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Linke Schattenboxer

Ein Großaufgebot der Polizei räumt ein von Punkern besetztes Haus in Wien. Die Sympathien der linken Mainstream-Medien sind klar auf Seiten der Punks. Daran ändern auch die gefährlichen Fallen nichts, die die Punks im Haus installiert haben, um die Polizisten zu behindern und zu verletzen. Das Bild, das die Medien zeichnen, ist einfach: reaktionäre Scheißbullen auf der einen Seite, liebenswerte Punks, die es mit dem Eigentum anderer nicht so genau nehmen (für Linke ein Kavaliersdelikt), auf der anderen.

Die Rollen sind klar verteilt. Auch in den sozialen Netzwerken gibt es Häme für die Polizei und eine Welle der Sympathie für die Punks. Der Polizist als Feindbild. Das Gutmenschentum, das sich nur in einem friedlichen Rechts- und Wohlfahrtsstaat, der von einer demokratisch legitimierten und kontrollierten Polizei geschützt wird, herausbilden konnte, hasst genau diese „Bullen“ von ganzem Herzen. Ein Paradoxon. Polizisten stehen irgendwo im oberen Drittel auf der schwarzen Liste der politisch korrekten Moralapostel.

Ganz oben steht der Nazi. Eine Spezies, die der gemeine Gutmensch in der Regel noch nie lebend zu Gesicht bekommen hat. Er kennt ihn vor allem aus Dokus, die täglich über die Schirme flimmern, aus den Mainstream-Medien, von den Sonntagsreden engagierter Politiker und sonstiger Bedenkenträger. Man muss schon ein erfahrener Gegen-Rechts-Kämpfer oder staatlich alimentierter Soziologe sein, um einen leibhaftigen Nazi in freier Wildbahn aufzuspüren.

Trotzdem, oder besser genau deshalb, ist der Nazi in Film, Medien, Literatur und Kunst allgegenwärtig. Fast der gesamte deutschsprachige Kulturbetrieb lebt von den Nazis. Der Kampf gegen die virtuellen Neonazis wird nach dem Motto „Wehret den Anfängen“ mit großer Vehemenz, Ausdauer und viel „Mut“ geführt. Seltsamerweise interessiert diese mutigen antifaschistischen Kämpfer eine andere, wesentlich aktuellere, mächtigere und äußerst gefährliche Strömung überhaupt nicht: der Islamismus. Wenn deren Vertreter zu Tausenden mit IS- und Hamasflaggen und allerlei bedenklichen Parolen durch deutsche Großstädte marschieren, sieht man keine Antifaschisten weit und breit. Es gibt auch keine staatlich finanzierten Initiativen gegen Islamismus und auch deren Kritiker werden für ihren Einsatz nicht mit staatlichen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt, sondern ganz im Gegenteil als Nazis denunziert. Warum nur?

Ganz einfach. Die Islamisten, Salafisten, Hamas-Sympathisanten etc. sind real. Sie existieren nicht nur in TV-Dokus, Theaterstücken und Mainstream-Medien, sie gibt es auch in der realen Welt und zwar in immer größerer Zahl. Und sie sind gefährlich. Also kein Vergleich zum Nazipopanz.

Michael Klonovsky hat es auf den Punkt gebracht: „Ein Gutteil des vermeintlichen Kampfes gegen „rechts" ist nichts weiter als ein seelisches Wellnessprogramm für seine Betreiber.“ Der gemeine Gutmensch sucht sich seine Gegner, Feinde und Feindbilder primär nach dem tatsächlichen Gefahrenpotential aus, erst dann kommen Ideologie und Überzeugung.

Es ist nur ein Pose, ein Spiel, ein moralisches Wohlfühlprogramm, dieser moderne Antifaschismus, der Kampf gegen böse Lobbys und Konzerne, das Engagement gegen neoliberale Ausbeuter. Am besten eignen sich deshalb Gegner, die es de facto nicht mehr gibt oder nur noch als Randerscheinung, deren Macht längst geschwunden ist, die nie eine reale Macht besessen haben, die die europäischen Gutmenschen ohnehin nicht ernst nehmen oder die frei erfunden sind.

Deshalb hetzt die Linke auch mit Vorliebe gegen die Kirche. Was kann einem da schon passieren? Im schlimmsten Fall ein Kulturpreis oder der warme Händedruck eines ebenso scheinheiligen Politikers. Fanatische 80-jährige, die mit Rosenkranz und Dynamit bewaffnet, sich in einem linken Szenelokal in die Luft jagen? Eher unwahrscheinlich.

Islamkritker leben hingegen wirklich gefährlich. Jene dänischen Karikaturisten, die 2005 Mohammed-Karikaturen gezeichnet haben, wissen wovon die Rede ist. Sie leben seit Jahren unter Polizeischutz. Das kann dem Karikaturisten Gerhard Haderer nicht passieren. Er hat sich zwar als mutiger Kirchenkritiker positioniert, zu der damaligen Karikaturenaktion der dänischen Zeitung Jyllands-Posten meinte er in einem Spiegel-Interview: „eine „Schnapsidee“. Erbärmlich. Haderer gehört damit zur selben Kategorie wie die Edelfeder Doris Knecht. Sie hat, nachdem eine Journalistenkollegin von jungen Türken im Internet als Hure und behindert beleidigt worden ist, in einer Zeitungskolumne geschrieben: „Wer weiterhin vielfältigen, kritischen, mutigen Journalismus will, der Haltung, Meinung und Kontroverse nicht scheut, wer an unerschrockenen Interviews und brisanten TV-Debatten interessiert ist: Der sollte den nächsten Hass-Kommentar noch einmal überdenken.“

Aha, Journalismus kann nur dann mutig und kritisch sein, wenn kein Mut und keine Courage erforderlich sind. Aber Frau Knecht hat im Grunde Recht, den Mut und die Courage haben unsere Mainstream-Schreiber stets vorgetäuscht. Man hat sich in Zeiten des Friedens und des Wohlstands eine rosa Fantasiewelt erschaffen, eine infantile Welt.

Denn ähnlich wie in Kinderbüchern oder -filmen sind der Feind und das Böse im Gutmenschenbiotop zwar grell, schrill, dämonisch und karikaturenhaft, aber letztendlich völlig ungefährlich. In der Kinderliteratur müssen die jugendlichen Helden stets über die (meist dummen und ungeschickten) Verbrecher siegen. Opfer oder gar Tote gibt es – aus Rücksicht auf die kindliche Psyche und Entwicklung – in solchen Büchern und Filmen gemeinhin nicht.

Auch in der Populär- und Trivialliteratur sind stark überzeichnete Bösewichter weit verbreitet. Sie werden stets von den Helden, vom Guten besiegt. Man denke nur an die Superhelden-Comics oder an James-Bond-Filme. Ungefähr so sehen auch die virtuellen Feinde der Gutmenschen aus: Fiese Irre, die die Weltherrschaft erringen wollen. Genau so ist seinerzeit etwa George W. Bush von den europäischen Mainstream-Medien dargestellt worden. Auch das Bild, das uns viele linke Medien von internationalen Großkonzernen, Lobbys, Rechtspopulisten, etc. vermitteln, geht genau in diese Richtung.

Unangenehm wird es nur, wenn die Realität in diese Scheinwelt einbricht. Dann reagieren die politisch korrekten Medien und Politiker wie ein pawlowscher Hund. Wenn etwa eine Bande junger Migranten in Deutschland jemanden zu Tode tritt und die Herkunft der Täter doch irgendwie an die Öffentlichkeit gelangt, dann greift man zu einem fadenscheinigen Taschenspielertrick. Nicht die eigentlichen Täter sind die Schuldigen, sondern die Gesellschaft, das kapitalistische System, der kalte Neoliberalismus etc. Und schon ist man wieder auf der sicheren Seite, das geistig/moralische Wellnessprogramm muss nicht abgebrochen werden.

Es ist es zwar vollkommen absurd in der EU, mit ihren hohen Steuern, strengen Regeln und üppigen Sozialleistungen, irgendwo Turbo-Kapitalismus oder Neoliberalismus auszumachen, das macht aber nichts, weil der durchschnittliche Gutmensch ohnehin keine Ahnung hat, was Kapitalismus oder Liberalismus genau sind. Man braucht nur ein sehr wolkiges dehnbares Feindbild, dem man alle Fehlentwicklungen anlasten kann. Früher gab es dafür den Teufel, den Beelzebub oder irgendwelche anderen Dämonen und böse Geister. Man kann von den wahren (gefährlichen) Tätern ablenken und stattdessen bequem, ungefährlich und mit etwas Hokuspokus gegen einen imaginären Feind kämpfen.

Aus genau diesen Gründen sind in Europa der Antiamerikanismus, der Antikapitalismus oder der Klimawahn so in Mode. Besonders witzig ist, wenn der kleine Gutmensch von der Straße allen Ernstes glaubt, die NSA oder andere finstere Geheimdienste würden genau ihn ausspionieren, nur weil er unter Freunden und auf Facebook irgendwelche abgestandenen antiamerikanischen Klischees und Allerweltsphrasen vom Stapel lässt.

Dieses System funktioniert allerdings nur solange, solange es keine echten Gefahren und Feinde gibt. Dessen sollten sich auch jene Gruppen bewusst sein, die derzeit von den Gutmenschen hofiert werden. Etwa die Schwulen, Lesben und Transgender. Diese Leute sollten nicht ernsthaft glauben, dass auch nur ein politisch Korrekter für ihre Rechte kämpfen würde, wenn das mit irgendwelchen Unannehmlichkeiten oder gar Gefahren verbunden ist. Und das könnte, dank Einwanderungspolitik und demographischer Entwicklungen, schneller passieren, als man glaubt.

Die politisch korrekte Scheinwelt mit ihren virtuellen Feinden ist akut gefährdet. Wenn die europäischen Sozialstaaten kollabieren und die Verteilungskämpfe beginnen, dann tun sich ganz neue Bruchlinien, Allianzen und Verbindungen auf. Dann müssen sich auch die Gutmenschen echten und gefährlichen Feinden – und nicht ihren selbst erschaffenen Kinderbuchmonstern – stellen.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Kürzlich sind seine neuen Bücher „Die Feinde der Freiheit“ und „Das Phänomen Conchita Wurst: Ein Hype und seine politischen Dimensionen“ erschienen.

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