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Frau Winters Selbstdemontage

So skandalös ich auch die strafrechtliche Verurteilung der FPÖ-Politikerin Susanne Winter für die einstige „Beleidigung“ des islamischen Propheten Mohammed gefunden habe, so skandalös empfinde ich ihre nunmehrigen antisemitischen Bemerkungen. Das zeigt das große Dilemma jener politischen Bewegungen, die sich mit vielen guten Gründen gegen die Masseneinwanderung stemmen: Sie ziehen auch immer wieder Außenseiter an, die sich paranoiden Verschwörungstheorien hingeben, wie es in hohem Ausmaß ja auch der Antisemitismus ist.

Es sind meist Menschen, die die Vorgänge in der Welt nicht durchschauen, und die daher mit Begeisterung nach einfachen Erklärungsmustern greifen. Sie „wissen“ einfach, dass immer die gleichen geheimnisvollen Drahtzieher hinter allem Übel in der Welt stecken. Für die einen sind das die Juden; für andere Freimaurer, Bilderberger, Sekten, NSA, CIA, KGB, Nazis, Kapitalisten, Stasi-Netzwerke usw.

Ich gehöre zwar keiner dieser Gruppen an. Aber ich weiß, dass es auch in jeder anderen Gemeinschaft und Partei, in jedem Verein und Unternehmen die vielfältigsten, nicht immer sauberen Freundschaftsdienste und Verbindungen gibt, aber mindestens ebenso viele Feindschaften, inhaltliche Differenzen und interne Intrigen.

Alle monokausalen Welterklärungen sind dumm und falsch, auch wenn sie sich bisweilen „wissenschaftlich“ (siehe den Kommunismus) oder zeitgeistig (siehe die modische Angst vor der NSA) tarnen. Und sie haben im Fall des Antisemitismus noch dazu zu grauenvollen Verbrechen geführt. Sie sind aber auch bei jeder anderen Gruppierung falsch. Etwa wenn die Politik Angela Merkels oder des Papstes neuerdings mancherorts mit einer Häufung von Schwulen in ihrer Umgebung erklärt wird.

Die Welt ist einfach viel komplizierter, als Verschwörungstheoretiker zu begreifen vermögen.

Wenn nun irgendein Poster im Internet anonym und holprig so eine wüste Verschwörungstheorie formuliert („Die Zionistischen Geld - Juden Weltweit sind das Problem“), dann ist es daher ebenso dumm wie widerlich, wenn eine Nationalratsabgeordnete das mit den Worten kommentiert: „...schön, dass Sie mir die Worte aus dem Mund nehmen ;-). Vieles darf ich nicht schreiben, daher freue ich mich um so mehr über mutige, unabhängige Menschen!“

Eher seltsam klingt aber auch, wie der an sich hochintelligente FPÖ-Vordenker Herbert Kickl darauf reagiert. Er distanziert sich zwar klar von Winter, schlägt dann aber sofort wieder auf die anderen Parteien, „deren inzwischen einziger politischer Inhalt die Verbreitung von Hass gegen die FPÖ sei und die durch politisch naive Positionen im Zusammenhang mit dem Islamismus den Boden für Antisemitismus im Hier und Jetzt mit aufbereiten würden.“

Mit Verlaub, Herr Kickl: Auch ich finde die Positionen vieler Politiker zur Ausbreitung des Islamismus für naiv, und das ständige FPÖ-Bashing für simpel. Aber es ist völlig unklar, wieso dadurch der „Boden für Antisemitismus“ aufbereitet worden sein soll. Wie soll das überhaupt zusammenhängen? Das tut es doch nur dann, wenn man selbst im Geiste alles den Juden in die Schuhe schiebt. Oder glaubt Kickl am Ende, dass der IS, der Herr Assad, die türkische, die saudische und die griechische Regierung, diverse europäische Höchstgerichte, die Spitzen der westeuropäischen Sozialdemokratie und die deutsche Bundeskanzlerin heimliche Juden seien? Um nur die wichtigsten Schuldigen an der gegenwärtigen Katastrophe zu nennen. Oder warum sonst soll die Naivität dem Islamismus gegenüber zu Antisemitismus führen?

Ich kenne jedenfalls viele israelische Stimmen, die völlig entsetzt den Kopf über Westeuropas weit geöffnete Tore für überwiegend islamische Einwanderer sind. Sie wissen auch, dass die europäischen Juden die allerersten Opfer der in Europa aktiven Islamisten sein werden.

Trotz dieser widerlichen Winter-Sätze halte ich aber nochmals fest, dass sich dadurch an meinem Urteil über eine frühere Episode derselben Frau nichts ändert: Es bleibt skandalös, dass diese Frau von einem österreichischen Gericht verurteilt worden ist, weil sie Mohammed wegen seines Geschlechtsverkehr mit einer Neunjährigen als „Kinderschänder“ bezeichnet hatte.

Diese Taten Mohammeds kann man nicht durch dumme Vergleiche mit den Kinderehen der Habsburger relativieren, wie es das Gericht getan hat. Diese Eheschließungen sind ja nur symbolisch durch Stellvertreter erfolgt – und wäre es anders, wäre das gleiche harte Wort wie bei Mohammed verständlich.

Dummheit und der Hang zu katastrophalen Vereinfachungen sind kein Privileg irgendeiner Ideologie und Partei. Man trifft sie überall an. Man sollte sie aber nur mit unbeugsamem Engagement und hartnäckiger Wahrheitssuche bekämpfen, und niemals Meinungen und Wertungen mit dem Strafrecht verfolgen. Denn jede Meinungsjustiz bahnt den Weg zu einem neuen Totalitarismus. Aber ebenso sollte die FPÖ die Frau Winter umgehend ausschließen, wenn sie nicht für viele erneut mit dem alten Stigma „Eigentlich doch heimliche Nazis“ belegt werden will.

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