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Kollateralschaden durch eine im besten Fall "gut gemeinte" Bildungsreform

Die Stimmung an Österreichs Schulen hat einen Tiefpunkt erreicht. Traurig genug, dass die Bildungsministerin glaubt, die Lehrer in unserem Land hätten bloß Angst vor den „neuen pädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten“ und müssten von ihrem neuen Glück (=„Autonomiepaket“) „halt erst überzeugt“ werden. Schulbesuche bei Eröffnungen und Jubiläen zeigen ihr die „Schokoladenseite“ von Schule. Die echte Stimmung wird nur erleben, wer an einem ganz normalen Tag in das Schulgeschehen eintaucht und mit Lehrern und Direktoren „off records“ spricht.

Da gibt es keinen vernehmbaren Wunsch nach Clustern, der totalen Inklusion oder der Abschaffung von Klassenschülerhöchstzahlen und Teilungszahlen. Da wird ehrlich über die zunehmende Belastung gesprochen – durch die schwieriger werdenden Bedingungen in den Klassen und den enormen Mehraufwand durch die Dauerreformen der letzten Jahre – in der Öffentlichkeit paradoxerweise als „Stillstand“ wahrgenommen.

Was Lehrer aller Schularten, in den Pflichtschulen noch mehr als in den höheren Schulen, wirklich empfinden, sind Ohnmacht gegenüber dem, was „von oben“ verordnet wird, sowie Frustration und Resignation!

Warum? Von den vielen Veränderungen des Unterrichts hat die zuständige Bildungsministerin, die von „neuem Unterricht“ spricht, offensichtlich nichts wahrgenommen: Neue Methodik (Stichwort: „kompetenzorientiertes Unterrichten“) hat längst Einzug gehalten, das Riesenprojekt „Neue Reifeprüfung“ hat den Unterricht, die Schularbeitsvorbereitung und das Korrigieren ab der Unterstufe völlig verändert – mit immensem zeitlichen Mehraufwand für Lehrer, aber auch Direktoren und Administratoren. Gewünscht wäre echte Unterstützung bei der Bewältigung der „Herausforderungen“ durch immer mehr Kinder, die zu Hause nicht Deutsch sprechen oder erwiesenermaßen immer häufiger Verhaltensauffälligkeiten zeigen, beispielsweise durch Supportpersonal oder kleinere (aber niemals größere!) Gruppen.

Beratungs- und veränderungsresistente Lehrer und Direktoren?

Mitnichten! Wir sind im Gegenteil berufsimmanent offen für Veränderungen, weil wir uns jedes Jahr auf neue Schüler, auf neue Rahmenbedingungen und neue Entwicklungen einstellen müssen. Aber ist es zu hoch gegriffen oder womöglich unbotmäßig, wenn wir Veränderungen als sinnvoll erleben und eine positive Relation zum Mehraufwand erkennen wollen?

Die Sinnhaftigkeit erkennen wir bei der Reifeprüfung noch teilweise, bei der gerade in Umsetzung befindlichen „Neuen Oberstufe“ nur wenig – beim geplanten Autonomiepaket gar nicht! Im Übrigen sehen weder Eltern noch Lehrer noch Schüler einen Sinn in der Wegrationalisierung von Direktoren durch eine zwangsweise Clusterbildung. Niemand will abgehobene Manager, die die bisher gewünschte und hoffentlich gelebte „Vereinbarungskultur“ an den Standorten in eine rückschrittliche „Anordnungskultur“ zurückverwandeln.

Ich kann nicht mehr!“ „Ich fühle mich wie im Hamsterrad!“ „Meine Meinung zählt ohnehin nicht.“ Diese repräsentativen Original-Aussagen von Lehrkräften und Direktoren müssten verantwortungsvollen Bildungspolitikern zu denken geben und sie zum Umdenken zwingen: Österreichs Schule braucht fachlich kompetente und höchst motivierte Lehrkräfte und Schulleitungen. Nur mit Engagement, Enthusiasmus und viel Herzblut kann es gelingen, Kinder und Jugendliche zu ihrer persönlichen Bestleistung zu führen. Wer stattdessen angepasste und demotivierte Befehlsempfänger produziert, die keine Kraft mehr für die so wichtige Beziehungsarbeit haben und nur mehr „Dienst nach Vorschrift“ zu leisten imstande sind, verursacht einen Kollateralschaden – mit (un)absehbaren Folgen, die sich niemand wünschen kann!

Dir. Mag. Isabella Zins ist Vorsitzende der AHS-DirektorInnen NÖ, Direktorin BORG Mistelbach

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