Gastkommentare

Ibiza und weitere Vermutungen

17. Februar 2021 08:30 | Autor: Peter F. Lang
6 Kommentare

Das, was Strache auf Ibiza gesagt hat, war sicher nicht sehr überlegt, und sein Verhalten, in eine so plumpe Falle hineinzutappen, sicher nicht sehr gescheit. Aber das, was da herausgekommen ist, hat doch, wie nach langer Verfahrensdauer schlussendlich festgestellt wurde, keinen ausreichenden Grund für die Einleitung eines strafgerichtlichen Verfahrens ergeben. Es war eigentlich auch für Strache kein unabweislicher Anlass gegeben, alle seine Parteiämter aufzugeben. Als Regierungsmitglied war er natürlich nicht mehr tragbar und die Partei hätte wahrscheinlich bei seinem Weiterverbleiben als Parteifunktionär auch Einbußen erlitten, aber mehr war da nicht, wenn man objektiv ist.

Vielleicht haben auch die Hintermänner damals, als ihnen das Ergebnis vorgeführt wurde, das ähnlich gesehen und gemeint, die Suppe wäre zu dünn, um damit in die Öffentlichkeit zu gehen.

Vielleicht ist nämlich aus der Ibiza-Aktion nicht das herausgekommen, was man sich ursprünglich erwartet hat, etwas, was Strache "den Hals brechen" hätte können, etwas, auf das das Ganze vielleicht ausgerichtet war.

Wenn man logisch überlegt, dann hätte ein sofortiger Grund für Straches sofortiges Abtreten von der politischen Bühne und seine eventuelle strafrechtliche Verfolgung nur sein können, wenn er antisemitische Aussagen gemacht hätte.

Dass da eine Absicht in dieser Richtung bestanden hat, das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, weil Strache selbst in einem Interview angegeben hat, dass ihn die angebliche Oligarchin wiederholt bedrängt habe, eine antisemitische Aussage zu machen, dass er aber eine solche Aussage – sogar in seinem damaligen beeinträchtigten Zustand! – streng von sich gewiesen habe. 

Also wenn tatsächlich bei den Urhebern des Videos die Absicht bestanden hätte (wenn!), Strache zu einer antisemitischen Aussage zu veranlassen und das auf dem Video zu dokumentieren, dann bekäme manches einen Sinn, den man bisher – abgesehen vom Monetären – bei der ganzen Aktion eigentlich noch nicht finden konnte.

Peter F. Lang, Wien

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  1. Hatschi Bratschi (kein Partner)
    20. Februar 2021 13:18

    Es ist in der heutigen Zeit schwierig, sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, antisemtisch zu argumentieren, denn egal, wie sachlich man Israel und sein Verhalten gegenüber Palästina kritisiert, es wird jedenfalls als antisemitisch gebrandmarkt.
    Selbst der ansonsten vernünftige und hochgebildete Henrik Broder kann dieser Versuchung nicht widerstehen.



  2. Der Realist (kein Partner)
    19. Februar 2021 17:58

    Ich war immer schon der Meinung, mehr als ein blödes Gerede war das nicht, und natürlich hat sich Strache damit nicht mit Ruhm bekleckert. Ich gehe davon aus, dass der Wunsch eine Zeitung zu kaufen auch nicht verboten ist. Mir fehlt allerdings auch das Hintergrundwissen, wie es nach der Veröffentlichung des Videos koalitionsintern gelaufen ist, und ob der Rücktritt Kickls nur vorgeschoben wurde. Tatsache ist, die FPÖ hat eher kopflos agiert, und die Strategie danach war auch nicht gerade wohlüberlegt. Man hätte auch die öffentlichen Streitereien mit Strache vermeiden und es mit dessen Rücktritt belassen sollen. Idealerweise, die Chance war ja gegeben, hätte die FPÖ Strache nach Brüssel ..



    • Der Realist (kein Partner)
      19. Februar 2021 18:08

      ....entsorgen sollen, machen ja andere Parteien mit Leuten die man sonst schwer los wird ja auch so.

      @Neppomuck
      "Was ist eigentlich eine antisemitische Aussage?" -- diese Frage habe ich mir beim Lesen auch gestellt. Aber ich vermute, es reicht schon, wenn jemand öffentlich bekundet, dass er gewisse Juden nicht mag, ob das strafrechtlich relevant ist, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, es macht einen Unterschied etwas zu leugnen oder nicht zu glauben.



  3. sokrates9
    18. Februar 2021 15:24

    Verstehe nicht warum man den Kickl als Mastermind so lobt . Für mich hat Kickl eklatante Fehler gemacht.Er und die Partei haben kein Rückgrad!Nach Ibiza Strache auf Forderung der Medien das Rückgrad zu brechen war idiotisch!Selbst der Ibizamacher hat vor kurzem gesagt dass die Suppe von Strache so dünn war dass er zweifelte das verkaufen zu können!Das was Strache da im Drogenrausch geträumt hat wird von den anderen Parteien siehe Kronenzeitungskauf / Novomatic voll gelebt!Die angeblichen Spesenbetrügereien? Jede Firma löst so was intern, wenn ein Manager den Marktanteil von 3% auf 35% steigert, steht ihm jedes Gehalt der Welt zu!Das traut man sich in der Neidgesellschaft nicht zu sagen!Genauso hat man Sellner / Liederbuch/ Rattengedicht die Leute sofort voll fallen gelassen!Warum traut sich keiner zu sagen Ereignisse des letzten Jahrtausends interessieren uns nicht, unser Ziel liegt in der ZUkunft: Wäre kurzes Aufheulen der Medien, doch das läuft sich tot! So fällt die FPÖ immer um und rauft sich die Haare und schämt sich. Bin sicher es gibt noch einige Videos und Liederbücher im Talon mit denen man die blöde FPÖ wieder stolpern lassen will. Die Linken haben sich von ihren Schlägertrupps noch nie distanziert!Derzeit geht es den Österreichern so schlecht wie noch nie,weitere 6 Wochen lockdown was pro Woche 2 MRD kostet - was wird diskutiert? Neue Parteienfinanzierung!FPÖ müsste täglich Demos und Märsche organisieren und nicht wie Hofer von Decarbonisierungszielen reden! Im Koalitionsübereinlkommen
    Raucher zu priorisieren und nicht Privatisierung ORF als coditio sine qua non an erste Stelle zu setzen zeigt leider keinen strategischen Weitblick!



  4. Stadtindianer
    17. Februar 2021 12:41

    Aus verlässlicher Quelle weiß man inzwischen, der Auftraggeber der Ibiza-Videos war Herr Strache selbst. Es wollte einen eigenen Ausschuss (parlamentarische Ibiza-Ausschuss) um Kurz in der medialen Beachtung überrunden zu können (ist so nicht aufgegangen) und Türkis ordentlich anzupatzen (ist voll aufgegangen). Er hat sich vor laufender Kamera selbst erniedrigt, in der Hoffnung dass Kurz und Blümel dass ausbaden dürfen. Ist ja logisch. Selbstredend.
    Und es hat funktioniert: Am Pranger steht allein Kurz-Türkis. Geschadet hat es nur Türkis. Der FPÖ hat es nicht geschadet. Die können sich nur mehr selbst schaden. Wovon sie massig gebrauch machen. Und ein interessanter Innenminister ist zum hasserfüllten Rächer und Komiker verkommen.



  5. Neppomuck
    17. Februar 2021 11:37

    Was ist eigentlich eine "antisemitische Aussage"?
    Existiert ein "Schwarzbuch", z.B. von der IKG (warum nicht "JKG"?) herausgegeben?

    Wo sind da die Grenzen?
    Hat Bruno K., seines Zeichens "Säulenheiliger" der österreichischen Sozialdemokratie, mit seinem Sager von der 'jüdischen Nation' diese Grenze überschritten oder ist er damit nur "vorbeigeschrammt"?

    Egal, Strache hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Wenn man tolerant genug sein will, diesen* "Vorfall" als unbeabsichtigte Provokation durchgehen zu lassen. Was schon aus historischer Akribie bzw. Redlichkeit geboten wäre, denn in der "NS-Phase" Österreichs waren Burschenschaften nicht existent.

    * https://www.derstandard.at/story/1292462481205/strache-biertonnen-und-das-heilige-land

    Doch die Journaille ließ nichts unversucht.
    Sogar die eigenen "Gesinnungsfreunde" entblödeten sich nicht, mehrfach Öl ins (eigene) Feuer zu gießen.
    Auch kein Ruhmesblatt, das vergleichsweise auf etwa die gleiche "Geschicklichkeit" in Sachen "Krisenmanagement" (siehe Corona) unserer derzeitigen Wackelregierung Rückschlüsse ziehen lässt.

    Womit wir wieder bei der "Journaille" wären.
    Die bestimmt, was durchgeht und was nicht.
    Wenn Strache nichts anderes tut als aus dem Nähkästchen zu plaudern, gilt das bereits als "Absichtserklärung", die strafrechtliche Relevanz inklusive.

    Merkwürdiges Land, das meinige.
    Den letzten Schuldspruch treffen die Medien.
    Und da schreien plötzlich alle nach einer höchsten staatsanwaltlichen Instanz.

    Reine Vergeudung.
    An Geld, Zeit und Rechercheleistung.
    Einfach warten, bis alles in den Kloaken-Medien zu lesen oder hören ist.






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