Gastkommentare

Corona-Arbeitslosigkeit: Männer sind schlimmer betroffen

05. September 2020 07:30 | Autor: Viktor Pölzl
5 Kommentare

Wie viele Österreicher haben durch die Corona-Krise ihren Arbeitsplatz verloren und wie ist dabei das Geschlechterverhältnis? Es ist erstaunlich, wie einfach sich manche Publizisten und Interessensvertreter die Antwort machen. Ob aus Unwissenheit oder Absicht – Hauptsache scheint zu sein, eine überwiegende Frauenbetroffenheit konstruieren und daraus Forderungen ableiten zu können. Dabei wurde die tatsächliche Zahl der Gesamtbetroffenen um fast die Hälfte zu niedrig anzugeben. Außerdem belegen auch die letzten Zahlen vom August 2020, dass Männer beim Zuwachs der Arbeitslosen in der AMS-Statistik überwiegen.

Zunächst zur Anzahl der Corona-bedingt Arbeitslosen: Der vom ÖGB gemachte und von der Austria-Presse-Agentur Mitte Juli verbreitete Vergleich der Zahlen von Februar bis Juni 2020 ist ein "Äpfel-mit-Birnen-Vergleich", wie die von oppositioneller Seite der Untätigkeit geziehene Frauenministerin Susanne Raab richtig feststellte.

Denn speziell die Männerarbeitslosigkeit schwankt saisonal immer stark und verringert sich zum Sommer hin, sodass seriöserweise nur Vergleiche mit den jeweiligen Vorjahresmonaten herangezogen werden können. Dies sieht auch Oliver Picek, Chef des Momentum-Institutes, so:

"Doch die Zahl der 'Corona-Arbeitslosen' dürfte insgesamt viel höher liegen, da eigentlich bei der Berechnung das Vorjahresniveau als Basis dienen müsste, wie Oliver Picek vom 'Momentum Institut' wissen lässt. So seien es ca. 117.000 'Corona-Arbeitslose' und nicht 64.146."

Vielleicht erschien der "Kontrast"-Redaktion des SPÖ-Parlamentsklubs die letzte Zahl denn doch zu niedrig, denn sie hängte wohl irrtümlich eine Null dazu und schrieb von 640.000 Gesamtbetroffenen, wovon 85 Prozent Frauen seien.

Falschbehauptungen entwickeln allerdings eine gewisse Eigendynamik, insbesondere wenn sie althergebrachten und immer wiederholten Vorurteilen entsprechen, wonach Frauen besonders benachteiligt seien. Offenbar ohne weiteres Recherchieren tauchte daher die 85-Prozent-Frauenanteil-Behauptung auch in den sogenannten Qualitätsmedien ("Presse", "Standard") auf, die selbst nach dem aufklärenden Pressegespräch der Frauenministerin vom 11. August ihren Glauben an die 85 Prozent bekräftigten. Im "Standard (online)" ebenso wie in der "Presse", die sich zudem weigerte, korrigierende Leserbriefe zu veröffentlichen. Auch die vorherige Replik der Frauenministerin im Interview mit dem "Standard" (10. August) hatte keine Einsicht zur Folge gehabt.

Der Entrüstung über die angeblichen Versäumnisse in der Frauenpolitik, die in Corona-Zeiten besonders sichtbar geworden wären, schlossen sich unter anderem die deutsche "Zeit" in ihrer Österreich-Ausgabe und Elfriede Hammerl im "profil" an. Dies obwohl die Frauenministerin ihr erwähntes Pressegespräch gemeinsam mit Arbeitsministerin Christine Aschbacher speziell dem Thema Frauenförderung am Arbeitsmarkt gewidmet hatte, der Druck also bereits Wirkung zeigte. So soll das AMS den Frauen auf jeden Fall die Hälfte des Budgets für aktive Arbeitsmarktpolitik widmen, obwohl sie weniger als die Hälfte der Arbeitslosen ausmachen. Im umgekehrten Falle würden die zahlreichen Berufsfeministinnen sicher lautstark "Frauendiskriminierung!" rufen.

Die Statistik-Experten des deutschen RWI-Instituts haben am 27. August dankenswerter Stellung bezogen, die Berechnungsmethode für eine 85-prozentige Frauenbetroffenheit als falsch bemängelt und Klarheit geschaffen: Nicht nur Frauen, auch Männer wurden durch die Corona-Krise am Arbeitsmarkt schwer getroffen. 

Vergleiche mit dem Vorjahr anhand der AMS-Daten zeigen zudem einen beständigen Überhang der Männer beim zahlenmäßigen Anstieg der Arbeitslosen, auch bei der letzten AMS-Auswertung für Ende August. Einschließlich Schulungsteilnehmern waren im August 2019 168.555 Männer und 162.136 Frauen arbeitslos gemeldet, also ein Überhang von 6.419 Männern. Im August 2020 waren 218.502 Männer und 204.408 Frauen arbeitslos gemeldet.

Das ergibt derzeit einen Überhang von 14.094 arbeitslosen Männern. Der Abstand hat sich also, verglichen mit August des Vorjahres, mehr als verdoppelt. Man könnte anhand der AMS-Zahlen also eher Schlagzeilen in die Richtung "Männer am Arbeitsmarkt von Corona-Krise stärker betroffen" erwarten, aber das würde neben Sachkenntnis einen realistischeren Blick auf Fakten erfordern und den Mut, ideologiegetriebenem "Zeitgeist" zu widerstehen.

Am Horizont zeichnen sich schon weitere Probleme am Arbeitsmarkt ab. Denn das höchste Arbeitslosenrisiko haben schlecht gebildete Personen. Daher wäre zur Integration Migrantenförderung dringend angebracht. Die Buchautorin Melisa Erkurt antwortete in der "Kleinen Zeitung" vom 18. August auf die Frage: "Besteht die Gefahr, dass wir eine ganze Generation junger Männer verlieren?":

"Wir haben sie ja schon verloren. Wenn ich mir die Namen in der Politik, in Medien, in Aufsichtsräten anschaue: Wo sind denn da die Alis und Mohammeds? Wenn, dann sind eher Frauen in diesen Jobs vertreten. Alma Zadic etwa, aber kaum Männer." Ob es Männern mit oder ohne Migrationshintergrund hilft oder sie motiviert, wenn sie so gut wie ausschließlich von Frauenförderung(sprogrammen) hören, darf bezweifelt werden.

Viktor Pölzl war Mitbegründer des Grazer Arbeitslosenvereins AMSEL und ist Obmann des Vereins Freimann für Geschlechtergleichberechtigung

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die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter Kommentatorelfenzauberin
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    05. September 2020 13:20

    Es ist immer nur von Männern und Frauen die Rede.

    Wo sind die anderen 63. Geschlechter geblieben? Sind die alle nicht arbeitslos? Wenn ja, warum nicht? Und was ist mit den "Inter" und "Diversen", die jetzt sogar auf amtlichen Formularen zu finden ist.

    Das Geschriebene gilt nicht nur für Arbeitslose, sondern auch für alle anderen Bereich. Denken wir nur an die Coronatoten. Da gibt es nur verstorbene Männer und Frauen, keine Inter, keine Diversen und keine *_?/xInnen. Verschwindet das 35. Geschlecht so einfach, wenn man stirbt?

    Fragen über Fragen!

  2. Ausgezeichneter KommentatorBürgermeister
    2x Ausgezeichneter Kommentar
    05. September 2020 09:04

    Sie können auf niemanden hoffen der sich in der Regierung mit dem Thema Arbeitslosigkeit beschäftigt. Es ist das große Thema der nächsten Generation, obwohl Europa weltweit die besten Bedingungen für die Entwicklung neuer Produkte hätte, wird man den Kampf gegen Asien wohl verlieren.

    Die alles erstickenden Lohnkosten über die man das aus allen fugen platzende Sozialsystem finanziert. Die vielen Pseudo-Jobs die Produktivität kosten. Im Regierungsumfeld sieht man nur sich selbst (das ist bei Selbstdarstellern nicht verwunderlich). Vorhandene Pöstchen umbesetzen (Grün), neue sinnlose Pöstchen und "Stabsstellen" schaffen (Türkis). Der Blick über den Tellerrand will sich diese Schicht nicht mehr zumuten.

    Wo wären wir, wenn Frauen statt dem irren Fanatismus mit dem sie Sprachverstümmelung, Genderterror, Geschlechter"gleichheit" (dummes Wort), Verschwulung, Klimairrsinn, Industrievernichtung, "Kampf gegen Rechts", Migrationsagenda, Coronaschwachsinn usw. fordern plötzlich "Leistungsgerechtigkeit" verlangen würden?

    Wenn Kinder die sich mehr anstrengen nicht mehr als "Streber" ausgegrenzt würden, sondern Vorbilder wären und auch mehr verdienen dürften? Nun, dann hätte die nächste Generation wohl eine Chance im internationalen Wettbewerb, doch alle in den Institutionen vorhandenen naiven Dummchen (Männer wie Frauen) mit ihren staatlich bezahlen Stellen und viel, viel, viel Langeweile in der man sich mit Spachverstümmelung und sonstigem Getue beschäftigen kann müssen freiwillig ihre Positionen räumen.

    Tja, wir kommen aus der aktuellen Situation nicht raus, sie wird sich je nach Ausgang der US-Wahlen auch noch weiter verschlimmern (es wird also schlimm oder fürchterlich schlimm) - mit dieser Regierung kann ein Volk nur verlieren.

  1. fewe (kein Partner)
    07. September 2020 07:54

    Ich befürchte, dass die SPÖ nicht so falsch liegt mit den mehr als 600.000 durch die Corona-Maßnahmen bedingten Arbeitslosen. Viele, die vorerst für Kurzarbeit angemeldet worden sind könnten ihren Job verlieren.

    Die Geschlechterverteilung halte ich dabei für ein eher nachrangiges Problem. Es könnte also ziemlich dramatisch werden. Die Regierung hört ja mit den Corona-Maßnahmen nicht auf. Ich befürchte eher, dass die das dann auf die nächste Influenza-Welle ausweiten werden und dann fortan beibehalten.

    Dass "die Freiheit, die wir so geschätzt haben auch nach Corona eine andere sein wird" - wie das Kurz angekündigt hatte - könnte wahr werden.



  2. elfenzauberin
    05. September 2020 13:20

    Es ist immer nur von Männern und Frauen die Rede.

    Wo sind die anderen 63. Geschlechter geblieben? Sind die alle nicht arbeitslos? Wenn ja, warum nicht? Und was ist mit den "Inter" und "Diversen", die jetzt sogar auf amtlichen Formularen zu finden ist.

    Das Geschriebene gilt nicht nur für Arbeitslose, sondern auch für alle anderen Bereich. Denken wir nur an die Coronatoten. Da gibt es nur verstorbene Männer und Frauen, keine Inter, keine Diversen und keine *_?/xInnen. Verschwindet das 35. Geschlecht so einfach, wenn man stirbt?

    Fragen über Fragen!



  3. Bürgermeister
    05. September 2020 09:04

    Sie können auf niemanden hoffen der sich in der Regierung mit dem Thema Arbeitslosigkeit beschäftigt. Es ist das große Thema der nächsten Generation, obwohl Europa weltweit die besten Bedingungen für die Entwicklung neuer Produkte hätte, wird man den Kampf gegen Asien wohl verlieren.

    Die alles erstickenden Lohnkosten über die man das aus allen fugen platzende Sozialsystem finanziert. Die vielen Pseudo-Jobs die Produktivität kosten. Im Regierungsumfeld sieht man nur sich selbst (das ist bei Selbstdarstellern nicht verwunderlich). Vorhandene Pöstchen umbesetzen (Grün), neue sinnlose Pöstchen und "Stabsstellen" schaffen (Türkis). Der Blick über den Tellerrand will sich diese Schicht nicht mehr zumuten.

    Wo wären wir, wenn Frauen statt dem irren Fanatismus mit dem sie Sprachverstümmelung, Genderterror, Geschlechter"gleichheit" (dummes Wort), Verschwulung, Klimairrsinn, Industrievernichtung, "Kampf gegen Rechts", Migrationsagenda, Coronaschwachsinn usw. fordern plötzlich "Leistungsgerechtigkeit" verlangen würden?

    Wenn Kinder die sich mehr anstrengen nicht mehr als "Streber" ausgegrenzt würden, sondern Vorbilder wären und auch mehr verdienen dürften? Nun, dann hätte die nächste Generation wohl eine Chance im internationalen Wettbewerb, doch alle in den Institutionen vorhandenen naiven Dummchen (Männer wie Frauen) mit ihren staatlich bezahlen Stellen und viel, viel, viel Langeweile in der man sich mit Spachverstümmelung und sonstigem Getue beschäftigen kann müssen freiwillig ihre Positionen räumen.

    Tja, wir kommen aus der aktuellen Situation nicht raus, sie wird sich je nach Ausgang der US-Wahlen auch noch weiter verschlimmern (es wird also schlimm oder fürchterlich schlimm) - mit dieser Regierung kann ein Volk nur verlieren.



    • Dr.Markus Deim
      05. September 2020 11:30

      Ein fest verwobenes familiäres Netz, stille Reserven, ein kleiner Garten mit Gemüse, Nahrungsmittelvorräte, ein paar Goldmünzen, ausreichen Wein, Pfeifentabak und Zigarren, und die Tatsache, dass man etwas kann, was andere Menschen dringend benötigen, machen das ganze nicht so bedrohlich für mich. Ausreichende Bewaffnung zur Selbstverteidigung sind natürlich ebenso wichtig, denn auf so etwas wie öffentliche Sicherheit wird man in Zukunft wohl verzichten müssen. Europa hat schon schlimmere Zeiten ausgehalten. Bei uns am Land gibt es immer ein paar Erdäpfel, in den Großstädten wird der Hammerschlag am härtesten ausfallen, wie immer schon. Meine Großeltern sind mit fast nix ausgekommen.



    • Dr.Markus Deim
      05. September 2020 11:34

      Auf die Hendln bitte nicht vergessen, die legen Eier und im Notfall kann man sie essen, man erspart sich auch den Seelenklempner, echt geile Viecher. Ich persönlich kann auch ohne dry-aged Beef und seltene Meeresfische ganz gut leben, so ein selbst erlegtes Wildschwein, ein Haserl oder ein Reh können auch was. Aber für das ganze arbeitsscheue Gesindel wird es sich wahrscheinlich nicht ausgehen, aber das war in allen Zeitaltern der Menschheit so und das passt schon. MfG Dr.Markus Deim






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