und sexuell frustrierten Zeitbomben. Dem Islam spricht er  Veränderungs- und Entwicklungsfähigkeit ab. Vor einem Jahr faselte der Banker von  „neuen kleinen Kopftuchmädchen" und gestand Deutschtürken „keine produktive Funktion außer für den Obst- und Gemüsehandel" zu.  Von den Juden behauptet er nun, sie hätten ein „bestimmtes Gen" und auch die Basken hätten ein „bestimmtes Gen".
Nun will die deutsche Bundesbank ihr Vorstandsmitglied loswerden und die SPD ihn aus der Partei hinausbefördern. So viel geballten Blödsinn von Spitzenrepräsentanten will man sich verständlicherweise nicht weiter anhören. Besonders ungut ist aber, dass Sarrazin mit seinen Thesen dumpfe Vorurteile in der Bevölkerung schürt, die auch hierzulande die Lösung von Problemen, die es im Zusammenhang mit Migration gibt, erschweren oder verhindern. Weder Deutschland und schon gar nicht Österreich brauchen daher einen Thilo Sarrazin.

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Ein Fanal auf dem Weg zur Wahrheit

Andreas Unterberger

Thilo Sarrazin ist ein Fanal für die Krise der politisch-journalistischen Klasse: Jahrelang konnte sie ihr Deutungsmonopol in allen relevanten Fragen bewahren, und jetzt kommt einer, dem man nun wirklich nicht mit dem üblichen Faschismus-/Rassismus-/Verhetzungs-Geheul ankann. Ist Sarrazin doch als SPD-Mitglied, Bundesbank-Vorstand und einstiger Berliner Finanzsenator (ohne Defizite) nur schwer angreifbar.
Dieser Mann spricht nun in einem Buch ganz nüchtern eine ganze Reihe von Wahrheiten aus, die - je nach Umfragen - 60 bis 90 Prozent der Deutschen teilen. Umso selbstbeschädigender für die SPD, dass sie ihn nun ausschließen will. Umso dümmer, dass auch Angela Merkel über Sarrazin herfällt.
Es täte auch Österreich gut, hätte es einen Sarrazin, der den gleichen derzeit teilweise verschwiegenen Fakten nachgeht und zum Nachdenken oder auch Handeln zwingt: über den 1970 begonnenen Geburtenrückgang, der die Nachfahren der damaligen Bevölkerung am Ende des Jahrhunderts auf 20 Prozent schrumpfen lässt; die Bildung einer explosiven Parallelgesellschaft vor allem der Türken; die katastrophalen Schulergebnisse der Zuwanderer aus afrikanischen und islamischen Ländern (mit Ausnahme des Iran); die Tatsache, dass die Zuwanderer aus diesen Regionen dauerhaft in weit überdurchschnittlichem Ausmaß von den Geldern des Wohlfahrtsstaates leben; und hundert andere Fakten mehr.
Aber niemand sollte mir glauben, sondern einfach das Buch lesen - und ebenso die brandneuen Bände von Kirsten Heisig oder Udo Ulfkotte. Oder jene der brillanten Deutschtürkin Necla Kelek. Denn kein einziges der darin (über Deutschland) festgehaltenen Fakten konnte bisher als unrichtig widerlegt werden, sie widersprechen nur dem Tabu-Katalog der politisch korrekten Meinungsdiktatur. Und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit stimmt jede einzelne Aussage auch für Österreich - höchstens mit drei Jahren Verspätung.

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Das Ende der Aufklärung

02. September 2010 19:07 | Autor: Andreas Unterberger

Die Abberufung von Thilo Sarrazin von seinem Posten in der Bundesbank hat viel mit dem Ansehen Deutschlands in der Welt zu tun. Aber nicht so, wie es nun etliche deutsche Politiker glauben machen.

Diese Abberufung ist keine Zierde Deutschlands (auch wenn das morgen sicher wieder viele Leitartikler so schreiben werden), sondern eine Schande. Sie ist in Wahrheit der endgültige Abschied Deutschlands von der Aufklärung und der liberalen Demokratie. Und man kann sicher sein, wenn im größten Land Europas solche Katastrophen passieren, dass in vielen kleineren ähnliche folgen werden. Die Freiheiten, für die unsere Vorväter so erbittert gekämpft haben, gehen wieder verloren. Anstelle absolutistischer Monarchen ist es nun eine absolutistische Diktatur der Political Correctness.

Denn selbst wenn sich der Noch-SPD-Politiker und Noch-Bundesbank-Vorstand in irgendeinem Detail geirrt haben sollte, dürfte das kein Grund sein, ihn des Amtes zu entheben. Denn zur Meinungsfreiheit gehört an allererster Stelle die Meinung der Andersdenkenden, deren Freiheit auch "hanebüchene" Dinge zu sagen, ohne deswegen mit massiven rechtlichen Konsequenzen, wie es eben auch ein Jobverlust ist, bestraft zu werden. Unter diesem Schutz agiert ja seit Jahrzehnten die Kulturszene, deren Exponenten fast ständig hanebüchene Äußerungen von sich geben, die oft kommunistischen Massenmord gerechtfertigt haben.

Umso weniger sind naturgemäß rechtliche Konsequenzen zulässig, wenn jemand - zugegeben unbequeme - Fakten und Wahrheiten korrekt auf den Punkt bringt, wie Thilo Sarrazin.

Diese Abberufung auf Zuruf von Politikern zeigt aber auch, wie wenig unabhängig die deutsche Bundesbank ist. Deren Glaubwürdigkeit ist ja schon im Frühjahr verloren gegangen, als sie auf Wunsch der Politik mit dem Drucken von Geldscheinen begonnen hat, um die griechische Verschwendungswirtschaft zu retten.

Diese Abberufung bedeutet wohl auch die endgültige Abwendung der Bürger von ihrer politischen Elite. Einen solchen Bruch an Vertrauen hat Deutschland wohl seit Jahrzehnten nicht erlebt, wie er jetzt entsteht.

Denn ginge es nur darum, dass Sarrazin vielleicht irgendwo irgendetwas überspitzt formuliert hat - wie etwa den ungeschickten, aber auch gleich bedauerten Sager vom Judengen -, dann wäre es ja für die anderen Parteien ein leichtes, sich umso energischer allen anderen von Sarrazin aufgezeigten Missständen rund um Immigration, Familienzusammenführung, Missbrauch des Wohlfahrtsstaates, sinkendes Bildungsniveau der türkischen Immigranten, Zunahme terroristischer Zellen, Zwangsheiraten, entrechtete Frauen, Verlust der eigenen Identität zuzuwenden. Sie tun es aber nicht, sondern wollen weiter eines der größten Probleme der europäischen Gesellschaft verdrängen.

Was nur noch wenige Jahre möglich sein wird. Wenn überhaupt noch Maßnahmen gegen die Folgen der Massenmigration möglich sind.

Inzwischen werden sich aber jedenfalls Parteilandschaften neu bilden, werden Parteien von der Oberfläche verschwunden sein, die heute noch moralheuchelnd auftreten. Und es werden sich neue Parteien gebildet haben, welche die Sorgen der Bürger ernster nehmen. Es wird nur zu hoffen sein, dass sich diese neuen Gruppierungen ernster Anliegen seriöser annehmen als mit Computerspielen, bei denen man - wie die streirische FPÖ es tut - Minarette abschießt. Und dass es andere Gruppierungen sein werden als solche, die unterschwellig gleich auch eine nachträgliche Rechtfertigung des Nationalsozialismus versuchen.

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Deutschland hui, Amerika pfui

02. September 2010 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Noch vor einem Jahr haben viele prophezeit, dass die USA als erste aus der Krise kommen werden, Deutschland hingegen war von Katastrophenprognosen begleitet. Heute liegen die Amerikaner erschöpfter denn je darnieder, während in Deutschland ein neues Wirtschaftswunder explodiert. Ein totaler Rollentausch.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema „Die Unterschiede zwischen Amerika und Deutschland“ gewidmet.)

„Unglaublich, aber wunderschön“ kommentiert Andreas Scheuerle, Volkswirt der DekaBank, die deutsche Entwicklung. Prognosen sprechen von einem Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent. Der Geschäftsklimaindex steigt und steigt. Im Jahresschnitt 2010 dürfte es so wenig Arbeitslosigkeit wie zuletzt 1992 geben.

Die Amerikaner hingegen leben in einer anderen Welt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 9,5 Prozent, unter Einschluss jener, welche die Jobsuche schon aufgegeben haben, jedoch schon bei geschätzten 17 Prozent. Vor Suppenküchen haben sich die Schlangen verdoppelt. Der Wert vieler Häuser ist halbiert. Es gibt Gemeinden, die wieder erlauben, was sie früher streng verboten haben, nämlich dass Menschen im Auto wohnen. Andere Regionen stellen den Busverkehr ein. Vier Bundesstaaten sind überhaupt pleite. Eine deutliche Mehrheit der US-Bürger erwartet heute bei einer Umfrage, dass es ihren Kindern schlechter geht als ihnen. Und der Gipfel der Demütigung: Indische Call-Center-Betreiber verlegen Tausende Arbeitsplätze in die USA, weil dort das Lohnniveau rasch sinkt, in Indien aber allein 2010 um zehn Prozent steigt.

Was ist da los? Österreichern wird die damals von vielen belachte Prophezeiung des großen Ökonomen Erich Streisslers einfallen, der lange vor der Krise prophezeit hatte, dass den Amerikanern 40 dürre Jahre bevorstehen. Sein Argument: In den USA macht nicht nur die Regierung Schulden – was den Europäern bekannt vorkommen muss –, sondern das tun auch die privaten Haushalte. Diese sind hingegen in Deutschland und auch Österreicher große Sparmeister.

Während das US-Budget in den 90er Jahren noch Überschüsse aufwies, setzte unter George W. Bush und erst recht Barack Obama eine Schuldenpolitik sondergleichen ein. Regierung und Notenbank pumpen auch heute noch ununterbrochen neue Dollar in den Markt, während Deutschland schon strikte Sparmaßnahmen beschlossen hat. Während die USA 60 Milliarden für die Rettung von General Motors ausgegeben haben, hat Deutschland letztlich die Opel-Hilfe verweigert. Die USA beschließen ausgerechnet in der Krise eine teure Ausdehnung des teuersten Gesundheitssystems der Welt. Deutschland hingegen hat das gesetzliche Rentenbeginnalter auf 67 hinaufgesetzt.

Vor allem aber: In den USA ist es so gut wie sicher, dass es bald Steuererhöhungen geben wird (natürlich mit dem üblichen Verkaufstrick „Mehr soziale Gerechtigkeit“). In Deutschland diskutiert die Regierung über eine Senkung oder zumindest Vereinfachung der Einkommensteuer.

Preisfrage: Wo werden Investoren eher neue Jobs schaffen?

PS: Was nach Redaktionsschluss der Kolumne noch passiert ist: Obama  kündigt plötzlich Steuererleichterungen für Kapitalinvestoren an. Was so gar nicht in die gesamte linke Politik seiner ersten Jahre passt. Was aber immerhin erste Lernfähigkeit andeutet. Und der Österreicher fragt sich: Wer traut einem Werner Faymann diese Lernfähigkeit zu?

 

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Die Kälte und die Gehirnwäsche

01. September 2010 01:14 | Autor: Andreas Unterberger

Diese Woche mit Rekordkälten für die letzten Augusttage ist vielen Anlass, übers Wetter zu reden. Übers Klima sollte man wegen einer Woche hingegen sicher nicht reden. Außer diese Woche ist signifikant für den Trend eines ganzes Jahrzehnts.

Und das ist sie. Denn in Mitteleuropa hat sich in diesem zu Ende gehenden Jahrzehnt die durchschnittliche Temperatur um rund 0,7 Grad reduziert. Auch anderswo waren es alles andere als heiße Jahre.

Diese 0,7 Grad sind zufällig genau der Wert, um den die Temperaturen im ganzen letzten Jahrhundert gestiegen sind. Und worauf sich die vielen Computerprognosen stützen, die für das neue Jahrhundert zwei oder vier oder sechs Grad Erwärmung angekündigt haben. Was inzwischen eine Armada von Klimapropheten, Filmproduzenten und Alternativenergieerzeugern reich gemacht.

Das besonders Ärgerliche ist nur: Von den Schulbüchern angefangen bis zu den diversen Untergangsprophezeiungen der UNO oder gar den Fiction-Filmen eines Al Gore wird die Entwicklung der letzten zehn Jahre einfach ignoriert. All ihre Graphiken hören im Jahr 2000 (nach einem in der Tat ziemlich warmen Jahrzehnt) auf - und die Kurven werden einfach geradlinig weiter gegen Himmel gezeichnet.

Was nicht ins Konzept passt, wird ignoriert. Das ist das, was man Manipulation und Gehirnwäsche nennt.

Aber was solls: Eine politische Garnitur, welche die wahre Katastrophe des 21. Jahrhunderts - Ersetzung vieler europäischer Völker durch islamische und afrikanische Zuwanderer - verdrängt und verschweigt, wird doch nicht plötzlich bei der fiktiven Klima-Katastrophe die Liebe zur Wahrheit entdecken. Bietet doch die Klimapanik einen perfekten Vorwand, um die zweite reale Katastrophe - die Zerstörung der westlichen Währungen durch heftige Schuldenmacherei - als notwendig zu tarnen.

(Ein Fehler - Prozent statt Grad - wurde nach Hinweisen von Lesern korrigiert. Danke)

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Kari der Mutige

01. September 2010 00:58 | Autor: Andreas Unterberger

Was der tschechische Außenminister Kritisches zur FPÖ gesagt hat, haben wir des langen und breiten aus unseren Medien erfahren. Sehr wenig aber hören wir von dem viel Interessanteren, was er an seinem eigenen Arbeitsplatz tut. Wovon man nämlich in Österreich wirklich etwas lernen könnte.

Karl Schwarzenberg baut 250 Mitarbeiter des 2000 Köpfe starken Außenministeriums einfach ab. Das sind mehr als zwölf Prozent. Er schließt sechs Botschaften und Generalkonsulate. Und er kündigt an, das werden nicht die letzten sein. Das sagte er den in Prag versammelten Botschaftern so direkt ins Gesicht. Und nicht etwa über die Medien.

Wann hat es in Österreich zuletzt einen Politiker mit so viel Courage und Konsequenz gegeben? Jeder österreichische Minister könnte und sollte sich von dem Mann ein dickes Stück abschneiden. Denn bei uns warten noch viel mehr solcher Herkules-Aufgaben auf führungsstarke Minister. Die wir aber leider nicht haben (lediglich die Innenministerin und zum Teil der Sozialminister haben das Zeug dazu).

Hut ab - auch wenn man Schwarzenberg in seinen langen Wiener Jahren eher als nuschelnden Frauenhelden oder Graf Bobby eingeschätzt haben mag. Denn das Schönste ist: Schwarzenberg ist heute der beliebteste Politiker seines ihm erst relativ spät zugänglich gewordenen Heimatlandes.

Die Unsrigen fürchten sich hingegen viel zu viel vor dem, was die Zeitungen schreiben, oder was böse Personalvertreter androhen. Daher werden aber die Tschechen mit Sicherheit einen besseren wirtschaftlichen Weg vor sich haben als die Österreicher.

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Ein Rücktritt als bescheidener Anfang

31. August 2010 14:32 | Autor: Andreas Unterberger

Christian Faul tritt zurück. Offenbar hat die Panik der steirischen SPÖ vor einer möglichen Wahlniederlage bei den Landtagswahlen plötzlich für einen Anfall von Sauberkeit gesorgt. Aber: Ist das wirklich Sauberkeit, was sich da abspielt? Ich zweifle.

Denn ein Schubser für einen Journalisten und ein halböffentliches A...-Wort für einen politischen Gegner sind der einzige aktuelle Anlass. Und diese beiden Fakten sind eigentlich kein ausreichender Grund, einen gewählten Mandatar zum Rücktritt zu zwingen. Das wären hingegen sehr wohl die vielen Jahrzehnte gewesen, in denen Faul für einen Schuldirektorenjob kassiert, aber nicht gearbeitet hat. Die aber haben in der SPÖ offenbar niemanden gestört.

In Wahrheit geht es hier nur um ein billiges Bauernopfer, um im Wahlkampf ein wenig Führungsstärke und Anständigkeit zu simulieren.

Aber wenn schon vor Wahlen plötzlich die Anständigkeit ausbricht, dann gäbe es anderswo moralisch noch viel zwingendere Gründe beschämt zurückzutreten. Das gilt vor allem für die gesamte Führungsgarnitur im Wiener Rathaus. Denn noch nie seit dem Kollaps der kommunistischen Staaten hat es in Europa ein so korruptes System gegeben, in dem Hunderte Millionen Steuergelder ungeniert für parteipolitische Zwecke missbraucht werden.

Diese Millionen werden für Kilometer an Inseratenflächen und schwachsinnige Kooperationen Rathaus-Medien ausgegeben, also für die Bestechung aller im Wiener Raum relevanten und zugleich willfährigen Medien (also leider fast aller), wie hier schon mehrfach dargestellt worden ist. Und sie werden ausgegeben für ein ungeheuerliches Geflecht an parteieignenen und parteinahen Unternehmen, die mit der Gemeinde (=Steuergeld) und untereinander ununterbrochen fette Geschäfte machen. Die Gewista, Verlage wie Echo und Bohmann, die Sozialbau, Agenturen und viele andere.

Das alles hat in überraschender Klarheit das "Profil" diese Woche offengelegt. Trotz der strammen Linksorientierung der Redaktion und trotz der Rauthausnähe des als Verleger agierenden Raiffeisenimperiums dominiert dort offensichtlich noch der journalistisch-unabhängige Antrieb, der es als zutiefst unmoralisch erkennt, was die Wiener SPÖ da so tut.

Also bitte: Freie Bahn der neuen Sauberkeit. Bitte um zahlreiche Rücktritte. Bitte um ein sofortiges Verbot, dass öffentlich-rechtliche Auftraggeber auch nur einen Euro als Auftrag an ein Unternehmen vergeben dürfen, das einer Partei gehört.

Die SPÖ kann beruhigt sein: Die Wahlen wird sie so und so gewinnen. Dafür sorgt nun auch die größte Wiener Oppositionspartei, die sich nicht entblödet, den SPÖ-Spitzenkandidaten groß und sympathisch zu plakatieren. Was zweifellos als GAD in die Geschichte der österreichischen Wahlkämpfe eingehen wird, als Größte Annehmbare Dummheit. Aber vielleicht ist ja auch die Wiener ÖVP schon gekauft - oder doch nur naturblöd?

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Sarrazin: Der Wahrheit eine Bahn

31. August 2010 00:47 | Autor: Andreas Unterberger

Nur nicht konkret auf seine Analysen eingehen. Nur nicht sachlich reagieren, sondern stets mit den üblichen Totschlagargumenten  „ausländerfeindlich“, „rassistisch“, „rechtsradikal“, „so kann man das doch nicht sagen“, der verallgemeinert doch“. Das Pech der politischen Parteien Deutschlands – erstaunlicherweise einschließlich der CDU, die früher noch ein besseres Gefühl dafür hatte, was die Menschen denken – ihr Pech ist nur: Die Mehrzahl der Menschen vertraut eher Thilo Sarrazin als ihnen. Denn die Menschen sehen tagtäglich, dass er recht hat und die phrasendreschenden Beschwichtiger nicht.

Das zweite Pech ist: Sarrazin konnte jedenfalls bisher kein einziger konkreter Fehler nachgewiesen werden – auch wenn sich irgendwann in jedem Buch eine falsches Detail finden wird. Und das dritte Pech ist ein österreichisches: Die katastrophalen Probleme mit der massiven Zuwanderung vor allem aus islamischen und zum Teil afrikanischen Ländern treffen genauso auf Österreich zu. Mit ein paar Jahren Verspätung, mit ein paar unbedeutenden Nuancierungen.

Zwei kritische Fragen kann man freilich auch an den ehemaligen Berliner Finanzsenator (=Stadtrat) und jetzigen Vorstand der Deutschen Bundesbank richten: Ist es nicht besser für einen hochdotierten Währungshüter, sich jeder politischen Äußerung und Analyse zu enthalten – selbst wenn er tausend Male recht hat? Sollten sich nicht heikle Berufe wie Notenbanker, Diplomaten und Richter im Interesse der unverzichtbaren Glaubwürdigkeit der von ihnen geleiteten Institutionen trotz der verfassungsrechtlichen Meinungsfreiheit jede Andeutung einer Meinung verkneifen – selbst wenn es einem verständlicherweise schwer fällt?

Sarrazin ist aber nie einer gewesen, der sich verschweigt. Wenn er ein Problem sieht, packt er es an. So war er als einziger Berliner Finanzsenator seit dem Krieg imstande, zwei Jahre hintereinander ein ausgeglichenes Budget – in einer an sich schwer zerrütteten Stadt – zu verabschieden.

Der zweite Vorhalt an den Noch-SPD-Mann Sarrazin ist leichter zu entkräften. Er lautet: Wo bleibt die Lösung des Problems? Warum nennt Sarrazin keine Therapien, mit denen man die Probleme lösen kann? Nun, der Vorwurf stimmt zwar. Aber das kann ja nicht heißen, dass Verdrängen, Verschweigen, Ignorieren die beste Antwort wäre. Damit bewahren Gutmenschen zwar vielleicht ihre innere Ruhe, die äußere Ruhe im Land lässt sich so aber nicht mehr herstellen.

Denn wenn man nicht einmal die Probleme beim Namen nennt, hat man noch viel weniger Chancen, zumindest Ansätze für eine Therapie zu finden. Und wenn die SPD nun wirklich Sarrazin ausschließt, dann verliert sie nicht nur ein Mitglied, sondern auch viel Glaubwürdigkeit bei den Arbeitern, die in den vielen Problembezirken Deutschlands den Bedrohungen durch die Masseneinwanderung viel stärker ausgesetzt sind als die Oberschicht in ihren noblen Gegenden.

Die von Sarrazin auf den Punkt gebrachten Probleme sind in Wahrheit bekannt, wobei sich natürlich jede Aussage nur auf den Durchschnitt, nicht generalisierend auf alle Angehörige einer Gruppe beziehen kann. Die von Sarrazin und anderen aufgezeigten Probleme können auch von noch so vielen angeblichen Sozialforschern nicht aus der Welt geredet und verharmlost werden.

Eine kleine stichwortartige Liste der Katastrophensignale:
Deutschlands (wie Österreichs) Ur-Bevölkerung wird mangels Kinderproduktion binnen weniger Generationen auf zehn bis zwanzig Prozent geschrumpft sein und einer massiven islamischen Mehrheit gegenüberstehen;
islamische und afrikanische Zuwanderer haben im Vergleich zu Migranten aus europäischen, süd- und ostasiatischen Regionen katastrophale Schulergebnisse;
ihre jungen Männer neigen zur Bandenbildung;
in Berlin haben nach den Statistiken der Strafjustiz 80 Prozent der Intensivtäter einen Migrationshintergrund – vor allem einen islamischen;
34 Prozent der Migranten aus dem Nahen Osten leben von öffentlichen Sozialleistungen, die im Vergleich zu ihrer Heimat das Schlaraffenland bedeuten, bei den eingeborenen Deutschen nur acht;
nur drei Prozent der jungen Türken heiraten eine Deutsche, sie heiraten fast nur Türkinnen;
rund 60 Prozent der Ehen in Deutschland lebender türkischer Staatsbürger  werden mit einem Partner aus der Türkei geschlossen;
von diesen sind wieder zehn Prozent Analphabeten;  
es gibt eine signifikant hohe – und gesundheitspolitisch bedenkliche – Anzahl von Ehen unter Cousins;
in Bremen wird in jeder vierten Migrantenfamilie die Frau verprügelt;
im Islam finden sich im Koran weit mehr Rechtfertigungen für Gewalt als bei jeder anderen Religion;
in Deutschland wie in Österreich agieren zahlreiche radikale Prediger und Religionslehrer, die in den Schulen Mord rechtfertigen (womit sie natürlich auch zu neuen Gewalttaten motivieren);
in keinem der rund 50 islamischen Ländern hat sich auch nur annähernd eine rechtsstaatliche Demokratie mit einem hohem Bildungs- und Einkommensniveau wie in Europa oder Nordamerika entwickeln können;
in vielerlei Hinsicht ist es gerade der Islam, der eine solche Entwicklung verhindert;
auch die meisten „liberalen“ Moslems in Europa ringen sich nur sehr halbherzige Verurteilungen von Terrorakten ab;
und kaum einer akzeptiert unter dem Titel „Religionsfreiheit“ auch die Freiheit, sich wieder vom Islam abwenden zu dürfen.

Freilich stimmen längst nicht alle Stimmen in den Chor der politisch korrekten, aber sachlich unkorrekten Sarrazin-Geißler ein. So bestätigt der gegen wirkliche rechtsradikale Thesen immer sehr empfindliche jüdische Intellektuelle Ralph Giordano, dass Sarrazin „die Wahrheit sagt“. Ähnliche Verteidigung hat dieser von  Hans-Olaf Henkel bekommen, dem prominenten deutschen Industrie-Lobbyisten. Auch die aus der Türkei stammende Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek ist ganz ähnlicher Ansicht.

Die große Mehrheit der Parteipolitiker und Journalisten jedoch nicht. Freilich: Ob das ihren Wähler- und Leserzahlen helfen wird?

In jedem Fall wird Sarrazins gerade erscheinendes Buch „Deutschland schafft sich ab“ eines der wichtigsten sein, dass in diesem Herbst erscheint; genauso relevant wie der hier schon besprochene Titel mit ähnlicher Thematik „Das Ende der Geduld“ der (ebenfalls) Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig, die sich knapp vor dem Erscheinen unter eher rätselhaften Begleitumständen das Leben genommen hat. Und an dritte Stelle ist ein weiterer Beststeller dieses Herbstes zu setzen: Udo Ulfkotte "Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold – Armut für alle im lustigen Migrantenstadl".

Ach ja, und dann war da noch die merkwürdige Äußerung mit dem Juden-Gen. Die steht zwar nicht in Sarrazins Buch, die hat er aber in einem Interview gemacht. Und sie ist sicher eine unkorrekte Generalisierung. Gleich glaubten manche ja auch, dass sich Sarrazin nun des Antisemitismus schuldig gemacht hat. Inzwischen aber sind etliche jüdische Publikationen bekannt geworden, die voll Stolz die faszinierenden Ergebnisse der Genforschung gerade in Hinblick auf die Juden veröffentlichen. Diese zeigt, dass es über 3000 Jahre einen relativ homogenen Zusammenhalt der Juden gegeben hat.

Freilich leben wir in einer Zeit, wo noch kaum jemand all das verarbeitet hat, was uns die moderne Genforschung über unsere Vergangenheit sagt oder sagen könnte, wenn man sich da ein bisschen hineinliest und nicht gleich die üblichen Reflexe hat. Da erfahren wir etwa, dass wir alle von einer Frau abstammen, die vor rund 200.000 Jahren in Ostafrika gelebt hat; dass unser Urvater hingegen viel später gelebt hat (Männer können ja ihre Gene viel leichter vervielfachen); dass die Neandertaler doch mit uns verwandt sind; oder dass zehn Prozent der heutigen Mongolen vom gleichen Mann abstammen, der zu Zeiten Dschingis Khans gelebt hat (also höchstwahrscheinlich er selber gewesen ist).

In diesen 200.000 Jahren sind Völker entstanden und untergegangen; sie haben sich vermischt oder nicht; sie sind von ihren Politikern getäuscht worden oder nicht. Und sehr oft haben sie die Propheten der eigenen Katastrophen verfolgt.

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Die Krankheiten der Justiz

30. August 2010 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

 Richter und Staatsanwälte drängen auf mehr Unabhängigkeit. Sie wollen künftig nur noch einem eigenen Generalstaatsanwalt, beziehungsweise einem eigenen „Rat der Gerichtsbarkeit“ unterstehen. Das klingt aufs erste vernünftig. Erst auf den zweiten Blick werden aber gewaltige Pferdefüße sichtbar.

Vieles spricht aber jedenfalls für ein verstärktes Nachdenken über die Unabhängigkeit und die Qualität der Justiz:

Seit in der Ära Broda nachweislich politische Interventionen jahrelang die Strafverfolgung eines Mörders behindert haben, ist das Thema in Diskussion. Seit eine verunglückte Strafprozessreform die Staatanwälte fast allmächtig gemacht und Kriminalpolizei und Untersuchungsrichter entmachtet hat, ist die Diskussion noch viel wichtiger.

Noch wichtiger wurde die Kontrolle der Staatsanwaltschaft, seit das problematische Institut der Diversion eingeführt worden ist, mit der Staatsanwälte richterähnliche Befugnisse übernehmen und auf diesem völlig unkontrollierbaren Weg die Mehrzahl der Strafverfahren abhandeln/abwürgen können.

Dieses Misstrauen gegenüber der Staatsanwaltschaft hat sich dramatisch gesteigert, seit die Strafverfolgung des Lebensgefährten der damals amtierenden Justizministerin Maria Berger unter fadenscheinigen Vorwänden – und unter merkwürdigem Desinteresse der Mehrheit der Medien – plötzlich gestoppt worden ist (obwohl eine Richterin eindeutig ein Delikt gesehen hatte).

Eine weitere Eskalation war der Fall Kampusch, als die Staatsanwaltschaft geradezu skandalöses Desinteresse an dem durch Dutzende Indizien bewiesenen Zweittäter wie auch an der Frage gezeigt hat, ob Wolfgang Priklopil ermordet worden ist. Kein Mensch, der die Zusammenhänge kennt, kann auch erklären, warum ausgerechnet der wichtigste Eigentümervertreter der Bawag, nämlich der damalige ÖGB-Präsident Verzetnitsch, nicht auf der Anklagebank gelandet ist, obwohl er offensichtlich von den wichtigsten Vorgängen gewusst haben muss.

Völlig unfassbar ist auch das Desinteresse der sogenannten Korruptionsstaatsanwaltschaft an den Hunderten Millionen Euro Steuergeld, die Bund, Länder und deren Betriebe – an der Spitze das Wiener Rathaus-Imperium – zur Beeinflussung von Zeitungen und parteipolitischer Werbung ausgeben, eigentlich eine klassische Untreue.

Und ihren jüngsten Gipfel hat die Erregung rund um die Strafverfolger in den letzten Wochen erreicht, als die Medien ein einziges Sommerthema hatten: die angebliche oder wirkliche Laxheit der Staatsanwälte bei Vorgängen vor allem im blau-orangen Milieu, wobei es freilich noch keinerlei Indiz für eine politische Intervention gibt, und wobei hier natürlich wieder die alte linke Jagdpartie mit im Spiel war, die – siehe etwa den „Falter“ – am liebsten gleich die ganze verhasste schwarz-blaue Regierung auf die Anklagebank setzen würde.

In die Justizdebatte gehört aber auch das populistische Verhalten mancher Richter, die sich offensichtlich von Zurufen der Medien in ihrem Verhalten beeinflussen lassen. Anders ist die überlange U-Haft für Helmut Elsner nicht erklärbar, auch nicht das scharfe Urteil gegen Polizisten bei den Schüssen nach dem Kremser Merkur-Überfall. Aber auch das skandalöse Verhalten einer Wiener Richterin wirft ein schiefes Licht auf die Justiz, die sich (in einem Prozess im Umfeld der Kampusch-Causa) nicht für befangen erklärt hat, obwohl ihr eigener Vater als Staatsanwalt in dieser Causa als verfolgungsunwilliger Verfolger indirekt eine wichtige Rolle gespielt habe.

Was kann man wirklich tun?

Das schreit nach Diskussion und nach Verbesserung. Wobei die in den letzten Tagen beschlossenen personellen Maßnahmen ja zweifellos nur ein Randproblem betroffen haben.

Freilich sollten wir uns klar sein, dass auch in der Justiz nur Menschen handeln, weshalb sich niemand eine ideale Justiz erwarten sollte. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten, die einer intensiven Debatte wert wären:

-         Mehr Transparenz von Weisungen innerhalb der Staatsanwaltschaft;

-         Eine Wiederaufwertung von U-Richter und Polizei, sodass es einem Staatsanwalt nicht mehr möglich sein wird, quasi im Alleingang die Untersuchung eines Vorfalles einzustellen;

-         Eine verpflichtende Wiedereinführung von ökonomischen Lehrfächern ins Jusstudium, damit die Staatsanwälte und Richter diesbezüglich besser gerüstet sind.

Gehört dazu auch die Einführung eines  Generalstaatsanwalts samt Kappung des Weisungsrechts des Justizministeriums gegenüber den Staatsanwälten, damit die Staatsanwälte nicht mehr einem (Partei-)Politiker unterstehen? Viele, die das fordern, übersehen aber die entscheidende Frage: Und wer bestellt diesen obersten aller Staatsanwälte?

Die vorliegenden Vorschläge nennen das Parlament. Das ist aber nun gewiss kein unparteipolitisches Gremium. Im Gegenteil. Damit würde es entweder Wahlkapitulationen des zu bestellenden Generalstaatsanwalts gegenüber den Parteien geben, oder die Nominierung eines Generalstaatsanwalts würde im Koalitionspakt genauso im Proporz jeweils einer Koalitionspartei zugewiesen werden wie Minister- oder EU-Posten. Der Unterschied zur Gegenwart wäre also sehr gering.

Das amerikanische Modell einer Volkswahl von Strafverfolgern würde wiederum nach Sheriff-Art deren Populismus stark erhöhen.

Sollte es aber durch irgendeinen Zaubermechanismus gelingen, die Justiz wirklich aus jedem politischen Zusammenhang herauszulösen, dann droht eine ganz andere Gefahr: Es fiele die letzte Kontrolle für jene Richter weg, die ihre Leistung und ihr zeitliches Engagement schon jetzt auf ein Minimum heruntergeschraubt haben. Man schaue nur, wie viel Prozent der österreichischen Richter an Nachmittagen noch im Gericht anzufinden sind – und dabei haben sie alle im Gegensatz zu den ebenfalls in ähnlichem Verdacht stehenden Lehrern durchaus ordentliche Arbeitsplätze. Man schaue nur, wie milde oft Richter sind, wenn sie disziplinär über ihre eigenen Kollegen zu urteilen haben.

Gewiss: In diesem Themenkomplex Arbeitsdisziplin schaut es auch im Istzustand alles andere als zufriedenstellend aus. Wird die Justiz aber noch unabhängiger, dann wird das alles mit Sicherheit noch viel schlimmer. Obwohl immer mehr komplizierte Verfahren auf die Richter zukommen. Obwohl die Gesetzgebung immer neue Regeln erfindet, die zu judizieren sind.

Denn nur der Gesamtzusammenhang einer Regierung führt zum Zwang, sparsam zu sein. Gehört sich die Justiz jedoch selber, wird es wie bei den Landeslehrern: Der eine schafft an und der andere zahlt (und kann nicht einmal die Verwendung des Geldes prüfen).

 

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Die Steinzeit ist keine 15 Jahre her

29. August 2010 01:06 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist kaum mehr als ein Jahrzehnt her. Und doch erscheint alles, was vor 1996 war, wie die Steinzeit. Telephonie war ein staatliches Monopol. Mobiltelephonie war nur in katastrophaler Qualität und nur zu mörderischen Preisen möglich. Wer einen neuen Anschluss wollte, tat gut daran, prominent zu sein oder Beziehungen zu haben. Sonst dauerte es Monate, bis ein nicht gerade serviceorientierter Beamtentrupp erschienen ist. Und man bekam einst oft nur ein Viertel-Telephon, das jeweils nach zehn Minuten abschnappte.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema "Telekom und Privatisierung“ gewidmet.)

Es war wie der Wechsel von der Pferdekutsche zu Eisenbahn und Auto. Heute wird man von Telekom-Gesellschaften umworben; den Kunden wird fast jeder Wunsch prompt erfüllt, obwohl die Zahl der Mitarbeiter um Tausende gesunken ist; in Österreich telephoniert man so billig wie nur in wenigen anderen Ländern; und die Telekom-Gesellschaften machen dennoch ordentliche Gewinne.

 

Wie war diese Zeitenwende möglich? Durch drei Zauberworte: Privatisierung, Wettbewerb und technischer Fortschritt. Wobei Letzterer primär der Privatisierung zu verdanken ist. Denn nur die Aussicht auf die – für manche Menschen urbösen – Profite hat die Firmen zu gewaltigen Investitionen veranlasst.

Das Telephon ist damit zum Vorzeigeprojekt der neoliberalen Privatisierung geworden. Diese fand in fast allen Ländern statt und ist in Österreich besonders gut geglückt. Was man nicht nur an den Preisen ablesen kann, sondern auch daran, dass die Telekom, also das einstige träge staatliche Monopol-Amt, (vor allem über ihre Mobil-Tochter) zu einem europäischen Player geworden ist.

Vor diesem Hintergrund nehmen sich die einstigen ideologischen Schlachtrufe – „Die Grundversorgung ist gefährdet“, „Kein Verkauf von Tafelsilber“ – nur noch grotesk aus. Zumindest wenn man die Interessen von Konsumenten, Steuerzahlern, aber auch Investoren primär setzt.

Anders sieht es für die dort beschäftigten Beamten aus. Denn viele von ihnen bekommen tagtäglich demonstriert, dass sie eigentlich überflüssig sind. Was natürlich eine frustrierende Lebensperspektive ist. Die mutigeren und motivierteren unter den „Post-Beamten“ haben sich daher auch neue Berufe gesucht, oder wechseln in andere Beamten-Karrieren. Aber noch immer hat die Telekom Tausende Beamte zuviel. Die sich dagegen wehren, den vergoldeten, aber deprimierenden Käfig einer Beamtenlaufbahn zu verlassen. Die aber nicht mit den neuen Mitarbeitern Schritt halten können oder wollen.

Was wieder einmal bestätigt: Das Modell „Beamter“ ist ein längst überholtes. Es bringt wenig Leistung und kostet viel.

Wie viel besser wären etwa unsere Schulen, wenn die Lehrer nach Leistung bezahlt würden (also danach, was ihre Schüler am Ende mehr können als am Anfang), und wenn man sich von unfähigen trennen könnte. Letztlich wissen wir alle: Ein bisschen Angst um den eigenen Arbeitsplatz ist unglaublich gut für den Einsatzwillen, die Kundenorientierung und Kreativität.

 

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Ein Abgeordneter aus der Steiermark

28. August 2010 01:33 | Autor: Andreas Unterberger

Zuerst war meine erste Reaktion, als ich von dem Zwischenfall im Parlament erfuhr: Mein Gott, Journalisten sollen doch nicht so wehleidig sein. Wenn sie einmal jemand stößt, ist es eine Staatsaffäre, sonst gehen sie mit der Ehre anderer eher großzügig um, und auch echte Gewalttaten erregen sie nur dann wirklich, wenn sie an einer der politisch korrekt geschützten Personengruppen geübt werden. Aber dann blätterte ich ein wenig mehr in den Unterlagen über den hemdsärmeligen Abgeordneten Christian Faul. Und da tat sich ein abgrundtiefer Sumpf vor mir auf, der ziemlich schockiert - vor allem, weil er niemanden aufregt.

Christian Faul stößt im Parlament Photographen herum, weil er sich von ihnen belauert fühlt. Er spricht den wohl tiefsten Dialekt aller Abgeordneten. Und ist jederzeit für verbale Entgleisungen gut, die viele Ohrenzeugen auf handfeste Alkoholisierung schließen lassen. "In mein Leben sauf i aus an Tetra Pak ka Achtel", findet sich da etwa in der Zitatesammlung.

Aber, so dachte ich, das ist halt steirisch. Und möglicherweise sozialdemokratisch noch dazu. Ein Parlament ist halt auch nichts Besseres als eine bunt geschüttelte Ansammlung von Durchschnittsbürgern.

Doch alles andere als durchschnittlich und steirischer Brauch ist der Privilegiensumpf rund um den Herrn Faul. Der Mann ist nämlich seit 29 Jahren Direktor der Realschule Weiz (so heißt dort die Hauptschule). Nur: Er arbeitet nicht als solcher. Weder unterrichtet er seither, noch kümmert er sich um irgendwelche administrativen Aufgaben. Die Schule leitet ein ganz anderer, extra zu bezahlender Lehrer.

Aber eigentlich müsste Herr Faul zu 75 Prozent dort arbeiten! Denn in dieser Höhe bezieht er neben seinem Abgeordneten- noch einen Beamtenbezug. Auf die Frage der "Kleinen Zeitung", was er eigentlich für das Geld mache, nannte er im Vorjahr "Kunst- und Kulturprojekte". Außerdem unterstütze er die Unterrichtsministerin bei der Einführung der Gesamtschule. Und "immer wieder" komme er auch in der Schule vorbei.

In Wahrheit tut der Herr Faul also so, als ob die politische Arbeit eines Abgeordneten etwas mit seiner Beamtentätigkeit zu tun habe. Und macht ansonsten seinem Namen alle Ehre.

Freilich: Die zuständige steirische Landesrätin - ganz zufällig eine Parteifreundin - findet das alles total in Ordnung. Da muss man nur noch bitter auflachen, wenn der oberste Chef dieser Partei gerade treuherzig und mit ganz ernsthafter Miene verkündet, dass Korruption kein Kavaliersdelikt sei und strengst bestraft werden müsse. Womit er freilich nur die Parteispenden für die ÖVP meinte ...

Aber irgendwie sollten wir im Interesse der Weizer Kinder nicht geizen, sondern froh sein, dass ein Mensch mit solchen Umgangsformen und Gossendialekt von ihnen ferngehalten wird. Und die Frage, wieso so jemand Schuldirektor werden konnte, wird uns sowieso niemand beantworten können.

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SN-Kontroverse: Privatisieren?

27. August 2010 01:40 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der Staat Leistungen privatisieren?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Gier zulasten aller

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Markt regelt nicht alles, sondern neigt zu Extremen und bedarf der Regulierung. Manche Bereiche in einer zivilisierten Gesellschaft werden daher  nicht den auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Privaten überlassen, sondern vom Staat beziehungsweise  den Kommunen erledigt. Sie sind für jede Bürgerin und jeden Bürger von eminenter Bedeutung. Funktionieren sie nicht zuverlässig, führt dies zu täglichem Chaos. Man denke an die Abfallbeseitigung, die Versorgung mit Gas und Wasser, die Errichtung und der Betrieb von Schulen, Kindergärten, Krankhäusern und viele andere Aufgaben der Daseinsvorsorge.

Dass diese am besten von der öffentlichen Hand, namentlich den Gemeinden erfüllt werden, diese Erkenntnis ist nicht neu. Sie wird aber regelmäßig von den Propheten des Killerkapitalismus in Frage gestellt. Sie predigen die Privatisierung kommunaler Dienstleistungen und begründen dies gerne mit dem Argument der Effizienzsteigerung sowie dem Versprechen, dass alles billiger und besser werde.

 Das Gegenteil ist der Fall, wie das Paradeland der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen zeigt. In Großbritannien wurden sogar der öffentlichen Verkehr und die Wasserversorgung privatisiert. Mit dem Ergebnis, dass alles teurer und die Qualität der Leistungen viel schlechter wurde. Europaweit hat die Liberalisierung des Strommarkts nicht zu Zerschlagung der Monopolisten geführt, sondern es haben sich Oligopole gebildet, die erst recht nicht kontrolliert werden können. Ganz zu Schweigen von den Auswirkungen der Deregulierung der Finanzmärkte, die zur globalen Wirtschaftskrise geführt hat
.
 Wer jetzt noch immer nach der Privatisierung der so wichtigen öffentlichen Leistungen der Daseinsvorsorge ruft, handelt grob fahrlässig. Man kann dies auch Raffgier auf Kosten der Allgemeinheit nennen.     


Die Beweise sind überwältigend

Andreas Unterberger

Jede Wette: Die Finanznot der österreichischen Gemeinden wird diese sehr bald bei vielen ihrer Ausgabeposten zu radikalen Maßnahmen zwingen. Wo Privatisierungen noch zu den eher harmlosen zählen werden.

Auch der damals sehr mächtige Wiener Finanzstadtrat Rieder hat einst in einer Diskussion zugegeben: Kommunale Dienstleistungen wären um zehn bis zwanzig Prozent billiger, würden sie privatisiert. In Wahrheit ist die Differenz noch viel größer, wie Hunderte Beispiele zeigen.

Man schaue sich nur die Aufwärtsentwicklung der AUA an, seit die Politik dort nichts mehr mitzureden hat, seit dort die Betriebsräte über Nacht notgedrungen kooperativ geworden sind. Man schaue sich die Entwicklung fast aller einst verstaatlichten Industrien an. Man schaue sich die Donauschifffahrt an. Man schaue sich an, wie viel effizienter und billiger private Spitäler sind. Man schaue sich als gegenteiliges Beispiel die ÖBB an, die bei schlechter Dienstleistung alljährlich Milliarden an Steuergeld verschlingt.

Der bewiesene Erfolg von Privatisierungen ist so überwältigend, dass jene zwei, drei Prozent, wo - wie überall - auch etwas schiefgeht, überhaupt keine Beweiskraft haben.
Es gibt es keinen Grund, warum die Vorteile der Privatisierung nicht auch bei Schwimmbädern, Müllentsorgung, Abwasseraufbereitung, Stromversorgung & Co funktionieren sollte. Würde das dümmliche Argument stimmen, dass dann die Grundversorgung gefährdet wäre, dann müsste man von Brot bis Milch alles verstaatlichen. Denn die sind noch wichtiger als der Müll.

Opfer einer Privatisierung sind nur Betriebsräte und Parteien, die viel an Macht verlieren, die sich nicht mehr bereichern können. Und die Politiker, die nicht mehr so tun können, als ob sie es wären, die den Bürgern ein Schwimmbad schenken. Und die dann gewaltige Schulden hinterlassen.

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Der Bankrott der Forschungsförderung

26. August 2010 02:40 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn das kein Fortschritt ist: Jetzt hat Alpbach nun auch einen „Gender-Cocktail“ gehabt. In Österreich war man halt immer schon kreativ, um Gründe zum Alkoholkonsum zu finden, das gilt für Alpbach erst recht. Aber keineswegs eine Alkohol-Laune ist, was Infrastrukturministerin Doris Bures dabei verkündet hat. Denn sie hat offener denn je klargemacht, wie sinnlos und absurd die österreichische Forschungsförderung ist, für die nicht zuletzt sie zuständig ist.

Jeder der glaubt, Forschungsförderung werde nach rationalen Kriterien vergeben, der irrt. Denn die der Frau Bures unterstehende Forschungsförderungsgesellschaft FFG fördert „Basisprogramme“ nur noch dann, wenn – wie es in der gestelzten Bürokratensprache heißt – der Gegenstand der Projekte und ihre Folgewirkung, die Zusammensetzung des Foschungsteams und die Arbeitsbedingungen Gender-Kriterien entspricht.

Also auf Deutsch: Wenn es zumindest einen starken Frauenanteil unter den Forschern gibt, wenn in der Projektbeschreibung zehnmal die Worte „Gender“, „Frauen“ oder „Feminismus“ vorkommen, und wenn bei der Forschungsarbeit keine Überstunden (=frauenfeindliche Arbeitsbedingungen) gemacht werden dürfen, dann gibt es dickes Steuergeld als Förderung. Wenn nicht, dann eben nicht.

Damit wird Österreich ganz gewiss im internationalen Wettbewerb wieder gewaltig vorankommen. Glaubt zumindest Bures.

Es ist nicht mehr wichtig, ob ein Forschungsprojekt spannende Ergebnisse verspricht, sondern ob genug Frauen daran beteiligt sind. Was ja besonders bei technischen und naturwissenschaftlichen Forschungen ganz leicht sein wird, weil Frauen offenbar im Übermaß diese schwierigen, aber im wirtschaftlichen Wettbewerb entscheidenden Studienrichtungen eingeschlagen haben.  Oder hat da Frau Bures etwa eine Statistik falsch gelesen?

Frauen in jeder Menge gibt es nämlich in Wahrheit nur für politologische, psychologische, pädagogische Forschungsanträge. Die daher auch beste Chancen auf Annahme haben, sowenig wir sie auch brauchen. Für pädagogische Gender-Anträge gilt das freilich nur dann, wenn überdies schon im Antrag garantiert wird, dass das Forschungsprojekt endgültig die Überlegenheit von Gesamtschulen beweisen wird.

Diese Gender-Absurditäten sind aber nicht die ersten bekanntgewordenen Deformationen der milliardenschweren staatlichen Forschungsförderungen.

Schon länger waren ja auch andere politisch-manipulative Verzerrungen bei der Förderung von Forschungsprojekten bekannt: So etwa wird alles heftig gefördert, was die globale Erwärmungs-Theorie bestätigt; wer diese hingegen skeptisch hinterfragen will, der hat keine Chance auf Staatsgelder.

Ebenso umsatzträchtig ist es bei Anträgen an die diversen Förderungsfonds, wenn man Faschismus-Forschung ankündigt oder sich die Ausländerfeindlichkeit vorknöpft. Der absolute Hit müsste daher wohl sein: „Die globale Erwärmung wird als Ergebnis einer frauenfeindlichen, faschistischen und xenophoben Verschwörung entlarvt.“ (Copyright Unterberger, also Finger weg – ich will ja auch einmal ans dicke Geld).

Das besonders Ärgerliche: Diese Art von Forschungsförderung wird bei den in Kürze bevorstehenden dramatischen Budgetkürzungen fast als einziger Bereich ungekürzt bleiben. Denn die politisch herrschende Klasse redet uns ja ein, ihre Forschungsförderung sei besonders zukunftsträchtig.

Besonders heftig wird diese Behauptung vom Wirtschaftsforschungsinstitut verbreitet. Könnte das vielleicht gar damit zusammenhängen, dass Forschungs-Institute besonders heftig von Forschungs-Förderung profitieren?

Schon mehrfach habe ich auf das Beispiel der Schweiz hingewiesen. Dort gibt es überhaupt keine Forschungsförderung nach österreichischer Art. Sondern nur extrem gut finanzierte Universitäten, die dann aber wirklich frei von solchen politischen Dummheiten und Opportunismen entscheiden können. Dennoch oder gerade deshalb steht die Schweiz bei den Ergebnissen der Forschung weltweit an erster Stelle.

Forschung ist ja kein Selbstzweck – auch wenn das eine Zahnarztassistentin wie Bures vielleicht nicht begreift. Es geht um wirklich neues Wissen für die Menschheit. Es geht zugleich um Impulse fürs Wirtschaftswachstum, um künftige Arbeitsplätze und die Aufrechterhaltung des Wohlstandes. Dafür sind möglichst viele Patente, naturwissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie technische Erfindungen entscheidend.

Aber nicht das Geschlecht des Forschers.

 

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Schmerzliche Fragen ans liebe Vaterland

25. August 2010 01:44 | Autor: Andreas Unterberger

Viele Nachrichten dieses Tage machen den Tagebuchautor sehr nachdenklich. Und lassen frustrierende Fragen aufkommen. Auch wenn sie ganz unterschiedliche Bereiche betreffen.

Eine davon ist ein schlichter Strompreisvergleich: In Österreich zahlt die Industrie 10,37 Cent für die Kilowattstunde. In Frankreich, Schweden oder Finnland liegt der Preis hingegen jeweils unter 7 Cent. Was sagt diese Statistik einem Investor, der über die Ansiedlung einer neuen energieintensiven Produktion nachdenkt? Und was sagt sie der ÖVP, die offenbar wild entschlossen scheint, mit dem üblichen „Öko“-Schmäh die Energiepreise noch einmal kräftig anzuheben?

Parlamentspräsidentin Barbara Prammer hat eine kluge wie revolutionäre Idee. Was ebenso erfreulich wie überraschend ist. Sie stellt eine Abschaffung der Bezirkshauptmannschaften als einen spannenden Beitrag zur Verwaltungseinsparung zur Diskussion. Warum wird Prammer samt diesem Vorschlag postwendend von ihrem eigenen Parteichef und Bundeskanzler kalt abgespritzt? Ist der Mann wirklich nur zu feigem Herumgeschwafel imstande?

Noch eine zweite SPÖ-Frau hat einen mutigen und richtigen Vorschlag gemacht. Unterrichtsministerin Claudia Schmied will von den Ländern die zuviel kassierten Lehrergehälter zurückfordern. Was ihr sofort von der Regierungsspitze abgedreht wird; das werde erst an Sankt Nimmerlein, bei den nächsten Finanzausgleichsverhandlungen, angesprochen werden. Dürfen wir das so werten, dass offener Betrug legitimierte Geschäftsgrundlage der österreichischen Realverfassung ist – zu der ja als wichtiger Eckstein die Abrechnungen zwischen Bund und Ländern gehören? Und dass gegen Betrug auf staatlicher Ebene nur dann etwas unternommen wird, wenn auch der Betrüger zustimmt?

Auch die Frauenministerin hat im Sommer eine Idee geboren. Sie will Überstunden abschaffen oder beschränken. Denn deretwegen machten die Männer im Haushalt kein Halbe-Halbe (jene Überstunden erklären übrigens auch in hohem Ausmaß und ganz unaufgeregt die ständig von ORF&Standard getrommelten Statistiken über angeblich ungleiche Bezahlung angeblich gleicher Arbeitsleistung). Wo bleibt eigentlich der Protest der Gewerkschaften, die sonst immer lauthals dagegen agitieren, wenn Arbeitnehmer durch Überstundenkürzungen weniger verdienen? Wo bleiben jene Stimmen, die der ministeriellen Fanatikerin endlich beibringen, dass auch im Geld-Nach-Hause-Bringen eine sehr relevante Hälfte dieses sozialdemokratischen Halbe-Halbe-Dogmas bestehen kann? Und wo ist die Freiheitsbewegung, die uns endlich von jenen totalitären Politikern befreit, die immer mehr unser privates Leben reglementieren und kontrollieren wollen?

Eine Reihe linker Medien vom ORF bis „Österreich“ vergießt Tränen, weil die Regierung der „Lebenspartnerin“ von Johanna Dohnal keine Witwenpension von der saftigen Ministerpension der verstorbenen Ex-Ministerin zugesteht. Zum Glück für den Steuerzahler hat die „Witwe“ nämlich nicht die nötige Wartefrist erreicht, die ihr einen Rechtsanspruch auf diesen Bezug geben würde. Und zum gleichen Glück ist diesmal die ÖVP standfest geblieben. Was aber dennoch viele Fragen aufwirft: Konnte die gute Frau nicht selbst Pensionsansprüche erwerben? Hat sie etwa, statt zu arbeiten und sich eigene Pensionszeiten zu erwerben, auf rätselhafte Weise entstandene gemeinsame Kinder gehütet? Oder will sie künftig gar zwei Pensionen kassieren? Hat schon ein einziger Politiker erklären können, weshalb Witwenpensionen, für die ja nie ein Groschen Beitrag bezahlt wird, auch alle jene bekommen, die kein einziges Lebensjahr an möglicher Arbeitszeit auf Grund der Kindererziehung verloren haben? Und warum ist dieser schon seit jeher in keiner Weise gerechtfertigte Anspruch von der Regierung neuerdings – nach der entsprechenden Wartefrist – auch auf alle schwulen Witwen/Witwer ausgedehnt worden, die eher selten Kinder bekommen?

Der Europarat rügt Frankreich wegen der Abschiebung rumänischer Roma. Denn alle EU-Bürger hätten das Recht, sich eine Zeitlang auf französischem Gebiet aufzuhalten. Meint dieser seltsame Europarat ernstlich, dass in Europa das Recht bestehe, sich niederzulassen und illegale Siedlungen zu errichten, wo auch immer man will, etwa im Wienerwald oder im Stadtpark? Ist es nicht mehr so, dass ich auch bei legalem Aufenthalt in einem anderen Land zusätzlich jemand finden muss, der mir ein Hotelbett vermietet oder das Campieren auf seinem Grund erlaubt? Warum sind solche Gutmenschen wie jene aus dem Europarat immer nur auf Kosten anderer gut? Warum bieten sie nicht selbst jedem, der das will, Wohnrecht in ihren eigenen Privatgärten an? Und was sagen eigentlich die dorthin entsandten nicht-linken Abgeordneten aus Österreich zu den ständigen Unsinnigkeiten des Europarates? Kassieren die nur? Oder bekommen sie mangels Präsenz gar nicht mit, was sich dort abspielt?

Die Gemeinde Wien will im Baumgartner Geriatriezentrum die Kapelle – in der für die alten Insassen immerhin noch täglich eine Messe gelesen wird – schließen und daraus ein multikulturelles und multireligiöses Mehrzweckzentrum machen. Da bleibt für die künftige Verwendung wohl nur noch eine Frage offen: Mit oder ohne Muezzin? Die zweite Frage können wir uns eher ersparen, nämlich ob Wien noch einen katholischen Bischof hat, der mutig für seine mit dem Rücken zur Wand stehende Religion kämpft.

In Kinderheimen der Gemeinde Wien sind in Relation zur Größe der Stadt mehr Fälle von Kindesmissbrauch bekanntgeworden, als sich bei der gesamtösterreichischen(!) Missbrauchskommission der katholischen Kirche gemeldet haben. Und das noch dazu, ohne dass in Wien ständig getrommelt worden wäre, sich doch unbedingt zu melden, wie es im Falle der katholischen Kommission alle Medien getan haben. Wie berichtet der ORF darüber? Täusche ich mich total oder wurde den gemeindeeigenen Missbrauchsfällen nicht einmal ein Bruchteil jener Sendezeit gewidmet, mit der die kirchlichen Fälle dramatisch aufbereitet worden sind? Und warum nur klang der Tonfall des ORF bei der ersten Wortmeldung des Wiener Bürgermeisters zu diesem Thema so sehr wie die Hofberichterstattung von Zeitungen des 18. Jahrhunderts? Neuerlich können wir uns hingegen die Frage sparen, ob angesichts der einseitigen kulturkämpferischen Hasskampagne insbesondere des ORF noch irgendwer für die österreichische Kirche kämpft.

Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage im Floridsdorfer Mord- und Entführungsfall im Tschetschenenmilieu fertig. Darin findet sich auch der Hinweis, dass der tschetschenische Präsident Kadyrow die Drähte gezogen haben soll. Das macht die nächsten Wochen spannend: Lässt Österreich nun den ohnedies sattsam bekannten Herrn Kadyrow international zur Fahndung und Verhaftung ausschreiben – so wie es andere im Fall des blutrünstigen Sudan-Präsidenten getan haben? Traut irgendjemand der österreichischen Politik und Diplomatie diesen Mut und diese Konsequenz im Dienste des Rechtsstaats zu?

 

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Die Chance auf den großen Schul-Deal

24. August 2010 02:01 | Autor: Andreas Unterberger

Die Debatte ist ja nicht gerade neu. Trotzdem sollte man sie ernst nehmen: Sollen die Schulen bis hin zur Matura ganz zur Bundes- oder ganz zur Landessache werden? Die Debatte ist aber nicht nur alt, sondern auch gut und könnte in diesem Land vieles zum Besseren wenden.

Denn eines scheint nun Konsens geworden zu sein: So wie es bisher gelaufen ist, darf es nicht mehr weitergehen. Dabei ist es fast schon egal, ob sich letztlich das zentralistische Unterrichtsministerium durchsetzt oder die föderalistischen Bundesländer. Denn fast jeder klare Sieg einer der beiden Seiten ist besser als der schmierige Kompromiss des Ist-Zustandes, in dem die Länder bestimmen und der Bund zahlt.

Freilich sollte man es weder dem Unterrichtsministerium noch den Ländern allzu einfach machen: Jede Seite müsste – zumindest wenn es um eine seriöse Debatte ginge – nun ganz genau vorrechnen, welche Variante die billigere wäre. Denn müsste die Regierungsführung – zumindest wenn wir eine solche hätten – dann nur noch zwei Einsparungsziffern vergleichen. Und schon könnte die Entscheidung klar sein. Ob einem eine Claudia Schmied oder ein Erwin Pröll sympathischer sind, sollte dabei völlig außer Acht bleiben – zumindest wenn es rational zuginge.

Und was ist, wenn beide Varianten ungefähr gleich viele Einsparungen für den einzigen vorhandenen Steuertopf einbrächten (schließlich zahlen ja auch wir Steuerzahler ja „nur“ in einen einzigen Topf ein)? Dann ist tendenziell die Länderkompetenz vorzuziehen.

Denn je näher eine Kompetenz beim Bürger ist, umso besser, umso flexibler, umso menschennäher wird sie realisiert. Ein Lehrer wird nicht besser, wenn er in einer Großstruktur arbeitet, meist gilt sogar das Gegenteil. Außerdem würde eine solche Länderkompetenz (natürlich im Rahmen einheitlich vom Bund vorgegebener Kompetenzen!) einen gesunden Wettbewerb schaffen: In welchen Ländern werden die vorgegebenen Bildungsziele besser erreicht? Wo werden die Zuwandererkinder besser gefördert? Wo entsteht eine leistungskräftigere Elite?

Dieser Wettbewerb müsste in aller Transparenz dann auch sehr rasch auf die Schulebene hinunter fortgesetzt werden. Auch wenn das die Gewerkschaft nicht gerne sieht. Denn nur dort wird wirklich Erziehungsleistung geleistet. Dort müssten dann vor allem die Direktoren Kompetenzen bekommen, etwa auch jene, unfähige Lehrer rasch wieder in passendere Berufe zu verabschieden. Dort sollten dann auch die Eltern als die eigentlichen Auftraggeber mehr Rechte bekommen.

Dass eine Verländerung einen gesunden Wettbewerb auslöst, sieht man ja etwa in Deutschland, wo sogar Universitäten Landessache sind. Und wo alle Länder mit Gesamtschulen bei Vergleichstests wie Pisa viel schlechter abschneiden als die leistungsorientierten Länder.

Zum gesunden Wettbewerb gehören auch unbedingt die Privatschulen als das unverzichtbare Salz in der Suppe. Dort sollen bei annähernd gleichen Rahmenbedingungen religiöse und private Träger den Landes-Schulen zeigen können, wie man es besser macht. Und umgekehrt.

Können die Länder aber überhaupt billiger sein als der Bund? Nun, wenn sie, wie bei den Verwaltungsbeamten der Gemeinde Wien, weit über dem Bundesniveau liegende Luxusgehälter zahlen, wird das gewiss nicht funktionieren. Aber genau diese Fragen müssten präzise und verbindlich geklärt werden, bevor man über eine Verländerung der Schulen entscheidet.

Ist das nicht alles recht utopisch? Warum soll der Bund auf Schulkompetenzen verzichten?

Auf den ersten Blick ist diese Skepsis durchaus logisch. Auf der anderen Seite gibt es aber auch ganz klare Bereiche, wo die Länder Aufgaben abtreten könnten und sollten.

So ist die Aufrechterhaltung einer eigenen Landesgesetzgebung mit dem ganzen daranhängenden Apparat durch nichts mehr zu rechtfertigen – außer durch das Interesse der Parteien, Hunderte Funktionäre als Landtagsabgeordnete auf Kosten der Allgemeinheit zu finanzieren. In Wien sieht man es seit vielen Jahren am besten: Der Gemeinderat ist wichtig, hingegen sind die Entscheidungen der selben hundert Menschen, wenn sie plötzlich zum Landtag mutieren, ebenso selten wie irrelevant.

Auch im Spitalsbereich ist wohl nur noch eine bundesweite Organisation sinnvoll – oder aber ein pluralistische Struktur, die von unter Wettbewerb stehenden Krankenkassen und Versicherungen (samt Zuschüssen für Sozialfälle) getragen wird. Wobei letzteres zwar die beste Variante wäre, der SPÖ aber sicher nicht abgerungen werden kann.

Aber schon eine bundesweite Vereinheitlichung des Spitalswesens brächte Vorteile. Denn während bei Schulen Größe kein Qualitätsvorteil ist, ist das bei Krankenhäusern sehr wohl der Fall. Viele Ärzte bestätigen, dass eine ganze Reihe der heimischen Provinzspitäler ein echtes Gesundheitsrisiko darstellt. Etwa wenn dort bestimmte Operationen nur fünf Mal im Jahr durchgeführt werden.

Die Aufrechterhaltung vieler Spitäler erfolgt nur aus Prestigegründen, weil es für Bürgermeister und Landeshauptleute einen Machtfaktor bedeutet, an (Partei-)Freunde Ordinariate zu vergeben, weil bei regionalen Wahlkämpfen sofort die Kirchturmspolitiker die Oberhand behalten, die auf „unser“ Spital pochen. Bei Unfällen und Notfällen ist nicht die Nähe des anzufahrenden Spitals lebensentscheidend, sondern die Qualität des Notarztes an unmittelbarer Ort und Stelle. Ob dann die Fahrt oder der Flug ins Spital über 20 oder 80 Kilometer geht, ist für die Heilungschancen hingegen irrelevant.

Zeichnet sich da ein großes Design ab, das Österreich endlich voranbringen würde? Die Indizien mehren sich und die Sachlogik spricht eine klare Sprache.

Dennoch deuten die zwei allerwichtigsten Indizien in eine andere Richtung: Zum ersten haben die Krise und ihre langwierigen Folgen noch lange nicht in allen Köpfen den nötigen Bewusstseinswandel ausgelöst. Zum zweiten wäre es mehr als überraschend, wenn ausgerechnet diese Regierung, die bisher außer einem Verfassungsbruch, einer Explosion der Korruption (via Bestechungsinserate), der Verschwendung von Milliarden für eine pleitegegangene Regionalbank und einer absurden Grundsicherung nichts zustandegebracht hat, plötzlich zu solch historischen Kraftanstrengungen imstande wäre.

Aber warten wirs ab. Existenzialisten würden sagen: Trotz allem hoffen.

 

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Fußnote 131: Zuwanderung auf ORF-Art

24. August 2010 00:22 | Autor: Andreas Unterberger

Wie immer hat der ORF H.C. Strache von der völlig verkehrten Seite in die Mangel zu nehmen versucht.

Dem FPÖ-Chef wurde bei den ORF-Sommergesprächen wieder einmal mit politisch korrekter Phrasendrescherei zugunsten der unkonktrollierten Zuwanderung eine billige Bühne für seine mehrheitsfähige Argumentation geboten. Zur Abwechslung hätte man ihn hingegen ernstlich in die Mangel nehmen sollen, wie er sich denn das mit der Budgetsanierung samt gleichzeitigen Steuersenkungen so im Detail vorstellt. Und wie er konkret einsparen will. Und was er in Wien konkret anders machen will. Statt dessen bekam man eine sympathische polnisch-tirolerische Unternehmerin vorgesetzt, deren wirtschaftliche Aussagen durchaus ernst zu nehmen waren. Die aber ganz gewiss kein repräsentatives Beispiel dafür ist, was Österreich bei der Zuwanderung aus islamischen und afrikanischen Ländern an "Bereicherung" vorgesetzt bekommt. Zuwanderer aus Mitteleuropa sind hingegen mit viel, viel größerer Wahrscheinlichkeit wirklich das, was Österreich braucht. Aber selbst unter den türkischen Zuwanderern kann man mit einem erfolgreichen Gastronomen oder Modedesigner nicht die Qualität des Durchschnitts beweisen. Denn würde die Logik dieses so aufwendig inszenierten ORF-Beweises stimmen, dann müssten wir alle sofort unser ganzes Geld ins Casino tragen. Weil ja auch dort einige sehr erfolgreich sind. Freilich nur einige sehr wenige . . .

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Die sprachbehinderte Touristenstadt

23. August 2010 08:27 | Autor: Andreas Unterberger

Wien lebt in spürbarem Umfang vom Tourismus. Die Schätze und das Ambiente der Kaiserstadt üben einen unwiderstehlichen Reiz aus. Wie Krähwinklerisch mit diesem Reiz umgegangen wird, das zeigen die Vergleiche, die viele Österreicher im Sommer wieder mit anderen europäischen Städten anstellen konnten.

In fast jeder bedeutenderen Stadt Europas muss man fürs Parken zahlen. Das ist längst eine notwendige Sache. Nur in Wien scheinbar nicht - denn die Wiener Kurzparkregeln sind für einen Ausländer ein unverständliches und geheimes Buch, dessen Inhalte und Geltungsbereiche ja auch schon für viele Besucher aus den Bundesländern rätselhaft sind. Den Juristen mögen die irgendwo am Rand einer Kurzparkzone stehenden Tafeln genügen, obwohl sie Kilometer vom Ort der Parkplatzsuche entfernt sind; den Regeln einer effizienten Kommunikation - noch dazu gegenüber den vielen nicht Deutsch sprechenden Fahrern - widersprechen sie hingegen diametral.

In anderen Städten sind die Zahlvorschriften viel transparenter, zumindest Parkometer an jeder Kreuzung machen sie präzise deutlich, und das meist mehrsprachig. In Wien hingegen bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Touristen werden durch Strafmandate verärgert; oder die Wiener ärgern sich, weil ausländische Autos straffrei davonkommen.

Es ist auch schlicht absurd, dass im Unterschied zu vielen anderen Städten die mündlichen wie schriftlichen Informationen für Fahrgäste der Wiener Linien (sofern die U-Bahn nicht wieder einmal kollabiert) nur auf Deutsch und nicht zur Gänze auch auf Englisch kommuniziert werden. Gewiss eine schwierige Sprache (die man offenbar nur dann in geheimen Nachhilfestunden wenigstens bruchstückhaft zu lernen bereit ist, wenn man aus dem Rathaus plötzlich ins Bundeskanzleramt übersiedelt).

Aber dennoch ist Englisch die wichtigste Weltsprache. Türkisch reicht halt nur für den Wiener Wahlkampf, aber nicht für Touristen.

Begreift das die alleinherrschende SPÖ nicht, ist sie zu proviniziell? Oder fürchtet sie sich vor ein paar Uralt-Wählern, die beim Erklingen englischer Töne wienerisch granteln könnten: "Wos brauch ma des?"

Freilich haben die U-Bahn-Genossen auch für die deutsche Sprache kein Gefühl. So sind Lautsprecherdurchsagen "Bitte zurückbleiben" ob ihrer Doppeldeutigkeit geradezu kabarettreif. Oder sind sie zu zurückgeblieben, um das zu begreifen?

Noch ärger treiben es freilich die Österreichischen Bundesbahnen. Dort wird eine Preisermäßigung für Jugendliche mit Stammel-Sprüchen wie "Sommer Oida, Party Oida" beworben.

Noch peinlicher gehts wohl nicht mehr. Oder soll jetzt ganz bewusst allen Reisenden signalisiert werden, dass eine sehr spezifische Jugendschicht, die bisher eher durch Herumlungern in Parks gekennzeichnet war, jetzt gleichsam amtlich das Recht bekommen hat, mit dem ÖBB-Sommerticket die Züge "zu deiner Party" zu verwandeln? Ganz abgesehen davon, dass mir Experten für Unterschicht-Jugendsprache versichern, dass die "Oida"-Sprache schon wieder mega-out wäre . . .

Aber solche Werbekampagnen sind wohl das Produkt neuer "Marketing-Experten", die nun bei der ÖBB versorgt wurden, nachdem sie zuvor etwa im Unterrichtsministerium die Bundeshymne verunstaltet haben. Dabei hatte ich geglaubt, die neue Bahn-Führung hat nur deshalb solche Typen übernommen, damit die Bestechung SPÖ-freundlicher Zeitungen durch ÖBB-Inserate in noch brutalerer Form über die Bühne gehen kann. Welch Täuschung, die neue Bahnführung schaltet zwar weiterhin eifrig Inserate, ist aber nun auch sprachschöpferisch unterwegs.

Mit Sprüchen wie "Volle Fahrt statt volle fad" könnten sich die Eisenbahner ja glatt als Reserve-Verseschmiede bei der FPÖ bewerben, wenn in einem haben Jahr schon wieder eine neue Garnitur an der ÖBB-Spitze versorgt werden muss.

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Die Klima-Kassandra ist zurück

22. August 2010 10:02 | Autor: Andreas Unterberger

Die Flutkatastrophe in Pakistan bewegt jeden. Das gigantische Ausmaß der Hilflosigkeit gegenüber der Gewalt der Natur, das unvorstellbare Elend der Menschen – es gibt wohl niemanden, den diese Bilder nicht bestürzen, der nicht nachdenklich wird, der nicht bereit ist zu helfen. Es gibt aber auch ein Grüppchen, das sich selbst hilft beim Anblick des Grauens: Sie sind wieder da, die Klima-Kassandren.

Es war etwas still geworden um sie, seit die Machenschaften der einst angesehenen Forschungszentren in Sachen Klima aufgeflogen sind. Das Unterdrücken aller wissenschaftlichen Befunde, die dem gewünschten Bild zuwider liefen. Das bewusste Verschieben von Kommastellen, um zu wirklich drastischen Ergebnissen zu kommen. Das Verlegen von Temperaturmessstellen, wodurch die „Erwärmung“ erst wirklich dramatisch anstieg. Die Vorwürfe sind Legion und sie sind bewiesen.

Das Geschäft mit der Klimakatastrophe ist als ein schmutziges enttarnt. Der Strom von Forschungsmilliarden soll reguliert werden. Und das gelingt nur mit entsprechender Dramatik.

Und deshalb dürfen wir auch wieder der Meteorologin Kromp-Kolb lauschen, die uns mitteilt, dass allein die Tatsache, dass in Pakistan die Flut und in Russland das Feuer wüten, ein eindringlicher Beweis dafür ist, dass wir Klima-Umkehr üben müssen. Aus Zeitgründen fehlte wohl der übliche Abgesang, den die Meteorologin mit dem Medienetikett Klimaforscherin gern bei ihren Vorträgen zum Besten gibt: „Tun Sie etwas zur Rettung des Klimas: Gehen Sie zu Fuß nach Hause.“

Auch die Aktion Footprint durfte sich angesichts der Katastrophe wieder im Scheinwerferlicht sonnen.

Sie sind also wieder da und groß im Geschäft.

Aus dem Statement Kromp-Kolbs lässt sich ablesen, dass noch eine gewisse Vorsicht waltet: Denn zumindest scheint ihr bewusst, dass sich die Erkenntnis ernst zu nehmender Wissenschafter ausgebreitet hat, dass Einzelereignisse wie eine Flut von noch so großem Ausmaß, eine Hitzewelle, eine „Jahrhundert“-Überschwemmung nicht als Beweis für eine menschengemachte Klimaveränderung missbrauchen lassen. Wer sein Wissenschafts-Geschäft ernst betreibt, weiß, dass es solche Naturkatastrophen immer gegeben hat, immer geben wird. Also kam die Gleichzeitigkeit von zwei Katastrophen gerade recht. Das gibt der Klima-Kassandra mehr Gewicht. Freilich ließ sie unerwähnt, dass die russischen Brände nur in dem Sinn menschengemacht waren, als die Waldbrände durch unachtsamen Umgang mit Feuer ausgebrochen sind. Und dass die Tatsache, dass still gelegte Torfkraftwerke seine Auswirkungen potenzierten, nur ein weiterer Beweis dafür ist, dass sich der Umgang mit Menschen und Land unter dem „lupenreinen Demokraten Putin“ (© Gerhard Schröder) nicht von dem des menschenverachtenden Sowjetregimes unterscheidet.

Dazu kommt, dass die Vorhersage der Untergangsszenarien sich bisher auf die Überflutung ganzer Küstengebiete konzentriert hat. Der steigende Meeresspiegel würde ganz Bangladesh überfluten. Doch jetzt brach die Wasser-Gewalt im Inneren des Subkontinents los. Passt nicht ganz. Wie so vieles im Marktgeschrei der Klimawissenschafts-Gewinnler.

Was das Ganze aber besonders ärgerlich macht: Angesichts des Ausmaßes der menschlichen Katastrophe geht es nicht darum, mit zweifelhaften Argumenten Forschungsgelder zu lukrieren, um die man in Zeiten der knappen Staats-Kasse bangt. Jetzt geht es darum, effektiv zu helfen. Auch mit Geld.

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Prölls Schweigen ist nicht Gold

21. August 2010 09:57 | Autor: Andreas Unterberger

Die Groteske um die ZiB 2-„Nachricht“ über die Besteuerungspläne bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld – die das Finanzministerium mit eidesstattlichen Erklärungen aller in Frage kommenden Beamten beantwortet, dass sie nicht die zitierten anonymen Informanten seien -, ist genau das, was man als Finanzminister erntet, wenn man aus Feigheit vor dem Wähler vor der Wahrheit kneift.

Das verspätete Budget ist ein bewusster Verfassungsbruch, daran kommen Josef Pröll und Werner Faymann seit der Aussage von VP-Klubobmann Karl-Heinz Kopf nicht mehr vorbei, dass man eben im Nachhinein die Verfassung in der Frage der Budgettermine ändern sollte. Was nicht notwendig wäre, gäbe es den von den Koalitionären immer herbei geredeten Spielraum. Und dieser aus Rücksicht auf die Landtagswahl-Termine in Kauf genommene Rechtsbruch wird sich noch als Pferdefuß erweisen. Besonders für die ÖVP.

Der SPÖ ist es gelungen, mit klassenkämpferischem Holzhammer ihr Bild als Rächerin der arbeitenden Mehrheit gegen die gierigen Reichen zu konturieren. Da sich niemand reich fühlt, glaubt jeder gerne, dass die „anderen“ schon die Zeche für ein Wohlfahrtsstaats-Leben auf Schulden zahlen werden. Geradezu bewundernswert ist auch die Volte, mit der die Wahrheit über die alljährlichen Milliarden-Zuschüsse für das Betriebsrats- und Pensionisten-Paradies ÖBB ausgehebelt wurde. Seit Jahr und Tag arbeitet sich der schwarze Finanzstaatssekretär Reinhard Lopatka durch die schier unglaublichen Zahlen und versucht, mit einem Staccato an atemberaubenden Berechnungen Stimmung für eine Reform zu erzeugen. Doch all das ist verlorne Liebesmüh, kaum setzt der neue Bahn-Chef Christian Kern sein „mühsames Durchforsten“ der Beraterhonorare dagegen. Die sind, so empörend sie auch sein mögen, erstens schon dem Rechnungshof aufgefallen und zweitens ein Klax gemessen an dem tatsächlichen Einsparungspotential, wenn man jemals die Alleinherrschaft der Eisenbahner-Gewerkschafter zu brechen wagt. Aber es passt ins Bild: Auch da geht es nur um ein paar gierige Reiche wie der notorische Peter Hochegger und dass es den Parteifreund Gabriel Lansky auch trifft, nimmt man in Kauf.

Dagegen steht das obstinate Schweigen des Finanzministers und seiner Partei, wie sie denn die nötigen Milliarden aufzubringen gedenken. Das provoziert nachgerade das „Durchsickern“ der grauslichsten Maßnahmen. Und je näher die Wahlen kommen, umso häufiger werden „anonyme Informanten“ mit den „Plänen“ des Finanzministers in den Schlagzeilen landen.

Da helfen keine eidesstattlichen Gegendarstellungen mehr. Die Ansage steht, dass „einnahmenseitig“ Milliarden aufgebracht werden müssen. Daher weiß jeder, dass an der Steuer-Daumenschraube gedreht wird. Und langsam setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass die „ausgabenseitige“ Budget-Sanierung eine Einschränkung von Leistungen sein wird. Das Herumschaufeln von Kompetenzen für die Landeslehrer wird’s nicht bringen. Das trifft zwar niemanden (außer ein paar Macht-Politiker), aber es bringt fiskalisch genau nichts.

Manche Sprichwörter gelten eben nicht in allen Lebenslagen. „Hättest du geschwiegen, wärst du ein Weiser geblieben“, glaubt man seit den alten Römern. Josef Pröll hätte besser nicht geschwiegen. So ist ihm schon das taktische Spiel  gegen seinen Koalitions-Partner misslungen. Und der Wähler wird es ihm auch nicht honorieren. Weil Pröll nicht darauf bestanden hat, im Sommer für Klarheit bei den notwendigen Maßnahmen zu sorgen, vermutet man nur das Schrecklichste hinter seinem Schweigen. Die endlich doch noch anberaumte Sondersitzung des Nationalrats wird das noch verstärken.

Das alles ist selbst verschuldet. Und könnte daher mitleidlos übergangen werden. Was aber uns alle trifft, ist die vertane Zeit. Auch wenn angesichts der Qualität der Regierungs-Protagonisten der wirklich große Wurf einer Budgetsanierung nicht zu erwarten war, hätte in diesem Sommer wenigstens um ein Minimum an notwendigen und vernünftigen Maßnahmen gerungen werden müssen. Was uns jetzt erwartet, ist ein Budget, mit dem zwar wehgetan, vor allem aber weitergewurstelt wird.

Der in Zahlen gegossene Schritt nach Griechenland.

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Die Knechtschaft der Politischen Korrektheit und der Rechtsstaat

20. August 2010 09:45 | Autor: Andreas Unterberger

Die Generalattacke der Politischen Korrektheit auf Rechtsstaat und menschliche Grundfreiheiten steht im Mittelpunkt eines Beitrags für einen Band "Das Ringen um die Freiheit", der im Herbst erscheinen wird. Das Werk, an dem ich mitwirken durfte,  ist ganz einem der wichtigsten Bücher des letzten Jahrhunderts gewidmet, der vor genau 50 Jahren erschienenen "Verfassung der Freiheit" des österreichischen Nobelpreisträgers Friedrich A. von Hayek.

(Vorsicht, dieser Text ist etwas länger und grundsätzlicher. Ein Teil der hier abgedruckten Gedanken ist auch in der letzten Nummer der "Academia" abgedruckt worden).

Es war eine der vielen Erkenntnisse Hayeks, die sich erst in den Jahrzehnten nachher wirklich überall bestätigen sollte. Dieser Erkenntnis fügt die Geschichte heute ein neues Kapitel hinzu – eine Ergänzung, die Hayeks Analyse aber im Grund nur zusätzlich bestätigt.

Der spätere Nobelpreisträger hatte vor 50 Jahren in der „Verfassung der Freiheit“ herausgearbeitet, dass die marxistische Forderung nach Verstaatlichung der Produktionsmittel, die ein Jahrhundert lang die sogenannten Intellektuellen fasziniert, die aber nirgendwo funktioniert hatte, einer neuen Bedrohung der individuellen Freiheit Platz macht: dem Konzept des Wohlfahrtsstaates.

In Hayeks – und meiner – österreichischen Heimat hat man freilich erst in den 80er Jahren mit der Privatisierung verstaatlichter Betriebe begonnen. Und in unserer gemeinsamen Geburtsstadt Wien hält eine sozialistische Stadtregierung sogar heute noch an ihrem hundertprozentigen Eigentum an allen kommunalen Betrieben fest. Was freilich weder Österreich noch Wien gehindert haben, schon sehr früh auch die nächste von Hayek diagnostizierte Bedrohung der Freiheit zu realisieren, den Wohlfahrtsstaat.

Die Sozialisten in fast allen Parteien, wie er sie nannte, hielten das in fast allen Ländern für den richtigen Weg. Sie ließen sich dabei nicht durch die Explosion der Staatsschulden irritieren, die zur Finanzierung der ununterbrochen steigenden Wohlfahrtsansprüche notwendig wurde (in Österreich etwa stieg die Staatsschuld binnen 40 Jahren von 12 auf rund 70 Prozent des BIP – was europaweit sogar noch als relativ stabil gilt!). Sie ließen sich auch nicht durch die parallele demographische Lücke irritieren, die zusammen mit dem Steigen der Lebenserwartung unweigerlich zu einem Kollaps der meisten Altersversorgungssysteme führen wird.

Erst die große Finanzkrise nach 2008 begann ein Umdenken auszulösen. Dieses Umdenken wurde aber erst 2010 ernsthaft, als immer mehr Staaten Probleme mit der Finanzierung der Staatsschulden bekamen, weil ihnen die Investoren zu misstrauen begannen.

Diese Krise des Wohlfahrtsstaates führt nun zwangsweise zu weiteren Einschränkungen der Freiheit. Alle Versuche, die ohnedies schon an Enteignung grenzenden Steuern und Abgaben zu reduzieren, sind chancenlos geworden. Stattdessen setzte in Europa und in den USA eine Enteignungswelle gegenüber privatem Vermögen ein, wurden Banken verstaatlicht (statt sie in Konkurs gehen zu lassen), wurden mit einer Welle neuer Regulierungen viele Investoren nach Ostasien vertrieben.

Das alles aus einem einzigen Grund: Die Staaten müssen die Rechnungen für die längst konsumierte Wohlfahrt früherer Jahre bezahlen. Gleichzeitig müssen sie die einst so gerühmten Wohlfahrtsleistungen dramatisch zusammenkürzen, vielerorts sogar die Pensionen kürzen (entweder direkt oder durch einen jahrelangen Verzicht auf Inflationsanpassungen).

Keine Frage: Heute würde Hayek genauso ein Ende der sozialdemokratischen Wohlfahrtsillusion konstatieren, wie er vor einem halben Jahrhundert das Ende des sozialistischen Verstaatlichungsaxioms gesehen hatte.

Er würde aber nicht nur die Schrammen und Wunden zählen, die beide Verirrungen an der allgemeinen Freiheit und dem allgemeinen Wohlstand (also dem Gegenteil der Wohlfahrt) verursacht haben. Er würde mit Sicherheit auch eine neue, wieder ganz anders geartete, aber ebenso gefährliche Bedrohung  der Freiheit und des Rechtsstaates konstatieren: nämlich die sich ausbreitende Diktatur der Politischen Korrektheit.

Diese Politische Korrektheit benützt so wie die schon von Hayek angeführten Einschränkungen der Freiheit die Instrumente des Rechtsstaats, der ja vom Rechtspositivismus zu einem beliebig einsetzbaren Instrument degeneriert worden ist. Diese Diktatur zerstört dabei die eigentlichen Grundlagen des Rechtsstaats (auf Englisch viel prägnanter: Rule of Law), die Naturrechtler ganz ähnlich wie Hayek mit seinem Verlangen nach einer Herrschaft des Rechtes über den Gesetzgeber definiert haben.

Die Politische Korrektheit nimmt nicht mehr wie die von Hayek beobachteten Bedrohungen den Umweg über Veränderungen der Produktions- oder Verteilungsbedingungen, um die Freiheit einzuschränken. Die Political Correctness, auf Amerikanisch kurz P.C., richtet sich vielmehr direkt gegen die Freiheit jedes einzelnen, gegen Meinungsfreiheit genauso wie gegen Vertrags- und Eigentumsfreiheit.

Sie engt zunehmend enger ein, was man sagen, was man denken darf. Und trifft auch immer öfter die Politik selber. Ein deutscher Bundespräsident ist zurückgetreten, weil er öffentlich über den Zusammenhang von militärischen Einsätzen und wirtschaftlichen Bedrohungen wie etwa die weltweit zunehmende Piraterie nachgedacht hat (und weil er dann den Ansturm der politisch korrekten Kritiker nicht ausgehalten hat). Ein deutscher Bundestagspräsident musste zurücktreten, weil er bei einer Gedenkrede einige Anführungszeichen bei Zitaten nicht ausdrücklich ausgesprochen hat. Ein französischer Innenminister ist von einem Strafrichter zu einer Geldstrafe verurteilt worden, nur weil er über Algerier folgenden Satz gesagt hat: „Solange es einer ist, geht es. Probleme gibt es, wenn es viele sind.“

Die Politische Korrektheit frisst ihre Väter.

Hayek würde sie zweifellos als neue „Knechtschaft“ bezeichnen. Auch wenn sie raffinierter Weise vorgibt, selbst Ungerechtigkeiten zu beseitigen. So wie es ja auch die alten Knechtschaftsmethoden Sozialismus/Kommunismus im Kampf gegen das angebliche Unrecht des Privateigentums getan haben. So wie es der Sozialdemokratismus im Kampf gegen die angeblich ständig wachsende Armut tut (obwohl gerade in den am wenigsten wohlfahrtsstaatlichen Staaten vor allem Asiens die Armut am raschesten schwindet).

Anders als der Marxismus gewinnt die P.C. auch die Unterstützung vieler christlicher Kirchen – obwohl diese eigentlich in der Tradition der größten Freiheitsbewegung der Geschichte stehen. Christus hat der Welt das Konzept der Freiheit, der individuellen Verantwortung und Würde, der persönlichen (und niemals staatlichen!) Barmherzigkeit und Nächstenliebe gebracht. Was viele Kirchen heute erstaunlicherweise vergessen.

Begonnen hatte die P.C. im Bereich von Usancen, von rechtlich unverbindlichen Vorstellungen über das, was sich gehört und was nicht. Sie konzentrierte sich anfangs auf die Sprache. Sie glaubte durch die Änderung irgendwelcher Bezeichnungen Probleme zu lösen.

So hatte man plötzlich „Roma“ statt „Zigeuner“ zu sagen, obwohl die Roma bloß eine von vielen Untergruppen der Zigeuner sind und viele Zigeuner den Begriff „Roma“ ablehnen. Aus behinderten Menschen wurden solche mit besonderen Bedürfnissen. Statt „schwererziehbar“ waren Kinder „verhaltenskreativ“. Was sie natürlich nicht einfacher machte.

Die USA wiederum haben aus „Negern“ („Negro“ war im Gegensatz zu „Nigger“ lange ein völlig wertfrei Vokabel) die „Schwarzen“ gemacht; einige Jahre später wurden diese wieder umgetauft, diesmal zu „Afroamerikanern“. Und besonders Korrekte vermeiden nun auch schon diesen Begriff – weil schon wieder jemand behauptet hat, dass auch diese Bezeichnung diskriminiere. Manche Zeitungen schreiben daher nur noch, dass ein Täter aus einem bestimmten Gegend oder Straße kommt. Was zumindest jene informiert, die wissen, wie jener Stadtteil ethnisch geprägt ist. Und in der deutschen Sprache behaupten nun schon manche, dass Worte wie „schwarzfahren“ oder „Schwarzarbeit“ rassistisch wären. Und sie tun das immer in einem Tonfall, als ob man sich mit der Verwendung solcher Worte zum Mittäter des Holocaust machen würde.

Eine besonders unheilvolle Rolle bei der Einschränkung der Freiheit in Europa spielt der Europarat. Diese durch die EU völlig überflüssig gewordene Institution versucht sich nun als oberste Zensurbehörde und P.C.-Wächter eine Lebensberechtigung zu verschaffen. Im Europarat wird beispielsweise allen Ernstes die Verwendung des Begriffs "Mutter" bekämpft. Der Grund: Dieses Wort sei ein sexistisches Stereotyp und verhindere die Gender-Gleichheit. In der Schweiz hat prompt ein amtlicher „Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren“ – er ist 192 Seiten dick! – angeordnet, dass die Worte „Vater“ und „Mutter“ durch das Wort „das Elter“ zu ersetzen sei.

Womit wir bei einer besonders bösartigen Form der P.C. gelandet sind, der Gender-Ideologie. Diese behauptet, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern rein erziehungsbedingt und nicht genetisch verursacht seien. Der Größe des Unsinns entsprechend ist die Zahl der Kampagnen und Aktionen sehr groß, welche die Gesellschaft diesbezüglich umerziehen sollen. Was jedenfalls den vielen sonst arbeitslosen Politologinnen, Soziologinnen, Psychologinnen, Germanistinnen, Pädagoginnen einen Arbeitsplatz auf Kosten der Steuerzahler verschafft. Was in etlichen Universitäten ganze neue Studienrichtungen entstehen lässt. Was viele normale Studenten zwingt, auch Kurse über irgendwelche Gender-Themen zu belegen, um ihren Abschluss zu erreichen. So wie man einst im Osten Marxismus-Leninismus absolviert haben musste.

An einigen Universitäten mussten Rektorswahlen und Berufungs-Ausschreibungen wiederholt werden, nur weil sich keine Frau beworben hat.  Das ist nicht nur zeitraubend, sondern schadet auch der Qualität der Unis, die primär rasche Entscheidungen und qualifiziertes Personal bräuchten.

Eine Hauptkampffront der Gender-Offensive ist die „Quote“. Die Genderianerinnen verlangen garantierte Frauen-Quoten in Parlamenten, in akademischen Lehrkörpern, in Führungspositionen. Obwohl es gerade bei solchen Schlüsselfunktionen immer nur um die Suche nach dem Besten gehen sollte. Obwohl in vielen Bereichen – etwa bei allem, was mit Technik zu tun hat – die Zahl der qualifizierten Frauen noch immer sehr gering ist, die sich für solche Funktionen interessieren.

Statistiken zeigen aber auch ein beharrlich großes Desinteresse von Frauen an allem, was mit Politik zu tun hat. Daher finden Quoten-Parteien oft nicht genügend Kandidatinnen, um alle Quoten-Plätze zu füllen. Umgekehrt garantiert eine Quote praktisch jeder Frau eine Top-Karriere, die einen Spitzenposten wirklich haben will – unabhängig von ihrer Qualifikation.

Frauen stellen zwar in den meisten Ländern die Mehrheit der Universitäts-Absolventinnen. Aber sie konzentrieren sich dabei ganz auf die vom Arbeitsmarkt kaum nachgefragten geistes- und sozialwissenschaftlichen Ausbildungen. Akademikerinnen strömen überdies vor allem in jene Berufe, die sich aus bekannten Gründen gut mit einer Familie vereinbaren lassen: Lehrer  und Richter.

Die Zahl jener Frauen ist hingegen extrem gering, die den mit viel Stress, Zusatzausbildungen (wie MBA) und Überstunden verbundenen Aufstiegskampf Richtung Aufsichtsrats- und Vorstands-Funktionen auf sich nehmen. Dennoch wird von der P.C. eine Aufsichtsrats-Quote verlangt, was die wenigen dafür in Frage kommenden Frauen enorm bevorzugen würde. Das erinnert stark an die kommunistischen Regime, die für Leitungsfunktionen in Wirtschaft und Verwaltung eine Quote für Bauern- und Arbeiterkinder verordnet haben. Was der Qualität des Personals bekanntlich nicht sehr zuträglich war.

Besonders erfolgreich ist die Gender-P.C. mit der ständig wiederholten Behauptung, Frauen würden für gleiche und gleichviel Arbeit viel schlechter bezahlt: Hier werden die vielen Gegenargumente von den überwiegend politisch korrekten Medien einfach unterdrückt (Wie etwa: Im Zeitalter extrem knapper Kalkulationen wäre jeder Unternehmer zum Bankrott verurteilt, der freiwillig um zweistellige Prozentsätze mehr bezahlt, als er für gleichwertige Arbeit einer Frau zahlen müsste).

Bereits gesetzlich vorgeschrieben ist in einigen Ländern die Sprachzerstörung durch die Genderisierung. Seither sind neue Gesetze – die ohnedies nie ein Ausbund an Verständlichkeit waren – noch viel mühsamer zu lesen. Denn jede Bezeichnung muss nun mit beiden grammatikalischen Geschlechtern erfolgen. Früher war immer klar, dass mit „Die Schweizer“ und „Die Österreicher“ genauso wie mit „die Deutschen“ Männer wie Frauen gemeint waren. Heute meint das noch immer eine starke Mehrheit, eine Minderheit aber nicht mehr.

Es gibt zahllose Beweise, dass im Deutschen das grammatikalische Geschlecht oder die Endung -er nichts mit der Biologie zu tun hat. Siehe „das Mädchen“ oder „das Opfer“ oder „der Mensch“ oder „die Person“ oder „der Gast“ oder „die Geisel“ oder „das Talent“ oder „der Star“ oder „die Führungskraft“. Überall entspricht das sprachliche Geschlecht nicht oder nicht ausschließlich dem biologischen Geschlecht der gemeinten Menschen.

Absolut unleserlich sind sprachlich die Binnen-I-Kreationen wie „Landeshauptmann/frau-StellvertreterInnen“. Dass das alles dem Duden und anderen Regelwerken widerspricht, stört die politisch korrekten Sprachmanipulatoren dennoch nicht. Ebensowenig wie der massive Verlust der wichtigsten Funktion jeder Sprache, nämlich Verständlichkeit. Die wird natürlich auch dadurch nicht hergestellt, dass man alles ausschreibt: Dann müsste in Gesetzen stehen „Landeshauptmannstellvertreter, Landeshauptfraustellvertreterin, Landeshauptmannstellvertreterin, Landeshauptfraustellvertreter“ – gar nicht zu reden davon, dass das alles manchmal im Singular und Plural stehen müsste.

Es geht bei der Gender-Sprache um Wichtigmacherei, um Machtspiele, um Ideologie, um verklemmte Sozialtechnologie, um Einschränkung der Freiheit. So wurden in Österreich tatsächlich Arbeitgeber bestraft, wenn sie einen „Schlosser“ suchen und nicht auch ausdrücklich eine „Schlosserin“. Oder eine „Kosmetikerin“ und nicht einen „Kosmetiker“.

Ständig werden von der P.C.  überhaupt neue Ausdrücke erfunden und ihre Verwendung angeordnet: Statt Studenten darf man an vielen Universitäten nur noch „Studierende“ sagen. Statt Marathonläufer gibt es bei korrekten Reportern nur noch „Marathonlaufende“. Im österreichischen Parlament wurde tatsächlich sogar schon einmal von „Abgeordnete und innen“ geredet. Und das nicht in ironischer Absicht.

Es geht aber längst nicht mehr nur um das Frauen-Thema und die Hilfslosigkeit vieler Männer vor allem in Politik und Wissenschaft, damit sachlich umzugehen. Die P.C. greift auch schon direkt die Meinungsfreiheit an. Und sie benützt dazu nun auch die härteste Waffe jede Obrigkeit, also das Strafrecht.

In Österreich soll künftig mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden, der jemand anderen wegen seiner Weltanschauung oder seines Geschlechts oder seines Alters oder seiner sexuellen Orientierung „verächtlich macht“. Damit kann jede pointierte Kritik an Kommunisten oder Islamisten oder auch Nationalsozialisten vor dem Strafrichter enden. Schon wird ernsthaft debattiert, ob Blondinenwitze künftig zu Strafanzeigen führen werden.

Der Autor hält nun zweifellos viele Witze für geschmacklos. Diese aber mit dem Strafrichter zu bekämpfen, ist eine signifikante Annäherung an totalitäre Systeme, die ja ebenfalls unerwünschte Formulierungen oder Witze mit Haftstrafen verpönt haben.

Unsere Gesellschaften verlieren rapide das Gefühl für den Wert der Meinungsfreiheit. Das hat mit dem Verbot der Auschwitz-Lüge begonnen – also damit, dass Dummköpfe und Ewiggestrige, die den großstrukturierten nationalsozialistischen Massenmord an Juden und anderen Gruppen leugnen, nicht mehr verbal und mit Beweisen, sondern kurzerhand mit Haftstrafen bekämpft wurden. Was dazu geführt hat, dass solche Behauptungen für pubertierende Jugendliche und Exzentriker durch den Reiz des Verbotenen interessanter wurden, als sie es sonst wären.

Längst geht die Einschränkung der Meinungsfreiheit aber über die an sich verständliche, wenn auch wohl überschießende Reaktion auf die NS-Verbrechen hinaus. So gibt es Europarats-Resolutionen, die „Homophobie“ zu pönalisieren, also jede kritische Haltung gegenüber Homosexualität. In Großbritannien ist sogar schon ein Bischof bestraft werden, weil er sich geweigert hat, einen Homosexuellen in der Jugendarbeit(!) zu beschäftigen.

Wenig Wunder, dass viele Aktivisten nun auch schon Islamophobie unter Strafe stellen wollen. Ihre „Korrektheit“ hindert sie übrigens nicht an inniger Liebe zu terroristischen Organisationen.

Ein besonders schlimmes Beispiel ist die unter dem Vorwand der P.C. in allen Schulen Wiens von der sozialistischen Schulverwaltung angeordnete Aktion „Kiss Ausgrenzung Goodbye“. Dabei wurde jeder Schüler aufgefordert, Lippenstift aufzulegen, um Plakate mit diesem Slogan zu küssen! Diese Plakate werden dann wenige Wochen vor der  Wiener Wahl in einer Ausstellung gezeigt. Diese stalinistisch anmutende Aktion hat einen klaren Zweck: Bei den Kindern (in Österreich kann man schon mit 16 wählen!) Stimmung gegen die rechtspopulistischen Herausforderer der regierenden Sozialisten zu machen, deren Politik gegenüber Zuwanderern regelmäßig als eine der „Ausgrenzung“ denunziert wird. Das erinnert an die in den chinesischen Schulen der Kulturrevolution angeordneten öffentlichen Beschimpfungen und Demütigungen für politische Gegner.

Ebenso krass ist ein Beispiel aus Hamburg: Da haben linke Politiker einen Skandal entfacht, weil in einem Buch für Schüler keines der dargestellten Kinder eine dunkle Hautfarbe hat und weil überdies von einem „Schulleiter“ die Rede ist und nicht von einer „SchulleiterIn“. In Marburg wiederum wurde von Studenten eine Vorlesungsring gesprengt, weil dort eine Professorin auftrat, die bei einer von Homosexuellenverbänden kritisierten Veranstaltung aufgetreten war (obwohl die Professorin bei dem Vorlesungsring nicht über Homosexualität sprechen wollte, sondern über Schiller und Nietzsche).

Die Vertragsfreiheit – so wie die Meinungsfreiheit ein Eckpunkt der einst hart erkämpften bürgerlichen Rechte – wird nicht nur bei Bischöfen und Universitäten zunehmend eingeschränkt. In etlichen Ländern ist es schon verboten, bei der Entscheidung über neue Wohnungsmieter oder Angestellte sexuelle Vorlieben, Geschlecht, ethnische Herkunft und ähnliche Faktoren zu berücksichtigen. Und auch wer neue Mitarbeiter rein leistungsorientiert aufnimmt, muss dann im Notfall selbst beweisen, dass er nicht doch einen der genannten Faktoren beachtet hat.

Besonders heftig ist die angeblich freie Wissenschaft von der Einschränkung der Meinungsfreiheit erschüttert worden. Das gilt nicht nur für die vor allem an den Universitäten verbreitete Genderisierung, für die dominant gewordene Bedeutung des Geschlechts bei Berufungen und für Boykottaktionen durch Schwulen-Organisationen. Das gilt auch immer mehr für die Chance, von wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht zu werden.

Durch massiven Druck soll verhindert werden, dass Wissenschaftler irgendwo publizieren können, welche die herrschende These von der durch den Menschen verursachten globalen Erwärmung bezweifeln oder widerlegen. Das beklagen seit Jahren Hunderte boykottierte Wissenschaftler. Das ist seit 2009 durch das Bekanntwerden zahlloser E-Mails von Erwärmungs-Fanatikern einer englischen Universität bewiesen: Ein internationales Intrigennetzes setzt die Redaktionen wichtiger wissenschaftlicher Zeitschriften unter Druck, um die Veröffentlichung unerwünschter Studien zu verhindern.

Das hängt mit großen wirtschaftlichen Interessen zusammen. Seit sich die Staaten mit dem Klimathema befassen, fließt viel Geld: Es gibt dicke Forschungsbudgets, die derzeit gezielt nur den Erwärmungs-Alarmisten zur Verfügung stehen. Es gibt zahllose Förderungen für die diversen Alternativenergie-Produzenten. Es gibt auch großes Interesse der Atomindustrie an der Global-Warming-These. Logischerweise wissen junge Wissenschaftler sehr genau, mit welchen Meinungen man derzeit Karriere macht und mit welchen nicht. Und haben daher meistens solche Meinungen.

All das behindert massiv die Freiheit von Wissenschaft und Forschung, die immer nur in Freiheit und Vielfalt Erfolge haben können.

Ähnlich können sich auch Kritiker anderer Dogmen meist nur noch im Internet artikulieren, weil die meisten Medien Scheu vor Themen haben, die von der P.C. auf den Index gesetzt worden sind. Das betrifft etwa Kritik an einem zwangsweise verordneten Gesamtschulsystemen; das betrifft Kritik an Zuwanderung und Minarettbau; das betrifft Kritik an der Stehsatz-These vieler Leitartikler, dass die Armen ständig ärmer würden; das betrifft Kritik an der Behauptung, eine ständige Steigerung der Akademikerzahl führe automatisch zu mehr allgemeinem Wohlstand; das betrifft Kritik an der ständig getrommelten Behauptung, das Vorhandensein einer Elite wäre schlecht für die Gesellschaft und die weniger Erfolgreichen; das betrifft Kritik an der Vorteilhaftigkeit einer steigenden Sozialquote; das betrifft Kritik an der Behauptung, der Manchester-Liberalismus habe eine Verarmung ausgelöst.

Dieses Unterdrücken kritischer Sichtweisen in öffentlichen Debatten führt zu der von Elisabeth Noelle-Neumann brillant skizzierten Schweigespirale: Menschen fürchten sich, ihre eigene Meinung zu artikulieren, wenn sie glauben, mit dieser alleine zu stehen – auch wenn die Mehrheit ihrer Mitbürger in Wahrheit genauso denkt, aber sich ebenfalls fürchtet, das auszusprechen.

Die Freiheit der Menschen ist in den letzten Jahrzehnten noch durch ein weiteres Phänomen stark eingeschränkt worden, das die negativen Auswirkungen der P.C. noch verstärkt: Das ist der unheilvolle Hang der Staaten auf dem europäischen Kontinent, alles überzuregulieren. Immer stärker versuchen Politiker, jeden Aspekt des Lebens durch Gesetze und Verordnungen zu regeln.

Die Staaten haben Zehntausende Seiten an Gesetzestexten beschlossen, die zu kennen sie von den Bürgern verlangen, die vor allem ihnen selbst ständig mehr Rechte gegenüber den Bürgern geben. Und deren selektive Anwendung auch subalternen Beamten und Polizisten die Möglichkeit gibt, persönliche Willkür auszuüben.

Staaten regeln den Gebrauch von Sicherheitsgurten, auch wenn deren Nichtverwendung nur dem Einzelnen selber schadet. Sie kontrollieren die Erziehung unehelicher Kinder, auch wenn es keinerlei Hinweise auf Probleme gibt. Sie verbieten Menschen, einen Baum auf dem eigenen Grundstück zu fällen. Sie regeln, wer ein Gewerbe ausüben darf.  Sie bestimmen im gesamten geförderten Kultur- und öffentlich-rechtlichen Medienbereich, was wir kulturell sehen und hören – ganz unabhängig von unserem Interesse, also der Nachfrage.

Fast genauso lang ist die Liste politisch korrekter Überregulierung, die noch auf der Agenda irgendeines Grüppchens steht: Jungsozialisten fordern, dass nur noch füllige Schaufensterpuppen verwendet werden dürfen. Tierschützer wollen verbieten, dass Pferde auf Asphaltstraßen Fuhrwerke ziehen.

Diese Regelungswut ist keineswegs nur bei linken Parteien zu finden. Auch der obrigkeitsgläubige Teil der Konservativen ist mit gleichem Eifer dabei. Er will im Grund alles Unerfreuliche verbieten.

Die Beispiele ließen sich lange fortsetzen, wie die elementarsten Freiheitsrechte, welche man schon dauerhaft für gesichert gehalten hat, durch Überregulierung und das P.C.-Diktat unterminiert werden. Der dadurch ausgelöste Schaden wird täglich größer – so wie bei den schon von Hayek beklagten Einschränkungen der Freiheit. Wirtschaftlich wie in Hinblick auf die menschliche Würde.

Großen Schaden hatte einst auch die eingangs angesprochene marxistische Verstaatlichung der Produktionsmittel ausgelöst: Diese löste Armut aus (obwohl genau das Gegenteil versprochen worden war) und führte überdies in vielen Fällen zur Schaffung totalitärer Terrorsysteme. Großen Schaden hat auch der Wohlfahrtsstaat angerichtet: weil er zwangsläufig leistungshemmend ist und weil langfristig die Schuldenfinanzierung der Wohlfahrt nicht funktionieren kann.

Der Wohlfahrtsstaat kann auch zum Untergang ganzer Staaten führen, wie es etwa das von den römischen Kaisern ausgebaute Wohlfahrtssystem des einstigen Weltreichs zeigt, das verkürzt unter „Brot und Spiele“ bekannt ist: Es führte zuerst zur Verarmung und letztlich zur moralischen Vermorschung sowie zum inneren Zusammenbruch eines der größten Weltreiche. Was in der Folge jahrhundertelange Turbulenzen rund ums Mittelmeer ausgelöst hat.

Ebenso groß wie bei diesen historischen Einschränkungen der Freiheit durch Verstaatlichung und Wohlfahrtsstaat droht der Schaden zu werden, den nun die Political Correctness anrichtet – auch wenn wieder viele  gutmeinende Menschen applaudieren.

Ein Ende der Meinungsfreiheit bedeutet zwangsläufig das Ende von Rechtsstaat und Demokratie. Ein Ende der Meinungsfreiheit führt aber  auch zu einer wissenschaftlichen Verengung und damit zu ökonomischer Verarmung. Wenn Staaten bestimmte Fragen für endgültig gelöst erklären, kann nicht mehr in völliger Freiheit, in kritischer Unabhängigkeit und in Pluralität nach der Wahrheit gesucht werden. Die ja dem Menschen nie gänzlich und endgültig bekannt ist.

So haben in den letzten Jahren die Staaten und die Vereinten Nationen die These von der menschengemachten Erwärmung als endgültig bewiesen erklärt. Sie handeln damit beim Thema Klima genauso, wie es Kirche und Staaten einst in blamabler Weise bei astronomischen und physikalischen Fragen (Ist die Erde eine Scheibe oder eine Kugel? Um wen drehen sich die Planeten?) getan haben. Ähnlich ist 1931 auch gegen Albert Einstein ein Buch veröffentlicht worden: „Hundert Autoren gegen Einstein“ – und doch behielt keiner der Hundert recht.

Wenn die Freiheit als Fundament von Wissenschaft und Rechtsstaat, von Demokratie und Wohlstand bedroht ist, ist die politisch korrekte Zertrümmerung der Sprachfreiheit fast noch das kleinere Problem. Nur findet diese viel öffentlicher statt und wird den Menschen viel stärker bewusst als die anderen Schäden durch die Politische Korrektheit.

Es geht bei der Sorge um jenes Fundament nicht mehr um ein „Wehret den Anfängen“, sondern in Wahrheit um ein Umdenken in letzter Minute. Da tröstet Hayek: Trotz all der Unsinnigkeiten, die auch er in seiner Zeit erleben musste, blieb er Optimist und ähnlich wie sein Landsmann Karl Popper überzeugt, dass die Menschen aus jedem Fehler lernen können. Können.

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Die Löhne als Krisentreiber: Angstsparen statt Konsum

19. August 2010 01:36 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eines der beliebtesten Argumente wider alle Appelle zum Maßhalten: Erhöht man die Löhne, dann wird mehr konsumiert. 

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie der These "Konjunkturankurbelung durch Konsum" gewidmet.)

Die These klingt durchaus logisch, nicht nur weil sie von so vielen Politikern ständig wiederholt wird. Wer wenig in der Kasse hat, gibt weniger aus. Und umgekehrt.

Steigender Inlandskonsum ist auch ein wichtiger Faktor der Konjunktur. Diese wird im Wesentlichen entweder von Staatsausgaben oder von Investitionen oder vom Export angetrieben. Oder eben vom Konsum. Daher hat der Finanzminister im krisengeschüttelten 2009 mehrfach an die Konsumenten den ungewöhnlichen Appell gerichtet, doch bitte, bitte mehr zu konsumieren.

Immerhin waren 2009 Löhne und Pensionen in Österreich so stark gestiegen wie in fast keinem anderen Land. Während anderswo die Krise Zurückhaltung auslöste, waren die österreichischen Gewerkschaften und Pensionistenverbände mit ihren Forderungen sehr erfolgreich. Standen ihnen doch bei den diversen Erhöhungsverhandlungen für das Jahr 2009 im Herbst 2008 eine eher schwache Wirtschaftsvertretung und eine auf Wahlen fixierte Regierung gegenüber.

Dennoch ist der Glaube an eine Konjunkturbelebung durch Konsum eine gefährliche Milchmädchenrechnung. Gerade in Österreich und gerade in Krisenzeiten. Das hat drei Gründe:

Erstens geht in Österreich jeder zusätzliche Konsum-Euro zu weit mehr als der Hälfte in importierte Produkte oder in Auslandsreisen. Daher kurbelt ein erhöhter Konsum nur mit einer sehr geringen Hebelwirkung die heimische Wirtschaft an, und mit einer viel größeren die in anderen Ländern.

Zweitens wirken sich die Erhöhungen von Pensionen und Beamtengehältern langfristig negativ auf Konjunktur und Arbeitsplätze aus, nämlich dann, wenn sie mit Schulden finanziert sind. Denn spätestens seit dem Fall Griechenland und den brutalen Sparmaßnahmen von Spanien, Irland oder Italien müssen auch die fanatischsten Keynesianer begreifen, dass Schulden eines Tages zurückzuzahlen sind. Und zwar meist zu besonders ungünstigen Zeitpunkten. Denn in Boomzeiten bekommen auch schlechte Schuldner weiterhin die Kredite nachgeworfen.

Und drittens zeigen immer mehr Studien, dass die Konsumausgaben der Menschen viel weniger von ihrem persönlichen Kassastand abhängig sind, als man gedacht hat. Viel wichtiger sind ihre Stimmungen und Erwartungen über die künftige Entwicklung. Und da zeigt sich, dass die Menschen ausgabenfreudiger werden, wenn sie sich sicher fühlen, wenn ihnen keine Steuererhöhungen drohen, wenn der Staat sparsam wirtschaftet.

Wenn die Menschen hingegen nicht an eine solche Zukunft glauben, dann tun sie allen Appellen eines Ministers zum Trotz mit allen Kräften vor allem eines: Sie sparen. Dieses Angstsparen findet in Zeiten zusätzlicher Inflationsängste weniger auf Sparbüchern als auf dem Gold-, dem Immobilien, dem Franken-Markt statt. Der Republik bleiben die Schulden für diese vermeintliche Konjunkturankurbelung. Und den Arbeitgebern Lohnkosten, die sie weiter Richtung Asien verjagen.

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Aus Schaden wird man dumm

18. August 2010 07:44 | Autor: Andreas Unterberger

Der Wiener Wahlkampf kommt in die schmutzigen Gänge. Die FPÖ wirft uns wieder ihre Reim-Knüppel vor die Füße. Blut und Boden in Operetten-Harmlosigkeit gepackt und ein HC Strache dazu blauäugig lächelnd. Der programmierte Aufschrei über die Nazi-Diktion ist erfolgt. Von nun an geht’s bergab. Kein Wunder: Die geballte Inkompetenz der versammelten Wiener Opposition reicht nicht, Michael Häupl die absolute Mehrheit streitig zu machen. Und das angekündigte „Bürgermeister-Duell“ Straches wird nicht statt finden, denn die FPÖ hat nicht einmal noch 20 Prozent der Wähler hinter sich scharen können – also her mit dem emotionellsten aller Themen, den Ausländern. Aus Schaden wird man dumm.

Nicht dass die Diskussion des Themas in Zwischenwahl-Zeiten intelligenter wäre.

Da werden Begriffe und Schicksale verwechselt. Der „Fall Arigona“ hat dem wichtigen Thema Asyl kaum mehr behebbaren Schaden zugefügt – zu lange wurde da mit über 100 Asylanträgen, Eingaben und Rekursen für Menschen gekämpft, die alles andere waren als Asylanten. Ärger konnte den wirklich Verfolgten, die bei uns Zuflucht suchen, nicht geschadet werden.

Da gaukelt man den Bürgern vor, dass nach jahrzehntelangem Laissez-faire in der Zuwanderungspolitik jetzt nur mehr die Hochgebildeten und Bestausgebildeten hereingeholt werden – als ob die in ein kleines Hochsteuerland drängten. Dass die Brainpower des Auslands nicht Schlange steht, um in die Mitte Europas einzuwandern, das haben die Deutschen schon unter Gerhard Schröder feststellen müssen.

Und da hat man über Jahre nur zwei Antworten auf die steigende Zahl von Migranten und das wachsende Unbehagen mit den Schattenseiten des Phänomens. Grünlinks setzt auf Multikulti-Gutmenschentum, das in Holland bereits gescheitert ist. Dort hat diese Geisteshaltung erst zu religiösem Extremismus, dann zu extremem politischen Abwehr-Nationalismus geführt und eine zerrissene Gesellschaft zurück gelassen.

Am anderen Ende des Spektrums sind Strache und seine Mannen, deren Horizont gerade einmal bis zu ihren eigenen Schlagworten reicht, die vorgaukeln, dass man die kriminellen Ausländer nur einsperren und abschieben müsse und dann wären ohnehin alle weg.

Dazwischen stehen die ÖVP und die SPÖ, die je nach Bedarf ein bisschen menscheln, dann wieder ein bisschen auf Law-and-Order setzen. In die Gemeindebauten schickt man Sheriffs, die den Clash der Kulturen (oder Un-Kulturen) niedrig halten sollen. Dann verständigt man sich mit Müh und Not auf die unterste Anforderung – nämlich Deutschkenntnisse - als Grundvoraussetzung für eine Integration. Brennende Probleme – wie die islamistischen Hassprediger in manchen Moscheen – übersieht man lieber.

Das alles schafft nur eines: ein großes Unbehagen, das sich oft pauschal gegen „die Ausländer“ richtet, statt gegen die Politiker, die einmal mehr nicht imstande sind, Probleme zu lösen.

Was bei uns fehlt, ist eine Stimme der realistischen Vernunft.

In Deutschland ist in diesem Sommer eine Stimme der Vernunft verstummt. Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig ist unter tragischen und immer noch rätselhaften Umständen aus dem Leben geschieden. Nun ist – quasi als „Vermächtnis“ - ihr nachgelassenes Buch über Jugendkriminalität („Das Ende der Geduld“) in die deutsche Sommerruhe geplatzt. Vieles von dem, was sie sagte, noch mehr von dem, was sie bewirkt hat, sollte auch uns beschäftigen.

Kirsten Heisig war 20 Jahre lang Jugendrichterin in Berlin-Neukölln – in einem Bezirk, in dem der Migrantenanteil 15 Prozent (drei Viertel Türken, ein Viertel staatenlose Palästinenser) ausmacht, wo es in den Hauptschulen fast 100 Prozent Migrantenkinder gibt, wo die Arbeitslosigkeit allgemein bei 23 Prozent, unter der migrantischen Bevölkerung aber bei 60 Prozent liegt. 214 der 550 Berliner Intensivtäter (das sind Personen, die innerhalb eines Jahres mindestens zehn erhebliche Delikte begangen haben) leben in Neukölln.

Das alles ist nicht von heute auf morgen passiert. Aber auch in Deutschland hat die Politik dieser Entwicklung so lange unbeteiligt zugeschaut, bis es zu spät war.

Kirsten Heisig hatte das Ergebnis täglich vor sich in ihrem Gerichtssaal. Und wollte etwas ändern. Schnell hatten die Medien deshalb auch einen Namen für sie: „Richterin Gnadenlos“. Denn das Erste, was sie durchsetzte (und was wegen großen Erfolges in ganz Berlin übernommen wurde), war die Ausschaltung bürokratischer Verzögerungen in der Gerichtsroutine: In Eigeninitiative koordinierte sie sich mit Polizei und Staatsanwaltschaft so, dass zwischen einer Straftat und dem Gerichtsverfahren nur mehr drei Wochen vergehen. Die Erinnerung an die Tat ist wichtig, das Gefühl, dass es einen Zusammenhang zwischen dem begangenen Unrecht und dem Urteil gibt, ist wesentlich.

Doch Frau Heisig ging viel weiter: In ihren Urteilen wies sie die jugendliche Klientel an, zur Schule zu gehen. Und sie kümmerte sich darum, dass ihrem Spruch Folge geleistet wurde. Sie arbeitete mit den Lehrern zusammen, verhängte Beugearreste bei Schulschwänzern und überrumpelte so viele Unwillige. Erstens hatten die von der Politik zur Hilflosigkeit verdammten Lehrer wieder irgendeine Möglichkeit sich durchzusetzen. Und zweitens wurden jugendliche Delinquenten  nolens volens in der Schule gehalten, was vielfach auf den Weg zurück in die Gesellschaft half.

Kirsten Heisig wollte aber nicht warten, bis einer schon ein Urteil ausgefasst hatte. Sie entdeckte die gesetzliche Möglichkeit, den Schulbesuch mit bis zu 2500 € Geldbuße und bis zu sechs Wochen Erzwingungshaft für die Eltern durchzusetzen. Und sie tat es – gnadenlos. Aber mit einem Ziel. Sie ging auf die Eltern – in ihrer Freizeit! – in Migrantenvereinigungen, in Moscheen zu und erklärte sich: „Es geht um das Fortkommen ihrer Kinder, damit diese nächste Generation als Lehrer, Erzieher, Polizeibeamte etc. beschäftigt werden kann“. Es ging Heisig um die Zukunft ihrer Stadt – auch weil sie zwei Töchter hatte. So wie unsere Kinder und ihre Zukunft davon abhängen, dass wir heute dafür sorgen, dass auch die jungen Österreicher mit Migrationshintergrund es in dieser und für diese Gesellschaft zu etwas bringen.

Denn wenn wir realistisch sind, dann wissen wir: Diese Menschen bleiben hier. Und ob sie an der Zukunft dieser Stadt positiv mitwirken oder ihr zu einem Klotz am Bein werden, hängt auch davon ab, ob wir heute nicht nur Rechte garantieren, sondern auch Pflichten durchsetzen. Darüber müsste man reden, dafür müsste man handeln. Nicht idiotische Reime plakatieren und sich darüber alterieren.

Aber Wahlkampfzeiten sind schlechte Zeiten für den Gebrauch von Intelligenz. Und in manchen Fragen herrscht bei uns eben Dauerwahlkampf.

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Vorschläge gegen Medienkorruption

17. August 2010 07:22 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich wird vom wahrscheinlich größten Korruptionsskandal seiner Geschichte geplagt. Das ist hier  schon mehrfach aufgezeigt worden. Das hindert aber Politik und Medien nicht, die Bestechung auf Kosten der Steuerzahler ungeniert fortzusetzen. Da auch dem Rechnungshof nichts einfällt, wie man den Sumpf wirkungsvoll trockenlegen kann (vielleicht will auch er sich nicht ernsthaft mit den Medien anlegen), seien hier einige konkrete Vorschläge gemacht.

Die traditionelle Korruption besteht in der Annahme eines Vorteils durch Beamte oder Politiker, und zwar in Hinblick auf ihr Amt. Korruption ist aber auch in umgekehrter Form möglich: Nämlich als Missbrauch von staatlichen Mitteln, um sich selbst oder der eigenen Partei zu nutzen. Das ist also das, was im normalen Wirtschaftsleben als Untreue bezeichnet und bestraft wird.

Ohne irgend etwas an den klassischen Korruptionsformen schmälern oder gar beschönigen zu wollen, scheint diese Form noch schlimmer. Denn dabei wird den Steuerzahlern durch missbräuchliche Verwendung öffentlicher Mittel sogar ein direkter Vermögensschaden zugefügt. Und diese Form der Korruption findet zum Teil in aller Öffentlichkeit statt, ohne dass jemand einschritte. Weil der geschädigte Steuerzahler kein Einspruchsrecht hat.

Da diese Korruption an der Schnittstelle zwischen Politik und Medien passiert, berichten die Medien nur ungern darüber. Weil sie die Nutznießer, die Bestochenen sind. Und wenn sie das Thema einmal thematisieren, dann immer mit dem Unterton der Eifersucht anderer Zeitungen, warum "Österreich", "Heute" oder die "Krone" so viel Inserate, Kooperationen, Beilagen, gesponserte Seiten (die dem Leser als redaktionelle Inhalte entgegentreten) von Gemeinde Wien und all ihren Töchtern, von Bundesbahn und Asfinag, von allen SPÖ- und etlichen ÖVP-Ministerien bekommen, man selber aber so wenig. Warum also etwa die SPÖ-Ministerien in einer Ausgabe der "Krone" 20 Seiten lang inserieren. Heiter und demaskierend sind auch die entsprechenden Vorwurfsduelle zwischen "Krone" und "Österreich". Auffallend war aber auch, dass sogar viele so genannte Qualitätsmedien am Wochenende vor den burgenländischen Wahlen in großer Aufmachung nach Korruption riechende Lobesartikel auf das kleine Bundesland veröffentlicht haben.

Ein scheinbares Randthema sei dazwischengeschoben: Die Republik hat in den letzten Jahren den Einkauf einer Vielzahl von Produkten in eine gemeinsame Einkaufsgesellschaft zusammengelegt. Was  von der Hotelbuchung bis hin zum Bleistiftkauf deutlich günstigere Konditionen und überdies größere Transparenz verschafft. Was also das Defizit ein wenig verringert. In einigen Bereichen wird jedoch nicht gemeinsam eingekauft - von vielen Spitälern, Ländern und Gemeinden, die lieber alleine einkaufen. Was die Dinge für sie und damit den Steuerzahler teurer macht. Der Vorwand ist meistens, dass man lokal einkaufen will. Das widerspricht dem Prinzip der sparsamen Verwendung von Steuermitteln. Das schafft große Intransparenz, an wen letztlich die Aufträge gehen, also wie nahe der Auftragnehmer den Regierenden steht. Das ermöglicht Korruption der jeweils zuständigen Einkaufs-Verantwortlichen. Und das widerspricht auch dem Prinzip eines gemeinsamen Binnenmarktes.

Es gibt aber auch Dienstleistungen, wo die Bundesministerien selbst keine gemeinsame Ausschreibung durchführen. Das trifft beispielsweise die so genannten Media- oder Schaltagenturen. Eine solche Agentur stellt die Schnittstelle zwischen dem werbenden Auftraggeber und den Medien her. Sie platziert die Inserate und Spots möglichst kostengünstig, zielgruppenadäquat und breitenwirksam. Das ist eine hochspezialisierte Dienstleistung, welche selbst die größten Markenartikel-Konzerne in Anspruch nehmen.

Könnte die Nicht-Ausschreibung dieser Leistung durch die Regierung vielleicht damit zusammenhängen, dass einzelne Ministerien sehr gerne zu viel bezahlen? Könnte es sein, dass die gleichen Schaltagenturen dann anderen Kunden Sonderrabatte gewähren? Etwa solchen, die dann einige Monate oder Jahre später einen Wahlkampf führen müssen? Oder weiß jemand einen anderen Grund, warum der Einkauf der Dienstleistungen von  Schaltagenturen nicht gemeinsam ausgeschrieben wird? Die Vermutung ist jedenfalls stark, dass hier vorsichtig ausgedrückt, ein gewaltiges Einsparungs- und Transparenz-Potential zu finden ist.

Noch viel dramatischer ist aber eine andere Tatsache im Schnittfeld zwischen Politik und Medien: In den letzten zwei Jahren ist die Zahl der geschalteten Inserate in ganz bestimmten Zeitungen auf Bundesebene und - schon viel früher - auf Wiener Ebene nachgerade explodiert. Diese Inserate haben nur noch in zweiter Linie den Zweck, Propaganda für einen bestimmten Politiker, eine bestimmte Partei zu machen. Was schon bedenklich genug ist. In erster Linie geht es aber ganz eindeutig darum, bestimmte Medien gefügig zu machen, sie in ihrer Berichterstattung zu bestechen. Was erstaunlich oft  zum Erfolg führt. Der Grund ist klar: Medien sind käuflich. Mindestens zwei Zeitungen hätten ohne diese Inserate längst den Konkurs anmelden müssen. Angesichts einer gewaltigen weltweiten Medienkrise – ausgelöst durch die Konjunkturflaute und den Leser- wie Inserentenschwund Richtung Internet – ging es in den letzten beiden Jahren praktisch allen Medien sehr schlecht, auch wenn sie es dementieren. Was man auch an vielen internationalen Zahlen ablesen kann.

Die Konsequenzen sind jedoch unterschiedlich: Im Ausland wurden Zeitungen zugesperrt, in Österreich bestochen. Die einst unter Kreisky geschaffene und dann unter Schüssel erneuerte offizielle Presseförderung stagniert hingegen auf einem unbedeutend gewordenen Niveau. Obwohl sie einst gleich hoch mit der Parteienförderung gewesen ist, macht sie heute höchstens noch ein Zehntel jener neuen unsauberen Pressebestechung aus. Obwohl – oder weil??? – die Kreisky-Schüssel-Presseförderung auf Grund ihrer genauen und detaillierten Regelungen keinerlei Handhabe für Willkür oder eine politische Beeinflussung bietet.

Allein die Werbung der Bundesregierung hat sich 2009 auf mehr als 29 Millionen vervierfacht, davon ging der größte Teil an die drei Boulevardzeitungen. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was darüber hinaus ÖBB, Asfinag, Gemeinde Wien, deren zahlreichen Tochterbetriebe, aber auch die meisten anderen Bundesländer - wenn auch in etwas kleinerer Dimension - für eindeutig parteipolitisch motivierte Werbung ausgeben. Ich habe bei zwei Zeitungen, deren Chefredakteur ich war, erlebt, dass die Anzeigenleiter zu mir gekommen sind und geklagt haben, sie bekommen keine Werbung von Gemeinde Wien-Betrieben, weil wir so kritisch schreiben.

Geradezu grotesk zahnlos sind die so genannten Richtlinien, mit denen die Regierung seit heuer vorgibt, – als Antwort auf eine sieben(!) Jahre alte Forderung des Rechnungshofs – diesen Missbrauch einzudämmen. Die Zahnlosigkeit dieser Richtlinien ist geradezu ein Beweis dafür, dass diese Korruption weitergehen soll.

Besonders grotesk ist, dass der Politik und ihren ausführenden Organen oft schon gar keine Inhalte mehr einfallen, wie sie den durch Bestechung entstandenen Inseratenplatz füllen können. Die ÖBB-Werbetexter bewerben in ihrer Verzweiflung schon ein Einkaufszentrum am künftigen Wiener Hauptbahnhof, das frühestens in fünf Jahren in Betrieb sein wird. Absurder geht’s nicht mehr. Oder glaubt jemand, Billa oder Spar oder Kika würden eine in fünf Jahren zu eröffnende Verkaufsfläche bewerben?

Richtlinien gegen Korruption und für die Beschränkung der Regierung auf saubere Information (die möglich sein muss) wären erst ernstzunehmen, gälte folgendes:

  1. Jede Regierungswerbung muss über eine gemeinsam ausgeschriebene Mediaagentur vergeben werden.
  2. Diese Schaltagenturen erhalten jeweils veröffentlichte Vorgaben über die zu bedienende Zielgruppe (z.B.: Alle, Jugendliche, Senioren, Unternehmer, Arbeitslose), die dann durch die Agentur möglichst effizient und billig zu informieren ist.
  3. Zehn Prozent des Werbewertes wird als Förderung der Vielfalt darüber hinaus aliquot auf jene Tages- und Wochenmedien aufgeteilt, die wegen ihrer zu kleinen Auflage von den Schaltagenturen nicht berücksichtigt werden.
  4. Diese Schaltagenturen müssen auch von allen Bundesländern und Gemeinden benutzt werden.
  5. Die Regelungen gelten auch für alle Kammern mit Pflichtmitgliedschaften sowie für alle zu hundert Prozent im öffentlichen Eigentum befindlichen Wirtschaftsunternehmen (kleinere Beteiligungen können, müssen aber nicht erfasst werden, weil da Minderheitseigentümer ohnedies rechtliche Instrumente bei Untreue-Verdacht gegen die Geschäftsführung haben).
  6. Diese Regelung umfasst nicht nur klassische Inserate, sondern jede Form von Gegengeschäften, Kooperationen, Verlagsbeilagen -  und wie die Tarnbezeichnungen für Mediensubventionen bzw. Parteiwerbung auf Steuerkosten sonst noch heißen mögen.
  7. Die Inhalte solcher Inserate müssen zuvor vom Rechnungshof oder einer unabhängigen Kommission (wie Presserat oder PR-Rat) daraufhin geprüft werden, dass es ausschließlich um für die Bürger relevante Sachinformationen geht, die auch keinerlei Assoziation zu einer parallelen Kampagne einer Partei erwecken. Sie dürfen nur der sachlichen und relevanten Information über Gesetze, Verordnungen oder Sachthemen (wie etwa Impfungen) dienen, aber nicht der Agitation über politische Anliegen, die noch auf keinem Parlamentsbeschluss aufbauen können, wie etwa Pro oder Kontra Gesamtschule oder die Darstellung der Staatsverschuldung.

Unsaubere Formen der Parteifinanzierung oder Politikerbestechung gibt es leider in fast allen Ländern. Wobei Österreich nach meinen jahrzehntelangen Beobachtungen als außenpolitischer Redakteur hier nicht überproportionale Probleme hat. Hingegen ist die österreichische Form der Bestechung scheinbar unabhängiger Medien durch Politiker mit Steuermitteln absolut einmalig unter den westlichen Demokratien. Und sie ist doppelt problematisch, weil hier die vierte Gewalt selbst als Kontrollor ausfällt. Solange  nur jedes Medium irgendwie bedient wird.

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Goethe für Politiker

16. August 2010 10:55 | Autor: Andreas Unterberger

Haben Sie geglaubt, Goethe sei ein Langweiler für Bildungsbürger? Weit gefehlt. Er war ein Prophet. Irgendwie muss der alte Herr Geheimrat nämlich die Diskussion um die notwendige Budgetsanierung in Österreich vorhergesehen haben, als er sein berühmtes „Hexeneinmaleins“ schrieb: „Du musst versteh’n, aus Eins mach Zehn, die Zwei lass gehen, die Drei mach gleich, dann bist Du reich“. Nach diesem Prinzip funktioniert die Diskussion der Reichensteuer, von der uns die Linke glauben machen will, dass sie alle unsere Probleme löst. Auch wenn sie nur an dumpfe Neidgefühle appelliert.

Ökonomen und Statistiker haben es bis zum Überdruss wiederholt: Mit dem Reichenschröpfen werden wir nicht weit kommen. Dazu gibt’s zu wenig Reiche. Und wenn Andreas Schieder, der auch im Sommerloch an seinem Arbeitsplatz zurückgebliebene Finanzstaatssekretär, jetzt auch noch die bösen feudalen Gutsbesitzer entdeckt, über deren Subventions-Abspecken er den Agrarsektor sanieren will, ist das nur der nächste Beweis, dass Ideologie mit dem kleinen Einmaleins auf Kriegsfuß steht.

Aber es entspricht halt so wunderbar dem weit verbreiteten Reflex, auf den die SPÖ-Gerechtigkeitskampagne setzt: Die Reichen sollen brennen. Und reich, das ist jeder der mehr hat als ich. Die Unsitte, den Stammtisch ins Fernsehen zu verlegen, liefert dann ordnungsgemäß den Beweis dafür. Denn ganz wie auf dem Boulevard, auf den man sonst so gern herabblickt, wird da der „Durchschnitts-Österreicher“ als Zeuge für die breite Zustimmung zum Generalangriff auf die Reichen ins linke Bild gerückt.

Eine IMAS-Umfrage hat gerade erst wieder bestätigt, wie verwirrt das Meinungsspektrum in diesen Fragen ist. Demnach sagen 66 Prozent, dass die Reichen viel mehr Steuern zahlen sollten. Aber ebenso viele Menschen geben zu Protokoll, dass wer viel leistet, auch viel verdienen soll. Dahinter steht natürlich der Generalverdacht – von SP-Politik und linken Medien geschürt -, dass „Reiche“ nichts leisten, sondern auf ererbten, erschlichenen, erspekulierten und/oder ergaunerten Geldbergen sitzen, die sie auch noch allesamt an der Steuer vorbeischleusen. Und so sehr es das auch gibt – die allzu lebendigen Beweise liefert uns seit Jahr und Tag ein Affären-Katalog von Elsner bis Hypo Alpe Adria -, es hat nichts mit einer notwendigen Budgetsanierung zu tun. Das alles sind Fälle für die Justiz – und die arbeitet, wie sich seit der Kulterer-Verhaftung plötzlich alle einmütig eingestehen.

Die kriminellen Fälle sind aber nicht die Mehrheit jener, die über Vermögen verfügen. Viele arbeiten hart, leisten viel, bleiben in der Legalität und nützen nur den vom Gesetz ermöglichten Rahmen, in Steuerfragen Kreativität von Experten walten zu lassen.

Bei manchen sehen das ja sogar die ideologischen Reichenjäger mit Bewunderung – bei einem Hannes Androsch etwa. Der übrigens seine eigene Partei warnt, ihre Sommerfestspiele mit dem Stegreifstück der Reichensteuer zu bestreiten. Er wisse, dass viele der Vermögenden bereits ihre Häuser verkaufen und ihren Wohnsitz aus Österreich wegverlegen. Doch diese Warnung vor einer außer Rand und Band geratenen Diskussion will plötzlich keiner hören, der sich sonst so gerne auf die Androsch-Expertise beruft.

Für die selbst verordnete Lähmung der ÖVP im Vorwahlsommer ist das Thema freilich auch bequem. Man kann einen sofortigen Diskussions-Stopp verlangen, ohne selbst etwas Konstruktives zum Thema Budgetsanierung beitragen zu müssen. Und die Opposition? Die ist nicht einmal imstande, für ein bisschen vorauseilende Budgetwahrheit zu sorgen. Vor lauter Erregung über Haider-Konten fehlte wohl die Energie der angekündigten Sondersitzungs-Marathons zur Erhellung des Notwendigen.

Sind die Politiker anderer Länder wirklich so viel dümmer als unsere, dass die nicht wissen wie Budgetsanierung à la Österreich geht? Von Pensionsalter-Hinaufsetzen über Mehrwertsteuererhöhungen bis zu Null-Lohnrunden und Kontrollen des sozialen Missbrauchs gibt es andernorts keine Tabus mehr, um zu retten, was zu retten ist. Schließlich befindet sich der Teil der Welt, zu dem wir uns zählen, nach der Immobilien- und der Finanzkrise ja mitten in der Staatsschuldenkrise. Und nur bei uns kommen Politiker ihren Wählern damit, diese angeblich mit der Robin-Hood-Methode lösen zu können.

Wer’s glaubt, wird zwar nicht selig, hat aber die Politiker, die er verdient.

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Einig lasst in Brüderchören …

15. August 2010 07:01 | Autor: Andreas Unterberger

„Einig lasst in Brüderchören Vaterland dir Treue schwören.“ Die von einem Partner des Tagebuchs ergangene Aufforderung, über diese Zeile der Bundeshymne nachzudenken, ist so ungewöhnlich wie schwierig. Klingt doch fast jedes Wort hoffnungslos altmodisch.

Das beginnt mit der gleich doppelten Verletzung des Diktats der Political Correctness, die ja unsere Sprache im Zuge eines staatlich verordneten Gender Mainstreaming auf den Kopf zu stellen versucht. „Brüder“, „Vater“: Damit, so behaupten die linksfeministischen Sprach- und Gesellschaftsmanipulatoren, würde ja das halbe Land ignoriert. Was natürlich lächerlich ist – nicht nur deshalb, weil die Autorin der Bundeshymne eine Frau gewesen ist. Die das sicher nicht im Sinne hatte. Sondern auch weil bis vor wenigen Jahren für alle ganz klar gewesen ist, dass das grammatikalische Geschlecht nichts mit dem biologischen zu tun hat. So wie noch immer für den Duden. Was aber die Intelligenz der Sozialtechnokraten an unseren Universitäten und Schulen übersteigt.

Dieser Anschlag auf die Sprache ändert nämlich nichts daran, dass auch weiterhin „das“ Mädchen keine Sache ist, sondern weiblich, „der“ Mensch weiblich wie männlich, „das Opfer“ eines Mordes entweder männlich oder weiblich, aber sicher nicht sächlich. Und so weiter. Daher gibt es eben ein Vaterland (selbst wenn es nur das der Mutter ist) und eine Muttersprache (selbst wenn es nur die des Vaters ist).

Nächstes Problem mit der Hymnenzeile: der Treueschwur. Es gibt durchaus Situationen, in denen man keineswegs dem Vaterland treu sein muss. Etwa eben dann, wenn sprachbehinderte Funktionäre des Vaterlandes, wie soeben beschrieben, die Muttersprache zu vergewaltigen suchen. Allgemeiner formuliert: Wenn das Vaterland sich in die Rede- und Meinungsfreiheit oder andere über dem Vaterland stehende Menschenrechte einzumischen versucht.

Spätestens seit den großen Totalitarismen wissen wir, dass Treueschwüre ohne Wenn und Aber nicht mit dem Gewissen vereinbar sind. Ob nun dieses Gewissen von christlichen Grundlagen genährt wird oder vom Naturrecht oder einem atheistischen Humanismus. Die mystische Idealisierung des Staates, dem man unbedingte Treue zu halten hat, durch die Hegelsche Philosophie führt direkt zu Marx, Stalin und Hitler.

Christen wissen hingegen, dass wir Menschenwerk – also auch den Staat – nie kritiklos verabsolutieren dürfen. Auch wenn uns der Staat mit Gewalt zu etwas zwingen kann, hat das nichts mit der inneren Bindung durch die altgermanische Institution des Eides zu tun. Der aufgeklärte Staatsbürger – und der Christ sogar doppelt – entgeht nie der moralischen Pflicht, die Legitimität eines Staates zu hinterfragen.

Das heißt aber nicht, dass sich jeder selbst seine Privatgesetze machen kann. Menschliche Gemeinschaft braucht immer ein gemeinsames und von allen akzeptiertes Regelwerk. Sonst endet sie in Anomie. Das, was jedenfalls Aufgabe des Staates ist, reicht von der Festlegung der Straßenseite, auf der man tunlichst sein Fahrzeug bewegen sollte, bis hin zum Recht des Staates, für die Erledigung der nur durch ihn erledigbaren Aufgaben Steuern einzuheben.

Und das reicht auch bis zur Pflicht des Einzelnen, zur Sicherung der Gemeinschaft sein Leben und seine Gesundheit zu riskieren. Als Soldat, als Polizist, als Feuerwehrmann. Der Schutz gegen Angriffe von außen, gegen die Ausbreitung von gefährlichem Chaos in benachbarten Regionen, gegen Verbrecher und Naturkatastrophen im Inneren gehört sogar zur fundamentalsten Aufgabe eines Staates, auch wenn gerade davon heute nur noch sehr ungern geredet wird.

Eine kernweich gewordene Gesellschaft glaubt nämlich, alles Böse ließe sich durch gutes Zureden oder durch immer mehr schuldenfinanzierte Sozialprogramme wieder beseitigen. Ob nun die Sicherheit nach außen nur durch ein österreichisches Heer oder auch durch gemeinschaftliches Agieren aller Europäer gewährleistet werden soll, ist da schon wieder sekundär. Das gemeinschaftliche Agieren ist zweifellos wirkungsvoller – wird aber nur funktionieren, wenn Lasten und Risiken gleichmäßig verteilt sind. Dem aber widerspricht die von Österreich einst formal "aus freien Stücken", aber de facto etwas unfreiwillig ausgerufene Neutralität.

Woraus kann aber nun überhaupt die Legitimität eines Staates abgeleitet werden, wenn angeordnete Treueschwüre nicht mehr funktionieren? Die wichtigste Basis dafür ist die ständige freie Zustimmung der Bürger zu diesem Staat – woraus wieder zwingend das Selbstbestimmungsrecht und auch Sezessionsrecht folgt. Oder glaubt jemand, ein Südtiroler wird beim italienischen Heer im Ernstfall mit der gleichen inneren Begeisterung kämpfen wie – möglicherweise – ein Piemontese?

Zur Legitimität gehört spätestens seit 1848 aber auch der Respekt des Staates gegenüber den fundamentalen individuellen Grundrechten. Und dazu gehört ebenso, dass der Staat schlicht und einfach funktioniert. Was zwar trivial klingt, aber alles andere als selbstverständlich ist. Leben wir doch in einer Welt, in der es immer mehr „Failed states“ gibt. Staaten, in denen die innere Ordnung zusammenbricht, in denen die Staatsfinanzen kollabiert sind, in deren Straßen das Faustrecht herrscht.

Österreich ist vom Status eines Failed state gewiss weit entfernt. Aber ebenso gewiss ist, dass das Land in den letzten Jahrzehnten an innerer Kohäsion verloren hat. Dessen sollte man sich sehr genau bewusst sein - aus Liebe zu seiner Heimat, nicht wegen formaler Treueschwüre.

Österreich ist heute ein Staat mit einer rasch wachsenden Staatsverschuldung, mit wachsender Korruption, mit rapid abnehmender intellektueller Qualität des regierenden Personals, mit einem wegen weitgehender Abschaffung des Leistungsprinzips ins Mittelmaß abrutschenden Bildungssystem, mit einer von niemandem mehr ernst genommenen Landesverteidigung, mit einer katastrophalen Überproduktion an überflüssigen Gesetzen,  mit einer unfinanzierbar gewordenen Verwaltung auf zahllosen Ebenen und mit Exzessen an Sozialmissbrauch.

Aus Liebe zu seiner Heimat statt wegen formaler Treueschwüre: Damit sind wir beim wichtigsten Punkt angekommen. Dieser diffuse aber ungemein starke Begriff Liebe ist in einer skeptisch und bindungsscheu gewordenen Welt viel wichtiger als Brüderchöre  und Treueschwüre.

Diese Liebe lässt sich aber nicht anordnen. Sie entsteht in jeder Generation neu. Jene Umgebung, jene Menschen, jene Kultur, jene Sprache, die uns vor allem in unseren ersten Lebensjahren umgeben, haben eine gewaltige emotionale Bindungswirkung. Man denke nur an die Sehnsucht nach der österreichischen Heimat, die auch noch im hohen Alter bei den 1938 vertriebenen Landsleuten zu finden ist – trotz all der Gemeinheiten, die viele von ihnen rund um ihre Vertreibung erleben mussten.

Nun erleben wir aber seit ein, zwei Jahrzehnten ein ganz neues Phänomen: Mitten in Österreich wachsen Hunderttausende Menschen auf, denen dieses Land nicht primär eine geliebte Heimat ist. Sie leben primär in einer anderen Sprache und in einer anderen Kultur, die noch dazu meist von einer totalitären Religion geprägt ist. Von Prinz Eugen bis zu den Türkenbelagerungen, vom Schweinsbraten bis zur Volksmusik ist ihnen die österreichische Kultur fremd, ja zum Teil verhasst.

Diese wachsende Spaltung der Gesellschaft ist explosiv und gefährlich – woran auch kein formaler Treueeid (etwa beim Bundesheer) etwas ändern kann. Wenn sich dieses vielgeliebte Österreich noch selbst ernst nimmt, müsste das zu zwei Konsequenzen führen: erstens zu einem radikalen Bremsen der anhaltenden Zuwanderung. Diese erfolgt heute kaum mehr in den Arbeitsmarkt oder über Asylgewährung, sondern primär über die sogenannte Familienzusammenführung ins Schlaraffenland des Wohlfahrtsstaates.

Genauso wichtig ist ein deutlich verstärkter Druck auf die schon im Lande befindlichen Zuwanderer, sich hier wirklich zu integrieren. Das bedeutet finanzielle Konsequenzen, wenn hier geborene Kinder mit fünf Jahren noch kaum ein Wort Deutsch können. Das bedeutet umgekehrt das Angebot von Karrierechancen für besonders Bildungswillige (Stipendien, Freiplätze in Eliteschulen usw.). Das bedeutet scharfe Kontrollen von Predigern und (staatlich bezahlten) Religionslehrern, ob sie gegen unseren freiheitlichen Rechtsstaat Stimmung machen. Das bedeutet scharfe Konsequenzen, wenn jemand junge Menschen zum Besuch von Terrorcamps verleitet. Das bedeutet aber auch Respekt, Hilfe und offene Zuwendung für alle, die bereit sind, sich in die österreichische Gesellschaft zu integrieren.

Was durchaus damit vereinbar ist, dass man auch weiter seinen islamischen Glauben lebt. Aber eben als Glauben und nicht als totalitäre Staats- und Rechtsdoktrin. Dennoch steht offiziell auf dem staatlichen österreichischen Lehrplan für den Islamunterricht: Islamisches Zivil- und strafrecht, also die Sharia.

Wird all das gelingen? Die Zweifel sind groß. Haben doch allzu viele Österreicher schon die eigene Zukunft aufgegeben, zumindest deren wichtigstes Element, nämlich die Aufzucht von Kindern. Aus Bequemlichkeit, weil in den 60 reichsten und sichersten Jahren unserer Geschichte die kollektive Erinnerung an die Lehre aus den schlechten Zeiten verloren gegangen ist. Und weil die Menschen auf die Lüge des Wohlfahrtsstaates hineingefallen sind, dass das Vaterland alles für sie tun könne und werde, und dass sie selbst nichts mehr für das Vaterland zu tun brauchen.

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Das Ende des Medienzeitalters

14. August 2010 07:26 | Autor: Andreas Unterberger

Pressefreiheit war im Jahr 1848 die wichtigste Forderung der Demonstranten auf Wiens und Europas Straßen.Was ist heute daraus geworden? Eine ernüchternde Bilanz.

(Diese Studie wurde in ähnlicher Form auch für die Österreichische Akademie der Wissenschaften erstellt. Vorwarnung: Sie ist deutlich länger als sonstige Beiträge, steht hier aber trotzdem ungekürzt zur Verfügung).

Die Freiheit der gedruckten Medien (andere gab es damals ja noch nicht) von staatlichen Eingriffen, Zwängen und Repressionen war das zentrale Anliegen der liberalen Revolution. Das zeigen die Flugblätter aus jenen Tagen.

Dahinter stand die Überzeugung: Sind erst einmal die Medien frei und können sie ungehindert die Mächtigen kontrollieren und kritisieren, dann folgen alle anderen Grundrechte automatisch. Aber nur dann. Das wurde letztlich auch von der Geschichte bestätigt. Angst vor den Medien und ihrer Freiheit prägt hingegen alle Diktaturen, ob sie nun andere Grundrechte wie Religions- oder Reisefreiheit gewähren oder nicht.

Das Medienrecht: Zuviel und Zuwenig

Heute stellt sich die Frage, was wurde seither aus der Pressfreiheit bzw. der Medien- und Meinungsfreiheit? Dabei kommt man zu sehr widersprüchlichen Ergebnissen: - es gibt neue Bedrohungen und bedenkliche Einschränkungen der Meinungsfreiheit; - es gibt zugleich Exzesse, die vielleicht sogar von einem Missbrauch sprechen lassen.

Freiheits-Exzesse:

Die Medien selbst scheinen heute rechtlich in einem Ausmaß frei, dass auch hochrangige Juristen engere Grenzen dieser Freiheit zu diskutieren begonnen haben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat im Gegensatz zur Ansicht österreichischer Richter alle Personen des politischen Lebens samt ihrem Privatleben gegen publizistische und voyeuristische Vernichtungsfeldzüge praktisch vogelfrei gestellt. Sie müssen sich praktisch jede Attacke und Verhöhnung wehrlos gefallen lassen.

Der medienrechtliche Persönlichkeitsschutz ist innerösterreichisch auch unabhängig von diesem EGMR einem ständigen Abbau ausgesetzt. Strafen für Mediendelikte sind so niedrig, dass sie (samt den sonstigen Verfahrenskosten) zwar kleine Medien hart treffen, dass sie den großen – und meist besonders hemmungslosen – Boulevardmedien hingegen gleichgültig sein können. Lediglich im ununterbrochen fortgesetzten Wiederholungsfall hat das Medienrechte für große Medien spezialpräventive Wirkungen.

Freiheits-Defizite:

Es gibt aber auch umgekehrt Bereiche, wo die Medien von der Rechtsordnung unbegründet gequält werden.

  1. Das gilt in Österreich besonders für das inhaltlich wie vor allem formal schikanöse Gegendarstellungsrecht.
  2. Das gilt für die Tatsache, dass selbst beim besten Willen oft nicht erkennbar ist, wo die Grenze von Erlaubt und Verboten bei der Identifizierbarkeit von Privatpersonen durch Foto und Namensnennung liegt (was dann oft von Verbrechern zur Finanzierung ihrer Verteidigungskosten auf Kosten der Medien genutzt wird).
  3. Das gilt auch für das Urheberrecht, das unter Druck der sogenannten Urheber so gestaltet worden ist, dass Medien heute nur noch mit täglichen Verletzungen des Urheberrechts produziert werden können. Man denke nur an das Bild von einer Kunstausstellung: Die Galerie ist zwar am Abdruck interessiert, aber sowohl der Künstler wie auch der Photograph können im Nachhinein schikanöse Forderungen stellen, obwohl die Berichterstattung eigentlich im Interesse aller Akteure ist.
  4. Unbefriedigend ist auch die faktische Benachteiligung der Printmedien im Medienrecht: Bei Zeitungen und Zeitschriften bleibt das Produkt dauerhaft physisch vorhanden; bei ihnen kann man inkriminierbare Fehler auch noch mit Verspätung nachlesen. Online-, Radio- und Fernsehbeiträge sind hingegen de facto oft ein sehr vergängliches Ziel für rechtliche Schritte ihrer Opfer. Im  Problemfall werden problematische Inhalte oft blitzschnell vom Netz genommen.
  5. Im Internet tut man sich (abgesehen von den Online-Auftritten der großen Printprodukte) oft schwer, einen Verantwortlichen festzunageln, gegen den man mit Erfolgsaussicht Forderungen erheben kann. Sofern Mediendelikte in der Flut von www-Seiten nicht ohnedies untergehen. Viele nur für Österreich produzierende Internet-Produkte sind in exotischen Ländern „daheim“.

Es gibt also viel Diskussionsbedarf für Reformen im Medienrecht. Die größeren Bedrohungen für die wichtige Aufgabe der Medien als Eckpfeiler jeder Demokratie, als unabhängige Kontrolle und – wenn man so will – als vierte Gewalt im Staat liegen aber ganz wo anders.

Datenschutz

Zwei zentrale Probleme bei der Erfüllung dieser Aufgabe heißen Datenschutz und Amtsgeheimnis: Immer öfter entdecken Beamte und Politiker, dass sie sich perfekt hinter der Berufung auf Amtsgeheimnis oder Datenschutz verstecken können. Und damit auch die eventuellen Spuren von Faulheit, Dummheit, parteipolitischer und sonstiger Protektion oder gar krimineller Korruption. Zwar werden Datenschutz und Amtsgeheimnis immer wieder gezielt durchbrochen. Aber dies geschieht eben gezielt und illegal, wobei die Spuren der Täter gekonnt verwischt werden: Aus Akten werden nur jene Teile hinausgespielt, welche die ganze Angelegenheit in dem vom jeweiligen Informanten/Denuzianten erwünschten Licht erscheinen lassen.

Es gibt bei dieser gezielt selektiven Informationsweitergabe durch Whistleblower meist keine Möglichkeiten für korrekt recherchierende Medien, den gesamten Zusammenhang aufzudecken. Was insbesondere in Zeiten wichtig wäre, wo die Arbeit der Staatsanwaltschaft heftig kritisiert wird.

Dieser Mechanismus macht viele Journalisten überdies abhängig von Spin-doctoren, PR-Agenten und Desinformanten, die beide nicht informieren, sondern nur die öffentliche Meinung durch Unwahrheiten oder einseitige Informationsweitergabe zu manipulieren versuchen. Geht ein Journalist den Spin-doctoren hingegen aus dem Weg, dann bekommt er oft gar keine Informationen. Was ihm beruflich schaden könnte.

In dieser Malaise gäbe es eine klare Lösung. Alle Manipulationen hätten ein Ende, wenn wie in Skandinavien jeder staatliche Akt  jedem Bürger prinzipiell zugänglich ist. Dies geht dort richtigerweise auch bis hin zu fremden Steuerbescheiden. Ebenso plant die neue britische Regierung, jeden einzelnen Geldfluss aus Steuerkassen samt Empfängern im Internet zu veröffentlichen. Eine solche totale Transparenz  wäre auch der beste Schutz gegen Korruption und unberechtigte Denunziation durch Falsch- oder Teilinformationen. Das hätte nämlich sehr positive Vorwirkungen: Amtsträger wären automatisch nicht nur vorsichtiger, sondern auch zurückhaltender, also anständiger bei Protektion, Korruption oder Faulheit.

Am Rande der Pleite

Viel schwieriger ist es, eine Strategie gegen eine weitere große Bedrohung zu finden: Die besteht nämlich in den existenziellen wirtschaftlichen Nöten vieler Medien. Der größere Teil der weltweiten Tageszeitungen schrieb in den letzten zwei Jahren rote Zahlen. In den USA sind allein 2009 über 50 Zeitungen eingestellt worden. In Deutschland haben in einem Jahr 4000 Journalisten ihren Arbeitsplatz verloren. In England mussten schon zwei prominente Zeitungen an russische Oligarchen verkauft werden. Die Zeitungen verlieren zentrale Quellen ihrer Finanzierung.

Eine Ursache dafür sind natürlich die Wirtschaftskrisen. So wie schon 2001/2002 schaltete auch ab Herbst 2008 naturgemäß fast niemand Stelleninserate; braucht doch kaum eine Firma in der Krise zusätzliche Mitarbeiter. Die Umsätze aus Personalinseraten sind in der Folge um 50 bis 70 Prozent zurückgegangen. Aber auch die Marketing-Inserate (etwa des Handels) werden gerne als rasch umsetzbare Einsparung brutal zurückgefahren. Selbst wenn das betriebswirtschaftlich absolut falsch ist, weil es den Umsatz des Handels weiter reduziert.

Zum anderen leiden alle Zeitungen – vor allem die einst so gewinnträchtigen Regionalblätter – massiv unter dem Internet. Und diese Verluste sind permanent. Da ist keine Erholung denkbar. Noch viel schmerzhafter sind aber die langfristigen Verluste bei den  Anzeigenumsätzen. Diese bilden  jedoch den größeren Teil des Zeitungsumsatzes: Wohnungs-, Auto- und Stellenmarkt wandern im Eiltempo ins Internet. Dort kann ein Inserent ja auch viel billiger viel mehr über die zu verkaufenden Güter und die zu besetzenden Jobs kommunizieren. Man denke nur an Grundrisse und Fotos von Wohnungen.

Die Gefahren des Internets

In diesem Zusammenhang stößt man des öfteren auf eine beschwichtigende Interpretation: Der Journalismus wechsle ja nur seine technische Plattform – also vom teuren und umweltbelastenden Papier zu Glasfaserkabel und flimmernden Bildschirmen. Das koste zwar mehr Strom, sei aber sonst ok.

Das Internet hat jedoch einen gravierenden Nachteil: Dort will leider nach wie vor kaum jemand für die Nutzung zahlen. Es gilt die Devise „Content is free“ – auch bei den Internet-Auftritten der professionellen Zeitungen: Kaum verlangt ein Medium einen Beitrag für die Konsumation seiner Texte, sinkt die Quote gegen Null. Denn irgendwelche Informationen im Schnellimbissverfahren kriegt man ja immer. Und viele Menschen halten das für ausreichend. Der Autor dieses Beitrags könnte jetzt zwar auf das Gegenbeispiel seines eigenen Internet-Blogs verweisen (andreas-unterberger.at). Dort haben sich binnen eines halben Jahres fast 500 der insgesamt 220.000 User (Unique Clients) gefunden, die jährlich mindestens 120 Euro für das Weiterbestehen des Blogs zahlen. Dieser ist damit tatsächlich ökonomisch gesichert – aber eben nur als Ein-Mann-Unternehmen.

Das kann nicht als Beispiel für Hunderte andere Blogger dienen, die sogar ihre EDV-Kosten selber finanzieren müssen. Die eben nicht die Bekanntheit eines 14 Jahre amtierenden Chefredakteurs zweier österreichischer Qualitätszeitungen haben. Journalismus – ob für Papier oder Netz – ist aber eine kostspielige Sache. Soll ein Journalist unabhängig recherchieren – noch dazu gegen die Widerstände von Desinformanten, PR-Agenturen, Datenschutz und Amtsgeheimnis – und nicht bloß PR-Texte transportieren, braucht das Zeit und sehr gute Qualifikation.

Zum Leidwesen der Verlage verlangen solche Journalisten aber einen Lohn für ihre Tätigkeit. Heute weiß jedoch in Wahrheit kein Verlag mehr, wie diese Lohnkosten in zehn oder zwanzig Jahren finanziert werden können. Da würde auch die notwendige und diskutierte Mäßigung des vor allem für ältere Journalisten viel zu teuren Journalisten-Kollektivvertrags kaum etwas ändern.

Das Internet ist aber noch in einer anderen Hinsicht sehr gefährlich. Es ist eine ununterbrochene Quelle von bewussten Falschmeldungen, von als Information getarnter Werbung, von anonymisiert daherkommender Propaganda, von Scherzen pubertierender Jünglinge. Die immer wieder vorkommenden Missbräuche von Wikipedia sind Legion. Der Glaube mancher Publizistik-Professoren, dass die Millionen unterschiedlicher Beiträge im Netz die Demokratisierung der Wahrheitssuche bedeuten, hat sich wegen dieser vielen Missbräuche längst als Fiktion erwiesen.

Qualitäts-Journalismus

Journalismus ist eine grundrechtlich geschützte Tätigkeit. Aus gutem Grund haben Nachtlokal-Besitzer keinen spezifischen Schutz. Dass der Grundrechtsschutz (Meinungsfreiheit, Redaktionsgeheimnis) auch reinen Unterhaltungsmedien zugute kommt, ist nicht unproblematisch. Jedoch lässt sich Unterhaltung nie scharf von Information trennen. (Was ist etwa die Nachricht, dass Paris Hilton in Südafrika Drogen konsumiert haben soll?)

Qualitäts-Journalismus bedeutet jedenfalls mühsame Knochenarbeit und Auswahl unter den Millionen Ereignissen, die jede Minute passieren. Das kann nur gelingen mit viel Wissen und Erfahrung, mit Vergleich und Bewertung. Er besteht in persönlicher Verantwortung einer Redaktion, der ein Konsument – oft nach langer Suche – sein Vertrauen schenkt, dass er dort täglich das für ihn Wichtigste zusammengestellt findet; dass dort nicht allzu viele Fehler passieren; dass er auch das an Interessantem findet, wonach er eigentlich gar nicht direkt gesucht hat; und dass das alles auf einem intellektuellen Mindestniveau analysiert und kommentiert wird.

Natürlich passieren auch seriösen Journalisten Fehler; aber solange eine Redaktion frei arbeiten kann, sorgt die Kontrolle im Team dafür, dass sich die Fehler eines Journalisten meist nicht zum systematischen Fehler entwickeln. Den es im Internet schon gibt. Im Internet kursieren Unwahrheiten mit einem Tempo, dass keine Quellenkontrolle mehr möglich ist. Im Internet gibt es niemanden mehr, der dem Kunden als Vertragspartner eines (Zeitungs-)Kaufvertrags zumindest symbolisch für größtmögliche Bemühung um Wahrheit haften könnte. Letztlich ist dort alles anonym, alles manipulierbar. Information ist wie bei einem Gratisblatt nur noch billigst hergestelltes Beiwerk. Oder gar Propaganda.

Vertrauen verspielt

Freilich haben auch die klassischen Medien, Zeitungen, Radio, Fernsehen, einschließlich vieler Qualitätsprodukte trotz ihrer ethisch und demokratiepolitisch wichtigen Aufgabe leichtfertig Vertrauen verspielt:

  1. Sie haben sich in ihrer wachsenden Geldnot oder auch Gier von Inserenten kaufen lassen, die zunehmend auch den publizistischen Inhalt beeinflussen.
  2. Sie trennen immer weniger erkennbar zwischen bezahlter Werbung und PR und Inhalten, welche die Redaktion in eigener Freiheit und Verantwortung erstellt.
  3. Sie haben im Kampf um die Leser selbst ständig das Niveau gesenkt, ohne zu erkennen, dass das lauter Pyrrhus-Erfolge sind, welche die Leser langfristig noch mehr vertreiben. Sie haben statt auf Information und Analyse auf Unterhaltung, Voyeurismus und billigen Gaumenkitzel gesetzt. Sie haben sich damit aber letztlich selbst langfristig überflüssig gemacht. Denn irgendwann wird jeder oberflächliche Gaumenkitzel schal.
  4. Korrekte Recherchen werden in Anbetracht der Personalnot auf der einen Seite und perfekter PR-Agenturen und Spin-doctoren auf der anderen immer seltener.
  5. Viele Medien haben sich auch in ein immer engeres Netz von Political correctness binden lassen, was ihnen immer mehr Glaubwürdigkeit genommen hat. Demgegenüber hat die geistige Anarchie des Internets offenbar eine befreiende Kraft.

Die öffentlich-rechtlichen Lösungen

Was also tun? Wenn sogar eine der weltweit besten Tageszeitungen, die New York Times, angesichts einer halben Milliarde Schulden im eigenen Blatt über öffentlich-rechtliche Rettungskonstellationen zu diskutieren begonnen hat, dann ist dieser Ruf aus dem Mutterland des Kapitalismus sensationell. Er ist aber ein absolut legitimer Gedanke: Denn Qualitätsmedien sind so wie Schulen und Universitäten, wie funktionierende Telekomverbindungen, wie eine saubere Verwaltung und gute Gerichte ein ganz entscheidender Standortfaktor. Was nur viel zu wenigen Menschen bewusst ist.

Die Qualität der Entscheidungen von mittleren und höheren Beamten, Managern, Unternehmern und Wissenschaftlern ist  signifikant besser, wenn diese Menschen täglich gut und umfassend über alles Relevante aus den unterschiedlichsten Bereichen informiert sind. Und dazu braucht man nun einmal die Redaktionen von Qualitätsmedien. Für den Kommunismus war das Fehlen freier Qualitätsinformationen zweifellos ein entscheidender Umstand, warum die kommunistischen Staaten in allen Feldern trotz gewaltiger Anstrengungen immer weiter zurückgefallen sind, in Wissenschaft und Wirtschaft, in Verwaltung und Forschung.

Es ist daher ordnungspolitisch absolut zu rechtfertigen, wenn neben Bildung, Forschung, Infrastruktur, Sicherheit und Justiz auch gute und unabhängige Medien als Standortfaktor staatlich unterstützt werden. Die oft üblen Folgen der Abhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von der Politik zeigen aber, wie schwierig dieser Gedanke umzusetzen ist. Lediglich bei der britischen BBC scheint eine perfekte Konstruktion gefunden worden zu sein, die alle notwendigen Faktoren, also Qualität, Unabhängigkeit und Pluralismus sicherstellt.

Gut hat zumindest bisher die große Tradition privater Philanthropie in den USA funktioniert, also von unternehmerischer Verantwortung, von Spenden und Stiftungen, die neben dem Dschungel der seichten Unterhaltung Qualitätsprodukte wie CNN oder die diversen Public Radios hervorgebracht haben. In Deutschland und Italien gab oder gibt es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zumindest Pluralismus; und zwar dadurch, dass das eine Programm links und das andere rechts geprägt ist. In Österreich sind im öffentlich-rechtlichen Radio hingegen alle Spuren von Pluralismus verschwunden.

Ein anderes, interessantes Beispiel zur Lösung der Problematik hat die ansonsten sehr bedenkliche Medienpolitik von Nicolas Sarkozy gebracht: Dort finanziert der Staat jedem 18-Jährigen ein Jahr lang ein Zeitungsabo nach Wahl. Gleichzeitig übernimmt der französische Staat einen Teil der Vertriebskosten für alle(!) Zeitungen. Gewiss will Sarkozy damit auch seinen Freunden helfen, aber die Idee scheint dennoch gut, weil sie keinen direkten inhaltlichen Einfluss nehmen kann und es weiter Wettbewerb gibt.

Die Rückkehr der politischen Macht

Frankreich ist aber gleichzeitig ebenso wie Italien und Russland ein Exempel für die allerschlimmsten Konsequenzen der Medienkrise: In all diesen Ländern ist der starke Mann nur durch massive Unterstützung großer Medienketten an die Macht gekommen beziehungsweise dort geblieben. Dominierende Medien gehören entweder seiner Familie oder seinen engsten Freunden, oder deren Eigentümer sind durch andere Verflechtungen und Begünstigungen (in Russland auch als Folge von Morden und gefährlichen Bedrohungen) total von der Politik abhängig.

Zweifellos tragen die wirtschaftlichen Nöte der Medien dazu bei, dass so viele Verleger so empfänglich für politische „Hilfen“ geworden sind, dass man sie heute im vollen Wortsinn als korrupt bezeichnen kann. Das hat zu einer getarnten Renaissance der lange gestorbenen Parteizeitungen geführt. Damit ist das goldene Zeitalter zu Ende, in dem sich Verlage und auch Redaktionen gerne in den Strahlen der eigenen Macht gesonnt haben, während die Politik vor ihnen gezittert hat. Wie es nur noch in England der Fall ist, wo die oft extrem untergriffigen Wahlkampagnen der Boulevardpresse als wahlentscheidend gelten. Dort hat die Politik noch – noch! - nicht die Kontrolle über die Medien zurückerobert.

Was sich in Österreich auf dem Printsektor abspielt, gleicht hingegen schon zunehmend den Beispielen Italien und Frankreich. Was vor allem von der Gemeinde Wien, aber auch Bundesländern wie Niederösterreich und Kärnten praktiziert wird, ist seit Werner Faymanns Wechsel in die Bundespolitik nun auch auf der Bundesebene üblich geworden, und zwar bei beiden Regierungsparteien: Mit Unmengen von Steuermitteln werden über Anzeigen bestimmte Zeitungen vorsichtig ausgedrückt freundlich gestimmt. Sowohl „Heute“ wie „Österreich“ hätten ohne die Inseratenteppiche von Ministerien, Rathaus, gemeindeeigenen Betrieben und ÖBB große Existenzprobleme.

Aber auch alle anderen – gefügigen – Medien werden bedacht. Zugleich sind an einigen Zeitungen geheim gebliebene Eigentümer über Treuhandlösungen beteiligt, was legal ist, aber im politisch sensiblen Medienbereich einen unglaublichen Skandal bedeutet. Umgekehrt geraten Chefredakteure unter Druck, denen die Anzeigenverkäufer vorwurfsvoll vorrechnen, wie viel Umsatz sie von gemeindenahen Unternehmen bekommen würden, wenn die Redaktion freundlicher über die Wiener Rathaus-Politik schriebe. Man findet beispielsweise im Kurier fast nichts und in der Krone schon gar nichts Kritisches über die Wiener SPÖ. Dafür viele schöne Rathaus-Inserate. Umgekehrt findet sich auf den mutierten Niederösterreich-Seiten dieser Zeitungen nichts Kritisches über Erwin Pröll und die Niederösterreich-ÖVP.

Bedrohte Medien, bedrohte Demokratie

Das ist insgesamt eine Situation, in der man sich nicht nur über die Medien, sondern auch über die Demokratie fundamentale Sorgen machen muss. Denn diese kann ohne freie und gute Qualitätsmedien nicht funktionieren. Dennoch macht in Österreich keine einzige Partei und keine Gruppierung die Medienfreiheit so wie die Revolution von 1848 kämpferisch zum eigenen Anliegen. Es ist zwar voll nachvollziehbar, wenn viele Menschen und Parteien Schadenfreude über die missliche Lage der oft so unsympathischen, charakterlosen und präpotenten Medien empfinden. Die Konsequenzen aus deren Krise treffen aber auch die Schadenfrohen.

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SN-Kontroverse: Die Faymann-Bilanz

13. August 2010 02:25 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist Werner Faymann ein guter Bundeskanzler?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden. 

Billiges österreichisches Gesudere

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Österreich ist ein überschaubares Land mit der unausrottbaren Sehnsucht nach der einstigen k&k monarchischen Bedeutung. Man kann dazu auch  Größenwahn sagen und dieser tobt sich heutzutage im politischen Kontext gerne an den jeweiligen Führungsfiguren des Landes aus. Die Maßstäbe für deren Beurteilung sind zwar nicht mehr die k&k Verflossenen, aber ebenso grotesk, weil der Rückgriff auf die „Überväter" der Zweiten Republik häufig auch nicht am Platz ist. So wird jeder SPÖ-Vorsitzende seit Jahrzehnten am „Übervater" Bruno Kreisky gemessen. Leopold Figl und  Julius Raab sind die Projektionsfolien zur Beurteilung von ÖVP-Obleuten. Ausgeblendet wird  gerne, dass die jeweils Handelnden früher auch enorme Schwierigkeiten hatten, ihre Ziele umzusetzen und höchst umstritten waren. Vor allem in Koalitionskonstellationen. 

Dazu kommt, dass die heimische Journaille gerne auf den „großen" Bruder Deutschland schielt und dessen politisches System bei der Beurteilung österreichischer PolitikerInnen anwendet. Speziell bei Regierungschefs. Bei deren Bewertung wird gerne ausgeblendet, dass der österreichische Bundeskanzler KEINE Richtlinienkompetenz hat - anders wie deutsche Regierungschefinnen - und daher keinem einzigen seiner Ministerinnen und Minister etwas anschaffen kann. Österreichs Kanzler sind primus inter pares. Im Ministerrat gilt das Einstimmigkeitsprinzip. 

Wer Werner Faymann als Bundeskanzler beurteilen oder gar jetzt schon  abschreiben will,  schreibt gleichzeitig alle anderen Mitglieder der SPÖ-ÖVP-Koalition nieder. Ohne im einzelnen seine bzw. ihre Leistungen zu beurteilen. Dies noch dazu Mitten in der Legislaturperiode!

Das ist flacher Populismusjournalismus, gestützt auf hastige Meinungsumfragen oder billiges österreichisches Gesudere.  


Von Anfang an verspielt

Andreas Unterberger

Werner Faymann hat schon zu Amtsantritt die Chance verspielt, ein respektabler Bundeskanzler zu werden, als er sich der Kronenzeitung angedienert und EU-Volksabstimmungen versprochen hat. Selbst wenn solche EU-Referenden klug wären, muss seriöse Politik einen so gravierenden Kurswechsel zuerst in Parlament, Regierung und Öffentlichkeit diskutieren. Und nicht per Brief an Hans Dichand mitteilen. 

Genauso peinlich blieb Faymanns restliche Vorstellung. International ist er außer bei der SPD mangels Sprachkenntnissen, mangels Ahnung von Außenpolitik irrelevant.

Ansonsten hat er nur parteiintern gepunktet. Die SPÖ hat er im Griff – weil niemand mehr gegen den Parteichef intrigiert, wie es Faymann selbst gegen Alfred Gusenbauer getan hat. Parteiintern dürfte ihm auch nützen, dass er die konsequentesten Säuberungen im Kanzleramt seit 1945 durchgezogen hat. Siehe etwa die brutale Umfärbung des eigentlich zu juristischer Unabhängigkeit verpflichteten Verfassungsdienstes.

Gut für die Partei, schlecht für Österreich sind auch die Zig-Millionen Euro, die seit Faymann alljährlich zusätzlich an Inseraten auf Steuerzahlerkosten vor allem an Boulevardzeitungen gehen. Dort fällt seither kein kritisches Wort mehr über Faymann; umgekehrt konnten dadurch erfolglose Billigblätter die Krise überleben. Diese an Korruption grenzenden Subventionsinserate übertreffen die gesetzliche und nach objektiven Regeln vergebene Presseförderung um ein Vielfaches.

Am ärgsten ist Faymanns völlige Reformunwilligkeit. Österreich hat als einziges EU-Land trotz Krise keinen einzigen konkreten Sparbeschluss gefällt. Bis nach den Wiener Wahlen im Oktober verweigert Faymann als Wahlhilfe für Michael Häupl auch nur jede ernsthafte Diskussion darüber. Nachher werden dann naturgemäß nur noch Husch-Pfusch-Reformen möglich sein. Wenn überhaupt …

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Claudia Schmied ist reif für den Rücktritt

13. August 2010 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

 Claudia Schmied sollte an Rücktritt nicht nur denken, sondern zurücktreten. Sie würde sich und uns dadurch viel ersparen. Denn die Bilanz ihrer Ministerjahre ist alles andere als strahlend, und die Bredouille, in die sie sich in der Lehrerfrage hineinmanövriert hat, zeigt eigentlich nur ein weiteres Mal, dass sie das grundlegende Politik-Handwerk nicht beherrscht.

Am Beginn ihrer Regierungstätigkeit stand ein Coup, mit dem sie sich lange das Image einer starken Frau sichern konnte. Mit ihrer Entscheidung, Dominique Meyer zum Staatsoperndirektor zu machen, sorgte sie für die große Blamage von Alfred Gusenbauer, der den Posten seinem Freund Neil Shicoff versprochen hatte. Hinter dieser viel beklatschten Aktion verschwand dann ihre schwache Sacharbeit ebenso wie ihre skurrilen Schwächen. Das reicht von den 1440 Euro aus dem Repräsentationsbudget ihres Hauses, die sie in ihr Airbrush Make up investierte, über die sündteure moderne „Design“-Meublage, die in eines der schönsten Ministerbüros passt wie die Faust aufs Auge. Das sind natürlich Kleinigkeiten, aber sie sind nicht wenig bezeichnend.

Die Kulturszene schockte Schmied mit Fragebögen an die Museen, durch die sie in Erfahrung bringen ließ, was man denn dort jeweils ausstellt. Nicht gerade ein Kompetenz-Nachweis. Das war dann die Grundlage für ihr Museumskonzept.

In der Schulpolitik heftet sie sich den ideologischen Sieg an die Brust, dass sie die Gesamtschule in Form der „Neuen Mittelschule“ populär gemacht hätte. Und versucht so die Wahrheit umzuschminken, dass sie an einem Total-Flop nur mit dem Verteilen von Unsummen von Steuergeld gerade noch einmal vorbeigeschrammt ist. Wer bei ihrer Neuen Mittelschule mitmachte, bekam fürstliche Lehrerausstattung – und natürlich griffen die Landeshauptleute begeistert zu und nannten einfach jede ihrer Hauptschulen fortan Neue Mittelschule. Erfolg kann man auch kaufen.

Als Schmied 2008 zwei Stunden Mehrarbeit von den Lehrern wollte – weil sich ihr Budget sonst angeblich nicht ausgegangen wäre –, versuchte sie, links zu überholen und ging sofort an die Öffentlichkeit, statt zuerst an den Verhandlungstisch. Und holte sich eine streikbegleitete Abfuhr von der Lehrergewerkschaft. Hinter der düpierten Claudia Schmied stand bald niemand mehr, nicht einmal die eigenen Genossen in der Regierung. Faymann ließ sie im Regen stehen. Die Mehrarbeitspläne verpufften, das Budget ging sich trotzdem aus, ja zeigte sogar einen Überschuss. Der Glaube an eine Ministerin, die mit offenen Karten spielt, zerschellte, wo er denn überhaupt noch vorhanden war.

Der Beton, gegen den sie in diesem Sommer selbstverschuldet rennt, ist aber von noch ganz anderer Qualität. Denn diesmal hat sie es sich mit Erwin Pröll angelegt – und dem wirft man nicht ungestraft den Plan hin, ihm Geld und Macht zu nehmen. Der will dann nämlich das absolute Gegenteil – nämlich das ganze Geld und die ganze Macht über die Lehrerposten – und hat sich mit diesem seinem Wunsch schon vorher rechtzeitig bei Kanzler und Vizekanzler vorstellig gemacht. Und die haben ihm das offensichtlich auch zugesagt– ohne die eigentlich zuständige Ministerin überhaupt beizuziehen, ja nicht einmal informiert wurde Schmied.

Wenn das kein Nachweis ihres Stellenwerts ist, was braucht es dann noch? Wer öffentlich so kalt gestellt wird, sollte schon aus Selbstachtung gehen.

Mit der Mitarbeiter-Versorgung hat Schmied ohnehin schon begonnen. Ihr Pressesprecher Nikolaus Pelinka wurde in den ORF-Stiftungsrat entsandt und musste einen lukrativen Job in einer eigens geschaffenen Abteilung bei den ÖBB bekommen.

Wie die eigene berufliche Zukunft für die Ministerin aussehen könnte, ist unklar. Vor ihrem Aufstieg zu Ministerehren war sie im Vorstand der Kommunalkredit Austria, die im November 2008 notverstaatlicht werden musste – da gibt’s wohl kein Zurück mehr. Dafür erschließt sich ja einem Ex-Politiker heutzutage ein reiches Feld an Beratertätigkeiten, die nette Sümmchen abwerfen. Vielleicht kann ihr da Alfred Gusenbauer ein bisschen Nachhilfe geben. Er weiß ja, wie es geht und lässt sich seinen guten Rat von Hypo-Alpe-Adria und sogar vom Skandal-Lobbyisten Peter Hochegger vergolden.

 

 

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Der Nutzen der Gruppenbesteuerung

12. August 2010 05:47 | Autor: Andreas Unterberger

Sie ist eine der vielen Kampffronten, die da rund um die drohende Steuererhöhungswelle toben: die Gruppenbesteuerung.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier" die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema "Sinn und Unsinn der Gruppenbesteuerung". gewidmet.)

Dabei geht es um die Möglichkeit für Unternehmen, die ihre Zentrale in Österreich haben, Verluste in anderen Ländern gegen die in Österreich erzielten Gewinne aufzurechnen. Der Streit darüber findet in tiefen ideologischen Schützengräben statt. Da tut es gut, sich die nüchternen Fakten anzusehen.

Das erste Faktum ist, dass die Abschaffung der Gruppenbesteuerung wenig bringt. Die Schätzungen liegen zwischen 40 und 150 Millionen Euro. Denn in Hinblick auf andere EU-Länder muss sie ohnedies weiter in Kraft bleiben. Daher zahlt sich ein großer Streit nicht aus.

Zweites Faktum ist, dass die Gruppenbesteuerung relativ schwierig zu kontrollieren ist. Bilanzen beispielsweise aus der Ukraine sind ein eher dehnbarer Begriff. Das spräche für eine Abschaffung. Auf der anderen Seite zeigen die geringen Erträge, dass da wohl kein großangelegter Betrug stattfindet.

Drittens sollte man bei jeder Änderung einer Steuerregel nicht nur auf die direkten, sondern auch die indirekten Wirkungen schauen. Denn ab einem bestimmten Punkt reduzieren Steuererhöhungen die Einnahmen des Fiskus, statt sie wie erhofft zu erhöhen. Ist logisch: Wer würde bei 100 Prozent Einkommensteuer noch arbeiten?

Das Problem ist nur: Es lässt sich nicht exakt prognostizieren, wo dieser Punkt bei jeder einzelnen Steuer liegt.

Bei der Gruppenbesteuerung dürfte er relativ bald erreicht sein. Denn dieses Steuerprivileg hat ja ein einziges Motiv, das aber wichtig für die Zukunft des Landes ist: Es soll Konzerne veranlassen, ihre Zentrale in Österreich anzusiedeln. Oder zu behalten. Dass die Produktionsstätten immer weiter Richtung Osten und Süden wandern, ist ohnedies unvermeidlich.

Bei den Konzernzentralen könnte Österreich aber mit Erfolg mitspielen. Jeder Konzern bleibt jedoch nur dann in Österreich, wenn es sich auf Dauer finanziell auszahlt. Jeder Vorstand würde von seinen Aktionären gefeuert, wenn er nur aus Sympathie hier etwas ansiedelt, was anderswo viel billiger wäre. Daher ist die Gruppenbesteuerung ein gezielter Anreiz, um diese Zentralen in Österreich zu halten.

Natürlich weiß niemand genau, ab welcher Steuerlast eine solche Zentrale abwandert. Aber man stelle sich nur die Katastrophe vor, falls die UniCredit ihre Osteuropazentrale aus Wien wegverlegen sollte.

Eine Konzernzentrale bringt nicht nur direkt Geld durch die dort üblichen hohen Gehälter. Sie schafft auch rundherum viele hochqualifizierte Arbeitsplätze: Bei Wirtschaftsprüfern, Beratern, Rechtsanwälten, Notaren, Werbeagenturen, Spitzenhotels, Restaurants, PR-Agenturen und auch in den meist in der Nähe der Zentrale angesiedelten Forschungslabors. Nur solche Arbeitsplätze haben für Österreich Zukunft. Will man die leichtfertig gefährden, nur weil man zu feig zum Sparen ist?

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Master-Wahnsinnsplan

12. August 2010 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Der Wahnsinn hat hierzulande wirklich Methode. Da kündigt die Wissenschaftsministerin einen Stopp des Fachhochschulausbaus an. Es ist kein Geld dafür vorhanden. So ist es in ganz Austro-Gallien. In einem kleinen gallischen Hauptstadtdorf, wo immer alles anders ist, ist es aber noch viel ärger. Denn in Wien ist ja kein Wahnsinn auf Steuergeld zu teuer.

6,4 Millionen Steuer-Euro genehmigte die SP-Mehrheit im Gemeinderat der Wiener Holding, um in St. Marx eine „Medienakademie“ einzurichten. Da werden dann noch mehr Publizisten in Master-Lehrgängen ausgebildet. Und sie werden richtig ausgebildet. Richtig im Sinn der splendablen Stadtregierung, die offensichtlich auf die Wirksamkeit ihrer täglichen Steuergeld-Investionen in Jubelinserate in bunten und weniger bunten Krawallblättern nicht mehr traut. Da müssen schon eigene Journalisten her, die gelernt haben, was sie zu schreiben haben.

Für unser Geld ist Herrn Häupl & Co nichts zu teuer. Auch nicht die Ausbildung von Parteijournalisten mit Master-Titel.

Es ist besonders schade, dass damit die Fachhochschulen in Verruf kommen.

Ausgerechnet diese Einrichtungen, die sich wohltuend von den alteingesessenen Universitäten unterscheiden: Schon allein deshalb, weil es ein Auswahlverfahren unter den Studenten für die limitierten Studienplätze gibt. Und die Studierenden einen finanziellen Beitrag zu ihrer Ausbildung leisten müssen.  Das ist nicht nur international normal, sondern auch bei uns wünschenswert:

Außerdem bieten die Fachhochschulen ihre Lehrgänge auch berufsbegleitend an, was in einer Gesellschaft, die angeblich auf lebenslanges Lernen Wert legt, ein besonderer Vorteil ist. Und ihr Studienangebot ist in den meisten Fällen am Bedarf des Landes orientiert.

Hier wird also all das gemacht, was in der Universitätslandschaft schlichtweg abgelehnt wird. Bei Studiengebühr und Studienplatzbewirtschaftung kann man – solange diese Koalition am Werk ist – ohnehin nur resignieren. Aber nicht einmal über die Mehrgleisigkeiten im Angebot, die teuer und für das Niveau kontraproduktiv sind, darf nachgedacht werden.

Die Studien sind Legion, dass es zu viele parallel geführte Studien in unserem kleinen Land gibt. Jede Uni will alles anbieten, um  eine „Volluniversität“ zu sein. Dabei ist nicht einzusehen, warum nicht eine Universität die Lehrerausbildung übernimmt, eine andere dafür die Ausbildung der in die Forschung strebenden Jungwissenschafter. Warum muss Betriebswirtschaft allein in Wien an drei Unis angeboten werden? Es ist auch nicht zu erreichen, dass sich die Medizinuniversitäten Wien, Graz und Innsbruck auf unterschiedliche Schwerpunkte konzentrieren und bei diesen dann Weltniveau erreichen. Die Studenten könnten ja einmal ein innerösterreichisches Gastsemester einlegen, um davon zu profitieren, für die medizinische Forschung und die Versorgung bei schweren Krankheiten wäre das ebenfalls von Vorteil. Aber das darf man schon nicht mehr verlangen.

Es bleibt bei der Devise: Überall alles – dafür nicht in exzellenter Qualität. Ein österreichisches Schicksal.

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Marek wirds wohl nicht sein

11. August 2010 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Ich habe zu 95 Prozent meines Lebens ÖVP gewählt, manchmal begeistert, manchmal missmutig, oft als geringstes Übel. Bei der Wiener Gemeinderatswahl werde ich das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht mehr schaffen.

Soweit die Antwort auf die Anfrage eines Partners.

Dafür gibt es viele Gründe, die nicht alle Christine Marek heißen. Denn schon unter Johannes Hahn war es im Grund unfassbar, wie nichtexistent die große Wiener Oppositionspartei ist - ja, liebe Leser, die ÖVP ist derzeit in Wien noch immer Nummer zwei, auch wenn man es nicht merkt -, welch schwache Persönlichkeiten sie in ihrem Spitzenteam hat, und wie dümmlich die Partei ständig glaubt, ausgerechnet bei den Grünen Wähler zu finden.

Die Grünen sind nämlich auch in Wien eine zahlenmäßig schwache Partie, sie und ihre Gedanken sind nur in den Kunst-, Beisl-, Feministinnen-, Studenten- und Journalistenszenen präsent, unter den meisten anderen Wienern aber nicht. Ach ja, auch viele Kinder von ÖVP-Politikern haben eine Zeitlang in postpubertärer Proteststimmung grün gewählt.

Der Hauptgrund, warum sich die Wiener ÖVP als unwählbar präsentiert, ist aber doch Christine Marek. Die ja auch personell voll mit dem schwachbrüstigen Wiener Team aus Hahn-Zeiten weitermacht.

Sie biedert sich in unfassbarer Weise (genauso wie die Grünen) an die Wiener SPÖ an, obwohl das korrupte Rathaus-Regime geradezu nach einem Machtwechsel schreit. Obwohl nirgendwo sonst eine Partei die (dank Finanzausgleich reichlichen) Mittel einer Stadt oder eines Landes so sehr im eigenen parteipolitischen und ideologischen Interesse missbraucht.

Und was verkündet da Marek als Wahlziel? Nicht etwa einen Machtwechsel im Rathaus, nicht etwa einen nichtsozialistischen Bürgermeister,sondern den Wunsch, dass sie "keine Pipifax-Ressorts" will. Na toll.

Sie stellt nicht einmal ein paar Bedingungen, die wenigstens einen Hauch einer Wende bringen würden. Sie verlangt nicht als Conditio sine qua non, dass der parteipolitische Missbrauch von hunderten Millionen Steuergeldern für Propaganda, für SPÖ-nahe Vereine, Künstler und Verlage, für Bestechungsinserate eingestellt wird. Sie verlangt keinen Stopp des Missbrauchs öffentlicher Gelder für Sportvereine und Parteifeste. Sie verlangt keinen Personalabbau und kein Ende der Beamtenprivilegien.

Frau Marek hat auch nicht ihren gepolsterten Sitz als Staatssekretärin aufgegeben, um der Stadt zu signalisieren, hier bricht jemand auf, um die Stadt endlich wieder bürgerlich zu machen. Sie lässt sich lieber in den nächsten Wochen täglich für die katastrophalen Kürzungen in ihrem Familienbereich prügeln, als dass sie auf die Staatssekretärs-Bezüge verzichten würde.

Sie wirkt damit auch bei der skandalösen Häupl-Hilfe durch die Bundesregierung mit, die ja im Widerspruch zur Verfassung alle Budgetbeschlüsse erst nach dem Wahltag fällen will.

Frau Marek hat bis heute auch keine Silbe zur mörderischen Attacke der SPÖ auf die Gymnasien und die letzten Reste an Schulqualität über die Lippen gebracht. Obwohl das gerade für die bürgerlichen Wähler ein zentrales Thema ist.

Genauso geht sie angstvoll dem Ausländerthema aus dem Weg, das die Bürger als einziges vielleicht noch mehr bewegt als die Schule. Ein netter 21-jähriger Kroate auf der Kandidatenliste ist da noch keine Antwort. Vor allem sind solche Quereinsteiger erst recht keine Motivation für die paar noch verbliebenen schwarzen Funktionäre, sich für Marek die Sohlen heißzulaufen.

Sie versucht sich nun ausgerechnet mit ein paar Wirtschaftsphrasen bemerkbar zu machen. Die aus dem Munde einer langjährigen Betriebsrätin nicht wirklich überzeugend klingen. Dabei bringt sie aber auch kein Wort von einer Privatisierung der Gemeindebetriebe zustande.

Zugleich ist Christine Marek eine an sich nette Person, wenn auch ziemlich menschenscheu. Nur ein Politiker mit Visionen, mit Zielen, mit politischem Denken, mit einem Zug aufs Tor - auf irgendein Tor - ist sie mit Gewissheit nicht.

Die große Frage ist jetzt nur: Was sonst am Wahltag tun? Das einzige, was nicht in Frage kommt, ist daheim bleiben - wäre das doch die beste Wahlhilfe für das System Häupl.

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Die Saat des Zorns

10. August 2010 01:48 | Autor: Andreas Unterberger

Heinz Fischer ist also zornig. Und bei der Eröffnung der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik auf Schloss Ambras platzte ihm der Redekragen über die, „die nie und nimmer genug kriegen können und deren egoistische Raffgier keine Grenzen kennt“. Ach ja, es war ja der gute Vorsatz für die zweite Amtsperiode, dass er sich öfter zu aktuellen Themen äußern wollte!

Liest man den Wortlaut der Rede, wie ihn die Hofburg veröffentlicht hat, dann ist der Jubel von SPÖ und linken Zeitungen über die Fischer-Empörung wegen der Haider-Konten doch ein bisschen kurz gegriffen. Denn der HBP nannte als erste Quelle seines Zorns „unsittliche“ Provisionen – da könnte ihm doch glatt das 60.000-Euro-Honorar hineingerutscht sein, das Alfred Gusenbauer im (unsanften) Abgang aus dem Kanzleramt bei der Hypo Alpe Adria eingestreift hat. Und zu den Haiderkonten gibt Fischer sogar zu, dass auch er „vor einem für die Bevölkerung und auch für Fachleute undurchschaubarem Gemisch aus Fakten, Behauptungen, Intrigen, Vermutungen und Dementis, die einander in atemloser Schnelligkeit abwechseln“ steht. Eigentlich eine unvermutet genaue Beschreibung der seit Tagen wogenden Skandal-Aufregung.

Bedenklich stimmt aber die Fischer-Folgerung, dass es „unfair“ wäre, die gesamte Aufklärungsarbeit der Justiz zu überlassen. Nun denn: Dann machen wir doch endlich mit höchstem Segen Schluss mit der Gewaltentrennung! Demontieren wir die Justiz vollständig – und über das Maß hinaus, in dem sich einige ihrer Vertreter durch öffentliche Äußerungen selbst demontiert haben.

Seien wir „fair“ und schalten wir endlich die Polit- und die Medien-(Lynch)-Justiz ein!

Soll doch endlich ein Untersuchungsausschuss für Aufklärung sorgen, das war denn auch der obligate Refrain aus Rot (Günther Kräuter) und Grün (der notorische Peter Pilz) auf den präsidentiellen Zorn. Aus Schaden wird eben keiner klug, wenn das Parteiinteresse im Vordergrund steht. Als ob die U-Ausschüsse der letzten Jahre nicht Beweis genug gewesen wären, wie sie den Rechtsstaat im Namen der Profilierungsneurosen mancher Abgeordneten demontieren, wie sie die schwierige Aufklärungsarbeit der Gerichte extrem behindern und wie sie vollkommen ergebnislos zu Ende gehen. Außer Spesen und sehr viel Flurschaden nichts gewesen. Ja und natürlich: Sehr viel Stoff für die Medien, die dann in ihren Berichten endlich keine Unschuldsvermutungen mehr aussprechen müssen.

Wäre schon gut, so eine Quelle der Aufgeregtheit im Herbst sprudeln zu lassen. Natürlich wegen der anstehenden Landtagswahlen, aber noch viel mehr wegen der bevorstehenden „einnahmenseitigen Budgetsanierung“.

Nach allem, was wir da aufgedeckt bekommen – hunderte von Millionen von Schwarz-, Schmier- und Beratungszahlungen, die sich eine vermögende Kaste hin-, her- und zuschiebt -, gibt es nur einen Schluss: Ohne Reichen-Steuer wird es nicht gehen. Und die muss am besten knapp an der Enteignung liegen.

Denn in dem Sittenbild, das gerade gezeichnet wird, kommt eines nicht vor: Dass diejenigen, die ihren Reichtum dem Anzapfen ihrer guten Verbindungen zu den „Hütern“ der Staatskasse und den staatsnahen Betrieben verdanken, ja eine überschaubare Gruppe sind, über deren Methoden die Justiz zu urteilen haben wird. Dass viele Menschen immer noch hart arbeiten, um sich ein (mehr oder weniger großes) Vermögen zu schaffen, und es dann auch ordnungsgemäß versteuern (wenn man unsere Abgabenquote aufs Jahr umlegt, dann haben ja bekanntlich alle, die Steuer zahlen, bis 28. Juli nur für den Staatssäckel gearbeitet!): Das darf da nicht vorkommen.

Der Boden ist bereitet für den Volkszorn gegen jeden ÖVP-Politiker, der sich dem Faymann-Begriff von Gerechtigkeit entgegenstellen möchte. Wer Leistung nicht bestrafen will, wird von „Alles Schmarotzer!“-Rufen niedergeschrieen werden. Sich auf den Wahrheitsgehalt nicht mehr überprüfbaren „Enthüllungen“ entgegenzustellen, das ist ja auch nicht möglich. Um Wahrheit geht es wohl auch nicht: Es geht um Stimmungsmache.

Im Nachwahl-Herbst werden wir ernten, was jetzt an Aufregung gesät wird.

 

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Christliches Österreich: Das Ende als Anfang?

09. August 2010 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

Ist Österreich noch ein christliches Land? Viele Indizien sprechen für die Antwort: „mehrheitlich sicher nicht mehr“. Die stark geschrumpfte Zahl der Kirchgänger, die De-facto-Verwandlung der schönsten Kirchen des Landes von Gebetsstätten in Museen bestätigen das ebenso wie Meinungsumfragen. 

Da sagen etwa bei einer Umfrage nur noch 17 Prozent der Österreicher, dass ihnen die Kirche sympathisch sei. Bei einer anderen Erhebung glaubt zwar die Mehrheit irgendwie an ein höheres Wesen, aber nicht mehr an die Eckpunkte des christlichen Glaubensbekenntnisses. Ähnliche Tendenzen lassen sich – auf höherem wie niedrigerem Niveau – in vielen Ländern Europas beobachten. Nicht jedoch in anderen Kontinenten, was man hierzulande oft übersieht.

Jetzt kann man lange über die Ursachen der europäischen Krise räsonieren. Hat das „Aggiornamento“ des Konzils der katholischen Kirche die Attraktivität ihres Mythos genommen? Ist mit der breitflächigen Lockerung vieler religiöser Regeln und Vorschriften automatisch auch die innere Bindung der Menschen an Kirche und Glauben so locker geworden, dass diese gerissen ist? War das Konzil der katholischen Kirche der Grund der Krise oder hat ihre Attraktivität so wie bei den Konzil-losen Protestanten Europas schon lange vor dem Konzil abgenommen?

Ist die Kirche umgekehrt noch viel zu wenig modern, um wieder attraktiv zu sein? Werden sich die Kirchenbänke erst dann wieder füllen, wenn vorne Priesterinnen amtieren, wenn die Kirche schwulen Paaren den Zugang zum Sakrament der Ehe eröffnet, wenn sie aufhört, von unangenehmen Dingen wie schwerer Sünde oder gar Hölle zu reden?

Gewiss hätte es jeder von uns gerne, wenn die Kirche all unsere Fehler, Defizite, Sünden milde ignorierte und uns eine Garantieerklärung für den Himmel ausstellte, so dass wir es nach dem Tod auf Dauer schön haben werden, egal wie wir uns vorher verhalten haben. Unabhängig davon, ob das im Jenseits so funktioniert, zeigt die historische Erfahrung, zeigt all unser Wissen über das Verhalten der Menschen, dass der Weg der ständigen zeitgeistigen Anpassung einer Kirche keinen nachhaltigen Erfolg bringt. Dass sie auf diesem Weg sogar bald an Respekt und Ansehen verliert.

Die Menschen wollen und brauchen nicht nur Liebe, sondern zweitens auch Transzendenz und drittens klare Regeln als Orientierungspunkte. Zugleich aber ist es undenkbar, sich eine Rückkehr der Kirche ins 19. Jahrhundert oder ins Mittelalter vorzustellen.

Der Streit über diese Fragen bindet in den letzten Jahren in Westeuropa fast alle innerkirchlichen Energien – und ist damit vielleicht selbst noch mehr Ursache der europäischen Kirchenkrise, als es die angesprochenen Themen sind. Man denke nur an die Lächerlichkeit des hochemotionalen Streits um die lateinische Messe, wo die einen so tun, als ob die jahrhundertelang praktizierte vorkonziliare Form der Messe plötzlich des Teufels wäre, und die anderen dasselbe von der nachkonziliaren Messe glauben. Man denke nur an den Hass, der jeweils aufkocht, wenn ein Angehöriger des jeweils falschen Flügels zum Bischof ernannt werden soll.

Eine Kirche, deren Flügel fast nichts mehr eint als der Streit miteinander, deren Flügel nur noch gegeneinander statt für ein gemeinsames Ziel nach außen arbeiten, eine solche innerlich zerrissene Kirche muss nach allen Regeln der Organisations- und Management-Lehre und Psychologie an Anziehungskraft verlieren. Wenn man seit vielen Jahren und nun schon unter mehreren Päpsten katholische Priester hört, die bei ihren Predigten und anderen öffentlichen Auftritten gegen den Papst schimpfen, dann ist das der sicherste Weg, um den Menschen die Kirche unsympathisch zu machen. Selbst wenn die Papst-Kritiker Tausende Male recht hätten. Denn die zentrale Rolle des Papsttums war sicher der wichtigste Faktor (zumindest soweit es um diesseitige Faktoren geht), dass die Kirche 2000 Jahre erfolgreich überleben konnte – bei allen Fehlern, ja auch Verbrechen, die in der Papstgeschichte zu finden sind.

Damit aber habe ich schon versucht, zwei Antworten zu geben, wo ich eine erfolgversprechende Strategie der Kirche sehe. Erstens: Nur eine einige Kirche – noch besser: nur ein in allen wesentlichen Punkten einiges Christentum – ist imstande, den Menschen Halt zu geben. Zweitens: Mit dem Prinzip „Anything goes“ wird das Christentum sicher nicht reüssieren können, es muss den Mut haben, klar und deutlich Ja, Ja oder Nein, Nein zu sagen. Das sind – jenseits aller theologischen Argumentationen, was nun Ius divinum sei und was nicht, – ganz nüchterne Hinweise, die zweckorientiert Kausalitäten analysieren.

Geschichtlich noch wichtiger und wirksamer war und ist ein dritter Punkt, der aber meist verdrängt wird, weil er nach Politik klingt: Der Kirche geht es (zumindest im Sinne der anfangs geschilderten Parameter) heute überall dort viel besser, wo sie den Gegenpol zur staatlichen Macht bildet. Oder zumindest lange gebildet hat.

Im kommunistischen Vietnam sind die Kirchen so voll, dass man an Sonntagen schon um 4,30 Uhr die ersten Messen abhalten muss (Wäre vielleicht ein vietnamesischer Papst eine ähnlich spannende Wahl wie einst ein polnischer?). In Polen ist die Kirche stark, weil sie unter der russisch/preussischen und dann unter der nationalsozialistisch/kommunistischen Unterdrückung der einzige Zufluchtsort der freiheitsliebenden Polen war, was naturgemäß eine starke nationale Identifizierung bedeutete. Ähnliches gilt für die Kirchen in Irland, Slowenien, Kroatien oder der Slowakei.

Überall haben sich starke Nationalkirchen entwickelt – gleichgültig ob im Ober- oder Untergrund. Daher ist in diesen Ländern die Kirche auch heute noch stärker als anderswo, obwohl die englische, ungarische, serbische und kommunistische Unterdrückung schon vorbei ist.

Jetzt werden gleich manche sagen: „Die Kirche kann doch nicht nationalistisch sein.“ Nun ist klar: Sie darf das niemals in dem Sinn sein, dass daraus eine Unterjochung oder Verachtung für andere Völker entsteht. Es ist aber total legitim, wenn die Kirche engagiert an der Seite der Freiheit jedes Volkes steht. Die Kirche ist erst dann ganz bei den Menschen, wenn sie nicht nur deren soziale Ansprüche, sondern auch deren Naturrecht auf Heimat, auf sprachliche und kulturelle Gruppenidentität anerkennt. Wenn sie immer an der Seite der Menschen gegen die Obrigkeit steht, also wenn sie einst etwa an der der Bauern und nicht jener der adeligen Grundherrn gestanden wäre, auch wenn es an deren Seite das schönere Leben gab.

Die Kirche ist vor allem dann immer besonders richtig aufgestellt gewesen, wenn sie nicht nur im Einsatz für die nationale Identität und Freiheit an der Seite der Menschen gestanden ist, sondern auch im Kampf gegen Totalitarismen jeder Art, weil diese nicht nur nach der staatlichen Obrigkeit greifen, sondern auch nach dem kompletten Denken, Handeln und Fühlen jedes einzelnen Menschen. Ob das nun der Nationalsozialismus war, der Kommunismus oder aber auch der politische Islam, der jahrhundertelang die Menschen Spaniens, des Balkans, aber auch Süditaliens unterjocht und teilweise versklavt hat.

Das alles ist nicht nur eine Lehre der Vergangenheit. Die Kirche muss immer an der Seite der Menschen und ihrer Freiheit stehen. Und diese Freiheit ist in Gegenwart und Zukunft genauso fragil und bedroht wie in der Vergangenheit. Sie ist insbesondere bedroht durch ein neuerliches Vordringen des Islam nach Europa, der hier binnen weniger Generationen in etlichen Ländern wie Österreich zur Mehrheitsreligion werden dürfte; und der – auch im 21. Jahrhundert – in fast allen Ländern, wo er die Mehrheit hat, Nichtmoslems auf die vielfältigste Art diskriminiert und verfolgt (auch wenn es nicht politisch korrekt ist, darauf hinzuweisen).

Die Freiheit der Menschen wie auch der Kirche ist zugleich bedroht durch einen aggressiven Laizismus der politischen Linken unter der Fahne der Politischen Korrektheit. Neue Meinungsumfragen zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der Österreicher überzeugt ist, dass man in der Öffentlichkeit nicht mehr seine eigene Meinung aussprechen sollte. Die Politische Korrektheit attackiert die Kirchen frontal, wenn sie es (noch?) wagt, die Abtreibung zu kritisieren oder Homosexuelle von Kindern fernzuhalten.

Die Kirche hätte also mehr als genug Herausforderungen, mit denen sie sich auseinandersetzen müsste. In diesen Auseinandersetzungen würde sie auch an eigener Identität gewinnen. Statt dessen ist sie angstvoll und zerstritten, biedert sich Politikern und Boulevardmedien an.

Nur noch jene kirchlichen Funktionäre sind laut und öffentlich zu hören, die als geistige Nachlassverwalter des Marxismus das personalisierte Gebot der Nächstenliebe durch eine immer stärkere Verstaatlichung derselben ersetzen wollen. Und durch eine immer weitere Expansion des ohnedies schon in jeder Hinsicht größten Wohlfahrtssystems der Geschichte, das mittelfristig durch die Einladung zum breitflächigen Missbrauch zum Kollaps verurteilt ist. Die Einstellung dieser Funktionäre steht ganz im Kontrast zu den Bibelworten: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Oder zum Gleichnis von den Talenten. Oder zum Gebot der Nächstenliebe, das immer ein ganz individueller Auftrag und nie einer zur Übertragung von sozialem Engagement auf den Staat war. Das ist nicht nur unchristlich, sondern hat auch im real existierenden Sozialismus und Kommunismus nie funktioniert, sondern zu allgemeiner Verarmung geführt.

Die christlichen Kirchen haben eine gute Zukunft, wenn sie diese auch haben wollen. Wenn sie sich auf ihre Wurzeln und ihren Gründer besinnen, wenn sie einig sind, wenn sie mutig und klar auftreten, wenn sie immer an der Seite des Volkes gegen Macht und Zeitgeist stehen, und wenn sie konsequent für Freiheit und Verantwortung eintreten.

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Die Frau Präsident lässt sprechen

08. August 2010 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Auch ein trainierter Zeitungsmensch muss sich nach einigen zeitungslosen Tagen denken, dass es offenbar gar nichts mehr gibt, womit die sommerlichen Blätter derzeit halbwegs interessant zu füllen sind. Und weshalb es sich noch lohnen würde, eine Zeitung zu erstehen. Dann stößt man im "Standard" plötzlich auf einen Gastkommentar, der einem den Blutdruck unsommerlich in die Höhe treibt.

Er stammt nämlich von Gerhard Marschall, gekennzeichnet als "ehemals Innenpolitikjournalist" und als "Pressesprecher der Präsidentin des Nationalrates Barbara Prammer (SPÖ)". Inhaltlich ist der Text eine einzige wüste Suada gegen Justizministerin Claudia Bandion-Ortner.

Diese Ministerin ist gerade in diesem Tagebuch schon oft genug gescholten worden. Das darf natürlich auch sonst jeder - nur nicht die Stimme eines zur Neutralität verpflichteteten Staatsorgans. Zumindest, wenn dieses Staatsorgan einen Rest an Anstand hätte. Trotzdem wird nicht einmal mehr das verlogene Keuschheitssätzlein hinzugefügt, dass der ehemals Journalist seine eigene Meinung und nicht die seiner Präsidentin schreibt.

Womit eine neue Eskalation im Sittenverfall dieser Republik erreicht worden ist. Denn die früheren Nationalratspräsidenten haben sich in dieser Eigenschaft immer streng neutral verhalten. Was auch alle ihre Pressesprecher bisher getan haben.

Diese Regel hält insbesondere auch Bruno Aigner, der Sprecher des Bundespräsidenten, immer ein. Obwohl ganz Wien weiß, dass Aigner eine sehr explizite (und zwar sehr linke) ideologische Meinung hat. Diese bringt der ergraute Alt-Achtundsechziger aber nur dadurch zum Ausdruck, dass er prinzipiell keine Krawatte anlegt, nicht einmal bei den offiziellsten Staatsterminen. Sonst aber schweigt er in einer mit seiner politischen Haltung kontrastierenden Noblesse (auch wenn es ihn sicher wie einst des öfteren in den Fingern juckt).

Solche Noblesse ist für Frau Prammer und ihre Umgebung ein Fremdwort. Während sich ihre eigene Partei ununterbrochen über seltsame Internet-Einkäufe von Mitarbeitern des dritten Nationalratspräsidenten echauffiert und ihn selbst am liebsten mit einem Sondergesetz absetzen möchte.

Der Text selbst ist das übliche wirr-linke Gemisch und Gewäsch von absurden Andeutungen und scheinheiligen Moralisierungen. Motto: Schwarz-Bau war der Sittenvefall und mit Rot ist endlich wieder die Anständigkeit eingekehrt. Der Kern der krausen Argumentation: Frau Bandion hätte nicht zu einem Beachvolleyball-Turnier nach Kärnten fahren dürfen, weil dort vielleicht auch Leute sind, die vielleicht mit den von Jörg Haider vielleicht in Liechtenstein gebunkerten Millionen zu tun gehabt haben könnten.

Offenbar fährt die Frau Prammer die nächsten Jahre keinesfalls mehr nach Kärnten. Niemand weiß ja, wer einem dort auf der Straße entgegenkommen und vielleicht ein paar der angeblichen Millionen zustecken könnte. Oder etwa gar der Geist der Jörg Haider.

 

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Privilegien und Enteignungen statt Freiheit

07. August 2010 00:34 | Autor: Andreas Unterberger

Sie können es einfach nicht lassen. Während im Parlament die massive Attacke auf die Meinungsfreiheit durch Haftandrohungen für jedes Verächtlichmachen bestimmter privilegierter Gruppen noch anhängig ist, bereitet die Frauenministerin schon den nächsten Anschlag auf die Freiheit der Bürger vor.

Sie hat mit offensichtlicher Zustimmung des von allen liberalen Geistern verlassenen Koalitionspartners ein „Gleichbehandlungsgesetz“ eingebracht, das eine ganze Fülle von Einschränkungen im normalen Rechtsverkehr bringt. Und zwar neuerlich nur zugunsten der neuen Privilegienklasse und -kaste dieser Republik. Niemand darf mehr auf Grund seiner Religion, Weltanschauung, sexuellen Orientierung (= Codewort für Schwule) oder seines Alters im Alltagsleben diskriminiert werden. Alle anderen Diskriminierungen sind damit offenbar erlaubt.

Das klingt auch abgesehen von der seltsamen Unterscheidung zwischen den geschützten und nicht geschützten Gruppen höchstens drei Sekunden lang harmlos – bis man dann auf die Ungeheuerlichkeit des Vorschlags kommt. Damit geraten Hauseigentümer unter massiven Rechtfertigungsdruck, wenn sie unter fünf Bewerbern für eine freie Wohnung nicht die Türkenfamilie mit Kopftuch oder das demonstrativ schwule Paar nehmen.

Das kann unter Umständen eine De-facto-Enteignung bedeuten. Denn aus Gründen, die eine Gabriele Heinisch-Hosek nicht begreift, aber auch die einstige Wirtschaftspartei ÖVP nicht, ziehen – in Österreich genauso wie in anderen Ländern des Westens – sehr rasch andere Mieter aus, wenn einmal zwei türkische (oder afrikanische) Familien eingezogen sind. Dann bekommt man auch kaum noch zahlungsbereite andere Mieter ins Haus, wie man etwa rund um den Wiener Gürtel sehen kann. Auch die von der Frauenministerin so geschützten schwulen Paare werden dort erst recht nicht hinziehen (schon aus Selbstschutz). Und dann ist das schönste und bestrenovierte Haus plötzlich nichts mehr wert.

Noch widerlicher ist der selektive Charakter des Gesetzesvorschlags. Ein Kellner, der ein schwules Paar nicht ordentlich bedient, macht sich strafbar, wie uns die Ministerin ausdrücklich angekündigt hat. Eine Familie mit zwei oder drei kleinen Kindern kann hingegen sehr wohl diskriminiert, schlecht behandelt oder gar weggewiesen werden. Weil sie ja nicht "sexuell orientiert" ist. Die Diskriminierung von Familien passiert jedoch viel häufiger als die Diskriminierung von zwei dinierenden Männern, wenn sie nicht gerade in einem seriösen Lokal intensiv zu schmusen anfangen. Weswegen man künftig wohl auch nur noch heterosexuelle Schmusepaare tadeln oder hinauswerfen darf.

Diese Familiendiskriminierung wird alle Mütter sehr freuen, vor allem wenn sie ausgerechnet von einer Frauenministerin vorgeschlagen wird. Sie wird alle wertkonservativen und christlichen Wähler sehr freuen, wenn das von der einst christlichen, konservativen und familienfreundlichen Volkspartei mitgetragen wird. Samt Familienminister und seiner freundlich lächelnden Staatssekretärin, die gerade die Familienförderungen kürzt.

Wenn man das alles nicht nur noch als Symptome einer kranken Gesellschaft einstufen will, dann kann man es bestenfalls als irregeleiteten Regulierungswahn einordnen. Als ob man jedes unerwünschte Verhalten per Gesetz verbieten könnte. Auch ich bin schon in Lokalen schlecht behandelt worden – etwa weil das Personal eine Hochzeitsgesellschaft bediente und nicht normale Gäste. Aber ein normaler Mensch geht dann halt und sucht sich ein anderes Lokal. Freilich: Ein normaler Mensch wird das auch künftig tun. Weil er ja nicht geschützt ist und deswegen gleich die Polizei rufen kann.

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SN-Kontroverse: Das Ende der Zeitungen?

06. August 2010 01:58 | Autor: Andreas Unterberger

 Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist das iPad der Anfang vom Ende der gedruckten Zeitung?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

 Kein Ende der Geschichten

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Ungezähmte Marktwirtschaft und Prophetie haben sehr viel mehr Gemeinsamkeiten, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Sie sind unberechenbar und in beiden Kategorien zählt Psychologie häufig mehr als gesunder Hausverstand. So preist Apple derzeit seine jüngste Entwicklung, das iPad, als das „beste Gerät für Internet, Mails und Fotos" mit „fantastischen neuen Apps", mit einem „revolutionären 9,7 inch Touchscreen". Das iPad kann laut Eigenwerbung vieles, „was kein Tablet-PC, Net-Book oder E-Reader" kann. Geschenkt, kann man da nur in Richtung Steve Jobs sagen, der bei der Präsentation der Neuentwicklung naturgemäß noch nichts von den weltweiten Hoppalas bei der Einführung des iPad wissen konnte. Dafür reichte  die prophetische Gabe im Hause Apple dann doch nicht.

Keine hellseherischen Fähigkeiten sind nötig, um zu wissen, dass das iPad gedruckte Bücher oder gar Zeitungen nicht ersetzen wird. Trotz Touchscreen und vielen anderen schönen Spielereien. Klar wird es Apple gelingen, sich mittels iPad einen gewissen Anteil vom E-Book-Markt zu holen. Gedruckte Bücher und Zeitungen aber wird es weiter geben, weil sie einfacher, handlicher, haptischer, angenehmer sowie unabhängiger zu benützen sind - also kurzum einen höheren Hedonismusfaktor haben.

Insgesamt erinnert das Getue um das iPad an Francis Fukuyamas zu Beginn der 1990-er Jahre viel diskutierte These vom „Ende der Geschichte", wonach sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR bald das Prinzip des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft  endgültig und überall durchsetzen würden. Nach dem 11. September 2001, der Internetblase, der Immobilienblase sowie der Finanzindustriekrise vulgo Killerkapitalismus im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist klar, dass das „Ende der Geschichte" vermutlich nie erreicht wird. 


 Zeitung lebt – aber anders

Andreas Unterberger

Schon in den 90er Jahren konnte man in den USA bei Medienkongressen von berühmten Gurus hören, dass es in fünf bis zehn Jahren keine Zeitung mehr geben werde. Diese Prophezeiung wurde inzwischen Dutzende Male wiederholt – immer wenn irgendwo eine neue Technologie von aggressiven Marketing-Kampagnen gepusht wurde.

Dennoch wage ich die gegenteilige Prophezeiung: Die Papierzeitung wird überleben. Sie wird das so wie das noch viel öfter totgesagte Radio tun. Aber nur wenn sie all ihre Funktionen völlig neu überdenkt. Das heißt keineswegs, dass die Zeitung prinzipiell altmodisch oder überflüssig wäre. Im Gegenteil: Papier ist echter, wirklicher, bequemer, übersichtlicher, eleganter als ein flimmernder Bildschirm.

Entscheidend wird auch sein, ob die Zeitung den Leser als einzigen relevanten Partner ansieht, oder ob für sie die Inserenten wichtiger sind. Wenn sich die Hersteller von gedrucktem Papier nach der Werbung orientieren, denn gleiten sie auf das Niveau von Billa-Prospekten, Gratis-Zeitungen oder Partei-Flugblättern ab. Was seit 2007 besonders gefährlich ist, seit Regierung, ÖBB und viele andere staatliche Organisationen gewaltige Summen Steuergeld in die Hand nehmen, um manche Zeitungen via Inseraten zu bestechen.

Wer sich an Inserenten orientiert, verliert das Vertrauen der Leser. Die Leser aber werden sich umgekehrt entscheiden müssen: Wollen sie unabhängige Informationen, die von gebildeten Journalisten nach bestem Wissen und Gewissen (aber natürlich mit menschlicher Fehlerhaftigkeit) zusammengestellt, kommentiert und analysiert werden, dann werden sie künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen.

Das wird die Auflage der echten Zeitungen senken. Aber sie werden lebensfähig sein und von ihren Lesern geliebt. Und für jene, die auf Zeitungen verzichten, gilt der alte englische Spruch: „If you pay peanuts, you get monkeys.“

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Der Pflegekollaps muss nicht sein

06. August 2010 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Es droht der Pflegekollaps. Wundert Sie das nicht? Es ist doch kaum erst der vierte Sommer ins Land gezogen und die zweite neue Regierung im Amt, seit ein Wahlkampf die noch 2006 herrschende „soziale Kälte“ vertreiben wollte und das Ende der menschlichen Eiszeit am Thema Pflege festgemacht hat. Da sollte das Pflegeproblem doch längst im Griff sein.

Die Fakten sind schließlich seit Jahrzehnten bekannt. Zum Glück werden wir alle immer älter, wodurch aber auch die Zahl der Menschen, die Betreuung oder Pflege brauchen, stetig steigt. Wurde früher diese – physisch wie psychisch meist aufreibende Arbeit unentgeltlich innerhalb der Familien geleistet, so braucht es heutzutage bei veränderter Gesellschaftsstruktur und allgemeiner Berufstätigkeit der Frauen bezahlte Hilfe von außen. Schließlich wünscht sich, wie man aus Umfragen, aber auch aus eigener Überlegung für sich selbst weiß, die Mehrzahl der Menschen, den Lebensabend in den vertrauten eigenen vier Wänden verbringen zu können – wenn möglich bis zum Tod.

Österreich hat Pflegegeldleistungen, die das erleichtern sollen – deren Inanspruchnahme steigt aber so rasant, dass die Unfinanzierbarkeit droht, sogar wenn wir ein saniertes Budget hätten. Es wäre hoch an der Zeit, vom regierungsüblichen Improvisieren und Verschieben zu einer ernsthaften Diskussion der Optionen zu kommen.

Neben dem Geld- beunruhigt aber auch der Pflegekräftemangel. Das Lamento, es sei trotz Krisenfestigkeit des Berufs kein Nachwuchs zu finden, weil die Altenpflege weder gut bezahlt noch prestigeträchtig sei, gehört zu den dümmsten Argumenten überhaupt: Kranke, oft geistig verfallende Greise zu pflegen – gut zu pflegen – und nie wirkliche Besserung, sondern unvermeidlich den Tod als Endpunkt aller Bemühungen vor sich zu sehen, das erfordert besondere Menschen. Das kann nicht jeder. Und besonders keiner, dem es in seinem Beruf in erster Linie um Prestige und hohen Verdienst geht.

Schon jetzt ist also unser System des Umgangs mit dem Alter am Ende – finanziell, personell und menschlich. Dabei erleben wir gerade erst den Anfang der grauen Gesellschaft. Die Lage wird von Jahr zu Jahr prekärer.

Eines Eindrucks kann man sich erwehren: In Österreich reicht die gestalterische Phantasie beim Umgang mit dem stetig wachsenden Bevölkerungsanteil alter Menschen gerade einmal dazu aus, die Alten zu verwalten. (Das einzige Resultat der „Vertreibung“ der sozialen Kälte war denn auch ein Behördenspießrutenlauf für diejenigen, die private Pflege für ihre Angehörigen organisieren wollen.)

Ein Blick nach Dänemark zeigt, dass es auch anders geht. Dort sind die alten Menschen Könige im Vergleich zu ihren Altersgenossen bei uns – kein Wunder, dass wissenschaftliche Studien zeigen, dass die dänischen Senioren die gesündesten sind und diejenigen, die sich am glücklichsten schätzen. Die Dänen haben schon 1998 einen politischen Paradigmenwechsel vollzogen, der zu diesen Resultaten führte: Sie haben sich entschlossen, (Steuer-)Geld nicht hauptsächlich in Pflege zu investieren, sondern verstärkt in alles, was dazu beiträgt, dass Pflege – wenn überhaupt – so spät wie möglich notwendig wird. Alles, was Geist und Körper fit hält, ist den älteren Menschen kostenlos zugänglich und wird von den Gemeinden angeboten. Sport für Senioren wird organisiert, Aktivitäten, die das Gedächtnis stärken, Planung und Umplanung von Verkehrsflächen und öffentlichem Verkehr sind an den Bedürfnissen der Alten ausgerichtet. Folgen von Unfällen im Haushalt werden in Einrichtungen in der Nachbarschaft rehabilitiert – um der Hospitalisierung und dem dadurch häufig eintretenden Verfall vorzubeugen. Alles wird unternommen, die alten Menschen so lange wie möglich autonom zu erhalten. Einkaufs- und Lieferdienst für Mahlzeiten sowie sämtliche anderen vorstellbaren Dienstleistungen sind bei der Gemeinde abrufbar, um eigenständiges Leben zu unterstützen.

Auch die Aufhebung des Pensionsalters und die berufliche Umorientierungsmöglichkeit noch für 60jährige sind in Diskussion, weil der Pensionseintritt für viele Menschen ein derartiger Einschnitt im Leben ist, dass sie sich fallen lassen – nicht jeder ist zum swingenden Frühpensionisten geboren.

Altersheime, die teuerste Art, wie eine Gesellschaft für ihre alten  Menschen sorgt, sind in Dänemark der letzte Ausweg. Und auch sie sehen anders aus: Es sind kleine Wohngemeinschaften, nicht spitalsähnliche Fluchten. Denn warum sollte man seine hilflos gewordenen Anverwandten in einer Atmosphäre leben lassen, die man für sich selbst nie akzeptieren würde? Die Senioren – auch wenn sie ihre Defizite haben – sind bei allen Alltagsverrichtungen eingebunden, und der Alltag wird gemeinschaftlich so ausgerichtet, dass immer noch Freude möglich ist: beim gemeinsamen Essen, mit einem Glas Wein, einer Zigarre. Glück hat kein Alterslimit, sagen sich die Dänen.

Natürlich, das dänische Modell belastet das Budget auch stark. Eine alternde Gesellschaft ist teuer. Aber es ist ein großer Unterschied, ob mit dem Geld das Leben der Menschen organisiert wird oder das Sterben.

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Wenn die ÖBB von der AUA lernen könnte

05. August 2010 00:01 | Autor: Andreas Unterberger

 Wer hat noch nicht unter dem schlechten Service der ÖBB gelitten? Welcher Steuerzahler ärgert sich nicht grün und blau über die skandalösen Privilegien und Gehälter der Eisenbahner? Wer findet es verständlich, dass in der ÖBB an Stelle des Vorstands de facto Betriebsräte und Gewerkschaft regieren und jede sinnvolle Reform verhindern? Ist man da hilflos? Nein! Denn die Antwort heißt neuerdings: AUA.

Die Fluglinie, die Österreich im Namen trägt, musste im Vorjahr nach Jahren der Verluste und angesichts mörderischer Ausblicke komplett privatisiert und an die Lufthansa (samt einem letzten kräftigen Cash-Beitrag des Steuerzahlers zu den Schulden) verschenkt werden.

Und siehe da: Die AUA ist nach vielen Indikatoren wieder in deutlichem Steigflug. Sie hätte im zweiten Quartal ohne die Ausfälle wegen der isländischen Vulkanasche-Wolke schon wieder schwarze Zahlen geschrieben.

Wie das? Die wichtigste Ursache ist zweifellos: Die Betriebsräte sind seit dem Eigentümerwechsel plötzlich klein mit Fingerhut und machen keinerlei Wirbel mehr. Das sind dieselben Betriebsräte, die einst regelmäßig dem Vorstand diktiert haben, was er tun darf. Die sich für solche Mitteilungen sogar ins Fernsehen gesetzt haben (wo die linksgestrickten ORF-Menschen wegen ihrer Sympathien für eine öffentlich-rechtliche Betriebsrats-Diktatur die AUA-Betriebsräte nie kritisch befragt haben).

Es sind dieselben Betriebsräte, die früher ständig zur Regierung gelaufen sind, um dadurch jede Sparmaßnahme des Vorstands zu verhindern. Es sind dieselben Betriebsräte, denen es damals gelungen ist, durch Einschaltung von Gewerkschaft und Wirtschaftskammerpräsident(!) den Vorstand öffentlich zu demütigen und ihre Gehaltsprivilegien zu verteidigen.

Ziemlich erstaunlich: Seit dem Eigentümerwechsel steht kaum noch etwas von innerbetrieblichen Kämpfen in der Zeitung. Kein Betriebsrat läuft mehr zur Regierung oder wagt es, Dinge in die Öffentlichkeit zu tragen. Und die Belegschaft trägt plötzlich Maßnahmen mit, die früher undenkbar gewesen sind – die aber damals vielleicht noch eine österreichische Rettung der AUA ermöglicht hätten.

Um nur ein paar Daten zu nennen, was sich jetzt bei der Fluglinie abspielt: Das Personal schrumpft von 8000 auf 5000. Sämtliche mittleren und höheren Führungspositionen wurden konzernintern neu ausgeschrieben. 45 Prozent der Führungskräfte auf allen Ebenen haben ihren Job verloren. Und keine Regierung, kein Sozialpartner macht mehr einen Mucks.

Natürlich hat die Einbindung der AUA in die Lufthansa auch auf anderen Ebenen Nutzen gebracht. Der Zugang zu Lufthansa-Konditionen beim Einkauf wie auch Ticketverkauf brachte der Fluggesellschaft mehr Geschäft und zugleich deutliche Einsparungen.

Beides sind Dinge, die auch für die ÖBB Logik hätten und dort wohl noch viel mehr Einsparungen brächten. Natürlich ist klar, dass die wirtschaftliche Vernunft in Form einer Bahn-Privatisierung keine Chance hat, solange eine Faymann-SPÖ mit an der Regierung ist (unter Gusenbauer wäre das in Krisenzeiten wie jetzt hingegen durchaus diskutiert worden). Aber irgendwann wird sich der österreichische Steuerzahler die alljährliche milliardenschwere Finanzierung einer Gewerkschaft, die sich eine Bahn hält, nicht mehr leisten wollen und können.

Es ist völlig logisch, dass vom Lok- und Waggon-Einkauf über die Technik und das Marketing (liebe ÖBB-Mitarbeiter: solche Fremdwörter einfach nachschauen, ich kann nicht für euch jedes einzelne übersetzen) bis zur gemeinsamen Tarif-Politik eine komplette Fusion mehrerer europäischer Bahnen die einzige sinnvolle Zukunft ist. So wie ja die ÖBB schon den Frachtbetrieb der ungarischen Bahn gekauft hat. Jeder Bahnfahrer, der das versucht hat, weiß, wie kompliziert allein die Berechnung des günstigsten Tarifs ist, wenn er durch drei verschiedene Länder fährt.

Noch einmal zurück zur AUA. Natürlich hat der gegenwärtige Aufwind auch andere Ursachen als die Redimensionierung der Gewerkschaft. Die Fluglinie konzentriert sich nicht mehr auf die rasch schrumpfende Gruppe der Geschäftsreisenden, die sich noch teure Business-Tickets leisten, womit man nur relativ kleine Flugzeuge gefüllt hat. Die AUA hat 20 kleine Flugzeuge verkauft, ist mit den Preisen hinuntergegangen – und transportiert dafür in größeren Maschinen allein auf der Strecke Wien-Berlin viermal so viele Menschen wie vorher. Im Juni ist sie auch im Interkontinentalverkehr zum erstenmal in ihrer Geschichte ohne Verluste geflogen.

Warum nur kann es in manche Köpfe nicht hinein, dass moderne Unternehmen nur noch dann überlebensfähig sind, wenn sie privatisiert sind und wenn sie alle Vorteile einer internationalen Kooperation nutzen können? Das sind übrigens nicht nur rote Köpfe, die auf diese Fakten mit geistigen Blockaden reagieren, sondern bisweilen auch schwarze. Denn beim Skandalflughafen Schwechat oder bei den Energieversorgungsbetrieben glauben ja auch viele Schwarze an das Eigentum schrebergartengroßer Bundesländer.

Und auch Orange, Blau und Grün sind alles andere als mutige Privatisierer. Fürchten sich doch alle vor Kampagnen bestimmter Medien auf einem Intelligenzniveau von der Sorte: „Unser Wasser wird verkauft“.

Aber je später die Wichtigkeit des Umdenkens erkannt wird, umso größer ist die Gefahr, dass wieder bundesdeutsche Sanierer alles übernehmen, um die Ostmärker endlich auf Vordermann zu bringen.

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Millionen Unschuldsvermutungen

04. August 2010 00:01 | Autor: Andreas Unterberger

Wie oft hat man über die Volten des Jörg Haider gelacht oder sich gewundert, geärgert, gestaunt: „Ich bin weg – ich bin schon wieder da“. Kaum hatte er sich von der einen Seite der politischen Bühne mit großem Aplomb verabschiedet, da trat er aus einem anderen Eck schon wieder auf.

 Jetzt gibt es die ominösen 45 Millionen und die haidern nur so vor sich hin: Sie sind da, und schon wieder weg. Irgendwer hat von 45 Millionen so viel verspekuliert, dass nur mehr fünf da sind.

 Und noch viel schlimmer: Da tauchen sie im „profil“ in Liechtenstein auf, sind also da, doch kaum wird bei den Liechtensteiner Staatsanwälten nachgefragt, sind sie schon wieder weg. Die haben nämlich keine Haider-Konten gefunden. Dazwischen, danach und auch weiterhin wird gerätselt, gemutmaßt und gerüchtelt. Eines wurde in jedem Fall nicht gemacht – das, was ein sich und die Leser ernst nehmender Journalismus zu Anfang dieser Geschichten-Lawine hätte tun müssen: Nach dem Berufsprinzip „check and re-check“ wäre es notwendig gewesen, alles so lange zu prüfen, bis nicht mehr vor und nach jeder Zeile hätte stehen müssen: „Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung“. Bis nicht mehr bei jeder Nennung des skandalumwitterten Tagebuchs eines Walter Meischberger das Wörtchen „mutmaßlich“ eingefügt hätte werden müssen – wobei, möchte man den ORF fragen, was bitte ist eigentlich ein „mutmaßliches Tagebuch“, von dem die „Journalberichte“ erzählen? (Kostprobe: „Am Abend les ich dann meine Protokolle durch und geh bald schlafen“ Aber mittlerweile rät ja der Autor dieser tief schürfenden Prosa selbst den Journalisten, seine Aufzeichnungen nicht allzu ernst zu nehmen.) Und war uns dieser Herr Meischberger, der jetzt medial zum verlässlichsten aller Zeugen mutiert ist, nicht bis vor kurzem als suspekter Korruptionist bekannt?

 Das Prinzip „Irgendwas wird schon dran sein“ dominiert. Und auch wenn sich irgendwann Schwarzgeldmillionen bestätigen sollten: Die mediale Vorgangsweise dieser Tage ist selbst- und demokratieschädigend. Eine Branche dankt ab.

 Nur um es klar zu stellen: Jörg Haider war ein mehr als schillernder Politiker. Sein Umgang mit Diktatoren der arabischen Welt war – milde gesagt – in vieler Hinsicht unverständlich. Auch wenn damals, als Haider Saddam Hussein besucht hat, immer wieder hämisch gespöttelt wurde, mit welchem von Saddams zehn Doubles der Kärntner Provinzkaiser eigentlich gesprochen haben könnte. Politisch war Haider nur allzu oft kritisierenswert – auch wenn die Dämonisierung seiner Person, die nicht nur in Österreich, sondern sogar in den USA oder Australien betrieben wurde, übertrieben und kontraproduktiv war. Irgendwie hat es nichts mehr gegeben, was man ihm nicht zugetraut hätte. Und Haider hat da gerne mitgespielt. Einen Teil seines Erfolges verdankte er der wütenden Verbissenheit seiner Gegner.

 Kein Wunder, dass man ihm auch jetzt noch, knappe zwei Jahre nach seinem Tod, alles zutraut. Vor allem, wenn man endlich berichten kann, dass ein „Denkmal bröckelt“. Da heißt es dann „das muss ja nicht völlig aus der Luft gegriffen sein“ (ORF-Mittagsjournal vom 3. August). In der „Presse“ heißt es als Reaktion auf das Dementi der Liechtensteiner Staatsanwaltschaft: „ Allein die Tatsache, dass es für möglich gehalten werden kann, sagt alles.“

 Jeder ehemalige Haider-Intimus, der sagt, „Ich weiß von nichts“, ist den Medien einer, „der von nichts wissen will“. Und es werden neue „Zeugen“ gebracht, die natürlich aus „Furcht um die physische und berufliche Existenz“ anonym bleiben wollen, wenn sie in „Österreich“ ausführlich auspacken. Liechtenstein dementiert? Na, dann werden die Konten halt in der Schweiz liegen.

 Ja, die Existenz riesiger Schwarzgeldkonten im Umfeld Haiders ist möglich – der Korruptionssumpf um die Hypo Alpe Adria, die eigenartigen Kontakte zu Diktatoren und Potentaten, die blau-orangen BUWOG-Verstrickungen und vieles andere ist nicht geklärt. Und genau das ist der Knackpunkt: Noch gibt es keinerlei Beweise. Dass die Staatsanwaltschaft durch Aussagen, es gäbe „einen Zeugen“ und man habe jetzt das (mutmaßliche!) „Tagebuch“, bei diesem Spiel der Gerüchte mitmacht, ist unglaublich. Diese Behörde ist dazu da, aufzuklären, zu arbeiten und Licht in die dunkle Angelegenheit zu bringen. Das ist ihre Aufgabe – nicht das Nähren medialer Aufgeregtheit.

 Dass eine gesamte Medienszene sich an Spekulationen, Gerüchten und anonymen Zeugen abarbeitet, statt mit doppelter Sorgfalt zu recherchieren und zu verifizieren, bevor sie veröffentlicht, ist bestürzend. Es ist aber relativ ungefährlich: Ein Toter kann nicht klagen. Da bietet dann das folkloristisch-mythologische, das doppelte oder doppelbödige Leben des Jörg Haider viel Stoff, um die Geschichte „weiter zu drehen“. Und spätestens dann, wenn der letzte anonyme Zeuge ausgepresst ist, kann eine bunte Boulevardzeitung exklusiv berichten, dass Jörg Haider eigentlich hatte die Wahrheit über die Schwarzgeld-Millionen enthüllen wollen. Und dass ihn dunkle Mächte deshalb unter Alkohol und in ein manipuliertes Auto gesetzt hätten. Wir werden es noch lesen.

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Der Tabubruch: Geschlossene Heime

03. August 2010 00:17 | Autor: Andreas Unterberger

Bisher galt ja schon der Gedanke vielen als Todsünde, wenn nicht gar als eine Art nationalsozialistischer Wiederbetätigung. Dennoch ist er plötzlich salonreif geworden: Kriminelle, aber strafunmündige Kinder in geschlossene Heime zu stecken.

Gewiss: Solche Heime sind problematisch, vor allem wenn nicht verhindert wird, dass sie erst recht zu einer vertiefenden Schule in Sachen Kriminalität werden. Wo die anderen Zöglinge dann die besten - oder in Wahrheit: schlechtesten - Lehrer werden. Dennoch ist vermutlich dort die Chance auf eine Anpassung verpatzter Menschenleben an eine zivilisierte Gesellschaft noch größer als in ihrer bisherigen Umgebung.

Denn diese Kinder sind in den letzten Jahren immer gezielter für Verbrechen eingesetzt worden. Für Einbruchs- und Taschendiebstähle, für Drogenhandel und anderes. Weil ihnen ja eh nichts passieren kann, da sie noch nicht vor Gericht kommen können.

Banden aus Ost- und Südosteuropa haben immer öfter zu diesem Trick, zu diesem Kindesmissbrauch gegriffen. Das Problem ist so schlimm geworden, dass sich nun sogar der sehr linke Berliner Bürgermeister Wowereit für die Möglichkeit ausgesprochen hat, Kinder vor dem 14. Lebensjahr in ein geschlossenes Heim zu stecken.

Freilich: Was ist dann mit den Kindern, wenn sie wieder aus dem Heim heraußen sind? Wie schickt man sie dann wieder nach Rumänien oder in die Slowakei oder nach Georgien zurück? Drohen dann wieder große Gutmensch-Inszenierungen? Oder schafft man es, dass für diese Kinder auch in ihrer Heimat geschlossene Heime mit einem akzeptablen Standard an zumindest versuchter Erziehung entstehen?

Das alles ist problematisch. Dennoch sind in jedem Fall gerade diese Heime im Interesse der Kinder. Denn so ist die Chance am größten, dass sie nicht von gewissenlosen Eltern, Onkeln und Clans kontinuierlich missbraucht werden.

Dahinter verbirgt sich ein verdrängtes Riesenproblem: Sobald die Grenzen Richtung Slowakei und Rumänien nach Ablauf aller Übergangsfristen offen sind, wird wohl unweigerlich ein Sog für Millionen Roma und Sinti entstehen, die im Westen ihr Glück versuchen. Wowereit und der französische Präsident Sarkozy haben es schon angesprochen, direkt oder indirekt. Bei uns wollen es die Regierungsparteien offenbar wieder einmal lieber ein paar Jahre der FPÖ überlassen. Die da freilich als neue Serbenpartei auch ihre Glaubwürdigkeitprobleme haben wird.

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Die Schweizer Trauben sind manchen zu sauer

02. August 2010 01:06 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist geradezu rührend: Ein SPÖ-Journalist triumphiert, dass Österreich die Schweiz in punkto Wettbewerbsfähigkeit und Kaufkraft überholt hat. Womit offenbar endlich das Gerede widerlegt sein soll, dass derzeit fast alle Leute die Schweiz als Vorbild hinstellen.

Soche Aufsätze führen sich zwar im Grund selbst ad absurdum. Aber da mich ein Partner dazu aufgefordert hat, doch einige Anmerkungen dazu: Natürlich haben die massive Schuldenmacherei der Regierung, die Zinssenkungen und die überhöhte Lohnrunde des Vorjahres derzeit eine erhöhte Kaufkraft unter die Menschen gebracht (die sie freilich eher zum Sparen, für Gold- und Immobilienkäufe oder für Auslandsreisen als zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft nutzen).

Nur sollte man sich eher schämen, wenn man eine schuldenfinanzierte Geldaufblähung als Erhöhung der Kaufkraft berühmt. Denn je mehr Geld 2009 und 2010 unter die Menschen gebracht worden ist, umso bitterer wird die Rückzahlung. Und der damit verbundene Kaufkraftverlust.

Die Schweiz hat hingegen auch das Krisenjahr mit einem Budgetüberschuss durchgehalten. Und dennoch hat sie derzeit nur 3,7 Prozent Arbeitslose, also viel weniger als Österreich oder die anderen EU-Staaten.

Irgendwie kommen mir die Lobhudler mit ihren Lobgesängen auf die derzeitige Kaufkraft in Österreich wie Defraudanten vor, die am Abend vor der Konkursanmeldung noch einmal im Nachtlokal den tollen Mann spielen.

Dasselbe trifft auf die Wettbewerbsfähigkeit zu. Weil fast alle Welt derzeit in den Schweizer Franken drängt, und weil dessen Kurs dadurch beharrlich steigt, schafft das gewisse Probleme für den Schweizer Export. Nur: Solange die Schweiz so niedrige Arbeitslosenzahlen hat, sollte sich kein Österreicher über die Schweiz den Mund zerreißen. Außer er versucht verzweifelt, Propaganda für den fahrlässigen Finanzkurs der Faymann-Republik zu machen.

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Bier, Sex und die SPÖ

01. August 2010 05:43 | Autor: Andreas Unterberger

Endlich hat die Wiener SPÖ wieder ihre Existenzberechtigung entdeckt. Sie ruft zum Kampf gegen sexistische Werbung. Man fragt sich nur, warum sie diese ausgerechnet bei Brauereien so problematisch findet.

Die SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger lässt neuerdings Protest-Musterbriefe verteilen, in der die Erregung der Brief-Abschreiberinnen gegen Hirter Bier ausgedrückt werden soll, weil auf einem Plakat drei attraktive Frauen ihren Oberkörper nur mit einer Hand verdecken und Bier trinken.

Die Kärntner Brauerei darf sich für die Gratis-Werbung bedanken. Die Frauen über die konkludente Unterstellung, dass sie ohne Schummelzettel nicht imstande wären, selbst Briefe zu formulieren (wenn sie wirklich spontan über jenes Plakat erzürnt sein sollten).

Und der Rest der Menschheit darf sich fragen, ob es nicht die Vorurteile über Frauen mehr befördert, wenn aus Steuermitteln bezahlte Politikerinnen solcherart demonstrieren, wofür sie ihre Zeit verwenden.

Und die Frau Frauenberger selbst sollte uns einmal erklären, warum sie nackte Haut nur bei Bierwerbung so schlimm findet. Und warum sie dieselbe beispielsweise beim Life-Ball nicht inkriminiert. Nur weil da für Bier und dort konkludent für Homosexualität und Promiskuität geworben wird? Oder weil das eine aus Wiener Steuermitteln unterstützt wird, das andere hingegen aus dem Budget einer Bierfirma?

Wenn die Gute aber glaubt, damit den SPÖ-Wahlkampf zu unterstützen, dann dürfte sie doppelt irren: erstens in Hinblick auf die Zahl der Biertrinker jedes Geschlechts, und zweitens in Hinblick auf die Intelligenz der Wiener Frauen außerhalb des Rathauses.

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Urlaubslektüre zum Fürchten

31. Juli 2010 01:07 | Autor: Andreas Unterberger

Christoph Schönborn nennt in einer Boulevardzeitung seine Urlaubslektüre. Es ist eines der üblichen grünen Panikmach-Bücher mit den üblichen grünen Weltuntergangs-Szenarien (wenn auch von einem einst CDU-nahen Autor).

Diese Katastrophen-Prophezeiungen haben nachweislich noch nie gestimmt. Sie sind zwar seit den 60er Jahren in immer neuen Varianten ausgestoßen worden, haben sich aber immer in jeder Hinsicht als falsch erwiesen. Aber trotzdem fürchtet sich der Wiener Kardinal offenbar halt so viel gerne. Was ihm ja gegönnt sei - andere lesen zu diesem Zweck Krimis und Thriller.

Bedenklich wird es nur, wenn ein einflussreicher Kirchenfürst die grüne Panikmache auch für bare Münze nimmt. Und dies auch in einem Gratisblatt mit dem Kommentar unter die Menschheit bringt, dass ihn das an seine Kindheit erinnert. "Wir hatten unvergleichlich weniger als heute. Waren wir unglücklicher?"

Vielleicht sollte der Kardinal sich mehr mit Fakten als mit den - für fast jeden - schönen Illusionen über die gute alte Zeit und die eigene Kindheit befassen. Denn in den von ihm als so glücklich hingestellten Jahren war die Lebenserwartung mehr als ein Jahrzehnt niedriger, hat es rund um den Erdball immer wieder Hungerkatastrophen in einem seit Jahren völlig unbekannten Ausmaß gegeben (mit Todeszahlen, die jene des großen Tsunami weit übertreffen), mussten Hunderttausende wegen der großen Armut aus Österreich auswandern, erlitten Kinder wegen Fehlernährung und unzureichender medizinischer Betreuung lebenslange Schäden, waren Luft und Gewässer in Österreich lange nicht so sauber wie heute, wurden Kinder in Heimen aller Art übel be- und misshandelt, waren uneheliche Kinder Wesen letzter Ordnung. Und das alles war vor dem Krieg in keiner Weise besser.

Oder glaubt der Kardinal, dass meine Verwandten, die in den frühen 50er Jahren nach Kanada ausgewandert sind - mit zehn Dollar in der Tasche, ohne eine Anlaufadresse und ohne ein Wort Englisch -, dass die seine romantische Geschichsfälschung teilen? Oder die Emigranten der letzten Hundert Jahre davor?

Irgendwie glauben in der Kirche offenbar noch immer viele, dass es schwer sündhaft wäre, wenn man nicht die Welt als ständig schlechter werdend darstellt. Dass man zumindest niemals zubilligen darf, dass Forschung und Wissenschaft, Marktwirtschaft und Globalisierung das Leben der Menschen dramatisch verbessert haben.

Oder meint der Kardinal vielleicht nur, dass vor dem Konzil alles viel besser gewesen wäre? Das wäre interessant.

Übrigens: Der Mann, den Schönborn als "Wirtschaftsforscher" rühmt, wird von Wikipedia zu Recht nur "Sozialwissenschafter" genannt und schreibt sich anders als der Gemeinte (was in einer Gratiszeitung natürlich niemandem auffällt). Aber das nur am Rande.

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Silvios Glück und nicht das Ende

30. Juli 2010 11:14 | Autor: Andreas Unterberger

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi wirft Gianfranco Fini, seinen gefährlichsten Rivalen, hinaus. Das ist das Ende einer sich lange anbahnenden Beziehungskrise in der bürgerlichen Mehrheitpartei. Es stellt vielleicht auch die Sanierung des Landes in Frage.Es zeigt aber auch die Stärke Berlusconis.

Das bezeichnendste an den Reaktionen ist - zumindest vorerst - das völlige Ausbleiben von Neuwahlforderungen durch die italienische Linke. Es wäre ja eigentlich das Normalste, dass bei einem Zerfall der Regierungspartei die Opposition nach Newahlen ruft. Besonders dann, wenn mit Fini zahlreiche andere Abgeordnete gehen. Besonders dann, wenn man den Berichten der meisten ausländischen Medien glaubt, dass Berlusconi im ständigen Abstieg ist.

Das ist er aber in Wahrheit nicht, denn die Berichterstattung deckt sich nicht mit der Stimmung in der Bevölkerung. Deswegen hat nicht nur die Linke recht unsicher auf Berlusconis Gewaltakt reagiert, sondern auch Fini. Er hat zumindest in den letzten Tagen geradezu um die Gnade des Ministerpräsidenten gewinselt, nachdem er ihn zuerst scharf attackiert hatte.

Denn die Italiener wissen: Nur mit Berlusconi und seinem in den letzten Tagen durchgezogenen scharfen Sparpaket können dem seit Jahrzehnten schwer verschuldeten Land griechische Verhältnisse erspart bleiben. Schon in den letzten Jahren hat es Berlusconi geschafft, den Zuwachs der Staatsschulden mit Erfolg einzubremsen. Während die einstigen christdemokratischen Linksregierungen Schulden angehäuft haben.

Fast könnte man glauben, dass es Berlusconi darauf angelegt hat, in Neuwahlen zu gehen. Die Linke ist total zerstritten (auch wenn die österreichischen Medien darüber nie berichten, sondern immer nur Berlusconi hinunterschreiben). Sie ist ein wirrer Haufen von Kommunisten, christlichen Gutmenschen und klassischen Sozialdemokraten ohne ein klares Programm, außer dem, gegen Berlusconi zu sein.

Und auch Fini hat als unsicherer Kantonist wenig Chancen. Er hätte nur als Thronfolger Berlusconis mit dessen Segen Chancen gehabt. Aber nicht als Unruhestifter, der vorzeitig gegen den Altmeister revoltiert. Gianfranco Fini hat sich politisch so oft und so weit bewegt, dass es ihm schwerfallen wird, sich nun auch als Anti-Berlusconi zu profilieren. Hat er doch die einstige neofaschistische Partei zuerst mit Berlusonis Gruppe fusioniert und sich dann innerhalb dieser an den ganz linken Rand bewegt, sodass Fini schon fast alle politischen Richtungen verfolgt hat. Was die Glaubwürdigkeit mehr zerstört als die Strizzi-haften Züge Berlusconis.

Ganz interessant ist der Vergleich der italienischen Krise mit Deutschland. Da wie dort ist es das Hauptproblem einer nach einem großen Wahlerfolg an die Macht gekommenen bürgerlichen Regierung, dass sie im Grunde eine Dreierkoalition darstellt. In Deutschland sind sich sofort CSU und FDP in die Haare geraten. In Italien taten das die Fini-Gruppe innerhalb der Mehrheitspartei und der Koalitionspartner Lega Nord. Also da wie dort: Der Hauptkampf war zwischen der Nummer Zwei und der Nummer Drei.

Der große Unterschied: Während Angela Merkel alle Streitigkeiten ohne klare Führung auszusitzen versucht, schlägt Berlusconi mit südlichem Temperament hinein und stellt sich an die Seite der Lega Nord. Was klug ist: Ist doch die separatistische und immigrationsfeindliche Lega im Norden sehr erfolgreich unterwegs; sie konnte zuletzt die Rückschläge für die Berlusconi-Partei "Volk der Freiheit" voll kompensieren.

Jedenfalls steht - im Gegensatz zu den meisten Medienberichten - Berlusconi heute besser da als Merkel, die mit den schlechtesten CDU-Umfragewerten seit Menschengedenken fertig werden muss.

Anerkennung für das taktische Geschick Berlusconis und seinen Sanierungskurs heißt freilich noch nicht, dass man die strafrechtlichen Vorwürfe gegen ihn und einige seiner Freunde ignorieren darf. Nur muss man die in Relationen sehen: Erstens, das Showmaster-Talent Berlusconis ist in Zeiten, wo die halbe Gesellschaft völlig unpolitisch ist, ganz unverzichtbar.

Und zweitens: Die Italiener sind nach der Massenkorruption und dem Dauerstreit der christdemokratisch-sozialistischen Periode weit Schlimmeres gewöhnt. Manche der Vorwürfe klingen auch eher skurril.

Wie etwa  der jüngste einer Geheimloge innerhalb der Berlusconi-Partei: Denn bis heute ist nicht ganz klar, wo jetzt das Verbrechen liegt. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich da eine Gruppe von Politikern halt zu vertraulichen Gesprächen getroffen und nachgedacht hat, was in Italien alles geändert werden muss. Das aber tun alle Politiker dieser Welt (bis auf die ganz unfähigen). Und es ist gut so. Reformen müssen immer zuerst in Ruhe und ohne Medien besprochen werden. Das tun ja auch die echten Freimaurer in Österreich, wo sie neben der Arbeiterkammer die mehr oder weniger (zuletzt eher weniger) intellektuelle Vorhut der Sozialdemokratie bilden. Aber offenbar ist alles gut und erlaubt, wenn es die Linken tun; wenn sich rechte Politiker geheim treffen, wird es zum Hochverrat.

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SN-Kontroverse: Grasser - was blieb?

30. Juli 2010 04:31 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Was blieb von Karl-Heinz Grasser?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Frage nach den rechten Dingen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Es gab einmal einen Finanzminister, der auf der Wiener Kärntnerstraße, Höhe Himmelpfortgasse, dem Sitz seines Ministeriums, eine große digitale Uhr montieren ließ. Sie zählte für die Bürgerinnen und Bürger an, wann des Ministers polit-propagandistischer Verkaufshit „Nulldefizit" erreicht werden sollte.

In Österreich schrieb man Jahr II der schwarz-blauen Wende und des Ministers Propagandahit hatte es in sich: Erhöhung der Steuern, Gebühren, Abgaben und Mauten. Es wurde auch das Familiensilber der Zweiten Republik verkauft oder teilprivatisiert meist unter dem wahren Wert, wie zum Beispiel die Österreichischen Tabakwerke.

Es kam zum Verkauf von Gold- und Devisenreserven im Zuge der Euroeinführung durch die Österreichische Nationalbank: in den Jahren 2001 - 2003 zahlte die Nationalbank jeweils über 950 Millionen Euro an den Bund, doppelt so viel wie im langjährigen Schnitt.

Später, als der Verkaufshit des Ministers sich in der Realität als Flop erwiesen hatte, mussten noch die Bundeswohnungen (Buwog) verkauft werden. Dabei kam es zu Provisionszahlungen und zwei gute Bekannte des Ministers erstatteten Selbstanzeige, weil sie 9,6 Millionen Euro Honorar, das sie vom Sieger des BUWOG-Verkaufs Immofinanz erhielten, über eine Briefkastenfirma an der Finanz vorbeigeschmuggelt hatten.

Das alles wollte der Minister nicht bemerkt und schon gar nicht gewusst haben und somit bleibt von der „Ära" KHG (Eigenwerbung) im Wesentlichen, dass die Justiz damit beschäftigt ist, der Frage nach zu gehen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Und aus der ÖVP-Zentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse sind Seufzer der Erleichterung zu vernehmen, weil der Plan, den Minister zum Parteichef zu machen, von einigen als renitent bekannten Tiroler Parteifreunden in letzter Sekunde verhindert wurde.


Die Erfolge bleiben

Andreas Unterberger

Gegen Karl-Heinz Grasser häufen sich belastende Indizien. Manche davon klingen sehr ernsthaft und sind genau zu prüfen, was die Staatsanwaltschaft auch tut. Eher dumm ist es, wenn politische Gegner Grassers den Strafverfolgern nun Vorschriften machen wollen, was diese zu tun haben.

Was bisher öffentlich bekannt ist, bringt nüchtern betrachtet einige Herren schwerst in Bedrängnis, die sich in der engsten Umgebung Grassers bewegt haben. Für eine Anklage oder Verurteilung Grassers reicht das aber nicht aus - es sei denn, in seinen Konten (deren Öffnung er mehrfach angeboten hat) fänden sich Geldflüsse zu ihm.

Was zur Vorsicht bei der Beurteilung der Vorwürfe mahnt, ist die Tatsache, dass gegen ihn schon seit Jahr und Tag aggressive Kampagnen lanciert werden, von denen etliche an Lächerlichkeit nicht zu überbieten waren. Etwa weil er einmal ein Gratis-Upgrade in die erste Klasse eines AUA-Flugzeuges genossen hat; oder weil er nach dem Tsunami seinen Urlaub nicht unterbrochen hat.

Gasser erregt seit jeher Emotionen. Positive wie negative. Beide hängen zweifellos mit seinen Erfolgen zusammen, die Faktum bleiben, selbst wenn die nunmehrigen Vorwürfe Substanz bekämen. Grasser hat (was freilich nur mit Hilfe Wolfgang Schüssels möglich war) als einziger Finanzminister der letzten 40 Jahre nicht nur das jährliche Defizit, sondern auch die Staatsverschuldung signifikant senken können. Er hat eine mit weit über 60 Milliarden Schilling schwer verschuldete Verstaatlichte übernommen, die er durch Privatisierungen in die schwarzen Zahlen gebracht hat. Woran auch eventuelle private Bereicherungen im Millionenbereich nichts ändern, so streng die auch zu bestrafen wären.

Vor allem hatte Grasser kommunikatives Charisma und als einziger Politiker die Gabe, bei den Leserinnen der Regenbogenpresse gut anzukommen. Was ihm naturgemäß prinzipiellen Hass aller linken Parteien und Journalisten einbrachte.

 

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Fußnote 130: Das Pech mit dem Glücksspiel

29. Juli 2010 17:46 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist aufschlussreich wie lehrreich: bwin wechselt an die Londoner Börse.

Die Fusion der zwei Glücksspielkonzerne bwin und PartyGaming lässt einen europäischen Gamble-Giganten entstehen. Und er bringt der Wiener Börse nach dem Ende der AUA-Aktien einen weiteren gravierenden Verlust. Der umso erstaunlicher ist, als bwin in der neuen Gesellschaft mit 51,6 Prozent den Mehrheitsanteil stellt. Warum nur gehen die dann unter dem Namen des britischen Partners nach London? Hängt das vielleicht - trotz der dominierenden Rolle von Hannes Androsch in dem Konzern - damit zusammen, dass man sich am Finanzplatz London bessere Bedingungen erwartet? Dass man sich einfach die besten steuerlichen Bedingungen sucht? Während Androschs Parteifreunde in Wien fast täglich neue Steuerideen erfinden, die noch mehr Firmen vertreiben werden? Mit Garantie bedeutet das jedenfalls den Verlust höchstqualifizierter Arbeitsplätze hierzulande. Was ein Jammer ist, auch wenn der Tagebuchschreiber überhaupt keine Beziehung zum Glücksspiel hat (außer beim Tarockieren, das allen Strategie-Plänen zum Trotz durchaus auch mit Glück zu tun hat). Derselbe Androsch kontrolliert übrigens eine weitere Firma, die erst vor Monaten viele Arbeitsplätze Richtung China "exportiert" hat . . .

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Man steckt ein, man steckt ein

29. Juli 2010 00:52 | Autor: Andreas Unterberger

Wie hatten Medien doch die Neidgenossenschaft angeblasen, als es noch für alle Politiker die fetten Politikerpensionen gegeben hat! Irgendwie waren fast alle der Meinung, dass die nicht wirklich gerechtfertigt waren. Und doch ist in mir in den letzten Stunden so etwas wie Nostalgie nach diesen alten Zeiten entstanden.

Denn damals gingen Politiker zwar hochhonoriert in Pension. Ein paar Jahre Minister oder Abgeordneter und der Rest des Lebens war gesichert. Dafür herrschte jedoch ein - großteils ungeschriebener - Ehrenkodex, was Politiker nach ihrer aktiven Zeit auf keinen Fall machen dürfen. Etwa als hochbezahlter Lobbyist politische Kontakte im Interesse bestimmter Firmen nutzen. Oder Berater-Honorare einstecken für Null Beratung.

Der Verdacht liegt da allzu nahe, dass auf diesem Weg politische Entscheidungen unsauber beeinflusst werden, dass sich da ein Kanal für verdeckte Parteispenden etabliert hat, oder dass auf diesem Wege Honorare für frühere wohlwollende politische Entscheidungen fließen.

Etliche Altpolitiker kassieren zwar auch heute noch lebenslang die fetten Pensionen, weil sie von der Umstellung auf ASVG nicht mehr betroffen waren. Aber von einem solchen Ehrenkodex wissen sie schon lange nichts mehr.

Da hat etwa der Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky eine Million Schilling (über 70.000 Euro) für die telephonische Beratung des Millionenjongleurs Flöttl kassiert. Und einziger zugegebener Inhalt der Beratung war die Einführung des Euro. Wollte Flöttl etwa gar wissen, wieviel Schilling ein Euro wert sein wird, weil er sich keine Zeitung mit dieser Information leisten konnte? Ist ihm doch leider, leider der Computer mit allen Abrechnungen und Informationen abgestürzt, was er eigentlich mit Hunderten Bawag-Millionen getan hat.

Das Vranitzky-Honorar hat genausowenig einen Staatsanwalt interessiert wie die relativ undurchsichtigen  Beratungsgeschäfte des Ex-Innenministers Ernst Strasser, die dieser auch als EU-Abgeordneter weiterführt. Offenbar ist all das irgendwie legal, es ist aber dennoch massiv dubios.

Und man kann wetten, dass auch die seit wenigen Stunden bekannte und extrem eigenartige Tatsache ignoriert werden wird, dass ein weiterer Ex-Bundeskanzler, nämlich Alfred Gusenbauer, ein Jahr nach seinem Abtritt ausgerechnet von der Hypo Alpe Adria 60.000 Euro Honorar bezogen hat. Dabei ist diese HAA unter Milliarden-Kosten für den Steuerzahler aufgefangen und dann verstaatlicht worden. Manche erstaunt es lediglich, dass Gusenbauer um 10.000 Euro billiger ist als einst Vranitzky.

Der einzige Altpolitiker, der wohl sicher wegen seiner schon fast unüberschaubaren politischen Beratungstätigkeiten mit einem Strafverfahren rechnen muss, ist der Freiheitliche Ex-Abgeordnete Meischberger. Er scheint es freilich tatsächlich noch viel ärger getrieben zu haben als die diversen Ex-Kanzler. Soeben ist bekannt geworden, dass er auch mit der nicht gerade SPÖ-fernen Baugesellschaft Porr in Zusammenhang mit ungarischen Aufträgen gute Geschäfte gemacht hat.

Es wird schon stimmen, dass insbesondere bei Auslandsgeschäften ohne Schmiergeld nichts geht. Und das wird halt oft als Beratungshonorar getarnt. Nur: Warum muss das immer ausgerechnet über Ex-Politiker fließen?

Gewiss, es wäre absurd, von Ex-Politikern zu verlangen, sich nach ihrer Tätigkeit in Salzsäure aufzulösen. wie es manche Kommentatoren erwarten. Wir brauchen charakterfeste, seriöse, gebildete, mutige und entscheidungsfreudige Politiker. Je schlechter wir sie während des Jobs - aber auch nachher - behandeln, umso schlechter wird die Personalauslese.

Gleichzeitig wäre es aber dringend am Platz, nach jeder politischen Funktion eine etwa fünfjährige Auskühlperiode anzuhängen, in der ein Politiker notfalls noch weiter bezahlt wird (sofern er nicht pensionsreif ist), in der er aber keinerlei verfängliche Geschäfte betreiben darf.

Es würde auch die Qualität unserer Universitäten dramatisch verbessern, wenn Politiker in dieser Auskühlperiode nach amerikanischem Muster Vorlesungen und Seminare an den Unis abhalten sowie Diplomarbeiten betreuen dürften und müssten. Um wie viel würde sich da die Qualität etwa der Wiener Politologie-Vorlesungen verbessern, aber auch die vieler anderer Disziplinen.

Wie toll wäre es, wenn die Expolitiker durch die Schulen zögen, um sich den jungen Menschen zu stellen, um ihnen Staat und Demokratie näher zu bringen. Sie gäben im übrigen auch weit bessere Diplomaten ab als die meisten der jetzigen Botschafter (die etwa ein anreisendes Regierungsmitglied tatsächlich ein ganzes Abendessen lang anjeiern, weil sie doch endlich einen neuen Flachbildfernseher fürs Schlafzimmer haben wollen).

Aber überall hat die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst einen Eisernen Vorhang heruntergelassen, dass nur ja niemand von außen an die Futtertröge in Universitäten oder Außenministerium herankommt.

Und der Gesetzgeber schaut dem tatenlos zu, und er erlaubt zugleich Altpolitikern jede halbseidene Tätigkeit. Was eine weitere heftige Zunahme der Demokratiemüdigkeit auslösen wird.

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Die Freiheit beginnt heute (und endet bald wieder)

28. Juli 2010 00:51 | Autor: Andreas Unterberger

Bis zum heutigen Tag hat uns der Staat mit all seiner Macht - die bis zum Einsatz der Polizei reichen kann - jeden Cent abgenommen, den wir bisher verdient haben. Erst ab heute gehört das von uns verdiente Geld auch wirklich uns. Früher hat man das Raub genannt (auch dann, wenn die Räuber vorgaben, es für einen guten Zweck zu tun).

Daher dürfen die Österreicher heute - so wie es schon in anderen Ländern üblich ist - heute den Tax Freedom Day "feiern". Als Symbol, dass wir endlich frei sind.

Gewiss kann man jetzt lange streiten, ob die Berechnung des Tax Freedom Day wirklich korrekt auf den heutigen Tag fällt. Ist er später? Ist er früher? Muss man nicht die neu gemachten Schulden ebenfalls berücksichtigen?

Das ist aber letztlich eine unbedeutende Frage angesichts der Tatsache, dass wir im kommenden Jahr diesen Tag zweifellos noch viel später begehen dürfen. Nach welcher Methode immer der Tag berechnet wird. Denn nach den Wiener Wahlen kommt eine gewaltige Steuererhöhungs- und Abgabenlawine auf uns zu, die alles Bisherige noch in den Schatten stellen wird.

Und nur sehr Naive glauben der Regierungspropaganda, dass es nur die "Reichen" treffen wird. In Wahrheit werden wir alle unter den Folgen einer Bankensteuer leiden müssen (die von den zahllosen diskutierten Steuererhöhungsplänen am sichersten ist), um nur eine zu nennen. Und nur doppelt Naive lachen die Regierungspropagandisten nicht aus, wenn sie davon reden, dass lediglich "die an der Krise Schuldigen" zahlen werden.

Oder will die Regierung etwa gar den Vereinigten Staaten einen Steuerbescheid zusenden? Oder der Lehman-Bank? Oder der US-Notenbank Fed? Oder den ebenfalls bis über beide Ohren verschuldeten europäischen Regierungen? Wenn sie das nicht kann, möge sie uns bitte mit dem Geschwätz verschonen.

Aber tut die Regierung nicht viel Gutes mit dem Geld? Nun, niemand sagt, dass die Minister das Geld für ihre privaten Zwecke stehlen. Aber sie setzen es in allen Gebieten, wo sie angeblich oder wirklich Gutes tun, viel ineffizienter ein, als wenn wir selbst damit unsere Schulen, Alters- oder Gesundheitsverorgung organisieren würden. Denn wenn das Geld den Umweg über den Staat nimmt, dann ist damit jedenfalls einmal eine gewaltige Bürokratie zu finanzieren.

Überdies geben Politiker und Beamte Geld nie nach Effizienz aus, sondern nach öffentlichen Stimmungslagen, nach parteipolitischen Interessen, nach dem Wahlkalender. Daher ist es durchaus legitim und tunlich zu sagen: Heute beginnt die Freiheit der Steuerzahler. Und hört am 31. Dezember auch schon wieder auf.

 

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Wovon Spindelegger spricht, und wovon nicht

27. Juli 2010 01:25 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Spindelegger will bis 2030 weitere 100.000 qualifizierte Zuwanderer nach Österreich holen. Das schockiert FPÖ und BZÖ. Aber in Wahrheit ist die Zahl überhaupt nicht schockierend, sondern etwas ganz anderes sollte heiß debattiert werden. Was aber niemand tut. Weil es zu heikel oder zu kompliziert ist.

Die vom Außenminister – oder ÖAAB-Chef? – gewünschten 100.000 Zuwanderer entsprechen dem Trend der letzten Jahre. Wenn Österreichs Wirtschaft in dieser Zeit halbwegs blühen sollte – was aber die Schuldenpolitik der Regierung wacker zu verhindern sucht – dann wäre der Bedarf sogar viel größer. Wenn hingegen eine langdauernde Stagnation anbrechen sollte, gibt es vielleicht nicht einmal für diese 100.000 die Arbeitsplätze.

Daher ist jede Zahl eine reine Milchmädchenrechnung –  in Hinblick auf die verfügbaren Arbeitsplätze und den langen Zeitraum. Genauso Milchmädchenrechnung sind alle Argumente mit Hinweisen auf die Bevölkerungsentwicklung. Arbeitsplätze entstehen durch die Wirtschaft, nicht durch eine Statistik.

Mutig ist an dem Spindelegger-Vorschlag der Hinweis, dass man sich die Regionen aussuchen wolle oder solle, woher die Zuwanderer kommen. Worunter sich zwar alles oder nichts verbergen kann. Aber einmal angenommen, diese Formulierung des Ministers ist mehr als eine Floskel, dann kann das nur eines bedeuten:

Ein Nein zur Zuwanderung aus islamischen und afrikanischen Regionen, und ein Ja zu allen Einwohnern Europas, Süd-, Südost- und Ostasien. Denn bei diesen ist das Bildungsniveau höher, ist die Anpassungsbereitschaft an Rechtsstaat und Demokratie größer, ist die Leistungsbereitschaft höher. Bei ihnen ist vor allem die Integrationsbereitschaft größer – zumindest wenn sie nicht binnen kurzem in zu konzentrierter Ladung ins Land kommen. Das zeigen alle Analysen des weltweiten Verhaltens von Migranten.

Freilich: Es wird spannend, wenn Spindelegger wirklich wagen sollte, diese Differenzierung gegen die Diktatur der Political Correctness einzuführen. Denn da werden bald mit Sicherheit die üblichen linken Verfassungsrechtler aufstehen (die offenbar derzeit auf Urlaub sein müssen) und „Rassismus!“ rufen. Man dürfe doch nicht die Hautfarbe anschauen.

Genauso spannend wird es sein, ob Österreich überhaupt die nötigen qualifizierten Zuwanderungswilligen findet. Denn auch andere Länder haben ein demographisches Defizit und suchen danach. Und die allerbesten Migrationswilligen wandern lieber in die USA oder nach Großbritannien als in einen Kleinstaat mit all seinen Engen. Mit oder ohne Rot-Weiß-Rot-Card.

Die wirklichen Probleme mit Demographie und Migration hat Spindelegger aber elegant umschifft. Die da sind, um nur die wichtigsten zu nennen:

Familienzusammenführung. Die größten Immigrantenzahlen stellen schon lange nicht Gastarbeiter oder Asylwerber dar, sondern die ohne große Prozeduren ins Land gelassenen Familienangehörigen. Die allzu oft halb analphabetische anatolische Bräute sind, die einem halbgebildeten hiesigen Alt- oder Jungpascha zugeführt werden; oder wirkliche und angebliche Kinder, deren Verwandtschaft natürlich nur auf Grund eines kaum verständlichen Dokumentenzettels und nicht via DNA-Test festgestellt wird (weil ein solcher Test wieder einmal unsere linken Verfassungsjuristen stören könnte).

Saisonniers. Alle Erfahrung sollte eigentlich zur Entwicklung und Forcierung von Saisonnier-Modellen führen, bei dem Menschen auf zwei oder drei Jahre kommen und viel verdienen können, bei dem sie aber zumindest in dieser Zeit nicht ihre Familie nachholen können (auch wenn da wieder die üblichen Verfassungsjuristen . . .). Ein verbessertes Saisonnier-Modell sollte man sogar mit  saftigen Heimkehrprämien/Existenzgründungszuschüssen als Dank für den Beitrag zu unserem Wirtschaftswachstum verbinden.

Wenn ihre Arbeitgeber sie dann weiter beschäftigen wollen, müssten die Arbeitgeber die dafür nötige (streng limitierte) Genehmigung ersteigern. Wenn die Arbeitskräfte ihnen das wert sind. Damit würde auch verhindert, dass die Arbeitgeber den Vorteil von billigen Zuwanderern lukrieren, die Kosten aber der Allgemeinheit aufhalsen.

Zuwanderung in den Sozialstaat. Alle vorhandenen Zahlen zeigen, dass die Immigration der letzten Jahre primär in den Sozialstaat und nicht mehr in den Arbeitsmarkt stattgefunden hat (höchstens in den Schwarzmarkt). Der Anteil der werktätigen Türken, die einer sozialversicherungsrechtlichen Arbeit nachgehen, ist jedenfalls weit geringer als bei den Österreichern. Und alle Untersuchungen über Arbeitslosigkeit und Armut zeigen einen massiv überproportionalen Ausländeranteil.

Pensionsalter. Auch wenn es einen ÖAAB-Chef schmerzen sollte: Eine viel weniger folgenreiche Antwort auf das Überalterungsproblem als Zuwanderung wäre jedenfalls eine rasche und deutliche Erhöhung des Pensionsantrittsalters. Das ist ja auch den Menschen anderswo zumutbar. Das führt vor allem zu keinen Kultur- und Familienzusammenführungs-Problemen.

Integration. Selbst wenn Spindeleggers 100.000 kommen, ändert das nicht das Problem mit den schon vorhandenen und ihren Anteil rapide vergrößernden Moslems in Österreich. Die in diesem Sommer nun schon die meisten öffentlichen Schwimmbäder Wiens übernommen haben, um nur einen aktuellen und augenscheinlichen Aspekt zu nennen. Wo bleiben da die energischen Maßnahmen gegen alle radikalen Prediger oder Religionslehrer? Wo bleiben da die finanziellen Strafen für die Eltern, wenn deren Kinder trotz aller Angebote nicht ordentlich Deutsch lernen? Wo bleiben da die Strafen für alle jene Rabeneltern, die ihre Töchter massiv diskriminieren, sie zwangsverheiraten, nicht am Sport teilnehmen lassen oder ihnen höhere Schulbildung verwehren?

Wieviel wir auch immer wirklich an Zuwanderern brauchen: Zuerst müssen wir das riesige Problem mit den schon vorhandenen angehen, das uns die Industrie (die nur an billigen Arbeitskräften interessiert waren) und Rot-Grün (die auf neue Wählermassen hofften) eingebrockt haben.

Herr Minister Spindelegger: Der Anfang haben Sie vielleicht gemacht, aber jetzt kommen eigentlich erst die wirklichen Herausforderungen. Selbst wenn man für diese eine Verfassungsänderung brauchen sollte, sind sie wichtiger als Ihre 100.000 Mann. Auch für Demographie und Arbeitsmarkt.

 

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Ex oriente lux

26. Juli 2010 10:36 | Autor: Andreas Unterberger

Für Österreich beginnt der Osten, aus dem immer die Sonne und neuerdings immer öfter die Erleuchtung kommt, schon in der Slowakei. In Pressburg/Bratislava zeigt man jedenfalls mehr Mut und rationales Denken als 40 Kilometer weiter im Westen.

Die slowakische Regierung empfiehlt dem Parlament, 800 Millionen für einen europäischen Kredit an Griechenland abzulehnen. Damit ist die Slowakei das erste Euro-Land, das bei den hektischen Milliarden-Verschleuderungsbeschlüssen des heurigen Frühjahrs auszusteigen wagt. Schon für diesen Mut - trotz heftiger Seelenmassage und Drohungen anderer Länder - gebührt den Slowaken Applaus.

Gewiss ist die Lücke nicht so groß, dass sie nicht von den anderen Euro-Partner geschlossen werden könnte. Und gewiss ist auch, dass die Slowakei als noch immer ärmstes Land der Eurozone (obwohl ihr Westen rund um die Hauptstadt schon voll gleichgezogen hat) ein Nein zum Griechenland-Kredit am leichtesten begründen kann.

Aber ebenso gewiss ist, dass auch für Österreicher zumindest eine intensive Debatte über das ganze Projekt am Platz gewesen wäre; aber ein eigenständiges Nachdenken über Außen-, Finanz- oder Europapolitik findet hier ja schon lange nicht mehr statt. Und Faktum ist auch, dass die Mehrzahl der Experten überzeugt ist, dass Griechenland am Ende des Tages seine Schulden keinesfalls zurückzahlen kann. Dass es daher eigentlich grob fahrlässig ist, dem schlechten Geld weiteres gutes Geld Richtung Griechenland nachzuwerfen.

Mindestens genauso nachahmenswert wie dieses Nein zum Geldverbrennen war die Einführung der Flattax durch die Slowaken: Seit sechs Jahren sind dort alle wichtigen Steuern (Einkommen, Körperschaft, Umsatz) einheitlich auf 19 Prozent festgesetzt worden, dafür wurden alle Ausnahmen abgeschafft. Das war nicht nur eine gewaltige Verwaltungsvereinfachung, sondern brachte dem slowakischen Staatshaushalt ein dickes Plus. Aber bei uns in Bagdad diskutierte die SPÖ gerade, ob man den Steuerhöchstsatz von 50 auf 55 oder 60 Prozent erhöhen soll ...

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Die Niki-Ökonomie

26. Juli 2010 03:44 | Autor: Andreas Unterberger

Bis Jahresende werden Hunderte neuer "Green Jobs" entstehen. Darüber freut sich der Umweltminister Niki (wie er sich offiziell nennen lässt) Berlakovich. Wenn das keine Leistung ist! Freilich: Würde der gute Burgenländer ein bisschen Kopfrechnen beherrschen, wäre er viel leiser.

Und er würde sich Sprüche wie "Der Turbo für Wachstum ist grün" rasch verbeißen. Denn um diese "Hunderten" grünen Arbeitsplätze - worunter man Windmühlenwarte und Solarpanel-Schlosser verstehen kann - zu "schaffen", werden 760 Millionen Euro ausgegeben! Also rund eine Million Euro pro Arbeitsplatz.

Damit übertrifft der ÖVP-Minister ja auch Bruno Kreisky noch weit, der versucht hat, mit rund einer Million Schilling einen Job zu schaffen. Eine Million Euro ist aber trotz aller Inflation noch immer viel mehr wert als eine Schilling-Million zu Kreiskys Zeiten.

Und was Berlakovich weiter verschweigt: Diese 760 Millionen Euro kosten anderswo (oder in der Zukunft) Arbeitsplätze. Und zwar höchstwahrscheinlich mehr, als neu geschaffen werden.

In Spanien, das einst Umweltmusterstaat werden wollte und heute auch deshalb fast bankrott ist, hat man berechnet, dass jeder dieser grünen Jobs mehr als doppelt so viele andere vernichtet. Das sind Arbeitsplätze, die infolge zu hoher Energierechnungen oder zu hoher Steuern verschwinden. Diese Abgaben werden in einem Ringelspiel nur deshalb eingehoben, damit sich dann ein Politiker der grünen Jobs berühmen kann, die er damit geschaffen hat - abzüglich gewaltiger Reibungsverluste durch die dazwischengeschaltete staatliche Verwaltung.

Und bitte nicht sagen: Die grünen Berlakovich-Jobs kosten eh nichts, sie werden ja durch Kredite finanziert. Denn dann kosten sie noch viel mehr Arbeitsplätze, halt wenige Jahre später. Die Zeiten sind nämlich längst vorbei, wo sich verantwortungslose Politiker denken konnten: die Rechnungen müssen ja erst die Nachnachfolger und unsere Kinder zahlen.

Das ist halt Niki-Ökonomie nach burgenländischer Art. Und spanischer, und kreiskyscher.

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Die bösen Spitzel und die gute Caritas

25. Juli 2010 04:51 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich ist es das Normalste auf der Welt. Und trifft jeden von uns ständig und allerorten. Für die von unseren Kirchenbeiträgen lebende Caritas ist es hingegen ein Spitzelsystem - allerdings nur, wenn es ihre Klientel trifft. Gibt es bei der Caritas überhaupt noch irgendwelche moralischen Maßstäbe?

Jeder Selbständige muss ständig mit einer peniblen Steuerprüfung rechnen. Jeder Straßenbahnfahrer muss jederzeit mit einer Zivilkontrolle rechnen. Jeder Autofahrer muss in Kurzparkzonen jederzeit mit einem Parksheriff rechnen. Jeder Hundebesitzer, jeder Arbeiter …

Nur die Asylwerber sollen völlig unkontrolliert die Grundversorgung kassieren können. Zumindest wenn es nach dem Caritas-Generalsekretär geht: Er bezeichnet die Ankündigung der Innenministerin, künftig genauer zu kontrollieren, ob Asylwerber nicht auch andere Einkünfte haben, als "Spitzelsystem" und vergleicht das kaum verhüllt mit der Nazizeit.

Eigentlich eine unglaubliche Entgleisung, die aber in der völlig führungslos dahintreibenden österreichischen Kirche von niemandem mehr beachtet wird. Sucht der Herr Generalsekretär nun einen Posten bei den Kommunisten, nachdem sein Vorgänger schon bei den Grünen gelandet ist?

Fast an jeder Wiener U-Bahn-Station sieht man ja den lebenden Beweis, dass sich manche Asylwerber durchaus attraktive Einnahmequellen verschafft haben. Die ja - so sagen böse Zungen - überhaupt der Hauptgrund gewesen sind, warum sich Angehörige bestimmter Nationen fremder Kontinente ausgerechnet auf den weiten Weg nach Österreich gemacht haben, wo sie plötzlich ihr Bedürfnis nach Asyl entdecken.

Besonders ärgerlich ist, dass es - was kaum jemand weiß - auch viele rechtskräftig abgewiesene Asylwerber gibt, die weiter in Österreich die Asylantenversorgung bekommen können: nämlich dann, wenn man sie nicht abschieben kann. Weil bestimmte Länder dankend verzichten; weil die Abgewiesenen standhaft ihre Herkunft verschweigen; weil die angeblichen Heimatländer sagen, dass das ganz sicher nicht ihre Bürger sind.

Mit diesen Methoden - von den durch Caritas & Co unterstützten Fällen einer 112-fachen Antragsstellung gar nicht zu reden - verschaffen sich noch immer viele Afrikaner und Asiaten dauerhaft Aufenthaltsmöglichkeiten in Österreich. Aber der Caritas zufolge soll Österreich nicht einmal nachprüfen dürfen, ob diese Menschen in offensichtlichem Wohlstand leben, in dem sie zumindest die Grundversorgung nicht benötigen. Wenn man schon nicht nachweisen kann, woher der Wohlstand kommt.

Gerüchteweise soll früher ja sogar die Caritas selbst nachgeprüft haben, ob jemand auch wirklich hilfsbedürftig ist, wenn er bei der Caritas vorspricht.

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Die oberen Zehntausend und wir

24. Juli 2010 04:09 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich sollte man glauben, dass solche Äußerungen sommerliche Dreitagesfliegen sind, die rasch wieder eingehen. Aber bei dieser Regierung sollte man nicht so sicher sein, ob nicht am Schluss all ihre grauslichen Steuererhöhungspläne Wirklichkeit werden. Wie etwa die jüngsten SPÖ-Phantasien von einer Reichensteuer.

Im parteipolitischen Sandkastenspiel sind solche Vorschläge ja eh ok: Niemand fühlt sich den obersten Zehntausend zugehörig, von denen der SPÖ-Sekretär Günther Kräuter despektierlich redet. Daher kann man mit solchen Ideen in Zeiten der Nachrichtenflaute leicht und billig Stimmung machen. Und den Koalitionspartner zum bösen Lakaien der obersten Zehntausend stempeln, wenn der nicht gleich begeistert zustimmt.

Überdies sind die SPÖ-Vorschläge so verwirrend und widersprüchlich, dass man dahinter außer der Produktion von Sommer-Schlagzeilen kein wirkliches Konzept vermuten kann. So will Kräuter alle Steuersätze für die Besserverdiener durch einen Solidarzuschlag um fünf Prozent erhöhen; andere Sozialdemokraten wiederum sprechen "nur" von einer Erhöhung des Spitzeneinkommensteuersatzes (derzeit 50 Prozent und bei Arbeitnehmern 43 Prozent) bei einem Jahreseinkommen von 300.000 Euro auf 55 Prozent; die oberösterreichischen Sozialdemokraten wiederum wollen gleich gar auf 60 Prozent erhöhen; dann heißt es wieder bei Kräuter, dass man den obersten 10.000 künftig alljährlich 1,7 Milliarden Euro abknöpfen werde.

Das scheint auch auf einer Linie mit den deutschen Sozialdemokraten zu liegen, die - freilich in der realpolitisch ungefährlichen Oppositionsrolle - ebenfalls den Spitzensteuersatz erhöhen wollen. Freilich tun sie das in ganz anderen Regionen: Sie wollen den Steuersatz auf bloße 49 Prozent erhöhen, sie bleiben damit also noch immer unter dem schon jetzt geltenden österreichischen Prozentsatz!

Niemand sollte sich angesichts solcher Ideen wundern, wenn die österreichische Wirtschaft derzeit wieder deutlich hinter der sich erstaunlich schnell erholenden deutschen hinterherhinkt (unter Schwarz-Orange haben die deutschen noch neidvoll nach Österreich geblickt!). Und wenn für gutverdienende Leistungsträger Österreich immer weniger attraktiv wird. Solches Politikergerede hat ja immer schon prophylaktisch einschüchternde Wirkung - selbst wenn dann nichts davon verwirklicht würde.

Noch eine zweite Selbsttäuschung wäre gefährlich: nämlich sich zurückzulehnen und zu sagen: Das trifft ja eh nicht mich. Das aber ist ein Irrtum. Aus mehreren Gründen.

Erstens und vor allem: Alle Erfahrung zeigt uns, dass Einkommensteuersätze, die bei ihrer Einführung weit entfernt schienen, binnen weniger Jahre auch jene treffen, die sich ursprünglich über die Schröpfung der Reichen freuten. In Zeiten einer sich mutmaßlich beschleunigenden Inflation geschieht dieser Prozess mit zusätzlichem Tempo. Daher werden auch die derzeit so utopischen 300.000 Euro bald gar nicht mehr so utopisch sein.

Man bedenke nur, dass man in Österreich schon ab einem Jahreseinkommen von 10.000 Euro plötzlich mehr als 38 Prozent Einkommensteuer zahlt. Und ab 25.000 Euro mehr als 43 Prozent. Dazu kommt noch die saftige Sozialversicherung (scheinbar "nur" 18 Prozent, in Wahrheit bei Unselbständigen fast 40 Prozent). Auch diese Einkommenshöhen waren einst nur die einer kleinen Minderheit.

Zweitens: Gerade die Spitzenverdiener (Künstler, Sportler, Topmanager) werden sich in vielen Fällen gegen eine zusätzliche Gier des Fiskus zu wehren wissen. Sie werden oft übersideln oder sonstwie versuchen, im Ausland zu versteuern; oder sie werden viel zusätzliche Mühe in die Entwicklung von Umgehungskonstruktionen investieren. Oder sie werden einfach Aufträge ablehnen: "Das zahlt sich wegen der Steuer nicht aus für mich". Ein Argument, das man ja jetzt schon oft genug hört. Alles führt dazu, dass in Summe weniger in der Staatskasse landet als vorher. Von Kräuters Milchmädcheneinnahmenrechnung gar nicht zu reden.

Und drittens: Gerade die Spitzenverdiener sind auch die Investoren und Big spender, die jedes Land so dringend braucht. Brutal gefragt: Sollen nur noch Russen die Juweliere, Luxushotels und Nobelrestaurants am Leben halten? Sollen in Österreich nie Vermögen entstehen dürfen, die dann wie in Amerika regelmäßig in großen wohltätigen Stiftungen münden?

Durchaus verständlich, dass man die Reichen nicht mag. Aber dumm (Kräuter eben), wenn man sie aus simplem Neid zu vertreiben beginnt.

Genauso dumm ist aber auch, dass die Regierung im koalitionären Konsens jetzt die allerwichtigste Investorengruppe der Nation mit ihrem Sparpaket doppelt treffen will: nämlich die Familien mit Kindern. Diese werden nicht nur durch die allgemeinen Steuererhöhungen und sonstigen Belastungen getroffen, sondern doppelt durch eine drastische Kürzung der Familienleistungen.

Die kultur- und leistungsorientierte Erziehung von Kindern ist aber überhaupt die wichtigste Zukunftsinvestition. Auch wenn das derzeit weder Industriellenvereinigung noch Wirtschaftskammer begreifen. Aber die Leistungsträger der Zukunft sind für unser künftiges Wirtschaftswachstum  zweifellos noch viel wichtiger als etwa die Forschungsaufgaben, für welche die Wirtschaft so heftig kämpft. Davon, dass Forschung in Österreich auch Geldverschwendung für Politologenschwampf und Ähnliches bedeutet, wollen wir ja gar nicht reden.

Statt dass man die Familiengelder zielorientiert macht, werden sie brutal mit dem Rasenmäher gekürzt werden. Zielorientiert hieße etwa, dass die Gelder bei Kindergarten- oder Schulschwänzen, bei (trotz Kursangeboten) schlechten Deutschkenntnissen von schon seit Jahren im Lande befindlichen Kindern, bei Übergewicht oder bei Fernhalten der Mädchen von Sport und einer (von den Lehrern empfohlenen) höheren Erziehung kräftig gekürzt werden.

Übrigens: Die einzigen Gutverdiener, die nicht ausweichen können, hat Silvio Berlusconi nun in Italien im Visier: Er kürzt allen 955 Abgeordneten das Gehalt um zehn Prozent. Das ist sicher zehnmal schlauer als Steuerpolitik a la Kräuter. Wie überhaupt Berlusconi derzeit in Sachen Sanierung extrem effizient, fast vorbildlich agiert (weshalb man ihm fast seine sonstigen Gaunereien vergessen könnte).

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Und jetzt noch der Stresstest für die Politik

23. Juli 2010 18:52 | Autor: Andreas Unterberger

Seit Tagen haben wir alle vor ihm gezittert; jetzt haben wir ihn. Und sollten ihn nicht zu ernst nehmen. Denn der Banken-Stresstest sagt nicht viel. Vor allem fehlt der Stresstest für unsere Politik.

Aber auch der Bankenstresstest sagt nicht, was passiert, wenn ein oder zwei oder noch mehr Staaten oder gar der ganze Euro-Raum zahlungsunfähig werden, weil diesen Ländern niemand mehr Geld borgt. Er sagt uns auch nichts, was mit unseren Ersparnissen, unserer Altersvorsorge passiert, wenn sich die Staaten, bevor sie bankrott gehen, in eine Megainflation flüchten. Was ja viel wahrscheinlicher ist als die Zahlungsunfähigkeit.

Zwar könnte die EZB eine Megainflation verhindern - nur sollte man nach der inflationstreibenden Megahilfe für Griechenland nicht allzufest auf die EZB bauen. Auch dort entscheiden Menschen, die sich unter Druck setzen lassen. Auch dort fließen nationale Interessen ein.

Jeder Stresstest ist nur eine Annahme bestimmter negativer Ereignisse. Und dabei wurden leider besonders sichere negative Ereignisse überhaupt nicht berücksichtigt: nämlich den Griff der Staaten in die Banktresore. Dabei rinnt den österreichischen Regierungsmitgliedern schon der Speichel beim Mund heraus, so gierig sind sie auf das Bankengeld.

Wenn dann noch das Basel-III-Abkommen dazukommt, das höhere Eigenkapitalrücklagen verlangt, dann bleibt fast keine Bank ohne zusätzlichen Kapitalzuschuss lebensfähig. Wie nun auch die österreichische Nationalbank zugegeben hat. Was die staatliche Gier aber besonders verwerflich macht.

Die österreichischen Banken können sich jedenfalls freuen, zum Unterschied von etlichen spanischen, griechischen und deutschen Instituten ordentlich durch den Test gekommen zu sein. Gegen die genannten Gefahren sind aber auch sie hilflos.

Da ist es dann besonders widerlich, wenn man gerade einen Aufsatz von Josef Cap lesen kann, der sich wörtlich zu schreiben traut: "In die Pflicht genommen (Anmerkung a.u.: also geschröpft) müssen in erster Linie all jene werden, die die Mitverursacher der Krise waren und bis heute keinen oder nur einen geringen Beitrag leisten, wie etwa Spekulanten, Banken und Stiftungen."

Der Herr Cap ist aber zu keinem einzigen Argument imstande, wodurch etwa die jetzt untersuchten österreichischen Banken oder welche Stiftungen die jüngste Krise verursacht haben. Da gab es einige Ursachen in den USA und die allergrößte Ursache bei den Schuldenmachern in den Regierungen und deren Klubobleuten. Auch in der österreichischen. Da hilft es nichts, wenn die Caps jetzt ganz laut "Haltet den Dieb!" rufen und mit spitzen Fingern auf die Banken zeigen. Statt auf sich selbst. Und damit die Bankwelt endgültig ruinieren.

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Fußnote 129: Die lange Leitung der ÖVP

23. Juli 2010 15:11 | Autor: Andreas Unterberger

Josef Pröll hat der Gesamtschule ein klare Absage erteilt. Gut, aber sehr spät.

Kein Zweifel, dass die klare Festlegung des ÖVP-Obmanns auf ein Nein zur Gesamtschule und ein (freilich noch nicht präzisiertes) Ja zur Lösung der vielen tatsächlichen Schulprobleme lobenswert ist. Dennoch bleibt die Frage: warum hat er dafür so lange gebraucht? Hat er wirklich erst des klaren Votums aus Hamburg gebraucht, damit auch Josef Pröll erkennt, was bürgerliche Wähler wollen? Warum nur ist die ÖVP in allen gesellschaftspolitischen Fragen in den letzten Jahren so wenig trittfest (siehe auch ihr selbstbeschädigendes Ja zur Schwulenehe)? Warum können Möchtgern-Zeitgeister aus der Steiermark und ein Möchtegern-Sozialdemokrat aus der Wirtschaftskammer beim Schulthema monatelang den Ton angaben, warum kann ein hochrangiger schwarzer Schulfunktionär verkünden, dass die Gesamtschule logischerweise auch ein Aus für die Privatschulen bedeutet, ohne dass die ÖVP da am nächsten Tag energisch Klartext spricht? Es ist ja verständlich, dass ein Finanzminister/Vizekanzler/Parteiobmann wenig Zeit hat, und der zwischen allen möglichen Gesetzesentwürfen, der Wirtschafts- und Medienpolitik herumschwimmende Klubobmann auch nicht. Aber wenigstens ein Generalsekretär sollte neben Wadlbeißereien schon die Zeit finden, endlich herauszufinden, was bürgerliche, konservative und christlich orientierte Wähler wollen.

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SN-Kontroverse: Klimawandel

23. Juli 2010 12:05 | Autor: Andreas Unterberger

 

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Wird der Klimawandel dramatisiert und so falscher Handlungszwang erzeugt?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Es kann nicht genug getan werden

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Manche Dinge zu leugnen. ist Unsinn. Das war seinerzeit bei den Gefahren, die von Atomkraftwerke ausgehen, der Fall, an die viele nicht glauben wollten. Erst nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl haben sie umgedacht.

Ebenso verhält es sich heutzutage mit dem Klimawandel. Er bedeutet, dass die durchschnittlichen Temperaturen auf der Erde in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen werden. Die Erwärmung wird durch den Treibhauseffekt verursacht, der -  ähnlich einem Treibhaus - die Hitze der Sonne festhält. An sich wäre das ein natürlicher Prozess, von der enormen Menge an Treibhausgasen abgesehen, die aufgrund menschlicher Aktivitäten zustande kommen.

Die Folgen betreffen uns alle und sind spürbar: extremere Temperaturen und Dürren, stärkere und häufigere Stürme sowie - daraus resultierend - ein steigender Meeresspiegel, abschmelzende Gletscher und Polkappen. Hierzulande sind viele der  Meinung, dass Österreich vom Klimawandel nicht oder nicht so stark betroffen ist. Sie irren fundamental. Gerade im Alpenraum sind die Folgen gewaltig. Durch die erhöhten Temperaturen (eineinhalb Grad höher als im langjährigen Durchschnitt) wird z.B. Skifahren in den nächsten Jahrzehnten zur Ausnahme werden. Gletscher werden noch in diesem Jahrhundert weitgehend verschwinden, die Landwirtschaft im Osten wird unter Trockenheit leiden, Extremwetterereignisse wie Hitzewellen oder Überschwemmungen dürften zunehmen, und es werden vermehrt Flüchtlinge zu uns kommen.  

Anders gesagt: Der Klimawandel wird nicht dramatisiert, sondern er ist  Faktum. Alle erdenklichen Maßnahmen dagegen müssen ergriffen und notfalls entwickelt werden. Und die Frage nach einem „falschen" Handlungszwang ist ebenso müßig wie jene, ob in Kernreaktoren Kühlsysteme eingebaut werden sollen. 

 


Erwärmung wäre ein Segen

Andreas Unterberger

Nach langer Kälte und Nässe ist es heiß. Prompt taucht wieder das Gespenst Klimawandel auf. Dass gleichzeitig Südamerika den kältesten Winter seit Menschengedenken erlebt, wird von den Gespenster-Erfindern hingegen ignoriert.

Tatsache ist, dass in den letzten zehn Jahren wider alle UNO-Prognosen die weltweiten Temperaturen im Schnitt gesunken sind. Tatsache ist, dass die Erde schon viel wärmer und viel kälter war. Was weder Menschen noch CO2 verursacht haben. Tatsache ist, dass die Meeresspiegel in den letzten 10.000 Jahren (erdgeschichtlich ein Augenzwinkern) um über 100 Meter gestiegen sind, im letzten Jahrhundert aber nicht.

Tatsache ist, dass die Theorie der globalen Erwärmung nur auf Computermodelle, nicht auf Experimente gestützt ist. Tatsache ist, dass an der Panikmache sehr viele extrem gut verdienen: Windrad-, Biomasse- und Solarpanel-Produzenten genauso wie Wissenschafter, die an den dick dotierten Erwärmungsstudien teilnehmen dürfen (wenn sie die erwünschte Meinung vertreten). Und die Politik hat einen Vorwand, Steuern zu erhöhen.

Tatsache ist, dass die seriöse Wissenschaft zugibt, noch keineswegs den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität, minimalen Änderungen der Erddrehung, Wolkenbildung und Klima zu begreifen.

Tatsache ist - sollte es wirklich aus welchen Gründen immer eine Erwärmung geben -, dass diese für die Ernährung der Welt sehr hilfreich wäre. In Kanada, Skandinavien und Russland gibt es die größten Landmassen der Erde. Die aber wegen des kalten Klimas nicht genutzt werden können.

Tatsache ist schließlich, dass mehr CO2 global die Fruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum erhöht. Sollten die Menschen also wirklich das Klima beeinflussen können, wäre angesichts einer Milliarde Hungernder sogar eher eine leichte Erwärmung besser. Zum Glück können sie es jedoch nicht.

 

 

 

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Die gute und leider nicht selbstverständliche Nachricht: Völker dürfen unabhängig werden.

22. Juli 2010 17:10 | Autor: Andreas Unterberger

Ein überraschend klares Gutachten des Internationalen Gerichtshofs. Die Unabhängigkeit des Kosovo verletze nicht das Völkerrecht. Nur selten hört man von Völkerrechtlern so klare Worte. Was bedeutet dieses Erkenntnis nun für andere Länder?

Es klingt zwar nach einer Banalität zu sagen, dass Unabhängigkeitserklärungen nicht verboten seien. Viele proserbische Regierungen haben jedoch diesen Eindruck erweckt. Daher ist der IGH-Spruch so wichtig.

Dabei ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein Eckstein der UNO-Charta. Dieses ist aber auch von einigen österreichischen Völkerrechtlern so interpretiert worden, als ob es mit der Entkolonialisierung konsumiert und überflüssig geworden sei. Als ob dieses Selbstbestimmungsrecht auf Europa keine Anwendung fände.

Es wäre jedoch ein Rückfall in absolutistisches Gottesgnadentum, wenn Grenzänderungen und das demokratische Entstehen neuer Staaten wirklich unzulässig wären. Gläubige Menschen glauben an Gott als höchste Instanz, aber nur dumme Strukturkonservative an die staatliche Souveränität als höchstes Rechtsgut auf Erden.

Auch die zeithistorische Bilanz zeigt, dass die Entstehung neuer Staaten in Europa Konflikte reduziert hat. Dass dadurch ganzen Völkern ihre Würde zurückgegeben wurde. Dass dadurch lange Kriege beendet wurden.

Tschechen und Slowaken leben nach einer schwierigen Trennung heute friedlich und in enger Freundschaft miteinander. Die baltischen Völker sind zu Musterschülern der neugewonnen Souveränität geworden; und auch die Russen erkennen, dass das gewaltsame Unterdrücken der Balten viel mehr Mühe gemacht hat, als es die eigene Größe vergrößert hätte. Die Österreicher haben das schon nach 1918 gelernt. Und der Nordirland-Konflikt hat seine Explosivität und seinen Blutzoll verloren, als London zugestanden hatte, dass einer Sezession von Ulster nichts im Wege stehe, wenn eine Mehrheit das wolle.

Freilich gibt es noch viele große Staaten auch in Europa, die alleine den Gedanken an Sezession weiterhin als Schwerverbrechen behandeln. Selbst das Wort "Autonomie" wird mancherort von Strafrichtern verfolgt.

Um nur einige jener Beispiele zu nennen, wo Selbstbestimmung und Unabhängigkeit Konflikte lösen und die Welt friedlicher machen würden:

Das gilt etwa für die 15 Millionen Kurden, die vor allem in der Türkei leben (aber auch im Irak, im Iran und Syrien), wo wegen der Unterdrückung der kurdischen Autonomiewünsche seit Jahrzehnten ein blutiger Bürgerkrieg tobt.

Das gilt für die Tibetaner, deren Kultur und Identität von den Chinesen brutal unterdrückt wird.

Das gilt für die Basken - und eventuell auch Katalanen - in Spanien, die nur mit massiver Repression von der Selbständigkeit abgehalten werden.

Das gilt für Chinas Uiguren genauso wie die Tschetschenen in Russland oder die Ungarn in der Südslowakei. Und auch Italien würde nur an Sympathien gewinnen, könnten eines Tages die Südtiroler frei entscheiden, ob sie noch bei Italien bleiben oder einen anderen Weg gehen wollen.

Wie aber wird ein eigentlich ganz selbstverständliches Menschenrecht Teil der internationalen Friedensordnung? Es kann ja nicht sein, dass es wie im Kosovo immer zuerst einen richtigen Krieg geben muss.

Da hätten das internationale Völkerrecht und die UNO einmal wirklich die Chance, für den Frieden etwas Wichtiges zu tun: Indem sie einen friedlichen, rechtlich sauberen Mechanismus entwerfen, wie ein Volk, eine Region die Unabhängigkeit erlangt; oder den Anschluss an einen dritten Staat.

Da müsste es nicht nur Referenden geben, sondern auch die Notwendigkeit qualifizierter Quoren. Da bräuchte es international überwachte Abstimmungen. Da bräuchte es wahrscheinlich sogar zwei Abstimmungen in bestimmten Abständen, damit nicht momentane Missstimmung einen folgenreichen und teuren Schritt auslöst.

Denn teuer ist die Unabhängigkeit kleiner Einheiten allemal: Sie müssen eine eigene Verwaltung, Gesetzgebung und Justiz aufbauen. Sie brauchen eigene Botschaften ebenso wie eine eigene Polizei und wohl auch ein Heer. Das kostet - und ist daher eine natürliche Bremse gegen leichtfertige Unabhängigkeitserklärungen.

Deren Möglichkeit würde aber auch die Staaten disziplinieren: Wenn eine Minderheit das Recht auf Sezession hat, dann wird jene Zentralregierung um diese Minderheit werben, wird sie möglich gut behandeln. Was ja auch schon ein Riesenerfolg wäre.

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Die Linke und die Justiz: Wasser und Feuer

22. Juli 2010 14:38 | Autor: Andreas Unterberger

Marxisten und Sozialisten haben sich mit der unabhängigen Justiz immer schon schwer getan. Wie schwer, zeigt das jüngste Beispiel aus Deutschland.

Bodo Ramelow ist Fraktionschef der "Linkspartei" im Thüringer Landtag. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat soeben seine Klage gegen die Beobachtung durch den Bundesverfassungsschutz zurückgewiesen. Es gebe Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen der Linkspartei, urteilten die Richter. Es sei daher rechtmäßig und angemessen, dass auch er als Spitzenrepräsentant dieser Partei offen beobachtet werde.

Wütend kündigte Ramelow daraufhin Verfassungsklage gegen das Urteil an. Sollte er auch dort scheitern, wolle er nach Straßburg gehen.

Das ist sein gutes Recht. Weder recht noch gut ist allerdings die Gerichtsschelte und die überzogene Kritik an einem rechtsstaatlich einwandfrei zustandegekommenen höchstrichterlichen Urteil.

In alter marxistischer Manier reagiert Dietmar Bartsch von der Linken. Ein Mann, der mit 21 Jahren bereits der SED beigetreten war, für die ja die Justiz nur eine Handlangerin der herrschenden Klasse ist. Er habe sich nicht vorstellen können, dass ein Gericht zulasse, den "Geheimdienst zum willfährigen Arm parteipolitischer Interessen" zu machen.

Dabei hat der Verfassungsschutz lediglich Material gesammelt, das für jeden zugänglich ist: Artikel in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet sowie Pressemitteilungen. Fürchtet sich die Linke so vor ihren eigenen Aussagen?

Wie ein Rohrspatz schimpfte der Kläger selbst: Ramelow nannte "die Art der Beurteilung eine krasse Fehleinschätzung" und sprach vom "Kalten Krieg in den Köpfen dieser Herren". "Ich kann und werde dieses Urteil nicht akzeptieren", sagte Ramelow. Dem Höchstgericht unterstellt er sogar Verfassungsbruch: "Diese politische Entscheidung über mich als Fraktionsvorsitzenden der größten Oppositionspartei im Thüringer Landtag, einem gesetzgebenden Organ, setzt die Verfassung außer Kraft." Das Urteil habe "dem Schnüffelstaat Tür und Tor geöffnet", sagte Ramelow.

Was Herr Ramelow geflissentlich verschweigt: Hier hat ein unabhängiges rechtsstaatliches Verfahren stattgefunden, während die DDR, in der Teile seiner Partei tonangebend waren, als Ganzes ein Schnüffelstaat war, dem der Bürger wehrlos ausgesetzt war.

Es wäre besser, die Linke würde sich die Augenbinde der Justitia vors eigene Maul binden.

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Das Ende der Politikerklasse

21. Juli 2010 11:12 | Autor: Andreas Unterberger

Die neueste Umfrage des Imas-Instituts bestätigt das, was das Tagebuch - und viele Kommentatoren des Tagebuchs - in den letzten Tagen sehr deutlich diskutiert haben: Die Österreicher sind reif für ein großes Stück direkter Demokratie. Und die Umfrage zeigt das deutlicher, als man bisher annehmen konnte.

Denn nur noch 14 Prozent halten es "grundsätzlich für besser, wenn die wichtigsten Sachfragen im Parlament, also von den Politikern entschieden werden". Das ist wohl der bisher massivste Vertrauensentzug, den die gegenwärtige Verfassungswirklichkeit und die politische Klasse bisher hinnehmen mussten.

Unter diesen 14 Prozent wird sich überdies zweifellos der Großteil unserer Politiker und der von ihnen abhängigen Apparate befinden. Das sind aber genau jene, die darüber entscheiden, ob es in Österreich direkte Demokratie überhaupt geben darf. Sie sind es freilich nur so lange, als sich die Bürger das gefallen lassen, dass sie von entscheidungsunfähigen und opportunistischen Menschen regiert werden.

Für mehr direkte Demokratie (in der Frageformulierung: "wenn Bürger durch Volksabstimmungen möglichst selbst mitentscheiden") sind hingegen 73 Prozent: 38 Prozent tun dies voll und 35 Prozent zumindest mit der Formulierung "Kommt drauf an".

Und worauf es ankommt, wurde dann mit einer langen Liste von Themen abgefragt. Dabei steht ein Thema ganz an der Spitze: "Bei Entscheidung über Zuwanderung". Hier wollen 52 Prozent aller Österreicher mitbestimmen. Auch bei jenen, die eigentlich dem Parlament die Entscheidungen vorbehalten wollen, ist in dieser Frage fast jeder dritte für ein solches Referendum. Nun, wer nicht die veröffentliche Meinung politisch korrekter Journalisten, sondern auch die öffentliche Meinung der Staatsbürger kennt, der wird das wohl schon lange geahnt haben.

Rot, Grün und Teile von Schwarz ignorieren dieses Thema jedoch. Und wundern sich, dass die Freiheitlichen, die dieses Thema weitgehend als einzige aufgreifen, seit Jahr und Tag erfolgreich sind - trotz der vielen peinlichen Hoppalas und handwerklichen Schnitzer, die ihnen passieren (besonders in letzter Zeit), und trotz der heftigen Denunziation durch die  anderen Parteien und Medien.

An zweiter Stelle der erwünschten Volksabstimmungsthemen liegt mit 46 Prozent der "Bau von Kraftwerken" und an dritter mit 42 Prozent das Pensionsthema und die EU-Rechte. Ist es ein Zufall, dass dieser Prozentsatz für ein EU-Referendum ziemlich genau mit jenem Anteil identisch ist, den die Kronenzeitung am Lesermarkt hat.

Deutlich dahinter folgte eine lange Liste an sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und Schulthemen, bei denen die Menschen mitsprechen wollen.

 

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Hat der Krieg schon begonnen?

21. Juli 2010 10:01 | Autor: Andreas Unterberger

Das Tagebuch muss sich entschuldigen: Es ist einer Ente aufgesessen: Die ARD hat den in der Folge angesprochenen Beitrag sehr wohl gesendet, wenn auch in der vergangenen Nacht zum ungewöhnlichen Zeitpunkt von 0,15 Uhr. Daher ist mir im Fernsehprogramm der Beitrag beim Gegencheck der falschen Information eines deutschen Informationsdienstes nicht aufgefallen. Sorry. Trotzdem lasse ich den Beitrag in der Folge komplett unverändert. Erstens aus Fairness, weil man auch zu seinen Fehler stehen sollte (auch wenn mir das natürlich hämische Kommentare einbringt); und zweitens, weil alles andere sehr wohl stimmt. Und bedenklich bleibt.

Die Diktatur der Politischen Korrektheit ist nicht auf Österreich beschränkt. Diese gibt es genauso im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Da hat die ARD einen spannenden Beitrag angekündigt über die Zustände in von Ausländern beherrschten deutschen Schulen - sie setzt ihn aber im letzten Augenblick ab.

Denn der Beitrag hätte sich nach der ARD-eigenen Ankündigung sehr kritisch mit den Zuständen in von Ausländern kontrollierten Schulen in Berlin befasst. Daher wurde er kommentarlos abgedreht. Fast so, als ob es der ORF wäre - wo freilich nicht einmal die offizielle Ankündigung die Zensurinstanzen überstanden hätte.

Der Wortlaut dieser Anküdigung eines nie gesendeten Programms:

"Manchmal werden sie verhöhnt, manchmal sogar geschlagen. Mit ihnen wird in der Klasse kaum geredet, sie ziehen sich zurück, sagen kaum noch ihre Meinung – kurz, sie sind nicht integriert in der Schule. Die Rede ist nicht von Migranten-Kindern an einer deutschen Schule, sondern von deutschen Schülern an einer Hauptschule in Essen.

“Sie werden nicht jeden Tag mit dem Messer bedroht, … aber die Kinder mit Migrationshintergrund haben hier eindeutig das Sagen”, so die Direktorin der Schule. “Red nicht mit der, das ist bloß eine deutsche Schlampe”, so hören es auch die Lehrerinnen. “Wenn Ramadan ist, ist Ausnahmezustand. Beim letzten Mal ging es soweit, dass sie uns ins Essen gespuckt haben”, berichtet die Hauswirtschaftslehrerin. “Man sagt immer, dass die Ausländer diskriminiert werden, aber hier läuft es andersrum.” Ein libanesischer Arabisch-Lehrer schildert, dass die deutsche Lebensart von seinen Schülerinnen und Schülern ganz offen abgelehnt würde, diese Einstellung sei fast schick.

Die deutschen Kinder reagieren mit Aggression oder Überanpassung. Auf dem Schulhof verdrücken sie sich in die Ecken. Sebastian, ein stämmiger 16-Jähriger, fühlt sich gemobbt von den muslimischen Mitschülern, ist häufig in Prügeleien verwickelt. Julia aber ist mit dem streng gläubigen Saleh aus Palästina befreundet. Die Schülerin bezeichnet sich inzwischen selbst als Muslima, d.h. für sie: keine Partys, kein Alkohol, kein Sex.

Die Lehrer versuchen, auf die Situation mit Klarheit und dem Bestehen auf deutschen Regeln und Gesetzen zu reagieren, aber auch mit muttersprachlichem Unterricht und Verständnis für die Libanesen.

Die Autorinnen Güner Balci und Nicola Graef zeigen das Verstehen und Nichtverstehen in einer Schulklasse, die inzwischen nicht nur für das Ruhrgebiet typisch geworden ist."

Klar, dass so etwas nicht gesendet werden darf. So wie etwa immer mehr Medien bei Gewalttätern mit migrantischen Wurzeln nicht einmal mehr die Vornamen nennen.

Diese Groteske ereignet sich einen Tag, nachdem ein Kommentator des Tagebuchs hier eine aufrüttelnde amerikanische Studie vorgestellt hat, welche die Vertreibung aller Moslems aus westlichen Ländern nicht verlangt, sondern schon als sicher prophezeit. Und zwar für recht bald. Ich glaube zwar nicht, dass diese Prophezeiung Realität wird. Ich sehe viel eher die Europäer angesichts des demographischen Selbstmords verschwinden.

Jedenfalls passt das alles ganz heftig zu einer - wörtlich! - "Kriegs"-Erklärung des französischen Staastspräsidenten gegen Jugendbanden, die wieder einmal französische Städte terrorisieren. Diesmal sind vor allem Rennes und Grenoble getroffen. Sarkozy macht das mit überdeutlichen Formulierungen, die hierzulande  die Grünen nach lebenslangen Haftstrafen für Sarkozy wegen Verhetzung rufen hätten lassen. Dem hätten die meisten Journalisten lauthals zugestimmt - stehen diese doch laut dem soeben veröffentlichten neuen Journalisten-Report in Österreich zu 63 Prozent links der Mitte (wobei das keineswegs heißt, der Rest stünde rechts davon). Denn laut Sarkozy verdeutlichen die Unruhen "die Probleme, die das Verhalten von manchen fahrenden Gesellen und Roma verursacht". Was bei uns natürlich sofort Debatten über diese Äußerungen und nicht mehr über die Probleme selbst ausgelöst hätte.

 

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Die Regierung tut nichts - Gott sei dank oder doch: Leider?

21. Juli 2010 02:08 | Autor: Andreas Unterberger

Auch im Hochsommer tagt unsere brave Regierung. Und beschließt - nichts. Was ihr heftige Oppositionsohrfeigen einbringt. Zu Recht?

Wohl nicht so ganz. Denn erstens ist es im Zweifel immer gut, wenn eine Regierung nichts beschließt. Zweitens sind dadurch zwei eher problematische Beschlüsse - leider nur vorerst - hängengeblieben: Bei einem dieser Beschlüsse sollte es um die Parteiakademien gehen, beim anderen um eine Kapitalerhöhung für die Verbundgesellschaft.

Beim Verbund wäre es viel logischer, wenn die Republik private Anleger zum Zuge kommen ließe, als dass weitere 500 Millionen Euro Schulden aufgenommen werden, um das Kapital der Stromgesellschaft zu erhöhen. Dieser Plan der ÖVP bleibt problematisch, auch wenn das Blockade-Motiv der SPÖ ein wirklicher Skandal ist: Denn die SPÖ will offenbar nur zustimmen, wenn sie für ihre Bundesbahn auch gleichzeitig Geld bekommt. Was jedenfalls das allerschlechteste Geschäft für die Steuerzahler wäre.

Bei den Parteiakademien geht es wieder einmal um die "Verhetzung", die Universalwaffe der Diktatur der Political Correctness: Wenn auf einer Parteiakademie Verhetzung stattfindet, soll ihr das Geld gestrichen werden. Das ist ein weiterer Anschlag auf die Meinungsfreiheit in diesem Land. Die Regierungsparteien suchen damit nach einem weiteren Instrument, wie sie die größte Oppositionspartei, die FPÖ, knebeln können. Und sei es, indem man ihr das Geld streicht, weil dort jemand widerliche inhaltliche Aussagen macht.

Freilich vergessen die beiden Regierungsparteien, dass auch jede von ihnen eines Tages auf der Oppositionsbank landen kann. Da werden dann halt der ÖVP als Demokratiefeind Gelder gestrichen, weil ihre Akademie Dollfuss als erstes Opfer der Nazis rühmt; oder der SPÖ wegen Wiederbetätigung, weil sie Karl Renner trotz seines Anschlussjubels oder Julius Tandler trotz seiner Euthanasiebefürwortung lobpreist.

Wer einmal mit der Bestrafung von Meinungsdelikten anfängt, der sollte nie vergessen, dass er selbst sehr leicht zum Opfer werden kann.

Dass also diese beiden Beschlüsse vorerst auf der Strecke geblieben sind, ist alles andere als bedauerlich. Sehr wohl bedauerlich ist, was die Regierung sonst nicht beschlossen hat: nämlich eine Liste mit Einsparungen. Aber Einsparungen haben ja offenbar viel mehr Zeit als die Knebelung der Opposition.

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Fußnote 128: Wallys traurige Heimkehr

21. Juli 2010 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Schieles „Wally“ kehrt zurück. Und Österreich ist 20 Millionen Euro ärmer - für einen Vergleich vor einem New Yorker Gericht und für die Prozesskosten.

Eine – freilich offiziell noch gar nicht bestätigte – Nachricht des "Standard" zum Freuen? Wohl nicht wirklich. Denn diese Lösung lässt jede Legendenbildung offen. Hat der verstorbene Rudolf Leopold das Bild vielleicht doch nicht im guten Glauben erworben? Oder: Geht es der Gegenseite ja doch nur ums Geld? Hat die US-Justiz wieder einmal brutal Großmachtpolitik im Interesse ihrer Bürger gegen die eines anderen Landes gespielt? Eines ist jedenfalls schon lange klar gewesen: Hätte sich die Museumsverwaltung oder die ministerielle Kulturbürokratie vor der Reise des Bildes zu einer amerikanischen Ausstellung in der üblichen, völkerrechtlich verbindlichen Weise gegen die Beschlagnahme des Bildes abgesichert, wäre Österreich um diese 20 Millionen reicher. Wetten, dafür wird niemand zur Verantwortung gezogen?

 

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Böse Ungarn, gute Österreicher

20. Juli 2010 04:23 | Autor: Andreas Unterberger

Die internationalen Organisationen gehen recht unsanft mit Ungarn um: Die Reformen in dem Land seien ungenügend, die Regierung müsse noch viel tiefer schneiden. Sonst gibt es kein Geld mehr. Ja, ja die Ungarn. Da stehen wir Österreicher doch viel besser da.

Tun wir das wirklich? Oder haben wir nur das Glück, dass aus einem rational nicht mehr ganz erklärlichen Grund halt noch jemand bereit ist, der Republik Österreich und ihren Bundesländern Geld zu borgen? Oder hängt das einfach damit zusammen, dass die oft dummen Märkte glauben, ein Land mit eigener Währung sei gefährdeter als ein Land mit dem Euro - denn im Euro-Raum kann in der Stunde der Not ein Lahmer den anderen tragen, während Blinde angeleitet von Taubstummen ihnen den Weg weisen. Nichts anderes ist es ja, wenn Portugal und die Slowakei Griechenland "retten" sollen.

Aber schauen wir uns die entscheidenden Daten an: Da steht Ungarn keineswegs signifikant schlechter da als Österreich. Die Staatsschulden der Ungarn dürften am Ende des heurigen Jahres bei 79 Prozent des ungarischen BIP liegen; die Schulden der Österreicher über 70 Prozent. Kein wirklich beruhigender Unterschied.

Und beim Jahresdefizit stehen die Ungarn überhaupt besser da: Sie dürften im heurigen Jahr nach Schützung der EU-Kommission 4,1 Prozent Defizit machen, während die Österreicher mit 4,7 Prozent ins Ziel gehen dürften.

Aber vielleicht wissen die internationalen Rating-Agenturen, EU-Institutionen und Währungsfonds über Österreich etwas, was wir alle nicht wissen. Etwa dass Werner Faymann nach den Wiener Wahlen - deretwegen Schwarz und Rot ein dreiviertel Jahr das Regieren eingestellt haben - einer kräftigen Erhöhung des Pensionsantrittsalters, Selbstbehalten bei der Krankenversicherung, einer Privatisierung von ORF und ÖBB sowie dem Ende der Zeitungsbestechung auf Steuerkosten zugestimmt hat. Und Josef Pröll einem scharfen Abbau des Föderalismus, der Wirtschafts- und Umweltsubventionen.

Ja, wenn man so gute Geheimdienste hat, die all das wissen, dann kann man Österreich unbesorgt Geld geben und Ungarn die Kredite sperren. Und was ist, wenn nicht?

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Die Logik des EU-Parlaments

20. Juli 2010 04:21 | Autor: Andreas Unterberger

Das Europaparlament wird immer eigenartiger. Jetzt will es die von den Regierungen endlich vereinbarte Finanzaufsicht ablehnen. Mit mehr als seltsamen Argumenten.

Erstens geht den regulierungswütigen Abgeordneten die Aufsicht nicht weit genug – ein seltsamer Grund, um das Projekt überhaupt zu torpedieren. Hat man lieber gar nichts, bevor man nicht alles bekommt?

Und zweitens wollen sie, dass die Aufsicht das Recht bekommen soll, die Staaten zu zwingen, mit viel Steuergeld neuerlich Banken zu „retten“. Während immer mehr Menschen erkennen, dass die Rettungsmanie im vergangenen Jahr langfristig schlimmes Unheil angerichtet hat, während die EU-Kommission Österreich (zu Recht) vorwirft, dass die Rettung der Hypo Alpen Adria ein Fehler war – in diesem Zeitpunkt rufen die populistischen EU-Abgeordneten nach einer verpflichtenden Bankenrettung für die Zukunft. Was bisher oft nur aus Blöd- oder Feigheit geschehen ist, soll also künftig zur Pflicht werden.

Solche Volksvertreter haben wir wirklich gebraucht, die unsere Steuergelder und die unserer Enkeln verjubeln, nur weil sie zu feig sind, Banken, die sich verspekuliert haben, in den verdienten Konkurs zu schicken (und höchstens über Maßnahmen gegen den befürchteten Dominoeffekt nachzudenken).

 

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Ein Triumph nicht nur für die Hamburger

19. Juli 2010 01:04 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein gewaltiger Triumph. Mit einer satten Mehrheit – 276.000 gegen 218.000 Stimmen – haben die Hamburger die von praktisch allen Parteien gewünschte Einführung einer Pflicht-Gesamtschule bis zum 12. Lebensjahr abgelehnt. Und damit auch die vom schwarz-grünen Senat geplante Zerstörung des achtjährigen Gymnasiums.

Es ist ein Triumph der direkten Demokratie. Es ist ein Triumph der Freiheitsliebe gegen staatlichen Zwang. Es ist ein Triumph für die sich zunehmend selbst um ihre eigenen Anliegen kümmernden Bürger über eine politische Klasse, die jeden Kontakt zu den Menschen verloren hat. Es ist ein Triumph für den Kampf um eine – zumindest halbwegs – hochwertige Ausbildung der Menschen, die als künftige Leistungsträger die Steuern und das Wirtschaftswachstum zur Finanzierung des explodierenden Wohlfahrtsstaates auf ihren Schultern haben werden. Es ist ein Triumph der Leistungsorientierung über die realitätsfremden Egalitätsschwärmer. Es ist ein Triumph für alle jene, die dafür kämpfen, dass wenigstens Maturanten/Abiturienten halbwegs rechtschreiben, Fremdsprachen und rechnen können sowie einige Elemente einer Allgemeinbildung haben sollen.

Es ist zugleich eine schwere Niederlage für die sogenannten pädagogischen Reformer, die seit Jahr und Tag an den Schulen herumdoktern, und diese dabei immer weiter verschlechtert haben. Es ist eine Niederlage für den linken Zeitgeist und die vielen in seinem Sog schwimmenden Politiker und Journalisten. Von denen es in Österreich noch mehr gibt als in Deutschland.

Die werden den Deutschen wie den Österreichern sicher in den nächsten Tagen (so wie nach dem Schweizer Minarett-Referendum) wieder einreden, dass die Bürger geirrt haben, dass man künftig halt noch besser aufklären (= indoktrinieren) müsse. Sie werden es intensiv versuchen – so wie sie es gerade mit der unglaublichen Aids-Berichterstattung mancher Blätter in einer anderen Frage des linken Zeitgeistes versucht haben. Und werden sich nachher wieder wundern, warum ihnen die blöden Leser, Seher, Hörer und Wähler im Eilschritt davonlaufen.

Dieser Hamburger Paukenschlag soll und muss auch in Österreich allen die Ohren dröhnen lassen. Denn bei uns soll nicht nur wie bis Sonntag in Hamburg geplant gewesen eine sechsjährige, sondern gleich eine achtjährige Gesamtschule eingeführt werden. Wenn es nach dem Willen von Rot, Grün und einigen von allen guten Geistern verlassenen und jeder politischen Führung baren Schwarzen geht. Bei diesen sind es etwa die Steirer und deren Frau Karl, der in der falschen Partei befindliche Herr Leitl sowie vielen Anzeichen nach die katastrophale Frau Marek zu Wien, die alle so wie die Hamburger CDU gegen die eigenen Wähler zu agieren versuchen.

Marek wird jedenfalls ÖVP-intern als heftige Gesamtschulanhängerin gehandelt. Von ihr findet sich zumindest kein einziges Wort gegen die Gesamtschule. Bis auf ein paar halblustige Sprüche aus dem Setzkasten einer Werbeagentur, über die Baukosten einer Feuerwache und die Hausmeister hat die Gute ja bisher noch überhaupt nichts Wesentliches von sich gegeben (außer dass sie halt so viel gerne mitregieren würde).

Mit dem – verbindlichen! – Hamburger Referendum ist auch eine der infamsten Strategien von Claudia Schmied & Co in sich zusammengebrochen. Sie taten nämlich so, als ob der Widerstand gegen die Gesamtschule lediglich von der Lehrer-Gewerkschaft ausginge, die nur egoistisch um Gehalt oder Arbeitsbedingungen kämpft.

Nein, liebe Gleichmacher in allen Lagern: Es sind die Bürger, die Eltern, der um seine Kinder bangende Mittelstand und die um die Ausbildung ihrer künftigen Mitarbeiter bangenden Arbeitgeber. Zumindest jene, die nicht so wie die Spitzen unsere Industriellen verlogenerweise für die Gesamtschule eintreten, während sie die eigenen Kinder reihenweise in teure Privatschulen schickten. Und es sind alle jene, die wissen, was in der Schule vor sich geht.

Hamburg sollte aber auch ein aufrüttelndes Signal für all diese Gruppen in Österreich sein. Der Kampf gegen die Gesamtschule darf nicht mehr einer der Lehrergewerkschaft sein. Er muss primär zu einem der Bürger, Eltern und Schüler werden, die sich bisher in typisch österreichischer Untertanenmentalität auf die ÖVP verlassen haben, dass sie diesen sozialistischen Unsinn schon verhindern wird. Aber auf die ÖVP ist leider kein Verlass mehr. Und eine Gewerkschaft kann gar nicht glaubwürdig sein.

Es ist Zeit für eine Bildungs-Bürgerinitiative „SOS Schule“ oder „SOS Bildung“. 

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Schweizer müsste man sein

18. Juli 2010 02:03 | Autor: Andreas Unterberger

Alle Nachbarregionen wollen laut einer Weltwoche-Umfrage der Schweiz beitreten. Das hat etliche Medien massiv erregt. Es gibt aber keinen Grund für die Aufregung.

Denn die Sehnsucht nach der Schweiz ist mehr als verständlich. Und zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen man wegen solcher Gedanken als Hochverräter vor Gericht gekommen ist (auch wenn das manche angeblich „fortschrittlichen“ Menschen wieder gerne so hätten).

Wichtigstes Motiv der Schweiz-Sehnsucht ist die vernünftige Finanzpolitik der Eidgenossen, die von Sparsamkeit, niedrigen Steuern und gesundem Menschenverstand geprägt wird. Die sogar in Krisenzeiten ohne Defizite auskommt. Gleich dahinter kommt die direkte Demokratie, die von den österreichischen oder deutschen Politikern so verabscheut wird.

Dabei ist gerade die direkte Demokratie die Hauptursache für die finanzpolitische Vernunft in der Schweiz. Sie ist der Beweis, dass die Summe der Bürger viel vernünftiger ist als die Summe der repräsentativ gewählten Politiker, die ständig populistisch-opportunistisch statt populär-mutig agieren. Sie wäre daher auch ein gutes Mittel, um die Österreicher, Deutschen, Italiener ihre Schweiz-Träume vergessen zu lassen.

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Der ORF-Horizont: Life Ball und Arigona

18. Juli 2010 02:01 | Autor: Andreas Unterberger

Kommt der ORF überhaupt noch irgendwo und irgendwann seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nach?

Seit Tagen hat der ehemalige Qualitätssender im Grund nur noch zwei Themen: den jeweiligen Aufenthaltsort der Kosovarin Arigona Zogaj und den Schwulen-Propaganda-Ball im Wiener Rathaus. Der übrigens auch dadurch kein öffentlich-rechtlich relevantes Ereignis wird, dass ein kleiner Teil seiner (für viele, nur nicht die Wiener Steuerzahler) gewinnträchtigen Umsätze der Bekämpfung von Aids gewidmet wird.

Sonst müsste der ORF auch genauso intensiv, also mit mehr als 100 Mann, über die Rotary-Klubs berichten, denen immerhin (mit deutlich höherem Spendenvolumen!) die de-facto-Ausrottung der Kinderlähmung geglückt ist. Oder über die noch immer viel gefährlichere Malaria (die des problematischen DDT-Verbots wegen alljährlich vier Millionen Menschenleben fordert – aber dies ja nur in der Dritten Welt und nicht auch in der betuchten Schwulen- und Drogenszene des Westens).

Freilich: Von den Zwangsgebühren abgesehen ist es eh egal, was der ORF tut, findet man doch allabendlich in den Gastgärten weit mehr Menschen als beim Begaffen nackter Lifeballleiber. Immerhin hat inzwischen auch Josef Pröll begriffen, dass er dort absolut nichts verloren hat. Auch wenn ihm ein Fernsehauftritt entgeht.

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Die Kunst des Künstlerhauses

17. Juli 2010 05:40 | Autor: Andreas Unterberger

Seit vielen Jahren ist das Künstlerhaus eingerüstet. Damit ist der Karlsplatz, einer der wichtigsten Plätze Wiens, seit Jahren verunstaltet. Der Grund ist ein ziemlich überraschender.

Viele trösten sich: Das Gerüst sei doch etwas Vorübergehendes. Sie kämen aber bei der Erkenntnis ins Staunen, dass hinter den Gerüst-Planen seit Jahren fast nie Bauarbeiten stattfinden. Eingeweihte wissen, dass dem Künstlerhaus längst das Geld ausgegangen ist. Und dass es sich durch die recht teure Vermietung der großdimensionierten Werbeflächen auf den Gerüsten vor dem Künstlerhaus das nötige Geld zusammensparen will. Damit lassen sich alljährlich Hunderttausende Euro verdienen.

Das ist zweifellos eine originelle Methode. Gegen diese hätte aber längst eine funktionierende Stadtverwaltung einschreiten müssen. Denn wenn das Schule macht, sind Wiens Straßen bald von fußballfeldgroßen Gerüstplakaten eingezäunt.

Trotzdem ist der Plakat-Schmäh noch immer harmloser als die Neubauten beziehungsweise Dachaufbauten an der Friedrichstraßen-Seite des Platzes neben der Sezession. Dort hat ein kulturloses Rathaus erlaubt, dass zwischen Ringstraßenarchitektur und Jugendstilviertel modernistische Hässlichkeit hingebaut werden darf. Teils protzig, teils hässlich.

Zurück zum Künstlerhaus: Offenbar ist das Warten auf das Plakatgeschäft aber nicht einträglich genug. Sonst hätte sich ein Herr Beppo Mauhart (ganz zufällig von derselben Parteifarbe wie das monokolore Rathaus) namens einer „Wirtschaftsinitiative neues Künstlerhaus“ nicht mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit gewagt, die einen nur noch sprachlos machen. Er will den Platz zwischen Künstlerhaus und Musikverein durch einen Neubau okkupieren; und auf der anderen Seite des Künstlerhauses gleich noch einen Neubau hinstellen.

Dass Mauhart vorgibt, diese Neubauten mit Museumsflächen befüllen zu wollen, kann man als Schmäh abtun. Denn erstens gibt es keinen echten Bedarf an neuen Museen (und schon gar kein Geld); und zweitens sind zum angeblichen Museumsbau einmal erbaute Flächen blitzschnell in Büros oder Luxuswohnungen umgewandelt. Je nachdem, was mehr Geld bringt (im ersten Bezirk werden derzeit – im Zuge der Flucht aus dem Euro – schon 9000 Euro pro Quadratmeter bezahlt). Und bei diesem Wiener Rathaus kann man wetten, dass auch eine solche Zweckentfremdung auf keine großen Hindernisse stoßen wird.

Ich habe Helmut Zilk mehrmals seine Tätigkeit für einen kommunistischen Geheimdienst vorgehalten. Aber dennoch lassen die vielen mörderischen Attacken auf die Schönheit des historischen Wiens heftige Nostalgie nach Zilk entstehen. Denn er hätte als Bürgermeister mit Garantie aufgebrüllt, wenn jemand in seiner Zeit eine solche Attacke auf die Wiener Ringstraßenarchitektur auch nur vorgeschlagen hätte. Aber bei uns, im Häupl-Wien, ist alles möglich (überdies werden unter Häupl kommunistischen Massenmördern sogar Denkmäler errichtet, was also dem jetzigen Regime auch auf diesem Feld keinerlei Pluspunkte gegenüber Zilk einbringt).

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Die ungehorsame Justiz

17. Juli 2010 03:29 | Autor: Andreas Unterberger

Richter und Staatsanwälte gehorchen weder den Medien noch den Grünen. Wenn das kein Skandal ist?

Da geben Medien und Parteien dem Gericht schon alles vor und dann siegt trotzdem Karl-Heinz Grasser in einem Ehrenbeleidigungsprozess. Da wird den Staatsanwälten täglich von engagierten Rechtsanwälten via Zeitungen erklärt, welche Hausdurchsuchungen, Kontenöffnungen und Verhaftungen die Strafverfolger vorzunehmen haben – und dann tun die etwas anders. Da wird fast wöchentlich groß von Strafanzeigen eines Herrn Pilz berichtet – und dann entsteht nie ein Strafprozess daraus.

Was kann man daraus lernen? Erstens, es ist gut, dass die Judikatur noch immer in Händen unabhängiger Richter und nicht von Medien oder gar Politikern liegt. Zweitens, Politiker machen Strafanzeigen nur für die Galerie, was aber seltsamerweise kaum ein Journalist begreift. Und drittens begreifen auch manche Rechtsanwälte erstaunlicherweise nicht, wie sehr sie ihren Klienten schaden, wenn sie über die Öffentlichkeit Druck auf die Justiz ausüben wollen. Denn die hat in ihrem psychologischen Ehrenkodex an oberster Stelle die Verteidigung ihrer Unabhängigkeit. Zu Recht. Auch wenn es manchmal bei Richtern zu einem demonstrativen „Erst recht nicht“ führt. Aber das ist bitter notwendig.

PS: Nichts von dem hier Gesagten heißt, dass die Vorwürfe gegen Grasser nicht ordentlich aufgeklärt werden müssen. Aber Freundschaft zu einem Gauner macht aus einem Menschen noch nicht automatisch selbst einen Gauner. Vielleicht ist er nur ein schlechter Menschenkenner.

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Fußnote 127: Wie das Heer spart

16. Juli 2010 03:31 | Autor: Andreas Unterberger

Jeder weiß, das Bundesheer hat viel zu viel Mann - und neuerdings auch Frauen. Der Staat viel zu wenig Geld.

Und was tut der Darabos-Verein? Er nimmt wieder 350 neue Heeresbedienstete auf, versucht aber gleichzeitig, andere Bedienstete an andere Ministerien weiterzuschieben. Absurder geht's nimmer, wenn einem hinten und vorne das Geld ausgeht. Gleichzeitig sponsert die einstige Nachwuchshoffnung der SPÖ (ganz normale) Sportsendungen im Fernsehen. Für all das ist offenbar Geld da. Vom unsinnigen Heereseinsatz im Burgenland gar nicht zu reden. Aber gleichzeitig wird die Panzertruppe auf ein Viertel reduziert.

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SN-Kontroverse: Zahlen für Frühpension?

16. Juli 2010 01:31 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

 

Sollen Betriebe zahlen, wenn Sie Mitarbeiter in Frühpension schicken?

 

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Geldbußen für Altersdiskriminierung

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

In Österreich wird wie in vielen Staaten der EU und anderen hoch entwickelten Industrienationen - siehe Japan - die Generationenkluft immer größer. Der „Durchschnittsösterreicher" geht mit 58 Jahren in Pension, häufig nach Jahren der Arbeitslosigkeit. Oft nicht freiwillig, wie es so manche Propagandisten der neoliberalen Denk- und Handlungsschule glauben machen wollen. Es gibt kein „Paradies der Frühpensionisten". In Wahrheit sind ältere Arbeitnehmer nicht willkommen. Mittels „golden handshake" verabschieden sich Banken, Versicherungen, Industriebetriebe und Verlagshäuser von ihren erfahrenen MitarbeiterInnen im besten Erwerbsalter. Die Absicht ist leicht durchschaubar. Die „golden handshakes" sind ein Mittel, um die Belegschaft zu verjüngen und „verbilligen". Die Zahlen alarmieren: Von 932.000 Österreicherin im Altern von 55 bis 64 waren im Vorjahr nur 334.900 erwerbstätig, 21.700 arbeitslos, 21.400 arbeitsunfähig, 88.600 leisteten Hausarbeit. Die größte Gruppe, 457.700 befand sich in Pension. Seit 2004 ist die Gleichbehandlungskommission auch für Altersdiskriminierung zuständig. Obwohl offiziell verboten sind viele Jobangebote weiter auf „jungen, dynamische MitarbeiterInnen" zugeschnitten. Wird ein Inserent angezeigt, zahlt er im Wiederholungsfall läppische 360 Euro. Etliche EU-Ländern ahnden Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt schärfer. In Frankreich zahlt ein Unternehmer ein Jahresgehalt, wenn er eine/einen 50jährige kündigt. Um die Generationenkluft mit all den zusammenhängenden Problemen nicht zu vertiefen sind dringend vernünftige Beschäftigungsinitiativen für die Generation 50plus nötig. Und natürlich spürbare Geldbußen für Unternehmen, die ihre Belegschaft auf Kosten der Allgemeinheit „verjüngen und verbilligen" wollen. 


Ein populistisches Schauermärchen

Andreas Unterberger

Es ist eines der erfolgreich verbreiteten Schauermärchen von Arbeiterkammer & Co, dass Betriebe massenweise ältere Dienstnehmer gegen deren Willen in Frühpension schicken. Es stimmt nur nicht. Erstens ist der größte Teil der Österreicher selbst sehr interessiert, sobald wie möglich in die Frühpension zu gehen, präziser: in die attraktive Hacklerregelung. Zweitens kann jeder Arbeitnehmer ab dem 50. Lebensjahr mit guten Chancen eine Kündigung bei Gericht abwehren. Wenn er dies wollte.

Dieses Schauermärchen wird in Wahrheit nur ausgestreut, weil man populistisch eine Rechtfertigung für die populäre Hacklerregelung sucht. Diese ist aber der Hauptgrund, weshalb der Zuschussbedarf des Pensionssystems steil ansteigt. Ein Zuschuss, der nur über Schulden finanziert werden kann.

Das einzige, was stimmt: Auch viele Betriebe haben Interesse, dass Mitarbeiter früh in Pension gehen. Sie legen es diesen oft nahe. Sie tun das, wenn sie in Krisen Personal reduzieren müssen; da ist es humaner, ältere Mitarbeiter in die Hacklerpension zu verlieren, als jüngere Familienväter auf die Straße zu schicken.

Arbeitgeber tun das aber auch, wenn sie im Druck des Wettbewerbs die Personalkosten reduzieren müssen. Durch die absurde, fast nur auf Dienstalter und nicht auf Leistung aufbauende Lohnerhöhungsautomatik vieler Kollektivverträge kostet ein 60-Jähriger oft zweimal so viel wie ein 30-Jähriger. Der aber die gleiche Leistung bringt. Da fällt ein Trennungsangebot nicht schwer. Vor allem, wenn der Mitarbeiter ohnedies ganz gerne in Pension ginge.
Die zur Diskussion gestellte Zusatzabgabe würde nur eines bewirken: Die Betriebe wären noch mehr als jetzt vor Eintreten des gerichtlichen Kündigungsschutzes motiviert, vor Eintreten der Abgabenpflicht zu kündigen. Oder gleich Arbeitsplätze á la Androsch ins Ausland zu verlagern.

 

 

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Die Lüge hat System

15. Juli 2010 11:59 | Autor: Andreas Unterberger

Man wundert sich, warum sich die Politik wundert. Über Wählerfrust und Demokratieapathie in ganz Europa. Denn Wortbruch und Wählertäuschung haben überall Methode, ja fast kriminelle Energie. Wie einige kommentarlos zusammengestellte Beispiele - diesmal aus Deutschland - zeigen.

2010 Nordrhein–Westfalen

Hannelore Kraft, SPD: "Nordrhein–Westfalen kann man nicht mit Tolerierung regieren." (11. März 2010 im Düsseldorfer Landtag)

Am 15. Juli wird ihre Wahl nur durch die Enthaltung (=Tolerierung) der Linkspartei möglich.

2008 Hessen

Andrea Ypsilanti: "Es bleibt definitiv dabei: Mit der Linkspartei wird es keine Zusammenarbeit geben – weder so noch so."(Bild–Zeitung, 17. Jänner 2008)

"Ich werde dieses Versprechen vielleicht nicht halten können. Das ist so." (ARD Tagesthemen, 4. März 2008)

1999/2001 Berlin

"Die Spitzenkandidaten der Berliner SPD, Walter Momper, und der Grünen, Renate Künast, lehnten das Angebot der PDS umgehend ab. Für die SPD gebe es keine Duldung durch die PDS, sagte Momper." (Berliner Zeitung, 31. Mai 1999)

Am 16. Juni 2001 lässt sich Klaus Wowereit mit Hilfe der PDS an die Spitze eines rot–grünen Minderheitensenats wählen. Inzwischen koaliert er sogar mit der Linken.

1998 Mecklenburg–Vorpommern

In der "Dresdner Erklärung" schreibt die SPD: "Die PDS ist ein politischer Konkurrent und Gegner der SPD. Die PDS ist eine Partei der folgenlosen politischen Versprechen und Hort ehemaliger Staatsfunktionäre. Eine Zusammenarbeit mit ihr kommt für uns nicht in Frage.

Nach der Wahl lässt sich Harald Ringstorff am 3. November 1998 von einer rot–roten Koalition zum Ministerpräsidenten wählen.

1994 Sachsen–Anhalt

Reinhard Höppner, SPD: "Die SPD will nach der Landtagswahl am 26. Juni 1994 in Sachsen–Anhalt lieber eine Große Koalition in Kauf nehmen, als mit der PDS zusammenzuarbeiten". (Tagesspiegel, 16. Juni 1994)

Nach der Wahl bildet Reinhard Höppner ein rot–grünes Minderheitenkabinett und lässt sich am 21. Juli 1994 mit Hilfe von PDS-Stimmen zum Ministerpräsidenten wählen.

PS: Diese Liste ließe sich mit andersartigen Beispielen aus Österreich nahtlos fortsetzen. Wobei - in allen Ländern - die größte Lüge zweifellos die Wohlfahrtsstaats-Lüge ist, also die Behauptung, all die Dinge, die uns die Parteien versprechen oder (auf Schulden) zu schenken vorgeben, ließen sich nachhaltig finanzieren. Und würden nicht in den großen Crash führen.

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Ortstafeln und 100 Jahre Geschichte

15. Juli 2010 03:41 | Autor: Andreas Unterberger

In Kärnten haben wieder drei weitere Orte zweisprachige Ortstafeln bekommen. Das hat in der sommerlichen Nachrichtenflaute die Medien heftig erregt. Die gesamte historische wie juristische Dimension des Problems und die nicht nur einseitig zu beantwortende Schuldfrage fielen hingegen fast überall unter den Tisch. Wie üblich.

Man muss schon sehr blau- und einäugig sein um zu glauben, dass die Ortstafel-Frage durch die gegenwärtige Groteske einer Lösung nähergekommen wäre. Denn es darf ja nicht wahr sein, dass Ortstafeln nur deshalb aufgestellt werden, weil ein Provokateur zu schnell durch ein Ortsgebiet fährt und der Verfassungsgerichtshof den Schnellfahrer seiner Strafe entbindet (offenbar weil dieser die einsprachigen Tafeln nicht verstehen kann - was ja logischerweise dann auch allen Ausländern erlauben würde, mit 100 durch Ortsgebiete zun fahren). Und weil dann ein Landeshauptmann über Nacht nur deshalb Tafeln aufstellt, weil er sich vor der Haftung fürchtet, wenn ein weiterer Provokateur, der die geschwindigkeitsbegrenzende Wirkung von einsprachigen Ortstafeln nicht zu verstehen vorgibt, einen Unfall verursachen sollte. Diese Groteske ist einfach eine Schande. Für Kärnten genauso wie für Österreich und den Gerichshof, der sich auf diese lächerliche Weise einspannen hat lassen.

Historisch muss man die Geschichte der letzten hundert Jahre in ihrer Gesamtheit sehen: Da bekommt man dann gewisses Verständnis für die Kärntner, die ja außerhalb - vor allem von den Medien - gerne als chauvinistische Halbidioten dargestellt werden. Denn immerhin hat es nach beiden Weltkriegen massive, auch mit militärischer Gewalt vorgebrachte Gebietsansprüche aus Slowenien (samt dem dahinter stehenden SHS-Staat beziehungsweise Jugoslawien) auf Südkärntner Gebiet gegeben. Da ist schon nachvollziehbar, dass es lange vehementen Widerstand in Kärnten gegen den kleinsten Versuch gegeben hat, irgendein Indiz zu setzen, das zur Untermauerung slowenischer Ansprüche herangezogen werden könnte.

Auf der anderen Seite ist die brutale Verfolgung der Kärntner Slowenen in der Nazi-Zeit ebenso Faktum wie der Umstand, dass es heute völlig absurd wäre, noch an slowenische Ansprüche auf Grenzänderungen zu glauben. Schon deshalb, weil die Zahl der Slowenisch sprechenden Menschen stetig abgenommen hat.

Auch juristisch wird in den Medien vieles nicht korrekt widergegeben: Denn - wie Günther Winkler, Österreichs wohl bedeutendster Staatsrechtler der letzten 50 Jahre nachgewiesen hat, - der Staatsvertrag und der Minderheitenschutz-Artikel 7 brauchen zur endgültigen und zweifelsfreien Umsetzung ein Verfassungsgesetz. Dieses muss definieren, ab welchem Prozentsatz ein Gebiet gemischtsprachig ist, und die Feststellungsmethode klären, ob jemand ein Slowene ist oder nicht. Schnellfahrerei kann dem Gesetzgeber diese Aufgabe nicht abnehmen.

Die Schuldfrage

Wer ist nun schuld, dass diese Frage auch 55 Jahre nach dem Staatsvertrag in peinlicher Weise ungelöst ist?

1. Die Kärntner Parteien: Nicht nur die FPÖ und ihre diversen Ableger haben immer wieder die Ortstafelfrage aus parteipolitischen Motiven zur nationalistischen Stimmungsmache benutzt, auch die sozialdemokratischen Bürgermeister in den fraglichen Ortschaften waren immer vehement gegen die Ortstafeln. Und ebenso war die Kärntner ÖVP meist auf der gleichen Linie unterwegs.

2. Radikale Slowenenvertreter: Sie haben mit Schnellfahrereien zwar den Verfassungsgerichtshof aktivieren können, aber damit auch gleichzeitig neue antislowenische Emotionen befeuert. Sie haben vor allem immer etwas abgelehnt, was etwa für die Südtiroler der zentrale Eckstein ihres Minderheitenschutzes ist: nämlich eine klare Volksgruppenzählung. Mangels einer solchen wird der Anteil der Slowenen an Hand der bei Volkszählungen angegebenen Sprachkenntnisse geschätzt. Das ist eine sehr problematische Vorgangsweise. Eine Minderheit muss schon bereit sein, sich zählen zu lassen. Sonst sind den wildesten Behauptungen Tür und Tor geöffnet. Wer sich nicht zählen lässt, setzt sich selber in ein schiefes Licht.

3. Der Verfassungsgerichtshof: Er hätte der Politik nicht die klare Pflicht zur Erlassung eines Durchführungsgesetzes abnehmen und sich auf windige Strafmandate einlassen dürfen. Er hat damit den Respekt vor der Verfassung weiter geschmälert.

4. Der Bundespräsident: Wenn sich der VfGH aber in die Sache eingemischt hat, dann hätte der Präsident die Pflicht zur Exekution des Erkenntnisses gehabt.

5. Alle Regierungen seit 1955, die sich nicht ausreichend der Aufgabe angenommen haben. Sie taten dies nicht einmal dann, wenn sie die Zweidrittelmehrheit hatten, welche die beste Basis für eine ausreichende Lösung ist.

6. Die SPÖ der Gusenbauer-Zeit hat wohl überhaupt das ärgste Versäumnis zu verantworten: Zum ersten Mal in der Geschichte hat es 2006 einen Konsens zwischen der Kärntner und der Bundesregierung gegeben. Nach intensiven Vorarbeiten des Historikers Stefan Karner war ein genauer Katalog jener Ortschaften erarbeitet worden, die Ortstafeln erhalten sollten. Auch der (früher sehr scharfmacherische) Kärntner Heimatdienst war für diese Lösung und zwei von drei Kärntner Slowenenverbänden. Nur ein einziger Slowenen-Verband war dagegen: Ausgerechnet jener, der die Schnellfahrerei inszeniert hat. Inzwischen hat das - durchaus konsensorientierte - Laibach diesem Verband das Geld entzogen, worauf die ganze Führung zurücktreten musste, was deren Stellenwert nachträglich neuerlich klar macht. Dennoch hat die Gusenbauer-SPÖ damals im letzten Augenblick dem ausgehandelten Kompromiss unter Berufung auf diesen Verband die notwendige parlamentarische Unterstützung verweigert. Der wahre Grund war natürlich: Die SPÖ wollte nicht den Bösewichten Schüssel und Haider den Erfolg lassen, die Ortstafel-Frage gelöst zu haben. Worauf ja die ganze Antifaschismus-Propaganda der SPÖ in sich zusammengefallen wäre.

Dort stehen wir nun. Jeder weiß, über VfGH und Schnellfahrer gibt es keine wirkliche Lösung. In Wahrheit bleibt nur ein Weg offen: Zurück zum Schüssel-Haider-Pakt. Ob ausgerechnet ein Werner Faymann den Mut dazu haben wird?

Vorerst tut er das Einzige, was er in allen Fragen tut: Er sucht verzweifelt nach der längst möglichen Bank, auf die er das Ganze schieben könnte. Und Heinz Fischer wird halt noch ein paar Sonntagsreden halten, aber nie zugeben, dass er selber 2006 deutlich und energisch handeln hätte müssen.

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Von Wien bis Havanna: Lauter gute Nachrichten

14. Juli 2010 02:24 | Autor: Andreas Unterberger

Das tut bei diesen Temperaturen gut: Reihum stößt man derzeit auf gute Nachrichten. Ob sie nun von der Israelitischen Kultusgemeinde, vom Nationalbank-Präsident Nowotny, aus Paris, von der EU-Kommission, vom Tagebuch oder von der kubanischen Diktatur stammen. Solche Nachrichten machen süchtig: Bitte mehr davon (auch wenn die eine oder andere einen kleinen Wermutstropfen hat).

Da kann man sich über die Freilassung Dutzender politischer Gefangener aus kubanischen Kerkern einfach nur freuen. Der Respekt gebührt freilich weiterhin den tapferen Menschen, die da im Kampf für mehr Freiheit auf viele Jahre ihre eigene Freiheit verloren haben, aber auch ein wenig Spanien und dem Papst, die sich hinter den Kulissen Verdienste erworben haben. Das Regime selber wird freilich noch viel mehr Schritte machen müssen, bis es sich solchen Respekt verdient hat. Das gilt noch viel mehr für die naiven Propagandisten der Castro-Diktatur im Ausland (im Zuge der sommerlichen Hochstimmung verschweigen wir heute, in welcher Wiener Burg prominente Kuba-Propagandisten zu finden sind).

Genauso erfreulich hat die EU-Kommission agiert. Sie will den Arbeitsmarkt ganz gezielt - aber gleichzeitig auch: nur - für zwei Gruppen von Nicht-EU-Bürgern öffnen: für Spitzenkräfte wie Manager und Forscher auf der einen Seite. Und für Saisonniers auf der anderen.

Mit diesem Bekenntnis zu zeitlich befristeten Saisonniers ohne das Recht auf Familiennachzug erteilt die EU auch naiven Kräften in Kirchen und Gewerkschaften eine klare Absage. Denn diese haben sich etwa in Österreich seit vielen Jahren gegen Saisonniers gesträubt - und damit in Wahrheit immer gleich den Zuzug ganzer Clans wegen eines einzigen unqualifizierten Arbeitsplatzes ausgelöst. Obwohl es oft nur um die Tätigkeit als Tellerwäscher geht. Die aber für viele Ausländer durchaus attraktiv ist: Viele von ihnen können sich als Saisonniers damit in sechs Monaten mehr ersparen als daheim in drei Jahren. Also: Warum nicht?

Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny wiederum hat sich dicke Lorbeeren verdient, weil er der bisher höchstrangige Österreicher ist, der sich für eine Erhöhung auch des gesetzlichen Pensionsantrittsalters ausgesprochen hat. Was ja zweifellos richtig und - nach dem noch dringenderen Schließen von Hackler- und Invaliditäts-Schlupflöchern -  angesichts der ständig steigenden Lebenserwartung auch notwendig ist. Der Sozialdemokrat Nowotny war bisher der Meister von inhaltlosen und weichgespülten Aussagen gewesen; weshalb man ihm nun doppelte Anerkennung für seinen Mut zollen sollte. Der auch dann zu loben ist, selbst wenn er damit zusammenhängen sollte, dass Nowotny sicher nie mehr zu Wahlen antreten muss. Die Zeit ist jedenfalls reif für klare Worte.

In Paris wiederum hat sich die erste Parlamentskammer wider alle Political Correctness getraut, in großer Einhelligkeit jede Form von Gesichts-Vermummung, darunter auch die gesichtsbedeckenden Schleier mancher Muslim-Frauen, zu verbieten. Besonders positiv: Jene Männer, die ihre - oft drei Meter hinter ihnen herlaufenden - Frauen zu solchen Verschleierungen anhalten, werden noch viel strenger bestraft. In Österreich hingegen wird seit Jahren über so etwas vage nachgedacht, aber dann haben die Regierung und das linksliberal durchsetzte Justizministerium wieder viel zuviel Angst. Und bestrafen lieber Islam-Kritiker.

Überraschend mutig ist auch die Israelitische Kultusgemeinde, die es wagt, den Rücktritt des islamischen SPÖ-Gemeinderats Al-Rawi zu fordern, der ja seine politische Funktion seit langem in skandalöser Weise immer untrennbar mit der eines Agitators der islamischen Glaubensgemeinschaft vermanscht. Bis hin zur finanziellen Unterstützung für terroristische Organisationen. Man darf gespannt sein, wie die SPÖ reagiert. Ob sie im Wahlkampf ein Signal gegen die radikalen Teile unter den Moslems zu setzen wagt und auf den Mann verzichtet. Oder ob sie nur dann gegen Antisemitismus ist, wenn sie damit parteipolitische Konkurrenten attackieren kann.

Auffällig ist freilich, dass die mutige Aussendung von der Kultusgemeinde stammt - und nicht wie üblich von deren Präsidenten Ariel Muzicant. Dieser ist ja immer am ganz linken Rand der Politik unterwegs (gewesen?) und hat auch alle Multikulti-Inszenierungen mitgemacht, die unter dem mehr oder weniger ausgesprochenen Motto standen, alle Religionen seien lieb und friedlich. Und es gibt offensichtlich keine Religion, in der von vielen Stimmen ständig zum Heiligen Krieg, zur Vernichtung des Judenstaates und zur Solidarität mit Terroristen aufgerufen wird.

Ach ja: Ein klein bisschen Freude macht dem Tagbuchautor auch die Tatsache, dass die Umstellung dieses Blogs auf ein komplett neues Programm halbwegs über die Bühne gegangen ist - auch wenn es genug Probleme mit dem ß und den Umlauten gegeben hat und gibt. Der persönliche Dank des Tagebuchschreibers jedenfalls gilt dem in den letzten Tagen fast rund um die Uhr werkenden EDV-Team. Es war für einen kleinen Blog ein gewaltiges Unterfangen, ein fast komplett neues Programm zu entwickeln.

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Medien, Ethos und Kampagnen

13. Juli 2010 00:25 | Autor: Andreas Unterberger

Rund um den Tod Hans Dichands ist kein Medium in seinem Nachruf um die Empörung darüber herumgekommen, dass Dichand und seine Kronenzeitung bisweilen heftige politische Kampagnen gefahren sind. Der Vorwurf war berechtigt. Die zweite Hälfte der Wahrheit wird aber von allen Medien verschwiegen.

Die Kampagnen Dichands sind allzu bekannt: Für Bäume im Sternwartepark, gegen ein Wasserkraftwerk in Hainburg. Für Barbara Rosenkranz, Michael Häupl und Werner Faymann, gegen Erhard Busek, Heide Schmidt und Ursula Plassnik. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Jedes Mal hat die Krone mehr als klar Position bezogen – und fast jedes Mal hat sich fast immer die gesamte Politik nach Dichand ausgerichtet (wenn auch nicht immer ganz so sklavisch unterwürfig wie Werner Faymann). Wobei Dichand zumindest in zwei Schüsselfragen ohne Probleme seine Position auch um 180 Grad gedreht hat: Für die EU war er 1994 so vehement, wie er in den letzten Jahren gegen sie war. Und gegen die schwarz-blaue Koalition ist er bis in den Februar 2000 ebenso aggressiv aufgetreten, wie er sie dann wenige Tage später gegen ihre Feinde in EU und SPÖ verteidigt hat (offenbar unter dem Druck seiner Leser, die sich als noch mächtiger denn Dichand erwiesen hatten).

Das Kapitel Dichand ist aber mittlerweile durch eine stärkere Kraft abgeschlossen. Nicht abgeschlossen ist jedoch die Heuchelei aller übrigen Medien, die sich so sehr über Dichands Kampagnen erregt haben. Denn praktisch alle anderen Medien fahren mit der gleichen Intensität wie Dichand – nur mit anderen Themen genauso heftige Kampagnen. Das ist in einer (noch) freien Medienwelt ihr gutes Recht – nur muss man sich schon ziemliche Doppelbödigkeit vorwerfen lassen, wenn man bei Konkurrenten mit großer moralischer Entrüstung das verurteilt, was man selber tut.

Da gibt es etwa die massive Agitation sehr vieler Zeitungen für die Gesamtschule. Dabei wird mit Fakten ebenso manipulativ umgegangen, wie man es Dichand vorhielt.

So wurde etwa in keinem Blatt ordentlich über die vor wenigen Tagen veröffentlichte und in Wahrheit sensationelle Studie berichtet, in der das Schulsystem all jener deutschen Bundesländer katastrophal abschnitt, welche die Gesamtschule eingeführt haben. Während die anderen deutschen Bundesländer mit ähnlich dem österreichischen System differenzierten Schulen an der Spitze der Erfolgspyramide stehen. Ich habe gesucht – und alle haben geschwiegen oder die Studie maximal im letzten Absatz von Berichten mit ganz anderem Aufhänger erwähnt. Während jede Äußerung eines unbekannten Provinzprofessors für die Gesamtschule regelmäßig Raum findet.

Genauso manipulativ ist die immer wiederkehrende Behauptung vieler Medien, die Pisa-Studie würde die Überlegenheit des Gesamtschulsystems beweisen. Was sogar die Studienautoren selbst ausdrücklich verneint haben.

Ähnlich kampagnenartig wurde und wird im Fall Arigona Zogaj berichtet, wo Fellner, Standard, Kurier, Falter und ORF an aggressiver Einseitigkeit die Krone voll eingeholt haben. Wo man als Leser das Gefühl bekommt, hier geht es längst nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um Machtspiele. Wer ist mächtiger: Die Krone oder wir alle – zumindest zusammen?

Und die Einseitigkeit der Berichte über die angebliche, angeblich schädliche und angeblich vom Menschen verursachte globale Erwärmung in den genannten (und vielen anderen) Medien verdient längst die „Krone“ der Einseitigkeit.

Das fast Amüsante an all dem ist freilich, dass sich diese Medien damit selbst ins eigene Fleisch schneiden. Denn die Krone hätte mit Sicherheit nicht einen so großen Auflagenerfolg, wenn ihr nicht in so vielen Streitfeldern das breite Feld der Mehrheitsmeinung überlassen worden wäre, während sich die Masse der Anderen regelmäßig auf eine linksliberal-grüne Meinungsposition zurückgezogen hat.

Die natürlich auch als Minderheitsmeinung legitim ist und richtig sein kann. Die aber moralisierend nur schwer erträglich ist.

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Das Tagebuch mit neuem Gesicht

12. Juli 2010 13:37 | Autor: Andreas Unterberger

Eine gute Nachricht mit einigen negativen Implikationen: Das Tagebuch ist auf ein neues EDV-Programm umgestellt worden, das die Funktionen des Blogs deutlich erweitert und eine Reihe weiterer Angebote in den nächsten Wochen und Monaten ermöglicht. Es ist aber bei solchen Umstellungen natürlich auch immer möglich, dass die eine oder andere Funktion eine Zeitlang nicht funktioniert. Dafür bitten wir um Nachsicht.

Ab sofort funktioniert manches auch anders. Vor allem haben Partner, sobald sie sich registriert haben (dazu am Ende eine Anleitung), zusätzliche Rechte. Von denen manche jetzt schon wirksam geworden sind.

Früherer und längerer Zugriff

Partner haben 24 Stunden früheren Zugriff auf alle Tagebucheintragungen. Sie können damit auch früher kommentieren. Sie haben gleichzeitig exklusiven Zugang zu allen Eintragungen, die älter als zehn Tage sind.

Bewertung jedes Kommentars

Partner können nun noch etwas anderes: jeden Kommentar bewerten. Das geht sehr einfach: Man fährt dazu mit dem Cursor über die drei Sterne am Kopf jedes Kommentars und vergibt durch Anklicken seine Wertung: Die schlechteste ist ein halber Stern, die beste sind drei Sterne. Das Ergebnis der bisherigen Bewertungen durch andere Partner sieht man neben den Sternen in Klammer: zuerst die durchschnittliche Sternenzahl, dann die Zahl der abgegebenen Bewertungen.

Naturgemäß hat bei jedem Kommentar jeder Partner nur einmal die Möglichkeit, eine Bewertung abzugeben. Bei Kommentaren zu Kommentaren ("Kommentartöchter") gibt es keine Bewertungsmöglichkeit.

Diese Bewertung hat noch eine weitere Funktion: Künftig werden die bestbewerteten Kommentare (präziser gesagt: jene mit der größten Zahl von Dreistern-Bewertungen) aus der langen Reihe von Kommentaren herausgehoben und - ein zweites Mal - unmittelbar nach dem Tagebucheintrag platziert werden. Sollte ich selbst bisweilen einen mir persönlich interessanten Kommentar dort platzieren wollen, wird das extra vermerkt.

Dadurch werden die Leser auf besonders interessante Kommentare hingewiesen, ohne sich durch oft sehr spezifische Privatdialoge (die bisweilen in einen bedauerlich aggressiven Tonfall abgleiten) durchkämpfen zu müssen. Wer nicht als Partner angemeldet ist, der hat hingegen keine Möglichkeit zu bewerten. Er kann auch nur im genannten Zeitfenster (zwischen dem zweiten und zehnten Tag nach Erscheinen) einen Text "weiterlesen" und kommentieren. Die Nicht-Partner sind um Verständnis für diese kleine Benachteiligung gegenüber den Partnern gebeten. Immerhin haben diese ja den Fortbestand des Blogs überhaupt erst ermöglicht.

Bedenkliches

Die Partner sind auch eingeladen, bedenkliche Kommentare zu melden. Dazu gibt es nun bei jedem Kommentar ein kleines Fähnchen, das man anklicken kann und wo man mich und mein Team unter Nennung der anstößigen Passage auf den betreffenden Kommentar hinweisen kann. Es sollten aber jedenfalls nur solche Kommentare gemeldet werden, die möglicherweise strafbare Inhalte enthalten oder die in einer wirklich groben und provozierenden Art beleidigend sind. Es sollten jedoch keinesfalls Kommentare nur deshalb gemeldet werden, weil sie sachlich Unrichtiges enthalten oder Teil einer scharfen inhaltlichen Debatte sind. Damit soll jedenfalls versucht werden, die demokratische Offenheit des Blogs und zugleich sein - im Schnitt noch immer über allen mir bekannten Foren liegendes - Niveau aufrechtzuerhalten.

Zusendung

Partner können sich künftig auch - natürlich nur wenn sie das wollen und "Newsletter abonnieren" anklicken - jeden neuen Tagebucheintrag automatisch als e-Mail zusenden lassen. Damit erfährt man sofort, wenn es etwas Neues gibt. Gleichzeitig können sie sich auch schon für einen wöchentlichen Newsletter über Papier, Fax oder Mail voranmelden, der im kommenden Halbjahr gestartet wird, falls es auch dafür genügend Interessenten geben sollte.GeplantesFür die nächsten Wochen und Monate sind weitere Ausbauschritte geplant: Die Aufnahme von besonders wichtigen Gastbeiträgen (sofern sie von unserer kleinen Redaktions-Jury einhellig akzeptiert werden); die Möglichkeit, Tipps für Bücher, Vorträge und Kultuveranstaltungen auszutauschen; der Aufbau einer ORF-Watch-Plattform zur kritischen Begleitung des Gebührenrundfunks. Diese Möglichkeiten werden entsprechend der Entwicklung der Partnerzahl, dem Wachstum des Redaktionsteams und dem Entwicklungstempo unserer Programmierer Schritt für Schritt realisiert, aber auch ständig weiter ausgebaut werden.

Registrierung

Die Registrierung erfolgt in zwei Schritten, zwischen denen bis zu 48 Stunden Zeit zur Überprüfung der Daten vergehen können. Als erstes muss man sich rechts oben "Als Partner registrieren" und dann auf einem elektronischen Formular Name, E-Mail-Adresse und ein frei zu wählendes Passwort eingeben.

Dann bitten wir um eine Zeitspanne Geduld, um die Anmeldung einem Zahlungseingang zuordnen zu können (und da wir nicht rund um die Uhr am Computer sitzen können). Sobald das erfolgt ist, werden Sie über die von Ihnen angegebene E-Mail-Adresse informiert.

Darauf kann nun jeder Partnern die Namen festlegen, unter denen er seine Kommentare schreiben wird, also die "Nicknames". Das hat für die Partner den großen Vorteil, dass diese Nicknames von niemandem sonst verwendet werden können (was in der Vergangenheit oft zu nachvollziehbarem Ärger über einige Spaßvögel geführt hat). Sollte es Unklarheiten geben oder ihre Freischaltung länger als zwei Tage auf sich warten lassen, dann bitten wir um ein Kontakt-Mail. Diese Bitte gilt auch für jene Zahler, die entweder anonym oder mit leider nicht genau lesbarer Handschrift eingezahlt haben: Sie sollten aber zumindest den Betrag und das Datum der Überweisung kennen.

Ein neuer Partner werden

Selbstverständlich besteht auch weiterhin noch die Möglichkeit, Partner zu werden. Sie können unmittelbar nach Absendung einer Überweisung auch schon den Registrierungsvorgang starten. Und sie werden freigeschaltet, sobald die Zahlung eingegangen ist.

Die Überweisung eines Unkostenbeitrags muss auf die Kontonummer des Blogs erfolgen:
Dr. Andreas Unterberger
Kontonummer 0877623601
„Erste Bank“ (20111)
Zweck: „Unkostenbeitrag Blog“
Bitte mit vollem Namen und Anschrift (beides wird absolut vertraulich behandelt).

Bei Bedarf (Auslandsüberweisungen):
IBAN: AT 632011120877623601
BIC: GIBAATWWXXX

Alle jene, die für 12 Monate mindestens 120 Euro - oder pro Monat 10 Euro - überweisen, sind „Partner“ des Blogs. Die Höhe des Beitrags ist ansonsten Ihnen überlassen. Ich ersuche darum, auch bei bester Absicht jedenfalls eine Höchstgrenze zu beachten. Bitte keinesfalls mehr als 1200 Euro pro Jahr zu überweisen. Der Grund dieses Ersuchens: Die Stärke des Tagebuchs ist seine Unabhängigkeit von Inserenten und Geldgebern. Daher wird mit 1200 Euro auch die Grenze für Inserenten gesetzt. Für die Partner gilt neben den skizzierten Vorrechten eine Reihe von Garantien:

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Gibt es ein Leben nach dem Fußball?

12. Juli 2010 11:41 | Autor: Andreas Unterberger

Fußball ist aus. Das löst eine seltsame Leere in uns aus. Was war das doch nur, das wir mit unserer Zeit vor der Weltmeisterschaft angefangen haben? Hat das Leben noch einen Sinn? Drei Viertel aller Österreicher (und -innen, was man in diesem Fall ausnahmsweise besonders betonen sollte) sind in den letzten vier Wochen zu grandiosen Fußballexperten geworden. Daher werde ich hier nicht meine eigene Expertise hinzufügen. So klug natürlich meine Analysen über Spieler, Schiedsrichter, die physikalischen Eigenschaften eines Balles und die Tatsache auch wären, dass es auch in Afrika ziemlich kalt sein kann. Statt dessen einige Randbeobachtungen. Etwa über die amüsanten Leitartikelschreiber, welche das Ablaufen des Turniers gleich als Beweis dafür anführen, dass das Modell Südafrika gelungen ist. Aber leider ist etwa Johannesburg noch immer von einem Weltrekord an Morden und Rauben geplagt. Leider gibt es unter den schwarzen Südafrikanern noch immer oder schon wieder starke Stimmen, welche die vier Millionen Weißen vertreiben wollen, obwohl deren Vorfahren zu einem viel höheren Prozentsatz schon in Südafrika gelebt haben als die der Schwarzen. Eine solche Vertreibung würde den relativen Wohlstand des Landes (der weit über allen anderen Ländern Schwarzafrikas liegt), seine medizinischen und wissenschaftlichen Standards rasch ruinieren. Ähnlich wie es im benachbarten Zimbabwe passiert ist, als schwarze Rassisten die rund 4000 weißen Farmer vertrieben haben. Das hat aus einem blühenden Lebensmittelexportland eine Stätte der millionenfachen Flucht (von Schwarzen) vor dem Hungertod gemacht. Aufgefallen ist auch, dass Fußball trotz des Gutmensch-Gelabberes der Funktionäre natürlich nicht die politischen Probleme dieser Welt lösen kann, meist nicht einmal übertünchen. Das merkte man nicht nur an den Spannungen in der französischen  Mannschaft oder der Hymnenverweigerung bei manchen deutschen Spielern. Das zeigte sich auch nach dem Finale, als ein Teil der Weltmeister-Mannschaft - darunter der spielentscheidende Superstar Iniesta - plötzlich mit einer Fahne durchs Stadion rannte: Aber es war nicht die Fahne Spaniens, sondern die von Katalonien! Dessen Einwohner - ungefähr so viel wie es Österreicher gibt - fordern vehement mehr Eigenständigkeit von Spanien. Was sie erst am Wochenende mit einer der größten Demonstrationen in der Geschichte Barcelonas unterstrichen haben. Und worunter sehr viele auch Unabhängigkeit verstehen, was sie angesichts des repressiven spanischen Systems aber nicht laut zu sagen wagen. Der demonstrative Zwischenfall mit der Fahne ist im übrigen den meisten Sportreportern gar nicht aufgefallen. Da müssten sie halt mehr von Geschichte und Politik verstehen. Eine weitere Randnote zur Weltmeisterschaft war die Präsenz Nordkoreas. Dessen Mannschaft wurde zwar meist vernichtend geschlagen, aber irgendwie versucht mein unausrottbarer Optimismus allein aus deren Präsenz und propagandafreiem Auftreten einen kleinen Schritt der Normalisierung in jener fernen Diktatur abzuleiten. Ohne damit auch nur irgendwie den verbrecherischen Charakter jenes Regimes zu verniedlichen. Dessen brutaler Terror war ja nur von Claudia Schmied und Heinz Fischer für harmlos gehalten worden (offenbar nach dem Motto: ein roter Terror kann nie ein böser Terror sein). Aber auch diplomatisch gibt es seit ein paar Tagen übrigens wieder Friedenssignale, so trügerisch sie sein mögen. Und vielleicht kommt im Laufe dieses Jahres mit der dritten Diktatoren-Generation vielleicht doch etwas Menschlichkeit und Vernunft in das Regime. Denn angeblich soll der angebliche Nachfolger ein paar Jahre unter Tarnnamen in der Schweiz in die Schule geschickt worden sein. Jeder solcher Kontakte mit der Welt ist jedenfalls ein Schritt, der helfen könnte, den Wahnsinn des Kommunismus zu beenden. Und jedenfalls hat uns die Weltmeisterschaft auf eine Weltregion aufmerksam gemacht, in der das Leben für die Menschen noch schlimmer und unfreier ist als in Nordkorea (auch wenn das kaum für möglich schien): In den von radikal-islamistischen Milizen kontrollierten Teilen Somalias landete man in den letzten Wochen im Gefängnis, wenn man die Übertragung eines Fußballspiels anschauen wollte. Und jetzt sind sogar Menschen im Nachbarland Uganda durch eine Bombe umgekommen, die höchstwahrscheinlich von Islamisten gezündet worden ist - nur weil sie eine Fußballübertragung angeschaut haben. Ein Milizenchef hatte das Fußballschauen nämlich für "Geld- und Zeitverschwendung" erklärt. (Bitte im übrigen diese Passage ohne Entwicklung von Hassgefühlen gegen den Islam zu lesen, weil sonst würde mir bald eine von dieser Regierung geplante Gefängnisstrafe drohen). Zurück zur Sorge um die Leere für drei Viertel aller zu Fußballexperten mutierten Österreicher: Vielleicht könnten wir uns zumindest einen Teil unserer Zeit auch mit den großen Herausforderungen unserer Epoche befassen - also etwas größeren, als es die peinliche Rolle Österreichs im internationalen Fußball ist: mit der demographischen, mit der ökonomischen, und mit der islamistischen Katastrophe. Denn keine der drei wird durch die Sprücheklopferei der Politischen Korrektheit gelöst. Die da lauten: "Unser Aussterben und unsere Überalterung verhindern wir durch Zuwanderung", "Die durch Schulden verursachte Finanzkrise lösen wir im Zeichen der sozialen Gerechtigkeit durch noch mehr Schulden" und "Der Islam ist eine Religion des Friedens, da sollte man einzelne Ausreißer nicht beachten". Dagegen ist sogar der Satz "Der Ball ist rund" ein Abgrund an Weisheit.

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Was China wirklich will und alle ignorieren

11. Juli 2010 04:23 | Autor: Andreas Unterberger

Europa blickt seit Jahrzehnten auf den Mittleren Osten, auf die Atomgefahr Irans; der Islamismus und der israelisch-palästinensische Konflikt nehmen fast die ganze Aufmerksamkeit der Medien in Anspruch. Sofern sie halt überhaupt noch irgendwelche über Wulkaprodersdorf hinausgehende Perspektiven haben.

Hingegen wird fast nirgendwo das wahrscheinlich für das neue Jahrhundert bestimmende Match zweier Großmächte thematisiert. Es handelt sich um jenes zwischen China und den USA. Was macht China so gefährlich? Kann China überhaupt noch eingehegt werden? Die Fakten: China hat 1.35 Milliarden Einwohner; trotz der „Ein-Kind-Politik“  wächst die Bevölkerung jährlich um Millionen. China ist eine Nuklearmacht mit einer 2,2 Millionen Mann starken Volksbefreiungsarmee, die ständig modernisiert wird. Die Wachstumsraten lagen selbst im Jahr der Krise bei acht Prozent, derzeit sind es wieder zehn. China gibt bald mehr für seine Verteidigung aus als alle Staaten der EU zusammen. China will weg von seiner Rolle als Werkbank der Welt. Es investiert daher große Summen in das für den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt notwendige Knowhow. Freilich, auch China hat gewaltige Probleme. Seine Minderheitenpolitik und die  brutale Verweigerung sozialer Mindeststandards könnten sich in Unruhen entladen. Diesen dürfte die Volksbefreiungsarmee aber gewachsen sein. Ein weiteres Megaproblem ist die Umweltverschmutzung in gigantischem Ausmaß. Diese belastet China auch finanziell, Ressourcen wurden nachhaltig zerstört. Dies alles dürfte aber Chinas Aufstieg nicht  stoppen. Viele (vor allem europäische) Analysten glauben an Chinas Gerede von einer „Harmonischen Weltordnung“. Aus diesem von Peking oft propagierten Begriff ziehen sie den Schluss, dass China durch seine enge wirtschaftliche Vernetzung mit dem Westen in eine kooperative Weltordnung einzubinden sei und dass daher schwere Konflikte mit dem Westen vermieden werden könnten. Die europäischen Außenpolitiker sehen zwar, dass der chinesischen Führung die "Einheit“ und „Unversehrtheit“ viel wert ist, sie messen diesen Kategorien aber kaum Bedeutung zu. Den Europäern sind „Nationalismus“, „Nationalstolz“ oder auch „Ideologie“ als Kategorien, welche die Handlungsweise eines Staates beeinflussen, fremd geworden. Die Kraft und Bedeutung dieser Ideen zu ignorieren ist aber ein großer Fehler. Dieser Fehler entsteht aus dem Glauben der Europäer, dass in einer Welt, in der nur noch Handelsmächte existieren, keine Kriege mehr geführt werden. Handelsnationen seien friedliche Nationen. Doch diese Denkweise ist naiv. Chinas Nationalstolz, seine Verknüpfung von wirtschaftlicher und stetig steigender militärischer Macht, sein Wunsch nach dem Status einer Weltmacht, die den pazifischen Raum beherrscht, seine Politik gegenüber Taiwan, Chinas Streben, die Niederlagen der Vergangenheit wieder gut zu machen, das aktive Bestreben nach wirtschaftlicher Führung (und nicht nur Werkbank zu sein): All dies ist traditionelle Machtpolitik. Da kann China mit Taiwan wirtschaftlich noch so verbunden sein: Sobald China zulässt, dass Taiwan zum Vorhof der USA wird, glaubt es an Glaubwürdigkeit als Führungsmacht des asiatischen Raumes zu verlieren. China weiß, was Europa nicht mehr weiß: Macht setzt sich zusammen aus wirtschaftlicher Unabhängigkeit und militärischer Stärke. Und China ist im Gegensatz zu Europa bereit, beide Sektoren weiter voranzutreiben. Wer könnte sich einem militärisch starken, ja übermächtigen, China auf Dauer wirtschaftlich widersetzen? Will Europa nicht restlos in der globalen Bedeutungslosigkeit versinken,  sollte es die Welt so sehen wie sie ist, sonst läuft Europa Gefahr in einigen Jahrzehnten  die „Werkbank der Welt“ zu werden. Oder bestenfalls der Hotelportier für asiatische Touristen.

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Fußnote 126: Die ÖVP schießt sich ins eigene Bein

11. Juli 2010 02:15 | Autor: Andreas Unterberger

Da waren wieder einmal politische Voll-Amateure am Werk. Die Wiener ÖVP hat den Schauspieler Gerhard Tötschinger auf eine aussichtsreiche Kandidatenstelle für die herbstlichen Gemeinderatswahlen gesetzt. Sie hat dabei aber ganz offensichtlich nicht die Konsequenzen durchdacht: Denn Tötschinger muss als Gemeinderat aus dem ORF-Stiftungsrat ausscheiden - und die Nachbesetzung kann dann niemand anderer als der Bundeskanzler vornehmen. Und zwar im Alleingang, er muss sich dann nicht mehr um das Ergebnis der Publikumsratswahl kümmern. Bei dieser hatte ja die SPÖ zum ersten Mal eine Niederlage erlitten, was dann auch Tötschinger in den Publikums- und Stiftungsrat gebracht hat. Damit kann dann die SPÖ die linke Mehrheit im entscheidenden ORF-Gremium wieder ausbauen. Dank der abgrundtiefen Dummheit der Marek-Truppe (und einem abgrundtief schlechten Gesetz aus schwarz-blauen Zeiten).

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Gibt es Österreich noch?

10. Juli 2010 03:33 | Autor: Andreas Unterberger

Gewiss, so möchte man die Frage der Überschrift beantworten, es gibt sie noch die Republik mit all ihren (nicht gerade schlanken) Institutionen. Warum die Frage? Sie kommt aus dem Vergleich mit dem großen Nachbarn: Deutschland hat dem rapiden Anwachsen des Migrantenanteils im Land bewusst das Konzept der deutschen Leitkultur entgegengesetzt. Österreich sperrt hingegen sein Volkskundemuseum zu. "Kulturministerin" Schmied vermanscht dieses - freilich auch schon unter früheren Ministern schlecht behandelte - Haus mit dem Völkerkundemuseum. Mit anderen Worten: Die kulturellen Traditionen dieses Landes werden auf eine Ebene mit indianischen, afrikanischen und asiatischen Stämmen gestellt. Dafür können in anderen Häusern des Imperiums Schmied weiter ungebremst nordkoreanische Propaganda-Ausstellungen stattfinden. Noch ein anderes Beispiel aus der Museumswelt: In Berlin wurde in den letzten Jahren ein eindrucksvolles "Deutsches Historisches Museum" geschaffen. Dieses stellt sich der gesamten Geschichte der deutschen Lande über alle Zeitepochen. In Österreich hingegen ist das unter Schüssel forcierte Konzept eines Hauses der österreichischen Geschichte endgültig in der Schublade verschwunden. Und selbst dieses Konzept hätte die Geschichte Österreichs erst im Jahr 1918 beginnen lassen wollen, obwohl Österreich eigentlich schon längst seinen tausendsten Geburtstag gefeiert hat. Gewiss, das Verschwinden des Volkskundemuseums hängt wie vieles mit Geldmangel zusammen; das Nichtzustandekommen eines Hauses der Geschichte hängt wohl auch damit zusammen, dass sich niemand einen Werner Faymann als Redner bei der Eröffnung eines solchen Hauses vorstellen kann (kann man sich doch nicht einmal vorstellen, dass der Mann jemals freiwillig ein Museum besucht hat). Beides hängt aber vor allem damit zusammen, dass dieses Land seine Geschichte vergessen hat. Ganz in diese geistige Implosion der Republik gehört auch der Umstand, dass das Bundeskanzleramt die Gedenkmesse für den 1934 beim Nazi-Putschversuch ermordeten Bundeskanzler Dollfuss einfach absagt. Offenbar ärgert es den Herrn Faymann, als er erfahren musste, dass ein "Schwarzer" das erste politische Opfer der Nazis war und nicht die Erfinder des Antifaschismus (denen die Erfindung freilich erst lange nach 1945 geglückt ist, da deren Führer ja noch lange für den Anschluss eingetreten sind). Ganz typisch ein weiteres Beispiel aus der Welt der Kultur: Ein Amerikaner und keiner der vielen die Feuilletonseiten vollschwätzenden einheimischen Kulturwissenschaftler hat in den letzten Jahrzehnten die weitaus besten und wichtigsten Bücher über österreichische Identität geschrieben. William Johnston: "Österreichische Kultur- und Geistesgeschichte", und jetzt ganz neu: "Der Österreichische Mensch". Die sogenannte intellektuelle Szene Österreichs ist an dem Land nur dann interessiert, wenn man es zum tausendsten Male als angeblichen Inbegriff des Nationalsozialismus diffamieren kann. Ansonsten schweigt sie. Weil sie in Wahrheit gar nichts von Österreich weiß, weil sie mehr Szene als intellektuell ist. Das macht die Frage mehr als legitim, ob es dieses Österreich überhaupt noch lange geben wird. Ohne kulturelle Identität gibt es langfristig auch keine staatliche Identität. Ein Land, ein Volk, das keine Vergangenheit mehr hat, hat auch keine Zukunft.

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HAA: Zumindest die EU und das Tagebuch sind sich einig

09. Juli 2010 03:32 | Autor: Andreas Unterberger

Heute erlaubt sich das Tagebuch ein wenig Eitelkeit. Denn die EU-Kommission ist nun haargenau zu dem gleichen Schluss wie das Tagebuch gekommen: nämlich in Hinblick auf die Kärntner Hypo Alpen Adria. Nur liegen da sieben wertvolle Monate dazwischen. Wie das meist ganz gut informierte "Format" nun aus Brüssel berichtet, wirft die EU-Kommission dem Finanzministerium und der Finanzmarktaufsicht vor, die Perspektiven der HAA unrealistisch positiv eingeschätzt zu haben. Österreich hätte statt der Rettung auf Steuerzahlerkosten eine Liquidation des Instituts in geordneten Bahnen in Erwägung ziehen müssen. Bei der "geretteten" HAA sind nach Ansicht Brüssel mehr als zwei Drittel der Kredite ausfallgefährdet. Die Qualität der Vermögenswerte verschlechtere sich immer noch weiter, sagt die EU. Jetzt steht Österreich ziemlich belämmert da: Denn es droht die nachträgliche Rückabwicklung der Bank. Mit anderen Worten: Die HAA könnte trotz der vielen inzwischen dort schon ausgegebenen Steuergelder doch noch liquidiert werden. Was heute natürlich viel teurer wäre, als wenn man es Ende 2009 in geordneter Form getan hätte. Eine solche geordnete Liquidation ist im übrigen mancherorts längst schon Alltag: Etwa in den USA hat sie in den letzten Jahren bei mehr als hundert Banken stattgefunden. Die Bundesregierung hat jedoch 2009 davor gebangt, dass mit der von Jörg Haider & Co ins Elend geführten Bank auch das Land Kärnten pleite gehen würde. Das mit insgesamt 18 Milliarden für die HAA  haftet. Jedoch: Eine solche Pleite eines Bundeslands ist gewiss nicht lustig, aber noch immer viel besser als eine Gefährdung der Republiksfinanzen selber. Die Kreditwürdigkeit des Bundes selbst könnte ohnedies am Ende des Jahres 2010 noch kräftig ins Wanken kommen, wenn die Regierung nicht imstande sein sollte, ein wirklich für alle Gläubiger glaubhaftes Sparpaket vorzulegen. Österreich wird dann ohnedies schon das letzte Land der EU sein, dass Sparbeschlüsse vorlegt. Dennoch treten im ORF schon die ersten "Experten" auf, die mit krausen Argumentationen die Sparnotwendigkeiten anzweifeln. Motto: Die anderen mögen sparen, du glückliches Österreich prasse. Im Falle eines Konkurses in Kärnten hätte die Republik sicher etliche Kosten etwa für das Spitalspersonal übernehmen müssen. Aber keineswegs alle 18 Milliarden. Denn es steht nirgends, dass der Bund für die Budgets der Bundesländer haftet. Ein solcher Konkurs hätte dann aber vor allem alle Landesfürsten zwischen Wien und St. Pölten künftig von ihrer Verschwendungspolitik abgebracht. Was sehr heilsam gewesen wäre. Und Österreich viel ersparen würde. Jetzt zur Tagebuch-Eitelkeit: Wer am 30. November und am 14. Dezember 2009 das Tagebuch gelesen hat, der hätte hier schon damals eine zur jetzigen EU-Position fast deckungsgleiche Argumentation lesen können. Damals wurde für die HAA eine Insolvenz als "bewährtes und klares Institut", ein "geordnetes Zusperren der Bank" empfohlen. Anstelle der von den meisten Printmedien bejubelten "Rettung". Hinter dieser Empfehlung steckt weder Geheimwissen noch nobelpreisverdächtige Klugheit. Sie war lediglich die Anwendung der Grundrechnungsarten und die Nichtverwendung einer parteipolitischen Feigheits-Brille. Beides ist aber offenbar eine Überforderung der heimischen Parteien. Und zwar aller.

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SN-Kontroverse: Ein Rauch-Referendum?

09. Juli 2010 02:58 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll das Volk - wie in Bayern - über ein Rauchverbot abstimmen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Wenn die Volksköpfe rauchen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).
Tabakrauchen beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Ebenso alt sind Debatten um Rauchverbote. Als sich um 1600 das Tabakrauchen auszubreiten begann, reagierten einige Despoten mit drakonischen Körperstrafen. Im Herzogtum Lüneburg stand auf Rauchen bis 1692 sogar die Todesstrafe. 1848 hingegen stiegen die bürgerlichen Revolutionäre in Berlin auf die Barrikaden, um unter anderem das Rauchverbot im Tiergarten zu Fall zu bringen. Heute sind es die Bayern, die ihren Kopf was das Rauchen anlangt flächendeckend in allen deutschen Bundesländern - wo es die unterschiedlichsten Regelungen gibt - mittels Volksentscheid durchsetzen wollen, und wie üblich schwappt die Debatte auf Österreich mit einer gewissen Zeitverzögerung über. Obwohl hierzulande von der seinerzeitigen Gesundheitsministerin und Ärztin Andrea Kdolsky (ÖVP) ein flexibler Gesetzeskompromiss zwischen den Interessen von Nichtrauchern und Raucherinnen sowie deren diversen Lobbys ausgehandelt wurde. Die Wirtinnen und Wirte, hatten eine praktikable Anstandsfrist, um ihre Lokalitäten umzubauen. Dass Nichtraucherschutz nötig ist, bestreiten selbst fanatische Anhänger/innen des Glimmstängels nicht. So hat sich in öffentlichen Räumen ohne großes Protestgeschrei das Rauchverbot durchgesetzt. Dass in den Zügen der ÖBB nicht mehr geraucht werden darf, ist für alle - Reisegäste und Zugpersonal - eine große Erleichterung. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte sich daher in der Alpenrepublik der Kdolsky-Kompromiss durchsetzen. Das ist gut so, denn Kompromisse sind besser als Dauerstreit um Objekte der Begierde. Wie die Geschichte lehrt, sind diese nicht durch drakonische Strafen zu lösen und auch nicht durch Volksbegehren, die relativ leicht - siehe oben - durch gegenläufige Begehren auszuhebeln sind.

Die Bürger wissen es besser

Andreas Unterberger
Das klare Ja der Bayern zum Rauchverbot sollte auch in Österreich zu denken geben. Die Nachbarn haben sich für das entschieden, was die große Zahl der Ärzte und Studien empfiehlt: für ein Rauchverbot. Das zeigt: Bürger sind offensichtlich mehr als Politiker zu mutigen Entscheidungen imstande. Sie sind bei Sach-Voten nicht blöd, egoistisch oder verantwortungslos, wie immer wieder behauptet wird. Ähnlich entscheiden ja auch die Schweizer im Mutterland der direkten Demokratie bei fast allen Abstimmungen viel verantwortungsbewusster als die indirekten Demokratien. Anderswo verwechseln Entscheidungsträger die veröffentlichte Meinung mit der öffentlichen; erkennen unter dem Einfluss vieler Lobbies den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr; weichen feige unter dem Einfluss kleiner Gruppen vor notwendigen Maßnahmen zurück, wie etwa bei der Hacklerregelung. In der Schweiz stimmt die Bevölkerung fast immer gegen neue Ausgaben und für eine sparsame Verwaltung (was das Land wirtschaftlich strahlend dastehen lässt); sie stimmt auch immer für eine starke Landesverteidigung (was dem Land seit zwei Jahrhunderten Kriege erspart hat). Mit anderen Worten: die direkte Demokratie erweist sich der indirekten als weit überlegen. Daher sollte auch Österreich mutige Schritte in diese Richtung gehen. Beim Rauchen lässt ein einziger Aspekt zögern: Die österreichischen Bestimmungen sind so chaotisch, dass die Republik, also der Steuerzahler, bei einem Wechsel auf den bayrischen Weg zahllose Klagen von Wirten am Hals hätte, die zu Recht Aufwandersatz für den teuren Umbau ihrer Lokale verlangen. Freilich: Für diese (Fehl-)Investitionen sind einzig Politiker verantwortlich, die unter dem Druck divergierender Lobbies unpraktikable Lösungen beschlossen haben. Die Stimmbürger können es besser.

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Fischer wie er feigt und lebt

08. Juli 2010 12:49 | Autor: Andreas Unterberger

Es war zu erwarten gewesen: Heinz Fischer hat in seiner Wiederantritts-Rede eine Mischung aus unverbindlichen Allerweltsweisheiten und Werbung für diverse SPÖ-Standpunkte präsentiert. Das einzige, was wirklich wichtig, aktuell und unmittelbarer Teil seiner Aufgabe wäre, hat er hingegen nicht angesprochen. Dazu müsste man freilich Mut und Charakter haben. Fischer hat nämlich mit keinem Wort den Verfassungsbruch  erwähnt, den Bundes- und Vizekanzler in einem offiziellen Brief schon jetzt für kommenden Herbst in Hinblick auf die Einbringung des Budgets angekündigt haben. Dabei wäre die Verteidigung der Verfassung in viel größerem Ausmaß die Aufgabe des Bundespräsidenten als Werbung für die SPÖ-Gesamtschule oder die Verteufelung des CO2. Dabei wäre er neben dem Nationalrat der einzige, der die Regierung für einen solchen Verfassungsbruch auch zur Rechenschaft ziehen könnte. Dabei hatte er in Wahlkampfinterviews noch ausdrücklich betont, dass die Regierung beim Budget die Verfassung einzuhalten habe (obwohl zwei Staatsssekretäre schon damals etwas anderes angekündigt hatten). Dabei ist der Schutz der Verfassung gegen die Allmachtsallüren der Parlamentsmehrheit überhaupt der einzige Grund, weshalb der Bundespräsident in Österreich eine Legitimation per Volkswahl erhält.

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Greenpeace-Außenstelle Küniglberg

08. Juli 2010 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

Mein Gott, welche Ehre. Die ZiB2 bringt das Tagebuch ins Bild. Aber natürlich so, dass nur Tagebuchleser auch erkennen konnten, dass es um das Tagebuch geht. Andernfalls hätte sich der Moderator Wolf ja wohl entleibt. Der ja dem Tagebuchautor in seiner noblen Art schon öffentlich Rauschgiftkonsum unterschoben hat, wie mir einer meiner Partner zeigen konnte. Nur weil der Tagebuchautor ein wenig die Intrigen Wolfs aufgezeigt hatte. Dafür zeigt der Beitrag wieder exemplarisch, wie manipulativ der ORF mit dem Thema Klimawandel umgeht. Zugegeben er tut das praktisch mit jedem Thema, aber hier tut er es halt besonders militant. Es ging um die an die Öffentlichkeit gelangten E-Mails der Klimaforscher der Universität von East Anglia, die im Vorjahr einen ziemlich verheerenden Eindruck von deren Seriosität ausgelöst haben. In diesen Mails sprachen die Exponenten der Theorie einer Menschengemachten Erwärmung - intern - immer wieder  davon, dass sie relevante Klima-Daten zurückhalten, dass sie "Tricks" anwenden, und dass sie Skeptiker an der Veröffentlichung von deren Untersuchungen weltweit zu behindern suchten. Nun hat es bereits die dritte Untersuchungskommission zu diesem Thema gegeben. Deren Bericht vom ORF - wahrheitswidrig - so interpretiert wurde, als wäre dadurch die Erwärmungs-Theorie voll bestätigt worden. Des Langen und Breiten kam ein Greenpeace-Mensch mit hasserfüllten Attacken auf die immer zahlreicher werdenden Skeptiker unter den Naturwissenschaftlern zu Wort. Und natürlich wurde kein einziger Skeptiker befragt. Wie immer. Was man im ORF weiters nicht erfuhr: - Was überhaupt in den E-Mails gestanden ist; - Dass zum dritten Mal kein Zweifel gelassen wurde, dass die an die Öffentlichkeit gelangten E-Mails echt sind; - Dass am Vortag eine im Online-Spiegel veröffentlichte Studie einen weiteren Eckstein aus der Klimatheorie herausgebrochen worden ist, nämlich die für die diversen Computermodelle entscheidende Annahme einer positiven Rückkoppelung CO2-Erwärmung-CO2. - Dass der Bericht mehr ein Charaktertest der "Gründlichkeit und Ehrlichkeit" der East-Anglia-Menschen war als eine wissenschaftliche Studie. - Und vor allem erfuhr man nicht die in Wahrheit vernichtenden Schlüsselpassage: "...es gab ein beständiges Muster, nicht das rechte Maß an Offenheit an den Tag zu legen." Dafür war der ORF maßlos empört über die angeblichen Hacker, welche die E-Mails an die Öffentlichkeit gespielt haben (die übrigens nach einigen Quellen Angehörige der gleichen Universität gewesen sein sollen, die über die Manipulationen und Geheimhaltungsversuche empört waren). Der gleiche ORF hatte sich in den vergangenen Monaten hingegen kein einziges Mal über  Peter Pilz empört, der ebenfalls mit fremden E-Mails des früheren Innenministers Ernst Strasser einen innenpolitischen Wirbel zu inszenieren versuchte. Diese E-Mails waren genauso wenig für Pilz oder die Öffentlichkeit bestimmt gewesen wie jene von East Anglia für irgendjemand anderen als den Empfänger. Aber was ein Grüner darf und wofür er viele rühmende ORF-Auftritte bekommt, wird bei Nicht-Grünen zum Verbrechen. Apropos: Offenbar fürchtet man am Küniglberg dieses Tagebuch so sehr, dass man den Autor heuer im letzten Augenblick von einer Fernsehdiskussion zum Thema Klima wieder ausgeladen hat. In das Erfinden einer guten Ausrede haben sie dabei nicht viel Gehirnschmalz investiert. Oder selbiges ist von der Menge ideologischer V0rurteile längst verdrängt worden.

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Fußnote 125: Ich weiß, ich weiß, was du nicht weißt

07. Juli 2010 16:25 | Autor: Andreas Unterberger

Eine reichlich skurrile Parlamentssitzung. Da verweigert die zuständige Staatssekretärin Christine Marek den Abgeordneten jede Antwort, wo und wie sie den Familien im kommenden Jahr genau 235 Millionen Euro wegnehmen will. Und dann lobt (sich) ihr eigener Parteichef einige Stunden später in der gleichen Sitzung, dass die Eckdaten über den Budgetrahmen schon im vergangenen Frühjahr und somit so früh wie noch nie vorgelegt worden seien. Es ist also offensichtlich längst etwas beschlossen, nur wir dürfen nicht genau erfahren, was es ist. Dieser Budgetprozess 2011 wird wohl als GAU, als größtmöglicher Unsinn, in die Geschichte der politischen Kommunikation eingehen.

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Globale Erwärmung: ein weiterer Eckstein ist kaputt

07. Juli 2010 05:05 | Autor: Andreas Unterberger

Das nennt man einen ungeordneten Rückzug, um nicht zu sagen eine wilde Flucht. In immer schnellerem Rhythmus kommen jetzt Fakten ans Tageslicht, welche die Klima-Hysterie in Frage stellen. Denn deren Eckstein waren bisher einzig und allein Computermodelle, die der Erde katastrophale Folgen prophezeit hatten: Sie gingen von der Annahme aus, dass eine auch nur geringfügige Erwärmung (und mehr hat bis jetzt in den letzten 150 Jahren nicht stattgefunden) in einer Eskalationsspirale immer rascher zusätzliches CO2 freisetzt, das wieder eine weitere Erwärmung auslösen würde. Mit dieser Annahme einer ständigen automatischen Selbst-Beschleunigung eines globalen Temperaturanstiegs hat bekanntlich die globale Klimaindustrie (die von den Universitäten bis zu den Windmühlproduzenten reicht) den westlichen Steuerzahlern viele Milliarden Euro entwenden können. Nun findet man im Online-Spiegel ganz versteckt einen Hinweis auf eine in Wahrheit sensationelle Studie, die sich zum erstenmal die Mühe gemacht hat, empirisch eine der Zentralthesen der Klima-Hysteriker nachzuprüfen. Und schon ist ein weiterer Eckstein der CO2-Panik kaputt. Aber wieder wird man wohl lange warten müssen, bis die meisten Medien die Bedeutung dieser Studie wiederzugeben bereit sein werden. Daher hier die (versteckte) Schlüsselstelle aus dem "Spiegel" im Wortlaut: "Ein überraschendes Ergebnis ist, dass die Temperatur offenbar nur eine untergeordnete Rolle spielt, wie Markus Reichstein und seine Kollegen in einer zweiten Studie feststellten. Selbst wenn die Temperatur innerhalb einer Woche um zehn Grad steige, beschleunige sich die Kohlendioxidfreisetzung durch das Atmen von Tieren und Pflanzen zwar, erreiche jedoch nicht einmal die doppelte Geschwindigkeit. Bisherige Modelle hatten teilweise Beschleunigungen um das Drei- bis Vierfache ergeben, erklären die Wissenschaftler. Diese besonders pessimistischen Szenarien mit teils dramatischen Folgen in der Erderwärmung würden durch die neuen Erkenntnisse entkräftet. Zudem bewiesen die aktuellen Studien den Mehrwert von Langzeitbeobachtungen des globalen Klimas: 'Sie helfen uns, die Unsicherheit gegenwärtiger Klimaprognosen zu verringern und einige Modellvorhersagen auszuschließen', sagt Reichstein." Der Schlusssatz kann in den Wettbewerb als Euphemismus des Jahres eintreten. Aber langsam lernen wir ja, im grünen Meinungsterror zwischen den Zeilen zu lesen.

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Fußnote 124: Die blöden Deutschen

07. Juli 2010 01:23 | Autor: Andreas Unterberger

Die Berliner Regierung beschließt heute das Budget 2011, Österreich die Mindestsicherung. Was zeigt, dass die Deutschen ganz schön blöd sind. Die großen Wirtschaftsweisen Faymann und Pröll haben uns ja gelehrt, dass man ein Budget erst in den allerletzten Tagen des Jahres beschließen darf, egal was die ebenfalls blöde Verfassung sagt. Und dass man vorher noch das allerletzte Geld hinauswerfen soll. Nach der Faymann-Pröll-Lehre ist es ohne langweiligen Vorlauf viel leichter, alle Sparmaßnahmen umzusetzen, alle Strukturreformen, alle Verfassungsänderungen, alle Beschneidungen des Pflegegeldes, alle Nullrunden für Pensionisten und Beamte, alle Subventionskürzungen (samt den daraus folgenden Mitarbeiter-Kündigungen) oder was sonst noch auf uns zukommt. Vermutlich sind unserer Regierung die aufregenden Griechen ohnedies als Vorbild viel lieber als die faden Deutschen. Die auch so blöd sind, ihre unpopulären Sparbudgets gerade dann zu beschließen, wenn das Land mit beiden Augen nach Südafrika und mit dem dritten in den Urlaub schaut, wenn sich also niemand so richtig aufregen wird. Unsere warten hingegen richtigerweise auf die unmittelbare Weihnachtszeit, wo alle Studenten und Gewerkschafter im Land sind, um zu demonstrieren. Wo die Menschen schlechte Nachrichten besonders lieben.

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Die deutschen Quotenfrauen

06. Juli 2010 03:17 | Autor: Andreas Unterberger

Reiches Deutschland. Es hat gleich siebzehn Justizminister, einen für den Bund und sechzehn für jedes Bundesland. Und die treffen einander regelmäßig bei der Justizministerkonferenz, um die skurrilsten Dinge zu beschließen, weil sie offenbar keine echten Probleme haben. So wieder einmal vor einigen Tagen. Hamburgs Justizsenator Till Steffen von der Grün–Alternativen Liste hatte turnusgemäß den Vorsitz und freute sich,  verkünden zu können, dass man die Frauenquote in den Führungsetagen der großen Unternehmen gesetzlich vorschreiben wolle. Die Freiwilligkeit habe auf diesem Gebiet nichts gebracht. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt . . . Steffen hatte diesen Vorstoß gemeinsam mit der bayrischen Justizministerin Beate Merk (CSU) entwickelt. Die Minister beschlossen, dass der Frauenanteil in Führungsetagen stufenweise von zehn über 15 und 20 Prozent bis auf 40 Prozent erhöht werden soll. Nach der jüngsten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung seien derzeit weniger als zwei Prozent der Vorstände in den 100 größten deutschen Unternehmen weiblich. Wie sich solche Eingriffe des Staates mit freier Marktwirtschaft vertragen? Gar nicht. Das Grundgesetz garantiert nämlich das Privateigentum einschließlich des unternehmensbestimmten Eigentums und seiner ökonomischen Nutzbarkeit. Es gewährt eigentlich Berufs- und damit auch Gewerbe- und Unternehmerfreiheit. Und was meinen die Betroffenen? Die Überlegungen der Justizminister von Bund und Ländern gingen in die falsche Richtung, sagte Ostermann vom Verband Junger Unternehmer der Nachrichtenagentur dpa. Bei der Stellenbesetzung sollte allein die Qualifikation entscheiden, nicht das Geschlecht. Den Bundesvorsitz des Verbandes führt – eine Frau. Marie-Christine Ostermann ist geschäftsführende Gesellschafterin eines Lebensmittelgroßhandels. Sie will nicht auf die peinliche Rolle einer Quotenfrau heruntergestuft werden, die ihre Funktion nicht ihren Fähigkeiten und Leistungen, sondern lediglich ihrem Geschlecht zu verdanken haben. Wie so manche Politikerinnen, in Deutschland wie in Österreich.

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Fußnote 123: Das Rauch-Schlammassel

05. Juli 2010 17:56 | Autor: Andreas Unterberger

Wohin die Kompromisskultur der österreichischen Sozialpartner führt. Der Krieg zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist fast so erbittert wie jener zwischen Hundebesitzern und deren Gegnern. Die Bayern haben nun bei einer Volksbefragung eine glasklare Regelung zugunsten der Nichtraucher durchgesetzt. In Österreich hat man hingegen eine so verwaschene Lösung, dass die Regierung jetzt weder nach vorne noch zurück kann. Sie hat so lange mit den Sozialpartnern um einen Kompromiss gerungen, dass sogar die meisten Wirte unzufrieden sind, obwohl bei uns noch mehr geraucht werden darf als anderswo. Jetzt sind dem Gesetzgeber die Hände gebunden: Denn wenn nun doch noch nach internationalem Vorbild ein totales Rauchverbot eingeführt werden sollte, werden zu Recht all die Wirte die Republik auf Schadenersatz klagen, die um teures Geld Wände quer durchs Lokal gebaut haben. Klagen werden auch alle jene, die wegen eines kasuistischen Gesetzes Strafe zahlen mussten. Wie so oft zeigt sich: Wenn die Regierung statt zu regieren auf Kämmerer und Gewerkschafter hört, kommt meist Pfusch heraus.

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Und jetzt noch schnell in die Kassa gegriffen

05. Juli 2010 03:29 | Autor: Andreas Unterberger

Die Verbundgesellschaft investiert in neue Wasserkraftwerke. Das ist gut und verständlich. Denn der Bau von Wasserkraftwerken ist so ungefähr die klügste Investition, die man sich vorstellen kann. Zumindest wenn dabei auch Rücksicht auf die Schönheit der Alpentäler genommen wird, was aber im Vergleich zur Verschandelung Europas durch Tausende Windkraftwerke sehr leicht möglich ist. Der Verbund braucht dafür frisches Geld. Auch das ist verständlich. Da die Republik die Hälfte der Gesellschaft besitzt, zahlt sie auch die Hälfte, rund 500 Millionen Euro. Und das ist nicht mehr verständlich. Denn die Republik hat das Geld nicht und nimmt es daher als Kredit gegen Zinsen auf. Warum bitte? Warum verschuldet man die Republik weiter? Warum ändert man nicht die Gesetze, die einen weiteren Aktienverkauf aus Bundesbesitz verhindern, damit sich der Verbund solcherart finanzieren kann? Viele Österreicher würden mit Liebe ihr Geld in Verbundaktien investieren. Man müsste nur verhindern, dass sich statt der Republik die finanziell ja trotz ihrer Schulden besonders fahrlässigen Bundesländer oder ausländische Staatsbeteiligungen einkaufen. Noch unverständlicher ist, dass der Finanzminister das Geld aus jenem Topf nimmt, der als Sicherheit für die befürchteten Folgen der Finanzkrise großzügig mit 100 Milliarden Schuldeneuro beschlossen worden ist. Warum bitte? Welche Bank muss da gerettet werden? Warum lässt man diese Lizenz zum Schuldenmachen nicht ungenutzt, wenn man glücklicherweise nur einen kleinen Teil dieser Summe für die Bankenrettung gebraucht hat? Damit ist wieder einmal bewiesen: wo auch immer die Politik einen Weg zum Geld findet, geht sie ihn. Jener Topf ist ja schon für zahllose Sinnlosigkeiten wie etwa die Verschrottungsprämie ausgenutzt werden. Die Politik liebt das Schuldenmachen, wenn sie nur die Schuld jemand anderem zuschieben kann. Wie etwa den Banken. Im Herbst aber werden sie uns erklären, dass sie tiefer denn je in unsere Taschen greifen müssen, weil der Staat in einem lebensbedrohlichen Ausmaß verschuldet ist. Leider, leider.

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Die schwule Mitleidsmasche und der objektive ORF

04. Juli 2010 00:13 | Autor: Andreas Unterberger

In Wien fand eine Schwulen-Demonstration statt. Das einzige, was man dort zu sehen bekam, wenn man dem ja immer extrem schwulenfreundlichen ORF traut, waren deftige Sadomaso-Typen. Das hinderte aber die Zeit-im-Bild nicht, im gleichen Beitrag weinerlich die traurige Diskriminierung der Schwulen zu beklagen, weil sie keine Kinder adoptieren dürfen. Das, was ich mir bei der Vorstellung von kinderadoptierenden Sadomasos in Leder und Ketten (und sonst gar nichts) gedacht habe, ist leider nicht druckreif. Aber gedacht habe ich es mir doch. Kaum freundlicher waren meine Gedanken fünf Minuten später, als der Gebührensender einen Bericht über den Blumeneinkauf(!) für den Schwulenball in Michael Häupls Rathaus gebracht hat. Dieser Blumenbericht war ja wirklich eine zwingende Notwendigkeit einer objektiven Berichterstattung. Zumindest für den ORF. Dieser Beitrag krönte ein Wochenende, da Brigitte Ederer im Journal zu Gast war, da zur Pressestunde Barbara Prammer auf dem Programm stand, da schon in der Samstag-ZiB ein TV-Auftritt von Claudia Schmied am Sonntag angekündigt wurde, und da die ZiB des langen und breiten und mit großer Empathie über einen unsinnigen Brief von Eva Glawischnig an die OMV berichtete (den die Ölgesellschaft zu Recht nicht einmal beantwortet). Um nur die wichtigsten „Höhepunkte“ eines rund um die Uhr knalllinken Programms zu nennen, das erneut einen außer Rand und Band geratenen öffentlichen-rechtlichen Rundfunk zeigt. Jetzt haben sie die 160 Millionen in der Tasche, jetzt sind sie völlig hemmunglos geworden. Jetzt brauchen sie auf nichts mehr Rücksicht zu nehmen. Nur noch die Berichte über die – großartige und an Spannung kaum zu überbietende – Fußball-WM haben noch etwas mit objektiver Berichterstattung zu tun. Aber selbst da wird es peinlichst, wenn der ORF nach den Spielen einen Bericht über eine deutsche Fan-Gruppe ausgerechnet aus Pamhagen bringt mit der viermaligen Wiederholung des Lallens zweier betrunkener deutscher Frauen. Offenbar wollte man österreichweit zeigen, welch unfähige Leute im burgenländischen Landesstudio herumsitzen. Vor allem aber wird so der Vergleich mit den deutschen Sendern geradezu erzwungen, die zeigen, wie man das Rundherum eines Fußballspieles locker, witzig und kreativ gestalten kann. Zum Totlachen etwa: „Don’t cry for me, Maradona“. Auf dem Fußballfeld kann Österreich derzeit nicht einmal in den wüstesten Wunschträumen mit den derzeit grandios aufspielenden Deutschen mithalten. Aber früher konnten wir sie oft noch durch unsere Kreativität und unseren Witz schlagen. Aber dieser heutige ORF ist den Anstalten aus dem Nachbarland geistig noch viel mehr unterlegen, als es unsere Fußballer jemals gewesen sind. In einer geschützten Werkstätte für Alt-68er ist halt Kreativität und Lockerheit nicht wirklich zu erwarten.

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Ein Mega-Gau für diese Republik

03. Juli 2010 03:17 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein zynischer Verfassungsbruch. Es ist eine Verhöhnung der Demokratie. Und es ist vor allem volkswirtschaftlich ein absoluter Wahnsinn: Die Regierungsspitzen haben dennoch nun hochoffiziell angekündigt, dass sie das Budget, das ab 1. Jänner gelten soll, erst am 9. Dezember einbringen werden, obwohl die Verfassung dies eigentlich schon für Oktober vorschreibt. Und das alles nur aus einem einzigen Grund: Die SPÖ will die - ohnedies nicht sehr guten - Wahlchancen von Michael Häupl nicht noch weiter gefährden. Man will daher keinesfalls schon zum Wiener Wahltag die unweigerlich bevorstehende Explosion an Katastrophenmeldungen aller nur denkbaren Lobbies dieser Republik auslösen. Denn das Wiener Rathaus ist für die SPÖ die zentrale Selbstbedienungskassa, mit deren Hilfe man alle Medien besticht, aus der man die ideologisch willfährigen "unabhängigen" Vorfeldorganisationen wie DÖW oder ZARA bezahlt. Natürlich will die Bundes-ÖVP auch nicht die Chancen von Christine Marek trüben. Aber die sind ohnedies schon so schlecht, dass ihnen gar nichts mehr schaden kann, nicht einmal die drohende Kürzung der Familienbeihilfe, für die Marek in selbstbeschädigender Naivität (oder nur um bis Herbst den Staatssekretärsgehalt zu beziehen?) zumindest bis zum Wahltag die Verantwortung tragen will. Auch der Bundespräsident steht wieder einmal mit langer Nase da. Hat er doch in seinem Wahlkampf noch beteuert, er werde dafür sorgen, dass die Regierung das Budget rechtzeitig einbringt - obwohl die rot-schwarzen Finanzstaatsseekretäre schon im letzten Winter genau das angekündigt hatten, was jetzt Bundes- und Vizekanzler schriftlich bestätigen. Und die Parlamentspräsidentin steht wie immer peinlich da. Statt den Verfassungsbruch anzuklagen, bettelt sie nun, dass das Budget vielleicht ein oder zwei Wochen früher eingebracht wird. Was die Regierung als "Konzession" wahrscheinlich ohnedies schon eingeplant hat. Ebenso hinterhältig ist der Zeitplan der beiden Großkoalitionäre: Monatelang hat man den von den Staatssekretären schon zugegebenen Verfassungsbruch wieder dementiert, und jetzt kündigt man ihn genau am Tag des Schulschlusses an. Damit die Aufregung bald an den diversen Urlaubsstränden verplätschert. Nur haben die Möchtegern-Taktiker eines vergessen: Dann wenn die nicht nur für die Verfassung, sondern auch die Menschen notwendigerweise schmerzhaften Maßnahmen verkündet werden, sind sie alle wieder da. Was der Regierung einen ganz heißen Winter  bescheren wird. Und das nicht, weil sich die Global-Warming-These vielleicht doch einmal bestätigt. Sondern weil die jahrelang belogenen Menschen aus allen Wolken fallen werden. Aber Rot und Schwarz denken sich: Was schert es, haben wir doch nach der Wiener Wahl eine lange Periode ohne irgendwelche Wahlen vor uns. Da werden sie sich schon wieder beruhigen. Manche Leser werden fragen, ob es denn keine Konsequenzen für einen solchen Verfassungsbruch gibt. Ja die gibt es natürlich - falls die Parlamentsmehrheit eine Ministeranklage beschließt. Vorsichtig ausgedrückt, ein eher unwahrscheinlicher Fall. Und dann wundern sich manche über den rasch wachsenden Demokratiefrust der jungen Menschen. Der lässt sich auch ganz sicher nicht dadurch reduzieren, dass man in den Schulen einen Politologie-Unterricht einführt (zur Arbeitsbeschaffung für die Absolventen einer der sinnlosesten Studienrichtungen). Noch katastrophaler ist aber der ökonomische Pfusch, der da gebaut wird. Denn man hätte so wie viele andere europäische Länder schon im vergangenen Winter konkrete Sparbeschlüsse vorbereiten und inzwischen realisieren müssen. Österreich hingegen hat das Sparen ein volles Jahr verschoben, hat sich damit alle Möglichkeiten genommen, durch Strukturänderungen die sinnvolleren und weniger schmerzhaften Sanierungswege zu gehen. Denn Strukturänderungen brauchen einen viel intensiveren gesetzlichen Vorlauf als ein schlichte Kürzung. Investitionen, Ausgaben für Universitäten oder Landesverteidigung, Beamtengehälter, Pensionen, Beihilfen kann man mit einem Gesetz leicht einfrieren oder kürzen. Will man hingegen das extrem teure Hacklerpensionssystem abschaffen, dann braucht das einen langen Vorlauf, weil ja unser lieber Verfassungsgerichtshof in seinem Wolkenkuckucksheim meint, die lieben Österreicher hätten ein unabdingbares Anrecht darauf, schon viele, viele Jahre im vorhinein den Tag zu wissen, an dem sie endlich in Pension gehen können. Einen noch schwierigeren Vorlauf bräuchte eine Gesundheitsreform, die das teure Neben- und Gegeneinander von Sozialversicherungen und Bundesländern, die unnütze Vielzahl an gesetzlichen Krankenkassen, das gleichzeitige Fehlen eines kostendämpfenden Wettbewerbs, den Missbrauch durch Versicherte ohne Selbstbehalt beendet. Noch zeitaufwendiger wäre es, wenn man endlich die Föderalismusreform anginge, etwa im Schulbereich die Parallelität zwischen Bund und Ländern beendete. Und wenn man Hunderte Bundesgesetze beseitigte, die den Bundesländern und Gemeinden viel Arbeit und Kosten aufbürden. Kein Mensch kann auch nur eine dieser Maßnahmen in ein paar Tagen mit all den notwendigen Verhandlungen, organisatorischen Änderungen, Neustrukturierungen realisieren. Wenn nicht ein Megapfusch entstehen soll. Man hat jetzt schon ein halbes Jahr verschlafen. Und tut das nun weitere fünf Monate. Die Herren Faymann und Pröll haben uns klargemacht: Sie denken nicht an Strukturreformen, das ist viel zu mühsam. Es gibt daher nur noch zwei Möglichkeiten: Die erste bestünde darin, die dringenden Sparnotwendigkeiten überhaupt zu ignorieren; was man vor allem bei Faymann befürchten muss, seit er vom absurden Koralmtunnel bis zum burgeländischen Militäreinsatz an einer offenen Grenze jeweils vor Wahlen Geldverschwendungen einzuzementieren versucht hat. Aber auch die ÖVP hat mit Lobbying für den nur wenig sinnvolleren Brennertunnel oder gegen Spitalsschließungen den Spielraum für vernünftige Maßnahmen drastisch reduziert. Die zweite Möglichkeit: Die Koalition wird dann im Dezember kürzen, streichen - und kräftig Steuern erhöhen. Sie trifft lieber die Menschen mit voller Härte, statt auch an einigen Machtpositionen von Parteifunktionären in Ländern, Sozialversicherungen und Beamtenschaft zu kratzen. Und Häupl ist ihnen offensichtlich sowieso wichtiger als die ganze Republik und deren Einwohner. Denen kann man jetzt nur noch eines wünschen: Frohe Weihnachten!

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SN-Kontroverse: Schulnoten abschaffen?

02. Juli 2010 09:29 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen die Schulnoten abgeschafft werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schluss mit dem Notenroulette!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Der nationale Bildungsbericht spricht Bände. In manchen Schulstufen „finden sich kaum noch nennenswerte Zusammenhänge zwischen Note und gemessener Leistung". Die Rede ist von Willkür in der Notengebung. Oft spielt  der Zufall bei der Notengebung eine Rolle: Wer wortreich antwortet oder eine Brille trägt, wird positiver beurteilt. Wer „schön" schreibt, bekommt eine „schöne" Note. Das ist unerträglich, ungerecht und zukunftsgefährdend. Denn die soziale Schieflage, die das österreichische Bildungssystem ohnehin prägt, wird so  verstärkt. Noten, die eher einer Zahlenlotterie denn einer gerechten Bewertung einer Leistung gleichen, vernichten die Zukunftschancen von Generationen. Auf deren Talente kann die Alpenrepublik aber nicht verzichten, will sie weiter im Konzert der entwickelten Nationen mitspielen. Das stumpfsinnige Notensystem kostet zudem einen Haufen Geld. 126 Millionen Euro stecken die Österreicher per anno in die außerschulische Förderung ihrer Kinder - wobei mittlerweile sogar jeder achte (!) Volksschüler Nachhilfe bekommt. Nicht eingerechnet sind in dieser Summe die 80 Millionen Stunden, die die Eltern als „Hilfslehrer" jährlich mit ihren Kindern verbringen. Das Notenroulette in Österreich ist zudem mit einem weiteren Negativum des heimischen Bildungswesen verknüpft: dem „Sitzenbleiben". Österreich ist eines der letzten Länder in Europa, in denen es dieses Instrument noch gibt. Zählebig halten wir am ineffizienten und teuren System fest. Weil Denken und Handeln in Alternativen eben mühsamer ist, als ausgetretene Pfade zu belatschen. Die Schuld daran schieben sich Eltern, Lehrer und deren gewerkschaftliche Betonvertreter sowie verstockt-konservative Bildungspolitiker/-innen gegenseitig zu. Schluss mit diesem Unsinn - aber rasch!

Rettet unsere Schulen!

Andreas Unterberger Eine Abschaffung der  Schulnoten wäre ein weiterer gefährlicher Anschlag auf unsere Schulen und damit unsere Kinder. Die Idee reiht sich aber nahtlos in eine ganze Reihe schon realisierter Schuldemolierungs-Aktionen. Die Schuldemolierung begann einst mit der Abschaffung der Aufnahmsprüfung. Dann wurden Lehrer von der Personalvertretung unter Druck gesetzt, niemanden durchfallen zu lassen, weil sich sonst die Zahl der Klassen und damit der Posten verringern würde. Dann verlangten linke Direktoren und Pädagogen den Verzicht auf negative Noten, weil man doch keinem Kind die Chance auf einen Schulabschluss nehmen dürfe. Dann ermöglichten die Juristen den Eltern, gegen jede negative Note Einspruch zu erheben. Dann wurde das Aufsteigen sogar mit zwei „Nicht genügend“ erlaubt. Dann wurden den Lehrern fast alle pädagogischen Instrumente gegen aufsässige, schwänzende, den Unterricht ignorierende Schüler genommen. Dann wurde statt Leistung und Lernen nur noch Wohlfühlen und Gruppenarbeit verlangt.  Dann wurden (um nur ein Beispiel zu nennen) im Lateinunterricht statt der wichtigsten Sprache der letzten 3000 Jahre nur noch Gschichterln über die alten Römer vermittelt. Dann führte die von kurzsichtigen Industriellen und naiven Gutmenschen verschuldete Immigration in immer mehr Klassen zu einem niveausenkenden Übergewicht von Kindern mit einer fremden Muttersprache. Das Ergebnis: Maturanten, die keinen Aufsatz mehr schreiben können; Hauptschüler, die nicht imstande sind, 820 von 1000 zu subtrahieren. Die Reformer hatten geglaubt, dass Kinder nach Zertrümmerung des Leistungsprinzips mehr Chancen hätten. Sie haben ihnen aber in Wahrheit die Basis für ein Leben im globalen Leistungswettbewerb geraubt. Jetzt basteln sie noch an der Gesamtschule, damit unsere Schulen endgültig kaputt gehen.

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Der ORF-Skandal wird immer ärger

02. Juli 2010 02:04 | Autor: Andreas Unterberger

Das waren zwei besonders provozierende Beispiele, wie der ORF seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag immer brutaler und völlig ungestraft mit Füßen tritt. Wie er auch ganz wichtige Themen verboulevardisiert. Wie er allen Linksaußen der Nation eine exklusive Öffentlichkeit verschafft, während der Rest der Gesellschaft nur noch zahlen darf. Das erste Beispiel war die sogenannte Arigona-Demonstration. Der Staatsfunk hat schon im vorhinein tagelang für eine Kundgebung zugunsten der abgewiesenen Asylwerberin getrommelt, während andere nicht-linke Demonstrationen von ihm total totgeschwiegen werden und absolut Null Gratiswerbung bekommen. Am Donnerstag war dann das armselige Trüppchen von 500 Teilnehmern, die von der Polizei am Beginn gezählt wurden, (oder von immer noch recht unbedeutenden 7000 Demonstranten, wie der ORF selbst behauptete), in allen drei Zeit-im-Bild-Sendungen zentrales Hauptthema. Ist es der zentrale Informationsauftrag des ORF, jede Aktion im grünen und sonstigen linksradikalen Umfeld massiv zu bewerben und bejubeln? Und den Rest zu verschweigen oder hämisch herunterzumachen? Das zweite Beispiel einer massiven Verletzung des gesetzlichen Auftrags war ein sogenanntes Bürgerforum, das mit maximal einminütigen Redezeiten und einem manipulativ zusammengesetzten Auditorium die Finanzkrise diskutieren sollte. Ein solcher Versuch musste schon am Sendungsformat peinlich scheitern. Nimmt sich doch der ORF nach jedem Fussballspiel mehr Zeit für eine seriösere Analyse, als ihm die Schuldenkrise wert ist. Noch schlimmer aber war, wie dabei in fast allen Moderationstexten gegen Sparpakete polemisiert wurde, statt deren Unvermeidlichkeit anzusprechen oder gar die Frage zu thematisieren, warum Österreich als letztes Land Europas erst im Winter seine Sparpläne enthüllen wird. Wie einen ganzen Abend lang irgendwelchen düsteren, aber nie genannten "Spekulanten" und "unberechenbaren" Finanzmärkten die Schuld an der Krise zugeschoben wurde. Also den Bösewichten, die sich erfrechen, Staaten mit (alljährlichen!) Verschuldungsquoten über zehn Prozent kein Geld mehr geben zu wollen. Was eigentlich auch für die Linksradikalen vom Küniglberg durchaus berechenbar sein sollte. Von der Verschuldung der Staaten - die österreichische wurde gerade um ein 160-Millionen-Euro-Geschenk für den ORF verschlimmert - redet der angeblich öffentlich-rechtliche Staatsrundfunk hingegen nur sehr ungern. Und wenn, dann wird sie auf die Banken zurückgeführt. Obwohl diese nur einen Promilleanteil der Staatsschuld bekommen haben. Mit solchen Propagandaveranstaltungen, so wagt der ORF zu behaupten, würde er öffentlich-rechtlich agieren. Was ihm das Recht gäbe, von uns zwangsweise finanziert zu werden. Das macht sprachlos. Aber wozu aufregen? Wir sehen und hören es ja jeden Tag (wenn wir noch ORF hören). Und wir wählen noch immer mehrheitlich Parteien, die bereit sind, zugunsten dieses ORF zusätzliche Staatsschulden zu machen. Das ist im Radio nicht viel besser. Die beste Pointe zum gegenwärtigen Zustand eines ideologisch zur Spielwiese betagter Alt-68er verkommenen ORF lieferte gerade ein Partner des Blogs: "Der scheidende Chef von Ö1, Afred Treiber, sorgt sich angeblich um sein Erbe. Für Radio-Fans wohl eine der besten Nachrichten seit langem . . ." Herr Treiber polemisiert nämlich trotz des auf seinem Sender sonst rund um die Uhr dominierenden FeministInnen-Gequatsches dagegen, dass ihm eine im Vergleich zu seinem männlichen Wunschkandidaten um einen Millimeter weniger linke Frau nachfolgen soll. Terror und Mobbing im Hörfunk sind aber noch Gold gegen das skandalöse Kesseltreiben, das im Fernsehen gegen eine andere Frau in Gang ist, die für die Führung einer Hauptabteilung vorgeschlagen worden ist. Die radikal linke Volksfront rund um einen seit Jahr und Tag durch seine manipulativen Verhörtaktiken berüchtigten "Star"-Moderator nimmt dort für sich offensichtlich in Anspruch, dass sie über die Besetzung von allen Positionen bestimmt. Warum auch nicht, steht doch schon in der Verfassung, dass der ORF Privateigentum der Alt-68er ist. Und die Feministinnenpartie von der sogenannten Frauenministerin angefangen wird halt nur aktiv, wenn es um eine dumme und linke Frau geht, die auf einen Quotenplatz geschoben werden muss.

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Nachlese einer Wahl voller Überraschungen

01. Juli 2010 12:36 | Autor: Andreas Unterberger

Die deutsche Bundespräsidentenwahl war von so vielen taktischen Finessen begleitet, dass noch eine kleine Nachlese zulässig ist. Diese zeigt die Tricks, Strategien und Untergriffe im politischen Spiel. Wenn es eine Kandidatur gegeben hat, die aus parteitaktischem Kalkül heraus entstanden ist, dann war dies die Nominierung von Joachim Gauck durch Rot–Grün. Mit Gauck gelang es dem Oppositionsbündnis, sowohl in die bürgerliche Mitte als auch in die Linkspartei kleine Keile zu treiben. Die einen empfanden den konservativen Pastor und strammen Antikommunisten Gauck als einen der ihren, die anderen gerieten in die Zwickmühle, den verhassten Stasi–Aufklärer zu wählen oder der bürgerlichen Regierung den Rücken freizuhalten. Dies war jedoch nur eine der dialektischen Taktiken, die man in den linken Kaderschmieden lernen kann. Hier eine kleine Blüten-Nachlese zur Bundesversammlung:

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Sammlung Leopold: Schenkt jetzt Schmied alles her?

01. Juli 2010 03:11 | Autor: Andreas Unterberger

Der Tod von Rudolf Leopold sollte alle Alarmglocken läuten lassen: Denn nun könnten sich jene Kreise um die Kulturministerin Claudia Schmied und einige ihrer radikalen - und heftig vom "Standard" unterstützten - Kunstbeamten durchsetzen, die seit einigen Jahren auf eine extensive Restitution der wichtigsten österreichischen Kunstsammlung des letzten Jahrhunderts drängen. Der geniale wie fanatische Leopold hatte nach dem Weltkrieg mit großem Sachverstand Bilder bei Auktionen und aus Privatbesitz erworben. Die intensiven Forderungen, die Bilder an frühere Eigentümer zurückzugeben, hängen nicht mit irgendwelchen Rechtswidrigkeiten Leopolds zusammen - ihm konnte jedenfalls keine einzige nachgewiesen werden; denn geschicktes Taktieren bei Versteigerungen und günstiges Einkaufen sind noch keine Rechtswidrigkeit.Wer in Dorotheum & Co kauft jedenfalls rechtskonform, was auch immer die Vorgeschichte war. Die Forderungen hängen vielmehr mit den gigantischen Preissprüngen zusammen, die Schiele&Co seit den späten 40er Jahren erzielt haben. Das hat - nochvollziehbares - Interesse an Bildern geweckt, die man früher nicht beachtet hat. Das Absurde ist: Diese Preissprünge hängen sehr stark mit Leopolds intensiver Schiele-Arbeit zusammen. Ohne ihn wäre der österreichische Maler wohl nie zu jenem Künstler geworden, dessen Werke zeitweise bei Versteigerungen weltweit die höchsten Preise erzielt hat. Die Forderungen bauen auf ein schon in den 90er Jahren beschlossenes österreichisches Gesetz auf, das für Opfer des Nationalsozialismus und deren Familien einen neuerlichen Rückgabe-Anspruch auf Kunstobjekte geschaffen hat, obwohl diese Familien die Werke schon einmal zurückbekommen hatten. Die Bilder waren aber nach dem Krieg rasch wieder verkauft worden - aus Desinteresse, aus Geldbedarf oder in Zusammenhang mit dem grundsätzlichen Verbot, Kunstgüter aus Österreich hinauszuschaffen (ein in den armen Jahren nach dem ersten Weltkrieg mit gutem Grund erlassenes Gesetz, das Österreich vor einem Ausverkauf bewahrt hatte). Dieser Anspruch auf neuerliche Restitution ist zum Beispiel in Deutschland nie in der gleichen oder einer ähnlich weitgehenden Form eingeräumt worden. In Österreich besteht er hingegen gegenüber allen staatlichen Sammlungen. Die Leopold-Stiftung ist an sich keine solche staatliche Sammlung. Durch den Tod Leopolds bekommt aber das Unterrichtsministerium in der Stiftung ein viel stärkeres Gewicht. Seit der Übernahme dieses Ministeriums durch Claudia Schmied haben einige ideologisch besonders exponierte Beamte auch schon Druck auf Leopold ausgeübt, die von den ehemaligen Besitzerfamilien geforderten Bilder herzugeben. Das Ministerium drohte sogar mehrfach die Streichung der Subvention an das Leopold-Museum im Wiener Museumsquartier an. Obwohl dieses Museum einer der attraktivsten Anziehungspunkte für Touristen ist. Nun steht stark zu befürchten, dass diese Sammlung endgültig demoliert wird. Weil sich die Machtverhältnisse in der Stiftung verschieben und weil die starke Persönlichkeit Leopols fehlt. Claudia Schmied und ihre Beamten sind ideologisch verbohrt - dies wohl auch deshalb, weil Leopold ein typisch bürgerlicher Kunstsammler war, der es noch gewagt hat, sich dem linken Zugriff auf die Kultur zu widersetzen. Während es auf ÖVP-Seite ja praktisch keine Kulturpolitik mehr gibt. Die Herausgabe-Debatte hat nichts zu tun mit der sogenannten Sammlung Leopold 2, die in den Nachrufen auf Leopold des öfteren angesprochen worden ist. In dieser Sammlung 2 befinden sich alle jene Werke, die Leopold in den letzten Jahren wieder liebevoll, aber in oft völlig chaotischer Weise in seinem - an sich total bescheidenen und längst renovierungsbedürftigen - Privathaus in Wien angesammelt hat. Er tat dies nach Gründung der Stiftung gleichsam in seinem zweiten Sammlleben. Die erste Sammlung hatte Leopold (eigentlich ein Arzt ohne besonderes Vermögen) nur deshalb an die halbstaatliche Stiftung abtreten müssen, weil ihn die Steuerschuld - vor allem die Vermögenssteuer -  erdrückt hatte. Erst seit dem Wegfall jener Steuer konnten so eindrucksvolle Sammlungen wie Leopold 2 ohne Zugriff des Staates wieder ungefährdet entstehen. Ist es eigentlich ein Zufall, dass die SPÖ gerade jetzt wieder heftig auf eine Rückkehr zur Vermögenssteuer drängt? Oder passt das alles sehr gut zusammen: Nur kein Privateigentum entstehen lassen, alles unter pseudomoralischer Argumentation im unproduktiven Wohlfahrtsstaat verschwenden, und gleichzeitig ständig die Rolle des Staates gegenüber den Bürgern stärken?

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Sieg im dritten Anlauf: Wetterleuchten für Merkel

30. Juni 2010 14:41 | Autor: Andreas Unterberger

Das war alles andere als ein Stärkezeichen der maroden Berliner Koalition. Wenn gleich 44 der schwarz-gelben Wahlmänner im ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl nicht für den gemeinsamen Kandidaten Christian Wulff gestimmt haben, dann zeigt das eine tiefe innere Krise der bürgerlichen Koalition. Und auch der zweite Wahlgang brachte zwar ein deutlich besseres, aber noch lange kein ausreichendes Ergebnis. Umso überraschender, dass Wulff dann im dritten Wahlgang, als nur noch die relative Mehrheit nötig gewesen wäre, plötzlich die absolute erzielte. (Dieser Beitrag ist wegen der notwendigen Aktualisierung zweimal geändert worden, was normalerweise im Tagebuch nicht üblich ist. Ich bitte um Verständnis). Dieser Wahltag brachte am Ende also doch noch eine Art Happy end für die Berliner Koalition. Vorher hatte Kanzlerin Merkel jedoch eine massive Demütigung einstecken müssen. Eine Demütigung, die durchaus als Wetterleuchten am Horizont der Regierung interpretiert werden kann. Das schlechte Ergebnis für Wulff in den ersten beiden Wahlgängen liegt gewiss sehr stark an Joachim Gauck, mit dessen Nominierung Rot-Grün ein Geniestreich gelungen ist. Gauck wirkt sympathisch, parteiungebunden - und bürgerlich. Ihm schadete es offenbar auch nicht, dass im Fall seiner Wahl beide Spitzenämter der Bundesrepublik von ostdeutschen Protestanten besetzt worden wären. Noch mehr als die Attraktivität Gaucks wirkte sich aber zweifellos die innere Entfremdung zwischen den Koalitionsparteien aus, die mit einem überraschenden Tempo eingesetzt hat. Die überraschend viele Abgeordnete dazu veranlasst hat, dem Koalitionskandidaten, also Merkels Kandidaten, eine heftige Ohrfeige zu versetzen. Daher bleibt trotz des Happy ends die Diagnose: In der Koalition kriselt es. Die Ursachen dieser Koalitionskrise liegen in der Führungsschwäche Angela Merkels; sie liegen in den oft geradezu krampfhaften Anti-FDP-Profilierungsversuchen der bayrischen CSU; sie liegen in der Schwere der Wirtschaftskrise, der in jedem Fall nur mit unpopulären Maßnahmen beizukommen ist; und sie liegen insbesondere im Versagen der FDP, sich als Regierungspartei zu positionieren. Die FDP hat nur im Gesundheitsminister Philipp Rösler einen wirklich überzeugenden Exponenten in die Regierung entsenden können. Dem Rest fehlt noch stark die Professionalität, die FDP ist noch viel zu stark in der großen Beliebigkeit der Oppositionsrolle verhaftet, und sie hat sich mit der Strategie blamiert, ausgerechnet in Zeiten der Krise für Steuersenkungen zu kämpfen. Bedeutet dieses Wetterleuchten nur ein kurzfristiges und langfristig unbedeutendes Frust- und Dampfablassen? Oder erleben wir schon den Anfang vom Ende der bürgerlichen Hoffnungen in Deutschland? Jedenfalls ein Kompliment muss man Joachim Gauck machen: Er hat bis zuletzt der naheliegenden Versuchung widerstanden, sich der Linkspartei - einer in vieler Hinsicht verfassungsfeindlichen Gruppierung - anzubiedern, um sich die Chance auf eine Mehrheit zu suchen. Ein Mann mit Charakter, wie die Demokratie viele bräuchte.

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Fußnote 122: Wer glaubt noch an die Pension?

30. Juni 2010 12:50 | Autor: Andreas Unterberger

Die Österreicher sind um etliches schlauer als ihre Politiker. Was die Aussichten freilich nicht rosiger macht. Nur noch 56 Prozent der noch nicht in Pension befindlichen Österreicher glauben, dass es bei ihrem Pensionsantritt eine staatliche Pension in der heutigen Form geben wird. Drei von zehn Österreichern rechnen hingegen schon mit einer deutlichen Erhöhung des Pensionsalters, starken Kürzungen der Pensionen und der Notwendigkeit, mehr privat vorzusorgen. Das ergibt eine neue Imas-Umfrage. Das kann man positiv als signifikanten Erkenntnisgewinn interpretieren. Das kann man aber auch umgekehrt sehen: Noch immer glaubt eine klare absolute Mehrheit wider alle Grundrechnungsarten den grob fahrlässigen Versicherungen der Politik, glaubt also an das Gleichbleiben der staatlichen Pension. Die jedoch nur dann in etwa gleich bleiben können, wenn eine gefährlicher neuer Virus die Menschen über 60 reihenweise dahinrafft.

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Mutter gerettet - Europarat bleibt unrettbar

30. Juni 2010 02:03 | Autor: Andreas Unterberger

Der Europarat hat abgestimmt. Das "Elter" wird doch nicht kommen, dafür etlicher anderer Gender-Unsinn. Mit dem Elter-Verzicht haben die Abgeordneten offenbar ein wenig auf die in diesem Blog und in anderen internationalen Foren geäußerte Kritik reagiert. Denn die Abschaffung des angeblich diskriminierenden Wortes Mutter zugunsten des politisch korrekten "Elter" wurde im letzten Moment aus dem Dokument hinausgekippt. Das freut. Dennoch bleibt die ganze Resolution dumm und überflüssig, so wie der ganze Europarat. Die "Bekämpfung sexistischer Stereotypen in den Medien" von der Schule bis zum Strafrichter bleibt trotz der Mutter-Rettung erstens ein Produkt krank- und krampfhafter Gender-Ideologie. Sie zeigt zweitens, dass wir unter viel zu vielen Institutionen leiden, die die eigene Existenz nur noch durch immer blödere Texte rechtfertigen können, weil sie sonst gar nichts mehr abzustimmen hätten. Und diese Resolution ist drittens ein weiterer Schritt, der die Meinungsfreiheit bekämpft und der dann irgendwelchen subalternen Geistern des Justizministeriums wieder einen Vorwand gibt, neue Maulkorb-Gesetze zu formulieren. Solange Politiker und Beamte glauben, bestimmen und verbieten zu können, was böse und was gute Vorurteile (=Stereotypen) sind, ist es um die Grundfesten unserer westlichen Rechtsstaaten übel bestellt. Das nächste Mal kommen halt die an den Pranger, die sich vor großen Hunden, vor dem Rapid-Anhängerklub oder türkischen Park-Banden fürchten. Sind ja alles nur Stereotypen . . . Wird jetzt ganz im Sinn der Resolution etwa der Nachfolger Hans Dichands im Gefängnis landen, weil auf Seite 5 der Krone meist ein unbekleidetes Mädchen zu finden ist? Oder verlieren Lehrer ihren Job, die im Besitz einer Boulevard-Zeitung mit solchen Photos angetroffen werden? Solange Menschen das kaufen, sollen sie um Himmels willen das Recht dazu haben (was ich umso ehrlicher sagen kann, als ich nie bei einer solchen Zeitung gearbeitet habe). Bei einem Verbot solcher Pin-Up-Photos würden nur noch schwule Propaganda und Pornographie in den Trafiken aufliegen dürfen. Was freilich ganz im Sinn der "fortschrittlichen" Linkspolitiker und naiven Liberalen und Konservativen  liegen dürfte, die gegen den Willen ihrer Wähler ständig für solche Resolutionen stimmen. Die Linken finden freilich für ihren Kulturkampf im Europarat eine sehr freie Bahn: Die Abstimmung ist erneut mit einer lachhaft niedrigen Präsenz abgelaufen. Von den 318 Mitgliedern der Parlamentarischen Versammlung (die aus allen nationalen Parlamenten geschickt werden) sind nur 56 anwesend gewesen. Von sechs Österreichern war es gar nur ein einziger, nämlich der ÖVP-Mann Franz Eduard Kühnel. Der hat immerhin gewagt, sich der Stimme zu enthalten, während die anderen Anwesenden, darunter auch viele (angeblich) Konservative und (angeblich) Liberale zu 90 Prozent für den Text gestimmt haben. Also wird der Europarat, die Vertretung von gewählten Volksvertretern, weiterhin eine Masse an Resolutionen gegen alles machen, was politisch angeblich unkorrekt ist und was von der Mehrheit der Menschen gewünscht wird. So wie er zuletzt das demokratisch beschlossene Schweizer Minarettverbot verurteilt hat; oder die in einigen Ländern schon sehr erfolreiche Methode, die Gruppenbildung von Jugendlichen an unpassenden Plätzen mit Schallwellen auf für Ältere unhörbarer Frequenz zu unterbinden. Zunehmend problematisch wird aber auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Ist doch dort das Kreuzverbot für Schulen von einem Richtersenat erlassen worden, in dem etwa ein türkischer Richter sitzt. Also ein Richter aus einem Land, in dem auch Nichtmoslems zwangsweise den sunnitischen Religionsunterricht besuchen müssen! Aber auch dieser Richter sitzt nur deshalb dort, weil die politisch korrekte Politik die Türkei in den Europarat aufgenommen hat.

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Fußnote 121: Kanadier müsste man sein

30. Juni 2010 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Kanada ist ein schönes Land. Das weiß fast jeder. Es ist aber auch ein politisch interessantes Land. Und das sollte man sich oft näher anschauen. So wagen es die Kanadier, sich des öfteren frontal gegen einen sehr großen Nachbarn zu stellen. Sie haben beim Gipfel in Toronto kontinuierlich alle Unsinnigkeiten wie Steuererhöhungen abgelehnt (obwohl normalerweise Gastgeber immer verleitet sind, für die Erzielung eines Konsenses alles zu opfern). Sie haben beim Gipfel auch die im Vorjahr weltweit noch topmodisch gewesene Klimahysterie abgedreht. Und sie betreiben seit Jahren eine absolut rationale Einwanderungspolitik: Nach Kanada übersiedeln darf nur, wer entweder reich ist oder überdurchschnittlich gebildet oder überdurchschnittlich intelligent. Jeder Vergleich mit der österreichischen Immigrationspolitik erübrigt sich da sowieso.

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Fußnote 120: Papst beißt zurück

29. Juni 2010 01:38 | Autor: Andreas Unterberger

Christoph Schönborn hat im Vatikan eine heftige Abreibung erhalten. Das schmerzt einen so harmoniebedürftigen Mann zweifellos heftig. Das muss es dem Wiener Kardinal aber wert gewesen sein. Hat er doch ganz offensichtlich sehr bewusst in letzter Zeit seinen Kurs um 180 Grad geändert. Noch vor zwei Jahren war er vatikanischer als der Vatikan und tadelte sogar öffentlich seinen Vorgänger Franz König und die früheren Bischöfe, weil sie auf behutsame Distanz zur Anti-Pillen-Enzyklika Humanae Vitae gegangen waren. Inzwischen hat er erkannt, dass Papst-Prügeln die einzige Strategie ist, um zumindest einen Tag lang Jubel von den Rängen zu bekommen, dass er also immer dann in "News" oder ORF gelobt wird, wenn er auf Rom schimpft, wenn er sich öffentlich über andere Kardinäle alteriert, wenn er die Kindesmissbräuche statt den wirklichen Tätern und Vertuschern gleich der ganzen Kirche in die Schuhe schiebt. Schönborns Politikwechsel brachte den offensichtlich erwünschten Erfolg. Nur die Kirche hat er auf diese Weise sicher nicht gefüllt. Im Gegenteil. Denn kircheninterne Wadlbeißereien sind ungefähr die dümmste Strategie, um der Kirchenkrise Herr zu werden. So billig es ist, sich auf Kosten des Vatikans daheim zu profilieren, so eindeutig ist doch, dass die Kirche für ihr Überleben nichts dringender als Einigkeit braucht.

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Großer Jubel: Konsens über zwei schlechte Gesetze

29. Juni 2010 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Wetten, dass uns die Regierungsparteien noch ein paar Mal einen Durchbruch in Sachen Mindestsicherung und Transparenzdatenbank verkünden werden. Schließlich müssen die Jubelmedien ja mit guten Schlagzeilen gefüttert werden. Viel ärgerlicher ist aber: Beide Gesetze sind schlecht. Daher ist es auch ziemlich redundant, wenn sich die Regierung da feiert. Die Mindestsicherung ist schlecht, weil sie mit Sicherheit weit mehr kosten wird als das bisherige Sozialhilfe-System. Denn künftig wird in der Optik der Hilfesuchenden aus einem Bittgesuch ein Rechtsanspruch - und erst der Staat muss beweisen, dass der Anspruch doch nicht besteht. Damit wird dem in unserem Sozialsystem ohnedies weit verbreiteten Missbrauch Tür und Tor noch weiter geöffnet. Und findige NGOs stehen schon bereit, aus angeblich humanitären Gründen die Lücken im System auszutesten, und sofort "Skandal" und "Soziale Kälte" zu skandieren, wenn eine Behörde es wagen sollte, effizient gegen Missbrauch einzuschreiten. Die Transparenzdatenbank in der vorgesehenen Form ist schlecht, weil sie viel Bürokratie auslöst, weil ihre Erstellung jahrelang dauern wird und weil nicht klar ist, was man eigentlich dann mit den gewonnenen Daten tun wird. Vor allem aber ist sie eine schlechte Lösung, weil sie mit zahllosen Geheimhaltungs-Kautelen belastet wird, sodass ungefähr des Gegenteil von Transparenz entstehen wird. Wie man es richtig macht, zeigen gerade die Briten: Sie veröffentlichen künftig sämtliche Zahlungen aus staatlichen Kassen im Internet (sofern es nicht auch dort irgendwelchen Bedenkenträgern gelingen sollte querzuschießen). Das schafft - ähnlich dem schon lange gut funktionierenden skandinavischen System - Transparenz. Ja, auch für die Nachbarn. Es scheint für viele Österreicher hingegen besonders entscheidend zu sein, dass die Transparenz nur im Geheimen besteht. Das heißt mit anderen Worten, dass es offenbar Privatsache ist, ob und wie man den Staat betrügt. Denkt man nur eine Minute ruhig und ohne die üblichen Reflexe nach, dann wird es eindeutig klar: Wer vom Staat und all seinen Agenturen Geld will, der greift uns allen in die Tasche. Und da haben wir alle in Wahrheit einen ganz eindeutigen moralischen Anspruch, davon zu erfahren. Eine solche echte Transparenz würde überdies viel effektiver Sozial- und Förderungs-Missbrauch eindämmen als eine neue komplette Bürokratie. Sie wäre daher auch die weitaus effizienteste Sparmaßnahme.

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Meinungsfreiheit in Gefahr

28. Juni 2010 01:44 | Autor: Andreas Unterberger

In Österreich droht die schärfste Einschränkung der Meinungsfreiheit seit Jahrzehnten. Der Gesetzesentwurf ist schon durch den Ministerrat gegangen; jetzt hängt es nur noch am Nationalrat, ob der Entwurf nun endgültig in Geltung tritt. Mit diesem Thema befasst sich heute Abend eine hochrangig (und mit mir) besetzte Podiumsdiskussion. Eintritt frei. Vorweg die Daten der Diskussion: Montag,  28. Juni, 18:00 Uhr im Palais Daun-Kinsky, Freyung 4, 1010 Wien. Es diskutieren: Dr. Dieter Böhmdorfer, Rechtsanwalt, Justizminister a.D. Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol, Präsident des Nationalrats i.R. Hon.-Prof. Dr. Gottfried Korn, Medienanwalt, Mitherausgeber der Zeitschrift „Medien & Recht“ Dr. Johann Rzeszut, Präsident des Obersten Gerichtshofes a.D. Rosemarie Schwaiger, Redakteurin „Die Presse“ Dr. Andreas Unterberger, Internet-Blogger „andreas-unterberger.at“ Moderation: Dr. Barbara Kolm, Generalsekretärin F.A.v. Hayek Institut. Dem Hayek-Institut sei Dank, dass diese Veranstaltung zustandekommt. In diesem Land hat schon fast jede Fliegenart und jeder südamerikanische Stamm ein aktive Lobby. Nur die Freiheit nicht, für die unsere Vorfahren 1848 auf die Barrikaden gestiegen sind. Und die in den letzten Jahrzehnten das zentrale Fundament unseres gesamten Rechtsstaates und auch des wirtschaftlichen Wohlstandes gewesen ist. Aber offenbar ist uns diese Friheit schon zu selbstverständlich geworden, als dass sich noch jemand dafür engagieren würde. Laut Regierungsvorlage soll der §283 des Strafgesetzbuches in folgender Weise neugefasst werden:

Verhetzung

§ 283. (1) Wer öffentlich auf eine Weise, die geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden, oder wer für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar zu Gewalt oder zu einer sonstigen feindseligen Handlung gegen eine Kirche oder Religionsgesellschaft oder eine andere nach den Kriterien der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der Staatsangehörigkeit, der Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung definierte Gruppe von Personen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe auffordert oder aufreizt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen. (2) Ebenso ist zu bestrafen, wer öffentlich gegen eine der im Abs. 1 bezeichneten Gruppen oder gegen ein Mitglied einer solchen Gruppe ausdrücklich wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe hetzt oder eine solche Gruppe in einer die Menschenwürde verletzenden Weise beschimpft oder verächtlich zu machen sucht.

Das erscheint aus folgenden Gründen bedenklich:

  1. Mit diesem Paragraphen kann künftig versucht werden, jede pointierte Kritik als Beschimpfung, Verächtlichmachung oder Verhetzung zu  interpretieren und vor den Strafrichter zu bringen.
  2. Damit werden Meinungsdelikte, die rund um das Medien- und Ehrenbeleidigungsrecht bisher nur zu Geldstrafen geführt haben, mit zwei Jahren Haft bedroht.
  3. Auch sehr viele parlamentarische Reden (einmal abgesehen von der Immunität), Leitartikel und sonstige öffentliche Debatten drohen nun, als Verletzung dieses Paragraphen inkriminiert zu werden.
  4. Damit werden Geschmacklosigkeiten, schlechtes Benehmen, wilde Polemiken und Meinungen auf die Ebene von Verbrechen gehoben.
  5. An der Strafbarkeit ändert sich auch nichts, wenn die inkriminierten Meinungsäußerungen voll den Tatsachen entsprechen.
  6. Für die Strafbarkeit des „Hetzens“ gilt auch nicht die im restlichen Paragraphen erwähnte Einschränkung, dass eine Beschimpfung „in einer die Menschenwürde verletzenden Weise“ erfolgt.
  7. Aber auch diese Verletzung der Menschenwürde geschieht nach dem Standardkommentar zum StGB (Wiener Kommentar) schon dann, wenn jemand als wertloser Teil der Gesamtbevölkerung dargestellt wird. Was etwa bei polemischen Debatten über das Pensionssystem, Börsehändler, kapitalistische Ausbeuter, Manager oder Banken, Tierschützer und andere Gruppen sehr leicht der Fall sein kann.
  8. Diese mit Terrorismusbekämpfung in nicht erkenntlichem Zusammenhang stehende  Einschränkung der Meinungsfreiheit wird unter der irreführenden Überschrift „Terrorismusprävention“ verfügt.
  9. Sie schützt im Gegenteil terroristische Gruppen gegen Kritik und wird kaum gegen Hassprediger eingesetzt werden können. Für den Schutz gegen diese würde zweifellos der Absatz (1) ausreichen.
  10. Auch jede andere in Kritik stehende Gruppe – ob Neonazis, ob Kommunisten, ob Islamisten – wird zumindest versuchen, sich mit dem Verhetzungsparagraphen zu wehren, vertreten sie doch zweifellos eine „Weltanschauung“.
  11. Dieser neue §283 kann zumindest theoretisch sogar wie ein Ermächtigungsgesetz – ähnlich zum Verhalten der Justiz in autoritären Staaten wie Venezuela oder  Iran – zum Mundtotmachen von politischen Oppositionellen benutzt werden. Dazu bedarf es nur einer leichten Verschiebung der Interpretation von „verächtlich machen“ durch die Justiz.
  12. Selbst wenn sich die österreichische Judikatur – wie zu hoffen ist – einer sehr extensiven Interpretation dieses Paragraphen verschließen sollte, so ist es doch fast sicher, dass damit eine Fülle von Strafanzeigen und staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen ausgelöst wird. Was zumindest Unsicherheit auslösen wird und die ohnedies durch ein enormes Arbeitsaufkommen überlastete  Staatsanwaltschaft weiter belasten wird.
  13. Diese Einschränkung der Meinungsfreiheit wird – aus schlechtem Gewissen? – in der Regierungsvorlage so versteckt, so dass man nur durch Vergleich mit dem bisherigen Strafgesetzbuch ihre ganze Tragweite erkennt. Bisher waren dort im Wesentlichen nur Religionsgemeinschaften und „Rassen“, „Völker“ und „Volksstämme“  – was auch immer diese Begriffe genau bedeuten – geschützt. Überdies galt bisher der Schutz nur einer ganzen Gruppe, jetzt soll er auch auf jeden einzelnen ausgedehnt werden.
  14. Dieses schlechte Gewissen zeigt sich auch darin, dass in der – rechtlich irrelevanten – Zusammenfassung der Gesetzesvorlage durch die Parlamentskorrespondenz jeder Verweis ausgerechnet auf die Verschärfung der „Verhetzung“ fehlt.
  15. In besonders schlimmer Weise lässt sich das Gummi-Vokabel „Weltanschauung“ beliebig in alle Richtungen interpretieren.
  16. Verhaltensweisen, die bisher im gesellschaftlichen Konsens als Geschmacklosigkeit oder schlechtes Benehmen einzuordnen waren, werden nun plötzlich unter eine strenge zweijährige Strafdrohung gestellt werden. Selbst Blondinenwitze (siehe Schutz des „Geschlechts“) oder polemische Darstellungen des Pensionssystems (siehe Schutz des „Alters“) können ganz leicht als „verächtlich machen“ interpretiert werden.
  17. Aus all diesen Gründen liegt überdies auch eine massive Kollision mit den Bestimmungen der Verfassung und der Menschenrechtskonvention zur Meinungsfreiheit vor.
  18. In den erläuternden Bemerkungen wird der Eindruck erweckt, es bestünde eine internationale Pflicht zur Erlassung eines solchen Paragraphen. In Wahrheit gibt es aber nur eine Empfehlung einer – überaus umstrittenen – unabhängigen Kommission des Europarats ohne jede Bindungswirkung und einen Rahmenbeschluss der EU-Justizminister, der  im Gegensatz zum vorliegenden Entwurf ausdrücklich die Meinungsfreiheit unberührt lassen will. Der überdies nicht Kritik an jemandem seiner Weltanschauung wegen umfasst.
  19. Das Recht wird damit zur politisch-ideologischen Waffe, dessen erstes Opfer übrigens mit Sicherheit – würde das Gesetz schon gelten – ein Landtagsabgeordneter einer Regierungspartei wäre, der ein Hassvideo eines Rappers auf seine Homepage gestellt hat. Natürlich wären aber auch solche Rapper selbst strafbar.
  20. Wenn Angehörige des Justizministeriums ausstreuen, die meisten dieser Besorgnisse wären unberechtigt, denn mit „verächtlich machen“ wären Taten, nicht Worte gemeint, dann sollte dies unbedingt so klargestellt werden, dass es auch wirklich um Taten geht. Am einfachsten und klarsten dadurch, dass die ganze Ziffer (2) des §283 gestrichen wird.

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Kirche - jetzt ist alles wieder gut oder?

27. Juni 2010 05:10 | Autor: Andreas Unterberger

Die katholische Kirche Österreichs zahlt den Opfern von Missbrauch in Erziehungseinrichtungen Entschädigungsbeiträge. Und wird dafür allenthalben gelobt. Zu Recht? Sieht man genauer hin, dann stößt man freilich auf gewaltig viele Fragezeichen. Erstens hält man als kleiner Kirchenbeitragszahler fest: Während bei einem ordentlichen Gerichtsverfahren jede Forderung mit Beweisen unterlegt sein muss, die auch unabhängig und objektiv überprüft werden, ist das hier nicht der Fall. Kann es auf Grund der Verfahrensweise auch gar nicht sein. Hier gibt es einfach mehr oder weniger glaubwürdige Vorwürfe. Von denen sicher viele stimmen, wobei es aber sehr fraglich ist, ob das bei allen der Fall ist. Zweitens entsteht daraus die Frage:  Geht man solcherart wirklich korrekt mit fremdem Geld um - nur weil das halt im amerikanischen Rechtssystem so üblich ist? Kommission wie Bischöfe haben jedenfalls hier nicht über ihr eigenes privates Geld entschieden. Auch wenn ihnen zugute zu halten ist, dass sie die zum Teil allzu erpresserischen Forderungen mancher Opferverbände trotz heftiger Unterstützung durch den ORF ignoriert haben. Drittens: Niemand gibt der Kirche jetzt Rechtssicherheit, dass nicht doch noch jemand kommt und trotz der breitgestreuten Entschädigungen auf gerichtlichem Weg viel höhere Summen einzuklagen versucht. Viertens: Es wird rundum betont, dass für die Zahlungen Kirchenvermögen und nicht Kirchenbeiträge herangezogen wird. Das soll all jene Kirchenmitglieder beruhigen, die nicht für die Untaten einzelner übler Gesellen aufkommen wollen, welche noch dazu meist lange verjährt sind. Nur: auch Kirchenvermögen stammt in der Regel von einzelnen Gläubigen, die – wenn auch oft vor langen Zeiten – der Kirche etwas geschenkt oder vererbt haben, damit es wohltätigen oder liturgischen Zwecken zugutekommt. Die nunmehrigen Zahlungen sind aber wohl eher nicht in den Intentionen der Spender gelegen. Fünftens hat mir bis heute niemand erklären können, warum kein einziges Opfer geklagt oder Anzeige erstattet hat, als die Täter noch am Leben und die Taten nicht verjährt waren. Waren wirklich Hunderte so lange traumatisiert und hilflos, bis sich mit einem Schlag alles geändert hat? Und sechstens: Woher nur nimmt die Kirche die Illusion, dass jetzt für sie wieder alles gut wird? Dass etwa künftig all jene Medien objektiv oder gar wohlwollend über sie berichten werden, denen „normale“ Missbrauchsfälle schnurzegal sind, denen grüne Forderungen nach Straffreiheit für Pädophilie und grüne EU-Politiker, die selbst Kindesmissbrauch eingestanden haben, nie ein kritisches Wort wert waren, die normalerweise jede Forderung nach Schutz gegen Kinderschänder als rechtsradikale Scharfmacherei denunzieren, die aber jeden Vorwurf gegen die Kirche zur Schlagzeile  und Spitzenmeldung in den Abendnachrichten machten. Diese kritischen Fragen heißen nun keineswegs, dass alles falsch war, was die sogenannte Klasnic-Kommission tat. Es ist absolut gut und richtig, für die Zukunft viel bessere Aufklärungsmechanismen zu schaffen, den Opfern auch kirchenintern seriöses Gehör zu schenken und vor allem sehr spät, aber doch zu erkennen, dass Menschen, deren sadistische oder pädophile Veranlagung offenkundig wurde, nicht einfach – nach Reue und Vergebung – wieder auf junge Menschen losgelassen werden dürfen. Weil hier eben der beste Vorsatz nichts hilft. Die wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten Monaten (ebenso wie aus den zwei letzten Jahrtausenden) liegen aber überhaupt jenseits aller Kommissions-Erwägungen: Die eine sollte das in Wahrheit so manche Heuchelei beendende Eingeständnis sein, dass Priester im Schnitt keine besseren Menschen sind als der Rest, dass sie aber eine viel schwerere Aufgabe haben. Die andere Erkenntnis ist die Unvermeidbarkeit des – schon in der Bibel angesprochenen – Auseinanderklaffens von Realität und Ideal, welches das Christentum den Menschen vorzugeben versucht.

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Fußnote 119: Unfähigkeit schützt vorm Siegen nicht

26. Juni 2010 18:13 | Autor: Andreas Unterberger

Was muss man eigentlich noch tun, um abgewählt zu werden? Die burgenländische SPÖ fährt die Bank Burgenland mit großer Unfähigkeit gegen die Wand. Und wird nicht abgewählt. Der SPÖ-Gewerkschaftsbund ruiniert die Bawag mit großer Unfähigkeit und kriminellen Begleitumständen. Und die SPÖ gewinnt die nächsten Wahlen. Und der Kärntner ÖVP-Häuptling Josef Martinz ist unter mehr als seltsamen Begleitumständen einer der Haupttäter auf österreichischer Seite beim Total-Crash der Hypo Alpen Adria. Und wird mit 90 Prozent wiedergerwählt. Irgendwie tue ich mir derzeit schwer, an die Selbstreinigungskraft der Demokratie zu glauben.

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Der Aufsichtsrat, dein Freund und Helfer

26. Juni 2010 04:59 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ macht die Verfassungsrichterin und brave Parteisoldatin Claudia Kahr zur Aufsichtsrats-Vorsitzenden der Asfinag. Und das nur wenige Stunden, nachdem Kahr in diesen Aufsichtsrat überhaupt erst eingerückt ist. Das ist formalrechtlich in Ordnung, sollte aber dennoch alle Alarmglocken läuten lassen. Die erste Sorge gilt der Asfinag: Wird nun auch die Autobahngesellschaft endgültig parteipolitisch kaputt gemacht, wie es der SPÖ schon bei der ÖBB und Rot und Schwarz beim Wiener Flughafen geglückt ist? Kehren wir bei den verbliebenen Staatsbetrieben total in die furchtbaren Jahre der Verstaatlichten Industrie zurück? Wo jeder Portier ein Parteibuch haben musste, wo die Partei jahrelang ihre schützende Hand darüber gehalten hat, bis die Verstaatlichte mit einem Totalcrash an die Wand gedonnert ist. Frau Kahr könnte diese Besorgnis rasch zerstreuen: Sie könnte dem Vorstand Inserate und sonstige Kooperationen mit Medien verbieten, um nicht in den Verdacht zu geraten, parteipolitische Bestechungsaktionen zu erlauben. Wenn es wirklich einen objektiven Grund geben sollte, die Autobahnen inseratmäßig zu bewerben (es fällt freilich schwer, sich einen solchen vorzustellen), dann sollten diese Inserate in totaler Transparenz durch professionelle Schaltagenturen nach rein ökonomischen Kriterien geschalten werden. Eine solche Reform wird freilich nicht gerade das Motiv gewesen sein, warum Kahr von der Partei in diesen Posten gehievt worden ist. Die Asfinag war diesbezüglich im Vergleich zu ÖBB und sämtlichen Unternehmen im Machtbereich der Gemeinde Wien noch relativ zurückhaltend. Dennoch ist die Gesellschaft alles andere als politisch unabhängig. Sonst hätte sie nicht jedem österreichischen Bürgermeister nachgegeben, der nach einer aufwendigen Lärmschutzwand entlang der Autobahn verlangt hat, und nicht jeder Hauptschulklasse, die für einen teuren Kröten-Tunnel unter der Autobahn gekämpft hat. Rein rechtlich geht die Bestellung Kahrs aber in Ordnung. Hat ja beispielsweise auch der frühere VfGH-Präsident Korinek nicht alle Aufsichtsrats-Mandate zurückgelegt – etwa jene im Kulturbereich. Dennoch ist das alles andere als sauber. Denn selbst wenn sich Frau Kahr bei jeder Causa, bei der die Asfinag eine Rolle spielt – was gerade bei einer Autobahngesellschaft in einer Vielzahl von Fällen denkbar ist –, jeder Mitwirkung im Gerichtshof enthält, leidet dennoch das Ansehen der Objektivität des VfGH darunter, das gerade für das oberste Verfassungsschutzorgan so wichtig ist. Wenn es um eine Kollegin geht, schaut man sich halt die Akten mit einer ganz anderen inneren Einstellung an als sonst, ob man will oder nicht. Gerade wenn einem der Rechtsstaat wichtig ist, sollte gerade der VfGH daher auch außerhalb des Bereichs verbotener Handlungen einen breiten Gürtel der freiwilligen Sauberkeit beachten. Wir sollten aber auch für die gesamte Wirtschaft – die staatliche wie die private – die Rolle von Aufsichtsräten dringend überprüfen. Wir müssten dringend wegkommen vom Bild des Aufsichtsrats als Helfer, um nicht zu sagen Komplicen des Vorstands. Die Aufsichtsräte sollten zu wirklichen Aufsehern werden. Das können wir nur dadurch erreichen, dass kein Aufsichtsrat von Entscheidungen des Vorstands  persönliche Vor- oder Nachteile haben darf. So ist es geradezu absurd, wenn ein Rechtsanwalt, der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft ist, dann auch vom Vorstand derselben Gesellschaft honorarträchtige Aufträge bekommt. Ein solcher Aufsichtsrat wird im Grund seines Herzens primär an seine eigene Interessen denken, bevor er an die der Eigentümer und der Firma denkt. Dasselbe gilt für jeden anderen Geschäftspartner der Gesellschaft: Der wird als Aufsichtsrat immer die Sicht darauf im Auge haben, dass seine eigene Firma weiterhin gute Aufträge bekommt. Selbst wenn eigentlich ein Konkurrenzlieferant viel günstiger wäre. Smarte Vorstände werden umgekehrt nie so blöd sein, persönliche Interessen eines Aufsichtsrats leichtfertig zu gefährden. Selbstverständlich sind auch verschränkte Aufsichtsratsmandate ein Unding: Der Vorstand der Firma A "beaufsichtigt" die Firma B, und der Vorstand von B "beaufsichtigt" A. Ausnahmen von dieser Regel kann es nur dann geben, wenn der Aufsichtsrat (oder seine Firma) selbst ein relevanter Aktionär der Firma ist. Denn dann hat er natürlich sehr wohl die langfristigen Interessen der Eigentümer im Auge, die ja vom Aufsichtsrat zu vertreten sind. Eine solche Neuregelung widerspricht massiv dem Old-Boys-Klub-Denken rund um die Industriellenvereinigung. Sie würde auch Aufsichtsratssitzungen konfliktträchtiger machen, als man es bisher gewohnt ist. Aber sie ist der einzige Weg, zu einer sauberen Marktwirtschaft zu kommen, in die Menschen ihre Ersparnisse ohne allzu große Sorgen investieren können. Eine solche Neuregelung würde auch ganz stark dazu führen, dass Aufsichtsrat zum Hauptberuf wird. Ein Hauptberuf, den man zweifellos in mehreren Firmen gleichzeitig ausüben kann – solange sie nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Ein solches Konkurrenzverbot müsste sicherlich auch zwei oder drei Jahre nach dem Rücktritt gelten. Es hätte auch den Skandal Gusenbauer verhindert: Ist doch der Altbundeskanzler vor wenigen Tagen nahtlos vom Aufsichtsrat der Alpine in den der Strabag gewechselt. Und niemand kann mir erzählen, dass er über Nacht jedes Wissen um die Alpine und ihre Geschäfte aus seinem Kopf eliminieren kann. Es ist schon klar, dass die Bauwirtschaft die Nähe der Politik sucht. Aber das Gesetz und die weltweite Übung sieht im Aufsichtsrat eben die Rolle eines Aufsehers und nicht die eines Lobbyisten. Keine Frage ist auch, dass ein wirklich sauberer Aufsichtsrat auch keine Betriebsräte in seinen Reihen haben dürfte. Denn auch die haben naturgemäß ganz andere Interessen im Auge – und durch die Arbeitsverfassung auch zahllose Möglichkeiten, sie zu betreiben –, als die eines Aufsichtsorgans. Diese deutsch-österreichische Fehlentwicklung der Mitbestimmung der Betriebsräte ist längst ad absurdum geführt. So haben etwa die Arbeitnehmer-Vertreter in der ÖIAG dort immer nur parteipolitisch agiert, sie haben immer sämtliche Verschwiegenheitspflichten ignoriert. Wohin ein vom Betriebsrat gesteuertes Unternehmen geht, kann man ja am besten am Gewerkschaftsunternehmen ÖBB sehen. Die ist primär zum Selbstbedienungsladen geworden mit unzähligen dienstfreigestellten Betriebsräten, die aber gleichzeitig Gehälter beziehen, als wären sie die Chefs des Salzburger Hauptbahnhofs. Ich weiß schon, dass eine solche Reform wohl noch lange nicht kommen wird. Rechtsstaat und Marktwirtschaft sind keine gewichtigen Argumente, vor allem wenn auf der anderen Seite Gewerkschaft, Partei und die industrielle Führungsklasse steht. Die alle Interesse am Status quo haben.

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Fußnote 118: Her mit der vollen Gleichheit!

25. Juni 2010 10:41 | Autor: Andreas Unterberger

Schlafen die Grünen? Macht endlich wirklich Schluss mit der Ungleichheit! Diese Fußnote verdanken wir der Anregung eines Partners. Er fordert die Grünen (und meint damit wohl auch große Teile der SPÖ, aber auch einige Gleichheits- und Sozialrhetoriker in den anderen Parteien) auf, bei ihrer Gleichheitsideologie und ihrem Kampf gegen die schlimmen sozialen Ungleichheiten in diesem Land nun endlich wirklich konsequent zu werden. Daher sind eine verpflichtende staatliche Partnervermittlung, eine Intelligenzquotienten-Steuer für alle Höherbegabten sowie eine hundertprozentige Sparbuch- und Dividendensteuer dringend notwendig. Denn nur so kann endlich Gleichheit und soziale Gerechtigkeit wirklich hergestellt werden. Wer sich erkühnt, überdurchschnittlich intelligent zu sein, soll wenigstens zahlen. Dasselbe gilt für die Vermögensbesitzer. Und wer überdurchschnittlich attraktiv ist, darf dadurch keine ungerechten Vorteile auf dem Heiratsmarkt haben . . .

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SN-Kontroverse: Ende der Neutralität?

25. Juni 2010 00:20 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die notwendige Heeresreform zur Abschaffung der Neutralität genützt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Besser eine Profi-Armee und neutral

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). In Österreich gibt es  „heilige Kühe". Sie laufen als „grundsätzliche Junktims" durch die res publica. Eine derartige Verknüpfung ist die Frage nach der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht mit jener der Neutralität. Die Sicherheitspolitik der EU oder der UNO - bei beiden Organisationen ist Österreich bekanntlich Mitglied - hat keine grundsätzlichen Auswirkungen auf die Frage der Wehrpflicht. In der EU gibt es sowohl Staaten in denen Wehrpflicht besteht (z.B. Deutschland) und andere, die Berufsheere haben (z.B. Großbritannien). Der Status der bewaffneten Neutralität zwingt Österreich weder zur allgemeinen Wehrpflicht noch zum Berufsheer. Zur Aufgabe der Neutralität - die besagt, dass Österreich sich nicht an Kriegen beteiligt und sich keinem Militärbündnis anschließt - kann Österreich niemand zwingen. Handlungsbedarf besteht aber, weil sich das System der allgemeinen Wehrpflicht selbst überholt hat. Jährlich werden rund 43.000 junge Männer in ein System gepresst, das nicht mehr zeitgemäß ist. Rund 30.000 von ihnen, die sich nicht zum Zivildienst entschließen, hausen in verfallenden Kasernen und absolvieren lebensgefährliche Übungen. Das ist menschenunwürdig. Das Heer ist außerdem wenig effizient, weil moderne Waffensysteme geschulte Profis benötigen, um bedient werden zu können.  Etwa 13.000 Stellungspflichtige, die sich jährlich für den Zivildienst entschließen,  sind gegenüber den Grundwehrdienern benachteiligt. Sie müssen länger dienen und Caritas, Rotes Kreuz, Kinderheime usw. sind auf ihre Mitarbeit dringend angewiesen. Fallen die Zivis aus, herrscht soziales Chaos im Land. Ihre Dienste müssten dann auf dem „freien Markt" zugekauft werden. Das ist teuer, und nur deshalb hält das neutrale Österreich an der teuren allgemeinen Wehrpflicht fest.

Ohne Nutzen und Funktion

Andreas Unterberger Ich weiß nicht, ob eine neue Heeresreform notwendig ist. Ginge es nach der Zahl der Reformbeschlüsse in den letzten 55 Jahren, dann müsste unser Bundesheer ja das beste Heer der Welt sein . . . Ganz unabhängig davon hat die Neutralität – so beliebt sie auch ist – keinerlei Funktion und Nutzen. Österreich hatte im Kalten Krieg vor allem deshalb in Frieden und steigendem Wohlstand überleben können, weil es de facto unter dem Schutz der Nato gestanden ist. Trotzdem wären seine flacheren Landesteile im Falle eines großen Krieges sofort Schlachtfeld geworden – wie das ebenfalls neutrale Belgien in beiden Weltkriegen –, es gab auch konkrete Eventual-Pläne zum Einsatz von Atomwaffen in Österreich. Heute ist unsere Sicherheit nicht unmittelbar bedroht. Sehr wohl aber durch Konflikte, die eine Massenflucht nach Österreich auslösen können, wie auf dem Balkan; durch Konfrontationen, die einen Weltenbrand auslösen können, wie in Nahost; durch Kriege, welche im Fall einer Niederlage einen Vorstoß der terroristischen Aggressionen islamistischer Fanatiker bis ins Herz Mitteleuropas auslösen könnten, wie in Afghanistan; durch die gewaltige Zunahme der Piraterie auf den Weltmeeren, die nicht nur Kreuzfahrer, sondern auch viele österreichische Arbeitsplätze bedrohen; daneben gibt es noch eine Unzahl von potenziellen Konflikten, die „nur“ zu humanitären Katastrophen führen können, wenn nicht eine Streitmacht für Ordnung sorgt, wie im Tschad. Und all diesen Gefahren ist eines gemeinsam: Die zivilisierten Länder können sie nur gemeinsam entschärfen oder gar nicht. Wenn aber die Zahl der Schwarzfahrer immer mehr steigt, die sich an den unangenehmen Aufgaben zur Eindämmung dieser Konflikte nicht beteiligen wollen, dann werden auch die anderen bald sagen: Wir sind doch nicht blöd; wir kümmern uns auch nur noch um uns selbst.

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Fußnote 117: Faymann - Gusenbauer - Niemand

24. Juni 2010 12:17 | Autor: Andreas Unterberger

Skandal: Die israelischen Journalisten nehmen Werner Faymann nicht wahr. In den österreichischen Medien wird breitest über den Israelbesuch des Bundeskanzlers berichtet - immerhin nimmt er ja eine der größten Journalistendelegationen seit langem mit. Von den israelischen Kollegen wird Werner Faymann hingegen überhaupt nicht wahrgenommen. Außer von einer Zeitung - die ihn als Dr. Alfred Gusenbauer bezeichnet. Na, immerhin eine akademische Ehrung für Faymann. Aber wahrscheinlich wollen ihm die Israelis damit ohnedies nur Gutes tun. Denn die gestotterten Plattitüden, die man zumindest im Radio-O-Ton bisher von ihm hören konnte, machen aus Faymann noch nicht wirklich einen Staatsmann, der einen Bericht wert wäre.

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Obama: Das wirkliche Versagen

24. Juni 2010 11:58 | Autor: Andreas Unterberger

Wer heute österreichische wie internationale Medien studiert, kommt aus dem Staunen nicht heraus: Das Waterloo der amerikanischen Afghanistanpolitik wird vollkommen milde präsentiert, gleichsam als Soap opera der amerikanischen Streitkräfte. Stanley McChrystal wird halt als Befehlshaber abgelöst. Und ein anderer General folgt. Offenbar ist Barack Obama weiterhin tabu, zumindest außenpolitisch. Und damit insbesondere auch seine skurrile Art, Krieg zu führen. Dabei sind Obamas afghanische Dummheiten viel eklatanter als sein angebliches Versagen etwa bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, wo sich die amerikanischen Medien auf ihn einzuschießen beginnen. Denn dort habe ich in all den kritischen Berichten keinen einzigen gefunden, der ein konkretes Versagen des Präsidenten irgendwie schlüssig beweisen hätte können. Dort können ihn ernsthaft nur jene kritisieren, die dem amerikanischen Machthaber die Eigenschaft der Allmacht zuschreiben, jedes Problem lösen zu können, wenn er nur will (was Amerikaner oft und gerne tun). Umso deutlicher liegen im Afghanistankrieg die Fehler Obamas auf der Hand. Er will in diesem Konflikt gleichzeitig zwei total widersprüchliche Stimmungen der amerikanischen Bevölkerung bedienen: Die eine ist eine pazifistische Kriegsmüdigkeit, die andere ist die verbreitete Sorge, dass sich Afghanistan wieder zu einer Schutzzone und Basis für terroristische Fanatiker entwickeln könnte. Obama hat nämlich einerseits den Krieg durch die Entsendung von mehr Soldaten intensiviert - aber andererseits gleichzeitig den Juli 2011 als Beginn des Abzugs angekündigt. Egal ob der Krieg bis dahin gewonnen ist. Was er mit absoluter Sicherheit nicht sein wird, und mit einer solch widersprüchlichen Strategie schon gar nicht. Die USA sind ja auch 1944 nicht in der Normandie gelandet, um gleichzeitig anzukündigen, wann ihre Boys wieder daheim sind. In Afghanistan ist die Obama-Strategie besonders schädlich: Denn dort geht es primär gar nicht um den Sieg in allen Schlachten, sondern darum, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Wenn aber die Afghanen spüren, dass in absehbarer Zeit die Taliban wieder freie Bahn haben werden, haben sie Null Motivation, sich gegen diese Horde mittelalterlicher Wahnsinniger zu stellen. Auch wenn diese der Mehrheit nicht wirklich geheuer sind. Aber Menschen richten sich nun einmal nach der Macht. Gewiss: Das, was McChrystal über den Präsidenten und die gesamte politische Spitze der Nation geäußert hat, durfte sich Obama einfach nicht gefallen lassen. Egal wie viel davon im Wissen gesagt worden war, dass es am Ende in einem nicht gerade für seine Qualität bekannten Magazin abgedruckt würde. Aber dennoch hat ganz sicher Obama selber die größten Dummheiten in Sachen Afghanistan zu verantworten. Und die sollte man offen diskutieren. Denn die waren ja auch das Thema der spitzen Bemerkungen des Generals über ihn.

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Hier sind sie: die guten Nachrichten

24. Juni 2010 02:51 | Autor: Andreas Unterberger

Gutmenschen glauben, dass man gut ist, wenn man täglich fünf Mal möglichst emotionsgeladen das Wort "Arigona!" ausspricht. Dabei übersehen sie (und ebenso viele Schlechtmenschen), dass in der Welt wirklich das Gute vorankommt. Aber nicht durch Rechtsbruch und medial inszenierte Gefühlsduselei, sondern durch Globalisierung, Kapitalismus und moderne Medizin. Also durch Dinge, die für Gutmenschen niemals gut sein dürfen. Etwa für den durchschnittlichen ORF-Redakteur, der sie daher wie viele andere seiner Kollegen verschweigt. Trotzdem ist es wahr und nun auch durch einen offiziellen UNO-Bericht bestätigt: Im Jahr 1990 sind noch 12,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren gestorben. Fast 20 Jahre später waren es nur noch 8,8 Millionen. Gewiss noch immer zu viel, aber dennoch ein ganz dramatischer Fortschritt der Menschheit, den man gar nicht hoch genug preisen kann. Die Tuberkulose ist von 310 auf 210 unter jeweils Tausend Erdbewohnern zurückgegangen. Es gibt Fortschritte bei HIV/Aids ebenso wie bei der Müttersterblichkeit. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Menschen, die von weniger als 1,25 Dollar pro Tag leben müssen, von 46 auf 27 Prozent gesunken. Die Zahl der Kinder mit einer Grundschulausbildung ist deutlich gestiegen. Diese Fortschritte spielen sich vor allem in Asien ab, das zum Vorreiter und größten Nutznießer des globalen Kapitalismus geworden ist. Gewiß, vieles ist noch keineswegs erreicht. Es gibt auch weniger erfreuliche Dinge in diesem globalen Weltbericht des UNO-Generalsekretärs, etwa die starke Reduktion der Wälder. Und es gibt im übrigen auch Plagen der Menschheit, die bekämpft werden könnten, die aber viel zu wenig bekämpft werden. Etwa die Malaria, an der in einem Jahr weltweit 243 Millionen Menschen erkrankt und 863.000 gestorben sind. Dabei könnte diese globale Plage mit DDT fast ausgerottet werden. Dessen Verbot war aber der erste Erfolg einer globalen Grünbewegung, obwohl es kaum Indizien gibt, dass DDT bei korrekter Anwendung gefährlich für Menschen wäre. Und jedenfalls keine, die mit seinem Nutzen vergleichbar wäre. Aber  wenn man dieses für so viele Menschen der Dritten Welt traurige Kapitel außer Acht lässt, dann gibt dieser neue UNO-Bericht der Welt allen Grund für den größten Jubel aller Zeiten. Der wird jedoch nicht ertönen. Denn wir und unsere Medien lieben keine guten Nachrichten, und schon gar nicht dann, wenn sie mit der modernen Wissenschaft und dem globalen Kapitalismus zu tun haben. Und mit besonderer Liebe zimmern wir uns schlechte Nachrichten, die gar keine schlechten sind, wie etwa die Zunahme des CO2, welches das Wachstum von Lebensmitteln dramatisch verbessert, ohne dass die prophezeite globale Erwärmung auch nur annähernd einträte oder gar zu Katastrophen führen würde.

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Fußnote 116: Anschluss an die Schweiz

23. Juni 2010 09:35 | Autor: Andreas Unterberger

Gibt es einen Ausweg aus dem politisch korrekten Schuldenunsinn? Es war zwar nur ein einziger Schweizer SVP-Abgeordneter, der das zur Diskussion gestellt hat. Aber dennoch hat die Idee einen faszinierenden Kern: Warum sollen sich nicht jene benachbarten Regionen der Schweiz anschließen können, deren Bevölkerung das mit einer klaren Mehrheit beschließt? Das wäre - so unrealistisch das ist - immerhin eine Hoffnungsperspektive für viele Österreicher, die der ans Kriminelle grenzenden Verschuldungspolitik und gleichzeitig rasch wachsenden Einschränkung der Meinungsfreiheit im Zeichen der Political Correctness überdrüssig sind. Aber vor allem sollten sich die Schweizer sorgen, dass nicht aus Österreich etwa auch die Schuldenbundesländer Kärnten, Wien und Niederösterreich oder die professionellen Subventionsempfänger aus dem Burgenland einen Anschluss-Antrag stellen. Das würde so gar nicht in die Eidgenossenschaft passen.

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Alles Fußball oder noch ein bisschen mehr?

23. Juni 2010 06:04 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt kaum eine spannendere Sportart als Fussball. Aber vieles an dem Getue rund um den Ball ist kaum erträglich. Vor allem gilt das für alle Versuche, dem (meist) abwechslungreichen Spiel mit dem Ball eine mythisch-mystische Überhöhung zu geben. In diese Kategorie fällt etwa jener südafrikanische Kirchenmann, welcher die schmerzenden Töne der Vuvuzelas allen Ernstes als Rache für den Kolonialismus dargestellt hat. Bei solchen Einstellungen sollten sich die Südafrikaner nicht wundern, dass so wenige internationale Gäste in das Land am Kap gereist sind, dass so viele teure Tickets unverkauft geblieben sind. Apropos: Hier gebührt einmal den ORF-Technikern Lob, die es irgendwie, aber jedenfalls viel besser als ihre Kollegen von anderen Stationen geschafft haben, die Katzenmusik wegzublenden (dafür allerdings einige sonstige Tonstörungen produziert haben). Auch in Europa tut nüchternes Nachdenken über allzu nationales Empfinden gut. Nicht nur wenn - wie im Falle Deutschlands - dem Triumphalismus nach einem hohen Sieg die Depression ob der folgenden Niederlage folgt. Viel ernüchternder ist da die Tatsache, dass fast die halbe deutsche Nationalmannschaft bei der deutschen Hymne bewusst und demonstrativ schweigt, dass einer der Spieler angeblich dabei sogar Koranverse rezitiert. Das heißt nun nicht, dass man prinzipiell auf solche Spieler verzichten soll, die mit der Nation ihrer Nationalmannschaft nichts anfangen können. Wenngleich es etwa aus Frankreich Anzeichen gibt, dass die dortige Spielerrevolte auch eine demonstrativ moslemische Dimension hat. Das heißt nur eines: Für die Fussballer ist der Auftritt bei der Weltmeisterschaft einfach Beruf und Geschäft. Nicht nur wegen der dabei zu verdienenden Prämien, sondern wegen der Schaufensterfunktion, die ein Auftritt vor der größtmöglichen Weltöffentlichkeit hat: Wer dort reüssiert, bekommt millionenschwere Angebote. Das ist legitim. Das motiviert auch Koranrezitierer zu größtmöglicher Anstrengung. Aber man möge uns bitte mit dem Gewäsch verschonen, da würde irgendwer irgendetwas für das liebe Vaterland tun. Und ebenso mögen uns Fifa, Uefa & Co mit ihrem in gleicher Weise verlogenen Gewäsch verschonen, bei solchen Großevents geschehe etwas zur Verbesserung der Menschheit. Hier wird nichts verbessert, hier werden Milliardenumsätze gemacht (und überdies wird in vielen Ländern noch zusätzlich Steuergeld für das Spektakel verbraten). Und nicht einmal die politische Neutralität können sie gewährleisten: So haben argentinische Fans ein fast strafraumgroßes Transparent enthüllen können, dass die Malvinas, also die britischen Falkland-Inseln, Argentinien gehörten. Eine Frage, die schon einmal einen blutigen Krieg entfacht hatte. Die vielen versteckten wie üblen Fouls, die vielen überforderten Schiedsrichter, die im Langfristvergleich immer brutalere, immer mehr an Rugby erinnernde Art und Weise des Fussballspielens zeigen jungen Menschen in Wahrheit nur eines: Du musst mit allen Mitteln um den Erfolg kämpfen, auch den verbotenen. Wenn du Pech hast, wirst du halt erwischt. Objektive Gerechtigkeit wirst du auf dem Spiefeld fast nie finden. Und die subjektive Gerechtigkeit, die sich sowieso immer selbst im Recht sieht, schon gar nicht. Für Ungerechtigkeit sorgen im übrigen nicht nur überforderte Schiedsrichter und versteckte Gemeinheiten, sondern auch das Glück, das schon einige total unterlegene Mannschaften als Sieger vom Feld gehen ließ. Auch die höhere Gerechtigkeit greift nicht ein. Dabei habe ich noch nie so viele fromme Menschen versammelt gesehen, die sich bekreuzigen, die Hände falten und zum Himmel blicken, wie die internationalen Fussballspieler: Wüssten der Vatikan oder gar die österreichische Bischofskonferenz, was PR ist, dann würden sie ein Werbevideo mit all diesen Spielern machen, die ihr Christentum demonstrieren. Die zwar nicht alle gewinnen, die sich aber offenbar ihrer Religiosität nicht genieren. Oder ist für manche Spieler das Kreuzzeichen gar nur ein Aberglaube, der ihnen zu besseren Geschäften (=mehr Toren) verhelfen soll, dessen Bedeutung sie aber nicht wirklich kennen? Aber sicher nicht für alle: So konnte der betont katholischen Starstürmer Wayne Rooney bei einer Pressekonferenz nur durch eine Intervention von Funktionären daran gehindert werden, darüber zu sprechen, warum er stets einen Rosenkranz bei sich trägt.

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Unsere Minister sind klüger als Nobelpreisträger. Wirklich!

23. Juni 2010 02:15 | Autor: Andreas Unterberger

Die Regierung will, dass die Österreicher in den nächsten fünf Monaten nur vom Wetter und vom Urlaub reden. Und dass sie dann über Nacht (und nachdem die Wiener schön brav Michael Häupl gewählt haben) das größte Sparpaket der Nachkriegsgeschichte schlucken. Das gelingt ihr aber selber nicht - denn Politiker sind keine schweigenden Trappisten, sondern reden gerne und viel. Daher reden die Koalitionsparteien jetzt seit ein paar Tagen auch über die Beamtengehälter. Besser gesagt: Sie sind sofort darüber in Streit geraten. Wie könnte es auch anders sein. Dabei haben diesmal beide Parteien recht. Und es ist erstaunlich klug und mutig, was sie sagen. Die SPÖ-Minister Heinisch-Hosek und Darabos haben absolut recht damit, dass nun auch über eine Nullohnrunde bei den Beamten geredet werden müsse. Angesichts der internationalen Entwicklungen mit zum Teil drastischen Gehaltskürzungen bei ausländischen Staatsdienern ist das für diese Inhaber der sichersten Arbeitsplätze Österreichs durchaus legitim und (noch?) relativ schmerzarm. Noch viel unproblematischer sollte auch die zweite Forderung der SPÖ-Minister sein, nämlich die nach einem Ende des besonderen Versetzungsschutzes für Beamte. Es gibt nicht den geringsten Grund, warum einem Beamten etwas nicht zumutbar sein soll, was in der Privatwirtschaft Alltag ist - nämlich auch gegen seinen Willen versetzt zu werden. Das kann man alles unterschreiben - gleichzeitig aber auch die Position der ÖVP: Wenn es für Beamte eine Nulllohnrunde gibt, dann muss das auch für die ÖBB gelten. Das Sistieren der heurigen Lohnerhöhungen ist in Wahrheit aber auch bei allen anderen notwendig und am Platz, die von Staatsgeldern oder von Staatsmonopolen leben, und zwar insbesondere auch bei den Landesverwaltungen wie Tochterunternehmungen der Bundesländer. Etwa bei den Energieversorgern. Nicht einmal eine Zeile Druckerschwärze sollte man hingegen für Dummheiten wie etwa jene des neuen Siemens-Österreich-Chefs verwenden, der öffentlich gegen das Sparen polemisiert. Er tut das natürlich als braver Parteisoldat so wie die deutschen Sozialdemokraten, aber noch viel mehr als Chef einer Firma, die in hohem Ausmaß von - oft sehr problematischen - Staatsaufträgen lebt. Das kann man daher als netten Versuch abhaken. Für Österreich - wie auch die anderen dem Mittelmeer fernen EU-Länder - muss heute etwas ganz anderes absolute Priorität haben: Nur ja nicht in griechische oder spanische Verhältnisse zu schlittern. Daher kann man auch Paul Krugman trotz seiner Nobelpreis-Würden ignorieren, der von den Europäern gerade heftiges Schuldenmachen verlangt. Er tut dies natürlich ganz im Interesse der USA, die - kurzfristig -  heftig davon profitieren würden, wenn sich die Europäer noch mehr verschulden. Dieser Herr Krugman ist bekanntlich genau jener "Experte", der vor einem Jahr Österreich und Irland zusammen mit Island die Staatspleite prophezeit hat. Von Griechenland und Spanien hat der gute Mann damals hingegen nichts gesagt. Aber sobald man Nobelpreisträger ist, kann man ja jeden Unsinn verzapfen und wird weiter brav mit eben diesem weltweit zitiert . . .

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Athen erwacht, Wien schläft weiter

22. Juni 2010 03:58 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn man den österreichischen Gewerkschaftern so zuhört, dann fragt man sich immer mehr, auf welchem Planeten sie eigentlich leben. Sie verlangen ungeniert trotz aller Krisen immer weitere soziale Begünstigungen, wie etwa weniger Arbeit fürs gleiche Geld. Während in anderen Ländern sogar sozialistische Regierungen erkannt haben, dass es um eine dramatische Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit gehen muss. Das hat etwa in Griechenland zur Folge, dass dort jetzt die gesetzlich festgelegten Abfertigungen bei Kündigungen halbiert werden. Gleichzeitig werden auch diverse Kündigungsverbote eingeschränkt. Denn endlich haben auch die Griechen – wenn auch erst unter dem massiven Druck der Finanzkrise und deren Folgen – erkannt, dass es der Sozialstaat Arbeitgebern zu teuer gemacht hat, Mitarbeiter zu beschäftigen. Man muss die gesamten Lohnkosten einschließlich aller Nebenleistungen für die Firmen senken –­ zumindest dann, wenn man will, dass sie neue Mitarbeiter anstellen. Und das steht für die Griechen heute notgedrungen an der Spitze ihrer Agenda. Gleichzeitig senken die Griechen den gesetzlichen Mindestlohn auf 592 Euro – von bisher 740 Euro. Signifikante Koinzidenz: Dieser bisherige Mindestlohn ist zufällig fast auf den Euro genau so viel wie jener Betrag, den auf Grund der abgrundtiefen Weisheit der Parlamentsmehrheit bald jeder in Österreich lebende Mensch auch ohne Arbeit bekommen wird. Aber wir haben es ja. Im österreichischen Staatsschatz türmen sich ja die Milliarden an Reserven, die wir in fetten Jahren angehäuft haben. Zugegeben: Auch in Griechenland sind die Gewerkschaften vehement gegen all diese Maßnahmen. Aber ihre sture Haltung findet dort ebenso wie in Spanien oder Frankreich erstaunlich wenig Unterstützung in der deprimierten und verzweifelten Bevölkerung. Die Menschen glauben nicht mehr an die Rezepte der Gewerkschaften, die in Wahrheit nur noch um ihre eigene Bedeutung kämpfen. Vor allem nehmen nicht einmal mehr sozialistische Regierungen Rücksicht auf die Gewerkschaft – weil sie wissen, dass sie Tags darauf von niemandem mehr Geld geborgt bekämen und sie nicht einmal mehr den Lohn der Beamten zahlen könnten. Was Griechenland sehr von Österreich unterscheidet, wo die Regierungspolitik nach wie vor heftig unter dem Diktat der Gewerkschaft steht und deren Außenstelle namens Wirtschaftskammer. Sind Parteien wirklich erst dann lernfähig, wenn der Staatsbankrott droht, und nicht schon vorher, wenn das simple Maßhalten genügt hätte, und man noch nicht zu wirklich blutigen Schnitten greifen müsste wie drastischen Pensions- oder Gehaltskürzungen?

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Das beste Weltuntergangssystem der Welt

21. Juni 2010 10:59 | Autor: Andreas Unterberger

Die ORF-Diskussion „Im Zentrum“ war ein Musterbeispiel der österreichischen Problemlösungsphilosophie. Von Seniorenvertretern bis zur Jungen Industrie sind sich alle einig, wir haben das beste Pensionssystem der Welt. Irgendwann in einem unauffälligen Nebensatz erwähnt Pensionsexperte Bernd Marin, dass Zahlungsversprechen (also Pensionsansprüche) im Schnitt nur zu zwei Drittel durch laufende Beiträge gedeckt sind. In juvenilem Übermut fordert die Junge Industrie einen Kahlschlag des Systems, Karl Blecha kontert blitzartig: „des wer ma verhindern“. Und jetzt in Zeitlupe: Um Verarmung im fortgeschrittenen Alter durch geringere Leistungsfähigkeit vorzubeugen, kennt der moderne Wohlfahrtsstaat eine Pensionsvorsorge. In den USA wurde sie beispielweise 1935 eingeführt bei einem Pensionsantrittsalter von 65 und einer Lebenserwartung von 62 Jahren. Pensionisten von heute werden von Erwerbstätigen von heute finanziert und die wiederum leben eines Tages von den Beiträgen der Erwerbstätigen von morgen. Klingt genial. Nur leider geht die Rechnung nicht ganz auf und so muss der österreichische Steuerzahler derzeit 4,3 Milliarden € pro Jahr zuschießen. Das ist mehr als zweimal so viel, wie wir jährlich in die Universitäten investieren. Und dieser Zuschuss hat sich seit 2006 fast verdoppelt. Man braucht kein mathematisches Genie sein, um zu begreifen, dass das Ganze in die falsche Richtung läuft. Schon heute reichen die Beiträge bei weitem nicht, um die derzeitigen Pensionsansprüche zu decken. Dabei kommen jetzt noch auf einen Pensionisten vier Erwerbstätige, 2050 werden es nur noch zwei sein. Aber Herr Blecha wird Einschnitte in dieses beste aller möglichen Systeme zu verhindern wissen. Ein junger Mensch, der dieser Tage seinen 25. Geburtstag feiert, wird 2050 das gesetzliche Pensionsantrittsalter erreichen (wenn es bei der heute festgesetzten Grenze von 65 Jahren bleibt). Er wird mit Anfang 30 heiraten und 1,4 Kinder haben. Er wird in seinem Leben 9.6 Autos kaufen und 25 Handys und 63 Mal auf Urlaub fahren. Er wird noch 40 Jahre arbeiten und Monat für Monat brav seinen solidarischen Beitrag zu einer ausgewogenen Altersvorsorge leisten. 2050 will er sich zur Ruhe setzen und hofft auf eine adäquate Pension. Dummerweise wird dann das ihm heute gegebene Zahlungsversprechen die Steuereinnahmen zwölfmal übertreffen. Infolge dieser massiven Verschuldung wird dem Staat nichts anderes übrig bleiben, als seine Währung abzuwerten und diese Inflation wird die privaten Ersparnisse dieses heute jungen und (noch) hoffnungsfrohen Menschen auffressen. Gleichzeitig wird unser Wirtschaftssystem völlig in sich zusammenbrechen. In der gesamten Menschheitsgeschichte hat noch keine Zivilisation einen solchen Schock überlebt. Mit dieser Horrorvision muss sich natürlich nicht nur der gemütliche Alpenrepublikaner auseinandersetzen. Alle Industrienationen haben ein ähnliches Pensionssystem und mit ähnlichen demographischen Trends zu kämpfen. Die wesentlichen Parameter dieses Umlagesystems sind Geburtenrate, Pensionsantrittsdatum und Lebenserwartung. Wie viele Erwerbstätige erhalten mich wie lange? In den frühen 1960ern hatte der Durchschnittsösterreicher 2.8 Kinder und eine Lebenserwartung von 69 Jahren, heute hat er nur noch halb so viele Kinder und wird 11 Jahre älter. Die oft propagierte Idee, den postmodernen Reproduktionsausfall durch Immigration auszugleichen, wird uns nicht weiter bringen. Erstens dürfte die dafür notwendige Massenzuwanderung vorsichtig ausgedrückt nicht ganz reibungslos ablaufen, zweitens zeigen alle Statistiken, dass die Zuwanderer sofort alle Vorteile des Sozialstaats noch gezielter nutzen als die Eingeborenen und Null Absicht zeigen, quasi als Arbeitskulis diesen kinderlosen Eingeborenen jahrzehntelang eine schöne Pensionszeit zu erwirtschaften. Drittens werden uns die potenziellen Zuwanderer ausgehen, denn auch in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Geburtenrate stark rückläufig und wird sich nach Schätzungen der OECD 2050 auf dem die Bevölkerungszahl stabilisierenden Ersatzniveau von 2,1 Kindern pro Frau einpendeln. Der Klub der reichen Nationen bastelt schon emsig an allen möglichen Fronten an der Lösung unseres gemeinsamen Wohlstandsproblemchens. Die Deutschen gehen künftig erst mit 67 in Pension, wobei es nicht leicht sein dürfte, ältere Arbeitnehmer trotz aller Erfahrung in Beschäftigung zu halten. Denn nach den meisten Tarifverträgen sind sie viel teurer als die Jungen. Ein marktorientierteres Entlohnungssystem – demzufolge die Lohnkurve etwa ab 50 wieder absinkt, könnte da wahre Wunder bewirken. Die Franzosen wiederum subventionieren Familien mit großzügigen Direktzahlungen, was bei denen, Gott weiß warum, besser funktioniert als bei uns. Das Problem ist nur genau wie in Schweden, das noch das flächendeckende Kinderbetreuungsprogramm hat, dass sich all diese generösen öffentlichen Wohltaten schmerzhaft im Budget niederschlagen. Diese Länder geben etwa 2,5-mal so viel für Kinder aus wie wir für Forschung (bekanntlich auch eine Investition in unsere Kinder). Ich persönlich favorisiere den angelsächsischen Approach. Ein flexibleres Arbeitsrecht erleichtert den britischen Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der Babypause, 40 Prozent der Briten sind mit über 60 noch erwerbstätig, in Österreich sind es gerade mal 7 Prozent. Und so manches Beispiel aus den USA zeigt, dass Kinderbetreuung privat organisiert auch recht gut funktionieren kann. Nur diese Ansätze haben einen groben Schönheitsfehler. Sie kosten nämlich kein Geld, sondern politischen Mut, und der ist unter den Akteuren ungefähr ebenso häufig zu finden wie ein ausgeglichenes Budget in einer westlichen Industrienation.

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Morgendämmerung für Ortstafeln

21. Juni 2010 01:45 | Autor: Andreas Unterberger

Valentin Inzko ist fast einstimmig zum Chef des Rates der Kärntner Slowenen bestellt geworden. Was soll denn diese Meldung im Tagebuch verloren haben, das eigentlich immer bemüht ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren? Ganz schön viel. Denn damit ist die letzte Kärntner Gruppierung, die 2006 einer fix und fertig ausverhandelten Lösung der leidigen Ortstafelfrage im Weg gestanden ist, auf den Weg der Versöhnung und einer lösungsorientierten Kompromisssuche eingeschwenkt.  Inzko ist ein hochrangiger österreichischer Diplomat (und als solcher gerade eine Art internationaler Diktator über Bosnien) mit einem ebenso großen österreichischen Herz wie einer großen Liebe zu seinen slowenischen Vorfahren.  Unter ihm wird es sicher keine provozierenden Schnellfahrten durch Gemeinden mit nur einsprachigen Ortstafeln geben. Mit solchen Fahrten hatte ja Inzkos Vorgänger Vouk eine oberstgerichtliche Lösung der Ortstafelfrage erzwingen wollen. Die Ablehnung des 2006er Pakets durch den Rat der Kärntner Slowenen hatte damals der Bundes-SPÖ unter Alfred Gusenbauer den ersehnten Vorwand geliefert, auch selber Nein zu sagen. Obwohl jene Ortstafel-Vereinbarung von der Bundesregierung wie auch der Klagenfurter Landesregierung wie auch von allen übrigen Slowenenverbänden und dem national orientierten Kärntner Heimatdienst im Konsens ausgehandelt worden war. Das Motiv der SPÖ war natürlich nicht das Nein des kleinen Vouk-Vereines - zu dem inzwischen auch die Laibacher Regierung auf deutliche Distanz gegangen ist. Der Grund für das SPÖ-Nein war einzig und allein der Widerwille, eine unter der Ägide von Wolfgang Schüssel und Jörg Haider ausgearbeitete Lösung zu ermöglichen. Das wäre ja der letzte Beweis gewesen, dass die ständige Faschismus-Propaganda der SPÖ gegen Schwarz-Blau beziehungsweise Schwarz-Orange lächerlich war und ist. Und diese Propaganda hat ja immer besonders intensiv die Ortstafelfrage als beweis benutzt. Der Rücktritt Vouks und seines Partners im bankrott gegangenen Slowenen-Rat, Karel Smolle, öffnet nun die Tür für eine neue Lösung. Jedoch: Inzwischen ist Haider umgekommen - und in Kärnten ist eine neue, extrem unberechenbare Mannschaft und Partei am Ruder. Die eher desinteressiert an einer Beilegung der Ortstafel-Diskussion scheint. Wahrscheinlich kann man die ex-orangen Kärntner Hellblauen nur dadurch zu einem Ja bewegen, indem man bis auf Punkt und Beistrich zum Schüssel-Haider-Pakt zurückkehrt. Da wäre es der Gruppierung kaum möglich, Nein zu sagen. Umgekehrt wird die SPÖ hingegen alles tun, um doch zwei Beistriche an der damaligen Regelung zu ändern. Nur damit sie sagen kann, sie hätte eine Verbesserung des damaligen Pakets erreicht, um nicht allzu blamiert dazustehen. Mit anderen Worten: Es geht schon wieder auf vielen Seiten um Prestige und Eitelkeit und nicht um eine Lösung des Uraltkonflikts. Dieser kann übrigens nur durch ein Bundesgesetz bereinigt werden - und nicht durch einen bloßen VfGH-Entscheid. Denn der Verfassungsgerichtshof ist nicht dazu berufen, die Durchführungsbestimmungen eines Staatsvertrags zu erlassen, sondern einzig der Bundesgesetzgeber - auch wenn noch so oft das Gegenteil behauptet wird.

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Skandal Europarat: Abschaffen!

20. Juni 2010 04:05 | Autor: Andreas Unterberger

Er ist ein Relikt aus den unmittelbaren Nachkriegstagen. Heute aber ist er zu einem Terrorinstrument für die Diktatur der Political Correctness geworden, wo einige Linksradikale eine absurde Resolution nach der anderen durchbringen. Der größte Skandal aber ist: Bei den Abstimmungen im Europarat ist meist nur eine winzige Minderheit anwesend. Die anderen haben sich zwar nominieren lassen und kassieren für die Anreise ihre Diäten. Bis zur Abstimmung aber sind sie längst wieder weg. Weil es eh nicht auffällt, weil sich eh kein Journalist um dieses Gremium kümmert. Der Europarat und seine parlamentarische Versammlung sind nicht zu verwechseln mit dem EU-Parlament, auch wenn sie im gleichen Gebäude in Strassburg tagen. Er ist auch etwas anderes als die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), bei der ebenfalls schon längst die Kurve ihrer Existenzberechtigung steil nach unten gegangen ist. Er hat viel mehr Mitglieder als die EU, wird aber kaum von jemandem wahrgenommen. Obwohl sein Apparat viel kostet. Seit dem Beschluss der Europäischen Menschenrechtskonvention unmittelbar nach dem Krieg hat er aber nichts Positives mehr zustandegebracht. Er gehört daher längst abgeschafft - was umso notwendiger wäre, als praktisch all seinen Mitgliedern finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Freilich ist es lediglich der mutige tschechische Präsident Vaclav Klaus, der es wagt, die Abschaffung einiger im Laufe der Jahre überflüssig gewordener internationaler Vereine zu verlangen. Aber gegen die Phalanx der reisenden Abgeordneten, sowie der Diplomaten und internationalen Beamten mit hohen Salären und Steuerbegünstigungen hat die Stimme der Vernunft keine Chance. Auch der österreichische Außenminister ist eher bereit, die Entwicklungshilfe zu kürzen, als ähnlich wie Klaus einen mutigen Vorschlag zu machen. In den nächsten Tagen steht im Europarat wieder ein besonders absurder Text zur Abstimmung an. Eine radikale Schweizer Sozialistin hat ihn entworfen. Er richtet sich gegen das angebliche verzerrte Frauenbild der Medien: Frauen würden in diesen nur als Sexobjekt, als minderwertig oder als Mutter dargestellt. Dass die Schweizer Sozialisten mit solchen Politikern nie auch nur in die Nähe einer Mehrheit gekommen sind, ist leicht nachvollziehbar. Schon schwerer verständlich ist, in welche Kategorie die Dame selbst mediale Berichte über Angela Merkel, Hillary Clinton oder die EU-Außenministerin Catherine Ashton (oder auch die Schweizer Außenministerin, die aus ihrer eigenen Partei kommt) einordnet. Noch absurder ist, dass die Dame mit dieser Darstellung die unbestritten ungustiöse Pornographie mit Berichten über Mütter auf eine Ebene stellt (wo auch immer sie außerhalb des Muttertags solche Berichte gefunden haben mag). Welcher Hass gegen die traditionelle Familie muss da drinnenstecken! Eine Steigerung der Absurdität stellt die Tatsache dar, dass der Europarat mit einem solchen Text massiv gegen die einst von ihm selbst in der Menschenrechtkonvention verankerte Meinungs- und Pressefreiheit verstößt. Der absolute Gipfelpunkt ist aber noch nicht erreicht: Die Sozialistin will wirklich die Verwendung des Wortes "Mutter" verbieten. Und hat gute Chancen, dafür eine Mehrheit zu finden. Wer das für einen üblen Scherz hält, der soll den Schweizer Leitfaden für die politisch korrekte Sprache mit 192 Seiten anschauen. Dort wird tatsächlich schon "Mutter" und "Vater" als angeblich diskriminierend verpönt und die Verwendung von "Elter 1 und 2" für den amtlichen Gebrauch vorgeschrieben. Die Schweiz hat zum Glück das Instrument des Referendums, also wird dort dieser Unsinn einer von linken Politikerinnen geleiteten Behörde wohl bald im Kuriositätenkasten der Geschichte verschwinden. Im Europarat hat er hingegen gute Chancen durchzugehen. Was zur Folge haben wird, dass in absehbarer Zeit eine ahnungslose Justizministerin einen Gesetzesvorschlag ins Parlament einbringen wird, der sich auf den Europarat beruft (obwohl dessen Resolutionen eigentlich nicht verpflichtend sind). So wie dieselbe Ministerin heuer ebenfalls unter Berufung auf solche skurrilen internationalen Beschlüsse dem Nationalrat ein Gesetz zur Abstimmung vorlegt, dass das Verächtlichmachen von Kommunisten, Nationalsozialisten oder Islamisten (und vielen anderen Gruppen) mit zwei Jahren Haft bestrafen will. Wie kann das bitte eine Mehrheit finden, wo doch europaweit die Parteien rechts der Mitte eine klare Mehrheit gegen den rotgrünen Untugendterror bilden? Ganz einfach: Diese interessieren sich viel zu wenig für solche Themen. Und wundern sich nachher, welche Folgen ihr Desinteresse hat. Ein gutes Beispiel war vor wenigen Wochen eine ähnlich linke Resolution zum Thema Schwule. Diese forderte alle möglichen Rechte bis hin zum Adoptionsrecht eines schwulen Partners für das Kind des anderen und strenge Bestrafung für diskriminierende Äußerungen über Schwule. Bei der Abstimmung über diesen Text waren aber nur sage und schreibe 70 der 636 Europarats-Abgeordneten anwesend, und 50 haben dafürgestimmt. Und die Österreicher? Da hat von sechsen nur einer überhaupt mitgestimmt, nämlich der ÖVP-Mann Franz Kühnel, der Fritz Neugebauer vertrat (und der zu seiner Ehre gegen die Resolution gestimmt hat). Es fehlten beide Sozialisten, sowie der blaue Martin Graf, der schwarze Karl Donabauer und der hellblaue Peter Mitterer (FPK). Was die Drei und ihre Parteien aber nicht hindert, sich daheim als wackere Vorkämpfer der Familien auszugeben. Man darf gespannt sein, welche Ausreden die Herren haben werden, wenn das Elter eingeführt wird. Und sie wieder einmal geschwänzt haben.

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SPÖ verstärkt Medienpräsenz

19. Juni 2010 03:59 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ hat in den letzten 30 Tagen ganz klar die Spitzenposition in der österreichweiten Berichterstattung erreicht. Das zeigt das Barometer von mediainsight, das vom Tagebuch exklusiv ausgewertet wird. In diesem Zeitraum ist die Partei als solche 8503 Mal von irgendeinem Medium genannt worden, der ÖVP ist das hingegen nur 7311 Mal geglückt. Freiheitliche und Grüne haben jeweils ungefähr halb so viel Nennungen; das BZÖ hat es hingegen nur 1247 Mal geschafft, in die Medien zu kommen. Auch bei den Spitzenkandidaten liegt Werner Faymann vor Josef Pröll. Hier beträgt der Abstand aber nur wenige Dutzend Nennungen; beide haben fast 1800 Nennungen geschafft. Der Vorsprung der SPÖ hängt zweifellos mit ihrem Parteitag zusammen, aber auch damit, dass bestimmte vom Rathaus aus Steuergeldern stark finanzierte Medien angefangen haben - wohl in Hinblick auf die Wiener Wahl - die SPÖ zu forcieren. Das kann man auch an den Nennungen von Michael Häupl ablesen. Der Bürgermeister liegt bei dieser bundesweiten Studie schon an vierter Stelle mir 764 Nennungen, er musste damit nur Maria Fekter den Vortritt lassen, die an dritter Stelle hinter den beiden Spitzenmännern liegt. Interessant ist die Analyse der besonders wirkungsstarken Fernsehanstalten. Denn da fällt ein massiver Überhang zugunsten der Grünen bei ATV auf, einem Sender, der ja lange der Bawag gehört hatte. Bei W24, einem nur im Wiener Kabel zu empfangenden Sender, der aus Wiener Steuermitteln finanziert wird, gibt es eine ganz klare Spitzenstellung für Faymann vor Häupl. Dessen Herausforderer Strache kam nicht einmal auf ein Fünftel der Nennungen von Häupl. Mediainsight wertet als einziger Mediendienst rund um die Uhr nicht nur die Tageszeitungen, sondern auch die wichtigsten Onlinedienste, Fernsehsender und Radiostationen aus. Es ergibt damit ein besseres Bild der Medienpräsenz als andere Messinstrumente.

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Fußnote 115: Arigona Haider

19. Juni 2010 01:16 | Autor: Andreas Unterberger

Also das hat schon was: Alfons Haider will nun Arigona Zogaj heiraten. Vermutlich meint er es zwar nicht wirklich ernst, sondern tut halt wieder einmal alles, um in den Medien anzukommen. Aber sollten Haider und Zogaj doch ihre "Partnerschaft" eintragen lassen, dann wandelt der Schauspieler am Rande eines massiven Rechtsbruchs. Dann wird man einmal angesichts des von Alfons Haider so geliebten Lichts der Öffentlichkeit genauer als in anderen Fällen beobachten können, wieweit die Republik wirklich bereit ist, die Scheinehen, die uns so viel Geld kosten, auf ihren Ehe-Charakter hin zu überprüfen, und zwar anhaltend. Und sollte die Scheinehe nicht entlarvt werden, dann wird der gute Mann mit seinem ganzen Vermögen gegenüber seiner Frau unterhaltspflichtig und muss auch all seine künftigen Einkünfte mit ihr teilen. Das ist ja genau einer der Gründe, warum so wenige Schwule heiraten - obwohl sie uns jahrelang eingeredet haben, wie groß ihre Sehnsucht danach sei.

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Hausmeister-Dämmerung

18. Juni 2010 04:02 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiener ÖVP erwacht aus der Agonie und wagt es, sich gegen ein neues Hausbesorgergesetz zu stellen. Sie tut dies zu Recht und sie tut dies recht spät. Wie im Tagebuch schon vor Monaten mehrfach zu lesen war, ist das von der SPÖ im Auftrag der Gewerkschaft gewünschte Hausbesorgergesetz mehr als überflüssig. Auch ohne dieses Gesetz können in jedem Haus Hausbesorger angestellt werden - nur viel billiger. Und noch mehr Geld können sich Mieter wie Wohnungseigentümer ersparen, wenn sie den Reinigungsdienst an eine externe Firma vergeben. Eine Hilfe gegen Wohnungseinbrüche sind Hausmeister leider nicht; da hilft schon eher eine Alarmanlage. Der Wiener SPÖ geht es nur darum, bei der Anstellung von Hausmeistern in Gemeindebauten - die ja künftig auch als Blockwarte fungieren sollen - wieder einen gesetzlichen Vorwand zu haben, um sie auf Kosten der Mieter viel teurer bezahlen zu "müssen". Es ist erfreulich, wenn sich die Wiener und damit wohl auch die Bundes-ÖVP nun zu einem klaren Nein aufrafft. Und es bleibt zu hoffen, dass sich daran nichts durch ein koalitionäres Tauschgeschäft ändern wird. Rätselhaft ist nur, warum die Partei nicht schon rund um die Propaganda-Volksabstimmung der SPÖ zu dieser Aussage imstande war. Während das Tagebuch zu einer Enthaltung bei dieser Abstimmung geraten hatte, hatte die Junge ÖVP zumindest bei einer Frage heftig dafür Propaganda gemacht. Da hätte eine professionelle Partei dann schon auch zu allen anderen Fragen Stellung nehmen müssen. Oder erklärt sich das Rätsel dadurch, dass der ÖVP auch für den Bereich Wohnen die sofort abrufbare Expertise verloren gegangen ist? So wie bei Kultur und Medien, bei Justiz und Landesverteidigung.

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SN-Kontroverse: soll Arigona bleiben?

18. Juni 2010 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll Arigona in Österreich bleiben dürfen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Den Menschenrechten geschuldet

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Von einem neuen Kastensystem  in Österreich hat der Generalsekretär von Amnesty International, Heinz Patzelt,  Ende Mai  bei der Präsentation des Reports 2010 gesprochen. Darin wird Kritik an der rechtlichen Situation von Asylbewerbern in Österreich und der Praxis von „Ethnic Profiling" geübt.  Von „Ethnic Profiling" spricht man, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft ins Visier von Ermittlungen kommen, ohne dass ein konkreter Tatverdacht vorliegt. Der Fall Arigona Zogaj,  der seit Jahren die Öffentlichkeit bewegt, ist ein klassischer Fall von „Ethnic Profiling". Eine junge Frau, deren einziger Verstoß gegen das österreichische System darstellt, dass sie von ihren Eltern als Kind aus dem krisengeschüttelten Kosovo nach Österreich gebracht wurde, steht für das Schicksal vieler Menschen in Österreich. Sie haben hier seit Jahren ihren Lebensmittelpunkt, wurden hier sozialisiert und fühlen sich hier mehr zu Hause als in den Ländern, aus denen ihre Eltern einst zureisten. Nun hat der Verfassungsgerichtshof in einem Erkenntnis festgehalten, dass die Abschiebung der gesamten Familie Zogaj - also auch der mittlerweile 18-jährigen Arigona - nach mehr als hundert  Negativentscheidungen gerechtfertigt ist. Das Erkenntnis des Höchstgericht gibt einen Rahmen für ähnlich gelagerte Fälle in Österreich. Das ist gut so. Gleichzeitig kollidiert der Spruch des Höchstgerichts aber mit  Artikel 8 der Menschenrechtskonvention (MRK), wonach jeder Mensch ein Recht auf Achtung seines Privat- und Familienlebens, seiner Wohnung und Korrespondenz hat. Die MRK steht in Österreich im Verfassungsrang. Die Schlussfolgerung aus der Kollision der Werte: Kein Mensch ist illegal. Arigona Zogaj soll in Österreich bleiben dürfen. Das ist den Menschenrechten in diesem Land geschuldet.

Sieg der Menschlichkeit

Andreas Unterberger Keine Frage: Arigona Zogaj muss ausreisen.  Schon die 112 Bescheide, die in Sachen ihrer Familie ergangen sind, hatten diese Frage längst beantwortet. Denn alle haben dasselbe gesagt: Es gibt keinen Asylgrund oder sonstigen Rechtsgrund, dass die Familie im Land bleiben darf. Das hat nun der Verfassungsgerichtshof ein letztes Mal bestätigt. Bedenklich ist nur eines: Dass es überhaupt möglich ist, so viele Anträge in der gleichen Causa zu stellen. Damit wurde der österreichische Rechtsstaat zu Gespött gemacht. Weil – zum Teil aus unseren Steuermitteln finanzierte – Rechtsbeistände immer neue Anträge stellen konnten. Weil die Rechtsordnung nicht schon viel früher klar gesagt hat: Nichts geht mehr. Aber wäre es nicht menschlich, die Zogajs auch ohne Rechtstitel hier zu lassen? Das Gegenteil ist wahr: Es wäre unmenschlich, wenn in Österreich die einen etwas durchsetzen können, die anderen aber nicht. Wenn es nur eine lautstarke Lobby aus linken Künstlerkreisen oder naiven Kirchenkreisen braucht, um rechtswidrig etwas zu erreichen, worauf die anderen ohne eine solche Lobby keine Chance haben. Ohne Rechtsstaat ist keine Menschlichkeit möglich, dann herrschen Willkür, Lobbyismus, Selbstmorddrohungen und das Faustrecht. Erlaubte man allen die Einwanderung, die lang genug Bescheide ignorieren und bei Bedarf untertauchen, dann ist  klar: Österreich wird sehr bald von Hunderttausenden Arigonas überschwemmt werden, die alle dieselbe Taktik anwenden. Gibt es doch Hunderte Millionen Menschen auf der Welt, die jede noch so kleine Lücke nützen würden, um ins gelobte Europa (oder in die USA) einwandern zu können. Trotz der Tatsache, dass sich zumindest die erste Generation der Einwanderer an der sozialen und ökonomischen Leiter unten anstellen muss. Aber im Wohlfahrtsstaat Österreich ist das Unten im weltweiten Vergleich sehr weit oben.

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Sorry

17. Juni 2010 23:11 | Autor: Andreas Unterberger

Am Donnerstag war unser Server offenbar wegen Überlastung mehrere Stunden k.o. Wie heißt es beim ORF? Der Fehler lag nicht in unserem Bereich. Trotzdem: großes Bedauern und besonders ärgerlich an einem solchen Tag. Hoffentlich bleibt diese Premiere ein Einzelfall in der weiteren Geschichte des Tagebuchs.

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Der Tod des Patriarchen und welches Erbe

17. Juni 2010 14:55 | Autor: Andreas Unterberger

Der mächtigste Zeitungsmann Österreichs ist gestorben. Auch wenn man des öfteren nicht seiner Meinung war, so muss sein Lebenswerk doch tief beeindrucken und nötigt großen Respekt ab. Zugleich ist klar: Jetzt bleibt wohl in Österreichs Zeitungsmarkt kein Stein auf dem anderen, zumindest auf dem Boulevard. Dichand hatte sich schon auf seinen Stationen "Kleine Zeitung" und "Kurier" als erfolgreicher Zeitungsmacher bewährt. Er hat dann vor allem mit der Kronenzeitung eine sensationelle Leistung geschafft, nämlich gleichsam aus dem Null die erfolgreichste Zeitung der Welt zu machen - wenn man Auflage und Größe des Landes in Relation setzt. Er wurde dadurch auch ein reicher Mann, der insbesondere viel Kunst sammelte, auch wenn im Vorjahr sogar der Mediaprint-Verlag ein Minus schrieb. Auf Grund eines geschickten Vertrags mit der deutschen Verlagsgruppe WAZ, dem 50-Prozent-Partner Dichands, verdiente er aber dennoch auch 2009 hervorragend. All die Kriege aufzuzählen, die Dichand in seinem Leben geführt hatte, würde Bücher füllen. Etwa jener mit dem Gewerkschaftsbund, der eine Zeitlang versuchte, ihm die Zeitung abzunehmen, weil Franz Olah die Gründung der Zeitung mit Gewerkschaftsgeld unterstützt hatte. Oder mit seinem Gründungspartner Kurt Falk, der letztlich ausscheiden musste und später mit "Täglich Alles" scheiterte. Oder in den letzten Jahren mit der WAZ, die nach Falk zum 50-Prozent-Partner wurde. Dieser Zwist hat auch die letzten Lebensjahre Dichands schwer überschattet. Er musste sich trotz schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung jahrelang bis zuletzt ins Büro schleppen, weil es keine Einigung mit der WAZ über die Nachfolge gegeben hat. Aber solange Hans Dichand selbst der entscheidende Geschäftsführer und Herausgeber war, hatte er allein das Ruder in der Hand. Zahllos waren auch seine publizistischen Kampagnen, die überraschend oft mit einem Misserfolg endeten: Etwa gegen die Ratifizierung des Lissabon-Vertrages oder gegen die schwarz-blaue Machtübernahme im Jänner 2000. Völlig abhängig gemacht hatte er sich hingegen den jetzigen SPÖ-Chef Werner Faymann, der ihm demutsvolle Unterwerfungsbriefe schickte. Nach Dichands Tod wird nun wohl der gesamte Zeitungsmarkt neu geordnet werden. Eine wahrscheinliche Lösung könnte etwa so aussehen: Die österreich-müde WAZ scheidet aus; die Familie Dichands verkauft die "Krone" an Raiffeisen und konzentriert sich ganz auf das - höchstwahrscheinlich mit treuhändisch transferierten Gelder Dichands und der SPÖ finanzierte - Gratisblatt "Heute". Und Raiffeisen verkauft den extem maroden "Kurier" an die Styria-Gruppe, deren Chef schon seit langem mit einem Bouelavard-Standbein in Wien spekuliert. Die SPÖ wird sich daraufhin noch näher den ohnedies schon längst mit Faymann liierten "Österreich"-Verleger Fellner ans Herz holen. Es könnte aber nach hektischen Verhandlungsmonaten auch durchaus zum Tod eines der beiden Gratisblätter kommen. Denn nach der Wiener Wahl und dem großen Sparpaket wird das Geld aus dem Rathaus und vielen anderen SPÖ-Bereichen wie den ÖBB wohl viel weniger werden, das derzeit zur Bestechung der Zeitungen ausgegeben wird. Mancherorts wird auch mit der Möglichkeit eines Wechsels von Fellner zur Krone spekuliert, die damit ganz auf SPÖ-Linie landen würde. Tatsache ist jedenfalls, dass alle Akteure seit Jahren auf den Tod Dichands gewartet haben, weil damit sowohl der wichtigste Akteur wie auch die Totalblockade in der Mediaprint wegfällt. Die geordnete Regelung des Erbes ist halt das, was vielen großen Männern besonders schwer fällt.

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ORF: Bis auf einen können alle glücklich sein

17. Juni 2010 11:23 | Autor: Andreas Unterberger

Das neue rot-schwarz-blaue ORF-Gesetz (ja, erstaunlicherweise auch Blau!) dient vielen Herren. Nur auf einen wurde dabei vergessen: auf den Bürger als Seher, Hörer und Steuerzahler. Aber schließlich kann man sich nicht um alle Kleinigkeiten kümmern. Die Zeitungen werden bedient, weil der ORF weiterhin auf Bundesländerebene nur sehr wenig Werbung bringen darf (was angeblich den Bundesländer- und Boulevard-Blättern ihre Inserate sichert). Die Filmemacher werden bedient, indem der ORF mehr für heimische Filmproduzenten ausgeben muss (die zwar bei internationalen Festivals, aber nur selten an der Kinokasse erfolgreich sind). Die Frauenlobby wird bedient, indem im ORF eine Frauenquote eingeführt wird. Die Freunde moderner E-Musik werden bedient, indem das ORF-Orchester weiter finanziert wird. Die angeblich und wirklich Armen in diesem Land werden durch Fortsetzung der Gebührenbefreiung bedient (auch wenn nie nachgeprüft werden kann, ob davon nicht auch sehr wohlhabende Angehörige profitieren). Und insbesondere werden die ORF-Mitarbeiter bedient, deren üppige Gehälter, deren nach wie vor großzügige Personalstrukturen durch eine 160-Millionen Spritze aus der Steuerkasse weitgehend abgesichert bleiben. Von dieser zentralen Tatsache kann auch der derzeit lautstark und mit den üblichen "spontanen" Protestbriefen inszenierte Wirbel nicht abhalten, der sich dagegen richtet, dass ein kleiner Teil des Online-Angebots eingeschränkt werden muss. Es wäre ja taktisch total unklug, wenn die ORF-Mannschaft nun laut jubeln würde. Bei so viel Rundum-Service soll man nicht kleinlich sein und meinen, dass die Interessen der Konsumenten auf der Strecke bleiben. Dass sich da schnell noch wer an der Budgetkasse bedient, bevor wir nach den Wiener Wahlen mit dem größten Sparpaket der Nachkriegszeit konfrontiert werden. Wir solten uns offenbar auch nicht ärgern, dass durch die Quote - wie durch jede Quote - die Personalauswahl für ORF-Spitzenfunktionen natürlich verschlechtert wird: Wenn bei der Besetzung einer neuen Spitzenfunktion ein Mann der Beste ist, muss nun trotzdem eine Frau genommen werden, wenn es die Quote verlangt. Das führt in jedem Unternehmen der Welt zwangsläufig zu einer qualitativen Verschlechterung (die zugegebenermaßen im ORF kaum noch möglich ist). Nicht weil Frauen schlechter sind, sondern weil die Halbierung der Menschenzahl, die für ein bestimmte Stelle in Frage kommen, auch eine Halbierung der Wahrscheinlichkeit zur Folge hat, den wirklich Besten auszuwählen. Wir sollen uns wohl auch nicht ärgern, dass die steinzeitliche Fax-Wahl bleibt, mit der die Bürger ein winziges Stück an Mitsprache bei den ORF-Gremien haben. Die ist teuer, unpraktisch, manipulationsgefährdet und schon so steinzeitlich, dass sie zusammen mit dem Konklave bei der Papstwahl in ein Museum altertümlicher Wahlsysteme gehört. Wir sollen uns weiters auch darüber nicht ärgern, dass die zentrale Frage wieder einmal überhaupt nicht geklärt worden ist, was eigentlich der öffentlich-rechtliche Auftrag genau bedeutet, für den wir dem ORF viel Gebühren- und Steuergeld zahlen müssen, sobald wir einen Fernsehapparat besitzen. Die grüne Parteiakademie Ö1, der Verzicht auf Werbung in den Bundesländern und der wieder einmal versprochene Ausbau von TW1 können ja wohl nicht alles sein. Und wir sollen uns schließlich auch nicht über den größten ORF-Skandal ärgern, also darüber, dass der ORF auch in Zukunft jeden Hauch von Objektivität, Ausgewogenheit und Pluralismus vermissen lassen wird. Denn nichts zwingt den Sender dazu, sich wenigstens künftig in irgendeiner Weise um diese Ziele zu kümmern. Der stramm wie das Wiener Rathaus durchpolitisierte ORF kann weiter links-grünes Fernsehen und Radio machen. Der ORF kann all die Umfragen ignorieren, die ihm darob Unobjektivität bescheinigen und er kann es weiterhin eiskalt ignorieren, dass ihm  deshalb die Kunden im Eilschritt davonlaufen (was seine Einnahmen aus der Werbung drastisch reduziert). Und die Kunden täten das übrigens noch rascher, wenn die privaten Informationsangebote etwas besser wären; So wie sie das in fast allen Nachbarländern sind, wo die Politik den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht so massiv bevorzugt. Um die sehervertreibende Linkslage des ORF nur mit einem einzigen aktuellen Beispiel zu illustrieren: Während sogar die meisten Zeitungen relativ nüchtern über den Fall Arigona Zogaj berichtet haben, hat der ORF die Tatsache, dass die junge Frau nach 112 mehr oder weniger gleich lautenden Bescheiden nun offenbar wirklich das Land verlassen muss, tagelang zum Spitzenthema gemacht. Quer durchs Programm. Und das natürlich stets mit der senderüblichen Pro-Zogaj-Tendenz, welche die große Mehrheit seiner Kunden zutiefst provoziert.

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Opel, Merkel und die FDP

17. Juni 2010 03:59 | Autor: Andreas Unterberger

Noch vor kurzem sollte der deutsche Steuerzahler mit Milliarden Opel retten. Nur die FDP legte sich quer. Das Ergebnis dieser Weigerung könnte vielen eine Lehre sein: Denn auf einmal braucht General Motors gar keine Beihilfen der deutschen Steuerzahler. Der amerikanische Konzern verzichtet plötzlich darauf, an Stelle der sich geizig zeigenden Bundesregierung in Berlin halt die betroffenen deutschen Bundesländer anzuschnorren. Und er muss trotzdem keinen Opel-Standort zusperren. Das sollte man sich auch in vielen anderen Fällen zum Beispiel nehmen: Nicht jeder der jammert, ist deshalb schon todkrank. Und es wäre oft die beste Kur, wenn Firmen wissen, dass sie kein Steuerzahler retten wird, dass sie sich vielmehr selber aus dem Sumpf ziehen müssen. Übrigens: Zu Firmen gehören bekanntlich auch immer die Arbeitnehmer und nicht zuletzt die Betriebsräte. Damit hat die FDP, die sonst schon viel Unsinn angerichtet hat, erstmals ihre Existenz als Regierungspartei gerechtfertigt. Wenn sie auch gegenüber eigenen Lobby-Gruppen wie den Hoteliers konsequenter gewesen wäre, könnte man dieses Lob noch viel ehrlicher aussprechen. Aber im Vergleich zu Angela Merkel, die seit einiger Zeit nur noch zaudert, Entscheidungen aufschiebt oder sich - ausgerechnet - von Frankreich unter Druck setzen lässt (und nachgibt), könnte sich die FDP solcherart auch in Zukunft positiv abheben. Diese Lehren aus der Causa Opel heißen aber auch nicht, dass ohnedies jedes Unternehmen ohne Hilfe überleben kann, wenn es sich nur genug anstrengt. Aber nichts ist normaler als das Sterben von Firmen. Damit auf deren Trümmern neue, zukunftskräftigere Betriebe entstehen können. Gewiss ist das für die Belegschaft und auch Unternehmerfamilien schmerzhaft. Aber es ist viel weniger ungerecht als das, was fast alle Parteien in den letzten Jahren zum Credo erhoben haben: auf Kosten der lebensfähigen Firmen und vor allem auf Kosten der nächsten Generation Schulden zu machen, um schwachbrüstige Unternehmen über eine kurze Frist noch künstlich am Leben zu erhalten. Bis sie dann doch krachen gehen. Und nur die Schulden für unsere Kinder bleiben.

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Fragen an SPÖ, FPÖ, Siemens und die ÖBB

16. Juni 2010 04:10 | Autor: Andreas Unterberger

An manchen Tagen produziert die österreichische Politik zumindest eines: spannende Fragen. Und erstaunliche Antworten. 1. Warum werden in der Regierung plötzlich wieder jede Menge Gesetze beschlossen? Ist das nur der übliche Husch-Pfusch vor Sommerpause und Weihnachtsferien? Die vermutlich richtige Antwort: die Regierung war wochenlang gelähmt, weil Werner Faymann seinen Parteitagsdelegierten doch vorbellen musste, was für ein scharfer Hund er sei und wie links er den Koalitionspartner anknurren kann. 2. Warum werden ausgerechnet bei Siemens immer SPÖ-Exponenten Chefs, wo doch die Reihen der Partei sonst nicht gerade mit Managern übersät sind? Und warum wird nun trotz der bisherigen Firmentradition erstmals sogar ein total Siemens-Fremder geholt? Die Antwort ist klar: Der weitaus wichtigste Kunde ist hierzulande die Gewerkschaft, die von den Steuerzahlern so viel Geld bekommt, dass sie sich neben der höchstbezahlten Belegschaft des Landes auch noch eine Bahn leisten kann und dafür Lokomotiven braucht. Und da will man doch nicht das Risiko eingehen, dass diese ÖBB am Ende gar das kauft, was in den Augen der Fachleute das Beste wäre, also wahrscheinlich nicht bei Siemens landet. 3.Welche Partei soll man in Österreich wählen, wenn sich wirklich alle fünf ununterbrochen - jetzt war gerade die FPÖ am lautesten - für die landschaftsverschandelnden, teuren, unwirtschaftlichen und unverlässlichen Windkraftwerke einspannen lassen? Die Antwort:??? Genausowenig wüsste ich die Antwort, wenn die Frage gelautet hätte, warum die Parteien das tun, wächst doch überall, wo man das - offenbar nur in meinen Augen - schönste Land der Erde mit den Windrädern zu verschandeln beginnt, massiver Widerstand. 4. Warum reagieren viele Medien so erstaunlich sanft auf das Zogaj-Erkenntnis? Die Antwort: Das hängt offensichtlich damit zusammen, dass die SPÖ und deren Bundespräsident das Interesse an dem Thema verloren haben, nachdem sie zuvor unfassbare 110 Bescheide lang die konsistente Antwort des Rechtsstaats ignoriert und einen Verbleib Zogajs im Lande gefordert hatten. 5. Und warum hat die SPÖ ihre Meinung geändert? Das hängt natürlich wieder mit der bevorstehenden Wiener Wahl zusammen, vor der dem linken Parteiflügel der Mund gestopft werden muss, nachdem ihm die Parteiführung auf dem Parteitag noch ganz nach demselben geredet hat. 6. Die folgende Frage bitte nicht zu stellen: Was sagt das über die österreichischen Medien aus?

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Die Briten bitte vor den Vorhang

16. Juni 2010 03:32 | Autor: Andreas Unterberger

Auch wenn sich in Good Old England im Laufe der Zeit manches zum Schlechteren verändert haben mag: Ein erfreulicher Restbestand an typisch britischer Fairness ist jedenfalls noch immer in signifikantem Umfang vorhanden. Das zeigt die offizielle Entschuldigung der britischen Regierung Cameron für ein vor 38 Jahren angerichtetes Blutbad an nordirischen Katholiken. Dieser Entschuldigung ging eine ebenso eingehende wie unabhängige und objektive Untersuchung voraus, die an Quantität und Qualität so ziemlich alles übertrifft, was etwa in der Republik Österreich auch bei den kompliziertesten Strafprozessen an Zeugeneinvernahmen stattfindet. Die britische Entschuldigung ist auch alles andere als ein taktischer Trick. Wie es etwa der plötzliche Antifaschismus der SPÖ war, die ab 1986 die NS-Vergangenheit massiv zu instrumentalisieren begonnen hat. Zuerst um Kurt Waldheim mit miesen Untergriffen zu bekämpfen. Und dann um die FPÖ zu bekämpfen, als diese unter einem neuen Parteiobmann das Interesse an der Koalition mit der SPÖ verloren hat. Die britische Regierung hat hingegen weder taktische Vorteile noch einen Popularitätsgewinn durch diese Entschuldigung zu erhoffen. Daher: Hut ab vor der britischen Fairness. Dass Art und Stil der britischen Nordirland-Untersuchung nicht einmal im entferntesten eine Ähnlichkeit (bis auf den Namen) mit dem haben, was hierzulande unter dem Stichwort Untersuchungsausschuss stattzufinden pflegt, braucht wohl gar nicht mehr betont zu werden. Das gilt übrigens auch für eine ganze Reihe von britischen Historikern, die in den letzten Jahren sehr seriös begonnen haben, in Hinblick auf den ersten Weltkrieg die Frage zu stellen, ob Großbritannien nicht einen großen Fehler begangen hat, an der Seite Russlands und Frankreichs in den Krieg zu treten. Von französischen Historikern sind mir solche um Fairness ringenden Texte unbekannt (für die war natürlich immer die Rückeroberung von Elsass und Lothringen ein viel klareres Kriegsziel). Diese britische Fairness hat sich übrigens schon beim ersten wichtigen Schritt zur Entspannung des Nordirland-Konflikts gezeigt: John Major (ein zu Unrecht wenig beachteter Premier) hatte den nordirischen Katholiken zugesagt, dass London ein Referendum für eine Abspaltung Nordirlands respektieren würde. Seither braucht sich die katholische Energie primär nur aufs Kindermachen und nicht mehr aufs Menschentöten zu konzentrieren. Wie viel friedlicher könnte Spanien leben, könnte auch Belgien leben, wenn dort das gleiche Prinzip gelten würde. Für die Basken, für die Katalanen, für die Flamen. Die Trennung der Tschecho-Slowakei hat ja gezeigt, dass  aus einer solchen Trennung - wenn sie geordnet und friedlich abläuft - nachher bald die beste Freundschaft entstehen kann. Längst ist doch klar, dass es sich in kleinen Ländern mindestens genauso gut leben lässt wie in den großen, die noch immer an den Wert der Größe glauben. Freilich: Während die beiden britischen Premiers mit besonderen Verdiensten für die Lösung der Nordirland/Ulster-Problematik zu den Konservativen gehören, sind die spanischen Konservativen besonders radikale Nationalisten und würden am liebsten jeden lebenslang wegsperren, der den Gedanken an das Selbstbestimmungsrecht auch nur ausspricht.

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Miroslav und der Reichsparteitag

15. Juni 2010 03:25 | Autor: Andreas Unterberger

Da wackelten dem Zuseher die Ohren: Die deutsche TV-Moderatorin sprach nach dem ersten WM-Spiel Deutschlands unbekümmert davon, dass dieses "für Miroslav Klose ein innerer Reichsparteitag" gewesen sei. Eine reichlich dumme und deplatzierte Bemerkung - noch dazu in Hinblick auf einen Fußballer mit bekannter und hörbarer polnischer Abstammung. Erstaunlich ist die Reaktion des ZDF: Die Dame musste sich entschuldigen, aber weitere Konsequenzen gibt es nicht. In Österreich hätte es wahrscheinlich schon Parlamentssondersitzungen oder Anzeigen wegen Wiederbetätigung gegeben. In Deutschland hingegen gehört diese Redewendung, die ich hierzulande ungefähr vor 25 Jahren zuletzt gehört habe, offenbar noch immer zur Umgangssprache, wie das ZDF sogar ausdrücklich betonte. Kann man aus  dieser recht gelassenen Reaktion schließen, dass der Grad der einschlägigen Hysterie in Deutschland geringer ist als in Österreich? Das wäre relativ neu. Hat doch in Deutschland sogar einmal ein Parlamentspräsident zurücktreten müssen, weil er bei einer historischen Gedenkrede die in der schriftlichen Version stehenden Anführungszeichen nicht ausdrücklich ausgesprochen hat, sodass Korrektheits-Fanatiker sagen konnten, er identifiziere sich mit dem Zitierten. Hat bei der milden Reaktion auf den Reichsparteitag die Tatsache geholfen, dass die Täterin eine der ja noch immer sehr seltenen Frauen im Sportjournalismus ist, gegen die ja die Politische Korrektheit nicht so aggressiv zuschlägt? Oder wird das ohnedies in Deutschland zum dominierenden Sommerthema? Oder geht es einfach um die Akzeptanz der allgemein bekannten Tatsache, dass der Sportjournalismus jener journalistische Bereich ist, der im Schnitt deutlich rechts der politischen Mitte daheim ist? Dafür spricht jedenfalls auch der Umstand, dass ein, zwei Tage vorher ein anderer, ebenfalls deutscher Sportmoderator die Redewendung vom "Durch das Rost fallen" verwendet hat. Auch diese Wendung steht ja in Österreich auf dem Index der Politischen Korrektheit. Und zwar nicht wegen des  für österreichische Ohren falschen Geschlechts des Rostes, sondern als angebliche Anspielung auf die NS-Todeslager. Obwohl diese Redewendung viel, viel älter ist als der Nationalsozialismus. Aber was solls: Schließlich wird von Political Correctness sogar schon das Vokabel "Schwarzfahren" als angeblicher Rassismus verpönt. Apropos "Wackelnde österreichische Ohren": Noch nie ist dem Fußballfreund das Verfolgen von Fußballspielen so sehr verleidet worden wie durch das ununterbrochene Tromepeten der sogenannten Vuvuzelas. Das schmerzt durch die grenzwertige Tonlage mehr als die Fouls auf dem Rasen. Das ist aber dafür politisch korrekt und wird nicht verboten. PS.: Und warum sehe ich dauernd Fußballübertragungen im deutschen Fernsehen? Der Hauptgrund heißt Herbert Prohaska. Der restliche Grund für diese Fahnenflucht ist die viel breitere Berichterstattung und die Intelligenz der Kommentatoren - trotz der erwähnten Dummheiten.

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Zogaj und die Menschlichkeit

14. Juni 2010 12:07 | Autor: Andreas Unterberger

Das hätte ich dem Verfassungsgerichtshof eigentlich gar nicht mehr zugetraut. Er hat im Fall der Familie Zogaj mutig Recht gesprochen und dem Gesinnungsterror der vielen links-korrekten Medien, der Kirche und von zahllosen anderen rot-grünen Vorfeldorganisationen standgehalten. Jetzt darf man gespannt sein, ob das Erkenntnis auch vom Innenministerium umgesetzt wird, oder ob es noch einmal einen Unterschlupf für die Zogajs gibt, oder ob noch einmal irgendwer eine rechtliche Schleife  ermöglicht, damit die Familie doch noch in Österreich bleiben kann. Weil man sich vor den Medien fürchtet. Maria Fekter - die ja von ihrer Parteiführung und vom Koalitionspartner sowieso zuletzt des öfteren im Regen gelassen wurde - muss jetzt zeigen, dass sie dem erwartbaren Sturm der Kritik standhalten kann. Und sie das Recht nun auch umsetzt. Der Verfassungsgerichtshof hat auch für viele andere Fälle einen klaren Eckpfeiler gesetzt: Man kann sich in Österreich nicht einen Rechtsanspruch erschleichen, indem man rechtswidrig handelt. Auch wenn sich ein Teil der Familie Zogaj hier zweifellos schon integriert hat - zumindest in der Familie eines oberösterreichischen Pfarrers und in der SPÖ-Volkshilfe - hätte sie eigentlich schon 2004 Österreich verlassen müssen. Der Schlüsselsatz der Verfassungshüter lautet, "dass ein allein durch beharrliche Missachtung der fremden- und aufenthaltsrechtlichen Vorschriften erwirkter Aufenthalt keinen Rechtsanspruch aus dem Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention (Recht auf Privat- und Familienleben) bewirken kann". Dieser Spruch und seine Umsetzung sind nicht unmenschlich, sondern im Gegenteil das einzige gerechte Verhalten. Denn sonst würde jeder in Österreich, der sich an Gesetze hält und sich nicht wie ein trotziger Vierjähriger durch Schreien und Kreischen über alle Regeln hinwegzusetzen versucht, ungerecht, also unmenschlich behandelt. Wenn A Steuern zahlen muss und B nicht, ist das unmenschlich gegen A. Das sollte auch die lautstarke Lobby der Zogajs einmal akzeptieren. Natürlich bleibt den Zogajs die Möglichkeit, eine Arbeits- und damit auch Aufenthaltsgenehmigung für Österreich zu beantragen. Aber nur vom Kosovo aus. Dessen Behandlung darf man aber mit Spannung verfolgen. Denn ständig wird behauptet, wir holen nur noch extrem gut qualifizierte Arbeitskräfte ins Land. Wofür die Zogajs bisher nicht bekannt sind. Außerdem entstünde auf diese Weise wieder Anspruch auf Familienzusammenführung, also auch für jene Familienangehörige, die hierzulande schon Rechtsverletzungen begangen haben.

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Die Schweiz als Retter Europas

14. Juni 2010 04:46 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ, insbesondere ihr Klubobmann Josef Cap, hat sich mehrfach heftig erregt, dass die Schweiz nichts tue, um den Euro zu retten. Wie schön wäre es, wenn unsere Parlamentarier auch nur ein wenig Ahnung hätten von dem, was sie reden. Oder zumindest ausländische Zeitungen lesen. Da zeigen die neuesten Zahlen der Schweizer Nationalbank jedenfalls genau das Gegenteil von dem, was Cap behauptet hatte: Die Schweiz kauft wie verrückt Euro ein, damit dessen Kurs nicht noch weiter fällt. Sie hält damit schon mehr Reserven als die Europäische Zentralbank (EZB). Sie kauft seit mehr als einem Jahr im gleichen Tempo wie China die europäische Währung vom Markt. Primärer Zweck: Der Euro soll nicht ganz ins Bodenlose stürzen. Die Schweiz hilft damit, die leichtfertige EZB-Politik des Gelddruckens ein wenig zu vertuschen, mit der die noch viel leichtfertigere Politik des Schuldenmachens in vielen EU-Ländern vertuscht werden soll. Die Schweiz hat natürlich bei der Euro-Hilfe auch eigene Motive: Sie will weiter exportieren können, was kaum noch ginge, wenn der Euro ins Bodenlose stürzt. Sie will auch verhindern, dass griechische oder spanische Anleihen platzen. Denn von denen liegen ganz schön viele in den Schweizer Tresoren. Für die SPÖ war die Attacke auf die Schweiz aber nur eine weitere Fortsetzung der krampfhaften Suche nach den Schuldigen an der großen Wirtschaftskrise. Irgendwie ist es ja verständlich, dass man alles tut, um nur nie zugeben zu müssen, dass vor allem die jahrzehntelange Schuldenpolitik die Hauptursache der Krise ist, und dass vor allem sozialdemokratische Parteien die Vorkämpfer für immer noch mehr Schulden sind. Und es ist bloß Propaganda, wenn gerade die Hauptschuldigen auf andere Minder- oder Unschuldige loshacken: auf Spekulanten, Sparer, Rating-Agenturen, die amerikanische Ostküste, zu fleißige deutsche Arbeiter, Derivate, CDS oder eben die Schweiz. Mit den gewaltigen Euro-Beständen in Zürcher Tresoren verschieben sich aber auch die Macht-Verhältnisse. So wie zwischen den USA und China. Es wäre heute gar nicht mehr ratsam, würde der deutsche Finanzminister so frech und arrogant über die Schweiz reden wie sein Vorgänger Steinbrück. Und Wolfgang Schäuble wird wohl bald auch auf jede Attacke gegen das Schweizer Bankgeheimnis verzichten. Müssen.

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Intelligenz kann man doch nicht kaufen

13. Juni 2010 04:09 | Autor: Andreas Unterberger

Eine mutige wie provokante Querverbindung zwischen der deutschen Schul-Krise und der Zuwanderung hat der einstige Berliner SPD-Senator und jetzige Vorstand der Deutschen Bundesbank Thilo Sarrazin hergestellt. Was natürlich sofort politisch korrekte Erregung ausgelöst hat. Zu Sarrazins Glück kommt er aus der SPD, sonst würde es - zumindest in Österreich - Strafanzeigen, politisch korrekt erregte Attacken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und irgendeinen Kunstaktionismus gegen ihn geben. Aber auch die deutschen Grünen - wer sonst? - fordern (demokratisch und tolerant wie immer) ein totales Redeverbot für Sarrazin, statt sich mit seinen Thesen auch nur irgendwie auseinanderzusetzen. Sarrazin sagte nämlich in ausdrücklichem Zusammenhang mit den Zuwanderern aus der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika: "Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer." Es gebe "eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz". Der Erbanteil an Intelligenz betrage fast 80 Prozent. Nun, die Quellen, die ich gefunden habe, sprechen nur von 50 bis 70 Prozent an Erbanteil und von 20 bis 40 Prozent Anteil der elterlichen Erziehung an der Intelligenz (Solche Untersuchungen lassen sich am besten durch Analyse einer möglichst großen Zahl von eineiigen Zwillingen, die getrennt aufwachsen, und von adoptierten Kindern anstellen). Aber auch diese etwas niedrigeren Zahlen sprechen eine deutliche und ähnliche Sprache. Dies tun beispielsweise auch die ethnisch signifikanten Ergebnisse amerikanischer Universitäten: Da liegen die Ostasiaten deutlich vor den Weißen und diese wieder deutlich vor den Lateinamerikanern und diese wieder deutlich vor den Schwarzafrikanern. Wobei es immer nur um die statistische Werte geht, die durch einzelne Ausreißer in die eine oder andere Richtung nicht widerlegt werden können. Es gibt ganz eindeutig genetische Unterschiede zwischen den Menschen. So wie zwischen Mann und Frau eben auch zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Das darf freilich nicht mit einer Wertung verwechselt werden, also dass der eine mehr wert wäre als der andere, oder dass irgendjemandem weniger Menschenwürde zukäme. Damit sind wir bei einer der heikelsten Fragen fast aller gesellschaftlicher Diskussionen: Sobald Intelligenz - zu welchem Prozentsatz immer - als vererbbar erkannt ist, dann ist es absolut absurd, sich ständig darüber aufzuregen, dass sozial ärmere Schichten auch schlechtere Schul- und Bildungsergebnisse oder Berufskarrieren haben. Denn intelligente Menschen schaffen es im Schnitt logischerweise viel häufiger als andere, sich in eine sozial und einkommensmäßig gehobene Schicht zu manövrieren. Zumindest in nicht totalitären Gesellschaften. Wenn sie nun gleichzeitig ihre Intelligenz auch vererben können und wenn sie sich zusätzlich persönlich sehr der Bildung ihrer Kinder auch schon in frühkindlichem Alter annehmen, dann ist völlig klar, dass Kinder aus besserer sozialer Umgebung immer auch bessere Bildungsabschlüsse haben werden. Ohne dass das kausal wäre. Diese Erkenntnis darf nun gewiss keine Betonmauer für ärmere Kinder sein. Da muss man vielmehr über eine noch breitere individuelle Förderung nachdenken, auch wenn jetzt schon mehr als die Hälfte der Maturanten ihren Weg über die angeblich so diskriminierende Hauptschule genommen haben. Ein Verbrechen ist es aber, die intelligenteren und stärker bildungsorientierten Kinder zu zwingen, auf die langsameren oder desinteressierten zu warten. Das schadet ihrem Bildungsfortschritt und natürlich auch der Allgemeinheit, die immer von den Leistungen der Intellgentesten am meisten profitiert. Und da ist es eine geradezu widerliche Heuchelei, wenn der Großteil der Gesamtschulbefürworter seine Kinder in teure Privatschulen schickt. Oder gar keine Kinder hat. Was aber offenbar dazu prädestiniert, selber die Bildungspolitik der eigenen Partei formulieren zu dürfen. Siehe die Damen Schmied und Karl. Zurück zu Sarrazin: Sein Hinweis samt den Bestätigungen durch die Gen- und Hirnforschung sollte aber auch bei den Zuwanderern zwingen, sich deren Herkunft genauer anzuschauen. Also wäre es auch durchaus legitim, eher Polen, Kroaten oder Vietnamesen ins Land zu lassen als Menschen vom Ost- oder Südufer des Mittelmeers. Zumindest dann, wenn man erwartet, dass die Zuwanderer auch einen positiven Beitrag zu der aufnehmenden Gesellschaft leisten. Und man nicht primär deshalb für Zuwanderung ist, weil man offenbar in einem Ödipus-ähnlichen Konflikt die eigene Gesellschaft hasst und zerstören will. Aber natürlich wird sich auch in Deutschland die Vernunft nicht durchsetzen. Denn der von Sarrazin angesprochene Zusammenhang verstößt zusehr gegen die Politische Korrektheit, die unser Denken mit einem immer engeren Schilderwald von Denkverboten einschränkt. Gleichzeitig ist klar: Die durch die neue Gen- und Hirnforschung in den letzten Jahren immer stärker unterstützte Erkenntnis von der Vererblichkeit von Eigenschaften lässt das gesamte Weltbild der Linken zusammenbrechen, also insbesondere der Grünen und der Nach-68-Sozialdemokraten. All ihre - teuren, aufwendigen wie ergebnislosen - Gesellschaftsmanipulationsversuche gehen ja zwangsläufig von der Illusion aus, dass ein neugeborenes Kind ein völlig unbeschriebenes Blatt wäre, das nicht durch seine Gene schon in vielen Eigenschaften disponiert wäre. Die linke Political Correctness sieht ja de facto nur eine einzige Eigenschaft als vererbbar an, die dafür wieder zu hundert Prozent: nämlich die Homosexualität. Umgekehrt zeigt aber auch die Geschichte, dass Oberschicht-Familien nach mehreren Generationen häufig degenerieren. Dass im Endergebnis die angeborene oder durch frühkindliche Erziehung erworbene Intelligenz weniger wichtig ist als die eigene Leistung und Anstrengung. Dass die Bürgerfamilien - jüdische wie christliche - im 19. Jahrhundert die hochmütige und selbstzufriedene Aristoratie links und rechts überholt haben. Dass das in der Folge auch vielen Bauern- und Arbeiterkindern geglückt ist. Dass auch begabte Kinder in die Mittelmäßigkeit versinken, wenn sie nicht ständig konsequent gefordert werden. Dass sozial benachteiligte Kinder erstens keineswegs zur Gänze auch intelligenzmäßig benachteiligt sind, und dass sie oft eine viel stärkere Leistungsorientierung haben, wenn sie wissen, dass sie durch Leistung den Aufstieg schaffen können. Und zwar nur durch Leistung. Freilich: Der Wohlfahrtsstaat hat im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts gerade diesen Kindern oft die Energie des Aufstiegswillens genommen, weil seine Apologeten (also praktisch alle Politiker und Vordenker) ihnen eingeredet haben, dass der Staat alle Nachteile ausgleichen wird, dass es nicht auf bessere Leistungen, sondern auf immer noch mehr Umverteilung ankommt. Von den Leistungswilligen zu den nicht Leistungswilligen. Also kein Grund mehr, sich anzustrengen.

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Lieber Arbeiter, liebe Arbeiterin,

12. Juni 2010 02:26 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ feiert heute ihren Parteitag. Was magst Du da über jene Partei denken, die Du lange mit großer Selbstverständlichkeit gewählt hast? Da wird Dir wohl vieles durch den Kopf gehen. Du fragst Dich immer öfter, ob nicht jene Kollegen und Freunde richtig gehandelt haben, die sich von der Partei schon abgewendet haben. Wahrscheinlich wirst Du Dir schon eine ganze Reihe dieser Fragen gestellt haben:

  1. Ist meine Partei nicht in den letzten Jahren eine komplett andere geworden? Ist nicht aus der Arbeiterpartei eine Partei der studierten und weltfremden Theoretiker aus der sogenannten 68er-Bewegung geworden, die mich eigentlich verachten? Bedrohen die mit ihren Ideen nicht all das, was ich mir durch fleißiges Arbeiten geschaffen habe (übrigens mit Unterstützung der alten Partei und der durch ihre Mitarbeiter erfolgreichen Unternehmen)? Wollen die nicht eine ganz andere Welt schaffen als die von mir gewünschte, die sie sogar als „kleinbürgerlich“ beschimpfen?
  2. Ich war immer fleißig – und jetzt verlangt meine Partei eine Grundsicherung für alle, die nicht arbeiten. Dabei kann man ja nie genau herausfinden, ob Menschen nicht arbeiten wollen oder nicht können oder ob sie daneben schwarzarbeiten (und damit auch gleich Deinen Arbeitsplatz gefährden). Ist man da nicht blöd, wenn man selbst fleißig arbeitet und damit solche Dinge finanziert? Und weiter die selbe Partei wählt?
  3. Warum reden so viele aus der Partei dagegen, dass es wirkliche Transparenz für all die Gelder gibt, die irgendjemand vom Staat bekommt? Sollte das nicht total selbstverständlich sein?
  4. Ich war immer für die Gleichberechtigung der Frauen. Aber was hat das mit den Radikalfeministinnen zu tun, die jetzt die Partei beherrschen? Die verbohrt wie irgendeine Sekte den Menschen einreden wollen, dass es keine Unterschiede zwischen Mann und Frau gäbe. Die für sich und ihre Oberschichtgruppe gesicherte Posten in Aufsichtsräten und Ähnlichem erkämpfen, während ich immer durch Fleiß, Leistung und Anständigkeit um den Aufstieg gekämpft habe. Diese Frauen haben hingegen noch nie eine Quote für die Arbeit am Hochofen oder auf der Baustelle verlangt.
  5. Ich habe vor allem für den Aufstieg meiner Kinder gekämpft. Und jetzt wird deren Schulbildung, die doch den Aufstieg bringen sollte, wieder total wertlos, weil die Partei – wie immer Hand in Hand mit den radikalen Grünen – meine Kinder zwingen will, die Klasse mit den Ausländern zu teilen, die oft weder deutsch lesen noch schreiben können. Ist das nicht Verrat an dem immer versprochenen Aufstieg?
  6. Die Partei kämpft für das Gratisstudium, das im Ausland längst abgeschafft ist. Weiß sie nicht, wer das bezahlt? Nicht irgendwelche Reichen (die ihr Geld ja total versteckt haben), sondern ich und meine Kinder, die einen ehrlichen Lehrberuf erlernen.
  7. Ich habe mir ein kleines Häuschen oder eine schöne Wohnung geschaffen. Jetzt wird dort ringsum eingebrochen, jetzt wird meiner Frau im Zug die Geldbörse gestohlen, jetzt trauen sich meine Eltern oft nicht mehr auf die Straße. Warum nur ist meine Partei immer gegen eine viel strengere  Behandlung der Asylanten gewesen, von denen überdurchschnittlich viele kriminellen Aktivitäten nachgehen?
  8. Warum hat die Partei nichts unternommen, dass es etwa in immer mehr Parkanlagen Wiens zum Problem wird, wenn meine Kinder spielen wollen, ohne von bestimmten Ausländergruppen belästigt zu werden?
  9. Viele meiner Kollegen haben den Arbeitsplatz verloren oder müssen um diesen bangen, weil immer mehr Produktionen ins Ausland verlegt werden. Warum kämpft da meine Partei nicht für den Abbau von Vorschriften, Steuern und Abgaben, damit es auch künftig in Österreich noch Fabriksarbeitsplätze gibt?
  10. Wo kämpft meine Partei gegen die Ausbreitung der Drogensucht, die meine Kinder anstecken könnte? Statt dessen werden Spritzen gratis verteilt und dürfen sich Asylwerber jahrelang frei bewegen, von denen halt recht viele mit Drogen handeln?
  11. Was tut meine Partei, damit die medizinische Betreuung und das Pensionssystem auch in Zukunft funktionieren? Damit auch mein Spargroschen etwas wert bleibt? Und warum gefährdet sie all das, indem sie immer für noch mehr Schulden eintritt?
  12. Meine Partei war immer eine der Arbeiter. Sie war aber auch immer stolz, dass an Ihrer Spitze einer steht, der sich durch Fleiß ein Studium erkämpft hat, damit er uns besser führen kann. Warum steht jetzt erstmals einer an der Spitze, der das nicht getan hat, der dafür als Marionette jenes Zeitungsherausgebers auftritt, vor dem mich meine Partei jahrzehntelang gewarnt hat?
Fragen über Fragen. Und keine einzige wird auf dem Parteitag jener Partei gestellt oder gar beantwortet werden, die die Arbeiter so lange gewählt haben. Irgendwie gibt das zu denken. Dir und mir.

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Fußnote 114: Überschrift ohne Unterschrift

11. Juni 2010 14:25 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Partner fragen mich, warum ich nichts zum Kompromiss zwischen Ärzten und SVA sage. Nun, die Antwort ist klar: Ich sage gar nichts, denn der Kompromiss besteht zum Gutteil aus Überschriften, deren genauer Inhalt noch bis Jahresende zu füllen sein wird. Und der Teufel liegt natürlich immer im Detail, nicht in der Überschrift. Ich gebe aber zu: Die Überschriften klingen gut, wie etwa mehr Vorsorgeuntersuchungen zum gleichen Preis, mehr Geld für Ärzte statt für Labors. Nur weiß jeder: Christoph Leitl ist ein Meister der gut klingenden Überschriften. Denen aber meist die Unterschrift fehlt.

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SN-Kontroverse: Sozialstaat abspecken?

11. Juni 2010 00:39 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

„Deutschland spart am Sozialstaat – ein Vorbild für Österreich?“

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Das Glas halbvoll oder halbleer

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Manche Dinge ändern sich nie. So etwa Hader und Zank um die Frage, ob ein Glas halbvoll oder halbleer ist. Oder anders gefragt im Jargon der Finanzwelt: Wer muss sparen - wem wird genommen? Eher selten hört man/frau die Frage nach der Klugheit von Reformen. Dies würde nämlich voraussetzen, dass Dimensionen und Verhältnismäßigkeiten berücksichtigt werden. Hier könnten sich die „Ösis" einiges vom „deutschen Michl" abschauen. Die Nachbarn haben in den rund zwanzig Jahren seit der Wiedervereinigung enorme Lasten im Interesse des europäischen Friedenswerks geschultert. Man denke an den Solidarbeitrag und an Hartz IV. Als Polen beim Kopenhagener Gipfel (2002) in die EU aufgenommen wurde, griff der damalige Kanzler Gerhard Schröder noch einmal tief in die Tasche.  Deutschland ist gleichzeitig in einem hohen Maß reformbereit, um die soziale Balance halten zu können. Die Administration Angela Merkel II tut dies ebenfalls. Finanzminister Schäuble kündigte ein Sparprogramm UND den Alleingang bei der Einführung der Finanztransaktionssteuer an. In Österreich hingegen hört man wieder häufiger den Klassiker „Gesudere", wenn es um Zukunftsvorsorge geht. Kernstück des Sparens ist der Dauerbrenner Verwaltungsreform. Wir leisten uns in neun Bundesländern eine sündteure Hochbürokratie. Seit der verfassungsrechtlichen Verankerung der Landesverwaltungsgerichte sind  die Bürokratenbonzen in den Ländern obsolet. Entbehrlich ist die Länderkammer. Ein vergleichender Blick nach Bayern zeigt wie aufgeblasen die föderalen Strukturen in Österreich sind. Bayern ist mit 70.000 Quadratkilometern flächenmäßig kleiner als Österreich, dafür leben um 4,3 Millionen Menschen mehr im Freistaat. Allein dieser Faktenvergleich zeigt, wie versteinert und gleichzeitig teuer Österreich verwaltet wird.

Es geht gar nicht anders

Andreas Unterberger Österreich gibt rund 29 Prozent seines Inlandsprodukts für soziale Zwecke aus. Das ist weit mehr als für alle anderen Staatsausgaben zusammen, also für: Beamte, Justiz, Schulen, Universitäten, Forschung, Polizei, Landesverteidigung (diese etwa erhält nur 0,7 Prozent), Landwirtschaft, Umwelt, Straßen, Kanäle, Wasserversorgung, Bahn. Der weitaus größte Brocken dabei sind die Zinsen  für Kredite (von Rückzahlung gar nicht zu reden), die wir schon früher für – den Sozialstaat aufgenommen haben. Mit anderen Worten: 290 von 1000 Euro, die jeder Arbeitnehmer, Unternehmer, Bauer, Freiberufler, Beamter  verdient, werden ihm de facto nur deshalb weggenommen, um es zu angeblich Armen (oder Faulen?) umzuverteilen. Jetzt werden es mit der Grundsicherung noch mehr. Wer vorgibt, die überlebensnotwendigen Einsparungen  zur Vermeidung eines Staatsbankrotts ohne Sozialabbau vornehmen zu können, spricht die Unwahrheit. Tatsache ist, dass nicht nur Deutschland, sondern auch die links regierten Länder Griechenland, Spanien und Portugal tiefe Schnitte am Sozialstaat vornehmen mussten. Eben weil es nicht anders geht. Auch dort wettern überall Gewerkschafter und Demagogen, dass man doch besser bei den ominösen Schuldigen an der Krise sparen soll. Sie sagen nur nicht, wie das gehen soll. Bei China, Vietnam & Co, die europäische Produzenten vom Weltmarkt verdrängen? Bei Kreisky, dessen Rettung inzwischen längst wieder verlorener Arbeitsplätze die Schulden in die Höhe getrieben hat? Bei Banken, die zur Rettung unserer Sparschillinge gerade gerettet werden mussten? Bei den Abgeordneten, die im September 2008 dafür gestimmt haben, dass das Pensionsantrittsalter weiterhin um vier Jahre niedriger ist als etwa in Schweden? Bei den Sparern (den „Reichen“), die ihr Geld jetzt schon im Expresstempo in Gold, Eigentumswohnungen und Schweizerfranken umschichten? Bei den Eigenheimbesitzern?

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Die bösen Wähler

10. Juni 2010 12:23 | Autor: Andreas Unterberger

Wieder einmal sind die Wähler die Bösen, weil sie falsch gewählt haben. Wieder tritt eine traditionsreiche christdemokratische Partei den Weg in den Untergang an, weil sie verbraucht ist und die Zeichen der Zeit nicht erkennt. Und wieder kann in einem weiteren Land eine sozialdemokratische Partei ihren Erosionsprozess nicht aufhalten, weil sie verbraucht ist und die Zeichen der Zeit nicht erkennt (trotz massiver medialer Sympathien). Natürlich hat keiner dieser Sätze über die niederländische Parlamentswahl irgendwelche Ähnlichkeiten mit Österreich . . . Tatsache ist, dass zwei dominante Themen erdrutschartige Veränderungen in den Niederlanden ausgelöst haben, immerhin ein Land, das mehr als doppelt so viele Einwohner hat wie Österreich: Die Bedrohung durch die islamische Zuwanderung und die Erkenntnis, dass nur wirtschaftliberale Konzepte die gewaltige Krise lösen können. Der rechtsliberale Wahlsieger Mark Rutte vereinigt beide Aspekte: Er ist ein scharfer Gegner der Immigration und setzt auf deutliches Sparen und auf Liberalisierung. Er ist nach seinen großen Zugewinnen nicht nur Nummer eins, sondern wird mit Sicherheit auch der nächste Regierungschef im Land der Kanäle und Tulpen. Den allergrößten Zugewinn hat aber  neuerlich der scharfe Antiislamist Geert Wilders erzielt. Er ist jetzt schon Nummer drei. Man kann ihm zu Recht vorhalten, dass er kein Team hat, dass er nur ein einziges Thema besetzt, und dass er bei diesem Thema, also seiner Kritik am Islam überspitzt formuliert. Er übertreibt dabei verbal so stark, wie die in den Medien und den gedemütigten Parteien regierende Political Correctness untertreibt. Aber er hat es jedenfalls verstanden, das große europäische Unbehagen über das Hereinströmen von Zig-Millionen Muslims zu artikulieren. Diese sind in großen Teilen keineswegs so anpassungswillig und leistungsorientiert und sie haben keineswegs eine von undemokratischen totalitären Ansprüchen freie Religion, wie das der bisher vorherrschende Linksliberalismus und Christonaivismus angenommen hatten. Der Islam ist qualitativ etwas ganz anderes, als es die diversen christlichen, jüdischen, buddhistischen oder agnostischen Weltanschauungen heute sind, die alle die Trennung von Staat und Kirche akzeptieren. Viele Menschen erkennen die Gefahr  und handeln zumindest in der Anonymität der Wahlzelle entsprechend. Wilders artikuliert diese Ängste - wohl auch deshalb in übertriebener Laustärke, um nicht mehr totgeschwiegen werden zu können - und hat damit die Niederlande wie auch Europa verändert. Sehr ernst nehmen sollten insbesondere die Christdemokraten das ihnen von den Wählern ausgestellte Zeugnis. Gewiss: Nach acht Jahren Regierungsführung sind viele Parteien verbraucht. Gewiss: Der von den Christdemokraten unterstützte Afghanistankrieg ist ob seiner Aussichtslosigkeit ein schwerer Ballast geworden. Dennoch sollte die größte Verliererpartei den internationalen Gleichklang ananlysieren: Die alten christdemokratischen Gruppierungen schwinden in vielen Ländern noch rascher als die sozialdemokratischen dahin. Von Italien bis Spanien haben sie sich praktisch aufgelöst - aber nicht im Soge eines Linksrucks der Wähler, wie viele Medien es uns weismachen wollen. Sondern es haben sich zum Teil ganz neue Parteien auf der Rechten gebildet. Zum Teil nationalistisch (wie in Spanien), zum Teil populistisch (wie in Italien), zum Teil durchaus offen für konservativkatholische Positionen (die in der heutigen Christdemokratie weitgehend verpönt sind), aber dennoch weniger klerikal als ihre Vorgänger. Diese Parteien sagen aber auch mutiger die richtigen Dinge zu Sozialstaat und Wirtschaft, als es die stark sozialdemokratisch infiltrierte Christdemokratie  in der Regel tut. Sie wagen es vor allem, die Millionenimmigration aus der Dritten Welt zu kritisieren, auch wenn das von Sozialdemokraten und Linkskatholiken als faschistisch denunziert wird. Sie kämpfen auch für mehr Meinungsfreiheit, wie etwa die mancherorts erfolgreichen, aber vorerst noch kleinen Bewegungen für Internet-Freiheit. Sie sind gegen Big Government, das in allen Industriestaaten wie eine Krake immer mehr umschlingt. Dieser gesellschaftliche Grundtrend kommt übrigens auch bei den Erfolgen der amerikanischen Republikaner deutlich zum Vorschein. Denn diese haben ja beim letzten Mal nur wegen des vermurksten Irak-Krieges und gegen einen charismatischen Gegner verloren, sind aber sonst viel besser im Gleichklang mit der nationalen Stimmung. Keine Frage ist aber auch, dass dieser Trend mit einer allgemeinen Politikverdrossenheit Hand in Hand geht: Das zeigen die überraschenden Erfolge von Kabarettisten bei einzelnen Wahlgängen der letzten Zeit. Das war früher völlig undenkbar, ist aber auch ein Produkt der Tatsache, dass selbst öffentlich-rechtlich finanzierte Fernsehsender mit Primitivität und geistiger Einengung Programm machen. Wen erinnert das an Österreich? Ein Land, wo übrigens die ÖVP soeben unter der Überschrift Gesamtschule so ungefähr die letzte Bastion räumt, die sie noch an einem Beitritt zur SPÖ gehindert hat?

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Sargnägel für Einsparungsideen

10. Juni 2010 03:14 | Autor: Andreas Unterberger

Immerhin: Wir haben jetzt schon ganze zwei Menschen im Ministerrat sitzen, die zumindest bisweilen für das eintreten, was vernünftig und notwendig ist, auch wenn es unpopulär ist. Nach Maria Fekter hat sich nun Andreas Schieder eine solche rühmende Erwähnung verdient. Dass beide sofort von provinzieller Engstirnigkeit und dumpfem Populismus der eigenen Partei zum Verstummen gebracht worden sind - diese Kleinigkeit wollen wir beiseite lassen. Man kann ja nicht zu viel verlangen. Bei der Innenministerin war es der mutige wie notwendige Einsatz für ein Asylanten-Aufnahmezentrum - das immerhin auch schon im Regierungsprogramm angekündigt gewesen ist. Beim Finanz-Staatssekretär wiederum waren es die mutigen wie richtigen Worte, "dass man kleine Spitäler schließen muss". Freilich: Ganz auf gleiche Ebene mit Fekter kann man Schieder nicht stellen. Während sie wenigstens mutig bei ihrer Meinung blieb und letztlich nur der politischen Gewalt wich, zog Schieder die bekannte Politikernotbremse; er fühlt sich - trotz der völlig eindeutigen Formulierung - in alter schlechter Politikermanier missverstanden, sagte er inzwischen. Es gehe ihm nicht um Schließungen, sondern um Kooperationen. Aha. Die Faymann-SPÖ machte nämlich gleich Sargnägel mit Köpfen für diese Idee. Der Parteitag am Wochenende wird mit einem umgehend angekündigten Beschluss die Stillegung von Standorten ausschließen. Womit wieder einmal einem klugen Gedanken ein Begräbnis erster Klasse bereitet worden war. Der Sarg ist - wie so oft - in den Bundesländern gezimmert worden. Nach dem Burgenländer Hans Niessl will jetzt auch der Steirer Franz Voves vor Landtagswahlen jeden Gedanken an Einsparungen und Reformen töten. Er gab jedem einzelnen Standort eine Bestandsgarantie, und sei es noch so sinnlos. Dabei hatte man bisher Voves noch für ein Stück realistischer und verantwortungsbewusster eingeschätzt als seinen burgenländischen Betonkollegen, der ja überhaupt nur das Wort Njet kennen dürfte. Sollte diese Standortgarantie auch nach den steirischen Landtagswahlen eingehalten werden, bedeutet das erstens: Als Kollateralschaden der steirischen Wahl wird auch kein einziges anderes Bundesland bereit sein, Spitäler zu schließen - haben doch auch schon die Sozialdemokraten in Salzburg und Burgenland vehement gegen den Mut ihres Parteifreundes Schieder protestiert. Und zweitens: Wenn nicht einmal solche für die Gesundheit der Österreicher unproblematischen Reformen möglich sind, werden natürlich auch die etwas schmerzhafteren Eingriffe unterbleiben. Freilich ist auch aus der ÖVP oder anderen Parteien niemand mutig an die Seite Schieders - solange dieser Mut zum Mut hatte - getreten. Auch dort regiert ja der Kirchturmshorizont. Dabei sagt jeder Gesundheitsexperte, dass diese Kleinspitäler nicht nur teuer, sondern auch schlecht für die Gesundheit der Österreicher sind. Eigentlich müssten an ihren Türen die gleichen Warnhinweise wie auf Zigarettenpackungen stehen. Denn es ist längst intensiv bewiesen: Wenn ein Arzt oder ein Spitalsteam bestimmte Eingriffe oder Therapien nur ganz selten vornehmen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit von Kunstfehlern rapide an. Die bekanntlich sehr ungesund sind. Viel wichtiger ist, dass es ein möglichst enges Netz von Ärzten mit - künftig auch halbwegs anständig honorierten - Kassenverträgen gibt. Dass Ärztegesellschaften ohne den vom Gesundheitsminister gewünschten Bürokratismus möglich sind. Dass bei einem Unfall schon an Ort und Stelle durch gute Rettungsärzte die richtigen Maßnahmen getroffen werden. Ob dann anschließend der Transport ins Spital 20 oder 60 Kilometer lang ist, ist nach Aussagen mehrerer befragter Unfallmediziner völlig egal. Überdies wird ja der Großteil der Spitalsbehandlungen keineswegs überraschend notwendig, sondern erst nach einem längeren Vorlauf. Überdies werden in Österreich weit öfter als in anderen Ländern reine Pflegefälle in hochtechnisierte Akutspitäler eingeliefert. Das Gesundheitsrisiko infolge einer falschen Spitalsstruktur geht primär auf die Eitelkeit von Bürgermeistern und Primaren zurück, die sich mit einem eigenen Spital halt viel wichtiger fühlen, und sei es noch so klein und schlecht. Und die dann meistens das Arbeitsplatzargument vorschieben. Als ob es angesichts der Schulden von Bund, Ländern, Krankenversicherungen und Gemeinden sinnvoll wäre, einsparbare Arbeitsplätze nur um ihrer selbst willen aufrechtzuerhalten. Durch diese verfehlte Spitalsstruktur entstehen alljährlich Kosten von 2,9 Milliarden Euro, wie soeben eine Expertengruppe ausgerechnet hat. Gewiss: Solche Berechnungen auf den genauen Euro stimmen nie (diesen Eindruck erwecken nur die Gutachten-Produzenten, damit sie ihr Honorar rechtfertigen). Aber auch wenn die Einsparungen nur halb so groß wären, wäre das schon toll. Wieviele Milliarden immer da auf dem Spiel stehen: Das hat uns die Engstirnigkeit von Landeshauptleuten, Ärzten und Bürgermeistern offenbar wert zu sein. Zumindest solange noch jemand diesem Staat Geld borgt.

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Kleines Tauwetter in der ÖVP

09. Juni 2010 11:35 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist immer schwer, mit einem Übervater konfrontiert zu sein. Vor allem wenn man nicht dessen Lieblingssohn war. Dementsprechend hat Josef Pröll fast zwei Jahre lang Wolfgang Schüssel auf der Eselsbank verkümmern lassen, statt sein Wissen, seine Talente, seine europaweite Reputation zu nutzen. Oder ihn auch nur in seinen Ansprachen zu erwähnen. So kindisch wie menschlich wie politisch falsch - auch wenn es viele andere Politiker ebenfalls tun. Siehe den Umgang der SPÖ mit Gusenbauer oder Klima. Siehe die einstigen Klagen Erhard Buseks, der sich von Schüssel den Auftrag zu weiteren wichtigeren Ämtern erhofft hatte. Es ist dennoch falsch gewesen: Denn das politische Personal mit halbwegs brauchbaren Qualitäten ist in der ÖVP längst so dünn gesät wie in allen anderen Parteien, vor allem auf Bundesebene. Zunehmend musste man im letzten Jahr schon einen Erwin Pröll für den schwarzen Politiker mit der höchsten Professionalität halten. Der 65. Geburtstag Schüssels hat nun offenbar das Eis gebrochen. Josef Pröll fand erstaunlich warme Worte für seinen Vorvorgänger als Parteiobmann - ohne legitimerweise die Schwierigkeiten im Umgang mit diesem zu verschweigen. Schüssel war ja gegenüber seinem Team unglaublich hart und unbarmherzig fordernd - aber gleichzeitig von einer in der Politik unüblichen Loyalität. Die schlechten Zeiten einer keineswegs überstandenen Finanzkrise, die explodierenden Defizitzahlen, der eskalierende kalte Krieg in der Lächelkoalition und der verbreitete Reformunwille haben auch in Josef Pröll die Erkenntnis wachsen lassen, dass Mut in der Politik unverzichtbar ist, und dass Schüssel im Jahr 2000 "unverzichtbar" richtig gehandelt hat. Daran ändert der Umstand nichts, dass aus Prölls Umgebung lange verbreitet worden ist, dass Schüssels Politik abgewählt worden sei. Es wurde nur nie klar, welche Politik nach Ansicht der jetzigen ÖVP-Führung hineingewählt worden ist. Dass das Pröll wohl nicht ganz leicht gefallen ist, zeigte schon der Umstand, dass die Einladungen zum Geburtstagsempfang für Schüssel recht knapp hinausgegangen sind. Offenbar ist das nicht gerade durch Professionalität geplagte ÖVP-Generalsekretariat erst durch die private Geheim-Einladung der Viererbanden-Mitglieder Plassnik, Molterer und Bartenstein für die 150 engsten Freunde Schüssels darauf aufmerksam gemacht worden, dass der wichtigste Politiker Österreichs seit Jahrzehnten Geburtstag hat. (Dass beide Schüssel-Feste in einer Orangerie in Schönbrunn stattfanden, ist eine kleine Pikanterie am Rande; Pröll tat das allerdings in der Orangerie des Schlosses, und die Viererbande in jener des Tiergartens: Wo dann ein erstaunter Orang Utan durch die Glasscheibe Schüssel beim Cello-Spielen zuschaute.) Dass der amtierende Bundeskanzler nicht den Minimal-Anstand hat, zum runden Geburtstag seines Vorvorgängers auch nur ein Wort zu verlieren, überrascht ja wirklich niemanden. Er unterscheidet sich damit vom Bundespräsidenten, der zum Pröll-Empfang kam, wenn auch mit gezielter Verspätung genau zum letzten Satz der Dankesrede Schüssels. Aber immerhin. In der Präsidentschaftskanzlei hat man eben noch deutlich bessere Umgangsformen als in der geistigen Tiefebene zwischen Gemeindebau und Kanzleramt.

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Die Briten werden zum Vorbild an Transparenz

09. Juni 2010 04:20 | Autor: Andreas Unterberger

Schwarz und Rot prügeln sich wieder einmal: Anlass ist die Transparenzdatenbank. Was soll aufgenommen werden, was nicht? Dabei gäbe es nur eine einzige richtige Antwort: Alles. Daher sollte sich insbesondere die ÖVP ein Vorbild an ihren britischen Parteifreunden nehmen: Die haben nämlich als eine der ersten Maßnahmen nach dem Amtsantritt beschlossen, sämtliche staatlichen Ausgaben zu veröffentlichen. Das sind nicht weniger als 24 Millionen Zahlungen. Und bei jeder einzelnen soll dabeistehen, woher sie kommt, wofür sie gegeben wird, und in wessen Tasche sie landet. Das ist ein Datenvolumen von 120 Gigabite. Dieses Volumen wird vorerst  zwar für John Smith nicht sinnvoll nutzbar sein. Aber die konservativ-liberale Regierung lädt alle Interessierten ein, Software-Programme zu entwickeln, damit - ganz manipulations- und zensurfrei - jede auch nur irgendwie denkbare Querverbindung, Suchmöglichkeit und Transparenz hergestellt werden kann. Angesichts der tollen Entwicklung von Open-Source-Gratis-Software im Internet kann man wohl annehmen, dass es in wenigen Monaten auch für wenig talentierte Menschen wie mich problemlos möglich sein wird, nach all dem zu fahnden. In Großbritannien. Damit ist natürlich auch der Streit beendet, welche Zahlungen an wen Sozialtransfers sind, und wofür es eine ganz normale Gegenleistung gibt. Etwa für die Lieferung von Büropapier an den Staat oder für den Verzicht auf Kunstdünger, um Boden und Gewässer sauber zu halten. Dabei würde sich auch bald der unsaubere Graubereich zeigen: In diesem werden Zahlungen, die eine reine Subvention - für Arbeitsunwillige, für Arbeitsunfähige, für Wirtschaftsbranchen mit guten Jammer- und Lobbying-Abteilungen - darstellen, mit solchen vermanscht, bei denen es eine mehr oder weniger relevante Gegenleistung für die Allgemeinheit gibt. Typisches Beispiel der Grauzone: Viele Bauausgaben der öffentlichen Hand erfolgen nicht primär wegen des Interesses an der Erstellung eines Bauwerks, sondern weil der Staat unter dem schönfärberischen Titel "Konjunktur- oder Arbeitsplatzförderung" jemanden aus sozialen Gründen unterstützt. Ein solches Gesetz wäre die wirksamste Waffe gegen Korruption. Das sieht man in den skandinavischen Ländern - die ja das korruptionsärmste Eck dieser Erde sind -, wo seit langem jeder öffentliche Akt für jeden Bürger einsichtig ist (wenn auch gegen geringe Gebühren). Damit würden die von der SPÖ immer wieder zu Recht kritisierten Transfers an Wirtschaft und Landwirtschaft viel transparenter diskutiert werden können. Wenn eine Zahlung eine Sozialleistung ist, ist es absurd, wenn Großbauern - ob kirchlich, ob adelig, ob geldanlegend - gefördert werden. Wenn sie aber wirklich und nachprüfbar zur Gänze der Umwelt (oder anderen gemeinnützigen Zwecken) dient, dann ist es völlig berechtigt, dass entsprechend der Größe der Gegenleistung gezahlt wird. Angesichts der föderalen Struktur Österreichs muss eine solche Transparenzdatenbank aber unbedingt sofort und in gleicher Weise auch alle Förderungen durch Länder und Gemeinden enthalten. Denn gerade über die Bundesländer werden zahllose politische Vorfeldorganisationen und Veranstaltungen der Parteien fett und intransparent alimentiert. So in Wien etwa das schwarze Stadtfest und das rote Donauinselfest oder die rot-grünen Propaganda-Institutionen "Zara" (Thema: ständiger Rassismus-Alarm) und DÖW (Thema: ständiger Faschismus-Alarm). Eine solche Datenbank wäre der wichtigste demokratiepolitische Fortschritt seit Jahrzehnten. Kein Wunder, dass in Großbritannien etliche Interessengruppen schon heftig dagegen intrigieren. Sie bemühen dabei erwartungsgemäß sogleich das Schlagwort vom Datenschutz, der ja im Bereich von staatlichen Geldflüssen bekanntlich längst zum reinen Korruptionsschutz degeneriert ist. Es soll doch niemand erfahren, wo ich mich überall alimentieren lasse . . .

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Fußnote 113: Die Frechheiten zum Tag

08. Juni 2010 16:15 | Autor: Andreas Unterberger

Die Gehirnwäsche aus dem Wiener Rathaus nimmt immer unerträglichere Ausmaße an. Und dabei sind die Wiener Wahlen erst im Oktober. Jetzt müssen sich sogar die Entsorgungsbetriebe Simmering in die Propaganda-Lawine einschalten, die längst schon an Amtsmissbrauch grenzt. Sie veranstalten - natürlich auf Gebührenzahlers Kosten - ein Gratis-Fest mit mehr oder weniger bekannten Pop-Künstlern. Wetten, dass auch dort massiv vermittelt wird, wie toll die Wiener SPÖ ist? Das ist ja offenbar der Hauptzweck von Entsorgungsbetrieben. Diese EBS haben sogar die Frechheit, die Bewerbung des Festes als "Amtliche Mitteilung" an die Haushalte zu senden. Dieser Missbrauch wird aber noch durch eine Propagandaschrift des Rathauses selbst übertroffen ("wien.at"). Diese beschert uns - natürlich auf Steuerzahlers Kosten - nicht nur zahllose Fotos von SPÖ-Politikern. Sie hat auch die unglaubliche Frechheit, den Wiener Hauptbahnhof - sicher die Fehlplanung des Jahrzehnts - damit zu bewerben, dass die U-Bahn "die Fahrgäste zuverlässig an den Bahnsteig" bringen wird. Offenbar sind die Bahnsteige 330 Meter breit - so weit müssen nämlich die Bahnfahrer ihre Koffer bis zur U-Bahn schleppen. Im besten Fall. Anständige Menschen würden bei so viel Unverschämtheit rot werden. Das geht aber leider nicht . . .

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Vorarlberg und die Abtreibung

08. Juni 2010 04:01 | Autor: Andreas Unterberger

Im Vorarlberger Landtag schaffen Schwarz und Blau in ungewöhnlicher Eintracht etwas, was auf Bundesebene noch nie geglückt ist: Sie trauen sich, eine Enquete durchzuführen, bei der über konstruktive Maßnahmen nachgedacht wird, wie die Zahl der Abtreibungen reduziert werden kann. Dabei geht es zum Gutteil um Ideen, die einst schon Bruno Kreisky versprochen hat, wie etwa eine bessere und von den Interessen der abtreibenden Ärzten unabhängige Beratung der abtreibungswilligen Frauen. Das Ideebündel reicht ansonsten von der Erstellung besserer Statistiken bis hin zu einem besseren Sexualkunde-Unterricht, in dem auch über Lebensschutz gesprochen werden darf. Das Absurde ist: Seit Jahrzehnten werden von Experten solche Maßnahmen angesprochen. Und bisher hat mir noch niemand erklären können, was daran schlecht wäre. Sie werden nur aus zeitgeistiger Feigheit beiseitegeschoben. Denn man fürchtet das Totschlagargument, dass da wieder die Frauen ins Gefängnis geworfen werden sollen. Obwohl sich nirgendwo ein Vorschlag findet, der auch nur annähernd in die Richtung des Strafrechts geht.

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Fußnote 112: Der Schul-Stalinismus

07. Juni 2010 12:03 | Autor: Andreas Unterberger

Das ist Stalinismus pur: Jetzt will ein ÖVP-Funktionär nach den Gymnasien auch die Privatschulen verbieten. Es ist aber nur die logische Konsequenz: Immer mehr Schwarze wollen so wie Rot und Grün alle Kinder in die Gesamtschule zwingen, und zwar in der Hoffnung, dass die Kinder mit Bildungshintergrund das schaffen, was städtische Hauptschullehrer nicht schaffen, nämlich die Zuwandererkinder sozialisieren. (Sehr oft passiert freilich das Gegenteil, und der Bildungshintergrund passt sich dem dominierenden Zuwandererhintergrund an.) Klarerweise würde dann jede Menge Eltern trotz der Kosten in Privatschulen flüchten, weil sie ihren Kindern Bildung verschaffen wollen und sie nicht als Ersatzlehrer für Bildungsdesinteressierte ansehen. Daher verlangt nun der schwarze oberösterreichische Landesschulratspräsident, dass Privatschulen "abgeschafft" werden. Wenn da der Parteiobmann nicht bald ein Machtwort spricht, verliert die ÖVP wieder ein paar hunderttausend Wähler Richtung FPÖ. Aber Nein, er spricht kein Machtwort, sondern lässt ausgerechnet von der Frau Karl ein Bildungskonzept erstellen.

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Man kann Konflikte auch lösen

07. Juni 2010 11:37 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eindeutig die beste internationale Nachricht seit langem: Die Slowenen haben bei einem Referendum der Lösung des scheinbar unendlichen Meeresgrenzen-Konflikts durch internationale Schiedsrichter zugestimmt. Das zeigt: Irgendwann werden die Menschen der hochgepeitschten nationalistischen Parolen überdrüssig, welche die Politik immer wieder produziert. In der Regel wollen sie lieber in halbwegs friedlicher und geordneter Nachbarschaft leben, als sich in fruchtlosem Dauerstreit zu verlieren. Da ist es weder sinnvoll, völkerrechtliche Argumentationen unflexibel zu überspitzen noch mit Erpressungstaktiken zu arbeiten. Dabei muß man aber auch immer lebenswichtige Interessen des Nachbarn berücksichtigen. Und wenn man miteinander nicht mehr auskommt, dann sind Dritte als ehrliche Makler am Platz. Besonders gut ist diese Nachricht für Österreich, das sich immer wieder als Schutzmacht Kroatiens gefühlt hat. Jetzt scheint der Weg Kroatiens in die Europäische Union geöffnet. Ähnliche Methoden wären auch dringend zur Lösung der anderen Balkankonflikte am Platz. Das reicht von Bosnien - wo man noch immer mit aller Macht ein vollkommen geteiltes Land zusammenzwingen will - bis zum Konflikt Kosovo-Serbien. Immer geht es um den Widerspruch zwischen alten juristischen Ansprüchen - bisweilen durch religiösen Fanatismus verschlimmert - und den konkreten Lebensinteressen der heute in bestimmten Gebieten lebenden Menschen. Davon, dass Ähnliches auch dem Nahen Osten gut täte, wagen wir ja gar nicht zu reden.

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Der Konkurs privatisiert die Bahn

07. Juni 2010 04:15 | Autor: Andreas Unterberger

In mancherlei Hinsicht täte es Österreich gut, bald wie Griechenland dazustehen. Muss man ein schlechtes Gewissen ob dieses Gedankens haben? Jedenfalls lernen wir von Griechenland, dass bisher unmögliche, aber logische, richtige und notwendige Dinge plötzlich sogar unter sozialistischen Regierungen möglich werden, wenn ein Land de facto in Konkurs ist, was aber jedenfalls auch viele schlimme und unerwünschte Konsequenzen wie die Kürzung von Pensionen hat. So sollen nun in Griechenland Flughäfen, Wasserwerke oder die Bahn zu 49 Prozent verkauft werden. Damit erhofft sich die Regierung, etliche Milliarden ins Budget hereinzuholen und chronische Defizitbringer hinauszubringen. Es wäre ganz sicher positiv, könnte solches auch in Österreich passieren. Wieviel Gaunereien wären dann zumindest viel schwieriger! Deren Bogen reicht von den ÖBB-Inseraten zur Bestechung der Zeitungen bis zur Unfähigkeit des Wiener Flughafens, ein Bauprojekt durchzuziehen. All diese Unternehmen sind noch immer parteipolitische Selbstbedienungsläden. Freilich müsste eine solche Teilprivatisierung auch von klaren Spielregeln begleitet sein: Insbesondere von einem Stopp für jede Form von Subventionen und von einem Ende der ungeheuerlichen ÖBB-Konstruktion, bei der die Bahn, de facto die Gewerkschaft, in eigener Autonomie und Interessenoptimierung die Menschen in Pension schickt, die dann ein Dritter zu zahlen hat, nämlich der Steuerzahler über einen weit außerhalb der ÖBB-Bilanz stehenden Budgetposten. Zu den notwendigen Begleitumständen gehört aber auch, dass nicht nur 49 Prozent privatisiert werden, wie es die Griechen nun vorhaben. Denn die Blöden sind schon ziemlich ausgestorben, die ihr Geld in ein Unternehmen stecken, wo dann weiterhin die Mehrheit parteipolitisch/gewerkschaftlich herumfuhrwerken kann. Das haben die Geldanleger spätestens bei der AUA gemerkt, wo die privaten Aktionäre keine Chance hatten, betriebswirtschaftliche Vernunft und Sparsamkeit ins Unternehmen zu bringen. Betriebsrat, Gewerkschaft und nicht zuletzt der Wirtschaftsfeind Christoph Leitl haben dort unfinanzierbare Privilegien der Mitarbeiter durchgesetzt. Erst als der Staat draußen war, war der Einfluss der Sozialpartner plötzlich Null, waren die Betriebsräte über Nacht klein mit Fingerhut - aber das Unternehmen erstmals wieder mit Zukunftschancen ausgestattet. Daher müssen auch die Griechen erstaunt feststellen, dass der Andrang der Käufer auf griechische Beteiligungen vorerst sehr ausgeblieben ist. Da müssen die Investoren erst überzeugt werden, dass künftig in Griechenland keine griechischen Verhältnisse mehr regieren, dass nicht auch weiterhin der Staat an den Unternehmen beteiligt ist. Nein. Ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich über solche Zusammenhänge nachdenke. Denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass wir im Laufe des nächsten Jahrzehnts ohnedies bald so weit sein werden, solche und noch viele andere derzeit scheinbar unmögliche Dinge machen zu müssen. Die heute noch viel schmerzärmer realisiert werden könnten als zu jenem künftigen Zeitpunkt.

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Studieren oder etwas leisten?

06. Juni 2010 13:46 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist eines der beliebtesten Stehsätze sogenannter Bildungspolitiker: Je mehr Studenten, umso reicher ist ein Land. Und umgekehrt. Nur ist das falsch. Das zeigen viele arme Länder Südeuropas mit sehr hohen Quoten an Studenten. Das zeigen aber nun auch die Zahlen eines neuen Berichts des Wissenschaftsministeriums für den Vergleich zwischen den Bundesländern, der ja viel aussagekräftiger als der Vergleich zwischen Ländern ist, weil innerhalb eines Staates die Rahmenbedingungen viel ähnlicher sind als zwischen Staaten. Und da zeigt sich eines ganz klar: Gerade die wohlhabendsten und fleißigsten Bundesländer haben die niedrigsten Studentenquoten - zumindest, wenn man den Sonderfall Wien beiseitelässt. Die Hauptstadt liegt ja durch die gesamte höhere Bundesverwaltung, durch Universitäten, internationale Organisationen, Höchstgerichte, Konzernzentralen an der Spitze der Einkommensstatistik (obwohl sie auf Grund der falschen Politik der Gemeinde und der hohen Zuwandererzahlen auch die weitaus höchste Arbeitslosigkeit hat). Unter den anderen Bundesländern sind die Dinge hingegen problemlos vergleichbar: Da kommen aus Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg unterdurchschnittlich wenig Studenten. Während Österreichs Armenhäuser die meisten Studenten haben. Um nur zwei Zahlen zu nennen: Von den Vorarlbergern studieren im Schnitt nur 25 Prozent eines Altersjahrganges. In Kärnten und im Burgenland jeweils 41 bzw. 42 Prozent, obwohl dort das Pro-Kopf-Einkommen viel niedriger ist. Diese Tatsache lässt viele politische Argumentationen in sich zusammenbrechen. Etwa jene: Wenn mehr Menschen studieren, entsteht Wohlstand. In Wahrheit wissen die Menschen der reichen Bundesländer, dass Wohlstand durch Fleiß, Leistung, ja auch: Anständigkeit entsteht (so vertraue ich halt eher einem Vorarlberger als einem Ostösterreicher, obwohl selber ein solcher). Wenn man hingegen die Zahl der Menschen vermehrt, die ein Mag, ein Bacc oder sonstige unverständliche Buchstabenkombinationen vor und nach ihren Namen setzen können, ist vorerst noch gar nichts gewonnen. Vor allem - so darf man auf Grund der Erfahrungen, die nicht aus jenem Bericht stammen, hinzufügen -, wenn diese jungen Menschen irgendein Studium beginnen, dass mit P beginnt. Während T wie Technik oder N wie Naturwissenschaft oder W wie Wirtschaft (die aber derzeit eher bei Studienorten im Ausland) durchaus wohlstandsvermehrend zu sein scheinen.

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Sehr geehrter Herr Kardinal!

05. Juni 2010 03:20 | Autor: Andreas Unterberger

Warum machen Sie die Erzdiözese Wien seit einiger Zeit zu einer Vorfeldorganisation der SPÖ? Warum geben Sie immer mehr Erklärungen ab, die nur noch so gedeutet werden können? Warum haben Sie jetzt zusammen mit Ihrem Caritasdirektor eine Erklärung veröffentlicht, in der Sie komplett den Standpunkt der SPÖ zu den Fragen Mindestsicherung und Transparenz übernehmen? Gewiss, ein Standpunkt ist nicht deshalb falsch oder inakteptabel, weil er jener der SPÖ ist. Gewiss, auch ich weiß, dass Ihr Caritasdirektor über große und sympathisch wirkende Beredsamkeit verfügt. Gewiss, auch ich kann nachvollziehen, dass Sie es begierig aufgreifen, wenn Ihnen in der Einsamkeit Ihres schwierigen Amtes jemand einredet, dass Sie in einer Phase des Sturmes - durch die Verbrechen einiger Priester und Ihren ungeschickten Umgang damit - nun mit solchen Erklärungen wieder Grund unter den Füßen bekommen könnten. Glauben Sie aber, dass es wirklich sinnvoll ist, dabei Positionen zu beziehen, die inhaltlich total einseitig sind, die auch von einem Großteil der der Kirche noch treu gebliebenen Gläubigen nicht geteilt werden? Ich weiß zwar, dass Sie sich bei jeder inhaltlichen Diskussion zu wirtschaftlichen Fragen bald und gerne auf den Standpunkt zurückziehen, dass Sie ja kein Wirtschaftsexperte seien. Da Sie sich aber von einigen Ihrer Mitarbeiter dennoch immer wieder zu wirtschaftlichen Stellungnahmen treiben lassen, und da ich zu der Minderheit an Österreichern gehöre, die doch ganz gerne in ihren Bischöfen eine moralische Autorität sehen würde, möchte ich Ihnen diese Fragen nicht ersparen. Glauben Sie wirklich, dass 29 Prozent der in Österreich lebenden Menschen so arm sind, dass das in diesem Ausmaß von den Bezügen aller Arbeitnehmer und Unternehmer weggenommene Geld (technisch formuliert: die sogenannte "Sozialquote" als Anteil am BIP) noch immer zuwenig ist, um die Armut zu bekämpfen? Glauben Sie also wirklich, dass da noch zusätzlich Geld ausgegeben werden muss? Wissen Sie, dass dieser Prozentsatz höher ist als in fast jedem anderen Land der Welt? Können Sie sich nicht vorstellen, dass so starke Anreize via Umverteilung viele Menschen dazu veranlassen, sich in eine soziale Hängematte zu legen, statt selbst im Schweiße ihres Angesichts (wo auch immer ich diese Formulierung gefunden haben mag) ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Ist Ihnen bewusst, dass die Zuwanderer nach Österreich in viel größerem Umfang als die Österreicher diese sozialen Sicherungssysteme nutzen - was kritische Menschen auch ausnutzen nennen - und zu einem viel geringeren Prozentsatz arbeiten (vielleicht könnten Sie sich dabei auch dessen bewusst werden, was es bedeutet, dass durch die Zuwanderung am Ende dieses Jahrzehnts die katholische Kirche nicht mehr die größte Religionsgemeinschaft in Österreich sein wird)? Und selbst wenn Sie all diese Fragen anders sehen sollten als ich und der Großteil Ihrer Gläubigen: Halten Sie es wirklich für moralisch verantwortbar, nicht mit der gleichen Lautstärke und Intensität, mit der Sie sich für diese sogenannte Grundsicherung einsetzen, auch gegen die Schulden- und Verschwendungspolitik der politisch Verantwortlichen (aller Parteien) eintreten? Warum sollen Menschen, die etwa im Bereich der Kirche arbeiten, weniger Geld verdienen als ein Pärchen, das an zwei verschiedenen Adressen gemeldet künftig sehr leicht doppelte Grundsicherung ohne jede Arbeitsanstrengung bekommen kann? Sind nicht die trotz des Reichtums der letzten Jahrzehnte explodierenden Schulden, die wir unseren - wenigen - Kindern hinterlassen, das wahre Verbrechen unserer Generation, das man bei keiner Äußerung zu sozialen und wirtschaftlichen Themen verschweigen dürfte? Wo sind Ihre flammenden Predigten gegen ein Pensionssystem, mit dem sich die Angehörigen Ihrer und meiner Generation derzeit im Schnitt mehr als zwei Jahre früher Richtung Mallorca verabschieden können, als unsere Väter das konnten - obwohl unsere Generation viel gesünder und damit arbeitsfähiger ist, obwohl sie um viele Jahre länger lebt, obwohl sie um viele Jahre später mit dem Arbeiten begonnen hat, obwohl sie viel mehr Schulden als alle Vorgängergenerationen angehäuft hat, obwohl sie ab 1970 in einen Kinderzeugungsstreik getreten ist? Warum äußern Sie sich zwar - lobenswerterweise - gelegentlich zu diesem Streik, aber nicht zu den anderen Delikten gerade unserer Generation? Ich warte mit großer Spannung auf das seit langem fehlende Hirtenwort zum Thema Verantwortung rund um diese Themen. Diese kann man zwar beim jetzigen Papst des öfteren lesen, bei den meisten der österreichischen Bischöfe nicht. Mit Respekt und unheiligem Zorn Andreas Unterberger

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Die Realität der Gesamtschule: die ersten Erfahrungsberichte

04. Juni 2010 04:23 | Autor: Andreas Unterberger

Herr Faymann plakatiert "Gerechtigkeit" - gleichzeitig wird von seiner Unterrichtsministerin das größte Experiment an staatlich verordneter Ungerechtigkeit durchgeführt, das je in Österreich stattgefunden hat. Und das alles nur, um das linke Modell einer Gesamtschule als Ergebnis der derzeit laufenden Versuchsphase als Erfolg darstellen zu können. Gesamtschulkinder sind dieser Republik fast doppelt so viel wert wie andere. Offenbar hält die Regierung die Bürger für Vollidioten, denen man mit einer total manipulativen Versuchsanordnung etwas beweisen kann. Zumindest die ÖVP ordnet sich aber tatsächlich freiwillig in diese Kategorie ein, redet sie doch dauernd davon, dass sie auf das Ergebnis dieser "Versuche" wartet, um eine Entscheidung über die Gesamtschule zu treffen. Immerhin hat ihr eigener Minister - der nach Brüssel entflohene Johannes Hahn - diesen "Versuchen" zugestimmt. Die ungefähr so viel Aussagekraft haben wie einst Wahlen in der DDR. Die man auch schon lange vor dem Wahltag weiß. In Zahlen: In den versuchsweise stattfindenden Gesamtschulen stehen jede Woche pro Klasse 48 Stunden Lehrerarbeitszeit zur Verfügung, in normalen Schulen sind es hingegen nur 36. Trotzdem sind die Klassen in den Gesamtversuchsschulen viel kleiner als in anderen. Genaue Zahlen über Klassengrößen werden vom Ministerium wohlweislich nicht veröffentlicht. Mit dieser Bevorzugung will man am Ende offenbar beweisen können, dass die Gesamtschulen besser sind. Obwohl mit einem so guten quantitativen Lehrer-Schüler-Verhältnis jede traditionelle Hauptschule und Gesamtschule höchstwahrscheinlich noch viel bessere Ergebnisse erzielt hätte, nur gibt man denen nicht so viele Lehrer. Denn jeder weiß, nirgendwo in dieser Republik ist auf Jahre hinaus das Geld vorhanden, um für mehr als zehn Prozent der Schulen ein so gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis finanzieren zu können. Deswegen hatten sich auch fast alle Bundesländer bemüht, möglichst alle ihre Hauptschulen zu Versuchs-Gesamtschulen zu verwandeln, um möglichst viele Lehrer für ihre Kinder zu bekommen. Was vom Ministerium sofort als Erfolg hinausposaunt worden ist. Was die meisten Länder bei einer gerechten und objektiven Versuchsanordnung ganz sicher nicht getan hätten. Dieser Skandal in Sachen Ungleichheit wird durch eine Fülle von Erfahrungsberichten von Lehrern konkretisiert. „Ein Lehrer steht bei der Tafel und führt den Unterricht, die anderen beiden sorgen für Ruhe und helfen den Schülern, die sich nicht auskennen.“ Alle anderen Kinder Österreichs haben in aller Regel immer nur einen Lehrer vor sich und können von solchen Zuständen nur träumen. In den Testschulen gilt hingegen: „Wenn ein Lehrer krank ist, hat es auch mit zwei Lehrern sehr gut funktioniert.“ Dennoch ist das von pädagogischen Theoretikern erstellte Konzept, das begabte Schüler mit solchen aus total bildungsfernen Schichten zusammenbringen will, offenbar ziemlich unzulänglich: „Die nahezu ausschließlich offenen Lernformen überfordern und unterfordern viele Schüler gleichermaßen.“ Oder: „Es gibt große Probleme innerhalb der jeweiligen Klasse, da die einzelnen Kinder sowohl in ihren Vorkenntnissen als auch in ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit dermaßen unterschiedlich sind, dass ein gemeinsamer Regelunterricht auf Niveau der AHS-Unterstufe schlichtweg unmöglich ist.“ Noch stärker ein weiterer Satz aus einem Lehrerbericht: „Es gibt auch ausgezeichnete Schüler – die sind sehr rar und total unterfordert.“ Ein anderer Erfahrungsbericht: „Von ‚Individualisierung‘ kann kaum die Rede sein, weil ein geplantes Programm durchgezogen wird, das zwar so aussieht, als nähme es Rücksicht auf Defizite oder Begabungen, in Wirklichkeit aber findet diese Rücksichtnahme nicht statt.“ Vieles erinnert auch an die kommunistischen Fünfjahrespläne, die auf dem Papier immer in allen Betrieben überfüllt wurden - obwohl die Realität ganz anders aussieht: „Von oben wurde gesagt, wir sollen schauen, dass mindestens zwei Drittel die Neue Mittelschule schaffen.“ Einem anderen Bericht zufolge hat einer der Koordinatoren der Neuen Mittelschule verlangt, „für jeden Schüler, dessen Eltern eine Umstufung auf Hauptschul-Lehrplan beantragt hatten, eine schriftliche Rechtfertigung vorzulegen. Einige Kollegen nahmen ihre entsprechende Empfehlung nach einer Frühwarnung zurück.“ So objektiv wird halt in der sozialistischen Schule Leistung beurteilt. Die Österreichische Professorenunion hat übrigens eine Unzahl solcher Berichte gesammelt. Wetten, dass in den euphorischen Abschlussgutachten nichts davon zu lesen sein wird?

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Fußnote 111: Das Wifo - ein tragischer Verfall

04. Juni 2010 01:04 | Autor: Andreas Unterberger

Herber Rückschlag für das Wiener Wifo. Den in Österreich natürlich niemand vermerkt. In Deutschland haben jene Institute den Zuschlag erhalten, die das vielbeachtete Gemeinschaftsgutachten über die wirtschaftliche Lage erstellen dürfen. Es sind weitgehend dieselben wie bisher. Jedoch das Wiener Wirtschaftsforschungsinstitut ist hinausgeflogen. Es hatte bisher dem Institut für Wirtschaftsforschung aus Halle zuarbeiten dürfen. Diese Nachricht ist ziemlich signifikant für den Ruf des einst so angesehenen Wiener Instituts: Wer sich allzuviel von Auftraggebern wie Wirtschaftskammer und insbesondere - weil am zahlungskräftigsten - Arbeiterkammer abhängig macht und wer Mitarbeiter in seinen Reihen hat, die nur noch durch Skurrilität auffallen, der verliert halt international an Ansehen. Für die Beratung der österreichischen Politik scheint das alles egal zu sein ...

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Feminismussteuer wird eingeführt

03. Juni 2010 04:51 | Autor: Andreas Unterberger

Man könnte das Tagebuch alleine mit dem täglichen Unsinn der Innenpolitik füllen. Nun ist es klar: Künftig müssen 2800 Betriebe mit mindestens 150 Mitarbeitern regelmäßig genaue Berichte über das Lohnniveau schreiben. Mit Zustimmung der Wirtschaftskammer! War das nicht die gleiche Kammer, war das nicht die gleiche Koalition, die der Wirtschaft großspurig eine Entlastung von den bürokratischen Lasten versprochen haben? Oder glaubt die Politik etwa, dass sich solche Berichte von alleine schrieben? Dass die Beschäftigung von qualifizierten Mitarbeitern mit solchen Berichten die Produktivität und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft erhöhen? Das Unglaublichste ist die Zustimmung von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung zu dem Unsinn. Der einzige Grund, warum nun all diese Betriebe eine weitere bürokratische Last am Hals haben, ist die Existenz eines Frauenministeriums, das irgendwie seine Existenzberechtigung nachweisen muss. Es tut dies in letzter Zeit vor allem dadurch, dass es ständig behauptet, Frauen würden für die gleiche Arbeit um zig-Prozent unterschiedlich entlohnt (wobei sich die Höhe der behaupteteten Unterschiede alle paar Wochen ändert). Was ganz sicher nicht stimmt. Was aber nun mit tausenden Stunden Sklavenarbeit der Unternehmer untersucht werden muss, in denen nun genau zusammengestellt wird, was wirklich gleiche Arbeit ist, was Vollbeschäftigung heißt (etwa mit oder ohne Überstunden, mit bezahlten wie nicht bezahlten!), wie sich der Lohn im Verhältnis zur Betriebszugehörigkeit verhält und so weiter. Nach etlichen Jahren wird sich herausgestellt haben, dass es höchstens einen sehr kleinen einstelligen Prozentsatz an wirklichen Unterschieden gibt, der sich durch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei jüngeren Frauen erklären lässt (die ja für jeden Betrieb als Kostenfaktor ebenfalls bei seriöser Berechnung einzukalkulieren ist). Inzwischen aber wird der Zirkus der zeitgeistigen Hysterie längst um ein paar Häuser  weitergezogen sein und sich nicht mehr um die Widerlegung seiner Behauptungen von vorgestern kümmern. Was die Betriebe aber auch dann nicht von der Pflicht zum weiteren Schreiben dieser Berichte befreien wird. Diese Erkenntnis hätte man auch ohne neue zusätzliche Lasten für die Betriebe haben können: Etwa indem durch Zufallsgenerator 100 Betriebe ausgewählt werden, in denen dann auf Kosten des Frauenministeriums drei Jahre lang all das genau untersucht wird, was nun mit Riesenaufwand 2800 Betriebe belastet. Es ist wirklich erstaunlich, auf welche Dinge sich die zerstrittene Koalition plötzlich einigen kann. Es ist wirklich erstaunlich, dass  die WKO gegenüber den freiberuflichen Ärzten hart bleibt (deren Forderung einer 20 prozentigen Honorarerhöhung für vier Jahre viel geringerer Inflation allerdings reichlich unverschämt ist), dass die WKO gerade zusammen mit der Gewerkschaft einen seltsamen Konsens gegen das Sparen (und für die Einsetzung der gerade durch den Ankauf von griechischen Ramschpapieren negativ aufgefallenen EZB als künftig entscheidende Ratingagentur) erzielt hat, gegenüber den Berufsfeministinnen aber total in die Knie geht. Es ist wirklich erstaunlich, dass die ÖVP in dieser Regierung immer nur verbal das Richtige sagt, bei konkreten Gesetzesbeschlüssen aber jedes Mal Richtung SPÖ umfällt, ohne dass in den letzten Monaten irgendwo feststellbar gewesen wäre, dass sich die ÖVP konkret durchsetzt. Es ist auch wirklich erstaunlich, dass die Neueinführung dieser Feminismussteuer nur von zwei SPÖ-Ministern präsentiert wird, sich der ÖVP-Wirtschaftsminister aber still verhält. Schlechtes Gewissen oder nur Feigheit?

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Fußnote 110: Feiertag für wen?

03. Juni 2010 01:22 | Autor: Andreas Unterberger

Die Feiertagssaison geht zu Ende. Brauchen wir die Feiertage eigentlich alle? Nur noch einer kleinen Minderheit der Österreichern ist die Kirche sympathisch. Warum haben dann eigentlich alle anderen auch an den katholischen Feiertagen frei? Es müssen doch auch die Nichtprotestanten an jenen beiden Feiertagen arbeiten, an denen die Protestanten laut Gesetz frei haben. Und: So schön die beiden Donnerstag-Feiertage auch für Urlaubsoptimierer sind - die kirchlichen Anlässe, die dabei gefeiert werden, ließen sich von den verbliebenen Katholiken auch am Sonntag darauf feiern. Wie es in etlichen sehr katholischen Ländern ebenfalls der Fall ist, deren Kalender nicht so üppig mit Feiertagen übersät ist wie in Österreich. Aber auch Ostermontag und Pfingstmontag sind zu vielem gut, für die Restkatholiken und -protestanten sind sie hingegen bedeutungslos. Aber nur nicht nachdenken. Lieber führen wir noch ein paar islamische Feiertage ein.

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Fußnote 109: Es gibt immer eine Hintertür

02. Juni 2010 13:15 | Autor: Andreas Unterberger

Die Regierung ist handlungsunfähig - worauf die Wirtschaftsuni im Alleingang Studienzugangsbeschränkungen einführt. Die WU stellt der Studieneingangsphase  mit ihren rund 14 Prüfungen nun eine zusätzliche Eingangs-Eingangs-Phase voraus, in der vier Prüfungen absolviert werden müssen, um dann in die schon seit längerem geschaffene Studieneingangsphase wechseln zu können. Das ist kreativ - bleibt aber trotzdem eine Notlösung (und wird neuerliche Intrigen der Hauptuni auslösen, die ja statt selber besser zu werden, lieber ständig den Konkurrenten zu behindern trachtet). Aber vielleicht begreift die ideologisch verbohrte und intellektuell unterversorgte Hochschülerschaft (und deren ausführende Parteien Rot und Grün) dadurch doch einmal, wie viel gerechter und studentenfreundlicher es wäre, die Studenten schon vor Studienbeginn durch einen Test auszusieben, damit diese keine Zeit verlieren und danach eine gute Chance haben, auch das ganze Studium absolvieren zu können. Jetzt stößt ja der Großteil erst nach dem ersten Jahr an die dicke Wand der Killerprüfungen.

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Arbeitslose: Theorie und Praxis

02. Juni 2010 03:46 | Autor: Andreas Unterberger

Selten hat die Realität eine so eindeutige Bestätigung für das geliefert, was die ökonomische Theorie (wenn auch nur die liberale) seit langem gesagt hat: Arbeitslosigkeit ist lange vor allem anderen eine Folge der Lohnkosten. Je höher die Löhne, desto mehr Arbeitslose. Und umgekehrt. Das hat sich nun in Deutschland ganz konkret gezeigt. Dort ist binnen weniger Tage zweierlei bekannt geworden: Zum ersten, dass in Deutschland die Lohnkosten signifikant gesunken sind. Und zum zweiten, dass die Arbeitslosigkeit im Mai den niedrigsten Stand seit 1992 erreicht hat. Das wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, da europaweit über die Folgen der großen Krise gejammert wird. Die Deutschen haben einfach das richtige Rezept. Und das müsste man von Spanien bis Griechenland den Gewerkschaften um die Ohren schlagen, bis sie es begreifen. Statt dessen rufen sie allüberall - übrigens unter mäßiger Begeisterung der Arbeitnehmer, sondern nur der Journalisten - zu Generalstreiks, weil endlich die dortigen Regierungen ein paar richtige Maßnahmen setzen. So baut Italien 400.000 Beamtenposten ab; und lässt Hunderte Kulturinstitutionen künftig ohne Subventionen auskommen. Allein das müsste Premier Berlusconi zu einem nationalen Helden machen - und alle bisherigen Gaunereien zu lässlichen Sünden (so schlimm sie sind). Freilich nur dann, wenn Berlusconi dem nun entstehenden Druck der Straße auch standhält. Liebe Gewerkschafter, es ist doch nicht so schwierig zu begreifen: Wenn ein Produkt billiger wird, wird es mehr gekauft. Wenn die Anstellung eines Arbeitnehmers billiger wird, werden mehr Arbeitnehmer angestellt werden. Das ist die wichtigste wirtschaftliche Wahrheit, auch wenn noch so viele linksradikale Wifo-Experten behaupten, statt dessen mit einer Renaissance der Planwirtschaft oder mit neuen gigantischen Schulden irgendein Problem lösen zu können. Was noch nie geglückt ist.

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Die Österreicher sind konservativ

01. Juni 2010 16:17 | Autor: Andreas Unterberger

Kirche, Gewerkschaft, Multikulturalität und EU sind out. Konservative Werte sind Mega-in. Und wer den Österreichern mit Begriffen wie Islam, Kernenergie, Kapitalismus, Beamtentum, Ausländer oder Streiks kommen will, der hat überhaupt schon von vornherein jede Debatte verloren. Das zeigt eine spannende Imas-Umfrage, die ein scharfes Bild der österreichischen Sympathien und Antipathien entwirft. Ein Bild, das der gesunde Menschenverstand immer schon richtig gezeichnet hat, das aber in den Parteizentralen nicht begriffen wird. Wohl weil dort die - sonst arbeitslosen - Absolventen von Politologie, Publizistik und ähnlichen Volkshochschul-Studien dominieren. Also langsam: an der Spitze der Sympathien-Skala steht das immer wieder als konservativ verächtlich gemachte Wort "Sicherheit". Das hat daher neuerdings sogar die SPÖ - siehe Burgenland - zu besetzen versucht. Es wird spannend, wie die plötzlich so konservative SPÖ das Wort Sicherheit etwa auch bei ihrer Haltung gegenüber radikalen islamischen Moscheen und Religionslehrern berücksichtigen sollte. Wird sie sich - vom Rathaus bis zum Unterrichtsministerium - weiterhin von ihren islamischen Abgeordneten dazu bewegen lassen, wirklich spürbare Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit zu verhindern? Wird sie auch weiterhin ein Ausgehverbot für Asylwerber in deren ersten Wochen in Österreich verhindern (gleichgültig, ob man dafür nun ein einfaches oder Verfassungsgesetz braucht)? Aber auch die ÖVP wird sich ihrer Verantwortung etwa für das Justizministerium endlich bewusst werden müssen. Damit auch für eine Staatsanwaltschaft, die am liebsten Verfahren einstellt oder ewig liegen lässt. Sie wird sich nicht ewig auf die von einem blauen Minister erstellte und von roten Beamten ausgearbeitete Strafprozessordnung ausreden können. An zweiter Stelle der Symathieskala liegt das Wort "Gerechtigkeit". Für die natürlich im Prinzip jeder ist, wobei aber das Wort alleine noch wenig aussagt, was wirklich gemeint ist: Ist "soziale Gerechtigkeit" gemeint (in Wahrheit ein Widerspruch in sich)? Oder wirkliche Gerechtigkeit, also Chancengleichheit, die aber auch bereit ist, Ungleiches ungleich zu behandeln und die daher gegen leistungsfeindliche Umverteilung auftritt? An dritter Stelle steht Ordnung - ein nicht nur wert- sondern auch strukturkonservativer Begriff, den die Alt-68er ebenfalls lange zu denunzieren versucht haben. In den Medien tönt ja wie bei der Sicherheit stark das Wort vom Polizeistaat mit. Besonders spannend ist unter den Dutzenden abgefragten Begriffen die vierte Stelle für das Wort "Arbeit", die von 56 Prozent sympathisch und nur 3 Prozent unsympathisch gefunden wird. Dabei fällt freilich auf, dass Arbeit bei roten und grünen Wählern einen deutlich niedrigeren Stellenwert hat als bei schwarzen und blauen. Welche Partei war das nur schnell, die einst am 1. Mai gerufen hat: "Hoch die Arbeit"? Heute ist diese Wertschätzung offenbar in der Wohlfahrtshängematte verlorengegangen, und die zeitweise verlachten "Tüchtigen und Fleißigen" wechseln zu den rechten Parteien. Ähnlich verhält es sich - und hier wohl erwartungsgemäß - beim nächst sympathischen Begriff, nämlich "Heimatverbundenheit". Die ist besonders bei den Grünen wenig beliebt, obwohl Umweltschutz einst genau aus der Heimatverbundenheit entstanden ist. Heute ist die Heimatverbundenheit bei den ÖVP-Sympathisanten 59 Prozent sympathisch, bei Blau/Orange 58, bei Rot 52 und bei Grün nur 32 Prozent. Dramatisch sieht es hingegen für das Wort "Kirche" aus. Das ist nur 17 Prozent sympathisch (bei den Jungen überhaupt nur noch 7 Prozent!) und 28 Prozent unsympathisch, der Rest hat keine Meinung mehr zur Kirche. Lediglich bei der ÖVP sind es noch 35 Prozent, bei den Grünen gar nur 4, die die Kirche für sympathisch halten. Was die Kirchenfunktionäre weiterhin nicht davon abhalten wird, sich ihre politischen Anschauungen bei den Grünen abzuholen. Dass die EU noch schlechtere Werte hat, ist da wenig Trost für die Kirche. Nicht viel besser steht die Gewerkschaft da: 18 Prozent finden sie sympathisch, 16 Prozent unsympathisch. Und Streiks, das wichtigste gewerkschaftliche Mittel, sind überhaupt nur 6 Prozent sympathisch und 38 Prozent unsympathisch. Noch ein paar spannende Begriffe (jeweils zuerst der Prozentsatz für "sympathisch" und dann für "unsympathisch", der Rest zeigte keine Meinung): - Gleichheit (52/4) - Christlich (24/14) - Wettbewerb (20/10) - Reformen (20/18) - Multikulturell (17/25) - Ausländer (6/38) - Beamtentum (5/30) - Kapitalismus (5/36) - Kernenergie (4/48) - Islam (3/50) Freilich zeigt sich auch bei den dominierenden konservativen Werten ein tendenzieller Bedeutungsverlust, wenn man etwa mit Zahlen aus 1995 vergleicht: Heimatverbundenheit, christlich, Wettbewerb und das Sparen haben jeweils um zweistellige Prozentpunkte an Sympathie verloren. Da zeigt sich wohl eine deutliche Schweigespirale: Wenn in der veröffentlichten Meinung die an sich dominierenden konservativen Werte immer nur schlechtgemacht werden, dann trauen sich weniger Österreicher als früher, sich zumindest öffentlich zu den gewohnten Werten zu bekennen. Freilich ohne dass irgendwelche neuen Werte statt dessen die Spitze übernehmen hätten können.

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Israel: Das Urteil steht schon vor dem Prozess fest

01. Juni 2010 02:48 | Autor: Andreas Unterberger

Zwischen Israel und Gaza herrscht Kriegszustand: Die einen beschießen seit Jahr und Tag israelische Siedlungen, die anderen blockieren dafür den gesamten Gazastreifen und lassen nur ausgewählte Hilfslieferungen durch. Wenn sich Menschen, die sich für gut halten, und blauäugige linke Hilfsorganisationen Seite an Seite mit islamistischen Radikalen da einmischen, dann riskieren sie das, wovor sie gewarnt wurden und was im Krieg leider immer passiert: Mord und Blutvergießen. Denn hätte Israel die Schiffe unkontrolliert durchgelassen, dann wäre damit das Ende der Blockade erreicht und die Raketen- und Bombenbastler in Gaza bekämen jede Form von Nachschub. Das ist eigentlich intellektuell nicht allzu schwer zu begreifen und müsste auch bekannten Nahost-Experten wie Werner Faymann einsichtig sein. Dieser hat jedoch sofort Israel attackiert, ohne den Sachverhalt zu kennen. So wie viele andere. Das gilt auch für die Erregungen der internationalen Diplomatie, die auf jede Erhebung des Sachverhalts verzichtet hat, bevor sie Israel den Prozess gemacht hat. Die Lage in Gaza ist für die Menschen hart - dennoch gibt es keine Berichte, dass Israel die Gaza-Bewohner verhungern lässt, sodass die Schiffe eine lebensrettende Bedeutung hätten. Ohne verlässliche Einstellung der Attacken der radikalislamistischen Hamas aus dem Gaza-Streifen wäre es umgekehrt selbstmörderisch, würde Israel dem Druck nachgeben. Vielleicht könnten jene Kulturmenschen, die sich bei jeden Festwochen und anderen steuer-teuren Anlässen so intensiv über sieben Jahrzehnte zurückliegende Verbrechen an Juden erregen, auch zehn Prozent der Sympathie den heutigen Juden zugute kommen lassen? Denn in Hinblick auf Verbrechen der vorletzten Generation ist es immer ziemlich leicht, moralische Solidarität zu üben. Zu heutigen Überfällen auf Israel ist man hingegen in jener Kulturszene seit Jahr und Tag sehr schweigsam. Das ändert freilich nichts daran, dass genau zu prüfen ist, ob die Gewaltanwendung bei der Erstürmung der Schiffe durch die israelische Armee in Ordnung, oder ob sie überschießend war. Die Filme von Attacken mit Eisenstangen auf die Israelis sind freilich zumindest ein Indiz zu deren Gunsten. Das sind keine Filme von frommen Gutmenschen mit rein humanitären Absichten. Und Politiker der deutschen Linken - also der unbekehrbaren Anhänger einer totalitären Diktatur - an Bord der Schiffe sollten auch einem gefeierten schwedischen Krimiautor als Reisebegleiter suspekt sein.

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Der Rücktritt eines Dünnhäutigen

31. Mai 2010 15:02 | Autor: Andreas Unterberger

Hat Horst Köhler eine zu dünne Haut? Ist ihm Unrecht widerfahren? Hatte er selbst in einem Interview einen Fehler begangen? Oder steckt da etwas ganz anderes dahinter als die Debatte über seine Äußerung zum Einsatz deutscher Soldaten im Ausland? Jedenfalls ist der plötzliche Rücktritt des deutschen Bundespräsidenten extrem brisant - und ungefähr das Letzte, was die Bundesrepublik in diesen Stunden braucht, da die Finanzkrise Deutschland auch eine schwere politische Krise beschert hat. Jedenfalls klingt Köhlers Begründung eigenartig: Er vermisse den notwendigen Respekt vor dem höchsten Staatsamt. Nun: Die Zeiten der Monarchie sind vorbei, und selbstverständlich muss es möglich sein, auch einen Bundespräsidenten scharf zu kritisieren. Die SPD hatte Köhler zuvor heftig attackiert. Dieser hatte in einem Interview gesagt, ein Land mit einer so starken Außenhandelsorientierung wie Deutschland müsse wissen, "dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen." Das war von den Linksparteien sofort mit dem Afghanistaneinsatz in Verbindung gebracht worden - obwohl gerade dort niemand ernsthafte wirtschaftliche Interessen hat. Der Köhler-Satz bestätigte aber perfekt das marxistische Weltbild, wonach Kriege nur aus ökonomischen Interessen angezettelt werden. Eine These, die sicher bei vielen Kriegen nicht stimmt. Die aber sicher nicht prinzipiell falsch sein muss. Wenn ein Land durch fremde Mächte vom Welthandel abgeschnitten wird, sodass Hunger und Not drohen, dann muss es irgendwo einen Punkt geben, wo ein Recht zu Gegenmaßnahmen entsteht. Zumindest muss darüber diskutiert werden. Wie auch immer. Der Rücktritt ist für Angela Merkel eine Katastrophe, nachdem die Nordrhein-Westfalen-Landtagswahlen ihre Machtposition in der Bundesversammlung empfindlich geschwächt haben, die ja den deutschen Bundespräsidenten zu wählen hat. Gleichzeitig fällt aber auch auf, dass der Köhler-Rücktritt nur wenige Tage nach dem Rücktritt des hessischen Ministerpräsidenten Koch erfolgt ist. Köhler wie Koch nennen ganz andere Gründe. Dennoch erscheint es dem Tagebuchautor durchaus logisch, wären beide Rücktritte im seltsamen Verhalten Merkels in der Finanzkrise begründet. Da hat die Bundeskanzlerin ja massivem Druck aus Frankreich, den USA und etlichen Schuldnerstaaten  nachgegeben, dass - vereinfacht ausgedrückt - die Europäische Zentralbank und der deutsche Steuerzahler zur Rettung der verschuldeten EU-Staaten ausrücken müssen. Das war - zumindest nach Ansicht vieler - ein glatter Rechtsbruch. Das wird vor allem Deutschlands wirtschaftliche Zukunft (und die Österreichs übrigens auch) massiv belasten. Das ist daher in Deutschland und insbesondere in weiten Kreisen der CDU/CSU total unpopulär. Das ist seit wenigen Stunden noch unpopulärer, seit die Deutsche Bundesbank vehement gegen den Ankauf griechischer Staatsanleihen durch die EZB protestiert hat. Auf diesem Weg bekommen vor allem die französischen Banken (Griechenlands Hauptgläubiger) elegant ihre riskanten Griechenland-Papiere los. Während die deutschen Banken dem Finanzminister garantiert hatten, keine griechischen Anleihen zu verkaufen. Damit steht Deutschland nun doppelt als belämmert und über den Tisch gezogen da. Irgendwie würde das alles viel besser den aufsehenerregenden Doppelrücktritt erklären als der Ärger über Kritik der Opposition.

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Fußnote 108: Wo bleibt der Obmann?

31. Mai 2010 13:38 | Autor: Andreas Unterberger

Die SVA hat mir geschrieben - wenn auch nur der Obmann-Stellvertreter. Große Aufregung im Schrebergarten der österreichischen Sozialversicherungen. Zwischen der Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft (SVA) und den Ärzten bricht der vertragslose Zustand aus. So etwas kann schon passieren, wenn das Geld knapp wird. Heiter ist aber der Brief der SVA an ihre Mitglieder über die Krise. Dieser ist vom Generaldirektor und Obmann-Stellvertreter unterzeichnet. Nicht aber vom Obmann, der die Versicherten sonst mit großer Intensität und vielen Fotos zu beglücken weiß. Wie das? Ist dem Obmann der Konflikt, über den er selbst intensiv verhandelt hat, nicht interessant genug? Sicher nicht. Die Erklärung lautet anders: Der Obmann heißt Christoph Leitl. Und das erklärt alles. Mut und Eitelkeit sind halt nur selten gepaart. Dabei könnte man ja sogar Verständnis für die SVA haben: Bekommen doch die Ärzte für die gleiche Leistung von ihr deutlich mehr Geld als für ASVG-Patienten. Und irgendwann müsste auch die Sozialpartner-Ideologie ihr Scheitern zugeben. Das werden aber erst Leitls Erben tun.

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Die gute Nachricht kommt aus Pakistan

31. Mai 2010 04:15 | Autor: Andreas Unterberger

Die gute Nachricht ist ziemlich notwendig, nachdem in den vergangenen Tagen wieder einmal - ungefähr zum fünften Mal in diesem Jahr - alle Medien in unglaublicher Breite den immer gleichen statistischen Irrtum getrommelt haben. Nämlich dass Frauen für gleiche Arbeitsleistung weniger Geld bekämen. Die wahren Zusammenhänge sind hier schon des öfteren breit analysiert worden - und werden von den meisten auch angeblich bürgerlichen Medien wie auch von dem auf Steuerzahlers Kosten aufwendig erstellten Frauenbericht konsequent verschwiegen. Die gute Nachricht aber ist eine junge Pakistanin. Zuerst aber noch ein zusätzliches Argument, auf das mich einer unserer Poster aufmerksam gemacht hat, das die hier schon mehrfach aufgezählten gegen die immer gleiche Behauptung von der Frauendiskriminierung ergänzt: Auch das niedrigere Pensionsalter der Frauen - das es dank Johanna Dohnal nur noch in Österreich gibt - senkt deren durchschnittliches Einkommen. Denn in vielen Berufen steigt das Einkommen mit dem Alter. Was übrigens ziemlich problematisch ist, aber von der Gewerkschaft heftig verteidigt wird. Jedenfalls verzerrt das die Einkommensstatistik zugunsten der länger arbeitenden Männer, wobei naturgemäß vor allem jene Männer auf jede Form der Frühpension verzichten, die in Leitungsfunktionen höhere Einkommen haben. Und so weiterhin die Männer-Frauen-Statistik beeinflussen. Aber all die Beweise gegen die angebliche Frauendiskriminierung bleiben ungehört, weil die Medien und die Politik nur die Gehirnwäsche der politisch korrekten Meinung berichten. Ebenso wie bei der Gesamtschule oder der CO2-Panik. Die Medien in ihrer Einfalt bemerken freilich nicht, wie sehr sie dadurch an Vertrauen bei ihren Lesern/Sehern/Hörern verloren haben. Daher endgültig zu der guten Nachricht, die sich fernab der Medien abspielt: Sabatina James kommt aus Pakistan und hieß früher ganz anders. Heute aber setzt sich die attraktive 27-Jährige - die auch als Model arbeitet - vehement für die Rechte der muslimischen Frauen ein. Denn sie ist vor neun Jahren in Linz gegen den Protest ihrer Familie Christin geworden. Sie bietet seither mit einem eigenen Verein muslimischen Frauen, die zwangsverheiratet werden, die Opfer von Gewalt werden, die von ihren Familien unterdrückt oder an einer Ausbildung oder einer Berufsausübung behindert werden, Hilfe und Unterstützung an. Sie vermittelt jungen, aus der Unterdrückung fliehenden Musliminnen Pflegefamilien und Geldspenden. Sie hat übrigens auch ein Buch geschrieben: "Sterben sollst du für dein Glück". Ihre Hilfe für diese jungen Frauen ist weit glaubhafter als durch geborene Deutsche oder Österreicherinnen. Von offiziellen Stellen freilich bekommt sie keine Unterstützung. Die finanzieren lieber einen manipulativen Frauenbericht und arbeiten lieber mit der sogenannten "Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich" zusammen, obwohl diese engste Beziehungen zum Steinzeitstaat Saudiarabien und zu islamistischen Terroristen  pflegt.

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Von Eisenstadt bis Reykjavik

30. Mai 2010 22:22 | Autor: Andreas Unterberger

Mein stärkstes Erlebnis an diesem burgenländischen Wahlabend: Eine Runde von mehr als 20 - überwiegend  jungen - Menschen wird ungehalten, als ich vorschlage, die Zeit im Bild aufzudrehen. Sie haben das Wahlergebnis längst elektronisch gekannt, eine Zeitlang mit Genugtuung kommentiert und haben absolut Null Erwartung, dass ihnen der ORF noch etwas Neues bieten könne. In der Tat: Die Kommentare der dann doch aufgedrehten ZiB waren flach, brav auf SPÖ-Linie und nichtssagend. Das Wahlergebnis selbst ist in Hinblick auf SPÖ und ÖVP recht genau wie erwartet - wie auch immer am Ende die Mandatsverteilung sein wird. Überraschend ist hingegen die Ohrfeige für Grün. Hier scheint eine Bewegung längst ihren Zenit überschritten zu haben - und wird durch die redsame und  unoriginelle Bundesvorsitzende noch weiter nach unten gezogen. Ebenso überrascht, dass sich rechts der Mitte mit unerwartet gutem Ergebnis eine neue, wenn auch regionale Partei etablieren konnte. Das zeigt immerhin eine winzige Ähnlichkeit zu dem vor ein paar Stunden kommentierten tschechischen Wahlergebnis: Es ist die Zeit für neue Gruppierungen rechts der Mitte gekommen - auch wenn die geplante Kandidatur von gleich vier liberalen Gruppierungen bei der Wiener Gemeinderatswahl vielleicht doch ein wenig viel ist. Diese Interpretation wird auch noch durch ein anderes, recht exotisches Wahlergebnis bestätigt: In Islands Hauptstadt hat an diesem Wochenende ein aus dem Nichts antretender Kabarettist die Wahlen gewonnen, von dem man im Wahlkampf nie wusste, welche seiner Aussagen ernst und welche Spaß waren. Solche Ergebnisse sind zwar keine wirklich vernünftige und beruhigende Zukunftsperspektive (zumindest wenn isländische Kabarettisten im Niveau den österreichischen entsprechen sollten). Aber sie zeigen den Frust der Menschen mit der Politik. Das kann zu einer explosiven Gefahr werden. Denn die Parteien sind ja allesamt nicht mehr imstande, ihre großspurigen Versprechungen der letzten Jahrzehnte einhalten zu können. Da konnte selbst im Burgenland mit seiner  traditionell besonders immobilen Wählerschaft die SPÖ ihre Position nur mit etlichen Schrammen verteidigen, freilich ohne dass die Burgenländer eine besondere neue Liebe entdeckt hätten.

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Die klugen Tschechen

30. Mai 2010 02:11 | Autor: Andreas Unterberger

Die Frage ist unfair, ich kann sie mir aber doch nicht verbeißen: Sind Tschechen klüger als Burgenländer? Sie haben jedenfalls allen Umfragen zum Trotz massiv gegen links gewählt, sie haben dabei noch dazu zwei erfrischende neue Parteien ins Spiel gebracht. Und sie haben vor allem die Kommunisten nach hinten geschubst, mit denen die Sozialdemokraten regieren wollten. Eindrucksvoll. Und hierzulande könnten manche davon lernen. Die Tschechen haben mutig und tapfer eine Regierung gewählt, deren drei Parteien schon vor der Wahl ganz klar einen Sparsamkeitskurs angekündigt haben, während die Sozialdemokraten in gewohnter Manier mit Versprechungen durchs Land gezogen sind. Und sie haben keine Medien, die - ganz, ganz zufällig und natürlich ganz ohne Zusammenhang mit Regierungsinseraten - am Wahltag ausgerechnet das Burgenland zum nationalen Vorbild erhoben haben. Noch spannender ist die Neuformierung des rechten Lagers. Dort wurde die größte Partei, die ODS, zwar wegen etlicher Affären abgestraft, aber umgehend haben sich mehr als brauchbare Alternativen gebildet. Gleichzeitig sind die Christdemokraten in der Versenkung verschwunden - wohl aus der Erkenntnis auch der gläubigen Wähler, dass man aus päpstlichen Enzykliken keine Politik in Zeiten der Krise ableiten könne. Dafür hat sich eine Partei der - glaubwürdigen! - Sauberkeit gebildet und einen schönen Erfolg erzielt. Der größte Erfolg ist aber die liberalkonservative Partei des Karl Schwarzenberg. Da hat eine Partei eines bekennenden Aristokraten, eines 73-Jährigen gerade bei der Jugend Erfolg! Schwarzenberg wirkt mit seiner leicht verschrobenen Art und seinem schwer verständlichen Nuscheln glaubwürdig und sauber, obwohl seine linksnationalistischen Gegner den geborenen Prager mit Schweizer Pass und österreichischer Biographie als Ausländer zu denunzieren versucht haben. Gleichzeitig hat er sich ideologisch genau dort positioniert, wo die Mehrheit der Jungen hinwill. Gibt es in der ÖVP noch irgendjemanden, der politische Trends zu analysieren versteht? Der könnte heute unglaublich viel lernen: Dass Glaubwürdigkeit entscheidend ist (wie will man die eigentlich in einer Koalition mit Werner Faymann behalten?), dass der krampfhafte Jugendtrend ein Trend von vorgestern ist (die Jugend will Vorbilder und seien sie noch so alt und nicht durch die Präsentation von Fuhrmann- oder Rudas-Typen für dumm verkauft werden), und dass last not least liberalkonservative Positionen mehr als mehrheitsfähig sind (und nicht Abziehbilder linker Phrasen wie Gesamtschule, Frauenquoten, Schwulenehe oder Mindesteinkommen). Aber es ist offenbar auch kein Grund zur Verzweiflung, wenn die ÖVP wie zu befürchten ist, nicht lernfähig ist. Zumindest bei den nördlichen Nachbarn versteht man unter Demokratie noch Veränderung. Dort können neue Parteien entstehen. Dass die Tschechen ein ganz schön kluges Völkchen sind, sieht man übrigens auch an der Tatsache, dass sie als einzige Nation Europas einen Präsidenten haben, der von Wirtschaft wirklich etwas versteht. Und das auch noch mutig bis provozierend offen ausspricht.

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Burgenland - Schmähbrüder aus dem Osten

29. Mai 2010 09:48 | Autor: Andreas Unterberger

Das Burgenland wählt. Vieles deutet darauf hin, dass es dort auch künftig einen SPÖ-Landeshauptmann geben wird. Was angesichts der wenig überzeugenden Alternativen in den anderen Parteien kein Wunder ist. Was aber insofern ein ganz schlimmes Signal wäre, als daraus nur eine einzige Botschaft ablesbar wäre: Populismus zahlt sich aus. Je hemmungsloser, desto besser. Das hat einst ja schon Jörg Haider in Kärnten in schlimmer Art und Weise vorgezeigt. Das findet auch in hohem Ausmaß in Wien und St. Pölten statt. Aber in dieser ungenierten Art und Weise hat das ansonsten bisher nur Werner Faymann bei der letzten Nationalratswahl praktiziert, als er sich mit Milliarden-teuren Griffen in die Staatskassa den Platz eins gesichert hat. Genauso agiert der Burgenländer Hans Niessl jetzt. Und ein Wahlerfolg Niessls würde daher in allen Politikern die Gewissheit stärken: Je veranwortungsloser du handelst, je enger dein Kirchturmhorizont ist, je mehr du Geld verschwendest, um die Wähler bei Laune zu halten, umso mehr werden sie es dir danken. Zumindest bei der nächsten Wahl. Die Beispiele sind bekannt: Eines davon ist das egoistische wie teure Beharren auf dem Grenzeinsatz des Bundesheeres an einer Grenze, bei der auf Grund des Schengen-Vertrags jeder normale Grenzübergang völlig kontrollfrei passiert werden kann. Grund des Heereseinsatzes war jedoch die Kontrolle illegaler Grenzübertreter - die aber nun nicht mehr über die grüne Grenze kommen, höchstens als verirrte Wanderer. Dementsprechend greifen die Soldaten in einem jährlich 22 Millionen Euro kostenden Einsatz (wobei die Gehälter der Berufssoldaten noch gar nicht eingerechnet sind) im Jahr nur neun Menschen an der Grenze auf, also nicht einmal jeden Monat einen. Dieser Realwitz aus dem Burgenland wird neuerdings mit dem allgemeinen Sicherheitsgefühl der Bevölkerung begründet. Nun: In der Tat würde sich jeder Österreicher sicherer fühlen, wenn vor seinem Haus junge Burschen in Uniform patrouillieren, auch wenn sie weder eine Ahnung von Kriminalitätsbekämpfung noch die dafür nötigen Kompetenzen haben. Vor allem aber ist das Burgenland nach allen Vergleichsstatistiken ohnedies mit normalen Polizisten überversorgt und - zu seinem Glück - mit Kriminalität unterversorgt. Ähnlich mit Erfolg egoistisch hat sich das Burgenland bei der Schaffung eines Erstaufnahmezentrums für Asylwerber gezeigt. Dieses wurde durch einen politischen Großeinsatz mit Hilfe der Bundes-SPÖ verhindert. Was besonders provozierend ist, als das Burgenland gleichzeitig beim Handaufhalten an der Spitze liegt. Das hat schon unter Kreisky begonnen. Damals erkämpften sich die Burgenländer eine Autobahn, die damals wie heute - im Fertigausbau - den Österreichrekord in Sachen "Wenigst befahrene Autobahn" hält. Das Handaufhalten hat durch die EU dann den Höhepunkt erreicht. Die Förderungen schossen nur so ins Land. Das Bewusstsein, dass das jemand anderer zahlt oder dass man dadurch moralisch zu Gegenleistungen verpflichtet wäre (siehe Erstaufnahmezentrum) wuchs hingegen nicht. Vielmehr werden die burgenländischen Forderungen mit immer mehr wachsender Präpotenz vorgetragen. Der burgenländische Landeshauptmann steht sogar an der Spitze jener, die spürbare Verwaltungsreformen mit Eingriffen in den Föderalismus bekämpfen. Dagegen nimmt sich der neueste Burgenländerwitz dieses Wahlkampfs geradezu bescheiden aus: Hans Niessl redet seinen Landsleuten ein, dass sie ihn direkt zum Landeshauptmann wählen können, wenn sie seinen Namen auf den Zettel schreiben. Was ja angeblich nicht ganz dem Wahlrecht entspricht . . .

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Fußnote 107: Verschon unser Haus . . .

28. Mai 2010 09:28 | Autor: Andreas Unterberger

Nachrichten aus 24 Stunden - alle laufen unter der Überschrift "Bei uns nicht". Das Wort Sparen löst nun allüberall den gleichen Floriani-Reflex aus. Jede Gruppe in diesem Land, die nur einen geraden Satz für eine Presseaussendung formulieren kann, schreit: "Mag sein, aber nicht bei uns". Im Gegenteil, die Kreativität, für welch guten und notwendigen Dinge noch mehr Geld ausgegeben werden muss, kennt keine Grenzen. An manchen Tagen gehts im Stundentakt: Da fordert das BZÖ die Einführungen regelmäßiger Gesundheitsuntersuchungen für alle Jugendlichen. "Bei der Jugend und Gesundheit darf nicht gespart werden." Da fordern die SPÖ-Pensionisten die Einführung eines Pflegefonds. "Bei der Pflege darf nicht gespart werden." Da fordern alle österreichischen Städte mehr Geld. Denn bei . . .

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SN-Kontroverse: Gesamtschule

28. Mai 2010 01:27 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Ist eine gemeinsame Schule der 10- bis 14jährigen sinnvoll?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Gemeinsam ist es besser

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Manche Dinge sind schwer ausrottbar. Dies gilt besonders für Vorurteile, die sich im politischen Diskurs hartnäckig über viele Generationen halten. Ein solches existiert in der Alpenrepublik im Zusammenhang mit der Gesamtschule. Gegen sie wird seit Jahrzehnten mit längst widerlegten Argumenten polemisiert. So wird behauptet, die Gesamtschule bringe den bildungspolitischen Einheitsbrei. Das ist grober Unfug, denn das Konzept der Gesamtschule sieht sehr wohl eine Differenzierung vor. Diese wird allerdings in die Schule verlegt und besteht nicht zwischen den einzelnen Schulformen.  Ziel der Gesamtschule ist es, mehr Fairness und Chancengerechtigkeit im Bereich der Bildung herzustellen. Kinder egal welcher Herkunft werden bis zum 14. Lebensjahr in einer gemeinsamen Schule unterrichtet. Die frühzeitige soziale und generationenübergreifenden Spaltung der Gesellschaft soll so gemildert werden. Die Schwachen lernen von den Starken und umgekehrt. Dazu kommt, dass Entscheidungen über den Lebensweg – und dies sind nun einmal in einem essentiell Ausmaß bildungspolitische Weichenstellungen – für Kinder im Alter von zehn Jahren schwer zu treffen sind. Vier Jahre später hingegen zeichnen sich die besonderen Fähigkeiten deutlicher ab und die Entscheidung welcher Schultyp passender ist, fällt leichter. Dazu kommt, dass es für Zehnjährige schmerzlich ist aus ihrem Freundeskreis, der vielfach aus dem schulischen Umfeld besteht, heraus gerissen zu werden. Mit Vierzehn fällt der Beginn eines neuen Lebensabschnitts leichter. Das alles spricht für die Einführung der Gesamtschule auch in Österreich. Es ist gut, dass Wissenschaftsministerin Beatrix Karl die Zeichen der Zeit erkannt hat und gegen bildungspolitische Steinzeitpolitiker in den eigenen Reihen antritt. Chapeau!

Die Vergewaltigung der Eltern

Andreas Unterberger Zu keinem Thema wird so viel gelogen wie zur Gesamtschule, mit der den Eltern das Recht auf freie Schulwahl genommen werden soll. Tatsache ist, dass die Mehrheit der Eltern, Schüler und Lehrer dagegen ist. Tatsache ist, dass die Gesamtschule Milliarden kostet, die man schon für einige (viel sinnvollere) Ganztagsschulen nicht hat.  Tatsache ist, dass die Gesamtschulversuche keine Aussagekraft haben können: wird doch in diese – in skandalöser Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes – pro Kopf viel mehr Geld gesteckt als in normale AHS oder Hauptschulen, gibt es doch dort viel kleinere Klassen und trotzdem viel mehr Lehrer. Tatsache ist, dass die Gesamtschule vor allem von kinderlosen Politikern (Karl, Schmied) oder reichen Unternehmern (von der Industriellenvereinigung bis Alfred Gusenbauer) gefordert wird, die ihre eigenen Kinder in sauteure internationale Schulen schicken. Tatsache ist, dass eine Gesamtschulpflicht wie in den USA den städtischen Mittelstand zwingen würde, seinen Kindern ebenfalls Privatschulen zu zahlen, um Klassen mit 40 bis 90 Prozent Migrationshintergrund (und zwar meist mit Drittwelt-Charakter) zu fliehen. Tatsache ist, dass derzeit die Mehrheit der Maturanten aus Hauptschulen (meist den guten ländlichen) kommt. Tatsache ist, dass laut Pisa-Bericht keine Überlegenheit der Gesamtschule ableitbar ist. Tatsache ist, dass im einzigen Staat, in dem die Schulsysteme vergleichbar sind, weil es bei sonst gleichen Bedingungen Länder mit und Länder ohne Gesamtschule gibt, dass also in Deutschland die Gesamtschulen in jeder Hinsicht deutlich schlechter abschneiden. Tatsache ist aber auch, dass unser Schulsystem schlechter geworden ist. Aber nicht weil es (noch) differenziert ist, sondern weil Disziplin, Leistung, negative Noten, Aufnahmsprüfungen von den gleichen Pädagogen zurückgedrängt worden sind, die jetzt die Gesamtschule propagieren.

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Langsam wird es kriminell

27. Mai 2010 10:24 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Land nach dem anderen beschließt nun massive Spar- und Sanierungsprogramme. Von Italien über Spanien bis Großbritannien zeigen die empörten Reaktionen von Gewerkschaft&Co, dass die Maßnahmen ernstzunehmende sind. Nur aus Österreich hört man nichts. Keine Maßnahmen und daher auch keine Reaktionen. Da fährt vor allem der Bundeskanzler - wie immer wacker unterstützt vom Bundespräsidenten - einen skurrilen Wahlkampf für mehr Gerechtigkeit. Und er spricht keine Sekunde von Sparen. Die "Gerechtigkeits"-Kampagne greift wieder einmal auf den Neusprech eines Orwellschen Wahrheitsministeriums zurück: Unter Gerechtigkeit wird nämlich immer weitere Umverteilung, immer weitergehender Diebstahl des Staates an den von den Menschen erarbeiteten Einkommen verstanden. Unterstützt wird das von einer ständigen Propaganda über angeblich ununterbrochen wachsende Armut in Österreich. Ein richtiges Verständnis von Gerechtigkeit würde hingegen deutlich und kritisch hinterfragen, ob auch nur ein einziger vernünftiger Mensch glauben kann, dass wirklich 29 Prozent der Österreicher arm sind; dieser Prozentsatz wird nämlich schon jetzt von all unseren erarbeiteten Leistungen zu sozialen Zwecken umverteilt. In Wahrheit ist ja jetzt schon diese Umverteilungsquote in keiner Weise mehr begründbar sowie in keiner Weise mehr gerecht und nur dazu da, um die breiten Massen zu bestechen. So wie es die römischen Kaiser mit Brot und Spielen versucht haben. Bis dann halt ihr Reich bankrott war. Es wäre nichts dringender, als - neben dem Verzicht auf sinnlose Tunnels und Wirtschaftsförderungen - auch und gerade diese Wohlfahrtsausgaben massiv zurückzufahren. Nicht nur weil sie einen gigantischen Strom von Immigration in das Schlaraffenland des österreichischen Sozialstaates ausgelöst haben, der noch viele neue Probleme nach sich ziehen wird (Schule, Ghettobildung, soziale Segregation der Gesellschaft . . .). Vor allem aber ist der Wohlfahrtsstaat schlicht unfinanzierbar geworden. Immer weniger Investoren wollen in Österreich ihr Geld investieren, wollen hier Arbeitsplätze schaffen. Während europaweit derzeit im Tagestakt Pensionen und Gehälter gekappt werden, wird in Österreich im Jahr 2010 eine Grundsicherung für alle beschlossen, wird von immer mehr Politikern das (ebenfalls Milliarden teure) "Gymnasium für alle" gefordert, wird eine an allen Grenzübergängen offene Grenze vom Militär in einer virtuellen, aber teuren Aktion verteidigt, werden nun auch schwule Partner berechtigt, Witwerpensionen zu beziehen. Um nur einige willkürlich herausgegriffene Beispiele zu nennen. Ob und von wem und wie viel hingegen eventuell auch gespart wird, wird frühestens im kommenden Winter klar sein. Ich wage zu wetten: Bis dahin wird sich der Zinssatz, den Österreich für seine Staatsanleihen zu zahlen hat, überdurchschnittlich erhöhen. Denn immer mehr Anleger schauen sich derzeit zunehmend kritisch an, wem sie ihr Erspartes anvertrauen, ob ein Land glaubwürdig ist. Und sie ziehen ihre Schlüsse daraus. Das heißt, sie werden höhere Zinsen verlangen. Auch wenn sie dafür dann als "Spekulanten" beschimpft werden. Was aber chinesische Staatsfonds in der Regel nicht sehr kümmert - dem künftig zweifellos größten Käufer europäischer Verschuldungspapiere. Inzwischen ist auch das letzte - ohnedies unrichtige - Argument weggefallen, das von SPÖ-Seite gegen die Sparnotwendigkeiten angeführt wird. Mitten in einer Krise wäre Sparen der falsche Weg. Denn inzwischen haben sich die Wirtschaftsprognosen deutlich verbessert. Was übrigens angesichts der zu Höchstleistungen angekurbelten Gelddruckmaschinen in Europa und Amerika kein Wunder ist: Auch wenn der größte Teil der Dollar und Euros heute in chinesischen, vietnamesischen, taiwanesischen, südkoreanischen oder malaysischen Konten gelandet ist, auch wenn vom Rest viel Geld angstgespart wird, auch wenn vom Rest der Großteil in Immobilien- und Börsen-Blasen gelandet ist, so hat doch ein kleiner Prozentsatz auch wirklich die eigentlich angestrebte Wirtschaft erreicht. Die wächst nun wieder ein wenig. Daher dürfte kein Tag mehr verloren gehen, bis ein schon heuer wirksames Sparpaket auf den Tisch kommt. Will die Regierung wirklich damit bis in den Winter warten, nur damit die Wahlchancen der Herrn Voves und Häupl nicht gefährdet werden, dann wäre das nur noch als kriminell zu bezeichnen. Noch krimineller wäre es allerdings, würde der düstere Verdacht stimmen, dass diese Regierung auch dann kein wirklich kraftvolles Sparpaket zu beschließen imstande ist. Oder willens.

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Fußnote 106: Endlich ein Stoppsignal

27. Mai 2010 09:28 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich hatte man es der ÖVP nicht mehr zugetraut. Aber mit dem Rückzug aus dem ÖBB-Aufsichtsrat setzt sie doch ein überraschendes Signal. Ein Signal gegen die Misswirtschaft. Ein Signal dagegen, dass die schwer überschuldeten ÖBB-Kassen wie das Marketingbudget der Löwelstraße behandelt werden, um Zeitungen im Sinn der Partei zu bestechen (was natürlich auch allen Ministerien verboten werden müsste). Ein Signal gegen katastrophale Planungsfehler wie den gleichzeitigen Umbau der zwei wichtigsten Bahnhöfe Wiens. Ein Signal gegen die katastrophal schlechte Kundenorientierung. Ein Signal gegen massiv überhöhte Gehälter und ein nach wie vor skandalös niedriges Pensionsalter. Ein Signal dagegen, dass die Gewerkschaft und ihr großmauliger Eisenbahner-Boss mehr denn je am Führerstand der Bahn stehen.  Ein längst überfälliges Signal gegen den Zustand der ÖBB. Jetzt freilich muss man warten: Wie lange wird es dauern, bis die Volkspartei wegen irgendeiner Personalkonzession oder unter dem Druck der geschäftemachenden Mauschler von Raiffeisen bis WKO wieder einmal umfällt?

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Die gute Nachricht aus Tirol

26. Mai 2010 04:07 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt nichts Schlechtes, was nicht auch sein Gutes hätte: Die Finanzkrise der Republik führt dazu, dass das Wahnsinnsprojekt Brennertunnel nun wohl doch nicht gebaut wird. Die Anzeichen werden jedenfalls immer dichter. Damit ist die Krise wenigstens in dieser Hinsicht gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen - auch wenn alle formalen Beschlüsse eines Brennerverzichts wohl bis zum Herbst ausbleiben werden, weil ja bis zu den steirischen und Wiener Wahlen verheimlicht werden soll, dass Sparen nicht nur ein Wort ist, sondern auch ganz konkreten Verzicht bedeutet. Aber da ja in Tirol keine Wahlen stattfinden, kann die Regierung jetzt schon durchsickern lassen, dass es nichts wird mit dem Tunnel. Der Tunnel ist in Wahrheit freilich schon seit längerem an den italienischen Sparmaßnahmen gescheitert, die zumindest derzeit viel ernsthafter aussehen als das, was man in Wien bisher kommuniziert hat. Und noch mehr ist er daran gescheitert, dass sich alle Prophezeiungen, wie sehr der Tunnel nachgefragt wird, bei näherem Nachprüfen als Wunschdenken herausgestellt haben. So lange man niemanden zwingen kann, auf der Bahn statt der Straße Güter zu transportieren, wird sich die Nachfrage sehr in Grenzen halten. Daran wird auch ein mehr als einstündiger Zeitgewinn nichts ändern. Dazu kommt, dass die europäischen Bahnen noch immer sehr nationale Königreiche sind. Wir haben zwar eine gemeinsame Währung, die Bahnen haben aber so gut wie keine Gemeinsamkeiten. Alle alptraumartigen Szenarien über einen Unfall in einem mehr als 55 Kilometer langen Tunnel sind dabei ohnedies beiseitegestellt worden. Genauso absurd wie der Brennertunnel ist auch der Koralmtunnel zwischen Graz und Klagenfurt, für den noch viel weniger Verkehr zu erwarten ist als für den Brennertunnel. Der Koralm-Tunnel ist doppelt sinnlos, solange der für die Südstrecke viel wichtigere Tunnel unter dem Semmering noch nicht in Angriff genommen worden ist. Da aber die Steiermark heuer wählt, wird nun auch auf steirischer Seite eifrig gebohrt. Ob angesichts der finanziellen Nöte der Republik und insbesondere der ÖBB (die selbst dann katastrophal wären, wenn beide nicht ständig mit Inseraten zur Zeitungsbestechung Steuergeld verschleudern würden) dort auch in einem Jahr - oder gar in zwei - noch gebohrt werden wird? Das wagt der Tagebuchautor freilich heftig zu bezweifeln.

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Einer der ganz Großen

25. Mai 2010 11:56 | Autor: Andreas Unterberger

Silvius Magnago war für mich nicht nur jener Politiker, mit dem ich immer die längsten Gespräche hatte, kam man doch unter zweieinhalb Stunden bei ihm nie weg, so ausführlich erklärte er immer seine Politik. Er war aber auch jemand, der mehr als viele der Geehrten den Friedensnobelpreis verdient hätte. Das sollte halt nicht sein. Aber die Leistung bleibt. Über jenen Preis muss man ohnedies nicht mehr viel Worte verlieren. Mit der Würdigung für einen US-Präsidenten im ersten Dienstjahr, der außer ein paar brillanten Reden noch nichts für den Frieden Relevantes zustandegebracht hat, für einen ehemaligen US-Vizepräsidenten, der mit Panikmache, mit Filmen und Büchern voller Unwahrheiten blendende Geschäfte macht, oder für nordvietnamesische Diktatoren, vor denen Hunderttausende auf lebensgefährliche Weise geflohen sind, hat sich der Preis längst total diskreditiert. Die Nichtverleihung des Preises ändert aber nichts an der Größe des Lebenswerks Magnagos. Der große, hagere, nervenleidende Beinamputierte ist nun mit 96 Jahren gestorben. Den Erfolg seiner Politik hat er in den Jahren seiner Pension miterleben können. Er hat es verstanden, ein großes Unrecht nationalistischer Sieger-Willkür - nämlich die Abtrennung Südtirols gegen den Willen praktisch der gesamten Bevölkerung - in einen friedlichen Ausgleich zu verwandeln, der aus Südtirol heute ein stabiles, ein reiches Land gemacht hat, in dem die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler immer mehr, die künstlich in den Norden transferierten Italiener wieder langsam weniger werden. Magnago hat mit der Südtirol-Lösung einen blutigen und hasserfüllten Konflikt im Herzen Europas entschärfen können, der mit Dutzenden Bombenanschlägen und etlichen Todesopfern - durch "deutsche" Bomben wie durch "italienische" Folter - für Österreich jahrzehntelang eines der dominantesten außenpolitischen Probleme gewesen ist. Niemand kann sich heute vorstellen, dass das Wiener Parlament in den ersten Monaten nach dem Krieg seine erste Energie dafür verwendet hat, das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol zu fordern. Noch vor dem Kampf um den Staatsvertrag. Das ist eine Forderung, auf die weder Österreich noch Magnago bis heute jemals verzichtet haben. Das Geniale an der von ihm - und hervorragenden österreichischen wie italienischen Diplomaten und Politikern (Moro, Steiner, Tschofen, Riz, aber auch Kreisky und Waldheim) - entworfenen Lösung: Man lässt die für Italien nicht akzeptable Sezessions-Forderung zwar aufrecht, handelt aber ein für die Südtiroler so vorteilhaftes Regelungspaket aus, dass diese auf die Forderung langsam vergessen. Österreichs EU-Beitritt und der Schengen-Vertrag haben dann die Brenner-Grenze endgültig unbedeutend gemacht. Das ist ein für Puristen schmerzhafter Kompromiss gewesen. Aber er funktioniert und hat heute ein Ausmaß an Selbstverständlichkeit erlangt, dass ihn nur noch Außenseiter  zu bekämpfen wagen. Das Selbstbestimmungsrecht bleibt seither ein theoretischer Anspruch, er ruht gleichsam in einer Glasvitrine: er ist dort sichtbar, aber er wird nie herausgenommen. Dennoch war auch der Kampf der Südtiroler Bombenleger - der von Bruno Kreisky über Fritz Molden bis Gerd Bacher hierzulande eine klare, wenn auch heimliche Unterstützung erfahren hatte - nicht umsonst. Höchstwahrscheinlich haben erst sie die italienische Kompromissbereitschaft herbeigebombt. Der Kern der von Magnago entwickelten Lösung war eine hochentwickelte Autonomie, zusammen mit den Prinzipien Doppelsprachigkeit und ethnischer Proporz. Jeder Staats- und Landesbeamte in Südtirol muss beide Sprachen beherrschen. Öffentliche Posten und Sozialwohnungen werden nach dem jeweiligen Anteil der Sprachgruppen aufgeteilt. Das widerspricht zwar ein wenig dem EU-Prinzip der Freizügigkeit. Das hat aber die bedrohliche Politik der italienischen Christdemokraten aus den 50er und 60er Jahren beenden können: Sie haben mit der fast exklusiven Vergabe von Jobs und Wohnungen an nach Norden geholte Süditaliener das erreichen wollen, was manche mit dem verpönten Vokabel Umvolkung bezeichnen. Hätte Rom diese Politik noch ein oder zwei Jahrzehnte fotsetzen können, dann wäre aus einem am Beginn des Jahrhunderts fast rein deutschsprachigen Gebiet ein mehrheitlich italienisches Territorium geworden. So wie es ja schon die Städte Bozen und Meran sind. Dass Magnago es daneben geschafft hat, die Südtiroler in einer bis heute funktionierenden Sammelpartei zusammenzufassen, war zwar fast ebenso schwierig, verblasst aber hinter der Gesamtleistung des immer so kränklich wirkenden Mannes. Uns hat ein ganz Großer verlassen.

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Fußnote 105: Christoph Inderfalschenpartei

25. Mai 2010 02:22 | Autor: Andreas Unterberger

Das nächste Karriereziel Christoph Leitls ist schon  fix, nachdem es mit dem ÖVP-Obmann nichts geworden ist. Werner Faymann sollte zittern. Denn klarer kann man seine Bewerbung um den Vorsitz der SPÖ gar nicht mehr abgeben, als der Wirtschaftskammerpräsident es seit Monaten tut. Von der Gesamtschule bis zum Ruf nach allen möglichen wirtschaftsbelastenden Steuern ist Leitl als neuer SPÖ-Chef fast nicht mehr zu übergehen. Lächeln kann Leitl mindestens so heftig wie Viktor Klima und Werner Faymann. Und die österreichischen Arbeitgeber und Unternehmer sind für ihn ohnedies schon seit langem die falsche Umgebung. Eine solche Geschlechtsumwandlung ist durchaus modisch. Und wird sicher auch von der Krankenkasse bezahlt.

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Chuzpe oder Orwell

24. Mai 2010 03:48 | Autor: Andreas Unterberger

Warum fallen einem oft nur noch solche starken Worte wie Chuzpe, Verlogenheit und Dummheit ein, wenn man die öffentlichen Diskussionen verfolgt? Da ich immer noch irgendwie an das Gute in den öffentlichen Akteuren glauben will, wäre ich dankbar für freundlichere Erklärungen zu den folgenden vier öffentlichen Enuntiationen zu brennenden Themen wie Gesamtschule oder Schuldenkrise. Erstens: Der selbsternannte Schulexperte einer Boulevardzeitung, Andreas Salcher, tritt im ORF auf und polemisiert wild für die Gesamtschule. Was nicht weiter ungewöhnlich ist. Der Mund blieb einem aber offen angesichts der zwei Hauptargumente Salchers. Das eine ist die Prophezeiung: Wenn nicht sofort die Gesamtschule eingeführt werde, dann werden die Eltern mit ihren Kindern in Massen in Privatschulen flüchten. Wahr ist natürlich das Gegenteil. Noch gibt es eine Reihe anspruchsvoller und leistungsorientierter staatlicher Gymnasien, in die der Mittelstand seine Kinder schicken kann, ohne teures Schulgeld zu bezahlen. Müssen diese Gymnasien hingegen zu „Gymnasien für alle“ werden, wie die Forderung der Linken in allen Parteien derzeit lautet, dann wird sich naturgemäß auch in diesen Schulen das Niveau so nach unten verändern, dass alle verantwortungsbewussten Eltern in die Privatschulen flüchten werden (wenn sie es sich irgendwie leisten können). So wie etwa in den Gesamtschulländern USA und Großbritannien. Sehr sozial. Manches Mal hört man da übrigens das Gegenargument: Natürlich solle die Gesamtschule leistungsorientiert sein. Nimmt man das ernst, dann hieße Gesamtschule, dass die Kinder zwar beim gleichen Tor hineingehen, dann aber den ganzen Tag bis auf den Sport in völlig verschiedenen Klassen sitzen. Was extrem teuer wird, und was die linken Gleichheitsfanatiker natürlich nicht wollen. Sie wollen ja alle Menschen gleich machen. Da kann es dann natürlich nicht schlechtere Klassen geben, in denen dann halt wieder konzentriert die Kinder aus bildungs- und sprachfernen Schichten so sitzen wie jetzt in den städtischen Hautschulen. Eine solche leistungsdifferenzierende Gesamtschule würde ja die Wiedereinführung der Aufnahmsprüfung ins Gymnasium zur Potenz bedeuten. Diese ist einst ja von den gleichen Gleichheitsfanatikern, die jetzt für die Gesamtschule kämpfen, mit dem Argument abgelehnt worden ist, sie würde benachteiligten Kindern den Aufstieg verbauen. Dort müsste es dann auch Klassen mit Disziplin und strengen Benotungen (samt Konsequenzen) geben. All das ist ja von den progressiven Schulreformern der letzten Jahrzehnte zum Schaden der Schulen weitestgehend abgeschafft worden. Nur sehr naive Menschen werden glauben, dass die Linken die Gesamtschule wieder einführen wollen, um ausgerechnet diese Methoden einer konservativen Schule wieder einzuführen. Genauso logikfrei ist das zweite Argument Salchers, das die Popper-Schule als Argument für die Gesamtschule verwendet. Jene Elite-Schule ist nämlich geradezu ein Parade-Exempel für ein differenziertes Schulsystem. Mit Aufnahmstests und allem diskriminierenden Drum und Dran. Der übrigens (siehe seine Waldzell-Veranstaltungen) auch sehr in die jeder Vernunft ferne Esoterik verliebte Salcher muss wohl bei George Orwell gelernt haben: Bezeichne jedes Ding als das Gegenteil, dann bricht jede Logik und Ordnung zusammen, dann haben die Mächtigen freie Bahn für jede Manipulation. Zweitens: Alles andere als manipulationsfrei war dieser Tage auch ein PR-Bericht in der „Zeit im Bild“ für die Wiedereinführung des von Schwarz-Blau angeblich abgeschafften Hausmeisters.  Dabei wurde wieder einmal in Orwellscher Manier die Tatsache verschwiegen, dass natürlich auch nach der Abschaffung der Hausmeister-Privilegien durch Schwarz-Blau zu Tausenden Hausmeister neu angestellt wurden, die in Mietshäusern leben und sich um diese kümmern, nur zu billigeren Konditionen gegenüber früher. Dabei wurde vom ORF überdies wieder einmal verschwiegen, dass ein Hausmeister – auf welcher Gesetzesgrundlage immer – die Mieter deutlich teurer kommt als die Wartung des Hauses durch eine externe Firma. Dieser Bericht war nur ein weiterer Beweis dafür, dass der heraufziehende Wiener Wahlkampf zumindest in den gleichgeschalteten beziehungsweise bestochenen Medien der grauslichste und manipulativste werden wird, den wir je erlebt haben. Drittens: Der linke Historiker Oliver Rathkolb hat in einem Zeitungsinterview endlich die politisch korrekte Erklärung für die Ursachen der katastrophalen Finanzkrise geliefert. Die Ursache liege darin, dass Griechenland, Portugal und Spanien bis in die 70er Jahre rechte Diktaturen gewesen seien, so Rathkolb. Schuld ist also nicht die seither praktizierte Verschwendungspolitik, nicht die durch aggressive Gewerkschaften erkämpften und allein in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent über dem deutschen Niveau liegenden Gehaltserhöhungen, nicht die Korruption, nicht die ringsum befürchtete Unfähigkeit sozialistischer Regierungen, die ewig versprochenen Reformen auch durchzuführen. Nein, Franco & Co sind die Täter. Offenbar haben die Linken erkannt, dass der Spekulantenschmäh nicht so richtig zieht, jetzt konstruiert man einen anderen Sündenbock für das Scheitern der eigenen Keynes-Wohlfahrt-Schulden-Politik (die freilich auch von fast allen anderen Parteien teilweise praktiziert wurde). Viertens: Der deutsche Linkspolitiker Gregor Gysi zitiert im deutschen Bundestag ausgerechnet Werner Faymann als Kronzeugen für seine Auffassungen zur Finanzkrise. Gysi ist bekanntlich ein hochrangiger Exponent des DDR-Systems gewesen (so wurde er von dem Regime zu internationalen Anwaltskongressen entsandt), also der – bisher – letzten Diktatur auf deutschem Boden. Dieser totalitäre Gefängnisstaat hat sich nicht nur durch massenweisen Terror, Mord und Sadismus ausgezeichnet, sondern auch durch ein katastrophal versagendes Wirtschaftssystem. Trotzdem ist Gysis Partei auch heute nicht bereit, sich von dem dortigen Regime zu distanzieren, sodass die Linkspartei gerade um die Chance umgefallen ist, sich in Nordrhein-Westfalen an der Regierung beteiligen zu dürfen (was den dortigen Sozialdemokraten und/oder Grünen ein gutes Zeugnis ausstellt) Mit anderen Worten: Die Apologeten der DDR sehen die Weltwirtschaft genauso wie jene Menschen, die dem österreichischen Bundeskanzler die Ideen eingeben. Das ist nun keine Chuzpe mehr. Das ist nur noch beängstigend.

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Wenn das Rathaus und das Außenamt . . .

23. Mai 2010 03:50 | Autor: Andreas Unterberger

Es war eine mehr als merkwürdige Imame-Konferenz, die da in Wien mit Segen des Rathauses und des Außenministeriums stattgefunden hat. Aus lauter Naivität oder zynischem Wahlkampf-Opportunismus hat man einfach ignoriert, dass da auch die radikalisten Elemente des Islam mit an Bord waren - genau jene, vor denen wir die österreichischen Moslems eigentlich schützen sollten. Und damit auch den Rest der Bevölkerung. Die Verbindungen der Veranstaltung hin zum Terrorismus laufen über die Moslembruderschaft. Und über die saudiarabische Wahabiten hat man sich  die in ihrer doktrinären Dogmatik radikalsten und am ärgsten gegen fundamentale Menschenrechte verstoßenden Elemente an Bord geholt. Und wie immer liefen die Drähte über die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, den übelsten Wolf im Schafspelz. Bei den Saudis ist man ja gerade wieder an die Absurdität der dortigen Religionspraxis erinnert worden: Bis vor wenigen Tagen war es Feuerwehrleuten verboten, Frauen aus einem brennenden Haus zu retten, wenn diese in dem Haus nicht komplett verhüllt bekleidet sind! Tiefer geht es wirklich ja nimmer. Oder soll man die endlich erreichte Aufhebung des Verbots, das schon viele Opfer gefordert hat, gar als Ausbrechen der Menschenrechte feiern? Wenn die Rolle von Außenamt und Rathaus nicht eine Mischung aus Dummheit und Zynismus war, was dann bitte? Sie steht jedenfalls in einer Reihe mit geradezu liebedienerischen Auftritten von Spitzenpolitikern aus den größten Parteien des Landes vor islamischen Versammlungen - ohne dass da klare Worte fielen, welche den Zuhörern den Wert der Meinungsfreiheit, der Religionsfreiheit, der Rechte der Frau, der Trennung von Kirche und Staat für die österreichische und europäische Rechtsordnung verdeutlichen würde. Man stelle sich nur vor, hätte irgendein christliches Treffen um Unterstützung angesucht, bei dem etwa auch die Pius-Bruderschaft oder das Opus Angelorum oder gar irgendwelche Sekten teilnehmen. Da wären die Bitten um Unterstützung wahrscheinlich nicht einmal beantwortet worden. Umso überraschender, dass ausgerechnet oder wenigstens ein grüner Abgeordneter, der Vorarlberger Harald Walser, da Klartext zu sprechen gewagt hat.

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Niemand will nach Griechenland

22. Mai 2010 04:39 | Autor: Andreas Unterberger

Da staunen die Griechen. Und jammern. Dabei war es vorhersehbar wie das Amen im Gebet: Jetzt bricht auch noch der Tourismus ein, also eine der wichtigsten Einnahmequellen der Nation. Was haben die wackeren Hellenen eigentlich anderes erwartet? Täglich Bilder von wilden Demonstrationen und täglich böse Verbalattacken auf das europäische Ausland, weil dieses sich nicht eilfertig und devot genug beim Transport von Milliarden nach Griechenland erwiesen hat: Haben die Griechen da wirklich angenommen, dass das viele Nordeuropäer zur Anreise motivieren wird? Dabei ist das Land ohnedies schon seit Jahren alles andere als eine Billig-Destination. Die ständig über dem europäischen Schnitt liegenden Lohnerhöhungen haben alle Preise steil nach oben getrieben. Binnen zehn Jahren haben sich die Griechen ja fast 30 Prozent mehr gegönnt, waren die griechischen Gewerkschafter um so viel "erfolgreicher" als die deutschen. Und jetzt sind die Touristen so frech und wollen diese Erfolge nicht bezahlen. Und wenn sie, beziehungsweise ihre Staaten, beschimpft werden, schon gar nicht. Da nutzt es auch wenig, wenn heuer plötzlich die Preise für Griechenlandurlaube erstmals wieder ein wenig zu sinken beginnen. Da nutzt es auch wenig, dass Griechenland überwiegend sehr schön ist und die Menschen abgesehen von ihren nationalistischen Marotten und wirtschaftlichen Traumvorstellungen sehr nett. Es geht im Grund immer um dieselbe Tatsache: Wer an die sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Lüge glaubt, dass man sich durch Kampfmaßnahmen ein größeres Stück vom Wohlstand erringen kann, als man durch mehr Leistung, Kreativität, Technologie geschaffen hat, der fällt langfristig immer auf die Nase. Freilich sind die Griechen da nicht alleine. Bis auf ein paar Oststaaten ist überall der gleiche Fehler begangen worden. Auch in Deutschland. Dort versucht wenigstens die Bundeskanzlerin nun ihr Land auf drastische Sparmaßnahmen einzustimmen. "Deutschland hat Jahrzehnte über seine Verhältnisse gelebt", hat sie den Teilnehmern des Kirchentages in München zugerufen. Das zeugt nach der fast irreversiblen Dummheit der Griechenlandhilfe immerhin von Lernfähigkeit und später Ehrlichkeit. Wann bekommen wir in Österreich einmal einen ehrlichen und lernfähigen Regierungschef? Wahrscheinlich noch später als die Griechen . . .

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SN-Kontroverse: Vermögenssteuer

21. Mai 2010 02:47 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

"Sollen Vermögen stärker besteuert werden?"

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Empörende Steuerungerechtigkeit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Österreich ist ein Paradies. Allerdings nur für wenige, während für die Massen das Paradies in immer weitere Ferne rückt. So sind derzeit 1,3 Millionen Menschen im wohlhabenden Alpenstaat von Armut betroffen. Ihnen stehen jene zehn Prozent Reiche gegenüber, die 70 (!) Prozent des Vermögens besitzen. Dieses vermehrt sich von selbst. Denn die Vermögenden des Landes leben in einem unvergleichlichen Steuerparadies. Seit 1993 gibt es in Österreich praktisch keine Vermögensbesteuerung mehr. Österreich ist damit weltweit unter den Schlusslichtern bei der Besteuerung der Vermögen. Während jene, die ihr Geld mit Arbeit verdienen, eine immer höhere Steuerlast zu tragen habe, genießen Österreichs Reiche ihre Steuerprivilegien. Sie parken ihre Milliarden steuerfrei in Stiftungen, wo sich mittlerweile 60 Milliarden Euro angesammelt haben. Gerne flüchten Vermögende mit ihrem Geld auch ins Ausland. Laut Schätzungen liegen derzeit rund 14 Milliarden Euro aus Österreich auf Schweizer Banken; zwölf Milliarden davon unversteuert. Dazu kommt, dass Gewinne aus Aktienverkäufen steuerfrei sind, wenn die Aktie ein Jahr lang gehalten wurde. Ein besonderes Steuerzuckerl gibt es für Großkonzerne: die Gruppenbesteuerung. Ein Konzern mit Mutter in Österreich kann Verluste, die er irgendwo gemacht hat, sofort mit Gewinnen in Österreich gegenrechnen. So zahlt er hierzulande weniger oder gar keine Steuern. „Einfache“ Bürgerinnen und Bürger müssen sich angesichts dieser Steuerprivilegien für Reiche verarscht fühlen. Sie zahlen für ihr Erspartes auf ihren Sparbücher 25 Prozent Kapitalertragssteuer. Steuerschlupflöcher gibt es keine. Es ist hoch an der Zeit für die Einführung einer Vermögenssteuer, damit die empörende Steuerungerechtigkeit wenigstens ein wenig gemildert wird.

Ihre Gier ist grenzenlos

Andreas Unterberger Steuern auf Vermögen, Vermögenszuwachs, Finanztransaktionen, Energie oder Banken: Die Regierung und ihre Agenten decken uns mit einem Trommelfeuer an Steuererhöhungsplänen ein, sie wollen den Menschen den einzig funktionierenden Ausweg aus der gigantischen Staatsverschuldung aus dem Kopf prügeln. Nämlich drastisches Sparen auf allen Ebenen, wie es seit 1970 nur Schüssel-Grasser geglückt ist (sie verringerten die Staatsschuldenquote von 68 auf 60 Prozent). Sparen und Privatisierungen werden auch von fast allen führenden Ökonomen des Landes dringend empfohlen. Noch nie in der Geschichte hat uns der Staat so viel weggenommen, weil ständig irgendwelche Liebkinder der Parteien bedient werden. Und trotzdem ist das vor allem der SPÖ noch immer nicht genug. Die Gier kennt keine Grenzen mehr. Die Bürger werden freilich in dem Glauben gewiegt, dass die Steuerpläne eh nur ein paar wenige Reiche treffen. Was eine Lüge ist, wie etwa die Vermögenssteuer zeigt: Diese wird nur beim Mittelstand Geld finden, weil die ganz Reichen schneller bei der Tür draußen sind, als die Abgeordneten im Parlament abgestimmt haben. Die Steuer wird jene Ersparnisse treffen, die es heute in fast jeder Familie für Alter, Notfälle und die Kinder gibt. Sie trifft Autos wie Schmuck. Sie muss genauso Grundstücke und Häuser erfassen, und zwar nicht nur mit einem illusorischen Einheitswert; das hat das Verfassungsgericht schon vor Jahren geklärt. Dennoch glauben manche, dass sie ungeschoren bleiben, weil sie sich nicht als wohlhabend sehen. Sie werden spätestens dann erwischt, wenn die Inflation auch den Wert ihrer Wochenendhütte um die eine oder andere Null erhöht haben wird. Und nur naive Menschen können glauben, dass die gigantische Geldaufblähung der letzten zwei Jahre, mit dem Höhepunkt in der Griechenlandhilfe, nicht am Ende in eine Geldentwertung münden wird.

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Die Intelligenz der Frau Karl

20. Mai 2010 12:31 | Autor: Andreas Unterberger

Sollte man nicht endlich einen Intelligenztest für Politiker einführen? Genügt es derzeit wirklich, in die richtige Länder-, Geschlechter-, Bünde-Quote zu fallen, um Minister zu werden? Der Fall Beatrix Karl macht die Antworten auf diese Fragen klar: zweimal Ja. Die „Wissenschafts“-Ministerin fordert aus heiterem Himmel ein „Gymnasium für alle“. Mit der gleichen Logik fordere ich nun „einen Magistertitel für alle“. Genauso legitim wäre auch: „Alle 8,3 Millionen Österreicher sollen Minister werden!“ Dass ihre plötzliche Forderung nach einem „Gymnasium für alle“, nach einer „einheitlichen Schule für alle 10- bis 14-Jährigen“ nichts anderes als die Gesamtschule, zeigt der sofortige Jubel der SPÖ. Offenbar hält Karl die Österreicher für so blöd, dass diese den Trick nicht merken. Aber die Menschen sind klüger als Minister. Sie wissen: Gesamtschule bleibt Gesamtschule, auch wenn künftig über allen Schultoren das Wort „Gymnasium“ steht. Ebenso klar ist, dass Karl damit ihrer Partei einen schweren Schaden zufügt. Die einheitliche Schule für alle ist total unpopulär (außer bei universitären Pädagogen, zeitgeistigen Journalisten und linken Gesellschaftszerstörern). Außerdem ist sie in jedem bisher vorliegenden Modell extrem teuer. Eltern in Österreichs Städten wollen einfach nicht, dass ihre Kinder und Enkel in Schulen gehen müssen, wo ihnen Klassen drohen, die zu 50 bis 95 Prozent aus Kindern bestehen, die einen kulturellen Hintergrund mit Drittwelt-Niveau haben, die so große Probleme schon mit der deutschen Sprache haben, dass es chancenlos ist, dass sie mit 13 schon zwei Fremdsprachen auf dem Lehrplan haben könnten. Das unausgesprochene Motiv der Frau Karl ist klar: Sie glaubt, damit die Zustimmung der SPÖ für die Einführung von Zugangsbeschränkungen an den Universitäten zu erlangen (für die sie eigentlich zuständig ist). Selbst wenn das auf diesem Weg gelingen sollte, macht das ihren Fehler nicht geringer. Man kann doch nicht einfach die universitäre Dummheit der SPÖ dadurch ausgleichen, dass man selber noch eine viel größere schulische Dummheit begeht. Man kann doch nicht einfach unsere Kinder opfern, nur weil die SPÖ Angst hat, ein paar studentische Wähler an die Grünen zu verlieren. Das ist zwar für die Wirtschaftsuniversität tragisch – aber letztlich irrelevant, solange dort Professoren unterrichten, die öffentlich allen Ernstes erklären, dass die Hauptursache der griechischen Krise die zu niedrigen Gehälter der deutschen Arbeiter sind. Besonders dumm ist der Vorstoß der Frau Karl auch insofern, als gerade vom ÖAAB und dem parteinahen Management-Club einige sehr spannende – und durchaus divergente – Konzepte für eine bessere Bildung präsentiert worden sind. Deren Diskussion wäre zukunftsweisend, aber nicht ein neuerliches schwarzes Umfallen in Richtung SPÖ. Vor wenigen Tagen konnte man überraschenderweise sogar im ORF eine finnische Erziehungs-Beauftragte hören, welche ausdrücklich sagte, dass die gute Qualität der dortigen Schulen nicht Folge eines Gesamtschulmodells sei, sondern vor allem mit einem bei uns ganz unmodisch gewordenen Zauberwort zu erklären sei: „Disziplin“. (Ob die Redakteurin, die dieses Interview auf den Bildschirm gebracht hat, das überlebt?) Überdies haben die Finnen einen viel geringeren Anteil an Drittwelt-Ausländern. Überdies kann sich in Finnland eine Schule viel leichter von unfähigen Lehrern trennen als bei uns (was auch der Management-Club fordert). Das sind die entscheidenden Unterschiede. Nachbar Deutschland zeigt es noch viel deutlicher: All jene Bundesländer, die die verpflichtende Gesamtschule haben, liegen in allen Rankings weit hinter jenen, die das achtjährige Gymnasium haben. Frau Karl ignoriert das alles, sondern rühmt, dass bei der Gesamtschule die Eltern dann erst Schul-Entscheidungen treffen müssten, wenn die Kinder 14 sind. Warum eigentlich ausgerechnet im schwierigsten Entwicklungsalter von Jugendlichen, wo sie oft von der Pubertät nur so durchgebeutelt werden, was aber zum Glück vorübergeht? Warum verschweigt Karl, dass auch jetzt schon die Hälfte der Maturanten bis 14 in Hauptschulen gegangen ist – aber eben in die guten leistungsorientierten auf dem Land und nicht in die städtischen? Warum begreift sie nicht, dass das Leben eben immer aus Entscheidungen besteht, die nur populistische Politiker vorgeben, aus dem Weg räumen zu können? Warum verschweigt sie, dass mit der gleichen Berechtigung auch die „Matura für alle“ gefordert werden kann? Warum verschweigt sie, dass damit eine weitere Motivation zum Leistungsanreiz in den Schulen verloren geht, wenn ohnedies bis 14 nicht differenziert werden darf? Warum kämpft die Frau Assistenzprofessor, statt solche Vorschläge zu machen, nicht gegen das Schmied-Ministerium, Landesschulräte und vor allem Schuldirektoren, die ständig das Niveau senken, die die Hausübungen zum unverbindlichen Freizeitspaß degradieren, die negativen Noten de facto abschaffen wollen? Warum kämpft sie nicht gegen die Gewerkschaft, die unfähige, unwillige, bösartige Lehrer verteidigt, statt sie als Schaden für die Kinder und die anderen Lehrer möglichst rasch aus der Schule entfernen zu lassen? Warum verschweigt sie, dass der Bildungsweg weniger von den Schultyp-Entscheidungen der Eltern abhängt als von deren Engagement für die Ausbildung der Kinder? Von der Zuwendung, die Kinder erfahren; davon, ob es daheim Bücher gibt, ob diese auch gelesen werden, welche Fernsehprogramme (wenn überhaupt) eingeschaltet werden, welche Sprache am familiären Tisch gesprochen wird, welche Themen da im Zentrum stehen, welche Anregungen – von Museen bis zu Freunden –  den Kindern mitgegeben werden, wie die Eltern selbst zu Leistung, Bildung und Wissen stehen. Das sind die wirklichen Fragen, an denen sich die Zukunft der Kinder entscheidet, lange vor dem 14., auch vor dem 10., ja zum Teil sogar schon lange vor dem 6. Geburtstag. Und ganz sicher ist nicht das Einkommen der Eltern der kausale Faktor (nur wird dieses halt logischerweise in Familien mit Leistungsorientierung meistens viel höher sein als in jenen, die die Kinder vom Fernsehapparat aufziehen lassen). Ganz beiseite lassen wir dabei den auch sehr spannenden Aspekt, dass ein guter Facharbeiter wahrscheinlich künftig viel mehr verdienen wird als die Massen an Publizisten, Germanisten, Historikern, Politologen und Kunststudenten, die Karls Universitäten heute produzieren. Es ist irgendwie erschütternd: Elisabeth Gehrer hat gewiss Fehler gemacht; aber die sollten jedoch keinesfalls ein Grund sein, dass es seither mit den Politikern kontinuierlich ständig steil bergab geht, welche die ÖVP ins Wissenschaftsministerium entsendet.

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Wenn Anwälte die Justiz behindern

20. Mai 2010 04:14 | Autor: Andreas Unterberger

Geht's dem Dr. Zanger schon so schlecht, dass er nun praktisch die ganze FPÖ wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation auf die Anklagebank bringen will, weil er zu wenig mit echten Causen zu tun hat? Oder ist diese Anzeige ein weiterer PR-Gag eines Rechtsanwalts, der im Lauf der Jahre schon viel medienträchtigen Aktionismus ähnlicher Art mit relativ geringem juristischen Erfolg versucht hat? Trifft die zweitgenannte Hypothese zu, dann hat sich der übereifrige Anzeiger freilich wenig intelligent selbst ins Knie geschossen. Denn er hat auch einen prominenten Redakteur des ORF mit angezeigt - und zwar mit einem besonders läppischen Vorwurf: Jener Redakteur habe einst Jugendphotos mit H.C.Strache ausgepixelt, damit man die anderen Teilnehmer bei den einstigen Kampfspielen nicht erkennt. Wer auch immer das getan hat, hat die nach dem Medienrecht empfehlenswerte Vorsicht walten lassen, um Klagen Dritter abzuwenden, also sicher nichts Böses. Dieser Vorwurf gegen einen Journalisten ist aber nicht nur juristisch besonders dümmlich (und lässt auf die Qualität des übrigen Konvoluts schließen), damit nimmt sich Zanger auch den wichtigsten Verbündeten, wenn es darum gehen sollte, sich öffentlichkeitswirksame Lorbeeren als wackerer Vorkämpfer gegen einen dräuenden Rechtsextremismus zu holen. So blind der ORF sonst bei ähnlichen Aktionen mitmacht, so klar ist doch, dass er bei solchen Stänkereien gegen einen eigenen Redakteur nicht mitmachen wird. Selbst die Redakteursvertretung - die normalerweise fast so weit links steht wie der Herr Dr. Zanger - hat sich nun sofort hinter den Redakteur gestellt. Prompt hagelt es Gegenklagen gegen Zanger. Prompt stellt sich - natürlich - der Kurier an die Seite Zangers. Im Grunde sollte es längst eine finanziell wirklich spürbare Mutwillensstrafe geben, wenn Politiker, Möchtegern-Politiker und politische Adabeis mit solchen Daueranzeigen die Justiz fast lahmlegen. Besonders gern tut das auch der grüne Peter Pilz - von ihm haben sich auf Anhieb 17 verschiedene Strafanzeigen allein bei der Staatsanwaltschaft Wien gefunden! -, aber auch die FPÖ ist da munter unterwegs. Gleichzeitig kommt die Justiz mit den wirklich wichtigen Dingen nicht voran. Immer mehr echt kriminelle Delikte werden eingestellt; die großen Finanzprozesse dauern Jahre, sodass Forderungen oft schon verjährt sind. Wie kommt eigentlich der Bürger dazu, dass eine der wichtigsten Staatsfunktionen nicht zuletzt wegen Pilz, Zanger & Co (und aus einigen anderen Gründen) nicht mehr richtig funktioniert?

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Fußnote 104: Der Missbrauch und die Weisheit

20. Mai 2010 02:28 | Autor: Andreas Unterberger

Offnbar finden Laien die klügeren Worte zu den vielen Missbrauchsfällen in der Kirche als die Bischöfe. Es war  sehr schmerzhaft, mit welch falschen Tönen manche Kirchen-Oberen auf jene schlimmen Vorgänge in kirchlichen Einrichtungen reagiert haben. Vom Wiener Kardinal bis zu Berliner Jesuiten. Sie machten aus den Verbrechen einiger Kirchenmänner - zwar vieler, aber eben doch nur einer winzigen Minderheit - gleich ein Verbrechen der Kirche oder gar des Evangeliums. Offenbar waren sie in ihrer Panik und ihrem Schock der Krise nicht gewachsen oder glaubten naiverweise, durch Demutsopfer gegenüber dem Boulevard und selbsternannten Kirchenrettern die Dinge beruhigen zu können. Sie haben aber in Wahrheit alles noch viel schlimmer gemacht. Denn jetzt stehen nicht die Täter (die Missbraucher und die Wegschauer) am Pranger, sondern die ganze Kirche. Und die viel größere Zahl von Missetätern außerhalb der Kirche gerät überhaupt in Vergessenheit. Eine tolle Leistung, für die man sich noch "professionelle" Berater geholt hatte! Da tut es gut, wenn ein Laie wie der Schriftsteller Martin Mosebach in der Süddeutschen Zeitung die viel klügeren und vernünftigeren Worte findet. Einfach nachlesen, zumindest wenn man meint, dass die Welt diese Kirche doch noch braucht.

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Das Verbrechen Wohlfühlschule

19. Mai 2010 03:41 | Autor: Andreas Unterberger

Die Schulpolitik in diesem Land hat schon dort, wo sie offiziell gemacht wird, ein offensichtliches Ziel: Weg mit Leistung, Kampf der Begabung und los von allem, was in unserer Gesellschaft (noch) für Erfolg wichtig ist. Nämlich all diese in Verruf geratenen Sekundärtugenden wie Wille zum Lernen, Selbstdisziplin, angemessenes Benehmen, Anerkennen der Beurteilung der eigenen Leistung und der Konsequenzen daraus. All jene ideologischen Apostel, die aus der Schule ein gesellschaftspolitisches Instrument machen wollen, verschwenden die vielen unterschiedlichen Begabungen der Kinder und damit die Zukunft der Einzelnen, aber auch unseres Landes. Trotzdem wird alles dazu getan, die Schule auf eine Aufbewahrungsanstalt für den Nachwuchs während der elterlichen Arbeitszeit zu reduzieren, deren Sinn eigentlich niemand mehr in Bildung oder Ausbildung sieht. In der Volksschule setzt man auf die „Wohlfühlschule“. Da gibt’s die Kuschelecke, wenn ein Kind nicht mitmachen will. Da wird das spielerische Element zelebriert. Da wird auf Leistungsbeurteilung verzichtet. Alles ganz offiziell. Und dann gibt es auch „Inoffizielles“ – nicht Festgeschriebenes. Lernziele, die man steckt – die aber so katastrophal sind, dass der Skandal vorprogrammiert wäre, würde eine solche Anweisung schwarz auf weiß in der Öffentlichkeit landen. Zum Beispiel wird für die Wiener Volksschulen vorgegeben, dass die Viertklassler, die sie verlassen, 400 (!) Worte lesen können müssen. AHS-Direktoren, die noch an ihre Schulform glauben (und die soll es ja auch noch geben), sind verzweifelt. Wie soll man mit solchen Standards Zehnjährige auf einem angemessenen Niveau unterrichten? Jetzt gibt es den nächsten ungeschriebenen Anschlag auf die Zukunft der Wiener Schulkinder: Die Lehrer der Pflichtschulen wurden angewiesen, dass sie Hausaufgaben, die nicht gebracht werden, nicht mehr als negativ beurteilen dürfen. Das mag sich lesen wie eine Kleinigkeit. Vielleicht könnte man ja auch wohlmeinend sagen, dass man halt die Schüler anders motivieren soll als durch eine schlechte Note. (Lassen wir einmal beiseite, dass negative Beurteilungen ohnehin folgenlos bleiben sollen, wenn sich Claudia Schmied durchsetzt.) Nun leben wir aber in einem Land, wo Lehrherren keine Lehrlinge mehr nehmen wollen, weil sie bei den 15-jährigen Schulabgängern weder ausreichende Fähigkeiten in den Kulturtechniken Schreiben, Lesen, Rechnen vorfinden noch jenen Willen zum Lernen, den es braucht, wenn jemand etwas erreichen will. Wir leben auch in einer Zeit, wo sich Hunderte für die Polizei-Karriere bewerben, aber schon am einfachsten Rechtschreibtest scheitern. Die Zahl der funktionalen Analphabeten, die unser Pflichtschulsystem alljährlich verlassen, wird nicht erhoben. Aus gutem Grund. Wenn jemand jahrelang eine Leistung bezahlt bekommt, die zu erbringen er aber nur vortäuscht, könnte man ihn auf Schadenersatz klagen. Niemand würde es ohne Gegenwehr hinnehmen, wenn ein Elektriker kassiert, der eine Menge Plastikrohre in die Wände einzieht, sie aber nicht verkabelt. Bei der Schule wehrt sich aber niemand. Eine „Gewährleistung“ gibt es nicht. Es wäre an der Zeit und im Sinne der Kinder, wenn endlich einmal jemand eine Schule klagt, wenn sie junge Menschen ins Leben entlässt, die trotz erfüllter Schulpflicht des Schreibens und Lesens nicht mächtig sind. Milliarden fließen in den Bildungsbereich, es wird ideologisch herumgedoktert, es werden Sonntagsreden buchstabiert und Luftschlösser gebaut. Und dann stimmt viel zu oft der elementarste Output des Schulsystems nicht. Es stimmt schon: Viele tragen dazu bei – von der hohen Politik bis zu den Träumern. Aber: Wir lassen die Kinder allein, wenn wir nicht endlich die Bildungseinrichtungen zur Verantwortung ziehen. Das Versagen mancher Schulen ist ganz konkret. Doch es wird hingenommen. Damit müssen wir aufhören. Dann werden sich auch die ungeschriebenen Wahnsinns-Anweisungen aus dem Hause Brandsteidl & Co. aufhören. Und dann wird Bildung wirklich Zukunft bedeuten.

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Europa neu bauen - aber wie?

18. Mai 2010 02:01 | Autor: Andreas Unterberger

Ist Europa am Ende? Als ich vor ein paar Monaten eine Studie verfasst habe, die in vielen Punkten eine Fehlkonstruktion der EU aufgezeigt hat, ist man noch mancherorts über mich hergefallen. Seit Griechenland sind hingegen auch viel begeisterte Europäer extrem skeptisch geworden. Fast niemand glaubt mehr an das Gelingen Europas. Was mich mit Schmerz erfüllt. Bin ich doch überzeugt, dass ein gut konstruiertes, starkes Europa uns allen nutzen würde. Wir sollten nur daran gehen, Europa komplett neu zu konstruieren. Es kann einfach nicht sein, weil die deutsche Bundeskanzlerin unter dem allseitigen Druck in die Knie geht, dass dann die größten Absurditäten passieren können. Natürlich haben die Propagandisten recht, die sagen, ohne das 750-Milliarden-Schulden-Paket würden die nächsten Wochen sehr schlimm. Nur sagen sie eines nicht: Mit diesem Paket wird es noch viel schlimmer werden, wenn auch nicht in den nächsten Wochen, sondern innerhalb weniger Jahre. Wie müsste das neue Europa aussehen? Nun, eine solche Frage in einem einzigen Internet-Blog abzuhandeln, wäre vermessen. Aber einige Eckpunkte sind klar zu skizzieren: 1. Gleiches Recht für alle. Es kann nicht sein, dass die Deutschen am meisten zahlen und pro Kopf am wenigsten Stimmrechte in Rat und Parlament haben. Es kann nicht sein, dass EU-Beamte weniger Steuern zahlen und mehr verdienen als sonstwo ein Spitzenbeamter. 2. Gleiche Pflichten für alle. Es kann nicht sein, dass sich die einen vor unangenehmen Aufgaben drücken, wie etwa die Österreicher durch die Neutralität. 3. Eine absolut wirksame Schuldenbremse für steuerfinanzierte Haushalte auf allen Ebenen. Regierungen, die sich verschulden, werden abgesetzt; ihre Mitglieder müssen aus jedem politischen Amt ausscheiden. Und wenn die Nachfolger wieder dasselbe tun, übernimmt ein EU-Kommissar die Verwaltung. 4. Wer anschafft, muss auch zahlen. Das gilt für die Gewerkschaftsbonzen in der Sozialversicherung genauso wie für Länderfürsten oder griechische Regierungen. Umgekehrt heißt das aber auch: Die EU muss die regionalen Autonomien respektieren. 5. Europa beschränkt sich auf die Sicherung eines absolut freien Binnenmarktes, auf Außenpolitik und Verteidigung. Das heißt aber auch Übergabe des französischen und britischen UNO-Sicherheitsratssitzes an eine gemeinsame EU-Außenpolitik. 6. Die Degeneration der EU zu einer Political-Correctness-Agentur wird rückgängig gemacht. All diese Fragen werden subsidiär entschieden, ebenso wie die Wohlfahrtsausgaben. 7. Zuwanderung und Asyl  gibt es nur, wenn eine Kommission mit Vertretern aller Länder zustimmt. 8. Es gibt keine Kohäsions-, Struktur- und sonstige Subventionen, die einem Staat länger als fünf Jahre gewährt werden. 9. Die Landwirtschaft muss nach einer Übergangsphase von fünf Jahren subventionsfrei auskommen, ebenso wie die restliche Wirtschaft. 10. Keine Bank oder Körperschaft darf mit Steuermitteln von anderen gerettet werden. Steuermittel gibt es nur, um die Folgen eines Dominoeffekts teilweise - nicht gänzlich! - abzumildern. Total utopische Vorstellungen? Natürlich. Aber noch viel utopischer ist die Illusion, dass die jetzige Konstruktion in irgendeiner Weise zukunftsfähig sein kann.

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Die vielen Doktoren unserer Unis

17. Mai 2010 02:36 | Autor: Andreas Unterberger

Beatrix Karl will das Dienstrecht an den Universitäten ändern. Der Plan klingt plausibel – macht aber gleich aus mehreren Gründen großes Bauchweh. Die Wissenschaftsministerin will die Dreistufigkeit abbauen, also vor allem die Unterschiede zwischen den diversen Gattungen von Professoren und wohl auch den Lektoren. Daraus spricht zweifellos auch eigene Lebenserfahrung, war sie doch in ihrem früheren Leben als außerordentliche Professorin „nur“ Angehörige des Mittelbaus. Was das Projekt leicht anrüchig macht, weshalb es aber noch nicht vom Tisch gewischt werden müsste. Sehr gespannt muss man aber schon sein, wie die Ministerin die derzeit extrem schlecht bezahlten (meist nebenberuflichen) Lektoren da einbauen will. Was viel mehr stört: Das Dienstrecht der Universitäten ist jetzt schon so kompliziert, weil fast jeder Minister daran herumdoktert. Nur ganz wenige Spezialisten haben noch einen Durchblick über all die vielen Dienstrechts-Schichten, die da übereinander lagern. Da man in Österreich ja niemanden schlechter stellen darf, sind auch Ansprüche aus irgendwelchen Dienstrechten uralt zu bezahlen. Noch mehr aber stört etwas ganz anderes. Warum überhaupt zerbricht sich schon wieder eine Ministerin da den Kopf? Das bedeutet ja in Wahrheit, dass man die Autonomie der ausgegliederten Universitäten Schritt für Schritt wieder zurücknimmt. In einer wirklichen freien Universitäts-Landschaft sollte doch ein freier Wettbewerb zwischen den einzelnen Modellen herrschen: Die einen versuchen‘s basisdemokratisch, die anderen hierarchisch, die einen mit flachen Management-Strukturen, die anderen mit sehr genau festgeschriebenen Verantwortungen, die einen mit teuren Stars, die anderen ohne. Das würde dann rasch zeigen, was gut funktioniert und was nicht. Aber in diesem Land glaubt halt immer eine Obrigkeit, alles besser zu wissen. Und die nächste Obrigkeit weiß es dann schon wieder besser. Die Rücknahme der Autonomie hat schon unter Johannes Hahn begonnen. Er hat sich etwa mit dem – jetzt so peinlich zerflatternden – Hochschuldialog unter dem Druck von ein paar extremistischen Audimaxisten wieder ganz zentralistisch in die Unis einzumischen versucht. Noch schlimmer ist die Linie der SPÖ, die den Unis (bis auf ein paar Ausnahmen) nicht einmal erlauben will, sich selbst ihre Studenten nach qualitativen Kriterien auszusuchen. Freilich sind auch Rektoren & Co nicht viel kreativer unterwegs. Sie haben nicht viel mehr gemeinsame Vorstellungen, als dass es noch mehr Steuerzahler-Geld geben müsse. Allerdings können Sie sich dabei auf eine im Vorjahr von dieser Koalition und einem nun nach Brüssel entsorgten Minister veranlasste Parlamentsresolution berufen, die den Unis gewaltige Mittelzuwächse verspricht. Es spricht freilich nicht für die intellektuelle Qualität von Wissenschaftlern, wenn sie auch nur eine Sekunde lang glauben, dass eine solche Resolution mehr als das Papier wert ist, auf dem sie steht. Gäbe es gute Ökonomen an Österreichs Unis, dann könnten die sogar beweisen, dass solche Versprechungen nicht einhaltbar sind – schon gar nicht in Zeiten wie diesen.  Und gäbe es gute Historiker, Politologen oder Juristen, dann könnten diese lange Listen von parlamentarischen Versprechungen zusammenstellen, die allesamt nie die Wirklichkeit beeinflussen konnten. Wer weiß etwa noch, dass Regierung und Parlament einst großspurig CO2-Reduktionen versprochen haben, die noch weit über den Kyoto-Zielen lagen, die Österreich jetzt auch nicht einhalten kann, obwohl sie mittlerweile EU-verbindlich sind. Oder enorme Entwicklungshilfe-Leistungen. Ein anderes Versäumnis ist der Regierung aber sehr wohl anzulasten. Sie hätte schon bei der Ausgliederung ganz klar die Kriterien nennen müssen, wofür jede einzelne Uni Geld bekommt und wie die Einhaltung jedes einzelnen Kriteriums gemessen wird: Bei diesen Kriterien müsste es um die Qualität der Forschung und Lehre gehen, da müsste es um die Qualität der Absolventen gehen (die man etwa an Hand ihrer beruflichen Positionen messen kann), da müsste es um eine Mischung aus universitärer Breite mit einzelnen Spitzen gehen. Das wäre gewiss schwierig, aber wichtig und spannend (und müsste auch immer wieder nachgeschärft werden). Der Istzustand ist aber jedenfalls eine totale Katastrophe. Die Politik gibt lügnerische Versprechungen ab, die Unis fordern immer nur, statt etwas zu leisten. Die Ergebnisse und das Niveau unserer Universitäten sind dementsprechend deprimierend.

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Israel ist Europa

16. Mai 2010 04:44 | Autor: Andreas Unterberger

Wer in den letzten Jahren auch nur einen positiven Satz in Hinblick auf Israel formuliert hat, stößt meist auf blankes Unverständnis. Nicht nur links und rechts, sondern auch in der politischen Mitte. Und selbst die linksgestrickte Wiener Kultusgemeinde engagiert sich überhaupt nicht für Israel. Zumindest bekommt man immer wieder zu hören: Kritik an Israel müsse doch erlaubt sein. Ja, natürlich; jede Kritik muss erlaubt sein und ist auch gut. Was derzeit aber auf Israel einprasselt, hat vielleicht mit legitimer Kritik begonnen, wächst sich aber mittlerweile zu einer Bedrohung aus, die am Ende nicht nur Israel untergehen lassen könnte, sondern auch den Westen selbst fundamental bedroht. Der Westen, das sind in erster Linie auch wir Europäer, wenngleich man das mangels einer Europäischen Außen-, Sicherheits- oder Verteidigungspolitik manchmal zu vergessen scheint. Die Rolle der EU in Nahost, dem gefährlichsten Krisenherd der Welt, ist jedenfalls kaum eine Fußnote wert. Die derzeitige Politik Europas im Nahen Osten kann mit Appeasement umschrieben werden. Die Drecksarbeit, nämlich notfalls auch militärisch vorzugehen, überlässt man seit eh und je den geschmähten Amerikanern. Vor diesem Hintergrund ist die „Obama-Mania“ in Europa übrigens noch weniger nachzuvollziehen, hat doch der amerikanische Präsident die Truppen in Afghanistan massiv aufgestockt und den Verteidigungsetat der USA weiter erhöht. Obama weiß nämlich: Mit einer Appeasement-Politik, wie sie die europäischen Pazifisten betreiben, geht man unter. So chancenlos auch das Afghanistan-Engagement in seiner jetzigen Form sein dürfte. In der europäischen Rhetorik hingegen werden die Islamisten der Hamas zu „Widerstandskämpfern“, anstatt sie als das zu benennen, was sie sind, nämlich Terroristen. Es wird vergessen, dass auch unsere Sicherheit durch Islamisten vom Schlage der Hamas bedroht wird. Wer sich fragt, warum das Überleben Israels im europäischen Interesse ist, warum Israel oft Härte zeigen muss, der sollte sich fragen, was die Alternative dazu ist. Israel ist die einzige Demokratie im gesamten Nahen Osten, die diesen Namen verdient. Rund um Israel finden wir entweder autoritär regierte Länder wie etwa Syrien (das einen gefährlichen Flirt mit dem Iran praktiziert) oder Ägypten. Auf der anderen Seite stehen islamistische Regime wie Saudi-Arabien und die Islamische Republik Iran. In Syrien konnte Assad Vater eine islamistische Revolte nur durch den massiven Einsatz militärischer Gewalt abwehren. In Ägypten sieht sich Mubarak dem Druck der radikalen Muslim-Bruderschaft ausgesetzt. Es ist gar nicht auszudenken, was geschähe, fiele auch Ägypten in die Hände dieser Islamisten. Es ist irgendwie erstaunlich, wie klein inzwischen die Minderheit geworden ist, die bei Gesprächen über Israel auch diese Zusammenhänge mit berücksichtigt. Natürlich müsste aber auch die historische Verantwortung für das Schicksal der europäischen Juden zu einer Unterstützung Israels führen. Aber primär liegt Israels Überleben im vitalen Eigeninteresse der europäischen Staaten. Denn nicht nur dem Judenstaat, sondern auch den Israelis droht die Vernichtung, wenn es nach den Islamisten geht. Wie sie auch immer klar genug sagen. Und niemand soll sich Illusionen machen, dass dieser Islamismus nach einer Vernichtung Israels die Europäer verschonen wird. Hat sich doch bei einem Untergang Israels gezeigt, dass eine moderne westliche Demokratie besiegbar ist. Dann werden sich aller Hass, aber auch alle Begehrlichkeit und der ganze  islamische Expansionsdrang auf die Länder nördlich des Mittelmeers ausdehnen. Wie schon in den Jahrhunderten des Mittelalters. Wenn die Demokratien nicht am selben Strang ziehen und auch so etwas wie  Wehrhaftigkeit zurückgewinnen, dann geraten sie in Gefahr, durch andere Modelle abgelöst zu werden. All das sollte man sich legitimerweise in Erinnerung rufen, bevor man – zu Recht – die vielen Fehler Israels zu kritisieren beginnt.

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Die Verwaltung der Arbeitslosigkeit

15. Mai 2010 02:43 | Autor: Andreas Unterberger

Die Arbeitslosigkeit nimmt bedrohliche Ausmaße an. Auf Kosten der Republik werden überdies Tausende Lehrlinge ausgebildet, weil sie keine Lehrstelle finden. Ist das alles konjunkturbedingt, ist es ein unabwendbares Schicksal, oder sind es nicht auch die falsch konstruierten Rahmenbedingungen unserer Arbeitsmarktpolitik? Es gäbe durchaus einige Strategien, Betriebe dazu zu ermuntern, etwa wieder mehr Lehrstellen anzubieten. Die wären nämlich oft durchaus ausbildungswillig. Wie etwa die renommierte Wiener Bäckereikette Schwarz zeigt. Deren Chef Wolfgang Maurer hatte dem AMS Jugendliche zehn offene Lehrstellen gemeldet. Gekommen ist kein einziger. Was sich mit seinen sonstigen Erfahrungen mit dem AMS voll deckt. Und denen vieler anderer Unternehmer. Da wurde dem Bäcker eine Verkäuferin zugewiesen, die aber leider keine Zeit für ein Vorstellungsgespräch hatte, weil sie sich in einer AMS-Umschulung befindet. Da sind auch andere angekündigte Mitarbeitswillige gleich gar nicht erschienen. Da sind dem Tagebuchautor zwei Frauen bekannt, die zwischen dem 58. und 59. Geburtstag noch eine eingehende Computerschulung auf Kosten der Allgemeinheit bekamen. Wobei eine davon schon jahrelang auf dem Computer gearbeitet hatte; natürlich hat keine davon bis zum Antritt der Vollpension jemals wieder einen Job bekommen. Da hatte ein Wiener Rechtsanwalt einmal versucht, über das AMS eine Sekretärin zu suchen – alle, die ihm geschickt wurden, brachten ihn zu dem Schwur: „Nie wieder AMS.“ Da suchte eine Prominenten-Gattin übers AMS eine Bedienerin und entschloss sich nach drei Versuchen, künftig selber zu putzen, weil sie sich wegen der lieben Nachbarn nicht traut, eine illegale Mitarbeiterin zu beschäftigen. Da hatte der Tagebuchautor einst eine Sekretärin gesucht – und fand via Internet eine, mit der er dann jahrelang höchst zufrieden war. Beim AMS im tiefsten Niederösterreich war der Frau aber zuvor nach einjähriger Arbeitslosigkeit im Anschluss an die Babypause beschieden worden, dass sie keine Chance habe, Sekretärin zu werden, weil sie nur einen Hauptschulabschluss hat. Dass die Frau leistungswillig war (sie fuhr jahrelang täglich zweimal fast zwei Stunden von und zur Arbeit) und perfekt rechtschreiben konnte, ist für das formalistische Denken des AMS gleichgültig. Zurück zum Bäckereichef Maurer. Ihn erbost am meisten die ungleiche Förderung der Lehrlinge: Für jene, die in den sogenannten überbetrieblichen Lehrwerkstätten aufgefangen werden, gibt die Allgemeinheit pro Kopf und Jahr fast 13.000 Euro aus; für jeden in der Wirtschaft ausgebildeten Lehrlinge gibt es im Schnitt hingegen nur etwas mehr als 1300 Euro Förderung. Also rund ein Zehntel. Maurer ist jedenfalls überzeugt: Würde dieses Geld gerecht verteilt, bekämen auch alle Lehrlinge einen echten Ausbildungsplatz. Von dem aus sie dann auch viel bessere Chancen hätten als mit der negativ besetzten Etikette „Lehrwerkstätte“. Was auch den Tagebuchschreiber in der Erkenntnis bestärkt: So gerechtfertigt eine Arbeitslosen-Unterstützung ist, so sehr sind alle darüber hinausgehenden „aktiven“ Versuche, die Arbeitslosigkeit zu dämpfen, primär eines: unbeholfen, ineffizient, teuer, indirekte Förderungen beispielsweise für gewerkschaftsnahe Ausbildungswerkstätten oder überhaupt nur krampfhafte Versuche, die Statistik zu beschönigen. Die Vorstellung, jemand würde motiviert etwas lernen, wenn er sich vom AMS zum Besuch eines Kurses gezwungen fühlt, ist vorsichtig ausgedrückt naiv. Alles spricht hingegen dafür, dass es viel mehr Jobs und Lehrstellen gäbe, wenn die Beschäftigung eines Mitarbeiters oder Lehrlings die Arbeitgeber billiger käme.

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SN-Kontroverse: Transaktionssteuer einführen?

14. Mai 2010 13:44 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Finanztransaktionssteuer notfalls auch im nationalen Alleinfang eingeführt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Es ist Feuer am Dach!

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Die Krise ist seit über zwei Jahren Dauerzustand doch die Untätigkeit der Regierenden erschreckend. Obwohl die Rezepte gegen die Machenschaften von  kriminellen, raffgierigen und verantwortungslose Spekulanten bekannt sind, setzen sich noch immer jene Bedenkenträger durch, die offenkundig im Sold der Finanzlobbyisten stehen. Sie wehren sich erfolgreich gegen die dringend nötige Regulierung der Finanzmärkte und speziell gegen die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, mit deren Hilfe  schädliche Spekulationen eingedämmt werden könnte. Kein Wunder, geht es doch um viel Geld. Das Volumen der Finanztransaktionen wird täglich auf rund 15 Milliarden Euro (!) geschätzt. Bei einem geringen Steuersatz von 0,01 Prozent würde die Finanztransaktionssteuer allein für Österreich Einnahmen von rund 1,5 Milliarden Euro jährlich bedeuten. Dazu käme ein guter Lenkungseffekt.  Da die Steuer aufgrund des niedrigen Steuersatzes vor allem den häufigen Kauf und Verkauf von Finanzprodukten verteuern würde, hätte sie eine systemstabilisierende Wirkung. Denn die häufigen Kauf- und Verkaufsentscheidungen (kurzfristige spekulative Transaktionen) wirken oft trendverstärkend, sie erhöhen die kurzfristige Volatilität von Wechselkursen, Rohstoffpreisen und Aktienkursen. Das alles ist unbestritten und dennoch wird das Thema auf internationaler Ebene von einem Gipfel auf den nächsten verschoben. Etliche Länder – z.B. Deutschland, Frankreich, Belgien – planen daher   einen „Alleingang“. Diese  Erkenntnis setzt sich nun auch in Österreich durch. Zuletzt hat Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl laut darüber nachgedacht. Österreich, so sein Argument, müsse alle nationalen Spielräume nützen. Dem ist nichts hinzuzufügen - außer die Begründung: Es ist nicht nur in Griechenland Feuer am Dach!

Provozierend und dumm

Andreas Unterberger Erstens bringt es zur Weißglut, wenn die Regierung ständig über neue Steuern nachdenkt statt über Einsparungen. Im Gegenteil: Die SPÖ will nun sogar den alljährlich 22 Millionen Euro teuren Grenzeinsatz im Burgenland fortsetzen (halt weil dort gerade gewählt wird). Obwohl er vom Rechnungshof für sinnlos erklärt worden ist. Obwohl das Burgenland mit Polizei überversorgt ist: In anderen Bundesländern hat im Schnitt jeder Polizist fünf Mal so viele Fälle zu erledigen wie dort. Zweitens würde die Einführung einer Transaktionssteuer auf Geldüberweisungen sofort massive Abwanderung von Kapital dorthin auslösen, wo es steuerfrei transferiert werden kann. Sie wäre damit ein weiterer Anschlag auf den Investitions-Standort Österreich oder – je nach Gültigkeitsraum  – Europa. Obwohl die EU  wegen der wahnwitzigen Griechenland-Hilfe dringender denn je Kapital braucht. Drittens haben die meisten internationalen Wirtschaftsexperten (freilich nicht die linken Ideologen vom Wiener Wifo) massiv vor einer solchen Steuer gewarnt. Auch die EU-Kommission lehnt sie ab. Viertens zeigen die Analysen, dass die Transaktionssteuer sogar noch riskantere Finanzaktionen auslösen würde. Denn bei höheren Kosten rentieren sich nur höhere Risiken. Da die Banken im Vorjahr von den Regierungen fahrlässigerweise eine De-facto-Rettungsgarantie bekommen haben, gehen sie davon aus, dass sie ohnedies gerettet werden, wenn ein Risiko schlagend wird. Und fünftens würde die Steuer nur dann Geld einbringen, wenn jede Transaktion – also auch die Zahlung von Miete oder Stromrechnung – besteuert wird. Differenziert man hingegen, wird von „bösen“ Transaktionen sofort in „gute“ Umgehungsgeschäfte ausgewichen. Und es müssen Hunderte Beamte als Transaktionskontrollore angestellt werden. Aber was helfen Vernunftargumente, wenn der Klassenkampf ausgerufen wird, weil die Schuldenpolitik an ihr Ende gekommen ist.

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Priester und andere Täter

14. Mai 2010 03:53 | Autor: Andreas Unterberger

In Deutschland hatte ein rund 40-jähriger Mann vor Jahrzehnten Geschlechtsverkehr mit einer 15-Jährigen. Das ist ungefähr so relevant wie das berühmte umfallende Fahrrad in China. Trotzdem wird dieses Faktum nun international berichtet. Überschrift: "Missbrauch". Denn der Mann war und ist katholischer Priester. Die Meldungen enthalten kein einziges Faktum, warum das eigentlich ein Missbrauch gewesen sein soll. Kein Wort davon, dass das Mädchen die Begegnung abgelehnt hätte, oder dass sie unter Druck gesetzt worden wäre, oder dass Geschlechtsverkehr mit einer 15-Jährigen damals in Deutschland strafbar gewesen wäre (was den deutschen Gerichten sehr viel Arbeit verschafft hätte). Nein. Offenbar genügt schon die Qualifikation eines Mannes als "Priester", dass eine solche Handlung ohne nachzudenken zu einer weiteren Missbrauchs-Meldung  führt. Und dass der heute 62-jährige Mann pensioniert wird. Wer noch nicht die Absicht gemerkt hat, wird durch den Fall des deutschen Bischofs zunehmend verstimmt, der vorige Woche zurückgetreten ist/wurde, weil er nicht nur (mehr oder weniger erwiesenermaßen) Ohrfeigen ausgeteilt hatte, sondern auch mit einem Buben sexuellen Missbrauch getrieben haben soll. Allein: Das angebliche Opfer dementiert vehement. Die Kirche reagiert derzeit in jedem dieser Fälle panisch - nachdem etliche ihrer Exponenten jahrelang die christlichen Prinzipien der Verzeihung, der Unschuldsvermutung und der Chance auf einen Neuanfang für jeden Sünder, aber auch das opportunistische Prinzip "Hauptsache, es gibt kein öffentliches Aufsehen" allzu weit getrieben und dadurch Wiederholungsdelikte ermöglicht haben. Nunmehr hat sie sich unter öffentlichem Druck ins gegenteilige Extrem treiben lassen. Jeder ihrer Priester wird offenbar sofort amtsenthoben, wenn irgendwer das Wort "Missbrauch" ausspricht. Und der nervenschwache Wiener Kardinal macht sogar die ganze Kirche zu Mittätern, so als ob diese in ihren Geboten irgendwo die Zeile stehen hätte: "Du sollst heftig Missbrauch treiben." Das alles ist eine recht effiziente Methode, die Kirche noch rascher ihres Personals zu entblößen als alle bisher in der Geschichte angewandten Methoden. Und sollten jetzt auch noch Kirchenbeiträge zur finanziellen Bedeckung von Ansprüchen der Opferverbände über die Erfüllung aller gesetzlichen Ansprüche an den Dienstgeber überführter Übeltäter hinaus verwendet werden (wie schon von Rot und Grün gefordert worden ist), dann wird die Kirche auch noch ihre Kundschaft, pardon: Beitragszahler verlieren. Die kirchlichen Oberhirten haben sich aus drei Gründen selbst mit ins Unheil geritten: Erstens sind sie völlig ungeeignet, mit öffentlichen Aufregungen umzugehen; sie haben auch keine guten Berater gefunden. Zweitens gehen sie von einer in Wahrheit absurden Illusion über ihr eigenes Personal aus: nämlich dass Priester nicht genauso sündig sind wie alle anderen. Drittens sind sie nicht willens, sich beziehungsweise die Kirche zu verteidigen, wenn der Staat nicht nur Straftäter bestraft - was er bei kirchlichen Tätern genauso tun darf und soll und muss wie bei den viel zahlreicheren familiären Onkeln und Stiefvätern als Tätern -, sondern wenn darüber hinaus die Kirche total einseitig an den Pranger gestellt wird. Oder gab es etwa im Wiener Rathaus reihenweise Rücktritte, als dort offensichtlich in einem gemeinde-nahen Erziehungsheim der Missbrauch sogar auf eine kommerziell-mafiöse Ebene gehoben worden ist und der Skandal durch recht läppisches Vorgehen der gemeindeeigenen Kontrollen wieder schubladisiert werden konnte? Das gibt Anlass, auch einmal den hierorts des öfteren getadelten ORF zu loben. Dort hat es ein mutiger Redakteur gewagt, den Skandal aus dem Dunkel der Rathaus-Wohlfahrt herauszuholen. Bitte vor den Vorhang. Und bitte aufpassen, dass nicht hinter dem Vorhang jemand mit einem langen Messer steht. Dass soll ja schon vorgekommen sein, wenn die SPÖ ihre einträgliche Hauptmacht-Position in einem Wahlkampf gegen unliebsame Journalisten zu verteidigen versucht. (Sorry, da sind - weil von unterwegs produziert - in der Erstfassung peinliche Fehler gewesen)

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Fußnote 103: Das Parlament informiert

14. Mai 2010 01:29 | Autor: Andreas Unterberger

OTS0310:  Abgeordnete wollen einheitliche Richtlinien für Servicehunde Hundstorfer: Mindestsicherung kommt im Herbst. Im Wortlaut eine Überschrift der Parlamentskorrespondenz. So ungefähr schauen dann auch die Gesetze des selben Parlaments aus. Nix Sprache, nix Sparsamkeit. Nur Kraut, nur Rüben.

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Endlich bewiesen: Die Erde ist eine Scheibe

13. Mai 2010 05:46 | Autor: Andreas Unterberger

Die Erde ist eine Scheibe. Die Mondlandung hat nie stattgefunden. Und Hitler lebt noch: Kein seriöses Medium würde solche Unsinnigkeiten zum besten geben - obwohl jeweils eine erstaunliche Anzahl von Menschen daran glaubt. In der Wirtschaftswissenschaft ist es hingegen anders: Da hat der größte Stiefel den größten medialen Absatz. Das gilt zumindest für die diversen ORF-Redaktionen und ihre absurde Bereitschaft, den sogenannten Wifo-Experten Stefan Schulmeister ständig einzuladen. Ohne auch nur anzumerken, dass seine Thesen nicht einmal im eigenen Wirtschaftsforschungsinstitut geteilt, sondern als strikte Privatmeinung mit spitzen Fingern behandelt werden. Wieder einmal blieb einem dieser Tage der Mund offen, als er - mit zugegeben großer Beredsamkeit - behauptete, den Stein der Weisen gefunden zu haben, wie man die Zinsen für die griechischen und alle anderen wackelnden Staatsanleihen begrenzen könne: Man fixiert sie einfach mit vier Prozent und alle europäischen Staaten müssen für die Schulden der anderen Länder haften. So einfach ist das. Dass da nicht schon die vielen Nobelpreisträger draufgekommen sind, die ja laut Schulmeister allesamt ihre Auszeichnungen zurückschicken sollten. Man stelle sich aber einmal ernsthaft vor, was passiert, würde Europa wirklich auf die Schulmeistersche Genialität hereinfallen: Erstens würden alle Regierungen Europas wie verrückt noch mehr Schulden machen. Jedes behauptete soziale, kulturelle, ökologische, humanitäre und sonstige Anliegen könnte damit ausreichend gedeckt werden. Kein Anspruch könnte mehr abgelehnt werden. Und alle Arbeitslosen würden von den Staaten angestellt werden. Zweitens würde jedes Land darauf schauen, dass es nicht weniger Schulden hat als alle anderen. Denn andernfalls wäre es schön blöd, haften doch fortan alle für alles. Erst unter Punkt drittens sind dann alle aufgewacht: Binnen weniger Monate fand keine europäische Regierung mehr jemanden, der ihnen weiter Geld borgt. Und schon gar nicht für vier Prozent - obwohl doch Faymann, Ostermayer, der ORF, Schulmeister und noch ein paar ähnlich weise Experten alle neidigen Besitzer von Geld heftig als Spekulanten beschimpfen. Viertens wird es drastische Steuererhöhungen und Beschlagnahmungen geben. Die aber in der Summe zu noch leereren Staatskassen führen. Denn jeder der noch kann, flüchtet mit einem Koffer in die Schweiz. Und kein einziger ausländischer Investor käme mehr herein. Unter Punkt fünf gibt es dann zwei Möglichkeiten, wie die Weltgeschichte weitergeht. Möglichkeit A: Die Staaten erklären sich für zahlungsunfähig, zahlen Beamten, Pensionisten, Straßenbaufirmen und allen anderen nur noch die Hälfte des einst zugesagten Betrages (nachdem auch die Verurteilung aller Menschen, die irgendwo noch Geld versteckt haben, zu Strafhaft die Staatskassen nicht gefüllt hat). Möglichkeit B: Die Staaten zwingen die Europäische Zentralbank, unbegrenzt Geld zu drucken (noch mehr als sie ohnedies schon durch die grob fahrlässigen Beschlüsse des vergangenen Wochenendes tut). Was binnen ein paar weiterer Monate eine Megainflation auslöst, die alle Werte und viele Arbeitsplätze vernichtet, die von Wirtschaftshistorikern (die freilich ihre Schriften nur noch im Untergrund vervielfältigen dürfen) mit jener der Zwanziger Jahre verglichen wird - mit Folgen, die bis 1945 beziehungsweise 1989 gereicht haben. Mehr Sicherheit besteht hingegen wieder über Punkt sechs: Der Rechtsstaat und die Demokratie müssen leider suspendiert werden, nachdem einige Experten nachgewiesen haben, dass sie oft zu falschen Ergebnissen führen. So wie ja schon Schulmeister so brillant nachgewiesen hat, dass die sich am Markt bildenden Preise oft "falsch" seien. Offenbar haben Schulmeister & Co überhaupt nichts aus der Geschichte gelernt. In der staatlich fixierte Brotpreise jedesmal bald zu leeren Regalen in den Bäckereien geführt haben. In der Milliarden Menschen zwischen Pressburg und Shanghai darben und verhungern mussten, weil Staatsplaner und Ökonomen anstelle des Marktes geplant und die Preise fixiert haben. Im Grund geht es beim Sozialismus - von jenem Schulmeisters bis zu dem Stalins bis zu Robert Mugabes - immer um denselben grandiosen Irrtum: Sie glauben, wenn sie jene berauben, die noch etwas erspart oder investiert haben, dass dann alle etwas haben. Sie glauben, dass eine Regierung besser wirtschaften kann als die Summe der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das Erstaunlichste ist, dass noch immer Menschen auf derlei Schimären hereinfallen.

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Der neueste Burgenländerwitz ist todernst

12. Mai 2010 10:39 | Autor: Andreas Unterberger

Sie sind einfach nicht lernfähig. Nur Stunden nach Ausbruch der dramatischsten Finanzkrise Europas seit dem Krieg, knallt die SPÖ eine teure Forderung auf den Tisch - die noch dazu auf den ersten Blick als inhaltlich absolut sinnlos erkennbar ist: nämlich das Verlangen nach der Fortsetzung des Assistenzeinsatzes im Burgenland. Deren einziger Zweck ist, dass die SPÖ dort keine Wahlniederlage erleidet. Ginge es in der Wirtschaft so konsequent zu wie in der Anti-Raucher-Politik, dann müsste künftig auf jedem SPÖ-Plakat in fetten Lettern ein Warnhinweis stehen: "Vorsicht, diese Partei schadet Österreichs Finanzen", oder "Linkspopulismus ist genauso gefährlich wie Rechtspopulismus" oder "Während einer Schwangerschaft wachsen die Schulden ihres Babies noch schneller als dieses". Ausnahmsweise kann man hier auch einen Satz des Grünen Peter Pilz mit voller Zustimmung zitieren: "Das Beharren von Faymann und Darabos auf einer Verlängerung des teuren, sinnlosen und verfassungswidrigen Assistenzeinsatzes an der burgenländischen Grenze ist unerträglicher Wahlkampf-Populismus." Noch ärger ist die Provokation, wenn der Verteidigungsminister plötzlich behauptet, er habe 140 Millionen Euro Reserven, aus denen er die 22 Millionen Kosten des Grenzeinsatz decken kann. In Wahrheit steht das Bundesheer nämlich so verzweifelt da, dass es  wahrscheinlich eine ganze Waffengattung wie etwa die Panzertruppe zusperren wird müssen. Freilich wird das erst im Herbst passieren, wenn alle Landtagswahlen vorbei sind. Die SPÖ betreibt damit in Wahrheit genau dasselbe zynische Faymann-Spiel wie am 24. September 2008, als sie drei Tage vor der Wahl mit Studiengebühren-Abschaffung und Hacklerregelung-Verlängerung Milliarden verschleuderte, nur um bei der Wahl nicht so viel zu verlieren wie prognostiziert. Dass dem damals immer auch - mit unterschiedlichen Zusammensetzungen - andere Parteien zugestimmt hatten (am intensivsten die FPÖ), ändert nichts an der Hauptverantwortung der SPÖ für jenen wirtschaftspolitischen Megagau, an dem Österreich heute noch leidet. Dass die Steuerzahler das 2008er Paket der SPÖ zwei Milliarden pro Jahr kostet, während es jetzt "nur" noch 22 Millionen sind, ist absolut kein Trost. Denn das Burgenland ist ja auch sehr klein; denn die 22 Millionen kommen ja zu den bisherigen Verschwendungen noch on top dazu; denn die 22 Millionen decken nur die zusätzlichen Kosten des Grenzeinsatzes und erfassen gar nicht die weiterlaufenden Gehälter der Beteiligten; und vor allem: Die finanzielle Lage der Republik ist inzwischen viel katastrophaler als damals. Nicht zuletzt, weil sich auch Österreich an der wahnwitzigen Schuldenpolitik zugunsten der Verschwenderländer Griechenland, Spanien und Portugal beteiligt. Diese Beteiligung hatte übrigens Österreichs begnadeter Ökonom Werner Faymann als erster verlangt (dass in den genannten Ländern durchwegs Sozialdemokraten regieren, hängt natürlich weder mit der Spendierfreudigkeit des SPÖ-Vorsitzenden noch mit deren im letzten Jahr dramatisch verschlechterten Finanzlage zusammen). Wobei freilich wieder wie am 24. September 2008 keine einzige andere Partei dem entgegenzutreten wagte, etwa um sich dem in CDU/CSU wachsenden Widerstand gegen die Umfaller-Politik Angela Merkels anzuschließen. Die Fakten, warum der Grenzeinsatz absolut unsinnig ist, sind bekannt: Im ganzen Jahr 2009 wurden von den 1500 Soldaten lediglich 9 (In Worten: neun) illegale Grenzübertreter ertappt; die Zahl der Verbrechen im Burgenland ist nicht nur absolut, sondern auch pro Kopf deutlich niedriger als in anderen Bundesländern; die Zahl der Polizisten im Burgenland ist pro Kopf deutlich höher als im Rest Österreichs; ein Wiener Polizist hat im Schnitt fünf Mal so viele Delikte zu bearbeiten wie ein burgenländischer; der Assistenzeinsatz ist auch durch keinerlei Verfassungsbestimmung gedeckt; die Soldaten haben weder eine polizistenähnliche Ausbildung noch dürfen sie einem Übeltäter gegenüber Hoheitsgewalt ausüben, sondern diesen nur so, wie jeder Normalbürger es darf, anzeigen. Die SPÖ betreibt nun nach der Causa Eberau schon zum zweiten Mal brutale Klientelpolitik zugunsten des Burgenlandes. Haargenau nach dem gleichen Muster, nach dem Jörg Haider einst die Republik zugunsten Kärntens zu erpressen versucht hat. Sind die Burgenländer wirklich so XXXX, dass man ihre Stimmen mit einer solchen Farce kaufen kann? Dann sollte sich keiner von ihnen künftig noch über Burgenländerwitze aufregen. Auch wenn dieser real existierende Burgenländerwitz angesichts der Finanzlage eigentlich eine todernste Pointe hat. Und niemand sollte sich auch über die rasch wachsenden Zweifel an der langfristigen Überlebensfähigkeit der Demokratie aufregen. Die hängen freilich immer weniger mit den Haiders und Straches, sondern immer mehr mit den Faymanns und den anderen geistigen oder wirklichen Burgenländern in dieser Regierung zusammen.

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Hurra, das Rauschgift ist wieder da

11. Mai 2010 13:36 | Autor: Andreas Unterberger

Endlich hat die Großmutter nun auch ihr Häuschen verpfändet, war doch auch in der verstecktesten Keksdose kein Bargeld mehr zu finden. Der Jubel ist groß. Jetzt können die Enkel wieder unbesorgt Nachschub an Rauschgift besorgen. Und die unangenehmen Entziehungserscheinungen bleiben auf die nächsten zwei Jahre erspart. Wer wird sich schon sorgen, was in zwei Jahren sein wird, wo die Großmutter nach der Versteigerung ihres Hauses wohnen wird? Hauptsache, wir haben jetzt wieder genug Bares, um neues Gift kaufen zu können. Immer stärker kommen einem solche Vergleiche mit Rauschgiftsucht in den Sinn, wenn man die europäische Schuldenkrise zu begreifen versucht. Nur so kann man den Wahnsinn begreifen, der da in den letzten Tagen endgültig explodiert ist. Die Europäer sind alle mehr oder weniger schuldensüchtig. Jene im Süden sind es am ärgsten. Was kulturell wohl auch mit den angenehmen Lebensbedingungen zu tun hat.  Im südlichen Klima musste man nie lange sparen, um den Winter zu überleben. Dieser  Zusammenhang erklärt am besten, warum es in Sachen Sparsamkeit ein so starkes Nord-Süd-Gefälle gibt. Dazu kommt der absurde Umstand, dass jene südeuropäischen Länder, die nun am meisten Hilfe brauchen, genau jene sind, die schon in den letzten Jahren am meisten Geld aus den diversen EU-Solidaritätskassen bekommen haben. Alleine dieses Faktum hätte intelligenten Politikern und Notenbankern eine Lehre sein können, dass für verschwenderische Enkel, pardon: Staaten, jede finanzielle Hilfe fehl am Platz ist. Und sie immer mehr der notwendigen Sparsamkeit entfremdet. Dennoch hätten die schwärzesten Phantasien nicht ausgereicht, sich das auszumalen, was da in den letzten Stunden wirklich passiert ist. Die Europäer haben, um die verschwenderischen Südländer weiter zu alimentieren, nun wirklich alles verpfändet, um Kredite in völlig astronomischen Höhen aufzunehmen: den gesamten Haushalt der EU – um dessen Ausgeglichenheit noch bis vor kurzem um Hundertstel Prozent gestritten worden ist! – und die Glaubwürdigkeit der Notenbank und des Euro. Nichts anderes bedeutet es ja, wenn die Europäische Zentralbank nun bereit ist, alle schwindligen Staatsanleihen zu kaufen. Da scheinen amerikanische Immobilienkredite noch eine geradezu vertrauenswürdige Methode der Geldanlage gewesen zu sein. Gibt es noch sichere Länder? Nun, allzu zahlreich sind sie nicht. An der Spitze dieser Liste steht zweifellos die kleine Schweiz, dann folgen einige südostasiatische Staaten, wobei dort die rechtsstaatliche Qualität und die politische Stabilität schon große Fragezeichen hinter das Wort Zukunft setzen. Sehr fraglich ist geworden, ob Deutschland, Österreich und die Niederlande noch als stabile Länder zu werten sind, mehr etwa als die weitgehend außerhalb des Euro stehenden Osteuropäer, die ja eindrucksvolle niedrige Schuldenquoten haben und die daher die Krise am Ende gut überstehen werden? Seit Deutschland & Co nun praktisch solidarisch für Griechenland & Co haften, muss man ihre Stabilität noch mehr bezweifeln als schon bisher. Hat man zwischen Berlin und Wien doch schon vor diesem schwarzen Wochenende die Staatsschulden in absurde Höhen gejagt. Europa glaubt, mit finanziellen Jonglierkünsten eine tiefgreifende Krise übertünchen zu können, die letztlich eine politische ist. Ein gewaltiger Irrtum. Denn die EU hat es nicht geschafft, ihre Freigiebigkeit mit einem Mechanismus zu verbinden, der die nationalen Regierungen in Athen, Madrid, Lissabon total entmachten würde. Was angesichts einer solchen Geldverschleuderung eigentlich absolut unabdingbar hätte sein müssen. Die EU hat  keine starken Machtmittel in der Hand,  wenn die Schuldner-Länder die versprochenen Sparmaßnahmen dann halt doch nicht mit der notwendigen Konsequenz umsetzen. Weil halt leider, leider die Gewerkschaften dagegen sind (was sonst); weil halt leider, leider gerade wieder irgendwo Regionalwahlen sind (wie immer); weil halt leider, leider irgendwelche Berechnungen irgendwelcher Experten nicht gestimmt haben (wie häufig); weil halt leider, leider im Parlament keine Mehrheit für die notwendigen Beschlüsse zu finden war (was nach Abklingen des ersten Schocks sehr wahrscheinlich ist). Das Ausbleiben wirklich radikaler Sparmaßnahmen wird Resteuropa endgültig genauso krank machen, wie es Griechen und Spanier schon sind. Dann wird es nur niemanden mehr geben, der den Kontinent „rettet“, wie es angeblich jetzt mit Griechenland geschieht. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass diese Prophezeiung nicht zutrifft. Solche Wünsche gehen aber nur selten in Erfüllung. Sie gehen insbesondere dann nicht in Erfüllung, wenn man absolut Null Vertrauen in die Regierenden haben kann. Schon alleine die ständig wechselnden – dabei immer größer werdenden – Zahlen, die sie uns in den letzten Wochen über die Hilfssummen genannt haben, lassen keinerlei Vertrauen aufkommen.  Ebenso wenig vertrauenschaffend sind die läppischen Attacken der Regierungen auf ominöse Spekulanten und Geldverleiher, nur um von den eigenen Fehlern abzulenken: Diese sind nämlich an der Finanzkrise höchstens so viel schuld wie die Rauschgift produzierenden Bauern in Afghanistan oder Kolumbien an der Drogensucht westlicher Großstadtbewohner. Sie verdienen daran, sind aber nicht die Ursache des Problems. Am allermeisten Misstrauen schaffen die handelnden Persönlichkeiten: Glaubt jemand ernsthaft, ein Europa ist handlungsfähig, in dem beispielsweise Österreich durch einen Werner Faymann, einen Ewald Nowotny und einen Josef Pröll in den entscheidenden Gremien vertreten ist? Also Politiker, die nur Geldausgeben und Schuldenmachen können, die keine Ahnung von Ordnungs- und Stabilitätspolitik haben. Dem einen fehlt die Intelligenz, der andere ist ein hartgekochter Schuldenideologe und der dritte hat im Bereich Landwirtschaft und Umwelt nur das Geldverschwenden gelernt. Als ob es dessen noch bedurft hätte, sind nun auch Deutschland und Großbritannien der Unregierbarkeit einen großen Schritt näher gekommen. Nicht nur, weil man so wie in Österreich die einzigen Politiker mit ausreichendem Sachverstand machtpolitisch entsorgt hat (Blair, Clement, Merz, Schüssel, Riess-Passer, Grasser, Ruttensdorfer) oder weil diese gesundheitlich schwer angeschlagen sind (Schäuble). Sondern auch, weil die Wahlergebnisse der letzten Tage diese Unregierbarkeit noch vergrößert haben. In London muss man in der schwierigsten wirtschaftlichen Situation seit langem plötzlich die völlig unbekannte Situation bewältigen, dass trotz Mehrheitswahlrecht keine Partei eine ausreichende Mehrheit hat. In Deutschland ist die gerade erst angetretene Koalition durch die Niederlage im größten Bundesland schwer angeschlagen; sie dürfte damit auch die Mehrheit in der zweiten Kammer verlieren. Und da, so schreibt mir eine Blog-Partnerin, soll ich doch öfter einen optimistischen Ton einlegen . . .

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Die Helden sprechen österreichisch

10. Mai 2010 05:23 | Autor: Andreas Unterberger

Aus Krisen werden Helden geboren. Oder was wir dafür halten. Vor allem die USA haben einen großen Drang zu Helden. Für die einen ist es Barack Obama. Aber auch die andere Reichshälfte hat ihren Hero. Er heißt Ron Paul. Er ist nicht ganz so fesch, nicht ganz so jung, nicht ganz so eloquent. Seine Ideen wirken ebenso undenkbar und undurchsetzbar wie eine Gesundheitsreform bis vor kurzem noch gewirkt haben mag (auf manche). Bemerkenswert sind sie trotzdem. Oberflächlich betrachtet erfüllt der Kongressabgeordnete Ron Paul alle Kriterien eines klassischen amerikanischen Konservativen: Er ist gegen Abtreibung, gegen gleichgeschlechtliche Ehe, für das Recht, Waffen zu tragen, und für niedrige Steuern. Soweit so unspektakulär. Er war aber auch einer der schärfsten Kritiker von George W. Bush. Er war gegen die Einschränkungen der persönlichen Freiheit, die nach dem 11. September beschlossen wurden (Patriot Act) und er ist gegen die zahlreichen Auslandsabenteuer der Freiheits- und Demokratieverbreitungsarmee. (Das war Bush auch einmal, aber das ist schon lange her.) Am spannendsten sind aber Ron Pauls ökonomische Ansätze. Der Arzt aus Texas ist in den über dreißig Jahren seiner politischen Laufbahn nicht müde geworden, immer wieder höflich darauf hinzuweisen, dass wir volle Kraft voraus auf den großen wirtschaftlichen Kollaps zusteuern. Doch der Kassandra der amerikanischen Hauptstadt war es nicht vergönnt, Glauben zu bekommen. Stattdessen verabschiedeten ihre Freunde ein Gesetz nach dem anderen, das hölzerne Pferde zeugte und vermehrte. Kassandra warnte vor dem aus allen Fugen geratenen Budgetdefizit, ihre Rufe verhallten in den Marmorgängen des Kapitols. Sie kritisierte die Fiskalpolitik der Zentralbank, die mit viel zu niedrigen Zinsen dazu motivierte, Geld auszugeben, das keiner hat. Und sie wurde dafür als Rassist beschimpft, weil das nicht vorhandene Geld vor allem Minderheiten zugute kommen sollte. Propheten haben’s schwer. Als den Amerikanern langsam dämmerte, in welchen Schlamassel sie sich reingeritten hatten, kamen jedoch einige von ihnen auf die schlaue Idee, den Onkel Doktor mal zu fragen, woher er denn das alles wusste. Nun, er hat nebst Medizin zum Privatvergnügen auch eifrig die Werke der Österreichischen Schule der Nationalökonomie studiert. Dort hat er gelesen, dass Wohlstand durch individuelle Freiheit entsteht. Dass zu große staatliche Eingriffe immer die Einschränkung der individuellen Freiheit bedeuten. Dass solche Eingriffe zu künstlichen wirtschaftlichen Blasen jenseits des freien Marktes führen und dass es einen ziemlich lauten Knall geben wird, wenn diese platzen. Und dass zu große staatliche Eingriffe, die in aller Regel über Budgetdefizite – sagen wir mal – vorfinanziert werden, uns eher heute als morgen auf den Kopf fallen werden, weil sie die Währung destabilisieren. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Vielleicht sollten auch wir Europäer dem Rat des Doktors folgen und mal in der philosophischen Mottenkiste kramen. 2008 bemühte sich Paul um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten durch seine Partei. Er wollte die Vereinigten Staaten komplett auf den Kopf stellen. Eine Revolution, bei der alle großen und kleinen Sünden gegen die Intentionen der Gründerväter korrigiert werden sollten. Eine Revolution für den freien Markt, gegen einen aufgeblasenen Staatsapparat und gegen das amerikanische Selbstverständnis als Weltpolizist. Diese Revolution fand freilich (noch) nicht statt, aber sie war raffiniert inszeniert. Ron Paul hat das viel strapazierte Nationalpathos  „Freiheit“ mit der Anlehnung an den Actionfilm „V for Vendetta“ entstaubt; bei den kinofanatischen Amerikanern bekanntlich ein beliebtes Genre. Im Film kämpft ein maskierter Rächer „V“ einsam und allein gegen ein faschistisches Regime. Heroisch. Aber es kommt noch besser. In Schritt 2 wurden die Gründungsmythen der jungen Republik bemüht. Am 16. Dezember 1773 begann die amerikanische Revolution mit der Boston Tea Party. Als Indianer verkleidete „Patrioten“ lehnten sich  damals gegen das Steuerdiktat der britischen Kolonialherrn auf und versenkten symbolisch eine ganze Schiffsladung Tee im Hafen von Boston. In einer reifen Demokratie im 21. Jahrhundert leert man keine Naturalien mehr in den Ozean, sondern schreibt einen Scheck für die Wahlkampagne des Kandidaten „V“. In einem Land ohne jegliche staatliche Parteienfinanzierung ist das Sammeln von Spenden die wichtigste Disziplin eines Politikers in Wahlkampfzeiten. Spenden bedeuten Geld für Werbeminuten, Werbeminuten bedeuten Bekanntheitsgrad und öffentliches Interesse. Und das wiederum zieht Anhänger und weitere Spenden nach sich. Wenn alles gut läuft, hat man am Schluss genug Anhänger, die einen wählen, genug Geld, den Wahlkampf zu finanzieren und bekommt dafür einen befristeten Mietvertrag im Weißen Haus. Besonders wohlorchestrierte und effektive Spendenaufrufe werden von den Medien auch noch mit ausführlicher Extraberichterstattung belohnt. Derzeitiger Rekordhalter ist Ron Paul, der am 16. Dezember 2007, am Jahrestag der Boston Tea Party, in 24 Stunden über 6 Millionen Dollar (knapp 4,5 Millionen Euro) sammelte. Aber auch dieser medial viel beachtete Spendenrekord konnte Ron Paul nicht als ernsthaften Präsidentschaftskandidaten etablieren. Doch spätestens seit der Steuerzahler 2008 die Wallstreet, die Autobauer und andere marode Komapatienten der amerikanischen Wirtschaft künstlich am Leben erhalten muss, ist dieser Steuerzahler aus seiner Lethargie erwacht. Seither ist das Zelebrieren der Tea Partys zum Lieblingssport der Stammtischpolitiker geworden. Landauf landab wird leidenschaftlich über die Verfassung, die Prinzipien des freien Marktes und amerikanische Tugenden philosophiert, Thomas Jefferson rezitiert und Ronald Reagan glorifiziert. Alles, was von diesem Weltbild auch nur marginal abweicht, ist Teil der großen sozialistischen (in den USA ein Schimpfwort) Weltverschwörung, an deren Spitze der Marxist Barack Obama steht. Und der Europäer wundert sich wieder. Aus einem kreativen Werbegag ist eine landesweite Bewegung der Unzufriedenen geworden. Diese hat bei den jüngsten Wahlen in Massachusetts schon die Muskeln spielen lassen. Aber nicht nur der verdutzte Europäer weiß nicht recht, wie er das Ganze einordnen soll. Derweil fehlt dem „Angry mob“ noch ein charismatischer Leitwolf. Führende Republikaner zögern noch. Einerseits wissen sie nicht, ob die radikal-konservative Protestbewegung nicht zu sehr den Mainstream-Wähler verprellt. Und andererseits kann niemand voraussagen, ob das Feuer der Entrüstung nicht bald wieder erlischt, wenn die USA mit Gesundheitsreform entgegen allen Erwartungen doch nicht zu einem stalinistischen Sklavenstaat mutieren. Das „Freeze-Movement“ der Aufrüstungsgegner in den 80-ern hat Ronald Reagan auch nicht aus dem Sattel geworfen und die Welt ist auch damals nicht untergegangen. Und Ron Paul? Er wird weiter die Werbetrommel für die Österreichische Schule rühren, vielleicht auch pro forma 2012 für die Präsidentschaft kandidieren. Dann geht er zwar schon auf die achtzig zu. Als Revolutionsführer ist er dann wohl schon zu alt. Aber wer weiß, vielleicht finden Amerikas „Österreicher“ ja wieder einen erfolglosen Schauspieler als Galionsfigur.

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Die nächste Geldvernichtung: Gender-Budget

09. Mai 2010 01:51 | Autor: Andreas Unterberger

Dass die nächsten Jahre eine bedrückend-erdrückende Zeit für uns Steuerzahler werden, daran besteht kein Zweifel mehr. Im Wochentakt wird die Zahl, die für die „einnahmenseitige Sanierung“ unseres Rekorddefizits steht, nach oben angepasst. Bei Gewinn versprechenden Aktien gab es immer den hübschen Börsianer-Ausdruck: „Sie hat Phantasie nach oben“. Unser Finanzminister hat das auch. Leider heißt es nur etwas Unterschiedliches. Der Einsparwille des Finanzministers hält sich aber nicht nur in Grenzen (was waren das doch für Pröll-Ansagen, als er Einsparunwillige konklaveartig einsperren wollte, bis der weiße Rauch aufsteigt!). Auch wenn es kaum mehr möglich scheint: Er hat tatsächlich Phantasie nach unten. Für das Budget 2013 muss nämlich erstmals ge-gendert werden. Das heißt, dass alle Ausgaben daran zu messen sind, wie sehr sie dazu beitragen, die Gleichstellung von Frauen und Männern voranzutreiben. Ausgaben sind auf dieses Ziel hin zu überprüfen, zu begründen, und ihre Gleichstellungs-Wirkung muss dann auch noch kontrolliert werden. Im Büro unseres Spare-Unfrohs glaubt man, das alles bagatellisieren zu können: Da muss halt dann jeder Minister am Ende seines Kapitels schreiben, was er für die Gleichstellung tun will, ist die Auskunft. Liest man das dazu veröffentlichte Bundesvoranschlagsgesetz, dann freilich gehen dem gelernten Österreicher die Augen über. Denn der vor- und festgeschriebene geschlechtsspezifisch gelenkte Geldsegen wird vor allem eines bringen: eine ganze Menge mehr Verwaltungsaufwand. Und nimmt man dann das Wiener Budget in die Hand, das bereits seit einigen Jahren gendert, dann hat man den Beweis dafür. Es beginnt mit unvermeidlichen Kommissionen (wie könnte das in unserem Land auch anders sein) und dann geht es los: Da muss geschaut werden, wem eine öffentliche Leistung überhaupt zugute kommt, wer die Leistung nutzt, und ob sie zur Gleichstellung beiträgt. Bei allen Ausgaben muss die Auswirkung auf das Genderziel vorausberechnet werden. Erhebungen etwa über die Verkehrsnutzung müssen nach Geschlecht ausgewertet werden. Noch mehr: Nachteile und Benachteiligungen müssen überhaupt erst aufgedeckt werden, damit sie beseitigt werden können. In der Umsetzung könnte man natürlich glauben, dass vieles, was ohnehin passiert, einfach anders argumentiert wird. So heißt es im gegenderten Wiener Budget dann eben, dass die Ausgaben für Kindergärten der Gleichstellung zugute kommen, obwohl es mehr Buben als Mädchen gibt, weil ja die Mütter davon profitieren. Weniger humoristisch ist dann schon die Tatsache, dass bei den öffentlichen Subventionen ein offensichtlich immenser Nachholbedarf besteht, für Geschlechter-Gerechtigkeit zu sorgen. Denn liest man die einschlägigen Berichtsteile, dann zeigt sich, dass „Frau“ im Titel oder im Ziel des Subventionsansuchens ein echtes Sesam-öffne-Dich für den warmen Geldregen ist. Und das, wie in Wien so üblich, oft mehrmals aus verschiedenen Ressorts fürs gleiche Projekt. Verwaltungs-Aufblähung und Willkür beim Geldverteilen ist aber noch gar nicht alles. „Gender Mainstreaming“ durch öffentliche Budgets kann gerade auf Bundesebene Steuerungseffekte haben, die das ganze Land um ein weiteres Stück Zukunft bringen. Nehmen wir als Beispiel das Universitätsbudget. Es wird zu erheben sein, wo denn die meisten Frauen studieren und dorthin ist dann der Geldfluss zu lenken. Da nun die nicht gerade zukunftsträchtigen Fächer – ob in den Geisteswissenschaften oder an der Publizistik – einen bedeutenden Studentinnen-Überhang haben, werden sie Geld bekommen müssen. Um der Gender-Gerechtigkeit willen. Weil wir diese Absolventinnen ja besonders dringend brauchen. Dieser Unsinn kommt auf uns zu. Und obwohl die Krisenbewältigung ein guter Grund wäre, schreit keiner: Halt! Weil wir so politisch korrekt sind. Und weil es ohnehin die nächsten Generationen zahlen. Ganz gender-gerecht. Und weil wir kein Gesetz gemacht haben, das dem Budgeterstellen eine viel wichtigere Aufgabe vorschreibt: Generationen-Gerechtigkeit.

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Die Jungen gehen den Parteien nicht ins Netz

08. Mai 2010 02:43 | Autor: Andreas Unterberger

Was fangen die Jungen mit der Politik an? Was fängt die Politik mit der Jugend an? Die Geschichte einer andauernden Kommunikationsstörung. Für die der letzte Wahlkampf nur ein weiteres Exempel ist. So sehr haben sich seine Wahlstrategen angestrengt, Heinz Fischer mit einem Hauch Barack Obama zu parfümieren. Es begann mit dem lächerlichen Kandidatur-Video auf Facebook und krönte sich mit der „HeiFi2010“-Homepage, welche die jungen Wähler scharenweise mobilisieren sollte. Freilich umsonst: Gewählt haben ihn Frauen und ältere Mitbürger. Die Jungen konnte Fischers aufgesetzte wilde Frische nicht überzeugen. Und das ist kein Wunder. Die ganze Sache war auch nicht ganz so innovativ, wie uns ihre Erfinder haben einreden wollen. Denn die Parteien haben nicht zum ersten Mal versucht, die Internet-Generation im virtuellen Raum zu ködern. Vor ein paar Jahren glaubte man, sie auf ihrem damaligen Lieblingsspielplatz „Second Life“ abholen zu können. Dort spielte sich nämlich angeblich das wahre junge Leben ab. Man verwandelte sich in eine Zeichentrick-Figur, kaufte Häuser, machte Geschäfte auf – und die Parteien machten mit. Sie eröffneten ihre virtuellen Parteizentralen, die ÖVP übertrug dort sogar ihren Parteitag live (nur hingeschaut hat keiner). Der Kurzzeit-Kanzler Gusenbauer ging noch weiter: Für 10.000 Steuer-Euro richtete er auf diesem kostenpflichtigen Tummelplatz verspielter Youngster ein Bundeskanzleramt ein. Der Erfolg war mehr als enden wollend. Und „Second Life“ ist auch schon längst passé. Es gibt eben Dinge, die nicht zusammen passen. Uraltpolitiker werden auch durch ein Facebook-Profil nicht mitreißender. Und Parteien und Institutionen, die die Zukunft ausblenden, werden durch virtuelle Präsenz nicht attraktiver. Die jungen Menschen erkennen solche Aktivitäten sehr genau als das, was sie sind: als Anbiederungsversuche. Und das trägt nicht gerade zu einer Verbesserung der Glaubwürdigkeit bei, eher schon zur Lächerlichkeit. Wenn jetzt die Parole ausgegeben wird, dass die Fischer-Kampagne im Internet einmalig und richtungweisend gewesen sei, dass nie mehr wahlwerbende Parteien daran vorbei könnten, dann verheißt das nichts Gutes für die bevorstehenden Wahlkämpfe. Denn Vorbild war das keines. Ob im virtuellen Raum oder in unserer ganz gewöhnlichen Wirklichkeit: Wer gewinnen will – und wer vor allem die Jungen auf seine Seite bringen will –, der muss ein Angebot haben, das stimmt. Personell und inhaltlich. Und dass man all das natürlich auch im Internet transportieren soll und muss, daran hat schon vor „HeiFi2010“ niemand gezweifelt. Nur: Inhalt und „Verpackung“ – also die internettaugliche Präsentation – müssen stimmig sein. Sonst bringt es genau so viel wie bei HeiFi. Nämlich genau nichts. So, wie unsere Politiker mit dem Internet umgehen, können sie jeden Cent dafür sparen. Es würde sich aber lohnen, die politische Dynamik zu beobachten, die das Netz jetzt schon besitzt – und zwar abseits der Parteien. Noch nie konnten Gruppen ihren Anliegen so effektiv eine breite Basis verschaffen wie über das Internet. Die berühmte „Hundstrümmerlkampagne“, die einige genervte Mütter von Kleinkindern gestartet hatten, erhielt binnen weniger Tage 150.000 Wiener Unterstützungsunterschriften – Heinz Fischer bekam mit der ganzen teuren Werbemaschinerie nur dreimal so viele Stimmen in Wien. In Deutschland und Schweden zittern die etablierten Parteien vor der „Piraten-Partei“, die sich im Internet gebildet hat und bei den Europawahlen in Schweden schon auf mehr als 7 Prozent gekommen ist. Bei der deutschen Bundestagswahl erreichte sie in manchen Städten bis zu 5 Prozent. Aber auch diese Piraten sind „Ein-Themen-Gruppen“ – ihnen geht es nur um die Freiheit im Internet (sie wehren sich etwa gegen das Kriminalisieren des Filesharings, gegen alle zensurartigen Eingriffe des Staates im Netz). Daneben haben sie kein Programm, kein formuliertes Anliegen. Noch braucht sich also keine Partei zu fürchten: Monothematisch wird niemand die Parlamente und Rathäuser stürmen. Mächtig werden solche Gruppen aber dann, wenn sie sich vernetzen. Wenn sie mangels wählbaren Angebots auf den Stimmzetteln gemeinsame Sache machen. Sich inhaltlich verbreitern durch das Zusammenführen ihrer vielfältigen Anliegen. Sich auf eine Gallionsfigur einigen, die dieser virtuellen Bürgerbewegung ein Gesicht gibt. Und sich dann Wahlen stellen. Solche neue Bürgerparteien liegen in der Luft. Die etablierten Parteien werden es erleben. Ob sie es alle überleben, ist – in the long run – fraglich.

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Abbitte an Milton Friedman

07. Mai 2010 03:42 | Autor: Andreas Unterberger

Es war ein spannender Halbtag in den Neunzigern. In einem eher nüchternen Raum einer kalifornischen Universität diskutierte eine kleine Gruppe mit Milton Friedman über alles und jedes. Er zeigte uns faszinierende Einsichten in weltwirtschaftliche Zusammenhänge. Nur in einem einzigen Punkt ärgerten wir uns über den kleingewachsenen Nobelpreisträger. Da lag er wohl völlig falsch. Heute muss man ihm demütig Abbitte leisten. Denn täglich wird eines klarer: Gerade in jenem Punkt, wo wir ihm vehement widersprachen, bekommt Friedman von der Geschichte zunehmend recht. Er hatte die Europäer vehement vor einem Zusammenschluss zum Euro gewarnt. Wir hingegen glaubten, er täte dies vor allem, weil die Amerikaner eine Konkurrenz zum Dollar als einzige Weltwährung fürchteten. Wir betonten die vielen Transaktionsvorteile durch den Euro und seine Resistenz gegen Spekulation. Friedman hingegen zeigte die gewaltigen Unterschiede zwischen den Euro-Ländern auf, die auch in Zukunft keine einheitliche Politik haben würden. Er prophezeite massive politische Interventionen in die Währung. Er analysierte insbesondere, dass die Gewerkschaften in jedem Land ganz unterschiedlich aggressiv sind. Und er verwies darauf, dass das bisherige Instrument, um diese Unterschiede auszugleichen, künftig wegfallen werde: nämlich die Abwertung von Währungen. Und all das hat sich seither bestätigt. Insbesondere in den Ländern des südlichen Europas. So haben die griechischen Gewerkschaften – insbesondere jene des öffentlichen Dienstes – binnen zehn Jahren durch ihre exorbitanten und dann auch durchgesetzten Forderungen die griechische Wettbewerbsfähigkeit um mehr als 30 Prozent reduziert. Griechenland kann aber nicht mehr abwerten. Es musste daher seine vielen Konzessionen an die Gier der Gewerkschaften, seine mangelnde Bereitschaft, gegen Korruption, Schattenwirtschaft und Steuerhinterziehung vorzugehen, durch ständig mehr Schulden finanzieren. Bis die Gläubiger erwachten – auch aufgeweckt durch die Information, dass die Griechen sogar bei ihren Statistiken kräftig geschwindelt haben.

Empfehlungen aus dem Jenseits

Was würde der inzwischen verstorbene Friedman den Europäern wohl heute raten? Vermutlich Folgendes:
  1. Vorerst keinen Kredit mehr für Griechenland.
  2. Notfalls die Gläubiger-Banken mit rund 60 Prozent für die dadurch eintretende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands schadlos halten (keinesfalls zu 100 Prozent), damit die Folgewirkungen abgebremst werden.
  3. Griechenland ein Aussteigen aus dem Euro-Raum nahelegen.
  4. Den Griechen nach Rückkehr zu einer eigenen Währung wieder Kredite geben, aber nur über den Internationalen Währungsfonds und unter strengen Auflagen (wie: Halbierung der Beamtenzahl; Streichung der Zulagen für Beamte; Einfrieren der Pensionen; Schaffung einer auch international besetzten Sonderkommission zur Jagd auf Steuerhinterzieher und Korruptionisten, die kräftige Vollmachten bekommt; Privatisierungen; Rückfahren der Militärausgaben, die noch für einen Krieg gegen den Erbfeind Türkei dimensioniert sind; Reduktion der Gesetze um 5000 Seiten pro Jahr; befristete Steuerzuschläge; grundlegende Reformen des Zivilrechts nach ausländischen Vorbildern).
  5. Ähnliche Pakete für Italien, Portugal und Spanien schnüren, bis deren Budgets halbwegs ausgeglichen sind. Unter Androhung, dass auch ihnen sonst der Kredit gesperrt und der Austritt nahegelegt wird.
  6. Ländern wie Österreich ganz konkrete Pakete empfehlen. Im Falle Österreichs etwa für die Schulden-Bundesländer Kärnten, Niederösterreich und Wien, aber auch für die Pensions-, Verwaltungs- und Gesundheits-Systeme. Dies unter der Androhung, dass auch hier Untätigkeit zu ganz konkreten Konsequenzen führen wird. (Immerhin hat sich auch für Österreich seit dem dummen Herumgerede seiner Regierung über Steuern die Kreditwürdigkeit in den letzten Wochen wieder signifikant gegenüber Deutschland verschlechtert.)
  7. Jedem Land, das die Maastricht-Kriterien verletzt, wird das Stimmrecht entzogen.
Natürlich wird Europa nicht auf solche Ratschläge hören, und den Griechen unter höchstwahrscheinlich nur sehr vagen Reformversprechungen wieder Geld geben. Das nicht ausreichen wird. Das aber gleichzeitig auch die Stabilität von Deutschland und den Niederlanden, den letzten halbwegs stabilen Ländern EU-Europas, erschüttern wird.

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SN-Kontroverse: Bedrohung Islam?

06. Mai 2010 22:55 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel "Kontroverse" gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die "Kontroverse" unter dem Titel:

Ist der rasch wachsende Islam eine Bedrohung?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Angst fressen Zusammenleben auf

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Angst ist in der Politik ein schlechter Ratgeber. Wer ihr folgt, neigt zu überzogenen Reaktionen, die dazu führen, dass Ursachen und Wirken von problematischen Entwicklungen in einer Gesellschaft nicht korrekt analysiert und in der Folge wenig sinnvolle Lösungen gefunden werden können. In diesem Kontext ist die Frage, ob der „rasch wachsende" Islam eine Bedrohung in Österreich darstelle, in ihrer Generalität, weil sie die  eindimensionale Wahrnehmung der angesprochenen Bevölkerungsgruppe als fundamentalistische Bewegung suggeriert, zu verneinen. Es gilt genauer hinzuschauen und Fakten zu sammeln, um Regeln für ein konfliktfreies Zusammenleben von Mehrheits- und Minderheitsbevölkerung zu ermöglichen. Derzeit leben in Österreich rund 400.000 Muslime (Bevölkerungsanteil von 4,9 Prozent). Wobei es unter ihnen große Unterschiede gibt. Vertreten werden sie "offiziell" von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), die aber von der türkisch-islamischen Union nicht anerkannt wird. Nach eigenen Angaben mit 75.000 Mitgliedern der größte Verband von Muslimen in Österreich. Daneben werken die Österreichische Islamische Föderation, die der fundamentalistischen Saadet Partisi nahe steht, die türkische Union islamischer Kulturzentren, der Dachverband der Bosniaken,  die Föderation der Aleviten sowie die Schiiten. Die einzelnen Gruppen haben unterschiedliche Auffassungen von ihrer Religion, wobei fundamentalistische Ansichten ebenso vertreten sind wie tolerant-liberal-säkulare, so ähnlich wie bei den christlichen Glaubensgemeinschafte. Erstere gilt es mit allen demokratischen Mitteln zu bekämpfen. Die zweite - hoffentlich größere Gruppe - war und ist keine Bedrohung. Auch nicht für jene, die hinter jeder Ecke den Untergang des Abendlandes wittern.

Das Vertrauen fehlt

Andreas Unterberger Seit in großen Städten Österreichs jedes vierte Kind ein Moslem ist, seit klar ist, dass der Islam 2100 die größte Religion des Landes sein wird, ist ein kritischer Blick dringend am Platz. Anstelle der ständigen Sebstberuhigung, dass auch Moslems an einen Gott glauben. Der kritische Blick zeigt, dass der Islam eine ganz andere Religion ist als das heutige Christentum, Judentum oder der Buddhismus. Er ist in seinen Grundzügen eine totalitäre Religion (wie es das katholische wie  protestantische Christentum von Mittelalter bis Aufklärung war). Er kennt nicht die Trennung zwischen Staat und Kirche, wie wir sie kennen (bis auf einige kulturelle Reste wie die Kreuze in den Schulen oder das Läuten der Glocken). Er anerkennt nicht die Religionsfreiheit, also das Recht, vom Islam zu einer anderen Religion zu wechseln. Der Koran hat schwer diskriminierende Regeln für den Umgang mit  Nicht-Moslems. In keinem einzigen von 50 Ländern mit islamischer Mehrheit ist eine liberale Demokratie in unserem Zuschnitt verwirklicht. Woher soll man da das Vertrauen nehmen, dass es hierzulande eines Tages anders sein wird, wenn der Islam einmal die Mehrheit hat? Auch die Türkei - die noch am weitesten fortgeschritten ist - hat eine lange Liste von Defiziten: vom Verbot eines orthodoxen Priesterseminars bis zur Stellung der Imame als Staatsbeamte. Und in Österreich lehren heute schon islamische Religionslehrer schockierende Dinge, wie dass man einer Frau nicht die Hand gibt. Gewiss: Es gibt einige moderne moslemische Intellektuelle, die das Bild von einem toleranten Euro-Islam entwerfen. Es gibt aber keinerlei Anzeichen, dass sie jemals die Mehrheit der europäischen Moslems prägen könnten. Was daher den Verdacht nicht zerstören kann, dass hier eine unseren Grundwerten fremde Religion in aller Ruhe darauf wartet, bis sie die Mehrheit stellt.

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Cicero: Keine Rede auf die Meinungsfreiheit

06. Mai 2010 04:36 | Autor: Andreas Unterberger

In Europa gibt man sich gerne stolz auf die Meinungsfreiheit, eine der Großtaten aufklärerischen Denkens. Die Anzeichen mehren sich, dass diese Meinungsfreiheit immer mehr zu einem rein theoretischen Anspruch verkümmert. Zumindest dann, wenn jemand nicht die richtige Meinung hat. In einem Interview auf die Meinungsfreiheit des Westens angesprochen, hatte der Schah des Iran einmal frei heraus gesagt: „Meinungsfreiheit? Es gibt keine echte Meinungsfreiheit im Westen.“ Dem Reporter hatte das damals einigermaßen die Sprache verschlagen. Aber tatsächlich, zumindest heute gibt es bestimmte Meinungen, über die in unseren liberalen Demokratien nicht gesprochen werden darf. Lassen wir einmal die Debatte über das Verbotsgesetz beiseite. Aber es ist fast weltweit zu beobachten, wie immer mehr Weltanschauungskonzepte heimlich, still und leise aus der öffentlichen Wahrnehmung und veröffentlichten Meinung verbannt werden. Man denke nur an all die Tabus rund um die Themen Zuwanderung, Homosexualität oder Gendern. Man denke an die geistige Einengung der Wiener ÖVP auf einen Kindergeld-Erhöhungsverein. Man denke nur an die in den meisten Medien völlig unkritisiert bleibenden Störaktionen der SPÖ gegen Versammlungen anderer Parteien. Ein anderes kleines Beispiel stammt von unseren Lieblingsnachbarn. Über Jahre hatte sich dort das liberalkonservative Magazin „Cicero“ einer ständig wachsenden Leserschaft erfreut. Es gewann, anders als viele andere Printmedien, ständig an Lesern. Vor einigen Wochen hat Michael Naumann, ein ehemaliges Mitglied der Regierung Schröder, auf dem Sessel des Chefredakteurs Platz genommen. Dieser hatte davor die Geschicke des traditionsreichen Linksmagazins „Kursbuch“ gelenkt; und zwar in den Untergang, das Blatt wurde 2008 eingestellt. Als Chef von „Cicero“ hielt Naumann seine Mitarbeiter dazu an, „die Texte so auszurichten, dass sie in sein Weltbild passen“. So berichtete zumindest ein ehemaliger Mitarbeiter. Daraufhin soll ein Großteil der Redaktion das Blatt relativ bald verlassen haben. Einer von ihnen, Alexander Görlach, hat diesen Umstand im Online-Magazin „The European“ thematisiert und von einem „Linksruck“ gesprochen. Was natürlich schon von vornherein zu erwarten war und viele (mittlerweile Ex-)Cicero-Leser erkennen konnten. Wenn ein SPD-Politiker eine konservative Zeitschrift übernimmt, wird’s nicht unbedingt konservativ bleiben. So weit, so klar. Ein Medium ändert seine Blattline und das wird andernorts kommentiert. Doch jetzt kommt’s. Naumann wollte sich den „Linksruck“ nicht gefallen lassen und drohte mit einer Unterlassungsklage und mit einem kostspieligen Rechtsstreit. „Ciceros“ Verlag, der in der Schweiz beispielsweise ein großes linkes Boulevardblatt herausgibt (das freilich unter katastophalem Leserschwund leidet), kann sich einen solchen Prozess finanziell leisten, „The European“ offensichtlich nicht, Berufung auf die Pressefreiheit nützt nicht viel, wenn man kein Geld hat. Der bewusste Artikel wurde entfernt. Meinungsfreiheit hat ihre Grenzen. Und die bewegen sich. Vor allem dann, wenn nicht jeder Journalist, aber auch jeder Leser und Abonnent seine eigene Mitverantwortung kennt. Die Hauptverantwortung liegt freilich bei den Verlegern, von denen die Mehrheit infantilerweise glaubt, mit der geistigen Einengung auf den linksliberalen Mainstream den rapiden Verlust an Lesern aufhalten zu können. Womit sie eine der Hauptursachen des Leserverlustes als Therapie anwenden. Es ist kein Zufall, dass fast die einzige Zeitung, die in den USA reüssiert, das konservative Qualitätsblatt „Wall Street Journal“ ist, während von den liberalen Blättern wie „New York Times“ oder „USA Today“ die Leser im Eilschritt davonlaufen, während jede Woche eine amerikanische Zeitung überhaupt zusperren muss. Es ist kein Zufall, dass in der Schweiz fast als einziges Blatt die „Weltwoche“ in einer Erfolgskurve liegt. Es ist kein Zufall, dass es in England nur den beiden konservativen Blättern „Daily Telegraph“ und „Times“ trotz Krise gut geht. Und von Österreich wollen wir einmal gar nicht reden. Da geht es nämlich keinem Verlag gut.

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Schmerzhaft, aber notwendig

05. Mai 2010 02:32 | Autor: Andreas Unterberger

Vor einigen Tagen befasste sich das Tagebuch mit der dramatischen Perspektive sowohl für das Pensions- wie auch das Pflegesystem. Was könnte, was müsste getan werden, wenn eine Katastrophe, also ein Zusammenbruch vermieden werden soll? Wir sind noch nicht ganz hilflos, aber jede einzelne Maßnahme verlangt mutige, Proteste ignorierende politische Entscheidungen.

  1. Am wichtigsten wäre die sofortige oder zumindest rasche Aussetzung der Hacklerregelung (die ja bekanntlich von fast allen, nur nicht von den wirklichen Hacklern konsumiert wird). Diese hat nämlich die erhoffte Entlastung der Pensionskassen durch die weitgehende Abschaffung der Frühpension voll „kompensiert“. Jedes Jahr, um das der durchschnittliche Pensionsantritt nach hinten verschoben werden kann, erspart dem System (beispielsweise dem Zuschuss aus dem total leeren Budgettopf) 1,2 Milliarden Euro.
  2. Die Pflegekatastrophe kann überhaupt nur mit Hilfe der Familien verhindert werden: Denn dort werden – überwiegend von Frauen – noch immer 80 Prozent der Pflegleistung erbracht. Daher ist jede Maßnahme, die materiell wie immateriell Familien fördert und Frauen sichert, auch eine Investition ins Pflegesystem. Allerdings nur dann, wenn das nicht zu Lasten der Zukunft finanziert wird.
  3. Das heißt auch, alles zu fördern, was das Kinderkriegen fördern könnte. Also etwa: Schaffung ausreichender Betreuungsplätze, Förderung von Arbeitsplätzen für Mütter, die nach der Kinderpause in den Job zurückwollen, stärkere steuerliche Absetzbarkeit von Kindern (was auch Besserverdiener wieder mehr zum Kinderkriegen ermutigen dürfte). Die direkten Geldzuschüsse werden hingegen zunehmend problematisch: Sie erhöhen heute primär die Immigration von wenig leistungsorientierten Gruppen in den österreichischen Wohlfahrtsstaat.
  4. Besonders heikel, aber umso wichtiger ist die frühere Angleichung des niedrigeren Frauenpensionsalters (das sonst bis in die 30er Jahre ungleich bleiben würde). Dafür gibt es keinerlei Rechtfertigung, denn der Nutzen dieses Privilegs kommt ja auch der rasch steigenden Zahl kinderloser Frauen zugute. Übrigens würde diese Angleichung den ununterbrochen bejammerten Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen deutlich verringern: Verdient man doch in den meisten Berufen in den letzten Berufsjahren am meisten.
  5. Der schon mehrfach politisch verhandelte, aber dann am Populismus der SPÖ gescheiterte Nachhaltigkeitsautomatismus gehört dringend umgesetzt. Dieser würde das gesetzliche Pensionsantrittsalter automatisch in Relation zur steigenden Lebenserwartung erhöhen. Immerhin hat in Deutschland sogar die SPD einer Erhöhung des Antrittsalters schon auf 67 Jahre mitbeschlossen, während die SPÖ diesem Thema seit Faymann total aus dem Weg geht.
  6. Ein interessanter Vorschlag ist die Belohnung für längere Erwerbstätigkeit. Wer länger einzahlt, bekommt dann auch deutlich mehr Pension. Da hätten beide Seiten etwas davon.
  7. Längeres Arbeiten wäre auch für die Gesundheit gut: Denn Untersuchungen zeigen, dass Beschäftigte viel gesünder sind als gleichaltrige Frühpensionisten (was auch dann stimmt, wenn man die Invaliditätspensionisten aus dem Vergleich herausrechnet).
  8. Während die Bundespensionen – freilich mit langen Übergangsfristen – schon an das allgemeine ASVG/SVA-Pensionssystem angeglichen sind, sind viele Bundesländer trotz ihrer angeblichen Finanznöte viel großzügiger mit den eigenen Beamten (aus deren Kreis ganz zufällig sehr viele Landtagsabgeordnete kommen …): Allein Wien gibt solcherart 130 Millionen Euro mehr für seine Beamten aus. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
  9. Die bisherige Schwerarbeiterregelung sollte auslaufen: Denn die beschert dem gut verdienenden Bergarbeiter auf Kosten der Billa-Verkäuferin eine bessere Pension. Stattdessen sollten die Sozialversicherungsbeiträge für Schwerarbeiter (zur Finanzierung einer besseren oder früheren Pension) höher sein – falls es in einer Branche ein signifikant niedrigeres Sterbe- oder Invaliditätspensionsalter gibt. Das wäre ein Beitrag zur Kostenwahrheit und würde auch dazu führen, dass gefährliche, ungesunde Arbeit seltener wird.
  10. Die asymmetrischen Pensionserhöhungen müssen gestoppt werden. Im letzten Jahrzehnt sind die höheren Pensionen immer um viel geringere Prozentsätze als die niedrigen Pensionen erhöht worden. Das führt langfristig zu einer Einheitspension. Und das zerstört jeden Anreiz, möglichst viel und lang ins System einzuzahlen. Was man ja nur dann tut, wenn man sich im Gegenzug eine höhere Pension erwarten kann.
  11. Die Lösung der Pflegefinanzierung wird eine zentrale Aufgabe; das erkennt auch langsam die Politik. Dabei sollte unbedingt die Pflege mit dem Gesundheitssystem zusammengelegt werden; was natürlich nicht heißt, dass die zusätzlichen Kosten über Lohnzuschläge finanziert werden müssen (in manchen Ländern stellt man die Finanzierung der Pflege etwa auf Beiträge der nicht pflegebedürftigen Pensionisten um). Nur so lassen sich die schon jetzt tobenden zahllosen Abgrenzungskonflikte vermeiden, wo Pflegefälle ununterbrochen in peinlicher Art und Weise mit der Rettung zwischen Spitälern und Pflegeheimen hin und her geschickt werden. Weil sie niemand mehr will.

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Die Demokratie verbessern?

04. Mai 2010 03:28 | Autor: Andreas Unterberger

Ich habe mich bewusst bisher nicht zu den verschiedenen Vorschlägen für eine verfassungsrechtliche Neuordnung der Bundespräsidentwahl geäußert. Denn Österreich hat dutzendweise wichtigere Themen. Mit dieser Debatte lenkt die politisch-journalistische Klasse nur von den viel relevanteren, aber unangenehmeren Fragen ab. Da mich jedoch einige Partner zu einer Stellungnahme aufgefordert haben, will ich mich nicht drücken. Wann immer man das Thema angreift, sollte jedenfalls als erstes das groteske Verbot für Angehörige der Familie Habsburg aufgehoben werden, als Bundespräsident zu kandidieren. Das würde Österreich ein großes Stück näher zu einer normalen Demokratie machen - auch wenn ich derzeit weit und breit keinen Habsburger sehe, den ich für ein politisches Spitzenamt für geeignet halte. Würden auch auch die übrigen Habsburger-Gesetze entsorgt, würde Österreich im übrigen auch ein Stück näher zu einem normalen Rechtsstaat werden. Aber da haben die Sozialdemokraten panische Angst davor, dass man etwa der Familie die Schlösser um einen symbolischen Euro abkaufen müsste. Denn deren Erhaltung kann sich ohnedies kein Habsburger leisten - selbst wenn er auch die dazugehörigen Wälder bekäme. Hochinteressant - wenn auch wenig diskutiert - ist der Vorschlag des steirischen Politikberaters Herwig Hösele, die Fristen der Briefwahl zu ändern. So wichtig deren - lange von der SPÖ verhinderte - Einführung war, so absurd ist es, dass die Briefwahlstimmen erst lange nach dem Wahltag abgeschickt und gezählt werden. Das ermöglicht Manipulationen. Das schafft vor allem eine Woche der lähmenden Ungewissheit, wie denn die Wahl nun wirklich ausgegangen ist. Es ist absolut zumutbar, dass jene Briefe schon am Wahltag eingelangt sein müssen. Nicht ganz vom Tisch zu wischen ist der Vorschlag Heinz Fischers, die Wiederwahl abzuschaffen, und statt dessen eine achtjährige Amtsperiode einzuführen. Das ist zwar international eine absolut unübliche Länge - jedoch noch immer viel kürzer als die Regentschaft von Monarchen. Und bei denen behauptet ja auch niemand (mehr), dass ein Königtum mit den Regeln der Demokratie unvereinbar wäre. Die Monarchie wieder einzuführen, wie ebenfalls schon vorgeschlagen, würde uns zwar vielleicht mutigere und weniger parteiische Staatsoberhäupter bescheren. Aber das würde angesichts der wirklichen Herausforderungen nur sinnlose Emotionen für ein totales Randthema aufwühlen, für das es sicher keine Mehrheit im Parlament gibt. Den Monarchisten steht vorerst jederzeit der Weg eines Volksbegehren frei, deren Ergebnis wäre immerhin ein Indiz für die Relevanz dieses Gedankens. Zuerst sollten sich die Proponenten übrigens einigen, was Österreich dann werden sollte: Ein Kaisertum? Das ist bei acht Millionen skurril. Ein Königtum? Das war Österreich nie. Ein Erzherzogtum wie einst? Ob das die nötige Autorität brächte und die offenbar erwünschte Attraktivität für Tourismus und Klatschspalten ausüben würde? Da und dort wird auch von mehr Kompetenzen für den Präsidenten gesprochen. So lange sie im Rahmen etwa des Vorschlags von Rudolf Gehring bleiben, kann man darüber reden: Der wollte dem Bundespräsidenten das Recht zur Gesetzesinitiative geben, über die dann der Nationalrat zumindest abstimmen müsste. Ein noch viel spannendere Idee wäre es, dem Bundespräsidenten das Recht zu geben, zu heiklen Fragen eine unabhängige Kommission einzusetzen, die Vorschläge macht, über die dann das Parlament zu befinden hat: etwa über das Pensionssystem, die Neutralität, den Föderalismus oder die Finanzkrise. Jede dieser Kommissionen wäre besser als das parteipolitische Gezänk eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Wenig halte ich aber von allen Vorschlägen, die dem Bundespräsidenten ein echtes Vetorecht geben. In allen Staaten, in denen es ein solches Zweischlüsselsystem gibt, führt das oft zu langen Blockaden. Aber jedenfalls wäre der Bundespräsident schon ein sinnvollerer, billigerer und besser legitimierter Kandidat für den Besitz eines zweiten Schlüssels, als es etwa der Bundesrat ist. Eine solche Konstruktion würde übrigens auch im Gegensatz zum letzten Mal das Interesse aller Parteien wecken, auch wirklich einen Kandidaten aufzustellen. Natürlich ist es grotesk, wenn die Parteien der drei angetretenen Kandidaten den nicht in Erscheinung getretenen Parteien die Schuld an der blamablen Wahlbeteiligung geben. Da keine einzige Partei zum Nichtwählen aufgerufen hat, liegt die Nichtbeteiligung wohl primär an der mangelnden Attraktivität der Drei, die nicht genug Wähler begeistern konnten. Und auch an der mangelnden Bedeutung des Amtes. Was aber ja an sich noch kein Grund sein kann, deswegen gleich das Amt aufzuwerten. Grotesk ist diese Schuld-Debatte noch aus einem anderen Grund: Sie geht davon aus, dass der Großteil der Wähler sich von irgendeinem Parteisekretariat befehlen lassen würde, was sie am Wahltag zu tun haben. Das funktioniert nicht einmal bei linken Kaderparteien, bei bürgerlichen natürlich schon gar nicht. Noch grotesker ist die Idee, wieder die Wahlpflicht einzuführen. Wir sollten vielmehr froh sein, dass wir nicht schon wieder neue Pflichten auferlegt bekommen, sondern einmal ein kleines Stück Freiheit errungen haben. Kann es da wer nicht ertragen, wenn die Bürger mit dieser Freiheit etwas anderes machen, als irgendeine Obrigkeit will? Wahrscheinlich sollten in dieser Vorstellungswelt die Wähler auch gleich singend im Gleichschritt und mit Fahnen vom Arbeitsplatz zur Wahlurne marschieren . . . Richtig ist hingegen die Beobachtung, dass noch jeder amtierende Bundespräsident wiedergewählt worden ist. Das aber liegt weniger am Wahlrecht, sondern am österreichischen Byzantinismus, in dem das Nicht-Handeln des Staatsoberhaupts sechs Jahre lang nur devot begleitet wird. In anderen Ländern wird hingegen immer seltener jemand im Amt wiedergewählt. Denn jeder Amtsträger wird ständig von Medien und Öffentlichkeit kritisch begleitet. Solange sich das nicht ändert, wäre es wohl besser und billiger, die Wiederwahl in die Bundesversammlung zu verlegen - allerdings nur, wenn der amtierende Präsident dort auch zwei Drittel der Stimmen bekommt. Ansonsten sollte jedenfalls das Volk entscheiden. Wichtiger als all diese Ideen wäre es aber jedenfalls, wenn Österreich der direkten Demokratie ein Stück näherkäme. Wenn etwa die Bürger mitbestimmen könnten, ob Österreich Griechenland mit fast einer Milliarde beistehen soll. Oder ob das Finanzloch durch Sparen oder durch Steuern zu befüllen wäre. Einen wahrscheinlichen Fortschritt im Funktionieren der demokratischen Institutionen brächte auch das Mehrheitswahlrecht. Es würde eher zu effizienten Regierungen führen, es würde klarere Verantwortungen herstellen. Dennoch noch einmal: Auch diese interessanten Reformmöglichkeiten sollten derzeit in die zweite Reihe gestellt werden. Jetzt müsste es statt dessen jeden Tag um Verwaltungsreformen, um Einsparungen, um den Abbau föderalistischer Doppelgleisigkeiten gehen.

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Noch einen Tusch auf der Titanic

03. Mai 2010 01:11 | Autor: Andreas Unterberger

Die Katastrophe ist nun da. Und noch viel schlimmer als befürchtet. Gegen den Rat der besten Ökonomen Europas - von Hans Werner Sinn bis Vaclav Klaus - werden den Griechen nun sogar 110 Milliarden Euro zugeschoben. Wie seriös die Politik bei diesem Beschluss gearbeitet hat, zeigt sich schon an Hand der Tatsache, dass noch vor wenigen Tagen nur (nur?) von 45 Milliarden die Rede gewesen ist. Wer soll den Politikern da noch glauben, wenn sie uns nun - Hand in Hand mit den staatlich finanzierten Medien - treuherzig versichern, dass es dabei bleiben wird, und dass die Griechen das Ganze sicher zurückzahlen werden? All das ist nur noch grotesk. Der wahre Grund ist, dass die Politik und die Zentralbanken nicht zugeben wollen, dass man bei der Aufnahme von Ländern des ausgabenlustigen Clubs Mediterranee schwere Fehler begangen hat, dass man sich tölpelhaft betrügen hat lassen, dass man keine harten Aufnahme-Kriterien angewendet hat. Jetzt wird uns versichert, dass die Griechen für die Hilfe künftig schwere Opfer bringen müssen. Man sagt aber nicht, welche Optionen die Big-Spender-Länder haben, wenn die Griechen - wie zu erwarten ist - doch nur einen Teil der Spar-Versprechungen umsetzen, nämlich gar keine. Denn ist das Geld erst bezahlt, sind die Möglichkeiten zu konsequenten Reaktionen noch viel mehr dahingeschmolzen. Dann können die anderen Europäer noch viel schlechter sagen: Aus, ihr wart nicht pakttreu, jetzt gibt es kein Geld mehr. Das wird hundertprozentig nicht passieren, denn dann stünden die Regierungschefs, Finanzminister und Notenbanker noch viel blamierter da, weil sich ihre nunmehrige Spendierfreude rückwirkend als sinnlos herausgestellt haben wird. Österreich wird also fröhlich statt der vor wenigen Tagen noch verkündeten 0,9 gleich 2,3 Milliarden in die Athener Sammelbüchse werfen. Gleichzeitig weiß dieses Land seit Monaten nicht, wie es 1,7 Milliarden Steuererhöhungen realisieren soll. Österreich muss heuer jedenfalls den Beamten, den Pensionisten, den Sparern, den Steuerzahlern, den Subventionsempfängern noch kräftig in die Tasche greifen, um die schon vor Griechenland entstandene Schieflage ein wenig zu korrigieren. Mehr als "ein wenig" stand da eh nie zur Debatte. Griechenland verschlimmert jedenfalls die österreichische Schieflage noch mehr. Daraus folgt eigentlich mit zwingender Logik, dass nun auch die Steuererhöhung viel größer sein wird. Da uns freilich versichert wird, dass das keinesfalls der Fall sein wird, können wir also sicher sein, dass es sehr wohl eine noch viel ärgere Steuererhöhung geben wird. Das, was da jetzt rund um Griechenland passiert, ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem. Das bringt auch die westeuropäischen demokratischen Rechtsstaaten in eine lebensgefährliche Schieflage. So wie von der inflationären Geldschöpfung der 20er Jahre ein direkter Weg in Krieg und Verbrechen geführt hat. Natürlich wäre es alles andere als problemlos, die Griechen und insbesondere deren Beamten und Gewerkschaften jetzt mit den Folgen ihrer Verschwendungssucht alleine zu lassen. Insbesondere viele Banken würden nochmals Staatshilfe brauchen, damit kein Domino-Effekt entsteht. Aber mittelfristig wäre das zweifellos viel billiger als die Kettenreaktion, die nun ausgelöst worden ist. Denn die Griechen werden auch im kommenden Jahr wieder Geld brauchen. Die spanischen und portguiesischen Verschwender werden sich noch weniger in den Schranken weisen lassen. Das gilt aber genauso auch für die Gier der österreichischen Gewerkschafter, der Interessen- und Regionalpolitiker, der subventionsgierigen Unternehmen, der Bauern und Ökoprofiteure. In Österreich und in allen anderen Ländern. Mit anderen Worten: Wir sind nicht dem Eisberg ausgewichen, sondern wir haben der Musik nur aufgetragen, noch länger zu spielen, damit auf der Titanic nur ja keine Panik entsteht, während die letzten Chancen versäumt werden, in Rettungsboote umzusteigen.

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Warum die Deutschen zahlen müssen

02. Mai 2010 03:26 | Autor: Andreas Unterberger

Der Weltkrieg ist vor 65 Jahren zu Ende gegangen. Nur noch ein sehr kleiner Prozentsatz der Akteure ist noch am Leben. Dennoch gibt es eine Renaissance der Instrumentalisierung des Krieges und der dabei begangenen Verbrechen als Waffe gegen politische Gegner. Von Griechenland bis Italien. Und in Österreich sowieso in jedem Wahlkampf der letzten Jahre. In Griechenland beschimpfen Zeitungskommentatoren die Deutschen, weil Berlin damit zögert, die Kleinigkeit von acht Milliarden zur Finanzierung der griechischen Steuerhinterzieher, Beamten (mit Gehaltssteigerungen weit über jenen in Deutschland oder Österreich), Subventionen (für alles und jedes, die sogar die österreichischen Verhältnisse weit übertreffen), Pensionisten (Bild-Zeitung: "Warum zahlen wir den Griechen ihre Luxus-Renten?") und Arbeitsmoral (die eher das Gegenteil einer solchen ist) hinzulegen. Wobei es, nebstbei vermerkt, sicher nicht bei den acht Milliarden bleiben wird. Denn die Griechen werden nächstes Jahr wieder mit dem Hut in der Hand dastehen. Und Spanier, Italiener, Portugiesen ebenso, wenn sie einmal gesehen haben, wie leicht die Griechen ihre Schulden dem Ausland anhängen können. Das wirklich skandalöse Hauptargument der griechischen Kommentatoren ist, dass die Deutschen wegen der Untaten von SS und Wehrmacht im Krieg ihnen jetzt beistehen müssen. Offenbar gilt auch bei ihnen das Motto: Es muss immer ein anderer an der eigenen Not, den eigenen Fehlern schuld sein. Und wenn die Argumentation aus noch so lang vergangenen historischen Epochen hergeholt werden muss. Man bittet nicht, man fordert. Vielleicht ein kleiner Tipp für die Griechen: Auch die Türken/Osmanen sind vor einiger Zeit über ihr Land hergefallen (und den Türken geht es in letzter Zeit ein wenig besser). Da müsste doch auch etwas zu holen sein. Und was ist mit den Briten? Oder gar den Italienern, die doch die Nachfolger der alten Römer sind und einst viele Griechen als Sklaven genommen haben? Das wäre übrigens auch eine gute Methode, die österreichischen Staatsfinanzen zu sanieren: Wann haben die Franzosen für die Einfälle der napoleonischen Armeen in Österreich bezahlt? Oder die Ungarn für ihre mittelalterlichen Exkursionen die Donau herauf? Freilich sollte sich auch die österreichische Regierung bewusst sein: Wenn am Ende die Deutschen wieder einmal unter dem Titel Weltkrieg zahlen müssen, dann sind auch die Österreicher bald dran. Am flottesten sind die Italiener unterwegs. Aber natürlich nicht mit Entschädigungen an die Griechen; oder an die Kroaten, Slowenen, Äthiopier und andere für die italienischen Überfälle. Nein auch sie sind natürlich nur Opfer: Sie lamentieren nicht lange, sondern nehmen sich einfach das Geld der Deutschen (ehrlich, kein Witz). Seit März 2009 zahlt Italien der Deutschen Bahn nicht mehr das Geld für Fahrkarten nach Deutschland, die in Italien verkauft worden sind. Einige italienische Richter haben zugunsten von italienischen Opfern deutscher Kriegsmassaker einen entsprechenden Exekutions-Titel bewirkt. Und die Deutsche Bahn ist schwachsinnig genug, jetzt lange vor italienischen(!) Gerichten herumzuprozessieren, statt einfach in Italien ausgestellten Tickets nicht mehr anzuerkennen. Aber auch in Griechenland sind Richter schon einschlägig unterwegs gewesen: Und nur eine Notbremsung der griechischen Regierung verhinderte etwa eine Pfändung des Goethe-Instituts in Athen zugunsten der Nachfahren von Nazi-Opfern. Das alles – so muss man sich vor Augen halten – findet  inmitten einer Europäischen Union statt, an deren Wiege der deutsch-französische Schwur des „Nie wieder“ gestanden ist. Wenn der Schwachsinn so weitergeht, dann wird auch diese Union so zerfallen wie die anderen zwei großen multinationalen Gebilde in Europas Geschichte, nämlich die beiden Reiche, die das Adjektiv „Römisch“ trugen. Nichts ist ewig – bis auf die chauvinistische Dummheit.

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Küssen für die Partei

01. Mai 2010 02:45 | Autor: Andreas Unterberger

Die Bildungspolitik der SPÖ wird immer absurder: In Wien müssen nun die Schüler als Auftakt für den offenbar sehr militant geplanten Anti-Rechts-Wahlkampf nach Willen der Partei in stalinistischer Methode zu Tausenden für Agitationsplakate küssen."Kiss Ausgrenzung Goodbye" haben die SPÖ-Agitatoren in schmerzhaft schlechter Sprache für diese Plakate getextet. Auf Hochschulebene verhindert die SPÖ gleichzeitig ein weiteres Jahr lang die von fast allen Rektoren dringend verlangten Zugangsbeschränkungen für wichtige Studienrichtungen. Die Schulaktion ist eine Idee der Stadtschulratspräsidentin, die ganz offensichtlich ihr eigenes Überleben trotz ihrer schweren Überforderung durch eine hemmungslose Ausdehnung des Wahlkampfes in die Schulen sichern will. Sie besteht darin, dass die Schüler ein Plakat "mit Lippenstift!" (auch das Rufzeichen ist O-Ton der unsäglichen Frau Brandsteidl) küssen müssen, dass dann propagandistisch eingesetzt werden soll. Wörtlich schreibt Brandsteidl, ganz auf Linie des SPÖ-Wahlkampfes, den Schuldirektoren in ihrem eigenen Deutsch: "Kiss Ausgrenzung Goodbye! - unter diesem Motto geben unsere Schüler ein sichtbares Statement, dass sie gegen Ausgrenzung sind und sich ein konstruktives Miteinander aller - in der Schule, aber auch darüber hinaus - wünschen." Und weiter: "Diese Aktionsform wurde gewählt, weil sie positiv besetzt ist. Die Jugendlichen küssen (mit Lippenstift!) ein vom Stadtschulrat vorbereitetes Plakat, auf dem "Kiss Ausgrenzung Goodbye" steht. In Summe ergeben sich so eine Vielzahl von Plakaten, die mit tausenden Küssen geschmückt . . ." Quack, quack. Und ungeniert wird jetzt schon angekündigt, dass diese Plakate dann im September in einer Ausstellung präsentiert werden. Also ganz, ganz zufällig wenige Wochen vor der Wiener Wahl. Geht es noch frecher und ungenierter? In den letzten 60 Jahren hat wohl noch nie jemand so ungeniert versucht, Schulen und Schüler zu einer so durchsichtigen parteipolitischen Aktion zu verdonnern. Das ist ein Missbrauch der Schulen, die jeden falschen Zungenschlag im Wahlkampf weit in den Schatten stellt. Dass sich Rot-Grün und die massenweise von diesen gekauften Medien über irgendwelche Zungenschläge politisch korrekt empört erregen werden, kann ja jetzt schon als gegeben angesehen werden. Ob diese Töne nun von FPÖ, BZÖ oder ÖVP kommen (bei der letzteren natürlich nur, wenn sie sich endlich um die Interessen ihrer bürgerlichen Wähler anzunehmen beginnt, und damit zu einer ernstzunehmenden Gefahr für die absolute SPÖ-Herrschaft in Wien werden sollte). Oder von eventuellen sonstigen Gruppierungen. Man lese sich nur den Ton der Frau Brandsteidl durch: "Die Schüler küssen". Nicht nur jene, die wollen, sondern alle haben zu küssen. So wie halt in der Sowjetunion Stalin-Statuen zu küssen waren. Als Geste der absoluten Demütigung der Untertanen. In ihrer abgrundtiefen Dummheit begreift Brandsteidl freilich eines nicht: dass eine solche Zwangsaktion bei Schülern – selbst wenn  diese, nur um nicht negativ aufzufallen, halt das Pamphlet wirklich küssen sollten – das Gegenteil auslöst. So viel von Demokratie und Freiheit verstehen die Kinder schon noch. Gespannt darf man übrigens auch sein, ob die islamischen Kinder sich das Küssen anordnen lassen, denen das vielfach kulturell absolut nicht passen dürfte. Die Frau Brandsteidl lässt ihre Parteigenossen Bezirksschulinspektoren aber auch schon gewaltigen Druck auf jene Schulen ausüben, die bisher gezögert haben, da mitzumachen. Die Direktoren wissen: Wer sich taub stellt, der bekommt halt seine nächsten fünf Wünsche vom Stadtschulrat nicht erfüllt. Dass das Ganze nicht nur der wohl größte Schulskandal seit Jahrzehnten ist, sondern auch hygienisch nicht ganz unproblematisch sein dürfte, sei nur am Rande vermerkt. Politisch relevanter ist schon die Tatsache, dass es Michael Häupl nur einen Anruf kosten würde, diese Aktion zu stoppen. Was schon jetzt ein weiterer wichtiger Hinweis ist, wie man sich bei den bevorstehenden Wiener Wahlen als anständiger Mensch verhalten muss: Alle Parteien, die nicht garantieren, dass sie dieses unsägliche Regime in Wien beenden, sind unwählbar. Daneben geht der zweite bildungspolitische Skandal, den die SPÖ in den letzten Stunden verursacht hat, beinahe unter. Sie weigert sich weiterhin, die von mehreren Rektoren verlangten Zugangsbeschränkungen für unerträglich überlaufene Studienrichtungen wie Wirtschaft und Architektur zu genehmigen. Also wird es dort auch in diesem Herbst weiter ein unerträgliches Freistilringen um Plätze in den Hörsälen geben. Obwohl es, wie einer der Rektoren formulierte, nur eine Stunde gedauert hätte, um die entsprechende Verordnung auszuformulieren, wird nun bis Herbst herumgebastelt. Und zwar an der unsinnigen Konstruktion von Studieneingangsphasen, die vielen Studienanfängern zwei Semester kosten werden, bis sie dann hören, dass sie nicht genommen werden. Die Möchtegern-Mediziner hören das hingegen nach wenigen Tagen und verlieren keine Studienzeit. Aber auch bei dieser Studieneingangsphase ist keineswegs sicher, ob sie dann wenigstens ein Jahr später kommt, ist doch die Hochschülerschaft – ganz gegen die Interessen der bereits Studierenden – dagegen. Und wenn wer dagegen ist, traut sich die SPÖ in der Regel nie für etwas zu sein. Und sei es noch so logisch und notwendig.

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Fußnote 102: BP, grüner gings nimmer

01. Mai 2010 01:12 | Autor: Andreas Unterberger

Grüne Propaganda und die Realität. Natürlich ist die Ölkatastrophe vor der Südküste der USA eine ganz schlimme Sache. Aber dass es ausgerechnet BP trifft, lässt doch - fast - schmunzeln. War doch BP jene Firma, die sich mit einem unglaublichen PR- und Werbe-Aufwand ein Mäntelchen als besonders grün umgehängt hat. Obwohl BP genauso ein Ölkonzern war wie alle anderen. Dem auch mit etlichen Indizien nachgesagt wird, dass es sich durch "Spenden" an die sogenannten Umweltorganisationen von deren Kritik freigekauft hat. Aber die Welt ist halt böse: Je mehr Geld in PR-Agenturen investiert wird, umso weniger haltbar wird das solcherart erkaufte Image.

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Fußnote 101: Wiener Wahl rasch vorverlegen

30. April 2010 05:59 | Autor: Andreas Unterberger

Alles steht in Österreich, Michael Häupl zuliebe. Muss das sein? Vor den steirischen und vor allem Wiener Wahlen im Oktober wird es keinerlei Klarheit über Sparmaßnahmen, Reformen und Steuererhöhungen geben. Das macht die Koalition aus Rücksicht auf die Chancen von Michael Häupl (was die ÖVP nicht alles macht, um der SPÖ zu helfen . . .). So weit so schlecht. Die dramatische Entwicklung der Griechenland-Krise und die wieder einsetzende Verschlechterung der österreichischen Kreditwürdigkeit sollten aber klarmachen, dass niemand mehr so viel Zeit hat. Daher der Vorschlag: Wenn die Bundesregierung schon auf die Wahlen wartet, könnten die Länder im Gegenzug die Wahlen auf das Frühjahr vorverlegen. Oder bangen Häupl & Co so sehr um den Verlust ihrer Macht? Immerhin könnten ihnen ja die Anzeichen Mut verschaffen, dass es der FPÖ derzeit nicht gerade rasend gut geht. Immerhin stehen ihre Chancen jetzt noch besser, als wenn man die Krise bis Jahresende unbeantwortet ließe.

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SN-Kontroverse: Begrenzung der Meinungsfreiheit?

30. April 2010 05:54 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll der Meinungsfreiheitsartikel im Verbotsgesetz abgeschafft werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Wiedergänger sind unterwegs

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Es gibt sie stets aufs Neue: Die Wiedergänger der Vergangenheit. Mit Scheinargumenten, die den Kern der Sache und vor allem ihre Absicht verschleiern sollen, versuchen sie ein Gesetz zu Fall zu bringen, das mit gutem Grund 1947 in der von Faschismus und Nationalsozialismus befreiten Zweiten Republik eingeführt wurde. In regelmäßigen Abständen ist das Ziel ihrer Begehrlichkeiten das Verbotsgesetz. Ihre Argumente stehen auf wackeligen Beinen, wiewohl sie in ihrer Holzschnitzartigkeit gern von den sich so zeitgeistig gerierenden Führerinnen und Führern althergebrachter Krawallparteien mit Lust apportiert und dem WählerInnenpublikum unter die Nase gerieben werden. Besonders anrüchig sind in diesem Zusammenhang jene selbst ernannten „bürgerlichen" Kreise, die mit dem Argument der „Meinungsfreiheit" gegen das Verbotsgesetz und somit in die Schlacht um die Oberhoheit über die Stammtische ziehen. Sie sehen im Verbotsgesetz, durch das das Leugnen des Holocaust unter Strafe gestellt wird, eine ihrer Meinung nach unzulässige Einschränkung der Meinungsfreiheit im Sinne der Europäischen Menschenrechtskonvention. Obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in seinen Urteilen stets darauf verweist, dass der Missbrauch der in der Konvention festgelegten Rechte und Freiheiten durch Feinde einer freien und demokratischen Ordnung verboten ist. Im Klartext: Wer Freiheit und Demokratie durch NS-Wiedergängerei (oder andere Formen der Diktatur) abschaffen will, kann sich nicht auf den Schutz der Europäischen Menschenrechtskonvention berufen. Oder noch deutlicher: Demokratie und ihre durch sie garantierten Grund- und Freiheitsrechte können jene, die sie auf rein formale Kriterien reduzieren oder sie abschaffen wollen nicht in extenso ausnützen.

Die Österreicher sind reif genug

Andreas Unterberger Bruno Kreisky war strikt dagegen. Viele große Juristen waren strikt dagegen. Sie alle fürchteten, dass man dadurch nur Märtyrer schafft. Dennoch wurde nach Kreisky das an sich richtige Verbotsgesetz verschärft. Damals wurden mehrjährige Haftstrafen für reine Meinungsdelikte in Zusammenhang mit der NS-Zeit eingeführt. Das ist etwas, was in den großen Mutterländern der rechtsstaatlichen Demokratie wie den USA oder Großbritannien, aber auch anderswo auf blankes Unverständnis stößt. Denn dort weiß man: Wenn der Staat einmal beginnt, Meinungen zu verbieten und zu bestrafen, dann wird das Fundament des Rechtsstaats zerstört. Mit Narren, die etwa den Massenmord in den Konzentrationslagern leugnen, muss ein selbstbewusster Staat anders besser fertig werden. Durch gesellschaftliche Ächtung, durch Faktenwissen, durch Überzeugungsarbeit. Das gelingt ohne Haftandrohung viel glaubwürdiger. Solche Verbote machen Dinge für Jugendliche oft erst interessant. Solche Verbote wiegen in falsche Sicherheit, dass man per Gesetz Vernunft oder Wahrheit erzwingen kann. Dieses Verbot ist einäugig, weil die Millionen Opfer des Kommunismus oder des Pogroms an den Armeniern weiterhin geleugnet werden dürfen. Sind die Österreicher wirklich so gefährlich oder dumm, dass noch zwei Generationen nach Ende des Nationalsozialismus ein solcher Verstoß gegen eines der wichtigsten Menschenrechte notwendig wäre? Geht da etwas „Gut Gemeintes“ einfach daneben? Oder brauchen Rot-Grün die ewige Faschismuskeule als Substitut eigener Existenzberechtigung? Und was ist dann mit einem Heinz Fischer, der laut Parlamentsprotokoll einst „Sieg Heil“ gerufen hat, oder einem H.-P. Martin, der unlängst im EU-Parlament einen politischen Gegner mit dem Hitler-Gruß begrüßt haben soll, wie zumindest dieser angibt? Dieses Land bräuchte souveräne Gelassenheit anstelle verkrampfter Gesinnungsschnüffelei. Nur: Woher nehmen?

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Fußnote 100: Der alte Mann und die Wahl

30. April 2010 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Hans Dichand will wieder einmal eine Volksabstimmung. Der alte Herr hat scharfsichtig erkannt, dass wir einen Minderheitenpräsidenten haben (es hat ja nur eine deutliche Minderheit der Wahlberechtigten Heinz Fischer gewählt). Aber der Schluss, den er daraus zieht, ist ein Kurzschluss: „So kämpfen wir dafür, dass bei uns das Recht vom Volk ausgeht. Zwar wird Heinz Fischer weiter unser Bundespräsident bleiben, aber eine Volksabstimmung, um ihn als Mann an erster Stelle im Staat zu bestätigen, wäre jetzt notwendig.“ Zeit für Werner Faymann, wieder einmal einen Brief an den „Sehr geehrten Herausgeber“ zu schreiben. Vielleicht könnte er es einmal wagen, dem Onkel Hans die Spielregeln der Demokratie zu erklären. Zeit aber auch für alle anderen „Krone“-hörigen Politiker, sich endlich von Dichand nicht mehr einschüchtern zu lassen. Wie viel (höflich gesagt) Altersstarrsinn muss er noch nachweisen, bis sie ihn einfach ignorieren?

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Die Schuldigen suchen einen Sündenbock

29. April 2010 03:23 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist absolut faszinierend: Noch selten waren die Ursachen einer Katastrophe so sonnenklar, wie im Anlassfall Griechenland; zugleich wird jedoch europaweit ein ungeheuer Aufwand getrieben, von diesen Ursachen abzulenken und Sündenböcke zu finden. Der einst vielgerühmte „europäische Weg“ führt direkt in den Abgrund. Die an der Wahl dieses Weges Schuldigen attackieren jedoch all jene, die am Rande dieses Weges Warntafeln mit der Aufschrift „Vorsicht Abgrund!“ aufgestellt haben. Man lese nur die Kommentare bestimmter Politiker und Journalisten. Da wird in einer angeblichen Qualitätszeitung der Bankrott Griechenlands als „Liquiditätskrise“ beschönigt. Da werden die Rating-Agenturen beschimpft, weil sie griechische oder portugiesische Staatsanleihen abwerten. Da werden die Banken beschimpft, weil sie den Griechen Geld geborgt haben. Da werden die Banken beschimpft, weil sie den Griechen kein Geld borgen. Da sind an allem und jedem anonyme Spekulanten schuld. Da werden die Deutschen beschimpft, weil sie im Gegensatz zu den Griechen imstande sind, Produkte zu günstigen Preisen zu exportieren (ehrlich, diesen Unsinn verzapft ein Professor der Wiener Wirtschaftsuniversität!). Da fehlt nur noch, dass am Schluss wieder einmal die Angehörigen einer bestimmten Religion schuld sind. Es ist wirklich beklemmend, mit welcher Energie da Sündenbock-Theorien gezimmert werden, nur um von der einzigen Hauptursache abzulenken: Die Griechen haben jahrelang ungeniert über ihre Verhältnisse gelebt, den Staat und die europäische Außenwelt schamlos betrogen, sich unglaubliche Lohn- und Pensionserhöhungen genehmigt, Steuern hinterzogen, die Korruption eskalieren lassen. Und sie haben geglaubt, dass das mit dem harten Euro genauso problemlos geht wie mit ihrer weichen Drachme, die sie ständig abwerten konnten, so dass der Unsinn relativ folgenlos blieb. Und warum sind so viele unterwegs – bis hin zum Chef der österreichischen Nationalbank? Weil ähnliches auch in vielen anderen europäischen Staaten stattfindet. Und weil in einer Kettenreaktion wirklich der ganze Euroraum bedroht ist. Man rufe sich nur folgenden grotesken Aspekt ins Bewusstsein. Das von den diversen Ewald Nowotnys so hochgelobte Rettungspaket für Griechenland besteht zu einem wesentlichen Teil aus Milliarden von Italien, Portugal, Spanien – also lauter Ländern, die fast ebenso bankrott und überschuldet und sorglos sind wie die Griechen. Ausgerechnet die sollen jetzt den Retter spielen! Jedes Pyramidenspiel ist dagegen eine hochseriöse Angelegenheit. Natürlich gibt es noch andere Mitschuldige an der dramatischen, weit über Griechenland hinausreichenden Entwicklung. Auch in Österreich. Man denke nur an die ununterbrochene Kritik etwa der Freiheitlichen an den Maastricht-Kriterien (obwohl deren Einhaltung durch die Regierungen den Euro geschützt hätte), an die Kritik vieler Wirtschaftskreise an „Basel II“ (obwohl dieses Abkommen ja die Banken zu einer strengeren Handhabung der Kreditvergabe zwingen sollte), und an die besonders populistisch-laute Kritik  der SPÖ am „Einsparwahnsinn“ (O-Ton Michael Häupl), am „Nulldefizitfetischismus“ oder an der angeblichen sozialen Kälte der Sparpolitik Karl-Heinz Grassers (obwohl die wirkliche soziale Kälte jetzt von Griechenland bis Portugal herrschen wird). Ich weiß schon, es gibt fast keinen Bankrotteur, der die Schuld bei sich selber sucht. Dennoch sollte uns klar sein, je länger wir uns über die Ursachen in die Tasche lügen, umso weniger wird eine Sanierung möglich sein. Das heißt nun nicht, dass die Banken kein Teil des Problems wären. Sie haben in der verzweifelten Suche nach relativ sicheren Geldanlagen den Regierungen (auch der österreichischen) deren Anleihen als scheinbar sicheres Anlageinstrument massenweise abgekauft. Und wenn nun von Griechenland bis Portugal die Staaten krachen, dann sind die Banken in Wahrheit wieder genauso gefährdet wie beim Zusammenbruch von Immobilienhypotheken (die bis vor drei Jahren auch jeder als etwas besonders Sicheres angesehen hat). Im Hintergrund der so eilfertigen Bereitschaft etwa auch Österreichs, den Griechen beizustehen, steht folglich die selten kommunizierte Tatsache, dass die heimischen Banken verglichen mit dem österreichischen Anteil am Hilfspaket ein Vielfaches an Forderungen gegen Griechenland haben. Da scheint es ja durchaus billiger zu kommen, wenn man Griechenland direkt hilft, als wenn Griechenland in Staatsbankrott ginge. Überdies hat ja der bekannte Ökonom Werner Faymann großmundig erklärt, dass es keine weitere Bankenhilfe geben wird. Da findet natürlich der nächste große Fehler statt. Denn die Griechen stehen mit absoluter Sicherheit nicht zum letzten Mal mit dem Hut in der Hand da. Und wer – übrigens in Verletzung der EU-Verträge – einmal hilft, der wird auch beim nächsten Mal in die Tasche greifen müssen. Vor allem aber wird die Hilfe für Griechenland den Portugiesen, Spaniern, Italienern & Co das völlig falsche Signal geben. Nämlich dass auch sie jedenfalls gerettet werden und daher nicht ernsthaft sparen müssen. Diese Hilfe wird auch den österreichischen Gewerkschaftern und Arbeiterkämmerern (welche die Hauptberater des wirtschaftlich ja absolut ahnungslosen SPÖ-Vorsitzenden sind!)  eine falsche Botschaft geben: Sie werden weiter glauben können, dass man mit durch Schulden finanziertem Konsum (=Lohnerhöhungen ohne Produktivitätszuwachs) die Wirtschaft nachhaltig ankurbeln kann. Es klingt zwar nach einem Sektenprediger: Aber immer mehr deutet darauf hin, dass der Untergang eines ganzen Systems sehr nahe ist.

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Metternichs Wiederauferstehung

28. April 2010 09:52 | Autor: Andreas Unterberger

Immer mehr deutet darauf hin, dass die liberale westliche Demokratie, die uns den größten Wohlstand, die größten Freiheiten, die längsten Friedensperioden der gesamten Geschichte beschert hat, zu Ende geht. Sie wird erneut so bedroht, wie das schon die zwei großen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts getan haben. Und wieder steht vor allem ihr zentralster Wert im Kreuzfeuer: nämlich die Meinungsfreiheit. Diesmal kommt der Angriff auf eine besonders infame Weise, nämlich unter der zur Tarnung gewählten Überschrift „Terrorismus-Bekämpfung“. Das österreichische Justizministerium – ganz bewusst muss man die von sehr schlagseitigen Juristen beherrschte Institution nennen und nicht die wohl nur zum freundlich Lächeln begabte Ministerin – dieses Ministerium hat einen Gesetzentwurf durch den Ministerrat gebracht, der eine weitere entscheidende Einschränkung der Meinungsfreiheit bedeutet. Wenn das Gesetz nun auch das Parlament passieren sollte, dann wird mit zwei Jahren bestraft, wer andere wegen ihre Geschlechtes, ihres Alters, ihrer sexuellen Ausrichtung oder Weltanschauung verächtlich macht. Nun bin ich alles andere als dafür, andere verächtlich zu machen, das ist in der Regel moralisch abzulehnen, es zeugt von schlechter Erziehung. Nur: Den Strafrichter zur Verfolgung solcher schlechten Sitten zu beauftragen, zeugt von totalitären Absichten. Hier werden Meinungen strafbar gemacht. Daher bekenne ich jetzt schon, Menschen mit kommunistischer oder nationalsozialistischer oder islamistischer Gesinnung zutiefst zu verachten. Und ich werde das weiter so äußern. Ich werde auch kein Parlament achten können, das Gesetze beschließt, die jemanden wegen der Verachtung für solche oder andere Weltanschauungen mit Haft bestraft.

Miese juristische Tricks

Ein besonders übler Trick bei der Entstehung dieses Gesetzes ist die über unkritische Journalisten verbreitete Behauptung, das Justizministerium habe den Entwurf "entschärft". In Wahrheit ist allerhöchste Alarmstufe am Platz. Unter dem Vorwand, die Österreicher gegen terroristische Bedrohungen zu schützen - ein mehr als legitimes Ziel - wird die Einschränkung der Meinungsfreiheit der Österreicher auf eine absolute, bisher ungeahnte Spitze getrieben. Diese erinnert zunehmend an das Metternichsche System, gegen das am Schluss nur noch die Revolution geholfen hat, deren oberstes Ziel ja einst der Ruf nach Meinungsfreiheit, damals auch oft „Pressfreiheit“ genannt, gewesen ist. Das Tagebuch ist alles andere als ein Ort, wo der Strafjustiz bei der Verfolgung von Verbrechern in den Arm gefallen wird. Das tun im Gegenteil von Amnesty International bis zu den linken Wiener Verfassungs-Juristen viele andere oft und gerne,  bisweilen unter den lächerlichsten Vorwänden. Umso schärfer werde ich aber immer für diese Meinungsfreiheit kämpfen, die der archimedische Punkt unserer gesamten rechtsstaatlichen Demokratie ist. Ohne Meinungsfreiheit ist relativ rasch der Rechtsstaat und die Demokratie, aber auch der Wohlstand bedroht (weil nur die Meinungsfreiheit eine wirksame Waffe gegen die jeden Wohlstand zerstörende Korruption ist). Daher ist es besonders provozierend, wenn das fast einzige sinnvolle Vorhaben des Antiterrorismusgesetzes nun im Zuge dieser „Entschärfung“ weggefallen ist, nämlich die Strafbarkeit des Besuches eines Terrorcamps. Für eine solche Camp-Teilnahme wird man künftig nur dann bestraft, wenn auch die Absicht nachweisbar ist, terroristisch aktiv zu werden. Was, bevor Bomben explodiert sind, ziemlich schwer nachweisbar ist. Daher dürfen – mehr oder wenig neue – Österreicher und hier wohnende Gäste auch künftig straflos in den pakistanisch-afghanischen Bergen das Schießen und Bomben trainieren. Ich darf sie aber nicht mehr verächtlich machen. Nur zur Illustration: Der österreichischen Staatspolizei sind in den ersten beiden Monaten 2010 schon mehr solcher Terrorcamper bekannt geworden als im ganzen Vorjahr. Diese Entschärfung darf sich die bekannt Islam-freundliche SPÖ auf die Fahnen schreiben, die sich hingegen nicht an der vom Justizministerium geplanten Einschränkung der Meinungsfreiheit  stört. Die Hauptschuld trägt aber sicher die ÖVP, welche eine ahnungslose Ministerin ins Justizressort entsandt hat, und die keinen einzigen Juristen von Format mehr in ihren Reihen hat, der da noch bremsen könnte, wie es etwa einst ein Michael Graff gewesen ist. Die damit auch selbstmörderisch die letzten liberalen Wähler vertreibt. Denn die ganze Infamie der Novelle begreift man erst, wenn man das bisherige Strafgesetzbuch neben die (auf der Homepage des Justizministeriums übrigens noch gar nicht kommunizierte!) Regierungsvorlage legt. Denn in der Novelle selber steht nur eine lange Liste von Gruppen, gegen die man nicht zu Gewalt aufrufen darf. Wogegen nichts zu sagen ist. Das gilt nunmehr auch für durch Weltanschauung oder sexuelle Ausrichtung (=Codewort für Schwule) geprägte Gruppen oder auch einzelne Angehörige davon. Bisher war der vom §283 geschützte Kreis hingegen viel kleiner. Der zweite Absatz dieses Paragraphen bleibt unverändert, sodass er den Abgeordneten im Text der Novelle auch nicht vorliegt. Dort aber wird nicht nur der Gewaltaufruf inkriminiert – der interessanterweise nur  strafbar ist, wenn er sich gegen die durch die Political correctness privilegierte Gruppen richtet, sonst aber offenbar nicht, etwa wenn Unternehmer das Ziel sind! Dort wird ebenso mit zwei Jahren bestraft, wer eine dieser Gruppen „verächtlich zu machen versucht“. Mit anderen Worten, die Gläubigen der kommunistischen, nationalsozialistischen oder islamistischen Weltanschauung dürfen nicht mehr verächtlich gemacht werden. Das aber entdeckt man nur, wenn man juristische Detektivarbeit betreibt und entdeckt, dass nicht nur der Gewaltaufruf gegen diese Gruppen strafbar ist, sondern über eine alte, bisher aber weitgehend irrelevante Gesetzesstelle, das Verächtlichmachen. Alleine dieses Verstecken ist schon ein massiver Beweis für das schlechte Gewissen der angeblichen Antiterrorkämpfer aus dem Justizministerium. Niemand soll sich Illusionen machen, dass diese neue Universalwaffe der politischen Korrektheit unbenutzt bleiben wird. So behaupten doch insbesondere die Grünen jetzt schon ständig, dass ihre Gegner „verhetzen“ würden. Zuletzt war das etwa in der Debatte rund um den Kindesmissbrauch der Fall, in der sich die Grünen ja als SaubermännerInnen profilieren wollten. Als aber daran erinnert wurde, dass es die deutschen Grünen waren, die noch Mitte der 80er Jahre – also lange nach den meisten jetzt bekannt gewordenen Fällen! – die völlige Straffreistellung des sexuellen Kindesmissbrauchs gefordert hatten, war das für die Grünen schon eine "Verhetzung". Trotzdem müsste – sofern wenigstens die Richter noch korrekter wären als die Ministerin – als Erster ein Wiener SPÖ-Abgeordneter wegen des Hass-Videos eines Rappers ins Gefängnis gehen, das er auf seine Homepage gestellt hatte. Immerhin war damals sogar zum Tod eines Politikers einer anderen Weltanschauung aufgehetzt worden.

Zu Innsbruck in geknebelten Banden

Diese nunmehrige Novelle, die Österreich ab 1. August mit einem riesigen Knebel ersticken wird, steht freilich schon in einer langen Liste von Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Ein besonders absurdes Beispiel findet sich etwa in einem Tiroler Landesgesetz, das jeden bestraft, der „die Landeshymne unter entstellender Veränderung ihres Wortlauts oder ihrer Melodie verwendet“ oder der jener Hymne die gebührende Achtung verletzt. Zu Innsbruck in geknebelten Banden, kann man da nur sagen. Diese Formulierung ist im übrigens nach dem Wortlaut jenes Gesetzes zweifellos schon ein Delikt (übrigens liebe Tiroler, ich bin in Kürze in Eurem Land!). Nur zur Erinnerung: Diese Hymne gedenkt eines Freiheitskämpfers. Primär ist die Einengung der Meinungsfreiheit freilich Produkt internationaler Gremien wie des Europarates (etwa eines normalerweise nicht beachteten "Antirassismuskomitees", in dem die linken Parteien ihre Existenzberechtigung abzusichern versuchen) und des EU-Parlaments. Auch dieses Gesetz beruft sich in den Erläuterungen auf jene internationalen Institutionen zur Einschränkung der Meinungsfreiheit. In der Überschrift wird aber so getan, als ob es um die Terrorismusbekämpfung ginge.

Antirassismus statt Antiterrorismus

Der Antirassismus ist zum Nachfolgeinstrument des Antifaschismus geworden. Beide Male wird dieses Schlagwort von extrem illiberalen Gruppen der Linken zur Unterdrückung ihrer Gegner verwendet. Und diese begreifen immer erst im Nachhinein, welche miesen Mechanismen sie da selbst einst unterstützt haben. Wer will denn schon ein Rassist oder Faschist sein. Diese europaweite Annäherung an totalitäres Denken, das diesmal im Zeichen einer linksliberalen Political correctness steht, hat jetzt sogar den französischen Innenminister vor Gericht gebracht. Er hat das Verbrechen begangen, über Nordafrikaner folgendes zu sagen: „Solange es einer ist, geht es. Probleme gibt es, wenn es viele sind.“ Das genügte der Correctness-Partei schon für eine Anklage. In Frankreich gibt es aber wenigstens einen Präsidenten und eine große Partei der rechten Mitte, die noch nicht ganz von der dumpfen Infamie der Political Correctness erfasst ist. In Österreich begreift die ÖVP nicht einmal, was ihr da unterjubelt wird.

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Das Ende des sorgenden Staates

28. April 2010 04:11 | Autor: Andreas Unterberger

Eine Generation hat gut gelebt, Schulden gemacht, nicht an Morgen gedacht, fast keine Kinder in die Welt gesetzt – und sie feiert sich. Noch. Denn die Folgen ihres Lebenstils werden katastrophal. Neben dem gerade in den letzten Wochen langsam ins Bewusstsein rückenden Schuldenkollaps werden sich solche Folgen auch am gesamten System der Altersversorgung ablesen lassen. Von der Pension bis zur Pflege, auch wenn wir alle diese zwei Themen, weil nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv unerquicklich, gerne verdrängen. Es tat daher gut, sich wieder einmal zwei Tage in Gesprächen mit vielen Experten ganz in all diese Zusammenhänge vertieft zu haben. In der „Denkwerkstatt St. Lambrecht“ wurde über die „Zukunft der Altersvorsorge aus Expertensicht“ nachgedacht. Dabei wurde allen Teilnehmern klar: Vor allem im staatlichen Pensionssystem, aber auch rund um den Pflegebedarf kommt ein bedrückendes Szenario auf uns zu. Oder wie es ein bekannter Grazer Soziologe formulierte: „Das Modell des sorgenden Staates zerbröselt.“ Bei der Forschung nach den Ursachen der Krise kamen vielen Experten aus Kreisen der Wissenschaft, Sozialpartner und Versicherungsfunktionäre auf die 70er Jahre zu sprechen. Also genau auf den Beginn der dieser Tage gerade wieder von ORF und Gleichgesinnten gefeierten Kreisky-Jahre, als wir es uns alle so gut gehen ließen und dies für ehrlich verdient hielten. Die Erbschaft jener Jahre und Gesinnung führt heute zu dicken roten Zahlen, und zwar gleich in mehreren Systemen. Bei der Staatsschuld kosten uns heute alleine die Zinsen schon 10 Milliarden jährlich. Und deren Höhe hängt unweigerlich mit den Kreisky-Jahren zusammen. Hatte sie doch an deren Beginn 1970 nur 12 Prozent des damals überdies noch viel kleineren Bruttoinlandsprodukts ausgemacht. Sie war 1986, also am Ende der roten und rot-blauen Alleinregierungen, auf 54 Prozent geschnellt, hatte also in den Kreisky/Sinowatz-Jahren davor im Zuge großzügiger – und begeistert konsumierter – Wählerbestechungen den weitaus steilsten Anstieg der Nachkriegsgeschichte genommen. Unter Schüssel wurde der Schuldenstand um etliche Punkte gedrückt. Und erst nach 2007 gab es dann krisenbedingt den nächsten großen Schub: von 60 auf mindestens 74 Prozent des BIP.

Pensionen statt Arbeitslosigkeit

Aber die nur scheinbar goldene Ära Kreisky hat nicht nur die Budgetkasse tief verschuldet, sondern auch das Pensionssystem ausgeräumt. „Kreisky hat die Arbeitsmarktprobleme in hohem Ausmaß auf Kosten des Pensionssystems gelöst“, analysierte in St. Lambrecht ein Wiener Arbeitsrechtler. Dennoch tragen andere Faktoren mindestens ebenso viel Schuld an den Problemen: Die unverantwortliche Ausdehnung des Wohlfahrtsstaates, das Schüren der Anspruchs- und Vollkaskomentalität – sowie der gleichzeitig einsetzende dramatische Geburtenrückgang. Wieweit dieser nun von der Pille und wieweit er wiederum von der Politik (Straffreistellung der Abtreibung, Entwertung des Systems Familie, Verschiebung aller sozialen Verantwortung auf den Staat, rasche Erhöhung der Frauenarbeitsquote) verursacht worden ist, wird sich wohl nie ganz klären lassen. Denn alles passierte in jener – merkwürdigerweise noch immer von vielen heroisierten – Umbruchszeit gleichzeitig. Dazu kommt seit vielen Generationen ein – an sich erfreulicher – steiler und ununterbrochener Anstieg der Lebenserwartung.

20 Punkte einer ernsten Diagnose

In der Folge einige nüchterne Zahlen, Daten und Zusammenhänge rund um Pensionen und Pflege  (über die wenigen Möglichkeiten, jetzt noch gegenzusteuern, folgt in den nächsten Tagen eine weitere Tagebuchnotiz):
  1. 1970 betrug das durchschnittliche Pensionsantrittsalter von Männern 61,3 Jahre, heute ist es trotz der deutlich gestiegenen Lebenserwartung nur 58,9 Jahre.
  2. 1970 haben Männer im Schnitt 14 Jahre Pensionen bezogen,  jetzt sind es 22 Jahre (bei Frauen liegt beides noch höher).
  3. Was aber noch viel weniger bekannt ist: 1970 hat man im Schnitt mit 19 Jahren zu arbeiten (und Pensionsbeiträge zu zahlen) begonnen, heute tut man das erst mit 23 Jahren. Mehr Menschen studieren, die Studiendauer wird – als Folge des Fehlens von Gebühren und Zugangskontrolle, aber auch schlechter Organisation – immer länger.
  4. Dadurch ist in Summe das durchschnittliche Arbeitsleben von 42 auf 35 Jahre zurückgegangen, damit schrumpften auch die Einzahlungen ins Pensionssystem.
  5. Die Geburtenrate beträgt heute statt der notwendigen 2,1 Geburten pro Frau weniger als 1,4: Und in dieser Zahl sind die überdurchschnittlich geburtenfreudigen Immigrantinnen schon enthalten. Mit anderen Worten: Die künftigen Financiers des Systems hätten schon geboren sein müssen.
  6. Der Inbegriff des Übels, des sorg- und kinderlosen Egoismus, der sich immer irgendwie auf andere verlässt, ist der Jahrgang 1963: Er war der stärkste Geburtenjahrgang der Nachkriegszeit, hat aber selbst die geringste prozentuelle Kinderzahl.
  7. Auch Immigration ist keine Lösung: Denn die Immigranten haben mehrheitlich eine geringe Bildung (tragen daher kaum zur Produktivität bei) und sind zu einem viel niedrigeren Anteil als die Alt-Österreicher berufstätig, also beitragszahlend (vor allem die weiblichen Immigranten, aber auch die männlichen).
  8. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung ständig an. Die Kurve geht seit den 50er Jahren steil nach oben. Alle drei bis vier Jahre werden wir ein Jahr älter. Und nur wenige glauben, dass unser ungesunder Lebenswandel (wir bemühen uns ja sehr: Übergewicht, wenig Sport, Drogenkonsum) den ununterbrochenen Fortschritten der Medizin eines Tages einen signifikanten Strich durch die Rechnung machen wird. - 1840: Die Lebenserwartung war weltweit unter 40 Jahren. - 1930: In Österreich erreichte sie 54,5 Jahre. - 1955: war sie 64,6 (nur 20 Prozent erreichten das Pensionsalter!). - 2009: war sie 77,6 (wenn man jene abzieht, die nicht als Kinder oder Junge gestorben sind, ist sie natürlich noch viel höher!)
  9. Logischerweise steigt parallel der Anteil der 60-jährigen (und älteren) Menschen: - 1930: 12 Prozent - 1955: 16,7 Prozent - 2009: 24,2 Prozent - 2020: 34,7 Prozent (demographische Hochrechnungen sind immer viel seriöser und verlässlicher als die von Konjunktur- oder Klima-Modellen). Noch drastischer sieht es mit der Zahl der Über-85-Jährigen aus: Die wird sich in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten verdreifachen. Was besonders für das Pflegesystem problematisch wird.
  10. Trotzdem werden heute viel großzügigere Pensionen bezahlt: 1970 waren noch 302.000 auf die Mindestpension (Ausgleichszulage) angewiesen, heute sind es von einer größeren Pensionistenzahl nur 240.000, die nur die Mindestpension beziehen (obwohl diese überdurchschnittlich steil gestiegen ist).
  11. In Österreich ist die betriebliche und private Altersvorsorge viel niedriger als anderswo: Sie macht nur 1 Prozent der Pensionen aus, in Kanada etwa sind es 50 Prozent.
  12. Die Politik hat in den letzten Jahren der staatlichen Pensionsversicherung eine Vielzahl von Aufgaben auferlegt, die mit dem System einer Versicherung überhaupt nichts zu tun haben. Der Staat zahlt auch nur einen Teil der dafür nötigen Beiträge ins System ein. Diese staatlichen Beiträge entlasten zwar heute noch das Umlagesystem, also die Renten für früher entstandene Ansprüche; sie führen aber langfristig zu schweren zusätzlichen Lasten: Denn der Staat schuf neue Pensionsansprüche für Kindererziehungsjahre, für Familienhospizkarenz, für Präsenz- und Zivildienst, für den Dienstleistungsscheck, für billige Selbstversicherungsmodelle usw. Die ausgeräumten Kassen der Pensionsversicherung werden aber nicht nur ständig mit neuen beitragslosen Ansprüchen auf die Zukunft beladen; sie müssen anstelle der schon länger kranken Krankenkassen sogar die Rehabilitation für Herzinfarkt-Patienten zahlen.
  13. Der Bundesbeitrag zur Pensionsversicherung ist binnen kurzem schon von 3,4 Milliarden (2006) auf 6,7 (2010) gestiegen. Dabei sind die zwischen den 40er und 60er Jahren geborenen Babyboomer noch großteils aktiv. Die Katastrophe kommt aber erst, wenn die in wenigen Jahren alle in Pension gehen.
  14. Die von manchen linken Ökonomen geschürte Erwartung eines (durch Schulden finanzierten) Produktivitätswachstums zur Finanzierung von Pension und Pflege ist eine absolute Illusion. Denn die Produktivität sinkt ständig: Betrug ihr Wachstum in den Nachkriegsjahrzehnten im Schnitt noch fünf Prozent jährlich, so ist sie im letzten Jahrzehnt auf 0,7 Prozent pro Jahr gesunken.
  15. Das Pensionsproblem wird durch jenes mit dem Pflegesystem möglicherweise sogar noch übertroffen: Die Ursachen sind die höhere Frauenarbeitsquote (dadurch fallen viele der früheren Gratis-Pflegerinnen weg), die Mobilität der nächsten Generation (die vielfach gar nicht in der Nähe der Pflegebedürftigen wohnt) und die Steigerung der Arbeitskosten pro Pflegekraft – trotz des rasch steigenden Anteils von Ausländern in den Pflegeberufen (Unter den 900 Angestellten in den zwölf Heimen der Wiener Caritas finden sich 38 Nationalitäten).
  16. Vorsorgen für die Pflegezeit ist in Österreich noch weniger üblich als für die normale Pensionszeit: Die Österreicher verlassen sich zunehmend zum Unterschied von anderen Nationen alleine darauf, dass die öffentliche Hand sie in allen Lebenssituation auffängt (Experten nennen das "Samariter-Syndrom"). Das Risiko der eigenen Pflegebedürftigkeit ist außerdem eine so unerquickliche Perspektive, dass sie sowieso gerne verdrängt wird.
  17. Das österreichische Pflegegeldsystem hat sich als Fehlkonstruktion erwiesen. Es gibt Bargeld auch dort, wo gar keines gebraucht wird, dafür mangelt es jetzt schon an pflegenden Händen. Und während die Mega-Risken – besonders hoher Pflegebedarf – gar nicht abgesichert sind, werden mit den Pflegestufen eins und zwei relativ harmlose Situationen honoriert, für die es etwa in Deutschland noch gar keine staatliche Hilfe gibt (Gerüchteweise wird im Herbst nach den Wiener Wahlen die Stufe eins gekappt werden – aber um das Budget zu retten, und nicht das Pflegesystem).
  18. Die Pflegebedürftigkeit hat eine ganz klare Ursache. Sie heißt Demenz. Diese liegt in 80 Prozent der Pflegefälle vor. Was zweifellos für die Pfleger belastender ist als körperliche Defizite.
  19. Die Wahlkampf-attraktive Abschaffung des Angehörigen-Regresses hat das Pflegesystem noch empfindlich teurer gemacht. Allein in Niederösterreich ist dadurch binnen kurzem der Bedarf um 1000 Pflegeplätze gestiegen: Die alten Angehörigen wurden sofort in Heime entsorgt, weil das nun die bisher selbst pflegenden Angehörigen nichts mehr kostet (während das eigene Geld der Alten ohnedies meist längst versteckt worden ist).
  20. Parallel zur staatlichen Pension hat man in den letzten Jahren eine Vielzahl von zusätzlichen Formen entstehen lassen: Pensionskassen, Vorsorgekassen, geförderte Lebensversicherungen. Was an sich positiv ist. Dabei wurde aber jede Form kasuistisch so unterschiedlich geregelt, dass sich kaum ein Bürger wirklich auskennt, und das System insgesamt viel teurer ist als ein einheitliches, aber flexibles (wo etwa jeder wählen kann, ob er eine teure Kapitalgarantie will oder nicht).
  21. Und last but not least: Die rasch gewachsene (Früh- und Normal-)Pensionistenzahl veranlasst die Politik dazu, mehr denn je aus wahltaktischen Gründen auf die recht aggressiven Pensionistenverbände Rücksicht zu nehmen (die übrigens neben den Politikern als einzige Betroffene wohlweislich solchen Nachdenkveranstaltungen fernbleiben). Ein Sozialversicherungsfunktionär sagt daher auch ganz unumwunden: „Jahre mit Null Pensionserhöhungen, wie es sie in Deutschland oft gibt, sind in Österreich völlig unrealistisch.“ Im Gegenteil: Die Politik hat einen alljährlichen Erhöhungsautomatismus festgeschrieben. Und ist unter Druck bevorstehender Wahlen des Öfteren sogar darüber hinausgegangen.

Einziger Lichtblick: Die Medizin

Neben all den schlechten Nachrichten ergab das Nachdenken der Experten aber zumindest auch eine gute Botschaft: Die durch Erhöhung der Lebenserwartung dazugewonnene Lebenszeit wird dank der Medizin eine recht gesunde Zeit mit akzeptabler Lebensqualität sein. Und die – freilich viel zahlreicher werdenden – Pflegphasen könnten nach einigen Studien zeitlich sogar kürzer werden. Im Schnitt.

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Fußnote 99: Wie wärs mit Sparen?

27. April 2010 09:18 | Autor: Andreas Unterberger

Vizekanzler Pröll startete eine neue Inseratenkampagne. Darin verweist er zu Recht darauf, dass schon auf jedes neugeborene Kind 23.901 Euro Schulden für die vielen Sünden der Vergangenheit entfallen. Und dass daher Sparen dringend notwendig wäre. Wie recht er hat, vor allem weil er nichts von Steuererhöhungen schreibt. Nur: Wenn man das Sparen ernst meint, dann sollte man gleich all diese Inserate einsparen - samt den besonders lächerlichen der ÖBB, in denen diese ein in fünf Jahren fertiges Einkaufszentrum bewirbt. Das wär schon was. Immerhin sind deren Kosten zu Lasten jedes Babies im Vorjahr auf gigantische 100 Millionen explodiert. Und sollte Pröll die Hoffnung hegen, die SPÖ so überzeugen zu können, zeugt das von Naivität. Siehe etwa  Heinz Fischer, der ständig von "sozialer Ausgewogenheit" schwadroniert (also dem Schuldenmachen zu Lasten aller Babies), aber das Wort Sparen nicht über die Lippen bringt.

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Was Österreich von Ungarn lernen könnte

27. April 2010 03:59 | Autor: Andreas Unterberger

In Ungarn ist etwas ganz seltenes passiert: Eine einzige Partei erringt zwei Drittel der Mandate. Das kann diese Partei zu Recht bejubeln. Das ist aber auch eine große Gefahr. Und jedenfalls ein Anlass zu fragen, was da bei den Nachbarn geschehen ist - und ob es etwa mit Österreich auch etwas zu tun haben könnte. Absolute Macht - und das ist eine Zweidrittelmehrheit jedenfalls - verleitet absolut zu Machtmissbrauch. Ob die absolute Macht nun rechts oder links besteht. Daher sollten auch die Freunde und Nachbarn Ungarns das Land mit einem kritischen Auge begleiten. Freilich ist in der Geschichte auch oft schon etwas anderes passiert: Dass sehr rasch innerhalb einer scheinbar starken Mehrheitspartei Konflikte auftauchten: Siehe Kreisky-Androsch, siehe Bauernbund-Wirtschaftsbund in der Ära Klaus. Sorge macht jedenfalls, dass Viktor Orban alles andere als ein klares Wirtschaftsprogramm zu haben scheint. Wer in Zeiten wie diesen seinen Landsleuten Milch und Honig in Aussicht stellt, hat den Realitätsbezug verloren. Und ebenso besorgniserregend ist die nationale Eskalation in der Slowakei wie in Ungarn. Die große ungarische Minderheit in der Slowakei könnte sehr bald Anlass zu recht explosiven Situationen nur wenige Kilometer von Wien entfernt sein. Auf der anderen Seite muss klar sein: Würde Orban das nationale Thema ignorieren, dann würde davon die radikale Rechte profitieren, die mit ihren uniformierten Aufmärschen beängstigend an die 30er Jahre erinnert. Die Sozialisten haben die Wahl zweifellos zu Recht verloren. Wegen ihrer Korruptionsskandale, aber vor allem wegen ihrer verantwortungslosen Politik am Beginn, als sie mit nicht vorhandenem Staatsgeld in schlechter alter Sozialistenmanier um sich zu werfen begonnen hatten. Der damalige Parteichef hat dann auch in einer - blöderweise an die Öffentlichkeit gedrungenen - Geheimrede auch offen zugeben, die Bürger frontal angelogen zu haben. Das Bekanntwerden dieser Rede war dann klarerweise das nun mit Zeitverzögerung eingetretene Todesurteil der Partei - obwohl sie in den letzten zwei Jahren über eine Expertenregierung plötzlich noch eine sehr vernünftige Politik der Sparsamkeit begonnen hatte. Aber wer einmal beim Lügen erwischt wird . . . (Das ähnelt übrigens ganz dem Ende von George W. Bush in Hinblick auf die gelogenen Gründe für die Irak-Intervention). In Österreich sollten wir uns fragen, ob wir nicht spätestens seit dem 24. September 2008 ebenso angelogen werden, als Werner Faymann - mit Unterstützung der FPÖ und angesichts einer groggy in den Seilen hängenden ÖVP - die Milliarden unters Volk geworfen hat, um die bevorstehende Wahlniederlage seiner Partei abzumildern und doch noch Nummer eins zu bleiben. Nur wird Faymann zum Unterschied von den ungarischen Sozialisten sicher keine ähnliche Geheimrede halten. Begreift er doch gar nicht, was er angerichtet hat. Ist doch für ihn der brutale Machterhalt überhaupt der einzige politische Parameter. In Österreich sollte sich aber auch die ÖVP das ungarische Ergebnis genau anschauen: Dort triumphiert eine Partei, die ihren Chef über zwei Niederlagen hinweg durchgetragen hat. Dort hat es vor allem gleichzeitig zum Aufstieg der Orban-Partei binnen weniger Jahre die große christlich angehauchte Partei der rechten Mitte, das Demokratische Forum, zerrissen. Dieses Forum hat die Wähler an eine neue, junge Gruppierung auf der rechten Seite verloren, gegen die der Einsatz der Faschismuskeule unwirksam geblieben ist. Genau dasselbe ist in den letzten Jahren aber auch den einst großen christdemokratischen Regierungsparteien in Italien und Spanien passiert. In der Schweiz zeichnet sich ähnliches ab. Der Grund ist immer der selbe: Wenn die Partei der rechten Mitte zu sehr in die Mitte rückt, dann kommt sie in ein geistiges Vakuum, dann wird sie zur frömmelnden Imitation der Sozialdemokraten. In fast allen Ländern der Welt gibt es nämlich eine Mehrheit, die nicht so weit nach links gehen will, eine Mehrheit für einen klar antisozialistischen Kurs, auch wenn auf Grund des in Demokratien notwendigen Machtwechsels keine Partei auf ewig regieren kann. Diese Mehrheit fürchtet die keynesianische Geldvernichtungspolitik der Linken, sie fürchtet die Beschränkung der Meinungsfreiheit durch die Linke, sie lehnt die Überregulierung durch den Staat ab, sie hängt an Werten wie Heimat, Tradition und Familie. Die ÖVP droht genauso wie ihre einstigen Freunde in den genannten Ländern in ein gefährliches geistiges Vakuum zu geraten, je weniger sie das erkennt. Sie ist überdies durch den Pröll-Kurs an die Sozialdemokraten gebunden, denen sie immer wieder in allen wichtigen Fragen nachgibt. Und die dumpfe Orientierungslosigkeit der gegenwärtigen schwarzen Programmsuche zeigt, dass da niemand wirklich einen echten Ausweg kennt oder auch nur sucht. Das einzige Glück der ÖVP ist, dass rechts von ihr tiefe Zerstrittenheit herrscht, dass das personelle Angebot des dritten Lagers sehr mager ist, dass insbesondere niemand FPÖ&Co auch nur den Hauch einer Wirtschaftskompetenz zutraut. Es wird daher spannend, ob irgendjemand bereit ist, von Ungarn zu lernen. Freilich sind hierzulande alle Parteisekretariate von Menschen geprägt, die keine Ahnung von Geschichte haben oder von jenen Dingen, die sich außerhalb unserer Grenzpfähle abspielen.

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Die Wiederentdeckung des Alters

26. April 2010 01:41 | Autor: Andreas Unterberger

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis des Wahlergebnisses ist bisher völlig untergegangen: Eine massive Mehrheit jener, die sich für einen Präsidentschafts-Kandidaten entscheiden konnten, wählte einen 71-Jährigen. Das könnte man auch als endgültiges Ende des politischen Jugendkultes ansehen. Denn das Alter Heinz Fischers war auch im Wahlkampf kein Thema. Zum Kontrast: Im Nationalrat sitzt niemand mit diesem Alter, während Fischer bis zu seinem 77. Lebensjahr regieren darf. Auch die beiden mächtigen Präsidenten der Pensionistenvereine, Blecha und Khol, müssen oder wollen von außerhalb des Parlaments ihre Fäden ziehen. Und das, obwohl heute schon jeder vierte Österreicher über 60 ist. Jene Partei, die das als erste erkennt, wird von dieser Erkenntnis deutlich profitieren können. Es gibt überhaupt keinen sachlichen Grund, die alten Österreicher von der nicht allzu zeitintensiven Arbeit eines Abgeordneten fernzuhalten, wenn die Österreicher dem amtierenden Bundespräsidenten offensichtlich nicht seine schon offensichtlichen Schwächesignale nachtragen. Wie etwa die peinliche Absenz beim polnischen Staatsbegräbnis, bei dem Fischer sechs Stunden Autofahrt zu viel waren. Säßen sie im Nationalrat, müssten übrigens die Pensionisten-Lobbyisten auch selber besser erklären, wie ihre oft exorbitanten Forderungen finanziert werden sollen, oder warum sie für ein absurd niedriges Pensionsantrittsalter kämpfen. Abgesehen von diesem Aspekt löst die Wiederwahl Heinz Fischers keine wirklich neuen Erkenntnisse aus. Wir werden einen Bundespräsidenten haben, der auch nach der noch fehlenden Auszählung der Wahlkarten deutlich weniger als 40 Prozent der Wahlberechtigten überzeugen konnte. Und wir werden weiterhin einen Präsidenten haben, der in wohlgesetzten Worten wenig, außer der üblichen Sympathie für den rot-grünen Schulden- und Umverteilungsstaat sagen wird. Und die ÖVP wird sich wohl auch weiterhin von der SPÖ beschimpfen lassen, wie es trotz der schwarzen Wahlhilfe für Fischer per Nichtkandidatur in den letzten Wochen dauernd geschehen ist. Wahrscheinlich hätte die ÖVP auch noch Fußtritte bekommen, wenn sie den Fischer-Wahlkampf finanziert hätte. Ebenso wird sich auch die SPÖ weiterhin über alle Regeln und Gesetze hinwegsetzen, wie etwa der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Kräuter, der schon um 15.39 Uhr im Internet öffentlich den Fischer-Sieg berichtet hatte - obwohl viele Wahllokale noch eineinhalb Stunden offen hatten. Aber Gesetze gelten ja immer nur für die anderen.

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Nur ein Lager hatte gesiegt, und das ist nicht rot

25. April 2010 17:00 | Autor: Andreas Unterberger

Das Ergebnis 79:16:5 war vorhersehbar. Und sollte doch allen viel zu denken geben. Weder die SPÖ noch Blau oder Schwarz oder auch die Christen haben besonderen Grund zum Jubeln, wenn man das Ergebnis genauer analysiert. Sieger ist nur ein Lager: jenes der 51 Prozent Nichtwähler, also jener, die mit dem Amt oder den angebotenen Persönlichkeiten nichts anfangen können. Heinz Fischer ist trotz seines hohen Sieges alles andere als ein Triumphator: Denn er bewegt sich mit der absoluten Zahl der Stimmen fast genau in jenen Dimensionen, wo er bei seiner ersten Kandidatur gestanden ist. Er hat also über das rot-grüne Lager hinaus keine nennenswerte Mobilisierung geschafft. Und das trotz der einhelligen Unterstützung durch fast alle Medien, am stärksten durch den ORF und die von Steuergeldern aus SPÖ-Administrationen abhängigen Blätter wie „Österreich“ und „Heute“. Aber selbst die Kronenzeitung, die ursprünglich Barbara Rosenkranz favorisiert hatte, ist am Schluss relativ neutral geblieben. Das Stagnieren der Fischer-Wähler zeigt übrigens auch, dass die Leitls und Neissers, die von der bürgerlichen Seite ins Fischers Lager gewechselt sind, nichts wirklich bewegen können. Opportunisten ohne Fußvolk diskreditieren sich selber. Noch nüchterner müssen die Blauen das Ergebnis anschauen: Sie waren, wie es so oft in ihrer Geschichte passiert ist, zerstritten. Wer so oft den Parteiobmann statt der Kandidatin plakatiert, braucht sich nicht zu wundern, dass da keine starke Wahlbewegung für Barbara Rosenkranz in Gang gekommen ist. Dazu kommen die Schwächen der Kandidatin, die sich nicht als wirklich qualifiziert erwiesen hat. Die Christen können nur einen Achtungserfolg verbuchen, der sicher der höchste in ihrer Parteigeschichte bleiben wird. Denn sie haben sich als Minitruppe ohne schlagkräftiges Walkampfteam schon rein personell ins Abseits geschossen. Sie konnten daher in keiner Phase des Wahlkampfs das Vakuum nutzen, das die Absenz der ÖVP geschaffen hat. Wer seinen Spitzenkandidaten mutterseelenalleine durch die Lande reisen lässt, muss sich bewusst sein, dass da kein überzeugender Eindruck entstehen kann. Und wenn ein Spitzenkandidat seine Redezeit im Fernsehen gar nicht ausfüllen kann, dann muss jeder glauben, dass der gar nichts zu sagen hat, außer die oft sehr schrägen Fragen der Moderatoren zu beantworten. Und die ÖVP? Sie geht ebenfalls mit vielen Minuspunkten aus dieser Wahl, obwohl sie gar nicht angetreten ist. Die SPÖ-nahen Medien, vom ORF bis zur "Kleinen Zeitung“, hatten sie trotz ihres Nichtantretens als Hauptangriffsziel auserkoren, weil einige schwarze Spitzenfunktionäre angekündigt haben, weiß zu wählen. Das Weiß-Wählen blieb aber – im Gegensatz zum Nicht-Wählen – mit 7 Prozent ein unbedeutendes Minderheitsprogramm; und steht nun ein wenig als ÖVP-Schlappe da. Vor allem aber muss dieses Wahlergebnis für die Zukunft alle Alarmglocken im schwarzen Lager läuten lassen. Ihre Abstinenz hat die Wiederwahl Fischers praktisch garantiert. Dennoch wurde sie vor wie auch in den ersten Stunden nach der Wahl von Seite ihres Koalitionspartners dafür heftig attackiert. Ein interessantes Zeichen für den Zustand dieser Koalition. Noch ernster sollte die ÖVP die Rolle der Medien analysieren. Diese sind nämlich bei allen Wahlen der letzten Jahre zum besten Wahlhelfer der SPÖ geworden. Da wird halt einmal ein plötzlicher Pflegenotstand als Verschulden der ÖVP kreiert; da wird ein andermal Inflationspanik als Verschulden der ÖVP geschürt; und da zeigte sich in den letzten Wochen, mit welcher Konsequenz prinzipiell jeder nicht-linke Kandidat niedergemacht wird. Jeder Freiheitliche wird sofort zur Reinkarnation Adolf Hitlers; und wenn eine Splitterpartei wie die Christen mehr als ein paar Promille zu erzielen droht, wird sie von ORF und Raiffeisenmedien sofort als skurril verächtlich gemacht. Das selbe Spiel wird mit absoluter Sicherheit noch viel intensiver vor den nächsten Wiener Gemeinderatswahlen gespielt werden, wo es für die SPÖ ja wirklich ums Eingemachte geht, nämlich um den Zugriff auf die milliardenschweren Rathauskassen. Vor dieser Wiener Wahl wird sich überdies auch noch die Krone in die Reihen der SPÖ-Maschinerie einordnen. Sodass es für bürgerliche Kandidaten, selbst wenn die ÖVP geeignetere hätte als die nette Frau Marek, ein extrem schwerer Wahlkampf wird. Die ÖVP hat ja schon die letzten beiden Nationalratswahlen trotz vorher günstiger Umfragen jedes Mal verloren, weil die Linkslastigkeit vieler Medien besonders in den letzten Tagen vor einer Wahl ausgespielt wird. Zwar kann diese mediale Dampfwalze nicht wirklich die SPÖ oder die Grünen selbst pushen – dazu ist deren Performance doch allzu offensichtlich zu schwach –, sie kann aber jedes Mal mit großer Treffsicherheit alle gefährlichen Konkurrenten nieder-denunzieren. Und da tun auch die unabhängigen Fernsehsender kräftig mit – obwohl sie ohne die Reformen von Schwarz-Blau gar nicht existieren könnten. Und da tun auch die beiden großen Printverlagshäuser mit großer Geschlossenheit mit – obwohl deren oberste Eigentümer immer treuherzig den Eindruck erwecken, eigentlich bürgerlich zu sein. Diese angeblich bürgerliche Gesinnung der Medien hat aber keine Sekunde lang dazu ausgereicht, die schweren Fehler Heinz Fischers zu thematisieren. Da macht man sich halt lieber darüber lustig, dass etwa der eine Kandidat am Wahlkampfbeginn in die Messe gegangen ist.

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Es lebe der Sport

25. April 2010 02:46 | Autor: Andreas Unterberger

Norbert Darabos jubelt: Die fixen Fördermittel für den Sport würden verdoppelt. Da mag nun manches Propaganda und Zahlentrickserei sein. Tatsache ist jedenfalls, dass der gleiche Minister gleichzeitig absolut nichts tut, um den jammervollen Zustand des Bundesheers zu bessern. Womit der SPÖ-Mann eindeutig gezeigt hat, wofür sein Herz schlägt: für den Sport und nicht fürs Heer. Das Heer interessiert Darabos nur, wenn es um sinnlose Wahlkampf-Hilfstruppen im Burgenland geht, die dort einen sogenannten Assistenzeinsatz machen. Dabei wäre die äußere Sicherheit eigentlich eine der wichtigsten Aufgaben eines Staates. Was aber noch viel schlimmer ist, ist der Umstand, dass heute ein Politiker überhaupt noch wagt, zusätzliche Ausgaben für nicht ganz lebenswichtige Ziele zu verkünden. Gleichgültig ob er da trickst, und wie die Gelder im Dreieck zwischen Sport, Budget und Lotterien letztlich genau herumgeschoben werden: es geht um Gelder, die sonst einen kleinen Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen leisten könnten. Darabos' Jubelruf zeigt, dass er - und sein diesbezüglicher Mittäter im Finanzministerium, Reinhold Lopatka, - überhaupt nichts begriffen haben: In Zeiten wie diesen darf kein einziger Euro mehr für nicht absolut lebenswichtige Ausgaben verwendet werden. Geschweige dann zusätzliches Geld. Die Regierungsspitze verkündet laut, dass nur Exekutive, Forschung und Bildung beim Sparen verschont würden - wobei auch da jeder Bereich eigentlich einer eingehenden Diskussion wert wäre -, vom Sport war jedenfalls nie die Rede. Was kümmert es aber die Lobbies da unten, dass da oben schon der Hut brennt? Eine legitime Gegenfrage lautet: Ist Sport nicht wichtig für die allgemeine Gesundheit? Keine Frage, das ist er und insofern auch förderungswürdig. Nur: Fast alle Gelder, die an Verbände und Vereine gehen, dienen direkt oder indirekt primär dem - absolut ungesunden - Spitzensport. Denn alle Funktionäre denken nur an stolze Erfolge, in denen sie sich sonnen können, und sind völlig desinteressiert an den zeitknappen, bewegungsarmen und kiloreichen Kindern - oder auch Erwachsenen - , aus denen nie und nimmer Spitzensportler werden. Dass sich Funktionäre überdies noch mit teuren Autos aus Steuergeldern bedienen, ist dann nur ein kleiner Tupfen auf dem i. In diesem Land werden also eher Familien und Kinder beschnitten als der Sport. Denn dieser hat mit den großen Sportredaktionen der Medien eine unglaublich artikulationsstarke Propagandamaschinerie auf seiner Seite. Genauso wie die - in wirtschaftlichen Zusammenhängen genauso ahnungslosen - Kulturredaktionen jede Beschneidung der noch viel größeren und problematischeren Kulturbudgets verhindern werden. Dieses hat ja überdies die Funktion, ein großes Heer an Unterstützern für bestimmte Parteien und Ideologien zu finanzieren und bei Parteilaune zu halten.

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Fußnote 98: Griechen kriegens fast gratis

25. April 2010 01:49 | Autor: Andreas Unterberger

Seltsame Unterschiede bei der Kreditvergabe. In Deutschland tobt eine tiefgehende und ehrliche Debatte über die acht Milliarden zur Finanzierung des griechischen Lotterlebens, die dorthin auf höchstwahrscheinliches Nimmerwiedersehen verschwinden werden. Wir zahlen zwar nur ein Zehntel, debattieren aber nicht einmal ein Hundertstel so viel wie die Deutschen. Bei uns versucht die Regierung nicht einmal, dem blöden Steuerzahler zu erklären, warum die Griechen nur 5 Prozent Zinsen zahlen müssen (wenn sie zahlen), während die eigenen Banken 8 bis 9,3 Prozent zahlen müssen (von denen zumindest der größere Teil zahlt). Stehen uns die Griechen so viel näher? Oder werden solche Entscheidungen einfach ganz nach Tageslaune getroffen?

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Die vier kleineren Übel dieser Wahl

24. April 2010 01:57 | Autor: Andreas Unterberger

Das Tagebuch hat sich am Donnerstag mit all den guten Gründen befasst, Heinz Fischer nicht zu wählen. An diesem Urteil ändert auch der ganz, ganz zufällige Besuch von Wladimir Putin bei Fischer wenige Stunden vor der Wahl nichts. Was aber statt dessen tun? Nicht wählen? Weiß wählen? Gehring wählen? Rosenkranz wählen? Nun: Nicht wählen wie weiß wählen haben eines gemeinsam: Sie erleichtern es Heinz Fischer, gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit zu erreichen. Denn die braucht er ja nur unter den abgegebenen UND gültigen Stimmen zu erreichen. Da er ja den Block der 30 Prozent roten und 10 Prozent grünen Stimmen sicher hat, genügt ihm eine so geäußerte Neutralität aller schwarzen, orangen und sonstigen Fischer-Gegner, um sein Ziel zu erreichen. Denn am Montag wird jedenfalls die Schlagzeile aller Fischer-freundlichen Medien, also fast aller, lauten: "XX Prozent für Fischer". Und die Tatsache, dass Fischer - mit Sicherheit - weit weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten für sich gewonnen haben wird, wird total untergehen. Der größte Anteil der Nicht-Fischer-Wähler wird gar nicht wählen. Diese Variante nützt Fischer aber noch mehr als das Weiß-Wählen. Denn die SPÖ wird einen Großteil der Nichtwähler überhaupt gleich für sich in Anspruch nehmen können: Die Menschen hätten ja ohnedies mit Fischers Wiederwahl gerechnet und seien daher daheim geblieben. Außerdem gäbe es sowieso einen ständig wachsenden Anteil von Nichtwählern, das habe daher auch nichts mit einer Ablehnung Fischers zu tun. Da diese SPÖ-Argumente ja durchaus logisch sind, ist also ein Daheimbleiben die schlechteste Art, Unzufriedenheit mit Fischer zu äußern. Weiß-Wählen hilft zwar Fischer auch, kann aber wenigstens nicht von diesem in Anspruch genommen werden. Nur wird der Anteil der weißen Stimmen höchstwahrscheinlich nur einen einstelligen Prozentsatz ausmachen und daher in der politischen Debatte völlig untergehen - beziehungsweise nur als Blamage der ÖVP gewertet werden. Das Weiß-Wählen wurde ja von einigen aus der ÖVP-Spitze angekündigt - freilich nur deshalb, damit sich die schwarzen Stammwähler nicht ans Wählen einer anderen Partei gewöhnen sollen - mit Beispielswirkung fürs nächste Mal. Also bleiben Rosenkranz und Gehring. Auch hier fällt die Entscheidung nicht einfach. Rosenkranz konnte durch die überzogene Hasskampagne der SPÖ samt deren vorgelagerten Medien von "Österreich" bis ORF zwar wieder an Sympathie, genauer gesagt: Mitleid gewinnen. Sie besetzt auch glaubwürdig das Familien- und Heimat-Thema. Trotzdem hat sie rund um den Wirbel zu ihren Verbotsgesetz-Äußerungen alles andere als Krisenfestigkeit gezeigt. Sie ist in schwieriger Zeit einfach eine Woche auf Tauchstation gegangen, hat sich von Hans Dichand zur Demütigung einer notariellen Erklärung zwingen lassen (was sie auf das Niveau des einstigen Faymann-Briefes an Dichand herabsenkt). Und sie war dann nicht einmal bereit, Fragen zu jener Erklärung zu beantworten. Ihre schwache Vorstellung wird dadurch abgerundet, dass sie tagelang nichts dabei gefunden hat, dass eine Möchtegern-Bundespräsidentin ihr ganzes Wissen über die Nazi-Verbrechen lediglich aus dem Schulunterricht hat. Dass sie also mit anderen Worten zeithistorisch völlig unbeschlagen ist. Und wenn man wie Rosenkranz das Wort "Mut" plakatiert, dann hätte sie in Hinblick auf die beim Verbotsgesetz später hinzugefügten Meinungsdelikte durchaus ihre kritische Linie angesichts immer mehr überbordender Meinungseinschränkungen fortsetzen müssen, statt eine 180-Grad-Wende zu machen. Bleibt Rudolf Gehring. Er ist in vielen politischen Fragen offensichtlich unbeschlagen und unroutiniert, er hat fast einen Ein-Mann-Wahlkampf geführt, also offensichtlich auch kein starkes Berater-Team um sich. Und er erweckt den Eindruck zu glauben, dass man aus Evangelium und päpstlichen Enzykliken konkrete politische Handlungsanleitungen ablesen könnte. Was doch ziemlich naiv ist. Er hat zwar mehr wirtschaftliche Erfahrung als seine Gegenkandidaten, aber auch auf diesem Gebiet keine klare Linie kommuniziert. Sein größtes Plus ist hingegen, dass er von allen großen Parteilagern völlig unabhängig ist. Zugleich ist er jener Kandidat, bei dem die Werte, auf denen er aufbaut, wirklich glaubwürdig und klar kommuniziert sind. Und die in anderen europäischen Ländern auch durchaus mehrheitsfähig sind, auch wenn sie vom ORF als schrullig denunziert werden. Was also tun? Falls ich nicht in der Wahlzelle eine Münze aufwerfen will, werde ich mich bis Sonntag früh zwischen Gehring und Rosenkranz entscheiden müssen, wobei der wertorientierte, aber leider nicht liberale Gehring derzeit leicht vor der ebenfalls leider nicht liberalen Rosenkranz liegt. Das einzige, was für mich wirklich klar ist, ist die oberste Linie: Der Triumph für Fischer und die fast totalitäre Stimmungsmache durch staatlich finanzierte Medien für ihn, soll durch meine Stimme wenigstens eine Stimme kleiner ausfallen, und zwar in wirksamer Form.

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SN-Kontroverse: Weiß wählen?

23. April 2010 01:56 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Hat die ÖVP durch ihre Weiß-Wählen-Kampagne dem Amt des Bundespräsidenten geschadet?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Weiß(nicht)wählen stört Machtbalance

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Mut kann man nicht kaufen und Klugheit ist kein Erwerbsgut. Diese alten Grundsätze beweisen sich stets aufs Neue. So geschehen dieser Tage beim „Kampf" um das höchste Amt im Staat, der alles andere als „fad" war, wie dies Krawallmedien ihrem Publikum einhämmern wollten. Es wurden die politischen Handlungsmuster von Vertretern sehr unterschiedlicher  Weltanschauungen deutlich, was für das Zusammenleben in einem Staat große Auswirkungen hat. Ein Versäumnis fällt in diesem Zusammenhang auf und geht auf Rechnung der ÖVP. Diese stellte keinen eigenen Kandidaten aus den unterschiedlichsten persönlichen und finanziellen Gründen auf. Dass in der Folge keine Wahlempfehlung für den Amtsinhaber, der seine Sache gut gemacht hat,  abgegeben wurde - nun ja, es lässt sich aus dem Wissen um die Parteiempfindlichkeit nachvollziehen. Dass aus der Summe der Verlegenheiten aber die Empfehlung „weiß wählen" heraus kam, ist ein schwerer Schnitzer. Geholfen ist damit niemanden, sondern die Haltung  beschädigt das Präsidentenamt.  Frei nach dem Motto, wenn ich schon nicht gewinnen kann, so will ich doch einen möglich großen Kollateralschaden anrichten. „Weiß wählen" ist Ausdruck der zutiefst österreichischen Neigung „eh wurscht" und lädt zum Nichtwählen ein. Was in einer Demokratie von Schaden ist. Zudem verkennen WeißnichtwählerInnen die Funktion des Staatsoberhauptes. Dieses vertritt nicht nur die Republik nach außen, ist Oberbefehlshaber des Heeres und ohne ihn/sie geht bei Regierungsbildungen gar nichts. Der Bundespräsident ist der Regulator im verfassungsrechtlichen Machtdreieck: Parlament-Regierung-Staatsoberhaupt. Das ist ein fein ausgeklügeltes System von checks and balances, das schon viele Stürme erlebt und sich bewährt hat.

Weiß hilft Fischer

Andreas Unterberger Es ist mehr als skurril: Die – wieder einmal besonders koalitionsloyale – ÖVP schickt keinen eigenen Kandidaten ins Rennen, gibt keine Wahlempfehlung ab und stellt damit die Wahl von Heinz Fischer sicher. Und nun wird sie von der SPÖ und deren Vorfeldmedien trotzdem als undemokratisch beschimpft, weil einige ÖVP-Politiker weiß wählen wollen. Dabei ist weiß zu wählen ohnedies eine massive Hilfe für Fischer. Denn jede ungültige Stimme macht es leichter, mit Hilfe von Rot-Grün die notwendigen 50 Prozent der gültigen(!) Stimmen schon im ersten Wahlgang zu erreichen. Wer Fischer und der SPÖ den – dringend notwendigen – Dämpfer eines zweiten Wahlganges versetzen will, muss also Gehring oder Rosenkranz ankreuzen. Besondere Pointe: Fischer selbst hat 1998 das Weiß-Wählen als „legitim“ bezeichnet,  als Thomas Klestil zum zweiten Mal antrat! Viel schädlicher als weiß zu wählen sind für den politischen Stil Dinge, die Fischer selbst zu verantworten hat: sein Schweigen zu den intoleranten SPÖ-Störaktionen gegen fremde Wahlveranstaltungen; seine Weigerung, sich einer Diskussion mit anderen Kandidaten zu stellen; der schwere außenpolitische Schaden, den sein Fernbleiben vom Begräbnis des polnischen Präsidenten angerichtet hat – obwohl andere Präsidenten zum Teil viel längere Anfahrten als die sechs Autostunden Wien-Krakau auf sich genommen haben. Am schädlichsten aber ist sein Schweigen zu den wirklichen Bedrohungen unserer Zukunft: zur schweren Finanzkrise, zum Ausbleiben jeder Verwaltungsreform, zur rapiden Islamisierung, zur demographischen Katastrophe. Stattdessen engagiert er sich für Arigona Zogaj und Kärntner Ortstafeln (die es übrigens längst gäbe, hätten einst Fischer und Gusenbauer nicht den von Schüssel fertig ausverhandelten Kompromiss torpediert) . . . Die Schäden für das Amt gehen fast immer von den Bundespräsidenten selber aus.

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Fußnote 97: Wann denkt diese Uni?

23. April 2010 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wirtschaftsuni macht etwas Vernünftiges - und das erzürnt die Wiener Hauptuni. Die verwinkelten Argumentationen der Universitäts-Juristen wären einer besseren Sache würdig gewesen. Sie richten sich nämlich gegen das Vorhaben der Wirtschaftsuniversität, auf Grund des großen Ansturms Zugangsbeschränkungen einzuführen. Jeder, der nur einen halben Meter aus dem grün-roten Uni-Populismus hinauszudenken imstande ist, weiß, dass das ein richtiger und dringend notwendiger Schritt ist. Nur die Wiener Uni kann nicht so weit denken und intrigiert dagegen - statt selber eine ähnliche Initiative zu starten. Aber was will man von einer Uni, deren Rektor - statt die in diesem Amt angebrachte Neutralität zu wahren - parteipolitische Wahlaufrufe für Heinz Fischer unterzeichnet? Der überdies den Audimax-Besetzern einst eine demonstrative Geldspende gemacht hat - also jenen Chaoten, die der Uni einen Millionenschaden zugefügt haben.

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Fischer braucht dringend einen Dämpfer

22. April 2010 02:40 | Autor: Andreas Unterberger

20 Gründe, warum es der politischen Kultur in diesem Lande überaus gut täte, wenn Heinz Fischer am Sonntag einen deutlichen Dämpfer bekäme. Zuerst aber die Suche nach dem Positiven an Heinz Fischer: Er ist zweifellos ein (allerdings mit Schlagseite) gebildeter Mann, der sich würdevoll zu bewegen weiß und ordentliche Umgangsformen hat. Sonst kann man eigentlich nur eines zu seinen Gunsten ins Treffen führen: Dass er durch die Länge seiner politischen Karriere weit mehr Gelegenheiten als seine Gegenkandidaten hatte, Fehler zu machen. Fischer hat diese Gelegenheiten freilich auch kräftig genutzt. Was sich an Hand vieler Fakten zeigen lässt - im Gegensatz zu dem Eindruck, den die fast total gleichgeschaltete Medienlandschaft derzeit zu erwecken versucht. Fischer hat durch Taten und Worte wie auch durch Unterlassungen gepatzt. All diese hier kurz aufgezählten Gründe machen ihn zum unwählbarsten Kandidaten am kommenden Sonntag.

  1. Der jüngste Fehler war der schwere außenpolitische Fauxpas, nicht zum Begräbnis des polnischen Staatspräsidenten nach Krakau gefahren zu sein. Wer weiß, wie sensibel die Polen sind, der weiß auch, dass Fischer mit seiner Reiseunlust mehr Porzellan zerschlagen hat, als all seine vielen gemütlichen Präsidententreffen in noblen Residenzen gut machen können. (Übrigens sollte auch der Außenminister den schweren Fehler einsehen, dass die Republik plötzlich nur durch den Botschafter vertreten war – wie bei einem drittrangigen Routinetermin.) Besonders peinlich ist das auch deshalb für Fischer, weil er sich ja immer mit seiner langen internationalen Erfahrung brüstet. Die Schande ist durch seine fadenscheinigen Ausreden, der Chauffeur hätte nicht so weit fahren dürfen, nur noch schlimmer worden. (Eine Strecke dauert maximal sechs Stunden, und auch die Mitnahme eines zweiten Chauffeurs wäre angesichts der Vielzahl von servilem Personal rund um den Bundespräsidenten möglich gewesen). In dieser Republik verludern die Sitten, beginnend an der Spitze.
  2. Zur Sittenverluderung zählt auch der nächste Minuspunkt auf dem Konto Fischers: Wer so auf nobel und fein tut wie er, wer so groß „Werte“ (freilich bezeichnenderweise ohne Inhalt) plakatiert, der hätte längst die extrem intoleranten Störaktionen seiner Partei gegen die Wahlveranstaltungen einer Gegenkandidatin stoppen müssen.
  3. Statt dessen hat er die sozialistischen Jugendlichen noch aufgehetzt, indem er infamerweise behauptet hat, Rosenkranz habe die Gaskammern geleugnet. Was einfach nicht stimmt – so bedenklich auch einige ihrer Äußerungen waren.
  4. Alles andere als vorbildlich ist auch seine Weigerung, sich einer Diskussion mit seinen beiden Gegenkandidaten zu stellen.
  5. Eine wirklich unglaubliche Kühnheit Fischers ist es, nun ausgerechnet die Kärntner Ortstafelfrage als Hauptthema seiner zweiten Amtsperiode anzukündigen. Abgesehen davon, dass Österreich derzeit ein paar existenziellere Fragen hat, zu denen er offenbar weiterhin schweigen will, ist gerade die Betonung der Ortstafelfrage durch Fischer ein Musterbeispiel von „Haltet den Dieb!“ Denn es war niemand anderer als die SPÖ selbst, die unter seiner vollen Rückendeckung die Lösung des Problems verhindert hat. Einzig das SPÖ-Veto unter Alfred Gusenbauer hatte die Umsetzung der schon fix ausverhandelten Lösung der Ortstafelfrage torpediert: Wolfgang Schüssel hatte nämlich mit Jörg Haider, dem Kärntner Heimatdienst und fast allen Slowenen-Vertretern bis auf den letzten Beistrich einen detaillierten Konsens über die alte Streitfrage erzielt, in welchen Ortschaften Kärntens noch zweisprachige Tafeln aufzustellen seien. Dieser Kompromiss ist damals einzig daran gescheitert, dass die SPÖ der bösen Regierung Schüssel den Triumph nicht gegönnt hat, wenn ausgerechnet Schwarz-Blau das notwendige, aber seit 55 Jahren fehlende Gesetz zur Erfüllung des Staatsvertrags realisieren hätte können. (Neben der SPÖ war nur noch ein völlig unbedeutender Slowenen-Verein dagegen, der sich bezeichnenderweise in diesen Tagen mangels Masse selbst auflöst). Die SPÖ hätte dann endgültig ihre scheinmoralische Faschismus-Keule gegen Schwarz, Blau und Orange wegwerfen müssen. Eine ziemliche Chuzpe, wenn sich nun ausgerechnet Fischer als Löser der Ortstafelfrage ausgeben will.
  6. Ähnlich gravierend ist leider das Fehlen jeder Stellungnahme Fischers zu dem Skandal, dass jetzt mit Hilfe von Steuermitteln in Wien eine nordkoreanische Propagandaschau stattfinden soll. Fischer dementierte nicht einmal die Berichte, dass sein eigenes Büro selber zugunsten dieser Ausstellung interveniert hatte. Die Eröffnung dieser Ausstellung wird auch einigen hochrangigen Apparatschicks des schlimmsten Folter- und Terrorregimes der Welt eine schöne Reise nach Österreich bescheren. All das bestätigt erneut auch die geistige Nähe Fischers zu jenem Regime, die sich ja schon in jahrelanger Vizepräsidentschaft in der nordkoreanischen Freundschaftsgesellschaft gezeigt hat.
  7. Fischer ist auch mit hohem Lob für Kuba, eine fast genauso schlimme Diktatur, in den Archiven festgehalten.
  8. Nicht so eindeutig bewiesen, aber zumindest durch starke Indizien (insbesondere Fischers New-York-Reisen) unterlegt, ist seine Verwicklung in den Rufmord an Kurt Waldheim – auch wenn er sich am Ende von Waldheims Präsidentschaft von diesen Denunziationen zu distanzieren versucht hat.
  9. Besonders unglaubwürdig – und als rein parteipolitische Inszenierung entlarvt – wird die Liebe Fischers zur Faschismuskeule, die er und seine Freunde gegen alle relevanten politischen Gegner schwingen, durch seine einstigen Attacken auf Simon Wiesenthal. Er hatte dem weltweit wichtigsten Jäger nationalsozialistischer Verbrecher öffentlich einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss angedroht, nur weil dieser darauf hinzuweisen gewagt hatte, dass der damals zum Mehrheitsbeschaffer für die SPÖ avancierte Freiheitliche Friedrich Peter ein hochrangiger SS-Offizier mit fragwürdigen Kriegsaktivitäten gewesen war. Jener Auftritt Fischers hätte unter anständigen Politikern eigentlich unbestreitbarer Anlass zum Rücktritt sein müssen.
  10. Fischer ist auch deshalb absolut unwählbar, weil er der gesellschaftspolitisch deutlich am weitesten links stehende Bundespräsident der zweiten Republik ist. Das hat er etwa mit seinem Engagement für das Adoptionsrecht schwuler Paare gezeigt – obwohl dieses Thema nicht nur moralisch und wertemäßig, sondern angesichts des Desinteresses der angeblich so lange diskriminierten Schwulen an der Ehe auch quantitativ ein absoluter Rohrkrepierer ist.
  11. Fischer hat sich auch mehrfach für ein Bleibrecht Arigona Zogajs ausgesprochen – und damit klar signalisiert, wo er in der Zuwanderungsfrage steht, also bei jenem Thema, das den meisten nicht-linken Österreichern neben der katastrophalen Finanzlage des Landes die größten Sorgen macht. Dass er diese Sorgen vieler Österreicher in keiner Weise teilt, hat er übrigens auch dadurch gezeigt, dass er radikale Islamisten zum offiziellen Essen geladen hat.
  12. Apropos Finanzkatastrophe: Wer hat jemals von Fischer zu diesem Thema – anstelle der Zogaj- und Ortstafel-Schmonzetten – klare Worte gehört? Totales Schweigen im Walde. Vielleicht könnte er wenigstens einmal einen Text des deutschen Bundespräsidenten zu wirtschaftlichen Fragen vorlesen. Vielleicht könnte er nachlesen, welches Pensionsalter seine deutschen Parteifreunde schon mitbeschlossen haben (nämlich 67 Jahre). Vielleicht könnte er anstelle seines üblichen Gejammeres über die angeblich so vielen sozial Benachteiligten die Statistiken nachlesen, dass Österreich in fast allen Bereichen die höchsten Umverteilungs- und Wohlfahrtsstaat-Quoten hat. Vielleicht könnte er sich von unabhängigen und sachkundigen Menschen (also halt nicht gerade Arbeiterkämmerern) einmal vorrechnen lassen, warum der Finanzminister – endlich – Klartext spricht, dass wir nur noch drei Jahre von griechischen Verhältnissen entfernt sind.
  13. Fischer hat sich auch nie der heuchlerischen Kampagne seiner Partei gegen das Weiß-Wählen einiger ÖVP-Funktionäre entgegengestellt, das undemokratisch sei. Obwohl er allen Grund dazu hätte, das Weiß-Wählen zu verteidigen: Hat er es doch selbst 1998 bei der zweiten Klestil-Wahl als legitim empfohlen.
  14. Gehen wir noch ein wenig weiter in Fischers Vergangenheit zurück – wie es ja umgekehrt auch die SPÖ mit riesigem Aufwand bei jedem ihrer Gegner tut –, dann finden wir da etwa in einem Buch Fischers eine massive Attacke auf „das rabiate  Festhalten an der sozialen Marktwirtschaft“.
  15. Unter Federführung Fischers entstand damals auch ein sozialdemokratischer „Problemkatalog“, der klarmachte, was Fischer anstelle der Marktwirtschaft eigentlich wollte. Da liest man etwa: „Die Verwirklichung einer klassenlosen Gesellschaft ist weiterhin das dominierende Ziel einer sozialistischen Gesellschaftsreform.“ Im gleichen Text liest man auch das Verlangen nach einem „Abbau individueller Entscheidungsmöglichkeiten“, nach einem weiteren „Vordringen der verstaatlichten Unternehmungen“, und nach einer „Umkehrung der Entlohnungspyramide“. Karl Marx war ein Weichei gegen jene Fischer-Worte.
  16. Als einmal sozialdemokratische Politiker vor Gericht standen, empörte sich der nunmehrige Hüter von Verfassung und Rechtsstaat über „die Unfairness und Brutalität mancher Justizfunktionäre“. So wie wenn Fischer in Wahrheit Peter Westenthaler hieße.
  17. Der angeblich so noble Fischer konnte auch im Parlament gut austeilen: „Sie Schwein, Sie!“ sagte er etwa einem Abgeordneten, der sich über Hannes Androschs Geschäfte erregt hatte.
  18. Ebenso finden sich in den Archiven öffentliche Solidaritätsbekundungen Heinz Fischers für den Sechsfachmörder Udo Proksch.
  19. Ein weiteres ganz starkes Motiv, Fischer nicht zu wählen, hört und sieht man täglich im ORF, liest man in fast allen Zeitungen: Natürlich gilt die Unschuldsvermutung und es besteht keinerlei Zusammenhang mit den 160 Millionen, die der ORF von der Regierung bekommen soll, und den 100 Millionen, welche die Zeitungen im Vorjahr von Regierung und Gemeinde Wien bekommen haben. Tatsache ist, dass (bis auf die Kronenzeitung) wie auf Kommando gleichlautende Stimmung für Fischer gemacht wird. Gegenkandidaten werden (im zur Objektivität verpflichteten ORF!) ungeniert als „schrullig“ und „umstritten“ niedergemacht. Fischer werden hingegen fast nur belanglose Hofberichterstattungs-Fragen gestellt, wie etwa jene des ORF-Radios: Wie fühle sich Fischer denn so, wenn man eine Ehrenkompanie abschreite.
  20. Und last not least ist es auch extrem provozierend, wenn Fischer im Wahlkampf Schulen besuchen darf, die anderen Kandidaten dort jedoch Zutrittsverbot bekommen. Dafür kann Fischer wohl nichts persönlich; es zeigt aber neuerlich, wie sehr öffentliche Institutionen von den Freunden Fischers parteipolitisch missbraucht werden.
Haben wirklich 80 Prozent der Österreicher ein so schlechtes Gedächtnis, dass sie sich am Sonntag trotz all dieser Gründe für den absolut unwählbarsten aller Kandidaten entscheiden werden? Dies prophezeien jedenfalls die Meinungsumfragen. Oder wird es ihm nicht einmal gelingen, die Hälfte der Wahlberechtigten hinter sich zu vereinen? Ich werde mich jedenfalls in den nächsten Tagen noch mit den vier Alternativen zu befassen versuchen, die jeder Bürger hat, um Fischer nicht zu wählen.

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Über Zilk und Züge, über Liberale und Linke

21. April 2010 01:01 | Autor: Andreas Unterberger

Was so an einem einzigen Tag passieren kann – und den Bürgern diesen Staat immer mehr entfremdet. Ohne dass seine Exponenten es merken. Da wird ein prominenter Wiener Platz in Anwesenheit von Kardinal, Bundeskanzler, Bürgermeister und noch ein paar Dutzend anderen ebenso wichtigen Menschen nach Helmut Zilk benannt. Bei allem Respekt gegenüber einem charmanten Toten: Es gibt leider keine vernünftigen Zweifel daran, dass Zilk einst für einen kommunistischen Geheimdienst gegen Österreich spioniert hat. Und zwar zu einer Zeit, wo im Generalstab jenes Landes sehr aggressive militärische Pläne – bis hin zum Einsatz von Atombomben – gegen Wien vorbereitet worden sind. Da provoziert der Kronenzeitungs-EU-Abgeordnete Hans Peter Martin mit dem Hitlergruß. Und bleibt natürlich unbehelligt. Denn er kann so etwas zu einer „lächerlichen Geschichte“ erklären – so wie Heinz Fischer einen ähnlichen Zwischenfall im Wiener Parlament. Womit sie im Prinzip auch recht haben – nur sind beide Herren Exponenten eines Staates, der mit ihrer vollen Zustimmung gegen ähnlich dumme Provokationen primitiver Jugendlicher mit aller Macht zuschlägt. So als ob ein Wiedererstehen des Dritten Reiches drohen würde. Da sind die ÖBB tagelang nicht imstande, den Ansturm an Reisewilligen auf dem Wiener Westbahnhof zu bewältigen, ohne dass diese stundenlang Schlange stehen müssen – gleichzeitig waren sie aber auch nicht imstande, die Passagiere auch noch in die eingeschobenen Sonderzüge zu platzieren: Unser Tatzeuge fuhr in einem mit ganzen 15 (in Worten: fünfzehn) Menschen besetzten Railjet Richtung Westen. Aber was erwartet man sich von einem von der Gewerkschaft geführten Betrieb, den eine Zahnarztassistentin als Eigentümerin kontrolliert? Da wird in Wien ein Polizist angeklagt, weil er einen Schwarzafrikaner skandalös behandelt hat, als der eine Anzeige erstatten wollte. Und was erfährt man da: Der Beamte ist nach diesem Vorfall in Pension gegangen: „wegen psychischer Belastung, weil mich das Ganze persönlich ziemlich reingezogen hat“. Nur zur Information: Der sensible Mann ist ganze 30 Jahre alt. Aber Gott sei Dank leben wir ja in einem Wohlfahrtsstaat ohne soziale Kälte, wo man sich all das leisten kann. Da wird nun für die Position des Vorsitzenden im ORF-Stiftungsrat der Caritas-Präsident Franz Küberl als „Unabhängiger“ forciert. Denn Rot und Schwarz liegen sich wieder einmal in den Haaren. Wobei die Schwarzen frecherweise meinen, dass die SPÖ als 30-Prozent-Partei nicht wie zu Stalins Zeiten alle ORF-Posten alleine besetzen soll. Freilich findet diese Idee nur bei Rot und Grün Unterstützung – alle anderen Gruppierungen (bis auf die Bischofskonferenz) wissen ja längst, wo Küberl steht. Am lautesten aber musste der Tagebuch-Autor auflachen, als er in einer Zeitung lesen konnte, dass Küberl den anderen Parteien zu „liberal“ sei. Der Liberalismus ist ja schon weit in der Weltgeschichte herumgekommen, dass er aber auch schon beim größten Anhänger des Staatsinterventionismus in ganz Mitteleuropa angekommen sein soll, ist doch gar zu köstlich. Das reicht als Bilanz eines Tages. Da brauchen wir das ganze Herumgegackere rund um die geheimgehaltenen Steuerpläne gar nicht mehr zu erwähnen.

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Vorsicht Diebe!

20. April 2010 04:46 | Autor: Andreas Unterberger

Vor wenigen Wochen war es hier prophezeit worden: Nun ist es viel schneller als erwartet passiert - beziehungsweise bekannt geworden. Die Steuererhöhungspläne der Regierung sind schon wieder deutlich umfangreicher als bisher zugegeben. Sie zeigen einen offenbar überhaupt nicht mehr stillbaren Appetit auf unser Geld. Denn nun wissen wir, dass die Regierung die Steuererhöhungen sogar auf 4,1 Milliarden zusätzliche Euro in die Höhe treiben will. Das zeigt der inoffiziell durchgesickerte "Strategiebericht zum Finanzrahmen" bis zum Jahr 2014. Man muss es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Noch am Beginn dieses Jahres haben uns beide Regierungsparteien beteuert, dass es absolut keine Steuererhöhungen geben werde. Dann hat man sich plötzlich auf 1,7 Milliarden geeinigt, weil man nicht so viel einsparen kann - besser gesagt: will - wie zur Eindämmung des Defizits unbedingt notwendig ist. Knapp darauf haben zwei schwarze Problemminister, nämlich die Herren Mitterlehner und Berlakovich, die Erhöhungsschraube auf 2 Milliarden getrieben; ihr Vorwand war die Ökologie. Und nun sind die gigantischen 4,1 Milliarden durchgesickert. Da es nicht geplant war, dass das jetzt schon bekannt wird, hat man nur leider vergessen, wieder einmal die übliche Scheinbegründung beizulegen. Zur beliebigen Auswahl als Service für die Regierung ein Angebot an Gründen für weitere Raubzüge auf unser Geld: Sicherung des Pensionssystems und der jugendlichen ÖBB-Pensionisten, Sicherung der Umwelt und des Grottenolms, Sicherung des Gesundheitssystems und der überflüssigen Dreifach-Untersuchungen. Die wahren Gründe, warum sie uns noch mehr auspressen, werden sie uns freilich ganz sicher nicht verraten. Das Geld ist nötig zur Sicherung der Imperien der Sozialpartner (Versicherungen), der überflüssigen Bundesländer-Gesetzgebung und Doppelverwaltungen, der Tausenden Vereine zu angeblich guten, in Wahrheit fast immer parteipolitischen Zwecken, der Bauern, der ÖBB, der sinnlosen Tunnels, der Existenzberechtigung der Kammern und zur Administration Tausender unnötiger Gesetze (vom Wiener Baumschutzgesetz bis zum Nichtraucherschutz). Das besonders Deprimierende ist: Es gibt keine einzige Partei mehr in diesem Lande, welcher man glauben könnte, dass sie sparen kann und will - nämlich auch dann, wenn es weh tut. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die Sozialdemokraten sicher die ärgsten Geldverbrenner sind. Den Beweis hat erst vorigen Mittwoch der mächtigste Mann der Partei, Michael Häupl, gemacht. Er verwendete so wie in den Jahren der Schüsselschen Sparpolitik voller Hass das Wort "Einsparwahnsinn". Sie begreifen es einfach nicht. Und Menschen wie ein Häupl schon gar nicht.

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Sandsturm

20. April 2010 03:42 | Autor: Andreas Unterberger

Seit einer Woche sind wir alle plötzlich zu Experten in Sachen Vulkane, Vulkanasche und Flugzeuge geworden. In Wahrheit freilich blicken wir alle da genausowenig durch wie die sogenannten Experten. Dennoch sind wir um etliches klüger geworden. Erstens: Krisen machen Dinge möglich, die immer schon logisch waren, die aber bisher an der Wurstigkeit öffentlich-rechtlicher (beziehungsweise gewerkschaftlicher) Machthaber gescheitert sind. So ist es plötzlich möglich, dass vom Flughafen Schwechat direkt Fernzüge abfahren. So wie das etwa in Zürich und vielen anderen Städten seit jeher möglich ist. Bei uns galt bisher hingegen das österreichische Prinzip: Das war ja noch nie da . . . Zweitens: Alle Globalisierungsgegner  können nun vor Freude jubeln, weil eine Lebensader der Globalisierung geplatzt ist. Kenianische Bauern bleiben auf ihrem Gemüse sitzen, Kellner auf den Seychellen werden arbeitslos, der Wien-Tourismus wird sich bald wieder mehr den Gästen aus Leoben annehmen. Oder wer es in harten Zahlen will: Alleine Deutschland wird täglich um eine Milliarde Euro ärmer. Tut nichts. Hauptsache, die Grünen, Attac und ähnliche Wirtschaftsweise haben ihr Ziel des Antiglobalisierungskampfes erreicht, zumindest kurzfristig. Und sollte die Globalisierung auch langfristig zu Ende gehen, werden sie die ersten sein, die uns erklären, an der darauf folgenden globalen Verarmung sei der Kapitalismus schuld. Drittens: Niki Lauda hat sich endgültig als Experte für Alles und Jedes etabliert, wie auch für das Gegenteil. Wer uns voller Beredsamkeit einen Tag lang über den ORF (wo er ja unbeirrbar angehimmelt wird) erklärt, das Flugverbot sei absolut notwendig, um Tags darauf dasselbe Flugverbot als absolut unsinnig voll zu attackieren, der hat die höchsten Prüfungen in Sachen Dialektik bestanden. Und sollte uns nun täglich die Welt erklären. Viertens: Zunehmend deutet etliches darauf hin, dass sich unsere Gesellschaft vor Angst zu Tode reglementiert. Offenbar sind Sandwolken mit dünnerer Konzentration lange nicht so gefährlich wie befürchtet. Aber in unserer Gesellschaft wird halt aus Prinzip einmal immer alles verboten. Sonst droht ja die dümmste aller Journalistenfragen: "Können Sie ausschließen, dass . . ." Fünftens steht der Vulkanausbruch in seltsamem Kontrast zu der - Milliarden teuren - Angstkampagne in Sachen Globale Erwärmung. Denn für den offenbar durchaus möglichen Fall einer monate- oder jahrelangen Dauer eines Ausbruchs droht der Welt wie schon mehrfach in der Vergangenheit eine spürbare Abkühlung. Wetten, dass uns die einschlägigen Profiteure und Ideologen dann erst recht einreden werden, dass Windmühlen, Solarpaneele und ähnlich teure Dinge gut gegen die globale Abkühlung sind. Sechstens: Rund um die - angeblichen - Folgen der Vulkaneruption taucht ein Vokabel auf, dass uns ebenfalls schon beim Thema Global Warming in Angst und Schrecken versetzt hat. Es ist das Wort von den "Computermodellen". Anstelle ordentlicher empirischer Forschung und Tests lassen wir uns vom Computer erklären, wie sich die Welt verhält. Aber die böse Welt hält sich halt nicht daran. Das ist nun wirklich Pfui. Übrigens verwenden die Computer-Sandsturm-Forscher zweifellos die gleichen Rechner, die auch schon unsere Wirtschaftsforscher seit Jahr und Tag benutzen - deren Prognosen bekanntlich noch nie gestimmt haben. Und sie werden immer von Schreibtischtätern bedient (und mit den eigenen Vor- und Fehlurteilen befüttert), die alle eines gemeinsam haben: Sie richten meistens noch mehr Schaden an, als es die Natur immer wieder schafft. Siebentens: Österreich ist jedenfalls in guten Händen. Die Austro Control wird streng parteipolitisch geführt. Und die Verkehrsministerin als Zahnarzthelferin und Expertin für parteipolitisch hilfreiche Geld- und Anzeigenströme ist bestens geeignet, für das Land die richtigen Entscheidungen zu treffen. Achtens: Was tun? Forschen, testen, nicht auf Computer verlassen, nicht zu Tode fürchten - und nicht so viel Geld für die Klima-Besessenen verschwenden. Denn die teuren Risikoforschung-Professoren haben uns noch nie auf die wirklichen Risiken vorbereitet. Und gleichzeitig sollten wir das tun, was die Menschheit immer bei neuen Herausforderungen getan hat: Schrittweise die Grenzen des Möglichen erproben, also trotz Sandes zu fliegen - was zweifellos immer auch Risiken in sich birgt, also auch Flugzeugkatastrophen. Aber letztlich hat sich die Menschheit immer nur dadurch fortentwickelt, dass mutige Menschen, Forscher und Entdecker, immer wieder Risiken eingegangen sind, um die Grenzen der Welt und ihre Gesetzmäßigkeiten zu erkunden, also auch die eines noch kaum erforschten Sandsturmes. Jene japanischen und chinesischen Herrscher hingegen, welche die Seefahrt aus diversen Ängsten heraus bürokratisch total verboten haben, haben ihre Völker einst um Jahrhunderte zurückgeworfen.

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Was ist mit der Wiener Medizin los?

19. April 2010 15:26 | Autor: Andreas Unterberger

Normalerweise sind solche Nachrichten nicht Teil dieses Blogs. Aber da an der Medizinischen Universität Wien (MUW) schwere Konflikte toben und da sich kein Medium dieser wichtigen Universität annimmt, ist der anderswo bisher verschwiegene Rücktritt eines der Hauptstreithähne allemal eine brisante Nachricht: Christoph Zielinski tritt ein Jahr vor Ablauf seiner Funktionsperiode als Vizerektor der MUW zurück. Offiziell wird der Rücktritt mit der Schaffung eines Comprehensive Cancer Center begründet. Dieses solle Zielinski koordinieren. Sein Nachfolger wird Oswald Wagner. Die Begründung wird von Zielinskis ungenannt bleiben wollenden Kritikern allerdings als "offensichtlicher Nonsens" bezeichnet. Sie meinen, dass der Onkologe die Arbeit eines solchen Zentrums schon seit Jahrzehnten durchführen hätte können und sollen, nämlich die Koordination der Krebsforschung sowie die Identifikation und Klassifizierung von Tumoren. Seine Kritiker werfen ihm gleichzeitig vor, den Akzent auf teure Chemotherapien statt auf die Anschaffung eines modernen Protonenbestrahlers gesetzt zu haben. Für den Nicht-Mediziner ist es naturgemäß ganz schwer herauszufinden, wer da Recht hat. Unbestritten scheint jedenfalls zu sein, dass gerade ein klinischer Vizerektor über entscheidende wissenschaftliche und Karriere-Akzente im millionenschweren Ärzte-Business entscheiden kann und dass sich gerade mit der Todesangst von Krebs-Patienten gute Geschäfte insbesondere auch über Privatkliniken machen lässt. Ebenso unbestritten ist, dass der MUW-Rektor Schütz als alles andere als führungsstark eingeschätzt wird - noch dazu, wo die MUW seit ihrer Unabhängigkeit ganz stark von der Gemeinde Wien über den Krankenanstaltenverbund abhängig ist, während die Mitsprache des Wissenschaftsministeriums marginalisiert worden ist. Weiters steht schwarz auf weiß im Wissenschaftsbericht, dass die Onkologie an der MUW auf nicht weniger als 11 (elf!) Kliniken und Zentren verteilt ist, die untereinander schlecht bis gar nicht kooperieren. Und leider ebenso unbestreitbar ist, dass der internationale Ruf der Wiener Medizin - etwa auch die Zahl prominenter internationaler Patienten - dramatisch abgenommen hat. PS: Bei früheren kritischen Berichten über die MUW hat man sogar via Unterschriftensammlung unter Professoren und Intervention im Bundeskanzleramt versucht, die Kritik zum Verstummen zu bringen. Naja. Kritische Berichterstattung und Beobachtung sind die Götter in Weiß halt wirklich nicht gewohnt, daher sei ihnen das nachgesehen. Vor allem, weil ich mich nicht sehr beeindrucken lasse, selbst wenn es im Kanzleramt eindrucksvollere Persönlichkeiten gäbe.

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Fußnote 96: Der große Außenpolitiker schwänzt

18. April 2010 20:26 | Autor: Andreas Unterberger

Eindrucksvolles Begräbnis für den polnischen Präsidenten - ohne Heinz  Fischer. Hätten wir noch unabhängige und nicht von den Regierungsgeldern abhängige Medien, dann hätten wir seit Sonntag eine intensive Debatte über das Fehlen des amtierenden Bundespräsidenten beim Staatsakt in Polen. Denn dieser war angesichts der zelebrierten Versöhnung Polen-Russland ein Ereignis mit welthistorischer Dimension. Heinz Fischer fehlte jedoch, obwohl der von seinen Wahlkampf-Managern zum großen Außenpolitiker stilisierte Mann zuvor wegen des Begräbnisses alle Termine verschoben hat. Als Grund wurde uns das Flugverbot genannt. Komisch, dass der 40 Kilometer von Wien entfernt wohnende slowakische Präsident sehr wohl nach Krakau reisen konnte. Immerhin ist diese Stadt mit Auto wie Zug näher zu Wien als Vorarlberg, also durchaus erreichbar. Wenn man will. Und wenn man wirklich einen inneren Bezug zur Weltpolitik hätte.

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Wahlkampfsiegerin Rosenkranz

18. April 2010 05:45 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt eine alte Politiker-Regel über unfreundliche Medien: Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben und kommt möglichst oft vor. Ansonsten wäre es völlig gleichgültig, ob gut oder böse berichtet  wird. Hauptsache: dass. Wenn diese Regel stimmt, dann müsste Barbara Rosenkranz die Bundespräsidentwahl sicher gewinnen. Denn sie ist nach den Daten von mediainsight die weitaus meist genannte Kandidatin in diesem Wahlkampf. Ob ihr das etwas nutzen wird, wird man freilich erst in einer Woche sehen. Vorerst aber sind die Zahlen über die Nennungen der Kandidaten in den einzelnen Medien während der letzten 30 Tage frappant. Das vom Tagebuch exklusiv ausgewertete mediainsight erfasst als einziges Analyse-Instrument alle Medien, also Fernsehen, Radio, Zeitungen, Online und Agenturen; es zeigt einen deutlichen Rosenkranz-Vorsprung, und erst in den allerletzten Tagen holt Fischer auf - was man insofern auch als Strategie bezeichnen könnte. Diesen Zahlen zufolge liegt Rosenkranz mit 1860 Nennungen an der Spitze vor Heinz Fischer mit 1577 und dem abgeschlagenen Rudolf Gehring mit 558 Nennungen. Noch auffälliger sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Medien: So machte Rosenkranz in ATV nur 42 Prozent aus, im zweiten ORF-Programm hingegen 57. Diese verblüffende Diskrepanz zieht sich durch alle Medien: Je einseitiger pro-Fischer ein Medium ist, umso häufiger wird Rosenkranz genannt, deren Verteufelung ja den SPÖ-Wahlkampf und die grüne Schützenhilfe total dominiert. Das zeigt sich etwa auch bei den Privatradios: Da hat Fischer beim Krone-Radio die meisten Nennungen, beim grünlastigen Orange hingegen die wenigsten (dort dominiert Rosenkranz sogar mit 70 Prozent). Es wird spannend, ob der Overkill an Anti-Rosenkranz-Polemik ihr nicht am Ende doch etliche Mitleidsstimmen aus nicht-linken und kirchenfernen Ecken bringen wird. Dazwischen hat es der dritte Mann deutlich schwerer: Rudolf Gehring hat selbst bei den (von den Parteien selbst zu zahlenden) OTS-Meldungen auf Grund seiner leeren Kassen nur einen Anteil von 14 Prozent. Manche Linksmedien wie Orange haben ihn noch überhaupt nie genannt - was ziemlich klar ist: Wenn die Verteufelung von Rosenkranz dem amtierenden Präsidenten nutzen soll, dann wäre es schädlich, wenn da noch eine andere Alternative ins Bewusstsein gerückt würde. Gehring kann nur bei zwei Medienkategorien mithalten: Bei den Agenturen und bei den Blogs. In den Fersehsendern wird hingegen Fischer drei Mal und Rosenkranz fünf Mal so oft genannt.

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Unsere Steuergelder für den übelsten Diktator der Welt

17. April 2010 01:04 | Autor: Andreas Unterberger

Eine ziemlich blöde Sache, dass das eine Woche vor der Bundespräsidentenwahl herauskommt: Das Museum für Angewandte Kunst will eine Propaganda-Ausstellung für nordkoreanische "Kunst" veranstalten. Auf unser aller Kosten. Die Konklusion ist eine bedrückende: Irgendwie kennen SPÖ und die linke Kulturschickeria überhaupt keine Grenzen des Anstands mehr, haben jedes Gefühl verloren, was eine demokratische Regierung tun darf. Dieses MAK-Museum unter einem bekannt linksradikalen Direktor wird wie alle Museen natürlich primär vom Steuerzahler finanziert. Bei der Ausstellung wird der Steuerzahler gleich noch ein zweites Mal zur Kassa gebeten: Er soll als Gratis-Versicherung mit mehr als sechs Millionen Euro für die Ausstellung haften. Was Mitarbeiter von Unterrichtsministerin Claudia Schmied und nach gut informierten, aber nicht offiziell bestätigten Quellen auch von Bundespräsident Heinz Fischer zu Interventionen im Finanzministerium veranlasst hat, weil man sich dort noch weigert, die nötigen Haftungsgarantien zu unterschreiben. Irgendwie fasst man es nicht: Die derzeit tonangebende SPÖ-Partie hat keine Bedenken dagegen, realsozialistische Propagandaschinken auf Steuerzahlerkosten aus jenem Land nach Österreich zu holen, das weltweit das schlimmste Terrorregime seit Jahrzehnten unterhält. Ein Staat mit lebenslänglichem Terrorlager für Hunderttausende, mit (durch die realsozialistische Unfähigkeit verursachte) Hungerkatastrophen, welche die Menschen zum Gras fressen zwingt, mit willkürlichen Hinrichtungen - und mit der Entwicklung einer Atombombe: Ein derartiges Land wird solcherart von Österreich unterstützt. Überdies werden mit Garantie dann zur Ausstellung ein paar nordkoreanische Bonzen nach Wien eingeladen. Und der langjährige Vizepräsident der nordkoreanischen Freundschaftsgesellschaft, der am Wochenende als Bundespräsident wiedergewählt werden wird, schweigt nicht nur dazu (wie zu allem), sondern lässt offenbar auch noch dafür intervenieren. Das alles verbindet sich mit einem immer schrilleren und hysterischeren Antifaschismus-Geschrei, so als ob Barbara Rosenkranz eine Ausstellung der Bilder Adolf Hitlers organisieren wollte. Diese massiv überzogene Reaktion auf einige - zweifellos unakzeptable - Äußerungen der freiheitlichen Kandidatin sind ja schon zunehmend imstande, auch wieder Sympathien für diese hervorzurufen. Das von der SPÖ organisierte Stören von Rosenkranz-Kundgebungen ist neben der Nordkorea-Ausstellung jedenfalls ein weiteres Element für ein massiv gestörtes Demokratie-Verständnis der Partei. Die Nordkorea-Schau übertrifft noch bei weitem die ebenfalls von SPÖ-Kulturpolitikern mit Steuergeldern subventionierte Umwandlung der Secession in ein offenbar funktionierendes Bordell. Gewiss: Da sich die Stimmen gegen Fischer auf Nichtwählen, Weißwählen, Rosenkranz und Rudolf Gehring verteilen werden, wird sein Sieg sicher eindrucksvoll ausschauen. Vor allem, da die Stimmen von Nicht- und Weißwählern nirgendwo gewogen werden. Dennoch ist die Prophezeiung leicht: Die Kim-Il-sung-Propaganda ist ein weiteres Element am Weg der Selbstzerstörung der SPÖ, in der nur noch ein paar alte 68er und ein paar ahnungslose Gemeindebau-Funktionäre vorzufinden sind.

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Fußnote 95: Die lieben Vorschriften

16. April 2010 15:15 | Autor: Andreas Unterberger

Der isländische Vulkan bietet den ÖBB eine Chance - und die versaut sie. Gewiss: Der Vulkanausbruch und seine verheerenden Folgen für den Flugverkehr waren nicht vorhersehbar. Dennoch ist es jämmerlich, wie die Bundesbahn wieder einmal eine Riesenchance vertan hat: Sie war nicht imstande, etwas Adäquates gegen stundenlange Schlangen quer durch den Westbahnhof zu unternehmen. So wie sie ja auch nicht imstande war zu verhindern, dass die zwei Hauptbahnhöfe Wiens gleichzeitig in ein Baustellenchaos verwandelt worden sind. Am besten ist aber die Antwort eines der ÖBB-Verantwortlichen: "Normal gibt es hier keine Schlangen." Und aufgrund arbeitsrechtlicher Vorschriften könne man die Schalter nur schrittweise besetzen. Arbeitsrechtliche Vorschriften! Die heißen wohl "Nur net hudeln." Womit jedenfalls endgültig bewiesen ist, dass außer der Gewerkschaft überhaupt niemand bei der Bahn etwas zu sagen hat  . . .

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SN-Kontroverse: Türkische Schulen?

16. April 2010 03:54 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen in Wien türkische Schulen errichtet werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Überwindung der bleiernen Zeit

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Österreich ist dabei, seine „bleierne Zeit“, die ihren Höhepunkt in der ersten Hälfte der Nullerjahre hatte, zu überwinden. Der Ministerrat hat diese Woche das Sitzenbleiben (Horribile diktu!) abgeschafft – zwar nur an den Abendschulen, aber immerhin. Die ÖVP hat die Abkehr von der Steinzeitbildungspolitik a la Schüssel, Gehrer & Co. vollzogen. Ideologische Betonpatschen zieht man auch in Wien aus. Bürgermeister Michael Häupl kann sich die Zulassung einer türkischen Privatschule in Wien „vorstellen“. Was zu einer Entrüstung in manchen  „bürgerlichen“ Kreisen geführt hat. Ihnen ist zuzurufen: Vor dem Protestschrei bitte Nachdenken! 1.) Es geht um die Einrichtung einer türkischen Schule nach dem Vorbild des Lycée Français oder der Vienna International School. Also um eine türkische Privatschule auf hohem Niveau. Finanzieren müsste sie der türkische Staat. 2.) In Wien (und anderen Städten) gibt es eine wunderbare Vielfalt an bilingualem Unterricht. Es werden 22 verschiedene Sprachen für den muttersprachlichen Unterricht angeboten. Er soll ausgebaut werden. Das ist gut für eine internationale Stadt. Der bilinguale Unterricht ist für die Schüler ausgezeichnet und bringt der Gesellschaft großen Nutzen. Kinder erlernen die deutsche Sprache leichter, wenn sie ihre Muttersprache besser beherrschen. 3.) Die soziale Herkunft wird vererbt. Wer weder gut Deutsch noch Türkisch/Englisch/Italienisch beherrscht - und das sogar in der dritten Migrantengeneration – hat keine Integrationschancen und wird in der Folge renitent bzw. gewalttätig. Das schadet allen, egal ob die Vatersprache Deutsch, Türkisch, Serbo-Kroatisch, US-Englisch, Französisch,  Russisch, Chinesisch, Katalan oder Gälisch und die Muttersprache Österreichisch mit Voralberger Zungenschlag  ist.

Ein klares Nein zu einer Ghettobildung

Andreas Unterberger Es ist dringend notwendig, dass Kinder türkischer Abstammung perfekt Deutsch können. Nur so haben sie Chancen auf einen Job. Und was plant die SPÖ? Sie will türkische Schulen schaffen. Eine ziemlich absurde Antwort auf die Sprachdefizite. Diese türkischen Schulen – die natürlich nicht auf Wien beschränkt blieben – wären ein weiteres Element einer Ghetto-Bildung und ein Signal an die jungen Türken, dass sie in Österreich in einer rein türkischen Parallelwelt leben können. Sie würden überdies dem türkischen Nationalismus ein starkes Sprungbrett verschaffen. Das Projekt ist etwas ganz anderes als die kluge Idee, freiwillig täglich eine Stunde Türkisch-Unterricht anzubieten. Es ist auch nicht mit englischen oder französischen Schulen vergleichbar, weil Ankara zum Unterschied von Washington oder Paris die Auslands-Türken als eine fünfte politische Kolonne ansieht, weil Premier Erdogan deren Assimilation sogar als ein „Verbrechen“  bezeichnet. Natürlich besteht Handlungsbedarf in Hinblick auf die Hunderttausenden fahrlässig ins Land gelassenen Türken. Die richtige Antwort ist aber nicht Ghettobildung, sondern massive Förderung, indem man die Türken intensiv motiviert, sich kulturell zu integrieren und Deutsch zu lernen. Bis hin zum Entzug der Familienbeihilfe für alle jene, die das nicht tun. Längst fällig wäre auch, dass sich die Republik endlich anschaut, was die – von Steuergeldern bezahlten! – Religionslehrer im Islam-Unterricht verzapfen. Wer dort unseren Rechtsstaat relativiert, wer Selbstmordattentäter preist, wer gegen die Gleichberechtigung der Frauen im Alltagsleben polemisiert (was nichts mit den religiösen Regeln zu tun hat), wer Menschen das Recht zum Religionsaustritt abspricht – der sollte umgehend aus all unseren Schulen hinausgeworfen werden. Dazu müsste aber die Unterrichtsministerin endlich aufwachen.

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Fußnote 94: Amtliches Schul-Geheimwissen

16. April 2010 01:26 | Autor: Andreas Unterberger

Erstmals wird in den Volksschulen nach einheitlichen Maßstäben der Schulerfolg gemessen. Diese sogenannten "Bildungsstandards" sind ein hervorragender Maßstab, um die Qualität einzelner Schulen zu messen, um Druck auf faule, unfähige oder die Zeugnisse aus ideologischen Gleichmacherei-Gründen einfach herschenkende Lehrer und Direktoren auszuüben. Vielmehr: Sie wären es. Denn die Ergebnisse werden nicht veröffentlicht. Wäre ja noch schöner, wenn wir Eltern als mündige Partner und Entscheider behandeln. Die könnten dann am Ende das Kindeswohl an erste Stelle setzen.

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Fußnote 93: Die Medien und die Wahl

15. April 2010 13:07 | Autor: Andreas Unterberger

Eine IMAS-Umfrage befasste sich mit der Berichterstattung über die Präsidentenwahl. Da bezeichneten nur 20 Prozent die Berichte der Medien als "fair und sachlich", 21 Prozent als "einseitig und verzerrt" und 28 Prozent als "teils/teils". Der große Rest liest/sieht wohl gar keine Medien mehr. Wann wachen die Medien des Landes endlich auf? Wann begreifen sie, dass sie mit ihrer massiven Schlagseite den eigenen Untergang beschleunigen? Gewiss, sie können Kandidaten wie Rosenkranz oder Gehring beschädigen (sofern ein Overkill nicht schon wieder Mitleidsprozesse auslöst) - aber am meisten schaden sie der eigenen Glaubwürdigkeit. Oder trösten sie sich gar damit, dass bei Grün- und Rot-Wählern eine massive Mehrheit die Medienberichte positiv beurteilt? Das wird ihnen nicht viel helfen angesichts des Schrumpfens der beiden Linksparteien.

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Lieber Doktor, zuerst die Diagnose bitte

15. April 2010 09:37 | Autor: Andreas Unterberger

Dass die Ärzte mehr Geld wollen, ist so alt wie langweilig. Dass sie zur Unterstützung ihrer Forderungen ein Gutachten bei - wem, wenn nicht ihm? - Heinz Mayer bestellt haben, ist juristisch so uninteressant wie im Ergebnis vorhersehbar. Dass sich aber ein Politruk der Ärztekammer, des Hochdeutschen noch nicht so richtig mächtig, vor ein Mikrophon zu setzen wagt und dort gegen die Politik der Regierung Schüssel-Grasser wettert, weil sie sich an die (schuldenlimitierenden) Maastricht-Kriterien gehalten und ein Nulledfizit angestrebt hat, das ist nun schon wieder ziemlich originell. Wenn der gute Mann schon nicht zum Zeitung- (oder gar Blog-)Lesen imstande ist, sollte man ihm ein Ticket nach Griechenland kaufen, damit er dort all jene Symptome diagnostizieren kann, die man bekommt, wenn man sich nicht an jene bösen Kriterien gehalten hat. Der Mann ist zumindest so originell wie ein Ökonom, der öffentlich wettert, dass die Staatsfinanzen deshalb in einem so schlechten Zustand sind, weil die Menschen zu wenig rauchen und saufen.

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Heißt von Ungarn lernen, siegen lernen?

15. April 2010 03:11 | Autor: Andreas Unterberger

Können Österreichs Bürgerliche vom Triumph der ungarischen Konservativen lernen? Immerhin würde ja auch die ÖVP gerne von einer absoluten Mehrheit oder gar einer - in Ungarn im bevorstehenden zweiten Wahlgang noch möglichen - Zweidrittelmehrheit träumen. Derzeit müsste man aber solche Träumer eher zum Psychiater schicken. Für die ÖVP gäbe es eine ganze Menge vom alten Nachbarn zu lernen - aber vieles andere nicht. Für jede politische Strategie vorbildlich ist vor allem der Umstand, dass die Partei an ihrem zweimal bei Wahlen gescheiterten Parteichef festgehalten hat, während bei der ÖVP in der Regel jeder sofort in die Wüste geschickt wird, der sein Wahlziel nicht erreicht, im Bund wie in den Ländern. Diese Säuberungen sind insbesondere absurd, da die Volkspartei jeden Wahlkampf sehr auf die die Person des Spitzenkandidaten hin orientiert. Der wird dann über Nacht zur Unperson; in den letzten Jahren waren das etwa Schüssel, Molterer, Klasnic, Schausberger. Wenn eine Partei dadurch ständig signalisiert, dass sie offenbar schwere Fehler begeht, dass man ihre Wahlkampfaussagen eigentlich nicht ernst nehmen sollte, erhöht das nicht gerade die Glaubwürdigkeit. Die gewinnt man nicht durch ständigen ruckartigen Wechsel des Steuermannes, sondern durch viele kleine Schritte und Gesten. Mit jedem Wechsel signalisiert die ÖVP, dass alles Bisherige mehr oder weniger falsch war. Was die Wähler dann auch auf die Zukunft hochrechnen. Damit verärgert man überdies alle jene Wähler, die sich - wenn auch in unzureichendem Ausmaß - für die Partei entschieden hatten. Und auch die müssen beim nächsten Mal erst wieder überzeugt werden. Und auch viele Nicht-Wähler einer Partei tun dies oft nur aus Unsicherheit und kurzfristigen Zweifeln. Wenn ihnen ständig neue Personen präsentiert werden sehen sie sich nur in ihren Zweifeln bestätigt, nicht widerlegt. Die ungarischen Konservativen haben in acht Oppositionsjahren auch inhaltlich jeden faulen Kompromiss mit den regierenden Sozialdemokraten vermieden - der beim ÖVP-Bauern- und Wirtschaftsbund geradezu Teil der Identität ist. Während der ÖAAB überhaupt in Teilen altsozialistische Programmpunkte übernommen hat. In Ungarn hat die - nun von Wien laut beklatschte - Schwesterpartei der ÖVP auch keine Scheu gehabt, nationale Themen konzentriert anzusprechen, wie etwa die Lage der Auslandsungarn. In Österreich hat sich die ÖVP aus Rücksicht auf die Kommentare einiger linksliberaler Journalisten hingegen immer gescheut, die gewaltigen Probleme durch Zuwanderung und Islamismus konkret abzusprechen; Maria Fekter wird da ja als Einzelkämpferin vom Parteichef oft im Stich gelassen. Weniger sollte man hingegen in Sachen Wirtschaftspolitik von den ungarischen Konservativen lernen. Denn die haben den Wählern versprochen, dass es keine Einschnitte geben werde, sondern eine Steuerreform. Das ist in Zeiten wie diesen grob fahrlässig. Damit droht den Wahlsiegern ein ähnliches Schicksal wie den nun zertrümmerten Sozialisten: Diese haben anfangs auch populistisch tief in die Kassa gegriffen, Beamtengehälter um 50 Prozent erhöht, bis sie damit voll an die Wand gefahren sind, bis sie am Schluss trotz Mehrheit einer Expertenregierung das Ruder überlassen mussten, die dann mit dem notwendigen, aber mühsamen Sparen begonnen hat. Mit seinen lockeren Wahlkampfversprechen hat Viktor Orban gleichsam pro futuro seine Glaubwürdigkeit vernichtet. Dieselbe Glaubwürdigkeit, die seine Partei prinzipiell durch Kurshalten erworben hat, geht nun durch illusionistischen Populismus verloren. Denn Steuersenkungen sind immer gut, wer aber glaubt, diese ohne kräftige Einsparungen bei den Staatsausgaben realisieren zu können, rennt in sein Verderben.

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Jedem Bürger seine Partei

14. April 2010 04:33 | Autor: Andreas Unterberger

Was ist eigentlich bürgerlich? Diese Frage war eine der schwersten Aufgaben, die mir je als Referatsthema gestellt worden ist. Heute hätte ich es leichter: Heute würde ich sagen: Bürgerlich heißt negativ formuliert "zerstrittenes Chaos", positiv formuliert: "unendliche Vielfalt". Es gibt praktisch keine Frage, zu der es unter allen Bürgerlichen Konsens gäbe; es ist nicht einmal klar, wer sich zu Recht und wer zu Unrecht "bürgerlich" nennt; und es kann keine bürgerliche Gruppierung so klein sein, dass bei ihr nicht eine neuerliche Kernspaltung möglich wäre. Wie sich dieser Tage wieder einmal zeigt. Denn in den letzten Tagen hat es das BZÖ neuerlich zerlegt. Die Partei war ja einst selbst als Spaltprodukt entstanden: Als H.C.Strache den in Wien und Kärnten regierenden Freiheitlichen mit populistischen Positionen das Leben unerträglich machte, trennten sich alle Minister und Abgeordneten und alle Kärntner Machthaber von der FPÖ. Dann spaltete sich am Beginn dieses Jahres das Kärntner BZÖ: Die Mächtigen wechselten zur FPÖ - aber doch nicht ganz, sondern unter Gründung einer neuen eigenen Partei - die weniger Mächtigen blieben beim BZÖ. Einige Wochen später hat sich nun - von der Öffentlichkeit unbemerkt - Ähnliches in Wien abgespielt: Da wurde über Nacht fast die gesamte Funktionärsmannschaft in Stadt und Bezirken hinausgeworfen. Ihr Hauptdelikt: Sie verlangten die Abhaltung des seit dem Vorjahr statutengemäß eigentlich fälligen Landesparteitages ("Konvent"). Ansonsten wurden in beide Richtungen die üblichen Beschimpfungen ausgetauscht. Hinter der Säuberung sollen die alten Wiener Parteigranden Scheibner und Westenthaler stecken, die sich vermutlich um ihre weitere politische Karriere Sorgen machen. Jetzt werden die hinausgeworfenen Funktionäre unter Führung des gefeuerten geschäftsführenden Parteiobmanns Helmut Stubner halt nun auch in Wien eine eigene Partei gründen. Wer da noch nicht den Überblick verloren hat, möge das Chaos bei den anderen Parteien rechts der Mitte rund um die Bundespräsidentenwahl beobachten. Da tobt bei den Freiheitlichen eine erbitterte Schlacht Strache-Rosenkranz. Offenbar geht es dort jetzt schon um die Schuldzuschiebung für die drohende Niederlage. Wobei sich auch der Parteiobmann nicht ganz leicht tun wird, alles auf die wenig professionellen Auftritte der Kandidatin zu schieben, hat die FPÖ doch auch bei etlichen regionalen Urnengängen zuletzt eher mäßig abgeschnitten und ist weit weg von den alten Haider-Triumphen. Und last not least die ÖVP: Da gibt es von der Parteispitze ein paar Andeutungen Richtung ungültig wählen. Da wollen sich ein paar Opportunisten als Schleppenträger Heinz Fischers politische Tauschgeschäfte einhandeln. Und da machen bei den kleinen Funktionären immer mehr Stimmung für den christlichen Kandidaten Rudolf Gehring. Ein ganz ähnliches Chaos bietet die Volkspartei gleichzeitig im Wettbewerb der Steuererhöhungspläne. Rund herum um diesen bürgerlichen Fleckenteppich brodeln immer mehr Initiativen, Vereine, Gruppen, die teils für liberale, teils für religiöse, teils für islamkritische Ziele kämpfen. Um nur die wichtigsten Richtungen zu nennen. Und daneben ziehen sich viele irgendwie halt schon auch bürgerliche Menschen ganz in frustrierte Einzel-Isolation zurück, haben ganz mit dem politischen Leben gebrochen. Längst weiß man aber auch bei den größeren bürgerlichen Gruppen nicht mehr, wer da noch miteinander redet und wer nicht. Seit der Schüssel-Wahl 2002 ist es nie mehr gelungen, diese ganze bürgerliche Breite mit einem gemeinsamen Ziel zu emotionalisieren und zu wenigstens ein paar gemeinsamen Schritten zu bewegen. Und das alles zu einem Zeitpunkt, da die rot-grüne Linke bei allen Wahlen und Umfragen - trotz der massiven ORF-Hilfe und trotz der vielen bestochenen Printmedien - so schlecht dasteht wie noch nie in ihrer Geschichte. In Österreich und europaweit. Warum fühle ich mich dennoch als Bürgerlicher? Weil ich in Wahrheit diese Vielfalt liebe und schätze. Weil ich einmal da und einmal dort Ähnlichkeiten im Denken finde - wenn man einmal vom Opportunismus großer Parteien absieht. Weil ich nie und nimmer bei einer straff auf die jeweilige Politik eines Führers oder einer streng durchdeklinierten Doktrin eingeschworenen Struktur dabei sein würde . . .

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Fußnote 92: Europa und die Uni-Misere

13. April 2010 12:05 | Autor: Andreas Unterberger

Der Europäische Gerichtshof hat nun doch die Restriktionen für ausländische Medizinstudenten genehmigt. Das ist aufs erste erfreulich, auch wenn das Urteil primär nur für Belgien gilt. Das ist aber aufs zweite auch extrem unerfreulich: Diese Einschränkung gilt nämlich ganz spezifisch nur für Medizin im Fall einer eventuellen Bedrohung der Gesundheitsversorgung. Alle anderen Studien müssen im Umkehrschluss offen bleiben. Was in einem Land, das weder Aufnahmsschranken kennt (bis auf wenige Ausnahmen) noch Gebühren, ein Hammer ist. Was den Handlungsbedarf für Österreich noch dramatisch erhöht, sowohl Zugangsbeschränkungen wie auch Gebühren zu verlangen. Trotz der steinzeitlichen Geldverschwendungsgesinnung der SPÖ. Wobei der neue Vorschlag des Rektors der Technischen Universität, gleich 10.000 Euro zu verlangen und parallel ein  großzügiges Stipendiensystem einzuführen, der weitaus klügste ist. Freilich auch der weitaus mutigste . . .

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Hurra, das Rauschgift ist angekommen!

13. April 2010 03:42 | Autor: Andreas Unterberger

Noch ist das Geld nicht nach Griechenland geflossen. Noch tun manche so, als ob die immer präziser werdenden Ankündigungen europäischer Steuermilliarden für die jahrelang in Saus und Braus lebenden Hellenen die privaten Geldgeber zu neuerlichen Kreditvergaben bewegen könnten, sodass die Staaten doch noch darauf verzichten könnten. Das wird sich wohl bald als blanke Illusion herausstellen. Und als Endergebnis stehen die EU-Staaten als Heuchler, als vertragsbrüchig und Zerstörer der eigenen Währung da. Massiv an Glaubwürdigkeit verlieren in diesen Tagen auch die vielen Medien, welche die Griechenlandhilfe preisen und loben. Sie verhalten sich wie ein Haufen Rauschgiftsüchtiger, die jubeln, wenn ein LKW voller weißen Pulvers anlangt. Tatsache ist, dass die Milliarden für Griechenland eine glatte Verletzung der EU-Verträge bedeuten, die eine solche Hilfe zwischen Euro-Ländern verbieten. Tatsache ist, dass alle jene Politiker lügen, die die Kreditvergabe als gutes Geschäft darstellen; denn das wäre es nur, wenn eine seriöse Chance auf volle und pünktliche Rückzahlung bestünde. Ansonsten ist das gute Geschäft eher mit einem Kasino-Besuch vergleichbar, vor dem man behauptet, dass man ständig die richtige Zahl erraten werde. Tatsache ist aber jedenfalls auch, dass die EU-Partner nun nicht mehr zurückkönnen, wenn Athen eines Tages auf die Kreditlinie der Euro-Partner zugreift. Es ist ähnlich - aber eigentlich noch schlimmer - wie im Fall des türkischen EU-Beitritts. Auch der wurde immer wieder vage für die Zukunft zugesagt, die noch unendlich fern schien, obwohl von Anfang an große Skepsis bestand. Auch da kann die EU nun nur noch sehr schwer zurück. Tatsache ist schließlich ebenso, dass die anderen Länder in Wahrheit die Kredite nur sehr ungern geben. Wäre die Sache ein so gutes und sicheres Geschäft, wie manche Propaganda nun tut, dann hätte man sich ja nicht so geziert. Und Tatsache ist überdies, dass die ganze Sache - trotz der heftigen politischen und medialen Propaganda - extrem unpopulär ist. Insbesondere in Deutschland, das ja - wie fast immer - am tiefsten in die Tasche greifen muss. Der österreichische Beitrag hat sich in den letzten Tagen von einer halben Milliarde heimlich still und leise auf 858 Millionen erhöht. Tut nichts, wir haben es ja. Oder? Warum, so fragen viele verzweifelte Bürger, tun die Staaten das? Nur aus unsinnigem Herdentrieb? Nur weil sich keiner mehr zu sagen traut, dass der Kaiser nackt und Griechenland zahlungsunfähig ist? Nur weil in keinem Land Europas mehr Staatsmänner vorhanden sind - oder gar solche mit wirtschaftlichem Sachverstand und Mut? Die Begründung, dass es um die Rettung des Euro geht, ist absolut vorgeschoben. Denn der Euro wird durch die "Rettung" Griechenlands langfristig mit Sicherheit noch viel mehr bedroht. Denn dann wird es in Spanien oder Portugal gegen den Widerstand der Gewerkschaften - um nur die zwei nächsten Kandidaten zu nennen - noch viel weniger gelingen, den Gürtel zur Rettung der eigenen Staatsfinanzen noch enger zu schnüren. Was dann die nächsten erzwungenen Solidaritätskredite auslösen wird. Was dann sogar Deutschland erschüttern wird. Der Hauptgrund für die europäische Griechenland-Rettung sind in Wahrheit die westlichen Banken, die dem blau-weißen Land des Retsina und des Ouzo viele Milliarden geliehen haben. Alleine aus Österreich sind schon im September 4,5 Milliarden Euro nach Griechenland verborgt gewesen (von damals stammt die letzte vorhandene Statistik). Inzwischen ist der Betrag noch viel höher - sind doch die Banken wochenlang von linken Politikern und Medien als "Spekulanten" geprügelt worden, weil sie mit dem Nachschieben weiterer Kredite zu zögern begonnen hatten. Das sind übrigens die gleichen Banken, denen viele österreichische Kreditnehmer in den letzten Monaten nicht mehr als kreditwürdig erschienen sind. Möglicherweise zu Recht - aber umso unverständlicher ist ihre bis vor kurzem freigiebige Hand Richtung Ägäis. Natürlich muss die Regierung aufpassen, wenn den heimischen Banken mit einem Schlag 4,5 Milliarden ausfallen sollten. Nur heißt eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands ja nicht, dass das alles verloren ist. In der Regel gibt es in solchen Fällen eine Umschuldung, wobei die Geldgeber immer nur einen Prozentsatz verlieren. Daher wäre es immer noch besser, den Banken eine Ausfallshilfe für griechische Kredite zu garantieren - wenn auch sicher nicht zu hundert Prozent. Damit die Banken genauso wie die griechischen Gewerkschafter endlich eine grundlegende Botschaft lernen: Riskantes Leben kostet. Am lustigsten ist es, wenn nun Finanzminister Josef Pröll ankündigt, Griechenland werde "rigoros überprüft und kontrolliert". Was will er denn da kontrollieren? Nirgendwo sind wirklich die harten Bedingungen festgehalten, die Griechenland wenigstens langfristig sanieren würden. Denn in Wahrheit müsste Griechenland alle Gehälter um 20 bis 30 Prozent kürzen, die Beamtenzahlen müssten dezimiert, der Pensionsantritt müsste nach hinten verschoben werden; die verbleibenden Beamten müssten wieder einmal arbeiten; und es müsste energisch mit dem Schwarzmarkt in der Wirtschaft aufgeräumt werden. Die griechischen Gewerkschaften - die Hauptschuldigen an der Misere - haben jedoch schon bei den ersten, relativ milden Sparankündigungen das Land in Flammen gesetzt. Sie wollen einfach nicht das zurückgeben, was sie sich im letzten Jahrzehnt zu viel an Gehaltserhöhungen und Faulheit gegönnt haben. Der zweite Grund für die Griechenlandhilfe lautet: Die EU will die Schande vermeiden, dass ein Mitgliedsland bankrott geht. Gleichzeitig aber scheut sie sich, den Griechen diese notwendigen Bedingungen zu diktieren, weil sie bei diesen sonst total unbeliebt würde. Beides zusammen geht halt nicht. Und beides zusammen macht "rigorose Überprüfungen und Kontrollen" zu einer Farce.

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Fußnote 91: Fischers kleine linke Helfer

12. April 2010 12:11 | Autor: Andreas Unterberger

Die Überraschung hält sich in Grenzen: ORF, Heide Schmidt und Grüne für Fischer. Die letzten Tage haben die Klarheit vergrößert. Heinz Fischer ist der Kandidat einer geschlossenen Volksfront, in die sich zwei einsame Schwarze verirrt haben, die auf die eigene Partei bitterböse sind - Othmar Karas und Herbert Krejci - sowie Chefopportunist Christoph Leitl. Die Unterstützung durch die Grünen und die massive Einseitigkeit der Berichterstattung des ORF (wird die von den OSZE-Wahlbeobachtern eigentlich ordentlich analysiert?) stellen eine deutliche, wenn auch erwartbare Klärung der Fronten dar. Emtional weitaus am engagiertesten wirft sich Heide Schmidt in die Schlacht - aber auch hier findet im Grunde nur eine Bestätigung dessen statt, was über sie seit Jahren gemunkelt wird. Ansonsten: Weiterhin kein einziges Signal nach rechts oder in die Mitte. Weniger denn je.

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Bekenntnisse eines Zentralisten

12. April 2010 04:36 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Leser aus der Vorarlberger Stadt Feldkirch hat mir „stark zentralistische Tendenzen (Stichwort: Landesfürsten)“ vorgeworfen. Ich würde Einsparungspotentiale stets schwergewichtig bei den Ländern und nicht bei der aufgeblähten Bundesverwaltung orten. Und er verwies auf das Gegenbeispiel der Schweiz mit ihrer soliden Finanzpolitik. Ernsthafte Kritik gibt immer zu denken. Aber auch manchen Anlass zur Erwiderung. Erstens: Die Schweiz hat nicht fünf, sondern im Wesentlichen nur drei Verwaltungs-Ebenen: Gemeinde, Kanton, Konföderation. In Österreich heißt der Stufenbau hingegen: Gemeinde, Politischer Bezirk, Bundesland, Republik, Europäische Union. Da wäre gerade das Schweizer Vorbild ein Anlass, die eine oder andere Ebene grundsätzlich in Frage zu stellen. Wobei gleich hinzuzufügen ist, dass das nicht die EU sein kann, denn bei einem Austritt würden in Österreich Hunderttausende Arbeitsplätze verloren gehen. Und auch ein wiedergeborener Schilling wäre längst kaputt, wenn nur zwei Nobelpreisträger wieder in Aufsätzen Schwachsinnigkeiten über Österreich verbreiten sollten (wie vor einem Jahr geschehen). Zweitens: Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Solidität der Schweiz vor allem eine Ursache – neben dem alemannischen Volkscharakter der Sparsamkeit –  hat: die direkte Demokratie. In der Schweiz, wo immer alle Stimmbürger mitbestimmen können, setzen sich Lobbies und Partikularinteressen nie so leicht durch wie in Österreich. Hierzulande wird hingegen allzu viel nach dem Motto verschwendet: Hier bekommen meine Bauern Subventionen, dafür darfst du bei der Bundesbahn Milliarden verschwenden. Um nur eines von Dutzenden Beispielen anzuführen. Und drittens ist gerade die Schweiz ein Musterbeispiel dafür, was notwendig ist, damit Föderalismus im Gegensatz zu Österreich funktioniert. Das Schlüsselwort heißt: Steuerautonomie. Jeder Kanton setzt selbst die Steuersätze fest. Dadurch entsteht ein heftiger, aber gesunder Wettbewerb zwischen den Kantonen und Gemeinden, mit möglichst niedrigen Steuersätzen möglichst gute Dienstleistungen für die Bürger zu erbringen. Von all dem kann in Österreich keine Rede sein. Hier ist es für den Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann viel wichtiger, die Privilegien der Landesbeamten zu verteidigen (auch wenn die 130 Millionen Euro kosten), weil die ein so wichtiger Teil seiner Partei sind. Für Sparsamkeit bekommt er im derzeitigen System keine halbe Wählerstimme. Denn die Steuern und Abgaben setzt ja (mit wenigen marginalen Ausnahmen) der Bund fest, der das Geld auch für die Länder eintreibt. Die Länder sind hingegen nur dazu da, um das Geld auszugeben. Eine geradezu perverse Situation. Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass alle Ausgaben eines Bundeslandes auch durch von diesem Land autonom festgesetzte Steuern hereingebracht werden müssten, dann wäre ich sofort für jede Form von Föderalismus. Denn im Prinzip ist jede Verwaltung besser, wenn sie näher beim Bürger ist und wenn es keine einheitlichen Regeln für einen gemeinsamen Markt braucht. Dann wäre vor allem bald Schluss mit lustig. Dann wäre Schluss mit sinnlosen Straßen- und Prestigebauten, mit pompiger Repräsentation, mit unnötigen Spitälern (der niederösterreichische ÖVP-Landesrat Sobotka hat soeben die dadurch mögliche Einsparung von Dutzenden Millionen mit der entwaffnenden Begründung abgelehnt, dass die Bevölkerung all diese Krankenhäuser wolle), mit Brot und Spielen (von dem auf Steuerkosten zu einem Dauerrummelplatz verwandelten Wiener Rathausplatz bis zu der nicht mehr überschaubaren Zahl sommerlicher Festspiele in jedem zweiten Bauerndorf), mit unnötigen Milliarden-Tunnels (von der Koralm bis zum Brenner). Um nur die wichtigsten zu nennen. Niemand ist sparsam, wenn er vom Geld Dritter lebt. Dennoch verstehe ich die erbittert gegen einen Abbau des Föderalismus kämpfenden Vorarlberger: Denn dort ist wirklich alles anders. Dort ist jeder sparsam, bis hinauf zum Landeshauptmann. Dort würde kein Politiker die Schuldenlawine anderer Länder überleben, die in Kärnten, Wien und Niederösterreich am größten ist. Einem Vorarlberger tritt die Verschwendung immer nur auf Ebene des Bundes gegenüber, nie auf der des Landes. Im Osten Österreichs ist es genau umgekehrt. Denn es sind halt leider nicht alle Österreicher Vorarlberger. Daher sollten die Vorarlberger hier und da durch die Arlberg-Tunnels nach Osten blicken und erkennen, dass Reform dringend nottut. Und dass letztlich auch sie davon profitieren werden. Ob die Reform nun in einer Zusammenlegung vieler Kompetenzen – etwa jene der Gesetzgebung – auf Bundes- (und EU-)Ebene besteht oder in der vollen Übernahme der Finanzierungsverantwortung durch die Länder. Sind Länder und Gemeinden erst einmal den Bürgern für jede Steuererhöhung verantwortlich, dann werden sie vor allem ganz von selber nachdenken, welche Aufgaben  man besser mit anderen Ländern und Gemeinden zusammenlegt. Und welche vielleicht sogar billiger kommen, wenn man sie ganz nach unten in die Nähe des Bürgers verlegt.

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Der Tod des Präsidenten und keine Unruhe

11. April 2010 10:16 | Autor: Andreas Unterberger

Der Tod des polnischen Präsidenten und fast der ganzen polnischen Elite sowie die Begleitumstände sind emotional so aufgeladen, sind so dramatisch, dass kein Filmdrehbuch mit diesem Inhalt angenommen würde. Es würde als allzu konstruiert abgelehnt. Aber dennoch kann man den ersten Reaktionen auf diesen Tod auch etwas Positives entnehmen: Die in früheren Jahrzehnten in dieser Situation mit absoluter Sicherheit entstehenden Verschwörungstheorien fehlen bisher. Das ist ein absoluter Fortschritt. Das zeigt, dass sowohl Polen wie zum Teil auch Russen in den letzten Jahren eine weitgehend offene, aufgeklärte Gesellschaft geworden sind. Das zeigt, dass absolute und zeitunmittelbare Information über alle Details doch imstande ist, Vertrauen zu schaffen. Zumindest bisher. Sonst würde vor allem Polen von wilden Verdächtigungen gegen den großen Nachbarn und alten Feind überschäumen. Ein Flugzeugabsturz über Russland mit dem streng antikommunistischen Präsidenten an Bord samt allen militärischen Oberbefehlshabern und viel sonstiger polnischer Prominenz: Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, hätten sich noch vor kurzem die meisten Polen gedacht. Insbesondere wenn dieses Flugzeug zu einer Gedenkkundgebung für die jahrzehntelang von den Russen geleugnete und den Deutschen in die Schuhe geschobene Ermordung der gesamten polnischen Armeespitze durch die Rote Armee in Katyn unterwegs war. Insbesondere wenn der tote polnische Pilot als einziger Schuldiger der Tragödie dasteht. Bei aller verständlichen Trauer zeigen die polnischen Miteuropäer hier wirklich anerkennnenswerte Reife. Man muss nun sehen, wie weit der Tod Lech Kaczynskis auch innerpolnisch verdaut wird. Dann der Präsident stand ja in scharfem Antagonismus zum Ministerpräsidenten, konnte auch erst Tage nach Premier Tusk nach Katyn fliegen, der dort mit seinem russischen Kollegen Putin eine ergreifende Versöhnungsgeste gesetzt hatte. Die Polarisierung in Polen zwischen dem katholisch-konservativen Präsidenten und dem westlich-liberalen Premier hat das Land in den letzten Monaten ja oft schwer belastet. Den Tagebuch-Autor erinnern die Umstände des Absturzes aber auch ganz persönlich an einen eigenen Sowjetunion-Flug in einer AUA-Sondermaschine Mitte der 80-er Jahre: An Bord Bundeskanzler Sinowatz und eine große österreichische Delegation. Spätabends Landung in Minsk (wo damals die Voest in der Nähe ein großes Stahlwerk gebaut hatte, das am nächsten Tag besucht werden sollte). Die Maschine ist schon tief unten, bevor sie wieder hochgerissen wird. Unruhe an Bord. Es spricht sich herum, dass das der falsche Flugplatz sei, jener für internationale Flüge. In Minsk gab es (gibt es?) aber auch einen zweiten, einen Inlands-Flugplatz, wo das Empfangskomitee wartet. Nur: Dieser Flugplatz war geheim und auf keiner Karte eingezeichnet. Überdies konnte die Besatzung im dortigen Tower nur russisch. Daher musste der Dolmetscher des Bundeskanzlers - ein alter KPÖ-Veteran, der keine Ahnung vom Fliegen hatte - in die Kabine klettern und die russischen Informationen an den Piloten weiterleiten. Irgendwie war uns allen sehr mulmig zumute. Aber letztlich ging alles gut. Nur einige Herren aus Diplomatie, Protokoll und AUA-Management bekamen einige Unfreundlichkeiten zu hören ...

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Seltsames aus dem Archiv

11. April 2010 05:23 | Autor: Andreas Unterberger

In alten Zeitungsausschnitten zu blättern, ist amüsant wie lehrreich zugleich. Das sei heute zu drei ganz verschiedenen Themen getan. Der erste Artikel stammt aus der längst verblichenen Arbeiterzeitung aus dem Jahr 1986 und trägt den großen Titel „Ein typischer Fall für eine Volksabstimmung“. Gemeint war die Forderung eines SPÖ-Abgeordneten, die Legislaturperiode des Nationalrats von vier auf fünf Jahre zu verlängern. Und das Zitat in jener Überschrift stammte vom SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky. Was seither geschehen ist, ist bekannt: die Nationalrats-Periode wurde verlängert, Abstimmung gab es jedoch keine, und jetzt hat auch noch der amtierende Bundespräsident eine Verlängerung der Amtszeit künftiger Präsidenten vorgeschlagen. Gewiss: Die Verlängerung von vier auf fünf Jahre ist kein Weltuntergang – hatten doch Koalitionen schon mehrfach nicht einmal die Kraft, auch nur vier Jahre durchzuhalten. Und auch eine Aussage eines Bundeskanzlers ist nichts Rechtsverbindliches. Aber irgendwie bekommt man dabei schon ein mulmiges Gefühl – insbesondere in Hinblick auf die versprochene Volksabstimmung über einen EU-Beitritt der Türkei. Denn die Zusagen, eine solche abzuhalten, haben die gleiche Rechtsverbindlichkeit wie jene Vranitzkys. Nämlich keine. Heiter ist übrigens auch ein gleich daneben stehender Kommentar des AZ-Chefredakteurs: Er verteidigt die Entschädigungen für den gerade gekündigten Voest-Vorstand. „Was durch Verträge gesichert ist – Verträge, die notwendig sind, will man in unserer Gesellschaft fähige Spitzenleute bekommen –, lässt sich nicht … ungültig machen.“ Damals war man bei der SPÖ halt noch für den Rechtsstaat und die Einhaltung von Verträgen. Auch da hat sich vieles geändert, wie SPÖ-Kommentare der jüngsten Vergangenheit  zum gleichen Thema zeigen. Ein anderer Ausschnitt ist erst drei Wochen alt. Der Inhalt des Agenturberichts war offenbar von vielen Journalisten als so pikant empfunden worden, dass man ihn nur in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ finden konnte. Die österreichischen Medien sind offensichtlich alle viel zu politisch korrekt, um die Meldung wiederzugeben. In der FAZ hingegen konnte man lesen: „Der frühere amerikanische General und Nato-Kommandeur John Sheehan hat behauptet, das Massaker von Srebrenica im Juli 1995 habe nicht verhindert werden können, weil die Kampfmoral der niederländischen UN-Schutztruppe wegen des Einsatzes homosexueller Soldaten zu niedrig gewesen sei.“ Der damalige niederländische Stabschef Henk van den Breemen habe ihm gesagt, Schwule in der Armee seien in Srebrenica „Teil des Problems“ gewesen. Gewiss: Nur weil zwei Generäle so etwas sagen,  muss da nichts daran stimmen. Aber immerhin sind in Srebrenica 8000 Männer und Jugendliche von den Serben vor den Augen einer völlig passiv bleibenden UN-Truppe ermordet worden. Da wäre es halt schon ganz gut, so meint man, wenn wirklich alle möglichen Faktoren näher untersucht würden. Aber das erlaubt halt die Politische Korrektheit nicht.

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Wo bleibt die Inflation?

10. April 2010 05:13 | Autor: Andreas Unterberger

Die Themen und Fragen, die mir die Partner des Blogs stellen, werden immer schwieriger – und damit aber auch spannender. So etwa die Frage „Wo bleibt eigentlich die Inflation?“ Vorweg die Überlegungen eines Partner im O-Ton: „Ich bin ja der festen Überzeugung, dass die derzeitige Krise mit den Folgewirkungen auf die Staatshaushalte nur einen Ausweg haben kann: Schuldentilgung durch Geldentwertung. Ich bin selber Betriebswirt und diskutiere dieses Thema seit langem mit einem Kommilitonen. Das Problem der Inflation ist ein sehr, sehr komplexes. Vielleicht können Sie das mal versuchen zu erörtern. Normalerweise entsteht sie ja durch Ausweitung der Geldmenge, dies über niedrige Zinsen. Was passiert aber derzeit? Wir haben niedrigste Zinsen, die Geschäftsbanken quellen über vor Liquidität und die Preise sind extrem stabil. Ich versteh das nicht.“ Der Versuch einer Antwort: Dies scheint im Grund das gleiche Paradoxon zu sein, das schon zum Ausbruch der Krise seit 2008 geführt hat. Die Erhöhung der Verbraucherpreise an sich, welche die Notenbanken – vielleicht – zu einem früheren Bremsen des gefährlichen Booms veranlasst hätte, ist auch damals nicht besorgniserregend gewesen. Erst 2008 sind die Benzin- und Nahrungsmittelpreise dann wirklich signifikant angestiegen. Wobei es für beides sehr spezifische Erklärungen gibt, die nicht unbedingt eine Überhitzung der Kunjunktur bedeuten. Die Lebensmittel wurden knapp, weil auf Grund der damals am Höhepunkt stehenden Global-Warming-Panik bedeutende Anbauflächen zur Energieproduktion umgeleitet wurden, weshalb plötzlich zu wenig Lebensmittel produziert wurden und etwas drohte, was dank der modernen Landwirtschaftsmethoden schon fast ausgerottet schien: eine Hungerkatastrophe. Die Energiepreise wiederum stiegen, weil China und Indien ihren Verbrauch rapide erhöht haben, was naturgemäß weltweit zu Preiserhöhungen führt. Aber der Rest der Preise blieb und bleibt in den letzten Jahren recht stabil, obwohl Regierungen und Zentralbanken die Geldmenge vor der Krise und in der Krise in unverantwortlicher Weise vermehrt haben. Warum? Ein Hauptgrund ist der Eintritt Süd- und Ostasiens in die Wirtschaft: China, Indien, Vietnam steigerten wie wild ihre industrielle Produktion – und zwar zu so billigen Preisen, dass trotz der (infolge der Geldmengenaufblähung) erhöhten Nachfrage im Westen die Preise für die vielen dort erzeugten Produkte niedrig bleiben konnten. Also alles bestens? Ganz und gar nicht. Denn die Vermehrung der Geldmenge und die Verbraucherpreise sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Das überschüssige Geld suchte und sucht sich halt andere Kanäle – bis dann eben diese zerbersten und mit schlimmen Nebenfolgen übergehen. Erstens fließt das Geld nach Asien: Die Devisenreserven der dortigen Staaten gehen mittlerweile vor Billionen an Dollars und Euros über. Durch die Erlöse der Exporte, aber auch weil westliche Investoren ihr Geld zunehmend lieber nach Asien tragen, weil dort niemand blöd von Steuererhöhungen für Aktionäre redet. Das führt mittelfristig zu einer totalen Umkehr sowohl der wirtschaftlichen wie auch der politischen Machtverhältnisse. Und niemand weiß etwa, wie Peking diese Macht einsetzen wird. Zweitens fließt das überschüssige Geld auch in Europa und Amerika in Branchen, die wenig mit dem Verbraucherpreis zu tun haben. Vor der Krise wie auch heute – was manche fälschlicherweise schon für „nach der Krise“ halten – sind das vor allem drei Bereiche: Immobilien (in Wien sind im Krisenjahr Eigentumswohnungen um 20 Prozent teurer geworden; in Amerika waren es vor der Krise die gebündelten Pfandbriefe auf Hypotheken), Edelmetalle (wie Gold) und Aktien. Der jetzige Boom, die jetzige Blase in diesen Bereichen hat einen Grund: Das überschüssige Geld sucht rasch sichere Häfen, die beim nächsten Sturm Schutz gegen allzu rasche Entwertung bieten. Da erscheint eine Eigentumswohnung oder der Anteil an einem Unternehmen eben viel krisensicherer als Bargeld. Man kann aber auch hier mit Sicherheit vorhersagen, dass diese Blasen wieder platzen werden. Auch wenn die Menschen, die einem eine Wohnung verkaufen wollen, natürlich das Gegenteil behaupten. Auch wenn eine Wohnung immer einen Wert darstellen wird (solange sie nicht hypothekenbelastet ist). Dennoch könnten die in diese drei neuen Blasen hinein Flüchtenden am Ende doch richtig gehandelt haben. Denn die Inflation durch Geldvermehrung wird in den nächsten Jahren auch bei den Verbraucherpreisen ankommen und sich dort viel schlimmer auswirken als bei Wohnungen, Gold und Aktien. Unweigerlich. Der Grund: Weder Staaten noch Notenbanken werden die politische Kraft haben, die überschüssigen Geldmengen rasch wieder abzusaugen. Vor allem, weil sie gar kein Motiv dafür haben. Denn nur über eine heftige Inflation können die Staaten ihre Megaschulden entsorgen. Wenn man für eine Milliarde eines Tages nur noch einen Laib Brot bekommt, dann muss sich die Politik nicht mehr um den gigantischen Schuldenberg sorgen. Nur jene werden blöd dastehen, die eifrig gespart habe, die solcherart etwa für ihr Alter vorsorgen wollten. Aber eine solche Enteignung passiert offenbar unweigerlich alle paar Jahrzehnte.

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SN-Kontroverse: Kirche, Missbrauch, Medien

09. April 2010 02:13 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

"Übertreiben die Medien einseitig beim Thema Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche?“

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Die Betroffenen haben das Wort

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Nein – auf keinen Fall!  Denn die Ausbeutung der Sexualität anderer durch Mitarbeiter der katholischen Kirche ist besonders widerwärtig. Was ins Mark trifft ist, dass diese Form des sexuellen Missbrauchs unter dem Deckmantel der Selbstlosigkeit von statten geht. Unabhängig davon, ob die Täter und Täterinnen selbst durch die innerkirchlichen Strukturen in ihrer persönlichen Entwicklung gestört wurde und so zum Missbrauch der eigenen Machtposition verleitet wurde. Bei sexueller Gewalt in der Familie ist naturgemäß auch eine Machtstruktur vorhanden, aber der Deckmantel der Selbstlosigkeit fällt weg. Das ist besonders Widerwärtige, besonders Verletzende, besonders Verstörende, besonders Angst machende und Ankotzende an den Vorgängen in der katholischen Kirche. Einen Misstand öffentlich zu machen und immer wieder anzuklagen ist eine der essentiellsten Aufgaben der Medien. Unabhängig davon, von welcher Autorität er ausgeübt wird. Unabhängig davon, in welcher Institution er geschieht. Unabhängig davon, wer die Missstände deckt und wer sie vertuschen  will. Gerade in einem Land wie Österreich, in dem die römisch-katholische Tradition über Jahrhunderte prägend war und noch ist, können die Medien nicht „überschießend“ berichten. Zumal die Argumentation,  dass sexuelle Gewalt auch in anderen Bereichen statt findet, stark nach einer banalisierenden Aufrechungsstrategie riecht. Das ist ebenso abstoßend wie die Tatsache, das jener Mann, der an der Spitze der römisch-katholischen Kirche steht und einst als Chef der Glaubenskongreation von den Vorgängen wissen musst, nicht einmal beim höchsten Fest der Katholiken den Mumm aufbrachte, sich im Namen seiner Organisation bei den Opfern zu entschuldigen. Rom schweigt skandalös, daher haben die Betroffenen über die Medien das Wort.

Warum wird 80 Prozent der Wahrheit verschwiegen?

Andreas Unterberger Sexuelle wie sadistische Handlungen an Kindern sind besonders widerlich, weil Kinder oft nicht begreifen, wie ihnen geschieht, weil ihr natürliches Vertrauen grob missbraucht wird. Wer in den letzten Monaten manche Zeitungen oder gar den ORF konsumiert hat, der hat heute den Eindruck, dass die Kirche das Zentrum solcher Verbrechen ist. Es ist schon klar, dass ein Priester als Täter für Medien eine gschmackigere Geschichte ist als die weitaus größere Zahl von total religionsfernen Tätern. Dennoch hat die Berichterstattung in den meisten Medienkonsumenten ein völlig realitätswidriges Kirchenbild entstehen lassen. Hinter dieser Berichterstattung steht oft Absicht: Die letzte moralische Autorität in einer haltlos gewordenen Welt soll zerstört werden. Unverdächtige Zeugin ist Alice Schwarzer, Mitteleuropas bekannteste Feministin: Missbrauch sei keine Erfindung katholischer Patres. „Und er hat auch nichts mit dem Zölibat zu tun“. Drei von vier Tätern kämen aus dem eigenen familiären Umkreis. Und die Täter in Internaten gebe es genauso in kirchlichen wie in nicht-kirchlichen Institutionen. Auf der Linken verteidigten, beschönigten hingegen viele bis in die 90er Jahre den Kindesmissbrauch – ganz im Gegensatz zur Kirche. Der grüne Star Daniel Cohn-Bendit schrieb begeistert, wie sich Kinder an seinen Hosenlatz herangemacht haben. Die linke Zeitung taz meinte: „Pädophilie ist ein Verbrechen ohne Opfer“. Grüne, SPD, FDP diskutierten intensiv ein Ende der Bestrafung von Pädophilen. An der linken Odenwaldschule oder in den DDR-Kinderheimen haben sich quantitativ viel ärgere Dinge abgespielt, als bisher aus kirchlichen Einrichtungen bekannt ist. Wer ist dort zurückgetreten oder versetzt worden? Wer hat dort öffentlich bereut? Warum findet sich davon fast nichts im ORF? Und wer kümmert sich endlich intensiver um die Opfer familiären Missbrauchs?

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Die Österreicher trauen sich was

08. April 2010 04:21 | Autor: Andreas Unterberger

Diese Imas-Umfrage ist wohl die heftigste Ohrfeige, die es je für die Quersumme der heimischen Medien gegeben hat: Nur 11 Prozent der Österreicher unterstützen die Aussage, dass der Islam mit den westlichen Vorstellungen von Demokratie, Freiheit und Toleranz vereinbar wäre. Dabei hat es kaum einen anderen Glaubenssatz gegeben, den die österreichischen Mainstream-Medien inniger getrommelt hätten. Wobei ja viele Journalisten sogar so tun, als ob nur Neonazis an dieser Vereinbarkeit zweifeln könnten. Auch bei den Sozialdemokraten glauben nur 15 Prozent an diese Vereinbarkeit, obwohl gerade diese Partei sehr stark von einer moslemischen Lobby beeinflusst wird. Etwas höhere Zustimmung findet die politisch korrekte These - die höchstens einzelne, ganz wenige problematische Ausreißer aus einem islamischen Gutwelt-Kosmos anzuerkennen bereit ist - noch im städtischen Raum. Lediglich bei den Grünen glauben - auch nur: fast - so viel an die Vereinbarkeit wie an die Unvereinbarkeit der Thesen. Die Österreicher sehen auch eine ganze Reihe qualitativer Unterschiede in der Lebensweise zwischen einem westlichen Land mit christlicher Religion wie Österreich und islamischen Ländern: In diesen konstatieren sie viel stärker als in Österreich "unterschiedliche Rechte von Mann und Frau", "strenge Moral, strenge Sitten", "Unduldsamkeit gegenüber Andersdenkenden" und eine "große Kluft zwischen Arm und Reich". Um nur die häufigst genannten islamischen Positionen zu nennen. Während Österreich bei Bildung, Wohlstand, Demokratie, Fortschrittlichkeit, persönlichen Freiheiten und Gleichheit weit besser als die islamische Welt eingeschätzt wird. Satte 72 Prozent der Österreicher identifizieren sich sogar mit dem Satz: "Die in Österreich lebenden Moslems passen sich zu wenig an unsere Lebensweise und die Spielregeln des Zusammenlebens an", während lediglich 10 Prozent dem widersprechen. Nur bei den Grünen widerspricht eine Mehrheit. Aus all dem kommen 54 Prozent der Österreich zu dem besorgten Schluss, dass "der Islam eine Bedrohung für den Westen und unsere gewohnte Lebensweise" darstellt. Und nur 19 Prozent glauben das nicht (eh schon wissen: vor allem die Grünen). Irgendwie ist den Österreichern Anerkennung zu zollen, dass sie trotz der intensiven Gehirnwäsche vor allem durch den ORF noch in großer Mehrheit wagen, die Dinge beim Namen zu nennen. Gerade SPÖ, ORF und Co, die ohnedies unter einem rapiden Verlust an Wählern/Sehern/Hörern/Lesern leiden, wären wohl gut beraten, sich solche Umfragen ein wenig besser anzuschauen.

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Faymann hat Pröll bekehrt

08. April 2010 03:57 | Autor: Andreas Unterberger

Gratulation! Diesmal hat eindeutig die ÖVP die Nase deutlich voran, nämlich im Wettbewerb um die sozialistischsten Ideen. Die einst ordnungsliberale Partei will nämlich nicht nur 1,7 Milliarden Steuererhöhungen. Nein, es sollen nun schon zwei Milliarden Euro werden. Wenn das in dem Tempo weitergeht, dann werden es nach den zwölf Monaten, die sich die Regierung verfassungswidrig für die Erstellung eines Budgets Zeit lässt, wohl schon drei bis vier Milliarden geworden sein. Von den Hunderten Einsparungsmöglichkeiten, die es erlauben würden, überhaupt keine Steuern erhöhen zu müssen, wird am besten gar nicht mehr geredet. Obwohl dieselbe ÖVP noch vor zwei Monaten ganz ohne Steuererhöhungen auskommen wollte. Oder es zumindest vorgab. Aber inzwischen hat offenbar Werner Faymann, von dem man sich eh nie etwas Besseres erhofft hatte, seinen Vizkanzler von den Vorzügen eines real praktizierten Sozialismus überzeugen können. Josef Prölls Begründung ist der übliche Schmäh: Man erklärt den Menschen halt, was man mit all dem Geld Wunderbares tun könne. Mit Windrädern die Landschaft verschandeln; Solarpaneele auf die Dächer schrauben (die früher verrostet sind, bevor sie jemals rentabel werden); oder Fachhochschulen ausbauen (weil die Unis halt immer mehr an den Bedürfnissen der Gesellschaft vorbei ausbilden). Den Schmäh hat sich die ÖVP wohl bei weiland Bruno Kreisky abgeschaut, der uns Steuererhöhungen als Dienst an unserer Gesundheit verkauft hat. Es schmerzt, wenn ein Josef Pröll den Griff in die Taschen voller Selbstlob damit zu erklären versucht, dass der Staat nicht nur nehmen, sondern auch geben würde. Er begreift also offensichtlich nicht, wie viel Geld dabei unterwegs in Bürokratien und Misswirtschaft verloren geht. Er begreift nicht, dass der Staat nichts zu geben bräuchte, wenn er nicht zuvor etwas wegnähme. Er begreift nicht, dass in der Geschichte immer jene Gesellschaften am besten abgeschnitten haben, in denen sich der Staat am wenigsten eingemischt hat. Er begreift nicht, dass die Bürger in Summe viel bessere und pluralistischere Entscheidungsgrundlagen für die Anlage ihres Geldes haben als Beamten, handverlesene "Experten" oder Politiker. Er begreift nicht, dass jeder viel vorsichtiger mit Geld umgeht, wenn es sein eigenes ist, als Beamte, Experten, Politiker, die ständig hemmungslos Geld anderer Leute für jeden Modetrend ausgeben. Er begreift nicht, dass internationale Studien längst gezeigt haben, dass für jeden neugeschaffenen "Green Job" mehr als zwei traditionelle Jobs verloren gehen. Haben nicht auch die totalitären Systeme immer den Bürgern erklärt, wie gut sie doch für die Untertanen sorgen würden? Wenn jetzt auch schon die ÖVP an den totalen Staat glaubt, ist wohl der letzte Restfunke Hoffnung zerstoben.

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Fischers Sieg und wo bleibt das Heil?

08. April 2010 00:42 | Autor: Andreas Unterberger

"Ich glaube, man soll sich nicht hierherstellen und nach besseren Arbeitsbedingungen rufen, die natürlich Geld kosten, wenn man vorher das Geld in die Parteikassen geschaufelt hat. (Abg. Dr. Fischer: Sieg heil!) Und dann möchte ich ihnen noch etwas sagen ..." So steht es in einem Protokoll des Nationalrats aus dem Dezember 1989. Nicht aber findet man dort: Aufregung, Empörung, eine Entschuldigung Heinz Fischers, den Ruf nach einem Alkotest für ihn oder die Einschaltung des Staatsanwalts samt eventuellem Schwurgerichtsprozess gegen Fischer. Was heute bei der Verwendung dieser Worte im Prinzip jedem Menschen in Österreich droht. Dieses Zitat ist - gewiss in Zusammenhang mit den Wahlen - an die Öffentlichkeit gespielt worden, nachdem es lange in den dicken Wälzern mit den goldenen Worten unserer Abgeordneten gedöst hatte. Fischers nunmehrige dürre Begründung für sein Sieg Heil: "Jeder weiß, wo ich stehe und wie das gemeint war", nämlich als "Kritik an der FPÖ" - obwohl der zu jenem Zeitpunkt redende FPÖ-Abgeordnete Dillersberger (ein Politiker übrigens, der jene der heutigen FPÖ qualitativ deutlich übertroffen hatte) ganz eindeutig nichts gesagt hat, was auch nur irgendwie mit dem Nationalsozialismus zusammenhängen würde. Also wenn Fischer schon nicht für den Staatsanwalt reif ist, beziehungsweise reif war, dann war es ein ganz typisches Beispiel für grund- und ansatzlose Stänkerei, für eine primitive Provokation, für völlig überflüssiges Hineinnehmen des Nationalsozialismus in einen ganz anderen Zusammenhang. Dieses Zitat ist ein hervorragendes Exempel für diese immer gleiche Strategie der Linken. Ganz ähnlich hatten SPÖ-Abgeordnete in Kärnten damals Jörg Haider durch Zwischenrufe zu seinem meistzitierten Satz provoziert, jenem von der ordentlichen Beschäftigungspolitik, der Jahrzehnte als oberstes politisches Verbrechen in linken Kreisen auf Knopfdruck für Empörung gesorgt hatte. Ähnliches spielte sich bei der SPÖ ja auch rund um Kurt Waldheim ab - übrigens mit Heinz Fischer in einer Hauptrolle. Während man eben bei Fischer zu wissen hat, dass er automatisch über den Dingen steht und prinzipiell nicht strafbar ist. Während drittklassige Schauspieler, die als Hitler verkleidet zum Opernball gehen, selbstverständlich nicht behelligt werden, da sie am Ende ihre Geschmacklosigkeiten überdies noch als Kunst ausgeben. Falls hingegen zwei grenzdebile Skinheads Sieg Heil gerufen haben sollten - zum Spaß? Weil sie das Dritte Reich wieder gründen wollen? -, dann kommt die ganze Dampfwalze der Strafgerichtsbarkeit ins Rollen. Für jene, die noch Latein können: Quod licet Iovi, non licet bovi. Wir sollten endlich ernsthaft über die Verbal- und Meinungsdelikte des Verbotsgesetzes diskutieren: Denn wenn es ein paar solcher Worte sind, die Menschen auf Jahre hinter Gitter bringen können, dann ist es zutiefst absurd, wenn beim besseren Teil der Menschen offenbar a priori klar zu sein hat, dass sie solche kriminellen Worte mit anderer Absicht aussprechen als andere. Dabei bräuchte der Kern des Verbotsgesetzes - also des Verbots, NSDAP, SS usw. wiederzugründen - in keiner Weise  berührt zu werden. Solche Diskussionen würden nur Österreich wieder einen Schritt mehr zu einem liberalen Rechtsstaat machen. Und weg von der Willkür eines Staates nach nordkoreanischem Muster bringen, in dem manche automatisch gleicher als andere sind. Sie würden überdies der FPÖ ihren großen Nimbus des - in den Augen vieler - zu Unrecht Verfolgten und Provozierten nehmen. Und dann würde sich auch zeigen, wie nackt die große Oppositionspartei in allen Feldern der Wirtschafts- und Außenpolitik wirklich dasteht - den eigentlichen Säulen jedes Staates.

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Fußnote 90: die sozialen Kosten

07. April 2010 17:54 | Autor: Andreas Unterberger

Die gute Nachricht zuerst: Zwei Kassenambulatorien arbeiten positiv. Und nun die schlechte: 26 geben mehr aus, als sie einnehmen. Das Gesundheitsministerium verteidigt diesen Skandal jedoch - anstatt energisch durchzugreifen - mit "sozialen Aspekten". Was eine Chuzpe ist. Denn privat betriebene Ambulatorien bekommen ja auch nicht mehr Geld pro Patient und erledigen zweifellos die gleiche gesundheitliche oder "soziale" Aufgabe. Aber könnte es vielleicht sein, dass die Ärzte in einem privaten Ambulatorium auch wirklich arbeiten müssen? Während in Ambulatorien, die der Krankenkasse, also in Wahrheit niemandem gehören, Ärzte eine private Firma betreiben können, die wieder Aufträge des Ambulatoriums erledigen. So sieht halt der verstaatlichte Wohlfahrtsstaat in der Praxis aus.

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Die Kartenhäuser stürzen ein

07. April 2010 04:02 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind zwei scheinbar überhaupt nicht zusammenhängende Meldungen: Die eine handelt von der griechischen Finanzfront, die andere vom deutschen Kollektivvertragswesen. Doch zeigen beide in Wahrheit genau dasselbe: Dass derzeit allerorten die trügerischen Kartenhäuser sozialdemokratischer (aber auch christlichsozialer und populistischer) Wunschpolitik zusammenbrechen, deren Kern darin bestanden hat, dass man jahrzehntelang via Politik, Gesetz oder Kollektivvertrag die Gesetze der Marktwirtschaft auszuhebeln versucht hat. Diese Gesetze setzen sich aber am Ende immer durch - wie ein gesellschaftliches Naturgesetz: auch wenn man die Wirkungen von Angebot und Nachfrage beschimpft; auch wenn irgendein Politiker wieder einmal großspurig verkündet, eine dritte Alternative zwischen Kommunismus und Marktwirtschaft entdeckt zu haben; auch wenn im Kreisky-Forum der "europäische Weg" (der wählerstimmenbringenden Wohlfahrt für heute auf Schulden für morgen) bejubelt wird, der angeblich die Marktgesetze außer Kraft setzen könne; auch wenn Bischöfe gegen die Marktwirtschaft wettern (so wie einst gegen Astronomie und Physik, welche halt zu ihrem damaligen Ärger die Erde um die Sonne kreisen lassen und nicht umgekehrt). Die Fakten lassen aber all das als reines Wunschdenken erkennen: In Deutschland zeigt eine neue Statistik, dass nur noch 52 Prozent der Beschäftigten unter dem angenehmen Schutz eines Kollektivvertrags ("Branchentarifvertrag") arbeiten. Das deckt sich mit den Klagen auch aus österreichischen Gewerkschaftskreisen, dass auch hierzulande immer mehr Menschen nur noch "prekäre Arbeitsplätze" finden, also nur noch auf Basis eines Werkvertrags oder unbezahlten Praktikums, als freie Dienstnehmer oder Scheinselbständige arbeiten. Dabei ist in solche Statistiken noch gar nicht die Zahl der völlig Arbeitslosen einberechnet, die natürlich auch ein Produkt des jahrzehntelangen Erfolgs der Gewerkschaften bei ständigen Verbesserungen der Kollektivverträge darstellt. Denn alle diese Phänomene haben eines gemeinsam: Je erfolgreicher die Gewerkschaften bei der Verbesserung der Kollektivverträge sind, umso teurer wird die Anstellung eines Mitarbeiters zu Kollektivvertragsbedingungen - und damit umso seltener. Gleichzeitig werden immer mehr Arbeitssuchende in viel schlechtere Beschäftigungsverhältnisse verdrängt, als es bei einer marktwirtschaftlichen Entwicklung der Arbeitskosten der Fall wäre. Marktwirtschaftlich wären nur Lohnerhöhungen in Einklang mit dem wirtschaftlichen Erfolg, aber auch Misserfolg des Arbeitgebers. Aber die Gewerkschaften vertreten ja nur die glücklichen Besitzer eines Arbeitsplatzes. Was ihr gutes Recht ist - aber was es gleichzeitig immer absurder macht, den Gewerkschaften unter der Überschrift "Sozialpartnerschaft" ein gesamtwirtschaftliches Mitspracherecht zu gewähren. Dabei sind die deutschen und österreichischen Gewerkschafter im internationalen Vergleich noch durchaus die Vernünftigsten. Kollegen in anderen Ländern agieren noch viel gruppenegoistischer. Etwa in Griechenland. Dort bietet der Staat mittlerweile schon vier Prozent höhere Zinsen an, wenn er seine Anleihen verkauft - und doch findet Athen nicht mehr genügend Abnehmer dafür. Noch deutlicher zeigt sich der knapp bevorstehende Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus (an dem alle Parteien Griechenlands mitschuld sind) an folgender Tatsache: Griechische Staatsbürger haben binnen weniger Tage bereits fünf Milliarden Euro zu ausländischen Banken transferiert. Um das Geld so dem Zugriff der Athener Regierung zu entziehen. Damit entgeht dem Staat auch die letzte Möglichkeit, an Geld heranzukommen, ohne sich den demütigenden Bedingungen des Internationalen Währungsfonds oder gar einem Staatsbankrott auszusetzen. Es ist bereits wie in den alten griechischen Tragödien, in denen das Unheil, die Strafe für Jahre des Frevels, mit unabwendbarer Härte Schritt für Schritt zuschlägt. Bei uns aber rennen noch Experten wie die berühmte Frau Rudas herum, die uns garantieren (mit ihrem Gehalt?), dass der von der SPÖ geplante Zugriff auf die berühmten Reichen niemanden zur Kapitalflucht veranlassen werde. Und ein ÖVP-Beamtengewerkschaftsboss Neugebauer, der offenbar noch immer ernstlich glaubt, dass man die Wirtschaft mit noch mehr Schulden ankurbeln könne, weil das ja über höhere Gehälter die Wirtschaft ankurble. Und Oppositionsparteien, denen täglich neue Ausgabe-Ideen einfallen, die zu noch mehr Schulden führen . . .

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Nagelprobe für rote Moralsprüche

06. April 2010 01:08 | Autor: Andreas Unterberger

Rot und Grün haben die Republik verbal untergehen lassen, weil zwei Mitarbeiter des dritten Nationalratspräsidenten via Internet grausliches Nazi-Material geordert haben. Martin Graf müsse deshalb zurücktreten, wurde von allen aufrechten Linken dieses Landes gefordert. Nun kann zumindest die SPÖ zeigen, wie ehrlich sie solche Aufforderungen gemeint hat: Einer der Mitarbeiter ihrer Parteizentrale hat ein Video auf seine Homepage gestellt, das den freiheitlichen Parteiobmann zum Selbstmord auffordert. Nun können die beiden Partei-Geschäftsführer zeigen, dass sie das auch selbst tun, was sie von Graf fordern: nämlich zurückzutreten, weil ihre Mitarbeiter nachweislich mit extremistischen Inhalten sympathisieren. Damit würde die SPÖ das gleiche Ausmaß an politischer Hygiene demonstrieren, das sie von anderen fordert. Abgesehen davon, dass der Abgang von Frau Rudas und Herrn Kräuter weder für die Demokratie und die Partei ein großer Verlust wäre. Ebensowenig wie jener von Herrn Graf die Demokratie oder die FPÖ beschädigen würde. Die SPÖ möge nur, bitte, nicht mit einem kommen: dass die Tat ihres Mitarbeiters weniger schlimm wäre als jene der Graf-Adlati. Immerhin zeigt das Rap-Video, das der SPÖ-Mitarbeiter auf seine persönliche Homepage gestellt hat, wie der "Scheiß-Rassist" H.C.Strache entführt, gefesselt, ausführlich beschimpft und schließlich zum Selbstmord aufgefordert wird, was denn auch in die Tat umgesetzt wird. Ein solches Video ist jedenfalls strafbar, während die Bestellungen der Graf-Mitarbeiter zwar eine widerliche politische Orientierung zeigen, aber nicht strafbar sind. Außerdem ist ein Kauf von extremistischem Material weniger schlimm als dessen objektive Verbreitung. Und über den Schmäh, dass ein solcher Gewalt-Text irgendeines grenzdebilen Rappers Kultur und daher ganz anders zu sehen sei, lachen nur die Hühner. Wenn das hineinginge, erklärt halt beim nächsten Mal ein Neonazi "Mein Kampf" zur Literatur und macht sich damit unangreifbar. Da wie dort zeigen sich erstaunliche Parallelen, wenn man nach den Wurzeln der Affären forscht: Die FPÖ hat nach ihrer als Scheitern empfundenen Regierungsbeteiligung wieder stärker denn je im äußersten rechten Rand Nachwuchskräfte rekrutiert, weil ihr seit Knittelfeld in Wahrheit jeder andere geistige oder ideologische Boden fehlt. Das gleiche trifft mit anderen Vorzeichen im Grund genauso auf die Sozialdemokratie zu: Ihre gesamte Wirtschafts- und Sozialpolitik (also nichts anderes, als ständig immer mehr Schulden machen) hat sich in den letzten Jahren als katastrophaler Fehlschlag von historischem Ausmaß entlarvt. Da bleibt nur die "mutige" Selbststilisierung als Vorkämpfer gegen einen neuen Hitler. Der ja auch schon deshalb hassenswert ist, weil er der SPÖ die Stammwähler aus dem Arbeitermilieu weggenommen hat.

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Parteien im schlammigen Biotop

05. April 2010 18:14 | Autor: Andreas Unterberger

So rasch wie es aufgekocht ist, ist das Thema Parteienfinanzierung wieder in der Schublade verschwunden. Dabei sind die wirklichen Sauereien gar nicht ans Tageslicht gekommen. Natürlich ist es bedenklich, wenn man nicht genau weiß, wer wen finanziert - über die ohnedies üppige staatliche Parteienförderung hinaus. Auch wenn eigentlich völlig klar ist, dass Gewerkschafts- und oder Arbeiterkammer-Gelder der einen Großpartei zufließen, Industrie- und Wirtschaftsgelder der anderen. Aber noch viel bedenklicher ist, wenn die Parteien noch ein weiteres Mal - wenn auch indirekt - in Steuerkassen greifen und sich auf eine Weise bedienen, die der Öffentlichkeit gar nicht auffällt. Eine Offenlegung der Parteifinanzen bringt in dieser Hinsicht gar nichts. Ein Trick läuft etwa so: Leistungen, die einer Partei erbracht werden, werden zu niedrig fakturiert. Dieser Betrag wird aus der offiziellen Kasse bezahlt. Die Differenz auf den tatsächlichen Rechnungsbetrag wird aus einer Parallelbuchhaltung beglichen. Vorteil für beide Seiten: Erhebliche Steuerersparnis und maximale Intransparenz. Das gilt politisch aber auch innerhalb der eigenen Partei. Ein anderer Trick: Ministerien, Gemeindeverwaltungen, Länder bezahlen Lieferungen und Dienstleistungen ausgesuchter Firmen viel zu hoch. Die gleichen Firmen beliefern dann die Parteien sehr, sehr günstig. Etwa eine der derzeit so beliebten Werbekampagnen. Da ist zuerst die Kreativagentur, die eine Kampagne entwirft und konzipiert. Da sind dann die ganz im Hintergrund agierenden Schaltagenturen, die zwischen Auftraggebern und Medien stehen, die mit komplizierten Computerprogrammen die günstigsten 1000-er Preise berechnen, die dann auch noch mit den Medien die Termine und Rabatte verhandeln. Und dann sind die kassierenden Medien. Auf allen Ebenen kann dieses Spiel laufen. Bei den Medien ist es ja hier schon aufgezeigt worden: Sie werden von der Gemeinde Wien und, seit Werner Faymann in der Bundesregierung ist, auch von dieser und Staatsbetrieben wie den ÖBB mit Inseraten- und Kooperations-Aufträgen überschüttet, die ein Vielfaches der gesetzlichen Presseförderung ausmachen. Die Gegenleistung der Medien - an die Parteien, nicht an die Republik - kann man auf dem Boulevard, aber auch in den meisten Qualitätszeitungen täglich nachlesen. Aber auch bei den Schaltagenturen ist der Missbrauch ziemlich offensichtlich: Warum hat sich bisher nur ein einziges Mal die Ausschreibung für eine Medienschaltung auf die Homepage der Bundesbeschaffungesellschaft verirrt? Die dann auch noch prompt widerrufen wurde. Obwohl der ansonsten gemeinsame Einkauf aller Ministerien über diese BBG (etwa auch der Mengenrabatte wegen) der Republik schon Hunderte Millionen erspart hat. Dieses Modell ist aber offensichtlich im Wege, wenn der Einkauf gar nicht billig sein soll. Aus welchen Gründen wohl? Und dann gibt es natürlich auch noch die trüben Gewässer um Stiftungen oder Fonds. Geschäfte, die dort laufen, Zuwendungen, die dort einlangen, werden nicht in Parteigremien offengelegt, sind auch oft gar nicht einer Partei direkt zuordenbar. Und dennoch können gleichzeitig führende Parteimitglieder öffentlichkeitswirksam Offenlegung und Transparenz fordern und versprechen. Weil sie in den meisten Fällen keine Ahnung haben, wie sich die Partei tatsächlich finanziert. Das bedrückende ist, dass offenbar noch kein Land der Welt saubere Wege gefunden hat, das schmutzige Geld komplett zu stoppen, und doch das - für die Demokratie unverzichtbare - freie Funktionieren der Parteien zu ermöglichen.

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Jedem schwulen Paar sein Gesetz

04. April 2010 03:31 | Autor: Andreas Unterberger

Für jedes schwule Pärchen ein eigenes Gesetz: So könnte man einen skurrilen Streit zwischen Rot und Grün in der Stadt Wien über die Umsetzung der Eingetragenen Partnerschaften zusammenfassen. Die Grünen erregten sich nämlich, dass noch nicht in allen Einzelgesetzen die neue Rechtslage nachvollzogen worden ist. Das sind aber immerhin alleine in der Stadt Wien rund 40 Gesetze, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Das ist zufälligerweise ziemlich genau die gleiche Zahl wie die jener Paare, die im ersten Monat in Wien von der neuen Partnerschaft Gebrauch gemacht haben. In anderen Bundesländern ist das diesbezügliche Missverhältnis noch viel größer, da sich dort meist nur eine Handvoll Paare gefunden hat, die von der neuen Möglichkeit Gebrauch gemacht haben. Diese nur mikroskopisch feststellbaren Zahlen von Schwulenehen stehen damit  in deutlichem Widerspruch zur Lautstärke der Schwulenvereine, die jahrelang mit einem Trommelfeuer sondergleichen gegen ihre angeblich so furchtbare und massenweise Diskriminierung gekämpft haben. Trotz dieser Demaskierung der Schwulenehe als Scheinproblem ist damit freilich die Debatte noch lange nicht zu Ende, wie manche naiven oder möchtegernfortschrittlichen Köpfe in der ÖVP geglaubt haben. Denn schon hat eine Assistenzprofessorin der Uni Wien in einer juristischen Analyse bestätigt, was den werten Tagebuchlesern schon lange prophezeit worden ist: dass nämlich die Eingetragene Partnerschaft viel mehr gleichheitswidrig ist als die vorherige Rechtslage. So die Zivilrechtlerin Barbara Beclin laut Juridicum Journal. Wenn sie Recht hat, wird der Verfassungsgerichtshof bald auch noch die restlichen Unterschiede zur Ehe beiseitigen. Ihr zufolge werden  es bald auch homosexuelle Mütter oder Väter durchsetzen können, dass ihr neuer gleichgeschlechtlicher Partner auch das (naturgemäß aus einer anderen, normalen Beziehung stammende) Kind adoptieren kann. Wer erinnert sich noch, was die ÖVP ihren wert- und familienorientierten Wählern rund um die Schwulenehe alles versprochen hat?

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Fußnote 89: Die Opferanwältin

03. April 2010 05:46 | Autor: Andreas Unterberger

Der seltsame Herr Jarolim entdeckt die Kirche. Frau Klasnic sei als Opferanwältin ungeeignet: Sie sei nicht unabhängig und keine Juristin, sprach der sozialdemokratische Abgeordnete Jarolim. Er hätte besser geschwiegen - auch wenn ihn das noch lange zu keinem Philosophen gemacht hätte. Denn seine Partei setzt den Österreichern einen Maturanten ohne jede parteiunabhängige Berufserfahrung als Bundeskanzler vor, Zahnarztassistenten und Maschinenschlosser als Minister. Will der seltsame Herr Jarolim damit gar sagen, dass der Job des Bundeskanzlers viel unwichtiger sei als der eines (weiteren) Opferanwalts? Die Österreicher, die Herrn Faymann in großer Mehrheit ablehnen, können sich freilich keinen anderen Kanzler aussuchen. Jedes Opfer kann sich hingegen an zahllose Institutionen innerhalb der Kirche, an Staatsanwälte, an jede Polizeidienststelle, sogar an einen nicht ganz billigen Rechtsanwalt wie Herrn Jarolim wenden. Wo liegt Jarolims Problem? Einfach nur stänkern wollen? Und nur ja nicht auch für staatliche Heime genauso penibel allen Untaten nachzugehen, die da in den letzten 60 Jahren passiert sind?

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Die weißen SchimmelInnen und die jungen Friseurinnen

03. April 2010 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie haben wir uns ja schon daran gewöhnt. Je erfolgreicher hierzulande eine Frau die Erfolgsleiter der Politik hinaufsteigt, umso verbissener und humorloser ist ihr Umgang mit dem Thema Frauen. Da muss als Zeichen der Annerkennung der – und auch das muss einmal neidlos zugegeben werden – vielen erfolgreichen Frauen in unserem Land dringend viel Geld für die genial-fortschrittliche Hymnenversion der großen Söhne und Töchter dieser Heimat ausgegeben werden. Was freilich noch das Harmloseste ist (wäre es nicht so lächerlich), was uns in Zeiten von ernsthaften Forderungen nach Frauen-Quoten in Aufsichtsräten oder „Gender-Budgeting“ passieren kann. Wie entspannt sind doch da die Französinnen (die ja auch immer noch „Liberté! Egalité! FRATERnité!“ auf ihre Münzen prägen)! Etwa die Wirtschaftsministerin Christine Lagarde, deren Performance in der Krise allseits bewundernd anerkannt wurde, ohne darauf hinzuweisen, dass sie eine Frau ist. Diese erfolgreiche Christine Lagarde legt Wert auf eine korrekte Anrede. Grammatikalisch korrekt. Und daher politisch inkorrekt. Sie weist die Anrede „Madame LA ministre“ zurück und besteht auf „Madame LE ministre“. Mit der simplen Begründung, dass der männliche Artikel die grammatikalisch richtige Wahl ist. Bei uns geistert hingegen nicht nur das grausame „Binnen-I“ als Zeichen ultimativen Gleichberechtigungswillens herum. Nein, es muss auch noch die „Frau Präsidentin“ Prammer interviewt werden. Das ist der sprichwörtliche weiße Schimmel oder kleine Zwerg. Denn korrekt wäre einzig und allein die „Frau Präsident Prammer“ oder aber die (anredelose) „Präsidentin Prammer“. Eine Winzigkeit, sicher, aber auch ein Zeichen für die fehlende Entspanntheit einer Gleichberechtigungs-Diskussion, die bei uns allzu oft ins Irrationale weist. Wie relativ das Geschlecht in vielerlei Hinsicht heutzutage allemal ist, zeigt eine weitere Fußnote aus Frankreich. Die überaus mächtige Freimaurer-Loge „Grand Orient“ hat ihr erstes weibliches Mitglied. Und das, obwohl sich der Männerbund allen Forderungen, Frauen in die Bruderschaft aufzunehmen, standhaft verschließt. Wie die „Unterwanderung“ zustande gekommen ist, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Die Loge hat vor einem Jahr einen neuen Bruder aufgenommen. Und der hat nun das Geschlecht gewechselt. Die Realität hat die Theorie wieder einmal überholt. Und trotzdem ist zweierlei nicht passiert: Weder hat die französische Freimaurerei die überraschende Schwester ausgeschlossen, noch hat sie sich in ihr Schicksal ergeben und sich Frauen allgemein geöffnet. Auch mit einer Frau in ihren Reihen geht das maurerische Business mit Kelle und Schurz männerbündlerisch weiter. Es hat aber auch kein Triumphgeheul gegeben, dass diese Männerbastion nun endlich gestürmt ist. Anders als bei uns, wenn die langen und publicityträchtigen Kämpfe für die erste Philharmonikerin, die erste, zweite, dritte Rektorin und die sechste, siebente oder zehnte Sektionschefin ausgefochten sind. Vielleicht weiß man in Frankreich besser als hierzulande, dass solche Siege der Masse der Frauen genau nichts bringen.  Das sind Scheinaktivitäten genauso wie die Schokoladeverteilung an die Männer, die sich die Frauenministerin zum Internationalen Frauentag – den uns die längst untergegangenen kommunistischen Staaten hinterlassen haben – geschenkt hat. Eine rationale Frauenpolitik hätte ein reiches Betätigungsfeld. Und sie könnte viele Probleme der gesamten Gesellschaft erkennen und lösen helfen – denn Schwächen eines ganzen Systems werden oft an Problemen einzelner Gruppen deutlicher sichtbar. Nur ein Beispiel: Angesichts der Tatsache, dass sich Mädchen offensichtlich für die ökonomisch falschen (weil schlechter bezahlten) Berufe entscheiden (Friseurin, Verkäuferin etc.), reicht es nicht, ein bisschen Werbung für Mädchen in Männerberufen zu machen. Oder – wie es die Gewerkschaft tut - nach dem volkswirtschaftlichen Harakiri eines 1300-€-Mindestlohns zu rufen, damit auch Verkäuferinnen mehr verdienen. Da wird man wohl grundsätzlicher denken müssen. Man könnte sich die simple Frage stellen, ob denn 15 das Alter ist, wo man wirklich die richtigen Entscheidungen über die Berufswahl zu treffen imstande ist. Ob eine lebensentscheidende Wahl in diesem Alter, das in fast allen Fällen von den Wirren der Pubertät geprägt ist, nicht schlicht zu früh ist. Da geben dann die üblichen Kurzschlüsse den Ausschlag, dass Lernen megaout und das eigene Geld der Selbständigkeits-Himmel auf Erden ist. Auch bei den Burschen. Und in weniger finanzkräftigen Haushalten wird das Ende der Bildungskarriere auch gerne unterstützt, weil so das Familienbudget früher entlastet wird. Auch das ist ein Grund, warum Bildung, zumal höhere Bildung, vererbt wird. Und es ist sicher ein Grund, warum uns viel mehr großartige Köpfe aus den so genannten „bildungsfernen Schichten“ verloren gehen, als uns die vorgebliche Bildungschance Gesamtschule je retten wird. In unserem Land versucht man immer noch mit den Mitteln der Vergangenheit die Zukunft zu gestalten. Mit überkommenen ideologischen, sprachlichen und gesellschaftspolitischen Schablonen, die nicht einmal zur Verwaltung der Gegenwart reichen. Bei der hohen Lebenserwartung, auf die wir heute hoffen dürfen, wäre es wohl nur richtig, später in die Berufswelt einzutreten (und sie auch erst später zu verlassen). In Deutschland, Belgien oder Holland liegt die Schulpflicht längst bei 18. Wir grundeln am unteren europäischen Ende. Und wollen eine Bildungsgesellschaft sein. Das 21. Jahrhundert haben unsere Politiker noch nicht erreicht.

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Europa wo bist Du?

02. April 2010 06:41 | Autor: Andreas Unterberger

Henryk M. Broder nennt es die „Lust am Einknicken“, andere nennen es Pazifismus, wieder andere nennen es schlicht Feigheit. Die Rede ist von einer sehr weit verbreiteten Geisteshaltung. Es handelt sich um eine Form des Appeasements, das in tolerantem, weltgewandtem und verständnisvollem Gewand daherkommt und nicht nur Feigheit ist, sondern pazifistische Dummheit. Eine tödliche Geisteshaltung, die Europa Kopf und Kragen kosten wird. Während die europäischen Medien die konservativen und neokonservativen Denker und Publizisten nur allzu gern als „Kriegstreiber“ und „Falken“, als „intolerant“ und als „Hardliner“ verdammen, steigen die Konflikte auf der ganzen Welt. Der europäische Pazifist hingegen phantasiert von nuklearer und konventioneller Abrüstung und vergisst dabei auf die Realität. Allen Beteuerungen zum Trotz wird es keine nukleare und konventionelle Abrüstung geben. Zumindest nicht in jenen Ländern, die den Frieden wirklich gefährden. Das hört freilich der europäische Pazifist überhaupt nicht gern, lieber finanziert er ein Stadion in Kabul, in dem dann später Hinrichtungen durchgeführt werden, oder er pumpt Geld nach Gaza, das dann Terrorismus finanziert. Er zahlt dem Terrorführer Gaddafi eine Atomanlage. Er freut sich über kulturellen Austausch mit Brutalos in Saudi-Arabien. Er klassifiziert den Einsatz für Frauenrechte in Afrika und im Islam als „imperialistische Einmischung“. Er genießt die relative Sicherheit hierzulande und verurteilt Interventionen gegen Terroristen in Afghanistan als bösen Angriffskrieg. Der europäische Pazifist: er hat den Durchblick. Für all jene, die sich dieser infantilen Ideologie des europäischen Pazifismus nicht anschließen wollen, gibt es eine andere Möglichkeit. Es gibt die Möglichkeit, das Gehirn anzuwerfen und zu fragen: Wie können wir uns verteidigen? Die Antwort darauf wäre denkbar einfach: Zuvorderst müssen unsere Politiker lernen, dass sie unangenehme Wahrheiten aussprechen und schwierige Entscheidungen treffen müssen. Die da wären (unter anderem): Die islamische Welt ist kein Freund, sie ist ein Gegner. Die europäische Friedensordnung ist eine große Lüge, unser Sozialsystem und die „europäische Friedensordnung“ sind nämlich nur deshalb „möglich“ (gewesen), weil die USA für uns die Verteidigungskosten übernommen haben. Die Resultate dieser Erkenntnis sind dann: Appeasement hat noch nie in der Geschichte gewirkt, Abschreckung dagegen schon. Die logische Konsequenz eines solchen Denkprozesses: die Entwicklung einer ordentlichen europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Will Europa überleben, führt daran kein Weg vorbei. Derzeit schaufelt sich Europa sein eigenes Grab.

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SN-Kontroverse: Fischer empfehlen?

02. April 2010 06:17 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel "Kontroverse" gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN -Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die "Kontroverse" unter dem Titel:

Soll die ÖVP eine Wahlempfehlung für Heinz Fischer abgeben?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Empfehlung – aber klug

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Manche Dinge ändern sich und bleiben doch irgendwie gleich. So die Tatsache, dass im zeithistorischen Gedächtnis meist die negativen Aussagen von  Politikern im Gedächtnis hängen bleiben. Dies wiederum ist darauf zurück zu führen, dass im journalistischen Alltagsgeschäft bekanntlich die beste Botschaft eine schlechte ist, weil sie "besser zu verkaufen ist". Es gibt keine Zeit für Differenzierung. Dies führte u.a. dazu, dass von einem erfolgreichen sowie beliebten Unterrichtsminister und späteren Bundeskanzler der "Sager" übrig blieb, die Dinge seien kompliziert. Die Unterscheidung zwischen der Komplexität der modernen Welt, die einen komplizierten gesellschaftlichen Regelungsbedarf auslöst, kam "nicht rüber", wie es in der journalistischen Alltagssprache heißt.  Davor haben die handelenden Politikerinnen und Politiker eine Heidenangst. Denn je differenzierter sie formulieren, desto größer wird die Gefahr, nachhaltig missverstanden zu werden. Dies ist bei der derzeitigen Debatte innerhalb der ÖVP um eine Wahlempfehlung für Heinz Fischer der Fall. Denn in der Partei weiß man/frau nur zu genau, dass Wahlempfehlungen für einen "gegnerischen" Kandidaten nicht gut ankommen. Zudem hängt ihr meist der Geruch von politischer Entmündigung an, gleichwohl die andern zur Verfügung stehenden Kandidaten überhaupt nicht das Anforderungsprofil  für die Nr. 1 im Staat erfüllen. Diese hat das Land international zu vertreten, was bei Barbara Rosenkranz und dem christlichen Fundamentalisten Rudolf Gehring nur sehr bedingt vorstellbar ist. Daher geht die ÖVP den Weg der Differenzierung und greift Fischers Ideen auf. Wie zuletzt jene, wonach der Bundespräsident nur einmal – aber auf acht Jahre gewählt werden können soll. Dies ist auch eine Empfehlung – und keinesfalls eine unkluge.

Zwei unwählbare Kandidaten

Andreas Unterberger Die ÖVP wird wohl keine Empfehlung für Heinz Fischer abgeben. So weit geht ihr Selbstbeschädigungstrieb nun doch nicht. Denn für jeden Menschen, der auf christlicher, wirtschaftsliberaler oder wertkonservativer Grundlagen steht – also auf einem der traditionellen ÖVP-Fundamente – ist Fischer genauso wie Barbara Rosenkranz unwählbar. Daher sprechen sich in der ÖVP auch nur die bekannten Opportunisten für die Wahl Fischers aus. Wie etwa Christoph Leitl. Das heißt nicht, dass für bürgerliche Menschen Blaue oder Rote prinzipiell unwählbar sein sollten. Nur entsprechen weder Fischer noch Rosenkranz auch nur annähernd einer der drei vorher genannten Grundlagen, da mögen beide nun noch so oft eilfertig das Wort "Werte" plakatieren. Bei Rosenkranz wurden die Gründe der Unwählbarkeit oft durchdekliniert. Bei Fischer werden sie hingegen gerne verschwiegen. Erstens: Fischer ist so wie Rosenkranz demonstrativ nicht Mitglied einer Kirche. Zweitens: Er war nie – so wie sein deutscher Kollege Köhler – eine Stimme der wirtschaftlichen Vernunft. Er hat sich nie mit dem Gewicht seines Amtes für Sparsamkeit, Verwaltungsreform und Bürokratieabbau oder für die notwendigen Pensions- und Gesundheitsreformen eingesetzt, sondern lediglich für noch mehr Umverteilung. Meistens hat er überhaupt geschwiegen oder sich mit wohlgeschraubten Worten um klare Stellungnahmen gedrückt. Drittens: Wer sich über viele Jahre für die Freundschaft zu Nordkorea, der schlimmsten und brutalsten heute existierenden Diktatur engagiert hat, sollte nicht von "Werten" reden. Und dann schon gar nicht, wenn er auch die kubanische Diktatur mehrfach öffentlich gerühmt hat; wenn er zum Freundeskreis eines Udo Proksch gehört hat; und wenn er sich in all seinen ideologischen Äußerungen immer nur am ganz linken Rand positioniert hat. Warum soll so jemand plötzlich für Bürgerliche wählbar sein? Nur weil er immer Krawatte trägt?

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Eine spannende Posse aus Kärnten

01. April 2010 04:34 | Autor: Andreas Unterberger

Der Rat der Kärntner Slowenen löst sich nun - vielleicht - doch nicht auf. Das ist  normalerweise eine über die Vereinsmitglieder und einige Kärntner Lokalpolitiker hinaus völlig belanglose Information. Doch gleich mehrere Aspekte machen die Sache auch für andere spannend. Der eine ist der Umstand, dass dieser Rat eigentlich einst die christlich-konservative (und im Vergleich zu den Partisanen-freundlichen Verbänden jedenfalls vernünftigste) slowenische Organisation in Kärnten war, die aber durch eine Handvoll Funktionäre zur radikalsten umgepolt wurde. Die plötzlich mit aggressiven Vokabeln wie "Genozid" um sich warf. Die mit Schnellfahren problematische Verfassungsgerichts-Urteile provozierte. Die sich unter Wolfgang Schüssel als einzige gegen einen mit allen anderen deutsch- wie slowenischnationalen Organisationen gefunden Kompromiss in der Ortstafelfrage wandte. Was dann auch der Bundes-SPÖ einen guten Vorwand zum Nein-Sagen gab (der wirkliche Grund war natürlich, dass man Schüssel keinen Erfolg zukommen lassen wollte und lieber eine Prolongierung des Kärntner Dauerkonflikts in Kauf nahm). Das zeigt, wie leicht sich ideologische Identitäten wandeln können. Ein Lehrstück sind die Kärntner Slowenen aber auch deshalb, weil sie vorführen, wie sehr die mangelnde Einheit einer Volksgruppe diese zusätzlich schwächt. Gegenbeispiel sind die Erfolge der in einer dominierenden Volkspartei zusammengefassten Südtiroler. Drittens ist pikant, dass die Auflösung des Slowenen-Rates deshalb vielen Rats-Funktionären als unumgänglich erscheint, weil die slowenische Regierung in Laibach die Mittel für den Rat kurzerhand halbiert hat. Das zeigt recht interessante Abhängigkeiten. Das ist ungefähr so, wie wenn die Südtiroler Volkspartei aus dem österreichischen Budget finanziert würde. Viertens aber könnte das Verhalten der slowenischen Regierung der österreichischen ein Vorbild sein: In Laibach fackelt man in Zeiten der Krise nicht lange, sondern streicht unnötig erscheinenden Vereinen radikal die Subventionen weg. Was hierzulande bei Hunderten Vereinen sehr gut am Platze wäre. Und woran auch der fünfte Punkt nichts ändert, der bei Österreichern aller Regionen und Volksgruppen zutrifft: Bevor sich hierzulande ein Verein wirklich auflöst und dadurch viele wichtige Funktionäre keine Funktionäre mehr sind, fließt eher die Drau wieder nach Osttirol zurück ...

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Was ist Schönborns Kirche?

01. April 2010 03:20 | Autor: Andreas Unterberger

Meint Christoph Schönborn das ernst? Ein "Schuldbekenntnis im Namen der Kirche" abzugeben, ist absolut die falsche Reaktion auf die vielen Fälle von physischem und sexuellem Kindesmissbrauch durch Kirchenangehörige. Auch wenn er nun - natürlich vergebens - hofft, damit genug Demutsgesten gegenüber den begeisterten Kirchenkritikern abgegeben zu haben. Und einen Gottesdienst unter dem Motto "Ich bin wütend, Gott!" abzuhalten, ist überhaupt der Höhepunkt an Chuzpe. Damit wird kühnerweise Gott die Schuld an Verbrechen, Untaten und Versäumnissen bestimmter Menschen zugeschoben. Eine unglaubliche Volte. Und wieso ist die "Kirche" schuld? Wenn an jenen Missbrauchsfällen wirklich "die Kirche" schuld sein sollte, dann muss man seine Kirchenmitgliedschaft sofort und ernsthaft überdenken. Dann können mich keine Tausend Schuldbekenntnisse mehr in dieser Kirche halten. Die Kirche, die ich hingegen kennengelernt habe, ist offenbar nicht Schönborns Kirche. Die Kirche, die ich kennenlernen durfte, war die des nun schon hochbetagten und wohl in vielerlei Hinsicht heiligmäßigen Hartmann Thaler (der nun sogar vom ORF porträtiert worden ist) und vieler anderer Männer und Frauen, die wie wir alle viele Fehler und Verfehlungen in ihrem Lebensbericht haben, die sich aber nie und nimmer an Kindern vergriffen haben. Ich habe auch in keinem Halbsatz der kirchlichen Lehre, in keinem Katechismus, in keiner Bibel etwas gefunden, was Kindesmissbrauch rechtfertigen würde (zum Unterschied von manchen zeitgeistig-progressiven Ideologien der 70-er und 80-er Jahre). Ganz im Gegenteil. Ich habe auch keinen Lehrsatz gefunden, der behauptet hätte, Priester wären grundsätzlich bessere Menschen. Wenn aber der viel Belesenere Schönborn solches gefunden haben sollte, dann möge er das doch bitte laut und deutlich sagen. Ansonsten möge er jedoch nicht "die Kirche" in Geiselhaft nehmen für die schweren Verfehlungen bestimmter Menschen. Ob die nun in konkreten Handlungen an Kindern bestanden haben oder darin, dass einzelne hohe Kirchenfunktionäre nicht die Rückfallgefährlichkeit päderastischer oder sadistischer Veranlagungen erkannt haben, dass sie Besserungsgelübden geglaubt und - einzig in diesem Punkt natürlich ganz der kirchlichen Lehre entsprechend - für jeden Täter auch Verzeihung statt lebenslänglicher Verdammnis bereit hatten. Das aber waren ganz eindeutig Fehler ganz konkreter Menschen. "Die Kirche" als Ideengebäude war niemals Täter. Die Täter haben nur kirchliche Funktionen für ihre Taten ausgenutzt. Es nimmt ja auch niemand "den Sport" für ähnliche Verfehlungen von Trainern in Geiselhaft, oder "die Schule" oder den "Staat" für einschlägig ungustiöse Lehrer. Es waren ja auch ganz sicher nicht "die Österreicher" oder "Österreich" an den Nazi-Verbrechen schuldig - sondern viele von ihnen, während viele andere Österreicher Opfer (oder angsterfüllte sich Wegduckende) waren. Dies hat auch ein Franz Vranitzky semantisch ganz deutlich und penibel unterschieden, als er in den 80-er Jahren die österreichische NS-Zeit aufzuarbeiten versucht hatte. Denn jeder, der "alle" schuldig sieht, der ganze Staaten und Organisationen für schuldig erklärt, der verwischt die Schuld des Einzelnen, der gibt diesen fast eine Rechtfertigung. Wenn ohnedies die ganze Kirche (das ganze Land, der ganze Sport) schuldig ist, dann brauche ich nicht mehr nach individueller Schuld suchen. Schönborns Schuldeinbekenntnis ist umso seltsamer, als ja der allergrößte Teil der physischen und sexuellen Misshandlungen von Kindern außerhalb der Kirche stattfindet. Aber irgendwie liebt offenbar auch Schönborn den schmerzhaften Bußgürtel, den angeblich der harte Kern der Opus-Dei-Mitglieder unter dem Gewand trägt. Er spricht aber trotzdem nicht für "die Kirche", sowenig wie die Päderasten im Talar für diese gehandelt haben. Und er wird auch von den voller Jagdlust galoppierenden Kirchenjägern in vielen Redaktionen, der des ORF an der Spitze, niemals die von der wahren Kirche immer angebotene Absolution erhalten. Haben diese Jäger doch schon seine Sonderbeauftragte Klasnic in Grund und Boden verdammt, bevor diese auch nur einmal den Mund aufmachen konnte. Ebensowenig werden ihm Mini-Vereine wie "Wir sind Kirche" weiterhelfen, die außer ihren medialen Lautsprechern niemanden hinter sich haben. Schönborn wird auch nicht durch irgendwelche Bußzahlungen zu Lasten Dritter (der schuldlosen Kirchenbeitragsbezieher oder der schuldlosen Nutznießer kirchlicher Sozialeinrichtungen) die Attacken beenden können. Solche Zahlungen werden im Gegenteil noch mehr als Schuldeingeständnis der gesamten Kirche gewertet werden. Schönborn und den anderen Bischöfen wird nur die Wahrheit helfen. Nicht weniger, aber auch ganz sicher nicht mehr als diese.

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Fußnote 88: Wie macht das der Raiffeisen-Maier?

31. März 2010 04:05 | Autor: Andreas Unterberger

Ferry Maier ist ja eigentlich nicht mein Fall. Wenn jemand gleichzeitig Raiffeisen und die ÖVP im Nationalrat vertritt, muss das einfach unabhängige Geister ziemlich nervös machen. Dennoch muss ich ihm heute gleich doppelt Abbitte leisten: Zum einen hätte er als Chef der ÖVP-Wien ganz sicher eine bessere, mutigere und den politischen Konkurrenten weniger Anlass zum Spötteln gebende Figur gemacht als Christine Marek. Zum zweiten wagt er immer wieder mutige und richtige Vorstöße, die ganz sicher nicht auf der Linie seiner Partei liegen: So hat er jetzt sowohl den Bau des Brenner- wie auch des Koralmtunnels der ÖBB "für nicht finanzierbar, nicht leistbar und damit höchst problematisch" erklärt. Völlig zu Recht. Und zumindest von außen ist kein Zusammenhang mit Raiffeisen oder der großen Bautochter der Giebelkreuzler zu erkennen. Die ja im Gegenteil anderslaufende Interessen haben müssten. Falls ich da keinen Denkfehler begangen habe: Hut ab.

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Fußnote 87: wir haben's ja

31. März 2010 02:18 | Autor: Andreas Unterberger

Über 700.000 Euro hat Claudia Schmieds Bundeshymne gekostet. Als ob sie in zwei Welten lebte: Während die Politik an einem Tag mit geradezu ausgesuchtem Sadismus öffentlich über neue Steuern oder die Kürzung der Familienbeihilfen nachdenkt, schmeißt sie am anderen Tag das Geld mit beiden Händen hinaus. Besonders eifrig tut dies die Kampffeministin Claudia Schmied, der die große Koalition grob fahrlässig die Erziehung über unsere Kinder anvertraut hat. Sie musste nun in einer Anfragebeantwortung zugeben, dass ihre skandalöse Kampagne zur Bewerbung der Gesamtschule und zur feministischen Umdichtung der Bundeshymne mehr als 700.000 Euro gekostet hat. Der Großteil für Inserate in Printmedien (die natürlich jetzt ganz sicher breitflächig über diese Geldverschwendung berichten, falls sie nicht leider, leider den ganzen Platz für Berichte über einen Bischof brauchen, der vor 40 Jahren jemanden bei einer Fußballrauferei verletzt hat). Und alleine für die Erstellung der Homepage wurden 14.800 Euro aufgewendet. Ein wirklich guter Preis - fragt sich nur für wen.

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Die Italiener trauen sich was

30. März 2010 12:19 | Autor: Andreas Unterberger

Man konnte in den letzten Wochen europaweit und insbesondere hierzulande fast keine Zeitung aufschlagen, keine ORF-Meldung hören, in der nicht Italiens Silvio Berlusconi eine schwere Niederlage bei den Regionalwahlen prophezeit worden wäre. Täglich hämmerten Skandalmeldungen über Berlusconi auf die Leser und Fernseher ein. Bis nun die großen journalistischen Italienexperten plötzlich verdattert zugeben müssen: Berlusconi hat einen großen Sieg errungen. Das Regierungslager hat nicht nur seine bisherige Machtstellung gehalten, sondern diese auch in etlichen Regionen ausbauen können, wobei im Norden insbesondere die autonomistische und zuwanderungsfeindliche Lega Nord triumphiert und Berlusconis Partei sogar übertroffen hat. Wie das? Nun, sich über das einseitige und realitätsferne Wunschdenken vieler Medien zu erregen, ist zwar immer wieder notwendig, aber fast schon langweilig. Viel spannender ist, warum sich die Italiener trotz der Wirtschaftskrise lieber an die amtierende Regierung halten als an die Linke. Da gibt es wohl mehrere Motive: Primär ist es jedenfalls ein Verdienst Berlusconis, dass Italien angesichts seiner Schlendrian-Tradition derzeit nicht in erster Linie jener EU-Staaten steht, die bankrott-gefährdet sind. Diese Ehrenplätze werden fast nur von sozialdemokratisch regierten Ländern eingenommen. Gleichzeitig hängt die italienische Linke viel zu sehr am Gängelband der Gewerkschaften, die in jenem Land - wie in vielen anderen - immer mehr als die Hauptschuldigen an dem allgemeinen Über-die-Verhältnisse-Leben erkannt werden. Was ja wieder die Hauptursache der Schuldenkrise ist. Die Medienkampagne gegen Berlusconi hat sich jedenfalls als schädlich erwiesen: Steht doch das voyeuristische Ausbreiten seiner amourösen Affären im Gegensatz zu der freundlichen Diskretion, mit der linke Politiker behandelt werden. Überdies ist Italien längst nicht mehr so verklemmt konservativ, wie manche glauben mögen, dass solche Geschichten wahlentscheidend wären. Es ist Berlusconi aber auch gelungen, die vielen Fronten als parteipolitisch motiviert erscheinen zu lassen, die Richter und Staatsanwälte gegen ihn eröffnet haben. Ob das wirklich so ist, ist von außen nur schwer beurteilbar. Freilich: Auch wenn da und dort bei der Justiz eine solche Motivation zutreffen dürfte, so ist es doch schwer erträglich, dass ein europäischer Ministerpräsident korrupte Methoden angewendet haben könnte. Da bleibt die nüchterne Erkenntnis: In der Politik kann man immer nur das geringere Übel wählen. Und das haben die Italiener getan, die sich für den wirtschafts- und gesellschaftspolitisch richtigen Weg entschieden haben, auch wenn man das nur tun konnte, in dem man einen moralisch bedenklichen Kandidaten wählte.

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Die neuen Freunde der Skinheads

30. März 2010 04:38 | Autor: Andreas Unterberger

Die Causa ORF-FPÖ wird immer lustiger. Vieles deutet darauf hin, dass da von allen Seiten geheuchelt und die Unwahrheit gesagt wird, bis sich die Balken biegen. Jetzt haben sich - fast muss man sagen: natürlich - auch noch SPÖ und Grüne eingemischt. Mit mehr als seltsamen Positionen. Denn es fällt schon mehr als merkwürdig auf, dass sich Grün und Rot nun massiv gegen den Vorwurf engagieren, jemand habe Neonazi-Rufe ausgestoßen. Bisher war es bei den beiden geradezu ehernes Gesetz, dass ein solcher Vorwurf alleine genügt und der Rest, die Vorverurteilung, die sich stündlich eskalierende Empörung war quasi Teil des Parteiprogramms. Schließlich hat man ja keine andere Basis mehr, um sich die eigene moralische Überlegenheit über alle anderen einzureden, die meinen, wir hätten größere Probleme als 70 Jahre zurückliegende Ereignisse und waren sie noch so verbrecherisch. Jetzt ist alles anders. Grün und Rot stellen sich schützend vor zwei Skinheads, die nun sagen, dass ihre Aussagen vor der Polizei - die sie selbst, aber auch den ORF schwer belasten - nur unter Druck zustandegekommen wären. Jetzt wissen wir's: Wir brauchen weder Polizei noch Gericht, sondern nur die Herrn Jarolim und Pilz, um herauszufinden, welche Skinheads und welche rechtsradikalen Sprücheklopfer nun die guten und welche die bösen sind. Natürlich ist etwas anderes wahr: Für Rot und Grün ist die Verteidigung ihres Parteirundfunks zehnmal wichtiger als der heroische - nur leider etwas verspätete - Kampf gegen Adolf Hitler. Dennoch ist es gut vorstellbar, dass der psychische Druck (ein anderer wird nicht behauptet) und die Verwirrtaktiken der Polizei so labile und intelligenzarme Typen wie die vom ORF vorgeführten nach wenigen Stunden alles unterschreiben lassen. Solches ist ja schon oft genug vorgekommen. Daher spielen in Gerichten auch Sachbeweise immer eine wichtige Rolle. Freilich: Wo die neugeborenen Skinhead-Freunde in polizeilichen Verwirrtaktiken ein Delikt sehen wollen, bleibt absolut rätselhaft. Es ist auch gut vorstellbar, dass H.C. Strache sich die neonazistischen Rufe nur eingebildet hat. Hat er doch in seinen Berichten zwischen "Heil Hitler" und "Sieg Heil" geschwankt. Was seine Glaubwürdigkeit nicht gerade erhöht. Also glauben wir (vorerst: nur) das, was zumindest einer der Skinheads nunmehr gegenüber der APA gesagt hat. Das reinigt sie zwar vom Wiederbetätigungsvorwurf. Das belastet aber den ORF - oder zumindest die von all ihren Vorgesetzten massiv verteidigten Sendungsmacher - massivst. Denn auch dieser APA-Aussage zufolge hat der ORF jedem der Skinheads sehr wohl täglich Geld gegeben. Was in Summe 300 bis 700 Euro pro Kopf ausgemacht hat - viel Geld für solche Typen. Was die vor Kameras gemachten ORF-Behauptungen, es wären nur ein einziges Mal 100 Euro geflossen, Lügen gestraft hat. In diesem APA-Interview wird auch neuerlich bestätigt, dass zusätzlich 50 Euro geflossen sind für zwei Leibchen und eine Fahne aus einem rechtsradikalen Souvenirshop. In diesem APA-Interview wird auch klar, dass die beiden Früchtchen nicht ständiger Gast von FPÖ-Versammlungen gewesen sind, sondern vor der vom ORF inszenierten Wiener Neustädter Veranstaltung nur ein einziges Mal. Womit wir beim zentralen Thema sind: beim ORF. Es ist absolut unerträglich, dass die Verantwortlichen weiterhin im Amt sind, dass also der von Zwangsgebühren und zusätzlichen Geschenken aus Steuermitteln lebende öffentlich-rechtliche Rundfunk gezielt radikale Typen zu politischen Veranstaltungen karrt, dass er ihnen die Anschaffung ungustiösen Propagandamaterials finanziert, dass er sie mit hohen Summen mindestens so gefügig macht, wie es das dann einem geschickten Polizeibeamten im Verhör gelingt. Und last not least, dass die Propagandamaschinerie ORF solche ungustiösen Typen immer nur in der Nähe von FPÖ-Veranstaltungen bringt, dass er sich aber in seinen sozialpornografischen Beiträgen nie mit den ebenso ungustiösen linken Typen auf der anderen Seite der Eskalations-Szene befasst.

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Die Frauen, die Medien und der Sinn des Lebens

29. März 2010 06:29 | Autor: Andreas Unterberger

Die mediale Berichterstattung der letzten Wochen hat uns den heroischen Kampf und die großen Errungenschaften der Frauenbewegung in allen epischen Breiten vor Augen geführt. Die arme wehrlose Frau, unterdrückt von Staat und Gesellschaft, geknechtet von autoritären Familienstrukturen, erkämpft sich mutig ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Spartakus mit Happy End. Oder doch nicht? Aber alles der Reihe nach. Literarisch beginnt der große Freiheitskampf mit Henrik Ibsens Stück „Nora oder Ein Puppenheim“. Eine junge Frau, der nach und nach bewusst wird, dass ihr durchaus liebevoller Ehemann sie nur als Eigentum und nicht als gleichgestellte Partnerin betrachtet. Schweren Herzens verlässt sie ihn und die Kinder und macht sich auf die Suche nach sich selbst. Zeitsprung. Zwei Weltkriege und das Frauenwahlrecht später erobert in den 50-ern und 60-ern die amerikanische Mittelstandshausfrauen-Ikone Donna Reed die Welt des Fernsehens. Stilsicher projiziert sie ihr erfüllendes Dasein, das ausschließlich darin besteht, die Kinder zu erziehen, perfekt gestylt Fenster zu putzen und ihrem Göttergatten punkt 17.00 Uhr das Abendessen auf den Tisch zu zaubern. Frechheit, denken sich die revolutionären 68-erInnen. Ibsens Nora ist nun endlich befreit aus den Fesseln der aufgezwungenen Unmündigkeit und - anstatt schnurstraks an die Hebel der Macht vorzupreschen - zieht sie erst wieder das beschauliche Heim vor. Schlimmer noch, sie redet sich in ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit auch noch ein, glücklich zu sein. Da müssen wir nachdoppeln. Eine der beliebtesten Fernsehserien der 80-er war die Bill-Cosby-Show. Familie aus New York, schwarz, fünf Kinder, der Vater ist Frauenarzt. Hauptsächlich geht es um die klassischen Konflikte, die heranreifende Teenies mit ihren Eltern üblicherweise auszufechten haben, am Rande auch um die Emanzipation der Schwarzen in den USA. Bemerkenswert ist aber der Charakter der Mutter Claire, die moderne Powerfrau. Sie schupft spielend Haushalt, die fünf Kinder und den treusorgend tapsigen Ehemann, den sie bei jeder Gelegenheit ordentlich auf die Schaufel nimmt. Der moderne Mann steckt das locker weg. Er schätzt seine starke, selbstbewusste Frau, die ihm in allen Belangen überlegen zu sein scheint. Fast hätt’ ich’s vergessen,  Super-Claire geht natürlich auch nebenher arbeiten und ist Partnerin einer renommierten Anwaltskanzlei. Frauen können alles und alles besser. Happy End für Nora. Doch dann nimmt das Schicksal wieder eine tragische Wendung. Neulich abends beim „Durchzappen“ stolpere ich über die jüngste Auflage der Hausfrauensaga, deren Heldinnen – wie im Titel schon verraten – verzweifelt sind. In einer betuchten Vorstadt jagen vier adrette Damen das große Glück, oder zumindest ihre Vorstellung davon. Die eine ist unglücklich, weil sie auf der Suche nach Mr. Perfect zu wählerisch ist. Die nächste ist unglücklich, weil sie mit einem perfekten Mann verheiratet ist und das wird mit der Zeit langweilig. Die dritte praktiziert das Donna-Reed-Ideal, ihre Familie flieht nach und nach vor der häuslichen Verkrampfung. Und die vierte hat ein Leben nach dem Strickmuster der Cosby-Show und ist damit hoffnungslos überfordert. Was lerne ich aus meinem übermäßigen Fernsehkonsum der letzten Tage? Emanzipationsintellektuelle debattieren in Verve über Errungenschaften für die Frau und ihre fortschreitende Diskriminierung. Sie analysieren die neuen Frauenbilder, die sich subtil hinter der Waschmittelwerbung und den leicht bekleideten Sängerinnen auf MTV in unser Unterbewusstsein mogeln. Auf den Universitäten wird in jedem noch so haarsträubenden Zusammenhang die geschlechtsspezifische Komponente zerpflückt. Und wie geht es den Frauen, deren Rechte, Chancen und Befindlichkeiten so leidenschaftlich unter die Lupe genommen werden? Studien zufolge werden sie im Vergleich zu den Männern immer unglücklicher; zumindest ihrem subjektiven Empfinden nach. Das richtet sich nämlich nicht nach Einkommensscheren oder Quoten in Aufsichtsratsgremien. Sondern nach Erwartungen und ob sie diesen gerecht werden. Super-Claire aus der Cosby-Show stürzt sie in eine tiefe Depression. Wenig verwunderlich, finden sich Frauen heute zwischen verpönter Familiengründung und hippem Business-Lifestyle verloren, Glück wird mit Karriere definiert, ob sie will oder nicht. Die überzeichneten Charaktere einer profanen Unterhaltungserie haben das offenbar schneller begriffen als die Vordenker des Feminismus. Und sie haben auch schon eine tolle Lösung parat: Poker spielen und Bier trinken. Prost!

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Der Dritte Mann machts spannend

28. März 2010 06:05 | Autor: Andreas Unterberger

Wird die österreichische Bundespräsidentenwahl doch noch spannend? Bis vor kurzem schaute alles nach einem blinden wie langweiligen Durchmarsch von Amtsinhaber Heinz Fischer aus. Die Kandidatur eines unerwarteten dritten Kandidaten aus einem betont christlichen Eck könnte aber nun doch zu einer Alternative für bürgerliche Wähler werden, für die die anderen Kandidaten unwählbar sind. Natürlich ist Heinz Fischer weiterhin Favorit. Noch nie hat ja ein amtierender Bundespräsident, der zur Wiederwahl antritt, diese verloren. Überdies hat die Volkspartei auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichtet. Begründet wird das mit der Aussichtslosigkeit und mit Geldmangel. Dennoch ist die Nichtkandidatur der ÖVP nur schwer verständlich. Liegt die Partei doch bei allen Umfragen deutlich vor der SPÖ, hat sie doch bei allen Wahlgängen der letzten 18 Monate gewonnen, während die SPÖ alle verloren hat. Ohne dass man es nachweisen kann, darf man annehmen: Die ÖVP hat sich bei koalitionsinternem Gemauschel von der SPÖ über den Tisch ziehen lassen. Wobei nicht klar ist, worin eigentlich die Gegenleistung besteht. Denn die SPÖ hat sich bei allen strittigen Personalfragen immer sehr wirkungsvoll durchgesetzt. Das ärgert viele bürgerliche Wähler sehr. Sie waren schon von Anfang an gegen diese Koalition und sind besonders gegen die Person Heinz Fischers. Denn dieser kommt vom sehr weit linken Rand der SPÖ. Er hat sich nie gegen die Verschuldungspolitik der Regierung ausgesprochen. Er hat nie auch nur annähernd die Probleme durch Zuwanderung und Islamismus angesprochen. Er hat sogar im Gegenteil Hamas-Unterstützer zum feierlichen Iftar-Mahl geladen. Fischer hat auch peinlich geschwiegen, als Rot und Schwarz entgegen der in der Verfassung festgehaltenen Pflicht, den Staatshaushalt im Oktober dem Parlament  vorzulegen, schon im Jänner 2010 angekündigt haben, dass sie den Entwurf erst im April 2011 vorlegen werden. Die Regierung hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, dafür eine halbwegs brauchbare Begründung zu liefern (der wahre Grund sind die im Oktober fälligen Wahlen in Wien, der wichtigsten SPÖ-Hochburg, die zahllose SPÖ-Vorfeldorganisationen aus Steuermitteln finanziert). Dennoch verteidigte Fischer diesen Verfassungsbruch. Der Präsident war überdies über viele Jahre Vizepräsident der nordkoreanischen Gesellschaft, also für die Freundschaft zur weitaus blutrünstigsten Diktatur der Welt zuständig. Staunen ließen auch dicke Lobeshymen auf das kubanische System. In seinen Schriften setzte er auf „progressive Minderheiten und Randgruppen“; er schrieb in schlechtbekannter marxistischer Diktion über den „kapitalistischen Grundwiderspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung“; er bekannte sich zu dem Satz: „Die Verwirklichung einer klassenlosen Gesellschaft ist weiterhin das dominierende Ziel“. Unzählig sind die linksextremen Zitate aus Fischers Feder: „Abbau individueller Entscheidungsmöglichkeiten und der privaten, individualisierten Bedürfnisbefriedigung“; „Stattdessen  Zur-Verfügung-Stellung möglichst vieler staatlicher und kommunaler  Reproduktionsleistungen“;  „Ein weiteres Vordringen der verstaatlichten Unternehmungen“; „Ablösung des Gewinn- und Effizienzkalküls bei wirtschaftlichen Entscheidungen“; oder: „Erringung gesellschaftlicher Verfügung  über die Produktionsmittel“. Ein besonders hässliches Kapitel im Leben Fischers waren seine zornigen und wilden Attacken auf Simon Wiesenthal, als dieser die Rolle von Friedrich Peter als einstiger SS-Offizier genau zu dem Zeitpunkt aufzeigte, da der SPÖ-Chef Bruno Kreisky Peter zur Erringung einer parlamentarischen Mehrheit brauchte. Da die weitgehend der SPÖ nahestehenden Boulevardmedien und der total linksstehende ORF aber alle Schattenseiten Fischers konsequent verschweigen, hat er in der Tat exzellente Chancen, als freundlicher und gelassener Opa mit korrektem Anzug wiedergewählt zu werden. Dies umso mehr, als Barbara Rosenkranz, lange seine einzige Opponentin, sofort von den Medien niedergemacht wurde. Rosenkranz ist freilich selbst ins offene Messer gerannt. Jeder Österreicher konnte sehen, wie sehr es sie schmerzte, wie sehr sie es vermied, die Gaskammern und Massenmorde der Nationalsozialisten auch nur anzusprechen oder gar zu verurteilen. Inzwischen kann aber auch jeder sehen, wie sehr sie auch nervlich unter den wilden Attacken von Links leidet. Da lässt nun die überraschende Kandidatur von Rudolf Gehring viele bürgerliche Wähler vorerst einmal aufatmen. Er hat – ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nahm – die notwendigen Unterschriften gesammelt, während andere Kandidaten aus dem grünen Eck trotz viel Publicity daran gescheitert sind. Er bietet bisher keine erkennbaren Angriffsflächen – außer dass er als Chef der Minigruppe „Christliche Partei Österreichs“ und als früheres ÖVP-Mitglied immer als vehementer Gegner der Abtreibung öffentlich aufgetreten ist. Was natürlich das feministische Eck sehr stört. Gehring profitiert aber davon, dass das gesamte Angriffspotential der Linken derzeit auf Rosenkranz gerichtet ist. Was freilich nur solange gelten dürfte, als er nicht zu einer ernsten Gefahr für Fischer wird. Er kann sich insbesondere als Gegenpol zu den drei großen Parteien Österreichs profilieren. Und er bemüht sich nun, auch in anderen Politikbereichen Profil zu zeigen. Einige Dinge, die man da finden konnte: So verlangt der gelernte Jurist und Ex-Beamte, dass der Bundespräsident das Recht bekommen soll, Gesetzesanträge im Parlament einzubringen (eine interessante, aber ziemlich utopische Forderung). Er betont seine im Vergleich zu den Konkurrenten größere Wirtschaftskompetenz, auch auf Grund seiner unternehmerischen Aktivitäten. Er will sich als Bundespräsident gegen Korruption und Parteibuchwirtschaft engagieren. Er will gegen Schuldenwirtschaft, den Missbrauch von Steuergeldern für parteipolitische Zwecke und die Machtanmaßung der Sozialpartner auftreten. Er lehnt einen EU-Beitritt der Türkei ab und tritt für eine verfassungsrechtliche Überprüfung des Lissabon-Vertrages ein. Er kritisiert die gesetzliche Aufwertung von Homosexuellen-Partnerschaften. Er warnt vor zu viel Zuwanderung und vor islamistischen Tendenzen. Er prangert die Parteibuchwirtschaft der Regierungsparteien an. Er beklagt den schlechten Zustand vieler Schulen, aber auch des österreichischen Bundesheeres. Er verspricht den Außenseitern und Ärmsten der Gesellschaft Hilfe und Solidarität. Er will sich insbesondere für Frieden, für christliche und soziale Werte engagieren. Freilich: Ob hinter diesen nett klingenden Überschriften konkretere Ideen stehen, ob er jenseits all dieser Slogans wirklich sattelfest ist, wird erst der Härtetest des nun begonnenen Wahlkampfs zeigen. Dabei wird sich auch zeigen, ob er Chancen hat, über das geschrumpfte christliche Wählerpotential hinaus Stimmen anzusprechen. Die Wirtschaftsliberalen und nicht-christlich geprägten Konservativen werden ihn ebenso wie die Protestwähler genau beobachten.

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Fußnote 86: Die Sozialdemokraten und die Türken

27. März 2010 06:43 | Autor: Andreas Unterberger

Es läuft oft blöd, wenn jemand Interviews liest, die eigentlich für andere bestimmt sind. Es ist ein alter Schmäh: Politiker sagen oft ganz andere Dinge, je nachdem an welches Publikum sie sich wenden. Etwa Jörg Haider hat das perfekt beherrscht. Nur wird neuerdings von bösen Menschen immer genauer geschaut, was ein Politiker dort sagt, wo die Botschaft nicht für sie bestimmt war. Wie etwa der beleibte neue SPD-Chef Sigmar Gabriel. Er bezeichnete in einem Gespräch mit türkischen Journalisten den in Deutschland geltenden Sprachnachweis vor dem Familiennachzug als "Fehler". Er verlangte weiters das kommunale Wahlrecht auch für Nicht-EU-Bürger. Außerdem will er Türken die deutsche Staatsbürgerschaft auch dann verleihen, wenn diese nicht auf die türkische verzichten. Man kann sich die Reaktionen lebhaft vorstellen, die entbrennen würden, wenn Gabriel solches auch vor einer deutschen Zuhörerschaft sagen sollte, etwa gar vor den (heute ja nur noch: ehemaligen) sozialdemokratischen Stammwählern. . .

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Fußnote 85: Zeit für Schlauheit

27. März 2010 05:32 | Autor: Andreas Unterberger

Die EU bricht ihre Verträge. Und was tut Österreich? Es kann überhaupt kein Zweifel bestehen: Die EU wird ihr eigenes Recht brechen, falls alle anderen Euro-Länder wirklich Griechenland mit Krediten aus der (selbst verschuldeten) Krise heraushelfen sollten. Das ist ausdrücklich verboten. Diese Kredite sind freilich zum Glück noch nicht Wirklichkeit, sondern werden vorerst nur nebulos angekündigt. Hätte Österreich eine schlaue Regierung (Grammatiker würden sagen: Coniunctivus irrealis), dann würde es die Gelegenheit ergreifen, für diesen noch immer ungewissen, aber doch wahrscheinlicher gewordenen Zeitpunkt selbst Dinge aus den Verträgen hinauszuverhandeln. Da drängen sich ja zwei Anliegen besonders auf: die drohenden Megastrafen, falls Österreich die absurden Kyoto-Ziele bei der CO2-Reduktion nicht erreicht; und der Zwang, deutsche Studenten nicht ablehnen zu dürfen, die bei uns gratis und ohne Zugangshürden studieren wollen. Aber unsere Regierung debattiert ja nicht einmal den europäischen Vertragsbruch, sondern freut sich über den beabsichtigten Vertragsbruch . . .

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Fußnote 84: Die SPÖ und die Vertragstreue

27. März 2010 04:19 | Autor: Andreas Unterberger

Eine besondere Chuzpe ist in der vergangenen Woche fast untergegangen. Die  SPÖ hat in Sachen Hypo Alpe Adria gleich doppelt Flagge gezeigt. Zum einen hat sie verlangt und durchgesetzt, dass der erst wenige Monate im Amt befindliche Generaldirektor Franz Pinkl der inzwischen verstaatlichten Bank abgesetzt worden ist (ohne dass ihm irgendjemand eine Schuld an deren Crash nachsagen konnte). Zum anderen hat sie massiven Protest dagegen erhoben, dass Pinkl nun erhebliche - in die Millionen gehende - Ansprüche auf Grund seines Fünfjahresvertrags hat. Das ist ziemlich mies. Oder will die Faymann-Partei gar, dass man - oder zumindest sie - künftig Verträge willkürlich brechen kann? Sollte man nicht statt dieser ewigen und lächerlichen Neiddebatten viel mehr diskutieren, ob es wirklich schlau ist, dass die Bank mit aller Gewalt am Leben erhalten wird? Ob nicht Österreich viel zu viele Banken hat? Und wie man die Politik möglichst schnell wieder aus den Entscheidungsgremien hinausbringt?

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Fußnote 83: Gipfel im Nebel

26. März 2010 10:08 | Autor: Andreas Unterberger

Was der nächtliche Beschluss der EU-Regierungschefs wirklich bedeutet, wird sich erst lange im Nachhinein zeigen. Etliche Teilnehmer wie ein Werner Faymann wissen es jedenfalls mit Garantie selber nicht. Die wahrscheinlichste Interpretation: Die Gipfelbeschlüsse bedeuten gar nichts. Wofür Angela Merkel trotz der Kritik aus anderen - auf deutsches, österreichisches und niederländisches Geld gierigen - Ländern an ihr nicht hoch genug gelobt werden kann. Die Beschlüsse sollen wohl lediglich die kommerziellen Geldverleiher beruhigen, dass diese im Vertrauen auf eine Garantie von Berlin & Co weiterhin den Griechen Geld borgen. Ob diese Geldverleiher allerdings wirklich so blöd sind zu ignorieren, dass die Details der Garantie leider, leider noch nicht feststehen, und dass diese Garantie daher eigentlich nichts wert ist? Alle anderen Interpretationen der Gipfelbeschlüsse wären freilich viel schlimmer und würden die griechisch-spanisch-portugiesische Bankrottgefahr auf ganz Europa ausdehnen. Fußnote zur Fußnote: Ein griechischer Mail-Schreiber machte mir zu meinem Kommentar in den Salzburger Nachrichten klar, was hinter meinem Nein zur Griechenland-Hilfe steckt: "Faschistoides Gedankengut". Er hat nur leider nicht geschrieben, ab wie viel Milliarden Griechenland-Hilfe das faschistoide Gedankengut aufhört . . .

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SN-Kontroverse: Griechenland-Hilfe

26. März 2010 09:32 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die EU Griechenland helfen oder seinem Schicksal überlassen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Killerkapitalismus ein neuer Killer-Virus?

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Die Zeiten ändern sich. Ein großes heimisches Logistikunternehmen wirbt mit dem Slogan „Ist die Zukunft Zucker oder süß?  Günstig statt billig" gezielt für seine Sparangebote, damit Jung und Alt günstig in die europäischen Metropolen gelangen können. Der geile Geiz ist längst vorbei. Früher hätte man von Raffgier gesprochen. Die Raffgier - auch Killerkapitalismus genannt -  ist der HIV-Virus des 21. Jahrhunderts und hat sich, wie mann und frau spüren,  weltweit ausgebreitet. Vorerst gibt es dagegen keine wirksamen Impfungen. Aber möglicherweise könnte eine Verhaltensänderung - Stichwort safer sex - die  Ansteckungsgefahr eindämmen. Geforscht wird heftig an einem Gegenmittel. Die Forschungslabors stehen überall, da Aids sich bekanntlich bei entsprechendem Fehlverhalten überall ausbreiten kann. Denn die Gesellschaft - in unserem Fall also die politische Gemeinschaft der Europäer  -  gärt bereits. Um das Bier nicht zum Überschäumen zu bringen oder eine Pandemie auszulösen, haben sich einige Forscher in Brüssel zusammengeschlossen. Sie haben nun eine vermeintlich neue Substanz für den Impfstoff gegen den Killerkapitalismus entdeckt. Er ist in Wahrheit uralt. Es ist die Solidarität. Dabei geht es um die faire Verteilung der Lasten in einer Gesellschaft, damit sie wegen der Raffgier nicht zusammenbricht. In unserem Fall heißt die Lastenverteilung eine finanzielle Spritze für die Griechen, auch wenn sie sich  nicht ganz korrekt verhalten haben, damit nicht alle angesteckt werden. Denn eines lehrt die Geschichte, und das ist die eigentliche Gründungsidee für die EU, die immerhin seit 65 Jahren in Zentral- und Mitteleuropa  den Frieden gesichert hat. Nur wenn die Lasten in einer Gesellschaft fair verteilt sind, wird Friede in „unserer Zeit" möglich sein. Und hoffentlich auch für die künftigen Generationen.

Lieber ein Ende mit Schrecken

Andreas Unterberger Nur noch die Vernunft der deutschen Regierung verhindert, dass Österreichs Steuerzahler Unsummen in ein griechisches Fass ohne Boden werfen müssen.  Die SPÖ wollte von Anfang an ihren schwer verschuldeten griechischen Parteifreunden mit europäischen Milliarden über die nächsten Monate helfen (bis die ein paar Monate später halt wieder anklopfen). Und auch von der ÖVP gab es nie ein klares Nein zu dieser Idee. Das aber wäre die einzige vertretbare Antwort. Es ist absolut unakzeptabel, die Österreicher zu schröpfen (wie es nach den Wiener Wahlen im Herbst mit großer Brutalität passieren wird) und gleichzeitig einem Land beizustehen, das seit Jahren über seine Verhältnisse lebt, das alle Maastricht-Kriterien ignoriert, das seine Statistiken hemmungslos manipuliert und in dem Steuerhinterziehung Volkssport ist. Ein Nein zu europäischen Hilfen für Griechenland (die übrigens auch EU-Recht verletzen würden) ist außerdem die einzige Möglichkeit, um den bereits wackelnden Euro langfristig glaubwürdig zu machen. Nur ein Nein wäre den vielen anderen europäischen Sündern eine klare Lektion. Nur ein Nein würde Europas Regierungen die Kraft geben, die heiligen, aber unfinanzierbaren Kühe des Wohlfahrtsstaats, des Subventionsunwesens, der Bürokratie, der Überregulierung, des Föderalismus zu reduzieren. Gewiss wäre ein Nein zu Griechenland-Hilfen kurzfristig schmerzhaft. Für die Griechen und auch alle jene, die ihnen Geld geborgt haben (wie etliche österreichische Banken). Aber dieses Ende mit Schrecken - ob es nun zu einem Staatsbankrott mit Umschuldung oder einem Ausscheiden aus dem Euro mit nachfolgender Abwertung wäre - wäre allemal billiger als der drohende Schrecken ohne Ende. Bei dem Spanien wie Portugal, Irland wie Italien sehr bald die Hand aufhalten würden - bis auch Deutschland und Österreich pleite sind.

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Kollywood inszeniert unsere Realität

26. März 2010 02:08 | Autor: Andreas Unterberger

Wer noch Zweifel hatte, dass der ORF heftig manipuliert, der wurde durch einen extrem manipulativen Club 2 aller Zweifel entledigt. Soviel böse Manipulation, wie alleine an dieser einen Sendung nachweisbar wurde, ist schon an sich ein starker Indizien-Beweis für jenen anderen schweren Manipulationsvorwurf gegen den ORF, den der Staatsanwalt derzeit prüft, und der eigentlich Thema der Sendung gewesen ist. Da stand es schon von der Besetzung her ganz „objektiv“ wieder einmal Fünf zu Zwei für die vom ORF bevorzugte Meinung – die natürlich heißt: Der ORF ist total unschuldig. Von diesen Fünf sind Vier bekanntermaßen Tausende Meilen links der politischen Mitte beheimatet. Was dazu führte, dass der FPÖ-Parteiobmann, um den es (neben ein paar Abwesenden) eigentlich ging, ständig unterbrochen wurde, besonders häufig von den beiden ORF-Menschen in den Klubsesseln, die sich offenbar als besonders unhöfliche Gastgeber beweisen wollten. Moderator Nagiller verwehrte sich nur dann gegen das unerträgliche Dazwischenreden, wenn einmal einer aus der linken Übermacht unterbrochen worden ist. Und präsentierte dann – besonders manipulativ – mitten in der Sendung einen geheimnisvollen Anruf von außen, der gleichsam als Deus ex machina natürlich die ORF-Darstellung bestätigte. Thema war die vom ORF inszenierte Teilnahme zweier grenzintelligenter Skinheads an einer Strache-Versammlung und die Frage, wieweit sie zu dieser Teilnahme und auch zum Rufen von (bisher nicht nachgewiesenen) Nazi-Slogans vom ORF aufgefordert worden sind. Beziehungsweise dafür bezahlt worden sind. Noch viel skandalöser ist aber, mit welcher Nonchalance Johannes Fischer zwei Aussagen vom Tisch wischte, die mittlerweile in allen Details eine intensive Manipulation durch den ORF bestätigten. Sein ganzes Argument: Diese Aussagen seien bisher ja nur vor der Polizei gemacht worden. Was freilich auch für den einen Beteiligten zutrifft, der den ORF entlastet. Den Herrn Fischer interessierte expressis verbis nicht einmal der ganz konkrete Vorwurf, dass der ihm unterstellte ORF-Redakteur den beiden Skinheads in einem einschlägigen Laden den Erwerb von Nazi-Material bezahlt habe (was dann natürlich „tolle“ Aufnahmen ergeben hat). Einmal sagte Herr Fischer, dass es überhaupt kein Geld für die beiden Burschen gegeben habe, dann gab er wieder zu, dass es zwei Mal 100 Euro gewesen seien – von den sehr konkreten und in ihrer Detailliertheit recht glaubwürdig wirkenden Aussagen zweier der Beteiligten aus der Skinhead-Szene, dass es sogar ein Vielfaches davon gewesen sei, gar nicht zu reden. Alleine dieser Auftritt, das was der ORF schon zugegeben hat und die schriftlich vorliegenden und extrem detaillierten Aussagen zweier Beteiligter müssten eigentlich zu einem Mindestmaß an Reaktion führen: Der Generaldirektor müsste die gesamte Hierarchiekette von dem Sendungsmacher hinauf bis zum Direktor einmal suspendieren, bis diese unglaublichen Vorwürfe auch gerichtlich geklärt sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass sie nicht ungehindert weiter manipulieren können. Jedoch: Vom Herrn Generaldirektor ist im größten ORF-Skandal der letzten Jahre nichts zu sehen und nichts zu hören. Er ist wahrscheinlich auch immer gerade am Klo, wenn es heiß wird. So wie es auch ein prominenter Politiker handhaben soll. Dabei findet hier eine dramatische Demaskierung statt: Selbst dort, wo der Zuseher glaubt, von einer unbestechlichen Kamera Fakten geliefert zu bekommen, wird auf Teufel komm raus inszeniert und manipuliert. Mit der einzigen Begründung: Sonst wäre eine Reportage ja viel zu teuer. Und für diesen Kollywood-Schmarrn – K wie Küniglberg – müssen wir noch Zwangsgebühren zahlen. Besonders skurril ist auch die Argumentation, dass der Koch des Schmarrn, ein Herr „Ed“, einen Karl-Renner-Preis bekommen hat. Als ob eine solche – bei praktisch allen Renner-Preis-Trägern nachweisbare – ideologische Zuordnung nicht eigentlich das Gegenteil beweisen würde. Aber nehmen wir für eine Sekunde die Rechtfertigung der linken Übermacht ernst, dass das alles so seine Ordnung gehabt hätte. Das man also nur mit  so extrem manipulativen Methoden Fernsehen machen könne. Dann darf man schon die Frage stellen: Wo sind denn die Reportagen über linke Typen vom Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) oder aus der "Pankahyttn" oder aus dem Audimax, die man zu grünen oder roten Veranstaltungen herankarrt, um die veranstaltenden Parteien dann durch möglichst unsympathische Figuren zu denunzieren. Hinter diesem Megaskandal blieb der Rest der Diskussion langweilig wie gehabt, etwa die sich ständig im Kreis drehende Debatte über eventuelle Manipulationen am Bild- und Tonmaterial, die letztlich neben dem, was der ORF schon zugegeben hat, oder dem, was mehrere Aussagen bestätigen, für ein Gesamturteil über einen unerträglichen Medienskandal eigentlich gar nicht mehr so wichtig ist. Freilich: Strafrechtlich schauen die Dinge schon anders aus. Denn wenn alle Vorwürfe stimmen sollten, dann ist die Strafdrohung eine saftige. Dann sind ausgerechnet die ORF-Männer, die so gerne rechtsradikale Umtriebe aufdecken, mit einer Wiederbetätigungsklage konfrontiert. Was ziemlich pikant wäre – auch angesichts der jüngsten Debatte um das Verbotsgesetz. Neben all dem unbedeutend, aber doch amüsant waren die Auftritte einiger Lieblingsstatisten der linken ORF-Mafia. Etwa der des sogenannten Publizistik-„Wissenschafter“ Hausjell, der noch bei jedem seiner Auftritte das gesagt hat, was der ORF oder die SPÖ will. Der hat etwa im Herbst im Parlament ein flammendes Plädoyer für „ausreichendes und gut bezahltes“ ORF-Personal gehalten. Als ob die Armen dort schon verhungern müssten. Und die Politik solle doch dem ORF viel mehr Geld geben. Aufschlussreich war auch, dass er sich in der nächtlichen Diskussion mit dem Wort „Wir“ mit dem Sendungsmacher identifiziert hat. Noch pikanter war wieder einmal der Auftritt von Heinz Mayer, dem Lieblingsjuristen von Grün und Rot. Der freilich sehr oft total ahnungslos ist: Behauptete er doch beispielsweise, der §31 des Mediengesetzes diene dem „Schutz des Informanten“. Was völliger Humbug ist: Er schützt in Wahrheit nur Medienmacher gegen die Neugier von Behörden oder Gerichten. Wenn aber ein Journalist seine Informanten preisgeben will, dann steht ihm das völlig frei. Der Informant selber ist eben überhaupt nicht geschützt. Und es sind auch schon oft genug Informanten von Journalisten verraten worden und in gewaltige Probleme gestürzt. Aber auch H.C.Strache war nicht gerade konsistent in seinen Aussagen. Einmal erinnerte er sich an ein „Heil Hitler“ und einmal an ein „Sieg Heil“, das da gerufen worden sei. Was seine Aussagen alleine recht fragwürdig machen würde, gäbe es nicht viele andere Indizien mehr. Und der ÖVP-Klubobmann Kopf hat offenbar auch ein ordentliches Problem: Er findet die – "mutmaßlichen" – Aktionen des ORF zwar völlig unakteptabel, wollte es sich aber ganz offensichtlich mit diesem auch nicht wirklich verderben. Schließlich weiß man, wie brutal sich der ORF rächt. Schließlich ist Kopf mit dem Informationsintendant, einem Vorarlberger Landsmann, gut befreundet. Und schließlich hat Kopf auf ÖVP-Seite die Hauptverantwortung, dass diesem ORF vor kurzem 160 Millionen Euro zugeschoben worden sind. Aus der leeren Steuerkasse ... Eines hat jedoch jeder Zuschauer gelernt, selbst wenn er dem Herrn Fischer jedes Wort geglaubt haben sollte: Traue keine Sekunde dem, was Du im Fernsehen siehst. Alles ist „Inszenierung“; rein beobachtende Reportagen, die sich nicht ins Geschehen einmischen würden, gibt es gar nicht. Was wahrscheinlich sogar stimmt. Was dann vielleicht dem geschriebenen Wort im Vergleich eine viel höhere Glaubwürdigkeit gibt – zumindest wenn man dem Autor des Textes vertraut. Ergänzend noch ein den ORF sehr belastendes Indiz: Während ein Teil der Bänder rund um die Strache-Versammlung anfangs herausgegeben worden ist, wird nun ein weiteres Band zurückgehalten. Der ORF hat plötzlich das Redaktionsgeheimnis entdeckt . . .

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Das Diskussionsverbot

25. März 2010 02:23 | Autor: Andreas Unterberger

Es gibt immer wieder erstaunliche Premieren: Die Wiener ÖVP hat wohl zum ersten Mal jemanden ausgeschlossen, weil er eine Gesetzesänderung verlangt hat. Jetzt weiß man endlich, was der Slogan "Ganz Neu" neben dem Photo von Christine Marek bedeutet. Den man ja bisher für Waschmittelwerbung halten musste. Persil ganz neu. Der Anlass: Der Wiener Akademikerbund  hatte in einem Brief die Abschaffung des Verbotsgesetzes gefordert. Es gibt nun zweifellos sehr gute Gründe, gegen eine solche Abschaffung zu sein. Es könnte vor allem im Ausland als falsches Signal interpretiert werden - wenngleich niemand ernsthaft an eine neonazistische Renaissance glauben kann. Es gibt auch sehr gute Gründe, zumindest jene - erst Jahrzehnte später eingefügte - Passage des Verbotsgesetzes in Frage zu stellen, welche die Meinungsfreiheit verletzt, indem sie die Äußerung bestimmter (sachlich zweifellos abstruser) Behauptungen über die nationalsozialistischen Verbrechen unter Strafe stellt. Denn Meinungsfreiheit kann ja nur da relevant werden, wenn jemand skurrile, abstruse oder den Mehrheitsüberzeugungen widersprechende Meinungen von sich gibt. Mehrheitsmeinungen hingegen sind ja nicht wirklich schutzbedürftig. Meinungsfreiheit wiederum ist zweifellos das wichtigste Grundrecht, für das die Aufklärung und die vielen liberalen Revolutionen der Geschichte gekämpft haben. Das also darf in der Wiener ÖVP nicht einmal mehr diskutiert werden. Wobei man sich freilich von einer Christine Marek auch nicht wirklich eine liberale Revolution erwartet hatte. Wer freilich einmal anfängt, an der Meinungsfreiheit herumzuschnipseln, wird irgendwann in des Teufels Küche kommen. So wie es etwa in der jüngsten deutschen Diskussion um Helmut Schmidt der Fall ist, wo sich nun alle peinlich berührt wenden und drehen. Denn eigentlich müsste der große alte Mann der deutschen Sozialdemokratie - der trotz seiner 92 Jahre ein noch immer messerscharf argumentierender Herausgeber des linksliberalen Flaggschiffes "Die Zeit" ist und zusammen mit Konrad Adenauer der wohl beste deutsche Bundeskanzler war -  wahrscheinlich ein Wiederbetätigungs- oder zumindest ein Parteiausschlussverfahren bekommen, weil er in einer Talkshow Adolf Hitler (zusammen mit Barack Obama, Stalin und Mao) als "charismatischen Idealisten" bezeichnet hatte. Was zweifellos problematischer ist, als der Vorschlag einer Gesetzesänderung. Selbst der "Spiegel" musste zugeben, dass etwa ein Guide Westerwelle wegen solcher Formulierungen mit Rücktrittsforderungen und einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss konfrontiert worden wäre. Schmidt hatte übrigens in einem autobiographischen Buch einst auch die Formulierung verwendet, dass er im Weltkrieg "seine Pflicht als deutscher Offizier" erfüllt habe. Haargenau die gleiche Formulierung, die in den Augen vieler Waldheim-Kritiker dessen allerschlimmstes Verbrechen gewesen ist. Als er das geschrieben hatte, war Schmidt noch lange keine 92 Jahre gewesen (die bei ihm übrigens auch nur körperlichen, jedoch keinerlei geistigen Verfall ausgelöst hatten). Kann man da eigentlich verstehen, dass immer mehr junge Menschen verzweifelt fragen, wie denn eigentlich die so oft behaupteten moralischen Maßstäbe dieser Gesellschaft wirklich aussehen und ob sie imstande sind, Gleiches gleich zu behandeln?

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Die Ohrfeigen eines Bischofs

24. März 2010 02:55 | Autor: Andreas Unterberger

Relativiert man Kindesmissbrauch, wenn man kritisch darauf verweist, dass im linken und grünen Lager noch vor wenigen Jahren von Vielen Sex mit Kindern propagiert worden ist? Oder relativieren das jene, die diese Tatsache totschweigen und nur vom Missbrauch durch Kirchenangehörige reden? Von Tag zu Tag wird klarer: Es geht vielen Medien primär darum, die schon sehr brüchig gewordene römische Kirche endgültig sturmreif zu schießen. Denn anders ist es nicht mehr erklärbar, dass selbst der recht schlichte Vorwurf überall breitest berichtet wird, dass ein heutiger Bischof vor 50 Jahren Ohrfeigen ausgeteilt hat. Dieser Vorwurf ist nämlich für die ersten Nachkriegsjahre, ebenso wie für viele Jahrzehnte und Jahrhunderte davor, leider drei Viertel aller Lehrer, Erzieher und Eltern zu machen. Die gar nicht auf den Gedanken gekommen wären, dass eine Ohrfeige an sich etwas Böses sein könnte. Sie galt als legitimes Erziehungsinstrument. Dass die gesunde Watsche in den meisten Fällen gar nicht so gesund ist, ist erst in den 70er Jahren Teil des allgemein geteilten Wertefundaments geworden. Die einzigen, die metaphorisch gesprochen heute noch - sogar unter medialer Anleitung - Ohrfeigen für damalige Handgreiflichkeiten einzustecken haben, sind offenbar Kirchenangehörige. Die sich aber auch selbst in ihrer ewigen "Ach-wie-haben-wir-alle-gesündigt"-Attitüde als die idealen Ziele solcher medialer Ohrfeigen verstehen. Ginge es auch nur einem einzigen der Kirchenkritiker wirklich um die Kinder, dann würde etwa eine gewaltige Debatte über eine ungeheuerliche Zahl und deren Hintergründe entbrennen, die in der neuen Nummer des Polizei-Magazins "Öffentliche Sicherheit" zu lesen ist: Zwei Wissenschafter haben über 400 Obsorge- und Besuchsrechtakten durchsucht und in nicht weniger als 9,4 Prozent Missbrauchsvorwürfe gefunden. Und die Kinderpsychiaterin Heidrun Eichberger - eine der Autoren der Studie - berichtet sogar: "Manche schätzen, dass in 70 Prozent der Obsorge- und Pflegschaftsverfahren der Verdacht eines sexuellen Missbrauchs geäußert wird." Diese Zahl stellt alle Verbrechen durch Kirchenangehörige jedenfalls quantitativ weit in den Schatten, absolut wie relativ - selbst wenn man realistischerweise davon ausgeht, dass drei Viertel dieser Vorwürfe blanke Erfindungen im Rosenkrieg oder neurotische Phantasien sind. Was keinen einzigen der schuldigen Priester auch nur marginal reinwäscht, aber die klamme Frage aufwirft: Wo ist da der große öffentliche Aufschrei? Wo sind da die Hunderten empörten Leitartikel? Wo sind da die großen Berichte über - von Geldern der Gemeinde Wien finanzierten - Initiativen, die als Opferentschädigung auf die Gelder der Kirchenbeitragszahler zugreifen wollen? Es geht ganz offensichtlich um die Kirche, nicht um die wahren Schuldigen. Das sind die Täter. Das sind diejenigen, die sehr bewusst weggeschaut haben. Das sind diejenigen, die Täter in Funktionen und Situationen versetzt haben, wo ihnen erneut der Zugriff auf Kinder möglich war. In den Familien, in Klöstern, in Erziehungsanstalten. Das sind aber auch alle jene, die dem Kindesmissbrauch auch nur einen Millimeter an öffentlicher Billigung zu verschaffen gesucht haben, die immer wieder eine Senkung des Schutzalters und dergleichen verlangt haben. Besonders widerlich ist dabei die Rolle der Grünen. Dies wird etwa in einem Gesetzentwurf deutlich, den die Grünen 1985 im deutschen Bundestag eingebracht haben. Das wollen die Grünen heute freilich verdrängen. Und stellen sich in Deutschland wie Österreich heuchlerisch in die vorderste Reihe der Ankläger gegen die Kirche. In einem Gesetzentwurf der deutschen Grünen vom 4. Februar 1985 ist jedenfalls sowohl die Aufhebung des §175 (Homosexualität) wie des §182 (Sexueller Missbrauch von Jugendlichen) des deutschen Strafgesetzbuchs verlangt worden. Die Bestrafungen "einvernehmlicher sexueller Kontakte behindern die freie Entfaltung der Persönlichkeit", hieß es im Gesetzentwurf. Das Strafrecht dürfe im Bereich der Sexualität erst dort Grenzen setzen, wo durch Gewalt oder den Missbrauch von Abhängigkeitsverhältnissen der Willen anderer missachtet werde, so die Grünen. Sie beriefen sich dabei auf Erkenntnisse der Sexualwissenschaften. Es sei erforderlich, einvernehmlich gewünschte sexuelle Handlungen zu entkriminalisieren. In ihrem Gesetzentwurf sagten sie, er stelle nur einen ersten Schritt  in diese Richtung dar. Sie kritisierten, „dass infolge der allgemeinen Tabuisierung der Themen Homosexualität wie auch Jugendsexualität die Möglichkeit einer manifest homosexuellen Orientierung bei Jugendlichen ignoriert und geleugnet wurde". Einer der prominentesten Grünen, Volker Beck, tadelte (in dem Buch "Der pädosexuelle Komplex" von Angelo Leonpardi) in einem Aufsatz „Das Strafrecht ändern? Plädoyer für realistische Neuorientierung der Sexualpolitik", der deutsche Bundestag habe sich bei der Vorbereitung wider besseres Sachverständigenwissen für generelle Strafbarkeit der Sexualität mit Kindern entschieden. Beck sah jedoch Ansatzpunkte, um eine "Verbesserung der rechtlichen Situation der Pädophilen" zu erreichen. "Als Perspektive wäre hier z.B. eine Novellierung ins Auge zu fassen, die einerseits das jetzige "Schutzalter" von 14 Jahren zur Disposition stellt (in den Niederlanden gab es solche Initiativen mit erheblichem Erfolg!) oder auch eine Strafabsehensklausel", schrieb Beck. Objektiverweise muss man hinzufügen, dass sich Beck zwischenzeitlich von diesem Aufsatz distanziert hat: "Die Sicht auf die Pädophilie war in den 70er und 80er Jahren ... von einem systematischen Irrtum in weiten Teilen der Sexualwissenschaft und auch Teilen der Kriminologie verstellt: Selbst Kriminologen des Bundeskriminalamts schlugen damals vor, zwischen gewaltlosen, angeblich "harmlosen" Sexualkontakten und gewaltförmigen, schädlichen Sexualkontakten zwischen Erwachsenen und Kindern zu unterscheiden. Ich habe mich seit Ende der 80er Jahre intensiv mit der Arbeit von Organisationen auseinandergesetzt, die Opfer sexualisierter Gewalt und sexuellen Missbrauchs betreuen. Seitdem habe ich mit Liberalisierungsüberlegungen zum Sexualstrafrecht, die über die 1994 in Deutschland erfolgte Gleichstellung von Hetero- und Homosexualität (Streichung des § 175 StGB) hinausgehen, völlig gebrochen und bin Forderungen in diese Richtung immer entgegengetreten." Mit "immer" irrt Beck, um es höflich zu sagen. Immer ist nur die Kirche der Pädophilie entgegengetreten (trotz all der Untaten einzelner Kirchenmänner). Daher ist es ziemlich heuchlerisch, wenn nun ausgerechnet die Grünen in Deutschland und Österreich oberste Moralapostel gegenüber der Kirche in Hinblick auf viel länger zurückliegende Taten spielen. Obwohl die Kirche selbst nie eine Sekunde für Pädophilie eingetreten war, obwohl die grüne Szene sich nicht nun in der Theorie, sondern mehrfach auch in der Praxis solchen Aktivitäten hingegeben hat.

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Sarkozy ist lernfähig, die ÖVP nicht

24. März 2010 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Vor wenigen Tagen sind hier die zwei Minister Berlakovich und Mitterlehner heftig wegen ihres Herumgeredes über eine Ökosteuer getadelt worden. Nun zeigt ihnen der französische Präsident Sarkozy vor, dass Politiker auch lernfähig sein können. Er zieht seine sehr ähnlich strukturierten Pläne für eine französische Ökosteuer zurück. Eine Steuer auf Kohlendioxid-Emissionen könne nur auf europäischer Ebene vereinbart werden, um französische Unternehmen im Wettbewerb nicht zu benachteiligen. So verkündete es auf Sarkozys Wunsch Ministerpräsident Fillon bei einem Fraktionstreffen von Sarkozys Parteifreunden. Genau diesen Satz hätte längst auch ein Wirtschaftsminister Mitterlehner in Hinblick auf österreichische Betriebe sprechen müssen, wenn er endlich der Bezeichnung seines Ressorts gerecht werden wollte. Freilich hat auch Sarkozy seinen Meinungsumschwung erst verkündet, nachdem er bei den Regionalwahlen eine heftige Ohrfeige bekommen hatte. Eine solche ist der ÖVP angesichts des Zustands der anderen Parteien allerdings bisher erspart geblieben. Sarkozy hat übrigens noch eine zweite Kurskorrektur vorgenommen: Er hat seine seltsame Politik beendet, fast mehr wichtige Funktionen mit bunten Vögeln und Exponenten anderer Parteien zu besetzen als mit eigenen Parteifreunden. Das ist letztlich bei den Wählern als Zeichen der Unsicherheit und Schwäche angekommen und nicht als eines der frontenübergreifenden Toleranz. Dafür will Sarkozy in einem dritten Punkt umso konsequenter bleiben: nämlich bei seinen Plänen für eine Pensionsreform, obwohl diese mindestens so unpopulär ist wie die Ökosteuerpläne. Dafür ist sie im Gegensatz zu diesen umso notwendiger für die Zukunftsfähigkeit Frankreichs. Denn die Franzosen erreichen derzeit schon mit 60 das Vollpensionsalter und können sich kurz nach dem 57. Geburtstag in die Arbeitslosigkeit zurückziehen, ohne mit lästigen Aufforderungen konfrontiert zu werden, noch einmal auf Jobsuche zu gehen.

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Zwei Wert-volle Kandidaten

23. März 2010 03:06 | Autor: Andreas Unterberger

Endlich sind sie wieder da. So lange haben wir sie schon vermissen müssen. Die Wahlplakate. Und sie sind ungefähr so intelligent wie gewohnt und wie erwartet. Sie bieten aber immerhin zwei Überraschungen: Die eine besteht in der bisher geheimgehaltenen Sensation, dass bei der FPÖ offenbar doch nicht Barbara Rosenkranz, sondern H.C.Strache kandidiert. Sein Bild ist jedenfalls in den Straßen Wiens viel öfter zu sehen als jenes von Frau Rosenkranz. Oder hat die FPÖ die Bundespräsidentenwahl schon aufgegeben und nutzt die plötzlichen Plakatflächen primär als Vorausgalopp für die Wiener Wahlen? Eine andere Erklärung gibt es nicht für diese Weltneuheit, dass eine Partei nicht den ganzen vorhandenen Werbedruck auf den einzigen zur Wahl stehenden Kandidaten konzentriert. Die zweite Überraschung: Auf FPÖ- wie SPÖ-Plakaten findet sich das Wort "Werte". Eine auffällige Parallele zwischen den beiden Parteien. Werte sind wieder in. Was den Wert-Konservativen in diesem Land derzeit freilich eher schmerzhaft auffällt. Oder soll dieses Wort einen unterschwelligen Appell an sie darstellen? Das wäre nun tatsächlich recht intelligent. Denn bei beiden Kandidaten ist es mehr als seltsam, für welche Werte sie offenbar stehen. Die Wert-Fiktionen der einen Seite: Ein Bundespräsident hat sich nicht über das hinaus, was er vor Jahrzehnten in der Schule gehört hat, für Zeitgeschichte zu interessieren, um heiklen Fragen aus dem Weg zu gehen. Ein Bundespräsident kann glaubwürdig die österreichische Nation vertreten, wenn die ganze Signalsprache seines bisherigen Lebens eigentlich mit dem Vokabel "deutschnational" zusammengefasst werden kann. Und das, was man auf der anderen Seite unter Werten versteht: Ein Bundespräsident darf sich immer nur als Propagandist der Positionen seiner eigenen Partei äußern, auch wenn er pro forma aus dieser ausgetreten ist. Er hat allen heiklen Fragen aus dem Weg zu gehen (und sich notfalls an abriegelbaren Orten zu verstecken). Er darf insbesondere nie mit deutlichen Worten auf die Schuldenwirtschaft eingehen oder auf das Problem der rapiden Überalterung Österreichs oder auf den Populismus führender Regierungspolitiker oder auf den dringenden Reformbedarf in Sachen Pensionssystem, Gesundheitssystem und Föderalismus. Er hat insbesondere den Wert der innigen Freundschaft zu Nordkorea, dem brutalsten derzeit existierenden Sklavenhalterstaat, hochzuhalten. Und ebenso den Wert der tollen Reformen in Kuba, aus dem die Menschen in Massen geflohen sind (und noch weiter fliehen würden, wenn sie nur könnten). Besonders wichtig ist auch der Wert der einstigen Freundschaft zum inzwischen verstorbenen Massenmörder Udo Proksch. Und jedenfalls dürfen wir uns in Bälde wieder für den Wert eines atheistischen Bundespräsidenten begeistern. Gibt es noch Alternativen zu zwei so Wert-vollen Kandidaten? Die Chancen sind schon sehr klein geworden, da nun Schwarz, Grün und Orange nach einigen taktischen Verwirr-Manövern endgültig kneifen. Als einzige Möglichkeit ist noch der Kandidat der christlichen Kleinpartei, Rudolf Gehring, im Rennen. Aber auch dem fehlen zur Stunde noch 1500 Unterschriften, ein ganzes Viertel dessen, was notwendig wäre. Ob er die bis Freitag noch zusammenkriegen kann, ist eher fraglich. Dann bleibt uns endgültig die große Freude, zwischen Heinz Fischer und Barbara Rosenkranz wählen zu dürfen. Viel Wert-haltigen Spaß dabei.

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Auf die Laura gekommen

23. März 2010 01:56 | Autor: Andreas Unterberger

Wie das Amen im Gebet: Kaum verliert die SPÖ eine Wahl - was seit ihrer Rückkehr in die Regierung die absolute Regel ist - kommt die Forderung nach mehr "Verteilungsgerechtigkeit". Also nach noch mehr Umverteilung in einem Land, das in der weltweiten Spitzengruppe der Umverteiler liegt. Diesmal war es der steirische Landeshauptmann Franz Voves, der solches von sich gab. Logik braucht man aber offenbar in der Steiermark keine. Denn dieser automatische Reflex mag parteitaktisch vielleicht dann sinnvoll sein, wenn wieder einmal die FPÖ gewaltige Zugewinne erzielt. Diese hat ja die SPÖ in Sachen Soziallizitation von links überholt. Nur: Bei den jüngsten Wahlen hat die FPÖ sehr enttäuschend abgeschnitten. Offenbar setzen die Wähler in kritischen Zeiten ganz auf die Wirtschaftskompetenz. Die die FPÖ nicht hat. Und die halt bei der ÖVP - trotz aller Einschränkungen und trotz ihrer Blößen in vielen anderen Politikbereichen - immer noch am stärksten ist. Vor allem wenn sie in der Regierung gegen einen ökonomischen Analphabeten wie Werner Faymann punkten kann. Nach den jüngsten Wahlen mit linken Tönen das Debakel wieder ausmerzen zu wollen, entbehrt nun wirklich jeder Logik. Oder sind die Wähler gar deshalb von Rot zu Schwarz gewechselt (was ja die einzig signifikant wahrnehmbare Wanderbewegung ist), weil die ÖVP mehr als die SPÖ für Umverteilung steht? Das kann nicht einmal ein Franz Voves glauben. Viel mehr Logik zeigt da einer der obersteirischen SPÖ-Bürgermeister: Die Partei bräuchte dringend jemanden mit Wirtschaftskompetenz, wie sie einst ein Gerhard Schröder in Deutschland gezeigt hatte. Das wäre in der Tat in Zeiten wie diesen sicher das einzige zukunftsweisende Signal. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? In ihrer Not wagt es die SPÖ nun tatsächlich, uns eine Laura Rudas mit wirtschaftlichen Expertenaussagen an den Hals zu hetzen. Sie erklärt der staunenden Nation, dass eine Erhöhung der Steuern für international agierende Konzerne ("Gruppenbesteuerung") keinen einzigen zur Abwanderung aus Österreich bewegen werde. Obwohl einst unter Grasser bei Einführung der nun von der SPÖ kritisierten Steuerbegünstigung sehr viele Unternehmen ihren steuerlichen Sitz nach Österreich verlegt haben - sehr zum Nutzen des Staatssäckels. Aber die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin garantiert uns: "Keiner braucht Angst zu haben, dass Kapital aus Österreich abwandert." Wenn die Laura das sagt, dann muss das ja sicher stimmen . . .

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Amerikas Gesundheitsreform: Respekt und Skepsis

22. März 2010 15:16 | Autor: Andreas Unterberger

Bisweilen wundert sich der Europäer über die USA. Bisweilen ist er auch voller Respekt. Die nun beschlossene Gesundheitsreform wird zweifellos zum historischen Lehrstück über Amerika. Für Skepsis und Verwunderung, für Respekt und Anerkennung. Aufs erste könnte man ja verblüfft sein, welch gewaltiges Erdbeben eine Krankenversicherungsreform auszulösen vermag, welche die Zahl der Versicherten relativ marginal von 83 auf 95 Prozent erhöht. Entgegen manchen Schreckensgemälden war nämlich der Großteil der Amerikaner längst versichert. Und auch die Nichtversicherten mussten  im Notfall von jedem Spital behandelt werden – gleichgültig, ob die Honorarnote nachher eintreibbar ist oder nicht. Aufs zweite ist der Europäer noch mehr darüber verblüfft, dass ausgerechnet eine Antiabtreibungs-Garantie dem Gesetzesvorhaben des Präsidenten letztlich die ausreichende Mehrheit verschafft hat. Ansonsten hätte ein entscheidender Teil der linken(!) US-Partei nicht mit Barack Obama gestimmt. Dabei geht es übrigens um viel radikalere Antiabtreibungs-Bestimmungen (nämlich das Verbot, Bundesgelder für Abtreibungen einzusetzen), als sie die meisten hiesigen Abtreibungsgegner verlangen (Erstellung ordentlicher Statistiken und verpflichtende Beratung der abtreibungswilligen Frauen durch jemand anderen als den abtreibenden Arzt). Respekt löst jedenfalls das lange Ringen um die neue Regelung aus. Da hat sich fast jeder Abgeordnete einzeln eingebracht. Da wurde keine Fraktion wie Herdenvieh zu gleichartigem Abstimmungsverhalten angetrieben – zumindest die Demokraten nicht. Bei den Republikanern war schon ein gehöriges Maß an Vorwahlkampf zu spüren. Respekt verdient auch in mancherlei Hinsicht das nun gewählte amerikanische Modell. Es sollte auch in Europa ernsthafter geprüft werden, als es der europäische Hochmut gemeiniglich tut. Denn künftig besteht für die Amerikaner im wesentlichen die viel schlauere Versicherungspflicht, während wir eine Pflichtversicherung haben. In Amerika wird es einen Wettbewerb zwischen den Versicherungen geben, der die Qualität erhöht und/oder die Kosten drückt. In Österreich haben wir hingegen keine Wahl. Wir müssen die uns von Gesetz her aufgezwungenen Versicherungen nehmen. Und deren politisch inthronisierte Obmänner und Generaldirektoren akzeptieren und finanzieren. Daher zahlen wir jenes Geld, das in Amerika für die oft kritisierte Versicherungswerbung ausgegeben wird, für die vielen verdienten, wenn auch häufig unfähigen Funktionäre von Gewerkschaften und Kammern, die plötzlich zu Gesundheitsexperten mutiert sein wollen. Extrem skeptisch machen freilich die Kosten der US-Reform, die ja auch kräftige Unterstützung für ärmere Familien bringt. In der nächsten Dekade kostet das Projekt die Amerikaner fast eine gigantische Billion Dollar. Diese kommt mitten in der schwersten Strukturkrise der USA seit dem Vietnamkrieg auf die Steuerzahler zu. Und zwar gerade nachdem ihnen diese Krise mit der – ohnedies unpopulären – Rettung von Autofirmen, Banken und Versicherungen die größte Schuldenlast der Geschichte aufgebürdet hat. Daher sollte man auch Verständnis für den Widerstand so vieler US-Bürger haben. Sie sorgen sich vor dem Staatsbankrott, zeigt doch die Regierung Obama alles, nur keine Sparsamkeit. Besonders wenig Verständnis für die Reform haben die 50 Millionen älteren Amerikaner. Aus egoistischen Gründen. Waren doch sie ab dem 65. Geburtstag immer schon ganz automatisch nur auf Grund ihres Alters beim Staat versichert („Medicare“). Sie fürchten nun, dass die Qualität ihrer Gesundheitsversorgung deutlich schlechter werden wird. Dass sie ab einem bestimmten Alter bestimmte Eingriffe nicht mehr bekommen. Ist doch schon intensiv von „Cost cutting“ die Rede. Jedenfalls flößt es Respekt ein, wenn die Amerikaner so, wie es in Europa nur noch die Schweizer tun, bei jeder Wohltat des Staates sofort die Kosten mitbedenken, die ihnen auf den Kopf fallen werden. Ein starkes Argument der Reformgegner ist auch der Verweis auf jenen Staat, den die US-Amerikaner am besten kennen: auf Kanada. Im dortigen staatlichen Gesundheitssystem muss man, so wurde in die USA mit Schaudern berichtet, bis zu drei Jahre auf bestimmte Operationen warten. Es ist auch eine Mär, dass gerade die ganz armen Amerikaner Opfer des bisherigen Gesundheitssystems waren. Denn für sie gab es immer schon eine staatliche Versicherung („Medicaid“ schützt 40 Millionen). Ebenso gab es schon bisher staatlichen Gesundheitsschutz für Kinder und Behinderte. Bei den unter 65-Jährigen waren 59 Prozent durch ihre Firma versichert. Und nur 16 Prozent waren nicht automatisch versichert, etwa wenn sie bei ganz kleinen Unternehmen tätig waren. Diese Nichtversicherten waren zu 15-20 Prozent illegale Immigranten (die ja auch in Österreich nicht versichert sind, freilich sehr oft durch e-Card-Betrug dennoch Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen). Viele Amerikaner sind nur vorübergehend, etwa beim Arbeitsplatzwechsel, ohne Versicherung. Und mehr als die Hälfte der Nichtversicherten ist zwischen 15 und 35 Jahren – also in einem Alter, wo man das Thema Krankheit nicht so ernst nimmt. Die Tatsache, dass die Versicherung bisher an den Arbeitgeber geknüpft ist, hat übrigens eine oft kaum beachtete Folge. Sie reduziert die Mobilität, die Bereitschaft zum Arbeitsplatzwechsel. Der ja in aller Regel zu besseren Chancen für den einzelnen Arbeitnehmer führt. Dennoch gab es natürlich immer wieder Fälle, die durch die Löcher des Systems fielen. Insbesondere konnten sich kranke Menschen oft nicht mehr selbst versichern – da bringt die Obama-Reform einen großen Fortschritt, weil jetzt die Krankenversicherungen niemanden mehr ablehnen können. Beklemmend war für mich das Beispiel eines (erfolglosen) US-Künstlers. Er hatte Diabetes und bekam von keiner Versicherung das notwendige Insulin bezahlt. Die später wegen der Nichtbehandlung seiner Krankheit notwendige gewordene Amputation musste dann aber das Spital jedenfalls machen. Was naturgemäß letztlich die Allgemeinheit zahlt: Jeder Amerikaner zahlt im Schnitt ja nach Bundesstaat zwischen 300 und 1000 Dollar im Jahr für die bisher Nichtversicherten. Obwohl – je nach Schätzung – 30 bis 45 Millionen US-Amerikaner bisher nicht versichert waren, obwohl es in Österreich weit mehr Ärzte pro Einwohner gibt,  kostete schon jetzt das US-Gesundheitssystem viel mehr als europäische. Gibt Österreich 10 Prozent des Inlandsprodukts für Gesundheit aus, so sind es bei den Amerikanern 16 Prozent. Dieser Anteil ist Weltrekord; er hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt und wird wohl in jedem Fall noch weiter steil ansteigen, weil die Babyboomer nun alt werden. Woher kommt aber diese gewaltige Differenz? Nun, ein kleiner Teil wird wohl auf in der Statistik fehlende Schwarz-Zahlungen in Privatordinationen zurückzuführen sein, eine in Amerika weitgehend unübliche Praxis. Ein weiterer Teil der Kosten wird dadurch verursacht, dass manche Krankenversicherungen sehr luxuriös sind, etwa die für die Automobilarbeiter, die überhaupt keinen Selbstbehalt kennen. Ein viel größerer Teil wird durch das amerikanische Rechtssystem verursacht, das bei ärztlichen Kunstfehlern den Opfern hohe Millionensummen zuspricht. Die Ärzte machen deshalb sicherheitshalber viele Tests doppelt. Und sie schließen aus dem gleichen Grund sehr hohe und teure Haftpflichtversicherungen ab, die natürlich am Ende wiederum alle Patienten treffen. Solche Versicherungen kosten je nach Fach des Arztes zwischen 6000 und 64.000 Dollar jährlich. Hier wäre eine Limitierung der Kunstfehler-Schadenssummen im Interesse fast aller (Kalifornien hat damit schon begonnen). Ein weiterer Grund für die hohen Kosten des US-Systems ist die viel höhere Zahl von Operationen und teuren Untersuchungsmethoden (wie etwa Magnetresonanz-Diagnostik), sowie der insgesamt sehr hohe Technologiestatus in amerikanischen Spitälern. Auch das hängt zum Teil stark mit der patientenfreundlichen und teuren Kunstfehler-Judikatur zusammen. So werden prozentuell in den USA viel mehr Kaiserschnitte gemacht als in Europa. Der Grund: Ein Kaiserschnitt ist zwar teurer, aber mit viel weniger Risiko behaftet. Dennoch ist die Lebenserwartung um zwei Jahre niedriger. Das hat eine ganz spezifische Ursache: Die USA haben eine hohe Säuglingssterblichkeit, wegen mangelnder Schwangerschaftsbetreuung vor allem bei den ethnischen Minderheiten. Die gehen oft nicht ausreichend zum Arzt. In vielen anderen Bereichen der Medizin sind die USA aber immer schon absolute Weltklasse gewesen. Und nur recht ahnungslose Menschen haben hierzulande voreilige Urteile über jenes Land abgegeben.

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Intelligenzbestien Berlakovich und Mitterlehner

21. März 2010 06:21 | Autor: Andreas Unterberger

Sie decken uns mit einem so argen Wirbel an täglich neuen Steuererhöhungsplänen ein, bis uns der Kopf brummt. Wahrscheinlich rechnen die Regierungsparteien damit, dass am Schluss gar niemand mehr mitbekommen wird, was sie eigentlich beschlossen haben werden. Oder dass die Bürger sogar froh sein werden, wenn endlich alles klar ist. Die ÖVP, die bis vor wenigen Wochen noch den Eindruck erweckt hatte, dass sie im Gegensatz zur SPÖ Steuererhöhungen verhindern und ehrlich sparen wollte, tut sich nun besonders arg hervor: An der Spitze die beiden begnadeten Politiker Berlakovich und Mitterlehner, die uns eine weitere Ökosteuer ins Auge drücken wollen. Als ob wir nicht schon über unsere Stromrechnung saftige Beträge für landschaftsverschandelnde Windmühlen und ineffiziente Solarpaneele zahlen müssten. Aber wäre nicht eine Ökosteuer tatsächlich sinnvoll? Nun, über die Idee "Mehr Steuern auf Energie und weniger auf Lohn " (oder Sozialversicherungsbeiträge) ließe sich schon reden. Immerhin ist ja der Verbrauch von Gas, Öl oder Kohle nicht gerade umweltfördernd, trotz aller Filter. Immerhin müssen wir das meiste davon importieren. Immerhin kommt das für Energie ausgegebene Geld überwiegend sehr unzuverlässigen, undemokratischen oder islamistisch radikalen Ländern zugute. Daher spricht im Prinzip manches für eine Ökosteuer, selbst wenn man die Schauergeschichten von der globalen Erwärmung nicht glaubt. Freilich hat sich Österreich unter dem Druck grüner Gehirnwäsche zu sehr verbindlichen CO2-Reduktionszielen verpflichtet, deren Verfehlen ziemlich teuer kommen wird. Jedoch müssen sich die Schreibtischstrategen im klaren sein, dass eine solche Umstellung noch an anderer Stelle sehr hohe Kosten verursacht: Energieintensive Industriebetriebe werden noch rascher zusperren müssen, als sie es derzeit schon auf Grund der Steuerlast und des allgemeinen Lohngefälles tun. Hingegen werden die durch niedrigere Lohnabgaben begünstigten Dienstleistungsjobs erst sehr langsam wachsen. Also wird zumindest mittelfristig eine Ökosteuer eine gewaltige Erhöhung der Arbeitslosigkeit auslösen. Überdies haben die solcherart entstehenden Jobs eine viel geringere Wertschöpfung als jene in der Industrie. Was aber noch mehr gegen das Ökosteuer-Gerede spricht: Kein Mensch glaubt daran, dass die Regierung im Gegenzug die Lohnbelastungen reduzieren wird. Sie wird auf den zweiten Teil des Deals einfach vergessen. Was eine  Katastrophe für Standort und Arbeitsmarkt wäre. Daher ist das Herumreden der Herren Berlakovich und Mitterlehner nur noch ein besonderes Zeichen politischer Dummheit. Denn wenn die Regierung wirklich die Defizitverringerung nicht durch Ausgabenreduktion, sondern zumindest zum Teil durch Steuererhöhungen hereinbringen will, dann prescht ein intelligenter Politiker doch nicht vor, sondern wartet auf das große Paket, das unweigerlich in einer für alle Österreicher sehr bitteren Nacht geschnürt werden wird, und das dann den Konsens über alle Belastungen oder Einsparungen in einem Akt enthält. Und wenn es nicht geschnürt wird, dann ist die Regierung ohnedies rücktrittsreif. Bis das klar ist, ob es einen solchen Konsens gibt, sollte ein kluger Politiker den Mund halten oder höchstens Vorschläge vertreten, die nicht so unpopulär und gleichzeitig in der Sache gefährlich sind wie die Ökosteuer.  Jetzt haben Berlakovich und Mitterlehner hingegen nur dem ORF die Möglichkeit gegeben, die ÖVP lustvoll als Steuererhöhungspartei darzustellen. Wirklich klug und weise! Da sind manche Vorschläge von SPÖ-Seite jedenfalls klüger. Deren Sehnsucht nach einer Reichen- und Bankensteuer ist zwar in der Sache mindestens ebenso kontraproduktiv, aber sie ist wenigstens populär. Und jedenfalls sinnvoll ist die Diskussion über eine Verkleinerung der Landtage, die der Steirer Voves begonnen hat. Oder die Attacke auf den Alleinverdienerfreibetrag für kinderlose Paare, welche die Frauenministerin  gewagt hat. Natürlich müsste man auch in diesen Fragen über viel mehr reden: Wozu braucht es überhaupt noch Landtage? Warum nur den Alleinverdienerfreibetrag und nicht auch die Gratispensionen für kinderlose Paare abschaffen? Aber immerhin, die Richtung stimmt. Die ÖVP in ihrer provinziellen Blödheit vergisst hingegen, auf die wirklich großen Ursachen der staatlichen Geldprobleme einzugehen, an denen ganz eindeutig die Faymann-SPÖ die Hauptschuld trägt: Eine davon ist das niedrige Pensionsantrittsalter, das - wie hier schon mehrfach geschrieben - nicht weniger als vier Jahre unter dem der Schweden liegt, dem von den Sozialdemokraten immer als Vorbild gehandelten Beispielland. Alleine ein Jahr späterer Pensionsantritt brächte dem österreichischen Budget 1,2 Milliarden Einsparung. Würden wir gleich auf das Niveau der Nordländer springen, würden wir uns heuer die gesamte Einsparungsdebatte ersparen. Das ginge mit einem ganz einfachen Gesetz, das die Hacklerregelung im Expresstempo sistiert. Statt dessen kürzt man die Familien(=Kinder)beihilfe. Statt dessen hält man die Tore weit offen für die Massenimmigration via Familienzusammenführung in den Wohlfahrtsstaat. Statt dessen erlauben wir weiterhin den Megabetrug rund um den Entgeltausgleich im Konkursfall (der vor allem von Schwindelfirmen im Baubereich betrieben wird).

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Die Obama-Dämmerung

20. März 2010 05:00 | Autor: Andreas Unterberger

So schnell verglühen politische Sterne. Barack Obama ist ein Schulbeispiel für die Vergänglichkeit von politischem Ruhm. Bei den Wahlen vor eineinhalb Jahren hat er noch einen großen Sieg errungen. Heute hingegen sind die meisten demokratischen Politiker bemüht, nur ja nicht als enger Gefolgsmann Obamas zu gelten. Der Erfolg Obamas bei der Wahl war zwar nicht so überwältigend wie jene seiner Vorgänger Johnson (1964) oder Reagan (1980 und 1984). Aber im Fahrwasser der Obamania hatten die Demokraten die volle Kontrolle über beide Häuser des Kongresses übernommen. Die Europäer haben dem neuen Anti-Bush für seine außenpolitischen Bemühungen auch gleich den Friedensnobelpreis hinterhergeworfen. Während die Europäer nach wie vor von Obama ziemlich begeistert sind, hat im liberalsten (=linkesten) aller US-Staaten, in Massachusetts, ein völlig unbekannter Republikaner den Senatorensessel gewonnen, den seit 1953 die Kennedys für sich gepachtet haben. Wir sehen Konservative  gegen eine Gesundheitsvorsorge wettern, die wir Europäer für selbstverständlich - ja, fast für ein Menschenrecht halten, und die Amerikaner jubeln ihnen zu. Wir sehen aufgebrachte Demonstranten auf sogenannten Tea Partys mit Schildern bewaffnet, die das Gesicht Obamas mit einem Hitler-Bärtchen zieren. In den Souvenirläden gibt es schon mehr Anti- als Pro-Obama-Shirts. Und der Europäer steht verdattert daneben und fragt sich, was zum Kuckuck ist jetzt schon wieder mit diesen Amerikanern los. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit beweist, dass mit außenpolitischen Erfolgen beziehungsweise historischen Reden in den USA kein Blumentopf zu gewinnen ist. Es verzückt zwar die Ostküsten-Intelligenzia, wenn es das alles auch gibt, sie sind aber im Grunde herzlich irrelevant. Alles, was Herrn und Frau Amerikaner momentan interessiert, ist die Gesundheitsreform. Und eigentlich geht’s auch gar nicht so sehr um Gesundheit als um „State’s Rights“, die große Frage, welche Aufgaben die Regierung in Washington und welche die einzelnen Bundesstaaten haben sollen. Und plötzlich versteht auch der kleine Europäer die ganze Aufregung. Man denke nur, was hierzulande eine umweltfreundliche gesamteuropäische Glühbirne auslösen kann. Bei den Amerikanern geht’s jetzt aber nicht um ungemütliche Beleuchtung, sondern – dramatisch ausgedrückt – um Leib und Leben. Das Reformgespenst, das seit geraumer Zeit durch die amerikanische Öffentlichkeit geistert, prophezeit jahrelange Wartezeiten auf lebenswichtige Operationen, tote Omas und das Ende des persönlichen Arzt-Patienten-Verhältnisses. Ganz schön gruselig. Darüber hinaus soll das ganze knapp acht Mal so viel kosten wie der Marshall-Plan, mit dem die USA den Wiederaufbau Europas nach dem Krieg gesponsert haben. Aber wen interessieren schon die zusätzlichen 900 Milliarden Dollar für Gesundheit, wenn man bedenkt, dass der amerikanische Steuerzahler in den letzten 16 Monaten über 4 Billionen  – also 4.000.000.000.000 – für Bail-outs, Stimulus Package, etc. ausgegeben hat? Hingegen interessiert die höchste Arbeitslosigkeit seit der großen Depression Ende der 1930er das amerikanische Volk ganz gewaltig. Im November stehen die nächsten großen Kongresswahlen an, die Republikaner werden jubeln, vielleicht auch in drei Jahren, wenn Obama sich der Wiederwahl stellt. Wundern sollte man sich dann jedenfalls nicht.

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ORF: Zurücktreten, aber rasch

19. März 2010 09:45 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich genügt das, was der ORF in den letzten Stunden selbst zugegeben hat, vollkommen, damit die verantwortlichen Herren des Senders – mit dem zuständigen Informationsdirektor an der Spitze – sofort zurücktreten müssten. Da muss man gar nicht mehr auf die Erkenntnisse des gerade untersuchenden Staatsanwalts warten; denn bei einem Staatsrundfunk kann ja nicht ernsthaft alles erlaubt sein, was sich eventuell als noch nicht hundertprozentig strafbar erweisen sollte. Zumindest bei der BBC oder bei einem öffentlich-rechtlichen deutschen Sender wäre das so. Für die Notwendigkeit dieser Konsequenz  genügt alleine der Umstand, dass ein ORF-Redakteur mit voller Rückendeckung seiner Vorgesetzten Skinheads in einem ORF-Fahrzeug zu einer Versammlung des FPÖ-Chefs Strache transportiert hat. Das widerspricht allen Grundsätzen eines ethisch sauberen Journalismus, der zu beobachten, aber niemals in die Geschehnisse einzugreifen hat. Ja noch viel mehr: Der ORF gibt selber zu, dass die Frage „Wollt ihr den Strache sehen?“ von seinen Redakteuren gestellt worden ist. Dass es also primär keineswegs Idee oder Verlangen der Skinheads gewesen ist, zu der Strache-Veranstaltung zu gehen. Der Gipfelpunkt ist, dass der ORF zugeben muss, dass seine Mitarbeiter jedem der Skinheads 100 Euro in die Hände gedrückt haben. Und dass alles ganz eindeutig, um einen Beweis für die Nähe Straches zu rechtsradikalen Elementen zu konstruieren, um Skinheads als typische Strache-Anhänger filmen zu können. Sinowatz und seine Blase mussten zurücktreten, als sie die Waldheim-Affäre inszeniert haben. Klima musste gehen, als er in Stockholm (und vermutlich in etlichen Telefonaten) die EU-Länder zu Sanktionen gegen Österreich motiviert hatte. Die Herren Oberhauser, Fischer und Schüller sollten aus dem gleichen Grund samt dem Anstifter jener Skinheads schleunigst zurücktreten. Irgendwann reicht es einfach, zuschauen zu müssen, wie eine linke Bande ständig alles – bis an die Grenze der Strafbarkeit oder darüber hinaus - tut, um Österreich ins Nazi-Eck zu rücken. Oder zumindest die größte Oppositionspartei des Landes, was ja in der Auslandsberichterstattung fast keinen Unterschied mehr macht. Ja zu einer extrem kritischen Beobachtung, wenn etwa eine Frau Rosenkranz eine Woche braucht, um halbwegs selbstverständliche Worte zu den NS-Verbrechen zu finden (Was sie, wie hier schon deutlich geschrieben, unwählbar macht). Aber ein ebenso klares Nein gegen derart miese Agitations- und Manipulationsversuche. Bei der sich die Politkommissare am Küniglberg wohl auch noch gut vorkommen. Man darf gespannt sein, ob sich die SPÖ-dominierten ORF-Gremien für klare journalistische Anstandsregeln beziehungsweise für die Einhaltung der eigentlich deutlich darüber hinausgehenden öffentlich-rechtlichen Pflichten einsetzen werden. Oder ob sie den ganzen ORF endgültig als plumpes – jedoch unendlich teures – Propagandainstrument verkommen lassen.

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SN-Kontroverse: Frauen als Priester?

19. März 2010 00:54 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es nun in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion ausgesuchten Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Katholische Kirche Frauen für das Priesteramt zulassen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Müllhaufen der Geschichte

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Der Verweis auf die Geschichte bringt wenig – da hilft nur Logik oder besser  Wissen um die Menschen. Ob es in frühchristlicher Zeit eine Frauenordination also Priesterinnen gegeben hat, darüber streiten sich die Schriftgelehrten seit Jahrhunderten.  Denn es ist weitgehend unklar, wie und ab wann genau sich das Priesteramt nach heutigem Verständnis entwickelt hat. Gestritten wird zudem heftig über die Frage, auf welche Bibelstellen sich die Ablehnung der Frauen zum Priesteramt zurückführen lässt. Historisch abgesichert ist hingegen, dass das Amt der Diakonie den Frauen während der Zeit der Erstellung des Neuen Testaments offen gestanden ist. Frauen haben also sehr wohl frühchristliche Rituale geleitet.  Und der Zölibat für Priester wurde überhaupt erst 1022 n. Ch. (!) durch Papst Benedikt VIII bei der Synode zu Pavia kirchenrechtlich verbindlich gemacht. Die heute noch immer so spürbare besonders frauenängstliche und sexualfeindliche Haltung der römisch-katholischen Kirche ist ein Ergebnis der finsteren und verschwörerischen Geisteshaltung des europäischen Mittelalters und gehört so rasch wie möglich auf den Müllhaufen der Geschichte. Ein vernünftiger, menschengerechter sowie undogmatischer Umgang der Kirchenverantwortlichen mit den ihr anvertrauten Frauen und Männern, der ihren Bedürfnissen gerecht wird, liegt nicht zuletzt im Interesse der r. k. Kirche selbst, will sie  das 21. Jahrhundert bestehen. Dazu gehört selbstverständlich das Wissen um die Gleichwertigkeit von Frauen und Männer, wovon sich die Erkenntnis ableitet, dass ihnen getrost gleichwertige Aufgaben anvertraut werden können.  Und gerade die jüngsten Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche zeigen, zu welch untragbaren Auswüchsen ihre derzeitige Segregationspraxis führt.

Wider den Zeitgeist

Andreas Unterberger In den Zeitgeist passt das ganz und gar nicht. Selbst die Wiener Philharmoniker haben nach einer saftigen Erpressung durch eine SPÖ-Ministerin, Frauen aufgenommen (und klagen heute freilich darüber, dass die Organisation von Tourneen mit Frauen in Teilzeit unmöglich wird). Nur noch die Kirche verweigert sich. Sie lässt Frauen nicht zum Priesteramt zu. Die Kirche wirkt mit diesem Frauenausschluss grenzenlos altmodisch. Und tut doch gut daran, an ihrer Haltung festzuhalten. Denn erstens hat es noch nie den Respekt der Menschen erhöht, wenn sich eine Institution ständig nach der von den Medien jeweils verkündeten Meinung richtet. Siehe unsere Parteien. Ganz im Gegenteil: Nur wer sich Druck entgegenzustellen wagt, findet dauerhafte Anerkennung. Wie etwa die Kirche mit dem Beharren auf unterschiedlichen Rollenbildern für die Geschlechter. Zweitens würde ein Frauenpriestertum eine tiefe Spaltung der Kirche auslösen. Lehnt doch ein großer Teil der Gläubigen ein solches Frauenpriestertum vehement  ab (die Gläubigen denken ja oft anders, als es ihnen Journalisten vorschreiben). Ein Beweis für das Risiko eines solchen Priestertums sind die zahlreichen Übertritte von protestantischen Kirchen zum römischen Katholizismus nach solchen Regeländerungen. Drittens würde das Frauenpriestertum jede Chance auf eine weitere Annäherung mit der Orthodoxie zunichtemachen, während es keineswegs nur die Frauenfrage ist, weshalb sich zuletzt die Kluft zwischen Rom und den Protestanten weiter vertieft hat. Und viertens findet man in der Bibel zwar keinen Beleg für den Zölibat (dessen Demontage auch bald erfolgen dürfte) – ganz im Gegenteil –, jedoch sehr viele Belege für das reine Männerpriestertum. Diese reichen vom homogenen Geschlecht der Apostel bis zum – unfreundlich klingenden – Wunsch, dass die Frau in der Kirche schweigen möge.

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Die böse Kirche und die guten grünen Kinderschänder

18. März 2010 12:31 | Autor: Andreas Unterberger

Eine anhaltende Wucht medialer Berichte erweckt den Eindruck, dass die Berichte über die grauslichen Verfehlungen einzelner Priester einen Sturm an Kirchenaustritten auslöst. Die Krise der Kirche ist aber viel tiefer – und nicht bloß Produkt der überdimensionierten Berichte über jene Priester, die in auffallendem Kontrast zum Schweigen der Medien über arge und nie bestrafte Kindesmissbräuche im linken politischen Bereich stehen. Einen ganz großen Skandal hat diese Woche etwa der deutsche Kinderschutzverein Carechild aufgedeckt – dessen Enthüllungen jedoch von den Medien nicht aufgegriffen wurden. Es geht um die „Humanistische Union“ in Deutschland, bei der unter anderem die deutsche Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die grüne Fraktionschefin Claudia Roth und die grüne Exministerin Renate Künast im Beirat sitzen. In dieser „Union“ ist nicht nur ein Buchautor Rüdiger Lautmann aktiv, der über „Die Lust am Kind“ geschrieben hat. Dort gibt es auch „pädophile Arbeitsgruppen“, die laut Carechild als Selbsthilfegruppen getarnte Kinderpornoringe seien, wegen der es auch schon Polizeieinsätze gegeben habe. Vor allem aber haben jene „Humanisten“ jahrelang versucht, Pädophilie zu mehr gesellschaftlicher Anerkennung zu verhelfen und eine Quasi-Legalisierung von Sex mit Kindern gesetzlich verankern zu lassen. Auch deren eigene Hompepage bezeugt ein zumindest schwer umstrittenes Verhalten zu diesem Thema. Was besonders pikant ist: Leutheusser-Schnarrenberger hat als erste Politikerin die Kirche wegen der priesterlichen Untaten frontal angegriffen, aber gleichzeitig eine Verlängerung der Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch abgelehnt. Noch übler ist der Fall des grünen Politik-Stars Daniel Cohn-Bendit: Während die Kirche nun reihenweise Priester suspendiert, die vor Jahrzehnten in Missbrauch verwickelt waren, ist Cohn-Bendit weiter unangefochtener Guru der Grünen – obwohl er im Buch „Der große Basar“ selbst den sexuellen Missbrauch von Kindern in einem Kindergarten zugegeben hat. Ein weiterer provozierender Fall ist der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand, der Neffe des früheren Langzeitpräsidenten der Grande Nation. Er war nicht nur ein lautstarker Kritiker der Verhaftung von Roman Polanski – dem die fortschrittliche Kunstszene so gerne die Vergewaltigung einer Minderjährigen nachsehen möchte. Der hauptberufliche Neffe und derzeit nebenberufliche Sozialist als Feigenblatt in einem bürgerlichen Kabinett hat auch vor vier Jahren ein Buch geschrieben: „Ma mauvaise vie“ (Mein schlechtes Leben). In diesem lange unbemerkt gebliebenen Bekenntnis-Buch schildert Mitterrand blumig und begeistert den Reiz seiner pädophilen Aktivitäten in Thailand und Paris. Die Aufregung um diese spät entdeckten Bekenntnisse währte übrigens kurz, weil sie von der Front National des Monsieur LePen entdeckt worden waren – und offenbar deswegen für Medien und Intellektuelle weitgehend unerheblich blieben. Während der ORF und viele Medien im In- und Ausland derzeit so tun, als ob man jedem Kirchenmann heute in sehr weitem Bogen ausweichen müsste, während das Staatsfernsehen den letzten Dorfpfarrer vor die Kamera setzt (wenn er nur verspricht, kräftig gegen den Papst loszuziehen), während österreichische Grünpolitiker dem überforderten Wiener Kardinal gute Ratschläge schreiben, sind die linken Kinderschänder tabu. Es geht nur gegen die Kirche – obwohl sie als Institution an sich konsequenter denn alle anderen jeden Kindesmissbrauch verurteilt. Oder vielleicht gar deshalb? Übrigens könnte sogar die österreichische Ministerin Claudia Schmied, der immerhin all unsere Kinder anvertraut sind,  ein deutliches Zeichen setzen: Warum gibt sie eigentlich bei den diversen gemeinsamen EU-Räten dem französischen Kollegen mit einschlägiger Vergangenheit die Hand? Haben nicht auch im Jahr 2000 europäische Sozialisten den vermeintlichen Nachkommen Adolf Hitlers den Handschlag verweigert? Aus angeblicher moralischer Aufrichtigkeit? Das würde übrigens auch dem oft behaupteten Wunsch Schmieds, die Gesellschaft durch ihre Politik zu verändern, gut anstehen. Schließlich kann niemand bestreiten, dass die zahllosen Missbrauchsfälle Zeichen einer gesellschaftlichen Klimakatastrophe sind, gegen die etwas getan werden muss. Wo ist übrigens die große Aufdecker-Aktion der Bildungsministerin gegen sadistische und sexuelle Kinderschänder in staatlichen Erziehungsanstalten aller Art? Wo sind ihre vertraulichen Ombudsstellen? Oder will sie uns durch ihre Untätigkeit vorlügen, Missbrauch sei ein rein kirchliches Phänomen? Aber zurück zur Kirche, die scheinbar durch die mutigen Recherchen von tollkühnen Journalisten, durch die wirklich schweren Verfehlungen einiger Priester und durch die von jedem Selbstbewusstsein freie Reaktion ihrer Bischöfe heute vor einem plötzlichen Kollaps steht. Dieser Kollaps ist aber in Wahrheit gar nicht plötzlich. Denn die Bindungen der Österreicher zur Kirche haben sich schon seit vielen Jahren stark gelockert. Eine brandneue Imas-Umfrage zeigt nämlich eine über viele Jahre kontinuierliche Abnahme etwa des Kirchenbesuchs. Gingen 1973 noch 25 Prozent regelmäßig zur Kirche, so waren es am Beginn dieses Jahres nur noch 9 Prozent (die Zahl der „gelegentlichen“ Besucher ist übrigens mit 26 Prozent konstant geblieben, und die der „seltenen“ Besucher hat sogar von 28 auf 36 stark zugenommen). Weniger stark ist dementsprechend übrigens die Abnahme der Religionszugehörigkeit: Bezeichneten sich 1981 genau 88 Prozent als "katholisch“, so sind es heuer 78 Prozent. Freilich: Ein echter Glaube steckt da nicht mehr dahinter. Nur noch 41 Prozent halten die Bibel für unverzichtbar. Nur noch 25 Prozent sagen: „Es gibt einen leibhaftigen Gott, so wie es in Bibel steht.“ 34 Prozent glauben nur noch vage an „eine geistige Macht über uns“. 28 Prozent sind in irgendeiner Form unentschieden. Jedoch sind nur 13 Prozent sicher, dass es keinen Gott oder etwas Ähnliches gibt (übrigens sehr signifikant vor allem Grünwähler). Für die Kirche ist ein Umdenken angesagt: Nicht die Selbstzerfleischung, sondern das Eingeständnis, dass Priester vielleicht in der Theorie wissen, was Glaube bedeutet, dass sie aber naturgemäß als Menschen um nichts besser sind als alle anderen. Diese eigentlich banale Tatsache hat ein übler Klerikalismus in den letzten Jahrhunderten stark verwischt. Wenn die Kirche aber einmal dieses Eingeständnis schafft und wenn sie konsequent jedem Verdacht nachgeht und nichts mehr zudeckt, dann steht sie moralisch viel besser da als all die Grünen und Sozialisten, die Kinderschändung für unbedenklich halten, wenn es nur einer der ihren ist, der sie begeht.

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Werner Niemand, Bundeskanzler

18. März 2010 01:23 | Autor: Andreas Unterberger

Bei Werner Faymann häufen sich die Katastrophentage. Bad-Style-Days. Diese erlauben einen tieferen Einblick, was unter der Fassade tatsächlich verborgen ist, wenn sie sich einmal nicht aufrechterhalten lässt. Wie leichtgewichtig der Mann mit dem Büroschild Bundeskanzler international wirklich ist, und mit welch miesem Stil er die Regierung führt. Diese Woche gab es zwei Absagen. Einmal musste Maria Fekter das dritte Erstaufnahmelager für Asylanten absagen. Und dann der Kanzler selbst das Europa-Forum Lech. Faymanns Kommentar zur Fekter-Niederlage gibt einen tiefen Einblick, wie er wirklich zu Zusammenarbeit und Regierungsabkommen steht. Mit unverhohlener Schadenfreude zog er alle Register, derer sich sonst nur die Grabenkämpfer in den Parteizentralen bedienen. „Zuerst muss was unbedingt sein, man fährt über die Leute drüber und dann heißt es Kommando zurück.“ So viel zu einem produktiven Koalitionsklima. Bei allen Fehlern, die Maria Fekter in Sachen Eberau gemacht hat, darf man sich doch fragen, warum etwas, was im Regierungsübereinkommen steht, dann zur Bestemmfrage eines Einzelministers umstilisiert wird, nur weil die Sache nicht populär ist. Ein guter Stil für einen Team-Kapitän ist das jedenfalls nicht. Besonders in schwierigen Zeiten wie den unseren. Die Absage des Lecher Treffens scheint dagegen nur eine unwichtige Fußnote zu sein. Die stolz angekündigten Gäste von Putin über Merkel bis Barroso und Berlusconi haben also alle, alle abgesagt. Na und: Sie sind ja schon alle da gewesen bei früheren Kanzlern. Interessant ist aber die Frage: Warum wollen sie heuer nicht? Wirklich nur deswegen, weil es in Krisenzeiten vielleicht nicht so gut ankommt, wenn man in Nobelorten über Pisten carvt, während das Volk zu Hause zum Krisenaderlass gebeten wird? Alles, was in den letzten Monaten über das geplante Europa-Forum zu hören war, legt einen anderen Grund für die Blamage nahe: Hier wurde einfach schlecht vorbereitet. Hier zeigte sich die völlig fehlende internationale Reputation des Regierungschefs. Der Kanzler gab noch ausführliche Interviews, was er mit Putin am Skilift besprechen würde, obwohl aus der Diplomatie bereits zu hören war: Putin habe keinerlei Absicht zu kommen. Auch von den anderen Wunschgästen war die Absage bereits signalisiert, als hierzulande immer noch  mit ihnen geprotzt wurde. Aber auch ein Skiausflug mit Putin ist kein bequemer PR-Gag, sondern ein politisches Ereignis, das inhaltlich und diplomatisch vorbereitet sein muss, damit es überhaupt stattfindet. Und dazu braucht es intensive professionelle Arbeit im Vorfeld. Über die Lech-Absage könnte man lächeln. Mitleidig, schadenfroh oder genervt. Dass wir keine Bilder ins Haus geliefert bekommen, wie Werner Faymann mit den Großen der Welt sportelt, tut niemandem weh (außer dem einzigen Gast, der nicht abgesagt hat, weil er für seinen Vortrag 80.000 Honorar aus Steuergeldern bekommen hätte). Nicht zum Lachen ist freilich das Bild vom Arbeitsstil im Kanzleramt, das uns die Marginalie Lech eröffnet. Ohne viel Vorbereitung lassen sich nämlich nur Inserate als Politikersatz schalten. Gelungenes Regieren kann dagegen nur auf der Basis umfassender, detailreicher und ernsthafter Vorarbeiten passieren. Alles andere ist Geschludere, Pfusch und Verantwortungslosigkeit pur. Bad style eben.

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Die Länder entdecken (vorsichtig) das Sparen

17. März 2010 16:35 | Autor: Andreas Unterberger

Das klingt lobenswert: Eine Reihe von Bundesländern arbeitet an einer Verkleinerung der Landtage. Wirklich sinnvoll wäre jedoch nur eines: die Abschaffung der Landtage. Wirklich lobenswert ist nur der Vorschlag der Salzburger Landeshauptfrau, den Bundesrat gleich ganz abzuschaffen. Die Anregung des steirischen Landeshauptmannes Voves, den dortigen Landtag von 56 auf 36 zu verkleinern, geht zwar in die richtige Richtung. Vor allem ist es erfreulich, dass die Länder nun erstmals eine halbwegs ernsthafte Spardiskussion begonnen haben. Die Anregung ist aber in Wahrheit eine typisch österreichische Idee: Mit halben Mitteln zu halben Zielen. Denn längst sind die Landtage als Ganzes in Frage zu stellen. Der Bund hat in den letzten Jahren schon so viele der - wenigen - Landesaufgaben übernommen und vereinheitlicht, dass kaum noch etwas übrigbleibt. Vom Tierschutz bis zum - knapp vor einer Vereinheitlichung stehenden - Jugendschutz und zur Bauordnung. Noch mehr an Kompetenzen hat die EU an sich gezogen. Wozu also noch überhaupt Landtage? Denn selbst eine Halbierung der Landtagsabgeordneten brächte lange keine Halbierung der Kosten: Die Strukturen und Stäbe, die Legisten und Türlschnapper ließen sich keineswegs proportional verkleinern. In Wahrheit sind die Landtag längst nur noch dazu da, dass jede Partei eine Reihe ihrer Funktionäre vom Staat honorieren lassen kann. Staatspolitisch wichtig ist lediglich die Wahl des Landeshauptmannes und der Landesregierung (über die ja viele Verwaltungsaufgaben laufen). Das aber könnte auch ein unbezahlter und infrastrukturloser Milizlandtag tun, der nur noch zu diesem Zweck zusammentritt. Ebenso könnten die Landeshauptmänner aber auch gleich direkt gewählt werden (etwa wie die Bundespräsidenten). Die ebenfalls oft als Aufgabe genannte Kontrolle der Landesregierungen ist hingegen längst reine Theorie. Wann hat in Wien oder Niederösterreich jemals der Landtag die absolut regierende Landesregierung gemaßregelt? Da wäre es viel besser, man würde die Landesrechnungshöfe unabhängig stellen und aufwerten (etwa dem Bundesrechnungshof unterstellen). Viel ernster ist der Vorschlag der Salzbrugerin Gabi Burgstaller zu nehmen, die eine Auflösung des Bundesrats anregt. Dieser ist nun tatsächlich ein völlig überflüssiges, funktionsloses und teures Gremium. Sehr ernst ist übrigens auch ein anderer Vorstoß eines Sozialdemokraten zu nehmen: der langjährige Spitzenbeamte und Sozialexperte Steinbach hat demonstrativ den Vorsitz im Arbeitsmarkt-Service zurückgelegt. Weil er die neue Grundsicherung für einen aufgelegten Unsinn hält, wei diese das AMS von der eigentlichen Aufgabe der Arbeitsvermittlung abhält, weil das AMS im Gegensatz zu den Sozialämtern nicht zur Überprüfung sozialer Not geeignet ist. Nur werden solche Kritiker eiskalt abserviert, in diesem Fall durch Sozialminister Hundstorfer.

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Putins lange Medien-Hände

17. März 2010 05:39 | Autor: Andreas Unterberger

Der russische Oligarchensohn Alexander Pugatschjow kauft die französische Zeitung "France Soir". Vor kurzem hat ein anderer russischer Oligarch, nämlich Alexander Lebedew, den britischen "Evening Standard" erworben. Diese Häufung mitten in der größten Zeitungskrise der letzten hundert Jahre sollte misstrauisch machen. Gewiss kann man argumentieren, dass wir in einer freien Wirtschaft leben. Gewiss sollte es auch Russen erlaubt sein, ihr Geld beim Zeitungsmachen zu verlieren. Dennoch sollte man sich die Frage stellen: Warum tun die das? Weil sie schlechte Kaufleute sind oder weil sie in solchen Zeitungen (die nicht unbedingt zur Qualitätspresse zählen) vielleicht doch ein Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung sehen? Immerhin wird in Italien dem Premier Berlusconi ein ähnlich einseitiger politischer Missbrauch der Medien vorgeworfen; immerhin hat Premier Putin in Russland mit Gewalt oder Bestechung nun schon fast alle Fernsehsender regierungsfromm gemacht; immerhin steht in Frankreich Präsident Sarkozy in einem engen Nahverhältnis zu den meisten wichtigen Verlegern; immerhin hat sich in Österreich immer dort und dann, wo ein Werner Faymann und ein Michael Häupl etwas zu sagen haben, auf dem Umweg über Inserate von Bund, Gemeinde ein Steuergeldregen über alle jene Medien ergossen, die im Sinne der beiden Herren berichten. Was nun schon fast alle tun; wovon man sich im Herbst etwa die Verteidigung des Wiener Rathauses erhofft; und was zumindest vorerst zwei Boulevardzeitungen das Weitererscheinen ermöglicht hat. Europa hat schmerzlich miterlebt, wie man mit Öl oder Gas Politik machen kann. Hier sind Abhängigkeiten fast unvermeidlich. Bei den Zeitungen und Fernsehstationen wäre es relativ einfach, die Unabhängigkeit von der Politik durch ein paar Gesetze zu sichern. Freilich: Solche Gesetze werden ja von Politikern gemacht. Und die nehmen es sogar in Kauf, dass sich ausgerechnet Moskaus lange Finger ein westliches Medium nach dem anderen kaufen, bevor die Politiker Gesetze machen, welche die Pluralität, Unabhängigkeit und auch wirtschaftliche Lebensfähigkeit der öffentlich-rechtlichen und der Qualitätsmedien sicherstellen.

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Fremde Währung, eigene Fehler

17. März 2010 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Das derzeitige Herumeiern der EU in Sachen Griechenland sollte vor allem eine Gruppe sehr nervös machen: Jene Menschen, die ihre Wohnung, ihr Haus mit einem Fremdwährungskredit finanziert haben. Ohne dass ich hier Finanztipps geben möchte, so scheint es doch ziemlich sicher, dass in den nächsten Monaten der Druck auf den Schweizer Franken - die zuletzt häufigste Währung für Kredite - noch gewaltig zunehmen wird. Nämlich Richtung hinauf. Damit wird die Rückzahlung für jene Kreditnehmer deutlich teurer. Wobei für jene, die einen älteren Kredit haben, das Jahr 2008 ohnedies schon katastrophal war: Hat doch damals der Börsenabsturz alle über Ansparpläne endfinanzierte Kreditverträge ein erstes Mal empfindlich verteuert. Während Euro-Schuldner auf die nun in breiter Front eingeläutete Inflation hoffen dürfen (Sparer sollten diese natürlich panisch fürchten). Gewiss: Viele der Fremdwährungs-Schuldner sind in gewissem Ausmaß selber schuld. Werden sie doch seit Jahren intensiv vor dem damit verbundenen Risiko gewarnt (wenn auch meist nicht von ihrer eigenen Bank . . .). Sie ließen sich aber von den niedrigen Schweizer Zinsen blenden. Vor allem konnten sie einfach nicht glauben, dass sich die Euro-Länder, also die eigenen Regierungen so tief in Schuldenabenteuer stürzen würden. Welche die Schweiz total vermieden hat. Warum schaffte das die Schweiz eigentlich? Liegt sie eigentlich nicht auf dem gleichen Kontinent und genauso weit entfernt von den USA wie die EU? Hat die Schweiz keine riesigen, in großdimensionierte internationale Geschäfte verwickelte Banken? Womit auch schon die beiden Sündenböcke genannt sind, auf welche die EU-Europäer derzeit alle Schuld schieben, um von ihrer eigenen Schuldenpolitik abzulenken. Die Hauptschuld der Schuldner liegt jedenfalls darin, dass sie den eigenen Regierungen und der EU vertraut haben. Ein unverzeihliches Delikt, für das zumindest Zyniker jede Strafe als angemessen ansehen werden. Gewiss: Noch liegen zwei Hindernisse auf dem Weg zur endgültigen Euro-Krise: erstens einige standhafte Juristen, die sagen, die nun diskutierten Hilfskredite für Griechenlands Lotterleben seien in jedem Fall EU-widrig (und könnten nachträglich zu argen Strafen durch den Europäischen Gerichtshof führen). Zweitens ist es - noch - die schwarz-gelbe Regierung in Berlin, die derlei Unsinnigkeiten verhindert. Aber kein Zweifel: Der Druck auf Berlin ist gewaltig. Sozialdemokraten, viele Medien, naive Europa-Begeisterte, aber auch linke Christemokraten wie Luxemburgs Premier Juncker wollen den Griechen unbedingt helfen. Zu Lasten der deutschen und österreichischen Steuerzahler und Franken-Schuldner. Und im Grund scheinen auch Merkel, Schäuble und Westerwelle schon längst weichgeklopft. Nur fürchten sie noch die bevorstehenden Wahltage. In Österreich war Werner Faymann von Anfang an für die Griechenland-Hilfe, und Josef Pröll hat dem keinen erkennbaren Widerstand entgegengesetzt.

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Selber Schuld oder: Der ORF und die Objektivität

16. März 2010 18:40 | Autor: Andreas Unterberger

Man kommt jedesmal neu ins Staunen: Die Entwicklung des ORF zum Kampf- und Hetzsender findet immer neue Eskalationsstufen. Was man nun schon fast an jeder beliebigen Nachrichtensendung ablesen kann. Offenbar als Belohnung dafür bekommt der Staatsfunk nun 160 Millionen Euro aus dem Steuertopf, den die Regierung gleichzeitig verzweifelt durch einen brutalen Griff in unsere Taschen wieder zu füllen versucht. Da ist es etwa eine Spitzenmeldung(!) in den Ö1-Nachrichten (bei Ö3 würde man es ja gar nicht mehr erwähnen, so viele Jahre sind die dortigen Informationen schon grün gleichgeschaltet), dass eine private Gruppe eine Demonstration gegen die FPÖ machen wird. Wenn andere - nicht zur grün-roten ORF-Diktatur gehörende - Gruppierungen demonstrieren, wird das beinhart totgeschwiegen, wie etwa christliche Kundgebungen gegen die Christenverfolgungen in der Welt, obwohl diese Tausende Opfer fordern. Jede Wette, dass niemand begründen kann, inwiefern diese Ungleichbehandlung dem Objektivitätsgebot des Gebührensenders entsprechen würde. Am gleichen Abend macht die ZiB um Mitternacht einen Skandal daraus, dass der Papst zum Thema Missbrauch durch Kirchenangehörige einen Hirtenbrief formuliert. Sofern der Vorwurf überhaupt über bloße Stänkerei hinaus konkretisiert wird, liegt das Vergehen des Papstes darin, dass dieser nicht mündlich, sondern in einem Schreiben reagiert. Außerdem weiß der ORF schon jetzt, bevor auch nur eine Zeile veröffentlicht ist, dass das Schreiben einseitig und ungenügend sein wird. Aber in hohem Ausmaß sind Österreichs Bischöfe selber schuld: Schicken sie doch einen Mann in die ORF-Gremien, der immer nur der dortigen linken Mehrheit die Mauer macht, der sich aber im ORF neben seinen eigenen Interessen noch nie erkenntlich für die Kirche selbst engagiert hat. Auch die Freiheitlichen dürfen sich nicht über den ORF beklagen: Haben sie doch mitgestimmt, dass das Wrabetz-Team ins Amt kommt. Und auch die ÖVP darf sich nicht aufregen: Hat sie doch selbst in den letzten Wochen zugestimmt, dass der finanziell total am Abgrund stehende ORF die erwähnten 160 Millionen Euro bekommt, ohne dass er etwa zu einem objektiven und ausgewogenen Programm verpflichtet würde. Ganz im Gegenteil. Wenige Stunden nach den erwähnten Sendungen hat die SPÖ eiskalt einen bekannt "objektiven" Arbeiterkämmerer an die Spitze des Publikumsrates gehievt und ebenso hemmungslos gegen den Widerstand des Koalitionspartners alle Möglichkeiten zur linken Besetzungen von neuen Stiftungsräten genutzt. (Da erwidern nun manche, dass auch unter Wolfgang Schüssel die ORF-Positionen einseitig besetzt wurden. Was schlicht falsch ist: Damals besetzte der Koalitionspartner überproportional viele Stiftungsrats-Funktionen. Die dann übrigens vom BZÖ ebenfalls zur Wrabetz-Wahl genutzt wurden.) Aufregen dürften sich lediglich die Hörer und Seher: Aber auf die hat ja noch nie jemand gehört. Die dürfen nur zahlen, sich ärgern und zu deutschen Sendern wechseln, wo man viel mehr Pluralität findet.

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Fußnote 82: Die Pädophilen

15. März 2010 16:58 | Autor: Andreas Unterberger

In den Niederlanden löst sich eine Pädophilen-Partei auf. Diese vor drei Jahren gegründete Partei wollte Sex mit Kindern zumindest ab zwölf Jahren und jede Form von Kinderpornografie legalisieren. Die gute Nachricht: Die Partei fand zuwenig Unterstützung. Die schlechte Nachricht: Niemand hat sich um die Existenz einer solchen Partei gekümmert oder groß darüber berichtet. Was zunehmend den Verdacht verstärkt, dass es der großen Aufregung um einschlägige Widerlichkeiten in kirchlichen Institutionen vor 30 und mehr Jahren nicht so sehr um die Kinder geht, sondern um die Möglichkeit, gegen die Kirche zu hetzen. Was man ja auch daran ablesen kann, dass ähnliche Vorkommnisse in Kasernen, in staatlichen Internaten oder bei Sängerknaben höchstens kurz erwähnt werden. Für manche geht es nur darum, die letzte - mehr hilflos als erfolgreich - um moralische Maßstäbe bemühte Institution diskreditieren zu können. Die schweigenden bis masochistischen Reaktionen aus der Kirche öffnen allerdings auch ein weites Feld.

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Fußnote 81: Rotlicht für Nachtschiene

15. März 2010 16:45 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt wird uns auch noch das letzte sehenswerte Fernsehprogramm abgestellt. Wiener Kabelfernseher hatten seit einiger Zeit eine lustige Fluchtschiene vor dem Einheitsbrei aus linken ORF-Nachrichten und amerikanischen Massenproduktions-Serien: Die "Nachtschiene" auf W24, auf der man Straßenbahnfahrten von Endstation bis Endstation verfolgen konnte. Kommentarlos und mit einer fix neben dem Fahrer montierten Kamera. Es war zumindest spannend, wer als erster erriet, welche Linie das nun sein mag. Und jetzt will uns ein sogenannter Datenschützer auch dieses letzte Fernseh-Vergnügen abdrehen: Diese Straßenbahnfahrten würden gegen den Datenschutz verstoßen! Und die von hirnlosen Parlamentariern erlassene Gesetzesflut gibt diesem Begehren sogar gute Chancen. Hängt dieses skurrile Begehren vielleicht gar damit zusammen, dass dieser berufsmäßige Daten-Paniker namens Hans Zeger ständig im ORF zu sehen ist, wo man natürlich jede Konkurrenz aus dem Weg räumen will, die spannender ist als das einstige Testbild und das heutige ORF-Programm?

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Die Spekulanten-Verschwörung

15. März 2010 10:23 | Autor: Andreas Unterberger

Eine „Spekulanten-Bande“ gefährdet den Euro. So ruft es seit Tagen aus den Boulevardzeitungen und aus vieler Politiker Mund. Auch in Antworten zu einem vor zwei Tagen hier erschienen Blog (der aufgefordert hat, Griechenland doch in Konkurs gehen zu lassen) hat so mancher auf die „Spekulation“ verwiesen. Das ist aber trotz der Lautstärke dieser Rufe ein Argument, das ins Leere geht. Denn Ursache des Euro-Abgleitens in diesem Jahr ist nicht die „Spekulation“ – was auch immer man jeweils darunter verstehen will –, sondern einzig die Tatsache, dass eine Reihe von Euro-Ländern Budgetdefizite von weit mehr als 20 Prozent (beziehungsweise von weit mehr als zehn Prozent des BIP) eingestehen muss. Und dass es keinerlei Anzeichen gibt, dass diese Schuldenmacherei ein Ende findet. Was naturgemäß das Vertrauen in den Euro stört. Es ist nicht Spekulation, sondern Intelligenz, jemandem kein Geld mehr zu geben, der immer mehr Schulden anhäuft. Oder nur zu einem sehr hohen Preis (=Zinsen). Wäre nicht die größte Konkurrenzwährung, der Dollar, von ähnlichen Schuldenproblemen geplagt, und würden die soliden Schweizer nicht freundlicherweise wie wild ihnen angebotene Euro vom Markt weg kaufen, um einen allzu starken Frankenanstieg zu verhindern, wäre der Euro-Absturz noch viel steiler. Wenn Politiker in einer solchen Lage plötzlich anfangen, „Spekulanten“ zu attackieren, dann wollen sie den Spiegel zerschlagen, der ihnen die eigenen Sünden zeigt. Dann sind sie wieder einmal auf der Jagd nach einem Sündenbock. Noch dazu, wo sich niemand wehren wird, weil sich niemand als „Spekulant“ fühlt, sondern weil jeder versucht, mit dem eigenen beziehungsweise dem ihm anvertrauten Geld möglichst erfolgversprechend umzugehen. Seit es Gläubiger und Schuldner gibt, also seit Jahrtausenden, gibt es die Regel: Wenn ein Kreditnehmer als bombensicher eingeschätzt wird oder wenn er wertvolle Pfänder beistellen kann, dann muss er viel weniger Zinsen zahlen als ein wackliger Schuldner. Wenn man in eine Kategorie von Schuldnern gehört, von denen die kreditgebende Bank annehmen muss, dass im Schnitt jeder zwanzigste umfällt, dann muss sie um fünf Prozent höhere Zinsen verrechnen, will sie nicht selber umfallen.

Geldverleiher sind immer unpopulär

Ebenso viele Jahrtausende gibt es die propagandistische Antwort der Schuldner: Sie bereuen nicht ihre mangelnde Sparsamkeit, sondern beschimpfen regelmäßig die knausrigen Geldverleiher als Spekulanten oder Wucherer – oder klagen über eine „Kreditklemme“. Geld zu verleihen mag zwar bisweilen ein Geschäft sein, populär wird man damit nie. Das war übrigens auch eine der historischen Wurzeln des Antisemitismus. Besonders skurril und widersprüchlich waren in den letzten Wochen die Kommentare von linken Politikern und Journalisten in Sachen Griechenland. An einem Tag beschimpften sie die Banken, weil sie den Griechen keine Kredite mehr geben wollten; und am anderen Tag beschimpften sie die Banken, weil sie Spekulanten seien, die höhere Zinsen verlangen. Ohne allzu technisch werden zu wollen: All das Gesagte gilt auch für die kompliziert klingenden Finanzprodukte wie Derivate oder Credit Default Swaps (CDS). Letztere sind etwa die jahrhundertealte Urform von Versicherungsverträgen, in deren Rahmen sich einst in London einige wohlhabende Menschen – natürlich gegen saftige Gebühren – zu kollektiven Ausfallshaftungen für den Untergang einer Schiffsladung verpflichtet haben. Diese Ausfallshaftungen samt Gebühren konnten natürlich auch weiterverkauft werden. Und der Preis bei einem solchen Weiterverkauf entwickelte sich je nachdem, ob die einlangenden Nachrichten die Hoffnung auf ein erfolgreiches Ende der Schiffsreise erhöhten oder nicht. Im Falle Griechenlands ist es heute genauso. Da muss man nur statt „erfolgreiches Ende der Schiffsreise“ einige andere Worte einsetzen: „erfolgreiche Rückzahlung der Griechenland gewährten Anleihen“. Natürlich kann man auf eine solche Rückzahlung auch unabhängig von einer Versicherungs-Haftung wetten – ebenso wie auf den Ausgang eines Pferderennens. Voraussetzung ist nur, dass man jemanden findet, der dagegen wettet. Am Ende wird einer der beiden Wettenden seinen ganzen Wetteinsatz verlieren, aber Griechenland wird von der Wette prinzipiell nicht tangiert. Es muss nur das tun, was es versprochen hat, seine Schulden pünktlich zurückzahlen. Und wenn es das tut, werden all jene, die auf die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands gewettet haben, kräftig auf die Nase fallen. PS: Würde der werte Leser eigentlich derzeit Griechenland seinen Spargroschen anvertrauen? PPS: Ich wette fast nie, und wenn, dann nur um eine Flasche guten Rotweins (die man leider oft trotz Gewinns der Wette nicht bekommt, weil viele Menschen gerne auf die Bezahlung vergessen. Daher wetten die meisten klugen Menschen nur noch mit seriösen Partnern – wenn sie schon glauben, die Zukunft besser als andere vorhersagen zu können).

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Lob für Rot

14. März 2010 07:37 | Autor: Andreas Unterberger

Bisweilen findet das Tagebuch auch an SPÖ-Politikern etwas zum Loben. Was es sofort und ob der Seltenheit mit besonderer Freude kundtut. Ein Lob gilt - ausgerechnet - der Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Und auch wenn es sich nur um eine technische Frage handelt, so zeugt es doch von etlichem Mut, dass sie einen Wunsch des Datenschutzrates (nach dem Föderalismus wohl eines der teuersten Bürokratie erzeugenden Monster) nicht erfüllt. Sie bleibt dabei, die Sozialversicherungsnummern für Zwecke der Bildungsdokumentation zu verwenden. Alles andere würde deutlich mehr kosten. Man kann sicher sein, außer dem Stolz der Datenschützer wird es niemandem sonderlich schaden, dass jene Nummern weitverwendet werden - die ohnedies schon in einer eigenen bürokratischen Schleife von der Statistik Austria umcodiert werden. Was überflüssig genug ist. Denn die Fünfer im Zeugnis kommen durch den Datenschutz auch nicht aus der Welt. Daher Lob für Schmied. Genauso - noch ausgerechneter - für die Wiener SPÖ. Wie das? Sie will in einigen Tagen per Gesetz das gewerbsmäßige Betteln in Wien verbieten. Wie es schon andere Städte getan haben. Denn in der Tat ist die Zahl der Bettler in den Winterwochen in Wien geradezu explodiert. Seither stehen vor jedem Supermarkt oft aufdringliche Bettler, die pro forma irgendwelche abgenudelten Zeitschriften verkaufen. Bis sie am Abend von ihren Hintermännern wieder eingesammelt und in irgendwelche slowakischen Roma-Siedlungen abtransportiert werden. Der Beifall für die Rathaus-Herrscher wäre freilich noch deutlich größer, würden sie jetzt auch noch eine Stadtwache zur Kontrolle des - ein wenig gar zufällig knapp vor Wahlen daherkommenden - Bettelverbots installieren. Etwa durch Kompetenzerweiterung für ihre Großtruppe, die derzeit nur Parkscheine kontrollieren darf. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass das Bettelverbot nur auf dem Papier bleibt. Aber man ist ja auch schon mit Kleinigkeiten zufrieden.

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Lasst die Griechen doch in Konkurs gehen

13. März 2010 06:10 | Autor: Andreas Unterberger

Die Markwirtschaft hat seit langem eine klare Antwort, wenn sich jemand überschuldet: den Konkurs, also ein Ende mit Schrecken. Diese klare Konsequenz hat man im Vorjahr durch weltweite Staatsinterventionen zur Rettung von Banken und Industrien zu vermeiden versucht – und hat nun den Schrecken ohne Ende. Dieser Schrecken ohne Ende wird nun ins schier Unendliche gesteigert, wenn nun die Steuerzahler aus Deutschland und Österreich auch Griechenland mit vielen Milliarden retten sollen. Dafür sind die von allen guten Geistern verlassenen europäischen Regierungen offenbar bereit, sogar die EU- und Euro-Verträge zu brechen. Diese Verträge verbieten es, dass einem überschuldeten Staat geholfen wird, gleichgültig ob diese Hilfe durch andere EU-Staaten, durch die EU, die Europäische Investitionsbank oder die Europäische Zentralbank erfolgen soll. Dieses Verbot hat einen guten Grund: Es soll verhindern, dass sich Euro-Staaten trotz der strengen Regeln der sogenannten Maastricht-Kriterien (die übrigens von österreichischen Links- wie Rechtspopulisten häufig kritisiert worden sind) maßlos verschulden – im Vertrauen, dass einem am Ende der reiche Onkel aus Frankfurt, Brüssel oder Berlin eh helfen werde. Alleine Österreich müsste anteilsmäßig allein für die Rettung Griechenlands mindestens eine halbe bis eine ganze Milliarde Euro zusätzlich hinlegen – während man gleichzeitig gerade verzweifelt nachdenkt, wie man den Österreichern für die Sünden des Vorjahres zusätzlich 1,7 Milliarden durch neue Steuern aus der Tasche zieht. Man also gar nicht weiß, woher man das Geld für die Griechenland-Hilfe nehmen sollte.

Ein Dammbruch droht

Selbst wer auch das noch für finanzierbar hält, wird verstummen müssen, wenn nach den Griechen als nächste die viel zahlreicheren Spanier ebenfalls Geld verlangen. Die Spanier stehen ja genauso schlecht da wie die Griechen. Und kaum besser ist es um Portugal, Italien und Irland bestellt. Pikanterweise lauter Länder, die seit Jahrzehnten fette Milliarden von den Nettozahlern der EU über Struktur-, Regional oder Kohäsionsfonds beziehen, die es also gleichsam gewohnt sind, dass sie ein Dritter rettet. In Griechenland versucht die Regierung nun wenigstens, durch ein hartes Sparprogramm (Mehrwertsteuererhöhung, Kürzung von Beamtengehältern und Pensionen) eine Umkehr einzuleiten, und stellt sich dem aggressiven Protest der Straße entgegen. Offen bleibt freilich, wieweit Athen auch das Krebsgeschwür der wuchernden Korruption in den Griff bekommt. Jeder Grieche gibt im Jahr laut Transparency International im Schnitt 1355 Euro aus, um jemanden zu bestechen beziehungsweise um an ihm eigentlich zustehende Leistungen heranzukommen; dieser Betrag ist allein von 2007 auf 2009 um 23 Prozent gestiegen. Auf die zeitweiligen Versuche griechischer Politiker, wieder einmal das schlechte Gewissen der Deutschen wegen des Weltkriegs zu bemühen, hat Deutschland zum Glück nicht einmal mit dem Ohrwaschel gewackelt. Nur einige Beispiele: Oppositionschef Tzimas: „Wie kann Deutschland die Frechheit besitzen, uns wegen unserer Finanzen zu denunzieren, wenn es noch immer keine Entschädigungen für die griechischen Opfer des Zweiten Weltkrigs gezahlt hat?“ Oder die Kommunisten: „Deutschland hat den Wert seiner Goldreserven aufgebläht, um den Euro zu bekommen.“ In Spanien hat die ebenfalls sozialistische Regierung hingegen sofort knieschlotternd zurückgezogen, als die Gewerkschaften gegen ein – ohnedies nur zartes – Sparpaket mit Beamtengehalts-Kürzungen protestierten. Spanien hat ja derzeit die weitaus linkeste Regierung Europas, während die Griechen und Portugiesen von gemäßigten Sozialdemokraten regiert werden.

Was passiert mit dem Euro?

Was würde aber, so fragen manche besorgt, mit dem Euro passieren, wenn man Griechenland in Konkurs gehen ließe? Oder Spanien? Nun, der Euro würde einige Male wild nach oben und unten ausschlagen – aber sich dann zweifellos kräftig stabilisieren: Europa hätte dann nämlich aller Welt demonstriert, dass es seine Währung ernst nimmt, dass es diese auch gegen die Disziplinlosigkeit der eigenen Mitgliedsländer verteidigt. Das schafft bei Geldanlegern Vertrauen. Fließt hingegen europäisches Steuergeld nach Griechenland, dann  würde der Euro ebenfalls wild ausschlagen – aber letztlich zweifellos tief nach unten sinken. Der Vertrauensverlust wäre nachhaltig und nicht wiedergutmachbar. Die Menschen würden in andere Währungen flüchten; insbesondere der Schweizer Franken würde sich des gewaltigen Ansturms nicht mehr erwehren können und als Fluchtwährung nach oben schnellen, da ja auch der Dollar mit vielen Sünden beladen ist, also kaum noch Fluchtwährung spielen wird. Was geschieht aber mit den Forderungen der österreichischen Banken, die griechische Anleihen im Tresor haben? Auch da gibt es eine klare Antwort: Es wäre noch immer billiger, diesen Banken direkt zu helfen, als durch Hilfe für Griechenland zahllose Nachfolgetäter anzustiften. So wie die vorjährige Hilfe für alle in Probleme rutschenden Banken dazu geführt hat, dass die durchaus üppigen Gehälter im Bankbereich kaum betroffen waren, dass etwa hierzulande keine einzige Bank aus dem viel zu dicht besetzten Bankenmarkt verschwunden ist. So wie in Deutschland die Rettung Opels ein Gesundschrumpfen der Autoindustrie verhindert hat.

Umschulden und reformieren

Vor allem bedeutet eine Zahlungsunfähigkeit eines Staates ja noch nicht, dass Forderungen gegen diesen Staat zu hundert Prozent abgeschrieben werden müssen. Da gibt es interessante Beispiele – etwa Russland oder Polen. Als sie gröbere Finanzprobleme hatten, haben sie sich – meist in Paris – mit ihren Gläubigern zusammengesetzt und Umschuldungsabkommen ausgehandelt. In solchen Abkommen verzichten die Gläubiger beispielsweise auf 30 Prozent ihrer Forderungen, verleihen auch frisches Geld und erstrecken etwa das Zahlungsziel um drei Jahre. Und siehe: All diese Länder haben sich – zusammen mit hartem innerstaatlichem Sparen – erholt. Noch besser ist das Beispiel der Skandinavier in den 90-er Jahren. Sie waren durch die Exzesse des Wohlfahrtsstaates (und Finnland durch den Zusammenbruch des russischen Exportmarktes) in fast ans heutige Griechenland heranreichende Probleme geschlittert. Sie haben mit beinharten („sozial kalten“, „neoliberalen“) Reformen geantwortet. In Schweden etwa geht man heute durchschnittlich um vier Jahre später in Pension als in Österreich. In Dänemark gibt es überhaupt keinen Schutz gegen Kündigungen. Und siehe: Heute stehen diese Länder wieder recht gut da. Und leisten sich immer nur so viel Wohlfahrt, wie sie sich leisten können. Auch aktuell gibt es ein gutes Beispiel: Das sehr neoliberal regierte Polen hat derzeit das weitaus beste Wachstum in der EU.

Ignorieren hilft nicht

Natürlich gibt es auch negative Beispiele wie Argentinien, das als Antwort auf eine Krise beschlossen hat, seine Auslandsschulden zu ignorieren. Dem daher bis heute kaum jemand einen Kredit einräumt. Das bis heute von linkspopulistischen Politikern (Peronisten) regiert wird und nicht aus seinen Problemen herauskommt, obwohl Argentinien nach dem Krieg einmal eines der reichsten Länder der Welt war. Ein weiteres negatives Beispiel droht nun Island zu werden, das nun nach einem populistischen Referendum seine Auslandsschulden nicht zahlen will (die entstanden sind, weil der Staat für die Banken des Landes gehaftet hat). Warum aber sind so viele europäische Regierungen jetzt dafür, Griechenland trotz aller Verbote – oder notfalls um den Preis einer Vertragsänderung – Geld zuzuschieben? Erstens weil es generell kaum noch Regierungen gibt, die das Wort „Nein“ buchstabieren können, wem gegenüber auch immer. Und zweitens, weil die meisten Regierungen selber viel zu hohe Defizite machen und daher gerne selber die Garantie hätten, dass auch sie und ihr Land letztlich von anderen herausgeboxt würden. Nur wird es nach einer „Rettung“ Griechenlands bald niemanden geben, der sie herausboxen könnte.

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Die Prioritäten des Herrn Darabos

12. März 2010 14:43 | Autor: Andreas Unterberger

Dem Bundesheer wurde in dieser Woche der größte Rückgang seines Budgets verkündet. Und das wenige Tage, nachdem nun sogar schon die international renommierte Frankfurter Allgemeine Zeitung eine ebenso penible wie katastrophale Auflistung all dessen veröffentlicht hat, was im Bundesheer alles schon bisher nicht funktioniert. Was aber tut der Verteidigungsminister zwei Tage, nachdem er das erfahren hat? Norbert Darabos macht eine Pressekonferenz - über die Exhumierung von auf einem Kasernengelände vermuteten SS-Opfern. Ein mutiger "Standard"-Journalist schreibt darüber und formuliert, dass sich Darabos "lieber darauf konzentriert, die Geschichte aufzuarbeiten", statt sich mit der Lage des Heeres auseinanderzusetzen. Und was tut darauf der Pressesprecher desselben Ministers? Er schreibt einen langen Brief an den "Standard"-Herausgeber. In dem er jene Pressekonferenz in Zusammenhang mit der Rosenkranz-Kandidatur rückt. In dem er jenen Journalisten de facto als rechtsextrem denunziert. Und in dem er nun sogar ankündigt, dass als nächstes die "Verbrechen der k.u.k.-Armee" an die Reihe kämen. Der SPÖ fällt in ihrer Verzweiflung und politischen Perspektivenlosigkeit offenbar überhaupt nichts mehr ein - außer, neben der Nazikeule nun auch wieder die Habsburgkeule aus dem Keller zu holen. Ein guter Tipp, falls auch diese zweite Keule nicht reichen sollte: Auch die römischen Legionen sollen allerhand angestellt haben. Und selbst über die Kelten gibt es Gerüchte …

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SN-Kontroverse: Budgetsanierung

12. März 2010 11:11 | Autor: Andreas Unterberger

Unter dem Titel "Kontroverse" gibt es nun in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion ausgesuchten Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt. Diese Woche steht die "Kontroverse" unter dem Titel:

Budgetsanierung: Sollen jetzt Reiche und Vermögende zahlen?

In der Folge finden Sie die beiden - unverändert wiedergegebenen - Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Eine Frage der Vernunft

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des "Standard" und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at). Österreich ist ein reiches Land – aber nur für wenige. Die obersten ein Prozent der Bevölkerung besitzen 34 Prozent des Gesamtvermögens. Viel Geld ist in den mittlerweile 2500 Privatstiftungen des Landes überaus steuerschonend geparkt. Dort sammeln sich 60 Milliarden Euro. Den wenigen Reichen stehen rund 1.030.000 Menschen gegenüber, die von Armut gefährdet sind. Ihr Monatseinkommen ist niedriger als 848 Euro. Von Armut akut betroffen sind bereits  492.000 Personen. Sie müssen mit 600 Euro pro Monat auskommen. Das bedeutet Einschränkung in allen Lebensbereichen. Die Steuerpolitik verschärft diese Situation. Bereits 92 Prozent aller Steuern belasten die Erwerbseinkommen, aber nur mehr sechs Prozent der Steuern die Vermögen. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Steuern auf Vermögen abgeschafft – zuletzt sogar die Erbschafts- und Schenkungssteuer. Österreich ist ein international ausgewiesenes Steuerparadies für Reiche. Die OECD reiht Österreich an vorletzter Stelle. Nun droht die Lage überhaupt zu kippen. Um die Folgen der Finanzmarktkrise zu bewältigen überlegt die Regierung höhere Massensteuern. Mineralölsteuer und vermutlich auch die Mehrwertsteuer sollen angehoben werden. Ein strikter Sparkurs, also Einschnitte im Sozialsystem, ist angesagt.  Zwar hat man sich auch auf eine Bankenabgabe geeinigt,  wie diese im Detail ausschaut, ist allerdings noch offen. Wenig zu hören ist hingegen von einer Vermögenszuwachssteuer (warum sollen eigentlich nur Sparbücher versteuert werden?),  der Finanztransaktionssteuer, einer angemessenen Stiftungsbesteuerung oder der Börsenumsatzsteuer. Die weitere soziale Schieflage und ihre Folgekosten würden so zumindest gemildert. Und das ist nicht eine Frage der Ideologie, sondern eine der Vernunft.

Die Reichen: Wer? Wir?

Andreas Unterberger Es ist ein unglaublicher Skandal, dass die Regierung – statt ernsthaft zu sparen – nach Jahren der Verschwendung plötzlich weitere 1,7 Milliarden von den Steuerzahlern holen will. Hat doch Österreich jetzt schon die vierthöchste Abgabenquote in der EU, ist doch in fast allen anderen Ländern der Teil der Einkommen deutlich niedriger, den der Staat wegnimmt. Nun versucht vor allem die SPÖ so zu tun, als ob die neuen Steuern ohnedies nur die „Reichen“ treffen werden. Aber längst spüren sogar Arbeiter und Pensionisten, dass es immer auch sie erwischt, wenn es angeblich gegen die Reichen geht. Das ist bei jeder Bankensteuer so. Das ist bei jeder Vermögenssteuer so – zumindest für jene (vielen), die etliches erspart haben, die ein Wochenendhaus oder ähnliches besitzen. Will man hingegen all diese „Reichtümer“ verschonen, wird die Steuer nur noch eine Bagatelle einbringen, die kaum die Verwaltungskosten deckt. Natürlich gibt es auch ein paar Promille wirklich Reicher. Die haben ihr Vermögen investiert oder in irgendeiner Form auf der Bank. Liegt es auf der Bank, dann ist es schneller aus Österreich draußen, als das Bundesgesetzblatt gedruckt ist. So wie nach Einführung der Stiftungen viele Vermögen nach Österreich geflossen sind, die hier trotz des niedrigen Steuersatzes die Einnahmen deutlich vermehrt haben, so schnell geht es auch in die umgekehrte Richtung. Dann mögen sich die klassenkämpferischen Ideologen freuen – sofern ihnen die zusätzlich aufgerissenen Löcher im Budget egal sind. Geldkapital ist wie ein scheues Reh. Es ist schnell vertrieben – und kommt dann lange nicht wieder zurück. Sind aber die Reichtümer in Unternehmen investiert, dann ist der Schaden durch eine ideologische Reichen-Jagd noch viel schlimmer. Dann trifft sie nicht nur das Budget, sondern auch die Arbeitsplätze.

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Die Sünden der Kirchenmänner

12. März 2010 05:53 | Autor: Andreas Unterberger

Kritische und autoritätsskeptische Menschen haben nicht erst der Häufung schrecklicher Berichte aus katholischen Instituten bedurft: Wer sich seinen persönlichen Glauben bewahren wollte – sofern er ihn je gehabt hatte –, der musste sich immer wieder klarmachen: Nirgendwo steht, dass Priester bessere Menschen sind als andere. Sie haben zwar für gläubige Menschen durch ihre Weihe gewisse transzendente Befugnisse; wer das Neue Testament liest, weiß aber, dass sie im Schnitt genauso sündig wie alle anderen sind. Was freilich nichts ändert an der Widerlichkeit solcher Menschen, die sich als – geistlicher wie weltlicher – Erzieher sexuell oder sadistisch an Kindern und Jugendlichen vergehen. Die Traurigkeit dieser Gestalten ist alles andere als ein negativer Gottesbeweis. Freilich: ein positiver schon gar nicht. Selbst wenn man annimmt, dass die sexuellen Täter eher die Verschämtheit geheimer Orte gesucht und  die Hilflosigkeit bestimmter Kinder ausgenutzt haben, dann ist es doch sehr wahrscheinlich, dass zumindest bei den sadistisch veranlagten Typen die Umgebung ziemlich genau Bescheid darob gewusst hat. In meiner Erinnerung an eine leider schon etliches zurückliegende Zeit ist es bis heute deutlich, dass wir als Volksschüler (und damit wohl auch der ganze Lehrkörper) alle gewusst haben, bei welchen Lehrern heftige Ohrfeigengefahr bestanden hat und bei welchen nicht. Dennoch sind auch die guten Lehrer nie auf die Idee gekommen, etwas gegen die handgreiflichen zu unternehmen. Und das ist ein Teil dessen, was uns heute so schwer erklärlich ist.

Die Kultur der Gewalt

Freilich müssen wir uns über eines im Klaren sein: Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich eine Kultur herausgebildet, die Kindern Schutz gegen Misshandlungen geben will (obwohl schon Christus in einem mehr als verständlichen Anfall von Rachebedürfnis die Täter, die sich an Kindern vergreifen, am liebsten mit einem Mühlstein um den Hals versenkt hätte). Bis dahin hat sehr intensiv das Prinzip geherrscht: Wer sein Kind liebt (oder es kontrollieren will?), der schlägt es. Das war im Grund in allen Erziehungs-, Ausbildungs- und Kinderaufbewahrinstitutionen unbestritten, ob staatlich, ob kirchlich, ob privat. Man denke nur an die Berichte über die oft lieblose Strenge, mit der junge Habsburger aufgezogen wurden. Man lese den Jungen Törless. Brutalität war selbstverständlicher Teil der Rekrutenausbildung bis in die Weltkriege. Das war durch viele Generationen auch das handgreifliche Prinzip in den meisten Familien. Und wenn ein Kind zu seinen Eltern gekommen wäre, um sich über einen Lehrer zu beklagen, dann wusste es meist schon im Vorhinein die Antwort: Der Lehrer wird schon recht haben (so wie Eltern heute umgekehrt fast automatisch den Lehrer beziehungsweise den Erzieher im Unrecht sehen). Dort aber, wo Erzieher gleichsam die absolute Herrschaft über die Kinder haben, ist der Schritt vom gewalttätigen zum sexuellen Vergehen nicht mehr groß. Für manche Typen wohl fast verführerisch. Ohne im Verdacht zu stehen, ein Feminist zu sein, sollte man noch etwas zu bedenken geben: Viele Untaten hängen höchstwahrscheinlich auch damit zusammen, dass bis vor wenigen Jahrzehnten Bildung und Erziehung – zumindest von Buben – überwiegend in den Händen von Männern gelegen sind. Und die hatten in einer lange gesellschaftlich akzeptierten, vielleicht auch biologisch determinierten Rollenteilung bei der Erziehung immer ihre Aufgabe in Härte und Konsequenz gesehen, während Frauen eher für die liebevolle Nachsicht zuständig waren. Vielleicht dominiert deshalb nach den männlichen Exzessen nun seit  dem Wechsel zu einer fast rein weiblichen Lehrerschaft der weibliche Exzess die Debatte, dass man jedem Jugendlichen eigentlich sein Zeugnis schenken sollte, weil Durchfallen eine zu harte Konsequenz für Nichtkönner und Nichtwoller wäre.

Die Kirche als Tatort

Aber zurück zu den Kindes-Misshandlungen im kirchlichen Bereich. Warum war es dort so schlimm? Erstens: War – oder: ist – es dort überhaupt schlimmer als anderswo? Die wenigen statistischen Vergleiche, die ich kenne, indizieren, dass nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Fälle im kirchlichen Milieu spielt. Überdies gibt es für alle anderen Milieus nicht die zumindest neuerdings innerkirchlich breit aufgestellten Ombudsmänner, an die man sich auch unter voller Wahrung des Diskretion wenden könnte. Allen anderen Opfern und Zeugen bleiben oft nur staatliche, zur sofortigen Anzeige verpflichtete Stellen, an die man sich aber nicht wendet, wenn man sich aber schämt, sich als Opfer zu outen. Zweitens: Primär ist dieser Eindruck eines rein kirchlichen Problems vor allem durch die Medien entstanden, die sich natürlich mit Begeisterung auf Missbrauchs-Themen aus dem kirchlichen Bereich stürzen. Das ist gschmackig, „normaler“ Missbrauch im großfamiliären Milieu ist fad, weil allzu häufig. Für die Leser und damit auch die Journalisten. Im kirchlichen Bereich ist das Thema natürlich schon deshalb viel spannender, weil sich die Amtsträger der Kirche – ganz im Kontrast zu allem, was man in der Bibel lesen kann –  auch als Person einen erhabenen moralischen Anspruch zubilligen. Vor diesem eigentlich absurden und durch nichts legitimierten Anspruch wird aber natürlich jede Verfehlung viel spektakulärer. Drittens: Die Vermutung ist trotz dieser Relativierung durch die Statistik groß, dass priesterliche und andere kirchliche Berufe eine besondere Attraktion für jene Männer haben, die sich mit dem anderen Geschlecht nicht so leicht tun oder die sich primär zu Kindern hingezogen fühlen. Durch den Gang ins Kloster erspart man sich die blöden Fragen von Verwandtschaft & Co: „Hast Du endlich eine Freundin?“ Trotzdem ist klar: Die große Mehrheit der Priester, die ihre Keuschheitsgelübde brechen, verletzen diese durch Beziehungen mit erwachsenen Frauen und nicht durch pädophile Akte. Viertens: Es fällt jedenfalls auf, dass außerhalb des kirchlichen Milieus der sexuelle Missbrauch primär einer ist, der von Männern an kleinen Mädchen begangen wird; einschlägige – zweifellos auch oft genug taktisch erfundene – Vorwürfe gehören fast schon zum Standardrepertoire jedes schärferen Scheidungskrieges. Im kirchlichen Bereich ist es umgekehrt – der gleichgeschlechtliche Kindesmissbrauch wird aber (trotz aller Schwulenehe-Propaganda) gesellschaftlich noch viel negativer gesehen als der heterosexuelle.

Verdrängen als Reflex

Fünftens: Bei so schmerzvoll peinlichen Taten wie Kindesmissbrauch haben nicht nur Täter, sondern auch Opfer und mit den Opfern mitfühlende Menschen vor lauter Scham meist einen Primärreflex: nur ja nichts nach außen dringen lassen, ignorieren, wegschauen, zudecken, vergessen, verdrängen. Man will dem Kind und oft genug auch sich selbst die Schande ersparen, allzu viel darüber reden zu müssen. Man akzeptiert auch allzu leichtfertig die - in Wahrheit kaum glaubwürdigen - Beteuerungen der Täter, dass "es" nie wieder vorkommen werde. Sechstens: In der Kirche kommen noch zwei andere – einander eigentlich widerstrebende – Faktoren dazu: einerseits das Institut der Beichte, die mit großer Strenge die Anonymität von Sündern aller Art wahrt. Dieses Institut hat lange den Umgang auch mit Verbrechen wie Kindesmissbrauch geprägt, wo man nach diskretem Bekenntnis, Reue und Absolution die Taten gleichsam als abgewaschen angesehen hat. Und zwar auch dann, wenn kirchliche Institutionen außerhalb der Spielregeln einer Beichte von Missbräuchen erfahren haben. Zweitens gibt es in den letzten Jahrzehnten in der Kirche aber umgekehrt auch eine neue - und außerhalb der Kirche völlig unübliche - Kultur der intensiven öffentlichen Selbstbezichtigung und Entschuldigung für lange zurückliegende Taten: für Verfahren gegen Astronomen genauso wie für Ketzerprozesse. Nach so viel Reue-Süchtigkeit der Kirche ist man dann ganz erstaunt, wenn man bei seriösen Historikern nachlesen kann, dass etwa der Großteil der Hexenprozesse und Folterungen von staatlichen Autoritäten begangen worden ist – von katholischen genauso wie von protestantischen; dass Päpste immer wieder versucht haben, diese Exzesse der Fürsten zurückzudrängen; dass nur ein sehr kleiner Teil solcher „Verfahren“ kirchliche Würdenträger als Täter involviert haben. Siebentens: Milder zu sehen als die sadistischen und pädophilen Verbrechen sind die Fälle, die heute freilich differenzierungslos unter Missbrauch in der Kirche gezählt werden: Wenn etwa der 18-jährige Jugendführer auf einem Zeltlager mit einer 13-jährigen im vollen gegenseitigen Einverständnis „etwas hat“. Das ist gewiss verboten, in meinen Augen aber Lichtjahre von den nun berichteten Untaten entfernt. Achtens: Letztlich kann man aber doch optimistisch sein: Die gesellschaftliche Kultur hat sich so stark gewandelt, dass kaum ein Opfer, Mitwisser, Zeuge oder sonstwie um Missbräuche Wissender heute noch schweigen würde, wenn in Schulen, in Heimen, in Lagern geprügelt wird, wenn sich dort einer an Kindern sexuell vergehen würde. Ob im kirchlichen Bereich oder außerhalb. Neuntens: Am jüngsten Bericht eines Opfers in einer Fernsehsendung fiel auf, dass er einst die sadistischen Taten als viel schlimmer empfunden hat denn die sexuellen. Wir sollten daher unser kritisches Augenmerk mindestens mit der gleichen Intensität auf den Sadismus wie auf die Pädophilie richten. Auch weil die Brutalität oft das Tor zu sexuellen Taten öffnet. Und da ist unsere Kultur noch lange nicht so weit, dass man beispielsweise Gewaltfilme genauso streng verpönt wie etwa Kinderpornos. Diese werden im Gegenteil weiterhin in öffentlich-rechtlichen Medien aufgeführt. (Die besonders zynische Doppelbödigkeit des ORF noch in einem weiteren Zusammenhang hat eine wenige Stunden zurückliegende Tagebucheintragung aufgespießt). Und zehntens: Die Jahrhunderte unter einem Glassturz stehende Kirche hat sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass sich die Dinge ins Gegenteil verkehrt haben: Dass früher allzu viel Missstände verborgen geblieben sind, und dass jetzt jeder Fehler der Kirche (siehe etwa die Aufregung um die teilweise Pardonierung der Pius-Bruderschaft wegen eines anfangs unbeachtet gebliebenen Interviews eines dieser Brüder) zu einem Riesenthema wird. Was durch eine katastrophale Kommunikations-Strategie noch verschlimmert wird - von den ständigen selbstgerechten Auftritten von hiesigen Caritas-Funktionären bis zur römischen Alles-Zudeck-Mentalität.

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Der liebe Udo und der böse Pfarrer

12. März 2010 01:37 | Autor: Andreas Unterberger

Schon in Dutzenden Sendungen hat sich der ORF in den letzten Tagen kritisch und polemisch mit den Kindesmisshandlungsfällen in der katholischen Kirche befasst. Hat daraus auch oft die Spitzenmeldung des ganzen Weltgeschehens gemacht. An sich legitim, auch wenn der ORF Kindesmisshandlungen außerhalb der Kirche in aller Regel nicht einmal unter ferner liefen behandelt. Das wird aber zum echten Skandal, wenn man sich die gleichzeitigen Udo-Proksch-Festspiele im ORF ansieht und anhört. So schlimm alle nun bekanntwerdenden Kindesmisshandlungen sind, so sind sich doch alle Gesellschaften und Rechtsordnungen einig: Noch viel schlimmer ist Mord - ob nun ein Mensch oder sechs getötet werden, wie es einst Udo Proksch getan hat. Was aber macht der ORF? Er fördert einen Film durch öffentlich-rechtliche Gelder und intensive Promotion, in dem der Sechsfachmörder nach Angaben des Regisseurs primär als lustiger Kerl porträtiert wird. Ehemalige ORF-Chefs erklären uns in der Vorauspropaganda vor der Kamera – ohne sich zu schämen oder von irgendjemand deswegen kritisiert zu werden –, Proksch sei ja nicht böse gewesen, sondern habe nur die „Ornamentik des Bösen“ geliebt. Und die brutale Mordtat wird in dem Film nur am Rand gestreift, wie der Regisseur zugibt. Da wird einem endgültig übel: Der gleiche ORF, der sich mit Begeisterung über die grauslichen Untaten von Kirchenvertretern erregt, windet einem sechsfachen Mörder Lorbeerkränze. Und zeigt keine Sekunde auch nur den Hauch jenes schlechten Kollektivgewissens, mit dem derzeit jeder Priester auftritt, auch wenn dieser ganz normal veranlagt ist. Genausowenig tut das die große Blase einstiger Proksch-Gespielen, die allesamt noch keinen Hauch von Reue oder Entschuldigung gezeigt haben. Die heute noch als Pensionisten-Chef das Staatsbudget demolieren dürfen, die heute noch als Bundespräsident so tun dürfen, als wären sie eine moralische Autorität. Die nie mit kritischen Fragen über ihren Freund konfrontiert werden, obwohl seine Taten lange von vielen Sozialdemokraten gedeckt worden sind. Die Kirche muss sich im Staub winden. SPÖ, Prokschs Logenbrüder und der ORF dürfen hingegen in widerlichem Zynismus einen noch viel schlimmeren Verbrecher als kreativen, lustigen und netten Kerl vermarkten; zu diesem Urteil leitimiert schon die flächendeckende Vorauspropaganda. Das ist ungefähr so verlogen, wie wenn die Kirche pädophile Priester nicht (neuerdings) hinauswerfen oder (alterdings) in als ungefährlich angesehene Altersheime versetzen würde, sondern ganz bewusst einen Propagandafilm über sie machen würde, in denen sie als lustige Kerle wegkommen. Widerlich. (Zu den Missbrauchs-Skandalen in Kürze mehr: Was wiegt es, was hat es?)

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Fußnote 80: Die Polizei in der Gosse

11. März 2010 12:17 | Autor: Andreas Unterberger

Der Wiener Polizeipräsident macht Werbung für "Österreich". Kaum hat man glauben können, die neue Führung der Wiener Polizei führe diese aus der riesigen Krise rund um Rotlichtkontakte, Erpressungen, prügelnde Polizisten, so wird man schon eines besseren belehrt: Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl macht Radio-Werbung für eines der übelsten Boulevard-Blätter dieses Landes, nämlich das "Österreich" des Herrn Fellner. Gleichzeitig erscheint in jener Zeitung eine Polizei-Serie, an der sehr interessant wäre, wie sie finanziert wird. Macht doch dieses Blatt sehr viel - wenn nur Geld fließt. Dass Herr Pürstl im übrigen der gleichen Partei nahesteht, deren Vorsitzender in jenem Blatt zum "Obama von Österreich" ernannt worden ist, ist natürlich auch ein reiner Zufall. Sollte da bald wieder einer absalutieren?

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Kinder, Autos, Banken

11. März 2010 01:18 | Autor: Andreas Unterberger

Imas hat untersucht, welche Taten nach Meinung der Österreicher härter bestraft werden sollen. Die Liste ist sehr lang. Bei der Reihung zeigt sich, dass die jeweils aktuelle  Berichterstattung auch das Rachebedürfnis der Österreicher beeinflusst, während es offensichtlich eine Reihe von Delikten gibt, bei denen man keineswegs nach Strenge ruft. Vielleicht weil man sie selber bisweilen begeht? Weitaus an der Spitze beim Ruf nach strengeren Strafen liegt jedenfalls mit 78 Prozent der sexuelle Missbrauch von Kindern. Kein Wunder nach der Berichterstattung der letzten Tage. Im blau-orangen Eck sind diese Strafverschärfungen übrigens schon viel länger gefordert worden. Hingegen nur sehr geringes Bedürfnis nach strengeren Strafen gibt es bei: Ehebruch, Schwarzarbeit, Beschimpfung von Asylanten, Widerstand gegen die Polizei (das überrascht), Antisemitismus, Ladendiebstahl, Erschleichung von Subventionen, Weitergabe von Amtsgeheimnissen: Hier wollen nur zwischen 8 und 19 Prozent mehr Strafe. Die (sozial sehr schädliche) Schwarzarbeit wird fast harmlos angesehen wie der an der Spitze des Desinteresses liegende Ehebruch, der ja in Wahrheit längst nicht mehr strafbar ist. So sind wir halt. Überraschend ist hingegen, dass 46 Prozent nach strengeren Strafen für den "Handel mit Pornografie" rufen - ein längst ganz legal gewordenes Gewerbe! Kommt da gar eine neue Debatte auf uns zu, die eine weitere "Errungenschaft" der 68-er Bewegung zurückdreht? Auffällig ist auch, dass viel mehr nach Strafen für Alko-Lenker als nach Strafen für Autoraser gerufen wird - obwohl die Raser für viel mehr Tote verantwortlich sind als die Promillesünder. Aber die Berichterstattung erweckt eben einen ganz anderen Eindruck. Das schlechte Image der Banken und die Beziehung der Menschen zu ihrem Auto kann man wiederum daran ablesen, dass Banküberfälle im gleichen Ausmaß nach strengeren Strafen rufen lassen wie Autodiebstähle. Das Auto ist ja unser heiligstes Gut - und den Banken geschieht schon recht.

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Fußnote 79: Die Rolle der Österreicher

11. März 2010 01:00 | Autor: Andreas Unterberger

Als SS-Offizier findet der Österreicher seinen offenbar angestammten Platz im Kulturgetriebe. Christoph Waltz ist zweifellos ein großartiger Schauspieler. Liest man all die Reaktionen zu seiner Oscar-Auszeichnung und erinnert sich der früheren internationalen Filmerfolge aus der Alpenrepublik, dann zeigt sich ein merkwürdiges Phänomen: Österreicher kommen meist nur dann zur Anerkennung im internationalen Kunstbetrieb, wenn sie schön brav die Nazi-Rollen spielen beziehungsweise inszenieren - siehe etwa Maximilian Schell und das "Urteil von Nürnberg" oder Stefan Ruzowitzky und die "Fälscher". Können österreichische Künstler nichts anderes? Ist es ihnen nur im Rahmen dieses üblen Klischees möglich, Anerkennung zu finden? Oder haben gar jene Kulturmenschen recht, die zwischen Österreich und dem Nationalsozialismus ein Ist-Gleich-Zeichen setzen? Oder ist es eine logische Folge der Tatsache, dass heimische Politiker und Journalisten ständig politische Gegner braun einzutunken versuchen? Jedenfalls fehlte mir dieser ernüchternde und betrübliche Aspekt in all den Kommentaren voller Jubel und Triumphgeheul.

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Ein Bürgermeister und die Wahrheit

10. März 2010 16:43 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Häupl hat mir geschrieben. Wie nett. Thema: "So werden die Ergebnisse der Volksbefragung umgesetzt." Also wie tut er das? Da schreibt er unter der Überschrift "HausbesorgerInnen": "Der Bundesgesetzgeber muss jetzt aktiv werden und die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen." Toll! Mit diesem Schmäh setze auch ich alles mögliche um: Ich verspreche, und ein Anderer muss was tun. Warum nennt Häupl übrigens diesen Anderen nicht "Der/Die BundesgesetzgeberIn", wenn er schon die Sprache feministisch verunstaltet, so wie er ja die Wahrheit verunstaltet? Er behauptet jedenfalls "Schwarz/Blau hat im Jahr 2000 die HausbesorgerInnen abgeschafft." Eine glatte Lüge. Damals wurde lediglich das Hausbesorgergesetz abgeschafft, das die Anstellung eines Hausmeisters extrem teuer gemacht und diese de facto auch bei totaler Nichtleistung unkündbar gemacht hat. Hausbesorger kann man durchaus weiter beschäftigen. Es gibt nicht nur jene mit alten Verträgen, sondern auch neue, lange nach 2000 bestellte. Zumindest in jenen Häusern, wo ein privater Hausbesitzer im Gegensatz zur Gemeinde Wien auch auf das Haus schaut, werden solche weiterhin unter Vertrag und in die Hausbesorger-Wohnung aufgenommen. Wie in meinem Wohnhaus. Wenn die Gemeinde Wien als weitaus größter Hausherr Österreichs das nicht tut, dann soll sie sich bitte nicht auf den Bund ausreden, sondern Hausbesorger einfach anstellen. Oder die Mieter fragen, ob sie die leicht höheren Kosten gegenüber einer externen Betreuung tragen wollen (die aber noch immer weit niedriger sind als nach dem alten Hausbesorger-Gesetz, das die Hausmeister-Gewerkschaft sehr naturgemäß so heftig verteidigt hatte). Es ist einfach widerlich, sich so auf Dritte auszureden, wenn die Mieter der Gemeindebauten offenbar darob empört sind, dass die Gemeinde ohne Zwang die Hausmeister abgeschafft hat.

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Minister wollt ihr wirklich sparen? Hier die Liste

10. März 2010 11:15 | Autor: Andreas Unterberger

Ist sie nicht arm, unsere Regierung? Wie ein unerwarteter Tsunami kommt die Nachricht über die wackeren Minister, dass die fetten Jahre vorbei sind und sie nun ganz, ganz plötzlich sparen müssten. Wo sie doch wirklich ihren Hauptlebenszweck immer darin gesehen haben, Hand in Hand mit den Sozialpartnern, Abgeordneten, Bundesländern und auch vielen Medien immer neue Ideen zu realisieren, wie man weiteres Steuer- genauer: Schuldengeld ausgeben kann. Und der Schock ist so groß, dass die arme, arme Regierung leider, leider keine anderen Auswege hat, als uns allen (wieder) tief in die Tasche zu greifen. Und es können nur böse neoliberale Journalisten sein, die jetzt lange Listen veröffentlichen, was man denn in Wahrheit so sparen könnte. Zahllose Studien, Artikel und Blogs haben zwar seit Jahr und Tag vehement vor der Verschwendungspolitik gewarnt. Vor allem der SPÖ war es aber viel wichtiger, die Jahre der furchtbaren sozialen Kälte wieder durch die wohlige soziale Wärme zu ersetzen. Und die Mehrheit vor allem der heutigen ÖVP hat begeistert mitgezogen.

Die Schuldenexplosion: eine Liste der Schande

Die noch immer (siehe die Dohnal-Nachrufe) so hochgelobte soziale Wärme lässt sich wie bei einem Fieberthermometer am Anstieg der Staatsverschuldung messen. Diese wird ja weltweit immer als Prozentsatz am jeweiligen Bruttoinlandprodukt gemessen (das normalerweise steigt). Am Ende der Klaus-Regierung und nach 25 Jahren schwarzer Finanzminister betrug sie trotz aller Wiederaufbaukosten nur traumhafte 12 Prozent! Unter Sunny Boy Hannes Androsch und weiteren SPÖ-Finanzministern ist die Fieberkurve, ohne dass eine größere externe Krise zu bewältigen gewesen wäre, steil in die Höhe gegangen und betrug 2000: 67 Prozent. Der manische Sparmeister Schüssel konnte sie noch ein wenig senken - auf 60 Prozent. Unter dem Duo  Faymann-Pröll steigt sie nun auf über 80 Prozent. Was keineswegs alles auf die Krise zurückgeführt werden kann, sondern auf die auch noch 2009 in der Regierung tobende Weihnachtsmann-Stimmung und auf viel zu üppige Antikrisen-Maßnahmen. Aber man kann einer  Regierung unter Leitung eines Kronenzeitungs-Kanzlers natürlich nicht vorwerfen, dass sie das nicht versteht oder all jene Warnungen nicht gelesen hat. In der Kronenzeitung ist ja nichts davon gestanden. Und auch die Opposition – die sich eine Regierung gelegentlich im Parlament anhören muss – hat eigentlich die ganze Zeit ständig nur noch mehr von dieser teuren Wärme gefordert. Lediglich Alexander van der Bellen hat sich bisweilen zart an seine Vergangenheit als Ökonom erinnert und ein bisschen gewarnt. Aber den hat die grüne Feministinnen-Mannschaft ja längst ins Altenteil geschickt. Und das angeblich liberale BZÖ fordert 200 Milliarden für die Alternativenergielobby . . . Woher sollen die nun so „schockierten“ Minister daher vorgewarnt sein? Nur böse Neoliberale können jetzt dagegen sein, dass die Österreicher künftig im Milliardenumfang mehr Steuern zahlen müssen. Gibt es doch keinen anderen Ausweg. Nur böse Neoliberale können auf die Tatsache verweisen, dass die Steuer- und Abgabenquote hierzulande schon die vierthöchste in der ganze EU ist. Dass überdies die meisten Steuererhöhungen am Ende wahrscheinlich weniger bringen werden als gedacht.

Die Sparmöglichkeiten: eine Liste der Versäumnisse

Wo hätte man denn sparen sollen? Zur Erinnerung eine kleine Liste dessen, wo die Politik sinnlos Geld verschleudert. Und wo bis jetzt kein einziger Minister oder Landeshauptmann sagt, dass damit wenigstens künftig Schluss gemacht werde. Da sind: Es wäre Weihnachten, Silvester und Ostern am gleichen Tag, würden Bund und Länder all diese Reformen (und noch ein paar Dutzende andere) umsetzen. In einem Jahr wissen wir es: Hat eine Regierung Faymann(!!) bis dahin all die nun bevorstehenden Proteste, Demonstrationen, Kampagnen, Streiks betroffener und bisher kassierender Lobbies durchgestanden oder wird sie in breiter Front eingebrochen sein? Wer‘s glaubt, dass es funktioniert, wird selig. Wie gern wären wir selig. Aber um selig gesprochen zu werden, muss es bekanntlich zuerst Wunder gegeben haben.

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Richtig und blamabel

09. März 2010 13:54 | Autor: Andreas Unterberger

Daran hat kein Weg vorbeigeführt: Die massiven Defizit-Verringerungsmaßnahmen, die nun im Grundsatz beschlossen sind, sind absolut unabdingbar, will Österreich nicht den Weg Griechenlands oder Islands in den Untergang gehen. Es ist aber absolut blamabel, dass das Land mit der vierthöchsten Abgabenquote Europas nun noch einmal massiv die Steuern erhöhen wird. Nicht einmal seiner Lieblingsintellektuellen Laura Rudas wird Werner Faymann einreden können, dass die Steuererhöhungen nur die Reichen treffen werden. Und Josef Pröll wird sich den Rest seines politischen Lebens die Zitate aus den letzten Monaten anhören müssen, wie sehr er eine Steuererhöhung abgelehnt hat. Aber das ist das Problem seiner persönlichen Glaubwürdigkeit. Im Zuge seiner schwer verständlichen Unterwürfigkeit gegenüber dem SPÖ-Chef hat er ja sogar auf das Argument verzichtet: "Die ÖVP hätte eigentlich alles über Einsparungen finanzieren wollen, aber die SPÖ war dazu nicht bereit." Dennoch ist man von den beiden Regierungsspitzen überrascht. Denn erstmals haben die zwei Oberpopulisten ein Paket vorgelegt, das, statt wie üblich populär, diesmal prinzipiell notwendig ist. Man kann fast vermuten, dass dieser historisch klingende Meinungsumschwung durch den griechischen Megaschock ausgelöst worden ist. Steuererhöhungen schaden jedenfalls mit absoluter Sicherheit dem Standort Österreichs viel mehr als jede Einsparung. Nur können sich potentielle Opfer von Einsparungen viel besser artikulieren, sind im Staatsapparat viel mächtiger aufgestellt als die abstrakt klingenden Begriffe wie Standort und Arbeitsmarkt. Doch der durch jede Steuererhöhung ausgelöste Verlust der Arbeitsplätze wird katastrophal und schmerzhaft sein. Dennoch ist es bittere Wahrheit: Selbst Steuererhöhungen sind besser, als tatenlos dem Megadefizit zuzuschauen. Das primär deshalb entstanden ist, weil die Politik im Vorjahr geglaubt hat – und in ihrem Glauben auch von praktisch allen Wirtschaftsforschern so beraten war –, dass man eine Weltkonjunkturkrise mit Schuldenmacherei übertauchen könnte. Mit der Rettung strauchelnder Banken, mit Kredithaftungen, mit Verschrottungsprämien. Jetzt haben wir um teures Geld viele auch inkompetitive Jobs gerettet, aber durch die Vermehrung der Steuerlast wird der Mut zur Schaffung neuer – in der Regel stärker zukunftsorientierter – Arbeitsplätze noch mehr bestraft. Und damit deutlich kleiner werden. Wären sie ehrlich, müssten die Regierenden den schwarz-blau-orangen Vorgängern, etwa einem Karl-Heinz Grasser, demütig Abbitte leisten, über deren Spar- und Reformwut, über deren Kampf um Schuldenabbau sich nicht nur Gewerkschaften und Sozialdemokraten, sondern auch viele in der ÖVP und die gesamte Opposition lustig gemacht haben. Auf eine solche Abbitte werden wir freilich mit Gewissheit vergeblich warten. Statt eigene Fehler in den letzten drei Jahren zuzugeben, wird munter auf Sündenböcke eingedroschen wie etwa derzeit auf die gesamte Finanzbranche. Nur um nicht von den viel größeren eigenen Fehlern reden zu müssen. Gewiss, 50 bis 60 Prozent der Maßnahmen zum Abbau des Defizit sollen durch Einsparungen kommen. Aber da ist noch nichts gegessen. Denn jetzt wird jede Lobby verbissen zum Kampf um die öffentliche Meinung und ihre jeweiligen Subventionen antreten. Und alle werden sie sagen: "Überall soll gespart werden, aber doch nicht bei uns." Und die meisten Medien werden wieder einmal jedem Jammerer breiten Raum einräumen. Sobald im Detail heraußen ist, wen die Einsparungen konkret treffen, wird das wirkliche Geheul erst losbrechen. Die jüngsten Aktionen der Richter werden sich dagegen nur noch als zartes Gewimmer ausmachen.

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Nicht wählbar

09. März 2010 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Barbara Rosenkranz ist nicht wählbar. Genauso wie Heinz Fischer. Sollte nicht noch aus den derzeit um Unterstützungserklärungen ringenden Kleingruppen ein brauchbares Angebot kommen, dann gibt es für mich nicht mehr die vertraute demokratische Möglichkeit, nach dem jeweils kleineren Übel zu suchen. Es bleibt erstmals nur noch die traurige Alternative: nicht hingehen oder ungültig wählen. An der Unwählbarkeit der niederösterreichischen Freiheitlichen ändert ihre jüngste „eidesstättige Erklärung“ rein gar nichts. Vielmehr ist eine solche Reaktion auf befehlenden Pfiff von Hans Dichand eher erst recht peinlich. Österreich braucht keinen Bundespräsidenten, der von einem Zeitungszaren Befehle entgegennimmt. Es braucht schon gar keine Kandidatin, die es hinnehmen muss, dass ihre Aussagen zuerst öffentlich vom eigenen Parteichef korrigiert werden, bis sie endlich mühsam selber eine Linie formuliert oder etwas von anderen Formuliertes vorträgt. Und dann tagelang feige vor allen Fragen flieht. Wer zum Thema der nationalsozialistischen Verbrechen so herumredet, sich lediglich auf sein Schulwissen beruft, wie Rosenkranz bei ihren ersten Interviews, hat sich spätestens ab diesem Zeitpunkt für den Präsidentenjob disqualifiziert. Gleichgültig, ob die Reaktion der Kandidatin nun aus Dummheit oder aus einem unbewussten Rechtfertigungsdrang für die Hitler-Jahre so erfolgt ist. Wer heute noch eines der beiden großen totalitären Massenmord-Systeme des 20. Jahrhunderts so verwaschen kommentiert, muss für jeden Menschen mit Charakter  unwählbar sein.

Die Geschichte vom Naziland

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Rot und Grün wie in Waldheim- oder Schüssel-Zeiten schon wieder mit den gleichen Denunziations-Maschinerien auffahren. Denn im Gegensatz zu den beiden Genannten gibt es bei Rosenkranz tatsächlich bedenkliche Haltungen. Die freilich nicht wirklich im Zentrum ihrer politischen Botschaft stehen – die aber nun für alle Welt so massiv thematisiert worden sind, dass die SPÖ-Kampagne mit Sicherheit dazu führen wird, dass die üblichen Auslandsjournalisten dann nach jedem Wahlergebnis die Geschichte vom Naziland an der Donau erzählen werden. Selbst wenn Rosenkranz nur auf 15 Prozent kommen sollte, was ja angesichts des Alternativenmangels sehr blamabel für sie wäre. Daran ändert auch die Widerlichkeit einer  der von der SPÖ mit Steuergeldern am Leben erhaltenen Boulevardzeitung nichts, die alle Kinder Rosenkranzs in denunziatorischer Absicht abbildet. Daran ändert auch die gleichzeitige Lächerlichkeit nichts, dass sich die SPÖ vor einem bisher völlig unbekannten Habsburger so fürchtet, dass sie dessen Kandidatur unter Berufung auf ein überholtes Verfassungsgesetz blockiert, das als normales Gesetz ja längst wegen Menschenrechtswidrigkeit entsorgt worden wäre. Daran ändert auch die beschämende Tatsache nichts, dass eine ganze Reihe selbsternannter Tugendwächter oder staatlich finanzierter Kulturproduzenten sowie Journalisten auf dem linken Auge genauso blind ist, wie es Rosenkranz auf dem rechten ist. Daher wäre es eigentlich auch genauso erforderlich, dass ein Heinz Fischer seine einstigen Sympathie-Erklärungen für kommunistische Länder eidesstattlich zurücknimmt oder bedauert. Die problematische Symmetrie zwischen den beiden Kandidaten zeigt sich übrigens auch an der Tatsache, dass weder Rosenkranz noch Fischer Mitglied einer Glaubensgemeinschaft sind. Oder daran, dass Rosenkranz kein einziges ihrer zahlreichen Kinder taufen hat lassen. Damit zeigen beide Kandidaten, dass sie nicht aus der geistigen Mitte Österreichs kommen, dass sie nicht dieselben kulturellen Wurzeln wie die Mehrheit der Österreicher haben. Da mag Fischer noch so innig beim jeweiligen Nuntius antichambrieren. Da mag der freiheitliche Parteichef noch so demonstrativ mit einem Kreuz vor Kameras herumwacheln.

Deutschnational oder nationalsozialistisch?

Viel Diskussion haben die demonstrativ germanischen Vornamen der Rosenkranz-Kinder ausgelöst. Das mag man sehen wie man will: deutschnational ist jedenfalls nicht automatisch identisch mit (neo-)nationalsozialistisch. Deutschnational waren ja im SPÖ-Lager fast alle bis zum Beginn des Weltkriegs (der später verfemte Franz Olah war diesbezüglich schon damals eine lobenswerte Ausnahme), etliche sogar noch nach 1945. Ein Indiz für den neuerdings von der FPÖ so lautstark vor sich hergetragenen Österreich-Patriotismus ist diese Namenswahl  jedoch sicher nicht. Allerdings: Dass eines dieser Kinder dann auch noch „Wolf“ genannt worden ist, ist dann doch zu viel. Das war ja etliche Jahre der Alias-Name Adolf Hitlers, wenn er unerkannt irgendwo ein Hotelzimmer buchen wollte; das war auch der Name, den Hitler seiner Schwester aufgezwungen hatte, damit die in Wien lebende Frau nicht erkannt werde. Last not least zu dem von Rosenkranz kurz angeschnittenen, dann wieder weggelegten Thema Verbotsgesetz. Ist dieses wie das Habsburger-Gesetz nicht schon historisch überholt? Zeugt es nicht von neurotischer Angst vor der eigenen Bevölkerung, wenn man auch noch 65 Jahre nachher einige geistig minderbemittelte Spinner mit drakonischen Strafen wie sonst fast nur blutige Gewalttäter bedroht? Durchaus legitime Fragen. In anderen Ländern sind neonazistische Anläufe erlaubt, verenden jedoch immer rasch in völliger Bedeutungslosigkeit. In einer reifen Demokratie muss jedenfalls auch diese Diskussion möglich sein. Und keinesfalls kann es ein Delikt sein, die Änderung eines Gesetzes vorzuschlagen – auch wenn manche Autoren dies derzeit so darstellen. Sonst würde ja jede Gesetzesnovelle (= Änderung eines Gesetzes) auf einem Delikt fußen.

Abschaffung gefährliches Signal

Ich selber tendiere aber derzeit eher zu einer Aufrechterhaltung des Verbots. Natürlich ist es absurd, einige Halbstarke mit jahrelanger Haft zu bedrohen, weil sie halt in Nazi-Symbolen den einzigen Weg gefunden zu haben glaubten, um ihren dumpfen und meist alkoholschwangeren Pubertätsprotest zu artikulieren. Trotzdem wäre eine Abschaffung ein gefährliches Signal. Dazu waren doch zu viele in den letzten Jahren noch zu problematisch mit ihren Äußerungen; dazu ist von der Gegenseite die angebliche neonazistische Gefahr viel zu sehr übertrieben worden (meist zu Zwecken parteipolitischer Instrumentalisierung), als dass nicht doch allzu viele unreife Jugendliche nach dem krassesten Weg suchen würden, um die anderen Generationen zu provozieren. Dazu kommt noch die Tatsache, dass ein Teil der Neoösterreicher gewisse Sympathien für antisemitische Ideologien mit sich bringt. Fürs Abschaffen bin ich hingegen  beim §3h des Verbotsgesetzes, mit dem – übrigens erst seit den 90er Jahren! – die Verharmlosung der NS-Verbrechen in einem Druckwerk mit ein bis zwanzig Jahren Haft bestraft wird. Denn das ist ein klassisches Meinungsdelikt, das zu bestrafen jedem liberalen Denken widerspricht. Noch Bruno Kreisky hat davor gewarnt, dass man solcherart überflüssigerweise Märtyrer macht. Wir müssen doch wohl imstande sein, Wirr- und Dummköpfen wie auch böswilligen Lügnern anders entgegenzutreten als mit dem Strafrichter. Ganz im Sinne des großen französischen Aufklärers Voltaire: „Du bist zwar anderer Meinung als ich, aber ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen.“ Wenn wir hingegen immer weiter von den Prinzipien der Aufklärung, von Toleranz und Freiheit (deren Wert sich ja immer nur in der Freiheit des Andersdenkenden zeigen kann!) abgehen, dann haben nachträglich die beiden großen Totalitarismen doch noch einen Sieg errungen. Dann fehlt uns auch die zentrale Werte-Basis, um dem neuen großen Totalitarismus gut verankert entgegenzutreten, nämlich dem Islamismus.

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Für die Katz und Burgenlands SPÖ

08. März 2010 11:12 | Autor: Andreas Unterberger

Wer hätte nicht gerne in Zeiten wie diesen einen Polizisten oder zumindest einen Soldaten zu seinem Schutz abkommandiert? Doch leider bekommt niemand von uns diesen Schutz - weil wir weder Diplomaten noch Burgenländer sind. Der Rechnungshof hat nun den Grenzeinsatz des Bundesheeres im Burgenland mit einer Härte in der Luft zerfetzt, die in reiferen Demokratien zu einem Ministerrücktritt führen würde. Doch keine Sorge: Solange zwei Burgenländer in der SPÖ machtmäßig und intellektuell den Ton angeben - die Herren Darabos und Ostermayer -, wird es bei jenem Grenzeinsatz bleiben. Denn die burgenländische SPÖ will diese Geldverschwendung im Mega-Maßstab auch weiterhin fortsetzen - damit sich ihre Burgenländer sicher fühlen und schön brav die Partei wählen.

Allen Fakten zum Trotz

Tut alles nichts. Der Einsatz geht weiter. Bis Österreich Griechenland geworden ist.

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Fußnote 78: Nochmals Weltfrauentag

08. März 2010 10:05 | Autor: Andreas Unterberger

Alice Schwarzer wird immer klüger. Die Frauenministerin nicht. Zwei kleine Ergänzungen zum Blog über die Gehirnwäsche des heutigen Weltfrauentages: Alice Schwarzer - deren Bemerkungen schon seit längerem an Altersweisheit gewinnen - fordert schlicht dessen Abschaffung: Denn er sei eine reine Erfindung der realsozialistischen Länder gewesen, die sich zwar um bolivianische Bauern gekümmert haben, aber selbst in ihren oberen Etagen frauenfrei gewesen seien. Die zweite Ergänzung bezieht sich auf die neue zentrale Forderung der Frauenministerin nach innerbetrieblicher Aufdeckung aller Gehälter. Der guten Frau scheint entgangen zu sein, dass die Betriebsräte schon seit Jahrzehnten alle Gehälter kennen (zumindest wenn sie sich die Mühe machen, die Listen anzuschauen): Haben die Betriebsräte (die politisch oft jener Ministerin nahestehen) nun geschlafen oder verheimlichen sie in einer gigantischen Männerverschwörung - bei der auch weibliche Betriebsräte mitmachen - den Frauen die fürchterlichen Gehaltsunterschiede für gleiche Arbeit? Oder stimmt die behauptete Diskriminierung halt doch nicht?

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Die Diskriminierungslüge

08. März 2010 03:33 | Autor: Andreas Unterberger

Gehirnwäsche ist wohl der einzige Ausdruck für das, was da in den letzten Tagen wieder einmal aus fast allen Medien gequollen ist. Die Trauerfeiern für Johanna Dohnal sind nahtlos übergegangen in den wochenlang zelebrierten Weltfrauentag. Und immer war die geschickt drübergebrachte Botschaft, wie furchtbar die Männerwelt zu den Frauen ist. Die wahren Fakten haben gegen diese Gehrinwäsche fast keine Chance mehr. Die Männer in Medien und Politik verschweigen sich bei dem Thema komplett, verhalten sich wie Ehemänner bei einem häuslichen Krach, denken sich, das geht eh wieder vorüber, spielen (pardon: arbeiten) lieber mit dem Computer, sind verbal bekanntlich auch oft unterlegen. Daher bestehen neuerdings etwa ganze Nachrichtensendungen nur darin, dass fragende Frauen und befragte Frauen im Konsens gemeinsam gegen die Männer hetzen, ohne dass diese auch nur befragt würden. Und kommt dann hie und da doch einer der Männer zu Wort – oder ist notgedrungen bereit, sich zu stellen – wie der Generalsekretär der Industriellenvereinigung – dann wagt er nicht, zu argumentieren, sondern zieht nur „beschämt“ den Schwanz ein. Und wenn sich der Tagebuchautor – zumindest bisweilen – solchen Diskussionen stellt, wird ihm absurderweise entweder zu seinem Mut gratuliert, oder aber, er wird gefragt, warum er sich das denn antut. Der Grund ist klar: Diese Gehirnwäsche hat schon genug Schaden angerichtet, den die Steuerzahler und vor allem die jungen Männer zu tragen haben. Die Hauptvorwürfe gegen die Männer sind bekannt: Erstens die deutliche Überrepräsentation von Männern in Führungspositionen; und zweitens die deutlich höheren Gehälter. Wie verhält es sich damit nun wirklich?

  1. Es ist völlig absurd zu glauben, Arbeitgeber – darunter auch genug weibliche! – zahlen Männern freiwillig um 22 (nach anderen Statistiken sogar 25, 27 oder gar 40) Prozent mehr für die gleiche Arbeit. In Zeiten, wo die asiatische Konkurrenz unsere Industrie – und damit immer noch Österreichs wichtigste Wertschöpfung! – mit steigendem Tempo aus dem Markt jagt, wo die Konkurse, Kündigungen, Arbeitslosen rapid in die Höhe gehen, wo jeder Angst vor der nächsten Krisenwelle hat: In einer solchen Zeit soll es massenweise Arbeitgeber geben, die Männern nur aus männlicher Kameraderie oder sonstigen sinistren Motiven freiwillig mehr zahlen. (Wären es keine sinistren Motive, müsste sich der Generalsekretär der Industrie ja nicht „schämen“.) Obwohl es angeblich die gleiche Leistung von einer Frau um so viel billiger gäbe. Solche Unternehmer wären völlig verrückt.
  2. Warum sagen die aufgeregt empörten Journalistinnen und Politikerinnen samt den Schämern nicht dazu, dass es seit langem in keinem Kollektivvertrag mehr unterschiedliche Gehälter für Männer beziehungsweise Frauen gibt?
  3. Warum wird bei der Diskriminierungsaufregung meist verschwiegen, dass Frauen in viel höherem Ausmaß nur Teilzeit arbeiten? Und das nachgewiesenermaßen freiwillig! Sie tun das, weil sie es aus Gründen der persönlichen Lebensprioritäten so vorziehen, keineswegs immer nur der Kinder wegen. Wären wirklich die Kinder der einzige Grund, dann müsste mit dem steilen Absinken des Mütteranteils unter den Frauen ja auch die Frauenteilzeitarbeit sinken.
  4. Warum sagen sie nicht, dass der Stundenlohn bei vielen Berufen überhaupt nicht messbar ist? Dass also beispielsweise ab einer gewissen Gehaltshöhe das Machen von Überstunden automatisch vorausgesetzt wird, dass diese durch All-In-Verträge abgegolten sind.
  5. Warum wird verschwiegen, dass alle internationalen Studien zeigen (in Österreich konnte ich leider keine finden), dass Frauen viel weniger Überstunden zu machen bereit sind, dass in vielen Firmen, wenn plötzliche Wochenendarbeit anfällt, fast immer nur die Männer herhalten müssen? Dass in Deutschland Frauen im Schnitt einen Tag länger im Krankenstand sind. Dass unter den deutschen Selbständigen die Männer im Schnitt 49 Stunden und die Frauen 36 Stunden arbeiten. Auch hier fand ich keine österreichischen Zahlen – was den Verdacht nährt, dass hierzulande die Statistik nur noch untersuchen darf, was feministisch korrekte Ergebnisse erzielt.
  6. Was es gibt, sind deutliche Unterschiede zwischen Branchen, die männertypisch sind, und solchen, die frauentypisch sind. Aber: Längst steht Frauen jede Branche offen. Sie entscheiden sich dennoch oft für die schlechtbezahlten. Warum? Es gibt ganz signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Berufsverhalten: Frauen suchen Berufe primär danach aus, welche Tätigkeit ihnen Freude macht, Männer hingegen primär danach, wo es mehr Geld gibt, wo spannendere Karrieren warten.
  7. Eine spannende Imas-Studie fragte vor ein paar Tagen die Österreicher, welche Faktoren zu einer höheren Entlohnung führen sollten. Und dabei steht deutlich an der Spitze die „körperliche Schwierigkeit der Arbeit“ (68 Prozent) und ganz am Ende „Anpassungsfähigkeit, Flexibilität“ (22). Das heißt in Wahrheit ganz eindeutig, dass die massive Mehrheit der Österreicher beiderlei Geschlechts die höhere Entlohnung typisch männlicher Tätigkeiten als absolut gerecht empfindet. Es ist eben das „Mistauflegen“ (im Bereich der so laut feministischen Gemeinde Wien eine totale Männerdomäne), also der gut bezahlte, aber kräfteraubende Müll-Abtransport bei jedem Wetter viel anstrengender als die schlecht bezahlte, aber dennoch bei Frauen überaus beliebte Tätigkeit als Kosmetikerin oder Friseurin. Und daher ist im Gegensatz zur Behauptung, hier würde „gleiche Arbeit“ ungleich entlohnt, die Arbeit alles andere als gleich.
  8. Die Österreicher selbst sehen im Gegensatz zu den aufgeregt empörten Journalistinnen keine sonderliche Diskriminierung auf Grund des Geschlechts – obwohl die eingangs erwähnten Statistiken hierzulande besonders große Gehaltsunterschiede zu zeigen scheinen. Vom Eurobarometer befragt, sagten deutlich weniger als im EU-Schnitt, nämlich nur 28 (statt 40) Prozent, dass sie hierzulande eine Diskriminierung auf Grund des Geschlechts kennen. Wobei in dieser Zahl zweifellos schon etliche dabei sind, die eine Diskriminierung junger Männer sehen, nämlich im öffentlichen Dienst auf Grund der dort seit etlichen Jahren gesetzlich verankerten Frauenbevorzugung (also etwa auch die Mütter der jungen Männer). Eine Diskriminierung auf Grund der Alters oder der Religion sehen hingegen 46 bzw. 47 Prozent. Obwohl zu diesem Thema keine öffentliche Debatte entbrannt ist.
  9. Während bei schweren körperlichen Tätigkeiten dem Markt das Geschlecht völlig gleichgültig ist, solange die Arbeit ordentlich erfüllt wird, sind in vielen anderen Berufen Männer vom Markt eindeutig mehr nachgefragt. Dieser Markt sind aber bekanntlich die Konsumenten (jedes Geschlechts!). Um ein einfaches Beispiel zu nehmen: Profi-Fußballer verdienen extrem gut, weil sie Zuschauermassen anziehen, weil sie die Fernsehquoten (und damit die Werbung) in die Höhe treiben. Frauenfußball ist hingegen viel weniger attraktiv. Hier wird daher gleiche Leistung (also etwa: eine Stunde angestrengt Fußball zu spielen) ungleich entlohnt. Soll man nun die Zuschauer zwingen, für jedes Männerfußball-Ticket auch ein gleich teures Ticket für Frauenfußball zu kaufen? Oder soll der Steuerzahler den Fußballerinnen die Differenz zahlen (bekanntlich ist hierzulande nichts zu blöd, um nicht einmal vorgeschlagen zu werden). Das Publikum fragt bei personalisiertem Angebot im Schnitt mehr Männer nach. Trotz des - in Wahrheit eher kurzlebigen - Anna-Netrebko-Booms werden von Tenören in der Regel viel mehr CDs verkauft als von Sängerinnen. Will man das künftig verbieten?
  10. Und niemand soll sagen, das sind Einzelfälle. Dieses Phänomen zieht sich fast durch den ganzen Sport, durch fast den ganzen Kunstmarkt, durch fast die ganze Entertainerbranche. Also durch Branchen, wo zum Teil extrem gut verdient wird.
  11. Dass diese ganze Gehirnwäsche nicht harmlos ist, zeigt etwa der Zorn vieler Studenten, die verpflichtet werden, irgendeinen Gender-Schmus zu absolvieren – obwohl sie etwas ganz anderes studieren. Etwa, wenn Juristen verpflichtend zur „feministischen Rechtstheorie“ verdonnert werden. Das erinnert stark an den Ostblock, wo jeder Student auch „Marxismus-Leninismus“ belegen musste. Absurde Pointe am Rand: Dieser Zwang wird genau aus jenem Eck betrieben, das gleichzeitig Bildungsfreiheit statt Ausbildung fordert ...
  12. Die Gehirnwäsche hat auch zu einer unglaublichen Aufblähung der Bürokratie geführt. So muss etwa jedes Gesetz, jeder Budgetposten auf seine Gender-Gerechtigkeit hin geprüft werden. Schon das allein fordert genug zusätzliche Beamtenkapazität. Darüber hinaus finanzieren die Steuerzahler aber auch noch Hunderte Frauenbeauftragte und Angehörige von Gleichbehandlungskommissionen, die zur Erhaltung des eigenen Jobs und der eigenen Wichtigkeit viel Wasser machen müssen. Auch wenn sie seit Jahren keine wirklich ernsthaften Diskriminierungen entdecken konnten. Dazu kommt noch die Explosion der Zahl von Frauenhäusern (deren Kundinnen übrigens überwiegend Ausländerinnen sind): Allein in Wien gibt es schon neun verschiedene Frauennotrufe! Natürlich durchwegs mit aus Steuergeldern bezahltem Personal (und natürlich mit viel SPÖ-Prominenz in den Stäben). Die massiven Hinweise, dass zur Subventions-Optimierung die Zahl der Anrufe auf jenen Telefonen nach oben manipuliert wird, wurden im zuständigen Ministerium sofort schubladisiert.
  13. Diese Gleichbehandlungsindustrie macht aber auch externe Kosten: So hat sich dieser Tage ein Poster empört, dass er mit 360 Euro Strafe bedroht (und mit dicken Gleichbehandlungsbroschüren belästigt) worden ist, weil er in einem Inserat einen „Bautechniker“ gesucht hat und nicht einen „Bautechniker oder eine Bautechnikerin“ oder gar dudenwidrig einEn Bautechniker. Der Bösewicht im O-Ton: „Da bietet man als Unternehmer einen Arbeitsplatz, und was fällt dem Staat dazu ein? Abstrafen. Unglaublich, für welchen Mist der Staat Geld ausgibt.“ Wen wundert es da, dass rundum schikanierte Arbeitgeber immer seltener Lust haben, Jobs zu offerieren – zumindest nicht im Inland?
  14. Jene Arbeitgeber, die trotzdem jemanden aufnehmen, werden auch weiterhin vielfach einen Mann vorziehen. Denn neben all den erwähnten Unterschieden (körperliche Kraft, berufliches Engagement) bleibt bei Frauen unter 40 immer noch die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Kind bekommen (oder mehrere). Was unglaublich gut für die Gesellschaft ist. Was aber diese Gesellschaft zum Gutteil auf dem Rücken der Arbeitgeber (beiderlei Geschlechts!) ablädt: Diese haben das Risiko, dass Ausbildungskosten ins Leere gehen könnten, dass sie jahrelang einen Job freihalten müssen, dass es nur sehr schwer ist, Karenzvertretungen zu finden (denen man nicht einmal genau sagen kann, ob und wann die Aufgabe beendet sein wird), die dann mit der Wahrscheinlichkeit konfrontiert sind, dass etwa nach zwei Jahren eine Mitarbeiterin zurückkommt und einen Rechtsanspruch auf einen Teilzeitjob hat, was mit vielen verantwortungsvollen Funktionen erst recht nicht vereinbar ist. (Niemand kann sich einen Filialleiter eines Supermarkts als Teilzeitjob vorstellen.)
  15. Last not least gilt aber: Frauen sind sozial klüger als die Männer und lassen sich von ihrem Beruf meist nicht so auffressen wie diese. Sie lehnen häufig Beförderungen ab (die meist mit mehr Verantwortung und zeitlicher Belastung verbunden ist), sie suchen primär die Freude im Job, sie stürzen daher nach Berufsende auch nicht in ein oft tödliches Pensionsloch, sie wissen viel mehr, dass es außerhalb des Arbeitsplatzes noch viel schönere Dinge gibt, und sie verändern vor allem total ihre Prioritäten, sobald sie ein Kind haben. Ich habe es als Vorgesetzter mehrfach erlebt, dass Frauen mit der Begründung gekündigt haben, dass ihnen die Kinder viel mehr Freude machen, viel mehr Lebenssinn geben als ein noch so interessanter Job, wie es der Journalismus ist.
Das ändert alles nichts an dem Schmonzes-Gerede von der gläsernen Decke, die Frauen angeblich am Aufstieg hindert. Das hindert all die Journalistinnen nicht, aufgeregt so zu tun, als ob sie die Interessen etwa auch der Mütter vertreten, obwohl sie selber sehr selten Kinder haben: Haben im Schnitt Frauen in Österreich 1,4 Kinder, so sind es bei Journalistinnen 0,6. Aber sie prägen zunehmend die öffentliche Meinung – zusammen mit jenen Politikerinnen, die nur als Quotenfrau nach oben gekommen sind, und all den Profiteurinnen der Gleichbehandlungsindustrie. Und schaden den vielen tüchtigen Frauen, die nun im Verdacht stehen, bloß als Alibi oder Quote beruflichen Erfolg zu haben. Und sie vertreten nicht die Interessen der Mütter. Also wenn schon Quote, dann eine Mütterquote unter Politikerinnen und Journalistinnen. Ansonsten würde es nur noch bei Diskussionen über Frauen-Männer-Themen einer Geschlechterquote bedürfen. Aber dazu müssten sich die feigen Männer endlich der Debatte stellen ...

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Der Pfusch zur Potenz

07. März 2010 04:13 | Autor: Andreas Unterberger

Warum regen wir uns eigentlich immer über die Dummheiten der Politiker auf? Und warum so selten über die ebenso große Intelligenz vieler sogenannter Experten und Publizisten, die da rund um die Politik schwirren. Denn dort herrscht mindestens ebenso viel Hirnlosigkeit wie bei der Politik und den Bürgern selbst. Es war eine Graphik im Standard, die einem das dieser Tage wieder mit aller Härte bewusst machte. Sie enthielt eine Umfrage des Marktforschungsinstituts "market" zum Thema "Bewertung staatlicher Einnahmequellen". Und es ging darum, in welchen Bereichen die Menschen meinen, dass die Steuern jeweils zu hoch, zu niedrig oder gerade richtig seien. Da stand erwartungsgemäß all das an der Spitze der Liste der "zu niedrig" besteuerten Dinge, was regelmäßig die Agenda der SPÖ bildet: Schmuck, Pelze, Vermögen, Gewinne, Stiftungen, Banken, Aktiengesellschaften. Dann kam der Tabak - und dann: die Pfuscher. Deren Werte muss man sich nun wirklich auf der Zunge zergehen lassen:  42 Prozent sind laut dieser Umfrage der Meinung, Pfuscher werden zu niedrig besteuert, 20 Prozent halten die Steuerhöhe für gerade richtig und 12 Prozent sind gar der Meinung, die Pfuscher würden zu hoch besteuert. Das alles wird von market und Standard völlig unkommentiert zum Besten gegeben. Solche schwachsinnigen Fragen zeigen in Wahrheit, wie wertlos die allermeisten Umfragen sind, nach denen sich die Politik richtet und die für die Medien so wichtig sind. Was auch immer sich "market" bei der Formulierung der Frage gedacht haben mag: Hier führt ein Institut die eigene Arbeit ad absurdum, wenn es nach der Höhe der Steuern auf Pfuscher fragt, die ja per definitionem keine Steuer zahlen. Und die Bürger machen sich und ihre eigenen politischen Aussagen durch die Antwort auf eine solche Frage überhaupt lächerlich. Es würde mich aber nicht wundern, wenn nun bald eine Partei eine Änderung der Steuern auf Pfusch verlangen sollte.

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Wien und die Wissenschaft

06. März 2010 01:20 | Autor: Andreas Unterberger

Weit und breit gibt es in der Hauptstadt keine Wirtschaftsexperten von internationaler Bedeutung. Das deutsche Handelsblatt suchte die besten Volkswirten im deutschen Sprachraum. Immerhin geht es da in Zeiten der Wirtschaftskrise um die zweifellos wichtigste gesellschaftspolitische Disziplin. Dabei schnitten drei Österreicher exzellent ab und kamen unter die ersten der vier meistzitierten Wissenschaftler. Gratulation an die Herren Fehr, Sutter und Egger - zum Glück gibt es bei Rankings ja noch keine Quotenpflicht. Der große Wermutstropfen in der Freude: Zwei davon lehren in Zürich, einer in Innsbruck. Das ist gut für die Schweiz - die ja auch die Krise brillant und sogar mit einem Budgetüberschuss überstanden hat. Das ist aber sehr blamabel für die Wiener Unis und damit für eine Stadt, in der einst die Österreichische Schule der Nationalökonomie ihre Heimat hatte, die heute international höchste Anerkennung genießt, die aber vom biederen Mittelmaß a la Ewald Nowotny seit Jahrzehnten aus Wien ferngehalten worden ist. Das ist übrigens auch blamabel für die meisten heimischen Medien, die jene drei Männer nie interviewt haben. Dafür kommt dort ständig ein Stephan Schulmeister zu Wort, der jahrelang ganz im Sinne der Arbeiterkammer für eine Politik des billigen Geldes eingetreten war - also genau für jene Politik, die eindeutig die Hauptursache der Krise war.

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Hässlichkeit illustriert

06. März 2010 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Vor ein paar Tagen stand hier eine deprimierte Kritik darüber, wie die Stadt Wien vielerorts verkommt. Was viel zustimmende Reaktionen ausgelöst hat. Jenen Bericht hat nun Reinhard Bimashofer mit ein paar bedrückenden Photos vom Südtiroler Platz ergänzt. Das sind Szenen, wie man sie nach 1989 im einstigen Ostblock zu sehen bekommen hat - heute hingegen kaum mehr … [nggallery id=1]

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Nerven sparen, Bahn verlassen

05. März 2010 03:50 | Autor: Andreas Unterberger

So schnell werden bei der ÖBB die Vorstände gewechselt, dass es sich gar nicht mehr auszahlt, sich auch nur die Namen zu merken. Nun wird eine rot bestellte Führungsgarnitur durch die nächste rote Partie abgelöst. Zugleich ist es aber durchaus klar, dass jeder Vorstand froh sein muss, wenn er recht bald gefeuert wird. Denn erstens wird das Unternehmen in Wahrheit nach wie vor von der Gewerkschaft regiert. ÖBB-Bosse können ja nicht einmal ihren Ehefrauen einreden, dass sie bei der Bahn etwas zu sagen haben. Hat doch erst jüngst die Gewerkschaft wieder erfolgreich mit Streiks gedroht, als nur der Gedanke aufgekommen ist, dass man mit Hilfe neuer Gesetze Eisenbahner abbauen könnte, ohne sie in eine ebenso jugendliche wie gut bezahlte Pension zu schicken. Verhindern doch seit Jahrzehnten die Landeshauptleute alle wirksamen Einsparungen bei Nebenbahnen. Wird doch auf politischen Druck von Blau/Schwarz/Rot in den nächsten Jahren das meiste Geld in zwei von vornherein total unwirtschaftliche Megaprojekte investiert, nämlich Koralm- und Brennertunnel. Sind doch die Kunden im ÖBB-Getriebe das allerunwichtigste, wie jede zweite Bahnfahrt drastisch beweist, denen eigentlich das größte Augenmerk eines verantwortlichen Vorstands gewidmet sein sollte. Zweitens kann man einen ÖBB-Vorstand relativ bald wieder verlassen, verdient man doch in kurzer Zeit an der ÖBB-Spitze so gut, dass man sehr bald für den Rest seines Lebens ausgedient hat. Die jüngste Aufstellung des Rechnungshofs zeigt ja, dass die ÖBB-Führung unter Hunderten Betrieben mit Bundesbeteiligung immer unter den ersten fünf der Einkommenspyramide liegt. 502.000 Euro pro Kopf und Nase und Jahr reichen schon eine Zeitlang bis zur Ausgleichsrente. Was tut es da, wenn Bundeskanzler nur 283.000 Euro im Jahr verdienen. Hätten ja auch Eisenbahner werden können. Noch viel provozierender als die Gehaltshöhe der ÖBB-Bosse ist übrigens der Zuwachs der Bezüge. Denn während die Geschäftsführer/Vorstände aller Staatsbetriebe in den Jahren 2005 bis 2008 im Schnitt nur 6 Prozent mehr verdient haben, war es bei der ÖBB ein sattes Plus von 30 Prozent, das weitaus höchste im gesamten öffentlichen Wirtschaftsbereich. Freilich wird auch der nächste Vorstand mit Garantie nicht billiger sein: Denn unter ihm steht eine ganze Pyramide von Bahn-Funktionären mit Spitzenverdiensten. Die haben natürlich jedes Interesse, dass die Konzernspitze noch mehr verdient als sie selber - sonst würden ihre Gehälter ja eher blöd aussehen. (Außerdem soll der neue ÖBB-Boss aus dem Verbund-Konzern kommen, wo man ja ebenso gut verdient wie die Eisenbahner.) Von den landesweit bekannten Privilegien der ÖBB-Betriebsräte wollen wir ja hier gar nicht reden ... Es gibt aber noch einen dritten Grund, weshalb ÖBB-Verantwortliche eigentlich froh sein müssen, wenn sie möglichst bald von Bord gehen können: Denn die Art und Weise, wie SPÖ-freundliche Zeitungen mit Millionen für sogenannte Inserate (zu deren Füllung den ÖBBlern aber schon lange nichts Gescheites mehr einfällt) bestochen werden, würde in einer normalen Aktiengesellschaft den Vorstand sehr schlecht schlafen lassen. Denn dort würde der Aufsichtsrat intensiv eine Strafanzeige samt fristloser Entlassung gegen den Vorstand wegen Untreue prüfen. Bevor jemand auf solche blöden Ideen kommt, ist man lieber rasch wieder beim Türl draußen.

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Die Tiere und das Recht

05. März 2010 03:46 | Autor: Andreas Unterberger

Natürlich darf und soll die Justiz in einer Demokratie kritisiert werden. Aber noch nie ist sie in den letzten Jahrzehnten so unter Druck gekommen wie wegen des Prozesses gegen Tierschützer. Die Grünen und ihre Vorfeldorganisation schüren medial, politisch, psychologisch und auf der Straße so heftig gegen Richter und Staatsanwälte, dass diese schon sehr mutig sein müssen, wenn sie da versuchen, nach dem Rechten zu sehen. Damit ist die rechtsstaatliche Qualifikation der Grünen neuerlich heftig ins Zwielicht gerückt. Aber das ist ja weiters nichts Neues. Jedenfalls bleibt einem der Mund offen, wenn der Haupträdelsführer selbst die unglaubliche Zahl von 1500 Aktionen nennt, die diese sogenannten Tierschützer gegen die Bekleidungskette Peek & Cloppenburg durchgeführt haben. Da bedeutet schon die Zahl der Aktionen eine so gewaltige Einschüchterung und Geschäftsschädigung wie auch einen Missbrauch des Demonstrationsrechts, dass alleine diese selbst zugegebene Menge eigentlich einen Qualitätssprung vom Rechtmäßigen ins Unrechtmäßige darstellen müsste. Und dann spricht dieser Haupträdelsführer sogar selbst davon, dass die Aktionen "fast gänzlich" beziehungsweise zu 99,9 Prozent legal gewesen seien. Fast? Und was ist mit den 0,1 Prozent? Wenn ich 999 Tage lang kein Verbrechen begehe, dann habe ich eines gut? Drohbriefe, Sachbeschädigungen, Einbrüche, Buttersäure-Anschläge sind für Grün&Co offenbar alles nur Kavaliersdelikte, wenn es um den Kampf gegen etwas geht, was die Menschheit seit ein paar Zehntausend Jahren tut, nämlich sich im Winter mit Fellen zu bekleiden. Wer in den letzten Jahren in eine dieser Geschäfts-Belagerungsaktionen jener Tierschützer geraten ist, konnte nur zweierlei tun: Erstens sich eine Verschärfung des Demonstrationsrechts zu wünschen, die auch die Bewegungs- und Erwerbsfreiheit anderer Menschen schützt (ich weiß schon, die üblichen Funks, Mayers und Journalisten werden sich wie auf Pfiff empören). Und zweitens selbst demonstrativ genau in den bekämpften Geschäften einzukaufen. Als kleiner Solidaritätsakt für den Rechtsstaat. Das Alles heißt nun nicht, dass sich der Tagebuch-Autor ein Urteil zutraut, ob diese Taten in der juristischen Interpretation unter den neuen Mafia-Paragraphen fallen. Dazu fehlen mangels genügender Präjudiz-Urteile klare Parameter. Tun sie es aber nicht, dann wird die Debatte über eine Änderung der österreichischen Demontrationsrechts-Praxis und den Quantensprung von einer so gewaltigen Menge im Detail formal gerade noch legaler Einschüchterungsaktionen in die Illegalität umso dringender.

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Fußnote 77: Kunst sein Dank

04. März 2010 16:40 | Autor: Andreas Unterberger

Endlich hat Wien seine Arschbar. Wenn schon die Politik säumig ist, dann ist wenigstens die Kunstszene kreativ: Von dort kommen derzeit in immer dichteren Abständen Hinweise, wie und wo man einsparen kann. Und zwar - wie es sich für Künstler gehört - mit sehr konkreten und anschaulichen Beispielen. Nicht anders ist es ja erklärbar, dass so kurz nach der tollen künstlerischen Idee, die Secession in einen Swingerklub zu verwandeln, nun auf dem Gelände des Museumsquartiers eine "ArschBar" und ein Riesenspermium zu finden sind. Wir sind ob so viel Originalität tief beeindruckt. Und danken für die guten Hinweise, wo viel Steuergeld gespart werden kann. Als Gegenleistung ein Vorschlag fürs nächste Kunstwerk (ganz copyrightfrei, obwohl natürlich auch wir uns über den einen oder anderen Hunderttausender aus den Kassen von Schmied und Mailath freuen würden): Ein öffentlich benutz- wie beobachtbares WC würde zweifellos gut zu den erwähnten Schöpfungen passen, die ja sicher noch in Jahrhunderten bewundert werden.

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Parteien ohne Geschichte haben keine Zukunft

04. März 2010 02:04 | Autor: Andreas Unterberger

Jede Gemeinschaft braucht emotionale Wurzeln, braucht ein gemeinsames Verständnis ihrer Geschichte, braucht personalisierte Ikonen, will sie langfristig überleben. Eine Partei braucht das erst recht. Was die SPÖ weiß. Was die ÖVP nicht weiß. Die vergangenen Tage haben das wieder in aller Deutlichkeit gezeigt. Hier eine Partei, die wie eine Religionsgemeinschaft ständig an ihren Heiligenbiographien bastelt - mit dem einzigen Zweck, selbst etwas von der scheinbaren Heiligkeit vergangener Tage abzubekommen. Sieht doch die rote Gegenwart eher schwarz aus. Dort eine Partei, die sich ihrer eigenen Geschichte entledigt. Obwohl auch bei dieser Partei die Gegenwart bestenfalls das Adjektiv "durchwachsen" verdient.

Der Dohnal-Jubel

Wie hat doch die SPÖ in den letzten Tagen Johanna Dohnal hochgejubelt. So als ob Frauen vor ihr in bitterster Unterdrückung und Sklaverei gelebt hätten, bis dann die heilige Johanna mit der Flagge des Feminismus eingeritten ist. Daher muss natürlich heute jeder junge Mensch glauben, dass es Dohnal beziehungsweise deren Partei war, die den Frauen den Weg in die wichtigsten Ämter gebahnt hat. Nun: In Wahrheit ist die SPÖ immer zu spät gekommen. Ob es nun um die erste Frau als Minister, als Abgeordnete, als Landeshauptmann, als österreichischer EU-Kommissar oder als Präsidentschaftskandidat gegangen ist. Jedesmal waren die angeblich so konservativen bürgerlichen Parteien - meist die ÖVP - die First movers, nie die SPÖ. Nur weiß man spätestens seit Rudolf Burger: In der Geschichte geht es nicht um absolute Fakten, um einen abstrakt-objektiven Wahrheitsbegriff, sondern immer nur darum, wer die Geschichtsschreibung betreibt und kontrolliert. Jeder politische Experte weiß das, nur die ÖVP weiß es nicht. Jedenfalls gibt es dort keinen Menschen mehr, der auch nur eine Ahnung von der Parteigeschichte hätte oder gar diese Fakten wieder in Erinnerung rufen würde. Die SPÖ jedoch arbeitet beispielsweise in Wien seit Jahrzehnten daran, den Stadtregierungen der Zwischenkriegszeit eherne Denkmäler zu setzen - obwohl es damals Stadträte gab, die öffentlich verlangten, lebensunwertes Leben zu töten, obwohl diese Stadtregierung mit massiven Steuern Wirtschaft und Arbeitsplätze zerstörte.

Die Angst der ÖVP vor dem Vergleich

Die gegenwärtige ÖVP-Führung ist hingegen so neurotisch, dass sie die gesamte Vergangenheit und jede damit zusammenhängende Persönlichkeit verdrängt. Offenbar hat man Angst, vor diesem Hintergrund schlecht dazustehen. Verdrängt wird etwa der Name Benita Ferrero-Waldner. Sie hat am Ende des Vorjahres ihre Tätigkeit als EU-Kommissar beendet (beenden müssen). Aber niemand soll glauben, dass jene Partei, die sie einst nach Brüssel entsendet hatte, nun zu Ehren Ferreros ein ordentliches Fest oder einen Empfang machen würde. Selbst wenn man sich für ihre Ablöse entschlossen hat - was in politischen Jobs immer möglich sein muss -, sollte eine solche Geste doch auch für Bauernbündler Teil der guten Manieren, Teil ordentlicher Umgangsformen sein. Nix da, die Ex-Kommissarin, Ex-Heldin der Rückholung von gefolterten Geiseln aus Libyen, Ex-Ministerin, Ex-Heldin der Sanktionenmonate, Ex-Staatssekretärin wird totgeschwiegen. Davon, dass man eine honorige Verwendung für sie hätte, wollen wir ja gar nicht reden. Inzwischen wurde die Dame mit dem Kampflächeln von einem deutschen Konzern in den Aufsichtsrat geholt. Die können sehr wohl mit ihr etwas anfangen.

Hier Kreisky, da Schüssel

Noch ein Beweis katastrophaler schwarzer Geschichtslosigkeit gefällig? Dann könnte man vielleicht auf die jüngsten Jubiläen verweisen: Vor 40 Jahren kam Bruno Kreisky an die Macht, vor 10 Jahren Wolfgang Schüssel. Die Kreisky-Ära wurde von der SPÖ und all ihren Vorfeldmedien so heftig gefeiert, wie einst die ÖVP ihre Freiheits- und Staatsvertragskanzler Raab und Figl zelebriert hat. Dabei kam als scheinbar einzig bedenklicher Aspekt Kreiskys innige Liaison mit ehemaligen Nationalsozialisten zur Sprache; die katastrohale Wirtschafts- und Sozialpolitik mit dem Beginn der Schuldenpolitik und dem Desaster der Verstaatlichten wurden hingegen bei der Erstellung der Heiligenbildchen für Kreisky ignoriert. Die ÖVP ignoriert hingegen die Geschichte und damit auch ihre Geschichte. Sie hat zum zehnjährigen Schüssel-Amtsantritt genauso wie zum vierzigjährigen Abtritt von Josef Klaus laut donnernd geschwiegen. Das Feld wurde auch zu diesen Jahrestagen zur Gänze SPÖ&Co überlassen, obwohl die beiden immerhin die letzten ÖVP-Bundeskanzler waren. Niemand erinnerte daher der Tatsache, das es nach 2000 noch eine Regierung gegeben hat, die imstande war, Schulden abzubauen, die Universitäten in die Selbständigkeit zu transferieren, die verstaatliche Industrie zu sanieren und in eine gute private Zukunft zu entlassen, und die Wettbewerbsfähigkeit so zu verbessern, dass die Deutschen Schlange standen, um hier zu investieren. Oder zu arbeiten, wenn sie kein Geld hatten. Eine Pikanterie am Rande, dass auch Schüssel nun fast gleichzeitig mit Ferrero in einen wichtigen deutschen Aufsichtsrat berufen worden ist.

Und wer war Josef Klaus?

Auch die Ära Klaus wäre es übrigens wert gewesen, dem Dunkel der Geschichte entrissen zu werden. Die Entdeckung der Bedeutung von Wissenschaft und Osteuropa für Österreich sind sicher Verdienst jenes knorrigen Kanzlers gewesen. Eine Partei, die ihre Geschichte entsorgt, verliert ihre Identität, kappt ihre Wurzeln und läuft Gefahr, auch selbst von ihren Wählern entsorgt zu werden.

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Fußnote 76: Der will auch noch Geld haben!

03. März 2010 13:12 | Autor: Andreas Unterberger

Die Debatte um den Vertrag von Franz Pinkl ist grotesk. Der Vorstandsvorsitzende der Hypo Alpe Adria wird trotz eines Fünfjahresvertrags im ersten Jahr schon wieder freigestellt. Nicht weil ihm irgendein Fehler oder gar Delikt anzulasten wäre - die sind, so viel man weiß, alle unter seinen Vorgängern passiert und beschäftigen nun auch heftig die Staatsanwälte und Gerichte. Nein, die Gründe sind andere. Euphemistisch formuliert kann man natürlich sagen, dass die nun komplett ins Eigentum getretene Republik auch optisch einen Anfang machen will. Richtiger ist aber wohl, dass vor allem die SPÖ auf Pinkls teure Ablöse gedrängt hat; denn ihr oberstes Ziel ist, dass nun unbedingt einer der Ihren in den Vorstand kommt. Wie es ja immer im öffentlichen Bereich ist. Man sollte aber wenigstens so ehrlich sein und dann nicht Krokodilstränen wegen Pinkls finanzieller Ansprüche auf Grund seines Vertrags vergießen. Oder die aus Steuermitteln durchgefütterten SPÖ-Vorfeldmedien mit infamen Kampagnen ins Feld schicken.

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Eine Wahl und viel Ärger

03. März 2010 03:38 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wirtschaftskammer ließ ihre Mitglieder wählen - und schlug dabei heftig über die Stränge: Selbst Unternehmer, die eigentlich die Mehrheitsfraktion wählen wollten - oder es dennoch taten - haben sich grün und blau geärgert über den Druck, der bei einer an sich freien Wahl auf sie ausgeübt worden ist. Sie wurden mit Telefonanrufen bombardiert, Wahlkarten wurden von politischen Mitarbeitern persönlichen abgeholt, ein ausgeklügeltes Schleppersystem kontrollierte, ob man eh bei der Wahl war. Das erinnert heftig an die Methoden in Wiener Gemeindebauten, wo seit Generationen ein dichtes Blockwarte-System die Menschen kontrolliert. Jetzt will man die Gemeinde-Hausmeister sogar zu "Mediatoren" ausbilden, was den Blockwart-Vergleich ja noch näher legt. Zurück zur Wirtschaftskammer: Gerade für Verfechter einer freien Marktwirtschaft wird das Zwangsmitgliedschafts-System immer unerträglicher. Woran der Umstand nichts ändert, dass sich die Sozialpartner in der Gusenbauer-Molterer Ära heimlich, still und schnell in die Verfassung hineinschrieben und dadurch in ihren Wichtigkeit bestätigen haben lassen. Immerhin darf man noch auf europäische Gerichtshöfe hoffen, dass sie diesen Privilegien einmal ein Ende setzen. Gewiss kann man der Wirtschaftskammer zugute halten, dass sie in den letzten Jahren die Beiträge massiv gesenkt hat. Was ja für die Arbeiterkammer nicht zutrifft, die jedem Arbeitnehmer ein halbes Prozent seiner Bezüge mit Zwang wegnimmt. Wozu bei einer noch immer ansehnlichen Anzahl ein nochmaliger Beitrag zur Gewerkschaft kommt, der noch höher, aber immerhin freiwillig ist. Die Wirtschaftskammer hat durch diese Sparaktion freilich den eigenen Wert drastisch reduziert. Denn sie hat sich damit als Think Tank der Wirtschaft praktisch aufgelöst. Die Arbeiterkammer auf der Gegenseite versteht sich ganz offensichtlich als Zuarbeiter, Vorarbeiter und Nachdenker der SPÖ. Das Infame: Während sich die Parteien über die Kammern bedenkenlos Hilfe und Gelder holen, werden große Grundsatzdebatten über die freiwilligen Spenden an Parteien und Organisationen abgeführt. Als ob freiwillige Spenden - natürlich nur, wenn sie nicht den Charakter einer Bestechung annehmen - nicht deutlich besser wären als all die abgepressten Zwangsbeiträge.

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Mediennennungen: ÖVP knapp voran

03. März 2010 01:10 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ ist erwacht und liefert nun - im Gegensatz zum Jänner - der knapp führenden ÖVP ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das zeigt die Bilanz von Mediainsight für den Monat Februar. Mediainsight zählt als einzige Plattform alle Nennungen eines Suchwortes in den Zeitungen, in Blogs, im Fernsehen und in Radios. Die Nennungen der Parteien (immer gleichgültig, ob positiv oder negativ): - ÖVP 5427 - SPÖ 5005 - FPÖ 3159 - Grüne 1705 - BZÖ 1307. Auch bei den namentlichen Nennungen von Politikern in den Zeitungen liegt die ÖVP mit ihrem Obmann Josef Pröll voran: Dieser wurde in den Printmedien 545 Mal genannt. Dahinter kommen in folgender Reihenfolge: Faymann, Fekter, Strache, Hundstorfer, Häupl, Bucher und Glawischnig. Faymann hat nur bei den Internet-Blogs die Nase vorne. Und zwar sogar deutlich - vor Strache, der dort auch noch mehr erwähnt wurde als Pröll. Sehr signifikant ist der Vergleich zwischen dem ORF und den privaten Fernsehanstalten: Bei den Privaten liegt Strache voran, beim ORF hingegen Werner Faymann. Bei diesem sind zum Unterschied von anderen, viel gleichmäßiger auftretenden Politikern die  Nennungen auf zwei Daten konzentriert: Am 12. Februar konnte man über die Absage der Österreich-Gespräche, über Faymanns Nein zur generellen Anhaltepflicht für Asylwerber und die Absage der Österreich-Gespräche lesen, bei denen eigentlich die Verwaltungsreform vorangetrieben werden sollte. Am 23. Februar war es wiederum die Ankündigung einer Bankensteuer, die Faymann starke Präsenz einbrachte.

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Fußnote 75: Echtes Geld für unechte Väter

02. März 2010 16:00 | Autor: Andreas Unterberger

Neue Tricks beim Sozialbetrug in Deutschland. In Berlin gibt es immer wieder mutige Politiker. Ein Bezirksstadtrat von Neukölln hat nun thematisiert, dass jeden Monat rund 40 Ausländer die Kinder deutscher Frauen anerkennen. Damit erlangen die kinderliebenden Männer Aufenthaltsgenehmigungen und  Sozialleistungen. Der rot-rote Berliner Senat tue aber - trotz seiner gewaltigen Schulden - nichts, um diese Scheinvaterschaften aufzudecken. Nun, da hat die Berliner Stadtregierung durchaus Ähnlichkeit mit der gesamten politischen Klasse Österreichs. Da schaut man sich diese Frage lieber gar nicht an, bevor man zu problematischen Erkenntnissen kommen könnte. Oder gar von der linken Journalistenlandschaft getadelt wird.

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Mehr Steuern, weniger Geld

02. März 2010 04:02 | Autor: Andreas Unterberger

Die Republik sucht verzweifelt Einnahmequellen. Aber wo sie auch immer hinblickt, muss sie zur Erkenntnis kommen: Praktisch jede Form der Steuererhöhung führt am Ende des Tages zu einem noch größeren Loch im Staatssäckel. Das zeigte sich schon bei allen möglichen Formen einer Bankensteuer und das wird in diesen Stunden rund um die Mineralölsteuer wieder einmal besonders evident. Der Wirtschaftsminister hatte deren Erhöhung als erster vorgeschlagen. In seiner eher begrenzten ordnungspolitischen Denkkapazität hatte Reinhold Mitterlehner offenbar tatsächlich geglaubt, solcherart die Einnahmen erhöhen zu können. In Wahrheit würde eine Erhöhung dieser MÖSt freilich nur zu einem führen: zu geringeren Einnahmen. Denn viele der LKW, die zwischen Deutschland und dem Mittelmeerraum durch Österreich fahren, kommen in der Regel mit leerem Tank in die Alpenrepublik, verlassen sie aber infolge des hierzulande relativ niedrigen Treibstoffpreises meist mit einem randvoll gefüllten Treibstoffvorrat. Experten schätzen den drohenden Verlust für den Finanzminister auf eine Milliarde Euro. Der einzige Vorteil der MÖSt-Erhöhung wäre ein bessere Erreichung der österreichischen Kyoto-Ziele, die ansonsten utopisch bleiben. Selbst wenn trotz Preiserhöhung kein einziger Kilometer weniger auf unseren Straßen gefahren würde, wäre die CO2-Bilanz der Republik positiv. Denn der gesamte Treibstoffkonsum samt zugehörigen Emissionen wird immer jenem Land angerechnet, wo auch getankt worden ist. Die globale CO2-Bilanz würde durch diese Verschiebung des Tankortes freilich um kein Kilogramm besser (falls man überhaupt an die angeblich drohende CO2-Katastrophe glaubt). Überdies würden viele Menschen an den Tankstellen ihre Jobs verlieren. Der Vorschlag Reinhold Mitterlehners gleicht also einem Schuss ins eigene Knie. Ähnliches gilt für Mehrwertsteuer- beziehungsweise Einkommen- oder Lohnsteuererhöhungen, auch wenn es hier nicht so leicht beweisbar ist: Aber viele  Erfahrungswerte sprechen dafür, dass eine Verschärfung dieser Steuersätze zur Verlagerung von Zahlungen ins Ausland, zu noch mehr Schwarzarbeit, zu noch mehr Umgehungskonstruktionen, aber auch zur zunehmenden Einstellung von Aktivitäten führen würde. Nach dem Motto: Da zahlt es sich nicht mehr aus, (mehr) zu arbeiten. Und auch bei der Bankensteuer wird immer klarer: Das Gesamtergebnis einer solchen Steuer wird dem Budget absolut nichts bringen. Die Sorge um den kleinen Sparer, den die Steuer keinesfalls treffen dürfe, ist hingegen nur eine scheinheilig vorgeschobene. Noch negativer würde sich eine Verschlechterung bei der Vermögens- oder Stiftungssteuer auswirken. Denn Geld ist noch viel schneller ins Ausland transferiert als einkommensteuerpflichtige Tätigkeiten. Mehr Staatserträge würde wohl nur eine einzige Steuerform bringen: eine kräftige Erhöhung der Grundsteuer auf jeden bebauten Quadratmeter. Denn hier ist keine Flucht möglich. Außerdem wäre der ökologische Effekt positiv, da es eine gewisse Bremse für das Zubetonieren der Landschaft gäbe. Nur: Bei keiner Steuer haben sich alle Parteien so lautstark auf ein "Kommt überhaupt nicht in Frage" festgelegt wie bei der Grundsteuer. Jedes Parteisekretariat hält es nämlich für politischen Selbstmord, sich mit den Häuslbauern einzulassen. Ohne diese ist aber jede Grund- und Vermögenssteuer ein ergebnisfreier Schlag ins Wasser. Schreckliche Erkenntnis für die Politik: Am Ende wird nichts anderes übrigbleiben als kräftig zu sparen und den üppigen Wohlfahrtsstaat abzuspecken. Oder aber der Staat entledigt sich seiner Schulden durch eine kräftige Inflationierung. Eine solche hat ja schon im Vorjahr begonnen - und ist leider von den meisten Medien auch noch bejubelt worden! Die Inflationierung hat für die Politiker freilich den teuflisch gefährlichen Vorteil, dass die Menschen eine Zeitlang kaum merken, wie sehr sie ausgeraubt werden. Das ist für uns alle eine noch viel schrecklichere Erkenntnis.

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Fußnote 74: Zitat zum Tag

02. März 2010 01:28 | Autor: Andreas Unterberger

Wie man halt im Wiener Rathaus so redet. "Wir wollen einen qualitätssichernden Finger auf die weiblichen Genitalien legen." So formuliert die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger laut wien.orf.at.

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Wien, eine Stadt wird hässlich

01. März 2010 02:12 | Autor: Andreas Unterberger

Einige Wochenendspaziergänge rückten - trotz der schönen Frühlingsvorboten - dem Tagebuchschreiber die ganze Explosion an Hässlichkeit ins Bewusstsein, die in den letzten Jahren in Wien passiert ist. Von der Verwahrlosung des Leopoldsbergs über die Verschandelung des Kahlenbergs, die riesigen Neubauten in den Neustifter Einfamilienhaus-Gebieten, die völlig unkoordiniert quer durch die Stadt aus dem Boden wachsenden Hochhäuser - bis zu den extrem hässlichen Dachbodenausbauten, die Hunderte historische Bauten Wiens mit protzigen zwei- bis dreistöckigen modernistischen Aufbauten beladen haben. Wo sind die Zeiten eines Jörg Mauthes - und zum Teil auch Helmut Zilks und Erhard Buseks -, als es in Stadtregierung und Opposition Menschen gab, denen die Ästhetik dieser Stadt noch ein Anliegen war? Die ein Sensorium für Stil, Kultur, Proportionen, Geschichte und Ästhetik hatten? Nicht einmal mehr die Medien führen diese Debatte. Diese widmen statt dessen ihre aufgeblasen-hohlen Feuilletons seitenweise der verblödelten Auseinandersetzung eines Provinzschriftstellers mit der Frage, warum (der mit einer jüdischen Frau verheiratete!) Hans Moser nicht zu einem Widerstandskämpfer gegen die Nazis geworden war, obwohl solche Dummheiten bei den meisten maximal einen Gähnreiz auslösen können. Was man übrigens auch an den Auflagen der Zeitungen ablesen kann. Vielleicht könnten die Medien statt dessen einen Redakteur auf eine kritische Dienstreise durch die Stadt schicken (falls es ihre städtischen Mega-Inserenten erlauben). Diese Reise könnte etwa am Leopoldsberg beginnen, wo sich Kirche und Klostergebäude in einem verwahrlosten Verfallszustand befinden, als ob wir das Jahr 1945 schrieben. Ein Gutteil der Fenster ist mit Plastik zugeklebt; alle Gebäude stehen seit Jahren leer; der Verputz bröckelt; und der Zustand der überquellenden Müllbehälter zeigt, dass hier mindestens seit Silvester niemand mehr den Mist entsorgt hat. Man weiß nur nicht, seit welchem Silvesterabend die vielen Sektflaschen und Raketenreste herumkollern: 2009, 2008, 2007? Dafür hatte die Stadt Geld, um auf Wegweisern nicht nur die Gehrichtung, sondern auch den Namen einer Stadträtin namens Sima abzubilden, der wir offenbar diese Wanderhinweise verdanken. Wandern wir zum Kahlenberg, ist man immer wieder von neuem erstaunt, welche protzige Monsterkubatur da auf den prominentesten Aussichtsberg Wiens gebaut werden durfte, die fast von der ganzen Stadt aus sichtbar ist. Wenn sich Gemeinde und Kammer verbünden, dann darf offenbar der Wald- und Wiesenschutzgürtel aufs Wildeste verunstaltet werden. Warum hat man eigentlich nicht durch eine Renovierung der Leopoldsberger Gebäude den offenbar dringenden Hotelraumbedarf im Wienerwald gedeckt? Warum gibt es hier wilde Neubauten  und dort ungestoppten Verfall? Ist da gar wieder einmal wilde Spekulation in Gang? Dass der Kahlenberg nun schon seit ein paar Jahren so einbetoniert ist, ändert jedenfalls nichts an der Brutalität des Bauskandals. Bauskandale sieht man mit fast noch größerem Schrecken einige Täler weiter in Neustift. An beiden Hängen dieses einst idyllischen Weinortes fressen sich riesige Neubauten in die Weingärten beziehungsweise in die bis vor kurzem durchwegs mit Einfamilienhäusern bebauten Gassen. So als ob die Großfeldsiedlung Junge bekommen hätte. Während in Grinzing noch ein querulatorischer Weinhauer vieles verhindern hat können, was dort Menschen mit offensichtlich hervorragenden politischen Beziehungen in ähnlicher Weise geplant hatten, ist in Neustift offenbar niemand mit gleicher Intensität unterwegs. Einige Hügel weiter, am Schafberg, nehmen sich im Vergleich die Klagen fast idyllisch an: Dort trifft man auf Menschen, die vor eineinhalb Wochen der Stadtverwaltung den Ausfall der Straßenbeleuchtung gemeldet haben, die aber immer noch im Dunkeln ihren Weg stolpern müssen. Sie erinnern sich voll Wehmut, wie früher einschlägige Anrufe binnen 24 Stunden eine Besserung gebracht haben. Aber offenbar stopft die Stadt ihr restliches Geld, das sie früher für solche banalen Aufgaben ausgegeben hat,  in die Propaganda für skurrile Volksbefragungen und in die Bestechung von Zeitungen. Geht oder fährt man dann in die Bezirke innerhalb des Gürtels - oder gar auf den Karlsplatz, oder in die Frankenberggassen-Gegend, oder an den Beginn der Mariahilferstraße, oder in die Grünangergasse oder zu hunderten anderen Ecken, dann muss man wohl endgültig ob der Devastierung einer einst wunderschönen Stadt verzweifeln. Gierige Investoren durften an allen zahllosen Plätzen zwei bis drei Stockwerke in ganz modernem Stil auf alte Gründerzeithäuser setzen, die deren Ästhetik, Proportionen und Komposition total ruinieren. Gewiss: Mit solchen Ausbauten lassen sich sensationelle Gewinne machen, welche die Verluste der Vermieter angesichts der schwachsinnigen Mietenbegrenzungen ausgleichen. Noch immer bewohnen ja zahllose Hofratswitwen ganz alleine sechs- bis achtzimmrige Großwohnungen - und zwar nur deshalb, weil der Umzug in eine Zweizimmerwohnung völlig unerschwinglich ist. Was die anderen Wohnungen in guten Bezirken natürlich umso teurer macht. Denn die Marktgesetze wirken immer, auch wenn man sie nicht mag. Jedenfalls werden solche verbrecherischen Dachbodenausbauten in keiner anderen europäischen Stadt erlaubt, die etwas auf ihr Aussehen hält. Für Wien kann der stadtwandernde Tagebuchautor aber auch eine sehr positive Nachricht verkünden: In den letzten zwei Jahren hat eine Richtlinie der vielgeschmähten EU einigen mutigen Gemeindebeamten ermöglicht, weiteren Mega-Aufstockungen einen Riegel vorzuschieben. Die EU ist zwar nicht für Stadtschönheit zuständig - überraschenderweise aber für Erdbebensicherheit. Und da wollen wir nicht lange fragen, was diese eigentlich mit einem Binnenmarkt und dem Subsidiaritätsprinzip zu tun hat. Denn das Ergebnis ist wunderbar: Korrekte Beamte können neuerdings unter Berufung auf diese Richtlinie alle mehrstöckigen Dachbodenausbauten verhindern - während es gegen dezent gestaltete Ausbauten vorhandener Dachflächen mit Gaupen und Terrassen Richtung Innenhöfe ja nichts zu sagen gäbe. Der Gesamteindruck eines Stadtrundganges bleibt aber deprimierend. Und hinterlässt die bange Frage, ob das Bundeskanzleramt, wohin der einst für das Bauen und solche Genehmigungen zuständige Stadtrat inzwischen entschwunden ist (es gilt die Unschuldsvermutung), nach einer eventuellen Änderung der Erdbebenrichtline vielleicht auch einen dreistöckigen Aufbau bekommen wird. Denn es wird ja immer Architekten geben, die im Interesse fetter Aufträge davon schwafeln, dass jede Behinderung ihres Wirkens, jede Rücksichtnahme auf die von früheren Generationen ererbte Schönheit reaktionär wäre. Für Kahlenberg und Neustift hat jedenfalls noch niemand eine passende EU-Richtlinie entdeckt, die diesen Architekten und den dahintersteckenden Geschäftsinteressen von Investoren und Politikern das Handwerk gelegt hätte.

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Pfui, schon wieder ein Mann

28. Februar 2010 03:44 | Autor: Andreas Unterberger

Skandal: Schon wieder wurde eine Frau bei einer Rektorswahl diskriminiert. Dieser Meinung ist jedenfalls eine ominöse Bundes-Gleichbehandlungskommission. Wie man dem "Standard" (wem sonst?) entnehmen kann. Die Ursache: An der Medizin-Uni Innsbruck wurde aus einem Dreiervorschlag ein Mann und nicht die ebenfalls auf dem Papier stehende Frau zum Rektor gewählt. Das darf doch nicht sein, glauben doch hierzulande viele an ein alleroberstes, wenn auch geheimes Verfassungsgesetz, dass eigentlich immer eine Frau auszuwählen ist, sobald sie sich irgendwo bewirbt. Die Frauenministerin hat jedenfalls sofort gewusst, dass jene Frau nur ihres Geschlechts wegen nicht genommen worden ist, und dementsprechend laut protestiert. Begründung liefert die Ministerin freilich keine für diese Behauptung. Da die Rektors-Bestellung durch eine Wahl im Uni-Rat erfolgt, wird sich auch nie nachweisen lassen, warum der eine genommen wurde und die andere nicht. Die Uni-Räte sind jedenfalls vorerst noch primär der Qualität der Uni in wissenschaftlicher, pädagogischer und ökonomischer Hinsicht verpflichtet und nicht dem Quotendenken. Daher sind die Überprüfungen von demokratischen Wahlen durch solche Gesinnungsbehörden der Political correctness, wie sie eine Gleichbehandlungskommission darstellt, in Wahrheit ein Schlag ins Gesicht des demokratischen Grundprinzips unserer Verfassung. Oder wird nun etwa auch die letzte Bundespräsidentenwahl aufgehoben, weil sich die Wähler damals für einen Mann und nicht die ebenfalls kandidierende Frau entschieden haben? Obwohl bei dieser Frau sogar eine Reihe objektiver Wettbewerbsvorteile festzustellen waren: Sie konnte mehr Sprachen als der männliche Wahlsieger, sie hatte mehr internationale Erfahrung, und sie war in viel geringerem Ausmaß ein lebenslang gehorsamer Parteisoldat als ihre Gegenüber gewesen. Die Frauenministerin soll es einfach offen sagen, wenn sie die Demokratie abschaffen will. Sie kann aber auch einen offenen Wettbewerb zwischen einer rein leistungsorientierten und dabei möglichweise rein männerorientierten Universität (oder gar einer reinen Männer-Uni?) und einer Frauen-Uni bei gleichen finanziellen Rahmenbedingungen verlangen. Das wäre durchaus spannend. Sie sollte dabei freilich ein wenig vorsichtig sein, weil es da ja schon einschlägige Beispiele gibt: Die Wiener Politologie etwa ist seit einigen Jahren zum dogmatischen Kreml des radikalen Gender-Feminismus geworden. Sie fällt aber bei allen mir bekannten Rankings sowohl im Vergleich zu anderen Studienrichtungen an der gleichen Uni wie auch zu den Politikwissenschaftsausbildungen im Ausland blamabel zurück. Freilich ohne dass ein männlicher Minister bisher gewagt hätte, gegen den schweren Schaden zu protestieren, der dadurch allen bildungswilligen jungen Menschen dieses Studiums angetan wird. Auch den Studentinnen übrigens, die ungefähr so gut vorbereitet ins Berusleben gehen, wie einst die Tausenden jungen Osteuropäer, die Marxismus-Leninismus studiert hatten.

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Hurra, die Richter sind wieder da

27. Februar 2010 02:13 | Autor: Andreas Unterberger

Willkommen zurück im Dreiviertel-Job: Österreichs Richter haben (bis auf wenige löbliche Ausnahmen) eine Woche lang nicht verhandelt und loben nun diese Woche im Eigenurteil als sinnvoll. Nun, auch wir wollen hoffen, dass die Schneelage gut war und die Quartiere außerhalb der Energieferien preisgünstig. Und wir sind natürlich alle überzeugt, dass die Richter, wie sie uns nun weismachen, diese Woche sinnvoll genutzt haben, um Rückstände abzubauen, ob in einem Skiort oder bisweilen auch an ihrem Arbeitsplatz im Gerichtsgebäude. Wo sie ja im Unterschied zu anderen Lohnabhängigen keine Anwesenheitspflicht haben. Da die unabsetzbaren und unkontrollierbaren Damen und Herren Richtern aber zweifellos auch die Glaubwürdigkeit vor ihren Auftraggebern zurückerlangen wollen, werden sie uns nun zweifellos eine Statistik vorlegen können, dass in diesem Monat um ein Viertel mehr Urteile und sonstige Beschlüsse fertiggestellt worden sind. Was ja die logische Folge eines Rückstände-Abbauens wäre. Können die Richter aber eine solche Statistik nicht präsentieren, dann hätten wohl jene Recht, die meinen, die Richter hätten diese Verhandlungspause nur zur Erhöhung ihrer persönlichen Lebensqualität benutzt. Wer sollen übrigens die zuvor angesprochenen Auftraggeber der Richter sein, werden manche fragen. Nun, das sind zweifellos die Steuerzahler und Staatsbürger - auch wenn das die Richter vielleicht nicht so sehen. Noch glaubwürdiger würden die Richter werden, wenn ihre Funktionäre diesen Steuerzahlern nun auch ein komplettes Paket an Reformen und Novellen vorlegen, wie der Lauf der Justiz vereinfacht und beschleunigt werden könnte, welche Gesetze ohne großen Schaden wieder abgeschafft werden könnten, mit denen wichtigmacherische Politiker den Richtern zusätzliche Arbeit gemacht haben. In jeder Organisation wissen nämlich die Mitarbeiter selbst am besten, welche ihrer Tätigkeiten nicht sehr sinnvoll oder effizient sind und oft nur formalistischen Zwecken dienen. Dieses Wissen wird freilich in aller Regel nur dann preisgegeben, wenn man den Mitarbeitern den einfachen Weg versperrt, noch mehr Personal anzustellen und noch mehr Geld auszugeben. Jeder Mensch mit Berufserfahrung - auch in der Privatwirtschaft und erst recht im öffentlichen Dienst - weiß, dass eine Abteilung, eine Gruppe, eine Organisation freiwillig nie zugeben wird, wo sie Fett angesetzt hat, wo sie sich das Leben zu bequem gemacht hat. Dazu braucht es immer Druck. Die Richter haben nun die Chance, ein solches Paket vorzulegen, wenn man ihnen glauben soll, dass sie so furchtbar überarbeitet sind. Und erst, wenn ein solches Paket am Widerstand von Bürgermeistern, Landeshauptleuten, maximalistischen Grundrechts-Fetischisten, Wirtschaftsinteressen, Gewerkschaftsinteressen, Grünfanatikern, Feministinnen, Rechtsanwälten und Naivlingen, die jeden zusätzlichen Rechts- oder Instanzenweg für eine Verbesserung des Rechtsstaats halten, scheitern sollte, haben sie einen moralisch und politisch ernstzunehmenden Anspruch auf zusätzliche Posten. Dann aber möge bitte die jeweilige Gruppe auch die Bezahlung der jeweiligen Anliegen sicherstellen. Internationale Statistiken zeigen jedenfalls, dass unsere Justiz quantitativ nicht unterdurchschnittlich besetzt ist. Und qualitativ wollen sich unsere Richter ja sicher nicht selber als schlechter einstufen als die ausländischen Kollegen. Jammern, streiken und demonstrieren hingegen imponiert heute niemandem mehr. Das beginnen nun langsam sogar die Griechen zu erkennen. Und das sollten nun sehr rasch auch unsere Richter erkennen. Denn eine arbeitswillige Justiz ist immer noch das wichtigste Fundament des Funktionierens einer Gesellschaft. Wofür wir ihnen in Zukunft wieder gerne dankbar wären.

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Handeln versus Zuwarten

27. Februar 2010 01:18 | Autor: Andreas Unterberger

Den Banken geht es schlecht. Aber sie versuchen zumindest, etwas zur Stabilisierung zu tun, wie die vergangene Woche gezeigt hat. Was sich auch Bundes- und Landesregierungen zum Vorbild machen sollten. Die Politik hingegen kennt Sanierungsmaßnahmen immer nur in der Zukunft. Noch immer rätselt alle Welt, warum Raiffeisen über eine Wiedereingliederung ihrer erst vor wenigen Jahren an die Börse geschickten Auslandstochter nachdenkt. Offenbar wollen die Landesbanken nicht mehr wie in der Vergangenheit der RZB Geld zur Verfügung stellen, damit diese eine gegen alle Bedrohungen sichere Eigenkapitalquote hat. Daher wird man wohl dieses Geld nur an der Börse bekommen. Damit aber dort nicht zwei Raiffeisenbanken einander Konkurrenz machen, und vor allem damit der Raiffeisen-Apparat nicht die mehrheitliche Kontrolle verliert, werden die beiden Spitzeninstitute im drei- (oder derzeit eigentlich vier-)stufigen Raiffeisensystem wieder fusioniert. Unter all den vielen kursierenden Erklärungen für das Raiffeisen-Manöver habe ich jedenfalls bisher keine bessere gefunden. Und es spricht jedenfalls für den agrarischen Riesen, dass er offensichtlich noch rechtzeitig etwas zu tun versucht. Und nicht wie andere Banken in der Vergangenheit das Unheil tatenlos auf sich zukommen lässt. Was natürlich nichts an den sehr problematischen Rollen Raiffeisens ändert - etwa als Financier durchwegs linker und wenig erfolgreicher Medien, als politischer Drahtzieher oder als verfilzter Partner vieler Aktionen des Wiener Rathauses. Ähnliches Lob verdient Raiffeisens großer Konkurrent, die Erste Bank beziehungsweise die ihr angegliederte Sparkassengruppe. Auch dieser Gruppe geht es trotz scheinbarer Bilanzerfolge nicht sonderlich gut. Sie hat statt zu jammern im Vorjahr ihre Gesamtkosten immerhin um zwei Prozent gesenkt. Was sowohl bei den Personalkosten als auch bei den administrativen Ausgaben deutliche Einschnitte macht. Sie hat damit das Kosten-Einnahmen-Verhältnis deutlich verbessern können. Nun, das wird wohl noch alles nicht der Stein der Weisen gewesen sein. Aber immerhin können diese beiden Institute die (hohen) vorgeschriebenen Zinsen von acht Prozent für das staatliche Kapital zahlen. Und immerhin können sie derzeit herzeigbare Bilanzen präsentieren. Diese zwei Banken haben gehandelt und setzen offensichtlich weitere Maßnahmen, um krisensicherer zu werden. Ähnliches gilt für die internationale Gruppe mit der Bank Austria. Wobei übrigens noch niemand den heimischen Banken einen konkreten Vorwurf machen konnte, dass sie durch bestimmte Handlungen die globale Krise ausgelöst hätten. Auch wenn das Kronenzeitung und Gewerkschaften so darstellen. Umso mehr drängt sich aber die Frage auf: Wo ist im staatlichen Bereich die Bereitschaft zum Handeln zu sehen? Wo hat die Republik im Vorjahr die Kosten gesenkt? Wo taten das die Bundesländer? Derzeit wird ja jeder konkrete Beschluss, der irgendwie aufs Sparen hinauslaufen könnte, um ein weiteres Jahr oder gar auf den April 2011 verschoben. Nur damit Michael Häupl mit Hilfe von Schwarz oder Grün den sozialdemokratischen Selbstbedienungsladen im Wiener Rathaus weiterhin in Parteihänden halten kann, ohne durch Schmerzensschreie ob irgendwelcher Sparbeschlüsse daran gehindert zu werden. Zumindest in diesem Vergleich darf man die Banken vor den Vorhang holen. Und übrigens auch deshalb, weil sie derzeit weit weniger präpotent auftreten als früher.

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Fußnote 73: Aktionismus im Parlament

26. Februar 2010 12:36 | Autor: Andreas Unterberger

Ein kleiner aber feiner Unterschied zwischen Wien und Berlin. Es gibt noch Parlamente, die sich ernst nehmen, die sich dagegen wehren, als bloße Plattform für platten Aktionismus missbraucht zu werden. Im deutschen Bundestag wurden alle Abgeordneten der Linken ausgeschlossen, weil sie in einer Sitzung Plakate hoch hielten. Der Hinauswurf ist eine absolut richtige Entscheidung: Denn im Parlament sollen die Kraft des gesprochenen Wortes und die vom Wähler bestimmten Mehrheiten entscheiden. Ein Parlament ist hingegen nicht ein Ort für Demonstrationen. Diese Liebe zum Plakat ist jedoch auch im österreichischen Nationalrat eingezogen, Täter waren vor allem die Grünen, aber auch die anderen Parteien haben das nachgemacht. Der Grund: Die bildersüchtigen Zeitungen und Fernsehanstalten berichten nur wenig über das klügste und beste Argument und auch kaum über den Inhalt von Gesetzesbeschlüssen - aber mit Vorliebe über Abgeordnete, die Transparente hochhalten, und sei der Inhalt noch so dumm. Das ist das Produkt einer optisch orientierten Medienwelt. Es wäre höchste Zeit, dass sich auch das Präsidium des österreichischen Parlaments zu einem ähnlich konsequenten Vorgehen gegen Taferlaufsteller und Plakatschreiber entschließen könnte wie die Deutschen. Aber einer Frau Prammer traut halt niemand zu, dass sie sich ihrer Aufgabe einmal gewachsen zeigen würde.

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Lehrstunde über Koalition und Bankenwelt

26. Februar 2010 03:04 | Autor: Andreas Unterberger

Vom Vorschlag Werner Faymanns ist inzwischen nicht mehr viel übrig: Der SPÖ-Chef wollte in Österreich eine Bankensteuer quer über die Bilanzsumme aller Banken einführen. Nunmehr soll es auf Wunsch des ÖVP-Chefs aber offenbar nur noch um als risikoreich eingestufte Bankgeschäfte gehen, wofür im Gegenzug die Kreditsteuer abgeschafft werden soll. Die Sache ist damit zwar etwas vernünftiger geworden. Sie ist aber auch ein kleines Exempel für den Zustand der Koalition:

  1. Wie in deren schlechtesten Zeiten prescht abwechselnd eine Seite öffentlich mit einem Vorschlag vor, um die andere in der Öffentlichkeitswirkung zu überrumpeln. Und erst danach setzt man sich nun - angeblich - zusammen.
  2. Die ÖVP besteht offensichtlich nur noch aus dem Parteiobmann. Und wenn der aus schwer nachvollziehbaren Gründen zusammen mit dem Wirtschaftsminister nach Indien reist (würde nicht einer genügen?), dann ist die Partei tagelang nicht reaktionsfähig. Maria Fekter, die einzige (wenn auch auf einem anderen Feld) noch eigenverantwortlich handelnde Ministerin, ist ja vom Parteiobmann inzwischen weitgehend demontiert worden. Die schwarze Regierungsmannschaft besteht also jetzt im Grund nur noch aus farblosen Mitterlehners (auf der Gegenseite ist außer einem Hundstorfer freilich auch nicht viel zu sehen).
  3. Die Reaktion der ÖVP war weitgehend davon geprägt, dass die Kronenzeitung für die Bankensteuer eintritt (deren offenkundiges Motiv: immerhin haben ja die Banken einst Hans Dichand einen Großkredit zum Auskaufen von Kurt Falk verweigert). Daher konnte die ÖVP zur Bankensteuer nicht direkt Nein sagen, sondern stotterte erst zwei Wochen herum, bis sie dann zu einem "Ja, aber" fand.
  4. Während also in der Sachpolitik eher Chaos herrscht, deutet viel darauf hin, dass in der Personalpolitik die Koalition wie geschmiert läuft. Der nunmehr offizielle Verzicht der Volkspartei auf eine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl ist bei einer Partei, die sich berühmt, bei allen Meinungsumfragen an erster Stelle zu liegen, nun doch erstaunlich. Ähnlich misstrauisch machte der rasche Verzicht der ÖVP auf Wilhelm Molterer als erwünschter EU-Kommissar.
Soweit die Machtspielchen in der klein gewordenen großen Koalition. Während dieser Spiele fiel aber auch ein interessanter, bisher kaum beachteteter Satz des Bundeskanzler zum Thema Banken. Er sagte, künftige Schäden der Geldinstitute müssten diese selber tragen und dürfen nicht dem Steuerzahler umgehängt werden. Das ist eine spannende Aussage, wenn wir einmal davon ausgehen, dass sich Herr Faymann dabei auch irgendetwas gedacht hat: Denn der Satz kann ja nur bedeuten, dass man die Geldinstitute nunmehr krachen lassen wird, wenn sie es eben nicht schaffen, etwaige "Schäden" (Kreditausfälle in großem Maßstab und ähnliches) selbst zu tragen. Wenn das aber für die Zukunft richtig ist, dann muss das wohl auch für die Vergangenheit gelten. Dann waren die diversen Rettungsaktionen des Vorjahres falsch, mit denen die Steuerzahler Banken und Industriekonzernen beispringen durften - oder eher mussten. Bisher waren aber hierzulande beide Großparteien sehr stolz auf diese Rettungsaktionen und brüsteten sich so wie viele andere Regierungen, solcherart größere Crashs vermieden zu haben. Und nur die konsequentesten Gegenspieler aller planwirtschaftlichen und staatsinterventionistischen Aktionen, nämlich die Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, haben die Milliarden-Interventionen schon damals gerügt. Diese Jünger von Mises, Menger oder Hayek sind freilich trotz des Sammelbegriffs "Österreichisch" im Ausland viel angesehener als hierzulande, wo an den Universitäten noch immer die Schuldenphilosophie eines Herrn Keynes gelehrt wird. Was wäre wirklich passiert, wenn die Staaten nicht interveniert hätten - oder wenn sie nur die Gläubiger der Banken, nicht jedoch die krachenden Institutionen geschützt hätten? Besonnene Menschen kommen zunehmend zur Überzeugung, dass man 2009 damit den Schock zwar noch vergrößert hätte, dass man nach einigen Wochen des Schreckens heute aber wohl viel besser dastünde. Möglicherweise hätten zwar manche Banken im vergangenen März um einen absoluten Okkasionspreis den Eigentümer gewechselt. Aber eine Reduktion der Bankenmenge wäre nicht gerade ein Schaden für die Wirtschaft gewesen - sofern man dabei den Dominoeffekt eines Bankkraches verhindert hätte. Genauso hätte es der europäischen Auto-Industrie durchaus gut getan, wenn ein paar Marken vom Markt verschwunden wären, statt dass die Überkapazitäten um teures Geld gerettet wurden. Denn die solcherart erfolgte Rettung von Arbeitsplätzen wird in den nächsten Jahren noch viel mehr Jobs kosten. Aber im Vorjahr ist man ja schon zum halbkriminellen Dissidenten und Vaterlandsverräter gestempelt worden, wenn man über all das nur nachgedacht hat. Nun wird halt so getan, als ob man für die Zukunft genau regeln wird können, welches Bankgeschäft gefährlich ist und daher besteuert oder gar verboten wird - und welche Bankgeschäfte zu den guten gehören. Viel Spaß dabei! So sinnlos bürokratisch aufwendige Bagatellsteuern wie die Kreditvertragsgebühren sind, so blöd ist es vorzugeben, dass Kredite gut und beispielsweise Derivate (Optionen) schlecht seien. Denn in Wahrheit ist der Crash 2008 durch das reihenweise Platzen von Immobilienkrediten und nicht durch das Scheitern von Derivat-Geschäften oder ähnlichem ausgelöst worden. Immobilienkredite gelten aber als die allersicherste Form von Bankgeschäften. Noch dazu, wenn wie im Fall der amerikanischen Papiere das Risiko gebündelt, also auf Tausende Hypothekarschuldner aufgeteilt wird. Alle Finanzexperten haben damals geglaubt, dass das eigentlich die allersicherste Form der Geldanlage sei. Noch dazu in Amerika. Umgekehrt sind Derivate sehr oft Finanzgeschäfte, welche nicht Unsicherheit schaffen, sondern zur Sicherheit beitragen: Etwa wenn sich jemand gegen einen Anstieg der Ölpreise oder gegen eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder Spaniens absichern will. Was eigentlich ein vorsichtiger Kaufmann durchaus tun sollte. Wird es nun weniger solcher Derivatgeschäfte geben? Sicher nicht. Sie werden künftig halt nur vermehrt im Ausland abgewickelt werden. So wie halt die Bank Austria im Unicredit-Konzern stufenweise auf eine österreichische Filiale zurückgestutzt wird. Man sollte endlich begreifen: Es gibt keine absoluten Sicherheiten in der Finanzwelt. Am ehesten trägt man zu mehr Sicherheit bei, wenn man den Banken eine viel höhere Reservehaltung vorschreibt als bisher. Aber gerade dieser Weg der Bildung einer höheren Sicherheitsreserve wird ja absurderweise durch die Bankensteuer erschwert. Besonders unsicher hingegen wird es, wenn man Finanzpolitik auf Empfehlungen der Kronenzeitung oder gar von "Österreich" betreibt. Und die allergrößte Unsicherheit ist es, wenn der Steuerzahler eine Bank auffängt, die falsch angelegt hat: Denn damit ermutigt man die Banken, sich auch für die Zukunft auf dieses Auffangnetz zu verlassen. Damit ermutigt man sie verstärkt, noch riskantere Kredite zu vergeben. Die ja bessere Zinsen bringen als die langweiligen, aber relativ sicheren Geldverleihungen. Und nur noch von Ahnungslosigkeit zeugt es, wenn man glaubt, die heimischen Banken wären schon wieder Goldesel, die jetzt das üppig verschuldete Budget retten können: Die Probleme, die nun auch Raiffeisen durchbeuteln - und deren wahrer Charakter auch durch Veröffentlichung von Geheim-Analysen nicht ganz klar wird -, zeugen davon, dass die Krise munter weitergeht. Ebenso wie es skurril ist zu glauben, dass etwa die Volksbanken, die zum Unterschied von Raiffeisen und Sparkassen nicht einmal die Zinsen für die Partizipationsscheine (die ja de facto nachrangige Kredite des Staates an die Banken sind) zahlen können, würden nun unter dem Titel einer Bankensteuer plötzlich das Geld ausspucken können.

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Die Kultur, der Filz und unser Geld

25. Februar 2010 05:28 | Autor: Andreas Unterberger

Bei den Salzburger Osterfestspielen tobt ein Skandal: Der technische Leiter hat bei jedem Auftrag persönlich für die eigene Kassa mitgeschnitten. Die Geschäfte dieser Osterfestspiele aber hat niemand anderer als der jeweilige Landeshauptmann geführt, ob männlich oder weiblich. Wieder ein grausliches Stück Filz. Was nun nicht heißt, dass auch die Politiker mitgeschnitten hätten. Es zeigt sich aber wieder einmal etwas ganz anderes: Politiker sind die denkbar schlechtesten Geschäftsführer und Kontrollore. Jeder Euro, der unter politischer Kontrolle ausgegeben wird, hat eine viel höhere Chance, Teil eines Unterschleifs zu werden als bei privaten Aktivitäten. Technische Festspieldirektoren wie viele andere Zuarbeiter politischer Chefs sehen ja tagaus, tagein, wie leichtfertig die Politik mit Steuergeld umgeht. Und denken sich daher, dass da ruhig auch für sie etwas abfallen könnte. Gewiss sind auch Mitarbeiter privater Firmen keineswegs frei von Versuchungen. Aber in diesen Fällen gibt es halt immer einen Eigentümer (oder mehrere), die jedes Interesse haben, darauf zu schauen, was mit ihrem eigenen Geld passiert, während Politiker kein eigenes Geld im Spiel haben, sondern primär nur wiedergewählt werden wollen. Auch gibt es eine größere Hemmschwelle, einen privaten Eigentümer zu betrügen als eine anonyme Staatskasse. Gleichzeitig wird ja auch immer fragwürdiger, ob es überhaupt legitim ist, dass Steuergeld für Kunst ausgegeben wird. Die Politik sollte in Wahrheit höchstens die steuerliche Absetzbarkeit von Kunst-Sponsoring erlauben, sich aber aus Entscheidungen, was gefördert wird, heraushalten - was auch gleichzeitig ganze Beamtenstäbe einsparen würde. Von dieser Konsequenz bin ich absolut überzeugt, seit ich vor Jahren eine Ausstellung aus den Beständen der staatlichen Kunst-Ankäufe während der letzten Jahrzehnte gesehen habe. Außer in winterlichen Eissalons habe ich noch nie so viel künstlerisches Mittelmaß und so viel als Kunst getarnte Langweile an einem Ort gesehen. Aber vielleicht ist sowohl die bildende wie die schreibende wie die komponierende wie die darstellende Kunst derzeit in einer schweren Sinnkrise (und kann sich nur noch durch den Gang ins Bordell retten - ob in der Secession oder im Burgtheater), während es lediglich beim Tanz und in der Architektur spannende und relevante Neuentwicklungen gibt. Wobei natürlich die Reproduktion klassischer oder romantischer Musik weltweite Spitzenleistungen bietet. Es ist aber jedenfalls durchaus legitim, prinzipiell über die gegenwärtige exzessive Kunstförderung aus Steuermitteln nachzudenken. Speziell in Zeiten, da eine finanzielle Staatskrise droht. Einzig über die Umwegrentabilität sollte man ein wenig nachdenken, die freilich nur ganz wenige attraktive Kunsttempel herstellen können. Gewiss würden ohne Staatsoper, Musikverein und Kunsthistorisches Museum deutlich weniger Besucher nach Wien kommen. Ähnliches gilt für den Salzburger Festspielbezirk. Aber warum muss man eigentlich den Hoteliers, Restaurants oder Taxis zuerst hohe Steuern aufbrummen, damit dann Landeshauptfrauen Osterfestspiele organisieren und subventionieren können, von denen die genannten Unternehmen dann wieder profitieren. Eigentlich wäre es viel zielführender, würden die Tourismusbetriebe ohne Zwischenschaltung der Politik solche Aktivitäten finanzieren. Dilettantischer als Landeshauptfrauen oder Kulturstadträte sind sie dabei sicher auch nicht. Die beste Kunst ist fast immer politikferne entstanden. Im übrigen wären ohne staatliche Kulturpolitik die Nehmer-Qualitäten von Künstlern und Kunst-Technikern viel geringer, also die Gagen der Stars niedriger. Was auch kein Schaden wäre.

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Fußnote 72: Die Opposition irrt

25. Februar 2010 01:16 | Autor: Andreas Unterberger

Eine Woche ohne neue Gesetze, Vorschriften und Regeln. Die Regierungsparteien machen das Parlament anscheinend arbeitslos. Es kommen kaum noch Gesetzes-Vorlagen ins Haus am Ring. Die Oppositionsparteien sind empört, sprechen von Arbeitsverweigerung und empfehlen sogar einen Regierungsrücktritt. Das Tagebuch erlaubt sich, die Dinge anders zu sehen: Jene wenigen Wochen des Jahres sind in Wahrheit die schönsten und besten für die Bürger, in denen es keine neuen Gesetze gibt, in denen nicht schon wieder neue Regeln und Vorschriften auf uns niederprasseln, in denen sich die Regierenden nicht schon wieder neue Wohltaten ausdenken, die uns in Wahrheit samt der zugehörigen Wohltaten-Verwaltungsbehörde extrem teuer kommen. Außerdem bereitet die Regierung ja ohnedies schon wieder Arbeit fürs Hohe Haus vor: in Form von Steuererhöhungen, die wir diesmal auf dem Umweg über unser Bankkonto bezahlen werden. Ich freu mich schon.

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Bischöfinnen, Pfarrer - lauter Kindsverzahrer?

24. Februar 2010 18:14 | Autor: Andreas Unterberger

Eine deutsche Bischöfin ist nach einer Alkoholfahrt zurückgetreten, 1.54 Promille und eine ignorierte rote Ampel kosten ihr auch ein Jahr lang den Führerschein, obwohl die Fahrt unfallfrei geblieben war. Was ist da nun am Platz: Häme oder Mitleid? Weder noch. Häme kann nur empfinden, wer glaubt, dass Priester oder Bischöfinnen andere, oder gar bessere Menschen wären als Du und Ich. Sie sind im Gegenteil ebenso wie Politiker oft unter Druck von Gastgebern, die es scheinbar mit dem prominenten Gast gut meinen, die ihnen immer noch einen "One for the Road" einschenken. Diesem Druck können sich Priester wie Politiker oft nur schlecht entziehen, weil für sie fast jeder gesellige Kontakt auch irgendwie eine P.R.-Aktion für Kirche oder Partei ist, bei der man als sauertöpfischer Spaßverderber und Abstinenzler ziemlich schlecht dastehen würde. Oder zumindest dazustehen glaubt. Deswegen hat sich der Blog-Autor auch nicht mit den Alkoholproblemen des Wiener Dompfarrers befasst (diesen jedoch wegen eines skandalösen Interviews über die Beichte scharf kritisiert). Das Tagebuch wird auch nicht auf die kolportierten Alkohol-Probleme eines zuletzt hier ebenfalls kritisch abgehandelten Ministers eingehen. Die Landeshauptleute beziehungsweise Bürgermeister der letzten Jahrzehnte mit schweren Alkoholproblemen könnten überhaupt ganze Bücher füllen. Und werden in einem der heurigen Wahlkämpfe es wohl auch tun. Hierzulande muss ja schon die Eröffnung eines Kreisverkehrs um 10 Uhr morgen absurderweise mit einem Stamperl Schnaps begossen werden. Da bleiben nur sehr willensstarke Menschen trocken. Und die Tatsache, dass auch ein weiblicher Bischof nicht vor den Versuchungen des Alkohols gefeit ist, sollte erst recht kein Grund zur Häme sein.Höchstens die derzeit sehr lauten Dohnalianerinnen glauben ja, dass Frauen bessere Menschen wären. Ärgerlich wird diese Allzu-Menschlichkeit nur dann, wenn dieselben Personen sich ständig als besonders moralistisch darstellen. Was etwa im Fall der Margot Käßmann der Fall ist. Oder zumindest war. Sie wurde in letzter Zeit von einer Talk-Show zur nächsten gereicht, und konnte sich dabei nicht genug an Attacken auf die angeblich unsoziale Gesellschaft, auf den Afghanistan-Krieg und vieles andere Böse tun. Auch die Kindesmissbrauchs-Fälle in deutschen Jesuiten-Gymnasien sind an sich noch kein Grund zur Häme gegenüber der Kirche. Zu viel ist vorerst merkwürdig an diesen in den Medien extrem breit getretenen Fällen. Warum werden solche Fälle mit großer Regelmäßigkeit fast immer erst Jahrzehnte nachher bekannt? Die übliche Antwort "Vorher waren sie halt traumatisiert" überzeugt wenig. Und: Hat irgendjemand, der nun mit allzu spitzen Fingern auf die Kirche zeigt, eine Statistik bei der Hand, dass solche Vorfälle im kirchlichen Umkreis wirklich häufiger wären - oder ist dort nur die Intensität der Berichterstattung eine viel größere? Seltsam ist weiters, warum sich die Opfer nur bei kirchlichen Instanzen, nicht aber bei staatlichen melden. Was hält sie auf, das zu tun? Seltsam ist aber auch das Verhalten der deutschen Justizministerin, die nun Druck auf die Kirche ausübt, offenbar unter dem Beichtgeheimnis oder zugesicherter Vertraulichkeit erhaltene Informationen an staatliche Behörden weiterzugeben. Das alles ändert nichts daran, dass die geschilderten Vorgänge unerträglich, widerlich, skandalös sind. Und sie sollten alle Kirchenexponenten - unbeschadet der vielen noch ungeklärten Seltsamkeiten - zu viel bescheidenerem Auftreten bei der Verkündigung von sexualmoralischen Vorschriften veranlassen. Auch das Haus Gottes ist oft ein Glashaus. Daher ist auch dann viel mehr Demut am Platz, wenn nicht gerade ein Skandal platzt. Noch viel weniger ist aber Mitleid mit den Tätern am Platz. Mitleid verdienen einzig und allein die Opfer von Verkehrsunfällen (die freilich zu mehr als 90 Prozent mit alkoholfreien Tätern zu tun hatten) und sexuellem Missbrauch.

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Der neue Feudalismus

24. Februar 2010 09:20 | Autor: Andreas Unterberger

Die Sparzwänge werden europaweit immer unangenehmer. Das löst nun serienweise Streiks und Kampfmaßnahmen aus. Das war irgendwie zu erwarten. Viel verblüffender ist freilich die Tatsache, dass nur eine sehr selektive Auswahl der Arbeitnehmer streikt.  Eigentlich müsste auch ein Karl Marx seine Klassenkampftheorien neu schreiben. Nachdem im Vorjahr die Politik das Geld noch mit den sprichwörtlichen Hubschraubern des Keynesianismus in Konjunkturpaketen über den rezessionsgeplagten  Industrieländern abgeworfen haben, nachdem die Politik 2009 noch so getan hatte, als ob sie mit explosionsartig zunehmender Verschuldung das Wundermittel gefunden hätte, um jede noch so große Konjunkturkrise rasch und schmerzarm  wegzuzaubern, ist es den Menschen jetzt nur schwer verständlich zu machen, dass sie jetzt die Rechnung zu bezahlen haben. Was daher ein Teil der Eruopäer absolut nicht verstehen will. Freilich nur ein Teil. Denn von Griechenland über Spanien bis Österreich sind es nicht die Industriearbeiter, die Marx zufolge die kämpferische Avantgarde jedes Klassenkampfes zu bilden haben. Es sind fast durchwegs Beschäftigte im öffentlichen Dienst oder in staatsnahen Monopolbetrieben, die jetzt demonstrieren, streiken, blockieren. Da streiken bei uns die Richter - obwohl ihnen noch gar nichts weggenommen worden ist - und arbeiten mit der skurrilen Begründung ein Viertel weniger, dass es derzeit mehr Arbeit gibt. Da streiken anderswo die Fluglotsen, die Mitarbeiter von Fährdiensten, U-Bahnen, Behörden, Schulen, Krankenhäusern oder elektronischen Staatsmedien. Wo aber bleiben die Industriearbeiter, von denen einst gesagt wurde, dass alle Räder stillstehen, wenn ihr starker Arm es will? Die leben heute in einer ganz anderen Bewusstseinslage. Zum einen geht es ihnen so gut, dass sie sehr wohl wissen, dass sie weit mehr als ihre Ketten zu verlieren hätten, wie es die einstiges bombastische Rhetorik des Marxismus behauptet hatte. Zum anderen spüren die Angehörigen des einstigen Proletariats von Tag zu Tag deutlicher, dass ihre Arbeitsplätze insgesamt bedroht sind, vor allem durch die ostasiatische Konkurrenz. Sie haben inzwischen erkannt (bis auf ein paar Gewerkschaftsfunktionäre, die wie Dinosaurier um die eigene Existenzberechtigung bangen), dass dagegen Streiks und Lohnkämpfe das allerschlechteste Mittel sind, weil in der Folge ihre Arbeitsplätze nur noch schneller abwandern werden. Man mag die Globalisierung tadeln (womit sich einige Demagogen auch zu profilieren verstanden haben): Sie findet aber in jedem Fall statt. Warum auch sollen die Käufer in Deutschland, Indien, Brasilien oder den USA ein österreichisches Produkt kaufen, wenn ein chinesisches oder vietnamesisches oder indonesisches auf Grund der niedrigen Löhne deutlich billiger ist und immer häufiger keine Qualitätsunterschiede erkennen lässt? Wenn Unternehmer darauf reagieren - was selbst Firmen tun, die einem Sozialismus-Rhetoriker wie Hannes Androsch gehören - und nun von sich aus Arbeitsplätze Richtung Asien verlagern, dann tun sie dies nicht aus einem Charakterfehler heraus, sondern weil sie sonst von neu entstehenden Konkurrenten hinweggefegt würden. Auch wenn an sich noch jeder Mitteleuropäer deutlich effizienter und produktiver ist als jeder Asiate: Jener Unterschied in den Löhnen, den die hiesigen Gewerkschaften erkämpft haben, ist dadurch nicht mehr gerechtfertigt. Ganz anders ist es in öffentlichen Unternehmen und ortsgebundenen Monopolen. Hier herrscht noch ungebrochen die Illusion, dass einem nichts weggenommen werden darf, ja sogar, dass es den Mitarbeitern alljährlich besser gehen muss. Denn ihnen macht ja so leicht kein Chinese den Arbeitsplatz streitig. Sie "produzieren" nicht für den Weltmarkt, sondern scheinbar nur fürs Inland. Wir haben damit eine neue Klassengesellschaft. Die freilich wieder einmal auf einer Illusion aufbaut. Denn wenn die Menschen in den Industrie- und (vielen) Dienstleistungsberufen durch die internationale Konkurrenz in der Krise sind, kann es ja nicht so sein, dass sie noch mehr leiden müssen, weil sie zusätzlich auch noch für eine auf ihren Schultern sitzende privilegierte Klasse im eigenen Land zu zahlen haben, die ohnedies nie dem gleichen Leistungsdruck ausgesetzt war. Der in Europa zu verteilende Kuchen schrumpft oder stagniert (wegen der Konkurrenz und weil er quasi schon in der Vergangenheit durch die Schuldenpolitik vorweg aufgegessen worden ist): Wenn da eine privilegierte Gruppe in einer Art Neofeudalismus wie einst der Adel ein ständig größeres Stück verlangt, wird das die europäischen Gesellschaften bis an ihre Wurzeln spalten. Und zu noch viel schlimmeren Folgen führen, ja zu einer Gefährdung der Demokratie.

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Freiheit macht wohlhabend

23. Februar 2010 01:17 | Autor: Andreas Unterberger

In jenen Ländern, wo der Staat weniger als 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgibt, schrumpfte die Wirtschaft im Vorjahr um 3,3 Prozent. Traurig. Aber noch viel trauriger stehen die ausgabenfreudigen Staaten da, wo mehr als 50 Prozent des BIP von staatlichen Händen ausgegeben werden: Sie schrumpften im Schnitt sogar um 5,3 Prozent. Der soeben erschienene "Index of Economic Freedom 2010" bringt eine ganze Reihe spannender Ergebnisse, die sich unsere Wirtschaftspolitiker gut anschauen sollten. Die nämlich gerade versuchen, statt durch Sparen mit intensiven Steuererhöhungen die Wirtschaft zu sanieren. Die im ersten Absatz wiedergegebene Korrelation zeigt jedoch deutlich: Je weniger sich Staaten in die Wirtschaft einmischen, umso besser geht es allen. So schlimm ein Jahr der weltweiten Rezession im Prinzip auch ist. Aber der Vergleich macht das Urteil sicher. Warum eigentlich stößt der x-fach bewiesene Zusammenhang zwischen freier Wirtschaft und Wohlstand immer wieder auf so viel Skepsis? Sind wir alle schon der Propaganda von Staat und Parteien zum Opfer gefallen? Trauen wir uns selber gar nichts mehr zu? Der neu veröffentliche Bericht macht jedenfalls wieder Mut, gegen diese auch in vielen Medien verbreitete Staatsgläubigkeit anzuargumentieren. Untersucht wurde darin etwa auch, wie es jenen Ländern gegangen ist, welche die wirtschaftlichen Freiheiten reduziert haben: Sie konnten die Armut in den letzten zehn Jahren laut UN-Statistiken immerhin um 3,4 Prozent reduzieren. Jene Länder aber, die die wirtschaftlichen Freiheiten vermehrt haben, haben die Armut sogar um 5,5 Prozent reduziert. Mit anderen Worten: Das letzte Jahrzehnt war trotz der jüngsten Krise fast überall ein positives im Kampf gegen die Armut, wenn auch die Fortschritte mühsam sind. Aber jedenfalls geht dieser Kampf in Systemen mit mehr Freiheiten für die Wirtschaft, mit mehr Sicherung des Privateigentums mit flexibleren Arbeitsmärkten, mit geringerer Korruption viel erfolgreicher voran. Zum gleichen Ergebnis führen andere statistische Vergleiche: Je höher die Freiheiten im Wirtschaftsleben, umso höher ist das Durchschnittseinkommen, umso größer sind die politischen Freiheiten, umso besser liegt das Land im "Human Development Index" der UNO. Wirklich "frei" ist die Wirtschaft allerdings nur in sieben Ländern: Hongkong, Singapur, Australien, Neuseeland, Irland, Schweiz und Kanada. Österreich liegt unter 179 untersuchten Ländern mit Platz 22 nicht schlecht, aber auch keineswegs begeisternd gut. Gelobt wird die niedrige Korruption und besonders der Schutz des Eigentums. Besonder schlecht liegt Österreich bei der Untersuchung der Staatsausgaben und Steuern - beide sind relativ sehr hoch. Die schärfste Kritik der Verfasser der Studie (Wall Street Journal und Heritage Foundation) mussten aber die USA und Großbritannien hinnehmen: Wegen ihrer exzessiven Verschuldung im vergangenen Jahr und wegen der viel zu teuren Konjunkturpakete. Harten Tadel gibt es auch für die Rettung von Banken und Autokonzernen durch den amerikanischen Staat. Ein Konkurs wäre in vielen Fällen sinnvoller gewesen. Daher gilt die amerikanische Wirtschaft dem schon seit 16 Jahren erstellten Index zufolge erstmals nicht als ganz "frei". Freilich: Die USA liegen auf Platz 8, China aber auf Platz 140.

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Hauptsache Steuern statt Sparen

22. Februar 2010 14:15 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt gibt es also eine Arbeitsgruppe zur Bankensteuer. Von dieser neuen Steuer steht freilich nur eines fest: nämlich dass eine solche kommen wird, man weiß nur noch nicht, welche und wie. Wahrscheinlich ist die Hauptaufgabe der Arbeitsgruppe ein PR-Job, nämlich die neue Steuer so zu verpacken, dass es die Bankkunden nicht merken, wer am Ende diese Steuern tragen wird, also Kreditnehmer und Sparer. Was aber noch viel schlimmer, ja absolut unerträglich ist, ist die absolute Untätigkeit dieser Regierung bei ihrer viel wichtigeren Aufgabe, Ausgaben einzusparen statt ständig über noch mehr Steuern nachzudenken. Geradezu bzeichnend ist, dass in den gleichen Tagen, da man Zeit für Bankengipfel und Arbeitsgruppen hat, die Regierung unter fadenscheinigen Vorwänden die Bemühungen um eine Verwaltungsreform de facto total eingestellt hat. Noch anschaulicher ist, wie etwa unter dem Vorwand der "Kunstförderung" weiterhin das Geld mit beiden Händen beim Fenster hinausgeschmissen wird. Jüngstes Beispiel ist die Einrichtung eines echten "Swingerklubs" in einem renovierten Wiener Ausstellungs-Pavillon, dessen Ausstattung alleine 90.000 Euro gekostet hat. Das Ganze firmiert aber nicht als Sex-, sondern als Kunstprojekt und wird entsprechend gefördert. Von der "Kultur"-Ministerin Claudia Schmied und der Gemeinde Wien. Und das ist nur die provozierende Spitze eines gewaltigen Eisbergs, wie Minister und Beamte weiterhin das nicht mehr vorhandene Geld ausgeben. Für Kulturprojekte an politisch genehme Künstler, deren einzige Relevanz in Provokation um der Provokation willen liegt, für Sozialprojekte, deren Hauptzweck die Jobbeschaffung für die dort Angestellten ist, für Forschungsprojekte, die parteipolitische Vorfeldarbeit ersetzen. Dieser Staat ist hemmungslos geworden und hat jeden Anstand verloren. Er sucht nur noch billige Sündenböcke, die er noch ausnehmen kann. Und tut so, als ob es irgendwelche Vermögen gibt, die man sich noch aneigenen kann, ohne dass damit eine riesige Kapitalflucht Richtung Ausland einsetzt. Denn wer jetzt sein Geld nach Liechtenstein oder in die Schweiz trägt, muss jedenfalls nicht mit dauernd neuen Forderungen eines hochmütig exzedierenden Staatsapparats rechnen. Dabei hat sogar das Wirtschaftsforschungsinstitut klar gemacht, dass derzeit die absolute Priorität auf Sparen, Sparen, Sparen liegen muss. Dieses Wort hat aber seit Wolfgang Schüssel hierzulande kein Politiker mehr buchstabieren können. Das Wifo hat es sogar gewagt, vom aufgeblähten Sozialstaat zu reden und von der Bundesbahn, wo das meiste Geld verschwendet wird, und von Privatisierungen, mit denen man  einen Teil des Schuldenabbaus finanzieren könnte. Die SPÖ redet lieber von den Banken und den Reichen. Und die ÖVP scheint absolut weggetreten. Seitdem der Parteichef im Oktober die sinnvolle, aber komplizierte Idee des Transferkontos geäußert hatte, gibt es keine einzige relevante schwarze Meinungsäußerung, wie der Staat halbwegs zu sanieren sei. Außer dem ulkigen Vorschlag, heuer einfach kein Budget zu erstellen (offenbar um die Wiederwahl der Herren Fischer und Häupl nicht zu gefährden). Niemand nennt Einsparungsideen, obwohl sie zu Tausenden auf der Straße liegen. Kein Roter, weil die noch nie sparen wollten. Kein Schwarzer, weil sich unter ihnen niemand mit dem Mut zur Politik die Finger verbrennen will - um dann vom eigenen Parteichef im Regen stehen gelassen zu werden wie Innenministerin Fekter beim Thema Eberau und Asylzentrum. Und bei der Opposition erst recht nicht, weil die erstens gar nicht dazu imstande ist und weil das zweitens nicht die Aufgabe von Oppositionsparteien ist.

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Dohnal: Nur Gutes oder auch die Wahrheit?

22. Februar 2010 10:41 | Autor: Andreas Unterberger

Über Tote sollte man nichts sagen, es sei denn etwas Gutes. Daher wollte das Tagebuch eigentlich zum Tod der Ex-Ministerin Johanna Dohnal schweigen. Die riesigen Weihrauchgefäße, die in den vergangenen Tagen für Dohnal geschwungen worden sind, mit denen sie sogar zur Ikone erhoben worden ist, veranlassen aber nun doch zu einigen Anmerkungen. Gingen die Nachrufe ja weit über die Dimensionen hinaus, die normalerweise dem Tod eines schon lange aus allen Funktionen ausgeschiedenen Ministers gewidmet werden. Vorausgeschickt sei: Johanna Dohnal war bei persönlichen Begegnungen eine durchaus sympathische Person. Sie hatte Überzeugungen und nicht bloß wie die heutige SPÖ das Ziel, Wahlen um jeden Preis gewinnen zu müssen, ob dieser nun in Geld oder in Charakterlosigkeit besteht. Sie war auch nach allem, was man weiß, persönlich integer. Sie war aber, und das bleibt die entscheidende politische Bilanz, die nicht verschwiegen werden darf, jener Nachkriegs-Politiker, der langfristig der Republik den weitaus größten Schaden zugefügt hat. Denn es war primär Dohnal, die durchgesetzt hat, dass Frauen auf Jahrzehnte hinaus fünf Jahre früher als Männer in Pension gehen dürfen. Obwohl Frauen die weitaus längere Lebenserwartung haben. Obwohl dieses ungleiche Pensionsalter verfassungsrechtlich eine eindeutige Verletzung der Menschenrechte - nämlich des fundamentalen Gleichheitsgrundsatzes - ist. Obwohl das Pensionssystem - beziehungsweise der frühe Wechsel in dieses System - die weitaus schwerste und am wenigsten bewältigbare Last auf der Zukunft dieses Landes darstellt. Obwohl schon zum Zeitpunkt des Dohnalschen Wirkens ein rasch wachsender Anteil der Frauen ohne die menschlich wie volkswirtschaftlich wichtige Leistung, eigene Kinder aufgezogen zu haben, in die Pension gewechselt sind. Womit die letzte halbwegs argumentierbare Begründung für dieses Privileg weggefallen ist. Wobei überdies in Zeiten wachsender Scheidungszahlen auf Grund einer skandalösen Gesetzeslage nach einem verstorbenen Mann immer öfter gleich mehrere Frauen Witwenpensionen beziehen. Hinter dem dadurch angerichteten historischen Schaden treten alle anderen Taten Dohnals zurück. Dennoch darf man auch nicht verschweigen, dass ihr Beitrag zur Verschlechterung der Sprache ebenfalls einen schweren - in diesem Fall "nur" kulturellen - Schaden angerichtet hat. Die heute geltende Pflicht, Gesetze oder Stellenausschreibungen doppelgeschlechtlich zu formulieren, macht ohnedies schwer verständliche Texte noch unverständlicher, obwohl der Staat in seiner totalitären Arroganz von den Bürgern verlangt, dass sie alle Gesetze kennen. Denn selbstverständlich leben in diesem Land nach allen Gesetzen der Grammatik und des Dudens aber auch nach dem Selbstverständnis der meisten Menschen rund acht Millionen Österreicher und nicht bloß vier, wie der Dohnalsche Feminismus insinuiert hatte. Dass das sprachliche Geschlecht nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun hat, wissen alle, die sich mit Sprache befassen - was freilich nicht gerade Dohnals Stärke war. Würde das grammatikalische Geschlecht nämlich etwas über das biologische aussagen, dann wären ja das Mädchen oder das Opfer Sachen, dann wäre  der Baum ein Mann, die Lärche aber ein Frau. Dann wären alle lateinischen Dichter Frauen, heißt ihr Beruf doch in deren Sprache "poeta". Die durch die Genderei ausgelösten Sprachblüten wie AbgeordnetInnen oder OpferInnen lassen jeden Menschen, der wenigstens noch eine minimale Beziehung zur deutschen Sprache hat, endgültig vor Schmerz erstarren. Auch das Quotendenken ist eine der absurden und kostspieligen Erbschaften Dohnals. Denn immer wenn Positionen nicht nach Qualifikation besetzt werden, sondern nach anderen Gesichtspunkten, ist das Ergebnis schlecht und teuer. Was natürlich nicht nur auf Frauenquoten, sondern auch auf die Besetzungen auf Grund von Mitgliedschaften (in Parteien, Studenten-Gemeinden, Geheimbünden) zutrifft. Noch absurder ist das Quotendenken angesichts der Tatsache, dass sich Frauen für Wirtschaft und Politik bis heute viel weniger interessieren (was jede Zeitungsleser-Analyse beweist), dass auch Dohnals Enkelinnen viel öfter Friseurin oder Kosmetikerin werden wollen als Technikerin oder Programmiererin. Wenn aber die Hälfte aller politischen und wirtschaftlichen Führungspositionen von Frauen besetzt werden sollen, wie die Dohnalistinnen fordern, dann ist unweigerlich die Auswahlqualität unter den wenigen vorhandenen Kandidatinnen schlecht. Schließlich ist auch der derzeit von vielen gerühmte Kampf Dohnals für Frauenhäuser in seiner Bedeutung stark zu relativieren. Denn es gibt starke Indizien, dass etwa die Zahl der hilfesuchenden Anrufe bei Frauenhäusern stark nach oben manipuliert wird, um die Subventionen zu vermehren, und dass diese Institutionen ganz überwiegend von Migrantinnen benutzt werden, also eher einen importierten Bedarf decken. Was alles beharrlich verschwiegen wird - so widerlich auch all jene Männer sind, die körperliche Gewalt gegen Frauen oder Kinder praktizieren. Dohnal ist im Grunde das Symbol einer führungsunfähig gewordenen Demokratie geworden, deren Schwäche sie konsequent bloßgelegt hat. Einer Demokratie, in der niemand Forderungen entgegenzutreten wagt, solange diese nur mit Beharrlichkeit und Energie vertreten werden. Daher haben damals die Parteien (wie immer hat auch die ÖVP nach einigem Zögern nachgegeben) der Dohnalschen Forderung des Pensionsprivilegs für Frauen nachgegeben, ohne dass Dohnal oder die Parteien auch nur den Funken einer funktionierenden Idee gehabt hätten, wie das zu finanzieren wäre. Diese Geisteshaltung lässt sich übrigens bis heute in fast allen Politikfeldern nachverfolgen. Denn es ist beispielsweise absolut die gleiche Führungsschwäche, deretwegen alle Parteien (wie immer auch die ÖVP nach einigem Zögern) dem burgenländischen Floriani-Prinzip nachgegeben haben, dass es zumindest dort kein drittes Asylwerber-Zentrum geben darf. Ohne aber dass auch nur irgendwer eine Antwort hätte, wie man bei der nächsten Flüchtlingswelle eine neuerliche Überflutung Traiskirchens verhindern könnte. Um nur ein Beispiel für die politische Führungsschwäche zu nennen, gegen die sich ein geschickt vorgebrachter Gruppenegoismus nach der Art Johanna Dohnals regelmäßig durchzusetzen vermag.

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Hurra, die Lehrer werden gefeuert

22. Februar 2010 04:51 | Autor: Andreas Unterberger

Eine kleine Geschichte von einem anderen Planeten zum Nachdenken. Er wird USA genannt. Eine Schuldirektorin aus Central Falls (Rhode Islands) - einer sehr armen Gegend - war mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Schüler im Vergleich mit anderen Schulen katastrophal abschnitten und in großem Umfang die Graduierung nicht schafften. Die Schule geriet deshalb auch unter massive Kritik der Behörden. Die Direktorin entwarf einen Plan für eine Gegenoffensive: Jeder Schultag wird um 25 Minuten verlängert, es gibt für einzelne Schüler eine besondere Betreuung nach der Schulzeit, und im Sommer wird zwei Wochen zusätzlich geübt. Was als nächstes passierte, ist vorerst doch wieder von unserem Planeten: Die Gewerkschaft verlangt 90 Dollar für jede zusätzliche Stunde, die Direktorin bot 30. Man konnte sich nicht einigen. Nach langen Verhandlungen passierte aber nun das Ungeheurliche: Die Direktorin kündigte mit einem Schlag alle Lehrer und das ganze Verwaltungspersonal. Gewiss, auch in Amerika ist das keineswegs alltäglich. Aber dennoch ist an dieser Geschichte eine ganze Reihe von hierzulande absolut undenkbaren Elementen festzuhalten:

Nun werden manche sagen, dass das amerikanische Schulsystem in Summe auch keine überragenden Ergebniss zustandebringt; und dass das extrem unsozial ist. Das amerikanische Schulsystem hat natürlich Schwächen, die hängen aber primär mit den großen kulturellen Rückständen der  Einwanderer aus Afrika oder Lateinamerika zusammen (während die ostasiatischen Neoamerikaner die erfolgreichste Gruppe sind, deutlich vor den aus Europa stammenden US-Bürgern). Das amerikanische Schulsystem produziert jedenfalls eine wissenschaftliche Spitze in einer Breite und Qualität, von der wir nur träumen können. Was sich an den Patenten genauso wie an der Zahl der Nobelpreise ablesen lässt. Und unsozial ist das beschriebene Vorgehen überhaupt nicht. Denn es ist in Wahrheit viel unsozialer, wenn ein System mehr auf die Rechte der Lehrer schaut als auf die Bildungserfolge der Schüler. Wenn eine Gesellschaft  durch das Verhindern von Vergleichsmöglichkeiten zwischen den Schulen sich und die Schüler über deren Wissensstand hinwegtäuscht. Wenn man so tut, als ob durch Einführung der Gesamtschule auch nur eine Schule besser würde. Finnland, das so oft zitierte Vorbildland, gibt den Schuldirektoren ähnliche Rechte wie die USA. Und es hat viel weniger ethnische Minderheiten, die das Ergebnis von Bildungsbemühungen - und Pisa-Tests - drücken könnten. Könnten die guten Ergebnisse Finnlands nicht primär an diesen Unterschieden liegen und nicht an der von Ideologen so gern bemühten Gesamtschule? Die ja in Deutschland zu viel schlechteren Ergebnissen führt als in den gesamtschulfreien Bundesländern.

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Eine bessere, keine aufwendigere Justiz

21. Februar 2010 06:29 | Autor: Andreas Unterberger

Richter und Staatsanwälte begannen einen halben Streik und drohen mit einem ganzen. Weil sie zu viel Arbeit haben, arbeiten sie weniger. Das ist Teil eines weltweiten Phänomens: In Zeiten, da es stürmischer wird, wird - wie in Griechenland - fast nur noch im geschützten Sektor gestreikt, während in der Industrie oder gar im Dienstleistungssektor Streiks völlig außer Mode gekommen sind. Und die unabhängigen Richter sind der allergeschützteste Bereich, den wir kennen. Bei ihnen gibt es keine Anwesenheitspflichten und auch keine wirklich ausreichenden Leistungskontrollen für die Minderleister. Es wäre auch noch aus einem anderen Grund völlig falsch, wenn die Regierung - die sich bis jetzt lobenswert geschlossen zeigt - den Richtern und Staatsanwälten nachgäbe. Denn bevor man wieder einmal dem Steuerzahler in die Tasche greift, sollten intensiv alle Sparmöglichkeiten realisiert werden, die es in der Justiz gibt. Dazu zählt etwa die Schließung aller Kleingerichte, deren Streuung besser in die Pferdekutschenzeit gepasst hat als ins 21. Jahrhundert. Diese Schließung ist aber von Bürgermeistern und Landeshauptleuten in ihrem dumpfen Provinzialismus bisher verhindert worden. Auf einen interessanten Reformansatz haben die Streikanführer indirekt selbst hingewiesen: auf die neue Strafprozessordnung, die zweifellos mehr Arbeit gemacht hat, weil nun praktisch jeder Handgriff eines Kriminalbeamten auf Weisung eines Staatsanwalts geschieht, der auch wieder über jeden Handgriff Berichterstattung erwartet. Daher sollten dringend die ärgsten Blüten dieser Strafprozessordnung wieder beschnitten werden. Die ja überwiegend eine Erfindung aus dem Kreis der Justiz selbst ist, die sich nun so wundert. Daneben sollte auch das fortgesetzt werden, was unter einem Justizminister Böhmdorfer begonnen worden ist (der diesbezüglich zu loben ist, so bedenklich seine Grundstücks-Aktionen etwa beim Handelsgericht waren): ein ständiges Durchackern von Zivil- und Strafprozessen nach Vereinfachungs- und Beschleunigungs-Möglichkeiten. Diese Prozessreformen sollten auch nicht vor Heiligen Kühen wie Instanzenzügen, Einspruchsmöglichkeiten oder dem teuren Papierkrieg rund um das Stichwort Datenschutz zurückschrecken. Gleichzeitig müssten völlig sinnlose Initiativen der jetzigen Ministerin wie die Einführung von Kinderanwälten zurückgenommen werden. Die nur Dienstposten kosten, die Prozesse verlängern, die das Durcheinander im Gezerre um das Kindeswohl nur noch verschlimmern werden (Richter, Gutachter, Jugendämtern, Eltern, Rechtsanwälte sind ja schon jetzt mit teilweise guten Absichten tätig). So sehr es richtig ist, dass die Kriminalität zugenommen hat, dass mehr Prozesse geführt werden, so richtig ist auch: Die Justiz ist - nicht zuletzt unter dem Einfluss der sogenannten Rechtswissenschaft - in den letzten Jahrzehnten immer barocker, immer verschlungener geworden, und immer weniger entscheidungsfreudig und bürgernah. Das Traurige ist, dass niemand der gegenwärtigen Ministerin zutraut, hier wieder die wirklichen Prioritäten zu sehen.

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Rot lenkt (schnell) und Schwarz denkt (langsam)

20. Februar 2010 06:53 | Autor: Andreas Unterberger

Bei der Publikumswahl sind sie durchgefallen. Tut nichts, dann werden Apparatschiks wie ein Herr Mauhart dann halt vom Bundeskanzleramt in den ORF entsandt. Das ist zwar eine Verhöhnung der Demokratie , liegt aber ganz auf der Linie eines Werner Faymann. Wenn man schon politisch nicht reüssieren kann, dann holt man sich halt die Medien. Durch Druck, durch Bestechung, durch brutale Säuberung. So wie es ein Herr Putin in Russland vorgezeigt hat. Der SPÖ gelingt es, die Mehrheit im ORF durch die völlig einseitige Bestellung der Publikumsräte sicherzustellen, obwohl sie nicht einmal mehr ein Drittel der Bevölkerung hinter sich hat. Nicht einmal mit ihrem grünen Vorfeld-Partner kommt sie auch nur in die Nähe einer solchen Mehrheit. Wie gelingt es ihr dann, ihre Machtstellung immer weiter auszubauen? Weil sie halt immer nützliche Idioten findet. Bei der Wahl des Wrabetz-Direktoriums waren Blau und Orange die Mehrheitbringer für Rot-Grün. Und jetzt ist es Schwarz. Denn die Lemminge von der Volkspartei werden mit Sicherheit in den nächsten Tagen dem ORF die 160 Millionen zuschieben, die dieser zum Überleben braucht. Und Josef Pröll wird die völlig einseitige Personalbesetzung des Publikumsrats so wie den Molterer-Skandal im Herbst, wie den Verfassungsdienst-Umfärbungsskandal halt als wieder einmal "kleines Missverständnis" abtun. Das Hauptproblem des schwarzen Parteichefs ist wohl, dass er nicht konfliktfähig ist, und dass er jedesmal auf die billigsten Vorstadtschmähs von Faymann hereinfällt. So glaubt er ja auch, durch die - mehr als peinliche - Verschiebung der Budgeterstellung nach die für die SPÖ so wichtigen Wiener Wahlen endlich die sozialdemokratische Zustimmung zu den notwendigen Sparmaßnahmen und Strukturreformen zu bekommen. Wie man sich nur so täuschen kann. Denn die SPÖ - und ihre zahllosen Vorfeldmedien - reden längst nur noch von Steuererhöhungen und keine Sekunde vom Sparen. Aber Pröll wird in seiner gemütlichen Art wieder ein Jahr tatenlos verstreichen lassen. Ein Jahr, in dem der ORF weiter seine Rolle als Parteifunk spielen wird. Wie hemmungslos (wenn auch mit begrenztem Erfolg) er dabei ist, hat man ja wieder bei der Wiener Volksabstimmung gesehen, als er eine Propagandaveranstaltung von marginaler inhaltlicher Bedeutung wochenlang in den nationalen(!) Nachrichtensendungen betrommelt hat. Der Objektivität halber sei festgehalten, dass einst auch schwarze Bundeskanzler ihre Macht auf Grund des völlig missglückten ORF-Gesetzes intensiv gebraucht haben.  Etwa bei der Bestellung des Publikumsrates. Nur taten diese das damals im Regierungskonsens - also mit einer Mehrheit hinter sich. Nur standen sie schon damals einer zu 80 Prozent linken bzw. sehr linken Redaktionsmannschaft gegenüber - was noch eine Balance herstellte.

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Fußnote 71: Das Rathaus und das Geld

20. Februar 2010 05:48 | Autor: Andreas Unterberger

Wie weit ist die Gemeinde Wien von Griechenland entfernt? Eines der zentralen Probleme Griechenlands ist die schleppende Zahlungsmoral der Bürger bei Steuern und Abgaben, wie auch der mangelnde Elan der Behörden beim Eintreiben. Und wie ist es in Wien? Hier passierte dem Tagebuchautor Folgendes: Er war am 16. März 2008 für eine Nacht in einem Wiener Gemeindespital. Dafür wurde ihm von der Magistratsabteilung 6 ein Kostenbeitrag von 20,94 Euro vorgeschrieben. Was nicht weiter zu thematisieren wäre, wäre dies nicht erst am 19. Jänner 2010 passiert - also mehr als 22 Monate nach dem Spitalsaufenthalt! Gewiss, der Betrag ist nicht überwältigend. Aber der Vorgang, das lange Nichtvorschreiben von Forderungen ist bezeichnend für den schleißigen Umgang mit öffentlichen Finanzen. Geschieht solches - wie anzunehmen ist - in größerem Umfang, dann entstehen dadurch den öffentlichen Haushalten und damit den Steuerzahlern gewaltige Schäden alleine durch die Zinsen für die deswegen überflüssigerweise aufgenommenen Kredite. Aber wir haben es ja offenbar noch immer, während eine so arbeitende Privatfirma längst in Konkurs gegangen wäre.

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Fußnote 70: Wettbewerb im Sterben

19. Februar 2010 16:41 | Autor: Andreas Unterberger

In Ländern mit einem funktionierenden Fusions- und Kartellrecht wäre das unmöglich. In Wien und beim Lotto ist alles möglich. In Wien hat die Bestattung die zwei einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten geschluckt und nun wieder einen Marktanteil von 97 Prozent. Hierzulande gibt es offenbar keinerlei funktionierenden Wettbewerb und kein Kartellrecht. Stört es wen? Nein. Die Toten kommen so und so unter die Erde. Die Hinterbliebenen wundern sich höchstens über die saftigen Rechnungen. Und der Gemeinde-Monpolbetrieb kassiert eifrig. Davon, dass man im Interesse der Konsumenten die Beseitigung eines staatlichen Monopols durch eine befristete Regulierung begleiten müsste, damit die immer massiv preissenkende Wirkung von Konkurrenz zur Wirkung kommt (wie beim Telephon, bei der Post oder beim Strom, die alle durch den Wettbewerb billiger geworden sind), davon hat man in der Hauptstadt noch nie etwas gehört. Wann wird es die ersten Inserate der Wiener Bestattung in "Krone", "Heute" und "Österreich" geben, damit da ja nicht viel geschrieben wird darüber?

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Österreichs Sicherheit: verachtet, missbraucht, vernachlässigt

19. Februar 2010 10:44 | Autor: Andreas Unterberger

Über den Zustand des Bundesheeres wird gejammert, seit es existiert. Und Offiziere sind ein Berufsstand, der seit jeher gerne und viel über die Missachtung durch die Republik zu klagen versteht. Damit stellen die jüngsten Katastrophenmeldungen über den Zustand der Kasernen, über die Einsatzbereitschaft von Panzern und Abfangjägern scheinbar nur eine Fortsetzung des Gewohnten dar. Dennoch bedeutet die verachtungsvolle Lieblosigkeit, die dem Heer heute - nicht zuletzt vom verantwortlichen Minister - zuteil wird, einen neuen Qualitätsssprung. Besonders schlimm ist die Farce des Grenzeinsatzes im Burgenland. Ein großer Teil der Wehrpflichtigen muss dort eine Grenze "bewachen", die auf Grund des Schengen-Vertrags absolut offen ist, die also an den normalen Grenzübergängen ohne Kontrollen überschritten wird. Der einzige Zweck dieses millionenschweren Einsatzes ist die Erhaltung der SPÖ-Mehrheit im Burgenland, da das subjektive Sicherheitsgefühl der Burgenländer durch die patrouillierenden Soldaten erhöht wird. Obwohl diese im ganzen Vorjahr nur neun Illegale aufgegriffen haben. Ein solcher Einsatz ist absurd - wieviele der 23 Selbstmorde von Soldaten beim Grenzeinsatz auch immer auf dessen lähmende Sinnlosigkeit zurückzuführen sein mögen. Und er ist auch unabhängig davon absurd, ob er er 12,5 Millionen Euro im Jahr (laut Verteidigungsminister Norbert Darabos), 22 Millionen (wie inoffizielle EU-Quellen sagen) oder 38 Millionen kostet (VP-Staatssekretär Reinhold Lopatka).  Das Geld wäre viel besser in die Renovierung der desolaten Kasernen investiert gewesen. Und dem Sicherheitsbedürfnis der Burgenländer (und auch der selbst für einen burgenländischen Minister nicht ganz wegzudenkenden übrigen Österreicher!) wäre viel besser durch die von der SPÖ abgelehnte Anwesenheitspflicht für Asylwerber in Aufnahmezentren gedient. Noch ärgerlicher ist die Vorliebe des Ministers für seinen zweiten Verantwortungsbereich, den Sport. Es war ja schon unter allen Vorgängern sehr bedenklich (wurde jedoch von keiner Partei thematisiert), dass zahlreiche Spitzensportler  bezahlte Heeresangehörige waren und sind, obwohl sie sich nur selten der Landesverteidigung widmen. Sie sind in Wahrheit Staatssportler im alten kommunistischen Sinn. Es ist überaus fragwürdig, ob die Förderung des Spitzensports überhaupt eine Staatsaufgabe darstellt, für die man den Bürgern ihr hart erarbeitetes Geld notfalls mit Zwangsmaßnahmen abnehmen darf. Sportliche Erfolge dienen im Grund nur der Eitelkeit der Funktionäre und Athleten, den Zeitungen zum Füllen ihrer Sportseiten, und sonst zur Steigerung nationaler bis chauvinistischer Gefühle. Der - zweifellos viel eher förderungswürdige - Breitensport wird dadurch überhaupt nicht gefördert. Man versuche nur für Halbwüchsige Gelegenheit zum regelmäßigen Fußballspielen zu finden, ohne dass sie drei- bis viermal in der Woche antreten müssen (weil fast alle Vereine nur am Züchten von Spitzensportlern interessiert sind), und ohne dass sie sich in einen Infight mit Migranten-Gruppen einlassen müssten, die heute praktisch alle öffentlichen Parks besetzt halten. Während für Gerät und Kasernen zu wenig Euro da sind, hat Darabos für etwas anderes Geld: Für das Sponsern von Sportsendungen im ORF. Was offenbar vielen Zeitungen billig ist (und den Steuerzahlern teuer), nämlich die explosionsartig zugenommene Bestechung durch die Politik auf Steuerzahlers Kosten, reißt nun auch beim ORF immer mehr ein. Trotz der Gebührenfinanzierung. Kein Wunder, dass Darabos im ORF sehr gut wegkommt - trotz seiner reduzierten rhetorischen Fähigkeiten. Der Gipfelpunkt auf seinem Schuldkonto ist aber die Reduktion der angeschafften Abfangjäger. Damit ist nicht nur deren Zahl wahrscheinlich schon unter die Schwelle des Verantwortbaren gesunken. Infolge der Neuverhandlung des Kaufvertrags durch Darabos ist auch die technische Ausrüstung der Eurofighter schlechter geworden. Weil Österreich inzwischen schon wieder leicht veraltete Geräte bekommt, ist auch schon die Ersatzteil-Beschaffung schwieriger geworden. Und das alles zu einem Stückpreis, der deutlich höher ist als beim usprünglichen Vertrag. Wie das? Für diese Frage gibt es keine Antworten. Denn Darabos weigert sich bis heute, irgendjemandem den Vertrag zu zeigen, nicht einmal dem darob empörten Rechnungshof. In anderen Ländern müssten Minister bei einem solchen Verhalten mit einer flächendeckenden Attacke aller Medien rechnen und in der Regel zurücktreten. Bei uns schüren die Boulevard-Zeitungen hingegen nur den Hass auf das Heer und seine Abfangjäger. Und warum gibt Darabos den Vertrag nicht her? Darüber  gibt es eben nur Vermutungen, wenn auch sehr intensive. Die in Zeiten besonders heftig werden, da eine europaweite Diskussion darüber eingesetzt hat, dass Schmiergelder an die politischen Entscheidungsträger zu den ehernen Regeln jeder größeren Rüstungsbeschaffung gehören. Wer denkt hinter all diesen Merkwürdigkeiten noch daran, dass es bei der Verteidigung natürlich nach wie vor um einen wichtigen Staatsauftrag geht, auch wenn es gerade ringsum relativ ruhig ist? Aber weder ist der Balkan wirklich stabilisiert, noch kann Österreich all die Gefahren ignorieren, die vom Nahen Osten ausgehen, vom Kaukasus, vom immer aggressiver werdenden Islamismus, und von der eskalierenden Piraterie, die auch den österreichischen Handel bedroht. Während bei uns das Heer immer weiter verrottet, wird von Ideologen (deren größter in der Hofburg sitzt) weiterhin gegen die Erkenntnis intrigiert, dass man den meisten Bedrohungen nur noch im europäischen Verbund begegnen kann. Daher ist folgender Vergleich am bedenklichsten: Es gibt (wenn man von Kleinststaaten absieht) in ganz Europa kein Land, das einen so geringen Teil des Nationaleinkommens für die militärische Sicherheit ausgibt wie Österreich. Einschließlich der Abfangjäger. Einschließlich all der hier skizzierten Geldverschwendungen. (Dieser Beitrag ist auf Anregung eines Partners entstanden)

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Fußnote 69: Hundert Mann abkommandiert zur Einzelfallprüfung

18. Februar 2010 11:49 | Autor: Andreas Unterberger

Warum der sich jetzt in Asylsachen abzeichnende Regierungskompromiss besonders dumm ist. Für jede Ankündigung der Regierungen der letzten Jahrzehnte, dass es jetzt ernst wird mit der Verwaltungsreform, einen Euro – und ich bin ein reicher Mann. Um diesen Status zu erreichen, genügen aber auch schon zehn Cent für jede Maßnahme der Regierung, die die Verwaltung noch komplizierter gemacht hat. Jüngstes Beispiel ist die "Einzelfallprüfung" für Asylwerber, die darüber entscheidet, ob man diese ein paar Tage in einem Lager anhalten kann, wenn sie nicht ihren Flüchtlingsstatus verlieren wollen. Das wird von der SPÖ verlangt und offenbar von der ÖVP akzeptiert. Aber niemand spricht darüber, wie viele Beamte wir durch eine solche Regelung zusätzlich brauchen werden, damit jeder einzelne Fall geprüft werden kann – damit dann ein Bescheid dazu ausgestellt wird, gegen den dann wieder nach allen Regeln der Rechtskunst Einsprüche und Rekurse eingebracht werden können, über die dann entschieden werden muss, bis dann die Verfassungswidrigkeit des Ergebnisses der Einzelfallprüfung geprüft werden muss. Und das alles, obwohl sich unter den Asylwerbern viele befinden, die in Wahrheit nur Arbeit suchen, die nur durch den Asylantrag ihre illegale Tätigkeiten tarnen wollen, die den Behörden wilde Phantasiegeschichten erzählen oder die durch Wegwerfen der Dokumente ihre Spuren verwischen wollen. Der linke SPÖ-Flügel besteht dennoch unter Hilfe der üblichen Professoren auf dieser Einzelfallprüfung - mit dem Vorwand, dass sich unter diesen Gruppen auch politisch oder religiös wirklich verfolgte Menschen befinden. Wahr ist freilich, dass gerade die wirklichen Flüchtlinge am allerwenigsten Probleme damit hätten, ein bis zwei Wochen ein Aufnahmelager nicht verlassen zu dürfen, um ihren Asylanspruch nicht zu gefährden.

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Ein europäischer Dammbruch droht

18. Februar 2010 05:30 | Autor: Andreas Unterberger

Vielleicht ist im Kanzleramt noch ein bisschen Kleingeld in der Kaffeekasse und jemand kauft Werner Faymann die Financial Times (und übersetzt sie ihm). Dort machte Otmar Issing, einer der seit langem führenden deutschen Ökonomen, klar, warum es ein absoluter Wahnsinn wäre, an finanzielle Hilfe der EU für Griechenland auch nur zu denken. Wie sie Faymann schon gefordert hat. Issing zufolge ist das eindeutig eine Verletzung der EU-Verträge. (Hinzuzufügen ist: Jener nun mancherors zitierte Paragraph, der solche Hilfe angeblich erlaubt, bezieht sich in Wahrheit auf unverschuldete Naturkatastrophen. Was die jahrelange griechische Schuldenmacherei und Betrügerei wohl nicht ist.) Vor allem macht Issing klar, dass eine solche Hilfe ein "Dammbruch" wäre. Wenn man einem Regelverletzer hilft, dann kann man sie allen anderen auch nicht verweigern. Damit bräche die Glaubwürdigkeit der gesamten Währungsunion zusammen. Und kein Bürger würde verstehen, wenn das Geld der Steuerzahler aus disziplinierten Ländern zur Hilfe für die Regelbrecher verwendet würde. Damit bräche auch die Identifikation mit dem ganzen europäischen Projekt zusammen. Wenn man schon im Kanzleramt nicht zum Lesen ausländischer Zeitungen imstande ist: Vielleicht liest sie wenigstens in der Krone jemand, damit es dann auch Faymann versteht. Zurück zu Europas Währung: Diese wird derzeit feixend von all jenen Ausländern - vor allem Amerikanern - beobachtet, die von Anfang an der Meinung waren, eine Währungsunion zwischen souveränen Partnern mit unterschiedlicher Wirtschaftspolitik könne langfristig nicht funktionieren. Und schon gar nicht, wenn in einer Union ein Teil der Länder mitmacht und ein anderer Teil nicht. Gewiss, lange war das Gründungsprinzip der EU simpel: Die Deutschen zahlen (schließlich müssen sie ja für die Nazis büßen) und die Franzosen und Italiener profitieren. Aber inzwischen sind auch die deutschen Kassen leer: durch die überhöhte Ausgabenfreudigkeit bei der Wiedervereinigung und durch den ständigen Ausbau des Wohlfahrtsstaates. Dass dieser nun durch ein Urteil des deutschen Verfassungsgerichts noch weiter ausgebaut werden muss (Hartz-IV-Urteil), macht den Ausblick übrigens nicht erfreulicher. Beweist es doch nur, dass auch Deutschland nicht vor der griechischen Krankheit gefeit ist. Die es sogar sofort bekommen wird, wenn den Griechen geholfen werden sollte. Denn: Wie will man den deutschen Arbeitslosen den Regierungsstandpunkt erklären, dass es für sie trotz des Karlsruher Urteils kein zusätzliches Geld gibt, während der griechische Sozialstaat, der die Pension schon mit 63 vorsieht, auf Kosten Deutschlands gerettet wird? Die Deutschen haben bekanntlich schon bei den ersten Anzeichen eines zu hohen Defizit das Pensionsalter auf 67 erhöht. Das Urteil beweist aber auch weiter, wie sehr inzwischen in vielen Ländern Richter ohne ökonomische Ahnung zu Mittätern am ständigen Ausbau des Wohlfahrtssystems wurden. Auch der Wiener VfGH hat unter dem Stichwort "Vertrauensschutz" diesbezüglich ja schon manch seltsames (und teures) Urteil gefällt. Und in Argentinien sind in den Monaten vor dem Staatsbankrott die verzweifelten Versuche der Regierung, Ausgaben zurückzunehmen, an Richtern gescheitert. Daher hat auch der FDP-Chef Westerwelle absolut recht, wenn er das jüngste Urteil der Karlsruher Richter scharf attackiert. Seine Worte ("wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspreche, lade zu 'spätrömischer Dekadenz' ein") provozieren zwar. Aber sie stimmen. Übrigens genauso wie Westerwelle absolut unrecht hat, wenn er derzeit eine Chance für eine Steuersenkung sieht und deshalb fast die Koalition scheitern lässt. Die Menschen sind nur noch mit drastischen Worten aus der Wohlfahrtsstaats-Falle zu retten.

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Fußnote 68: Blau-oranger Sumpf

17. Februar 2010 15:53 | Autor: Andreas Unterberger

Die dubiosen Geschäfte der Herren Plech und Meischberger - was wußten die blau-orangen Minister wirklich? Es wird eng. Auch wenn es immer wieder erstaunlich ist, wie schnell staatsanwaltschaftliche Vernehmungsprotokolle trotz des (bei anderen streng verfolgten) Amtsgeheimnisses bei Boulevard-Illustrierten landen: Die Aussagen eines Walter Meischberger über Geldverschiebungen, geheime Transfers und Liechtensteiner Konten sind - sollten sie stimmen - ein schwerer Hammer für die Bemühungen von Blau-Orange, sich als Saubermänner zu profilieren. Insbesondere der blaue Immobilienmakler Ernst Karl Plech wird sich schon sehr schwer tun, sich aus all dem noch vor dem Strafrichter herauszureden, ob es nun um die Buwog- oder um die Justiztower-Provisionen geht. Und es wird auch ziemlich schwierig zu sein, den Verdacht zu widerlegen, dass Plech seine profitablen Geschäfte nicht ganz ohne Zustimmung oder Wissen der zuständigen Minister aus dem dritten Lager tätigen konnte. Ob sie nun Grasser oder Böhmdorfer heißen.

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Rotes Harakiri

17. Februar 2010 15:42 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ hat sich nun endgültig gegen eine Anwesenheitspflicht von Asylwerbern festgelegt. Damit aber macht sie sich neuerlich in hohem Maße mitschuld an der breiten Einladung zum Asylmissbrauch, den das österreichische System trotz all der Novellen der letzten Jahre weiterhin darstellt. Der Verweis auf einige Verfassungsexperten, die eine solche mehrtägige Anwesenheit von Asylwerbern für bedenklich halten, ist nicht sehr relevant. Erstens gibt es auch andere Experten. Und zweitens: Wenn etwa ein Heinz Mayer etwas als verfassungwidrig einstuft, ist die Chance ziemlich groß, dass der Verfassungsgerichtshof die Dinge anders sieht. Im übrigen könnte man sich ja anschauen, ob die beiden Rechtsparteien ihre Zustimmung verweigern würden, ein solches Gesetz in den Verfassungsrang zu heben, womit alle Unsicherheiten beseitigt wären. Das wäre ja ein blau-oranges Harakiri. Denn wenn das wirklich verfassungswidrig wäre, dann sind auch die Anwesenheitspflichten von Wehrpflichtigen in Kasernen verfassungswidrig, ähnliches gilt für die Regeln in Spitälern und Heilanstalten, wo man auch viele Rechte verliert, wenn man die Anlage verlässt. Es kann in Wahrheit gar kein Zweifel bestehen, dass Österreich ein Notwehrrecht etwa zur Ergreifung solcher Maßnahmen hat, wenn so viele Asylwerber ihre Dokumente verschwinden lassen, falsche Angaben über ihre Herkunft oder ihre Einreise machen, sich zu Terminen nicht einstellen oder ihre Asylbedürftigkeit erst in dem Zeitpunkt entdecken, da sie von der Polizei auf frischer Tat ertappt werden. Es werden ja auch andere Gesetze verschärft, wenn man Missbrauch in gröberem Umfang entdeckt: etwa bei Steuerhinterziehungen oder bei Schwarzarbeit. Die große Mehrheit der Bevölkerung würde das jedenfalls verstehen. Und nur recht schwer zu verstehen ist, warum die SPÖ ihrem linken Parteiflügel neuerlich nachgibt und damit ihre Chancen für die strategisch entscheidende Wiener Wahl weiter verschlechtert. Wird Harakiri wieder modern.

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Welche Sprache spricht Europa?

17. Februar 2010 10:58 | Autor: Andreas Unterberger

Europa bekommt eine neue Diplomatie. Es hat aber noch nicht festgelegt, in welcher Sprache diese Diplomaten arbeiten, welche Sprache sie als Aufnahmevoraussetzung beherrschen müssen. Da stünde es Österreich gut an, sich mehr für die deutsche Sprache einzusetzen. Derzeit sieht es nämlich ganz danach aus, dass die künftigen EU-Diplomaten zwei Sprachen können müssen: Englisch und Französisch. Deutsch aber wird so wichtig sein wie Slowenisch oder Finnisch - obwohl es die größte Sprache in Europa ist, wenn man die EU-Bürger nach ihrer Muttersprache zählt. Zählt man die Sprachkenntnisse insgesamt, dann liegt Englisch an der Spitze, das die häufigste Fremdsprache ist. Damit liegen eigentlich auch die zwei wichtigsten Sprachen der EU fest. Frankreich tut hingegen so, als ob diese Tatsache ein kultureller Atomangriff auf ihre Große Nation wäre. Frankreich hat seit der Gründung der diversen europäischen Gemeinschaften immer viel größeren Wert als alle anderen Nationen auf seine sprachliche Vormachtstellung gelegt, es hat die supranationale Union immer als ideale Plattform zur Durchsetzung sehr nationaler Interessen gesehen. Die in Frankreich insbesondere sprachkulturelle sind. Die Franzosen haben eines richtig erkannt: Fast jeder Mensch drückt sich in seiner Muttersprache besser und gewandter aus als in noch so gut gelernten Fremdsprachen. Man kann sich damit in Sitzungen meist viel besser durchsetzen als andere, die bisweilen erst nach den überzeugenden Formulierungen und Nuancen ringen müssen. Deswegen ist es auch kein Zufall, dass alle wirklich wichtigen Standorte der EU in französischsprachigen Städten liegen: die Kommission in Brüssel, das Gericht in Luxemburg, das Parlament in Brüssel und Strassburg (dieser alleine auf das Insistieren Frankreichs zurückzuführende Doppelstandort verursacht überdies auch noch gewaltige Kosten). Frankreich hat auch bei der Nominierung von Kommissionspräsidenten immer durchgesetzt, dass nur solche Kandidaten zum Zug kamen, die gut französisch sprechen. Das sind macht- und kulturpolitisch kluge Strategien. Demokratisch legitim sind sie aber angesichts der schrumpfenden  Bedeutung der französischen Sprache aber nicht. Deshalb hat Deutschland schon lange für die deutsche Sprache zu kämpfen begonnen. Deutsche Diplomaten und Politiker verwenden in allen internationalen Gremien, wo das erlaubt war, die eigene Muttersprache. Österreich hat da kaum mitgemacht. Die hiesigen Diplomaten sind stolz, in internationalen Auftritten mit ihren Englisch- und Französisch-Kenntnissen zu brillieren und sich über aus Wien kommende Beamten anderer Ministerien oder Politiker zu mokieren, die als einzige Fremdsprache ein eingerostetes  Schulenglisch aufweisen können. Die rot-weiß-rote Diplomatie zeigt damit in Wahrheit immer einen gewissen Minderwertigkeitskomplex und eine Profilierungsneurose gegenüber dem großen (und leider bisweilen sehr präpotenten) Bruder im Norden. Die Austrodiplomaten wollen dadurch zeigen, dass sie eigenständig, dass sie in keiner Weise deutschnational sind. In Wahrheit ist aber diese Haltung krampfhaft und lächerlich. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind ganz andere als die der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Und es kann in Wahrheit gar kein Zweifel bestehen, dass der Kampf für den Stellenwert der deutschen Sprache auch ein nationales österreichisches Interesse ist. Dieses wollen manche aber in einer Art verschrobener Political Correctness nicht artikulieren. Lässt man aber kampflos die alleinige Doppelherrschaft des Englischen und Französischen zu, dann fällt man auch weit hinter viele andere Länder der EU zurück. Denn dort sind die Fremdsprachkenntnisse viel besser als in Österreich, weil beispielsweise die meisten Filme im Fernsehen oder in Kinos in der Originalsprache mit Untertiteln laufen; eine eigene Synchronisierung wäre oft zu teuer, wie sie für den großen deutschen Sprachraum selbstverständlich ist. Damit sind aber auch die Fremdsprachkenntnisse anderer Länder besser als hierzulande. In Österreich ist man ja überdies gerade dabei, durch Einführung der Gesamtschule die Sprachkenntnisse noch weiter zu verschlechtern. Gewiss fällt es strukturkonservativen Menschen, wie es auch die österreichischen Diplomaten sind, schwer umzudenken. Immerhin müssen sie ja seit jeher Französisch beherrschen. Immerhin ist Frankreich historisch die Sprache der Diplomatie gewesen. Nimmt man aber dieses historische Argument wirklich ernst, dann wäre Latein noch viel wichtiger, ist es doch die zentrale Basis der gesamten europäischen Kultur. Es wäre also dringend Zeit, in dieser Frage umzudenken. Die Festlegung der Regeln für die neue EU-Diplomatie ist vielleicht sogar die letzte Chance, ein wichtiges nationales Interesse zu verfolgen.

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Eine Strategie ist mehr als zwei Strategien

16. Februar 2010 16:46 | Autor: Andreas Unterberger

Die Lage in der Volkspartei wird amüsant. Fast täglich kann man eine neue Parteiline zum Thema Eberau lesen - offenbar abhängig davon, wer jeweils als letzter mit dem Parteichef geredet hatte. Zuerst stand Josef Pröll ganz hinter der Innenministerin, die am (wahrscheinlich) gültigen Baubescheid für das geplante Asylanten-Aufnahmezentrum festhalten will, auch wenn die Volksbefragung in Eberau ungünstig ausfällt. Damit hatte die Volkspartei aber ihrer ohnedies schwächelnden Landesgruppe im Burgenland einen Tort angetan, die in Kürze vor Wahlen steht. Darauf stellte sich der Landesparteiobmann Franz Steindl gegen die Bundespartei und schloss sich den anderen burgenländischen Parteien im Kampf gegen den Bau des unpopulären Zentrums an. Und jammerte offenbar so lang bei Pröll, bis dieser umschwenkte und erklärte: "Das heißt, dass wir die Meinung der Bevölkerung von Eberau, die am 21. Februar zur Volksbefragung gerufen ist, auch respektieren werden." Damit hat die Volkspartei wiederum ihren beiden größten Landesgruppen einen Tort angetan, nämlich jener in Niederösterreich und jener in Oberösterreich. Denn dort stehen die einzigen Aufnahmezentren Österreichs. Der Schwenk Prölls war aber offenbar nicht mit der Innenministerin Maria Fekter abgesprochen - bis vor den Eberau-Kalamitäten immerhin der beste Trumpf der ÖVP. Sie ignoriert den Kurswechsel des Parteiobmanns und will auch im Fall eines negativen Referendums in Eberau die Causa rechtlich ausfechten. Der Schwenk Prölls war aber nicht einmal mit seinem eigenen Generalsekretär Fritz Kaltenegger koordiniert. Denn der diktierte dem inzwischen erschienenen parteieigenen Gratisblatt "austriaplus" noch ein Lob für Fekters "Verlässlichkeit" ins Blatt sowie den Satz: "Politiker sind gewählt, um zu entscheiden, und nicht, um notwendige Entscheidungen durch Volksbefragungen auf die Bevölkerung abzuschieben." Und keinesfalls dürfen beim Asyl-Zentrum wahltaktische Erwägungen eine Rolle spielen. Hat Kaltenegger da etwa gar an seinen eigenen Parteichef gedacht? Die Situation ist für den Beobachter witzig, für die Beteiligten weniger: Denn jetzt stehen alle als Verlierer da. Prölls Macher-Image bröckelt weiter.  Fekter wie Steindl müssen sogar bangen: Denn zumindest einer der beiden wird das Jahresende sicher nicht mehr in der gegenwärtigen Funktion  erleben. Und die ÖVP-Strategen müssen zumindest noch die politische Arithmetik lernen: In dieser sind zwei Strategien weniger als eine einzige.

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Griechische Dolchstoßlegenden

16. Februar 2010 04:50 | Autor: Andreas Unterberger

Nur wenige Tage hat es gebraucht. Und schon kursieren die ersten Dolchstoßlegenden: Die Amerikaner, "Spekulanten" und  eine Bank mit einem jüdisch klingenden Namen sind am Unglück Griechenlands schuld. Und nicht etwa die Griechen selbst, die weit über ihre Verhältnisse gelebt haben, die Löhne und Preise in den zehn Jahren ihrer Euro-Zugehörigkeit um 30 Prozent über das deutsche Niveau hinausgetrieben haben, und die damit in ihrer Gier einfach nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Am linken wie am rechten Rand hat man sich auf die diversen Dolchstoß-Thesen  gestürzt. Ganz rechts liebt man Goldman Sachs als Feindbild. Die griechischen Gewerkschaften wiederum beten neuerlich den dummen Spruch nach: Nicht wir, sondern die an der Krise Schuldigen sollen zahlen (Als ob nicht gerade die Gewerkschaften eine Hauptschuld an überhöhten Löhnen hätten). Auf der europäischen Linken versucht man sich an jeden Strohhalm zu klammern, der von den wahren Fakten ablenkt: Die Bankrottgefahr eines Euro-Landes (und nicht mehr bloß die eines außerhalb oder gar in der Dritten Welt liegenden Staates) bedeutet nämlich das absolute Symbol des Scheiterns sozialdemokratischer Wirtschaftskonzepte, die allerdings auch von sehr vielen anderen Parteien ohne "S" im Parteinamen praktiziert worden sind. Die Schlagworte dieser nun blamierten Theorien sind auch hierzulande nicht unbekannt. Sie lauten: Nicht Sparen, sondern das Schaffen von mehr Arbeitsplätzen würde Wirtschaft, Defizite und Schulden sanieren; daher müsse man die Defizite zuerst noch mehr vergrößern - aber auf dieses "zuerst" folgt nie ein "dann" des Schuldenabbaus. Ein anderes beliebtes wie bequemes Schlagwort, das langfristig ebenfalls nach Griechenland führt: Man müsse durch höhere Defizite den Inlandskonsum ankurbeln, sonst erleide die Konjunktur Schaden. Menschen mit gutem Gedächtnis haben hierzulande auch noch die sozialdemokratischen Sprüche im Ohr: "Nulldefizit-Fetischismus", "herzlose Politik mit dem Rechenschieber" oder: "Molterer sitzt auf dem Geld und gibts nicht her" (als eine Konjunkturverbesserung der Republik etwas höhere Einnahmen als erwartet gebracht hat, die aber noch längst nicht zu einem ausgeglichenen Haushalt ausgereicht haben). Und wenn wir schon kurz von Griechenland nach Österreich abgewichen sind: Die Tatsache, dass sich die SPÖ besonders übel hervorgetan hat, dass sie unter Androsch die Schuldenexplosion hierzulande begonnen hat, dass sie das permanente Schuldenmachen als angeblichen Keynesianismus am stärksten ideologisiert hat, heißt nicht, dass die anderen Parteien unschuldig wären: Die FPÖ war ab Knittelfeld nie mehr zu nüchterner Sparsamkeit bereit. Bei den Grünen ist mit Alexander van der Bellen der wirtschaftliche Hausverstand in Pension gegangen. Und auch in der ÖVP sieht es keineswegs sonderlich positiv aus: Da haben im ÖAAB manche die SPÖ durch Lizitationseskalation links überholen wollen; auch dem Wirtschaftskammerboss Christoph Leitl kann man zahllose Forderungen nachweisen, deren Erfüllung zu noch höheren Defiziten geführt hätten; und Josef Pröll gelang bisher nur verbal und immer nur für die Zukunft die Sparsamkeit: Die von ihm konkret vorgelegten Budgets sind hingegen bisher nur die Eintrittskarte in den Klub der Big spender gewesen. Seit Ausbruch der PIGS-Krise (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien) in den letzten Wochen ist die gesamte wirtschaftspolitische Konzeption der genannten Parteien bankrott. Das ewige Immer-mehr-Schulden-Machen hat ausgedient. Die billigen Soziale-Wärme-Sprüche haben sich angesichts dessen, was auf die Griechen jetzt zukommt, als extrem unsozial erwiesen. Natürlich wird (noch) von vielen diese dramatische Bilanz verdrängt. Da versuchen etwa sozialdemokratische Regierungschefs wie Werner Faymann die anderen - also vor allem die Deutschen - dazu zu bewegen, den Griechen sofort dicke (freilich höchstwahrscheinlich uneinbringliche) Kredite zu geben, damit die noch immer nicht wirklich sparen müssen. Da wird eine amerikanische Zeitungsmeldung über griechische Kredite bei Goldman Sachs, die nicht korrekt etikettiert gewesen sein sollen, sofort zur jüdischen Weltverschwörung hochstilisiert. Obwohl der bisher bekannte Vorwurf sehr kryptisch ist;  Obwohl der jetzige griechische Finanzminister diese Kredite von Vorgängerregierungen als nach den damaligen internationalen Usancen für rechtskonform bezeichnet. Gewiss, das muß deswegen noch lange nicht stimmen - wer glaubt denn derzeit einem griechischen Finanzminister schon etwas? Aber Tatsache bleibt jedenfalls: Die schwere, das Land an den Rand des Untergangs treibende Überschuldung ist Griechenland zweifellos ganz aus eigenem eingegangen. Und auch die betrügerischen Falschmeldungen an die europäischen Statistikbehörden hat primär Griechenland zu verantworten. In der kolportierten Beihilfe einer amerikanischen Bank durch Falsch-Deklarierung eines (oder mehrerer) der aufgenommenen Kredite liegt sicher nicht die entscheidende Schuld. Auch wenn genau zu prüfen ist, ob da Rechtsvorschriften verletzt worden sind. Noch dümmer sind jene selbsternannten Beschöniger der griechischen Fehler, die nun die Dinge so darstellen, als ob die armen Hellenen Opfer von "Spekulanten" wären. Absurd. Denn diese ökonomische Verhaltensregel gilt seit ein paar Tausend Jahren: Wenn ein Schuldner wackelt, wenn man unsicher sein muss, ob er seinen Kredit zurückzahlen kann, dann muss er höhere Zinsen zahlen als einer, der bombensicher wirkt. Wer bei der normalen Bank keinen Kredit mehr bekommt, der muss zum Geldverleiher am Eck (ja, zu dem mit dem Geschäftsschild in Deutsch, Türkisch und Serbokroatisch) gehen und dem entsprechend mehr Zinsen zahlen. So wie jetzt die Griechen. Wenn dieser Vorgang wirklich Spekulation  sein soll, dann ist auch die Republik Österreich ein Spekulant: Sie verlangt beispielsweise für ihr im Vorjahr etlichen Banken gegebenes Partizipations-Geld unterschiedliche Zinssätze: 8 Prozent, wenn die emfangende Bank auf den Märkten (also bei privaten Geldverleihern) noch kreditwürdig ist; jedoch 9,3 Prozent, wenn eine Bank das nicht mehr ist. Wer solche Dolchstoßlegenden verbreitet, kann damit zwar seinen Katzenjammer ob geplatzter Ideologie-Träume verdrängen, aber die PIGS-Krise wird durch solche Verdrängungen nur noch schlimmer. Denn dadurch begreifen Länder wie Griechenland weiterhin nicht den Ernst der Stunde, und viele Griechen glauben dann noch immer ernsthaft, man könne die Katastrophe wegdemonstrieren. Viele Osteuropäer haben übrigens schon im Vorjahr sofort die schmerzhaften Maßnahmen vollzogen, die den Griechen zum eigenen Schaden hinausgeschoben haben. Die Osteuropäer haben drastisch und schmerzhaft gespart und kommen dafür nun umso schneller aus der Krise. Aber im vom Wohlfahrtsstaat verweichlichten Süden Europas will man diese Notwendigkeit halt nicht wirklich wahrhaben.

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Was unsere Professoren so verzapfen

15. Februar 2010 13:29 | Autor: Andreas Unterberger

Die österreichischen Universitäten befinden sich in breiter Front in Geiselhaft feministischen Schwachsinns. Die feigen Rektoren trauen sich nicht, dagegen etwas zu tun. Leidtragend sind die Studenten, die in immer höherem Umfang zu OpferInnen werden. Und der Schwachsinn wird immer ärger. Dabei geht es nicht nur um das Unverständlich- und Unleserlichmachen der Sprache durch die Sprach-Fleischmaschine der Political Correctness. Dabei geht es auch um dies obskure Gender-Theorie, dass Geschlecht bloß ein gesellschaftliches Produkt sei. Als Folge dieses Schwachsinns können dann Lehrer folgende Äußerungen einer Schülerin hören: "Ich weiß ja noch nicht, für welches Geschlecht ich mich entscheiden werde." (Und das Mädchen hat das keineswegs als Scherz gemeint). Dabei geht es auch um die - nie durch konkrete Fälle, sondern immer nur durch statistische Manipulationen belegte - These, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger bekämen als Männer. Das alles wird nun durch ein "Standard"-Interview der feministischen Vorkämpferin Claudia von Werlhof meilenweit übertroffen. Sie deutet dort unverhüllt an, dass das Erdbeben in Haiti künstlich ausgelöst worden sei. Die Täter: Natürlich die Amerikaner, die dadurch die Besatzung Haitis rechtfertigen wollten. Als Beweis führt sie an, dass niemand über diese These spreche. Aber das Ganze hänge mit ihrer Erkenntnis der "patriarchalen Schöpfung aus Zerstörung" zusammen. Was auch immer diese These heißt, außer dass die Männer an allem schuld sind. Die gute Frau ist freilich Universitätsprofessorin in Innsbruck. Man stelle sich nur vor, hätte ein rechter Politiker solchen Schwachsinn gesagt, er wäre sofort entmündigt und eingeliefert worden oder zumindest wegen Verhetzung angezeigt. Viel wichtiger ist aber die Frage: Wer schützt die österreichischen Studenten eigentlich vor solchen Professoren? Darf an unseren Universitäten jeder Unsinn verzapft werden? Gibt es überhaupt keine Grenzen, wo endlich ein Rektor einschreitet, um die wüstesten Verschwörungstheoretiker zumindest in Frühpension zu schicken?

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Häupl hofft nun auf Schwarz und Blau

15. Februar 2010 11:19 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiener "Volksbefragung" hat gezeigt, zu welch breitangelegtem Machtmissbrauch die Sozialdemokraten nach Jahrzehnten an der Macht fähig sind. Das Ergebnis der Befragung hat gezeigt, dass gute Chancen auf ein Ende dieses Machtmissbrauchs bestehen. Die Versuche, die magere Wahlbeteiligung schönzureden, gelingen nicht einmal mehr der Wiener SPÖ. Dabei muss man bedenken, welch gewaltigen sozialen Druck die Partei noch immer ausüben kann. Während bei normalen Wahlen in Österreich die Anonymität der Wahlzelle  in aller Regel gewahrt bleibt, ist ja bei Volksbefragungen genau ersichtlich, wer hingeht und wer nicht. Daher waren Gemeindebedienstete, aber auch Bewohner von Gemeindebauten gut beraten hinzugehen. Dennoch hat nicht einmal mehr diese Schar der Abhängigen in vollem Umfang auf den Pfiff des grantigen Bürgermeisters reagiert. Und sollte die SPÖ den Fehler begehen, alle Teilnehmer an der Befragung als sichere Wähler einzukalkulieren, dann täuscht sie sich erneut. Lediglich bei der Kampfhundefrage hat es eine deutliche Zustimmung von über 85 Prozent gegeben, aber die Hundeplage ist ja eines der Themen, das Wähler aller Parteien bewegt. Übrigens hätten zum Hundethema viel schärfere Regelungen zur Wahl gestellt werden sollen als der läppische "Hundeführerschein". Viel dramatischer für die SPÖ ist, dass bei der Nacht-U-Bahn nur knapp die Hälfte die - durch manipulative Formulierungen - vorgegebene Parteilinie angekreuzt hat. Und auch bei der Ganztagsschule votierte fast ein Drittel dagegen, obwohl das Thema von allen "fortschrittlichen" Kräften seit langem als die Rettung des Vaterlandes verkündet wird. Die SPÖ tut also gut daran, höchstens zwei Drittel der bei der Befragung antwortenden Menschen ins eigene Lager zu rechnen. Sie liegt demzufolge sogar deutlich unter 20 Prozent. Ihr bleibt also nur noch eine Hoffnung auf weiteren Machterhalt: Die Schwäche der anderen Parteien. Und die Tatsache, dass die Grünen jedenfalls als Mehrheitsbeschaffer zur Verfügung stehen. Rechts von diesem wankenden Linksblock sieht es nämlich auch nicht so toll aus. Bei der FPÖ wird die ewige Vermarktung des Feschak-Gesichtes von H.C.Strache schon ziemlich fad. Das BZÖ gibts in Wien praktisch nicht. Und fast müsste man dasselbe auch von der Wiener ÖVP sagen. Von der ist nicht viel zu hören, außer dass sie ständig den Wahlkampfleiter auswechselt. Und dass sich die Spitzenkandidatin darüber freut, dass sie eine Frau ist. Immerhin ist aber die ÖVP noch Nummer 2 in Wien - und sollte daher wenigstens versuchen, eine kraftvolle Alternative zu bilden.Und die kann nur in einem kantigen Kurs bestehen und nicht in kuschelnder Hoffnung, statt der Grünen als Mehrheitsbeschaffer dienen zu dürfen. Etwa mit folgenden Elementen: Dass die ÖVP garantiert, im Interesse der Stadt weder Häupl noch Strache (und schon gar nicht Brauner) zum Bürgermeister zu wählen, und nur dann in eine Regierung zu gehen, wenn ein parteipolitisch zumindest neutraler Finanzstadtrat die Mega-Verschiebungen von Steuergeldern zur Medienbestechung, in SPÖ-Verlage (die ständig maßlos überteuerte Aufträge erhalten), in Partei- und Rathausfeste und in die skandalös überbezahlte Beamtenschaft stoppt. Hat noch jemand Hoffnung, dass die im Bund großkoalitionär deformierte ÖVP wenigstens in Wien zu eigenständigem Denken fähig wäre?

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Fußnote 67: Das Pilz-Fernsehen

15. Februar 2010 10:22 | Autor: Andreas Unterberger

Der ORF sollte sich in Österreichisches Pilz-Fernsehen umbenennen. Nicht nur, dass jede noch so skurrile Pressekonferenz von Peter Pilz einen ZiB-Auftritt bekommt (alle anderen Abgeordneten können sich das ganze Jahr abmühen und kommen nie ins Fernsehen), jetzt hat der Weltmeister in Sachen Verschwörungstheorien auch noch das Recht erhalten, bei Fernsehdiskussionen ungefähr so oft reden zu dürfen wie alle anderen zusammen. Während jene, die dem Grünen zu widersprechen wagen, sofort unterbrochen werden, wird der Altpolitiker von der Moderatorin so angehimmelt, wie es noch nie einem Fernsehgast passiert ist. Was mag der übergeordnete Hintergrund der ewigen Pilz-Festspiele sein? Sind es Logen-Freundschaften der ORF-Mächtigen? Sind es die mächtigen Hände des grau-grünen Übermächtigen Pius Strobl, der als wichtigster Drahtzieher im ORF einen alten Parteifreund pusht? Ist es die Dankbarkeit der SPÖ dafür, dass Pilz prinzipiell nur gegen Blau, Schwarz und Orange Verdächtigungen ausstößt, aber etwa die seltsamen Schweden-Reisen des einstigen SPÖ-Ministers Blecha vor dem Draken-Kauf nie thematisiert?

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Bestechung kann gemessen werden

14. Februar 2010 08:55 | Autor: Andreas Unterberger

27 Millionen Euro haben Regierung und Ministerien 2009 für Werbung in Medien ausgegeben. Das sind vier Mal so viel Steuergelder, wie 2007 die vielgeschmähte Regierung Gusenbauer-Molterer ausgegeben hat. Das kann daher mit Fug und Recht als Prinzip Faymann bezeichnet werden. Die Daten stammen von Focus Media Research und atmedia.at. Sie umfassen aber trotzdem nur einen Bruchteil des schmutzigen Geldes: Denn schon in der Regierung Gusenbauer sind die in dieser Summe noch gar nicht enthaltenen Inseratenausgaben der ÖBB explodiert und haben bei der Asfinag deutlich zugenommen. (Stimmt die Erinnerung, dass damals der für ÖBB und Asfinag zuständige Verkehrsminister ebenfalls Faymann geheißen hat?) Und noch ein paar Jahre länger überschütten schon die Gemeinde Wien und deren diverse Töchter wohlwollende, also unkritische Medien mit einer ständig wachsenden Summe an freihändig vergebenen Steuermillionen (Stimmt es, dass damals besonders das Ressort eines Stadtrats Faymann besonders dicke Beilagen in den Boulevardzeitungen bekommen hat?). Stimmt es, dass in der Privatwirtschaft jeder Vorstand bei der gleichen Verhaltensweise eine Strafanzeige wegen Untreue riskieren würde? Stimmt es, dass die von der Regierung vor wenigen Tagen treuherzig verkündeten neuen Regeln für die Inseratenvergaben absolut nichts an diesen Ausgaben ändern würden? Und stimmt es, dass angesichts solchen Missbrauchs kein Steuervermeider ein schlechtes Gewissen haben muss? Und dass kein Österreicher zu den unumgänglich bevorstehenden Sparmaßnahmen bereit sein wird (die wie eine Lawine über uns hereinstürzen werden, sobald der großkoalitionär programmierte Wahlsieg Michael Häupls unter Dach und Fach ist)?

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Vom Segen des Wettbewerbs

13. Februar 2010 07:13 | Autor: Andreas Unterberger

Der Präsident der Wiener Rechtsanwälte tadelt zu Recht in voller Schärfe die illegalen Methoden der deutschen Regierung bei der Jagd auf Steuersünder. Und er unterscheidet sich damit wohlwollend von den linken Verfassungsrechtlern an der Wiener Uni, die zu diesem Thema nur peinlich herumdrücken. Der Rechtsanwaltspräsident hat aber mit seinem gleichzeitig vorgebrachten Therapie-Vorschlag absolut nicht recht. Denn er meint, dass eine Vereinheitlichung der Steuersätze in Europa die Steuerflucht beenden würde. Das ist erstens ein Irrtum und zweitens überhaupt die gefährlichste und illiberalste Maßnahme, die sich nur denken lässt. Von der Staatsinterventionisten und Gewerkschafter daher seit vielen Jahren träumen. Die Steuerflucht wäre nicht beendet, sondern sie würde ihre Ziele halt nur nach Asien und in die Karibik verlagern. Denn dort haben die ans 19. Jahrhundert erinnernden Großmachtmethoden absolut keine Chance, mit denen zuletzt die Schweiz und Liechtenstein (und auch Österreich oder Luxemburg) vor allem von Deutschland in die Knie gezwungen worden sind. Zumindest China würde nur lachen, wenn jemand Druck auszuüben versucht. Bei einer Steuervereinheitlichung in Europa würde die östliche Großmacht halt nicht mehr nur mit billigen Industrieprodukten, sondern dann auch mit vertraulichen Finanzdienstleistungen dickes Geld machen. Nebstbei sei erwähnt, dass es auch in einem US-Bundesstaat und auf kleinen britischen Inseln perfekte Verstecke für scheues Geld gibt, an denen sich die deutsche Regierung nicht vergreifen kann. Und es auch nicht wagt. Aber selbst wenn die Vereinheitlichung der Steuersätze gelänge, wäre das eine Katastrophe. Denn dann würden unweigerlich alle Steuersätze und Staatsquoten in unabsehbare Höhen schießen -  obwohl sie in der Nachkriegszeit schon so hoch angewachsen sind wie noch nie in der gesamten Menscheitsgeschichte. Und es ist einzig und allein der Wettbewerb der Steuersätze, welcher der Gier der Regierungen und der Verschwendungssucht der Politiker (unter sozialen, ökologischen, gesellschaftspolitischen Vorwänden) noch eine gewisse Bremse anlegt. Denn heute muss jedes Land, das es mit den Steuern zu üppig treibt, damit rechnen, dass Investoren, Anleger wie Arbeitgeber und damit Arbeitsplätze abwandern. Wer den Wettbewerb abschaffen will, wie der Rechtsanwaltspräsident, der wird das teuer bezahlen. Vor allem, wenn er in einer Branche tätig ist, die nicht so leicht ins Ausland flüchten kann wie etwa die Industrie oder die Finanzbranche. Die aber indirekt ein wenig davon profitiert, dass wegen dieser Fluchtgefahr den Steuererhöhungen auch gegenüber den Anwälten Grenzen gesetzt sind.

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Purzel, purzel, umgefallen

13. Februar 2010 05:19 | Autor: Andreas Unterberger

Schon wieder ist die ÖVP umgefallen. Wochenlang hatte die Parteispitze kommuniziert, dass das Asylanten-Erstaufnahmezentrum im Burgenland in jedem Fall gebaut wird, sollte nicht noch eine unüberwindliche juristische Hürde auftauchen. Mit gutem Grund hatte sie argumentiert, dass staatliches Handeln nicht ständig durch lokalen Bürgerunwillen nach dem Florianiprinzip gebremst werden kann. Nun ist alles anders: Die ÖVP will die Bürgerentscheidung in jedem Fall respektieren, ließ Josef Pröll verkünden. Damit ist wieder ein Stück Vernunft aus der Politik gewichen und ein Stück Populismus mehr eingekehrt. Denn mit der gleichen Logik wird künftig jede Autobahn, jede Stromleitung, jedes Amtsgebäude, jedes Gefängnis, jede Kläranlage, jede Betreuungsstelle für Drogensüchtige und Alkoholiker verhindert werden können. Es muss nur irgendwer in irgendeiner gerade passenden Wählergruppe eine Volksabstimmung mit dem erwarteten Nein herbeischüren, pardon: herbeiführen. Das heißt nun nicht, dass Volksabstimmungen prinzipiell schlecht wären. Von Übel sind nur solche nach dem Floriani-Prinzip, die sich lediglich gegen ein Vorhaben richten, die nicht auch die Konsequenzen und Alternativen aufzeigen. Die in willkürlich zusammengestellten Wahlgebieten ausgeschrieben werden. Gewiss, es ist das Recht der Politiker abzudanken. Sie sollten dann nur auch auf ihre Ämter und Gehälter verzichten. Sie sollten sich dann auch nicht wundern, wenn sich die Menschen am Ende des Tages nach einem starken Mann zu orientieren beginnen. Denn populistische Opportunisten, wie wir sie nun in allen Parteien haben, gewinnen dauerhaft keinen Respekt. Österreich wird also kein drittes Erstaufnahmezentrum haben. Das wird die Menschen in Nieder- und Oberösterreich begeistern, denen ein solches zur Entlastung ihrer eigenen Standorte versprochen worden war. Da gibt es nun das skurrile Argument, dass man kein solches Zentrum brauche, weil zuletzt die Asylwerberzahlen zurückgegangen sind. Das beweist gar nichts - außer, dass die angeblich politisch verfolgten Asylanten in Wahrheit sehr häufig selbst etwas verfolgen, nämlich die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Österreich. Wo sich die Chancen sicher zuletzt verschlechtert haben. Offenbar weiß die Politik schon mit Sicherheit, dass die Arbeitsmarkt-Lage auch in drei bis fünf Jahren schlecht sein wird. So lange hätte nämlich die Inbetriebnahme eines neuen Zentrums sicher gebraucht. Wenn die Politik aber keine einschlägigen hellseherischen Fähigkeiten hat, dann ist die Entscheidung einfach verantwortungslos: Was ist, wenn es der Wirtschaft wieder besser geht oder wenn etwa am Balkan - wo es in Bosnien schon wieder heftig wetterleuchtet - erneut geschossen wird und binnen weniger Wochen viele Tausende (echte) Flüchtlinge ins Land strömen? Müssen die dann in Traiskirchen auf der Bundesstraße schlafen? Oder müssen sie auf eine neue Volksabstimmung warten? Der Verzicht auf ein neues Erstaufnahmezentrum wegen eines momentanen Rückgangs der Asylwerberzahlen hat ungefähr die gleiche Logik, wie wenn man alle Feuerwehren abrüstet, weil es eine Woche lang nicht gebrannt hat. Natürlich: Die ÖVP hat ihren Schwenk unter dem Druck der burgenländischen Landtagswahlen gemacht. Die sie freilich angesichts der dortigen Mannschaft so und so verloren hätte. Die sie jetzt erst recht verlieren wird.

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Die Krise der Sozialdemokratie

12. Februar 2010 12:25 | Autor: Andreas Unterberger

Die Sozialdemokraten können einem fast leid tun: Richten sie sich nach den wirtschaftlichen Zwängen, verlieren sie die Wahlen. Richten Sie sich nach links aus, richten sie das Land zugrunde. In der SPÖ setzt sich offensichtlich die zweite Richtung durch. Obwohl interessante Besuche in Wien wie auch der Blick in ausländische Zeitungen die Konsequenzen klarmachen müssten. Griechenland will, nein muss das Pensionsalter um zwei Jahre hinaufsetzen, alle öffentlichen Gehälter werden eingefroren, Beihilfen gekürzt. Auch die ebenfalls sozialdemokratische Regierung in Portugal hat schon ähnliche Beschlüsse getroffen, die heute schmerzen, die einige Jahre davor nur halb so arg hätten sein müssen. Aber bisher glaubte man, mit den üblichen Schmähs davonzukommen (Wie: Schulden sind besser als Arbeitslose). Krisen aber sind die Stunden der Wahrheit. Auch für jene Banken, die solchen Ländern Kredite gegeben haben. Dennoch weiß niemand, ob die griechischen und portugiesischen Maßnahmen auch nur annähernd ausreichen werden, damit wieder irgendjemand bereit ist, diesen Ländern Kredit zu erschwinglichen Konditionen einzuräumen. Die spanische Regierung – also jene im weitaus größten der derzeitigen Krankheitsländer des  Euro-Raums – träumt hingegen noch ihre linken Träume. Obwohl dort die Arbeitslosigkeit am höchsten in der ganzen EU ist und das Platzen der hausgemachten (nicht etwa von Amerika ausgelösten!) Immobilienblase am lautesten  war. Und was tut Österreich, damit es nicht in die gleiche Lage wie die Katastrophenländer am Ufer des Mittelmeers gerät? Hier hat der Sozialminister die unglaubliche Kühnheit, den Vorschlag zu machen, die Hacklerpension – die von Anfang an ein schwerer Fehler war – dauerhaft auf das 62. Lebensjahr (und bei Frauen auf das 57.) einzementieren zu wollen. Rudolf Hundstorfer wagt das auch noch als Reform zu verkaufen, weil dieses Privileg ja derzeit sogar schon ab 60/55 in Anspruch genommen werden darf (wenn man 45/40 Beitragsjahre gearbeitet, sich krank gemeldet oder nachgekauft hat). Seit ihrer Einführung hat sich aber herausgestellt, dass die Hacklerpension fast zum Normalfall des Pensionsantritts wurde – vor allem für Beamte (42 Prozent von ihnen gehen als „Hackler“ in Pension!), Angestellte und Bauern, während lediglich die Arbeiter die diesbezüglichen Bedingungen nur sehr selten schaffen. Sie durften nur den Namen für die „Hackler“-Regelung hergeben . . . Hundstorfer deutet zwar an, dass es künftig für die Pseudo-Hackler auch Abschläge geben könnte, aber die sollten definitiv viel niedriger sein als bei den sonstigen Frühpensionisten (=„Korridorpensionisten“). Und auch die Anhebung auf 62/57 will er natürlich nur in Schritten vornehmen. Kein Wort aber davon, dass eigentlich längst das Regelpensionsalter hinaufgesetzt gehört, dass das noch auf Jahrzehnte niedrigere Frauenpensionsalter zumindest für Nicht-Mütter absolut unbegründet ist, dass es längst eine Automatik braucht, der zufolge bei steigender Lebenserwartung (und damit Volksgesundheit) auch das Pensionsalter mitwächst. Die SPÖ will also wieder den Bären waschen, ohne ihn nass zu machen. Mit wirtschaftlicher Vernunft, mit Beherrschung der Versicherungsmathematik und der Grundrechnungsarten hat das alles nichts zu tun, aber sehr wohl mit den Existenzängsten der europäischen Sozialdemokratie. Diese haben ja auch den SPD-Chef Sigmar Gabriel erfasst, der seine auf 23 Prozent gesunkene Partei wieder durch einen Linkskurs beleben will. Etwa indem sie sich nun gegen die – von Gabriel selbst einst mitbeschlossene! – Erhöhung des Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre stellt. Das ist zwar in jeder Hinsicht falsch – wird aber wohl bei den Wählern ein wenig bringen. Also sind die Wähler schuld? Nein primär sind das jene Politiker, also die Sozialdemokraten in allen Parteien, die ständig den Wählern die Lüge eingeredet haben: Hier die Guten mit der sozialen Wärme. Dort die bösen Neoliberalen mit dem Rechenstift. Es gibt aber auch andere Sozialdemokraten, wie etwa den schwedischen Expremier Göran Persson, der daran erinnerte, wie der einstige linke Vorzeigestaat Anfang der 90er Jahre in Defiziten der heutigen griechisch-spanischen Größenordnung verstrickt war. Gegen heftigen Widerstand der parteiinternen Linken gelang damals die schmerzhafte Sanierung: Arbeitslosen-, Kranken- und Kindergeld wurden gekürzt, das Pensionsantrittsalter wurde erhöht. In geringerem Umfang gab es freilich auch Steuererhöhungen (das absolut einzige, was hingegen den österreichischen Sozialdemokraten einfällt). In der Folge gelangen Schweden sogar Budgetüberschüsse, also die Erreichung jenes Ziels, dessentwegen die österreichische Linke einst Karl-Heinz Grasser zum meistgehassten Mann des Landes erklärt hatte. In Schweden, das von der SPÖ (wo ja niemand Auslandszeitungen liest) interessanterweise noch immer als sozialdemokratischer Modellfall angepriesen wird wie in den ausgabelustigen 70er Jahren, geht man heute im Schnitt vier Jahre später in Pension als in Österreich; Schweden hat auch keine Lex Dohnal mit günstigerem Frauenpensionsalter. Aber Schweden ist heute saniert und wieder stark. Davor aber hatte es eben Politiker wie Persson, die um der richtigen Politik willen erklärtermaßen bereit waren, ihr Amt zu verlieren. Und jetzt, liebe SPÖ, hast du die Wahl. Magst du dich an den Kandidaten aus Spanien, an den aus Portugal, an den aus Griechenland oder an den aus Schweden halten?

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Fußnote 66: Die Kirche und der ORF

12. Februar 2010 10:35 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ und Grünen können aufatmen: Die Kirche bleibt bei Küberl. Jahraus, jahrein hört man die Klagen der Bischöfe über die kirchenfeindliche und nicht gerade auf irgendwelche Werte Rücksicht nehmende Berichterstattung des ORF. Aber nun haben die wackeren Oberhirten diesem Kurs wieder grünes Licht gegeben: Sie entsenden erneut Franz Küberl in die ORF-Gremien. Dieser war in den letzten Jahren ein sicherer Garant dafür, dass es bei allen entscheidenden Abstimmungen ein Mehrheit für den Linkskurs im ORF gegeben hat. Und dass er selbst so oft wie kein anderer im Staatsfunk interviewt wird. Die Bischöfe haben natürlich jedes Recht, sich zu entscheiden, wie sie wollen. Sie mögen uns nur dann bitte, bitte nicht wieder vorjammern, wie furchtbar der ORF ist.

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Fußnote 65: Der Fasching ist aus

11. Februar 2010 23:56 | Autor: Andreas Unterberger

Gute Nachrichten für den Euro: Die EU blieb hart. Und sei daher gelobt. Griechenland bekommt wider alle Pressionen der sozialdemokratischen Regierungschefs, wider alle journalistische Spekulationen kein Geld von den anderen europäischen Staaten. Die "politische Unterstützung" durch den EU-Gipfel ist ja nur rhetorisches Politikerblech. Athen muss nun wirklich spürbar sparen, mit den üblen Betrügereien bei der Darstellung der Statsfinanzen aufhören und sich gegen die Gewerkschaften durchsetzen. Dem Land werden die Daumen gehalten, aber es wird ihm kein Geld hingehalten. Und die Parteifreunde des griechischen Premiers von Portgual bis Spanien haben das genau beobachtet. Denn die Botschaft gilt auch ihnen, ebenso wie Berlusconis Italien. Der Fasching ist aus und wird nicht mehr aus "sozialem" Populismus verlängert. Und das ist gut so. Das dicke Lob gilt vor allem den Sparmeistern von der Europäischen Zentralbank (auch wenn Ewald Nowotny zuletzt eher seltsam weich geklungen hat).

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Fußnote 64: Die Groteske namens Verwaltungsreform

11. Februar 2010 17:18 | Autor: Andreas Unterberger

Das groß angekündigte Österreich-Gespräch zur Verwaltungsreform wird vier Tage vorher abgesagt. Neuen Termin gibt es keinen. Ist man bösartig, wenn man das als signifikanten wie traurigen Höhepunkt des Scheiterns dieser Regierung bezeichnet? Sie hat bisher, außer überflüssigen Geldausgaben, Schwulenehen und der stärksten Verschuldungszunahme der Geschichte, absolut nichts zustandegebracht. Der Budgetbeschluss wird schon ein Jahr vorher abgesagt. Die Verwaltungsreform wird abgesagt, weil man zu diesem Thema nicht einmal so viel Elan zusammenbringt wie die Vorgängerregierungen. Nur in der Selbstdarstellung unter dem Mittun gekaufter Medien ist die Regierung gut: Sie schiebt die Schuld am Zustand der Staatsfinanzen auf Banken und Manager-Boni, verschweigt aber die eigene Hauptschuld daran (und die vieler mit unterschiedlicher Intensität ebenfalls versagt habender Vorgängerregierungen). Leider ist in diesem Land absolut keine Kraft zu erkennen, von der Besserung ausgehen könnte.

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Die Griechen und Europa: Faymann begreift es einfach nicht

11. Februar 2010 01:47 | Autor: Andreas Unterberger

Mein Gott Werner! Der Bundeskanzler dieser Republik stellt nun allen Ernstes die blauäugige Frage, warum im Falle Griechenlands das Frühwarnsystem nicht funktioniert habe. Auf welchem Planet - oder in welchem Rathaushinterzimmer - muss dieser Mann nur bisher gelebt haben! Oder wird im Bundeskanzleramt nur noch "Heute" und "Österreich" gelesen, weil alles andere geistig zu anspruchsvoll ist? Denn bei fast keinem Land ist seit Jahr und Tag so intensiv davor gewarnt und kritisiert worden wie bei Griechenland, dass es über seine Verhältnisse lebt, dass es nicht spart, dass seine schwachen Regierungen immer sofort in die Knie gehen, wenn Gewerkschaften oder Studenten auf die Straße gehen. Die letzte Rechtsregierung hat deswegen sogar früher wählen lassen und den ganzen Wahlkampf mit dem Hinweis auf nunmehr unabwendbare schmerzhafte Reformen bestritten (worauf sie prompt zugunsten der sozialistischen Schönwetterpartei abgewählt worden ist). Noch peinlicher sind Faymanns Aussagen zu der Tatsache, dass die Griechen nun schon zum zweiten Mal beim Fälschen ihrer an die EU gemeldeten Statistiken erwischt worden sind: Da müsse man halt ein bessere Berichtspflicht machen, war seine sensationelle Antwort. Warum nur hat man in Europa diesen weisen Mann mit seinen Erkenntnissen nicht schon früher gefragt? Der SPÖ-Vorsitzende will allen Ernstes, dass den Griechen rasch und "solidarisch" geholfen wird. Er kommunizierte das nach einem Zusammentreffen der europäischen Sozialdemokraten, das offenbar Druck auf Deutschland, Österreich und die anderen Euro-Länder machen soll, das schöne Leben der Griechen doch bitte weiterhin zu finanzieren. Mit dem unausgesprochenen Zusatz, dass doch dort jetzt die armen und an allem unschuldigen Sozialisten regieren. Er will es offenbar  nicht begreifen, dass bei einer raschen Hilfe an die Griechen der Euro unvermeidbar kaputt ginge. Denn wer denn Griechen hilft, der kann sich dann nicht den Spaniern, Portugiesen oder Italienern verweigern, die alle nur marginal besser dastehen als Griechenland. Das ist dann aber absolut unfinanzierbar, worauf der Euro ins Bodenlose fallen und die Kreditwürdigkeit aller EU-Länder schwersten Schaden erleiden wird. Es gibt nur eine richtige Antwort auf die Athener Krise: Griechenland darf von außen erst dann geholfen werden, wenn alle versprochenen Sanierungsmaßnahmen Gesetz und Realität sind und wenn nicht mehr die Gefahr besteht, dass sie vom Gewerkschaftspopulismus hinweggefegt werden. Denn der  Verdacht ist gewaltig, dass bei Einlangen des ersten Kredits der Reformelan der griechischen Regierung sofort wieder erlahmt. Dass die Sozialdemokraten wirklich gar nichts begriffen haben, zeigte am gleichen Tag übrigens auch der SPÖ-Fraktionsführer im EU-Parlament, Hannes Swoboda: Er begann seine Reaktion in einem Fernsehinterview zwar mit dem richtigen Verlangen nach "Reformen" in Griechenland, fügte aber im zweiten Satzteil sofort hinzu "aber unter sozialen Gesichtspunkten". Das heißt nichts anderes: Auch in der Stunde, da schon der Hut des Euro brennt, verlangen die europäischen Sozialdemokraten keine echten Reformen von Griechenland. Denn die griechischen Notreformen müssen unsozial sein, sonst bleiben sie eine Augenauswischerei: Wie in vielen anderen Ländern müssen jetzt die Beamtengehälter gekürzt, Tausende Subventionen gestrichen, die chauvinistisch großdimensionierte Armee dezimiert und das Pensionssystem verschlechtert werden. Und vieles andere mehr. "Sozial" kann da gar nichts mehr stattfinden. Auch das blöde Argument "Wir sind nicht schuld an der Krise", das die griechischen Gewerkschaften aus dem Stehsatz der europäischen Linken entnommen haben, hilft ihnen nicht. Es ist überdies grundfalsch (so wie es das auch bei den österreichischen Gewerkschaften ist). Denn natürlich haben alle, insbesondere die Profiteure des Wohlfahrtsstaats, von der jahrzehntelangen Schuldenmacherei profitiert, die nun an ihr bitteres Ende gestoßen ist. Das Schlimmste aber ist: Wenn die SPÖ schon in Sachen Griechenland nichts begreift, dann ist sie natürlich auch nicht imstande zu begreifen, dass Österreich nur wenige Jahre von Griechenland entfernt ist. Dass man daher lieber diese als nächste Woche die ersten Sanierungsentwürfe zum Pensionsalter, zum Gesundheitssystem, zum Föderalismus ins Parlament einbringen sollte. Denn heute gibt es noch eine winzig kleine Chance, dass mit raschen Maßnahmen eine griechische Katastrophe mit echten Gehaltskürzungen und ähnlichem von Österreich abgewendet werden kann. In zwei Jahren ist diese Chance vergeben und vertan. Aber dann werden Werner F. und die von ihm großzügig (auf Schulden)  finanzierten Zeitungen wieder blauäugig fragen: Ja, warum haben denn das Frühwarnsystem und die Berichtspflicht nicht besser funktioniert?

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Was würde Gerd Bacher sagen?

10. Februar 2010 12:13 | Autor: Andreas Unterberger

"Was wäre wenn?" ist immer ein lustiges, aber meist nur spekulatives Spielchen. Machmal kann man sich aber des Ergebnisses ziemlich sicher sein. Etwa wenn man sich fragt, welch donnerndes Gebrüll ein Gerd Bacher durch sämtliche Etagen der ORF-Zentrale angesichts der derzeit täglichen ZiB-Performance jagen würde, wäre er heute noch für den Gebührensender verantwortlich. Statt Bacher kann man sich dieses Spielchen übrigens auch mit den Namen Nagiller, Besenböck oder Kunz vorstellen, also mit einem der einstigen Informations-Bosse, die noch primär von journalistischem Verantwortungsbewusstsein geprägt waren, die noch das Wort "objektiv" buchstabieren konnten. Selbst Helmut Zilk hätte sich mit großer Wahrscheinlichkeit mehr um Ordnung bemüht als die Herren Wrabetz, Oberhauser und Amon zusammen, die für die derzeitige Fernseh-Information verantwortlich sind. Wobei sich Bacher überdies auch um den Hörfunk gekümmert und die unerträglich ahnungslosen Moderatoren der Hörfunk-Journale allesamt auf eine dreijährige Schulung in Journalismus und Allgemeinbildung geschickt hätte. Von den besonders schlechten und einseitigen Magazinen in Radio und Fernsehen sowie den Diskussionssendungen des Fernsehens wollen wir dabei gar nicht reden, die werden freilich ohnedies kaum mehr gesehen (nach dem Club 2 zu zehn Jahre Schwarz-Blau habe auch ich mir jedenfalls wieder eine halbjährige Abstinenz in Hinblick auf diese Uralt-68er-Propagandasendung verordnet). Der Objektivität halber muss man freilich auch sagen, dass die Degeneration der Landes-Studios zum Landeshauptleutepartei-Fernsehen zum Teil schon unter Bacher angefangen hat. Und dass ein Teil der Korrespondenten (in Peking, Belgrad, Berlin, Brüssel, Jerusalem, Madrid, Moskau und teilweise Washington und Paris) noch immer Top-Qualität produzieren, wie es auch die Hörfunk-Innenpolitik und Teile der Wirtschaft in beiden Medien tun. Nun meinen manche Poster, das Tagebuch solle sich nicht mehr mit dem ORF befassen, der ohnedies seit Jahren im Quoten-Sinkflug ist. Was zwar ein richtiger Hinweis ist. Dennoch hat der ORF noch immer eine Leitfiguren-Aufgabe. Dennoch müssen die Österreicher noch immer Pflichtabgaben für den Besitz eines Fernsehgeräts leisten, die vor allem dem ORF zugute kommen. Dennoch ist es wichtig, dass zumindest dieser kleine Blog noch ein kritisches Auge auf die ORF-Information wirft, da sich doch fast alle anderen Medien die Kritik weitgehend verbeißen. Sie tun dies wohl nur deshalb, damit sie gelegentlich in der Pressestunde ein paar Fragen stellen dürfen (wovon sie sich naiverweise eine Umkehr ihrer Leserverluste erwarten). Daher wird es das Tagebuch weiterhin gelegentlich (ich verspreche aber: wirklich nicht täglich) verzeichnen, wenn es etwa in der ZiB wieder einmal allzu arg wird. Wie in den letzten Tagen. Da sprach etwa ein ZiB1-Moderator von einem "Justiz-Skandal" in London, weil das Verfahren gegen den Waffenhändler Mensdorff eingestellt worden ist. Niemand im ORF fällt mehr auf, dass das ein massiv wertendes und kommentierendes Vokabel ist, welches zwar in einem Blog erlaubt ist (so hat  ja auch das Tagebuch Kritik an jenen Vorgängen geübt hat), welches aber dem öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF massiv widerspricht. Da werden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Minister Fekter und Darabos von der gleichen Journalistin zum gleichen Thema befragt. Den Unterschied zwischen der Tonalität der beiden Interviews möchte ich Klavierspielen können, und ich würde statt der Tasten eines Computers die Tasten eines Steinway im Brahmssaal vor einem jubelnden Publikum betätigen. Der eine darf ausreden, die andere wird ständig unterbrochen und mit absichtlichen höhnischen Versprechern lächerlich gemacht. Dass Herr Darabos übrigens dennoch nicht gerade brillieren kann, liegt dann nur an seinen burgenländischen Sprech- und Argumentationsdefiziten (und daran, dass die SPÖ außer den Herren Schieder und Hundstorfer sowie Frau Burgstaller überhaupt niemanden mehr hat, den sie ohne Selbstbeschädigung in die Öffentlichkeit stellen kann). Da wird über die extrem manipulative und dabei rechtlich völlig unverbindliche Wiener Volksabstimmung in den gesamtösterreichischen(!) Radio- und Fernsehprogrammen (etwa besonders in den Radio-Journalen) breiter berichtet als insgesamt über Landtagswahlen in irgendeinem anderen Bundesland, obwohl Landtagswahlen rechtlich und politisch viel wichtiger und vor allem verbindlicher sind. Ganz zu schweigen von der fast völlig totgeschwiegenen Wirtschaftskammer-Wahl oder der  ORF-Publikumsratswahl. Obwohl es bei beiden um gesetzlich normierte und gesamtösterreichische Urnengänge geht. Und selbstverständlich hängt diese unterschiedliche Behandlung mit der Konzeption der Wiener Volksabstimmung als Vorwahlkampf zur Rettung Häupls zusammen und das Totschweigen der anderen Wahlen damit, dass man geglaubt hat, dadurch könne eher der gut geschmierte SPÖ-Apparat zielgruppengerecht punkten und die Nichtlinken würden schlafen (was sich allerdings als Irrtum erwiesen hat). Noch krasser war da die aufgeregte Korrespondentin aus London, die allen Ernstes davon sprach, dass die USA Krieg "gegen Afghanistan" führen. Solche Formulierungen war man bisher nur aus Al-Kaida-Werbefilmen gewohnt. Heute sind sie Teil der normalen ORF-Berichterstattung. Aber dort ist ja heute alles schon völlig wurscht. Zumindest das Programm. Wichtig ist nur, dass man sich jetzt über die SPÖ, die in Kürze die ÖVP zweifellos durch Vergabe von ein oder zwei technokratischen Posten endgültig über den Tisch gezogen haben wird, fettes Steuergeld holt, um weiter sausen und brausen zu können. Und dass ansonsten die ORF-Gewaltigen weiterhin ungestört zu vielen Society-Terminen gehen können (wo sich etwa Wrabetz zum Unterschied von dem zehn Mal klügeren Bacher auch noch für den eigenen Sender abfilmen lässt).

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Wenn der triste Alltag die alte Liebe einholt

10. Februar 2010 00:04 | Autor: Andreas Unterberger

Auf nur wenige Dinge bin ich in meinem beruflichen Leben wirklich stolz. Dazu gehört jedenfalls die Tatsache, dass ich als erster politischer Journalist Österreichs schon Beginn der 80er Jahre für einen Vollbeitritt zur Europäischen Union – die damals noch EG geheißen hat – eingetreten bin. Unter viel Kritik von Menschen und Organisationen (wie der Wirtschaftskammer und Rot-Grün), die sich jetzt oft als Erfinder Europas gerieren. Offensichtlich habe ich, so wurde mir nachher von mehreren Seiten gesagt, durch die Forcierung des EU-Themas manche Entscheidungsprozesse beeinflusst. Ich halte auch heute noch die EU-Mitgliedschaft für absolut alternativlos. Der Beitritt zum großen Binnenmarkt mit der gemeinsamen Währung war und ist richtig, wichtig und notwendig, wenn Österreich nicht in eine schwere Krise abstürzen will. Heute freilich kommt zu dieser noch immer positiven Grundtendenz ein rasch wachsendes Unbehagen dazu – ein trauriges Unbehagen darüber, wie sich die EU im europäischen Alltag entwickelt. Die Anzeichen mehren sich, dass die Union zu einem überregulierenden und ob einer schlechten Verfassung ineffizienten Moloch mutiert ist, dass sie nicht mehr den Mut hat, durch echte Reformen den Platz für neues Wohlstandswachstum zu schaffen. Es scheint überdies so, dass die Union so viele Bruchstellen in ihrer Konstruktion hat, dass ihr Scheitern oder ihre totale Lähmung heute als ein realistisches Szenario gewertet werden muss. Diese Sorge lässt sich in vielen Perspektiven festmachen: Die EU hat sich vom faszinierenden Projekt „Mehr Wohlstand und Sicherheit für alle Europäer durch mehr Raum für den Markt“ zu einem Projekt einiger Eliten mit ganz anderer Motivation gewandelt. Der Beamtenstab der Kommission wurde durch bürgerferne Gesellschaftsveränderer und fanatische Überregulierer unterwandert. Die einstigen Gegner der Integration haben den Marsch durch die Institutionen angetreten. Ihr Motto war offenbar: If you cant beat them join them. Wenn wir die EU nicht umbringen können, dann ändern wir sie in unserem Sinn. Die schwache Besetzung der neuen EU-Spitzenpositionen zeigt, dass zumindest die Regierungschefs gar keine gut funktionierende EU wollen. Hier wurden die Europäer glatt betrogen, denen durch den mühsam zustande gekommenen Lissabon-Vertrag eine Stärkung versprochen worden war. Und jene, die eine Stärkung gefürchtet haben, haben sich diesbezüglich umsonst gefürchtet. Die wachsende Bürgerferne zeigt sich selbst dann, wenn die EU unter dem Titel „Europa der Bürger“ Programme entwickelt. Da wimmelt es nur so an Eliten und Political correctness orientierten, aber bürgerfernen Vokabeln und Formulierungen: „Zivilgesellschaft“, „Erinnerungskultur“, „BürgerInnen, Bürgern/innen“. Mit diesem Technokratensprech erreicht man nur sehr wenige Europäer. Die Bürger fühlen sich bei wichtigen Entscheidungen ignoriert wie etwa bei dem mehrheitlich abgelehnten Beitrittsverfahren für die Türkei. Sie haben das Gefühl, dass eine politisch-technokratische Elite diesen Beitritt einfach trotz des Unwillens der Bürger durchzieht. Die Bürger würden sich primär erwarten, dass die EU funktioniert. Dass sie sich nur dort einmischt, wo dies wirklich zur Absicherung des Binnenmarktes notwendig ist. Also in der Technokratensprache: Sie sollte Subsidiarität nicht nur predigen, sondern auch leben. Eine Gedankenpolizei, wie sie etwa die in Wien eingerichtete und ständig weiter wuchernde EU-Behörde zur Jagd auf angeblichen Rassismus ist, entspricht nicht dem Zweck der EU und ist kontraproduktiv. Die EU ist heimischen Politikern nur dazu gut, für alles und jedes einen ständig bereitstehenden Sündenbock zu haben, der sich nicht wehrt. Denn die Information über Europa in den einzelnen Ländern haben sich die Länder ausdrücklich selbst vorbehalten. Die aber hüten sich, die EU allzu gut hinzustellen. Die Wahlen zum europäischen Parlament haben europaweit eine Riesenschwäche: In jedem anderen Land der Welt wählt man zumindest indirekt den Premier. Nur nicht in der EU. Kommissionspräsident Barroso und sein Gegenüber, der deutsche Sozialdemokrat Schulz, wurden  außerhalb ihrer Heimatländer in keiner Weise präsentiert. Es war keinem Wähler wirklich klar, dass sie die Spitzenkandidaten ihrer jeweiligen Parteiallianzen waren. Wenn sie das überhaupt waren. In der EU herrscht ein skandalös ungleiches Wahlrecht, das die Großen massiv benachteiligt. Österreich profitiert zwar davon – die ganz kleinen Staaten noch mehr –, die Deutschen aber ärgern sich. Würde sich Deutschland nämlich auf 17 Bundesländer aufteilen und  jedes davon alleine EU-Mitglied werden, hätten die Deutschen plötzlich in der Summe dieser Länder viel mehr Kommissare, mehr Sitze im Parlament und mehr Stimmen im Rat. Ebenso stehen durch das ungleiche EU-Abstimmungssystem den Nachfolgeländern der Tschechoslowakei und Jugoslawiens viel mehr Sitze zu, als wenn sie solo geblieben wären. Kein Wunder, dass der deutsche Verfassungsgerichtshof in Karlsruhe da besonders kritisch herummeckert. Wobei er sogar das juristische Potenzial hat, die Union zum Scheitern zu bringen. In der EU fehlt das in den meisten Nationalstaaten selbstverständliche Wir-Gefühl. Solche Emotionen entstehen aber nicht auf Befehl oder durch bürokratische Programme, sondern durch emotionale Identifikationspunkte. Diese können etwa Dinge wie das Neujahrskonzert für Österreich sein, Länderspiele und andere Sportereignisse, und besonders häufig eine gemeinsame Sprache, Religion und/oder Geschichte. Die Europäer haben hingegen nur eine Geschichte, in der sie sich gegenseitig bekämpft haben. Europas Identität leidet unter der teuren räumlichen Trennung zwischen Kommission und Parlament beziehungsweise zu einem ständig zwischen seinen Amtssitzen wandernden Parlament (übrigens wieder Schuld der Franzosen). Es ist einfach absurd, dass das von den Bürgern gewählte und angeblich so mächtige Parlament nicht einmal das lächerliche Recht hat, über seinen eigenen Sitz zu entscheiden. Europa hat es unter dem Terror eines laizistischen Nihilismus in der neuen Verfassung nicht einmal geschafft, seine gemeinsamen geistigen Grundlagen auch nur beim Namen zu nennen. Die da primär wären: das Christen- und Judentum mit der gleichen Würde jedes Menschen; die griechisch-römische Antike mit der Entwicklung eines modernen Rechtssystems; und die Aufklärung mit der Betonung der Vernunft. Europa weiß nicht, wo es aufhören soll. Sind etwa Russland, die Türkei, Israel, Palästina, Marokko, die Ukraine denkbare Mitglieder der Union? In jedem dieser Länder gibt es zumindest eine Diskussion über einen Beitritt. Der Lissabon-Prozess ist grandios gescheitert: Mit diesem wollte sich die Union bis 2010(!) zur wettbewerbsfähigsten Region der Welt machen. Dieses Ziel ist längst unter dem Bremsdruck von gewerkschaftlichen und grünen Anliegen vergessen worden. In Wahrheit fällt Europa ständig immer weiter zurück, insbesondere im Vergleich zu Asien. Europa hat auch viel zuwenig energisch reagiert, als klar wurde, dass alte Mitglieder wie Griechenland und neue wie Bulgarien bei Umsetzung der EU-Regeln massiv geschummelt haben. Europa hat sich auch immer wieder von einigen Mitgliedsstaaten finanziell erpressen lassen: Nur deswegen findet man beispielsweise heute kreuz und quer durch Spanien und Portugal neu gebaute, aber fast nicht benutzte Autobahnen quer durch die Wüste. Der Europäische Gerichtshof  judiziert extrem expansiv. Das heißt, er mischt sich mit Hilfe juristischer Kniffe in immer mehr Bereiche ein, die nach der Vertragslage eigentlich gar nicht EU-Kompetenz wären. Etwa in die Frage, wer in Österreich Medizin studieren darf. Die EU-Kommission hat zu viele Beamte und Gremien. Sie alle wollen die eigene Existenzberechtigung ständig primär dadurch rechtfertigen, dass sie immer neue Bereiche regeln. Andernfalls fürchten sie den Vorwurf der Untätigkeit von Medien oder Abgeordneten. Last not least das Hauptproblem der heutigen Union: Ihr sind die beiden entscheidenden historischen Existenzgrundlagen weggefallen.

  1. Die eine war das „Nie wieder!“ nach einem 30-jährigen europäischen Bürgerkrieg, nach Jahrhunderten, in denen sich beispielsweise die Menschen auf beiden Seiten des Rheins immer wieder bekriegt haben.
  2. Das andere war die gemeinsame Angst vor der gewaltigen Bedrohung durch den Kommunismus. Dieser Bedrohung wollte man nicht nur durch gemeinsame Verteidigung (über die Nato), sondern auch durch gemeinsamen Wohlstand über einen gemeinsamen Markt (in den diversen Vorläufergemeinschaften der EU) entgegentreten, um zeigen zu können, welches Gesellschaftsmodell besser funktioniert.
Beide Ziele wurden einst grandios erreicht, sind heute aber für keinen Europäer mehr eine Antriebskraft. An ihre Stelle trat das geistige Vakuum einer Sinnkrise. Der Wohlstand durch einen funktionierenden Markt alleine ist vielen zuwenig. Daher wird nun von manchen versucht, Political correctness zum letzten Sinn der EU zu machen. Was naturgemäß ebenso grandios scheitern muss. Am wahrscheinlichsten ist, dass keinerlei sinnvolle Konsequenzen aus all diesen Fehlentwicklungen gezogen werden. Das aber hat dann klare Konsequenzen: Europa wird dann weiter ökonomisch wie politisch marginalisiert – und damit verarmen. Sein Schicksal wird ähnlich dem der Griechen. Die träumen seit langer Zeit nur noch von ihrer stolzen Vergangenheit; für die Gegenwart sind ihnen lediglich viel Kultur, Geschichte und Knowhow für kulinarisch Genüsse geblieben. (Dieser Text erscheint in deutlich ausführlicherer Form in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Conturen“ - http://www.trendconsult.at/p_conturen_1.htm)

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Beim Klima wird es eng

09. Februar 2010 11:21 | Autor: Andreas Unterberger

Die Indizienkette wird immer dichter: Schon wieder ist dem UNO-Klimarat ein eklatanter Fehler nachgewiesen worden. Diesmal geht es um das als angeblich sicher prophezeite Fortschreiten der Dürre in Afrika. Die britische Times und andere internationale Blätter berichten darüber in den letzten Stunden in großer Aufmachung. In Österreich wird das - soweit der Tagebuchautor einen Überblick hat - bisher wieder einmal elegant ignoriert. Da könnten sich ja die wunderbaren Schauergeschichten von der rapide zunehmenden globalen Erwärmung ihren durchwegs negativen Folgen und der Schuld von Menschheit und Kapitalismus daran nicht mehr so gut verkaufen lassen (was in diesem eisigen Winter ohnedies schon schwierig genug ist). Der angeblich wissenschaftlich arbeitende Klimarat hatte in einem offiziellen Bericht behauptet, in Afrika würden die Niederschläge seltener, die Ernten schlechter, und die Hungersnöte häufiger werden (die ja schon seit Jahrhunderten Teil der Conditio Africana sind). Der indische Vorsitzende des UNO-Klimarates hatte unter großem öffentlichen Echo behauptet, bis 2020 würden die landwirtschaftlichen Erträge in Regionen Afrikas um "bis zu 50 Prozent" sinken. Ähnliche Prophezeiungen hat auch der UNO-Generalsekretär gemacht. Nun stellt sich heraus: Einzige Quellen dieser dramatischen Behauptung sind erstens das marokkanische(!) Umweltministerium und zweitens eine Firma, die ihr Geld mit dem Handel von Emissionsrechten verdient (also mit jenem Ablasshandel, bei dem beispielsweise österreichische Steuerzahler zugunsten dubioser Anti-CO2-Projekte in der Dritten Welt dafür bluten, dass das Land irgendwelche utopischen CO2-Reduktionsziele nicht erreicht). Etwas, was auch nur annähernd einem wissenschaftlichen Beweis ähnelt, liegt nicht vor. Ebenso, wie die spannende Behauptung, in 25 Jahren würden die Himalaja-Gletscher verschwinden, einzig auf einem WWF-Bericht beruht - also einer jener spendensüchtigen Agenturen, deren Existenzberechtigung zum Gutteil auf der Dramatik der Berichte des UNO-Klimarates beruhen. Immer mehr wird klar, wieviel von den angeblichen Beweisen für die globale Erwärmung interessengesteuerte Zirkelbehauptungen sind. Was mag an den UNO-Berichten überhaupt noch stimmen? Alle jene Zeitungen, die öffentlich finanzierte Sonderseiten über den Klimawandel publiziert haben, zögern nun natürlich mit einem Rückzug. Das würde doch blöd aussehen. Außerdem hofft man auf weitere "Sonderseiten"/"Verlagsbeilagen"/"Specials" und wie die gut bezahlten und schein-objektiven redaktionellen Inhalte sonst noch heißen mögen. Ebenso tun dies die Fernsehanstalten, welche die UNO-Behauptungen immer mit so schönen (also furchterregend dramatischen) Bildern illustriert haben, die sich nun allesamt als optische Lügen erweisen: Kalbende, also abbrechende Gletscher (was diese seit ein paar Millionen Jahren tun, weil sie ja fließen); einsame, dem Verrecken preisgegebene Eisbären, die hilflos auf einer weggebrochenen Eisscholle treiben (obwohl Eisbären viele Kilometer schwimmen können und ihre Zahl in den letzten Jahrzehnten um rund 30.000 zugenommen hat); rauchende Schornsteine (obwohl der dabei in der Regel einzig sichtbare Wasserdampf nicht einmal nach dem panik-süchtigen UNO-Bericht gefährlich ist); und nun die vor lauter Hitze und Dürre aufbrechenden Böden (was leider in vielen Regionen seit Menschengedenken ebenfalls nichts Neues ist). Wie nur sollen die armen Fernsehmenschen (oder die reichen Thriller-Autoren wie Al Gore) ihre künftigen Quotentreiber illustrieren? Sollen sie wieder zum Angstthema der 70-er zurückkehren: Der Atomkrieg bricht aus? Oder zu dem der 80-er: Die letzten Wälder sterben aus? Oder zu dem der 90-er: Wir werden alle wegen des Ozonlochs an Hautkrebs sterben? Oder zu dem des Jahres 2000: Hitler kommt zurück? Dabei hatten die einstigen Angst-Schürer wahrscheinlich noch mehr seriöses Bedrohungs-Argumentarium in der Hand als die heutige Profit-Maschine namens Klimarat. Aber man kann unbesorgt sein: Die meisten Medien werden noch etliche Jahre weiter auf die Klimamasche setzen. Was sollte die dadurch hilflos getriebene Politik tun, wäre sie auch nur eine Sekunde zu eigenständigem Handeln bereit? Nun, Österreich (oder auch die EU) könnte beispielsweise einmal eine seriöse und vor allem breitangelegte wissenschaftliche Studie in Auftrag geben, bei der nur jene wissenschaftlichen Ergebnisse verwertet werden dürfen, bei denen auch die Rohdaten veröffentlicht und dadurch nachprüfbar werden. Dabei sollten auch nicht nur die Schleichers und Kromp-Kolbs am Tisch sitzen (die ja durch die Klimapanik wichtig geworden und damit vielleicht nicht ganz objektiv sind), sondern gleichberechtigt die Kritiker des Klimarates und des Ablasshandels. Und vor allem jene Wissenschafter, die sich noch überhaupt keine Meinung gebildet haben, weil sie auf viel eingehendere und seriösere Studien warten als die nicht gerade interessenfreien Aussagen eines WWF oder eines marokkanischen Ministeriums.

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Was ich nicht weiß . . .

09. Februar 2010 10:31 | Autor: Andreas Unterberger

In einem bosnischen Dorf hat eine radikal-islamistische Wahhabiten-Gruppe die Herrschaft übernommen. Sie hat die Zufahrten in das Dorf blockiert, nachdem bei einer Großfahndung sieben Einwohner verhaftet und etliche Waffen sichergestellt wurden. Was, bitte, soll diese Nachricht aus dem fernen Balkan-Hinterwald eigentlich in einem mitteleuropäischen Blog zu suchen haben? Nun, etwa Folgendes: Bosnische Journalisten haben in dem Dorf eine auffällige Häufung von Autos mit österreichischen Kennzeichen beobachtet. Interessant. Und was sagt das hiesige Innenministerium dazu? Es ermittelt nicht. Sehr beruhigend - immerhin sind die Wahhabiten jene radikalen Sunniten, die das Leben in Saudi-Arabien bestimmen, also in jenem Land, das in der arabischen Welt die grundlegenden Menschenrechte vor allem der Frauen am schärfsten einschränkt. Offenbar herrscht hierzulande noch immer das Prinzip: Was ich nicht weiß, macht uns nicht heiß. Ähnlich reagiert ja auch das Unterrichtsministerium auf die vielfachen Indizien, welch skandalösen verfassungswidrigen Thesen im islamischen Religionsunterricht in Österreich verzapft werden.

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Die Habsburger kommen

09. Februar 2010 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

SPÖ und ÖVP signalisieren überraschende Bereitschaft, Habsburgern künftig die Kandidatur bei Bundespräsidentenwahlen zu ermöglichen. Das zeugt von lobenswerter Gelassenheit. Dabei gilt freilich wieder einmal: mit halben Mitteln zu halben Zielen. Anlass des rot-schwarzen Umdenkens ist die angestrebte Kandidatur eines bisher öffentlich völlig unbekannten Habsburgers auf der grünen Liste bei den bevorstehenden Bundespräsidentenwahlen. Da man ja keine Anlassgesetzgebung wolle, werde es die dafür notwendige Erlaubnis freilich eher erst nach dem Wahltag geben. Der großkoalitionäre Konsens steht also wieder einmal unter dem Motto: Nur nicht Klotzen, sondern nur Kleckern. Steht dahinter gar das Motiv, dass Heinz Fischer möglichst keine Steine in den Weg zur Wiederwahl gelegt werden sollen? Das hieße freilich, den Herrn Ulrich von H.-L. aus Kärnten zu überschätzen. Andererseits gibt es außer Wahlhilfe für Fischer keinen wirklichen Grund, weshalb die ÖVP ihr erwartetes Nein zu einer eigenen Kandidatur erst am letztmöglichen Tag offiziell kommunizieren will. Womit alle anderen bürgerlichen Alternativen möglichst wenig Zeit zu einer Kandidatur haben. Trotzdem ist die Frage des Zeitpunks einer Revision der Spielregeln für die Präsidentenwahl eher marginal -  zumindest im Vergleich zur Grundfrage: Warum braucht es überhaupt noch ein Habsburgergesetz? Fühlt sich die Republik noch immer bedroht vom einstigen Haus Österreichs? Ist es nicht eine Schande, dass jene Familie bis heute im Grund wie gefährliche Staatsverräter behandelt wird? Obwohl ihr das heutige Österreich - bei allen Fehlern und Schwächen der einstigen Kaiserfamilie - allen Glanz und alle Gloria verdankt, mit der Österreich und vor allem seine Hauptstadt heute bei den Touristen punkten. Und auch das innere Selbstverständnis des heutigen Österreichs ist untrennbar mit jener Geschichte verbunden. Selbst wenn alles, was vor 1918 passiert ist, von manchen noch immer peinlich verdrängt wird. Heinz Fischer residiert zwar prächtig in Habsburgischen Prunkräumen - für eine Aufhebung der Habsburger-Diskriminierungsgesetze hat er sich aber noch nie eingesetzt. Und wenn dann die wieder gleichberechtigten Habsburger wieder die Restaurierung der Monarchie vorschlagen sollten? Mein Gott, welch schlechte Meinung müssen Menschen, die sich schon vor dem Gedanken an eine Restauration so fürchten, vom Zustand der Republik haben! Die Wiedererrichtung einer Monarchie ist heute nämlich nur für eine winzige Minderheit eine Denkmöglichkeit. Denken aber sollte in einer aufgeklärten Demokratie eigentlich über alles erlaubt sein. Und auch das Aussprechen von Gedanken und das Werben dafür - zumindest solange nicht ein Umsturz mit Gewalt geplant ist. Was aber nicht einmal die dumpfesten Verschwörungstheoretiker im Republikanischen Club behaupten. Und sollten eines Tages einmal doch mehr Österreicher für eine Monarchie sein, dann kann das nur eine einzige Ursache haben: das Versagen der republikanischen Machthaber. Und mögen sie noch so gut aus dem einstigen Habsburger Familiengeschirr gegessen haben.

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Europa und der Graf: Hier Recht - da Unrecht?

08. Februar 2010 12:49 | Autor: Andreas Unterberger

Die Causa Mensdorff-Pouilly wird zu einer Lehrstunde in europäischem Recht - und bringt einige verblüffende Lektionen. Kann das alles wirklich so gemeint gewesen sein, was einige Juristen und Diplomaten da einst ausgeschnapst haben? So wenig man sich von manischer Scharfmacherei gegen jeden nichtlinken Politiker a la Peter Pilz treiben lassen soll, so unbefriedigend ist doch, wenn rund um den Rüstungs-Lobbyisten vieles im Dunklen bleiben soll. Nach allem, was man weiß, dürfte der burgenländische Graf für ein schwedisch-britisches Rüstungsimperium unterwegs gewesen sein, um den Abfangjäger "Gripen" unter die Menschheit zu bringen. Was ja noch nicht verboten ist. Ob Mensdorff dabei über die Grenzen des Erlaubten hinausgegangen ist, ist unbewiesen, immerhin gibt es einige Indizien in diese Richtung. Nun aber wurde in Großbritannien das Verfahren gegen ihn eingestellt, aus "öffentlichem Interesse". Nun, dieses Interesse scheint wohl klar zu sein - auf britischer Seite. Es ist ja nicht gerade im britischen Interesse, wenn die Interessen britischer Konzerne zu strafrechtlichen Konsequenzen führt. So weit so nachvollziehbar. Das überraschende für viele Europäer ist nun, dass diese Regelung auch die anderen EU-Länder (genauer: die anderen Partner des Schengen-Abkommens) als Präjudiz bindet, dass diese also wegen der britischen Einstellung auch selbst die Angelegenheit nicht verfolgen dürfen. Das wird wohl weniger in Österreich ein Problem sein, hat doch das Land nachweislich den von Mensdorff unterstützten Gripen nicht gekauft. Es gibt auch keine seriösen Hinweise auf innerösterreichische Geldflüsse. Was übrigbleibt, könnte eine falsche Zeugenaussage vor einem Parlamentarischen Ausschuss sein. Und die wird ja neuerdings bei uns mit Diversion quasi außergerichtlich abgehandelt, sodass der Betroffene nicht vorbestraft ist. Wie der aktuelle Fall des Bänkelsängers Fendrich zeigt. Was bei diesem recht ist, muss bei Mensdorff wohl billig sein. Oder hat da eine Richterin einfach nach persönlicher Sympathie agiert, um ihrem Liebling Fendrich die Vorstrafe zu ersparen? Das wollen wir nun doch nicht annehmen. Ganz anders wird man die Sache wohl in Tschechien sehen. Dorthin führen ja von Mensdorff mehr Indizien in Sachen Gripen. Und in der Tschechischen Republik ist der Verdacht, dass dortige Offizielle eventuell bestochen worden sind, natürlich sehr brisant, und eine Einstellung des Verfahrens keineswegs im "öffentlichen Interesse". Ganz im Gegenteil. Da aber beginnt sich der oft beschworene einheitliche europäische Rechtsraum endgültig zu spießen. Zumindest so lange es in einzelnen Länder einem "öffentlichen" (=nationalen) Interesse erlaubt ist, sich ins Strafrecht einzumischen. Eine Rechtsfigur, die Österreich völlig unbekannt ist. Zumindest offiziell - inoffiziell könnte es sich nur über das Weisungsrecht gegenüber der Staatsanwaltschaft niederschlagen. Europa wird uns da noch sehr viel zu erklären haben.

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Die Wirtschaftsforscher und die reale Welt

08. Februar 2010 02:44 | Autor: Andreas Unterberger

So wie in der Vergangenheit alle Prophezeiungen der Wirtschaftsforscher oder gar Wirtschaftspolitiker falsch waren, so wenig sollte man deren Zusicherungen für die Zukunft vertrauen. Das gilt für Österreich und noch mehr für unsere europäischen Partner. Deren Gewerbe gleicht mehr der Gesundbeterei als einer Wissenschaft. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Inbrunst Medien und Politik an den Lippen der Wirtschaftsforscher hängen, wenn diese Prophezeiungen aussprechen. Offenbar liebt es die Politik, getäuscht zu werden – zumindest wenn die Worte der Wirtschaftsforscher Gutes verheißen. Was sie ja überwiegend tun. Wobei Schelme meinen, dass die Propheten genau wissen, womit sie sich beliebt machen. Oder man benutzt einfach nicht die Archive. Dort kann man etwa Artikel aus dem Jahr 2007 finden, denen zufolge die Regierung Gusenbauer-Molterer unter Berufung auf die Wirtschaftsforscher angekündigt hat, dass das reale Wirtschaftswachstum bis 2010 sicher nicht unter 2,3 Prozent sinken werde. Was uns heute nur noch ein verzweifeltes Lachen kostet. Gusenbauer und Molterer sind weg. Aber die Wirtschaftsforscher sind noch immer da. Obwohl sie ihr Geld nicht wert – oder charakterlos sind, falls sie ihre Prophezeiungen nur auf Druck der Regierung in bestimmte Richtungen eingefärbt haben sollten. Diesen Rückblick sollten wir uns vor Augen halten, wenn wir die heutigen Ankündigungen hören. Da verkünden Faymann und Pröll im Konsens, dass das Budgetdefizit von heuer 4,7 Prozent  in drei Jahren auf 2,7 Prozent gesenkt werden wird. Sie fügen freilich die Kleinigkeit nicht hinzu, wie sie das tun wollen. Dass sie überdies mit Versprechungen in bezug auf Universitätsbudget, Schulkassengrößen, Forschungsausgaben, Filmförderung und anderes mehr noch eine Reihe von ungedeckten Schecks auf die gleichen Jahre ausgestellt haben, lassen wir dabei als ohnedies nie ernstgemeint beiseite. Dennoch steht Österreich heute geradezu als Musterknabe da, wenn wir auf eine Reihe von Ländern blicken, mit denen wir – leider – in einer Währungsunion verbunden sind. Die Griechen fahren ein Defizit von 12,7 Prozent, Spanien von 11,4 und Portugal von 9,3 Prozent. Und das sind überall nur die Zahlen von 2009 – alle Länder werden jedoch 2010 auf Grund der verzögerten Reaktion der Steuereinnahmen auf die Konjunkturflaute noch viel schlechter dastehen, wenn nicht ein Wunder passiert. Gleichzeitig aber verkünden uns europäische Experten treuherzig, dass diese Länder kein Risiko darstellen, weder für den Euro noch die Union. Sie tun das, obwohl in keinem dieser Länder irgendeine ernsthafte Sparmaßnahme schon in Kraft ist. Obwohl parallel mit Bekanntwerden dieser Zahlen der Euro deutlich an Strahlkraft verloren hat. Obwohl in Griechenland schon wilde Demonstrationen gegen die Sparpläne veranstaltet werden. Obwohl in Portugal ein Parlamentsausschuss gerade gegen den Widerstand des Finanzministers provozierend höhere Subventionen für die Regionen beschlossen hat. Dass in allen drei Ländern auch noch Linksregierungen an der Macht sind, ist auch nicht wirklich beruhigend. Erinnern wir uns doch noch zu gut, wie die Linke die Finanzminister Grasser und Molterer jedes Mal beschimpft hat, wenn diese zu einer weiteren Ausgabenidee Nein gesagt haben (was Grasser öfter tat als Molterer). Immerhin hat Irland, wo es keine Linksregierung gibt, und wo es 2009 ebenfalls einen steilen Absturz gab, durch einige kraftvolle wie schmerzhafte Maßnahmen wieder viel internationales Vertrauen zurückgewonnen. Was noch keiner Linksregierung geglückt ist. Freilich sind auch die Rechtsparteien an den Ufern des Mittelmeers alles andere als unschuldig: In Griechenland haben sie noch vor kurzem regiert; und der erwähnte portugiesische Parlamentsbeschluss ist primär Werk der rechten Opposition. Dass gerade diese Länder in besonderen Schwierigkeiten sind – und dass Irland wie Italien ebenfalls nicht gut dastehen -, zeigt aber noch etwas ganz anderes deutlich: Wie verderblich die jahrelange Verwöhnung durch EU-Milliarden in Wahrheit für die Leistungs- und Wirtschaftskraft eines Landes ist. Denn gerade diese Länder stellen die Spitzenreiter der langjährigen Empfängerliste von EU-Subventionen dar. Die Subventionen haben in Wahrheit den Ländern nicht geholfen, sondern sie mit einer Art wirtschaftspolitischen Hospitalismus angesteckt, bei dem man die eigene Leistungskraft rapide abbaut. So wie ein lange von Gips gestütztes Bein jede Muskelkraft verliert. Da sollte man eigentlich fast froh sein, wenn man Nettozahler ist. Was ganz ironiefrei gemeint ist.

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Fernsehstar Strache, Mediensieger ÖVP

07. Februar 2010 06:03 | Autor: Andreas Unterberger

Der Jänner war für H.C. Strache ein unglaublich guter Fernsehmonat: Er kam doppelt so oft wie Josef Pröll und weit mehr als siebenmal so oft wie Werner Faymann in einer der österreichischen Fernsehstationen vor. Extremstes Beispiel: Bei Puls 4 kam er 70 Mal vor, die grüne Vorfrau Eva Glawischnig gar nur einmal. Das zeigt die neue Auswertung von mediainsight.biz - ganz exklusiv für das Tagebuch. Der Höhepunkt für Straches Fernseh-Jänner war das Neujahrstreffen der Freiheitlichen, das sich als fernsehwirksamer als alle anderen Inszenierungen der Spin-Doctoren in den Parteizentralen erwiesen hat. Analysiert man freilich die von mediainsight untersuchten Medien insgesamt (also die Summe von Nennungen in Fernsehen, Radio und Online, wobei Online Blogs und  Tageszeitungen einschließt), dann können die schwarzen Strategen durchaus zufrieden sein. Sowohl bei den Nennungen der Parteien wie auch bei den Parteichefs liegt die Volkspartei klar voran. Hier das Rankings der Parteichefs und deren medialer Auftritte (sowie in Klammer die TV-Präsenzen): Josef Pröll 1664 (231) H.C. Strache: 1260 (490) Werner Faymann: 1039 (65) Josef Bucher: 567 (110) Eva Glawischnig: 246 (42) Bucher gewann naturgemäß durch die Kärntner Vorgänge am meisten an Präsenz (die ihm auch keineswegs bei den Beliebtheitsumfragen geschadet haben, wie die diversen Umfragen zeigen); es scheint aber eher fraglich, ob er diese guten Werte in Zukunft halten wird können. Im Dezember war das BZÖ durch jene Turbulenzen noch überhaupt die meistzitierte Partei gewesen (vor der ÖVP). Die Grünen liegen hingegen sowohl bei den Nennungen der Partei wie auch der Parteichefin an letzter Stelle. Was man wohl als rapiden Verlust der Tuchfühlung mit dem Zeitgeist werten kann - obwohl in den Redaktionsstuben nachweislich viele Grünsympathisanten sitzen. Das lauteste Alarmsignal muss aber bei der SPÖ schrillen. Lag die Kanzlerpartei im Dezember an vierter Stelle, so gelang ihr als Partei wie auch im Parteichef-Ranking ebenso im Jänner nur ein müder dritter Platz. Besonders spannend ist der Vergleich der beiden Regierungszwillinge: Pröll liegt nicht nur deutlich voran, sondern hat auch einen höheren Prozentsatz an den Zitierungen seiner Partei als Faymann bei jenen der SPÖ. Faymanns schlimmstes Defizit ist seine weitgehende Absenz im Flimmermedium TV. Besonders positiv können sich die Pröll-Strategen hingegen zugute schreiben, dass der Verlauf von Prölls persönlichen Präsenzwerten im Jänner viele Spitzen aufzeigt, dass er also zu Vielem Relevantes zu sagen hatte (vom Thema Finanzmärkte bis zur Superpraktikanten-Inszenierung und zur geschickt verkauften Neubestellung einer Ministerin), während Faymann einzig bei der SPÖ-Klausur in Tatzmannsdorf öfter ins Bild kam (wofür ihm die Innenministerin das Thema Eberau serviert hatte), er sonst aber kaum präsent war, in den Fernsehstationen sogar mit Glawischnig um den letzten Platz rittern musste. Wenn diese Zahlen erst einmal in der SPÖ durchsickern, dann wird der SPÖ-Chef wohl viel gravierendere Probleme bekommen als durch die aktuellen Forderungen aus dem linksextremen Eck seiner Partei. Freilich: Faymann wird sich durch den ziemlich sicheren Wahlerfolg im Burgenland vorerst trösten können - entscheidend für sein weiteres Schicksal werden erst die Schlachten um Wien wie auch die Steiermark werden. Denen übrigens auch Pröll nach den großen Erfolgen des letzten Jahres entgegenzittern muss. Er wird wohl im Burgenland eine sichere und in Wien eine wahrscheinliche Niederlage auf seine Bilanz nehmen müssen. Und die seltsamen Schachzüge der steirischen Volkspartei in den letzten Tagen (sie redet nun plötzlich von Konzentrationsregierung statt einen Führungsanspruch zu erheben) sind wohl auch kein sonderlich ermutigendes Vorzeichen für die Pröll-Truppe.

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Reisen bildet - und verschafft Jobs

06. Februar 2010 05:57 | Autor: Andreas Unterberger

"Wer eine bestimmte Bildung will, muss reisen. Und wer eine bestimmte Arbeit will, findet die nicht immer vor der Haustür." Wenn Sozialdemokraten reisen, dann kommen ihnen die besten Erkenntnisse - über das Reisen und über andere Dinge. Die sie ihren eigenen Wählern daheim freilich nie so zu sagen wagen. Der zitierte Satz stammt von Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Formuliert wurde er auf seiner jüngsten Reise, am Rande einer UNO-Tagung in New York. Seine Hauptbotschaft: Er rühmte die viel größere Mobilität der Deutschen im Vergleich zu der seiner Landsleute. Die Deutschen seien bei der Arbeitswahl flexibler; sie haben, so der Minister „eine andere Einstellung zur Mobilität“, was sich in Österreich nur langsam herumspreche. Wie recht er hat: Wenn einer aus Brandenburg in die Steiermark übersiedeln kann, um einen durchschnittlich bezahlten Tourismus-Job zu bekommen, dann muss auch die Reise von Wien in ein Tiroler Hotel möglich sein, so darf man den Minister konkretisieren. Und sei es nur für einen Saison-Job. Herr Minister, danke für diese Aussagen. Jetzt müssten nur noch die Regeln dessen geändert werden, was das AMS für einem Arbeitslosen zumutbar halten kann und was ein solcher ungeniert ablehnen kann, ohne die Unterstützung zu verlieren.Bisher hat Hundstorfers Partei und vor allem seine Gewerkschaft ja bisher wenig Begeisterung gezeigt, die Arbeitslosen etwas härter anzufassen. Hundstorfer verband diese wahre wie parteiuntypische Aussage mit einem sehr deprimierenden Ausblick auf die Entwicklung der Arbeitslosenzahl. Sie werde weiter steigen. Offenbar lässt diese Prognose manche alten Stereotype wanken. Wie war das nur damals, als es unter anderen Regierungen ebenfalls Perioden mit wachsender Arbeitslosigkeit gegeben hat? Wer mag das nur gewesen sein, der da ständig von „sozialer Kälte“ und „Sozialraub“ gesprochen hat? Wie auch immer: Freuen wir uns über die Lernfähigkeit zumindest des Sozialministers und lassen wir offen, ob in seiner eigenen Partei nicht weiter der Populismus mit unrealistischen Sozialträumen den Ton angeben wird. Freilich ist auch Hundstorfer nur partiell aus dem schönen Traum erwacht. Verkündete er doch in New York gleichzeitig, dass das Modell des Sozialstaates durch die Krise weltweit einen ordentlichen Schub bekommen hätte und so gefragt sei wie noch nie. Wo hat der gute Mann denn diese seltsame Erkenntnis her? Aus den vielen Staaten, die angesichts eines drohenden Staatsbankrotts Beamtengehälter und Pensionen kürzen müssen? Aus Griechenland oder Spanien, die besonders katastrophal dastehen, weil sie in den letzten Jahren total auf das bequeme Wohlfahrtsleben und die vielen Gelder der EU gesetzt haben und nicht auf die blöden liberalen Erkenntnisse, dass nur Leistung und Sparsamkeit zusammen die Basis eines funktionierenden Staatswesens sein können? Nein, dort schaute Hundstorfer nicht hin. Seinen Beweis für den Erfolg des Sozialstaats will er ausgerechnet in Lateinamerika und China gefunden haben. Nun, die Wahrheit sieht anders aus: Lateinamerika träumt neuerdings zwar in der Tat vom Sozialstaat, hat aber noch keinerlei Beweise geliefert, dass das funktionieren könnte. Und China ist natürlich ein Beweis für das Gegenteil: nämlich für den wirtschaftlichen Erfolg, den ein mit Konsequenz, ja Fanatismus umgesetzter Kapitalismus pur bringt. Und wenn in China etwas kritisch brodelt, dann ist es nicht die Sehnsucht nach dem Sozialstaat österreichischer Prägung, sondern nach dem Rechtsstaat, der dem einzelnen Bürger eine Chance gegen korrupte Funktionäre, gegen Zensur und gegen Umweltverschmutzer gibt. Aber da Reisen bildet, besteht bei Hundstorfer zumindest Hoffnung, dass er eines Tages auch in die von ihm ziemlich ahnungslos genannten Regionen fährt und sich nicht nur bei ein paar linken Politologen darüber informiert. Hat er sich doch immerhin als nicht total weiterbildungsresistent erwiesen. Was man nicht von all seinen Parteifreunden sagen kann.

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Fußnote 63: Der neueste Faymann-Witz

06. Februar 2010 03:30 | Autor: Andreas Unterberger

Was ist der Faymann? Der Seyffenstein vom Pröll.

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ORF II: Kleine Kirchen-Schlappe mit großen Folgen

05. Februar 2010 16:12 | Autor: Andreas Unterberger

Noch ein kleiner Nachtrag zum ORF: Auffällig ist, dass ausgerechnet jener bürgerliche Kandidat nicht die Mehrheit in seiner Kurie geschafft hat, der einen katholischen Stempel trug, nämlich Clemens Steindl vom Katholischen Familienverband. Das muss der Kirche zu denken geben. Auch wenn Steindl nur um 150 Stimmen hinter dem SPÖ-Promi-Arzt Meryn zurückliegt. Auch wenn in anderen Kategorien zwei Kandidaten sogar mit weniger Stimmen als Steindl das Rennen geschafft haben. Das Ergebnis zeigt aber sehr wohl die geringe Bedeutung das Adjektivs "katholisch". Die katholischen Verbände mit ihren angeblich Hunderttausenden Mitgliedern haben nicht einmal den Versuch einer Mobilisierung zustandegebracht. Und dort, wo für Steindl Werbung gemacht worden ist, hat man geradezu peinlich darauf verzichtet, bürgerliche Kandidaten aus anderen Bereichen zu nennen, welche man in einer Art Gegengeschäft ebenfalls unterstützen hätte können, damit Steindl auch in den anderen Bereichen unterstützt wird. Zugleich dürfte der Kirche - oder genauer: Steindl - in Zusammenhang mit dem ORF noch etwas auf den Kopf gefallen sein: nämlich die Politik, die der offizielle, aber nie gewählte Kirchenvertreter, Franz Küberl, seit Jahr und Tag in den ORF-Gremien macht. Er hat sich im Zweifel immer auf die Seite der Linken und nie auf die bürgerliche geschlagen. Genauso wie Küberl im ORF immer nur die Interessen der Caritas und der Zuwanderungslobby, aber nie die eigentlichen Anliegen der Kirche vertreten hat. Das war wohl kein sonderlicher Anreiz, einen weiteren Exponenten der Kirche in den ORF zu wählen. Von dem man ja nicht wissen konnte, ob er ein zweiter Küberl ist. Obwohl er die Kirchenanliegen zweifellos viel besser als Küberl vertreten würde. Vielleicht findet in der katholischen Kirche Österreichs doch einmal eine tiefgreifende strategische Analyse statt, die sich mit folgenden Fakten auseinandersetzt: Die Kirche ist organisatorisch schwach, sie weiß nicht, wo im öffentlichen Raum ihre potentiellen Verbündeten stehen, sie stößt diese lieber vor den Kopf. Als Ergebnis steht sie heute als Kaiser ohne Kleider da. Was der Kirche in allen ihr wichtigen Anliegen nicht weiterhelfen wird.

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ORF: Die Bürger hatten es satt

05. Februar 2010 11:40 | Autor: Andreas Unterberger

Die Sensation: Erstmals hat die SPÖ nicht alle sechs Kandidaten für die ORF-Publikumsratswahl für sich erobert, sondern nur noch einen einzigen. Da die Wahlbeteiligung deutlich höher war, ist das offenbar gar nicht so sehr ein Zeichen für die schlechte Stimmung im SPÖ-Lager, sondern vielmehr eines für die  gewachsene Mobilisierungskraft bürgerlicher Organisationen - sowie neuerdings auch Blogs, darf man unbescheiden hinzufügen, - und der Volkspartei. Obwohl man von dieser Mobilisierung nach außen hin gar nicht viel gemerkt hat. Denn vor allem ist es ein wachsendes Zeichen der Unzufriedenheit mit dem Links-ORF. Das hat der Tagebuchschreiber etwa auch daran gemerkt, wie oft seine Wahlempfehlung für den Publikumsrat von verärgerten ORF-Konsumenten weiterverschickt und kopiert worden ist. Immerhin haben es vier der sechs im Blog vorgeschlagenen Namen geschafft. Bürgerliche Menschen sind ja nur schwer zu mobilisieren. Aber wenn ihnen einmal etwas reicht, dann handeln sie entschlossen. Das war beim ORF-Volksbegehren in den 60-er Jahren so. Das war bei der Anti-Knittelfeld-Wahl 2002 so. Und das ist auch jetzt wieder so. Die Menschen haben einfach genug von der rot-grünen Indoktrinierungmaschine unter den beiden hauptverantwortlichen Herren Oberhauser und Amon (Alexander Wrabetz ist ja da eher nur der hilflose Schnittlauch auf der Suppe dieser beiden Machtmenschen). Alleine der letzte Club 2 hätte wahrscheinlich noch ein paar Zehntausend Menschen zusätzlich an die Fax-Geräte gebracht, wäre die Frist nicht schon abgelaufen. Das hat zuvor aber auch schon jede Arigona-Zogaj-Kampagne oder das ständige "Wie furchtbar ist doch die Armut in Österreich!" (obwohl wir die höchste Umverteilung der Welt haben) zustandegebracht. Mit der Publikumsratwahl ist aber die rot-grün-orange-blaue Mehrheit im ORF noch nicht gestürzt. Denn das (einst von der ÖVP konzipierte) ORF-Gesetz gibt dem Bundeskanzler noch viele Möglichkeiten, das entscheidende Machtgremium Stiftungsrat rot zu färben. Daher bei aller Anerkennung für die bürgerliche Mobilisierungskraft: Man darf gespannt sein, ob die ÖVP in der Regierung medienpolitisch noch einmal patzt und sich etwa neuerlich vom obersten sozialdemokratischen Strippenzieher Ostermayer über den Tisch ziehen lässt.

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Der Graf, die Fußfessel und ein Flugzeug

05. Februar 2010 09:31 | Autor: Andreas Unterberger

Die Causa Mensdorff-Pouilly wird noch spannend. Nicht nur, weil sich die Beliebtheit des nur selten durch demütige Bescheidenheit aufgefallenen Grafen in engen Grenzen hält. Nicht nur, weil der Beruf eines Rüstungslobbyisten zweifellos einer ist, bei dem für die meisten Menschen schon die Visitenkarte nach Korruptionsverdacht riecht. Zumindest der Tagebuchautor hat sich jedenfalls immer schwergetan, einen wirklich millionenschweren Zweck eines solchen Lobbyismus entdecken zu können. Zur Erklärung der technischen Finessen war der Burgenländer ja wohl nicht engagiert. Dennoch ist klar festzustellen, dass noch überhaupt nichts bewiesen, geschweige denn von einem objektiven Richter beurteilt worden ist. Aber über all das hinaus sind noch mindestens zwei weitere, öffentlich kaum diskutierte Aspekte sehr auffällig. Erstens die Tatsache, dass der gute Mann jetzt vor allem im Vereinigten Königreich in Probleme gerät. Denn nach allem, was man weiß, hat Mensdorff ja für einen britischen Rüstungskonzern gearbeitet. Eigentlich ist es relativ selten, dass jenes Land, aus dem angeblich bestochen worden ist, dem also die Bestechung gedient hätte, strafrechtlich besonders aktiv wird. In früheren Jahren hat man ja die Bestechungen dort sogar oft von der Steuer absetzen können. Sensibel reagiert wurde bisher meistens nur dort, wo Entscheidungsträger zu dem Zweck bestochen worden sind, ein überflüssiges, ein zu teures oder ein minder geeignetes Produkt auf Steuerkosten zu kaufen. Bricht sich da ein strengeres Rechtsverständnis die Bahn? Oder schießen sich die Europäer mit ihrer peniblen Rechtsstaatlichkeit im Wettbewerb mit viel weniger skrupulösen Ländern nur selbst ins eigene Bein - zum Amüsement der Konkurrenz? Zweitens ist ein österreichischer Aspekt besonders verwirrend: Der nun von den Briten mit elektronischer Fußfessel auf der Insel festgehaltene Lobbyist hat – nach allem, was bekannt ist, - für den Gripen agitiert, also für den ärgsten Konkurrenten des Eurofighter bei der österreichischen Ausschreibung. Der Gripen hat aber bekanntlich hierzulande  nicht das Rennen gemacht, obwohl auch die SPÖ und eine Reihe wichtiger Offiziere deutlich für das britisch-schwedische Produkt waren. Nun soll der SPÖ und diesen Offizieren ebensowenig wie Mensdorff etwas unterstellt werden. Es ist aber doch ziemlich auffällig, dass nicht jenes Flugzeug den Zuschlag bekommen hat, für das der Ehemann einer Spitzenpolitikerin der damaligen Kanzlerpartei ÖVP lobbyiert hat. Was heißt das nun? Ist es beim Eurofighter-Kauf vielleicht viel sauberer zugegangen, als uns das ein Peter Pilz und seine ständigen Strafanzeigen weismachen wollen? Oder wird uns Herr Pilz nun bald erklären, dass Mensdorff ein Doppelagent war, der für beide Flugzeuge gleichzeitig agitiert hatte? Der Tagebuchautor war übrigens damals der Meinung – und ist es bis heute – dass die amerikanischen F16 eine für unsere Zwecke ebenso gute und jedenfalls viel billigere Lösung gewesen wären, auch wenn es dabei „nur“ um gebrauchte, aber total generalüberholte Flugzeuge ging. Woran vor allem angesichts der Tatsache erinnert werden darf, dass später dann ein Minister Darabos zu angeblichen Einsparungszwecken den militärischen Wert der Eurofighter drastisch reduziert hat, womit der Kauf nachträglich zu einem besonders blöden und teuren wurde.

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Fußnote 62: Es trifft eh nur die Reichen

04. Februar 2010 13:50 | Autor: Andreas Unterberger

Auf 60 bis 70 Prozent will Oberösterrreichs SPÖ-Chef die Steuern erhöhen. Aber das trifft eh nur wenige Reiche, so ab 350.000 Jahreseinkommen. So tröstet  uns Herr Ackerl in einem "Kurier"-Interview. Und verschweigt, was er natürlich ganz genau weiß. Nämlich dass über kurz oder lang der gesamte Mittelstand da hineinrutschen wird. Wohl eher: über kurz. Denn wenn die Regierung unter einem Werner Faymann außer leeren Floskeln weiterhin nichts gegen die Staatsverschuldung tut, dann bekommt sie keine Kredite mehr und wir bekommen eine Megainflation. Was die Menschen massenweise zu Höchststeuerzahlern macht. Dann glaubt die SPÖ offenbar, kann sie endlich all ihre ideologischen Projekte von der Gesamtschule über den Gratis-Magister-Titel für jeden bis zur ewigen Hacklerpension und zum Grundeinkommen für alle verwirklichen. Falls noch ein paar Menschen so blöd sein werden, ordentlich zu arbeiten. Schon vorher werden im Fall Ackerl die paar Menschen mit hohem Einkommen bald aus Österreich verschwunden sein: Richtung Monaco oder zu sonstigen Steuersparmodellen.

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Zehn Jahre nachher ein Veteranen-Waterloo

04. Februar 2010 11:40 | Autor: Andreas Unterberger

Fünf aufgeregte schreiende, ständig unterbrechende und zusammenhanglose Sätze aus einem offensichtlich durcheinandergeratenen Zettelkasten heraustoßende Veteranen der Anti-Regierungskämpfe aus 2000: Sie haben in dieser ORF-Diskussion nur eines zustandegebracht - nämlich dass Karl-Heinz Grasser nachher jede Wahl mit dicker Mehrheit gewonnen hätte. Offensichtlich wollte man ja lieber unter sich sein, aber dann saßen der Übermacht an aufgeregten Rittern der Politischen Linkskorrektheit halt doch zweieinhalb Gegner gegenüber. Und nicht einmal die Tatsache, dass diese Verteidiger von Schwarz-Blau fast nie auch nur einen Satz ungestört sagen durften, änderte etwas am Waterloo für die linkskorrekten Veteranen. Ihnen fiel vor lauter Hass praktisch kein einziger  konkreter Vorwurf gegen die Tätigkeit der schwarz-blauen Regierung ein (obwohl man bei nüchterner Sachlichkeit da durchaus etliche Schattenseiten aufzählen könnte). Am öftesten mussten ausgerechnet die Herren Strache und Graf als "Beweis" gegen die Erfolgsliste der Schüssel-Regierungen herhalten - und niemand beachtete, dass die beiden ja sehr bald selbst Vorkämpfer gegen jene Regierung wurden. Wobei sie zeitweise ähnlich polemisch Untergriffe wie die vom ORF zusammengekratzten Linksveteranen praktizierten. Lediglich ein einziger der Regierungskritiker ging auf das Handeln der Regierung ein. Und das war ausgerechnet der Gewerkschaftsboss der Eisenbahner. Dieser warf tatsächlich der Regierung Sozialraub an der Bevölkerung vor. Da blieb einem schon der Mund offen: Denn bekanntermaßen hat den folgenschwersten Raubzug auf unser aller Geldtaschen niemand anderer als die Eisenbahner-Gewerkschaft  samt ihrer Armada an jugendlichen Pensionisten zu verantworten, der uns alljährlich so viel kostet wie die gesamte gewaltige Sparnotwendigkeit ausmacht, die das Land im kommenden Winter in eine Megakrise mit den Dimensionen der griechischen Tragödie stürzen dürfte. Der Räuberruf "Haltet den Dieb" ausgerechnet aus Ihrem Mund ist leider nur noch peinlich, Herr Haberzettl. Ansonsten blieb man mit einer offenen Frage zurück: Ist das linkskorrekte Personal wirklich schon so ausgedünnt, dass der ORF für das zehnjährige Jubiläum seiner anti-schwarz-blauen Kampagne  schon auf zwei ahnungslose Kabarettisten und eine deutsche Journalistin zurückgreifen musste, die sich für die bösartigste Karikatur einer nordischen BDM-Kommandantin eignen würde? Oder wollte gar der ORF den Zustand der Linken so krass demaskieren - was eigentlich allen sonstigen Beobachtungen im Staatsfunk widerspräche?

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Stürmt die Banken

04. Februar 2010 05:00 | Autor: Andreas Unterberger

Banker haben Politiker und Journalisten als die üblichen Verdächtigen für alles Böse in der Welt abgelöst. Was neuerdings der Idee einer Bankensteuer breite Zustimmung verschafft. Was es aber umso wichtiger macht, kühlen Kopf zu bewahren. Das Hauptargument, das gegen eine solche Steuer vorgebracht wird, ist tatsächlich ein schwaches: Eine Bankensteuer werde die Einlagezinsen weiter schrumpfen und die Kreditzinsen steigen lassen, also die Kunden treffen, was wahltaktisch wohl doch nicht so klug ist. Diesem Einwand ist entgegenzuhalten: Ungerecht oder unlogisch wäre die Steuer aus diesem Grund aber noch lange nicht. Denn es waren ja auch die Bankkunden, welche primär von den Bankrettungsaktionen profitiert haben. Schädlich wäre eine Bankensteuer jedoch aus ganz anderen Gründen: Sie würde derzeit jedenfalls einmal – schon rein psychologisch wie jede(!) andere Steuererhöhung – das zarte Pflänzchen eines Konjunktur(zwischen)hochs wieder vergiften. Steuererhöhungsdiskussionen sind vor allem deshalb schädlich, weil sie ganz von der dringendsten Pflicht der Politik ablenken: endlich mit den notwendigen, aber schmerzhaften Strukturreformen zu beginnen. Auch die Bankensteuer-Debatte - die sich Werner Faymann trotz der ganz anderen Rahmenbedingungen von Amerika abgeschaut hat - lenkt von der Schuld der Politik und Notenbanken am Ausbrechen der Krise ab: Diese ist primär durch die ultraniedrigen Zinsen und die Budgetdefizite entstanden, die zur Bildung der Immobilienblase geführt haben. Man sollte auch die Gefahr einer Absiedelung von Bankzentralen aus Wien ernst nehmen, obwohl dies offiziell dementiert wird. Solche Planspiele gibt es bei den Finanzriesen sehr wohl. Sie prüfen ständig, ob ihnen eine zumindest teilweise Übersiedlung nach Pressburg, Prag, Warschau oder Budapest mehr Vorteile oder mehr Nachteile brächte. Und überdies ist noch völlig unklar: Wenn nicht nur die sechs systemrelevanten Banken diese Steuer zahlen müssen, dann erringen damit wohl plötzlich auch alle anderen Geldinstitute im Gegenzug für ihre Steuerleistung Anspruch auf Rettung in der Not. Und hätten sie noch so verantwortungslos gefuhrwerkt. Damit wäre aber das Gegenteil dessen erreicht, was man eigentlich sollte: nämlich die Steuerzahler Schritt für Schritt aus der Verantwortung für krachende Banken zu nehmen. Bei den systemrelevanten Banken wiederum muss man sich fragen, wie etwa die angeschlagene Volksbank noch eine zusätzliche Last tragen soll? Braucht sie dann weitere Staatshilfe, für die sie nicht einmal die Zinsen zahlen kann? Ein ganz schlauer (systemrelevanter) Bankboss hat nun vorgeschlagen und dafür auch sofort  Unterstützung in der SPÖ gefunden: Man solle nur den – angeblich besonders riskanten – Eigenhandel der Banken besteuern. Obwohl am Beginn der Krise der Zusammenbruch bei einem ganz klassischen, konservativen Bankgeschäft gestanden ist, nämlich bei Immobilienkrediten, und nicht beim Eigenhandel. Der Vorschlag ist freilich ein ziemlich guter Schmäh: Die ahnungslose Politik wird begeistert eine neue Steuerquelle anzapfen – und die wird nichts bringen. Denn die längst perfekt internationalisierten Banken werden ihren gesamten Eigenhandel sofort ins Ausland transferieren. Und in den hiesigen Bilanzen wird nichts aufscheinen. Aber das wird die dumme Politik erst Jahre nachher entdecken. Dieser Beitrag erscheint in teilweise anderer Form im „Börsen-Kurier“ in “Unterbergers Wochenschau” (unverbindliche Probe-Abos unter abo@boersen-kurier.at mit dem Stichwort “vier Wochen”).

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Fußnote 61: Fernsehen zwischen Schwulen und Abtreibung

03. Februar 2010 10:55 | Autor: Andreas Unterberger

Der Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Medien. Es ist im amerikanischen Sportgetriebe - und damit auch für die übertragende Fernsehstation CBS - die wichtigste Veranstaltung des Jahres: die auch bei uns immer beliebter werdende Super Bowl. Nun hat CBS zwei für diese Übertragung angemeldete Werbespots nicht angenommen, in denen (mit erfundenen Beispielen) drastisch Werbung für Homosexualität gemacht werden sollte, dafür wird ein Spot gesendet, in der eine (wirkliche) Mutter erzählt, dass sie einst heftig unter Druck geraten war abzutreiben; der dennoch geborene Sohn ist heute einer der beliebtesten Football-Star Amerikas. Das zeigt einen grundlegenden Unterschied zwischen Europa und Amerika: Drüben wird auch bei der Annahme von Werbespots primär auf die Mehrheit der Zuseher Rücksicht genommen; bei uns würde sich das unter dem Druck vieler Political-Correctness-Vereine und -Gesetze keine Station mehr trauen, da würden zwar die schwulen Spots, aber nicht die Anti-Abtreibungs-Werbung gezeigt. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum in Amerika die Fernsehstationen keine Zwangsgebühren brauchen . . .

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Europa, wo war das nur?

03. Februar 2010 02:53 | Autor: Andreas Unterberger

Barack Obama sagt den fix vereinbarten Gipfel mit der EU ab. Hinter höflichen Floskeln wird unmissverständlich klar: Man hat kein Interesse an Europa; die Union wird als Quatschbude geringgeschätzt. Es wäre nun ziemlich billig, den absagenden Amerikaner als unhöflich zu tadeln. In Wahrheit sollten sich die Europäer selbst beim Schopf packen. Haben sie doch auch ihre letzte Chance nicht genutzt, die ihnen der Lissabon-Vertrag geboten hat. Dieser würde, so haben uns die vielen EU-Propagandisten eingebläut, Europa endlich zu einer gleichberechtigten Weltmacht machen, ihm auch politisch den der wirtschaftlichen Kraft entsprechenden Stellenwert erobern. Ist schon der Lissabon-Vertrag entgegen allen Absichtserklärungen jämmerlich schwach ausgefallen, so ist diese Schwäche bei seiner personellen Realisierung noch einmal übertrumpft worden. Sowohl die neue Funktion eines Ratspräsidenten wie auch die eines EU-Außenministers sind mit so schwachen Persönlichkeiten besetzt worden, dass deren Namen den meisten Europäern schon nach wenigen Wochen wieder völlig entfallen ist. Ganz zu Recht, das neue europäische Pärchen wird kaum mehr als Hausmeister einer Wohltätigkeitsanstalt sein. Die Regierungs- und Staatschefs wollen einfach kein wirklich starkes Europa, sondern lieber selber die mächtigste Instanz der Union bleiben. Daher haben sie spannende und starke Paarungen wie Blair-Junckers sofort ignoriert, um nur zwei Namen zu nennen. Während man von den Neuen nichts sieht und hört, haben die Spanier die Präsidentschaft übernommen. Und sich sofort als Großmeister verbaler Wichtigmacherei mit einem linkspopulistischen Programm produziert. Als Schwerpunkt haben sie in den letzten Wochen unter anderem präsentiert: ein "Europäisches Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung", die Forderung nach mehr Rechten für Zuwanderer, das Verlangen nach einer gemeinsamen Energiepolitik (wohl so wie in Spanien, wo die teure Forcierung von Alternativenergien zahlreiche Industriearbeitsplätze gekostet und Spanien zum Europarekordler in Sachen Arbeitslosigkeit gemacht hat) oder die Bekämpfung von "Gewalt gegen Frauen" als einen Schwerpunkt der EU-Politik. Nichts für Gewalt gegen Frauen. Aber der Außenwelt wird durch die Personalentscheidungen und die spanischen Schwerpunkte nur eines bestätigt: Europa verliert sich in den üblichen Sozialthemen und wird in der Welt unbedeutender denn je sein. Wenn es kritisch wird, wie etwa im Irak, wird Europa auch künftig wieder in ungefähr so viele Meinungen zerfallen, wie es Staaten hat. Die Amerikaner wissen längst, wo der zweite große Machtpol dieses Globus ist: nicht in Brüssel, aber auch nicht in Berlin, Paris oder London und auch nicht mehr in Moskau, sondern auf der Achse Peking-Shanghai. Europa hingegen wird auf der ewigen Suche nach irgendwelchen Menschen stecken bleiben, die noch immer in irgendeiner Hinsicht sozial ausgegrenzt sind. Obwohl nirgendwo auf der Welt auch nur annähernd so viel für soziale Zwecke ausgegeben wird wie auf diesem Kontinent.

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Fußnote 60: Der grüne Ballskandal

02. Februar 2010 12:13 | Autor: Andreas Unterberger

Was für die Grünen schon ein Rücktrittsgrund ist. Dem Freiheitlichen Martin Graf kann man vieles vorhalten. Etwa seine Dummheiten zu Audimaxismus und Studiengebühren. Die Grünen fordern aber aus anderen Gründen Grafs Rücktritt: nämlich wegen eines Ballbesuchs, dessentwegen er einen Dienst als Dritter Parlamentspräsident getauscht hat. Deswegen soll Graf zurücktreten (so als ob die Grünen immer im Parlament wären). Gehts noch ein bisserl blöder? Eher nicht. Dennoch wird sogar diese Forderung vom ORF als wichtige politische Nachricht berichtet und nicht in der Kategorie "reif für die Psychiatrie". Begreifen die Grünen nicht, wie lächerlich sie sich machen? Dazu kommt die Peinlichkeit, dass viele ihrer Sympathisanten, die gewalttätig gegen den Ball kämpften, von der Polizei angezeigt wurden. Wann lernen die Grünen endlich, dass man auch jene Vereine, die man nicht mag (etwa weil sie den absurden Brauch hochhalten, sich das Gesicht als Mutprobe gegenseitig zu verletzen) genauso das Recht haben, sich zu treffen, wie alle anderen? Freilich ist zu befürchten, dass die Grünen für ihr seltsames Rechtsstaats-Verständnis wieder einmal durch eine Staatsanwaltschaft belohnt werden, die solche polizeilichen Anzeigen gerne niederschlägt.

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Die neue Staatsreligion

02. Februar 2010 11:03 | Autor: Andreas Unterberger

Ein gigantisches Betrugssystem fliegt auf, das Steuerzahlern und Konsumenten Milliarden kostet. Doch die Regierungen tun im Gegensatz zum Betrug durch Steuerhinterzieher (wo etwa Deutschland neuerdings sogar mit kriminellen Methoden arbeitet) nichts zu seiner Bekämpfung. Es geht ja nur um einen grünen Betrug und um die neue Staatsreligion vieler westlicher Demokratien. Soeben hat das Wiener Wirtschaftsministerium erhöhte Ökostrom-Tarife verkündet: Produzenten von Solarstrom, die diesen der Allgemeinheit verkaufen, bekommen einen garantierten Preis von 33 Cent pro Kilowattstunde, bei Kleinanlagen sogar 38 Cent. Die Konsumenten zahlen hingegen laut den Aufstellungen der e-control derzeit nur 8 bis 9 Cent pro Kilowattstunde, und selbst bei der Wienenergie – die ja nebenbei viele Projekte im offensichtlichen Interesse der Häupl-SPÖ fördert – sind es nur 10 Cent. Die Differenz steht leider nicht im Prospekt, sondern wird von uns allen finanziert. Geschickte Betrüger brauchen wohl nur noch eine billige Solaranlagen-Attrappe zu montieren, billigen Strom aus der Steckdose zu beziehen und diesen dann ein paar Meter weiter als heftig geförderten Solarstrom ins Netz zu liefern. Die überzogene Förderung solcher esoterischer Strom-Erzeugungsmethoden ist keineswegs die einzige Methode, wo uns grüne Ideologien heute sehr teuer kommen. Dennoch machen im Westen fast alle Staaten mit. Denn so wie man unter den Herrschern der Gegenreformation an die Dreifaltigkeit und in evangelischen Landen zusätzlich an Martin Luther glauben musste, so muss man heute an die neue Ersatzreligion der globalen Erwärmung glauben. Und was den Christen die Bibel und den Moslems der Koran ist, ist den Gläubigen dieser grünen Weltreligion ein geheimnisvoller Computer, welcher der Erde eine furchtbare Erwärmung prophezeit. Als Beweis werden dem ergriffenen Publikum etwa im ORF fast täglich Schornsteine mit dicken Wasserdampf-Wolken gezeigt. Dass das angeblich so schädliche CO2 eigentlich unsichtbar ist, wird dabei regelmäßig verschwiegen. Nur ein weiterer kleiner Betrug. Aber da sind doch die vielen Wissenschafter, die angeblich hinter diesen von der UNO organisierten Computer-Modellen stehen? Wie können die denn alle irren? Ein kluger Kopf hat dieser Tag an eine 1931 erschienene Schrift erinnert: „Hundert Autoren gegen Einstein“; dennoch hat die Überzahl nicht recht behalten, die Zahl sagt nichts. Überdies sind unter diesen vielen UNO-Wissenschaftern nur ganz wenige, die vorgeben können, wirklich den Überblick über die Modelle zu haben; die meisten arbeiten nur an ganz winzigen Teilaspekten der neuen Religions-Doktrin. Aber noch mehr: Es gibt in Wahrheit eine gewaltige Anzahl von Wissenschaftern, die sehr begründete Zweifel an den UNO-Modellen vorgelegt haben; nur werden diese von einer perfekt organisierten Global-Warming-Mafia in Politik und Medien totgeschwiegen, sie bekommen keine Forschungsgelder, ihre Studien werden von wichtigen Wissenschafts-Zeitschriften nicht angenommen. Die Inquisition der neuen Weltreligion ignoriert auch die Tatsache, dass es im letzten Jahrzehnt trotz eines Rekordausstoßes von CO2 nicht wärmer, sondern leicht kälter geworden ist (auch wenn man sich nicht auf das Niveau mancher Politiker begeben sollte und die Kälte dieses Winters als Beweis für irgendetwas anzuführen, so wie diese es etwa mit sommerlichen Hochwässern getan haben). Noch schlimmer ist, dass nun eine ganze Reihe betrügerischer Handlungen aufgedeckt worden ist, mit denen der angebliche Gottesbeweis der neuen Religion untermauert worden war. Lange vor der jüngsten Kopenhagener Klima-Staatenkonferenz der UNO, rund um die viele Medien unglaublichen Bekehrungsdruck im Sinne der neuen Weltreligion ausgeübt haben, hat etwa der indische Präsident des UNO-Weltklimarates schon über einen peinlichen Fehler (nennen wir es einmal so) in dessen Bericht gewusst: Eine Prophezeiung, dass angeblich der Himalaja 2035 gletscherfrei ist, bezog sich in der zitierten Quelle auf das Jahr 2350. Der Klimapräsident ließ den Fehler bewusst unkorrigiert. Erstens hätte selbst bei den in Trance befindlichen Gläubigen manche zweifeln können, ob die Klimapropheten nun sogar schon dreihundert Jahre prophezeien können. Zweitens wären dann die dramatischen Bilder von Dürren in ganz Südindien nicht mehr sehr glaubwürdig gewesen (dass von den Klimawarnern sowohl Dauer-Dürren wie ständige Hochwässer prophezeit werden, zählt ja zu den üblichen Tricks der Propheten). Noch viel schlimmer waren die vielen Mails, die ein bisher Unbekannter aus einem der zentralen Forschungszentren des UNO-Klimarates (in Großbritannien) an die Öffentlichkeit gespielt hat. Darin ist ganz offen davon die Rede, dass man Klimadaten manipuliert, wenn diese im Widerspruch zu den eigenen Thesen stehen; dass man die Publikationen erwärmungsskeptischer Studien verhindern werde. Diese offiziellen Klimaforscher halten sogar die Rohdaten zurück. Psychologisch am schlimmsten war aber wohl der Film des Amerikaners Al Gore, der massenwirksame Übertreibungen aneinanderreihte, die selbst über das schon – fragwürdige – Thesengebäude des UNO-Klimarates weit hinausgingen. Dennoch erhielt er dafür den Nobelpreis. Angesichts all dieser Manipulationen sollte niemand glauben, dass nun leicht eine Ernüchterung aus der quasireligiösen Klima-Ekstase eintreten kann. Dazu verdienen sie alle viel zu viel Geld damit: die Solarlobby, die rechtgläubigen Forscher, Filmemacher wie Al Gore und insbesondere die Drittweltländer wie Indien, die im Klimathema ein extrem wirksames Druckmittel entdeckt haben, mit dem man dem Westen wieder Geld abpressen kann. Und auch Österreich wird weiter seine Religionssteuer zahlen. Es gibt kein einziges Forschungsprojekt, in dem skeptische Forscher (unter anderem auch von der ZAMG auf der Hohen Warte) mit den Gläubigen (wie der Frau Kromp-Kolb) auf gleicher Augenhöhe forschen dürfen. Die Forschungsgelder werden total einseitig vergeben – obwohl in der ganzen Politik niemand aufzufinden ist, der sich mit dem Thema ernsthaft befasst hätte. Man handelt so wie Toyota, wo man - statt ordentliche Autos zu bauen - lieber Schweigegelder an die Klimareligion zahlt. Da wird es die rationale Diskussion der mehr als legitimen Fragen weiterhin schwer haben: Ist der gemessene Temperaturanstieg auch wirklich einer in der Atmosphäre oder nur einer der großen Städte (wo die meisten Messstationen stehen)? Gibt es nicht seit jeher natürliche Klimaschwankungen, die schon viel wärmere wie kältere Perioden ausgelöst haben? Was bedeuten die Untersuchungen der Klimageschichte, dass der CO2-Anstieg immer eine nachlaufende Folge der Erwärmungen war? Warum waren in der gesamten Menschheitsgeschichte die warmen Phasen immer die guten Perioden ohne Hunger? Um nur die wichtigsten Fragen zu nennen. Aber statt Fragen zu beantworten, glauben wir halt lieber. An den Da-Vinci-Code, an UFOs, an das Waldsterben, ans baldige Versiegen der Rohstoffe (obwohl ständig neue Vorräte entdeckt werden), an den Klimatod.

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Wenn der Staat mit Verbrechern packelt

01. Februar 2010 17:07 | Autor: Andreas Unterberger

Deutschland wird also gestohlene Bankdaten kaufen, um Steuersünder zu überführen. Über diese Entscheidung der Regierung Merkel kann man sich als jemand freuen, der in Sachen Steuern eigentlich glaubt, ein recht gutes Gewissen zu haben. Oder? Schließlich hat man sich als Steuerzahler oft genug über andere Mitbürger geärgert, die in großem Umfang ihre Abgaben hinterziehen. Dadurch wird die Last auf jenen nur noch größer, die korrekt zahlen. Oder die halt keine Möglichkeit für Hinterziehungen haben. Endlich geht es einigen Übeltätern  an den Kragen. Und ebenso natürlich sind für Deutschland die durch die gestohlenen Daten nun eintreibbaren Steuern ein Geschenk des Himmels, so verzweifelt sind die dortigen Staatsfinanzen - wie in vielen anderen Ländern. All das bisher Gesagte gilt wohl jedenfalls bald auch für Österreich. Trotzdem ist diese Entscheidung der Berliner Regierung alles andere als erfreulich. Denn der Staat wird auf diese Weise zum Hehler, zum Profiteur eines Verbrechens. Viele andere Bankangestellte und EDV-Verantwortliche werden nun Wege entwickeln, wie sie ihr berufliches Geheimwissen ebenfalls zu Geld machen können. Und da muss ja nicht mehr unbedingt der deutsche Finanzminister der Profiteur sein. Damit ist die Erpressung von Einzelpersonen zwar noch nicht offiziell aus dem Strafgesetzbuch entfernt, aber durch konkludentes Verhalten des größten und so gerne moralisch auftretenden europäischen Staats in einer vergleichbaren Situation eigentlich legitimiert. Aber nicht nur dieser Aspekt - also das ungenierte Auftreten von Staaten als Profiteure eines Verbrechens - macht die Sache so ärgerlich. Denn es sind meist die gleichen Politiker, die nun für den Kauf der gestohlenen Bank-Dokumente sind - als erste haben sich keineswegs zufällig die Sozialdemokraten dafür ausgesprochen -, die noch tags davor lautstark für den Datenschutz eingetreten sind. Also gegen Überwachungskameras in Stiegenhäusern oder öffentlichen Plätzen, gegen Rasterfahndung oder gegen Körperscanner auf Flughäfen. Dabei geht es bei diesen Beispielen um die Ermöglichung gesetzmäßiger Maßnahmen zum Schutz gegen Gewaltverbrechen. Während eben der deutsche Datenkauf unbestreitbar eine gesetzwidrige Handlung im Kampf gegen Wirtschaftsverbrechen involviert. Logisch oder gar moralisch stringent ist das nicht. Der deutsche Datenkauf heißt letztlich nichts anderes als: Datenschutz ist dann pfui, wenn der sich vor Kriminalität fürchtende Bürger dadurch geschützt würde. Er ist dann super und erlaubt, wenn der Fiskus profitiert. "Quod licet Iovi …" Das ist eine ärgerliche Provokation und noch ein Schritt weiter weg vom liberalen Rechtsstaat, in dem auch der Obrigkeit Grenzen gesetzt sind, und hin zur totalitären Allmacht des Staates. Wenn Hehlerei (und Anstiftung zu weiteren Diebstählen) erlaubt sind, um Steuerhinterzieher zu überführen, dann ist zweifellos auch der Weg frei, mit Folter Geständnisse zu erpressen. Denn ab nun gilt ja: Der Zweck heiligt die Mittel. Und noch etwas verärgert zutiefst: Schon wieder wird die Optik erzielt, als ob die Bürger die Schuldigen an der Finanzkrise der Staaten wären. Und nicht primär die grenzenlose Misswirtschaft, die vielen völlig überflüssigen und sinnlosen Gesetze und Verordnungen, die vielen unterbeschäftigten Beamten, die vielen Gesetze, die nur zur Bestechung einzelner Wählergruppen geschaffen wurden, die Feigheit, notwendige Strukturreformen in Angriff zu nehmen. Das alles erinnert mich  an ein brillantes Buch, das ich unlängst gelesen habe: Es zeigte Schritt für Schritt, wie am Beginn des Mittelalters die einst freien Bauern von Rittern unterjocht, ausgebeutet und schließlich zu rechtlosen Leibeigenen degradiert wurden. Immer unter dem Prätext, wie wichtig die Rolle des - in Wahrheit oft prassenden - Adels zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung wäre. Wie wird sich der weitere Verlauf der Geschichte wiederholen?

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Modellstudie, wie Bürokratie entsteht

01. Februar 2010 04:26 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist nur scheinbar ein Minithema. In Wahrheit zeigt das Thema "Ärztegesellschaften" die ganze Absurdität des überregulierten und überbürokratisierten österreichischen Realsozialismus. Und ebenso wird demonstriert, dass auch die katastrophale Geldnot kein Umdenken bei Politikern und Beamten ausgelöst hat. Die erste Absurdität ist schon der Ist-Zustand. Aus irgendwelchen juristischen Spitzfindigkeiten heraus dürfen sich Ärzte nicht zu einer GmbH zusammenschließen. Obwohl die Vorteile auf der Hand liegen: Kosteneinsparungen und tendenziell längere Öffnungszeiten durch gemeinsame Großordinationen, Entlastung der überlaufenen Spitalsambilanzen. Nach langem Drängen der Ärzte ist nun der Gesundheitsminister bereit, das mit einem eigenen Gesetz zu erlauben. Großzügigerweise. Doch was fällt ihm und seinen Beamten dazu ein? Er kann nicht einfach etwas eigentlich Selbstverständliches erlauben; da muss es zuerst eine "Bedarfsprüfung" geben! Wohlgemerkt: nur für die Gründung einer Gesellschaft, ohne dass das irgendwie mit einem Krankenkassenvertrag zusammenhängt. Warum bitte muss da die Obrigkeit schon wieder etwas prüfen und genehmigen, was keine ernsthaften negative Auswirkungen haben kann? Kann sie nicht endlich etwas stattfinden lassen, ohne sich einzumischen? Und warum kann ein SPÖ-Minister nicht begreifen, dass der Markt viel besser als zehn Beamte prüft, ob es den Bedarf an einer solchen Großordination gibt oder nicht? Gibt es nämlich keinen, wird die GmbH in Konkurs gehen. Kein Beamter kann das vorhersehen. Dafür wissen wir alle schon jetzt, dass diese Lächerlichkeit dann wieder zur Begründung verwendet werden wird, warum es unbedingt mehr Beamte braucht. Und eine Woche später redet die Politik dann wieder großartig von Verwaltungs- und Aufgabenreform.

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Die Ära Schüssel: Zehn Jahre danach

31. Januar 2010 00:10 | Autor: Andreas Unterberger

In wenigen Tagen jährt sich zehn Jahre Schwarz-Blau/Orange. Noch immer glauben manche, da retrospektiv den Weltuntergang an die Wand malen zu müssen. Dabei war es eine durchaus produktive Regierungszeit. Mit vielen Fehlern und Unzukömmlichkeiten. Aber besser als die meisten Vorgänger und als alle Nachfolger. Das größte Problem der von Wolfgang Schüssel geführten Regierungen war, dass sie fast komplett gegen die veröffentlichte Meinung gestanden sind. Schon im Jänner/Februar 2000 haben die Herren Fellner, Dichand und Weis (der damalige ORF-General) mit ihren Medien die neue Regierungsformel mit flächendeckendem Bombardement eingedeckt. Und erst als sie entdeckt haben, dass die klare Mehrheit der Bürger die Legitimität der Regierung akzeptiert, haben sie langsam (Hans Dichand tat dies sogar über Nacht) die Kurve gekratzt. Was den ORF nicht hindert, heute wieder voll Hass auf jene Periode zurückzublicken.War Schüssel doch der letzte Kanzler, der sich nicht der Macht der Medien gebeugt oder diese gar bestochen hat. Aber auch bei ÖVP, FPÖ und BZÖ will sich heute niemand mehr so recht mit dieser Zeit identifizieren, statt die Gelegenheit zu ergreifen, daran zu erinnern, wie effzient eine Regierung ohne SPÖ sein kann. Ganz offensichtlich hat man in diesen Parteien heute Angst vor dem Vergleich. Hie Schüssel, Riess-Passer und Haider, da Pröll, Strache und Bucher - der Vergleich macht sicher. Dennoch ist klar: Die Regierungen Schüssel haben nur durch den Vergleich eine solch strahlende Aura bekommen. Bei nüchterner Analyse schaut alles viel blasser aus. Ein kleiner Auszug aus der Liste der Versäumnisse: Die Gesundheitsreform ist nicht vorangekommen; die unheilvolle Rolle der Sozialpartner und die Pflichtmitgliedschaften blieb abgesehen von anfänglichen zarten Relativierungsversuchen ungeschmälert; damit beispielsweise auch die hohen und arbeitsplatzfeindlichen Pflichtbeiträge zur Arbeiterkammer (die Wirtschaftskammer hat sie wenigstens etwas reduziert); auch die Föderalismusreform kam nicht zustande; die Universitätsreform blieb eine unvollendete: die richtige, kluge und notwendige Unabhängigkeit der Unis wurde nicht von klaren Zielvorgaben (= Leistungsvereinbarungen) begleitet;  ähnliches gilt für die mutige und richtige Pensionsreform: diese wurde unter orangem Druck durch die Hacklerregelung wieder weitgehend unwirksam gemacht; und weitgehend gescheitert ist das ORF-Gesetz, das den Privaten keine faire Chance lässt, das den ORF zu wenig zum Sparen zwingt, das keine unabhängige und wirksame Kontrolle von Qualität und Ausgewogenheit des Staatssenders geschaffen hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Regierungen, die nur die Verteilung von steigende Verschuldungen auslösenden Wahlzuckerln in ihrer Bilanz haben, stellen die Schüssel-/Riess-Passer-Jahre (die Folgejahre viel weniger!) einen fast historischen Fortschritt dar: Damals wurde noch regiert und nicht, wie es das einzige Faymann-Prinzip ist, ständig wahlgekämpft, jede unangenehme Entscheidung vermieden und viele Zeitungen mit Steuermillionen bestochen. An der Spitze der Errungenschaften Schüssels stehen dabei zweifellos trotz der genannten Kritikpunkte Universitäts- und Pensionsreformen (mit den genannten Einschränkungen), die fast das Adjektiv historisch verdienen. Auf der Habenseite stehen ferner (um nur einige Punkte anzuführen): Das erfolgreiche Voranschreiten der Privatisierung, welche die ÖIAG erstmals seit den 80-er Jahren wieder schuldenfrei gemacht hat; die Unterstellung der Beamten unter das ASVG-Pensionssystem (wenn auch mit sehr langen Übergangsfristen); die insgesamt drastische Reduzierung der Defizite, die primär auf den eisernen Sparwillen Schüssels (und einige Ausgliederungstricks) zurückzuführen ist; die Anschaffung der Abfangjäger, wodurch die Landesverteidigung nicht ganz der Lächerlichkeit überlassen wurde (auch wenn die Typenentscheidung problematisch blieb). Gekrönt wurde die Leistung im letzten Schüssel-Jahr durch zahllose internationale, insbesondere deutsche Berichte, die Österreich fast peinlich begeistert zum Vorbild in Sachen Wirtschaftspolitik erhoben haben. Das sind alles zweifellos größere Pluspunkte als die Negativa, vor allem die eher schwache Performance etlicher FPÖ-Minister im Sozial- und Verkehrsressort, wo sie aber nicht wirklichen Schaden anrichten konnten (mit Ausnahme der dumm-populistischen Hacklerregelung). Für die linke Opposition, aber auch für den eitlen Opportunisten Thomas Klestil bleibt ihr undemokratisches Verhalten nach der Wende ein dauerndes Schandzeichen. Sie haben nicht nur die Straße gegen eine demokratische Mehrheit mobilisiert; sie steckten auch eindeutig hinter den absurden internationalen Protesten. Denn Viktor Klima und Klestil haben dort zusammen mit einigen linken Journalisten und der wie immer aufgeregt gackernden Kulturszene wirklich den Eindruck einer faschistischen Machtergreifung erweckt, was beim ahnungslosen Ausland logischerweise Panik ausgelöst hat. Die sogar eine Verletzung der EU-Regeln ausgelöst hat. Was heute auch in Europa alle zu verdrängen suchen.

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Häupl pflanzt die Wiener

30. Januar 2010 06:20 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich fehlt nur noch, dass bei den Antworten zur Wiener Volksbefragung der eine Kreis ganz groß und der andere ganz klein gezeichnet ist. Die Fragen, die Michael Häupl da den Wienern vorlegen lässt, sind nämlich großteils so manipulativ formuliert, dass sie wirklich eine an die Grenzen der Demokratie gehende Zumutung darstellen. Der ich nur durch Nichthingehen entgehen kann. Was ich zum ersten Mal in meinem Leben tue. An der Tatsache, dass das Ganze eine manipulative Zumutung und Steuergeld-Verschwendung ist, ändert auch der Umstand nichts, dass die SPÖ von ihrem Freund Heinz Mayer in einem Interview mit der "Wiener Zeitung" einen Persilschein für die Aktion bekommen hat. Mayer - wer sonst? Die Bedenken anderer Verfassungsjuristen (etwa Bernhard Raschauer) werden natürlich vom Tisch gewischt. Der Hauptvorwurf ist, dass die wirklich wichtigen Themen Wiens nicht abgefragt werden: Die Verschwendung durch die weit über dem Niveau der Bundesbeamten liegenden Bezüge der Landesbeamten; die unglaublichen Kosten der Wiener Bürokratie (die mehr Beamte beschäftigt als die ganze EU); der gleichzeitige(!) Umbau dreier wichtiger Bahnhöfe Wiens; der Bau eines Zentralbahnhofes ohne U-Bahn-Anschluss; in den letzten Tagen auch die fehlende Schneeräumung von Gehsteigen entlang von Gemeinde-Grundstücken; die Errichtung eines Denkmales für den Massenmörder Che Guevara auf Steuerkosten; die Unterstützung des Bürgermeisters für die (ebenfalls teuren) Uni-Besetzungen; die Milliardenkosten des österreichischen Föderalismus vom Schul- bis zum Gesundheitswesen, die nicht zuletzt vom Wiener Bürgermeister lautstark verteidigt werden; die Weigerung, eine Stadtwache zu bilden, welche die kleinen Ordnungswidrigkeiten ahnden und die Polizei für die Verbrechensbekämpfung freispielen könnte; die riesigen Aufträge aus Steuergeldern für den Echo- und den Bohmann-Verlag, die beide der SPÖ sehr, sehr nahe stehen; die Millionen, mit denen in SPÖ-freundlichen Zeitungen inseriert wird; der Bau von Radwegen auf Gehsteigen; das Millionendebakel am Wiener Flughafen, der im koalitionären Proporz von einem Häupl-Mann geführt wird; oder die furchtbare Verschandelung der Stadt durch oft dreistöckige Aufbauten auf den Dächern einst wohlproportionierter Gründerzeithäuser. Aber auch die den Wienern vorgelegten Fragen sind eine Farce. Schon der erste Satz enthält eine glatte Lüge: "Im Jahr 2000 wurde durch den Bundesgesetzgeber die Möglichkeit abgeschafft, Hausbesorger anzustellen." Alleine in dem Haus, in dem ich wohne, sind seither schon zweimal neue Hausbesorger angestellt worden. Durch die Abschaffung des eigenen Gesetzes ist die Anstellung von Hausmeistern nicht unmöglich, sondern zum Ärger des ÖGB lediglich viel billiger geworden. Was ich auch an meinen Betriebskosten deutlich ablesen kann. Auch die zweite Frage hält schon im ersten Satz eine keineswegs von allen Schulexperten geteilte und daher manipulative Auffassung fest, nämlich dass die Ganztagsschule "das Bildungsniveau der Bevölkerung deutlich hebt". Trotzdem wird niemand prinzipiell etwas gegen die Frage haben: "Sind Sie für ein flächendeckendes Angebot an Gesamtschulen in Wien?" Viel wichtiger wäre aber: Was kostet das, wer zahlt, und soll es nur beim "Angebot" bleiben oder auch ein Zwang daraus werden? Eine Frechheit ist es schließlich, auch zu fragen: "Soll in Wien eine Citymaut eingeführt werden?" - ohne gleichzeitig zu sagen: Wo? An der Landesgrenze? An der Grenze des verbauten Gebietes? Am Gürtel? Am Ring? Am Stephansplatz? Die Frage nach der nächtlichen U-Bahn am Wochenende ist ebenfalls von sehr manipulativen Einleitungen versehen, die zweifellos bei jenen - wenigen, aber braven - Parteisoldaten, die an der Volksabstimmung teilnehmen werden, sofort einen "Nein"-Reflex auslösen werden (warum etwa werden nur bei dieser Frage die Kosten genannt?). Ich gebe zu, in den Abendstunden der U-Bahn angesichts der dortigen Zustände zunehmend auszuweichen. Trotzdem sehe ich den großen Bedarf vor allem für Jugendliche - beziehungsweise deren besorgte Eltern -, dass diese auch bei längerem Feiern halbwegs sicher heimkommen. Nur: Wo sind die intensiven Studien, ob nicht wie in anderen Gemeinden etwa subventionierte Sammeltaxis, welche die Kids bis vor die Haustür bringen, viel billiger wären? Denn nur relativ wenige von ihnen wohnen direkt an einer U-Bahn-Station. Die Frage dient also bloß dazu, ein jugendspezifisches Thema zu killen. Da ja die Jungen ohnedies alles andere als Rot wählen. Last not least findet sich die Frage nach dem verpflichtenden Hundeführerschein. Das wäre die einzige Frage, die mich angesichts der Wiener Hundeplage fast zu einer Teilnahme an dem Referendum bewogen hätte. Doch wird die ohnedies harmlose Idee sofort auf "Kampfhunde" eingeschränkt, obwohl Statistiken zeigen, dass etwa die beliebten Schäferhunde - und diverse Mischlinge - ebenfalls eine große Beißfreudigkeit haben. Die aber wagt man nicht anzugreifen. Und bei den Kampfhunden sollte wie anderswo längst ein totales Verbot zur Diskussion stehen, nicht ein bloßer "Führerschein". Vor allem aber: Wer kontrolliert diese Vorschrift, solange es keine Stadtwache gibt? Und was ist, wenn der Nachbar mit dem Hund auf die Straße geht? Braucht der auch einen Führerschein? Für diese Propagandaaktion, die den SPÖ-Wahlkampf einläuten und von den wahren Problemen der Stadt ablenken soll, werden annähernd sieben Millionen Schilling ausgegeben. Etwa mit drei hübschen Kindern auf Plakaten, die für die Ganztagsschule werben. Wobei übrigens keines dabei ist, das nach Migrantenhintergrund ausschaut, obwohl in Wien schon jedes vierte Kind von einer moslemischen Mutter geboren wird - aber bei SPÖ-Aktionen schweigen ja die sonst sehr lautstarken Political-Correctness-Wächter. Verschwiegen wird von der Gemeinde auch, dass das ganze Votum rechtlich sowieso nicht bindend ist. So hat Wien einst trotz gegenteiliger Meinungsäußerungen die Linie 8 eingestellt. Dafür sind die Kuverts für eine rein Wiener Volksabstimmung mit "Air Mail" gekennzeichnet. Offenbar geht man vom Tempo der Wiener Bürokratie aus … (Nachträgliche Korrektur eines von mehreren Postern entdeckten Fehlers: Natürlich (und leider) kostet das sieben Millionen Euro, nicht Schilling. Sorry)

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Hoch die Gesamtschule, keine Fünfer mehr!

29. Januar 2010 12:18 | Autor: Andreas Unterberger

Die Gehirnwäsche wird immer kühner. Jetzt wird als Erfolg der Gesamtschule schon verkauft, dass es dort im Halbjahreszeugnis fast keine Fünfer gibt. Dessen berühmt sich insbesondere jene Wiener AHS, die als fast einzige Höhere Schule auf die Gesamtschule umgestiegen ist. Dass diese knallrote Schule das primär deshalb getan hat, weil sie im Gegensatz zu fast allen anderen vorher an Schülermangel gelitten hat (hat das vielleicht gar mit der Qualität jener Schule zu tun?), sei nur am Rand vermerkt. Relevanter ist, mit welchen billigen Schmähs hier schon vom Start weg der Schulversuch Gesamtschule zu einem Erfolg hochgejubelt werden soll. Dabei ist das einzige, was man heute schon fix sagen kann: So wie der Schulversuch jetzt aufgestellt ist, kann es niemals eine objektive Evaluation geben. Denn erstens bekommen die Gesamtschulen viel mehr Lehrer; ein Vergleich wäre aber nur dann objektiv, wenn alle Schulen gleich gut ausgestattet würden. Wofür aber diese seltsame Unterrichtsministerin keine Sekunde gekämpft hat. Was leider auch niemals finanzierbar ist. Und zweitens weiß man aus vielen Schulen, dass parteiideologisch geprägte Direktoren massiven Druck auf die Lehrer ausüben, keine negativen Noten zu geben. Daher sind natürlich solche Jubelmeldungen, wie sie jetzt zum Semesterbeginn verbreitet werden, ein völliger Holler. Denn dieser Druck wird im Erfolgszwang der Gesamtschulbefürworter noch viel größer. Will man wirklich objektiv testen, dann muss es in allen konkurrierenden Schulsystemen gleiche Startchancen geben und am Ende des Versuchs einen objektiven externen Test über die Ergebnisse. Wobei sich leider schon die Informationen mehren, dass die vom Unterrichtsministerium etwa für die Matura vorbereiteten einheitlichen Aufgaben viel zu leicht sind: Gute Schulen erreichen diese Anforderungen schon in der sechsten AHS-Klasse. Das macht die Objektivierung solcher Tests umso wichtiger. Noch wichtiger aber wäre, dass dieser sozialistischen Gleichmacherei ein prinzipieller Widerstand entgegengesetzt wird. Der sich sowohl auf christliche wie auf liberale Werte stützen kann. Die da etwa wären: Mehr persönliche Entscheidungsfreiheit, Verteidigung der Rechte der Eltern, Vielfalt, Wettbewerb, Leistung statt Gratiszeugnissen. Und wer diese Werte nicht teilt, der soll zumindest eines bedenken: In anderen Ländern haben die Kinder in den anspruchsvolleren (meist privaten) Schulen mit 14 schon drei Sprachen zu lernen begonnen. Wie soll das in einer Gesamtschule möglich sein, wo so viele Kinder mangels familiärer Lesekultur oder Migranten-Abstammung schon mit Deutsch gewaltige Probleme haben? Wenn auf diesen Hinweis die billige Antwort "Innere Differenzierung" kommt, dann heißt das mit anderen Worten: Die Kinder gehen durchs gleiche Schultor, sind aber ansonsten den ganzen Tag über getrennt, so wie bisher Hauptschüler und Gymnasiasten. Freilich werden dieses gemeinsame Schultor und die damit verbundene Reorganisation Milliarden kosten. Die Kinder einer solchen differenzierten Gesamtschuklasse werden dann höchstens Religions- und Turnunterricht gemeinsam haben. Wobei der letztgenannte freilich in einem Sportzweig schon wieder ganz anders ausfällt als bei einem musischen oder sprachlichen oder mathematischen Schwerpunkt. Und wenn man nicht eine solche enorm teure Differenzierung durchführt, dann wird noch viel mehr von den gigantischen Lern-Fähigkeiten von Kindern in den ersten acht Schuljahren nur des ideologischen Mythos der Gleichmacherei wegen verkümmern. Die Schule braucht Reformen, aber ganz in die gegenteilige Richtung: Mehr Leistung, ein breit aufgefächtertes Angebot, Auswahl der Lehrer durch die Direktoren, externe Leistungsüberprüfungen, Wahl der Direktoren durch Eltern und Lehrer, Kündigung überforderter Lehrer, mehr Möglichkeiten für häuslichen Unterricht und private Schulträger. Zurück zur Gesamtschule: Auch die übrigen Argumente für diese sind nicht durchdachte Phrasen. Da wird oft beklagt, dass ein neunjähriges Kind nicht über seine Zukunft entscheiden kann. Natürlich ist in diesem Alter die Schulwahl überwiegend eine Entscheidung der Eltern. Die aber oft rationaler ausfällt, als wenn 14-Jährige über ihren Ausbildungsweg entscheiden. Denn gerade in diesem Alter sind vor allem die jungen Burschen durch ihre Hormonstürme ganz durcheinander. Eltern -  zumindest jene große Mehrheit, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert - sehen hingegen schon viel früher bestimmte Begabungen und Interessen. Und sie lassen sich weniger von irgendwelchen Modetrends verleiten als die Kinder selber. Die Schwierigkeit der Entscheidung über die eigene Zukunft sieht man ja auch an den Universitäten, wo man annehmen kann, dass die große Mehrheit der Studenten schon selbst über ihre Studienrichtung entschieden hat. Wenn alljährlich viele Tausende junger Menschen perspektivenarme (und in Österreich noch dazu qualitativ schwache) Studienrichtungen wie Politologie oder Publizistik studieren, dann stellt das den jungen Damen und Herren kein gutes Zeugnis aus. Auch wenn sie so billig zu einem Mag oder Bacc kommen, entdecken sie anschließend mit Erstaunen, dass sich der Arbeitsmarkt nicht für sie interessiert und dass sie froh sein müssen, in Berufen unterzukommen, wo sie mit Handelsschülern und Maturanten auf gleicher Ebene stehen. Völlig ignoriert wird von den Gesamtschul-Agitatoren aber auch die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der späteren Maturanten mit zehn Jahren in eine Hauptschule gekommen ist. Dass es also einfach eine brutale Lüge ist, wenn man sagt, dass durch die Vielfalt des Schulsystems talentierten Kindern spätere Chancen genommen werden. Ein weiteres häufiges Pro-Gesamtschul-Argument ist: Der Schulerfolg der Kinder ist ganz stark von der Bildung der Eltern abhängig - was stimmt -, das solle geändert werden. Das wird man freilich erst erreichen, wenn man die Kinder ganz ihren Eltern abgenommen hat - wobei man sich nicht wundern sollte, welch katastrophalen Ergebnisse solche kollektivistischen Bildungsexperimente, die es ja schon mehrfach gegeben hat, erzielen werden. Selbstverständlich hat im Schnitt - positive wie negative Ausreißer beweisen gar nichts - jener Schüler bessere Schulergebnisse in musischen und sprachlichen Fächern, wo daheim mehr als Ö3 (und dessen Imitiate) zu hören ist, wo halbwegs Hochdeutsch gesprochen wird, wo Bücher und Zeitungen gelesen werden, wo der Fernseher fast nie aufgedreht ist, wo Bildung, Wissen und Leistung familiär hochgeschätzte Werte sind. Ähnliches spielt sich - mit anderen Ergebnissen - in Familien ab, wo technische oder kaufmännische Interessen dominieren (die im Idealfall natürlich mit sprachlichen und musischen kombiniert sind). Auch die internationalen Pisa-Ergebnisse - wie von der Studie selbst zugegeben wird - beweisen keinesfalls eine Überlegenheit der Gesamtschule. Zwar liegt das Gesamtschulland Finnland an der Spitze, aber insgesamt gibt es eine bunte Mischung. Und Finnland beweist gar nichts: Dort gibt es viel weniger Migranten, welche die Testergebnisse verschlechtern; Finnland hat auf Grund seiner Geschichte und seiner sprachlich isolierten Lage eine traditionell hohe Sprach- und Fremdsprachkultur; und in Finnland kann sich jede Schule selbst die Lehrer aussuchen (was auch in Österreich die Schulen dramatisch verbessern würde - wenn man am Schluss jenen Lehrern, die von keiner Schule gewollt werden, auch wirklich die Verabschiedung mitzuteilen wagt). Viel aufschlussreicher sind die deutschen Pisa-Ergebnisse, denn innerhalb Deutschlands sind die Rahmenbedingungen viel ähnlicher. Dort aber ist es ganz signifikant: Die Länder mit Gesamtschule schneiden beim Test viel schlechter ab.

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Fußnote 59: Der Schrumpf-ORF

29. Januar 2010 11:15 | Autor: Andreas Unterberger

Die Fakten hinter den Schönmeldungen zum Radiotest. Wie bei allen Marktanteilsentwicklungen ist in Wahrheit nur die langfristige Entwicklung relevant. Und die widerspricht dem ORF-eigenen Jubel über die Radiotest-Zahlen deutlich. Einige zufällig herausgesuchte Daten: 1993 meldete der ORF noch (nach einer anderen Methodik als heute) einen Marktanteil von "über" 91 Prozent. 1999 war dieser Anteil durch die inzwischen massenweise aufgetretenen Privatsender auf 81 Prozent gesunken, und heuer liegt er bei 76 Prozent. Das ist signifikant weniger, aber noch immer viel. Und bei den Privatradios hat sich außer dem Wiener Radio Stephansdom leider nicht viel an Qualität gezeigt. Umso dringender wäre es, dass aus den Zwangsbeiträgen auch privaten Kultur- oder Informationssendern ein gerechter Anteil zukäme, damit es auch Alternativen zum rot-grüner Parteisender Ö1 gibt (apropos Rot-Grün: Die beiden haben sogar dieselbe Kandidatenliste für den ORF-Publikumsrat …).

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Hie Strasser, da Faymann

29. Januar 2010 00:29 | Autor: Andreas Unterberger

Die Zeit im Bild 2 erregt sich zum 99. Mal über die politischen Postenbesetzungen durch den einstigen Innenminister Ernst Strasser. In der Sache stimmt das sicher, aber die ewigen Wiederholungen der gleichen Geschichte in immer neuen Abwandlungen sind ebenso parteipolitisch gefärbt wie die Taten Ernst Strassers. Oder geht es gar nur darum, dass Peter Pilz schon ein paar Tage keinen Fernsehauftritt hatte? Wären die Fernsehmenschen halbwegs objektiv (und mutig), müssten sie sich etwa auch die Personalbesetzungen im Bundeskanzleramt anschauen. Dort ist ja nun sogar der Chef des Verfassungsdienstes eliminiert worden, womit im Kanzleramt die totale Uniformität hergestellt ist. Das Kanzleramt ist heute zehnmal röter, als das Innenministerium am Ende der Strasser-Ära schwarz war oder heute ist. Ein objektiver ORF müsste daher auch in Hinblick auf den Bundeskanzler ständig düster fragen, ob die dortigen Säuberungen nicht Amtsmissbrauch sind. Was übrigens höchstwahrscheinlich in beiden Fällen nicht der Fall ist. Die Schweinerei ist nur, in einem Fall seit Jahr und Tag ununterbrochen die gleichen Verdächtigungen auszustoßen, im anderen aber nicht einmal den Finger für eine Recherche zu rühren. Die ORF-Menschen hätten sich aber auch in den eigenen Redaktionen umschauen können: Finden sie da noch irgendwo einen Nicht-Rot-Grünen in einer verantwortlichen journalistischen Position? Sind die Redaktionssprecher etwas anderes als parteipolitische Agitateure, die sich maßlos über den Austausch der schwachen kaufmännischen Direktorin durch einen anderen Schwarzen (mit unbekannten Stärken) erregen? Gäbe es dort noch Reste von journalistischer Qualität, dann würde der ORF auch wissen, dass bei der Baugesellschaft Porr seit Jahrzehnten roter Stallgeruch unverzichtbar ist, um an die Spitze zu gelangen. Statt dessen wurde Porr in der gleichen Sendung in blaue Nähe gerückt - in Zusammenhang mit den mehr als dubiosen Geschäften rund um einen FPÖ-Immobilienmakler und um FPÖ-nahe Agenturen. Freilich könnte man auch zynisch sagen: Blau und Orange sind selber schuld, wenn ihnen der ORF neben den echten Affären noch ein bisschen was zusätzlich in die Schuhe schiebt. Sind sie doch verantwortlich, dass diese ORF-Spitze ins Amt gekommen ist. Und auch die ÖVP ist schuld an den dortigen Zuständen, auch wenn sie das Unglücksteam Wrabetz-Oberhauser nicht gewählt hat. Hat sie sich doch zuletzt total über den Tisch ziehen lassen und dem ORF 160 Millionen Euro zugesagt. Und gleichzeitig der SPÖ ein Gesetz versprochen, das dem Bundeskanzler noch mehr Einmischung im ORF ermöglicht. (Die ÖVP hat zwar den endgültigen Beschluss noch einmal hinausgezögert, aber die Wette gilt, dass sie in Kürze auch hier nachgeben wird. Ohne größere Veränderungen erreicht zu haben.)

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Krisenzone Justiz, nächste Instanz

28. Januar 2010 15:49 | Autor: Andreas Unterberger

Nach ein paar Tagen haben auch alle anderen Medien das hier kritisierte Skandalurteil thematisiert, das aus einem Mordversuch einen bloßen Totschlagversuch gemacht hat, nur weil der Täter türkischer Abstammung war. Wieder ein paar Tage mehr und endlich hat auch die Justizministerin reagiert. Aber wie! Irgendwie wird der Rechtsstaat endgültig zur Farce. Das Ministerium von Claudia Bandion-Ortner hat nämlich einen "Erlass" zu diesem Thema herausgegeben und diesen an viele Gerichte und Justizstellen weitergegeben. Abgesehen davon, dass man im Justizministerium nicht Deutsch kann und mit Vokabeln wie "unvorgreiflich" daherstelzt, hat der Erlass die Dinge nur noch schlechter gemacht. Denn eine politische Instanz hat laut Verfassung und gemäß den zentralen Grundbausteinen unserer Rechtsordnung den Gerichten zu deren Urteilen überhaupt nichts zu sagen, schon gar nicht per Erlass. Sondern einzig durch ein Gesetz. Dass damit die Gewaltentrennung, eine wirkliche Säule der Republik, ins Wanken gebracht worden ist, haben aber nicht einmal die Oppositionsparteien begriffen, die Bandion plötzlich loben. Was hätte die Ministerin statt dessen machen können? Sie hätte erstens durchaus das Recht, ganz persönlich ihre Meinung zu einem Urteil zu sagen, sobald sie gleichzeitig betont, dass sie dies nur als Staatsbürgerin tut. Sie hätte aber zweitens durchaus auch als Ministerin handeln können. Denn als solche ist sie weisungsberechtigte Vorgesetzte der Staatsanwälte. Und das Gericht war ja in dem Anlassfall durch die von der Staatsanwaltschaft fabrizierte Klage, die lediglich Totschlag inkriminiert hatte, schon weitgehend eingeengt gewesen. Bandion-Ortner hätte statt eines "unvorgreiflichen" Erlasses den Staatsanwälten eine ganz klare Weisung geben können. Was sie bis heute unterlassen hat. Es hätte im übrigen genügt, den Staatsanwälten die einschlägige OGH-Judikatur zukommen zu lassen, welche die Dinge nicht so leichtfertig sieht wie die von den Staatsanwälten zitierten Kommentare. Die unter der Hand ausgestreute Rechtfertigung der Staatsanwaltschaft, sie habe nur deshalb Totschlag angeklagt, damit es nicht vor ein schwer steuerbares Geschworenengericht kommt, ist nicht nur ein Armutszeugnis, sondern auch eine glatte Rechtsverletzung. Die - sollte sie wahr sein - fast schon an Amtsmissbrauch grenzt.

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Wer arbeitet, muss sich blöd vorkommen

28. Januar 2010 01:59 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Politiker, Lobbyisten und Journalisten erwecken immer wieder den Eindruck, dass Österreich ein riesiges Armutsproblem hat. Dass ein eisiger Wind der sozialen Kälte durchs Land fegt. Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts und der OECD, die der Ökonom Clemens Wallner von der Industriellenvereinigung zusammengetragen hat, sprechen jedoch eine ganz andere Sprache. Diese Daten zeigen, dass Österreich das weitaus sozialste Land der Welt ist. Dabei wurden die Transferleistungen gemessen, also die Umverteilung des mittels Steuern, Abgaben und Schulden beschafften Geldes über Geld- und Sachleistungen an meist ärmere Menschen. Dieser Transferanteil an den verfügbaren Einkommen unserer Haushalte ist mit 36,6 Prozent so hoch wie in keinem anderen OECD-Land. Der OECD-Schnitt beträgt 22 Prozent. Da die OECD alle Industrieländer zusammenfasst, ist das Wort vom Sozial-Weltrekord legitim. Diese Weltrekord-Position ist freilich extrem gefährlich: Erstens ist sie ein Anreiz für Einwanderer, nach Österreich zu kommen, – aber nicht für die dringend benötigten gut ausgebildeten Menschen, sondern für jene, die primär an den Segnungen des hiesigen Sozialsystems interessiert sind. Zweitens ist diese hohe Sozialquote aber auch für einen wachsenden Anteil der im Land befindlichen Menschen ein verführerischer Anreiz, sich in die soziale Hängematte zu legen. Denn beim untersten Einkommensdrittel bestehen nicht weniger als 84 Prozent des gesamten Einkommens aus sozialen Transfers. Das signalisiert eindeutig: Sei doch nicht so blöd zu arbeiten. Die dritte negative Konsequenz ist die gefährlichste: Die Kosten dieses in zahllosen Gesetzen verankerten Systems vertreiben zunehmend die Leistungsträger – oder schrecken leistungsfähige Ausländer ab, nach Österreich zu kommen. Denn hier zahlt im Schnitt jeder 8844 Euro seines Geldes pro Jahr für Sozialtransfers: Das sind um 39 Prozent mehr als beim EU-Durchschnitt. Wer glaubt da eigentlich ernsthaft, dass die Republik das auf die Dauer aushalten kann? Die Antwort kann man auf Grund dieser Zahlen ganz einfach geben. Diese Zahlen zeigen auch, weshalb sich die Sozialdemokraten so mit Händen und Füßen gegen die Messung der Transfers über ein eigenes Konto wehren. Das würde zeigen, dass sie zum Schaden des Landes viel zu erfolgreich für ihre Klientel waren. Dass die traditionelle SP-Klientel heute überwiegend in den Mittelstand aufgestiegen ist und die untersten Einkommenschichten von Zuwanderern dominiert werden, macht den sozialdemokratischen Erfolg zu einem Pyrrhussieg. Dieser Beitrag erscheint in teilweise anderer Form im Börsen-Kurier in “Unterbergers Wochenschau” (unverbindliche Probe-Abos unter abo@boersen-kurier.at mit dem Stichwort “vier Wochen”).

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Nur nix Unpopuläres

27. Januar 2010 12:35 | Autor: Andreas Unterberger

Früher sind Regierungen noch zurückgetreten, wenn sie kein Budget schaffen (oder es waren sowieso Neuwahlen fällig). Die jetzige schafft nicht einmal das. Es ist eigentlich ungeheuerlich, dass man sich schon jetzt einig zeigt, das Budget für 2011 erst im Jahr 2011 selbst zu erstellen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die Gründe ziemlich klar sind: Erstens tun SPÖ und offenbar auch ÖVP alles, damit Michael Häupl trotz seiner geringen Popularität weiter Bürgermeister bleiben kann – und da wäre ein Blut- und Tränen-Budget halt wirklich nicht hilfreich. Zweitens hat es Werner Faymann in seinem ganzen politischen Leben noch nie geschafft, zu unpopulären Maßnahmen zu stehen oder gar zu sparen – da schiebt man die unangenehme Stunde der Wahrheit halt noch um ein paar Monate hinaus. Obwohl der seit neun Monaten herrschende Zwischenboom schon längst ganz konkrete Beschlüsse zu Verwaltungs- und Pensionsreform und sonstige Sparversuche notwendig gemacht hätte. Und drittens dürften manche gar damit spekulieren, dass wie von vielen Experten prophezeit bis 2011 die nächste Tsunami-Welle der Krise Europa erreicht hat – womit man den Verzicht auf Sparmaßnahmen bequem begründen könnte. Solange einem halt noch jemand Geld borgt.

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Meinungsfreiheit, gute Nacht

27. Januar 2010 04:12 | Autor: Andreas Unterberger

Das Justizministerium bereitet unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung eine Gesetzesnovelle vor, welche die Meinungsfreiheit hierzulande sehr weit an jene Chinas annähern wird. "Wer öffentlich zu ... Hass ... gegen eine ... (Anmerkung: in einer langen Liste aufgezählte) Gruppe von Personen ... aufreizt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen." Dasselbe gilt auch dann, wer eine solche Gruppe "verächtlich zu machen sucht". So steht es in dem bereits ohne größeren öffentlichen Aufschrei ringsum begutachteten Entwurf. Da kann man nur noch sagen: Meinungsfreiheit, gute Nacht, wenn dieser jeder osteuropäischen Stasi und Meinungspolizei würdige Gummiparagraph endgültig gesetzliche Wirklichkeit werden sollte. Damit hat dann die Political Correctness eine Universalwaffe in der Hand und einen an die Französische Revolution erinnernden weiteren Triumph errungen; damals war der Kampf für die große Errungenschaft der Menschenrechte schrittweise zur Schreckensherrschaft von "La Grande Terreur" eskaliert. Ein kleiner Trost: Heute begnügt sich die Republik mit zwei Jahren Freiheitsstrafe. Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe keinerlei Sympathie dafür, wenn jemand gehasst wird, wenn jemand verächtlich gemacht wird. Aber solche nie exakt definierbaren Begriffe können vom Justizapparat extensiv zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit verwendet werden. Sie gehören in den Bereich der guten Erziehung, der religiösen Pflichten, nicht in die Fänge der sich notfalls auch mit brutaler Gewalt durchsetzenden Staatsgewalt. Der Strafanzeigenproduzent en gros namens Peter Pilz und viele Vereine, deren einziger (meist subventionierter) Hauptzweck die Wahrung der Political Correctness ist, werden ihren Mitarbeitstab aufstocken können, so viele Möglichkeiten für "Sachverhaltsmitteilungen an die Staatsanwaltschaft" werden sich ihnen da öffnen. Ist doch schon die Veröffentlichung mancher Fakten alleine geeignet, zu Hass aufzureizen. In diesem Gesetz ist aber nicht einmal ein Wahrheitsbeweis zulässig. Man braucht künftig nur mit leicht kritischem Unterton sagen oder schreiben, dass Angehörige der Nationalität X in signifikant hohem Ausmaß in den österreichischen Drogenhandel verwickelt sind, oder dass solche der Nationalität Y das "Geschäft" mit Wohnungseinbrüchen dominieren, oder dass Angehörige der sexuellen Orientierung Z in signifikant hohem Ausmaß eine bestimmte übertragbare Krankheit haben. Oder man erzählt einen blöd-aggressiven Witz über die Angehörigen eines bestimmten Landes. Und schon kann ein solches Strafverfahren drohen. Letztlich kann jeder Jurist mit geschickter Argumentation jede unwillkommene Meinungsäußerung nach diesem Gesetz strafbar machen. Es gibt der im letzten Jahr für ihre Eigenwilligkeit berüchtigt gewordenen Staatsanwaltschaft viele Waffen in die Hand. Es wird dann den - vorerst wie immer schlafenden - Medien nicht einmal mehr helfen, wenn sie eine Floskel wie das lächerliche "Es gilt die Unschuldsvermutung" hinzufügen. Beispielsweise: "Diese Information dient nicht dazu, um zu Hass aufzureizen." Besonders grotesk ist aber auch die lange, jedoch sehr selektive Liste der geschützten Gruppen; gegen andere kann man nämlich offensichtlich sehr wohl zu Hass aufreizen oder sie verächtlich machen: Geschützt werden Gruppen, die etwas mit Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Weltanschauung, Staatsangehörigkeit, Abstammung, nationaler oder ethnischer Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Alter oder sexuellen Ausrichtung zu tun haben. Andere nicht. Also ist zum Beispiel der Klassenkampf samt Verächtlichmachung von Unternehmern oder Managern durchaus weiterhin möglich. Nicht geschützt sind auch die Wertvorstellungen eines europäischen demokratischen Staates. Und das alles wagt unter dem Titel "Terrorismuspräventionsgesetz" aufzutreten. Und das alles wagt eine angeblich bürgerliche Justizministerin vorzulegen. Völlig unverständlich, dass in diesem Land niemand mehr zur Verteidigung der Meinungsfreiheit und gegen diesen Anschlag auf das wichtigste Grundprinzip der Aufklärung antritt, nämlich die Freiheit der Meinungsäußerung. Was in diesem Gesetz steht, engt den Kern der Freiheit viel mehr ein als ein Ganzkörperscanner (anstelle der Ganzkörperbetastung) oder die Rufdatenerfassung (solange wie geplant nur die Telefonnummern, nicht aber die Gesprächsinhalte aufgezeichnet werden). Diese beiden Punkte erregen aber die Öffentlichkeit sehr. Obwohl sie tausend Mal mehr geeignet sind, Terrorismus zu bekämpfen als die massive Einengung der Meinungsfreiheit. In China wehren sich wenigstens immer mehr Menschen gegen die Gedankenpolizei. Bei uns wird der herrschende Linksliberalismus erst erwachen, wenn man merkt, dass auch einige seiner Lieblings-Stereotypen nun mit zwei Jahren Haft bedroht sind, wie etwa "Die Kirche ist die größte Verbrecherorganisation der Welt".

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Wenn ein Prominenter stirbt

27. Januar 2010 00:23 | Autor: Andreas Unterberger

Ein guter und lieber Freund ist gestorben, den ich seit Teenager-Zeiten kannte. Das gehört nicht unbedingt in dieses öffentliche Tagebuch, auch wenn er ein sehr beliebter Schauspieler war. Gäbe es nicht ein erschütterndes Erlebnis vor wenigen Tagen: Ich wurde in seinem Auftrag zu einer kleinen Geburtstagsfeier ins Krankenhaus gebeten. Es ging ihm schon sehr schlecht, die Prognosen waren deprimierend und er nahm seine Umwelt offensichtlich nur noch durch eine Nebelwand wahr. Was aber empfing mich - und ein paar Dutzend andere Gäste? Zwei Fernsehkameras und eine ganze Reihe von Society-Reportern mit Kameras. Sie waren von Freunden aus der Schauspielerwelt dorthin bestellt worden. Wie ein Ausstellungsstück ließen sie dort ihren total abgemagerten und apathischen Kollegen photographieren und abfilmen - aber in Wahrheit vor allem sich selber. Und als Vorwand sangen sie halt ein paar Lieder oder produzierten einige Zaubertricks. Sie hatten dieses unwürdige Schauspiel ganz offensichtlich nur zu einem Zweck inszeniert: Um durch den kranken Star selbst wieder einmal in die Medien zu kommen. Ziemlich widerlich.

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Fußnote 58: Zumindest 3Sat wagt es

26. Januar 2010 10:53 | Autor: Andreas Unterberger

Die neue Ersatzreligion Klimawandel. Fast schien es so, als ob es nur noch Internet-Blogs wagten. Nämlich die herrschende Lehre vom Klimawandel zu hinterfragen. Nun aber hat es immerhin auch 3Sat in einem mutigen wie kritischen Beitrag gewagt (auf den ich soeben aufmerksam gemacht worden bin), die neue Ersatzreligion zu entlarven. Die dümmliche Anmoderation kann man ja überspulen. Empfehlenswert.

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Zwischen Hackeln und Ruhen zerfließen die Pensionen

26. Januar 2010 03:45 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn Werner Faymann und seine Regierung ernsthaft am Sparen interessiert wären, dann würden sie derzeit intensiv über das Pensionssystem debattieren – und nicht bloß über neue Steuern. Denn heute beginnt die Arbeit der Pensionskommission. Und im Pensionssystem liegt viel mehr Einsparungspotential als sonstwo. Zumindest für mutige Verantwortungsträger. Gewiss könnte man es auch positiv sehen: Während im Vordergrund ein populäres Thema gedroschen wird – und was wäre derzeit populärer als Bankenprügeln? – hält man sich den Rücken frei und ruhig für die dringend notwendige Pensionsreform. Freilich ist das ein Optimismus der blanken Verzweiflung. Denn diese Regierung hat noch keine einzige wesentliche Reform zusammengebracht. Außer solchen, die das Budgetdefizit noch vergrößert hätten. Drei Punkte wären im Pensionssystem besonders notwendig: Ein Aus für die Hacklerregelung, ein Aus für die Ruhensbestimmungen, und eine gleitende Erhöhung der Antrittsschwelle zur Alterspension. Zentral müsste ein rasches Auslaufen der Hacklerregelung sein. Diese – ein zweifelhaftes Verdienst der einstigen orangen Regierungsmannschaft – bedeutet ja nichts anderes als eine Wiedereinführung der gleichzeitig weitgehend abgeschafften alten Frühpension. Die Bezeichnung ist bekanntlich die Skurrilität schlechthin: Denn diese Art der Frühpension kommt fast allen zugute – nur nicht den wirklichen Hacklern. Schwerarbeiter schaffen es ja gar nicht, 45 Jahre lang zu arbeiten und einzuzahlen. Diese Chance hat in der Regel nur, wer bequem hinter dem Schreibtisch gesessen ist und halbwegs gesund gelebt hat. Gleichzeitig ist die „Strafe“ für die Inanspruchnahme der Hacklerregelung und anderer Frühpensions-Schienen eine solche, die  mehr der Gesellschaft als den jungen Pensionisten schadet: Sogenannte Ruhensbestimmungen verbieten pensionierten Männern unter 65 und Frauen unter 60 nämlich jede Arbeit, die mit mehr als rund 350 Euro entlohnt wird. Damit werden Menschen am Arbeiten gehindert, die auf Grund des stark verbesserten Gesundheitszustandes der Durchschnittsösterreicher durchaus wertvolle Mitglieder der Gesellschaft wären. Das tun wir, während wir zu Hunderttausenden Arbeitskräfte aus dem Ausland geholt haben. Während viele Studien in den schwärzesten Tönen an die Wand malen, dass uns in der Zukunft die begabten Menschen ausgehen. Da hätten wir etliche Zehntausend davon und nutzen sie nicht. Obwohl ihre Erfahrung und ihr Wissen extrem wertvoll wären. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass viele von ihnen aus ihren Tätigkeiten in mittleren und größeren Betrieben hinausgedrängt worden sind. Es gäbe genug andere Bereiche, wo erfahrene Mitarbeiter hilfreich wären – freilich nur, wenn diese bereit wären, sich auch mit kleineren Bezügen zu begnügen. An der Tatsache, dass das eine riesige Verschwendung ist, ändert auch der häufige Einwand nichts, dass ein Ende der Ruhensbestimmungen zu teuer wäre. Denn selbstverständlich müsste deren Auslaufen kostenneutral erfolgen. Viele Menschen zwischen 55 und 75 wären an gleitenden Übergängen in den totalen Ruhe-Zustand interessiert, bei denen sich Pension und das jeweils erzielte Einkommen (für das ja wiederum Versicherungsbeiträge bezahlt werden!) komplementär ergänzen. Wenn die Pensionshöhe nur noch den bis dahin erarbeiteten Beiträgen versicherungsmathematisch entsprechen darf, wäre das eine eindeutige Win-Win-Win-Situation: mehr Freiheit für die einzelnen, mehr Geld für die Pensionsversicherung, mehr qualifizierte Arbeitskräfte für die Volkswirtschaft. Denn die wirkliche Sauerei ist, dass die Ruhensbestimmungen nicht für Beamte gelten. Wofür es keinen einzigen Grund gibt. Im Gegenteil: Die Pensionen der Beamten sind noch immer deutlich höher (auch wenn die Beamten bei jeder Pensionserhöhung der letzten Jahre schlechter als die Niedrigpensionen behandelt worden sind). Schließlich ist auch die Berücksichtigung der Lebenserwartung unvermeidlich: Da diese immer größer wird, muss sich das notwendigerweise auch im Pensionssystem auswirken: durch niedrigere Pensionen (etwa auf dem Umweg über deren inflationäre Entwertung), durch späteren Pensionsantritt oder durch Eingreifen eines reichen Onkels. Da es diesen nicht mehr gibt (die nächste Generation haben wir schon über beide Ohren zugunsten des Sozialstaates in Schulden gestürzt), da die Pensionen schon heute nicht ausreichen, um den Lebensstandard beizubehalten, bleibt nur eine maßvolle Erhöhung des Pensionsantrittsalter. Wem täte es wirklich weh, wenn sich der Pensionsantritt jedes Jahr einen Monat hinausschöbe? Sozialminister Hundstorfer sieht noch einen vierten Weg: Er spricht zwar neuerdings davon, dass die staatlichen Pensionen nur noch das Existenzminimum absichern werden, verweist aber zugleich auf zusätzliche private Pensionen. Beides ist für einen Sozialdemokraten ziemlich sensationell. Früher wurde bei ihnen ja jeder Verfechter der Privatpension als Kapitalistenknecht verachtet. Dennoch wird auch Hundstorfer eines Tages noch etwas Weiteres zugeben müssen: Ohne Hinausschieben des wirklichen Pensionsantrittsalters – versüßt durch Wegfall der rigiden Ruhensbestimmungen – wird das System nicht zu retten sein.

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AK-Dialektik: Wie man Ungleichheit herbeirechnet

25. Januar 2010 15:10 | Autor: Andreas Unterberger

Dialektik ist alles. Geschulte Demagogen der Arbeiterkammer können jedes Argument ins Gegenteil umdrehen. Und natürlich tun das erst recht alle von der AK in Auftrag gegebene "Studien". Wie etwa eine über Niedrigverdiener, die soeben präsentiert worden ist. Gestützt auf eine solche Studie beklagt die Arbeiterkammer Salzburg tränenreich, dass die Verteilung der Einkommen "immer ungerechter" wird. Der "Beweis": "Mehr als 40 Prozent der Arbeitnehmer verdienen so wenig, dass sie keine Steuer zahlen." Ob solcher Beweise bleibt einem die Sprache weg: Da wurden bei den letzten beiden Einkommensteuerreformen die Grenzen der Steuerpflicht so stark erhöht, dass 2,5 Millionen Österreicher unter die Freigrenze gerutscht sind. Was damals noch als sozialer Fortschritt, als Ergebnis einer in Österreich enorm hohen Umverteilung bejubelt/kritisiert worden ist, wird nun einfach umgekehrt als Beweis für die mangelnde Umverteilung genommen. Und prompt plappern es viele Ahnungslose nach. Dabei gibt es jenseits solcher polemischer Pseudostudien (natürlich auf Kosten von Pflichtbeiträgen) längst ein wissenschaftliches Maß für die Messung der Gleichmäßigkeit der Einkommenverteilung, den sogenannten Gini-Koeffizienten. Je niedriger dieser ist, umso gleichmäßiger sind die Einkommen verteilt. Der Schnitt dieses Koeffizienten liegt in Europa bei 29; in Österreich liegt er bei 25. Und nur in vier Ländern (Bulgarien, Dänemark, Slowenien, Schweden) ist er noch eine Spur niedriger, nämlich 24. Aber wer wird denn etablierte Maßstäbe nennen, wenn man irgendjemand Geld für eine abenteuerliche Studie zuschieben und selbst populistisch polemisieren will . . .

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Karl macht es kantiger

25. Januar 2010 11:16 | Autor: Andreas Unterberger

Nun ist es fix: Beatrix Karl wird neue Wissenschaftsministerin. Eine Personalentscheidung, die neben einigen Sorgen auch etliche Hoffnungen macht. Das größte Ärgernis an der nunmehr erfolgten Neubestellung: Rund vier Monate trieb das Wissenschaftsministerium weitgehend führungslos dahin. Es hat jedoch keinen einzigen objektiven Grund gegeben, Johannes Hahn nicht schon unmittelbar nach seiner Nominierung für die EU-Kommission auszuwechseln - oder zumindest innerhalb einer Frist, die man für eine überlegte Personalbestellung braucht. Dennoch handelte ÖVP-Chef Pröll nicht. Hahn war mit seinem Kopf ab jenem Zeitpunkt jedenfalls mehr in Brüssel als am Wiener Minoritenplatz. Was freilich nicht heißt, dass er bis zu diesem Zeitpunkt ein starker  Ressortchef gewesen wäre. Hahn ist intelligent, sympathisch, aber harmoniebedürftig und entscheidungsschwach. Damit war er im strukturellen Dauerkonflikt mit den Studenten, aber auch den oft sehr ichbezogenen Professoren der falsche Mann an jenem Platz. Er hat jedenfalls nichts Wesentliches vorangebracht. Dass er zum Schluss noch in einer total falschen Nachgiebigkeit gegenüber den Audimax-Besetzern die ganze strategische Geldreserve seiner Nachfolgerin auf zwei Jahre ausgeräumt hat, ist ebenfalls kein Ruhmesblatt. Das gilt übrigens auch für Hahns Zeit als Wiener ÖVP-Obmann: Auch dort hat er durch schwache Persobalentscheidungen, mangelnde inhaltliche und falsche ideologische Profilierung seiner Partei in keiner Weise genutzt. Seine nun fixierte Nachfolgerin Karl hat sich schon in den letzten Jahren als Abgeordnete deutlich konfliktfreudiger als Hahn gezeigt. Was sicher notwendig und hilfreich sein wird. Sie hat von Anfang an deutlich kritische Worte für die Uni-Besetzer gefunden und hat auch die unglückselige Unterrichtsministerin Claudia Schmied zu kritisieren gewagt. Die neue Ministerin hat auch vorerst nicht den Fehler der zweiten Hahn-Nachfolgerin Christine Marek gemacht, ihr Geschlecht als Hauptaspekt ihrer Berufung zu rühmen. Wichtiger als ihr Frau-Sein war ja wohl auch ihre steirische Herkunft: Denn in der Steiermark rechnet sich die ÖVP heuer gute Chancen aus, den Landeshauptmann zurückzuerobern. Während sie in Wien (wo Hahn hergekommen ist) am ebenfalls 2010 bevorstehenden Wahlabend wohl nur die Prozentpunkte ihrer Niederlage zählen wird können. In der Steiermark macht sich daher eine neue schwarze Ministerin viel logischer. Andererseits ist Karl mehrfach als Sozial-Lizitatorin negativ aufgefallen, etwa als sie die 14-malige Auszahlung der Mindestsicherung verlangt hat. Und zumindest gerüchteweise gilt sie als Befürworterin der Gesamtschule. Diese Frage fällt zwar nicht in ihre Kompetenz - aber sie wird wohl so wie Hahn das ÖVP-Gegenstück zur Gesamtschul-Fanatikerin Claudia Schmied werden, da ja auf schwarzer Seite derzeit sonst niemand zur Schulpolitik Position beziehen will/kann/darf. Die Aufgabenliste der neuen Ministerin enthält über die Zähmung Schmieds hinaus etliche Herausforderungen. Da liegen einmal die bekannten Themen auf dem Tisch: die (als Steuerungsinstrument und auch als Geldbeschaffung) dringend notwendige Einführung von Studiengebühren und Studienzugangsbeschränkungen an den Universitäten. Das alles wird zusätzlich durch das Thema Ausländer verschärft, deren Anteil rapid zugenommen hat, vor allem auf Grund der Flüchtlinge aus Deutschland, welche die dortigen strengen Zulassungsregeln umgehen wollen. Während in diesen Fragen "nur" der populistische Widerstand der SPÖ zu überwinden ist, steht dahinter eine noch viel größere Aufgabe: Es braucht endlich klare Zielvorgaben für die Universitäten. Wann bekommt eine Uni mehr Geld, wann weniger? Dabei braucht es die Erarbeitung klarer Parameter für die wissenschaftliche Leistung, für die Vorgabe von Schwerpunkten (so hat Österreich zuwenig Techniker, aber zuviele Ausbildungsplätze und damit Studenten bei Architektur und Publizistik) und für die Qualität der Lehre. Am schlechtesten wäre es, die Entlohnung einfach an der Zahl der Inskribierten zu orientieren. Fast genauso schlecht wäre da die Messung der Absolventenzahl (denn wenn die Unis danach honoriert würden, wächst die Versuchung, Billigdiplome herzuschenken). Komplizierter, aber effektvoller wären externe Evaluierungen. Ein besonder spannendes Projekt ist auch die Messung, wie erfolgreich sind die Absolventen drei Jahre nach dem Diplom: Haben sie einen qualifizierten Job? Mit dem Studium als Basis (also nicht als Sekretärin)? Was verdienen sie? Nur daran kann man letztlich messen, was die Summe von universitärer Ausbildung und Bildung wirklich wert ist. Denn in jenen Bereichen, wo nur auf zweckfreie Bildung gesetzt wird, werden lediglich Absolventen entstehen, die mit Maturanten und Handelsschülern auf dem Arbeitsmarkt wetteifern. Nur so und nicht über tausend weitere Gesetze kommen wir zu besseren Universitäten.

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Das Ausland? Brauchen wir nicht

24. Januar 2010 07:17 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich hat ein wachsendes Defizit: Nicht nur bei den Staatsschulden, sondern auch in Hinblick auf das Wissen um die Welt außerhalb der Landesgrenzen. Viele unserer Probleme sind aber ohne Kooperation mit dem Ausland nicht mehr lösbar. Im Ausland finden andererseits Entwicklungen statt, von denen man hierzulande sehr viel lernen könnte. Als gute wie auch als abschreckende Beispiele. So sollte man sich in Österreich viel deutlicher vor Augen halten, was Ländern konkret passieren kann, die massive Defizite haben und an die Grenzen der internationalen Kreditwürdigkeit stoßen, die daher auf den Finanzmärkten massiv unter Druck kommen (weil Geldgeber bisweilen die unangenehme wie frech-kapitalistische Eigenschaft haben, eine Rückzahlung des von ihnen verliehenen Geldes zu wünschen). Folge ist, dass in etlichen Ländern etwa Beamtengehälter und Pensionen reduziert und verspätet ausbezahlt werden. Konkretes Beispiel Rumänien, immer ein EU-Land mit einer überdurchschnittlich großen Bevölkerung: Dort werden alle Beamten jeden Monat fünf Tage in unbezahlten Urlaub geschickt.Weil anders das Budget-Defizit nicht mehr finanzierbar wäre. Wie wird es sein, wenn das auch bei uns so weit ist? Das werden nun manche aufs erste als durchaus positive Nachricht einstufen. Sie werden aber diese Einstellung ändern, wenn sie selbst immer länger auf Bescheide, Urkunden sonstige Verwaltungsmaßnahmen oder Gerichtsverhandlungen warten müssen. Noch viel schlimmer sind aber die Auswirkungen auf Schulen, wie Rumäniens Beispiel zeigt: Auch die müssen nämlich jeden Monat eine Woche zusperren. Was den Schülern langfristig deutlich verschlechterte Startchancen gibt. Damit aber auch dem Land. Solche konkreten Beispiele zeigen, dass exzessives Schuldenmachen eine Abwärtsspirale auslöst, die nur noch sehr schwer rückgängig zu machen ist - höchstens mit Hilfe wirklich schmerzhafter Maßnahmen. Diese Erkenntnis aber wird ignoriert, sonst könnten nicht Gewerkschaft und Arbeiterkammer (samt den von ihnen finanzierten Wirtschaftsforschern) ständig nach noch höheren Schulden rufen. Viel zu wenig ins Ausland schauen wir aber auch beim Thema Asylwerber. So fängt Italien die Asylwerber schon im Ausland ab und schickt sie zurück, was nach anfänglicher Kritik von der großen Mehrheit der Italiener positiv gesehen wird: Wenn sich unter 99 Prozent Wirtschaftsmigranten nur noch einige Promille echter Flüchtlinge befinden, ist es nicht mehr möglich, allen die für Asylwerber entwickelte Behandlung angedeihen zu lassen. Bisweilen könnte man das Ausland übrigens auch anders nutzen: Wenn in Eberau und allen anderen Gemeinden Österreichs offensichtlich niemand ein Asylantenzentrum haben will - trotz der damit verbundenen Einnahmen - und wenn sich die Bundesregierung nicht traut, ein solches Zentrum gegen den Willen der Gemeinde durchzusetzen, dann bleibt (abgesehen von einer Abschaffung des Asylrechts) nur noch eine Denkmöglichkeit: ein solches Zentrum im Ausland zu bauen, etwa in einer einsamen Gegend Rumäniens. Dort könnten dann österreichische Beamte all die Erhebungen und Aufnahmen durchführen, die nun einmal bei einem Asylverfahren notwendig sind. Und das vielleicht bei sogar besseren Unterbringungsmöglichkeiten als in Traiskirchen & Co. Das wird natürlich nicht stattfinden - fürchtet sich die Regierung doch viel zu sehr vor den Protesten von Caritas, ORF und Grünen, aber auch vor jenen von rechts, dass wir irgendwelchen Ostländern unser Geld zuschieben. Solche Problemlösungen mit Hilfe des Auslands werden aber schon daran scheitern, dass das österreichische Denken immer an der Staatsgrenze aufhört.

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ORF-Wahl: Skurril, aber unsere letzte Chance

23. Januar 2010 06:54 | Autor: Andreas Unterberger

Den Österreichern flattert dieser Tage ein Stimmzettel ins Haus: Für die Wahl des ORF-Publikumsrats. Diese Abstimmung ist so kompliziert, die Kommunikation des ORF dazu ist so schlecht, der Zorn der Bürger auf den ORF so groß, dass viele Gebührenzahler nicht wählen wollen. Das wäre aber total kontraproduktiv, würde die Probleme noch viel mehr verschlimmern und den Schuldigen am Desaster zum Triumph verhelfen. Denn dann würde eines passieren, was schon bei den letzten ORF-Wahlen geschehen ist: Alle sechs zu wählenden Publikumsräte werden von der SPÖ gestellt, obwohl diese Partei bei den letzten österreichweiten Wahlen nicht einmal mehr ein Viertel der Stimmen hinter sich vereinigen konnte. Es kann aber kein Zweifel bestehen: Die SPÖ trägt heute die Hauptverantwortung für den ORF, dominiert total vor allem das katastrophale Informationsprogramm in Fernsehen und Radio. Auch wenn man der Wahrheit willen nicht vergessen sollte, dass sie diese Machtstellung nicht ohne blau-grün-orange Unterstützung (am Anfang) und schwarze Hilfe (in den letzten Wochen) erringen hätte können. Ein neuerlicher Sieg bei der Publiumswahl würde der SPÖ nun sogar eine absolute Mehrheit in den entscheidenden ORF-Gremien verschaffen, sie also unabhängig von nützlichen Idioten aus anderen Parteien machen. Denn trotz ihrer großen Schwäche bei richtigen Wahlen kann der Bundeskanzler direkt entscheidende Nominierungen vornehmen; überdies hat die ÖVP ihre traditionelle Vormachtstellung bei den Landeshauptleuten verloren. Die SPÖ kann zwar keine echten Wahlen in der Vertraulichkeit der Wahlzelle mehr gewinnen (selbst bei Umfragen schaut sie gar nicht mehr gut aus). Sie hat aber noch immer einen effizienten Apparat und Aufsichtswarte, welche die ORF-Wahlzettel der Menschen aus den Gemeindeblocks, Altersheimen und Pensionistenblocks geschlossen mit den richtigen Nominierungen abgeben. "Als Service". Bezeichend ist übrigens, dass jene linken Verfassungsrechtler, welche die Einführung einer elektronischen Stimmabgabe bei der Wahl der Hochschülerschaft heftig als Verletzung des Wahlgeheimnisses kritisieren, keinerlei Bedenken gegen die viel weniger geheime Fax-Wahl beim ORF haben. Obwohl es im ORF um viel größere Budgets und Einflussmöglichkeiten geht als bei der ÖH. Aber bei der ÖH nützt die (mehrfach gegen Missbrauch abgesicherte) elektronische Wahl eher den bürgerlichen Gruppierungen, beim ORF nützt die (praktisch gar nicht gegen Missbrauch abgesicherte) Faxwahl hingegen der SPÖ. Der Zweck heiligt die Verfassungsinterpretation. Die SPÖ ist zweifelsfrei auch jene Partei, die sich am wenigsten ärgern wird über die informationsmäßige Untätigkeit des ORF in Hinblick auf diese Wahl (von welcher der ORF nun überdies gut durch einen neuen Tsunami an "Nachbar-in-Not"-Werbung in Sachen Haiti ablenken kann). Noch ärger ist aber, dass der ORF sogar in der Zusendung des Stimmzettels skandalös manipuliert. Schreibt er doch im Begleitheftchen: "Auf dem beiliegenden Wahlformular sind Ihre Daten bereits eingedruckt." Was jedoch - zumindest auf mehreren mir vorliegenden Formularen - keineswegs der Fall ist. In einem Rechtsstaat müsste das übrigens unweigerlich zu einer Annullierung der Wahl führen. Auch die Wahlwerbung der SPÖ ist rechtlich mehr als bedenklich, stellt sie doch ihre Wahlempfehlung unter der Adresse orf-publikumsrat.at ins Internet. Eine Adresse, die natürlich den Eindruch erweckt, hier handle es sich um eine offizielle Information durch den ORF, während man erst bei mühsamem Weiterklicken die "SPÖ-Bundesorganisation" als verantwortlich entdeckt. Schwerer verständlich ist, dass die anderen Parteien nicht einmal ansatzweise bemerkbare Versuche unternommen haben, dieser zwar rechtlich bedenklichen, aber für die SPÖ sehr effizienten Strategie etwas entgegenzusetzen. Etwa gar durch eine in Kooperation mehrerer Parteien entstandene Anti-SPÖ-Liste. Die angesichts der totalen SPÖ-Dominanz demokratiepolitisch sogar sehr nötig wäre. Bekanntlich gibt es bei der ORF-Wahl ja nicht das Verhältniswahlrecht, sondern ein auf sechs Kurien aufgeteiltes absolutes Wahlrecht. Motto: The winner takes it all. Dabei kann aber jeder ORF-Nutzer sechs Stimmen abgeben, für jede Kurie eine, also zugleich unter anderem einen Vertreter für die "Jugend" wie für die "Älteren Menschen" wählen. Ein echter Fall fürs Kuriositätenkabinett, Abteilung: "Wie kann man die Demokratie ad absurdum führen". Nur wenn unter den sechs Gewählten kein SPÖ-Exponent ist, ist dem SPÖ-Bundeskanzler die Möglichkeit genommen, nur SPÖ-nahe Publikumsvertreter in den viel mächtigeren Stiftungsrat zu delegieren. Dennoch wäre eine Wahlenthaltung die völlig falsche Antwort. Das würde nur mitschuldig daran machen, dass die Nutznießer der Manipulation freie Bahn haben. Daher sei hier versucht, eine Liste jener nichtsozialistischen Kandidaten zusammenzustellen, die in ihrem Bereich jeweils die relativ größten Chancen haben, die Nase vor dem Ticket der Löwelstraße haben. Dieses Wahlrecht zwingt zu taktischem Verhalten. - Bereich Bildung: Eva Scholik (Code B 0525), die als mutige Kämpferin gegen die Gesamtschule wohl im ORF am allerdringendsten nötig wäre. - Bereich Jugend: Kathrin Zettel (J 0572): Nicht weil ich die Skifahrerin für eine so tolle Vertreterin halte, sondern weil sie die einzige Kandidatin ist, die sich nicht schon auf dem Stimmzettel als Exponentin grüner oder roter Organisationen präsentiert. - Bereich Ältere Menschen: Gerhard Tötschinger (A 0330): Er ist Kandidat des ÖVP-Pensionistenbundes - die einzigen Gegenkandidaten in dieser Kurie kommen aus Karl Blechas Pensionistenverband. - Bereich Eltern bzw. Familien: Clemens Steindl (E 0324): Der Chef des Katholischen Familienverbandes ist der einzige Nicht-Sozialdemokrat in seiner Gruppe, überdies der einzige Exponent aus dem christlichen Bereich im gesamten Angebot, und ein sehr durchschlagskräftiger Kämpfer für alle Familienanliegen, der zuletzt auch um die Unterstützung aller bürgerlichen Wähler geworben hat. - Bereich Sport: Ivica Vastic (S 0742): Hier hat die Sportunion skurrilerweise gleich zwei Kandidaten aufgestellt, die nur einem ASKÖ-Mann gegenüberstehen. Die Empfehlung für Vastic gründet einzig darauf, dass er auf Grund seiner Bekanntheit die wohl besseren Chancen hat. Und dass er ein sehr sympathischer Spieler war. - Bereich Konsumenten: Elisabeth Sabler (K 0305): In diesem Bereich fiel die Empfehlung wohl am schwersten. Immerhin wäre sie die einzige Unternehmerin - was die Unternehmerfeindlichkeit des ORF am ehesten konterkarieren könnte.

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Pfui, der Täter wurde gefasst

22. Januar 2010 17:31 | Autor: Andreas Unterberger

Ginge es nach dem ORF und den linken Verfassungsjuristen Österreichs hätte der - mutmaßliche - Verantwortliche für die beinahe tödlichen Schüsse auf einen Wiener Polizisten nicht gefasst werden dürfen. Für alle anderen Bürger ist diese Tat aber überaus lehrreich. Der aus Serbien stammende Schütze war an der serbisch-ungarischen Grenze von den ungarischen Sicherheitsbehörden festgenommen und nach fünf Tagen in Zusammenarbeit mit der österreichischen Polizei richtig identifiziert worden, obwohl er keine Dokumente bei sich hatte und keine klaren Auskünfte gab. Was kann man daraus lernen? Erstens, dass die ungarischen Sicherheitsbehörden inzwischen schon viel effektiver geworden sind und immer öfter gefährliche Burschen erwischen. Hier sollte man viele Vorurteile fallen lassen. Zweitens haben die Ungarn den schießfreudigen Mann fünf Tage festgehalten, bis seine Identifizierung abgeschlossen war. Genau das will auch Innenministerin Fekter - worauf sie von der Linken sofort mit solcher Aggression attackiert worden ist, als wäre sie als leibhaftige KZ-Aufseherin entlarvt worden (einer feministischen Regierungskollegin hat sich ob dieses Vorschlags sogar der Magen umgedreht). Mit anderen Worten: In Österreich wäre der Mann sofort wieder freigekommen. Drittens: Es gibt - wie an dieser Stelle erst vor wenigen Tagen angemerkt - gute Gründe, Menschen, die ohne Papiere unterwegs sind, auch sonst ihre Identität nicht nachweisen können und nicht einmal einen zweckdienlichen Beitrag zu deren Eruierung leisten, durchaus als Verdächtige (nicht als Schuldige) festzuhalten. Auch wenn sie noch so laut "Asyl!" rufen. Viertens sollte man genau beobachten, ob auch das ganze Netzwerk in Wien, das dem Schuldigen Unterschlupf gegeben und die Flucht ermöglicht hat, zur Rechenschaft gezogen wird. Oder ob da wieder eine der seltsamen "allgemein begreiflichen" Milieutheorien der Staatsanwaltschaft zum Zuge kommt, dass ein solcher mafioser Clan-Zusammenhalt im Roma-Milieu normal und daher zu tolerieren sei. Und fünftens wird angesichts des hohen Anteils von Roma unter den serbischen Zuwanderern mit ihren teilweise eigenwilligen Verhaltensweisen sehr spannend sein, wie sich H.C.Strache verhält. Hat er sich doch in den letzten zwei Jahren mit überraschender Begeisterung zum obersten Paten der Austroserben etabliert. Er wird das nun entstandene Glaubwürdigkeitsproblem aber wohl durch Durchtauchen beiseiteschieben können. Wird in österreichischen Medien doch der Roma-Hintergrund des schießwütigen Mannes meist verschwiegen (vom Z-Wort ganz zu schweigen).

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Fußnote 57: Hurra, wir forschen wieder - über Tierethik

22. Januar 2010 16:59 | Autor: Andreas Unterberger

Die Unis haben zu wenig Geld? Vier neue Professuren für Tierschutz sprechen eine andere Sprache. Tierethik und Tierschutz werden im Mittelpunkt eines neuen Forschungsinstituts stehen, das drei Wiener Universitäten gemeinsam einrichten. Dort werden künftig nicht weniger als vier Professoren und 16 sonstige Mitarbeiter werken. Gerade noch haben wir geglaubt, dass die Universitäten zu wenig Geld für gute Lehre und die Wissenschaft vorantreibende Forschung hätten. Und dann eine so riesige Investition für ein Thema, das für eine große Mehrheit der Wissenschafter nicht an der Spitze der Prioritäten steht. Mit diesem Themenkreis kann man nur in der Kronenzeitung punkten, Österreich rückt dadurch jedoch sicher nicht dem erhofften Nobelpreis oder ähnlichen Erfolgen auch nur einen Millimeter näher. Geschweige denn, dass damit ein Beitrag für das künftige Wachstum geleistet würde. Und schon gar nicht ist den Studenten geholfen, die in sinnlos überfüllten und qualitativ minderwertigen Massenstudien wichtige Lebensjahre vergeuden. Kein Trost ist dabei, dass ein Teil des Geldes von einer reichen Schweizerin kommt, der dieses Thema halt ein großes persönliches Anliegen ist. Die Schweiz ist übrigens auch jenes Land, in dem der "Besuch der alten Dame" geschrieben worden ist . . .

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Fußnote 56: Die anti-schwule Kammer

21. Januar 2010 12:28 | Autor: Andreas Unterberger

Alle vier Fraktionen werben vor der Wiener Wirtschaftskammerwahl um die Stimmen der Homosexuellen. Warum auch nicht? Freilich ist es mehr als zweifelhaft, dass etwa Schwarz und Blau mit diesem Argument punkten können. Was natürlich nicht heißt, dass schwulen Unternehmern ganz anderes viel wichtiger ist: die (angeblich noch immer vorhandene) marktwirtschaftliche Orientierung dieser beiden Parteien gegenüber dem ständig demonstrierten Staatsinterventionismus und Hochsteuer-Fanatismus der betont schwulenfreundlichen Grünen und Roten. Wirklich bedenklich ist aber ein ganz anderer Punkt: Alle vier verlangen eine "Anti-Homophobie-Kampagne" der Kammer. Das ist mehr als befremdlich: Wenn Kammergeld wirklich für eine solche den Zwecken einer Wirtschaftskammer total fremden Kampagne zur Verfügung gestellt werden sollte, dann rückt dadurch das Thema Pflichtmitgliedschaft wieder mit besonderer Intensität ins Zentrum. Ganz abgesehen davon, dass wirklich liberale Menschen niemals Sympathien für Kampagnen zur Änderung von Einstellungen haben können, selbst wenn sie keine Zweckentfremdung von mit Staatsgewalt eingetriebenen Abgaben bedeuten würden. Denn solche Kampagnen unterscheiden sich nur marginal von Versuchen der Gehirnwäsche und einer Einschränkung der Meinungsfreiheit. Mit anderen Worten: Unternehmer, die persönlich etwa das Überhandnehmen öffentlicher schwuler Propaganda als bedrohlich für Gesellschaft und Familie ansehen, müssen eine Kampagne finanzieren, in denen sie selbst als böse Menschen erscheinen.

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Hurra, der Boom ist da!

21. Januar 2010 03:28 | Autor: Andreas Unterberger

Ein befreundeter Bankvorstand verschob zwei Mal einen Mittagstermin. Er tat dies fast jubelnd: „Es tut mir zwar leid, aber endlich haben wir Investmentbanker wieder etwas zu tun.“ Schön für ihn. Auch für uns? Jedenfalls deckt sich seine gute Stimmung mit der vieler Österreicher. 2009 haben die Börsenkurse weltweit ein gutes Stück des Absturzes wieder gutgemacht. Eigentumswohnungen in guten Lagen sind heute um gute 20 Prozent teurer. In der produzierenden Industrie sind die Lager geräumt, sodass nun wieder der Nachfrage entsprechend produziert werden muss. Schließlich haben auch die Arbeitslosenzahlen keineswegs die vor einem Jahr befürchteten Dimensionen angenommen. Allen Grund zum Jubeln also? Gute Stimmung ist im Prinzip immer gut, kann aber auch gefährlich sein und zu Selbstbetrug verführen, wenn die wirklichen Wirtschafts-Fakten ein ganz anderes Bild zeigen. Und das tun sie. Die real produzierende Wirtschaft hat sich nicht wirklich erholt. Die Arbeitslosenzahlen sind primär der Kurzarbeit wegen schön geblieben – nach deren Auslaufen droht manchen doch noch der gefürchtete blaue Brief. Der für Deutschland und Österreich wichtigen Auto-Industrie ist durch Verschrottungsprämien geholfen worden – deren Hauptwirkung war aber wohl ein Vorziehen vieler für 2010 und 2011 geplanter Käufe. Das Steigen der Kurse ist in Wahrheit nicht Produkt der Konjunktur, sondern der dicken Konjunkturhilfen, die von fast allen Regierungen unter die Menschheit gebracht worden sind, und des billigen Geldes, das sich Banken derzeit fast unbegrenzt bei den Notenbanken holen können. Dieses Geld wurde aber kaum für Investitionen und Forschung ausgegeben, sondern floss rasch in Börse und Staatsanleihen. Der Boom für Gold und Immobilien zeigt: Die Menschen fürchten eine Inflation (auch wenn diese von vielen Experten ausgeschlossen wird). (Dieser Beitrag erscheint in ausführlicher Form im Börsen-Kurier in "Unterbergers Wochenschau" (Probe-Abos unter abo@boersen-kurier.at. Stichwort "vier Wochen").

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Der nächste Schmied-Skandal

20. Januar 2010 14:46 | Autor: Andreas Unterberger

Claudia Schmied macht sich auf die gleiche Weise lächerlich wie einst ihre Fast-Namensvetterin Heide Schmidt. Beispielsweise durch ein feministisches Umdichten der Bundeshymne. Das könnte man nun amüsiert beiseitelegen - würde Schmied nicht dafür unser Steuergeld ausgeben und gleichzeitig mit einer großen Propagandaaktion ihre linke Weltsicht gleichsam am lebenden Körper, nämlich an unseren Kindern, erproben. Während Schmidt ihr Scheitern nur auf Kosten eines befreundeten Bauunternehmers praktizierte. Gewiss: Wir leben in Zeiten, wo die Politik im Jahr rund 100 Millionen Euro hinauswirft, um wohlgesonnene Zeitungen mit pseudoinformativen Inseraten zu bestechen, statt etwa die auf objektiven Kriterien beruhende Presseförderung zu erhöhen, was wahrscheinlich wirklich für die Medien-Vielfalt und Qualität notwendig wäre. Das erregt aber kaum jemanden - schließlich will sich's keine Partei mit den Medien verderben. Daher wird es offenbar auch hingenommen, dass Claudia Schmied eine neue Propagandaaktion mit Millionen Euro Steuergeld in die Welt setzt. Ein Highlight dabei: Die durchaus nicht billige Sängerin Christina Stürmer intoniert eine durch die Worte "und Töchter" veränderte Bundeshymne. Man stelle sich nur vor, wie schnell die Staatsanwaltschaft aktiv geworden wäre, wenn eine nicht-linke Ministerin in einer offiziellen Initiative den Text der Bundeshymne zu Agitationszwecken verändert hätte. Man überlege auch, wie schnell es eine Sondersitzung des Parlaments und wilde Debatten gegeben hätte, hätte etwa Vorgängerin Gehrer massenweise Steuergeld für eine offiziös getarnte ideologische Propagandaaktion ausgegeben. Und dazu frech gesagt: "Ich weiß die Kosten, sage sie aber nicht." Was aber ist der Inhalt der Aktion neben peinlicher feministischer Aktion? (Und vielem nichtssagenden Propagandamüll wie: Die Neue Mittelschule "verwirklicht moderne pädagogische Konzepte und gestaltet eine neue gemeinsame Lernkultur".) Der Kern der ganzen Anstrengung ist nichts anderes als Holzhammer-Propaganda für die Gesamtschule und für Schmieds Traum einer durchfallfreien Schule. Da liest man etwa auf der Homepage auch die kühne Behauptung: "Individuelles Fördern ist das Motto der Neuen Mittelschule". Es ist zweifelsfrei eine Lüge, wenn man eine Schule als besonders "individuell" verkauft, die alle Kinder acht Jahre lang in ein und dieselbe Klasse zwingt. Von den nur gebrochen deutsch radebrechenden Zuwanderern, die daheim nie ein Buch gesehen haben, über alle von ihren Eltern intellektuell gut geförderten Kinder bis zu den Höchstbegabten. Genauso alle Grenzen der Redlichkeit überschreitet die Ministerin, wenn sie ihrer Neuen Schule schon im Vorhinein  "Spitzenleistungen" attestiert - gleichzeitig aber offen zugibt: "In der Neuen Mittelschule soll Druck und Stress von den Kindern genommen werden". Dieser Satz ist ja nichts anderes als eine kaum getarnte Umschreibung des alten sozialdemokratischen Traums: Niemand soll mehr durchfallen, jeder soll stressfrei alle erwünschten Abschlusszeugnisse erhalten, damit diese nicht nur den talentierten, fleißigen, sich anstrengenden, von den Eltern geförderten Kindern vorbehalten bleiben (bei deren Eltern es naturgemäß immer einen deutlichen Akademiker-Überhang gibt). Und noch unredlicher wird die Propaganda, wenn sich Schmied berühmt, dass die Gesamtschule "schon vor dem eigentlichen Schulanfang ein Erfolg" geworden ist. Angesichts solcher Vorwegurteile kann man sich nicht nur vorstellen, wie objektiv die eigentlich vorgesehene Abschluss-"Evaluierung" der Neuen Mittelschule ausfallen wird. Schmied ist auch deshalb unredlich, weil sie den wahren Grund verschweigt, warum sich viele  Schuldirektoren für diesen Schulversuch entschieden haben: Die teilnehmenden Schulen bekommen viel mehr Geld und Lehrer. Kein Wunder, dass da noch viel mehr Schulen teilnehmen wollen. Der ganze Schulskandal wird wahrscheinlich durch einen Vergleich am deutlichsten: Um endgültig herauszufinden, ob Rapid oder Austria die bessere Mannschaft sind, werden fünf Jahre lang Testspiele durchgeführt. Dabei gelten drei besondere Regeln: - Auf den Tribünen dürfen nur Austria-Anhänger sitzen (= die lautstarke Propagandamaschinerie); - Die Austria stellt den Schiedsrichter (= die Unterrichtsministerin und an den Linien ihre pädagogischen Helfer wie Günther Haider); - Rapid darf immer nur zwei Spieler weniger ins Spiel schicken als die Austria (= die unterschiedliche Zahl der Lehrerposten). Wenn die Ministerin wirklich zu viel Geld hat, wie ihre Propagandaaktion indiziert, dann sollte sie doch einfach auch anderen Schulen genauso viel Geld wie den von ihr geliebten Gesamtschulversuchen geben. Freilich bestünde dann das große Risiko, dass der angebliche Erfolg so laut zerplatzt wie 2008 die amerikanische Immobilienblase. Jetzt frage ich mich nur noch: Gibt es nach dem Abgang des unglückseligen Johannes Hahn, der Schmied die gesamte Versuchs-Manipulation ermöglicht hat, in der ÖVP auch nur einen einzigen Bildungspolitiker, der da laut aufschreit? Oder schlafen die alle?

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Fußnote 55: Haiti und der Imperialismus

20. Januar 2010 12:26 | Autor: Andreas Unterberger

Die Amerikaner können sich noch so anstrengen: der europäische Antiamerikanismus ist nicht auszurotten. Fast alle Berichte aus dem Katastrophenland Haiti zeigen: die bestgemeinten humanitären Aktionen sind sinnlos, wenn sie nicht in einem Mindestrahmen von Law and Order stattfinden. Ohne diesen Rahmen droht jede Hilfslieferung in Mord, Totschlag und Mafia zu enden. Während die Europäer vor den Fernsehschirmen kluge Kommentare abgeben, ist die US-Armee weit und breit die einzige, die zur Wiederherstellung der Ordnung bereit und imstande ist. Worauf auch jeder in Haiti hofft, wenn man den Korrespondentenberichten glauben darf. Nur der ORF sieht das anders: In seinem Radio befasst er sich des langen und breiten mit dem Thema, ob da nicht schon wieder der US-Imperialismus in seinem Hinterhof böse zuschlägt. Als ob irgendjemand Interesse an diesem Armenhaus haben könnte. So klar können Fakten offenbar gar nicht sein, dass sie von schlagseitigen Medien nicht durch die Brille der Vorurteile in düsteres Licht gerückt würden.

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Fußnote 54: Obama, die Medien und die Wähler

20. Januar 2010 12:15 | Autor: Andreas Unterberger

Das seltsame Auseinanderklaffen der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung. Die amerikanische Demokraten haben einen Senatssitz verloren, den sie jahrzehntelang, selbst in ihren schwierigsten Zeiten innehatten. Ein schwerer Rückschlag für Barack Obama, weil die Republikaner damit eine Sperrminorität errungen haben. Das kann in Europa niemand verstehen. Stehen doch hier seit fast zwei Jahren Obama-Festspiele auf dem Programm aller Medien. Wie können es die Wähler da wagen, anders abzustimmen? Ihr Verhalten könnte als ein neues Beispiel für das Auseinanderklaffen von veröffentlichter und öffentlicher Meinung in politologische Lehrbücher eingehen. Denn in Wahrheit hat Obama seine eigene Wahl wegen seines persönlichen Charismas und vor allem dem Versagen von George W. Bush, den Krieg in Irak zu einem raschen und ehrenvollen Ende zu führen, aber nicht zur Realisierung eines linken Programms gewonnen. Steuererhöhungen, Rekordschulden, eine (soziale, aber teure) allgemeine Krankenversicherungspflicht und eine Ausweitung statt Einschränkung des internationalen Interventionismus sind bei den amerikanischen Wählern einfach nicht populär. Allen Medien zum Trotz. Und auch der Tatsache zum Trotz, dass Obama keine wirklich schweren Fehler begangen hat.

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Kriminalität: Nur jammern oder was tun?

19. Januar 2010 16:46 | Autor: Andreas Unterberger

Die Kriminalität explodiert. Zu den bedrückenden Zahlen, die das Innenministerium veröffentlicht hat, kommt eine rasch wachsende Zahl von Diebstählen, die gar nicht mehr angezeigt werden, weil die Opfer das Gefühl haben, dass ihnen das ohnedies nicht mehr hilft, sondern nur weiteren Ärger und Mühe verschafft. Was aber tun außer jammern? Der blau-orange Ruf "Die Grenzen zu!" ist in Zeiten, wo Österreich trotz Krise so viel im Ausland verdient wie noch nie, ziemlich absurd und kontraproduktiv. Schwarze Beschwichtigungsversuche, dass irgendwelche Zahlen seit ein paar Wochen wieder rückläufig seien, helfen nicht viel. Und die grün-roten Warnungen, keinesfalls zu verallgemeinern, schon gar nicht. Der Staat ist primär dazu da, seine Bürger zu schützen, und nicht, um jede noch so ausgefallene Idee von (hoffentlich!) gutmeinenden Juristen zum Schutz fremder Bürger zu realisieren. Das gilt zumindest für einen solchen Staat, der von seinen Bürgern ernstgenommen werden will. Ein Ansatz müsste zweifellos eine rapide Beschleunigung der Asylverfahren sein. Die Polizei weiß, dass Asylwerber in hohem Ausmaß für die Einbruchkriminalität verantwortlich sind. Was ganz gewiss keine verallgemeinernde Anschuldigung ist, was aber seriösen Politikern dringende Handlungsnotwendigkeiten schafft. Es gibt keinen Grund, dass Österreich jenes Land  sein muss, das laut UNHCR besonders vorbildlich mit Asylwerbern umgeht. Daher ist auch das von der Innenministerin vorgeschlagene Ausgehverbot während der ersten Tage sinnvoll (freilich werden die Delikte nur selten während der ersten Tage nach dem Asylantrag begangen). Wichtiger wäre es, sich die bedenklichen Teile der Asylwerber von der ersten Stunde an herauszusuchen. Etwa jene  Asylwerber, die ihre Pässe "verloren" haben - auf Ratschlag von Schleppern und gutmenschlichen NGOs (wobei ja die Grenzen bisweilen im Schwimmen sind). Wenn diese Asylwerber auch sonst nicht bereit sind, sehr konstruktiv an der Klärung ihrer Identität mitzuwirken, ist es durchaus sinnvoll, sie auch längerfristig zu kasernieren. Das gleiche gilt für die ebenso bedenkliche Gruppe der Asylwerber, die erst dann das Wort "Asyl" aussprechen, wenn sie von der Polizei angehalten werden (und zwar nicht schon an der Grenze). Gewiss: Wenn Österreich solches beschließt, wird es ein paar Wochen Aufregung in Falter, Kurier, ORF und bei dessen drei Lieblingsjuristen geben. Das sollte man aber, wie die Vergangenheit zeigt, nicht allzu ernst nehmen. Denn selbst wenn Österreich zum internationalen Vorbild im Umgang mit Flüchtlingen erkoren wird, bekommt die Republik in jener Ecke ohnedies kein Lob. Dringend notwendig wäre aber auch eine intensive Diskussion auf der Ebene der Strafjustiz. Es darf ja wohl nicht wahr sein, dass die Polizei (die sich verständlicherweise immer schwer tun wird, die Täter in flagranti zu erwischen), einem Einbrecher nicht nur einen Einbruch nachweisen muss, damit dieser in U-Haft kommt, sondern gleich mehrere. Sonst lässt die Justiz sie wieder laufen. Und wundert sich (oder freut sich?), dass die dann nicht mehr greifbar sind. Immerhin sind drei Viertel der Angezeigten Ausländer. Deren Untertauchen bedeutet freilich nicht unbedingt, dass die Täter inzwischen die Republik wieder verlassen haben. Manche dürften auch hier ihrem Gewerbe nachgehen. Volles Verständnis in der Bevölkerung wird es für den Pröll-Onkel geben, der zumindest in Niederösterreich die  Überwachungskameras auf der Autobahn für die Verbrechersuche einsetzen will. Auch wenn die üblichen Datenschützer und linken Verfassungsjuristen wieder kritisch ihr Haupt wiegen, so kann es ja nicht ernsthaft Teil des Rechtsstaats sein, dass jene Kameras zwar zur Suche nach Mautsündern eingesetzt werden dürfen, aber nicht für die Suche nach Menschen, die eine viel schlimmere Tat begangen haben. Als Fußnote ist sicher auch die oft geforderte Aufstockung der Polizei zu begrüßen. Freilich wäre es bei dieser viel hilfreicher, wenn man dort ein bisschen effizienter zu arbeiten lernt. Ein kleines persönliches Beispiel: Ich wurde vor einem Jahr von einem Kriminalbeamten als Zeuge vernommen, dem ich leider nur einen einzeiligen Satz zu sagen hatte, der auch keinerlei Nachfragen erforderte und der mich als Zeuge unbrauchbar machte (was er übrigens schon beim davorliegenden Telefonat erfahren hatte). Trotzdem brauchte der gute Mann gezählte 50 Minuten, um diese Tatsache samt meinen Personalien unter offensichtlicher großer Anstrengung einem Computer anzuvertrauen. Denn irgendein Staatsanwalt wollte das so. Dass meine Zeit dabei natürlich unbezahlt blieb, ist offenbar selbstverständlich - aber dass ich und alle anderen Steuerzahler den Kriminalbeamten für seine Unfähigkeit auch noch zahlen müssen, ist mir bei Beobachtung seines mühsamen Umgangs mit der Tastatur schmerzlich klar geworden. Und ebenso, dass der Mann mit seinem Goldketterl die Zeit viel besser (und glaubwürdiger) als verdeckter Beobachter in irgendeinem einschlägigen Lokal nützen hätte können . . .

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Wer rettet diese Justiz?

18. Januar 2010 10:03 | Autor: Andreas Unterberger

In der Justiz ist der Wurm drinnen. Und der wird immer größer. Das wurde auf dieser Seite schon mehrfach mit Sorge registriert. Die vergangenen Stunden haben gleich mehrere Anlässe geliefert, die zusätzlichen Grund zur Sorge geben. Da ist einmal die unglaubliche Geschichte eines Strafurteils,  das einem Austrotürken eine "allgemein begreifliche, heftige Gemütsbewegung" zubilligte, als er auf seine scheidungswillige Frau eingestochen hatte. Denn Personen mit Migrationshintergrund, wie sie in der politisch korrekten Sprache genannt werden, befinden sich laut der Urteilsbegründung eben "in einer besonders schwierigen Lebenssituation". Und - schon wieder - ist es die Wiener Staatsanwaltschaft, die dem Gericht diese seltsame Ansicht empfohlen hatte. Nichts zeigt exemplarischer als diese Begründung, wie weit sich die Justiz in ihrer Welt- und Menschensicht schon von dem entfernt hat, was "allgemein begreiflich" ist. Denn außerhalb des Elfenbeinturmes der heimischen Gerichte kann niemand ein solches Urteil begreifen. Woher kommt eine solche Justiz? Nun, viele Wurzeln lassen sich bis zu Christian Broda zurückverfolgen, dem sozialistischen Justizminister der 70er Jahre, der von einer gefängnislosen Gesellschaft geträumt hat. Motto: Alles verstehen, heißt alles verzeihen. Auf diesen Minister folgten durchwegs schwache - teilweise bürgerliche - Ressortchefs, die von der Gesetzgebung bis zur Personalpolitik ständig den Schülern Brodas das Feld überließen. An den Universitäten - vor allem jener in Wien - kamen etliche Professoren mit ähnlichen Visionen dazu, und in den Medien der linksliberale Mainstream von ORF über "Kurier" und "Profil" bis zu "Falter", "Heute" und "Österreich", die sich nur dann für den Rechtsstaat (oder das, was sie dafür halten) einzusetzen beginnen, wenn es um böse schießwütige Polizisten und die arme Arigona Zogaj geht. Es ist ein Treppenwitz, dass dieses Urteil genau zum gleichen Zeitpunkt erfolgt, da die Richter in den Streik treten: Jeden Monat gibt es künftig eine Woche lang keine Verhandlungen. Der Grund ist nicht etwa zu geringe Bezahlung - das wäre gerade in diesem Berufsstand auch allzu seltsam -, sondern die angebliche oder wirkliche Unterbesetzung der Gerichte. Das muss man sich ja auf der Zunge zergehen lassen: Weil es zu viel Arbeit gibt, wird (noch) weniger gearbeitet. Das ist ungefähr die gleiche Intensität an Logik, die es für allgemein begreiflich hält, dass ein Austrotürke auf seine Frau einsticht. Hinter der hierorts häufig geführten Kritik an der Justiz stehen keine bösen persönlichen Erfahrungen mit dieser, sondern die auch durch Beobachtungen internationaler Entwicklungen gewonnene Erkenntnis, dass die Justiz die weitaus wichtigste Abteilung des uns alle immer enger umschließenden Staates ist. Wenn in einem Staat die Justiz nicht funktioniert, kann die Verwaltung nicht funktionieren, kann die Wirtschaft nicht zu blühen beginnen, können die Bürger kein gutes Gefühl bekommen. Daher bräuchte es dringend Politiker, etwa einen neuen Justizminister, der dem Justizapparat seine überragende Bedeutung wieder bewusst macht, der sich nicht nur in Micky-Maus-Themen verliert; die Hoffnung, dass Bundeskanzler oder Bundespräsident zu mehr als populistischen Aussagen gut sein könnten, habe ich ja sowieso schon aufgegeben. Richter haben gewaltige Macht. Sie entscheiden über Schicksale, nicht nur von Tätern, nicht nur von Opfern, sondern durch die generalpräventive Wirkung auch über das Schicksal potentieller künftiger Opfer. Sie entscheiden aber auch über  ganze Firmen, darüber ob Unternehmer nur noch die bösen Ausbeuter sind, ob auch Arbeitnehmer Pflichten haben. Sie entscheiden im Familienrecht fast noch mehr als im Strafrecht über Existenzen. Daher sollte es auch wieder mehr Bemühungen um die Würde des Gerichts geben. Richter mit Christusschlapfen und T-Shirt unter dem Talar zeigen genauso wie Richterinnen, die wie selbstverständlich ihren Hund in Verhandlungen mitnehmen, dass sie absolut nichts begriffen haben. Jedenfalls nicht das, warum sie eigentlich da sind (wenn sie da sind).

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Verzopfte Zöpfeabschneiderinnen

18. Januar 2010 05:25 | Autor: Andreas Unterberger

Ich habe eine Viertelstunde recherchiert, weil ich es eigentlich nicht glauben wollte - aber es ist doch keine Erfindung: Die deutschen Feministinnen und Politischen KorrektInnen sind noch allemal drei Stufen doofer als ihre österreichischen Schwestern. Dass das überhaupt möglich ist! Wer's nicht glaubt, möge dieses Video anschauen: Da erregen sich die deutschen Linken und Grünen doch tatsächlich mörderisch über ein Pixi-Büchlein aus Hamburg über Schul- und Demokratiefragen. Sie outen es als Skandal, dass in dem Büchlein kein Kind eine dunkle Hautfarbe hat, und dass vom Schulleiter die Rede ist und nicht von einer unaussprechlichen SchulleiterIn, und dass ein Mädchen Zöpfe hat. Es gebe ja auch Mädchen mit kurzen Haaren. Irgendwie erinnert der Terror der Politisch Korrekten an totalitäre Systeme, wo bei Diplomarbeiten - und seien sie auch physikalischen oder chemischen Problemen gewidmet - immer eine devote Geste gegenüber dem herrschenden System gemacht werden musste. Es erinnert auch an k.-&-k.-Zeiten, wo von Staats wegen die Religion unter Schutz gestellt war, wo die Korrektheit der Titel-Formulierungen tausendmal wichtiger als der Inhalt war. Die ganze Groteske erinnert aber auch daran, dass Europa derzeit eigentlich gewaltige wirtschaftliche  Probleme hat. Dass es aber auf Grund des in vielen Parteien herrschenden Quotendruckes zunehmend von Politikerinnen regiert wird, deren Horizont offenbar auf die Zöpfe beschränkt ist.

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Heißt Arbeitslos auch Pflichtenlos?

17. Januar 2010 15:07 | Autor: Andreas Unterberger

Der deutsche CDU-Politiker Roland Koch will Bezieher von Hartz IV, also die deutsche Version eines allgemeinen Grundeinkommens, unter Arbeitspflicht stellen. Mehr hätte es nicht gebraucht: Linke, Gewerkschafter, Erwerbslosen-Verbände fielen über ihn her. Was ist aber eigentlich so dumm oder böse an diesem Vorschlag? In Wahrheit sollte es doch nur logisch sein: Wer von der Allgemeinheit versorgt werden will, sollte auch bereit sein, für die Allgemeinheit etwas zu tun. Selbstverständlich sollte das nicht jene treffen, die wegen Behinderung, Kindererziehung oder andere objektivierbare Gründe nicht arbeiten können. Unsere Gesellschaften sind aber offenbar schon ziemlich kaputt: Bevor wir über solche Zusammenhänge auch nur reden, machen wir lieber ständig noch mehr Schulden auf die Zukunft. Dass das Ganze einmal gegen die Wand krachen wird, ist dabei leider unvermeidlich. Aber vorher zeigen wir noch rasch unser angebliches soziales Gewissen – das in Wahrheit nur eine Mischung von blankem Egoismus und Verabreichung neuer Drogen an (Wohlfahrts-)süchtige Couch-Potatoes ist. Ähnlich absurd waren die Klagen einiger Arbeitsloser, die der ORF dieser Tage mit großer Sympathie gesendet hat: Die Armen müssen sich nämlich für die Vorstellung bei potentiellen Arbeitsgebern bereithalten; sie dürfen nur nach vorheriger Mitteilung ans Arbeitsmarkt-Service auf eine Woche auf Urlaub gehen. Wobei sie ignorieren, dass sie natürlich dann unbeschränkt auf Urlaub gehen können, wenn sie keine Ansprüche an die Allgemeinheit stellen, im konkreten Fall an die Beitragszahler in die Arbeitslosenversicherung. Noch absurder ist ja, dass sich auch in Krisenjahren in Deutschland wie in Österreich für manche Tätigkeiten trotz nun rasch steigender Arbeitslosigkeit nur noch Ausländer finden. Das heißt, wir verschulden uns doppelt: einmal, um Menschen fürs Nichtarbeiten zu bezahlen, und gleichzeitig, um andere Menschen fürs Arbeiten zu entlohnen – wobei wir aber noch zusätzlich übersehen, dass die hereingeholten Arbeitskräfte Kosten verursachen, die weit über den Lohn hinausgehen. Integration von Angehörigen fremder Kulturen – sofern sie überhaupt möglich ist – ist nämlich keineswegs zum Nulltarif zu haben. Sonderprobleme in Schulen, Deutschkurse, Sicherheitsprobleme mit radikalen (religiösen oder politischen) Gruppen unter den Immigranten, Ghettobildung: All das kostet gar nicht wenig. Dennoch wird Koch auch in seiner eigenen Partei getadelt: Arbeitsminister Ursula von der Leyen gibt zwar zu, dass es einige schwarze Schafe gibt, „aber deswegen dürfen wir nicht alle Hartz-IV-Empfänger in eine Ecke stellen“. Sie ignoriert dabei aber, dass die arbeitswilligen Bezieher solcher Unterstützungen wohl auch keine Probleme mit der Arbeitspflicht hätten. Von der Leyen ist freilich auch schon bisher eine Politikerin gewesen, deren Ideen nie teuer genug sein konnten. Warum soll sie jetzt auf einmal Sparsamkeit und Sinn für sozialökonomische Zusammenhänge haben? Hauptsache, man kann sich als progressiv outen. Aller Progressivität zum Trotz werden die westeuropäischen Demokratien daran zugrunde gehen, dass immer mehr Menschen – unter dem populistischen Einfluss von Medien, Gewerkschaften und großen Teilen der Politik – nur noch die Ansprüche an den Staat, aber keine Pflichten dem Staat gegenüber kennen wollen. Deswegen werden uns die ostasiatischen Staaten hinten und vorne überholen, wo die Einstellung der Menschen genau umgekehrt ist.

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Schwule bleiben lieber unter der Tuchent

16. Januar 2010 02:30 | Autor: Andreas Unterberger

Die grün-schwule Lobby ist wohl das schizophrenste, was es gibt. Jahrelang hat sie darum gekämpft, dass schwule Freunde öffentlich heiraten dürfen. Jetzt hat sie ihr Ziel zu 80 Prozent erreicht. Und schon gibt es neuen Zoff und neue Diskriminerung - gerade wegen der nun hergestellten Öffentlichkeit, die ein Hauptargument für den schwulen Ehekampf war. Das Argument des nunmehrigen grün-schwulen Protestes: Ab nun sei es auf Urkunden wie dem Meldezettel ersichtlich, dass jemand eine Eingetragene Partnerschaft - also eine offene homosexuelle Beziehung - eingegangen ist. Und diese Transparenz will man im grün-schwulen Eck offenbar auch wieder nicht. Man will zwar alle Vorteile, aber alles soll ganz heimlich unter der Tuchent bleiben. Nun werden gleich ein paar entgegnen: Hätte man den Schwulen gleich die Ehe erlaubt, dann gäbe es dieselbe Bezeichnung wie für traditionelle Verbindungen und keine Probleme. Was natürlich ein Unsinn ist: Denn dann liest die Außenwelt halt an den Namen ab, dass sich da ein Jürgen mit einem Jochen oder eine Kerstin mit einer Katharina zu einer ganz spezifischen "Ehe" zusammengeschlossen haben. Es war aber angeblich ohnedies der Wunsch Zehntausender nach einem öffentlich demonstrierten Bekenntnis zur gegenseitigen Beziehung, der viele Gutmenschen und noch mehr Dummenschen (etwa in der ÖVP) weichgeklopft hat, dem schwulen Drängen weitestgehend nachzugeben. Diese Guten wie Dummen werden sich aber demnächst noch viel mehr wundern: Denn alles deutet darauf hin, dass gerade die Schaffung der Eingetragenen Partnerschaft durch die Judikatur der Höchstgerichte in Wien, Straßburg und Luxemburg bald genau den gegenteiligen Effekt haben wird: Die Schwulen werden mit dem Gleichheitsargument (siehe die grün-schwulen Klagen) die echte Ehe erzwingen können und normale Paare werden ebenfalls mit dem Gleichheitsargument das Eingehen einer Ehe light durchsetzen können. Wer die pseudoprogressiven Mehrheiten in den internationalen Gerichtshöfen kennt, wird an diesem Ausgang wenig Zweifel haben. Im EU-Parlament sind ja auch schon die ersten Initiativen in diese Richtung gesetzt werden. Dann wird besonders die ÖVP wie ein begossener Pudel dastehen. Denn beides war genau das, was sie eigentlich glaubte, durch die Schaffung der Eingetragenen Partnerschaft verhindern zu können. Da die Partei seit Michael Graff  Null juristische Eigenkompetenz mehr hat, da im Justizministerium seit langem die Linksliberalen den Ton angeben, hat sie aber nicht einmal begriffen, in welche Falle sie da gegangen ist. Und jetzt schon stehen alle medialen und politischen Vorkämpfer der Schwulenehe ziemlich belämmert da, weil sich der angebliche Massenbedarf an einem solchen Institut als minimales Tröpfeln herausgestellt hat. Die Annahme, dass es zehn Prozent Schwule in der Bevölkerung gäbe, ist eine genausolche Propaganda-Schimäre wie die überwältigende Sehnsucht vieler von ihnen, sich mit allen Konsequenzen aneinander zu binden, also auch öffentlich und für die "schlechten Zeiten". Damit sind aber auch für Rot und Grün die Hoffnungen dahin, als Avantgarde der Schwulenbewegung massenweise mit Wählerstimmen belohnt zu werden. Sie haben im Gegenteil eher Gratisarbeit für die Blauen gemacht. Angesichts des minimalen Interesses werden umgekehrt nun manche sagen, dass die Eingetragene Partnerschaft auch keine Belastung fürs Pensionssystem ist, auf die in diesem Blog mehrfach hingewiesen worden ist. Das stimmt zwar rein quantitativ - aber diese Neueinführung bleibt ein gewaltiges negatives Signal an alle normalen Familien, die sich der Kindererziehung widmen. Denn Kinderreichtum ist nach allen seriösen Unterlagen die einzige Quelle von echter und unverschuldeter Inländerarmut. Da wäre jeder Cent für mehr Famlienbeihilfe besser eingesetzt als für schwule Witwerpensionen. Noch dazu, wo Schwule und Grüne jeweils zu den bestverdienenden Bevölkerungssegmenten zählen.

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Der Richter wartet schon auf Scheuch

15. Januar 2010 14:17 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Menschen glauben bis zuletzt daran, dass es noch irgendeinen Ausweg aus dem eigentlich unabwendbaren Unheil gibt. Einer davon heißt Uwe Scheuch. Der blau-orange Drahtzieher in Kärnten wird das Unvermeidliche wohl erst dann zur Kenntnis nehmen, wenn ein Richter aufsteht und die Worte "Im Namen der Republik" zu sprechen beginnt, weil Scheuch einem mutmaßlichen russischen Oligarchen für eine Parteispende eine Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt hat. An seinen strafrechtlich extrem schlechten Karten ändert auch der Umstand nichts, dass Scheuch mit manchen seiner Argumente recht hat. Natürlich ist es kein Zufall, dass die Beweise gegen ihn knapp vor dem endgültigen Wechsel seiner Landespartei von Orange zu Blau in die Öffentlichkeit gespielt werden. Und natürlich ist das Mitschneiden von Telefonaten ohne Genehmigung strafbar - was wohl auch für die beteiligten Medien zu gelten hat. Dennoch werden solche Mitschnitte als Beweismittel auch vor Gericht verwendet. Wir sind nicht in den USA, wo ein oft bloß formaler Fehler auch eindeutig Schuldige freigehen lässt. Ich halte es sogar für möglich, dass mit diesem Telefonat Scheuch eine bewusste Falle gestellt worden ist. Eine ähnliche Falle, in die übrigens auch vor kurzem der ohnedies schon umstrittene Lieblingsgutachter der Wiener Staatsanwaltschaft in Sachen Meinl in peinlicher Art und Weise getappt ist (auch dort wäre übrigens ein Strafverfahren wegen der auf Tonband festgehaltenen Angebote dringend fällig - angesichts des sehr selektiven Vorgehens der in Wien für die Strafverfolgung zuständigen Behörde aber nicht zu erwarten). Herr Scheuch hatte eine halbe Woche Zeit, um die Vorwürfe zu erwidern. Er fand in dieser Zeit gleich zwei Argumentationslinien - die sich aber widersprechen und die beide auch an sich nicht sehr glaubwürdig sind. Was durch ein brillantes Interview der hierorts schon oft gescholtenen, aber diesmal laut zu lobenden Ingrid Thurnher besonders deutlich gemacht wurde. Einerseits kann sich Scheuch an gar nichts erinnern, andererseits ist er überzeugt, dass da Aussagen manipuliert worden sind. Beide Versionen lassen im Beobachter die Frage auftauchen: Werden dem guten Mann so oft solche Angebote gemacht? Verlangt er ständig und bei jeder an ihn als Landesrat gerichteten Bitte Gelder für seine (jeweilige) Partei, sodass er sich gar nicht mehr an einzelne solcher Gespräche erinnern kann? Ist das für ihn ein so belangloser und nicht tiefer ins Gedächtnis eindringender Vorgang wie das Zähneputzen? Alle befragten Juristen sind daher überzeugt, dass das Ganze nur in einer Verurteilung enden kann. Dennoch ist klar: Scheuch wird am Wochenende noch einmal triumphieren. Ein Parteitag wird den Wechsel von Orange zu  Blau wohl jubelnd akzeptieren. Und das belastende Tonband wird zu wilden Attacken auf Scheuchs Gegner benutzt werden. Scheuch wird sich wahrscheinlich sogar als Kärntner Held profilieren, der alles tut, um einen russischen Oligarchen zur Investition in dem ausgebluteten Bundesland zu bewegen (und über die gleichzeitig verlangte Parteispende nichts sagen). An der Spitze der Scheuch-Gegner auf diesem Parteitag steht der Obmann des Bundes-BZÖ. Freilich ist auch bei Herrn Bucher manches unklar. Erstens, ob er etwas mit der Veröffentlichung des Tonbandes zu tun hat, was nicht gerade die feinste Art wäre (auch wenn Korruption das viel schlimmere Delikt ist). Und zweitens, warum er eigentlich so um den Verbleib von Scheuch & Co bei seiner Partei kämpft. Denn wenn Bucher wirklich wie angekündigt eine rechtsliberale Partei schaffen will, müsste er ja heilfroh sein, den Kärntner Ballast loszuwerden. Die Scheuch-Partie ist ja alles, aber nicht liberal. Sie ist primär lokal-chauvinistisch, sie ist schon seit Jörg Haiders Tagen eine verschwenderische und schuldenmacherische Big-Spender-Gruppierung mit einem starken Hang zu Hinterzimmer-Deals. Was sollte eine solche Gruppierung in einer liberalen Partei verloren haben? Haben doch Scheuch & Co den Kurs Buchers ständig vehement bekämpft. Buchers Werben um die Kärntner kann nur ein Motiv haben: Er braucht sie schon rein quantitativ, um politisch überlebensfähig zu sein. Er kann aber mit den Kärntnern (und ein paar anderen Sozialpopulisten in seinen Reihen) nie zum Liberalen werden.

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Ethik auf Europäisch

15. Januar 2010 02:31 | Autor: Andreas Unterberger

Seltsame Maßstäbe herrschen da im EU-Parlament, also der wichtigsten von uns gewählten Volksvertretung. Dort werden Kandidaten für die neue EU-Kommission offensichtlich mit sehr unterschiedlichem Maß gemessen, je nachdem, ob sie aus einem linken oder einen rechten Eck kommen. So hat die neue "Außenministerin" der EU außer Phrasen absolut keine inhaltlichen Aussagen gewagt, als sie von den Abgeordneten verhört wurde - offensichtlich kein Problem, ist sie doch eine Sozialdemokratin. Nun hat die bulgarische Kandidatin für den viel unwichtigeren Posten der Kommissiarin für internationale Zusammenarbeit ebensowenig gesagt. Und schon tobt große Aufregung und es droht ein Veto gegen die ganze Kommission. Freilich ganz unabhängig davon ist der zweite Vorwurf zu prüfen, ob die Bulgarin korrekte Angaben über ihre Eigentumsverhältnisse gemacht hat. Das ist aber ganz eindeutig eine Aufgabe für präzise juristische Recherche und kann in einem Tribunal mit lauter agitatorischen Politikern nicht seriös beurteilt werden. Ist das Unternehmen, an dem sie offenbar beteiligt ist, wirklich seit drei Jahren total inaktiv - dann ist ihr das Verschweigen wohl nicht vorwerfbar; stimmt diese Aussage nicht, dann hat sie in der EU-Kommission nichts verloren. Beides müsste sich leicht nachweisen lassen. In solchen Fragen kann man nicht streng genug sein, wie jüngste Kärntner Vorgänge zeigen. Sehr auffällig ist, dass die Europäer hingegen fast überhaupt keine Fragen bei Neu-Kommissaren stellen, die eine fette kommunistische Vergangenheit haben und die sich heute als Sozialdemokraten präsentieren. Es ist neuerdings also offenbar gleichgültig, ob sich jemand in einem totalitären System die Finger schmutzig gemacht hat - oder zumindest in diesem System, das immerhin den Weltrekord an Todesopfern hält. Das steht in auffälligen Kontrast zur letzten Kommissarsbestellung, als der italienische Kommissar zum Thema Homosexualität auch seine persönliche Ansicht eingestanden hat, dass deren Ausübung eine Sünde sei. Was ja zweifellos ein rein religiöser Begriff ist. So wie ja ein romtreuer Katholik auch Abtreibung für eine Sünde halten wird - obwohl sie in fast ganz Europa möglich ist. Irgendwie kommt man da zu dem Urteil: Du darfst in dieser EU zwar ein Kommunist oder Exkommunist sein, aber keinesfalls ein strenggläubiger Katholik.

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Der Pfarrer, die Beichte und die Wirklichkeit

14. Januar 2010 06:02 | Autor: Andreas Unterberger

Normalerweise mache ich um „Heute“ oder „Österreich“ eher einen Bogen. Aber bisweilen bringt mir jemand ein Exemplar vorbei. So etwa jüngst ein „Heute“ samt Interview mit Dompfarrer Anton Faber. Was dort steht, ist jedenfalls sehr erstaunlich. Und offenbar korrekt, da kein Dementi des Dompfarrers zu hören war. Also hat sich Faber wirklich über Inhalte von Beichten ausgelassen, zwar ohne Namen, aber detailliert und mit einer engen Gruppenzuordnung, die geeignet ist, Vorurteile anzufachen. Dabei konnte bisher jeder davon ausgehen, dass der Inhalt katholischer Beichten in jeder Weise absolut vertraulich ist. Die Empörung über einen solchen Priester wird dadurch vermehrt, dass die von Faber erzählten Trends der Beichtgespräche sicher so nicht stimmen. Sie sind eher die Reproduktion von Vorurteilen. Laut „Heute“ behauptet Faber, dass Priester Sonderschichten einlegen müssten, weil viele Manager Vergebung für Gier und Gewinnsucht suchten. Faber wörtlich: „Viele ließen sich von Gier und Maßlosigkeit leiten. Das bereuen sie nun.“ Und dann weiter aus der Mottenkiste der Stereotype in eine andere Richtung: „Die Gläubigen gestehen, dass sie Ausländern mit Vorurteilen und übertriebenem Misstrauen begegnen und schämen sich dafür.“ Faber hingegen schämt sich nicht dafür, Managern mit Vorurteilen zu begegnen. Die Manager und Unternehmer, die ich kenne, haben jedenfalls fast alle 2009 rund um die Uhr gekämpft, um Firma, Arbeitsplätze und Investitionen zu retten.

Dieser hier gekürzte Beitrag erscheint in ausführlicher Form im Börsen-Kurier in "Unterbergers Wochenschau" (unverbindliche Probe-Abos gibt es unter abo@boersen-kurier.at mit dem Stichwort "vier Wochen").

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Migration, das Big business

14. Januar 2010 03:00 | Autor: Andreas Unterberger

Caritas-Präsident Küberl kann sehr charmant sein. Offenbar ganz nach Bedarf. An einem Abend attackiert er wild die Innenministerin bei einem langen Auftritt im ORF-Fernsehen. Tags darauf ist er bei einer Uni-Diskussion zweier Verbindungen, die ich moderieren durfte, so schmeichelweich, dass man gar nicht glauben konnte, dass da die selbe Person sitzt. Liegt der Unterschied daran, dass ihm diesmal die böse, aber wortgewaltige Ministerin zum erstenmal in einer öffentlichen Diskussion höchstpersönlich gegenübergesessen ist? Liegt es an den guten Aufträgen, welche die Caritas von dieser Ministerin bekommt? Oder daran, dass Küberl halt weiß, mit welchen Tönen er im ORF gut ankommt und mit welchen vor konservativen Studenten? Wie auch immer, rund um das Thema "Einwanderung" gab es nur einen wirklichen Dissens: Nämlich als Maria Fekter energisch "Nein" zum Küberl-Vorschlag sagte, dass jeder in Österreich Geborene auch hier das Aufenthaltsrecht haben soll. Das würde Österreich zu sehr vielen neuen Bürgern verhelfen, die oft auch nur der guten Spitäler wegen - oder ganz gezielt - hier zur Welt gebracht werden. Ansonsten Wonne und Waschtrog. Küberl lobte sogar Schwarz-Blau: Das sei die erste Regierung gewesen, die das Wort "Integration" in Hinblick auf die Einwanderer ihr Programm aufgenommen habe. Caritas-Tadel gab es für das Raab-Olah-Abkommen aus 1961, denn dieses habe gezielt nur für "einfache Arbeitskräfte" die Migration nach Österreich ermöglicht, und nicht für die qualifizierten, die wir heute brauchen. Aber auch in den Folgejahren, so kritisierte der Caritas-Chef wohl zu Recht, habe man sich bei der Einwanderung nicht das "Woher" der Migranten angeschaut. Er zeigte sogar Verständnis dafür, dass sich die demokratische Republik die Inhalte von Predigten in Moscheen und im islamischen Religionsunterricht viel genauer anschauen und - hören soll (obwohl die katholische Kirche noch traumatisiert ist von den in der Nazi-Zeit in den Kirchen mitschreibenden Gestapo-Agenten). Küberl beteuerte ansonsten unter den kritischen Blicken der Ministerin, dass es Caritas-Mitarbeitern nicht erlaubt sei, potentiellen Asylwerbern beispielsweise den Ratschlag zu geben, ihre Pässe wegzuwerfen (was zumindest von einem mir persönlich bekannten, aber die Öffentlichkeit scheuenden Zeugen vehement behauptet wird). Die Caritas bringe auch ein Drittel der Interessenten davon ab, überhaupt einen Asylantrag zu stellen. Aber auch die Ministerin bestätigt, dass die Caritas relativ erfolgreich sei bei der freiwilligen Rückführung abgewiesener Asylwerber. Was bei anderen Vereinen nicht der Fall sei. Da hätten manche in der Vergangenheit Hunderttausende Euro kassiert, ohne auch nur einen einzigen Rücktransport organisiert zu haben. Und besonders einig waren sich beide, dass die Integration der Zugewanderten noch ein hartes Stück Arbeit  bedeute - deren Großteil noch vor uns liege. Ansonsten konnte Fekter mit Energie brillieren. Ihren Vorschlag des Aufenthaltszwanges in Erstasylzentren begründete sie vor allem mit der gewaltigen Menge an Menschen, die durch Schlepper nach Österreich gebracht werden. Dieser Zweig der Kriminalität, so Fekter, macht mehr Umsatz als der gesamte Drogenhandel. Dementsprechend professionell findet die Schlepperei ins österreichische Asylsystem hinein statt. Daher gibt es auch eine sehr hohe Anzahl unter den Asylwerbern, die keine korrekten Angaben über ihre Herkunft machten, die ihre Papiere vor dem Behördenkontakt entsorgen, die nicht einmal ihr Heimatland nennen wollen, die oft auch nicht einmal irgendetwas zu den Beamten reden, damit niemand an Hand ihres Akzents die Herkunft feststellen könne. Fekter ließ lediglich offen, ob das die Mehr- oder die Minderheit unter den Asylwerbern sei. Klar ist für sie, dass sie diesen Missbrauch energisch bekämpfen will. Überraschend distanziert äußerte sich aber auch Küberl zu dieser Gruppe. Auf die Frage, ob man solche Menschen nicht automatisch abweisen sollte, verwies er ausdrücklich darauf, dass laut Gesetz jeder Asylwerber die Pflicht habe, zur Aufklärung seines Falles beizutragen. Jedenfalls aber, so Fekters mit den neuesten Zahlen aus 2009, bekamen in Österreich zuletzt nur 16 Prozent der Antragsteller einen positiven Asylbescheid. Die restlichen 84 Prozent haben ganz andere, dem Asylgedanken fremde Motive: Sie suchen Arbeit (darunter auch ehemalige Gastarbeiter, deren Arbeitsgenehmigung abläuft); sie sind von Schleppern hereingebracht worden; oder sie sagen überhaupt erst "Asyl", wenn sie von der Polizei bei irgendetwas erwischt werden. Die Ministerin will daher die Verfahren beschleunigen, um sich wie die Skandinavier auf die "besten" Flüchtlinge konzentrieren zu können. Das Wie blieb freilich eher offen. Denn die Ministerin ist zugleich sehr stolz, dass das UNO-Flüchtlingshilfswerk die österreichische Vorgangsweisen im gesamten Flüchtlingswesen international als "best practice", also vorbildlich, herumreicht. Was - etwa im Fall Zogaj - sofort zur kritischen Frage eines Zuhörers führte, warum die junge Frau nicht längst in die Heimat abgeschoben worden ist. Fekter will auch unter den auf normalem Weg Eingewanderten (also unter den Nicht-Asylanten) künftig auf Recht und Ordnung schauen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Fundamentalen (sic) Druck ausüben, etwa in Richtung Kopftuchzwang oder Frauenpräsenz in der Öffentlichkeit." (Was, so macht ihre Wortwahl klar, offensichtlich geschieht). Ähnliches müsse etwa auch im Bundesheer geschehen, damit sich Präsenzdiener nicht bei der Angelobung von der Fahne abwenden. Große Sorge macht ihr auch, dass die Kenntnis der deutschen Sprache unter den Einwanderern der zweiten Generation rückläufig ist. Sie räumt ein, dass im ganzen Migrationsbereich noch bis in die 90er Jahre große Fehler begangen worden sind. "Wir haben erst sehr spät registriert, dass die meisten Gastarbeiter nicht wirklich zurückkehren wollten." Und sie fügte eine erschreckende Zahl hinzu: Für jeden Ausländer, der in Österreich eine Arbeitsgenehmigung bekommt, wandern im Schnitt fünf weitere Menschen ins Land ein. Die Frage, ob sich Österreich nicht viel stärker auf ausländische Arbeitskräfte beschränken sollte, die nur befristet und ohne Familie hereinkommen dürfen (etwa "Saisonniers") ließ Fekter hingegen  unbeantwortet. Unbeantwortet bleiben auch internationale Studien, dass die Zuwanderer der letzten Jahre überwiegend ins üppige europäische Sozialsystem, aber viel weniger in den Arbeitsmarkt einwandern. Erschreckend ist daher jedenfalls ihr Hinweis, dass die Regierung für die Neuordnung der Kriterien für ausländische Arbeitskräfte auf Vorschläge - ausgerechnet - der Sozialpartner wartet. Denn, so muss man anmerken, die Arbeitnehmer haben nur Angst vor der Konkurrenz durch ausländische Arbeitskräfte. Wer jedoch nicht arbeiten will oder kann, der ist keine Konkurrenz am Arbeitsmarkt und daher der Gewerkschaft egal. Fekter enthüllte schließlich auch einen bisher wenig diskutierten Grund, weshalb die SPÖ so großes Interesse an einem eigenen Integrations-Staatssekretär habe. Denn ein solcher könnte dann 21 Millionen Euro an (österreichischen und europäischen) Fördergeldern auf die diversen NGO verteilen . . .

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Fußnote 53: Google, China und die späte Moral

14. Januar 2010 01:11 | Autor: Andreas Unterberger

Wird Google zu Recht gelobt? Google will den riesigen chinesischen Markt verlassen. Der Grund: Zensur und Hackerangriffe. Daher bekommt der Suchmaschinen-Riese ringsum Lob und die Unterstützung der US-Regierung. Freilich - der Zensur hat sich Google seit Jahren gebeugt und mit dieser auch kooperiert. Erst die Hackerangriffe (vermutlich des chinesischen Geheimdienstes) haben einen Meinungsumschwung eingeläutet. Könnte es etwa sein, dass Google die Moral erst entdeckt hat, als ein größerer Schaden drohte?

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Kindergärten und ein krampfhafter Zentralismus

13. Januar 2010 15:01 | Autor: Andreas Unterberger

Föderalismus kommt uns oft teuer. Diese Erkenntnis setzt sich zum Glück immer mehr durch - nur die Profiteure leisten noch Widerstand. Freilich sehr effizienten. Das heißt aber keineswegs, dass Zentralismus immer der bessere und kosteneffizientere Weg  ist. Oft gilt das Gegenteil. Etwa beim Vorschlag der ÖVP-Staatssekretärin Christine Marek, die Kinderbetreuung bundeseinheitlich zu regeln. Denn solange nicht etwa in den Kindergärten eines Bundeslands katastrophale Zustände herrschen, gibt es überhaupt keine Notwendigkeit der Vereinheitlichung. Diese würde in Wahrheit nur eine Hinaufnivellierung auf die teuerste Variante bedeuten. Sie würde eine eigentlich sehr menschennahe Einrichtung bürokratisch zentralisieren. Sie würde die Möglichkeit nehmen, pragmatisch auf die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Bundesländern Rücksicht zu nehmen. Sie würde vor allem den Wettbewerb zwischen einzelnen Modellen abschaffen. Denn eine gute neue Idee hat eine neun Mal bessere Verwirklichungs-Chance, wenn sie sich anfangs nur in einem Bundesland etablieren muss. Ist eine Neuenführung schlecht, wird sie wieder verworfen oder zumindest im Großteil der Republik nicht übernommen. Bewährt sie sich, wird sie erfahrungsgemäß bald anderswo übernommen, falls nicht lokale Bedingungen dagegen sprechen. Und da sollten wir einmal ganz genau seriöse Studien abwarten, ob bei Tagesmüttern aufwachsende Kinder sich vielleicht besser entwickeln als die in Kindergärten, ob die akademische Bildung einer Kindergärtnerin wirklich zu besseren (schulischen, charakterlichen usw.) Ergebnissen führt oder ob nicht die Auswahl solcher Betreuerinnen viel wichtiger ist, bei denen sich die Kinder jeden Morgen gern abliefern lassen. In fast jedem Bereich ist der Wettbewerb der Ideen und die Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten besser als die Einfalt. Es sei denn, die Vielfalt vervielfältigt die Kosten, wie etwa bei technisch-administrativen Vorschriften und Genehmigungsverfahren. Was hier nicht der Fall ist. Warum dennoch manche Bundesländer den Marek-Vorschlag nicht gleich abgelehnt haben, ist klar. Sie wittern auf Grund ihrer Erfahrungen sofort wieder eine Chance, um beim Bund mehr Geld zu verlangen. Was alle Steuerzahler freuen wird. Gerade in einer Phase, wo die Bundesländer an vielen Fronten unter Druck gesetzt gehören, durch Änderungen am Föderalismus, durch Abbau ihrer Repräsentations- und Reptilienfonds sparen zu helfen, ist ein Vorschlag kontraproduktiv, bei dem Änderungen am Föderalismus Kosten verursachen. Mareks Vorstoß erweckt also ganz stark den Eindruck, dass es wieder einmal nur darum gegangen ist, wieder einmal in die Medien zu kommen. Zwingend logisch ist daran aber nichts. Und wenn es wirklich in einem Bundesland einen relevanten Missstand geben sollte, könnte man - oder Mareks Partei - diesen ja bei der nächsten Landtagswahl zur Debatte stellen und auf demokratischem Weg beenden. Ganz ohne sozialtechnokratische Überregulierung.

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Wie es zur Bürokratie kommt

13. Januar 2010 02:08 | Autor: Andreas Unterberger

Noch eine kleine Fußnote zur Asyldebatte: Warum nicht den Vorschlag eines kleinen Erstaufnahmezentrums in jedem Bundesland statt dreier großer verwirklichen? So wie doch schon jedes Bundesland seine Quoten für die Aufnahme von Asylwerbern nach der Erstaufnahmeprozedur hat. Das klingt nach einem Stein der Weisen, gerecht und ausgewogen und klein und harmlos. Aber: Abgesehen davon, dass etliche Länder auch jetzt schon ihre eigentlich durch einen feierlichen Staatsvertrag zugesagten Quoten nicht einhalten, wäre jene Variante ein absoluter bürokratischer Horror: Denn dann müssten die Beamtenstrukturen, die es derzeit in zwei und laut Regierungsübereinkommen bald in drei Stellen gibt, neun Mal geschaffen werden: Neben den allgemeinen Aufsichts- und Kommandostrukturen braucht es da überall Experten für Fingerabdrücke, für medizinische Untersuchungen (geben sich doch gerne 30-Jährige auf Ratschlag von Flüchtlingshelfern als 17-jährig aus, um bessere Chancen zu haben) oder  für die dokumentarische Prüfung von Pässen (sofern diese nicht auf Ratschlag von Caritas & Co vor dem Asylantrag weggeworfen worden sind). Und alles natürlich doppelt und dreifach, für Urlaube und Krankheiten der Beamten. An diesem Vorschlag kann man geradezu exemplarisch zeigen, warum die Bürokratie immer mehr anschwillt, statt zu schrumpfen. Die Ursache heißt: Entscheidungsunfähigkeit und Feigheit der Politik. Fast müssen einem die Beamten leid tun, die an Stelle der Politik so oft geprügelt werden.

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Fußnote 52: Heinisch-Hoseks Magen

12. Januar 2010 18:27 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ und das Asylantenzentrum. Ein Slalom ist eine gerade Autobahn gegen den Schleuderkurs der SPÖ in Sachen Asyl. Besonders kühn ist da die Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek unterwegs. Binnen weniger Stunden ist da zuerst die Idee einer Internierung der Erstasylwerber für sie eine solche, die ihr den Magen umdrehe. Tags darauf  ist plötzlich alles offen, man solle sich die Idee rechtlich genau anschauen und eine Lösung finden, nicht einmal die Experten seien ja einig. Offenbar hat die Umdrehung ihres Magens auch eine totale Umdrehung ihrer Ansichten ausgelöst. Oder sie braucht halt einen Tag, bis ihr ein Spin Doctor sagt, welche Überzeugungen sie zu haben hat. Das alles ist sehr ermutigend - ein Land das solche Zuerst-reden-dann-denken-Minister hat, kann ja ganz unbesorgt in die Zukunft gehen . . .

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Muß man die Nationalbank wirklich verstaatlichen?

12. Januar 2010 06:25 | Autor: Andreas Unterberger

Die Nationalbank wird zur Gänze verstaatlicht. Endlich gibt es wieder einmal eine Idee in der Regierung, die auf allgemeine Zustimmung stößt. Ist der Vorschlag deswegen auch gut? Nun, es kann kein Zweifel sein, dass es ein schlechtes Bild gibt, wenn einige der von der Nationalbank geprüften Banken auch gleichzeitig an dieser beteiligt sind. Freilich: Man hätte die Prüfungskompetenz auch ganz der Finanzmarktaufsicht überlassen können. Aber das hätte die SPÖ wohl nie akzeptiert, weil diese FMA ein eher schwarz strukturiertes Produkt aus der schwarz-blauen Periode ist. Und weil die rot dominierte Nationalbank Gehälter zahlt, die um ein Drittel bis zur Hälfte über jenen der FMA liegen (alter Wahrspruch: Wo rot drauf steht, sind Privilegien drinnen). Gewiss könnte man sagen, dass zwei Prüfungs-Institutionen besser sind als eine. Die Erfahrung deutet aber eigentlich eher in eine andere Richtung: Je mehr Prüfungen es gibt, umso eher besteht die Gefahr, dass sich einer auf den anderen verlässt. Dass also nur die Spesen, nicht die Effizienz vermehrt wird. Man sollte sich dem Thema Nationalbank freilich aus ganz anderer Richtung nähern: Je näher diese dem Staat ist, umso gefährlicher ist es. Immerhin waren fast alle Chefs der österreichischen Nationalbank davor sehr klar profilierte Politiker. An dieser Problematik ändert auch der Zusammenschluss der diversen Nationalbanken in der Europäischen Zentralbank nichts, weil auch in anderen Ländern der Staat seinen Einfluss zu erhöhen versucht. Amerika hat gezeigt, dass eine zu staatsnahe Notenbank gerne zu freizügig mit dem Geld umgeht, weil das den Regierungen das Handeln erleichtert. Daher haben die Notenbanken fast nie rechtzeitig gehandelt, als sich die Überversorgung an Geld zwar nicht in einer Inflation äußerte (die wurde dank der Billigimporte aus China weitgehend vermieden), aber in den diversen Blasen: in der Immobilienblase, in der Aktienblase. Überall gingen Preise bzw. Kurse mit dem billigen Geld in die Höhe. Bis die Sache einmal platzen musste. Auch jetzt kümmert sich ja niemand um die steilen Anstiege von Gold-, Aktien- und Wohnungspreisen. Denn solange ein Gewerkschafter klagt "Aber, die Arbeitslosigkeit!", solange gibt es politischen Druck, mehr Geld in den Markt zu pumpen. (Und ich kann mich nicht an Zeiten erinnern, wo die Gewerkschaft nicht gejammert hätte.) Daher gibt es dauernd Defizite und zu niedrige Zinsen. Soll man also die Zentralbank privatisieren? Und wenn ja, wer soll dieses Privileg bekommen? Das sind zwei mehr als legitime Fragen. Einige liberale Denker haben da hingegen ganz ein anderes Rezept: Warum soll es nicht mehrere Notenbanken geben, die in Wettbewerb zueinander Geld ausgeben dürfen? Das würde zu einem Wettbewerb verschiedener Währungen führen. Und die besseren Währungen würden die schlechteren verdrängen. Das würde Disziplin erzwingen. So haben zum Beispiel in Osteuropa die westlichen Währungen (Dollar, D-Mark, in Rumänien war das sogar eine Stange einer bestimmten amerikanischen Zigarettenmarke) in hohem Ausmaß die eigenen östlichen Währungen verdrängt. Diese waren von den politisch gesteuerten Zentralbanken angesichts der flauen Wirtschaftsentwicklung in viel zu üppigem Umfang ausgegeben worden. Ähnliches spielt sich ja auch bei uns heute ab: Die Menschen flüchten in starkem Ausmaß mit ihren Ersparnissen in Eigentumswohnungen oder in Gold. Denn: Auch wenn es ein Währungsmonopol gibt, suchen sich die Menschen Ersatzwährungen, wenn das Vertrauen in die offizielle Währung schrumpft. Und oft merken das weder Politik noch Zentralbanken. Warum also nicht diskutieren, ob es mehrere unterschiedliche - und damit natürlich private - Währungsemittenten geben darf? Wie überall braucht es klare Transparenz und Regeln durch den Staat, aber es braucht nicht den Staat als handelnden Akteur.

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Asyl: Stimmungsmache auf Österreichisch

12. Januar 2010 05:14 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist immer wieder erstaunlich, wie ernst manche Medien noch immer den Verfassungsrechtsprofessor Heinz Mayer nehmen. Obwohl sich seine Instant-Aussagen häufig sehr stark von dem entscheiden, was später der Verfassungsgerichtshof zur gleichen Frage meint. Das erinnert stark an die ständigen Strafanzeigen des aus der gleichen Ecke kommenden Peter Pilz, die dann auch fast ausnahmslos in der großen Rundablage der Staatsanwaltschaft landen. Denn kaum ist eine Frage entstanden, formuliert Mayer in wohlgesetzten Worten schon die Antwort, seine Antwort. Und es ist immer eine linke (hat daher vielleicht nicht allzuviel mit Recht zu tun). Daher wird sie natürlich auch mit Begeisterung von ORF&Co zitiert. Andere Juristen, die ganz andere Antworten haben, werden hingegen totgeschwiegen. Herr Mayer war also in der Causa Flüchtlingsaufnahme-Zentrum zuerst der Meinung, dass die Baulandwidmung den Bau des Zentrums verhindert (als ob es irgendwo eine Widmung "Asylzentrum" gäbe). Nun bezeichnet er die Ausgangssperre für die Flüchtlinge während der Tage der Erstaufnahme als verfassungswidrig; wieder im Gleichklang mit Rot und Grün. Ohne auch nur einen Buchstaben eines Wortlauts zu kennen. Was für seriöse Juristen normalerweise eigentlich die unabdingbare Grundlage jeder seriösen Bewertung ist. Für seriöse Juristen. Als hingegen die SPÖ eine Volksabstimmung im südlichen Burgenland verkündete, hatte Herr Mayer keine verfassungsrechtlichen Bedenken. Auch nicht, als Werner Faymann diese Abstimmung gegen alle Kritik mit der seltsamen Begründung verteidigte: "Aber das heißt doch nicht, dass wir die direkte Demokratie abschaffen." Als ob in unserer Verfassung die direkte Demokratie stünde. Oder als ob es gar eine spezifische direkte Demokratie für das südliche Burgenland gäbe (das ist bekanntlich eine geographische Einheit, die aber rechtlich nirgendwo verankert ist). Aber all das ist für Herrn Mayer offenbar in Ordnung. Oder agiert er etwa nur deswegen so, damit er und sein gleich gestrickter Kollege Funk ein fast exklusives Monopol auf juristische Meinungsäußerungen im ORF behalten? Dass sich beispielsweise deren Verfassungsrechts-Kollege Raschauer in ganz gegenteiliger Richtung geäußert hat, wird dort jedenfalls total totgeschwiegen. Ähnlich frei jeder Logik ist auch das Argument von SPÖ sowie Caritas-Chef Küberl (und damit natürlich auch des ORF), dass der Bau eines Erstaufnahmezentrums ja überhaupt kein Problem wäre, hätte die Innenministerin das nicht auf die heimliche Tour versucht. Und hätte sie zumindest den Koalitionspartner eingeschaltet (was bekanntlich in Sachen Vertraulichkeit gleichbedeutend mit einem doppelseitigen Inserat in "Krone" und "Standard" ist). Es kann jedoch überhaupt keinen Zweifel geben: Auf Grund der Erfahrung der letzten Jahre wird es keine Gemeinde geben, in der die Bürger freiwillig einem solchen Bau zustimmen. Genausowenig, wie der Bau eines Truppenübungsplatzes, einer Mülldeponie, eines Kraftwerks, einer Autobahn auf die Zustimmung der jeweiligen Anrainer stoßen kann. Besonders heiter wird dieses SPÖ-Argument durch die Person des nunmehrigen SPÖ-Unterhändlers Darabos: Er war es nämlich selbst, der vor Jahr und Tag total heimlich und gegen den Widerstand des Koalitionspartners über eine Reduktion des Abfangjäger-Kaufs verhandelt hat. Mit bekanntem Ergebnis: Österreich zahlt nun für jedes einzelne der Flugzeuge deutlich mehr, dafür sind diese aber schlechter ausgerüstet. Übrigens alles nachzulesen in einem vernichtenden Rechnungshofbericht über den Alleingang von Darabos. Als Fußnote sollte man freilich hinzufügen, dass die ÖVP jedes Mal unfähig geschwiegen hat: Sie hat keinen Misstrauensantrag gegen Darabos gestellt; sie gibt dem ORF 160 Millionen, damit er weiter mit schwerer linker Schlagseite unterwegs sein kann. Noch einmal zurück zum vorgeschlagenen Ausgehverbot für die Asylwerber: Irgendwie ist das genau dasselbe wie das Ausgehverbot, das wir einst als junge Rekruten in den ersten Wochen des Präsenzdienstes hatten. Ganz automatisch, ohne dass wir etwas ausgefressen hätten. Meines Wissens galten damals dieselbe Verfassung und dieselbe Menschenrechtskonvention. Sollten die Gerichtshöfe am Ende dennoch ein solches striktes Ausgehverbot wirklich für verfassungswidrig erklären, dann haben die Juristen volle Arbeit geleistet: Fiat iustitia pereat mundus. Hauptsache, man hat irgendwelche immer zugespitzten Rechtsansprüche herausdestilliert, damit irgendeiner stolz in die juristischen Geschichtsbücher eingehen kann. Ob die Republik darob an ihrer Handlungsunfähigkeit zugrunde gehen muss, ist doch egal. Aber das enthebt die SPÖ nicht ihrer Verantwortung: Statt sich allzusehr hinter der angenommenen Ansicht des Verfassungsgerichts zu verbergen, könnte sie ja zur Lösung beitragen: durch Mitstimmen bei einem Verfassungsgesetz, das ein solches Ausgehverbot vorschreibt. Die SPÖ ist ja eine Partei, die doch neuerdings den Willen der Menschen so hochschätzt. Oder wartet sie, bis Herr Dichand ihr das vorschreibt? Auf ein Zickzack mehr oder weniger kommt es ihr zumindest dann nicht an, wenn das Orakel aus der Muthgasse es so verlangt. Und jene, die aus falsch verstandener Humanität gegen dieses Ausgehverbot sind, sollten noch zweimal nachdenken: Wenn sie ihren Widerstand gegen alles und jedes zu bunt treiben, dann könnte damit vielleicht eines Tages das ganze verteidigte Rechtsgut kippen. Das heißt, wenn die Asylantenaufnahme unmöglich gemacht wird, dann gibt es halt kein Asylrecht mehr. Was dann auch weniger links denkende Menschen als Mayer, Küberl und Funk bedauern würden.

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Kampusch - ein Akt ist geschlossen

11. Januar 2010 09:38 | Autor: Andreas Unterberger

Der Fall Kampusch ist nun für die Behörden endgültig erledigt. Aber uns bleibt das Menschenrecht zu zweifeln. Freilich: Trotz aller anhaltenden Zweifel muss man es wohl für richtig halten, dass es keine ausreichenden Beweise gibt, den Freund des Entführers unter dem Vorwurf einer Mittäterschaft anzuklagen. In dubio pro reo, sagen die Juristen dazu. Es sind eben nicht alle Vorgänge auf dieser Welt ausreichend unserem Wahrheitsdrang zugänglich. Und schon gar nicht dann, wenn das Opfer - und das war Frau Kampusch in jedem Fall, ebenso wie sie der wichtigste Zeuge bleibt - konsequent bei einer bestimmten Darstellung der Dinge bleibt. Da kann man zwar lange über das sogenannte Stockholm-Syndrom nachdenken, also darüber, dass Opfer einer Entführung im Lauf der Zeit zu Sympathisanten der Täter werden. Am Ergebnis ändert das wenig. Das Thema wird also wohl noch lange Autoren den Stoff bieten, sich an der Herstellung eines Bestsellers zu versuchen, um kreative Thesen zu beweisen. Ein Mayerling der Nachkriegsgeschichte gewissermaßen. Ziemlich problematisch bleibt jedoch im Rückblick das Verhalten der Staatsanwaltschaft. Diese hatte ja schon nach wenigen Wochen die Erhebungen eingestellt. Offenbar haben die Staatsanwälte hellseherische Fähigkeiten: Sie haben offensichtlich im Vorhinein gewusst, dass der umstrittene Freund des Täters nach mehrfacher Änderung seiner ursprünglich extrem unglaubwürdigen Aussagen schließlich Jahre später eine Variante präsentieren wird, die sich als unwiderlegbar erweisen wird. Daher waren sie offenbar im Recht, schon vorzeitig alle verdächtigen Indizien zu ignorieren. Sie hatten auch hellseherisch vorhergewusst, dass die Augenzeugin der Entführung - deren Aussagen sich sonst durchwegs als richtig erwiesen haben - letztlich bei der  x-ten Vernehmung dann nicht mehr hundertprozentig sicher war, zwei Männer gesehen zu haben. Aber schließlich ist diese Zeugin ja eine Ausländerin. Und ein geschlossener Akt der beste Akt.

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Fußnote 51: Die Maßstäbe sind relativ

10. Januar 2010 08:17 | Autor: Andreas Unterberger

Also sprach der Herr Bundesminister vor kurzem: "Die Pensionshöhe wird sich ändern. Wer mehr als die Existenzabsicherung will, muss privat vorsorgen." Ungeheuerlich, schon wieder ein brutaler Anschlag auf wohlerworbene Rechte, aus dem eisige soziale Kälte spricht, der zweifellos im Auftrag der kapitalistischen Verwertungsinteressen der Privatversicherer erfolgt, welche das ASVG-System madig machen wollten. Doch halt, wo blieben die Demonstrationen des ÖGB und die in solchen Fällen üblichen Streikdrohungen? Hängt  ihr Ausbleiben damit zusammen, dass die Einsicht in die Notwendigkeiten gewachsen ist? Oder damit dass die Äußerung von Rudolf Hundstorfer, einem Sozialdemokraten, stammt?

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Metternichs Wiedergeburt zu Wien

09. Januar 2010 08:32 | Autor: Andreas Unterberger

In Wien lebt es sich gefährlich. Denn hier ist die Meinungsfreiheit auf einem Niveau, das intensiv an das System Metternich erinnert, also an die Jahre vor 1848 - und an andere Perioden mit einem ähnlich geringen Niveau der Rechtsstaatlichkeit, in denen jede unerwünschte Meinungsäußerung bestraft worden ist. Da Unkenntnis nicht vor Strafe schützt, sei hier als Leserservice das "Wiener Antidiskriminierungsgesetz" (samt eigener Landesverfassungsbestimmung) in Erinnerung gerufen, mit dem in dieser Stadt seit 2004 im Grund fast jede kritische Äußerung mit 1090 Euro bestraft werden kann. Das Gesetz ist bisher trotz seiner Ungeheuerlichkeit nicht als Verletzung der Bundesverfassung und der Menschenrechtskonvention aufgehoben worden. Offenbar fürchtet jeder, wenn er gegen das Antidiskriminierungsgesetz ist, dass er dann selbst als Diskriminierer dasteht. Das Gesetz verbietet jedenfalls - unter vielem anderem - die "Belästigung" auf Grund der Religion, der Weltanschauung, des Alters und der sexuellen Ausrichtung. Eine solche Belästigung liegt vor, wenn ein Verhalten gesetzt - oder noch gummiparagraphenartiger: wenn "ein Umfeld geschaffen wird" - das als "Anfeindung" eingestuft werden kann, das die Würde dieser Person verletzt und "von dieser Person als unerwünscht angesehen wird." Dadurch wird nun vieles strafbar. Etwa Kritik an der islamischen Glaubensgemeinschaft, weil sie immer wieder enge Kontakte zu terrornahen Gruppierungen unterhält, oder am Wiener Bürgermeister, weil er auf Grund seiner Weltanschauung einem Massenmörder ein Denkmal gesetzt hat. Dass solche Vorwürfe, pardon "Anfeindungen", die Würde des Kritisierten verletzen und unerwünscht, also strafbar sind, kann man nun umso leichter behaupten, als die Beweislast großteils umgekehrt ist und als auch ein bloßer Wahrheitsbeweis nichts hilft. Was jeden Kritiker, der nicht in ein anderes Bundesland auswandert, in einer schwierige Situation bringt. Wie soll man etwa beweisen, dass Kritik erwünscht gewesen ist? Natürlich ohne es zu wagen, die Wiener SPÖ-Gemeinderäte anzufeinden - da sei schon dieses Gesetz vor -, erlaube ich mir noch ganz abstrakt und dezent darauf hinzuweisen, dass eine solche Beweislastumkehr vor allem für Unrechtsstaaten typisch ist. Und dass sie so wie die Knebelung der Meinungsfreiheit diametral jenen Bürgerrechten widerspricht, die sich die Österreicher und nicht zuletzt die Wiener 1848 und 1867 erkämpft haben. Irgendwie fragt man sich da nur noch: Wäre es nicht einfacher, man würde einfach alle bestrafen, die nicht der Weltsicht Michael Häupls, seiner Political-Correctness-Wächter und informellen Mitarbeiter sind?

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Fußnote 50: Berliner Masochisten

09. Januar 2010 07:09 | Autor: Andreas Unterberger

Die neue deutsche Koalition liegt sich rascher als jemand annehmen konnte, peinlich kleinlich in den Haaren. Über Steuern, über den Umgang mit den Vertriebenen, über den Türkei-Beitritt. Also eine Riesenchance für die Sozialdemokraten. Was tun diese? Sie bringen den Entwurf zu einer Verfassungsänderung ein - mit einem einzigen Inhaltspunkt: Mehr Rechte für "Lesben, Schwule, Transgender, transsexuelle und intersexuelle Menschen" (was auch immer die im einzelnen seien). In der Fußballersprache ist das ein Elfmeter, der bei der Cornerfahne landet . . .

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Schmieds Enttarnung

08. Januar 2010 11:57 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist natürlich gut, wenn der Unterrichtsministerin am Jahresende 120 Millionen Euro übrigbleiben, die nun doch nicht durch die Bundesimmobiliengesellschaft gestundet werden müssen. Was ja nur eine andere Form des Schuldenmachens ist. Es ist aber auch gut, dass das ständige aufgeregte Getue der Ministerin - etwa, dass sie dringend mehr Geld brauche - als irrelevant entlarvt ist. Und dass sie von Zahlen und Wirtschaften nichts versteht, hat ja wohl schon ihr penetrantes Schweigen zur Kommunalkredit gezeigt, die kurz nach ihrem Abgang zu Lasten des Steuerzahlers in den Abgrund gefahren ist.

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Fußnote 49: Es schneit, na und?

08. Januar 2010 06:19 | Autor: Andreas Unterberger

Großbritannien war in weiten Teilen durch ungewohnte Schneefälle lahmgelegt. In China und Südkorea gab es in dieser Woche die größten Schneemengen seit 50 beziehungsweise 70 Jahren. Auch bei uns schneit es ordentlich. Na und? Es ist Winter. Aber gab es da nicht Politiker, die jede sommerliche Hitzewelle als den ultimativen Beweis des von ihnen so geliebten globalen Klimawandels bezeichnet haben? Wird nun beispielsweise Nikolaus Berlakovich auch aus diesem Schnee große wissenschaftliche Erkenntnisse ziehen?

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Wir studieren wieder - aber was?

08. Januar 2010 01:08 | Autor: Andreas Unterberger

An der Wiener Uni gab es also am ersten Tag nach den Ferien (und der zweiwöchigen Not-Schließung sämtlicher Einrichtungen der Hauptuni) in allen Hörsälen normalen Betrieb - freilich unter Aufsicht von Sicherheitspersonal. Dessen Kosten wird man noch zu den übrigen Besetzungskosten hinzurechnen müssen: Renovierung, Anmietung von Ersatzquartieren usw. Da wird bald nicht mehr viel von den 34 Millionen überbleiben, die Johannes Hahn den Unis zusätzlich versprochen hat. Ob nun endlich Ruhe - aber auch die notwendige Ernsthaftigkeit - für eine Diskussion der wahren Probleme der Universitäten einkehren wird, ist zweifelhaft. Ein Thema müssten da die dringend notwendigen Beschränkungen des Zugangs zu den heil- und vor allem sinnlos überlaufenen Studienrichtungen sein. Die entscheidende Frage lautet: Soll man jetzt, wie es manche fordern, die überlaufenen Studienrichtungen  mit neuem Geld und Personal fördern - oder soll man vielmehr jene Studienrichtungen besser finanzieren, deren Absolventen dringend benötigt und gesucht werden? Zur Illustration des Problems einige Zahlen von der Universität Wien. Dort schaffen im Jahresschnitt pro Professor 7,5 Studenten ihren ersten Abschluss. Rund doppelt so viele sind es bei Psychologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Übersetzen und Dolmetschen sowie Sport. Rund dreimal so viele sind es bei den Ernährungswissenschaften. Mehr als sechs Mal so viel sind es bei der Publizistik. Da ist nicht einmal der Hauch eines seriösen Studiums mehr möglich. Das sind Diplome zum Großhandelspreis. Ohne große Generalisierung kann man aber auch sagen: Das sind praktisch durchwegs Studien, wo die gegenwärtige Überproduktion der Gesellschaft absolut nichts bringt, die nur nach einem der beiden Mottos  studiert werden: "Der leichte Weg zum Magister (oder jetzt Bacc.)"  und "Es klang halt irgendwie interessant". Eine mutige Uni-Leitung und ein mutiger neuer Minister würden wissen: Jeder weitere Posten in diesen Studienrichtungen ist eine Verschwendung von Steuergeld. Wenn sich schon die jungen Menschen selbst durch die Wahl eines nicht nachgefragten (und in Studienrichtungen wie Publizistik und Politologie auch wissenschaftlich sehr schlechten) Studiums schaden, wenn schon die SPÖ eine effiziente Studienzugangs-Regulierung verhindert, dann darf man nicht auch noch zum Mittäter des Wahnsinns werden und dort sinnlos Steuergelder verschwenden. Freilich: Gerade die Studenten vieler dieser Studienrichtungen sind die fleißigsten Protestierer. Daher deutet alles darauf hin, dass Minister und Rektoren ihnen nachgeben werden. Denn statt mutiger Führung herrscht bei ihnen nun angsterfüllt eine einzige Devise: "Dialog, Dialog" - der freilich nicht mit der Masse oder den interessantesten Studenten, sondern immer nur mit den lautesten geführt wird. Statt das Geld für Techniker, Naturwissenschafter, Ökonomen, Mediziner, aber auch eine breite (und pluralistische!) geisteswissenschaftliche Basis auszugeben. Wo es wirklich sinnvoll angelegt wäre. PS: Auch die tollen Kleinuniversitäten sollten ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommen (ohne auf die Straße gehen zu müssen). Etwa die Leobener Montanistik oder die Wiener Musikunviersität: Auf letzterer hat sich übrigens vor kurzem eine frustrierende wie bezeichnende Tragödie abgespielt: Jener Absolvent, der in der 200-jährigen Geschichte der Uni als erster "sub auspiciis" promoviert hat, hat trotz mehrerer Bewerbungen dort keinen Job bekommen. Wahrscheinlich deshalb, weil er bei seinem Studium weder einen Klima-, noch einen Gender-, noch einen NS-Aufarbeitungs-Schwerpunkt gesetzt hat. Also weil er keinem der drei derzeit am stärksten forcierten Trends gefolgt ist . . .

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Mister Präsident ist verantwortlich

08. Januar 2010 00:45 | Autor: Andreas Unterberger

"Wenn das System versagt, liegt das in meiner Verantwortung." Ein prachtvoller Satz, den Barack Obama da zu den Pannen der amerikanischen Geheimdienste gesagt hat, durch die beinahe ein verheerender Terroranschlag möglich geworden ist. Wann ist zuletzt einem hiesigen Politiker ein ähnlicher Satz eingefallen? Vielleicht könnte dieser Satz aber auch einmal Anlass sein nachzudenken, dass es nicht bei allem, was nicht perfekt läuft, einen Schuldigen geben muss - vom Terroristen und seinen Hintermännern einmal abgesehen. Wir sind weder allwissend noch allmächtig. Erst seit der Erfindung der Computer glauben wir dies offenbar zu sein und haben 60.000 Jahre Menschheitsgeschichte vergessen, in denen allen Menschen völlig klar war, dass wir sehr wenig wissen und dass ständig etwas passieren kann. Wenn der - zum Glück gescheiterte - Terrorist irgendwo auf einer Liste unter 500.000 Verdächtigen steht, dann ist es durchaus nachvollziehbar, dass er halt auf einer zweiten Liste nicht steht. Pannen dieser Größenordnung werden immer passieren, auch wenn die Menschen aus jedem Fehler weiter dazulernen. Systeme werden überdies bisweilen durch ständiges Nachbessern auch überkompliziert und damit sogar vermehrt fehleranfällig. Es gibt aber zwei Berufsgattungen, die es jedoch in einer Art professionellen Neurose nicht hinnehmen können, dass Fehler ohne einen namentlich haftbaren Schuldigen passieren. Eine davon sind die Juristen. Die noch schlimmeren Jagt-den-Schuldigen-Typen sind die Journalisten. Diese müssen einfach jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treiben, sonst wird ihnen fad. Ihnen allen ist nun irgendwie, wenn auch bloß kurzfristig der Wind aus dem Segel genommen, weil der amerikanische Präsident so fair ist, keinen Untergebenen für eine offensichtliche Systempanne zu blamieren, sondern selber die Verantwortung auf sich zu nehmen. Obwohl natürlich jeder weiß, dass ein Präsident nicht dazu da ist, um selber Listen mit Terrorverdächtigen zu führen. Obama hat aber überdies wohl auch erkannt, dass ein ständiges Köpferollen zwar gute Schlagzeilen bringt, dass es aber jede Organisation schwer erschüttert und oft auf Jahre außer Tritt bringt.

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Faymann – ein Lebenslauf

07. Januar 2010 07:07 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Leser des Tagebuchs hat mich auf den Lebenslauf des Bundeskanzlers aufmerksam gemacht. Zu Recht. Denn dieser ist absolut erschreckend. Es findet sich in der offiziellen Selbstdarstellung keine einzige Station, die etwas mit Leistung, mit Wissenserwerb oder den Herausforderungen des wirklichen Lebens zu tun hätte. Wenn man der offiziellen Homepage des Bundeskanzleramtes folgt, dann gibt es nur eine einzige Dominante im Leben des Werner Faymann: Die Partei und Funktionen, durch die er sich in der Partei hochgedient hat oder die er durch die Partei erworben hat. Sogar die Matura, die er nach anderen Informationen schon irgendwie geschafft hat, wird dort verschwiegen. Unwichtig. Wichtig ist nur, was er in der Sozialistischen Jugend gemacht hat, auf welche dick gefüllte „Fonds“ er Zugriff gehabt hat und ähnliches. Man geniert sich nicht einmal,  in einem einzigen Satz folgende zwei Sachverhalte zusammenzufügen: „1985 zog Faymann als jüngstes Mitglied in den Wiener Landtag ein und wurde Konsulent für die Zentralsparkasse …“ Damit gibt man zumindest unbewusst einen engen Zusammenhang zwischen diesen beiden Sachverhalten zu: Die Zentralsparkasse, die später trotz der von ihr eroberten stillen Reserven aus der Creditanstalt nicht mehr lebensfähig war und ans Ausland verkauft werden musste, hatte damals einfach einen 25-jährigen SPÖ-Gemeinderat angestellt. Damit der halt auch einen Job hat. Und zwar als „Konsulent“, also in einer Funktion ohne Präsenzpflicht. Normalerweise werden in der wirklichen Wirtschaft freilich nur Manager mit langjähriger Erfahrung „Konsulenten“, also Menschen, deren Ratschläge auch wirklich gesucht werden. Wie oft wird damals wohl jemand den Rat des jungen Herrn ohne jede Vorbildung gesucht haben? Faymanns Lebenslauf ist eine entlarvende Visitenkarte für diese Republik.

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Fußnote 48: Kärnten erfindet das Bankwesen neu

07. Januar 2010 06:14 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist schon spannend, wenn man sich anschaut, warum die Kärntner auf den nach dem Hypo-Crash verwegenen Gedanken gekommen sind, schon wieder für eine neuzugründende Bank Haftungen zu übernehmen. Sie wollen solchen Firmen Kredite geben, die solche wegen ihrer schlechten Bonität bei den Banken nicht bekommen. Da hat Kärnten ja offenbar wieder alle Chancen, dass diese Kredite auch nicht zurückgezahlt werden können. Aber diesen Teil des Bankgeschäftes haben die Kärntner Politiker ja noch nie verstanden. Und bei der ÖVP verweist man darauf, dass solche Kredite ohnedies das Austria Wirtschaftsservice gebe. Das ist freilich auch nicht sehr beruhigend: Bundeskredite für nicht kreditwürdige Firmen? Hat man aus der Krise gar nichts gelernt?

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Das Medien-Thermometer der Parteien: BZÖ voran

06. Januar 2010 06:46 | Autor: Andreas Unterberger

Das BZÖ war in den vergangenen 30 Tagen die weitaus meist zitierte Partei Österreichs. Das geht aus den Analysen von mediainsight.biz hervor, deren wichtigste Ergebnisse in einer Zusammenarbeit mit dem Tagebuch nun regelmäßig hier veröffentlicht werden. „Weltexklusiv“ würde wahrscheinlich ein Medium der Herrn Fellner diese neue Untersuchungsmethode nennen: Denn zum ersten Mal werden mit diesen Analysen alle Berichte aller österreichischen Fernsehsender und aller wichtigen Radiosender und Onlineangebote (unmittelbar im Zeitpunkt der Veröffentlichung) ausgewertet, damit natürlich auch aller österreichischen Zeitungen. Die wichtigsten Aspekte der Quantifizierung des politischen Geschehens: Das BZÖ liegt mit 3876 Zitierungen an der Spitze, davon erfolgte freilich alleine am 17. Dezember mehr als ein Viertel. Das bedeutet natürlich, dass die Kärntner Querelen, Parteispaltungen und Schismen die weitaus meiste Aufmerksamkeit auf das BZÖ gelenkt haben. Mit anderen Worten: Dem BZÖ wäre wahrscheinlich in diesem Dezember etwas weniger Aufmerksamkeit lieber gewesen. Am zweiten Platz liegt die Volkspartei: Sie wurde 3213 Mal genannt. Der Höhepunkt war bei ihr der 11. Dezember. Das war der Tag einer umfangreichen Parlamentssitzung mit einer Dringlichen (Klima-)Anfrage an Landwirtschaftsminister Berlakovich, mit dem Ende des U-Ausschusses und dem Scheitern der verfassungsmäßigen Verankerung der Kinderrechts-Konvention. Die dritte Stelle nimmt die FPÖ ein: 3038 Nennungen. Sie hat ebenfalls rund um die Kärntner Querelen viel Scheinwerferlicht auf sich gezogen und damit schon am 16. Dezember die meisten Berichte erreichen können. Deutlich abgefallen sind die Sozialdemokraten: Sie wurden nur 2730 Mal erwähnt. Sie haben bei keinem Thema die inhaltliche Führerschaft erreicht, obwohl sie ja nach wie vor die zahlenmäßig größte Fraktion im Nationalrat stellen. Das Fehlen nationaler Leadership bei der SPÖ zeigt auch das dominante Thema an ihrem stärksten Tag, dem 15. Dezember: Da hat die SPÖ im Burgenland vorzeitige Wahlen beschließen lassen. Katastrophal absent waren die Grünen: Sie wurden 1819 Mal genannt, also nicht einmal halb so oft wie das BZÖ. Die Detailanalyse zeigt bei den Grünen auch kaum einen Tag mit gehäufter Präsenz. Am besten war für sie noch - wie für die ÖVP - der Tag der Klima-Parlamentssitzung am 11. Dezember, an dem die Grünen freilich nur halb so viele Nennungen wie die ÖVP erzielten; ein unangenehmes Grün-Thema an diesem Tag war freilich auch die Auslieferung des grünen Abgeordneten Öllinger an die Strafjustiz. Bei solchen Analysen lässt sich natürlich immer streiten, ob häufige Nennungen gut oder schlecht sind. Tatsache ist jedenfalls, dass der Anteil der Radio-Nennungen von BZÖ und FPÖ im linkslastigen ORF viel niedriger war als bei den Privatradios. Das heißt, dass der ORF trotz aller Dementis regierungs- und zugleich grünlastig ist.

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Nehme nur Steuern, keine Asylanten

05. Januar 2010 11:40 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist wohl bisher der interessanteste Vorschlag, wie die totale Blockade in Sachen Asylantenaufnahme gelöst werden kann. Da offensichtlich nun jeder Bürgermeister und jeder Landeshauptmann Nein zu allem sagt, was mit Asylanten zu tun hat, muss die Republik zu anderen Methoden greifen. Etwa zu solchen, wie sie nun der – derzeit hauptbetroffene – Traiskirchner Bürgermeister Fritz Knotzer vorgeschlagen hat. Der niederösterreichische Sozialdemokrat verlangt unter anderem statt der „zahnlosen“ Bund-Länder-Vereinbarung über die Asylanten-Aufteilung ein echtes Aufteilungsgesetz. Und er empfiehlt, dass die Überweisung der Bundessteuermittel auf die Länder künftig entsprechend der Einhaltung dieses Gesetzes erfolgt. Das wäre ein absolut richtiges Prinzip: Wenn der Bund schon unfähig zur Erfüllung seiner verfassungs- und völkerrechtlichen Pflichten wird, weil alle föderalistischen Institutionen „Nein“ sagen, dann muss der Bund zumindest umgekehrt den Ländern und Gemeinden Gelder in massivem Umfang streichen können. Sonst sollte man die Republik besser gleich zusperren. Der Knotzer-Vorschlag ist eigentlich zwingend und logisch. Freilich noch logischer wäre, dass der Bund bei der Erfüllung seiner Aufgaben nicht von Landesmeistern und Bürgerhauptleuten behindert werden dürfte. Ob das nun über Flächenwidmungen, Baugenehmigungen oder Landesnaturschutzgesetze erfolgt. Denn bisher haben die Länder nur alle fünf Jahre einmal Finanzausgleichsverhandlungen zu führen gehabt. Dabei wurde noch jeder Finanzminister (Molterer, Grasser, Edlinger, Lacina usw.) so unter Druck gesetzt, dass die Länder fast alles bekommen haben, was sie wollten. Denn wenn der Bund Nein gesagt hätte, hätten die Länderhäuptlinge ihren jeweiligen Bundesparteichef gekillt. Und da geht der Überlebenswille jeder Partei vor. Außerhalb dieser alle fünf Jahre stattfindenden Verhandlungstage wollen die Länder nie über das Geld reden, das ihnen der Finanzminister eintreibt. Dafür stellen sie ständig weitere Forderungen an den Bund und ignorieren die Notwendigkeiten des Bundes. Irgendwie schade, dass der gelernte Österreicher in mir fürchtet, eine solche Neuordnung der Länder-Bund-Beziehungen werde nie gelingen. Doch Faktum ist: Kaum stellt sich ein Landeshauptmann wie jener des Burgenlands gegen den Bund, so ist schon bundesweit die gesamte Partei des Landeshauptmannes mit diesem solidarisch. Und vergisst sofort die gemeinsame Regierungserklärung. Wie es derzeit die Herren Faymann und Darabos tun.

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Fußnote 47: Liebes Christkind, bitte einen Atlas!

04. Januar 2010 17:32 | Autor: Andreas Unterberger

Man sollte Werner Faymann ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk machen: einen Atlas. Damit könnte er noch ein bisschen Schulbildung nachholen. Denn für Faymann liegt das Südburgenland nicht in Österreichs Süden (für den er selbst im Regierungsprogramm die Errichtung eines Asylantenzentrums vorgeschlagen hat). Oder gibt es in der Faymannschen Geographie noch einen heimlichen Zusatz zum Wort "Süden"? Etwa dass dieser immer nur dort liegen dürfe, wo nicht die SPÖ regiert, also derzeit in Kärnten und Osttirol …

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Die Justiz und der Anstand

04. Januar 2010 11:32 | Autor: Andreas Unterberger

In der österreichischen Strafjustiz geht zunehmend das Gefühl für Anstand und Gehört-sich verloren. Dieser Eindruck entsteht, wenn man sich etwa die Fälle Kampusch oder Elsner genauer anschaut. Bekanntlich hat die Wiener Staatsanwaltschaft in skandalöser Weise alle Hinweise unbeachtet gelassen, dass im Fall Kampusch mehr passiert sei, was eigentlich vor ein Gericht kommen sollte. Das ist dann durch eine Kommission des Innenministeriums aufgedeckt worden, die mit höchstrangigen Juristen besetzt endlich von außen ein Aktivwerden der neuen Justizministerin erzwungen hatte, nachdem die total untätige Vorgängerin von der Koalition rätselhafterweise mit dem höchsten EU-Richter-Posten belohnt worden ist. Nun stand der Vorsitzende dieser Kommission, Ex-Verfassungspräsident Ludwig Adamovich, vor Gericht, weil er – wahrscheinlich mit etwas überscharfen Formulierungen – die Kindheit der Frau Kampusch in ein schiefes Licht gerückt hat. Was deren Mutter zur Privatanklage gegen Adamovich veranlasst hat. Worauf aber schon wieder mehr als Erstaunliches passierte: die Richterin ließ den Wahrheitsbeweis über die Behauptungen Adamovichs einfach nicht zu. Obwohl es eindeutig um Tatsachenaussagen ging, deren Wahrheitsgehalt durchaus spannend und relevant für die Schuld Adamovichs wäre. Dieser Wahrheitsbeweis wäre aber manchen im Wiener Strafjustizapparat wohl nicht sehr willkommen gewesen. Denn dadurch wären jedenfalls erstmals gerichtsöffentlich jene Fakten diskutiert worden, die den ganzen Fall in ein total neues Licht rücken, und die eben von der Wiener Staatsanwaltschaft beharrlich ignoriert worden waren. Wie etwa der nun vom „Profil“ berichtete Aspekt, dass Frau Kampusch ihrem Peiniger zweimal entkommen und freiwillig wieder zurückgekehrt sei. Da ist es ein ganz, ganz blöder Zufall, dass die Richterin im Adamovich-Prozess die Tochter des langjährigen (inzwischen in Pension gegangenen) Leiters der Wiener Staatsanwaltschaft ist, dessen Wirken durch die Adamovich-Kommission in ein ganz schiefes Licht geraten ist. Natürlich soll hier nicht angedeutet werden, dass die Richterin deswegen ihre Pflichten irgendwie vernachlässigt oder mit einer unterschwelligen Anti-Adamovich-Schlagseite verfolgt hätte. Dennoch bleibt eine überaus ungute Optik zurück. Dennoch fragt man sich, warum die Richterin nicht von sich aus die Causa abgegeben hat, um eben jede blöde Optik zu meiden, die nicht nur ihr, sondern der ganzen Justiz schadet. Und warum ihr nicht zumindest ein Vorgesetzter im Grauen Haus einen entsprechenden Rat gegeben hat. Mein langjähriger Chef und Freund, Thomas Chorherr, würde in diesem Zusammenhang wohl wie häufig davon sprechen, dass das Gefühl für Anstand und Gehört-sich zunehmend verloren geht. Das gleiche konnte man ja auch schon bei der Besetzung des Justizministers beobachten, als ausgerechnet die Richterin im Bawag-Prozess aus ihrem unpolitischen Leben in eine sehr politische Aufgabe gestürzt worden ist. Denn der Bawag-Prozess stand praktisch ständig unter dem Verdacht, dass da an einem (vielleicht wegen seiner Präpotenz) politisch missliebig gewordenen sozialdemokratischen Spitzenbanker ein parteipolitisch gefärbtes Exempel judiziert wird. Was zwar sicher nicht stimmt, denn dann hätte auf der dichtbesetzten Anklagebank nicht ausgerechnet Fritz Verzetnitsch gefehlt, der Chef des Gewerkschaftsbundes und de facto damaliger Bawag-Eigentümer, der in Sachen der Bank sehr vieles an den berühmten Gremien vorbei entschieden hat. Die nachträglich entstandene Optik bleibt, dass da eine schwarze Richterin einen roten Banker besonders streng verknackt und diesem zu einer von vielen Juristen als zu lang kritisierten Untersuchungshaft verholfen hat. Noch schlechter wurde die Optik in Richtung Politjustiz dadurch, dass die (persönlich sehr sympathische) Richterin ausgerechnet den im gleichen Bawag-Prozess tätigen (und sachlich exzellenten) Staatsanwalt zu ihrem Kabinettschef gemacht hat. Wie unabhängig und kritisch ist da im Prozess die Richterin dem Staatsanwalt gegenübergestanden? Gewiss: In keinem der angeführten Fälle wurde ein Paragraph verletzt. Aber eigentlich sollte es außerhalb der Paragraphenwelt eben noch einen zusätzlichen Schutzgürtel von Anstand und Gehört-sich geben, um den guten Ruf der Justiz hochzuhalten. Wie sonst soll der einfache Bürger noch Vertrauen in die Justiz haben?

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Der Kriminalitäts-Reigen

03. Januar 2010 08:34 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ja irgendwie beruhigend: Die vielen zugewanderten Menschen in diesem Land finden alle rasch eine Beschäftigung. Nur sind leider, leider die österreichischen Gesetze noch so altmodisch und mögen etliche dieser Beschäftigungen nicht und bezeichnen sie in reaktionärer Art und Weise als kriminell. Dabei  ist die Spezialisierung auf die einzelnen Sparten der Kriminalität durchaus eine spannende Sache. Ein sehr hoher Polizeioffizier kennt sie sehr genau: Der Diebstahl von Autos ist Sache der "Touristen": Sie kommen über die Grenze und sind rasch wieder dahin – samt den Autos. Der Einbruch in Autos ist wiederum ein typisches Delikt von – meist heimischen – Drogensüchtigen, die schnell Geld für neuen Stoff brauchen. Wobei ihnen aber auch einige Kriminaltouristen mit dieser Geldbeschaffungsmethode Konkurrenz machen. Die Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Geschäfte hingegen sind „die“ Spezialität von Asylwerbern. Und da wieder primär der Georgier, Serben und Rumänen (die natürlich auch oft Moldawier sein können). Der Drogenhandel ist wiederum fast komplett in den Händen von Nigerianern. Als ich unlängst abends über die Kaiserstraße fuhr, wartete bei jeder Haltestelle genau einer von ihnen, freilich nicht auf die nächste Straßenbahn. Bei vielen U-Bahn-Stationen sind es oft schon mehrere. Und wer abends an der Volksgarten-Diskothek vorbeigeht (genauso wie bei vielen anderen Jugendtreffpunkten) kann dort oft mehr als zehn von ihnen finden. Was trotz all ihres Wissens freilich die Polizei fast nie zum Eingreifen veranlasst. Dass die Exekutive aber durchaus ihre Fahndungserfolge hat und dass die oben erwähnten Spezialisierungen keine Einbildung eines Polizeioffiziers sind, lässt sich auch an der Vorstrafen-Statistik ablesen: Mehr als 200 Georgier sind schon wegen Einbruchsdelikten vorbestraft, und mehr als 450 Nigerianer wegen Drogendelikten. Und warum werden die unerwünschten Gäste nicht rasch abgeschoben? Einerseits weil sie und die von sogenannten humanitären Organisationen gestellten Anwälte – auch mit Hilfe mancher Gutmensch-Richter – trotz aller Fekter-Reformen noch immer genug Wege zu einem möglichst langen und im EU-Vergleich überdurchschnittlich erfolgreichen Verfahren finden. Andererseits weil oft die wirkliche Herkunfts-Nation nicht immer eruierbar ist. Und drittens, weil jene Länder die Rücknahme ihrer ausgewanderten Landsleute meist gar nicht mögen. Der ungenannt bleiben wollende Polizei-Offizier empfiehlt daher der Republik, nolens volens in die Tasche zu greifen, und jene Länder zu bestechen, dass sie ihre eigenen Früchtchen wieder zurücknehmen. Besonders ärgerlich ist für die oft im unmittelbaren Straßenkampf verwickelte Exekutive – die Nigerianer haben in der Regel sehr sportliche Kräfte – aber auch das Verhalten mancher heimischer Staatsanwälte und Strafrichter. So ist in Wiener Neustadt unlängst ein samt Einbruchswerkzeug erwischter Georgier gegen Gelöbnis wieder freigegangen. Obwohl, zumindest in der Polizeisicht, die sofort verhängte Untersuchungshaft die weitaus beste Prävention gegen die Kriminalitätswelle wäre. Um alle politisch korrekten Menschen zu beruhigen: Nichts an diesem Artikel will indizieren, dass alle Asylwerber oder die Mehrheit kriminell wären. Tatsache ist aber, dass es ein überdurchschnittlich großer Anteil ist. Tatsache ist weiter, dass sich unter den erwischten Wohnungseinbrechern fast keine Inländer befinden - obwohl diese mangels Fluchtmöglichkeit eigentlich viel leichter erwischbar wären. Es möge bitte auch niemand mit der Behauptung kommen, dass die Asylwerber ja stehlen müssten, da sie nicht arbeiten dürfen. Denn Österreich behandelt sie finanziell durchaus gut, sodass niemand aus Not stehlen muss. Dieses von Caritas & Co gerne ausgestreute Argument würde ja bedeuten, dass auch Frühpensionisten die Lizenz zur Kriminalität hätten, weil sie neben ihrem Pensionsbezug nichts verdienen dürfen. Was ziemlich absurd wäre. Unrichtig ist übrigens auch die häufig ausgestreute Behauptung, dass nur jene Österreicher gegen Zuwanderer (ob Asylanten oder Familiennachzügler) wären, die keinen Kontakt mit ihnen hätten. Eine von Andreas Kirschhofer-Bozenhardt vorgelegte IMAS-Studie zeigt im Gegenteil, dass jene Österreicher, die inmitten vieler Zuwanderer leben, viel kritischer gegenüber diesen sind als die anderen. Sie klagen auch signifikant häufiger über den Verfall der Schulen und den Anstieg der Kriminalität.

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Wie wir sparen: eine neue Uni, neue Untersuchungen

02. Januar 2010 06:21 | Autor: Andreas Unterberger

Sie haben es alle miteinander einfach noch immer nicht begriffen. Dass auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich die vielgeschmähten Gesetze der Ökonomie gelten. Deren grundlegendes lautet: Aus Nichts wird nichts. Dennoch werden ständig neue Projekte ohne Rücksicht auf die Kosten in die Welt gesetzt. Da hat sich etwa soeben die Ärzteschaft beim Gesundheitsminister durchgesetzt und drei neue Pflichtuntersuchungen aufs Programm des Mutter-Kind-Passes setzen lassen. Das sind sicher sehr hilfreiche Untersuchungen. Das wird daher auch im ORF-Fernsehen jubelnd vermeldet. Dass das sicher auch den Ärzten neues Geschäft bringt, darf angenommen werden. Und wer das zahlt – das darf in Österreich bekanntlich ignoriert werden. Es sind die Krankenkassen, die gerade unter der Auflage stöhnen, im kommenden Jahr einige hundert Millionen einzusparen. Was sie wahrscheinlich nur mit einigen buchhalterischen Tricks schaffen werden. Dass überdies auch Werner Faymann für eines seiner Luftschlösser gleich eine ganze Milliarde aus dem Gesundheitswesen herauspressen will, hat außer ihm zum Glück ohnedies niemand ernst genommen. Denn in Wahrheit wird es auch mit echten (bisher unter Druck der Länder, der Sozialpartner und der Ärztekammer aber vermiedenen) Reformen im besten Fall nur zu einem Stagnieren der Gesundheitsausgaben kommen können. Die rapide Überalterung der Menschen parallel zu den ständig wachsenden Möglichkeiten der Medizin und Pharmazie wird das Gesundheits-System sicher nicht billiger machen. Das gelingt höchstens dadurch, dass man auf den Scheck „für Gesundheit“ künftig „für Pflege“ schreibt. Das hindert aber manche Bundesländer nicht, schon wieder über neue Ausgaben nachzudenken. So wollen Oberösterreich und Linz eine eigene Medizinische Universität haben. Das soll natürlich der schwer verschuldete Bund zahlen (wobei es ökonomisch völlig gleichgültig ist, ob der Bund dabei ins zu knappe Gesundheits- oder ins zu knappe Bildungsbudget greift). Aber aus Oberösterreich wird geflötet: Österreich brauche mehr Ärzte. Was auch immer schön mit passenden Studien unterlegt wird. Da wird niemand einen Widerspruch wagen – auch wenn der Mangel meist nur in dem an Krankenkassenverträgen besteht. Aber selbst wenn der Ärztemangel wahr sein sollte, dann gibt es viel sinnvollere Wege, zu mehr Ärzten zu kommen, als den Bau einer neuen teuren Universität: Denn im Lande lebt eine große Zahl fertiger Mediziner, die aber nicht Arzt werden können, weil ihnen ein Turnusplatz (für Allgemeinmediziner) oder ein Ausbildungsplatz zum Facharzt fehlen. Sie müssen oft drei Jahre warten, bis sie endlich an die Reihe kommen. In dieser Zeit verlernen sie wohl auch so manches, was sie an der Uni gehört haben. Daher wandern inzwischen viele fertig ausgebildete Austro-Mediziner nach Deutschland ab (also nicht nur die von dort gekommenen Numerus-clausus-Flüchtlinge, die wir ja in generöser Entwicklungshilfe gratis ausbilden). Daher sind viele schon rund 40 Jahre alt, bis sie endlich als voll befähigter Facharzt arbeiten können. Folglich würde eine neue Uni nur die Zahl der Wartenden erhöhen. Stattdessen bräuchte Österreich eine intensive Suche nach mehr Ausbildungsstellen für Jungmediziner und entsprechende organisatorische Reformen. Aber das ist mühsam. Da kann sich kein Politiker ein Denkmal setzen. Da gibt es auch keine neuen prestige- und einkommenfördernden Professorenposten zu vergeben. Also werden die Oberösterreicher weiter ihre Uni-Pläne trommeln. Und irgendwann eine schwache Bundesregierung herumkriegen. So wie die Niederösterreicher bei der missglückten Kremser Uni, die Kärntner einst bei der weitgehend überflüssigen (roten) Uni in Klagenfurt und beim total überflüssigen (blauen) Koralmtunnel, die Tiroler beim hypertrophen Brenner-Projekt, oder die Wiener bei der verschwenderischen Lobau-Untertunnelung. Immer ging es ja nach dem Motto: Ist einmal der erste Euro/Schilling ausgegeben, so folgen die weiteren Schuldenmacher ganz von selber.

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Die Schmerzen der grünen Schikanen

01. Januar 2010 08:50 | Autor: Andreas Unterberger

Es wird zunehmend unerträglich, wie die Bürger von Bürokraten kleinlich schikaniert und in ihrer Freiheit eingeengt werden. Fast immer verwenden diese dafür Vorwände aus dem großen Bereich der grünen Political Correctness. Diese Themen haben sich auch zur idealen Arbeitsbeschaffung für beamtete Schikanierer ausgewachsen. Drei konkrete Beispiele: Das erste hat überraschenderweise sogar das ORF-Fernsehen gebracht. Ein Trachtenmoden-Geschäft suchte zur Betreuung seiner Dirndl-begierigen Kundinnen eine Schneiderin. Worauf der Chef prompt gerügt und mit Strafe bedroht wurde, weil er explizit nach einer „Schneiderin“ gesucht und die Ausschreibung nicht geschlechtsneutral formuliert hatte. Also etwa mit dem sprachverbrecherischen Binnen-I als „SchneiderIn“, was ja von grünen Ideologen und damit auch manchen ORF-Redakteuren sowieso als „Schneiderin“ ausgesprochen wird (was interessanterweise noch von keinem P.C.-Wächter gerügt worden ist). Schmerzhaft peinlich herumredend versuchte die offenbar dafür zuständige (und natürlich von unseren Steuergeldern bezahlte) Gender-Wächterin vor der ORF-Kamera den Unterschied zwischen Gewand-Anproben und Grapschen zum Thema zu machen. Dass etwa auch Kundinnen und Geschäftsbesitzer dabei ebenfalls etwas zu sagen hätten, ist für die Große Schwester natürlich total ausgeschlossen. Das zweite Beispiel stammt aus einer Wiener Stadtrand-Siedlung, die im wuchernden Grün geradezu erstickt (zugegebenermaßen nur im Sommerhalbjahr). Dort wartet ein Grundstückseigentümer schon ein Jahr auf die Genehmigung, eine Fichte, die ein paar Jahre davor noch ein lieber netter Christbaum vor der Haustür gewesen war, fällen zu dürfen. Der inzwischen riesige Baum stellt die relativ kleinen Häuser mitten im grünen Meer von Hunderten Bäumen ringsum fast schon den ganzen Tag in den Schatten. Nicht-Wiener kennen wahrscheinlich nicht die Vorgeschichte dieses absurden Landesgesetzes, das eine solche Selbstverständlichkeit wie das Fällen eines solchen Baumes zum Staatsakt macht: Vor Jahrzehnten hat die Kronenzeitung eine Kampagne zum Schutz einiger vom Fällen bedrohter Bäume gefahren. Das hat die eilfertige Wiener Sozialdemokratie sofort zur Erlassung eines Gesetzes samt einer eigenen Überwachungsbürokratie veranlasst, die nun das Fällen jedes einzelnen Baumes überwacht. Was in engen Innenstadthöfen – bisweilen – sinnvoll sein mag, hat im größten Teil des Wiener Stadtgebietes nur noch den Charakter einer sinnlosen und teuren Bürokratie-Schikane. Das dritte Beispiel kommt aus der Schweiz. Von dort berichtet eine Frau, dass in den Volksschulen die Kinder zwar instruiert werden, zu grüßen – jedoch sollen sie neuerdings dabei nicht mehr „Grüß Gott“ sagen. Denn das könnte die zugewanderten Moslems kränken. Ich las den erzürnten Internet-Brief der Schweizerin unmittelbar, nachdem ich von einem Baumarkt gekommen bin. Wo mir aufgefallen ist, dass mich an der Kassa eine junge Türkin (deren Abstammung auf Grund des Namensschildes eindeutig war) sehr freundlich mit „Grüß Gott“ begrüßt hat, und das auch ganz kopftuchfrei. Was zeigt: Wenn es um einen guten Job geht, gibt es keinerlei Kränkungsgefühle. Alle Beispiele deuten in die gleiche Richtung: Der Unfreiheits-Terror, der unsere Gesellschaft immer mehr quält, stammt gar nicht so sehr von jenen, die angeblich besonders schützenswert sind, von den hier lebenden Moslems oder den Frauen (und natürlich schon überhaupt nicht von den in Wien immer zahlreicher werdenden Bäumen), sondern von einer grün geprägten Gesetzgebung. Diese gibt der Bürokratenklasse ständig neue Folter-Instrumente in die Hand. Und beide empfinden geradezu sadistische Lust dabei, unser ganzes Leben zu regulieren und immer mehr einzuengen, uns vorzuschreiben, wie wir zu reden haben, wen wir anzustellen haben oder was in unserem Garten zu wachsen hat. Das gibt diesen Menschen Macht und noch dazu das (freilich völlig unberechtigte) Gefühl, mit ihrer Machtausübung etwas Gutes zu tun. Irgendwie absurd, dass ausgerechnet die Grünen, die indirekt der Treibsatz hinter all diesen – freilich dann immer von anderen Parteien beschlossenen – Freiheits-Einschränkungen waren, sich in anderen Fragen als Schützer der Freiheit aufspielen, etwa beim Kampf gegen Überwachungskameras. Obwohl diese nur Verbrecher in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken, kaum jedoch die normalen Bürger, die unter den grünen Schikanen leiden. Dazu fällt mir auch ein Interview des oberösterreichischen Landeshauptmannes Pühringer mit einer Mittelschülerzeitschrift ein, wo er auf die Frage nach dem Verwaltungsabbau zu Recht verlangt hat: Da muss man zuerst die Paragraphen abbauen, bevor man jene abbauen kann, die sie vollstrecken. Also: Frisch ans Werk! Die ersten Beispiele für ersatzlos zu streichende Gesetze und Wichtigmacher-Posten sind vorgelegt.

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Herta gegen Karl: Das Match des Jahres

31. Dezember 2009 06:53 | Autor: Andreas Unterberger

Eine Runde gescheiter Menschen, bei der auch ich dabei sein durfte, diskutierte dieser Tage, was denn 2009 das wichtigste Ereignis gewesen sein könnte. Da wurden viele der üblichen Verdächtigen genannt – bis dann jemand zur Überraschung aller sagte: Der Literaturnobelpreis für Herta Müller. Zuerst löste das angesichts der seit Jahren zu beobachtenden Abwertung des Nobelpreises - infolge vieler mehr als seltsamer Ehrungen - Erstaunen aus. Doch zunehmend fand der Vorschlag Verständnis. Aus zwei Gründen. Müllers Ehrung ist erstens eine Art globales Monument für eine 700-jährige deutsche Ansiedlung in Siebenbürgen, die dort eindrucksvolle kulturelle Leistungen schuf. Und die im 20. Jahrhundert blitzschnell zu einem Ende kam und praktisch nur noch steinerne Reste zurückließ. Das Ende der deutschsprachigen Kultur in Siebenbürgen erfolgte nicht wie in Polen, der Tschechoslowakei oder Jugoslawien durch brutale Vertreibung (für die es übrigens noch kein solches Monument gibt), sondern durch den gewaltigen Sog des deutschen Wohlstandes auf die Menschen Siebenbürgens (=Transsylvaniens). Dieser Sog leerte das Land binnen weniger Monate auf ganz sanftem Weg. Dass ausgerechnet der deutschsprachige Bürgermeister von Hermannstadt (aus der winzigen Minderheit der im Land Gebliebenen) heute einer der populärsten Politiker Rumäniens ist, zeigt die zunehmende Anerkennung für die Kulturleistung der dortigen Deutschen. Auch wenn in vielen österreichischen Medien Hermannstadt nur noch als Sibiu vorkommt. Dass die Menschen Siebenbürgens übrigens alle Altösterreicher beziehungsweise deren Nachfahren waren, nimmt hierzulande niemand mehr zur Kenntnis: Die Identität dieser Republik geht ja davon aus, dass sie 1918 irgendwie durch einen Urknall aus dem Nichts entstanden ist. Daher hat man sich logischerweise auch nicht um das Davor und dessen Danach gekümmert. Noch mehr aber sind Müllers Bücher ein Monument für die 80 Millionen toten und Hunderten Millionen gequälten Opfer des kommunistischen Terrors. Derer (im Gegensatz zu den legitimerweise in ständiger Erinnerung gehaltenen Opfern des Nationalsozialismus) seit Alexander Solschenizyn kaum noch von einem weltweit bekannten Autor gedacht worden ist. Müller verdeutlicht die Ängste und Schrecken, die der kommunistische Apparat jahrzehntelang bis ins Alltagsleben der Menschen hinein ausgeübt hat. Die bescheidene Frau ist damit ein wichtiger Gegenpol zur vorherrschenden linken intellektuellen Szene in Literatur, Universitäten und Medien geworden, die ja alle Spuren des zweiten großen Totalitarismus des vergangenen Jahrhunderts verwischen will. Immerhin wurde in Deutschland gerade von der SPD nicht nur die Linke – also die direkte Nachfolgerin der Sozialistischen Einheitspartei der DDR – regierungsfähig gemacht, sondern in deren Reihen sogar Mitarbeiter der Stasi, also des unmittelbaren Folter-, Unterdrückungs- und Geheimdienstapparats der Ostkommunisten. Was aber offenbar niemanden mehr stört – während es noch immer Menschen die berufliche Existenz kosten kann, wenn sie über den Terror der Nationalsozialisten auch nur eine als relativierend interpretierbare Bemerkung machen (obwohl diese meist wie etwa beim darob gestürzten einstigen deutschen Parlamentspräsidenten Jenninger gar nicht so gemeint war). Daher wurde auch im Jubiläumsjahr 2009 über die Vorgänge von 1989 sehr merkwürdig berichtet. Wohl wurde groß an den Mauerfall erinnert – aber irgendwie klangen die Berichte wie über ein Happening oder über das Oktoberfest. Die Vorgeschichte, das Warum und Woher wurden fast völlig ausgeblendet. Kein Wunder, sind die Täter doch mitten unter uns, versuchen doch viele, die Ideologie von damals wiederzubeleben. Etwa mit Hilfe der absurden Behauptung, dass im Vorjahr auch die Marktwirtschaft genauso wie der Kommunismus gescheitert sei. Daher wird insbesondere auch das wirtschaftliche Versagen des Kommunismus totgeschwiegen. Es ist genau das eingetreten, was schon am Beginn des 20. Jahrhunderts Exponenten der Österreichischen Schule der Nationalökonomie prophezeit haben: Sozialismus und Kommunismus (der politökonomische Unterschied ist ja meist nur ein semantischer) können nicht funktionieren: Wer den Markt verbietet, wer den Menschen die Freiheit des wirtschaftlichen Agierens nimmt, der verliert auch die wichtigste Funktion des Marktes: die Information, was die Menschen wollen, was ihnen die Dinge wert sind. Ohne die Information aus dem Markt werden die Ressourcen unweigerlich falsch eingesetzt. Wenn die Menschen nicht auf dem Markt und mit ihrem Lohn ihre Bedürfnisse (neuerdings als „Gier“ gebrandmarkt) decken können, stellen sie auch das Engagement am Arbeitsplatz ein. Daher wird nur noch unter polizeilichem Druck gearbeitet (oder so getan, als ob man arbeitet). Daher führt die falsche Ökonomie des Karl Marx zwangsweise in einen Sklavenhalterstaat. Die einzige sinnvolle Debatte ist in Wahrheit nur noch: Ist der Kommunismus zerbrochen, weil die Menschen wieder die Freiheit wollten, weil er ökonomisch gescheitert ist, oder einfach weil die Führer in Moskau ein schlechtes Gewissen hatten? Doch all das wollen die Täter und ihre Sympathisanten gar nicht diskutieren, sondern nur noch verdrängen. Was ihnen in Österreich fast schon gelungen ist. Daher ist Herta Müller ein so wichtiges Signal.

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Fußnote 46: Kärntner Chuzpe

30. Dezember 2009 19:19 | Autor: Andreas Unterberger

Da soll noch jemand sagen, den Kärntnern ist der Schmäh ausgegangen: Kaum hat man die Hypo Alpe Adria dem Bund angehängt, will das Land schon wieder eine neue Bank gründen und dafür Landeshaftungen eingehen. Manchesmal bleiben einem einfach die Worte weg …

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Fußnote 45: Wenn Gadhafis reisen

30. Dezember 2009 19:15 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt hat Gadhafi-Sohn Hannibal auch in einem Londoner Hotel jemanden verprügelt, sodass die Polizei gegen ihn und seine Leibwächter einschreiten musste. Diesmal war das Opfer sogar seine Ehefrau, die der Spitalsbehandlung bedurfte. Zuletzt hatte sich der edle Spross ja in der Schweiz an Angestellten vergriffen. Was die Eidgenossen bitter büßen: Zwei ihrer Bürger sitzen aus Rache für das gesetzestreue Einschreiten der Schweizer Polizei in libyscher Haft und der väterliche Staatschef will gleich die ganze Eidgenossenschaft abschaffen. Wird nun auch das Vereinigte Königreich auf die Liste der zu eliminierenden Länder gesetzt? Oder wagt jemand gar, die Familie Gadhafi mit einem Einreiseverbot zu belegen?

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Eine österreichische Jahresbilanz

30. Dezember 2009 12:41 | Autor: Andreas Unterberger

Drei Ereignisse haben Österreich im Jahr 2009 politisch besonders geprägt: Der tiefe Absturz der SPÖ bei allen Wahlen, die chaotischen Vorgänge im blau-orangen Lager und die Unfähigkeit der Regierung, außer Geldausgaben irgendetwas Substanzielles zu beschließen. Werner Faymann hat sich als Dünnbrettbohrer erwiesen, der maximal die Schuhe eines Wiener Stadtrates auszufüllen imstande ist. Dennoch wären die historisch schwersten Wahlverluste der SPÖ wohl auch nicht durch eine Ablöse Faymanns zu verhindern gewesen. In Wahrheit ist die Sozialdemokratie europaweit in der Krise. Erste Erklärung dafür: Sie hat in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten in den Augen der Bürger keine Mission zu erfüllen, weil sie nur als die Bewegung des lockeren Geldausgebens gesehen wird, nicht aber als eine des Sparens und der Sanierung. Zweite mögliche Erklärung: Die Sozialdemokratie ist überhaupt am Ende (ähnlich wie übrigens der Glaube, aus der Religion eine konkrete Sozial- und Wirtschaftspolitik ableiten zu können). Die historischen Verdienste der Sozialdemokratie um die Integration der Arbeiterschaft ins (Klein-)Bürgertum sind konsumiert, geblieben ist nur noch das Image der Förderung von Schuldenmacherei, Zuwanderung und Sozialmissbrauch. Das wäre es dann gewesen. Die neuen Unzufriedenen (ob aus eigenem oder aus fremdem Verschulden) sammeln sich eher bei der FPÖ, zumindest solange die in Opposition ist. Womit wir nahtlos beim zweiten Eckpfeiler des Jahres gelandet sind, dem dritten Lager. Die FPÖ hat bei allen Wahlen gewonnen. Sie hat auch die Vereinigung mit der abtrünnigen Kärntner Partei geschafft. Das hat der FPÖ aber auch eine großes Problem an den Hals gehängt: Sie muss jetzt den wahrscheinlich größten Bankenskandal der zweiten Republik irgendwie mitverteidigen, der politisch von den Kärntner Blau-Orangen zu verantworten ist, da sicher nicht die gesamte Schuld aufs Management abgeschoben werden kann. Das zweite Problem der FPÖ heißt H.C.Strache. Im Gegensatz zu Jörg Haider – insbesondere in dessen todesnaher Phase – traut niemand Strache wirkliche Regierungsfähigkeit zu. Besonders ernüchternd ist, dass es mit drei Ausnahmen der gesamte Parlamentsklub des BZÖ abgelehnt hat, zu Strache zurückzukehren, obwohl es jedem klar ist, dass das BZÖ alleine keine Chancen auf ein Überleben hat. Dennoch lehnen die BZÖ-Abgeordneten einen Wechsel zu Strache ab, also gerade jene, die Strache im Parlament das ganze Jahr beobachten können. Nur Kärntner Lokalpolitiker hingegen, die ihn kaum kennen können, wechseln mit fliegenden Fahnen zu Strache. Das sagt wohl ziemlich viel über ihn aus. Am ernstesten sollten wir aber die dritte Problemebene nehmen, die Wirtschaftspolitik. Da liegt Österreich mit seinem Bankenhilfspaket international ziemlich an der Spitze, es war also im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hilfsbereiter als andere. Das muss aber ebenso zurückgezahlt werden wie die diversen Konjunkturpakete des Jahres 2009 und die jedenfalls von Anfang an überflüssige Verschrottungsprämie. Hätte die Regierung aber nur vorübergehende Krisenmaßnahmen beschlossen, wäre die Kritik lange nicht so heftig ausgefallen. Sie hat aber darüber hinaus auch zahlreiche Maßnahmen beschlossen, die dauerhaft das ohnedies schon strukturell defizitäre Budget belasten, die also nicht nur in den Krisenzeiten wirken. Führen wir nur einige Beispiele solcher – großer wie kleiner, aber jedenfalls neu eingeführter – Ausgaben an, die zeigen, dass sich Politiker als permanente Weihnachtsmänner missverstehen: Steuerreform, Mindestsicherung, Kinderbeistand bei Gericht, Kindergarten in erhöhtem Umfang gratis, Absetzbarkeit von Spenden, teilweise Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten, verdoppelte Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags, freier Museumseintritt für Schüler, Witwerpension für Schwule, kleinere Schulklassen, Verbesserungen beim Kindergeld, Arbeitslosenversicherungen für Selbständige. Fast lauter nette Sachen, aber eben dauerhaft kostspielig. Dazu kommen noch die – nicht notwendigerweise dauerhaften – Bestechungen für Medien: 160 Millionen Budgetgeld für den ORF und ein Sturzbach an Korruptionsinseraten für alle willfährigen Printmedien. Noch schlimmer aber ist, dass zwar davon geredet wird, 2011 mit dem Sparen zu beginnen, dass aber keine einzige all jener Sparmaßnahmen eingeleitet worden ist, die wirklich etwas bringen, die aber einfach schon aus verfassungsrechtlichen Gründen eine längere Vorlaufzeit brauchen: Verwaltungsreform, Pensionsreform, Strukturreformen im Gesundheitswesen, Föderalismusreform, Zugangsbeschränkungen für Universitäten. Daher ist klar: Die Unfähigkeit von Regierung und Opposition hat die Grundlage für die Zukunft gelegt: für deutliche Steuererhöhungen, für eine Inflation oder gar für einen Staatsbankrott.

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Fußnote 44: Ausgeträumt

30. Dezember 2009 09:54 | Autor: Andreas Unterberger

Die Zeit der neuen Kalender ist gekommen. Mit solchen Planungsinstrumenten versuchen sich auch viele Firmen bei ihren Geschäftspartnern in guter Erinnerung zu halten. So tut es unverdrossen auch die Hypo Alpe Adria. Sie stellt ihren Kalender unter das Motto: "Give your dreams a chance." Ist das eine Beschwerde, dass die böse Wirklichkeit sich den Träumen der Hypo-Menschen in den Weg gestellt hat? Oder wird damit die Strategie der letzten Jahren enthüllt, als jeder noch so verwegene Traum eines Freundes der Herrn Kulterer und Haider finanziert worden ist?

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Pankahyttn ins Burgenland?

29. Dezember 2009 17:51 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ macht also im Südburgenland eine bindende Volksbefragung, um das geplante Erstaufnahmezentrum für Asylwerber zu verhindern. Interessant ist, dass die Sozialdemokraten in der von ihnen mit absoluter Mehrheit regierten Stadt Wien zu absolut parallelen Themen absolut keine derartige Befragung der Bürger wollen. Da böte sich etwa die Pankahyttn an, in der eine Gruppe von Hausbesetzern nun auf Steuerzahlerkosten untergebracht worden ist und rund um die Uhr betreut wird. Sind die beiden Dinge vergleichbar? Nun, zur Überprüfung von Asylanträgen hat sich die Republik Österreich immerhin völkerrechtlich verpflichtet; Hausbesetzer haben hingegen nicht den geringsten rechtlichen Anspruch auf solche Geschenke. Ähnliches gilt für die Besetzer von Uni-Hörsälen. Also wenn schon Volksbefragung, dann müsste es diese logischerweise in Wien und nicht im Burgenland geben. Und zwar zu ernsthaften Fragen und nicht zu den von der Wiener SPÖ ausgebrüteten Micky-Maus-Antworten auf zum Teil durchaus ernste Probleme, wie Verkehr oder Hundeplage.

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Der unerkannte Terrorist

28. Dezember 2009 12:06 | Autor: Andreas Unterberger

Der nur sehr knapp verhinderte Terror-Überfall eines Nigerianers auf ein US-Flugzeug wäre schon viel früher verhinderbar gewesen. Das wird von Stunde zu Stunde klarer. Aber das wäre nur möglich gewesen, wenn wir genau das täten, was in den Zeiten zwischen den einzelnen Terror-Aktionen von fast allen abgelehnt wird. Denn über den Beinahe-Täter war jede Menge verdächtiger Hinweise vorhanden. In irgendwelchen Computern. In Großbritannien gibt es sogar ein Einreiseverbot gegen ihn. Was fehlt, ist die Vernetzung, das Zusammenführen vorhandener Daten, also ziemlich genau das, was als Rasterfahndung und präventive Fahndung für alle fortschrittlichen Menschen bisher des Teufels war. Umso bemerkenswerter, dass nun der deutsche Grün-Politiker Hans-Christian Ströbele verlangt, dass die vorhandenen Informationen zusammengeführt werden. Bisher hatte man ja den Eindruck, die Grünen seien ein Verein mit dem Hauptdaseinszweck, die effektive Verbrecherjagd zu behindern - vor allem wenn diese Jagd mit modernen elektronischen Mitteln passiert. Dabei scheint es ja so zu sein, dass es viele bedrohliche Entwicklungen gar nicht gäbe, hätte man schon früher energischer durchgegriffen. Hätte man beispielsweise nicht total ignoriert, was europaweit in radikalen Moscheen gepredigt wird. Dann würden auch nicht so unangenehme Sicherheitsmaßnahmen drohen wie der Ganzkörperscanner, der den Menschen wirklich nackt auszieht.

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Die ungeliebte, unverzichtbare Familie

28. Dezember 2009 00:40 | Autor: Andreas Unterberger

Altmodisch und höchstens zu Weihnachten aus der Schublade „Romantik“ hervorzuholen: So steht heute die klassische Familie in großen Teilen der veröffentlichten Meinung da. Eine ganze Reihe von Studien zeigt jedoch einen gewaltigen gesellschaftlichen Nutzen der Familie. Diese Studien werden aber von zeitgeistigen Publizisten und Wissenschaftern gezielt ignoriert. Und sind daher den prinzipiell ahnungslosen Politikern unbekannt. Mit einem Satz: Jugendliche, die nicht in Paarfamilien mit den leiblichen Eltern aufwachsen, stehen dann später hinsichtlich Rauchen, Übergewicht, schulischer Erfolge, Delinquenz und psychischer Auffälligkeit deutlich schlechter da. Das zeigen etwa umfangreiche Studien des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des deutschen Bundesfamilienministeriums. Dabei wurde umfangreiches statistisches Material über die 11- bis 17-Jährigen ausgewertet. Diese Unterschiede bleiben auch dann sichtbar, wenn man die schlechtere durchschnittliche Einkommenssituation von Alleinverdienern herausrechnet. Warum fand ich nur deutsche und Schweizer Statistiken? Weil in Österreich offenbar gar keine Studien dieser Art gemacht – oder veröffentlicht – werden. Hier wird offensichtlich sicherheitshalber überhaupt nur noch in Auftrag gegeben, was von gesellschaftsverändernden, feministischen, homosexuellen oder anderen Anti-Familien-Lobbies gewünscht oder zumindest toleriert wird. Dazu zählen übrigens auch weite Kreise der Wirtschaft, wo man (zumindest in Konjunkturzeiten) großes Interesse daran hat, die jungen Frauen zu einem möglichst hohen Prozentsatz als fleißige und heutzutage überaus gut qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben. Die Investition in die Arbeitskräfte von übermorgen ist hingegen im Zeitalter des Denkens in Quartals-Ergebnissen offenbar für die Wirtschaft ein irrelevanter Faktor geworden. Dennoch ist durch diese Studien bestätigt, was viele Familien von sich aus spüren: Das Aufwachsen mit beiden leiblichen Eltern ist ein nicht zu unterschätzender Schutzfaktor für die psychische Gesundheit junger Menschen. Ein Schutzfaktor, dessen Fehlen die gesamte Gesellschaft teuer kommt. Einige harte Zahlen: Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut beträgt der Anteil der Jugendlichen, die „psychisch auffällig oder grenzwertig sind“ 12 Prozent wenn die Kinder bei beiden leiblichen Eltern aufwachsen; hingegen 24 Prozent, wenn sie bei Alleinerziehern oder in Patchworkfamilien aufwachsen. Interessant ist auch der Anteil der Kinder, die an einem bestimmten Stichtag oder in den vier Wochen davor krank waren: Er beträgt 8,3 Prozent bei verheirateten Eltern, 9,8 bei nicht ehelichen Lebensgemeinschaften  und 10,4 bei Alleinerziehern. In St. Gallen hat man Schüler der 9. Schulstufe vertraulich nach von ihnen schon begangenen Delikten befragt: Da meldeten 22 Prozent von Kindern aus Kernfamilien einen Ladendiebstahl, 31 Prozent der Kinder von Alleinerziehern und 39 Prozent der Kinder aus Patchworkfamilien. Beim Drogenverkauf lauten die Prozentsätze (in der gleichen Reihenfolge): 7, 14 und 16 Prozent. Der Anteil der deutschen Jungen (=Buben), die schon einmal eine Klasse wiederholen mussten, ist bei Kindern aus der Kernfamilie 12 Prozent, bei Alleinerziehern 23 Prozent und bei Stieffamilien sogar 28 Prozent. Die gleiche Tendenz ergibt sich, wenn man die Schulabschlüsse vergleicht oder die Anteile von Kindern, die in Haupt- oder Sonderschulen gehen. Diese signifikante Erhöhung der Schulprobleme zeigt sich übrigens bei männlichen Jugendlichen viel deutlicher als bei weiblichen. Internationale Studien zeigen auch eine signifikante Zunahme von Gewalttätigkeit und Kriminalität bei Burschen, die ohne leiblichen Vater aufgewachsen sind. Andere Studien zeigen wieder, dass Jugendliche, die mit einem Ersatz-Vater (Stiefvater, Lebensgefährten der Mutter) aufwachsen, im Vergleich zu klassischen Familien viel seltener eine sehr positive Beziehung zu diesem Ersatzvater haben und sich von ihm viel weniger gefördert spüren. Sie beurteilen auch das Klima in der Ersatzfamilie viel schlechter als Sprösslinge klassischer Familien. Offenbar sind die derzeit oft als Patriarchen verteufelten Väter also doch nicht wirklich überflüssig oder sehr leicht durch die neuen gegenderten Superfrauen ersetzbar. Diese Zahlen und Fakten stehen aber auch in krassem Gegensatz zur häufig publizierten Meinung, dass der Staat vermehrt in die Familien eingreifen muss, weil er – beziehungsweise staatlich beauftragte Institutionen – besser wüsste, was für Kinder gut ist. Irgendwie erinnert das an den einstigen Glauben der Kommunisten an den Fünfjahresplan, über den die staatlichen Planer die wirtschaftliche Entwicklung zentral und von oben bestimmen wollten. Womit sie bekanntlich jämmerlich gescheitert sind. Dem entspricht die derzeit herrschende Überzeugung von Politik und Medien: Je früher ein Kind in Krippe und Vorschule und ganztägige Schulbetreuung kommt, umso besser für das Kind. Ständig werden daher auch die jungen Familien dadurch verunsichert, dass ihnen eingeredet wird, was sie alles falsch machen. Obwohl sie es im Schnitt deutlich besser machen als alle alternativen Formen der Kindererziehung (und zwar je mehr sie ihre Kinder mit Liebe und Zuwendung statt mit dem Horchen auf irgendwelche Ratgeber aufziehen, möchte man hinzufügen - freilich in diesem Fall ohne Vorliegen einschlägiger Statistiken). Trotzdem müssen jetzt in Österreich auch Großeltern Kurse in Erziehung machen, wenn die Familie ein paar Euro an staatlichen Förderungen bekommen will. Das heißt natürlich nicht, dass jedes Kind aus einer klassischen Familie glücklich wird. Dass man auch bei scheiternden Ehen mit aller Gewalt trotz aller Konflikte am Anschein einer Familie festhalten soll. Und dass andere Formen unweigerlich ins Unglück führen müssen. Natürlich sind auch viele andere Faktoren, wie etwa das Engagement und die Kindesliebe der Eltern oder der sonst Erziehenden sehr wichtig. Bewiesen scheint aber eine hohe und signifikante Wahrscheinlichkeit, dass die traditionelle bürgerliche Familie einen ganz entscheidenden Startvorteil bietet. Das wissen trotz der andersläufigen Gehirnwäsche auch die Menschen: Von den 20- bis 49-jährigen Frauen in Deutschland sagen 71 Prozent: „Ein Kind braucht Vater und Mutter, um glücklich aufzuwachsen.“ Bei den Männern sind es sogar 81 Prozent. (Diese zehn Prozentpunkte Differenz dürften wohl schon Ergebnis der feministischen Indoktrination sein, die sich neuerdings gerne hinter dem Schlagwort „Gender-…“ versteckt.) Spannend ist da übrigens auch der Unterschied der Meinungen zwischen Ost- und Westdeutschland: Im Westen sind 58 Prozent überzeugt: „Ein Vorschulkind leidet wahrscheinlich darunter, wenn die Mutter berufstätig ist.“ Im Osten glauben das hingegen nur 24 Prozent. Dort haben ja auch die staatlichen Krippen schon für sehr kleine Kinder eine jahrzehntelange Tradition, während Krippen im Westen deutlich seltener sind. Dass das bei den Ost-Jugendlichen in irgendeiner Weise besser Ergebnisse erzielen würde, hat aber noch niemand nachweisen können. Bis hin zum Rechtsradikalismus (und natürlich auch zum linken) sind dort alle negativen gesellschaftlichen Indikatoren deutlich ausgeprägter. (Viele der zitierten Studien finden sich ausführlich unter: www.i-daf.org.)

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Heide gibt auf - eine liberale Chance

26. Dezember 2009 07:47 | Autor: Andreas Unterberger

Es wäre im Weihnachtstrubel fast untergegangen: Heide Schmidt hat ihr "Institut für eine offene Gesellschaft" geschlossen. Das wäre ja an sich nicht weiter aufgefallen, da Schmidt und ihr Institut nicht zu den fleißigsten auf dieser Welt gezählt haben, da man mit anderen Worten fast nie etwas von jenem Institut gehört hat. Das ist dennoch eine gute Nachricht: Hat Heide Schmidt mit ihrer politischen Karriere dem Liberalismus doch schweren und nachhaltigen Schaden zugefügt. Jetzt glauben in Österreich nämlich viele, dass liberales Denken etwas mit dem zu tun hat, was Schmidt mit ihrer großen rhetorischen Begabung so von sich gegeben hat. Das gleicht aber höchstens dem amerikanischen Begriff von "liberal", den man dort anstelle von "sozialdemokratisch" verwendet. Daher hat auch die nicht zuletzt von Heinz Fischer unterstützte Intrige der Schmidt-Partei, mit der er und Schmidt geglaubt hatten, den bürgerlichen Parteien Wähler abzujagen, primär Rot und Grün geschadet. Es wird nun eine Zeit dauern, bis die Begriffe wieder in die richtigen Bahnen finden. Immerhin sind die "Julis", die einst zu Schmidt gehörenden Jungliberalen, in die richtige Richtung unterwegs und schon einige Zeit auf massive Distanz zur Altchefin gegangen. Immerhin erkennen die Überbleibsel des BZÖ, dass nur im liberalen Eck zukunftsweisende Gedanken und von den Parteien vernachlässigte Wähler zu finden sind. Immerhin ist die Zahl jener Menschen, die sich für die Österreichische Schule der Nationalökonomie - von Menger und Mises bis Hayek - begeistern, rasch im Wachsen. Das alles ist freilich noch auf viele kleine Vereinchen aufgeteilt und hat noch keine echte Spitzenpersönlichkeit - wobei  liberale Menschen eigentlich ohnedies nie zum Führerprinzip tendieren. Die wirkliche Stunde für liberale Denkansätze wird aber wohl erst kommen, wenn der gegenwärtig regierende Staatsinterventionismus mit seinen alle historischen Vergleiche weit übertreffenden hohen Staatsquoten (also konfiskatorischen wie demotivierenden Steuern und Abgaben) und seinen noch ärgeren Verschuldungsraten gegen die Wand gefahren ist. Und zwar bevor das gesamte europäische Gesellschaftsmodell kaputt gegangen ist. Man darf zumindest die Hoffnung hegen, dass dann Freiheit, Eigenverantwortung, der klassische Gerechtigkeitsbegriff (der nicht alles gleich machen will, sondern Ungleiches auch ungleich behandelt) und Leistung Europa noch einmal retten können, so wie diese Ideen es in den 50-er und 60-er Jahren geschafft hatten. Sie schafften dies insbesondere unter dem Schlagwort Soziale Marktwirtschaft, deren niedrige Sozialquote, deren im Durchschnitt sehr wenige Pensionskonsumationsjahre, deren kurzer Urlaubanspruch aber von unseren heutigen Sozialpolitikern als so arg wie das einstige Feudalsystem verachtet werden. Wer Heide Schmidt zugehört hat, der wird bei ihr hingegen kaum mehr entdeckt haben als das Prinzip: Was Jörg Haider will, ist schlecht. Und von Wirtschaft, dem Kern jeder Politik, verstand sie so wenig wie Haider. Herzlich wenig für ein ganzes Institut.

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Gebt die Gesichter frei

25. Dezember 2009 07:02 | Autor: Andreas Unterberger

Es war ein kleines vorweihnachtliches Wunder. Nun hat sich auch unsere liebe Frauenministerin für ein Verbot der Burka, also der Ganzkörperverschleierung islamischer Frauen, ausgesprochen. In Frankreich kommt nun sogar ein Gesetz, das jede Vermummung verbietet. Noch im Vorjahr war ja die SPÖ total empört, als Wissenschaftsminister Hahn dasselbe gefordert hatte. Aber mit der Sozialdemokratie ist es seit Jahrzehnten so: Zuerst empört sie sich über irgendwelche grundvernünftigen Vorschläge, spricht von "Hetze" und lässt Lichtermeere veranstalten. Bis sie irgendwann, meistens als Letzte, doch die Beine auf den Boden des wirklichen Lebens und der bisweilen unerquicklichen Notwendigkeiten bekommt. Derzeit sieht es bei den europäischen Wahlergebnissen und Umfragen ganz danach aus, als ob der alte Gorbatschow wieder einmal recht hätte: Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte. Zurück zur Burka: Es wäre ja total absurd, würden wir es erlauben, dass irgendwelche im Mittelalter lebenden Männer ihre Frauen in einen Sack verpacken, nur damit sie niemand anderer anschauen kann. Das ist ein Symbol für das Privateigentum des Mannes an der Frau. Überdies ist die Burka perfekte Tarnung für jede Art von männlichen wie weiblichen Verbrechern. Wer sich in unseren Straßen bewegt, muss identifizierbar sein (auch wenn das vielleicht bald wieder einen der Datenschützer ärgern wird). Und sollte die Burka wirklich islamischer Glaubensinhalt sein (was ja niemand so genau sagen kann), dann zeigt das nur, wie steinzeitlich der Islam gegenüber dem 600 Jahre älteren Christentum ist. Dasselbe gilt im übrigen auch - wenngleich deutlich abgeschwächt - für das Kopftuch, das in der nach Europa exportierten islamischen Welt eine intensive Renaissance feiert. Die Gründer der modernen Türkei hatten gute Gründe, weshalb sie das an allen staatlichen Institutionen verboten haben. Zumindest Beamte und Schüler sollten an ihrem Arbeitsplatz weltanschaulich neutral gekleidet sein. So wie das zu Recht fast jede Handelsfirma von ihren Verkäufern fordert. Auch mit diesem Thema wird sich Österreich früher oder später befassen müssen. Auch wenn man auf Regierungsebene gerne die Probleme durch die sich hier rasch vermehrenden Muslime mit oberflächlichen Floskeln zu ignorieren versucht. Auch wenn Blau und Orange in nicht mehr praktikablen Vertreibungs-Phantasien eine Lösung suchen: Wir müssen uns damit abfinden, dass die Moslems hier bleiben. Wir können und müssen sie aber zwingen, sich in eine moderne westliche Gesellschaft zu integrieren. Wir müssen Arrangeure von Zwangsehen streng bestrafen. Wir müssen kontrollieren, ob moslemische Religionslehrer in den Klassen oder Prediger in den Hinterhofmoscheen grob menschenrechtswidrige Thesen verzapfen. Wir dürfen uns vor allem nicht von den professionellen Desinformanten der Islamischen Glaubengemeinschaft Sand in die Augen streuen lassen. Fördern wir statt dessen einen modernen, europäischen Islam, der sich auch dann für alle Menschenrechte ausspricht, wenn einmal der Islam die Mehrheit bilden wird. Schon aus Selbstschutz, damit unsere Nachfahren auch am Ende dieses Jahrhunderts noch Weihnachten feiern können.

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Weihnachten eines Liberalkonservativen

24. Dezember 2009 05:55 | Autor: Andreas Unterberger

Am Heiligen Abend darf ich hier alle Flüchtlinge vor dem alljährlichen ORF-Mobbing namens „Nichts als Dünkel“ oder so ähnlich begrüßen. Und darf auch einmal ein bisschen persönlich werden. Aber auch der "Licht ins Dunkel"-Gehirnwäsche sollte man etwas zugute halten: Sie ist noch immer besser als das amerikanische und total unweihnachtliche Ho-Ho-Ho der Ö3-Eigenwerbung. Und beides ist besser als das Staatsfernsehen im sozialistisch regierten Norwegen: Dort darf heuer aus Rücksicht auf die Muslime nicht einmal mehr die Weihnachtsgeschichte gezeigt werden. Ein Blick in die Zukunft. Aber eigentlich wollte ich heute im Lichte Weihnachtens ein wenig persönlich reflektieren.  Bisweilen wird mir ja kalter Neoliberalismus und abgehobener Konservativismus vorgeworfen. Ich halte diese Adjektiva für ebenso oberflächlich wie unberechtigt. Sind nicht jene die Kalten und Abgehobenen, die unseren historisch ungeahnten Wohlstand – vom alljährlichen Malediven-Urlaub über die Privatpflegerin für jeden Pflegepatienten bis zum Zweitauto – nur durch leichtfertige Schulden zu Lasten der nächsten Generation finanzieren? Ist nicht folgendes Prinzip humaner als jenes des Sozialstaates: Eine Gesellschaft soll die Menschen fürs Arbeiten entlohnen und nicht fürs Nichtstun (vom Grundeinkommen bis zur Hacklerregelung oder gar zur ÖBB-Pension für Menschen in der Blüte ihrer Kraft)? Ist es nicht der Natur der Menschen viel eher entsprechend, von ihnen Leistung zu fordern, als ihnen - scheinbar - alle Probleme aus dem Weg zu räumen?  Ich halte jede konkret und persönlich praktizierte Nächstenliebe für tausend Mal menschlicher und christlicher als das Verhalten jener sich infamerweise oft aufs Christentum berufenden Berufs-Nächstenlieber, deren einzige Tätigkeit darin besteht, noch mehr Staatsausgaben, also Schulden, für vermeintliche oder wirkliche Nöte zu fordern, die jedes Jahr neu entdeckt werden. Von diesen Berufs-Nächstenlieber hört man aber nie die schlichte, jedoch christliche Botschaft: Tu selbst etwas! Den vielen Gästen dieses Tagebuchs, insbesondere jenen Tausenden, die mir in den letzten Monaten mit persönlichen Mails Ermunterung zugesprochen haben (obwohl mich die Vorgänge rund um die „Wiener Zeitung“ nicht wirklich überrascht oder deprimiert haben), wünsche ich, dass sie persönlich nicht mit hoch gesteckten Erwartungen an die Feiertage herangehen. Dann gibt es eine gute Chance, auch wirklich frohe Weihnachten zu verbringen. Ich wünsche möglichst vielen, während der nächsten Tage die Einbettung in eine funktionierende Familie zu erleben. Und ebenso wünsche ich möglichst vielen, neben der romantischen, traditionsorientierten und sicher auch kitschigen Sicht auf Weihnachten auch dessen religiöse Bedeutung spüren zu können.

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Schwarze Waschlappen

23. Dezember 2009 12:16 | Autor: Andreas Unterberger

Was dieses Tagebuch als erster angekündigt hat, ist nun auch formell fix. Beide leer gewordenen Posten im Verfassungsgerichtshof sind mit knallroten Juristen besetzt worden, einer davon war sogar der ehemalige Kabinettschef von Alfred Gusenbauer, der solcherart versorgt worden ist. Außer Streit sollte stehen, dass es unter den nicht-linken Bewerbungen ganz ausgezeichnete Kandidaten gegeben hat. Aber auch, dass es nach dem Bruch der Vereinbarungen rund um den EU-Kommissar und nach der Umfärbung des österreichischen EU-Richters und der Umfärbung an der Spitze des Verfassungsgerichts  und nach dem Scheitern aller Bemühungen, wenigsten einen nicht-linken Redakteuer in eine verantwortliche Informations-Position im ORF bekommen, und nach der Säuberung im Verfassungsdienst (der hochqualifizerte Chef wurde einfach gefeuert) und nach der Versorgung des Ex-Ministers Buchinger als Behindertenanwalt (obwohl gute Kandidaten mit engerem Bezug zur Welt der Behinderten da gewesen wären) genug Gründe gegeben hätte, auch einmal von schwarzer Seite strategische Personalbesetzungen vorzunehmen. Aber es bleibt bei der Arbeitsteilung: Die ÖVP hat den Dreck aufzuwischen, wie etwa die Hypo Alpe Adria, und die SPÖ besetzt eine Schlüsselposition nach der anderen und besticht mit Steuergeld eine Zeitung nach der anderen. Ist es das Harmoniebedürfnis von Josef Pröll, dass er sich da ständig über den Tisch ziehen lässt? Oder ist es einfach das Unverständnis der aus dem Bauernbund kommenden ÖVP-Spitze für die Schlüsselrolle der Justiz (und insbesondere der diversen politischen Oberstgerichte) sowie jene der Medien in einer modernen Demokratie? Ein bürgerliches Trauerspiel ist es in jedem Fall.

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Neun Fürstentümer und keine Republik mehr

23. Dezember 2009 01:53 | Autor: Andreas Unterberger

So zerfällt eine Republik. Neun unheilige Floriani verwechseln das Zusammenleben in einem gemeinsamen Staat mit dem Herauszupfen der Rosinen aus dem Weihnachts-Striezel. Man nimmt sich nur das Angenehme und lässt das Unangenehme den anderen Bundesländern. Nur sind die auch nicht ganz blöd und nehmen ebenfalls das eine und lassen das andere. Aktuelles und besonders drastisches Beispiel ist das Burgenland. Das im großkoalitionären Konsens als notwendig beschlossene neue Erstaufnahmezentrum für Asylwerber wird vom Burgenland abgelehnt. "Nicht bei uns." Eine Volksabstimmung im ganzen Südburgenland soll das von der Innenministerin vorangetriebene Projekt stoppen. Wenn das Stoppsignal eine Mehrheit bekommt – was so gut wie sicher ist –, dann wird es bald darauf auch in Kärnten und der Steiermark, eventuell auch in Osttirol solche Referenden mit ähnlichem Ausgang geben. Motto: „Heiliger Sankt Florian, verschon unser Haus, zünds andre an.“ Und dann? Dann wird die Regierung sagen: Na, vielleicht halt in Westösterreich. Was auch dort prompt Volksabstimmungen in Struwwelpeter-Manier auslösen wird: „Nein, keine Zentren mag ich nicht.“ Darauf werden noch die Nieder- und Oberösterreicher sagen: „Ja hallo, wenn das mit Volksabstimmungen so geht, dann machen wir auch eine über die Schließung der beiden vorhandenen Erstaufnahmezentren.“ Das Ergebnis darf ebenfalls schon jetzt als bekannt vorausgesetzt werden. Und dann? Dann muss die Republik eigentlich zusperren. Denn sie ist völkerrechtlich verantwortlich für die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention, kann diese Pflicht zur Aufnahme von politisch oder sonstwie Verfolgten aber nicht einhalten, weil alle neun Bundesländer Nein gesagt haben. Und weil Österreich halt nur aus jenen neun Bundesländern besteht. Das war’s dann. Pech gehabt. Konsequent wäre es wenigstens, wenn die Provinz-Florianis dann auch sagen würden: Treten wir halt aus der Genfer Flüchtlingskonvention aus, die zur Aufnahme von Asylwerbern verpflichtet. Das wagt aber keiner. Das Verhalten des Burgenlandes ist besonders infam: Leben doch die Burgenländer seit 15 Jahren als größter Subventionsempfänger Österreichs („Ziel-1-Gebiet“) dick von den Geldern einiger europäischer Nettozahler und der restlichen Bundesländer. Im Burgenland scheint in den letzten Jahren alles neu gebaut worden zu sein, wenn man durch das Land fährt. Die Burgenländer haben es durchgesetzt, dass trotz Wegfall der EU-Außengrenze Präsenzdiener an der burgenländischen Grenze wachen müssen, obwohl die Kriminalität (für deren Bekämpfung das Bundesheer ja gar nicht zuständig ist) etwa im Raum Wien viel schlimmer ist. Und nun wären die Burgenländer einmal an der Reihe, ihrerseits solidarisch zu sein. Prompt präsentieren sie einen läppischen Einwand nach dem anderen (was freilich nicht heißt, dass der von juristischen Partisanen unterwanderte Verwaltungsgerichtshof am Ende nicht doch einen dieser Einwände unterstützen wird). Einmal heißt es derzeit im Burgenland: Leider, leider der Flächenwidmungsplan erlaube das nicht (als ob es eine spezifische Flächenwidmung für „Erstaufnahmezentren“ gäbe); dann wieder wird das Fehlen eines Umweltgutachters als Grund für’s Nein genannt; und besonders oft wird die Schuld der Innenministerin zugeschoben, weil sie das Projekt – um den Populismus von Niessl & Co wissend – bis zur Erlassung eines Bescheids geheim betrieben hat. Gleichzeitig machen aber alle burgenländischen Politiker (bis auf einen einsamen Bürgermeister) überraschend ehrlich klar, dass es auch bei voller Information kein solches Zentrum im Burgenland geben wird. Zugleich weiß jeder Rechtsexperte, dass formalistische Pitzeleien wie die nun von den Landespolitikern vorgebrachten gegen jedes Projekt, das je in Österreich gebaut wurde, konstruierbar sind. Und auch die aufs erste sinnvoll klingende Alternative, die Asylwerber in einer der kurz vor der Räumung stehenden Kasernen unterzubringen, wird mit einem brutalen Njet beantwortet – ohne weitere Begründung. Freilich ist das Burgenland keineswegs einsamer Täter gegen den Geist eines solidarischen Zusammenlebens: So haben nicht weniger als sieben Bundesländer ihre staatsvertraglich festgelegte Quote für die Stationierung von Asylanten (also für jene Zeit, nachdem dieAsylwerber das Erstaufnahmezentrum durchlaufen haben) nicht erfüllt. Konsequenzen? Null. So hat Niederösterreich bis heute verhindert, dass ein Tunnel durch den Semmering gebaut wird, obwohl der von allen Verkehrsexperten (außer jenen in St. Pölten) als das wichtigste große Bahnprojekt bezeichnet wird. So haben im Gegenzug Tirol (Brenner) und Kärnten (Koralm) zwei unsinnige, dafür sauteure Bahntunnels zumindest so weit durchgesetzt, dass mit ersten Vorarbeiten schon begonnen worden ist. So hat die Steiermark einmal fast die Stationierung von Abfängjägern in Österreich verhindert. So hat Kärnten durch eine abenteuerliche Politik die größte Bankpleite der österreichischen Geschichte verursacht, die nun die Republik auslöffeln muss. So lähmt jede Landtagswahl in einem Bundesland auf Monate die Bundespolitik. So erpressen die Länder beim sogenannten Finanzausgleich vom Bund immer einen angesichts der zu bewältigenden Aufgaben viel zu großen Anteil – was dazu führt, dass der Bund ständig Sparpakete schnüren muss, während man solches aus den Ländern noch nie gehört hat. Zugleich machen sie dennoch deutlich mehr Defizite als eigentlich versprochen – wofür aber wieder der Bund und nicht die Länder gegenüber Brüssel haftet. Und vor allem verhindert eine geschlossene Phalanx der Länder jede sinnvolle Verwaltungsreform und damit Defizitreduktion. Sie glauben ja, dass sie das Bundes-Defizit nichts anginge. Wenn ein Staat aus neun sich immer mehr souverän gebenden Ländern besteht, dann wird er zerfallen. So wie einst die Landesherrn das Heilige Römische Reich unterminiert und letztlich in den Untergang getrieben haben. So wie einst die Sowjetunion und Jugoslawien durch die regionalen Zentrifugalkräfte auseinandergerissen worden sind. Offenbar sind solche Prozesse unvermeidbar, wenn man einmal zu oft nachgegeben hat, – auch wenn sie lange nur versteckt und schleichend vor sich gehen. Ein bisschen mehr Widerstandskraft hätte man sich vom Bund schon erwartet. Aber in jedem der genannten Fälle haben die Bundespolitiker – mit der einzigen rühmlichen Ausnahme nun von Maria Fekter – immer auf ihre Parteifreunde in den Ländern Rücksicht genommen und nachgegeben. Und von dem peinlichen Herumeiern des Bundespräsidenten zur Causa Burgenland sollte man gar nicht reden – wäre er nicht theoretisch der höchste Repräsentant jener Republik, die er eigentlich zusammenhalten sollte. Glaubt eigentlich wirklich jemand von jenen ständig Kindergärten und Kreisverkehre eröffnenden Fürstenfiguren in den Bundesländern, dass sie ohne die Republik besser dastünden? Noch einmal zurück zum Erstaufnahmezentrum: Der Vergleich mit dem von den Bürgern bejahten Schubhaftzentrum in Vordernberg hinkt gewaltig: Denn beim Schubhaftzentrum sind die Insassen eingesperrt, bei einem Erstaufnahmezentrum können sie sich frei bewegen. Was naturgemäß viele Ängste schürt. Daher gibt es im konkreten Fall nur zwei Wege: Entweder der Bund zieht ein solches Projekt auch gegen den Willen eines Landes und eine Volksabstimmung durch. Oder Österreich kündigt die Flüchtlingskonvention. Was angesichts des relativ hohen Kriminalitätsanteils von Asylwerbern zwar innerösterreichisch sehr populär wäre. Was aber spätestens seit dem Lissabon-Vertrag wohl auch vom Europäischen Gerichtshof verhindert würde.

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Fußnote 43: Klima und die Wissenschaft

22. Dezember 2009 05:43 | Autor: Andreas Unterberger

Noch ist "Cicero" unter alter Leitung. Daher kann man dort Online auch (noch?) ein brillantes Interview mit einem Spitzenwissenschafter lesen, der die Fakten zum Thema Klima mit viel größerer wissenschaftlicher Autorität darlegt, als ich sie hätte. Prof. Dr. Horst Malberg war viele Jahre lang Direktor des Instituts für Meteorologie an der Freien Universität Berlin. Seine Erkenntnisse zusammengefasst: Die Sonne ist's, nicht der Mensch. Empfehlenswert. Ähnlich wichtig ein auch vom Cato-Institut veröffentlichter Beitrag  von Patrick J. Michaels im Wall Street Journal, der zeigt, wie weit das Mobbing gegen all jene Wissenschafter geht, die zu anderen Forschungsergebnissen als die Klimaalarmisten kommen.

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Das Pech der armen Bahn mit mir

21. Dezember 2009 11:08 | Autor: Andreas Unterberger

Ich fühle mich schuldig. Irgendwie hat die ÖBB immer nur Pech mit mir: Jedes Mal, wenn ich mit ihr fahren will, geht etwas schief. Einmal ist es ein bei Minusgraden völlig ungeheizter Schlafwagen. Einmal frieren den armen Bundesbahnern, so wie an diesem Wochenende, die Weichen ein. Warum fahre ich auch immer gerade an blöden Tagen? Wer konnte auch damit rechnen, dass es im Winter kalt ist? Und dass die Hohe Warte mit ihren Prophezeiungen recht hat und nicht Obama, Berlakovich und Faymann, die gerade die totale Erwärmung der Welt verkündet haben? Besonders signifikant war der Unterschied zur Autobahn, die ich dann notgedrungen für die alternativ gemachte Autofahrt zu einem fixen Termin nach Klagenfurt benutzte: Die war nämlich durchgehend geräumt. Dort gab es offensichtlich genug Salz-Auftaumittel, die der ÖBB offenbar ausgegangen waren. Kein Wunder, muss die Bahn doch Millionen für inhaltlich sinnlose Inserate in bestimmten Zeitungen ausgeben, nur damit diese positiv über die SPÖ und die ÖBB berichten. Wie soll da noch Geld für den Schutz der Weichen gegen Kälte und Schnee vorhanden sein? Dafür wimmelte es auf dem Bahnhof Meidling – dem eisig durchwehten Substitut für die zwei gleichzeitig(!) in Umbau befindlichen Wiener Hauptbahnhöfe – von herumstehenden Informationsmenschen, die man ganz offensichtlich aus dem letzten Aufgebot des AMS angemietet hat. Die echten Bundesbahner zogen sich hingegen schweigsam in die wenigen warmen Ecken zurück. Diese Informationsmenschen hatten freilich weder eine Ahnung, ob heute irgendwann ein Zug geht, noch hatten sie sonst eine sinnvolle Funktion, außer Schokolade zu verteilen. Dafür informierten die Bildschirme, dass die dort gezeigten Anzeigen nicht stimmen und dass man auf den Lautsprecher hören solle. Nach all dem war es dann keine Überraschung, dass auch die Lautsprecher absolut stumm blieben, zumindest in der Zeit, in der ich noch auf einen Zug hoffte. In anderen Ländern würde es unter intensiven öffentlichen Debatten heftige Konsequenzen für Verantwortliche geben (immerhin haben ja im angeblich so betroffenen Raum Wien auch die Wiener Linien samt ihren Weichen problemlos funktioniert). Nicht aber in Österreich. Denn hier werden die Medien nicht einmal aktiv, wenn auf einem Bahnübergang Menschen zu Tod kommen, weil das ÖBB-Alarmtelefon nicht besetzt ist. Stehen doch die meisten Medien auf der Pay roll der ÖBB. Da wird man doch nicht gleich die Hand beißen, die einen füttert. Vor einigen Tagen konnte man in der Lieblingspostille der SPÖ, im Raiffeisen-finanzierten „Österreich“, eine „Gagenliste unserer Staatsdiener“ lesen. Dieser Aufstellung zufolge bekommt ein Feuerwehrmann 1573 Euro, ein Volksschullehrer 1887 Euro, ein U-Bahn-Führer 1533 Euro, aber ein ÖBB-Zugbegleiter 2346 Euro und ein ÖBB-Lokführer gar 2550 Euro pro Monat. Diese skandalöse Diskrepanz wird jedoch vom Boulevard – wo man sonst sogar einen Stundenverdienst eines Fernseh-Stars ausrechnet (und dabei absurderweise nur die reine Bildschirmzeit misst) – nie thematisiert. Diese massive Überzahlung der Eisenbahner kostet das Budget zwar jährlich weit mehr als der Kollaps der Hypo Alpe Adria. Aber: Wir haben's ja – solange genug geschmiert wird.

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Die Uni brennt, die Weltrevolution pennt

21. Dezember 2009 10:03 | Autor: Andreas Unterberger

Das Audimax ist geräumt und die Weltrevolution hat nicht stattgefunden. Denn die Weltrevolutionäre sind längst nach Norden abgereist zu Muttern und dem dort auf sie wartenden Pfannkuchen. Und die im Audimax untergebrachten Sandler müssen sich eine neue Wärmestube suchen. Ende gut, alles gut? Gewiss: Die Audimaxisten stehen als Teilzeit-Revolutionäre ziemlich lächerlich da. Sie konnten ja im Grunde von Anfang an - allen Jubelartikeln zum Trotz - nicht für „die Studenten“  sprechen, sondern nur für die paar Dutzend und manchmal Hunderten jungen Menschen, die sich im Audimax versammelt hatten. Dieses ominöse „Plenum“, von dem plötzlich alle Macht in der Bildungspolitik ausgehen sollte, erinnerte verdammt an die kleinen Kader der Arbeiter- und Bauern-Räte, die 1917 in Russland die Macht gegen den Willen der Mehrheit an sich gerissen hatten. Dass überdies besonders viele Deutsche und besonders viele Exponenten von Studienrichtungen mit extrem zweifelhafter wissenschaftlicher Qualität im Audimax aktiv waren (Politologie, Publizistik usw.), macht die neuen Sowjets auch nicht gerade glaubwürdiger. Genauso lächerlich haben sich Zeitungen wie „Österreich“, „Heute“, „Standard“ und „Falter“ sowie der ORF gemacht, die jene Besetzungen zumindest anfangs als einen großen historischen Aufbruch in neue Zeiten bejubelt hatten. Das Audimax stellte für manche Leitartikler sogar die Oktoberrevolution in den Schatten (Und nur „Standard“ und „Falter“ können sich dabei wenigstens zugute halten, dass bei ihren Lesern die Mehrheit tatsächlich mit dem Audimaxismus sympathisiert hat). Blicken wir auf die andere Seite, so ist aber auch die Obrigkeit alles andere als glaubwürdig. Eine Obrigkeit, die sofort falsch geparkte Autos abschleppen lässt, die jeden kleinen Greißler in den Konkurs schickt, wenn er die Sozialversicherungsbeiträge nicht zahlt. Denn es liegt auf der Hand, dass man für die Wiederherstellung rechtmäßiger Zustände recht feige den Zeitpunkt abgewartet hat, da die Uni ferienbedingt geleert ist. Die nun hochgespielten Sicherheitsprobleme gab es natürlich schon von Anfang an. Und ausgerechnet in der Urlaubszeit fallen ja keine teuren Kosten mehr für die Anmietung von Lehrsälen außerhalb der Universität an – womit gerade jetzt einer der wichtigsten Gründe für die Räumung des Audimax an Bedeutung verloren hat. Was aber macht der vorweihnachtlich mutig erwachte Rektor, wenn der Zauber nach der Rückkehr aus den Ferien wieder losgehen sollte? Wartet er dann erneut tatenlos, bis sich im Februar wieder die Unis ferienbedingt leeren? Wer nur durch die Hintertür Stärke zeigt, der hat im Grunde ja nur Schwäche, keinesfalls Führungsstärke demonstriert. Und der provoziert die Gegenseite dazu, weiterhin die Grenzen des Möglichen über alle gesetzlichen Limits hinaus auszureizen. Der Weg Georg Wincklers war und ist falsch, auch wenn ihn nun manche als einen besonders raffinierten „österreichischen Weg“ bejubeln mögen. Besonders blamiert steht Johannes Hahn, der Wissenschaftsminister, da. Er hat mit der plötzlichen Ankündigung, 34 Millionen Euro zusätzlich auf den Tisch zu legen, die Besetzungen in hohem Ausmaß, wenn auch nur indirekt und nur aus politischer Kurzsichtigkeit heraus legitimiert. Wer Erpressungen einmal nachgibt, der motiviert ja immer nur weitere Erpressungen. Und dass der im Geiste schon lange nach Brüssel abgerauschte Hahn damit jeden frei verfügbaren Euro seines Nachfolgers auf zwei Jahre wegversprochen hat, ist besonders stillos. Es ist daher auch kein Wunder, dass sich seit Wochen niemand für die Hahn-Nachfolge bereitfindet. Und Es ist ein klarer politischer Fehler des ÖVP-Chefs Josef Pröll, Hahn nicht sofort ausgetauscht zu haben. Mindestens ebenso genant ist die Rolle vieler Professoren, vieler Mittelbau-Angehöriger, wobei sich lediglich die Wirtschafts- und Technische Universität in Wien und einige kleine Hochschulen wie die in Leoben positiv abheben: Sie haben sich, teils durch Erklärungen in Vorlesungen, teils durch Resolutionen solidarisch mit den Besetzern gezeigt oder zumindest feige geschwiegen. Bei allem Verständnis für das Interesse jedes Uni-Angehörigen, mehr Geld und mehr Dienstposten zu bekommen, so ist die Botschaft, die damit den jungen Menschen (die theoretisch die künftige Elite Österreichs darstellen sollten) vermittelt wurde, doch katastrophal. Sie lautet: Das Ziel heiligt die Mittel, auch wenn sie rechtswidrig sein mögen. Das Engagement vieler Uni-Lehrer ist aber auch nur dann bemerkbar, wenn es mit linker Rhetorik verbunden werden kann. Denn von den gleichen Professoren und Mittelbauern hörte man fast nie Worte der Kritik an der SPÖ, obwohl diese die Hauptschuldige an den Zuständen an der Uni ist: Die SPÖ trägt die Hauptverantwortung für die Abschaffung der Studiengebühren, die den Unis viel Geld gekostet haben; die SPÖ ist hauptschuld, dass in Österreich der Zugang zu fast allen Studien keiner quantitativen oder qualitativen Beschränkung unterliegt; und der SPÖ-vorsitzende Werner Faymann hat öffentlich "Verständnis" für die Besetzer geäußert. Während die Grünen, die dieselbe Politik betreiben, sich ja im Grund ohnedies nur als eine Klassen-Partei der Studenten verstehen, hat die SPÖ damit überdies auch ihre Stammwähler, die Arbeiter (also Menschen ohne Uni-Besuch), verraten, die das Gratisstudium mitfinanzieren müssen. Jede Wette, das Bild wäre ein ganz anderes, hätte Österreich noch Politiker mit Führungsqualität wie Bruno Kreisky oder Wolfgang Schüssel.

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Häupl denkt an Denkmäler

20. Dezember 2009 08:08 | Autor: Andreas Unterberger

Michael Häupl will am Denkmal des erfolgreichsten Bürgermeisters der Geschichte Wiens eine Tafel anbringen lassen, die auf den Antisemitismus Luegers hinweist. Einverstanden, Lueger war (wie viele in jenen Tagen) zweifellos ein Antisemit. Jedoch: Wer A wie Anti-Antisemitismus sagt, der muss auch B wie braune und totalitäre Flecken der SPÖ sagen und auch da entsprechende Tafeln anbringen lassen. Dafür empfiehlt sich etwa der sozialdemokratische Stadtrat Julius Tandler, der ein vehementer Anhänger der Euthanasie war und ausdrücklich die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ verlangt hat. Oder will Häupl suggerieren, dass das harmloser war als Luegers rein verbaler und nie zu Gewalttaten aufrufender Antisemitismus? Ebenso braucht es eine Hinweistafel an dem unter Häupl errichteten Denkmal für Che Guevara, dass dieser für die Ermordung (außerhalb des Kampfes!) von mehr als 4000 Menschen verantwortlich ist. Auch bei der SPÖ-Zentrale (und auf den Denkmälern aller damals involvierten Sozialdemokraten) müsste man als wirklicher Demokrat eine Tafel anbringen, dass sie sich in den 20er Jahren ausdrücklich für die „Diktatur des Proletariats“ ausgesprochen hatten, worunter in jenen Jahren jedermann die knapp davor abgelaufene Oktoberrevolution der Sowjets verstehen musste. Dabei müsste man auch erwähnen, dass die SPÖ-Jugend damals Sprüche geklopft hat wie „Das Finanzkapital ist der Jude, Juda verrecke!“ Auf dieser Tafel müsste man aber auch der Flugblätter und Arbeiterzeitungs-Aufrufe gedenken, mit denen die SPÖ 1948/49 den ehemaligen Nazis mitgeteilt hat, dass deren Platz „alleine in unseren Reihen“ zu finden sei. Am Dr.-Karl-Renner-Ring (und dem Häuplschen Wahrheitsgebot folgend natürlich auch in allen Straßenbahndurchsagen, die ihn nennen) bräuchte es den Hinweis, dass Renner 1938 ganz freiwillig Interviews gegeben hat, er stimme „freudig“ mit Ja für den Anschluss an Hitler-Deutschland. Ähnliches muss auch in der Otto-Bauer-Gasse über den ehemaligen SPÖ-Parteichef stehen (der auch nach dem Krieg noch für den Anschluss war). Bei Renner ist noch zu ergänzen, dass dieser im August 1945 verlangt hat, die alten Nazis „endlich“ in Ruhe zu lassen. Bei allen Gedenkplätzen für Bruno Kreisky ist zu vermerken, dass er ausdrücklich gesagt (und dementsprechend gehandelt) hat: „Auch ein NSDAP-Mitglied oder ein SS-Mann muss in Österreich jedes Amt bekleiden dürfen, solange ihm kein Verbrechen nachgewiesen wird.“ Dementsprechend gehörten seiner Regierung gleich fünf prominente Ex-Nazis an – mehr als irgendeiner anderen österreichischen Regierung. Auf den Wahlplakaten für Heinz Fischer ist ein Vermerk anzubringen, dass er einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gegen Simon Wiesenthal verlangt hatte, weil dieser die SS-Vergangenheit von Friedrich Peter aufgerollt hat. Und die Aussendungen des SPÖ-Pensionistenverbandes sind künftig mit dem Hinweis zu ergänzen, dass Verbandschef Karl Blecha Israel als „rassistischen Staat“ bezeichnet hat. Um einmal nur die prominentesten Parteifreunde Häupls und deren Vergangenheit anzusprechen.

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Ein Scheitern macht Hoffnung

19. Dezember 2009 13:09 | Autor: Andreas Unterberger

Die größte Elefantenherde, die jemals auf der Erde versammelt war, trampelte, kreißte und brachte ein Mäuslein zur Welt. Das ist die Kurzbilanz des mit viel Trommelwirbel begleiteten Weltklimagipfels. Das sollte aber kein Grund zur Trauer sein. Das Ausbleiben der von manchen erhofften Klima-Weltdiktatur ist aber auch noch kein Grund, die nüchterne Rückkehr zur Vernunft zu erhoffen. Denn die eiskalten Interessen wie auch die heißen Irrationalitäten, die mit dem Klimaalarm verbunden sind, sind trotz ihrer Heterogenität schon viel zu gewichtig geworden, als dass Kopenhagen einen Endpunkt für eine Hysterie bedeuten müsste, als dass das passieren könnte, was eigentlich wünschenswert ist:

Ein engagierter Leser dieses Blogs hat allen Parlamentariern die von mir vor etlichen Tagen formulierten kritischen Fragen zum Klimathema vorgelegt: ziemlich erschütternd, dass fast alle antwortenden Abgeordneten sagten, sie verstehen zu wenig davon, um sich auf eine Beantwortung einzulassen. Mit anderen Worten: Die Gesetzgeber verlassen sich einzig auf den Landwirtschaftsminister, der seine „Expertise“ schon mehrfach durch peinliche Aussagen unter Beweis gestellt hat, wie etwa der kühnen Behauptung nach einem Hochwasser, dass dieses ein Beweis für die globale Erwärmung sei. Obwohl ein Einzelereignis niemals eine Klimaveränderung beweisen kann, obwohl die Statistik keine langfristige Häufung von Hochwassern zeigt, obwohl an manchen alten Gebäuden bei Flüssen Hochwassermarken zu sehen sind, die weit über den Wasserständen der letzten Jahrzehnte gelegen sind. Es ist daher ziemlich gut, dass solche Minister (oder gar hochintellektuelle Regierungschefs wie ein Werner Faymann) dabei gescheitert sind, einen Vertrag zu schließen, der mehr als nur ein Schritt in Richtung Weltdiktatur gewesen wäre.

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Welche Lehrer brauchen wir?

19. Dezember 2009 07:01 | Autor: Andreas Unterberger

Rot und Schwarz haben einen Entwurf für eine gemeinsame Ausbildung aller Lehrer vorgelegt. Dieser enthält zwar manches Interessante, vergisst aber weiterhin auf die zwei größten Problemkreise im Spannungsfeld Lehrer-Schule. Sehen wir einmal über die wahre Intention hinter dem Projekt hinweg, nämlich auf diesem Weg eine entscheidende Bresche im Kampf für die Einheitsschule zu schlagen, die acht Jahre alle Kinder in die selben Klassen zwingt – bis auf jene Privilegierten, die sich eine Privatschule leisten können. Da die ÖVP ja seit längerem über keine Bildungspolitik mehr verfügt (sieht man von jenen steirischen Sozialdemokraten mit schwarzem Parteibuch ab, die Claudia Schmied links überholen), wird ihr das ja nicht einmal auffallen. Und den anderen (zwei, drei?) Parteien rechts der Mitte schon gar nicht. Sehen wir auch darüber hinweg, dass das Ganze natürlich vor allem einmal für den Steuerzahler teuer werden wird – werden doch in jedem Fall (also noch bevor irgendeine erhoffte Qualitätsverbesserung eintritt) die Gehälter der Pflichtschullehrer sofort an jene der AHS-Kollegen nach oben angepasst werden. Dennoch ist es prinzipiell positiv, wenn die bisher allzu theoretische Ausbildung der AHS- und BHS-Lehrer durch Kenntnisse des pädagogischen Handwerks verbessert wird. Auch umgekehrt wäre der oft blamable Wissensstand der Pflichtschullehrer dringend verbesserungsfähig. So sind etwa ihre Rechtschreibfähigkeiten vorsichtig ausgedrückt suboptimal. Ebenso packt einen ob der Fremdsprachen- oder Geschichtskenntnisse dieser Lehrer oft das Grauen. Freilich: Zunehmend merkt man auch bei Uni-Absolventen skandalöse Defizite selbst in jenen Disziplinen, die sie angeblich studiert haben. Von der Beherrschung der eigenen Muttersprache gar nicht zu reden, wo offenbar schon jetzt das Niveau auf das der Zuwanderer abgesenkt worden ist. Auch über den nun vorgeschlagenen zweijährigen Turnus für jeden Lehrer sollte man reden – der aber vorerst kaum mehr als eine Ausdehnung des bisherigen Probejahrs zu sein scheint. Viel Wichtigeres wird hingegen ignoriert: nämlich die Lebens- und Praxisferne der allermeisten Lehrer. Sie haben in der Regel ihr Leben lang nie etwas anderes als Klassenzimmer gesehen. Der einzige gravierende Unterschied zwischen den einzelnen Phasen eines Lehrerlebens vor der Pension ist, dass er einmal diesseits, einmal jenseits des Katheders sitzt. In dieser Ferne zum wirklichen Leben wurzelt ein Gutteil der blauäugigen Wirtschaftsfeindlichkeit der Lehrer und ihrer großen Anfälligkeit für grüne und sozialromantische Welterklärungsmodelle. Egal, welche Parteien sie wählen. Als einer meiner Söhne einst aus der Volksschule mit der Forderung nach Hause gekommen war, dass alle Fabriken zugesperrt und daraus Museen gemacht werden sollten, begriff ich: Wenn ich meinen Kindern etwas fürs Leben mitgeben will, muss ich ihnen intensiv auch ökonomische Zusammenhänge und ein realistisches Bild der Arbeitswelt zu vermitteln versuchen. Wer sich da auf die Schule verlässt, ist verlassen. Wenn die Reform also wirklich eine qualitative Verbesserung des Unterrichts bringen soll, dann wäre es wohl die beste Idee, nur noch diejenigen als Lehrer anzustellen, die mindestens zwei Jahre in einem Beruf ganz weit weg von Klassenzimmern ihr Geld verdient haben, gleichgültig ob als Postbote, Krankenschwester, Verkäufer oder Tennistrainer. Und zwar in Vollzeitjobs oder im Idealfall gar in der Rolle eines Selbständigen. Ich würde jedenfalls – hätte ich noch einmal Kinder in eine Schule zu schicken – in jedem Fall eine Schule vorziehen, die ihren Lehrern alternativlos ein solches Vorleben im wirklichen Leben abverlangt. Am Rande sei vermerkt, dass ein solches Praxiserfordernis auch bei jedem Richter sehr sinnvoll wäre. Zunehmend sind wir auch noch mit einem zweiten Problem konfrontiert: nämlich mit der heute schon oft rein weiblichen Besetzung der Lehrerzimmer. Das ist unbestreitbar pädagogisch alles andere als optimal. Dieses Missverhältnis würde sich wohl schon ändern, wenn Lehrer wirklich wöchentlich ihre 38 Stunden im Schulgebäude verbringen müssten. Dann wäre der Job nicht mehr ein so idealer Fall für die Kombination mit der Mutterrolle. Noch wirksamer wäre es, wenn man ein wenig Geld von den teuren Frauenförderungsprogrammen auch zur Motivierung von Männern verwendete, den Lehrerberuf zu ergreifen. Am wirksamsten wären natürlich direkte Gehaltsprämien, bis die Männer wenigstens wieder ein Drittel aller Junglehrerposten besetzen. (anstelle von „Männerbeauftragten“ – denn bei den Frauen sieht man, dass die Frauenförderung nur den Frauenbeauftragten&Co nutzt, den restlichen Frauen aber völlig egal ist). Freilich: Das würde zwar unseren Kindern nutzen, die oft bis zum Berufseinstieg (oder zur Universität) fast nur von Frauen betreut werden, was jungen Männern zusätzliche Identitätsprobleme macht. Das würde aber erstmals die Mär zur Wahrheit machen, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen. Daher wird sich kein Politiker trauen, daran auch nur zu denken. Daher stehen wir hilflos – wenn auch voll Empörung – weiterhin einem „gegenderten“ Schulsystem gegenüber, das auch Buben gegen ihren Willen in die Verkleidung einer süßen Prinzessin zwingt, nur um ihnen ihre bubenspezifische Identität abzutrainieren. Oder das den KinderInnen als einzige offenbar relevante Rechtschreibregel das unlesbare, dem Duden und der gesamten Sprachkultur widersprechende Binnen-I einbläut. Dem Genetiv und das Stil sein da wurscht.

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Fußnote 42: Es wird weiter gehackelt

18. Dezember 2009 18:24 | Autor: Andreas Unterberger

Sozialminister Hundstorfer will die Hacklerregelung bis 2017 einschränken, und zwar um zwei Jahre. Männer sollen also erst mit 62 und Frauen mit 57 Jahren in eine ungekürzte Pension gehen können. Die Richtung stimmt zwar, aber das Ziel wurde weit verfehlt. Das kann nur sein: Jeder bekommt nur jene Pension, die er sich versicherungsmathematisch erarbeitet hat. Oder gemäß der bisherigen Systematik: Wer vor dem 65. Geburtstag in Pension geht, soll das nur unter erheblichen Abschlägen tun können. Wobei schon ein Vollpensionsalter von 65 deutlicher großzügiger (=verschwenderischer) ist als das deutsche von 67. Aber wir haben es ja.

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Gute Politik heißt gut reagieren

18. Dezember 2009 11:18 | Autor: Andreas Unterberger

Was unserer Politik seit langem abgeht, ist die nötige geistige Beweglichkeit der Akteure. Zwei aktuelle Beispiele: Der Megacrash der Hypo Alpe Adria müsste umgehend zu einer Realisierung der Föderalismus-Reform genutzt werden, die bisher von den Bundesländern so erfolgreich verhindert worden ist. Wann, wenn nicht jetzt, wäre der Öffentlichkeit besser klarzumachen, dass die Konstruktion des Föderalismus absurd ist, in der die Länder ungehemmt Geld ausgeben und darüber hinaus unkontrollierte Haftungen eingehen können, während ein ganz anderer das Geld für sie eintreiben muss. Während es nicht einmal ein Konkursrecht für überschuldete Länder gibt. Immerhin hat ja gleichzeitig eine neue Statistik gezeigt, dass neben Kärnten ausgerechnet die Länder Wien und Niederösterreich zu den Schuldenkaisern zählen, also jene Länder, deren Landeshauptleute den Mund ständig so vollnehmen, als würden in Wahrheit sie die Republik regieren. Auch der Mord im Gericht von Hollabrunn wäre Anlass für eine dringend notwendige Debatte: Denn in solchen kleinen Bezirksgerichten gibt es zum Unterschied von den großen aus Kostengründen eben keine Kontrolle, ob jemand Waffen mit sich führt. Das wäre für eine intelligente Justizministerin (und eine intelligente Regierung) der ideale Zeitpunkt, die von Landeshauptleuten und Bürgermeistern seit vielen Jahren verhinderte Zusammenlegung der kleinen Bezirksgerichte durchzuziehen. Denn auch die populistischen Lokalpolitiker können wohl nicht mehr einen Mord verantworten. Aber die Politik ist geistig viel zu träge, um auf ständig neue Situationen zu reagieren.

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Neue Laps: Die Dritten im Dritten

17. Dezember 2009 01:37 | Autor: Andreas Unterberger

Ist es nur Chaos pur, wenn nun schon drei Fraktionen als Erbe der einstigen Freiheitlichen Partei im Parlament sitzen? Falls nicht morgen wieder alles anders ist. Tatsache ist jedenfalls, dass sich selbst erfahrene politische Beobachter heute schon sehr schwer tun damit, den dritten Haufen der heimischen Politik zu beobachten (das Wort „Lager“ wäre hier eher unangebracht, weil es eine gewisse Ordnung insinuieren würde). Wer kann etwa noch von allen dort tätigen Politikern genau sagen, wer wann zu welcher Partei gehört hat und wer sich wann über wen öffentlich voller Hass geäußert hat? Wahrscheinlich wissen sie es selbst nicht mehr alle. Am besten lässt sich die Politik seiner diversen Erben durch Jörg Haider selbst verstehen: „Man wird doch noch einen Spaß machen dürfen“, sagte er einmal, um eine ganz unsinnige Wendung seiner Politik zu erklären, die er nach wenigen Tagen wieder schubladisiert hat. Da ist nichts wirklich unverrückbar, man schlägt sich, man verträgt sich. Auch die jetzige Fusion verwechselt Spiel mit Politik. Wenn der Herr Scheuch den Herrn Bucher nicht mag, gründet man halt wieder einmal eine neue Partei. Und ist beim nächsten Streit wieder eine Partei weiter. Parteimitgliedschaften sind da nur noch im Sinne einer Lap relevant, als Lebensabschnittspartei. Es geht bei FPÖ & Co nirgendwo um dauerhafte Werte. Allerdings auch nicht um Neonazitum. Dieses Gerede brauchen nur Rot und vor allem Grün, die ja glauben, im ständigen Schwingen der Antifaschismuskeule wenigstens einen letzten unverrückbaren Wert ihrer Identität gefunden zu haben. Es gibt keine einzige inhaltliche politische Position, die im Dritten Lager konstant vertreten worden wäre. Auch in der Kärntner Ortstafelfrage, die von manchen als eine solche Konstante gesehen wird, hatte Haider mit Schüssel, dem Kärntner Heimatdienst und der Mehrheit der Slowenenparteien einst schon eine absolut verfassungskonforme Lösung paktiert – die aber dann an Alfred Gusenbauer gescheitert ist, der Schüssel keinesfalls den Erfolg zukommen lassen wollte, dass dieser eine Lösung des ewigen Problems geschafft hätte. Zusätzlichen Nutzen bringt diese Aktion in Tagen, da das BZÖ, Kärnten und auch der Nachruhm Haiders auf dem Tiefpunkt angelangt sind, als perfektes Ablenkungsmanöver. Nun hat man es zumindest für eine Zeitlang geschafft, die Hypo-Affäre zumindest aus den Schlagzeilen zu bringen. Natürlich hat das von Scheuch und Strache angesprochene CDU/CSU-Modell seinen Reiz. Man bekämpft sich nicht mehr mit oft abschreckender Wirkung für den Wähler, sondern teilt die Bundesländer im Verhältnis 8:1 auf. Im Widerspruch zu diesem Modell steht jedoch, dass das Kärntner BZÖ – nach dem derzeitigen Stand der internen Meinungsbildung – nicht vorhat, in die FPÖ-Fraktion zu wechseln, sondern eine eigene bilden will. Als dritte im dritten Lager. Das ist absolut nicht das CDU/CSU-Modell, denn diese bilden durchaus eine gemeinsame Fraktion. Die Existenz von drei Fraktionen ist zwar leicht lächerlich, aber in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft: Erstens bekommt man jetzt in der Summe mehr Geld aus der Staatskassa trotz deren gähnender Leere, weil der Klubstatus extra honoriert wird (eigentlich ein nur schwer nachvollziehbares Privileg, das offenbar einst geschaffen wurde, um wilde Abgeordnete zu bestrafen, obwohl gerade die einen Infrastrukturbedarf hätten). Zweitens aber kann das rechte Lager dann schon mit dreifacher Besetzung in all die Fernseh-Diskussionen vor einer Wahl gehen. Der ORF gibt da nämlich kleinen Fraktionen genausoviel Auftrittsmöglichkeiten wie den großen. Damit wollte man wohl einst den Grünen helfen, jetzt wird man sich schwer tun, das den drei Rechtsparteien zu verweigern. Freilich wird kein Mensch mehr die Diskussions-Sendungen ansehen, wenn 15-Mal unterschiedliche Parteien gegeneinander antreten werden. Wieder einmal sehr seltsam klingt jedenfalls die Reaktion Ewald Stadlers. Erstens will der Rest-BZÖ-Mann nun doch ins EU-Parlament – obwohl er das aus Protest gegen den Lissabon-Vertrag nicht tun wollte, wie er mehrfach intensiv beschworen hatte. Jetzt aber geht es offenbar darum, ein Nachrücken des nächstplatzierten Kandidaten zu verhindern, nämlich eines BZÖlers aus Kärnten, der offenbar auch zur Scheuch-Gruppe gehört. Der Abgang des aggressivsten Parlamentariers im Nationalrat dürfte freilich auch in seinem Rest-BZÖ viele klammheimlich freuen. Gleichzeitig präsentierte Stadler auch eine besonders originelle Erklärung für die Wende der Kärntner BZÖ: Dies sei eine Intrige der ÖVP, der die Kärntner wegen der Hypo-Krise nachgeben mussten. Mit anderen Worten: Laut Stadler will die ÖVP jenes BZÖ schwächen, das eigentlich nur wegen der Aufrechterhaltung der ÖVP-geführten Koalition ins Leben gerufen worden war. Und die ÖVP will laut Stadler nun ausgerechnet H. C. Strache stärken, der als unüberwindliches Hindernis für ein schwarz-blaues Bündnis gilt. Krauser geht’s nimmer – dennoch analysiert der ORF voll Panik gleich die Frage, ob sich Schwarz-Bau jetzt ausgehen wird. In Wahrheit wird es für die ÖVP durch die Neuentwicklung sehr unangenehm werden. Denn nun steht ihr in allen Bundesländern eine starke nationalkonservative Allianz Strache-Scheuch gegenüber (einmal angenommen, sie zerstreiten sich nicht wieder gleich). Diese Allianz kann die Volkspartei in vielen einst schwarzen Kernpositionen, die sie unter Pröll abgeschwächt hat, angreifen (vom Südtiroler Selbstbestimmungsrecht über den schwächer werdenden VP-Widerstand gegen die Gesamtschule bis zur Schwulenehe mit allen Privilegien, die eigentlich nur für Familien mit Kindern legitim sind). Gleichzeitig wird die FPÖ aber auch weiterhin mit populistischen Forderungen auf der anderen Seite der SPÖ Stimmen abnehmen. Das Rest-BZÖ bedeutet den ersten Versuch einer rechtsliberalen Partei. Dieser könnte nun ohne Kärnten (und ohne Stadler?) eine Spur mehr Glaubwürdigkeit gewinnen. Freilich zweifelt man, ob es im Rest-BZÖ auch nur irgendeinen Parlamentarier geben könnte, der Hayek, Erhard, Mises, Friedman, Böhm-Bawerk oder Schumpeter zumindest durchgeblättert hat. Das ist noch ein sehr weiter Weg, aus diesem Grüpplein eine glaubwürdige liberale Partei zu formen. Höchstwahrscheinlich wird sie vorher aus dem Parlament fliegen. Aber es gibt dennoch keinen Zweifel, dass die ÖVP in letzter Zeit auch bei klassisch liberalen Wählern an Bindungskraft verloren hat. Das ist Folge der allzu bäuerlichen Dominanz in der Partei und der unkritischen Bindung an eine SPÖ, die unter Faymann sicher den absoluten Absturz in Sachen Wirtschaftskompetenz vollzogen hat. Interessant ist jedenfalls, dass die FPÖ zum erstenmal in ihrer Geschichte tiefstapelt: Sie spricht von der Erringung des zweiten Platzes als Ziel, hat aber in Wahrheit durchaus Chancen auf den ersten Platz. Was man sich bewusst machen sollte, unabhängig ob man das für gut oder schlecht hält.

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Für das Klima ist alles erlaubt

16. Dezember 2009 12:20 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn es um die „Rettung der Welt“ geht, dann nimmt eine „Star-Wars“-geprägte Generation keine Rücksicht mehr auf Vernunft, wissenschaftliche Sauberkeit oder Demokratie. Bei der „Rettung der Welt“ ist jedes Mittel erlaubt, ja notwendig. Das ist offenbar der gemeinsame Nenner der derzeit in Kopenhagen versammelten Menschen und der vielen durch publizistisches Trommelfeuer Feuerschutz gebenden Medien. Das ist keine Übertreibung. Denn der Klimaalarm liefert perfekte Argumente zur Einführung einer Diktatur. Eine solche hat schon der schlichte Nikolaus Lauda öffentlich und wörtlich gefordert. Das fordert indirekt auch der amerikanische Horrorfilme-Produzent und Ex-Vizepräsident Al Gore, wenn er von einer Überlebensfrage und einer „nie dagewesenen Bewährungsprobe für unsere Demokratie“ spricht: Diese Formulierung bedeutet, dass die Demokratie versagt hat, wenn Al Gores Forderungen nicht erfüllt werden sollten. Und versagende Systeme werden in aller Regel entfernt, ersetzt, abgebaut. Das fordert auch jeder Journalist, der behauptet, in Kopenhagen gehe es um die Rettung der Welt. ORF-Journalisten geht das offensichtlich besonders leicht über die Lippen. Und wenn der anfangs laut bejubelte Aufstand vom Audimax gegen das kapitalistisch-demokratische System nun in einer Groteske verendet, also medial vergessen wird, dann ist Kopenhagen die nächste gute Gelegenheit, um zu einer Revolution anzustacheln. Klar sollte sein: Die Ziele der radikalsten Klimaschützer, nämlich die Null-Emission, sind nur mit diktatorischen Mitteln erreichbar: Umstellung der gesamten Ernährung auf vegetarisch; Verbot von Autos, Flugzeugen und allen Industrieanlagen. Nur haben die Alarmisten von Kopenhagen dasselbe Pech wie die Umstürzler vom Audimax: Die Menschen sind durch ununterbrochene Horrormeldungen längst abgestumpft und reagieren völlig gleichgültig bis skeptisch. Was freilich auch heißt: sie fürchten sich weder vor dem Klimatod  noch vor dem, was mit der Klimakampagne eigentlich alles insgeheim bezweckt wird. Wobei jeder Beteiligte andere Interessen hat, die sich nur in der Panikmache treffen: Die Windmühlenerzeuger, die Solaranlagenproduzenten, die Atomwirtschaft, die Klimaforscher (die derzeit fast unendlich viel Geld bekommen), die Bauwirtschaft (die fette Subventionen für Wärmeisolierungen bekommt), die Agrarlobby (für den Biosprit fließt nun auch viel Geld), die UNO (die sich samt der internationalen Diplomatie endlich wieder für wichtig und finanzierenswert halten will), die Regierungen (die wieder einen Grund für Bürokratieausbau zur Regulierung der Klimapolitik und für höhere Steuern haben), die Dritte Welt (die nach Kolonialismus und Ost-West-Konflikt nun einen neuen Anlass gefunden hat, Europa zur Kasse zu bitten), die Medien (in der verzweifelten Hoffnung auf Leserinteresse), die Kirchen (mit ihrem Hang zu apokalyptischen Gefahren) und natürlich wie immer die radikalen Aktivisten von NGOs (die auf neue Spendengelder hoffen). Kleiner Einschub zu einem scheinbar ganz anderen Thema: Am Beginn dieser Woche gastierte die Kultband vieler Jugendlicher „Wise Guys“ im ausverkauften Konzerthaus; dort fragte ein Bandmitglied eher überraschend, wer sich gegen die Schweinegrippe impfen hat lassen – und fast alle Zuhörer zeigten unter großem Gejohle beim „Nein“ auf. Das heißt, die Jungen machen sich einfach nur noch lustig über das Panik-Getue. Dabei hat immerhin die Weltgesundheitsorganisation WHO dieser Schweinegrippe wegen die allerhöchste weltweite Alarmstufe ausgerufen. Und dann entpuppt sich diese Schweinegrippe jedoch als eine relativ harmlose Variante der alljährlichen Grippe. So wie es beim Vogelgrippe-Alarm war, beim Waldsterben, beim Versiegen aller Rohstoffe, bei der alljährlich prophezeiten finalen Krise des Kapitalismus. Es ist kein Zufall, dass es wie bei der Schweinegrippe auch beim Klima eine UN-Organisation ist, die sich neuerdings zur Verkünderin unanfechtbarer wissenschaftlicher Tatsachen aufschwingt. Irgendwie gleicht sie dem einstigen Kardinalskollegium, das früher auch geglaubt hat, die unumstößliche Wahrheit zu naturwissenschaftlichen Fragen zu haben, über die nicht mehr diskutiert werden dürfe. Die Welt ist eine Scheibe, sie ist der Mittelpunkt des Weltalls und wird nun durch den CO2-Ausstoß der Menschen untergehen. Hauptschuld an der Verwirrung tragen heutzutage aber die Medien: Die meisten sind fast nie willens, abwägende, relativierende Stimmen wiederzugeben, sondern gieren nur nach der Schlagzeile vom Tag, die halt möglichst dramatisch sein soll. Dass solche Panik-Schlagzeilen aber – fast – immer falsch sind, stellt sich ja in der Regel erst viel später heraus. Dann aber beherrscht längst eine ganz andere Aufregung die Fernsehsendungen und Zeitungen. Zurück zum Klima. Am bezeichnendsten ist, dass man sich in den Medien und in Kopenhagen fast überhaupt nicht mit den wirklich entscheidenden und grundlegenden Fragen befasst:

Im Jahre 2050 wird alle Welt nur noch lachen über Politiker-Konferenzen (mit den bekannten Wissenschaftern Faymann und Berlakovich), die 2009 den Temperaturanstieg für das Jahr 2050 beschlossen haben. Und man wird sich hoffentlich wieder mehr des alten Sokrates erinnern und seines Satzes: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Heute aber glaubt man, alles zu wissen, und geht daher der Suche nach der Wahrheit aus dem Weg.

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Ab in die Insolvenz: Unis, Dörfler, Wrabetz

15. Dezember 2009 18:18 | Autor: Andreas Unterberger

An manchen Tagen fällt die Entscheidung schon recht schwer, was der Skandal des Tages ist. So wie heute. Für diesen Ehrentitel kommen etwa ganz stark die Frechheiten des Kärntner Landeshauptmannes – des Bankrotteurs als Geldverschenker – in Frage: Wagt er es doch tatsächlich, Kärnten als Sieger der letzten Stunden zu bezeichnen. Das Land sei „nicht so neger“, wie es andere glauben, und habe Angriffe auf sein Vermögen abgewiesen. Vielen Dank, Herr Dörfler! Warum haben Sie nicht schon bei den Hypo-Krisensitzungen den Mund so voll genommen? Wem bisher noch nicht die Galle geplatzt ist, der ist spätestens seit diesen Kärntner Sprüchen reif dafür. Diese Worte beweisen endgültig, dass nur eine Insolvenz der Hypo Alpe Adria am Platz gewesen wäre. Dann hätten Dörfler & Co nicht einmal im Bärental mehr Asyl oder Armensuppe bekommen. Dann wäre die ökonomische Geisterbahn endlich zum Stillstand gekommen. Kaum weniger provokant als Dörflers Gerde ist der Inhalt eines neuen Rechnungshof-Berichts zum ORF: Dort liegen, so vermerkt der Rechnungshof, die Gehälter weit über dem Durchschnitt der Branche, in einigen Bereichen sogar um das Doppelte. Auch der ORF wäre längst ein zwingender Fall für die Insolvenz, dann hätte all das ein Ende. Und ein neues wirklich öffentlich-rechtliches und pluralistisches Fernsehen könnte entstehen. Statt dessen bekommen Wrabetz & Co nicht weniger als 160 Millionen Euro aus der Staatskasse, um weiter misswirtschaften zu können. Dennoch gebührt die Palme wohl den Besetzern des Audimax: Sie gaben bei einer Pressekonferenz offiziell und offenbar als Erfolg bekannt, dass der Großteil der (fast durchwegs ausländischen) Obdachlosen inzwischen großteils "integriert" sei. Wer also ordentlich bei Alkoholexzessen, Sachbeschädigungen und Raufhändeln mitmacht, gilt für das schwindsüchtige Trüpplein der Besetzer als in die Universität integriert. Und weiterhin sehen Rektor und Minister dem Treiben tatenlos zu. Ja, der Rektor der Uni Wien, der in einem ordentlichen Rechtsstaat eigentlich schon längst Probleme mit dem Staatsanwalt - wegen Untreue durch zahllose Unterlassungen trotz Handlungspflichten - hätte, bezeichnet die nächste Frechheit der Besetzer sogar als „halben Schritt in die richtige Richtung“. Diese wollten nun wieder Vorlesungen erlauben – allerdings „im Rahmen der Besetzung“, also inmitten grölender Obdachloser und kontrollierender Politkommissare. Freilich ist dieser Rektor mit seinem Knieschlottern nicht alleine. Der neue Chef der Rektorenkonferenz, Hans Sünkel von der Grazer Technik, profiliert sich gleich zu Beginn als irrelevantes Weichei. Er weigert sich, von den Besetzern ein bedingungsloses Verlassen der Unis zu fordern. Er wünscht sich auch keine „Beschränkungen" des Unizuganges. Er will nur von "Zugangsregelungen" reden – das ist übrigens wörtlich das Herumgerede des SPÖ-Vorsitzenden, der freilich von Universitäten ungefähr so viel versteht wie Kardinäle vom Eheleben. Kein Wunder, dass sich der bisherige Rektorenvorsitzende frustriert an die Wirtschaftsuni zurückgezogen hat, die ja noch halbwegs die Bezeichnung Universität verdient. Beim großen Rest der heimischen Rektoren und den zugehörigen Universitäten ist, so hat er erkannt, offensichtlich nur noch die Insolvenz am Platz. Samt nachfolgender Neugründung richtiger Unis.

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Fußnote 41: Cicero ade

15. Dezember 2009 08:56 | Autor: Andreas Unterberger

Seit zwei Jahren habe ich jedem, der es hören wollte - und noch ein paar anderen - die Zeitschrift "Cicero" ans Herz gelegt: als das qualitativ Beste, was derzeit im deutschen Sprachraum gedruckt wird, als intelligent-konservativer Gegenpol zum langweilig-beliebigen Mainstream der Medien. Gleichzeitig ist Cicero keineswegs zufällig das erfolgreichste Printmedium der letzten Jahre geworden. Damit ist es nun vorbei: Der Verleger ließ den Chefredakteur ziehen. Statt dessen sitzt nun der ehmalige sozialdemokratische Staatssekretär Michael Naumann an der Spitze der Redaktion, der zuletzt beim Zentralorgan aller grünen Lehrer, der Hamburger "Zeit" gewerkt hat. Und der Herr Naumann kündigt gleich das an, was man vor kurzem auch bei einer gleichgeschalteten Wiener Zeitung lesen konnte: Er will das Magazin "pluralistischer" machen, er will auch keine Schriftsteller als Autoren. Damit ist alles klar. "Cicero" wird wie alle anderen - und sich halt dann auch übers Zeitungssterben beklagen.

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Gerettet, gerettet - und dann?

14. Dezember 2009 08:53 | Autor: Andreas Unterberger

Jubel aus allen Ecken: Die Hypo Alpe Adria ist gerettet. Wenigstens in einer kleinen Nische darf man aber skeptisch bleiben. Die Lösung ist nicht das richtige Signal. Und die größten Hürden liegen noch vor den neuen Eigentümern. Die Lösung in Kürze: Die Republik Österreich übernimmt die Bank zu Hundert Prozent und haftet überdies für neue Kredite der HAA bei anderen Banken. Die bisherigen Eigentümer scheiden gegen einen Kaufpreis von einem Euro aus und müssen vorher noch etliches einschießen beziehungsweise einige Forderungen an die Bank abschreiben. Warum ist das schlecht? Weil wieder die Gelegenheit versäumt wurde, europaweit Anlegern zu vermitteln, dass es bei Geldanlagen nicht nur um die besten Zinsen gehen kann, sondern auch um das Risiko. Wenn letztlich immer der Steuerzahler einspringt, wird das Prinzip Vorsicht nie in die Köpfe der Menschen hineingehen. Nur in der Insolvenz hätte man aber neben den nun zu Recht verlierenden Aktionären auch allen anderen, die Risikokapital (von Anleihen über Großkredite bis zu Partizipationsscheinen) in der HAA haben, diese bittere, aber notwendige Lektion eines Kapitalverlusts erteilen können. Das hat man versäumt. Jetzt aber möge niemand mehr kommen und irgendwem Gier vorwerfen, der sich halt die höchsten Zinsen ohne Rücksicht auf Verluste holt. Weil die, so wurde ohnedies wieder vermittelt, trägt ohnedies jemand anderer. Was natürlich nicht heißt, dass das nicht in geordneter Form passieren hätte können. Allen Sparern (etwa bis zu 100.000 Euro), aber auch Firmen, die ihr operatives Firmengeld in der HAA liegen haben, hätte man über parallele Hilfsprogramme beispringen können. Das hat man nicht getan. Womit man auch die Chance vertan hat, dubioses Geld mancher südslawischer Geschäftemacher unter Kontrolle zu bekommen - selbst wenn man die dortigen kleinen Sparer zur Erhaltung des guten Namens österreichischer Geschäftspartner gerettet hätte (die keine nationale Einlagensicherung haben). Nach der "Rettung" aber wird es erst so richtig spannend. Die Republik Österreich besitzt hundert Prozent einer Bank - wer erinnert sich noch an das ruhmlose Ende von Länderbank, Creditinstitut, Creditanstalt & Co, die auch solche Staatstöchter waren? Wer das tut, der weiß, dass wahrscheinlich schon zur jetzigen Stunde ein parteipolitisches Rennen in Gang ist, wer neuer Vorstand der geretteten Bank wird. Der weiß auch, dass schon in den nächsten Wochen viele Firmenchefs am Rande der Pleite eine Rettung nach Vorbild der HAA verlangen werden. Der weiß, dass die Gewerkschaft vehement protestieren würde, wenn das neue HAA-Management ein radikales Gesundschrumpfen umzusetzen beginnt. Das wird alles noch sehr lustig - zumindest für Menschen mit masochistischem Humor. PS: Gewiss klingt es eitel, aber ich kann es mir dennoch nicht verkneifen daran zu erinnern, dass Leser dieses Blogs schon am 30. November folgendes lesen konnten: ". . . Daher bleibt eine Verstaatlichung der Bank die einzig wahrscheinliche Entwicklung. Wenn diese klug angegangen wird – aber nur dann! –, könnte das sogar die zweitbeste Lösung sein. Wobei auch das natürlich eine sehr schlechte ist. Eine Verstaatlichung sollte jedenfalls nicht bedeuten, dass jetzt der Staat (also von Parteien eingesetzte Menschen) die Bank weiterführt und dass er damit etwa bei der Vergabe von Krediten mitspricht (wie es jetzt katastrophalerweise bei der deutschen Commerzbank der Fall ist). Eine Verstaatlichung sollte vielmehr im geordneten  Zusperren der Bank enden, wobei die Sparer und Wirtschaftskunden vor Risken zu schützen sind. Das wird sicher das übliche Heulen um die Arbeitsplätze auslösen, das wird auch nicht ganz billig sein. Aber langfristig dürfte dann doch von den ausstehenden Krediten etliches hereinfließen, wodurch sich der Schaden mildert." PPS: An manchen Tagen ist es besonders schön, zu jeder beliebigen Stunde analysieren zu können und nicht durch die fixen Erscheinungs-Rhythmen einer Tageszeitung oft völlig unaktuell zu wirken.

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Berlusconi: Falsche Haare, echter Systemwechsel

14. Dezember 2009 00:35 | Autor: Andreas Unterberger

Selbst als er am Sonntag von einem Geistesgestörten (?) mit einem schweren Gegenstand im Gesicht verletzt worden war, war Silvio Berlusconi der Hohn der meisten Medien sicher. Hat er den eigentlich wirklich verdient - zumindest wenn dafür ein etwas geschmackvollerer Zeitpunkt gewählt worden wäre? Nun: Berlusconi ist mit seinem Gehabe eines "Latin lovers" sicher nicht nach dem strengen Geschmack nordalpiner oder vatikanischer Menschen. In Hinblick auf sein Alter grenzt das wohl sogar in Italien schon ans Lächerliche. Auch ist die Vermutung mehr als stark, dass er vor Jahrzehnten beim Akkumulieren seines Reichtums die Grenzen des rechtlich Erlaubten klar überschritten hat. Überdies hat er sich einen fast an österreichische Verhältnisse erinnernden Einfluss auf einige wichtige Medien gesichert. Daher scheint das "Weg mit ihm!" voll berechtigt. Freilich hat im wirklichen Leben alles auch (mindestens) eine zweite Seite: Berlusconi hat sein Land nämlich deutlich vorangebracht. Das gilt vor allem vor dem Hintergrund des selbstzerfleischenden Chaos der früheren Linksregierung oder gar der Jahrzehnte der Lähmung unter den Christdemokraten. Und fast scheinen die wilden Attacken der Berlusconi-feindlichen Medien eine Ablenkung von der in den wesentlichen Dingen ganz eindeutig positiven Bilanz des konservativen Populisten zu sein. Dieser Gedanke kommt einem umso mehr, als die rechtlichen Vorwürfe gegen Berlusconi schon reichlich alte Vorgänge betreffen. Italien steht heute wirtschaftlich relativ - derzeit ist freilich alles relativ - stabiler da als andere mediterrane EU-Länder wie Griechenland oder Spanien. Das Land wird 2010 ein geringeres Defizit haben als Deutschland. Berlusconi hat die Alitalia-Krise durch zügiges Handeln beenden können. Dasselbe gilt für die Müllkrise in Neapel. Auch an der war ja die vorherige Linksregierung grandios gescheitert. Berlusconi hat als erster Politiker einen weitgehenden Stopp der schwarzafrikanischen Migration übers Mittelmeer erreicht. Was zwar einige Gutjuristen in Empörung versetzt, was aber die allermeisten Italiener für sehr positiv erachten, weshalb auch in Österreich der Migrationsdruck nachgelassen hat. Berlusconi hatte erkannt, dass man sich zur Erreichung dieses Ziels sogar mit dem Teufel - also mit Libyens Gadhafi - ins Bett legen muss. Und er hat es letztlich auch trotz aller rollenden Attacken geschafft, dass die Regierung bisher relativ - in Italien ist sowieso alles relativ - lange im Amt verbleiben konnte. Während früher alle halben Jahre eine Regierungsumbildung notwendig war. Irgendwie seltsam, dass man von all dem nichts in den Zeitungen liest, die sich dafür breit mit den Aussagen irgendwelcher Callgirls befassen. Gewiss: Wird Berlusconi wirklich wegen strafrechtlicher Vergehen verurteilt, wird er gehen müssen. Für das Land und seine Zukunft wird das aber sicher kein Freudentag. Denn im Grunde weiß jeder, was nach dem spaßigen Eitelmenschen mit dem künstlichen Haarwuchs folgen wird. Ein unübersichtliche Folge von Besitzern echter Haare, deren eheliche und strafrechtliche Sauberkeit nicht gleich von vornherein in Zweifel steht. Die aber wieder für das alte italienische Rezept sorgen werden: Chaos statt Stabilität.

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Hypo: Wo die Schuld liegt

13. Dezember 2009 18:55 | Autor: Andreas Unterberger

Die Hypo Alpe Adria wird zum hervorragenden Anti-Arbeitslosigkeits-Programm. Für Anwälte, Richter, Finanzexperten, Spitzenbeamte. Alle werden noch auf viele Jahre spannende Arbeit mit dem Crash der Kärntner Bank haben. Was nichts an der zentralen Ursache des Zusammenbruchs ändert, die jetzt schon feststeht. Die Hypo hat den letzten Beweis gebracht: Banken, in denen Politiker eine entscheidende Mitsprache haben, fahren mit viel höherer Wahrscheinlichkeit gegen die Wand als andere. Dazu zählen etwa die deutschen Landesbanken (eine davon hat sich typischerweise die marode Kärntner Landesbank HAA andrehen lassen), in Österreich neben der HAA genauso die Bank Burgenland, die Bawag oder in den Jahren davor die Wiener Zentralsparkasse, die Länderbank und letztlich auch die Bank Austria, bei der nur noch der Verkauf ans Ausland das Schlimmste verhindert hat. Die Parteifarbe ist hingegen gleichgültig. Rote wie schwarze wie orange Politiker finden sich auf der Liste der involvierten Politiker. Und auch in Amerika ist die Politik schuld, dass die Banken Kredite an zahlungsunfähige Immobilienkäufer geben mussten, dass durch niedrige Zinsen und hohe Defizite viel zu viel Geld in Immobilien- und Börseblasen fließen konnte (wie es das auch jetzt wieder tut). Das alles heißt natürlich noch nicht, dass private Eigentümerschaft totale Anti-Crash-Sicherheit garantieren könnte. Das heißt aber ganz eindeutig: Die Wahrscheinlichkeit eines Bankrotts ist bei privaten Eigentümern eine viel niedrigere. Am niedrigsten ist sie übrigens dort, wo noch ein Bankier persönlich haftet und nicht nur das Aktienkapital. Was aber leider immer seltener der Fall ist. Das heißt natürlich auch nicht, dass es keine Rolle der öffentlichen Hand in der Finanzwelt geben sollte. Der Staat hat vielmehr ganz eindeutige Aufsichtspflichten: Er muss für Wettbewerb sorgen, er muss sicherstellen, dass Risiken immer offen gelegt werden müssen, dass Entscheidungsträger auch wirklich Verantwortungsträger sind. Wenn Bankmanager hingegen wissen, dass Politiker über ihre Verträge entscheiden, agieren sie in der Regel primär gemäß den Wünschen von Politikern und nicht nach dem langfristigen Überlebensinteresse der Bank. Und Politiker orientieren sich wiederum in der Regel einzig nach dem nächsten Wahltermin. Tun sie das nicht, werden sie in aller Regel „wegen sozialer Kälte“ abgewählt. Wir alle haben in den Ohren, wie oft Politiker in den letzten Jahren einen Betrieb und die dortigen Arbeitsplätze „gerettet“ haben. Dabei haben sie jedoch meist in die Kassen einer abhängigen oder befreundeten Bank gegriffen, um zu „retten“. Überdies haben auch die diversen Haftungen der Steuerzahler für die Landesbanken vielen Bankmanagern die notwendigen Hemmungen genommen. Blanker Leichtsinn bekam von uns sein Spielkapital. Die Einmischung des Staates in die Finanzwelt hat viel größere Schäden angerichtet als etwa die viel diskutierten Boni von Managern. Gerade um von ihren eigenen Fehlern abzulenken, haben Politiker aber heftige Attacken gegen die Bankmanager und deren Bezüge geritten. Motto: Haltet den Dieb. Oberstes Prinzip von Intriganten und Politikern: Suche dir als allererstes einen Sündenbock. Ein bisschen Selbstkritik täte aber auch der Nationalbank gut. Diese stuft die Hypo Alpe Adria neuerdings als systemerhaltende Bank ein, die daher gerettet werden muss. Noch vor zwei Jahren hatte hingegen einer der (noch immer amtierenden) Vorstände derselben Nationalbank dem Autor in einem ausführlichen Gespräch dargelegt, dass es in Österreich nur fünf solcher systemischer Banken gebe, die jedenfalls gerettet werden müssten. Seltsam, wie auch in der scheinobjektiven Welt des Geldes alle Maßstäbe immer wieder ins Fließen kommen. Gar nicht seltsam, sondern fast erwartungsgemäß ist es hingegen, dass man automatisch zu Schaden kommt, wenn man sich mit zu hohem Risiko an den dunklen Geschäften von Balkan-Politikern und -Geschäftemachern beteiligt.

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Ein Obama, zwei Kriege und viele Wunschdenker

12. Dezember 2009 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Man kann Barack Obama manches vorhalten. Vor allem, dass sein politisches Agieren lange nicht so eindrucksvoll ist wie seine rhetorische Brillanz. Aber die Entscheidung, ihm den Nobelpreis zu verleihen, ist sicher in keiner Weise sein Werk. Sondern das von naiv-korrekten skandinavischen Gutmenschen. Es wäre aber dennoch sicher ein Fehler gewesen, hätte Obama den Preis nicht angenommen, wie mache nun besserwisserisch meinen. In Wahrheit hätte man ihm dann  erst recht Arroganz vorgeworfen,  wenn der Präsident sich sogar über die Annahme der höchsten Auszeichnung der politischen Welt erhaben gedünkt hätte. Zugleich ist sowohl die amerikanische wie auch die globale Öffentlichkeit in großer Mehrheit der Meinung, dass Obama den Preis zu Unrecht bekommt. Was also tun in diesem Dilemma? Obama packte den Stier bei den Hörnern und hielt eine der klügsten Reden seines Lebens. Und eine der mutigsten. Denn bei der Verleihung des Friedenspreises die Notwendigkeit von zwei gleichzeitig geführten Kriegen zu verteidigen, ist ein doppelter Salto auf dem Drahtseil ohne Netz. Obama kam dennoch wieder zu bravourösem Stand auf beiden Beinen. Gratulation, dass er das ohne Absturz überstanden hat. Denn die westliche Welt versteht immer weniger die Lektion der Geschichte und des zweiten Weltkriegs, dass es in der Welt immer wieder absolut üble Kräfte gibt, die mit Psychologen-Schmähs ("Wie geht es ihnen dabei?", "Reden wir darüber!" u.ä.) nicht zu packen sind. Ein Hitler konnte nur mit Gewalt besiegt werden, und er musste besiegt werden. Daher ist es im Prinzip gut, dass es auch heute - noch - ein paar Nationen gibt, die sich wenigstens bisweilen mit Gewalt dem Bösen entgegenstellen. Sehr schlecht ist es  freilich, wenn man den Konflikt mit dem Bösen verliert - was in Afghanistan mit großer Wahrscheinlichkeit passieren wird. Und im Irak haben die Amerikaner bestenfalls ein Unentschieden  erreicht. Viele der einstigen Obamaniker verlieren ihre Freude über den Präsidenten aber nicht wegen der weitgehenden Aussichtslosigkeit der Afghanistan-Expedition, sondern deshalb, weil Obama nach einem Jahr Nachdenkens an die bisweilige Notwendigkeit von Krieg  glaubt. Kommen doch viele von ihnen aus dem linken Eck, wo man immer von einer idealen Welt träumt, die mit der wirklichen so viel Ähnlichkeit hat wie das Morgengebet eines Nonnenklosters mit dem Gehabe des Rapid-Stehplatzes. Besonders übel müssen sich die intelligenteren unter den Obamanikern fühlen. Die erkennen nämlich von Tag zu Tag mehr, dass sich die Außenpolitik Obamas von jener des George W. Bush nur noch in Nuancerln unterscheidet. Zwei Kriege sind in Gang, der israelische Siedlungsbau in den besetzten Gebieten geht weiter, gegenüber dem Iran herrscht absolute Hilflosigkeit, und selbst die Guantanamo-Häftlinge sind nicht die unschuldigen Engel, die man umgehend freilassen könnte - wovon vor einem Jahr noch unzählige Kommentare ausgegangen sind. Jetzt stecken die einst so Begeisterten im Dilemma: War Bush doch nicht der wiedergeborene Teufel auf Erden oder ist Obama doch nicht der weltrettende Erzengel? Ihr wahres Dilemma heißt aber: Warum ist die Weltgeschichte bloß nicht so, wie man sie gerne hätte? Und daraus folgt umgekehrt das Grunddilemma fast jedes ernsthaften Staatsmannes: Warum machen es die vielen weltfremden Träumer in den Medien oder gar in der intellektuellen Szene mit utopischen Vorstellungen jedem Politiker so schwer?

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Fußnote 40: Kindereien um die Kinder

11. Dezember 2009 16:24 | Autor: Andreas Unterberger

Jahrelang hat die Ratifizierung der Konvention auf sich warten lassen. Jetzt ist plötzlich die Nichtratifizierung der Kinderrechtskonvention wegen des Fehlens einer Verfassungsmehrheit eine nationale Kapastrophe oder "Sauerei", wie sich die ÖVP-Staatssekretärin Marek auszudrücken beliebt. Gewiss, das Verhalten der drei Oppositionsparteien ist kindisch und verantwortungslos. Wenn sich alle drei Parteien hinter die absurden Intrigen der Herren Pilz, Stadler und Graf (so ziemlich die am stärksten negativ besetzten Figuren des ganzen Parlaments) im Untersuchungsausschuss stellen, dann diskreditieren sie sich selber. Genauso kindisch ist aber auch das Verhalten der Koalition. Sie tut nun so, als ob die Kinder in Österreich ohne Konvention rechtlose Wesen außerhalb jedes Rechtsschutzes wären. Sie erzählt aber nie konkret, welchen konkreten Vorteil die Kinderkonvention den Kleinen zusätzlich brächte. Und: Wenn es wirklich noch irgendeinen echten Zusatznutzen für die kinder durch irgendeinen Konventions-Paragraphen gäbe, hätten SPÖ und ÖVP diesen durch ganz normale Gesetze schon längst realisieren können. Ganz ohne die böse Konvention. Ansonsten sind ja die meisten dieser Konventionen bloße Beschäftigungstherapie für Diplomaten, Juristen und die Drucker von Gesetzesblättern.

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Feindsender FAZ

11. Dezember 2009 14:49 | Autor: Andreas Unterberger

Auch wenn in Österreich fast niemand über den großen Korruptionsskandal berichtet, den die Bestechung willfähriger Zeitungen durch öffentliche Mittel vor allem aus dem Bereich sozialdemokratischer Ministerien und insbesondere des Rathauses darstellt, so gibt es doch immer wieder Kanäle, durch die das beklemmende Totschweigen gebrochen wird. Große Verdienste erwirbt sich daher die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die in der Freitag-Ausgabe einen ausführlichen Beitrag über das Problem schreibt. Dieser gipfelt bei aller Noblesse des Blattes in der beinharten Konklusion: Es "scheint die mediale Korrumpierung Österreichs bei Voranschreiten des "Systems Faymann" zum Demokratie-Problem zu werden". Das erinnert an historische Parallelen: Auch unter den Nazis und unter den Kommunisten haben die Menschen es geschafft, durch ausländische Medien ("Feindsender") die von den offiziellen Medien unterdrückte Wahrheit zu erfahren. Der einzige Unterschied: Heute ist das Hören (Lesen) von Feindsendern nicht strafbar. Und die Ursache des Schweigens ist nicht die Polizeigewalt, sondern der Umstand, dass hierzulande nun offenbar schon fast alle freiwillig willfährig sein wollen, nur um an die Kohle heranzukommen. Wer am Urteil der FAZ zweifelt, schaue nur in die heutigen Blätter. Die anfangs "bloß" am Boulevard eingerissenen korruptionären Unsitten greifen immer weiter um sich. Da finden sich beispielsweise in einer einst bürgerlichen Qualitätszeitung vier große Inserate: Eines kommt von einer anderen Zeitung des gleichen Konzerns (ist also sicher de facto unentgeltlich), die anderen drei stammen von: Bundeskanzleramt, Stadt Wien, Wiener Stadtwerke (alle drei gehen damit auf Kosten der nicht gefragten Allgemeinheit). Eine andere, lange von solchen Inseraten freie Qualitätszeitung entlässt überhaupt gleich die Anzeigenmannschaft, weil man neuerdings durch willfährige Berichte ohne Anstrengung einer kostspieligen Anzeigen-Verkäufers an die fetten Inserate der - angeblich so innig der Sparsamkeit verpflichteten - politischen Auftraggeber kommt. Dabei geht es nicht nur darum, dass der inhaltliche Informationswert der Inserate gegenüber dem Propagandawert völlig irrelevant ist. Nur sehr naiven Menschen kann man einreden, dass solche massiven Geldflüsse keine inhaltlichen Abhängigkeiten entstehen lassen - nicht gegenüber der Allgemeinheit, sondern gegenüber den Machthabern in Kanzleramt und Rathaus. Und klar ist auch, dass solche Abhängigkeiten in Zeiten saftiger Zeitungs-Defizite besonders leicht herzustellen sind. Begreift denn niemand, dass der gute Ruf, das Vertrauen der Leser das wichtigste nachhaltige Kapital eines Mediums sind? Begreifen denn die Steuerzahler und Leser nicht, dass sie die einzigen Opfer dieses Systems sind?

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Vom Wahltag zum Zahltag: die Landeskaiser

10. Dezember 2009 12:06 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich müsste es massiv zu denken geben: Die populärsten Politiker des Landes produzieren die ärgsten Schulden und Defizite. Damit sind aber auch wir Wähler voll mit in der Verantwortung für das, worauf Österreich zusteuert. Denn wir haben sie ja gewählt (oder durch Nichtwählen sparsamerer Politiker an die Macht befördert). Jörg Haider, Erwin Pröll, Michael Häupl: Diese drei Landeskaiser haben im letzten Jahrzehnt den Mund viel weiter aufgemacht als alle anderen Landeshauptleute. Sie haben sich selbst gerühmt, wie erfolgreich und populär sie sind. Und sie haben auch zumindest die letzten Wahlen in ihren Ländern jeweils triumphal gewonnen. Daher galten sie auch als jene Politiker, die am besten wüssten, wie man Politik macht. Daher hatten sie in ihren jeweiligen Parteien auch immer das stärkste und lauteste Wort, obwohl  sie alle drei stets die Übernahme wirklicher Verantwortung in der Bundespolitik gescheut haben. Denn jeder von ihnen hätte nur einmal Ja sagen müssen und er wäre Bundes- oder Vizekanzler geworden; lediglich Jörg Haider war eine Zeitlang bereit - und dazwischen war er auch wieder weg -, bundesweiter Chef seiner (jeweiligen) Parteiorganisation zu sein. Allen dreien war letztlich das populistische Stänkern von außen immer lieber. Seriösere, ruhigere, verantwortungsbewusstere Politiker sind hingegen in ihrem politischen wie medialen Stellenwert meist an den Rand gedrückt worden. Einige mussten sogar die Macht der politischen Konkurrenz überlassen, wie etwa die Landeshäuptlinge Salzburgs und der Steiermark. Hatten sie deswegen im Vergleich zu Haider & Co das schlechtere Rezept? Hunderte journalistische Kommentare und politologische Analysen sehen das tatsächlich so. Aber irgendwann kommt anstelle des Wahltags auch der Zahltag. Und der sieht für alle drei Länder bitter aus.  Die drei Politiker sind hauptverantwortlich dafür, dass ihre Länder die weitaus höchsten Schulden pro Kopf der Landesbürger haben. Wie es nun der Staatsschuldenausschuss ausgerechnet hat. Die größte Landeshypothek lastet auf den Kärntnern, die derzeit ein 20prozentiges Budgetdefizit fahren und die erst jetzt merken, dass die alljährlich 365-tägige Weihnachtsmann-Attitüde Jörg Haiders am Ende auch von irgendwem bezahlt werden muss. In diesem Rekordwert ist das Desaster der Hypo Alpe Adria noch gar nicht enthalten, also jener Kärntner Bank, die Haider auf seinen Großmanns-Touren fast ständig begleitet hat. Und die nun milliardenschwer den Steuerzahlern zum zweitenmal auf den Kopf fällt (der ganze laute Streit geht nur noch darum, ob es primär die Kärntner, die österreichischen, die bayrischen oder die deutschen Steuerzahler sein werden, die am meisten zahlen). Niederösterreich, wo in den letzten Jahren um jeden Baum ein Kreisverkehr gelegt wurde, wo man sich den Luxus leistete, eine neue Hauptstadt aus dem Boden zu stampfen samt wenig genutzten Kulturzentren, wo man in etlicher Hinsicht noch sozialer war als in manchen roten Bundesländern, liegt bei den Landesschulden pro Kopf an zweiter Stelle. Bezieht man auch die Gemeindeschulden ein, dann ist es sogar der erste Platz. Eine stolze Leistung für einen Möchtedochnichtgern-Bundespräsidenten . . . Wien liegt "nur" an dritter Stelle dieser  Schuldner-Liste. Was in Wahrheit aber mindestens ebenso blamabel ist. Denn Wien profitiert enorm von Bundesausgaben (etwa im Kultur- und Wissenschaftsbereich), es hat mit den Beamten und den Mitarbeitern fast aller großen Konzernzentralen Österreichs die bestverdienenden Steuerzahler, es profitiert per Zuzug von den Kinderbetreuungs-Ausgaben der anderen Bundesländer, und es hat seit jeher den administrativen Einsparungs-Vorteil, dass hier drei Verwaltungsebenen (Land, Bezirk, Gemeinde) in einer Hand zusammengelegt sind. Gleichzeitig musste sich Wien erst am Donnerstag vom Rechnungshof anhören, dass es Hunderte Millionen Gebühren für Wasser, Müll usw. alljährlich zuviel kassiert, die nur dazu verwendet werden, um das allgemeine Verwaltungs-Defizit gering zu halten. Wien ist auch jenes Bundesland, das seine Beamten weit über dem Niveau aller anderen Länder entlohnt - was in Wien ja durchaus auch als Entlohnung für Parteitreue gewertet werden kann. Dass alle drei genannten Länder besonders viel Geld ausgeben, um sich die jeweiligen Landesmedien nicht nur gewogen, sondern sogar total kritikfrei zu halten, kommt als Abrundung eines Bildes der Schande noch dazu, das aber genau aus diesem Grund von allen Medien verheimlicht wird. Umso wichtiger wäre es, das komplett schuldenfreie Oberösterreich vor den Vorhang zu holen, zusammen mit den ebenfalls sehr sparsamen Tirolern und Vorarlbergern. Diese drei Länder werden aber etwa in den bundesweiten Medien so gut wie gar nicht erwähnt. Seriöse Politik ist in einer durch und durch korrumpierten Medienlandschaft nicht sexy. Das sind jedoch durchaus Themen, die uns alle angehen, nicht nur das jeweilige Land. Denn am Ende werden es immer alle Österreicher sein, die ein bankrottes Bundesland auffangen müssen, da für die Länder keine geordnete Insolvenz rechtlich vorgesehen ist. Was uns gerade durch den Kärntner Hypo-Bankrott bewusst geworden ist. Freilich, im Bund sorgt man sich nicht viel um die Länder: Dort lebt man lieber selbst weiterhin in den Tag hinein. Da wird trotz einer (teuer erkauften) Wiederbelebung der Konjunktur auch für 2010 ein Ankurbelung-durch-Schulden-Programm gefahren, als gäbe es kein übermorgen. Da werden, seit Faymann an der Macht ist, über hundert Millionen jährlich zur Bestechung der Zeitungen ausgegeben. Da gab man den Pensionisten im Rezessionsjahr 2009 satte Pensionserhöhungen, da gibt man auch den Beamten eine Reallohnerhöhung (wenn auch weniger als den Pensionisten), obwohl europaweit die Signale auf Nullohnrunden stehen. Da hat man Geld für Schwarzarbeiter-Hängematten namens Grundsicherung oder für die neuerdings so wichtige ÖVP-Zielgruppe der Schwulen. Man streitet aber nach außen über Einsparthemen wie das Fuhrparkmanagement. Das ist ungefähr so, wie wenn eine bankrotte Familie, bei der sich gerade auch die soeben obdachlos gewordenen Neffen aus Kärnten hilfesuchend angesagt haben, die eigene Sanierung über eine Reduzierung des Salzgebrauchs bei der Suppe schaffen will.

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Fußnote 39: Ö1, das letzte Gefecht

09. Dezember 2009 15:51 | Autor: Andreas Unterberger

Wenn den ORF-Machern als Rechtfertigung für den Gebührenzwang gar nichts mehr einfällt, dann japsen sie verzweifelt: "Aber Ö1!". Was sie nicht hindert, jetzt auch Ö1 gänzlich zu zerstören. Nachdem die Grünlastigkeit in den diversen Ö1-Magazinen unerträglich geworden ist, nachdem Radio Staphansdom die Freunde klassischer Musik längst viel besser zu bedienen begonnen hat (zumindest jene in Wien), und nachdem die Journal-Moderatoren auf das intellektuelle Niveau des Audimax abgesunken sind, hat die Senderleitung nun auch die beliebte sonntägige Kabarettsendung "Guglhupf" durch ein vermutlich zeitgeistig sein wollendes Nirwana ersetzt und damit trotz heftiger Proteste demoliert. Und jetzt werden auch noch die normalen Nachrichtensendungen um über 30 Prozent verkürzt. Der Grund: Sie werden mit den Regionalnachrichten aus (nachvollziehbaren) Einsparungsgründen gleichgeschaltet - und den Bundesländern sind offenbar fünf Minuten Nachrichten nicht mehr zumutbar. Damit ist auch das letzte Gefecht um den öffentlich-rechtlichen Charakter des ORF verloren. Im Fernsehen ist das ja schon längst passiert: Dort lässt sich nun sogar schon der Sport  vom Sportminister bestechen/bezahlen. Worauf Herr Darabos mit Garantie auch dort nie mehr kritisch behandelt werden wird . . .

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Der ungeheuerliche Alltag in Kanzleramt und Parlament

09. Dezember 2009 11:15 | Autor: Andreas Unterberger

Ungeheuerlichkeiten werden offenbar in Österreich nur noch dann als solche wahrgenommen, wenn sie von Rot oder Grün behauptet werden. Daher werden auch die zwei jüngsten wohl untergehen. Eine davon hat Nationalratspräsidentin Prammer zu verantworten, nämlich mit ihrer Begründung, warum der freche - aber fast schon wieder lustige - Vorschlag der Audimax-Besetzer, statt dessen ins Parlament zu übersiedeln, doch nicht ganz in ihrem Sinn wäre. Prammers Stellungnahme: Sie habe grundsätzlich Verständnis für die Anliegen der Studenten, die Probleme müssten aber auf politischer Ebene gelöst werden. Das war so ziemlich die dümmstmögliche Reaktion: nicht nur, dass sich die Chefin des obersten Gesetzgebungsorgans de facto mit Rechtsbrechern solidarisiert. Sie macht darüber hinaus klar, dass ihrer Meinung nach das Parlament keine "politische Ebene" sei. Offenbar denkt sie klammheimlich so wie jene Rechtsextremisten, die das Parlament einst zur bloßen "Quatschbude" erklärt haben. Mit furchtbaren Folgen. Während Prammers Stellungnahme nur dumm ist, ist das, was das Bundeskanzleramt getan hat, schon ein Fall für die Staatsanwaltschaft, würde diese ihre Aufgabe und das Stichwort "Amtsmissbrauch" noch ernst nehmen.  Werner Faymanns Amt hat nämlich nach den EU-Wahlen allen Parteien Wahlkampfkosten in der Höhe von 12,4 Millionen Euro zurückerstattet - dabei aber nicht berücksichtigt, dass nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages ein ganz anderer Aufteilungsschlüssel gelten wird. Nun, nach der letzten Unterschrift unter Lissabon, stehen dem BZÖ ein Abgeordneter und 577.000 Euro zu, die man aber schon den anderen Parteien ausbezahlt hat. Diese Parteien aber können offensichtlich nicht mehr zur Rückzahlung gezwungen werden. So zahlt halt wieder einmal der Steuerzahler. Wäre die Lissabon-Reform überraschend gekommen, könnte man das ja noch als "blöd gelaufen" abtun. In Wahrheit aber gab es im vergangenen Jahr kein mehr diskutiertes Thema. Und auch alle Medien haben breit berichtet, dass das BZÖ nach Inkrafttreten der neuen Verfassung ein Mandat in Strassburg bekommen wird. Vielleicht könnte man im Medienstaatssekretariat des Kanzleramtes, statt die Zeitungen zu manipulieren, diese auch einmal lesen? Wenn bei einer "normalen" Firma ein Verantwortlicher trotz einer so klaren Wissenslage zu hohe Beträge an nicht Berechtigte auszahlt, wird er gefeuert, muss selbst für den Schaden aufkommen, und bekommt eine Anklage. Aber bei uns im Bundeskanzleramt . . .

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Fußnote 38: Vorsicht Lauda

09. Dezember 2009 10:35 | Autor: Andreas Unterberger

Die große Schweizer Industriegruppe Oerlikon ist hoch verschuldet und kann ihre Kredite nicht mehr bedienen. Oerlikon ist jene Firma, die Niki Lauda hohe Zahlungen dafür leistet (in einer Höhe, von der mehrere Familien leben könnten), dass er auf seiner Kappe für den Konzern wirbt, an dem er übrigens auch selbst beteiligt (gewesen?) ist. Irgendwie ist Lauda längst zum betriebswirtschaftlichen Todesengel geworden. Hat er doch auch mehrmals eigene Fluglinien in die Krise geführt oder der AUA immer besonders schlechte Ratschläge gegeben. Wetten, dass Lauda trotzdem der staunenden Nation weiterhin vom gedruckten wie elektronischen Boulevard als Experte für eigentlich alles präsentiert werden wird?

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Fußnote 37: Christen und ORF

09. Dezember 2009 10:24 | Autor: Andreas Unterberger

In den letzten Tagen haben 4000 Christen gegen die Geschäftsöffnung am 8. Dezember demonstriert und 1500 Studenten gegen alles und jedes. Lassen wir offen, was man von den jeweiligen Zielen hält (denn dann müsste man wohl sagen, dass die Kirche besser beraten wäre, würde sie für den geschäfts- und veranstaltungsfreien Vormittag an Sonn- und Feiertagen zum Zweck des Kirchgangs kämpfen statt  nun den ganzen Feiertag verloren zu haben). Halten wir nur die Tatsache der ungleichen Berichterstattung im ORF fest (auch wenn das Thema manchen Besuchern schon bekannt vorkommen mag): Die Christen-Demonstration wird von der ZiB ignoriert (auch sonst fand der Tagebuchschreiber keine Erwähnung), über die Studenten wurde wie immer breit und voller Sympathie berichtet. Das hat nichts mehr mit objektiver Berichterstattung, sondern nur noch mit massiver Schlagseite der ORF-Mannschaft zugunsten von allem zu tun, was sehr weit links ist. Wehren sich die Kirchen? Natürlich nicht, denn der Caritas-Präsident, der für sie in den ORF-Gremien sitzt, ist der sicherste Stimmenbringer für Rot-Grün. Zu Anliegen der Kirche schweigt er.

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Von Obama bis Faymann: die Schuldenfalle

08. Dezember 2009 00:39 | Autor: Andreas Unterberger

Weltweit passiert das, was vielfach prophezeit worden ist: Die Nothilfe für den Finanzsektor wird lange nicht in dem Umfang benötigt, wie anfangs von der Politik geplant. Sie war nur ein großes Sicherheitsnetz für den zum Glück nicht eingetretenen Worst case. Doch was tut die Politik? Sie packt die günstige Gelegenheit nicht beim Schopf, sondern macht weiter Schulden. In Österreich scheinen zwar die Panikmeldungen um die Hypo Alpe Adria zu überwiegen. Zwischen Eigentümern, Land Kärnten, Bayern und Republik Österreich wird bekanntlich gepokert, wer etwas zur Rettung der bankrotten Bank tut, die einst Hand in Hand mit Jörg Haider viele spannende Luftprojekte finanziert hat. Einzig sinnvoll wäre - wie in Wahrheit alle wissen - eine geordnete Insolvenz unter Schutz der Kleinanleger und der betrieblichen Konten. Aber das wagt vorerst noch keiner auszusprechen. Obwohl es mit Garantie keinen Sturm auf die Banken auslösen würde (wie vielleicht noch im Vorjahr). In den USA sind in einem Jahr ziemlich genau hundert Banken in Insolvenz gegangen, und zwar recht geordnet (im Gegensatz zum vorjährigen Lehman-Schock). Das hat der Volkswirtschaft überhaupt nicht geschadet und ist auch ein notwendiger Prozess, um marode Unternehmen aus dem Verkehr zu ziehen. Gleichzeitig haben sogar die im Vorjahr unterstützten US-Banken bereits 70 Milliarden Dollar vorzeitig zurückgezahlt. Insgesamt braucht die amerikanische Regierung sogar 200 Milliarden Dollar weniger für den Finanzsektor als die ursprünglich geplanten 700 Milliarden. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist die Reaktion der amerikanischen Regierung. Sie tut so, als ob dieses Geld wirklich im Tresor läge und nur darauf wartet, ausgegeben zu werden. Natürlich ist das Gegenteil wahr: Amerika ist so schwer verschuldet, dass alleine die Kosten der Zinsen für das geliehene Geld nun schon teurer kommen als die Kosten des Afghanistankrieges (von Rückzahlung ist da noch gar nicht die Rede). Dennoch denkt die Regierung Obama darüber nach, wie sie das nun nicht fürs Bankenpaket benötigte (fiktive) Geld ausgeben wird. Dabei gibt es nur eine sinnvolle Verwendung für das Geld: nämlich es nicht zu verwenden, es gar nicht erst auszuborgen. Und damit die Schuldenlast ein wenig zu verringern. Natürlich wird das neuerliche Schuldenmachen auch in den USA  mit Arbeitsplatz-Argumenten untermauert. Wobei immer klarer wird: Nur ein Bruchteil der Gelder schafft wirklich Jobs. Geld, wer auch immer eines bekommt, wird von den Menschen vielmehr mehrheitlich gespart und angelegt - was nur weiter den steilen, aber ungesunden Anstieg der Börsekurse vergrößert. Allen Ankündigungen zum Trotz: Die Regierungen werden immer mehr Geld ausgeben - bis ihnen niemand eines borgt. Das ist dann aber der wirkliche Worst case. So ist ja auch auf die aufsehenerregende Oktober-Rede des österreichischen Finanzministers, der ein Zurückfahren der Defizite ab 2011 verlangt hat, absolut nichts Konkretes gefolgt. Obwohl jede sinnvolle Maßnahme eine lange Vorlaufzeit benötigt. Statt dessen will auch die ÖVP mehr Geld für die Einführung einer allgemeine Grundsicherung ausgeben und für schwule Witwer-Pensionen, ein offenbar ganz besonders dringendes Bedürfnis. Und der SPÖ-Bundeskanzler verkündet überhaupt ein neues Programm großer Geldausgaben mit sehr utopischen Finanzierungsideen. An ihren Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren Ankündigungen.

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Fußnote 36: Athener Nächte

07. Dezember 2009 22:36 | Autor: Andreas Unterberger

Athens Innenstadt wird seit einem Jahr fast allabendlich von linksradikalen Gewalttätern in eine Zone des Chaos und der Gefahr verwandelt. Der Jahrestag war auch der ORF-ZiB wieder einmal einen Bericht wert. Dieser  strotzte nur so von Mitleid, weil viele Jugendliche nur 700 Euro im Monat verdienen - und angeblich auch in 20 Jahren nicht mehr verdienen werden (was sogar stimmen könnte, wenn sich die Touristen zunehmend fürchten müssen, nach Athen zu reisen). Und natürlich ist in dem Bericht nur ganz anonym von "Krawallmachern" und "Randalierern" die Rede. Dass es sich um Linke handelt, wird total verschwiegen. Linke dürfen im ORF bekanntlich nur als die Guten vorkommen.

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Fußnote 35: Die Erpressung geht weiter

07. Dezember 2009 06:18 | Autor: Andreas Unterberger

Die AUA wollte heuer wie jedes Jahr in der Akademie am Schillerplatz ihre Weihnachtsfeier abhalten. Die ist jedoch besetzt. Die AUA entblödete sich nicht, direkt mit den Besetzern Kontakt aufzunehmen und diese um Erlaubnis zu bitten. Die sind inzwischen das Erpressen (Staatsanwaltschaft: bitte einmal im Strafgesetzbuch nachzusehen) schon gewohnt - sind doch bereits Johannes Hahn und einige hiesige Rektoren vor ihnen blamabel in die Knie gegangen - und haben gefordert:

Da hat sogar die AUA ihre einstige Tradition vergessen, vor jeder (gewerkschaftlichen) Erpressung in die Knie zu gehen, und auf die Akademie-Feier verzichtet. Jede Wette: Alle Rektoren und Minister werden auch auf etwas anderes verzichten: nämlich den durch die Besetzungen entstandenen Schäden wie etwa entgagene Vermietungs-Einnahmen einzuklagen. Zahlt ja eh der Steuerzahler.

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Fußnote 34: Dann halt die Krone

07. Dezember 2009 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

Manche der vielen Gespräche zur Lage der österreichischen Zeitungen sind allzu köstlich, um sie dem Tagebuch zu verschweigen. Die Frau eines wichtigen Unternehmers ruft (ausgerechnet) im sogenannten Medienstaatssekretariat an, um empört zu fragen, was man denn nach der Gleichschaltung der Medien als bürgerlicher Mensch noch lesen könne. Die Antwort im breiten Dialekt: „Na, dann lesens holt die Krone.“

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Gott und die Liberalen

06. Dezember 2009 00:43 | Autor: Andreas Unterberger

Manche Medien haben sich gewundert, aber in Deutschland ist es Realität geworden: In der FDP, einer klassisch liberalen Partei, hat sich die halbe Fraktion als bewusste Christen deklariert. Wenn diese FDP-Christen im Bundestag den Andachtsraum benutzen, ist der voll wie nur selten, berichtete der „Spiegel“. Der neue FDP-Gesundheitsminister – ein aus Vietnam stammendes Waisenkind – ist vor einigen Jahren gläubiger Katholik geworden. In Österreich findet man rund um die Österreichische Schule der Nationalökonomie besonders viele Gläubige, also rund um die  heute zweifellos spannendste Form liberalen Denkens (auch wenn sie ausgerechnet in Österreichs Hochschulen kaum vertreten ist). Wie das? Hat nicht die Kirche einst gegen die Liberalen, haben nicht die Liberalen einst gegen die Kirche gehetzt? Zweifellos ja. Aber das waren primär Kämpfe des 19. Jahrhunderts, mit etlichen Ausläufern ins 20. Jahrhundert. Besonders im k. und k. Österreich war die Kirche einst allzu eng mit der politischen Macht verfilzt. Was freiheitsliebende Liberale zu einer massiven Opposition veranlassen musste. Heute ist die Kirche kein politischer Faktor mehr – der Glaube kann sich, soweit er sich mit Politik befasst, auf die Frage nach Sinn und Verantwortung konzentrieren. So waren es seit der Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem christliche Politiker, die sich rund um die ordo- oder neoliberale Idee der sozialen Marktwirtschaft geschart haben (besonders rund um Freiburger Schule, Ludwig Erhard und die CDU). Wobei die meisten von ihnen das Wort „sozial“ nicht, wie es heute viele tun, als Einschränkung der Marktwirtschaft verstanden haben, sondern als Beschreibung dessen, was eine wirklich funktionierende Marktwirtschaft darstellt: Wohlstand für alle. Wer sich heute als Christ wie als Liberaler um die Verantwortung gegenüber der nächsten Generation sorgt, der wird zu sehr ähnlichen Ergebnissen kommen müssen, wenn er sich nicht von tagespolitischen Hypes treiben lässt: Er wird vor allem gegen die skandalöse Verschuldungspolitik aufbegehren müssen. Christen finden im Evangelium etliche Stellen, die Leistung loben, und die jene Menschen tadeln, die sich in der sozialen Hängematte zu Lasten anderer ausruhen (siehe etwa das Gleichnis von den vergrabenen Talenten oder den Satz, dass nicht essen solle, wer nicht arbeite). Das stellt keineswegs einen Widerspruch zum Gebot der Nächstenliebe dar, sondern die Pflicht zu Arbeit und Leistung. Denkende Christen spüren auch, wie verantwortungslos es gegen die Dritte Welt ist, dass die EU ihren Agrarmarkt protektionistisch stützt, was den Bauern der Dritten Welt alle Exportchancen nimmt (und sie zunehmend in die Migration treibt). Christen wissen, dass das Subsidiaritäts- und das Personalitätsprinzip etwas ganz anderes heißen als den in den letzten Jahrzehnten angewachsenen Megastaat, der alles und jedes Übel zu regeln vorgibt. Und dabei längst selbst zum Hauptübel geworden ist. Liberale begreifen immer mehr, wie wichtig die vom Christentum ausgehenden Werte als Basis einer funktionierenden Gesellschaft ist. Denn die Gesellschaft braucht externe Kräfte, die ihre Grundlagen schaffen. Christen wie Liberale haben Eigenverantwortung, Freiheit und Menschenwürde als zentrale Werte (neben all den transzendentalen Werten der Religion). Daher müssen sich auch beide gegen neue Bedrohungen der Freiheit und der Menschenwürde wappnen: Die aktuellen Bedrohungen kommen zum einen von der laizistischen Politischen Korrektheit, die immer mehr Denkverbote aufstellt, die den Menschen immer öfter vorzuschreiben versucht, was sie zu sagen und wollen haben (wie es bis zur Aufklärung die Kirche auch gegenüber Nichtchristen versucht hatte). Dazu gehört auch die Absurdität, dass diese Politische Korrektheit jede Attacke auf das Christentum, aber keine Kritik an anderen Religionen zulässt. Die zweite Bedrohung kommt von einem im Eilschritt vordringenden politischen Islam, der zahllose Freiheiten von Angehörigen anderer Religionen wie auch von unreligiösen Menschen massiv einschränken will. Das tut er mit großer Wahrscheinlichkeit dann, wenn er die Mehrheit errungen hat, wie man es am Verhalten der Moslems in den meisten moslemischen Ländern ablesen kann. Gewiss: Noch gibt es bei den Liberalen viele, die nostalgisch in alten Kulturkämpfen ihren ideologischen Lebenssinn sehen, wie etwa die geistig eher im 19. Jahrhundert steckengebliebene Heide Schmidt (die freilich im Grund gar keine Liberale, sondern eine klassische Linke ist). Noch sind bei den Katholiken umgekehrt viele Verbands-Funktionäre – etwa die beinahe wie Kryptokommunisten wirkenden Männer an der Spitze der österreichischen Caritas – offensichtlich der Meinung, die wichtigsten neuen Gebote hießen: „Du sollst ständig noch höhere Forderungen an den Staat stellen, egal ob er sich das leisten kann.“ Und: „Nimm dem Staat, was der nächsten Generation gehört.“ Und: „Die kollektiven Aufgaben des Staates haben die biblische Aufforderung zur individuellen Nächstenliebe abzulösen.“ Aber weder Schmidt spricht heute für die große Mehrheit der Liberalen noch die Caritas für die große Mehrheit der Gläubigen. Das macht hoffnungsvoll.

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Die vielen teuren kleinen Helfer

05. Dezember 2009 01:15 | Autor: Andreas Unterberger

„Die Bürokraten des Wohlfahrtsstaats haben ein Interesse daran, dass sich die Lage der Abhängigen nicht ändert – sie leben ja davon, dass die anderen nicht für sich selbst sorgen können.“ Das Urteil des renommierten Berliner Medien- und Kommunikationstheoretikers Norbert Bolz in „Cicero“ ist hart. Noch härter ist sein Satz: „Die Linke liebt die Misere.“ Doch in der Tat: Ganze Sozial-Industrien leben von jenen Nöten, die sie zum Gutteil selbst dramatisiert oder gar erst herbeigeredet haben, damit sie dann gut als institutionalisierte Betreuer dieser Nöte leben können. Und das gelingt angesichts einer Politik sehr gut, welche nur noch zu einem imstande ist: nämlich dazu, die auf die Zukunft gemachten Schulden an jene weiterzuleiten, welche jeweils am lautesten und ergreifendsten zu jammern verstehen. Ein besonders krasses Beispiel ist die Entwicklungshilfe. In Bangla Desh wurde die Zahl der dort tätigen Hilfsorganisationen mit über 300 gezählt. Jeweils mit Büros, mit Repräsentanten, mit einer eigenen Infrastruktur. Man weiß zwar nicht, wie sehr sie Bangla Desh geholfen haben oder wie sehr dieser Overkill an sich schon schadet. Aber es ist unbestreitbar, dass allein in jenem islamischen Land Zehntausende ausländische Helfer ihre berufliche Existenz auf ihre Hilfstätigkeit gründen können. Was zwar in den meisten Fällen nicht mit horrenden Gehältern, dafür – im Sinne Viktor Frankls – mit hoher subjektiver Sinn-Befriedigung belohnt wird. Das ist zweifellos persönlich eine legitime Lebenseinstellung. Sie führt nur dazu, dass man keinerlei Interesse an der Feststellung hat, dass ein Land keine Hilfe mehr braucht. Noch weniger mögen solche Helfer die Erkenntnis, dass Entwicklungshilfe schon von vornherein mehr Schaden als Nutzen anzurichten imstande ist. Genau das aber hat die schwarzafrikanische Ökonomin Dambisa Moyo in ihrem neuen und Aufsehen erregenden Buch „Dead Aid“ brillant nachgewiesen, so wie schon eine Reihe anderer Wirtschaftsexperten. Sie beweist schlüssig, dass Schwarzafrika nicht trotz, sondern wegen der milliardenschweren Hilfe dauerhaft in bitterer Armut steckt. Entwicklungshilfe schafft Abhängigkeiten und lässt die Menschen Eigenverantwortung und eigene Anstrengung verlernen. Wenn billige oder gar unentgeltliche Hilfsgüter, etwa Lebensmittel, ins Land kommen, werden dadurch die lokalen Produzenten aus dem Markt gedrängt. Die Bauern der Dritten Welt brauchen in Wahrheit keine Entwicklungshilfe (nur bisweilen Katastrophenhilfe), sondern den Zugang zu den noch immer protektionistisch abgeschirmten Märkten Europas und Nordamerikas. Wenn im Westen die Bauern mit Abermilliarden gestützt werden, können die der Dritten Welt nicht mehr mithalten, deren Märkte überdies mit westlichen Überschussgütern verstopft werden. Den besten Beweis dafür, wie überflüssig Entwicklungshilfe ist, liefern Ost- und Südasien. Viele der dortigen Völker haben den Schritt aus bitterer Armut geschafft, niemand verhungert mehr, wie es noch bis in die 80er Jahre an der Tagesordnung war. Sie haben diesen Schritt aber nicht dank westlicher Helfer oder Hilfe geschafft, sondern weil sie nach – häufig von europäischen Helfern empfohlenen – sozialistischen Irrwegen gelernt haben, dass eigene Anstrengung, die Orientierung nach den internationalen Märkten und Kapitalismus in Reinkultur für sie der beste, wenn nicht einzige Weg aus der Armut sind. Es ist ziemlich logisch, dass sich durch diese Beispiele die Entwicklungshilfe-Organisationen angegriffen fühlen. Daher wird von ihnen vehement jeder Verweis auf die Erfolge des marktwirtschaftlichen Wegs ignoriert oder gar bekämpft. Daher wird ein immer größerer Teil der Entwicklungshilfe für die Öffentlichkeitsarbeit in den Zahlerländern selbst ausgegeben. Besonders präzise kann man das auch bei der Klima-Debatte verfolgen. Kein Mensch überprüft die von einigen UNO-Computern „bewiesene“ Grundthese, dass nämlich der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß eine katastrophale Erwärmung auslösen wird. Aber mit dieser These werden riesige Forschungs-Summen, Subventionen für Wind- und Solarkraftwerke, für internationale Konferenzen und Propagandabroschüren sowie für alles, was die Vorsilbe Bio- trägt, locker gemacht. Früher im Schatten lebende Risiko- oder Klima-Institute erleben dadurch auf unsere Kosten einen sensationellen Boom. Warum sollte auch nur einer von diesen Profiteuren Zweifel daran veröffentlichen, ob das alles überhaupt stimmt? Im Gegenteil, Zweifler werden sofort zu Verbrechern gestempelt, wie einst im 16. und 17. Jahrhundert die Ketzer. Völlig Paralleles spielt sich beim Asylbereich ab. Gerade jene Anwälte und jene Hilfs-Organisationen, die das Innenministerium attackieren, leben sehr gut von den Betreuungs-Millionen aus dem gleichen Ministerium. Und sie protestieren heftig, wenn die Gelder für die Rückkehr-Beratung und -Betreuung an eine Organisation gehen, die wirklich die Heimkehr der abgewiesenen Asylwerber im Auge hat und nicht mehr an jene Organisationen, die den Migrationswilligen oft als erstes geraten haben, den Pass wegzuwerfen, damit man sie nicht so leicht abschieben kann. Ähnliches ist bei allen Berufen zu beobachten, die Armut und soziale Not bekämpfen. Ich habe von Angehörigen dieser Berufe noch nie gehört, dass sich irgendetwas gebessert hätte. Arme werden offenbar prinzipiell immer nur ärmer. Und die meisten Journalisten schreiben es jedes Mal brav nieder. Keiner denkt nach, wie viel besser es uns allen geht als vor einigen Jahrzehnten; keiner wagt die Frage, ob die statistisch Armen nicht vielleicht ganz heftig von Schwarzarbeit oder gar von den Zinsen eines in der Schweiz gebunkerten Vermögens leben. Ein bezeichnendes Beispiel, wie da mit Statistik Schindluder betrieben wird: Vor kurzem schrieb eine der SPÖ-nahen Gratiszeitungen voll Entsetzen, dass 46 Prozent unserer Studenten unter der Armutsgrenze lebten; ein paar Tage später fand sich anderswo die kurze Notiz, dass in Serbien 10 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Also wäre der Schluss logisch: Auf nach Serbien. Würde man die Einkommen aller Österreicher real verdreifachen, würde dennoch kein einziger über die Armutsgrenze klettern. Denn die ist ein rein relativer Wert, was die meisten aber nicht durchschauen. So hat in Amerika fast jeder „Arme“ ein Haus, ein Auto, mehrere Fernseher, eine Waschmaschine. Aber all die Armuts-Schreckensberichte werden nicht nur von auflagegeilen Medien, sondern auch von zahllosen Organisationen verbreitet und immer mehr zugespitzt. Von Armutskonferenzen, Armutsforschern, riesigen Sozialapparaten in Ländern und Gemeinden. Sie alle leben von dem Glauben an eine weit verbreitete schwere und unverschuldete Armut. Man könnte das alles ja aus amüsierter Distanz verfolgen, hätte es nicht böse Folgen: Die Menschen geraten erstens in ein Abhängigkeits-Syndrom und fühlen sich nicht mehr selbst für ihr Leben verantwortlich, was meist jede Energie tötet. Zweitens werden durch diese künstliche selektive Dramatisierung die wirklichen Problemfälle gern übersehen. Und drittens werden in der Folge die – ohnedies nur noch auf Kredit vorhandenen – staatlichen Mittel völlig falsch eingesetzt. (Dieser hier gekürzte Beitrag erscheint in der aktuellen Nummer der Zeitschrift „Academia“.)

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Fußnote 33: Gender-Freiheit

05. Dezember 2009 01:05 | Autor: Andreas Unterberger

Die Fachhochschule Krems hat eine Rektorin. Der ersten Frau in einer solchen Funktion ist zu diesem Avancement zu gratulieren - und vor allem zu ihren entkrampften Umgang mit den Feminismus-Phrasen, die aus den Unis dringen (insbesondere aus dem Wiener Audimax und Umgebung, aber auch vielen angeblich wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen). Sie sieht in ihrer Bestellung "eigentlich nichts Spezielles" und  konstatiert: "Wir haben diesen Geschlechterkampf wie an den Universitäten nicht wirklich."

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Jagt die Reichen (hinaus)

04. Dezember 2009 02:03 | Autor: Andreas Unterberger

Einst hat man gegen bestimmte Religionen gehetzt, dann gegen die Politiker, jetzt gegen die Manager. Das Ergebnis war immer schlecht für Österreich. Die Vertreibung und Ermordung der Juden hat Österreich den schlimmsten intellektuellen Aderlass seiner Geschichte gebracht. Der bis heute nicht wirklich aufgeholt ist – siehe den jämmerlichen Zustand mancher Fakultäten und ausgegliederten Universitäten. Oder die recht unterentwickelte Fähigkeit der derzeitigen Kabarettisten, wenigstens ein Schmunzeln auszulösen. Dann ging es ab den 80er Jahren gegen die Politiker. Das war eine ungewollte Allianz zwischen Jörg Haider und Profil & Co. Man befasste sich nicht mehr mit politischen Inhalten, sondern primär mit Bezügen oder Dienstwägen oder Pensionen oder dem Privatleben der Politiker. Das Ergebnis: Der Politiker-Beruf, der eigentlich in einer Demokratie der wichtigste sein sollte, ist heute so diskreditiert, dass kein anständiger und gescheiter junger Mensch mehr in die Politik geht. Und jene, die geblieben sind, sind bestenfalls farblose Verkörperungen der opportunistischen Ideenlosigkeit nach Heinz-Fischer-Art. Oder Schlimmeres. Und nun also die Manager: Viele Politiker und Medien haben deren Bezüge ins Visier genommen. Wahlarithmetisch ist das kein Problem, die Manager sind viel zu wenige, um relevant zu sein. Hingegen hat fast jeder Politiker perfekt mit Neidgefühlen zu spielen gelernt. Erscheinen doch vielen Menschen Bezüge mit etlichen hunderttausenden oder gar Millionen Euro pro Jahr als maßlos übertrieben. Interessanterweise werden die oft ähnlich hohen oder sogar höheren Bezüge von Sportlern oder Künstlern nie thematisiert. Daher würde SPÖ-Chef Faymann mit seinem Vorschlag, (nur) die Manager-Bezüge zu limitieren, eine massive Verfassungsverletzung auslösen. Die aber erst Jahre später offenkundig werden würde. Was wir uns aber viel zu wenig bewusst machen: Wirklich gute Spitzenmanager sind durchaus eine international gesuchte Spezies. Jene Männer oder Frauen, die ihre Firmen mit der richtigen Mischung aus Vorsicht sowie Wachstumsstreben, aus Autorität sowie Expertise (und wohl auch dem Glück des Tüchtigen) durch die jüngste Krise gesteuert haben, sind oft mehr als ihr Geld wert. Und es ist ja kein Zufall, dass es in Deutschland wie Österreich primär die Banken unter politischem Einfluss waren, die in Schwierigkeiten gekommen sind (zuletzt insbesondere die diversen Landesbanken, einst aber auch Länderbank oder Bank Austria). Natürlich kann ein Manager auch mit einem auf 500.000 Euro limitierten Jahresbezug gut leben. Freilich sind die meisten Spitzenkarrieren recht kurz. Wer mehr als zehn Jahre im Olymp der Spitzenverdiener weilt, ist eine rare Ausnahme. Umso mehr werden Vorstände und Geschäftsführer jede Möglichkeit zum Verdienen nutzen. Und wenn das dann in Österreich nicht mehr möglich ist, dann gehen sie halt in die Schweiz oder nach Amerika. Und manches Mal gehen dann gleich die ganzen Firmen-Hauptquartiere mit. Es war zweifellos - auch - seine exorbitante Gage, die Andreas Treichl zum Verbleib bei der Erste Bank motiviert hatte, als er für die Leitung der Schweizer UBS im Gespräch war, eines der ganz großen internationalen Finanz-Players. Das heißt nun nicht, dass die Höhe der Spitzengehälter sinnvoll ist. Jedoch sollte deren Behandlung nicht dem Populismus der Politiker überlassen bleiben, sondern den Eigentümern, also meist den Aktionären. Die Politik sollte lediglich die Möglichkeiten verbessern, dass die Exponenten der Aktionäre diesbezüglich mehr Rechte bekommen. Vielfach haben kluge Firmen in den letzten Jahren ihre Vorstände auf ein sehr stark von den Aktienkursen geprägtes Bonus-System umgestellt. In absurder Verkennung der Realitäten haben Politiker und Medien dieses System in den letzten Monaten heftig attackiert. Natürlich wieder mit dem üblichen Neidargument, manche haben darüber hinaus in den Boni sogar die Hauptursache der Krise gesehen. Ein Bonus-System hat aber den großen Vorteil, dass die Aktionäre dadurch den Vorstand genau an ihr eigenes Interesse, also an den Wert ihrer Aktien, binden können. Nur hat man da bei manchen Firmen den Sinn eines Bonus ganz missverstanden. Wenn zum Beispiel der Bonus darin besteht, Aktien zu einem vorfixierten Preis kaufen zu können, dann verleitet das zu riskantem Verhalten – falls die Bonus-Bezieher ihre Aktien gleich wieder verkaufen dürfen. In diesem Fall ist die Versuchung groß, mit Tricks die Kurse zum Stichtag kurzfristig in die Höhe zu reißen. Daher haben besonders kluge Firmen längst ihren Spitzenleuten ein längerfristiges Bonus-System verpasst, bei dem die als Bonus erhaltenen Aktien mehrere Jahre behalten werden müssen. Besonders vorsichtige Firmen erlauben den Vorständen sogar erst zwei Jahre nach dem Ausscheiden aus der Firma den Verkauf von Aktien. Ein solches System hat im Vorjahr dazu geführt, dass manche Spitzenleute ein deutlich negatives Einkommen hatten: Der eher bescheidene Grundgehalt wurde von den Kursverlusten der mit Verkaufsverbot belegten Aktien weit übertroffen. Natürlich gibt es auch noch andere tendenziell sinnvolle Messgrößen, wie Umsatz und Gewinn. Diese lassen sich aber viel leichter manipulieren als der Börsekurs Jahre nach dem Ausscheiden aus der Firma.

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Wieder ein Tag Politikverdrossenheit

03. Dezember 2009 16:52 | Autor: Andreas Unterberger

Die Parteien haben das Gefühl verloren, welche Politik die  Bevölkerung eigentlich will. Wahrscheinlich glauben sie, dass das, was in den Zeitungen steht, oder das, was die ORF-Volksfront so von sich gibt, oder das, was ihnen einige Jungpolitologen in den Parteisekretariaten so erzählen, irgendetwas mit der öffentlichen Meinung zu tun hat. Jüngstes Beispiel: Die ÖVP hat 40 Tage gebraucht, bis sie nun draufgekommen ist, dass die von einigen Radikalen und nun zunehmend Obdachlosen besetzten Unis notfalls auch mit polizeilichen Mitteln zu räumen sind. Zum Vergleich: Am Mittwochabend hat hingegen in Frankfurt schon zum – mindestens – dritten Mal in einer deutschen Stadt die Räumung besetzter Räume durch die Polizei stattgefunden. Die ÖVP ist mangels eigenen Gespürs offenbar erst durch Meinungsumfragen draufgebracht worden, dass eine Durchsetzung des Rechtsstaats auch gegenüber dem Audimaxismus große Sympathien in der Bevölkerung findet. Aber immerhin: Die ÖVP ist irgendwann draufgekommen - oder sie hat sich irgendwann getraut, ihren Cunctator Gio Hahn zu ignorieren. Vielleicht könnte sie nun auch seriöse Meinungsumfragen im Auftrag geben und beispielsweise erforschen, ob die Mehrheit wirklich für Schwulen-Witwerpensionen ist. Obwohl dafür nie ein Cent Beitrag bezahlt wurde. Und obwohl aus schwulen Ehen eher selten Kinder entspringen, für deren Zukunft vorzusorgen wäre, oder Hausmänner, die der Kinder wegen auf einen Beruf verzichtet haben. Eine Partei, die wieder einmal regieren will, könnte sich auch erkundigen, wie sehr die Bürger verstehen, dass künftig die gesamte Familie eines knackigen jungen Mannes aus Fernost (oder von sonst wo) das Recht bekommen wird, auf Grund des Anspruchs auf Familienzusammenführung nach Österreich einwandern zu dürfen, sobald der junge Mann einen hiesigen „Ehemann“ gefunden hat. (Apropos: Selbst in der großzügigen Weltmetropole New York hat der Senat soeben die Homo-Ehe abgelehnt, ohne wie die ÖVP zu denken: geben wir halt nach, dass wir endlich Ruhe haben). Zurück zu den Uni-Besetzungen. Die FPÖ ist in dieser Frage unter dem Einfluss ihres zuletzt primär seltsam auffallenden Bildungspolitikers Martin Graf noch immer auf einem völlig falschen Dampfer unterwegs. Beim BZÖ sagt zwar ein Teil Mutiges und Vernünftiges, was aber mit Sicherheit dazu führen wird, dass bald jemand anderer aus Kärnten das Gegenteil sagen wird. Die Grünen haben wenigstens die lustige Nischenstrategie, die Besetzer als ihr eigenes Wachstumspotenzial anzusehen, und den Rest der Bevölkerung zu ignorieren. Und bei der SPÖ reicht es ja schon lange nicht mehr für eine Strategie. Weder in der Frage Besetzungen noch in anderen. Höchstens für frühe Faschingsscherze. Nichts anderes sind ja die Ideen Werner Faymanns, wie er einen neuen „Generationenfonds“ finanzieren will (was auch immer der genau tun soll). Einen Teil erhofft er sich durch eine europäische Transaktionssteuer – die etwa auf Grund des britischen Widerstandes nie kommen wird, und deren fiktive Erträge zweitens schon mehrfach von anderen für andere Zwecke gewidmet worden sind. Noch mehr Geld für seinen Generationenfonds erhofft sich Faymann von einer Umschichtung aus dem Gesundheitsbereich. Das sollte man sich nun besonders intensiv auf der Zunge zergehen lassen: Monatelang hat die SPÖ vehement für mehr Gesundheits-Geld gekämpft; seit Jahren geht den Kassen das Geld aus; seit langem weiß alle Welt, dass es auf Grund der Überalterung und der immer teurer werdenden Medizin extrem schwierig sein wird, den Zuwachs der Gesundheitsausgaben auch nur halbwegs einzubremsen. Und ausgerechnet dieser Gesundheit will Faymann nun eine Milliarde wegnehmen. Wer ob solcher krauser Gedanken noch nicht in verzweifeltes Hohngelächter ausgebrochen ist, sollte sich vielleicht auch noch bewusst machen, dass die in diesem Bereich nach Meinung Faymanns einsparbaren Gelder ja solche der Bundesländer sind. Und die denken bekanntlich Tag und Nacht daran, irgendwelche Projekte zu finanzieren, die sich gerade ein Bundespolitiker einfallen hat lassen . . . Noch heiterer ist die neueste Entwicklung der SPÖ-Bildungspolitik, die ja unsere Kinder in die Gesamtschule zwingen will: Faymann hat erneut, so wie Claudia Schmied es ständig tut, die derzeit getestete Neue Mittelschule ungeachtet ihrer viel höheren Kosten als den Stein der Weisen verkündet. Und da kommt nun anderntags die Genossin Susanne Brandsteidl daher und sagt plötzlich die Wahrheit über die Tests der Neuen Mittelschule, nämlich dass dabei „ja nur ein neues Türschild auf die Hauptschulen geklebt wird“. Die stets fröhliche Brandsteidl hat offenbar nicht mitgekriegt – übrigens ebenso wenig wie Hahn, der voll auf den Trick hereingefallen ist –, dass uns diese Tests demnächst als großer Erfolg verkauft werden sollen, mit denen man die Gesamtschule dann endgültig durchsetzen will. Wobei die Neue Mittelschule natürlich insofern ein Erfolg ist, als viele Hauptschulen das neue Türschild wollen, damit sie an das dicke Geld herankommen. Sonst aber aus keinem Grund. Und am gleichen Tag hat sich natürlich auch die unendliche Groteske im sogenannten Untersuchungsausschuss des Parlaments um eine weitere Drehung weiterentwickelt. Und keiner der Beteiligten merkt, wie egal den Bürgern der ganze Ausschuss längst ist. Niemand versteht, warum kein Minister dort auftreten darf, was natürlich alle möglichen Vermutungen auftauchen lässt. Kein Mensch versteht den ständigen aggressiven Trommelwirbel der Opposition, wo sich abswechselnd Grün und Blau gegenseitig den Schädel einschlagen, um dann wieder in geschlossener Front gegen die Koalition anzutreten. Bei all diesem Chaos ist man froh, dass sich die Gerichte und nicht das Parlament nun um den - offensichtlich sehr kleinen - harten Kern der zahllosen Vorwürfe zu kümmern haben. Und nicht Parlamentarier, die selber im Zwielicht stehen. All das sind Teile der politischen Debatte eines einzigen Tages: Wen wundert da eigentlich die österreichweite Politikerverdrossenheit?

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Fußnote 32: Das Obdachlosenheim

03. Dezember 2009 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Das Audimax ist zur Zufluchtsstätte für Obdachlose geworden. Wärme, von den Grünen spendiertes Gratisessen und Gratisauftritte einiger künstlerischer Sympathisanten locken. Von Studenten ist bis auf ein paar kommunistische Kader fast nichts mehr zu sehen. Da bleibt nur noch eine einzige Frage offen: Warum gibt es kein Strafverfahren gegen einen Rektor und gegen einen Minister, die einfach tatenlos dem rechtswidrigen Missbrauch von der Bildung gewidmeten Steuergeldern zuschauen?

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Fußnote 31: Langes Warten auf den Protest

02. Dezember 2009 15:07 | Autor: Andreas Unterberger

Drei Tage politisch korrekter Panikmache liegen hinter uns: Wegen der ungeheuerlichen Frechheit der Schweizer, die keine Minarette mehr erlauben, würde Europa eine furchtbare Reaktion der islamischen Welt drohen. Siehe da, die christlichen Angsthasen und die weltfremden Linksjuristen haben sich umsonst gefürchtet: Die islamische Welt hat sehr zurückhaltend reagiert. Denn dort wissen alle sehr genau, dass Christen bei ihnen Tausende Male schlechter behandelt werden, als es das Verbot einiger Türme bei uns bedeutet. Daher will dort niemand eine globale Debatte über die Rechtsstellung anderer Religionen. Fast muss man sagen: leider.

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Fußnote 30: Werner Faymann ganz alt

02. Dezember 2009 14:53 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Jahr Werner Faymann Bundeskanzler bringt eine klare Uralt-Botschaft: Noch mehr Geld ausgeben, noch mehr Steuern. Als ob wir nicht inzwischen wüssten, dass jeder Arbeitslose, dem man heute durch Schulden einen Job schafft, morgen zwei Arbeitslose zur Folge hat. Ansonsten agitierte der SPÖ-Chef für die  Einheitsschule, durch die es künftig keine Nachilfe-Notwendigkeiten mehr geben solle. Was natürlich zwangsläufig eine Nivellierung der Schulen nach unten bedeutet. Sowie eine schwere Belastung für den Mittelstand, der dann ebenfalls seine Kinder in die Privatschulen schicken muss, wo sie  die meisten Reichen, viele Politiker und Industrielle längst haben – die daher für den Rest der (Unter-)Menschheit die Einheitsschule empfehlen können. Am Ballhausplatz also nichts Neues.

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Fußnote 29: Die noblen Frauenhäuser

02. Dezember 2009 01:43 | Autor: Andreas Unterberger

Wo tagen die Chefinnen der Wiener Frauenhäuser, wenn sie etwas zu besprechen haben? Natürlich im noblen Innenstadthotel Bristol. Wahrscheinlich bereiteten sie dort die nächste Kampagne vor, wie sie an mehr Steuergeld herankommen. Denn die Frauenhäuser sind ja so arm . . .

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Fußnote 28: Die Geschäftemacher

01. Dezember 2009 16:39 | Autor: Andreas Unterberger

Mit großer Betroffenheit berichtet der Moderator des ORF-Mittagsjournals von den wieder um 20 Prozent erhöhten Arbeitslosenzahlen und von der Aussicht, dass diese bald noch viel mehr steigen werden. Minuten später jubiliert der selbe Moderator, dass das deutsche Höchstgericht der Ladenöffnung an Sonntagen (die es dort mit Rücksicht auf den Kirchgang ohnedies nur an Nachmittagen gibt) und damit der „Geschäftemacherei“ – dieses Wort mit der größtmöglichen Verachtung in der Stimme – ein Riegel vorgeschoben sei. Dass die bösen Geschäftemacher zugleich auch Jobmacher wären, so etwas geht einem gleichgeschalteten ORF-Redakteuer natürlich nicht in den Kopf.

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Kündigungsgeschützt in den Streik?

01. Dezember 2009 01:19 | Autor: Andreas Unterberger

Die Beamte drohen mit Streik und haben nun die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Was bedeutet das? Populärer werden sie damit nicht – aber sie werden wohl Wirkung erzielen. Worum wir uns aber alle drücken, ist folgende Frage: Wozu brauchen wir die Beamten überhaupt? Zweifellos ist nichts leichter, als sich bei vier Fünftel der Bevölkerung damit populär zu machen, indem man auf das fünfte Fünftel der Berufstätigen, nämlich die Beamten, losdrischt. Dafür gibt es auch genug Motive – die vor allem mit der unterschiedlichen Rechtsstellung der Beamten und Vertragsbediensteten zusammenhängt. Aber gleichzeitig schlummert in uns allen das Bewusstsein, dass die Qualität der Republik sehr stark von der Qualität der Beamten abhängt. Und da steht im internationalen Vergleich der öffentliche Dienst in Österreich noch immer relativ erfreulich da. Bei aller berechtigten Kritik. Dennoch ist jeder Schritt notwendig, der die Gleichbehandlung von Beamten sowie Vertragsbediensteten und normalen Berufstätigkeiten vorantreiben kann. Daher war es richtig und positiv, dass die Beamten unter Schwarz-Blau auf das allgemeine ASVG-Pensionssystem umgestellt worden sind – wenn auch mit sehr langen Übergangsfristen. Daher scheint es umgekehrt eher schwer verständlich, dass Beamten und Vertragsbediensteten derzeit deutlich schlechtere Gehaltserhöhungs-Angebote gemacht werden, wenn alle anderen Gruppen fast einheitlich 1,5 Prozent mehr bekommen. Dass diese 1,5 Prozent freilich in der gegenwärtigen Wirtschaftslage für alle Gruppen viel zu hoch sind, sollte uns auch bewusst werden. Wenn die Gesamtwirtschaft um 3,5 Prozent schrumpft und die Inflation (noch?) extrem gering ist, dann bedeuten diese 1,5 Prozent unweigerlich eine saftige Reduktion der angebotenen Arbeitsplätze. Denn jeder einzelne Arbeitsplatz-Besitzer nimmt sich mit einer solchen Erhöhung fünf Prozent mehr aus dem allgemeinen Kuchen heraus, als sein Anteil bisher ausgemacht hat. Das auch vom Beamtenchef Neugebauer bemühte Gewerkschafts-Argument, dass man über höhere Löhne den Konsum und damit auch Arbeitsplätze sichern kann, bleibt ein Nonsens. Denn der österreichische Konsum geht zu 60 Prozent in den Import (in Amerika hingegen nur zu rund 10 Prozent!), und eine Verteuerung der Arbeit verschlechtert daher vor allem die Konkurrenzfähigkeit im Export – und im öffentlichen Bereich die Schulden auf die Zukunft. Zurück zu den Beamten. Hier ist weniger die Gehaltserhöhung das Ärgernis für die anderen vier Fünftel, sondern - gerade in Zeiten wie diesen - die Unkündbarkeit im öffentlichen Dienst. Wenn eine große Gruppe von Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen muss, dann wird die absolute Job-Sicherheit im öffentlichen Bereich besonders stark als Provokation empfunden. Daher glaubten viele, dass mit der vor einigen Jahren beschlossenen Einschränkung der Pragmatisierung ein Ende dieses Privilegs eingetreten ist. Es gibt ja kaum Außenstehende, die sich in den Finessen des öffentlichen Dienstrechts auskennen. Erst langsam spricht sich die Wahrheit herum, nämlich dass der Jubelruf "Ende der Pragmatisierung" einer der erfolgreichsten Schmähs des öffentlichen Dienstes gewesen ist. Denn auch Nichtpragmatisierte sind felsenfest in ihren Job einbetoniert.  Doch die  Außenwelt glaubt, dass Vertragsbedienstete (also die Nicht-Pragmatisierten) genauso kündbar seien wie alle anderen Angestellten. Erst langsam wird den Bürgern bewusst: Dass ein Vertragsbediensteter noch viel schwerer von seinem Arbeitsplatz zu entfernen ist als ein Beamter. Das ist aber genau das Gegenteil von dem, was sich alle von dieser Änderung erwartet haben. Es gibt freilich ein starkes Gegenargument gegen eine Erleichterung der Kündigungsmöglichkeit. Denn der auf die Einhaltung der Gesetze verpflichtete Teil des öffentlichen Dienstes ist nur durch den Kündigungsschutz vor politischer Willkür, vor parteipolitischen Säuberungen und Druckversuchen geschützt, einen behördlichen Bescheid in bestimmter Weise zu erlassen. Dem steht aber freilich ein anderes mindestens ebenso starkes Argument gegenüber: Kündigungsschutz führt praktisch immer zu einer deutlichen Reduktion des Fleißes und Engagements, zu geringerer Kundenorientierung, zu bisweilen sogar schikanösem Verhalten gegenüber den Untertanen, zu einer oft extremen Ausnutzung aller sozialen Schutzbestimmungen von der Kur über den Pflegeurlaub bis zur Frühpension. Lauter Ansprüche, die in der Privatwirtschaft viel, viel seltener genutzt werden. Wie nun soll mit diesem Widerspruch umgegangen werden? Die Kompromiss-Formel kann wohl nur heißen: Völlige Gleichstellung von Beamten und Nicht-Beamten in Hinblick auf die grundsätzlichen Kündigungsmöglichkeit; jedoch verbunden mit der gleichzeitigen Möglichkeit, eine Kündigung beim Nachweis eines parteipolitischen oder korruptionsartigen Motivs abwehren zu können. Ob wir jemals diese Debatte sauber führen werden können, damit der öffentliche Dienst endlich wieder so respektiert wird, wie er es verdient?  Und damit in der Öffentlichkeit der Eindruck schwindet, es gäbe eine breite und privilegierte Mandarinen-Kaste weit über den Köpfen der Steuerzahler. Daneben wäre noch bei einem weiteren (kleinen) Bereich eine Erweiterung von sogar politisch motivierten Kündigungs- oder zumindest Versetzungs-Möglichkeiten sinnvoll: Jener Teil der Ministerien, der einen Minister (einen Landesrat) politisch direkt unterstützen soll. Das wären etwa die Öffentlichkeitsarbeit oder die Bereiche, die neue Gesetze ausarbeiten sollen. Also überall dort, wo es mehr um die politische Gestaltung als um die Erlassung von Bescheiden geht. Dort ist derzeit die Situation extrem frustrierend: Wenn Mitarbeiter aus welchen Gründen immer mit dem jeweiligen Minister nicht zusammenpassen oder sein Vertrauen verlieren, kann der Ressortchef einen Beamten nur links liegen lassen und durch aufgeblähte Kabinette oder Aufträge an externe Experten einen Bypass an den Beamten vorbeibauen. Das ist extrem teuer, während die formal zuständigen Beamten zugleich arbeitslos und frustriert herumsitzen. Deutschland hat genau deswegen seit langem das System politischer Beamter. In den USA werden bei einem Präsidentenwechsel sogar bis zu 5000 Beamte ausgetauscht. Warum soll man das alles nicht auch in Österreich diskutieren können, ohne als Beamtenfeind dargestellt zu werden? Statt dessen wird hier nur über eine einzige sinnvolle Reform diskutiert: Eine Gehaltsreform, die den jüngeren Beamten mehr Geld, den älteren aber weniger bringen soll. Was auf viele Jahre vor allem anderen einmal sehr teuer wäre.

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Kärntner Zahltag für Big Spender

30. November 2009 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Was die Causa Opel für Deutschland gewesen ist, das wird die Kärntner Hypo-Alpe-Adria für Österreich: Die schwierigste wirtschaftspolitische Entscheidung seit langem – bei der es nur lauter schlechte Entscheidungsvarianten zu geben scheint. Die Bank hat schon im vorigen Winter fast eine Milliarde Euro vom Steuerzahler geholt, die  dort auf  Nimmerwiedersehen verschwunden sind. Sie braucht nun wieder und ganz dringend 1,5 Milliarden Euro, um zum Jahresende überhaupt bilanzieren zu können. Im Finanzministerium kursieren interne und bisher nicht veröffentlichte Berechnungen, dass im schlechtesten Fall Belastungen von insgesamt sechs Milliarden drohen (also rund dreimal so viel, wie die einst so kritisierten Abfangjäger gekostet haben). Und das Land Kärnten selbst haftet sogar mit 18 Milliarden. Am leichtesten ist noch die Ursachenanalyse. Beim HAA-Kollaps war gewiss auch Pech und die allgemeine Finanzkrise im Spiel. Aber dass die HAA die weitaus größte Bankenpleite der österreichischen Geschichte geworden ist (welchen Vergleichsmaßstab auch immer man anwendet), hat auch noch andere Ursachen. Die heißen in der Schlagzeile: Jörg Haider und die provinzielle Großmannssucht. Haider hat in enger Allianz mit der Bank viele internationale wie auch Landes-Projekte finanziert. Jedoch absolut immer, wenn sich ein Politiker eng in wirtschaftliche Vorgänge einmischt, wird mehr nach politischen Interessen als nach rein finanzökonomischem Kalkül entschieden. Vor allem die umfangreiche Haftung des Landes hat zu mehr Großzügigkeit geführt, als wenn die Bank ganz auf eigenes Risiko wirtschaften hätte müssen. In Kärnten hat in den letzten Jahren wohl niemand über eine Kreditklemme geklagt. Es ist kein Zufall, dass es auch in Deutschland vor allem die Landesbanken waren, also Banken mit Haftungsgarantien einzelner Bundesländer, die dem Steuerzahler im letzten Jahr so teuer gekommen sind; diese Garantien werden überall noch lange nachwirken, auch wenn die EU zum Glück das neue Eingehen solcher wettbewerbs- und risikoverzerrenden Landeshaftungen verboten hat. Trotz des larmoyanten Gejammeres des Kärntner BZÖs (deren Exponenten im ORF-Radio am vergangenen Wochenende journalistisch brillant, im Fernsehen hingegen bei einer Diskussionsrunde total sachkundefrei befragt wurden) ist diese politische Dimension eine ganz zentrale Ursache der HAA-Krise. Und sie muss daher deutlich herausgestellt werden – auch deshalb, um genügend abschreckende Wirkung auf andere Politiker und andere Wähler auszuüben. Natürlich wird die Seriosität sowie die Widerstandskraft des theoretisch alleinverantwortlichen HAA-Managements gegenüber den politischen Eigentümern auch noch von den Straf- und anderen Gerichten intensiv zu prüfen sein. Und man kann nur hoffen, dass die überforderte Staatsanwaltschaft diesmal effizient und rasch arbeiten wird. Ein politischer Offenbarungseid war aber auch das, was Jörg Haider mit dem Kaufpreis gemacht hat, als dann das Haupteigentum an der Bank schlussendlich doch ans Ausland verkauft werden musste: Es wurde ein „Zukunftsfonds“ eingerichtet, der wie ein Weihnachtsmann den Kärntnern Schulstartgelder und Teuerungsausgleiche auszahlte oder Golfplätze finanzierte. Überdies wurden Fondsgelder in das überflüssigste Eisenbahnprojekt Österreichs investiert, den Koralmtunnel. Von Zukunft und Rentabilität hinten und vorne keine Rede. Es waren ja noch mehr die Politiker, die über Projekte entschieden. Und der dritte Offenbarungseid, der das wirtschaftspolitische Versagen der Kärntner Politik zeigt, ist am „normalen“ Budget des Landes ablesbar. Denn Ausgaben, welche die Einnahmen um 20 Prozent übersteigen, sind österreichischer Rekord. Und sie sollten Kärnten eigentlich längst unter die Kuratel eines Sachwalters gebracht haben. Jedoch gibt es für Bundesländer diese Möglichkeit nicht. Nicht einmal dann, wenn in diesem Budget noch gar keine Vorsorge für den Crash der HAA getroffen ist oder gar für die 18 Milliarden Euro Haftung. In letzter Instanz muss nämlich der Bund für ein zahlungsunfähig gewordenes Bundesland einspringen, ohne aber die zuständigen Landesregierungs-Mitglieder absetzen zu können. Daher ist die Frage „Was tun?“ so schwer zu beantworten. Der HAA noch einmal Milliarden aus dem Bundesbudget als Partizipationskapital zuzuschieben, wäre absurd. Da würde dem schlechten Geld noch gutes nachgeworfen werden. Denn an eine Rückzahlung ist nicht zu denken. Die Eigentümer der HAA wiederum (die Mehrheit liegt bei der Bayrischen Landesbank) wollen oder können kein Geld nachschieben, um wenigstens die Bilanz 2009 zu ermöglichen. Für solche Fälle hat die Rechtsordnung an sich ein bewährtes und klares Institut: ein Insolvenzverfahren. Das wäre genauso wie im deutschen Fall Opel die einzig logische Konsequenz. Nur so werden künftig Firmen davon abgehalten, ähnlich riskant zu operieren (und Politiker, sich in die Wirtschaft einzumischen). Eine solche Insolvenz wäre im übrigen auch bei der Kommunalkredit eindeutig richtig gewesen. Da aber Politiker die Entscheidung treffen müssen, welche bekanntlich fast immer feige sind, da eine Insolvenz einer nicht systemrelevanten, aber doch sehr großen Bank auch andere gesunde Banken mitreißen könnte, da dadurch auch die Sparer wieder nervös gemacht werden könnten, wird es keine Insolvenz geben. Auch wenn es für Rot-Schwarz verführerisch sein dürfte, durch einen Konkurs das BZÖ in den Augen der Kärntner vollständig zu diskreditieren. Daher bleibt eine Verstaatlichung der Bank die einzig wahrscheinliche Entwicklung. Wenn diese klug angegangen wird – aber nur dann! –, könnte das sogar die zweitbeste Lösung sein. Wobei auch das natürlich eine sehr schlechte ist. Eine Verstaatlichung sollte jedenfalls nicht bedeuten, dass jetzt der Staat (also von Parteien eingesetzte Menschen) die Bank weiterführt und dass er damit etwa bei der Vergabe von Krediten mitspricht (wie es jetzt katastrophalerweise bei der deutschen Commerzbank der Fall ist). Eine Verstaatlichung sollte vielmehr im geordneten  Zusperren der Bank enden, wobei die Sparer und Wirtschaftskunden vor Risken zu schützen sind. Das wird sicher das übliche Heulen um die Arbeitsplätze auslösen, das wird auch nicht ganz billig sein. Aber langfristig dürfte dann doch von den ausstehenden Krediten etliches hereinfließen, wodurch sich der Schaden mildert. Wie man inzwischen etwa in den USA bei Lehman Brothers sieht.

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Glocken, Schweizer, Minarette

29. November 2009 22:00 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist das bisher stärkste Signal, dass Europas Bürger die islamische Bedrohung ernst nehmen. Es ist das bisher deutlichste Zeichen, wie sehr die große Mehrheit der Medien und Politiker, die Meinungsforscher und sogenannten Intellektuellen schon von der Stimmung der Bürger entfremdet sind. Das Signal kommt ausgerechnet aus der kleinen Schweiz. 57 Prozent der Schweizer wollen keinen Bau islamischer Minarette. So machten sie beim Referendum am Sonntag klar, obwohl die Regierung und fast alle Parteien der gegenteiligen Meinung waren. Obwohl die Meinungsforscher ein total anderes Ergebnis prophezeit haben. Das ist ein Ergebnis, über das auch Europas Regierungen nicht mehr ernsthaft zur Tagesordnung übergehen können, wenngleich man das vielerorts gerne möchte. Sie müssen ihre Bürger ernster nehmen, auch wenn die teilweise nur in der Diskretion der Wahlzelle ihre wahre Meinung sagen. Die politische korrekten Medien können sich nur noch in hilfloses Stottern zurückziehen: Das ORF-Fernsehen etwa will uns das Ergebnis allen Ernstes mit den vielen Menschen aus der EU(!) erklären, die heute in der Schweiz arbeiten – weswegen die Schweizer halt gegen Minarette seien. Einfältiger geht’s wirklich nimmer (auch wenn das die Erklärungslinie der Schweizer Sozialdemokraten ist). Mit viel größerer Berechtigung hätte man etwa auf das skandalös-provozierende Verhalten Libyens gegenüber der Schweiz verweisen können; werden doch zwei unschuldige Schweizer als Revanche gefangen hält, weil sich die Familie Gadhafi über die Eidgenossen geärgert hat. Schon breitet sich wie ein Tsunami in vielen anderen Ländern die Forderung aus, ähnliche Referenden abzuhalten. Schon fordern Blau und Orange hierzulande ähnliches. Und den österreichischen Regierungsparteien hat sich wieder einmal die Rede verschlagen. Bis auf den Wiener SPÖ-Gemeinderat und Spitzenfunktionär der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Omar Al-Rawi, der sich voll „Trauer und tiefer Enttäuschung“ schockiert gibt. Und Amnesty international sieht die Menschenrechte verletzt. Stimmt das? Ist die Trauer von Herrn Al-Rawi und der Schock vieler islamischer Länder wirklich legitim? Nein, denn die Moslems dürfen auch weiter Moscheen in der Schweiz bauen, lediglich die das Städte- und Landschaftsbild prägenden Minarett-Türme sind nicht erlaubt. Vor allem aber zeigt diese Kritik einen miesen Doppelstandard: Denn die Christen dürfen in fast keinem islamischen Land Kirchen bauen, obwohl sie schon total zufrieden wären, wenn diese Kirchen nur ganz ohne Türme gebaut werden dürften und auch sonst ganz unauffällig wären. Von einem Glockengeläute will man ja nicht einmal träumen. Worauf all die nun so besorgten Kritiker nicht eingehen. Die Lage in der islamischen Welt ist noch viel schlimmer: In fast keinem von mehr als 50 islamischen Ländern ist es möglich, vom Islam zum Christentum zu wechseln, während der umgekehrte Weg in Europa total problemlos ist. In neun islamischen Ländern steht auf die Abwendung vom islamischen Glauben sogar die Todesstrafe. Wenn man den SPÖ-Gemeinderat Al-Rawi oder andere islamische Exponenten darauf angesprochen hat, dann haben sie immer feige und ausweichend geantwortet, dass sie sich nicht in andere Länder einmischen wollen. Im Falle der Schweiz ist das offenbar ganz anders. Das Wort „feige“ fällt einem aber auch ein, wenn man die offiziellen Stimmen der Schweiz hört, die nun um ihre Exportmöglichkeiten in den arabischen Raum bangen. Aber man kann die Schweizer beruhigen: Auch Dänemark hat einen ähnlichen Boykott tapfer – nach einigen bangen Tagen – überlebt. Wichtig ist dabei die Reaktion anderer Länder wie etwa Österreichs. Nur in solchen Situationen, nicht in fadem diplomatischem Gerede, zeigt sich wahre Freundschaft und gute Nachbarschaft. Wer sich jetzt feige verhält, ist selber schuld, wenn das nächste Mal er selber im Visier steht.

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Asyl und die Tricks der Juristen

28. November 2009 00:44 | Autor: Andreas Unterberger

Der Verfassungsgerichtshofpräsident will wieder den Verwaltungsgerichtshof mit Asylsachen betrauen. Ein scheinbar langweiliges, harmlos und rein juristisch klingendes Anliegen. Das aber brandgefährlich ist, weil es in Wahrheit wieder die Tore zur Masseneinwanderung aufreißen würde. Und das weiß der VfGH-Chef Gerhart Holzinger auch ganz genau. Denn bis dem Verwaltungsgericht durch eine Gesetzesnovelle die Asylkompetenz – ohnedies nur zum Teil – genommen wurde, war dieses zweite Höchstgericht eines der zentralen Probleme, warum Zigtausende Scheinasylanten nach Österreich gelangen konnten. Erstens haben einige der dortigen Richter aus ideologischen Gründen eine sehr asylantenfreundliche Judikatur getrieben. Und zweitens dauerten die Verfahren beim VwGH – was noch viel schlimmer ist – im Schnitt drei bis fünf Jahre. Was natürlich sofort die nächste Gruppe im Umkreis der grünen Juristen aufschreien ließ: Wenn die Verfahren so lange dauern, dann müsse man doch den Menschen, wenn schon nicht Asyl, dann zumindest ein humanitäres Bleiberecht geben. So riefen sie unter großem medialen Echo. Was im Ergebnis aufs Gleiche hinauskommt: Die Einwanderungswilligen dürfen dableiben. Und um all dem die Krone aufzusetzen, hat der Verwaltungsgerichtshof jedem Antrag aufschiebende Wirkung zuerkannt. Das heißt: Abschiebungen sind auf viele Jahre hinaus jedenfalls unmöglich gewesen. Der Verwaltungsgerichtshof war zusammen mit der lange gegebenen und erst vor kurzem gestoppten Möglichkeit, Asylanträge in unendlicher Serie zu stellen, die Hauptursache des intensiven Asylantenansturms gewesen. Heute wissen wir auch, dass Asylwerber für einen Gutteil der massiv gestiegenen Kriminalität verantwortlich sind. Gewiss nicht alle – es gibt gute und bemitleidenswerte Menschen unter ihnen. Aber eben sehr viele. Das schlechte Beispiel einer falschen Liberalität bei den Asylverfahren, sowie die vielen rechtlichen Schlupflöcher haben immer weitere Einwanderungswellen angelockt. Diese sind erst in letzter Zeit – dank der restriktiven Politik der Innenministerin – abgeebbt. Weitsichtige Politiker haben das freilich schon vor zehn Jahren erkannt, sind aber damals immer ganz ins Rechtsaußen-Eck gestellt worden. Erst Maria Fekter hatte den Mut, sich nicht um diese immer gleichen Vorwürfe aus den Medien und von politischen Aktivisten zu kümmern. Aber die Holzingers dieses Landes geben nicht auf. Sie suchen und finden offensichtlich immer wieder neue Tricks, um den eng gewordenen Zaun wieder aufzureißen.

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Wer braucht ein ÖVP-Programm?

27. November 2009 18:54 | Autor: Andreas Unterberger

„Konservativ liegt voll im Trend.“ Nach der einst roten Bank Austria hat das nun auch die ÖVP entdeckt. Mit diesem Satz versuchte Josef Pröll am Freitag den Startschuss für eine zweijährige Programmdebatte der Volkspartei zu geben. Noch vor wenigen Jahren, etwa unter den Parteichefs Busek und Riegler wurden Journalisten fast mit Ehrenbeleidigungsklagen bedroht, wenn sie das Vokabel „konservativ“ in Zusammenhang mit der ÖVP verwendeten. So ändern sich die Zeiten. Pröll liegt damit aber sicher richtig. Eine wertebezogene Orientierung zu haben ist immer notwendig. Das machte bei der Startschuss-Veranstaltung auch Ludwig Steiner deutlich. Mehr als durch Worte tut das Steiner durch sein Leben: Als fast letzter Überlebender des Widerstandes gegen die Nazis, als Veteran des Staatsvertrages, und vor allem durch seine stets praktizierte Anständigkeit. Also durch einen in der heutigen Politik bei manchen total vergessenen Wert (siehe etwa die hier schon mehrfach angesprochene Millionen-Bestechung der Medien, den wohl größten Korruptionsskandal der zweiten Republik). Dennoch muss klar sein: Programme haben mit dem Leben und Realisieren von Werten so gut wie nichts zu tun. In der wirklichen Politik schaut kein Machthaber nach, was zu jeder einzelnen Frage im Parteiprogramm steht. In welchem ÖVP-Programm finden sich etwa die Schwulen-Ehe und die damit verbundenen Kosten für die Steuerzahler? Welcher Parteitag hat sie in irgendeiner Weise beschlossen? Aber nicht nur die faktische Irrelevanz solcher papierenen Programme macht diesen neuen Akzent der ÖVP mehr fragwürdig als überzeugend. Denn zweijährige Programmsuchen sind auch eher typisch für Parteien, die nach einer Niederlage einen Selbstfindungsprozess beginnen müssen. Die ÖVP hingegen, so hätte man geglaubt, will und kann sich derzeit selbstsicher als die Alternative zu der schwer angeschlagenen SPÖ präsentieren. Und das sogar mit einigem Erfolg. Hat Pröll doch schon körpersprachlich die Ausstrahlung einer Nummer eins, die weiß, wo es lang geht. Programmsuchen signalisieren hingegen grundsätzlich und immer eher Unsicherheit. Dementsprechend hat ja auch der VP-Chef seinen Zuhörern viel mehr Fragezeichen als Richtungspfeile auf den Weg geben können. Und das insbesondere, weil Pröll erst vor zwei Jahren einen umfangreichen „Perspektivenprozess“ geleitet hat. Das war ja nicht viel anderes als eine Programmdiskussion – mit dem für Pröll angenehmen Nebeneffekt, seinen Anspruch auf die künftige Parteiführung zu untermauern. Schon der Perspektivenprozess hätte der Volkspartei aber auch zeigen können, dass bei solchen Diskussionen mehr Spaltungs- als Konsens-Tendenzen drinnen sind. Wirklich Angst und Bange wurde einem bei der Programm-Start aber vor allem, als der Generalsekretär ankündigte, dass das Programm dadurch zustande kommen werde, dass „aus jeder Gemeinde der hellste Kopf“ mitdiskutieren werde. Da darf man viel Glück wünschen. Erstens, weil sich die hellsten Köpfe häufig als ganz gewöhnliche Stammtisch-Funktionäre entpuppen werden – und Funktionäre halt sehr oft weit weg von der Meinung der Bevölkerung liegen, die man mit sauberen (nicht manipulativen!) demoskopischen Methoden viel besser erfährt. Und zweitens, weil die ohnedies immer wieder im Verdacht des Provinzlertums stehende ÖVP genau das Gegenteil bräuchte: Nämlich Inputs nicht von unten, sondern von außen. In diesem Land ist die intellektuelle Debatte so flach, hier sind die meisten Medien so verkommen, hier gibt es praktisch keine brauchbaren Think tanks und nur ganz wenige interessante Universitätslehrer, so dass die Debatte von unten natürlich auch keine brauchbaren Orientierungen ergeben kann. Was der ÖVP statt dessen wirklich gut täte, wäre der Import von zumindest drei Dutzend ausgewählten internationalen Referenten, die dieses Land mit dem ganzen spannenden Debattenbogen konfrontieren würden, der sich international in dem dynamischen Bogen zwischen wertkonservativ und neoliberal abspielt. Gewiss, manche davon würden auch englisch reden, aber das Land und eine zukunftsorientierte Partei sollten ja nicht in der intellektuellen Mikrosphäre zwischen Krone und ORF verkommen. PS: Manche kleine Fehlleistungen verdienen zu recht das Adjektiv „Freudsche“: So hat Pröll den VP-Chefs aus der Steiermark und dem Burgenland gute Wahlergebnisse fürs kommende Jahr abverlangt. Die ebenfalls vor einem Wahlkampf stehende (und anwesende) Christine Marek hat er hingegen nicht erwähnt. Nicht einmal er traut offenbar – zumindest in seinem Unterbewusstsein – Marek einen Wahlerfolg zu. PPS: Und noch mehr musste man sich wundern, als Pröll in seinem weitausholenden historischen Rückblick die Namen Figl, Hurdes oder Riegler als wichtige politische Vorfahren rühmte. Den Namen des (ebenfalls tapfer anwesenden) Wolfgang Schüssel brachte jener Mann, der als erster nach Schüssel wieder schwarzer Kanzler sein will, hingegen nicht über die Zunge. Ich darf auch hier bei der starken Vermutung einer Freudschen Verdrängung angesichts des Übervaters Schüssel bleiben – auch wenn Pröll nachher im Privatgespräch beteuerte, dass er das eigentlich sehr vorgehabt, aber dann vergessen habe.

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Fußnote 27: Tsunami über Heinz Fischer

26. November 2009 16:40 | Autor: Andreas Unterberger

Heinz Fischer wird die Bundespräsidentenwahl ebenso haushoch gewinnen, wie die SPÖ bei den Personalvertretungswahlen der Beamten gedemütigt worden ist. Was sicher damit zusammenhängt, dass die Beamten die ÖVP-Gewerkschafter bei den Gehaltsverhandlungen stärken wollten. Was überdies mit dem ständigen Lehrer-Bashing der SPÖ zusammenhängt (weshalb selbst im rot gleichgeschalteten Wien bei den Pflichtschullehrern plötzlich eine schwarze Mehrheit herausgesprungen ist).  Der Erdrutsch, der schon ein Bergrutsch ist, war also voll erwartbar. Die ärgste und völlig unerwartete Demütigung erlebte die SPÖ aber in der Präsidentschaftskanzlei: Dort sank ihr Anteil von 56 auf 14 Prozent! Und das in der unmittelbaren Umgebung des angeblich so beliebten und menschlichen Heinz Fischer, der keinen Satz ohne das Wort "sozial" aussprechen kann. Irgendetwas stimmt da nicht, auch wenn Fischer noch so viele hymnische Bücher in Auftrag gibt. Aber er wird die Präsidentschaftswahl mangels Alternative trotzdem gewinnen . . .

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Don Quijote oder: Der Hohn der Klimaforscher

26. November 2009 00:53 | Autor: Andreas Unterberger

Die nächsten Tage und Wochen werden uns die schlimmste Gehirnwäsche seit den Tagen des Kommunismus bringen. Geht es doch um nicht weniger als die „Errettung der Welt“, wie sie das ORF-Fernsehen schon als Schlachtruf trompetet. Bei einem so hehren Ziel fühlen sich viele berechtigt, mit Lügen, mit Meinungsterror,  mit Datenmanipulation vorzugehen. So wie es auch viele Sekten tun, die ja meist ebenfalls gleich die ganze Welt erretten. Der einzige Unterschied: Diesmal wird der Welt der Untergang nicht auf Grund kruder Bibelinterpretationen prophezeit, sondern auf Grund von Computer-Programmen, die nach dem Waldsterben, dem Versiegen der Treibstoffreserven bis zum Jahr 2000 nun den Weltuntergang durch den Klimatod prophezeien. Wenn es um die angebliche Errettung der Welt geht, kann man schon Versprechungen abgeben, von denen man weiß, dass man sie nie erfüllen wird können. Hauptsache, der Erfüllungszeitraum trifft erst irgendwelche Nachnachfolger im Amt. So hat in den 90er Jahren auch die große Koalition gedacht, die für das Jahr 2012 großspurige Versprechungen über Emissions-Reduktionen abgegeben hat, denen aber in der nachfolgenden Realität deutliche Emissions-Zuwächse gegenüberstehen. Und so tut es nun Barack Obama, der noch tollere Reduktions-Ziele bis 2020 und 2050 (um 83 Prozent!) verkündet, also ebenfalls bis zu Zeitpunkten, da er längst nicht mehr im Amt sein wird, selbst wenn ihm sein nettes Auftreten zu einer nochmaligen Wiederwahl verhelfen sollte. Abgesehen davon, dass Obama solche von den Medien bejubelten Versprechungen niemals durch den Kongress bringen wird, wo die Mehrheit genau weiß, dass damit die größte Wirtschafts- und Armutskrise seit den Pariser Hungerunruhen 1789 ausgelöst würde. Was Obama in Wahrheit gar nicht stört, weil er eh weiß, dass der Weltuntergang nicht stattfinden wird. Wenn man sich aber als Erretter der Welt darstellen kann, darf man offenbar auch mit allen Mitteln eine ganze Reihe von  Tatsachen unterdrücken: - Dass es in den letzten zehn Jahren überhaupt keine Erderwärmung gegeben hat. - Dass beim langfristigen Klima viele Ursachen mit im Spiel sind: von den Sonnenflecken über Meeresströmungen und die bisher nicht vorausberechenbare Wolkenbildung bis zu kleinen Veränderungen der Erddrehung. - Dass es in der Erdgeschichte noch nie ein stabiles Klima gegeben hat, wie es jetzt unter gigantischen sozialen Kosten hergestellt werden soll. - Dass anders programmierte Computer mit der gleichen Seriosität die nächste Eiszeit ankündigen können. - Dass es starke Hinweise gibt, dass ein CO2-Anstieg in der Atmosphäre nicht die Ursache, sondern die Folge einer globalen Erwärmung sein dürfte. - Dass eine – auf Grund welcher komplizierten Kausalitäten immer eintretende – Erwärmung mit großer Wahrscheinlichkeit viel mehr positive als negative Folgen hätte. - Dass an der Klimahysterie nicht nur die üblichen linken Gesellschafts-Hasser, sondern inzwischen schon viele  „alternative“ Investoren und die Betreiber von (relativ klimaneutralen) Atomkraftwerken gigantisches ökonomisches Interesse haben. - Dass auch die Klimaforscher selbst großes Eigeninteresse am gegenwärtigen Klima-Alarmismus haben, weil sie dadurch Zugang zu gewaltigen Forschungsgeldern bekommen haben. Apropos Forscher: Denen ist nun denkbar Peinliches passiert. Hacker haben die gesamte Korrespondenz der „Climate Research Unit“ der University of East Anglia`s geknackt. Was alles andere als anständig ist. Aber da wir in einem Land leben, wo seit Jahr und Tag Peter Pilz mit den ebenfalls illegal beschafften Posteninterventions-Mails des Exministers Strasser öffentliche Auftritte bestreiten kann, hat man schon das moralische Recht, sich anzuschauen, was da die Klimaforscher so schreiben. Da geht aus einem der Mails eindeutig hervor, dass Datensätze verändert wurden – es wird wörtlich von „Tricks“ geschrieben –, um Trends zur Abkühlung zu „verstecken“. Da schreibt ein anderer Forscher wörtlich, aber eben nur in internen Mails: „Fakt ist, dass wir das derzeitige Ausbleiben der  Erwärmung einfach nicht erklären können, und es ist ein Hohn, dass wir es nicht können.“ Am bedenklichsten ist aber, dass sich die Klima-Panikmacher, pardon -Forscher, verabreden, künftig jene wissenschaftlichen Zeitschriften, in denen auch Kritiker zu Wort kommen, durch einen gemeinsamen Boykott unter Druck zu setzen. Was ja bei etlichen Zeitschriften lange gelungen ist, weshalb man den Skeptikern immer vorhalten hatte können, dass deren Studien in bestimmten Organen nicht veröffentlicht und daher auch nicht überprüft seien. Dieses Verhalten der Forschungs-Redakteure hat sich zuletzt aber langsam geändert. Natürlich wird man im ORF und den meisten anderen Medien Österreichs noch lange nichts über dieses Climate-Gate hören. So wie man nie etwas zu hören bekommen hat über die lange Liste nachweislicher Fehler, die etwa dem Panikmach-Film von Al Gore nachgewiesen werden konnten. Den sich aber auf Befehl der Manipulationsministerin Claudia Schmied all unsere Kinder anschauen mussten, ohne eine Gegenseite vorgesetzt zu bekommen. Was aber die Welt der Wissenschaft so sympathisch macht: Irgendwann setzt sich dort trotz aller Manipulationsversuche doch die unbändige Sucht nach der Wahrheit durch; zumindest mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als in jedem anderen Biotop. Gore, Moore & Co werden hingegen eines Tages wohl nur noch im Filmarchiv in der Abteilung „totalitäre Propaganda“ zu finden sein. Das gelingt freilich nur dann, wenn der massive Angriff der Political correctness auf Demokratie, Pluralismus, Forschungs- und Meinungsfreiheit abgewehrt werden kann. Daher sollte man die Korruption so vieler Wissenschaftler  durchaus ernst nehmen. Und noch viel mehr die der Politik, die in den nächsten Tagen bei einer Konferenz in Dänemark zur nächsten Etappe im Kampf gegen den angeblichen Klima-Tod antritt, mit dem sie praktisch einen grenzenlosen Zugriff auf unsere Steuergelder  argumentieren kann. und wird. Ein Kampf, den wir alle mit einem massiven Verlust an Wohlstand bezahlen werden (wenn er ernsthaft und nicht nur augenzwinkernd betrieben werden sollte), der auch viele Mittel von der Bekämpfung von Krankheit und Unterentwicklung abziehen wird. Daher werden die Panikmeldungen in den nächsten Tagen noch weiter zunehmen. an der Spitze ORF, Bildzeitung und Krone. sie reiten wie weiland Don Quijote an der Spitze aller guten Menschen gegen die bösen und für die guten Windmühlen an. www.nonconsensus.wordpress.com

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Nächster Schritt zur Einheitspension

25. November 2009 01:56 | Autor: Andreas Unterberger

Die Pensionserhöhung ist fixiert: Man kann die Regierung durchaus loben, dass sie im Prinzip gegen die Berufspensionisten hart geblieben ist. Man sollte sie aber eigentlich auch heftig dafür tadeln, dass sie einen weiteren Schritt in Richtung auf die Einheitspension geht. Denn wenn schon wieder wie so oft die höheren Pensionen nicht mehr um den Inflationssatz, sondern nur um einen Fixbetrag erhöht werden, dann reduziert das nach allen Gesetzen der Mathematik immer stärker die Unterschiede der Höhe der einzelnen Pensionen. Bis dann eines Tages alle einmal gleich viel bekommen. Warum soll das eigentlich schlecht sein? Die Einheitspension würde ja auch die ganze komplizierte Verrechnerei in den Pensionsversicherungsanstalten überflüssig machen. Die Einheitspension ist überdies – scheinbar – auch der Weg, den das Weltmusterland Schweiz geht. Nur ist ihre schleichende Einführung bei uns halt eine totale Systemänderung: Den heutigen Pensionisten wurde nämlich während ihres ganzen Berufslebens immer eingeredet, dass es zu ihrem Vorteil wäre, wenn sie viele hohe Beiträge über viele Jahre hinweg ins System einzahlten. Bei einer Einheitspension erweist sich ein solches Verhalten nachträglich als ein reines Verlustgeschäft. Und wieder einmal sind die Leistungsträger die Gelackmeierten. In der Schweiz wissen es hingegen alle seit jeher, dass die staatliche Pension gerade nur das Verhungern verhindert. Dafür gibt es dort ein breit ausgebautes betriebliches und privates Pensionssystem zusätzlich. Das staatlich gefördert ist, und in dem sich auch die Leistungsträger wiederfinden können. Solche Pensionssäulen sind jedoch der SPÖ ideologisch ein Gräuel. Das liegt ganz auf der Linie des in Bälde kommenden „Grundeinkommens“. Auch durch dieses werden alle jene, die sich anstrengen, hineingelegt. Dass die meisten Medien nur über das Schicksal der durch eine Einmalzahlung über die Inflationsrate hinaus gut bezahlten Kleinpensionisten berichten, ist im Land der Sozialpathetik nicht weiter überraschend. Wer wagt es denn noch zu sagen, dass auch besser verdienende Menschen Menschen sind? Was sie in der Regel, wenn auch sicher nicht immer, auf Grund eigener Anstrengung sind. Über Karl Blecha breiten wir überhaupt den Mantel des Schweigens. Vor den Verhandlungen mit ultimativer Aggressivität eine Erhöhung um 1,9 Prozent zu verlangen, und dann die 1,5 so lauthals zu bejubeln, da gehört schon ein ordentliches Stück Vergesslichkeit dazu. Sowohl Blecha wie auch sein schwarzes Gegenüber Andreas Khol haben sich jedenfalls ordentlich als Papiertiger entlarvt.

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Fischer macht auf überparteilich

25. November 2009 00:21 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist die übliche – und legitime – Ansammlung von SPÖ-Prominenz, die sich da in Heinz Fischers Personenkomitee gesammelt hat. Von „Überparteilich“ keine echte Rede. Im bürgerlichen Lager gelang es Fischer nicht einmal, eine Handvoll Sympathisanten zu sammeln. Diese nehmen sich vor allem dann mickrig aus, wenn man Herbert Krejci & Co nicht mehr voll nimmt. Der betagte einstige Industriellen-General ist ja sei Jahrzehnten böse auf die ÖVP, weil er einmal irgendetwas nicht geworden ist, was er gerne geworden wäre, und daher immer glücklich, wenn er seiner Expartei eines auswischen kann. Überraschen kann Fischer  einzig mit Hugo Portisch, der ja sicher noch immer seine Anhänger hat. Peinlich ist nur, dass Portisch an Fischer ausgerechnet rühmt, dass dieser „kein Opportunist“ sei. Da zeigt der große Star meiner Jugendjahre halt schon allzu deutlich, dass er den größten Teil des Jahres im schönen Italien weilt, weit weg von allem Wortgedrechsel Fischers, das noch jedes Mal auf eine Unterstützung der SPÖ hinausgelaufen ist. In Wahrheit aber hat Fischer die Wahl ohnedies schon gewonnen. Denn nach dem undifferenzierten Fischer-Jubel von Andreas Khol am Dienstagabend hat kein bürgerlicher Kandidat mehr eine Chance. Also wird Fischer wohl ein Rennen gegen die Uhr fahren müssen. Das heißt: Unterstützt ihn wenigstens die Hälfte der Wahlberechtigten  - oder bleibt die Mehrheit frustriert zu Hause?

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Der VfGH, die ÖVP und das Lakaientum

24. November 2009 10:39 | Autor: Andreas Unterberger

Die ÖVP ist ein Koalitionspartner, wie man ihn sich nur wünschen kann. Sie lässt sich alles gefallen und bleibt zugleich immer freundlich und nett: Wie soeben bei der – in den Printmedien noch gar nicht bekannten – neuesten Groteske um den Verfassungsgerichtshof. Die Vorgeschichte ist bekannt. Reihenweise hat die SPÖ informelle wie offiziell bekannt gewordene koalitionsinterne Vereinbarungen und Zusagen nicht eingehalten. Ein Höhepunkt war etwa die Nominierung eines österreichischen EU-Kommissars, wo die ÖVP auf Grund ihres vereinbarten Vorschlagsrechts Wilhelm Molterer und dann Othmar Karas nehmen wollte. Geworden ist es dann ja Johannes Hahn, der weder in Europa sonderliche Begeisterung auszulösen imstande war noch irgendein wichtiges Ressort in Aussicht hat. Seine Nominierung ist einzig auf die vernichtenden Niederlagen der SPÖ in diversen Wahlen zurückzuführen, nach denen Werner Faymann seiner Partei zeigen wollte, dass er ja doch noch zu irgendetwas gut ist. Und wenn man schon vom Regieren nichts versteht, sind doch Demütigungen der ÖVP bei SPÖ-Chefs immer ein bewährtes Instrument, um Beifall aus den Rängen zu erhalten. Faymanns Gegenspieler Josef Pröll hingegen hat ein viel zu sonniges Gemüt, um darauf mit Schärfe zu reagieren. Oder gar um Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Er steckt alles frohgemut weg, glaubt er doch den nächsten Wahlsieg schon gesichert. Vielleicht kann er als braver katholischer Landbauernbub aber auch die charakterliche Struktur seines Gegenübers aus der Wiener Vorstadt nicht ganz verstehen. Da vergisst er lieber, dass er für das (natürlich nur informelle) Vorschlagsrecht der ÖVP beim EU-Kommissar schon zahlreiche Vorleistungen erbracht hat: etwa die Bestellung der durch keinerlei richterliche Tätigkeit qualifizierten Sozialdemokratin Maria Berger zur EU-Richterin (eine ideologisch sogar wichtigere Position als die eines Kommissars der zweiten Linie) oder die Ernennung des der SPÖ gegenüber immer fügsamen Nullgrupplers Holzinger an die Spitze des Verfassungsgerichtshofs. Beides waren früher von konservativen Spitzenjuristen besetzte Funktionen. Nun wollte es der Zufall, dass knapp nach der EU-Demütigung gleich zwei Richterpositionen im Verfassungsgerichtshof neu zu besetzen sind. Und dass beide Male SPÖ-nahe Richter abgehen. Was läge da näher, als Gleiches mit Gleichem zu vergelten, wenn auch bei weit weniger wichtigen Funktionen? Die ÖVP lud sogar einen prominenten Verfassungs- und Vergabe-Spezialisten ausdrücklich ein, sich zu bewerben, der noch dazu parteiunabhängig ist. Ergebnis: die ÖVP-Spitze beschließt wenige Tage später – und zwar schon vor dem geplanten Hearing! –, dass doch beide Stellen sozialdemokratisch besetzt werden. Wobei es sie auch nicht stört, dass sich einer der künftigen Richter primär dadurch ausgezeichnet hat, dass er oberster Kabinettschef Alfred Gusenbauers gewesen ist. Dass er also nicht einmal den Hauch von Unabhängigkeit mitbringt. Das Faymann-Prinzip ist klar: Molterer wird für das Scheitern der Koalition Gusenbauer/Molterer bestraft; der hinter den Kulissen bei vielen koalitionswidrigen Handlungen aktive Gusenbauer-Kabinettschef wird hingegen belohnt. Wobei freilich den ärgsten Koalitionsbruch Werner Faymann selbst zu verantworten hat, der hauptschuld daran ist, dass drei Tage vor der letzten Wahl die Steuerzahler um zwei Milliarden beraubt worden sind. Das hat die ÖVP bekanntlich ebenfalls freundlich bis süßsauer weggesteckt. PS.: Objektiverweise darf man aber als Gegenleistung die Huld Faymanns nicht vergessen, dass Außenminister Spindelegger bei allen Auslandsreisen als sein Oberministrant und Dolmetscher amtieren darf. Freilich ohne je eine eigene Meinung äußern (haben?) zu dürfen.

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Fußnote 26: Die Medienfreiheit

24. November 2009 00:26 | Autor: Andreas Unterberger

Man sollte den Unterschied zwischen Deutschland und Österreich Klavier spielen können. In Deutschland veröffentlichen 35 Verfassungsrechtler einen Aufruf, weil Hessens Ministerpräsident Koch den Vertrag des Chefredakteurs nicht verlängert. Die „beabsichtigte staatliche Einflussnahme“ sei eine parteipolitische Aktion und eine Bedrohung der Medienfreiheit; das sei ein „Verfassungsrechtsfall“. Wenn in Österreich dasselbe bei einer öffentlich-rechtlichen Zeitung passiert, dann wird feig-peinlich geschwiegen. Schließlich ist in Deutschland ein CDU-Politiker der Übeltäter, in Österreich ist es jedoch ein SPÖ-Mann, der die Gleichschaltung der letzten kritischen Medienstimme Wiens durchgesetzt hat. Steht in der Verfassung vielleicht schon: Was ein Linker darf, darf ein Rechter noch lange nicht?

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Das Fischer-Sensatiönchen

23. November 2009 18:39 | Autor: Andreas Unterberger

Sensation, Sensation! Heinz Fischer wird wieder kandidieren. Und die anderen Parteien sind offenbar anhaltend verblüfft. Ansonsten hält sich die Überraschung über Fischers Ankündigung ja in Grenzen. Hat doch der Bundespräsident die letzten fünf Jahre nichts anderes gezeigt als Vorsicht. Er wollte nur ja nirgends anzuecken, um nur ja wiedergewählt zu werden – und gab ansonsten seinen langjährigen Parteifreunden immer Feuerschutz. Wenn auch stets aus sicherer Deckung heraus, mit sehr bedächtig-abwägenden Formulierungen. Mutige Worte oder gar Worte, die Fischer zu einem Staatsmann machen würden, gab es hingegen nicht zu hören. Damit kam er zwar dem oft sehr oberflächlichen Harmoniebedürfnis der Österreicher entgegen. Damit versäumte er freilich eine der wichtigsten Aufgaben des von allen parteipolitischen Rücksichten unabhängigen Staatsoberhaupts, nämlich über den Tellerrand von Parteigrenzen und Tagesaufregungen hinauszublicken, den Menschen hierzulande Heimat und Führung zu geben. Nie fand er Worte der Kritik oder zumindest Sorge über die alljährlichen Budgetdefizite zu Lasten der nächsten Generation – nicht einmal in den Jahren der Hochkonjunktur, als es auch nach den Lehren linker Theoretiker eigentlich Überschüsse geben hätte müssen (nur nicht nach den Intentionen von Gewerkschaft und SPÖ). Aus seiner Warte hatte Fischer aber mit dieser Schweigsamkeit absolut Recht, die nächste Generation wird den Liebling aller Pensionisten ja sicher nicht mehr wählen. Nie fand der Bundespräsident Worte der Sorge über den allzu raschen Zustrom von Ausländern nach Österreich, durch Missbrauch des Asyl- und Bleiberechts, durch Missbrauch der Familienzusammenführung, durch allzu großzügige Arbeitsgenehmigungen. Mit solchen Worten hätte man ja die nach den Pensionisten zweitwichtigste Stammklientel der SPÖ unter den Zuwanderern verärgert. Nie äußerte sich Fischer zur Kinderfeindlichkeit in diesem Land, welche die wichtigste Zukunftsbasis Österreichs zertrümmert. Längst geben ja die meist egozentrierten Singles den Ton an. Nie mahnte er die Gewerkschaften zum Maßhalten. Obwohl deren Politik mehr als alles andere die strukturelle Arbeitslosigkeit in Österreich vermehrt hat. Mit all seinem gesammelten Schweigen steht Fischer in krassem Gegensatz beispielsweise zum deutschen Bundespräsidenten, der immer wieder versucht, dem Land Richtung zu geben. Dennoch wird er mit großer Wahrscheinlichkeit wiedergewählt werden. Obwohl seine (Ex-?)Partei bei allen Umfragen und Wahlen so schlecht dasteht wie noch nie. Obwohl die nun beschworene angebliche Überparteilichkeit seiner Amtszeit ein schlechter Novemberscherz ist. Aber die drei nicht-linken Parteien haben inzwischen schon fast alle Chancen zertrümmert, eine glaubwürdige Alternative aufzubauen. Zuerst die Groteske um den Onkel Pröll, der monatelang will, bis er dann doch nicht will. Dann das traurige Faktum eines Wirtschaftsbund-Chefs Leitl, der sich durch Anbiederung an Fischer wieder einmal als fünfte Kolonne der SPÖ betätigte. Und am Montag der Neffe Pröll, der  Vorstöße des BZÖ, ob man nicht an einen gemeinsamen und unabhängigen bürgerlichen Kandidaten denken sollte, sofort mit der brüsken Formulierung „Anbiederungsversuche“ abschmetterte. Die einzige vernehmbare Botschaft der ÖVP zur Präsidentenfrage lautet daher: „Wir wissen nicht, was wir wollen. Aber das ohne Wenn und Aber.“ Was nicht gerade von überzeugender Führungsstärke der nach Umfragen stärksten Partei des Landes spricht. Hätte die ÖVP sich wenigstens irgendetwas Wichtiges eingetauscht für eine Unterstützung Fischers, dann ließe sich ja noch über diese Strategie diskutieren. Aber die Volkspartei wird ja – etwa bei Personalfragen – derzeit nur noch am roten Nasenring vorgeführt. Gäbe es überhaupt Kandidaten? Nun, wenn niemand gefragt wird, wird man es nie wissen. Benita Ferrero-Waldner ließe sich vielleicht bitten – immerhin wurde sie vom SPÖ-Chef zuletzt in den höchsten Tönen gerühmt (als es in Sachen EU-Kommissar um eine Intrige gegen die ÖVP ging). Auch Franz Fiedler, der langjährige Rechnungshof-Chef und nunmehrige Antikorruptionskämpfer, wäre eine interessante Variante, wurde er trotz seiner ÖVP-Nähe doch schon von den beiden Rechtsparteien ins Spiel gebracht. Aber die ÖVP hat sich entschlossen, vorerst einmal gar nichts zu tun. Was ja – scheinbar – das Einfachste ist.

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Eine Parteibahn bestiehlt uns

23. November 2009 01:54 | Autor: Andreas Unterberger

Die Freiheitlichen haben sich die Mühe gemacht auszurechnen, was die Kosten für die Zeitungs-Inserate der ÖBB ausgemacht haben: Alleine in dem Fellner-Blatt "Österreich"  waren das alleine heuer 900.000 Euro. Bisher. Ein eindrucksvoller Betrag - auch wenn es ein wenig pikant ist, dass H.C.Strache in einer diesbezüglichen Anfrage die mindestens ebenso teuren Inserate in der "Krone" nicht erwähnt. Wer wird schon die Hand beißen, von der man hofft, eines Tages wieder gefüttert zu werden? Was am Grundfaktum nichts ändert: Diese ÖBB-Inserate sind ein unglaublicher Skandal - aber keine Zeitung schreibt gern darüber: Weil offenbar alle anderen auch noch aus den Fonds der diversen Minister bedient werden wollen. Die Bundesländer-Zeitungen haben mit einschlägigen Forderungen "Wir wollen auch haben!"  in der Vorwoche sogar ihre Betriebsräte an die Inseratenkeiler-Front geschickt. Und der ORF berichtet nichts über ÖBB-Skandale, weil diese ja rötestes Kerngebiet betreffen (dafür hat er am Sonntagabend schon wieder den Arbeiterkammer-Wirtschaftsforscher Guger hervorgeholt, um eine schlagseitige Diskussionsrunde noch linker zu machen). Und weil sich des Fellner-Blatt erkenntlich zeigt, indem es Faymann zum "Obama von Österreich" ernannt hat - noch bevor der Obama-Lack abzubröckeln begonnen hat. Um sich die Größe der 900.000 Euro richtig vorzustellen: Das sind rund 80 Prozent dessen, was die von der offiziellen Presseförderung am meisten Geld bekommenden Blätter "Standard" und "Presse" pro Jahr erhalten. Die offizielle Förderung kann ja nicht zu gezielten Bestechungs- und Freundesförderungszwecken eingesetzt werden, weil bei der gibt es einen streng objektivierten gesetzlichen Anspruch. Die freihändige Vergabe ist hingegen völlg frei: von Kontrolle, von Sparsamkeit und von jeglichem Anstand. Die ÖBB verzichten skandalöserweise auf  die bei solchen Aufträgen übliche Ausschreibung und die in der Wirtschaft übliche Vergabe durch eine (den Werbenutzen nach Effizienz- und Sparsamkeits-Kriterien optimierende) Schaltagentur. Aber Werbenutzen hat das Ganze eh keinen. Oder wird jemand nach Lesen des Inserats in das dort bejubelte Einkaufszentrum am künftigen Hauptbahnhof eilen? Das wäre dumm, denn das wird leider erst in fünf Jahren eröffnet. Wenn überhaupt. Während hier im Großmaßstab Korruption auf unsere Kosten stattfindet, erregen sich die vorgeblichen Korruptionshüter über marginale Lappalien, etwa darüber, ob man einen Beamten in ein Konzert einladen darf oder nicht. Und (mutmaßlich) der ÖBB-Betriebsrat intrigiert gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden, weil der einen Straßenbahn-Fahrschein verrechnet hat. Ist ja auch unglaublich: ÖBB-Betriebsratsbosse fahren natürlich mit dem Dienstwagen. Aber immerhin - es trifft ja keinen Armen: Die ÖBB machen heuer einen Gewinn von vier bis sieben Milliarden Euro. Oder ist das vielleicht gar nicht der Gewinn, sondern der Verlust der Staatsbahn? Und sind diese Verluste vielleicht sogar der Hauptgrund, warum sich die "Bundesbahn" längst wie eine reine Parteibahn geriert? Ob es vier oder sieben Milliarden sind, da streiten sich die Parteien. Die SPÖ will beispielsweise die gigantischen Kosten für die ÖBB-Pensionsprivilegien genauswenig hineinrechnen wie die zusätzliche Abgeltung gemeinnütziger Leistungen (= unter anderem die mit zwei Passagieren fahrenden Geisterzüge) oder die Infrastrukturkosten. Um sich die Größe des Betrags richtig vorzustellen: Diese Parteibahn-Verluste sind weit mehr, als selbst die optimistischsten Berechnungen ergeben, was eine radikale (und von den Landeshauptleuten verhinderte) Verwaltungsreform einbringen könnte. Dafür gehen die Eisenbahner immer noch im Schnitt mit 52 Jahren in Pension.

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Was man die Wiener wirklich fragen sollte

22. November 2009 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

Die Wiener SPÖ will fragen lassen. Das wäre eine gute Idee – freilich nicht mit den geplanten Faschingsfragen der Rathausbeherrscher, sondern nur mit Fragen nach den echten Problemen Wiens. Was man sich aber nicht trauen wird. Michael Häupl hat den Mund ziemlich voll genommen, als er eine verbindliche Volksbefragung ankündigte, bei der auch die Opposition mittun dürfe. Das ist letztlich der verzweifelte Trick eines bei den Umfragen weit hinter den einstigen Ergebnissen zurückliegenden Politikers, der halt versucht, beim rasch angewachsenen Zorn der traditionellen SPÖ-Wähler noch rechtzeitig vor dem eigentlichen Wahltag den Dampf abzulassen. Dabei hat er wohl an Bruno Kreisky gedacht, der einst mit der Niederlage bei der Zwentendorf-Befragung die Basis für einen zuvor eher unerwarteten weiteren Wahlsieg nach dem Referendum legte. Die Opposition war freilich dumm genug, um erst einmal eher ablehnend zu reagieren. Dabei ist das eine Chance, Kanten zu zeigen und klarzumachen, was alles falsch läuft in Wien. Denn wenn Häupl die Oppositionsfragen ablehnt, steht er ja selber als der Blamierte da. Wie von der SPÖ geplant, nach der Anstellung von Hausmeistern zu fragen, ist jedenfalls lediglich skurril. Das sollen und können die Mieter jedes Hauses selbst besser für sich entscheiden. Die Propaganda-Mär, dass der Bund Hausmeister verboten hätte, ist ja schon längst zusammengebrochen. Das hat nur die Gewerkschaft verbreitet, die böse war über das Auslaufen einiger Hausmeister-Privilegien. In Wahrheit ist das Beschäftigen eines Hausmeisters durch jenes schwarz-blaue Gesetz nur billiger geworden, aber genauso möglich. Falls der Opposition aber keine gescheiten Fragen einfällt, sei ihr hier ein kleines Angebot an Ideen zur Verfügung gestellt:

  1. Sind Sie auch der Meinung des Bürgermeisters, dass es niemanden etwas angeht, wenn die Bezüge der Wiener Beamten um 130 Millionen über dem im Bund geltenden Gehaltsniveau liegen?
  2. Finden Sie es gerecht, wenn für jeden Schüler einer sogenannten Gesamtschule viel mehr Steuergeld ausgegeben wird als für normale Hauptschüler oder AHS-Schüler?
  3. Finden Sie das Verhalten des Wiener Bürgermeisters richtig, der sich voll hinter die illegalen Besetzer einiger Hörsäle in Wien gestellt hat, obwohl dadurch Schäden und Kosten für den Steuerzahler entstanden sind, obwohl einige deutsche Bürgermeister die Räumung der Hörsäle verlangt und unterstützt haben?
  4. Finden Sie es richtig, dass die Stadtverwaltung Steuergeld ausgibt, um dem lateinamerikanischen Massenmörder Che Guevara in Wien ein Denkmal zu errichten?
  5. Sind Sie für eine einheitliche Stadtwache, die allen, auch den kleinen Ordnungswidrigkeiten in Wiens Straßen und Parks nachgeht?
  6. Halten Sie es für richtig, dass die Stadt Wien  zweistellige Millionenbeträge zur Schaltung von Inseraten in jenen Medien ausgibt, die freundlich über den Bürgermeister schreiben?
  7. Finden Sie es richtig, dass die Stadt Wien und eine Reihe ihrer Unternehmungen zahlreiche Propagandabroschüren um Steuergeld herausgeben?
  8. Sind Sie für die Senkung kommunaler Abgaben, damit in Wien mehr Arbeitsplätze geschaffen werden?
  9. Soll die Stadt Wien in der Verwaltung einen absoluten Aufnahmestopp verhängen, bis die Zahl der Beamten um 20 Prozent gesunken ist?
  10. Sind Sie für die vielen Maßnahmen, die in Wien die Zahl der Parkplätze reduziert haben?
  11. Soll Wien eine Stadtmaut bei der Einfahrt von Autos in Gebiete innerhalb des Gürtels einführen?
  12. Soll es weiterhin Radwege auf dem Gehsteig geben?
  13. Halten Sie es für richtig, dass die beiden größten Bahnhöfe Wiens ohne Notwendigkeit auf Jahre gleichzeitig infolge von Bauarbeiten nicht oder nur notdürftig funktionsfähig sind?
  14. Halten Sie es für richtig, dass der neue Wiener Hauptbahnhof keinen U-Bahn-Anschluss haben soll?
  15. Sind Sie der Meinung, dass die Flughafen-Betriebsgesellschaft weiterhin Abschiebeplatz für abgehalfterte Politiker ist, die Wien durch ihre Misswirtschaft zu einem der teuersten Flughäfen der Welt gemacht haben, was auch der AUA sehr geschadet hat? (Diese Frage sollte übrigens dringend auch in Niederösterreich gestellt werden)
  16. Sind Sie der Meinung, dass die Verschandelung hunderter schöner Wiener Gründerzeit-Häuser durch zwei- oder auch dreistöckige Dachbodenausbauten in modernem Stil weitergehen soll?
Aber niemand wird diese Fragen stellen. Die Grünen regieren eh schon halb mit. Die Schwarzen befinden sich gerade in Selbstauflösung. Und die Blauen interessiert in Wien einzig das Ausländerthema, alles andere würde sie offenbar überfordern.

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Schwulenehe: Die miesen Tricks

21. November 2009 00:57 | Autor: Andreas Unterberger

Was sich rund um die künftig mögliche Ehe homosexueller Paare abspielt, lässt den Beobachter nur noch ergriffen staunen: Da werden im Vordergrund Scheingefechte um irrelevante Lappalien abgeführt, während die wahren Sauereien im Hintergrund bleiben. Und in der ÖVP begreifen viele nicht, welch verlogenes Spiel da stattfindet. Der Umfaller der Volkspartei geht einzig auf das Konto von Josef Pröll und seiner unmittelbaren Umgebung. Denn auch in den Arbeitskreisen der Perspektivengruppe – auf die sich Pröll nun gerne beruft – war keineswegs die Schwulenehe, mit welchem Tatort immer, vorgeschlagen worden. Vielmehr ist diese Festlegung erst in der nirgendwo ausdiskutierten Zusammenfassung durch Prölls eigenes Team hineingekommen. So viel einmal zur innerparteilichen Demokratie. Dass Pröll glaubt, damit ein wählerattraktives Signal zu setzen, hängt zweifellos mit der Unsicherheit eines Mannes mit bäuerlichem Hintergrund angesichts des Großstadtmilieus zusammen. Damit konterkariert er seine an sich eindrucksvolle Performance als Finanzminister, wo er sich ohne sonderliche Vorbildung mit guten Beratern im Expresstempo zum Experten hinaufgearbeitet hat. Zurück zur Schwulenehe: Der Streit um den Schauplatz (Standesamt versus Bezirkshauptmannschaft) ist eine lächerliche Spiegelfechterei. Wie man etwa an der Ankündigung der Stadt Wien ablesen kann, dass sie die Feier möglichst feierlich gestalten wird. Diese Feiern werden in Wien in den Festsälen der Amtshäuser stattfinden, hat soeben die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger verkündet. Das wird nun groß als Kompromiss verkündet, den die wertkonservativ und katholisch orientierten ÖVP-Abgeordneten dem schwulenehe-freudigen Parteiobmann abgeluchst haben. Sind diese Abgeordneten wirklich so dumm, dass sie sich so hineinlegen lassen? Oder sind sie nur feige und charakterlos? Der zweite miese Trick: Sollten noch irgendwo ein paar rechtliche Kleinst-Aspekte entdeckt werden, bei denen die „Eingetragene Partnerschaft“ noch immer nicht der Ehe gleichgestellt ist, dann hat die ÖVP mit ihrer Zustimmung zur „Partnerschaft“ den bisher erfolglosen Klagen beim Verfassungsgerichtshof auf totale Gleichstellung Tür und Tor geöffnet. Das Parlament beschließt also in Kürze de facto eine volle Ehe für schwule Paare. Und streitet nur zur Ablenkung über eine absolute Lappalie. Sollten aber wider Erwarten doch noch dauerhaft kleine Unterschiede zur traditionellen Ehe bleiben, die „Eingetragene Partnerschaft“ also so etwas wie eine „Ehe Light“ werden, dann wird die Gleichheitsjudikatur der Verfassungsrichter diese „Ehe light“ mit Sicherheit auch für Paare unterschiedlichen Geschlechts öffnen. Auch das, so hat die ÖVP laut beschworen, hätte nie und nimmer kommen sollen. Gespannt darf man insbesondere auch sein, wenn Geschwister oder nichtschwule Freunde erstmals für sich die Privilegien der Homo-Ehe einklagen werden. Mit welcher Begründung will man diesen Gruppen dann plötzlich ein Njet entgegensetzen? Nur weil sie nicht sexuellen Verkehr haben? All das ist aber immer noch harmlos gegen das, was dann an weiteren Konsequenzen über Nebengesetze kommt. Eine besonders drastische – und bisher völlig verschwiegene – Folge werden künftig die Partnerschaften mit (wirklich oder vorgeblich) Schwulen aus Emigrationsländern sein. Damit wird ein neuer, breiter Weg zu Staatsbürgerschaftsehen eröffnet. Und das wohlgemerkt von jener Partei, die sich stolz berühmt, die Schleichwege zur Einwanderung radikal reduziert zu haben. Selbstverständlich werden die schwulen Partner aus dem Ausland aber auch noch ein weiteres Recht haben: nämlich jenes auf Familienzusammenführung! Damit aber wird die Bresche in die Migrationsabwehr Maria Fekters noch viel größer. Denn bekanntlich tauchen auch jetzt schon bei der Chance auf Migration nach Österreich oft sehr große „Familien“ aus Drittländern auf. Die entsprechenden Verwandtschaftsdokumente kann man sich in jenen Ländern ja billigst beschaffen. Wie etwa jüngst der Fall eines eingeheirateten Sri-Lankesen gezeigt hat. Da hat Österreich nicht einmal die Aktenzahl der Dokumente des Zuwanderers geprüft, der nun nach dem Tod seiner viel älteren Frau Anspruch auf das Erbe, die ASVG-Pension und auch auf die Hinterbliebenenrente des einstigen Arbeitgebers der Frau erhebt. Sehr teuer wird Österreich auch der künftige Anspruch homsexueller Witwer und Witwen auf eine Hinterbliebenenpension kommen. Diese bekommt man ja, ohne dass es Kinder gibt, und ohne dass nur ein Cent zusätzlich ins Pensionssystem einbezahlt worden wäre. Also auf Kosten der anderen Pensionsbezieher. Das war historisch nur dadurch rechtfertigbar, dass man verwitweten Frauen mit Kindern unter die Arme greifen wollte. Da wird durch die Hintertür ein weiterer überflüssiger Griff in die leeren Pensionskassen ermöglicht, während Josef Pröll an der Vordertür vehement gegen die Hacklerpension wettert. Wie will der ÖVP-Chef da eigentlich glaubwürdig bleiben? Für viele Österreicher bleibt jenseits aller ökonomischer Erwägungen aber auch der schon laut gefeierte Triumph der homosexuellen Szene ein Problem. Denn zweifellos hat ihr von Rot-Grün-Schwarz unterstütztes Auftreten und erst recht die Homo-Ehe propagandistische Züge, die nicht wirkungslos bleiben werden. Es gibt nämlich noch immer keinen einzigen Beweis für ein Homosexualitäts-Gen, aber sehr viele statistische Beweise für psychosoziale Zusammenhänge, die zur Homosexualität führen. Daher gilt zweifellos auch: Je positiver sich die Gesellschaft zur Homosexualität stellt, umso häufiger wird es sie geben. Aber kein Politiker hat mehr den Mut, das zu sagen. Obwohl das beispielsweise gesundheitspolitisch nicht sonderlich erstrebenswert ist – auf Grund des etwas anderen Lebensstils ist bei Schwulen die Lebenserwartung ja deutlich niedriger. Und auch in Hinblick auf die Tatsache, dass die Gesellschaft dringend mehr Kinder braucht, ist die einschlägige Pro-Schwulen-Propaganda durch die Frauenbergerinnen dieses Landes mehr als kontraproduktiv. Vielleicht wird man aber all diese kritischen Fragen bald nicht mehr stellen dürfen. Denn schon gibt es einen internationalen Trend, das als „Homophobie“ unter Strafe zu stellen, der mit der Homo-Ehe in Österreich noch stärker werden wird. So wurde ein englischer Anglikaner-Bischof bereit verurteilt, weil er einem Homosexuellen eine Stelle in der Jugendarbeit der Kirche verwehrt hat. So hat – natürlich – Claudia Schmied dem katholischen Religionsunterricht schon Bücher zur katholischen Sexualmoral verbieten lassen. Der ÖVP ist das alles längst egal. Wenn man schon die Christen, die Wertkonservativen, die Zuwanderungs-Skeptiker und die Verfechter größerer Sparsamkeit vor den Kopf stößt, dann kommt es der Pröll-Partei nun auch nicht mehr darauf an, letztlich auch die Wohnungsvermieter zu verprellen. Denn deren Rechte werden natürlich dadurch eingeschränkt, wenn es künftig eine weitere Gruppe gibt, die sich in einen Mietvertrag hineinzwängen darf. Die einzige Hoffnung, dass die aufgezählten Folgen nicht allzu drastisch eintreten, liegt in der Annahme, dass gar nicht so viele Homosexuelle in die Partnerschafts-Ehe drängen werden. In Schweden etwa wurde im Mai die Homo-Ehe eingeführt, und in dem bekannt liberalen Land haben sich seither ganze 48 Paare das Ja-Wort gegeben. Das heißt freilich: Die Ehelosigkeit ist der Szene gar kein wirkliches Problem – oder es gibt viel weniger Homosexuelle, als sie selbst immer behaupten. Beides aber macht die Aktion Prölls umso absurder. Wenn man bedenkt, wie viele Gruppen prinzipiell verärgert werden, ist das Nachgeben gegenüber einigen radikalen Aktivisten, die bei Demonstrationen nur wenige hundert auf die Straße bekommen, auch parteipolitisch reine Selbstbeschädigung.

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Fußnote 25: Christines Selbstzerstörung

20. November 2009 11:49 | Autor: Andreas Unterberger

Christine Marek muss einem schon leid tun. Bevor sie noch irgendetwas Substantielles von sich gegeben hat (wer ist überhaupt noch in der Volkspartei imstande, sie für die Mega-Aufgabe Wien zu briefen?), wird sie von der Wiener ÖVP schon der Lächerlichkeit preisgegeben, und zwar durch ein Rap-Video, das bereits im Netz als Gustostückerl kursiert. Ob Mitleid ein guter Weg ist, Stimmen zu erringen?

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Zwergenland Europa

20. November 2009 02:07 | Autor: Andreas Unterberger

Jahrelang haben uns die europäischen Regierungschefs eingeredet: Wenn nur endlich der Lissabon-Vertrag durch wäre, dann wäre Europa stark und international handlungsfähig; dann bekäme es eine starke Doppelspitze. Und dann das. Außer den Regierungschefs und den persönlichen Freunden der beiden nun an diese Spitze avancierten Personen wird es in ganz Europa wohl niemanden geben, der das für eine gute Lösung hält. Wenn Herman van Rompuy, der künftige Präsident des Europäischen Rates, einmal einen Termin bei Barack Obama bekommen sollte, dann darf man jetzt schon das Vokabel "Höflichkeitstermin" dafür verwenden. "Das sind die Leute, die Europa führen", sagte der schwedische Ministerpräsident Reinfeldt - und Kenner des Schweden meinen, in diesem höflichen Satz stecke ein gehöriges Ausmaß an Zynismus. Denn ein Mann als neuer Chef Europas, der primär "diskret" sein will, der von sich selbst nach Ernennung in diese Funktion sagt "Meine persönliche Meinung ist völlig untergeordnet", der ist sicher nicht das Gesicht, mit dem sich die Europäer identifizieren können. Der Belgier mit dem unbekannten Namen und Gesicht könnte sich mit dieser Einstellung höchstens als Mediator bei Familienzwistigkeiten versuchen. Aber er kann Europa nicht das geben, was es endlich wieder bräuchte und was ihm auch versprochen war: Leadership. Ja er will es offensichtlich nicht einmal versuchen. Das Schlimme an der Angelegenheit ist, dass sie kein Zufall ist. Die Regierungschefs wollten niemanden, der sie überstrahlt, der sie führt. Sie haben nur immer so getan, als ob sie das wollten. Da sind zwei Spitzenleute, die niemals einen Wahlkampf als Spitzenkandidat geführt haben, gerade richtig. Dabei wären von Tony Blair bis Wolfgang Schüssel mehrere exzellente und starke Persönlichkeiten mit etlicher Regierungserfahrungen und mit Wahlerfolgen zur Verfügung gestanden. Nur das nicht, Menschen mit Ausstrahlung, Menschen mit eigener Meinung! Man stelle sich bloß vor, dann würden die Journalisten nach einer Ratssitzung nicht mehr zu Sarkozy, Merkel oder gar Faymann pilgern, sondern zu einem starken und interessanten Präsidenten. Die Wahl erinnert an den wichtigsten Vorläufer der EU, an das "Heilige Römische Reich deutscher Nation". Auch in dessen tausendjähriger Geschichte war es für die wählenden Kurfürsten oft das Wichtigste, nur keinen allzu starken Kaiser zu bekommen. Dementsprechend war das Reich meist sehr schwach. Und die diversen Landesfürsten taten, was sie wollten. Ach ja, dann gibt es auch noch die zweite nunmehr bestellte "Spitzen"-Position, die der neuen Außenkommissarin namens Catherine Ashton. Sie hat nicht einmal Regierungserfahrung, hat keine Erfahrung im Auswärtigen Dienst (obwohl sie nun einen der größten Dienste  der Welt von Null aufbauen soll!), sie spricht schlecht Französisch, dafür ist sie Baronesse und saß einst dem verschmockten Lordklub, dem britischen Oberhaus vor. Die Dame ist erst vor einem Jahr in  die EU-Kommission nachgerückt und kein Mensch hat dort in dieser Zeit je ihre Präsenz bemerkt. Bei Amtsantritt wurde nun ihre Unerfahrenheit öffentlich vermerkt.  Wenn das alles ist, was man für diese in Tausenden Politikerreden als so wichtig gerühmte Position braucht, dann hätte es Hunderte Bessere gegeben. Und zumindest Dutzende mit dem gleichen Geschlecht: Da wären Ursula Plassnik oder Benita Ferrero-Waldner zweifellos um Eckhäuser besser qualifiziert gewesen. Warum ist es dann Ashton geworden? Genau aus all diesen Gründen. Sie war so unbedeutend, dass niemand einen Grund haben konnte, etwas gegen sie zu haben. Außerdem ist sie Sozialistin und hat das richtige Geschlecht (was für einige Europaratsabgeordnete als der wichtigste Faktor bezeichnet wurde). Und überdies war Werner Faymann mit der Auswahl beauftragt. Da sind bekanntlich Geschlecht und Parteizugehörigkeit so ungefähr alles, was er an selbst Qualifikationen einer Person zu überprüfen geistig imstande ist. Europa ist tot. Es lebe das Zwergenreich.

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Christen, Moslems und das Schweigen

19. November 2009 11:56 | Autor: Andreas Unterberger

Ich habe selten eine so dichte Veranstaltung erlebt: Gedränge, Emotionen, Betroffenheit. Thema: die heutigen Christenverfolgungen, die gewaltige Dimensionen angenommen haben, die nach seriösen Studien die größten der Geschichte sind. Und die bei uns in einem Ausmaß verdrängt werden, das wahrscheinlich nur noch psychiatrisch komplett analysiert werden könnte. Nur ganz wenige der trockenen Fakten: Von China bis Lateinamerika sind 230 Millionen Christen aus politischen, kulturellen oder religiösen Gründen verfolgt. Im Vorjahr sind in einem indischen Bundesstaat mindestens 500 von ihnen bei religiösen Unruhen umgebracht worden. In Nordkorea sind sie offiziell für vogelfrei – also jederzeit durch jeden tötbar – erklärt worden. Am schlimmsten aber geht es in den islamischen Ländern zu: Aus dem Irak ist nach zahllosen gezielt gegen sie gerichteten Terroraktionen die Hälfte der rund 800.000 Christen geflüchtet; lediglich im kurdischen Norden können sie halbwegs sicher leben. In Ägypten genügen ein paar Medienberichte über Schweinegrippe und schon gibt es Pogrome gegen die Schweinefleisch essenden Kopten. Athanasios Henein, Oberhaupt der koptischen Exil-Gemeinde in Griechenland, spricht von einem „kulturellen Völkermord“. Noch erschütternder sind die Berichte über Einzelschicksale. Etwa über einen in Mossul entführten Pater, für den die Gemeinde hohes Lösegeld gezahlt hat – und der dann trotzdem enthauptet und verstümmelt retourniert worden ist. Oder über die im Ägypten soeben zum Tod verurteilten Männer einer christlichen Familie. Oder über die Entführungen christlicher Mädchen, die islamisch zwangsverheiratet werden. Am erschütterndsten ist aber das, was in Europa stattfindet: Die totale Verdrängung dieser Christenverfolgungen. Kaum wird das Thema angeschnitten, bekommen es Politiker und auch einige Kirchenmänner mit der Angst zu tun: Aber bitte ja nichts sagen, was die Islamische Glaubensgemeinschaft provozieren könnte. Außerdem glauben wir ja alle an Abraham. Ruhig zu bleiben fällt freilich schwer. Der zentrale Vorwurf an den Islam lautet nämlich: In keinem islamischen Land ist es möglich, seinen Glauben frei zu wählen – mit Ausnahme eben der islamischen Religion. In neun Ländern wird der Abfall vom Islam sogar mit dem Tod bestraft. Fragt man aber - auch angeblich liberale - Vertreter der hiesigen islamischen Glaubensgemeinschaft nach der Religionsfreiheit, fragt man, ob nicht im 21. Jahrhundert jeder das Recht haben müsse, auch einen anderen Glauben als die islamische Religion zu wählen, dann bekommt man viele Worte, aber keine Antwort. Keiner sagt: Ja dieses Recht gibt es; und wenn Regierungen es beschneiden, dann verurteilen wir das. Und die ehrlichen sagen: Nein, der Koran verbietet Glaubensabfall. Womit eigentlich schon fast alles gesagt ist über das ganze Gerede von islamisch-christlichem Dialog. Der Islam ist eine Religion der direkten Machteroberung, der totalen Verquickung von Staat und Religion, der Kampfbereitschaft, die keinen Millimeter Platz für Toleranz oder Freiheit gibt. Was mit Hunderten ungeschminkten Zitaten belegbar ist, was im Grund kein Moslem leugnet. Heißt das, dass das Christentum mit seinen weichen Werten wie der Nächstenliebe dagegen langfristig untergehen muss? Nicht unbedingt. Das Christentum ist in der Geschichte schon aus total aussichtslosen Positionen (wegen äußerer Attacken oder innerer Verkommenheit) neugestärkt wiedererstanden. Wahrscheinlich ist das laizistisch-antireligöse Element noch viel mehr bedroht. Das aber trotzdem den eigenen Untergang mit Frontalattacken gegen das relativ harmlose Kreuz in der Schule oder für die potentiell gesellschaftszerstörende Homo-Ehe vehement vorbereitet. Kommt man vollgepackt mit diesen Eindrücken heim, kann man – natürlich – im ORF noch kurz bei der passenden Debatte vorbeischauen. Thema Kreuz in der Schule; Besetzung wie üblich: Vier militant Linke agitieren aggressiv gegen zwei Kreuzverteidiger (und eine eher neutrale Muslimin). Gleichzeitig bin ich noch nie im Leben im ORF auf eine Sendung gestoßen, in der einmal deutlich die massive Verletzung fast aller globalen Grundrechte durch den politischen Islam herausgearbeitet worden wäre (den die evangelische Islamwissenschafterin Christine Schirrmacher zu Recht als die viel größere und nachhaltigere Bedrohung im Vergleich zum terroristischen Islam herausgearbeitet hat). Das Defizit klafft aber bei fast allen westlichen Medien: Überall findet die Unterdrückung der Tibetaner oder einiger Indianerstämme am Amazonas ein weit größeres Echo als die Unterdrückung der Christen im Nahen Osten. Obwohl uns dieser geographisch näher ist, obwohl uns die dortigen Christen vielleicht doch auch kulturell näher stehen. Ja, und auch das sei gesagt: obwohl in Hundert Jahren, wenn uns die Demographie ein mehrheitlich islamisches Österreich und Deutschland beschert hat, auch unseren Nachfahren ein ähnliches Schicksal droht. Man mache sich nur bewusst, dass vor Mohammed die Christen in vielen Regionen des Nahen Ostens die eindeutige Mehrheitsbevölkerung waren. Was nichts daran geändert hat, dass sie heute vielerorts total ausgerottet worden sind. Was auch nichts daran ändert, dass von  vielen oberflächlich gebildeten Europäern zu dem Themenkomplex nur die Antwort kommt:  "Ja, aber die Kreuzzüge!"  Sie ignorieren mit diesem Argument, dass man nicht 900 Jahre alte Taten mit der Gegenwart aufrechnen kann. Und sie ignorieren, dass damals die Christenheit eine Rückeroberung  eines urchristlichen Gebiets versucht hat. Wenn auch die Methoden grausam waren, hat mir noch nie jemand erklären können, was eigentlich der Unterschied  ist zwischen dem  letztlich missglückten Versuch, Jerusalem zurückzuerobern, und dem geglückten Versuch, 1944 Paris von den Nazis zurückzuerobern. Schon heute verlangt nach einer neuen Studie die Mehrheit der hiesigen Moslems ein Einfließen der Scharia in das österreichische Recht. Wie lange werden eigentlich noch die feigen Weichspüler in Kirche wie Politik und die kulturell entwurzelten Laizisten die wirklichen Realitäten verdrängen? Wie lange werden wir noch islamische Religionslehrer dafür bezahlen, dass sie dem politischen Islam den Weg bereiten? Ein erster Anfang ist es immerhin, dass Akademikerbund und Politische Akademie es gewagt haben, die Christenverfolgungen zu artikulieren. Und damit auch den hier lebenden orientalischen Christen einen Andockplatz gegeben haben. Nachträgliche Ergänzung: Und im übrigen empfiehlt sich ein Blick auf einen von einem User zugesandten Video-Link:
www.youtube.com/watch?v=6-3X5hIFXYU    

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Die Experten und der Sozialmissbrauch

18. November 2009 12:36 | Autor: Andreas Unterberger

Das Transferkonto ist die beste Idee, die der ÖVP in den letzten Jahren gekommen ist.  Es wäre endlich ein Maßstab, die Größe der sozialen Hängematte zu messen, in der sich manche Menschen hierzulande bequem gemacht haben. Dementsprechend vehement schießt die SPÖ dagegen, die ja im ständigen Ausbau der Wohlfahrtsausgaben ihre Existenzberechtigung sieht. Und die daher panische Angst hat, dass der damit verbundene Missbrauch endlich offen gelegt wird. Zwei Absätze, die ich hier auf Grund vieler Postings ausnahmsweise erst nachträglich einfüge: Derzeit ist das Hauptinstrument, mit dem die Transparenz verhindert wird, der Datenschutz! Deshalb wird dieser ja von den Linken (SPÖ-nahen Beamten wie grünen Journalisten) so besonders heftig verteidigt. Ohne dieses Schutzinstrument für Missbräuche aller Art wäre es administrativ recht einfach, alle Daten aller Behörden zusammenzuführen. Das weiß zweifellos auch Guger. Daher geht sein Argument ins Leere. Im übrigen ist es völlig klar, dass auch alle Industrie- und sonstigen Subventionen veröffentlicht werden. Nur vergessen viele: Solange ein Unternehmen nicht Gewinne ausschüttet oder Gehälter auszahlt (was dann immer eine weitere Steuerpflicht auslöst!), bleiben die Gelder im Betrieb, schaffen meist Arbeitsplätze und dienen jedenfalls nicht einem persönlichen Konsum. Natürlich macht  der ORF bei der Anti-Transparenz-Kampagne der SPÖ im Gleichschritt mit: Da wird in der Zib 2 behauptet, Experten seien gegen den Vorschlag. Und welche Experten präsentiert der ORF als Beweis für diese Behauptung? Einzig die Arbeiterkammer und Alois Guger, einen Mann, bei dem die Arbeiterkammer seit Jahrzehnten ihre Gutachten bestellt (die meist einen weiteren Ausbau der Sozialausgaben fordern). Eine tolle Experten-Mannschaft. Was die ORF-Radio-Menschen nicht hindert, gleich am nächsten Morgen erneut Guger vors Mikrophon des Frühjournals zu holen. Und im Mittagsjournal jemand von der linken Agitationsgruppe "Armutskonferenz". Die ORF-Menschen lassen sich aber wohl auch in Kampagnen zur Abschaffung der Schwerkraft einschalten.

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Die ÖVP gewinnt die nächste Wahl - wie 2006 und 2008

18. November 2009 00:07 | Autor: Andreas Unterberger

Die Volkspartei hat gute Umfragewerte und wähnt sich daher schon des nächsten Wahlsieges sicher. So wie vor den Wahlen 2006. So wie vor den Wahlen 2008. Die sind dann freilich irgendwie anders ausgegangen. Dasselbe Szenario scheint sich jetzt anzubahnen. Josef Pröll und seine Partei liegen in jeder Hinsicht deutlich vor dem roten Gegenüber. Pröll gestaltet recht dominierend die Wirtschaftspolitik, also den harten Unterbau. Aber die SPÖ weiß, dass am Wahltag meist ganz andere Dinge zählen, nämlich der weiche, aber die Öffentlichkeit viel stärker beieinflussende Überbau. Dieser wichtige Überbau besteht primär in der Kontrolle über die Medien, die Justiz, die Kultur und die sogenannten Intellektuellen, die dann am Wahltag als Waffen etwa in einer Verleumdungskampagne nach Art des „Pflegenotstandes“ oder der „Inflationspanik“ eingesetzt werden können. Die Volkspartei gibt all diese Felder auf (bis auf jenes der inneren Sicherheit durch die starke Performance der Innenministerin). Ja sie begreift nicht einmal deren Wichtigkeit. In der Kulturpolitik ist sie auf Bundesebene einfach nicht vorhanden. Daher kann auf der Bühne des Burgtheaters unkritisiert Propaganda für den eigentlich längst in Agonie liegende Studentenaktionismus gemacht werden. In der Rechtspolitik ist die ÖVP gerade dabei, viele wertkonservative Wähler zu verärgern, wenn diese erst einmal begreifen, was sich hinter der Homo-Ehe-Spiegelfechterei „Standesamt versus Bezirkshauptmannschaft“ in Wahrheit alles verbirgt (das Tagebuch wird sich damit noch ausführlich zu befassen). wobei nur offen ist, ob es in Der Volkspartei wenigstens einen gibt, der das durchschaut. Die ÖVP überlässt auch die Schul- und Bildungspolitik ganz dem hektisch-ideologischen Aktivismus der Unterrichtsministerin. Die Partei hat zwar richtig erkannt, dass ein Lehrergewerkschafter kein glaubwürdiger Bildungs-Sprecher sein kann, sie hat nur vergessen, nach diesem eine starke Personalalternative zu finden, welche glaubwürdig für gute Schulen und gegen nivellierende Gesamtschul-Tendenzen kämpft. In der Personalpolitik ist die ÖVP selbst in den sensibelsten Überbau-Bereichen völlig desinteressiert: Siehe die diversen durchwegs SPÖ-nahen Nachbesetzungen der Höchstgerichte in Österreich und Europa. Sie hat gar nicht gemerkt, dass sie da über den Tisch gezogen – und dann mit der Groteske „Hahn statt Molterer“ in Hinblick auf die für die ÖVP offenbar einzig interessante EU-Kommission auch noch verhöhnt worden ist. Wetten, dass die ÖVP trotzdem jetzt im Gegenzug schön brav und folgsam zwei SPÖ-Proteges auf gerade freiwerdende Richterposten im Verfassungsgerichtshof hieven wird. Ein niederösterreichischer Provinzanwalt als Justizsprecher ist halt auch etwas wenig, um den Überblick über die Dritte Gewalt zu wahren. Auch das Bundesland Wien interessiert die Volkspartei nicht. Sonst hätte sie dort nicht seit langem den politischen Betrieb eingestellt, sonst wäre nicht die in Hinblick auf die bürgerlichen Wählerpotentiale völlig falsch positionierte Christine Marek in einer bei den potenziellen Schwarz-Wählern wenig ankommenden Husch-Pfusch-Aktion an die Spitze der Wiener Partei gedrückt worden. Über den Tisch gezogen wurde die Partei in den letzten Tagen auch in Sachen Zukunftsvorsorge: Dort darf es entgegen den Vorstellungen der ÖVP keine Sparformen mehr geben, bei denen die künftigen Pensionisten deutlich mehr – aber auch weniger – herausbekommen könnten. Denn auf SPÖ-Insistenz muss es in jedem Fall die immens teure und fast jeden Gewinn verhindernde Kapitalgarantie geben. Wo kämen wir denn auch hin, wenn die Menschen ein freies Wahlrecht über ihre Zusatzpension bekämen und selbst über ihr Risiko entscheiden könnten! Die ÖVP hat auch die Jahrhundert-Chance versäumt, die skandalöse Megakorruption bei der Medien-Bestechung durch Gemeinde Wien, ÖBB, Asfinag und etlichen SPÖ-Ministerien zu thematisieren (dort werden ja viele Millionen Staatsgelder an jene Medien verschoben, die sich parteipolitisch gefügig zeigen). Denn seit kurzem macht sie da selber mit. Am heftigsten tut dies die numehrige Wiener Spitzenfrau Marek – und das ausgerechnet mit Geldern der Familienlastenausgleichsfonds (Wetten, dass es da noch heftige Proteste im Parlament geben wird?) Am heftigsten über einen sehr, sehr langen Tisch ziehen ließ sich eine erschreckend naive ÖVP aber beim nun erzielten ORF-Kompromiss. Hier ignoriert die bürgerliche Partei das größte Problem des Staatsfunkes: Die totale ideologische Einseitigkeit in fast allen Sendungen. Man mache sich nur die aktuelle „Audimaxismus“- und „Arigona“-Bejubelung in fast jeder ZiB, fast jeder Diskussion bewusst, die jeweils massiv die Mehrheit der Seher verärgert und vertreibt. Die ÖVP glaubt stattdessen, dass der ORF nur ein reines Betriebswirtschaftsproblem darstelle. Sie lässt sich erneut die schwierige Kaufmännische Direktion anhängen, wo man naturgemäß Null Einfluss auf das total einseitige Programm hat. Wo der dort hingehievte und als offenbar einzige mediale Hoffnung der Partei gehandelte Richard Grasl als Sparmeister unweigerlich zum allgemeinen Buhmann werden und so wie seine unfähige Vorgängerin scheitern muss. Und für diesen „Erfolg“ gibt die ÖVP 160 Millionen aus dem Budget, also unseren Steuergeldern frei, um die größten ORF-Löcher zu stopfen. Das Informationsprogramm thematisieren die begnadeten Medien-Strategen der ÖVP hingegen nicht. Sie haben nicht einmal mit der Mini-Handvoll noch nicht gekillter bürgerlicher Journalisten im ORF-Informationsapparat Kontakt aufgenommen, um sich die Dramatik erläutern zu lassen. Die Informationsendungen sind ihr wurscht, dafür setzt die ÖVP nun Subventionen an die grün beherrschte Filmwirtschaft durch . . . Überdies lässt sich in Sachen ORF der führende VP-Medienpolitiker Karlheinz Kopf ganz offensichtlich vom Informationsdirektor Elmar Oberhauser ständig Sand in die Augen streuen. Immerhin sind beide Vorarlberger. Immerhin treffen sich beide regelmäßig bei nur westlich des Arlbergs üblichen Kartenspielen. Da genügt es wohl, dass Oberhauser ein bisschen auf die Linken schimpft, und schon glaubt man, er läge nicht dick und fest in deren Bett. Objektivität, Pluralismus, Äquidistanz: Nichts davon ist offenbar ein Problem des ORF. Noch schlimmer: Die ÖVP betreibt auch kein professionelles ORF-Watching, wie es etwa einst Michael Graff praktiziert hat. Man schaut nur ins Programm, wenn man selber vorkommt. Man weiß also gar nicht, was dort an Kampagnen stattfindet. Konklusion: So unpopulär und unbeholfen kann Werner Faymann gar nicht werden, dass nicht der Volkspartei all diese Fehler in den wichtigsten ideologischen Kampf-Feldern noch auf den Kopf fallen müssen. Denn viele der ideologischen Kampfmaschinen in Medien und Kulturszene werden zu geeigneter Stunde auf Kommando wieder gegen die Volkspartei und die beiden Rechtsparteien schießen. Was ja an sich nur deren Problem wäre. Was aber nicht gerade hilfreich ist, Österreich wieder einmal einen anderen als einen SPÖ-Kanzler zu bescheren. Die SPÖ ist viel cleverer, als man in der Lichtenfelsgasse glaubt.

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Die Unsozialpartner

17. November 2009 12:16 | Autor: Andreas Unterberger

Nur eineinhalb Prozent für die Metallarbeiter: Das ist nach den satten Gehaltserhöhungen der letzten Jahre wirklich wenig. Mit diesem Unterton wird nicht nur von ORF-Redakteuren der jüngste Gehaltsabschluss kommentiert. Warum haben die Arbeitgeber wegen dieses kleinen Prozentsatzes anfänglich so herumgezickt? Der Abschluss ist in der Tat ein unsoziales Signal. Freilich aus ganz anderen Gründen. Das Verhandlungsende ist jedenfalls einmal eine heftige Blamage für die Wirtschaftskammer, die zusammen mit der Arbeiterkammer wegen der beiderorts geltenden Zwangsmitgliedschaft einer der am meisten umstrittenen Vereine des Landes  ist. Wieder einmal war für die WKO die Huld ihrer gewerkschaftlichen Sozialpartner wichtiger als eine langfristige Perspektive für Wirtschaft und Arbeitsplätze. Das ist nun seit der Machtübernahme durch Christoph Leitl in der WKO freilich nichts wirklich Neues. Aber selbst wenn man das bedenkt, hätte sich die WKO nicht so lächerlich machen müssen, indem sie sich zuerst voll aufplustert, um dann einzugehen wie ein angestochener Luftballon. Selbst in dieser Wirtschaftslage fürchtet sich die Papiertiger-Kammer vor einer Streikdrohung der Gewerkschaft. Obwohl sich angesichts der krisenbedingt geringen Streikbereitschaft der Menschen eigentlich nur die Gewerkschaft vor einem Streikbeschluss fürchten hätte müssen. Aber warum sollen eineinhalb Prozent wirklich so problematisch sein? Ganz einfach: Nach allen früheren Berechnungsmethoden für Lohnabschlüsse – aufbauend auf Inflation und Wirtschaftswachstum – würde derzeit in Wahrheit ein klares Minus herauskommen. Deswegen sind in anderen Ländern ja von den Pensionisten angefangen auch reihenweise Null-Erhöhungen angesagt. Anders erklärt: Wenn das BIP schrumpft, heißt das, die Summe aller in Österreich erzielten Löhne und Einkommen schrumpft. Wenn aber die Metallarbeiter gleichzeitig mehr bekommen, gibt es logischerweise andere Gruppen, deren Einkommen noch weit überdurchschnittlich sinken muss. Wer aber sind diese Verlierer? Da rührt sich ja niemand! Nun, die Verlierer sind alle jene Menschen, die von der stark steigenden Arbeitslosigkeit getroffen werden. Und es sind noch mehr die Jungen, die keine Chancen am Arbeitsmarkt finden, die sich die gewerkschaftlich geschützte Privilegienwelt nur von außen anschauen können. Die Jungen werden als freie Dienstnehmer ausgebeutet, sie arbeiten „prekär“, bangen von Projekt zu Projekt, gründen verzweifelt ein-Mann-Firmen, sitzen (streiken) in universitären Wärmestuben oder sind einfach arbeitslos. Die glücklichen Besitzer von Arbeitsplätzen verteidigen diese auf Kosten der draußen Stehenden massiv – so wie einst mittelalterliche Schuster-Zünfte jeden Neueindringling in ihr Business verhindern konnten. Aber wegen unbedeutender eineinhalb Prozent wird doch niemand Arbeitskräfte abbauen? Gewiss, da wird jetzt niemand direkt gekündigt werden. Aber in Österreich haben sich im Lauf der Jahrzehnte viele im einzelnen immer „unbedeutende“ Lohnkosten akkumuliert, sodass praktisch jeder größere Betrieb schon massenweise Jobs ins Ausland verlagert hat. Der ÖGB möge nur Parteifreund Androsch fragen, weshalb er in Österreich zusperrt und in China aufsperrt. Als letztes Argument für nicht begründbare Gehaltserhöhungen wird dann immer davon geredet, dass dadurch der Konsum wieder angekurbelt wird. Das Argument ist aber kompletter Unsinn: Mehr Konsumausgaben dienen fast nur dem Ausland. Denn rund 60 Prozent dessen, was wir einkaufen, kommt aus dem Ausland – und zugleich kommen auch 60 Prozent unserer Einkommen durch Verkauf von Waren oder Dienstleistungen ans Ausland zustande. Wenn wir also diese Exporte durch Lohnerhöhungen teurer machen, ist der Schaden für die Arbeitsplätze weit größer als das bisschen, was vielleicht im Weihnachtsgeschäft mehr an österreichischen Waren eingekauft wird. Das Ausland schaut jedenfalls blöderweise beim Einkauf sehr genau auf den Preis (natürlich neben der Qualität).Wenn die österreichischen Waren zu teuer sind, wird halt anderswo bestellt. Aus reiner Liebe zu österreichischen Metallprodukten wird leider weltweit nur sehr selten gekauft. Selbst wenn die Sozialpartner wieder einen diesbezüglichen Zwang in die Verfassung schreiben lassen. Daher schaden auch bloße eineinhalb Prozent sowohl den Betrieben wie auch den Arbeitsplätzen (natürlich nicht den der Gewerkschafter). Die eineinhalb Prozent sind vielleicht schon der letzte Strohhalm, der dem Kamel den Rücken bricht; und sie sind jedenfalls ein ganz falsches Signal. Diesmal hätte aber sogar die Möglichkeit bestanden, der Wirtschaft ohne ein Lohnminus zu günstigeren Produktionsbedingungen zu verhelfen: durch den an sich cleveren Vorschlag einer Flexibilisierung der Arbeitszeit. Da könnte dann, wenn einmal ein dicker Auftrag hereinkommt, mehr gearbeitet werden, ohne dass der Arbeitgeber Überstundenzuschläge kalkulieren müsste. Und in ruhigeren Zeiten genießt man dann einen Zeitausgleich. Aber auch das war – vorerst? – für die Gewerkschaft unakzeptabel. Und der weichen WKO sowieso keinen Kampf wert.

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Strache und Häupl dürfen jubeln

16. November 2009 12:28 | Autor: Andreas Unterberger

Christine Mareks Kür als neue Chefin der ÖVP-Wien ist ein ganz klares Signal. Nämlich für Michael Häupl und H.C.Strache, dass sie sich freuen dürfen. Der Freiheitliche wird nun all jene Stimmen gewinnen, die Wien reif für einen Machtwechsel ansehen. Auch wenn so gut wie niemand Strache und seinem nicht vorhandenen Team die alternative Führung der Stadtverwaltung zutraut. Falls die Staatssekretärin auch die weiteren Parteigremien für sich gewinnen kann, dann gilt jedenfalls die Wiederwahl Michael Häupls jetzt schon als gesichert. Marek kann ja als Mitglied einer großen Koalition gar nicht anders, als sich auch in Wien großkoalitionär zu verhalten. Als Politikerin vom linken Rand der ÖVP ist sie überdies auch ideologisch weit weg vom Gedanken, dass es auch eine Mehrheit jenseits von Rot beziehungsweise Rot-Grün geben könnte. Kein Zufall ist es daher auch, dass sich ausgerechnet Erhard Busek in den letzten Stunden für sie stark gemacht hat. Die ÖVP ignoriert dabei die massive Anti-SPÖ-Stimmung in Wien und die katastrophalen Imagewerte für das einstige Zugpferd Häupl. Sie gibt die Stadt einfach auf. Marek wird auch ein neuerlich Test dafür sein, dass geschlechtsbezogene Kandidaturen keine einzige Stimme mehr bekommen. Feministische Argumente werden nur zwischen Politikerinnen, Journalistinnen und einer kleinen Szene,  die vom diesbezüglichen Trend lebt, hochgehalten. An der Wahlurne gibt es nicht den geringsten Beweis für deren Wirksamkeit. Marek ist überdies in den letzten Wochen auch zu einer Repräsentantin einer der allerübelsten Usancen dieser Regierung geworden: den Missbrauch öffentlicher Gelder für Partei-orientierte Werbung. Was vor allem über Werber Faymann begonnen hatte (siehe den an strafrechtliche Untreue grenzenden Missbrauch von ÖBB- oder Asfinag-Geldern) und dann von fast allen SPÖ-Ministern fortgesetzt wurde, wird nun insbesondere durch Christine Marek auch in der ÖVP-Mannschaft praktiziert. Dass sie dabei Mittel des Familienlastenausgleichsfondes recht zweckwidrig einsetzt, ist doppelt unerfreulich. Und Marek ist letztlich auch ein Signal, dass der ÖVP Wirtschaftskompetenz gleichgültig ist, dass sie im Zweifel - entgegen einigen einsamen mutigen Akzenten von Finanzminister Josef Pröll, die bei ihm eine neuerworbene Wirtschaftskompetenz demonstrieren - lieber auf das Ticket einer Soziallizitatorin setzt. Damit passt Marek erst recht ins Team rund um Häupl. Viel  Glück auf diesem Weg . . .

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Fußnote 24: Die Freunde eines Museums

16. November 2009 10:53 | Autor: Andreas Unterberger

Zugegeben, wie das Kunsthistorische Museum mit seinen Freunden umgeht, ist nicht das zentralste Problem der Republik. Aber es ist durchaus symptomatisch, wie rücksichtslos mit emotionalen Beziehungen der Menschen zu wichtigen Institutionen umgegangen wird. Der Sachverhalt ist einfach: Die neue Museumsdirektorin - ein braves Geschöpf der Unterrichtsministerin - präsentiert eine neue Jahreskarte. Preis 29 Euro. Bawag-Kunden - seit alters her die intensivsten Museumsbesucher - bekommen die Karte um 26 Euro. Noch provozierender ist aber, dass dieses Angebot drei Tag nach der Generalversammlung der Freunde des Museums bekannt wird. Den Freunden hat man wohlweislich nichts davon erzählt. Zahlen diese doch seit jeher 55 Euro im Jahr - und bekommen im wesentlichen nicht mehr als die Bawag-Kunden. Das alles aus dem bei dieser Regierung so beliebten Handbuch "Wie man aus Freunden Feinde macht".

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Intelligenz+Charakter=Faymann. Isn't it?

15. November 2009 15:25 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Interview von Werner Faymann ist immer eine erquickende Studie an Intelligenz und Charakter. So hat er nun in einer der von SPÖ-Kreisen finanzierten Zeitungen vorgeschlagen, als Antwort auf das jüngste kreuz-feindliche Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichthofs das Kreuz in den Schulklassen in die Verfassung aufzunehmen. Das ist erstens ziemlich schleimig für einen, der einst wilde Demonstrationen gegen einen Papstbesuch in Wien angeführt hat (zum Unterschied von den ebenfalls peinlichen Jugendsünden einiger aus dem rechten Lager aber nie auch nur den Versuch einer nachträglichen Distanzierung oder Entschuldigung unternommen hat). Und das ist zweitens juristischer Unsinn. Denn die Bindung an den Menschenrechtsgerichtshof kann auch nicht durch die Verfassung unterlaufen werden. Überdies hat das Konkordat (wo die Kreuze drinnenstehen) ohnedies Verfassungsrang. Charakterlich demaskierend ist auch seine Antwort auf die Frage nach Wolfgang Schüssel und Alfred Gusenbauer, also nach den beiden europaweit als interessante  Alternativen für die neu zu besetzenden EU-Spitzenfunktionen gehandelten Österreichern: "Ich würde mich sofort für beide vehement engagieren, wenn sie genannt werden und Chancen haben." Das heißt also: Faymann "würde" nur, er hat aber nicht. Er hat keinen von den beiden von sich aus vorgeschlagen - obwohl europaweit derzeit Regierungschefs herumlaufen und ihre eigenen Landsleute in Stellung bringen. Ist dieses Verhalten Faymanns eigentlich nur mies - oder ist es rationale Angst vor der Tatsache, dass ihm beide Vorgänger in jeder Hinsicht überlegen sind? Und man sie daher am liebsten totschweigt.

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Fußnote 23: Burg-Publikums-Vertreibung

15. November 2009 13:49 | Autor: Andreas Unterberger

Das Burgtheater hat 200 Studenten erlaubt, eine Vorstellung eine halbe Stunde lang zu stören. Trotz erbitterter Proteste des Publikums. Zwei Vorschläge an die Theaterdirektion: Wenn ihr die Anliegen der Studenten so wertvoll sind, dann sollte sie doch selber für diese spenden. Und zweitens könnte man ja irgendwann auch darüber nachdenken, ob die Theaterbesucher irgendwelche Rechte haben - außer dem zu bezahlen. Das wäre zumindest dann überlegenswert, wenn man künftig auf zahlende - und nicht bloß demonstrierende - Besucher Wert legt.

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Fußnote 22: Der Selbstmord als Mut

15. November 2009 11:24 | Autor: Andreas Unterberger

"Wie erschütternd muss es sein, wenn ein junges Mädchen, das so mutig war, öffentlich auf ihre verzweifelte Notlage hinzuweisen, nun gewaltsam per staatlicher Verfügung in die Knie gezwungen wird." Also sprach der Bundesverband für Psychotherapie zum Fall Zogaj. Was haben die wackeren Psychotherapeuten in ihrer - subjektiv absolut nachvollziehbaren - Betroffenheit damit eigentlich gesagt? Erstens, dass Selbstmord eine Sache des Mutes sei und zweitens nichts anderes als: "Der Staat hat jede seiner Entscheidungen und Urteile zurückzunehmen, wenn jemand mit einer Selbstmorddrohung dagegen protestiert." Dieser Satz wäre jedenfalls ehrlicher und konsequenter gewesen. Zu erleben, wie es sich dann in einem solchen Staat lebt, wünsche ich auch den Psychotherapeuten nicht.

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Ein bürgerliches Trauerspiel zu Wien

14. November 2009 11:55 | Autor: Andreas Unterberger

Johannes Hahn hinterlässt einen Scherbenhaufen. Ein abtretender Politiker hat nämlich nur dann sein Haus gut bestellt, wenn die Nachfolge glatt über die Bühne geht. Das gelingt ihm aber in keiner seiner Funktionen. Das zeigt sich in den letzten Stunden besonders in der Wiener Volkspartei. Hahn hat im Wiener Apparat (wobei "Apparat" schon viel zu groß klingt für diesen geschrumpften  Kleinverein) keine einzige Persönlichkeit großgezogen, die zu einer Nachfolge imstande wäre. Statt dessen zerfleischt sich die Wiener Volkspartei. Nun präsentiert sich schon der dritte Kandidat - Tage nachdem man glauben konnte, die üblichen Grabenkämpfe könnten diesmal rascher als sonst überwunden worden sein. Wer von den beiden nun im Ring stehenden Kandidaten besser ist, ist extrem schwer zu beantworten. Für Harald Himmer spricht zumindest, dass er außerhalb der Politik Erfolg hatte - und dass er daher auch noch keinen politischen Fehler begehen konnte. Bei ihm weiß man wenigstens noch nicht so recht, wie er die Wiener Partei positionieren wird, was eine Resthoffnung schafft, dass er besser spürt als Hahn, wo die die vielen Bürgerlichen Wiens zu finden sind. Christine Marek ist schon durch die Art ihrer publizistischen Präsentation politisch weitgehend verbrannt: Steht Sie doch als Kandidatin des großkoalitionären und Raiffeisen-geführten Flügels da, was sicher das falscheste Rezept für Wien ist. Überdies hat sie durch ihr zögerliches Verhalten in den letzten Takten nicht gerade Mut und Leadership gezeigt. Und inhaltlich hat sie sich primär als Sozial-Lizitiererin profiliert, während man bei Himmer auf die dringend benötigte Wirtschaftskompetenz hoffen kann. Und ihre wertorientierte Familienkompetenz zeigt sich erst seit wenigen Tagen. Es wird jedenfalls noch lustig werden. Zum Zuschauen. Wenig lustig wird es auch für den Nachfolger Hahns im Wissenschaftsministerium. Denn es ist eigentlich ein unglaublicher Skandal, wenn ein abgehender Minister die gesamte strategische Dispositions-Reserve nicht nur fürs nächste, sondern auch schon fürs übernächste Jahr vergibt. Noch dazu völlig sinnlos - nur um einigen linken Studenten das Signal zu schicken, dass sie den Staat locker in die Knie zwingen können. Der Nachfolger hat null finanziellen Spielraum - und steht auch politisch von vornherein ziemlich lächerlich da. Ganz abgesehen davon, dass es eher unverständlich ist, warum die letzten verfügbaren Mittel nur für die Lehre und nicht für die Forschung ausgegeben werden. Dies ist vor allem deshalb absurd, da die Engpässe im Lehr-Bereich bei den überflüssigsten, aber von Zehntausend Studenten als Alternative zum AMS heimgesuchten Studienrichtungen bestehen: wie etwa bei Publizistik oder Politikwissenschaft. Und wenn Hahn schon Geld in der Lade hatte: Warum hat er sich dann eigentlich ein paar Monate davor die Blamage mit der Kündigung des Cern-Vertrages eingehandelt, die er dann beschämt unter Druck der SPÖ zurücknehmen musste? Und wenn nun offenbar die Bundespartei eingreifen will: Warum hat sie eigentlich der Agonie der letzten Jahre tatenlos zugesehen?

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Fußnote 21: Unsere lieben Staatsanwälte

13. November 2009 17:32 | Autor: Andreas Unterberger

Durchaus erfreulich und richtig: Die Wiener Staatsanwaltschaft hat umgehende Erhebungen gestartet, wieso der jüngste Bescheid im Fall Zogaj einen Tag vor Zustellung schon in einer Zeitung steht. Offenbar gibt es da undichte Stellen rund um das Innenministerium. Dem ist unbedingt nachzugehen. Es wäre freilich mindestens ebenso schön, erfreulich und wichtig, wenn sich die Staatsanwaltschaft auch genauso energisch um undichte Stellen in den eigenen Reihen kümmern würde. Denn es gibt eine Unzahl von Fällen, wo alle Indizien darauf hindeuten, dass Informationen nur aus der Staatsanwaltschaft hinausgedrungen sein können. Oder steht die über den Gesetzen?

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Das höchste Recht als höchstes Unrecht

13. November 2009 10:28 | Autor: Andreas Unterberger

Bilanz einer kranken Gesellschaft: Kreuze müssen europaweit abgehängt werden; der islamische Zwangsschleier dringt immer weiter vor; die Schwulenehe tut dies in einem skurrilen Gleichschritt; die Flüchtlingskonvention wird von linken Fanatikern und weltfremden Juristen tendenziell zu einem Rechtsanspruch auf Einwanderung verwandelt; und die neue europäische Verfassung wagt nicht einmal mehr zu erwähnen, welche geistigen Grundlagen die 2000-jährige europäische Geschichte hat. Ich habe einen Großteil meines Lebens geglaubt, die Beziehungen zwischen den Menschen und den Staaten müssen nur immer stärker vom Recht geprägt werden, damit die Welt eine gute Entwicklung nimmt. Im Prinzip will ich auch heute noch daran glauben. Nur setzt dieses Prinzip bei der Anwendung gesunden Menschenverstand und Augenmaß voraus. Diese Voraussetzung wird aber immer stärker unterminiert: Vor allem durch Richter in internationalen Gerichtshöfen, die ihre Aufgabe zunehmend in der Gewährung überspitzter Ansprüche und Rechte einzelner sehen. Die keine Rücksicht auf Europas Wertebasis und das verbreitete Gerechtigkeitsempfinden nehmen. Die keine Rücksicht auf die Finanzierbarkeit nehmen. Das unter Juristen übliche Gerede von der ständigen Fortentwicklung des Rechts führt in Wahrheit zu einer wörtlich zu verstehenden Fort-Entwicklung des Rechts. Fort von dem, was mehrheitlich als gerecht und verständlich empfunden wird. Fort von dem, was einst kluge Rechtsgelehrte als unverzichtbar bezeichnet haben: nämlich bei Rechtssetzung wie Rechtssprechung immer Maß und Ziel im Auge zu haben. Das alles wird potenziert durch nationale wie europäische Gesetzgeber mit parallelen Intentionen. Jeder will ständig neue spezifische Ansprüche und Rechte entwickeln: um eine Lobby zu bedienen; im Irrglauben, das ganze Leben könne nach irgendeinem gutmenschlichen Ideal reglementiert werden; oder nur, um in der Geschichte Spuren zu hinterlassen. Und man übersieht, dass dabei das Ganze kaputt zu gehen droht. Man kann jede der eingangs kurz skizzierten Entwicklungen des Zeitgeistes natürlich durchaus rechtfertigen. In der Summe bietet sich aber ein erschreckendes Bild, das die Menschen von Recht und Europa immer mehr entfremdet. Es stimmt, dass der Anteil der Christen ständig abnimmt, und dass man nur noch wenig von einschlägigem Glaubenseifer sieht. Daher klingt es logisch, dass man den Nichtchristen den Anblick des Kreuzes in Schulklassen erspart. Mit der gleichen Logik könnte man freilich wie einst die Kommunisten in Osteuropa auch gleich den Stephansdom zu einem Warenhaus verwandeln. Denn ist es nicht genauso eine unzumutbare Kränkung für Atheisten, wenn Wiens wichtigster Platz von einem katholischen Gotteshaus geprägt wird? Oder wenn in Österreich noch Kirchenglocken läuten? Vor allem aber übersehen die Richter in dem für die Entfernung der Kreuze verantwortlichen Menschenrechtsgerichtshof, dass die christlichen Symbole auch lauen Christen, ja sogar etlichen der aus der Kirche Ausgetretenen in erstaunlich hohem Ausmaß Heimat vermitteln. Viele erkennen darin kulturelle Identität, auch wenn sie zwischen Geburt und Begräbnis oft nie in Kontakt mit Kirche kommen. Besonders provozierend ist, wenn die gleichen vorgeblichen Menschenrechts-Schützer, welche die hängende Provokation des Kreuzes entfernen wollen, zugleich die wandernde Provokation des islamischen Schleiers als Menschenrecht verteidigen, der jungen Mädchen von atavistischen, aber vom Unterrichtsministerium finanzierten Religionslehrern und Vätern auf den Kopf gedrückt wird. Der Zeitpunkt rückt immer näher, wo die Menschen die juristischen Begründungen gar nicht mehr hören wollen, sondern einfach die Gerichtshöfe, vor allem die internationalen, ablehnen. Man kann sogar wetten, dass in Bälde eine europaweite Diskussion entstehen wird, dass die Anwendung der einst von allen hochgeschätzten Grundrechte eine völlige Fehlentwicklung nimmt, dass einige Juristen die Grundrechts-Kodifikationen als ideologisches Instrument einsetzen - und dass daher auch eine Kündigung der einschlägigen Konventionen sinnvoll wird. Angesichts der schweren und blutigen Menschenrechtsverletzungen etwa in Gebieten Russlands mutet es einfach absurd an, wenn sich der „Europäische Gerichtshof für Menschenrechte“ lieber um die Kreuze in den Klassen kümmert. Eine kleine Fußnote zu Österreich: Sowohl in diesen (übrigens zum Europarat, nicht zur EU gehörenden) Gerichtshof in Straßburg wie auch in den der EU in Luxemburg sind mit Zustimmung – oder besser gesagt: unter Desinteresse – der ÖVP zwei sehr linke Richterinnen entsandt worden. Die beide noch dazu keinerlei Vorerfahrungen als Richter hatten! Die eine auf Vorschlag noch der FPÖ, die andere auf Vorschlag der SPÖ (was eigentlich das Gegengeschäft zum EU-Kommissar Wilhelm Molterer war, aber über die Pakttreue der SPÖ könnte man ja sowieso ganze Bücher schreiben). Wer eine Ahnung hätte, wie sehr die Gerichtshöfe heute des weitaus wirkungsmächtigste Gestaltungsinstrument der gesellschaftlichen Realität geworden sind, hätte alle Kommissare der Welt für zumindest einen Sitz in einem dieser mächtigen Gerichtshöfe geopfert. Fast gleichzeitig haben deutsche Höchstrichter schwulen Paaren Anspruch auf Hinterbliebenenrenten eingeräumt, machen von ORF bis „Presse“ Medien Stimmung, dass auch bei uns Schwule exzessive Rechte auf Kosten Dritter bekommen. Und wenn sich nun in Washington die katholische Kirche in einem selten gewordenen Anfall von Mut traut, die neuen ansprüche schwuler Partner mitzutragen, wird sie sofort vom ORF lächerlich gemacht. Gewiss, auch bei der Schwulenehe wieder kann juristisch manches argumentiert werden. So wie einst die Scholastik die Zahl der Engel diskutiert hat, die auf einer Nadelspitze tanzen können. Aber auch hier wieder wird ein riesiger Schritt gemacht, der viele Menschen vom Glauben an die Gerechtigkeit des Rechts und vom Gefühl entfremdet, dass ihnen unsere Gesellschaftsordnung Heimat böte. Noch mehr tut das die exzessive Argumentation Öffentlichkeits-präsenter Juristen, die das Recht auf Asyl für politisch oder religiös Verfolgte de facto in ein allgemeines Zuwanderungsrecht zu verwandeln suchen. Sie geben das zwar nicht offen zu, kämpfen aber stets für langwierige Verfahren mit möglichst vielen Instanzen und Antragsrechten der vorgeblichen Asylwerber – um dann zu sagen, weil das alles so lange dauert, müsse man diesen Asylwerbern jedenfalls ein Bleiberecht gewähren. Das ist eben in der Summe nichts anderes als das Recht auf Einwanderung. Wie es jetzt wieder einmal im Fall Arigona Zogaj durchexerziert wird. Der selbstzerstörerische Masochismus der westlichen Gesellschaft kann auch in einem alten Rechtssprichwort zusammengefasst werden: Summum ius summa iniuria. Und das alles vor dem Hintergrund einer neuen europäischen Verfassung, die unglaublich viel neue Überregulierung ermöglicht, die aber jeden Satz meidet, der die emotionale europäische Identität stärkt. Der die europäischen Wurzeln wenigstens nennen würde: die Werte der christlich-jüdischen Tradition, die Intellektualität der griechisch-römischen Antike, die Rationalität der Aufklärung.

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Fußnote 20: Tübingen an der Donau

12. November 2009 23:44 | Autor: Andreas Unterberger

In Tübingen hat die Polizei einen von 200 Studenten besetzten Hörsaal geräumt. Problemlos. Vielen deutschen Sendern war das nicht einmal eine Meldung wert. Man stelle sich hingegen das aufgeregte ORF-Gegacker vor, würde das auch in Wien passieren - was in Wahrheit  die einzige rechtsstaatliche Antwort auf Besitzstörung,  Epressung und Sachbeschädigung wäre. (Oder hat beim ORF schon die nächste linkskorrekte Erregung die leider, leider gescheiterte Studentenrevolution abgelöst, nämlich der 99. Abschiebungsbescheid gegen die Familie Zogaj?) Das Schönste an der Meldung aus Tübingen: Rektor und Bürgermeister haben den Studenten am Vorabend höchstpersönlich die Räumung angekündigt. Beides wäre in Wien unvorstellbar. Hier ist der Bürgermeister ja mit den Rechtsbrechern solidarisch. Und der Rektor hat kein Rückgrat mehr, seit vor Jahren eine studentische Torte in seinem Gesicht gelandet ist.

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Kyoto: Das wahre Desaster

12. November 2009 17:17 | Autor: Andreas Unterberger

Österreich steht nun als einziger Sünder in der EU am Pranger. Es wird seine Kyoto-Ziele nicht erreichen: eine Nachricht, die für viele schmerzlich klingt, auf die man im Grund aber schon jahrelang gewartet hat. Dies freilich nicht, weil Österreich so umweltverschmutzend ist, sondern weil es so umweltfreundlich war und ist – aber auch verlogen. Wie das? Österreich war beim klassischen Umweltschutz schon lange ein Spitzenreiter, bevor 1997 die Kyoto-Ziele vereinbart worden sind, den CO2-Ausstoß deutlich unter das Niveau von 1990 zu senken. Aber genau diese alte Vorzugsschüler-Rolle hat dem Land seither geschadet: Denn es war nur schwer möglich, jenes Niveau noch zu unterbieten. Dennoch hat sich Österreich damals und in der Folge in die verlogene Position begeben, wieder einmal besonders vorbildliche Ziele zu haben. In Kyoto hatten sich die teilnehmenden Industrieländer verpflichtet, ihre – angeblich – für die globale Erwärmung relevanten Emissionen (vor allem CO2) um 5,2 Prozent zu verringern (wobei die USA wohlweislich nicht mitgemacht haben). Dabei ging man aber von dem viel niedrigeren Niveau 1990 aus, das 1997 von vielen bereits weit übertroffen war. Der EU genügte dieses ambitionierte Ziel noch immer nicht: Sie versprach ein Minus von 8 Prozent. Und Österreich genügte auch das noch immer nicht: Es versprach sogar ein Minus von 13 Prozent. Wie konnte es zu all dem kommen? Ganz einfach: Bei solchen internationalen Konferenzen sitzen neben den Diplomaten (die meist gar keine eigene Meinung haben) in der Regel nur die zuständigen Fachminister, also in diesem Fall die Umweltminister. Und die freuen sich natürlich, wenn sie unter sich sind und sich gegenseitig an verbalen Ambitionen übertreffen können. Die Anbindung an die Realitäten und die wirtschaftlichen Gegebenheiten ist da offenbar nicht mehr so wichtig. Jedenfalls viel weniger als im innerstaatlichen Willensbildungsprozess. In der Tat lobten sich Österreich und die zuständigen (schwarzen) Minister nachher lange für diese hehren Vorgaben – wobei natürlich den Grünen und den einschlägigen NGOs sowieso alles immer zuwenig war. Nur vergaßen die Österreicher wie auch die Umweltminister Bartenstein, Pröll, Berlakovich eine Kleinigkeit: die Kluft zwischen unrealistischen Ankündigungen und widerspenstigen Realitäten zu schließen. Denn dazu hätte man sehr unpopuläre Maßnahmen setzen müssen – und schließlich will jede Partei wiedergewählt werden. Sie vergaßen aber noch etwas zweites: Während sich etwa die USA bis heute – trotz aller Obamania – zu nichts Verbindlichem verpflichtet haben, muss Österreich auf Grund des EU-Rechts fette Strafen in Milliarden-Dimensionen zahlen, wenn es seine Ziele nicht erreicht. Während die Deutschen ihr (noch höheres) Ziel leicht erreichen konnten, weil sie viele (meist sehr energieintensive und -verschwenderische) Industrien in den neuen Bundesländern sowieso zusperren mussten, gab es in Österreich nichts zum Zusperren. Der industrielle Energie-Standard war schon 1990 sehr effizient. Daher hätte jede weitere Maßnahme den zusätzlichen Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet, etwa in der Zement- oder Stahlindustrie. Oder das schlichte Verbot des Autofahrens. Oder die Zerstörung des Stadtbildes, indem man die schönen Gründerzeitbauten in dicke Wärme-Isolierplatten gehüllt hätte. Gewiss wäre die Bilanz eine Spur besser gewesen, wenn der öffentliche Nahverkehr – etwa durch eine Privatisierung der ÖBB – effizienter geworden wäre. Gewiss wäre die Bilanz auch besser gewesen, wenn man mit viel höheren Mauten auf Brenner & Co den Transitverkehr reduziert hätte. Aber das verhindern wieder andere EU-Regeln. Natürlich schadet Österreich – wenn man diese Kyoto-Ziele schon unterschrieben hat – auch der Verzicht auf Atomkraftwerke, die ja eine viel bessere Kyoto-Bilanz haben als etwa Gaskraftwerke. Auch schadet die Tatsache, dass hierzulande fast alle Wasserkraftwerke schon vor 1990 gebaut worden sind, dass also die mit Wasserkraft erzielbaren Einsparungen gleichsam schon in der Vor-Kyoto-Zeit konsumiert waren. Dazu kommt, dass dieselben Grünen und NGOs auch jedes Wasserkraftwerk vehement bekämpft haben, die sich jetzt über Österreichs schlechte Kyoto-Bilanz so erregen. Der Ausbau von Alternativenergien in der derzeit üblichen Form ist jedenfalls ein Irrweg. Solar- und Windkraftwerke sind noch lange nicht konkurrenzfähig, sondern brauchen massive Subventionen (auf Kosten aller Stromkonsumenten). Sie liefern den Strom auch nur sehr unregelmäßig, sodass man all ihre Energie fast nicht direkt ins Netz speisen kann, sondern meist nur über den Umweg eines riesigen Wasserkraftwerkes samt Speicher irgendwo in den Alpen. Und von der Landschaftsverschandelung durch Windkraftwerke wird offenbar gar nicht mehr geredet. Sie sind zweifellos heute schon der flächenmäßig größte Eingriff in Europas Naturlandschaften. Was interessanterweise all jene nicht stört, die sonst Kampagnen für jeden Frosch-Laichplatz inszenieren. Die einzige wirkliche positive Auswirkungen auf die heimische CO2-Bilanz hatte ein sehr negatives Ereignis: die Wirtschaftskrise. Diese hat zu deutlichen Reduktionen im Energie-Verbrauch geführt. Sollen wir uns nun wünschen, dass die Krise bis 2012 anhält, damit Österreich doch noch unbestraft davonkommt? Wir sollten uns wohl etwas ganz anderes wünschen: Politiker, die nicht ob kurzfristigen Beifalls ihren gesunden Menschenverstand aufgeben, die vor allem längerfristig denken – auch bis zu jenem Zeitpunkt, da sie populistische Verpflichtungen eingehen. Aber über den nächsten Wahltag geht ihr Denken ja fast nie hinaus: In der Kyoto-Frage genauso wenig wie in der Pensions- und Hacklerfrage. Zugleich versprechen sie – immer nur langfristig – unhaltbare Steigerungen der Budgetausgaben, etwa für Forschung, Wissenschaft, Kindergärten,  Grundsicherung, Entwicklungshilfe. Das alles hält den jetzigen Umweltminister nicht davon ab, für die Nach-Kyoto-Phase schon wieder weitere gigantische CO2-Reduktionen durch die EU und damit auch Österreich anzukündigen. Dies freilich in der Gewissheit, dass die Versprechungen erst zu einem Zeitpunkt fällig werden, wenn schon längst ganz andere an der Macht sind. Zu vermessen wäre wohl der Wunsch, dass wir Politiker bekämen, die sich die Grundlagen der ganzen CO2-Hysterie einmal sehr kritisch anschauen – und sich nicht blind von all jenen da hineinhetzen lassen, die selbst davon profitieren.

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Hallo, regiert da wer?

11. November 2009 17:50 | Autor: Andreas Unterberger

Hallo, regiert da noch wer? Diese Frage muss man sich täglich derzeit schon mehrfach stellen. Etwa wenn den Beamten von Regierungsseite schon vor Bekanntgabe einer einzigen Forderung eine Gehaltserhöhung in Aussicht gestellt wird, obwohl eigentlich alle objektiven Zahlen für ein Einfrieren, ja eigentlich sogar ein Gehaltsminus sprechen. Dieses Minus hat man ja auch in etlichen europäischen Ländern zu realisieren gewagt. Etwa wenn sich im gleichen Zeitpunkt, da fast alle vor einer massiven Zunahme von Arbeitslosigkeit warnen, Umweltminister Nikolaus Berlakovich als europäischer Vorkämpfer für noch höhere Lasten auf die Industrien der EU-Länder etabliert. Hoffentlich tut er das im zumindest subjektiv ehrlichen Glauben an all die furchtbaren Gefahren eines angeblich von der Menschheit verursachten Erwärmungstodes der Welt. Aber Berlakovich ignoriert jedenfalls die Tatsache, dass die EU-Länder und Österreich im besonderen schon in der Vergangenheit massive Vorleistungen erbracht haben, deren weitere Steigerung weder ökonomisch noch demokratiepolitisch umsetzbar ist. Und dass die prophezeite menschengemachte Wärmekatastrophe entweder global eintritt – oder dass sie in der prophezeiten Form überhaupt sehr unwahrscheinlich ist. Was ja Zehntausende Naturwissenschaftler meinen, die freilich von den meisten Medien weniger gerne angehört werden als ein ehemaliger US-Vizepräsident, die UNO oder ein Potsdamer Klimaalarminstitut. Etwa wenn eine ÖAAB-Generalsekretärin, also eine relativ hochrangige Angehörige einer Regierungspartei, namens Beatrix Karl in Zeiten wie diesen nach dem Ausbau weiterer Arbeitnehmerrechte ruft. Als ob nicht längst klar wäre, dass jeder solche Ausbau weitere Jobs vernichtet. Ihr Argument, dass es da rund um die Dienstfreistellung bei Krankheitsfällen eine Ungleichbehandlung zwischen Arbeitern und Angestellten gibt, könnte ja auch zum gegenteiligen Schluss führen: Gleichstellung kann nicht nur mit Verbesserungen, sondern auch mit Verschlechterungen hergestellt werden. Man könnte freilich auch eine Verbesserung in diesem Punkt beschließen, wenn es dafür einen Gegenzug in anderen Bereichen gäbe, etwa in Richtung mehr Flexibilität (bei Überstunden-Durchrechnung, Kündigungen, Versetzungsschutz und Kurzarbeit) – denn nur so entstehen mehr Jobs. Aber davon spricht Karl nicht. Etwa wenn niemand, auch kein Wissenschaftsminister als Aufsichtsorgan, etwas dabei findet, dass die Hochschülerschaft die Zwangsbeiträge aller Hochschüler an die rechtswidrigen Besetzer von Hörsälen weitergibt. Ein klassischer Fall von Untreue. Freilich: Sie befinden sich damit in schlechter Gesellschaft von Rektoren, also jenen Menschen, die selbst die Unis regieren sollten. Insbesondere gilt das für jenen der Uni Wien, der die ohnedies längst schwer dezimierten Besetzer des Audimax weiterhin mit Strom wie Heizung auf allgemeine Kosten versorgt. Nicht zu vergessen ist auch der Gratis-Internet-Anschluss (über ein örtliches W-Lan), damit die Damen und Herren Besetzer ungehindert ihre Agitation fortsetzen können. An Untreue grenzt es aber auch, wenn weder Minister noch Rektoren den geringsten Versuch unternehmen, die Beschädiger öffentlichen Eigentums auch nur namhaft zu machen. (Dazu auch eine Fußnote zu den Freiheitlichen: Während bei ihnen wenigstens die Jugend gegen die „Spende“ an die Besetzer protestiert, agitiert Wissenschaftssprecher Martin Graf ungebremst im Sinn der Besetzer als der Vorkämpfer einer zugangsfreien Uni. Auch keine Alternative, die mehr Regierungskraft verspräche.) Josef Pröll als letzter Hüter der Finanzen hätte nun viel Führungs- und Handlungsbedarf. Auch in seiner eigenen Partei. Diese Aufgabe ist angesichts eines wirtschaftspolitisch ahnungslosen Bundeskanzlers nicht gerade leicht. Pröll ist freilich selber mitschuld am mangelnden Bewusstsein auch seiner Parteikollegen um die katastrophale Lage der Staatsfinanzen, hat er doch soeben Jubelmeldungen über die Wirtschaftsentwicklung hinausposaunt (sie soll - als Produkt der massiven Verschuldung - im kommenden Jahr um ein mageres Prozent steigen, was in Wahrheit viel zuwenig ist, um die Arbeitslosigkeitszunahme abzubremsen). Und das am gleichen Tag, da Angela Merkel ihre Wähler darauf einstimmt, dass die Zeiten überall härter werden, dass 2010 schlimmer als 2009 wird.

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Fußnote 19: Neuer ORF-Ärger

11. November 2009 00:11 | Autor: Andreas Unterberger

Viele ärgern sich, wenn ich den ORF überhaupt noch erwähne, aber immerhin zahlen wir Zwangsgebühren, und immerhin ist Fernsehen auch mit abstürzenden Quoten wirkmächtig. Daher erneut eine Fußnote des Zorns über die ZiB2: Zuerst wird ein Politiker von der bei rechten Politikern so unterbrechungungsfreudigen Frau Thurnher geradezu servil bedient und kein einziges Mal gestört: Es ist der Gewerkschaftspräsident, der in Wahrheit ein Dutzend Anlässe für kritische Gegenfragen geboten hätte. Und dann wird - erneut unter Verzicht auf jede Kritik - das neueste Michael-Moore-Machwerk angepriesen. Dass bisher noch nach fast jedem Moore-Film dicke Bücher all die Manipulationen und Unrichtigkeiten Moores aufgelistet haben, wird natürlich nicht erwähnt. Dafür wird seine wilde Polemik als "Dokumentar"-Film bezeichnet und uns zum Nachdenken ans Herz gelegt. Was Claudia Schmied zweifellos in Kürze anregen wird, den Film um (angeblich nicht vorhandene) Steuergelder den Schulkindern zur weiteren Verblödung ins Auge zu drücken. Leider kein Faschingsscherz.

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Fußnote 18: Lehrstunden in Moskau

10. November 2009 20:09 | Autor: Andreas Unterberger

Werner Faymann ist in Moskau – ausgerechnet mit seinem Lieblings-Burgenländer fürs ganz Grobe und für die Medien: Josef Ostermayer. Da können die beiden ja noch etliches lernen. So brauchen die russischen Machthaber keine Steuermittel und irgendwelche Tricks, um Medien zu bestechen oder zu säubern. Dort werden aufmüpfige Journalisten einfach umgebracht. Ist doch billiger!

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Intelligenztest für Harald Himmer

10. November 2009 18:10 | Autor: Andreas Unterberger

Was heißt die Nominierung von Harald Himmer als Chef der VP-Wien? Vorerst noch nicht viel, außer dass die Wiener ÖVP das einzige sichere Erfolgsrezept – nämlich Wolfgang Schüssel um eine Kandidatur im Kampf ums Rathaus zu bitten – ignoriert hat. Ansonsten wird alles von den Positionierungen des jungen Alcatel-Generaldirektors in den nächsten Wochen abhängen, der noch wie ein unbeschriebenes Blatt durch die Politik flattert. Selbstbeschädigend erscheint jedenfalls schon die Ankündigung seines Vorgängers, Himmer werde den Weg von Johannes Hahn fortsetzen. Hahn stand in Wien für eine jämmerlich schwache Personalpolitik und für den ersten Fall der politischen Geschichte, wo eine Nummer zwei (im Wiener Gemeinderat) nun schon zum zweitenmal von vornherein im Wahlkampf darauf verzichtet, zum Kampf um das Bürgermeisteramt anzutreten. Dieser Weg würde bei deutlich weniger als 15 Prozent am Wahltag und bei einem Triumph für H.C.Strache enden. Unter Hahn genauso wie unter Himmer. Ein wenig Hoffnung macht hingegen der alte, wenn auch etwas spätpubertäre Himmer-Slogan vom „Bonzen quälen“: Denn eine solche Bonzokratie, wie sie im Wiener Rathaus herrscht, gibt es in ganz Österreich nirgendwo. Also würde dieser Slogan eine echte Kampfansage bedeuten. Die zwei Schlüsselfragen, um deren Antwort Himmer in den nächsten Tagen aber wohl nicht herumkommen wird, lauten daher: Kann aus einer Stimme für Himmer am Ende wieder eine Stimme für einen Bürgermeister Häupl werden, nur damit die Volkspartei wieder zwei machtlose Stadtratsposten besetzen darf? Und wagt es Himmer, neben der katastrophalen Verschwendungs- und Medien-Bestechungspolitik des Rathauses auch die anderen zentralen Probleme fast aller Wiener anzusprechen: nämlich die rapide Zuwanderung und die Explosion der Kriminalität? In beiden Fragen steht Himmer vor der Wahl: Will er von der fast zu 100 Prozent vom Rathaus gekauften und darüber hinaus ohnedies meist krampfhaft politisch korrekten Medienszene dieser Stadt geprügelt werden – oder dann am Wahltag von den bürgerlichen Wählern, die halt ganz anders denken als die veröffentlichte Szene? Es wird ein Mut- und Intelligenz-Test für Himmer. Dass sich der neue Wiener Oberschwarze daneben im Gegensatz zu seinen Vorgängern auch gegen die sehr eigenständigen Bezirksorganisationen und die geschäfts- (daher rathaus-)orientierte Wirtschaftskammer durchsetzen muss, wird die Dinge für ihn nicht einfacher machen. Und dass ihm Raiffeisen die Gelder streichen könnte, weil die ÖVP Ferry Maier abgelehnt hat, auch nicht. Und dass er keine brauchbaren Mitarbeiter vorfindet, auch nicht. Mit einer reinen Zebrastreifen-Politik wird Himmer aber jedenfalls untergehen.

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Die neuen Tricks der Drogendealer

10. November 2009 17:55 | Autor: Andreas Unterberger

Drogensüchtige finden immer neue raffinierte Wege, sich Stoff zu besorgen. Dasselbe tun Politiker und Gewerkschafter in ihrer Sucht nach immer noch mehr Geld und Schulden und in ihrer Angst vor den Schmerzen einer Entziehungskur namens Sparen. Die neuesten, in den letzten Tagen präsentierten Tricks der Drogendealer heißen: Transaktionssteuer, Arbeitsmarktpaket, neue Konjunkturpakete. Diese „Pakete“ sind aber lediglich besser klingende Mogelpackungen, um Schulden zu machen, um heutige Probleme zu Lasten der ohnedies schon längst fragwürdigen Zukunft zu lösen. Die Begründung, dass dadurch die Arbeitslosigkeit bekämpft würde, hören wir seit vielen Jahrzehnten. Mit dem Ergebnis, dass wir seither Arbeitslosigkeit UND ständig steigende Schulden (mit Ausnahme der Schüssel-Grasser-Jahre) haben. Arbeitslosigkeit kann langfristig gar nicht mit ständig neuen Schulden bekämpft werden. Arbeitslosigkeit hat andere Ursachen: ein überhöhtes Lohnniveau (das immer mehr Industrien aus Österreich vertreibt), Kündigungsbeschränkungen (die Arbeitgeber davon abhalten, neue Mitarbeiter aufzunehmen) und zu hohe Lohnnebenkosten (als Folge der Überalterung und der Verschwendungen im Pensionssystem – etwa durch Hacklerregelungen und Witwerpensionen für Kinderlose – sowie im Gesundheitssystem – etwa infolge der von Ländern und Sozialpartnern verursachten Kompetenzvielfalt). Auch die Konjunktur kann nicht dauerhaft mit Schuldenpaketen bekämpft werden. Vor allem dann nicht, wenn der Staat auch in Zeiten der Hochkonjunktur keine Rücklagen anlegt. Vor allem deshalb nicht, weil diese Schulden die Zinsen für die Unternehmen in die Höhe treibt, obwohl diese in aller Regel das Geld viel effizienter ausgeben würden als der Staat. Weil alles nicht dauerhaft funktioniert, weil der etwa jetzt in Deutschland propagierte Schmäh „Schulden über Wachstum decken“ nie zum Ziel führen wird, werden die Staaten süchtig nach einer Alternativdroge: Die heißt Steuererhöhungen. Als erstes reden sie nun von der Finanztransaktionssteuer. Diese solle nur grenzübergreifende spekulative Veranlagungen treffen. Klingt harmlos und trifft ja nur böse Finanzhaie. Ein völliger Unsinn. Denn es ist absolut unmöglich, vermeintlich „gute“ von vermeintlich „bösen“ Überweisungen zu trennen. Einfaches Beispiel: Wenn Geld von Österreich nach Ostasien fließt, kann das dem Kauf von Investitionsgütern genauso dienen wie der spekulativen Annahme, dass der überbewertete Euro demnächst abwerten muss, wogegen beispielsweise die Verwalter von Lebensversicherungen (=die Bösen) ihre Kunden schützen wollen. Nicht einmal ein Joint venture von Stasi, KGB und CIA wäre imstande, die Billionen von Zahlungsvorgängen jeweils genau daraufhin zu überprüfen, ob sie eine gute (steuerfreie) oder eine schlechte (steuerpflichtige) Zahlung sind. Daher wird man sehr bald die Finanztransaktionssteuer auf alle Überweisungen (einschließlich die der sogenannten Realwirtschaft, die Konsum- und Investitionsgüter erzeugt) ausdehnen müssen. Womit natürlich niemand anderer als der Konsument die Rechnung zahlt, den man angeblich verschonen wollte. Zweitens wird es wie bei jeder neuen Steuer massive und nur die Politiker überraschende Steuervermeidungsreaktionen legaler wie illegaler Art geben. Die illegale wird darin bestehen, dass sich irgendwo in der Welt – Singapur, Bermudas, Shanghai, Bahrain oder sonst wo – plötzlich gigantische Summen von Fluchtkapital sammeln werden. Dann wird es halt keine besteuerbaren Geldflüsse von Europa nach China geben, sondern eine Bank in Singapur wird den diskreten Auftrag erhalten, einer anderen Bank in Singapur einen bestimmten Betrag zu zahlen. Diesem Prozess ist ohnedies schon durch die Aktion scharf des letzten deutschen Finanzministers gegen Vermögen der Weg bereitet worden, die sich hinter europäischen Steuergeheimnissen verstecken. Und wer meint, dass man halt einfach alle jene Steuerinseln unter Druck setzen muss, die sich nicht an die im Westen beschlossenen Regeln halten, dann genügt es, sich an Stelle von Singapur die Städte Shanghai oder Hongkong vorzustellen: Denn keine Macht der Welt mehr kann heute China unter Druck setzen (nachdem wir – siehe oben – durch unsere überhöhten Löhne und Steuern schon Millionen an Arbeitsplätzen dorthin exportiert haben). Im Fall eines solchen Druckversuchs würde eine einzige Reaktion Chinas genügen: Es kauft keine US-Schatzscheine mehr; oder es wirft gar seine rund zwei Billionen Dollar (auf Englisch: Trillions!) ausländischer Papiere auf den Markt. Die US-Regierung und möglicherweise auch etliche Euro-Länder sind daraufhin umgehend bankrott. Weltweit wird niemand mehr diesen Ländern Geld borgen. Daneben gibt es aber auch noch eine durchaus legale Reaktion, weshalb die von den diversen Finanzministern erhofften Summen ausbleiben werden: Das Volumen der Finanztransaktionen wird rapid sinken. Ein ganzer neuer Berufsstand wird Wege zur Reduktion solcher Transaktionen entwickeln. Wenn derzeit ein und dieselbe Summe ein Dutzend Mal um den Erdball gejagt wird, werden dann halt nur ein oder zwei Transaktionen stattfinden. Der Rest wird vorerst nur auf dem Papier gutgeschrieben. Oder es wird zwischen zwei Geschäftspartnern nur ein monatlicher Restsaldo überwiesen und nicht mehr jede Rechnung. Das erinnert zwar an die komplizierten Tauschhandels-Wege, wie mit den einstigen kommunistischen Ländern gehandelt werden musste. Das erspart aber künftig ganz schön viele Steuern. Ergebnis: das ganze Traumgebilde wird scheitern und die Staaten werden ganz andere Steuern erhöhen. Weil sie ja nicht sparen wollen oder können. Schade nur, dass auch der österreichische Finanzminister diesem Traumgebilde der Transaktionssteuer nachjagt. Hat er es doch immerhin binnen eines Jahres in anerkennenswerter Weise geschafft, vom ökonomischen Analphabeten zum wegweisenden Einäugigen unter all den Blinden dieser Bundesregierung zu werden. Hat er doch immerhin den Mut, den neuen „Paket!“-Rufen der süchtigen Gewerkschafter und Wirtschaftskämmerer entgegenzutreten. Vorerst.

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Fußnote 17: Nicht jeder Wechsel ist ein Wechsel

10. November 2009 11:46 | Autor: Andreas Unterberger

Der Caritas-Generalsekretär wechselt als Geschäftsführer zu den Grünen. Wieso soll das eigentlich ein Wechsel sein? War das nicht schon bisher ein und dasselbe? Die ideologischen Unterschiede der Caritas unter ihrer heutigen Führung und der Linksaußen-Partei sind bisher jedenfalls unbekannt geblieben.

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Der Pilz als Parasit

09. November 2009 18:22 | Autor: Andreas Unterberger

Im Fall Kampusch kommen endlich die Dinge ins Rollen. Das ist einer vom Innenministerium eingesetzten Expertenkommission zu verdanken, die massive Hinweise auf die Täterschaft mehrerer, bisher nicht verfolgter Personen zusammengetragen hat. Und was tut Peter Pilz: Er schiebt die Vertuschungsversuche der Innenministerin in die Schuhe – obwohl ohne deren Zähigkeit alle Welt weiterhin an den Einzeltäter Priklopil glauben würde. Motto: Frechheit siegt. Der Grüne betätigt sich damit wieder einmal als bester Pressesprecher der SPÖ. Seine Motive für diese absolute Treue zu einer ihm theoretisch fremden Partei sind freilich offen. Das mag die Erkenntnis sein, dass er auf diesem Weg am leichtesten ständig in den ORF kommt; das mag dankbare Erinnerung daran sein, dass ihn einst Heinz Fischer als linken „Wissenschafter“ heftig aus Steuermitteln unterstützt hat; das mag die Vorleistung auf eine erhoffte rot-grüne Koalition sein (die freilich vom Wähler bisher standhaft verhindert worden ist). Jedenfalls war Pilz bei einschlägigen Aktionen noch nie so unverfroren wie diesmal. Denn diesmal argumentiert er nicht einmal mehr mit einem Viertel Wahrheit, sondern zu hundert Prozent gegen die Wahrheit. Das einzige, was an den Pilzschen Vorwürfen stimmt, ist die Tatsache, dass es im Bereich der Polizei zu sensationell peinlichen Fehlern bei den Erhebungen zur Kampusch-Entführung gekommen ist. Die aber waren unter SPÖ- und ÖVP-Ministern passiert, während erst unter den ÖVP-Ministern jene Untersuchungskommission eingesetzt worden ist, welche die Polizei-Pannen aufgezeigt hat. Es war auch einzig diese Innenministeriums-Kommission unter den ehemaligen Präsidenten oberster Gerichtshöfe, Adamovich und Rzeszut, welche die massiven Indizien auf weitere Täter zusammengetragen hat. Es war hingegen eine sozialdemokratisch geführte Oberstaatsanwaltschaft, welche sich geweigert hat, die notwendigen Erhebungen in Auftrag geben zu lassen. Welche die absolute Untätigkeit der Staatsanwaltschaft voll gedeckt hat. Es war die SPÖ-Ministerin Maria Berger, die sich bis zuletzt geweigert hat, ihrerseits die – faule oder böswillige – Staatsanwaltschaft in Bewegung zu setzen. Und ganz zufällig war es gleichzeitig der Lebensgefährte der Maria Berger, der sehr von der Blindheit der Staatsanwaltschaft angesichts einer sehr substantiellen Anzeige einer Richterin wegen Dokumentenmanipulation abhängig war. Es war ein Netzwerk von SPÖ- und rathaus-nahen Beratern Kampuschs, das überall interveniert hat, damit es keine weiteren Erhebungen geben soll. Der Grund der Bremsversuche  war offenbar die junge Frau selbst, die aus noch nicht ganz klaren Motiven strikt dagegen war und ist, dass nach den offensichtlich vorhandenen Mittätern gefahndet wird. Es waren in aller Bescheidenheit der Andreas Unterberger und dann auch ein „Presse“-Kollege, die seit Jahr und Tag unter Aufzählung vieler Beweise – gestützt auf Adamovich/Rzeszut – als einzige verlangt haben, dass die Staatsanwaltschaft endlich den massiven Hinweisen nachgeht, dass es im Fall Kampusch mehr als einen Täter gegeben haben muss. Sie taten dies übrigens unter hämischen Kommentaren der übrigen Medien, die lange den Beteuerungen der Staatsanwaltschaft geglaubt haben, dass ohnedies alles untersucht worden sei, und die lieber das Lied von der armen Kampusch gesungen haben, die man nicht in Ruhe lässt. Wenn sich diese Medien nun plötzlich als Aufdecker gebärden, die immer schon von weiteren Tätern gewusst haben wollen, dann ist das die im Mediensektor verbreitete Niedertracht. Wenn ein Peter Pilz sich nun als Buchautor kommerziell betätigen und selbst als Verbrechensjäger profilieren will, dann ist das mehr als eine Chuzpe. Dann gleicht das in der Natur einem parasitären Verhalten. Noch dazu, wenn er ausgerechnet Maria Fekter anschütten will, ohne die es niemals zur neuen und offenbar erfolgversprechenden Jagd auf mutmaßliche Mittäter gekommen wäre. Die überdies eine der ganz wenigen Respekt einflößenden Minister dieser Regierung ist. Und die es etwa auch übertünchen muss, dass die ÖVP im Bereich Justizpolitik seit Michael Graff nicht mehr vorhanden ist.

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Fußnote 16: Sonntags peinlich wie immer

09. November 2009 00:28 | Autor: Andreas Unterberger

Ingrid Thurnher bemüht sich, jede Woche noch mehr ihre Überforderung als Moderatorin zu demonstrieren. Der skurrile Satz "Studentinnen, so sage ich gender-neutral" (obwohl es um beide Geschlechter geht, wo trotz aller Sprachmanipulationen der Feministinnen laut Duden noch immer die Form "Studenten" die einzig richtige wäre) war so ungefähr ihr auffallendster Diskussionsbeitrag. Sie wurde in der Sonntags-Runde des ORF von einer "Unternehmensberaterin" noch übertroffen, die mit ihrer blanken Ahnungslosigkeit aus jedem Unternehmen sofort hinausgeworfen würde, sollte sie schon jemals den Weg in ein solches gefunden haben. Und von einem Jus-Studenten, dessen einziger erinnerlicher Beitrag sein Auftreten in voller Couleur gewesen ist. Dabei war der CV einmal bekannt dafür, seine Mitglieder in Diskussionskultur zu schulen. Die freilich die anderen im Audimax auch nicht lernen. Man sollte verbieten, dass irgendjemand im Ausland solche Sendungen sehen darf.

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Die Helfer gegen die Not lieben die Not

08. November 2009 14:36 | Autor: Andreas Unterberger

„Die Bürokraten des Wohlfahrtsstaats haben ein Interesse daran, dass sich die Lage der Abhängigen nicht ändert – sie leben ja davon, dass die anderen nicht für sich selbst sorgen können.“ Das Urteil des renommierten Berliner Medien- und Kommunikationstheoretikers Norbert Bolz in „Cicero“ ist hart. Noch härter ist sein Satz: „Die Linke liebt die Misere.“ Ganze Sozial-Industrien leben von jenen Nöten, die sie zum Gutteil selbst dramatisiert oder gar erst herbeigeredet haben, damit sie dann gut als institutionalisierte Betreuer dieser Nöte leben können. Und das gelingt angesichts einer Politik sehr gut, welche nur noch zu einem imstande ist: nämlich dazu, die auf die Zukunft gemachten Schulden an jene weiterzuleiten, welche jeweils am lautesten und ergreifendsten zu jammern verstehen. Ein besonders krasses Beispiel ist die Entwicklungshilfe. In Bangladesh wurde die Zahl der dort tätigen Hilfsorganisationen mit über 300 gezählt. Jeweils mit Büros, mit Repräsentanten, mit einer eigenen Infrastruktur. Man weiß zwar nicht, wie sehr sie dem Land geholfen haben oder wie sehr dieser Overkill an sich schon schadet. Aber es ist unbestreitbar, dass allein in jenem islamischen Land Zehntausende ausländische Helfer ihre berufliche Existenz auf ihre Hilfstätigkeit gründen können. Was zwar in den meisten Fällen nicht mit horrenden Gehältern, dafür – im Sinne Viktor Frankls – mit hoher subjektiver Sinn-Befriedigung belohnt wird. Das ist zweifellos persönlich eine legitime Lebenseinstellung. Sie führt nur dazu, dass man keinerlei Interesse an der Feststellung hat, dass ein Land keine Hilfe mehr braucht. Noch weniger mögen solche Helfer die Erkenntnis, dass Entwicklungshilfe schon von vornherein mehr Schaden als Nutzen anzurichten imstande ist. Entwicklungshilfe schafft Abhängigkeiten und lässt die Menschen Eigenverantwortung und eigene Anstrengung verlernen. Im Gegenteil, wenn billige oder gar unentgeltliche Hilfsgüter, etwa Lebensmittel, ins Land kommen, werden dadurch die lokalen Produzenten aus dem Markt gedrängt. Die Bauern der Dritten Welt brauchen keine Entwicklungshilfe (nur bisweilen Katastrophenhilfe), sie brauchen den Zugang zu den noch immer protektionistisch abgeschirmten Märkten Europas und Nordamerikas. Wenn im Westen die Bauern mit Abermilliarden gestützt werden, können die der Dritten Welt nicht mehr mithalten, deren Märkte überdies mit westlichen Überschussgütern verstopft werden. Den besten Beweis dafür, wie überflüssig Entwicklungshilfe ist, liefern Ost- und Südasien. Viele der dortigen Völker haben den Schritt aus bitterer Armut geschafft, niemand verhungert mehr, wie es noch bis in die 80er Jahre an der Tagesordnung war. Sie haben diesen Schritt aber nicht dank westlicher Helfer oder Hilfe geschafft, sondern weil sie nach – häufig von europäischen Helfern empfohlenen – sozialistischen Irrwegen  gelernt haben, dass eigene Anstrengung, die Orientierung nach den internationalen Märkten und Kapitalismus in Reinkultur für sie der beste, wenn nicht einzige Weg aus der Armut sind. Es ist ziemlich logisch, dass sich durch diese Beispiele weltweit die Entwicklungshilfe-Organisationen tödlich angegriffen fühlen. Daher wird von ihnen vehement jeder Verweis auf die Erfolge des marktwirtschaftlichen Wegs ignoriert oder gar bekämpft. Daher wird ein immer größerer Teil der Entwicklungshilfe für die Öffentlichkeitsarbeit in den Zahlerländern selbst ausgegeben. Besonders präzise kann man parallele Verhaltensmuster bei der Klima-Debatte verfolgen. Kein Mensch überprüft die von einigen UNO-Computern „bewiesene“ Grundthese, dass nämlich der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß eine katastrophale Erwärmung auslösen wird. Aber mit dieser These werden riesige Forschungs-Summen, Milliarden-Subventionen für Wind- und Solarkraftwerke, für internationale Konferenzen und Propagandabroschüren sowie für alles, was die Vorsilbe „Bio-“ trägt, locker gemacht. Früher im Schatten lebende Risiko- oder Klima-Institute erleben dadurch auf unsere Kosten einen sensationellen Boom. Warum sollte auch nur einer von diesen Profiteuren Zweifel daran veröffentlichen, ob das alles überhaupt stimmt? Im Gegenteil, Zweifler werden sofort zu Verbrechern gestempelt, wie einst im 16. und 17. Jahrhundert die Ketzer. Ganz ähnliche Phänomene sind im Gesundheitsbereich zu beobachten: Fast wöchentlich werden dramatische Zahlen veröffentlicht, wie viele Österreicher an irgendeiner Krankheit leiden. Ganz zufällig stammen diese Veröffentlichungen immer von einschlägig interessierten Ärzte-Gruppen oder Pharma-Konzernen. Ähnliches liest man ständig über alle möglichen seelischen und geistigen Leiden. Und wieder stecken hinter diesen Veröffentlichungen ganz zufällig immer Berufsgruppen, deren Bezeichnung mit „Psycho-“ beginnt. Und ebenso zufällig wird gleichzeitig immer mehr Forschungs- oder Betreuungsaufwand der Steuerzahler für die jeweiligen Krankheiten (also für jene Spezialärzte und -forscher, die einschlägig aktiv sind) verlangt. Ähnliches ist bei allen Berufen zu beobachten, die Armut und soziale Not bekämpfen. Ich habe von denen noch nie gehört, dass sich irgendetwas gebessert hätte. Arme werden prinzipiell immer nur ärmer. Und die meisten Journalisten schreiben es jedes Mal brav nieder. Keiner denkt nach, wie viel besser es uns allen geht als vor einigen Jahrzehnten; keiner wagt die Frage, ob die statistisch Armen nicht vielleicht ganz heftig von Schwarzarbeit oder gar von den Zinsen eines versteckten Vermögens leben. Ein bezeichnendes Beispiel, wie da mit Statistik Schindluder betrieben wird: Vor kurzem schrieb eine der SPÖ-nahen Gratiszeitungen voll Entsetzen, dass 46 Prozent unserer Studenten unter der Armutsgrenze lebten; ein paar Tage später fand sich anderswo die kurze Notiz, dass in Serbien 10 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Also logischer Schluss: Auf nach Serbien. Übrigens: Würde man die Einkommen aller Österreicher real verdreifachen, würde dennoch kein einziger über die Armutsgrenze klettern. Denn die ist ein rein relativer Wert, was die meisten aber nicht durchschauen. So hat in Amerika fast jeder „Arme“ ein Haus, ein Auto, mehrere Fernseher, eine Waschmaschine. Inzwischen hat sich auch eine riesige Maschinerie etabliert, die Kinder vor Missbrauch und Frauen vor Gewalt schützt. Würden die fürchterlichen Ziffern über einschlägige Untaten wirklich stimmen, dann wäre es wohl besser, alle Männer mit Handschellen zu versehen. Bei diesen ständigen Schreckensmeldungen geht es aber in Wahrheit primär um die Subventionen für Frauenhäuser, obwohl einer dieser Einrichtungen erst vor kurzem nachgewiesen wurde, dass sogar die Zahl der betreuten Frauen nach oben manipuliert worden sind. Man könnte das alles ja aus amüsierter Distanz verfolgen, hätte es nicht böse Folgen: Die Menschen geraten erstens in ein Abhängigkeits-Syndrom und fühlen sich nicht mehr selbst für ihr Leben verantwortlich, was oft jede Energie tötet. Zweitens werden durch diese künstliche selektive Dramatisierung die wirklichen Problemfälle gern übersehen. Und drittens werden in der Folge die – ohnedies nur noch auf Kredit vorhandenen – staatlichen Mittel völlig falsch eingesetzt. (Dieser Beitrag erscheint in einer etwas ausführlicheren Fassung demnächst in der „Academia“.)

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1989: Jahr der europäischen Freude und der österreichischen Schande

07. November 2009 07:59 | Autor: Andreas Unterberger

Es sind ergreifende Bilder, die uns derzeit überall an den Fall der Mauer und den Zusammenbruch der Diktaturen im Osten Europas erinnern. Jenseits der Event-Berichterstattung wird aber rundum allen unangenehmen Wahrheiten aus dem Weg gegangen. Vor allem von denjenigen, die in Hinblick auf ein anderes Mega-Verbrechen der Geschichte den Vorwurf der „unbewältigten Vergangenheit“ zu ihrem politischen Hauptberuf gemacht haben. Erfolgreich sind die Geschichtsverdränger auch in Hinblick auf österreichische Fehlleistungen. Denn nirgendwo wird an das blamable Fehlverhalten von SPÖ und ÖGB rund um den Zusammenbruch des Kommunismus auch nur erinnert. Von Anton Benya bis Franz Vranitzky finden sich in den alten Akten aber demonstrative Solidaritätssignale an die alten Diktatoren. Und zwar auch zu einem Zeitpunkt, da politische Intelligenz schon die schweren Erschütterungen im osteuropäischen Gebälk erkennen konnte. So hatte der ÖGB am Beginn  der 80er Jahre die Beziehungen zu den offiziellen Staatsgewerkschaften in Polen forciert und betont - obwohl damals die Solidarnosc, die frei gegründete Oppositionsgewerkschaft, schon Millionen Polen mobilisiert hat. Aber ÖGB-Chef Anton Benya waren unabhängige Gewerkschaften offenbar ein Gräuel. Ebenso peinlich war das Festklammern von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Franz Vranitzky an der stalinistischen Führung der Tschechoslowakei. Er war der allerletzte Politiker der Welt, der noch Ende Oktober 1989 den tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Ladislav Adamek zu einem offiziellen Besuch empfing. Was in den tschechoslowakischen Medien als Signal „noch besserer Beziehungen zu Österreich“ und „gegenseitigen Respektes“ gefeiert wurde. Und bei Vranitzky Lob für die „gutnachbarschaftlichen Beziehungen“ auslöste, so wie er ein Jahr vorher bei einem Prag-Besuch von einer „grundlegend positiven Einstellung Österreichs gegenüber der CSSR“ gesprochen hatte. Im Oktober 1989 waren hingegen Ungarn und Polen bereits in kleinen Schritten ins demokratische Lager gewechselt (aus Österreich haben sich freilich nur Erhard Busek, Alois Mock und die Paneuropa-Bewegung für die demokratischen Vorkämpfer engagiert). Und einen Monat später war die Friedhofsruhe der Prager Altkommunisten von der samtenen Revolution hinweggefegt gewesen. Auch der Fall der Mauer löste bei Vranitzky seltsame Reaktionen aus. Denn er formulierte: „Für Österreich sei es wichtig zu erkennen, dass die helfenden und zusammenarbeitenden Hände in Richtung Osteuropas ausgestreckt werden müssen; dies gelte insbesondere für die DDR, einen der wichtigsten Handelspartner Österreichs. Es gelte, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die gute Außen- und Wirtschaftspolitik fortzusetzen“. Das alles NACH dem Fall der Mauer. Dementsprechend dauerte es auch bei der DDR nicht lange, und es gab keinen Partner mehr für diese „gute“ Außenpolitik. Und eine gute Wirtschaftspolitik der DDR hat außer Vranitzky auch schon vorher niemand gesehen. Diese DDR-Liebe war in der SPÖ aber nicht nur auf Vranitzky beschränkt. So schrieb der damalige österreichische Botschafter Fritz Bauer, ein deklarierter SPÖ-Mann, in seinen Erinnerungen: „Wir haben weder gegen die Wiedervereinigung agitiert, noch haben wir sie in einem gewissen Zeitpunkt besonders begrüßt.“  Deutlicher geht es bei einem Diplomaten kaum. Der Ex-Banker und Ex-Androsch-Sekretär Vranitzky war aber nicht lernfähig. Er beging 1991 beim Zerfall Jugoslawiens noch einmal denselben Fehler: Er lud noch im März den jugoslawischen Ministerpräsidenten Ante Markovic nach Österreich und lobte ihn als den „offiziellen Ansprechpartner Österreichs“, während in Slowenien und Kroatien schon die Vorbereitungen zur Unabhängigkeit in vollem Gang waren. Worüber alle Welt berichtete. Vranitzky jedoch empfahl den damaligen Teilrepubliken Jugoslawien, sich zu einigen und unterstrich: „Jugoslawien ist für Österreich ein guter und geschätzter Nachbar.“ Er tadelte sogar seinen Parteifreund Peter Jankowitsch, einen wirklichen und undogmatischen Außenpolitik-Experten, der als Staatssekretär damals eine Internationalisierung der jugoslawischen Krise empfohlen hatte. Vranitzky zufolge waren das hingegen alles interne Angelegenheiten Jugoslawiens. Eine katastrophale Fehleinschätzung, die am Rande Mitschuld daran trug, dass Belgrad  im Sommer des Jahres den Krieg wagte, der Hunderttausenden das Leben gekostet hat. Es gibt also gute Gründe, weshalb die Vergangenheitsbewältigung der SPÖ in der Regel bei 1945 aufhört. Alles Spätere wird einfach ignoriert. So wie Österreichs Schülern die Tatsache meist vorenthalten wird, dass der Kommunismus weltweit im Lauf der Jahrzehnte mindestens 80 Millionen Todesopfer auf dem Gewissen hat. Ähnlich ignorieren die Sozialdemokraten und die Armin Wolfs unserer Medien, die heuer ständig und freudig ein Ende der Marktwirtschaft verkündet haben, dass der Kommunismus vor allem an seinem völligen wirtschaftlichen Versagen kollabiert ist. Haben sich in der SPÖ – nachdem man aufrechte Demokraten wie Franz Olah ausgeschlossen und verfolgt hat – offenbar die alte Gemeinsamkeiten mit den Kommunisten ausgewirkt? Immerhin haben die Sozialdemokraten sehr rasch alt-, reform-, exkommunistische Parteien in ihre Internationalen Verbände aufgenommen. Und immerhin nimmt jetzt der SPD-Ministerpräsident in Brandenburg vier ehemalige Stasi-Agenten in die neue Landesregierung auf. Also Menschen, die ihre Umwelt ausspioniert und der brutalen Verfolgung des Regimes überantwortet haben. Das ist im Grunde nicht viel anders, als hätte man einst Gestapo-Agenten in eine Regierung aufgenommen. Bruno Kreiskys hatte zwar zeitweise vier bekannte Ex-Nazis in seiner Regierung. Aber zur menschlichen und moralischen Widerlichkeit eines Gestapo- oder Stasi-Agenten ist da noch ein weiter Weg.

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Soldaten, Psychiater, Moslems, Mörder

06. November 2009 11:18 | Autor: Andreas Unterberger

Schreckliches Blutbad in einer amerikanischen Kaserne: Kann man daraus lernen? Theoretisch ja. Aber wahrscheinlich wird nun jeder wieder nur die genau zu seinen Vorurteilen passenden Schlüsse ziehen. Die einen werden dies als Beweis für ihre seit langem verfestigte Meinung sehen, wie verachtungswürdig und grundsätzlich blutrünstig Soldaten sind. Noch dazu amerikanische. Die zweiten werden ihre kritische Haltung gegenüber Psychiatern, Psychologen & Co bestätigt sehen, aus deren Reihen der Täter stammt. Sie sind ja genau jene Berufsgruppe, die normalerweise nach jedem Amoklauf alle Fersehsender und Gerichtssäle der Welt mit allwissenden Erklärungen überschwemmt. Was sich normalerweise immer als hilfreich für die weitere Vermehrung ihrer Jobs erwiesen hat. Was aber trotzdem wohl noch keinen Amoklauf verhindert hat (das würde wohl eher ein totales Berichterstattungsverbot schaffen, das aber aus vielen anderen Gründen völlig unakzeptabel wäre). Und die dritten werden einen neuen Grund für ihre tiefe Skepsis gegenüber tiefgläubigen Moslems sehen. Wird man künftig etwa in den USA einem Mann ohne Mentalreservation noch eine Vertrauen erfordernde Position geben können, der sich, obwohl in den USA geboren, als Palästinenser bezeichnet, der so tief in das Leben rund um eine Moschee verwickelt ist? In Wahrheit beweist die Tat von Fort-Hood aber gar nichts (wenngleich sie einer ordentlichen Tageszeitung vielleicht schon mehr als eine Kurzmeldung wert hätte sein können). Dennoch muss man Risken ernst nehmen und diesen entsprechend Vorsichtsmaßnahmen treffen. Die echten Risken erkennt man aber nur, indem man die Häufigkeiten aggressiver Akte in jeder Gruppe zählt und darauf aufbauend Wahrscheinlichkeiten analysiert.  Zeigt sich dann aber wirklich eine signifikante Risikohäufung, dann muss eine Gesellschaft handeln. Wie es etwa hierzulande die massiv erhöhte Kriminalität unter den Asylwerbern legitimiert. Selbst wenn dagegen einige blauäugige (in Wahrheit oft grünäugige) Juristen bedenkenschwere Einwände erheben.

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Fußnote 15: Ungräflich

06. November 2009 09:39 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie schafft es die Opposition im letzten Moment fast immer, die Fehlleistungen der Regierung noch zu übertreffen. Dies bewies etwa der Freiheitliche Martin Graf bei einem Fernseh-Interview in Hinblick auf die Hörsaalbesetzer. Empfahl er den Studenten doch glatt, Bundeskanzleramt und Parlament zu besetzen. Der gute Mann ist wohlgemerkt einer der Parlamentspräsidenten. Er will offenbar die grüne Kampagne bestätigen, dass er eine Gefahr für die Republik ist.

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Wie viel Dummheit ist erlaubt?

05. November 2009 11:10 | Autor: Andreas Unterberger

Ich habe immer wieder Politiker gegen allzu pauschalierende und verächtliche Angriffe zu verteidigen versucht. In zweierlei Hinsicht muss man heute aber ehrlicherweise katastrophale Entwicklungen feststellen: Erstens bei der wohl nur noch als politische – nicht persönliche – Korruption einzuordnenden immer massiveren Verschiebung öffentlicher Mittel (von Ministerien, ÖBB, Asfinag, ÖIAG und insbesondere Gemeinde Wien) zu bestimmten Medien, um deren Wohlwollen zu kaufen. Und Zweitens bei der progressiv zunehmenden Dummheit und Ahnungslosigkeit. Die Korruption ist im Tagebuch schon mehrfach aufgespießt worden. Die schlichte Dummheit hingegen ist gerade in letzter Zeit massiv und in erschreckendem Umfang zutage getreten. Da forderte vor kurzem Gesundheitsminister Alois Stöger eine Verdoppelung der Kapitalertragssteuer von 25 auf 50 Prozent. Was nicht nur verfassungswidrig wäre, sondern Österreich auch eine Finanzkrise bescheren würde, die das letzte Jahr total in den Schatten stellt. Tags darauf erklärt er, er habe nicht die Kapitalertragssteuer gemeint, sondern eine Vermögenszuwachssteuer ... Woraufhin er von seinem Parteichef Werner Faymann wegen des „Vorpreschens mit unausgesprochenen Ideen“ getadelt wurde. Wenige Tage später ist Stöger aber nun von Faymann selbst mit einem solchen Vorpreschen übertroffen worden: Dieser verlangte angesichts der um 20 Prozent angewachsenen Studentenzahlen Zugangsbeschränkungen: Man müsse jetzt diskutieren, welche Regelungen sinnvoll sind bzw. welche geschaffen werden sollten. Als „gutes Beispiel“ nannte Faymann die Fachhochschulen. (Dort gibt es bekanntlich ein striktes quantitatives Limit, wie viel Studenten aufgenommen werden, die auch streng qualitativ ausgesucht werden.) Faymann weiter: Die hohe Anzahl ausländischer Studenten wäre nicht leistbar. Einen Tag später wurden diese Aussagen nun von seiner eigenen Sprecherin komplett dementiert: Neue Regeln seien „von uns aus nicht beabsichtigt“. Peinlicher geht’s nimmer. Natürlich ist Faymann unter dem Druck seiner populistischen Funktionäre umgefallen, die hartnäckig glauben, Österreich können wirklich jedem, der will, gratis und ohne Prüfung seiner Fähigkeiten unendlich lang (fast) jedes Fach studieren lassen. Ist das schon abgrundtief dumm, so ist es von Faymann noch dümmer, offenbar nicht zu wissen, wie die Haltung praktisch seiner gesamten Partei zum Thema Studienzugang ist. Und am dümmsten ist es, in der Öffentlichkeit einen Tag lang so und einen Tag später komplett anders zu plauschen. Und das ist der Bundeskanzler der Republik. Die ÖVP steht aber auch nicht viel besser da. Beim Thema ORF etwa hat sie offenbar bis heute nicht begriffen, dass es da in einer pluralistischen Demokratie primär ums Informations-Programm als wichtigstem Marktplatz der Nation gehen muss. Dort findet ja ein komplett rot-grünes Agenda-Setting statt, das ordnungsliberalen und wertkonservativen Positionen absolut keinen Spielraum gibt. Die ÖVP glaubt hingegen, das zentrale Problem beim ORF sei ein betriebswirtschaftliches. Sie ist offenbar schon glücklich, wenn die extrem schwache kaufmännische Direktorin – die Feigenblatt-Schwarze im ORF – durch einen anderen Schwarzen ersetzt wird, dessen Berufskarriere aber eine journalistische, keine kaufmännische ist. Und wenn dann auf zwei recht unwichtigen Posten der mittleren Etage unabhängige Bürgerliche durch VP-nähere ausgetauscht werden, ist das Ganze auch bestenfalls ein Pyrrhussieg. Höchstwahrscheinlich aber einfach nur dumm. Unter dieses Stichwort fällt auch das sich hartnäckig haltende Gerücht über ein ÖVP-Regierungsmitglied, dem bei Amtsantritt erst der Unterschied zwischen Lohn- und Einkommensteuer erklärt werden musste. Da das aber nicht beweisbar ist, bleibe der Name ungenannt. Und die dreifaltige Opposition? Da hilft nur noch der dickste Mantel des allerinnigsten Schweigens. Denn wenn deren Vorstellungen und Pläne verwirklicht würden, würde der Staatsbankrott wohl noch heuer eintreten. Schließlich doch noch ein Wort zur relativen Verteidigung der Politiker: Es gibt nämlich auch außerhalb der Politik praktisch keine Infrastruktur, in der relevante Beiträge zur Bekämpfung der kleinstaatlichen Versumperung zu finden wären, aus der eine intelligentere Politik erwachsen könnte: Das reicht von den NGOs, den Medien, dem Fehlen von Think tanks bis zu den Universitätsprofessoren, die sich gerade in diesen Tagen mehrheitlich mit dem lächerlichen Forderungskatalog der Hörsaalbesetzer solidarisch erklären (das könnte auch bloße Feigheit sein, ist aber wohl beides). Selbstkritisch sollte man sich fragen, ob diese Kritik vielleicht überheblich ist. Zum Glück gibt es aber noch internationale Medien, Wissenschafter, Buchautoren, welche die totale alpine Verdummung noch nicht als globales Phänomen erscheinen lassen, sodass man sich dann selber als intellektueller Geisterfahrer vorkommen müsste.

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Unis: Auf dem Weg ins Stadion die gute Nachricht

04. November 2009 04:57 | Autor: Andreas Unterberger

Man kann die Vorgänge an den Universitäten auch durchaus positiv sehen: Erstmals artikulieren sich nicht nur die radikalen Studenten, sondern zunehmend auch die gemäßigten. Und erstmals gibt es in der SPÖ ein zartes Signal in Richtung Zugangsregelungen für die Universitäten. Das kontrastiert erfreulich mit dem knieschlotternden – oder opportunistischen – Auftreten vieler Rektoren, Professoren und Politiker wie etwa des Wiener Bürgermeisters. So dumm kann aber keiner aus dieser Gruppe sein, um nicht zu wissen, dass eine Realisierung der diffusen Forderungen aus dem Audimax völlig unmöglich ist, dass ein Nachgeben nur immer neue Forderungen entzünden wird. Die Forderungen der Besetzer sind nicht nur deshalb absurd, weil viele Parolen der angeblich unabhängigen Studentenbewegung aus der uralten Mottenkiste kommunistischer und linksradikaler Kleingruppen stammen, die es ja seit Jahrzehnten gelernt haben, sich als „unabhängig“ zu tarnen, so wie etwa auch in den Gewerkschaften oder in der ORF-Personalvertretung. Die Forderungen der Besetzer sind auch dort völlig unrealistisch, wo es „nur“ um Geld geht. Es ist aber genauso lächerlich, wenn die Koalition nun großspurig beschließt, dass im Jahr Schnee, pardon: im Jahr 2020 die Ausgaben für Bildung (von 1,2!) auf 2,0 Prozent des Nationalprodukts steigen werden. Dieselbe Koalition verkündet ja auch regelmäßig, die Forschungsausgaben auf 3,0 Prozent zu erhöhen. Auch ohne Beschluss werden zugleich die Ausgaben für die Pensionen und das Gesundheitssystem ganz automatisch noch viel rascher steigen. Und sogar schon seit 40 Jahren wird ein Ansteigen der Entwicklungshilfeausgaben auf 0,7 Prozent verkündet, nur leider, leider nie erreicht. Und zugleich will man die Staatsquote unter 40 Prozent drücken. Wer soll da die Politik noch ernst nehmen? Oder einen Bundeskanzler, der die anderen Ressorts bittet, für die Universitäten zu spenden? Überraschenderweise mit wenig Echo, außer das vielleicht Bauaufträge aus dem Konjunkturpaket auf  Universitätsbauten umgeleitet werden, und dass Forschungsbudgets nun plötzlich Uni-Budgets sein werden. Was prompt anderswo einen Aufschrei auslösen wird. In die gleiche Reihe der Sinnlosigkeiten gehört die 34-Millionen-Spende des Wissenschaftsministers, deren Verwendung seinen Worten zufolge zwischen Rektoren und Hochschülerschaft fixiert werden soll. Hat Johannes Hahn vergessen, dass die Unis vor kurzem in die Selbständigkeit entlassen worden sind, und zwar mit klaren und gesetzlich festgelegten Entscheidungsstrukturen, in denen sich ein hauptverantwortlicher Universitäts-Rat, aber keine Hochschülerschaft findet? Aber kaum wird ein bisschen Radau gemacht, wird offenbar voll Panik alles über den Haufen geworfen. Dennoch zurück zum Vorsatz, auch das Positive zu sehen. Dazu zählen zweifellos die vielen Studenten, die gegen die Besetzer um ihr Recht auf Studieren kämpfen wollen. Sie tun das zum einen in einem spannenden Wettlauf, wer in Facebook mehr Unterstützer findet („Studieren statt Blockieren“ versus „Die Uni brennt“ versus „Ideologie – Raus aus dem Audimax“ versus „Gebt die Sowi Aula frei“). Sie überlegen aber auch zunehmend, die ohnedies nur recht spärlichen Besetzer aus den Hörsälen zu entfernen. In einer Art Notwehraktion. Das unterscheidet die heutige Studentengeneration von früheren (aus denen übrigens die heutige Professoren-Generation erwachsen ist): Denn früher standen die Gemäßigten meist feige schweigend am Rande, wenn die Linken wieder einmal randaliert haben. Nicht dass sich jemand wirklich Kämpfe auf den Unis wünschen sollte. Aber heute sind Signale dringend notwendig geworden, dass die Alt-68er von ORF über „Heute“ bis zum Rathaus nicht mehr so tun können, als ob die Audimaxler alle Studenten vertreten. Auch das Bekenntnis des SPÖ-Vorsitzenden zu Zugangsregelungen lässt aufhorchen. Das wäre zum ersten Mal ein Vorstoß des Werner Faymann, der so etwas wie Entscheidungsmut und Problemverständnis signalisiert. Nun, warten wir mal ab, ob dieser Mut nicht bald von einem verächtlichen Puster des Wiener Bürgermeisters weggeblasen wird, und ob nicht bei der juristischen Konkretisierung der Zugangsregelung die Linkspopulisten der SPÖ wieder die alte Politik durchzudrücken versuchen  (wie man im Audimax glaubt). Dennoch sei festgehalten: Zugangsregelungen – qualitative wie quantitative – sind eine viel wichtigere, weil wirksamere Medizin für die Leiden unserer hohen Schulen als die ohnedies nur geringen Studiengebühren. Nur eine Frage bleibt offen: Was machen wir nach der Einführung von Zugangsregeln mit den zahllosen Maturanten, die derzeit nur aus Alternativlosigkeit studieren? Hält es die Gesellschaft aus, dass dann nicht nur 15-jährige Türken, sondern auch 19-jährige Österreicher arbeitslos herumlungern? Oder bleiben einige qualitativ wie arbeitsmarktmäßig schon jetzt unbedeutende, aber überlaufene Studien wie Politik, Publizistik, Theaterwissenschaften oder Geschichte halt als Wärmestube für alle offen, um die schlecht Qualifizierten von der Straße zu holen? Da sollte man dann doch die Vorlesungen gleich im Stadion machen . . .

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Auto des Jahres: Opel-Blamage

03. November 2009 23:57 | Autor: Andreas Unterberger

Ganz schön blöd, wie die Deutschen jetzt dastehen. Monatelang hatten sie großspurig so getan, als ob man durch Verbrennung von 4,5 Milliarden Euro über die Zukunft der Marke Opel entscheiden könnte. Und jetzt sagt GM: Nichts da, wir nehmen das Geld und behalten uns Opel. Das alles nur, weil zwei sozialdemokratische Parteien - Schwarz und Rot - wieder einmal geglaubt haben, es wäre gut, wenn sich der  Staat in die Wirtschaft einmischt. Dabei wäre alles logisch gewesen: Wenn GM pleite ist, dann gibt es ein klassisches Insolvenzverfahren, in dem die bestmögliche Verwertung der vorhandenen Unternehmensteile, wie es etwa die europäische Marke Opel ist, sichergestellt wird. Aber in der Wahlkampfpanik wagte das einzig Wirtschaftsminister zu Guttenberg anzudenken (und ist deshalb auch prompt der Liebling der Nation geworden, die offenbar mehr von Wirtschaft versteht als die Berliner Regierung). Die anderen Politiker mussten ständig Opel retten. Und haben dabei offenbar so schlechte Verträge gemacht, dass sich der amerikanische Konzern nun die alte deutsche Marke wieder zurückholen kann. Samt den 4,5 Milliarden. Denn Berlin hat inzwischen der EU-Kommission versprechen müssen, dass es das Geld nicht nur für Frank Stronachs Magna-Konzern, sondern für jeden Käufer gibt. Jetzt gehört Opel eben wieder den Amerikanern, die das Unternehmen gerade noch in den Graben gefahren haben. Die sich aber inzwischen wieder ein wenig erholt haben - und natürlich ganz gierig auf das deutsche Geld sind. GM kann sich ins Fäustchen lachen. Das sollte auch Magna tun. Denn es wäre der größte Fehler des großen Automobilzulieferers gewesen, plötzlich zum Markenproduzenten und damit Konkurrenten der eigenen Kunden zu werden. In die Faust beißen werden sich hingegen die Opel-Mitarbeiter, die alle GM hassen. Und vor allem die deutschen Steuerzahler. Die nun genau gesehen haben, wie sozialdemokratischer Staatsinterventionismus scheitert. Eine Blamage.

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Klaus, Benes, Pyrrhus

03. November 2009 12:00 | Autor: Andreas Unterberger

Nach dem soeben ergangenen Urteil des tschechischen Verfassungsgerichts liegt dem EU-Vertrag nichts mehr im Weg. Die EU jubelt. Die Skeptiker bleiben Skeptiker. Und die Sudentendeutschen sind deprimiert. Was heißt das alles nun wirklich? Es ist recht ambivalent, was sich da zuletzt in Prag abgespielt hat, unter einigen Kaisern immerhin die Metropole des einstigen Reiches. Vaclav Klaus hat durch seine Veto-Drohung seinen politischen Stellenwert erhöhen können – obwohl er zweifellos von Anfang an gewusst hat, dass er alleine nicht imstande sein wird, den Vertrag aufzuhalten. Er hatte aber auch ernsthafte Motive für seine Bremsmanöver: urliberale und nationalistische. Die von Klaus spät gezogene Nationalismus-Karte bedeutet in Prag immer die Angst vor den vertriebenen Deutschen. Klaus hat nun die Zusage erreicht, dass Tschechien im Zuge des nächsten EU-Vertrages (der vermutlich für den kroatischen Beitritt durch alle Länderparlamente zu ratifizieren sein wird) eine Befreiung von den Grundrechten bekommen wird, damit die Vertriebenen daraus keine Ansprüche ableiten können. Das ist aber in Wahrheit ein Pyrrhus-Sieg: Denn einerseits sind sich die meisten Experten einig, dass die Grundrechte-Charta den Vertriebenen (und heute schon überwiegend: deren Nachkommen) ohnedies keine große Chance auf ihr altes Eigentum oder Entschädigungen gibt. Andererseits hat Klaus aber mit seiner jüngsten Argumentation indirekt, aber doch offener und schlüssiger denn je eines zugegeben: Dass die Vertreibung und Enteignung von rund 3,5 Millionen Deutschen nach dem Krieg ein schweres Unrecht war. Wäre es das nicht gewesen, dann hätte er sich ja nicht so vor der Überprüfung durch internationale Gerichte fürchten müssen. Der Sieg des Vaclav Klaus ist überdies auch nur ein sehr vorläufiger: Was tut er etwa, wenn sich beim Kroatien-Beitritt eine Regierung weigert, die tschechische Klausel mitzuratifizieren? Aus Berlin und Wien ist solches zwar nicht zu erwarten. Hingegen hat Ungarns rechte Opposition schon ein Veto dagegen angekündigt; diese Opposition wird aber nach aller Wahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt des Kroatien-Vertrages längst durch einen Erdrutschsieg an die Macht gekommen sein. Und auch die Ungarn wurden ja, was viele vergessen haben, nach dem Krieg von den slawischen Nachbarstaaten alles andere als gut behandelt. Noch eines sollte klar sein: Bis zur Rechtskraft des Kroatien-Vertrages bleibt auch für Tschechien die Grundrechts-Charta gültig. Das wird zweifellos gute Juristen motivieren, trotz aller ungünstigen Prognosen noch schnell mit allen Mittel zu versuchen, den Vertriebenen vor dem EU-Gerichtshof zu einer Entschädigung zu verhelfen. Will man die Dinge hingegen optimistisch sehen, dann könnte durch die Klaus-Aktion vielleicht auch einer guten Lösung für jenes alte Unrecht der Weg bereitet werden (wäre nicht die Versuchung für Politiker und Boulevardzeitungen aller Seiten zu groß, immer wieder mit dem Schüren alter Emotionen zu agieren): Die tschechische Seite könnte in einer Art Wahrheitskommission offen und deutlich die Vorgänge rund um die Vertreibung als schweres Unrecht anerkennen und sich bei den Deutschen für den gemeinsamen Aufbau des Landes vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert bedanken; die deutsche und österreichische Seite sowie die Vertriebenenverbände könnten umgekehrt in einem rechtsverbindlichen Vertrag auf alle Kompensationen verzichten. Viel mehr Verständnis kann man für die in den letzten Wochen in den Hintergrund getretene Kritik des Vaclav Klaus an der EU und dem neuen Vertrag haben. Denn der neue Vertrag macht erstens die Union alles andere als funktionstüchtig: Wetten, dass spätestens im zweiten Jahr ein veritabler Machtkampf zwischen dem Kommissions- und dem neuen Rats-Präsidenten in Gang sein wird? Zweitens hat sich die EU in den letzten ein bis zwei Dekaden zu einem überregulierenden Monster entwickelt, von dem Klaus mit guten Argumenten fürchtet, dass es nach dem Lissabon-Vertrag noch viel ärger wird. Denn die EU predigt am Sonntag die Subsidiarität sowie das „Europa der Bürger“ und bringt von Montag bis Freitag täglich eine neue Richtlinie heraus, welche die Bürger und die in Europa tätigen Unternehmen immer mehr reguliert und entmündigt. Die EU rückt dadurch ihre eindeutig positive Rolle zur Stärkung der europäischen Wirtschaft und zur Sicherung unseres Wohlstandes in den Hintergrund. Diese Rolle bestand einst in der Schaffung eines großen und starken Binnenmarktes und einer starken Währung, sowie im Abbau von offenen und versteckten Handelshemmnissen. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass in den europäischen Apparat inzwischen sehr viele interventionistisch und regulationswütig gesinnte Menschen eingesickert sind, während die Anhänger der Freiheit und die Deregulierer an Macht verloren haben. Das war wohl der bittere Preis dafür, dass die ursprünglich EU-feindlichen Teile der Linken und insbesondere die Grünen ihren Frieden mit der EU gemacht haben.

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Schwule Ehen: die verlogene Debatte

02. November 2009 11:55 | Autor: Andreas Unterberger

Die Schwulen-Lobbies wissen nicht so recht, ob sie glücklich oder unglücklich sein sollen. Dasselbe gilt aber auch für die Verteidiger des christlichen Ehebildes. Ist also der Gesetzesentwurf der Justizministerin zum Thema Homosexuellen-Ehe ein passabler Kompromiss? Das ist er ganz und gar nicht. Denn die heikelsten Fragen sind weiter ungelöst. Dies auch deshalb, weil alle Seiten sich hüten, ehrlich alle Probleme zu diskutieren. Das beginnt schon bei der vorgesehenen Regelung für den Ort, wo die „eingetragene Partnerschaft“ eingetragen wird. „Bezirkshauptmannschaft statt Standesamt“: Das klingt nach einem Erfolg konservativer Schwulenehe-Gegner. Nur: Das ist etwa in Wien ein und dasselbe. Das Rathaus und seine zum Teil in die Bezirke ausgelagerten Magistratsabteilungen sind identisch mit der Bezirkshauptmannschaft. Also wird der Wiener Bürgermeister ganz leicht das durchsetzen können, was die Gegenseite verhindern wollte: Die volle Zeremonie für Schwule in den gleichen Räumen, in denen auch die normalen standesamtlichen Eheschließungen stattfinden. Und Wien ist natürlich der Platz, von wo die demonstrativen Küsse frisch getrauter (respektive „eingetragener“) Schwulenpaare am leichtesten den vierfärbigen Propaganda-Weg in Zeitungen und Fernsehen finden. Die ÖVP hat nämlich die ganze Zeit aus Feigheit oder Ahnungslosigkeit auch intern die falsche Diskussion geführt: Ob Standesamt oder BH ist ziemlich gleichgültig. Es geht vielmehr um die Frage, ob der Staat überhaupt dazu da ist, pompöse Zeremonien für Eheschließungen zu veranstalten. Er tut das ja auch bei Geburt oder Scheidung nicht. Katholische Konservative machen da eine besonders unglückliche, zumindest unlogische Figur. Sie stoßen sich in Wahrheit vor allem an Pomp und Öffentlichkeit rund um die durchaus als politische Demonstration intendierten schwulen Eheschließungen. Denn dabei wird – ähnlich wie beim Life Ball im Wiener Rathaus – ja ganz gezielt die unterschwellige Werbebotschaft transportiert: Schwul sein ist super und das Schönste auf der Welt. Was ja deutlich mehr ist als die Forderung nach Freiheit, Privatsphäre und einem Ende von Diskriminierungen. Aber da die Katholiken ihr Unwohlsein ob dieser – von vielen Medien mit großer Lust transportierten – Propaganda nicht wirklich artikulieren, ist dieser sinnlose Kampf um die zuständige Behörde ausgebrochen. Die standesamtliche Ehe war historisch als Kampfinstrument des sozialdemokratischen Antiklerikalismus geschaffen worden. Dieser wollte eine Alternative zur kirchlichen Trauung schaffen. Aus der Alternative wurde dann eine vielen Katholiken eher unsympathische Zusatzpflicht für alle Eheschließungen. Da ist es recht absurd, wenn hundert Jahre später katholische Funktionäre nun zu Vorkämpfern eines Festes auf dem Standesamt für heterosexuelle Paare geworden sind. In Wahrheit müssten sich sowohl Liberale (weil die überall möglichst wenig Staat haben wollen) wie Konservative einig sein: Der Staat sollte eine Eheschließung so wie Geburt oder Tod einfach nur registrieren, durch schlichte Vorsprache, Dokumentenvorlage und Unterschrift während der Dienstzeit in einem kleinen Amtszimmer. Und nachdem man meist lange im Vorzimmer warten hat müssen. Zeremonien hingegen gehören in den privaten Bereich. Sie können für Gläubige (und erstmals Heiratende) in Kirchen stattfinden; für andere können sie etwa durch private Zeremonienmeister in einem beliebigen Saal veranstaltet werden; und für nüchterne Zeitgenossen – die wissen, welch hoher Prozentsatz von Ehen durch die Katastrophe einer Scheidung enden – können sie einfach ausfallen. Noch viel heikler ist aber die Frage der rechtlichen Konsequenzen einer Ehe. Diese sind prompt im Gesetzesentwurf der Justizministerin offen gelassen worden; andere Minister sollen nun Vorschläge machen. Auch hier verhalten sich sowohl Kirche wie Liberale wie Wertkonservative strukturkonservativ – und kommen in Argumentationsnotstände. Denn es gibt in Wahrheit keinen einzigen Grund mehr, dass (hetero- wie homosexuelle) Ehen besondere Rechte, Förderungen, Ansprüche zu Lasten Dritter bekommen – solange sie keine Kinder haben. Gewiss, historisch haben fast alle Ehen zu Kindern geführt. Daher war es auch kein Problem, gleich die Ehe an sich zu fördern. Heute ist das aber auch bei Heteros massiv anders. Warum gibt es dennoch heute noch auch für kinderlose Ehepartner Witwen/Witwer-Pensionen? Das sind wohlgemerkt Pensionen, für die kein einziger Cent Beitrag mehr gezahlt worden ist als für Alleinstehende. Wenn sie bei der Scheidung gut beraten sind, können mehrfach verheiratete Männer nach ihrem Tod sogar mehreren (Ex-)Frauen eine saftige Witwenpension hinterlassen! Wieder unabhängig vom Vorhandensein von Kindern. Eine teure Absurdität, die es fast nur in Österreich gibt. In Zeiten, wo praktisch alle Experten die Unfinanzierbarkeit künftiger Pensionsansprüche konstatieren, wird nun nicht über die dringend notwendige Einschränkung dieses Privilegs auf Eltern mit Kindern (gezeugten oder großgezogenen) debattiert, sondern über eine Ausweitung. Der offenbare Grund: eine unheilige Allianz zwischen Kirche, Feministinnen und Schwulen, denen keine ordnungspolitische Diskussion, keine Gesinnung der Sparsamkeit entgegentritt. Unsere Gesellschaft ist immer so wahnsinnig großzügig mit der Verteilung von Rechten; und Politik wie viele Medien tun so, als ob die Welt immer besser würde, je mehr Rechte alle haben. Und vergessen dabei, dass sehr viele Rechte auf der anderen Seite Pflichten und Lasten für Dritte bedeuten. Etwa auch für Vermieter, deren Rechte nun durch die Homo-Partner weiter eingeschränkt werden, ohne dass sie auch nur gefragt worden wären. Wie ist es denn anders zu werten als legalisierter Diebstahl, wenn der reiche 80-Jährige mit der tollen großen Jugendstil-Wohnung zum Billigzins eine 20-Jährige oder eben einen 20-Jährigen „heiratet“, die dann die günstige Wohnung „erben“? Alle relevanten Rechte von Ehen gehen im Grund zu Lasten Dritter: zu Lasten jener, deren Pensionsbeiträge erhöht werden; jener, die nicht über ihr Haus verfügen können; und oft auch jener, deren Erbteil dadurch geschmälert wird. Werden den schwulen Paaren aber nun bei der gesetzgeberischen Detailarbeit all diese Rechte im Gegensatz zu kinderlosen Heterosexuellen genommen, dann schreien sie mit gewisser Berechtigung „Diskriminierung“. Bitte um Mitteilung, falls irgendwo in diesem Land irgendwer - oder gar einer der zuständigen Minister - diese Fragen diskutiert.

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Wollt Ihr den totalen Wahlkampf?

02. November 2009 03:51 | Autor: Andreas Unterberger

Der Wiener Wahlkampf wirft immer dunklere Schatten. Obwohl angeblich erst in einem Jahr gewählt wird. Nun hat er auch schon die Schulen erfasst. Die Pflichtschulen werden derzeit von einer als Fragebogen getarnten SPÖ-Werbung auf Steuerzahler-Kosten überschwemmt. Und die Bezirksschulinspektoren üben heftigen Druck aus, dass diese auch verteilt werden. Die Prospekte sind, so wird einem gleich mehrfach mitgeteilt, „eine Initiative von Bürgermeister Dr. Michael Häupl und Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch“. Natürlich lachen einem die mäßig attraktiven Herren auch von Bildern entgegen. Oxonitsch in den Prospekten für Lehrer und Eltern gleich zweimal; den Schülern bleibt das erspart, sie  brauchen ihn nur einmal anzuschauen. Seitenweise brüsten sich die zwei SPÖ-Politiker in allen Prospekt-Variationen mit einer „Bildungsoffensive“ und überschütten die Leser des Prospekts mit Zahlen; so wissen nun alle Kinder Wiens, dass eine Volksschule in der Pülslgasse neue Brandmelder bekommen hat. Und dass für „neue Klassenabfallstränge“ in 24 Schulen 1,5 Millionen Euro ausgegeben wurden. Was ein Klassenabfallstrang ist, erfahren wir leider nicht. Ach ja, und dann gibt es auch noch den Fragebogen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. An dem fällt vor allem auf, was nicht gefragt wird. Etwa nach der Gesamtschule, oder nach der verpflichtenden Ganztagsschule. Auch fehlt die Frage: „Finden Sie es fair, dass derzeit für jeden Schüler in Gesamtschulen viel mehr Geld ausgegeben wird und dass dort viel mehr Lehrer pro Schüler tätig sind als an allen anderen Schulen?“ Man wird doch nichts fragen, was unerwünschte Antworten bringen würde. Da fragt man dann halt lieber nach dem „Umgang der Schüler miteinander“ oder nach der „Einstellung zum Thema Nachhilfe“. Und damit auch bei diesen entschärften Fragen nichts passieren kann, wurde nach Angabe von Lehrervertretern die Firma  des langjährigen Kommunikationschefs der Wiener SPÖ mit der Auswertung beauftragt. Eine bekannt wissenschaftlich objektive Institution. Wovor warnte Michael Häupl unlängst so richtig? Vor den „Grauslichkeiten“ des Wiener Wahlkampfs. In der Tat: Nach der Gleichschaltung der Medien wird nun auch in den Schulen voller Wahlkampf gemacht. Und zwar schon in den Pflichtschulen. Bald werden die Herren Putin und Berlusconi nach Wien pilgern, um zu lernen, wie man Wahlkampf macht.

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Die Kanten einer Lohnrunde

01. November 2009 10:46 | Autor: Andreas Unterberger

Die Lohnverhandlungen werden bald in die heiße Runde geraten. Am Montag starten nun auch die Beamten. Man weiß nicht so genau, was sich wirklich hinter den Polstertüren abspielt, hinter denen derzeit etwa um die Metallarbeiter-Löhne gerungen wird. Man weiß einzig, dass die Arbeitgeber diesmal in einer so starken Position sind wie noch nie. Denn  während in Konjunkturzeiten Streiks eine starke Drohwirkung haben, so erscheinen sie in Krisenjahren eher als ein freiwilliger Beitrag der Arbeitnehmer zur betrieblichen Kostensenkung. Was den Arbeitgebern eine gelassene Stärke gibt, nicht nachgeben zu müssen. Auf der anderen Seite ist es aber das Selbstverständnis der Gewerkschaften, dass sie den Arbeitnehmern alljährlich ein Mehr – an Geld, an Urlaub, an sonstigen Ansprüchen – verschaffen. Da hat es sie auch nicht gestört, dass durch ein überhöhtes Lohnniveau langfristig schon viele Arbeitsplätze nach China, Indien oder Osteuropa vertrieben worden sind. Siehe Hannes Androsch und sein Leiterplattenwerk. Noch spannender wird es bei den Beamten: Denn sie gelten als jene Gewerkschaft, die am ehesten auch in Krisenzeiten Streiks organisieren kann, und die zugleich am wenigsten den Transfer der Arbeitsplätze ins Ausland fürchten muss. Die Beamtengewerkschafter haben ihre Lohnverhandlungen immer mit einem Brief an die Regierung begonnen, in dem sie die Abgeltung der Inflation und einen gerechten Anteil am Wachstum verlangen. Diese Formel  würde heuer spannende Ergebnisse bringen: Die Inflation pendelt ja rund um Null. Und das Wachstum wird mindestens drei Prozent ausmachen – nur leider in die falsche Richtung, also kein Wachstum, sondern eine Schrumpfung sein. Der alljährliche  Schimmelbrief der Beamtengewerkschaft hätte also eindeutig ein Gehaltsminus zur Folge . . .

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Tagebuch auf Twitter und Facebook

31. Oktober 2009 17:38 | Autor: Andreas Unterberger

Auf zahlreichen User-Wunsch ist Andreas Unterbergers Tagebuch jetzt auch auf Twitter und Facebook vertreten: Facebook: http://www.facebook.com/home.php?#/pages/Andreas-Unterberger/183583527336?ref=nf Twitter: http://twitter.com/a_unterberger Viel Spaß ...

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Fußnote 14: Bildung in ORF-Not

30. Oktober 2009 16:41 | Autor: Andreas Unterberger

Die Zeit im Bild berichtet in einem langen Beitrag über die Entzifferung einer bisher geheimen Inschrift in einer Habsburgischen Achatschale in der Schatzkammer: "Ix, Er, i, es, te, o" so tönt es, sei das zu lesen. Nur, dass das Christo heißt und griechisch für Christus steht, ist der Redaktion entgangen. Bildung tut not - aber wahrscheinlich war man da gerade bei einer Demo, als Bildung auf dem Lehrplan stand.

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Fußnote 13: Mein Gott, Gio!

30. Oktober 2009 16:32 | Autor: Andreas Unterberger

Johannes Hahn, nun auch schon vom Bundeskanzler öffentlich und leicht herablassend Gio gerufen, spendiert für die Universitäten plötzlich 34 Millionen. Hahn weiß noch nicht wofür, aber das Geld fließt. Mein Gott, was soll denn das für ein Zeichen sein? Die Besetzer fühlen sich bestätigt und geben natürlich erst recht nicht auf. Alle anderen Gruppen in diesem Staat, die Forderungen haben, lernen, man muss nur aggressiv genug sein. Und die SPÖ erkennt Hahn wieder einmal, wie beim Cern-Fiasko, als schwach. Falscher gehts nimmer. Mehr Geld für Bildung ist immer gut - nur nicht in Tagen wie diesen. Man erinnere sich an Bruno Kreisky. Der hat bei rechtswidrigen Aktionen prinzipiell nicht nachgegeben.

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Die letzte Chance für Wiener Schwarze

30. Oktober 2009 12:34 | Autor: Andreas Unterberger

Es waren mindestens ein halbes Dutzend Gespräche in den letzten zwei Tagen. Aber alle Gesprächspartner schlugen unabhängig voneinander dieselbe Lösung vor: nämlich für die Nachfolge des auswandernden Johannes Hahn als Spitzenmann der seit Jahr und Tag in Agonie dahinsiechenden Wiener ÖVP. Freilich werden die etablierten Funktionäre zur Freude der FPÖ wohl alles tun, um das zu verhindern. Die Lösung trägt den Namen Wolfgang Schüssel. Er würde als Spitzenkandidat zweifellos die Chance eröffnen, dass die Wiener Volkspartei deutlich über 30 Prozent erreichen könnte, während ihr derzeit die meisten Experten kaum mehr als 15 Prozent prophezeien. Er war sich jedenfalls im letzten Wahlkampf nicht zu gut für eine sehr aktive Basiskampagne in Hietzing und Umgebung, die ihm mit mehr als 9800 die österreichweit meisten Regional-Vorzugsstimmen der ÖVP gebracht hat. Schüssels Kandidatur würde aus dem Zweikampf Häupl-Strache einen Dreikampf machen und zum Unterschied von all den Micky-Maus-Kandidaten, die da derzeit genannt werden, bürgerlichen Wählern zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Appetit auf Wiener Gemeinderatswahlen machen. Schüssel könnte sowohl glaubhaft die Wirtschaftskompetenz der Volkspartei gegenüber der gegenwärtigen Verschwender-Partie im Rathaus ausspielen wie auch die wertkonservativen Bürger besser ansprechen als der gegenwärtige Kurs, bei dem die Wiener Volkspartei immer auf jene kleine, angeblich urban-intellektuelle Wählergruppe geschaut hat, bei der die Grünen punkten können. Ansonsten warten die wiener Restschwarzen nur darauf , Häupl wieder ins Amt zu helfen, wenn dieser die absolute Mehrheit verliert. Und vor allem würde Schüssels Kandidatur dafür sorgen, dass die SPÖ mit ihrem gigantischen Werbe-Apparat die halbe Arbeit für die ÖVP macht, indem sie – insbesondere unter Vorschickung ihrer Propaganda-Kompanien bei „Heute“ und „Österreich“ – hasserfüllt gegen Schüssel trommelt. Das würde zugleich H.C.Strache viel von dem Drive nehmen, den ihm SPÖ&Co derzeit durch ihre Attacken spendieren. die ÖVP ist in wien hingegen so schwach, dass sie niemand mehr attackiert. Abergläubige könnten ein weiteres Argument für Schüssels Kandidatur finden: Er ist gerade in China (eigentlich Tibet) – und dort war er auch 1995, als sich in der Heimat die ÖVP-Granden überraschend für den damaligen Mascherlträger als Parteiobmann entschieden. Freilich ist es durchaus nicht sicher, ob sich Schüssel zu einem Wahlkampf mit einer nicht vorhandenen Kampfmannschaft bereit erklärt, oder ob ihm Wien nach seiner bisherigen Biographie nicht zu klein ist. Er wäre aber gut beraten, nicht länger auf eine wichtige Funktion in der EU zu hoffen. So wie die europäischen Zwerge gerade den von seinen Fähigkeiten her überragenden Tony Blair verhindern, so werden die österreichischen Zwerge jede europäische Karriere Schüssels verhindern. An der Spitze Werner Faymann, der seit Tagen den Stehsatz von sich gibt: Den Namen Schüssel „habe ich nur in Österreich gehört“. Dabei gibt es insbesondere in Deutschland jede Menge Stimmen in diese Richtung. Aber wenn man nur die eigenen Boulevardblätter liest, dann mag einem so manches entgehen. Faymann wird jedenfalls aktiv keinen Finger für Schüssel rühren, was schon alle Möglichkeiten für diesen ruiniert. Freilich gibt es auch in  der ÖVP genug Anti-Schüssel-Zwerge. Vor allem unter Wiener Parteifunktionären, die lieber als Minipartei mitregieren wollen, als den riskanteren Kampf um den Bürgermeisterposten anzutreten. Hahn kann kein Interesse haben, dass sein Nachfolger einen zu positiven Kontrast zu ihm abwirft; er will sich überdies so wie in der Vergangenheit die Wiener ÖVP als Flugzeugträger für eine spätere Rückkehr aus höheren Ämtern bewahren, indem er schwache Platzhalter platziert. Was freilich auch ohne Schüssel eine Absurdität ist. Und für Josef Pröll ist zumindest die Versuchung groß, Schüssel auf Distanz und fern jeder sinnvollen Aufgabe zu halten. Hat sich Prölls doch anfangs vor allem dadurch zu profilieren versucht, dass böse Denunziationen über Schüssel & Co unter die Medien gestreut wurden. Dadurch sollte Pröll als positiver Strahlemann erscheinen. Oder ist dieser doch auf dem Weg, ein großer Politiker zu werden, der es erträgt, dass bedeutende Vorgänger wichtige Aufgaben übernehmen? Ein Vorbild wäre etwa Angela Merkel, die den starken Vorgänger Wolfgang Schäuble jetzt schon zum zweitenmal in eine Schlüsselposition hievt. (Freilich auch nur deshalb, um Jungstar zu Guttenberg zu redimensionieren.) Wir werden es in Kürze sehen.

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Entwicklungshelfer und Servierkörper

30. Oktober 2009 10:24 | Autor: Andreas Unterberger

Seit 2000 hat sich an jeder Uni die Zahl der deutschen Studenten mindestens verdoppelt; prozentuell stieg ihr Anteil von 2,6 auf 7,3 Prozent. Was bedeutet das? Das bedeutet nicht nur, dass die deutschen Medien mit viel Sympathie und Breite über die Uni-Besetzungsaktionen berichten. Das bedeutet auch direkte Entwicklungshilfe an den deutschen Nachbarn. Nicht in Form von Krediten, sondern durch (in jeder Hinsicht) „verlorene Zuschüsse“, wie das im Entwicklungshelfer-Jargon heißt. Dabei sind die wahren Kosten für die Gäste noch viel höher als der rein numerische Anteil, weil sie bei besonders teuren Studien einen besonders hohen Anteil haben: An einzelnen Human- und Veterinärmedizin-Unis ist schon jeder fünfte Student ein Deutscher, also ein Flüchtling vor dem strengen Numerus clausus (durch den nur die besten Abitur-Zeugnisse zum Zug kommen), vor Studiengebühren, vor Zugangslimits, oder vor der in Deutschland ja noch viel höheren Arbeitslosigkeit, die man durch ein Studium imagemäßig am besten kaschieren kann. Jedenfalls bestätigen die deutschen Gaststudenten ein altes Vorurteil: Im Organisieren und im Selbstbewusstsein sind sie den Österreichern überlegen (obwohl die erwähnten Motive eher auf eine negative Auslese hindeuten). Die Souveränität, mit der deutschdeutsche Stimmen die phrasenhaften Forderungen aus dem Kollektiv vortragen, kontrastiert scharf zu der kindlichen Unbeholfenheit der hiesigen Hochschülerschaftsfunktionäre (die meistens -innen sind). Auch organisatorisch ist da ein ordentlicher Zug drinnen. Wie Sekten-Werber machen die Besetzer Propagandaumzüge durch die (vielen) anderen Hörsäle und Universitäten, wo noch studiert wird, und nehmen es auch unbeirrt in Kauf, dabei ausgebuht zu werden. Jetzt bieten sie sogar schon organisierte „Führungen durch die Protestbewegung“ an. Und sie richten sich dabei insbesondere auch an die „Servicekörperschaft“. Freilich wissen wir dummen Ösis noch nicht so genau, was das eigentlich für Körper sind. Aber vermutlich sind damit jene Menschen gemeint, die zum reinigenden oder bücherverleihenden Dienst für die Damen und Herren Studenten da sind. Na, wenn diese Einladung keine huldvolle Herablassung ist . . .

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Fußnote 12: Versoffene Unterschicht

30. Oktober 2009 10:16 | Autor: Andreas Unterberger

Der Neuköllner SPD-Bürgermeister Heinz Buschkowsky (der also den am stärksten von sozialen und Migrationsproblemen geplagten Bezirk Berlins vertritt) mag das von Schwarz-Gelb geplante Kinder-Betreuungsgeld nicht. Was hierzulande kaum berichtenswert wäre. Was aber auffällt, sind seine jede Political Correctness verletzenden Formulierungen über die Folgen des Betreungsgeldes: "In der deutschen Unterschicht wird es versoffen und in der migrantischen Unterschicht kommt die Oma aus der Heimat zum Erziehen, wenn überhaupt." Hätte das ein österreichischer Nicht-SP-Politiker gesagt, hätte uns der ORF schon jede Menge empörter Verurteilungen serviert. Deutschland ist anders. Die dortigen Sozialdemokraten stehen zwar derzeit ungefähr so welt- und wählerverloren da wie die unsrigen. Aber zum Unterschied von der SPÖ wissen sie das und versuchen daher offensichtlich einen neuen Weg: Zurück zur Sprache ihrer (ehemaligen) Wähler.

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Unis: die nächste Fehlkalkulation der SPÖ

29. Oktober 2009 17:25 | Autor: Andreas Unterberger

Die SPÖ setzt in letzter Zeit mit traumwandlerischer Sicherheit immer auf die falschen Pferde. Das tut sie jedenfalls auch bei ihrer Reaktion auf die Hörsaalbesetzungen. Noch bevor die ersten seriösen Umfragen heraußen sind, wage ich jede Wette: Der Mehrzahl der Österreicher sind die Besetzungen mehr als suspekt. Erstens weil diffuse Radikal-Forderungen ungefähr das letzte sind, was die Menschen in Zeiten der Krise hören wollen. Zweitens, weil rechtswidrige und zerstörerische Aktionen hierzulande noch nie große Sympathien gefunden haben. Und drittens, weil jeder Besuch bei den Besetzern immer deutlicher  zeigt, dass die "spontanen" Aktionen primär bundesdeutsche Rädeslführer haben. Dennoch schickt der ÖGB seine Vizepräsidentin - eine Sabine Oberhauser - ins Audimax, die sich dort mit dem Satz bejubeln lässt: "Haltet durch, solidarisiert euch untereinander." Das ist ja bekanntlich genau das, was sich der durchschnittliche österreichische Arbeiter denkt, wenn ausgerechnet die von seiner Arbeit lebenden Studenten noch mehr wollen. Aber vielleicht will der ÖGB ohnedies nicht mehr die wenigen noch bei ihm verbliebenen Arbeiter vertreten und setzt nun auf deutschen Chaos-Import. "Österreich" und "Heute", die Lieblingsblätter der SPÖ, übertreiben die Aktionen maßlos. Und auch Werner Faymann ist wieder einmal auf dem Holzweg, wenn er glaubt, punkten zu können, indem er dem Wissenschaftsminister die Schuld an den Aktionen zuschieben will. Aber Faymann tut in seiner begnadeten Intelligenz derzeit ohnedies alles, um hinter der FPÖ Platz 3 zu erobern. Von zähneklappernder Feigheit ist schließlich auch die Stellungnahme des Wiener Uni-Rektors und des Uni-Rat-Chefs geprägt, die kein Wort der Kritik an den Aktionisten wagen. Da wird Österreichs größte Universität ja bald wieder bei den Rankings an der Spitze liegen, wenn sie von so zittrigen Händen geführt wird. Johannes Hahn scheint hingegen durch den Ruf nach Brüssel eine überraschende Stärke-Injektion für sein Rückgrat bekommen zu haben. Jetzt müsste er freilich auch noch seinen Parteichef bewegen, endlich auch etwas über die Besetzer zu sagen.

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Fußnote 11: Clash of Civilisations

29. Oktober 2009 11:19 | Autor: Andreas Unterberger

Der Repräsentant des Internationalen Währungsfonds im Senegal stattet nach drei Jahren Präsident Wada am Tag vor der Abreise einen Abschiedsbesuch ab. Er bekommt ein kleines Geschenk überreicht. Als er es später auspackt, sind 100.000 Euro und 50.000 Dollar drinnen. Nichts zeigt besser den Clash of Civilisations zwischen Europa und Afrika - dabei ist Sengal das Land Afrikas mit einem der besten Schulsysteme . . .

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Fußnote 10: Was ist im Audimax los?

29. Oktober 2009 10:51 | Autor: Andreas Unterberger

"Da leider auch die Audimax Besetzung nicht frei von Sexismen ist und es in den letzen Tagen immer wieder zu sexuellen Übergriffen und Vorfällen gegen Frauen gekommen ist, wird es innerhalb der morgigen studentischen Proteste einen gemeinsamen feministischen FrauenLesben- und FrauenLesbenTrans*block geben.
Außerdem wollen wir alle Menschen daran erinnern, dass Sexismus, Transphobie, Homophobie, Antisemitismus, Rassismus und alle weiteren diskriminierenden Zumutungen nicht nur auf dieser Demonstration KEINEN Platz haben! Für die weitere Zeit der Besetzungen in der Hauptuni muss dem Hetero-Sexismus entschieden entgegen getreten werden. Dafür gibt es unter anderem einen FrauenLesbenTrans*-Raum und eine SchwulenTrans*-Versammlung."
Eine Stellungnahme der ÖH zur Studentendemonstration. Leider langte sie erst nach Beginn der Demo ein, sonst hätte sich auch der Tagebuchautor voll Empörung dem Translesbenschwulenblock angeschlossen.

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Die EU lässt SPÖ und ORF jubeln

29. Oktober 2009 10:35 | Autor: Andreas Unterberger

Enttäuschend zahnlos: So lässt sich die EU-Stellungnahme zu den ORF-Gebühren mit zwei Worten bewerten. Aber immerhin hat die EU noch ein paar eigenständig klingende Ideen gewagt, während der Verfassungsgerichtshof sich unter der neuen Leitung gegenüber der Regierung ungefähr so unabhängig verhält wie „Heute“ oder „Österreich“ gegenüber der SPÖ. Der VfGH hat jetzt sogar auf Wunsch der SPÖ die Post zur Aufrechterhaltung von Postämtern selbst dort gezwungen, wo diese im Tag kaum hundert Euro umsetzt. Aber zurück zur Causa ORF: Die Brüsseler Kommission ist vor dem entscheidenden Schritt in Richtung auf einen wirklichen fairen Fernsehwettbewerb zurückgeschreckt. Das wäre eine völlige Gleichbehandlung aller Fernsehanbieter gewesen. Also: Wer eine nachprüfbare Qualitätssendung im Bereich Information, Wissenschaft, Kultur produziert, bekommt das aus Zwangsgebühren refinanziert. Nach dem Spruch der EU setzt hingegen der ORF selbst weiterhin die Pflichtbeiträge fest. Es wird lediglich eine neu zu gründende Medienaufsicht ein Nachprüfungsrecht erhalten, dass der ORF das Geld nur für öffentlich-rechtliche Zwecke ausgibt. Es wird freilich für den ORF absolut kein Problem darstellen, alles Öffentlich-Rechtliche als möglichst teuer abzurechnen. Die nötigen Tricks kann jeder zweitklassige Kostenrechner. Der ORF ist ja sogar der Ansicht, die Landesstudios wären etwas Öffentlich-Rechtliches, was man also unter Marktbedingungen nicht machen würde. Dabei hat der ORF mit den Landes-Sendungen im Fernsehen um 19 Uhr die höchsten Quoten, die das Herz jedes Marktwirtschaftlers höher schlagen lassen. Die sich übrigens noch steigern ließen, wenn die Landesstudios endlich einmal unabhängig-kritische Berichterstattung und nicht bloß SPÖ-Wien-, ÖVP-Niederösterreich-, BZÖ-Kärnten-Propagandashows mit winzigen Fremd-Einsprengseln machen würden. Überdies ist es laut EU nicht einmal notwendig, dass diese Medienaufsicht wirklich unabhängig ist.  Das bräuchte eine Verfassungsmehrheit – zu welcher die SPÖ in der Vergangenheit bei Ausgliederungen nur selten bereit war. Und wenn man weiß, dass die Medienpolitik der Bundesregierung bis 1999 im wesentlichen darin bestand, die von den ORF-Rechtsexperten selbst ausgearbeiteten Gesetzesentwürfe ohne viel eigenes Nachprüfen zu übernehmen, dann ahnt man Grauenvolles. Noch grauenvoller ist das, was plötzlich wie eine Selbstverständlichkeit kolportiert wird: Dass der ORF eine „Rekapitalisierung“ bekommen soll. Das wird zum Gipfel des Skandals. Jahrelange Misswirtschaft durch die teure Beschäftigung politisch unliebsamer oder arbeitsscheuer Weißer Elefanten, durch schwere handwerkliche Fehler, durch Sehervertreibung mittels langweiliger Political  Correctness und schwerer linker Schlagseite – all das soll der Steuerzahler nun neben den Gebühren  noch ein zweites Mal finanzieren. Aber man versteckt es halt im Wort „Rekapitalisierung“, das viele nicht durchschauen. Man darf gespannt sein, ob der ÖVP diesmal mehr einfällt als in der Causa EU-Kommissar, nämlich das Umfallen. Die SPÖ hat es jedenfalls durch ein paar Drohungen, dass man die Direktoren auswechseln würde, schon jetzt geschafft, den ORF so parteifromm zu machen, wie er noch überhaupt nie in seiner Geschichte gewesen ist. Sie hat daher keinerlei Änderungsbedarf über die Minimal-Forderungen der EU hinaus.

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Hahn und die Quoten

28. Oktober 2009 12:30 | Autor: Andreas Unterberger

Die von Werner Faymann vorgeführte ÖVP steckt offenbar die Ohrfeige in Sachen EU-Kommissar ein und sagt brav „Danke“. Hat man je jemand anderen gewollt als Johannes Hahn? Das schürt – auch in den vielen Kommentaren zum Tagebuch - den Verdacht, dass das Engagement für Wilhelm Molterer letztlich doch nur eine Pflichtübung Josef Prölls gegenüber seinem einstigen Chef war. Die ÖVP und speziell Johannes Hahn müssen sich aber noch eine weitere peinliche Frage gefallen lassen: Die Partei hat sich zwar zu Recht nicht auf das Argument eingelassen, dass man Benita Ferrero-Waldner nehmen müsse, damit es in der EU-Kommission eine ausreichende Frauenquote gibt. Aber derselbe Johannes Hahn hat zuvor als Wissenschaftsminister den Universitäten völlig überflüssige Frauenquoten ins Auge gedrückt. Sehr konsequent ist das nicht. Denn daraus lässt sich klar schließen, dass der ÖVP (und den anderen Parteien sowieso) die Unis so unwichtig sind, dass man dort irgendwelche modische Formalprinzipien anstelle einer reinen Qualitätsbeurteilung durchdrückt, nur um von ein paar Journalistinnen gelobt zu werden. Dieses formale Quotenprinzip wird aber plötzlich völlig irrelevant , wenn es ums Eingemachte, um Machtpositionen geht. Überdies ist es offenbar auch völlig egal, wenn nun in den Universitäten jede Frau, die was kann und was wird, im Geruch steht, eine Quotenfrau zu sein.

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Unis: nicht ärgern, nicht wundern

28. Oktober 2009 10:07 | Autor: Andreas Unterberger

Jetzt wissen wir es: Die Hörsaalbesetzer kämpfen gegen „strukturellen Rassismus an den Universitäten“. Sie kämpfen  für die „Verbesserung der Arbeitsbedingungen überall“ und „grundsätzliche gesellschaftliche Veränderungen“. Die Mikrophone, die da anonymen „Kollektiven“ mit meist bundesdeutschem Akzent entgegengehalten werden, wissen nicht genau, ob sie sich vor Lachen krümmen sollten oder vor Empörung, welch abgedroschene Phrasen da wieder einmal eine sogenannte Studentenrevolution aus den Archiven hervorholt. Und natürlich hat der Wiener Bürgermeister wieder einmal ein „hohes Maß an Verständnis“ für die Besetzer. Aber natürlich ohne auch nur einen Cent aus seinem Millionen-Budget zur Bestechung von willfährigen Zeitungen oder für Donauinselfeste zugunsten der angeblich so notleidenden Wiener Unis umzuleiten, oder zur Behebung der durch die Besetzung angerichteten Schäden. Trotzdem sollte man das Ganze mit etlicher Gelassenheit sehen: Gehört für manche 20-Jährige doch der dumpfe Protest voller pseudowissenschaftlicher Phrasen ebenso zur Entwicklung wie für Kindergartenkinder das Trotzalter oder für viele 13-Jährige die erste verschämte Liebe. Viel erfreulicher ist, dass sich relativ rasch relativ viele Studenten auf offene Distanz zu den kollektiven Rassismus-Bekämpfern begeben haben. Letztlich ist es ja immer die Verantwortung aller, wenn radikale Minderheiten allein den Ton angeben können. Noch aus einem weiteren Grund ist Gelassenheit am Platz: Wer will es den Studenten verargen, wenn sie aggressive Forderungen stellen, sehen sie doch das gleiche Verhalten aus vielen anderen Ecken der Gesellschaft. Wenn es auch die anderen schaffen, ihre Forderungen etwas intelligenter und zivilisierter vorzutragen. Da gibt es etwa die Pensionistenpolitiker, die eine über die normale Inflationsrate hinausgehende Rentenerhöhung verlangen. Dort sind es die Gewerkschaften, die nicht hinnehmen wollen, dass das Bruttonationalprodukt, also der zu verteilende Kuchen, heuer um etliches kleiner ist, die sich vielmehr auch heuer ein noch größeres Stück herausbrechen wollen. Da fordert der SPÖ-Vorsitzende, dass der Sozialstaat ständig ausgebaut wird. Dort demonstrieren die Milchbauern für mehr Steuergelder, weil sie zu viel Milch produziert (oder wir zu wenig getrunken) haben. Da wollen die Kindergärtnerinnen akademischen Status und Bezahlung. Dort ruft der Tourismus nach Geld, weil weniger Gäste kommen. Und allen ist egal, dass der Staat bis über beide Ohren verschuldet ist. Denn der Staat wagt immer seltener, auf diese Tatsache hinzuweisen (das wäre endlich eine echte Funktion für einen Bundespräsidenten, der dieses Amtes würdig ist). Ist es da nicht eigentlich viel verlangt, wenn sich ausgerechnet die Studenten zurückhalten sollen? Denn sie haben ja die Reaktionen unserer schwachen Politiker gesehen: Ein bisserl was geht fast immer.

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Hahn: Die Ohrfeige für Pröll

27. Oktober 2009 12:08 | Autor: Andreas Unterberger

Eine schwere Niederlage der ÖVP: Nichts anderes ist die Nominierung von Johannes Hahn zum EU-Kommissar. Und das liegt nicht an der Person des Wissenschaftsministers, sondern an der Art seiner Bestellung. Hahn wird durch seine ruhige, Kontroversen scheuende, intelligente Art Österreich sicher keine Schande einlegen. Ob er so wie Franz Fischler zu einem kantigen Eckpfeiler des obersten europäischen Administrationsgremiums werden kann, ist freilich eher zweifelhaft. Vor allem ist zu befürchten, dass sein Ressort wohl nicht eines der bedeutendsten sein wird. Dazu hat die österreichische Bestellungs-Groteske dem Land schon zu viele Sympathien gekostet. Die Niederlage der ÖVP besteht aber auf ganz anderer Ebene: Es ist zum ersten Mal, dass eine Koalitionspartei der anderen das Recht zur Nominierung der Person für eine bestimmte Funktion streitig gemacht hat, nachdem schon festgestanden ist, welche Partei die Nominierung vornehmen soll. Selbst als Wolfgang Schüssel im Jahr 2000 einen der von der FPÖ nominierten Minister wenig geschätzt hat, konnte er diesen nur über den Umweg eines Vetos des Bundespräsidenten verhindern, wie er in seinen Memoiren  sagt. Umgekehrt hatte die ÖVP diskussionslos der SPÖ-Nominierung von Maria Berger für den EU-Gerichtshof zugestimmt, eine Position, die zwar weniger im Scheinwerferlicht steht, aber wohl mächtiger ist als ein Kommissar. Dabei ist Berger nicht nur ideologisch sehr weit links, sie hat auch keinen einzigen Tag als Richterin gearbeitet, bevor sie in das wichtigste Gericht Europas berufen wurde. Das sind wohl gewichtigere Vorbehalte gegen Berger als jene, die von der SPÖ gegen Wilhelm Molterer (in täglich wechselnder Formulierung) vorgebracht worden sind, um ihn schließlich ganz zu verhindern. Wird Josef Pröll nun als Blamierter zur Tagesordnung übergehen, so als ob nichts gewesen wäre? Oder wird es Revanchfouls geben, etwa wenn nun ein bisher von der SPÖ bestellter Verfassungsrichter nachzubesetzen ist? Oder hat Pröll für seine Demütigung wenigstens gewichtige andere Zugeständnisse erreicht? Die ÖVP hat nun zusätzlich das Problem, nun rasch einen Spitzenkandidaten für die Wiener  Wahl - spätestens - in einem Jahr zu finden. Hier steht die bürgerliche Partei freilich ohnedies vor einem Scherbenhaufen. Hat doch Hahn - obwohl seine Partei in Wien zuletzt die zweitstärkste war - das Rennen um den Bürgermeister vorzeitig aufgegeben, hat er doch körpersprachlich ständig gezeigt, wie viel spannender er seinen Ministerposten im Vergleich zur Kommunalpolitik sieht, und hat er doch in der Wiener Volkspartei nur sehr schwache Platzhalter platziert. Und das in einem Rennen, in dem die SPÖ praktisch alle Wiener Medien kontrolliert oder finanziert oder sonstwie zum Schweigen gebracht hat. In dem die SPÖ auf allen Ebenen eine unglaublich große Propagandamaschinerie angeworfen hat. Dennoch wäre das Rathaus sturmreif. Liegt doch Michael Häupl bei Meinungsumfragen auch persönlich schlecht im Rennen, vertrauen ihm doch nur noch 38 Prozent der befragten Wiener, während die Herren Sausgruber, Pühringer und Erwin Pröll, aber auch Gabi Burgstaller in ihrem jeweiligen Bundesland viel besser bewertet werden. Wenn die Wiener Volkspartei nicht sehr rasch eine sehr interessante und kampfeslustige Alternative bietet, dann wird es am Wahlabend eine bittere Enttäuschung geben: H.C.Strache wird auch von solchen Bürgerlichen gewählt worden sein, die ihm nicht einmal öffentlich die Hand geben würden; und er wird einen Dreier vor dem Prozentsatz seines Wahlergebnisses haben. Denn Strache hat zwar (auch) kein nennenswertes Programm, aber in einer längst für den Machtwechsel reifen Stadt das Allerwichtigste: den absoluten Willen zum Sieg!

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Fußnote 9: Subventionsdschungel

27. Oktober 2009 08:34 | Autor: Andreas Unterberger

Nicht nur bei Sozialleistungen, sondern auch bei jeder Art von Förderung sollte es Transparenz geben. Ein wunderbares Beispiel dafür ist die einstige steirische Affäre um Andrea Herberstein, die sogar vor dem Strafrichter endete. Die Besitzerin einer großen Tierparks hat von nicht weniger als vier steirischen Landesräten Förderungen kassiert. Und keiner hat vom anderen gewusst.

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Fußnote 8: Die neue Währung

27. Oktober 2009 08:32 | Autor: Andreas Unterberger

„Österreich hat eine neue Währung – die Milliarde. Das gilt aber nur auf der Ausgabenseite.“ So der Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka vor wenigen Tagen. Er muss es ja wissen.

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Fußnote 7: Attacs Rechtsliebe

26. Oktober 2009 23:17 | Autor: Andreas Unterberger

Man weiß zwar, eine Hörsaal-Besetzung wird nicht bestraft, aber trotzdem ist sie rechtswidrig. Und es wäre durchaus spannend, wenn einer jener Studenten, die deswegen eine Prüfung oder Ähnliches versäumen, einmal Schadenersatz einklagt. Etwa gegen Christian Felber von Attac Österreich, der im Audimax die Besetzer aufmunterte. Attac ist offensichtlich immer dann in der Nähe, wenn Gewalt und Rechtswidrigkeiten stattfinden - aber auch immer ganz scheinheilig empört, wenn man ihre Gewaltnähe beim Namen nennt.

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Populär und reformarm

26. Oktober 2009 18:38 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist bedrückend, wie wenig Spielraum heute Regierungen für notwendige Entscheidungen haben. Oder genauer: zu haben glauben. Das zeigt nun auch der Start von Schwarz-Gelb in Deutschland. Jahrelang haben die Rechtsparteien signalisiert, was sie in einer gemeinsamen Ehe alles besser machen würden als unter Teilnahme der SPD; sie haben dabei auch im Prinzip immer wieder auf die richtigen Schwachstellen des Landes hingewiesen. In der Stunde der Wahrheit ist von diesen Reformansätzen aber nicht mehr viel übriggeblieben. Letztlich zeigen alle drei Regierungsparteien in gleicher Weise Angst, unpopulär zu werden. Sie haben daher nur die angenehmen Seiten einer liberalkonservativen Reform, wie etwa eine Steuersenkung, auf die Agenda gesetzt. Unangenehme Notwendigkeiten, die Einsparungen, blieben in der schmerzfreien Theorie hängen. Lediglich im Gesundheitssektor gibt es einen ernsthaften wie auch interessanten Reformansatz, bei dem man aber noch auf die konkreten Details warten sollte. Daher steuert Deutschland wie viele andere Länder mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf eine neuerliche Finanzkrise zu. Denn die Hoffnung, dass ein durch die Steuersenkung angekurbelter Wirtschaftsboom die Kosten dieser Senkung gleich wieder finanzieren werde, ist sehr gering. Das könnte in guten Zeiten gelingen, aber nicht, wenn Deutschland ohnedies schon vor einem klaffenden  Finanzloch sitzt. Entstanden durch die Konjunkturkrise, durch die Bankenrettung, durch die Opel-Rettung, durch die Verschrottungsprämie. Wenn es aber auch ein Stück Hoffnung durch die neue Konstellation gibt, dann durch den neuen Finanzminister, durch den starken Mann im Rollstuhl. Wolfgang Schäuble hat das Zeug dazu, trotz allen Populismus rings um ihn auf die Finanzen der Nation zu achten. Er hat wohl von allen Politikern trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Behinderung das härteste Rückgrat - ähnlich wie sein Vorgänger Peer Steinbrück, aber ohne dessen Hang zur Unhöflichkeit. Das Gewicht Schäubles – oder die Klugheit der Bundeskanzlerin – zeigt sich auch daran, dass er ja eigentlich ein innerparteilicher Opponent Angela Merkels gewesen ist. Das ist eine Konstellation, die normalerweise die spätere Aufnahme in eine Regierung verhindert und den Abgang ins politische Nirwana garantiert. Siehe in Österreich das Aus für Karl Schlögl, Caspar Einem, Wolfgang Schüssel oder Wilhelm Molterer nach einem innerparteilichen Machtkampf und Machtwechsel. Insgesamt hat sich  wieder einmal der alte Spruch des Friedrich August von Hayek bewahrheitet, der in allen Parteien Sozialdemokraten geortet hat. Insbesondere Merkel selbst muss sich seit einiger Zeit in diese Gruppe zählen lassen. Die Reformkraft, mit der sie als junge Parteichefin angetreten war, ist verflogen. Ihr scheint nur noch wichtig zu sein, dass sie Kanzlerin bleibt. Was Geheim-Sozialdemokratin umso leichter fällt, da sich die offiziellen Sozialdemokraten in einer totalen Orientierungskrise befinden. Auch Ehrlichkeit zeichnet den Neustart in Berlin nicht wirklich aus. Haben die Koalitionsverhandler doch ernsthaft eine Zeitlang vorgehabt, über einen „Schattenhaushalt“ die Höhe des Defizits zu verstecken. Und diesen Plan erst nach öffentlichem Protest zurückgezogen. Freilich: Das Verstecken von Schulden wird auch in anderen Ländern, etwa in Österreich, gerne praktiziert. Kein Menschen weiß, wie hoch die – ja immer nur scheinbar – ausgelagerten Schulden der Alpenrepublik sind. Hunderte unterschiedliche Konstruktionen wie die Bahn, der Autobahnbau oder alle Ansprüche aus schon eingezahlten Pensionsbeiträgen würden schon heute eine schockierende Gesamtbilanz voller ungedeckter Schecks ergeben.

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Wo sind die Antisemiten geblieben?

23. Oktober 2009 12:18 | Autor: Andreas Unterberger

Die Zahl der Antisemiten in Österreich fällt kontinuierlich, signifikant und konstant. Das zeigt eine bisher unveröffentliche GfK-Studie. Waren es 1979 noch 15  Prozent, welche der Meinung waren, dass der Holocaust nicht erwiesen sei, so sind es heuer nur noch 5 Prozent - mit einer überraschenden Aufteilung auf die einzelnen Parteien. GfK hat alljährlich den Österreichern immer die gleiche Behauptung vorgelegt: "Die Massenvernichtung der Juden durch den Nationalsozialismus ist historisch nicht erwiesen." Die zustimmenden Antworten zeigen eine konstante Tendenz nach unten und haben heuer mit diesen fünf Prozent den niedrigsten Punkt erreicht (vier Prozent äußern keine Meinung dazu).  Es gibt nur ganz wenige Gruppen, wo die Zustimmung zu jener Aussage auch nur annähernd signifikant hervorstechen würde. Am ehesten findet man das Ja zur Holocaust-Leugnung noch in Kärnten mit 9 Prozent. Während diese Tendenz manchen Erwartungen entsprechen dürfte, verblüfft das Ergebnis der Parteipräferenzen: Denn bei den SPÖ-Sympathisanten halten immerhin 8 Prozent den Holocaust für nicht erwiesen an, während es bei der FPÖ nur 3 Prozent sind. Unerwartet ist auch die Altersschichtung: Da ragen ausgerechnet die 30- bis 39-Jährigen mit 9 Prozent als am  - relativ - problematischsten heraus. Die Studie gibt zumindest zu zwei Schlußfolgerungen Anlass: Man kann zwar streiten, ob der Unterschied zwischen SPÖ und FPÖ signifikant genug ist, um daran negative Aussagen über die SPÖ zu knüpfen. Eindeutig ist aber jedenfalls der umgekehrte Satz,  dass die Wähler der FPÖ in keiner Weise als überdurchschnittlich Nazi-affin hingestellt werden dürfen. Diese Aussage gilt aber auch für die Österreicher in Summe, die ja gerne von manchen Journalisten und Teinehmern an öffentlichen Debatten als unverbesserlich hingestellt werden. Freilich werden all jene, die von der Mär des braunen Österreich leben - durch Forschungsaufträge, durch Subventionen an "antifaschistische" Gruppierungen - das Ergebnis zu ignorieren versuchen. Sonst würde ihnen ja die Basis ihrer Existenz wegbrechen und öffentliche Mittel könnten für wichtigere Aufgaben in der Zukunft aufgewendet werden.

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Grüne Uni-Nostalgie

23. Oktober 2009 08:37 | Autor: Andreas Unterberger

Die Hochschülerschaft mit den grünen Studenten an der Spitze besetzt das Audimax der Wiener Uni. Wieder einmal ein großer Beitrag der Grünen für die Bildung in diesem Lande. Wieder einmal werden die durchaus zahlreichen lern- und prüfungswilligen Studenten an ihrem Studium behindert. Glauben ÖH und die Grünen wirklich im Ernst, dass durch solche Besetzungsaktionen irgendeines der vielen Universitäts-Probleme einer Lösung näherrücken könnte? Ein paar Bilder in Zeitungen - das wars dann wieder weitgehend mit der grünen Politik. Und natürlich ständig die Forderung nach noch mehr Geld - obwohl viele internationale Vergleiche zeigen, dass Geld nicht das zentrale Problem der österreichischen Universitäten ist. Weder ÖH noch Grüne haben auch nur Restelemente von Einsicht, dass gerade die von ihnen so stark verfochtene Politik eine Ursache der Probleme an den hohen Schulen ist. Eine dieser Ursachen ist das Fehlen von quantitativen Limits für die meisten Studienrichtungen und noch mehr das Fehlen von qualitativer Auslese, genauer gesagt Prüfung, welche Studendenten am besten für die jeweilige Studienrichtung geeignet sein dürften. Eine weitere Ursache ist die Abschaffung der Studiengebühren. Dies aber weniger wegen des Fehlens der erzielten Geldmittel, sondern weil Studiengebühren zu mehr Tempo im Studium führen, zum Ausscheiden von Pro-forma-Studenten, zu sorgfältigerer Studienwahl. Alle diese Ursachen sind aber nicht zuletzt auf die vehemente Agitation von Grünen und ÖH  zurückzuführen. Denen wiederum die studienorientierten Hochschüler freie Bahn geschaffen haben, indem sie nicht zur ÖH-Wahl gegangen sind. Freilich hat auch die Universitätspolitik der Regierung genug Fehler begangen. Sie hat vor allem bis heute den Unis keine klaren Ziele gesetzt, keine klaren Vorgaben gegeben, wofür die hohen Schulen eigentlich Steuerzahlergeld bekommen - und unter welchen Voraussetzungen es mehr davon gibt. Die Besetzung von Hörsälen sollte sich aber in keinem Fall unter diesen Voraussetzungen befinden. Die dient höchstens der grünen Uni-Nostalgie an ihre destruktive 68er Vergangenheit, die damals viele Unis schwer beschädigt hat.

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Schwule Subventionsempfänger

23. Oktober 2009 01:09 | Autor: Andreas Unterberger

Viele Menschen denken sich: Schwule Paare sollen doch heiraten können, wenn sie das wollen. Und wo und wie sie wollen. Warum auch nicht? Die Antwort, wo das wirkliche Problem mit diesem scheinbar harmlosen Detail steckt, hat soeben das deutsche Verfassungsgericht geliefert. Das deutsche Gericht hat schwulen Paaren, die in "eingetragenen Partnerschaften" leben, prinzipiellen Anspruch auf bessere (=sonst nur Ehepaaren zustehende) Steuerklassen und auf Witwer/Witwen-Renten zugebilligt. Der Zuspruch erfolgte aus einem einzigen Grund: Wegen der nach Ansicht der Richter notwendigen Gleichbehandlung solcher Paare mit Ehe-Paaren - obwohl im deutschen Grundgesetz zum Unterschied von der österreichischen Verfassung eine Pflicht zur Privilegierung der Ehe steht. Ein Privileg dürfe aber niemanden anderen benachteiligen, meinten die Richter. Was aber ist dann, bitte, eigentlich ein Privileg? Zweitens muss man sich fragen: Warum steht diese Gleichbehandlung, die steuerliche Begünstigung und Förderung, nicht auch Geschwistern zu? Geschwister leben bisweilen lebenslang zusammen und helfen und pflegen sich bis ins hohe Alter gegenseitig. Gibt es irgendeinen Grund für deren Diskriminierung? Oder müssen die erst ein inzestuöses Verhältnis haben (zumindest fingieren), um die gleichen Ansprüche zu haben wie ein schwules oder Ehe-Paar? Drittens ist es wirklich deprimierend, dass in Zeiten, wo alle Wegweiser auf Sparen gerichtet sind, eine politisch-korrekte Richter-Klasse ständig neue Ansprüche an die fast schon bankrotten Staaten entwickelt, ohne dass es irgendeine objektive Not gäbe. Und viertens darf man daran erinnern, dass die Förderungen der Ehe einen einzigen legitimen Zweck haben: Die Lasten der Kinderaufzucht zu erleichtern. Da früher praktisch jede Ehe in Kinderproduktion mündete, hat man die Kinderförderung oft über den Weg der Eheförderung betrieben. Das ist schon seit einigen Jahren nicht mehr stimmig gewesen, haben doch immer mehr Ehepaare die Kinderproduktion verweigert. Aber statt dass man eine ehrliche Diskussion zur Entflechtung der Kinderförderung von der Ehe beginnt, wird nun die Kinderförderung via Ehe auch solchen Paaren zugesprochen, die gar nie Kinder miteinander bekommen können. Aber wir haben es ja, die Deutschen wie die Österreicher. Die Kinder der anderen werden es schon einmal zurückzahlen. Wenn die Dummheit der Political correctness nicht nur via Politiker und Journalisten verbreitet wird, sondern via Richter, dann wird sie gemeingefährlich.

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Broder, die Provokation

22. Oktober 2009 11:13 | Autor: Andreas Unterberger

Henryk M. Broder ist einer der spannendsten deutschen Kolumnisten. Provokant, prowestlich, proisraelisch, antilinks bis zur Schmerzgrenze. Dennoch habe ich bei seiner jüngsten Aktion erst einmal intensiv zu prüfen versucht, ob die Meldung nicht eine bewusste Falle irgendwelcher als Künstler getarnten Provokateure ist. So wie es dieser Tage bei der als rechts getarnten Werbung für einen linken Agitationsfilm passiert ist, auf die einige sogenannte Qualitätsblätter prompt hineingefallen sind, indem sie flügelschlagend die erwünschte politisch korrekte Empörung (=Werbung für den Film) geliefert haben. Aber die Berichte über Broder scheinen zu stimmen, es sei denn, dass Broder selbst zum Günter Wallraff geworden wäre, zum professionellen Tarner und Täuscher. Broder will neuer Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland werden. Und begründet seinen Wahlkampf mit Argumenten, die ihm zweifellos den Vorwurf einbringen werden, rechten Antisemiten neue Munition zu liefern. Dabei ist die brutale, wenn auch oft einsame Ehrlichkeit vieler Stellungnahmen Broders in dieser ziemlich verlogenen Welt seit Jahren wohl das beste Mittel, viele Philosemiten zu schaffen. Er wirft dem bisherigen Zentralrat jedenfalls vor, zu einer „Reue-Entgegennahme-Instanz“ geworden zu sein, die ohne  Schamgrenze „Unbedenklichkeitserklärungen“ ausstellt. Broder will sich auch dafür einsetzen, dass der Straftatbestand der Holocaustleugnung aufgehoben wir. Diese Gesetze seien zwar gut gemeint, aber kontraproduktiv gewesen, „indem es Idioten dazu verhilft, sich als Märtyrer im Kampf um die historische Wahrheit zu inszenieren.“ Präziser kann man es kaum formulieren, auch wenn man nicht die Wortwahl Broders teilt. Es ist einfach lächerlich und ein Widerspruch zu allen Werten der Aufklärung, dass historische Fakten, wie es die geplante, durchorganisierte Ermordung vieler Millionen Juden durch die Nationalsozialisten ist, mit dem Strafgesetz durchgesetzt werden. Genau solche Gesetze führen ja bei vielen Menschen zum gegenteiligen Schluss: Dass irgendetwas an den Fakten doch nicht stimmen würde, wenn sie mit solchen Methoden verteidigt werden müssen. Wir gehen ja zu Recht auch nicht gegen jene Dummköpfe vor, welche die Mondlandung für eine Fiktion halten oder die Zerstörung des New Yorker World Trade Centers oder die gezielte Ermordung von Millionen Menschen durch die Kommunisten. Auch wenn es schon manche gibt, welche die Leugnung der "menschengemachten Klimakatastrophe" unter Strafe stellen wollen. Aber noch bin ich auf freiem Fuß, obwohl ich in diesem Punkt ein Leugner und daher - vielleicht - auch ein Dummkopf bin. Genau die gleiche Argumentationslinie vertrat einst übrigens auch Bruno Kreisky, der vehement davor warnte, rechtsradikalen Holocaust-Leugnern – oft minderbemittelte Berufsschüler – den Gloriolenschein eines vom Strafgesetz verfolgten Verkünders irgendwelcher dunklen Geheimnisse zu geben. Heute hingegen wagen in Österreich jüdische wie nichtjüdische Gesprächspartner solche Gedanken nur noch hinter doppelt vorgehaltener Hand zu äußern. Eine zusätzliche Pikanterie ist, dass viele jener, die sich mit einem besonders aggressiven Unterton der Empörung für eine möglichst strenge Bestrafung von Holocaustleugnern einsetzen, zugleich besonders aggressiv Israel kritisieren. Obwohl jedem klar ist, dass Israel beim kleinsten Signal von Schwäche von der Landkarte vertrieben würde (weshalb die Selbstverteidigung Israels fast unweigerlich zu hässlichen Übergriffen führt). Aber wer wird schon Solidarität mit den lebenden Juden hegen, wenn man mit den toten so herrlich leicht zum Meister aller Moralklassen wird.

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Spital: Und wer zahlt?

22. Oktober 2009 00:50 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist ein unscheinbares Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs, aber mit großer Sprengwirkung: Die Stadt Wien muss Wiener Spitälern auch die durch Nichtwiener entstandenen Kosten ersetzen, soweit nicht ohnedies die Krankenkassen dafür zahlen. Diese Judikatur könnte das absurde Gesundheitsfinanzierungs-System der Republik kippen. Denn nun wird wohl auf die Stadt Wien eine gewaltige Kostenlawine zukommen: Hat die Hauptstadt doch die meisten und im Schnitt auch besten Spitäler, die bei besonders schwierigen und daher meist teuren Fällen von Patienten aus ganz Österreich aufgesucht werden. Was an sich durchaus vernünftig ist. Denn wer von Villach bis Zwettl überall Hightech-Medizin für jede einzelne Krankheit anschaffen will, lebt auf dem Mond. Das droht aber nun für Wien zur unfinanzierbaren Katastrophe zu werden  - selbst wenn die Stadt sparsamer wäre, und sie das Steuergeld nicht rund ums Jahr für Donauinsel-, Abtreibungs- oder Eislauffeste, die Bestechung gefügiger Zeitungen und Spitzenbezüge der Gemeindebeamten ausgeben würde. Aus dieser Katastrophe gibt es es nur einen sinnvollen Weg (will man nicht an der Stadtgrenze Einfahrtverbote für Nichtwiener Patienten errichten): Die gesamte Finanzierung aller Gesundheitsausgaben wird von den Ländern komplett auf die Kassen übertragen. Geschieht das nicht, kommen wir zu einer preistreibenden Eskalation der gegenseitigen Kostenzuschiebungen: Die Kassen wollen alle Patienten am liebsten in die Spitäler schicken; die Länder wollen möglichst viele Kosten auf die Kassenärzte transferieren. Am Schluss ist alles noch teurer geworden, denn niemand schaut, welche Variante jeweils das beste Preisleistungsverhältnis hat. Und jetzt kommt da eben noch ein zweites Kostenzuschiebungs-Karussell in Gang: Jedes Bundesland möchte möglichst viele Patienten in andere Länder senden. Beide Absurditäten kämen zu einem Ende, wenn die Krankenversicherung alleine die Kosten tragen müsste. Wobei das System sicher noch effizienter und sparsamer wäre, bekämen die Bürger ein Wahlrecht zwischen einzelnen Kassen - sowohl privaten wie staatlichen. Denn Konkurrenz hat immer noch am besten gewirkt: Manche Kassen werden sich im Konkurenzdruck zu Qualitätsanbietern entwickeln und andere zu Billiganbietern. Und manche werden im Wettbewerb untergehen. Was gegen eine solche Systemänderung spricht? Nichts, außer dass die Länder dann nicht mehr Günstlinge als Primare einsetzen und jedem mittelgroßen Ort ein eigenes teures Spital garantieren könnten. Der Schmerz wäre für die Bürger erträglich. Daher sei vorerst Optimismus angesagt. Vielleicht hat wieder einmal ein Höchstgericht - wahrscheinlich unbeabsichtigt - Dinge einer guten Regelung näher gebracht, an denen sich bisher die gesamte Politik die Zähne ausgebissen hat. Und die neuen Geldnöte zumindest der Stadt Wien werden mächtigere Politiker in Trab setzen, als derzeit auf Bundesebene für die Gesundheit verantwortlich sind. Die Rathausgewaltigen gegen - wie hieß doch schnell der Gesundheitsminister?

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Fußnote 6: Cap wird ehrlich

21. Oktober 2009 12:22 | Autor: Andreas Unterberger

Ein Transferkonto ist "angedrohter Sozialabbau". So Josef Cap im Radio. Ehrlicher kann man nicht sein. Denn wenn die SPÖ mit dieser Begründung die ÖVP-Idee ablehnt - und nicht etwa, weil diese zu kompliziert sei -, dann gibt sie offen zu: Es gibt massiven Sozialmissbrauch und/oder Sozialleistungen in einem Umfang, der für die Steuerzahlenden provozierend ist. Wäre das nicht so, könnte sich Cap nicht so sicher sein, dass es zu Sozialabbau führt, wenn man einmal alle sozialen Geldflüsse erhebt. Daher seine Konklusion: lieber gar nicht hinschauen.

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Der Rohrstaberl-Schmäh

21. Oktober 2009 10:27 | Autor: Andreas Unterberger

Oberösterreichische Lehrervertreter haben einige harmlose Vorschläge gemacht. Und schon fuhr die politisch korrekte Dampfwalze über sie drüber: Pfui, die bösen Lehrer wollen „Zurück zum Rohrstaberl“! Die Lehrer hatten aber lediglich verlangt, dass sie irgendwelche Reaktionsmöglichkeiten in die Hand bekommen, wenn Schüler aggressiv werden, die Lehrer beschimpfen, Mobiliar zerstören oder sich sonst wie total destruktiv zeigen. Als Sanktionen vorgeschlagen wurden (natürlich nicht die Prügelstrafe, sondern): die Verpflichtung zu Sozialdiensten, die Wiedergutmachung des angerichteten Schadens in der Freizeit oder durch Geld. Schüler sollten strafweise auch von gemeinsamen Aktivitäten ausgeschlossen werden können. Mein Gott, wie sind diese Vorschläge harmfrei. Und ohnedies stark von der zahnlosen Kuschelpädagogik der letzten Jahrzehnte (trotz deren katastrophaler Ergebnisse) geprägt. Laien werden sich höchstens wundern, dass die Lehrer nicht einmal diese erwähnten Strafen einem renitenten Schüler antun dürfen. Wo es doch evident ist, dass eine wachsende Anzahl von – durch Dauer-Fernsehen, Computersucht, Migration oder gar Drogen und Alkohol aus der Bahn geworfenen – Jugendlichen kaum mehr zu disziplinieren ist. Mein Gott, wie muss man ideologisch verbiestert sein, um da so hysterisch zu reagieren, wie es einige SPÖ-Politiker tun. In Wahrheit signalisiert die für die Schulpolitik zuständige Partei den Lehrern ständig nur Verachtung. So wie in der Zwischenkriegszeit die Arbeiter an den Klassenkampf gegen die Unternehmer geglaubt haben, glaubt jetzt die SPÖ an den ununterbrochenen Klassen-Kampf gegen die Lehrer, im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Im Glauben, das sei populär. Wundert es da jemand, dass die Lehrer im Gegenzug auch bei durchaus diskutablen Punkten, wie etwa der Arbeitszeit und dem Versetzungsschutz ihrerseits auf stur schalten? Und wieso gibt es außer der Fanatikerin Claudia Schmied eigentlich derzeit in keiner Partei relevante Schulpolitiker? Als ein solcher kann freilich nur glaubwürdig sein, wer kein Lehrer ist. Da kommt sonst immer die strukturkonservative Gewerkschaftssicht heraus. In Wahrheit sind die Eltern die wichtigsten Auftraggeber der Schule. Dann erst alle anderen: Lehrer, künftige  Arbeitgeber, ältere Schüler, Vertreter der Steuerzahler - und notfalls auch die Theoretiker der Pädagogik von den Universitäten.

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Fußnote 5: Afghanische Wunder

21. Oktober 2009 00:38 | Autor: Andreas Unterberger

Irgendwie atemberaubend: Eine riesige Armee schützt in Afghanistan einen Staatspräsidenten, der nun des Hunderttausendfachen Wahlbetrugs überführt ist. Und einige Tausend werden dafür noch sterben. Und einige Regierungen ob dieser Unterstützung Wahlen verlieren. Zum Schutz der Demokratie braucht man aber immer auch Demokraten.

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Fußnote 4: Gratis-Weisheiten

21. Oktober 2009 00:31 | Autor: Andreas Unterberger

In einer der Gratis-Zeitungen präsentiert ein Herr Fellner eine brillante Idee, wie man die Kriminalität in den Griff bekommt: Man müsse nur überprüfen, "wenn ein Rumäne hinter einem Wiener Kennzeichen sitzt". Dass das die Polizei noch nicht durchschaut hat! Die glaubt nämlich in ihrer Naivität, die Diebsbanden würden auch Kennzeichen und Papiere austauschen  . . .

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Pensions-Träume 2

21. Oktober 2009 00:24 | Autor: Andreas Unterberger

Bisweilen drängt es dazu, den eigenen Blog-Eintrag zu ergänzen. Das Pensionsthema hat sehr viel Anklang gefunden - und ist durch extrem spannende Vorschläge bereichert worden, sodass ich jedem das Studium der Kommentare nur empfehlen kann. Aber masochistisch möchte ich es mir hier noch einmal mit den Pensionisten - und gleich auch den Beamten anlegen. Es war sehr auffällig, wie sehr sich ausgerechnet die Beamtengewerkschaft in den letzten Tagen für die Hacklerpensionen stark gemacht hat. Wie das? Hier geht es jetzt gar nicht um billige Scherzchen über das Verhältnis von Beamten und "Hackeln"; denn längst wissen wir, dass diese (sprachlich so hässliche) Wortschöpfung eine geniale PR-Erfindung ist, die jeden Kritiker der Hacklerpension als bösen Ausbeuter erscheinen lässt, der arme Bauarbeiter auch dann noch in die Künette treiben will, wenn die schon am Stock  gehen. In Wahrheit kommt diese Regelung jedoch fast nur Schreibtisch-Tätern zugute. Und da überraschenderweise insbesondere den Beamten: Denn bei diesen dürfen die Männer schon nach 40 Beitragsjahren in Pension gehen. So wie alle Frauen, während aber sonst die Männer 45 Jahre brauchen. Ein völlig unbegründetes Privileg, dessen öffentliche Diskussion die Beamtengewerkschaft jedoch bisher immer erfolgreich unterdrücken konnte. Das ist kein billiges Beamten-Bashing. Viele Beamte sind gut, fleißig und unverzichtbar. Aber solche versteckten Privilegien (wie viele gibt es sonst noch irgendwo?) ärgern einfach. Und man kann sie halt so herrlich leicht verstecken, weil sich nur Beamte in dem extrem komplizierten und kasuistischen Beamten-Dienstrecht auskennen. Und die haben kein sehr starkes Aufdecker-Interesse zum eigenen Nachteil. Erziehung und Höflichkeit veranlassen dazu, alten Menschen respektvoll zu begegnen. Dennoch möchte ich hier einem der beliebtesten Argumente der Pensionisten respektvoll Fakten entgegenhalten. Viele von ihnen sehen es nämlich als zutiefst undankbar an, dass - scheinbar oder wirklich - ihre Verdienste in der Vergangenheit ignoriert werden. Dazu zählen sie insbesondere den Wiederaufbau und den Wohlstand, den sie den nachfolgenden Generationen hinterlassen haben. Deshalb meinen sie, dass man nicht so genau rechnen solle, dass sie ihre Pensionen versicherungsmathematisch nicht einmal zur Hälfte erwirtschaftet haben. Nun, jene Leistungen sollen gewiss vor allem in Hinblick auf jene, die unmittelbar nach  dem Krieg gearbeitet wie gedarbt haben, nicht vergessen werden. Nur sollte man schon der Wahrheit die Ehre geben: Die Pensionisten haben dafür etliche unbezahlte Rechnungen hinterlassen: nämlich nicht nur die exorbitanten Pensionslasten und die progressive Kinderzeugungsverweigerung durch die jetzt langsam in die Pension hinübergleitende Babyboomer-Generation, sondern gleichzeitig auch eine in den letzten 40 Jahren steil gestiegene Staatsverschuldung, mit der man sich Wachstum und Wohlstand auf Pump erkauft hat. Ganz nach dem Rezept der 68er: Man muss nur imstande sein, Ansprüche zu definieren, deren Deckung ist dann nicht mehr unser Problem. Freilich: Diese Anspruchsmentalität als zentrales Problem der Gesellschaft ist sicher nicht einzig bei Pensionisten zu diagnostizieren. Man denke nur an die Arbeitslosen - die ja für alle immer als Exempel einer Gruppe gelten, der immer noch mehr zu helfen ist. Aber mir hat bisher noch niemand erklären können, weshalb Norddeutsche bereit sind, Tiroler Tourismus-Jobs anzunehmen, ostösterreichische Arbeitslose jedoch nicht. Bis mir jemand eine andere Erklärung liefert, bleibe ich bei der Überzeugung, dass deren Not nicht so dramatisch  sein kann, wie gerne getan wird. Und dass in der Tat unser Sozialstaat dringend überholungsbedürftig - genauer: reduktionsbedürftig ist. Das verdichtet sich schon lange zur Tatsache:  Selbst wenn die SPÖ das Modell von Transferkonten blockiert, weil sie offenbar die Demaskierung ihres gesamten Wohlfahrtssystems fürchtet. Wobei diese Wohlfahrtskonten, die alle sozialen Transfers auflisten, ja durchaus auch um die Veröffentlichung aller Subventionen an die Wirtschaft ergänzt werden sollten. Oder etwa auch um Konten, wie viele Millionen Ministerien und staats- (sowie insbesondere: gemeinde-)nahe Betriebe zur Bestechung von Zeitungen ausgeben. Oder wie viel PR- und ähnliche Agenturen aus Steuermitteln kassieren (die dann oft für dieses Geld in Wahrheit für Parteien arbeiten). In der Slogansprache einstiger 1.-Mai-Demonstranten: Her mit der Transparenz. Und weg mit der Verschanzung hinter der Datenschutz genannten Geheimniskrämerei privilegierter Klassen.

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Ein Wunder: Die Schulpolitik ist lernfähig

20. Oktober 2009 11:35 | Autor: Andreas Unterberger

Selten genug, aber diesmal scheint es doch am Platz zu sein: nämlich Lob für die Schulpolitik – freilich Lob verbunden mit deutlichen Vorbehalten. Die am Mittwoch im Nationalrat auf der Tagesordnung stehende Maturareform geht jedenfalls in die absolut richtige Richtung – also weit weg von dem, was insbesondere die Unterrichtsministerin ansonsten anstrebt. Die meisten Vorschläge Claudia Schmieds und ihrer Einflüsterer sind ja ansonsten unter "Leistungsnivellierung nach unten" subsummierbar. Nur keine Anforderungen, nur keine Auslese, nur keine Differenzierung, sondern: Jedes Zeugnis mit möglichst wenige Anstrengung für jeden. Damit man den jungen Menschen scheinbar keine Chancen nimmt, zerstört man ihnen in Wahrheit den Wert ihrer Bildungsabschlüsse. Die neue Matura ist erstmals ein Signal in die Gegenrichtung: Wenn die Aufgaben und Themen bei einem Teil der Reifeprüfung zentral festgelegt werden, wenn nicht nur ein Lehrer die anderen Prüfungsfragen aussucht, sondern ein ganzes Team, dann ist es nicht mehr sinnvoll, dass sich Schüler leichte Professoren aussuchen. Dann werden eher jene Lehrer attraktiv, bei denen man wirklich etwas lernt und gut auf die Matura vorbereitet wird. Auch der von vielen engagierten Lehrern beklagte ideologische oder opportunistische Druck linker Direktoren, nur niemanden und schon gar keinen sozial oder kulturell Benachteiligten durchfallen zu lassen, verliert an Bedeutung. Auch das Bemühen einzelner Lehrer, bei der Matura und sonstigen Leistungsanforderungen möglichst „hilfreich“ zu sein, um dann (absurderweise) als erfolgreiche Lehrkraft zu gelten, wird künftig ins Leere gehen. Wenn die neue Matura wirklich engagiert umgesetzt wird, dann wird sich zum einen das Klima in der Schule total verändern. Dann wird der Lehrer zum Verbündeten, zum Trainer am Weg zum Erfolg. Dann werden Noten wieder zur Orientierung, und nicht zum Bescheid, zu dessen Bekämpfung man alle möglichen juristischen Tricks anwendet. Zum anderen wird dann das Maturazeugnis tendenziell wieder ernster genommen; derzeit schauen es potentielle Arbeitgeber ja kaum mehr an. Dann wissen die Universitäten auch wieder, dass der studentische Nachwuchs wirklich reif ist für ein Hochschulstudium; und sie müssen nicht mühsam neue Aufnahmshürden aufbauen. Freilich: All das steht unter dem Vorbehalt, dass der neue gesetzliche Rahmen von den Akteuren auch ernsthaft genutzt und nicht sabotiert wird. Dass also die gestellten Aufgaben wirklich selektiv sind und sich nicht auf einem Niveau bewegen, das in ordentlichen Schulen schon in der 5. oder 6. Klasse erreicht wird. Also: Behalten wir ein sehr wachsames Auge, was aus dem Buchstaben eines neuen Gesetzes im wirklichen Leben wird. Angesichts des sonstigen Benehmens von Schmied ist ja ein ordentliches Maß an Rest-Misstrauen durchaus am Platz.

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Pensions-Träume

19. Oktober 2009 13:13 | Autor: Andreas Unterberger

Das war wieder ein großartiger Beitrag des ORF, um die Frustration und den Politikerhass der Jungen zu heben. Auf der einen Seite ein breit und zufrieden lachender Karl Blecha, der es ungeniert wagt, die Pensionen als verdiente Gegenleistung für die Lebensarbeit zu bezeichnen – obwohl nachweislich die meisten Pensionen versicherungsmathematisch nicht einmal zur Hälfte durch irgendwelche Einzahlungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern verdient sind. Auf der anderen Seite zwei Jugendpolitikter, die agieren, als wären sie vom Kampfzentrum der Ausgleichszulagenbezieher. (wieder einmal lässt der ORF lediglich Rote und Grüne die Jungen vertreten – obwohl hinter denen nur noch eine kleine Minderheit der Jungen steht). Aber auch sonst wagt keiner, die ganze Wahrheit anzusprechen, nach der einige junge Freunde lechzen, die auch den Beitrag angesehen haben. Ihre – konsequenten wie logischen – Forderungen, die auch auf anderen Ebenen diskutiert werden: Jedes Pensionsantrittsalter, das sich an einer fixen Altersgrenze(60/65) oder an einer bestimmten Anzahl von Verdienstjahren (40/45) orientiert, ist ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler – wobei ja auch diese Regel nicht ernsthaft gelebt wird. Bei einer rapide steigenden Lebenserwartung muss auch das Pensionantrittssalter permanent steigen, und zwar automatisch und ohne lange Diskussionen. Das Mindeste wäre dabei, den Anteil der Pensionszeit an der gesamten Lebenszeit prozentuell stabil zu halten: Derzeit kommt die steigende Lebenserwartung ausschließlich der Pensionszeit zugute, während das wirkliche Pensionsantrittsalter im Lauf der Jahrzehnte sogar gesunken ist. Inhaltlich noch logischer wäre es, die Pensionsdauer in absoluten Jahren stabil zu halten (und zwar auf einem Bruchteil der jetzigen 20 Jahre bei Männern und 25 Jahre bei Frauen). Die noch viel spannendere Frage: Wozu braucht es überhaupt ein Antrittsalter? Warum kann man nicht mit 30 Jahren in Pension gehen und dann halt nur 27 Euro pro Monat bekommen - oder auch erst mit 85 Jahren und dann halt 7000 Euro? Es ist versicherungsmathematisch recht einfach, die eingezahlten Beiträge rechnerisch umzulegen auf die zu erwartenden Pensionsjahre - aber die Politik scheitert seit Jahren an der Einführung des transparenten Pensionskontos. Vermutlich, weil es das Ende für das permanente gönnerhafte Drehen an den Pensionsschräubchen bedeuten würde. Lediglich für die Ausgleichszulage (also die beitragsfreien Gratispensionen, hinter denen sich bei manchen auch betrügerisches Verhalten wie Pfusch oder geheimer Bezug von Auslandspensionen versteckt) bräuchte es wohl weiterhin ein Antrittsalter. Freilich sollte man gleichzeitig den rapiden Anstieg der Ausgleichszulagen im letzten Jahrzehnt dringend einbremsen. Es gibt absolut keinen Grund (außer Populismus), dass diese Gratispensionen sogar stärker gestiegen sind als die Einkommen der Aktiven. Nur bei den Frauen, die Kinder großgezogen haben, sollten diese Jahre - auch rückwirkend - großzügig berücksichtigt werden. Als wesentliches Argument, warum das faktische Pensionsantrittsalter Jahre unter dem gesetzlichen liegt, muss die hohe Altersarbeitslosigkeit herhalten. Nur: Woher kommt die? Haben die bösen Arbeitgeber etwas gegen Leute über 50? Viel realistischer als diese Verschwörungstheorien erscheint mir das alte Prinzip von Angebot und Nachfrage. Vereinfacht ausgedrückt: Alte Arbeitnehmer sind zu teuer für die gebotene Leistung. Was auch nicht sonderlich verwundert - schließlich sieht der Großteil der Kollektivverträge ein kontinuierliches Ansteigen der Löhne bis zur Pension vor. Der Zenit der Leistungsfähigkeit (der Schnittpunkt aus steigender Erfahrung und abnehmender Leistungsbereitschaft bzw. -fähigkeit) liegt aber in nahezu allen Berufsgruppen deutlich davor. Unser Pensionssystem beruht auf einem Umlageverfahren. In einem Generationenvertrag stehen dem Recht auf den späteren eigenen Pensionsbezug aber zwei Pflichten gegenüber: Erstens einen Beitrag zur Zahlung der jetzigen Pensionisten zu leisten und zweitens (und darauf wird gerne vergessen) selbst Kinder in die Welt zu setzen, die einmal meine Pension zahlen. Es kann nicht sein, dass die kollektive Fortpflanzungsverweigerung eines Landes keinerlei Auswirkung auf sein Pensionssystem hat. Es ist systemwidrig und unfinanzierbar, wenn Menschen, die weniger als zwei Kinder in die Welt setzen, gleich viel Pension erhalten wie Dinkys (abgesehen vom Umstand, dass Eltern durch die Kindererziehungszeiten ohnehin ein finanzieller Schaden entsteht). Es gibt allerdings nach wie vor Tagträumer wie Martin Schenk (Diakonie), welche die sinkende Kinderzahl sogar als Vorteil sehen - schließlich müssen die ja auch von den Aktiven durchgefüttert werden . . . Kann es sein, dass relevante Bevölkerungsgruppen - nämlich Pensionisten und Beamte - von wirtschaftlichen Krisenzeiten nicht nur unverschont bleiben, sondern die übrigen Gruppen (die ohnehin mit Arbeitsplatzverlust, Kurzarbeit und Lohnkürzungen zu kämpfen haben) für die Pensionsten auch noch Erhöhungen zu erwirtschaften haben? Kann irgendjemand einen vernünftigen Grund sagen, warum Frauen, die keine Kinder bekommen haben und eine um fünf Jahre längere Lebenserwartung haben, nach wie vor fünf Jahre früher in Pension gehen dürfen? Wer spricht endlich einmal offen aus, dass es sich beim Großteil der Invaliditätspensionisten um Betrüger handelt, die unter Mithilfe von willfährigen Ärzten Betrug an der Allgemeinheit begehen? Aber das dürfte ja in Österreich ein Kavaliersdelikt sein - genauso wie Steuerhinterziehung.

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Die Dame Benita als Schachfigur

19. Oktober 2009 08:20 | Autor: Andreas Unterberger

Werner Faymann will nun Benita Ferrero-Waldner und nicht Willi Molterer in der EU-Kommission. Das ist ein ziemlich klarer Beweis, wie kaputt diese Koalition in Wahrheit schon ist. Die plötzliche Ferrero-Liebe Faymanns ist nämlich nur als ein weiterer Nadelstich unter den Koalitions-„Partnern“ zu interpretieren. Denn würde Faymann – wohl als einziger – wirklich ehrlich an die überlegene Qualität Ferreros glauben, hätte er das ja schon vor einem halben Jahr sagen können. Bevor sich Ferrero noch in den peinlich schiefgelaufenen Kampf um die Unesco-Leitung gestürzt hatte. Aber Faymann tut das erst jetzt als offensichtlichen Versuch, seinen Koalitionspartner zu demütigen. Was daraus freilich eine Nagelprobe für Josef Pröll macht. Denn die ÖVP hat vor einigen Monaten ohne eine Sekunde erkennbaren Widerstands zugestimmt, dass der österreichische Richter im Europäischen Gerichtshof nicht mehr Peter Jann (=tiefschwarz), sondern Maria Berger (=knallrot und ohne jede richterliche Vorerfahrung) heißt. Wieder einmal – wie so oft bei Vereinbarungen in Personalfragen – ist die ÖVP nun offensichtlich der SPÖ hineingefallen, die sich nicht an Vereinbarungen hält (die in diesem Fall gelautet haben: Den Vorschlag für die EuGH-Besetzung macht die SPÖ, den für die Kommission die ÖVP). Und die SPÖ versucht dies auch noch mit Hilfe ihres großen mit Steuergeldern erkauften medialen Umfelds als qualitätsorientierte Entscheidung darzustellen. So wie in allen früheren großen Koalitionen haben sich nun beide Seiten mit ihren Wünschen in der Öffentlichkeit eingegraben. Und können nur unter großem Gesichtsverlust zumindest für eine Partei zurück. Bei der Verliererpartei aber wird künftig zweifellos die Lust zu Racheoperationen steigen. Gibt Faymann nach, wird er noch weniger bereit sein, sich für die dringend notwendigen Sanierungsreformen, die Verwaltungs- oder ORF-Reform einzusetzen. Warum sollte umgekehrt die ÖVP als Verliererin in Sachen EU-Kommission beim Freiwerden von Positionen im Verfassungsgerichtshof nicht versuchen, mit Blau und Orange eine bürgerliche Persönlichkeit zu nominieren, auch wenn es sich um einen traditionell „roten“ Posten handelt? In der Verfassung steht jedenfalls nichts von einem solchen Richterproporz. Das alles aber hatten wir unter Klima oder Gusenbauer doch schon längst. Zurück zur Kommissarsbesetzung. Gewiss könnte man fragen, warum entscheiden überhaupt Parteien über diese Funktion. Ich kenne freilich keine sinnvolle Alternative. Wer wäre denn besser für solche Entscheidungen legitimiert als die unbestreitbar demokratisch ins Amt gekommenen Politiker? Mir fällt auch keine Persönlichkeit ein, die als Parteiunabhängiger wirklich ein besseres politisches Vortraining für die Arbeit in der europäischen Regierung hätte als ein gestandener Politiker. Die EU-Kommission ist nun einmal eine politische Institution und nichts für politische Amateure. Wolfgang Schüssel, wohl auch Alfred Gusenbauer wären unter dem vorhandenen Personal am besten geeignet, in Brüssel eine starke Rolle zu spielen. Beide aber dürften wohl auch dann Nein sagen, wenn sie ernsthaft gefragt würden. Was aber sicherheitshalber ohnedies nicht passieren wird. Gusenbauer hat jedenfalls das Geldverdienen entdeckt (was bei so manchen ehemaligen Politikern erstaunlich viel einbringt); und Schüssel hält sich für höhere internationale Aufgaben in Reserve (die sich freilich nirgendwo abzeichnen). Hinter diesen beiden aber sind Molterer, Plassnik, Bartenstein zweifellos die besten Kandidaten, jeder mit eigenen Vor- und Nachteilen. Und was spricht gegen Ferrero? Ist sie doch fleißig, korrekt, pflichtbewusst und ambitioniert. Sie strahlt aber bei jeder Aktion Unsicherheit aus; sie hat es nie verstanden, eigenständige Akzente zu setzen; sie war nie durchsetzungsstark. Ihre Gloriole als Märtyrerin während der Sanktionenmonate 2000, als die wohlerzogene Dame rüdem Mobbing von Außenministerkollegen ausgesetzt war – diese Gloriole ist verschlissen. Letztlich war Ferrero nie mehr als ein brave Diplomatin, keine Politikerin. Umso mieser auch ihr gegenüber, wenn sie jetzt zur Schachfigur im heimischen Intrigenspiel wird.

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Europa bleib stark

19. Oktober 2009 07:57 | Autor: Andreas Unterberger

In Sachen Opel zeigt sich die Europäische Union endlich wieder einmal von ihrer allerbesten Seite. Also von jener, weswegen man schon Ende der 80er Jahre zu dem Schluss kommen musste, dass der europäische Binnenmarkt (und später die europäische Währung) samt starken supranationalen Institutionen auch für Österreich eine hervorragende Sache ist. Selbst wenn es schmerzt, wie der EU-Apparat inzwischen leider von Sozial- und Ökologie-Romantikern durchsetzt worden ist, muss man das Veto der EU gegen die Opel-„Lösung“ als Ruhmesblatt der Union hervorheben. Es zeigt den eigentlichen Sinn der gesamten Integration. Freilich muss man zittern, ob die Kommission am Ende nicht doch unter dem Druck der deutschen Regierung und der Gewerkschaften nachgeben wird. Umso mehr sollte man sie aber vorerst einmal loben. Aus mehreren Gründen:

  1. Wenn die Herstellung eines bestimmten Produkts, wie etwa von Opel-Autos, nur noch mit Subventionen aus Steuermitteln möglich ist, dann sollte sie besser eingestellt werden. Denn dann ist das ein absurder Geldfluss: Dann subventionieren die Nichtautokäufer die Autokäufer und die nächsten Generationen das Vergnügen der heutigen, billige Autos kaufen zu können. Die nationalen Regierungen wissen das zwar meist – können sich aber nur schlecht gegen die diversen Lobbies und Gewerkschaften durchsetzen.
  2. Wenn deutsche Steuergelder unter der – zumindest heimlichen, bisweilen auch laut ausgesprochenen – Bedingung ausgegeben werden, dass in anderen Ländern Opel-Fabriken zugesperrt werden, um die deutschen zu retten, dann ist das ein sinnloser Subventionswettlauf zur Verbrennung europäischer Steuergelder. Denn dann wird bei der nächsten Krise eines Unternehmens zum Beispiel die spanische oder die belgische Regierung Subventionen zahlen, damit ein Standort in Deutschland zugunsten eines heimischen zugesperrt wird. Dieser Wettlauf schadet allen.
  3. Wenn es keine Steuersubventionen geben sollte, heißt das ja noch lange nicht, dass alle Opel-Fabriken und Arbeitsplätze verloren sind. Denn dann kommt es ordnungsgemäß zur Insolvenz, in der ein Masseverwalter viele Kaufangebote für jede Fabrik zu finden sucht, um einen möglichst hohen Preis zu erzielen. Der Preis ist natürlich dann höher, wenn ein Käufer mit den Produktionsanlagen und qualifizierten Arbeitskräften etwas anfangen kann, sie also weiterbeschäftigt, als wenn er nur noch am Grundstück interessiert wäre.
  4. Eine Rettung für den ganzen Opel-Konzern ist in Wahrheit nur ein Hinausschieben des höchstwahrscheinlichen Todes. Selbst in Hochkonjunkturzeiten waren in Europa und den USA nicht mehr alle Autoproduktionsanlagen voll in Betrieb oder gar gewinnbringend. In China oder Indien werden ständig neue und billig produzierende Fabriken gebaut. Autobau in Europa hat nur noch dort Zukunft, wo man technologisch der ganzen Welt voraus ist (was bei Opel eher nicht der Fall zu sein scheint). Oder wenn die europäischen Gewerkschaften bereit wären, viel niedrigere Löhne hinzunehmen (was sie wohl noch viele Jahre lang nicht hinnehmen werden, weil es ihre Selbstaufgabe bedeutet).
  5. Die Opel-„Rettung“ ist aber nicht nur wirtschaftlich unvernünftig, sondern auch menschenrechtswidrig. Denn auch die deutsche Regierung ist nicht bereit, andere Unternehmen oder gar die hunderttausenden Klein- und Mittelbetriebe zu retten, wenn diese in ähnliche Schieflage kommen. Die Kleinen werden im Gegenteil oft sogar erst durch den hohen Steuerdruck, der die Opel-„Rettung“ überhaupt möglich macht, in den Untergang getrieben.
Die Konklusion aus all dem ist ein einziger Wunsch: „Europa bleib stark!"

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Fußnote 3: Justizschläfer

17. Oktober 2009 10:59 | Autor: Andreas Unterberger

Nach fünf Jahren hat die heimische Justiz endlich eine Anklage (das ist noch lange kein Prozess oder gar schon rechtskräftiges Urteil!) gegen die Verantwortlichen für die Libro-Pleite zustandegebracht. Sodass inzwischen die meisten Anlegeransprüche dieser großen Massenaktie verjährt sind. Die amerikanische Justiz hat den Mega-Betrüger Madoff in einem halben Jahr abgeurteilt. Und was tut die Opposition angesichts dieses neuerlichen Versagens unserer Justiz? Nichts. Die kriegen das nicht einmal mit, sondern machen reihenweise Sondersitzungen wegen kindischer Streitereien im unnötigsten aller Untersuchungsausschüsse.

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Fußnote 2: BZÖ-Liberalismus

17. Oktober 2009 10:58 | Autor: Andreas Unterberger

Leistung und gute Universitäten gehören wohl nicht zu den "liberalen" Werten, die das BZÖ neuerdings hochhalten will. Sonst würde die (Kärnten-)Partei nicht massiv gegen Zugangsbeschränkungen für die Unis agitieren.

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Fußnote 1: Der Polyglott

17. Oktober 2009 10:39 | Autor: Andreas Unterberger

Werner Faymann hatte keine Zeit, als die beiden höchsten Repräsentanten der EU in Wien das neue Haus der EU eröffneten. Irgendwie verständlich: Die hätten sich vielleicht erwartet, man könnte sich mit dem Bundeskanzler dieser Republik in irgendeiner ausländischen Sprache unterhalten . . .

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Der Bösmensch aus Berlin

16. Oktober 2009 12:35 | Autor: Andreas Unterberger

Thilo Sarrazin: Wie konnte ein übler Mensch wie er nur so weit kommen und im Amt bleiben? Das ist ein großer Skandal. Kurz die Vorgeschichte, für jene, die diese nicht präsent haben: Der deutsche Sozialdemokrat begann einst als Finanzverantwortlicher der Stadt Berlin mit beinharten – man könnte sagen: neoliberalen – Methoden die Sanierung des zuvor von der CDU zerrütteten Berliner Budgets. Er wurde trotzdem (oder gerade deswegen) sehr populär und Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Nun jedoch sagte er in einem Interview über die türkischen und arabischen Einwanderer Sätze wie: Diese hätten „keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel“; sie produzierten „ständig neue kleine Kopftuchmädchen“; oder: „Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate“. Mehr hat er nicht gebraucht und es bricht ein Sturm der politisch korrekten Empörung aus, in dem sogar sein Rücktritt gefordert und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird. An dessen Ende steht eine Reaktion, die so skurril ist, dass man sogar in Österreich, dem Land barocker Schein- und Parallel-Aktionen, voll Neid auf die deutsche Bundesbank blickt: Sarrazin verliert strafweise die Zuständigkeit für den Bereich Bargeld, behält aber die Kompetenz für Informationstechnologie und Risiko-Controlling. Ist das nicht wunderbar? Politisch inkorrekte Menschen dürfen nichts mehr mit Bargeld zu tun haben, sehr wohl aber mit der Risiko-Kontrolle - einem zumindest derzeit viel wichtigeren und heikleren Bereich. Das lässt jedenfalls einmal herzlich lachen: Vielleicht steckt da das Prinzip dahinter: „Nur Bares ist Wahres“. Inkorrekte Menschen sind hingegen dazu da, sich (mit schwierigen Aufgaben wie der Risiko-Kontrolle) die Finger zu verbrennen, weil sie sich eh schon den Mund verbrannt haben. Die Reaktion zeigt aber nicht nur Heiteres, sondern auch Bedenkliches, nämlich, wie sehr sich die Vernunft aus der einstigen Weltzentrale der ökonomischen Vernunft verabschiedet hat. Man kann es freilich auch positiv sehen: In Deutschland ist die Political Correctness inzwischen nicht mehr stark genug, um einen Inkorrekten ganz aus dem Amt zu kippen. Immerhin war ja Deutschland das Land, wo einst ein Parlamentspräsident zurücktreten musste, weil er bei einer Gedenkrede zur NS-Zeit die Anführungszeichen nicht hörbar vorgelesen hatte (und Tugendwächter ihm vorwerfen konnten, er habe die Zitate aus dem nationalsozialistischen Denken als eigene Aussagen gemacht). Die zweite Pointe ist, dass die ganze heuchlerische Aufregung diesmal einen Sozialdemokraten getroffen hat. Immerhin gelten diese ja (zusammen mit den Grünen) als die Erfinder der P.C. Gewiss könnte man sagen, ein Zentralbanker hat sich mit öffentlichen Aussagen so zurückzuhalten, bis er am Schluss vom Frühstück bis zum Betthupferl nur noch einen einzigen Satz perpetuum mobilisiert: „Ich bin für mehr wirtschafts- und währungspolitische Stabilität.“ So lange aber solches nicht im Dienstvertrag steht, so lange sollte auch ein Bundesbanker Meinungsfreiheit haben und ähnliches sagen dürfen. Ein österreichische Randpointe: Auch ein hiesiger Vizekanzler (und späterer Bundeskanzler) hatte einst beinahe zurücktreten müssen, als er in einem – nie wirklich zugegebenen – privaten Geplauder mit Journalisten den damaligen Chef der Deutschen Bundesbank als „richtige Sau“ bezeichnet hatte. Damals war der Sturm noch viel größer, war es doch ein konservativer Politiker, dem diese Äußerung entschlüpft ist, die dann von einem „Standard“-Journalisten in die Öffentlichkeit gespielt worden ist. In Österreich fällt einem aber auch der Wiener Bürgermeister ein, der einst die Mitglieder einer Konkurrenzpartei als „Koffer“ bezeichnet hatte. Bei ihm gab es freilich – wenn man die medialen Machtverhältnisse in Wien kennt, müsste man eher sagen: natürlich – keine Rücktrittsaufforderungen oder Teilentmachtungen. Obwohl er seine Beschimpfung durchaus öffentlich und nicht nur privat ausgesprochen hatte. Nach dem Vorbild Sarrazin hätte eine Teilentmachtung wohl so ausgesehen: Michael Häupl bleibt Landeshauptmann, muss aber als Bürgermeister gehen . . . Und die Formulierungen Sarrazins selbst? Hätte man das nicht höflicher und P.C.-mäßig ausdrücken können? Ja, freilich! Etwa so: „Wir müssen den Integrationsproblemen unserer arabischen und türkischen Mitbürger und insbesondere junger Mitbürgerinnen verstärkte Aufmerksamkeit zuwenden und ihre skandalöse Diskriminierung bei der Suche nach produktiven Arbeitsplätzen durch ein Milliarden-Hilfsprogramm und Bevorzugung bei der Arbeitssuche beenden. Damit die begrüßenswerte Bereicherung durch die Zuwanderer und ihre Nachkommen nicht zu so negativen Folgen wie im Kosovo führt, wo die ehemalige Mehrheitsbevölkerung erst durch einen Krieg in die Schranken gewiesen werden musste, sollte auch ein Integrationsministerium gegründet werden, das von einem Angehörigen der diskriminierten Gruppe geführt wird.“ So lesen wir es ja fast täglich und sollten uns korrekterweise nun fragen: Ist dieser Sarrazin nicht lernfähig? Gehört er nicht in ein Umerziehungslager? Und sind die Deutschen, die in ihrer großen Mehrheit Sarrazin und nicht den Korrektheitswächtern zujubeln, jetzt nicht endgültig als ewige Nazis entlarvt? Aber vielleicht kann man Sarrazin auch zuhören und nachdenken, ob er irgendwo die Unwahrheit gesagt hat. Ob es nicht gerade so deutliche Worte braucht, um eine Diskussion anzustoßen. Ob die Meinungsfreiheit wirklich schon so eng gezurrt ist, dass da Staatsanwälte ernsthaft eine Anklage prüfen. Ob man die Türken und Araber nicht in Wahrheit viel stärker zur Integration und zu einem Verzicht auf atavistische Traditionen zwingen müsste.

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Quotenrettung für den ORF

15. Oktober 2009 15:19 | Autor: Andreas Unterberger

Endlich weiß die Politik, wie sie den ORF rettet: Von der roten Frauenministerin bis zur schwarzen Familienstaatssekretärin fordern sie nun eine Frauenquote für den Staatssender. Die Damen bitte vor den Vorhang. Denn genau das wird es sein, was den siechen Altmonopolisten rettet. So waren ja bekanntlich auch die kommunistischen Staatssender viel besser als die kapitalistischen im Westen, weil es dort Arbeiter- und Bauernquoten gegeben hat. Nimmt man den Quoten-Schwachsinn aber ernst, den die Politik so absondert, dann gäbe es schon viel stärkeren Grund für ganz andere Quoten. Denn Frauenfeindlichkeit ist dem ORF noch nie nachgewiesen worden; wird doch dort jede noch so absurde Aussendung über eine angebliche Frauendiskriminierung sofort breitest getreten. Aber wie wäre es mit einer Quote (oder zumindest einem bescheidenen Minderheitenschutz) für nicht rot-grüne Journalisten im ORF? Warum ist es eigentlich kein Thema, dass sich die ORF-Redakteure bei internen Wahlen genauso wie bei Umfragen massiv als links deklarieren, sich die Mehrheit der Bevölkerung aber regelmäßig als rechts der Mitte einstuft? (Und warum begreift niemand, dass sich auch deswegen die Seher und Hörer im Eilschritt vom ORF entfernen?) Und wenn wir schon bei den Frauen bleiben: Warum gibt es denn dann nicht auch eine Quote für Mütter und/oder Hausfrauen (ja, auch die sind Menschen!), die bekanntlich sofort ab dem Vorhandensein von Nachwuchs eine ganz andere Menschen- und Weltsicht haben als die überwiegend kinderlosen Journalistinnen und Politikerinnen? Und warum gibt es keine Quote für unternehmerisch denkende Menschen im ORF-Journalismus, die sich dagegen stellen könnten, dass fast jedes soziale und wirtschaftliche Thema primär aus der Warte der Arbeiterkammer gesehen wird? Oder eine Maximalquote für Publizisten, Politologen und Historiker?

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Blaue Perspektiven

15. Oktober 2009 14:52 | Autor: Andreas Unterberger

Die FPÖ ist kurzfristig wie langfristig die Siegerin im politischen Wettlauf. Nur in der mittleren Vergangenheit - als sie selbst Regierungsverantwortung getragen hat - war sie plötzlich auf einer Absturzbahn. Dennoch wird der blauen Truppe ständig prophezeit, dass sie nun am Ende ihrer Erfolge angekommen sei. Blickt man freilich nach Italien und Spanien, dann wird man viel vorsichtiger mit dieser Annahme. Denn dort haben sich die einst dominierenden großen christdemokratischen Parteien total atomisiert und ein viel weiter rechts stehende Partei hat Rolle und Wähler übernommen. In Italien die neugegründete Privatpartei eines mit nicht ganz sauberen Mitteln agierenden Millionärs; in Spanien eine Partei, die in direkter Nachfolge zur Falange der Franco-Diktatur steht. Daher werden auch die rot-grünen Versuche langfristig nichts helfen, die der FPÖ ständig Neonazismus nachzuweisen versuchen. Das wird von den Wählern primär als unfairer Versuch verstanden, eine gefährliche Konkurrenz mundtot zu machen. Und hilft daher eher der FPÖ. Dabei ist sowohl ein gewisses Gerechtigkeitsempfinden der Wähler wie auch Desinteresse an den "alten Geschichten" im Spiel - die paar wirklichen Neonazis wählen ohnedies schon lange die FPÖ. Den Blauen wird aber etwas ganz anderes zum Fallstrick: Sie sind im gesamten Bereich der Wirtschaftspolitik völlig ahnungslos. Am ehesten kann man sie in diesem Fragen noch links von der SPÖ einordnen. Masn muss sich nur ihre Forderungen der letzten Tage anschauen. Da wird  einmal noch mehr Kindergeld gefordert sowie ein Fallen der Zuverdienstgrenzen; ein andermal rufen sie nach höherem Arbeitslosengeld; ein anders Mal sehen sie so wie die Grünen die halbe Nation "armutsgefährdet" (eine Definition, die ja bekanntlich einer der übelsten Tricks linker Sozialagitatoren ist); oder dann profilieren sie sich als bessere Gewerkschaft und kämpfen dagegen, dass bei den "Wiener Linien" (deren Mitarbeiter zweifellos insgeheim sehr blauanfällig sind) oder bei der Rettung neuerdings offenbar gegen Minderleister und Krankfeierer vorgegangen wird. Was ohnedies überraschend genug wäre. Auch um den orangen Ableger ist es nicht besser bestellt, der sich gerne als wirtschaftsliberal profilieren möchte: Hat dieser doch gerade in Kärnten (mit schwarzer Unterstützung) eine neue Sozialleistung im schlechten alten Kreisky-Stil erfunden: Jeder Jugendliche bekommt dort Anspruch auf ein "Startgeld" in der Höhe von 1000 Euro. Als ob Kärnten nicht das meist verschuldete Bundesland wäre. Daher sei - vorerst - die Prophezeiung gewagt: Das Dritte Lager wird doch eher bald an seine Wachstumsgrenzen stoßen (auch wenn sie etwa in Wien 2010 noch dramatische Zugewinne erringen werden). Weil FPÖ und BZÖ in Kernbereichen der Politik als völlig ahnungslos empfunden werden: Das gilt  besonders für die Wirtschafts-, die Finanz- und Außenpolitik. Und da spürt ein Großteil der Wähler doch, dass das für eine ernstzunehmende Partei nicht ganz verzichtbar ist. Gleichzeitig haben Schwarz und inzwischen auch Rot ihre offene Flanke beim Thema Zuwanderung zu schließen begonnen. Und die SPÖ gibt lieber die ganze Mittelschicht und alle Aufsteiger auf, bevor sie die Lizitationspolitik für die FPÖ-anfällige Unterschicht aufgeben würde. Das Spiel um die Plätze an der politischen Sonne bleibt jedenfalls spannend.

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Wärmestube Universität

15. Oktober 2009 13:25 | Autor: Andreas Unterberger

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn unsere Universitäten heuer ums gleiche Geld 20 Prozent mehr Studenten bedienen müssen als bisher, werden sie und das Ausbildungsniveau ihrer Absolventen automatisch um 20 Prozent schlechter. Noch schlechter, als sie nach allen objektiven Bewertungsmaßstäben ohnedies schon sind. Jeder Betrieb sucht sich seine Lehrlinge aus, jede Fachhochschule ihre Studenten, jeder Ausbildungsgang für Lehrer oder Medizinisch-Technische Assistenten und Hunderte andere Bildungsinstitutionen tun das. Und sie alle haben überdies ein genaues quantitatives Limit, wie viele Schüler, Lehrlinge sie aus Verantwortung für die Qualität der Ausbildung maximal aufnehmen können. Ein quantitatives Limit haben sogar alle Schulen – auch wenn diese bis auf wenige elitäre Ausnahmen nicht wählerisch bei der Aufnahme von Schülern sein dürfen. Nur unseren Universitäten ist das alles weitgehend untersagt: Sie dürfen weder Limits setzen, noch dürfen sie sich von ihnen Auszubildenden aussuchen. Damit werden sie zunehmend zum Mega-Parkplatz für die negative Auslese unter den Jugendlichen, damit diese halt nicht als arbeitslos erscheinen müssen. Was ihnen angesichts des Verfalls des Niveaus unserer Schulen ansonsten immer häufiger drohen würde. Und dabei sind die Unis theoretisch der absolute Gipfel an Weisheit und Wissen in unserer Gesellschaft. Was sie freilich auch schon auf Professorenebene in den meisten Disziplinen längst nicht mehr sind. Sei es, weil die guten Absolventen anderswo mehr verdienen, sei es, weil einige Disziplinen durch eine totale geistige Verengung der Professorenschaft verkümmern (Zeitgeschichte, Politikwissenschaft, Verfassungsrecht). Die Uni-Krise symbolisiert das Scheitern der rot-grünen Wunschdenkerei, die ja wirklich glaubt, man täte den Jungen etwas Gutes, wenn man möglichst alle möglichst ohne jeden Leistungsdruck möglichst gratis durch Schule, Matura und Uni schleust. Dem ist auch Schwarz-Blau nur sehr zaghaft entgegengetreten: Durch die (an sich richtige) Entlassung der Unis in die Freiheit, wobei aber katastrophalerweise nie geklärt wurde, wie man die Leistungen und Qualität der nun freien Unis bewertet und dementsprechend mit Steuergeld honoriert; und durch die (an sich richtige) Einführung von Studiengebühren, die aber nicht als ein Lenkungsinstrument zur Begrenzung der – auch internationalen – Studentenströme begründet worden ist, sondern als eine über Nacht beschlossene Einsparungsmaßnahme. Den Unis jedoch das volle Recht zu geben, sich ihre Kunden qualitativ und quantitativ auszusuchen, an diese allerwichtigste Therapie hat man sich nie herangewagt. Nun sind durch den rot-blau-grünen Schwachsinn der Vorwahltage 2008 auch noch die Studiengebühren als fast letztes Lenkungsinstrument wieder abgeschafft. Zugleich lässt die Wirtschaftskrise die Nachfrage nach jungen Mitarbeitern deutlich absinken. Daher strömen diese alle in die Wärmestube Universität. Das passiert noch überproportional stärker bei deutschen Studenten; denn die dortigen Universitäten können dank des Numerus clausus den Andrang der arbeitslosen Jugendlichen locker abwehren – und die gehen dann alle nach Österreich. Was tut die Regierung angesichts des universitären Kollaps? Johannes Hahn bleibt vorsichtig wie immer und redet lediglich von einer Wiedereinführung der Studiengebühren. Ausgerechnet für das Publizistik-Studium (das ohnedies nur das Niveau einer Volkshochschule erreicht) beantragen drei Universitäten nun Zugangsschranken. Und die SPÖ sagt halt - wie immer -, dass mehr Budgetgeld her muss. Wirklich super das alles.

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Wenn der Konrad mit dem Strache

14. Oktober 2009 16:06 | Autor: Andreas Unterberger

Die spannendsten Dinge sind die, die heimlich still und leise nicht mehr stattfinden: Das trifft etwa auf die wilden Attacken der FPÖ auf Raiffeisen zu. Plötzlich absolutes Schweigen im Walde. Wie das? Eingeweihte wissen von einer netten Einladung Christian Konrads an H.C.Strache. Der Rest ist Spekulation. Genügte Strache die joviale Aufwertung aus dem einstigen Status eines Unberührbaren, um schweigsam zu werden? Gibt es die eine oder andere stillschweigende Unterstützung für die FPÖ? Hat sich der als bauernschlau geltende Konrad schon ausgerechnet, dass Strache ein Mann mit Zukunft ist? Und an welche Zukunft hat er da genau gedacht? An die eines Wiener Bürgermeisters Strache, da ja Michael Häupl im Wanken ist und da Johannes Hahn - obwohl er derzeit immerhin die zweitstärkste Rathauspartei leitet - sich selbst aus dem Rennen um das Bürgermeisteramt genommen hat? Oder an eine fernere schwarz-blaue Zukunft, da Raiffeisen nicht wieder so wild von der FPÖ verfolgt werden will wie einst unter einem FPÖ-Minister Dieter Böhmdorfer? Und im Hintergrund fällt auf, dass Erwin Pröll seinen - nicht ganz freiwilligen - Verzicht auf alle Hofburg-Ambitionen mit dem bisher unüblichen Hinweis auf die Möglichkeit eines unabhängigen bürgerlichen Kandidaten verbunden hat. Was ja nichts anderes heißt: auf einen Kandidaten, der von ÖVP und FPÖ unterstützt wird . . .

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Prölls Steilvorlage in den ganz leeren Raum

14. Oktober 2009 15:15 | Autor: Andreas Unterberger

Josef Pröll hat seine erste große programmatische Rede gehalten. Er hat viel Richtiges und relativ Mutiges gesagt (jedenfalls Mutigeres und Wahreres, als man in den letzten vier Jahren von einem anderen heimischen Politiker gehört hätte). Er ist aber gleich auf drei Ebenen gescheitert. Erstens kann er nicht in ein und der selben Rede zehn Minuten lang (in Wahrheit nur: sehr relative) Erfolge der österreichischen Politik preisen und dann recht nahtlos zu einem (in Wahrheit freilich: dringend notwendigen) Blut-und-Tränen-Ansatz übergehen. Zweitens kann man nicht in ein und der selben Rede Freundlichkeiten über den Koalitionspartner sagen und dann nahtlos zu Ideen übergehen, die mit diesem wirtschafts- und gesellschaftspolitisch in den 70er Jahren steckengebliebenen Koalitionspartner absolut keine Realisierungs-Chancen haben. Ohne auch nur andeutungsweise auf diesen Widerspruch oder gar Möglichkeiten zu dessen Auflösung einzugehen – auch wenn er wohl recht hat mit der Einschätzung, dass diese Koalition derzeit alternativenlos ist. Drittens kann man nur dann wirklich glaubwürdig von Blut und Tränen reden, wenn man auch viel genauer sagt, worin die bestehen, also: Wer wird sie weinen? Wann, wenn nicht jetzt - weilt weg von allen Wahlen -, ist die Stunde der ganzen Wahrheit? Unterhalb dieser Generalkritik ist aber viel Wichtiges und Richtiges zu vermerken: - Eine Ausbildung in Finanz- und Wirtschaftsdingen muss Teil jedes Schulunterrichts werden; - Im Bereich Forschung und Entwicklung läuft nicht alles effizient; - Zur Bildung: Nicht jeder braucht das Gleiche; das Ergebnis sollte nur von Leistung und Talent bestimmt werden; die Vielfalt der Schulen ist unsere Stärke; es braucht mehr Schulautonomie und mehr Rechte für die Direktoren; - Man darf nicht jene, die hart arbeiten und alle Sozialleistungen finanzieren, noch mehr belasten - daher keine Steuererhöhungen; - Zur Verwaltungsvereinfachung soll eine gemeinsamer öffentlicher Dienst für Bund, Länder und Gemeinden geschaffen werden – in dem flexibel gewechselt werden kann; - Zur Reform der „zersplitterten und ineffizienten Verwaltung“ und zur Beseitigung aller Doppelgleisigkeiten soll es 2010 ein „Konklave“ geben, das tagt, bis der weiße Rauch aufsteigt, und überall die Verantwortung in einer Hand liegt; - Zur Abschaffung der Hacklerregelung im Pensionssystem ist unverzügliches Handeln nötig; - Familien, die Steuern zahlen, haben oft ein niedrigeres Einkommen zur Verfügung als jene, die steuerbefreit sind und dazu zahllose Transferzahlungen vom Staat bekommen: Das soll nun durch die Erstellung von allgemeinen Transferkonten, die alle Belastungen und Begünstigungen einer Familie enthalten, gemessen werden. Manches klingt altbekannt, ist aber trotzdem auch bei Prölls eigenen Parteifreunden noch nicht in die Köpfe eingedrungen: - Alles was verteilt wird, muss zuerst erwirtschaftet werden; - Jährlich drohen 13 Milliarden Neuverschuldung, wenn man alles treiben lässt: Alleine die Zinsen für die Neuverschuldung werden jeden Österreicher in der Höhe seines 14. Monatsgehalts belasten; - Die österreichische Finanzmarktaufsicht braucht mehr Biss (gerade wenn die internationalen Anläufe eher schwachbrüstig sind); - Den Preis für die Studiengebühren-Abschaffung zahlen jetzt die Studenten durch schlechtere Unis. Altbekannt, aber dennoch weiterhin Widerspruch auslösend ist Prölls Bekenntnis zur  Gesundheitsfinanzierung "aus einer Hand": Es ist zwar absolut richtig, dass der absurde Wettlauf zwischen Kassen, Gemeinden, Ländern, Spitälern und Ärzten, sich gegenseitig die Kosten zuzuschieben, ein Ende haben sollte. Aber Finanzierung „aus einer Hand“ heißt Monopol, ist daher nie effizient und günstig. Ohne Wettbewerb (zwischen mehreren Kassen) wird das System immer viel zu teuer sein – und ein Selbstbedienungsladen aller Beteiligten. Trotz aller Einwände gilt: Pröll hat da eine recht steile Vorlage in den leeren Koalitionsraum gemacht. Gibt es irgendjemand in diesem Land, der glaubt, der hofft, die SPÖ könne da irgendwo auch nur mithalten? Eine SPÖ, die Pröll nicht einmal zuhören wollte. . .

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ÖVP: Geschieden von Justiz, Medien, Bildung und Kultur

13. Oktober 2009 18:44 | Autor: Andreas Unterberger

Ein kluger Leser hat vor ein paar Tagen angemerkt, dass die ÖVP in Sachen Medien- und Bildungspolitik nicht vorhanden ist, woran sich auch durch das nunmehrige Bekenntnis zu mehr Ganztagsschulen noch nichts Wesentliches geändert hat. In diese Reihe gehört zweifellos auch noch die Kulturpolitik. Überall, wo außerhalb der nüchternen (und sicher drängenden) Wirtschaftsprobleme und Interessenvertretung Grundsatzfragen anstehen, überlässt die Volkspartei seit Jahren das Feld kampflos an Rot-Grün. Das löst langfristig eine "Schweigespirale" (Elisabeth Noelle) aus, die selbst Mehrheitspositionen und die diesen nahestehende Parteien an den Rand zu drängen vermag. In diese Reihe gehört aber auch die Justizpolitik. Denn dort geht es ebenso um enorm grundsätzliche Fragen. Ungefähr seit Michael Graff ist die ÖVP da nicht mehr präsent (die angeblich von der ÖVP gestellte Ministerin hat sich bisher fast nur mit dem Randthema Kinderpornographie zu positionieren versucht). Daher hat die ÖVP auch überhaupt nicht begriffen, wie wichtig die Höchstrichter sind: sie hat völlig stillschweigend hingenommen, dass heute die drei einflussreichsten Richterposten, die Österreich zu besetzen hat, stramm links besetzt worden sind: Der Richter im EU-Gerichtshof (Luxemburg), der Richter beim Menschenrechtsgerichtshof (Strassburg) und der Präsident des Wiener Verfassungsgerichtshofs. Die ÖVP war nicht ein einziges Mal imstande, auf diese dreifache Rotfärbung auch nur zu verweisen, als weite Teile der SPÖ vor Monaten begannen, den ÖVP-Anspruch auf den (ideologisch minderwichtigen) österreichischen EU-Kommissar und auch jeden einzelnen dabei genannten Kandidaten zu skandalisieren (mit Ausnahme der fleißigen, aber ideologisch unbedarften Benita Ferrero-Waldner). Eine Skandalisierung, auf die wie immer die meisten Medien aufgesprungen sind. So ging auch völlig unter, dass sowohl der Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien wie auch die Chefin der Staatsanwaltschaft Wien seit einiger Zeit stramm rot eingefärbt sind. Während Peter Pilz und der "Falter" mit großem Erfolg den Eindruck einer schwarzen Verschwörung in eben dieser Staatsanwaltschaft erzeugen konnten. Daher ist auch selbstverständlich das Vernehmungsprotokoll des Herrn Meischberger postwendend im "Standard" zu lesen gewesen. Aber eigentlich kann man bei den Schwarzen niemanden tadeln (und bei den Blauen oder Orangen schon gar nicht). Gibt es doch dort keinen einzigen relevanten Politiker, der sich wirklich für Medien-, Kultur-, Bildungs- oder Justizpolitik zuständig fühlen würde. Dafür debattieren sie alle mit großem Sachverstand eine sinnlose Bundespräsidentschafts-Kandidatur . . .

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Erwin ist klug und will nicht

13. Oktober 2009 17:54 | Autor: Andreas Unterberger

Die Nation wird also ohne Erwin Pröll in der Hofburg auskommen müssen. Dies schon allein deshalb, weil er dort nie hineingekommen wäre. Ein amtierender Bundespräsident wird hierzulande einfach nicht abgewählt. Wahrscheinlich nicht einmal, wenn er goldene Löffel aus dem alten k. und k. Hofservice entwendet hätte. Dazu wird der Bundespräsident schon seines Amtssitzes wegen viel zu sehr mit dem guten alten Kaiser verwechselt. Erwin Pröll ist daher viel zu klug, um seine Karriere mit einer solchen Niederlage beenden zu wollen – auch wenn es nett war, ein paar Monate mit Hilfe der Kronenzeitung als Staatsoberhaupt gehandelt zu werden. Die beiden Prölls sind auch viel zu intelligent, als dass sie nicht sehr bald begriffen hätten, dass der Kampf um den Bundeskanzler viel wichtiger ist und dass wir nicht Polen sind, wo man es hinnimmt, dass Staats- und Regierungschef innerhalb einer Familie besetzt werden. Und dass Erwin P. schon gar keine Chance hat, wenn (angebliche) Parteifreunde wie Christoph Leitl offen mit der Gegenseite packeln. Wer auch immer noch als „unabhängiger Bürgerlicher“ den Kampf aufzunehmen bereit ist: Er wird wohl nur die Tapferkeitsmedaille erringen; und er dürfte primär als Versuchsobjekt zur Beantwortung der Frage in die Geschichte eingehen, ob es noch irgendeine gemeinsame Perspektive für die zweieinhalb Parteien rechts der Mitte gibt (wobei wir einmal die von einigen Kommentatoren mit guten Argumenten angeschnittene Frage beiseite lassen, was eigentlich rechts ist). Lassen wir nun auch die Frage nach den Chancen beiseite und fragen nur: Was wäre eigentlich besser für Österreich? Heinz Fischer oder Erwin Pröll? Der Niederösterreicher erregt außerhalb seines Bundeslandes etliches Misstrauen, weil er von den Medien bis zur Beamtenschaft einen strammen und keinen Widerspruch duldenden Durchgriff organisiert hat, der alles andere als liberal ist. Ein Durchgriff, der in seiner Härte nur noch von dem übertroffen wird, was sich an strammer Kaderpolitik und Medienkorrumpierung in Wien abspielt (und was in letzter Zeit auch zunehmend von der roten Hälfte der Bundesregierung imitiert wird). Wer etwa für den Semmering-Tunnel war, war für Pröll schon a priori ein persönlicher Erbfeind. Er ist auch deshalb nicht gerade die Idealperson für das von den Österreichern erwartete Rollenbild eines Staatsoberhaupts, weil er allzu leicht zu cholerischen Ausbrüchen neigt. Die er auch nicht durch seinen gleichzeitigen Hang zu lautem, schulter- und schenkelklopfendem Lachen vergessen machen kann. Zu den wirklichen grundsätzlichen Problemen der Republik hat Pröll meistens geschwiegen. Heinz Fischer dagegen ist seit vielen Jahren der Inbegriff der Selbstkontrolle. Sein letzter bekannter Ausbruch liegt ein Vierteljahrhundert zurück. Er tritt bürgerlich wie ein jahrhundertealter Hofrat auf. Er ist immer freundlich. Und fast immer nichtssagend. Das Nichtssagende sagt er aber mit sehr intelligent klingenden und wohlgedrechselten Sätzen. Er scheint auch Menschen mit anderen Ansichten zu ertragen. Und hat sich sogar – obwohl areligiös – ans konservativ-katholische Lager geradezu herangeschmiegt. Freilich: Er kommt nicht aus dem Herzen der Sozialdemokratie, wie Josef Pröll glaubt, sondern von ganz wo anders: von deren linkem Rand. Und das ist auch das größte Minus an Fischer. Er hat die österreichische Außenpolitik jahrzehntelang mit einer signifikant antiwestlichen Schlagseite zu beeinflussen versucht (mit etlichem Erfolg). Er hat ständig, auch als Präsident, die sozialdemokratische Wohlfahrtslizitation zur Bekämpfung der angeblich so großen Armut unterstützt, er ist aber praktisch nie auf die wahren Probleme des Landes eingegangen: auf die rapid anwachsende Überschuldung, auf die sich im Expresstempo nähernde demographische Katastrophe, auf die wachsenden Sorgen der Bürger angesichts der steigenden Kriminalität, oder auf deren Entfremdungsängste ob einer viele Jahre nicht gebremsten Zuwanderung. Freilich könnte man sagen: Bundespräsidenten mögen dieses oder jenes predigen, mit oder ohne Christoph Leitl auf teure Staatsbesuche fahren, die Gesetze werden anderswo gemacht. Daher haben wir zweifellos wichtigere Fragen als die Präsidentenwahl, auch wenn diese mit großer Begeisterung debattiert werden, weil es eben kein sonderliches Wissen braucht, um zu einer Meinung zu kommen, solange es um bloße Personaldebatten geht. Ein Blick auf den deutschen Präsidenten Horst Köhler zeigt freilich, dass man in diesem Amt sehr wohl auch positiven Einfluss nehmen kann. Mit Maßen, aber eben doch.

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Die Bahn redet und redet und redet

13. Oktober 2009 12:13 | Autor: Andreas Unterberger

Der ÖBB-Chef Peter Klugar in einer Diskussionsrunde: Am meisten fiel wohl auf, dass er an der Einleitungsmoderation, die von 43.000 Bundesbahnern und 200.000 dazugehörigen Pensionisten sprach, nur die Zahl 43.000 zu korrigieren hatte: Es seien inzwischen nur noch 40.000 Aktive. Was angesichts der in letzter Zeit bekanntgewordenen großen und sehr bedauerlichen Krankheitsanfälligkeit der Bundesbahner  ja irgendwie nachvollziehbar ist. Was aber auch das Verhältnis von Aktiven zu Pensionisten zu einem leicht merkbaren macht: Auf jeden Aktiven entfallen fünf nicht Aktive – die natürlich nicht von den noch (bisweilen) aktiven Eisenbahnern, sondern von uns allen unterhalten werden. Ein sensationelles Verhältnis. Geradezu rührend war Klugar, als er davon sprach, dass man doch „wenigstens“ über die Unwirtschaftlichkeit vieler Nebenbahnen reden dürfen sollte. Man kann daraus leicht ablesen, unter welchem politischen Druck dieser laut Gesetz eigentlich absolut weisungsfreie Chef einer Aktiengesellschaft stehen muss. Ganz abgesehen davon, dass über diese Unwirtschaftlichkeit der Nebenbahnen auch schon vor zehn, vor zwanzig, vor dreißig Jahren geredet worden ist. Und geredet. Und geredet. Und geredet.

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Karikatur

12. Oktober 2009 23:40 | Autor: Andreas Unterberger

Unter den vielen netten und ermunternden Zuschriften der letzten Tage auch ein erster Cartoon - (c) Markus Theiner WZ

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Ohne Jörg geht fast gar nichts mehr

12. Oktober 2009 17:39 | Autor: Andreas Unterberger

Norbert Steger war nicht gerade ein großes politisches Talent. Ein Vierteljahrhundert nach seiner Vizekanzlerzeit ist er aber dennoch das geworden, was man als Weisen Alten Mann des Dritten Lagers bezeichnen kann. Daher hat er auch bei einer sonst wie meist ob des teilnehmenden Personals schmerzhaften Sonntagsabend-Diskussionsrunde im ORF das einzig Richtige gesagt, was zum BZÖ, Jörg Haiders Hinterlassenschaft namens Bündnis Zukunft Österreichs, zu sagen ist: Es hat außerhalb Kärntens absolut Null Chancen. Daher sollte das BZÖ bald eine Schlüsselfrage beantworten: Wird es als rein Kärntner Partei den südösterreichischen Ableger/Zwilling/Partner für die FPÖ oder für die ÖVP bilden? Beides hätte eine gewisse Logik. Solange das BZÖ aber im Stadium der Ambivalenz bleibt, ist nur eines klar: Es ist die Garantie, dass es zu keiner Regierungsmehrheit mehr rechts der Mitte kommt. Obwohl die Mehrheit der Wähler dort seit 1983 kontinulierlich ihr Kreuzchen gemacht hat (sofern man die FPÖ als Rechtspartei einordnen darf). Da kann man dem toten Jörg H. noch so heftig und so lang nachweinen. Ohne ihn ist das Bündnis außerhalb Kärntens sinn- und zukunftslos. Freilich: Wenn sich das BZÖ - so oder so - entschieden hat, taucht schon noch eine andere große Frage auf: Ist ein H.C.Strache regierungsfähig? Oder wird er beim ersten Brummen der Wähler ob unpopulärer Notwendigkeiten sofort die Selbstsprengung einleiten? Vorerst muss man wohl antworten: Höchstwahrscheinlich ja. Was Werner Faymanns politisches Leben verlängert.

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Flache Steuern, steile Ideen

12. Oktober 2009 17:06 | Autor: Andreas Unterberger

Paul Kirchhof strahlt vor Optimismus. Der Vordenker der konservativ-liberalen Politökonomie Deutschlands glaubt, dass zumindest in seinem Heimatland jetzt viele Dinge in die richtige Richtung bewegt werden. So ist er überzeugt, dass Deutschland sehr bald die Flat-tax haben wird. Oder so etwas Ähnliches. Wie das? Nimmt doch keine Partei diesen Ausdruck mehr in den Mund, gilt doch Kirchhofs Gedanke von einem (prozentmäßig) einheitlichen Steuersatz auf alle Einkommen als der Hauptgrund, weshalb die CDU 2005 mit dem damaligen Finanzminister-Kandidaten Kirchhof lange nicht so gut abgeschnitten hat wie zuvor prophezeit. Weil die flache Steuer (die alle Einkommen mit dem gleichen Prozentsatz versteuert) oberflächlich betrachtet vielen als unsozial erscheint. Kirchhofs Zuversicht gründet sich auf die in Deutschland eingeführte Kapitalertragssteuer: Wenn dort neuerdings (so wie in Österreich schon seit Jahrzehnten) alle Einkommen aus Vermögen einheitlich mit 25 Prozent besteuert („endbesteuert“) werden, dann widerspreche es dem deutschen Gerechtigkeitsempfinden und dem Gleichheitsprinzip, wenn die Einkommen mit mehr als 25 Prozent besteuert werden. (In Deutschland geht die Einkommensteuer bis zu 45 Prozent, in Österreich sogar bis zu 50 Prozent). Eine Erhöhung der Kapitalertragssteuer, um diesen Unterschied auszugleichen, scheint unmöglich; da würde zu viel Geld abfließen, daher rechnet Kirchhof mit einem Sinken der Einkommensteuer – wahrscheinlich durch das deutsche Verfassungsgericht (dem Kirchhof selbst zwölf Jahre angehört hatte). Aber auch schon das FDP-Konzept von nur noch 3 Steuersätzen (15, 25, 35 Prozent) ist für ihn ein deutlicher Schritt hin zur Flat tax. Aber das würde doch die maroden Staatsfinanzen endgültig ruinieren? Kirchhof ist vom Gegenteil überzeugt. Es müssten nur alle Ausnahmen, welche die Steuerpflicht reduzieren, abgeschafft werden. In Deutschland gibt es mehr als 500 davon. Von Investitionen im Schiffsbau bis zu solchen in Filmproduktionen haben zahllose Lobbies ein dichtes Netzwerk an Privilegien erkämpft, das niemand mehr durchschaut, das zu so hohen Steuersätzen geführt hat. Womit der Heidelberger Professor zu einem liberalen Grundprinzip kommt: Niemand solle deshalb investieren, weil es steuerlich gefördert wird, sondern immer nur dann, wenn man sich auch einen echten Ertrag seiner Investition erwarten kann. Das würde zu einem viel klügeren Investitionsverhalten führen – und auch zu mehr Steuereinnahmen. Kirchhof empfiehlt daher, dass all jene, die etwa nach dem FDP-Konzept 35 Prozent Steuer zahlen werden, bei höheren Einnahmen des Staates im Folgejahr eine Steuergutschrift bekommen. Eine brillante Idee Kirchhofs (von vielen), die sicher das Wachstum ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen, und die Steuermoral deutlich erhöhen würde. Und wo liegt der Haken, weshalb der traditionell zu Skepsis neigende Österreicher annimmt, dass die flache Steuer doch nicht kommen wird, wahrscheinlich nicht einmal eine flachere? Weil vor einem solchen Reformschritt in jedem westeuropäischen Land sofort Hunderte Lobbies und  Sozialpartner aufheulen würden, weil sie überflüssig würden, weil zahllose Journalisten den Egoismus dieses Aufheulens nicht durchschauen würden, und weil sofort die Propagandakeule „Unsozial!“ eingesetzt würde. Einige weitere Ideen Kirchhofs, die zumindest ernsthaft nachdenken lassen:

Der Österreicher denkt sich: Auch wenn man nicht in jedem Fall den Optimismus Kirchhofs teilt, so wäre es doch schon erfrischend, wenn in diesem Land solche Themen wenigstens eingehend diskutiert würden. Damit nicht unbedingt der einjährige Todestag Jörg Haiders als das zentrale Problem der Nation erscheint.

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Die Schweigespirale der Macht

12. Oktober 2009 15:54 | Autor: Andreas Unterberger

Paul Kirchhof ist der meistzitierte Gesellschaftswissenschaftler im deutschen Sprachraum. Das hat eine elektronische Auswertung durch die Zeitschrift „Cicero“ ergeben. Jetzt war er fünf Tage in Österreich und ist bei zahlreichen Veranstaltungen aufgetreten. Wer aber hat Kirchhof für uninteressant eingeschätzt und ihn zumindest bisher total totgeschwiegen? Natürlich der ORF mit all seinen Programmen. Obwohl Kirchhof einer der wichtigsten Vordenker der künftigen deutschen Regierung ist. Obwohl er sowohl ökonomisch wie auch juristisch wie auch gesellschaftspolitisch einer der spannendsten Köpfe Deutschlands ist, an den in Österreich niemand auch nur annähernd heranreicht. Obwohl soeben mit „Das Maß der Gerechtigkeit“ ein wichtiges neues Buch von ihm auf den Markt gekommen ist. Offen bleibt nur eines: Ist dieses Ignorieren Folge des dumpfen Provinzialismus aller für ORF-Informationsprogramme Verantwortlichen? Oder ist das einfach Konsequenz der Tatsache, dass Kirchhof ein wertkonservativer Ordoliberaler ist, dass er nicht ins rot-grüne Einheitsdenken des Staatssenders passt, dass er einst von Gerhard Schröder im Wahlkampf als „der Professor aus Heidelberg“ lächerlich gemacht worden ist, als er von Angela Merkel als Finanzminister vorgesehen war? Wenn man sieht, welche geistigen Dünnbrettbohrer aus Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaft im ORF regelmäßig einen Auftritt bekommen, dann dürften wohl beide Aspekte wirksam werden. Daher in Kürze in einem weiteren Eintrag mehr über die interessantesten Thesen Kirchhofs, die ich in den letzten Stunden gleich bei vier verschiedenen Gelegenheiten sammeln konnte.

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In eigener Sache

11. Oktober 2009 19:08 | Autor: Andreas Unterberger

In eigener Sache sollte man die Leser nicht allzu intensiv belästigen. Daher hier nur ein paar Anmerkungen zu dem, was rund um meine Person in den letzten Stunden so alles gesagt und getan worden ist. Da gab es recht hämische Anmerkungen einiger anderer Blätter - was erfreulich ist, weil es zeigt, dass offensichtlich sogar dieser harmlose Blog als Konkurrenz empfunden wird. Da konnte man wohl auch die insgeheime Hoffnung erkennen, wieder einige Leser (zurück)gewinnen zu können. Nur ob da die Leser wirklich mitspielen werden? Da konnte man bei einer Zeitung, die in den letzten Jahren mit großem Erfolg alles getan hat, wertkonservativ-wirtschaftsliberale Leser zu vertreiben, sogar die Beteuerung lesen, dass diese doch dort ihre Heimat finden sollten.

Das wäre ja ein toller Erfolg - wenn's wahr wird. Anderswo befasst man sich mit wilden, vom sogenannten Informations-Staatssekretariat ausgestreuten Spekulationen, was meine vorzeitige Dienstfreistellung eigentlich koste. Nun, auch wenn die Zahlen falsch sind: Irgendwie ist es schon verwunderlich, wenn jenes Staatssekretariat solche Informationen noch öffentlich zur Schürung der Empörung über meine "skandalösen" Ansprüche streut, statt sich zu schämen, dass aus offensichtlich parteipolitischen Gründen auf die Dienste eines (leistungsbereiten) Mitarbeiters verzichtet wird, der laut Vertrag noch für etliche Zeit bezahlt werden muss.

Jenes Staatssekretariat gibt anderen Medien auch - vom Chefredakteur eines mit solchen Informationen versorgten Blattes sogar ausdrücklich bestätigt - angebliche Verkaufszahlen der "Wiener Zeitung" bekannt. Was offenbar meinen Ruf schädigen sollte. Was aber jedenfalls der "Wiener Zeitung" schadet. Was wiederum beweist, dass politische Eigentümer schädlich für jedes Unternehmen sind, weil sie immer nur parteipolitische Prioritäten und nicht die Interessen des Unternehmens  im Auge haben.

Diese - auch im Fall der Auflagenentwicklung - unrichtigen Angaben haben noch einen zusätzlich infamen Charakter: Ich kann Ihnen nicht mit allen Fakten öffentlich entgegentreten, da ich zur Bewahrung von Geschäftsgeheimnissen auch weiterhin verpflichtet bin - und da ich es gewohnt bin, Vereinbarungen einzuhalten. Auch wenn es in gewissem Widerspruch zu all den "Grauslichkeiten" steht, die Michael Häupl schon für die Wiener Gemeinderatswahl angekündigt hat, und mit der die Causa Unterberger zu tun hat. Rechtzeitig vor jener Wahl soll die letzte kritische und nicht mit dicken Inseraten, PR-Seiten und ähnlichem besänftigbare Stimme im Raum Wien mundtot gemacht werden.

Tief in der Schuld fühle ich mich bei den Tausenden Brief- und Mail-Schreibern, bei den Postern und Anrufern, die mir in den letzten Tagen und Wochen ihre Solidarität ausgedrückt haben. Ich bin überwältigt. Ich fürchte, dass ich es nicht schaffen werde, jedem einzeln zu danken. Daher versuche ich das an dieser Stelle einmal kollektiv. Gerade diese Leserbriefschreiber und ihre Sorge vor einem Vakuum haben mich auch bewogen, meine ersten Pläne umzustoßen und nun nahtlos diesen Internet-Blog zu starten. Er wird in Gang bleiben, solange das finanziell möglich ist - oder ich den Lesern etwas Größeres anbieten kann.

Besonderer Dank gilt einigen engagierten jungen Menschen innerhalb und außerhalb der Familie, die mir in weitgehend unentgeltlicher Nachtarbeit sofort die technische Infrastruktur hergestellt haben. Ich bin für jeden Verbesserungsvorschlag dankbar - bitte aber dabei auch an die beschränkten Ressourcen zu denken.

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Barack Obama, der Sieger auf ungedeckten Vorschuss

11. Oktober 2009 18:54 | Autor: Andreas Unterberger

Es ist immer wieder beeindruckend, wie souverän Barack Obama in jeder neuen Situation sympathische und gewinnende Worte findet. Etwa auch dann, wenn er Nutznießer einer offensichtlichen Fehlentscheidung des Friedensnobelpreiskomitees ist. Denn einen Präsidenten noch im ersten Jahr seines Amtes mit dieser angeblich höchsten Auszeichnung der Welt zu prämiieren, ist hanebüchener Populismus. Obama ist noch populär (in den USA freilich schon deutlich weniger); er verkündet begeisternde (freilich absolut unrealisierbare) Visionen wie etwa jene einer atomwaffenfreien Welt; aber Frieden und Sicherheit hat er noch in keiner einzigen relevanten Weise befördern können. Da war sogar sein unglückseliger Vorgänger George W. Bush erfolgreicher, der - wenn auch unter gewaltigen menschlichen und ökonomischen Kosten - die Bedrohung aus Libyen und Irak für deren Nachbarn reduzieren konnte. Dem - trotzdem - weitgehend gescheiterten Kurs Bushs, aller Welt Demokratie und westliches Werteverständnis notfalls mit brutaler Gewalt aufzuzwingen, steht ein anderes Konzept Obamas gegenüber, dessen Erfolg aber noch völlig offen ist: Er versucht viel an Verantwortung von Amerikas Schultern und auf die anderer Länder zu schieben; er versucht durch das freundliche Reichen seiner Hand einstige Schurkenstaaten zu ordentlichen Mitgliedern der Weltgemeinschaft zu machen. Nur: Ob ihm das gelingt, ist völlig offen. Lachen Irans und Nordkoreas Führung insgeheim über den naiven Mann in Washington, oder werden sie auf ihr aggressives Gehabe und Atomwaffen künftig verzichten? Da sicher in jenen beiden Staaten ein gehöriges Stück Einkreisungsneurose herrscht, ist Obamas neue Politik - eben diese Neurose zu entkrampfen - wahrscheinlich den Versuch wert. Freilich geht er ein großes Risiko ein: Seine Politik kann von den einstigen(?) Schurkenstaaten auch als Schwäche gewertet werden, die sie zynisch zum weiteren Aufbau ihrer Massenvernichtungswaffen ausnutzen werden. So wie in den 30er Jahren Adolf Hitler eine ähnliche Politik der Briten und Amerikaner hinter einer Schutzmauer scheinbar friedliebender Worte zum Aufbau seiner Wehrmacht genutzt hat. Angesichts der Ungewissheit, welche Folgen Obamas Politik hat, ist daher die Ehrung jedenfalls verfrüht und ein Fehler. Nur naive Menschen können glauben, dass bei jeder politischen Weichenstellung schon klar wäre, wohin nachher die Reise wirklich weitergeht. Bisher sehen wir nur: Bei Bush hieß der Wegweiser "Amerika als Weltpolizist", bei Obama "Isolationismus". Beides aber könnte in der Endstation "Irrweg" landen. Zwei Minuspunkte hat sich Obama außenpolitisch jedenfalls schon eingehandelt: Er hat Israel zu keinem Stopp des voranschreitenden Baus israelischer Siedlungen zwingen können. Und er hat den kleineren Staaten, die vor 20 Jahren dem brutalen Diktat Moskaus entkommen sind, indirekt schon deutlich signalisiert, dass ihm das Verhältnis zur Russland viel wichtiger ist als jene Länder mit ihren seltsamen Starrköpfigkeit. Die Nobelpreiser haben letztlich ein altes Prinzip der Geschichte bestätigt: Sieger ist der, der die Geschichtsschreibung für sich gewinnen kann. Und das gelingt mit Worten meist viel besser als mit Taten.

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Lasst tausend Schulen blühen

11. Oktober 2009 16:35 | Autor: Andreas Unterberger

Über Details reden wir nicht. Wir verlangen ein Gesamtkonzept. So argumentiert die ÖVP seit einiger Zeit wie eine Gebetsmühle auf jedes Stichwort, das mit "Schule" zusammenhängt, so auch Johannes Hahn am Sonntag. Die Volkspartei will sich damit die aufgeregt-aktionistische Chaotik der Unterrichtsministerin vom Leib halten. Das mag vielleicht auch gut klingen. Trotzdem: Eine gute Antwort ist das nicht.

Denn es ist reichlich naiv zu glauben, dass es jemals "das" Gesamtkonzept für die Schulen geben wird. Das ist noch unmöglicher als bei der Landesverteidigung - wo noch jedes Gesamtkonzept von einem Nachfolgekonzept überholt war, bevor es auch nur halbwegs realisiert worden wäre. "Gesamtkonzept" klingt im übrigen auch so verdammt nach "Endlösung" oder "total". Vor allem sollte das Warten auf Godot nicht dazu führen, dass derweil gar nichts passiert, dass Schmieds und Faymanns Sager zu Schule und Lehrern nur noch verbrannte Erde zurücklassen, und dass alle, die jetzt in die Schule gehen, gleichsam als "Lost generation" behandelt werden. Es gibt einfach Dinge, die jedenfalls sinnvoll sind und zumindest schrittweise angegangen werden sollten: So kann niemand erklären, warum es nicht wenigstens bei neu- oder umgebauten Schulen ab sofort für jeden einzelnen Lehrer einen ordentlichen Arbeitsplatz samt Computer gibt. So braucht man nicht auf ein Gesamtkonzept zu warten, um die Entscheidungen über die Anstellung und Entlohnung von Lehrern in eine Hand - also die der Länder oder die des Bundes - zusammenzuführen, wo dann aber auch die Verantwortung für die Kosten und die Steuersätze liegen muss. Es wäre auch im Rahmen jedes Konzepts sinnvoll, schon jetzt schrittweise dem Direktor und den Eltern mehr Macht über die Entwicklung einer Schule und ihr Personal zu geben. Denn die wahre Zukunft einer guten Schule kann nur in Vielfalt, in Wettbewerb, in schulspezifischer Anpassung an die unterschiedlichen regionalen und kulturellen Bedürfnisse liegen - auch wenn es parallel dazu eine objektive Leistungsbeurteilung geben muss. Wer Gesamtkonzepte verlangt, spielt  hingegen haargenau dem Drang der Claudia Schmied zur staatlich eng gelenkten Einheitsschule in die Hände. Das ist nicht sehr gescheit. "Lasst Tausend Blumen blühen" wäre klüger .

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Tagebuch geht weiter

09. Oktober 2009 09:00 | Autor: Andreas Unterberger

Andreas Unterbergers nicht ganz unpolitisches Tagebuch geht weiter. Meine Zeit in der "Wiener Zeitung" ist zwar mit heutigem Tag zu Ende, nicht aber Unterbergers Tagebuch. Ab Sonntag, 11. Oktober 2009, geht es hier auf www.andreas-unterberger.at weiter. Kritisch. Pointiert. Offen.  Wie gewohnt.

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