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Ford vs.Casinos: Der Unterschied Österreich vs.USA

In Österreich wie in den USA sind binnen weniger Stunden zwei eigentümlich kontrastierende Entscheidungen gefallen, die beide mit dem Verhältnis der jeweils eigenen Wirtschaft mit dem Ausland zu tun haben. Je länger man sie analysiert, umso klarer wird: Obwohl die Entscheidungen jeweils die total gegenteilige Tendenz haben – einmal für, einmal gegen das Ausland –, sind beide falsch. Und sollten jeweils genau andersherum fallen.

In Amerika hat der Automobilriese Ford eine Milliardeninvestition in Mexiko nach ein paar bösen Worten von Donald Trump gestrichen und nimmt nun in den USA selbst eine – wenn auch deutlich geringere – Investition vor. Auch dem zweiten Autoriesen, General Motors, hat Trump Strafzölle angedroht, wenn dieser weiter Fahrzeuge importiert.

Diesem Verhalten mögen zwar manche jetzt begeistert zustimmen, die noch nie die Vorteile der Globalisierung begriffen haben. Dennoch ist das schlicht falsch und schädlich. Nicht nur für Mexiko (das könnte Trump ja egal sein), sondern vor allem auch für die US-Amerikaner selber. Und für den Rest der Welt. Gleich aus einer Vielzahl von Gründen:

  1. Wenn die Kleinwagen, die in Mexiko gebaut werden sollten, nun in den USA selber gebaut werden, werden sie mit Sicherheit (auch) für US-amerikanische Autokäufer teurer sein. Ford hat ja die Investition nicht aus Jux und Tollerei für Mexiko geplant, sondern weil man dort billiger bauen kann. Bezahlen müssen das nun die Käufer – oder auf ein anderes Fahrzeug umsteigen oder auf den Autokauf ganz verzichten. Gerade die Käufer von Kleinautos sind ja besonders sensibel für den Preis.
  2. Auch wenn es Ford derzeit relativ gut geht, so schadet jedem Unternehmen doch eine solche aufgezwungene Entscheidung. Das sollte nicht nur jene Amerikaner besorgt machen, die Ford-Aktien haben. Damit ist vielmehr die Gefahr gewachsen, dass das Unternehmen eines Tages (auch als Gegenleistung für die jetzige Konzession!) bei allen amerikanischen Steuerzahlern um Unterstützung anklopfen könnte. Hat doch Amerikas Autobranche in der Vergangenheit schon zweimal den Staat als Retter gebraucht.
  3. Mit Sicherheit wird jetzt Mexiko auf diesen Schritt mit Gegensanktionen antworten, ja antworten müssen. Es wird seinerseits US-Produkte behindern und mit Strafzöllen belegen. Jede mexikanische Regierung, die das nicht täte, würde aus dem Amt gefegt werden. Das schadet dann allen exportierenden Firmen der USA.
  4. Trump, der (zu Recht) vor der Masseneinwanderung über die mexikanisch-amerikanische Grenze warnt, muss wissen, dass jeder Arbeitsplatz, der in Mexiko wegfällt, den Migrationsdruck Richtung Norden noch weiter erhöht. Wenn Drittweltländer ihre Produkte nicht mehr schicken können, dann kommen ihre Menschen. Trump schadet also seinem eigenen Hauptziel.
  5. Wenn jetzt global die Auto-Industrie wieder in nationale Grenzen zurückgeworfen wird, obwohl sie heute eine der meistglobalisierten Branchen geworden ist, dann werden Fahrzeuge auch weltweit teurer werden. Man stelle sich nur vor, wie kostspielig es wäre, ein Auto komplett in Österreich zu bauen. Da würde es wie einst in vielen Ostblockländern bald nur noch ein einziges, qualitativ schlechtes und teures Modell geben.
  6. Für die US-Amerikaner sollte aber auch besorgniserregend sein, wie sich da ein Präsident in die Wirtschaft einmischt. Wie dafür ein paar böse Bemerkungen und Tweeds reichen. Wie sich Trump, ganz ohne ein einziges Gesetz zu haben, dort wichtig macht, wo die Politik eigentlich nichts verloren hat. Autoritär-diktatorische Wirtschaftspolitik mag zwar kurzfristig Applaus von manchen Rängen bringen, langfristig hat sie aber noch keinem Land gutgetan. Denn der Erfolg der Marktwirtschaft wurzelt ja genau darin, dass dort nicht nur einer denkt, sondern Abertausende Unternehmer und Manager.

Trump wird etlichen Beifall erhalten. Auch hierzulande stellen sich ja die Gewerkschaften, aber auch manche Kämmerer und ahnungslose Politiker aus fast allen Parteien in ihrem beschränkten Populismus Wirtschaft so vor, dass es uns umso besser geht, je weniger importiert wird, je weniger Konkurrenz es gibt. In Wahrheit ist jedoch das Gegenteil der Fall, wie die Wirtschaftsgeschichte seit vielen Generationen beweist.

Österreich macht jetzt anscheinend das Gegenteil von den USA. Fast zur gleichen Stunde, da der erzwungene (wenn auch nach außen als freiwillig dargestellte) Rückzug von Ford aus Mexiko bekannt geworden ist, wird hierzulande das Schicksal der Casinos Austria bekannt. Nachdem von den Behörden dem privaten Konkurrenten eine stärkere Beteiligung an den Casinos Austria verboten worden ist, wird nun eine tschechische Investorengruppe einsteigen. Etlichen heimischen Unternehmen, die bisher am Glücksspielkonzern beteiligt waren, geht es nämlich (was sie natürlich nicht offen zugeben) so schlecht, dass sie jedenfalls verkaufen müssen.

Diese neue Eigentümerkonstellation bei den Casinos ist fast genauso problematisch wie der Trumpsche Lokalchauvinismus. Aber nicht etwa, weil es hier um Österreich geht. Und schon gar nicht, weil Tschechen schlechtere Unternehmer wären. Ganz im Gegenteil: Tschechien ist derzeit gegenüber Österreich unternehmerisch eindeutig auf der Überholspur (vor allem weil sie nicht unter der lähmenden Wirkung des Wohlfahrtsstaates leiden).

Der Grund der Sorge ist ein anderer. Er besteht in der Tatsache, dass die Welt des Glücksspiels einfach nicht mit der normalen Wirtschaft zu vergleichen ist. Das zeigt sich schon daran, dass sie immer besonders interessant für die Unterwelt gewesen ist. Diese hat sich dort immer dann besonders gut etabliert, wenn Glücksspiel verboten war. Es ist daher wohlbegründet, dass gerade in diesem Bereich jahrelang in vielen Ländern ein staatliches Monopol bestanden hat oder noch besteht. Faktisch oder sogar explizit rechtlich.

Die Menschen lassen sich das Glücksspiel nicht verbieten. Sie sind aber dankbar, wenn es dort mit rechten Dingen zugeht.

Darum macht es Sorge, wenn die Politik das Glücksspiel neuerdings wie jede andere Branche behandelt. Im Gegensatz zum Auto gibt es und braucht es beim Roulette nämlich keine ständigen Innovationen und Verbesserungen. Diese könnten ja in der Tat nur als Folge eines beinharten globalen Wettbewerbs entstehen. Beim Roulette hingegen ist in aller Welt und seit langem immer gleich, wie viel man auf „Schwarz“ oder „Gerade“ gewinnt. Und dass am Ende des Tages immer die Bank gewinnt.

Dafür braucht es beim Glücksspiel zehn Mal mehr als anderswo strenge Sicherheiten gegen Betrug und Manipulationen. Und ebenso braucht es einen konsequenten Spielerschutz für Menschen, die spielsüchtig sind.

Österreich erweckt mit seinem derzeitigen Vorgehen nicht mehr den Eindruck, dass ihm diese Aspekte wichtig wären. Das ist kein Plädoyer für die Übernahme durch einen Privatmonopolisten, aber das ist besorgtes Befremden, wie mit den Casinos umgegangen wird, nur weil das Raiffeisenimperium dringend Geld braucht.

PS: Fußnote zur Autobranche: Österreich hat zwar keine eigene Automarke, aber es exportiert dank der Globalisierung jedes Jahr ungefähr so viele Autobestandteile oder fast fertige Autos, wie das Land umgekehrt Autos importiert. Nur total offene Grenzen haben diese Entwicklung möglich gemacht, die allen zum Vorteil dient. Statt dass wir auf die Auslieferung eines Nachfolgers des „Steyr Babys“ warten müssen, das schon zu Lebzeiten schlechter als die internationale Konkurrenz gewesen ist, können wir uns freuen, dass wir global unser Fahrzeug auswählen dürfen. Noch. Bevor es uns ein neuer Steinzeit-Merkantilismus oder grüner Verbietewahn unmöglich macht.

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