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Hoch in den Bergen tief abgesunken

Dazu muss man jetzt der ÖVP aber wirklich gratulieren. Gleich drei ihrer Minister, und zwar die weitaus wichtigsten – Mitterlehner, Schelling und Kurz – haben ihren Besuch in Alpbach ganz abgesagt oder stark reduziert. (mit nachträglicher Ergänzung)

Das zeigt: Sie haben begriffen. Der Tiroler Bergort, der einst unter den Brüdern Molden ein europaweit wichtiges Zentrum liberalen Denkens und weltoffener Begegnungen gewesen ist, ist zu einer politisch korrekten Allerweltsveranstaltung ohne sonderliche Bedeutung herabgesunken, zu der immer weniger relevante Menschen überhaupt anreisen. Das kann man sich sparen.

Und das kann nicht am schwierigen Anfahrtsweg liegen. Denn Davos, das Alpbach in jeder Hinsicht meilenweit überholt hat, ist noch viel schwerer erreichbar. Dennoch kommen in das Schweizer Bergdorf alljährlich Staats- und Regierungschefs, Minister, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftler in Hundertscharen aus aller Welt. Nach Alpbach kommt praktisch niemand (mehr) aus dieser Klasse. Aber es ist nicht nur Davos, sondern auch viele andere internationale Nachdenk- und Begegnungsorte sind heute wichtiger geworden, vor allem, wenn sie sich fokussieren, wie etwa das Nobelpreisträgertreffen in Lindau oder die Sicherheitstagung in München.

Bei der Suche nach dem Warum des Abstiegs stößt man auf folgende zehn Gründe:

  1. Alpbach ist durch und durch österreichisch-provinziell. Das bedeutet Schlimmes, sind doch auch die österreichischen Unis, Medien und die sonstigen Brennpunkte, wo sich intellektuelles Leben abspielen könnte, tief abgesunken (aus den diversesten Gründen). Wie man etwa auch an den sich regelmäßig verschlechternden Universitäts-Rankings ablesen kann.
  2. Alpbach ist viel zu regierungsabhängig (in Davos hingegen sind Schweizer Regierungsexponenten praktisch nicht sichtbar, weil sie global zu unbedeutend sind). Was sogar dazu führt, dass bei Alpbach oft nebenberuflich tätige Beamte in Vorbereitungsteams dominieren.
  3. Es fehlt an organisatorischer Professionalität und Erfahrung (Davos ist ein ertragreiches Unternehmen geworden, während für Alpbach vor allem der Steuerzahler herhalten muss).
  4. Es ist nie gelungen, die internationalen Medien nach Alpbach zu holen (vielleicht auch gar nicht ernsthaft versucht worden). Aber nur mit deren Hilfe entsteht ein Markenname.
  5. Es fehlen die wirklich großen Hotels im Ort, wo Spitzenleute absteigen und sich auch diskret treffen könnten.
  6. Alpbach hatte schon zu Molden-Zeiten jeweils Jahresmottos, die nur zum Gähnen reizen und daher nur abstoßend sind.
  7. Viele Referenten kommen wenn überhaupt nur für ihren Auftritt und reisen dann bald wieder ab. Es hält sie nichts, weder vom Programm her, noch von den privaten Begegnungsmöglichkeiten.
  8. Die immer stärker gewordene Konzentration auf Studenten, die mit einem Stipendium geholt worden sind, füllt zwar die Veranstaltungen und Gasthäuser, macht aber Alpbach erst recht nicht sonderlich attraktiv. Top-Leute widmen ihre knappe Zeit lieber Treffen wie den Bilderbergern, wo sie sicher sein können, ausschließlich auf andere Top-Leute zu treffen. Und in Davos gibt es weder Studenten noch irgendjemand aus der zweiten Reihe eines Unternehmens oder einer Regierung. Wenn nicht die Chefs kommen, dann gibt es keinen Zutritt. Mit anderen Worten: Alpbach hat Quantität mit Qualität verwechselt.
  9. Alpbach ist nun schon zum zweitenmal (nach Erhard Busek) Austragsstüberl für Altpolitiker. Davor haben dort Altbotschafter noch eine nette Beschäftigung gehabt. Was der Regierung automatisch garantiert, dass da keine ungebührliche Dynamik den Frieden stört.
  10. Derzeit heißen die Alpbach-Chefs Franz Fischler und Caspar Einem. Damit fehlt auch jeder Hauch eines wirklichen Pluralismus, einer wirklichen Offenheit. Denn beide stammen vom ganz linken Rand ihrer jeweiligen Partei.

Damit sind heute dort weder wertkonservative noch neoliberale noch völkerwanderungskritische Denkansätze relevant. Freiheitliche findet man erst recht nicht (obwohl sie zufällig die größte österreichische Partei darstellen). Weihrauch für die EU ist geradezu oberste Pflicht, auch in Zeiten, wo grundsätzliche intellektuelle EU-Kritik wichtiger denn je wäre.

Und seit sich Fischler offiziell als Propagandist für den grünen Präsidentschaftskandidaten Van der Bellen engagiert hat, ist Alpbach als Ort unabhängiger geistiger Freiheit wohl endgültig am Ende. Wenn der Chef so wenig Gespür hat, was sich in dieser Funktion gehört und was gut ist für Alpbach, dann ist nichts mehr zu retten. Trotzdem: Schade. Denn optisch ist Alpbach ja zehnmal schöner als Davos. Oder Lindau. Oder München.

Nachträgliche Ergänzung: Wie um diese Kritik nachträglich noch zu bestätigen, gab es wenige Stunden nach ihrem Erscheinen demonstrativen Applaus - ausgerechnet  für den griechischen Exfinanzminister Varoufakis. Der Mann, der selbst dem linkssozialistischen Premier Tsipras zu links war, hat ja im Vorjahr die griechische Schuldenkatastrophe noch deutlich verschlimmert. Aber solche sonst nirgendwo mehr ernst genommenen Linksextremisten sind die Stars im heutigen Alpbach.

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