Von Emanzen und Mama-Machos

Über die Bedeutung starker Frauen und großer Töchter für das psychosoziale und gesellschaftliche Klima in der Gesellschaft.

Die immer wieder neu aufflackernde Debatte um die Stellung der Frau in der Gesellschaft ist ohne die tiefenpsychologische Beleuchtung der Rolle des Mannes in der Beziehung zur Frau für den fundamentalen Erkenntnisgewinn nicht sehr effizient. An Stelle der militanten Frontenbildung zwischen Mann und Frau wäre die ehrliche Analyse eines Miteinanders beider Geschlechter wesentlich sinnvoller. Es geht letzten Endes um die Verbesserung des Gesamtklimas in der Gesellschaft, zu welchen die Vertreter beiderlei Geschlechts aufgefordert wären, einen gleichwertigen Beitrag zu liefern.

Dies zur Ausgangslage einer scheinbar ewig andauernden Debatte, die inzwischen von lobbyhaften Laiengruppen zur Ersatzreligion erhoben wurde und die sich durch gezielte Promotion (ab)gerichteter Medien zum eigenartigen „Geschäft mit der Liebe“ entwickelte. Man wäre ein Schelm oder mit dem Makel der Intoleranz aus der Sicht der militanten Emanzen behaftet, wenn man davon ausgehen würde, dass all das Reden um die Gleichberechtigung nur eine Finte wäre, um aus diesem selbst induzierten Spannungsfeld kommerziellen Profit zu schlagen.

Begibt man sich mit tiefenpsychologisch geschärftem Wissen, aber vor allem mit eigener Erfahrung und Hausverstand an die Wurzeln, woraus dieses als Problem erkannte Phänomen der Partnerschaft entspringt, so kommt man um die Analyse der Rolle der Mutter nicht herum. Die Mama, die Mutter, die Mamsch, Frau oder Donna, wie sie in mediterraneren Regionen genannt wird, ist die Schlüsselfigur im familiär praktizierten Psychodrama, wo es zur männlichen und weiblichen Rollenprägung kommt.

Die stille, meist unmerklich wirkende Dominanz der Mutterfigur ist der Nährboden für so manche gesellschaftspolitische Phänomene, die von Politologen und Historikern zwar genannt, aber in der tiefen Wirkungsweise ihrer vollen Tragweite nicht erkannt werden. In der Kennedy-Familie spielte Rose, die Mutter, eine familiendynamisch wirksamere Rolle als der Vater Joseph P. Kennedy, der von Analytikern immer wieder als die Leitfigur und Vorbild für den politischen Ehrgeiz seiner Söhne betrachtet wurde.

Bei allen Karrierewegen – sei es in der Wirtschaft oder Politik – spielt weniger der pure Ehrgeiz und das individuelle Machtstreben eine Rolle, es geht um die in die Wiege gelegte Emotion. Angesichts des Mangels, nicht genug bekommen zu haben, führt dieses Defizit zum bekannten Minderwertigkeitsgefühl, welches im Zuge der wirtschaftlichen oder politischen Kariere kompensiert wird. Den Betroffenen ist diese frühe Prägung nicht bewusst, wenn sie Wissen und Bewusstsein entwickeln.

Was ein emotionales Defizit für das Kind bedeutet, weiß nicht einmal die Bezugsperson, die für die mangelnde Nestwärme verantwortlich ist.

Diese meist ungekannten oder in feministischen Kreisen verdrängten Perspektiven von Persönlichkeitsentwicklung sollten generell zur Diskussion gestellt werden, wenn man die Bedeutung des Feminismus ganzheitlich betrachten will. Nimmt man das von feministischen Kreisen kritisierte übertriebene Machoverhalten in den Fokus der Analyse und bewertet das brutale Gehabe der südländischen Mafia, die im Filmepos „der Pate" dramaturgisch aufbereitet wurde, so kann man erkennen, dass nicht der Pate selbst, sondern vielmehr der familiäre Hintergrund von dominant wirkenden Donnas mit dem gewaltigen Macho-Gehabe mehr zu tun hat, als die Männer glauben, die die Aktionen ausführen.

Dr. Franz Witzeling: Psychologe und Soziologe

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