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Alois Stögers Sorgen und Bill Gates Geld

Alois Stöger ist ein Alleskönner. Ein „Wunderwuzzi“, wie man in der Alpenrepublik zu sagen pflegt. Als gelernter Maschinenschlosser (etwas anderes als die darniederliegende verstaatlichte Industrie hat er in seinem erlernten Beruf allerdings nie von innen gesehen) und nach einer fulminanten Gewerkschaftskarriere, war er anno 2008 für das Amt des Gesundheitsministers geradezu prädestiniert. Immerhin kennt er sich als Arbeitnehmervertreter ja bestens mit jenen Tricks aus, die eine medizinische Voraussetzung für die Frühpensionierung bilden.

Berufen wurde Loisl vom bestgeföhnten Mann des Landes – Bundeskanzler Faymann – einem Politprofi, der überhaupt keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen kann. Fachleute unter sich.

Für einen brillanten Kopf wie Stöger ist der dauerhafte Aufenthalt in ein und demselben Ministerium naturgemäß eine Zumutung. Giert er doch, wie alle Hochbegabten, nach ständig neuen Herausforderungen. Seit September des Vorjahres wurde ihm eine solche zuteil, als er im Zuge einer Regierungsumbildung mit der Leitung des Verkehrsministeriums betraut wurde. In dieser Funktion ist er, ganz nebenbei, auch für Innovation und Technologie zuständig. Warum auch nicht? Gut unterrichtete Kreise wissen zu berichten, dass der Mann problemlos einen Bus von einem Fahrrad unterscheiden, und auch die Vorzüge eines Windrades gegenüber einem AKW auf Anhieb benennen kann.

Nun gäbe es für einen Verkehrs-, Technologie und Innovationsminister in einem Land, das in wirtschaftlicher Hinsicht seit vielen Jahren dramatisch an Boden verliert, und dessen Arbeitslosenzahlen gerade explodieren, eine ganze Menge Baustellen, an denen er seinen überlegenen Geist unter Beweis stellen könnte. Dass das benachbarte Deutschland, nach wie vor der Haupthandelspartner Österreichs, im Begriff ist, unaufhaltsam davonzuziehen, ist ein alarmierender Hinweis darauf, dass es mit Technologie und Innovation hierzulande offensichtlich nicht zum Besten steht.

Aber was ein in der Wolle gefärbter Sozi ist, hat natürlich andere Sorgen. Was sind schon ein paar ins Ausland verlorene Arbeitsplätze gegen die wirklich wesentlichen Gefahren, denen die Heimat der Sängerknaben und Lipizzaner ausgesetzt ist? Ein Minister muss schließlich Prioritäten setzen – und so kommt das Wichtigste zuerst. Welcher Gefahr, so fragt sich der interessierte Beobachter, wirft sich der talentierte Herr Stöger furchtlos entgegen?

Dazu bedarf es einer erläuternden Vorbemerkung: Seit der Einführung neuer, EU-konformer Nummernschilder für Kraftfahrzeuge, gibt es die Möglichkeit, gegen geringes Entgelt ein „Wunschkennzeichen“ zu beantragen. Der Kreativität der Fahrzeughalter sind dabei recht enge Grenzen gesetzt. Maximal sechs Stellen, die letzte davon muss in jedem Fall eine Zahl sein, stehen zur Verfügung. Schlichte Naturen haben somit die Möglichkeit, alle Welt über ihre geistige Verfassung aufzuklären, indem sie etwa als „MAUSI 1“ oder „PEPI 3“ die Straßen unsicher machen. Warum nicht? Wer´s mag …

Jetzt aber ist der Minister einer unerhörten Bedrohung gewahr geworden, die in der missbräuchlichen Verwendung von „NS-Codes“ auf Nummernschildern besteht (möglicherweise hat ihm ein wohlmeinender Freund aus Deutschland, wo man das bereits vor Jahren erkannt hat, darauf aufmerksam gemacht). Schon bisher sind Wunschkennzeichen, die Buchstabenkombinationen wie „SS“ oder „SA“ enthalten, unzulässig. Die amtliche Paranoia geht sogar so weit, dass etwa die Ortskennung für Neusiedl am See (im Burgenland) nicht, der üblichen Abkürzungspraxis folgend, „NS“, sondern „ND“ lautet.

Nun aber sollen, nach dem Willen des unerschrockenen Antifanten Stöger, auch bestimmte Ziffernkombinationen untersagt werden. Ein großartiger Schachzug, denn woran denkt naturgemäß jeder, der der Zahl 88 ansichtig wird? An „Heil Hitler“ natürlich, ist doch der achte Buchstabe des Alphabets schließlich das H. Und 198? 19=S, 8=H – „Sieg Heil“. Fällt doch sofort ins Auge (zumindest dem, der das richtige Kraut raucht).

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Dem ruchlosen Treiben ewig gestriger Narren, die mit „NS-Codes“ auf ihren Kraftfahrzeugen alten Ungeist befördern, soll nun entschlossen Einhalt geboten werden. Würde nämlich am Ende mehr als ein Fahrzeughalter auf die perfide Idee kommen, sein Auto etwa mit der Zahl 18 („Adolf Hitler“) zu schmücken, könnten am Ende schon morgen wieder die braunen Kolonnen durch die Straßen marschieren …

„Deine Sorgen und dem Rothschild sein Geld möcht ich haben“, war ein Spruch, den ich als Kind mit (zu) großen Wünschen oft zu hören bekam. Was für ein glückliches Land Österreich doch sein muss, wenn seine politische Elite sich in einer Zeit, wo mittlerweile beinahe alles den Bach runterzugehen droht, die Muße hat, sich mit solchen „Problemen“ zu befassen.

Jede Gesellschaft hat die Institutionen, die ihr entsprechen (in Österreich etwa im Verfassungsrang stehende Zwangsinteressenvertretungen). Und jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Und die besteht im Land der Hämmer eben aus Leuten wie Alois Stöger. Tu felix Austria!

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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