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Small is beautiful

Beim jüngsten Weltwirtschaftsforum in Davos war hinter der Aufregung um Donald Trump, um den Massenauftrieb an Promis und den Jahrhundertschneefall etwas anderes, fast nirgendwo Berichtetes viel spannender. Das ist eine zentrale Erkenntnis über den Zusammenhang zwischen Politik und Wirtschaft, zwischen der Größe eines Landes und seinem Wohlstand.

Diese Erkenntnis widerlegt den alten Irrglauben, der zu vielen blutigen Kriegen und Eroberungen geführt hat, nämlich: Je größer und mächtiger ein Land, umso besser wäre das für seine Bürger. Dabei ist in Wahrheit das Gegenteil richtig.

Dies lehrt ein für das Weltwirtschaftsforum erstelltes Wohlstandsranking der Lebensqualität. Denn dabei liegen durchwegs kleine und kleinste Länder an der Spitze: Norwegen vor Island, vor Luxemburg und vor der Schweiz. Österreich findet sich an 10. Stelle – und damit noch vor allen ganz Großen und Mächtigen. Denn die G7-Staaten liegen allesamt hinter Österreich.

Die Kleinen brauchen nur dreierlei: Frieden, "the Rule of Law" und freien Welthandel. Gibt es das, sind sie viel besser dran als die Großen. Gewiss, diese drei Dinge sind primär von deren Verhalten abhängig. Kleine Länder beginnen ja eher selten Konflikte.

Dieses Ranking der Lebensqualität ist jedenfalls erstaunlich. Denn es widerlegt den verbreiteten Glauben, dass kleine Länder nicht lebensfähig wären, dass es bei Staaten eine "Economy of scales" gäbe, dass dort gelten würde: Je größer, umso günstiger. Die Großen brauchen ja auch nur eine Regierung, nur ein Parlament, nur ein Gesetzbuch, nur einen Botschafter (beispielsweise) im Vatikan. Das stimmt zwar, ist aber offensichtlich nicht relevant.

Bis auf Norwegen ist übrigens auch keiner dieser vier Staaten an der Spitze durch Rohstoffe gesegnet, deren Erträgnisse Wohlstand finanzieren würden.

Wenn diese Erkenntnisse des Weltwirtschaftsforums zum Allgemeingut werden, könnten wir entspannt in die Zukunft gehen. Dann würden die Ursachen vieler Kriege der Geschichte wegfallen.

Die politökonomische Analyse deckt sich im Übrigen auch mit etlichen ökonomischen Studien: Viele Unternehmen werden nicht wirklich stärker dadurch, dass sie andere schlucken. Das zeigt sich ja auch an den Aktienkursen: Bei jenem Unternehmen, das geschluckt werden soll, steigen sie, beim schluckenden sinken sie meist.

Wirklich gewinnbringend sind große Fusionen oft nur dann, wenn dadurch zumindest zeitweilig ein Monopol entsteht. Da kann man dann die Preise recht frei festsetzen. Nur sorgen in der Regel ja die Wettbewerbshüter dafür, dass durch Fusionen keine Monopole entstehen. Und selbst dann, wenn doch einmal welche zustandekommen, verhindert der freie Markt, dass die Bäume in den Himmel wachsen: Neue Anbieter strömen in den Markt; oder die Konsumenten geben ihr Geld lieber für andere Produkte, wenn ein Monopol zu teuer wird. Lediglich beim Medizin/Pharma-Bereich ist das etwas schwieriger.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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