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Die Hegelgasse und der Niedergang unserer Schulen

Das SPÖ-geführte Unterrichtsministerium versucht alles, um das Bekanntwerden der Ergebnisse der Zentralmatura zu verhindern. Mit gutem Grund: Denn die heurigen Ergebnisse beweisen endgültig das totale Desaster der rot-grün-pinken Gesamtschulpläne. Das zeigen die Resultate der Zentralmatura im Oberstufengymnasium in der Wiener Hegelgasse.

Dort haben – wie Lehrer vertraulich bestätigen – in den zwei Maturaklassen sämtliche Mathematik-Matura-Arbeiten ein Nichtgenügend bekommen. Da in einigen anderen Schulen die schriftliche Mathematik-Matura mit den gleichen Aufgaben zu keiner einzigen negativen Note geführt hat, ist das schlechte Ergebnis sicher nicht nur auf die Schwierigkeit der Beispiele zurückzuführen. Und schon ganz sicher kein Zufall.

Das Ergebnis ist vielmehr völlig klar, wenn man weiß, dass die Hegelgasse seit langem eine der billigsten Adressen für eine Matura ist. Eine stramm linke Schulleitung hat jahrelang fast alle Schüler aus Haupt- beziehungsweise Gesamtschulen aufgenommen, auch wenn diese ungeeignet waren. Sie hat damit brav die sozialistische Utopie umgesetzt: Alle Kinder seien gleich und man wolle doch niemanden diskriminieren. Die Schulleitung hat daher nicht nur fast alle Bewerber aufgenommen, sondern auch ständig Druck auf die Lehrer ausgeübt, möglichst keine negativen Noten zu vergeben. Das Ergebnis einer solchen Haltung ist die jetzige Fünfer-Serie.

Krasse Unterschiede

Da die krassen Unterschiede zwischen den einzelnen Gymnasien seit langem bestehen, habe ich übrigens schon in meiner Zeit als Redaktionsleiter bei der Aufnahme neuer Aspiranten immer genau geschaut, welche Schule die Bewerber einst absolviert haben. Die Wiener Gymnasien habe ich alle einzuschätzen gelernt; und die in den Bundesländern waren und sind meist ohnedies gut (Natürlich war die Schule nicht das einzige Aufnahmekriterium. Ich habe Wissens- und Rechtschreibtests eingeführt; jeder Bewerber musste zwei Aufsätze schreiben und ein persönliches Gespräch mit mir absolvieren; ich hielt es aber auch für genauso wichtig, welches Studium die Kandidaten absolviert haben, ob es ein echtes war oder ein Leichtbaumagister wie der akademische Grad des jetzigen Bundeskanzlers. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema).

Das Unterrichtsministerium will die Matura-Ergebnisse jedenfalls erst nach den mündlichen Prüfungen bekanntgeben. Dann, so hofft man, werden die Ergebnisse schon besser ausschauen, weil die Kandidaten ja bei mündlichen – also nicht zentralisierten – Prüfungen in den Schulen die Fünfer ausbessern und mit dem üblichen freundlichen Entgegenkommen ihrer Lehrer rechnen können.

Jedoch auch dann will das Ministerium die Ergebnisse nicht schul-spezifisch, sondern nur akkumuliert, also bloß bundesländerweise kommunizieren. Aber auch schon im Vorjahr ist dennoch bekannt geworden, dass die Oberstufengymnasien viel schlechter abgeschnitten haben als die achtjährigen Schulen. Das zeigt: Auch in vier Schuljahren gelingt es nicht, die Rückstände der aus Haupt- und Gesamtschulen kommenden Schüler aufzuholen – obwohl wohl von dort eher die besseren den weiteren Weg zur Matura gehen. Dabei ist aber das genau der Weg, den die Linke künftig allen Kindern aufzwingen wird.

Die Mathematik-Matura-Ergebnisse sind auch deshalb besonders interessant, da es bei ihnen ja viel weniger „Diskriminierung“ von Schülern mit anderen Muttersprachen geben kann. Freilich: Auch für Mathematik muss man zumindest passiv so viel Deutsch verstehen, dass man die Angaben präzise versteht.

Schlüsselvoraussetzung: perfektes Deutsch

Da Schulen wie die Hegelgasse schon heute einen hohen Anteil von Schülern mit einer anderen Muttersprache haben, zeigt daher wohl auch die Mathematik-Matura, wie katastrophal falsch es war und ist, nicht viel früher in der Schullaufbahn von allen die perfekte Beherrschung der deutschen Sprache verlangt zu haben.

Zumindest hätte dies eigentlich für alle Schüler, die in eine höhere Schule gehen wollen, schon am Anfang zwingende Voraussetzung sein müssen. Da Sprache lernen jedoch eine schwierige Sache ist, die sich auch durch neumodisches Pädagogengeschwurbel von „Kompetenzorientierung“ und „digitalem Lernen“ nicht substituieren lässt, da viele Eltern leider die private Umgangssprache nicht auf Deutsch umstellen wollen, müsste dem konzentrierten Deutsch-Lernen freilich mindestens ein Extrajahr gewidmet werden.

Statt dessen hat man die Anforderungen der Deutsch-Matura ganz tief gesenkt. Schülern mit holprigen Sprachkenntnissen wollte man so Stolpersteine aus dem Weg räumen. Die Maturanten müssen nicht mehr einen längeren (zumindest weitestgehend) fehlerfreien Text mit einem deutlichen roten Faden zu einem anspruchsvollen Thema schreiben. Das war ja früher für jeden Maturanten Pflicht. Statt dessen muss heute in Deutsch eine erschütternde Menge von Fehlern toleriert werden.

Die Aufgabenstellungen in Deutsch bestehen überdies aus vielen kurzen Elementen ohne jeden Tiefgang, in denen meist schlichte grüne Einheitsstereotypien abgefragt werden.

Dieser gewaltige Niedergang der Anforderungen in Deutsch wird von Ideologen und Gutmenschen immer damit begründet, dass man sonst Ausländer diskriminieren würde. In Wahrheit aber werden diese viel mehr dadurch diskriminiert, dass man sie nicht schon in einem frühen Alter, in dem man sich mit dem Spracherwerb ja viel leichter tut als später, zur vollständigen Erlernung des Deutschen zwingt.

Ja: zwingt! Und zwar im eigenen Interesse der Schüler. Ohne perfektes Deutsch bleiben ihnen nämlich viele Berufswege lebenslang versperrt. Denn – was linke Schulideologen halt offenbar nicht wissen: Viele Arbeitgeber legen sehr wohl Wert auf die Sprache (Es können ja nicht alle Wiener Magistratsbeamte werden). Und ohne perfektes Deutsch kann man einfach viele mathematische, technische, ökonomische oder naturwissenschaftliche Aufgabenstellungen nicht präzise begreifen.

Der Trend zu dieser folgenschweren Qualitätssenkung geht aber trotz allem immer weiter. So soll jetzt eine eigene Förderung für fremdsprachige Schüler auch in Oberstufen eingeführt werden. Das hat die Regierung zumindest in ihrem Schulpaket angekündigt. Das bedeutet aber umgekehrt die klare Aussage: Auch in die Oberstufe kann man kommen, ohne ZUVOR ordentlich die Unterrichtssprache Deutsch erlernt zu haben.

Die „durchmischte Schule“

Durch diese völlig falsche Einstellung sinkt das Niveau der Schulabsolventen immer weiter. Und jedes Mal, wenn wieder einmal ein Qualitätsverlust konstatiert wird, wird nationales Wehklagen angestimmt. Und wie das Amen im Gebet werden die linken Ideologen dann wieder laut nach der Zwangsgesamtschule als vorgebliches Heilmittel schreien.

Dabei wäre diese der endgültige Todesstoß für eine qualitätsvolle Staatsschule. Sie würde den Weg gehen, auf den jetzt schon durch „Neue Mittelschulen“ und Oberstufengymnasien viele Kinder gestoßen werden. Der sich nicht nur bei der Mathematik-Matura als Irrweg erweist. Alle bildungsorientierten Eltern würden dadurch gezwungen, ihre Kinder in teure Privatschulen zu schicken. Dennoch werden diese Pläne von Rot, Grün und Pink mit einer Zähigkeit verfolgt, die wahrlich einer besseren Sache würdig wäre.

Allerdings hat die Linke inzwischen erkannt, dass das Wort „Gesamtschule“ alles andere als populär ist. Deswegen wird der alte Gesamtschul-Käse ständig neu verpackt und umbenannt. So haben etwa die Neos den Tarn-Ausdruck „gemeinsame Schule“ erfunden. So forciert jetzt ein sogenannter Bildungsbericht eines linken Gesamtschulideologen den Ausdruck „durchmischte Schule“. Drinnen ist freilich in all diesen Ausdrücken immer dasselbe.

Schule soll weder Bundes- noch Ländersache sein, sondern Schulsache

Köstlich ist übrigens an diesem Bildungsbericht auch die neue Begründung für die an sich alte Forderung, dass die Schulen jetzt unbedingt zur Gänze Bundessache werden müssten. Begründet wird das nämlich mit der Aussage, dass dem Bund in jedem Bundesland pro Schulkind sehr unterschiedliche Kosten erwachsen würden.

Diese Forderung des vom Unterrichtsministerium bestellten Berichts übersieht nur, dass man auf diese Kostendifferenzen auch umgekehrt reagieren könnte – und zwar mit einem viel besseren und billigeren Ergebnis. Dieses könnte man dadurch erzielen, dass man die gesamte Schulkompetenz – bis auf strenge Leistunskontrollen wie etwa eine Zentralmatura – den Ländern oder noch viel besser den einzelnen Schulen überträgt. Der Bund hätte dann neben der Qualitätskontrolle, deren Ergebnisse für jede Schule unbedingt zu veröffentlichen wären, nur noch die Aufgabe, jeder Schule pro Schüler einen geldwerten Voucher zu übergeben.

Das würde einen unglaublichen Qualitätswettbewerb auslösen. Und zwar nach oben und nicht wie bisher nach unten.

Die einzelnen Schulen wissen viel besser als lebensfremde Bürokraten im fernen Ministerium, wie sie unter den jeweils regional, sozial, ethnisch unterschiedlichen Gegebenheiten am besten arbeiten. So könnte man mit weniger Geld mehr Bildung erzielen. Dann hätten die Bundesländer nicht mehr als Hauptziel ihrer Bildungspolitik, wie man dem Bund mehr Geld herausreißt. Sie müssten vielmehr alles daran setzen, die fixe Geldsumme im Wettbewerb zwischen den Ländern – und vor allem Schulen – möglichst effizient einzusetzen.

Aber nicht nur aus der Mathematik-Matura, sondern aus dem ganzen Bildungssystem hat sich die Logik schon längst verabschiedet.

 

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