Gastkommentare

Der Gottseibeiuns der Linken

25. August 2019 13:01 | Autor: Andreas Tögel
9 Kommentare

 

Herbert Kickl polarisiert wie kein zweiter. Medien, Asylindustrie und Bobo-Szene hassen ihn. Der Chefredakteur der "Presse" stilisiert ihn gar zum Robespierre der FPÖ. Viele Menschen aber, die nicht in linken Filterblasen leben, ihr Geld nicht in geschützten Werkstätten verdienen und die der Durchsetzung von Recht und Ordnung durchaus  etwas abgewinnen können, halten ihn für einen fähigen Mann. Liegt die Wahrheit am Ende in der Mitte?

Der sattsam bekannte "Ibiza-Skandal" gilt gemeinhin als Grund für das Scheitern der türkis-schwarzen Koalition. In diesen Skandal, dem die personellen Konsequenzen der beiden darin verwickelten Personen auf dem Fuß folgen, ist Innenminister Kickl allerdings in keiner Weise verwickelt. Selbst seine schärfsten Kritiker, die jeden seiner Schritte minutiös überwachen, können das nicht behaupten. Dennoch ist er – mehr als alle anderen Freiheitlichen – der bestgehasste Mann im Lande.

Was auch immer der Innenminister in seiner kurzen Amtszeit unternimmt – es wird von der Opposition und den Medien in Grund und Boden verdammt; jeder seiner Schritte als einer auf dem Weg in einen autoritären Staat dargestellt. Ob es um die Schaffung einer berittenen Polizeitruppe geht, um seinen Umgang mit "Flüchtlingen", seine ohne jeden Beweis behauptete Rolle im Skandal um das BVT, oder schlicht um die Einladung zu einer Plauderstunde im ORF-Radio - alles wird zum Skandal aufgeblasen.

Die Verwendung unterschiedlicher Maßstäbe durch die Meinungsbildner – je nachdem, ob es um linke oder nichtlinke Kräfte im Lande geht, ist notorisch. Im Falle Herbert Kickls werden neue Gipfel erreicht. Selbst seine Körpergröße und sein abgebrochenes Philosophiestudium werden hämisch kommentiert. Eine angelernte Hilfskraft als Nationalratspräsidentin oder ein Maschinenschlosser als Gesundheitsminister sind dagegen kein Thema - solange es sich dabei um Sozialisten handelt.

Bundespräsident Van Der Bellen schlägt sich ungeniert auf die Seite der angeblich um die Demokratie besorgten Alarmisten und erklärt, Herbert Kickl nie wieder als Innenminister angeloben zu wollen. Einen Grund dafür nennt er nicht. Pure Willkür, so scheint es, breitet sich im Land der Hämmer aus.

Der Journalist Werner Reichel legt soeben ein Buch vor, in dem er die Zeit von der Angelobung der türkis-blauen Regierung bis zum Bruch der Koalition nachzeichnet, den Kanzler Sebastian Kurz mit dem berüchtigten "Ibiza-Video" begründet. Er spürt den Gründen nach, die dazu führen, dass Kurz am Tag nach dem Rücktritt des Vizekanzlers und der mit dem neuen FPÖ-Chef getroffenen Vereinbarung, die Koalition fortzusetzen, plötzlich die Forderung nach dem Kopf des Innenministers erhebt und damit – ohne Not – die Koalition in die Luft sprengt.

Seither vergeht bekanntlich kein Tag, an dem die Medien – allen voran der dunkelrotgrüne ORF – ihn und die Freiheitlichen nicht mit Unflat überziehen. Das wird wohl nicht ganz ohne Wirkung auf den Ausgang der Wahlen im Herbst bleiben. Immerhin halten viele Rentner (das sind mehr als zwei Millionen Wahlberechtigte) den ORF erstaunlicherweise immer noch für eine seriöse Informationsquelle. Der smarte Jungstar der ÖVP hat sich und seine Strahlkraft möglicherweise doch überschätzt.

Herbert Kickls Karriere ist mit dem Sturz der türkisblauen Regierung Sicherheit noch nicht zu Ende. Nach den Wahlen im Herbst werden die Karten neu verteilt. Dann werden wir weitersehen.

Buchtipp: Werner Reichel: "Kickl muss weg / Der schmutzige Kampf um die Macht" (Verlag Frank&Frei, 249 Seiten, 17,90 Euro)

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien. 

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die besten Kommentare

  1. Ausgezeichneter Kommentatorsimplicissimus
    8x Ausgezeichneter Kommentar
    26. August 2019 04:12

    Werde das Buch bestellen.
    Und Kickl eine Vorzugsstimme geben.

  2. Ausgezeichneter KommentatorIngrid Bittner
    7x Ausgezeichneter Kommentar
    25. August 2019 16:53

    Na ja, die Strahlkraft des berufslosen Ex- und Kürzestkanzlers beginnt schön langsam zu verblassen. Da und dort liest man schon etwas, das man als Kritik auslegen könnte. Nicht sehr stark, aber immerhin.
    Wenn man Kurz und Kickl vergleicht: Kickl hat ein abgebrochenes Studium, ist aber in der Lage eigene Gedanken sofort und druckreif zu formulieren- Kurz hat auch ein abgebrochenes Studium, spricht ins Mikrofon aber immer dieselben, eingelernten Stehsätze und vor den Wahlen wiederum von der FPÖ sprich Kickl, abgekupferte.
    Mit welchen Ideen würde Kurz wohl in die Wahlschlacht ziehen, gäbe es den Vordenker Kickl nicht?
    Und was der Herr Bundespräsident so von sich gibt, ist ja schlimm. Kickl will er nicht wieder angeloben, ohne Begründung. Ist das seinem Schatten,dem Hr. Lockl nichts eingefallen, das er dem Hr. Bundespräsidenten so in den Mund legen könnte, dass es glaubhaft herüberkommt?
    Ich frag mich, was wird der Herr Bundespräsident machen, wenn Kickl so viele Vorzugsstimmen bekommt, dass man sie beim besten Willen nicht übersehen kann?

  3. Ausgezeichneter KommentatorJosef Maierhofer
    3x Ausgezeichneter Kommentar
    25. August 2019 16:22

    Ja genau, Herr Tögel.

    Ihr Buch ist sicher ein guter Beitrag und kann eventuell ein paar eingelullten Medien Verbildeten die Augen öffnen.

  1. Dr. Hans Christ (kein Partner)
    28. August 2019 03:02

    Die Causa Kickl entlarvt die gesamte Maskarade von Kurz & Co als wahltaktisches
    Manöver. Vor den Wahlen werden fleißig FPÖ-Themen übernommen, danach distanziert man sich davon, bis man eine funktionierende Regierung sprengt und man erst im erneuten Wahlkampf wieder auf die bewährte Strategie verfällt.
    Wer jetzt noch den Türkisen mit ihrem rückratfelexiblen Obmann samt Entourage wie Blümel auf den Leim geht, dem ist nicht mehr zu helfen. Dass der "Bundespräsident" seinem politischen Gen folgt, darf auch niemanden überraschen.
    Es geht diesen Protagonistenhier nicht um das Wohl des Staates, sondern um parteipolitischen Machtzuwachs!



  2. simplicissimus
    26. August 2019 04:12

    Werde das Buch bestellen.
    Und Kickl eine Vorzugsstimme geben.



    • otti
      26. August 2019 07:51

      detto - allein die Vorstellung, daß Kickl bedingt durch die Höhe der Vorzugstimmen von unserem hochwürdigsten Herrn Bundespräs nicht mehr abgelehnt werden kann, würde mich mit wärmender Freude erfüllen !



    • Charlesmagne
      26. August 2019 10:42

      @ otti
      Mich auch!



    • Gandalf
      26. August 2019 23:47

      @ otti:
      Darf mich anschließen: Mich auch!



    • glockenblumen
      27. August 2019 10:31

      Schließe mich vollinhaltlich an!!!



  3. Ingrid Bittner
    25. August 2019 16:53

    Na ja, die Strahlkraft des berufslosen Ex- und Kürzestkanzlers beginnt schön langsam zu verblassen. Da und dort liest man schon etwas, das man als Kritik auslegen könnte. Nicht sehr stark, aber immerhin.
    Wenn man Kurz und Kickl vergleicht: Kickl hat ein abgebrochenes Studium, ist aber in der Lage eigene Gedanken sofort und druckreif zu formulieren- Kurz hat auch ein abgebrochenes Studium, spricht ins Mikrofon aber immer dieselben, eingelernten Stehsätze und vor den Wahlen wiederum von der FPÖ sprich Kickl, abgekupferte.
    Mit welchen Ideen würde Kurz wohl in die Wahlschlacht ziehen, gäbe es den Vordenker Kickl nicht?
    Und was der Herr Bundespräsident so von sich gibt, ist ja schlimm. Kickl will er nicht wieder angeloben, ohne Begründung. Ist das seinem Schatten,dem Hr. Lockl nichts eingefallen, das er dem Hr. Bundespräsidenten so in den Mund legen könnte, dass es glaubhaft herüberkommt?
    Ich frag mich, was wird der Herr Bundespräsident machen, wenn Kickl so viele Vorzugsstimmen bekommt, dass man sie beim besten Willen nicht übersehen kann?



    • otti
      25. August 2019 18:07

      Ingrid B. - meine Vz-stimme hat er. Und ich bin in meinem Bekanntenkreis nicht allein.

      Nur der "biblische Hass" ( auch DAS darf man nicht mehr sagen !) mit dem er täglich begleitet wird, wird irgendwann auch dem Kickl zuviel werden.

      Andreas Tögel: wie immer, eine Freude Ihre Artikel zu lesen. 100 % Zustimmung !!!



  4. Josef Maierhofer
    25. August 2019 16:22

    Ja genau, Herr Tögel.

    Ihr Buch ist sicher ein guter Beitrag und kann eventuell ein paar eingelullten Medien Verbildeten die Augen öffnen.






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