Gastkommentare

Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft

01. Februar 2021 07:30 | Autor: Werner Reichel
15 Kommentare

Am 5. Mai 1920 hält Lenin vor dem Bolschoi-Theater in Moskau eine Rede vor zehntausenden Rotarmisten. Er steht auf einem Podest aus Holz, neben ihm auf einer Treppe die Genossen Lew Borissowitsch Kamenew und Leo Trotzki. Als Stalin an die Macht kommt und sowohl Trotzki als auch Kamenew ermorden lässt, werden die beiden Genossen aus dem berühmten Foto wegretuschiert. Sie existieren fortan nicht mehr, sind auf Anweisung von oben aus der Geschichte gelöscht worden. In der Sowjetunion sind nur noch die historisch gesäuberten Bilder vom 5. Mai 1920 in Umlauf.

In sozialistischen Diktaturen wie der UdSSR und der DDR war das gängige Praxis. Man veränderte die Geschichte, manipulierte historische Begebenheiten entsprechend den ideologischen und politischen Wünschen der Gegenwart.

George Orwell beschreibt diese Praxis in seinem Roman 1984. Winston Smith, die Hauptfigur, arbeitet im "Ministerium für Wahrheit" und passt dort Zeitungsberichte und somit das Geschichtsbild an die gerade herrschende Parteilinie an. Er führt heimlich Tagebuch. Beim Versuch etwas über die reale Vergangenheit zu erfahren, die von der sozialistischen Staatspartei durch umfangreiche Geschichtsfälschung verheimlicht wird, gerät er in deren brutale Umerziehungs-Maschinerie.

Was man bisher nur aus Diktaturen und Dystopien kannte, ist auch im postdemokratischen Westen, in der EU und den USA, gängige Praxis geworden. Die Vergangenheit und unsere Geschichte werden laufend an den herrschenden politischen Zeitgeist angepasst. Jeden Tag und auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Das Wahrheitsministerium ist sozusagen dezentral organisiert und hat Tausende freiwillige und nicht selten ehrenamtliche Mitarbeiter.

Ein paar Beispiele: Die Online-Enzyklopädie Wikipedia ist zu einem der wichtigsten und mächtigsten Instrumente des linken Geschichtsrevisionismus geworden. Hier werden historische Begebenheiten in einem fortwährenden Prozess entsprechend der dominanten sozialistischen Ideologie angepasst. So wird die Geschichte der DDR immer weiter geschönt, Verbrechen der SED verharmlost. In ein paar Jahren wird die DDR auf Wikipedia vermutlich das Arbeiterparadies gewesen sein, das sie nie war.

Bei Persönlichkeiten aus dem konservativen oder liberalen Lager werden systematisch negative Aspekte und Seiten hervorgehoben und deren Leistungen relativiert bzw. geschmälert. Bei Personen oder Institutionen aus dem linken Spektrum ist es umgekehrt. Vergleichen Sie z.B. die Einträge von Politikern der Grünen mit denen der FPÖ. Bei zweiteren finden sich tendenziöse, oftmals auch stark verzerrende und diffamierende Darstellungen, bei ersteren werden selbst Belanglosigkeiten umfangreich und wohlwollend abgehandelt.

Wäre Wikipedia eines von vielen Nachschlagewerken, wäre das Problem nicht dramatisch, doch diese Seite ist die wichtigste und oftmals einzige Informationsquelle für viele Menschen. Was immer man in eine Internetsuchmaschine eingibt, der Wikipedia-Eintrag steht weit oben. Was in dieser Online-Enzyklopädie über eine Person, Partei oder Institution geschrieben wurde, wird zum allgemeingültigen Wissen, zur historischen Wahrheit.

Auch in der Unterhaltungs- und Filmbranche wird fleißig an der Geschichte geschraubt und gebastelt. Ein aktuell diskutiertes Beispiel ist die Netflix-Serie "Bridgerton". Die Handlung spielt in der britischen Aristokratie des frühen 19. Jahrhunderts. Der Protagonist, ein Lord, und viele andere Charaktere werden von schwarzen Schauspielern dargestellt. Man nennt das "farbenblindes Casting". Sprich, die Hautfarbe der Darsteller spielt – ungeachtet der historischen Realitäten – keine Rolle. Das ist natürlich Unsinn. Die Hautfarbe spielt beim "farbenblinden Casting" sogar die Hauptrolle.

Auch in diesem Fall soll das Geschichtsbild dem vorherrschenden Zeitgeist, der von linker Identitätspolitik, Black-Lives-Matter-Parolen und Rassismus gegen Weiße geprägt ist, angepasst werden. Die Geschichte der Europäer, des Westens, der alten weißen Männer, wird Schritt für Schritt so verändert und dargestellt, wie es die dominanten politischen Kräfte für ihre Agenden brauchen, wie sie sie sehen wollen. Die Rolle der Europäer in der Weltgeschichte wird gerade umgeschrieben und umgedeutet.

"Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft", hat es die sozialistische Staatspartei in Orwells 1984 ausgedrückt. Auch der Inhalt von Büchern wird unablässig inhaltlich und sprachlich verändert und adaptiert. Man denke an die "Zehn kleinen Negerlein", die im Buchhandel nur noch als "Zehn kleine Kinderlein" zu bekommen sind. Selbst die linke Wochenzeitung "Die Zeit" schreibt: "Aus Kinderbuch-Klassikern sollen Wörter gestrichen werden, die nicht mehr politisch korrekt sind. Das ist gut gemeint, aber ein Vergehen an der Literatur." In der "Bibel in gerechter Sprache" ist mittlerweile – kein Scherz – von "Jüngerinnen und Jüngern" die Rede.

Immer mehr Klassiker der Literatur werden nach politisch korrekten Vorgaben gesäubert, geglättet und zensiert. Dass die Geschichte von den Siegern geschrieben und den Herrschenden verändert wird, ist kein neues Phänomen. Neu sind allerdings die umfangreichen Möglichkeiten, die Digitalisierung und Vernetzung bieten. So lassen sich die Spuren der Manipulation leicht löschen, Werke können beliebig verändert oder für immer gelöscht werden. Eine weitere Form der Cancel Culture.

Im Zeitalter des Internets, der Clouds, des Streamings und Sharings ist das kein unlösbares Problem, immer weniger Menschen besitzen Bücher, DVDs, Zeitschriften oder Nachschlagewerke physisch. Selbst das Speichern von Filmen oder Musik auf Festplatten ist aus der Mode gekommen.

Vom österreichischen Journalisten Robert Hochner stammt das Zitat: "Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv." Das war einmal. Das Internet, Streamingplattformen, Dienste wie YouTube, Spotify oder Online-Enzyklopädien sind äußerst unzuverlässige Archive, anfällig für Manipulation, Interventionen, Zensur etc.

Verlässliche Speicher von Informationen und Wissen, auf die das politische Establishment und seine Helfershelfer – Medien, IT-Konzerne, NGOs, Institutionen, der linke Wissenschaftsbetrieb etc. – keinen Zugriff haben, wie eben auf das Buch, das zuhause im Regal steht, die alte TV-Doku auf Festplatte oder der Fischer Weltalmanach von 1998, verschwinden zusehends. Wie unzuverlässig Dienste wie YouTube als Archive und Speicher sind, erleben wir Tag für Tag. Videos von politisch unbequemen Personen werden einfach gelöscht. Dazu braucht es mittlerweile nicht einmal mehr den Druck von außen, zumal die linken Aktivisten schon in diesen Konzernen sitzen.

Das ist deshalb problematisch, weil die Linke alle relevanten und meinungsbildenden Bereiche unser Gesellschaft dominiert und im Internet einige wenige Konzerne – die Big Four – eine de facto Monopolstellung haben.

Eine gefährliche Kombination. Filme oder Videoaufnahmen werden von diversen Plattformen wie Netflix, Amazon Prime oder YouTube gestreamt, eBooks sind etwa auf der "digitalen Bibliothek" von Amazon gespeichert und können weder verkauft, kopiert noch vererbt werden. Musik hört man über Dienste wie Spotify. Wir leben in einer On Demand-Gesellschaft, wo man kaum noch etwas besitzt, sondern teilt, streamt, abruft, leiht. Alles ist flüchtig und im Fluss, die Vergangenheit ist – ähnlich wie in schriftlosen, tribalen Gesellschaften – nicht mehr linear, sondern eine Projektion ohne Gewissheiten, historische Daten und Fakten.

Das erleichtert es den Herrschenden ungemein, Inhalte in ihrem Sinn zu verändern, zu zensieren oder löschen. Dazu braucht es keine Diktatur, es reichen postdemokratische Verhältnisse, wo das Establishment und seine Helfershelfer (der tiefe Staat) über die Deutungshoheit verfügen und die meinungsbildenden Bereiche der Gesellschaft beherrschen.

Zwei aktuelle Beispiele. Nach einem Shitstorm von linken Aktivisten hat der Streamingdienst von HBO einen der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, "Vom Winde verweht", ("vorerst", wie man betont) von seiner Plattform gelöscht. Der Filmklassiker würde rassistische Vorurteile transportieren und wäre deshalb den Menschen der Gegenwart nicht mehr zuzumuten. Er soll aus dem kulturellen Gedächtnis gelöscht werden. Immer mehr Filme und Serien werden einfach verschwinden, weil sie eine andere Weltsicht oder Ideologie als die derzeit vorherrschende transportieren.

Ein weiteres Beispiel: Twitter hat alle Tweets von Ex-US-Präsident Donald Trump gelöscht. Damit sind diese historischen Dokumente mit einem Schlag weg. Das erleichtert es den linken Kräften und Trump-Hassern, weiter an ihrem Narrativ vom dummen, gefährlichen und schlechtesten US-Präsidenten aller Zeiten zu arbeiten. Seine politischen Leistungen, die sich mit Daten und Fakten belegen lassen, werden sukzessive ausgelöscht. Ohne allgemein und leicht zugängliche, authentische historische Quellen ist eine seriöse Aufarbeitung der Vergangenheit, eine echte Diskussion nicht mehr möglich.

Die das Internet beherrschenden IT-Giganten sind längst zu politischen Playern geworden und haben damit dem Establishment zu einer Machtfülle mit beinahe unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten verholfen. Was über Google nicht mehr auffindbar, auf YouTube nicht mehr zu sehen, von Amazon nicht mehr verkauft wird, existiert de facto nicht mehr.

Wer sich etwa über den Autor dieser Zeilen via Google-Suche informiert, erhält nur noch nach politischen Vorgaben gesiebte und veränderte Informationen und ein Zerrbild der Realität. Es ist aber dieses Zerrbild, diese linke Karikatur eines Lebens bzw. Menschen, was bleibt. Ein Korrektiv gibt es praktisch nicht mehr.

Die Digitalisierung, Zentralisierung, Monopolisierung und Vernetzung von Informationen und der Archive des Wissens ermöglichen es jenen, die die Macht, Mittel und den Willen dazu haben, die Vergangenheit und unsere Geschichte beliebig zu verändern bzw. auszulöschen. Deshalb ist es wichtig, wenn es in unserer Gesellschaft möglichst viele private, analoge bzw. gesicherte digitale Archive gibt, auf die die linken Weltverbesserer und Gesellschaftsingenieure keinen Zugriff haben.

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Er hat zuletzt das Buch "Europa 2030 – Wie wir in zehn Jahren leben" bei Frank&Frei herausgegeben.

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  1. sottovoce
    09. Februar 2021 19:32

    Ein liebenswerter Studienkollege vom VSSTÖ hat mir einmal sie Strategie erklärt (er war alt 68er):
    "Zuerst besetzen wir die Begriffe, dann die Institutionen"
    Oft und oft hat man versucht dieses Vorgehenden "Nichtlinken" zu vermitteln, zwecklos.
    Arroganz und Besserwisserei der rechten "Eliten" hatte die Zeichen der Zeit nicht erkannt - und man glaubt es nicht, es hat sich kaum etwas verändert in dieser Hemisphäre!



  2. fxs (kein Partner)
    04. Februar 2021 18:59

    Natürlich sind die Internetgiganten machtvolle Player auch im poltiischen Spektrum. Nicht alle jedoch sind konkurrenzlos.
    Wikipedia ist wohl konkurrenzlos, Google ist es nicht, zahlreiche Alternativen existieren. Man muss ja nicht auf Bing ausweichen, welches zum Microsoft Imperium gehört. DuckDuckGo, SearchEncrypt, sind nur zwei von vielen Alternativen. Auch zu WhatsUp, von Facebook übernommen wurde gibt es Alternativen, wie WeChat oder Telegram. Zu jedem Player im Sysem lohnt es sich nach Alternativen zu suchen. Meistens wird man fündig, auch zu Facebook selber. Natürlich muss man dabei aufpassen nicht vom Regen eines Standarddienstes in die Traufe eines schlimmeren Dienstes zu kommen.



  3. www.wikihausen.de/video-blog (kein Partner)
    04. Februar 2021 13:27

    Zu Wikipedia und Propaganda bzw Fake News...



  4. Zraxl (kein Partner)
    04. Februar 2021 11:32

    Die Geschichte an die jeweiligen Bedürfnisse der Machthaber anzupassen ist spätestens seit der Antike andauernd geübte Praxis. In Österreich ist das richtige Geschichtsverständnis durch das Strafgesetzbuch festgelegt.

    Im ORF-Bildungsradio Ö1 werden Propagandalieder aus der DDR gesendet. Ein eigenes Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung ist gar nicht mehr nötig - das wäre inzwischen auch zu plump.

    Youtube und Google waren bis vor einigen Jahren tatsächlich sehr ergiebige Informationsquellen. Inzwischen wird der Informationsfluss geformt. Mein Benchmarktest dazu waren Informationen, was Ayatollah Khomeini dereinst über Sex mit Kindern gelehrt hat.



  5. Torres (kein Partner)
    03. Februar 2021 22:16

    Wie die Geschichte immer mehr gefälscht wird, merkt man auch und vor allem an den Reden des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier zu den Ereignissen in Deutschland in der Zeit 1933-1945, sowie auch kurz davor und danach; da wird nicht krass gelogen; nein, Kleinigkeiten werden ümgedeutet, weggelassen oder überhöht, so dass insgesamt ein merklich anderes Bild entsteht, als man es etwa selbst in der Schule gelernt, von den Eltern oder Großeltern erzählt bekommen hat oder auch was offizieller Standard in den 60er und 70er Jahren war.



  6. pressburger
    03. Februar 2021 13:50

    Die Linken haben die Luftoberhoheit über der Vergangenheit erobert und werden sie nicht so bald aufgeben.
    Alle historischen Fakten aus der Vergangenheit dürfen ausschliesslich durch rote Brille der Linken Halbintelligentsia, betrachtet werden.
    Die Geschitsklitterung der Linken ist zum Standard in den Schulen, in der Akademie, in den Medien geworden.
    Die Nazis waren rechts.
    Die Sklavenhalter waren die Europäer.
    Die Bolschewiken haben das Proletariat befreit.
    Die Demokraten in den USA haben die Sklaven befreit
    Die Kreuzzüge waren ein Verbrechen
    Die Kirche hat Menschen verbrannt
    Usw. etc.
    Was haben die Konservativen diesem linken Trend entgegengesetzt ? So gut wie nichts. Die konservativen Denker werden von der indoktrinierten Masse im besten Falle ignoriert, meistens als ewig gestrige bezeichnet.
    Das gleiche Schicksal ereilt die konservativen Parteien im deutschsprachigen Raum. Die AfD wird als Nazi Partei bezeichnet, die FPÖ als Rassisten. Nur der SVP in der Schweiz geht es etwas besser.
    Die Schweiz hat sich noch etwas Demokratie bewahrt. Deutschland und Österreich sind zu linken Diktaturen verkommen.



  7. Neppomuck
    03. Februar 2021 13:21

    Die dystopischen Werke der Weltliteratur wie "1984" und, immer aktueller werdend, "Fahrenheit 451" gewinnen mehr und mehr an Aktualität.

    Aber schon Nietzsche hat erkannt:

    "In Zukunft, also im 20. Jahrhundert, werden diejenigen in einer Gesellschaft die eigentliche Macht ausüben, die fähig sind, ihre Sprachregelung in der Gesellschaft durchzusetzen. Dann ist die Wahl der Begriffe und der Sprache kein Nebenkriegsschauplatz, sondern dann wird der Kampf um die Sprache zur entscheidenden Schlacht."

    Zum Hauptthema nur ein kleines (?) Beispiel aus der Heimat:
    "Dr. Karl Lueger".



  8. oberösi
    02. Februar 2021 23:43

    Wir müssen uns dessen bewußt sein, daß uns im Blog und in ähnlich politisch unkorrekten Biotopen maximal noch die Rolle des Häufchens Unbeugsamer im kleinen gallischen Dorf zukommt.

    Viele vom Autor beschriebenen zeitgeistigen Phänomene fallen deswegen auf fruchtbaren Boden, weil Europa, der Westen verdummt. Seit 1995 belegen sämtliche internationalen Studien, Vergleichstests, Schülerolympiaden, PISA etc, daß westliche Schüler mit Ausnahmen wie CH, Liechtenstein, GB mit Einschränkungen und einigen osteuropäischen Ländern ständig kognitive Kompetenzen verlieren.

    Playstation oder iphone tragen ihren Teil dazu bei. Vor allem aber auch die sukzessive Verdünnung des geistigen Kapitals durch gesteuerten Zuzug teils unintegrierbarer, nur schwer oder gar nicht beschulbarer Fachkräfte, meist jugendlich, testosterongesteuert. Und nicht selten voll des Hasses und Rachegefühle auf ihre Gastländer, die ihnen offensichtlich all das vorenthalten, was ihnen vorher von Schleppern und durch die legendären Selfies mit Merkel verheißen wurde.

    Die wenigen rühmlichen Ausnahmen, die es durch Intelligenz, Fleiß und unbedingte Bereitschaft zur Integration tatsächlich schafften, werden dann in den diversen unsäglichen Talkshows und Medien als Beispiel gelungener Integration im Kreis herumgereicht.

    Gemessen an immer mehr Steuergeld-Milliarden für Ausbildung, Universitäten, zahllose Bildungsreformen etc. ist das Ergebnis erschütternd. Je mehr Geld aufgewendet wird, umso mehr schrumpfen kognitive Fähigkeiten. Das einzige, was wächst, ist der parasitäre Speck aus ExpertInnen, PsychologInnen, PädagogInnen. Und natürlich der zugehörige administrative bürokratische, ministerielle Speck, in dem die besonders fetten Maden sitzen.

    Deutschland, das Land der Erfinder und Ingenieure, das bis zum WK1 mehr Nobelpreisträger hervorbrachte als GB, Fra und die USA zusammen, schafft es nicht einmal mehr, einen Flughafen zu errichten und ist im Begriff, sich durch Energiewende und Migration endgültig aus den Reihen der Hochtechnologieländer abzumelden.

    Wozu es aber gerade noch reicht bei den Pieffke, ist ihre "historische Verantwortung" doch längst zum Bestandteil ihrer DNA geworden: dem Rest der Welt zu erklären, was Moral ist.

    Und je mehr ihre Eliten offensichtlich zumindest zu erahnen scheinen, daß sie längst auf dem absteigenden Ast sitzen, auf dem sie darüber hinaus auch noch kräftig sägen, umso penetranter und aggressiver wird ihre Politik gegen den wenigen Völkern, die sich der Nivellierung nach unten stur entgegenstemmen, wie die Ungarn oder die Polen.

    Ungarns Schüler schneiden nämlich längst um Häuser besser ab bei allen internationalen Schülerolympiaden und Vergleichstest für Mathematik und Naturwissenschaften. Frankreich ist im Vergleich zu den Magyaren sowieso längst auf dem Weg zum Dritte-Welt-Land.
    Sterbende Riesen Deutschland und Frankreich, in deren Hände die Zukunft der EU liegt - sauber schauma aus!

    Die USA können auf den künftigen Schlachtfeldern disruptiver Technologien wie AI gerade noch deshalb mithalten (allerdings nur mehr auf Platz 2 hinter Chinesen, vor Japanern, Taiwanesen, Koreanern, weil sie auf ein riesiges Reservoir kluger Nachkommen leistungsbereiter ostasiatischer Einwanderer zurückgreifen können und weil sie für Hunderttausende Hochqualifizierte aus aller Welt immer noch als das Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten gelten. Und sich bemühen, dies auchweiterhin zu bleiben, mit immer weniger Erfolg allerdings.
    Siehe Kalifornien, das zunehmend verkommt zum ökobunten, toleranten, migrantischen LGBTQ-Paradies, dem die Fähigen, Fleißigen, Erfolgreichen, die dies alles mit ihren Steuern zu finanzieren haben, sukzessive abhanden kommen.

    Zudem steuern auch die USA auf ein längerfristig letales demografisches Desaster zu, für das mehr und mehr schlecht bis gar nicht gebildete Latinos und Schwarzafrikaner sorgen: durch die hohe Zahl an Geburten im Vergleich zu weißen, gutausgebildeten, leistungsaffinen Amerikanern.

    Zurück aber zum Thema: die von Reichel eindringlich geschilderte Entwicklung ist irreversibel. Zudem: wer soll die gedruckten Zeugnisse einstiger geistiger, abendländischer Größe überhaupt noch lesen und verstehen können, sinkt doch auch die Lesekompetenz und damit jene zum sinnvollen Erfassen des Gelesenen ständig ab. Und dies nicht nur beim hoffnungsfrohen Nachwuchs der Okkupanten aus den Steppen Asiens oder der Subsahara, sondern auch bei einem Gutteil des rundum gepamperten, bis zum Abwinken saturierten und gelangweilten Nachwuchs der Autochthonen.

    Wer die Probe aufs Exempel machen will, der drücke einem beliebigen Absolventen der Geschwätzwissenschaften ein Buch von Schopenhauer in die Hand. Vom durchschnittlichen Maturanten mit angeblicher Hochschulreife gar nicht zu reden...

    Die Quintessenz: warum also tanzen uns in zunehmendem Maß mediokre Politiker, die eifersüchtig darüber wachen, daß nicht zuviel kritische Intelligenz im Volk entsteht, die sie und ihre paternalistische Politik gefährden könnte (siehe Corona), auf der Nase herum und bevormunden uns wie grenzdebile Kinder?

    Warum wohl können die Öffentlich-Rechtlichen und Qualitätsmedien einer unkritischen Mehrheit Tag für Tag das Hirn zumüllen?

    Doch offensichtlich deswegen, weil sie Erfolg damit haben! Weil es ein Großteil nicht anders will. Weil wir eben wirklich verblöden.

    Weil jede Gesellschaft jene Politik bekommt, die sie verdient.

    Und verhausschweinte Völker finden eben ihr Auslangen mit Politikern auf dem intellektuellen Niveau von Schweinehirten (ohne dieser ehrwürdigen Zunft nahetreten zu wollen, die einst Lichtgestalten wie einen Udo Proksch hervorbrachte, der es verstand, durch seine Chuzpe das sozialistische Wiener Establishment nach Strich und Faden vorzuführen…).

    Erhellende Literatur dazu, die den Blick vom Hysterisch-Tagespolitischen und sich stets wiederholenden Inszenierungen im neuen Gewand, wie Corona-Wahn, Klima-Schmarrn oder den jüngsten parlamentarischen Untersuchungsausschuß auf das Grundsätzliche, auf das Dahinterliegende lenkt:
    Gunnar Heinsohn, Wettkampf um die Klugen. Orell Füssli 2019.

    Eine unbedingte Empfehlung, habe mir erlaubt, in obigen Ausführungen darauf zurückzugreifen.



    • oberösi
      03. Februar 2021 00:08

      PS: das Buch Heinsohns voll pessimistischer Prognosen zur Zukunft des Westens erschien 2019, also noch VOR Corona. Um wieviel düsterer würden diese jetzt erst ausfallen!



    • pressburger
      03. Februar 2021 23:19

      Ausgezeichnet. Die Vernachlässigung der Bildung, der Egalitarismus, der Relativismus, sind die Grundübel die zu Verblödung der Gesellschaft beigetragen haben. Diese Entwicklung wird von den Regierenden willkommen geheissen. Wer nie gelernt selbständig zu denken, der ist einfach zu manipulieren.



  9. Rodolfo
    01. Februar 2021 14:17

    Reichel und Unterberger, zwei Oasen in der Kommentarwüste.



  10. eupraxie
    01. Februar 2021 13:46

    Eine erhellende Darstellung, die eine wenig erfreuliche Zukunft skizziert.



  11. Leodorn
    01. Februar 2021 10:31

    Im Licht dieses aufschlußreichen und wichtigen Beitrags fällt ein neues Licht auch auf die moderne Opern-Carmen: einer der einschlägig progressiven Regisseure wollte die Ungerechtigkeit, daß Carmen immer nur opernfrei erschossen wird, endlich sühnen.

    In seiner Inszenierung sollte sie Gelegenheit bekommen, ihren emanzipierten Finger an der Pistole satisfaktionierend zu betätigen. Für die Anhänger dieser Art von „Befreiung“ gewiß ein Festfressen, für alle anderen ein Anlaß für spontanes Gähnen.
    LD



  12. glockenblumen
    01. Februar 2021 07:56

    Herr Reichel, ich wiederhole:
    Wenn es Sie nicht gäbe, man müßte Sie erfinden!

    DANKE *******************************************

    Thorsten Schulte schreibt auf den Umschlag seines Buches:
    "Wer seine Vergangenheit nicht kennt, hat keine Zukunft"

    Leider kennen die meisten die Vergangenheit nur aus einseitigen Berichten und einseitig Gelehrtem.
    Die wenigsten machen sich die Mühe über das hinauszusehen und selbst zu recherchieren, alle Seiten einer Sache zu betrachten, bevor eine Meinung gebildet wird.

    Aufklärung täte bitter not und ebenso notwendig ist es, die Sprache zu erhalten, um seine Vergangenheit zu kennen und damit in eine gute Zukunft gehen zu können.

    dazu:

    "Die Sudler sollten ihre Dummheit an etwas anderm auslassen, als an der deutschen Sprache."
    (Arthur Schopenhauer)

    "Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort."
    (Gottfried Benn)

    aus:
    https://vds-ev.de/literatur/literarisches/sprueche-und-zitate-zur-deutschen-sprache/



  13. elokrat
    01. Februar 2021 07:52

    Sehr gute Darstellung. Alle Beiträge und Videos, die mir wichtig erscheinen, werden heruntergeladen und dem Thema entsprechend archiviert. Es gibt (noch) ausreichend Software, die das in den meisten Fällen ermöglichen. Jeder der das selber kann, bzw. einen diesbezüglichen „Experten“ kennt, der hilft, sollte die Möglichkeit nützen.






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