Wer die Mär von der Frau als Opfer weitererzählt, ist kein Feminist

Autor: Christian Klepej

Nicht Messer, sondern Menschen töten

Autor: Andreas Tögel

Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Autor: Günter Frühwirth

Die europäische Systemtransformation

Autor: Josef Stargl

Freiheit stirbt oft scheibchenweise

Autor: Elisabeth Weiß

Über alte und neue Rattenfänger

Autor: Leo Dorner

Gendern: Ideologie und Gehirnwäsche

Autor: Heinrich Benz

Warum die Österreicher wie Idioten dastehen

Autor: Gerhard Kirchner

Leerstandsabgabe – die schwarze Vermögenssteuer?

Autor: Wilfried Grießer

Das blödeste Wort der Menschheit

Autor: Willi Sauberer

Alle Gastkommentare

Und das Gold beginnt wieder zu glänzen

Etwas mehr als drei Jahre hat die Schweizer Nationalbank (SNB) durchgehalten. Nun hat sie den Kampf um einen festen Wechselkurs zum Euro – völlig überraschend – aufgegeben. Seit der Jahresmitte 2011 konnte die künstliche Wechselkursparität des Schweizer Franken (SFR) zum Euro bei 1,20 gehalten werden. Diese Maßnahme war eine Reaktion auf die seit 2010 erfolgte, massive Abwertung der europiden Esperantowährung zum Franken. Der Druck der Schweizer Exporteure, den Kurs auf einem für sie erträglichen Niveau zu fixieren, war ab dem Moment groß genug, als Mitte 2011 ein 1:1-Wechselkurs drohte. Nun aber scheint der Kursverfall des Euro gegenüber dem Dollar für die aktuelle Entscheidung der SNB ausschlaggebend gewesen zu sein.

Die Kursbindung des Franken an den Euro hat die Schweizer Nationalbank viele Milliarden gekostet. Milliarden Euro, die sie dank ambitionierter Ankaufsprogramme im Keller liegen hat, müssen nun wertberichtigt werden. Experten beziffern das Abwertungsvolumen auf 50 Milliarden Franken oder mehr. Unmittelbar nach der Wechselkursfreigabe brach der Eurokurs gegen den SFR binnen Minuten um bis zu 30 Prozent ein. Zum Tagesende und belief sich der Wertverlust auf rund 16 Prozent.

Die rund 200.000 Österreicher, die sich in SFR verschuldet haben, werden sich den 15. 1. 2015 jedenfalls rot in ihren Kalendern markieren. An diesem Tag hat ihr Schuldenstand schlagartig beträchtlich zugenommen. Schon oft wurde gerätselt, weshalb die Österreicher, die sich bei der Auswahl von Sparformen extrem vorsichtig verhalten, bei der Verschuldung volles Risiko gehen. Die Bereitschaft, sich hemmungslos in Fremdwährungen zu verschulden, wird nun für Zehntausende Bauherren zum Albtraum. Kein guter Start ins neue Jahr.

Die längerfristigen Konsequenzen der Entscheidung der SNB sind aus heutiger Sicht schwer abzuschätzen. Kurzfristig werden die exportorientierte Schweizer Wirtschaft und die Tourismusindustrie mit Sicherheit Einbußen hinnehmen müssen. Der Rationalisierungsdruck wird – besonders in den produzierenden Betrieben – erheblich stärker werden. Allerdings verstand es die Schweiz auch bisher schon, in einer ringsum auf Inflation setzenden Welt durchaus erfolgreich zu bestehen.

Ob der Kurshöhenflug des Franken zu Zu- oder Abflüssen von Auslandskapital führen wird, hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Staatschuldenproblematik im Euro-Imperium ab. Besonders den in prekärer Lage befindlichen, südlichen Provinzen kommt da eine bedeutende Rolle zu.

Nach den Wahlen in Griechenland wird man möglicherweise schon etwas klarer sehen. Gewinnen die Syriza-Kommunisten, kann durchaus einiges in Bewegung geraten. Denn falls sich die notorischen Euroretter dann noch immer nicht von ihrem koste-es-was-es-wolle-Eurorettungskurs verabschieden und sie die Notenpresse in Gang setzen, um den Balkanstaat weiterhin – vertragswidrig – auf Kosten der Sparer und Steuerzahler in den Nordprovinzen bei der Stange zu halten, wird der Euro weiter dramatisch an Boden verlieren. Und das nicht nur gegenüber dem Franken. Die Schweiz könnte für verunsicherte Anleger dann als Fluchtpunkt erneut höchst attraktiv werden.

Der nie zuvor erlebte Kursrutsch des Euro zum Franken wirkt sich, wenig überraschend, auch auf den Wechselkurs zum Dollar aus. Seit 2003 stand die europäische Gemeinschafswährung im Verhältnis zum Dollar nie schlechter da. Die Insassen der EU dürfen sich bei den Herren Draghi & Genossen herzlich dafür bedanken, dass sie die Nase beim Währungswettlauf nach unten wieder vorn haben.

Für welche Währung wird wohl zuerst wahr werden, was Voltaire jedem (ungedeckten) Papiergeld prophezeit? Dollar, Euro, Pfund oder Yen? Die Rückkehr zu seinem wahren Wert nämlich: Null. Leider kann sich den Folgen dieser gefährlichen Entwicklung niemand entziehen.

Schon vor der Entscheidung der SNB zur Aufhebung der Eurobindung begann sich an einer völlig anderen Front eine interessante Entwicklung abzuzeichnen, die von den Ereignissen des 15. Jänner noch weiter verstärkt wird: Die Renaissance des gelben Edelmetalls nämlich. Charttechniker sprechen von einem „Abschluss der Bodenformation“, die zuletzt stattgefunden habe.

Nach einem steilen Absturz im Jahr 2013 (in diesem Jahr ging sein Kurs um mehr als 30 Prozent zurück), legte der Preis des Edelmetalls 2014 schon wieder um mehr als 10 Prozent zu. Nun ist von einem „Ende der zyklischen Baisse“ die Rede. Der seit Jahresbeginn zu beobachtende Anstieg des Goldkurses wird durch den Verfall des Euro, der durch die überraschende Entscheidung der SNB nun beschleunigt wird, weiter verstärkt.

Dadurch dürfen sich diejenigen bestätigt sehen, die schon seit geraumer Zeit vor dem hemmungslosen Einsatz der Notenpresse und einem damit verbundenen Vertrauensverlust in das Fiat Money warnen. Im Zweifel greifen dann doch erstaunlich viele um ihr Erspartes fürchtende Menschen gerne nach dem „barbarischen Relikt“ (© J. M. Keynes), um ihr Geldvermögen zu erhalten.

Im Moment sieht es so aus, als ob nicht nur die Halter physischen Goldes, sondern besonders die Besitzer von Goldminenaktien mit einem erfreulichen Jahr rechnen könnten. Das sind allerdings nur sehr wenige. Ganze zwei Prozent der Vermögen der westlichen Welt sind in Gold angelegt. Für auf papierene Nominalwerte lautende Vermögen könnte die Lage in der nächsten Zeit aber zunehmend kritisch werden.

Wenn ein Chinese es mit jemandem nicht gut meint, pflegt er ihm „interessante Zeiten“ zu wünschen. 2015 verspricht für die EU – ob mit oder ohne chinesische Verwünschungen – ein sehr interessantes Jahr zu werden…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung