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Es gibt zu viele Ältere oder: Der Abstieg des IHS

Noch nie hat man den Niedergang des einst für brillante ökonomische Studien renommierten Wiener IHS so deutlich sehen können wie jetzt bei einem soeben präsentierten IHS-Papier zur Arbeitslosigkeit älterer Menschen.

Ein Autor des „Instituts für Höhere Studien“ (der ehrlicherweise nicht einmal vorgibt, eine ökonomische Ausbildung zu haben) präsentierte eine „Studie“ über die Arbeitslosigkeit älterer Menschen und die zu hohen Löhne älterer Arbeitnehmer. Das geschah ganz offensichtlich gezielt im Interesse von SPÖ und Arbeiterkammer. Denn dieses Papier gab nun Sozialminister Hundstorfer die Möglichkeit, das Problem als gleichsam inexistent zu bezeichnen. Es bestehe nur darin, dass es bedauerlicherweise halt zu viele ältere Menschen gibt. Wogegen man ja nicht wirklich etwas tun kann. Und der Studienautor wörtlich: „Das Alter selbst ist das größte Hemmnis für Wiederbeschäftigung.“

Solche peinliche Banalitäten stammen von einem IHS-Funktionär, der die in progressiven Kreisen typische Nichtausbildung mit einer Kombination aus Politologie, Publizistik, Geschichte und Soziologie hat. Ein typischer Werdegang, bei dem man von nichts wirklich etwas gelernt hat. Aber im neuen, unter sozialistische Führung geratenen IHS kann man damit offensichtlich ökonomische Studien produzieren.

Bei der Präsentation wird nicht darauf eingegangen:

  • Dass in Österreich viel mehr Menschen ab 55 in irgendeine Form der Pension flüchten als anderswo.
  • Dass das zwar vielleicht optisch schöner sein mag als Arbeitslosigkeit, weil man diese Jungpensionisten in der AMS-Statistik nicht sieht, aber in Wahrheit noch viel teurer ist.
  • Dass in Österreich die 55- bis 59-Jährigen um 58 Prozent mehr verdienen als die 25- bis 29-Jährigen, während in Deutschland beziehungsweise im EU-Schnitt dieser Unterschied nur 35 bis 38 Prozent ausmacht.
  • Dass das eine durch die eventuelle Erfahrung Älterer niemals rechtfertigbare Überbezahlung ist, der jedes unter Budgetdruck stehende Unternehmen zu entkommen trachten muss.
  • Dass viele Arbeitnehmer nur deshalb gekündigt – oder meist „einvernehmlich“ verabschiedet – werden, weil sie auf Grund der Kollektivverträge zu teuer sind.
  • Dass die Österreicher um vier Jahre früher in Pension gehen als der EU-Schnitt.
  • Dass in Österreich der Anteil der noch berufstätigen Menschen zwischen 55 und 65 daher weit geringer ist als in allen anderen Ländern.

All diese Fakten mag man unter Genossen eben nicht hören. Daher sagt man sie auch nicht.

Es ist zwar nachvollziehbar, dass Rudolf Hundstorfer mit solchen Papieren von der verheerenden Situation der unter seiner Verantwortung immer weiter explodierenden Sozialausgaben ablenken will. Die Job-Probleme der Älteren dürfen für ihn als Gewerkschaftsmann dann plötzlich kein Problem mehr sein, wenn die Öffentlichkeit zu durchschauen beginnt, dass an diesen Problemen vor allem die Gewerkschaften und die von diesen durchgesetzten steilen Einkommenszuwächse in höheren Lebensaltern schuld sind.

 Es ist aber zutiefst bedauerlich, dass auch das IHS unter einem pensionierten SPÖ-Sektionschef jetzt wissenschaftlich so heruntergekommen ist, dass es sich dafür hergibt. Dabei war das IHS unter seinen letzten drei Direktoren noch eine Produktionsstätte interessanter und relevanter Studien, die fast alle gezeigt haben, dass man damals dort noch etwas von Wirtschaft und gesellschaftlichen Zusammenhängen verstanden hat.

Aber der SPÖ scheint es gelungen, mit dem nötigen Geldeinsatz nach dem Wifo nun ein weiteres Institut an ihre Leine zu legen. Den früheren, marktwirtschaftlich und liberal denkenden Direktionen hat man das nötige Geld verweigert, jetzt gibt es das plötzlich für ein parteifromm gewordenes IHS samt einem schönen neuen Quartier. Machtstrategisch brillant.

Die SPÖ begeht dabei halt nur einen Denkfehler: Es ändert absolut gar nichts an der immer bedrohlicher werdenden Realität, wenn man alle Spiegel durch Zerrspiegel ersetzt. Im Gegenteil: Wenn man sich Studien bestellt, dass eh alles prächtig sei, wird man umso sicherer alle dringend notwendigen Reformen versäumen.

Was Österreich bräuchte

Österreich bräuchte dringend Thinktanks, Stiftungen und Forschungsinstitute, die zu den verschiedensten ökonomisch relevanten Fragen unabhängige, nicht einmal indirekt beeinflussbare und um die größtmögliche Objektivität ringende Studien produzieren. Wie es sie in Deutschland, in Amerika, in England gibt. Aber solange hierzulande fast alle solchen Einrichtungen von Ministerien, Landesregierungen, Kammern, Gewerkschaften oder Lobby-Vereinigungen finanziert werden, sind die Ergebnisse weitgehend irrelevant.

Jene Menschen, die in Österreich noch Geld haben, stecken das seit jeher lieber in die Kultur. Thinktanks gelten nicht als honoriges und edles Ziel. Und an den Universitäten – die ja ebenfalls weitgehende Unabhängigkeit bieten würden – spielt sich in Ökonomie und anderen Gesellschaftswissenschaften schon gar nichts Relevantes ab.

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