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Für Thron und Altar – Der Aufstand in der Vendée

Es ist ein schwieriges Unterfangen, die flächendeckende Ausbreitung der vielen derzeit zirkulierenden Geschichtslügen rückgängig zu machen. Speziell die Verleumdung der Katholischen Kirche und die Glorifizierung diverser Revolutionen hat sich tief in das dekadente kollektive Bewusstsein eingefressen.

In Anbetracht einer präzedenzlosen Christenverfolgung im islamischen Raum und einer feindseligen Marginalisierung von Christentum und Christen im Westen sei Widerspruch in einer spezifischen Sache eingelegt. Nämlich ein Protest gegen die offizielle Glorifizierung der Französischen Revolution und die Verschweigung des Völkermordes an den Katholiken der Vendée. Zu diesem Thema wurde heuer die deutsche Übersetzung eines interessanten Büchleins neu aufgelegt.

Michael Davies (1936-2004), Konvertit aus protestantischer Familie, Apologet und Schriftsteller, Präsident von Una Voce International, zeichnet auf engem Raum die wichtigsten Ereignisse der Erhebung nach.

Die Grundaussagen

Die Behauptung, dass das französische Volk in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts pauschal gegen Kirche und Adel gewesen wäre, ist Geschichtsfälschung. Es gab zweifelsfrei Verbesserungsbedarf im geistlichen und weltlichen Leben. Die Revolution war aber nicht das Produkt „des Volkes“ sondern einer konspirativen Elite, die sich nicht auf einen „Volkswillen“ berufen konnte.

Der über Jahre hinweg erfolgreiche Aufstand katholischer Bauern und Aristokraten in der Vendée beweist eine starke Anhänglichkeit der Gläubigen an Kirche und katholischen Adel. Allerdings forderten die Gläubigen ihren Amtsträgern auch überdurchschnittlichen Einsatz und vorbildlichen Lebenswandel ab. Die Revolutionskräfte konnten die Vendée nur in einem Gräuelkrieg gegen Zivilisten niederwerfen. Die Gewährung voller Religionsfreiheit für die Katholiken durch Napoleon ist ein später Sieg der katholischen Gegenrevolution.

Die historischen Ereignisse: Revolution und Gegenrevolution

1790 wurde die Zivilkonstitution eingeführt und die Geistlichen wurden gezwungen, einen Eid darauf abzulegen. Viele verweigerten den Eid und verloren das Recht, als Priester zu wirken. Viele leisteten den Eid in gutem Glauben, wovon ihn manche später widerriefen. Manche unterwarfen sich aus Feigheit und Opportunismus. Manche sagten sich vom Priesteramt los.

Die Einmischung des Staates in die Kirche und die zwangsweise Verpflichtung des Klerus auf die Zivilkonstitution erregte Widerspruch. Die „September-Morde“ 1792 an über 1000 Gefangenen (unter ihnen 250 Priester und drei Bischöfe), der Königsmord 1793 und die gleich danach angeordnete Aushebung von 300.000 Mann brachten das Fass zum Überlaufen.

Gräueltaten waren Teil der revolutionären Logik: Der frühe Kommunist Babeuf („Gracchus“) formulierte im Zusammenhang mit der Verstrickung des Volkes in solche Gräueltaten als Maxime: „Es ist wesentlich, das Volk Taten verüben zu lassen, die es davon abhalten, sich wieder zurückzuwenden“ (33).

Unter der „Vendée“ versteht man im Zusammenhang mit der Erhebung einige (künstlich gegen jede traditionelle Grenzziehung 1789 eingerichtete) Departements im Westen Frankreichs (Teile von Anjou, Bretagne und Poitou).

Die Erhebung beginnt am 11. März 1793. Unter der Führung von Jacques Cathelinau, Francois-Athanase Charette, Jean-Nicolas Stofflet und Monsieur Henri de la Rochejaquelein, um nur einige zu nennen, gelingen spektakuläre Siege gegen die Revolutionsarmee. Es kommt aber auch zu Rückschlägen und Verrat.

Manche republikanischen Generäle erweisen sich als ehrenhaft, andere als Kriegsverbrecher von satanischer Qualität. Massenerschießungen, Massenertränkungen und die Auslöschung jeglichen Lebens in einigen Landstrichen durch die „Kolonnen der Hölle“ brechen schließlich den Widerstand der katholischen Vendée.

Dieser blieb aber nicht umsonst:

Die Opfer der Vendeer brachten Früchte. (…) Der Historiker Reynald Secher bezeichnete die republikanischen Vergeltungsmaßnahmen als einen Akt von Völkermord. (…) Dies war der letzte Akt im Letzten Kreuzzug, dem Krieg der Giganten. Napoleon selbst hatte die Vendeer so beschrieben. Sie waren Giganten, welche die Ehre des katholischen Frankreich retteten. (…) Sie waren Giganten, die erkannten, dass der einzige Sieg, der zählte, darin bestand, das zu tun, was sie als richtig erkennt hatten – koste es, was es wolle“ (124).

Napoleon anerkennt also die Tapferkeit der Gegenrevolutionäre. Um in Frankreich inneren Frieden zu gewährleisten, ruft er Religionsfreiheit aus und unterzeichnet ein Konkordat.

Was ihn nicht daran hindert, Europa in ein Inferno zu stürzen.

Zur Zeit der letzten Machtergreifung Napoleons im Frühjahr 1815 gibt es noch einen letzten monarchistischen Aufstand in der Vendée, der „mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Niederlage bei Waterloo zur Folge hat“ (132).

Die propagandistische Delegitimierung geht der physischen Vernichtung voraus

Eine wichtige Lehre ist, dass der physischen Vernichtung hunderttausender Christen, Laien, Priester und Ordensleute deren Verächtlichmachung und Delegitimierung vorausgegangen war. Voltaire und seine Geistesverwandten hatten ihren Hass über Kirche und Christentum ausgegossen und das Heilige durch boshaften Spott unterminiert. So wurde die Moral zerstört und der Boden für die Massenmorde der Revolution bereitet.

Ein besonderer Stein des Anstoßes ist das gottgeweihte Leben:

Das Ordensleben war schon lange von den Philosophen, besonders von Voltaire, in bissiger Weise angeprangert worden. Sie betrachteten ein durch das Gebet Gott geweihtes Leben als nutzlos und ohne Wert für die Gesellschaft“ (27).

Der Schritt zur Enteignung der Orden und dem Aufkauf der Liegenschaften zu Schnäppchenpreisen durch die neuen Privilegierten war somit naheliegend. Wie etwa 250 Jahre zuvor in England führte der Raub des Kirchenvermögens zu einem Zusammenbruch von Armenfürsorge, Hospitalität und Schulsystem. Diese Einrichtungen sind nun einmal kirchliche Erfindungen aus dem Geist des Evangeliums.

Die Abschaffung der Ordensgelübde durch den Staat (1790) und die Zerstörung von Kirchen, besonders prominent Cluny, zeigt den irrational-diabolischen Charakter dieser Geisteshaltung.
Es blieb dann eben nicht bei der Zerstörung von Bauwerken.
Im josephinischen Österreich ging man zwar nicht so weit. Eine ähnliche Geisteshaltung ist aber hierzulande subkutan weitverbreitet. Derzeit bricht sie wie ein tödliches Virus aus.

Aber wer stellt sich dem entgegen?

Resümee

Das Buch eignet sich als Einstieg in eine kritische Geschichtsschreibung, die der derzeitigen offiziellen Geschichtsdeutung widerspricht. Es eignet sich auch als Ermutigung für eine selbstbewusste katholische Selbstbehauptung im öffentlichen Leben. Es ist knapp gehalten und übersichtlich gegliedert. Wertvolle Literaturhinweise (auf englisch- und französischsprachige Literatur) und eine detaillierte Zeittafel sind hilfreich. Dank daher an den Sarto-Verlag für sein „alternatives“ Buchprogramm!  

Michael Davies, Für Thron und Altar – Der Aufstand in der Vendée (1793 – 1796), Sarto, Bobingen, o. J. (²2015), 135 S., (Erstauflage 2005, englisches Original 1997 bei The Remnant Press), www.sarto.de

MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, katholischer Theologe, Philosoph, kirchlich gesendeter Katechist, Gründungsmitglied der „Plattform Solidarität mit verfolgten Christen“

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