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Profifußballer gesucht

In diesem Land gibt es wohl wirklich nichts, was zu grotesk wäre, um nicht doch Wirklichkeit zu werden.

In einem Inserat sucht das AMS nämlich jetzt allen Ernstes einen Profi-Fußballer. Nein noch grotesker: Es sucht ein Wesen namens „Profifußballer/in“, dessen Tätigkeit die „Teilnahme an den Trainingszeiten bzw. an den Spielen der Kampfmannschaft des Vereins“ sein soll.

Damit potenziert sich die Gendergroteske mit der AMS-Bürokratie-Groteske mit der Degeneration des Profisports und mit der EU-Bürokratie.

Hintergrund: Der Fußballverein Austria Klagenfurt will einen türkischen Profifußballer engagieren, muss aber nach dem österreichischen und europäischen Arbeitsmarkt-Recht zuerst suchen lassen, ob nicht irgendein EU-Bürger den Job zu übernehmen bereit ist, bevor es den Türken engagieren kann. Und nach wieder anderen Gesetzen muss diese Suche strikt durchgegendert erfolgen.

Jetzt kann sich jeder melden, der 2.480 Euro monatlich für eine (angebliche) 40-Stunden-Vollzeitbeschäftigung (mit „unregelmäßigen Arbeitszeiten“) kassieren will. Einzige Anforderung: „langjährige Praxis als Profifußballer/in“. Nicht einmal ein Höchstalter ist hinderlich.

Ich kann nur hoffen, dass sich jetzt möglichst viele Männer und vor allem Frauen bei der
„SK Austria Klagenfurt
Südring 207
9020 Klagenfurt am Wörthersee“ (fürs AMS gibt’s also offenbar auch noch wo anders ein Klagenfurt; aber was ist, wenn es auch einen zweiten Wörthersee gibt?)

melden werden. Was dann das österreichische Rechtssystem endgültig total lächerlich machen würde.

Diese absurde Fußballer/in-Suche ist köstlicher als alles, was die lendenmüde Kabarettszene des Landes seit Jahren zusammenbringt. Und sie ist absolut demaskierend für die Politik und Bürokratisierung des Landes. Denn am Schluss wird die Austria-Klagenfurt nach unendlich vielen Pro-Forma-Aktionen natürlich ihren Türken engagieren und halt behaupten, dass alle, die sich gemeldet haben, unbrauchbar gewesen seien. Wenn das nur keine Frauendiskriminierung sein wird!

Und ich wette fast, dass der Türke ein bisschen mehr Geld als angegeben kassieren wird, und ein bisschen weniger als die behaupteten 40 Stunden arbeiten wird müssen.

Ganz unabhängig davon ist für mich übrigens seit Jahren rätselhaft, warum seit etlichen Jahren nicht nur im Fußball ein so riesiger Sport-Wanderzirkus in Gang ist. Türken werden nach Österreich geholt und Österreicher gehen zu türkischen Klubs.

Noch rätselhafter ist mir freilich, weshalb sich Fußball-Fans so heftig – bis zur wöchentlichen Massen-Gewalttätigkeit – für Vereine engagieren, die oft zu 80 Prozent aus ausländischen Söldnern bestehen. Dabei werden diese dann im nächsten Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder bei einem anderen Verein gegen die bisherige Mannschaft spielen. Für die Fans ist das totale Herzenssache, für die Söldner totale Geldsache.

War Fußball eigentlich uninteressanter, als einst pro Verein nur zwei oder drei Ausländer (oder nicht-EU-Bürger) spielen durften?

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