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Wir brauchen Leistungsträger statt Bürokraten

Auch in "offenen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungen" orientiert sich die Bildung an einem Menschenbild. Die Marktwirtschaft ist eine "Unternehmerwirtschaft". Wir haben ein mentales Problem, wenn wir uns am Denken und Handeln von "Bürokraten" und von "Funktionären" orientieren.

Eine unternehmerische Bildung könnte eine der Voraussetzungen dafür sein, dass in Zukunft auch Bürokraten im Verwaltungsstaat und Funktionäre im Parteien- und Verbändestaat (mehr) unternehmerische Denk- und Verhaltensweisen (als bisher) pflegen.

In einer Zeit der "gigantischen außerparlamentarischen Umverteilung von Vermögen" in einer "Enteignungsunion Eurozone" ist es auch notwendig, darauf hinzuweisen, dass die Marktwirtschaft weder ohne Wertschätzung, Achtung und Schutz des Privateigentums noch ohne Unternehmerpersönlichkeiten gelingen kann.

Eine Wirtschaftsordnung mit Privateigentum ist mit unternehmerischen Leistungen, mit Kapitalbildung, mit Investitionen, mit Neuerungen, mit Produktivität und mit Wohlstand verbunden.

Soziale Akzeptanz, Sozialprestige und Selbstbewusstsein von Bürokraten, von Funktionären und von Unternehmern verändern sich. Wie war ihr Image im Verlauf der österreichischen Geschichte?

Innerhalb der "Höfischen Gesellschaft" standen die Adeligen als "Herkunftseliten" mit ihrem höfisch-aristokratischen Verhalten im Mittelpunkt. Sie waren lange Zeit auch Vorbild für alle Aufsteiger. Ehre, Prestige, "Statusverbrauchsethos" (noblesse oblige), kennzeichneten ihre Wirtschaftsgesinnung. Katholische Adelige fanden es lange Zeit unehrenhaft, sich an kommerziellen Dingen zu beteiligen.

Die Ideen der Aufklärung und des Liberalismus sind in Österreich erst sehr spät wirksam geworden. Das war nicht ohne Wirkung auf die Stellung des aufstiegswilligen Bürgertums. Die Wirtschaftsgesinnung des Bürgertums orientierte sich im Handwerk, in Handel und Industrie an Gewinn, Kapitalbildung und Investitionen. Erst mit fortschreitender Industrialisierung wuchsen Sozialprestige und Selbstbewusstsein der "industriellen Unternehmer". Der Einfluss der Industrieunternehmer mit "kapitalistischem Geist" auf Politik und "Wirtschaftsverfassung" nahm in Österreich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu. Mit dem Aufkommen von Kapitalgesellschaften stieg der Einfluss des Bankkapitals und somit der Bankiers.

Die Industrieunternehmer wurden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts so etwas wie eine "Gruppe mit spezifischen Fähigkeiten, Denk- und Verhaltensweisen". Risikobereitschaft, Pioniergeist, Mut zu Neuerungen, Aufgaben- und Leistungsorientierung, Improvisationsfähigkeit, Streben nach Gewinn, Erfolgsorientierung sowie kaufmännisches und technisches Talent waren ihnen gemeinsam. Auf breiter Basis konnten sich derartige Vorstellungen und Verhaltensweisen in der Monarchie natürlich nicht durchsetzen.

Der Industrieunternehmer als "Innovator" war in Österreich schon im 19. Jahrhundert in hohem Maße abhängig von der Staatsbürokratie, die seit dem Zeitalter des Aufgeklärten Absolutismus im Lichte merkantilistischer und kameralistischer – und somit dirigistischer – Überzeugungen eine Ausweitung erfahren hatte.

Das "Dienstethos" des Beamten, der "keine Privatheit kennt", hat hier seinen Ursprung. In einem kaiserlichen Handbillet – dem sogenannten "Hirtenbrief" – forderte Kaiser Joseph II., "dass bei allen Stellen Jedermann einen solchen Trieb zu seinen Geschäften haben muss, dass er nicht nach Stunden, nach Tagen, nach Seiten seine Arbeit berechnen, sondern alle seine Kräfte anwenden muss, die Geschäfte vollkommen auszuführen. Wer nicht Liebe zum Dienste des Vaterlandes und seiner Mitbürger hat, wer zur Erhaltung des Guten sich nicht von einem besonderen Eifer entflammt findet, der ist für Geschäfte nicht gemacht, nicht Wert, Ehrentitel zu besitzen und Besoldungen zu ziehen. Eigennutz von aller Gattung ist das Verderben aller Geschäfte und das unverzeihliche Laster eines Staatsbeamten. …Wer dem Staate dient, muss sich gänzlich hintansetzen. Aus diesem folgt, dass kein Nebending, kein persönliches Geschäft, keine Unterhaltung ihn von dem Hauptgeschäfte abhalten muss; und also, auch kein Autoritätsstreit, kein Ceremoniel, kein Hang ihn abhalten muss, zur Erreichung des Hauptzieles das Beste zu wirken."

Nach Joseph II. muss sich "jeder Beamte seinen Geschäften ganz und vollkommen widmen und aus ihnen das Geschäft seines Lebens machen; nichts denken, nichts hören, nichts sehen, als was zu diesem führt. Er muss sich meine Prinzipia ganz zu eigen machen, Unnützes vermeiden, das Nutzbare aber ohne Rast und Ruh zu allen Tagen der Woche, zu allen Stunden des Tages bis zur Erfüllung betreiben."

Beamte und Bürokraten blieben im Verwaltungsstaat, im sich entwickelnden Sozialstaat und später im Wohlfahrtsstaat, im Umverteilungsstaat, weiterhin von Bedeutung. Je mehr Aufgaben der Staat übernahm und je mehr Interventionismus praktiziert wurde, desto größer wurde das "Heer der öffentlich Bediensteten". Die Mentalität von Bürokraten blühte.

Bürokraten sind – wie vor allem Parkinson und Peter analysiert und aufgezeigt haben – "dafür nicht zuständig", "überschreiten keine Kompetenzen, halten den Dienstweg ein, sind als verantwortungsscheu verrufen und delegieren Entscheidungen". Ihre mangelnde Risikobereitschaft und das Sabotieren von Entscheidungen dient der Aufrechterhaltung des Status quo. Sie sind bekannt für die Neigung, alles komplizierter zu machen und sie betonen sehr stark die Befolgung von Regeln. Deswegen produzieren sie auch immer neue Regeln. Das führt letztlich dazu, dass die Vorschriften unverständlich und möglicherweise nicht mehr durchschaubar sind.

Bürokraten pflegen bestimmte Rituale einzuhalten, denn "bei uns wird das auf diese Weise gemacht", "das haben wir noch nie gemacht" und "das wäre gegen alle üblichen Gepflogenheiten". Es existiert so etwas wie ein "Katalog standardisierter Techniken zur Lösung bestimmter Probleme". Was aber, wenn neue Probleme auftreten?

Menschen mit "bürokratischen Denk- und Verhaltensweisen" freuen sich über Formulare; sie haben Spaß am "Papierkrieg" und wollen alles schriftlich. Es darf über keinen Sachverhalt nachgedacht werden, wenn kein Antrag gestellt und zu den Akten genommen wurde. Der Antragsteller wird Bescheid erhalten.

Menschen mit Bürokratenmentalität sehen die Organisation und die Hierarchie als Selbstzweck, sie haben keinen Wunsch, etwas zu bewegen. Sie sind wohl nur bei der Schaffung von neuen Zuständigkeiten (für neue Probleme) und bei der Kreation neuer Vorschriften innovativ. Die Entlohnung erfolgt im Wesentlichen nach Rang und Dienstalter und nicht nach Leistung. Leerläufe sind damit vorprogrammiert. Jeder Bürokrat innerhalb der Organisation ist ersetzbar.

Man kann feststellen, dass in den letzten Jahren die Bürokratieverdrossenheit der Bürger deutlich zugenommen hat. Sie wollen keine "Herrschaft der Amtsstube" und lehnen die "Amtskappelmentalität" ab.

Im Rahmen von Verwaltungsreformvorschlägen werden die Rufe nach Entbürokratisierung, nach Vereinfachung von Verwaltungsabläufen sowie nach Vereinfachung und Abschaffung von Formularen und Kanzleiordnungen immer lauter. Man fordert einfachere und verständliche Gesetze, eine Klarstellung geltenden Rechts, die Ausscheidung überholter Vorschriften, eine Einschränkung der "Produktion von Gesetzen" und Kosten- und Nutzenüberlegungen bei neuen Rechtsvorschriften. Reformen im Personalbereich, organisatorische und technische Neuerungen und Dezentralisierung sollen zu mehr Leistung und zu einem Verwaltungsservice, zu "kundendienstlichem Verhalten" beitragen.

Das Vertrauen in den Staat und in bürokratische Organisationen hat deutlich abgenommen. Fragen der Effizienz werden immer lauter artikuliert. Image, Sozialprestige und Selbstbewusstsein von "Bürokraten" (und Beamten) haben gelitten.

Neben der Staatsbürokratie gelangten die sich bereits im 19. Jahrhundert gebildeten "antikapitalistischen und antiliberalen Massenparteien" in der Republik und der "Parlamentarischen Demokratie" zu Einfluss. Mit dem Aufstieg der Parteien traten die Parteifunktionäre als "Funktionseliten" auf die Bühne des politischen Geschehens. Sie weiteten ihre Einflussmöglichkeiten beständig aus. Erst in den letzten Jahrzehnten haben Prestige und Selbstwertgefühl von Parteien und Parteifunktionären deutlich abgenommen.

Zur "vollen Blüte" gelangte die "Funktionärsgesellschaft" in Österreich, als sich neben den Parteifunktionären auch die "sozialpartnerschaftlichen Verbändefunktionäre" als Umverteilungseliten im Parteien- und Verbändestaat etablierten und die Gemeinwirtschaft bedingt durch die Verstaatlichung expandierte.

Österreich entwickelte sich zu einer "Sozialpartnerschaftlichen Demokratie und Marktwirtschaft".

Reinhard Kamitz meinte, dass "die fundamentalen Grundsätze, auf denen die Kultur der westlichen Welt ruht, die Freiheit der Person, die Unverletzlichkeit des Privateigentums, Humanität und Toleranz" seien. Wir dürfen "auf wirtschaftlichem Gebiet kein System dulden, das diesen Grundsätzen widerspricht". Er wusste, "dass in verstaatlichten Wirtschaftsunternehmen die Politik immer Einfluss auf die Führung der Betriebe (gewinnt), (so) dass eine Geschäftsführung nach sachlich-kommerziellen Gesichtspunkten immer schwieriger wird".

Kamitz forderte eine Stärkung des "Risiko- und Leistungsbewusstseins". Er setzte sich für eine mehr "freiheitlich-demokratische-marktwirtschaftliche Ordnung" ein und vertrat auch die Idee einer Privatisierung verstaatlichter Unternehmen. Sein Ziel war eine "Beschränkung des staatlichen Einflusses" und eine "Stärkung des freien Unternehmertums".

In der Realität entwickelte sich eine "Parlamentarische Demokratie" ohne allzu große Bedeutung des Parlaments und eine "Marktwirtschaft im Lichte korporatistischer Überlegungen". Umverteilungsgesinnung wurde als spezifische Art einer Wirtschaftsgesinnung im Sozial- und dann im Wohlfahrtsstaat gepflegt.

Solange die Bevölkerung Vertrauen in den Staat und in die Verbände hatte, funktionierte dieses System in Kombination mit einer Lagermentalität. Konkordanz, Kooperation, Konsens und "Nichtaustragen von Konflikten", Harmoniestreben und die "Lebenslüge eines Grundwertekonsens" wirkten stabilisierend.

Heute sind "Funktionärsgesellschaft" und Funktionseliten in einer Krise. Sehr viele sind unzufrieden mit den "versteinerten Strukturen" der Organisationen. Die Verdrossenheit nimmt zu. Verfilzung, Privilegien, Stil und Moral von Partei- und Verbändefunktionären, überkommene Rituale, zu wenig "Fähigkeit, das Allgemeinwohl über das der Gruppe zu stellen", Verdrängen und Nichtanpacken von Problemen beziehungsweise abnehmende Problemlösungsfähigkeit und zu wenig Dialog mit Wählern und Mitgliedern haben zu Misstrauen gegenüber den Funktionären geführt, zu abnehmender Bindung und Identifikation.

Man kritisiert die Eigendynamik der Organisationen, fordert Möglichkeiten zur Mitsprache und Mitbeteiligung. Die Parteien sind nicht mehr auf der Suche nach Mitgliedern, sondern nach Mitarbeitern. Eine Änderung im Rekrutierungsmechanismus wird gefordert. Das positive Image von Verwaltungsstaat und "Sozialpartnerschaftlicher Demokratie und Marktwirtschaft" wurde und wird immer mehr erschüttert.

Eine Aufwertung des Parlaments sowie mehr Transparenz statt "Entscheidungen hinter verschlossenen Türen" und "Konflikte unter den Teppich kehren" werden gewünscht. Die Leute halten nichts mehr von einer "Ohne Partei-beziehungsweise-Verband-bist-du-nichts-Ideologie". Immer mehr Aufsteiger sehnen sich nach mehr Anerkennung von Leistung und Wettbewerb.

Österreich ist auf dem Weg (!) zu einem "Leistungsstaat" mit einer "Unternehmergesellschaft". Die Gesinnung von "Unternehmern", von Leistungseliten und Innovatoren wird sich gegenüber der "Mentalität eines privilegierten Funktionärsadels" langfristig durchsetzen. Immer mehr Bürger fordern von den Politikern die Durchsetzung unpopulärer Maßnahmen und mehr Engagement für die "gemeinsame Sache".

Die "Verstaatlichung von Risiko und Verantwortung" hat sich nicht bewährt. Die Anhäufung von Herrschaftsmacht auf möglichst vielen Ebenen ist zu Ende. "Bürokraten" und "Funktionäre" sind immer mehr unerwünscht.

"Unternehmerpersönlichkeiten" betreten die Bühne. Wir sind (entschleunigt) auf dem Weg zu einer Hegemonie "unternehmerischer" Ideen und Wertvorstellungen in einer "liberalen Verantwortungsgesellschaft". Österreich wird zu einem "Land mit Wettbewerb".

Was kennzeichnet einen "Unternehmer"?

"Unternehmer" sind unternehmungslustig, begeistert und bewegt, um etwas zu bewegen. Sie haben Gründer- und Pioniergeist, nehmen gerne Herausforderungen an und reagieren auf den Markt. Sie erkennen Probleme und Krisen als Chance und versuchen, Gelegenheiten zu nutzen. Sie streben vorwärts, haben den Mut, "Initiativen zu ergreifen" und sind entschlossen, ihre Stärken zu entfalten sowie ihre verborgenen Reserven zu mobilisieren.

"Unternehmer" haben den Mut zum Risiko und zu außergewöhnlichen Leistungen. Als aufgaben- und ergebnisorientierte Persönlichkeiten sind sie bereit, sich anzustrengen und hart zu arbeiten. Sie wollen sich bewähren. Dynamische "Unternehmerpersönlichkeiten" beabsichtigen aus ihrem Leben etwas zu machen. Sie agieren zukunftsorientiert und wie alle wirtschaftlich denkenden Menschen voller Optimismus. In ihrem erfolgsorientierten Streben nach Verbesserung sind sie neugierig und stellen Fragen. Sie sind in der Lage, (durch Taten und Scheitern) aus Fehlern und von anderen zu lernen und sie können ihr Lernen (Wissen und Weisheit) in Handlungen, das heißt Neuerungen umsetzen.

"Unternehmer" sind improvisationsfähig und sehen Veränderungen als eine Quelle für neue Alternativen. Sie sind gewohnt, als "Innovatoren" auf Widerstände zu stoßen und lassen sich daher an der Durchsetzung ihrer Ideen nicht behindern. Beharrlichkeit, Ausdauer und Geduld sind Voraussetzungen dafür, dass sie dann "stolz auf ihre Arbeit" sein können.

Ihre Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen, schließt die Zusammenarbeit mit anderen Menschen nicht aus. Im Team können Begabungen entwickelt werden; man hat Gelegenheit, Talente um sich zu scharen. Unternehmerisch denkende und handelnde Menschen sind nicht nur resultat- und praxisorientiert, sondern auch leistungs- und wettbewerbsorientiert. Sie akzeptieren Ungleichheit als wesentliche und fruchtbare Voraussetzung für den Dialog, für das Gespräch und die persönliche Begegnung mit anderen Menschen. Personale Begegnung ist eine Basis für die Entwicklung der Persönlichkeit und für das "Erlebnis von Sinn". Im Dialog ist es möglich, sein Handeln mit moralischen Werten in Einklang zu bringen.

Wir sind im Rahmen einer "liberal-demokratischen-sozial-marktwirtschaftlichen Ordnung" in der Lage, als "Unternehmer" zu denken und zu agieren. Demokratie und Marktwirtschaft "leben" von "Unternehmern". Es ist daher erforderlich, eine "unternehmerische Bildung" zu realisieren. Freiheit gibt es nicht ohne Risiko und ohne Verantwortung.

Josef Stargl ist AHS-Lehrer in Ruhe und ein Freund der Freiheit.

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