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D-Day

Nachdem nun der Schlachtenlärm verklungen ist und der Sieg, schon zum Greifen nah, doch nicht errungen werden konnte, sammle ich die Reste meiner Träume und Hoffnungen ein. Es sollte nicht sein, es sollte noch nicht sein. Es ist vielleicht besser so, in spätestens zwei Jahren kommt die Wende. Während das in meinem Kopf wirbelnde Karussell aus Emotionen, Daten, Meinungen und Kommentaren langsam zur Ruhe kommt, meldet sich ein Gedanke, eine flüchtige Idee wieder zurück.

Eine immer wieder im Geiste durchgespielte Zukunftsvision, eine kühne Fantasie gewinnt neuerlich an Gestalt: Diesem Land, das mir und meiner Familie jahrzehntelang Heimat war, den Rücken zu kehren und irgendwo anders das Glück zu finden. Ein Glück, das aus besseren Chancen für den Einzelnen, mehr Selbstverantwortung, einer schlanken öffentlichen Verwaltung, niedrigen Steuern, einem leistungsorientierten Bildungssystem, einer Medienlandschaft mit echter Meinungsvielfalt besteht.

Das heutige Wahlergebnis aber, der Ausdruck der politischen Teilung unseres Landes in zwei gleich große Hälften, gebiert in meinem Kopf etwas gänzlich Neues, das meine bisherigen Vorstellungen noch übersteigt: Warum, denke ich mir, kann man dieses Land nicht zweiteilen? Offensichtlich gibt es eine jeweils gleich große Anzahl an Österreichern, die eine gegensätzliche Auffassung davon haben, wie man dieses Land regieren sollte.

Aufgeregt spinne ich dieses Gedankenexperiment weiter: Man teilt dieses Land in zwei geographisch und verkehrstechnisch sinnvolle Regionen auf und lässt der Bevölkerung die Wahl, sich in einem der beiden neuen Staaten niederzulassen beziehungsweise dort zu bleiben. In „Altösterreich“ bleibt alles, wie es ist, wie wir es in den letzten Jahrzehnten zur Genüge kennengelernt haben. Im zweiten Land, „Neuösterreich“, wird auf Basis einer schlanken, hauptsächlich auf direkter Demokratie aufgebauten Verwaltung alles neu geordnet und geregelt. Über die juristischen, politischen und sozialen Fundamente des Staatsgebäudes entscheidet das Volk: beginnend von der Verfassung über die Steuergesetzgebung, vom Sozialsystem bis zur Europapolitik holt sich das neue Staatsgebilde seine Direktiven von den Bürgern.

Eine der ersten Entscheidungen der befragten Neuösterreicher besteht darin, keine Medienunternehmen, in welcher Form auch immer, im Eigentum der öffentlichen Hand zu führen. Das Bildungswesen soll die jungen Menschen zum selbständigen Denken anregen, sie vor allem dazu anhalten, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Die Verwaltung des Staatsgebietes obliegt zentral den Bundesministerien, denen die Regionalbehörden (entspricht etwa zwei oder drei Bezirken in Altösterreich) unterstehen. Bundesländer gibt es in Neuösterreich keine mehr, deren Aufgaben teilen sich die Bundes- und die Regionalverwaltungen, die auch die Gemeinden kontrollierend und beratend begleiten.

Soziapolitisch steht in Neuösterreich die Familie im Mittelpunkt: Sie soll das Herz und die Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung sein. In der Fiskalpolitik bedeutet dies die Einführung der Besteuerung des Einkommens auf Basis eines Haushalts, und nicht des einzelnen Steuersubjekts. Die Gründung und vor allem die nachhaltige Fortführung von Unternehmen wird ins Zentrum der wirtschaftspolitischen Maßnahmen des Staates gerückt, Sozialleistungen sollen nur mehr die Ausnahme in Härtefällen sein   

... so könnte es ewig weitergehen, meine Gedanken galoppieren davon. Dann holt mich die politische Realität wieder ein.

Was würde, so überlege ich, der Vergleich der beiden Staaten nach, sagen wir, zehn Jahren zu Tage bringen? Die sozialen Strukturen, die Wirtschaftsleistung, der Staatshaushalt: Welches der beiden österreichischen Völker stünde wohl besser da?

Für heute lasse ich es gut sein, aber Träume können irgendwann einmal Wirklichkeit werden. Vielleicht in diesem, einen Österreich? 

Alexander Geiger ist 51 Jahre alt, gebürtiger Wiener, seit mehr als 20 Jahren in Traiskirchen wohnhaft, Vater von vier erwachsenen Töchtern, kaufmännischer Angestellter.

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