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Die Antisemiten unter uns

Es ist widerlich und enthüllend, welch grausliches Liedgut sich noch immer bei manchen Burschenschaften in offenbar bis heute gebrauchten Liederbüchern findet. Es ist aber ebenso widerlich und demaskierend, wenn diese jahrzehntealten Liederbücher ausgerechnet fünf Tage vor einer Wahl an die Öffentlichkeit gespielt werden. Und es ist auch widerlich und demaskierend, wenn die Mainstreampresse diesen Antisemitismus zehnmal lauter thematisiert als den in den letzten Jahren durch den Import von Hunderttausenden Moslems importierten, obwohl dieser viel gefährlicher ist.

Die Grauslichkeiten in den der FPÖ meist sehr nahestehenden Burschenschaften haben seit vielen Jahrzehnten zu keinen konkreten Gewalttaten geführt. Dieser Hinweis rechtfertigt sie in keiner Weise, stellt aber die richtige Relation zu den blutigen Terroraktionen in Europa und zu den aggressiven Drohungen auch auf den Straßen Wiens her.

Das einzig Positive an der Entwicklung der letzten Tage: Die Burschenschaften werden jetzt hoffentlich allesamt darangehen, ihre Liederbücher endlich gründlich von allen antisemitischen Anspielungen und Verherrlichungen des Eroberungskrieges auszumisten. Auch wenn nichts darauf hindeutet, dass der europäische Antisemitismus noch einmal zu einer Bedrohung für Juden werden könnte, so ist es doch nach den Geschehnissen des 20. Jahrhunderts völlig inakzeptabel, dass er in irgendwelchen Ecken noch blüht. Auch wenn es Faktum ist, dass er jahrhundertelang und bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts leider überall geblüht hat. In österreichisch-katholischen, in sozialistischen, ganz besonders heftig in deutschnationalen Ecken.

Antisemitismus sollte aber heute in keiner Ecke überleben. Egal, ob er auf rassische, religiöse, soziale oder nationale Verschwörungstheorien zurückgeht – oder aber auf pubertäre Lust an der Provokation, die es leider in jeder Generation gibt. Diese schlägt sich bei den einen in Eisenteilen in der Zunge nieder, und eben bei anderen in dümmlich-provozierenden Liedern (mit marxistischen Sprüchen hingegen kann heute im Gegensatz zu den 60er und 70er Jahren kein Jugendlicher mehr das Establishment provozieren, würden diese Sprüche doch weitgehend als völlig normal empfunden werden. Daher machen sie jungen Menschen auch keinen Spaß mehr).

Eigentlich sollten bei solchen Burschenschaften die sogenannten Alten Herren um ihre Verantwortung gegenüber den jungen Verbindungsbrüdern wissen. Denn solche Exzesse sind nicht nur dumm und widerlich, sondern schaden den Jungen möglicherweise lebenslänglich. Aber offenbar denken dort auch die Alten nicht, sondern glauben, dass solche Lieder in Ordnung gehen, weil sie diese einst selber als Junge gesungen haben.

Schon gar nicht glaubhaft ist im Übrigen auch die Behauptung hoher Funktionäre, nicht zu wissen, was in den Liedbüchern der eigenen Verbindung drinnensteht. Oder die Behauptung, da hätte es geschwärzte Seiten gegeben und sie hätten sich nicht dafür interessiert, was da eigentlich geschwärzt worden ist. Diese Ausreden sind keine Sekunde lang zu glauben.

Die Verbindungen können dabei durchaus auch stolz auf manche andere Lieder aus ihrem Liedgut sein, wie etwa das wunderschöne Lied "Die Gedanken sind frei". Darin drückt sich bewegend die Sehnsucht nach Gedankenfreiheit aus, die heute schon wieder fast genauso wie im Vormärz bedroht ist.

Zumindest jene alten Herren – wenn schon nicht die Studenten selbst – müssten doch begreifen, wenn sie nicht ganz grenzdebil sind, dass sich die Geschichte in den letzten 200 Jahren völlig weitergedreht hat. Vor einem Vierteljahrtausend regierte in Österreich noch eine aus religiösen Motiven schwer antisemitische Monarchin, was damals aber vielen ganz normal erschienen war. Das muss man heute offen sehen, ohne dass deswegen die großen Verdienste Maria Theresias auf anderen Feldern geschmälert werden sollten.

Aber auch der bis heute in manchen Burschenschaften (trotz seines gegen Österreich gerichteten Eroberungskrieges) verherrlichte Friedrich II. von Preußen war in Sachen Antisemitismus kaum besser als die von ihm bekämpfte Herrscherin in Wien.

Immerhin war Maria Theresia das letzte Mitglied der österreichischen Kaiserfamilie mit erkennbarem Antisemitismus. Die Habsburger sind also schon lange vor dem Holocaust klüger und humaner geworden.

Zurück in die Gegenwart. So notwendig tätige Reue in den Burschenschaften ist, so klar ist aber auch auf der anderen Seite, dass es den diversen linken Medien und Organisationen, die jetzt vor Empörung überschäumen, keine Sekunde darum geht, die Juden in Österreich gegen solche Widerlichkeiten zu schützen. Denn fast allen dieser Organisationen und Medien ist gleichzeitig der aggressive und sich schon mehrfach auch tödlich auswirkende Antisemitismus der nahöstlichen Zuwanderer völlig egal. Ja, viele von ihnen waren und sind sogar große Förderer der Zuwanderung.

Erst recht sind die regelmäßig so lautstark und zerstörerisch gegen einen FPÖ-Ball demonstrierenden Linksextremisten massiv antisemitisch. Nur tarnt sich ihr Antisemitismus als antiisraelisch, antizionistisch, antikapitalistisch. Und verbündet sich mit dem islamischen Antisemitismus.

Auch wenn – angesichts solcher Lieder voll verständlich – kein jüdischer Exponent zur Verteidigung der FPÖ ausrückt, so wissen doch die intelligenten der österreichischen Juden ganz genau, wovor sie sich fürchten müssen, wer und was die Ursache ist, dass sich in ganz Westeuropa Juden kaum noch als solche erkenntlich gekleidet auf die Straße trauen.

Die größte Dummheit und Niedertracht am Lostreten der Liederbuchaffäre genau zu diesem Zeitpunkt ist aber die Wirkung auf das Ausland. Denn dort wird nun unweigerlich ein Zusammenhang mit dem wahrscheinlichen Wahlausgang am kommenden Sonntag in Niederösterreich hergestellt werden – mit massiven FPÖ-Zugewinnen. Diese werden dann im ganzen Ausland als Beweis herumgereicht werden, wie mies doch diese Österreicher seien, dass sie WEGEN dieses Antisemitismus nun so massiv FPÖ gewählt hätten.

Es wird kaum verständlich zu machen sein, dass die Freiheitlichen in Wahrheit TROTZ dieser Affäre dazugewinnen werden. Aus zwei Gründen: Weil sich das einst gerade in Niederösterreich starke Team Stronach in Luft aufgelöst hat, das politisch ähnlich positioniert war wie die FPÖ. Und weil für die meisten Österreicher Rotgrün als Hauptschuldige an der Migrationskatastrophe unwählbar geworden sind.

Der Hauptzweck der als Wahlkampf-Abschluss inszenierten Liederbuchaktion wird wohl nicht annähernd erreicht werden: Rotgrün werden dennoch in Summe jedenfalls verlieren. Aber Österreich wird einen gewaltigen Schaden erleiden. Herzlicher Dank des Vaterlands.

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