Gastkommentare

Die Metamorphose des Thomas Schmid und die Korruption

21. Oktober 2022 23:00 | Autor: Georg Vetter
4 Kommentare

Bis vor ein paar Tagen war sich ganz Österreich über den Charakter von Thomas Schmid einig. Mit seinen Aussagen bei der WKStA hat sich das geändert. Für die einen hat sich Thomas Schmid vom Saulus zum Paulus gewandelt, für die anderen von der Hure der Reichen zur Hure der WKStA.

Bis auf ein paar Staatsanwälte und linke Journalisten dürften allerdings die meisten Menschen in Österreich der Ansicht sein, dass Thomas Schmid ein unverbesserlicher Intrigant ist. Nach all den krummen Sachen, die selbst für ihn "nicht in Ordnung" gewesen sein sollen, habe er nun seinen eigenen Anwalt hintergangen, um geläutert zur Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zu pilgern.

Bei den Verhandlungen über den sogenannten Kronzeugenstatus für Thomas Schmid wäre man gern ein kleines Mäuschen. Beide Seiten haben viel zu gewinnen – und auch zu verlieren. Jeder wird mit Sicherheit versuchen, den anderen über den Tisch zu ziehen. Da haben sich die Richtigen gefunden.

Jede Seite weiß: Die besten Lügen sind jene, die zu 90 Prozent wahr sind.

Wenn WKStA und Thomas Schmid einen Pakt schmieden und den Strafanspruch des Staates fallen lassen, wäre dies tatsächlich eine Sensation. Viele werden in diesem Fall denken, dass sie die WKStA auf das Niveau des Delinquenten herabbegeben habe. Staatsfeinde unter sich.

Übrig bliebe ein Schaukampf "Alle gegen Kurz", der nicht mehr auf der Straße, sondern zunächst in den Medien und anschließend im Gerichtssaal stattfinden soll.

Damit sind wir bei der Verwilderung des Strafverfahrens angelangt. Im Kampf um die Glaubwürdigkeit Kurz gegen Schmid geht es um die vorprozessuale Debattenhoheit. Juristischer ausgedrückt: Es geht um die Vorverurteilung und damit auf die außerprozessuale Beeinflussung der Justiz.

Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, ist ein weiteres Kapitel in der Entzivilisierung des Strafverfahrens. In Ländern mit einer modernen Strafrechtskultur gehört die Durchführung eines Strafverfahrens in einem möglichst neutralen, vorurteilsfreien Klima der Unbefangenheit zum selbstverständlichen Teil eines "Fair Trial". In solchen Ländern ist die gezielte Beeinflussung der Öffentlichkeit mit strafrechtlich irrelevanten Charakterinformation aus der Privatsphäre verpönt. In solchen Ländern ist das Anfüttern der öffentlichen Meinung mit selektiven Aktenteilen sogar strafbar. Bei uns hingegen glauben manche das Gegenteil: Die gezielte Beeinflussung der vorprozessualen öffentlichen Meinung sei eine Art aufklärerischer Heldentat.

Dass sich die Beschuldigten wegen des Überraschungsmoments, der fehlenden Waffengleichheit und der absichtlich herbeigeführten Informationsasymmetrie spontan meist nur mehr oder weniger tollpatschig verteidigen können, scheinen die Verfolger gerne in Kauf zu nehmen.

Die jahrzehntelange Tradition der Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Regierungsinserate kann man durchaus als Korruption bezeichnen. Noch viel schlimmer erscheint allerdings die Korrumpierung des Strafverfahrens durch die außerprozessuale Meinungsbeeinflussung, wie sie in Österreich gang und gäbe ist. Wäre dem Justizministerium der Rechtsstaat tatsächlich eine Herzensangelegenheit, müsste es dem Kampf gegen diese Verluderung Priorität einräumen.

 

Georg Vetter ist Rechtsanwalt, Vorstandsmitglied des Hayek-Instituts und Präsident des Clubs Unabhängiger Liberaler. Bis November 2017 ist er in der ÖVP-Fraktion Abgeordneter im Nationalrat gewesen.

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  1. Claudius
    23. Oktober 2022 13:02

    Apropos:
    "Bei uns hingegen glauben manche das Gegenteil: Die gezielte Beeinflussung der vorprozessualen öffentlichen Meinung sei eine Art aufklärerischer Heldentat." = RICHTIG !!

    Ein jeder Redakteur im Falter, Standard, ORF u. anderer linken ist fix der Meinung, dass das gezielte, absichtliche Herausspielen von Aktenteilen & Chatprotokollen unbedingt wichtig für ihre spezielle Auffassung von Rechtsstaat u. Demokratie ist.

    Manche Redakteure haben das ganz offen in ihren Kommentaren schwarz auf weiß genau so geschrieben!

    Die Öffentlichkeit soll halt ganz gezielt in die Stoßrichtung der WKSt. und der politischen Linken ausgerichtet werden, klar!



  2. Alexander Huss
    22. Oktober 2022 22:13

    Bei diesen Zuständen in besagter Staatsanwaltschaft frage ich mich schon länger, wie man diese Missstände beseitigen könne.

    Mir fiele da nur ein, dass der Bundeskanzler die Justizministerin hinausschmeißt und einen untadeligen Juristen einsetzt. Diese möge dann mit den Zuständen aufräumen und das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder herstellen.

    Das wäre aber das Ende der Koalition; es käme zu Neuwahlen. Ich habe leider immer wieder erlebt in Diskussionen mit Bekannten, dass man die Gefahren, die von der wildgewordenen Staatsanwaltschaft ausgehen, gar nicht wahrnimmt.
    Diese Gefahren werden achselzuckend zur Kenntnis genommen und mit Worten wie "Ja, ja, die Kurz'sche Buberlpartie verdient es nicht anders" kommentiert.



  3. El Dorado
    22. Oktober 2022 12:06

    Mit dieser Jusitizministerin leider undenkbar. Die Herzensangelegenheiten der dem trojanischen Pferd der Linken entstiegenen Plagiatorin dienen der Verluderung in der Justiz und nicht deren Beseitigung.



    • WFL
      25. Oktober 2022 08:23

      @el dorado:
      Perfekt formuliert:
      Zadic = das "trojanische Pferd der Linken"! Genauso ist es.

      Dass Kurz und Blümel so blind waren, das nicht zu sehen....
      die abgrundtiefe Hinterfotzigkeit der Linken.

      Tja, es hat sie ihre politischen Karrieren gekostet.






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