Gastkommentare

Analyse der Mär vom bösen Kapitalismus – dekonstruiert

19. April 2021 10:01 | Autor: Andreas Tögel
17 Kommentare

F. A. Hayek stellte einst fest: "Wenn die Sozialisten etwas von Ökonomie verstünden, wären sie keine Sozialisten." Der deutsche Kanzler Konrad Adenauer erkannte wiederum: "Das einzige, was Sozialisten von Geld verstehen, ist, dass sie es von anderen haben wollen." Diese beiden Aussagen fassen treffend die meisten Fehleinschätzungen zusammen, die sich bezüglich der Möglichkeiten der Politik hartnäckig halten.

Denn eine erfolgreiche Volkswirtschaft basiert auf soliden privaten Eigentumsrechten, die ihrerseits die Voraussetzung für die Marktwirtschaft bilden. Letztlich gründen alle Errungenschaften der bürgerlich-liberalen Gesellschaftsordnung auf der Respektierung des Rechts auf privates Eigentum – auch auf das an den Produktionsmitteln. Wer private Unternehmen sozialisieren oder unter Staatskuratel stellen möchte, gefährdet die Wohlfahrt einer Gesellschaft. 

  • "Menschenrechte sind wichtiger als Eigentumsrechte."
  • "Viele Menschen sind unfähig zur Freiheit."
  • "Der freie Markt begünstigt Egoismus und zerstört die Solidarität."

So lauten drei gebräuchliche Klischees der Kapitalismuskritiker. Alle drei sind typisch für das Vorliegen eines verqueren Menschenbildes und den schwerwiegenden Irrtum, dass der seit der Vertreibung des Menschen aus dem Garten Eden naturgegebenen Knappheit, mit dem Erlass von Gesetzen und der Deklaration von Menschenrechen, beizukommen wäre.

Natürlich ist es gar kein Problem, eine Fülle von Ansprüchen zu formulieren, die jedem Menschen auf dieser Erde zustehen. Eine völlig andere Frage ist allerdings, an welche Adressaten sich derartige Forderungen richten und wer dafür aufkommen soll. Ansprüche für die einen, die zugleich Verpflichtungen für die anderen bedeuten, können schwerlich universelle Rechte genannt werden. Ein Anspruch, auf Kosten Dritter zu leben, ist zwar ideologisch-normativ, nicht aber logisch zu begründen. Ein Menschrechtskatalog schafft keine Fakten. Traum und Wirklichkeit prallen hier hart aufeinander.

Da der Markt ohne freiwillige Kooperation nicht funktioniert, kann er auch nicht für den Mangel an gesellschaftlicher Solidarität verantwortlich gemacht werden. Markt ist Solidarität. Es ist vielmehr die erzwungene Umverteilung, die jede Solidarität zerstört.

Solidarität setzt nämlich Freiwilligkeit voraus: Human zu handeln, bedingt freie Entscheidungen. Solidarität und Zwang sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Kein Begriff wird öfter missbraucht als jener der Solidarität, wenn es darum geht, privates Eigentum zu konfiszieren und dessen zwangsweise Umverteilung durch den Staat zu legitimieren.

  • "Unehrlichkeit und Betrug sind Folgen des Kapitalismus."
  • "Gemeinnützigkeit ist der Profitorientierung moralisch überlegen."

So lauten zwei weitere oft gehörte Gemeinplätze. Wahr ist indes, dass der Markt auf Treu und Glauben basiert. Niemand macht gerne, geschweige denn freiwillig, mit Gangstern Geschäfte. Unternehmer, einmal als Betrüger erkannt, scheiden rasch aus dem Markt aus. Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit und Friedfertigkeit sind daher Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften unter Marktbedingungen. Wenn dagegen der Staat zur Rettung maroder "Too-big-to-fail"-Betriebe ausrückt, konterkariert er damit die Tugenden des Marktes, indem er das notwendige Korrektiv eines Bankrotts unrentabler Unternehmen ausschaltet. Der Staat, nicht der Kapitalismus, begünstigt somit die (betrügerische) Misswirtschaft.

Wer die Gemeinnützigkeit zum Gegensatz privaten Gewinnstrebens erklärt, verkennt den Nutzen, den die Allgemeinheit durch profitable Unternehmen erfährt. Gewinne kann auf einem Markt, der nicht durch politische Interventionen verzerrt ist, nur erzielen, wer Kundenwünsche bestmöglich erfüllt. Der Gewinn des Unternehmens ist die von den Konsumenten dafür freiwillig gewährte Prämie.

Die zwei liberalen Schweizer Ökonomen und Publizisten, Pierre Bessard und Olivier Kessler, haben verdienstvollerweise Klischees der oben zitierten Art analysiert und auf ihre Plausibilität überprüft. Lesenswert! 

64 Klischees der Politik: Klarsicht ohne rosarote Brille
Pierre Bessard, Olivier Kessler
Edition Liberales Institut
312 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-033-07803-1
24,80,- Euro

Teilen:
  • email
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter

  1. Peregrinus
    22. April 2021 15:30

    Zraxl schreibt in seinem heutigen Posting (um 9:45h): „Ja, wenn der Katholizismus fällt, dann fällt das Land dem Sozialismus anheim. Wehe denen, die keine Funktionäre sind!“
    Dazu sei angemerkt: Der österreichische Katholizismus hat sich schon längst in großen Teilen zum Sozialismus gewendet. Man denke nicht nur an den Caritasdirektor, einen Mann, der fremdes Geld verteilt, aber von dessen Erwirtschaftung trotz Studiums an der WU wenig Ahnung haben dürfte. Insbesondere sei auch an die katholische Sozialakademie, in der einst der Jesuit Herwig Büchele sein Unwesen trieb. Im folgte Markus Schlagnitweit – nach eigener Bezeichnung – der Seelsorger für AkademikerInnen und KünstlerInnen der Diözese Linz. Dieser bescheidene Mann teilt uns auf seiner Webside unter anderem seine Reisen, Weitwanderungen und Theaterbesuche mit. Des Weiteren auch seine Musikbegabung (Querflöte seit 1975, Gesamt seit der Geburt). Konzert und Opernbesuche teilt er uns leider nicht mit. So erhalten wir ein unvollständiges Bild. Es gibt aber auch in der katholischen Kirche noch Lichtblicke, zB Martin Rhonheimer, empfehlenswert zB sein Artikel „Kapitalismus ist gut für die Armen – und für die Umwelt“. – Im Internet abrufbar.



    • Peregrinus
      22. April 2021 15:39

      Mindestens 2x hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen:
      1. Im zweiten Absatz solle es heißen:"Insbesondere sei auch an die katholische Sozialakademie gedacht, in der ..."
      2. In der 7. Zeile von unten muss es heißen:"Gesang seit der Geburt" und nicht "Gesamt ..."



    • Zraxl (kein Partner)
      22. April 2021 16:11

      Ja Peregrinus, da haben Sie leider sehr sehr Recht!
      Wenn sich die Amtsträger der Katholische Kirche nicht baldigst auf die Wertebasis besinnen, wird es duster für das Land und für Europa. Dennoch, die Katholische Kirche ist weit mehr, als ein paar korrupte Amtsträger, wie hoch diese in der Hierarchie auch immer angesiedelt sein mögen. Wie sagte doch Bischof Klaus Küng so schön: "Die Kirche war schon oft am Hund. Aber bisher ist der immer Hund vorher gestorben."



    • Peregrinus
      22. April 2021 22:04

      @ Zraxl
      Sie zitieren Bischof Küng mit dem Satz: "Die Kirche war schon oft am Hund. Aber bisher ist der immer Hund vorher gestorben." - Vielleicht ist das der Hauptgund der Angriffe in den Medien?



  2. An die Ahnungslosen (kein Partner)
    21. April 2021 12:53

    Kapitalismus - jene monströse Ideologie die es geschafft hat, dass Mikroplastik in allen Ozeanen bis in die Tiefsee zu finden ist.

    Kapitalismus wird fallen, so wie Feudalismus, Katholizismus, Nazismus und Stalinismus gefallen sind.

    Und wenn es wütende Kinder sind die Biopathen an die Wand stellen, sie haben per Naturrecht jedes Recht dazu.



    • Andreas Tögel
      21. April 2021 21:51

      Kapitalismus ist eine auf Privateigentum und Vertragsfreiheit basierende Gesellschaftsordnung. Keine Ideologie.
      Dass die in sozialistischen Gesellschaften betriebene Umweltverschmutzung weitaus schlimmer war, als die im Kapitalismus, sollte sich auch schon herumgesprochen haben.
      Kraut und Rüben durcheinanderzubringen, wie Sie das tun, ist nicht besonders sinnvoll.
      Schließlich bleibt festzustellen, dass Kapitalismus ein Phänomen des Naturrechts ist. Ohne Zwang und Gewalt kommen die Menschen auf genau diese Art der Organisation (eine geordnete Anarchie) und auf keine andere.



    • Zraxl (kein Partner)
      22. April 2021 09:45

      Das meiste Mikroplastik ist vollkommen harmlos. Ein Problem ist der große Müll, der nicht gesammelt und verbrannt, sondern einfach ins Meer gekippt wird. Ein weiteres Problem sind Giftstoffe, die auf Grund von unsinnigen (EU-)Vorschriften in manchen Kunststoffen enthalten sind, zb. PBB als Flammschutzmittel.

      Der Sozialismus, das ist eine Funktionärsoligarchie, die den Mittelstand ausraubt, vom geraubten Geld einen kleinen Anteil an das Volk verteilt um sich beliebt zu machen, und mit dem größten Teil ihren feudalen Lebensstil finanziert.

      Ja, wenn der Katholizismus fällt, dann fällt das Land dem Sozialismus anheim. Wehe denen, die keine Funktionäre sind!



    • Kaltverformer (kein Partner)
      22. April 2021 10:41

      Wenn dem so wäre wie sie schreiben, dann wäre der Sozialismus das Umweltparadies schlecht hin.
      Leider, leider zeigt sich in der realen Welt, dass genau in diesen Ländern, die den Sozialismus ertragen müssen, die Umweltstandards, wenn überhaupt vorhanden, so niedrig waren, wie in sonst keiner anderen Gesellschaftsform.

      Fakt ist, das ein Kapitalismus erhardscher Prägung, vulgo soziale Marktwirtschaft, die bis dato stabilste und erfolgreichste Wirtschaftsform darstellt - bis Angela Merkel kam, sah und zerstörte.



    • Peregrinus
      22. April 2021 15:32

      @ Zraxl
      Zum Posting von Zraxl von 9:45 siehe meinen Kommentar von 15.30h



    • An die Ahnungslosen (kein Partner)
      22. April 2021 15:36

      @Kapitalismus versus Sozialismus

      Die Alternative zu Rindermist ist nicht Schweinemist sondern gar kein Mist.

      @Mikroplastik ist harmlos
      Trotteln alle miteinander.



    • Zraxl (kein Partner)
      22. April 2021 17:29

      @An die Ahnungslosen

      Mikroplastik sind ganz kleine Teilchen, die verschluckt werden können und die, soferne sie nicht giftig sind, den Körper auf natürliche Weise wieder verlassen.

      Jetzt gibt es sehr wohl Mikroplastik, das echt giftig ist oder Giftstoffe enthält, wie z.B. PVC mit Phthalaten als Weichmacher, Kunststoffe mit polybromierten Diphenylen als Flammhemmer, o.ä. Die giftigen Zusatzstoffe sind aber nach EG-Verordnung 1272/2008 verboten worden.

      Großer Müll (Trinkbecher, Plastiksackerl, Fischernetze, etc.), aus dem die riesigen Müllinseln im Meer bestehen, ist jedenfalls ein Problem. Fische die so einen Mist schlucken oder sich darin verfangen, gehen elendiglich zu Grunde.



  3. bagaude
    20. April 2021 11:35

    Was ist gegen einen "verordneten" Journalismus und Eklektizismus
    zu tun , wenn die Masse das ZUTEILEN lieber hat als das VERDIENEN ?! Wenn die " EINSER" zur Schande werden der "FLECK"zur Trophäe bis zur Heroisierung solcher Präpotenz;wenn
    Aktivismus vor Wahrheit siegt und Betrug prämiert wird ?- dann sind wird am Ziel ........



  4. Peregrinus
    19. April 2021 19:43

    Ein guter Freund, der in den sozialistischen Hochadel eingeheiratet hatte und zeitlebens ein überzeugter Sozialdemokrat war und durch Jahrzehnte Arbeitnehmer bei den Arbeitsgerichten vertreten hat, hat in hohem Alter unaufgefordert zur mir gesagt: "Der Kommunismus hat auf der ganzen Welt versagt." - Bruno Kreisky hat einmal – als die SPÖ noch "Sozialistische Partei Österreichs" hieß – beklagt, dass ihm die Bezeichnung "'Sozialdemokratische Partei" lieber wäre, er aberdiese Änderung aber nicht durchsetzen könne. Die Bezeichnungsänderung ist - meines Wissens – dann Franz Vranitzky gelungen. Jetzt marschiert die sich demokratisch gebende Linke aber wieder in die Gegenrichtung.



    • pressburger
      20. April 2021 10:29

      Sozialdemokratie, sozial demokratisch, ist eine contradictio in adiecto. Das eine schliesst das andere aus. Es gibt nur eine sozialistische Demokratie, das ist die Volksdemokratie.



    • Ingrid Bittner
      20. April 2021 17:56

      Wenn jemand über Jahrzehnte Arbeitnehmer beim Arbeitsgericht vertreten hat, dann ist anzunehmen, dass er sozusagen der Anwalt der Arbeiterkammer war, dann war er gut versorgt, aber nicht unbedingt das, was man einen erfolgreichen Anwalt nennt. Große Wirtschaftsprozesse oder spektakuläre Scheidungen gehörten dann sicher nicht zu seinen Glanzleistungen. Solche Leute haben oft eine sehr einseitige Sicht auf die Politik, umso erstaunlicher, dass der Herr solche Äusserungen über den Kommunismus von sich gegeben hat. Kreisky und die Sozialdemokratie, das war ja manchmal auch sehr eigenartig. Man denke an Zwentendorf. Kreisky war ja auch sehr krank und das verändert wahrscheinlich auch die Psyche



    • Zraxl (kein Partner)
      22. April 2021 07:26

      Sozialdemokratie - das sind zwei Lügen in einem einzigen Wort. Aber klar, das Wort Parasitenoligarchie klingt eben ein wenig hässlich.
      (Das Wort Parasitenochlokratie wäre deswegen unpassend, weil das dumme Volk ja nur brav das nachsagt, was die Oligarchen vorgeben.)



    • andreas.sarkis (kein Partner)
      22. April 2021 11:01

      Falsch, Peregrinus.
      Kreisky war es, der auf sozialistisch bestanden hat. Erst nach ihm wurde das Paradoxon sozialdemokratisch eingeführt.






--> Zwischen Lügenpresse und Fake News: Eine Analyse Buch bei Amazon orf-watch.at Schafft die Politik ab Europa 2030 Börsen-Kurier (Bezahlte Anzeige) Academia kathtreff.org