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Die Reichen und Wien

Eine Liste jener Städte, in der die meisten Millionäre leben: Man liest dort von Monaco bis Paris, von Zürich bis Genf, von Florenz bis Hongkong dutzendweise wunderschöne Städte. Nur nirgendwo auf der Liste war Wien zu finden. Was, auch wenn man nicht reich ist, sehr schade ist. Denn Millionäre sind sehr nützliche und für eine Stadt lebenswichtige Lebewesen. Wien vertreibt jedoch die Reichen und zunehmend auch den Mittelstand durch hohe Gebühren, durch das immer weitergehende Verlangen nach neuen Steuern.

Reiche Menschen bringen Geld in eine Stadt, sie sorgen für Arbeitsplätze, sie geben dort, wo sie leben, viel aus. Und vor allem investieren sie ihr Geld. Denn gerade Millionäre sammeln Geld nicht unter dem Kopfpolster oder bringen es zu Null-Zinsen auf eine Bank, in Anbetracht der Inflation also mit massiven Verlusten. Sie legen ihr Geld eher in Erfindungen, in der Erzeugung oder im Handel an. Und da ist es für Wien zunehmend tragisch, dass Milliardäre in Tirol zu finden sind (etwa die Swarovskis), in Salzburg (etwa ein Mateschitz oder die Familie Porsche) oder in Niederösterreich (ein Graf oder ein Stronach).

Dabei waren die Familien all dieser reichen Menschen mit Ausnahme der Porsches 1945 nichts. Die Reichen sind fast alle durch eigene Tüchtigkeit – und sicher auch Glück – aufgestiegen. Damit verliert die von einem Teil der österreichischen Politik verlangte Erbschafts-Steuer ihre Hauptargumentation; diese Politiker behaupten ja, die Reichen wären deshalb so reich, weil sie ihr Vermögen geerbt hätten. Das ist aber Unsinn. Reiche haben von ihren Eltern primär Fleiß, Aufstiegswillen, Talente geerbt. Aber nicht das Geld.

Da Wien die weitaus höchste Arbeitslosigkeit Österreichs hat, wäre es besonders notwendig, wenn es sich um die Reichen kümmern würde, wenn es sie nach Wien locken würde, wenn es alles tut, dass in Wien mehr Leute reich werden. Das tut die Stadtverwaltung aber überhaupt nicht. Sondern sie ist nur in der Gegenrichtung aktiv.

Denn nach Überzeugung von Parteisekretären gewinnt man mit der Anlockung von Reichen keine Wahlen. Viel eher gelingt das, meinen sie, wenn man Stimmung gegen sie macht. Daher werden die Reichen durch Gebühren- und Steuererhöhungen und die immer noch weitergehenden Forderungen danach vertrieben. Auch wenn man sich nachher wundert, dass Wien nicht mehr der Magnet für Reichtum ist. Dass hier primär nur noch russische Oligarchen ihr nicht immer sauber erworbenes Geld ohne Rücksicht auf Verluste ausgeben – und auch die meist nur bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges.

Gewiss: Man kann einen Bill Gates oder einen Steve Jobs nicht in der Retorte züchten. Aber es wäre sehr weise, wenn das Rathaus ein wenig nachsinnen würde, warum etwa Computer und Internet heute praktisch zur Gänze von Amerika und Ostasien kontrolliert werden. Denn dann würde es zunehmend entdecken: Die Unzahl von Regeln, die Stadt, Bund und EU erstellt haben sowie die Höhe der in Österreich besonders argen Steuern (die in Wien durch die Kommunalabgaben und weit über den Kosten liegenden Gebühren nochmals höher sind!) sind der Hauptgrund, warum es in dieser Stadt so wenig Reiche gibt.

Auch wenn in Wien reiche Menschen Staatsoper und Musikverein konsumieren (in die das Rathaus übrigens praktisch nichts investiert), wenn diese Menschen in dieser Stadt eine Absteige haben, wenn sie auf Urlaub gerne nach Wien kommen: Ihren Sitz und ihre Investitionen haben diese Menschen meist nicht in Wien.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

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