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Die Obszönitäten des Herrn Drozda

„Obszön“ ist für Thomas Drozda der Vorschlag, gemeinnützige Arbeit von Asylwerbern mit 2,50 Euro zu bezahlen. Das ist für den SPÖ-Kanzleramtsminister nicht etwa zu viel, obwohl Integrationsminister Sebastian Kurz nur 1-Euro-Jobs angeregt hatte, sondern viel zu wenig. Dieser Ausdruck eines Ministers, der selber von immer mehr üblen Korruptionsvorwürfen aus seinen früheren Tätigkeiten im subventionsfressenden Staatskulturgetriebe begleitet wird, ist aus mehreren Gründen mehr als eigenartig und wird einer großen Zahl von empörten Österreichern schon im Eigenvergleich obszön erscheinen.

Denn die Republik Österreich hat – übrigens unter Ressortzuständigkeit eines anderen SPÖ-Ministers – keinerlei Bedenken, von österreichischen Staatsbürgern Zwangsarbeit um viel weniger als diese „obszönen“  2,50  zu erzwingen. Nämlich von den Präsenzdienern! Deren Bezüge auf Stunden-Basis umgerechnet betragen nur rund 1,75 Euro, wie erbitterte Heeresangehörige ausgerechnet haben. Pro Stunde. Wobei die dabei zugrundgelegte 40-Stunden-Woche in der Wehrdienst-Praxis oft überschritten wird.

Also: Wenn da etwas obszön ist, dann ist es die niedrige Entlohnung für diese Zwangsarbeit beim Heer. Diese ist noch dazu oft viel härter als das Unkrautjäten der Asylwerber, das ja primär nur dazu dienen soll, sie irgendwie ins Arbeiten einzuschulen, für das sie zumindest Grundvoraussetzungen wie das rechtzeitige Erscheinen lernen sollten.

Es ist daher schon fast obszön, wenn Ausländern, die ungefragt ins Land kommen und die den Steuerzahler auch sonst noch jede Menge Geld kosten, laut dem Vorschlag des Innenministers 2,50 Euro statt der 1,75 für zwangsverpflichtete Präsenzdiener bekommen sollen. Und noch viel obszöner ist es, dass die SPÖ sogar darauf besteht, diesen Menschen müssten 5 Euro bezahlt werden.

Obszön wäre es übrigens auch, wenn auch nur einer der vielen um Drozdas frühere Kulturtätigkeiten kursierenden Hinweise stimmen sollte, die gerade von der Staatsanwaltschaft aufgearbeitet werden. Deren wichtigste besagen:

  • dass auch schon in Drozdas zehnjähriger Zeit als Burgtheater-Geschäftsführer vor 2008 viele der später zum Megaskandal gewordenen Rechtswidrigkeiten im Burgtheater Alltag gewesen seien;
  • dass er Burgtheater-Personal und -Material für Handwerkerarbeiten in seinem Haus missbraucht habe;
  • dass er Bedienstete der von ihm geleiteten Vereinigten Bühnen der Gemeinde Wien privat eingesetzt habe;
  • dass er von Burgtheater-Chauffeuren auch Familienmitglieder transportieren lassen habe;
  • oder dass er auch in den dreckigen Deal der billigen Vermietung des Burgtheaters während der Fußball-Euro involviert gewesen sei.

Schmierig sozialdemokratisch halt.

Gewiss: Für all diese Vorwürfe hat die Unschuldsvermutung zu gelten. Auch wenn sich Herr Drozda nie konkret zu den vom „Kurier“ veröffentlichten Vorwürfen geäußert hat, außer durch eine seltsam widersprüchliche Doppelbehauptung: Er habe „nie Personal für private Leistungen herangezogen“. Und falls doch, sei ihm dies auf sein eigenes Verlangen in Rechnung gestellt worden. Skurril, etwas in Rechnung gestellt zu bekommen, was angeblich gar nicht stattgefunden hat...

Aber ganz sicher braucht die Bezeichnung „obszön“ für Drozdas Verlangen, Asylwerbern weit mehr als Soldaten zu zahlen, nicht durch Hinzufügung das Wortes „Unschuldsvermutung“ abgeschwächt zu werden.

PS: Apropos Drozda: Angesichts seiner eigenen Vergangenheit ist es auch mehr als obszön, dass er als fast erste Amtstätigkeit die vorletzte nichtlinke Museumschefin Wiens mit Hilfe eines roten Netzwerkes abgeschossen hat (übrigens stößt man dabei in der Haupttäterrolle schon wieder auf ein Mitglied der sattsam bekannten Familie Wehsely, diesmal auf den Vater der Stadträtin). Dabei wurden der – unbestreitbar erfolgreichen, wenn auch persönlich vielleicht allzu selbstbewussten – Frau Husslein 13.000 Euro unkorrekter Spesenabrechnungen vorgehalten. Diese sind vorwiegend deshalb entstanden, weil Husslein auch von ihrem Kärntner Urlaubsort aus das Belvedere geleitet hat. Die einer Hexenjagd gleichende Überprüfung der Husslein-Abrechnungen durch externe Jagdkommandos hat die Steuerzahler übrigens das exakt Zehnfache der fraglich gewordenen Husslein-Spesen gekostet…

PPS: Wie sich die Dinge ändern: Wenn Sozialisten heute so eifrig als „Obszönitäten“-Jäger auftreten (siehe etwa auch die ständige Erregung über Trump-Sager), fällt mir ein, dass die SPÖ einst immer die Freigabe der Pornographie als ihr großes historisches Verdienst bezeichnet hat. Damals haben sie noch jeden verspottet, der irgendetwas als „obszön“ bezeichnet hat.

 

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