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Waterloo für Gesamtschul- und Gender-Agitatoren

Das Heinisch-Hosek-Ministerium hat sich ein halbes Jahr bemüht, die Ergebnisse der Zentralmatura geheim zu halten. Jetzt weiß man, warum. Denn für die Hauptintentionen der rotgrünen Bildungspolitik sind die Ergebnisse blamabel.

Ausgerechnet der frühere Chef des Ministerium-eigenen bifie-Instituts Günter Haider hat jetzt konkrete Zahlen veröffentlicht. Er ist vom einstigen Gesamtschul-Propagandisten zum Kritiker des Ministeriums mutiert und nicht mehr Teil des Schweige- und Beschönigungskartells.

Die Zentralmatura-Ergebnisse bedeuten vor allem ein absolutes Waterloo für die Gesamtschul-Propaganda. Denn die vierjährigen Oberstufenrealgymnasien (Borg), die in aller Regel auf Gesamt- und Hauptschulen aufbauen, haben im Vergleich zu den achtjährigen AHS „zum Teil verheerende Ergebnisse“ geliefert. So Haider wörtlich im „Standard“ (wobei er allerdings die Gesamtschulthematik vorsichtig umschifft).

In Salzburg etwa gab es in den Borg 24 Prozent Fünfer in Mathematik, in den AHS-Langformen hingegen nur 9 Prozent. In Kärnten lauten die Vergleichszahlen sogar 28 zu 9. Ähnlich die Relationen in Englisch. Bei der mündlichen Prüfung sind dann zwar viele Fünfer verbessert worden. Die Relationen sind aber gleich geblieben.

Andere Bundesländer halten die Zahlen geheim. Wahrscheinlich sind sie dort noch übler, da es ja – gerüchteweise – sogar Schulen mit mehr als der Hälfte negativer Noten geben soll.

Das Borg-Waterloo bedeutet aber im Klartext:

  1. Die Oberstufengymnasien waren in vier Jahren Unterrichtszeit nicht imstande, den Rückstand aufzuholen, den die Kinder aus Gesamt- und Hauptschulen am Anfang mitgebracht haben.
  2. Das von den Linken so wild bekämpfte Gymnasium in der Langform bringt deutlich die besten Ergebnisse. Was auch fast alle Experten immer gesagt haben, da ja in der AHS von der ersten Klasse an zügig am Bildungserfolg gearbeitet werden kann, ohne dass man dort die Nicht-Bildungsfähigen oder -willigen mitschleppen müsste.
  3. Die von Rotgrün noch immer hartnäckig verfochtene Zwangsgesamtschule für alle würde die Vernichtung jenes Bildungsweges bedeuten, der sich (neuerlich) als der weitaus erfolgreichste herausgestellt hat. Alle Kinder würden auf den Weg Gesamtschule plus Oberstufengymnasium gezwungen, der jetzt so eine Schlappe erlitten hat.
  4. Es hat sich als absolut ergebnislose Geldvergeudung erwiesen, dass für zwei Schüler einer „Neuen Mittelschule“ so viel Geld ausgegeben wird wie für drei Schüler einer AHS-Unterstufe.
  5. Der Umstand, dass es in den NMS verboten ist, so wie in den abgeschafften – aber noch von einem Teil der jetzigen Maturanten einst besuchten – Hauptschulen eine Trennung in den Hauptfächern nach Leistungsgruppen vorzunehmen, wird mit Sicherheit die künftigen Leistungen der NMS-Kinder noch weiter gegenüber jenen der AHS-Unterstufe zurückfallen lassen.
  6. Der Beschluss der Regierung – der jedoch noch nicht durchs Parlament ist – die achtjährigen Gymnasien um 15 Prozent zu reduzieren, wenn ein Bundesland das will, ist ein ganz schwerer Fehler, ja geradezu ein Verbrechen an den betroffenen Schülern. Er sollte daher noch rechtzeitig verhindert werden.

Würde die Ministerin die Probleme nicht unter den Teppich kehren, dann hätten wir seit Monaten auch eine intensive Debatte, wie man den Borg helfen könnte. Die interessanten Vorschläge engagierter Pädagogen reichen von einer Verlängerung der vier Borg-Jahre um ein Jahr bis zu zusätzlichen Förderstunden für alle aus Pflichtschulen in ein Borg wechselnde Schüler. Am besten wäre: Verschiedene Modelle ausprobieren.

Mädchen haben es leichter, bis sie es dann schwerer haben

Noch ein zweites von Haider offen gelegtes Ergebnis der Zentralmatura ist eine schwere Demütigung für die Schulministerin. Das ist das in sämtlichen Bundesländern deutlich schlechtere Abschneiden der Mädchen im Vergleich zu den Buben. Und zwar nicht nur in Mathematik (wo der Vorsprung der Buben eigentlich immer schon allgemein angenommen worden ist), sondern auch in Englisch. Sprachen haben jedoch im verbreiteten Stereotyp als Mädchen-Domäne gegolten.

Das ist für die Ministerin vor allem deshalb so peinlich, weil sie ja zugleich auch Frauenministerin ist, deren Aufgabe im Grund einzig darin besteht, hinter jeder Ecke eine arge Frauendiskriminierung zu entdecken. Und jetzt haben weibliche Schüler beim ersten objektiven Test um zwei Drittel mehr negative Noten als ihre männlichen Kollegen. Hingegen haben bei den „normalen“ Schulnoten, die Lehrer offenbar sehr subjektiv vergeben, Mädchen immer besser abgeschnitten als Burschen.

Das ist für Heinisch-Hosek offenbar so blamabel, dass sie nicht einmal selber zur Erklärung ins Fernsehen gegangen ist, sondern ihre Pressesprecherin geschickt hat. Das endete dann freilich zusätzlich blamabel: Denn die Sprecherin der Bildungs(!)ministerin sprach dabei breitesten Dialekt.

Schon bei den diversen Medizin-Aufnahmsprüfungen haben zum Ärger der Genderistinnen Mädchen seit Jahren schlechter abgeschnitten als ihre männlichen Konkurrenten. Wie auch immer der Test gestaltet worden ist. Die beliebteste Ausrede der rotgrünen Aktivistinnen war immer, dass der Test auf die Männer zugeschnitten sei. Woraufhin er mehrmals – erfolglos – geändert worden ist.

Was ist die Ursache dieses schlechten Abschneidens?

Sie liegt sicher nicht in einer angeblich Buben bevorzugenden Form der Tests und der Matura-Formate. Sie liegt wohl auch nicht darin, dass Mädchen im Schnitt dümmer wären.

Eine (von Rotgrün nie verstandene, in Wahrheit völlig logische und harmlose) Hauptursache ist die Tatsache, dass die Zahl der Mädchen, die zur Matura antreten, deutlich höher ist als jene der Burschen. Denn von diesen sind viele schon vorher in die Lehre abgebogen. Sie sehen dort – bei richtiger Auswahl zu Recht – bessere Job- und Zukunftschancen als mit einer bloßen AHS- oder Borg-Matura. Viele Burschen ziehen auch die konkrete handwerkliche Tätigkeit einer Lehre dem abstrakten Lernen vor.

Gehen wir nun vom Idealfall aus, dass aus beiden Geschlechtern die jeweils Intelligentesten den Weg zur Matura gehen. Dann sind aber statistisch die Folgen des großen Anteils maturierender Mädchen zwingend: Unter ihnen muss mehr Mittelmaß verborgen sein als unter den Burschen, die zur Reifeprüfung antreten.

Eine zweite Hauptursache der ungleichen Matura-Erfolge ist die Tatsache, dass Mädchen in der Regel braver und angepasster sind als Burschen. Sie bekommen daher sehr oft allein deswegen bessere Noten. Das mag ungerecht sein, das ist aber nicht wegzuleugnen. Das schadet aber den Mädchen dann, wenn plötzlich der Nutzen ihres Bravseins wegfällt. Sie haben sich während der langen Schuljahre irgendwie im  Glauben wiegen und daran gewöhnen können, dass Angepasstsein genügt.

Die Burschen hingegen werden in der Pubertät von ihren Hormonen viel ärger durchgebeutelt. Sie machen in der Entwicklung meist viel massivere Probleme durch als Mädchen. Sie haben aber dadurch offensichtlich mit 18 auch besser gelernt, mit solchen Problemen umzugehen, sich Herausforderungen zu stellen. Sie waren lange unreifer, sind aber nach der Pubertät plötzlich reifer (bei manchen geschieht das wirklich von einem Tag auf den anderen). Das macht sie bei der Matura und beim Studium im Schnitt erfolgreicher. Dieser unterschiedliche Entwicklungsprozess ist auch eine Ursache der unterschiedlichen Leistungsbereitschaft, die Männer im späteren Leben finanziell und karrieremäßig erfolgreicher sein lässt als Frauen (sofern nicht Zwangsquoten das verhindern).

Wobei alles Gesagt natürlich immer nur im Schnitt gilt. Einzelfälle, die in die eine oder andere Richtung ausreißen, gibt es immer.

Eine dritte – hoffentlich! – nicht so gewichtige Ursache der seltsamen Geschlechter-Diskrepanz zwischen Schulerfolg und Zentralmatura könnte auf das Faktum zurückgehen, dass im Lehrberuf überwiegend Frauen tätig sind. Diese packen vielen Indizien zufolge weibliche Schüler nicht so hart an und männliche viel mehr. Was diese entweder zum Abschied von der Schule treibt – oder zu Höchstleistungen anspornt. Sollte sich dieses Faktum bei näheren Analysen als sehr relevant herausstellen, dann wäre es jedoch schlimm. Denn dann wäre es die einzige wirklich nachweisbare Diskriminierung eines Geschlechts in der Schule. Es wäre eine Diskriminierung von Burschen durch Frauen.

Gute und schlechte Bundesländer

Interessante Unterschiede der Zentralmatura-Ergebnisse gibt es schließlich auch zwischen den einzelnen Bundesländern, die alle noch näher – objektiv! – erforscht werden müssten. Signifikant ist jedenfalls, dass Oberösterreich in allen Fächern am besten abschneidet. Das ist jenes Bundesland, dessen Schulpolitiker immer am klarsten von allen für Leistung und gegen Gesamtschulen opponiert haben. Oberösterreich hat auch jetzt beispielsweise als einziges Land den Mut zu verlangen, dass die Schulordnungen die Verwendung der deutschen Sprache auch in den Pausen vorsehen sollen.

Besonders selbstkritisch sollten hingegen die Bundesländer Vorarlberg und Burgenland ihre Ergebnisse anschauen. Die sind nämlich besonders schlecht. Gerade in diesen beiden Bundesländern engagiert sich die Schulpolitik aber ständig für die Zwangsgesamtschule – statt sich um die Qualität der eigenen Schulen zu kümmern.

Man kann Haider nur recht geben, wenn er gegen die „Beschwichtigungsphilosophie“ der Bildungsministerin protestiert, die sämtliche ihrer Auftritte prägen. Man hat den Eindruck, dass Heinisch-Hosek die gesamte, von ihrer Vorgängerin eingeleitete Zentralmatura am liebsten ignorieren würde. Statt jede Menge Konsequenzen in einzelnen Ländern, in einzelnen Schulen und vor allem in einzelnen Schultypen in die Wege zu leiten.

Und noch immer wird jede Menge Daten geheimgehalten. Etwa auch vom Ergebnis der Nachtragsmatura im Herbst, das von vielen düsteren Gerüchten umgeben ist.

 

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