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Der Nikolo im „Jahreskreis“

Die Wiener Kirchenkindergärten erinnern lebhaft an jene deutschen Bischöfe, die auf dem Jerusalemer Tempelberg ihre Brustkreuze abgelegt hatten, nur weil sie die Moslems nicht kränken wollten. Und die seither zu Recht mit viel Hohn überschüttet werden. Ähnlich seltsam klingt ein Text der Kindergarten-Stiftung der Erzdiözese Wien zum Nikolo-Fest (Mit zwei nachträglichen Ergänzungen).

Darin wird eines der beliebtesten österreichischen Kinderfeste nicht nur aus fast allen Traditionen herausgelöst (die zwar nicht gerade den Kern des Christentums bilden, die aber hierzulande halt ungeheuer populär sind, was die Kirche einst immer als hilfreichen Wert zu schätzen wusste). In diesem offiziellen Text rechtfertigt sich die Stiftung geradezu dafür, dass dieses Fest in kirchlichen Kindergärten Wiens überhaupt noch irgendwie begangen wird. Aber noch viel peinlicher ist, wie sie das formuliert.

Wörtlich heißt es nämlich in der Aussendung der offiziösen Kathpress: „Für die Stiftung sei das Feiern von Festen im Jahreskreis ein wichtiges Anliegen“. Man hat sich nicht verlesen: Da steht wirklich: „im Jahreskreis“. Die Kirche traut sich also nicht einmal mehr, „im Kirchenjahr“ zu sagen, sondern verwendet einen Ausdruck militant antikirchlicher Bewegungen aus dem Dunstkreis von Esoterik und Astrologie.

Zur Information für die Erzdiözese: Bei der Jahreskreis-Bewegung werden absolut keine christlichen Feste gefeiert, sondern nur Dinge wie „Wintersonnenwende“ oder „Kräuterschamanenzyklus“. Wäre einem FPÖ-Politiker der Ausdruck "Jahreskreis" entschlüpft, dann hieße es jetzt wohl auf allen linken Plattformen: Jetzt haben wir sie endgültig als unverbesserliche Nazis überführt.

Aber nein, so formuliert eine der wichtigsten Institutionen der Wiener Diözese. Wer also hofft, dass seine Kinder wenigstens noch ein paar Spurenelemente Christliches mitkriegen, wenn sie in einen der (ehemaligen) Pfarrkindergärten gehen, der irrt gewaltig. Der landet im „Jahreskreis“ (Was mag eigentlich das „St.“ im Namen der „St. Nikolausstiftung“ heißen, in der jetzt die Pfarrkindergärten zusammengefasst sind? Ich tippe, dass es eine Abkürzung für „Schnitterinnenfest Lammas Lugnasad“ ist).

Diese Kindergartenstiftung betont vielmehr voll Stolz, dass sie von „vielen Kindern mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit“ besucht werde. Warum eigentlich? Warum gibt es nicht wenigstens ein paar Strukturen, ein paar Nischen, wo kleine Kinder noch ein wenig christliche Identität mitbekommen können? Warum wird das von dieser Diözese absichtlich zerstört?

Die Stiftung stellt sich aber diese Fragen nicht (mehr). Sie ist Multikulti. Und wörtlich verkündet sie ihr Ziel: Die „Legende des Bischofs“ werde daher „umgelegt“. Was für ein enthüllendes Wort! Umgelegt in Richtung Solidarität und so.

Zu dieser peinlichen Entsorgung der letzten Reste christlicher Identität in der Kathpress-Darstellung kommen die Aussagen der „pädagogischen Leiterin“ der Stiftung in orf.at. Diese Aussagen liegen voll im Mainstream der Gutmenschpädagogik, also jener krausen Ideenwelt, die dann etwa auch in der Schule vehement dagegen kämpft, dass es dort mancherorts noch Noten gibt; dass man Hausübungen machen müsse; oder dass man gar durchfallen könnte.

Diese Leiterin sagt: „Das oberste Prinzip ist, der Nikolaus darf keine Angst machen.“ Und noch deutlicher: „Das bedeutet auch, dass die Verhaltensweisen der Kinder nicht moralisch beurteilt werden.“ Etwas „moralisch“ beurteilen? Doch nicht in der Wiener Gutmenschkirche! Da darf man keinem Kind sagen, dass es brav oder schlimm gewesen ist.

Der Nikolo wird absolut jedes Zaubers entbunden. Er kann sogar, so wird ausdrücklich betont, auch von einem Kind dargestellt werden. Und jedenfalls sei wichtig: Der Nikolaus-Darsteller – ob Kind oder Erwachsener – dürfe sich überhaupt erst vor den Kindern selbst umkleiden. Und es müsste jemand Bekannter sein.

Das ist sicher für die zuschauenden Kinder unglaublich romantisch und prägt das Fest viel tiefer in ihr Bewusstsein ein, als wenn da ein fremder Mann mit Bart hereinkäme.

Das Wort Krampus kommt in den Stellungnahmen der Nikolaus-Stifter nicht einmal mehr vor. Natürlich nicht. Allein an dieses Wort nur zu denken, ist wohl heutzutage schlimmer als ein Verstoß gegen alle zehn Gebote auf einmal (oder muss man Multikulti schon sagen: gegen die Scharia?).

Wie erfrischend sündhaft ist es da, in ServusTV noch zu sehen, dass dort sogar gleich drei Krampusse im Gefolge eines echten Nikolos auftauchen. Dieser ist noch dazu auch richtig als Bischof gewandet, er ist kein verkleidetes Kind, und hat sogar einen Bart. Ihm müssen die Krampusse aufs Wort gehorchen.

Wie mutig inkorrekt sind im Vergleich zu den Wiener Kindergärten die Niederländer, die in den letzten Jahren mit einem richtigen Volksaufstand wider alle Political Correctness durchgesetzt haben, dass es auch weiterhin sogar bei öffentlichen Umzügen die dortige Krampus-Variation gibt, den „Zwarte Piet“. Und dass der sogar weiterhin schwarz geschminkt sein darf.

Jetzt bin ich eigentlich nur noch gespannt, wie man es in den kirchlichen Kindergärten Wiens schaffen wird, auch Weihnachten aller christlichen Bedeutung, allen Zaubers und aller Tradition zu entkleiden. Aber eigentlich ist es eh klar: Schon vom Datum her modelt man es einfach zum Fest der Wintersonnenwende im Jahreskreis um.

PS: Dass Nikolaus in seiner Heimat, also der heutigen Erdogan-Türkei, mit Sicherheit im Gefängnis säße – solche Dinge sollte man nicht einmal denken. Es wäre ja ein Verstoß gegen „Solidarität“, gegen den „Respekt im Umgang miteinander“ und ähnliche verblasene Wischiwaschi-Vokabel, die heute das kirchliche Sein in Wien prägen…

PPS: Noch eine Frage hätte ich: Warum eigentlich erhebt sich in der Kirche ein so aufgeregtes Geschnatter ausgerechnet bei einem Kinderfest mit starken christlich-europäischen Wurzeln? Warum nicht etwa bei einem grauslichen Importevent wie Halloween? Warum hat man damit keine Probleme?

Erste nachträgliche Ergänzung: Auch kirchenintern wird der Ausdruck "Jahreskreis" verwendet, nämlich zur Zählung einiger Sonntage im Kirchenjahr. Das schmälert den Vorwurf ein wenig.

Zweite nachträgliche Ergänzung: Besonders erstaunlich ist eine unmittelbar nach diesem Beitrag veröffentlichte (also von den Aussendern teuer bezahlte) apa-ots-Aussendung. Diese Aussendung stammt nämlich GEMEINSAM von den SPÖ-Kinderfreunden und der kirchlichen Nikolausstiftung. Sie übertrifft alle bisher zu beobachtenden Zeichen des Kongruentwerdens von SPÖ und Wiener Kirchenapparat. Die Aussendung strotzt vor gemeinsamem Selbstlob und fast unlesbarem Gender-Undeutsch. Sie gipfelt in der demaskierenden Formulierung, dass beide "zuverlässige PartnerInnen der Stadt Wien" seien. Zumindest in diesem Punkt haben sie offensichtlich absolut recht. Und wirklich erschütternd für einen Text, den eine kirchliche Institution unterschreibt, ist die Tatsache, dass auf zwei Seiten, in denen es (angeblich) um das Wohl von Kleinkindern geht, kein einziges Mal auch nur ein indirekter Bezug auf die zentrale Bedeutung von Familie vorkommt. Freilich: Für Sozialisten ist die Familie seit jeher eine verachtenswerte Institution.

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