Gastkommentare

Giuseppe Forcher und der mit zweierlei Maß gemessene Faschismus

20. Dezember 2021 16:03 | Autor: Wilfried Grießer
14 Kommentare

Der ORF-Teletext schreibt am 19.12.2021 aus Anlass des Ablebens von Sepp Forcher: "Die ORF-Moderatorenlegende Giuseppe ("Sepp") Forcher ist tot. Der gebürtige Italiener ist kurz nach seinem 91. Geburtstag gestorben." Als "Giuseppe Forcher" und als "Italiener" war der langjährige Moderator des "Klingenden Österreich" eigentlich niemandem bekannt. Nur ein klein wenig moderater spricht die ZIB 1 des selben Tages von "Sepp Forcher, der eigentlich Giuseppe hieß, da er in Rom geboren und in Südtirol aufgewachsen ist." 

Mag sein, dass Sepp Forcher in offiziellen Dokumenten bis zuletzt als "Giuseppe Forcher" firmierte. Unwahrscheinlich ist dennoch, dass "Giuseppe" und nicht "Josef" tatsächlich der Wunschname seiner Eltern war, und beinahe ausschließen kann man wohl, dass Forcher noch in der Zweiten Republik italienischer Staatsbürger war. Ethnischer Italiener, wie es die Bezeichnung "gebürtiger Italiener" suggeriert, war er gewiss keiner. 

Viel eher wird man vermuten, dass für einen Südtiroler anno 1930 der Vorname "Josef" schlicht nicht vergeben werden konnte. Denn gewiss und eigentlich bekannt ist, dass die Zwangsitalianisierung Südtirols unter den italienischen Faschisten besonders brutal war: Der Gebrauch der deutschen Sprache war im öffentlichen Raum verboten, und nicht nur Orts-, sondern auch Personennamen wurden zwangsitalianisiert. Selbst aus einem achtzigjährigen Franz wurde ein "Francesco" und aus einem Josef eben ein "Giuseppe". Sogar deutsche Familiennamen haben italienische Übersetzungsversuche erfahren. 

Ist all dies beim heutigen ORF vergessen, oder handelt es sich bei den zitierten Meldungen um eine bewusste Provokation? Jeder, der Forchers Sendungen verfolgte, weiß, dass Südtirol für Forcher immer ein Herzensanliegen war und dass daher auch Streifzüge durch Südtiroler Landstriche selbstverständlich Teil des "Klingenden Österreich" und keines "Klingenden Trentinos" waren. 

Wollte man einen in der NS-Zeit geborenen Österreicher als gebürtigen Deutschen titulieren, weil er als Bürger des Deutschen Reiches zur Welt kam, bräche ein Aufschrei aus. Das wäre für viele wahrscheinlich "Wiederbetätigung". Aber auch sonst ist die Sache so windschief, dass es zum Himmel stinkt, wenn gleichzeitig der neue Innenminister angepatzt wird, weil sich auf dem Gebiet seiner Gemeinde, der er als Bürgermeister vorstand, ein Engelbert-Dollfuß-Museum befindet. 

Wenn man zu diesem Museum liest, dass dieses zuletzt 2001 auf Vordermann gebracht wurde, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass in dessen Räumen eine unkritische Verehrung Dollfuß´ erfolgt. "Glorifizierung" bedeutet offenbar schon, dass Dollfuß nicht ausnahmslos als Diktator und Mörder verdammt wird und Information über das Leben und Wirken einer Person noch nicht durch volkspädagogische Effekthascherei ersetzt ist. In Hinblick auf Mussolini (der im Gegensatz zu Dollfuß mit Hitler paktiert hatte) ticken die Uhren offenbar anders . . .

Wilfried Grießer, geboren 1973 in Wien, ist Philosoph und Buchautor.

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  1. Konfrater
    03. Januar 2022 07:57

    Einverstanden - dann aber bitte auch Joseph Verdi, so stand es nämlich in der Geburtsurkunde des französischen Komponisten (weil sein Geburtsort Roncole damals eben zu Frankreich gehörte ;-)



  2. Ernst Gennat
    26. Dezember 2021 12:40

    Diese "Saubude" von ORF macht aus Sepp Forcher lieber einen italienischen Faschisten, als ihn richtiger Weise als waschechten und aufrechten Österreicher zu nennen. Pfui Teufel!



  3. andreas.sarkis (kein Partner)
    26. Dezember 2021 10:50

    Der Hass des österr. Linksextremismus auf Südtirol geht so weit, dass ORF-Sender dort nicht oder kaum empfangen werden können, dass am Brenner Kontrollen zum Übertritt nach "Italien" vorgenommen werden, dass die Zusagen der österr. Staatsbürgerschaft für Südtiroler längst vergessen sind, dass Österreich nichts gegen die fortgesetzte Aushöhlung des Autonomiestatuts unternimmt.

    In Italien sind Faschisten eine wichtige Macht, die Fratelli Italia und in Südtirol die Casapound. Österreich schweigt weiter zur Verwendung erfundener Tolomei-Namen in Südtirol. Italien verbot sogar die Einreise österr. Abgeordneter nach Südtirol. Reaktion? Keine.



  4. Alexander Huss
    23. Dezember 2021 22:29

    Es war tatsächlich so, dass deutsche Namen verpönt waren. Josef Forcher wurde in seiner in Rom ausgestellten Geburtsurkunde als Giuseppe eingetragen.

    Die Faschisten wollten die Dableiber unter den Optanten sowieso italianisieren. Aus einer Familie Brunner wurde z.B. "Fontanari", für den in Südtirol häufigen Nachnamen Kaufmann hatte man sich die Namen "Mazari", "Mercanti" und "Merciai" vorgestellt.

    Der Nachname Rabensteiner wurde zum "Pietracorvo". Das lässt sich in "Verkaufte Heimat" von Felix Mitterer nachlesen.

    Wer von Ihnen einmal nach Bozen kommt, dem sei das Museum im Inneren des Siegesdenkmals empfohlen. Dort sind diese Dinge zu sehen.

    Die ORF-Würdigung des Sepp Forcher ist der grenzenlosen Dummheit der ORF-Leute geschuldet.



    • xerios (kein Partner)
      24. Dezember 2021 13:28

      Ja mei, Linke halt.
      Wenn es gegen das eigene Land und die eigene Kultur geht, werden sie plötzlich auch zu Fans ausländischer Faschisten.

      Wobei man sagen muss, selbst wenn Forcher sich tatsächlich Guiseppe genannt hätte, dann wäre das in Österreich nie ein Problem gewesen.
      Anders als eben im umgekehrten Fall.



  5. pressburger
    21. Dezember 2021 19:45

    Unglaublich. Das eine Persönlichkeit wie Sepp Forcher ausgegrenzt, in das Lager der italienischen Faschisten abgeschoben wird, beweist mehr als deutlich, welcher hasserfüllten Gesinnung, die Faschisten im ORF sind



  6. Ingrid Bittner
    21. Dezember 2021 17:15

    Also ich halte die ORFler für so unwissend, was die geschichtlichen Zusammenhänge betrifft, dafür aber für so präpotent, dass sie sich noch gut vorkommen, wenn sie einen biederen Moderator einer "Heimatsendung" als internationale Persönlichkeit darstellen.

    Warum ich das glaube? Weil ich ab und zu Beschwerden an den ORF schreibe, wenn sie wieder Schwachsinn verzapfen und die Antworten, die es dann gibt, die lassen mich einfach annehmen, dass da Leute herumsitzen, die von nichts eine Ahnung haben, aber gescheit schreiben oder reden.



    • Saile (kein Partner)
      23. Dezember 2021 04:52

      "dass da Leute herumsitzen, die von nichts eine Ahnung haben, aber gescheit schreiben oder reden."

      ...und die richtigen verwandtschaftlichen Anbindungen und die politisch farblichen Verknüpfungen haben.

      Wer hat je eine Zeitungsannonce, vom ORF verortet, in der Mitarbeiter gesucht werden?

      Ein Organismus ist dieser ORF zum Tilgen!



  7. elokrat
    20. Dezember 2021 21:40

    Ich bin sehr froh das zu lesen. Ihr Beitrag zeigt wieder einmal sehr deutlich den Hang zur Selbstzerstörung und den Hass auf das eigene Volk, der in diesem Land zunehmend festzustellen ist. Im Bezug auf Südtirol war schon immer zu bemerken, dass die Medien, allen voran der ORF, eher die Italienische Meinung respektierten, als die Darstellung der österreichischen Seite. Die Überkopf-Wegweiser auf Autobahnen, zeigen oft die ausländischen Städtenamen, zB. Praha anstatt Prag! Ich kenne viele Länder, dieses Verhalten ist jedoch einzigartig.



    • LeoXI
      22. Dezember 2021 08:33

      Zu den angeführten Überkopf-Wegweisern auf Autobahnen (Praha, Brno) sei daran erinnert, dass Züge im Nahverkehr von Wien z.B. nach Znojmo fahren. Gab es denn jemals eine andere Bezeichnung, die man gar in Wien verwendet und die Stadt auch nur so gekannt hätte? Schließlich sagt man auch Brno-Todesmarsch, oder doch nicht?
      Auch den gebürtigen Tschechen, Dr. Karl Renner, würde das alles sehr erfreuen. Im heutigen modernen Österreich herrscht eben Anstand, Korrektheit und vor allem die vielbeschworene Haltung. Nicht aber peinlich unterwürfige Anbiederung oder historische Halbwissen-Verschwurbelung.
      Wie meinte der russische Philosoph Kant: Habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen



    • Mediator (kein Partner)
      22. Dezember 2021 17:12

      Hinweise auf Straßen zu anderen Ländern und ausländischen Städten werden gemäß internationaler Vereinbarung immer in der Sprache des Ziellandes (ggfs. zweisprachig) abgefasst.



    • andreas.sarkis (kein Partner)
      26. Dezember 2021 10:41

      Nein. In anderen Staaten werden inländische Bezeichnungen verwendet. Nirgends steht dort ein Wegweiser nach "Wien".



  8. Gandalf
    20. Dezember 2021 18:06

    Herr Dr. Grießer, danke für diesen Beitrag, der nicht nur dem großen Volksbildner, Fernsehgenie und einfach lieben und gescheiten Menschen Sepp Forcher, sondern auch anderen großen Österreichern Gerechtigkeit erfahren lässt. Leider ist das in unserer Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr. Melden Sie sich öfter zu Wort! Dem Unterberger - Blog würde es auf jeden Fall guttun, den meisten "Partnern" im Blog auch.






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