Clowns, Priester und Heteros

Rote Knollennase, riesiger Mund, überdimensionale Schuhe, orange Haare: eine Gestalt zum Fürchten, ein Clown. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da haben Clowns mit ihren Späßen und Kunststücken vor allem Kinder zum Lachen gebracht. Harmlose tollpatschige Figuren, die bereits in der irischen Mythologie erwähnt werden. Ihre primäre Kunst ist es, Mensch zum Lachen zu bringen. Sie hatten über Jahrhunderte ein positives Image, vor allem die Kleinen liebten sie.

Heute positiv und ohne irgendwelche Untertöne über Clowns zu schreiben, mutet ziemlich verschroben und seltsam an. Irgendwann hat die Populärkultur diese Zirkusfigur für sich neu entdeckt und aus dem Spaßmacher eine diabolische Figur gemacht. Hinter der bunten lustigen Fassade verbarg sich fortan das Böse, das Unheimliche. Hinter dieser Umdeutung steckt kein perfider Plan oder Absicht, sie basierte vor allem auf der pubertären Verhaltensweise, gegen Eltern und im weiteren gegen Staat, Traditionen oder gesellschaftliche Übereinkünfte zu rebellieren, alles in Frage zu stellen und die Grenzen einer abgesicherten, wohlwollenden und -habenden Umgebung auszuloten und zu überschreiten. Dieses Verhalten und Denken ist für die 68er Bewegung und ihre Epigonen kennzeichnend und typisch.

Jedenfalls tauchten plötzlich in Filmen, Comics, Theaterstücken und der Belletristik Clowns als Mörder, Psychopathen oder Monster auf. Man denke nur an den Joker in Batman, Clown Pennywise in Steven Kings Horrorfilm „Es“, an die zahlreichen Verbrecher, die mit Clownmasken Menschen killten, und sogar als Zombies oder blutrünstige Aliens mussten Clowns herhalten.

Plötzlich gab es mehr mordende Horrorclowns als harmlose Possenreißer. Sein Image und sein Bild haben sich dadurch nachhaltig geändert. Den Clown in der Populärkultur als das darzustellen, was er einmal war, nämlich als Spaßmacher und Kinderfreund, ist selten geworden.

Es gibt deshalb viele Kinder und auch Erwachsene, die panische Angst vor Clowns haben. Diese Krankheit hat sogar eine Namen: Coulrophobie.

Bei einer Studie der Universität Sheffield wurden Kinder in Krankenhäusern befragt, wie sie sich die Dekoration einer Kinderstation vorstellen. Das Ergebnis: Bitte keine Clowns! Nachdem diese Studie erschienen ist, forderte die linke taz: „Schluss mit diesem Elend“, und wollte die Clowns damit gleich verbieten. Typisch. Und wieder mutig ein Tabu gebrochen, wow.

In einem anderen, einem mehr oder weniger „satirischen“ Text in der taz schreibt der Autor: „Die lustigen Cliniclowns (…) Das ist eine gewissenlose Truppe, die von den Krankenkassen bezahlt wird, damit sich die Kinderstationen schneller wieder leeren.“ Haha, wobei sich diese Cliniclowns, aufgrund genau dieses veränderten Bildes, ohnehin nur noch homöopathisch verkleidet in die Krankenhäuser wagen. Man beschränkt sich zumeist auf die rote Knollennase.

Und es verwundert nicht, dass so ein Text zu so einem mehr oder weniger belanglosen Thema ausgerechnet in der sehr linken taz erscheint. Denn obwohl es nicht besonders originell, neu, mutig oder witzig, sondern nur abgestanden und furchtbar langweilig ist, Clowns als unlustig Furcht einflößend und irgendwie mies darzustellen, müssen das linke taz-Schreiber aus einem Zwang, einem pawlowschen Reflex heraus. Diese Haltung ist wichtiger Bestandteil ihres Selbstverständnisses, ihres Blickes auf die Welt. Sie kommt selbst bei so einer lächerlichen Sache zum Tragen.

Die 68er und ihre spießigen Epigonen haben diese pubertäre Haltung, diese peinliche Rebellenattitüde dermaßen kultiviert und verinnerlicht, dass sie einfach nicht mehr anders können. Der linke Mainstream haut stupide und wie ein blechernes Aufziehspielzeug auf alles, was über den eigenen geistigen und ideologischen Horizont hinausgeht, was aus ihrer Sicht irgendwie „Mainstream“ ist, ein und kämpft gegen Haltungen, „Vorurteile“ und Feinde, die es entweder nicht mehr gibt oder die bereits jede Bedeutung und Macht verloren haben. Man kritisiert Tabus und Traditionen, die schon vor Jahrzehnten verschwunden sind, man baut einen Popanz auf, macht sich kleiner und den Feind größer, um so den eigenen Kampf mutiger und glanzvoller darstellen zu können.

Die Clowns sind ein ebenso plakatives wie harmloses Beispiel. Doch es zeigt, wie schnell und nachhaltig sich Werte, Bilder und Images verändern und ihre Bedeutung in ihr Gegenteil verkehrt werden kann. Und zwar auch ohne große Hintergedanken und Pläne, nur aufgrund einfacher Denkschablonen und Verhaltensweisen, in Kombination mit Rudelverhalten und zeitgeistigen Strömungen.

Diese Umdeutung und Umkehrung von Werten passiert in der neosozialistischen Gesellschaft auf allen Ebenen und in allen gesellschaftlichen und politischen Bereichen. Linke Ideologen, Strategen, Gender- und Multikulti-Apologeten verstehen es ausgezeichnet, diese bei ihrem Fußvolk so tief eingebrannten pubertären Verhaltensmuster für ihre Zwecke und Ziele auszunutzen. Man hat es ja schon fast vergessen, aber auch Unternehmer, Soldaten oder Familien hatten einmal ein durchwegs positives Image, galten gar als Stütze der Gesellschaft. Man unterstellt „der Gesellschaft“ etwa Xeno- oder Islamophobie und schwupp, schon ist das linke Fußvolk xeno- und islamophil. Klingt simpel, ist es auch.

Der 19jährige, der mit verfilzten Dreadlocks, Gras in der Tasche und speckigem Che Gueavra T-Shirt bei einer Pro Asyl-Demo „No Borders, No Nation, Stop Deportation“ grölt, macht das primär aus dieser Haltung heraus. Von Ideologie und der Tragweite seiner Forderungen und Parolen hat er ohnehin nicht die geringste Ahnung. Ein nützlicher Idiot. Zumal gerade solche Menschen auf die Staatsmacht besonders angewiesen sind, unter anderem auf deren Geldleistungen (unter welcher Bezeichnung die auch immer ausbezahlt werden). Je größer die Abhängigkeit, desto größer die Auflehnung. Und wenn Eltern und/oder Staat keine Grenzen setzen, wenn es keinen echten Gegenpol mehr gibt, dann wird dieses Spiel immer weiter getrieben.

Auch die Kirche hat ein ähnliches Schicksal wie die Clowns hinter sich. Ein Priester wird mittlerweile vor allem mit Frauenfeindlichkeit, Kindesmissbrauch oder Scheinmoral in Verbindung gebracht. Die Kirche ist noch immer Dauergast und Prügelknabe in den politisch korrekten Mainstream-Medien, obwohl oder gerade weil sie in Europa kaum noch Macht und Einfluss besitzt. Wenig Nachwuchs, leere Kirchen, hohe Austrittszahlen und trotzdem vermitteln linke Mainstream-Medien den Eindruck, die Kirche sei genauso wichtig und mächtig wie vor 100 Jahren.

So unbedeutend kann sie gar nicht werden, als dass die Linke eines ihrer Lieblingsfeindbilder aufgeben würde. Solange sich noch eine Handvoll Rentner mit dem Rollator in die Sonntagsmesse schleppt, wird auf die Kirche gnadenlos eingedroschen.

Man braucht solche „Feinde“, um sich selbst als Opfer inszenieren zu können. Auch die heterosexuelle Familie hat sich vom gesellschaftlichen Ideal-. innerhalb weniger Jahrzehnte zum beliebten Feindbild gewandelt. Mutter, Vater und Kind sind plötzlich anrüchig und politisch nicht mehr gewollt. Die linke Filmemacherin und Autorin Ruth Beckermann bezeichnet die Familie als Hauptursache von Alkoholismus und Nationalismus. Natürlich ist sie auch Brutstätte von Gewalt und Missbrauch. Die Hetero-Familie, auch so ein Clown-Schicksal.

Dem gegenüber steht die neue „Regenbogenfamilie“, die eigentlich gar keine ist. Macht nix, denn um die Kinder und ihre Indoktrination, pardon Erziehung, will sich ja ohnehin zuvorderst der Staat kümmern. Erziehung und Sexualität stehen ganz oben auf der politischen Agenda der Linken. Das Bild ist jedenfalls klar: Der bunte freundliche Regenbogen im Vordergrund, die dunklen Regenwolken im Hintergrund. Die Botschaften der Genderideologen ans Fußvolk sind erstaunlich platt.

Wahrscheinlich werden sie genau deshalb so gerne gefressen. Und hat sich der Linke einmal in eine Wade verbissen, dann setzt die geistige Kiefersperre ein. Bei der nesozialistischen Genderideologe geht es natürlich nicht um Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Das glaubt höchstens noch die ältliche verbeamtete Kurzhaar-Grünwählerin im fair designten lila Filzjäckchen.

Die Sozialisten wollen einmal mehr einen neuen, einen besseren Menschen schaffen. Das ist bisher immer grandios schief gegangen.

Auch wenn es furchtbar peinlich und uncool ist, ich finde Clowns lustig.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Kürzlich ist sein neues Buch „Die Feinde der Freiheit“ erschienen.

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