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Zentralmatura auf Österreichisch: Verkrampfte Correctness plus totale Realitätsferne

Es macht fassungslos, wenn man die Aufgaben und Vorgaben liest, mit der bei der Zentralmatura in Deutsch Zehntausende Maturanten konfrontiert worden sind. Einerseits, weil die Aufgabenstellungen und ausgewählten Texte großteils fast direkt aus der Grünen Bildungswerkstatt zu stammen scheinen. Andererseits, weil gleichzeitig die Aufgaben so eng und schematisch gefasst sind, dass den jungen Menschen keine Möglichkeit eines kreativen Schreibens und einer Entwicklung eigener Gedanken gegeben werden.

Selbst die Anzahl der zu schreibenden Wörter wird wie in einem Prokrustesbett genau nach oben und unten limitiert. So als ob die jungen Damen und Herren für eine Zeitung mit genau begrenztem Platz schreiben müssten; bei jedem anderen Text als dem für eine Zeitung ist ja die genaue Länge unwichtig. Jeder Zeitungsschreiber weiß, dass das genaue Auf-Zeile-Schreiben viel Energie vom Erstellen des Inhalts abzieht. Die Länge sollte daher gerade im Fall einer Matura völlig nebensächlich sein; maximal eine Mindestlänge ist sinnvoll.

Das einzige, was die Schulabsolventen nach zwölf Jahren gelernt zu haben scheinen, dürfte das ständige Gendern sein. Viele Schüler bestätigen: Wer nicht gendert, bekommt eine schlechtere Note. Das ist eine üble Sauerei, die einmal auch vor Verfassungsgericht und Menschenrechts-Gerichtshof kommen sollte. Schließlich ist das eine eindeutige ideologische Einschränkung der Meinungsfreiheit und auch ein glatter Widerspruch zum Duden.

Das passt freilich genau zur schlagseitigen Auswahl der Medien, aus denen Texte für die Matura gewählt worden sind. Sie reichen vom Linksaußenmagazin "Falter" über ein Magazin der SPD-nahen "Süddeutschen Zeitung" bis zu einem "Greenpeace"-Text. Konservative, christliche oder klassisch-liberale Autoren mussten die heurigen Maturanten wieder vergeblich suchen. Dafür stießen sie auf jede Menge deutscher Autoren.

Literarischen Text gab es nur einen einzigen. Aber auch der triefte so wie die meisten Medientexte vor Weltferne und linker Ideologie. Es geht um einen arbeitslosen(!) und obdachlosen Mechaniker(!), der in Haft(!) genommen worden ist, weil er ein Stück Brot(!) gestohlen hat. Von den Maturanten wird dazu allen Ernstes verlangt, die "gesellschaftskritische Dimension" des Textes herauszuarbeiten. Nicht etwa die absurde Ferne des vor fast 90 Jahren geschriebenen Textes von jeder Realität des österreichischen Jahres 2018.

Auch sonst zieht sich durch fast alle Aufgabenstellungen eine kaum getarnte linke Indoktrination. So etwa beim Bericht über eine skurrile "Kunstaktion", bei der es 2016 in Wien um ein "Mahnmal" mit 400 Teilnehmern für im Mittelmeer "auf der Flucht" ums Leben gekommene Menschen gegangen sei. Dazu die Aufgaben: "Bewerten Sie politisches Engagement dieser Art" und: "Begründen Sie, warum Sie an ähnlichen Aktionen teilnehmen oder nicht teilnehmen würden." 

Die jungen Leute sind nicht blöd. Sie wollen eine gute Note und haben daher null Lust, ihre wahre Meinung zu solchen linksradikalen Schwachsinnsaktionen preiszugeben. Sie schreiben daher das von ihnen Erwartete. Daher werden mit Sicherheit 98 Prozent der dazu Schreibenden voll Begeisterung dieses "Engagement" bewerten. Auch wenn mit Sicherheit 98 Prozent keinesfalls daran teilgenommen hätten.

Das erinnert lebhaft an die zwei großen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts. Schüler und Studenten haben damals auch gewusst, dass es selbstzerstörerisch wäre, ihre wahre Meinung kundzutun und haben genau gewusst und geschrieben, was erwünscht war.

Fast erholsam unideologisch und harmlos, wenn auch schmerzhaft vor aufgesetztem Gutmenschtum triefend, ist ein weiterer Text unter dem Titel "Seid lieb zueinander!" Er will beibringen, nicht "hämisch" zu sein. Harmlos-lieb-weltfremd. Ganz ähnlich ein weiteres Lesestück: "Das Netz macht uns zu Rüpeln", der ebenfalls "rücksichtsvollen Umgang" miteinander verlangt. Sowie der Aufsatz: "Nudging: Anstupsen für den guten Zweck". Er befasst sich mit staatlicher Manipulation der Bürger durch die Hintertür und stammt aus einer deutschen Webseite. Lesebuch-Gutmenschen ...

Bei aller verkrampften Correctness in allen Texten war den staatlichen Texte-Aussuchern aber offenbar das umgangssprachliche Deutschdeutsch darin egal. Oder gehört etwa "Frittenbude" jetzt zur von der Schule erwünschten Sprache?

Und zu schlechter Letzt ein Text, der allen Käufern billiger Textilien, die in der Dritten Welt produziert worden sind (wo ja fast alle herkommen!), ein schlechtes Gewissen einzureden versucht. Natürlich gibt es nicht einmal den Hauch eines Gedankens, wie katastrophal es für Drittwelt-Länder wäre, wenn sie auf Grund solcher Aufrufe keine Textilien mehr produzieren dürften, wie sehr die Textilarbeitsplätze vielen Millionen den ersten Aufstieg aus einer jahrtausendealten Subsistenzexistenz erlaubt haben.

Von der Hetze gegen Textilimporte bis zum seit Jahren arbeitslosen Mechaniker (der ja in Wahrheit einen der gesuchtesten Berufe hat) zieht sich durch die ganze Deutschmatura nicht nur verkrampfte linke Political Correctness, sondern auch eine totale Welt- und Realitätsferne.

Es ist schlimm, mit welchen Lesebuchtraumwelten dieser Staat unsere Jugendlichen am Schlusspunkt einer zwölfjährigen Schulzeit konfrontiert. Die Welt der modernen Wirtschaft wird nur via Greenpeace in grotesker Form angesprochen. Und das zentrale gesellschaftliche Thema der Gegenwart, Massenmigration und Islamisierung, wird nur durch eine einstige Pro-Migrations-Kunstaktion gestreift.

Um es höflich auszudrücken: Aufs Leben vorbereitet, wie vom Bildungssystem gerne behauptet, wird man durch eine solche Schule jedenfalls überhaupt nicht.

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