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Brennt die Zentralbank nieder!

Der prominente Schweizer Ökonom und Fondsmanager Marc Faber ließ kürzlich in einem Interview mit dem Online-Magazin „The Daily Bell“ mit einem bemerkenswerten Kommentar aufhorchen. Nach seiner Meinung zur Occupy-Wallstreet-Bewegung befragt, antwortete er: „Im Grunde denke ich nicht, dass diese Leute die Wall Street besetzen sollten. Sie sollten losziehen und die Federal Reserve in Washington niederbrennen und die ultra-laxen Fed-Direktoren aufhängen, die sich für noch mehr Geldschöpfung aussprechen. Das sollten sie mal machen.“ Es braucht nicht allzu viel Phantasie, um sich auszumalen, dass Herr Faber auch für andere Zentralbanken, wie die EZB, die Bank of England oder die Bank of Japan keinerlei Sympathien hegt.

Um den heiligen Zorn zu verstehen, mit dem der Mann (Jahrgang 1946 – also nicht gerade das, was man einen jugendlichen Heißsporn nennt!) die US-Zentralbank kommentiert, sollte man sich zunächst Sinn und Zweck einer derartigen Institution vergegenwärtigen. Die von Faber apostrophierte Federal Reserve trat ja bekanntlich erst unmittelbar vor Ausbruch des Großen Krieges, 1914, ins Leben.

Zu welchem Zweck? Um dieser Frage nachzugehen, drängen sich die Überlegungen des Ökonomen Guido Hülsmann auf, die dieser kürzlich anlässlich eines Vortrages „Fiat Money und der Wohlstand“ vor der Property and Freedom Society in Bodrum präsentierte.

Alleiniger Sinn und Zweck einer Zentralbank sei es, den ständig wachsenden Geldbedarf des Staates sicherzustellen (die Gründung des ältesten derartigen Instituts, der Bank of England, erfolgte anno 1694 zu dem einzigen Zweck, der notorisch klammen Krone einen Kredit in der Höhe von 1,2 Millionen Pfund zu gewähren). In einem freien Markt stellten die Finanzen reale Werte dar. Geld bestehe hier nicht bloß aus lustig bedruckten Zetteln, sondern gewöhnlich aus Gold. Damit würden reale Investitionen – bei vollem Risiko aller Beteiligten – getätigt, um reale Güter und echten Wohlstand herzustellen. In einer von einer Zentralbank auf Zuruf der Regierung gesteuerten Planwirtschaft verhält sich das anders. Hier könne – faktisch zum Nulltarif und in unbegrenzter Höhe – durch nichts als warme Luft und eitle Hoffnung gedecktes Geld geschöpft und damit eine allgemeine Illusion von Wohlstand geschaffen werden.

In einem Fiat-Geld-System besitze Geld keinen „inneren“ Wert, sondern jeder begebene Geldschein stelle – anders als bei einem voll gedeckten Warengeld – lediglich einen Schuldschein dar. Dieser trete zwar durch einen Akt der Verschuldung in die Welt, verkörpere aber zugleich dennoch keinerlei garantierten Anspruch (gegen wen auch immer). Geld im Fiatsystem sei demnach bloße Fiktion.

Um im Fall einer in Turbulenzen geratenen, „systemrelevanten“ Bank helfend eingreifen zu können, verfüge die Zentralbank über die Möglichkeit, unbegrenzte Mengen neuen Geldes zu schöpfen. Sie selbst könne, dank ihres einzigartigen Monopols, niemals Pleite machen. Alan Greenspan, von 1987-2006 Chef der Fed, spricht dazu Tacheles: „The United States can always pay the debt it has, because we can always print money to do that. So there is no probability of default.”

Was das in der Praxis bedeute, liege auf der Hand: Ein System ungedeckten Papiergeldes bestrafe das Sparen (infolge laufender Kaufkraftminderung der Geldreserven durch permanente Ausweitung der Geldmenge) und führe zu Überkonsumption einerseits und Fehlinvestitionen andererseits. Eine derartige Geldordnung führe langfristig in jedem Fall zur kollektiven Verarmung. Dieser Prozess manifestiere sich in Kaufkrafterosion, verringerter Sparneigung und abnehmenden Investitionen in Werte der Realwirtschaft. Damit sind exakt jene Phänomene beschrieben, die gleichermaßen in den USA, Europa und Japan seit vielen Jahren zu beobachten sind! Quod erat demonstrandum.

Während in einem Echtgeldsystem das allgemeine Preisniveau dank immer wirtschaftlicherer Produktionsmethoden stets eine sinkende Tendenz aufweise (die Kaufkraft der einzelnen Geldeinheit also zunimmt), bringe ein Fiatgeldsystem stets eine Preisinflation mit sich. Das „Inflationsziel“ der laut Satzung auf Währungsstabilität verpflichteten EZB liegt bei zwei Prozent. Was für eine Ironie!

Dass Sparen mittels konservativer Veranlagungen keinen Sinn mehr ergibt, da die durch die Zentralbanken betriebene (und den Geschäftsbanken durch sie ermöglichte) Geldmengen- und Kreditausweitung die Spareinlagen laufend entwertet, hat folgenreiche Konsequenzen. Entweder das Sparen entfällt großteils und das Geld würde vermehrt verkonsumiert (was zu einem Rückgang der für ein „kapitalistisches“ System unerlässlichen Kapitalakkumulation führe). Oder es wird auf riskantere Anlageformen ausgewichen. In der Hoffnung, auf diese Weise wenigstens einen Erhalt bestehender Werte sicherzustellen. Die Stabilität der Ökonomie wird in beiden Fällen untergraben…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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