308.957 Euro – das ist verdammt viel Geld. Je nach Präferenz kann man dafür vierundzwanzig fabrikneue Autos (Typ Seat Ibiza) kaufen oder als Hausbesitzer in eine gemütliche Villa einziehen. Man kann natürlich auch dreißigtausend Mal zum Chinesen Mittagessen gehen. Wie gesagt, die Präferenzen sind verschieden.
308.957 Euro – das ist exakt jene Summe, die das österreichische Kunstministerium (BMUKK) in den Jahren 2001 – 2011 zur Unterstützung und zum Vorteil eines gewissen Dr. Menasse zur Verfügung stellte.
Nun tauchen zwei Fragen auf. Erstens: Wer zum Kuckuck ist dieser Dr. Menasse eigentlich? Antwort: Robert Menasse, Dr. phil., ist ein Wiener Schriftsteller, der Romane und zeitkritische Essays schreibt. Laut Aussage des Philosophen Konrad Liessmann bezeichnete Menasse sich selbst als Produzent von „Weltliteratur“ – eine Eigendefinition, deren Berechtigung hier mangels Wissen über Verbreitung und Verkaufszahlen Menassescher Bücher nicht näher diskutiert werden kann.
Die zweite Frage lautet: Was hat es mit den genannten 308.957 Euro auf sich, die das österreichische Kunstministerium zum Vorteil des Herrn Menasse in den Jahren 2001 - 2011 aus seinem Budget abzweigte? Antwort: Diese Summe setzt sich zusammen aus sechsundzwanzig Einzelförderungen und Abgeltungen, die in der nachfolgenden Tabelle detailliert aufgelistet sind. 289.357 Euro waren „direkte“ Geldflüsse auf das Konto Robert Menasses, 19.600 Euro waren „indirekte Förderungen“ (Übernahme von Übersetzungskosten durch das BMUKK).
Tabelle der BMUKK-Einzelförderungen und Abgeltungen:
Jahr |
Art der Förderung |
Betrag |
2001 |
Werkstipendium |
4.380,- (Umrechnung aus ATS) |
2003 |
Erich-Fried-Preis |
14.600,- |
2004 |
Reisestipendium |
2.277,- |
|
indirekte Förderungen (Übersetzungskosten) |
2.200,- |
|
Werkstipendium |
6.000,- |
2005 |
Werkstipendium |
6.000,- |
|
Reisestipendium |
500,- |
2006 |
Werkstipendium |
6.000,- |
2007 |
Werkstipendium |
6.000,- |
|
indirekte Förderungen (Übersetzungskosten) |
3.400,- |
2008 |
Werkstipendium |
6.000,- |
|
Kostenerstattung Computer |
1.200,- |
|
indirekte Förderungen (Übersetzungskosten) |
2.000,- |
2009 |
zwei Abgeltungsraten für Manuskriptankäufe |
Insgesamt 180.000,- |
|
Werkstipendium |
6.000,- |
|
indirekte Förderungen (Übersetzungskosten) |
6.500,- |
2010 |
indirekte Förderungen (Übersetzungskosten) |
5.500,- |
2011 |
Musil-Stipendium |
50.400,- |
Gesamt: 308.957,- Euro
Würde man die genannte Gesamtsumme zehn Jahre lang als Monatsraten überweisen, käme der Begünstigte auf ein durchschnittliches monatliches Salär von 2.574 Euro.
Haben und Nichthaben
Da der „freie Schriftsteller“ Robert Menasse in der Öffentlichkeit vor allem als olympisch entrückter Kritiker des verfilzten und korrupten österreichischen politischen Systems bekannt ist, liegt die Frage nahe, wie ausgerechnet Menasse es geschafft hat, in den Rang eines staatlichen Dauer-Stipendiaten aufzurücken. Das ist eine erstaunliche Position in einem Land, in dem Literaten und Autoren üblicherweise am Hungertuch nagen.
Zur Klärung dieses Phänomens erlaubte sich der Verfasser dieses Beitrags einen Blick hinter die Kulissen der österreichischen staatlichen Literaturförderung. Am Beispiel der drei am höchsten dotierten Menasse-Zuwendungen (Erich-Fried-Preis, 180.000-Euro-Manuskripte-Deal sowie Musil-Stipendium) wurde untersucht, wie die Vergabevorgänge im Einzelnen über die Bühne gingen.
Das Ergebnis dieser Untersuchung – um es vorwegzunehmen – war das erschütternde Zustandsbild einer staatlichen „Literaturförderung“, die in Wahrheit nichts anderes ist als eine Geldverteilungsmaschine zum Vorteil einiger weniger Monopol-Autoren, die aufgrund ihrer raffiniert angelegten Netzwerke mit staatlichen Geldströmen geradezu überflutet werden. Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind unbekannte Kriterien in diesem pseudobürokratischen System aus Freunderlwirtschaft und Gewohnheitsrechten.
Doch gehen wir chronologisch vor und betrachten den ersten unserer drei Beispielfälle: Im Jahr 2003 erhielt Robert Menasse den mit 14.600 Euro dotierten Erich-Fried-Preis. Als Allein-Juror seitens des BMUKK fungierte dabei der Schriftsteller Robert Schindel. Nun wäre ja alles in Ordnung gewesen, wenn … ja wenn Robert Schindel nicht zufälligerweise erstens als recht guter Freund Menasses bekannt gewesen wäre und zweitens nicht als direkter Nachbar des Ausgezeichneten ein Haus im Waldviertel bewohnt hätte.
Die finanztechnischen Auswirkungen dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – „gutnachbarschaftlichen Beziehungen“ erbosten damals einige österreichische Autoren auf das Heftigste. Vor allem Michael Amon, ein Romancier aus Gmunden, sprach (in einem Standard-Artikel vom 29.11. 2003) von einem „Skandal“ und einer „offensichtlichen Freunderlwirtschaft“. Erbost forderte er in seiner Stellungnahme „die Abschaffung des ganzen Preisverleihungsunfugs mitsamt der Vergabeklüngelei bei Stipendien“.
Sein Protest verhallte allerdings wirkungslos, und die unbeeindruckt weiterdampfende Netzwerk-Maschinerie im BMUKK ließ sich von den paar Sandkörnern im Getriebe nicht im Geringsten stören. Bald galt wieder der Grundsatz „Business as usual“.
Ein paar Jahre und etliche einkassierte Werkstipendien später gelang es Robert Menasse dann erneut, einen ganz besonders dicken Steuergeld-Fisch an Land zu ziehen. Das BMUKK kaufte dem selbsternannten Produzenten von „Weltliteratur“ im Jahr 2009 nämlich mehrere Manuskripte zu einem sagenhaft hohen Preis ab: Insgesamt 180.000 Euro überwies das BMUKK dem Schriftsteller Menasse für sein beschriebenes Altpapier. In einem Schreiben der Abt. IV/2 des BMUKK, das dem Verfasser vorliegt, wurde der Ablauf des Manuskripte-Deals detailliert geschildert: „Die Verhandlungen zum Ankauf des Vorlasses Robert Menasse führte noch zur Gänze der mittlerweile verstorbene Leiter des Literaturarchivs, Univ. Prof. Wendelin Schmidt-Dengler.“
Alles in Ordnung? Nun ja, solange man nicht daran Anstoß nimmt, dass Wendelin Schmidt-Dengler niemand anderer war als der ehemalige Doktorvater des angehenden Schriftstellers Menasse am Germanistik-Institut der Universität Wien. (Wie eng die freundschaftliche Beziehung zwischen Menasse und Schmidt-Dengler zeitlebens war, geht aus der Reaktion Menasses auf den überraschenden Tod seines Mentors im Herbst 2008 hervor: „Ich fühle mich buchstäblich verwaist, seitdem ich von seinem Tod erfahren habe“, bekannte Menasse im Ö1-Morgenjournal).
Das unerwartete Ableben Schmidt-Denglers brachte den Manuskripte-Deal etwas ins Stocken, aber schließlich sorgte der vom BMUKK eingesetzte Nachfolger Schmidt-Denglers, Dr. Bernhard Fetz, dafür, dass die Abwicklung des Manuskripte-Deals ordentlich zu Ende geführt werden konnte. Bernhard Fetz war übrigens der wohl bestgeeignete Mann für die Nachfolge des großen „WSD“: Genau wie sein Germanistenkollege Menasse hatte er einst bei Schmidt-Dengler promoviert.
Wenig mehr als ein Jahr nach Abschluss des Vorlass-Geschäfts bewarb sich Menasse dann um das höchstdotierte Literaturstipendium der Republik Österreich, nämlich das 50.400 Euro schwere Musil-Stipendium. Hätte Menasse leibhaftig vor der achtköpfigen Vergabe-Jury erscheinen müssen (was er natürlich nicht musste), hätte er sich wohl ähnlich gefühlt wie jemand, der zu guten Freunden auf eine Party eingeladen wird.
Der erste Juror, den er begrüßt hätte, wäre vermutlich der altbekannte Dr. Fetz gewesen, der – ganz im Stil Schmidt-Denglers – als Multifunktionär auf allen literarischen Hochzeiten tanzte. Flankiert wurde der Juror Fetz von mehreren anderen guten Bekannten des Stipendienwerbers: Zu nennen wäre hier etwa der Germanist Klaus Zeyringer, ein bewährter Freund und glühender Bewunderer Menasses. Zeyringer hatte in der Vergangenheit nicht nur persönlich mehrere Lesungen seines literarischen Idols moderiert (unter anderem im Literaturhaus Krems und beim Literaturfestival Leukerbad), er hatte auch Buchkritiken verfasst, die Menasse geradezu in den Himmel rühmten: Im Standard pries er ihn als „Kreuzung von Flaubert und Kundera“ und als einen Literaten, der ein „Sprachkunstwerk ersten Ranges“ geschaffen habe.
Eine andere gute Bekannte Menasses in der Auswahljury war die Germanistin Angelika Klammer, ehemals Lektorin bei Residenz. Ihre Amtszeit in diesem Verlag hatte sich zufälligerweise genau mit jener Zeit gedeckt, in der Menasse dort unter Vertrag war. (Nachdem Menasses "Schubumkehr" im Residenz-Verlag herausgekommen war, hatte der Schriftsteller im Gegenzug auch einen Beitrag für das von Klammer herausgegeben Buch "Querlandein" geschrieben.)
Die Jurorin Annegret Pelz schließlich hatte gemeinsam mit Menasse zu den Autoren des Bandes "Grundbücher der österreichischen Literatur" gehört. Im Jahr 2006 hatte sie außerdem am Germanistik-Institut der Universität Paderborn gearbeitet – also im selben Jahr, in dem Menasse an jenem Institut Gastdozent war. Alle diese merkwürdigen Zufälligkeiten hatten natürlich – laut dem Leiter der BMUKK-Abt. V/5, Ministerialrat Stocker, – absolut gar nichts damit zu tun, dass Menasse von dieser „objektiven“ und „unabhängigen“ Jury das Musil-Stipendium zugesprochen bekam. Die Entscheidung der Jury fiel im Übrigen „einstimmig“ – und wem bei solchen Hundertprozent-Wahlergebnissen gewisse Gepflogenheiten in der ehemaligen UdSSR einfallen, der sollte dringend einen Kurs für positives Denken besuchen.
Resümee
Auch neun Jahre nach der von Michael Amon konstatierten „Vergabeklüngelei“ bei BMUKK-Literaturstipendien haben sich die Usancen in der staatlichen Literaturförderung nicht geändert. Autoren, die nicht Teil von Netzwerken und Seilschaften im BMUKK sind, haben so gut wie keine Chancen, an Mittel der staatlichen Literaturförderung heranzukommen. Noch immer wird, statt liebevoll mit der Gießkanne das hoffnungsvolle Beet der Literatur zu begärtnern, „mit einer Art Wasserwerfer auf einige Wenige gezielt“ (Michael Amon).
Robert Menasse wiederum, der Virtuose auf der Klaviatur der Netzwerke, ist das herausragende Beispiel eines staatlichen Dauer-Stipendiaten, der seine Seilschaften gezielt einsetzt, um – völlig unabhängig vom Kriterium literarischer Qualität – ein wohliges finanzielles Fixum aus Steuergeldern einzustreifen. Sein in der Öffentlichkeit zelebriertes Auftreten als unbestechlicher Kritiker des „Verhaberungs“-Staates und der „Abkassierer“-Mentalität verkommt freilich angesichts seiner eigenen Methoden zur Lachnummer.
Eine letzte Anmerkung noch, um dem Vorwurf der Neiddebatte den Wind aus den Segeln zu nehmen: Es geht bei der Diskussion um das BMUKK-Förderungsunwesen gar nicht primär darum, spezielle Personen – insbesondere Robert Menasse – anzugreifen. Diese Diskussion ist kein Kampf gegen Menasse, sondern ein Kampf für all jene begabten, originellen und unendlich naiven Autoren, die sich alljährlich blauäugig und vergeblich um staatliche Stipendien und Förderungen bemühen – Förderungen, die insgeheim längst an die üblichen Monopolisten vergeben sind.
Diese naiven Autoren sollten endlich begreifen, dass ihnen die Rollen von nützlichen Idioten in einem abgekarteten Spiel zugemutet werden. Sie werden missbraucht als bunte und eindrucksvolle Legitimations-Kulisse für ein verfilztes, intransparentes und von Cliquen beherrschtes Förderungssystem, in dem die Geldströme an die immer gleichen Gagenkönige geschickt getarnt werden müssen.
Dietmar Horst, Dr.phil., geb. 1962, arbeitet als Landes-Vertragsbediensteter an der Universitätsklinik Salzburg. Als Nebenberufs-Autor veröffentlichte er mehrere Bücher, zuletzt die Biografie „Der Tänzer auf den Wellen“ im Berenkamp-Verlag (2010). Zu seinen Hauptinteressen gehört die Kritik an der monopolistischen staatlichen Literaturförderung in Österreich.
Aus der Serie: "Laßt sie selber reden".
Mein Briefwechsel mit Robert Menasse auf Facebook: Erkundungen in einem fremden Mindset
27. Oktober 2011
Robert Menasse hat mich entfernt aus seiner Freundesliste.
Das kam so: Robert Menasse fühlt sich, wie die meisten von uns, von der Lutz-Werbung mit dieser unsäglichen Familie Putz genervt. Um seine Abneigung treffend zu charakterisieren, stellte er zwischen der Familie Putz und der FPÖ eine Verbindung her. FPÖ-Sympathisanten seien so wie die Familie Putz, geschmacklos, kleinbürgerlich, mit verklemmten Kindern, die Werbung hätte im Dienste der FPÖ entstehen können und verkörpere die Zielgruppe des H.C. Strache.
Ich fand das nicht besonders stichhaltig bzw. paranoid. Ich schrieb, daß bei diesen Spots seit zwölf Jahren Harald Sicheritz, der Regisseur von "Kaisermühlenblues" und "Muttertag" Regie führe, daß diesem sicher keine FPÖ-Nähe zu unterstellen sei, daß eine Assoziation von beliebig Nervtötendem mit dem politischen Gegner auf mich zwanghaft bzw. neurasthenisch wirke und daß Herr Menasse sich möglicherweise einfach von Kleinbürgern, Proleten und deren Geschmack, auf den diese Werbung zielte, belästigt fühle. Nicht geschrieben, aber gedacht habe ich, daß ich ebenfalls nicht unter Kleinbürgern, Proleten und in Wohnzimmern mit entsprechender Einrichtung leben möchte, daß ich mir aber nicht das Recht herausnähme, sie in ihrer Gesamtheit zu diffamieren und in der Öffentlichkeit vorzuführen. (1)
Ich erhielt von Robert Menasse die Antwort, daß wir in einer besseren Welt lebten, wenn Harald Sicheritz sich diesem Auftrag als Regisseur verweigerte, daß er ein Mitläufer sei, daß alle, die nicht rechtzeitig nein sagten zu derartigen Aufträgen und Entwicklungen, an deren Ende das Böse stünde, sich schuldig machten. (Ich gebe diesen Dialog jetzt mit eigenen Worten wieder, da ich nicht mehr darauf zugreifen kann.) Und ob ich vielleicht auch so feig sei, niemals nein zu sagen, sondern bei Dingen mitzumachen, die nicht in Ordnung seien, und ich solle mich bloß nicht später beschweren.
Eine Gelegenheit zur Entgegnung wurde mir nicht mehr gegeben, zwei Minuten später hat Herr Menasse mich zu meiner Verblüffung "entfriendet". Dies fand ich umso erstaunlicher, als er von mir eine Wortmeldung gefordert hatte auf seine Gretchenfragen: wie ich es denn hielte mit dem Bekennen, dem Widersagen, dem Kopf-Hinhalten. Also habe ich per persönlicher Nachricht geantwortet, und zwar so:
Ich bekenne jetzt, daß ich jederzeit und in aller Öffentlichkeit und hundertprozentig unklug "nein" sage zum verrotteten Zustand der Demokratie, zur politischen Korrektheit, zum Euro-Rettungsschirm, der meine Enkel und Urenkel noch versklaven soll, sowie zum neuen §283. Ich habe keine Freunde unter den Obrigkeiten und Machthabern, ich habe nichts zu verlieren. Ich strebe - wie ich zugebe, auch mangels Netzwerken und Möglichkeiten, aber auch mangels der Bereitschaft zur Unterordnung unter die Wiener SPÖ (andere Machthaber sind in Wien vernachlässigbare Größen, ich eigne mich aber generell überhaupt nicht zur Unterordnung) - keine Karriere mehr an. Ich bin die einzige nicht linksstehende bildende Künstlerin Österreichs. Als solche bin ich einsam und unbedeutend. Ich bin konservativ, liberal (paläoliberal) und ich bin Christin (katholisch). Jeder in diesem Forum kann mich "rechts" schimpfen, mir die Freundschaft aufkündigen oder mit mir brechen, der das wünscht. Es ist, was es ist. Ich trete ein für Freiheit des Individuums, für Meinungsfreiheit und das Recht auf Privateigentum sowie für einen Staat, der das Privatleben der Untertanen (Bürger kann man ja wirklich nicht mehr schreiben, nennen wir die Dinge doch lieber beim Namen) nicht reguliert und bevormundet, einen Staat, der weder Propagandasender noch Autobusse, weder Revolverblätter noch Bildungsanstalten betreibt, die Analphabetismus und Gender-Ideologie produzieren. Ich möchte eigentlich gar keinen Staat, könnte mich aber mit einem Staat abfinden, in dem für alle diese sogenannten "Projekte" kein Geld da wäre, der sich auf äußere und innere Sicherheit beschränkte und die Untertanen wie Erwachsene behandelte. Sollte es zu Konflikten kommen, werde ich nicht die Seiten wechseln.
Zugegeben, er hat auf seine Antwort viel Zeit verwendet. Ich hätte gar nicht gedacht, daß ich für einen staatstragenden Großschriftsteller so wichtig sein könnte, daß er diese Botschaft formulierte:
Liebe Ingeborg! Mich erstaunt immer wieder, wie Menschen, die eindeutig und nachweisbar schlecht informiert sind, ihre Ahnungslosigkeit stolz als selbstbestimmten Konservativismus ausstellen. Ich habe Sie "entfriendet", weil es so unendlich mühsam ist, sich damit auseinanderzusetzen. Ein Beispiel: der Euro-Rettungsschirm, den Sie selbst als Beispiel dafür anführen, wie mutig Sie "Nein" sagen. Wenn Sie sich wirklich damit beschäftigen würden, wenn Sie ein wirkliches Interesse an Ihrer Zeitgenossenschaft hätten, wenn Sie bereit wären, als die "freie Bürgerin", als die SIe sich sehen, ein bisschen Lenbenszeit zu investieren, um sich da schlau zu machen, wüssten Sie natürlich, dass das ein Unsinn ist, was Sie schreiben - und das ist nicht "Ansichtssache" oder eben "meine Meinung", und Sie haben eben eine andere, und das ist eben so in einer freien Welt der Meinungsfreiheit, sondern ein objektives Faktum. Sie wiederholen, was in der Boulevard-Presse steht, das ist falsch, eben Boulevard, und Sie kommen sich noch kess vor, wenn Sie auf dem Boden, den die Boulevard-Medien aufbereiten, zornig aufstampfen! Jeder Krone-Leser hat genau dieses Lebensgefühl: "Ich sage zornig Nein, und ich merke nicht, dass ich Ja zu den Idioten sage!" Auch Ihr Katholizismus: es ist so unglaublich lächerlich, wie die Repräsentanten der katholischen Kirche so tun als wären sie Märtyrer, der Kardinal schreibt in der Kronenzeitung, dass es "Mut erfordert, Ja zu Christus zu sagen", er ist Repräsentant der STAATSKIRCHE und schreibt das in der KRONENZEITUNG, und die ohnehin nur von den wenigen aufgeklärten Österreichern belächelten Katholiken gehen mit der trotzigen Charaktermaske des ungefährdeten Märtyrers herum: es ist SO MUTIG, sich in einem katholischen Land, das durch das Konkordat eine Filiale des Vatikans ist, zum Katholizismus zu bekennen....
Wissen Sie, Frau Knaipp, was unser Problem ist? Dass es keine Diskussionsgrundlage gibt, wenn Sie den mainstream nachbeten, und das zugleich subjektiv als "kritischen Standpunkt" empfinden.
Sie schreiben in Selbstzuschreibung von Ihrem "aufrechter Gang"! Sie haben keine Ahnung, was das IN WIRKLICHKEIT ist. Was das bedeutet, wenn Sie NICHT mainstream und Mehrheit ohnehin hinter sich hätten. Ich glaube sogar, dass Sie nicht einmal wissen, welcher (linke) Philosoph diesen Begriff geprägt hat.
Sie schreiben, dass Sie unbedeutend sind, weil Sie sich nicht der SPÖ unterordnen... Das ist ein Symptom von Verfolgungswahn. Ich kenne NICHT EINEN EINZIGEN bedeutenden Künstler, der zu Bedeutung gelangt ist, weil er sich an die Zitzen der SPÖ gehängt hat. Und ich rede jetzt nicht von der Welt - auch und selbst in Wien gibt es nicht einen Künstler von Bedeutung, der seine Bedeutung dadurch erlangt hat, dass er der SPÖ Weihrauch geschwenkt hat. Es war doch umgekehrt: Künstler haben Bedeutung erlangt, und die SPÖ hat ihnen Ehrungen nachgeworfen....
Sie schreiben, Sie seien "die einzige nicht links stehende Künstlerin"! Wissen Sie, es gibt viele Gründe, warum ein Künstler/ eine Künstlerin missachtet oder schlicht nicht wahrgenommen wird. Es kann sein, dass Sie Ihrer Zeit voraus sind und deshalb unverstanden, es kann sein, dass Sie schlicht eine schlechte Künstlerin sind. POLITISCHE Gründe hat das nicht. Und wenn Sie Ihre Kunst wirklich unter politischen Bedingungen machen müssen, die zu Ihrer Verfolgung oder Unterdrückung führen - dann gratuliere! Solschenizyn war von seiner Regierung verfolgt, er bekam den Nobelpreis! In der DDR haben nur jene nachhaltige Karriere gemacht, die sich nicht auf SED-Seilschaften verlassen haben, Biermann wurde ausgebürgert - wie hießen jene Künstler, die von der SED gefördert wurden? Wissen Sie es? Na eben.
Ich würde an Ihrer Stelle aufhören, Konservativismus als kritische Tugend auszustellen, ich würde mich als Künstler auf die Kunst konzentrieren, und wenn Sie sich, was für Künstler, also für buchstäblich vorbildliche freie Menschen ja angemessen ist, zu irgendwelchen gesellschaftlichen oder politischen Fragen äußern, dann würde ich mich versuchen zu informieren, statt einem Boulevard nachzuplappern, der Ihnen sagt, dass Sie "ein kritischer Wutbürger" sind, wenn sie nachplappern.
Ich höre jetzt auf - ich bin schärfer und gemeiner, als ich sein möchte. Wenn Sie damit umgehen können, dann können wir gerne weiter diskutieren. Wenn nicht, dann verabschiede ich mich hier von unserer Freundschaft,
Robert
Man könnte auf diesen Text inhaltlich einiges antworten oder richtigstellen. Aber es ist die Form des Textes, die Wortwahl, die die weitere Kommunikation nicht ratsam erscheinen läßt. Daher habe ich mit dieser Kommunikation Schluß gemacht:
Herr Menasse, ich war nicht unhöflich zu Ihnen. Ich möchte in diesem Ton mich nicht unterhalten. Von Freundschaft konnte nie eine Rede sein, ich ging von einer weltanschaulichen Verschiedenheit aus, die aber dennoch gegenseitigen Respekt ermöglicht.
Ihr Text sagt viel über Sie aus und nichts über mich.
Leben Sie wohl
I.K.
(1) Ich erinnere an die Werbung der Wiener Festwochen 2000 bis 2004, die eine derartige Taktik - Spießerverhöhnung auf großflächigen Plakaten - anwendete, was umso perfider erschien, als die gedemütigten Kleinbürger wahrscheinlich zu einem großen Teil SPÖ wählen.
Menasse ist das Paradebeispiel dessen, was bei uns in Österreich unter "Staatskünstler" firmiert.
Gefüttert von der "linken Hand" und immer bereit die "rechte" in aller Öffentlichkeit zu beißen, sprich immer und überall über den Zustand der Nichtlinken kräftigst herzuziehen.
Er ist allerdings nicht der einzige und da gäbe es noch genug Beispiele, die es wert wären, den roten Filz aufzudecken.
Bitte, weiter so!
Wess’Brot ich ess’, dess’Lied ich sing“, „there is no free lunch“, “Niemand beißt die Hand, die ihn füttert“.
Diese Staatskünstler umgeben sich mit dem Image der „mutigen“ Aufdecker“, die über eben diese Korruption und Verfilzung lamentieren, von der sie, stets auf einem Auge blind, selbst profitieren. Ihre Attitüde der pseudomoralischen, „dem Gewissen (!) verpflichteten Wahrheitsfindung“ beeinflusst die Sensibilität der Leserschaft, solche selbsternannten „moralischen Autoritäten“ als gekaufte Multiplikatoren einer erwünschten politischen Meinung zu entlarven.
Da muss ich daran denken als Menasse nach Brüssel entsandt, die EU-Bürokratie in den Himmel lobte. Ob auch die Zahlungen damit zusammenhängen?
Ich nehme aber doch wahrscheinlich zutreffend an, dass die Erlöse der (in Deutschland verlegten) Bücher und sonstigen Werke, welche durch die o.a. nicht genauer als "Werkstudien-" und "Manuskript-"Entgelte bezeichneten Subventionen vorfinanziert worden sein dürften, nicht zu deren Rückzahlung verwendet wurden, sondern ganz im Sinne kommunistischen Kapitalbildungsverständnisses in den privaten Kaqssen des Herrn Menasse gelandet sind.
Es gab mal eine Zeit, in der man sehr viel davon hielt, seinen Gegnern mit "offenem Visier" gegenüber zu treten. Leider hindert die geschichts- und moralvergessene, ideologische "Denke" dieser Sch...roten solche bourgoisen Anwandlungen zuverlässig.
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horst.rathbauer@gmx.at
www.conwutatio.at
In meiner (anscheinend grenzenlosen) Naivität habe ich immer geglaubt, Stipendien seien vor allem dazu da, jungen - und noch unbekannten - Leuten das (Über)Leben zu erleichtern und sie in die Lage zu versetzen, ihren Forschungen ohne Sorgen um den rein materiellen Aspekt des Daseins nachgehen zu können. Herr Menasse (soviel ich weiß, Jahrgang 1954) zählt da wohl nicht mehr dazu.
Die heir aufgezeigt "Freunderlwirtschaft" ist schlicht und einfach nur widerlich.
Vielen Dank für diesen Artikel und bitte um möglichst großzügige Weiterverbreitung. Mir wurde beinahe schlecht beim Lesen. Die Dreistigkeit dieser Herrschaften kann doch tatsächlich noch immer überraschen.
Ich erinnere mich an meine Studienzeit - Vorlesung bei Schmidt-Dengler.
Unmittelbar vor Beginn seiner Vorlesung stürmte eine junge Dame aufs Podium (es war offenbar mit Sch-D abgesprochen), um ganz hysterisch das Buch eines - Zitat: "hervorragenden jungen Autors" - zu promoten.
Damals hörte ich zum ersten Mal den Namen "Menasse" und seit dieser penetranten Präsentation seines Buches durch diese Frau im Audi Max , war mir dieser Autor eher suspekt. Zu recht, wie sich später zeigte, nachdem ich einiges von ihm gelesen hatte.
Es gibt so viele begabte junge Menschen, die eine Förderung bitter notwendig hätten, aber es sind leider immer dieselben, die im Futtertopf baden.
Dass es auch genau diejenigen sind, die politisch große Klappe tragen, ist also kein Wunder.
Offensichtlich werden die Herrschaften recht gut dafür entlohnt, dass sie als eitles "Gewissen der Nation" durch die Gegend schreien (was eh nur ihresgleichen interessiert).
Diese Aufschlüsselung von Geldflüssen wäre bezüglich so einiger Staatskünstler (aus diversen Bereichen) sehr interessant.