Gastkommentare

Das Systemversagen

11. April 2023 12:45 | Autor: Gudula Walterskirchen
5 Kommentare

Flüchtlingskrise, Klimakrise, Gesundheitskrise, Demokratiekrise, Wirtschaftskrise, Ukrainekrieg und die damit einhergehende geopolitische Krise. Die Welt, wie wir sie kannten, scheint aus den Fugen zu geraten. Wir sind Zeitzeugen einer gefährlichen geopolitischen Krise und einer verheerenden Gesundheitskrise. Damit verbunden sind weitere Krisen, etwa betreffend die Wirtschaft, die Migration, die Energie, die Finanzpolitik und andere.

Scheinbar über Nacht versagten global die Systeme, als durch die UN-Weltgesundheitsorganisation eine Pandemie ausgerufen wurde. Die anfängliche Gesundheitskrise mündete rasch in eine Kettenreaktion weiterer Krisen: eine Demokratiekrise durch die massiven Eingriffe in Grund- und Freiheitsrechte, Meinungsfreiheit, freie Medien, politische Mitbestimmung, Verfassungen, Rechtsstaat und vieles mehr; eine politische Krise durch den Vertrauensverlust der Bürger in die nationalen Regierungen und die EU-Kommission. Dazu kommt noch eine Sicherheitskrise durch den Ukrainekrieg: ein regionaler Konflikt, der zum Dritten Weltkrieg auszuarten droht; die atomare Bedrohung durch die Möglichkeit eines militärischen atomaren Schlages und Gegenschlages in Europa; und eine Energie- und Wirtschaftskrise in Europa, unter anderem aufgrund politischer Fehlentscheidungen.

Wie konnte das passieren? Warum versagten internationale Organisationen, die zum Zweck von Friedenssicherung, wirtschaftlicher Zusammenarbeit, Gesundheitsförderung oder Wahrung der Menschenrechte geschaffen wurden? Warum nahmen sie ihre Aufgaben nicht oder nur ungenügend wahr? Warum versagten alle Kontrollsysteme? Wer sind die Profiteure der Krisen? Wie gelang es, Widerstand zu ersticken, die Medien gleichzuschalten und Zensur auszuüben? Welches sind die Konsequenzen daraus für Wirtschaft, Demokratie und die Gesellschaft insgesamt? Und die zentrale Frage: Welche Wege gibt es aus diesen Krisen?

Die aktuellen multiplen Krisen liegen im System und haben eine lange Vorgeschichte. Diese Vorgeschichte wird heute nur zu gerne ausgeblendet, ja in Abrede gestellt. So etwa in der Frage der ungehinderten und illegalen Migration, deren Gefahren seit vielen Jahren bekannt sind und die dennoch ungehindert weitergeht. Oder in Bezug auf die Geopolitik: Nach den Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde weltweit ein neues System aufgebaut, bestehend aus verschiedenen Mechanismen und Organisationen für eine Neuorganisation der Welt.

Sie sollten vor allem Frieden und Sicherheit garantieren, damit sich eine derartige Weltkatastrophe nicht mehr wiederholt. Es wurden die UNO und die KSZE gegründet, sowie diverse Abrüstungsverträge geschlossen. Auf allen Ebenen, etwa der Politik, Kultur und Wissenschaft, sollte intensiver zusammengearbeitet werden. Eine enge wirtschaftliche Verflechtung sollte dazu beitragen, dass man nie mehr gegeneinander kämpft. Es wurden Freihandelsabkommen geschlossen, die EWG gegründet, aus der dann die EU entstand, um den Frieden und die Freiheit in Europa zu garantieren.

Doch es kam anders: Nach Jahrzehnten des wirtschaftlichen Aufschwungs und dem vermeintlich endgültigen Siegeszug von Demokratie und friedlicher Zusammenarbeit spaltet sich die Weltgemeinschaft in zutiefst verfeindete Lager, die ihre gefährlichsten Waffen in Stellung bringen. Es geht um die künftige Vormachtstellung in der Welt, die offenbar mit Gewalt ausgetragen werden soll. All das, was in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut wurde, droht, zerstört zu werden.

Dasselbe gilt für den Bereich der Naturwissenschaften, wo man denkt, alles, was machbar ist und Gewinn verspricht, auch machen zu dürfen. Wie etwa die gefährliche Gain-of-function-Forschung, deren verheerende Auswirkungen absehbar waren. Dennoch wird nichts dagegen unternommen, diese weltweit zu verbieten.

All diese Krisen sind keine schicksalhaften Naturereignisse, sondern wurden von Menschen hervorgerufen oder mit verursacht. Sie sind eine Folge von langfristigen Fehlentwicklungen, Machtstreben, Geldgier, Einzelinteressen und gefährlichen Aktivitäten verantwortungsloser Personen und Personengruppen. Diese konnten aufgrund mangelnder Kontrolle ungehindert ihre Agenda vorantreiben. Fehler wurden vertuscht oder nicht rechtzeitig korrigiert, Kritiker nicht gehört oder diffamiert.

Eine einzelne Krise ist für dynamische Volkswirtschaften und demokratische Gesellschaften verkraftbar. Aber ist es auch eine multiple Krise? Was sind die Auswirkungen und Folgen dieser Krisen: Auf unseren Wohlstand, unsere Sicherheit, unsere Gesellschaft und unsere Freiheit? Diese Krisen und massiven Bedrohungen führten und führen in den westlichen Gesellschaften zu Verwerfungen und sozialen Spaltungen. Sie überfordern die Menschen, die von den andauernden und immer neuen Krisen stark belastet und zunehmend ermüdet, ja verzweifelt sind. Dazu kommt, dass die Bürger der Politik immer weniger vertrauen und zutrauen, diese Krisen zu lösen. Im Gegenteil verorten sie gerade im Handeln oder Nicht-Handeln der Eliten eine der Ursachen der multiplen Krisen.

Statt des allgemeinen Wohls setzten sich mächtige Eliten und das Recht des Stärkeren durch. Auch jene Institutionen, die für Kontrolle, Bürgerrechte und Rechtstaatlichkeit in einem Staatswesen sorgen sollten, schwiegen fast alle oder legitimierten das Unrecht. Somit hat das Versagen eines großen Teils der Medien zu diesen Krisen beigetragen. So etwa hat der ORF während der Pandemie bewusst und nachweislich Zensur ausgeübt, um kritische Wissenschaftler nicht zu Wort kommen zu lassen.

 

Das neue Buch von Gudula Walterskirchen "Systemversagen – Warum wir in eine multiple Krise geraten sind" (Seifert Verlag), ist soeben erschienen. Dieses Buch beleuchtet anhand einer Fülle von historischen und brisanten aktuellen Beispielen die Hintergründe dieses multiplen Versagens. Es deckt jene systemischen und persönlichen Fehlleistungen, Machtgier und skrupelloses Gewinnstreben auf, die diese Krisen verursacht oder verschlimmert haben. Und schließlich wird beispielhaft aufgezeigt, wo man ansetzen muss und was es braucht, um diese Krisen zu bewältigen und künftige zu vermeiden.  

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  1. Willi
    13. April 2023 11:11

    Zitat: „...eine politische Krise durch den Vertrauensverlust der Bürger in die nationalen Regierungen und die EU-Kommission.“

    Ich seh keine politische Krise bei uns. Alle Wahlen nach den nachweislich sinnlosen Beschränkungen unserer Freiheiten hatten eine Wahlbeteiligung über 70%.
    Also ca. ¾ der Bevölkerung verlangte schriftlich: „Ja, weitermachen!“

    Wenn Wahlen was verändern würden, wären sie längst verboten, aber die Mehrheit will keine Veränderung, weshalb sie FREIWILLIG ihre Stimme in Urnen beerdigt.

    Der Grund für diese Krisen ist schlicht das Ende des derzeitigen Schuldgeldsystems, namens „US Dollar“ und der BIZ in der Schweiz.



  2. pressburger
    12. April 2023 23:42

    Ein unter den Bürgerlichen weit verbreiteter Irrtum-
    Das System versagt nicht. Im Gegenteil, das System eilt von einem Erfolg zum nächsten.
    Noch nie wurden so viele Menschen, von so wenigen, so gründlich eingeschüchtert, ihrer Selbstbestimmung beraubt, auf die Stufe von Leibeigenen gezwungen.



  3. eupraxie
    12. April 2023 07:34

    Ein Text, der offenbar einen Überblick über das Buch geben soll und daher überblicksartig aber auch unsauber daher kommt. Vielleicht aber auch das Ausmaß des Dilemmas erst bewusst macht.

    Zwei Beispiele: Es wird Zensur durch Medien beklagt aber gleichzeitig die Zensur der Forschung (Verbot von Forschung) gefordert. Wer wäre denn jetzt diese Instanz, die nach welchen Kriterien die Forschung einhegen sollte? Die UNO, die erst wieder von bestimmten Mitgliedern gesteuert werden kann?

    Verantwortungslose Personen und Personengruppen im Verbund mit Vertrauensverlust in die Politik. Handeln die grünen Politiker mit ihrer Verteufelung der fossilen Energie verantwortungslos oder verantwortungsbewusst und bestimmt der IWF das Handeln der Politiker oder ist es umgekehrt?

    Was uns offenbar schwerfällt, ist das Ausverhandeln unter gleichberechtigten Partnern. Wir brauchen einen Schiedsrichter oder eine darüber stehende Macht. Aber Macht hat keinen Drehzahlbegrenzer, sie bändigt sich nicht selbst



    • Brigitte Kashofer
      12. April 2023 23:55

      Leider gibt es "eine darüber stehende Macht" nicht. Die letzte Instanz ist immer der Krieg. Und wie in der Natur gewinnt am Ende der Stärkste - aber nur kurzfristig. Er wird vom Schlauesten, Skrupellosesten und Durchtriebensten abgelöst.
      Dieses Spiel wiederholt sich in Endlosschleife, bis die meisten Menschen einsehen, dass nur altmodische Tugenden wie Treue, Verläßlichkeit, Redlichkeit und Disziplin langfristig Stabilität und Prosperität bringen.



  4. Leodorn
    11. April 2023 22:25

    Das Schlagwort "Systemversagen" scheint zu meinen: "Weltversagen", weil alle Krisen speziellen Systemen angehören, daher die Frage an das Systemdenken: hat nun das ganze System versagt, oder hat eines oder mehrere Teilsysteme das Ganze "versagen" lassen? Haben zuerst alle Teilsysteme versagt ("multiples") uind dann auch das Ganze, oder umgekehrt?






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