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Zwei abenteuerliche Personalentscheidungen

Vom Nobelpreis bis zum ORF regiert offensichtlich endgültig die gleiche abgrundtiefe Dummheit. Zwei sehr unterschiedliche Personalentscheidungen fast zur gleichen Stunde sind sich nämlich in ihrer Absurdität gleich.

Das Nobelpreiskomitee hat dem kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos den Friedensnobelpreis verliehen. Das wäre vielleicht berechtigt gewesen, wenn der von Santos verhandelte Friede in dem seit vielen Jahrzehnten von der linksradikalen FARC-Guerilla geplagten (aber dennoch zum Unterschied vom sozialistischen Nachbarn Venezuela erstaunlich florierenden) Land wirklich zustandegekommen wäre. Aber das ist er eben nicht.

Die Bevölkerung des Landes hat, wenn auch knapp, Nein zum ausgehandelten Friedensvertrag gesagt. Mit gut nachvollziehbaren Gründen (unabhängig davon, ob man selbst diese teilen mag): Die Kolumbianer wollen es nicht akzeptieren, dass durch den von Kuba vermittelten Friedensvertrag nicht nur sämtliche FARC-Verbrechen pardoniert, sondern die Guerilleros sogar noch politisch belohnt worden wären.

Das hätte es einem Nobelpreiskomitee bei klarem Verstand unmöglich machen müssen, dem für diesen Vertrag hauptverantwortlichen Staatspräsidenten (jetzt schon) den Nobelpreis zu verleihen. Aber wieder einmal ist man dort in den schlimmen Fehler verfallen, statt Friedenswerke zu belohnen, in einen laufenden Prozess mit nicht absehbarem Ausgang hinein zu intervenieren.

Das ist den Nobelpreisern nicht zum ersten Mal passiert. Man erinnere sich nur an die Auszeichnung für Barack Obama in dessen erstem(!) Jahr. Einziger Grund: Obama hatte damals viele schöne Reden und gut klingende Ankündigungen von sich gegeben, jedoch keine einzige davon realisiert. Und heute, beim Abgang Obamas, stehen wir ja vor den blutigen Trümmern insbesondere der Nahostpolitik des Nobelpreisträgers, die zu einer schlimmen und menschenvernichtenden Ausdehnung des Krieges auf Syrien und Libyen geführt hat.

Noch absurder, wenn auch fünf Stufen unbedeutender ist die Personalentscheidung des ORF, Claudia Reiterer zur Moderatorin der einzigen Talksendung des ORF zu machen. Denn die Dame ist Ehefrau des Wahlkampfmanagers des grünen Präsidentschaftskandidaten Van der Bellen, Lothar Lockl! Dieser hatte auch davor eine langjährige grüne Karriere hinter sich.

Nach den schweren Einseitigkeiten schon der Vorgängerin, der jetzt zum dritten Programm abwandernden Ingrid Thurnher, gerade auch im Präsidentschaftswahlkampf zugunsten der Grünen kann das nur noch als bewusste Provokation gesehen werden. So etwas würde wohl in keinem einzigen anderen öffentlich-rechtlichen Sender der Welt passieren.

Das zeigt: Jetzt ist Wrabetz&Co schon alles wurscht. Sie haben den ORF in einen rein linken Propagandasender verwandelt, bei dem die einzige erlaubte Pluralität jene zwischen Rot und Grün ist (was inhaltlich eine 99-prozentige Identität bedeutet, wie spätestens die SPÖ-Wahlkampfunterstützung für den grünen Kandidaten gezeigt hat). Und sie versuchen nicht einmal mehr, das zu bemänteln.

Wenn Schwarz und Blau noch irgendeinen Mumm in den Knochen haben, dann dürften sie jetzt keine Sekunde lang mit der Ankündigung zögern, nach den nächsten Wahlen die Zwangsgebühren für diesen ORF abzuschaffen. Denn im ORF kann man die versammelten Linken nur noch ihrem eigenen Saft überlassen, aber ohne Fremdfinanzierung.

Dort ist wirklich nichts mehr sanierbar. Auch wenn die FPÖ im ORF jetzt wieder einen der Ihrigen mit faulen Kompromissen versorgt hat; auch wenn die ÖVP primär dafür zu kämpfen scheint, dass auch wieder ein Schwarzer im ORF irgendetwas wird, etwa der Verantwortliche für die ORF-internen Sparprogramme. Mit diesem Vorgehen haben beide Parteien massiv an Glaubwürdigkeit eingebüßt, was sie umso dringender jetzt ausbügeln müssten.

Mit der Ankündigung einer Abschaffung der Gebühren hätten Blau und Schwarz im übrigen auch eine sehr attraktive Wahlkampf-Forderung gefunden. Und für die Allermeisten, die – noch – ORF schauen, ist die einseitige Hetze gegen die beiden bürgerlichen Parteien sowieso nur noch langweilige Routine. Der kann seinen Hass auf alles, was nicht links ist, gar nicht mehr steigern. Es kann also nicht mehr schlimmer werden.

PS: Die Übernahme durch Thurnher bedeutet auch für ORF III die große Wahrscheinlichkeit eines Qualitätsverlustes. Dabei war ORF III fast der einzige Lichtblick in der gesamten ORF-Entwicklung unter Wrabetz. Die Dame hat jedenfalls bisher nur moderiert (die ZiB2 ganz gut, bei den Talk-Sendungen immer katastrophal), jedoch noch nie etwas geleitet. Aber – aus welchen Gründen immer – darf ausgerechnet sie nur nach oben fallen, sodass sie nun Chefin eines ganzen Programms wird.

 

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