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Moralischer Imperialismus der Biedermänner

Die neuen Experten für synthetische Urteile a priori sitzen im Deutschen Bundeskanzleramt. Zur besseren Allgemeinverständlichkeit nennt man dort eine Entscheidung „alternativlos“, wenn sie entgegen aller Empirie und entgegen jeglichen Instinkten mit Gewalt und sehr viel Geld dennoch durchgeboxt wird.

Denn eines ist ja von vornherein klar: Alle Menschen unterscheiden sich nur in Äußerlichkeiten. Wenn man sich also ihrer annimmt und sie aufklärt, werden sie von selbst erkennen, dass unsere Gesellschaft inklusive Regierung vernünftig und fortschrittlich ist. Von dort ist es dann nur noch ein kleiner Schritt, die Religion als eine unpolitische Folklore zu erkennen, die – in je unterschiedlichen Schattierungen – ein Liedchen anstimmt über etwas, das uns letztendlich hier zu Erden für immer verborgen bleiben wird. Deswegen brauchen wir uns darüber auch gar nicht zu streiten, so Biedermann zu den Koranstiftern.

Mit diesem Erleuchtungs-Optimismus „schaffen“ wir es dann auch, ganze Völkerschaften nach Mitteleuropa zu evakuieren, um ihnen mal hautnah zu zeigen, wie es „richtig“ geht. Weil es sich bei dieser Operation um ein „unveräußerliches Menschenrecht“ handle – ganz egal wie oft sich dieser Vorgang vorhersehbarerweise noch wiederholen möge – und ganz egal wie viele Köpfe noch durch unsere eigenen Straßen rollen, erwarten sich Herr und Frau Biedermann, dass die Lasten des Erleuchtungswerks – in Form von leider noch zu erziehenden Millionenschaften – „gerecht“ in Europa verteilt werden. Und wenn rückständige Regierungen darin einen „moralischen Imperialismus“ zu erkennen glauben, ist ihnen dies nur ein Hinweis darauf, wie sehr diese selbst von ihrem Erziehungswerk noch profitieren werden.

Doch wenn schon nicht in deutschen Landen, so nimmt man diese Haltung auf der anderen Seite des Mittelmeers als leuchtendes Dekadenzphänomen einer untergehenden Kultur wahr: Wir sind pleite, planlos, wehrlos und naiv, außerdem selbstbezogen-hedonistisch, handeln gegen die eigenen Interessen und denken vor allem keine zwei Schritte voraus. Wenn Studien bereits vor der gegenwärtigen Völkerwanderung für das Jahr 2050 in Mitteleuropa ein Viertel muslimische Bevölkerung prognostizierten, für Länder wie Belgien, Frankreich, England, Niederlande teilweise gar bis 50 Prozent, vor allem in der jüngeren Generation, wird klar, dass hier so einige noch was aufzuholen haben – ungeachtet dessen, dass Anthropologen Europa schon seit Jahrhunderten für überbevölkert halten.

Wir besorgen tatsächlich die Realisierung der kühnsten Träume des radikalsten Kalifats. Denn aus dessen Perspektive ist es das Beste, all jene, die noch nicht ganz in den Totalitarismus der politischen Religion passen, nach Europa zu vertreiben. Dies eröffnet eine schier unabsehbare Maximierung der Möglichkeiten, von der Etablierung islamischer Volksparteien bis hin zur terroristischen Einschüchterung. Unter den heutigen Bedingungen wird die Eroberung des nächsten Territoriums für sie dieselbe „Win-Win-Situation“ herstellen – und Biedermann hilft ihnen dabei.

Schon längst befinden wir uns in einer Zwischenphase, wo es zu Ungunsten des möglichen Feinschliffs unserer Kultur fast nur noch ums Grobe geht: Integration und Islam, Schule und Islam, Schwimmbad und Islam, Frauen und Islam, etc. So kann der bekannte Salafist Pierre Vogel die Goldgräberstimmung im Morgenland auf den Punkt bringen: „Das ist eine riesengroße Sache! Wir haben den Gold-Rush! Wie in Amerika als es die goldenen Zeiten gab!" Gehet hin und vermehret euch, gerade wenn ihr euch nicht verändert, dann seid ihr am stärksten. Wer hier also mehr Vorausschau und Realitätssinn aufweist, das sind längst die Islamisten.

Demgegenüber widerspricht die nun wieder allerorts beschworene Integrationsthese auch den bisherigen Erfahrungen. Zum Dekadenzverhalten gehört, die Flüchtlinge erstens als zu formende Masse zu betrachten und zweitens als Masse, die sich nach ganz bestimmten Vorstellungen formen lässt. Dies sind naive, schulmeisterliche Projektionen.

Der Flüchtlingskatastrophe gingen zweifellos schwerste Fehler des Westens voraus: Allen voran die völkerrechtswidrige Intervention im Irak. Die Herstellung von ethnischen Mehrheitsdiktaturen in Vielvölkerstaaten ist eben keine „Demokratisierung“, sondern die künstliche Erschaffung von Failed States. Doch ganz abgesehen davon widerspricht nicht nur diese, sondern auch die Intervention auf Seiten regierungsfeindlicher Truppen in Libyen und Syrien übrigens ganz klar dem kantischen Rechtsverständnis, welches einst sehr viel zur Etablierung der internationalen Ordnung beigetragen hat.

Die Fehler reichen freilich noch weiter zurück, als nach den Weltkriegen Staatsgrenzen geschaffen wurden, die nicht dem Willen der sie umfassenden Völkerschaften entsprachen. Doch eine pragmatische und demokratisch gestützte Revision konfliktträchtiger Grenzziehungen war noch nie die Absicht des westlichen Heils-Interventionismus, der stets nur eine bestimmte Spielart der Liberalisierung meint, wenn er Demokratisierung sagt und damit regelmäßig zuerst in Theorie und dann in der Praxis fulminant scheitert, weil er auch hier das Objekt seiner naiven Projektionen fatal verkennt.

Aus dieser nahtlosen Aneinanderreihung von historischen Fehlern, die mittlerweile ganze Zivilisationen bedrohen, unterstützt und getätigt durch pseudo-kantianische Biedermänner, muss dringend ausgestiegen werden. Entgegen vielfachen Behauptungen ist dies mit und ohne weitreichende Gesetzesänderungen möglich, wobei der Autor dieser Zeilen, wie an anderer Stelle bereits 2006 dargelegt, die Etablierung von Flüchtlingskonventionen der Kontinente für die klarste Lösung hält. Hierfür gibt es bereits Strukturen, beispielsweise in der Afrikanischen Union, und es entspricht sogar dem Geist der ursprünglichen Version der Genfer Flüchtlingskonvention bis zum Zusatzprotokoll von 1967.

Es gibt ein Besuchsrecht, kein Bleiberecht: Das stammt übrigens auch von Immanuel Kant. Es wird nicht anders gehen, als die Zuwanderung nach Europa völlig aus dem Asylwesen herauszunehmen und über andere Regelungen zu steuern. Und dies nicht erst, wenn überhaupt nichts mehr geht. Dafür – so möchte man meinen – reicht ein minimales Verständnis von historischen Prozessen. Das tosende Schweigen der deutschen und österreichischen Intellektuellen und Ordinarien entspricht leider genau Biedermanns Dekadenzsyndrom.

Der Autor studierte Philosophie und Politisches Management in Wien und ist selbständig tätig. 

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