Strukturelle Kinderquälerei - die Wiener Kindergärten im Genderwahn

Der Wiener Landtag hat vor wenigen Tagen den Bildungsplan für den Kindergarten mit den Stimmen der rot-grünen Regierungsmehrheit, der Neos und der ÖVP beschlossen. Vieles in diesem Text ist aufgrund des ideologischen Jargons nur schwer verständlich. Wie die Zeiten nun einmal sind, ist das nicht überraschend – und wenig relevant. Relevant ist jedoch ganz offensichtlich die Genderideologie. Diese wird man ohne Übertreibung als strukturelle Quälerei von Kindern bezeichnen können.

Der Bildungsplan ist in einer Broschüre von 67 Seiten ausgeführt (https://www.wien.gv.at/bildung/kindergarten/pdf/bildungsplan.pdf). In dem Bildungsplan heißt es:

„Das Bildungsangebot für Mädchen und Buben erfolgt aufgrund individueller Interessen und Bedürfnisse und nicht aufgrund des Geschlechts.“ (30)

Individuelle Interessen sind ganz wichtig. Aber warum muß man extra anfügen: „Nicht aufgrund des Geschlechts“? Das ist schon einmal das erste penetrant oktroyierte Klischee der Genderideologie, derzufolge das natürliche Geschlecht kein Kriterium ist. Offenbar hielt man diese Abgrenzung aus ideologischen Gründen für wichtig.

Auch folgender, wohl als Vorgabe zu verstehender, Aussage liegt eine weltanschauliche und bekenntnishafte Vorentscheidung zugrunde: „Bildungsmittel werden auf Geschlechtsrollenstereotypien überprüft.“ (30)

Was, bitte, sind „Geschlechtsrollenstereotypien“? Wer bestimmt diese und nach welchen Kriterien? Und: Sind diese Stereotypien schlecht, und wenn ja, warum? Mit Schaudern kann man sich ausmalen, wie ein „Bildungsmittel“ ohne „Geschlechtsrollenstereotypien“ aussehen wird. Es wäre besser, die armen Kinder mit diesen ideologischen Pathologien einfach in Ruhe zu lassen!

Relativismus als einziges – aber inkonsequentes – Dogma

Noch aufschlußreicher ist das:

„Unterschiedliche familiäre Konstellationen, Norm- und Wertesysteme werden respektiert.“ (32)

Das klingt zunächst halbwegs harmlos. Aber auch dieser Satz enthält eine bekenntnishafte Vorentscheidung im Sinne des Relativismus. Diese ist, dass alle familiären bzw. parafamiliären Konstellationen, sowie alle Norm- und Wertesysteme letztlich gleich bzw. gleich gut oder doch zumindest respektabel sind. Für einen Bildungsplan ist dieses Axiom sehr schlecht.

Ist etwa eine polygame Situation wirklich so respektabel wie die monogame Schöpfungsordnung? Wohl nicht. Wie man das in einer konkreten Situation einem Kind aus einer polygamen islamischen Konstellation vermitteln kann (oder ob man es überhaupt soll), ist Frage pädagogischer Klugheit. Aber die schleichende Akzeptanz zivilisatorisch rückschrittlicher Modelle wird sich zwangsläufig katastrophal für die Kinderseelen und für die gesamte Gesellschaft auswirken.

Und darüber hinaus: Werden überhaupt tatsächlich alle „Norm- und Wertesysteme“ respektiert? Man stelle sich vor, ein Kind käme aus einer „faschistisch-deutsch-nationalsozialistischen“ Familie und verbreitet im Kindergarten die entsprechenden Ideologeme. Da solche Familien praktisch ausschließlich in der Phantasie staatlich beauftragter „Antifaschisten“ existieren, ist so etwas extrem unwahrscheinlich. Aber wenn doch? Wo zieht man die Grenze des Respektablen? Ist der „Faschismus“ nicht auch ein „Normsystem“?

Alleine diese Frage zeigt, daß kein Relativismus ohne absolutum auskommt. Aber dieses muss dann willkürlich gesetzt werden. Genau diese Inkonsequenz zeichnet eine Ideologie eben aus. 

Verwirrung und Sexualisierung der Kinder als Zielvorgaben 

Vollends wird mit folgendem Statement die Katze aus dem Sack gelassen:

„Mädchen und Buben sind sexuelle Wesen. Kindliche Sexualität findet unter an­derem Ausdruck im Lustempfinden, das durch Körper- und Hautkontakt, Tempe­raturreize, Fantasie, Erinnerung, ... entsteht und sich entfalten kann. Alle Kinder sollen im Kindergarten ein unbefangenes Verhältnis zu ihrem Körper und seinen Ausdrucksweisen entwickeln können. Ihre Fragen zu Sexualität benötigen klare und situationsangemessene Antworten. Sexualpädagogik geht aber weit über biologische Informationen hinaus. Eine ge­schlechtersensible Sexualpädagogik begleitet Mädchen und Buben dabei, ihre ge­schlechtliche Identität zu finden. Die Geschlechtszugehörigkeit eines Kindes ist ein wesentlicher Einflussfaktor für das gesamte Leben. Mädchen und Buben erproben im Spiel, was es heißt, männlich oder weiblich zu sein. Sie reproduzieren, variieren und überschreiten Geschlechterzuweisungen, z.B. im Rollenspiel. Was wir unter Weiblichkeit oder Männlichkeit verstehen, also das soziale Geschlecht (gender), ist gesellschaftlich konstruiert und nicht biologisch festgeschrieben, es ist erlernt und damit veränderbar. Um geschlechtsspezifische Einschränkungen von Mädchen und Buben zu vermindern, wird für sie das Spektrum von Interessen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen im Kindergarten erweitert.“ (46)

Es ist unfaßbar, welche Idiotien heute offizielle Kindergartenpolitik darstellen! „Mädchen und Buben“ sind „sexuelle Wesen“ nur in der Phantasie pädophiler deutscher Grüner der 80er Jahre. „Geschlechtersensible Sexualpädagogik“ ist daher im gegenständlichen Zusammenhang eine Drohung. Denn „sensibel“ wird es bestimmt nicht zugehen.

Kinder muß man mit diesen Pathologien (im Gefolge von Sigmund Freund, Wilhelm Reich, Herbert Marcuse, Judith Butler, und wie die Ideologen alle heißen) in Ruhe lassen! Es ist historisch gesehen ausschließlich eine Errungenschaft der christlichen Zivilisation, daß Kinder eben Kinder sein dürfen. Sie sind von der göttlichen Ordnung her weder Arbeitssklaven noch Kindersoldaten noch Sexobjekte und auch nicht Instrumente gesellschaftlicher Revolutionierungen!

Zustimmung der ÖVP, Schweigen der Kirche und quälende Fragen

Was in der Debatte im Wiener Landtag am 29. Jänner überrascht, ist die – völlig unnötige – Zustimmung der ÖVP zu diesem Plan. Abgeordnete Gudrun Kugler kritisiert in ihrer (nicht leicht nachzuvollziehenden) Stellungnahme zwar die Gender-Theorie als unwissenschaftlich und als „Weltanschauung“, stimmt dem Gesetzesvorschlag aber unverständlicherweise zu: „Wir mögen den Bildungsplan“ (https://www.youtube.com/watch?v=puwGf8tPrCk, bei 03:37:51).

So, so.

Wenn man sich ihre inhaltliche Positionierung im Vorzugsstimmenwahlkampf vor Augen führt, muß man dieses Abstimmungsverhalten als inkonsequent bezeichnen. Warum hat eine Oppositionspartei nicht den Mut, in einer so schwerwiegenden Frage nein zu sagen? Oder ist die Wiener ÖVP ohnehin keine Opposition?

Weitere quälende Fragen sind: Wie weit werden jetzt private Kindergärten und Kindergruppen dem Zugriff der Behörden unterworfen? Wird sich eine Kindergartenpädagogin oder eine Kindergruppenleiterin strafbar machen, wenn sie die Kinder lehrt, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat? Ist das dann eine Dienstpflichtverletzung? Hat man jetzt unter dem Vorwand des Kampfes gegen islamische Indoktrination in islamischen Kindergärten eine andere Art von Indoktrination in alle (oder fast alle) Kindergärten eingeführt? Ist das angesichts von §2 Schulorganisationsgesetz nicht eigentlich rechtswidrig? 

Die wichtigste Frage ist aber: Wo ist die Stellungnahme der Kirche? Kardinal Schönborn, sonst so wortreich, wenn es darum geht, die FPÖ oder gar die Regierungen der Visegrád-Staaten zu geißeln, schweigt wieder einmal. Nicht überraschend, aber immer wieder skandalisierend.

Unserer Zeit ist es vorbehalten, daß Kinder gleichsam amtlich mit perversen Ideologien zur Sexualität traktiert werden sollen und dass das (fast) niemanden zu stören scheint.

Besonders die Eltern kleiner Kinder sind aufgerufen, hier politischen und rechtlichen Widerstand zu leisten. Hat die strukturelle Kinderquälerei nämlich einmal ihren Manipulationserfolg erzielt, werden die Kinder ihren Familien dauerhaft entfremdet sein.

MMag. Wolfram Schrems, katholischer Theologe, Philosoph, Katechist

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