Gastkommentare

Zur politischen Instrumentalisierung von Humanität und Gerechtigkeit

07. November 2019 07:20 | Autor: Josef Stargl
3 Kommentare

Zahlreiche Meinungs-, Wahrheits-, Moral-, Tugend- und Gesinnungswächter mit einem gestörten Verhältnis zum (bürgerlichen) Rechtsstaat treten als Humanitäts- und Menschenrechtswächter sowie als selbsternannte Hüter eines Richterrechtes beziehungsweise einer Verpolitisierung der Justiz in einem "Richter-Staatenverbund" auf.

Sie befürworten die "Völkerwanderung"/(Massen-)Migration und die Zwangsumverteilungsgeldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die "Einreise-Rechtsbrüche" in der Europäischen Union werden von ihnen humanitär gerechtfertigt. Eine Kritik an der "antirechtsstaatlichen EZB-Geldpolitik" ist unerwünscht. Die politische Strategie einer "europäischen Humanität" dient einer Justizunion und einem "Richter-Staatenverbund" und somit einer Entmachtung des nationalen Gesetzgebers.

Die Idee einer "europäischen Zwangsumverteilungsgerechtigkeit" führt in die Verantwortungslosigkeit, in die Ungerechtigkeit und in die "milde Knechtschaft".

Die "neojakobinischen Wächter" höhlen die Errungenschaften der europäischen Zivilisationstradition, die Idee einer Volkssouveränität, die liberale rechtsstaatliche und repräsentative Demokratie und die wettbewerbsgesteuerte rechtsstaatliche Marktwirtschaft aus.

Humanität, Nächstenliebe und freiwillige Solidarität setzen individuelle Freiheit, Eigenverantwortung sowie den Willen und die Fähigkeit zu Eigenleistungen voraus. Wer sich selbst helfen kann, der ist auch in der Lage, andere Menschen für eine bestimmte Zeit (mit einer Hilfe zur Selbsthilfe) zu unterstützen. Ohne Eigenleistungen kann aber eine freiwillige Solidarität nicht gelingen.

Die individuelle Freiheit ist mit dem Gedanken der Subsidiarität im Sozialstaat verbunden. Institutionell organisierte Solidarität ist stets auch eine Zwangssolidarität, die einer Existenzsicherung beziehungsweise einem "menschenwürdigen Leben" für alle Bürger eines Staates dienen soll. Sowohl bei der freiwilligen Solidarität als auch bei der institutionell organisierten Zwangsumverteilung stellt sich die Frage der möglichen Leistungen des Einzelnen, der Familie und der "kleinen Gemeinschaften".

Auch im Versorgungsstaat mit einem weit verbreiteten Anspruchsdenken und einer Vollkaskomentalität darf im Interesse der Menschenwürde und der individuellen Freiheit die Frage gestellt werden, ob und inwieweit jemand, dem die Solidarität anderer zu(ge)teil(t) wird, sich dieser Solidarität würdig erweist.

Zwangssolidarität ist bei Hilfe auf Dauer stets mit dem Problem der Abhängigkeit und mit Bevormundung verbunden. Sozialstaatlicher Paternalismus, supranationale Zwangsumverteilung und die Idee einer globalen Zwangssolidarität dienen weder der Freiheit von mündigen Menschen noch dem effizienten Einsatz von Ressourcen und dem Wohlstand aller Menschen in einem Staat.

Die Träume von einem "Zwangsaltruismus" führen in die Knechtschaft. Überdehnte Versorgungsstaaten(verbünde) mit geplanten Zwangsumverteilungsgewinnern praktizieren eine Schuldenspiralen- und eine Kapitalaufzehrungspolitik zu Lasten der Zwangsumverteilungsverlierer (auch der Kinder und der Kindeskinder!).

Die Zwangsumverteilungsverlierer werden sowohl durch eine Inflationspolitik als auch durch eine Steuer- und Sozialabgabenpolitik (teil)enteignet.

Die Zwangsumverteilungsgewinner sind keineswegs "solidarisch" mit den Zwangsumverteilungsverlierern. Die Freiheit, die Eigenverantwortung und die Eigenleistungen der Zwangsumverteilungsverlierer werden von den Zwangsumverteilungsgewinnern weder positiv bewertet noch geschätzt. "Alles ist gratis". Der Wohlstand muss angeblich nicht erwirtschaftet werden.

Eine überdehnte Zwangssolidarität dient Partialinteressen, aber nicht der "gemeinsamen Sache" und einer Offenen Gesellschaft mit freien und eigenverantwortlichen Bürgern.

Immer mehr Zwangsumverteilung im Namen der Humanität, der Nächsten- und der Fernstenliebe und einer an neojakobinischen Ideen orientierten zentralen richterlichen Rechtsfortbildung und Rechtsschöpfung überdehnt den Sozial- und Versorgungsstaat und zerstört ihn letztlich. 

Globale Probleme lassen sich weder in einem (Richter-)Staat noch in einem zentralisierten (Richter-)Staatenverbund lösen.

Josef Stargl ist AHS-Lehrer in Ruhe und ein Freund der Freiheit. 

Teilen:
  • email
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter

die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter KommentatorBürgermeister
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    07. November 2019 10:05

    Der Staat ist der mit Abstand stärkste Spieler im Zusammenleben der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen - er hat das Machtmonopol.

    Er hat Jahr für Jahr seine Macht sukzessive ausgeweitet unter dem Deckmäntelchen des "Schutzes". Die Justiz war jeher ein gehorsamer Speichellecker, durch den Wandel in den Medien zufolge der technologischen Weiterentwicklung hat man die Chance gentutz sich mittels Förderungen auch die Presse gefügig zu machen (nicht nur die staatliche die ja ohnehin über Zwangsgebühren finanziert wird).

    Das stärkste Kind am Spielplatz zieht ganz von selbst unzählige Speichellecker, A...kriecher, Mitläufer, Machtgierige, Kriminelle, Faule, Parasiten und weitere an und durch ihre bedingungslose Gefügigkeit und ihren vorauseilenden Gehorsam - ohne das dies explizit von ihnen verlangt worden wäre - sowie ihre Straffreistellung bei Verfehlungen - macht das starke Kind nochmal stärker.

    Wenn man heute fett verdienen will geht man nicht mehr in die Industrie (zu anstrengend) oder arbeitet in produktiven Branchen - man gründet einen Umweltverband oder eine Mediengruppe. Dann presst man die anderen aus (ist wie bei der Mafia - man bietet "Schutz" für finanzielle Wohltaten) - und alles völlig legal! Das stärkste Kind steht hinter einem (gegen einen kleinen Obolus) und schlägt zu wenn man sich dem "Schutz" verweigern will.

  2. Ausgezeichneter KommentatorRupert Wenger
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    08. November 2019 10:23

    Volle Zustimmung Herr Stargl! Darf ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf den Umstand lenken, dass die neojakobinischen Wächter meist mit positiv oder negativ besetzten Begriffen agitieren, die sie ohne Definition im Zuge des Framing zur Beeinflussung des Volkes missbrauchen. Sie führen in Ihrem Text einen dieser Begriffe, nämlich die Gerechtigkeit, beispielhaft auf, die auf einer ebenfalls nicht definierte Moral beruhen und offene Verstöße gegen kodifiziertes Recht rechtfertigen soll. Die Definition der Gerechtigkeit wäre ein Thema einer umfangreichen philosophischen Diskussion, ihre ursprüngliche Bedeutung der Übereinstimmung mit dem kodifizierten Recht steht aber außer Frage. Gerechtigkeit soll also offene Rechtsbrüche "rechtfertigen", das heißt, mit dem kodifizierten Recht in Übereinstimmung bringen. Wir müssen in der politischen Diskussion die Definition der vom politischen Gegner eingesetzten Begriffe einfordern und auf offene Widersprüche aufmerksam machen.

  1. Rupert Wenger
    08. November 2019 10:23

    Volle Zustimmung Herr Stargl! Darf ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf den Umstand lenken, dass die neojakobinischen Wächter meist mit positiv oder negativ besetzten Begriffen agitieren, die sie ohne Definition im Zuge des Framing zur Beeinflussung des Volkes missbrauchen. Sie führen in Ihrem Text einen dieser Begriffe, nämlich die Gerechtigkeit, beispielhaft auf, die auf einer ebenfalls nicht definierte Moral beruhen und offene Verstöße gegen kodifiziertes Recht rechtfertigen soll. Die Definition der Gerechtigkeit wäre ein Thema einer umfangreichen philosophischen Diskussion, ihre ursprüngliche Bedeutung der Übereinstimmung mit dem kodifizierten Recht steht aber außer Frage. Gerechtigkeit soll also offene Rechtsbrüche "rechtfertigen", das heißt, mit dem kodifizierten Recht in Übereinstimmung bringen. Wir müssen in der politischen Diskussion die Definition der vom politischen Gegner eingesetzten Begriffe einfordern und auf offene Widersprüche aufmerksam machen.



    • haro
      08. November 2019 18:39

      "...neojakobinischen Wächter meist mit positiv oder negativ besetzten Begriffen agitieren..."
      Da gibt es wohl viele Beispiele, aber niemals werden sie zum Unwort des Jahres. Eine linke Jury wird das vermutlich nicht zulassen.
      Begriffe wie "die Schutzbedürftigen" in Verbindung mit "Einzelfall" sind wieder aus dem Sprachschatz der neuen Moralapostel verschwunden. Sogar linken Journalisten ist es wohl ein wenig grotesk erschienen, wöchentlich über "Einzelfälle Schutzbedürftiger" zu berichten die Gewalt- oder Drogendelikte begehen.



  2. Bürgermeister
    07. November 2019 10:05

    Der Staat ist der mit Abstand stärkste Spieler im Zusammenleben der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen - er hat das Machtmonopol.

    Er hat Jahr für Jahr seine Macht sukzessive ausgeweitet unter dem Deckmäntelchen des "Schutzes". Die Justiz war jeher ein gehorsamer Speichellecker, durch den Wandel in den Medien zufolge der technologischen Weiterentwicklung hat man die Chance gentutz sich mittels Förderungen auch die Presse gefügig zu machen (nicht nur die staatliche die ja ohnehin über Zwangsgebühren finanziert wird).

    Das stärkste Kind am Spielplatz zieht ganz von selbst unzählige Speichellecker, A...kriecher, Mitläufer, Machtgierige, Kriminelle, Faule, Parasiten und weitere an und durch ihre bedingungslose Gefügigkeit und ihren vorauseilenden Gehorsam - ohne das dies explizit von ihnen verlangt worden wäre - sowie ihre Straffreistellung bei Verfehlungen - macht das starke Kind nochmal stärker.

    Wenn man heute fett verdienen will geht man nicht mehr in die Industrie (zu anstrengend) oder arbeitet in produktiven Branchen - man gründet einen Umweltverband oder eine Mediengruppe. Dann presst man die anderen aus (ist wie bei der Mafia - man bietet "Schutz" für finanzielle Wohltaten) - und alles völlig legal! Das stärkste Kind steht hinter einem (gegen einen kleinen Obolus) und schlägt zu wenn man sich dem "Schutz" verweigern will.






--> Zwischen Lügenpresse und Fake News: Eine Analyse Buch bei Amazon orf-watch.at Schafft die Politik ab Europa 2030 Börsen-Kurier (Bezahlte Anzeige) Academia kathtreff.org