Gastkommentare

Pensionssystem: Am Ende der Fahnenstange

08. September 2020 07:30 | Autor: Andreas Tögel
11 Kommentare

Der vielgepriesene österreichische Wohlfahrtstaat gerät derzeit an gleich mehreren Fronten unter Druck. Doch während die einschlägigen Auswirkungen der Covid-19-Seuche täglich für Schlagzeilen gut sind – immerhin reduzieren sich im Gefolge der von der Regierung ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen die Staatseinnahmen erheblich, während zugleich die Einkommensersatzzahlungen drastisch zunehmen –, findet eine andere besorgniserregende Tendenz erstaunlich wenig Beachtung. Diese seit vielen Jahren negative Entwicklung betrifft das Pensionssystem.

Obwohl zahlreiche Pensionsexperten, Versicherungsmathematiker und Ökonomen seit Jahren davor warnen, die ungünstige Entwicklung der Altersstruktur im Lande zu ignorieren, gibt es bis heute keine wirksame Strategie zur nachhaltigen Sicherung künftiger Pensionsleistungen. In diesem Zusammenhang ist es erstaunlich, mit welchem Fatalismus die Jungen dabei zusehen, wie die Senioren ihre Zukunftsvorsorge verfrühstücken. Dass die Politik sich nur um die Alten sorgt – schließlich liefern ihre Stimmen in einer rapide vergreisenden Gesellschaft solide Mehrheiten gegen die Interessen der künftigen Beitragszahler –, ist kein Wunder. Dass die Jüngeren sich das widerspruchslos gefallen lassen, indes schon.

Wie die Agenda Austria in einer ihrer jüngst publizierten Prognosen vorrechnet, steigt der Bundeszuschuss zu den Pensionen ebenso unaufhaltsam wie dramatisch. Lag dieser Wert vor 40 Jahren noch bei vier Milliarden Euro, wird er sich nach der vorliegenden Schätzung bis Ende dieses Jahres versechsfachen und auf 24 Milliarden ansteigen.

Das sollte auch niemanden überraschen, denn ein umlagebasiertes Pensionsfinanzierungssystem kommt rasch an seine Grenzen, wenn die Balance zwischen Einzahlern und Beziehern verloren geht. Spät in den Arbeitsprozess einzutreten, recht früh den Ruhestand anzutreten und anschließend jahrzehntelang Pensionszahlungen zu beziehen, kann nur gutgehen, wenn das Geld vom Himmel fällt (oder nach Belieben gedruckt wird). Der zunehmenden Lebenserwartung muss also endlich Rechnung getragen werden, wobei die Politik über genau drei "Stellschrauben" verfügt: Das Pensionsantrittsalter (und damit die Bezugsdauer), die Höhe der Pensionen und die Höhe der Beiträge der Aktiven.

Die Pensionshöhe ist, sofern es sich nicht um Beamten- oder Politikerpensionen handelt, eher unflexibel, da hier nicht viel Luft nach unten ist, wenn Altersarmut vermieden werden soll. Die Beiträge der Aktiven noch weiter zu erhöhen, würde sich augenblicklich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken (Stichwort Lohnnebenkosten), was speziell in Krisenzeiten wie jetzt, wo ohnehin viele Arbeitsplätze dauerhaft verlorengehen, einem Schuss ins eigene Knie gleichkäme. Bleibt das Pensionsantrittsalter, das in Österreich im internationalen Vergleich recht niedrig liegt. Dénes Kucsera von der Agenda Austria: "Derzeit zahlen die Bürger im Schnitt weniger als 32 Jahre ein und sind dann mehr als 20 Jahre in Pension."

Es liegt auf der Hand, dass das nicht gutgehen kann, wenn zugleich immer weniger Personen Beiträge einzahlen. Es ist eine eklatante Schwäche der wohlfahrtsstaatlichen Demokratie, dass der erste, der dieses heiße Eisen anpackt, befürchten muss, dafür bei der nächsten Wahl vernichtend abgestraft zu werden. Dieser Umstand erklärt die Untätigkeit der politischen Verantwortungsträger und die Reformresistenz des Wohlfahrtsstaats.

Da das Problem zu ignorieren aber keine Option ist, und den Betrieben zudem Facharbeitskräfte fehlen, sind dringend Anreize für einen längeren Verbleib im Arbeitsleben zu schaffen und spürbare Abschläge im Falle eines frühen Pensionsantritts einzuführen, um die Balance zwischen Ein- und Auszahlungen wiederherzustellen. Ohne flankierende Maßnahmen seitens der Arbeitszeit- und Lohngesetzgebung (Stichworte Senioritätsprinzip bei den Löhnen und strukturkonservierende Kollektivverträge) wird das indes nicht funktionieren.

Es bedarf also eines umfassenden und die gesamte Arbeitswelt umfassenden Maßnahmenpakets. Denn die Pensionen unbegrenzt aus dem Budget zu bezuschussen, heißt, den finanziellen Handlungsspielraum der Regierung massiv einzuschränken. Wenn es so weitergeht wie bisher, kann man sich heute schon den Tag ausrechnen, ab dem sämtliche Steuereinnahmen in die Pensionszahlungen fließen werden.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter KommentatorBürgermeister
    14x Ausgezeichneter Kommentar
    08. September 2020 08:19

    Solange wir Geld haben, um Autofahrer durch Swimmingpools zu schikanieren, solange genug Geld da ist um Analphabeten und Gebärmaschinen als Kreuzchenmacher zu importieren, wird sich niemand dieses Themas annehmen. Wieviele hundert oder tausend Milliarden will man für "Klimaschutz" verheizen?

    Absolute Priorität hat aktuell die Einschränkung der Meinungsfreiheit, alles andere sind Nebelgranaten.

    Und deshalb dürfen Sie künftig gar nicht mehr über solche Versäumnisse schreiben weil das "Hass" wäre, womit das Problem politisch erstmal gelöst ist.

  2. Ausgezeichneter KommentatorBürgermeister
    4x Ausgezeichneter Kommentar
    08. September 2020 19:55

    Werter oberösi, ich bleibe dabei - alles was außerhalb der Meinungseinschränkung verläuft sind Nebelgranaten.

    Wozu braucht kurz diese Verschärfung? Um seinem Ego zu schmeicheln? Nein, ich vermute man wird die Migrationsagenda deutlich verschärfen und dann muss die Maschinerie so weit eingeschossen sein, dass man jeden der aufmuckt damit niedermachen kann. Man bereitet heute darauf vor, künftig deutlich massivere Widerstände im Keim zu ersticken und niederzumachen. Das beschäftigt mich, aber trotzdem zu Hrn. Tögel.

    Man kann sich fragen - vor dem offenbar geplanten Migrationshintergrund: werden die künftigen Sklaven ihren islamischen Herren überhaupt genug Tribute für "Pensionen" bezahlen?

    Wir begeben 100jährige Anleihen. Wenn also in 20 Jahren ein Kind geboren wird, und wenn dieser 30 ist sich sich die Frage stellt: Warum bezahle ich so enorm hohe Steuern? Und er forscht nach und bemerkt, er bezahlt Tilgungsraten für Luxus-Privilegien die das wr. Rathaus seinen Beamten schenkte (vor 50 Jahren), dann könnte er sich - wenn er die Intelligenz besitzt - die eine oder andere Frage stellen über Schulden, über Prinzipien, über Strukturen, Gerechtigkeit und dem ganzen Gesülze, über dass die grüne und linke Schikeria so gerne diskutiert. Die Partei die am stärksten über "Nachhaltigkeit" sabbert, schert sich am wenigsten darum.

    Das könnten wir heute an sich auch tun, für was bezahlen wir heute, an wen fließt das Geld und wer hat uns das eingebrockt? Macht aber keiner - und auch das Interesse an diesem interessanten Thema von Hrn. Tögel hält sich in Grenzen - und das wird wohl auch in Zukunft so bleiben. Denn heute macht es keiner, weil er aus diesem Schuldenkerker eben nicht so einfach ausbrechen kann und künftig wird es wohl noch schwieriger.

  3. Ausgezeichneter KommentatorWiseWolf CEE
    1x Ausgezeichneter Kommentar
    10. September 2020 08:17

    In ein paar Jahren: Welche Steuerzahler? Die letzten 5 im ProduktionMehrwertBereich (also keine Bürokratie, Beamten, Hilfs-, Sozial- und sonstige solche Industrie)?

  4. Ausgezeichneter KommentatorTorres
    1x Ausgezeichneter Kommentar
    10. September 2020 12:22

    Dass die Jungen sich das "widerspruchslos gefallen lassen" hat 2 Hauptgründe: Erstens werden sie bereits in der Schule auf Links gedrillt, haben von wirtschaftlichen Zusammenhängen keine Ahnung, "Umlagesystem" und Ähnliches versteht kaum jemand, es interessiert auch niemanden. Milliarden sind für sie irgendwelche abstrakten Zahlen (besonders jetzt, da die Regierung mit Milliarden nur so um sich wirft und so tut, als gebe es jede Menge Geld im Überfluss). Zweitens haben sie gerade in Krisenzeiten uneingeschränktes Vertrauen zur Regierung, die sich - wie gerade jetzt - höchster Zustimmung erfreut; da sind die Jungen auch überzeugt, dass die Regierung schon für die Pensionen sorgen wird.

  5. Ausgezeichneter Kommentatorandreas.sarkis
    1x Ausgezeichneter Kommentar
    10. September 2020 12:50

    Das Pensionssystem sollte doch jetzt endlich erleichtert werden.
    Durch die Vervielfältigung, oder besser gesagt Aufhebung, der Geschlechtertrennung darf es keine Unterschiede mehr beim Pensionsantrittsalter geben. Alle mit 65, oder besser mit 70.
    Willst Du früher gehen, dann Abzüge. Auch für sogenannte Hackler.

    Zu Hacklern: Diese Vergünstigung erhielten auch einige Gewerkschaftsfunktionäre, obwohl sie jahrelang mit vollen Bezügen vom Dienst freigestellt waren. Das zeigt die Effizient dieses Unfugs.

  1. fxs (kein Partner)
    10. September 2020 19:24

    Wieviele Milliarden werden an "Pensionen" für jene Leute ausgegeben, die nichts oder kaum etwas in das Pensionssystem einbezahlt haben?



  2. andreas.sarkis (kein Partner)
    10. September 2020 12:50

    Das Pensionssystem sollte doch jetzt endlich erleichtert werden.
    Durch die Vervielfältigung, oder besser gesagt Aufhebung, der Geschlechtertrennung darf es keine Unterschiede mehr beim Pensionsantrittsalter geben. Alle mit 65, oder besser mit 70.
    Willst Du früher gehen, dann Abzüge. Auch für sogenannte Hackler.

    Zu Hacklern: Diese Vergünstigung erhielten auch einige Gewerkschaftsfunktionäre, obwohl sie jahrelang mit vollen Bezügen vom Dienst freigestellt waren. Das zeigt die Effizient dieses Unfugs.



  3. Torres (kein Partner)
    10. September 2020 12:22

    Dass die Jungen sich das "widerspruchslos gefallen lassen" hat 2 Hauptgründe: Erstens werden sie bereits in der Schule auf Links gedrillt, haben von wirtschaftlichen Zusammenhängen keine Ahnung, "Umlagesystem" und Ähnliches versteht kaum jemand, es interessiert auch niemanden. Milliarden sind für sie irgendwelche abstrakten Zahlen (besonders jetzt, da die Regierung mit Milliarden nur so um sich wirft und so tut, als gebe es jede Menge Geld im Überfluss). Zweitens haben sie gerade in Krisenzeiten uneingeschränktes Vertrauen zur Regierung, die sich - wie gerade jetzt - höchster Zustimmung erfreut; da sind die Jungen auch überzeugt, dass die Regierung schon für die Pensionen sorgen wird.



  4. WiseWolf CEE (kein Partner)
    10. September 2020 08:17

    In ein paar Jahren: Welche Steuerzahler? Die letzten 5 im ProduktionMehrwertBereich (also keine Bürokratie, Beamten, Hilfs-, Sozial- und sonstige solche Industrie)?



  5. Bürgermeister
    08. September 2020 19:55

    Werter oberösi, ich bleibe dabei - alles was außerhalb der Meinungseinschränkung verläuft sind Nebelgranaten.

    Wozu braucht kurz diese Verschärfung? Um seinem Ego zu schmeicheln? Nein, ich vermute man wird die Migrationsagenda deutlich verschärfen und dann muss die Maschinerie so weit eingeschossen sein, dass man jeden der aufmuckt damit niedermachen kann. Man bereitet heute darauf vor, künftig deutlich massivere Widerstände im Keim zu ersticken und niederzumachen. Das beschäftigt mich, aber trotzdem zu Hrn. Tögel.

    Man kann sich fragen - vor dem offenbar geplanten Migrationshintergrund: werden die künftigen Sklaven ihren islamischen Herren überhaupt genug Tribute für "Pensionen" bezahlen?

    Wir begeben 100jährige Anleihen. Wenn also in 20 Jahren ein Kind geboren wird, und wenn dieser 30 ist sich sich die Frage stellt: Warum bezahle ich so enorm hohe Steuern? Und er forscht nach und bemerkt, er bezahlt Tilgungsraten für Luxus-Privilegien die das wr. Rathaus seinen Beamten schenkte (vor 50 Jahren), dann könnte er sich - wenn er die Intelligenz besitzt - die eine oder andere Frage stellen über Schulden, über Prinzipien, über Strukturen, Gerechtigkeit und dem ganzen Gesülze, über dass die grüne und linke Schikeria so gerne diskutiert. Die Partei die am stärksten über "Nachhaltigkeit" sabbert, schert sich am wenigsten darum.

    Das könnten wir heute an sich auch tun, für was bezahlen wir heute, an wen fließt das Geld und wer hat uns das eingebrockt? Macht aber keiner - und auch das Interesse an diesem interessanten Thema von Hrn. Tögel hält sich in Grenzen - und das wird wohl auch in Zukunft so bleiben. Denn heute macht es keiner, weil er aus diesem Schuldenkerker eben nicht so einfach ausbrechen kann und künftig wird es wohl noch schwieriger.



  6. Bürgermeister
    08. September 2020 08:19

    Solange wir Geld haben, um Autofahrer durch Swimmingpools zu schikanieren, solange genug Geld da ist um Analphabeten und Gebärmaschinen als Kreuzchenmacher zu importieren, wird sich niemand dieses Themas annehmen. Wieviele hundert oder tausend Milliarden will man für "Klimaschutz" verheizen?

    Absolute Priorität hat aktuell die Einschränkung der Meinungsfreiheit, alles andere sind Nebelgranaten.

    Und deshalb dürfen Sie künftig gar nicht mehr über solche Versäumnisse schreiben weil das "Hass" wäre, womit das Problem politisch erstmal gelöst ist.



    • Wyatt
      08. September 2020 08:51

      danke Bürgermeister,
      ********
      ********
      ********
      (meine eigenen Gedanken perfekt formuliert niedergeschrieben!)



    • Specht
      08. September 2020 10:01

      Bürgermeister********************************************************

      Die Versuche das politisch verursachte Chaos der Zuwanderung, des um sich greifenden Islamismus, der Verschwendungssucht vor Wahlen und der Zerstörung von Industrie und Wirtschaft durch permanente Fehleinschätzungen wird also mittels Maulkorberlässe unter den Teppich gekehrt.
      Danke Bürgermeister für die exakte Beschreibung.



    • oberösi
      08. September 2020 13:53

      Und wieder etwas mißverstanden, Herr Bürgermeister!
      Die importierten Fachkräfte werden jene sein, die unsere künftigen Pensionsbeiträge berappen, gell!

      Das Umlagesystem ist schon aus dem Grund massiv ungerecht, da es jene, die selbst keine Kinder großziehen, eklatant bevorteilt. Als Vater dreier erwachsener Kinder, die ihrerseits bereits voll im Erwerbsleben stehen und brav Beiträge zahlen, weiß ich, wovon ich rede. Und jeder, der Kinder großgezogen hat, wird mir beipflichten.

      Natürlich ist die Entscheidung, Kinder in die Welt zu setzen, eine freiwillige und subjektive. Hingegen ist es eine Entscheidung der Politik, jene, die dies nicht tun, auf Kosten der anderen im Alter zu erhalten



    • Charlesmagne
      08. September 2020 19:35

      @ alle
      Milchstraße!***************************



    • abrakadabra01 (kein Partner)
      13. September 2020 15:05

      DANKE, perfekt auf den Punkt gebracht






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